11. Cantata Sylvander, was hab ich gesehn? Du liessest Chloen heut ohn einen Morgengruß Bey dir vorüber gehn. Ists möglich? reizt dich nicht ihr muntres Angesicht? Ihr Mund, der klug und schmeichelnd spricht? Kein Schäfer kann sie hassen: Sie wollen allesamt das Leben vor sie lassen. Sylvander du allein Willst unempfindlich seyn? Die Anmuth blüht auf ihren Wangen. Vielleicht hat sie dich schon gefangen. Du schweigst und nährst die reine Gluth. Ach! schweige nicht: dein sprödes Wesen Läßt mich mehr als zu deutlich lesen. Du seyst ihr recht von Herzen gut. Das räum ich dir mit freyem Herzen ein. Ich kann ihr ebenfals wie andre, günstig seyn. Doch liebt Sylvander nicht, Wenn er mit Chloen spricht. Ihr Mädchen denkt wir müssen euch entgegen rennen, Von einem Blick gleich lichterlohe brennen. Gesteht es nur, ihr guten Kinder, Ihr wollt, wir sollen zärtlich seyn. Wie könnt ihr nicht die Augen lenken! So müssen wir wohl weiter denken; Gesteht es nur, ihr guten Kinder, Ihr wollt, wir sollen zärtlich seyn. Sylvander, rede nicht so frey. Mir ist es einerley, Ich bin, wie du gesinnt. Denn wer mich fangen will, der kommt gewiß sehr blind. Nichts störet meine Ruh. Ich scherz und singe mit, und hör auch gerne zu. Befind ich mich in unsern Reihen, So tanz ich mit, doch denk ich nicht ans Freyen. Scherzt Schäfer mit den muntern Heerden, Ergreift den Stock, werft Kloß und Sand. Rennt Mops mit hundert tausend Sprüngen Bey eurem Sehnsuchtsvollen Singen Nach der geliebten Chloe hin; So denk ich mit Ergetzen: Der Freyheit ist nichts gleich zu schätzen Ich liebe sie auch mit Bestand. Da Capo. Komm Daphne, setze dich zu mir. Sylvander schweret dir, Die Freyheit und sein Leben In einer Stunde aufzugeben. Hier hast du meine Hand Ich schwere dir bey unserm Hirtenstand, Mein Herze liebt die Freyheit mehr als Gold. Ihr Schäfer höret zu, dafern ihr hören wollt. Sylvander stimme mit mir an, Was ich itzt kund gethan: Aria Tutti. Vertauscht die Hand, vertauscht die Herzen Ihr Schäfer, liebet, scherzt und springt. Wir gönnen euch die kurze Freude; Wir finden unsrer Augen Weide An dem was man weit edler schätzt. Da Capo.