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Weilen Euer hochgräfliche Gnaden den preiswürdigen Namen tragen Jakob, also kann ich es nit läugnen, will es nit läugnen, und soll es nit läugnen, sondern nennen und bekennen, daß mir um das Herz sey, was in dem alten Testament der allmächtige Gott von dem Jakob ausgesprochen: »Jakob dilexi etc., den Jakob hab ich geliebt« Röm. 9. Ursach solcher tragender Lieb seynd Euer hochgräflichen Gnaden sowohl demüthige als anmuthige Affekten, welche sie allen Geistlichen und Ordensleuten, folglich auch mir unwürdigstem Diener allerseits ganz gnädig erweisen.
jägermeister in Krain- und Windischmark seyn, so werden Sie unbezweifelt wohl wissen, was das wildfreundliche oder freundlichwilde Echo in dem dicken Gehölz und schattenreichen Wäldern zwischen Berg und Thal im Brauch habe, daß es nämlich diejenigen resalutire wie es begrüßt wird, und allemal die Lieb' mit Lieb' bezahle. Solchem leiblosen Sprachmeister hab' ich Gebühr halber wollen nacharten, und diejenige große Lieb', welche Euer hochgräflichen Gnaden gegen unser Kloster bei St. Anna, wie auch gegen mich erzeigen, mit andern Lieb' oder Liebeszeichen wollen erwiedern; weil ich aber in dem Münzgraben weder Silber noch Gold, sondern nur Erz ausgegraben, nämlich Judam den Erz-Schelmen, also habe ich mich vielleicht gar zu keck unterfangen, solchen Euer hochgräflichen Gnaden demüthigst zu offeriren.
Freilich wohl mag mancher Nasenwitziger über solche rare Schenkung die Stirn runzeln, aber bei bescheiden und becheidenen Leuten findet sich eine Bedacht jenem Sprichworte der Weltweisen beifallen »contraria juxta se posita magis elucescunt:« wenn man das Gold zu dem Blei, den Schnee zu dem Ruß, einen heiligen Engel zu dem Teufel, eine hübsche Helene zu einer alten, ungestalten Xantippe stellet, so verlieren sie nit allein hierdurch ihren Werth nit, sondern kommen noch schöner und scheinender heraus, in Gegenwart ihres Widerspiels. Indem ich dann Euer hochgräflichen Gnaden den argen, kargen Geizhals Judam vorstelle, so erhellet desto ruhmwürdiger Euer hochgräflichen Gnaden bekannte Freigebigkeit, welche wir mehrmalen in unserm armen Convent erfahren.
Dem wüsten Teufel und garstigen Wauwau hat es dazumal nit gelungen, wie er in der Wüste den Herrn Jesum versucht hat und kurzum angehalten, der Heiland solle aus einem Steine Brod machen: »dic lapidi huic ut panis fiat.« Luk. 4. v. 3; aber uns Augustiner Baarfüßern in dem Münzgraben ist schon Stein zu Brod worden, indem Euer hochgräflichen Gnaden Graf Kißl sich ganz und gar nit steinhart erwiesen, sondern mehrmalen, ein Brod ins Kloster geschafft.
Des Bauern und arbeitsamen Ackersmann ist seine einige Hoffnung auf Jakobi; denn um Jakobi herum hat er seinen Schnitt auf dem Felde. Mir ist fürwahr nit anders (es mags jemand für ein Bauernconcept auslegen oder nit): um Jakobi hab ich und das arme Kloster bei St. Anna den besten Schnitt. Und hat wohl recht der Himmel also angeordnet, daß Euer hochgräflichen Gnaden den Namen Jakob bekommen; denn gleich wie Jakob in dem alten Testament sehr viel weiße und scheckigte Schäflein auf die Weide geführt, also haben Euer hochgräflichen Gnaden bishero manche Unterhaltung und Weid sehr vielen geistlichen Schäflein beigeschafft, worunter die Schwarzen das Me-Me-Me-mento nit verhalten.
Zum andern hat mich veranlasset, daß ich Euer hochgräflichen Gnaden diesen ersten Theil demüthigst dedicire: weilen nämlich ein jedes Buch einen Schutzherrn David sich mit einem Kieselstein wider den Großkopfeten Goliath defendirt hat. Dahero so arm als ich bin, schätze ich mich dennoch steinreich, wenn ich Euer hochgräflichen Gnaden auf meiner Seite habe, und ist mir dießfalls der Kieselstein tausendmal lieber, als der Edelstein: Bin demnach der tröstlichen Zuversicht, Euer hochgräflichen Gnaden werden dieses winzige Werklein in Gnaden aufnehmen, weil ich nit habe andere kostbare Präsenten, deren Eure hochgräflichen Gnaden ein Feind seynd, und mir nur gar zu wohl bekannt, daß ihnen keine Musik mehr zuwider, als wenn man auf dem Regal spielt, verstehe die Regalien, nach welchen andere mögen schnappen und tappen, thun sie ihn allweg hassen.
Befehle mich also, und förderst das arme Convent im Münzgraben in Euer hochgräflichen Gnaden beharrlichen Favor und Gunst, wünsche beinebens Anna
Annos longaevos, und nochmals dasjenige, was durch ein Anagramma oder Buchstabenwechsel aus dem Wort Kisel genommen wird, nämlich selik.
Zu Jerusalem in der weltkundigen Stadt, welche die göttliche Weisheit zu einem Platz der höchsten Geheimnisse auserkiesen, war wohnhaft ein Paar Ehevolk, mit Namen Ruben und Liboria, beede aus dem unglückseligen Geschlecht Dan, aus welcher danitischen Schlangenbrut und Zunft auch der Antichrist herstammen wird.
Erst benannte Liboria, als sie großen Leibs gegangen mit dem Judas, hatte bei nächtlicher Weil einen unvermuthen Traum, welcher ihr in dem Schlaf mit einem prophetischen Pinsel vormalte, als trage sie unter ihrem Herzen einen so lasterhaften Bösewicht, welcher eine Schand und Schad der gesammten Freundschaft seyn werde, auch mit seinen verdammten Unthaten das ganze Haus beflecken, woraus sattsam zu schließen, daß auch der finstere Nachttraum gar oft die helle Wahrheit an den Tag bringe.
Es ist aber förderist nothwendig, zu wissen, daß dreierlei Traum dem Menschen in seinem ruheseligen Schlaf können vorkommen, welche eigentlich Natur, dem bösen Feind, oder Gott herrühren.
Der natürliche Traum wird zum öftesten von dem unterschiedlichen Geblüt vorgebildet: es träumet manchem, er habe einen ernstlichen Befehl von dem türkischen Kaiser, unter Kopfverlieren, daß er alle Mauslöcher der ganzen Welt mit jetziger Treu und Redlichkeit solle zustopfen, und dafern eines offen bleibe, werde man von dem Baum seines Leibs den Gipfel abstutzen: in was Aengsten befindet sich nit ein solcher? Diesen Traum aber verursachte das melancholische Geblüt. Einem andern träumt ganz lebhaft, wie er das Meer, in welchem der halsstärrige König Pharao ersoffen, habe mit dem Rheinstrom verheirathet und haben auf der Hochzeit alle Flüß der ganzen Welt getanzt. Diesen Traum brüten aus die phlegmatichen Humores und übrigen Feuchtigkeiten. Einem träumet, er fliege mit schnelleifrigem Flügel über den ganzen Deutsch-Boden; allein es seyen ihm etliche Federn ausgefallen, als man so erbärmlich geschossen zu Straßburg, wie selbige Festung anno 1681 erobert worden. Diesen Traum veursachen die subtilen Humores und trockne Complexion Jäger träumet, wie er in einem furchtbaren Eichwald ein wohlgewaffnetes Wildschwein anträfe, dessentwegen mitten im Schlaf aufschreiet: Hui Sau, daß auch darüber das Weib erwacht, und fragt: Mann, was willst? Einem Maler träumet, wie er eine wohlgestalte Dame in einem prächtigen Aufzug, mit sonders emsigem Pinsel abmahle, und als er auch einen Schleier um den Hals wollte führen, stielt ihm der Teufel die Farben, daß dessenthalben der Hals blos geblieben. Einem liederlichen Schlemmer träumet, der gewöhnlich in allen Wirthshäusern einen steten Umkreis macht, wie daß er beim goldenen Hufeisen das beste Pferd versoffen. Noch mit andern verwickelten, verwirrten, verwechsleten, verwildten, verwegenen Träumen mattet sich die menschliche Phantasey ab, denen aber keineswegs ein
Ein anderer Traum ist, welcher von dem bösen Feind als einem Gründer und Erfinder alles Uebels herkommt. Solcher verkündet wohl zuweilen in aller
Zu Dortrecht in Holland war nicht gar vor vielen Jahren ein Gesell, welcher fein sauber all das Seinige verschwendet durch stete Schlemmerei und Unsauberkeit; denn diese beede gemeiniglich verwandt seynd, und wenn Bachus hinter dem Ofen sitzt, so heizt die Venus ein, und seynd diese so nah beieinander wie der Knopf bei den Hosen; auch zeigt es die öftere Erfahrnuß, daß Feuchtigkeit und Nässe den Kalk anzünde: nit weniger thut das Uebermaß des WeintrinkensWeiber aber und Weinbeer machen mehrstentheil alle Beutel eitel; und gleichwie in dem Kalender auf den Weinmonat der Wintermonat folgt, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her, und schleicht die Armuth ein, wie ein stummer Bettler. Dessenthalben soll Bachus von Rechtswegen in einer Hand einen Regimentsstab, in der andern Hand einen Bettelstab führen. Nit weniger auch Venus thut die Taschen leeren; bringen also die Kandel und Andl einen Menschen zu einem armen Wandel. – Auf solchen Schlag ist es begegnet obbemeldetem Holländer, welcher durch sein unmäßiges Leben nit allein das Gewissen beschweret, den Beutel geringert, sondern auch noch dazu sich mit großen Schulden überladen, dergestalten, daß er zu Winterszeit nicht Noth hatte, vor seinem Haus eine Bahn zu führen, zumalen ihm ohnedieß die überdrüßigen Schuldenforderer durch vieles Laufen den Weg gebahnet. Die Sache kam also so weit, daß er wie die Fledermäus den Tag haßte und sich nicht traute sehen zu lassen, aus Ursachen, weil männiglich ihn mauloffen anschaute, auch mit Finger auf ihn deutete. Dieser Schwärmer in seiner tiefen
Daß dieser Traum, auf welchen solche gewünschte Wahrheit gefolgt, soll seyn von Gott kommen, ist ein harter Zweifel, glaub' es dann erst, wann die Eselinn des Propheten Balaams wird ja dazu sagen; denn dieser gewissenlose Schlemmer solche Gnad von dem beleidigten Gott nicht verdienet hat; sondern allem Ansehen nach hat der arglistige Satan, dem dergleichen verborgene Schätz wohl bekannt, diesem lasterhaften Gesellen solches offenbart, damit er wiederum Mittel und Gelegenheit habe, seinen verdammten Luderwandel ferners zu treiben, und an die alten Sünden neue Missethaten zu knüpfen.
Vor Zeiten bei den Heiden war allgewöhnlich, daß man in dem Götzentempel das Nachtquartier genommen, darin geschlafen, zu dem End, damit ihnen der Traum einige Wissenschaft künftiger Dinge einblase, sodann öfters durch die bösen Feind' geschehen. Absonderlich in den gefährlichen Krankheiten hat der Teufel offenbaret gewisse Kräuter und heilsame Mittel, dadurch solche Leibespresten zu wenden, wie es Alexandro Magno und Andern begegnet. Mit solchen
Kaum hat Absalon so viel Haar in seinem Strobelkopf, kaum quackten so viel Frösche in Aegypten zu Pharaonis Zeiten, wie viel Weis' der höllische Raubvogel gebrauchet, dem Menschen zu schaden, absonderlich in dem Traum; denn gleichwie unterschiedliche Ich bin derjenige, den du Verfluchte mit deinem Gebet genöthet, zu dir anhero zu kommen, die du mir meinen
Freund abzudringen dich unterfängst, ich werde genannt der Traumteufel, bethöre und führe nicht wenig Menschen hinter das Licht.
Es ist leicht zu glauben, daß jener grobe Bauren-Lümmel in Elsaß seinen Traum von dergleichen Schmutz-Engel geschöpft habe: Dem Stocknarren träumte, als sehe er im Schlaf eine ohnzählbare Menge der Mäus, so auf den Aeckern und Traid-Feldern großen Schaden verursachten, ja es dünkt ihm, als habe er mit seiner Kühnheit alle diese schädliche Traid-Dieb vertrieben. Solchen Traum legte er eigensinnig dem Baurenvolk aus, und bewies, wie daß durch die Mäus die Edelleut verstanden seyen, welche dem armen Unterthan sein Stückel Brod immer abnagten; es sey demnach Gottes Willen, daß sich der gemeine Mann rechtmäßig wider seine Obrigkeit auflehne, und zum Gewehr greife; woraus dann ein so blutiger Krieg entstanden, daß sehr viel aus dem hohen Adel umkommen, der Bauren aber fast in die hundert tausend ins Gras gebissen: ist also des bösen Feinds einige List und Lust, Dieß sagt der Herr der Heerschaaren, der Gott Israel, las
set euch eure Propheten und Wahrsager, die unter euch sind, nicht betrügen, und achtet auf eure Träume nicht, die ihr träumet.
Gleichwohl aber sind nit alle Träum zu verwerfen, aus Ursachen, weil Gott der Herr gar oft dem Menschen im Traum große Geheimnisse offenbaret, ja nit selten durch seine Engel solche Träum zuschicket, welche zuweilen einen Unterweis oder Verweis geben.
Von Gott ist gewest jener Traum des Josephs, welchem im Schlaf vorkommen, als binde er mit seinen Brüdern Garben auf dem Feld, und scheine endlich, daß seine Garbe allein sich aufrichte, der Brüder aber ihre Garben rings herum die seine anbeten, tiefe Referenz und Compliment machen. Durch solchen Traum wollte Gott schon von fern andeuten, wie daß der gerechte Joseph zu hohen Würden soll gelangen, seine Brüder aber der Lakeien Stell verrichten, denen der Schneidermeister Neydhart die Livree verfertiget.
Von Gott ist gewest sein anderer Traum, den er seinen Brüdern erzählte, worin er eigentlich sah, daß Sonn und Mond sammt eilf Sternen ihn angebetet,
Von Gott ist gewest jener Traum des königlichen Mundschenken, wie auch des Hofbäckers bei dem großen Pharao, welche beede durch Königlichen Befehl in der Keichen verhaftet lagen, und einst zwei ungleiche Träum hatten, benanntlich: dem Mundschenk hat geträumet, als sehe er vor ihm einen Weinstock mit drei Reben, auch solche Presse, nach dem sie genug gezeitiget, in dem Mundbecher des Pharao, und reiche dieses Trinkgeschirr wirklich dem König. Joseph, der gleichmäßig ein Gefangener war in solchem Kerker, wird höflich ersucht, als ein von Gott erleuchteter Traumausleger, was doch dieses möchte bedeuten? Du, antwortet er, wirst nach dreien Tagen wieder zum vorigen Amt gelangen: Bruder memento mei, »mach dir einen Knopf auf die Nasen und vergiß meiner nicht.« Der Hofbäcker erzählt auch ganz umständlich seinen Traum, wie das daß er gesehen im Schlaf als trage er drei Körb auf seinem Haupt, und waren in dem obern Korb allerlei Brode, Leib, Mund-Semmeln, Logement vergönnen; in der Luft wirst du das Luftschöpfen vergessen, und die Raben werden bei dir eine Freitafel haben. Auf beiden Seiten ist ein solcher Ausgang gefolget, wie es der gerechte Joseph angedeutet.
Von Gott ist gewest der Traum des Salomon, des Abrahams, des Nabuchodonosors, des Jakobs etc. Es wird herentgegen in Zweifel gestellt, von wem jener Traum verursachet worden, welchen gehabt hat die Frau Gemahlinn des Pilatus, damalen, als sie in aller Früh den Pagen zu ihrem Herrn geschickt, da er schon im Rath gesessen, ihm die Ordinaripost lassen ablegen und beinebens ernstlich ersuchen, er wolle sich doch nicht vergreifen an Christo von Nazareth, noch weniger ein unreifes Urtheil über ihn fällen; denn sie habe heut Nacht einen erschrecklichen Traum deßhalben gehabt, und nehme ab in Allem ganz handgreiflich, daß er ein gerechter und unschuldiger Mensch seye. Es seynd wohl etliche der Meinung, als habe dieser Traum von dem bösen Feind hergerührt, der durch solches Weib gesucht, den seligmachenden Tod des Gott kommen, denn so der Satan hätte wollen hinterstellig machen den Tod Christi, so hätte er die Gemüther der Hebräer nit also mit Neid und Haß gegen ihn angefeuert: Folget demnach, daß solchen Traum Gott habe geschickt, zumalen diese des Pilatus Frau eine gottselige Dame war, mit Namen Claudia Procula, welche nachgehends an Christum eifrigst geglaubt, und den Namen einer Heiligen verdient.
Gott der Herr ist nicht ungleich einem Magnet; denn gleichwie dieser wunderseltsam das harte Eisen ziehet, also ziehet der mildherzigste Erlöser die harte Sünde zu sich. Moses war auf eine Zeit ganz heißbegierig, die Glorie Gottes zu sehen; dem aber Gott den Bescheid geben, er solle ihm auf den Rücken schauen: Gott der Herr aber trägt auf dem Rücken und Achseln nichts anders, als das verlorne Lämmlein, welches er als ein guter Hirt wiederum gefunden. Es hält dieß also der Höchste für seine Glorie, wenn er einen irrenden Sünder wieder auf den rechten Weg bringet; ja Gott ist wie der Agtstein: solcher zieht durch verborgene Wirkung an sich das Stroh. Nit weniger zieht Gott der Herr an sich den Sünder, welcher dem unfruchtbaren Stroh ganz gleich, ja wohl ein Stroh-Kopf selbst zu benennen, indem er um ein geringes Affenspiel der Welt so unweislich das Ewige vertändelt.
Die selige Margarita von Cortona hat Gott zu sich gezogen durch einen Hund, welcher sie bei dem Saum des Rocks geführet hat hinter ein dickes Gesträuch, und ihr allda gezeigt den todten und bereits mit Würmern überhüllten Jüngling, den sie so unsinnig geliebt hat: Hat ihr also der Hund gesagt, was ein Mensch sey. – Den heiligen Ignatium Lojola hat Gott zu sich gezogen durch eine starke Wunde an seinem Fuß in der Pampelonesischen Belagerung, wovon er liegerhaft worden und zur Vertreibung der Zeit geistliche Bücher gelesen, welche ihn also in der Liebe Gottes angefeuert: Hat demnach Ignatius mit krummen Füßen lernen besser Christo nachfolgen, als mit geraden. – Den gottseligen Petrum Consalvum in Spanien hat Gott zu sich gezogen durch eine Kothlachen; denn als er einst vor großer Menge Volk mit absonderlichem Gepräng' auf einem stolzen Klepper den Damasen zu Ehren daher trappte, fällt er unverhofft in eine wüste Kothlache, worin er als in einem Saubad herumgewälzet, und einem Mistfinken nit ungleich gesehen, welches denn jedermann zu einem ungestümmen Gelächter bewogen. Er aber wahrgenommen, daß ihn die Welt also auslachet, resolvirt sich augenblicklich, Schwein zu sich gezogen; denn als dieser ein vornehmer Advokat war, und einmal gesehen, wie daß einer die Schwein' wollte in den Stall treiben, solche aber auf alle Weise widerspenstig sich weigerten hineinzugehen, sagte der Hirt aus Unwillen: Ey daß euch der Teufel hineinführe, wie die Advokaten in die Hölle. Kaum daß solche Worte vollendet, seynd die Säu' haufenweis hineingedrungen, und eine über die andere hinein geeilt, welches diesen Advokaten dergestalten erschreckt, daß er von Stund an der Welt den Rücken gezeigt, und in den strengen Orden des heiligen Franziskus getreten: Ist also dieser durch die Säue in den Schafstall Gottes kommen. – Den muthwilligen Clericum hat Gott zu sich gezogen durch die Würfel. Denn als ihm der heilige Abt Bernhardus begegnete, und zur ernstlichen Bekehrung anfrischte: Meinethalben, antwortete er, Herr Pater, wir wollen würfeln, und so ihr mehr Augen werft als ich, so will ich euer Mönch werden; dafern aber ich euch an Wurf überwinde, so gehört euer Roß mir zu. Der heilige Abt läßt sich in diese Bedingnuß ein. Der freche Clericus ziehet heraus drei falsche Würfel, und wirft gleich das erstemal 18 Augen, der heilige Bernhardus wirft auch voll der Hoffnung, da fallen zwei Würfel, ein jeder mit 6 Augen; der dritte aber ist mitten von einander gesprungen, und ein Theil 6 und der andere 5 Augen gezeigt, welches Wunder den
Noch viel' andere Weisen hat der allgütigste Gott, wodurch er den irrenden Menschen zu sich locket; absonderlich aber pflegt er solches zu thun durch den Traum, und schicket manchem einen Traum, der ihm anstatt eines apostolischen Predigers ist; der ihm anstatt eines klaren Spiegels ist, worin er die Wahrheit ersiehet; der ihm anstatt eines Sporens ist, welcher ihn auf dem Weg' Gottes besser antreibet; der ihm anstatt eines Weckers ist, und von dem Schlaf der Sünden aufmuntert. Gesetzt, es ist jemand, der mit dem Kain neidig, mit dem Absalon stolz, mit dem Ammon buhlerisch, mit dem Achan diebisch, mit dem Joab falsch, mit dem Dathan lügenhaft, mit dem Nabal liederlich und in allem sündig: dem träumet einmal oder zweimal, wie daß er vor Gottes Richterstuhl stehe, und sehe das große Protokoll seiner Sünden, das zornige Angesicht des Richters, die verschwendeten Blutstropfen des Erlösers, die versäumte güldene Zeit, die triumphirenden höllischen Geister, den aufgesperrten Rachen des Teufels, ja es träumet ihm, als wäre er wirklich in dieses ewige Weh hineingestürzt, ängstiget sich dermaßen ab im Schlaf, daß er hierüber erwacht, und findet das Angesicht mit kaltem Schweiß überloffen: Glaub du mir, dieser Traum rühret nicht anderswo her, als von Gott, welcher sucht, dich verlorenes Lämmlein, mit solcher Weis' auf den rechten Weg zu bringen, dich aus dem sündigen Egypten ins gelobte Land zu führen, dich in dem Jordan der reim dich Bundschuh; die andern Schublädlein waren alle leer etc., welches ihn also verdrossen, daß er die Weltkugel mit Füßen getreten, und als er im währenden Schlaf den Fuß an die Bettwand gestoßen, wird er wach: Glaub du mir, entdecke diesen Traum deinem verständigen Beichtvater, begehre und bitte von Gott dessenthalben eine Erleuchtung, du wirst augenscheinlich finden, daß der Traum nit leer, sondern Gott will auf solche Weis dich vor der öden und schnöden Welt absondern, damit du ihm in einem geistlichen Stand desto eifriger dienst. Einem, der gefährlich krank lieget, und dem der Doctoren Recept und Concept keine Linderung bringen, träumet und kommet im Schlaf vor, als soll er sich verloben nach Maria Zell in Steiermark, nach Maria Einsiede in der Schweiz, nach Maria Alten-Oetting in Bayern Salus infirmorum, ein Heil der Kranken benennet wird: Glaube du mir, dieser Traum ist nicht leer, und hat solchen unbezweifelt dein lieber Schutzengel dir eingegeben, als der da sucht sein liebstes Pflegkind unter dem Marianischen Schutzmantel zu verhüllen, und den Eifer zu dieser mildesten Himmelsköniginn mehr anzuflammen.
Zu wissen aber eigentlich, welcher Traum gewiß von Gott herrühre, können unfehlbare Kennzeichen nit beigebracht werden, weilen auch der böse Feind unter heiligen Larve pflegt zu spielen; doch ist dieses wohl in Obacht zu nehmen: Wenn man mit guten Gewissen und nüchterm Magen schlafen gehet, auch sich mit gewöhnlichem Gebet und Weihwasser bewaffnet, daß selten den höllischen Laurern in solchem Fall ein Zutritt von Gott gestattet wird, auch wohl zu merken: wann Gott einem einen Traum schicket, daß er gemeiniglich pflege auch desselben Gemüth zu erleuchten, wie begegnet dem Abraham, dem Jakob, dem Salomon, dem Daniel, dem Joseph, dem frommen Herzog in Bayern, Wilhelmus, von welchem Drexel. Protr. Paragr. 38.
Die Mutter des heiligen Eligius, die Mutter des heiligen Furseus, die Mutter des heiligen Bonifacius, des heiligen Willebrordus, des heiligen Bernhardus, des heiligen Dominicus, Andreas, Corfinus, Franziskus, Robertus, Pabst Pius II. Leo X. etc. haben Träume gehabt, daß sie werden Kinder gebären,
Wie es aber Ciboria der Mutter des Judas geträumet hat, daß sie werde einen Erzschelmen auf die Welt bringen, von wem solcher Traum herkommen, laß ich es dem verständigen Leser über, von welchem mir geträumet, daß er es zum besten werde erörtern und auslegen.
Nachdem die unglückselige Ciboria ihrer schweren Leibesfrucht entbürdet worden, und mit dem Juda niederkommen, hat sie geschöpft, von welcher Christus gesagt bei dem Joh. 16: »Ein Weib, wenn sie gebäret, so hat sie Traurigkeit, denn ihre Stund ist kommen; wenn sie aber das Kind geboren hat, so gedenkt sie nicht mehr an die Angst, um der Freude willen, daß ein Mensch in die Welt geboren ist;« sondern es war die Ciboria ganz bestürzt, weilen sie einen solchen Bösewicht ans Tageslicht gebracht, der ihre ganze Freundschaft wird verfinstern. Sie weigerte sich demnach kurzum, ihm die mütterliche Brust zu reichen, der keine andere Amme als wie Romulus und Römus gehabt zu haben verdient; ja damit sie sammt der Freundschaft dessen künftige Schandthaten nit ansichtig wurde, ist sie von aller
Allhier ist sattsam abzunehmen, wie unglückselig der Ehestand der Ciboria und des Ruben der Eltern des Judas gewest. Weilen sie einen solchen Unflat gezeuget, ist muthmäßig, daß solcher Ehestand mit andern Unthaten befleckt sey gewest, und weil er so schlecht von Gott gesegnet war.
Als der jüngere Tobias auf eine Zeit wollte die Füß' waschen, wird er ansichtig eines großen Fisches, so mit aufgesperrtem Rachen schnell zum Gestade geschwommen, welchen er aber alsbald aus Befehl des Engels auf das trockene Ufer hinausgezogen. Der Fisch aber zappelte, tanzte, hüpfte vor seinen Füßen
Diesem Tobias'schen Fisch ist nit ungleich der Ehestand, welcher äußerlich das Ansehen hat, als steckt er voller Freuden; aber du, mein lieber Welt-Mensch, beschaue diesen Fisch einwendig, da wirst schier nichts als Galle antreffen, in dem Ehestand viel und fast unzählbare Bitterkeit finden.
Jenes Confect, in welches die ersten Eltern – wohl rechte Stiefeltern – gebissen, und auf solches Beißen das Büßen gefolgt, ist nach etlicher Lehrer Aussag' kein Apfel gewest, sondern eine indianische Feige, welche man noch heutiges Tages die Adams-Frucht nennet, ist aber am wenigsten gleich den Feigen unserer Länder, sondern ganz rund, und überaus schöner Gestalt, als hätte sie die Farben von einem Regenbogen entlehnt, und so man dieses Obst aufschneidet, findet man darin ganz natürlich das Kreuz Christi mit allen Passionsinstrumenten, welches ja zu verwundern, und soll eben diese jene Frucht seyn gewest, in welche Adam so unbedachtsam gebissen.
Dieses Obst ist ein eigentlicher Entwurf des Ehestandes, welcher äußerlich den Schein hat, als seye er nichts als süß, ja ein lauteres Zuckergewölb, ein Honigfaß, ein Herzenfest, ein Freudenkelter, ein Lustgarten, ja ein himmlisches Leckerbissel, aber, aber,
Lieber Weltaff – verzeihe es mir, daß ich dich also fremd titulire – gehe mit mir zur angenehmen Sommerszeit ein wenig hinaus, eine günstige Luft zu schöpfen, da wirst du gleich hören der Nachtigall ihr vielstimmiges Flötlein, des Gimpels sein abgeschmacktes Feilen, der Wachtel ihre schlagende Halsuhr, des Kukuk sein bäurisches Waldgeschrei, der Amsel ihr gemeines Schleiferliedlein, der Lerche ihr Te Deum laudamus, des Stieglitz sein Passarello etc.; da wirst du gleichförmig sehen der Wiesen ihre gestickte Arbeit, des Wasen grünsammeten Teppich, der Felder ihre häufige Fruchtbarkeit, der Wälder ihr lustiges Lauberfest, aller Erdgewächs fröhliche Auferstehung, des ganzen Erdbodens hochzeitliches Gepräng. Gehe weiter und genieße der güldenen Zeit nach Genügen: laß uns ein wenig spazieren gehen auf den grünen Gestaden des rauschenden Flusses, welcher mir und dir vorkommt, wie ein Spiegel in einem grünen Rahmen, und wie ein fließender Krystall; was noch mehr, wir sehen in diesem Wasser die schönen gefärbten Wolken, die schöne strahlende Sonne, das schöne helle Gewölb, den schönen Himmel selbsten. Demnach, lieber Bruder, hast du Lust in den Himmel, so stürz dich hinein und schicke mir fein förderlich eine Staffette wie es im Himmel zugehet! Da antwortet dieser, daß er in solchem Spiel pflege zu passen, denn so er sich möchte Schein des Himmels, ja anstatt des Himmels würde er das trübe Wasser saufen, und gar den Untergang leiden.
Es gibt so viel unbesonnene Adamskinder: Wenn man vom Ehestand redet, so spitzen sie die Ohren, wie der Schimmel, da er sieht den Habersack schütteln, es schlägt ihnen der Puls, als ob sie auf der Post reiten, wenn nur die geringste Meldung geschieht von der Hochzeit; es dünket ihnen, als sey in dem Ehestand ein lauterer Himmel. O Lümmel! es ist weit gefehlt: es ist nur also der bloße Schein, es ist nichts darin zu finden, zu gründen, als trübes Wasser, verstehe Betrübniß und Widerwärtigkeit.
Es kann nicht bald der Ehestand lebendiger entworfen werden, als durch jenen Wunderbaum zu Asca in Niederland, allwo ein gemeines Bauernweib mit Schulden also überladen war, daß sie endlich aus Noth ihre eigenen Kleider den Juden allda um ein wenig Baarschaft zu verpfänden gesucht, damit sie nur in etwas die Creditoren befriedigen möchte. Die Juden aber, als verstockte Satansgemüther, tragen der armen Haut vor, wie daß sie in Ansehung der Kleider nit einen Heller wollten vorstrecken, wohl aber eine ziemliche Summe Geld ihr in die Hand werfen, wenn sie ihnen wollte eine consecrirte Hostie einhändigen; welches gar füglich möchte geschehen dazumalen, als sie solche aus des Priesters Hand empfangen, und unvermerkt Anderer wieder aus dem Maul ziehen würde. Das Wege verdorrten Eschenbaum verborgen. Nun siehe Wunder! augenblicklich hierauf fängt der lang verdorrte Baum zu grünen an und sich mit schattenreichen Blättern bekleiden, wessenthalben ein großer Zulauf des Volks entstanden, und – was solches Wunder vergrößert – viel krumme, lahme, blinde und andere presthafte Menschen ihre gewünschte Gesundheit erhalten. Der Herr aber desselbigen Grundes, auf dem der Baum gestanden, empfand hierdurch einen merklichen Schaden, um weilen durch den großen Zudrang der Treid-Acker unnützbar zertreten wurde: gehet demnach hin, und will solchen Baum umhauen, vermerkt aber dieses größte Wunder, daß alle Scheiten, so herunter gefallen, eine Gestalt der blutigen Kreuz' hätten, und siehet mit zusammengeschlagenen Händen, daß dieser Baum voller Kreuz, ja ein lauters Kreuz, welches nachmals der geistlichen Obrigkeit ist umständig angedeutet worden, sammt freiwilliger Bekenntniß obbemeldten Weibsbildes.
Der Ehestand ist ein Baum, welchen der allmächtige Gott selbsten gepflanzt hat. Dieser Baum grünet dermaßen lieblich, breitet seine blättervollen Zweige also aus, daß er den Menschen fast die Augen, und
Anno 1503 hat man, zu Regensburg, Nürnberg, Landshut und andern Orten auf den Kleidern der Leut' röthlichte Kreuz gefunden, welche vom Himmel gefallen, und durch kein Waschen konnten ausgebracht werden, bis sie endlich den neunten Tag selbst verschwunden. Aber in dem Ehestand regnet es nicht nur im Jahr einmal Kreuz, sondern wohl alle Monate, ja alle Wochen, auch oft alle Tag' und Stund'.
In Spanien auf allen Gebäuden, welche der Cardinal Peter Consalez de Mendozza hat aufrichten lassen, wachset noch heutigen Tag durch ewiges Wunderwerk ein Kraut wie ein Kreuz, welches der Andacht zugemessen wird, die gedachter fromme Cardinal zu solchem heiligen Siegeszeichen hatte; – aber in dem Ehestand ist solches gar kein Wunder, zumalen nicht allein Kreuz auf dem Haus, sondern auch im Haus, Stuben und Kammer, ja allenthalben wachsen.
Die ungereimten israelitischen Maulaffen seynd auf eine Zeit überdrüssig worden über das süße Manna oder Himmelsbrod, in welchem doch aller Saft und Kraft war; ja sie haben noch darüber dem Moses üble Mäuler angehängt, den Sanftmüthigen mit Lästerworten angetast' und unverschämt ins Gesicht gesagt: sie wünschten, daß sie noch in Egypten waren bei den Zwiebeln; solche würden ihnen tausendmal Ehestand die mehresten zu finden; allda ohne Zweifel gibts Zwiebel ohne Zahl: wie zwiebelt nicht mancher sein armes Weib? wie zwiebelt nit manche ihren Mann, wie zwiebeln nit oft einen seine Kinder, wie zwiebeln nicht manchen seine Dienstboten, etc. Es giebt mit einem Wort hierin Zwiebel ohne Abgang, Leiden ohne Zahl, Elend ohne Maß, Keyerei ohne Grund: in der Kuchel, Stuben und Kammer findet man oft lauter Jammer.
Der heilige Petrus befand sich einst in der Stadt Joppe, und betete; in währendem Gebet geräth er in eine Verzuckung, und wurde ihm gezeigt ein seltsames Gesicht: Er thäte wahrnehmen, was massen ein großes leinenes Tuch mit vier Zipfeln vom Himmel herab gelassen wurde zu ihm, und als er in solches mit Fleiß hineinschaute, merkte er, daß sowohl gehende Thiere, fliegende Thiere, und auch kriechende, benanntlich Schlangen, Ottern, Blindschleichen etc. darinnen waren; hörte beinebens eine Stimme vom Himmel, die ihm schafft, er soll aufstehen, alles diesessie Bestie, Krott, Diebsvieh, giftige Schlang, Teufelsaß etc., schlücken, und Geduld tragen, aus Sorg, es möchte noch trüberes Wetter hernachfolgen.
Darum: die Eheleut' müssen einen guten Kopf haben, denn sie gar oft das Abkämpeln leiden.
Die Eheleut, müssen gute Zähn' haben, denn sie müssen gar oft etwas verbeißen.
Die Eheleut müssen gute Finger haben, denn sie müssen gar oft durch dieselben schauen.
Die Eheleut müssen einen guten Rucken haben, denn sie gar viel müssen übertragen.
Die Eheleut müssen einen guten Magen haben, denn sie müssen gar viel harte Brocken schlücken.
Die Eheleut müssen eine gute Leber haben, denn es kriecht ihnen gar oft etwas darüber.
Die Eheleut müssen gute Achseln haben, denn sie müssen dieselben oft über eine Sach schupfen.
Die Eheleut müssen gute Füß' haben, denn es druckt's der Schuh gar vielfältig: mit einem Wort:
Patientia ist die erste Haussteuer, so die Eheleut haben müssen.
Man wird bald nicht andächtigere Leut finden, als die Eheleut', denn sie gehen fast alle Tage mit dem Kreuz, und kommen mir vor, wie die Schiffe am Gestade, welche zwar angebunden, und scheinen als genießen sie Ruhe, man wird aber doch sehen, daß eines das andere stößt: also seynd gleichförmig die Eheleut zusammen gebunden durch das heilige Sakrament und einhelliges Ja. Auch scheint ihr Stand ein Ruhestand; man wird aber dennoch merken, daß eines das andere plaget, und thut es nicht haglen, so zeigen sich doch zuweilen die Blitze. Der Ehestand mag endlich verglichen werden der vergoldeten Arche des Bundes im alten Testament, auf welcher zwei goldene Cherubim waren, welche aus Befehl Gottes einander mußten anschauen. Also im Ehestand soll eins das andere freundlich ansehen, und nit sie gegen den Orient und er gegen den Occident. Auf solche Weise seynd sie gleich den samsonischen Füchsen, welche die Philistäischen Felder in Brand gesteckt: diese waren zwar zusammengebunden, aber die Köpf waren weit von einander, und schauete einer hi, der andere hot; o Gott! das ist ein Spott.
Dahero, meine Welt-Menschen, so euch doch die Zähne wässern nach dem Ehestand, so leget zuvor alles wohl auf die Wagschale, fahret nit gar zu gähenun vonnöthen wäre, daß er hinaus gehe, und selbiges besichtige; soll ihn also entschuldiget haben. Laß mir den einen Strohkopf seyn, der etwas einkauft, welches er noch nicht gesehen. Er hätte fein sollen vor dem Kauf das Dorf genau besichtigen, den Augenschein aller Einwohner und Unterthanen einnehmen, Grund und Aecker umbreiten etc. Also soll man fein zuvor, ehe man sich in eheliche Verbindniß einlässet, Alles wohl betrachten, damit man nit anstatt einer Gertraud eine Bärenhaut, anstatt eines Paulen einen Faulen, anstatt einer Dorothee ein Ach und Weh, anstatt einer Sybill eine Pfeffermühl heyrathe; zuvor muß man alles erwägen, auf daß man nicht auf dem Roßmarkt einen Esel einhandelt, und Rüben für Rettig einkaufet.
Der große Patriarch Abraham schickte einst seinen Hofmeister aus, seinem jungen Herrn dem Isaac eine Braut zu suchen. Er gab ihm aber eine absonderliche
Mein lieber Eliezer, du schickst dich auf Weltmanier nit recht zum Kuppeln. So du willst etwas Rechts ausklauben, so gehe an einem vornehmen Festtag' in die Stadt hinein, da wirst du mit Verwunderung sehen, wie die jungen Töchter aufgeputzt daher treten, da gehet eine mit gekraußten Haarlocken, worin sechshundert Klafter seidene Bändel eingeflochten, daß man einen halben Tag brauchet, dieselbe wiederum abzuhaspeln; dort gehet eine andere, welche schon drei Tag ihr Gesicht in Eselsmilch eingebeizt, und auf ihren Wangen Rosenstauden ohne Knöpf pflanzet, wie gefällt dir diese? allda stehet eine, welche ihre Lenden zusammen gepreßt, daß ihr auch schier der Athem rahn, wo nit ganz rein ist; wie gefällt dir diese? Ich, sagt Eliezer, gib nicht Achtung auf die bloße Gestalt. Wenn dem also, so zeige ich dir eine andere: siehest du alldort dieselbige, welche zwar im Rückgrat von der Natur ein wenig beschimpft und auf einer Seite die Arbeit erhebt, dagegen hat sie Baarschaft viel tausend Ducaten, wie gefällt dir diese? Gleich da kommt eine, der zwar die gestrenge Blattersucht Miniaturarbeit ins Gesicht gesetzt, so von lauter Tüpflen bestehet und also der Glatthobel nit mehr ausgiebt; herentgegen ist ihr Vermögen sehr groß, und hat noch viel Tausend zu erben, wie gefällt dir diese? Da gleich hinter uns stehet eine, die zwar an einem Fuß zu kurz kommen und dessentwegen noch hinket, aber sonst Mittel halber gehet sie allen Befreundeten vor, wie gefällt dir diese? Ich, sagte Eliezer, habe keine Absehung nach Reichthum und Gütern. So sey es denn, ich zeig dir gleich andere qualifizirte Töchter: da in dem großen Haus vor uns wohnt ein hübsches Fräulein, die zwar arm, aber sehr von hohem Adel, und ist ihr Haus verwandt mit der Arche Noe. Auch in der anderen Gasse ist eine, zwar nit gar jung, aber sehr vornehmer und mächtiger Freundschaft, und hängt ihr Stammwappen
O wie weit seynd unsere Zeiten, bei denen man in dergleichen Heirathsverbindnissen nur Gestalt oder Gewalt oder Zahlt, oder ein anderes verruchtes Absehen hat. Wie manche vermaledeiet die Stund', in welcher sie den Mähel-Ring empfangen, verflucht den Tag, an dem sie also verblendet worden, seufzet über das gegebene Ja, welches nunmehr so unzählbare Nein ausbrütet. Aber meine Töchter, dieß Uebel habt ihr euch selber geschmiedet, in diesen Dorn seyd ihr freiwillig getreten, diese Last habt ihr euch selbst aufgebürdet, und solches Kreuz mit eigenen Händen geschnitztet, aus Ursachen, weil ihr so gähe so unbesonnen, Verheirathe deine Tochter, so hast du ein großes Werk ausgerichtet, aber gib sie einem vernünftigen Mann.
Unter anderem ist in dem Ehestand nlt ein geringes Kreuz ein böses Weib. In der neuen Welt ist eine Insel mit Namen Ceiba, allwo so dicke Bäume wachsen, dass einen allein vierzehn Männer mit ausgespannten Armen kaum umfangen können: aus einem solchen Baum kann man ein großes Kreuz zimmern; aber ein böses Weib ist noch viel ein größers Kreuz: Es ist besser, sagt die heilige Schrift, in einem wüsten Lande wohnen, als bei einem zänkischen und zornigen Weide. Es ist besser in der Wüste sich aufhalten bei giftigen Basilisken bei grausamen Amphisbenen, bei erschrecklichen Drachen, bei schädlichen Crocodilen, bei wilden Salamandern, bei blutgierigen Tiegern, bei zornigen Löwen, Bären und Wölfen, als bei einem bösen Weib. Ein böses, Weib ist ein Schiffbruch ihres Mannes, ist ein steter Wetterhahn im Haus, ist eine übel lautende Klapperbüchse, ist ein fränkischer Stiefelbalg, den man fast alleweil schmieren soll, ist ein gewirter Wettermantel, erlöse uns von allen Ue
beln, ist eine falsche Schatten- und Schadenuhr, ist ein höllischer Brennspiegel, ist der Fröhlichkeit Kehraus, ist ein stetes summendes Wespennest, ist des Vulkanus seine Beißzange, ist ein immerwährendes Igelfest, ist ein Haspel der Ungelegenheiten, ist ein Jahrmarkt der Zankwörter, ist, ist, ist, ist – das man nir sattsam beschreiben kann.
In der Ober-Steyermark ist der Erdboden sehr uneben und mehrsten Theils mit hohen Felsen und Bergen beladen, daß er also mit dergleichen natürlichen Schanzen nit wenig pranget, und gleichsam dem Feind einen Trotz bietet: eines ist, was förderst in diesen Bergen wohl in Acht zu nehmen, wann nämlich zur heißen Sommerszeit ein starkes Wetter entsteht, und der Himmel ein finsteres Gesicht machet, und die Winde ganz ungestümm anfangen zu sausen, und die Vögelein sich furchtsam unter die dicken Aeste salviren, und die Bäume an allen Gliedern zittern, und dieKopf waschen, da gibts saubere Cäcilien, die anstatt der Orgeln dem Mann selbsten den ganzen Tag anpfeifen, da gibts saubere Barbaren, die anstatt des Thurms die ganze Zeit im Haus turnieren, da gibts saubere Margarethen, die anstatt des Drachen selbst voller Gift seynd, da gibts saubere Dorotheen, die anstatt der Rosen den Mann einen groben Knopf heißen, anstatt der schönen Aepfel dem Mann die Feigen zeigen: O Elend!
Wunderliche Manieren seynd gewest vor alten Zeiten, wenn man zusammen geheirathet: Moses Barceph. in seinem Buche Paradox. c. 28. schreibet: Als Gott dem Adam seine Braut, nämlich die Eva, vorgeführet, habe der Adam ein Kränzlein geflochten aus dem schönen grünen Gras des Paradieses, und sich es auf den Kopf gesetzt etc. Plutarchus schreibt: es sey bei den Spartanern dieser Brauch gewest, daß man der Braut die Haare alle vom Kopf abgeschnitten, alsdann ihr Mannskleider angelegt und sie zu dem Bräutigam geführt, – ein wunderlicher Brauch! In Englang ist der Brauch, daß die Braut gekrönt wird mit drei Kronen. In den gothischen Provinzen ist dieser halb-läppische Brauch, wenn der Priester ein Paar Braut-Volk zusammengibt, so schlagen die Nächsten, die dabei seyn, der Braut und dem Bräutigam ins Gesicht. Bei den Römern, wenn die Braut in die Behausung des Bräutigams geführt worden, hat man die Braut etlichemal um und um gedreht, daß ihr
Vor allen aber ist jener Brauch wunderlich, von dem Servius 4. Aeneid. schreibt, und ist solcher vor diesem allenthalben sehr in Obacht genommen worden: daß man nämlich die Thürschwellen, wo die Braut eingeführt wurde, vorhero stark mit Oel und Feisten angeschmiert. Was sie durch solches Schmieren haben wollen andeuten, ist mir eigentlich nit bewußt, vermuthe aber gar gewiß, daß man durch dieses Schmieren der neuangehenden Ehefrauen habe wollen das Stillschweigen einrathen, denn so man die Thüre einschmiert, so girret sie im wenigsten nit, sondern hält das Maul, wie die Maus, wenn sie beim Speckleib schmarotzet. Also solle gleichmäßig ein Weib vor allem das Maulhalten ihr angelegen seyn lassen. Diesen Rath geb ich fast allen bösen Weibern. Gedenket, meine Weiber, daß gemeiniglich Krieg im Haus entstehet, wenn man solche Maultrommel rührt; gedenket daß man gemeiniglich die Feuerglocken anschlägt, wenn die Flammen zum Maul aufsteigen; gedenkt, daß man gemeiniglich die Orgel schlägt, wenn die Blasbälge des Mauls aufgezogen seyn; gedenkt, daß es gemeiniglich einschlägt, wenns aus dem Maul so stark donnert. Deßwegen alles Uebel zu verhüten, haltet das Maul. Pantesilia, eine Königinn der Amazonen, Kamilla eine Königinn der Volscier, Cleopatra eine Königinn der Egyptier, Semiramidis, eine Königinn der
Es ist dieß Folgende zwar eine Fabel, zeigt aber gar schön, wie die Weiber sollen gesittet seyn:
Es ist auf eine Zeit ein Weib gar zu unbarmherzig von ihrem Manne geschlagen worden, also zwar, daß ihr das Angesicht nit ungleich war einem Reibstein, worauf blaue Schmolten gerieben worden, die Haar ziemlich ausgerauft, daß ihr Kopf fast dem Birkenbaum gleichte im Februario, die Augen mit Wasser ganz überschwemmt, das Maul nit anders, als wie eine schmutzige Nachtlampe, der Aufzug des Mieders und der Kleidung sahe zupft aus, wie ein unordentlicher Tändlerladen. Also übel zugericht lauft sie ins Feld hinaus, in Willens, sich selbst das Leben zu nehmen aus purer Verzweiflung. Es hat's aber die Reu' wieder zurück gehalten; doch setzte sie sich nieder hinter einer Haselnuß-Stande, lamentirte, klagte, seufzte, weinte, schnupfte unaussprechlich: Ach, sagte sie, ach ich elende Tröpfinn, wie geht es mir, daß kein Wunder wär, ich schnitt mir selber die Gurgel ab! O mein lieber Paul seliger, Gnad' dir Gott im Himmel droben, gelt du hast mich niemalen erzürnt, es ist dir nit möglich gewest, wenn man dich auf eine Mahlzeit gerufen, daß du ohne mich hast seyn können, du hast mich wohl fleißig mitgenommen, ach mein Gott! wie werd ich anjetzo so schmählich für eine
Ihr Weiber seyet ohnedas mit der Martha beschäftiget in Kuchel- und Speisgewölben, nehmt eine Lehre von einer Waage, auf der ihr etwann auf einen Fasttag etliche Scheiter Stockfisch wäget: wenn der Stockfisch schwer und übergewichtig ist, so werdet ihr selbst sehen, daß die Zung der Waag sich gegen den schweren Stockfisch neiget und nachgiebt. Ist's, neiget euere Zung auch gegen diesen groben Stockfisch, gebt ihm nach, redet ihm nit zuwider, haltet das Maul, und folget lieber dem Delphin nach, welcher Fisch zur Zeit des Ungewitters nur scherzen thut.
