Lisanders Klage nach dem Frantzösischen 1. Unlängsten hört' ich schmertzlich flöhen ein götlichs mänsch bei dieser fluht; Der träuste buhler mus vergehen/ wo ihm sein Lieb nicht hülfe tuht. 2. O süßer strohm/ geh hin und zeuge/ geh/ zeug' es seiner Liebsten an: daß er sich schon zum grabe neuge/ und ohne sie nicht leben kan. 3. Dis eis ist kalt/ doch mus es schwinden für seiner heissen liebes-gluht: wer aber kan ihr hertz entzünden/ das kälter ist als eis und fluht? 4. Kan er sie nicht durch Liebe zwingen/ daß sie vernähme seine pein/ so würd er doch ihr hertz ümringen/ und für die Lieb ihr seufzen sein. 5. Mich deucht/ ich seh sie schohn geschlagen/ wie sie Lisanders tod beweint/ ich höre sie für schmertzen klagen/ wie sie betrauret ihren freund. 6. Kein buhler ist jemahls gewesen so foller ehr' und so beglükt: Lisanders nahmen würd man lesen in seiner Liebsten Hertz getrükt. 7. Er liegt im hertzen seiner Lieben/ o welch ein ädles grab ist das! sein nahme steht darbei geschrieben. es rührt ihn nuhn kein neid noch has. 8. Weil er ihm dan nuhn lässt genügen/ und ruht in ihres hertzens schrein/ so wil er/ daß man bei sol fügen auf einen ewgen grabe-stein: 9. Lisander lebt' und ist gestorben für seine liebste Silvie/ doch hat er ihr nicht gnug erworben/ das ihrer würdigkeit gleich steh.