Reisebeschreibung von Christian Friedrich Gottlieb
von dem Knesebeck, um 1711-1713Digitale EditionDeutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG)Agence nationale de la recherche
(ANR)HendrikZieglerPhilipps-Universität MarburgKorrekturlesen, Kontrolle der Transkription, AnmerkungMarionMüllerCentre de recherche du château de VersaillesKodierung des Textes, AnmerkungGuidoHinterkeuserTranskriptionChloéMenutCentre de recherche du château de VersaillesFestlegung der Editionsrichtlinien und Überprüfung der Kodierung nach den
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(2019-2020)ARCHITRAVE: Art and Architecture in Paris and Versailles in Accounts by
Baroque-Era German Travellers. 2020707 koCentre de recherche du
château de VersaillesGrand Commun1, rue de l'Indépendance américaineRP 83478008 Versailles CedexFranceDeutsches Forum für Kunstgeschichte /
Centre allemand d'histoire de l'art ParisHôtel Lully45, rue des Petits Champs75001 ParisFranceNiedersächsische
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GermanyRostockUniversitätsibliothekMss. Var. 13Beschreibung einer Reise von Braunschweig durch
Holland nach FrankreichChristian Friedrich Gottlieb
von dem Knesebeck Das von Christian Friedrich Gottlieb von dem
Knesebeck verfasste Manuskript stellt höchstwahrscheinlich eine
Abschrift und Kompilation von heute verlorenen Reisenotizen von
Leonhard Christoph Sturm dar. Sturm war Knesebecks Vorgesetzter in
der Baubehörde des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin. Die Abschrift
dürfte zwischen 1711 und 1713 entstanden sein. Es werden darin
Eindrücke Sturms zusammengeführt, die dieser auf Reisen in den
Jahren 1696, 1699 und 1712 in die Niederlande, Flandern und nach
Frankreich gesammelt hatte.
Das Dokument umfasst 86 Blatt. Die Blattzählung
ist in Bleistift von moderner Hand jeweils unten mittig auf
der Vorderseite eines jeden Blattes eingetragen; nur die
Seiten 2, 3 und 4 tragen zusätzlich eine historische
Paginierung oben rechts außerhalb des umrandeten
Schriftfeldes. Die 14 Bildtafeln am Ende des Dokuments sind
zusätzlich jeweils oben rechts in Bleistift entsprechend
durchnummeriert.
Der Text ist in deutscher Kurrentschrift
geschrieben; fremdsprachige Ausdrücke werden allerdings in
lateinischen Buchstaben wiedergegeben. Zeichnungen, die meist in
Bleistift angelegt und dann mit der Feder nachgezogen und
laviert worden sind, begleiten den Text. Die Handschrift kann
eindeutig Christian Friedrich Gottlieb von dem Knesebeck
zugeschrieben werden. Allerdings handelt es sich wohl um eine
Abschrift und Kompilation von Reiseaufzeichnungen von Leonhard
Christoph Sturm.
Zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Umständen das
Dokument in die Sammlung kam, ist nicht bekannt. Der Einband stammt aus
dem 18. Jahrhundert, ist also jünger als die Handschrift.
Kunst und Architektur in Paris und Versailles im Spiegel deutscher
Reiseberichte des Barock (ARCHITRAVE).
Untersuchung von sechs deutschen handschriftlichen oder gedruckten
Reiseberichten der Zeitspanne 1685 bis 1723 aus deutschen und österreichischen
Archiven und Bibliotheken, die Urteile zur französischen Kunst und Architektur
enthalten; Erschließung dieser Quellen, einschließlich ihrer vollständigen
französischen Übersetzung, über ein digitales Portal.
Das gesamte Dokument wird wiedergeben. Es ist zuvor noch nie ediert
worden.
Die Kodierung folgt den Richtlinien der TEI P5. Die für das
Projekt ARCHITRAVE verwendeten Elemente sind abrufbar unter web portal. Eine Nummerierung der
Seiten, die den automatischen Import der digitalen Faksimiles ermöglicht.
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Mss. Var. 13
Ex Bibliotheca Academiae Rostochiensis
1r
Ex Bibliotheca Academiae Rostochiensis
1v2r
UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK ROSTOCKEx Bibliotheca Academiae Rostochiensis
Kurtze Beschreibung einer Tour durch hol,, land nach Franckreich / von
Braunschweig.
Von Braunschweig ist die erste
Post nach Peina einem Städgen so meist Hil= des Heimich alda in dem Post hause gute zehrung ist, 3 Meilen
od
oder 6 Stun,, den von Braunschweig.
Von da ist die andere Post 4. Meilen
od
oder 8 Stunden nach Hannover,
eine schöne Residentz Stadt des
Churfürs:
Churfürsten sonderlich ist die Neustadt daselbsten angeleget, doch
alles von Holtz, Es stehet ein großer brunnen auff dem Platz bestehend in einen berg
darauff das
lünebg:
lüneburger Pferd, und daran hin und
wied
wieder die 9 Musen, in den berg gehen 4. höhlen,
darin,, nen Vier Statuen auff so Vielerleÿ waserspeÿenden thieren sitzen. Das Bassin ist groß und mit einen Geländer von Docken
umbgeben, auff de,, nen wol biß 24 Statuen meist lebensgröße stehen, die zeichnung aber
tauget nichts daran, alles ist von guten Sandstein gehauen.
An der kirche
neben denselben Platz ist ein neuer thurm gebauet, aus deme aber schon
wiederumb steine außgefallen sind. Der bau,, Meister ist ein bauschreiber daselbst ein bloßer Empiricus, der von viel zuviel Reden ist, und sich
alles unter nimt. Eben derselbe hat auch eine große steinerne brücke
über die Leine
geführet von 5. bö,, gen. Es ist aber die
brücke in der Mitte sehr hoch erhoben, da es doch un,, nöthig ist, indem keine Schiffe durch passiren dürffen.
Die Schloßkirche ist gar wol ausgetheilet und schön gemahlet.
Indeme aber an die kreutzgewölbe Deckenstücke von Perspectivischen Gelän,, dern
gemahlet sind, wird die Schönheit solcher Decke dadurch zimlich gemin,, dert. Die Cantzel ist auch noch irregular an einer Ecke. Das Schloß hat schöne zimmer, und ist zimlich
raumlich mit 3. Höfen. Das Opern hauß, welches an einen derselben höfe
gebauet, ist sehr schöne viel vergüldet, mit schönen Machinen, und sauber meublirten Logen.
Eine halbe Stunde vor der Stadt, ist der verwittibten Hertzoginlusthaus, zu Herrenhausen, hat
schlechte alte Gebäude, ohne die neugebauete oren,, gerie, welche in einen grossen Saal zwischen zwey Pavillons von klei,, nen zimmern bestehet, das Dach ist à la Mansarde, mit
einen guten, in Cammeren eingetheilten Hängewercke. Die äußere disposition ist zier,, lich, innen aber sind verschiedene fauten, alß die
Treppen in beӱden Pa,,villons, sind so enge
das kaum eine dicke Persohn hin auff kommen kan. Der Sahl ist mit einer
platt gebogenen decke, alß einem glatten ton,, nen Gewölbe gedecket, und in viel kleine zierlich
verwirrete figureneingetheilet, welches kaum in einer kirche, wil geschweigen, in einer orengerie zu dulten were, dazu ist sie noch schwartz
gemachet und ver,, guldet. Es sind 5. Camine
darinnen, welches große unkosten veruhr,, sachen muß, wen gleich öffen darunter gesetzet werden, und würden die
Gewächse doch
nicht wol
dabeӱ stehen. Der Platz
od
oder boden ist gantz be„ leget, und habe ich keinen abzug vor das
Waßer gesehen, womit
im2v
im Winter die Gewächse müßen begoßen werden. Der Garten ist zimlich
schöne, sonderlich ist das so genante Theatrum gar
angenehm, und mit schö,, nen vergüldeten Statuen geziehret. Die grottirten
Fontainen, neben den eingang des Gartens, sind
meist verdorben, sonst aber nicht uneben angeleget. Es läßet anijetzo der Hertzog einen schönen
Parc dabeÿ anlegen.
Der Graff Plato Garten ist groß und recht wol
ausgetheilet, dane, ben sind kleine Häusergen
od
oder vielmehr Casernen vor armer Leute woh,, nung, das lusthauß mitten im Garten,
wurde eben Gebauet, da ich nuh nicht habe begreiffen können, wie die feuer
mauren werden können geführet werden, daß sie nicht die zimmer verderben.
Es ist ein halb Souterrain von Stein, und zweӱ Geschoß von holtz darauff. Die geschnittenen
Bäume sind rein und schön, und die haubt Allé von dem
lusthaus hat einen schönen prospect, der sol noch außer den Garten
weit hinaus verlängert, biß auff die Straße so nach Cassel gehet. Es ist viel tril,, lage von gefaltelten Latten in
diesen Garten, und daneben eine tret,, Mühle
vor Ochsen
od
oder Esel das Waßer vor den Garten in die höhe zu plum,, pen.
Von Hannover ist die dritte Post
welche auff
einen dorff Hagenbachfüttert 5. Meilen biß Lese,
hinter welchen dorff man über die Weserauff einer zugfähre setzet, von dar ist die Post 3. Meil, biß dieberau, ferner 31/2 Meil biß Pomte, endlich noch 21/2 starcke Meilen biß
Osnabrück. Diese Stadt ist
zimlich groß altväterisch doch passablement bebauet. wegen
eile der Post habe nichts daselbst observiren können,
und bin von ein,, heimischen versichert
worden, daß nicht viel zu sehen seÿ..
Von Osnabrück ist die siebende Post 3. Meilen biß
Ipenbüren, und von dar die achte
21/2 starcke Meilen
biß Rheten. Ist ein klein Städgen,
schlecht bebauet, dem bischoff von Münster gehörig, lieget an den Ems,,Strohm, über welchen eine neue wolgebauete brücke geht von dieser
forme.
Eine spannung ist 21 Schrit, Nachdem man über die brücke kömt lieset
man an dem Thor diese auffschrifft. QVI ConIVrata IaCVIt pons LasVs ab VnDa praDaqVe
CoLLapso fornICe CessIt, aqVae, CeLsIor aVspICIo frIDerICI
principis alto assurgens querulas ventici videt aquas.
Die Neundte Post von Rheten nach Bentheim, da ein auff felsen liegendes, auff alte
Manier befestigtes Schloß mit einen zimlich schönen
Garten3r3r
Garten lieget, hat 3. Meilen, Die 10 Post nach Delten 7. Stunden, da fän,, get die Holländische lebensahrt völlig an. Die 11te Post von Delten nach De,, venter 8 Stunden. Diese schöne gantz mit
Steinern Häusern nach der Hollän,, dischen
art bebauete, und zimlich große Stadt lieget an der Issel
einen sehr Schifferischen fluß, der beÿ Ter-Gaude vorbeÿ in die
Maaße, und mit
derselben nach Dordrecht fließet. Es ist die Stadt nach
Holländischer Maniermit Erdwällen, einfachen perpendicular flanquen und
enger faus= sebraӱe
fortificiret, hat aber innen noch einen umbfang mit Mauern und
einen gefütterten Graben, und lieget in einer großen plaine mei,, stens von Torffheide.
So viel ich in eile beÿ dem durchpassiren habe ab,, mercken können, ist wenig darinnen noch nach moderner guten art gebauet, jedennoch die faciate des Rahthauses ist gar angenehm ordoni,,ret, und von gehauenen guten Sandsteinen auffgeführet, die helffte ist
hier nächst in etwas entworffen.
Die Dorische ordnung daran ist
gar correct und stehen der Pfeiler und die Seule 4.
Mod:
Modul die Seulen 14.
Mod:
Modul von einander, und rücken von
d
derWand 6.
Mod:
Modul heraus, da wiederumb wandpfeiler und Wand Seulen
zutreffen. Über die Yssel gehet eine Höltzerne brücke, theils
auff zahr,
theils auff Schiffe in dem tieffen fluß gegründet. Sie ist gar schlecht con,,ditioniret, und wird
dennoch sehr viel brückengeld bezahlet, hingegen wird ein ein herlicher
hoher Damm biß auff eine Stunde weges hinauff davon wol unterhalten, und
ist zu glauben, daß der überschuß von dem brücken zoll noch eins mahl zu
erbauung einer schönen Stei,, nern brücke
wird angewendet werden.
343v
3. Stunden von Deventer lieget neben den Postweg, daß umb
eine discretion, mit consens
der Compagnie der Postillon seinen
weg gern dahin nimt. Das königliche lusthauß zu Loo, welches vor allen dingen in Hollandmeritiret gesehen zu werden. Die Gebäude sind weitläuf,,
ftig aber gantz schlecht und glat von
ziegelstein nach Holländischer ma= nier auffgebauet, und were noch gut
wen nur die Simse also geführet weren, indem die Gebäude verschiedener höhe
sind, daß sie eine gute com- bination machten. Es bestehet
das gantze Gebäude aus einen Corps de lo,, gis, bestehend aus
ein
einem Erdgeschoß, zweÿ gantzen geschoßen, und einer attique,welches
auch zweÿ flügel von gleicher höhe hat, an diesen sind noch zweÿ kur,, tze Pavillons weiter ausgesetzet,
und umb die Attique niedriger, endlich sind
noch weiter
ausgerücket zweÿ lange flügel zweÿ niedrige Geschoß hoch. Vorn ist der hoff
verschloßen mit einem eÿsernen Grille. blau
und verguldet, mit dazwischen gesetzten kleinern Pfeilern. Der Hoff
hat mitten einen brunnen, 4. quadranten von Ra,, sen plätzen, und ein comodt Plaster, theils von klinckers, theils von steinen. Der
Garte
Gartenen general ist also disponiret,
hinter dem hauß lieget der lustgarten, so breit alß das gantze Gebäude
ist, zur rechten in den Win,, ckel der
Gebäude (: nach
dem hinein gehen zu rechnen :) ein wol disponirter
grüner ber= ceau von
trillage, so schön alß ich noch kei,, nen gesehen, weiter zur rechten der gar,, ten der promenade,
bestehend in geschnitte,, nen zäumen fast
Mannes hoch, die
alle
allerleÿ figuren von Alléen machen,
mit dazwischen gesetzten Espaliers von rahren
Obst und allerhand orengerie. An der lincken
Seite in den Winckel ist eine vier,, eckigte
maillebahn. Daneben lieget wie,, derumb eine promenade mit hohen
ge,, schnittenen zäunen, in denen sonst
nichts ist alß einige Statuen und fontainen. weiter lieget lincks neben den Garten gantz umb
die promenade herumb der Parc,und zwischen beÿden zu äuserst nach der lincken hand die menagerie,
od
odervielmehr die große Uccelliera
od
oderVoliere.
In genauerer Betrachtung dieser Stücke findet sich ein und anders notables. 1. In dem hauß das Vorhauß
od
oderLoggia ist gantz mit holtz beklei,, det, aber auff den boden nett mitmarmor beleget, an der Wand sind Römische Pfeiler mit einen Architravirten krantz, die gar nicht correct ausgetheilet sind, wie aus obstehenden ohngefehren
grundriß zu ersehen ist. Es ist alles auff grau marmor ahrt gemah
let4r
let, und an den Wänden zweÿ Perspective von Architectur. Die thüren an beÿden Seiten sind sehr
niedrig, gegen der thüre über sind dreÿ bögen, wodurch man zu der Treppe
kömt, die nur biß ins erste Geschoß gehet, oben mit Io,,nischer ordnung und schönen perspectivischen
Gemählden, auch einen arti,, gen platfond geziehret ist, welches Robert du
Val aus dem Haag zusammen
gemahlet hat. Der große Sahl lieget ü,, ber dem Vorhauß mit Ionischer ordnung ge,, ziehret, die aber
auch über
all vitiös ausge,, theilet. An dem placard der Wände sind schö,, ne landschafften gemahlet. In den zimmern
ist sonderlich nicht remarquables. Die Camineinfaßungen sind von guten marmor, die übrigen
zierrathen aber von holtz nach mar,, mor ahrt gemahlet. In dem Speise Sahl, isteinPlatz vor den Schencktisch, durch freÿstehende Ionische Seulen mit einen Geländer da,, zwischen, unterschieden, und mit marmorbeleget. Es ist aber ungereimet, daß in ei,, nen solchen Gemach die Ionischen
Stämme, mit binden gemachet sind.
Der Garten ist
schön und reinlich, und gewiß,, lich von so
verständiger austheilung, alß ich einen gesehen. Er ist in zweӱ theile
abgethei,, let, und der erste von dem andern
mit ei,, ner zimlich hohen terrasse halb von Erde unten mit Stein gefaßet, an den vordersten
dreӱ Seiten, an der hintersten aber mit einen ge,, länder, dahinter mit einer Allée
von schö,, nen gerahden und dünner
bewachsenen bäu,, men, die den prospect nichts hindern, und endlich mit einen
schmahlen Canal
unterschied
unterschieden. In den vordern theil ist eine große Menge Waßer, die wol
Inventiret, und ins Gesich,, te gesetzet, aber klein und niedrig, jedoch gar
just sind. Vor dem hause gehet eine halbrun,, de treppe herunter, neben der oben der
Ys,, sel und der
Rhein
Strohm in Rießengröße von zarten Sand Stein wolgehauen
liegen. Von die,, sen fället waßer
beӱderseits neben den Stuffen über Steinere becken herunter. Mitten in
den Garten lieget ein groß be,, cken auff 3.
bleÿernen verguldeten tritonswelche
waßer speÿen, oben darauff ist eine Venus von weißen Marmor.An beÿden Seiten sind an der terrasse zweÿ angenehme
Cascaden, auff deren einer Narcissus, auf der andern die Echo von weiß Marmor ste,,
het4v
het, daß übrige ist aus Stein gehauen.
Hinter den tritonen stehet noch ein klein bassin mit einen Hercules der die
Schlangen zerreißet. Sonst sind an den Alléen zu beÿden Seiten kleine Steinerne Canäle, aus denen kleine jets springen, und
in der quer Allée stehen noch der Erd,, und Him,, mels Globus, da aus
den Städten und Sternen, dünne waßer springen. Sonst stehen noch vier Marmorne Statuen. auff den vier äusersten groß parterren.
Der hintere theil erhebet sich allmählich stuffenweiß. Erstlich liegeteinGroß bassin vorne mit
ein
einen zimlichen hohen jet d’Eau, so hoch alß sonst
keiner in Versaille ist, aber schwach. Umb daßelbe lieget gegen
dem Schloß über das so genandte große Theatrum,
bestehend in zweÿ flachen Quadranten, die zwischen
sich die haubt Allée durchgehen laßen, die ein peristÿlium von jonischen Steinernen
Seulen machen, und hinten mit ei,, nerclaro scuro gemahlten Wand geschloßen sind, die Seulen
sind von gar guter proportion mit capitälen nach nach Scamozzi manier.Hinter diesen Theatro wird die haubt Allé beÿderseits mit einer sehr hohen geschnittenen hecke
eingeschloßen, und lieget beÿderseits der küchen,, Garten dahinter. Endlich schließet sich der Garten mit
dem kleinen Theatro, welches mit Dorischen Pfeilern gemachet ist, deren austhei,, lung, ohnerachtet das Theatrum etwas irregular hat werden
müße
müßen, dennoch zimlich ausgetheilet sind, daß man kaum mercket wie die
me,,topen nicht just sind. Vor diesen Theater ist auch
noch ein
kleiner Spring,, brunnen, die Allé aber und der Garten ist mit einen Graben, und
nur mit einen halb mann hohen Geländer geschloßen, außen im freÿ,, en feld aber mit einigen bäumen continuiret, und weit hinaus mit einen obelisco terminiret, welches den Garten viel größer macht
alß er ist. NB. der jet d’Eau hat noch 8. niedrigere,
und 16. gantz kleine umb sich, und sind noch 2. kleine bassins auch dabeÿ.
Die Waßer hinter dem Parc an dem großen teich, ob sie
schon al,, le schwach, klein und niedrig sind,
verdienen doch
wegen der guten inven,, tion, und disposition unter die schönsten
wercke gerechnet zu werden.
Von Loo reiset man noch 5. Stunden biß zu dem dorff
Forthuysen, und von dar 3.
Stunden biß Ammersfort, einer wolgebaueten
Holländischen Stadt, da aber sonderlich nichts zu remarquiren ist, ohne daß das Glocken,, Spiel daselbst vor eines der besten gehalten wird. Von
da auff dem weg nach Naerden, ohngefehr 3. Stunden von
Ammersfort lieget an der lincken Seite das
königliche Jagdhauß zu Soesdӱck, eine
halbe Stunde von den schonen dorff Soes. Weil dieses landhauß
selten von dem königbesuchet wird, ist wenig remarquables da zusehen, das
hauß ist auch gantz schlecht von gebrannten Steinen auffgebauet, der
Gartenimitiret den zu Loo, ist aber nicht so cultiviret.
Naerden, ist ein schöner und wol fortificirter ohrt, wiewol etwas klein, hat 6. Bastions, alle biß an die brustwehr hinauff, mit
gebackenen Steinen gemauret, und mit guten Gewölbern, und contre minendurchaus
versehen. Dreÿ Bolwercke haben beÿderseits, und eines nur
auff5r
auff einer Seiten retirirte, doppelte, und
außgebogene flanquendie mit geraden Orrillons gedecket sind, wie auß
hinachfolgender Polÿ,,gon zu sehen.
Hinter den niedrigen flanquen sind trockene gräben,
unter der facegegen den Ravelin,,graben, sind gewölber, die
durch fünff
runde Schieß,, löcher den Ravelin Graben à fleur d’Eau bestreichen, von
diesen Gewölbern gehet noch eine contremine fort biß
unter die runden abschnitte des bol,, wercks
pünten. Mann kömt durch die brissure über die niedrige flan,,que an der brissure des orrillons in diese Gewölbe. Es ist das gantze
Haubt,, wall gar nett, raumlich zur defension beqwehm, und mit starcken und hohen
brustwehren wol versehen, alle graben revêtiret und wol
gehalten. Gegen die Süder
See sind die bolwercke, mit geraden einfachen flanquè, an zweÿ und einen halben bolwerck, wobeÿ vor den flanquen und Cor=tinen annoch eine faussebraÿe ist. Die Situation ist
sehr vortheilhafftig, und so gegen das land zu mehrer fortification noch einige Wercke beÿge,, füget, gegen die Süder
See hingegen ein guter Seeharen gemachet würde, welcher wol müglich zu
thun were, so könnte ein recht considerabler Platz
auß dieser Festung gemachet werden. Die Contrescarpe
ist zwar zu tra,, versen angeleget, aber damit noch nicht versehen, auch sonst noch
nicht
fleißig genug ausgebauet. Die Thore sind schlecht, doch gar angenehm und
regulier disponiret, oben darauff stehen aus
stein gehauene Amortisse= ments, welche gar ein schlecht ansehen geben. Das Waßer hat zimlich
starcke
5v
älle, daß
durch hülffe der Schläussen der gantze Platz kan unter waßer in seiner Campagne umbher gesetzet werden.
Von Naerden biß Muÿden 1.
Stund, und von dan noch 2. biß Amster,, dam. Die Schläusse zu
Muÿden, dadurch die Schiffe in dem Pampus gehen kön,, nen,
ist sehr Schöne und groß.
Die fortification umbher bestehet, in kleinen schlechten,
aber gantz mit gebackenen Steinen auffgemauerten bolwercken, die massiv, im übrigen ûbel unterhalten, und mit
brustwehren schlecht versehen sind, an dem meisten orten, sind nur dünne
steinerne brustwehren, da,, hinter billig
noch Erde
solte geschüttet sein. Die Stadthore sind gar schön um und um, und fast gantz über
eingeziehret, aussen im eingang der brücken stehen freÿe Thore von
gehauenen Steinen, bestehend in einen wolproportionirten bogen zwischen 4. Ionischen
Pfeilern, worüber die Sparrenköpfe nicht allein zu groß, sondern auch so
übel ausgetheilet sind daß sie über die mitte der Pfeiler nicht zutreffen.
Die Stadtthore selbst sind außen nun mit 2. innen aber mit 4. Dorischen
Pfeilern geziehret. Alle diese Architectur ist gantz
nach des Scamozzi baukunst, nur daß hie nicht überall mit
gleichen
fleiß die Dreÿschlitze ausgetheilet sind. Die Neue Wage ist eben also
disponiret, daß man dieses Gebäude deswe,, gen fast überdrüßig wird. Ich habe hier
einen ohngefehren Auffriß da,, von gemachet.
Das vornehmste Gebäude in Amsterdam ist das Rathhauß, welches gewiß an kostbahrer execution keines in der Weld ereichet. Daßelbige hier
weitläuffig wäre unnützlich, inden ein großes buch davon heraus, wel,,
ches6r
ches alles biß auffs geringste vortrefflich
und redlich vorbildet. Dero,, wegen wil hier
nur dasjenige beÿfügen, was auß derselbigen beschreibung nicht abzunehmen
ist. Außen ist das unterste Geschoß gar niederig. Es haben zwar die andere
zweÿ Geschoße darüber weil sie sehr hoch, solches nicht wol anders zulaßen können, allein
dieses entschuldiget den baumei,, ster
nicht, der an einen Ohrt eine schönheit zu erhalten, an den andern kei,, nen mißstandt machen muß. Daferne man forne
eine freÿtrep,, pe angeleget, und die Thüre
oben in das obere Geschoß gemachet hätte, were alles viel beßer heraus
kommen, und das untere niedrige Ge,, schoß
were hernach ohne wiederrede gewesen. Die ausführung des Gebäu,, des ist vortrefflich, indem alles von großen
bentheimischen Sandsteinen so net gearbeitet und gefuget ist, daß die fugen kaum
mißgestalt geben, und das schnitzwerck überaus angenehm in die augen
fället. Die proportion der Pfeiler mit ihren
Gebälcken ist gut, die austheilung der Spar,, renköpfe, der Rosen am kinne des krantzes, und so gar auch des Schnitz,, werckes, ist volkommen accurat
ausgetheilet, daß auch dar allergenau,, este Censor nichts wird daran zu tadeln finden. daß aber
zwischen einer so reich geziehrten Architectur, gantz platte
fenster ohne alle einfaßung stehen ist nicht zu loben, wie hingegen gantz
reiche außziehrungen auch nicht würden gestanden haben. Eine schlechte einfaßung
mit versuren
od
oder Eck,, zierden ohne kräntze were
genug gewesen und hätte sich platz genug da,,
gefunden, ohnerachet die Säulenweiten zim,, lich klein sind. An den Gebälcken sind diekrantz=
leisten zu klein, sonst ist alles
wol ausgethei,, let. 7. Sparrenweiten
sind auff jede Säulen,, weite, welche
8.
Mod:
Modulauff 12.
Rheinl:
Rheinländische fueß be,, tragen. Die
fenster sind im lichten 5. fueß weit und solchen nach gegen der
Säulenweite über,, aus proportionirlich. Der Modul der obersten Corinthischen ordnung, ist
etwas kleiner alß der von der Römischen darunter,
indem das obere Ge,, schoß nicht höher alß
das untere ist. Da doch dieses nur 23 2/9, das obere aber 251/2 seiner Modul
hält. Nichts
destoweniger sind oben auch 7. Sparrenköp,, fe auff eine Säulenweite. Innen ist alles sehr reich von Weißen Marmorworunter an den HaubtThüren und an den Caminen
noch etwas
bun,, ter angebracht ist. Allein die
Marmorstücke der großen Pfeiler sind nicht sauber gefuget, und siehet
man wol zweÿ Meßerrücken dick Nähte dazwischen, da man beÿ Marmor billig gar keine fugen sehen sol,, te. Daß es gar finster in den Gebäude ist daß dadurch
der Marmor
seinen6v
seinen annehmlichen glantz nicht einmahl zeigen kan, ist höchst schade. Es
kömt solches von des baumeistersInvention her, da er sich opinia= triret den großen Saal in die mitte
des Gebäudes zu legen, welchen nach nohtwendig war 2. Höfe zu machen, die
doch nicht
groß werden kun,, ten, in ermangelung
größeren Platzes. Es ist das Rahthaus innennochnicht
ausgebauet, indem nicht nur die Decke über den großen Sahl annoch mangelt,
sondern auch gar wenig Gemählde annoch verfertiget sind, deren doch auff jeder
zwischen weite der Pfeiler in den Gallerien gegen die
fenster über eines kommen sol. Diejenigen so albereit vorgefunden sind,
mögen wegen der tunckelheit kaum erkant werden, wozu noch contri,, buiret, die tunckele ahrt
der Mahler deren sie sich bedienet haben, und daß über dieses noch dazu an eingen
orten Nachtstücke vorgestellet sind. Vor kurtzen sind den halbrundungen in
einer Ecke der Galleriezweÿ neue Gemählde al fresco gemachet worden, welche
viel angeneh,, mer alß die ürigen sind,
ohnerachtet sie an dem weehrt der kunst viel ge,, ringer alß die alten sind, von denen hernach weiter sol
gemeldet wer,, den. Die bildhauereÿ welche
alle in weißen Marmor ausgearbei,, tet ist, muß man wegen der menge, der größe, der
zeichnung, und der ungemeinen fleißigen ausarbeitung, fast vor ein
wunderwerck achten, und kan weder franckreich noch Italien, auff einen so kleinen Platz so viel herlich
außgehauenen Marmor vorzeigen, wen man gleich, die
zweÿ große weiß marmorne stücke außen in beÿden Frotonen des Ge,, bäudes nicht mit zurechnete, die allein so reich an arbeit sind, daß man
sich darüber verwundern muß, zumahl wen man vernimt, daß alle diese
arbeit aus eines einigen künstlers, des gewiß würdigen Artus
Quellinus direction hergekommen. Unter andern ist
unter der Statuader Diana neben dem eingang der Schatz,,kammer ein
gehäncke von aller,, hand Jägerzeug, da die
Jäger und Waldhörner, so hol und zart aus Mar= mor gehauen worden, alß sie immer mehr in original auß horn gedrehet werden, am Netze ist
daselbst so freÿ ausgehauen, daß die Stücke etwan 1/10. zoll dicke gantz von ein ander
abgesondert, so zart durchbrochen, und durchflochten sind, alß es in der Natur
selbst ist, worüber warhafftig auch die größten künstler sich verwundern müßen. Es
ist jetzo ein holtzern stacket darumb gemachet, weil liederlich gesinnte
leute, indem sie ihre Nahmen hinein kratzen wollen, etwas daran
zubrochen.
Was sonst von diesen herlichen bau zu melden ist, kan am besten aus den Rißenersehen werden, welche Vennekol der itzige bauMeister in
Amsterdamdaran heraus gegeben. Weil aber von den Gemählden solcher bericht
meines wißens nicht vorhanden, wil ich die Reichesten davon
meld
meldenso viel ich kundschafft davon haben können. An den 8. halben Circulnin den 4. Winckeln der Galerie, sollen 8. Geschichte
von teutscher Völcker krieg mit den alten Römern vorgestellet werden, davon
Sechse bereits fertig sind. Eines über der Schatzkammer /: über der Diana :/ ist von Gobert Flinck gezeichnet,
von Johan
Qvens aber ausgemahlet worden, das andere daneben
sol von J.
Lievens sein. Gegen über, über der See,,
sachen7r
Sachen Cammer ist ein nächtlicher einfall in
ein lager, den Jordan soll gemahlet haben, ich glaube
eher daß es von Hondhorst sein mag. Da,, neben stehet eines, welches gantz außer zweiffel von
Jordan ist, diese beÿ,, de sind sehr herlich gemahlet, und noch etwas deutlicher
zu erkennen, alß die andern. In den dritten winckel über Jupiters, und Apollo bildnißen, sind zweÿ
in diesen Jahr al fresco gemahlte zu eben der Historie
gehörige bilder, welche der hellen farben wegen, viel schöner alß die
andern ste,, hen, aber etwas schlecht
gezeichnet, und der Invention nach etwas zu bi,, zare ordiniret
sind, die Meister konte ich nicht erfahren.
Gegen dem Nächtlichen einfall ins lager über, ist über den bogen,
durch welchen man aus der Galerie in den großen Sahl
gehet, ein Platz wie ein gehörnter Mond, auff dem David gemahlet ist, wie er Goli,,ath uberwindet, und
ist die ordonantz gar artig, daß in einen der spitzi,, gen winckel unten einige von den sich
freuenden Israeliten, in dem andern etliche von dem
erschreckenden Philistern gemahlet sind. Gegen ü,, ber auff der andern Seite, ist Simson, der die Philister mit dem
Esels„kin,, backen schläget, jenes scheinet
von dem Meister zu sein, der den nächtlichen einfall gemahlet, dieses ist
von Livens. Nun fehlen in allen noch 24. Gemählde in beÿden
Galerien. In der großen burgerMeisterkammer sind an den
Caminen zweÿ große Gemählde, eines von eines Römischen Ge,, sandten
Hertzhafftigkeit in Pyrhii Lager, das andere von
Marco
Curioder auff seinen landguth sich mit Rüben sätiget, dieses ist von
Govertflinck, deßen oben gedacht, jenes sol
von einen ferdinand Boll gemah,, let sein.
Neben dem Rathhause stehet die neue kirche, in welcher sehr schöne Glas,, fenster von Bronckhorst zeichnungen, im feuer gemahlet sich
befind
befinden. Über der großen kirchthüre stehet innen eine herliche orgel von schönen schnitzwerck und Gemählden, Davids geschichte vorstellende, welche von Bronckhorst gemahlet sind. Es ruhet dieselbe auff ein marmor steinern Gebäude, deßen Grundriß ungefehr
dieser ist. Das Puncktirte, bedeu,,
tet weiße Marmornegroße Pfeiler, die gestrich,, te
leibfarbe MarmorneKorinthische Pfeiler und Seulen, neben den Seu,,
len und Pfeilern, sind schöne Pilasterfestonenin den weißen Mar,, mor ausgehauen. An den fenstern ist gemah,, let Maximilian. II. kaÿ= ser, wie er das Amster,, dammische wapen mit einer
kaÿser krohne beehret. Die Cantzel von Eichen Holtz gehauen, ist
auch ein
sehr kostbahres werck, sehr reich von wol gezeichneter bildHauereÿ, es ist
ein sehr breiter Deckel darüber, wie
auch7v
auch über andern Cantzeln, in Holland und franckreich gesehen wor,, den, welches helffen soll daß in großen kirche, die
natürlich über sich steigende stimme, davon zurücke prallen, und desto
stärcker auff die zuhörer hinunter fallen kan. Auff den Deckel ist noch ein
Hohes mit allerleÿ Engeln ausgeschnitztes Amortissement. Hinter demsel,, ben
ist des berühmten Admiral, Hansens van Galen MarmornesGrab,, mahl wol wehrt zu sehen. Es lieget dieser
Seeheld auff dem Tombeaumit dem Regimentsstab in der hand, zwischen etlichen
Stücken geschütz, zu seinen füeßen stehet sein helm mit federbüschen. An
der vordern brei,, ten Seiten ist an dem Tombeau, auß weißen Marmor, die
große schlacht gehauen, in der dieser Admiral
siegende gestorben, nachdem von 26. En,, glischen
Schiffen, 6 durch seine tapferkeit waren gäntzlich geschlagen, und ruiniret worden. Darunter siehet man diese Grabschrifft
mit gül,, denen buchstaben auff schwartzen
Marmor gehauen. Hier leit in‘t graff van eer de dappere van Galen,
Die erst ging buyt op buyt kastilien afhalen, En met en Leuen
hart naa by‘t toscaner strant, De Britten hefft verjaegt, verovert
en verbrant.
Uber dem Tombeau an der wand ist ein Schild mit Armatureneingefaßet, darauff die thaten dieses Seehelden beschrieben
wird
wirden. Hinter dieser
kirchen kan man bald nach der Neuen lutherischen
kirchen gehen, welche wegen ihrer artigen disposition recht sehenwür,, dig
ist. Der Grundriß derselben ist ungefehr dieser.
8r
Die innere freÿstehende Säulen sind über 4. fueß am Diametro dicke von vollen auff ein ander gesetzten runden stücken
von Sandsteinen sehr nett gearbeitet, das Mauerwerck ist auch gantz von Quaderstei,,nen, außen glat, und
bloß mit schlechten steinern einfaßungen
und einem guten Dorischen Gebälcke
geziehret. Die Sau,, len sind innen
auch
Dorisch. vor der vor,, dersten Haubtthüre, ist von vortrefflicher
tischer arbeit ein vor,, satz mit
Römischer ord,,nung geziehret ge,,
macht, uber dem die Cantzel ist,
und unten daran stehet der altar,,tisch, Über die kleinen in den Mauern
ver,, steckte wendeln, kömt man auff
die Can,, tzel, und drüber zu der orgel. An den übrigen kirchen in Amsterdam ist nichts
sonderliches zu,, sehen, alß etwan in
der Oude
kerckbür,, germeister Grafs be,, gräbnis.
Die Thürme
d
der Stadt Amsterdam sindt gar wol zu sehen, und gar angenehm
dis,, poniret,
wiewol meistens nur oberst weil sie miten auff den Überresten
der alten schlechten Thürme stehen. Ich will sie hier ohnge,, fehr entwerffen.
8v
Der Haring packers und Montelbahns Toorn sind eben
nicht sonderlich, derowegen ich nicht mehr alß diese gezeich,, net.
9r
Die übrigen Publiquen Gebäude sind zwar in großer
anzahl vor,, trefflich zu sehen, und ist
schwerlich
eine Stadt in diesem Stücke mit Amster,, damm zu
vergleichen. Sie sind alle groß mit großen höfen versehen, alle von Stein
gebauet, theils auch mit Architectur geziehret, daß Sie
vor Palläste passiren können, doch ist daran eben von
besondern Ar,, chitectonischen anmerckungen nichts zu machen, die hieher zu bringen
wären. zumahl die Architectur an allen nicht gar zu
correct ist. Das vornehmste was daran zu oberserviren verkömt, ist die commodität, die gewißlich gar wol daran in acht genommen worden.
Vor allenist die Vorsorge vor die armen, wie in gantz Holland, al,, so sonderlich in Amsterdamm hoch zu rühmen,
da sich alleine acht große herliche Gebäude vor die Armen befinden. Das
große
Gasthauß, wel,, ches allein 11.
große um und um wol bebauete höfe enthält, das Almo,,senierhauß, der alten
Männer und frauen hauß, welches einen so gros,, sen Hoff hat, daß ein schöner lustgarten, und ein
großer bleichplatz darin,, nen stat finden.
Eine große seltenheit darinnen ist der brunnen süßes waßers, welches der
einzige in gantz Amsterdam ist, man hält ihn vor 240. fueß tieff. Das große
weÿsenhaus, welches in 3. höffe eingetheilet ist, de,, ren der mittlere die kleinen knaben und Mädgens
beÿsammen, die an,, dern einer, die größern
jungen, der andere die größern Mädgen enthält. Der wittiben hoff, der walen
Weÿsenhauß, der Armenversorger
od
oderDiavo,, nen
weÿsenhauß, und außen vor der Stadt Pesthauß.
