100. Auf seiner Frau Mutter, der Frau General-Feldmarschallin von Razmer, Geburts-Fest 1731. Da ich diese Tage über Nachricht überkommen muß, Daß in dieser Monats-Zeit Euer Gnaden aufgelebet, Und ich ausgeschlossen bleibe vom persönlichen Genuß: Ist es billig, daß mein Herz sich zum Thron der Kraft erhebet. Jesus, der getreue Heiland, mache Eurer Gnaden Zeit Wie die Tage der Geliebten, die Er stündlich benedeyt. Ich bezeuge vor dem Herrn: Meine Seel ist voll Verlangen Ihre Gegend zu besuchen. Möcht ich nur ein einig mal Euer Gnaden Augen sehen: möcht ich ihre Knie umfangen: Möchte die Erstaunungs-werthe, die sichtbare Gnadenwahl Ueber mich, mein ganzes Haus und mein Volk, noch auf der Erden Von der theuresten Mamma Freuden-voll gesehen werden! Hier ist Herz und Feder Eins! möcht ich ihrem Herzen näher, Ihrer Liebe, ihrer Treue überzeugt zu Dienste stehn! Möcht ich ihr zur Freude seyn! Herr, du weißsts, du klarer Seher. Möcht ich lauter solche Wege, die ihr Geist erkennet, gehn! Nim dir meinen ganzen Willen, nim dir meine Kräfte hin, Und bereite um und an mir alles recht nach Deinem Sinn! Und die auserwehlte Frau, welche mich zur Welt geboren, Deren Mutter ich gebrochen, und Dir aufgeopfert bin, Bleibe Dir zu Deinem Preis und Belustigung erkoren, Nim sie, auserwehlter Heiland, Deinem Herzen zum Gewinn.