Als Christus der Herr nach Caphernaum gekommen mit dem Petro, haben ihn also die Mauthner stark angeschnarcht: Wie ist es, sagten sie, wo bleibt der gebührende Zollgroschen? Geld her! – Hierauf sagte Christus dem Petro: Gehe hin, damit wir mit diesen schlimmen Leuten nit in schlimme Händel gerathen, so gehe hin ans Meer, wirf die Angel aus und nimm den Fisch, der zum ersten darauf kommt, greif ihm in den Mund, da wirst du einen silbernen Groschen finden; denselben nimm, und zahl für mich und dich! – Ihr Weiber sollt auf zweierlei Art den Fischen nacharten: erstlich ist kein Thier auf der Welt, welches nit eine gewisse Stimme oder Geschrei von sich gibt, als wie die Hund bellen die Wölf heulen, die Gänse schnattern, die Hennen gagern, die Säu grunzen, die Schaf blären, die Geißen meckern, die Katzen miauen, die Storchen klappern, die Bären brummen, die Ochsen brüllen, sogar die Wespen und Mücken sumsen; aber der Fisch hat keine einzige Stimm, deßwegen ist er ein Sinnbild des Stillschweigens, welches euch Weibern absonderlich wohlanständig. Dafern ihr aber
In Spanien seynd etliche Oerter, als da Sierra, Camor, Corduba etc. allwo Glocken gefunden werden, die auf den heutigen Tag zuweilen sich von freien Stücken selbst läuten, und bedeutet deren Geläut mehrstentheils nichts Gut's; zu Villilla nennet man auch eine Wunderglocke, welche ohne menschliche Handanlegung etliche Monat ein Anzeigen gibt, ehe und zuvor von unchristlichen Streifen alldorten ein Einfall zu geschehen pfleget; in dem Kloster Bodkhen, welches der heilige Mainulphus erbauet, läutet sich eine Glocke selbst vor jedem Hintritt einer Klosterfrauen, und wird annoch eifrig beobachtet; in Flandern gab eine Glocke einen traurigen Hall ohne Menschenhilfe bei angehender strengen Hungersnoth: Böse Weiber, zänkische Weiber, unruhige Weiber, greinerische Weiber seynd solchen Glocken ganz gleich, die auch zum öftern ohne einige Ursach anfangen zu klingen, daß auch die Kinder über drei Gassen vom Schlaf erweckt werden, daß auch der Mann schier das Gehör verliert, wie ein reformirter Kunst-Stäbler. Aber auch gemeiniglich auf solchen freimüthigen
Von dem Moses schreiben die alten Rabbiner etwas Wunderliches, so aber mehr den Schein eines Gedichts, als einer Geschicht hat: Wie Moses bei dem Königl. Hof als ein Kind mit drei Jahren in Gegenwart des Pharao scherzte, ist der König da, und setzt dem kleinen Moses sein königliches Diadema auf den Kopf und giebt ihm den goldenen Scepter in die Hand. Der
Was die Rabbiner dießfalls dem Moses zumessen, ist eigentlich wahr bei den bösen Weibern, welche mehrstentheil nur mit dem Maul und mit der Zung einbüßen, und sich alldort zum mehrsten verbrennen.
Jene war eine solche Haus-Posaune, welche ihrem Mann für einen Beichtspiegel diente; denn so oft er seine Beicht wollte schriftlich aufsetzen, hat er vorhero ihr allezeit eine Maultasche versetzt, worauf sie angefangen: Du Hund, so schlag, daß dir die Händ erkrummen, es wäre besser, so könntest du keine solche
O Herr Gott! lieber mit bloßen Füßen nach Compostell rutschen, lieber bei lauter Enzian in die Kost gehen, lieber alle Tag zweimal das hölzerne Kitzeln leiden bei den Türken, lieber in Gottes Ein zänkisches Weib sey wie ein immer durchtriefendes Dach; bei einem solchen giebts nichts als lauter Tropfen; und was denn anders bei einem bösen zänkischen Weib? Ist nicht der Mann ein armer Tropf, der solchen Haus-Clarin stets hören muß? seynd nit die Dienstboten arme Tropfen, die so viel bei einem solchen Hausrummel müssen ausstehen? seynd nit die Kinder arme Tropfen, welche eine so bittere Mutter bekommen?
Es ist jenem gar nit vor Uebel zu halten, der eben dergleichen Fegfeuer im Haus hatte, und als diese in langwieriger Krankheit einst in so große und lange Ohnmacht gefallen, daß sie auch die Doctores selbst für todt gehalten, deßwegen sie in einen hölzernen Sarg gelegt und zum Grab getragen; wie man aber mit der Leich' an einem Eckhaus vorbei gangen, haben die unbehutsamen Träger angestoßen, durch welches das Weib erweckt, und von freien Stücken mit männiglicher Verwunderung angefangen zu leben und nach Jahr und Tag erst gestorben, und als man
Vor Zeiten bei den Römern hat man pflegen dem Bräutigam zuzuschreien; sis Cajus, sey du Cajus, der Braut deßgleichen, sis Caja, sey du Caja! jetzt ist zwar der Brauch abkommen, aber Cajus und Caja regieren dennoch noch; denn es ist das ewige Cajen im Haus: wo ist größere Keyerey als bei einem bösen Weib?
In dem Königreich Böhmen ist eine Jungfrau gewest mit Namen Domka, welche auf eine Viertel-Stund weit hat können eine gemäste Kuh tragen auf ihren Achseln. Laß mir das ein starkes Weib seyn; aber manche arme Haut und Eheweib muß noch mehr ertragen und übertragen, absonderlich wenn sie einen giftigen und zornigen Mann hat. – Die heilige Schrift sagt: Gott der Herr bildete den Menschen vom Staub der Erden, und dieß war der Adam; und Gott der Herr bauete aus der Rippen, die er vom Adam genommen, ein Weib: ist demnach Adam gebildet worden und die Eva gebauet, nennt also Gott selbst das Weib ein Gebäu. Gleichwie nun ein Gebäu viel Regen,
Es hat Gott der Herr unter andern dem hebräischen Volk dieses Gebot geben: daß alles, was männliches Geschlecht, soll dreimal im Jahr nach JerusalemInn tragen, Bettlerinn, Bäurinn, Bürgerinn, Doctorinn, Gräfinn, Fürstinn, etc. zu zeigen, daß sie in das Haus gehören; auch tragen sie gleichförmig den Titel Frauenzimmer, wordurch sattsam erwiesen wird, daß sie auf Schneckenart sollen zu Haus bleiben; widrigenfalls müsse man den Namen ändern, und anstatt Frauen-Zimmer, Frauen-Gassen setzen. Vor allem aber dünkt mich, daß derenthalben der gütigste Gott nit habe dieß Gebot den Weibern gegeben, weil Gott sahe, daß der Weg nach Jerusalem sehr weit, und also solche Reis' für die schwachen Weibsbilder etwas zu schwer würde fallen, darum mit ihnen dispensiret Mitleiden. Und wollte hiermit der allmächtige Gott eine Ermahnung geben, wie man ein Mitleiden tragen sollte mit den Weibern, ihnen in vielen Sachen etwas übersehen. Dem aber folgen viel Männer nit nach, sondern tractiren ihre Ehegatten auf diocletianische Manier, gedenken nit, daß Joseph in der Flucht nach Egypten sey zu Fuß gangen, sein liebstes Gespons aber Mariam auf dem Esel reiten lassen, zu zeigen, daß man mit den Weibern soll glimpflich umgehen. Aber bei manchem verwirrten Kopf haftet solche Ermahnung wenig, und sagt zwar das Evangelium: ein Weib soll mit dem Sauerteig umgehen. Mancher armen Tröpfinn geht es sauer genug, und hat bei ihr das Jahr nit mehr als dreihundert fünf und sechzig saure Tage.
Wie Gott der Herr wollte den Job stellen zu einem Exempel und Exemplar, zu einer Form und Formular aller Sanftmuth und Geduld, hat er den bösen Feind als einen Sucher und Versucher der Menschen zu sich gerufen, ihn folgends angered't: Weißt du was, meineidiger Engel? ich hab' einen Menschen auf Erden, der heißt Job und verdient ein groß' Lob. Den wirst du auf keine Weis' in die wenigste Ungeduld ziehen: probiers, nimm ihm Kinder und Rinder, nimm ihm Haus und Schmaus, nimm ihm Geld und Zelt, nimmWeibes verschont; aber die Männer haben ein ernsthaftes Gebot: sie sollen ihre Weiber lieben, wie Christus die Kirchen, sollen ihnen nichts Leids thun! und dennoch folgen sie dem wenig nach, zeigen sich schlimmer als der Satan ist.
Wie Gott der Allmächtige die Erde erschaffen, und aus der Erden den Adam, auch denselbigen gesetzt zu einem Weltregenten, hat er wahrgenommen, daß dieser ganz allein, und deßwegen schier etwas melancholisch, demnach ihm aus seiner Rippe ein Weib erschaffen, welche aber bald mit ihrem unbehutsamen Umgaffen der Schlangen eine schädliche Audienz geben, und hernach den Adam in eine solche Lämmelhäut'. Der Zeiten zählt man wenig dergleichen Eheständ', worin beede in Lämmelhäut stecken. Es geschieht öfter, daß sie zwar unter einem solchem Lämmelfutter stecket, er aber, der Mann, in einer Löwenhaut, als der den ganzen Tag kein gutes Wort nicht hören läßt; sondern setzt in seinen Kalender lauter Finsternuß, auf seinen Bäumen wachsen nichts als Ohrfeigen, in seinen Händen findet man nichts als Schlaguhren, unter seinen Speisen findet man nichts als Gestoß'nes, auf seinem Heerd findet man nichts als Prügel, in seiner Karte seynd nichts als Bastoni, in seinem A B C ist nichts als r r r r etc. Es sagt die hellige Schrift, der Mann sey das Haupt des Weibes; nun weiß ich schon, daß der Weiber ihre mehrsten Krankheiten nicht bestehen in Wassersucht, Schwindsucht, Gelbsucht etc., sondern in Hauptweh, das Haupt thut ihnen zum öftern weh: O was ist es für ein Elend, einen zornigen Mann haben!
Ihr Thumshirn, ihr Wetterhähn', ihr Tiegerbrut, ihr Büffelsart, ihr Schlegelzweig, ihr Ambosbrüder, ihr Kolbenspitzer, ihr Aesthobler, ihr Hackstöck, ihr ira in sinu stulti requiescit, ihr unsinnge Narren, ihr furiosische Narren, ihr wilde Narren, ihr tolle Narren, ihr wüthende Narren, ihr Werf-Narren, ihr Schlag-Narren, ihr Stoß-Narren, ihr Hau-Narren, ihr Schelt-Narren, ihr Schreys-Narren, etc. was Nutzen schöpft ihr aus euerm ungezähmten Zorn?
Einer hat einmal einen wunderseltsamen Schuß gethan. Dieser gieng zur kühlen Abendszeit mit keinem andern Gespann als mit der gespannten Flinte spazieren, war ein Student, bei dem ohne das die Freiheit unter die freien Künste gezählt wird. Dieser hat auf einmal einen Hasen, einen Fisch und einen Vogel geschossen: einer war auf der Erd, der andere in der Luft, der dritte im Wasser: ist also viel, solche drei in einem Schuß zu treffen. Es hat sich aber also zugetragen: Da er neben dem Wasser gangen, ersiehet er ungefähr auf dem andern Gestad' jenseits des Wassers einen Hasen liegen, nach welchem er ohne Verzug gezielt und geschossen. Unter währendem Schuß aber ist ein Fisch im Wasser aufgesprungen, den hat er getroffen, und gleich damalen ist eine Schwalbe auf dem Wasser geflattert, die hat er auch getroffen, und forderist jenseits des Teichs hat er den Hasen erlegt; also wunderlich auf einmal drey getroffen, etc. Einem
Erstlich trifft ein Zorniger seinen Gott, als der in seiner Schul keine andere Lection hat aufgeben, als discite a me, quia mitis sum et humilis corde: »Lernet von mir, der ich sanftmüthig und demüthig bin.«
Es ist die gebenedeyte Jungfrau Maria dessentwegen mit dem gerechten Joseph vermählt worden, damit sie an ihrem ehrlichen Namen den wenigsten Schaden nicht leide; denn sofern sie ein Kind geboren hätte ohne Vermählung, wäre sie Zweifels ohne in ein böses Geschrey gerathen, zumalen ohne das der Hebräer Pfund-Goschen voll waren der Gächwörter, Rachwörter, Schmachwörter: Der Ursachen halber hat Gott ihr zugesellet einen reinsten Gesponst, damit selbiger solle seyn ein Deckmantel ihrer jungfräulichen Ehren. Wie nun solche durch Ueberschattung des heiligen Geistes empfangen, und bereits ihr reinster Leib zu wachsen schien, und solches der Joseph wahrgenommen, dem dazumal die geistlichen Geheimnüssen noch verborgen, hat er sich dennoch im wenigsten darüber nicht erzürnet, da doch ein anderer in solchem Fall in unglaublichen Zorn wäre gerathen, sondern er hat bei sich selbsten beschlossen, diese schwangere Gesponst in voluit occulte dimittere eam. Daß aber dieser gerechteste Joseph von der geringsten Ungeduld nicht ist angegriffen worden, rühret dahero, spricht der heilige Joshannes Chrysost., weil nämlich der Athem Mariä der reinsten Jungfrau ihn zum öftern anhauchte, welcher Athem von dem Lamm Gottes, so in ihrem unbefleckten Leib verschlossen war, alle Sanftmuth, wie ein Schwamm das Wasser, an sich gezogen; dessentwegen am Stamm des Kreuzes Gall zu trinken sich der Herr geweigert, et cum gustasset noluit bibere denn er nit wollte zulassen, daß einige Gall' oder Bitterkeit soll in ihm seyn, sondern er begehrte den Namen zu behalten eines süßesten Jesu. Treffen dahero und beleidigen Gott alle diejenigen, welche voller Gall stecken, welche vor Zorn gleich blutroth werden, wie die Wässer in Egypten von dem geringsten Streich des Araonis Ruthen. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd wie die Statua des Königs Nabuchodonosor, so von dem kleinsten Steinel zu Trümmern gangen. Es beleidigen Gott alle diejenigen, welche seynd wie der Pharao in Egypten, der seinen Mundbäcker wegen eines einigen Sandkörnlein, so er im Brod gefunden, hat lassen aufhenken. Es beleidigen Gott alle diejenigen, so da seynd wie das glühende Eisen, welches von dem geringsten Tropfen Wasser zu pfutzen pflegt. Es beleidigen Gott alle
Bekannt ist jene Geschichte zu Antwerpen, allwo ein Kaufmann gewest, der wegen seines häufigen Guts nit wenig stolzirte; denn gemeiniglich auf viel Einnehmen folgt Uebernehmen, und auf viel Uebernehmen kommt das Abnehmen, und trägt das vermehrte Geld gar oft keine gewissere Laschi als Stolzheit. Dieser Parolla die dreißig Thaler begehrte, schüttlet der Kaufmann hierüber den Kopf und weigert auf alle Weis', kaum die Hälfte dieses Preises zu zahlen, geht nach Haus und lasset dem Mahler das Bild. Dieser Mahler aber, ein schlauer Gesell, begehrt die Schmach zu rächen, setzt sich derohalben nieder, und steckt mit geschwindem Pinsel gedachtes Controfee in eine große, große, gefütterte und mit Schellen wohlbespickte Narrenkappe, hängt es alsdann neben andern Bildern zum Gewölb heraus. Solches, weil es Allen erkenntlich, lockte herzu eine Menge der Leut', die dann ein ungestümmes Gelächter erhoben, und sagte einer, wie lang es sey, daß sich dieser in die Narren-Zech habe einverleibt? der andere verwundert sich, daß
Weißt du nun Mensch, wer du bist? Wenn es dir und deinem schlüpfrigen Gedächtnuß entfallen, so beschaue das erste Blatt der heiligen Schrift, allwo dir undankbarem Geschöpf die Erschaffung der Welt, wie auch die eigentliche Beschreibung deines ersten Stammhauses wird vor Augen kommen, und dir fein weisen, dir's verweisen und dich unterweisen, wie daß dich der gütigste Gott, vermöge seiner Allmacht erschaffen habe zu seinem Ebenbild': Du bist demnach, mein Mensch, ein wahrhaftes Controfee Gottes, an dem weder Kunst noch Gunst gesparet, du bist ein edles und schönes Bild; du hast einen Willen, und der ist frei; du hast ein Gedächtnuß, und dieß ist merksam; du hast einen Verstand, und der ist erleuchtet; du hast eine Seel, und die ist unsterblich; du lebest mit den Thieren, du wächst mit den Bäumen, du verstehst mit den Engeln, du trotzest mit allen Geschöpfen: Sonn' und Mond seynd weniger als du, Gold und Silber seynd weniger als du; Himmel und Erde seynd weniger als du; du hast etwas vom Feuer,
Zu den Zeiten Petri des Apostels hat ein Hund geredt, als welchem der heilige Apostel befohlen, er solle den Simon Magum zu sich rufen, welchem Befehl der Hund alsobald Gehorsam geleistet, in das Haus hinein geloffen und mit menschlicher Stimm geschrien: Simon, du sollst zum Petro kommen, er verlangt mit dir zu reden! Den heiligen Mamma hat ein brüllender Löwe angeredet mit diesen Worten: Willkommen, o frommer Diener Gottes, du bist ein Wohnplatz des heiligen Geistes! Bey der Marter des heiligen Charalampij hat ein Roß geredt und denen tyrannischen Henkersknechten einen großen Verweis geben, um weilen sie den gerechten Mann also verfolgten. Anno 1097 hat in Sachsen ein Ochs geredt, und mit menschlicher Stimm' zu einem Hirten dreimal gesagt: gehe hin, die Christen werden Jerusalem erobern! Bei der Begräbnuß Cosinä und Damiani hat ein Kameel geredt und umständig gezeigt, wohin die heiligen Leiber sollen gelegt werden. Den heiligen Julianum, da er noch ein muthwilliger Weltmensch war, hat ein Hirsch angeredt, und ihm mit menschlicher Stimm künftige Begebenheit angedeutet. Den heiligen Severinum hat ein Lämmlein angeredt, und sich beklagt, daß er es mit sich über das Wasser nimmt. Den heiligen Macarium hat ein Drach angeredt. Warum schlägst du mich zum drittenmal? Auf solches Wunder hätte der Prophet sollen gleichsam am ganzen Leib erstarren, hätt' sollen an Händen und Füßen zittern, hätt' sollen die Händ' gen Himmel heben und O Gott, o Gott, was ist dieß! das ist ein Werk des Allerhöchsten, oder des bösen Feind's Anschlag! Wenn mich sollt eine Eselinn oder eine Kuh auf der Gassen anreden, ich fiele vor Schrecken in eine Ohnmacht, oder ich erbleichte, als wenn ich wär' von Wachs bossirt, oder ich laufte weiter, als Jemand durch ein klafterlanges Perspectiv sehen kann. Eine Eselinn redet? um Gottes willen, was ist das für ein Meerwunder! Ungeacht' aber alles dieses erschrickt der Prophet nicht, sondern gibt der Eselinn noch Antwort auf ihr Warum, darum: darum schlag ich dich, weil du es verdient hast und hast deinen Spott mit mir getrieben; wollte Gott, ich hätte ein Schwert, ich wollte dich gar erwürgen. Darauf die Eselinn noch weiter mit der Klag' fortgefahren: bin ich denn nicht
dein Thier, darauf du den heutigen Tag geritten? sag' an, hab' ich dir einmal deßgleichen gethan? – Niemalen sagte er etc.; führte also dieser Prophet einen ganzen Zank mit der Eselinn, die ihm auf Alles geantwortet, und hat sich dennoch er darüber nit entrüst', welches höchst zu verwundern. Es war aber die Ursach, weil er also zornig, daß er nit recht bei Verstand war; er hat vor Zorn nit gewußt, was er thut, er war halt damalen ein unsinniger Narr, und da siehet man augenscheinlich, daß der Zorn einen ins Narrenquartier logiret, und der Foetida vomit.
Ein Zorniger ist dem Meer dießfalls nicht unähnlich; denn so man ihn auf die geringste Weise beleidiget, zum Exempel: die Köchinn verbrennt den Brei, der Diener zertrümmert das Glas, die Kinder singen einen üblen Trippel, die Frau redet ihm ein, er wolle doch den Leuten nit also leichtgläubig trauen und all' das Seinige auf die verlorne Wacht legen, etc. da fängt er nit anderst an als wie das Meer zu wüthen, wüthen und toben, toben und schreien, schreien und kollern, kollern und rasen, als hätten ihm die Ohrenhöhler in das Hirn eingebrochen, als hätt' er ein Tiegerthier zu einer Säugamme gehabt, als hätt' er in einem Faß den Berg herab einen öftern Kehrum gebracht, ganz un innig, und was das Gottloseste ist, so wirft er, nit ungleich dem Meer', allerlei Unflath her aus, allerlei Schmachwörter, allerlei Scheltwörter, allerlei Lästerwörter, allerlei Fluchwörter, allerlei Stichwörter, allerlei Schimpfwörter, allerlei Spottwörter, ja er haspelt ganze Legionen Teufel aus dem Maul, als hätte ihm's eine höllische Furie hineingesponnen, foetida vomit; und heißt das nicht Gott treffen, und Gott beleidigen?
Jener Herodes hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren ausbrütet, indem er einen starken Zorn gefaßt über die drei Könige, nachmals solchen ausgelassen an den unschuldigen Kindern, worunter auch sein eigenes Söhnlein; dahero derjenige nit unweislich geredt, der da lieber wollte seyn des Herodes Sau als Sohn.
Jener Matthias Corvinus König in Ungarn hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren machet, indem er wegen Abgang der Feigen sich also erzürnet, daß er das Teller mit Zähnen zerbissen, und darüber vom Gewalt Gottes getroffen worden.
Jener Spieler zu Bononien hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren schnitzlet: Als solcher ein stetes Unglück im Spielen gespürt, hat er sich also erzürnt, daß er im Grimm einen Stein ergriffen, denselben gotteslästerlich an ein Bildniß der Mutter Gottes geworfen, von welchem Wurf das heftige Blut heraus geflossen.
Jener Cajus Caligula hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren machet, indem dieser Kaiser Vorhabens war, auf einen bestimmten Tag dem gesammten Volk mit absonderlichem Pomp ein Schauspiel zu halten: daß aber denselbigen Tag lauter Regen und Ungewitter war, ist er also erzürnt worden, daß er ganz grisgrämig gen Himmel geschaut, und mit frecher Stimm' den Gott Jupiter zu einem Duell heraus gefordert: du Gott, sagte er, bist du ein redlicher Kerl, so wehre dich meiner; ja wurde also unsinnig, daß er allen seinen Soldaten anbefohlen, sie sollen unverzüglich die Pfeil' gegen den mißgünstigen Himmel abschießen, welches dann auch geschehen; und haben alle diejenigen, deren eine ziemliche Anzahl, welchen die herabfallenden Pfeil' blutige Köpf' gemacht, erkennet, daß ihr Kaiser geschossen sey.
Jener Cavalier bei Rudolpho dem Anderen hat es erfahren, daß des Zorns Unterthanen unsinnige Narren seyn: Als solcher Amts halber dem Kaiser Morgens früh das Wasser brachte zum Waschen, ihm aber der Deckel von dem krystallenen Glas ungefähr entfallen, hat er sich dergestalten erzürnt, daß er auch das Glas
Jener hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren gebähret, als er in seinen Garten auf einen Baum gestiegen, willens etliche Früchte herabzuschütlen; da er aber fast nichts darauf gefunden, hat er sich also erzürnet, daß er überlaut geschrieen: du verfluchter Baum, willst keine Aepfel tragen, so trag' Shelm und Dieb! Er war dazumalen selber darauf.
Jener hat es erfahren, daß der Zorn unsinnige Narren bringet, als er wegen eines einzigen Schimpfworts, so seiner Ehr' schädlich schien, sich dermassen erzürnet, daß er mit dem Kopf gewaltthätig an eine Thür gerennet, und weil dieselbige ohnedas alt und wurmstichig, also mit dem harten Schädel sie leicht durchbrochen. Indem er aber wegen der schädlichen Schiefer den Kopf nit mehr konnte zurück ziehen, und bis zur Ankunft des Barbierers in diesem Narrenarrest verweilen mußte, hat er endlich selbst, ob zwar voll der Schmerzen, sich des Lachens nit enthalten können, in Erachtung, daß ihm sein närrischer Zorn einen solchen hölzernen Kragen angelegt, der da besser gestärkt war, als die Kres zu Nürnberg.
Jener Vater hats erfahren zu Freiburg in Meißen, daß der Zorn unsinnige Narren-Schellen aufsetzet, da er sich über seinen halsstarrigen Sohn also erzürnt, welcher zu ihm zu gehen sich weigerte, daß er gewunschen hat: du vermaledeytes Kind, ich wollt', du müßtest dein Leben lang dort stehen! worauf alsbald durch göttliche Zulassung geschehen, daß der Sohn nit mehr konnte vom Ort gehen, sondern sein Leben lang mußte dort verbleiben; wie man denn noch die vertiften Fußstapfen in dem hölzernen Boden alldorten zeiget.
So bleibt dann klar und wahr, daß der Zorn dem Menschen das edelste Kleinod entzieht, welches ist der Verstand, und heftet also spöttlich an das göttliche Ebenbild die Narren-Kappen, welches ohne allen Zweifel den mildesten Gott höchst beleidiget.
Was das Feuer, dieses freßgierige Element, für Schaden der Welt habe zugefügt, wird es nicht leicht eine Feder sattsam entwerfen: die Brunst unter dem unmenschlichen Kaiser Nero zu Rom, hat sieben ganzer Tag gewähret; Anno 1476 ist Frankenburg durch das Feuer also zugericht' worden, daß kaum ein Ort übergeblieben, wo eine Schwalbe konnte nisten; Anno 1086 seynd zu Delpht tausend zweihundert der schönsten eiserne Zeiten so großen Schaden verursachet, daß es auch ganze Flüß' der Zähren nit genugsam können beweinen. Zur Zeit des halsstarrigen Pharaonis seynd durch die wunderthätige Ruthen des Aarons alle Flüß', alle Bäch', alle Teich', alle Cistern', alle Brunnen in lauter Blut verkehrt worden. Wenn man das Blut sollte sehen, welches Anno Christi 66 der Zorn des Kaisers Nero vergossen; Anno 93 der Zorn des Kaisers Domitian vergossen;
Die Hebräer feynd gleichwohl mit ihrer viehischen Grausamkeit nicht so weit gerathen, daß sie das Unterkleid Christi hätten zertrennt oder zertheilt, sondern
Dem David ist es nit wohl angestanden, wie er den Harnisch des Sauls angelegt, da er sollt' wider den ungeheuren großgrindigen Goliath streiten, sondern er beklagte, wie daß er sich so gar in den Harnisch
Obgedachter König in Israel hat auf eine Zeit ganz inbrünstig zu Gott geseufzet in seinem 30. Ps. 10. V.: Conturbatus est in ira oculus meus, anima mea et venter meus:
Erbarme dich meiner, o Herr, denn ich werde geängstiget, mein Aug' ist durch den Zorn betrübt, dazu mein Seel und mein Bauch! Dieß ist das Erste, so ich hör', der David hatte das Bauchwehe, und lamentirte deßhalb nicht wenig, setzte auch die Ursach' daß ein solches Uebel vom Zorn hergerühet. Da siehet man den saubern Nutzen des Zorns, der nicht allein der Seele höchst schädlich, sondern auch beschwerliche Leibes-Preß verursacht. Senertus schreibt, daß,
Absonderlich ist der Zorn ein Gift des Ehestandes. Was Trübsal denn empfindet nicht ein Weib, die solchen zornigen Mann leiden muß, welcher wegen
In Unterösterreich ist ein Marktflecken mit Namen Grein, allwo der gefährlichste Ort für die Schiffleut: so jemand auf dem Wasser nach Oesterreich zu reisen Vorhabens ist, jaget ihm kein Ort mehr Furcht ein als Grein. Das Weibergeschlecht trägt förderist davor einen Abschen, und so man nun dessen wenigste Meldung thut, zittern sie wie eine schweinene Sulz. Bin selbst einmal durch diesen gefährlichen Ort gefahren, und war auch auf dem Schiff ein reicher Rabbiner oder Jud, welcher – kann es mit Gewissen betheuern – sich ob dem Ort also entsetzt, daß er gleich andern Christen das Kreuz-Zeichen gemacht. Ich lachte, diese saubere Monstranzen ohne Heiligthum aus, und versicherte ihn beinebens, wie daß er nit werde ersaufen, aus Ursach, was an Galgen gehört, findet in der Donau kein Grab. Gedachter Ort ist gefährlich wegen des Strudels, wie auch nit weniger wegen des Wirbels oder Kessels, so ganze Schiffe zu schlucken mächtig ist. Es hatte vor diesem den Namen Poenostonos. Allda mitten in drohenden Wasserwellen stehet empor ein hoher Fels, anjetzo mit einem Cruzifix gezeichnet, an welchem Ort der Teufel in sichtbarer Gestalt eines Mohren dem vorbeifahrenden Kaiser Grein ist ein übler Ort. Aber versichere euch Eheleut': Greinen, Greinen und ein zänkisch Leben führen haltet nit weniger Uebel in sich; denn wo das vielfältige Greinen ist, dort erkaltet die Lieb', dort wacklet die Treu, dort verschwind't die Einigkeit, dort versauert das Gemüth, dort schimmlet die Redlichkeit, dort mauset die Wirthschaft, dort gaumezt die Kuchel, dort zerlechzet der Keller, dort trauert die Stuben, dort pfnottet die Kammer, dort verwelken die Mittel, dort schlüpfern die Kinder, dort rutschen die Menscher, dort fallen die Diener, dort leidet das Gewissen, dort verdorret die Gesundheit, dort zertrümmert die Gottesfurcht, dort ist der Teufel gar bei Grein.
Wie Christus der Herr seine Apostel ausgesandt, hat er ihnen ernsthaft verboten neben andern, sie sollen keine Stecken noch Stäb' mit sich nehmen. Ich frage aber: wie werden sie über die Gräben springen, Herr? wie werden sie sich vor den bösen Kettenhunden defendiren, Herr? und wann der Weg bergauf ist,
Ihr Männer habt endlich den Titul von Gott erhalten, daß ihr das Haupt genennet werdet: »Vir caput est mulieris;« demnach, so haltet euch, wie es einem Haupt gebührt! müßt wissen, daß das Haupt eines jedweden Menschen über das Hirn zwei Häutlein hat, deren eines genennt wird von den Medicis die harte Mutter, das andere die sanfte Mutter; das Häutlein Namens sanfte Mutter ist weiter von dem Hirn als das andere, und so man das Häutlein sanfte Avisa und Zeitung dem Peter bringen: dicite discipulus et Petro. Warum daß der Herr hat wollen, Patientia gen. feminini, so ist sie doch euch Männern nit übel anständig! Gesetzt, es wiederfährt euch dasselbe, was den Propheten-Kindern zu Elisäi Zeiten geschehen, welche vermeint gute und gesunde Kräuter zu klauben, und haben unterdessen bittere Colloquinten ertappet, worüber sie nachmals krumme Mäuler gemacht: Mors in olla! der Tod ist im Topf! Gesetzt, ihr habet anstatt des Bisam-Krautes eine Brennnessel ertappt, da ihr gleichmäßig schreien könnt: Mors in olla, der Tod ist in Topf, der Henker halts beim Kopf, der Wurm ist im Kopf! – Geduld! – gesetzt, es begegnet euch wie jenem Scribenten, der mit sonderm, Fleiß einen vornehmen Wappenbrief abgeschieben, endlich aber anstatt der Sträh-Büchsen das Dintenfaß erwischt und also eine grobe Sau aufgehebt; gesetzt ihr habt nit mit geringer Aufmerksamkeit euch gesucht ein frommes Regerl, aber anstatt der Regerl einen Riegel gefunden, der euch die guten Tag' sperret, – Geduld! –
Es hat David ebenmäßig einen solchen stolzen und bösen Hausrummel gehabt, die ihn auch gar einmal unter die Raupen- und Lotter-Buben-Bursch gezählt; dennoch liest man nit, daß er solchen Schmachwörtern mit Unmanier wäre begegnet; denn es folgt nit, weil die Männer von Natur eine gröbere Stimm' ererbt als die Weiber, daß sie gleichförmig sollen seyn in Gebehrden. – Zu verwundern ist über jenen, von dem Stengelius registriret, desssen Weib, eine verborgene Schmach zu rächen, diese Arglist erdacht: Sie klagte, als sie großen Leibs war, daß sie eine, ob zwar ungereimte Lust hätte, und dafern sie selbige nit könnte büßen, würde unfehlbar die Leibesfrucht in Gefahr stehen, entdeckte endlich auf sein vieles Bitten, archibusiren, wodurch das Angesicht wie ein lauteres Eier-Schmalz ausgesehen, ausgenommen, daß dem Gimpel das Salz gemanglet. Es wird endlich solche schier übermäßige Geduld nit erfordert bei euch Männern, jedoch ein bescheides und bescheidnes Uebersehen stehet oft nicht übel an, und da man doch die zuweilen überlästigen Fehler des Weib's abstrafen will, so muß man sich erinnern, daß die Stadt Jericho nicht mit Schießen und Stoßen ist erobert worden, sondern mit lieblichem Posaunenklang. Euch aber meine Weiber ist sehr nothwendig die Geduld, in dero absonderlich berühmt war die Mutter des heiligen Vaters Augustini, welche ihren barten ungeschliffenen und ungestümmen Mann Patritium mit ihrer artigen Sanftmuth also gestillt, daß er gleichsam aus einem Wolf ein Lämmlein worden und also mit Christo fast das Wasser in Wein verwandlet. – Es hat jenes bescheide Weib, mit Namen Abigail, wie die heilige Schrift bezeugt, einen Mann den Nabal, welcher ein grober Huyschuß von Haus aus war; läßt den dicken Rausch ausdämpfen durch den Schlaf, alsdann erst zu Morgens früh mit manierlicher Bescheidenheit ihm die Mängel vor Augen Simon im Haus seyn, verstehe sie mahn, nit sie Mann, sondern sie mahn ihn, den Mann, zuweilen wegen seiner Unform, die er in seinen Gebehrden hat; doch aber in Allem muß die Freundlichkeit und Manier das Uebergewicht halten, sonst von vielem Katzengeschrei folget ein Donnerwetter, sprechen die Naturkundigen.
Der König Saul war gar oft von dem bösen Geist besessen, wessentwegen er getobt, und gewüthet und geschrien, und gesprungen, und gestampft, und geheult, und brüllt, und kratzt, und geworfen, und geschlagen, und gestoßen, als wenn er unsinnig wäre; und konnte ihn kein einiger Mensch besänftigen, ausgenommen der David mit seiner wohlgestimmten Harfe und Citter. Unläugbar ist es, daß manches Weib einen Mann hat, der gleichsam gar oft die Stimm' von einem Löwen, die Zung' von einer Schlang', die Augen von einem Tieger, die Händ' von einem Bären Bernhard. Habt's gehört ihr Weiber! es ist ein Fisch im Meer' mit Namen Polypus, der heft' sich also stark an Felsen und Schroffen, daß, ehe er sich läßt mit Gewalt hinweg ziehen, eher läßt er sich in viele Stücke zerreißen; wenn man aber nur etliche Tropfen Oel auf ihn gießt, alsdann weicht er freimüthig. Wie dieser Polypus also der Hyppolitus. Habt's gehört Weiber! das Meerwasser ist befreundt allen Salzburgern; da man es aber in ein Geschirr weißes Wachs schüttet, wird es ganz süß: sicut mare ita maritus; versteht ihr auch lateinisch Weiber? – Der Weinstock bringt viel mehr Frucht, wenn man ihm die unnöthigen Zweiglein und Gesträußel mit den Händen abropft und abzopft,
Dahero ich der unfehlbaren Meinung bin, es sey zwischen Ciboria und Ruben ein sündhafter, ein untreuer, ein zänkischer und ungesegneter Ehestand gewesen, zumalen sie einen solchen Erzschalken, den Judam, in die Welt gebracht.
Es lässet sich doch noch reden das gemeine Sprichwort: wie größer der Schelm, je besser das Glück, zumalen dieser Judas von den Meerwellen verschont worden und so unverhofft zu dieser Würde gelanget, daß er als ein königlicher Prinz ist auferzogen worden. Den hat man in eine vergulte Wiegen gelegt, da ihm doch der Sautrog hätte sollen die Herberg geben; den hat man in die zarteste Windelein eingefätscht, da doch dem Unflath die Zigeunerfetzen zu gut waren; den hat man mit Biskuiten-Kuch gespeiset, da doch eine solche Goschen die saure Ruben nit verdient; den hat man auf königlichen Armen liebkoset, da ihn doch der Henker hätt' sollen einwiegen; den hat manche adeliche Dame mit ihrer halb Engel-Stimm' das Aja pupeia zugesungen, da doch dem kleinen Galgenvogel das Rabengeschrei gebühret hätte: vor dem hat man die tiefste Reverenz geschnitten und schier halben
Es wurde mittler Zeit wider alles Verhoffen die Königinn desselbigen Orts in der Wahrheit großen Leib's, und hat nachmalen einen inniglichen schönen Prinzen auf die Welt gebracht, worauf dann, wie billig und natürlich, alle ihre Liebs-Neigungen zu diesem holdseligen Kind gezielet und mittler Weil' die Affecten gegen den Judam, als einen unehrlichen Sohn, sie ganz verloren, dergestalten, daß die Königin sammt dem Hofstaat ihren Prinzen über alles geliebt, den Judam aber halb und halb verehret, welches dann schon ein Zunder war, so einen unauslöschlichen Neid hat angezünd't.
Es konnte demnach Judas den Prinzen mit keinem guten Aug' anschauen, sondern kifflete stets die Nägel seiner Finger, machte dermaßen sauere Gesichter, als wäre Holzäpfel-Most sein Ordinari-Trunk: er wurde ganz bleich vor Neid, welcher ihm wie eine Schlange das Herz zernagte und plagte und schlagte und zwackte; die Schwefelfarb ist ihm haufenweis' auf die Wangen gefallen. Der Neid sparte endlich sein gottloses Gemüth dahin, daß er mit eigenen Händen den königlichen Prinzen ermordet; und war dieß schon ein Vortrab, daß er mit der Zeit Gottes Sohn werde zum Tod' helfen. O Neid, o Neid!
Ich nahm meinen Weg durch eine vornehme Stadt, wollte meine vorwitzigen Augen auf die Weid' führen und einige schöne, wie auch seltsame Sachen sehen, damit ich nachmals in begehender Gelegenheit an gehörigen Orten auch weisen könne, daß ich nit wie eine Brut-Henn' stets zu Haus gehockt, sondern mir auch getraut fremdes Brod zu essen. – Mein erster Gang war nach Hof, allda die Beschaffenheit des Pallasts, die Tracht des Adels, den Pomp des Fürsten zu sehen. Da ich mich denn nächst der Hof-Pforte befunden, sind mir zwei große Thier' begegnet, dergleichen ich mein Lebentag nicht bin ansichtig worden; eines war also speckfeist, daß es mit seiner Woll-Wampen fast den Erdboden kehrte, das andere war dergestalten dürr, daß es ohne weitere Mühe dem Bein-Drechsler unter seine Arbeit taugte, und weil ich vermerkt, daß solche Thiere, wie des Balams Eselinn reden konnten, war ich so kühn, oder vielmehr frech, unterstund mich zu fragen, wie es zu Hof hergehe? Weil dann das Feiste wegen überhäufiger Schmeer-Last und Schnaufen nit konnte reden, also
Ach, ach, ach was wirst du für Wunder-Ding zu Hof sehen!
Du wirst zu Hof sehen lauter Fechter, aber nur solche, die da über die Schnur hauen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Soldaten, aber nur solche, die Parteien, oder ich hab' gefehlt, Partitereien wissen zu führen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Meßner, aber nur solche, die mit der Sau-Glocken läuten.
Du wirst zu Hof sehen lauter Fischer, aber nur solche die mit faulen Fischen umgehen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Schneider, aber nur solche, die einem suchen die Ehr abzuschneiden und einen Schandflecken anzuhängen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Kaufleut', aber die nur mit Bärenhäuter-Zeug handeln.
Du wirst zu Hof sehen lauter Drechsler, aber nur solche, die einem suchen eine Nase zu drehen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Huter, aber nur solche, die unter dem Hütl wissen meisterlich zu spielen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Maler, aber nur solche, die einem was Blaues vor die Augen malen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Bildhauer, aber nur solche, die einem das Maul machen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Musikanten, aber nur solche, die das Placebo fingen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Geiger, aber nur solche, die einen zu stimmen suchen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Köch', aber nur solche, die einem die Suppen versalzen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Schlosser, aber nur solche, die einem wollen einen Riegel schießen.
Du wirst zu Hof sehen lauter Tischler, aber nur solche, die einem pflegen zu verleumden.
Du wirst zu Hof sehen, daß alldort die Redlichkeit, wie der Palm-Esel, das Jahr nur einmal aus Licht kommt.
Du wirst zu Hof sehen, daß man allda mit den Wohl-Meritirten umgehet, wie mit dem Nußbaum:
Du wirst zu Hof sehen, daß alldort so viel Treu' zu finden, wie viel Speck in den Juden-Küchen.
Du wirst zu Hof sehen, daß man dort mit den Bedienten umgehet, wie mit den Limonien: wenn kein Saft mehr darin, so wirft man sie hinter die Thür.
Du wirst zu Hof sehen, daß alldorten die guten Freund' seynd, wie die Stein auf dem Brett-Spiel, welche nur den Namen Stein tragen, und seynd beinebens von Holz.
Du wirst zu Hof sehen, daß man allda die Nackende bekleidet, aber nur die Wahrheit, denn dieselbe bloß nit darf erscheinen.
Du wirst zu Hof sehen, daß man die Hungringen speiset, aber nur mit Worten.
Du wirst zu Hof sehen, daß es mitten im Sommer Eis gefroren, denn allda das Schlüpfern und Fallen gar zu gemein.
Du wirst zu Hof sehen, daß allda wenig Metall, aber viel Erz: viel Erz-Dieb, Erz-Schelmen, Erz-Betrüger, etc.
Du wirst zu Hof sehen, daß allda schlechte Suppen, aber viel Löfflerei.
Du wirst zu Hof sehen wenig Andacht, aber viel Verdacht.
Neid, und findet solchen Ueberfluß, daß ihm schier der Bauch zerschnellet vor Futter.
Es war aber mein Traum noch nit aus, sondern es hat mir ferners gedunkt, als begegnen mir zwei Männer auf der Gassen, und trüge einer einen großen Sack über den Achseln dergestalten angefüllt, daß ihm Samson hätte sollen hierzu die Achseln leihen, womit er die Stadt-Pforten hat getragen. Der arme Tropf schwitzte unter solcher Last, als käm' er erst aus der Bad-Wanne. Ich fürchte augenblicklich, er würde mit dem Sack zu Boden sinken, der Meinung, es müsse Treid darin seyn wie in den Säcken der Brüder des Josephs; weil ich aber die Gewißheit nicht hatte, fragte ich, mit was denn der Sack sey gefüllt? Er gab mir die Antwort: mit lauter Neid sey er also angeschoppet. Der andere, so diesen begleitete, tragte Kloster.
Ich hätte noch einen weiteren Traum, und ist mir gewest, als wäre ich auf einem volkreichen Jahrmarkt, allwo unterschiedliche Kaufmanns-Hütten in hölzerner Ordnung gar fein ausgetheilt zu sehen. Unter andern kam mir unter die Augen eine Hütte, in welcher ein bekannter Spital-Meister feil hatte. Wunder wegen wollt' ich erfahren, was doch dieser für Handelschaft führe, indem seine Waaren, in lauter alte Spital-Lumpen eingewickelt, gar schlechte Raritäten versprochen. So bericht er mich, wie daß er lauter Neid und Lieb verkaufe. Wie theuer die Lieb'? so sagt er, die Elle um 30 Reichsthaler; entgegen aber sey der Neid um leichtern Werth, und übersteige dessen Preis nit dasjenige Tuch oder Loden, aus welchen die Croaten ihre Kepeneck machen, die Elle um 8 Groschen. – Gleich hierauf begegnete mir der Pedell von der Universität mit zwei Büchern unter den Armen, und war eins sehr groß, also daß ich vermuthe, es müßte darin des großen Calepini Allabotritta von allerlei Sprachen verfaßt seyn, das kleine Büchel die Lieb unter den Gelehrten, in dem großen Buch aber ganz eng schriftlich zusammen getragen der Neid unter den Gelehrten.
Hierauf bin ich durch gar zu großes Schreien und Klopfen der Dienstboten im Haus erwacht; mein Mitgespann aber mir anstatt der Morgen-Suppen einen wohlgeschliffenen Verweis geben, daß ich auf Ratzen Art bis um 9 Uhr den Polster druckte, setzte auch hinzu, wie daß er kaum zwei Stund' habe geschlafen, seye deßwegen mir neidig um meine lange Ruhe. Auf diesen Fruh-Filz thät' ich meine Glieder – bekenn' die Schuld – durch ungebehrdiges Ranzen und Strecken in die Ordnung richten, und den Tag mit aufgesperrtem Maul, als gewöhnlicher Faullenz-Posaunen, bewillkommen; nach dem Waschen aber gleich mit gebogenen Knieen nach Gewohnheit mein Gebet verricht'. Der erste Gedanke aber, so sich damalen hat einschleichend angemeld't, war dieser, daß mir mein Mit-Kamerad neidig war um den Schlaf, wie auch der Verlaut des lang gehabten Traumes nichts anders war, als vom Neid; deßhalben ich die Augen gen Himmel gewend't, und mit zusammen geschlagenen Händen in diese Seufzer ausgebrochen:
Ich meines Theils gebe sonst dem Traum' nicht leichtlich einen Glauben, aber dieser ehrliche Mann, in dessen Busen keine einige Falschheit zu logiren scheint, gibt mit seinem Traum-Gesicht die scheinbare und unläugbare Wahrheit an Tag, ja gleichwie das Wörtl Neid mit vier Buchstaben geschrieben, wird also nicht weniger vergiften diese höllische Schlangen-Brut die vier Theil' der Welt.
Ich hab' es zwar allezeit gehört:
Ich hab's allezeit gehört, hab's allezeit gelesen, hab's allezeit geschrieben, hab's allzeit gered't, daß diesem also seye; aber anjetzo vermerke ich, daß nicht allzeit wie die Eltern, also die Kinder seyn: Adam ein guter Vater, Cain sein Sohn ein Erz-Bösewicht; Noë der Vater ein Heiliger, Cham sein Sohn ein Heilloser; Abraham der Vater ein Gottseliger, Ismaël sein Sohn ein Gottloser; Isaak der Vater ein Engel, Esau sein Sohn ein Bengel; Jakob der Vater ein Lammel, Ruben sein Sohn ein Trampel; David der Vater ein Freund Gottes, Absolon sein Sohn ein Feind Gottes, etc. Ja ich weiß und zeig eine Dama, vor dero Schönheit die Helena aus Griechenland sich muß verkriechen, eine Dama, gegen deren Wohlgestalt mit seinem Aufputz der Frühling zu spat kommt, eine Dama, dero Angesicht sonnenklarer scheinend als die Sonne, eine Dama, vor dero weißem Gesicht die Lilien schamroth werden, eine Dama, vor dero Annehmlichkeit aus Wunder die Morgenröthe erbleichen thut etc. und dennoch diese schöne auserwählte Dama hat eine Neid gibt.
