251. Mor-riden. 1. Ueber das Alpdrücken (Mor-riden) erzählt man sich Folgendes. ›Dei Mor‹ ist ein lebendiges Wesen; er kommt, wenn er Einen reiten will, durch ein Astloch in der Wand, wo der Zimmermann, als er das Haus gerichtet hat, einen hölzernen Nagel einzuschlagen vergessen. Da ist mal ein Knecht gewesen, den hat ›dei Mor‹ immer geritten. Als das nun auch mal wieder geschah, kommen die andern Knechte und schlagen einen Pfropfen in das Wandloch. Da konnte ›dei Mor‹ nicht wieder weg kommen und ist ein hübsches Frauenzimmer gewesen. Die hat der Knecht geheiratet und mit ihr drei Kinder erzeugt. Einmal bittet die Frau ihren Mann, er solle das Pfropfenloch aufmachen. Er denkt, ›was kann das nun schaden?‹ und macht das Loch auf. Wutsch! ist seine Frau verschwunden und er hat sie auch nicht mehr zu sehn gekriegt. Bloß alle Sonnabend ist sie gekommen und hat die Kinder gekämmt und gewaschen und ihnen reine Hemden angezogen. Ist aber ihr Mann zu Haus geblieben und hat sie belauschen wollen, dann ist sie auf einen andern Tag gekommen. Küster Schwarz in Bellin; vgl. Kuhn NS. Nr. 16, 102; Müllenhoff Nr. 332 WS. 247; Engelien S. 124. ›De Mort‹ ist ein marderartiges, auf den Hinterbeinen gehendes schwarzes Thier, das der Teufel den Hexen zu Gebote stellt. Diese lassen es zur Nachtzeit auf Menschen reiten, die wachend im Bette liegen, sie umklammern und die Beängstigten mit solcher Gewalt drücken, daß die Spuren sich oft am Morgen noch durch blaue Flecke am Leibe zeigen. Pastor Günther in den Meklenburg. Jahrbüchern 8, 206, Anmerkung 1; vgl. Beyer ebenda 20, 162. ›Die Mort‹ kommt in das Schlafzimmer durch ein Nagelloch im Holzverband des Hauses, in welches der Zimmermann vergessen hat, einen Holznagel zu schlagen. Domänenpächter Behm in Nienhagen.