Was Privat Gebäude anbelanget, sind deren gar schöne
in gewißer an,, zahl zu Amsterdamm, daß aber sonderliche anmerckungen davon zu
ma,, chen stünden, kan ich nicht sehen. Oben in
der Spitze der Heergraffcht sind die ma,, nirlichste zu sehen, sonst sind
hier und dar nach einige mit Ionischen und Corinthi,,schen Pfeilern von Bentheimerstein, recht wol ausgearbeitet, wie I.
E. das Po,, pesche
haußop de Cloveniers Borghwall, gegen der tür des alten
Männerhau,, ses, welches mit Corinthischen Pfeilern, deren Gebälcke sauber geschnitzt
ist, und einem darauffliegenden Fronton, sehr
ansehnlich ist. Allein die fenster und Thüren verderben insgemein dieses
ansehen wiederumb.
Derowegen wil ich nur mit wenigen sonst noch einige merckwür,, dige zur Architectur
gehörige Dinge anführen.
1. Die waßersamlungen in Holland sind sehr notabel. Die Dächer
werden oben doppelt gemachet, daß sie einen rechten keßel zwischen sich
machen, der gantz mit bleÿ ausgefüttert wird. von diesen leiten sie
Röhren, unten in einen bleÿernen kasten, der unter den zimmern lie,, get, daß er gantz völlig kan verschloßen,
und kühle gehalten werden, da,, mit das
waßer lange zeit gut bleibe. Auff dem landmagazin, ist
vor andern eine sehr große und köstliche waßersamlung, von welcher alle zimmer
durch bleÿerne, mit hahnen versehene große Creisel augen,, blicklich mit waßer können angefüllet werden.
2. Die Machine womit die Graben und Canäle gereiniget wer,, den, ist
etwas besonder remarquables, deswegen ich dieselbe hier in
et,, was in Profil
entwerffen wil.
9v
Der Gebrauch dieser Machine ist dieser. Sie lieget
auff einem Schiff, welches mit dem tau b. an einen brücken
Peiler gehefftet wird. Wen nun beÿ c: die Pferde die
Welle ziehen, drehen sie die Welle d. also umb, daß
das tau auffgewickelt, und solcher gestalt gegen der brücke die gan,, tze Machine gantz langsahm
gezogen wird. Eben dieselbe Pferde
drehe
drehenauch
durch die
trillis, e. f. und g. die
viereckigten wellen o. und n. und
da,, durch die Schauffelleiter,
welche den
koht beÿ k. auffsamlet, und über das planum inclinatum km. in ein Schiff wirfft.
3. Weil in Amsterdam so wol alß aller Ohrten viel waßer Mühlen
zufinden sind, wil ich derselben hier auch gedencken. Sie dienen daß in
den wiesen zusammengelauffene waßer, in canäle
auszuschöpfen, wo,, durch diese zur Schiffahrt so viel
beqwehmer gemachet und jene getrocknet und zur weide gut behalten werden.
Das Schöpfradt ist allein etwas be,, sonders
an diesen Mühlen, welches ich demnach hier gantz eigentlich vorgestel,, let habe.
Dieses Radt gehet in einer auffwerts liegenden Rinnegen geheb,
daß es beÿderseits, und auff dem boden fast anstößet, wen es demnach
herum gedrehet wird, schläget es das waßer so es unter sich findet
immer in diese Rinne hinein, und nöthiget es also auff,, werts durch die Rinne in einen canal
zu lauffen. Das Radt her,, umb zu drehen
brauchet
bloß Cam,, radt und trillis, welche
durch
windflügel getrieben
werd
werden.
4. beÿ dieser Gelegenheit muß ich auch der holländischen Pappier,,
Mühlen gedencken, welche dieses vor
unsern teutschen Mühlen
be,,10r
besonders haben daß sie die lumpen nicht zustampfen, sondern, sondern durch
be,, sonders dazu gemachte metallene hebels zerstampfen. Es laßen sich zwar die,, se hebel nicht wol zeichnen, zu erhaltung der memoria aber kan beÿstehen,, der Riß noch etwas dienen.
Ihre Säge stampf und öhl Mühlen p: sind auch gar schön, selbige aber in
Rißen vorzustellen leidet die zeit und der Raum nicht, welche ich zu
diesen Anmerckungen destiniret.
6.5. Von Tras, und Tras,,Mühlen
muß ich hier auch eine kurtze meldung thun. Tras ist
ein Sand von gewis,, sen Steinen, die man
bey Cöln fin,, det, und häuffig nach Holland führet, sie sind im waßer gewachsen, weßwe,,
gen sie tauchsteine heißen.
hernach beÿ
Gebäuden gebrauchet werden, von denen man anjetzo noch alte reste
findet. Aus diesen werden die Stei,, ne
gebrochen, nach Holland geführet und daselbst, auff solchen Mühlen,
alß hierneben entworffen zu sande gemalmet werden. Besten mischet
man 5. theile unter 6. theilen kalch. um eine Mörtel zu haben der im
waßer festhält.
6. Ist noch zu mercken die ahrt der ka, pen, welche mitten auff einigen
brücke
brückenalß zum
Ex
Exempel: auff der neuen
brücken, ü,, ber das waßer
sind, welche
wen die Ma,, ste daran stoßen von
sich selbst
auffge,, hen, und hernach wieder zufallen, wel,, ches bloß an der form derselben klappen
gelegen ist, welche wie hiebeÿ stehende Figur in
etwas erinnert, muß gema,, chet werden.
Mit diesem wil ich die Remarquenvon der Stadt
Amsterdam
Amsterdamm beschließen, deren, noch viel mehr sein könten, da,,
fern ich zeit genug gehabt, alle ma= chinen und
kunstzeuge auszufragen, deren man sich in dieser vortreffli,, chen Stadt bedienet.
Von10v
Von Amsterdam
nach leiden sind 7. gute Stunden. Diese
Stadt ist sehr groß und eine der schönsten in Holland, auff dem land
umbher, die aller,, fruchtbahrste. Was die
Merckwürdigkeiten dieser Stadt anbelanget, bestehen dieselbigen
meistentheils in denjenigen raritäten welche sich beÿ der
Uni= versität in den
Medicinergarten, und auff der Anatomiekammer befin,, den, welche aber
hieher nicht gehören, weil gegenwärtige remarquen al,, lein auff die Architectur, und deren anverwandte künste gehet. In dem Hÿbernaculo des Horti medici ist ein
gantz accurates model von
eine
einemhöltzernen Moscovitischen hause. An gebäuden ist in der Stadt nicht viel
son,, derliches. Auff der rechten seiten der
Rappenburg wen man von Amster,, damm
kömt, bald am ende der Stadt, ist ein hauß, welches den Hoff nach art der frantzösischen hôtel vor sich, und zuforderst nur einen niedrigen vor,,
zug hat, daran die Ionische Ordnung, gar sauber und accurat ausgetheilet, und nett aus quadersteinen gearbeitet ist. das Gewandhauß ist auch gar sauber und verständig
angeleget. In dieser Stad ist eigentlich der tuchsta,, pel, indem in gantz Holland so gute tücher und laken nicht gemachet
werden können, alß daselbst. Die Fortification ist auch nichts
besonders wird auch gar schlecht unterhalten.
Von Leiden nach dem Haag
sind drittehalb Stunden. Dieses ist jetzo der angenehmste ohrt in
Holland, sonderlich wo die liebhaber des Hofflebens,
welche
daselbst eine viel angenehmere lebensahrt vor sich entworffen, als in den
übrigen Holländischen plätzen. Es sind zwar gar schöne
Häuser da,, selbst, alleine sonderliche Architektonische wißenschaft ist nicht daran zu,, sehen, doch die beÿderseits an der Printzen Graftt sind gar
prächtig, und nach dem Heutigen gusto gebauet. Doch
habe ich keines gefunden, welches abzuzeich,, nen der Mühe wert gehalten hätte. Der so genandte
Moritz Hoff, hinter dem Printzen hoff an den
großen teich, ist mit gantz correct odonirten durchge,,
henden Ionischen
wandpfeilern von Quadersteinen sehr ansehnlich gebauet,
und behält billig vor allen Gebäuden im Haag den preis. In der
Haubt,, kirchen ist ein schönes GrabMahl freÿ in den Chor
stehend, vor dem
berühmte
berühmtenAdmiral Obdamm, welches desto beßer beschreiben zu
können ich beÿ stehen,,
den Grundriß entworffen habe. Bei fueß
od
oderTombeau des
gantze
gantzenwercks, ist alß ein Piedestal von weißen Marmor erhoben, auff welchen an den vier Ecken, 4. Römi,,
sche Säulen stehen, welche einen bo,,
genweiß auffgelegten architra,,virten krantz, und
Himmel tragen, darunter stehet beÿ a. der Admi,, ral lebensgröße, aus
weißen mar= mor, wie
alles übrige gehauen, und neben ihme dreÿ kindergen, die seine Waffen
halten. Hinter ihnen stehet beÿ f. ein erhabenes
pede=11r
pedestal darauff eine große kugel, und auff derselben
ein Adler stehet, welcher eine fama träget. beÿ b .c. d. e. stehen auff niedrigen bilderstühlen, Fidelitas, Fortitudo, Vigilantia und Prudentia. Endlich sind an den Vier Seiten des Tombeau g. h. i. und k. vier berühmte
Seeschlachten, welche dieser Admiralcommendiret, basso relievo
gehauen. Die Inscription stehet oben an den Himmel
od
oder Decke des Grabmahls. Das gantze werck ist von weißen Marmor, ohne daß in dem Tombeau ümb die bassi relievi etwas wenig schwartzer, eingemischet ist.
Die bildhauereÿ ist nett fleißig und von guter zeichnung, die Vier tugenden
aber sind nicht mit genug deutlichen kenzeichen versehen.
Umb das Haag herum sind die königlichen lusthäuser, nebst
noch
einigen Gärten wol zu sehen.
1. Das Hauß im
busch ist klein aber gar annehmlich disponiret, und hat und hat nur in den untern Geschoß rechte
zimmer, darüber nur noch ein halbgeschoß vor bediente, und diese beÿde sind auch
von der Erde zimlich erho,, ben. Das
vorhauß, und deren liegende treppen sind reich von Marmor.zwischen der treppe durch gehet man nach dem Saal wie aus beÿstehenden
haubtriß zu erkennen, der eine gar besondere figur
hat, die gar annehm,, lich heraus komt,
sonderlich weil oben eine kuppel darüber ist, die von al,,
len seiten dem Saal licht giebet, ist mit RömischerArchitectur gezieh,, ret, die aber
nur auff an den Sei,, ten ausgeschnittenen
brettern ge,, mahlet ist, welches nicht zum
besten aussiehet, hingegen ist alles mit herlich gemählden von
Ant:
van Dÿck, Hondhost, Rubens und Jor- dan, und mit vielen Golde her= lich gemahlet. zu beÿden Seiten liegen Gemächer,
jedes aus Vier stücken bestehende. In dem
erste
erstenauff der rechten Seiten, ist an dem Camin ein
Gruß Marie von Ru,, bens. das letzte welches gantz klein
ist schön und kostbahr, die wände sind mit Indianischen holtz und lac,, werck
beleget, wozwischen allerleÿ felder gelaßen sind, die mit Chine,, sischer und Japanischer mahlereÿ und Atlas
arbeit ausgefüllet worden. die decke in form eines Muldengewölbes ist oben
auch mit
Indianischen Rahmen ausgekleidet, die mit Silber
und Gold reich eingeleget sind, und in ihren füllungen Spiegel haben. In
einem Cabinet auff der andern Seite, welches mit
diesen in Sÿmmetrie stehet, sind nicht weniger kostbar,, keiten. Es ist reich mit gediegenen Silber
und Gold beschlagen, und finden sich viel rahre migniatur stücke, vortreffliche metallene
Sigilla oder klei,, ne Statuen und ungemeine Corallstücke.
Von11v
Von da kan man bald zu des
he
herrn von St. Annenland
Garten kommen welcher gleichsam dreÿ besondere Gärten
ausmachet,
die nach dreÿ theilen der Weld liegen, vor welchen mitten das haus
angeordnet ist, das theil zur rechten hand im Hineingehen, ist das notabelste. wegen seiner schönen geschnittenen He,, cken, und taxusbäume,
von unterschiedlicher höhe, welche ein ander gar annehmlich überhöhen, und
dadurch ein schönes Theatrum machen.
Von diesen kömt man leichtlich in den schönen weg nach Schevelingen, wel,, cher in einer gantz geraden Allée von dem Haag
an biß nach
Schevelinge
Schevelingenmehr alß eine halbe Stunde weit hinausgehet, gantz gleich mit klinckers ge,, pflastert, und im übrigen so schön ist, alß sonst keine Allée in Holland, da daß das rechte Vaterland
der Alléen ist. Lincker Hand neben diesen weg lie,, get des Graf Portlands garten
Sorgvliet genandt, der wegen seinen un,, gemein schönen alléen,
und wol unterhaltenen und geschnittenen bäumen hoch zu æstimiren ist. die Gebäude sind da gar schlecht, und von holtz auff
gebau,, et. Der Vorgarten, und der berg
darinnen sind Ingenieus genug angegeben, und in der
Grotte, die sonst schlecht ist, finden sich woldisponirte Spiegel, die die vüe angenehm multipliciren. Auff der anderen
Seite vom Haag, nach Delpht zu liegen auch noch
zweÿ königliche lusthäuser.
Rÿswÿck, welches durch den letzten friedensschluß
berühmt worden, lie,, get mitten in einen
parc, und siehet zimlich wüste aus, weil der könig sel,, ten dahin kömt, es ist wol ausgetheilet,
weil aber die Architectur, theils negligent ausgearbeitet, und im ubrigen gar zu klein, und
Unansehnlich ordiniret ist, entgehet dadurch dem
hauß ein großes theil seiner Schönheit. Es enthält zweÿ Geschoß, davon das
untere Dorisch, das obere Ionisch.
die Dori,,sche ordnung ist mit
bossagen, die fenster sind mit vollen Gesimsen, und Gibelchen geziehret. Das
stehet nicht schön daß der borten über allen wandpfeilern verkröpfet ist.
die ausarbeitung ist auch gar schlecht. Das gantze Gebäude lieget in einer linie,
auff einer mit steinern Geländern von dem Hoff und Garten abgesonderten terrasse, von etwa 3.
od
oder 4. stuf,, fen hoch. Es hat in der
Mitte ein groß Corps de Logis von 9. Säulen weiten,
welches gegen dem Garten nach eine zimlich Vorlage hat. 3 Säulen weiten in
front, und 2. in flanq haltend.
Das untere Geschoß ist gantz mit offe,, nen
bogen, alß eine Logia. Darüber ist das Gemach, worinnen
sich die Gesandten beÿ dem Mediatore
versamelet haben, der das mittlere Corps de Logis
innen hatte. Es lieget auch der große Sahl darinnen. Neben diesen Corps de Logis sind beÿderseits Galerien, 7. Säulenweiten lang und 2 breit. Und an denselben
beÿderseits ein Pavillon 4. Säulen weiten lang und breit.
Dieweil diese austheilung so correct und gut ist, und
sich besonders wol zu den friedenstractaten
geschicket hat, wil ich hier einen haubtriß von den zimmern vorstellen.
a. der Sahl der algemeinen Conferentien.b. gemächer des Mediatoris.c. deßen Gemach zu den besondern con,, ferentzien.d. freÿplätze vor der treppe,e. galerien.f. gemächer der Alliirten
Ab,, gesandten,g. Gemächer der frantzösischen
Abgesandten.12r
Das untere Geschoß hat schöne ästriche von marmor,
die in jedem zimmer nach andern figuren
zusammengesetzet sind. Die Camine sind auch mit vielerleÿ
art Marmor bekleidet. Die böden und Camineinfaßungen in dem oberen Ge,, schoß sind nur von holtz, die thüren aber in den gantzen hause sind gantz
schlecht und sehr klein, welches einen großen Mißstand giebet. Der große
Camin im Saal ist mit schönen verguldeten
tischerwerck bekleidet, und ist des itzigen königs Uhr,, an Herr von fueß auff in lebensgröße davon daran
abgemahlet.
Hondslaersdÿck ist schöner und fället etwas
ansehnlicher ins auge alß Rÿswÿck, ohnerachtet wol daran zu
sehen ist, daß sie von einerleÿ bauMeisterangegen worden. Die innere disposition erweiset
abermahls, daß dersel,, be die austheilung
der zimmer beßer, als die übrigen Stücke der baukunst ver,, standen. Es bestehet der gantze bau, aus
ein
einemCorps de Logis, mit 2 flügeln die einen viereckigten
hoff beschließen, der fern mit einer Galerie und altangeendiget ist. Es hat zweÿ volkommene Geschoße, und darunter noch ein kel,,
lerei Geschoß mit niedrigen
fenstern. In Holland ist dieses Haus gantz gut in kupfer gebracht worden
durch
Gerhard Valck, woraus man gantz sicher von dem
Gebäude Urtheilen kann nach dem äuserlichen ansehen, nur ist dabeÿ zu,, mercken, daß die vordere faciate,
unten mit Ionischen, oben mit Römischen wand Säulen, im gantzen hoff herum aber unten mit Dorischen, oben mit Io,, nischen wandpfeilern geziehret ist, welches
zimlich wunderlich heraus komt, sonderlich da die zweÿ Pavillons nach dem Garten und auff einer Seite Ar,,chitectur haben, und
an den übrigen gantz glat sind. Das Vorhauß innen ist wieder Ionisch, sonst gar wol ausgetheilet, und mit busti so aus Stein ge,, hauen geziehret. Die Treppe ist über aus wol angeordnet mit ruheplätzen
und Geländern von Marmor, und mit einer hohen kuppel
gedecket, die an der decke ein schön gemählde hat, und umb und umb
durch ihre
fenster licht hinunterwirfft, daß die Treppe die schon unten von den ordinaren fen,, stern
licht hat vortrefflich erleuchtet ist, und in ansehen der zimmer fast zu,, viel. Aber außen auff dem Dache gegen den
Hoff fället diese länglich ova,, le kuppel gar flickhafft und miserabel ins Gesichte. An marmornen ästrichen
und Caminen ist eben wie zu Rÿswÿck nichts gespahret, und die Thüren sind
durchgehends eben so elend ordoniret. Im gegentheil
sehen oben die zimmer beßer aus weil sie wol meubliret
sind, und mit schönen Gemählden, von den besten Holländischen Meistern
geziehret sind, sonderlich ist das so genand,, te Ost Indische Cabinet der
königin zu
remarquiren worinnen nicht eines
fin,,12v
fingers groß ist, so nicht von OstIndisch,, Chinesisch,
od
oderJapanischer, Lack,, Mahler,, Stücke und anderer arbeit ist.
Von Haag nach Delpht ist
eine Meile. Diese Stadt ist eine der regulier,,sten unter den Holländischen. Sie ist vor
andern berühmt wegen der PorcellainManufactur, die noch täglich daselbst höher
getrieben wird, daß wer nicht wol zwischen Delphischer und Ost Indischer arbeit unterscheiden
kann, anitzo leicht,, lich eine vor die
andere nehmen solte. Die Gaßen und Häuser sind zwar nett, aber sonderliche
remarquen von Architectur sind
nicht daran
zuma,, chen. Das RahtHauß stehet freÿ auff
einen großen Marcktplatz, ist von schönen steinen mit recht fleißiger
arbeit erbauet, die Architectur ist wunderlich und
halb Gothisch, fället aber gar angenehm in die augen, wo,, zu das dabeÿ angewendete vergulden nicht wenig contribuiret. In,, nen
im Vorhauß gegen der thür über steht ein kleiner trohn,
od
oder platz mit 4. Dicken schwartz Marmornen
Säulen von dem vorhauß abgesondert, auff welchen dreÿ Marmorne bögen von gar guter arbeit ruhen. Das vor,, nehmste sind die Epitaphia,
welche etwas weitläuffiger beschreiben wil, Ge,, gen dem Rath,,Hause über in der alten
od
oderSt: Ursel
kirche. Sind diese zweÿ Tombeaux vor
andern zu sehen.
A. Ist des Admiral Mart: Hub: Tromps GrabMahl,
von Roht und weiß ge,, äderten, von weißen,
und von wenig schwartzen Marmor sauber zu,, sammen gesetzt, oben auff halten zwey Greiffen das
wapen, und liegen 2. alte tritonen daneben, die im
entwurff aus mangel des platzes sitzend gemachet worden, wie den alles zu
groß gezeichnet ist.
13r
B. Ist des Admiral Heinii Grabmahl.
welches gantz schlecht und von schwartz und weißen Marmor gemachet ist. Die arbeit und zeichnung ist beßer daran alß
an Tromps Grabmahl. Von beÿden ist nicht zu
loben, daß Sie eher kleinen Altären alß Grabmahlen
Gleich sehen.
In der andern kirche welche St: Hÿpoliti,
od
oder die neue genennet wird, ist das schöne GrabMahl Printz Wilhelms von Uranien der ermor,, det worden, worinnen auch Printz Moritz begraben lieget, Den auf,, riß davon zu machen hatte ich nicht zeit genug, der Grundriß aber
ist dieser.
Es ist ein Tombeau von schwartzen Marmor mit a b c d. bezeichnet, darauff
lieget Printz Wilhelm auf einer Decke ausgestrecket, beÿ
1.in einen langen Rock, und einen Hertzogshut, der fast einer
SchlaafMütze gleich siehet. zu seinen füeßen lieget ein Hund. Dieses al,,
les ist von Alabaster. Vorn beÿ 2. sitzet bemeldeter Printz
in vollen harnisch. Hinten beÿ 3. stehet eine fama von Metal, welche sehr wol
gezeichnet. Uber diesen Tombeau ist ein herlich Monument von weißen Marmor
gebauet nach anweisung vorhergehenden Grundrißes, nem,, lich auff den 10. Säulen in der Mitte liegen um und um
bogen, die ein kreutzgewölbe in sich beschließen. Auff den vier
Eckpfeilern, mit ihren daran gehängten Säulen, ist eine attique, so hoch alß die bogen über den andern, über allen diesen
gehet erst das Gebälcke her,, um. Die Säulen
sind von schwartz,, das übrige von weiß Marmor, an
den attiquen stehen Emblemata in bassi relievi, und darüber sitzen weinende kinder,
mit verloschenen fackeln.
zu13v
zu oberst stehen noch 2. weinende kinder welche die Inscriptionhalten D.O.M. et æternæ memoriæ Guilielmi Nassovi suprem:
Aurasionen- sium Principis Patris
Patriæ, qui Belgii Fortunas suas posthabuit et suorum. Valedissimos
Exercitus ære plurimum privatobis conseri,, psit, bis induxit Ordinum auspiciis. Hispaniæ
tÿranidem propalit: veræ religionis cultum, Avitas Patriæ leges
revocavit, resituit: ipsa
deniq
denique libertatem tantum non assertam Mauritio Principi Paternæ
virtutis Heredi filio stabilendam reliquit: Herois vere pii,
pruden- tis invicti: Qvem Philippus
II. Hisp: Rex. ille Europæ Timor, timuit, non domuit, non terruit,
sed embo percussore fraude nefanda sustu,, lit. Foederat. Belg: Provinc: perenni meritor.
monum. P.C.C.
zu Delpht habe ich beÿ den berühmten Leuenhoeck seine vortref,, liche Microscopia gesehen, weil
aber diese, ob schon sehr curieuse materienicht hieher gehöret, übergehe ich sie mit stilschweigen.
Von Delpht nach Roterdam.
sind 2. Stunden. Diese Stadt ist anitzo die Volckreicheste nach Amsterdam, und wegen der Schiffahrt sehr be,, rühmt. Dieses ist sonderbahr an ihren
port, der sonst wol beqwehmer ist alß der Amsterdamische, daß die größten Schiffe an einen ende der
Stadt ein, und an den andern wieder ausfahren, und solchem nach ihre
wahren gar beqwehm debarquiren können. Auff jeder seite
die,, ses Canals
stehet an beÿden Enden der Stadt ein Thor von passabeler
Architectur wie nachfolgender ohngefehrer entwurff, an den zweÿ
letzten zeiget. An beÿden seiten des Canals stehen
die besten häuser, von der Stadt, die sonst daselbst schlechter, alß in
bißher beschriebenen sind. An der einfahrt ist auff einer Seite ein Dorisches mit binden oder bossagen, welches von gar reiner Architectur
eben nicht ist.
Das andere auff der andern Seite, hat 4. Ionische
wandSäulen, welche ü,, ber die helffte aus
der wand stehen, das thor ist nicht gar doppelt so hoch alß breit. Uber den 4.
Seulen ist ein fronton. Ist also dieses thor zwar
gantz simpel, aber von gar reiner Architectur, aussen sind die Thore wie innen. Wen man biß zu ende
der Stadt komt, stehet das Thor A. zur lincken und
B. zur rechten Seite.
folgen,,14r
folgender auff und grund Riß zeiget die halbe Faciata
des landt,, hauses zu Roterdam. auff der hochstraße. Sie ist gantz sauber von qua,, der Steinen
gebauet, doch
ingegen die andere Ecke, welche auch freÿ gegen einer qwer Gaße steht, auff gut
holländisch von ziegelsteinen, und gar glat und schlecht erbauet ist,
welches der zierde des vordern baues gar viel benimt. Die dispositon an dieser Faciata ist gar verständig,
bloß die Schnirckel an dem fronton, über der untern
vorlage beÿ a. und über dem obern fenstern das
schnitzwerck, sind von keinen guten gusto.
Es ist auch hier zusehen die Glaßmachereÿ, und nahe dabeÿ, beÿ dem
He
Herrnvan
Vliet, die schöne papierarbeit.
In der Haubtkirche ist auch ein Tombeau des Admiral
Wittensens, welches gar gut gearbeitet, weil es
aber eben nach dem gustowie die Delphtischen gemachet ist, habe ich selbiges nicht
auszeich,, nen mögen.
Auff14v
Auff einer großen und
breiten brücken, die wie ein kleiner Marckt aussiehet
stehet des berühmten Erasmi
Roterdami Statue von über lebensgröße und
darunter diese auffschrift: Desiderio Erasmo Magno Scientiarum
atq
atque literaturæ politioris vindici instauratori Viro Seculi
Sui primario Civi omnium præstantissimo ac nominis immortalitatem
Scriptis æquiternis jure consecuto S. P. Q. Roterdamu Ne quod
tantis apud Se Suosq posteros
virtutib
virtutibus præmium deesset. Statuam hanc ex æere publico erigendam
curaverunt.
Es15r
Es hat dieser vortreffliche und besonders umb die literas
humani= ores hochverdiente Mann,
auch diese
sonderliche meriten, daß er den gebrauch des Torffs, und die Segel erfunden, deren man sich auff den
kleinen Scheuten bedienet, da man mit allen winden segeln kann.
Deßwegen eine so große hochachtung vor Ihn in Roterdam gewesen, daß sie auch das kleine hauß, worinnen er gebohren
worden, conser,, viret, und mit Teutschen, Spanischen und Lateinischen Inscriptionibusbeehret haben.
Von Roterdam nach Gaude fahrend, welches 3. Stunden davon ist, habe
ich eine Rollbrücke gesehen, die aber nur klein, und vor bau,,
er Schueten dienete. Mann könte sich
derselben auff den teutschen flüßen wol bedienen, man müßte aber besondere
Schiffe von 2. kiehlen, und demnach unten mit einen platten boden dazu
bauen.
Man hätte sie vor allen an Stat der Schläussen auff der Saalewolgebrauchen können. Die ordinäre Schiffe aber
kommen leicht,, lich darauff zu schaden.
Gaude ist eine ziemlich artige und reinliche Stadt, da
alle Schiffe durchgehen müßen, die von Roterdam nach Amsterdam, und vice versa
gehen. Das sonderlichste an dieser Stadt ist, daß sie durch hülffe der
Schläussen alle tage ihre Canäle ablaßen, und wieder mit
frischen waßer anfüllen kann, welches sonst keine Stadt in Hol,, land zu thun vermag.
An Gebäuden ist daselbst gar nichts zu sehen, ohne die große Marckt,, kirche St:
Johannis, welche wegen ihrer Glasfenster berühmt ist, die
vortrefflich in feuer gemahlet worden. Die zeichnung ist zwar
nicht
allezeit gar zu correct, und sind sonderlich gar offt die
füeße viel zu lang, offt ein fueß mehr als 11/2 mahl so lang alß das Haubt.
Indeßen muß man gestehen, daß die Glasstücke mit großen verstandt ajoustiret worden, daß sie die zeichnung nicht verstel,,
len, die colorit
und schattirung ist admirabel, die ordonantz zim,, lich und sehr
reich. In Summa man wird schwerlich irgendwo so schö,, ne gemahlte fenster und in solcher menge
entworffen, die auch
so15v
so viel licht durchlaßen, und ein Gebäude so wenig verfinstern.
Hertzog Ericus von braunschweig hat auch eines von den
besten fen,, stern mit verehret, worauff Heliodorus gemahlet ist, aus dem buch der Maccabeer, wie er wegen vorhabenden kirchen Raubs gestraffet
wird. Die Mahler welche diese Gläser fast alle verfertiget, sind 2. brüder,
Diterich Peter, und Walter Peter, beide
brabathen. In eben dieser kirche ist auch eine gantz schlechte Capelle außen mit ei,, nen weiß marmornen Portal geziehret, davon der auffriß
dieser ist. Oben auff in der mitte sitzen zweÿ weinende kinder an einer ur= na, über jeder
thüre lieget ein Todten kopf. zu oberst in der mitten sind noch 3. mit festonnen zusammengehängte wapen. Dieses Grabmahl ist des
He
Herrnvon Bevoerincks, burgermeisters zur
Gau, und
damahligen Abgesandten der Herren:
Gen
General: Staaten.
Von der Gau. sind 7. Stunden nach Dordrecht, alwo nichts besonders zu sehen. Von
Dordrecht kan man einen wagen nehmen biß an die
neue fähre auff eine Stunde. Von da gehet alle Stund, und öffters eine
Scheut ab nach Lage Swalff 11/2 Stund, und von dar
muß man einen karren miethen biß Breda,
welches noch 4. Stunden davon lie,, get.
Diese berühmte festung dem itz regirenden könig in Engellandalß Printzen von Nassow zuständig ist ein
vortrefflich Exempel ei,, ner verbeßerung, und verstärckung einer alten
fortificatio
fortification,welche von
den renommirten van koehorn glücklich
ausgeführet worden, deswegen bin ich 3. Stunden um den wall herum ge,, gangen, und habe nach anleitung des alten grundes,
den man in dem Theatro Europæo findet, die verbeßerung angezeichnet wie
beÿstehender Riß zeiget. Jedennoch ist nicht alles völlig vollen,, det, indem von a. biß
zu b. alle bollwercke herlich von brique auf,, gemauret, die übrige
aber annoch
bloß von Erde sind. Die alten bolwercke sind nicht allein auffs beste menagiret
word
worden, sondern auch die Außenwercke, daß solchem nach diese verbeße,,
rung16r16v
rung mit wenig kosten und ohne verlust des
terreno in der festung zu wege gebracht worden.
Doch ist beÿ c d. ein ganz spitzig bolwerck mit einer
großen Ecke abgeschnitten worden. Das Schloß ist nicht viel besonders, der garten
ist zimlich wol angeleget, und liegen zweÿ recht lustige kleine parc dabeÿ,
die Statuen aber sind von Thon, und so elend
geformet, alß wen sie von einen Töpfer gemachet werden.
In der Haubtkirche auff den großen Marckt, sollen schöne tombeauxstehen, ich habe aber so lange nicht bleiben können selbige zu besehen.
Von Breda muß man mit Extraordinar
gemietheten karren nach Antwerpen
gehen, weil keine ordinar fuhre dahin gehet. Diese
große berühmte Stadt lieget 10. Stunden davon, was aber dabeÿ zu remarquiren, will ich beÿ beschreibung des Rückweges
anführen.
Von Antwerpen biß Gent geht man mit einer ordinar
kut,, sche, die wie die teutschen land
Gutschen beschaffen ist. 10. Stunden weit lieget diese Stadt von Antwerpen, ist sehr groß und noch zimlich wol bebauet,
jedoch
nicht so schön alß Antwerpen. Auff einen großen platz ist auff
einer schwartzen Säule,
Caroli V. bild ins lebensgrößegehauen, und gantz verguldet. die arbeit ist noch leidlich. das Raht,, hauß stehet an einer Ecke, da zweÿ
Gaßen zusammen lauffen, ist sehr hoch und groß. Es hat Dreÿerleÿ Architectur. Auff einer Seite sind 3. Reihen
gekuppelte wandSäulen, vier Säulenweiten. Die unterste Dorische Ordnung ist mit binden
od
oderbossagen, mit den basen lauffen
sie in einander, an den Capitälen sind sie gantz,
ohne das eine platte auff beÿden lieget. Die Trigliphen sind sonst noch wol ausgetheilet, hierauff stehet eine Ionische ordnung, und darauff eine Corinthische mit kragsteinen, wie Serlio an der Composita machet, in
den
borte
borten. Hiernach ist das Gebäude längshin gantz Gothisch von sehr
kostbahrer Ar,, beit, alß man schwerlich
etwas beßers von solcher ahrt finden wird. Umb die Ecke gehet diese arbeit
auff 5. fenster fort, hernach kömt noch ein Stück wiederum von moderner Architectur, welches 19. Säulenweiten und so
viel fenster begreiffet, und gar ein gu,, tes ansehen hat. Unter dem 10. und 12. fenster steht in dem unter,, sten geschoß ein gut Portal mit einer wol disponirten freÿtreppe.
Von Gent gehet man mit einer gehängten Carosse nach Lilleeiner großen und schönen Stadt, 11. Stunden von Gent gelegen; Die
Fortification der Stadt ist starck, von hohen innen
und aus,, sen von ziegelstein gemauerten
wällen und bastionen, davor noch schöne Außenwercke liegen. Die
bolwercke sind an einigen orten gar klein, hingegen revetirte
raveline mit contregarden, die contrescar= pen haben places d’armes und traversen. Vor
der Porte
Malade sind die bolwercke größer mit schrägen flanquen, viereckigten Orillons, und
places basses retirées. Die Citadelle ist vor allen schön fortificiret, und der zu Antwerpen weit vorzuziehen. Es sind auch die Thore gar
artig disponiret, und sonderlich die so genandte
porte de
france, der des Malades
gantz neu von quadersteinen sehr hoch und präch
tig17r
tig angegeben wie folgender entwurff zeiget. Die proportion ist etwas enge und hoch, vergnüget das Auge sehr wol.
Die Sculptur ist sehr net und annehmlich.
17v
Es sind auch schöne kirchen in der Stadt nach moderner art gebauet, sonderlich 3. Die Dominicanerkirche, welche unten Ionisch, oben Corin= thisch ist mit zusammen gewachsenen Säulen und pfeilern, ohngefehr
von diesen grundRiß.
Innen ist die kirche mit bogen die auff Ionischen
freyen Säulen lie,, gen, und einer
emporkirche darüber nur von Stein, und auff einmahl so gut disponiret alß die Jesuiterkirche zu Antwerpen. zu beÿden
Seiten sind herliche Landschaften, mit kleinen geistlichen Historien.
Die kirche der Recollecten ist schöner und reiner von Architecturaußen sind dreÿ Reihen über ein ander, Dorisch mit
mutulis, aber nicht wol ausgetheilet, Ionisch mit eingebauchten borten, und Corin,, thisch. Die
face ist in etwas hier nach halb entworffen, innen ist
nichts remarquables von Architectur.
Die Jesuiter kirche ist gar klein aber niedlich, hat
einen schönen Altarvon Corinthischen rothmarmornen Säu,, len, mit einen schönen Gemälde. Das Portal hat 2.
gekuppelte Dorische Pfeiler beÿderseits, mit
ein
einem bogen dazwischen, von gar guter proportion,
wie folgender entwurff zeiget.
18r
Von Lille biß Arras sind
wiederumb 11. Stunden. Diese alte bischöf,, liche
Stadt ist eben nicht zum besten constituiret. Die
fortification ist gantz zerfallen. An Gebäuden
ist nichts
darinnen, ohne zweÿ Thürme, die renoviret, und oben
ziemlich wol façoniret sind. Die Citadelleist sehr schön gebauet, aber sie lieget niedriger alß die Stadt, und alß
der terreno umbher, aus was vor uhrsachen habe nicht
erfahren können. Deswegen sind auch um die Citadelle herum musqueten schuß
voneinand
voneinanderfünffeckigte detachirte Redouten von brique geleget, mit niedrigen
Gewölben versehen, haben aber keine retiraden, noch
communications li,, nien.
Von Arras biß Amiens,
sind wiederumb 11. Stunden, diese Stadt ist noch zimlich gebauet, doch siehet
man überall die Armuth der fran,, tzösischen
unterthanen hervorblicken, die Sie doch auff alle weise zu ver,, bergen beflißen sind. Es ist nichts remarquables in der Stadt, alß die Chatedral,,kirche Nôtre Dame, von
der die frantzosen ungemein viel wesens machen, alß wen man in franckreich nichts
gesehen hätte, so man diese kirche nicht sähe. Sie ist ertz Gothisch, und
nach dieser Ahrt kost,, bahr genug gebauet,
indem an den Vrissen der haubtthüre allein etli,, che hundert sitzende bilder von sehr miserabler zeichnung ausgehauen sind. Die Stühle im Chor sind
nach derselbigen art sehr wol von holtz ge,, schnitzet. Sie ist aber nicht einmahl so schön alß die Lorentzer
kirche in Nürn,, berg, und gegen den Thum zu Regenspurg gantz im geringsten nicht zu
vergleichen.
Von Amiens gehet man über Bretteville à 7.
frantz
frantzösische Meilen, St. Jus,
61/2
M.
MeilenClairmont, 3. Craille, 3. Lusarche, 3. nach St. Denis, a 4.
Mei,, len. Hier ist wiederumb die kirche St.
Denis unter die schönen Gotischen kirchen zu zehlen.
Es liegen darinnen die könige begraben, und sind viel schöne Marmorne Monumenta zu sehen, die aber alle von dem
Tombeau
des Marschall Tourenne übertroffen werden. Es
stehet an der lincken seite im hineingehen, neben den Chor, nahe beÿ
dem eingang, der runden
Mausolei der könige, welches Marot gar schön abgezeichnet, da es doch ein sehr zerfallenes Gebäude
ist, und sehr elend aussiehet. Ehe man zu des Tourenne Grabmahl kömmt,
stehet außen noch ein Grabmahl
von über dem liegenden bildnis des königs Lud: XII.+) auffgerichteten Arcaden zwischen welchen wol,, gehauene und gezeichnete Statuen
der Tugenden sitzen. Die Filles de l’Assomtion haben
an diesem orte ein artig klein kirchlein wie in folgender
fig
figur zu sehen, woran die Architectur gar correct, und die proportiones
wol ausgeführt sind, die construction ist recht und ac,,curat, im übrigen aber
gantz schlecht, die untere Ionische collonatescheinet gantz Scamozzi proportion zu haben, wie den die Säulen selbst
mit ihrem Gebälcke fast gantz deßen austheilung behalten haben. Das gantze
werck ist von Quadersteinen, und mit Schie,, fer gedecket. + und
Anne de Bretagne
Von18v
Von St.
