Cantata Wer unsrer Welt will wohl gefallen, Der muß nach ihrer Mode seyn, Das ist, nach ihren Thone lallen, Viel tausend Schmeicheleyen streun, Sich listig stellen und verstellen Und auch zu jederman gesellen, Und thut er diß / so folgt der Schluß: Diß ist doch ein Politicus. Ja, ja, der ist und bleibt ein recht geschickter Mann, Der auf dergleichen Art das Volck betrügen kan, Dem lauter Honigseim auf Mund und Lippen sitzet, Ob gleich sein Hertze nichts als lauter Galle spritzet. Ey schade vor dergleichen Trug, Und hielt ihn auch die gantze Welt Vor angenehm, beliebt, und klug, So sag ichs frey heraus, daß mir es nicht gefällt. Ich lobe mir ein Hertz, das ächt und redlich ist, Wo man, was innen steht, auch aus der Stirne list; Und hält mich gleich das heutge Seculum Vor albern, abgeschmackt und tumm, So werd ich mich doch nicht bequemen, Dergleichen Masquen vorzunehmen. Ein redlich Hertz, ein rein Gewissen Läst uns Zufriedenheit geniessen, Die Falschheit wird zuletzt entdeckt. Man kan das übertüngte Wesen In Umgang gar zu leichte lesen, Das in verfälschten Hertzen steckt. Verstellt euch immerhin bey Trug und Gleißnerey, Ihr falsch geschminckten Gäste, Ich dencke doch darbey Versteht ihr mich! das beste. Ein falscher Judas find bey mir gar kein Gehör, Und wenn es auch ein Halb-Gote wär. Redlichkeit und ächte Treu Heist der Tugend Liberey. Es muß so Wort als That von gleichen Schrote heissen, So viel die Zunge schlägt, muß auch das Hertze weisen. Lacht Spötter immerhin, Ich bleibe wer ich bin, Und solt ich auch darbey Die Gunst der halben Welt verschertzen, So wird doch der Verlust mich nicht so leichte schmertzen. Es ist mir alles einerley, Ich heul, ihr Wölffe, doch nicht mit, Ihr möget, wie ihr wolt, von mir ein Urtheil fällen. Ich kan ohnmöglich mich verstellen. Mein Antlitz läst sich nicht vermummen, Es liebt die hell und heitre Lufft. So viel man Masquen auch erdacht Sind sie doch nicht vor mich gemacht. Wie würde mir, Nähm ich sie für, Nach Mode heutger Erden, Darunter bange werden? Da Capo.