Das Sechste Lied 1. Als Adelhold auff eine Wiesen Sehr traurig ausspazieren gieng/ Da lauter sanffte Winde bliesen und Ihn das trübe Leid ümbfing/ setzt Er sich auff den grünen Plan und rührt die güldnen Seiten an. 2. Er sang von seiner Liebsten Tugend/ Von ihrer Zucht und Freundligkeit Wie er im Anfang seiner Jugend Sie hochgeliebet allbereit; Neid tobe/ wie du immer wilt/ Sein wündschen ist doch wohl erfüllt. 3. Seit daß ich bin von Dier wegkommen/ Du Nymfen-Sitz und Musen-Stadt/ Hat dreymahl ab- und zugenommen Des schier erblassten Mondes Blat/ So lange bin ich allbereit von dir entfernt/ O Adelheit. 4. Es konte niemand mich bereden/ Daß auch so scharff und rauh der Nord/ Ich eylte fort gleich einem Blöden An meiner Sinnen Freuden-Port/ Die Muld' und Elbe nam mich an und hat mier alles guths gethan. 5. Den Krantz/ den mier im kühlen Meyen Zuletzte noch die Liebste schenckt/ Den wird mein Phöbus auch verneuen/ An den mein Hertze stets gedenckt/ Mein Phöbus der berühmte Mann/ Der so vortrefflich spielen kann. 6. Ein Freuden-Lied solt' ich wohl singen/ Ach! aber welche böse Post/ Welch ein Geschrey hör' ich erklingen? Was kömmt vor Bothschafft her von Ost? Ist unsre Lieb' und Freundschafft todt? Ach! O der übergroßen Noth! 7. Doch muß ich mich nur drein ergeben/ Die Liebe stirbet nimmermehr/ Ob gleich der Leib ist ohne Leben/ Bleibt doch der Liebe Ruhm und Ehr; Ich muß gedencken/ daß ich auch nichts bin/ als lauter Schnee und Rauch. 8. Mein Freund ist Gott der mich auch liebet/ und ohne falsch/ des tröst ich mich/ Dem sich mein Sinn und Hertz ergiebet und fürchtet keinen Wütherich/ Neid/ tob' und wüthe/ wie du wilt/ Der Höchste Gott ist doch mein Schild. 9. Ey nun Ade! Ich wil bald scheiden und sehn/ wo schöne Büsche stehn/ Da mier den bunten Krantz mit Freuden Wird geben und entgegen gehn Mein' außerwehlte Nymf' und Braut Die Ich von fernen schon geschaut. 10. Also sang Adelheid zu letzte/ Daß Wald/ Berg/ Thal und Feld erschallt/ Als Er sich nun zu Schiffe setzte/ Zu segnen diesen Musen-Wald/ Trennt uns der Wind/ und dieses Licht/ Das nach der Abendröth' anbricht.