Denis ist noch 11/2 Meilen nach PARIS. Da
ich durch die Pforte St. Denispassirende, dieselbe mit Blondels Riß in seinem Cour d’Ar,, chitecture gantz einstimmig befunden. Sie ist innen wie
außen dispo,, niret,
und die bildhauereÿ daran ist auserlesen gut. vor dem ältern Anguier, Girardon hatte den anfang
daran gemachet, muste aber um der königlichen Arbeit wegen davon abstehen.
Sonst ist in der Rüe St. Denis von Architectur eben nicht viel zu sehen, ohne die Fontaine des In,, nocents,
welche
billig vor ein recht gutes Stück der reinen baukunst gehalten wird. Es hat
das Gebäude zweÿ Etagen, davon die untere gantz
schlecht, die obere aber gar zierlich ist. Es ist an ein Hauß angebauet und
hat zweÿ Seiten alleine freÿ, deren eine nach der Gasse St. De,, nis zweÿ, die
andere Dreÿ bögen von recht guter proportion, etwas
über Doppelt hoch begreiffet. Dazwischen sind Composite Pfeiler 5: Mo,, dul weit. In den bögen stehen Geländer.
zwischen den Pfeilern sind Nimphen gantz bas reliev in allerleÿ Statuen, von
guter zeichnung, sonderlich an den Gewändern. Unter den Geländern
der19r
der bögen an dem Stück welches die Säulenstühle formiren sind bassi re,, lievi von kindern und Najaden. Jean Gougeon ein habiler bildhau,, er hat Anno 1550. dieses gantze werck angegeben, und gearbeitet.
Der gusto des werckes ist recht Antichisch. Es ist aber schade daß dieses werck so gar nicht
gereiniget wird, welches auch den meisten übrigen in Parisfehlet. besiehe die folgende
fig
figur den Grundriß und aufriß der werden faciata.
Unten über dem Wasserhahnen stehen die worte Fontium Nimphis.An der Seite stehet auff schwartzen Marmor, Quos duro cernis simulatos marmore fluctus, Hujus
Nimpha loci credidit esse suos. 1689.Weiter hinauff in der Rüe St: Denis auff der andern Seite. ist
die kirche St. Leu et St. Gilles, ein gar schlecht
Gebäude. Doch
ist darinnen zu no,,tiren das Abendmahl, an dem HaubtAltar
von Francisco Porba. wel,, ches wol gemahlet ist. An der lincken Seite neben dem Schiff ist
eine Ca,, pelle,
welche mit einer kleinen kuppel erleuchtet, und sonst artig
ordi,19v
ordoniret ist, reich von Gemählden, darunter das Abendmahl der Jünger zu Emaus gemahlet ist, alß wen der Heyland einen
Jünger eine ho,, stie
reichete. Hinten neben dem Chor ist ein Tombeau de Charlo,, te de Besançon, von
Girardons invention, und guter arbeit, wobeÿ
sonderlich ein bas reliev estimiret wird, welches
vorstellet wie diese Witibe de Lumoignon eines Staat Rahts von den
Armen begraben wird, dene sie viel gutes gethan. Das übrige der Stadt habe
ich in fol,, gender ordnung besehen.
1. Den Pallast aux Thuilleries, deßen beÿde faciaten von Marotgestochen zusehen sind, worauff man sich vollig verlaßen darff. Es
sind diese faciaten gantz von Quadersteinen mit großen fleiß und viel kunst gearbeitet, und ist
kaum zu sehen daß diese Arbeit zu unterschiedenen zeiten gemachet worden.
An dem mitlern Ge,, bäude gegen den Hoff ist
doch noch viel Marmor, alß die Säulen alle an den
mittelsten Pavillon, von allerhand art, die beiden an den
Ionischen Pfeilern, und hier und dort die
füllungen an den wänden unter den fenstern. Die
Proportiones des mittlern und ältern Ge,, bäudes, sind beßer alß die neuern stücke außen zu
beÿden Seiten, da sonderlich das gar zu hohe Gebälcke über den Corinthischen Pfeilern, die Pfeiler gantz
schwach und
unansehnlich machet. Der Profil dieses Ge,,
bälckes ist von besonderer ordonancewie hieneben zu sehen. Ich habe a,, ber
nicht nur an diesem, sondern auch mehr andern wercken observi,,ret, daß des Vignola proportion der Corinthischen Gebälcke von 5. Mo,, dul nicht angenehm sondern zu
schwehr ist. Indeßen haben die bau,, Meister zu Paris fast in allen ihren wercken Vignola am
mei,, sten gefolget. An dem mittlern
Gebäude ist in der andern Reihe die ordnung
nicht fort geführet, son,, dern anstat der
Corinthischen Pfei,, ler gaines des Thermes mit
Corni,, schen gemachet, darauff busti ste,, hen sollen, deren aber
nur we,, nige gegen dem Garten vohan,, den sind.
Innen ist dieser Pallast gar wol zu sehen. Unten ist das vorhauß gantz
mit Arcaden durchsichtig gemachet zwischen denen Ionische wand,, Pfeiler und Säulen
stehen, über denen liegen gantze, aber viel zu niedrige Gebälcke, und ist
falsch, daß es einige vor einen Architra,, virten krantz ausgeben, indem sie sich durch
die kragsteine betriegen laßen, die im borten stehen.
Die treppe ist auff
gewölben von Qua,,
der,,20r
dersteinen nach der
coupe des Pierres recht wolgebauet., Die zimmer sind
alle sehr reich vergüldet, das schnitzwerck auff den Thüren und
fensterRah,, men ist sehr reich zierlich und
nett geschnitten. An den wänden sind aller,, leÿ Grotesquen mit allerhand schönen farben, auff
Goldgrund, theils gemah,, let und mit Gold
erhöhet auff einen weißen grund, alles von herlichen und besonders
angenehmen erfindungen. Die Mahler heißen Lemoines,
einer von
Paris, der andere aus Lotharingen bürtig, die dieselben ge,, mahlet haben. Sonst ist der Plafond in dem Garde Saal Grau in Grau von Loye, der auch den in der Antichambre bund gemahlet hat
eine auf,, gehende Sonne, vor der Aurora hergehet, und die von den Stunden und andern
heidnischen Gottheiten begleitet wird, daneben sind auff 4. Papp Rollen die
Vier Jahreszeiten gebildet. In dem Cabinet ist der Plat,, fond von Bertolet. Die verguldete
Corniche ist mit vielen zierrathen von Gibs
übersetzt an dem Spiegel Gewölbe von Lerambert, die Statu,, en aber die daneben sitzen und liegen sind
von Girardon. Die große Galerie ist an den
wänden gantz schlecht und demeubliret, aber die kost,, bahren Schräncke
die daran stehen meritiren wol besehen zu werden. Sie
sind meistens mit einer guten Architectur von Jaspis und andern kost,, bahren steinen, wozwischen allerhand mit gestochenem
Silber und Gold, mit miniatur und anderer weise
gezierte felder ausgetheilet sind. Die Decke en
berceau ist sehr wol gemahlet, und ist daran die decke der
Galerie Farnese zu Rom, welche Ann. Carachio gemahlet,
mit großen fleiß durch Erard copiret worden. Die nackende
bilder auff dem krantz die daselbst von Stuc sind,
sind hier bloß gemahlet, aber so wol und natürlich daß man sie vor erhaben
ansiehet. Der königin Ge,, mächer, welche gegen dem
Garten zu
liegen, sind kleiner, daneben liegen annoch ein Cabinet und eine kammer gegen den dene Garten, die man zu
des königs
zimmer rechnet, worinnen der Platfond, und
die Gemählde über den thüren von Coypel den altern sind.
Der königin Gemächer
hingegen hat Nocret gemahlet, an denen vornehmlich zu
ta,, deln ist, daß sich die Historien an dem Platfond an solchem ort nicht schi,, cken, auch nicht verkürtzet sind, welches ein
unangenehm aussehen giebet. In der königin Gemach sind schon der Camin und die thüren mit Spiegeln geziehret, daß also dieses so
gar neu nicht ist. In die untern Gemächer des Dauphins,
da die Modelle der vornehmsten festungen liegen, wird
nie,, mandt leichtlich mehr eingelaßen. Die
Salle des
Machines, oder das Theatrum,
welches benebst der Capelle und treppe den untern theil
des Gebäudes einnimt ist sehr herlich angeleget, und mit Marmor artig gemahlter und reich vergoldeter Architectur sehr ansehnlich gemachet. Die disposition der Säulen in dem Proscenio ist
prächtig, sonderlich aber der platfond über der parterre ohngemein kostbahr und sehenswür,, dig. Der könig hat seinen platz zuvorderst auff der parterre, und ist derselbe von den daneben liegenden
Stuffen bäncken, durch ein 2. fuß hohes eisernes Geländer unterschieden.
Die Gemählde an dem Plat,, fond darüber, sind von
le
Brun gezeichnet und
vo
vonCoypel gemahlet.
Es20v
Es kômen eine große menge leute, ohne einer dem andern zu hindern
darinnen zu sehen, ohnerachtet der Platz des parterre
Gar klein ist. Aber 7000. Persohnen wie die frantzosen angeben können
schwerlich Platz dar,, inen finden, alß aus
der planimetrischen ausberechnung des platzes klar mag
dargethan werden. Der angeber dieses Theatri ist ein Italiänischer Edelman Vigarini gewesen.
Der Garten aux Thuilleries ist recht anmuthig zu promenaden, und mangelt es darinnen an alléen, geschnittenen bäumen und terrassennicht, aber von Fontainen, Statuen,
u.
und
d.
der
gl:
gleichen ist nichts notables darinnen. Die freÿtreppen an den
terrassen sind sehr wol angegeben, und auff Ma,, rotsGrundriß von diesen Garten
gantz accurat vorgestellet. Der be,, rühmte le Nôtre, der gleich
daran wohnet, ist der angeber davon. Sein Gemach besteht in 3. auff
einander folgenden kleinen stücken, davon das hintere alß ein kleiner Saal
passiren kann. In dem mittlern stehen ein hauffen
schöne metallene Statuen, nach den antiquen beÿsam,, men, die alle
von guten händen sind.
Das Louvre ist ein herlich Gebäude, und ist schade daß
nicht daran fort,, gefahren wird. Erstlich
ist der eingang, der von Perrault angegeben
word
worden, ein Meisterstück der baukunst zu schätzen. Ich habe deßen auff
und Grundriß in etwas entworffen, wie auff folgenden blatte zu sehen. An
dem Gebälcke hat der auctor unter den Sparrenköpfen
einen kehl,, leisten, und über dem borten einen wulst gesetzet, welches gegen den
gewöhnlichen universalgebrauch gantz umgekehret ist,
deswegen habe ich
es hier entworffen. Der krantzlei,, sten ist auch zu gleich. Es scheinet das Gebälcke höher alß 4. und
niedri,, ger alß 5.
Mod:
Modul zu sein. Der Rinne,, leisten solte größer, und der krantz,, leisten kleiner sein.
Die ausführung von lauter schönen großen Quadersteinen, ist so volkommen, alß man etwas er,, dencken kann, alle perpendicularfugen sind so vil möglich gewesen verstecket. Die Architravensind nach dem coupe des Pierres aus vielen stücken
zusammen gesetzt, und obschon diese Stücke innerhalb der Mauer keilförmig
geschnitten, sind sie doch außen wo sie ins Gesichte fallen, gantz gerade
abgeschnitten, wodurch es desto verwundersahmer aussiehet. Aber beÿ dem
meist
meistendergleichen gerahden Schwellen, wie zum
Ex
Exempel: über der mitlern thür= re, sind dennoch eiserne stangen untergeleget. Es ist diese art der
Schwellen und Architrave nunmehr gantz gemein in
paris, aber vil darunter sehen schon baufällig aus,
in welchem Stücke beson,, ders Peraults wercke sich von dem übrigen distinguiren. Die Glie,, der über dem krantzleisten des Frontons, sind auff jeder Seite hin,,
auff21r21v
auff, gantz aus einem Stücke, und hat es
freÿlich kunst bedurfft, solche sehr lange und breite aber ganz dünne Steine
unzerbrochen hinauff zu bringen. Es ist eine besondere Machine dazu gemachet worden, die die frantzosen über des
Fontana arbeit erheben, mit der er den Obeliscum im Vatican zu Rom auffgerichtet hat. Die
dispo,, sition
dieser Architectur, aber nur in Pilastern, ist auch außen an der seite des Louvre behalten die gegen dem waßer siehet. Alleine
daß über den haubtfenstern zwischen den Corinthischen
Pfeilern, die gar schön und proportionirlich sind, im
andern Geschoße nur niedrige schlechte bogenfenster sind, wie beÿstehende
fig:
figur ausweiset, könnte ei,,
nigen mit recht vielleicht mißfallen. Indeßen wird diese disposition gar sehr in Paris, sonderlich an Mansards Gebäuden
befunden, alß auff dem Place des Victoiresund auff der neuen Place des Conquêtesoder de Vendôme. Außer zweiffel
benimt dieses dem Majestätischen ansehen des übri,,
gen baues gar viel. Der hoff ist ein
sehr großer Viereckigter Platz, daran ein winckel noch das alte
Gebäude hat, wel,, ches einen winckelhacken
formiret, und weniger alß die helfte des itzigen
gantz
gantzenGebäudes ausmachet. Es bestehet die ordo,,nantz in 3. Geschossen, davon das unterste
Corinthisch, das andere Römisch, das dritte nur eine attique ist.
An dem neuen Ge,, bäude ist die gantze
austheilung behalten, ohne daß das dritte Geschoß auch eine volkommene höhe
hat, und anstat der halbpfeiler mit einer gantzen ordnung geziehret ist, welche die præ,,
tendirte frantzösische werden solte. Das alte Louvre, deßen austhei,, lung
Marot in einem auffrißpubliciret hat, ist völlig ausgearbei,, tet, und kan niemandt leugnen, daß nicht allein gar
gute propor,, tiones
dabeÿ observiret, sondern auch alles mit der größten kunst
und möglichsten fleiß ausgeführet worden, es ist viel schnitzwerck, aber
oh,, ne verwirrung, und dasselbe so nett und
accurat ausgearbeitet, so wol ordiniret, und so verständig erfunden, daß es nicht zu verbes,, sern ist. Das neue werck sol eben so
ausgeschnitzet werden, welches un,, erhörete
kosten und noch viel zeit erfordern wird. zur zeit ist alles nur nach der
frantzosen weise ebauchiret; Daß ist alle stücke die
geschnitzet sollen werden, bekommen von dem Steinmetzen allein überhaubts
die ohngefehre gestalt, und die haubtmaße der höhen und ausladun,, gen, und also werden sie mit eingemauert.
hernach arbeitet man sie an der wand aus. Paris
ist gantz voll solcher ebauchirter wercke darunter
einige so alt sind, daß sie einfallen dürfften, ehe sie aus,, gearbeitet werden. Ein guter bauMeister machet sich
daraus ei,,
ne22r
ne Regul, sich so viel
müglich von vielen schnitzwerck zu hüten. Das tach ist gebrochen, eben wie
die so man a la Mansarde nennt, wie es nun lange vor
Mansard gebauet worden, erhellet, daß er fälschlich
vor den erfinder derselben ausgegeben wird.
Innen ist an dem neuen bau noch nichts gemachet, sondern es ste,, hen die bloßen äußern Mauern. Das alte Louvre aber hat innen viel sehenswürdiges. Von den
obern Gemächern sind einige der Aca,, demie
Françoise, und einige der Academie
d’Architecture eingehe,, ben, die herlichsten stehen ledig, und sind auff eben
die manier wie die aux Thuilleries
geziehret, auch besonders reich von Gold und schnitzwerck. Ich will hier
kürtzlich des merckwürdigsten etwas gedencken.
Die Treppen zu beÿden Seiten welche unten das Vestibulum, oben die Capelle begreiffen, sind à deux
rampes zwischen Mauern, mit reich ge,, schnitzen Tonnengewölben gedecket. In den Gemächern der bauMeister Academie ist von zierathen nichts
sonderliches zu melden, das merckwür,, digste darinnen sind die Modelle von verschiedenen
Gebäuden des köni,, ges. In dem ersten Gemach, in welches
man aus der Academie des Devises kömt, stehet unten neben dem
eingang ein Modell von der höltzernen brücke des Perault recht mit steinern wiederlagen auffs
fleißigste gemachet. Es ist auff 32. fueß weit gesprenget, und die höl,,
tzer sind keinen zoll dick außer gar
wenigen. folgende
Fig:
Figur giebet ei,, nen
ohngefehren auffriß davon.
Die festigkeit dieser brücke zu erreichen, hat man das Modell
mit einer großen last steine beleget. Uber dieses stehen zweÿ große Mo,, delle, eines von stein nach Peraults angeben, das andere von holtznach
Louis
le Vau, wie die haubttreppe im Louvre solte gebauet wer,, den.
oben22v
Oben in einen von den
Gemächern der Academie d’Architecturstehet ein großes Modell von dem gantzen Louvre, wie es jetzo ange,, leget ist, und noch eines von dem neuen haubteingang, von dem
vorgemeldet worden, nach größern Maaßstab à part. Das schnitz,, werck ist sauber darauffgetuschet, und sonst
nichts vergeßen worden. Die Faciata gegen dem waßer
ist herlich, mit zweÿ vorlagen an den Ecken, und mit einer großen
freÿtreppe disponiret, denen man
aber im werck nicht gefolget. In einen andern Gemach stehet die haubt,, Entrée von Perault noch einmahl gar groß von braunen holtz, itemein General
modell von gantz fontainebleau, ein größeres von dem haus zu fontainebleau à part. Eines von Chambor, wie es sol reno,, viret werden. Eines von der Treppe zu Nancÿ, umher ins gevierdte an der rampe mit Ionischen Säulen besetzet.
It
Item: zweÿ Modelle von Capellen gar componirter figur, und zweÿ von kuppel,,dächern. End,,
lich ist des berühmten Cavaliero
Bernini Modell zu der haubt Entréedes Louvres, welches die dreÿ andern von den frantzosen
gegebene desseine an ansehen übertrifft, alleine daß
zwischen zweÿ Säulen zweÿ mahl fenster stehen, und die dreÿ schlechte bögen
zum eingang sind meines erachtens etwas schlechtes. Die Romische ordnung mit dem Gebälcke von kragsteinen, ist sonst in
viel besseren propor,, tionen ausgetheilet alß an den übrigen. folgendes blatt giebet einen
entwurff von der halben faciata.
Das folgende
zimmer ist gar prächtig und reich von Gold, doch ist nichts dabeÿ
sonderlich zu mercken. Aus denselben gemächern gehet man nach der
Galerie
d’Apollon, welche gantz demeubliret, und mit gerüsten besetzt ist. Indeßen siehet man
daselbst mit vergnügen das tonnen Ge,, wölbe
der Galerie, welches zuvor an den Gemählden nach wenig
aus,, gearbeitet, an deren einfaßung aber
durch Girardons hand fast gantz volkommen und sehr
herlich ist. An dem halben Circul, an dem ende gegen
das waßer ist das
gemählde fertig, und in einen unter den Car= touchen. Sonst ist darinnen noch zu sehen die
Bataille
d’Arbelle von le Brun, 16. fueß
hoch und 39. lang, und daneben von Paul Veronese ein
Stück fast eben so groß, vorstellend das Abend Mahl Christi, beÿ dem Pharisæern, da die Sünderin hinein kommen ist. Dieses
gemahlde ist es welches die frantzosen fälschlich vor die hochzeit zu Cana in Galileaausschreÿen, welche noch auff diese Stunde in dem Benedictinerklo,, ster zu Venedig stehet. Außer diesen sind noch auffgehänget eine
Fa= milie von Darius, imitiret nach der von le
Brun durch Mignard. Es kömt
aber jenen beÿ weiten nicht beÿ. weiter ist daselbst eine schö,, ne Bataille von Salvator Rosa,
ohngefehr 5. fueß hoch, 8 fueß lang.
In einem Gemach weiter
nach der Academie des Peintres, ist eine
Sainte
Familie von Da Vinci,
it:
item 2 runde Schilde, in,, nen
und außen mit tausend kleinen herlich gezeichneten strei,, tenden Männern grau in grau gemahlet, von Julio
Romano, Uber dieses sind daselbst von le
Brundie passage des
Granici, und
die23r23v
die überwindung Pori, weiter in einer kammer sind gute copi,, en von
Raphael, eine liegende Venus von Tition, le Triomphe d’ Alexandere von le
Brun, wie auch sein allerbestes stücke die abneh,, mung vom Creutz. Endlich sind auch noch einige pourtraits von Ren,, brand und Ant: van Dyck. von da
kömt man in die Mahler Aca,, demie, und erstlich zwar in den Sahl da die Academici ihre versam,, lungen
aller Sonnabent halten. Dieser ist gantz angefüllet, theils
von den Stücken welche ein jeder Meister hineingegeben, der unter die
Academices auffgenommen worden, theils von denjenigen
wel,, che von den ausgelernten Schülern um
einen von dem könig
gesetzt
gesetztenPreiß gemachet worden, theils auch nach den Antiquen abgeformete
Gibs Modelle, alß die Venus de Medices, Laocoon, Antinous, Hercules Farnesius,
Flora, und die Athlete¸
dabeÿ siehet man die contrafaitsund Busti der wohlthäter der Academie gemachet. Von dar
gehet man noch durch ein Gemach, mit allerleÿ Mahlereÿ angefüllet, und kömt auff
den Sahl da sich die Scholaren
versamlen, der mit Gibs,,Modellensonderlich von Bassi relievi, wie auch mit guten
Gemählden reich gezieh,, ret ist. Endlich
gehet man davon in die zeichen
kammer, da das leben,, de
Modell auffgestellet wird, davor zweÿ sind, ein
frantzoß und ein Italiäner, bede gar wol gewachsen,
deren jeder eine woche um die an,, dere 3.
Stunden stehet, und jährlich 400.fr: bekömt. Aus der
Mahler Academie kann man auch auff die lange Galerie des Louvre kom,, men. Die länge derselben ist 1362
frantz:
frantzösische fueß, daß man sie kaum außsehen kann, ich habe über 700: meiner
Schritte gezehlet. vorn an den Louvre ist sie ein wenig
ausgemachet
mit höltzerner Archi,, tectur an den wänden, und einen grau in grau gemahleten tonnen,, gewölbe von Poussin: Es sind aber lauter kleine felder, und klei,, ne bilder darinnen, welches nicht gut
aussiehet. Alß ich sie besahe, hat,, ten
eben die Mahler der Academie Jährlicher gewohnheit nach ihre
wercke jederman zu freÿer beschauung darauff ausgehänget. Was nun die
vollkommenheit der zeichnung anbelanget, traue ich mir von so habilen Meistern nicht zu urtheilen, was aber die ordonantz,die action, und den Geist anbelanget, trage ich kein
bedencken, des jüngern
Coÿpels, eines Mannes von 30. Jahren
arbeit, allen andern vorzuziehen.
Wen man von der Mahler Academie herunter gehet, kan man
von
hinten in die untere gemächer des Alten Louvre kommen, die man
nach
ein daselbst befindlichen haubtgemach les Bains de la Reinenennt. Es kan an ziehrrathen nichts reichers ausgedacht werden, alß
dieses zimmer. Es sind alle gemächer über und über auff holtz ver,, guldet, auff den leisten ist vortrefflich
schnitzwerck, auff die füllungen sind schöne grottesquen gemahlet. Ein gemach hat viel landschafften al fresco. Die platfonds sind frantzösischen
Gebrauch nach, reich ver,, guldete
Spiegelgewölber mit schönen Gemählden. Alle Mahlereÿ in diesen Stücken in
ist von
Francesco Romanelli einen Italiäner.
In24r
In dem Sahl des
bades stehen die nach dem leben gemahlten pourtraitsder vorfahren der königin, von Philippo. I. an, biß auff
Philip: IV. Dieses gemach ist das schönste unter
allen, obschon nicht gar so reich ist alß das Ca,, binet, die wände sind mit
vergüldeten taffelwerck verkleidet, mit da,, zwischen gesetzten schwartz marmornen Ionischen
pfeilern, deren Capitä,, le und füße von verguldet Metal sind, der platfond ist auch gantz verguldet, auff die felder
sind grotesquen mit lapis Lazuli claro
scurogemahlet. Ein theil von dem boden des Gemaches ist ein wenig erhoben,
und mit Marmor beleget, darauff das badegefäße von
weißen Marmor stehet. Dieser platz ist durch ein
schön marmorn Geländer von dem übrigen abgesondert.
Der Sahl der Antiquen, welcher nahe dabeÿ ist, wird billig
betrachtet alß ein kostbahres Stück der Architectur. Es
ist gantz mit Marmor bekleidet, und an den
bilderblinden sind schöne Sau,, len, alles
von rahren und seltenen Marmor. In diesen blinden
stunde
stundensonst antiche Statuen, die aber jetzend nach Versailles gebracht sind. Das letzte gemach dieses
zimmers ist der Schweitzer
Sahl, durch den man in das Vestibulum wieder gelanget. Die Vier Cariatÿden von unge,, mein schöner
arbeit, und proportion, sind in PeraultsVitruvio gantz accurat abgezeichnet zu finden. Die Cariatyden zu oberst an dem Pa,, villon, durch welchen man in das Louvre auff seiten der Thuilleries ge,, het innen gegen den hoff sind nach denselben
gemachet,
doch mit
weni,, ger fleiß. Gaugeon ist der Meister von jenen, der so viel herrliche
wer,, cke zu Paris
hinter sich gelassen. In diesen Sahl liegen itzo eine große menge formen
von Gibs, die der könig auffs genaueste in Rom über die antichen formen laßen, um gute Copien davon zu bekommen.
Von dem Louvre kan man zu nächst nach der Straße St:
Honoré ge,, hen,
daselbst gar vil zu sehen verfället, und erstlich das Palais
Royal, welches dem Duc de Chartres vom
könig
geschencket worden ajetzo aber annoch zugleich von deßen
H
Herrn Vater dem Duc d’Orléans bewohnet wird. Außen ist
das ansehen des Pallastes gar schlecht, wie es sehr
niedrig ist, sonst könnte es wegen des davor liegenden platzes, und wegen
seiner breite wol pasiren. Innen sind vornehmlich 3.
haubtzimmer wol zu,, sehen, eines de Madame, das andere de Monsieur, das
dritte du Duc de Chartres. Das erste ist sehr niedrig, aber
gar reich geziehret, die Gemä,, cher sind
auch sehr klein, eines darunter ist mit verguldeten taffelwerck geziehret,
daran die füllungen wechselweiß mit gemählden und mit Spiegeln besetzet
sind. Das andere zimmer ist etwas höher, und raum,, licher, und ist vor allen das Cabinet sehr reich, da die mit verguldeten Rahmen bekleidete
wände, mit den herlichsten miniaturgemählden ü,, ber und über besetzet sind, auff einen
schönen Schränckgen von Mar,, queterie sind stuffen weiß eine ziemliche
anzahl Silberner Medaillenauffgestellet, daß die auff einmahl gar nahe ins Gesichte fallen, In
diesem Gemach sind die Camine anjetzo auff die meiste
frantzösische mode mit Spiegelen angeleget, die
einfaßung rücket auch weit
von24v
von dem übrigen theil des Camines hervor, daß man
etwas darauff setzen kan. Nach dem dritten Gemach der Duchesse de
Chartres gehet man durch die galerie, diese ist noch auff die alte Manier geordnet mit einer gera,, den decke, da man die balcken siehet, welche reich gechnitzet, und hin und
wieder verguldet sind. An den wänden aber ist sie gar zierlich und an,, genehm, mit lauter Contrefaits ausgemahlet, die in lebensgröße, und in gantzen Posituren die größten und berühmtesten Männer Von
franck= reich vorstellen. Uber denselben und
dazwischen sind allerhand klei,, nere felder
ausgetheilet, worauff besagter Männer merckwürdigste Geschichte gemahlet
sind. biß auff wenig Contrefaits nahe an der Thür
durch die man in der Hertzogin de Chartres zimmer gehet unter
denen Tourennes bildnis mit ist hat der berühmte Simon
Voüet das übrige alles gemahlet. besagte zimmer der
hertzogin de Chartres sind der dis,,
position, größe, höhe und proportion nach weit schöner alß alß vorgemel,, dete. Die große Treppe dieses Pallasts ist gar schön, jedennoch nichts neues und kömmet
der aux
Thuilleries nicht beÿ. der Garten ist gar schön,
nach le Nôtre invention ausgetheilet.
folget auff eben die Seite nach der Porte St: Honoré hingehende;
Außen siehet diese kirche noch sehr schlecht aus. Innen ist sie
zimlich cor,, rect mit einer
Dorischen ordnung en pilastres
ausgetheilet. Le Mer,, cier soll der angeber davon sein. Neben dem altar stehen
zweÿ Statuen, eine von dem hln. Christo, die andere von St: Roch, beÿde
von Anguer gemachet. An der lincken seite ist eine dem hl.
andreagewidmete Capelle. Darinnen des besagten heiligen Creutzigung
von Iuvenet gemahlet ist.
lieget weiter hinunter an der lincken seite mitten gegen dem itzigen
neuen königlichen
Platz über. Die Faciata der kirche sie,,
het zwar innen gegen dem hoff, nach der
Porte St:
Honoré hin,, unter,
jedennoch ist außen über dem eingang des klosters hier neben entworffenes
Portal recht mitten gegen der Statue zu
Pferd über, welches eine gar gute Parade
machet.
Die Faciata der kirche ist zimlich, und ist ein gar
richtiger abriß davon in ZeilersTopographia Galliæ Part:
1. zufinden. Diese ist das erste Specimen gewesen,
wodurch der alte Mansard sich in creditgesetzet. Innen ist die kirche gantz schlecht, ohne das Capellen auff beÿden seiten, doch meistens mit holtzwerck reich
geziehret sind, dieses bestehet vor,, nehmlich in schön verguldeten Rahmen, die zwischen sich kleine Gemählde ein,,
schließen, marmor
ist nicht viel
darinnen. Die Capelle von Rostiny an der lincken seite im hineingehen ist die
Schönste, und werden darinnen kleine Römische Säulen von sonderlich rahrem marmor gesehen, den man vor antich hält. In der folgenden Capelle auff eben
der Sei,, te ist ein Tombeau
bestehend in
ein
einenbusto von weiß Marmor, auff
einer Rundung, und auff einen niedrigen Piedestal
stehen, daneben sind noch zweÿ Statuen von weiß Marmor.
Das25r
Das vornehmste ist des Comte
Henrÿ de Harcourt Tombeau von Mar,, mor mit verguldeten
festonnen, deßen gantzer abriß in folgen,, der
fig:
figur zu sehen. An diesen piedestal sind die
consoles an den ecken von einen gantz grauen
ohngeäderten Marmor, der zwar nicht gar schön
aussiehet, aber unter die raresten gezehlet wird.
Der Altar ist nur von holtz, aber fast gantz verguldet. Das Altarblat
ist eine assumtion der Mutter Gottes von
Bunel, noch zim,, lich gemahlet, und schon etwas alt.
Ehe25v
Ehe ich zu diesen kloster kömmen bin, hätte ich eines hauses gedencken
sollen, welches weiterhin auff an eben der Seite stehet, woran ich die
faciata abgezeichnet, wie hiernegst stehende figur zeiget, wie sie meines behalts von niemand
sonsten in kupfer gestochen
worde
worden. da sie doch nicht weniger remarquabel ist
alß die größten faciatender besten Hôtels. Es hat solches einer nahmens
Henrÿ
Pusfortauff gebauet.
Der26r26v
Der platz wo
vor diesen das Palais de Vendôme gestanden, wird anitzo ins
gevierdte mit einen sehr schönen Gebäude umgeben, daß auff dreÿ Seiten daß
Gebäude stehet, und auff der vierdten gegen der Gaße St:
Honoré der platz gantz offen ist. Hinten ist eine große
Arcade durch die man auff eine schöne neugebauete kleine kirche eines
Nonnen,, klosters die
aussicht hat, welches alles zu sammen sehr wol pariret,
ich
habe ein stück von diesem Gebäude in nachstehender figur
ent,, worffen.
Die engen Säulen aber sollten etwas weiter von einander gesetzet seÿn,
daß bilderblinden zu Statuen dazwischen kommen
könten. Von al,, len diesen Gebäuden, ist
noch nicht einmahl die vordere Mauer her,, um gantz fertig, Es ist also angeleget, daß unten hinter dem bögen ein
freÿer umbgang bleiben soll, wie auff dem place Rojale, das ü,, brige sol zu wohnungen gemachet werden. Auff
dem flügel nach
der Pforte zu sol des königs Bibliotheca und der Bibliothecarius logiret werden.
Hinter diesen Platz wird anitzo ein schön kloster vor Capuciner Non,, nen erbauet, wozu die kirche gantz fertig ist, und das übrige
Gebäude auch schon ziemlich avanciret, welches zwar niedrig
aber sehr weitläuf,,
tig27r
tig, und dabeÿ gantz regular gebauet wird. Die kirche ist der Ar,, chitectur nach auch gantz schlecht,
innen gantz glat, außen aber nur mit einen kleinen Portal geziehret deßen auffriß hinach folget.
Der bauMeister zu dem großen platz, so wol als zu dießen kloster ist
der jüngere Mansard, der anitzo über alle des königs Gebäude
gesetzet ist. Andere schreiben es dem Dorbay zu, der in guten
estim zu Paris ist.
Er hat hier die artige kirche der Jungfrauen de la Visitation in
der Gas,, se St: Antoineimitiret, welche sein Vetter der alte Mansard angegeben,
von dem er den Nahmen angenommen, da er sonst Hardouin geheißen, der ihn auch adoptiret, und zum Erben aller seiner Güter gemachet hat. Allein
diese ordonance kommt jener bei weitem nicht beÿ, innen
ist nichts an der kirchen zu loben, alß daß sie recht helle ist.
Über dieses sind auch zweÿ Capellen darinnen
sehenswürdig, wel,, che gerade gegen
einander überliegen. In der auff der lincken seite im hineingehen ist das
begräbnis des berühmten
Charles Duc de Crequi, in der auff der
rechten Seite des großen Staatsministers Francois Mi,, chel
le Tellier Marquis de Louvois, beide von Marmor, wie den die gantze Capellen über und über herlich mit Marmor
bekleidet sind. Ich habe beÿde GrabMahle hiernegst entworffen.
Jenes27v28r28v
Jenes werck ist von Mazelin und Utrel, beides bekandte bildhauer in Paris, Dieses aber welches noch schöner ist von dem
vortrefflichen Des,, jardins und von Van cleve gearbeitet, und
angegeben. In der Ca,, pelle de
Crequi ist der Altar gegen dem Tombeau
über mit Corinth,,schen Säulen von Marmor de
Brabançon geziehret, und hat ein Altar,,blat von dem Märtirer Ovide, welches Jouvenet gemahlet. In des Louvois
Capelle, ist der altar bloß ein Gemählde einer Auffahrt Christi, von Coypel gemahlet, und mit einen Marmornen Rahm eingefaßet. An dem weiße Marmornen
Altartisch ist ein basso relievo gantz verguldet,
vorstellend das begräbnis Christi, von sehr schöner arbeit.
Das große Altarblat, ist eine Abnehmung vom Creutz von
Iouvenet, sehr schön gemahlet, und siehet man wol
daß er le Bruns
imitiret, und a,, nuliret.
Von den Fevillans auff eben der Seite weiter nach der Pforte hinun,, ter ist die kirche der Nonnen von der Assumtion, von welcher, Grund,, riß, Auffriß und Profil
gantz accurat von Marot sind in kupfer
her,, ausgegeben. Der bauMeister daran ist
Charles Errard gewesen. Es bestehet die
gantze kirche in einer großen kuppel, welche innen beÿ 35. Ellen im
diameter hat. Die kuppel darauff siehet etwas schwer
aus, und hat so eine gute proportion nicht, alß die
übrigen in Paris. Innen sind auch die Sparrenköpfe nicht just
auffgepaßet, und treffen nicht um und um mitten auff den Säulen zu. Außen vor
der kirche ist ein vorschopf mit
freÿstehenden Corinthischen Säulen, deren
Gebalcke nicht nur keine Sparrenköpfe hat, sondern auch sonst sich nicht
wol zur Cornthischen ordnung schicket. Es ist
solches
hieneben entworffen. Es hat mir auch ein kenner von guten
Gebäuden gesa,, get, daß dieses Gebälcke
gegen den Säulen keine proportion habe, welches ich zum
wenigsten mit dem bloßen augen nicht habe erkennen können.
zu beÿden Seiten neben dem vorschopf sind zweÿ thüren deren einfaßung
aussie,, het wie in nebenstehender figur zu sehen ist, wobeÿ ich mir nicht einbilden kan,
was die außen gelaßene, hervor stehende stücke mit a. bezeichnet bedeuten sollen, indem sie nicht taugen einig schnitzwerck
daraus zu hauen, so sich zu dieser einfaßung schi,, cken könte. Im übrigen ist die einfas,, sung selbst nicht zum besten profiliret. Die Gemählde in dieser kirche sind wol zu aptiren, der haubtAltar, so zur
rechten der thüre im hineingehen stehet, hat ein
blat29r
blat von der gebuhrt Christi von gar arti,, ger ordonance von dem berühmten
Hoüasse, der anitzo der frantzösischen Mahler AcademieDi,, rector in Rom ist. Gegen der
Porte über an ei,, nen kleinern Altar ist ein Crucifix von Coÿ,,
pel den ältern, und über der thüre eine Assom,, tion al fresco von
Coÿpel dem Jüngern. Die kup,, pel ist mit verguldeten Rahm in länglichten
Achtecken geziehret, und zuoberst ist die Assumtio
Mariæ von Charle de la Fosse gemahlet, auff eine
ziemlich besondere Manier die wol heraus kömt.
zwischen den fenstern sind bereits fünff gemählde, so das leben der
Jungfr:
JungfrauMaria vorstel,, len von lauter guten Meistern gemahlet, und fehlen annoch 3. um
die kuppel gantz herumb zu besetzen. So viel habe ich in diesen Quartiervon Architektonischen dingen zu remarquiren angetroffen. Anitzo wil ich mich, auff die an,, dere Seite der Stadt nach der Fauxbourg St:
Germain wenden. Das erste was daselbst zu notiren vorkömt ist die Steinerne brücke, Pont
Royal genandt welche von Quadersteinen recht wol gearbeitet ist, besonders aber ist dieses
dar,, an zu observiren, daß an beÿden enden sich die brücke ausbreitet, wie
ingemein an gu,, ten brücken zu geschehen
pfleget, daß aber die,, se ausbreitung,
nicht wie sonst gewöhnlich ist, auff dem Massiv des
Ufers lieget, sondern über dem waßer auff Gewölben, die daher von einen
sonderbahren und ziemlich hardien schnit sind.
wen man diese brücke passiret hat kan man recta nach dem
gehen, welches billig vor das beste und berühm,, teste Gebäude gehalten wird, so der könig ge,, führet. Mann findet in Paris
ein gantzes buch in Median folio, in welchen dieses Gebäude mit
grundRißen, auffrißen, Profilen und Pro,,
specten vol kommen vorgestellet
ist, deswegen habe ich hier alleine einen Haubtriß von der ordnung der Gebäude
mit einfachen linien vorgestellet.