Daniel war bei Hof' und gar ein vornehmer Herr bei Hof, ja er ist so hoch gestiegen, daß er bei dem König Dario Alles vermochte; es hat auch dieser König nit besser gesehen, als wie Daniel sein Aug-Apfel war, und geht es bei einem Monarchen allzeit recht her, der eine solche rechte Hand hat, wie da war der treue Daniel. Nichts destoweniger hat endlich dieser fromme Minister erfahren, daß der König aus dem besten Wein der schärfiste Essig worden, indem er durch unmenschliches Dekret befohlen, den Daniel in die Löwen-Gruben zu werfen, und mit solchem stattlichen Brocken die freßgierigen Thier' zu sättigen. Es war aber diese Speis' zu gut für solche Gäst. Nun siehe ich dir's an der Stirn' an, und kitzelt dich der Vorwitz, zu wissen das Verbrechen und die Unthat des Daniels: etwann ist er seinem König nicht treu gewest? denn sonst die Treu zu Hof ganz Denari bestechen lassen und nachmals Spandi wider seinen eigenen König gebraucht, und deßwegen das Spiel verloren? etwann hat er des Königs Anschläg' und reife Rathschlüß' dem Gegentheil entdeckt und also sträflich aus der Schul geschwätzt? etwann ist er mit den königlichen Renten und Geldern umgangen, wie der Wolf mit dem Schaftheil? Dieser theilte sechs Schaf mit dem Hirten solchergestalt: das erste gehört mein, das andere gehört sonst dein, und nimmts auch zu sich, das dritte gehört wieder mein, das vierte gehört sonst von rechtswegen wieder dein, nimmts aber mehrmalen zu sich etc. ist demnach dem Hirten nichts überblieben. Es ist etwann der Daniel in seinen Hofdiensten schläferig gewest, und sich nur darzumalen eingefunden, wann einige Chargen vacirend worden? es hat etwann der Daniel gegen eine oder die andern Hof-Damen eine freundliche Grobheit oder gar eine grobe Freundlichkeit erzeigt? Nichts dergleichen, gar nichts: der Neid zu Hof unter den Ministern und Hof-Herren hat ihn gestürzt. So ist es gangen Henriko Grafen von Holstein bey dem Hof Eduardi den Dritten, Königs in England, so ist es gangen Bellisario dem großen Kriegs-Fürsten bei dem Hof des Kaisers Justiniani; so ist es gangen dem Aristidi, dem Scipioni, dem Themistocli,
Den Neid find' ich schier auf dem Schlag, wie jener Baum: Es ist einer gewest, der sich durch vielfältiges Schaben und Graben einen ziemlichen Sack voll Dukaten gesammelt, hatte aber dessentwegen stets unruhige Gedanken, aus Furcht, es möcht' ihm einer solchen goldenen Schatz entfremden, ja er traute in dem Fall weder dem Weib', viel weniger den Dienstboten; es gedunkten ihm alle Riegel und Schlösser zu schwach, solche gelbe Batzen zu hüten; absonderlich so er Geschäft' halber mußte abreisen, konnte er niemalen ruhig schlafen, wegen steter Sorgen, es möcht' ihm dieser sein goldener Inwohner das Quartier verändern; ersinnet demnach andere Mittel, und nimmt auf einen gewissen Tag seinen mit Gold gefüllten Sack sal. virt, empfand auch in seinem Gemüth nunmehr einen begnügten Ruhestand. Was geschieht aber! Sein Nachbar war ein armer und elender Tropf, der so viel Brod-Esser und kleine Bursch' zu Haus hat, daß sie schier über die Kinder Israël wachseten, ja er hörte von dieser lebendigen Orgel kein anderes Liedl den ganzen Tag, als Päppen, Päppen etc. nicht möglich war es ihm, das Hauswesen länger zu erschwingen, forderist, weil die überdrüssige Schuldenforderer die Schnallen stets in Händen hatten, und mit so viel Schuld-Scheinen aufgezogen, daß er sich fast getraut alle Kaufleut' allda mit Starnizeln zu versehen; endlich haben ihn die verzweifelten Gedanken so kleinmüthig gemacht, daß er beschlossen, lieber zu sterben, als solches Elend ferners auszustehen, nimmt zu diesem Ziel einen starken Strick, steigt in des Nachbarn Garten, unwissend auf denselbigen Baum, in welchen der reiche Nachbar das Gold verborgen, fesselt bereits den Strick um den Hals, wollte aber vorhero umsehen, ob er von jemand wurde wahrgenommen. In währendem Umschauen erblickt er den Sack Geld in denn hohlen Baum, schätzt sich solches für eine göttliche Schickung, erlöset alsobald den Hals von dem Arrest, dankte Gott um dieses unverhoffte Glück, womit er seine Hauswirthschaft wieder in den besten Gang gebracht. Nicht lang nach diesem steigt obenbenannter Geizhals auf den Baum, Willens seinem goldenen Schatz eine Visita zu geben, auch zugleich sich mit dessen Anblick zu ergötzen. Als er aber ersehen, daß die Vögel ausgeflogen, war er dergestalten bestürzt, daß er schier über den Baum herunter gefallen: Ach, lamentirte er, so ist denn hin, so ist denn aus, so ist denn weg dasjenige, welches ich viel Jahr' am Maul erspart habe! ach, was fang' ich nunmehr an! wenn ich nur einen Strick hätte, so wollt' ich gleich damit mein unglückseliges Leben enden! Und wie er sich umgeschaut voll der Verzweiflung, sieht er gleich neben seiner den Strick hangen, welchen der andere vergessen, verweilt dahero nicht lang, sondern mit dem Hals geschwind in die Maschen, und erhenkt sich: hangte also dieses saubere Obst an dem Baum, den kein anderer als der Henker dürfte schütteln. Ein wunderseltsamer Baum ist dieser gewest, in dem er einem das Leben gebracht, dem andern aber das Leben genommen, einen hat er aus der Noth geholfen, den anderen hat er zum Tode gezogen, einen hat er aus dem Elend' errett', den anderen hat er in das Elend gestürzt, einem hat er das Herz erfreut, dem andern hat er das Herz abgestoßen.
Auf gleichen Schlag trägt es sich zu mit dem Neidigen, als welchem des Nächsten Glück ein Unglück
Saubere Brüder hat Joseph gehabt: Wann das Brüder seynd, so muß man die Häfen-Deckel unter die Credenz zählen; wann das Brüder seynd, so können die Schlehen-Stauden auch Weinstöck' benamset werden; wann das Brüder seynd, so kann man den Wolf auch einen Bürgermeister der Schaf' nennen. Nit Brüder, sondern Ausbrüter alles Uebels seynd sie gewest, und haben sie das Sch. so wohl in ihrem Titul verdient, als der Judas Iscarioth. Wie der ehrliche Galanthomo! wie wird es uns sowohl schmecken, wenn man uns gnädige Herren wird schelten! da wird gar gewiß der Bruder Ruben obrister Hofmeister werden! da wird gar gewiß der Bruder Zabulon zu der Kammer-Präsidenten-Stell' gelangen! da kanns dem Bruder Isaschar nicht fehlen, daß er nit obrister Kuchl-Meister wird, er isset ohne das gar gern gute Bissel; der Bruder Simeon wird ohne Zweifel obrister Kämmerer werden, denn er kann mit den Complimenten umspringen; denkt es an mich, der Bruder Aser wird obrister Jägermeister, der wird sich abhetzen, da wird's anderst hergehen! jetzt müssen wir unsere Mägen mit sauren Ruben ausschoppen, dort wird man uns andere Bissel aufsetzen, ei Gott geb', daß unser Sepperl ein König wird! – Dergleichen Reden hätten sollen die Brüder Josephs führen; aber der verdammte Neid hat ihnen den Verstand verruckt, die Vernunft verkehrt, und wollten sie lieber schlimme und arbeitsame Täg' leiden, als den Joseph in königlicher Würde sehen. O höllischer Neid! Der Neidige ist schon zufrieden mit seiner Armuth, wenn er nur siehet, daß sein Nächster nit reich wird; der Neidige find't ein Contento an seinem Elend, wann er nur merkt, daß es seinem Nächsten auch nit wohl gehet;
Jener reiche Prasser, von dem Meldung geschieht im Evangelio, hat alle Tag' Kirchtag, er war alle Tag wohl auf und voll auf, er war zwar kein Soldat, ist doch allezeit mit Krügen umgangen, er war kein großer Doktor, hat sich doch gern in der Bibiothek aufgehalten, er war kein Fischer, thäte doch stets im Nassen arbeiten, er war im Vormittag nicht nüchtern, zu Mittag hatte er einen Rausch, auf dem Abend war er voll, sein Hausen war Schmausen, sein Schmausen war Brausen, alles Essen und Trinken und anders guts Leben hat ihm sein Vater zum Heirath-Gut geben. Aber auf eine solche schlemmerische, dämmerische Vigil ist ein harter Fey'rtag kommen: Da nemlich dieser reiche Gesell in dem höllischen Feuer begraben supplicirt, die sonst der Diana, der Melampus, der Coridon, der Pudel unter den Tafeln zusammen klauben, ist mit großen Freuden und Triumph in die Glorie getragen worden. Jetzt steht zu fragen, wie der arme Bettler geheißen hat, und der reiche Mann? Des Bettlers sein Nam' ist allbekannt Lazarus, aber des Reichen Name weiß weder der Evangelist, noch der Scripturist, noch Glossist, noch Commentarist etc. niemand, gleichwohl bin ich der Meinung, ich wollte errathen seinen Namen: Er war ein vornehmer Herr, man hat ihn Ihr Gnaden gescholten, und hat allem Ansehen nach Herr Neidhard von Neidlingen geheißen, aus Ursachen: wie er schon bereits in der Höll' gesessen, hat er fast mit unsinniger Stimm' geschrieen zu dem Abraham: Vater Abraham, ich bitt, ich bitt, ich bitt, schicke doch den Lazarum, daß er mit einem Tropfen Wasser meine feurige Zung' erkühle! Dieser reiche Vogel ist ein Freiherr oder wenigst ein Landmann gewest. Soll er ihm dann nit eingebildet haben, es schickte sich nit, daß der Selige soll den Verdammten nachgehen? Es thät' sich ja übel reimen, so ich auf der Gassen ansichtig würde eines vornehmen Herrn, da er zum Fenster hinaus schaut und ich hinauf schreite: Gnädiger Herr, steigt herunter undneidig gewest, und wär ihm solches härter ankommen, als die Höll' selbst. Dann ein Neidiger leidet unaussprechlich, wann er siehet, daß es seinem Nächsten wohl gehet. Dahero seynd die Neidigen – wie seynd sie? sie seynd wie die Nacht-Eulen: dieselbigen können kein Licht sehen, deßwegen fliegen sie hin und her, darum und daran, und wollens auslöschen; also die Neidigen mögen und können nicht sehen, wenn jemand erleucht' ist und glänzet mit Tugenden. Die Neidigen seynd – wie seynd sie? sie seynd wie die Kothkäfer: diese saugen auch aus der schönsten Rose nur das Gift, nit das Honig; also die Neidigen suchen an ihrem Gegentheil nur das Mangelhafte, das Gute verschweigen sie. Die Neidigen seynd – wie seynd sie? sie seynd wie die Feilen oder Raspeln, welche verzehren, plagen, beißen und reißen andere Sachen, aber verderben sich selbst damit; also die Neidigen sehen, wie sie demBrunnen, welche gemeiniglich kalt seynd, wann das Wetter warm ist, und gemeiniglich warm, wann das Wetter – forderist im Winter – kalt ist; also dem Neidigen ist übel, wenns Andern wohl gehet, und ist ihm wohl, wenns Andern übel gehet. Die Neidigen seynd – wie seynd sie? sie seynd wie der Donner, welcher mehristtheil nur hohe Gebäu' trifft und nit niedere; also die Neidigen nur diejenigen hassen, welche von Gott erhöhet seyn. Die Neidigen seynd – wie seynd sie? sie seynd wie die Wachteln: diese schlimmen Vögel seufzen allzeit, wenn die Sonn' aufgehet; also seynd die Neidigen beschaffen, welche alsdann seufzen und es schmerzlich empfinden, wenn sie sehen den Nächsten in Ehr' und Reichthum aufgehen und wachsen. Die Neidigen seynd – wie seynd sie? sie seynd wie ein Baum, unter dem noch junge Bäuml' wachsen, diese aber unterdrückt der große Baum mit seinen Aesten, denn er nit leiden will, daß ihm einer soll gleich wachsen: also auch ein Neidiger befleißet sich, wie er's kann zu wegen bringen, daß einer vom niedern nicht zum höhern Stand' soll gelangen. Die Neidigen seynd – wie seynd sie? sie seynd wie diejenige, so am Fieber krank liegen: denen kommen auch süße Speisen bitter vor; also kann die Neidigen nichts mehr erbittern, als wann der Nächste gutes und süßes Glück genießet. Die Neidigen seynd – wie seynd sie? sie seynd wie die Fliegen, welche Aemper an einem Brunnen: wann einer hinunter fällt, so steigt der andere in die Höhe, kommt einer herauf, so fällt der ander' hinunter; also ist dem Neidigen wohl und befindet sich wohlauf, wenn er siehet seinen Nächsten fallen, und so sein Nächster hoch steigt, thut sich der Neidige darüber bestürzen. – O du verdammtes Laster! du bist ein Maden der Seelen, noch mehr, du bist ein Apostema des Herzens, noch mehr, du bist eine Pest der fünf Sinnen, noch mehr, du bist ein Gift der Glieder, noch mehr, du bist ein gefährliches Fieber des Geblüts, noch mehr, du bist ein Schwindel des Haupts, noch mehr, du bist eine Finsternuß des Verstand's, noch mehr, du bist ein Henker und Folterer und Tyrann des menschlichen Leib's! –
Andere Laster haben dannoch ein wenig Freud' und eingebildete Ergötzlichkeit: die Buhlschaft mit der Bersabäa hat gleichwohl dem David das Herz ein wenig verzuckert; wie Herodes ein Kostgeher und Bettgeher gewest ist bei seines Bruders Frauen, hat er gleichwohl davon ein augenblickliches Contento geschöpft; Neidige findet nichts als Leiden, ja der Neidige empfindet einen steten Dorn, der ihn verwundet, hat einen steten Wurm, der ihm das Gemüth naget, leidet ein stetes Schwert, so ihm das Herz durchdringet, hat einen steten Hammer, der ihm das Herz zerschlägt, leidet eine stete Schlange, die ihm das Herz peiniget, hat einen steten Tieger, so ihm das Herz verzehret, leidet einen steten Wolf, der ihm das Herz frisset, hat ein stetes Uhrwerk, so ihm das Herz beunruhiget. O du verdammtes Laster!
heilig und ist inwendig heillos, zeigt sich oft einer auswendig als ein Simon Petrus und ist inwendig in Simon Magus; es steckt gar oft in einer neuen und guten Scheid' eine rostige Passauer-Kling; auch trifft man oft eine schöne Nuß an, dero wurmstichiger Kern nachmals dem Aufbeißer ein Grausen machet; – aber der Neidige kann sein Laster nit verbergen, es ist ihm das Angesicht ein Verräther, die eingefallenen Wangen, die finstern Augen, die berggrünen Lefzen, die birkene Stirn, die giftigen Seufzer, die melancholischen Gebehrden, das Zwitschern der Zähn', sein mageres, ausgeselchtes, schwefelfärbiges Angesicht ist ein sattsamer Dolmetscher seines einwendigen Neid's. Ein Neidiger mag essen, was er will, wie er will, wann er will, wie viel er will, wo er will, so wird er doch hundsmager bleiben, weil Alles bei ihm in Gift verwandelt wird. Wie recht hat der Poet den Neidigen entworfen mit folgenden Versen:
Dahero Gott der Herr den Kain selbsten gefragt, nachdem er seine Händ' in des Bruders Blut gewaschen: Quare condicit facies tua? »Kain, warum ist dir das Angesicht also eingefallen?« Der Gesell' war so mager wie ein Ladstecken: es war aber dessen keine
Es ist zwischen dem Weißen und dem Schwarzen, zwischen dem Esau und dem Jakob, zwischen dem Städtl Hai und der großen Stadt Jericho, zwischen dem egyptischen Knoblauch und dem himmlischen Manna, zwischen dem David und dem Goliath kein so großer Unterschied, als zwischen dem Himmel und der Höll', ja ohne alle Gleichnuß; – denn im Himmel ist lauter Freud', in der Höll' lauter Leid', im Himmel ist lauter Lachen, in der Höll' lauter Krachen, im Himmel ist lauter Gut, in der Höll' lauter Glut, im Himmel ist nichts als Süß, in der Höll' ist nichts als Spieß, im Himmel ist lauter Lust, in der Höll' ist lauter Unlust, der Himmel ist ein Wohnplatz der Auserwählten, ist ein Haus der Belohnung, ist ein Thron der göttlichen Majestät, ist ein Losament der Heiligen, ist ein Tempel des Lichts, ist ein Paradeis der Freuden, ist eine Herberg' der Seligen, ist eine Erquickung der Betrübten, etc. die Höll' ist entgegen eine Folterbank der Verdammten, ist ein Kerker der unglückseligen Ewigkeit, ist eine Senkgrube des Unflaths, ist ein Ort der Finsternuß, ist ein Quartier der bösen Geister, ist ein Inhalt alles Elends; etc. im Himmel ist alles, was ergötzet, erfreuet, erlustiget, erquicket, erhöhet, etc. in der Höll' ist, alles, was peiniget, was schmerzet, was brennet, was quälet, was martert, etc. Und dennoch ist der Teufel theurer mit der Höll', als Gott mit dem Himmel; denn ein Neidiger so viel leidet um der Höll'
Ein mancher wird wegen seiner Wissenschaft zu großen Würden erhöhet – wie es dann billig, und ist nichts schädlichers, als wenn man unverständige Stroh-Hirn' hinauf setzet: Bekannt ist es sattsam, daß Gott der Allmächtige ganz umständig das Gebäu' der Arche vorgezeichnet, auch beynebens gar genau befohlen, es sollen Ochsen, Esel sammt den Thieren in dem untern Stock logiren, die Menschen aber in dem obern Zimmer; als hätt' sich ja nit gereimt, wann Ochsen- und Eselköpf hätten in dem oberen Gaben residiret und die Menschen herunten – ob zwar bei der jetzigen verkehrten Welt gar oft die Erfahrnuß bezeiget, daß fast gleiche Beschaffenheit seye zwischen dem Topf und dem Knopf: zumalen ein voller Topf auf dem Herd herunten steht und leidet, daß ihm die Augen übergehen, ein leerer Topf aber, der steht oben auf der spitzfindig – uns zu einer Lehr, daß die Spitzfindigen und Witzigen vor allen Plumpen sollen den Vorzug haben. Wenn zu Ingolstadt in Bayern die Studenten aus unartigem Muthwillen einige Ungelegenheit verursachen, und etwann auf der ohne Kopf benamsen. Die jetzige Welt folgt leider! gar oft den Baumeistern nach, welche die Knöpf' zu höchst des Dach's setzen, lamentiren doch, – andere zu geschweigen, auch die Bauern, wenn ihre vorgesetzten Pfleger grobe Knöpf seynd. Große Herren, gemeine Republiken, gesammte Städte, sollten es dem hl. Geist, dieser dritten göttlichen Person, nachthun, als welche in Feuers-Gestalt sich auf die Köpf' der Aposteln und nit anderstwohin gesetzt. Es ist sowohl schändlich als schädlich, wenn man nicht den Kopf, sondern die Händ' oder das anverwandte Geblüt beobachtet. Mit allem Fleiß hat Christus der Herr seinen Vettern Joannem nit zum Pabstthum erwählt, sondern Petrum, damit wir in Austheilung der Aemter nit sollen beobachten die Verwandtschaft, sondern die Wissenschaft. Unweislich hat gehandelt Henrikus der Achte in England, der seinen Koch zu einem stattlichen Amt erhoben, um weilen er ihm eine wohlgeschmackte Speis' zugericht'. – Wenn die Vögel Federn. Durch solche und mit solchen kommen sie also empor. Dahero thun gar weislich diejenigen großen Monarchen und Fürsten, welche dieselbigen zur Hochheit und Würden promoviren, so eine gute Feder haben, das ist Verstand und Wissenschaft. Auf gleiche Weise seynd gar viel zu höchsten Ehren gelanget, und hat Agathoelem zum König in Sizilien nit gemacht sein Stammen-Haus, als der eines Hafners Sohn war; dem Lesco König in Polen hat nicht die Kron aufgesetzt sein uralter Adel, als der eines Bauern Sohn war; und hat Primislaum nit König in Böhmen gemacht sein altes Herkommen, als der erst vom Pflug war; und hat Tamerlanem den Kaiser nit zu dieser höchsten Würde geholfen sein adeliches Haus, als der nur eines Holzhackers Sohn war; und hat Willigisum nit zum Erz-Bischofen geweiht sein uraltes Geschlecht, als der nur eines Wagners Sohn war; – sondern alle diese haben die Verdienste und Wissenschaften erhebet, wie es denn noch auf den heutigen Tag geschieht, daß solchergestalten oft aus gemeinen Leuten Vornehme werden.
Aber dazumalen erhebt sich der Neid: was Neider hat nit David gehabt, wie er also über sich kommen? was Neider hat nit der redliche Mardochäus gehabt, wie er bei dem Hof Assueri also fortkommen? was Neider haben nit die drei Knaben gehabt bei den babylonischen Edel-Leuten, wie sie also hoch kommen? was Neider hat nit Stephanus gehabt, wie er also bei den
Ein anderer gelangt durch seine höchst-rühmliche Tapferkeit zu einer vornehmen Charge im Feld', und seynd wenig Jahr', da ihn der Gefreite mit Bärnhäutern gespeist; jetzt heißt es: Bursch' ins Gewehr,
Soldaten, welche da seynd wie der Salat, wo mehr Oehl als scharfer Essig, die verdienen nichts; Soldaten, die ins Quartier eilen, wie die Schwalben ins warme Sommerland, verdienen nichts; Soldaten, die vor dem Feind zittern, wie ein espenes Laub, verdienen nichts; Soldaten, die ein Grausen haben vor dem Streit als hätten sie einmal ein Haar darinn gefunden, verdienen nichts; Soldaten, die da wünschen, ihre Roß' hätten 6 Füß', damit sie desto hurtiger möchten durchgehen, verdienen nichts; Soldaten, die weniger Wundmal-Zeichen als der Raab weiße Federn, verdienen nichts; Soldaten, die lieber tummeln als Trommeln hören, verdienen nichts; Soldaten, die lieber den guldenen Adler am Wirthshaus als
Jener aus Ober-Sachsen mit Namen Benedikt von Fontana hat sich Anno 1499 in dem Schweizer-Krieg und einer Schlacht der Graubündner mit den Tyrolern, nahe der Molser-Haid', tapfer gehalten, indem er des Feind's Schanz männlich erstiegen, und da er einwendig verletzt worden, mit einer Hand das verwund'te Ingeweid gehalten, und mit der anderen sich gewehret. Ein solcher verdient ewiges Lob und Lohn. – Wenn aber dergleichen einer erhebt wird, was
Neider zügelt er ihm augenblicklich? der Neid wirft ihm alle Tag einen Prügel unter die Füß', der Neid sperrt ihm alle Tag fast den Paß zu der Victori, der Neid verstopft ihm fast alle Tag die Trompeten im Feld, der Neid vertheuert ihm fast alle Stund' das Schieß-Pulver und darf nit schießen, aus Furcht, er wecke auf das Kind aus dem Schlaf', der Neid fällt ihm und seinem Pferd' alle Augenblick in Zaum, und dieß ist fast dasjenige, was uns so viel Sieg und Victori aus den Händen raffet. Wir nennen es höflich die Kriegs-Competenzen; aber solche Competenz-Waffen hat der Teufel in der Werkstatt' des Neid's geschmiedet. O Neid! Auf solche Weis' ist dir des Nächsten Erhöhung deine Erniederung, nicht anderst; auf solchen Schlag ist dir des Nächsten Purpur ein stechendes
einen Fasttag, der währet das ganze Jahr! etc. O Neid! hat er dir denn was leids gethan, daß du ihm also die Zähn' zeigest? Er schlägt dich nicht, wie der Cain seinen Bruder; er sticht dich nicht, wie der Joab den Absalon; er beißt dich nit wie die Bären die elisäischen Knaben; er stoßt dich nit, wie der Engel den Petrum in der Keichen; er wirft dich nit, wie der David den Goliath; er brennt dich nit, wie die samsonischen Füchs' die Felder der Philister; er haut dich nit, wie Petrus den Malchum; er nimmt dich nit beim Haar, wie der Engel den Habakuk; er thut dir kein einiges Leid an. Ja, ja, ja, sagt der Neidige, ich leide unbeschreibliche Pein, wann ich sehe, daß es dem Nächsten wohl gehet; das ist mir Raufen,
Die Welt hat zum öftern weitberühmte Künstler gehabt, dero kunstreiche Händ' ein manchesmal die Natur schamroth gemacht haben, und ist höchste Verwunderung gewest, daß sich der Menschen Witz so weit erstrecke. Jene Werkmeister haben schier steinerne Mirakel gemacht, welche die stattliche Thüren zu Cremona, Bononien, Venedig, Straßburg und Wien haben aufgeführt. In Aethiopia ist eine überaus schöne Kirch', welche mit allen Säulen und Altären aus einem einzigen Stein ausgeholt und gebaut. Der vornehmst König in Sina hat 79 Palläst', dero einer aus Gold, der andere aus Silber, der dritte aus Marmor, Helfenbein, etc. ja ganze Zimmer aus Edelgestein seynd. Diejenigen Meister haben einen ewigen Namen erworben, welche die Brucken zu Prag in Böhmen, die Brucken zu Dresden in Sachsen, die Brucken zu London in England, und die Brucken zu Regensburg verfertiget. Ein Kunst-Stück ist gewest jene hölzerne Taube, welche trotz einer lebendigen in der Luft geflogen durch innerliches Uhrwerk und von Archita gemacht worden. Ein Kunst-Stück ist jene Uhr zu Prag am Rathhaus, so fast ein eisener Jahrs-Kalender zu nennen, weil nemlich der ganze Himmels-Lauf darin begriffen, und alle Monat, Wochen, Stund' und Augenblick der Planeten Lauf angedeutet wird. Ein Kunst-Stück hat Mirmecides gezeigt, wie er aus Helfenbein einen Wagen sammt Pferd' und Kutscher also klein und künstlich geschnitten, daß man alles unter dem Flügel einer kleinen Fliege hat können verhüllen. Ein
Es seynd nit alle Lämmer des Jakob weiß gewest, sondern sehr viel auch gesprengt und geschecket; es seynd nit in allen drei Körben Mund-Semmel gewest, von denen des Pharaonis Pfisterer getraumet, sondern in einem ist auch schwarz Gesindl-Brod gewest; es seynd nit lauter Tauben und Paradeis-Vögel in der Arche Noë gewest, sondern auch Gimpel und Nacht-Eulen; in dem Netz Petri seynd nicht lauter Forellen und Sälbling gewest, sondern auch grobe Stockfisch; Abraham hat seine Verlassenschaft nit gleich ausgetheilt, sondern einem mehrgeben, dem andern weniger: also hat die Natur keine Gleichheit in Austheilung der Gesichter, sondern einem eine schönere Gestalt spendiret als dem andern, und also seynd nicht alle Weibsbilder schön und wohlgestalt', sondern es gibt auch schändliche und ungeformte Gesichter. Dahero wie Esther, welche er dann unverzüglich zu einer königlichen Frauen Gemahlinn auserwählt. Aber da hätte jemand sollen die Gemüther der andern einsehen, was neidvolle Gedanken sie gegen dieses Juden-Töchterl geschöpft! ach – dachte eine – das Schelmenvieh hat ja das Glück, daß ihr der Henker das Gesicht pegle; die Bestia – sagt etwann eine andere bei ihr selbst – ich wollt, sie hätt' anstatt ihrer schwarzen Augen ein paar gläserne Wammesknöpf' von einem Flecksieder! die dritte gedacht: wär' ich eine Spinnerin, ich wollt' ihr bei der Nacht das Gesicht zurichten, daß sie Morgens früh sollte eine Zitracht haben, wie ein schwedischer Mantl-Kragen; die Höppinn! wünschte eins andere – wäre ich nur ein giftiges Wieserl, ich wollt' sie im Hof-Garten einmal anblasen, daß sie sollt' Rauden und neidig ist um ihre Gestalt, und nit gern hören wollt', daß eine andere schöner soll seyn als sie. O sauberes Muster! Pachomius hat viel gelitten in der Wüste, Paphnutius hat viel gelitten in der Einöde, Onuphrius hat viel gelitten in der Wildnuß; aber du leidest mehr! dennoch ist die Belohnung ungleich; denn jenen hat Gott um ihr Leiden die Seligkeit ertheilt, dir um dein Leiden wird der Teufel auf ewig die Höll' spendiren.
Theagenes war ein solcher braver und ritterlicher Held, daß seine Victori und Sieg an allen Orten erschallen. Und weil man dazumalen die Verdienste mehr auf die Wagschalen gelegt hat, als der Zeit, und vor diesem einem die Faust faustum, das ist glückselig gemacht; also ist gleichmäßig nit allein zu Lebzeiten seine unüberwindliche Tapferkeit vergolten worden, sondern auch, man wollte nach dem Tod' sein Lob verewigen. Zu solchem Ende ist ihm eine stattliche Neider in die Nasen gerochen, daß er alle Nacht dieselbige Säulen eine halbe Stund' nach Genügen abgeprügelt. Weil aber solches neidige Bubenstück gar zu lang gewährt, und einem jeden seine Arbeit solle belohnt werden, also ist diesem Neidhard begegnet, da er einst mitten im Prügeln und Geißeln begriffen, daß die Statua oder Bildnuß herunter gefallen und dero steinerner Kopf dem andern seinen Esel-Kopf gänzlich zerschmettert. O wie recht! denn der Neidige schadet niemand mehr als ihm selbst; er ist sein eigener Henker und Tyrann; er schleift ihm selbsten den Degen, mit dem sein Herz immer und immer verwundet wird; er ist dem Tieger so gleich als wie die Wölfinn dem Wolf: dann der Tieger durch die liebliche Musik also ergrimmet, daß er sein eigenes Fleisch mit Zähnen zerbeißt, also der Neider nit weniger ihm selbst das Herz zerreißt, wenn er sieht des Nächsten seinen Wohlstand.
Was der verlorne Sohn für ein Landsmann gewest, ist eigentlich nit bekannt, ich glaube aber ein Irrländer; wie er geheißen hat, ist nit bewußt, ich glaube aber Malefacius; von was für einem Ort er sich geschrieben hab', allweil er ein Edelmann, hat man noch nit erfahren, ich glaub' aber wohl von Mädelsberg und Frauhofen; etc. was er im Wappen geführt,Germanus aus, und kommt ein schlechter Hermanus nach Haus. Was Ehr' und Ruhm ist es denn dem ansehnlichen Fluß Donau, daß er in die Länder reist, durch Schwaben, Bayern, Oesterreich, Ungarn, endlich aber in die Sau fließt? Der fromme Jakob hat auf seiner Reis' eine Leiter gen Himmel gesehen; aber leider Viele aus unserem Adel finden auf ihrer Reis' eine Leiter in die Höll'! Wenn der Zeit niemand gereist ist, so hält man ihn für einen Stubenhocker, der sein Lager hinter dem Ofen aufgeschlagen; aber sagt mir, liebe Halb-Deutsche – denn ganze seyet ihr schon lang nit mehr gewest – ist es nit wahr, ihr schicket eure Söhn' aus, damit sie in fremden Ländern mit großem Unkosten fremde Laster lernen? da sie doch mit wenigerem Unkosten zu Haus' die Tugenden erwerbten. Spitzfindiger kommen sie nit zurück, ausgenommen, daß sieSpitzen mit sich bringen; galanter kommen sie nit zurück, müßt' nur seyn, daß Galant vom Galanisiren herrühret; herrlicher in Kleidern kehren sie zwar oft nach Haus, es wäre aber besser ehrlicher als herrlicher; neue Modi-Hüt', Modi-Parocken, Modi-Krägen, Modi-Röck', Modi-Hosen, Modi-Strümpf', Modi-Schuh', Modi-Bänder, Modi-Knöpf', auch Modi-Gewissen schleichen durch eure Reis' in unser liebes Deutschland, und verändern sich eure Narren-Kittel täglich mit dem Mondschein – es werden bald müssen die Schneider ein hohe Schul' aufrichten, worauf sie Doktormäßig gradiren und nachmals den Titel »Ihr gestreng Hr. Modi-Doktor« erhalten: – wenn ich alle Modi-Röck' von vier und zwanzig Jahren bei einander hätt', ich wollt' darmit fast einen Fürhang vor die Sonnen machen, daß man beim Tag' müßte mit der Latern' gehen, oder wenigst getraute ich mir die ganz Türkei darmit zu verhüllen, daß sich die Konstantinopolitaner möchten einbilden, ihr Mahomet wollt' mit ihnen blind Katzen spielen etc. Eine alte Hex' hat auf Begehren des Königs Saul den Propheten Samuel von den Todten erweckt, damit er durch ihn den Ausgang seiner Waffen wissen möcht'; – es wird bald dahin kommen, daß man auch denselben Schneider und Meister wird wünschen von den Todten zu erwecken, welcher der schönen Esther das Kleid gemacht, als sie den Augen des Ahasveri so wohlgefällig war. Vor Jahren ist in einer vornehmen Stadt eine Kleider-Polizei
Nimmt also gar zu stark überhand der Kleider Pracht, welche mehrist andere Nationen uns mit höchstem Schimpf spendiren: bringt demnach das Ausschweifen in fremde Provinzen uns Deutschen oft mehr Last als Lust ins Land, etc. Auf gleichem Schlag' hat wenig Guts erlernt der verlorne Sohn in fremden Ländern, sondern sein Studiren war Galanisiren, seine Bücher waren die Becher, sein Lateinischreden war Proficiat, sein Welschreden war Brindisi, sein Böhmischreden war Sasdravi, sein Deutschreden war: gesegne es Gott! etc. mit einem Wort: er war ein sauberer Bruder voller Luder, ein Vagant, ein Bachant, ein Amant, ein Turbant, ein Distillant etc. Nachdem mit Wahrheit hat können sagen dem Vater, was die Brüder Joseph's ohne Wahrheit dem Jakob vorgetragen, als sie ihm den blutigen Rock gezeigt: fera pessima, etc. ein übles Thier hat den Joseph also zugericht, ein übles Thier hat den verlornen Sohn also zugericht, ein übles Thier, der guldene Adler, ein übles Thier, der guldene Greif, ein übles Thier, der guldene Hirsch, ein übles Thier, der guldene Bär etc.; diese Thier' der Wirthshäuser haben das Bürschel also zugericht, daß ihm die Hosen also durchsichtig worden wie ein Fischer-Netz, daß ihm der Magen zusammengeschnurft wie ein alter Stiefelbalg und der Spiegel seines Elends auf dem schmutzigen Wammes-Ermel zu sehen war, etc. Nachdem endlich diesem Früchtl das Sau-Convikt nit mehr geschmeckt, seynd ihm heilsamere Gedanken eingefallen: er solle unverzüglich zu seinem alten Vater kehren und bei dessen Füssen ein glückliches Gehör suchen, welches ihm dann nach allem Wunsch von Statten gangen, und ist dem schlimmen Vocativo sein eigener Vater allegro! – Unterdessen kommt der andere Bruder nach Haus, hört aber von ferne geigen, pfeifen, leuren, tanzen, hüpfen, jugetzen, jaugetzen etc. Holla! sagt er, was ist das! potz Täubel, was ist das! es wird ja meine Schwester nit Hochzeit haben, hab' ich doch heut' früh noch um keine Braut gewußt! Indem er in diesen Gedanken schwebet, so bringt ihm einer ein Glas Wein zum Fenster heraus. Der Haus-Knecht lauft ihm entgegen mit der Zeitung: sein Bruder sey nach Haus kommen, dem so schlecht in der Fremde gangen, er soll hurtig hinein gehen auf ein kälbernes Brätl! Dieser wurde alsobald hierüber ganz bleich vor lauter Neid, um weilen man seinem Bruder also aufgewartet. Er setzte sich vor der Hausthür nieder, er kifflet die Nägel, er knarret mit den Zähnen, er kratzt im Kopf, er rümpft die Nasen, er seufzet, von Herzen, er fastet und plaget sich also durch den Neid, daß wenig gefehlt, daß er vom Schlag nit getroffen worden. O Narr! Wär' dieser Gispus lieber Filz hätt' geben, der ohne das keinen Hut mit sich bracht', hätt' es wenig Schaden verursacht; wär' er mit ihm zu Tisch gesessen, hätte den kälbernen Braten helfen verzehren, auf etliche Gesund-Trünk' fein wacker Bescheid gethan, auch bei der hell-klingenden Schalmeien etc. einen öfteren Hupf herum gesprungen und anderthalb Schuh-Sohlen abgetanzt, so wär' es viel besser gewest, und hätt' Gott nicht also beleidiget; – aber mit seinem Fasten, mit seinem Neid, der ihn mehr gequält, als die feurigen Schlangen das Volk Israel, hat er die Höll' verdient. Sonst ist Trübsal eine Straß' zum Himmel-Saal, sonst ist Leiden ein Weg zu ewigen Freuden, sonst seynd Schmerzen allezeit ein Vortrab des ewigen Scherzen; aber des neidigen Lappen seine Marter ist ein Leihkauf der ewigen Verdammniß.
Christus der Herr nimmt auf eine Zeit drei liebe Apostel mit sich auf den Berg Thabor, und zeigt ihnen allda in seiner Erklärung die Glorie in Compendio, den Himmel in einem Abriß, die Seligkeit in einem Modell; zeigt ihnen, was kein Pinsel könne entwerfen, keine Feder beschreiben, keine Zung' aussprechen und kein Herz, fassen, die Glorie seiner Herrlichkeit und die Herrlichkeit seiner Glorie; zeigt ihnen, was ein Abriß gegen den Berg Olympum, was ein Sandkörnlein Neid gefaßt gegen diese Dreien, in Bedenkung, daß sie mehr gelten bei dem göttlichen Meister. Aber, o gebenedeitester Gott! soll denn auch ein Neid gefunden werden unter den Aposteln, unter den Jüngern des Herrn, unter denen, die einen vollkommenen Wandel führen? Was dann? auch noch heutiges Tags ist der Neid in den Klöstern, es ist der Neid oft so heimlich in geistlichen Häusern, daß er mit manchen Mönchen zu Tisch sitzet, mit ihnen oft in die Metten aufstehet, mit ihnen ins Capitelhaus gehet, mit ihnen gleiche Kappen traget etc.! Verwundere dich nit! es ist auch das Manna oder Himmel-Brod wurmstichig worden: es ist der Neid ein Wurm, der Kloster-Wandel ein Manna; es ist auch unter dem Waizen im Evangelio ein Unkraut gewachsen: ein Unkraut ist der Neid, der Waizen seynd die Ordens-Leut'; es ist auch unter denen Soldaten Josua ein Dieb gefunden worden: ein Dieb ist der Neid, Soldaten Christi seynd die Geistlichen; es ist auch in der Arche Noe ein schlimmer Bösewicht der Cham gewest: ein solcher böser Gesell ist der Neid, das Kloster ist eine Arche Noe. Dergleichen Exempel scheinet unnöthig beizubringen, weil solche nur gar zu bekannt: ist demnach kein Stand, wo der Neid nit hat Bestand, ist kein Haus, wo der Neid nit hauset, ist kein Platz, wo der Neid nit darein platzt, ist keine Wohnung, wo der Neid nit wohnhaft, ist keine Gesellschaft, wo der Neid nit seine Herrschaft, ist keine Bank, wo der Neid nit seinen Sitz hat.
Was der Neid, wie der Neid, hat erfahren Habraym unter dem türkischen Kaiser Solyman. Dieser Aufkommen blieb nit bei'n Bauern, und wann schon sein Haus mit Stroh bedeckt war, so befand sich doch kein Stroh in seinem Hirn, sondern sein reifer Verstand und gute Vernunft zogen ihn vom Bauern-Feld ins Kriegs-Feld, zu versuchen, ob ihm der Säbel mehr Glück werde zuschneiden als das Pflug-Eisen. Wie es denn nit lang angestanden, daß er mittelst seiner berühmten Tapferkeit und Kriegsmuth zu hohen Ehren erhoben worden, und wurde er unter den Bassen nicht der geringste geschätzt; ja Kaiser Solyman sahe, daß die Verdiensten seines getreuesten Habraym noch nit nach Gebühr belohnt wären, erkieset demnach ihn zu der höchsten Dignität und Würde nach seiner kaiserlichen Person, und stellt ihn als einen großen Vezier. Habraym aber, ehe und bevor er diesen höchsten Ehren-Gipfel angetreten, da er einst ganz allein bei dem Kaiser war, hat er ihn ganz demüthigist gebeten: Allergnädigster und unüberwindlichster Herr und Gott auf Erden, ich bitt, ich bitt abermalen Euer Majestät, Sie wollen doch meine Person nit mehr erheben, noch ferners befördern, denn sonst wird mir Neidern verfolgt, wie das Licht von der Fledermaus. Dahero auch die Neider bei dem Solymanischen Hof nit gefeiert, bis sie ein Feuer angeblasen über den Habraym und denselben bei dem türkischen Kaiser in so großen und schädlichen Verdacht gebracht, daß Solyman gänzlich gesonnen, erst benannten Groß-Vezier zu tödten, konnte aber nit wegen seines abgelegten Eid's. Fragte demnach seinen türkischen Priester, wie doch dießfalls der Sach' zu rathen wäre? Der gab ihm unverweilt diesen Bescheid: Er könnt' es nit in den Kopf bringen oder glauben, daß die Schlafenden unter die Lebendigen zu zählen; derowegen soll der Kaiser den Habraym im Schlaf lassen erstechen; denn auf solche Weis' konnte auch der Eidschwur unverbrochen bleiben, welcher einig und allein dieses Laut's gewest, daß dem Vezier bei lebendigem Leib' nichts übles widerfahren sollte. Darauf dann die Exekution schleunig erfolgte und ein Kämmerling bei nächtlicher Weil' den berühmtesten Habraymum erstechen Dien zurück Neid.
Was der Neid, wie der Neid, hat erfahren Bellisarius, dieser weltkundige Kriegs-Fürst. Nachdem dieser über drei Theil' der Welt triumphirte, nachdem er in Asia den persischen König Cosroen, in Afrika den Gilimer, in Europa den gothischen Monarchen Theodatum obgesieget, nachdem er bei Rom in einem Tag neun und sechzig tausend der Feind' erleget, nachdem er das römische Reich vermittelst seines unüberwindlichen Heldenmuths in höchsten Glück-und Ehrenstand gesetzt und alles überwunden, ausgenommen die Neider, welchen das große Lob und Glück Bellisarii also mißfallen, daß sie so lang untergraben, wie die Maulwürf', daß sie so lang gegrüblet, wie die Hennen in dem Sand, daß sie so lang alles durchsuchet, wie die Bein in dem Garten, bis sie endlich das Herz des Kaisers umgekehrt, den Bellisarium in Ungnad' gebracht, daß zuletzt dem mächtigisten Welt-Helden die Augen seynd ausgestochen worden, damit er den Neid mit blutigen Zähren möchte beweinen; – der arme Tropf, nachdem er keine Augen mehr hatte, konnte erst recht sehen, was der Hof-Neid für scharfe Zähn' habe; sein Elend wuchs so weit, daß er auch das Bettelbrod von dem Vorbeigehen sammeln mußt', und zählte gar oft seine wenigen Pfenning in seinem hölzernen Schüsserl, dem vorhero
Der Neid ist wie ein gewisses Glas, welches die ABE-Schmid das Mücken-Glas nennen; denn so jemand durch dieses Glas eine Mucken anschaut, so gedunkt ihm dieß fast so groß zu seyn, wie ein schwarzer Ketten-Hund. Denn solches Glas alles vergrößert. Wenn man einen Floh durch dieses Glas beschauet, so scheint er schier als wie ein halb-gewachsenes Rhinoceros aus Armenia, etc. Also auch vergrößert der Neid den allergeringsten Mangel des Nächsten, schneidet aus einem jeden unbehutsamen Schritt ein Sacrilegium, schnitzlet
Was der Neid, wie der Neid, hat erfahren, der hl. Gregorius Bischof zu Agrigent. Wie dieser fromme Mann durch göttliche Anordnung zu dieser hohen Würde gelanget, seynd ihm dessentwegen zwei sehr neidig gewest. allweilen sie selbst um solche gebuhlet, haben auch allerlei teuflische Anschläg' erdicht', wie sie doch möchten den frommen Mann in öffentliche Schand' und Unehren stürzen. Nachdem er einmal bei nächtlicher Weil' dem Gottesdienst emsigist abgewart', haben unterdessen erstgedachte zwei Bösewicht' Sabinus und Tesselinus einen allbekannten Stadt-Fetzen und beschreites Weibsbild durch Geld dahin bered't, daß sie sich in des Bischofs Bett gelegt. Nachdem er dann von der Kirchen nach Haus durch die ganze Geistlichkeit, dem Gebrauch nach, begleit' worden, springt dieser unverschämte Grind-Schippel in Beiseyn Aller aus dem Bett, wodurch das Geschrei alsobald mit 6 Flügeln gleichsam hin und her Corda mala verborgen!
Was der Neid, wie der Neid, hat erfahren jener Kirschner zu Wien, welcher sich gar wohl, ob zwar arbeitsam, bei dem Seinigen befunden; auch weil er Gott forderist vor Augen gehabt, die heil. Messe an keinem Tag ausgelassen, so ihm nicht die Unpäßlichkeit des Leibs eine Verhindernuß gemacht, ist er desto mehr in seiner Hauswirthschaft und Habschaft gesegnet worden, welches dann bei seinen Nächsten den Neid desto mehr anflammete. Als nun gedachter Kirschner um etlich hundert Thaler schöne Zobel-Bälg' waschen wollte, ist der andere aus verdammtem Neid so gewissenlos und wirft unvermerkt einen ungelöschten Kalk ins Wasser. Nachdem dann der gute Kirschner seiner Meinung nach die Zobel genugsam gewaschen und nachmals aufgehenket, so seynd ihnen die Haar' alle ausgefallen, als hätten die Häut' ein hitziges Fieber gehabt, und hat der arme Mann mit weinenden Augen müssen sehen, daß er aus einem Kirschner ein Barbierer worden. – Der Neid ist halt also geartet, daß ihm nit wohl, so lang dem andern wohl, es ist ihm damalen übel, wann es dem Nächsten nit übel gehet. Die heiligen Lehrer seynd mehristentheil der einhelligen Aussag',
Was der Neid, wie der Neid, erfahren auch die Prediger, und hat's erfahren der heilige Bernardinus Senensis, welcher bei seinen apostolischen Predigten einen solchen Zulauf hatte, daß man vermeint, die ganze Welt hange an der Zungen Bernardini. Aber es hatte dieß bei etlichen solchen Neid angezünd't, daß sie so gar bey dem Pabst Martino V. diesen Bernardinum angeklagt, und neben andern vielfältigen Injurien forderist angeben, wie daß Bernardinus eine neue Manier im Predigen aufbringe und auf der Kanzel allzeit eine gewisse Tafel, worauf der süßeste Name Jesus, dem Volk zeige. Solche Neider waren so emsig in der Verfolgung, daß sogar dieser apostolische Prediger nach Rom citirt worden, daselbst sich zu verantworten. Es ist aber hierdurch des gottseligen Manns Lob nur vergrößert worden bei dem päbstlichen Stuhl, und denen Neidern über Willen die Nasen verlängert worden. – Es ist mit einem Wort, der Neid ein steter Begleits-Mann des Lob's und der Tugenden. Und gleichwie kein Licht ohne Schatten, also auch keine Ehr' und Lob ohne Neid.
