124. Gedächtnis D. Cammerers in Tübingen, und Martin Linners, die in einem Monat entschlafen 1734. Chor. Väter ey wohin, Mit so sanftem Sinn: etc. 1 Ihr selgen Friedens-Geister!s Wir sehn euch sehnlich nach, Wir wissen, daß der Meister Die Hütten nicht zerbrach, Bis ihre holden Gäste Sie gnugsam ausgebraucht Und auf dem Herzens-Teste Die Schlakken ausgeraucht. Freund und Schmelzer, Du thust treulich, Und probirst das Gold zur Kron! etc. S. 323. Wir sahn dich, würdigs Paar! Die Hütte war zerbrechlich, Das äußre Leben schwächlich; Das Innre licht und klar. Der ewge Lebens-Zunder Legt seine grossen Wunder Drey Jahr an Linnern dar; An Cammerern neun Jahr. O Arzt! ist man verwundt, sind ausgezehrt die Kräfte, So kan die Liebs-Tinctur, Dein theur vergoßnes Blut, Uns heilen, und des Geists Erneurungs-Lebens-Säfte, Die laben und erfreu'n, die stärken Herz und Muth. Es ward Euch auf der Reise Die Streiter-Speise Nach Patriarchen-Weise, Oft aufgetischt; Das laimerne Gehäuse Mit aufgefrischt. Doch ginget ihr so leise, Als auf dem Eise: Itzt öffnet sich die Schleuse, Der Geist entwischt. Nun küssen euch der Weisheit süsse Blikke, Nun ruht die Seel in Christi Liebes-Schooß, Nun ist das Herz vom Tod, vom Sünden-Strikke, Und von dem Geist der Eitelkeiten los. Wie klärlich wird die Hand des Herrn Bey diesem Lauf gespüret! Wer siehet nicht, daß sie Sein Stern So ein- als ausgeführet? Ihr Brüder, man muß sich dem Licht Nur blindlings überlassen, Und, was uns Christi Geist verspricht, Mit kühnem Glauben fassen. Warum wird doch das Volk des Herrn nicht weiser: Und trauet Ihm von nun an alles zu, etc. Eh Simeon zum Vater geht, Hofft er auf Gnaden-Stunden. Nicht freudiger ruft Archimed: Ich habs, ich habs gefunden! Als der Meßiam hier umfaßt, Nun, spricht er, will ich wandern: Wie gern entwird er seiner Last Und überläßt sie Andern. Hilf uns durch, Wo wir Dein benöthigt sind, Wenn wir um die Seelen werben, Wenn der Geist die Feinde bindt, Wenn wir an den Gliedern sterben; Bis wir auch nach treuem Samen-streun, Müde seyn. Hüter des Vollendungs-Saals! Sieht nicht Deiner Augen Blitzen Beyde sitzen: Martin hat den Aeltsten-Lohn Gleichsam schon. Was für tiefe Salbungs-Lehren Läßt Elia von sich hören. Ihnen wird der Stuhl zum Thron. Sie wandeln auf Erden, und leben im Himmel, Sie bleiben ohnmächtig und schützen die Welt, Sie schmekken den Frieden bey allem Getümmel, Sie krigen die Aermsten, was ihnen gefällt, Sie stehen im Leiden, Sie bleiben in Freuden; Sie scheinen ertödtet den äusseren Sinnen, Und tragen das Leben des Glaubens von hinnen. Heute ist ein Jahr vorbey, Daß das Volk des Herrn zu beten Hingetreten: Und indem sichs aufwerts schwingt Und erklingt Von den selgen Streiter-Schaaren, Die voran hinauf gefahren, Und mit diesen Worten singt: Dieser Glaub- und Lieb- und Hoffnungs-Wesen Müsse man an unserm Wandel lesen, Und dieser Ende Leucht uns hin bis in des Bräutgams Hände: Siehe, da ruft jemand aus: Itzo zeucht des Aeltsten Seele Aus der Höhle! Alles im Versamlungs-Saal Merkt den Strahl, Der ihn in die Höh gezogen; Manchem ist der Sinn entflogen. Kurz: der Herr hält Abendmahl. Hebet euch, ihr groben Sinnen, Hebe dich Vernunft von hinnen, Unbeflekte Seelen-Amme, Dein Volk kennet Deine Flamme! Nun der theure Aeltsten-Geist Ist uns bis auf diese Stunden Nicht verschwunden: Sein Gebet wird noch verspürt, Und regiert. Leonhard im Mohren-Lande, Augustin in seinem Stande Werden von dem Geist geführt. Aelteste von ehrlicher Verwaltung, Kämpfende von williger Erhaltung, Getreue Lehrer Und der Völker selige Bekehrer. Ihr Säuglinge der Liebe, Erkennt auch Cammerern. Er war voll Gnaden-Triebe Des Euch so lieben Herrn. Er liebte eure Hütte, Er liebte mit Verstand, (Wie eins in unsrer Mitte;) Er ist uns noch verwandt. Jesu Christe einger Mensch in Gnaden, Der Du selber Dich mit uns beladen, Verbinde Deine Streitende und siegende Gemeine. König der Herzen! Höre unser Flehen: Martins Kerzen Sollen nie vergehen! Elia! Dein Geist bleib uns auch nah! Nun regt den theuren Aeltsten nicht! Wekt nicht Elia Seel, Sie lächeln über dem Gesicht Von Christi Seiten-Höhl. Fußnoten 1 Nb. weiset auf den Tractat zurük, wo die Chorale zu suchen. S. 260.