29vEs lie,,30r
Es lieget dieses Gebäude gantz freÿ außen vor der Stadt an deren Quar,, tier St. Germain nicht weit
von der Seÿne, gegen
dem Cour de la
Reÿne über, daß es also demselben an herlichen prospect nicht fehlet. Es ist gantz von ge,, hauenen Steinen sehr nett erbauet, und alß ein
königlicher Pallast anzuse,, hen. Der
haubteingang ist von einer gar sonderlichen und etwas bizzaren
ordonance. Nachdem man über einen um das Gebäude herum gehenden
Graben, der innen und außen gefüttert, und auff dem boden mit kleinen
Gärtgen besetzet ist, durch ein schön Gitterthor auff dem großen vorplatz
hin,, ein kömt, siehet man den haubteingang
mit der vornehmsten faciata ge,, rade gegen sich. Es bestehet der haubt eingang in einem
bogen, so hoch alß das Gantze Gebäude ist, darunter noch eine retirirte wandt mit 3 fenstern im oberen, und der pforte des Hôtels nebst zweÿ fenstern im untern ge,, schoß stehet. In dem halben Circul unter dem bogen ist der könig zu Pferd nach der Seite in basso relievo vorgestellet, mit einer Armatur
dahin,, ter. Auff dem großen Schwibbogen
sind Armaturen ausgehauen, dieser ruhet auff zweÿ Ionischen Pfeilern mit piedestalen,
auff denen vor besagten Pfeilern auch Armaturen
stehen, die Capitäle haben anstat der Schnecken
widderhörner. Der große hoff hat innen übereinander zweÿ Corridoroder gänge mit offenen bögen, ohne dazwischen gesetztete Säulen. Gegen den
eingang aber lieget das Portal der Soldaten kirche,
welches mit zweÿ reihen freÿ stehender und gekuppelter Säulen gezeichnet
ist. Unten sind vier kuppeln, oder 8. Säulen Ionisch
mit widderhörnern, oben darüber 8. nach der sogenand,, ten frantzösischen ordnung welche Daviler in seinen Cours d’Architecturebeschrieben. Die Gesimse und zierrathen sind an diesen Portal, welches das geziehrteste billig sein solte, viel
schlechter ausgearbeitet, alß an den wän,, den des hoffes umher. Über den vier hervor rückenden Ecken des hoffes
welche in
dem entwurff mit 1.2.3.4. gezeichnet sind, stehen auff dem Dache zweÿ aus
stein sehr nett gezeichnete, und gehauene springende Pferde. Die
kapfenster, außen an der vorwandt, und innen umb diesen hoff herum, sind
wol zu notiren, die ubrigen sind gantz schlecht. Ich
habe sie hier in etwas entworffen.
30vInner,,31r
Innerhalb der Gebäude sind überall schöne treppen, und besonders die
große haubttreppen beÿderseits neben der kirche von schönen künstlich
geschni,, tenen, und um einen Viereckigten
hoff gleich hohen schwebenden Gewölbern Construiret,
vor Meisterstücke zu halten. In den Seitengebäuden, ne,, ben den großen hoff, unten auff der Erde sind vier
lange, und hohe Sähle mit des königsconquêten bemahlet, die doch meist wiederumb sehr ausge,,
löschet und übel zu erkennen sind, an
beÿden schmahlen enden über den thüren sind den könig zu ehren
Gemählde von le Brun gemachet, worunter eines auff
der ersten handt im hineingehen, welches vor andern annoch frisch und
deutlich den könig mit einen blitz in der hand in wolken vorstellet,
woran le Brun großen fleiß gewendet, es können zu beÿden
Seiten in jeden refectorio an dreÿ tischen 300. also
in allen 600. Mann speisen, ohne die welche zur straffe in der Mitte
sitzen, und waßer trincken müssen. Im hineingehen gehet man nach der lincken seiten
nach den höffen der kran,, cken Soldaten,
welche mit niedrigen Gebäuden bebauet sind, so ein kreutz vorstellen, deßen
stücke in der mitte an ein achtecke zusammenstoßen. Die Stücke des kreutzes
sind so wie lange Sähle, beÿderseits mit krancken,, betten besetzet, und mitten in dem achtecke stehet ein
altar, daß alle kran,, cken dahin sehen können. Außen an diesen Gebäuden gehen
schmahle gänge herum, die wie die krancken Sähle selbst etwas höher alß die
höffe liegen, an diesen Gängen sind die algemeinen Plätze zur nothdurfft,
die also an,, geleget sind, daß sie nicht
stincken.
Über dieses ist die waßerleitung in diesem Gebäude wol zu notiren, deswegen ich dieselbe in den Haubtriß angezeiget, in dem
Gebäude d. ist ein plumpwerck, da das waßer aus einen
brunnen durch Maul Esel gezogen, und unter dem tach des Gebäudes in einen
großen kessel ge,, schüttet wird, von da an
hat man das waßer, wie die puncktierten li,, nien anzeigen durch bleÿerne Röhren in den gantzen Gebäude herum geleitet.
Diese waßer und die Regenwaßer haben hernach alzusam,, men ihren abzug nach den großen hoff zu, da sie wie
die schlangenli,, nien anzeigen, endlich auß
dem Gebäude vorn unter dem haubtein,, gang
abgeführet werden.
Das herlichste zu sehen ist die doppelte kirche, die eine welche gegen den gros,, sen hoff lieget, und eigentlich vor die
Soldaten gehört, ist zu beÿden Seiten mit schönen Corinthischen Pfeilern besetzet zwischen denen unten wolpro,, portionirrte
bögen zu Capellen, und oben darüber gantz niedrige
gedruck,, te bögen zu den Emporkirchen sind.
weiter ist in dieser kirchen eben nichts besonders zu notiren, indem sie gantz simpel, aber wol
ausgetheilet. beÿ der andern kirche nach der Stadt zu habe ich mehr observiret, woraus zu,, erweisen,
daß die frantzosen noch nicht gantz correct in ihren Gebäuden
sind, ausgenommen was Perrault angegeben. An dieser kirche
hat der Jüngere Mansard sein Meisterstücke erwiesen. Sie
ist gantz über und über so gar auf das Gewölbe der kuppel von Quadersteinen gebauet und überaus reich mit schnitzwerck
geziehret. An der execution ist nichts zu tadeln, und
das schnitzwerck ist recht delicat gearbeitet, aber
noch31v
noch nicht
fertig. Es wird nach dem frantzösischen gebrauch an den
wänd
wändenerst ausgearbeit. Die äussere faciata ist unten Dorisch, und darüber Corintisch. Die Dorischen Säulen sind geckuppelt,
und ist eben der fehler daran, deßen ich unten beÿ der kirche des Minimes gedencken werde, daß die Glieder der basen und Capitäle in einander
lauffen. Doch
fället dieser grosse schändliche fehler nicht also bald so sehr in die
Augen, wie an besagter minsten brüder kirche. Diesen fehler hier sovil deutlicher
zu zeigen, habe ich den grundriß der Säulen mitten an den Portal accurat hieher gezeichnet, aber ohngefehr versehen, daß ich die
äu,, ßere Säulenweise um 7.
Mod.
Modul weit gesetzet, da sie doch 71/2 halten muß, welches doch hier nichts hindert. In
Clagnÿ aber hat eben dieser
Mons.
MonsieurMansard diesen unverantwortlichen fehler gar zu Sensibel gemachet wie ich an seinen ohrt zeigen wil, und
hätte er besser gethan mit dieser ord,, nung
sich gar nicht
zu verirren.
Es32r
Es ist auf dieses Hiebeÿ versehen, daß der bauMeister in dem
krantze Dielenköpfe brauchet, welches beÿ dem acouplement der Dorischen Säulen durchaus nicht geschehen muß. Ich
habe hier so wol das Dorische, alß das darüber
stehende Corinthische Gebälck accurat hieher gezeichnet, ohne daß die Glie,, der eben ihre Maaße nicht haben mögen, die ich nicht
gemeßen habe, wie es den der mühe nicht were wehrt gewesen. Im übrigen ist
nicht zu läug,, nen, daß die Profilirung dieser Gebälcke gut genug ist, ohne daß die
Spar,, ren köpfe des Corintischen krantzes gar zu lang sind.
Innerhalb ist diese kirche ungemein reich von bildhauereÿ die alle gar
delicat gearbeitet wird. Der bauMeister aber hat an
der Cornische einen gar notablen fehler gemachet, welcher ihm wie die andern so viel
eher kan auffgerücket werden,weil sich die frantzösischen bauMeister
flattiren,die correction der Archirectur,
biß auff die größte Subtilitäten zuverste,, hen. Der fehler aber bestehet darinnen, daß an dem
krantz unter der kuppel die Sparrenköpfe heßlich wieder einander lauffen,
wie beÿste,, hender abriß zeiget.
Als ich diese kirche besehe, wurde eben aus Gibs der große haubtaltar
gemachet, welcher vor beÿde kirchen zugleich dienen soll. Es wird aus
sechß gewundenen Säulen gemachet eben wie der an Val de
Grace, und ist dieser en general
dabeÿ zu loben, daß die frantzosen solche wercke, wel,, che wie auch dieser Altar von Marmor
sollen gearbeitet werden, zu,, vor volkommen
von Gibs auffrichten, und also recht volkommene Mo,, delle vorstellen, an denen man den
effect des künfftigen werckes recht deut,, lich sehen kan.
Aussen32v
Außen stehen bereits schöne Statuen von weiß Marmor, und sind unter andern zweÿ Engel welche auff dem Simse der Haubtthüre sitzen wol zu no,, tiren, welche
Van
Cleve gemachet. Auff dem Fronton
sind zweÿ liegen,, de bilder welche
Coÿzevox sol gemachet haben, deren delicatesse aber we,, gen der
ferne nicht völlig zu erkennen ist. Von diesen Hôtel wiederum in die Stadt kehrend muß man das
Collegium
Mazarini besehen, welches gantz gerahde, gegen
dem Louvre über an der Seÿne lieget, und durchaus wol angegeben ist.
Meines wißens ist nichts alß ein profil der kirche von Marot in ku=
pfer heraus, welches billig zu bedauern. Ich werde zwar hier einen entwurff
davon machen, den ich aber der Maaße und den minutiis
nach vor
accurat nicht aus geben kan. zum wenigsten wil
ich den
grund Riß der kirchen so accurat zeichnen alß mir
müglich
ist, indem ich
an der disposition etwas gar angenehmes finde.
33r
Die kirche ist
außen mit Corinthischen Säulen von ziemlicher proportion gezieh,, ret, allein daß ist nicht schön daran, daß so viel Säulen davon gantz nahe beÿ,, sammen stehen, wie aus dem grundriß zu
sehen. An dem krantz ist ein bandt zu denticulen, welche aber nicht ausgeschnitten sind, da sie sich doch an den Ne,, ben Gebäuden befinden, welche weniger solten
geziehret sein. Auff der attique welche beÿderseits
neben dem Fronton alß ein aneinander hän,, gender bilderstuhl stehet, sind sechs kuppeln von Statuen gestellet, welche ei,, ne sehr gute parade machen, die neben der
kuppel zu nächst, stellen jede zweÿ Evangelisten vor, die übrigen sind vier
Griechische kirchen Väter, auff der rechten, und vier Lateinische auff der lincken seiten. In dem fronton lie,, gen zweÿ frauen, die
zwischen sich den Uhrzeiger haben, eine mit ein ham,, mer, und einer klocke, die andere mit einen linial und buch, alle diese fi,, guren sind wol gearbeitet. Uber der
andern kirchthüre sind fliegende Engel in basso
relievi, die das Cardinals wapen führen. Es sind
allezeit auff eine Säulenweite 7. Sparrenköpfe, und auff eine Sparrenweite
5. zahnschnitte ausgetheilet. Doch diese letztern sind so gar accurat nicht, indem zuweilen auch 6. sind. Die
Gebälcke sind gegen den Säulen zu hoch, und die arcaden
aus,, sen zwischen den Säulen an den flügeln
des Gebäudes haben gar zu breite Schwiebbögen. Es scheinet daß 7.
Sparrenköpfe auff 91/2
Mod:
Modul kommen. Oben an der kuppel sind Römische Pfeiler, mit 3.
Sparrenköpfen auff 5. Modul.
Innen ist die kirche nett und regulier alles von
gehauenen zarten Sandt,, steinen, ohne daß
in den Capellen etliche Marmorsteinerne Säulen stehen, welche wol angebracht sind. Die kirche
ist durchaus
helle, und die Architecturist gar rein ausgetheilet. Insonderheit ist der Tombeau de
Mazarinsehens,, würdig. Dieser stehet hinten auff der rechten Seite im
hineingehen beÿ A. und bestehet in folgender ordonantz, welche eben beschriebener an dem Tombeau de
Louvois zimlich gleich kömt.
Es stehet ein ziemlich hoher piedestal freÿ unter
einen bogen von roht,, graulechten Marmor gehauen, an denen dreÿ Metallene
Statuen sitzen. Der Sargstein ist von schwartzen Marmor, mit verguldeten füßen, Des Cardinals
Statüe samt den Engel von weißen Marmor. Diese
sind von Coÿcevox, die metallene bilder aber sind von B. Tubi. Die arbeit an
diesen Tombeau ist so herlich, alß an einen in gantz
Paris. folgende
Tab:
Tabelleist ein ungefehrer entwurff davon gemachet. Insonderheit ist das über
dem Sarg hin ausgebreitete Gewand des Cardinals von
excellenter, und höchst mühsamer arbeit.
In dem großen Altar ist eine beschneidung Christi, sehr wol gemahlet von Poussin.
Die gantze disposition ist auch von einer seltenen
Invention, die auch ihren effect sehr wol thut, und zur commodität selbst
nicht wenig contribu,, iret, Deswegen habe ich sie ohngefehr Tab: II
entworffen, nur mit ein,, fachen linien. Die
disposition ist gantz genau in acht genommen, die Win=
ckel des Gebäudes und die maaße aber
haben bloß können und müßen nach dem Augenmaß gemachet werden.
Einige33v34r
Einige kleinigkeiten von zimmern in winckeln gelegen, welche nicht obser,,viren können sind auch
außen gelassen, und die übrigen eben nicht so gar irregular alß sie hier entworffen sind. Die Biblioheca ist haubtsächlich un,, ter den zimmern zusehen, indem die übrigen eben
nicht viel
sehenswürdi,, ges haben. Die bücher stehen
alle in Schräncken, so mit drat verschlossen sind, die Tischer und
bildschnitzerarbeit ist gar gut daran, und die verguldung contribuiret nicht wenig zu der Schönheit dieses gemachß welches
schmahl und lang wie eine Galerie, und unten alß ein
winckelhacken gebogen ist. Ich habe darinnen die schöne mit herlichen figuren geziehrte beschreibung des Barberinischen
Hauses zu Rom angetroffen deßen titul dieser ist,
Ædes
Barberini ad Quirinalem a Comite Hieronÿmo Tetio Perusino. fol:
Rom. 1642.Von diesem Collegio weiter in die Fauxbourg
od
oder das Quartier St. Germainhineingehend kan man das Jesuitenkloster au Novicat des
Jesuites be,, sehen. Ich habe allein die kirche
besehen, welche gar sauber angegeben ist. Die faciata
ist in Zeilers
Topogr.
Topographia
Gall:
Galliae Part: I. gantz accurat, wie sie itzo
annoch ist vorgestellet, und ist auch die zahl der Dreÿschlitze in acht
genommen, welche an derselben gantz accu,, rat ausgetheilet sind. Auch die tischer arbeit an der
thüre ist gantz genau nach gezeichnet, also daß gantz unnöthig ist etwas
davon herein zu bringen. Es ma,, chen einige groß
wesen aus dieser faciata, und ist nicht zu läugnen, daß
die Architectur daran reiner ist, alß an der
kirche des
grands Jesuites, doch kan ich die sonderlichen proportiones nicht finden, sondern halte viel,, mehr die beÿden controforti neben der obern Ionischen ordnung
vor alzu plump. Im übrigen ist dieses gar ein schlecht anzeigen einer
volkommen,, heit, daß die Dorische metopen breiter alß hoch gemachet werden,
da doch sol,,
ches an einem so freÿen Gebäude
besonders niemals kan gelobet werden. Sonst ist an dieser faciata zu loben, daß die combination daran
genau observiret worden. In den bilderblindten stehen
annoch keine Statuen, wie an dem Abriß in besagten
Topographien.
Innen ist auch die Dorische Ordnung gebrauchet, da in
den metopen al,, lerhand Meße und ander kirche geräthe vorgestellet werden, zu loben ist
daß die kirche überaus helle ist. Der haubt altar ist von Architecturnichts besonders, allein daß Gemählde von Poussin, worinnen Xaveriuswie er ein wunder thut vorgestellet ist, wird sonderlich hoch æstimiret, wie es auch wehrt ist.
Die Architectur dieser kirche hat gantz nichts remarquables, aber in,, nerhalb derselben sind noch einige gar merck= und sehenswürdige dinge. Es ist eine
kleine kuppel über derselben, woran innen die Himmelfahrt Eliæ vorgebildet ist, und thut der fallende Mantel einen gar guten ef,, fect. Bartolet
Flamael, ein brabänder, sol es gemahlet haben. Der
große Altar ist gar schön mit Corinthischen Säulen
von Dinantischen Marmor, und
etlichen Statuen geziehret, welche die vornehmste Heiligen
vor,,34v
vorstellen, welche Patroni dieses ordens sind. Unter der kuppel sind noch zweÿ schöne Capellen. In der zur lincken Hand sitzet eine Mutter Gottes mit dem kinde
Jesus, von weißen Marmor in ein blindt, welches
mit vier Corinthischen Seulen von gesprengten Marmor geziehret ist. Diese Statue
ist sehr wol gemachet, und wird sogar von den frantzosen selbst gelobet,
ohn,, erachtet dieselbe nach Bernini modellen von einen Schüler des berühmten
Algardi. Ant: Raggi genandt, und also von einen
Italiäner gemachet worden. Jedoch finden sie das
Christkind gegen der Mutter zu starck, welches ich eben nicht sehen kunte.
welches sonst Palais de Luxembourg genennet worden, ist
eines der consi,, derabelsten dinge in Paris dieser Pallast hat vollkommen, was die fran,, tzosen la maniere grande nennen,
die sie so hoch æstimiren, und doch an ihren wercken nicht zu
machen
wißen. Jacque de Brosse ist der Archi,, tect von diesen herlichen Gebäude
gewesen, deßen Gestalt in Marotsfrantzösischen Gebäuden in 4to. und in oben angeführter TopographiaZeileri zu sehen. An kleinigleiten muß man die Architectur dieses Ge,, bäudes nicht
examiniren, sonst findet man vil zu tadeln /: die Dorische ordnung ist an dem borten gar zu klein, und
sehr heßlich ausertheilet :/ son,, dern die
gantze Composition vornehmlich betrachten, welche recht
herlich ist, daß wen ein Pallast nach itziger reinen ahrt auszuziehren
gebauet würde, nichts magnifiquers könnte erdacht
werden. Die Haubt Entréeist innen rund und en coupola gewölbet mit einen sehr
fleißigen schnit, rund aber herum mit corinthischen
Pfeilern besetzet, daß wol nichts beßers dahin hätte können gemachet werden. Die
Haubttreppe ist wie der überrest magnifiq und
ansehnlich, die zimmer sind groß, und sehr reich von schnitzwerck, welches
alles nach ein
alten Gusto gemachet ist, der anitzo nicht mehr
beliebet wird, man siehet an den decken die bal,, cken, die aber alle reich geschnitzet, und viel
verguldet sind. Das herlichste so da zusehen, ist die Galerie zur lincken handt, wen man hinein kömt,
welche zu beÿden seiten mit fenstern versehen, die aber so weit von
einander stehen, daß große Gemählde dazwischen stehen, welche al,, le von dem berühmten Rubens gemahlet worden, und zwar, welches billig zu
verwundern in zweÿ Jahren. Es ist darinnen das leben der königin Maria de
Medicisallegorisch vorgebildet, die colorit
ist gantz un,, vergleichlich, die Gewänder
verwundersahm gemahlet, aber die Inventionund ordonnance übertrifft solches alles. Es ist wol der mühe
wehrt stückweise eine beschreibung davon zu machen, und ist zu verwundern,
da die frantzosen ihres Mignards, Poussins,
le
Bruns, und dergl: Galeri,, en und andere wercke mit solcher mühe und
fleiß in kupfer gebracht, daß sie dergleichen mit dieser Galerie noch nicht gethan haben. Alleine was thut der Neid nicht?
Die ordnung der Gemählde ist diese, so man aus dem haubt Gebäude
hineingehet.
1.35r1.Über der thüre und auff der andern Seite in Simmetrie die Contre,, faits in voller Statur und lebensgröße von den Aeltern der königin Maria de
Medicis, welche den Pallast bauen, und
selbst diese galeriemahlen laßen. Allein diese contrefaits sind nicht
von Rubens, sondern von Van
Dÿck. Mitten zwischen diesen an dem Camin steht die königinselbst in Amazonenkleidung von Rubens gemahlet, ferner an der lincken seite, 2.Spinnen die Parcen der königin den faden. Juno bittet Jupitermit sonderlicher tendresse der minen und des Gesichts, daß er ihn lang spin,, nen laße.3.Ein weibesbild alß Pallas, hält das kind, die königin auff
den armen und siehet es sonderlich penetrant
an, wie den das feuer welches Rubensden Augen zugeben gewußt gantz inimitabel, und
Surprennant ist, um,, her sind mehrere weiber zu betrachten, und zu
bedienen geschäftig. Im vordergrund lieget ein fluß, der sich auff
einen löwen steuret. ist der Al,, feo, viel Amouretten
streuen dabeÿ bluhmen und allerleÿ Insignia rega,, lia aus. gegen dem fluß über
ziehen zweÿ Amouretten einen Schild mit ei,, ner frantzösischen lilie.4.Ist die Jugend der
Princessin, Sie stehet klein vor
einer sitzenden Pallas, und lernet
schreiben, Mercurius in der Lufft zeiget mit
verwunderung darauff, daneben stehet einer der die Violdigamba streichet, zu seinen füeßen lieget eine laute und
buch, auch ein pallet mit farben, und Pinsel, und ein
kopf von Sculptur. Dreÿ Gratien stehen hinter der Printzessin, davon
ihr die mit,, lere sehr gleichet, und
ein
einen krantz zureichet. 5.Eine Fama bringet königHenrico IV. in franckreich ihr Pourtrait, wel,, ches
ihn eine hinter ihm stehende Pallas zeiget, zweÿ
kinder spielen mit des königs waffen. Juno redet
ferne davon im Himmel mit Jupiter die Heurath ab. 6.Die vermahlung der
konigin mit des königs gesandten, hat nicht
vil allegorisches. 7.Ein Schiff am Port, darunter an dem vorgrund etliche nimphen, tritonen,und ein alter fluß mit glatten grauen haaren. franckreich alß eine
Jun,, ge persohn mit
ein
einen helm, und etliche weibes Persohnen empfangen die kö,, nigin, und der Hertzog von Florentz stehet geharnischt auff dem Schiff. 8.Verstehe ich nicht recht. Es ist eine frau auff ein wagen von 2. löwen gezogen, darauff zweÿ
libigen mit fackeln reiten. In der wolcken ist Ju,, piter mit Juno, welche ihn sehnlich bittet, vielleicht ümb die
fruchtbarkeit der liebe beÿder vermähleten. 9.35v9.Die Gebuhrt Loudovivi XIII. ein herlich stücke.
Sonderlich ist die königinverwundersahm vorgestellet. Sie sitzet gantz matt mit nackenden
füeß
füeßenund Pantoffeln auff einen Seßel, und sieht man
daraus, daß der Mah,,
ler mehrmahls beÿ
gebährenden frauen gewesen. Sie siehet mit ein sonderli,, chen von schmertz und freude gemischten affect nach dem neugebohrenen kin,, de, welches etliche frauens Persohnen zur pflegung
hinnehmen. Auff der andern Seite præsentiret eine
Frau der königin einen korb mit
frücht
früchtenworunter noch 5. kleine kinder stecken. In der weite fähret die Sonne
auffwarts, die Gebuhrts zeit vorzustellen. 10.Der könig eine
Reise vorhabend, und von viel geharnischten begleitet, übergibt der
königin, welche zwischen beÿden den Printz an der
Hand hat, eine blaue kugel mit den frantzösischen lilien, die Regiments sorgen
vorzubilden.11.Die kröhnung der königin,
ein herliches stück, wobeÿ nichts allegorisches, als
daß zweÿ fliegende bilder ein Cornu copia mit
Geld hinter ihr ausschüt,, ten. Dieses
Gemählde ist größer als die übrigen, mit sehr vil Persohnen, unter
denen cardinäle recht abgebildet und getroffen. Der
CardinäleMäntel sind von herlichen Roht, und noch so frisch, alß wen sie eben
erst gemahlet wären. 12.au fond de la galerie ein vortreffliches stück,
der Todt des königs.
Es wird der könig von zweÿ Männern gen himmel geführet, seine Waffen
auff der Erde verlassend. Eine frau mit ein Palmzweig fället auff
die knie gantz betrübt, und eine andere mit einen Siegeszeichen, auff
einen baumstock, fället sich in die Haare, und weinet schmerzlich. Die
kö,, nigin in der trauer, mit einer
sonderlich heroisch betrübten mineauff einen Thron, nimt von den auff knien liegenden unterthanen
gleich,, sam wiederwillens die regierung
an. Das sehnliche wesen in der knie,, enden Gesichtern, so wenig alß die übrigen affecten
in diesem stücke, ist mit keiner feder zu beschreiben. 13.Eine versamlung der Götter
in dem Himmel, ein junger nackender Mann /: der etwas gemeines und
bürgerliches an sich hat :/ mit rothen Ha,, ren und einen schein um den kopf, ist Apollo, die Pallas und Mars ver,, treiben die furie, den Neid, die auffruhr, und die untreu. Dieses
stück ist in Simmetrie, mit dem gegen
überstehenden, und wäre eben so groß wen nicht ein fenster ein stücke
daran abschnitte. 14.Ist die königin alß
eine Amazonin zu Pferde, eine renommée flie,, get über
ihr, mit
ein
einen Siegeskrantz, eine weibes Persohn folget ihr, die eine
hand auff einen Löwen liegend, in der andern der königin schmuck
hal,, tend36rtend, den sie derselben mit traurigen
gesichte vorzeiget. In der ferne lieget eine Stadt, nach welches der
königin
Heer ziehet. 15.Die verbindniß mit
Spanien, durch die verheurathung der
frantz:
frantzösischenPrintzessin an Spanien, und der Spanischen an
Franckreich, beÿde ste,, hen beÿsammen, und werden jede auff beÿden seiten
von
ein
einen gehar,, nischten jüngling
gleichsam abgeholet. Dreÿ flüße liegen im vor,, dergrund, und ist alß wen dieses auff einer brücke
geschähe. In dem Him= mel ist eine glorie von Engeln, die allerhand aus einen Cornu copiaausgießen. 16.Die königin auff
ein wagen, auff der
ein
einen Seite ein geflügelter mann, und eine frau mit
ein
einen Helm, auff der andern nackende wei,, besbilder mit bluhmen, 3. kinder vorher, und im
vorgrunde auff dem bauch liegende gleichsam zu boden geschlagene Satÿri vor denen ein Schal,,meÿ und bücher liegen. 17.Die königin mit
dem könig ihrem Sohn auff dem Schiff, welches von vier
weibern getrieben wird.18.Die königin wird
von etlichen geharnischten angefallen. Sie hat eine waage in
der hand, auf ihrer Seite ist ein Jüngling mit
ein
einen Helm, dar,, über fliegen zweÿ
bilder, deren eines eine fackel, das andere ein gewand träget. 19.Mercurius bringet der königin auff ihren Thron den
friedenszweig, neben dem ein Cardinal stehet,
der mit zuspricht ihn anzunehmen. Neben ihr stehen auff einer
Seite noch
ein Cardinal, und auff der andern eine frau.
bedeutet den mit dem könig ihrem Sohn gemachten frieden. 20.Ist der königin
danckfest vorgestellet. Mercurius führet sie
nach
ein
einemTempel, und noch eine frau ümfänget sie
gleichsam rückwerts, noch eine andere frau gehet vor ihr her mit einer
umgekehrten fackel ge,, gen liegende
waffen. Sie wird vom Neid verfolget. 21.Die königin wird
gen himmel geführet, welches ihren Todt bedeu,, tet. Ein Engel mit ein blitz stürzet ein
drachen. 22.Der könig und die
königin sitzen beÿsammen in den Himmel. Er præsentiret ihr ein Hertz. Ein geflügelter alter
führet eine meist nacken,, de
weibespersohn nach ihnen zu.
In dem Gemach vorher stehet an dem Camin ein David sitzend, der Goliaths kopf auff ein pidestal
hält. Es ist wenigstens 5. fueß breit, 7. bis 8. fueß hoch, und
herlich gemahlet, Rembrand scheinet der meister davon zu
sein.
In36v
In dem Garten
ist nichts
sonderliches zu sehen, ohne gleich an der lincken Seite wo man hinein komt
ein Geländer von weiß Marmor, wel,, ches überaus proportionirlich und
sauber gearbeitet ist. Indem ich mei,, nete,
daß Blondel in
sein
seinenCours
d’Architecture accurat gezeichnet, ha,, be ich unterlaßen daßelbe zu thun, finde mich aber nunmehr
betrogen.
zu diesem herlichen Gebäude kömt man bald aus dem Palais d’Or= leans. Marot hat es in grund,, und auffriß auffs fleißigste vorge,, stellet, deswegen ich keine riße davon mit einbringe.
Die Faciata ge,, gen
dem äußern platz ist gar angenehm angeordnet. Unten ist Corintisch oh,, ne, und darüber
Römische ordnung mit Piedestalen, allein daß unten Seu,, len, und oben wenig ausgeladene pfeiler stehen, schicket sich meiner mei,, nung nach nicht zum besten, zumahl die
Seulen unten fast freÿ stehen, und oben ein gantz mäßiges Gebälcke tragen.
sie sind mit Canellüren un,, ten und oben geziehret, und an den Säulen unten, sind
biß auff den dritten theil stäbe eingesetzt. Die vier Statuen in den
blindten sind wol gemachet, sollen von Guilin seÿn. Die kuppel
ist mit zusammenge,, wachsenen Corintischen pfeilern ordiniret,
aber etwas zu niedrig. Das kuppeldach aber mit seinen fueß, und die lanterne oben darauff sind recht wol gezeichnet.
Sonderlich sehen die acht strebepfeiler an dem fuße besagten kuppeldaches,
mit den davor gestellten kindergen gar wol aus, weswegen ich sie hier à part entworffen. Die kindergen, und die da,,
auff zu treffende binden oder streif,, fen des daches, sind von verguldeten bleÿ. Auff der kuppel um die Later,, ne ist ein
gang von eisen Gatterwerck. In summa wen diese kuppel etwas
höher an dem Rumpf wäre, wie die aux Invalides, so
wäre nichts dar,, an mit guten recht zu
tadeln. In,, nen gegen den hoff des
Collegii, ist die faciata
gantz schlecht, ohne ordnung, ohne daß ein vorschopf mit 6. freÿste,, henden Corintischen
Seulen in front, und in allen mit 8. freÿstehenden
Seulen, vor der großen thüre stehet, welche mit,, ten gegen dem hoff stehet. Daß siehet sehr elend
aus, daß umb diese worte an dem vorschopf zuschreiben. Armandus Johannes Card: Dux de Richelieu, Sorbonæ
provisor, ædificavit Domum et exaltavit templum Sanctum Domino. M.
DC. XLII.man die glieder des Architraves alle weggelaßen, daß
er mit dem bor,, ten nichts alß eine platte
taffel machet, und nur zu äußerst den pro,, fil der glieder des Architraves zeiget.
Innen37r
Innen ist diese kirche noch angenehmer alß außen, gantz von gehau,, enen Steinen mit Corintischen Pfeilern ausgeziehret, zwischen denen Ar,, caden von zimlicher proportion sind. Die kirche formiret
ein kreutz, über deßen mitte die kuppel zutrifft, aber die vier winckel des
kreutzes werden mit so viel Capellen ausgefüllet,
dadurch die kirche außen die form eine rechteckes gewinnet. Insonderheit
sind folgende stücke in der kirche zu notiren. Der
Haubt Altar, deßen grund,, und auffriß in folgender
Tab:
Tabelle vorgestellet ist, welchen le Brun angegeben. Es ist
dieses unangenehm daran, daß er kein Gemählde hat, und die Piedestalevon schwartzen Marmor mit goldenen zierrathen sind.
Die Säulen sind gar angenehm, von röthlichten Marmor
mit verguldeten Basen,Capitälen, Sparrenköpfen und rosen am Rinnen des
krantzes. Das Cru,,
cifix ist herlich
gearbeitet, sol die letzte arbeit von Anguierre seÿn. Die
Mutter Gottes ist von le Comte, den Johannes weiß ich nicht von was vor einen Meister er gemachet
worden. Die Engel sind von B. Tubi, und von
van
Cleve. Alles dieses ist von weißen Marmor.
zum anderen ist zu notiren der Altar am kreutz gegen
der Hoffthü,, re, der oben auf anstat eines
Gemähldes eine sitzende Mutter Gottes mit dem Jesus kinde in einen blindt
mit einer Muschel hat, über die,, sen blindt
ist ein Gebälcke mit einen fronton und attique, die auff vier Corinthischen Säulen
ruhen. Das Corpus des gantzen wesens, ist weiß Marmor grau geädert, das Marienbild gantz weiß, und die
Säulen von recht angenehmen bunten Marmor, vor den
altar lie,, get ein Aestrich mit Marmor schön beleget, und mit einen netten Gelän,, der umbgeben. Diese gantze Composition ist recht simpel, aber recht
wol proportioniret, und von guten verstand. Man
findet ihn in ab,, riß, deswegen ich hier
keinen Riß davon einbringe. Das Marienbild, ist von
einen Italiäner Raggi genandt, gemachet worden, und
könn
könnenes die frantzosen selbst nicht verachten. Es sol dieser Raggi Schüler des berühmten Algardi zu Rom gewesen sein.
Drittens ist das aller notabelste stück der Tombeau des
Cardinal Ri,, chelieu. Es bestehet dieser in einen Viereckigten
Stein der mitten in dem Chor stehet, auff demselben ist der Cardinal halb liegend mit dem kopf in den händen der Religion ruhend. zu seinen füeßen sitzet die Wißn,,
schaft weinend mit
ein
einem tuch vor den augen. zu ende am stein sitzen genii welche des Cardinals wapen halten, um welches auch die ordens zei,, chen
hängen. Alles dies ist von weißen Marmor, durch den
vortreff,, lichen Girardon herlich gearbeitet. Endlich stehen noch die zwölff Apostelund vier Engel aus einen tuffstein gehauen in blindten an den wänden
herum, die eine gute zeichnung und action haben und
von Guilin sind. Ein einig Gemählde ist notabel in dieser kirche, nemlich der Himlische Va,, ter in einer glorie
über dem haubtaltar in dem halben zirckel von le Brun. Einige æstimiren auch die vier Evangelisten in brustbildern, an den
pendentif der kuppel gemahlet. Sie sollen von
Champagne sein.
Von37v38r38v
Von dieser kirche kan man kommen nach dem
So ein Simpel ansehen dieses Gebäude hat, meritiret es doch wegen sei,, ner herlichen execution vor allen
wol in augenschein genommen zu,, werden. Der
bauMeister davon ist der vortreffliche Medicus Perraultgewesen, deßen wercke nicht ohne mercklichen Neid der frantzöischen bau,,
Meister allen deren wercken von
verständigen billig vorgezogen werden. Er hat in seinen commentario über
Vitruvim einen grund,, riß, Aufriß, Profil und Prospect davon gantz accurat
vorgestellet. Es ist kein künstlicher Gewölbschnitt, deßen nicht ein
beÿspiel in diesen Gebäude zu finden. Die große haubttreppe ist sonderlich
hardi, und son,, derlich
oben das hängende Gewölbe wol zu notiren, welches da die übri,,
gen auff der mauer ruhen, an stat deßen
in den winckel auff eine trompe gegründet ist. Auch
sind etliche gar flache Gewölber zu notiren. Alle
steine sind groß, und nett gefüget, daß sie in dem Gewölbe allezeit eine
regute reguliere figur formiren. Das gantze Gewölbe
ist durchaus von quadersteinen gebauet, und so gar
auch mit
einen Altan von Qua,, dersteien gedecket, der noch mit einen schönen
steinernen Geländer umbgeben ist. kein holtz, alß die Thürladen, und
fenster gestelle ist daselbst zu finden. Es ruhet auff sehr tieffen
gründen, die doppelt keller über ein ander be,, griffen, und ist um und um mit überaus dicken Mauren
auffgeführet. Summa, es wäre ein Gebäude zur
Ewigkeit, daferne es nicht durch alzu,, kühne Gewölbschnitte schon hier und dar Riße genommen hätte. Die thüren
sind mit geraden sturtz aus vielen steinen also gedecket, das sie gantz
ge,, rahde gehauen zu sein scheinen, welches
den unwißenden gantz surprenantvorkömt, der vortheil des schnitts aber ist aus diesen riß zu sehen den
ich
auff folgender pagina entworffen, alwo
fig.
figur 1. das äußere ausse,, hen
des sturtzes,
fig:
figur 2. das plan über denselben vorstellet,
und
fig.
figur 3. das plan unter denselben, woraus
einer der die Stein Metzen,, kunst verstehet
leichtlich die gantze Construction erkennen kann, aus
welcher im übrigen die frantzosen mehr wesens machen, alß es wehrt ist,
zumahl da ihre meiste Specimina davon entweder mit
eingelaßenen eisernen Stäben gestützet sind, oder sich heßlich vonein,, ander gegeben haben. zudem haben sie gar
viel, sich nicht trauende, noch eiserne stangen zur vorsorge untergeleget.
