35. Ode Ihr Musen schweigt! hört meinen Freund! Den Freund, der es recht redlich meynt, Der singt aus einem andern Thone. Er flieht die Spötter dieser Zeit, Sein Kiel macht mir ein Lob bereit; Er gönnet mir die Dichterkrone. Itzt hör ich nicht auf Orpheus Klang, Denn dein so lieblicher Gesang, Ergötzt die aufmerksamen Ohren. Du bist ein Feind der Schmeicheley, Du bist von Neid und Misgunst frey, Du bist vor tausend auserkohren. Brüllt Feinde, rast, flucht immerhin, Mein froher und gelaßner Sinn Erschrickt nicht vor dergleichen Wettern. Der Unschuld heiliges Gewand Hat mir der Himmel zugesandt, Drum fürcht ich mich auch nicht für Spöttern. Besitz ich eines Freundes Herz, Theilt der mit mir Verdruß und Schmerz, So hab ich mir genug erworben. Das Neiden höret doch nicht auf, So lange daurt mein Lebenslauf Wer weis geschiehts, bin ich gestorben? Komm, Freund, und höre mir nur zu, Wenn ich oft sitz in stiller Ruh Und spiele die gestimmte Cyther; Ach! da bin ich wie Crösus reich. Und nichts ist dem Vergnügen gleich; Es daurt auch bey dem Ungewitter. Hier schließt sich schon der matte Reim Und saget dir noch in geheim: Besuch doch einstens unsre Linden; Ich schwere bey dem Deutschen Sinn, Durch den ich ungeändert bin: Du sollst mich allzeit redlich finden.