27. Auf den ehrwürdigen Greis, den Landes-Aeltesten von Schweinitz 1723. Mein Vater, soll ich dich von denen Tempel-Stufen, Die dein erfreuter Geist als im Triumph besteigt, In diese Zeitlichkeit bestürzt zurükke rufen, Wo du, gar Lebens-satt, das graue Haupt geneigt? Nein, nein! Doch rufe ich, auf die erhabnen Zinnen, Wo, bey des Lammes Stuhl, dein Lammes-Wesen steht, Dir nach: Du eilst zu früh und auch zu spät von hinnen! Mir deinem Sohn zu früh; der Sehnsucht viel zu spät. Du bist der erste Freund, den ich in diesem Lande, Als einen edlen Knecht von unserm Herrn gegrüßt: Du, eine rechte Zier dem adelichen Stande, Ihm, dem das Christenthum so wunder-seltsam ist. Du warst schon Kammerherr bey Churfürst Hans Georgen, Ein Hofmann ehemals, dann Landes-Aeltester; Es denkt das ganze Land noch deiner Vater-Sorgen, Und rechnet deinen Ruhm der späten Nachwelt her. Worinnen stande nun dein dauerhaftes Glükke? Nicht im bey Hofe seyn, du flohest bald nach Haus: Vom Landes-Amte rief dein Alter dich zurükke: Nicht in der Ehe selbst, Du lebtest alles aus. Die Werke sinds allein, die sind dir nachgefahren; Jedoch durch Werke wird ja kein Verdienst geschafft, Der Glaube kan allein zur Seligkeit bewahren; Ich meyne auch das Werk des Glaubens in der Kraft. Wohlan, der Alten eins, vor unsers Lammes Throne, Geh, liebes graues Haupt! geh hin, um auszuruhn: Geh, wirf, mit matter Hand, die angebotne Krone Dem Könige zu Fuß: Entschlaf im Frieden nun. Dein Angedenken soll in meinem Leben grünen, Der treue Gottes-Knecht, mein lieber Rothe, wird Mir zur Erinnerung von deiner Liebe dienen, Er, deiner Enkelgen so treu erfundner Hirt. Dein Sohn und Tochter sind an deine Stelle kommen: So väterlich ich dich geehrt; so brüderlich Bin ich in ihre Gunst und Freundschaft aufgenommen, Dem Evangelio zu wandeln würdiglich. Dein Einfalts-Wandel soll viel andre Seelen rühren, Und deine Kinder gehn dieselbe Strasse mit; Was will ich also noch viel panegyrisiren? Der Sohn bekennet dich dem Vater. Sufficit.