Wie nun in diesem Gebäude fünff gewölbe über einander sind, alle von
gehauenen steinen, so ist in demselben beÿ den Vorhauß durch und durch ein rundes
loch,
durch
welches man
zu unterst von dem finstern keller an dem freÿen Himmel schauen, und
vermeintlich die Sterne beÿ tage sehen kann. die gantze höhe ist 144. fueß
oder 288. Stuffen. In dem obersten Geschoß sind in einer kammer allerhand
curieu,, se
Modelle von Machinen zu sehen, welche meistens
von Perrault ge,, machet,
theils auch erfunden worden, Unter diesen sind:
1. Eine39r39v1. Eine Machine die Port
reine zu machen, die aber so gut nicht ist alß die Holländische. 2. Eine mit vielen Steinsägen, die ingleichen den Holländischen es
nicht gleich thun.3. Eine schöne Machine Pfähle einzuschlagen. 4. Eine sonderliche Ahrt eines doppelten hebebaumes. 5. Eine Schraube ohne Ende. 6. Alle die Machinen von Perraults Invention die er in seinem Vitruvio
beschreibet.
Alle diese Modelle sind zwar sehr sauber gemachet,
doch thun sie ihren effectnicht mehr wie es sein solte. Uber dieses ist auch ein Metallener Holspiegel zu notiren, der weder
der größte noch
dem effect nach dem, von Herrn von Tschirnhausen verfertigten zu Dresden verglichen kann werden, zu ge,, schweigen daß in der mitte ein großer unpolirter oder verrosteter fleck ist.
Wen man durch die vorderste thüre unten in das Hauß hinein kömt ist
der achteckigte vorsahl noch wol zu mercken, welcher ein gar flach Ge,, wölbe mit einen offenen Nabel von
12. fueß am Diametro im lichten hat, und oben mit
einen Geländer umgeben ist, die weite des Gewölbes hält 22. fueß, auff
21/2 fueß im
gespreng. Von da durch die Rüe St: Jaque zurücke findet man die
herliche kir,, che au Val de
Grace, welche unter die allerschönsten Gebäude in
Parisbillig gezehlet wird.
Die äußere und innere ordonantz dieser kirchen, ist
correcter alß an der Sorbonne. Außen ist auch unten Corintisch und oben Römisch, und ist unter
den frantzösischen kirche nächst der kirche St. Gervais am besten
nach
der großen und magnifiquen angegeben. Anfangs hat der be,,
rühmte alte Mansard die direction davon
gehabt, hat aber nicht allein keinen Riß noch Modell
dazu gegeben, sondern auch alles so kostbahr an,, gegeben, daß ihm darinnen wiedersprochen worden, daher
er aus ver,, druß den bau gar verlaßen, und
Muet denselben ausgeführet. Die Gebälcke der
äußern Faciata sind diese.
40r
Die profilirung an diesen Gebälcken ist nicht die beste, die
kehlleisten sind alzu ungestalt, der untere streiffen des Corintischen Architraves ist viel zu klein
gegen die andern, u.s. w. sonst scheinet alles ziemlich proportio,, niret zu sein. Unten
stehen in zweÿ bilderblindten, St: Benedictus, und S.
Scholastica von Anguierre. Oben darüber
sind noch zweÿ
bilderblinte und über den äußersten Pfeilern sind oben auch noch zweÿ plätze auff
den Pedestalen vor Statuen, aber diese sind noch
nicht vorhanden. zu oberst in dem fronton über der
gantzen kirche ist das wapen der königinAnna
d’Autriche nebst dem wapen von franckreich, von zweÿ
Engeln getra,, gen, welche Renaudin sol gemachet haben. Über der Haubthür rücken
vier Säulen weiter heraus, daß sie einen Vorschopf machen, und mit
ihren eigenem fronton gedecket sind, in deßen feld
der königin
gekrönter Nahme ausgehauen stehet. An dem friese
dieses Vorschopfes stehet geschrieben, Jesu nascenti Virgini que Matri.Allein die proportion der Säulen. distantzen ist nicht die beste, indem die mittlere 10 2/3
Mod:
Modul die andern zu beÿden Seiten aber 4:
Mod:
Modul weit von einander stehen, auff 4.
Mod:
Modul sind 3, auff 101/2 acht Sparrenköpfe. Im übrigen ist die Simplicität mit der Majestät
vereiniget, das vornehm,, ste was diese faciata herlich machet.
Innen ist diese kirche zwar kleine, aber sehr wol gebauet mit Corinti,, schen
Pfeilern, welche zwischen sich Arcaden einschließen, die
von guter pro,, portion sind, und auff ihren schwiebbögen sitzende bilder in Basso relievo, die zwischen sich auff einen
gekröhnten Schild diesen Schiffer der königin haben Æ.
Über der ordnung ist ein tonnengewölbe gantz von gehauenen steinen mit sehr
lieblichen schnitzwerck von Anguierre. Auff jeder Seite des
Schif,, fes, liegen hinter so viel bogen
Dreÿ Capellen, die aber noch nicht ausge,, ziehret sind. Die Corintischen
Pfeiler sind mit Canellüren, die biß auff den dritten
theil platte Stäbe haben, wie die in der kirche St: Peter zu
Rom, wie den auch im übrigen davon viel imitiret worden. Unter andern daß kein Rinneleisten
auff dem krantz gemachet ist. Wen über dem Gebälcke noch eine kleine niedrige attique wäre gemachet
word
worden, worauff das Gewölbe ruhet, würde dies noch viel beßer aussehen. Sonst
ist an dieser kirche noch zu tadeln, daß sie gar keinen Chor hat, sondern
der platz unter der kuppel davor dienen muß. Unter andern remar,, quablen dingen dieser
kirche, sind nachfolgende dreÿ vornehmlich an,, zuführen.
1. Der große Altar, der zwar in kupfer gestochen an das tages licht kommen,
aber so uncorrect, daß ich bewogen worden, hieneben
einen recht accuraten grund,, und auffriß davon
vorzustellen, welche hin,, nächst zu
sehen sind, recht nach proportion aller haubt maaße
die sich an dem werck befinden, ohne daß Joseph, Maria und das kind Jesusauff dem Altar etwas zu groß gezeichnet sind. Diese hat der Jüngere Anguierre gemachet, und werden sie vor deßen beste
arbeit gehalten. Die sechs gewundenen Säulen, die über 2. fueß im Diametro halten, al,, so40v41r41vso daß sie auff 9. Modul 9 2/3 fueß halten. sind von schwartzen, weiß gespreng,, ten und geäderten gar sonderbahren und
seltenen Marmor, also daß sie in diesem Stücke,
schwerlich ihres gleichen haben. Die Capitäle, die bases, die Sparrenköpfe und rosen und das
herumgewundene laub ist alles matt verguldet. Die Piedestal sind von schwartzen Marmor, und
die Schieffer darauff verguldet Ertz. Die Engel das Palmwerck und die
Consoles an dem Baldaquin sind auff glantz verguldet. Der baldaquin ist von Gab: Duc angegeben. 2. das Marmorne æstrich in der kirche welches von
allerhand farbi,, gen Marmor zusammen gesetzet ist, so schön alß es immer könte
verlanget werden, wie den in und um Paris dergleichen nicht
mehr zu finden ist. Unter der kuppel ist eine Rose wie diejenige die
Daviler in seinen Commentario über Vignola planche 103. beÿ lit.
Y. vorgebildet ohne daß die Vierecke zwischen dem weißen
schwartz und mit roth eingefaßet sind. An dieser Rose sind auff dreÿ
Seiten bunte acht,, und Virecke mit schwartz eingefaßet, dergleichen
besag,, ter Daviler n.
b. vorgestellet. Unter den Ribben des Gewölbes über dem Schiff
sind auch eben so breite streiffen, die große Viereckigte felder
zwische
zwischensich einschließen. 3. Ist sehr notabel das schöne Gemählde al fresco oben an der kuppel von Mignard, welches nicht allein das beste stück von diesem
vortrefflichen Meister, sondern auch alß al
fresco gemahlet das beste in franckreich sein soll. Es stellet eine
Glorie der himlischen glückseeligen von fast
unzehlig wol ausgetheilten, und wol disponirten
figuren vor, die die kuppel um ein
merckliches verhöhen. Die Lüfte welche immer weiter hinauff mehr
erleuchtet werden, sind unvergleichlich. Mann kan in Paris ein vor,, trefflich accuratkupfer davon haben, und
Moliere hat in seinen wer,, cken ein schön Carmen darüber gemachet. 4. Ist noch zu notiren daß der gantze krantz
innen um die kuppel herum und vier balcons über
sovil kleinen thüren an der kuppel Pfeilern gantz verguldet, die vier
Evangelisten aber oben darüber en bas relief halber
Statur sehr wol aus stein gehauen sind. In
das kloster habe nicht kommen können, welches sonst ebenfalß das schönste
in Paris ist, wie aus Marotsdarüber gestochenen
abrißen zu ersehen, welche gar accurat sind,
ohne daß die halbrunden vorn gegen den großen platz der vor der kirche
lieget erdichtet ist. Der platz vor der kirche ist mit Gebäuden von
ge,, hauenen steinen umgeben, ohne daß
vorn gegen der Gaße bloß ein eisernes aber sehr schönes gatterwerck
vorgezogen ist. Die Toscanisch.
ToscanischenPortale an diesem hoff herum sind dadurch
verdorben, daß das Gebäl,, cke unter
ihren frontons nicht fortgehet, sondern gebrochen ist.
Weiterhin an dieser Gaße auff eben der Seite lieget das kloster und die
kirche
welche in einen großen hoff sehr wol ins gesichte lieget, ich habe
nichts alß
das Portal gesehen, weil ich verführet worden, daß
innen nichts beson,, ders zu sehen seÿn. Die
faciata siehet deswegen etwas ungestalt aus,
weil42r
weil sie gar zu breit gegen der Höhe. Sonst ist die Architectur ziemlich reine ohnerachtet die frantzosen es nicht
davor halten wollen. zum wenigsten ist die Profilirung recht gut, deswegen ich solches zu zeigen den deckel des
Säulen,, stuhls, den Säulenfueß und das
Gebälcke der Ionischen ordnung, welche unter der Corintischen steht hier vorgezeichnet. Im übrigen habe ich
die faciata zur Curiosité
gezeichnet gantz wie sie aussiehet, nur in beßern proportionen, damit sie gegen Marotsdavon herausgegebenen riß, der
die kirche selbst angegeben kan gehalten werden. Alßden wird erhel,, len, indem nicht allein beßere proportiones hiebeÿ sind gebrauchet worden, alß an
dem wercke selbsten, sondern unstreitig die allerbesten, die beÿ dieser proportion angingen, und dennoch die Faciata noch etwas zu breit, und gleichsahm gedruckt außsiehet, daß
es nicht allein an der propor,, tion, sondern an der ordonnance selber gelegen seÿ, daß diese faciata
nicht beßer pariret. Daß aber die proportion auch ein merckliches dazu thun, wird man erkennen,
indem diese faciata dennoch die würcklich gebau,, ete, und von Marot
ordinirte ohnstreitig weit an schönheit und an,, muthigkeit übertrifft. besiehe Tab:
III. Im übrigen ist der reinig,, keit und guten profilirung noch
an dieser faciata fast weniger zu tadeln, alß an der
an Val de
Grace.
Weiter hin ist die kirche welche außer ihrer faciata nichts notables hat, sie ist auff eine gewiße simple ahrt, ohne ordnung, außer an der
haubttühre, mit zweÿ ange,, nehmen thürmen
angeordnet, und dieses alles nach der großen an,, sehnlichen manier, die sonst beÿ
dem frantzosen gar selten gefunden wird. Allein schade ist es daß nur ein
thurm auffgebauet worden, und demnach die faciata so
volkommen nicht ist, alß sie Marot in kupfer
vor,,42v
vorgestellet, wievol der sie im übrigen garaccurat
gezeichnet. Vor der Haubtthüre stehet noch eine sehr correcte und gantz ordinaire Dori=sche Colonnata von
Vier freÿstehenden Säulen, die sehr groß sind, und ihre volle 16.
Mod:
Modul höhe haben. Die mittlern stehen 10. die andern beÿderseits
5.
Mod:
Modul von einander. Diese Colonnate ist
noch mit
einen wol proporti,,onirlichen fronton gedecket. So schlecht und gemein nun diese ordonnanceist, hat sie doch vor dem aller künstlichst außgesonnenen in Paris
noch
einige vortheil der Schönheit, welches abermahl bestätigt, daß das Sim ple, wen es mit guten
verstand und Majestätischer größer angebracht wird,
das allerbeste seÿ. Allein beÿ dieser wolproporionirten
an,, ordnung muß ich den bauMeister
Gittard, der sie angegeben vor ei,, nen capriceusen und wunderlichen
kopf halten /: worinnen ich durch die besichtigung des Pallastes zu St: Cloud, confirmiret wurde, wovon un,, ten :/
indem er so gar einen absurden profil hiebeÿ gebrauchet,
alß
er einen hätte ausdencken können, wie aus beÿstehenden riß zu ersehen,
und ist unter andern der Stab in den Architrav,
und der Holleisten un,, ten am krantze wol
zu notiren, der größer ist, alß der krantzleisten
selbst, zumahl er in proportion an dem werck
noch größer ist, alß ich ihn hier gezeichnet, anderer fehler zu geschweigen
die aus dem Riß erhellen.
Von der Rue de St: Jaques kömt man auff die Isle du
Palais wor,, auff
dreÿerleÿ zu remarquiren vorkömt, alß:
Diese ist der größte, und disposition, wie auch dem
prospect nach dem Pont
Royal vorzuziehen, kömt ihme aber an der nettigkeit
der construction nicht beÿ, sie hat stärckere
Pfeiler, und kleinere bö,, gen, indem sie
nicht viel mehr als doppelt so lang wie jene ist, und doch 14. bogen
begreiffet, da jene nur 5. hat. Die Maaße dieser brücke sind diese. Die
länge von der Seite des Louvre biß an die Spitze der Insel
hält 500. fueß, und darauff 7. bögen, daß massiv auf
der Insel hält in der länge 140. fueß, und der
überrest der brücke biß an das quay des Augustins machet
annoch 230. fueß aus, 5 bogen begreiffende. Die breite der brücke hält in
allen 72. fueß, daran beÿderseits 2. vor die lehne abgehen, vor die
fueßste,, ge, welche 2. fueß erhöhet sind,
kommen 19. fueß, und vor den fahr,, weg in
der mitte bleiben 30. dannenhero auff den breiten fueß,, stegen annoch platz ist vor allerhand kleine boutiquen, welche 7. fueß
ein,,43r
einnehmen, und 12. zur passage übrig laßen. Wen man
unten von dem Louvre auff die brücke kömt, lieget an dem
andern bogen auff der rechte seite
Diese besteht in einen doppelten Metallenen
druckwerck nach Salomon de Caus manier, und ist nicht
sonderlich daran zu notiren, als die 8. Metallene Schrauben wodurch man das gantze werck nach dem
das waßer stehet, aufftreiben
od
oder sincken laßen kann. Das gantze werck ist innerhalb eines kleinen
Hauses verstecket, auff deme eine schöne Uhr mit einen klockenspiel stehet,
welches das einige in Parisaber gar schlecht ist. Den nahmen hat diese kunst von der äusseren ver,,
ziehrung, welche in einen halbrunden
kasten stehet, der auff einen termi,, no ruhet, er ist gestalt wie ein brunnen, und
läufft das waßer in ei,, ner angenehmen Cascade darein aus dem kessel, welcher nahe da,, beÿ unter dem Dache stehet, neben diesen
kasten sitzen der
He:
Herr Christus und die Samariterin, sehr nett
gezeichnet und wol gehauen von zarten Sandsteine. Es sol die gantze ordonannance die gar güt ist von German
Pilon sein, der vor diesen zu Henrici
III. zeiten berühmt gewesen, an,, dere aber halten die Statuen nur
vor Copien.
welche über die helffte über lebensgröße, und also um ein ziemliches
kleiner ist alß die neue
auff der Place
de Vendôme,
od
oderdes Conquê,, tes, uber dieses sind Mann und Pferd zweÿ Stücke, im
übrigen wol,, gezeichnet, und nett von metal gegoßen. Diese stehet auff einen mar,, mornen Piedestal, mit wol
goldenen Inscriptionibus, unter denen
ich43v
ich allein diese abgeschrieben /: weil sie in büchern genug zu finden :/
die vorn gegen der brücke stehet. Erico IIII. Galliarum Imperatori Navar. R.
Ludovicus XIII. flius ejus opus nicho. et intermissum pro
dignitate pietatis et imperii
pleni
pleniuset amplius absolvit.
Über dieses sind an eben dem pedestal des königsActiones von metallenen bassi
relievi vorgestellet. An den vier Ecken des piedestalssitzen gefangene von metall die unter den füeßen antiché waffen haben. Der pedestal samt allem was daran, ist von einem fran,, tzosen Nahmens Franche Ville, das Pferd
aber und der könig in Florentz von Jean de
Boulogne gemachet worden, der zwar aus franckreich gebürtig,
alleine allzeit in Italien gewesen. An der Statue herum stehet ein hohes eisernes, hin und wieder
verguldetes stacket.
Ein alt Gotisches in seiner ahrt aber recht herliches Gebäude, daran
im übrigen nichts zu remarquiren ist, alß die schönen
Gemählde, sonder,, lich diejenigen, welche
von Jahr zu Jahren von dem Goldschmieden hierin verehret worden, deren Catalogum ich kurtz hieher setzen wil, indem alles
deutlich auff die Gemählde geschrieben ist, daß man denselben versichert
genug machen kan.
1. Anno.: 1630. Die
historia, Actor: III. v. 1. biß 7. von
Lallemand.2. – – 1631. Die miracul der Mutter Gottes die sie in dieser kirche
sol gethan haben. von le Moine.3. – – 1632. Die
Geschichte, Actor: V. v. 1 biß 10. von
Voüet dem Jüngeren.4. – – 1633. Actor. VII. vers 60. von Lallemand.NB.5. – – 1634. Ein Pfingstfest. Actor: II. von Blanchard dem ältern.6. – – 1635. Petrus heilet einen krancken mit seinen
Schatten, wo es geschrieben stehet weiß
ich nicht. von Laur. de la
Hire. Es schei,, net aus Actor: V. 15.7. – – 1636. von Lestein. St: Paul
in dem Areopago zu Athen, da er den
heil.
heiligenDionisium bekehret.8. – – 1637. von Laur: de la Hire. Die bekehrung Pauli. Actor. IX.NB. 9. – – 1638. könig Ludewig der XIII. seine krohne der Mutter Gottes auf,, opfernd, von Philip
Champagne.10. – – 1639. von Claude Vignon. Actor. VIII.
vers, 38.11. – – 1640. von dem Jüngern Voüet, Actor. X.
25. 26.12. – – 1641. von eben demselben. Actor.
XII. 8. 9. 10. p13. – – 1642. von Prevoit. Actor.
XII. 2.14. – – 1643. Person, der ältere, Actor.
III. 12.1544r15. – – 1644. von Seb: Bourdon, die Creutzigung Petri.16. – – 1645. von dem ältern Corneille. Actor:
XIV. 14.17. – – 1646. von Erard. Actor. IX.
17. 18.18. – – 1647. von Boulogne dem ältern,
Actor.
XIX. 12. Die Miracul welche durch die
Leinwandt geschehen, welche St. Pauls Leib
berühret hatte.NB. 19. – – 1648. von le
Brun. Die Creutzigung St: Andreæ. Ein Fuß daran, an
dem St: Andrea ist sehr citropié20. – – 1649. von dem ältern Boulogne, der Märtirer
St: Simon.NB. 21. – – 1650. von le
Sueur, Actor XIX. 19.22. – – 1651. von Loir, des Proconsul
Sergii bekehrung, durch St Paulum.
Actor. XIII. 6 biß zu 12.NB. 23. – – 1652. von le
Brun, ein vortrefflich stück, die steinigung St:
Stephani. Actor. VII. 58.
59.24. – – 1653. von Têtelin. Actor. IX.
40 4i.25. – – 1654. von dem ältern Person. Actor.
XXVIII. 3. 4. 5.26. – – 1655. von Heins. Actor.
XVI. 14.27. – – 1656. von Têtelin, Actor.
XVI. 22.28. – – 1657. von Villequin, Actor: XXV. 23.29. – – 1658. von dem ältern Boulogne, die enthauptung Pauli zu Rom.30. – – 1659. von dem ältern Corneille. Actor. X.
25. 26.31. – – 1660. von du Dot. Der Jungfrau Mariæ abschied.32. – – 1661. von Paillet, St. Bartholomei
marter.33. – – 1662. von dem ältern Coÿpel, eine
geschicht eines wunders,
welches beÿ Jacobi marterung sich sol
zugetragen haben.34. – – 1663. von Halle. St.
Johannes, den man eben in das siedende öhl werf,, fen will.35. – – 1664. von Blanchet. Actor.
VIII. 39.36. – – 1665; von de Sourlay, wie Petro da
er von Rom fliehen will,
dem hl:
demheiligenChri,, stus sol begegnet
sein.37. – – 1666. von Heins, Actor.
VIII. 19. 20.38. – – 1667. von Montagne, Actor:
XVI. 26. 27. 28.39. – – 1668. von Bapt : de Champagne.
Actor.
XIV. 19.40. – – 1669. von Vignon dem Jüngern.
wie Bartholomeus des königs in Armenien
Polemonis tochter vom teuffel befreÿet, und dadurch den
vater bekehrtet.41. – – 1670. von Boulogne dem ältern,
eine auffahrt
Christi.42. – – 1671. von Blanchard, Andreas
wie er in ansicht seiner vorstehenden Marter von freude entzückt
wird.43. – – 1672. von Canÿ, Actor
XVII. 34.44. – – 1673. von Corneille. Math. IV.
18. 19.45. – – 1674. von Jouvenet. Math. IX.
2.46. – – 1675. von Claude Audran. Math. XIV.
0. ii. i2.47. – – 1676. von Hüasse, Stephanus,
von den Schergen zur Steinigung geführet.48. – – 1677. von Ballin, Actor:
XV.9.4944v49. – – 1678. von Verdier, Joh: XI. 43. 44.50. – – 1679. von Boulogne dem ältern,
von dem gichtbrüchtigen an dem
Tei,, che zu Bethesda.51. – – 1680. von Joh: Bapt: CorneilleActor: XII. 7
.8.52. – – 1681. von Coypel, eine Himmelfahrt Mariæ.53. – – 1682. von Cotelle. Joh: II.
die Hochzeit zu Cana.54. – – 1683. von Alexandre, Math: III.
die Tauffe Christi. 1684. Ist nichts gegeben worden.55. – – 1685. von dem jüngeren Person. Math V.
1.2. wie auch von heilung ei,, nes krancken.56. – – 1686. Von dem jüngeren Boulogne.
Ein ansehnlicher Mann lieget
auff den knieen vor Jesu, ob es der Haubtman zu Capernaum
od
oder der Römische sein soll, kann man nicht sehen. keines trifft
volkommen mit der H: Schrifft überein. Doch scheinet es ehe der
Haubtmann zu sein,
od
oder der oberste der Schar,Marc: V. 22.57. – – 1687. von dem jüngern Halle, Math: XXI. 12.
13.58. – – 1688. von Cheron. Actor.
XXI. 10. ii.59. – – 1689. vonVernansel. Luc: VIII. 54. 5560. – – 1690. von Cheron. Math: XIV: ii.61. – – 1691. von Guillebaut. Luc. VII.
i4. i5.62. – – 1692. von Alexandre. Math: IV.
23.63. – – 1693. von Arnoult. Joh. XX.
27. 28.64. – – 1694. von Parossel, Luc: III.
3.65. – – 1695. von dem jüngern Boulogne. Joh: IV.
6. 7.66. – – 1696. von Christophe. Das wunder der fünff brodt. Math: XIV. 1767. – – 1697. von Marot. Math:
XXVIII. 8. 9.68. – – 1698. von Vivien. die weisen aus dem
Morgenlandt.69. – – 1699. von Tavernier, Luc XXII.
6i.
In dieser kirche wird ein herlicher Altar mit
gewundenen Säulen ge,, machet werden. Anitzo
wird eben an dem Model von Gibs in volkom,, mener größe gearbeitet. In dem Creutz dieser kirche
sind auch die gemahlten Glaßfenster wol zu remarquiren. Schade ist weil zuviel steinerne Gothi,, sche züge dazwischen sind, daß sie keine solche große
Subjecta vorstellen können wie die zur Gaude
in Holland. Allein
die farben sind fast hier noch schöner und brillanter.
Die Thüren dieser kirche sind auch fern zusehen nicht vorbeÿ zu gehen, welche
gantz über und über mit eisenwerck von gar CurieuserSchloßerarbeit übersetzet sind. Die Capellen sind
schön getäffelt, und noch besonders mit Gemählden geziehret. Unter andren
sind auff der rechten seite in zweÿ Capellen zweÿ,
welche
Poussin sol gemahlet haben, ehe er nach Italiengegangen, eines stellet die wegnehmung der
Jungfr:
JungfrauMarie aus diesem leben, man kan es nicht
recht ein sterben, und nicht recht eine lebendige führung gen himmel
nennen. Das andere ist eine St: Maria Egyptiaca.
Nach dieser kirche ist auff der Insel noch notabel,
Dieses45r
Dieses stehet, wo die Gaße auff der brücke au Change nach der
Gaße St:
Denis zu sich wie ein Y.
theilet da die häuser dazwischen eine schmale face recht
ge,, gen der Gaße zu machen. Es ist daran
eine große Arcade gemachet, worun,, ter dieses Monument stehet,
meistens von Metal, doch auch guten theils von ge,, hauenen steinen gebauet. Der itzige
könig alß
ein Printz von 6. Jahren ungefehr, stehet in der Mitte auff einen pedestal, und über ihme ist eine renommée die ihn mit einen Lorbeer kröhnet, daneben stehen unter dem
Pede,, stal diekönigliche Ältern in lebensgröße von Metal. Sie sollen sehr wol glei,, chen, im übrigen ist die zeichnung daran recht gut. Darunter wo
die Inscri,, ption
stehet, liegen gefangene, nur halb erhaben. Die gantze arbeit sol von
Guilin sein. Von der Insel kömt man über der
Seine recht nach dem Gre,, ve
od
oder Platz vor
Dieses ist zwar nach der Architectur mit Corinthischer ordnung geziehret,
aber durch
und durch noch
sehr mit Gothischer unordnung vermenget, daher wenig daran zu notiren verfället, ohne über dem Haubteingang die Statue HenriIV. zu Pferd nach der Seite nur halb erhaben, welche nach
der Statue
Aureliiim Capitolio zu Rom gemachet worden, von einen Schüler des Michel An,, gelo, nahmens
Biard. Innen kömt man über etliche Stuffen, auff einen
erhabenen, aber sehr kleinen hoff, der um und um mit Arcaden umgeben ist. Gegen der haubtEntré
über stehet unter einen dieser bögen des itzigen königsStatue zu fueß von weißen Marmor. auff einen weiß marmor,, nen pedestal. Die Säulen neben dem bogen, die
sonst im Hoff herum von Stein sind, hat man hier neben mit zweÿ rothmarmornen vertauschet, Die Schwiebbogen verkleidung,
ist eben auch von Marmor, auff dem Pedestalder Statue stehen diese worte mit Goldenen
buchstaben, Lodovico Magno Victori Perpetuo Semper
Pacifico.hin und wieder sind noch einige verguldete zierrathen beÿgefüget. Der könig ist noch zimlich
getroffen, und ist das gantze werck von dem vor,, trefflichen Coycevox. An der rechten
Seiten im hineingehen kömt man auff eine treppe nach der gemeinen disposition à deux rampes, welche disposition beÿ so alten Gebäuden doch rar ist. Die construction muß man vor ziemlich schön passiren lassen, und glaube ich darauß fast, daß die treppe nicht
so alt seÿ, alß das übrige Gebäude. Allein dieses ist wun,, derlich, daß über den rechten arm weniger zierrathen
sind, alß über dem an,, dern, beÿde sind mit
gedruckten tonnen Gewölbern bedecket, jenes aber hat nur Simple viereckigte, mit ovalen untermengete
felder mit wenig schnitzwerck von Rosen darinnen.
Dieses aber ist viel reicher. In der mitte ist eine schöne Sonne und
viermahls umher das Stadtwapen mit dem Schiff, welche umher noch mit vielen
schnitzwerck, und zu äußerst mit sehr schönen Rosen begleitet sind, alles
zimlich wol aus Stein gehauen. Oben über dem austrit ist wiederumb ein Gotisches Gewölbe, alleine ein recht Meisterstück
davon, mit vielen gantz freÿ hangenden, und unerhört zart ausgeschnittenen
bögen, daß man es nicht ohne verwunderung an,,
siehet45v
siehet. Sonst ist in den zimmern nichts
sonderliches zu sehen, außer den Gemählden, die meistens in großen taffeln
von vielen contrefaiten be,, stehen. Es sind darunter von Mignard, Troye, Porby und von
den gu,, ten Contrefaits mahler L’Argilliere. Von dem
Stadthaus gehet
man leichtlich nach der kirche
Deren Portail das schönste und magnifiqueste in gantz Paris ist, Marot hat diese faciata gantz deutlich vorgestellet, aber
dieses anzu,, deuten vergeßen, daß die
Säulen der zweÿ obern reihen gantz, und an der untern, biß auff das dritte
theil des Stames ausgehölet oder Can,, nellieret sind, es siehet aber dieses untere
glatte stück, der Dorischen Seulen nicht zum besten
aus. Sonst sind die dreÿ Griechischen ordnungen in recht
guter proportion über einander gesetzet. Demnach kan
diese Gebäu,, de wol vor ein Exempel de r Symmetrie, ordonnanze,
combinationund maniere grande passiren. Die reinigkeit dieser
Architectur, und das herliche magnifique ansehen, nimt also bald die Augen, und das Gemüthe
ein. Schade aber ist daß diese faciata so übel
stehet, indem sie nur halb gegen eine große Gaße zu siehet, halb aber in
ein
einen engen quer Gäßlein verstecket ist, daß man sie von weitem nicht
alß nur halb sehen kan. Über der Dorischen ordnung
ist das Gebälcke wol ausgetheilet, ohne über den gekuppelten Säulen sind
die zwischentieffen etwas breiter als hoch, welches desto beßer zu
verstecken festonnen hinein gehänget sind. Die Säulen a,, ber hätten können noch näher zusammen gerücket
werden. In die pro,, portion des bortens ist also beschaffen, daß wen man die Säulen
noch nä,,
her zusammengerücket hätte, die
zwischentieffe meistens würde just wor,, den sein. Den es sind daselbst schon alle Maaße großer
als sonst, in,, deme gewöhnlich zu der höhe
des Dreÿschlitzes 45. von 30. des Moduls theilen
gegeben werden. hier aber so wie ich rechnen kann, die Höhe deßelben 46
4/5hält, welches folglich auch die höhe der zwischentieffen ist. wären nun die
Säulen auff 2 2/3Modul zusammen gerücket worden, so wäre die Metope 48 4/5, und also nur um zweÿ theil länger alß hoch geworden sein,
welches man vil weniger alß den itzigen fehler würde gemercket ha,, ben, wie aus hiernächst beÿgesetzten Dorischen Gebälcke besagter kirche zu sehen ist, da
ich die zwischentieffe über den gekuppelten Säulen nach solcher ausrechnung
eingerichtet habe. woraus zu ersehen, wie leicht diese proportiones durch rechnen hätten können gar dahin gebracht werden, daß die
austheilung gantz correct worden wäre.
Umb nun zu versuchen ob die schönen proportiones
dieser herlichen faciata noch weiter verbeßert werden können
habe ich diese faci,, ataabgezeichnet
und alles biß auff die proportiones daran behal,, ten. Nun ist nicht zu läugnen, daß dem
ersten ansehen nach die rech,, te faciata lustiger aussiehet, weil sie geschlancker, und in
proportion der breite höher ist, alß meine.
Allein es kan auch ein gegentheil nicht geläug,, net werden, daß, weil die geschoße an dem original sich nicht genugsam über einander verdünnen,
nicht nur die faciata gleichsam vor sich zu
hän,,46r
hängen scheinet, sondern vornehmlich auch oben allzu schwer aussiehet,
dahinge,, gen an meiner faciata das obere auff dem untern sich beßer gründet. Indeßen
wird niemandt sagen können daß meine faciata allzu
gedruckt auffeinander seÿe, ja wenn man beÿde faciaten
lange neben einander ansiehet, wird endlich die original
faciata allzu schlanck scheinen, und also ihre proportiones dieser weichen, und zeugnis mitgeben daß Goldmans propor,, tiones, welche hier vornehmlich
beobachtet worden, alle andere übertreffen. Im übrigen ist ohnstreitig die
Dorische ordnung hier correcter
ausgetheilet. Die dreÿ reihen über einander stehen in der allerschönsten
proportion wie 4. 5. 6. deren schönheit Scamozzi in seiner Architectur gar
weitläuffig de,, monstriret. Aber wieder auff die kirche selbst zu kommen, habe ich
hieneben
annoch den Profil des Ionischen
Gebälckes, in der andern Reihen mit angedeutet, und ist auch in diesem Stücke
der bauMeister ja so behuetsahm und ingenieus
gewesen, alß in der gantzen anordnung. Brosseist dieser bauMeister, der an diesen werck sein Meisterstück erwiesen
hat. Alß Ber,, nini in
Paris gewesen hat er fast nichts alß diese faciata, und die Fontaine des Innocents
gelobet, weil ihm niemahls nichts gefallen, alß was mayestätisch war. Den Corintischen Profil kan man der höhe wegen nicht allzu woll
erkennen. Mann siehet auch an dieser kirche den übeln effect der gebrochenen Giebelfelder, indem über den mitlern ein,, gezogenen feld der krantzleisten mit dem was
darüber ist, gar zu weit springet, und gantz schwach aussiehet. Allein beÿ
dieser ordonnance hat er nicht wol anders können
gemachet werden, weil über der großen
mit,,46v
mitlern Seulenweite der Architrav gar zu weit freÿ
gelegen wäre. beÿ deme endlich noch dieses anzumärcken vorfället, daß man
gar schwerlich und selten dreÿ reihen Säulen übereinander setzen kann, ohne
einige fehler zu begehen. Doch hindert dieses alles nicht, aus diesem
Gebäude so,, wol, alß aus dem Palais
d’Orleans des de Brosse hohen Geist zu
sehen, der ihm billig einen besondern Ruhm vor allen anderen frantzösischen
baumeistern vindiciret. Innen ist nichts sonderliches
in dieser kirche zu besehen, ohne das Altarblat, und die Claro Scuro gemahlete fenster, an denen St: Gervasiimarterthum prasentiret wird, welche alle von
le
Sueur sind. In dem Schiff hängen noch 6. große gemählde, deren das
erste im hineingehen auff der lincken Handt von Bourdon, die zwey folgende von le
Sueur, und die dreÿ gegen überstehende von Champagne sind. Unter des Sueur seinen habe ich sonderlich remarquiret, wie St. Gervasius auff einer banck
gegeißelt wird, da alle actiones und affecten herlich ausgeführet sind. Sie scheinen alle 6. von St: Gervasii leben zu handeln. Uber den vorschluß des
Chores steht auch ein schon Crucifix von Sarazin, welches über aus
wolgezeichnet ist. Von die,, ser kirche kömt
man in die Gaße St: Antoine, und darinnen auff der
rechten seite am ersten zu
welche unter allen kirche in Paris die reicheste an
zierrathen, aber eben deswegen auch die heßlichste faciata hat, den indem dieses schnitzwerck ziem,, lich Confus, übel gezeichnet und
gearbeitet, und dazu vol koth und Staub von den gaßen ist, kan man diese
faciata, ohne mißvergnügen nicht ansehen. Die proportiones der Architectur, wie
auch deren ordonance ist so uneben nicht, in ZeilersTopographia Galliæ Part:
I: ist ein ziemlich accura,, ter abriß davon zu finden. Das inwendige ist
viel weniger geziehret, so doch sonst umgekehret sein solte, und eben
dadurch
auch beßer alß das aus,, wendige. Die kuppel
aber ist innen und außen gar zu wenig geziehret. Sie ist auch innen reiner,
und pfleget ein Mann in einen Eÿsern korb in die Höhe gezogen werden, damit
er oben an der Decke abkehren und reine ma,, chen könne. Der haubt Altar ist auch gar reich an marmornen Säulen, und Statuen, daß keiner
der besten bildhauer daran emploiret
word
wordensiehet man daran so wol alß an den Statuen. Das
Gemählde ist schöner und bestehet in einer assumtion der Mutter Gottes, an
der lincken seite, un,, ter der kuppel ist
eine Thüre, neben der zu beÿden seiten zweÿ schöne Capellenstehen. In einer ist zwar so sonderlich nichts zu remarquiren, alß ein Ge,,
mählde von St:
Petro. wie er durch den Engel aus dem Gefängnis geführet
wird. In der andern aber ist das herliche Grabmahl des Printz Henrÿ
Bourbonde Condé, deßen Hertz daselbst begraben
lieget. Dieses Grabmahl ist kein eben sonderlich werck, wie die bißher
entworffenen, sondern vielmehr ein Gelän,, der, wodurch diese Capelle eingeschloßen ist, an deme
anstat der Docken schöne Bassi relievi sind, von
verschiedenen Siegen der kinder Israel aus dem alten
Testament genommen, aus metal
gegoßen, oben darauff sitzen auff ihren pedetalen
vier tugenden, auch von Bronze in lebensgroße. An der
Seite da man hineingehet, stehen zweÿ Genii, neben dem
eingang,
deren47r
deren einer des begrabenen wapen, der andere eine Inscription hält, auch diese sind von brontze. Und alle diese figuren sind nicht allein schön gear,, beitet, sondern auch wol gezeichnet. Anstat des
Altarblats in dieser Capel,, le ist ein Cruzifx vor dem Laÿola mit
sonderlicher andacht kniet, halberhaben, zweÿ Säulen halten ein
fronton, auff dem zweÿ sitzende Engel den Nahmen
Jesus in einer verguldeten Sonne halten.
Weiterhin auff eben der Seite ist das herlichste Monument
in gantz Paris, unter einen bogen, der mit marmornen feldern bekleidet ist, auff denen schöne Bassi relievi außge,, hauen sind. Es bestehet in zweÿ massiv silbern Engeln in
Lebensgröße, welche könig
Lud:
Ludwig XIII. Hertz mit einer krone bedecket halten.
Sie sind unter den Schwiebbogen wie fliegend vorgestellet. Das Hertz und
die Gewänder, sind meist roth feurig verguldet. Alle bißher erzehlete wercke sind
von Sarazineinen vortrefflichen bildhauer. Von dieser kirche kömt man ferner nach
dem
Der zwar gar schön regulier und mit einerleÿ Häusern
umgeben ist, allein die Architectur dieser Häuser ist
kindisch und kleinlicht. Die bögen umher sind unproportionirlich und niedrig, daß man also wol sagen kan, daß
das haubt dessin sehr gut und prächtig, aber durch
die Ausführung verdor,, ben seÿ. Auch dieses
verderbet diesen platz nicht wenig, daß er gantz einge,, schlossen ist, daß man ihn recht mit mühe suchen muß.