Was der Neid, wie der Neid, hat erfahren David
A Dio! so bessert denn euch, ihr Neider und Neidhard, ihr Neidhund, ihr Neidfalken, ihr Neidteufel, ihr Neidbrüder, ihr Neidverwandte des Judä Iscarioth des Erz-Schelms! Bessert euch, wofern ihr nicht wollt mit diesem ewig, ach! ewig von Gottes Angesicht verworfen und an die Ketten der ewigen Verdammnuß angefesselt werden, allwo unendliches Heulen und Zähnklappern das schmerzliche Ewig – Ewig – augenblicklich vergrößert!
Ambrosius, Orosius, Augustinus, Viktorinus, Tostatus, Alciatus, Nissenus, Emissenus, Aurelius, Cornelius, rothen Bart gehabt.
Wo steht es denn geschrieben? – Ja man mahlt ihn gemeiniglich mit einem solchen philistäischen Fuchs-Balg'! Ich antwort: die Mahler haben große Privilega, das ist Brief-Lügen: sie haben öfter die schamhafte Farb' im Pinsel als im Gesicht, sie thun oft etwas mahlen, welches wahr ist niemahlen. Dahero schickt sich nichts besser, als wenn ein Poet den Mahler zum Gevattern bitt'; denn fingere und pingere seynd die vertrautesten Spießgesellen. Auch soll jenem arkadischen Scholaren sogar nit für übel aufgenommen mentiri auf deutsch heiße? mahlen geantwortet. Denn der Mahler-Pinsel ist nit skrupulos, und ob er schon aus Haaren bestehet, so geht er dennoch nicht ein Haar auf die Wahrheit.
Wann öfter ein Mahler thäte einbüßen, wie jener, von dem Gumpenberger in seinem Atlante schreibet, daß er in Mahlung eines Unser Frauenbilds mit diesen Worten gefrevlet: Wann das Bild wird Mirakul
wirken, so werden mir Hörner wachsen! und siehe, wie der Frevel auf der schnellen Post die Straf' von dem Himmel holt! – er hatte kaum ausgeredet, da seynd ihm auf der Stirn' zwei Hörnet herfür geschossen, welche zwei scheinbare Zeichen und Zeiger waren seines verübten Muthwillens! Man muß dahero der Mahler Freiheit oder Frechheit nit für ein feyertäglichen Bart habe gehabt; sondern es ist gar wohl zu vermuthen, es seye der einige Nam' Iscarioth die Haupt-Ursach solches gemeinen Wahns und Aussag': Dann die plumpen Leut' Anfangs das Wort Iscarioth für Ist gar roth verstanden; ist also solchergestalten dem Judä solche Farb' in Bart gerieben worden.
Gesetzt aber, es hätte Judas eine solche erwähnte Rubrikam um das Maul gehabt, was folgt dann daraus? Vielleicht beliebt dir zu reden: Judas habe einen rothen Bart gehabt; ergo, alle die rothe Bärte haben, seynd Erz-Schelmen. Wann dem also, so wäre kein einiger Bart von großem Schimpf befreit. Der Teufel ist in Gestalt eines Manns mit einem braunen Bart in die Wüsten gangen und Jesum versucht; ergo, so seynd alle Männer mit braunem Bart Teufel. Der Absalon hat krause Haar' gehabt; ergo, alle, die krause Haar' haben, seynd verruckte Bösewicht' und gewissenlose Rebellen wider ihre Eltern. Die zwei alten, mehr baberlonischen als babylonischen Richter bei Susannam ergo, alle die weiße Bärt' haben, seynd solche bockbergerische Ehebrecher; Pilatus der Landpfleger (oder besser gered't der Schandpfleger) hatte einen schwarzen Bart; ergo, alle die schwarze Bärt' haben, seynd Feind' und Widersacher des göttlichen Heilands. O wie ungereimt lauft dein Argument! Des Balaams Eselinn hat gered't; ergo, wird dein Esel zu Haus auch mit der Sprach' heraus und dich salve Frater:
willkomm' Bruder! anreden.
Dafern es aber sollte der Wahrheit gemäß seyn, daß Judas mit einer solches Safran-Farb' wäre notirt gewesen, wo steht es denn geschrieben, daß rothe Bärt' nichts nutz seynd? Wann solche Aurora den wenigsten Schimpf oder Spott in sich hielte, hätten mit denselben nicht geprangt die alten Römer, welche sogar auch die rothen Haar' als eine besondere Zierde zu ihrem Namen und Titul selbsten gebraucht. Solche waren SP. Latius Rufus, Serg. Sulpitius Rufus, Cn. Domitius Rufus, Q. Minutius Rufus, P. Rutilius Rufus, Q. Pompejus Rufus, lauter rothbärtete Männer, welche durch ihre heroische Tapferkeit in den asiatischen, thrazischen, cimbrischen, kretischen, partischen, illirischen Kriegen einen unsterblichen Namen erhalten. Wer ist gewest der sieghafte Kaiser Friederikus rothen Bart und eine gute Art gehabt.
Es schreibt zwar Boz de Signis Eccl. lib. 5. cap. 1. daß derjenigen zweien Bösewicht', welche die heilige Ludomillam in Böheim ermordet, einer habe einen rothen Bart gehabt, der andere aber gehunken; dahero sie Gott im ganzen ihren Geschlecht und allen Nachkömmlingen dergestalten gestraft, daß noch auf heutigen Tag, die von dero Haus oder Freundschaft herkommen, rothe Haar haben und hinken. Es möcht' hierinfalls ein Nasenwitziger sein übles Urtheil von dem rothen Bart behaupten, mit dem Vorwand', daß, wann rothe Haar etwas Guts wären, so hätte der gerechte Gott solches Geschlecht und Kinds-Kindskinder nicht darmit gestraft. Dem ist aber zu antworten, daß solches mehr geschehen zu einem Denkzeichen der verübten Unthat ihrer Vor-Eltern, als zu einer Straf, zumalen solche Nachkömmlinge dießfalls unsträflich scheinen. Wann rothe Haar ein vermuthliches Kennzeichen wären einer schlimmen Art, so hätte Gott etwann nit so ausdrücklich verlangt in dem alten Testament, daß man ihm soll eine rothe Kuh schlachten und opfern.
Testimonium steifet.
Die alten heidnischen Grillen-Vögt hatten unterschiedliche abergläubige Wissenschaften, woraus sie künftige Begebenheiten abnehmen; und zwar eine hat geheißen Metoposepia, eine andere Chiromantia, eine andere Batonomantia, eine andere Capnomantia, eine andere Piromantia, eine andere Coschinomantia, eine andere Cleromantia, eine andere Geomantia, eine andere Hydromantia, eine andere Lecanomantia, eine andere Gastromantia, eine andere Axinomantia, eine andere Aeromantia, eine andere Physiognomia, und diese letztere thäten sie allein gründen auf das Angesicht des Menschen, aus dem sie künftige Sachen auskundschaften, aber von keiner Barbomantia oder Narromantia
Im Uebrigen ist der Bart einem Mann eine absonderliche Zierde, und wird solcher nicht wenig von der Feder des großen Vaters Augustini hervor gestrichen. Barba significat fortes, impigros, alacres etc. »der Bart ist ein Anzeiger eines starken, tapfern und wackeren Manns.« Dahero nicht wenig darmit geprangt Hans Steiniger, Burger und Handelsmann in der Stadt Braunau in Nieder-Bayern. Dieser hatte einen solchen Bart, daß er solchen zwei Spann auf der Erden zoge, und dessentwegen die mehriste Zeit solchen Bart in einem schönen sammeten Beutel getragen, wie dieses genugsam bestätiget sein aus Marmor gehauter Grabstein in der Kirchen-Mauer zu Braunau. Wann der Bart nicht eine sondere Zierde des Manns wäre, hätten die Legaten und Abgesandte des Königs David jenen Schimpf nicht so hoch angezogen, welchen sie erlitten von dem ammonitischen König Hanon, Bartschneiden, daß man fast alle Tag eine neue Modi im Bart reibet; ja man find't dermalen wenig Bärt', sondern nur Bärtl, welche oft dergestalten zugespitzt seynd, wie die subtilesten Miniatur-Pinsel: bald reibt man und treibt man solchen hinaufwärts, daß diese wenigen Haar' über Willen müssen bergauf stehen; bald lehnt man und wend't man diesen herab, daß sie einen halben Mondschein müssen nachäffen; bald streckt man und reckt man beederseits aus, wie die angenagleten Hennengeier an dem Jägerhaus. Jetzt sieht man alte Gecken und betagte Narren, die ihr zahnluckendes Maul außerhalb also renoviren, daß es fast einem gearbeiten Sau-Leder gleichet, und bleiben bisweilen zwei winzige Büscherl Haar unter der Nasen, daß sie also zeigen, der Grund sey nichts nutz, weilen so wenig Gras wachset. Pfuy der bethörten Welt! Sollen uns dann nit die Controfee unserer Vor-Eltern mit ihren großen Bärten schamroth machen, weilen wir sogar Dedi Genas meas vellentibus.
Jene tyrannische Verfolgung, welche der gottlose Decius wider die Christen führte, soll aus sonderer Verhängnuß Gottes geschehen seyn, schreibt der heil. Cyprianus, weilen Gott den Uebermuth der Christen nicht mehr erdulden konnte. Unter andern Gott mißfälligen Werken setzt er auch die damalige eitle Pracht der Bärt':
Corruptas barbas in viris. Möcht' einer doch solchen Bart-Hansen und Bartprallern und Bartpflanzern vergunnen jene Straf', wel che der hl. Mann Patricius einem Dieb von Gott erbeten. Dann als solcher erstgedachtem heil. Mann einen Geisbock entfremdet und selben für seine Kuchl abgestochen, ist ihm alsobald, nachdem er den ersten Bissen gekostet, ein Hoedos autem a sinistris.
Ist demnach ohne weiters Krausen und Zausen der Bart von der Natur dem Mann für eine Leibs-Zierde gespendirt worden; und der kein ehrlicher Mann ist, der ist nicht werth, daß er einen Bart trage. Wie es jenem Bauersmann Namens Joscelino ergangen: wie dieser einen falschen Eid über die Heiligthümer des heil. Märtyrers Mauri abgeleget und zugleich zu mehrerer Bekräftigung seines Juramenti seinen langen Bart in der Hand hielte, ist ihm solcher durch göttliche Straf alsobald ausgefallen, daß er den ganzen Bart hinweg gezogen und nachmals solches nackende Maul und lederne Goschen bis in den Tod behalten. Weilen dann der Bart' für eine Zierd' des Manns jederzeit gehalten wird, warum soll hierinfalls der rothe Bart Farb halber dieses Tituls oder Preis-Namens beraubt werden, da doch die rothe Farb als
Es kann demnach mit keinem Fundament oder sattsamen Grund geglaubet werden, daß Judas habe einen rothen Bart gehabt; und dafern auch solches möchte mit vielen Zeugnissen bestättiget werden, so muß man doch mit gutem Gewissen aussprechen, daß der rothe Bart den Judam zu keinen Schelm gemacht habe.
Was anbelangt die Leibs-Statur des Iscariothischen Bösewichts, ist zu wissen, daß solcher von keiner feinen Leibs-Gestalt oder Mannsgröße gewesen sey, sondern klein von Statur; daß also der mildherzige Heiland sich gebuckt und geneigt hat, wie er von diesem verruchten Männ'l den falschen Kuß empfangen. – Nun ist wohl zu vermuthen, daß mancher große Feder-Hans nach solcher Erfahrenheit die kleinen Leut' wird schimpfen, daß sie auch nichts nutz seyn – welches aber aller Vernunft zuwider; dann die kleine Leibs-Gestalt hat den Judas nit zur Bosheit geholfen. Ihr ungereimten Ehrenstutzer wißt bald nicht mehr, mit was verklienerischen Schimpferl und spottvollen Namen gegen die Kleinen ihr sollt verfahren. Ihr nennet sie punkete Krotten, Berchtlesgadner- Waar, Gemüth, und nicht von seinem leimsüchtigen Leib' abzunehmen. Wie Viele zählt man, welche die schönste, geradeste und wohlgeschaffenste Leib's-Gestalt gehabt, und dennoch unter solchem glatten, g'raden, alabasterischen Oberzug die größten Laster oder eselischen Unverstand verhüllt getragen! entgegen wie Viel' weiß man, so da eines schlechten, übelgeschaffenen, kleinen und mangelhaftigen Leibs gewesen, und gleichwohl im Wissen und Gewissen die berühmtesten waren!
Heilig, und abermal heilig, und tausendmal heilig ist das Evangelium Matthäi, das Evangelium Lucä, das Evangelium Marci, das Evangelium Joannis. Denn alles, was Joannes geschrieben, was Marcus geschrieben, was Lucas geschrieben, was Matthäus geschrieben, ist geschrieben durch Eingebung, durch Angebung, Limmellius gefunden werden, welcher absonderlich auf das äußerliche Ansehen gehet und viel auf die Leibsgröße hält, wormit ein Ochs, Schwere halber, besser zu prangen, als ein Mensch. Ein solcher möcht Ecce, Vir nomine Zachaeus:
Siehe, da war ein Mann genannt Zachäus, und gleich folgt darauf: statura pusillus,
er war klein von Person. Klein von Person und ein Mann genennt werden, wie reimt sich das? Jene Dornhecken, in welcher der Patriarch Abraham zum göttlichen Opfer einen Widder gefunden, einen Wald zu nennen, schickt sich nicht; jenes Schiffel, in welchem Jesus geprediget, ein Schiff zu nennen, reimt sich nit: docebat de navicula turbas; jenen Bach Cedron, wodurch die unmenschlichen Henkers-Gesellen und Troßbuben den gebenedeiten Jesum geschleift haben, einen
Kommt her, ihr überwachsenen Beschnarcher, ihr aufbäumte Hopfen-Säck', ihr goliathische Großschädel, die ihr allein auf das äußerliche Gesicht und Gewicht viel haltet! kommt her und beschaut viel kleine Leut', die euch im Ruhm und Glorie weit übersteigen! Alexander Macedo klein von Person, entgegen aber ein weltberühmter Held! Asineus, ein Kriegsfürst der Juden klein von Person, aber ein weltkündiger Soldat! David in Israel klein von Person, aber ein unbeschreiblicher Edgarus ganz klein von Person, aber ein glorwürdigster König in Britannia! Pipinus so klein von Person, daß ihm solcher Nam' schimpfweis' gegeben worden wegen der kleinen Hühnel, welche nur Pi Pi singen, aber ein erfahrnester Held und Herr! Bajazethes klein von Person, aber ein preiswürdigster Fürst bei den Türken! Wladislaus der dritte König in Polen war nur eine Elle lang – dessen wahre Abbildung in der kaiserlichen Schatz-Kammer zu Wien gezeiget wird – und dannoch ein guter König! Robertus der Pfalzgraf klein von Person war doch in größtem Ansehen bei dem böheimischen Reich! Galeaceus Gonzaga war klein von Person, und doch eines ungemeinen Heldenmuths! Viel andere mehr fast ohne Zahl und Ziel, welche klein von Person aber groß im Namen, werden allhier umgangen. Verwundert euch alleinig und einig über den heiligen tharsenischen Prediger Paulum! Paulus eine Angel, ein Engel, ein Engel, eine Angel, eine Ampel, ein Amper, ein Amper, eine Ampel, eine Feil', ein Pfeil, ein Pfeil, eine Feil', ein Agtstein ein Eckstein, ein Eckstein, ein Agtstein, ein Netz, ein Nutz', ein Nutz', ein Netz, ein Brunn', eine Brunst, eine Brunst, ein Brunn', ein Vogel, der fast nichts anders gesungen, als den süßesten Namen Jesu; sogar auch wie er enthaupt' ist worden, ist das heil. Haupt dreimal in die Höhe gesprungen und jedesmal den allerheiligsten Namen Jesu ausgesprochen. Paulus ein Veigl, welches einen solchen lieblichen Geruch der Tugenden von sich giebt, daß es die ganze Welt nach sich gezogen: Christi bonus odor sumus. Paulus eine Brunst, zumalen er in den Liebes-Flammen zu seinem Jesu dermassen erhitzet war, daß ihn weder Stangen noch Zangen, weder Sabel noch Gabel, weder Noth noch Tod konnte von der Lieb' abhalten. Quis ergo nos separabit a caritate Christi? Paulus ein Brunn', aus dem die Welt die reinste Lehr' geschöpft. Paulus ein Nutz' der katholischen Kirchen, weilen er so viel' Seelen gewonnen, als Gott dem Abraham schimmernde Stern' gezeigt in dem Himmel; Paulus ein Netz, womit Gott große Sünder gefischt, welche im Grund' und Abgrund' der Laster und Irrthum gestecket; Paulus ein Agtstein: gleich wie dieser die Haarsplitter und andere leichte Ding' zu sich ziehet, also zog Paulus viel leichtsinnige, leichtfertige Sünder zu sich und bekehrte dieselbigen; Eckstein, auf welchen Gott das Heil so unzählbarer Seelen gebauet hat; Paulus ein Pfeil', den Gott insonderheit abgeschossen in die Welt, so viel harte Herzen zu verwunden; Paulus eine Feil', welche den Rost der Sünder von den Seelen unabläßlich abzuwenden sich beflissen; Paulus ein Amper, mit dem wir aus dem Brunnen der göttlichen Weisheit so viel unbekannte Geheimnissen geschöpft; Paulus eine Ampel, durch welche die ganze breite Welt erleuchtet worden; Paulus ein Engel (oder besser gered't) ein Schutz-Engel der ganzen Christenheit; Paulus eine Angel, wormit so viel arme vertiefte Sünder zum Gestad' der ewigen Seligkeit gezogen worden. Paulus hat gepredigt und hat bekehret ganz Seleuciam, ganz Eypern, ganz Salamis, ganz Paphum, ganz Pergen, ganz Pamphyliam, ganz Antiochiam, Lystriam, Derben, Licaoniam, Phrygiam, Galatiam, Cappadociam, Macedoniam, Misian, Achaiam, Bithyniam, Asiam, Syriam, Tyrum, Ptolomaidem, Cäsaream, Griechenland, Spanien, Frankreich, ja fast die ganze Welt. Das muß ein Mann gewest seyn! Paulus sogar in den dritten Himmel verzuckt, sogar in der Insel Malta alle Schlangen in Stein verwandelt, sogar wie er enthauptet worden, ist anstatt des Blut's Milch geronnen, und mit seinem Schweiß-Tüchel Mirakul gemacht. Das muß ein Mann gewest seyn! Vielleicht bildet ihm ein jeder ein einen großen Mann mit krausen Haaren, mit völligem Angesicht, mit schöner großer, wohlgeschaffener Leibs-Gestalt? Nichts weniger als dieses: er war klein von Person, bucklet auf dem Rücken, glatzet auf dem Kopf, langnaset im Gesicht, Non spernas hominem in visu suo! Veracht' keinen Menschen, wenn er klein ist, vielleicht ist er großmüthig, großverständig, etc.
Der heilige Gregorius, Bischof zu Turon, kam einst nach Rom, allda die Kirchen der heiligen Apostel zu besuchen, welchen dann der römische Pabst gleichen Namens Gregorius Magnus wegen bekannter Heiligkeit und großen Ruhm höflich empfangen. Und als gedachter hl. Bischof seine Andacht und Glaubens-Bekenntnuß in der Kirchen vollzogen, gedachte der neben ihm stehende Pabst, wie doch Gott in einem so schlechten Leib' und müheseligen Krüppel so große Gnaden habe einlogiret! (dann dieser Bischof war sehr klein
Dominus fecit nos, et non ipsi nos, idem in parvis, qui et in magnis: »Heiligster Vater und Statthalter Christi, Sie verwundern sich in Ihrem Herzen über meine schlechte geringfügige Leib's-Gestalt, daß ich ein so kleines buckletes Männlein bin. Sie wissen aber gar wohl, daß mich Gott erschaffen und ich mich nicht selbsten, und kann der allmächtige Gott seine Gnaden so wohl in ein erdenes Geschirrl gießen als in großes guldenes Gefäß.« Wahr ist es, daß die öde, schnöde und blöde Welt so gern nur das Aeußerliche bewegt und aus der Scheid' den Degen urthlet, dahingegen öfters der Menschen Augen hierinfalls betrogen werden.
Wo hat Moses die Tafel der zehn Gebot gebrochen? Antwort: beim guldenen Kalb, welches die unbändigen Israeliter als ihren Gott angebetet haben. Der Zeiten bricht man auch mehrist die zehen Gebot beim guldenen Kalb, beim guldenen Ochsen, beim guldenen Lämml, beim guldenen Bär'n etc., dergleichen Namen die Wirthshäuser tragen. Erstgenanntes guldenes Kalb war von reichem, schönem, glänzendem Gold – aber – was aber? aber – was denn aber? aber – es war einwendig hohl und leer, und folgsam nit lauter Gold, wie Viele vermeinten. Ein Gemüth, die Tugend, der Verstand zu schätzen. Diesen großen Hansen lobest du wegen des hübschen Ansehen; aber gib' Acht, ob er nit ist Vitulus conflatilis, wie das guldene Kalb, inwendig hohl und leer, lirum, larum, nichts im Hirn, sein Hirn ist beschaffen wie der fünf thörichten Jungfrauen ihre Ampeln, nichts darinn, sein Gedächtnuß ist wie die Kürbiß-Blätter des Jonas,
Entgegen begegnet dir ein Kleiner, dem die Natur gesparsam gewest ist, dessen Leibs-Statur geschmählert, der so feist, wie der Mondschein im ersten Viertl, der in Duodez eingebunden, der dem römischen Curtio anverwandt, so lache ihn nit aus dessenthalben! Portiuncula ist ein kleines Kirchel und doch der vornehmste Ablaß darein, Bethlehem ein kleines Städtlein und doch mit der Geburt Christi berühmt, Gott ist ein kleines Wörtlein, und ist doch alles über alles darinn; also ist öfters in einer kleinen Person ein groß Gemüth, große Wissenschaft, große Heiligkeit. Wer ist Augustinus gewest mein hl. Vater? ein Miracul der Welt, eine Fackel der Welt. Was hat er für ein Ansehen gehabt? ein schlecht's: er war klein von Person, wie er selbsten bekennt: Quaeso per Dominum, ne vos Homuncionis faeditas offendat. Wer ist Hieronymus gewest der hl. Lehrer? Ein Glanz der Cornelius a Lapide gewest? Ein Lehrer aller Wissenschaften, ein Vermehrer aller Wissenschaften, eine sondere Zierd' der ganzen Societät. Was hat er für ein Ansehen? Ja gar ein schlechtes, ein Männl kaum Spannlang: Cornelium à Lapide habuit Collegium Romanum hominem perpusillo corporis modulo ingentem animum et nullis studiorum laboribus fractum claudebat. Wer ist Carolus V. gewest? Fast über alle glorios, viktorios, generos, von Person aber nit gar groß. Wer ist Aristoteles gewest? Ein solcher Mann, der mit seiner Feder so viel Bücher, mit seinen Büchern so viel Schulen, mit seinen Schulen so viel Bibliotheken angefüllt, Aristoteles ein solcher Mann, dem Augustinus, mit Augustino Ambrosius, mit Ambrosio Anselmus, mit Anselmo Thomas de Uquino schier einen halb englischen Verstand zueignen; Aristoteles ein Licht der Weltweisen, ein Fürst der Weltweisen, eine Zier' der Weltweisen, der wird ja ein großer Mann gewesen seyn? Ja, ja, ja, ja, groß war er an Wissenschaft, nicht aber am Leib; denn er kleines Männl, ein buckelt's Männl, ein großnasetes Männl. Und dennoch in einer so schlechten und niedrigen Herberg' hat logirt ein solches ansehnliches Gemüth! Nihil in homine magnum, praeter mentem, spricht gar recht Phaphotinus Philosophus: »die Größe des Menschen ist vom Gemüth, und nit vom Leib zu messen.« Alexander mit dem Zunamen Magnus, der Große, Theodosius mit dem Zunamen Maguns, der Große, Justinianus mit dem Zunamen Magnus, der Große, Agrippa mit dem Zunamen Magnus, der Große, Constantinus mit dem Zunamen Magnus, der Große, Carolus mit dem Zunamen Magnus, der Große, Otto mit dem Zunamen Magnus, der Große, Valerius mit dem Zunamen Maximus, der Größte, Fabius mit dem Zunamen Maximus, der Größte, Scipio Afrikanus mit dem Zunamen Maximus, der Größte etc. seynd nit derenthalben die Großen und die Größten genennt worden, weilen sie großer Leibsgestalt waren, sondern weilen sie große Gemüther hatten.
Gleicher Gestalt müssen auch diejenigen nicht verhöhnet und verspottet werden, welche von Natur eines schändlichen und ungestalten Leib's seynd! Es ist zwar der Jakob nicht allein, welcher ihm die schöne und holdselige Rachel auserkoren und der triefaugenden Lia einen Korb geben, sondern es ist bereits die ganze Welt also gesitt' und gesinnt, daß sie eine schöne Gestalt hoch achtet; und müssen nur Tischler und Bildhauer an holzernen Fratzen-Gesichtern ihr Wohlgefallen haben, worinnen sie nicht wenig Stemmeisen stumpf machen. Es wollte der große Assuerus, daß ihm die
schönsten Mägdlein aus dem ganzen Land' sollten nach seiner Residenz-Stadt Susa geliefert werden, aus denen er eine königliche Gemahlinn möchte erkiesen, und wurden die markolvischen Gesichter, die äsopischen Larven, die bubavischen Nacht-Eulen auf alle Weis' ausgeschlossen, er wollte eine erwählen, die
Ein schöner Ganymedes aber, ein hübscher Narcissus, ein krausthaariger Paris, eine wohlgeschaffene Helena, eine saubere Atalanta, wann sie den halben Tag unter den Fenstern stehen, oder vier Stund' auf dem Markt spazieren, oder eine Zeitlang mit fliegenden Augen in der Kirchen gaffen, pflegen nicht anderst Salva Quardia vor solchen Spottungen, dergleichen gehabt haben jene Raupen-Buben und Lotters-Fratzen, welche den Propheten Elisäum seines Glatzkopfs halber ausgelacht!
Jener einäugige Gesell spöttlete einen armen buckleten Tropfen, so fruh Morgens ihm begegnet, mit diesen Schimpfworten: Wo willst du so früh hinreisen, weilen du den Ranzen schon aufgeladen? Dem begegnet aber solcher gleich mit dieser Antwort: Ja, ja, es muß wohl sehr früh seyn, weilen du erst einen Fenster-Laden eröffnet hast! verstunde hierdurch sein Ein-Aug. – Ein anderer lachte gleichmäßig einen häßlichen Menschen aus, sprechend: Pfuy! du bist wohl ein garstiger, schändlicher, wilder Narr! Dem aber solcher absobalden widersetzte: ja ich bin ein garstiger, schändlicher, wilder Mensch; ich kann aber nicht darvor, denn meine Mutter hat sich an dir ersehen, wie sie mit mir schwanger gangen. – Dergleichen Spottreden fliegen herum, wie die Mucken in Egypten zu Pharaons Zeiten, und muß einer sich wohl in Acht nehmen, daß er keinen Stich ausstehen darf. Solche zaumlose aber nit zahnlose Mäuler machen es nit ungleich einer Schweizer-Kuh, welche eine ganze Wiese durchgraset und auch das schönste Blümlein nicht verschonet. O ihr zoilantischen Beschnarcher! fallt euch dann gar nicht ein, daß ihr durch solches Gott den Allmächtigen beleidigen thut, indem ihr seine Geschöpf also schimpflich durch die Hechel ziehet!
Ein gewisser König zu Babylon ist mit solchem Ernst wider die Christen verfahren, daß er ihnen gedrohet, alle zu köpfen, wofern sie nicht durch ihren Glauben einen großen Berg von einem Ort zu dem andern schaffen, laut ihres Evangelii: Wahrlich, ich sage euch, so ihr einen Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: erheb' dich von hinnen dort hin! und er wird sich erheben und euch wird kein Ding unmöglich seyn! Weilen nun die Christen zu Babylon solcher Drohung halber sehr bestürzt waren und beinebens von Gott dem Allmächtigen ein so großes Mirakul zu begehren sich nit getraueten, also ist ein Engel vom Himmel dem Bischof daselbsten erschienen, ihme befohlen: er solle einen einäugigen Mann, Namens Arianum, zu diesem Wunderwerk erkiesen! welcher ungestalte einäugige Arianus nach vollbrachtem
Es hat öfters eine Beschaffenheit mit einem stattlichen Kerl wie mit einer stattlichen Perl'. Du siehest eine schlechte rauhe Muschel, eine knoperte Mißgeburt des Wassers, einen harten Meerfaim: wer soll sich einbilden, daß in diesem wilden ungestalten Geschirr soll etwas gutes seyn? eröffne aber solches: da wirst du finden eine kostbare, schöne, edle und stattliche Perl'. Wie die Perl', so mancher Kerl: Du wirstElend-Haut etwas Gutes stecke. Dennoch aber wirst du es erfahren, gleichwie in einer ungestalten Muschel eine stattliche Perl', also in dieser schlechten Menschheit ein stattlicher Kerl verborgen. Du wirst öfters antreffen ein treffliches Gemüth, eine lobreiche Frömmigkeit, eine ansehnliche Wissenschaft in einem so schlechten und Augenschein halber unachtbaren Menschen, gleichwie gefunden worden ein kostbarer silberner Becher in dem schlechten rupfenen Treidsack des Benjamin. Gedenke nur, daß ein krummes Holz so gute Hitz' gebe, als ein gerades! Der römische Galba hat einen Buckel gehabt fast so hoch, daß man hätte mögen ein Schilder-Häusl darauf bauen und er war dannoch ein unvergleichlicher Wohlredner. Aesopus hat ein solches Larven-Gesicht gehabt, daß auch die knoperte Rinde am Eichbaum seinem Fell fast an der Schönheit vorgangen; und gleichwohl war er der witzigiste Mann zu seiner Zeit. Rudolphus der erste römische Kaiser hatte eine so lange Nasen, daß ihm einmal ein Soldat auf die Seiten gewichen, sagend: er weiche auf die Seite, damit der Kaiser nicht mit der Nasen anstoße; und dennoch war er der vornehmste Ehrenzweig des weltberühmtesten österreichischen Stammen-Baums.
Quintius Fabius Maximus hatte eine so große ungestalte Warzen gehabt auf seiner obern Lefze, daß sie ihm fast wie ein Dächel über den Freßladen gehangen; und dennoch war er der allervortrefflichste Mann.
Weil denn öfters in einem mangelhaften Leib ein vollkommenes Gemüth; ideo non spernas hominem in visu suo;
so verachte den Menschen nit nach dem äußerlichen schlechten Ansehen: wann er schon klein, ist schon genug, wann er ein groß Gemüth hat; wann er schon bucklet, ist schon genug, wann er einen aufrichtigen Wandel führt; wann er schon krumm ist schon genug, wenn er nur nit in große Sünden fällt; wann er schon schilchet oder einäugig ist, ist schon genug, wann er Gott allzeit vor Augen hat; wann er schon schwarz, ist schon genug, so er nur ein weiß Gewissen hat. Was hilft es, einen Claudiani, lauter schilchende und einaugige Cäcilii; Aureliani, lauter langnasende Nasones, lauter großmaulete Orestes; und doch, und doch, und doch die wackersten, die gelehrtesten Leut'! Entgegen Adonis, Atys, Cyparistus, Crocus, Aranthus, Amaracus, Hylas, Nisus, etc. seynd lauter schöne, wohlgeschaffene und hübschgestalte Leut' gewesen und beinebens Ehe vergessene, Ehr vergessene, Lehr vergessene Gesellen gewest. Solche Tölpel kommen mir vor wie die Tempel der Heiden, benanntlich in Japonien: allda der Tempel der Amida zu Meaco, der Tempel der Casunga, der Tempel Day, der Tempel Fachinam, der Tempel Tinchidai seynd auswendig von glattem Marmor, von kostbaren Jaspis, mit dem besten Gold auf das reichiste überzogen; einwendig aber – was? ein Hund, eine Katz', ein Teufel, ein großmaulender Uzlibuzli, ein abscheulicher Götz'!
Gar recht hat der allmächtige Gott dem Propheten Samuel, als er des Isai ältesten Sohn Namens Eliab vermeinte zum König zu salben, um weilen derselbe ein großer, wackerer Kerl war, diese Wort geredet: Samuel, siehe sein Gesicht nicht an, noch die Höhe seiner Person!
Wie hat des Moses Weib geheißen? Antwort: Sephora; was ist sie für eine Landsmänninn gewest? Antwort: eine Madianiterinn; wer ist ihr Vater gewest? Antwort: der Raguel; wie viel hat sie Schwestern gehabt? Antwort: sechse; wie hat sie ausgesehen? Antwort: fast wie der Teuchßl; denn sie war eine schwarze Mohrinn, wessenthalben des Mosis Schwester so stark gemurrt, daß ihr Bruder eine solche rußige Braut und cortabonische Haut geheirathet. Er hätte gar wohl eine andere und weit schönere können werben; aber ihm hat diese gefallen, nicht weißer Händ' halber, sondern unsträflichen Wandels halber; nicht gerader Seiten halber, sondern guter Sitten halber; nicht des äußerlichen Scheins halber, sondern der innerlichen Schöne halber; nicht Geburt halber, sondern Gebährden halber; nicht Geblüt halber, sondern Gemüth halber. Allermassen die Schönheit vergehet, aber die Tugend besteht. Merk's demnach wohl: das Achten und Verachten sich nicht muß gründen auf das äußerliche Ansehen! achte niemand dessenthalben, weilen er schön vom Leib ist; verachte
Judas Iscarioth ist nit der Ursachen halber zu schimpfen, weilen er, wie etliche vermuthen, einen rothen Bart gehabt, noch darum zu schelten, weilen er klein von Person gewest; sondern weilen er ein boshaftiges, sündhaftes, lasterhaftes, neidhaftes Gemüth gehabt und ein Erz-Schelm gewest ist. Darum merk's! –
Nachdem der gottlose Bösewicht durch Antrieb des Neid's den königlichen Prinzen ermordet, hat er für gut und rathsam gehalten, sich mit der unverzüglichen Flucht zu retten, aus Furcht, es möchte der höchstbeleidigte König dessenthalben mit ihm scharf verfahren, ja wohl gar das Haupt nehmen, weilen er ein solches Haupt-Laster freventlich begangen. Es gab ihm demnach das verletzte Gewissen selbst die Sporen, welche ihn zu schneller Flucht angetrieben, und ist wohl zu vermuthen, daß er im währenden Laufen oft ob dem geringsten Geräusch' der Blätter auf den Bäumen erbleichet sey, in furchtsamer Meinung, er werde von den Nachstellenden ertappet. Die finstern Wälder und hohlen Stein-Klippen gedunkten ihm noch nit sattsame Deck-Mäntel zu seyn; sondern er eilte zu der Zeit? nichts. Was willst du anfangen? der Bettelstab ist kein Holz für dich, in der Arbeit hast du ein Haar gefunden, es graust dir darvor; ins Feld taugst du nicht, denn du zitterst, so man nur von der Scheid' redet, will geschweigen von dem Säbel; keine Kunst hast du gelernet, ausgenommen die freie Kunst zu essen und zu trinken, so ganz allgemein. So seye es, eines fällt mir ein: ich bin zu Hof auferzogen, ich weiß um die Hofbräuch' und Hofbäuch', ich kenn' die Hofweis' und die Hofspeis', ich kann mich richten nach dem Hoflust und Hofgust, ich kann umspringen mit den Hofleuten und Höflichkeiten. Ich will es denn herzhaft probieren, ob ich nicht bey dem Hof Pilati möchte unterkommen, allda die Stelle eines Hof-Dieners zu vertreten! Solcher Anschlag hat bald einen gewünschten Ausgang gewonnen und ist Judas Iscarioth vom Pilato ganz willfährig in seine Hofdienst' aufgenommen worden, in welchen er also auf Katzen-Art dem Pilato sich beliebt gemacht, daß er ihm durch sein gewissenloses Heuchlen und Schmeichlen das Herz völlig eingenommen, nach dessen Pfeifen getanzt und nach dessen Tanzen gepfiffen, alles was beliebig war, geredet, ausgenommen Wahrheit, als die bei den Schmeichlern ganz frisch und nagelneu, um weilen sie bei ihnen gar selten gebraucht wird; sondern die Suppen mit Lügen pfeffern nach den Appetit ihres Herrn, welches allerseits höchst schädlich fällt.
Es ist einmal der gebenedeite Herr und Heiland also matt und müd gewesen, daß er in etwas zu ruhen, sich bei einem Brunnen niedergesetzet und sehr heilsame Reden geführt mit der Samariterinn. Ich armer Tropf bin auch auf ein' Zeit so müd worden, daß mir sogar die Füß' das weitere Gehen und Stehen rund haben abgeschlagen. Die Ursach' aber meiner Mattigkeit war, weilen ich etwas gesucht und nicht gefunden. Sonst lautet wohl das Sprichwort: Wer sucht – der find't. Joseph hat seine Brüder gesucht und hat's gefunden; Joseph und Maria haben den zwölfjährigen Jesum gesucht, und haben ihn gefunden; der gute Hirt' hat das verlorne Lämm'l gesucht, und hats gefunden, wie auch auf seine Achsel genommen; das Weib im Evangelio hat den verlornen Groschen gesucht und hat ihn gefunden; ich aber hab' lang etwas gesucht, und nicht gefunden: ich habe die Wahrheit gesucht, allermassen dieselbe der große Kirchenlehrer und Vater Augustinus weit schöner hervorstreichet, als Helenam aus Griechenland, und war doch diese eine edelschöne Dama, an dero die Natur ein Meisterstück erwiesen: die Rosen auf ihren rothen Wangen, Wahrheit. Ja die Helena aus Griechenland muß sich verkriechen vor ihr': eine Trampel, ein Mistfink, ein Kothkübel, ein Luder-Sack, ein grober Rülps, ein Flank ist Helena gegen die schöne Wahrheit. Und diese hab' ich lang hin und her gesucht, endlich habe ich sie antroffen, aber in einem wunderseltsamen Aufzug. Sie hatte erstlich einen großen und langen Mantel mit allerlei Blumen gestickt und gespickt und gestrickt; wann der Mantel wäre schwarz gewesen, so hätte ich unfehlbar gemuthmasset, JESU begegnet!
Es hatte Pilatus Christo einst gar ein freundliches Gsicht geweist und ihm gar glimpflich vortragen, wie daß die Hebräer wider ihn sehr viel und scharfe Klagen eingeben, wie daß er ein Aufrührer des Ich bin darzu geboren und bin darzu in die Welt kommen, daß ich der Wahrheit Zeugnuß gebe. Darauf geschwind Pilatus: was ist die Wahrheit? – Laß mir das eine seltsame Frag' seyn! Pilatus ein solcher vornehmer Herr, dem Land und Leut' unterworfen, in dessen Gewalt war, allenthalben quid est Veritas? »was ist die Wahr
heit?« – Das ist kein Wunder aber; denn er war ein vornehmer Herr, hielt einen großen Hof, und zu Hof, wo die Politica den Vor-Tanz hat, allda hat die Wahrheit den Fort-Tanz. Pilatus war ein Franzos, und dessentwegen kam ihm die Wahrheit spanisch vor, und zu Hof, wo die Politici nisten, ist die liebe Wahrheit verbandisiert, als
In Indien seynd die Gläser etwas Seltsames, in Egypten ist der Schnee etwas Seltsames, in Nordwegen ist der Wein etwas Seltsames, in Mauritania ist ein weiß Gesicht etwas Seltsames, in Italien seynd die gelben Haar' etwas Seltsames, in Deutschland seynd die Elephanten etwas Seltsames, in Amerika seynd die Hund' etwas Seltsames, in Asia seynd die Büchsen etwas Seltsames, in China seynd die Pferd' etwas Seltsames, bei Höfen und großen Herren ist die Wahrheit etwas Seltsames.
Friederikus mit dem Namen der Aeltere, Herzog in Oesterreich hat gar oft und vielmalen seine stattlichen und standmäßigen Kleider hintan gelegt und schlechte Bauern-Kleider angezogen, den Sammet mit groben Zwilch, den Castor-Hut mit einer Schmeerkappen, die seidene Strümpf' mit Bauern-Stiefel verwechselt, und also unbekannt bei manchen Bauren den ganzen Tag um das Geld gearbeitet, in der Scheu'r oder Stadel gedroschen und andere harte Arbeit verricht', mit der groben Speis' und gemeiner Dorf-Tafel vorlieb genommen. Es hat zwar mancher Bau'r dessen zarte Händ' beschnarcht und oft bäurisch angefahren: Du Kerl, du hast gar weiche Tatzen, du mußt dein Lebtag nicht viel Haber ausgedroschen haben! Wann er demnach in solcher Bauren-Arbeit begriffen, hat er der Zeiten ein jeder Bau'r ein Her, aber nur mit einem r; denn es heißt: Bau'r gib' her, Bau'r geh' her, Bau'r trag' her! etc. Dem Herzog Friederich war ein solcher Bau'r mit seiner subtilen Grobheit und einfältigem Witz nicht ungenehm und konnte gar leicht abnehmen, daß Bauren und Lauren in eine Haut genähet seyn. – Ein anderer Bau'r, bei dem der Herzog knechtweis gedienet und gearbeitet, thäte andere Glocken leuten fast dieses Klangs: Mein lieber Knecht, unser Herzog verschenkt gar viel unnützlich, er gibt dem nächsten Seiltänzer gleich 50 Thaler, für den vielmehr ein Strick gehörte, und uns Bauren sieht er nicht einen Kreuzer nach, er
alio modo verum audire non possum: Ich kann auf kein andere Manier die
Wo hat Petrus zum allerersten die Wahrheit vergessen? unter was Gesellschaft? etwann unter den Fischern als seine Kammeraden? denn sie haben sonst dieses Lob: was der Fischer gewinnt beim Fisch, das versauft er wieder bei dem Tisch. Bei wem hat Petrus die Wahrheit gezett? etwann bei Zimmerleuten oder Maurer? denn von diesem ist fast ein Sprichwort: Zimmerleut' und Maurer seynd rechte Laurer; ehe sie essen, messen, stehen und sich besinnen, so ist der Tag von hinnen. – Wo hat Petrus der Wahrheit einen Schimpf angethan? etwann bei denen Soldaten? von diesen hat einer auf eine Zeit gesagt also: Zigeuner und Soldaten, einmal (das ist grob), allda hat er zweimal (das ist grob) allda hat er dreimal (das ist gar aus der Weis') die eingefleischte Wahrheit verläugnet.
Der König Balthasar hielt auf eine Zeit ein sehr prächtiges Banquet, wobei auch tausend vornehme Obristen gastirt worden. Diese Mahlzeit war mehrist angestellt wegen seiner Concubinen, welche lauter schöne Rosimundä waren, aber nicht Rosae mundae.
Geseng Gott! – Soll dann nicht ein einiger Cavalier aus tausend anwesenden dem König gesagt haben! Euer Majestät, diese Sachen werden einen schlechten Ausgang gewinnen; Sie wissen sich ja gnädigist zu erinnern, wasgestalten ihr verstorbener Herr Vater so großes Unglück ausgestanden, daß er sogar in ein wildes Thier verkehrt worden, um willen er den Gott der Israeliten verachtet! etc. Keiner, keiner, keiner aus tausend gegenwärtigen Edel-Leuten- und Hof-Leuten hat ihm getrauet die Wahrheit zu sagen, bis endlich eine Hand an der Wand sein offne Schand ihm verwiesen.
Ich frage mehrmalen die Frau Wahrheit: Madame! um Gottes willen, warum daß euere korallene Lefzen also geschwollen? Ich (war die Antwort) ich habe das nächste Mal geigt, und da hat man mir Wahrheit mit einem w an, zumalen es lauter w ausbrütet. Der stattliche Hof-Prediger Joannes Baptista hat es wohl erfahren bei dem König Herodes. – Etliche Ausleger göttlicher Schrift – unter welchen nicht der mindeste Della Nuza – sagen, daß der allmächtige Gott habe dergestalten das Paradeis gepflanzet, daß alle stattlichen Obst-Bäume darinnen so nieder waren, daß dem Adam und der Eva die Aepfel und Birn' und andere Früchte in das Maul gehangen, außer des verbotenen Baums, welcher um ein ziemliches höher, also daß dessen Früchte die Eva nicht wohl kunnte erlangen, wessentwegen die Schlang' von dem Teufel schon besessen sich um der Eva Füß' gewicklet und ihr also geholfen, daß sie in die Höhe gehupfet und gesprungen und einen Apfel erlangt. Wann dem also soll seyn, so glaube ich, daß von dannen der Weiber ihr beliebiges Tanzen und Springen herrühre, zumalen ihnen der Gehorsam sehr schwer fällt, außer im Tanzen, worinnen sie gern, nur gar zu gern nach dem Pfeifen und Geigen des Spielmanns springen. Sie glauben aber nicht, leider! daß Danzig und Leipzig nicht weit von einander seynd, und ist nichts Neues, daß gute Seiten die guten Sitten verderbt haben, absonderlich beim Tanzen, bei welchem Springen die Ehr' nicht selten gestolpert. Eine Tänzerinn aller Tänzerinn' war des Herodis Tochter, welche dergestalten künstlich und köstlich getanzet, daß ihr auch Wahrheit, die er gered't hat. Non licet etc. Die Wahr
heit war der Zundl, so dieses Feuer erwecket hat; die Wahrheit war der Letten, so dieses Wasser trüb gemacht hat; die Wahrheit war der Hammer, so also Larma geschlagen.
Es seynd fünfzehn Wörtl, welche von dem Buchstaben W anfangen und nach dem A, E, I, O, U gestellt wunderlich können zusammen gereimt werden.
Das hat erfahren jener bei Hof Henrici des Vierten Königs zu Castella, welcher ohne Scheu mit löblicher Freiheit kein Blättl für das Maul genommen, sondern ganz rund und klar, unvermantlet die Wahrheit heraus geredet, welches aber den König also verbittert gemacht, daß er alsobald befohlen, diesem die Zung' heraus zu schneiden, welchen tyrannischen Befehl man auch unverzüglich vollzogen. Aber Gott wollte auch durch ein scheinbares Wunderwerk zeigen, wie angenehm vor seinen göttlichen Augen seynd diejenigen, welche unerschrocken großen Herren die Wahrheit vortragen. Da man besagte ausgeschnittene Zung' Wahrheit, ihr werdet nicht also grob einbüßen!
(Auf deutsch weiß ich nicht, wie es heißt.)
Mein Jehu, wie ist es dir ergangen bei dem König Baasa, wie du das Maul gar zu weit hast aufgethan und die Wahrheit gered't? Antw. Das Leben hab' ich dessenthalben verloren.
Mein Michäas, wie ist dir geschehen, als du dem Achab die Wahrheit unter die Nasen gerieben? Antw. Ich hab' mich nicht mehr dürfen sehen lassen.
Mein Hanan, was ist dir begegnet, wie du dem König Asa die Wahrheit vorgetragen? Antw. Uebel, übel, übel.
Mein Zacharias, was hast du müssen ausstehen von dem König Joas, da du ihm ohne Scheu die Wahrheit vorgelegt? Antw. Ich bin versteiniget worden.
Mein Jeremias, was hat dir die Wahrheit auf
Mein Baruch, was hast du dazumalen ausgestanden, wie du die Wahrheit bei dem König Joachim aus Tags-Licht gebracht? Antw. Wann er mich dazumalen erwischt hätte, hätte es meinen Kopf golten; aber Gott wollte es nicht haben.
Mein Daniel, was haben dir die Herren von Babylon für einen Lohn erstattet, als du ihnen die Wahrheit als eine kostbare Waar' verkaufet? Antw. In die Löwen-Gruben bin ich gestürzet worden.
