Cantata Ach lockt mich nicht, ihr artgen Augen, Durch eure süsse Zauberey. Vielleicht soll ich zum Schertze taugen / Nein, nein, ich bleibe lieber frey. Ich kenne die verstellten Blicke, Wie balde nehmt ihr sie zurücke, Ihr lachet, weil ich euch geliebt, Ihr schertzet, weil ihr mich betrübt. Mein Hertze, waffne dich mit Unempfindlichkeit Und sey nicht gleich zur Gegen-Gunst bereit, Obgleich ein falscher Blick mit eyfrigen Verlangen Die Freyheit sucht zu fangen. So sang Caliste dort, die auf dem bunten Graß In ihrer Einsamkeit vor sich gelassen saß. Sie überlegte wohl des Amors List und Tücke, Die Schlingen und verführschen Stricke, Und sahe bey dem ihr gemachten Schertze, Durchs Fern-Glaß der Vernunfft in diß und jenes Hertze. Nein! sprach sie, hier ist nicht zu trauen; Wer Amors glatten Worten glaubt, Wodurch er uns die Hertzen raubt, Der wird auf Sand und Schalen bauen. Ihr säusselnden Winde, Kommt, wehet geschwinde Des Amors Pfeil und Seufzer weg. Ich mag mit diesen falschen Knaben Nichts weiter mehr zu schaffen haben / Die Freyheit bleibt mein eintzger Zweck. Ihr Blumen mögt euch immerhin Bey Zephyrs sanfften Lispeln küssen, Mein fest gesetzter Sinn Will nichts von Gegen-Liebe wissen; Die Vorschrifft ist umsonst, die ihr mir hier gegeben, Das Lieben ist nur Phantasey, Mein Auge bleibet nicht an eurer Buhlerey Durch Reitzung und Verführung kleben. Die Liebe hat gar offt entdeckt, Was vor ein bittrer Kern in süssen Schalen steckt. Amor, komm mir nicht zur nahe, Warlich du verspiehlst bey mir: Wagst du / frecher Cörper! diß, O so will ich gantz gewiß, Um die Schmach an dir zu rächen, Köcher und den Pfeil zerbrechen, Und die Flügel dir zum Spott, Unverschämter Liebes-Gott, Läst du dich noch einmahl finden, Wie den Bauer-Gänsen binden. Da Capo.