Die Statue zu
Pferd ist gar schön sonderlich das Pferd, welches von
ein
einenandern Meister
ist, alß des königs bildnis. Es ist etwas größer als Henrici IV.
Statue, aber kleiner als des itzigen königs seine auff dem neuen Platz. Die Inscripti,, ones auff
dem weiß Marmornen Pedestal dieser Statue findet man genug,, sahm in
büchern. Richelieu hat diese Statue
auffrichten laßen, nach sei,, nem tode aber
sol erst diese Inscription daran sein gesetzet worden,
wie,, wol auch die übrigen dieses Cardinals hochmuth verrahten. Que ne peut la vertu, que ne peut le courage ?
J’ai donné pour jamais l’Heresie en son fort Du Tage Imperieux
j’aÿ fait trembler le bord, Et du Rhin jusque à
l’Ebre
accrû mon heritage. Say Sauve par mon bras l’Europe
d’Esclavage ; Et si tant des traveaux n’ussent haster mon sort,
Peusse attaqué l’Asie, et d’un pieux effort. Peusse
du saint tombeau venge le long Servage, Armand et grand Armand
l’ame des mes exploits, Porte de toutes parts mes armes etmes loix
Et donna tout l’Eclat aux rayons de ma gloire, Enfin il
m’eleva ce pompeux monument, Ou pour rendre à son nom memoire pour
memoire, Je veux qu’avec le mien, il vive incessament.Recht gerade hinter diesen Platz lieget
von dem alten Mansard angegeben, welche die frantzosen
vor ein recht
Modell47v
Modell der schönheit ausschreyen. Schade ist daß
annoch ein altes Stücke Mauer, weiß nicht warum vor dieser kirche her
stehet, und ihre untere disposition an der der faciata verdecket, daß man sie nicht ein wenig von weit
betrachten kan. Marot hat diese faciat in kupfer
gestochen publiciret, aber eine schöne kuppel dabeÿ
gezeichnet, die nicht allein an dieser kirche sich nicht befindet, sondern
nicht einmahl nach itziger disposition da seÿn kan.
wen man auch die leute ansiehet, die er dabeÿ in prospect gesetzet, solte man diese faciata
vor gar groß und Magnifique halten, da sie doch sehr
kleinlich und nach der frantzösischen ahrt zu tendre
aussiehet. Außen an der faciata sind zwey stücke vor
die baukunst zu remarquiren, erst,,
lich das accouplement der Dorischen Pfei,, ler und Säulen,
welches nach hiebeÿ stehen,, den Riß recht
elend ausgeführet ist. Ma,, rot hat das Gebälcke angedeutet alß wen es mit Dielen
köpfen gemachet wä,, re, worauff sich auch
die frantzosen in Pa,, ris selbst beruffen, wen sie über das ac,, couplement disputiren, da es
doch gantz
falsch ist und keine Dielen köpfe sich daran befinden. In der Mitte
der faciatasind die Dreÿschlitze nicht ausgearbeitet, aus dem ich wie aus mehr
anderen Exem,,pela des Collegii
Mazarini, des Hôtel des Invalïdes und
anderen schließe, daß eine Gewohnheit beÿ den frantzosen ist, mit der
ausarbeitung zugleich an beÿden Seiten anzufangen, und alß gleich
gegen ein,, ander biß zur mitte zu gehen.
Wie nun gar viel frantzösische wercke unausge,, machet sind, so ist auch hier die arbeit
auffgehoben worden, ehe die Stein Metzen in der mitte zusammen kommen.
Das ärgste ist daß viel unverdünnete Pfeiler solchergestalt an dieser
kirche ge,, kuppelt sind, da die obersten
dreÿ Glieder oder der Abacus mit seinen kehlleisten
und überschlag eben so in einander lauffen. An der Mitte des oberen
geschosses dieser faciata sind vier Corinthische Säulen solcher gestalt ordiniret,
alß beÿ stehender grundriß zeiget, doch thut hier diese ordonnantz keinen so guten effect,als an dem landhause zu
Roterdam, sonderlich aber etwas von
weiten, ist sie gar nicht sensibel.
48r
Marot hat zwischen die engen Säulen bilderblindten
gemachet, welche an dem werck selbst sich auch nicht befinden. Weil ein
Mansard dieses Gebäude nur biß über das erste
Geschoß auffgeführet, scheinet Marots vor,, zeichnung nach desselben Riß gemachet zu
sein, deme man aber hernach nicht mag gefolget haben. Die itzige arbeit
oben auff sieht gantz schlecht gegen der darunter aus.
Innerhalb hat diese kirche kirche außer ihrem Haubt Altar meines wißens
wenig notables. Diese ist mit schönen marmornen Corinthischen Seulen
gezeichnet, welche cannellüret sind, welches ich
sonst nirgend in Paris noch da herumb gesehen habe.
Das Altarblat ist eine abnehmung vom
Creutz, welche nach einer in Rom von Volterra sol copiret sein, welche eben die,, se brüderschafft in ihrer kirche hat. Es stehen an
den Seiten, die Mutter Got,, tes, und Franciscus de
Paula, wolgehauen von Guilin. Die Capelle des Hertzogs de Vieuville,
ist sehr reich von Marmor mit verschiedenen Tombeauxausgefüllet, darauff die verstorbenen liegend præsentiret sind, und ist die meiste arbeit von Guilin einen sehr renommirten
bildhauer.
Weil an der kirche des Minimes der berühmte Mansard, einen so großen fehler in dem accouplement der Dorischen Seulen
und pfeiler begangen, habe ich das Portal, oder die
Haubt Entré des Hôtels de la Vrillerie, hinter der
Place des
Victoires hier mit anführen, und nach seinen richtigen
Maaßen vorzeichnen wollen, weil an demselben auch eine ahrt von
dergleichen accouplement zu sehen, daer doch keine so große
fehler begehet alß an der kirche des Minimes. Jedennoch kan ich
nicht sehen, warum die frantzosen so ein groß wesen
daraus machen, daß auff solche weise, das sonst vor unaufflößlich gehaltene
problema von dem accouplementgantz völlig ausgeführet seÿ. Im übrigen ist nicht zu läugnen, daß die ordonance und die proportiones
dieser Entrée gar gut sind, siehe Tab.
IV. Ich habe aber hier auff dem abriß die Mittlere
Seulenweite nur 121/2
M:
Modulgroß gemachet, da sie doch 15 an dem werck hält,
nicht nur auch die ord,, nung dadurch etwas
größer und deutlicher zu bekommen, sondern zu,, gleich einen versuch zu thun, wie diese ordonance an einer hausthüre herauskommen mögte, da
ich sie den
noch schöner befinde, als an dem Thorweg, da sie emploiret worden.
Nicht weit von dieser kirche in der Rue de Temple habe ich ein
haus gesehen, das Hôtel de Bizeuil genandt, davon ich etwas
weniges geden,, cken will, weil man so groß
wesen in Paris daraus machet, da es doch an der austheilung
gar nichts tauget, an der ausziehrung aber vor andern Pallästen nichts ungemeines hat, wie den die meublirung aller ohrten daselbst gar sehr mit einander überein
kömt wovon zu ende dieser remarquen von der Stadt
Paris, etwas weniges melden will, und die größte differentz in solchen Subtilitäten
bestehet, daß einer in ausführung der farben, und der arbeit, und in dem
accom,, pagnement
immer delicater sein wil alß der andere.
Die haubt Entrée dieses Pallastes ist nach Mansards art ein vier,,
eckigter thorweg, in einen großen blindt
stehend, dergleichen man in
Paris48v
Paris und umher gar viel zu sehen bekömt, indeme sich die
frantzosen gantz darin verliebet haben, wievol sie auch nicht zu verachten
ist. Daviller hat der,, gleichen in seinen Comment: Vignola planche 43. B. gezeichnet, hätte aber
just kein heßlicher Modell finden können. Ich habe
zwar die zeit nicht gehabt, dieses Portal an dem
Hôtel
Bezeüil, noch die an dem Pallast de
Conti, welche sonst ebenso ist, abzuzeichnen,
jedennoch wil ich dieselbige, aus Marotsprospect vom gantzen hause größer und so viel ich mich es
annoch erin= nern kann deutlicher zeichnen,
die proportiones aber werde ich nach meinen
gutdüncken nehmen. Tab.V.
Durch diese Entrée kömt man in einen gar kleinen
hoff, und fin,, det hinten dreÿ thüren vor
sich, davon die mittlere in einen andern, viel größern Hoff, die andere
hinten zu den dienstzimmern, und die dritte zu der Haubttreppe führet,
daher diese treppe schwehr zufinden ist. Sie hat 2. gegen einander
lauffende Arme nach der gemeinen disposition¸und ist
sehr helle, indem sie außer dem ordinar fenster an der
Seite, noch von oben durch eine kuppel licht empfänget, welche kuppel
durch die
dach,, fenster erleuchtet wird. Von dieser
treppe muß man erst durch den haubt Saal gehen, wen man zu der antichambre kommen wil, welche zu zweÿ zimmern
gehöret, welche disposition niemand leichtlich loben
wird. Der Saal ist mit schönen Stücken von Ungewitter und von Vieh,, Herden gemahlet. An dem platfond ist die einfaßung wol zu noti,, ren, die von Gibs auff einen
Goldgrund gearbeiet ist. Der Camin ist auch gantz
verguldet, und sitzet eine Minerva darauff auff einen
stuhl mit Trophéen. In der Cammer zu rechten, wen man
aus dem vorgemach gegangen, ist der fußboden schön mit eingelegter arbeit
darunter des HaußHerrn wapen mit exprimiret worden,
ausge,, arbeitet. Das Cabinet ist gantz an den wänden mit verguldeten und darauff mit
grotesquen sehr herlich gemahlten taffelwerck
geziehret, nach der art wie aux Thuilleries. Es
besteht in schönen bluh,, mentöpfen nach dem
leben, um welche allerhand Vögel her fliegen. In dem Alcoven ist der Schlaaf gar ingenieus
vorgestellet, und ge,, mahlet von Origni. linckerhand gehet man aus dem Vorgemach in ein
ander zimmer, welches nach der Gaße seine aussicht hat. Dieses zimmer communiciret mit dem andern durch einen ziemlich
engen und finstern gang, und bestehet in einer Cammer mit
ein
einenAlcoven, welche eine kuppel über sich hat, welche
einen beßern effectin einen großen haub Sahl thun würde. Eine sehr kleinen galerie,und einen kleinen achteckigten Cabinet, welches zu
einer Bibliothe,, ca
gebrauchet wird. In der Cammer ist an dem Camin ein extra
ordinair schön basreliev von bronze, vorstellende Jason wie er
am Ufer des Meeres, um glück zu seiner heÿmreise von Colchisopfert. Die galerie ist mit der fabel von Psiche durch Corneille ge,, mahlet,
die fensterladen in dieser galerie. sind mit ultramarin grotesquen auff weis gemahlet, welches
sehr anmuthig aussiehet. Ich bin von da durch die recht wol ausgearbeitete Porte St:
Antoine,
deren49r
deren vornehmste faciata, gegen der Vorstadt in BlondelsCours
d’Archi,, tecture accurat
gezeichnet ist, nach der EhrenPforte hinaus gegangen, welche in volkommener größe
von Gibs modelliret da stehet, und ist nichts
dahinter auffgerichet alß der Piedestal, nur plump
von quadersteinen zugehauen. wan dieses werck so gut
aus Stein und Marmor gearbeitet dastünde, alß das Modell ist, müßte man sagen, daß dergleichen Monu,, ment noch nicht
in der weld gewesen. Es wäre ein recht beÿspiel einer gantz correchten, und volkommen ausgearbeiteten Architectur, und ist schade daß der könig dieses werck zu
seinen Ruhm nicht vor allen aus,, führet.
Aber der Neid mit welchen Mansard und seine Schmeichler
Per,,
raults ruhm
verfolgen, der dieses haubtstücke der baukunst angegeben veruhrsachet, daß
dieses werck liegen bleibet, da indeßen das kostbah,, re Modell gantz zerfället. Im
Rückweg kömt man zu besehen vor
Auß deren faciata die frantzosen ein weltwunder
machen, und es ein kleinod der Architectur nennen.
Der alte Mansard ist der erfinder davon gewesen, und in
wahrheit unpartheÿisch von der Sache zu urtheilen, so
ist was besonder anmuthiges an dieser disposition wel,,
ches gutentheils der höchstfleißigen
ausarbeitung, und den auserlesenen proportionen
zuzuschreiben ist. Marot hat von der faciata einen deutlichen Riß gemachet. An der Thüre stehen zweÿ Corinthische Seulen, die in der mitte gebauchet sind, aber auff
eine solche Manier, daß sie nicht unangenehm
herauskommen. Innen ist die kirche nichts anders, alß ein platz unter einer
kuppel, welche auff acht Corinthischen pfeilern, und
dazwischen liegenden vier großen bögen ruhet. Weil Riße von dieser kirche
in kupfer ausgangen sind, die man zwar nicht wol bekommen kan, habe ich
anstat sie recht abzuzeichnen, ei,, nen
grundriß und auffriß Tab: VII gemachet, wo Tab.
VIIinnen ich eine kleine Lutherische kirche zur Imitation vorgestel,, und VIIIlet, den auff solche weise, befinde ich das besehen der fremden Ge,, ,, bäude nutzlicher, alß wen man sie selbst
gantz genau mit allen ,, kleinigkeiten
abzeichnet, Von dieser kirche nach dem waßer hin,, ,, unter, ist eine alte kirche
Diese kirche ist an sich selbst gantz schlaff, grob und Gotisch gebauet,
aber wegen der herlichen, und mit vortrefflichen monumentis angefülleten capelle d’Orleans vor
allen zu sehen, den ohrt der monumentorum ha,, be ich hinächst, mit einem ungefehren
grundriß entworffen, nach welchen ich die monumenta
beschreiben, und endlich ihre Gestalt Gedächtnis halber in imitationibus vorstellen, weil ich nicht zeit, und gelegen,, heit gehabt, sie selbst abzuzeichnen, woran
doch wenig gelegen ist, in,, dem es auff die
essentialia haubtsächlich ankömt, und ein bauMei= ,,
ster, wen er fremde Gebäude siehet,
ohnedem den vorsatz nicht hat ,, noch haben soll,
dieselbe nachzumachen und zu copiren, sondern ,,
nur49v
,, nur nachzuahmen, und gelegenheit daran zu anderen, auch woll ,,
beßern inventionen zu nehmen.
Des Connêtable
de Montmorencÿ Grabmahl bestehet in einer
gewun,, denen, und mit laubwerck umlegten
Römischen Säule von Marmoraus einem stücke, die eine Metallene Urnam mit des
connêtable Hertz träget, und auff einen roht marmornen pedestal stehet, an deme dreÿ Tugenden von
brontze sitzen. Germain Pilon ist der angeber davon.
Des Louis de
Cossé seines ist schlechts ein piedestal ohne Statuen, mit einer Inscription von Marmor, darauff eine
weiß Marmorne Seule stehet, die mit Cronen und
geschlungenen Nahmen geziehret ist. Sie tra,, get ferner eine Cornische, und oben darauff eine
verguldet Urnam.
In der Mitte ist ein schlechter grabstein, mit vier liegenden bildern nach der alten Ahrt. Oben
gegen den Altar stehen auff einen dreÿ,, eckigten piedestal /: der wie
ein dreÿfueß aussiehet, auff dreÿ Löwen,, patten ruhet, und mit zettuln laubwerck, und Todten köpfen geziehret
ist :/ Dreÿ gratien mit den Rücken aneinander, und
halten auff ihren kopf eine verguldete Urnam. An dem piedetal sind dreÿ Inscriptiones, jedes in einem disticho bestehend, welches auff zettul ge,, schrieben. Germ. Pilon ist der
angeber davon.
Unten an dem mittlern Tombeau, ist wiederum ein dreÿeckig,, ter piedestal, von Marmor, auff dem eine weißmarmorne
Seule, mit goldenen, aus dem Stam gehenden flammen, zwischen dreÿ
libichen stehet, welche ihre fackeln auslöschen. Die Seule träget wie,, derum eine Urnam.
Des Duc de
Longeville Tombeau ist das schönste, und
bestehet in ei,, ner Pyramide, die mit Tropheis behänget, und auff
einen weiß,
mar,,50r
marmornen piedestal gesetzet
ist, auff deme verguldet bassi relievi, und eine Inscription angemachet worden. Dieses werck wird noch von
vier Statuen der Tugenden von weißen Marmor begleitet. Anguierre hat den Riß dazu
gegeben.
Das Monument der Bonne de Milan der
Schwester der Hertzogin d’or,, leans, die da mit ihrem Gemahl und Söhnen in der Mitte lieget,
ist altvä,, terisch, und nichts remarquables.
Des Admiral Chabot
tombeau von Jean Coussin einen alten
fran,, tzösischen Mahler angegeben, ist gar
schön und kostbar, aber nach der alten Manier, und
mit gar zu viel schnitzwerck übersetzet. Der Admiral ist darauff liegend gebildet.
Eben desgleichen ist das, vom
Duc de Rohan, aber auff eine neu,, ere und beßere Manier
von Anguierre. Auch auff diesem ist das bildnis des
verstorbenen.
Und himit wil ich die Architectonischen remarquen beschließen welche ich in der Stadt
Paris gemachet, und mit wenigen noch an,, führen einige die ich außer Paris
angemercket. Ich könnte zwar hier noch viel von Mobilien, und dergleichen anführen, die ich ge,, sehen, alleine diese Sachen variiren gar zu sehr, und gehören eben zu der Architectur so genau nicht. Jedennoch mögen folgende notader frantzosen nach itziger mode die wände der zimmer
zu ziehren angemercket werden.
Außziehrungen der zimmer.
1. Mit gestickten Sammet, mit tapeten von
Mahlereÿ, und mit tapeten von grotesquen und moresquen, welche man in
Paris von sonderlich schöner zeichnung und
herlichen couleuren findet. Sie sticken gantze
austheilungen von Architectur auff Sammet. Die letzten
mit grotesquen werden auch streiffenweiß, mit
untermengten streiffen von gelben rothen
od
oder andern damast von schen farben. 2. pfleget man da die wände gantz und gar zu übergulden, auff
taffelwerck, welches eine feine ordentliche und große felder
eingetheilet, und mit rahmen eingefaßet wird, dabeÿ kein schnitz,, werck ist, ohne daß auff den kehlstößen
der Rahmen kleine zarte ränckgen ausgeschnitten sind. Die füllungen
werden mit gro,, tesquen von den ordentlichsten hellen und schönen miniatur farben gemahlet. 3. setzen sie in diese füllungen auch rechte Gemählde.4. setzen sie auch Spiegel hinein.5. Überkleiden sie gantze wände mit Spiegeln, machen darauff
kleine postamenter en consoles, und setzen
allerhand rahre metalle sigilla, gefäße und
Edelstein darauff. 6. findet man auch zimmer mit Architectur, die
gantz über,, guldet ist, die Plätze
dazwischen hingegen sind mit stoffenen, oder anderen tapeten ausgefüllet. 7.50v7. Innen werden fensterladen angemachet, und entweder schön
gemahlet,
od
oder gar geschnitzet. In holland ist diese mode
des,, gleichen, sie gehet aber nur beÿ
steinern Gebäuden an. Das übrige ist eben wie in Teutschland schon
bekand genug ist.
Diese ist außen vor der Fauxbourg St. Antoine auffgerichtet,
aber nur alß ein Modell, und bloß mit Gibs gegen das
feld hin völlig, und mit so großen fleiß in eben der größe ausgearbeitet,
wie das werck selbst werden solte. Einen accuratenAbriß davon hat le
Clerc gestoch,, chen.
Die vollkommenheit, correction, ordonance, und proportion, die delicatesse der
zierrathen, die Situation, in Summa
alles ist in die,, sem werck über
verbeßerung, und so es würcklich von Steinen, al,, so ausgebautet wäre, könnten die frantzosen Alt und Neu
Rom trotz
mit bieten, Allein es ist nichts fertig, alß der bauchirte
piedestal,und der Neid der bauMeister wird die außführung noch so lange zu,, verhindern suchen, biß das Modell gantz wieder eingefallen, wozu be,, reits ein wircklicher anfang ist. Von dieser Ehren Pforte ist eine
gantz gerade allée beÿ anderthalb tausend Schritte
lang, an deren Ende daß Schloß zu
lieget theils noch ein alt
Gothisches, theils ein neu Gebäude, welches anietzo negligiret wird, weil der könig nicht hin kömt. Das neue Gebäude beste,,
het auff einen viereckigten, ziemlich
großen hoff, der gleich vor dem parc lieget, in einer
offenen galerie, von bögen bäurischer Arbeit, hinten
und vorn an dem hoff, und zwey langen wohngebäuden an beÿden Seiten
des Hofes, die mit Dorischen pfeilern, und einer attique darü,, ber
geziehret sind. Le Vau ist bauMeister davon gewesen. Die
zimmer innen sind ansehnlich und reich geziehret, sonderlich der königin Gemach, wel,,
ches auff die weise wie im Louvre und aux Thuilleries mit
getäffelten und verguldeten wänden, und mit schönen von gold reichen plâfondspranget. Die Gemählde an denn plâfonds, sind gar
schön, von Man,, chole einen
Niederländischen Mahler, und von de Seve einen frantzo,,
sen. An dem parc
ist dieser hoff mit einer Mauer von bögen geschlos,, sen, an der in der mitte ein prächtig Portal mit 6. fast freÿstehen,, denDorischen Säulen, wie eine Ehrenpforte stehet.
welche das schönste werck von le Vau sein soll. Unter
des königsEstampes ist ein kupfer davon zusehen, welches Marot gestochen.
Versail,,51r
Dreÿ Meilen von Paris gelegen, das bekandte, und in der gantzen weld
berühmte lustschloß des königs von frankreich, wird billig alß ein
wundergebäude betrachtet, wobeÿ doch nicht zu läugnen stehet, daß eine
ziemliche anzahl gar sensibler fehler daran zu
finden. Es sind soviel, theils ehrlich und accurat,
die meisten aber allein ohngefehr, und auff pro,,fit verfertigte Riße
von diesem herlichen orte publique geworden, daß ich
hier viel remarquen vorbeÿ gehen, und solchen noch mit folgenden we,,
nigen particulieren befriedigen kann.
Der vordere prospect beÿ dem eingang des Schloßes ist
gar sonder,, lich und Surprenant, man wird deßen aber gar bald überdrüßig, weil alles
gar zu bunt und Theatral aussiehet, Es scheinet auch des
bauMeisters absehen würcklich gewesen zu sein ein Theatrum vorzu,, stellen. Wie aber
ein Theatrum eine unvollkommene Copie von ,, Gebäuden ist, muß
nothwendig etwas schlechtes herauskommen, so man ,, von einem Theatro gleichsam
wiederumb ein Gebäude copiret.
Indem der berg worauff dieses Schloß lieget, gar zu steil, und die
Gebäude alle dem Dach nach gleicher höhe gemachet worden, sind noth,, wendig die hintersten Gebäude allzu niedrig
worden, indem man ver,, mieden hat, die
vorderen nicht allzu hoch zu machen.
Die farbe, und die ordonance der äußern wände contribuiret auch nicht wenig das ansehen dieses
Gebäudes zu verderben, indem es ge,, machet,
alß wen das Gebäude haubtsächlich von ziegelsteinen auffgemau,, ret, an den Ecken aber, auff den feldern, und um die
fenster herum, mit grauen Sandsteinen ausgesetzet wäre. Die Dächer sind
sehr prächtig, indem sie an den brisuren und
kapfenstern, ungemein reichlich mit ver,, goldetem bleÿ geziehret sind.
Die große Menge eÿserner, sehr nett gearbeiteter, und reichlich ver,, güldeter Gitter, contribuiret ein großes zu dem pracht dieses Gebäu,, des.
Die flügel des innern
hofes, da die grille deßelben zu beÿden
Seiten anstößet, haben an ihren vordern facen gegen
der Entrée zuColon,, naten von freÿ und sehr weit von der wandt
abstehenden Dorischen Seulen. Die Architrave sehen aus, alß wen sie aus vielen Stücken nach der coupe des pierres gehauener Sandtsteine zusammengesetzet
wären, wovor sie auch Daviller in seinen Cours
d’Architectures aus,, giebet. Allein etliche abgefallene Steine verrathen, daß diese Ar,, chitrave aus
großen höltzernen balcken gemachet, und mit taffeln von Sandstein bloß
verkleidet sind, welches nicht wenig elend aus,, siehet.
Die Architectur daherum ist sehr unproportionirlich, die combinati,, on tauget nichts, die ornamente sind theils verworren, theils zu
schneid
schneidenein ander. In Summa diese Architectur tauget nichts im gering,, sten. Sie ist Dorisch, mangelt
aber aller derjenigen dinge, welche die Dorische
ordnung recht heldenhafftig, anschaulich und angenehm machen.
Die51v
Die vorderen höffe sind mit Pflastersteinen beleget, der aller letzteaber ist mit schwartzen und weißen Marmorfließen
versetzet, und um etliche stuffen erhoben. Mitten in dem hintersten Gebäude
ist eine logiadurch die
man nach dem Garten
gehen kann. Sie ist mit herlichen bunt marmornen Seulen vorn her besetzet,
auch auff dem boden mit ei,, nen herlichen
Marmor flur beleget. Der hintere theïlg aber am gar,,
ten, der um etliche stuffen niedriger
lieget, ist bloß von gehauenen stei,, nen.
An dem Seiten Gebäude dieses innersten hofes sind zu beÿden Sei,, ten drey bögen, durch die man nach der treppe kömt. Es sind diese
trep,, pen nicht nur schwehr zu finden,
sondern sie terminiren auch oben an gar unbeqwehmen
örtern, wie in etwas aus dem kleinen Grundriß zu ersehen, den ich so gut es möglich
gewesen, nach dem augenschein Tab. IX. entworffen. Im
übrigen sind sie herlich, weitläufftig, helle und sehr kostbahr von Marmor angeleget, sonderlich die zur rechten handt,
welche Le
Brun sehr schön gemahlet, die andere ist gar Tab. IX.noch nicht
gemahlet, in dem Grundriß sind diese treppen beÿ 19.und 20. zu finden.
Die zimmer habe ich nicht alle, jedoch die vornehmsten gesehen, beÿ
1.kömt man über eine kleine
Treppe hinauff, auff einen platz der gegen der capelle n.o 2.
wie eine emporkirche offen stehet. Die Capelle selbst ist zwar
reich verguldet, sonst aber gegen dem übrigen Gebäude sonder,, lich zu rechnen, schlecht und weiß von steinen. Das
Altarblat ist eine Gebuhrt
Christi, ganz von guter hand. Den nahmen des Mahlers aber habe
nicht erfahren können.
Von da kömt man in ein klein gemach /:no:
3.) welches innen an den embrassiren der fenster, und an den einfaßungen der thüren, um und
um, an den wänden aber nur bauchhoch, mit rothen weißen und grauen marmor besetzet ist. An der lincken seite im hineingehen,
stehet mitten an der wandt ein wolproportionirter
bogen, und unter demselben eine viereckigte Thür, drey stuffen erhoben.
Neben diesen bogen stunden zwey metallene busti, auff
gelblicht marmor,, nen
Füßen an genes de termes. Der Sims ist wie in allen den
übrigen zimmern gantz verguldet. Die Decke ist über und über mit einem
lufftigen Gemählde an einem flachen mulden Gewölbe geziehret. Es waren zweÿ
tableaux an den wänden, eines von Abrahamsknecht, wie er der Rebecca die Armbänder
umleget, das andere die Ehe,, brecherin, die zu Christo
geführet wird.
Durch vor besagte Türe kömt man / bey no: 4.: / in
des königsCabi= net des bijoux. Es
ist achteckigt, gantz mit Spiegeln an den wänden besetzet, und im übrigen
getäffelt und gantz verguldet. An den Spiegeln sind kleine repositoria, wie beÿstehende figur,
deren jede eine kost,, bahre rarität träget, alß ein Christallen,
od
oder
sonstig
sonstigesrahres Gefäße von Edelsteinen,
od
oder ein Sigillum,
od
oder
klei,,52r
kleine Statue von Metal
od
oder Silber. und
d
der.
gl:
gleichen Daß man so wol über die kostbahrkeit alß den unterschied und varietät beÿ so großer menge, alß absonderlich über
die schöne arbeit verwundert stehen muß. Auff dem tisch mitten in dem
Gemach stunde auch ein
schön
schönes Uhrwerck mit einer silbern kugel, an der der Æquator sich umdrehete und die Stunden zeigete.
Nō. 5. folget, ist ein größer Gemach fast gantz
mit Marmor überleget, gegen dem fenstern über ist ein
großes blindt in dem die Antiche Statua von L.
Cincinnatus stunde, deßen rechte hand mercklich
länger ist alß das Gesichte. Uber dieses stunden 6. schöne Marmorne Busti auff ihren Pedestalen, die wie
vorgedachter fueß gestaltet. An beÿden Seiten sind gemahlete Perspectivendie von Rousseau sein sollen, einen frantzosen, der
in dergleichen Mahle,, reÿ excelliret hat. Die geschahlete Decke in form eines Spiegelgewölbes,
hat in der mitte ein rundes, und umher vier länglicht gevierdte felder,
mit vergüldeten Rahmen eingefaßet, die Plätze dazwischen sind theils mit
bildern und untermengten grotesquen von bunten
farben, theils mit bildern von Indigo gemahlet und
mit golde gehöhet.
Nō. 6. Dieses folgende gemach ist eben so reich alß das
vorhergehende, von Marmor. Es stunde ein grün Sammeter Billard taffel darinnen. Über dem Camin bald an der einfaßung, stehet, ein weiß marmorn
basso relievo von der flucht Christi in Egÿpten. Darüber stehet eine
Opferung der tochter des
Trojaners Agamemnonis, welche Diana mit einem Rehe vertauschete. Es stunden an den
wänden noch acht busti mit füßen, von gar rahrem Marmor. Mitten gegen dem fenster stehet in einem
blind ein weiß marmorner busto, des königs bildnis
ohngefehr um das dreißigste Jahr seines alters. Die Decke hat eine Rundung,
und auff dem krantz stehende vier halbe rundungen. Alle diese Decken sind
nach le Bruns zeichnung.
No.
8. ist das größte und schönste, unter allen diesen Gemächern,
alß ein Speise Sahl ordiniret. Der Camin stehet weit von der wand hervor, gegen dem fenstern über,
und dazwischen sind auff beÿden Seiten erha,, bene balcons vor die taffel music,
wie beÿstehender ungefehrer grund,, riß
andeutet. Nun ist dieses Gemach zwar zimlich groß, doch vor ei,,
nes so großen königs taffel,, gemach zu
klein, woraus von dem übrigen so viel mehr zu,, schließen ist. Es ist alles über und über sehr
herlich mit Marmorbekleidet, und biß hieher sind auch alle boden mit marmorbeleget, jedes mit anderen figu,,ren. In allen den übrigen sind die
boden von braunen polirten holtze, die nicht allzu
gut herauskommen. In diesen Gemach waren dreÿ herliche Ge,,
mählde52v
mählde. An dem Camin
eine St:
Familie von Raphael. An der
ein
einenSeite ein groß gemählde von der
Jünger zu Emaus abendmahl. Per,, rault in seinen Parallele des anciens
et des Modernes, moquirt sich sehr über die ordonance dieses Gemähldes. Ich befinde dieselbe aber
so absurd nicht, alß er sie ausgiebet. Allein dieses
Iudicium ist um Le
Bruns arbeit desto mehr zu erheben, deßen familie von Darius gegen,, über hänget. Dieses ist würcklich ein vortrefflich
stücke, ob aber die Colo,, rit so gut daran bleiben werde, alß an Paul
Veronese zeiten, nachdem es so alt werden solte
zweiffele ich sehr. Im übrigen kan ich auch den großen vorzug nicht
sehen, den die frantzosen diesem Stück ihres lands,, mannes, über Paul Veronese seines zuschreiben.
Nō.
9. und 10. hatten nicht sonderlich remarquables, ohne die Tapeten von Sammet,
mit Golde sehr hoch und prächtig gesticket. Sonderlich war in nō.
10. eine rechte Architectur von Corinthischen wandpfeilern
vo
von gold,, broderie wol zu notiren, welche man stückweiß
voneinander neh,, men konte. Der baldaquin in diesem Gemach welches schien das Audi,, entz Gemach zu
sein, war von gleicher arbeit, mit hochgestickten Campanenunerhört prächtig.
Auß diesem Gemach gehet man in die große Galerie, welche das
beste und herlichste stück in gantz Versailles ist. Sie hat an
jedem Ende einen schönen Sallon mit denen sie durch einen großen
offenen bogen commu,, niciret. Dazwischen lieget sie auff einer Seite mit fenstern, und
auff der andern mit blinden fenstern, die mit Spiegeln besetzet sind,
erleuch,, tet. Die Architectur bestehet in Pfeilern nach der frantzosischen ordnungmit Arcaden dazwischen, ohne daß bisweilen auch nur
halbe Seulen,, weiten dazwischen sind. An
den großen bögen zwischen den Sallons, und der Galerie stehen auch freÿstehende Säulen. Alle diese Architectur, biß an das Gebälcke, ist von dem
herlichsten Marmor. Das Gebälcke a,, ber ist mit kragsteinen im borten, im übrigen gantz Corinthisch aus Gibs gemachet, sehr reich an
schnitzwerck und gantz verguldet. Die Capi,, täle und Bases sind
auch
verguldet. An den fenstern, und gegenüber sind kostbahre tische von Marmor, porphir, Jaspis.
u
und.
d
der.
gl
gleichen: und darauff antiche Gefäße
gesetzet, deren an der zahl 32. waren. Vor den aller,, schmahlesten Seulenweiten stunden busti, an der zahl achte, und zwi,, schen den halben Seulenweiten, in blindten, 8. antiche
Statuen. Neben den tischen stunden zu beÿden Seiten fauteils, herlich und ungemein sau,, ber gesticket, mit gold auff silbern Mohr. In der mitte
sind emblema,, ta mit
landschafften, so sauber und just mit Seÿde ausgenehet, alß man sie mit dem
Pinsel mahlen könte,. darunter sind noch kleine weiße run,, dungen, in die das Lemma,
schwartz eingenehet ist. Die Decke ist en ber,, ceau, oder wie ein tonnengewölbe in vollem
halben Circul, welches jetzo alle galerien in franckreich nachthun: Die Galerie d’Apollon im
Lou,, vre, die zu St.
Cloud, die zu Clagnÿ, sind alle auff
eben diese weise disponiret.
Darauff sind allerleÿ große und kleine felder in aller
leÿ53r
leÿ componirten Mathematischen
figuren also eingetheilet, daß sie den Säulen darunten wolzusagen. Die
einfassungen sind breite und hoch erhabene, mit schnitzwerck reichlich
geziehrete rahmen, dazwischen Fruchtschnüre, kindergens, thie,, re,
u.
und
d
der.
gl
gleichen. eingeflochten sind, alles von guter zeichnung, und reich verguldet;
auff die felder ist des königshistorie allegoricé gemahlet. Man kan alle Gemählde
und zierrath dieser Decken herlich in kupfer gestochen haben. Ein jeder
unpartheÿischer wird daraus sehen, daß die Inventiones
nicht allzu Ingenieux,aber desto hochmüthiger sind. Man wird gantz überdrüßig, wen man so offt
hintereinander den könig mit dem blitz auff einen Sonnenwagen, in der wolcken
siehet. Im übrigen ist das Gemählde sehr schön, und hat mir sonderlich gefallen,
daß an den halben Circuln, die an den Enden der galerie über dem Gebälcke der ordnung bleiben, die
Gemehlde also geordnet sind, daß Mer,, curius auß einen feld an der Decke, auf diese
felder herunter flieget, welches volkommen wol exprimiret ist. Im übrigen ist nicht ohne nach,, dencken, daß der könig in Franckreich alle die besten wercke in seinen
Gebäuden, sonderlich aber was von Le Brun angeordnet ist,
fleißig in kupfer bringen laßen, solches aber nicht allein mit dieser
Galerie nicht ge,, than, sondern gar verbietet, daß niemand darinnen etwas abzeichnen darf,
woraus nicht unbillig zu schließen stehet, daß der könig selbiger allzu
gros,, en flatterie
sich fast schämet. Wie indeßen die Composition dieser
Gale,, rie gar kostbahr
und schön ist, also daß sie das Muster aller nach diesen in franckreich angelegten
Galerien ist, wie unter andern aus der Galerie
d’Apollon im Louvre, und aus der zu St:
Cloud kan abgenommen wer,, den, habe ich um meine reflexion
mit desto größern nutzen darüber zu,, machen, eine Imitation in zweÿerleÿ disposition einer Galerie angestel,, let, und darin alle volkommenheiten einer
Galerie zu bringen gesuchet. zu dem Ende habe ich
meine Gedancken in einem grundriß entworfen, deßen eine helffte A. in etwas
anderst disponiret ist, alß die helffte B.
1. Insgemein siehet man die Galerien in ein
Seitengebäude zu brin,, gen, um an beÿden
Seiten fenster darin zu machen. Die zu Versaillesaber lieget in dem haubtgebäude mitten, und nimt die gantze seite ge,, gen den Garten ein, welches mir nicht zum besten düncket,
nichts desto we,, niger um in den gräntzen
einer imitation zu bleiben, habe ich meine Galerie eben so angeleget, aber höfe dahinter gemachet, um
beÿderseits fenster darin zu bekommen, sonst bin ich fast gantz beÿ der
länge der Gale= rie zu
Versailles geblieben.
2. In der Galerie zu Versailles sind an den wänden
keine Gemählde, wel,, ches mir nicht
gefallen, deswegen ich meine Galerie so angeleget, daß sie
helle genug von fenstern ist, und demnach beÿ /a./ in
beÿderleÿ dispositi,, on 12 große Tableaux können angebracht werden.
3. In der Galerie zu Versailles sind gar zu wenig
Statuen, welche doch eines der vornehmsten
zierrathen einer galerie sind. In einer von mei,, nen dispositionen
können 12. in der andern 16. Statuen. jede in seinen
blindt zustehen kommen.
4.53v
4. Die Sallons an
der Galerie zu Versailles, sind nicht
breiter alß die Gale,, rie selbst, und demnach zu klein, scheinen auch mehr von der galerie abge,, schnittene theils, alß besondere Sallons zu sein. Diesen
Fehler habe ich beÿ mei,, ner disposition, mit großen achteckigten Sählen abgeholffen,
die oben noch
kuppeln haben, und also von der galerie gantz
unterschieden sind.