Nicht änderst ist es ergangen denen zwölf Aposteln, nicht änderst 27 römischen Päbsten, nicht anderst der Kaiserinn Serenä, nicht anderst dem König Olano, nicht anderst der königlichen Prinzessin Dimpna, nicht anderst dem königlichen Prinzen Hermenegildo, nicht anderst dem Fürsten Gallicano, nicht anderst denen Edel-Leuten Sebastiane, Mauritio, nicht anderst dem Raths-Herrn Apollonio, nicht anderst ist es ergangen eilf Millionen Menschen, welche alle der Wahrheit wegen umgebracht worden. Und du, Gottes Sohn Jesu Christe, selbst bist versucht worden wie Job, bist verfolgt worden wie David, bist verachtet worden wie Gedeon, bist verkauft worden wie Joseph, bist übergeben worden wie Amasa, bist gebunden worden wie Samson, bist angeklagt worden wie Abner, bist verspott' Wahrheit. Prediger, was geschleht dir? Was ist dem heil. Paulo begegnet? Den haben die Herren Galater für einen irdischen Engel gehalten, haben seine Predigten mit solcher Lust angehöret, daß sie ihn eine Posaune des Himmels benamset; die Kinder auf der Gassen haben mit Fingern gedeut' auf Paulum und ihn allerseits gepriesen. Der Paulus, des Pauli, dem Paulo, den Paulum, o Paule, vom Paulo: Vom Paulo war keine andere Red' als Lob; o Paule, sagt ein jeder, gebenedeit ist deine Zung'! den Paulum hat man wegen seines Predigen für ein Wunderwerk ausgeschrien; dem Paulo hat man aller Orten Ehr' und Reverenz erzeiget; des Pauli Wörter waren lauter Magnet, so die Herzen gezogen; der Paulus war bei den Galatern so angenehm, daß sie ihn, wie ihre eigene Seel' liebten. Wie er dann selbsten sagt: Testimonium enim perhibeo, quia si fieri posset, oculos
vestros eruissetis et dedissetis mihi: »Ich bekenne es selbsten, meine Herren Galater, daß ihr hättet euere Augen ausgestochen und mir geben aus lauter Lieb«. – Ihr Herren Galater seyd halt galante Leut'! Gemach! nachdem Paulus hat angefangen scharf zu predigen: »
So lang ein Prediger eine schöne, zierliche, wohlbered'te, eine aufgeputzte, mit Fabeln und sinnreichen Sprüchen unterspickte Predigt macht, da ist jedermann gut Freund: Vivat der Pater Prediger! ein wackerer Mann, ich hör' ihm mit Lust zu! etc. Wenn er aber einen scharfen Ernst anfängt zu zeigen mit Paulo: O insensati Germani, o insensati Christiani! etc. wann visionem, quam vidistis, nemini dexeritis! – wann er anfängt, den Edel-Leuten die Wahrheit zu predigen, daß sie denen Barbierern in ihre Profession eingreifen, und ihr mehristes Einkommen nicht im Wein oder Treib, sondern in Zwieblen stehe, weilen sie die Bauren gar zu stark zwieblen; – wann er die Wahrheit sagt denen Geistlichen, daß sie gar oft seynd wie die Glocken, welche andern in die Kirchen leuten und sie selber bleiben daraus; daß sie gar oft seynd wie die Zimmerleut' des Noe, welche anderen die Arche gebauet, daß sie sich salviret, und sie selbsten seynd zu Grund gangen; daß viel Geistliche seynd wie die Nacht-Eulen, welche das Oel bei nächtlicher Privilegia
Brief-Lügen; die Wahrheit dem Magistrat und Obrigkeiten, daß sie gar oft seynd wie eine Spital-Suppen, worauf wenig Augen; die Wahrheit denen Mautnern und Beamten, daß sie gar zu barmherzig seynd, nicht zwar in Beherbergung der Fremdling', wohl aber des fremden Guts; die Wahrheit denen Zimmerleuten, daß man bei ihnen allzeit frische Spän', aber zugleich faule Gespän' finde; die Wahrheit denen Bäckern, daß sie gar oft solche Leut' seyn, welche Mehl genug, aber zu wenig Teig zu den Semmeln nehmen; die Wahrheit denen Gärtnern, daß sie gar oft den Garten säubern, aber das Gewissen lassen verwachsen, und nichts mehrers pflanzen, als das Weinkräutl; die Wahrheit denen Wirthen, daß sie gar oft Kein-Wein für Rhein-Wein, Lugenberger für Lutenberger ausgeben und öfters auch dem Tuchscheerer in die Arbeit greifen; die Wahrheit den Bauern, daß sie sich zwar einfältig stellen, aber so einfältig, wie die Schweizer-Hosen, so hundert Falten haben; die Wahrheit denen Kindern, daß sie denen Passauer-Klingen nicht nacharten, dero beste Prob' ist, wann sie sich biegen lassen; Rädern, so bringen ihm solche Wörter Schwerter, so bringt ihm solches Sagen Klagen: Inimicus factus sum dicens, er verfeindet sich allenthalben, sein Auditorium wird bald die Schwindsucht leiden, die Kirchen-Stühl' werden bald lauter Quartier' der alten Weiber werden, die Kirche wird bald werden wie ein abgebrochener Jahrmarkt, an allen Orten wird man hören: Was key ich mich um den Prediger! Sic facta est veritas in aversionem.
Madame, fragte ich weiter, meine Frau Wahrheit, wie, daß ihr ein' solchen langen mit Blumen gestickten Mantel tragt, und was soll heißen der lange Fuchsschweif um den Hals? habt ihr denn einen Katarrh, daß ihr also den Hals warm haltet? Nein, antwortet sie mir, mein Pater, den geblümten Mantel trag' ich schon lang, denn man thut mich Wahrheit allenthalben vermantlen und verblümen; den Meine schöne, hübsche, wackere, guldene Frau!« etc. Ich aber erkenne für recht, daß die Wahrheit durch mich ausgezogen und ausgemantlet worden; denn also soll sie seyn, muß seyn, darf seyn bloß.
Wie der eifervolle Prophet Elias durch einen feurigen Wagen ins Paradeis verzucket worden, hat er seinem liebsten Elisäo seinen Mantel herunter geworfen. Ich glaube schier, der heilige Mann hab' sich mit dem Mantel nicht vor Gott getrauet, wenigst ist das wahr, daß ein Prediger schwer vor Gottes Angesicht bestehen werde, wann er die Wahrheit vermantlet; sondern es ist eine starke, verpflichte Schuldigkeit allen, allezeit, allemal, allerseits die bloße Wahrheit zu predigen, predigen sein ernstlich mit dem Propheten Osea wider das Laster der Vollheit, predigen fein eifrig mit dem hl. Paulo wider die Sünd' des Neids, predigen fein unerschrocken mit dem Tod wider das Laster des Zorns, predigen fein scharf mit dem Propheten Amos wider das Laster der Geilheit, predigen fein klar mit dem Propheten Malachias wider das Laster der Hoffart. Petrus, aus Befehl des Herrn, Wahrheit, gefunden werden. Der Prophet Nathan hat sich kein Blatt vor das Maul genommen, wie er vor den König David getreten und ihm seine große Schandthat unter die Augen gestellt; der Prophet Jonas hat das Maul ziemlich aufgemacht, wie er denen Ninivitern ihr leichtfertiges, lasterhaftes Leben vorgeworfen: Alle rechtschaffenen Diener Gottes scheuen sich nicht, die Wahrheit zu sagen, und wollen lieber zu Verona bleiben, als nach Placenza reisen. So hat gethan der hl. Ambrosius dem Theodosio, so hat gethan Puppo dem Henrico, so hat gethan Dunstanus dem Edgaro, so hat gethan Franziskus Paulanus dem König zu Neapel, welcher ihm ein kloster zu bauen auerboten, solches aber der heilige Mann nicht allein geweigert, sondern ihm noch seine tyrannischen Exactiones; und Anlagen der Unterthanen scharf verwiesen, Pelz gegeben! Es ist mir Leid, sagt hinwieder der Pater, daß ich Euer Gnaden nur den Pelz getroffen, es war meine Meinung, Ihnen gar das Herz zu berühren. Deßgleichen muß auch nicht schmeichlen im Beichtstuhl der Beichtvater. – Des Davids seine Abgesandte haben es sehr hart empfunden, wie ihnen der amonitische König mit ihren Bärten also schmählich und schmerzlich verfahren: also wird es freilich wohl diesem oder jenem Herrn verschmähen, wann du ihm, will nit sagen, wirst den Bart abschneiden, sondern die Wahrheit wohl in Bart reiben. Da wird er dich für einen ungesalzenen Seelenfischer taufen; schadet aber nicht! gedenke nur, die Wahrheit pflegt man mit keinen andern Complimenten zu empfangen. Es beichtet dir dein Ordinari-Beichtkind, ein wackerer Herr: er habe mehrmalen dem sechsten Gebot ein Ziemliches versetzt; dem sag' du fein die Wahrheit: Mein lieber Mensch, Er verheißt allemalen die Besserung, seyd aber eine Ratz', welche
Ein mancher wird nicht ohne sondere Verwunderung bald reich, der vorhero mit Codro in Gesellschaft war. Daß der Kürbiß des Jonas sobald aufgewachsen, ist ein Mirakul gewest, daß Petrus auf einmal so viel Fisch' gefangen, ist ein Mirakul gewest; daß solcher aber aus einem armen so bald ein reicher Herr wird, ist etwann kein Mirakul, sondern eine Makul. Dieser kommt in Beichtstuhl, sagt neben anderm: er habe in seinem Amt das serve
nequam gespielt, er wolle aber sehen, daß er hinfüro mit größerem Fleiß das Amt verwalte und also seinem Herrn zu fernerem Nutzen gereiche. Was soll hierinfalls der Pater thun? Heraus mit der Wahrheit!
Es klagten vor diesem nicht ein wenig die Philistäer, daß ihnen der Samson mit den Fuchsschweifen so großen Schaden ihren Treid-Feldern zugefügt; aber in aller Wahrheit ist um ein ziemliches merklicher der Schaden, den viel der Zeiten von dem Fuchsschweif ihrer Schmeichler leiden, welche Ohren-Titler, Achsel-Träger, Lock-Vögel, Tafel-Hansen, Maulmacher, Zungen-Drescher, Schüssel-Geiger, Kuchel-Mucken, Hof-Katzen sich mehrist bei großen Herren einfinden.
Ein solcher war jener Edlmann, Franziskus Brianus, welcher alles golten, da er doch nichts werth war, bei Henriko dem Achten, König in England, indem dieser engeländische König gar nit englisch lebte, und nit allein Annam Bolenam, sondern auch ihre Mutter in seine lasterhaften Begierden gezogen. Dieser stinkende Heliogabolus fragte einst gedachten seinen Zuschmeichler, ob es ein große Sünd'Ite in ignem aeternum,
gehet hin in das ewige Feu'r! – Fast desgleichen G'lichters war jener Hof-Herr zu Paris, welcher in allen Dingen dem König das Placebo gesungen. Da er auf eine Zeit vermerkte, daß Ihre Majestät wegen Geld-Mangel in etwas betrübet, hat er dem König allerlei Rathschläg' an die Hand geben: Was? sagte er, die Bauren seynd Lauren, so lang sie dauren, wann sie auch wohnten hinter hundert marmorsteinernen Mauren; diese Trampel muß man darbieten wie die Lämbel, diese Kälber muß man stutzen wie die Felder, diese Blöck' muß man beschneiden wie die Weinstöck', diese Kegel muß man rupfen wie die Vögel, diese Aas muß man schaben wie den Käs; Ihro Majestät thun eins und schlagen eine Maut auf Butter und Schmalz, auf Pfeffer und Salz, auf Linsen und Brein, auf Vier und Wein, auf Vögel und Tauben, auf Pfersich und Trauben, auf Arbeiß und Bohnen, auf Ruben und Rannen, was die Bauren auf den Markt tragen, und dieß Frater Placidus bei Hof seye. Der König war hierinfalls leicht beweglich, folget dem schlimmen Schmutz-Engel und vermerkt bald, daß zweihundert und vierzig Pfennig auch einen Gulden machen, welches ihm noch mehrern Anlaß gemacht, größere Mauten aufzurichten. Dieß hat dem Hof-Fuchsen einen solchen Gewissens-Wurm eingejaget und im Balg gesetzet, daß er derenthalben öfters geseufzet und in seinem letzten Willen, in seinem Testament, ernstlich verschafft, daß man nach seinem Tod' den Körper in kein anderes Ort begraben solle, als in jene Senkgruben, wohin aller Unflat rinnet von jenem Markt, aus dem er solche Maut aufgebracht.
Solche Gesellen gehören in die Luft, denn sie seynd wie die Luft. Dieses Element ist ein natürlicher Entwurf eines Schmeichlers; denn die Luft ist in sich selber weder warm, weder kalt, weder licht, weder finster, weder trocken, weder feucht, sondern sie accommodirt sich, wie der Himmel ist: ist solcher kalt, so ist auch die Luft kalt, ist solcher warm, so ist auch die Luft warm. Diese Eigenschaften find't man und gründ't man bei den Schmeichlern, welche sich
Solche Schelmen seynd sie wie die Goldmacher oder Chemici, die wollen aus Blei und Kupfer Gold machen: Also pflegen auch die Schmeichler die größten Schelmstuck zu beschönen. Solche Gesellen seynd sie wie ein Spiegel: dieser gläserne Aff' thut alles nach, was er sieht, mit dem Lachenden schmutzt er, mit dem Weinenden hat er nasse Augen. Im gleichen Model ist gossen, nach gleichen Modell ist geformt der Schmeichler. Solche Gesellen seynd gleich der Blume Solsequium oder Sonnenwend': diese wend't sich und lehnt sich und blendt sich dorthin, wo die Sonnen ist; also tanzt auch der Schmeichler das Liedel, welches sein Herr geigt. Solche Gesellen seynd wie die Geiß', welche einen Baum lecken und schlecken, aber mit solcher Zung' ihm die Kräften nehmen, daß er nachmals verdirbt. Solche Gesellen seynd wie das Wintergrün, welches den Baum umfängt, umhalst, umarmt, aber zugleich ihm die Kraft und Saft nimmt, daß er verdirbt. O wie viel Schmeichler-Zungen haben andere in das Verderben gebracht! Was dem Raben begegegnet, ist oft manchen Menschen und vornehmen Herrn widerfahren. Der Rab' hatte einst ein ziemlich gutes und großes Stück Käs entfremdet und darmit Raab genennet hat! Ein Ding, mein auserwählter Vogel, möcht' ich doch gern wissen, weilen in allem die Natur gegen dich so freigebig gewest, was du nemlich für eine Stimm' wirst haben? wann ich dich nur, ansehnlicher Vogel, hörte singen, so wollte ich mich für den glückseligsten Fuchsten erkennen! Ey, ey, ey, das ist in Vogel! – Der Rab' glaubt dem Schmeichler in allem, übernimmt Alaudam, ein Lob-Vogel; ja er nimmt die Art an sich eines Fisches im Meer, mit Namen Fasten, von dem Belluacensis schreibt, daß in dessen Maul das gesalzene und bittere Meer-Masser in süßes verkehrt werde, wordurch er die unbehutsamen Fischel zu sich locket und nachmalens verschlucket. Ein solcher Zungen-Drescher wird öfters in seinem verlogenen Maul das bittere Wasser in ein süßes verwandlen, das Böse gut machen, die Laster für Tugenden taufen und Maus-Koth für Anis-Zucker verkaufen, damit er nur seinen Herrn nit aus der Wiege und sich selber nit aus der Schmarotz-Kost werfe: Ist der Herr ein lauterer Ehebrecher, so nennt ihn der Schmeichler einen galanten freundlichen Mann; ist der Herr ein Geizhals, so tauft ihn der Ohren-Titler
David der König bittet mit folgsamen Worten: Oleum autem Peccatoris non impinguet caput meum:
das Oel des Sünders soll meinen Kopf nicht feist machen. Was versteht David allhier für ein Oel? Scorpion-Oel? Nein; Mandel-Oel? Nein; Rosen-Oel? Nein; Lilien-Oel? Nein; sondern er verstehet hierdurch die Schmeichlerei. Denn solche ganz lind und glimpflich, und sich mehresttheil nur Hauptwehe verursachet.
In dem Leben des hl. Nikolai wird verzeichnet, wie daß einst etliche andächtige Kirch- und Wallfahrter auf dem Meer' sich befunden, Willens die Kirchen des hl. Nikolai zu besuchen. Wie sie nun mit glücklichem Wind fortgeseglet, so begegnet ihnen eine wackere ansehnliche Dama in einem kleinen Schiffel, redet die Pilgrim ganz freundlich an, wie daß sie doch wollten ihr die Gnad' und dem hl. Nikolao die Ehr' erweisen und dieses Geschirr, welches sie darreichte, mit sich nach St. Nikola nehmen, daselbsten mit dem kostbaren Oel, so in dieser Büchse verwahrt, die Kirchen-Wänd bestreichen; auf das hierdurch dem hl. Patron eine Ehr' und denen anwesenden Kirchfahrern eine Erquickung möchte geschehen. Die guten frommen Leut' nehmen solches Oel an, mit gewissem Verheißen, daß sie dero Willen in allem emsig vollziehen werden. Nachdem solche edle Frau wieder ihren Rückweg genommen, so erscheint ihnen der heil. Nikolaus selbst und' offenbaret, wie daß diese Frau der vermaskirte Teufel sey gewest, welcher gedachte Kirchen mit diesem ihnen gegebenen Oel in Aschen zu legen gesinnt seye, sollen demnach das verfluchte Oel in das Meer werfen, dafern sie großem Uebel entgehen wollen. Als sie nun solchen Befehl nachkommen, hat das Oel eine so ungeheurige Feuersbrunst in mitten der Meerwellen erweckt, daß sie alle wären, so nit der heil. Nikolaus hätte gnädige Beihilf' geleist', zu Grund gangen. –
Oleum peccatoris, durch welches schon so große Unglück' entstanden. Was das Schmeichlen verursacht hat der Dalilä, das hat Samson erfahren, was das Schmeichlen des Ammons hat ausgebrüt', das hat die Thamar erfahren, was das Schmeichlen der Jahel hat zugefügt, das hat Sisara erfahren, was das Schmeichlen eines Jakobs hat ausgezüchtet, das hat Esau erfahren, was das Schmeichlen eines Joab hat ausgezüglet, das hat Amasa erfahren, was das Schmeichlen der Schlangen im Paradeis hat zugericht, das hat Eva und alle Adams-Kinder erfahren; was Unglücks-Frucht von diesem Baum, was Unglücks-Wasser von diesem Brunn, was Unglücks-Brut von dieser Bestia, was Unglücks-Kraut von dieser Wurzel, was Unglücks-Kinder von dieser Mutter herkommen, haben's erfahren und erfahren es noch ganze hochfürstliche Höf', ganze Magistrat', ganze Republik', Klöster, Gemeinschaften und Wirthschaften. So verjagt denn solche Hof-Katze, ihr großen Herren, so vertreibt denn solche Haus-Füchs', ihr großen Häupter, so verwirft dann solche Ohren-Titler, ihr Magistrat, so verbandisirt denn solches Haus-Uebel, ihr Prälaten, Priores, Guardiani und Obrigkeiten aus denen Klöstern, und liebt dafür die schöne und bloße Wahrheit, welche eine Tochter des Himmels, eine Verwandte der göttlichen Majestät, ein Kleinod der Tugenden und eine Grundfest alles Guten ist! Das Wort
Veritas hat sieben Buchstaben. Gleichwie nun Gott der Allmächtige am siebenten Tag' in Erschaffung der Welt geruhet hat, also find't er auch eine beliebige Ruhe in diesen sieben Buchstaben
Als einst Pilatus in seinem Pallast unter dem Fenster eine annehmliche Herbst-Luft schöpfte, sah er in dem nächst angränzenden Garten einen überaus fruchtbaren Apfelbaum, worauf die zeitigen Früchte und schönes Obst ihm dergestalt die Zähn' kitzleten, daß er öffentlich zu verstehen gab, er möchte solches
Ein brüllender Löw' in Afrika, ein reißender Wolf in Apulia, ein blutdürstiger Tieger in Armenia, ein giftiger Drach in Epiro, ein schädlicher Bar in Scotia, ein wildes Krokodil in Iberia ist nit, ist nit, ist nit so
Merks wohl, mein Christ: dein Christus hat derentwegen in dem Garten von den hebräischen Lotters-Buben wollen gefangen werden, damit er im Garten anfange die Schuld zu bezahlen, welche Adam gemacht hat im Garten! Merks wohl, mein Christ: dein Christus hat derentwegen im Garten von Malcho dem Bösewicht einen harten Backenstreich leiden wollen, weilen Adam eine Maultasche verdienet hat wegen feiner gethanen Lug im Paradeis! Merks wohl, mein Christ: dein Christus ist derentwegen mit harten Geißlen geschlagen worden, damit er zeige, er sey das wahre Treidkörn'l, von denen Hebräern dergestalten ausgedroschen, Ego sum via, veritas et vita; damit du siehest, daß man die Wahrheit nit soll vermantlen oder verdecken, sondern fein bloß vorweisen! Merks wohl, mein Christ: dein Christus hat darum wollen mit drei Nägeln an das bittere Kreuz-Holz angeheftet werden, damit du hinfüro auch all' dein Glück an diese Nägel henken sollest! Merks wohl, mein Christ: dein Christus hat darum wollen mit geneigtem Haupt sterben, inclinato capite, damit er dir weise, wie man solle durch die Himmels-Thür' eingehen, nemlich man muß sich bücken und demüthigen! Merks wohl, ecce Mater tua! Was noch mehr ist! viel heilige Lehrer halten es für ein sonderes Wunder, daß Mariä der Mutter Gottes weder der geringste Schimpf noch Unehr geschehen ist! Die Juden und das hebräische Lotters-Gesind' hat Tag und Nacht, früh und spät nachgesinnt, wie sie möchten diesen Jesum von Nazareth plagen, schimpfen, peinigen, spöttlen und alles Uebel anthun, und ist ihnen nie eingefallen, daß sie seiner Mutter auch sollen einen Spott erweisen, welches ihm, Jesu, nit eine geringe Herzens-Wunde gewest war; ja unter dem Kreuz, als die unmenschlichen Henkers Knechte allen Muthwillen getrieben, mit Würfeln Moventes capita sua, auch mitten unter ihnen die Mutter Jesu war, so ist doch keiner gewest, der solche hätte auf die Seiten gestoßen, wie dergleichen Troß-Buben zu thun pflegen! ja sogar niemand sie mit den mindesten üblen Wort beleidiget! Denn solches wollte der gebenedeite Heiland nicht zulassen, sondern weilen es in seiner Gewalt stunde, befand er sich schuldig und verpflicht', alle Unehr von der Mutter abzukehren. Merks wohl, mein Christ, und erachte bei dir selbsten, ob dann jene können Christen genennet werden, welche nicht allein ihre Eltern vor Spott und Unehr nicht schützen, sondern dieselbigen noch hart beleidigen, sie zum fruhzeitigen Tod und Grab befördern! ja gar (o Ottern und Vippern-Brut!) gewaltthätige Händ' an sie anlegen! O ihr stein- und beinharte Gemüther! o ihr eisenharte und eiskalte Herzen! Ist dann möglich, daß euch das süße Wort Vater, das durchdringende Wort Mutter nicht soll erweichen? habt ihr dann ein so schlüpfriges Gedächtniß, daß euch gänzlich Alles entfallen, was ihr von euren liebsten Eltern empfangen? habt ihr vergessen die Schmerzen, mit denen euch die Mutter geboren? habt ihr vergessen das Speis-Gewölb, welches euch die Mutter auf ihrer Brust aufgeschlagen und euch auf Pelican-Art mit eigenem Blut ernährt hat? habt ihr denn vergessen so vieler tausend Busserl, Bibel und Uebel, wie stark euch die heilige Bibel auferlegt, die Eltern Uebel ihr euch auf den Rucken ladet in Unterlassung dessen! etc.
Wie der allmächtige, allwissende, allgewaltige Gott dem Mosi die Tafel der zehen Gebot' eingehändiget auf dem hohen Berg Sinai, haben sich etliche Wunder dabei ereignet, und zwar erstlich: da solche der Mann Gottes von dem Berg herab getragen, hat er nit allein mit seinen Ohren ein großes Getümmel und einen ungeheurigen Jubelschall vernommen, sondern auch mit Augen erfahren, wasgestalten dieselben Ochsen-Köpf' ein guldenes Kalb für ihren Gott haben angebetet, und dabei nit ohne Verwunderung gespürt, daß die von Gottes Hand geschriebenen Gebot' sammt allen Buchstaben verschwunden und nichts mehr als eine glatte Stein-Platte zu sehen: welches dann den Mosen zu einem billigen Zorn veranlasset, daß er selbe zu Boden geworfen und zertrümmert. Wie solches bestätigen Rabbi Abre, Aben Ezra und Rabbi Salomon bei Tostatum. Das andere Wunder ist, daß auf diesen zwei Tafeln die zehen Gebot' ganz ungleich verzeichnet waren, nemlich auf einer Seite drei, auf der andern Seite sieben! Warum nicht auf einer Seite fünf und auf der andern Seite auch fünf? Merke die Ursach'! das vierte Gebot ist in dem göttlichen Gesatz: honora patrem et matrem:
Du sollst Vater und Mutter ehren! Wann demnach auf eine Tafel fünf Gebot' wären gesetzet worden, da wäre das Gebot »du sollst Vater und Mutter ehren« gar weit herabkommen. Damit aber der Allmächtige zeige, wie groß dieses Gebot', so wollte er, daß, gleichwie auf der ersten Tafel das erste Gebot war: »Du sollst an einen Gott glauben honora, etc. Du sollst Vater und Mutter ehren. Hierdurch hat der Allerhöchste wollen andeuten, wie groß, wie vornehm, wie wichtig das Gebot sey, die Eltern zu lieben.
Siehe, dir ist vorgangen Laurentius Celsus! Als solcher wegen seiner großen Verdienste und Tugenden zu einem Herzog in Venedig ist er wählt worden und damalen sein Vater noch bei Leben; wollt er auf keine Weis' zulassen, daß ihn sein Vater soll ehren, obgleich ihm die gesammte Republik bestermassen vorgetragen, wie solches seiner hohen Würde gezieme, daß er nicht allein mit bedecktem Haupt vor seinem Vater stehe, sondern auch der Vater schuldig seye, gegen ihn die Knie zu biegen. Weilen er aber dieses über sein Herz nicht konnte bringen, also hat er einen sinnreichen Fund erdacht: Er ließ vornher auf seiner Haube oder Hut ein sehr kostbares Kreuz heften, welches annoch bei den Herzogen zu Venedig im Brauch, damit also die Reverenz und Ehrbeweisung von dem Vater nicht ihm, sondern dem Kreuz zugemessen wurde, und er solchergestalten seinen kindlichen Gehorsam und Schuldigkeit nit vergesse.
Ein Papier ist ein solches vornehmes Wesen, daß es auch in der höchsten Monarchen Hände gehalten wird, ja darauf päbstliche und kaiserliche Namen und Ehren-Titel geschrieben werden, da es doch von einem schlechten Haus herstammet, indem sein Vater der Lump zu Hadersdorf, seine Mutter die Fetzinn gewesen, und gestaltermassen ein unsauberer Hader, worinnen ein Zigeuner-Kind eingewicklet war, zu solchen großen Ehren Blockhauer, die Mutter die Holzerinn, bekannte arme Tropfen, gewesen seyn. Gestalter Massen ist es auch eine öftere Begebenheit, daß etliche, dero Herkommen von geringen Eltern, zu hohen Würden und Dignitäten gelangt seynd. Dergleichen war Saul, David, Mahumet, Othomann, Cracus, Vamba, Leo, Justinus Thrax, Maximinus, Diocletianus, Aurelianus Arabus, Sept. Severus, Aemilius, Scaurus, Herodes, lauter Kaiser und König', dero Väter doch Sau-Hirten, Schaf-Hirten, Küh-Hirten, Eseltreiber, Strümpfdoppler, Todtengraber, Schergen und andere arme Bettel-Leut' gewesen. Urbanus, Benediktus, Nikolaus, Joannes, Sixtus, lauter römische Päbst', dero Väter doch Schuster, Schneider, Bauren, Meßner, Müllner und Land-Boten abgeben. Ist gar nichts neues mehr, daß auch der Zeiten etliche in großer Fürsten Hös' beim Brett' sitzen, dero Väter Tischler waren; ist nichts neues mehr, daß mancher ein Hofmeister wird, dessen Vater ein Hausmeister haber wird, dessen Vater ein Befehlstrager gewesen; ist nichts neues mehr, daß einer ein Botschafter wird, dessen Vater ein Bote gewesen; und ist gar recht, wann einem seine Feder hinauf hilft, weilen auch die Vögel durch die Federn emporsteigen; ist gar recht wann einem seine Faust in die Höhe hilft, weilen auch die Faust einen Ballon in die Höhe treibt; – aber, aber, die ihr also in die Höhe kommt, schämt euch bei Leib' nicht eurer geringen Eltern! denn sogar auch ein römischer Pabst, ein Vicarius Christi, dem König' und Monarchen müssen die Füß' küssen, schuldig ist, seine Eltern zu verehren, da er doch Gottes Person vertritt in dieser Welt. Also bezeugt Aquilanus und Baldus: Si filius esset Papa, nihilominus debet honorare Parentes. Filii enim semper tenentur debitam obedientiam et reverentiam exhibere. Solches hat im Werk erwiesen absonderlich Pabst Benediktus der Eilfte, welcher aus einem armen Hirten-Sohn, zu dieser höchsten Dignität gelangt:
Clarissimos nec non darzu ladet, muß seine Gemahlinn, Frau von und zu Hohenheim, den besten Ort besitzen, unterdessen die arme Mutter in der Kuchel die Teller abspühlen, oder in der Kindsstube den jungen Prinzen wiegen; ja es ist ein scharfes Gebot, es soll sich Vater und Mutter vor den Leuten nicht viel sehen lassen! Mein Gott, sagen sie oft – diese zwei Knödelgeborne Edelleut – wenn nur Gott diese Cham über den Hals gewachsen, um weilen solcher seinen Vater Noe nur ausgelacht? Was haben erst diejenigen zu gewarten, so sich ihres Vaters und Mutter gar schämen, ihnen kaum einen engen Winkel im Haus vergönnen und mit täglichem Unwillen, finsterem Gesichte, rauhen Worten das väterliche und mütterliche Herz dergestalten beleidigen, daß sie vor der Zeit die Welt segnen! Alle Kinder sollen deßfalls in die Fußstapfen treten des starken und heldenmüthigen Samsons, welcher in dem zerrissenen Löwen einen Bienenschwarm und Honigfladen gefunden, einen guten Theil von diesem Raub seinen guten Eltern überbracht und sie damit demüthigst regulirt. Merkts wohl, ihr Kinder! Honig müßt ihr euren herzliebsten daß ihr seyd und was ihr seyd, nämlich das Leben!
Geliebt und verehrt hat Jesus Christus seine wertheste Eltern, denen er dreißig ganze Jahr in Unterthänigkeit gedient; geliebt und verehrt hat Salo
mon seine Mutter Bersabeam, dero er von seinem königlichen Thron aufgestanden und vor ihr niederknicet; geliebt und verehrt hat David seine Eltern, welche er aus Lebensgefahr errettet und in die moabitische Sicherhheit gebracht; geliebt und verehrt hat Tobias seine Eltern, indem er seinem Vater das verlorene Gesicht wieder erstattet hat; geliebt und verehrt hat sogar Cain seine Eltern, weil er in deren Gegenwart den Bruder nicht wollte ermorden, sondern ihn mit verblümleter Arglist in das Feld hinausgelockt und daselbst den Rest gegeben.
Insonderheit aber wird eine denkwürdige Lieb' gegen die Mutter geschrieben, als nemlich: In Japonia
Es ist auch nicht zu vergessen allhier der großen Lieb', welche der römische Cardinal Dominicus Grimani seinem Herrn Vatern Antonio Grimani erwiesen hat. Dieser war Prokurator di San Marko zu Venedig und zugleich ein General über die ganze Armee dieser
Nicht weniger wird gepriesen die große Lieb' welche zwei Söhne ihrem liebsten Vater zu Genua erwiesen. Dieser war genannt Franziskus Scaglia, ein sehr vornehmer und reicher Edelmann, der im fünfzigsten Jahre seines Alters dergestalten durch gesalzene Flüß' in den Augen geplagt wurde, daß er gar stockblind worden und in solchem betrübten Stand das zwei und neunzigste Jahr erreicht. Weilen er nun von guten Mitteln war, also sind ihm auf keine Weis' Bediente abgegangen und also ohne Lakei nie gewesen. Nichts desto weniger haben zwei seiner Söhne Odoardus und Nikolaus als edle, schöne junge Herren nie wollen zulassen, daß ausser das Haus er von einem andern solle geführt oder gewiesen werden, sondern allzeit einer aus beiden hat den Vater an den Arm gehalten und ihm einen sichern Tritt theils in die Kirche oder anderwärts hingezeigt, an welcher großer Lieb' und kindlicher Treu die ganze Stadt Genua ein sonders Wohlgefallen geschöpfet hat.
Ich will daher umgehen jene Tochter, welche ihre leibliche Mutter in der Keichen mit eigenen Brüsten gesäuget hat und selbige dergestalten bei dem Leben erhalten; ich will geschweigen jenes Sohns, welcher bei Regierung Petri, Königs in Castilia, für seinen Vater, der begangenen That halber das Leben verwirket hatte, wollte sterben; ich will nicht melden des Kaisers Alexius, welcher die kaiserliche Krön' freiwillig geweigert und selbige seinem Vater aufgesetzt. Diese und alle Honora patrem et Matrem, etc. Wenn jemand liest den Ascanium Clementinum den Legisten, Aristotelem don Weltweisen 1. 4. Ethi., Thomam den englischen Doktor opusc. quaest. 26., Hieronymum den Kirchenlehrer Epist. 11. ad Geron., Zwinglerum den Histori-Schreiber lib. teat. c. 2., Navarram den Theologen Decis. 28., ja forderist die heil. Schrift Sprichw. 19., Coloß 3. 20. Eph. 6. 1. Matth. 14. Joan 19. etc.; so wird er finden, daß man die Eltern wie irdische Götter verehren solle, lieben solle, halten solle, besser halten, mehr lieben, stärker verehren, als ein Mann sein Weib, als ein Weib ihren Mann. Gedenkt demnach, ihr Kinder, an die Bibel, vergeßt aber auch nicht das Uebel, welches allen undankbaren Kindern auf den Rucken geladen wird!
Was sagt ihr zu dieser erschrecklichen Sentenz, welche der heil. Geist selbst euch in die Ohren schreit: Maledictus a Deo, qui exasperat matrem:
Vermaledeit von Gott, welcher seine Mutter erzürnet! Der heil. Priester Severinus hat nur einmal einen Espen-Baum vermaledeit, um weilen er sich an dessen Aesten in etwas verletzet hat, und siehe, der Baum ist augenblicklich verdorret! Der heil. Medok hat einst einen harten Felsen vermaledeit, und siehe, alsobald ist derselbe mitten von einander gesprungen!
Maledictus etc.
vermaledeiet von Gott, welcher seine Mutter erzürnet? Erschrecket euch denn nicht der schändliche Tod eines schönen Menschen? dieser war der Absalon, ein schöner, wohlgestalteter, junger Fürst des David, aber auch ein schändlicher, gewissenloser Fürst und Oberhaupt aller undankbaren Kinder. Dieser Absalon ist in seiner lasterhaften Ehrsucht alsoweit kommen, daß er sich auch freventlich unterfangen, seinem Herrn Vater die Kron' von dem Haupt zu nehmen, den Scepter aus den Händen zu reißen und sich wider alles Recht und kindliche Verpflicht in die Regierung einzudrängen. Solchen gewissern Zweck zu erhalten, hat er unter dem Adel und Pöbel einen großen Aufruhr und einheimischen Krieg erweckt, sogar die Waffen mit großem rebellischen Anhang wider seinen Herrn Vater als nämlich den David, selbst ergriffen und mit häufiger Mannschaft einen blutigen Streit mit seinem eigenen Vater eingangen. O verfluchtes Kind Absolon! Gesetzt, daß du auch keinen Blutstropfen mehr von deinem Vater in deinem vermaledeiten Gott das Schwert seiner göttlichen Justiz ziehet wider dich: laß sehen, welches eine bessere Schneid hat, dein verruchter Säbl, oder Gottes gerechtes Schwert! Wohlan, das Gefecht nimmt einen Anfang in der Wüste Ephraim, die Armee des Absalons übersteigt weit die Mannschaft des David, dieser wird ungezweifelt den kürzern ziehen; denn viel Hund' seynd des Haasen Tod. Aber David war kein forchtsamer Haas, sondern setzte seine einige Zuversicht auf den allmächtigen Gott. Und siehe! David erhält einen glorreichen Sieg, der Absalon wird spöttlich in die Flucht geschlagen! Dessen ist aber kein Wunder, gar kein Wunder! denn wider den rebellischen Absalon war Gott und alle seine Geschöpf', allermaßen Löwen, Tieger, Bären, Wölf' und allerlei wilde Thier' erschienen, welche des Absalons Kriegs-Knecht niedergerissen. Dieß war noch nit genug; denn von freyen Stucken die Erd' allerseits Stein in die Höhe geworfen, wovon die absalonischen Soldaten verwundet und aufgerieben worden, ja in dem, Gelboe, seine Kühe werden seyn wie die Rinder, so Pharao in dem Traum gesehen, seine Habschaft wird seyn wie die Statua Nabuchodonosors, sein Leben wird seyn wie der Topf der Propheten-Kinder, seine Kinder werden seyn wie die Spott-Fratzen Elisäi, das ist ungerathene Kinder; ein bitterer Lebenswandel, eine unglückselige Habschaft, unfruchtbare Felder, eine wurmsüchtige Wirthschaft, eine verwelkende Gesundheit, alles Unglück und Unstern, alles dieß schließt in sich das einige Wort Maledictus,
vermaledeit!
Ich ging einsmal durch einen grünen und schattenreichen Wald und erwägte dazumal die Höflichkeit der Bäume in Iudäa, welche sich auf dem Oelberg ganz tief bis auf die Erde geneigt haben gegen die Mutter Gottes Maria, und gedachte bei mir selbsten, was für grobe Blöck' seynd doch diejenigen Gesellen, die Gott dem verruchten Kind gespendiret? wie ist es nur möglich, daß sich die Erd' nicht gleich aufsperret und ein solch gewissenloses Kind verschlückt, wie sie verschlückt hat den Datan und Abiron. Wie kommt es doch, daß nicht gleich Gott nit gewisser Ursach' halber, die ihm allein bekannt und uns verborgen, mehrmalen alle Elemente im Zaum hielte, welche sonst gierig die Unbild der Eltern rächen thäten. Und bilde sich nur ein ein solches vermaledeites Kind, welches gegen seine Eltern mit Schlägen verfahret, daß kein Geschöpf auf Erden, so ihm nicht mißgönnig und feind sey. Dahero solche unmenschliche, tiegerartige, steinharte, herzlose, gottvergessene, lasterhafte, teufelsüchtige, höllenwerthe, bestialische Kinder (nicht Kinder, sondern Schlangen- und Attern-Brut) auch noch auf der Welt vom gerechten Gott gestrafet werden.
In der vornehmen Stadt Talenz ist einer bei dem Magistrat falsch angegeben worden, als habe er eine große Unthat begangen, wessentwegen er zum Strang und Galgen verurthlet worden. Als solcher aus dem Kerker an den Ort seines schmählichen Todes geführt wurde, hat er daselbst die Händ' zusammen geschlagen und das gerechte Urtheil Gottes, nicht aber der Menschen erkennt, und beinebens öffentlich entdeckt, wie daß er unschuldig sey in demjenigen, was ihm dießfalls zugemessen wird, wohl aber habe er eben an diesem Ort seine leibliche Mutter mit harten Streichen traktiret, welche dazumal den Fluch über ihn gethan: Wollte Gott, du müssest an diesem Ort an den Galgen kommen!
sie möchte diese Hand abgehaut sehen. Diese Red' war einer sibyllischen Weissagung nicht ungleich; denn kurz hernach ist dieser ganz unsinnig worden: in welchem verwirrten Stand er in eine öffentliche Fleischbank hineingeloffen, daselbst sich mit einer großen Hacke die Hand abgehauen und also den Mutter-Fluch selbsten vollzogen.
Ein anderer Jüngling zu Rom, weilen er auch Hand angelegt an seine Mutter, ist bald hernach in diesen blühenden Jahren Tods verblichen, den andern Tag aber nach seiner Begräbniß den Arm aus der Erd' gestreckt, und weilen man solches der Nachlässigkeit des Todtengräbers zugeschrieben, ist das Grab mit mehr Erd' überschüttet worden. Ungeachtet dieses ist auch den dritten und vierten Tag der Arm ganz hervorgangen, bis endlich die Mutter zu dem Grab' berufen worden und unschwer die Ursach' dieser seltsamen Begebenheit erkennt. Ich weiß mich zu erinnern, sagte sie, daß mich dieser mein Sohn einmal hart geschlagen, welches ich so sehr in meinem Herzen empfunden, daß ich ihm gedrohet habe, ich will ihm solches nimmermehr verzeihen, anjetzo aber mein Kind, verzeihe ich dir herziglich diese mir angethane Unbild! Worauf gleich der Todte seinen Arm zurückgezogen und ferners nicht mehr gespürt worden.
Unweit der schönen Stadt Ragus ist ein kleines Dorf entlegen, in welchem auch wohnte ein arbeitsamer daß er möchte sterben, und sey nit werth, daß seine Beiner weder die Luft, noch die Erd', noch das Wasser behalte! Dieser Fluch hat seinen Ausgang gewonnen, denn er bald hernach elend gestorben, dessen Leib oder Körper die Erd' auf keine Weis' wollte behalten, sondern ihn öfters mit Unwillen heraus geworfen, und die Luft thäte nit weniger und hat ihn mit Ungestümm auf die Erd' gestoßen, das Wasser deßgleichen hat ihn allemal wieder an das Gestade getrieben, bis endlich aus Befehl der Mutter dieser verruchte Körper in das Meer, da es zum heftigsten tobte, gestürzt worden, welcher gleich von den wüthenden Wellen an einen harten Felsen getragen worden, allwo er sich in drei Theil zertrümmert und alle Theil in harte Felsen verändert worden, so annoch von den beifahrenden Schiffleuten zum ewigen Wunder beobachtet wird.
Es seynd viel hundert tausend, ja viel Millionen Meilen von der Erde in den Himmel hinauf, und dennoch in einem Augenblick reist der Mutter-Fluch dahin vor das Angesicht Gottes. Die schöne, strahlende Sonne hat einen so schnellen Lauf, daß sie in einer Stunde eilfmal hundert und vierzig tausend deutsche Meilen postirt, und gleichwohl ist viel schneller ein Fluch der
Wunderbarlich ist, was sich in Arvernia zugetragen. Allda hatte eine Mutter ein sehr widerspenstiges Kind, dem sie einsmal befohlen, es soll sich anlegen, und weilen es solches ganz halsstarrig unterlassen, so hat der Zorn die Mutter also angefeuert, daß sie endlich in diesem Fluch ausgebrochen: Ei du vermaledeites Kind, so gebe Gott, daß du keinen Fetzen dein Lebtag an deinem Leib' tragest! Siehe das eilfertige Verhängnuß Gottes! Das Kind zieht alsobald das Hemd wieder aus, und von selbiger Stund' an keinen Faden mehr an den Leib gebracht, und im Sommer und im Winter blutnackend gangen, doch bekennt, daß es dessenthalben nit größern Frost bei Winterszeit, noch mehrere Hitz' bei heißem Sommer empfinde. – Dieser Mensch hat nachmals einen Schaf-Hirten abgeben, doch jederzeit bloß und nackend. Wie denn solche Geschicht bei Clarmont allen bekannt ist.
Theresia, eine königliche Prinzessinn Alphonsi Sexti zu Kastell, ist von ihrem eigenen Sohn Alphonso in die finstere Keichen geworfen und daselbst an eiserne Banden gefesselt worden, und weilen zu ihrer Erlösung weder das inständige Bitten, noch des römischen Papstes ernstlicher Befehl nichts vermochte, also hat sie ihrem
Was erbärmlichen Untergang hat nit erlitten Cramus, ein Sohn Clotari Königs in Franken, welcher in einer niedern Bauern-Hütte erdrosselt, seine Gemahlinn sammt der jungen Herrschaft lebendig darin verbrennt worden! Die Ursach' dieses seines und der Seinigen Verderbens ist gewest, weilen er nach Absalons Exempel dem Herrn Vater die Kron' wollte vom Haupt zucken.
Dergleichen Geschichten konnten fast ohne Zahl und Ziel beigetragen werden, welche alle billig der Kinder Muthwillen, Ungehorsam, Halsstärrigkeit, Haß, Undankbarkeit gegen ihre Eltern sollten im Zaum halten. Auf solche Weis' geschieht es vielen Eltern, was dem fruchtbaren Apfel- und Birnbaum begegnet, indem man gar oft stehet, daß einem solchen Baum wegen Schwere der Früchte die Aest' brechen. Wohin der Symbolist kann schreiben: Multum onerant, parum ornant:
ein schweres G'wicht meine eigene Frücht'.
Solchergestalten erfahren es viel Eltern, was da täglich das Holz auf dem Herd' muß ausstehen, welches Satiantem saucio:
der mich thut nähren, thu ich verzehren.
Auf solchen Schlag widerfährt vielen Eltern, was da unsere allgemeine Mutter die Erde muß leiden, welche die Dämpf, so empor steigen, gleichsam gebähret, diese aber gar oft in Schauer und Riesel sich verkehren, und ihre eigene Mutter die Erde nicht wenig beleidigen, welches dann auch ein Sinnbild kann seyn eines undankbaren Kinds, forderist wann das Lemma dabei stehet: Pro nutrimento detrimentum:
was ich getragen, thut jetzt mich schlagen.
Dergestalten begegnet viel Eltern, was der edlen Aurora oder Morgenröthe, welche alle Tag' die schöne Sonn' gebähret, entgegen wieder von dieser ihrer Geburt den Untergang leiden muß, welches der Poet besser vor Augen stellt mit der Beischrift, dum pario pereo:
was ich geboren, macht mich verloren. Freilich wohl seynd bei vielen Eltern ein schweres Gewicht ihre eigenen Frücht'; manchen Vater und Mutter thut das Kind verzehren,
welches sie thun nähren; eine manche Mutter
Aber, meine Eltern, was verursacht solche ungerathene Kinder anders, als eure sorglose Obsicht in dem Auferziehen, euer gar zu großes Nachsehen in Abstrafung, Fahrlosigkeit in Unterrichtung derselben? Deßwegen die meisten Sünden der Kinder werden in euer Protokoll eingetragen.
