13. Cantata Ihr seyd es ja ihr holden Augen, Woran mein Herze kleben bleibt. Der Allmachtsstrahl von euren Blicken Kann auch die Götter selbst entzücken; Wie wollen Menschen widerstehn? Wer euch genau und recht betrachtet, Der muß, weil er vor Sehnsucht schmachtet, Entmenscht von euch zurücke gehn. Da Capo. So seufzte dort von Schmerz und Ungeduld. Der Iphis nach Anaxaretens Huld, Sie war vollkommen schön und wirklich auserlesen; Drum hat ihr angenehmes Wesen, Sein Herze zinsbar sich gemacht, Und um die Freyheit ihn so gleich gebracht. Der ungemeine Trieb, den er bey sich empfand, Erregt in seiner Brust dergleichen starken Brand, Daß er, so oft er sie zu sprechen nur bekam, Ihr seine Leidenschaft und den entstandnen Gram Den ihre Seltenheit erweckte, Auf jeden Tritt und Schritt entdeckte, Und keinen Tag vergaß, sie zärtlich anzuflehen, Ein Liebesbündniß einzugehen. Sein Antrag ließ ihr keine Ruh, Kaum daß er nur von ihr den Schatten spührte, So rief er ihr, weil ihn die Nymphe rührte, Mit ängstlichen Geberden zu: O nimm doch, auserlesne Schöne! Das Herz des treuen Iphis an, Vermische dein und seine Flammen Durch Gegenlieb und Huld zusammen, Mich tödtet ja dein täglich Fliehn. An deinem Jawort hengt mein Leben Du würdest durch dein Widerstreben Mich in die Gruft unfehlbar ziehn. Da Capo. Allein umsonst. Des Werbers Mund sang dem verstopften Ohr Sein Klagelied fast täglich vor. So zuckersüsse Wort er ihr auch immer gab, So schlug sie dennoch ihm die Gegenneigung ab. Ihr hartes Herz, das Felsen schien zu gleichen, Ließ sich zu nagendem Verdruß Durch manchen heissen Zährenguß Doch niemals nicht erweichen: Und dies verdoppelte des Iphis Pein und Schmerz, Der sich, sein angebothnes Herz Von dieser Spötterinn zurück zu nehmen, Wohl billig muste schämen. Drum sprach er zu sich selbst: armseligster der Erden! Soll deine Lieb und Treu so schlecht belohnet werden? Was hilft es dir, daß du Dein Augenpaar an dieser Schönen weidest, Doch leider auch so viel in deiner Seele leidest? Ach schließ es künftig hin Anaxareten zu. Was Liebes täglich sprechen können Und doch dabey vergebens brennen, Schnitzt uns die härtste Folterbank. So nahe bey dem Quell zu stehen; Und voller Durst zurücke gehen, Macht Seel und Herz vor Sehnsucht krank. So bald er dies gesagt, Und seine Noth sich selbst geklagt, Veränderte sich sein Gesicht; Die Schwermuth so ihn stark befiel, Und bey der Liebe Zauberspiel Aus seiner Stirne brach, die macht ihn ganz zu nichte. Ja die Verzweiflung blies ihm ein: Er würde doch nunmehr ein Spott der Menschen seyn. Dies bracht ihn gar auf den Entschluß, Vor Ungeduld, Harm und Verdruß, Sich selbst bey solchem bittern Leiden Den Lebensfaden abzuschneiden. Betrogner! hob er an, entreiß dich aller Noth, Und den so tollen Liebestrieben; Viel besser todt Als unglückselig lieben. Ist alle Hoffnung nun dahin, So will ich auch nichts mehr von der Verstockten wissen, Und statt der Grausamen den kalten Sand itzt küssen. Hör stolze Mörderinn! Dein Iphis plagt dich nun nicht weiter Mit Seufzen und vergebnem Flehn. Kein einzig Wort mehr zu verliehren, Will er sich selbst den Gang verschnüren, Woraus so mancher Seufzer drang, Die an sich harten Liebesstricke Verwandeln sich im Augenblicke Aus Rach in einen Henkersstrang. Gesagt, und auch gethan. Er nahm den Strick zur Hand, Den der Verzweifelte sich um die Gurgel band, Und schlich bey Lunens fahlem Schimmer, Vor der Anaxareten Zimmer. Daselbsten hieng er sich bey Schwehrmuthvollem Sinn, Gleich vor des Hauses Eintritt hin. Doch ehe noch, durch die verzogne Schlinge Ihm Luft und Sprache gar entgienge, So stieß die Zunge noch, die Gang und Kraft verlohr, Bey halb gebrochnem Klang so viel hervor: Mein bis zum Tod getreues Herze Beschämet dich vielmehr als mich. Dein Haus und die doch stummen Schwellen Die müssen mir ein Zeugniß stellen, Wie schändlich du mich umgebracht. Mein Blut hat Thor und Thür versiegelt, Dieweil du mir dein Herz verriegelt, Anaxareta! gute Nacht.