5. Wie es herlich stehet, wen man in eine Galerie
alles zusammen bringet, was die Pictur. Sculptur und
Architectur seltenes und herli,, ches hervor zu bringen pflegen. Dieses habe ich zwar in
keiner Galerie in franckreich beÿsammen gefunden, aber meine Invention also eingerichtet daß alle solche raritäten daselbst zusammen gebracht werden könnten. Dem,,
nach würde ich in der Galerie in die blindten Statuen setzen, und
darüber, bassi relievi setzen. wo die engen
Seulenweiten sind, solten zwischen den wandpfeilern grotesquen gemachet, und busti auff ihren Füeßen
davor gestellet werden. Wie die Decke solte gezieret werden, habe ich in
der einen helfte bloß nach dem fundament der
austheilung mit einfachen linien, in der andern mit volkommener
auszeichnung aber nur mit eÿliger faust entworffen. An die Seiten der
einschnitte in den fenstern könten in kleinen Rahmen migniaturgemählde ausgetheilet werden. In den Sallon C. wolte ich die plätze zwischen den engen Seulen mit mar,, queterie
ziehren, die vier Cabinette, welche durch die fenster der
kuppel ge,, schicklich erleuchet werden,
mögten mit großen Spiegelgläsern in ver,, güldeten Rahmen besetzet, und auff vergüldeten repositoriis davor metallene Sigilla
ausgetheilet werden. An die Seiten der fenster, wür,, de sich nicht übel schicken, abdrucke auff gibs,
od
oder Atlas, von recht guten, und künstlichen kupferstücken
anzubringen, damit dieses zur Mahle,, reÿ
gehörige ansehnliche Stück nicht außgelassen werde. Die Decke mü,, ste theils mit ausgelegter arbeit, oder marqueterie, theils mit mosaischer
pictur im schönen verguldeten gibsrahmen
geziehret sein.
Der Sallon D. ließe sich endlich den größten und
ansehnlichsten wer,, cken widmen, in die
großen bilderblindten kähmen groppi von Metalund Marmor zu stehen. In die plätze zwischen den
engen Seulen, vor madaglioni auffzuhängen. Die decke
solte mit einer aus gemahlter, und von Gibs possirter
arbeit verfertigten deckenstücke von perspe,, ctivischer Architectur
geziehret, und mit Armaturen, sitzenden
tugend
tugendenund liegenden Sclaven accompagnieret werden, wie der
ohngefehre entwurff andeutet. An die Seiten der fenster were noch übrig gros,, se ovale mit pourtraits in profil aus halbberhabener arbeit von mar,, mor einzusetzen.
Endlich kähme in den einschnitten der fenster platz vor tische, auff welche
allerhand Vases gesetzet würden. Daneben müsten den
schöne gueridons und fauteils
gesetzet werden, und würde auff solche weise nichts an allen zierrathen der
Architectur, Sculptur und Pictur mangeln. Um desto besser von meiner disposition, und imitation uhrtheilen zu
können, habe ich die austheilung der galerie zu Versailles
Tab:
Tabelle entworffen, die Sallons aber habe ich nicht können
dazu bringen, wie ich nicht wol mehr verstohlenes notiren kunte.
Aus54r
Auß der Galerie bin ich in des königs kleines Gemach gegangen, welches
durchgehends mit weiß taffelwerck mit viel und sehr hohen vergul,, deten zierrathen staffiret ist. das remarquabelste war die
zimliche
An,, zahl gemählde von den besten meistern,
unter andern, so wie ich habe in der kurtzen zeit notiren können.
In des königs Cabinet.
Das Gerichte Salominis von Poussin. Le Silence,
od
oder eine Ste: Familiemit dem schlafenden kind Jesus, dabeÿ alles mit einer sonderlichen
ex,, pression
gantz stille vorgestellet ist. Die frantzosen schreiben es Le
Brunzu, es hat es aber Carache gemahlet. Eine einreitung Cristi von Le
Brun, welche sehr schön ist.
In dem folgenden Schlaafgemach, ein Adonis von Dominicano, der Todt Ananiæ vor Petro, von Poussin. Ein Triumph zweÿer
Römer auff einen wagen von Julio
Romano. Eine Judith von Raphael.
In dem folgenden
Gemach eine erschaffung von Dominicano.
In der kleinen Galerie welche mit verguldeten
wandpfeilern von kei,, ner ordnung
geziehret, und dazwischen dazumahl mit roth Dammast aus,,
geschlagen gewesen. Ein
heil:
heiligerFranciscus in der Meditation, zweÿ
brust,, bilder, eines das Dessin, das andere die Colorit
vorstellend, von Guido. daneben waren brustbilder
von Christo und der Mutter Gottes, welche auch
von ihm sein sollen. Eine Gebuhrt Christi, gar klein und vortrefflich, von Carache. Eine Ste: Caterine vor Christo kniend von
Corregio. Rapha,, els
contrefait von ihm selbst, da er noch sehr jung war. Ein Ecce Homo
von Mignard. Die decke dieser Galerie als ein flacher berceau, ist
von Mignardsehr schön gemahlet und disponiret, wie der ungefehre
entwurff Tab: zeiget. An dem mittleren Gemählde wird der Genius von franckreichvon Minerva gekröhnet, und Apollo theilet den künsten Geschencke aus. In den andern Tableau daneben sind die vorsicht und verschwiegenheit
mit ihren Simbolis vorgestellet, auff dem dritten die
wachsamkeit mit Mercurio, alß den wachsahmsten unter
den Göttern.
Die Chambre du Conseil ist gantz voll Spiegel und
goldrahmen, bloß mit kleinen Gemählden über den Thüren.
Der Sallon
od
oder Gemach des königs zum anlegen, hat zweÿ Camine gegen,, einander über, an deren einen David mit der harffe, an dem andern St.
Cæcilia mit der Viole stehet,
beÿdes schöne große Stücke von Dominicano. Ober dem
Crantz herum sind noch 9. Stücke
gemahlet, alle von der Music handelnde, von Bassan
Junior.
Von da ging ich in des Dauphins Gemach, welches damahls gantz
demeubli,,ret war, und besahe nur zweÿ stücke, das
Cabinet, und La Salle des Bijoux,
Jenes war reich verguldet, und hingen die vier gradus Amoris von
Albano darinnen, große und excellent schöne Stück. Das andere war gantz mit eingelegter
arbeit, von allerleÿ holtz, Schildkröten, Silber, Elf,,
fenbein und dergleichen auff einem leberfarben grunde, verkleidet,
da,, zwischen waren Spiegel ausgetheilet,
und darauff die repositoria zu den Bijoux befestiget. Es kan nichts schöneres und angenehmeres erdacht
wer,,
den54v
den, als dieses Gemach ist. Von da ging ich
den Garten zu
besehen.
Die faciata des Hauses ist gegen den Garten wegen
seiner ungemei,, nen länge etwas ungemein
prächtiges und ansehnliches, aber an sich selbst ist die disposition der Architectur zu solcher größe
nicht Maÿestisch genug. Das untere Geschoß ist Rustic mit lauter Arcaden ohne
Seulen dazwischen. Das Geschoß darüber ist Ionisch
herlich sauber ausgearbeitet, theils mit wand,, Seulen, theils mit vorlagen von freÿstehenden Seulen.
Alle diese begreiffen Zwischen sich arcaden mit
fenstern versetzet, deren Schwiebbogen zu breit, und die öffnungen gegen
die weite zu hoch sind, wodurch dem ansehen dieses Ge,, bäudes ein merckliches genommen wird. Oben darüber ist
noch eine
at,, tique mit corinthischen halbpfeilern, und zu oberst ein Geländer mit
trophéendaß man gar kein Dach siehet.
Der Garten ist
nach keinen guten principio ausgetheilet, indeme er
auff dem Rücken eines hügels geleget ist, und so starck abfället, das man
unten zu ende der mittleren Allée von dem hause nicht
einmahl das obere hauptgeschoß gantz sehen kan, welches ein mercklicher fehler
ist. Mann hat zwar einen Grundriß von diesem Garten, wie er itzund ist in kupfer, aber es
ist alles gar zu klein, und nur ungefehr vorgestellet, die großen Gründriße
aber unter den Estampes du Roÿ sind nicht wie er itzt
beschaffen ist. Derowegen habe ich einen accuraten
grundriß davon Ge,, machet, und den grundriß
der waßerkünste gantz fleißig auff der stelle abgenommen. vid: Tab:
I. Die Terrasse ist mit weiß marmornen Stuffen umgeben. k. und l.
sind zweÿ schöne bassin mit weiß marmor eingefaßet, auff dem Sphinges,
kinder, und flüße in Riesengröße von Metal gegoßen
liegen.
N. und O. sind mit bunten Marmor eingefaßet, über die das waßer eine ungemein angenehme Cascade machet. Der Löwe mit dem Eber ist von Brontze. und von Van Cleve, und der hund
mit dem hirsch von eben
dem,, selben.
P. von allerleÿ farbigen Marmor,
dazwischen die Cascaden stuffen weiß, von grottirung, die Leuchter und Vases
sind von bleÿ gemachet, und sehen wie Stein aus.
In dem LabÿrinthR. ist Esopus von Stein vollkommen nach dem pour,,trait
gehau
gehauen, welches in dem leben Esopi von ihme beschrieben wird, in dem
kupfer aber ist es gantz nicht recht gemachet. Diese und die daneben stehende
Statue der
liebe sind mit natürlichen farben angestrichen, die einfaßungen
der fontainen, sind etliche wenige von marmor, die übrigen von Stein und Grottirung, die bilder auff den
fontainen,sind alle von bleÿ, mit natürlichen farben angestrichen.
Die Colonnate e. bestehet aus 12. weiß marmornen bögen, welche auff so viel grau marmornen pfeilern, und und eben so viel davor ste,, henden Säulen von allerhand rahren bunten Marmor liegen. Un,, ter jeden bogen springet ein waßerStrahl, den ausgenommen, durch den man
hinein kömt, Die bases und Capitäle
sind von vergulde,, ten metal, in der mitte dreÿ stuffen tieffer, stehet das schöne groppo von
der55r
der entführung der Proserpina, aus weis Marmor, auff einen weiß Marmornen runden und
gar annehmlich geschnitzten Piedestalvon Girardon, ein Meisterstücke.
Die Salles des Antiques, etwas abhängigt, mit antiquen Statuenund dazwischen gesetzten fontainen, ist auch
vortrefflich.
h. Die fontaine von Apollo mit einer
unaussprechlichen menge und force von waßer, hat
herliche Statuen, von Pferden, und tritonendie Bapt: Tubi gemachet. Es ist alles von metallirten bleÿ gemachet.
i. ist ein
vortreffliches Stücke, ein bassin mit einem 6.Eckigten,
und um das her mit einen noch höher stehenden runden Geländer von ver,, guldeten bleÿ und kupfer. 2. herliche Pavillons von Ionischer Ordnung,
nach
beystehenden Grundriß, mit her,,
lich verguldeten Dächern, stehen an beÿ,, den seiten gegen einander über. Das gantze werck
über und über ist von marmor. Die freÿstehende
Seulen, der borten außen und etliche Leisten sind von schönen rothen,
das übrige von weis,, sen marmor. Die bases, Capitäle, und festonnen nebst einigen anderen zier,, rathen auff dem Dache sind verguldet metal. Die Statuen von weiß mar,, mor in blindten
herumstehend sind fol,, gende:
Das Groppo von Apollo im badt, Girardon und Renaudin.
zweÿ Groppi von den Sonnenpferden, von Gasp: de
Marÿ, und Gue,, rin.
Acis
von B.
Tubi, und Galathea von eben demselben. Amphitritevon Anguier. Amphion von eben
demselben. Die Schifffahrt und der wind, alß weibespersohnen, jene mit einen Schiffshobel
und Ruder, diese mit windköpfen und einer fackel, davon ich die meister nicht
erfahren können.
k. ein bassin, des Enceladi der in ungeheurer größe von bleÿ gema,, chet ist, sonst ist da nichts besonders anzumercken.
l. hat nichts
kostbahres, und ist so groß nicht, alß es in kupfer vorgestel,, let wird, ist auch in meinem Riß viel zu groß, um
mehrer deutlichkeit wegen.
U. ist eine angenehme disposition,
da dreÿ Cascaden aus einem düstern holtz zusammen
lauffen in einen runden stuffen weiß vertiefften Platz, um welchen aus
Hecken geschnittene bögen stehen, und
fontaine
fontainendarunter springen, wie beÿ der Colonnate.
Q. sind alles aus kupfer und bleÿ geschnitten, mit Gold,
Silber und natürlichen farben geziehrete binsen. Der bau ist einen
natürli,, chen Eschbaum vollkommen ähnlich.
W.55v
W. Ist auch ein herlich stücke, hier und dar mit ein wenig
marmor,meistens aber mit rasen, mit bäncken die mit bux geflochten, und
dergleichen grüner arbeit geziehret.
X. ist sehr reich von verguldeten kupfer, bleÿ, marmor, grottirung und schönen Muscheln, und charmiret recht durch seine disposition.
Y. ist eine fontaine mit einem
Drachen, und Z. ein teich mit vielen springenden waßern
umgeben, beÿ t. stehet Curtius zu Pferde von Bernini.
O. ist die Pÿramide d’Eau, von Girardon aus brontze, machet eine wunder daraus, und
ist doch wenig sonderliches daran. Die bilder an sich selbst sind gut
genug, die Composition aber ist gar schlecht.
p.
q. ist eine abhängigte allée mit
fontainen, die jede auff einer me,,
tallenen grouppe von Dreÿ
kindern lieget, welche le gros, Masson und Lerambery gemachet.
M. ist das bassin der Latona
mit ihren kindern, ein herlich stücke von weiß marmor, die bauern aber sind von bleÿ, zwey brüder
Marcÿgenandt. sind Meister davon. beÿ den Punckten daneben zu beÿden Seiten
hinunter stehen eine ziemliche anzahl Statuen, termini und
Vasesalle von weißen Marmor, und von guten Meistern.
t. Bachus
od
oder der herbst von verguldeten bleÿ, durch Gasp:
Marcÿverfertiget.
r. Saturnus
od
oder der winter, von verguldeten bleÿ, durch Girardon.
s. Flora
od
oder der frühling von verguldeten bleÿ, von B.
Tubi.
u. Coeres,
od
oder der Sommer von verguldeten bleÿ, von Renaudin.
Die Orangerie beÿ S. T. ist ein
Herlich, und echt Majestätisches stück von Toscanischer ordnung, welche gantz proportionirlich ordiniret ist. Mann hat
kupferstücke davon, welche das gantze Gelände sehr accu,,rat vorstellen. Innen ist alles gantz
schlecht, aber nach der Coupe des pierres von quadersteinen mit wohl herlichen Gewölben ausgeführet.
gegen dem eingang stehet in einen blindt, des königs Statue zu fuß, an der er volkommen edel
getroffen ist. Es ist ein bild in lebensgröße aus weißen marmor von Dejardins gehauen.
Unter andern Garten geräthen, habe ich daselbst hiebeÿ entworffe,,
nes faß den garten zu bespren,, gen notiret, welches mir gar beqwehm vorkam. Es stunde auch
daselbst stückweiß die Machine womit man bäume
versetzet, welche ich nach dem Modell, so ich hier in
Wolffenbüttelgesehen hieher gezeichnet.
Auff dem platz
od
oder Garten vor der Orangerie, auff welchen die Ora,,nien bäume in
angenehmer ord,, nung stehen, sind auch zwey
bassin,
und56r
und gar viel Statuen, theils von bron,,
ze, theils von marmor, unter denen ich
allein diese angemercket habe. Mercurius und Psyche,
ein groppoaus metal von J. de Boulogne, die
zeit und Occasion ein groppo von weißen Marmor von Renaudin, die
vortrefflich alle gearbeitet ist. Boreas und Orÿtie, gleichfalß weiß
marmor von Flamand.
Die einfaßung der Basin, von weißen Marmor, hat diesen Profilwelcher mir gar wol gefallen. Al,, le
einfaßungen den bassins sind we,, nig zoll hoch über der Erden, und ist nicht zu sagen, wie der
weiße Marmorso annehmlich von dem Gelben sand der alléen absticht.
Und so viel seÿ von dem Gartenzu Versailles.
Dieses Trianon,
od
oder Haus im busch ist etwas gar schönes, und meri,, tiret vor allem gesehen zu werden,
ist aber innerhalb der zimmer noch nicht ganz fertig, im hineingehen tritt
man in eine Logie, die gegen den Garten gantz offen,
und alleine mit gekuppelten Ionischen Seu,, len von schönen rothen marmor,
und mit weiß marmornen basen und
Capitälen, unterstützet ist. In gantz Versailles ist so etwas angeneh,, mes nicht alß diese Logia. Der
boden ist ebenfalß mit einen schönen Marmor fluhr
beleget, die decke aber annoch gantz schlecht und weiß, auch an vielen
orten auffgesprungen. zur lincken hand gehet man in des königs kleines Gemach,
welches mit der zeit reichlich sol verguldet werden. anietzo sind die
leisten und Simse bloß erst mit den grundla,, gen weiß überstrichen. Es stehet sehr lieblich, daß das Schnitzwerck bloß
in zarten kleinen rancken bestehet, welches auff den kehlstößen sehr
delicat ausgeschnitzet ist. Die Simse haben die
ordinairen zierrathen der glie,, der, allein gar tendre
geschnitten. An einen Camin eines dieser gemä,, cher stehet ein Matheus. und gegenüber Johannes der
Evangelist fast le,, bensgröße, sehr schön von Mignard gemahlet. Eine Arche Noe, und ein Moses beÿ dem
feurigen busch von Bassán Junior, schienen mir
auch
gar notabel zu sein. sie sind ungefehr 4. Fuß breit,
und 3. hoch. Das letzte
Stück dieses zimmers ist gar reich mit Spiegeln besetzet,
und mit roth Dammastenen vorhängen und decken geziehret. Dieses roth mit
dem weiß der wände vermischet, und vielfältig in den Spiegeln wiederho,,
let, gibt diesem Gemach eine sonderliche
Lieblichkeit.
Auff56v
Auff der andern Seite der Loggia sind nebst sehr
vielen, durchge,, hends aber sehr kleinen
Gemächern ein achteckigter Sallon gleich an der Logia, und eine Galerie, weiter hinten in dem
Seitengebäude nach dem Garten. Es ist keine Decke nachgemahlet
od
oder geziehret, sondern alle schlecht weiß. An den wänden aber ist
überall schön mahlwerck meist alles von Mignard. In der
Galerie sind die Veüen von
Versail,,
les gar
annehmlich gemahlet, und hier und dar Fabeln untermenget,
die sich dazu schicken. Sonderlich ist, daß jeder Camin, deren doch eine gros,, se
anzahl ist von einer gantz verschiedenen ahrt marmor eine
einfas,, sung hat, also daß man mehr als 30.
arten von den Curieusesten marmor findet. Ingleichen ist auff diesen Caminen eine große an,, zahl curieuser theils amulirten, theils
Japanischer Gefäße von dem her,, lichsten Porcellain nebst vielen
Sigellis von metal gesetzet.
Etliche zimmer waren mit weißen Dammast auff Japanische art sehr delicat ausgenehet,
behänget, und waren meistentheils alle stühle und bette von gleichen stoff,
der nicht herlicher kan ausgedacht wer,, den, und alles warhafftig Japanische arbeit ist. Es sind
hin und wie,, der kleine betten, in die wand
verstecket, daß man sie wie Schrän,, cke
verschließen kan, welches beÿ uns bereits eine verlegene Mo,,
de ist.
Der Garten ist nach le
Nôtreprincipiis gar annehmlich dispo,, niret, von waßerkünsten ist nichts
importantes daselbst. hinter dem hause ist ein
Bassin mit schönen Porphÿren und
marmornen Vasesbesetzet, und stehet ein Laocoon in lebensgröße mit seinen beÿ,, den Söhnenaccurat nach der antique gemachet,
und aus ein guß metal zuwege gebracht. Weiter hin ist
ein klein wäldlein mit gantz unordentlichen bäumen, alß ein kleiner Hügel
besetzet. Durch dieses wäldlein ist ein bach von lauter Cascaden, aus bleÿ gemachet, der in vielen armen, und der Natur
nach ohne ordnung und Sÿmmetrie herunter fließet,
welches einen sonderlich anmu,, thigen effect thut. Alles dieses desto deutlicher vorzustellen
habe ich in folgender Tabelle einen ohngefehren
grundriß dieses Gebäu,, des entworffen.
NB. Von der Architektur dieses Pallastes, habe diese Particulari,, tät zumelden vergeßen, daß außen durchgehends
Ionische wandt,, pfeiler an den wänden stehen, gleicher maaße mit den Seulen der Logia, von grauen marmor, die aber
an der Galerie hin sind wie an einander gewachsene
pfeiler,
od
oder alß wen sie 5.
Mod:
Modul breit wären, welche gantz irraisonnable
caprice überaus heßlich stehet und fast das gantze gebäude
verderbet.
Von der Menagerie weiß ich nichts besonders anzumercken. In
dem Pavillon derselben in des königswohnung sind ein
hauffe gantz kleine Gemächer, zu denen sich auch die thüren proportioni,,ren, die dadurch fast gar zu klein sind. Ein
paar gantz kleine, aber commode treppen sind daselbst
nur von Gibs mit holtz ein,,
ge,,57r57v
gefaßet, man machete eben vortrefflich
schöne eÿserne plinte geländer darauff, und die
Gemächer waren mit etlich 30. Persohnen angefüllet, dieselben zu vergülden.
Die Ställe vor die Thiere sind zwar gar verständig ausgetheilet, an sich
selbst aber nicht zum besten ange, leget,
daß man das plaisir vom anschauen der Thiere nicht genug
sehen hat. Die Voliere
od
oderUcelliera ist beÿ weiten so gut und an,, genehm nicht alß die zu Loo.
Beÿ Versailles nahe an dem aquæduct
ist der schöne gantz neue Pal,, last zu Clagnÿ, den anietzo Md:
Maintenon besitzet.
Von diesem Pallast ist eine genaue vorstellung in kupfer heraus, welche Mansard der itzige königliche directeur
genereal des bâti,, ments, alß
angeber dieses wercks selbst stechen laßen, wie er beÿ allen seinen wercken
thut. Allein ich weiß nicht, ob er beÿ recht ver,, ständigen bauMeistern damit eben den applausen verdienen wer,, de alß
mit dem Dôme du hôtel des Invalides. Ich meine wenigstens
erhebliche Uhrsachen zu haben, daß ich dieses Gebäude vor sehr vitiös hal,, te. Es
sind die Stücke innerhalb des Gebäudes, sonderlich die principa,, lesten, als die
Galerie, der große haubt Sahl, einige kammern, und die
Treppen an sich gar gut und magnifique, allein die
gantze compositi,, on
tauget nichts. Es ist gantz von Quadersteinen auffgebauet,
und wol ausgearbeitet, außen ist es der composition
und ordonnanceuberhaubts nach gantz regulier, und ohnerachtet es
nur aus einen Geschoß Dorischer, und einen
halbgeschoß Corinthischer ordnung beste,, het, ermangelt es doch eines guten ansehens
keinesweges, je den,, noch were so wol der
eintheilung alß der schönheit nach besser gewesen, zweÿ vollkommene Geschoß
auffeinander zu setzen. Allein das wür,, de
gar zu pompös, und Italiänisch
ausgesehen haben, welches die Fran,, tzosen
nicht wol vertragen können. Untersuchet man aber die fa,, ciata stückweiß, so finden sich
noch einige gar notable fehler, da,, von ich allein denjenigen anführe, den der bauMeister auff bei,,
den Seiten des eingangs der Seiten
Gebäude gemachet, und des,, wegen den
gantzen Eingang in folgender Tab: entwerffen will.
Ich glaube daß hier derselbe seines Vettern an der kirche des
Minimes begangenen fehler mit der Dorischen ordnung durch seine Auctorität
befestigen, und justificiren wollen. Dem feh,, ler des Schlosses zu Versailles, daß
außer der Galerie daselbst fast kein recht großes Gemach,
vielweniger ein ansehnlicher Sahl ange,, leget worden, scheinet der bauMeister erkandt zu haben, westwe,, gen er in diesen Pallast einen Saal
angeleget, der ziemlich ansehn,, lich,
auch wol
proportioniret ist, gantz von werckstücken, jedoch
möch,, te daran zu desideriren sein, daß er vil höher alß breit und lang. Die
treppen sind zwar an sich selbst schön, und nach der Coupe
des Pierre hardi, allein zu
ein
einen solchen Gebäude sind sie noch zu schlecht, und ihre lage tauget
gar nichts, indem man sie zim,,
lich58r58v
lich mühesam suchen muß. Endlich ist die communication der zimmer gantz und gar unbeqwehm, und
werde ich auch
durch dieses beÿspiel mehr bekräfftiget, daß ich sagen darff, es seÿ die
beqwehmlichkeit der frantzösischen Gebäude so groß nicht alß man sie
machet. In den Abrissen deren
oben gedacht sind die Gemählde in den Sahl der Gale- rie und der
Orengerie mit angedeutet. zur Zeit aber sind sie
würck,, lich noch nicht gemachet. Der garten ist
in dem Riß auch gar ange,, nehm, im werck
aber meistens gar schlecht cultiviret, und ist der
Teich zu hinterst in dem Garten noch gantz ohne figur, voller bin,, sen und Morast.
lieget 2. gute Stunden von Versailles in einen sehr lustigen
Thal zwischen zweÿ bergen, also daß es nur auff einer Seite gegen
St:
Germain zu einen freÿen prospect
hat, welchem nach das gan,, tze wesen auch
gar vernünfftig eingerichtet ist. Wie gantz und gar noch kein plan davon herauskommen, habe ich denen halben Tab: X. entworffen. Die Gebäude sind alle
Tab:
Tabelleaußen gantz glat und schlecht mit al fresco gemahlter
X.Architectur geziehret, welches in franckreich zu sehen,
etwas ganz ungewöhnliches ist. Das mittlere haus ist just
quadrat, ohne hoff, sondern hat anstatt deßen in der mitte eine
kuppel, welche einen sehr hohen achteckigten Sahl begreiffet, der nach ahrt
der Egÿptischen Sääle von oben sein licht empfänget.
Es wurde eben alß ich da war dieser Saal mit gibswerck, und mit Corinthischen wandpfei,, lern, die auch nur von Gibs waren
neu ausgeziehret, und mit ein marmorfluhr beleget.
Oben um die kuppell, ist ein enger himmel offener, und unter diesen noch
ein bedeckter Gang, der ohnerachtet er nur von wenig sehr wunderlich
einfallenden licht, und durch den Sahl hie erleuchtet wird, noch passablement helle ist. Aus dem oben gang gehet man
in das dritte Geschoß, welches nur halbfenster hat, und um und um mit einen
gar flachen Pultdache gedecket ist. An dem Saal liegen auff vier
Seitentreppen, die kaum vor eines gemeinen Mannes wohnhauß gut genug wären,
klein dunckel, und zur zeit bloß von Gibs und holtzrahmen eingefaßet. In
Summa an diesen hauß, und noch mehr an allen den übrigen Gebäuden, ist
wenig notables. Der Garten hingegen ist
vortrefflich, und mit gu,, ten verstande
angeleget. Insonderheit ist zu loben, daß der Archi,,tect ein gantz contrair principium, gegen den Garten zu Versail=les
erwehlet, und diesen zwischen zweÿ berge hineingeleget, und an ein solchen
ohrt gebracht, da der berg nur langsahm abfället, daß man über alle absätze
von unten des Gartens, das gantze hauß entdecken kan; von A. gegen B. und von F.
gegen G. fället der berg gar steil ab, von D. gegen C. aber etwas weniger, von
B.und C. aber gegen die mitte, wie auch von G. gegen E. fället der Garten
alleine mit niedrigen grüneingefaßeten terrassen ab.
Alle59r
Alleine beÿ E. ist ein teich, welcher auff einmahl
sehr tieff lieget, und wird von da an weiter hinaus gantz etwas neues
angeleget, welches mit dem obern gleichsahm nichts zu thun hat. vid: Tab: X. belangend die austheilung des Gartens, ist dieses daran
zumercken, um dieselbe aus dem Riß genugsahm zu verstehen. beÿ F: fället das wasser von einem hohen berg über viel
stuffen gar steil herunter, welches über,, aus annehmlich aussiehet. zu oberst aber springen dreÿ kleine jets d’Eau. in den teich g 3. fället das
waßer theils in der mitte mit einer Cas,,cade, theils springet
es durch sieben verguldete Löwenköpfe hinein. Über dieses sind noch 4. jets d’Eau darinnen. die ohngefehr 30. fueß hoch sprin,, gen. Von da kömt das waßer zu g. 2, da es mit 5 Cascaden über grot,,tirung abfället, und
mit 3. großen, und 22. kleinen jets d’Eau sprin,, get. weiter kömt es zu g.
3 da es mit 6. großen. und einen ungeheu,, ren jet d’Eau von mehr alß 110.
fueß höhe springet, und über dreÿ stuf,, fen
abfället. Endlich springet es beÿ g. 4. mit vier großen,
und unter,, schiedlichen kleinen jets d’Eau, und fället über 5. stuffen ab. Alle diese
waßer siehet man auff einmahl gehen, und sieht noch in etwas dieje,, nigen mit welche beÿderseits auff dem berg
in dem parc spielen, die insgesamt 41. große jets d’Eau ausmachen. Die kleinen zu geschweigen. Es
siehet dieses wasserwerck gewißlich gar besonder und surprenantaus. Allein diese zweÿ dinge sind wie mich düncket dabeÿ zu desideriren, erstlich daß alle springende waßer gerad
auffsteigen, zum andern daß gar kein sujet beÿ diesen
waßer ist, alß wie zu Versailles, es müsten den mit der
zeit einige noch dazu kommen, wiewol sie ge,, wißlich anitzo noch auff nichts gewißes angeleget sind. Die dreÿ ter,, rassen, beÿ i. k. k. und n. mit welchen der
Garten sich
beÿderseits erhe,, bet, sind etwas gar
angenehmes und seltenes. Die kleinen geschnitte,, nen bäumgen, auff der terrasse n.
die doppelten gänge, bestehend aus lauter bögen von gantz gleichen bäumen,
die von Creutzgewöl,, ber, über einander
geborgen sind auff der folgenden terrasse beÿ k. k., und endlich die mit Architectur als fresco bemahlten Pavillons und
grü,, ne lauben dazwischen, machen eine
schöne perspectiv. Daß demnach dieser garten vor ein Specimen einer gar guten austheilung wol passiren kann. Was sonst dabeÿ zu remarquiren, kan aus dem Riß ersehen werden, ich wendt
mich etwas
weniges ferner von der Wasser,, leitung
anzumercken.
Diese ist ein unerhörtes werck, über deßen kostbahrkeit man billig
erstaunen muß, und in verwunderung stehen, daß ein kö,, nig zu seinem divertissement
solch großes Geld angewendet. Es wird das waßer aus der Seÿne
durch 13. Eÿserne Röhren, deren jede biß 30. zoll im Diametro hat, mit hülffe metallener Druckwercke
biß auff die helffte eines berges eine sehr große höhe hinauff getrie,, ben und in kupferne keßel ausgegoßen. Von da
wird es in 15.
Röh,,59v
Röhren mit hülffe anderer druckwercke biß zu oberst auff dem berg und
durch hülffe der dritten druckwerke daselbst biß auff einen sehr hohen
steinernen mit bogen gebaueten aquæductum getrieben.
Alle die,, se Druckwercke werden durch
solche züge, alß wir insgemein auff un,, seren bergwercken gebrauchen, Die aber anstat der höltzernen, die wir
gebrauchen, lauter 21/2 zoll dicke eÿserne stangen haben, gezogen, und geschie,, het solches mit hülffe 7. großer 30.
Schuhiger Räder, welche nebst 7. andern, die die untersten druckwercke
treiben, neben einander in die Seÿne liegen, so breit sie ist, und durch einen fall der
Seine von etwa 4. fuß getrieben werden. Von dem
steinern Aquæduct fället dieses waßer wieder,, um in 6. sehr großen eÿsernen Röhren
herunter und fließet etliche hundert scheit biß zu einen kleinen häußgen;
da es wiederum in etwas steigen, und in kupfernen Rinnen, sich ausschütten
muß, aus denen es in einen sehr großen, und tieffen mit Steinen gefütterten
teich fließet. Aus die,, sen theilet es sich
aus und gehet theils zu nächst in das Reservoir zu
Marlÿ,welches
von F. lincks hinauff auff dem berge lieget, theils unter
der Erden in Stollen zu dem großen Steinern Aquæduct
von massiven mauerwerck zu Montrevit, einem dorffe beÿ Versailles, welches es in einen Vierfachen, mit Stein
gefütterten teich führet, der durch einen Steinern Creutzdamm in vier
theile getheilet ist, und in deßen mitte, auff dem achteckigten cen,, tro des Dammes eine hütte
lieget, Von dar fließet das waßer unter der Erde gar biß nach Versailles, da es wiederum in die höhe steigen und sich in
reservoir ausgießen muß, welche zu oberst auff
einen Altan eines Sei,, ten Gebäudes erster hand neben dem Schloße angeleget worden. Aus
diesenreservoirs fället das waßer letztens zu den
fontainen in den Garten. Alle Röhren sind
von gegoßenen Eÿsen, etwan 5. fueß lang, die mit schrauben auffeinander
getrieben, und dazwischen mit leim verstrichen worden, wie beÿstehender Riß
in etwas andeutet, aber beÿ den fontainensind die Röhren von bleÿ öf,, ters 34.
biß 36. zoll im diame,,ter, und über 1/2 biß 3/4 zoll dick an
materie. Die steinerne Aquæductus sind oben 8. fueß breit in allen, in der rinnen 5.
fueß, mit bleÿ gefüttert, und mit Steinen gedecket, welche alle wol
zusammen gecküttet, und noch über dieses mit Eÿsen,,
Clammern
gefaßet sind, wie aus beÿstehenden Profiel zusehen.
Das Mauerwerck ist von
bruchstein
bruchsteinen mit einer guten dos,, sirung gemachet, also daß ohngefehr auff 35.
fueß höhe ein fueß dossirung
kom
kommen mag, indem die höhe der Mauer wol 120. fueß betragen mag, da sie
oben 8. unten 16. fueß dick ist beÿ dem Durchgang auf Montrevit. Von da bin ich nach St. Ger,, main
gegangen habe aber von Gebäuden daselbst nichts besonders angetroffen.
Ist ein schönes landhaus 2 Meilen von Paris auff ein ziemlich
hohen berg gelegen, so dem Duc d’orleans zustehet. Ich habe in
folgender Tabelle
den60r60v
den plan davon in einfachen linien gemachet, weil
noch gar
keiner davon heraus ist. Der angeber dieses Pallastes ist Gittard, der anitzo mit beÿ der baumeister Academie zu Paris ein Mitglied ist. Es erscheint so wol aus
diesem Gebäude alß aus dem de St: Jaques de haut
pas daß er gar ein guter Architect ist, aber zuweilen gerne auff sonderliche capricen verfället. Es hat daß haubtgebäude um und um zweÿ
volkommene wol proportio,, nirte Geschosse, das untere Rustic, und toscanisch, das obere Conrinthisch, alle Architectur
ist ziemlich reiner, nur an den beÿden vorlagen beÿ A. der
Seiten,, Gebäude ist eine recht wunderliche
caprice, selbige vorlage bestehet in Vier
Toscanischen Seulen /a./ die
mit einen Architra,, virten krantz gedecket sind, und einen balcontragen. Dahinter aber sind die wandpfeiler /b:/
Römischer ordnung von recht bäuerischer pro,, portion.
Die haubttreppe welche mitten in dem lincken Seiten Gebäude lieget,
dem hineingehen nach ist wol angeleget, wunderlich aber und ungereimet ist
daß diese einige haupttreppe vor den gantzen Pallast dienen sol, und doch
so weit von den haubt zimmern abgelegen ist. Mann wird daraus judici,,ren, daß weder Mons:
Mansard noch Mr: Gittard die commoditait, und innere distribution der Gebäude wol verstehen. Hinten in dem haubt Ge,, bäude lieget noch eine treppe, die noch
ziemlich raumlich, aber gantz schlecht von Gibs mit ein holtzrähm
eingefaßet, und durch ein wenig einfal,, lend
licht beleuchtet. Sonst sind in dem gantzen Gebäude nichts alß Escaliers derobées. belangend um die austheilung vorbesagter
haubttreppe,
ist die,, selbe so gut alß ich eine in
franckreich
gesehen habe, unten mit magnifiquenmarmorsteinernen Toscanischen Säulen, oben
mit Ionischen wandpfeilern geziehret, und mit
ein
einem großen hohen Spiegelgewölbe gedecket, welches mit der zeit herlich
geziehret werden. Die zimmer sind groß ansehnlich und reich meubliret, die irregularitäten aber,
die man hier in den Plan siehet, sind auch ziemlich
verstecket, daß wen den bauMeister eine unümgängliche noth getrieben hätte dieselbe
zumachen, er billig großes lob damit verdie,, net hätte. Allein beÿ ein solchen gantz neuen freÿstehenden Pallast sind
solche dringende nothwendigkeiten gar nicht zu vermuthen. Die Galerieund der davor liegende Sallon sind sehr schöne und dieser gantz
mit marmorbekleidet. Die disposition kömmet der zu Versailles gar nahe, ohne daß nur ein
Sallon ist, und zu beÿden Seiten fen ster stehen. Der
Sallon hat eine Götterversamlung, in einen runden
platz. Die galerie ist in fünff haubt,, theile, an den tonnengewölbe eingetheilet, davon die
beÿden äußersten und der mittlere eines, die beÿden übrigen zweÿ auff den
Sims ruhen,, de große tableaux haben. sie sind von einander durch breite streiffen
unterschieden, deren jeder zweÿ Oval und ein Viereck
mit halb Circulnhat, welche theils gelb in gelb, theils mit lapis
gemahlet, und mit Golde gehöhet sind. Das gantze werck ist von Mignard, und übertrifft an an,, nehmlichkeit fast die Galerie zu Versailles. Die böden sind
auch
durchgehends mit kleinen braunen holtz in allerleÿ figuren beleget. wie man fast
in61r61v
in allen Pallästen findet es siehet aber diese braune farbe recht heß,, lich und so zusagen kothig aus, welches in
dem fall dienen kan, daß wen man mit kothigen Schuhen hinein kömt, man es
nicht so bald sehe.
Der Garten ist
groß, und etwas herliches anzulegen, gar wollgelegen, die ausziehrungen
aber sind etwas altväterisch, und die Alléen nicht
wol cultiviret. Das einige was haubtsächlich zu aptiren ist, halte ich die neue Cascade zu sein, die gewißlich ungemein schön und herlich ist.
Sie confirmiret mich in der erwägung, daß wie in
der bildhauereÿ, eben so auch in den waßerkünsten der frantzosen bestes talent, und grös,, seste volkommenheit bestehe, daß Sie es gewißlich allen nationenwen nicht bevor, doch gewißlich gleich thun. Ich wil eine kurtze
beschreibung von dieser Cascade machen, und zu beßern
verstandt derselben ei,, nen grundriß
beÿfügen, weil noch zur zeit kein abriß davon zu ha,, ben ist.