Wann die Tochter eine Helena und zugleich eine Lena, wenn sie zwar eng eingeschnürt, aber ein weites Gewissen hat, wer ist daran Ursach? Die Eltern. Wann der Sohn stets Pflaster und Laster betritt, wann er einen schlimmen Vokativum abgibt in Genitivo, wer ist daran Manuheim brauchen läßt, wer ist daran schuldig? Die Eltern. Wann der Sohn sich nicht adelich, sondern adlerisch hält und fliegt gern zu der guldenen Sonne, allwo er wegen der Kreide ziemlich schwarz stehet, deßwegen in dem Vater unser unter dem Vergib uns heut' unsere Schulden! auch den Wirth verstehet; wer ist daran schuldig? Die Eltern. Wann die Tochter hübsch liederlich um den Hals ist und also zudeckt, wie die Fleischbank an der Faßnacht, und kann man auf dem Hals lesen, was im Herzen geschrieben; wer ist daran schuldig? Die Eltern. Wann der Sohn genaturt ist wie der vermaledeite Feigenbaum, und hat nur Blätter und Strickto
modo
gehenkt werden, wer ist daran schuldig? Die Eltern. Wann die Tochter lieber die Harfen Davids hört, als seine Psalmen, wann sie hübsche Liedl singt vom Rettig und Ruben, Mädl und Buben, etc. wer ist daran schuldig als die Eltern? Wann der Sohn fleißig ist im Studiren und kann besser argumentiren in
Ihr Eltern thut zu viel und thut zu wenig: Ihr thut zu wenig strafen, ihr thut zu viel lieben eure Kinder. Ihr habt Zweifels ohne öfters vernommen aus der hl. Schrift, wie einst die Bäume seynd zusammen kommen und auf ihrem hölzernen Reichstag einen König erwählt. Die mehresten Stimmen seynd gefallen auf den Oelbaum, auf den Feigenbaum, auf den Weinstock, etc. vom Birkenbaum geschieht keine einige Meldung. Meines Theils, wann ich wäre gegenwärtig gewesen und als ein Mitglied auch eine freie Wahl hätte gehabt, so hätte ich unfehlbar den Birkenbaum zum Könige erkiesen, denn niemand glaubt's, wie ruhmwürdig dieser regieret, absonderlich in der Kinderzucht. Alle heiligen Engel gefallen mir wohl, einen ausgenommen: der Kostherr des Daniel war ein Engel, der gefällt mir wohl, der Arzt des Tobiä war ein Engel, der gefällt mir wohl, der Abgesandte der Mutter Gottes war ein Engel, der gefällt mir wohl, des Loths sein Salvo-Condukt, war ein Engel, der gefällt mir wohl, die Schildwache vor dem Paradeis ist ein Engel, der gefällt mir wohl, etc. aber einer will mir schier nit gefallen, derjenige, welcher dem gehorsamen Patriarchen Abraham in den Säbel Non extendes manum tuam super puerum:« »Strecke deine Hand nit aus über den Knaben und thue ihm nichts!« Ich weiß gar wohl, daß solches der Befehl des Allerhöchsten war und dessenthalben hierinnfalls keines Fehlers zu beschuldigen. Wann ein Vater eine Mutter mit der Ruthe wird einen Streich führen über den Knaben, bin versichert, daß ihm kein Engel den Streich wird aufhalten, wie dem Abraham, ja die Engel werden ihn noch anfrischen mit ernstlichen Worten: »Extende manum tuam super puerum! strecke deine Hand aus über den Knaben!«
Ich schneid', ich schneid', ich schneid' – was aber? ich schneid' ab – was? die Nasen? Nein, nein! Constantinus Pogonatus hat beeden seinen Brüdern Heraclio und Tiberio die Nasen abgeschnitten, damit sie nur nicht zur Kron und Regierung gelangen möchten. Das ist crudel und tyrannisch, das thue ich nit. Ich schneid', ich schneid', ich schneid' – was aber? ich schneid ab – was? die Ohren? Nein, nein! Petrus hat dem Bösewicht Malcho das Ohr abgehaut, welchen schmerzlichen Schaden der gebenedeite Jesus wieder geheilt hat. Das thue ich nicht. Ich schneid', ich schneid', ich schneid' – aber was? ich schneide ab – was? die Zungen? Nein, nein! Den streitbaren Blutzeugen Christi Hilario und Florentio seynd die Zungen ausgeschnitten worden, nichts destoweniger haben sie gleichwohl geredet Ich schneide allen Eltern die Finger ab. Adonibezec, ein stolzer und tyrannischer König, hat 70 andern gefangenen Königen die Finger abgeschnitten, das war erschrecklich. Diesem folge ich nach und möchte gern denen mehresten Eltern die Finger abschneiden, damit sie nit mehr so stark ihren Kindern durch die Finger sehen, sondern dieselbigen von Jugend auf strafen! So lang Moses die Ruthen in Händen gehabt, ist sie eine schöne Ruthe verblieben, so bald er's aber aus der Hand fallen lassen, »versa est in colubrum: da ist gleich eine Schlange daraus worden.« Also auch meine liebste Eltern, so lang ihr die Ruthe in Händen habt und eine gute scharfe Zucht führet unter denen Kindern, so bleibt alles gut; wann ihr aber die Ruthe fallen lasset, so wird gleichförmig eine Schlang' daraus! Ich will sagen: es ist lauter schädliches Gift den Kindern, so man die Ruthe nicht in die Händ' nimmt.
Die Erde bringt keine Frucht, sondern Disteln, wann man sie mit scharfen Pflugeisen durchgrabt: die Jugend thut kein gut, wann man sie nit scharf hält. Das Eisen, so erst aus dem knoperten Bergwerk gebrochen, ist nichts guts, es komme denn der harte Hammerstreich darauf: die Jugend bleibt nichts nutz, so man der Streiche verschonet. Der Weinstock wird nit tragen, sondern verfaulen, so nit ein Stecken dabei stehet; die Jugend wird nit fleißig seyn, sondern faul, wann nie die Ruthe darneben steckt. Die Musik wird auf Katzen: Art ungereimt verbleiben, wann der Leinwand des Mahlers wird kein schönes Bildnuß vorstellen, wann er den Streich-Pinsel nit an die Hand nimmt: die Jugend wird denen Eltern keine Zierde bringen, wann sie nicht wohl mit dem birkenen Streich-Pinsel auf die Leib-Farb anhalten.
Wie nennt Clemens Alexandrinus die Kinder? Er nennt sie Flores matrimonii, Blumen des Ehestands. Gut, gut, die Blumen müssen umzäunt seyn mit Ruthen und Stecken, sonst kommt eine jede Sau darüber. – Wie nennt der hl. Vater Augustinus die Kinder? Er nennt sie Naviculas fluctuantes, kleine wankende Schifflein. Gut, gut, zu diesem Schifflein muß man Ruder brauchen, die der Besenbinder feil hat. – Wie nennt der heil. Gregorius Nazianz die Kinder? Oculos suorum parentum, Aug-Aepfel ihrer Eltern. Gut, gut, aber denen Aug-Aepfeln hat die Natur Augenbraunen gesetzt, welche wie die Ruthen gestalt seyn. – Wann man aber die Ruthen spart, so kommt Schand' und Schad' über die Kinder. Nero wäre kein solcher Bösewicht worden, wann ihn seine Mutter Agrippina hätte schärfer gehalten. Jener Sohn hätte bei dem Galgen der Mutter das Ohr nicht abgebissen,
In einer gewissen Stadt Deutschlands hatte eine Mutter einen einigen Sohn, dem sie aber allzuviel geheuchlet und von Kindheit auf mit ihm als mit einem zarten Biscotten-Teig umgangen. Er war ihr ein einiges Herzl, Scherzl, er hatte im achten Jahr noch keine Ruthe gesehen, und als man ihm solche zeigt, wußte er gar nicht, was dieses für ein Meer-Wunder seye. Er schauete sie an nicht anders, als eine Kuh ein neues Stadel-Thor, und weilen er dazumal schon unter der Sorg' des Präceptors war, also hat solcher Pflicht halber einen Ernst und keinen Clement abgeben; dann lauter Stroh, lauter Stroh, kein Treib auf mein' Eid! Und war dem also; dann der Knab' ein lauter Strohkopf verblieben. Und weilen nachmals dem Präceptor die Ruthe gänzlich verboten worden, also ist dieser saubere Gesell ohne Wissen und Gewissen aufgewachsen. Nach der Mutter Tod hat er das Seinige fein förderlich durchgejaget vivendo luxuriosè, mit lustigen, listigen, lästerlichen Leuten umgangen. Das war bei ihm eine alte Mette, aber solche verursachte ein geschwindes Ibo ad Patrem. Hält demnach an bei einem gewissen Pater Superior um den klösterlichen Habit. Den Orden will ich dießfalls verschweigen, woselbst er auf- und angenommen worden. In dem Orden hielt er sich wie die Statua des Königs Nabuchodonosoris, welche ein guldenes Haupt, eine silberne Brust, metallenen Leib, eiserne Schenkel und erdene Füß. Also war es anfänglich gut, in wenig Jahren aber merklich schlechter, zuletzt gar irdisch: Indem er das gut Leben von Jugend auf gewohnt ware, ohne Zucht allezeit gelebet, also hat er sich in dieses harte Leben, wie der David in den harten Panzer und Harnisch nicht schicken können, dessentwegen den Orden spöttlich verlassen, den evangelischen Glauben angenommen, und in einem schlechten Dorf einen Schulmeister abgeben. Weilen ihn aber die Armuth gar zu stark drückte und drängte, also hat er in fremde Sachen die Händ' gestreckt, bis er selbsten nachgehends von dem Henker gestreckt worden, und dazumal erst Ihr Streng zu seyn angefangen, als er sein Leben mit dem Strang geendet. O elender Untergang! Wäre dieser von Jugend auf mit dem Birkenbaum besser bekannt gewesen, so wäre er nicht also mit dem Eichbaum in eine spöttliche Freundschaft gerathen; hätte ihm die Mutter nicht gar zu viel nachgesehen,
Nehmt eine Lehr' nicht von mir, sondern von Jesu Christo selbsten. Wie dieser gebenedeite Heiland bereits auf dem hohen Berg Calvariä mit seinem, meinem und deinem gestiegen, das ist mit seinem Kreuz', mit meinen und deinen Sünden, welche er auf dem Rücken
O wie mancher Mutter wird es widerfahren, was der Agar mit ihrem Sohn Ismael geschehen! Dieser schlimme Bub beging allerlei Muthwillen, und war fast kein Bubenstück, welches dieser ungerathene Fratz nicht getrieben. Wessentwegen er aus dem Haus' des Abrahams verjagt worden; und nit allein er; sondern auch seiner Mutter hat man den Strohsack vor die Thür geworfen, zu einer Straf', ob sie schon für sich selbst ein gutes Weibsbild war, um weilen sie ihr Kind den Ismael nicht besser erzogen, sondern ihm gar zu viel
Die Eltern thun also gar oft zu wenig strafen und gar zu viel lieben. Sie sollen dem israelitischen Führer Moses nachfolgen, der einst in der Wüste ein bitters Wasser angetroffen, welches er gleich süß gemacht, so bald er ein Holz hinein geworfen! Ob's eine Ruthe oder ein Prügel ist gewest, das weiß ich nit. In dulcedinem versae sunt. Also wann sie ein Kind vermerken, daß es wegen des Ungehorsams und anderer Mängel sie öfters erbittert, so dann sollen sie nach dem Exempel des Moses das Holz brauchen und zwar das birkene: will versichern, was vorhero übel gewest, werde gut seyn.
Zu viel, zu viel, zu viel werden die Kinder gehebt! – Wie Jerusalem vom Tito Vespasiano belagertKinder möchten essen. Deßwegen all dero Dichten, Schlichten, Sorgen, Borgen, Laufen, Schnaufen, Schauen, Bauen, Gehen, Stehen, Schreiben, Treiben dahin zielt, daß es den Kindern wohl gehe. Aber leider denkt man nur an den Leib und nit an die Seel, man sorgt nur um das Zeitliche und nit um das Ewige der Kinder.
Bei vielen Eltern gehet der Traum aus, welchen gehabt hat des Königs Pharaonis sein Mundbäck oder oberster Pfisterer. Diesem hat geträumt, als trage er drei Mehlkörb' auf dem Kopf; in dem obersten aber trüge er lauter Semmeln und Kipfeln, die Vögel aber fraßen es. Die zwei Körb' waren fleißig zugedeckt, worinnen nit viel besonders, vielleicht nur Gesindel-Brod; aber der alleroberste, in welchem des Königs Mund-Semmel, war offen den Vögeln zu einem Raub. So und nit anders pflegen viel Eltern zu hausen: sie schauen auf alle Weg' und Steg', wie sie den Leib der Kinder, so ja nur ein schwarzes und speres Haus-Brod, versorgen, schützen, verwahren, bedecken, zieren und aufbringen; aber die Seel, welche der oberste Theil, worin, woran das mehreste liegt, lassen sie unbewahret offen stehen den höllischen Raben zu einem Raub.
salva venia wachset; wann die Seel' eine Gasse ist, aber nicht bei den zwölf Aposteln zu quia non pepercisti unigenito filio tuo, weilen nemlich Abraham seinen einigen Sohn nit verschont.« Also meine Eltern, verschont auch eure Kinder nit! Ihr sollt seyn wie der Isaak. Als solcher alte Tättel schon gegen den Abend seines Lebens gangen, hat er vor der Erde gesetzet: »De rore Coeli, de pinguedine terrae; Gott gebe dir von dem Thau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde!« Also sorgt auch vor allen, wie ihr denen Kindern den Himmel zuwegen bringet, welches geschieht durch gottesfürchtige Auferziehung! nachmals kümmert euch erst um das Zeitliche und Irdische, so ihr ihnen wollt verlassen!
Nachdem Judas seinen jedoch unbekannten Vater Ruben um das Leben gebracht, hat die hinterlassene Wittib Ciboria solchen unvermuthen Todfall auf keine Weis' wollen verschmerzen, ihr selbst nicht allein die Haar' neben ungeheurigen Heulen ausgerauft, sondern auch bei Gericht um die billige Abstrafung dieses Todschlägers mit großem Ungestümme angehalten. Pilato als damaligen Landpfleger war nicht gar wohl um das Herz, und tragte hierüber nit geringe Sorg', wie er doch dieser Hacke möchte einen Stiel finden. Denn die Klag' der Ciboriä konnte er nit anders, als billigen ohne sondern
So geht's, so geschieht's, wann man also blind, ohne einige reife Erwägung, ohne ferners Nachforschen, ohne bedachtsames Nachdenken, ohne weitern Berathschlag, ja ohne Gott und Gottes Segen dahin heirathet, keinen andern Zweck suchet, als etwann eine viehische er nit fragt, wie sie beschaffen, und sie nit nachforscht, wie er genaturt. O unglückseliger Ehestand!
Etliche vergaffen sich an der schönen Gestalt, und erwägen nicht, daß solche wie Glas und Gras gebrechlich, folgen nach jenen geilen Mistfinken, welche in dem Sündfluß Gott gebadet hat: Videntes filii Dei filias hominum, quod essent pulchrae, etc.. Viel anders hat gethan der Patriarch Abraham. Dieser schickte einst seinen Haus-Verwalter Eliezer in Mesopotamien, daß er in selbigem Land' seinem Sohn eine Braut erkiese. Das ist fürwahr eine harte Commission. Der fromme Hauspfleger reist in nomine Domini pro Domina. Was gedunkt euch aber, was vor Gedanken er unterwegs gehabt habe? etwann: ich will sehen, daß ich eine bekomm', die viel tausend Gulden reich; wann sie schon nit holdselig, so sie nur goldselig ist? ich will Achtung geben, daß ich eine finde, casta ist; ich will Fleiß anwenden, daß ich eine antreff', die steif Batzen hat, wann sie schon ein wenig paza ist; ich will sehen, daß ich eine bekomm, die schön von Augen und keine gläserne Wammes-Knöpf, schön von Stirn und kein wurmsüchtiger Furnier-Laden, schön von der Nasen und keine hochangesehene Rotzfrau, schön von Maul und keinen staubigen Mühlbeutl, schön von Zähnen und kein leeres Messer-Gesteck, schön von Statur und kein buckeltes Taschenmesser? oder ich will sehen, daß ich eine Braut bekomme von einem alten Haus, dessen Ahnherr schon längst das Bergwerk oder Zehet eingenommen von dem Weingarten, welchen Noe gebaut? etc. Keinen dergleichen Gedanken hat der treue Eliezer gehabt. Er ist gangen weder auf Schönheit und Wohlgestalt, weder auf hohen Stamm und Aemter, sondern allein hat er nach Tugend getracht, die ganze Sach' Gott befohlen mit dem Zusatz: Herr, diejenige soll seyn, wird seyn, muß seyn eine Braut meines jungen Herrn Isaak, welche wird seyn tugendsam, welche auf Lieb und Höflichkeit mir und den Kameelen wird zu trinken geben. Das ist recht und gut.
Im Heirathen muß man Gemüther, nicht Güter suchen, im Heirathen muß man Mores und nicht Muros
nubat in Domino wie der heil. Paulus sagt »in Gottes Namen« heirathen. Nit übel hat jener geredt:
Das mehreste Leiden aber in dem Ehestand kommt ursprünglich daher, weilen man ganz unbedachtsame Heirathen eingehet. Wie dann der gelehrte Jesuit Stengelius bezeugt, daß zu seiner Zeit einer Vormittag in den Schulen einen Schilling bekommen, Nachmittag
Das Heirathen kommt mir vor wie das Fischen. Ein mancher fischt, fischt und fangt, hat das Glück, fangt einen stattlichen Hausen, bekommt eine gute Hauserinn und Hauswirthinn, wie bei Salomone beschrieben wird: die die Weg' ihres Haus' in Acht nimmt, et panem otiosa non comedit,
und isset ihr Brod nit im Müssiggaug. Ein anderer der fischt, fischt und fangt, hat das Glück, fangt omnia gratis. Ein mancher fischt, fischt und fangt, hat ein schlechtes Glück, fangt einen Aal, die siehet der Schlange gleich, wessenthalben sie also genennt wird Anguilla, bekommt eine böse Megaeram, die zornig und giftig wie eine Schlang'. Ein anderer fischt, fischt und fangt, was? einen Tück (est certa species piscium in Danubio) bekommt einen tückischen Büffel, welche kein karthäuserisch, sondern kahlmäuserisch Stillschweigen hat, ein deutscher Mufti.
Das Heirathen kommt mir vor wie das Heben im Glückshafen: Eine manche die hebt heraus einen Zettel mit Nummer 20, das ist ein schöner silberner
O hätte ich das gewußt!
Ein mancher verblend't sich und verbrennt sich nur an der schönen Gestalt, da doch das gemeine Sprichwort uns erinnert: die Schönheit vergeht, die Tugend besteht! Ja wann die schöne Gestalt der Men schen beschaffen wäre, wie der Israeliter ihre Kleider dazumalen wie sie vom Moses aus Egypten geführt worden, wären solche Gesichter-Krämer noch in etwas zu entschuldigen; denn vierzig ganzer Jahr' durch ein sonders Wunderwerk haben die Israeliter von ihren Kleidern nit einen Faden zerrissen oder versehrt: non sunt attrita vestimenta eorum. Aber mit der Aber die Tugend besteht, die Schönheit vergeht. Ein mancher aber vermaulafft sich nur an der schönen Gestalt, verliebt sich an die Schalen und weiß nicht wie der Kern, vernarrt sich in die Scheid und weiß nit wie der Degen, verliert sich an der Haut und weiß nit wie die Braut, bekommt eine herrliche, aber keine ehrliche. Ein solches schönes Weib ist wie die Apotheker-Pillulen, auswendig vergold't, schön, einwendig pfui di. Ein schönes V auf die Stirn' und sie buchstabirt das Et Caetera; sie macht ihn, den höflichen Mann, zu einem Kirchen-Thurm-Knopf, worauf ein Hahn steht. Zu Brundrut ist ein solches Kind geboren, welches seines Vaters Namen ganz natürlich hinter den Ohren von Mutterleib gebracht: wann das allezeit geschehe, wäre man cher Schleppsack behutsamer. Ein solcher ist ja ein elender Tropf, der an seinem Weib hat, was Servius Sulpitius an seiner Posthumia, Aulus Gabinius an seiner Lollia, M. Grassus an seiner Tertullia, Cn. Pompejus an seiner Mutia, welche alle nit ehelos, sondern ehrlos ihre Treu vergessen. Ein solcher verachter, verlachter Tropf, verhöhnter, gekrönter Actäon schämt
O hätte ich das gewußt!
Du mein sauberer Corneli, hättest nit also sollen gäch darein platzen, dich fein vorhero wohl erkundigen, dich nicht gleich in die Schönheit verlieben, wie der Esau in das Linsenkoch, nicht gleich nach der Schönheit tappen, wie die Eva um den Apfel, hättest du zuvor von fern und nahend weißlich nachgeforscht, wie diese beschaffen sey, ob sie dich nur wegen deiner guten Mittel nehme, übrigenfalls in einen andern veramorirt, so wärest anjetzo nicht so spöttlich mit einer Hirsch. Parocken versehen. Darum:
Eine manche arme Haut bekommt einen Mann, und widerfährt ihr, was den grätzerischen Landkutschern widerfahren, welche allemal zu Wien bei dem wilden Mann einkehren in der Kärnerstraße, also wird das Wirthshaus genennt. Sie bekommt einen Mann, einen solchen groben Gsellen, der beschaffen wie St. Gallus-Tag im Bauern-Kalender, dort ist ein Bär gemalen. Dieser Bengel ist weit anders als ein Engel; dann der Engel das Jahr einmal oder zweimal mit dem Stecken über den Schwemm-Teich kommen zu Jerusalem, aber dieser Rilpes kommt fast alle Tag mit Prügeln. Wohl recht heißt ein Mann auf wälsch Marito, auf Französisch
Mari auf spanisch
Diese war eine Wittib, und träumte ihr von nichts mehrers, als vom Heirathen. Wessentwegen sie zu dem Herrn Pfarrer zu Rath gangen, welcher ihr dann als bescheider und bescheidner Mann noch eingerathen, noch abgerathen, sondern die Sach ihrem freien Willen überlassen. Ihr meistes Vorbringen ist gewest wegen des Knechts, der da sehr hübsch, jung und freundlich. Zu dem hatte sie all' ihr Absehen und eine große Neigung. Damit dann der Herr Pfarrer dieses Weibs los wurde, gab er ihr nachfolgenden Rathschlag: wie daß sie sich nach dem Glockenschall, so man wird in die Kirche läuten, könne richten; dafern die Glocke sollen gutheißen ihr Vorhaben, so soll sie im Namen Gottes heirathen. Die erwartet kaum den nächsten Sonntag. Und als man mit zwei Glocken zu dem Kirchendienst gelitten, so kam ihr vor, als gaben die Glocken keinen andern Hall und Schall, als diesen: Nimm' den Knecht, nimm' den Knecht! Worüber sie dann mit ihrem Knecht sich verheirathet. Aber Nimm nit den Knecht, nimm nit den Knecht! Wie oft wäre aus ihr zu hören:
O hätte ich das Ding gewußt!
Du meine große Närrinn hast die Sach' gar zu unbesonnen angefangen, indem du nur allein erwägt hast das rothe Fleschmaul. Sollt dir nit eingebildet haben, daß sich Kapaunen-Fleisch und Kuh-Fleisch in einem Hafen nit gleich sieden? soll dir nit eingefallen seyn, daß sich der alte Kalender mit dem neuen nicht vergleiche? hättest du nicht sollen denken, daß Neuenmarkt und Altenmarkt in Bayern weit von einander? daß ihr alte kalte Spital-Waar euch nur so gern in die neue Kram mischet? Ihr wißt wohl, daß Seneca Eure, nicht aber euch lieb habe!
Mancher bekommt ein Weib, die einen Manns-Namen hat, nemlich Swighardus, auf deutsch schweig hart! – Am heiligen Pfingsttag hat ein jeder Apostel zwei Zungen gehabt, eine war im Mund, die andere ober dem Haupt, benanntlich der heil. Geist in Gestalt einer feurigen Zungen. Aber dieses vernünftige Murmel-Thier hat an einer Zunge zu viel. Andere Mühlen haben bisweilen einen Feiertag, absonderlich im Winter, wann der Bach gefroren, oder im Sommer, wann das Wasser nicht die Wassersucht, sondern die Schwindsucht bekommet; aber das Mühlrad in ihrem Lauf geht immerzu, ihre Katzen-Musik hat fast nie keine Pausam, sie hätte gut zu einem Stund-Ausrufer taugt, dann sie hätt's nie verschlafen. Deßwegen kein Wunder, daß man nachmals mit solchen Weibern umgehet, wie mit der Stuben-Thür: wann solche garretzt und kirret, so schmiert man's, alsdann schweigt der Thür-Angel still.
Dergleichen Thür-Geschwöll hatte einer in Niederland, welcher aber ihr wegen des steten Zankens öfters sub ritu duplici abgelesen, als konnte er nit anders, als sein hölzernes Recept suchen, toto orbe in pace composito:
Da die ganze Welt im Frieden war. Wie oft heißt es denn:
O hätte ich das gewußt!
Es ist nit gut, daß der Mensch allein sey: lasset uns ihm eine Gehilfinn machen, die
ihm gleich sey! Also hättest du auch zuvor alles wohl beim Licht sollen beschauen, so wärest du nicht also hinter das Licht geführet worden, nicht gleich in einem Tag, innerhalb wenig Stunden den Kauf machen, welchem nachmals ein so langer Reukauf folget! Dann
Wie oft bekommt ein Weib einen Mann, der dem Himmel gleich ist, verstehe alle Tag sternvoll, der immerzu singt:
Was leidet nicht eine solche arme Julia bei einem solchen Oktober! Den ersten Tag hat Gott der Allmächtige das Licht erschaffen, den andern das Firmament, den dritten die Erd' sammt allen Kräutern und Pflanzen, den vierten Sonn, Mond und Stern, den fünften Tag hat Gott der Herr die Fisch und Vögel aus dem Wasser erschaffen: producant aquae; Gott sprach: Die Wasser bringen kriechen
de Thier' herfür, die eine lebendige Seel haben, und das Geflügel auf Erden unter dem Firmament des Himmels. So seynd dann das erstemal die Vögel aus dem Wasser kommen? ja; jetzt aber hat es sich alles umkehrt: der Zeiten kommen die ärgsten Vögel, ja die schlimmsten Galgenvögel aus dem Wein, allermassen die Trunkenheit eine Wurzel alles Uebels.
Der heilige und große Kirchenlehrer Ambrosius schreibt und beschreibt, wie die Vollsaufer beschaffen seynd. Incerti illi visus, instabilis gressus, umbras saepè transiliunt sicut foveas, nutat his cum facie terra, subitò errigi et inclinari videntur et quasi vertantur, timentes in faciem ruunt, et solum manibus apprehendunt; welches auf deutsch so viel ist: Ein voller Mann der sieht
Alt ist die Historie, bekannt ist die Geschicht', ausgeschrien ist die Begebenheit, welche sich mit dem guten Alt-Vater Noe zugetragen. Bötius war der erste, der die Schuh gemacht, Paulinus war der erste, der die Glocken erfunden, Berchtholdus Niger war der erste, der das Geschütz erdenkt, Palamedes war der erste, so die Wirfel aufgebracht, Noe war der erste, so sich im Wein vollgetrunken. Was ist ihm aber dessenthalben geschehen? Nudatus in tabernaculo suo: spöttlich ist er entblößt worden. Diese Entblößung ist herkommen von der Trunkenheit. Aber sag' her, wie kommt's auch, daß mancher an Mitteln entblößt wird? Die Sau zieht den Zapfen, der Beutel wird eitel, Weib und Kinder sehen aus wie die Arbeit bei dem Bein-Drechsler, Haus, Kammer und Zimmer seynd aufgeputzt, wie die Altär' am Charfreitag, der zuvor so wohl gestanden, ist anjetzo aller Mittel entblößt. Jene Knaben, welche den Propheten Elisäum gespöttlet, seynd von denen Bären zerrissen worden. Mein lieber Meister Matthe und Barthelme, mein lieber Meister Gregori und Honori, mein lieber Mann Jeremias und Zacharias, wie geht es dir und den deinigen so schlecht?
Dessentwegen hat einmal ein Bettler von einem Hausherrn ein Allmosen begehrt, welches dazumal gleich auf dem Bett lag und dem armen Mann die Antwort geben: er wollt' ihm von Herzen gern etwas mittheilen, aber könne nit aufstehen wegen gar zu großer Kopf-Schmerzen. Aus was Ursach? fragte der Bettler. Dem er geantwort: wie daß er sich gestern überweint. O! wann das ist, mein Herr, so trinkt Euch, heut' wieder voll, es hilft! Ja, sagt der Herr, morgen werde ich mehrmalen die Schmerzen empfinden. Ey! widersetzt der Bettler, morgen müßt Ihr Euch mehrmalen vollsaufen. Auf solche Weis' aber kann ich auch übermorgen dem Kopfweh nit entgehen. Possen, sagt der Bettler, übermorgen müßt Ihr Euch abermalen einen dicken Rauch antrinken. Was wird aber endlich daraus werden? sagt und fragt der Hausherr. Deme der Bettler: Ja, Ihr werdet halt ein solcher armer Narr und Bettler werden, wie ich bin; dann ich war vor diesem auch bei guten Mitteln, aber die öftere Vollheit hat mich also leer gemacht: Operarius
ebriosus non locupletabitur. Wann nun ein Weib einen solchen Wein-Egel und Wein-Igel bekommt, wie oft verursacht ihr der Wein das Weinen. Wie oft heißt es:
O hätte ich das gewußt!
Aber du, meine bethörte Haut, hast dir diesen Nagel selbsten gespitzt in den du getreten, du hast dir diesen Zwiebel selbst züglet, der dir so oft das Wasser aus den Augen locket, du hast dir dieses Feuer selbst gelegt, welches anjetzo alles das deinige in die Asche gelegt. Du hast weder Gott, nach den Nächsten, auch sogar deine eigenen Eltern nit befragt, sondern dahin geheirathet, als wären dir die Schwalben über die Augen kommen wie dem Tobiä. Hättest fein weislich nachgefragt, ob diesem nit allzeit träumte wie dem Mundschenken des Königs Pharaonis von dem Rebensaft; hättest du nachgeforscht, ob dieser nit öfter in der Bibliothek als Bibliothek, so wärest du also hinter die Wahrheit kommen. Aber der blinde Bub ohne Schuh gab dir keine Ruhe! Jetzt ist es geschehen, ein andersmal
Zwischen den Eheleuten soll es hergehen und eine Beschaffenheit haben, wie bei der allerheiligsten Dreifaltigkeit, denn daselbsten werden drei Personen gezählt und doch nur ein Gott. Also wann schon der Ehestand in zwei Personen bestehet, so soll doch gleichsam nur ein Herz seyn und ein Gemüth, ja die größte Einigkeit unter ihnen seyn. Der Ehestand ist dießfalls wie ein Granat-Apfel: diese schöne Frucht tragt über sich eine Kron', so lang der Apfel ganz verbleibt; sobald er aber sich zerspalt', so ist die Kron' hin. Also wie lang die zwei vereinigt seyn, so lang haben sie gleichsam eine guldene Kron', führen ein gutes Regiment; sobald sich aber ein Zwiespalt ereignet, so ist alles hin. – Wohl ist zu erwägen, daß die Engel den Loth sammt Weib und Kinder aus der sündigen Stadt Sodoma geführet haben, jedoch nur den Loth angeredet: er soll nit umschauen: Noli respicere post tergum! Weilen nun solches Gebot auch das Weib getroffen, warum daß die Engel nicht sagen: Nolite respicere post tergum:
Schauet nit hinter Euch? Da antwortete der gelehrte Silveira: Wie daß die lieben Engel der Meinung gewest seyn, als wären diese zwei Eheleut' so vereinigt, als seynd sie gleichsam nur eins.
Freilich wohl soll eine solche lob- und liebreiche, Einigkeit seyn, aber leider! erfährt man öfter das Widerspiel, und zertrennt solche nit selten die schmerzliche
Eifersucht: Wie in Spanien die Stadt Gerunda vom Karolo, König in Sizilien, und Philippo, König in Frankreich erobert worden, wollten die Franzosen das Grab des hl. Narcissi berauben, seynd aber von diesem ihren gottlosen Vorhaben abgetrieben worden durch eine unzählbare Menge der Mucken, welche wunderbarlicher Weis' aus dem Grab des. hl. Narcissi heraus geflogen. Dieser kleine Feind mit seinen kaum sichtbaren Stilett hat eine große Anzahl der Franzosen erlegt, die übrigen alle spöttlich in die Flucht gejagt, also daß annoch bei den Herrn Spaniern das Sprichwort lauft: die Franzosen fürchten sich von denen spanischen Mucken. Den hl. Narcissum haben die Mucken defendirt; aber ein mancher Narr hat Mucken und macht ihm Mucken, die ihn nur offendiren, und solche Mucken seynd das mehreste wegen der Eifersucht. Da soll sie alleweil hinter den Ofen hocken wie ein bayrischer Gogelhopf; sie soll sich das Jahr nur einmal sehen lassen vor andern, wie ein Palm-Esel; sie soll nichts reden, als hätte sie auf die Karthäuser-Regel Profession gemacht. Alle Schritt' und Tritt' kommen ihm verdächtig vor: Wann sie nur einmal seufzet, so wünscht er schon, der Seufzer hätte Schellen oder Glöckel an wie die Schweizer-Kühe,
Ein solcher ist gewest Ludovikus Severus, Herzog in Bayren, welcher ohne allen Grund seine Frau Gemahlinn Mariam als eine habe Prinzessin von dem Stamm-Haus der Fürsten in Brabant, in einen gottlosen Verdacht gezogen wegen eines Schreiben zu Ruchonem den Grafen; also zwar, daß er aus Uebergewalt der Eifersucht in einen Zorn, von dem Zorn in eine Furie, von der Furie in einen fünffachen Todtschlag gerathen: dann er nicht allein vier andere, seines bethörten Wahns nach, beschuldigte Personen hingerichtet, sondern auch seine hochfürstliche Gemahlinn von des Henkers Händen, ob sie schon die Unschuld selbsten war, tyrannisch enthaupten lassen zu Donauwörth. Die folgende Nacht ist er dergestalten, theils vom eignen Gewissen, theils auch durch den Geist der Maria, seiner Gemahlinn, also geplaget und beängstiget worden, daß er als ein junger Fürst mit 26 Jahren schlafen gangen, aber zu Morgens als ein sechzigjähriger Tätt'l ganz eisgrau aufgestanden. Welcher nachmals zu einer Buß, so ihm Pabst Alexander der Vierte auferlegt, das stattliche Cistercienser-Kloster Fürstenfeld zwischen Augsburg und München erbaut und mit großen Renten versehen. Da sieht man, was nit solche eifersüchtige Mucken für eine Gewalt haben.
Dergleichen Mucken hat auch gehabt jener Rhein-Graf, welcher aus üblem Verdacht einen edlen RitterEgo cum hac foemina non peccavi: Ich hab mit diesem Weib nit gesündiget!« – Nit viel anders hat sich verhalten jener reiche Burger, mit Namen Christophorus Bongartner, Anno 1528 zu Basel im Schweizerland, welcher über allermassen geeifert mit seinem Weib, und da er einst ein seidenes Band an seinem Diener ersehen, welches er glaubte, als seye es sein gewesen und das Weib dieses dem Diener gespendiret. Dieses hat seine Mucken, dergestalten vermehrt, daß er sein schwangeres Weib ermordet, sein kleines Töchterl erwürget und nachdem er einen Brief verfertiget an den Senat daselbsten, hat er sich von dem obersten Gaden seines Hauses auf die steinige Gasse herunter gestürzt und den Hals gebrochen. Das seynd die saubern Früchte der Eifersucht, solche Brunsten erwecket der Satan durch die winzigsten Funken, weilen er nichts anders sucht, als die Einigkeit im Ehestand zu zerstören, welche allweg soll verbleiben wie der Unterrock Christi des Herrn, der da ohne Rath, sondern ein ganz vereinigtes Kleid. Solchem
Von dergleichen Mucken seynd sehr viel Weiber auch nit befreit, ja diese kommen mir vor, wie die Frösch' im Sommer: Die grünhosende Lackendrescher verbringen ja eine verdrießliche Musik die mehreste Zeit, wann sie auf einem mosigen Gestad' eines Fischweihers oder Teichs ihre Pfund-Gosche aufsperren, daß fast der Kopf nit sicher ist, daß er nicht zum Maul hinaus falle; sie machen solche Triller in ihrem Gesang, daß gegen ihnen ein kropfeter Pinzger ein lieblicher Amphion im Singen scheint zu seyn, und so viel man den Text ihres liederlichen Lieds versteht, so quacketzen sie nichts anders als: gib Acht, gib Acht, gib Acht! Der eifersüchtige Weiber-Gedanken redet nichts anders, als eben diese Frösch-Sprach: gib Acht! Wann der Mann nur aus dem Haus geht, so heißt es: gib Acht, wo er den Weg hinnimmt! wann er einer anderen einen guten Morgen gibt, so glaubt sie, es sey gib Acht, wie er sie nit anlacht! wann er bei einem hochzeitlichen Ehren- Tanz zweimal mit einer tanzt, so heißt es schon: gib Acht, ob er ihr nit die Händ' druckt; Ich hab' selbst eine gekennt, welche der andern mit einem scharfen Taschenmesser das Angesicht kreuzweis zerschnitten, um weilen sie ihren Mann mit dem Ellenbogen scherzweis gestoßen. Gib Acht, gib Acht! Eine andere ist gewest, welche einen sehr gottesfürchtigen Ehemann gehabt; gleichwohl mit ihm dermassen geeifert, daß bei ihr fast nichts anzutreffen war, als das stete: gib Acht! Unter anderm hat sie Acht geben, daß er alle Tag so eifrig nur an einem Ort des Beth-Büchleins gelesen, welches sie veranlaßt hat zu sehen, was es doch für ein Gebet seye Und siehe! da nimmt sie wahr, daß die Blätter ganz schmutzig wo die Buß-Psalmen des Davids stunden. Gleich hierauf schöpft sie den Argwohn, weilen David einen Ehebruch begangen, habe er diese Buß-Psalmen gebetet, und weilen dergleichen Andacht bei ihrem Mann, so sey auch ein gleicher Verdacht bei ihm; welche Eifersucht dergestalten sie gequälet, daß sie ihr endlich selbsten den Tod angethan. Bei einem solchen, bei einer solchen seufzt man öfter:
O hätte ich das Ding gewußt!
Ihr aber hättet es wohl wissen sollten! Denn unter andern Drangsalen, welche in dem Ehestand ein schleichen, ist auch die mißtrauende Lieb und unruhige Eifersucht nicht die geringste, welche der gerechte Gott bisweilen derentwegen zulasset, damit die Freud' des Ehestands und wohllüstige Lieb' in etwas gemäßiget tribulationem tamen carnis habebunt EJUSMODI und solche W in der E daher, weilen man den Stand gar zu gäh und unbesonnen antritt, auch den allmächtigen Gott dessentwegen nit um Rath gefragt, welcher ohne Zweifel auf eifriges Anersuchen und inbrünstiges Gebet das Gemüth erleuchten thut. Darum spricht der weise Salomon: Domus et divitiae dantur à Parentibus, à Domino autem proprie uxor prudens:
Haus und Reichthum wird von den Eltern gegeben, aber ein vernünftiges Weib kommt eigentlich von Gott dem Herrn. Wer dann ein gutes frommes Weib verlangt zu bekommen, der muß sich nit um eine alte, zahnlose Kupplerinn umsehen, welche mit ihrem Husten-G'werb solche Heirath zusamm' bändlet, sondern er muß mit aufgehebten Händen denjenigen eifrig ersuchen, welcher den hl. Ehestand eingestellt in dem Lust-Garten des Paradeis. Ein rechtes Weib, sagt einmal einer, muß lauter und haben, erstlich einen rothen Mund, hübsch gesund, gehorsam zu aller Stund, Gold und Geld nach dem Pfund, die nit bellt wie ein Hund, die einem Mann alles Gutes vergund, die nicht wird ungeduldig, so man's auch schund, die fein rund, daß man keine bessere fund. Auf solche Weis' wollt es der Phantast gar geküchlet haben.
Aber wahr ist es doch: der ein gutes Weib wünscht zu haben, die in allen ihm ein Wohlgefallen leisten solle, der such's von Gott, à Domino! Wo aber der Ehestand unglückselig ausschlägt, versichert euch, daß euer einige Schuld solchen bittern Wermuth gepflanzet habe; dann entweders seyd ihr zusammen kommen, sicut equus et mulus, quibus non est intellectus: »Wie Roß und Maulthier, die keinen Verstand haben,« oder ihr habt dieses hl. Sakrament nit im Stand der göttlichen Gnaden empfangen, oder euer Ziel und geziemendes End war nit dasjenige, welches Gott und ihm die Kirche vorgeschrieben, oder ihr heirathet in eine nahe Verwandtschaft ohne große Noth wie Judas der Erz-Schelm, etc.
Nachdem Judas durch öfteres Gespräch mit seiner Ciboria so weite Nachricht erforscht, daß er wahrhaftig seinen eigenen Vater ermordet und hierüber noch seine leibliche Mutter für eine Ehegattinn mißbrauche, hat er theils durch eignen Gwissen-Zwang und innerlichen Antrieb, wie nit weniger durch der Ciboria bewegliche Anmahnung gänzlich beschlossen, einen heilsamen Buß-Wandel anzuheben; und weilen dazumalen Christus Jesus von Nazareth ohnedas wegen seiner Lehr' und Werk sehr berühmt war, also hat er mit großem Eifer gesucht, wie er möchte in Christi Gesellschaft kommen: welches dann ihm also wohl gelungen, daß er bald mit sonderm Trost zu einem Jünger und Apostel des Herrn ist erkieset worden.
Weil nun Abulensis in c. 10. Matth. Rupertus in c. 6. Joan. August. in Psal. 34. Con. 1. kräftig dafür halten, als seye Judas allzeit ein Schelm gewest; entgegen Tertul. I. de Praescript. adversus Haeres. c. 3. Cyrill. I. 4. in Joan. cap. 30. Chrysost. I. 3. contra Pelag.
c. 2.
Dermalen ereignete sich eine sehr wichtige Frag', warum doch der seligmachende Heiland habe Judam für einen Apostel erkiesen, da er doch vermög' seiner göttlichen Allwissenheit erkannte, daß dieser ein räudiges Schaf' unter seiner geheiligten Heerde werde abgeben und endlich als ein gewissenloser Erz-Schalk seinen eignen Herrn und Meister den Feinden übergeben.
Der heilige Ambrosius antwort': es habe darum Jesus Judam zu einen Apostel erwählt, da er doch hat vorgesehen, daß er zu einem Schelm wird werden, damit du auch mit Geduld übertragest, wenn dein Frater an dir ein Verräther wird! Der hl. Vater daß kein einiger Stand sey ohne Schandfleck, und mitten unter den Guten auch ein Bösewicht lebe. Dessenthalben aber eine heil. Religion, ein Orden, ein Kloster nicht zu verwerfen, um weilen einer oder der andere darinnen sich nicht gut verhalt.
Hört ein wenig, ihr Ehrenstutzer, ihr Ehrenstimpler, ihr Ehrabschneider, ihr Ehrenschänder, ihr Ehrenschinder, ihr Ehrendieb', die ihr eine ganze Zeit die Geistlichen im Maul herum tragt, welches doch immer Schad', daß ein solches gutes Bissel in eine solche schlimme Goschen kommt. Hört, was einmal der Non est melior domus mea, quam domus Domini: »mein Haus ist nicht besser, als unsers Herrn sein Haus.« Daß Judas Iscarioth ein Laster-Mensch gewesen, müssen es und sollen es andere Apostel nit entgelten. – Die katholische Kirch' zählt eilf Millionen der Märtyrer, wie Caussinus bezeugt: die Stadt Rom prangt allein mit dreimal hundert tausend Märtyrer, wie es Thomas Pozius behauptet; unter dem Diocletian seynd in einem Monat 17,000 durch unterschiedliche Peinen gemartert worden: durch Pfeil der hl. Sebastianus, etc. durch Stein der hl. Stephanus, etc. durch Prügel der hl. Maurus, etc. durch das Wasser der hl. Sabas, etc. durch das Kreuz und Galgen in der Luft der heilige Strata, etc. durch die Erd' und lebendige Begräbniß der hl. Chrysantus, etc. durch Feuer der hl. Laurentius, etc. durch wilde Thier der hl. Sylvanus, etc. durch Schinden der hl. Bartholomäus, etc. durch Zungen-Ausschneidung. die hl. Basilissa, etc. durch eiserne Ruth' der hl. Lycarion, etc. durch eine Sag' aber ein einiger Apostel und die hl. Tarbula, eine Schwester des hl. Bischofs Simeon. Der Zeiten aber seynd fast alle Geistlichen Märtyrer und werden gepeiniget durch Sagen; dann sagen von denen Geistlichen? Die Sag', mit der der heilige Apostel sammt der heiligen Tarbula ist gemartert worden, hat sehr peinliche Zähn' gehabt; aber wer leidet mehrers und öfter von den Zähnen und bissigen Mäulern als eben die Geistlichen? Joannes de Plano sammt mehrern sagt ernstlich aus, daß in der Tartarey sehr viel Leut', forderst die Mannsbilder, rechte natürliche Hundsköpf' haben, deren beste Waffen wider ihre Feind' die scharfen Zähn' seynd. Ich, meines Theils, rath' keinem diesen unnöthigen Vorwitz zu büßen, daß er in solche ferne Land' ziehe, massen er dergleichen Abentheuer wohl in unsern Ländern antreffe. Er frage nur uns arme Geistlichen um Bericht, die wir fast täglich solche Hunds-Köpf', solche Hunds-Zähn', Hunds-Zungen, Hunds-Murrn, Hunds-Beißen empfinden.
Die gottlosen, ehrlosen, gewissenlosen, heillosen, treulosen, grundlosen Leut' seynd natürlich wie die Egel, welche nur das schlimme Blut sutzlen und saugen, indem sie nur auf Defekt und nit Profekt, auf das Böse und nicht auf das Beste, auf das Heillose und nicht das Heilige Achtung geben. Sie treten gar emsig in die Fußstapfen jener pharisäischen Beschnarcher, welche dem Herrn vorgeworfen, daß seine Jünger nach
Erwägt ein wenig den Ruhm und Glorie des hl. Carmeliter-Ordens, welchem weit häufigers Glück widerfahren, als dem Mosi: massen diesen die mildherzigste Tochter des Pharao für ein Kind an-und aufgenommen, jene Ordens-Genossen aber die Himmels-Königinn selbst für ihre Kinder erkiesen. Welche Mutter hat einmal ihre Kinder also stattlich gekleidet, als Maria die Karmeliter, benanntlich mit dem heiligen Skapulier? – Absalon der krauskopfete Prinz hat seinen Untergang gefunden an einem Eichbaum; der Zeiten erhalten viel tausend' ihr Heil an einem hohlen Stock, der 33 Jahr in einem Eichen-Stock, wovon er den Namen ererbt, den strengsten Lebens-Wandel geführt und nachmals das hl. Skapulier als ein allgemeines Seelen-Heil von den jungfräulichen Händen der übergebenedeiten Himmels-Königinn empfangen. Was vor diesem ein Schwarzer gethan, thut dermalen ein Weisser: Ein schwarzer Mohr hat aus Gutherzigkeit den Propheten Jeremiam vermittelst etlicher alter Kleider aus einer tiefen Grube gezogen; also thun nit weniger die mit weißem Mantel überhüllten Karmeliter durch das heilige Kleid des Skapuliers viel unzählbare bedrängte Seelen aus der tiefen Grube des Fegfeuers erledigen und machen ihnen an dem nächsten Samstag einen gewünschten Feierabend ihres Feuers. Es sagen zwar diese marianische Religiosen, daß neben andern strengen Leibs-Kasteiungen sie auch auf dem Strohsack die Liegerstatt genießen; es ist zwar diesem nicht ohne, und zeitiget meines Erachtens der Geist so gut auf dem Stroh als Aepfel und Birn; gleichwohl findet man bei ihnen die besten Federn. Lasse dir aber keine andern einfallen, als lauter Schreibfedern, mit denen in so viel Schriften ihre Lehrer die katholische Kirche verfechten, daß sie also jederzeiten einen lobwürdigsten Eifer und Innbrunst gegen christlicher Lehr' erwiesen und folgsam gezeigt, daß sie wahre Kinder ihres Vaters Eliä seynd, der auch an der Brust seiner Mutter nichts anders als Flammen und Funken gesogen. Es scheint fast Non est melior nostra domus, quàm Domini.
Beschaut ein wenig den Ruhm und Würdigkeit des heiligen Benediktiner-Ordens, von dem gar wohl kann gesprochen werden dasjenige, was der Erz-Engel der übergebenedeiten Jungfrauen vorgetragen: »Benedicta tu in mulieribus: gebenedeit bist du unter den Weibern.« Also benedicta inter Religiones, gebenedeit ist der Benediktiner-Orden unter den Religionen. Muß bekennen, wann der Herr Jesus nit gesprochen hätte bei dem Evangelisten Joanne: »In Domo Patris mei mansiones multae sunt,
in dem Haus meines Vaters seynd viel Wohnungen«;
reich gewest seyn! Aber wie Benediktus mit seinem Orden entstanden, hat er die mehreste Reich' und Länder verloren: denn England durch Augustinum, einen Benediktiner, Spanien durch Leandrum, einen Benediktiner, Deutschland durch Bonifacium, einen Benediktiner, Niederland durch Amandum, einen Benediktiner, Polen und Ungarn durch Adalbertum, einen Benediktiner, Schweden durch Stephanum, Lituania durch Brunonem, Guasconia durch Albonem, Sklavonia durch Bonifacium, und eben diese Oerter und Länder, in denen wir annoch Gott dienen, durch lauter Benediktiner seynd aus den Klauen des bösen Feind's gerissen und zu dem wahren Glauben gezogen worden. Haltet demnach eure Pfund-Goschen, ihr ehrenräuberische Zoili, und hütet euch, das wenigste Uebel von diesem so heiligen und der ganzen Welt heilsamen Orden zu reden, gesetzt, ihr hättet an einem oder an den andern Ordens-Genossen etwas Mangelhaftes ersehen! Was schad't dieß? sagt Benediktus: non est melior mea Domus, quam Domini: hat doch der Herr Jesus unter zwölf Aposteln einen Iscarioth gehabt.
