Philipp von Zesen (Kupferstich von Anna Margaretha von Schurmann, nach einer Zeichnung von C. von Hagen) Philipp von Zesen (1619–1689) Biographie 1619 8. Oktober: Caesius bzw. Zesen wird in Priorau bei Dessau geboren. 1631 Der Pastorensohn Zesen besucht das Gymnasium in Halle/Saale. 1639 Er kommt an die Wittenberger Universität, wo er insbesondere Vorlesungen von Augustus Buchner hört. 1640 »Deutscher Helicon« (Heidelberg). 1641 28. April: Er absolviert dort den Magistergrad. Damit beginnt für Zesen ein Lebenslauf mit vielen Reisen, wechselnden Beschäftigungen und stetiger Unrast. Es gelingt ihm nicht, eine dauerhafte Anstellung in obrigkeitlichen Diensten zu erlangen. Ab Herbst: Bis Frühjahr des folgenden Jahres lebt er in Hamburg und lernt dort Johann Rist und dessen literarischen Umkreis (unter anderem Gottfried Hegenitz und den Dänen Søren Terkelsen) kennen. 1642–1648 Zesen hält sich in den Niederlanden (Leiden, Amsterdam, Utrecht) auf. Er ist Übersetzer von französischen Romanen, Schriftsteller sowie auch Korrektor, vornehmlich im Dienst des Verlegers Ludwig Elzevier. 1643 Er unternimmt eine Reise nach Paris, wo er unter anderem mit Hugo Grotius und Isaac Vossius zusammentrifft. Zesen ist das Haupt einer selbstgegründeten Sprachgesellschaft, der »Deutschgesinneten Genossenschaft«. Er versucht von den Niederlanden aus aber wiederholt, in die bedeutendere »Fruchtbringende Gesellschaft« aufgenommen zu werden. »Hooch-Deutsche Spraach-übung« (Heidelberg). 1644 Als Schriftsteller betätigt sich Zesen in vielen Bereichen. Mit Hegenitz gemeinsam übersetzt er Vital d'Audiguiers Roman »Lysandre et Caliste« ins Deutsche: »Liebes-beschreibung Lysanders und Kalisten« (Amsterdam). Beim selben Verleger erscheint der »Ibrahim« (nach Madeleine de Scudérys französischem Roman). 1645 »Lustinne« (Heidelberg). »Die Adriatische Rosemund« (Amsterdam). 1646 Er reist zum Zweck der Aufnahme in die »Fruchtbringende Gesellschaft« eigens nach Wittenberg, wo er die Fürsprache Buchners und weiterer Literaten zu gewinnen hofft. 1647 »Die Afrikanische Sofonisbe« (nach der Vorlage von François de Soucy, Sieur de Gerzan). Zesen übersetzt zum Broterwerb, jedoch auch, um die deutsche Literatursprache um fremden Wortschatz zu erweitern. 1648 Mit demselben Ziel, in die »Fruchtbringende Gesellschaft« aufgenommen zu werden, fährt er nach Köthen zu Fürst Ludwig selbst. Wegen seiner orthographischen und wortbildnerischen Neuerungen ist Zesen unbeliebt, und man nimmt ihn unter dem Namen »Der Wohlsetzende« nur widerstrebend auf. 1649 Bereits in diesem Jahr aber kommt es wegen orthographischer und anderer sprachlicher Meinungsverschiedenheiten zum bleibenden Zerwürfnis mit den »Fruchtbringenden«. Zesen wird damit zur willkommenen Zielscheibe aller sprachlich Konservativen, die zum Teil auch vor persönlichen Verunglimpfungen nicht zurückscheuen; unter ihnen ist auch der einstige Freund Rist. 1651 »Dichterische Jugend-Flammen« (Heidelberg). »Rosen-mând« (Heidelberg). 1652 Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Holland kommt Zesen an den Hof in Dessau. 1653 Er wird mit Dessauer Unterstützung auf dem Reichstag in Regensburg in den Adelsstand erhoben. Trotzdem gelingt es ihm nicht, eine dauernde Anstellung am Hof des Heimatlandes zu bekommen, ebensowenig in Dänemark, wo er sich noch im selben Jahr bei dem königlichen Hof in Kopenhagen mit Gelegenheitspoesie zu empfehlen sucht. 1654 Zurück in Dessau. 1655 Er reist ins Baltikum und hält sich dort für kurze Zeit beim schwedischen Statthalter in Riga, Heinrich Matthias Graf von Thurn, auf. 1656–1664 Wieder in Holland, im Umkreis von niederländischen Dichtern und Gelehrten (Nicolaas Fontein, Anna Maria Schuurmans), Patriziern und Verlegern. Die Niederlande sind inzwischen zu Zesens Wahlheimat geworden: Zesen beherrscht die Landessprache in Wort und Schrift. 1665 Die niederländische Übersetzung von Johann Arndts »Paradiesgärtlein« (Amsterdam) gilt als sein Werk. Zesen verfaßt eine geschichtlich-systematische Landeskunde der Niederlande und eine Beschreibung der Stadt Amsterdam (1664). 1667 Bis zu seinem Tod wohnt er abwechselnd in Hamburg und in Amsterdam. Er ist inzwischen ein bekannter Literat, der mit berühmten Leuten Umgang pflegt und von bürgerlichen Mäzenen Geldgeschenke und andere Zuwendungen erhält. 1670 »Dichterisches Rosen- und Liljentahl« (Heidelberg). 1672 Sehr spät heiratet er die Stader Bürgerstochter Maria Becker, die aufgrund der wirtschaftlichen Sorgen einen Leinwandhandel einzurichten versucht, jedoch ohne Erfolg. 1679 Zesen bemüht sich erneut um eine Stelle am Wolfenbütteler Hof, die er so sehr wünscht, erlangt sie aber nicht. 1689 13. November: Zesen stirbt arm in Hamburg, als einer der ersten »freien Schriftsteller« deutscher Sprache wider eigenen Willen.