Die Situation ist sehr avantageux, indeme sie über einen ziem,, lich hohen berg hinunter fället, da man die aussicht
gerahde gegen der Seÿne, und gegen der Stadt Paris hat, welches ungemein
die Au,, gen ergötzet. Die Disposition ist solcher Gestalt daß oben eine } v.
Tab:
Tabelle praedreÿfache terrasse ist, die zweÿ vertieffete, ünd
überall durch bogen ins Gesicht fallende Plätze hat, auff denen ein kleiner
jet d’Eau, und eine kleine cascade ist, von da an fället das waßer aber 9. reihen stuffen
sehr steil hinab, welche indem sie an der zahl, Gestalt und höhe differi,, rent, jedennoch gar ordentlich gegen einander
ausgetheilet sind, einen vortrefflichen effect ins
Gesichte thun. Über der ersten, dritten und vier,, ten Cascade, beÿderseits neben
der mitte, ist ein jet d’Eau. Über die an,, dren stehet auch einer, aber innerhalb der bögen. Neben
den beÿden äußer,, sten Cascaden stehen an beÿden Seiten verguldete Vases herunter, und zu unterst stehen eine Statue, und noch zweÿ solche Vases davor, gantz
unten an der Cascade her sind kleine jets d’Eau, und unter denselben verguldete Löwenköpfe, die da
waßer speÿen. Hier und dar sind auch sehr große verguldet frösche geleget. Die
einfaßung aller dieser wer,, cke, bestehet
theils in Stein, der mit Marmorfarbe angestrichen ist,
theils in bunter grottierung. Alles dieses zusammen,
siehet ungemein präch,, tig aus wen man
unten vor den langen Canal stehet, der viel star,, cke jets d’Eau, und
noch etliche stuffen von Cascaden hat. Schade ist,
daß nicht gewiß poetische Subjecta von bildhauereÿ dabeÿ angebracht sind, an denen das
Gemüth ergötzen könnte. Es stehen zwar an beÿ,, den Seiten, viel steÿnerne und bleÿerne Statuen, die sich aber überall hin eben so gut alß
hieher schicken.
Hiemit wil ich nun beschließen was ich in und um Parisre,, marquiret, und
mit wenigen berühren, was ich auff der zurück,, reise angemercket, wiewol dieselbe durch franckreich zwar
langsahm, allein auff solche weise gegangen, daß unmöglich gewesen
viel dabeÿ zu sehen.
Von62r
Von Paris war die Reise über
Louvre en Parisis / 6.
frantz:
frantzösische Meilen / Senlis /
4: / da man kurtz zuvor beÿ Chantilly passiret, welches ein schö,, nes wohl gelegenes lusthaus des Printzen Condé ist, allein es war mir unmöglich ohne die
schwerste unkosten von der kutsche abzukommen, und diesen berühmten ohrt zu
besehen. Von Senlis weiter über Verbrie/: 4./ Compigne/ 4:/ alda wir recht
neben dem felde hin passiret, da das lust,, Campement gewesen, davon aber die
geringste vestigia nicht mehr vor,, handen waren. Noyon / 5./ Ham / 5/
S: Quentin / 5./ Castelet, da ein altru,, iniret VierEck ist, welches sich
vor diesen so wol gegen franckreich geweh,, ret,
hat gute gewölber unter den wällen gehabt / 5./ biß nach Cam,, braÿ. Dieses
ist eine schöne Stadt, und siehet man wol daß da die Niederländische Plätze
schon angehen, die nun der könig so gutentheils conquestiret
hat. Es ist zwar St: Quentin schon fortificiret, wird aber jetzo nicht groß mehr in acht genommen,
indeßen siehet man, daß es vor diesen keine unebene festung gewesen. Der
haubtwall hat zwar nur kleine auffgemauerte und weit auseinanderliegende
bolwercke. Allein es liegen davor, noch größere detailirte bolwercke, und an etlichen orten Contregarden in denen gemauerte redouten vor der
Spitze liegen. Die contrescarpe ist mit traversen a la Vanbane an,, geleget. Aber Cambraÿ wird schon etwas beßer
conserviret, alda ich die Citadelle gesehen, welche ein Spanisch fortificirtes fünffecke ist, mit un,, erhört tieffen gefütterten graben versehen, sonderlich
gegen das feld, da der Horizont, und die Außenwercke
so tieff liegen, daß man von der face nicht einmahl
den gantzen Ravelin Graben entdecken kan. Die Conjunction der Stadtbefestigung mit der Citadelle auff einer Seite ist notabel. auff der andern Seite aber ordinair,
deswegen habe ich die,,
se Conjunction hieher gezeichnet und dabeÿ die
disposition der bolwercke an der Citadel zu,, gleich
mit entworffen, um zu zeigen wie gar falsch in den force
d’Europe, die Riße gema,, chet
sind, wie auch an Valencien,, ne und Naerden zuersehen ist. Die
ebenfalß in besagtem buche gantz falsch gezeichnet sind.
Das62v
Das Haubtwerck um die Stadt ist nichts sonderliches, aber mit Viel,, vnd guten außenwercken wol versehen. Da wir
hinein kahmen,
war diese disposition, al,, les von mit brique gemau,, erten wercken, sogar das äußerste ravelin nicht aus,,genommen. Das Rathauszu Cambraÿ ist ein ziemlich ansehnliches alt
Gothisches Gebäude. Die Situationder Citadelle gegen der Stadt zu ist gar avantageux, auff einer algemach ab,, fallenden höhe, von der man die gantze Stadt
übersiehet, und comman,, diret. Von Cambraÿ nach Harpe gehet die route weiter / 4
Meilen :/ auf Valencienne /4 Meilen./ Diese frontierfestung von dem fran,, tzösischen Conquesten ist sehr wol fortificiret, auch innen wolbebauet. Die Situation ist wegen viler graben und Moräste sehr vortheilhafftig, sie
ist auch gantz von stein auffgebauet. Eine Polÿgon
ist gantz neu daran, nach Vaubans
manier. Die bolwercke lauffen mit ihrer dossirrung oh,, ne absatz gerad unten
auff den grund des Grabens, daß sie wie ver,, suncken aus sehen. Die Citadell kan man gar nicht wol zu sehen
bekom,, men, ja man verbietet auch scharff auff den
wall zu gehen, und exe,, diren die frantzosen
solchergestalt in dem Stück anitzo, in dem sie sonst die teutschen so sehr
getadelt haben. Doch scheinet die Citadelle gar klein, und
bloß ein Reduit zu sein. Gegen das feld aber liegen
die außenwercke, die ich doch nicht erkennen mögen, weil ich nicht nahe
genug davor kam, so ich etwas gesehen habe, waren nichts alß kleine flanquen, und alle ein,, fach, die gräben hingegen
waren tieff. In den force d’Europe sind um und umb waßergraben gemachet, sie
sind aber guten theils trocken, wie zum exempel an
der neuen Vaubanischen Polÿgon.
Von Valencienne gehet ferner die route über Quefrain3. und biß nach Mons annoch 4 Meilen. Ohnerachtet diese Stadt mitten
auff ei,, nem hügel lieget, und über dieses
fast gantz mit höhen umgeben ist, alß daß man die gantze Stadt. und alle
Gebäude von außen entde,, cken kan, indeme
die befestigung in
grunde lieget, und den hügel umge,, bet.
Nichts desto weniger ist dieser Platz zu einer hauptfestung vortref,, lichens gelegen, auch schon so viel mit
wercken versehen, daß die festung mit gar leidlichen kosten sehr formidabel könte gemachet werden, welches um so viel
nöthiger wäre, wie so wie frantzösische Haubtfe,, stungen gantz nahe dabeÿliegen, dene ungeachtet wird
diese festung itzo elend gehalten, daß die wercke recht ungestalt aussehen,
und zur defension gantz unbequehm sind. zu
geschweigen wie viel dieser Platz schlechter besetzet ist alß Valencienne, welches gantz nahe dabeÿ lieget. Die
meisten wercke sind bloß von Erde, gar wenige sind mit bruchstei,,
nen63r
nen gefüttert. Daferne sie an den Spitzen
beßer erhaben weren, würden sie viel weniger von außen commendiret werden können. Von Monsgehet endlich die route über Brenne le Comte 4. und von dar
über Nô,, tre Dame de Halle3. Stunden, noch 3 Stunden biß
Brussel.
In dieser Stadt siehet man mit verwunderung, daß sie in so kur,, tzer zeit von ihrem bombardement so prächtig und kostbahr wiederum restituiret worden, wiewol noch eine ziemliche anzahl Gebäude, auch
elen,, de brandtstädten, noch zeugnis von der
frantzösischen grausamkeit geben. Im übrigen ist zu bedauren, daß beÿ so
großen kosten, welche auff die neuen Gebäude gewendet sind, so elende
bauMeister gebrauchet worden. man darff sagen, daß so wol unter den alten,
alß unter den
neu
neuenGebäuden nicht eines von reiner und correcter
Architectur seÿ. Die kirchen sind prächtig, und kostbahr erbauet,
aber alle auch
mit notab,, len
fehlern geschändet. Wen ich nicht bloß um beßerung angedenckens wegen ein
und anders hier abzeichnete, würde ich schwerlich die mühe auff riße
wenden, aus denen im übrigen wenig zu lernen stehet, deß,, wegen wil ich auch allein etwas weniges in Rißen
entwerffen.
Die Jesuiter kirche, welche die schönste ist, war gantz
nahe an dem brande annoch stehen geblieben; Ihren Grundriß habe in
folgend
folgenderTabelle gemachet, der auffriß und profil aber verlohnen sich fast nicht der mühe, daß man sie
abzeichne /: doch habe ich
Tab:
Tabelle XII.
Tab:
Tabelledie helffte des auffrißes, nebst einer verbeßerung gezeichnet / XII.Das schönste ist, daß sie von der Erde mercklich erhaben ist, und man also
durch eine wol disponirte treppe zu den thüren
hinauffsteigen muß. Die untere seite der faciata ist
Toscanisch,
od
oderDorisch mit Seulenstüh,, len von passabler proportion,
allein es sind keine Dreÿschlitze in dem borten, und ist der borten samt
den Architrave, über jedeweden Dori,,schen Pfeiler verkröpfet. Über dieser ist
Corintische ordnung, mit wand,, Seulen auff Seulenstühlen, über denen das Gebälcke
gleichfals immer verkröpfet ist. Die oberste reihe, ist eine pure caprice, die nirgend hin zu bringen ist. Die
haubtthüre, das große fenster darüber, und der Schild zu oberst mit dem Jesuiter zeichen, sind gar zu confus. Ich habe die halbe faciata
gezeichnet, und eine verbeßerung an der andern helffte entworffen, um desto
beßer von der Reinen und unreinen Architectur
unterschied zu urtheilen. Innen Ruhet das Gewölbe des Schif,, fes nicht auff arcaden, wie beÿ
den Italiänischen und frantzösischen kirchen sonst
gewöhnlich ist, sondern auff bögen, welche von großen freÿstehenden Dorischen Säulen getragen werden, welches zwar mehr licht
in den kirchen gibt, aber solche stärcke nicht giebet. Das Gebälcke darüber
hat einen ziemlich hohen borten, und darinnen über jeden bogen zweÿ ovale lö,, cher, und dazwischen
ein Schild, welche alle mit vielen schnitzwerck eingefaßet sind. Die
kleinen Seulen welche gleich vorne stehen, sind alle von köstlichen braunrothen Marmor, die Capitäle und bases aber vom weißen. Sie tragen schwartz marmorne bögen, zwischen denen die Plätze mit weißen
und braunrothen ausgefüllet sind, und dar,,
über63v64r
über noch ein marmornes Geländer. Wo die Säulen
weit von einander stehen, liegen zweÿ bögen darauff, die in der mit,, te zusammenstoßen, und in der lufft hän,,
gen, unten mit einer traube termini,,ret. Es siehet die gantze Composition sehr bi,, zarr und Capricieux aus.
Der Chor ist in sieben theil eingetheilet, vorn mit vier Römischen Pfeilern, hinten bloß mit vier,, schmäleren Pfeilern, die mit kragstei,, nen, stat der Capitäle gekrönet
sind. Al,, les dieses hat nicht nur
schlechte proporti,, ones, sondern auch elende arbeit und ge,, stalt. Der Altar hat vier
freÿstehen,, de, und zweÿ wandseulen, Corinthischer ordnung von roth Marmor, mit einen a,,mortissement von gar
schlechter ordonantzund Invention, und steht oben darauff ein St: Michael mit dem Drachen, grau in grau gemahlet,
und ausgeschnitten; Das altarblat ist wol gemahlet,
eine assumtio
Mariæ. In den beÿden Capellenstehen Altäre von schwartz und weißen marmor, mit Statuen von weiß mar,, mor. Die
bilderblindte beÿ a. und b. sind
auch
schwartz marmor, und haben Statuenvon weißen, an den wänden stehen über den fenstern, die innen
auch ein,,
faßungen haben, busti in blindten. Ü,, ber dieses
sind 12. landschafften mit der Jesuiter geschichten
von Gassel, und darü,, ber die martÿrer der Jesuiten in voller Statur. Der Thurm dieser kirche ist gar sauber, mit
Dorischer, Ionischer, Römischer und Corinthischer
ordnung, deswegen ich denselben hieneben entworffen.
Auff den koudenbergischen Steinwegeben hinter dem Schloß, haben die Car,, meliter Nonnen eine kirche, die innen und
außen ziemlich gut angeleget ist. Die Architectur an
sich selbst ist reiner alß sonst an keinen Gebäude in Brüs,, sel, allein die Seulenweiten
sind viel zu groß, und alß die Seulen zu solcher or,, donance zu klein. Die arbeit ist
auch nicht
all,,64v
allzu gut. In den bilderblindten stehen unten St:
Joseph und St. Anna,
ob
obenSt: Albertus, und St:
Elisabetha. zu oberst in den Fronton sitzet die
Mutter Got,, tes. Tab. XIII. Ist die Faciata dieser
kirchen, halb wie sie ist, halb wie sie sein solte entworffen. Die Architectur ist von gehau,,
Tab:
Tabelleenen Steinen, auff einen grund von gebackenen. Innen sind XIII.auch zweÿ
reÿhen über einander, unten Ionisch, mit hohen Capitälen und ei,, ner
Reÿhen blätter; oben Römisch, unten sind ziemlich proportionirte Ar,, caden, oben sind bogenfenster zwischen den
wandpfeilern.
Auff der kurtzen Ritterstraße ist das kloster der bekehrten, außen mitei,, ner faciata nach Italiänischer manier, aber gar corrupt, confus und von sehr schlechter arbeit. Innen ist die
kirche gantz simpel aber helle. Der Altarhat gewundene marbrirte Seulen, und ein Altarblat von Lazari auf,, erweckung, mit einer sonderlichen ordonantz.
An der Ecke der Gasthausstraße ist die kirche des Nasocomii St. Johannis, noch gantz schlecht, und von dem
brande gar übel zugerichet. Der Altaraber ist ziemlich wol ordiniret, ohngefehr auff eine
solche weise, wie der in der kirche St: Jacobi zu
Antwerpen. Der grundriß ist dieser.
Anstat des Altarblats stehet hier die tauffe Christi von Johanne, in lebensgröße von Gibs. beÿ 1. 2. 3. 4. sind die vier Evangelisten en bas reliev. Oben auff ist ein Amortissement verguldet mit kindergen, von weißen Gibs, alles
gantz wol gezeichnet, und annehmlich zusammen or,,diniret.
Auff der Wolffsgracht, ist die Augustinerkirche, mit einer ansehnlichenfaciata von Quadersteinen. sie
hat zweÿ Reÿhen, unten Dorisch, oben Rö,,
misch, und darüber noch einen Aufsatz. Die gebrochenen frontons aber ver,, stellen diese faciata, wievol auch sonst mangel an guten
proportio,, nen
dabeÿ ist. Innen ist ein Altar mit gewundenen Seulen von mar,,
mor gar köstlich, aber auch gar
verwirret, und wunderlich. Es sind sehr schö,, ne landschafften mit dem leben St: Augustini, an
den wänden auff,, gehänget, von gar guter
handt, habe aber den Meister nicht erfahren können.
Auff dem beginnen Platz ist die allerreicheste, aber
auch
allerverwir,, reteste, und unproportionirlichste kirche, innen und außen mit einer großen anzahl absurder zierrahten überhäuffet, daß man sie ohne ver,,
druß und bedaurung der daran verwendeten
Unkosten nicht ansehen
kann.65r
kann. Schöne Gemählde sind
in dieser kirche, das Subjectum ist mir davon un,, bewust, der Pinsel aber ist von Rubens. Außen um die kirche herum sind klei,, ne viereckigte vertieffungen, bassi relievi von Gibs, das leiden Christi vor,, stellende, deren theils gar gut gezeichnet
sind.
Die kirche St: Virginis Auxiliatricis auff dem
kohlenmarckt,
ist außen auch nach Italiänischer manier, aber närrisch genug angegeben.
Die kirche der Divitum clarissimorum, ist innen so uneben
nicht aus,, getheilet, wie aus hier
nachfolgenden ohngefehren grundriß zu ersehen, aber die Architectur ist gar nicht correct.
Außen könte sie gar nicht schlimmer, und Absurder
sein, zum Exempel, Die Pfeiler außen sind toscanisch, und haben doch Schnecken an dem Capitäl.
Die Carmelitenkirche wird gantz neu wieder gebauet,
prächtig genug aber ebenfalß mit keiner correcten
Architectur. Die Pfeiler in der kir,, che sind einiger maaßen Ionisch,
haben aber Creutzweiß über einanderschla,, gende fruchthörner. anstat der Capitäle. In Summa wen es nur den Brüs,, lern an einen guten bauMeister
nicht gemangelt hätte, und noch man,, gelte,
würden sie vor ihre auffgewandete Unkosten vortreffliche Gebäude haben.
Anitzo aber darff ich wol sagen, daß unter der großen men,, ge neugebaueter Häuser kaum dreÿ sind, welche an ihren
faciaten noch pas,, sirren können, von denselben wil ich zum
angedenken etwas mit einbringen.
In65v
In der Engelstraße lieget ein Hauß wie ein klein hôtel von
Quaderstei,, nen
gantz Simpel aber fleißig gearbeitet, und proportionirlich ausgetheilet, recht nach der ahrt, wie insgemein
die Häuser in Paris, der Thorweg ist ohne ordnung Toscanisch, recht wol ausgetheilet, und habe ich
unter andern observiret, daß der krantz davon allen
Gliedern und proportionen nach, vollkommen nach Scamozzi,
oder Gold,, mann ausgetheilet ist.
Dieses Gebäude ist nun das einige, welches ich unter den Brusseli,,schen vor gut und correct kan passiren laßen. Im gegentheil sind
die,, jenigen Häußer welche die schönsten
sein solten, nehmlich die auff den Marckt, die allerheßlichsten, indem sie gar zu
bundt und kraus sind. Theils haben viel an ihren Häusern vergulden laßen.
Das beste und reineste der disposition nach ist
das jenige unter denen auff
dem Marckt welches ich auff folgende pagina
gezeichnet habe. Sehr notabele
Inscriptiones sind gantz umher an diesen häusern zu lesen, zum Exempel neben dem so hier nach folget, abgezeichnet, ist ein
haußauff dem zu oberst der Churfürst von Beÿern zu Pferd vorgestellet ist, unter dem diese
auffschrifft stehet, Dum premeret radiis nostram sol Gallicus Urbem Te
Solum in moestos vidimus ire rogos Quid mirum geticæ qui fregit
cornu Luna. Gallica si Solis lumina non metuat.Unten hinter dem Rathause steht ein Hauß mit einen Phoenix,und dieser Inscription,Stipes quod tertio
Cinis, gloriosor Ex virgo Phoenix sum.
Oben66r66v
Oben qweer vor dem Marckt her, sind alle häußer in eins zusammen
gebauet, daß sie wie Ein groß hauß aus,, sehen, oben an dem borten stehet mit großen schwartzen buchstaben CoL.L.I.s Vt In CIneres nVper fVIt Ig,, ne reDVCtVs, aLtIor e bVsto DenVo Cres,, Cit apeX.in welchen Versen die Jahr zahl 1702 ste,, het, vielleicht weil um diese zeit solche
Häußer gantz sollen fertig seÿn.
Das Gasthaus
ist auch zimlich re,, gulier und von guter parade war gantz von Quadersteinen nach dem brande neu erbauet, hier
nebenstehende zeichnung stellet solchen auffriß in etwas vor, wie es
sich nicht der mühe verlohnet,
denselb
denselbengrößer und deutlicher zu machen.
Endlich ist auch das Hauß von dem O,, pern Hause
noch passabel, von deme sie in Brussel ein miracul machen,
weßwegen ich von der vordern faciataebenfalß einen entwurff gemachet. Sie ist von Quadersteinen von gar fleis,, siger arbeit, das übrige gantze weit,, läufftige Hauß ist von brique, wie auch hinten das
Opernhaus, welches eben nicht alzugroß ist, doch ein
ziemlich breites Thea,, trum, und viel Logien übereinander faßen
kann. Die parterre aber wird klein werden. Es war alß
ich es besehennoch nichts alß die äußern wände da,, von fertig.
Außer diese bißher erzehlten häußer habe ich nichts angetroffen so
einen der Architectur verständigen nicht miß,, fallen müste, da ich doch meistens glau,, be alle haubtgaßen durchgegangen zu seÿn. Aber an
einen gantz abgelege,, nen ort der Stadt,
habe ich eine gros,, se steinerne freÿtreppe
angetroffen, die vor den größten Pallast prächtig
genug wäre, da sie hier nichts dienet, als auff dem Wall zu gehen. Ich habe
den Grundriß davon auff folgender paginagezeichnet. Das Gebäude selbst ist zu ende der Broeckstrat, und wird die Neue trap genennet.
67r
Noch ist etwas schönes in Brussel, daß so viel artige
Springbrunnen auff den Gaßen stehen, deren theils gar artig disponiret sind. Einer ist mit einen metallenen kind, welches pißet, das kind ist
noch von ziemlicher zeichnung. Und in diesem stücke kömt diese stadt,
Paris noch zuvor, da die Fontaine des
Innocents, und die Samaritaine ausgenommen,
wenig wol façonirte brunnen sind.
Endlich ist die fortification von Brüssel zwar der anlage nach gut genug, aber die
ausführung ist gar schlecht, indem die wercke bloß ihre ungefehre ge,, stalt haben, und im übrigen alß
unordentliche Erdhügel daliegen. jeder läuft und gehet darüber, und das
Vieh weidet darauff.
Von67v
Von Brüssel sind noch 8.
Stunden biß Antwerpen, dahin man mit
treckschuÿten gehen kann, die viel größer sind
alß die Holländischen auch viel beqwehmer, hingegen
ist unbeqwehm, daß man die Scheute so offt um,, wechseln muß.
Antwerpen ist eine gar schöne Stadt, doch ist von
Gebäuden außer den kirchen nichts sonderlich remarquables, Das Rathaus, deßen Abriß und be,, schreibung in Bleaus Niederländischer Topographia zufinden, hat an der faciata ein ziemliches ansehen, und in der mitte schöne marbrirte Seu,, len
von Stein. Was in den kirchen zu observiren vorkömt ist
haubtsäch,, lich folgendes.
Diese ist an sich ein Gothisches Gebäude, mit einer Gothischen ziemlich
künst,, lichen kuppel. Alleine an Altären,
Capellen und monumentis, fäl,,
let da viel kostbahres und schönes zu
sehen vor. Der große Haubt Altar ist von weißen, schwartzen und etwas
grauen marmor, deßen dispo,, sition und Gestalt aus dem entwurff
des folgenden blats zu ersehen. Jacobus mit den
Muscheln und mit seinen Stock bezeichnet, wird gen himmel getragen. Oben
ist H. Dreÿfaltigkeit, und das Amortisse,, ment darunter sie sind, ist verguldet. Der
krantz der Corinthischen Seu,, len ist anstat der Sparrenköpfe gantz mit blättern
unterleget, welches eben nicht zum besten stehet. Es haben zweÿ bildhauer
an diesem Al,, tar gearbeitet, Quellinus
der jüngere und Willemsen beÿdes
vortref,, liche künstler. Der grundriß des
besagten Altars ist dieser.
Vor68r68v
Vor diesen an beÿden Seiten neben dem Chor in zweÿ Capellen stehen zweÿ Altäre, von schwartz
und weißen Marmor, deren Grundriß die,, ser ist.
Der auff der rechten Seite im hineingehen hat beÿ a.
einen St:
Petrusvon Verbrüggen, und beÿ b. St: Paulum von
Willemsen, beÿdes vor,, treffliche Stücke von weißen marmor. Oben über dem Altar ist Gott der Vater sitzend vorgestellet, von eben
diesen letztbenandten
Meister. Das Altarblat ist ein
heil:
heiliges Abendmahl, sehr schön und lieblich von farben, auch gut
von zeichnung. Der Meister hat Raphael sehr imitiret. Ich habe aber deßen Nahmen nicht erfahren können.
Ohnerachtet aber die farben noch gar lebhaft sind, siehet man doch, daß dieses
gemählde schon vor einer geraumen zeit gemachet worden. Der Altar gegenüber
ist von gleicher Sÿmmetrie, recht genau aber habe ihn
nicht betrachten können, weil mich der Abend überfallen.
Wen man von diesem Altar an der lincken hand um den Chor hinein ge,, het, findet man in der nächstfolgenden Capelle, die zusammenkunfft Eli,, sabeth und Mariæ, von Lind, einen discipul des berühmten
Rubens, der zwar gar gut mahlet, aber seines
Meisters manier im Pinsel nicht hat, son,, dern Carlot näherkömt. Weiter
ist in der folgenden Capelle die märtÿ,,rung Petri und Pauli,
und in der folgenden St. Borromeus, wie er der Pest abhilfft, um den
viel leichnam herumliegen von Jordan. Es ist
deutlich an diesem Gemählde zu sehen, daß er Rubens in seiner Colorit imi,, tiret, aber nicht reussiret hat. Endlich folget recht mitten hinter dem Chor des
berühmten Rubens Capelle, die er selbst mit einem Gemähl,, de geziehret hat. Eigentlich kan ich den
inhalt solches Gemähldes nicht ver,, stehen.
Es ist aber dieses darauff. An dem Vorgrunde lieget Matheus,der Evangelist mit seinem Engel, der ein buch hält,
hinter demselben sitzet die Mutter Gottes, die ihren
Sohn der Maria Magdalena hinrei,, chet, neben der noch ein frommes Persohn, und hinter
ihr St: Jorisin Ritter habit ist. Über ihnen schweben Engel mit
kräntzen. An der rechten seite unferne davon, ist an einen Pfeiler ein
gemählde ei,,
nes69r
nes todten leichnams, vortrefflich gemahlet, von Schützen, und ein we,,
nig weiter hin ist ein brustbild von einen Pastor bonus, basso relievo,
ungemein sauber und gute arbeit von de Vré. Alle Capellen und der gantze Chor sind mit herlichen
Gattern von marmor und metalverschloßen, insonderheit ist der vordere vorzug des Chores sehr prächtig
gantz von Marmor, mit Ionischer
ordnung geziehret. Es stehen auch zweÿ kleine Altäre daran deren blätter
neu, aber gut gemahlet sind, ein Gemählde ist eine Assumtio
Maria. Über dieses sind viel Epi,, taphia zu consideriren,
deren disposition zwar in Generalis
gantz einerleÿ war, den sie sind alle von weißen, und schwartzen mar,, mor, und stellen
antique Sacrophagos vor, die mit weinenden kin,, dern begleitet sind, oben darauff stehet ein
Johannes der täuffer, ein Ecce
Homo, eine Mutter Gottes mit einem Schwerd,
u
und.
d
der.
gl
gleichen: was aber die zeichnung dieser dinge anbetrifft, findet sich
unterschied ge,, nug. Endlich sind nicht zu
vergeßen die Herlich gemahlete fenster, mit unvergleichlichen farben von
Widenbeck.
Daferne diese kirche der Architectur nach reiner angeleget
wäre, müste man Sie vor eine der schönsten in der weld halten, indeme es
derselben an reichthum der materialien und an
zierrathen wenig bevor thun. In Paris ist keine so kostbahe
erbauet; nichts desto weni,, ger ist
daselbst die kirche au val de Grace viel schöner. Ich will von
die,, ser kirche eine weitläufftige
beschreibung hier mit einbringen, auch verschiedene abriße mit beÿfügen, welche ich
auff der Stelle gemachet, weil gantz nichts, so viel ich weiß davon bißhero
poubliciret worden. Auff folgenden blat habe ich
den grundriß und Tab. XIV.die helfte der faciata entworffen, die andere helffte
aber ver,,
Tab:
Tabellebeßert vorgestellet, weil en general die disposition der,, XIV.selben gar magnifique inventiret ist. Um aber die
Verbeßerung de,, sto beßer zu machen habe
ich auch an der austheilung der Seulen geän,, dert was mir nicht gefiel. Das schnitzwerck an dieser faciata ist zu häu,, fig und dazu
übel gearbeitet. Die einfaßungen der fenster sind durch die gebrochene frontons, und andere capricen sehr
verdorben. Die Statuen sind gar zu unbeweglich und
übel correct gezeichnet, an einer seite steht ein
Thurm, der unten glat, darüber Dorisch und endlich
Ionisch ins gevierdte ist, oben darauff ist ein
achteckigter auffsatz von corinthischer ordnung.
Dieses ist sonderlich an diesen thurm, daß die ecken ausgeschnitten, und
daselbst hin freÿstehende Seulen gestellet sind, die doch mit binden an das
ubrige werck gleichsahm wieder angehefftet sind.
Innen ist diese kirche ungemein reich, und fast über und über von marmor, das Schiff wie aus dem Grundriß zu sehen, ist
beÿderseits mit sieben bögen zweÿmahl über einander umgeben, welche unten
auf Dorischen, oben auff Ionischen freÿstehenden Seulen liegen. Die bögen und Seulen, wie auch oben
die Geländer zwischen den bögen sind alle von weißen marmor mit ungemeinen kosten verfertiget, a,,
ber69v70r
ber der boden und die wände an dem Chor sind mit vielerleÿ Marmorbekleidet. Die Seulen an dem großen Altar sind von einen gar kostbah,, ren rothen Marmor. In
der einen Capelle lincker hand im hineingehen ist
auch alles von Marmor, sehr reich aber gleichfalß von gar
wunderlicher Composition.
An Gemählden ist diese kirche auch sehr reich, die Abseiten beÿderseits,
wie auch die Emporkirchen darüber sind mit platten
höltzernen decken überleget, welche mit allerleÿ heiligen von dem berühmten
Rubens be,, mahlet
sind, die obern sind viel reicher an Persohnen, beßer nach dem lichte
gelegen und auch weit beßer gemahlet, alß die untern, welche bloß ein,, zelne Heiligen begreiffen, alß S. Joh: Chrisosomum, St: Catharinam auff einen
geharnischten mann, St: Greg: Nazianzenum mit einer fackel
einen teuffel niederstreckend, St: Cæciliam mit einem
positiv, da ein Englichen die blaßbälge ziehet,
und ein größerer sie kröhnet, St: Mariam poeni,, tentem, St. Basilium mit
der feuerseule, und einem Engel über ihm, St: Annam
mit der Jungfrau, St: Athanasium, St. Hieronÿmum, St. Luci,, am, die
erstochen und mit der Martÿrkrone gekrönet wird. St.
Augustinum, St: Barbaram, hinter der ein türck mit bloßen
Schwerd stehet, St: Mar,, garetham mit dem Drachen und lam. St. Ambrosius, St:
Eugeniam, die einer beÿ den haaren niederziehet, und mit einen
beil enthaubtet, und St. Gegorium mit der Mutter
Gottes. Alle diese figuren sind in Ova,,
len, dazwischen aber vor den
thüren der beiden Capellen, beÿ E
und F. der Jfr. Mariæ Nahmen in
einer Gloria von Engeln gebildet ist. Das große
Altarblat ist die gekröhnte
Mutter Gottes in einer gloria, und in derCa,, pelle an der
lincken seite im hineingehen beÿ A. eine Reise nach Egÿp,,
ten, beÿdes herliche
stücke von Rubens. In der Capelle D. ist
eine assum,, tio von Ant: van
dÿck, die sehr hochgehalten wird, gegenüber ist eine ge,, buhrt Christi, überaus schön von Rubens, An der Seite ist noch eine Reise in Egÿpten von neurer aber gar guten hand. In der Capelle A. ist in einen Rahmen ein betender Lajola vortrefflich andächtig gemahlet, den Meister habe
nicht erfragen können.
An bildhauereÿ ist ein großer vorraht in dieser kirche, alles aus
weißen marmor von guten händen, ohne daß die Gewänder
an den meisten Statuen gar zu grob gehalten sind. In
der Capelle, D. die schon gantz mit marmor bekleidet, stehen St: Maria mit dem kind
Jesus, St: Christina mit Pfeilen, St: Susanna, St: Catharina mit Radt. An dem großen
haubt Altar, ist oben in einem blindt die Mutter Got,, tes, und daneben die vier Engel, welche die passions zeichen tragen. Neben an den pfeilern in den
blindten p. q. stehen oben beÿ q.
einer mit ei,, nen todtenkopf, noch jung
ganz glatköpfig, unten ein alter mit ei,, nen buch, oben beÿ p. eine frau mit der ehrnen schlangen, unten ein Mann
mittelmäßig alt mit einem Crucifix. Das Geländer vor
dem Chor ist eine schöne aus weißen Marmor gehauene
grotesquemit kindergen.
Nach70v
Nach dieser kirche ist noch merckwürdig zu sehen die kirche Nôtre
Dame, oder die Cathedral
kirche, welche wie die zu St: Jacobi, Gothisch gebauet
ist, auch
glei,, chermaaßen eine falsche Gothische
kuppel hat. Aber die zierden, so wen neue hineingeschaffet worden, sind
kostbahr und wol ordiniret. vor den Dreÿ thüren ist
ein Vorschluß gemachet, wie beÿ allen Päbstischen kirchen
geschiehet /: ohne daß ich au val de grace zu
Paris keinen
gefunden :/ Dieser Vorschluß ist gegen der kirche, mit einer Architectur, von Ionischen
freÿstehenden Seu,, len mit arcaden von schwartzen, braunen rothen und weißen marmorgeziehret, nach beÿstehenden Grundriß.
Der große Altar so wol, alß die beÿderseits neben dem Chor stehen, sind
auch
von marmor, wie fast alle die übrigen. Der Chor
selbsten ist mit einer Doppelten colonnata von Ionischen marmor Seulen
verschlossen, auff denen marmorne bögen mit einer balustrade von gleicher materieliegen. Das Altarblat des haubt Altars ist die vortreffliche und berühm,,
te assumtio Maria von Rubens. Der grundris des Altars ist dieser.
Hinter derselben ist der Todt Mariæ
An dem Altar rechter Hand neben dem Chor im hineingehen, habe ich im
hinweg des besagten Rubens schöne abnehmung vom Creutz gesehen,
welche gewißlich unvergleichlich ist, und le Brun sein übertrifft, ohne daß
die ab,, nehmenden gar zu sehr arbeiten.
Auff dem zurückweg aber fand ich dieses gemählde mit einem andern vom großen
Christoffel zu gede,, cket, welches
Rubens discipul gemahlet, von dem beÿ der kirche St: Ja,, cobi gedacht
worden, und behaubten die meisten mit unrecht, daß es Rubens selbst gemahlet habe. Neben dem Chor sind noch zweÿ
Capel,,
len71r
len, die von marmor
sehr reich sein sollen, waren aber alß ich da ware, mit schwartzen tuch
bekleidet. zu nächst an den seiten thüren neben dem Schiff, sind noch zweÿ
sehr große und reiche mit herlichen metallenen und
marmornen Seulen und Gatterwerck umgebene Capellen. In der an der lincken seite, nach dem Chor
zu sehende, habe ich vornehmlich einen schönen Altar remarquiret, deßen Grundriß dieser ist.
Dieser hat anstat eines Gemähldes, die Mutter Gottes auff einer Weld,, kugel stehende, und mit den vier thieren der
Evangelisten auff eine beson,, dere weise und ordonnance
umgeben. Oben darüber ist Gott der Va,, ter
von Engeln getragen. alles von weißen marmor, wol
gearbei,, tet und wol ordiniret.
Sonst ist in dieser kirche noch zu remarquiren das
Grabmahl bischoffs Ambrosii Capelli, so unten nach
der untern Thüre zugehend, lincker hand an einen Pfeiler angehänget ist.
Der Meister davon ist Quellinusder es aus Rothen, schwartzen und weißen marmor
überaus nett ge,, arbeitet hat. Ich habe es
auff folgender pagina entworffen, weil mir die disposition zimlich wol gefallen. Was sonst von Antwer,,
pischen Gebäuden sonderlich zu remarquiren ist, haben Bleau und Zei,, ler in ihren topographien eingebracht, unter denen sonderlich der erste
die Citadelle gantz genau vorgestellet, die der defension nach zwar alt Spanisch, der Construction aber nach sehr gut und kostbahr ist.
Von Antwerpen
ist auff dem übrigen rückweg mir weiter nichts notables vorgefallen, indem ich meistens oben die route halten müßt alß im hinweg, ohne daß ich in Westphalen die bischoffliche Stadt Münstermit gesehen habe, in deren aber gantz nichts notables
vorkömt. Die Capelle des berühmten Bernhard von
Galen ist zwar mit einem tom= beau von schwarz und weißen marmor
geziehret, worauff besagter bischoff kniend abgebildet ist. Alllein die Invention und ordonnanz, so wol alß die zeichnung und
Arbeit taugen nichts, und ist schade vor die guten materialien, daß sie an keinen beßern Meister kommen. Auf dem
Altar dieser Capelle sind in einen mit glaßfenstern
verschlos= senen Schränckgen ebenfalß sehr
übel gezeichnete bilder von Silber.
Sonst ist noch die Fortification der Citadelle zu sehen, den die an der Stadt ist schlecht
Holländisch, und von wenig stärcke. Die Citadelleselbst ist schlecht Cultiviret, und lieget bloß alß
ein Erdhauffe dar, doch ist außer einen und anderen theil die disposition nicht zu ta,,
deln71v72r
deln, weswegen ich Sie fleißig umgangen, und
hier folgend abgezeich,, net habe.
Gegen die festung und Stadt ist die Citadelle beßer fortificiret als gegen das feld. und obschon die Polÿgon A. zu attaquiren das feld
umher so begrifen ist, alß an einigen andern ohrt, hat man doch die,, selbe am allerschlechtesten fortificiret gelaßen. Welches ich zwar mehr von einen
ohnversehenen accident, so die arbeit unterbrochen, alß
von des Ingenieurs versehen, herzurühren glaube.
Und72v
Und hiemit beschließe ich gegenwärtige Remarquen, die
ich nicht verlange, daß sie weiter vertheilet, vielweniger Publiquesollen gemachet werden, indem ich dieselben bloß zu meiner particulier notiz und erinnerung also zusammen getragen.