Betrachtet ein wenig den heil. Dominikaner-Orden, was Ehr' und Lehr' die christliche Kirch' von Domini Canes, wachtsame Hund des Herrn, mit ihrer apostolischen Stimm' hätten solche Unthier abgetrieben. – Zu Christo dem Herrn kommt einst eine bedrängte Frau, welche mit Bitten klagte und mit Klagen gebeten: er woll' doch ihrer Tochter helfen, welche sehr übel vom Teufel geplagt wird! worauf der Herr sie gesund gemacht. Was damalens Dominus gethan, hat hernach Dominikus gethan. Es ist eine wackere Frau, benanntlich die katholische Kirchen, zu ihm kommen, welche sehr kläglich vorgetragen, wie daß sie drei Töchter habe, so alle sehr vom Teufel geplagt werden, eine Tochter heißt Italia, die andere Hispania, die dritte Gallia, welche vom Ketzer-Teufel stark besessen waren, die aber Dominikus völlig zurecht gebracht. Der Albigenser-Ketzer war alles schwarz voll, Praedicatores, die Prediger, genennet werden. Der Blasbalg dieser Orgel ist der hl. Geist: gestalten von Christo das heilige Evangelium redet, daß er nach seiner glorreichen Urständ denen Aposteln erschienen, dieselbige angeblasen, sprechend, nehmt hin den heiligen Geist! Zu einer Orgel aber gehören auch gute abgerichte Händ' und Finger. Zu verwundern seynd in ihren Händen lauter Thomä, die lauter Tomos in diesem Orden geschrieben: Thomas de Vio ein Scribent aus diesem Orden, Thomas Cantipratanus ein Scribent aus diesem Orden, Thomas Bonisignius ein Scribent aus diesem Orden, Thomas Cassanus ein Scribent aus diesem Orden, Thomas a Clavibus ein Scribent aus diesem Orden, Thomas Donatus ein Scribent aus diesem Orden etc., endlich Thomas
de Aquino ein Scribent aus diesem Orden, ein Lehrer der Kirchen, ein Vermehrer der Kirchen, ein Zerstörer der Ketzer, ein Verzehrer der ketzerischen Irrthümer, ein Thomas aller Thomen und eine sondere Zierde des ganzen heiligen Dominicaner-Ordens. Willst noch mehrer Lob von diesem Orden? Der Weg gegen Himmel ist vor diesem mit lauter Dörner überlegt gewest und also manchen abgeschrecket; Dominikus sammt seinem Orden hat anjetzo den Weg gegen Himmel mit lauter Rosen besträhet, indem er so viel tausend, tausend, tausendmal tausend Seelen, vermög' des heiligen Rosenkranzes in den Himmel leitet und begleitet. Wie kann nun möglich seyn, daß du sollst etwas Ungereimtes reden von diesem Orden? Gesetzt, es hatte einer oder der andere etliche Fleck gehabt, wie des Jakobs seine Lämm'l – was schadet dieses dem hl. berühmten Orden? sagt gleichmäßig Dominikus. –
Stellt euch vor Augen den stattlichen Ruhm und Würdigkeit des großen heiligen seraphischen Or
dens des hl. Franziskus. Der stolze und hochmüthige Monarch zu Babylon hat drei unschuldige Jüngling' in den similem Filio Dei, welche dem Sohn Gottes ganz gleich war. Wann da zu selben Zeiten Franciscus hätte gelebt, so hätte man können vermuthen, er hätte denen Dreien die Gesellschaft geleist in dem Feuer; dann ja kein Mensch dem Sohn Gottes gleicher sieht als Franziskus: aller massen dieser wie jener, jener wie dieser mit fünf Wundmal an Händ', Füß' und Seiten gezeichnet ist. Es ist wahr, daß dieser seraphische Patriarch stets im Feuer gewesen durch seine inbrünstige Lieb' gegen Gott und den Menschen; und gleichwie das Wörtl Ama hinter sich und für sich gelesen wird, also war auch bei Franzisko auf allen Seiten die Lieb' zu spüren, welche annoch in seinem weit ausgebreiten Orden also flammet, daß er dessenthalben billig der seraphische genennt wird. Jene Seraphim, so der Prophet Esaias gesehen, schrien unaufhörlich Sanctus etc.
Heilig, Heilig, Heilig! die seraphischen Ordens-Leut' des hl. Franziskus thun ebenmäßig Tag und Nacht durch Psalliren und Singen Gott loben und benedeien. Es prangt
Non est melior Domus mea, quam Domini: hat doch auch unser Herr unter seinen zwölf Jüngern einen schlimmen Bösewicht gehabt.
Was kann Lobwürdigers seyn in der ganzen Welt, als die Societät Jesu? Eine feurige Saulen hat die Israeliter aus Egypten geführt bei nächtlicher Zeit: in Columna ignis.
Ignatius war eine solche feurige Saulen, massen ihn sein eigener Nam' verrathet. O wie viel tausend und tausend seynd durch Ignatium und seine Ignatianer aus dem egyptischen Irrthum geführt worden! Was hat nicht der einige Xaverius gewirket? Von Joanne Baptista ist die evangelische Aussag', daß er sey unsers Herrn sein Vorlaufer gewest; vom Xaverio weiß ich nicht, was ich sollt' sagen, ob er ein Vorlaufer oder Fortlaufer unsers Herrn gewest? ein Laufer ist er doch gewest, ignorantiam verbandisirt. Gewiß ist es, daß vor hundert Jahren und mehrer fast ein jeder Michel verstanden Nihil, die sieben Todsünden dazumal in grösserem Schwung gangen, als die sieben freien Künste; damalen hat man wenig Syllogismos formirt, außer in Frisesomorum und Barbara; zu selbiger Zeit ist Musa generis neutri gewest und Ignorantia
generis communis. Aber jetziger Zeit find't man allerseits gelehrte Leut', welche aber mehrestentheils das Deo gratias denen Jesuitern sollen geben: Bekennen müssen es doch die mehresten, daß sie nit so spitzfindig waren worden, dafern sie nicht in den Schulen bei denen Jesuitern die Hobelbank hätten gemessen. Ich will von anderen Sachen und ruhmwürdigsten Dingen der Societät geschweigen, damit es Andern nicht in die Nasen kitzle; glauben muß man doch Gott selbsten, welcher der heiligen seraphischen Theresia in einer Verzuckung des Geists gezeigt hat, was die Societät Jesu dem Haus Gottes für Hilf leiste. Und gleichwohl schnarcht man über keine mehr, als über dieselbe. Mir kommt die Societät Jesu vor wie ein Nuß-Baum: je mehr dieser Baum Frucht traget, je heftiger werfen die bösen Buben mit Prügeln darein; also je mehr dir Societät der Welt Hilf reichet, je ungestümmer tobt die Welt wider sie. Unter solchen Verfolgern seynd die mehresten Ketzer, gegen welche Esauiter die Jesuiter siegreiche Federfechter abgeben und wider sie so treffliche Bücher verfassen, daß die Ketzer fast die Art der grünhosenden Frösche und Lackenhupfer an sich nehmen, Non est melior domus mea, quam Domini.
Es spricht der weise Mann, daß sich niemand selbst soll loben, sondern von andern gelobet werden: laudet te alienus et non os tuum! Derowegen will ich von unserm heiligen Orden S. Augustini nichts melden, dessen Ruhm und Glorie völlig in der Feder behalten und mit demüthigstem Silentio verhüllen. Aber anderen kann ich es nicht verbieten? unter denen nicht der mindeste ist ein sondergelehrter Scribent Pr. Thomas le Blanc aus der Societät Jesu. Dieser schreibt also: der Orden des hl. Augustini hat sich er mehrt wie der Cederbaum auf dem Berg Ticinensis vorgibt: daß allein aus dem Orden S. Augustini 54 römische Päbst, 1567 Cardinäl, unzählbare Bischöf und Prälaten genommen worden, weilen dazumalen der römische Clerus unter der Regul S. Augustini lebte und also durch fünfhundert Jahr die Kirchen regierte. In dem weltbekannten Concilio zu Trient waren 54 berühmte Doktores aus diesem Orden, deren fünf Bischof und ein Kardinal. Die ausführliche Prob' Ticinensis bezeugt, daß der Augustiner-Orden mit hundert tausend Heiligen prange. Diese Ordens-Männer seynd die ersten gewest, welche die abgötterischen philippinischen Insuln erfunden und zu Christi Gesatz gebracht. Der einige Alexius de Menzes, Erz-Bischof zu Goa, Augustiner-Ordens, hat mit eigner Hand gegen hundert tausend Menschen getauft, worunter etliche gekrönte Häupter waren. In Amerika seynd in einem Jahr in die zweimal hundert tausend Heiden durch die Augustiner bekehrt worden. – Siehest demnach, du neidiger Beschnarcher, den Ruhm dieses Ordens durch eine fremde Feder entworfen. Gesetzt nun, es ist in diesem fruchtbaren Garten einiges Unkraut herfür Non est melior domus mea, quâm Domini: hat doch unser Herr unter zwölf Edelgsteinern einen falschen Rubin gehabt, der war Judas!
Es seynd noch viel andere berühmteste Orden, benanntlich der Orden des heil. Bernardi, des heil. Pauli primi Eremitä, des hl. Norberti, des hl. Francisci de Paula, des hl. Joannis Dei, des hl. Brunonis, des hl. Romualdi, des hl. Cajetani, des hl. Nerei, des hl. Barnabä und andere mehr, welche lauter starke Saulen in dem Haus Gottes, lauter Zierden der christlichen Kirche, von welcher herrlichen Gespons' der hl. Geist spricht: Astitit Regina a dextris tuis in vestitu de aurato, circumdata varietate:
die Königinn stehet auf deiner rechten Seite, in einem guldenen Kleid umgeben mit vielerlei Farben.
Aller dieser heiligen Orden Ruhm und Würdigkeit auf das Papier zu tragen, fiel es meiner ungereimten Feder nit möglich. So muß man auch allhier die Nasen nit rumpfen, daß ich nit bedacht bin des weltlichen Cleri oder Priesterthums, weilen unmöglich scheinet, all dessen Lob in wenige Zeilen einzuschränken, sondern man müßte von seiner Hochheit und Nutzen ganze Bücher verfassen, weilen dero erleuchte
Freilich wohl soll ein Geistlicher seyn wie das Feuer, welchem der Symbolist hinzusetzt diese Wort: semper sursum:
Freilich wohl soll ein Geistlicher seyn wie ein Rad an einem Wagen, dem der Poet diese wenigen Wort beifüget: Parte minima tangit:
Es soll ein Geistlicher seyn wie des großen Alexandri Pferd, Namens Bucephalus, welches keinem andern das Aufsitzen vergonnt als seinem Herrn, wessenthalben dieses konnte beigeschrieben werden: Soli Regi:
Also ein Geistlicher sein Herz von niemand anderst soll besitzen lassen, als vom Jesu Nazareno, dem König der Juden.
Es soll ein Geistlicher seyn, wie die zwei Aemper in einem Schöpf-Brunnen, deren einer nieder und der andere in der Höhe mit der Unterschrift: Una lavatur, altera levatur:
Es soll ein Geistlicher seyn, wie das schneeweiße Thierl Armelin, welches sich ehender läßt umbringen, als mit Koth oder Unflat sich besudlen; derentwegen ihm der Poet dieses Lob schenket: Potius mori, quam faedari:
Freilich wohl soll ein jeder Geistlicher der Vollkommenheit sich befleißen; – aber leider es befind't sich zuweilen einer, der die Schwindsucht an dem Geist bekommt, und begegnet manchen, was der Donau diesem berühmten Fluß in Deutschland widerfährt: Dieser stattliche Donaustromm geht von Donauesching aus auf Mila, von dannen auf Simeringen, von dannen auf Ulm, von dannen weiter auf Lauing, Höchstädt, Dillingen, Donauwörth, Neuburg, Ingolstadt, noch weiter und allzeit breiter nach Paßau, Linz, Crems, Wien, noch weiter und allzeit breiter nach Ungarn, Preßburg, Raab, Ofen, etc. endlich nachdem dieser so weitberühmte Fluß mit größtem Ruhm fortlaufet, so rinnt er in Ungarn in die Sau, welcher Strom den Namen hat Savus, auf deutsch die Sau. Die gute Donau erhält solchergestalten durch langen Weg eine sondere Ehr und Glorie und fast auf die Letzt hebt's eine Sau auf. Also ergehet es mit manchem Geistlichen, welcher für sich die Wort des gekrönten Harfenisten Davids gebrauchen kann: Viam mandatorum tuorum cucurri:
Ich bin den Weg deiner Gebot geloffen; endlich aber nach vielen Jahren hebt er eine Sau auf und fällt in ein grobes Laster. Wie Simpliciter fateor coram Domino Deo nostro, qui testis est supra animam meam, ex quo Deo servire coepi quomodo difficile sum expertus meliores, quam qui in monasteriis profecerunt. Ita non sum expertus pejores, quam qui in monasteriis ceciderunt: Ich gestehe es fein gut rund, sagt der heilige Vater, und Gott ist mein Zeug: von der Zeit an, daß ich hab angefangen Gott zu dienen, habe ich nicht bald bessere und vollkommenere Leut' angetroffen, als diejenigen, welche in den Klöstern ihrer Regel und heiligen Satzungen gemäß gelebt haben, entgegen sag' ich es auch unverhohlen, hab ich nit größere und schlimmere Bösewicht gefunden, als dieselben, so da in Klöstern ihrer Gelübde vergessen und spöttlich gefallen seyn. –
Es pflegen öfters große Herren künstliche Feuerwerk zu haben, wobei das Pulver und Saliter der finstern Nacht einen Trutz bietet und ihr durch öftern Knall und Schall gleichsam unter die Nase schnalzt: die emporsteigenden Granat-Kugeln ziehen alle Augen nach sich und erwecken ein sonderbares Wohlgefallen dazumalen, wann sie in der Höhe nieder kommen und gebähren eine große Anzahl der Stern, welche vom Mutter Leib das Schlagen gewohnt; das große Getös' und Rauschen des Feuers macht einen Gedanken, als wollte der Jupiter mit lauter Blitzen, und Donnerkeil Schaut's, schaut's, schaut's, o wie schön! ei das ist schön! Wanns aber zu höchst droben ist, gedenk einer! so verliert es das Feuer und erlöscht der feurige Athem, fällt in die Ohnmacht herunter auf die Erd, und was vorhero so hoch gestiegen, so innbrünstig gewesen, so herrlich sich gehalten, so angenehm gespielt, liegt jetzt auf dem Boden – ein halb abgebrennter Stecken und ein schwarzes Büschel Papier! Pfuy! vorhero ein so schönes Exordium, jetzt ein so rußiger Epilogus! ist eine Schand!
Ignem veni mittere in terram etc:
ich bin kommen ein Feur zu senden auf Erden; – aber siehe, nach etlichen Jahren erlöscht der Eifer, und ist folgsam spöttlich, mit Bedaurung seines Ordens, mit Aergernuß der Welt, mit Verlust seiner Seelen gefallen und abgefallen, gar durchgangen, wie der Maul-Esel des Absalons, verkehrt worden wie die Ruthe Aaron in eine giftige Schlange, ist worden aus einem Amando ein Aman, aus einem Esaia ein Esau, aus einem Apostel ein Apostata, aus einem Pastor ein Impostor, aus einem Sodalen ein Saudalis, aus einem Reverendo –
reverenter zu reden – ein
So seynd aber derentwegen nit alle Geistlichen zu verwerfen. – Was kann Abel der Unschuldige dafür, daß sein Bruder Kain nichts nutz gewesen? was kann Jakob der Gerechte dafür, daß sein Bruder Esau ein schlimmer Gsell ist gewest? was kann Isaak der Fromme dafür, daß sein Bruder Ismael nit weit her gewesen? was kann das wackere Kriegsheer Josue dafür, daß einer unter ihnen einen Dieb abgeben? was sollen dessenthalben die Religiosen und Geistlichen entgelten, wann einer oder der andere nicht geistlich, sondern geißlich ist? Gibts doch unter den zwölf Zeichen des Himmels auch einen giftigen Scorpion, ist doch einer nit gerecht ist? sollen denn auch Petrus und Joannes zu schelten seyn, um willen Judas ihr Kamerad ein Schelm war? Wie oft gibts aber beim weißen Lämml solche beißende Wölf? beim rothen Kreuz solche Schmähe-Teufel? bei in Choro, Nachmittag in Foro, Vormittag in Officio, Nachmittag in Vitio, sie thun Vormittag psalliren, Nachmittag trapuliren, sie thun mehrer braviren, als breviren, sie seynd Nequam in Cute, Schelmen in der Kutte, sie saufen wie die Bad-Schwämme, sie raufen wie die Hund, sie kaufen wie die Juden, sie laufen wie die Marktschreier etc. – Halt's Maul! daß euch der Henker die Zähn' stühr', Dank dir Gott, daß euch die Geistlichen so viel Guts thun? seynd denn nit die Geistlichen diejenigen, welche emsig arbeiten in dem Weingarten Gottes? seynd sie nit diejenigen, welche die apostolischen Netze und Angeln auswerfen, die Seelen zu fangen? seynd sie nit diejenigen, welche mit dem Samariter den Verwund'ten und Halbtodten verbinden und curiren? seynd sie nit diejenigen, welche mit dem evangelischen Weibl das ganze Haus auskehren, bis sie den verlornen Groschen finden? seynd sie nit diejenigen, welche mit Christo dem Herrn bei dem Brunnen matt und müd sitzen, und nur Durst tragen nach der sündigen Samaritaninn? seynd sie nit diejenigen, welche dem elenden Sünder die Band auflösen, wie gethan der Engel dem Petrus in der Keichen? seynd sie nit diejenigen, welche euch mit dem Himmelbrod speisen, wie vor diesem der Himmel mit dem Manna die Israeliter? seynd sie nit diejenigen, welche mit den Engeln den schweren Stein hinweg wälzen von dem Grab eines bedrängten Gwissens? seynd sie nit diejenigen, welche mit dem guten Hirten das verlorne Lämml suchen, und nachdem sie es gefunden, auf ihre Achseln nehmen und in den Schafstall tragen? seynd sie nit diejenigen, welche du und du und du, der und der und der von Herzen wünschen, daß sie mögen in ihrem Sterbstündl einen Geistlichen haben,
O Welt-Kinder! wie viel anders würdet ihr reden, so ihr bedachtsam thätet erwägen den Nutzen, welchen ihr habt von denen Geistlichen! Wann nichts anderst wäre, als allein das Beicht hören, so wäre solche große, schwere, harte Bürde sattsam und genug, daß ihr die Geistlichen sollt lieben und ehren. Versichert euch, daß manchem Geistlichen ergeht, was begegnet jenem Wasser, womit Christus der Herr denen Aposteln die Füß gewaschen: massen selbiges andere rein und sauber gemacht, sich selbsten aber bekothiget. Wie mancher armer Geistliche führe vom Mund auf gegen Himmel, so ihm das Beicht hören genauere und schwerere Rechenschaft thäte aufbürden, und also der von eignen Sünden befreiet, wegen fremder Verbrechen in Gefahr stehet. – Sofern ihr aber in Ansehung dessen euere Attern-Zungen noch nit zaumen wollt, so laßt euch wenigst schrecken die Straf', welche ober euch schwebet: Nolite tangere Christos meos, drohet Gott mit Ernst allen frechen Bösewichten, welche die Ordens-Leut und Geistlichen anfeinden und beleidigen. Nolite, etc.
Thut nit berühren meine gesalbten Priester, sonst ist das Schwert meiner göttlichen Justiz schon geschärft wieder euch!
Eine wunderliche Begebenheit ist diese, welche sattsam an Tag gibt, wie Gott nicht ungerochen lasse die Unbilden, so denen Geistlichen aufgeladen werden. Wann Augustinus anstatt des Herzens ein Schwert, Dominikus anstatt des Buchs einen Säbel, Benediktus anstatt des Schlangen-Glas einen Degen, Bernardus anstatt des Kreuz einen Pallasch, Ignatius anstatt des Jesus-Namen einen Partisan sollte nehmen und allzeit drein schlagen in ihre Ordens-Feind, o wie viel gäb' es blutige Köpf! und so sie allen die Ohren mit Petro abhauten, die neidig ihren Orden verfolgen, müssen viel Gesellen über eine Weil' Parücken tragen! Die Neider seynd halt dem Falken nit ungleich, welchem eine stinkende Portion von einem halb-verfaulten Schimmel über alle Massen wohl schmecket, entgegen ihnen ein gutes Brod das Herz abdrucket: also die Neidigen nur frohlocken ob des Nächsten Unvollkommenheit, entgegen aber dessen Wohlergehen ihnen peinlich fallet. Es wird euch aber – ich verg'wiß es – die Straf der göttlichen Hand nicht ausbleiben, welcher gerechte Gott seine getreuen Diener in allweg schützet und schirmet.
Warum hat unser lieber Herr den Judas Iscarioth in seine apostolische Versammlung als ein Mitglied an-und aufgenommen, da er doch hat vorgesehen, dieser werde ein Erz-Schelm werden? Ich antworte dir, Philosophiae Magister, SS. Theologiae Doctor, J.U. Candidate, etc. verzeihe mir's, wann ich etwann in deinem Titular-Buch nicht recht hab' umgeschlagen, welches die Minerva mit ihren subtilen und zarten Brätzlein in Cicero-Schrift selbst verfasset. Dir als einem Verständigen antworte ich mit den Worten des englischen Lehrers Thomä Aquinatis.
Cur Dominus Judam, quem casurum
sciebat, elegit in Apostolum? ego, inquit, duodecim elegi, et unus ex vobis Diabolus est. Respondi, quaestionem istam esse unam de illis, quas intuens Apostolus reverenti silentio, praeteriens honoravit, exclamans: O altitudo divitiarum sapientiae, et scientiae Dei, etc.! Hoc unum scimus, quod in Juda non causavit Deus improbam voluntatem perditionis sceleratae inesse malitiae. Attamen ipse hac maculata voluntate bene usus est, tanquam Dei sapientia, attgens à fine usque ad finem fortiter, et disponens omnia suaviter. Tom. 2. serm. ad Eccle. cautelam. Wann euch dieser Spruch euren witzigen Verstand noch nicht begnüget, so höret, was der große
Dieß seynd lauter Beantwortungen, welche ohne Zweifel – massen sie von so hocherleuchten Lehrern herrühren – denen Witzigen und Schrifterfahrenen ein Begnügen leisten werden. Daß ich aber solche nicht ins Deutsche übersetze, ist die Ursach, weilen etwann dieses Warum nicht sollst abmatten, noch denen unermeßlichen Urthlen Gottes gar zu sehr nachforschen. Was dir zu hoch ist, das suche nicht, und was dir zu stark ist, dem forsche nit nach: sondern gedenke allzeit daran, was dir Gott befohlen hat und sey nit fürwitzig in vielen seinen Werken; denn verborgene Ding' mit denen Augen zu sehen, ist dir unvonnöthen;
Altiora te ne quaesieris.
Thales Milesius, ein vortrefflicher Weltweiser, ging einst bei kühler Abends-Zeit spazieren, und im währenden Gehen beschnarchte er mitgähnen dem Maul den Himmel, sagte auch bei sich selbsten also: Schau, da ist der mittere Himmels-Zirkul, wodurch die Sonn' stets mit feurigen Pferden durchpostirt. Dort ist das Zeichen der Waag; wer darunter geboren wird, der schickt sich zu einem Advokaten, so ein Liebhaber der Gerechtigkeit seyn solle. Siehe, dort ist der Stern Venus genannt! welcher solches Gestirn in seiner Geburt Ursa minor, der kleinere Bär, benamset wird; unter diesem Zeichen ist besser Nägel abschneiden als Ohren, dann solche nit mehr nachwachsen, wie die Krebs-Scheeren! – Indem er nun mit erhebten Augen gegen Himmel stets in dieser Betrachtung fortgangen, ist er ungefähr gestolpert und in eine tiefe Kothlache hinein gefallen, daß die Brühe ober seiner zusammen geschlagen. Das war ein seltsamer Haas im Pfeffer! Nachdem er den Kopf aus dem wüsten Saubad in die Höhe gehebt, hört er noch zu seinem Spott ein altes Weibel, welcher die Nasen behängt war mit einem wilden Krystall, wie zur Winters-Zeit die Strohdächer mit Eiszapfen, welche ihn mit ihrem unbewaffneten Mundstuck dergestalten ausgehöhnt, daß, wofern sie vorhero keinen hohen Rucken hätte gehabt, sie sich leicht zu bucklet gelacht. O Narr! hat's geheißen, was willst du dich viel in die obrige Ding vergaffen, siehest du doch nicht, was vor deiner! Altiora te ne quaesieris.
Du nasenwitziger Bruder Curios; du übermüthige Schwester Vorwitza, verdienst fast gleiches PrädikatNescio hören lassen. Weißt du, warum das Feuer oder die Sonne den Koth hart mache, entgegen einen Pechschrollen erweiche? Nescio, ich weiß nicht. Weißt du, warum das Feuer einen Stein zu einem weißen Kalk brennet, entgegen ein Holz zu schwarzen Kohlen? Nescio, ich weißt nicht. Weißt du, warum, wann man einen Holder über sich schället, gesotten eingenommen, über sich brechen macht, so man ihn aber herab bricht, unter sich laxiret? Nescio, ich weiß nit. Weißt du, warum ein Löw' einen Gogl-Hahn förcht, und nicht einen Wolf oder Tieger? Nescio, ich weiß nit. Weißt du, warum ein Magnetstein Eisen zieht und nit ein Holz, so viel leichter ist? Nescio, ich weiß nicht. Weißt du, warum das Fischl Remora, so nit größer dann ein Platteissel, kann ein großes Schiff mit tausend Zentnern mitten im Meer arrestiren? Nescio, ich weiß nit. Weißt du, warum der Esel die Ohren hängt, wann er als ein vierfüßiger Astrologus vermerkt, daß denselbigen Nescio, ich weiß nit. O wann dein Verstand also öd' und blöd ist, daß er natürliche Sachen nit kann ergründen, warum willst du dann die unnatürlichen und göttlichen Urtheil anatomiren? Gott hat gewußt von Ewigkeit her, daß, wann er den Adam werde erschaffen, so werde solcher sich sammt dem ganzen menschlichen Geschlecht ins ewige Verderben stürzen, und hat ihn dannoch erschaffen. Gott hat von Ewigkeit hero vorgesehen, daß, wann er den Judam Iscarioth in sein apostolisches Kollegium werde aufnehmen, so werde ihn solcher meineidiger Weis' den Feinden übergeben; hat ihn dannoch aufgenommen. Frage nicht Warum, mein Mensch; Gott weiß schon die Ursach, und ist diese so gerecht, als Gott selber ist, ob schon solche unser verdunkleter Witz nicht kann fassen. Ohne Willen Gottes des Allmächtigen geschieht nichts, nichts, nichts, und sein Will' kann nicht irren, so wenig als Gott fehlen kann. Nunquid iniquitas apud Deum? absit. Rom. 9.
Joannes Colganus in dem Leben des heil. Fridianus beschreibt eine wunderliche Straf' eines Vorwitzigen. Erstermeldter Heiliger hatte einst dem heil. Mann Columba ein Buch geliehen, welches dieser bei nächtlicher Weil' in der Kirchen abgeschrieben ohne Beihilf' eines Lichts, weilen seine Finger lauter brennende
Wann durch Schickung Gottes ein jeder sollt' ein Aug' verlieren, welcher vorwitziger Weis nicht durch eine Kirchen-Thür', sondern gar durch die Himmels-Thür' hinein schaut, und Achtung gibt, was Gott für geheime Urtheil in seinem göttlichen Konsistorio verborgen, – Warum im Maul herum tragen, wie ein Pudelhund den Prügel. Solchen aber gib' ich keinen andern Bescheid, als da geben hat Christus der Herr dem Petro, da solcher aus Vorwitz wissen wollte, was künftig mit Joanne, der auf des Herrn Brust in dem letzten Abendmahl gelegen, geschehen werde: Quid ad te?
Was gehts dich an? sagte der Heiland. Wann du, mein lebendiger Leimschrollen, fragst, warum Gott den Jakob schon in Mutterleib gehasset? warum hat Gott die Gnade geben dem rechten Schächer Dismas, welcher ein so großer Bösewicht war, wie sein Mitgespann der Gesmas? gleichwohl jener durch die Barmherzigkeit Gottes bekehrt, dieser durch die Gerechtigkeit Gottes verstockt geblieben? Quid ad te?
Was gehts dich an? wer bist du, daß du mit Gott rechten sollest? Spricht dann auch ein Werk zu dem, der es gemacht; warum hast mich also ge
macht? hat der Hafner nit Macht, aus einem Leimbatzen
zu machen ein Gefäß zu den Ehren, und das andere zu den Unehren? Ist dann nit Gott der vollmächtigste Herr über seine Gnaden, welche er nach Warum unterwegs, sondern gedenke, daß gleich wie du das große grundlose Meer, nicht kannst schütten in ein kleines Grüb'l, mit einer Hand die große Weltkugel nicht kannst überspannen: also auch kannst du die Urthel Gottes mit deinem wurmstichigen Verstand nit ergründen! Du bist nur ein blinder Maulwurf auf dieser Welt, du kannst nicht sehen, noch verstehen, was Gott thut. Sprich lieber mit dem hl. Paulo: O altitudo divitiarum, etc.
O wie eine Tiefe des Reichthums bei der Weisheit und Erkenntnuß Gottes! wie unbegreiflich seynd seine Gericht und wie unerforschlich seynd seine Weg'! dann
wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Rathgeber gewesen?
Wann einer fünfzig Jahr' Gott dem Allmächtigen ganz inbrünstig gedient bis in sein Todbett, allzeit heilig, außer in der letzten Viertl Stund läßt ihn Gott fallen, ein anderer ist 50 Jahr ein lasterhafter Bösewicht, in seinem Sterbstündlein aber hat er die Gnad' von Gott, daß er sich bekehret; – dieß ist zwar selten geschehen, da es aber noch sollte geschehen, so thue du dessentwegen den Allmächtigen keiner Ungerechtigkeit beschuldigen, sondern sprich mit dem gekrönten Harfenisten Justus es Domine, et rectum judicium tuum:
Herr du bist gerecht, und dein Gericht ist recht.
Warum ist Gott nit ehender auf die Welt kommen, und selbige mit seiner heiligisten Lehr' von denen Irrthümern gezogen? warum erst vier tausend Jahr nach dem Fall des Adams? Quid ad te?
Was gehts dich an? Sag' lieber: Herr du bist gerecht!
Warum läßt Gott so viel hundert tausend Seelen dem höllischen Raub-Vogel, da er doch konnte alle selig machen? Quid ad te?
Was gehts dich an? Sprich' lieber: Herr du bist gerecht!
Warum läßt Gott viel verdammt werden, durch dero Hilf' und Lehr' viel seynd selig worden? Quid ad te?
Was geht das dich an? Wiederhol' lieber: Herr du bist gerecht!
Warum hat Gott die Menschen erlöst, und nit die Engel nach ihrer Sünd, in dem ihre englische Natur unsere menschliche weit überwiegt? Quid ad te?
Was gehts dich an? Schreie lieber auf: Justus es Domine:
Herr du bist gerecht!
Warum läßt Gott so viel irrigen Glauben, bethörte Irrthümer, teuflische Ketzereien, falsche Lehrer zu, da ers doch könnt' wenden? Quid ad te?
Was geht dich das an? Ist viel besser, du singst mit dem David: Herr du bist gerecht!
Warum hat Gott den Judas zu einem Apostel, zu einem Jünger, zu einem Lehrer, zu einem Priester, Quid ad te?
Was geht dich das an? sey du fein fromm und heilig, bitte Gott um die Beständigkeit, im Uebrigen laß fahren dein nasenwitziges Warum?
Nachdem Judas von Christo dem Heiland zu apostolischer Hohheit erhoben, hat er sich allweg fromm und eifrig verhalten, also zwar, daß ihn nach kurzer Zelt der Herr zum Prokurator des apostolischen Collegii Meum et Tuum der Gemein' übergeben, welches nachmals Judas in den Empfang genommen und mit demselben die nothwendigen Lebensmittel dem hl. Kollegio beigeschafft. Dahero er mit unterschiedlichen Leuten beschäftiget worden; nemlich mit Einkaufern, mit Vorkäuflern, mit Kuchlpfleger, mit Zeckertrager, mit Nudelköch Ablativum an Ea, quae ab avaris hominibus desumpsit, ita praevaluerunt, ut ex sancto Dei Apostolo Fur et Proditor Divinae Majestatis evaserit reus: potius lucrari a mercatoribus didicerat, quam paupertatem a discipulis suis.
O was häufiges Uebel und manigfaltiger Seelen-Verlust ist nit schon von böser Gesellschaft und böser Gelegenheit entsprungen! Der große Patriarch Abraham hat allgemach betracht', daß sein Sohn der Isaak schon erwachsen, in Ehr' und Lehr' wohl erzogen, und also mangle ihm nichts als ein Weib. Zu solchem Ziel und End' schickt er seinen Hausverwalter oder Hofmeister aus, den Eliezer, daß er solle und wolle seinem jungen Herrn eine Braut aussuchen, aber nur keine Kananäerinn nit! ja so gar mußte Eliezer dem Abraham schwören und eidlich versprechen, daß er kein Fräule aus dem Land Kanaan wolle mitWarum dich großen Abraham ich kleiner Abraham befragen. Warum keine Kananäerinn? Etwann gibts in demselben Land lauter gronerische, greinerische Hader-Katzen, welche den ganzen Tag einen moscowitischen Trippel singen? Dann drei Ding seynd einem Haus überlegen: ein Rauch, ein böses Weib, und ein Regen. Warum denn keine Kananäerinn? vielleicht trägt derselbe Boden lauter wilde Tramplen, welche da Gesichter haben, wie eine Algeier-Leinwath so nur auf einer Seite gebleicht? Warum keine Kananäerinn? etwann haben sie schlechte Hüttl, Kittl, Mittl, und schreiben sich die mehriste von Bethlehem im Palästina, und nicht von Reichenau bei Costnitz? Warum keine Kananäerinn? vielleicht seynd sie nit adelich? dann Raaben-Federn und Pfauen-Federn gesellen sich nit recht wohl zusammen. Warum keine Kananäerinn? Mein lieber Eliezer, sagt Abraham, schwör' du mir bei dem lebendigen Gott, daß du mir nur keine Braut aus dem kananäischen Frauenzimmer nach Haus führest! Warum aber? Was gilts, es heißt in demselben Land: gemach mit der Braut, damit die Jungfrau nit in Graben fällt? Darum, darum keine Kananäerinn. Dann Abraham gedachte also:
Den Schauer schauen die Bauren nicht gern, um weilen solcher Riesel-Regen den Treid-Aeckern sehr großen Schaden zufüget, und werden gemeiniglich die Bauren blutarm, wann sie solchergestalten steinreich werden. Anno 1392 hat es in Deutschland an unterschiedlichen Orten einen häufigen Schauer geworfen in der Größe der Gäns-Eier. Anno 1441 ist in Deutschland ein so großer Schauer gefallen, daß ein Stein auf ein halb Pfund gewogen; und solches ist geschehen an dem Tag unser lieben Frauen Heimsuchung. Anno 1395 hat es gegen Schweden einen wunderlichen Schauer geworfen, indem die Steine ganz natürliche Männer- und Weiber-Gesichter vorstellten. Kranzius I. 9. c. 3. Anno 1240 ist unter anderen zu Cremona in dem Kloster des heil. Gabriel ein Schauer gefallen mit einem Kreuz, worauf das Angesicht Christi sammt dem Namen Jesus Nazarenus. Wie man mit dem Wasser dieses zergangenen Schauers das Gesicht eines Blinden bestrichen, hat er alsobalden klar gesehen. Vincent. Histor. lib. 30. c. 138. Ich will dermalen anderer wunderseltsamen Schauer- und Riesel-Wurf geschweigen; sondern allein fragen den Ursprung des Schauers. Dieser wird folgender Gestalten: Erstlich, bei warmer Zeit pflegt die Sonn' die hitzigen Erdendämpf' von der Erden in die Höhe zu ziehen, welche Dämpf' dergestalten hitzig, daß sie zuweilen gar in
Petrus war ein Haupt der Apostel und forderist ein Haupt-Freund Christi; dann die Noth ist der beste Probstein, welcher die guten Freund kann von dem Leonischen unterscheiden. Petrus hat sich gar wegen Christum in die Gefahr begeben: denn, als ein ganzes Geschwader der jüdischen Lottersknechten und eine häufige Anzahl der hebräischen Scherganten mit Gablen und Säblen Christum den Herrn angefallen, ihn ein Has' so vieler bissigen Hunden zu einem Raub worden. Dieß Haupt-Stuck verdient ein Haupt-Lob von dem apostolischen Haupt Petro, indem er also seinen Jesum geliebet hat auch mit augenscheinlicher Gefahr des Lebens. Wer soll sich einbilden, daß eine solche schöne brennende Fackel soll erlöschen? wer soll meinen, daß ein solcher guter Fuhrmann soll umwerfen? wer soll gedenken, daß ein solcher scharfer Degen eine Scharte soll bekommen? wer soll glauben, daß ein solcher schöner Baum soll erdorren? wer soll vermuthen, daß ein solcher guter Wein soll zu Essig werden? wer soll förchten, daß ein solches stattliches Holz soll wurmstichig werden? Ist dannoch geschehen, daß Petrus seinen Herrn, für den er zuvor Gut und Blut hätt' gespendirt, meineidig und spöttlich hat verläugnet. Um Gottes Willen, wie ist es geschehen, daß eine solche starke, wohlgegründete Saulen ist gefallen? Fragst du wie? und wo? so antworte ich dir: hie und dort in der bösen Gesellschaft. Petrus befand sich zu Hof bei dem Feuer; beim Feuer machte er einen Feierabend seiner Treu; beim Feuer thät er in der Lieb erkalten: bei angezündten Prüglen thät er mit seiner Heiligkeit scheitern. Dann bei demselben Kamin war ein liederlicher Bursch, allerlei Lakei mit grober und grauen Liverei: einer hat ein himmelblaues Kleid an und ein teuflisches Gwissen, ein Ulula cum lupis, cum quibus esse cupis Es werden dießfalls nit alle Lakei gescholten, sondern nur diejenigen, welche von der Lacken den Namen schöpfen, verstehe diejenigen, die da kothige Sitten haben und den nächsten Kammeraden leichtlich besudlen und anschmieren! Matth. 26. Dergleichen waren die herodischen, pilatischen, annischen, kayphischen, rabinischen Diener, Fackeltrager, Pumphosentrager, Kothdrescher, Kompliment-Boten, Tellerlecker und synagogische Meßnerbuben, unter welchen Schelmen-Gsind Petrus gestanden, und leider gefallen. Ingressus intro, sedebat cum Ministris.
O verwelkt eine so schöne Blum', die Christus selbsten gepflanzet, durch böse Gesellschaft! wie viel weniger sollen wir trauen, die wir weit entfernt seynd von der Vollkommenheit eines Apostels! weit minder an der Gnad', als ein Apostel, indem wir die mehresten
Böse Gesellen schicken oft manchen in die Höllen
Der evangelische Maler Lucas am 15. Cap. registrirt von dem verdorbenen Sohn, wie daß selbiger einen wunderseltsamen Appetit gehabt zu einer gewissen Speis'. Aber rath', zu was für einen Schleckerbißl! Vielleicht hat ihn gelüst nach einem bayerischen Gogelhopf? oder hat er sich Mucken gemacht wegen eines bayerischen Wespen-Nest? Nein. Etwann haben ihm die Zähn' gewässert nach steyrischen Kapaunen? Nein. Etwann hätt' er gern gessen ein schwäbisches Cupiebat implere ventrem de siliquis, quas porci manducabant: Das ist mir ein rechter Sau-Magen! Wo kommts aber her, daß dieser Lümmel sich also in das Sau-Konfekt verliebet hat? Ei so friß! Dahero: frag' nicht lang! mit was für Gesellen und Kammeradschaft eines umgehet, dero Sitten zieht er an. Dieser saubere junge Herr mußte aus Noth Sau hüten; und weilen er stets mit solchen gerüßleten Spieß- oder Speis-Gesellen umgangen, hat er auch einen solchen Sau-Magen geerbt. Difficile est enim eum incorruptum permanere, qui corrupto sociatur, sagen die Canones Cap. Quisquis 23. Mit Unzüchtigen lernet
Ein Vermessener ist wie ein Messer; dann gleichwie ein Messer wetzt das andere Messer, also macht ein Vermessener den anderen vermessen. Ein böser Gespann ist wie ein Span; dann gleichwie ein brennender Span auch den nächsten anzündt, also ein lasterhafter Gespan auch den nächsten zum Verderben bringt. Ein schlimmer Kammerad ist wie ein Kammrad in der Mühl': wann dieß übel gehet, so gehen die anderen Räder deßgleichen; also ein schlimmer Kammerad macht den nächsten auch schlimm.
Der hl. Esdras beweinte auf eine Zeit sehr bitterlich die Unthat der Juden, welche nach so wunderbarlicher Erlösung von der babylonischen Dienstbarkeit mit den Heiden haben Freundschaft gemacht, unangesehen, Esdras sehr hoch, daß die Juden mit azotischen, amonitischen und moabitischen Töchtern sich verheirathet und dero Kinder nachmals halb azotisch geredet haben. Filii eorum ex media parte loquebantur azoticè. Esdr. cap. 13. Gedenke einer, wie der Hebräer ihre Kinder, welche vorhero die hl. Sprach kunnten reden, so bald haben gelernet azot
isch reden, weilen sie mit azotischen Leuten umgangen. Dießfalls dörfen wir gar nit das Buch Esdrä durchblättern, sondern wir haben selbsten täglich dergleichen Beyspiele und Exempel, daß wackere und fromme Jüngling', welche in aller Tugend als gehorsame Kinder auferzogen werden, und niemalens keine ungereimte Red', sondern lauter züchtige und auferbäuliche Gespräch' von ihnen gehöret werden, – die öftere Erfahrenheit, sprich ich, gibt's, daß dergleichen Jüngling' durch schlimme Gesellschaft, worinnen man stets azoticè redet – will sagen, zottige, grobe Zoten, unzüchtige Zoten, wilde Zoten – auch solche Sau-Sprach' lernen, und nicht viel anderst, als ein Wiedhopf den Schnabel immerzu im Koth und Unflath wetzen.
Eine vornehme Dame hatte eine abgerichte Alster (sey es ein' Geschicht oder ein Gedicht), welche sehr lächerlich schwätzen konnte, und gar viel Sachen Midl, welcher die Frau Gräfinn immerzu in Einsiedung der süßen Sachen und Einmachung der schleckerischen Confekt-Schalen zur Ersparung des Zuckers zuredte diese Wort': Midl nit zu viel, Midl nit zu viel! Der Alster, als einem gelernigen Vogel, war diese Lektion gar nicht zu schwer, sondern faßte solche dergestalten in die Gedächtnuß, daß sie zum öftern der Kammer-Jungfrau dieses Liedl vorgesungen, und weilen die Jungfrau mehrmalen mit Löffel-Kraut unter der Hausthür gehandlet, also hat sie dieser gefiederte Spion allezeit verrathen, sie mit großem Geschrei abgemahnet: Midl nit zu viel, Midl nit zu viel! Solches hat die Jungfrauen also verschmäht, daß sie nachmals den Vogel aus Zorn mitten in den Koth geworfen. Die arme Gättl wicklet sich bestermassen aus dem Unflat; sieht aber, daß auf ihrer Seite auch ein großes Mastschwein in diesem Wust sich wälzet, redet demnach diesen besudleten Kammeraden also an: Weilen es dir so schlecht geht, wie mir, so hast vermuthlich gewiß auch die Midl verrathen. – Dieser letztere Zusatz scheint ein wahrhaftes Gedicht, jedoch nit ohne Lehr, dessen Applikation ich dem günstigen Leser überlasse. – Gleichwohl bleibe wahr, daß die Alstern, Staaren,
Eine gleiche Beschaffenheit hat es mit den Menschen, deren leider gar zu viel sind, welche das Maul stets im porcellanischen Geschirr haben, will sagen, immer zu garstige Reden führen, unflätige Späß' vortragen, mit stinkendem Aaß auf Raben-Art ihre Zeit vertreiben, denen alleweil das Maul stinkt von solchem Venus-Koth, und deren Sprach ärger musst, als jenes Mistbettl, auf dem Jod gesessen. – Solche Sprach' aber lernet man nit von sich selbsten, sondern von dem unsaubern Lottergesind, dem sich einer zugesellt.
Wie der hl. Mann Moses auf dem Berg mit Gott geredet, unterdessen seynd die muthwilligen Israeliten da gewest, und haben ein guldenes Kalb für ihren Gott angebetet, solches aber hat billig der hl. Mann zu Aschen verbrennt und in das vorbei rinnende Wasser geworfen. – Gedenke jemand, was geschehen: das Wasser wollte von freien Stucken die vermaledeite Asche nicht annehmen, sondern hat sie mit großem Unwillen wieder aufs Gestad' heraus geworfen. Ich glaube, derentwegen habe das Wasser an dieser guldenen Asche ein Grausen gehabt, denn es gedachte also: Ich bin von dem Allerhöchsten so sehr gewürdiget worden, daß in Erschaffung aller Geschöpf der Geist Gottes ober meiner schwebte und mich zu einem Thron erkiesen: Spiritus Dei ferebantur super aquas« – und jetzt soll auf mir eine solche abscheuliche Asche seyn von einem teuflischen Götzenbild? Pfui! sagt das Wasser, und speit die Asche wiederum aus.
Jetzt rede ich dich, Welt-Kind, an, dich Possenreißer, dich Zoten-Kramer, dich Sau-Meßner etc., dich rede ich an, und zeig' dir das Element des Wassers, daß es dich schamroth mache. Weilen dieses schon einmal gewest ist ein Thron Gottes, so will es auf keine Weis' die abgöttische Asche tragen. Und du weißt, daß deine Zung' fast alle Monat, wenigst alle heiligen Täge ein Thron ist deines Erlösers Jesu Christi in der Kommunion, und auf deine Zung kommt der wahre, unter der Gestalt des Brod's verhüllte Gott. Gleichwohl schämest du dich nit, auf dieselbige Zung' zu nehmen unflätige, zuchtlose, schandvolle Wörter und unverschämte Reden. Pfui! und solche lernet man am mehresten bei gottloser Gesellschaft. Ihr Eltern seyd dießfalls im Gewissen höchst verbunden, euere Kinder von dergleichen gottlosen, ehrlosen, tugendlosen Gesellschaften abzuhalten!
Wann diejenigen, so über die Medicos freventliche Wort' ausgießen, dem Hasen so gleich wären als dem Narren, so hätten sie die Hund' schon längst aufgerieben. Närrische Leut' seyn solche, die alle Schuld dem Doctor zumessen. Non est in Medico, semper relevetur ut aeger. Wann Doctores könnten alle Krankheiten wenden auf Erden, wie theuer würde mit der Zeit das Brod werden! Unverständig hat derjenige Kranke geredet, als ihm ein Medicus eingerathen wurde, thäte er hierüber den Kopf schütteln, und als man dessen Ursach fragte, sagte er, er habe noch keine Lust zu sterben. Es giebt wohl zu Zeiten einen schlechten Doctor, über den kein Patient thut klagen; denn er stopft ihnen allen das Maul zu mit der Erden. Aus dem aber folget nicht, daß man alle Medicos solle schimpfen; denn eine Schwalbe macht keinen Sommer, und ein Kramer macht keinen Jahrmarkt. Ich meinestheils verehre die Herren Medicos, weilen es Gott selbsten also gebietet. Honora medicum propter necessitatem, etenim illum creavit altissimus. Aus welchem hl. Text ein Nasenwitziger behaupten wollen, daß man einen Arznei Doctor nicht Ihr Excellenz
, sondern Ihr Necessität soll nennen. Verehren thue ich die Herren Medicos wegen ihrer Scienz und Wissenschaft, kraft deren, so sie so manches W von dem sterblichen Krüppel und menschlichen Leib abwenden. Aber ich frage euch Herren Medicos, welche Krankheit die gefährlichste seye? Ich meines Theils halt' das Seiten-Wehe für den schlimmsten Zustand; verstehe aber lauter Seelenkrankheiten. Adam, nachdem erDavid hat eine hitzige Krankheit bekommen, wie er so unbehutsame Augen geworfen in die Bersabeam. Nabuchodonosor hat eine gefährliche Geschwulst gehabt, wie er sich also aufblähet, daß er für einen Gott wollte verehret werden. Zachäus hatte die Gelbsucht (besser geredt, die Geldsucht), bis ihm der Herr Jesus Ader gelassen und das Reddo herausgezogen. Petrus hat die Mundfäule gehabt, indem er so grau und grob geläugnet. Alle diese Zuständ' seynd gefährlich, absonderlich das Seiten-Wehe, verstehe hierdurch böse Gesellen auf der Seiten; diese seynd eine schädliche Krankheit, welches selbst der Claravallensische Abt bestätiget, als er zu dem Pabst Eugenium wegen seiner übelen Rathsherren geschrieben. Nè te dixeris sanum dolentem latera: »Derselbe darf sich nit für gesund ausgeben, welcher einen gottlosen Kameraden auf der Seite hat,« denn er hat das gefährliche Seiten-Wehe.
Der einen Dieb auf der Seiten hat, von dem wird er auch erlernen die Verba aufferendi; der einen Unzüchtigen auf der Seite hat, von dem wird er lernen, mehr auf Leib-Farb zu halten, als auf die Sch auf der Seite hat, von dem wird er auch lernen ein doppelter Sch. Sch. werden. Cum perverso perverteris.
Unter andern Speisen, welche die Herren Medici verwerfen als dem Menschen schädliche Bissel, seynd auch die Schwämme, die sonst Gebühr halber anderst tituliret werden. Dieselben seynd sehr ungesund, und wann sie zum besten zugericht, alsdann soll mans zum Fenster hinauswerfen, massen die mehrsten vergift seyn; und seynd die Schwämme nichts anderst, als ein Aussatz der Erden. Gleichwie mancher Kratzius mit seinen Krätzen nit viel prangen darf, also thut die Erde mit dergleichen Mißgewächs nit viel stolziren. Anjetzo entsteht die Frag, ob gedachte Schwämme von Natur vergiftigt seyn, oder anderwärts das Gift erben? Diese Frag' beantwortet Dioscorides und Mitridates, daß dieses faule Gewächs nit sey von Natur vergift, sondern es bekomme
Die Hebräer waren solche Bösewichte, daß sie neben andern Schimpfreden und Spott-Tituln unsern liebsten Heiland auch einen Ketzer genennt, einen Samaritanen; dann diese Leut' waren bei den Juden für Ketzer gehalten. Aus was Ursachen aber seynd diese Gesellen so vermessen gewest, daß sie Christum den Herrn so spöttlich genennt haben? Aus keiner andern Ursach, als dieser: Sie haben wahrgenommen, daß Christus zwei Tag' sich in Samarien aufgehalten, mehrestentheils wegen des samaritanischen Weibs, auch anderer großer Sünder, und also haben sie geschlossen, daß Christus eben ein solcher sey, mit welchen er umgehe. O ihr Galgen-Zeiserl! Christus ist kommen
Gesellschaft und Gelegenheit seynd einander verwandt und gleichsam zwei Zwilling, wie Jacob und Esau.
Es hat einmal einer gedicht', daß auf einem vornehmen Jahrmarkt der Teufel auch seine Hütte habe aufgeschlagen, nichts aber anderst gehabt als Häut', deren er eine Menge gleichsam reißender Weis' verkauft. Wessentwegen einen Poeten der Fürwitz angespornt, zu sehen, was doch ein jedweder für Häut' einkaufe, einkrame. Indem er also fortgeht, begegnet ihm ein altes Mütterl mit geschimmelter Paroke, eine rare Antiquität, mit einem hölzernen Handpferd, wormit es denen schwachen Füssen eine Beihilf leistete. Diese tragte etliche Häut' unter den Armen, und so viel er konnte abnehmen, war es lauter Karg-häut'. Bald nach diesem sieht er kommen zwei junge Herren, welche in ihrem Gespräch zuweilen ein lateinisch Wort darunter einmischten, woraus er sicher glaubte, daß sie gestudirte Gesellen wären; die hatten gleichfalls ziemlich viel Häut' einkauft, und so viel er konnte erkennen, so waren's lauter Frey-häut'. Unweit von diesen sahe er einen, der ziemlich roth um die Nasen, als wäre sein Gesicht von preußischem Leder geschnitten; solcher haspelte gar seltsam mit den Häut' eingekauft, und zwar ziemlich viel, waren aber keine andern, als lauter Voll-häut'. Kaum als dieser aus den Augen kommen, so vermerkt er, daß mit zugespitzten Schuhen, wie die Starnitzel, eine Jungfrau daher treten, welche aufgeputzt war wie der Palm-Esel 8 Tag vor Ostern; dieser gab er einen höflichen guten Morgen mit dem Beisatz, warum doch sie so eifrig nach Hause eile? und bekam die Antwort: Ihre gnädige Frau werde bald ausstehen, deßwegen sie zum Dienst eile (es war dazumalen schon eine Viertel-Stund über 10 Uhr). Diese hat sehr viel Häut' vom Markt tragen, und waren nichts als Stolz-häut'. Andere tragen andere Häut': Ein Fuhrmann oder ein Kutscher war daselbst, der hat Grob-häut, ein Soldat hatte Frech-häut, ein Bettler hatte Träg-häut. In Summa: Allerlei Häut haben die Leut vom Teufel eingekauft. Der gute Poet wollte auch wissen, bei was für Häut der Teufel den größten Gewinn habe. Ist endlich unter die Wahrheit kommen, daß der Satan sein bestes Interesse an der Gelegen-häut habe.
Obschon dieses Gedicht übel geschlicht', so ist doch wahr gewesen und wird auch wahr bleiben, daß die Gelegenheit sehr viel Menschen zur Sund' und folgsam zum Teufel und Verderben bringt.
Wie der gerechte Gott der sündigen Welt mit der scharfen Lauge des Sündfluß wollte den Kopf Noe die Arch oder das große Schiff zu zimmern anbefohlen. Nachdem solches verfertiget und alle schwimmenden, schwebenden, gehenden, kriechenden Thier in dieses hülzerne Losament einquartirt worden, so hat sich alsobald der Himmel mit schwarzem Gewülk überzogen, welches sich gleich in einen häufigen Platzregen ausgegossen, worvon der ganze Erdboden überschwemmt. Nach etlicher Zeit wollte der alte Tättl der Noe wissen und in rechte Erfahrnuß bringen, ob allgemach solche Wassersucht die Schwindsucht bekomme. Schickt zu solchem Ziel und End einen Raben aus der Arche mit dem Befehl, er solle die Avisa einholen, ob der Sundfluß sich in etwas mindere oder nicht. Dieser Galgenvogel aber ungeacht' des scharfen Befehls ist nit mehr in die Archen zurückkommen, und also mit seinem Ungehorsam dem ganzen Raben-Geschlecht einen Schandfleck angehängt, welches vorhero ziemlich schwarz war. Fragst du aber, wohin dieser schwarze Kurier sey kommen? so wisse, daß er elend verdorben; und solches Unglück hat ihm die Gelegenheit verursacht. Dann in dem Ausflug hatte er gar ein gutes Vorhaben: in allem und jedem sich züchtig zu verhalten, den Augenschein emsig einzunehmen, hiemit dem sorgfältigen Noe die gewisse Nachricht zu bringen. Unterwegs aber hat er schwimmende todte Aas angetroffen, welche ihm den Appetit dergestalten beweget,
O wie viel Eltern schicken ihre Kinder aus dem Haus, in fremde Länder, etwas zu sehen, damit sie nachmals in der Rückkehr Vater und Mutter ein sonderer Trost sollen seyn! solche reisen aus noch mit der Unschuld bekleidet in aller Zucht und guten Sitten erzogen, wissen wohl, daß Venus und Venia sich gar nit vergleichen, daß caro wie Charon in die Höll' führen, daß derjenige die acht Seligkeiten nicht erhält, der das sechste Gebot nit halt, wissen wohl, daß das Wört'l Leib im Buchstaben-Wechsel Blei heißt, welches nur beschwert und besudlet, wissen gar wohl, daß foemina soll generis neutrius seyn wider der Grammatiker Aussag', und solche decliniret und nicht conjugirt soll werden; wissen wohl, Leffel hinter sich und für sich gelesen Leffel heißt, und also auf allen Zeiten und Seiten das Löfflen im Schwung; doch aber solches wider Gott und Gebot sey. Mit einem Wort: solche reisen aus wie Engel, und wann sie nicht gar ausbleiben, so kommen sie doch oft zurück wie Teufel. Das Gewissen ist beschwert, die Gesundheit ist verzehrt, die Sünden seynd vermehrt, die Sitten seynd verkehrt, das Herz ist bethört, und dieser Brocken ist dem Teufel beschert. Ach Gott! wer hätt' doch vermeint, daß dieser fromme Bernardinus sollt ein' solcher böser Bärenhäuter werden! die Gelegenheit, die ma chet Lieb und Dieb. An dem Ort, wo er wohnte, in dem Haus, wo er lebte, in der Kost, wo er blieb, waren stinkende Aas, es waren daselbst freche Schleppsäcke, muthwillige Töchter, gescherziges Weiber-Vieh, unverschämtes Huesten-Gesind. Da war Gelegenheit, die bringt manchen um die Reinigkeit.
Es kommt einer in die Beicht, der klopft an die Brust mit dem offenen Sünder; er weint aus den Augen mit Magdalena; er beicht' mit dem David, peccavi; er seufzet mit dem Petro etc. Endlich befragt ihn der Beichtvater, ob der, die, das, das saubere Confect oder Kuhfect, die saubere Madam, der saubere Winkel-Engel noch im Haus? etc. Ja! ja! multum Reverende. Ich kann Euch, Herr, nit Si, si Signor, wann ein Weib darbei ist. Ich absolvire dich nicht, wenn du schon sollst den Weihbrunn als deinen Ordi nari-Trunk haben; wann du schon sollst beten, daß dir die Zähn roglet werden; wann du schon so viel Kreuz sollst machen, wie viel Blätter im Majo, so bist du doch nicht sicher, so lang die Gelegenheit ist. David ist nit sicher gewest, und sollst du sicher seyn? Salomon ist nit sicher gewest, und sollst du sicher seyn? Samson ist nit sicher gewest, und sollst du sicher seyn? Nemo diù tutus est, periculo proximus: »Keiner ist weit von der Sünd', der nahend ist bei der Gefahr.« Wann sie schon alt ist 80 Jahr, 8 Monat, 8 Wochen, 8 Tag, 8 Stund, 8 Minuten, trau doch nit! wann sie schon in 14 Bruderschaften eingeschrieben, und ihr nichts abgehet, als
Ave Rabi Kuß,
bösen Gelegenheit;
Wie sich das rothe Meer wunderbarlicher Weis von einander getheilt und denen Israeliten freien Paß durchzumarschiren gespendiret, schreibt Arias Montanus, sey auch ein anders großes Wunder zu sehen gewest; nemlich der Grund des Meeres sey nichts als Letten, Morast, Koth und Unflat gewest: Viam fecisti in mari equis tuis, in luto aquarum
multarum. Nichtsdestoweniger haben die Israeliten ihre Füß' im mindesten nicht besudlet, sondern durch diesen Koth gangen, wie die Sonnen-Strahlen unbemähliget durch eine Kothlache. Ein großes Wunder, ein großmächtiges Wunder, überaus ein großes Wunder ist es, wann Jemand im Koth stehet, durch den Koth gehet und nit bekothiget wird; noch aber, doch aber ist es ein größeres Wunder, bei der Gelegenheit zu
Moses hat viel Wunder gesehen, und sich doch nit verwundert: Er hat gesehen, wie er mit dem Ruthenstreich aus dem harten Felsen nit Feuer-Funken, sondern klaren Brunnenquell gelocket hat; er hat noch darüber gesehen, daß sich derselbe Stein von freien Stücken von seinem Ort ohne einige Hand-Anhebung weggelößt und ihnen durch stetes Walzen nachgefolgt: »Bibebant autem de spiritali consequente eos petrâ« – hat sich dannoch nicht verwundert. Er hat gesehen, wie das Meer sich zertheilet und beiderseits wie krystallene Mauren gestanden, und hat sich dannoch nit verwundert; er hat gesehen, daß seine Ruthe sich in eine giftige Schlange verwandlet, und diese wiederum sich in die vorige Gestalt verkehret, – hat sich dannoch nit verwundert.
Achan die Gelegenheit nicht gehabt, so hätte er nit gestohlen, hätte Ammon die Gelegenheit nit gehabt, so hätte er sich nicht also in die Lieb verloren.
Der heilige Einsiedler Martinianus lebte viel Jahr' in der Wüste ganz heilig; bei dem harten Felsen führte er einen harten Bußwandel, bei den silberströmenden Wasserquellen vergoß er häufige Thränen, unter Ottern und Schlangen stritt er wider die alte Schlange, welche die Evam vergift', unter den brüllenden Löwen blieb er ein Lämmel der Unschuld, unter den Stauden und Dornhecken war er eine Rose der wohlriechenden Heiligkeit: Einsmals bei einbrechender Martinianus erwägte wohl, daß solche Thier', welche Zöpfe tragen, viel giftiger als Drachen und Schlangen, er wußte wohl, daß Sabina viel ehender verwunde als ein Säbel, er erkannte wohl, daß solches langrocketes Feuer der Unschuld bald einen Feierabend mache; wollte aber beinebens auch nicht abgeben einen Mörder des Menschen-Bluts und diese elende Tröpfinn denen wilden Thieren zu einem Nachtmahl vergonnen: hat ihn also seine eingewurzelte Mildherzigkeit überredt, daß er gedachtes Bettel-Mensch auf so bewegliches Anhalten in sein armes Losament einquartiert. Es stunde aber eine geringe Zeit an, da hat Martinianus eine ungewöhnliche Brunst vermerkt in seinem ausgemergelten Leib, hat gar deutlich wahrgenommen, daß ihm sein Gast nichts als garstige Gedanken aufwickle; wessenthalben er bei Mitternacht entschlossen, das Bettel-Mensch aus seiner Wohnung zu jagen. Als er suchte solches werkstellig zu machen, sieh! da findet er nit mehr eine arme Haderlumpinn, sondern eine stattlich gezierte Madam und aufgekraustes Frauenzimmer in Martinianus wollte nach solcher Begebenheit aller Gelegenheit entgehen; verläßt demnach diesen Ort, und baut sich in der Mitte des Meeres auf einem hohen Felsen eine andere Wohnung, wohin dreimal im Jahr ein Schiffmann nothwendiges Brod zugeführt. Indem nun der heilige Einsiedler 6 Jahr von allen Menschen abgesondert allda seinen heiligen Lebenswandel zugebracht, so hat sich mehrmalen etwas Wunderbarliches zugetragen: Ein großes Schiff im Meer durch Ungestümm der Winde und Wellen ist ganz gescheitert und seynd folgsam alle Menschen jämmerlich zu Grund gegangen außer einem einigen jungen Mägdl, welches mit möglichsten Kräften zu diesem Felsen, wo Martinianus lebete, hinzugeschwommen und durch die Wunden Jesu um Hilf geschrieen. Martinianus vermerkt eine neue Versuchung, reicht dieser bedrängten Martinianum aus dem Meer ganz sicher zum Gestad' getragen und salviret.
O unbehutsame Adams-Kinder! förcht' sich vor böser Gelegenheit eine solche Säule der Heiligkeit, wie könnt dann ihr trauen, die ihr schwache Röhr' der Gebrechlichkeit? förcht' sich ein Riese vor diesem Streit, wie kann dann ein Zwergel trutzen? förcht' sich eine große Fackel auszulöschen, wie soll dann ein Schwefel-Hölzel pochen? förcht' sich das kalte Eis vor der Brunst, wie kann sich versicheren ein dürrer Strohwisch? zittern große Eichbäum' vor solchem Wind, wie kann sich doch eine geringe Staude übernehmen? fallen mit einem Wort heilige Leut' durch böse Gelegenheit, wie kann sich dann der Gebrechliche, Salvum Conductum versprechen?
Wie Christus der Herr mit fünf Brod' und und zwei Fischen so viel tausend Menschen in der Wüste gespeist, und nicht allein diese Menge der Kostgeber nach Genügen gesättiget, sondern noch von den übergebliebenen Scherzlen zwölf große Körb' angefüllt, da hat er seine Apostel und Jünger gezwungen, bei spätem Abend in ein Schiff zu steigen und weiter zu fahren. Der Evangelist, so diese Geschicht' registrirt, schreibt merksam, daß der Herr seine Apostel habe mit Gewalt in das Schiff getrieben. »Compulit etc.« Matth. 14. Coegit. Marc. 16. Fort! hat's geheißen, – Peter! fort, Joannes! fort Matthäe! etc. fort mit euch, ins Schiff hinein! Ei, Herr, die Zeit ist schon zu spät zum Reisen, das Wasser drohet viel Gefahren bei dem Tag, will geschweigen bei der Nacht, wir wollen heut' in Gottes Namen auch da liegen, wo wir gegessen haben. Fort, fort, macht's nicht viel Wort', von diesem Ort! Mein Herr! hat etwann Petrus gesagt – weilen die liebe Sonn' von uns bereits Urlaub nimmt, und die dunkle Nacht vor der Thür, thue uns anheut die gnädige Erlaubnuß geben, daß wir dörfen auf diesem Heu schlafen; morgen wöllen wir bei anbrechender Morgenröthe uns auf die Reis' machen und in allem Allo! Compulit, coegit, etc. – Wann es an einem andern Ort wäre gewesen, so ist es wohl zu glauben, der mildherzige Herr und Heiland hätte ihnen solche Bitt nicht versaget; aber weilen daselbst sehr viel Weiber ihre Nachtherberg nahmen, so hat Christus der Herr mit allem Gewalt seine Apostel in das Schiff getrieben: Coegit discipulos, quibus cavebat à consortio nocturno tot mulierum. Liebster Herr und Heiland! seynd es doch lauter fromme und andächtige Weiber, die aus purem Eifer zu deiner Predigt kommen, und seynd beinebens deine Apostel heilige und tugendsame Männer! Schad't nicht! fort, fort, fort, die Gelegenheit muß man meiden, sonst wird eine Kohle aus einer Kreiden! – Gütigster Gott! so ist gar eine Gefahr bei den andächtigen Weibern, was wird erst seyn bei den verdächtigen!
O wie recht hat der englische Lehrer Thomas von Aquin gethan! Sobald dieser den Habit und das geistliche Kleid des hl. Dominici angelegt, und gleichsam um die schöne Festung seines Leibs, die ich Thomas in das Gefängniß ein junges Weibsbilds, ein freches Weibsbild, und man weiß schon, wie solche Geißen gmecketzen, man weiß schon, wie solche Katzen schmeichlen, man weiß schon, wie solche Vögel singen! Diese war überaus schön, und hat nit viel nachgeben des Jobs seinen Töchtern, von denen die hl. Schrift selbst bezeuget: »Non sunt inventae mulieres tam speciosae in universa terra: auf der ganzen Welt waren keine so schöne Weibsbilder, wie des Jobs seine Töchter.« Sie brauchten keinen theuren Anstrich, sie brauchten keinen kostbaren Backen-Firneiß, sie brauchten keine kostbaren Gesichter-Laugen, keine gewisse Stirn-Bleche, sie brauchten keinen Lefzen-Zinnober, wie der Zeit die abgeschabenen Weibergesichter Thomä die Visite geben. Aber sie war nur von Seiden schön, und nit von Sitten schön. Was thut Thomas, wie er diesen freundlichen Schmutz-Engel ersehen? etwann begibt er sich in das Gebet? oder hält er ihr eine bewegliche Predigt, daß sie von ihrem bösen Vorhaben solle abstehen und mit Magdalena bei den Füßen Jesu ihre Hauptsünden beweinen? Nichts dergleichen. Fort, fort! hats geheißen, sonst macht die Gelegenheit Lieb und Dieb und trüb. Thomas ergreift ein halb abgebrenntes Scheit bei dem Kamin: Also recht, mein Thomas, auf diese Weis' wird deine Unschuld nit scheitern! Thomas jaget diesen freundlichen Feind hinaus. Also recht, auf solche Weis' bleibt die Reinigkeit hierinnen! Thomas schlägt sie auf den Rücken, welche sein heiliges Vorhaben wollt zurück treiben, pufft sie auf die Achslen, welche eine solche schmeichlende Achselträgerinn wollte abgeben, klopft zu auf den Kopf, welche eine solche Haupt-Huesten war. Jo Victoria!
Jo Victoria! Fort, fort, fort, trau der Gelegenheit nicht, wann du schon ein heiliger Justus oder Justinus bist, wann du schon ein hl. Paulus oder Paulinus bist, wann du schon ein hl. Felix oder Felicianus bist; es kann auch ein hl. Justus ungerecht werden bei der Gelegenheit; es kann auch ein hl. Paulus nit Paululum verlieren an der Unschuld bei der Gelegenheit; es kann ein hl. Felix unglücklich werden bei der Gelegenheit. De quantis legimus viris in vogiliis, in jejuniis, in laboribus supra humanum modum, imò in miraculis coruscantibus, qui ceciderunt!
Ein Narr kann uns ein Doctor seyn: Jacobus
Bidermannus registrirt von etlichen Phantasten, welche seltsame Fausen, wunderliche Einbildungen, hypochondrische Grillen im Hirn hatten. Unter anderen war einer, der ist der halsstärrigen Einbildung gewest, daß er von lauter Glas sey, wessenthalben er allen Leuten wehemüthig zugeschrieen, sie sollen doch nicht an ihn anstoßen! sitzen wollte er auch auf keine Weis', aus Furcht, der hintere Stock möchte zu Trümmern gehen. Diesem albernen Menschen können wir mit allem Lob nachfolgen, und uns verständig einbilden, wir seynd vom Glas, ja gebrechlicher als Glas: Ein geringer Augenblick kann uns das ganze Gebäu der Heiligkeit zu Boden werfen, wie ein kleines Steinl das große Bildnuß des Nabuchodonosor. In dem anderten Buch der Machabäer im ersten Kapitel lieset man, daß ein dickes Wasser sey zu Feuer worden. Ist ja viel. Aber man hat leider auch öfter erfahren, daß etliche Geistliche durch klösterliche Disciplin also der Welt vergessen, daß sie gleichsam wie Wasser werden ohne wenigsten Funken einer ungeziemten Lieb; nachdem sie aber wieder zur Gelegen heit kommen, ist solches Wasser in Feuer verkehrt worden. War nit
Absonderlich muß das schwache Weiber-Geschlecht die Gelegenheit fliehen, forderist die Jungfrauen.
Vocales seyn, die Weiber Consonantes, die Jungfrauen aber müssen Mutae seyn. Eine rechte Jungfrau soll seyn und muß seyn wie eine Orgel: sobald diese ein wenig angetastet wird, so schreit sie. Eine rechte Jungfrau soll seyn und muß seyn wie der Palm-Esel: der läßt sich im Jahr nur einmal sehen. Eine rechte Jungfrau soll seyn und muß seyn wie eine Spital-Suppe, die hat nit viel Augen: also soll sie auch wenig umgaffen, etc. Eine rechte Jungfrau soll seyn und muß seyn wie eine Nacht-Eul', die kommt fein wenig ans Taglicht. Eine rechte Jungfrau soll seyn und muß seyn wie ein Spiegel: wenn man diesem ein wenig zu nahe kommt und anhaucht, so macht er ein finsteres Gesicht. Eine rechte Jungfrau soll seyn und muß seyn wie ein Licht, welches versperrt in der Latern viel sicherer ist, als außer derselben. Insonderheit aber soll seyn und muß seyn eine rechte Jungfrau wie eine Schildkröt': diese ist allezeit zu Haus, massen sie ihre Behausung mit sich trägt: also eine rechte Jungfrau sich mehresten soll zu Haus aufhalten zur Meidung aller bösen Gelegenheiten; denn gleichwie jener gute Samen des evangelischen Ackermannes, ehrsamen Jungfrauen, welche immerzu auf Weg und Gassen sich sehen lassen, von den Erzvögeln gar nit sicher. Wäre die Dina, des Jacobs saubere Tochter, zu Haus geblieben, und hätte die Gefahr gemeidet, so wäre sie niemalens so spöttlich um ihre Ehr' kommen.
Nicht allein Petrus, und mit Petro Joannes, und mit Joanne Jacobus, und mit Jacobo Andreas, und mit Andrea Matthäus, und mit Matthäo andere Apostel und Jünger haben große Wunderwerk geübet, sondern es hat auch Judas selbsten große Miracul gethan. Er hat mit wenigen Worten die bösen Feind' aus denen Besessenen getrieben, er hat sogar mit seinem Schatten große Krankheiten und Presten gewendet, er vermochte sowohl den Tod' als den Teufel zu überwinden. Dieser guldene Apostel ist gleichwohl von dem Silber überwunden worden, indem er durch das Geld Fur erat, et loculos habebet.
Dazumalen, wie die Philistäer die Arch oder guldenen Bund-Kasten bei sich hatten, waren sie mit vielen Plagen von dem Allerhöchsten gezüchtiget. Unter andern ist eine solche Menge der Mäus in Dörfern, Städten und Märkten, wie auch in Feldern und Wäldern entstanden, daß sie durch diese kleinen Thier' den größten Schaden erlitten. Wann dazumalen alle Leut' wären Katzen gewesen, so hätten sie dannoch nicht alle Mäus können abfangen. Den mainzerischen Bischof Atto solle laut alter Geschicht-Schreiber eine solche Menge Mäus überfallen haben, daß er von ihnen ganz verzehrt worden. Gott behüte uns alle von dergleichen Mäusen! aber Mauser haben wir dergleichen genug, das kann niemand in Abred stellen. Mauser und Judas-Brüder seynd so viel, daß, wann es drei Tag soll Strick regnen, so konnte man dennoch nit alle hängen. Petrus hat einst das Netz auf das Land gezogen und 153 Fisch gefangen. Es wollen die heiligen Lehrer, daß Petrus von einer jeden Gattung Fisch einen ins Netz bekommen: so vielerlei Fisch gibts im Meer. Aber noch mehrerlei Fischer gibts auf dem Land, die mit faulen Fischen umgehen, und öfters fischen auf der ungekehrten Bank.
Furca vacua, et civitas latronibus plena. »Der Galgen ist leer, und die Stadt ist voller Dieb.«
Wie der heldenmüthige David Krieg geführet wider die Philister, auch dieselbige jederzeit sieghaft überwunden, hat sich einer unter diesen Feinden gefunden, welcher einer ungeheuren Leibes-Größe war, und beinebens an einer jedweden Hand 6 Finger, deßgleichen auch an den Füssen. In unsern Zeiten trifft man wenig dergleichen 6 Finger an, wohl aber andere große, große, große Dieb', die so lange Finger haben, daß vor ihnen nichts sicher, nichts oben, nichts unten, nichts vorn, nichts hinten, nichts darneben, nichts draussen, nichts drinnen, nichts um und um.
Große Lands-Fürsten soll meine Feder verschonen. Gott sey Lob! bei diesen Zeiten seynd die christlichenFranziskus a Paula sattsam dem König Ferdinand zu Neapel vor Augen gestellt. Da einsmals gedachter König dem heiligen Mann eine gewisse Summa Geld aus königlicher Freigebigkeit anerboten zu Erbauung eines Klosters, hat solches Franziskus auf alle Weis' geweigert und ganz nit wollen annehmen, weilen es fremdes Geld und ein Blut der armen Unterthanen sey. Solche Antwort hat nicht ein wenig das Gemüth des Königs Ferdinand entrüstet, welcher um fremdes Geld in seiner königlichen Rent-Kammer gar nichts wissen wollt'. Franziskus aber wollte solches scheinbar darthun: ergreift eben von selbigem Haufen Geld, so ihm offerirt wurde, eine Münz, bricht selbige in zwei Theil' von einander, – siehe, Wunder! da ist beederseits das häufige Blut heraus geronnen. Worauf der hl. Mann dem König mit verstelltem Angesicht und sonderem Eifer zugeredet: Annè hic misellorum cruor mutus erit? »Vermeinst du, daß dieses Blut der Armen werde stillschweigen,« und nit Rach' schreien über dich bei dem gerechten Gott? – Aus dem erhellet, daß auch Könige und Fürsten können in des Judä Fußstapfen treten, wann sie seinen Händen nacharten. Es ist nitDate, quae sunt Caesaris, Caesari: »Gebt's dem Kaiser, was des Kaisers ist.« Aber dergleichen Anlagen und Steuer müssen nicht aus der Kanzlei eines tyrannischen Königs Achab dekretirt werden, sondern vielmehr auf genaues Gewissen sich beziehen, wie gethan König Johannes der Erste zu Castell, wie gethan König Chilpericus in Frankreich, wie gethan König Eduardus in Engelland, welcher hl. Monarch den Teufel hat sehen spielen auf dem Geld, so sein verstorbener Herr Vater durch harten Tribut zusammen geraspelt.
Viel Edel-Leut gehören auch in des Judä Iscarioths saubere Bruderschaft, wann sie wie Egel das Blut ihrer Unterthanen saugen. Es gibt sonsten allerlei Mittel, reich zu werden: Etliche werden reich durch den Degen, verschießen viel Blei, erwerben viel Geld; andere werden reich durch die Feder, und ist ihnen Schola Scala, mittels dero sie zu hohen Aemtern erhebet werden; mancher wird reich durch das Weib, und bekommt mit diesem guldenen Schatz Silber genug; viel' werden reich durch große Erbschaften, und erhalten von dem Todten stattliche Lebens-Mittel; nicht wenig werden reich durch Aecker zwieflen, daß selbe viel ärger hersehen, als des Davids seine Gesandte, welchen der Ammon, als ein hochmüthiger und übermüthiger König, die Bärt' halbentheils hat lassen abschneiden und also auf einer Seite barbiren. Aber die Bauren werden auf allen Seiten geschunden. Nit umsonst hat der erste Baur Cain geheißen, massen es schon eine halbe Prophezeiung gewest, daß der Bauersmann werde keit genug werden. So ist auch jenem Bauren nit vor ungut aufzunehmen gewest, welcher auf Befragung, ob er auch bete, die Antwort geben: Ja, ja, ich bete fleißig, und zwar für meines Edelmanns seine Pferd', damit dieselben lang sollen leben und gesund seyn darneben; denn wofern diese sollen verrecken und umstehen, so thät' nachmals unser Edelmann auf uns Bauren reiten. Die Felberbäum' pflegt man nur einmal im Jahr zu stutzen; aber die armen Unterhanen werden gar oft von ihren allzuharten Herrschaften fast alle Tag gestutzet, und fällt das Fest Bartholomäi bei ihnen schier alle Monat, Wochen, Tag' und Stund. – O was harte Rechenschaft wird der Herrn und geh' her kein Unterschied, zwischen du und ihr kein Unterschied, zwischen einem armen Tropfen und einem Edlen von Trop
fensperg kein Unterschied. Jetzt muß bei manchem Edelmann der Bauer ein Hund seyn, ein Hund heißen; aber glaub' du mir, wie scharf wird dich einmal bei dem göttlichen Richter dieser Hund anbellen? Alldort wird dir dein offener Helm nichts helfen, wohl aber dein offenes Gewissen wird dich deiner Ungerechtigkeit anklagen; alldort wird dich dein edles Blut nicht beschönen, wohl aber das Blut der Armen, so du gesogen und zogen, wird wider dich schreien!
Viel, sehr viel, welche hohe und niedere Aemter verwalten, seynd des Judä Iscarioths emsige Nachfolger, mussen sie wegen der Accidentia Substantial Dieb abgeben. Der hl. Evangelist schreibt von einem König, der mit seinen Bedienten wollte Rechenschaft machen. Siehe! da hat sich ein ungetreuer Vogel darunter befunden, der war dem Herrn schuldig zehen Tausend Pfund. Das heißt gestohlen! Weilen es nun dieser untreue Diener nit zu bezahlen hatte, also hat der Herr befohlen, man soll ihn verkaufen. Was mehr? sein Weib auch. Was mehr? Multorum talentorum factus est debitor, quoniam secutus est mulieres.« Derentwegen sie auch zur gebührenden Straf gezogen worden. Dergleichen gibt's gar viel, welche wegen des Genitivi den Ablativum an die Hand nehmen, und ihre Leibstuck mit Diebstuck erhalten.
Ihr Gestreng der wohledle Herr Herr Jonas Isfridus, Dampf von Dampfeneck und Dampfenthal haben ein Officium, d.i. einen stattlichen Dienst, der trägt ihm jährlich ein 400 fl.; seine Frau Gemahlin geht aber daher, als wann eine abcopirte Cleopatra wäre: sie trägt fast alle Monat ein neues Modi-Kleid, der Rock muß von geblümtem Procat seyn, da sonsten auf solchen Mist-Beetlen nur Sau-Blumen wachsen; das Kleid muß mit guldenen Spitzen um und wieder herum verbrämt seyn, daß dieser stinkende Kothkäfer mit Gewalt will einen Goldkäfer abgeben und gleichen; die Diebalia; mit einem Worte, er stiehlt wegen gar zu unmäßiger Tracht und Pracht seiner Frauen: der Seidenwurm der Frauen macht einen Gewissenswurm dem Mann: ihr Manto, Mantill, Mantel, bringt den armen Mann in die Höll.
Man lieset von vielen Heiligen, dero dürrer Stab in grüne und fruchtbare Bäume erwachsen seynd. Rufinus registriret von einem alten heiligen Vater, dem viel Jahr' ein sauberes Weibsbild aufgewart und den alten bedient. Vielen ist solche schöne Köchinn verdächtlich vorkommen. Wie nun dieser Alte in eine tödtliche Krankheit gefallen, und bereits das Ziel seines Bettelstab grünet und zu großem Reichthum kommt.
Diesen hab' ihr gekennt – sagt mancher – der hat bei meinem Vater um die Suppe supplicirt; nachgehends ist er an diesem Ort Präceptor worden, allwo er die Wittib geheirathet, welche ihm durch das Geld zu solchem Amt verholfen; – denn dona und Donna vermögen viel – jetzt ist er ein Buch,
Dieser kennt mich nit mehr, aber ich ihn wohl: sein Vater war ein spitzfindiger Mann, denn er ist ein Nadelmacher gewest; seine Mutter war ein sauberes Weib, denn sie war eine Wäschers-Tochter. Dieser ist jetzt so groß, daß er im Wagen fährt, der vorhero an des Schusters Rappen geritten. Sein dermaliger Dienst trägt ihm auf 1000 fl. Wo seynd erst die Accidentia? Er hat in wenigen Jahren ein Feines prosperirt.
Dieser denkt nit mehr, wer er gewesen, wie er auf Wien ist kommen: da hat er einkehrt, wo der Esel in den Wiegen liegt, er hat sein Lebtag niemalens gestudiret, nur dazumal hat man Doctrin und Wissenschaft bei ihm gefunden, wann er dem jungen Herrn die Bücher hat in die Schul' getragen; sein Herr hat ihm nachmals zu diesem Dienst geholfen, der zwar in fixo ohne Fixen nur 100 Gulden einträgt; aber die Accidentia seynd groß, kannst leicht erdenken, weilen er in 6 Jahren zwei so schöne Häuser aufbaut; so viel hat er prosperirt.
Dieser geht daher, als wann er wollt dem babylonischen Thurm den Knopf aufsetzen: er spreizt sich, wie die nagelneues Paar Schweizerhosen. Daß dich! daß dich! weiß ich noch wohl, wie er bei dem Bettelrichter in die Kost gangen, er hat von diesem einen Mantel tragen, der bald mehr Löcher hatte, als ein Sieb oder Renter; jetzt prangt er, wie der Esel am Non furaberis! ob der hl. Prosper euer Patron, oder Judas! – Wie der alte Tobias einen Geißbock vor der Thür hat hören Gm – Gme – Gmegetzen, hat er alsobalden aufgeschrieen: Videte, nè fortè furtivus sit: »Sehet zu, daß er nit gestohlen sey!« Also betrachtet auch wohl euere Accidentia! zählt euer Geld, erwägt euer tägliches Einkommen, visitirt eure Truhen, steigt in eure Keller, besucht eure Speis-Gewölber, geht über euren Kleiderkasten, nè fortè furtiva sint, ob nicht etwas gestohlen sey! Ihr werdet wahrhaftig finden, daß eure Accidentia euch um die beste Substanz bringen, nemlich um der Seelen Seligkeit. O ewiger Verlurst!
Unter den Kauf- und Handels-Leuten gibts auch viel Judas-Brüder. Wie der Heiland Jesus in den schönen Tempel zu Jerusalem getreten und daselbst die Juden kaufen und verkaufen, da hat ihn der ernstliche Eifer dergestalten bewegt, daß er mit ungestalten Angesicht und zornigen Augen all' dero Tisch, Stühl, Stellen und Kramer-Laden umgestoßen, und die Juden zum Tempel hinaus gejagt, hinaus gepeitscht. Diese Geschicht' möcht' einem schier einen Scrupel machen. Warum? Nemlich der sonst gütigste Jesus die Strick, womit die Geißen, Lämmel und Ochsen gebunden waren, anstatt einer Geisel gebraucht und darmit die Hebräer aus dem Tempel gejaget, zudem auch diese Herren Handelsleut' solche Waaren feil hatten, welche zum göttlichen Opfer gehörten, gleichwie man bei unsern Zeiten in denen Kirchen pflegt wächserne Opfer zu verkaufen. Darum, darum, merkts wohl ihr Kramer und Kaufleut' – darum hat der Herr Jesus diese hebräischen Handelsleut' also gezüchtiget, theils weilen sie den Tempel Gottes verunehret, theils weilen sie ihre Waaren gar zu theuer verkauft und einen unzuläßigen Gewinn gesucht, welches so viel als gestohlen und dem Judas nachgefolgt! Lucra enim superabundantia captabant.
Posanna registrirt: Diese zwei trieben mit gesamter Hand allerlei Handlungen, und damit sie zu größern Reichthümern möchten gelangen, haben sie allerseits nach doppeltem Gewinn getrachtet; brauchten beinebens nit wenig Betrug, welcher auch bei unsern Zeiten ziemlich im Schwung. Aber Gott, der alles Ungerechte strafet, wollt' auch dieses nit ungerochen lassen; sondern durch seine göttliche Verhängnuß ist einer aus diesen beiden bei der Nacht von dem Teufel geholet worden. Der andere lebte gleichfalls eine kurze Zeit, und zwar in stetter Melancholei und Krankheit. Als ihn seine Freund' und Anverwandte ermahnet, daß er sich zu reu- und treuevoller Beicht bereiten wolle, wie auch zu der hl. Kommunion, so hat er doch solchem heilsamen Rath kein Gehör gegeben, mit dem Verlaut, wie daß er verwichenen Ostertag habe kommuniziret, und ihm annoch die Hostien neben unglaublichem Schmerzen im Rachen hange, welche er öfters mit dem Messer herauszuheben versucht. Die Umstehenden tragen diesem unglückseligen Menschen vor die grundlose Barmherzigkeit Gottes, denen aber der verzweifelte Tropf stets geantwortet, daß er bereits verdammet sey, und habe schon gesehen seinen Ort in der Hölle neben seinem Kameraden. Wie man ihm das Bildniß des gekreuzigten Jesu vorgehalten, damit durch dessen Anblicken sein steinhartes Gemüth erweicht würde, so hat er mit beeden Händen die Augen zugedrückt, mit Vermelden, er könne denjenigen nicht mehr anschauen, welcher ihn bereits wegen seiner ungerechten
Unter den Wirthen und Gastgebern ist auch eine große Anzahl der Judas-Brüder. Die Joseph sich nach Bethlehem mit Maria seiner jungfräulichen Gemahlinn, die da schwanger war, begeben, hat er daselbst mit großer Sorgfältigkeit um eine gute Herberg und Wirthshaus umgeschauet; ist aber leider nirgends eingelassen worden, und also seine Herberg nehmen müssen in einem alten, zerlöcherten und übelgedeckten Stall, weilen den gebenedeite Jesulus beim guldenen Ochsen, beim schwarzen Adler, beim weißen Lämmel, beim grünen Kössel keinen Platz noch Raum hat gehabt: Non erit ei locus in diversorio: Also hat er müssen bei Ochsen und Esel loschiren. Ist wohl zu glauben, daß ein oder das andere Wirthshaus noch wohl ein Winklein wird gehabt haben, diese zu behebergen; allein die schlimmen Wirth und ehrvergessene Vögel sahen die Armuth dieser Gäst': sahen gar wohl, daß ihnen die Kreide nicht viel könne zuschreiben und zuschneiden, nahmen lieber solche Gäst' auf, die sie nach Belieben konnten barbiren. Strickselig und seilsam seynd freilich solche unverschonende und unverschamte Wirth, wenn sie die Kreiden sub ritu dublici brauchen frommen Wirth' nehme ich allzeit aus – wann ich nit wüßte – daß die Rechen-Kunst oder Arithmetica von den Phöniziern erfunden wäre, so thät und hätt' ich euch solches zugemessen, dann ihr ja hauptsächlich raiten könnet. Ich hab' einst selbsten mit meinem Gespann bei einem solchen Schneiderum auf der Reis' die Nachtherberg genommen, und ist mir noch schlimmer ergangen, als des Loths seinen Gästen, welchen seine Frau kein Salz auf die Tafel gesetzt; dessenthalben nachgehends um weilen sie wider Gottes Gebot umgeschaut, sie in eine Salz-Säule verkehrt worden: Ich hatte mit allein keine gesalzenen, sondern auch keine geschmalzenen Speisen; wär' gar wohl zufrieden gewest, wann ich auch mit dem Esau bei seiner Tafel hätte dörfen in das Linsenkoch greifen. Gleichwohl hat der gewissenlose Wirth mir also die Zech verpfeffert, daß mir die Augen übergangen. Auf dem Löffelstiel war des Wirths sein Name mit zwei Buchstaben gezeichnet, nemlich D.S. Mein Gespann sagte und vermuthete daraus, der Wirth heiße Daniel oder Dionysius; ich aber legte es wahrhafter aus und sagte: diese Buchstaben D.S. heißen so viel als Dieb Schert. Traute mir dannoch kein Klagwort dessentwegen einzuwenden, weilen ich in Furcht stunde, es möchte auf das tondere das tundere folgen; dann es war Anno 1683, in
Die Astrologi oder Sternseher stellen neben anderen Zeichen in dem Himmel auch den Wassermann; viel saubere Wirth' stellen nit allein in Caelo sondern auch in Celario den Wassermann, und führen den guten Wein wider seinen Willen nach Wasserburg. Das ist auch so viel als gestohlen! Christus der Herr hat zu Canaan in Galliläa das Wasser in Wein verkehrt, dem sehr viel Heilige nachgefolget: Die Prämonstratenser haben einen, der heißt Todo; die Kamaldulenser haben einen, der heißt Tomassus; die Benedictiner haben einen, der heißt Procopius; die Karmeliter haben einen, der heißt Simon Stock; die Karthäuser haben einen, der heißt Odo; die Cisterzienser haben einen, der heißt Walterus de Birbach; die Dominikaner haben einen, der heißt Jacobus Mevanensis; die Franziskaner haben einen, der heißt Amadeus; die Kapuziner haben einen, der heißt Matthäus a Leonissa; wir Augustiner haben auch einen, den heißt Joannes Bonus: Alle diese haben Wasser in Wein verwandlet, und das war ein Miracul. Aber ihr Wirth' verkehrt den Wein ins Wasser, das ist kein Miracul. Diesen pfleget man zu dero Namen allzeiteuch aber, zu euren Namen setzet man hinzu ein Sch: dieß leget euch selbsten aus!
Ihr Wirth', wie gehet es oft mit eurer Maß? Wie oft geschieht es, wann die Gäst' bei euch im Vollmond seynd, so ist die Maß im Abnehmen, und gleichwohl schreibet die schlimme Kreide mit völliger Fractur. Das heißt auch mit dem Juda gestohlen. Im kölnischen Erz-Bisthum liegt eine Stadt mit Namen Dousburg. Daselbst ist einsmals eine große Feuersbrunst entstanden, welche die mehresten Häuser in Asche gelegt. Unter andern war auch eine Bierbräuerinn, die um das Geld Bier ausschenkte. Als nun die Flammen bereits ihrem Haus zunaheten, so hat sie alle ihre Maß und Geschirr, mit denen sie das Bier pflegte auszumessen, vor die Hausthür getragen, nachmalens die Händ' gegen den Himmel gehebt und in diese Wort ausgebrochen: Allmächtiger Gott, wann du weißt, daß ich wissentlich einmal habe eine falsche Maß gebraucht, so lasse auch mein Haus sammt andern in dem Feuer aufgehen; sofern aber, wie ich in meinem Gewissen finde, ich gleichsam Niemand um einen Tropfen betrogen, so gebiete, o Gott, dem Feuer, daß es mich dießmal schadlos lasse! Siehe Wunder! das Feuer hat alles rings herum verzehret, diesem Haus aber nit ein Schiefer von einer Dachschindel verletzet; ja die überhäuften Flammen haben alle hölzernen Biermaß und Geschirr vor der Hausthür um und um gleichsam freundlich abgelecket, jedoch ohne winzigsten Schaden. – Versichere viel
Soldaten seynd auch nit alle heilig, sondern viel unter ihnen anzutreffen, welche in des Iscarioths Fußstapfen treten. Post diem Martis sequitur dies Mercurii; seynd also Mars und Mercurius die nächsten Nachbaurn, ja ganz bei einander. Mars ein Gott des Kriegs, Mercurius ein Gott des Diebs. Also phantasiren jedoch oft mit der Wahrheit die Poeten. Gewiß ist es, daß die Soldaten sowohl mit dem Rapio, als mit dem Rapier können umspringen; und seynd jene Soldaten nit alleinig, welche Christo dem Herrn seine Kleider auf dem Berg Calvariä ausgezogen, sondern haben ihres Glichters noch mehre. Wann das Wort vornehmer Herr vom nehmen herrührt, so seynd keine vornehmere Leut', als die Soldaten. Bei ihnen heißt Furari auf deutsch finden.
Von der seligen Jungfrauen Rosa schreiben die Annales Minorum etwas Wunderliches: Anno 1252
N.
Etliche gemeine Leut' seynd schon, des einfältigen Wahns, daß sie beständig davor halten, sie verstehen der Vögel ihren Gesang, sprechend: der Rab' singt nit anderst, als Dalk, Dalk, Dalk; der Ammerling singe Edel, Edel, Edel bin ich; der Gimpel singe nit anders als wie du, wie du, wie du; die Maisen singt nit anderst als Zuckersüß, Zuckersüß, gut, gut, gut, Zuckersüß, Zuckersüß; der Spatz aber auf dem Dach singe immerzu Dieb, Dieb, Dieb. Wann dem also wär', so sollten die Spatzen nirgends anderstwo nisten, als in den Häusern der Advokaten, damit sie von früh an, bis auf die Nacht Dieb, Dieb, Dieb, möchten salutirt werden. Allhier aber soll der gerechten und gwissen Advokaten ihre Ehr', Ruhm und Glorie nicht im mindesten geschmälert seyn, sondern es werden nur jene Clarissimi Fures und Advokaten verstanden, welche den armen Parteien das Ihrige abstehlen, den Prozeß wider alles Gewissen viele Jahr' und lange Zeiten ausdehnen, und öfters eine ungerechte Sach' wollen vergulden, wie die Apotheker ihre Pillulen, und kurzum den Kukuk unter die Musikanten, die Nacht-Eul unter das Frauenzimmer, die Leberwurst unter das Konfekt zählen wollen. O Dieb! Der evangelische Maler Lukas Hugo, Cardinal und Erz-Bischof zu Lugdun, allwo 27 heilige Erz-Bischöf gezählt werden, was überaus ein hochgelehrter Mann und berühmter Scribent. Dieser unter andern schreibt über gedachtes Evangelium Lucä, und spricht: daß einer, der unter die gewissenlosen Advokaten geräth, gleich sey demjenigen armen Menschen, der unter die Mörder gerathen zwischen Jerusalem und Jericho, denn diese lateinische Gesellen auch einen um das Seinige bringen und also verwunden, daß er gleichsam halb todt; wenigst zehrt ihm ein solcher ohne den Verlurst das Leben ab.
Momingo am 150 sten Blatt seines Quaresimals schreibt von einem Advokaten, welcher viel Jahr' manchen unbilligen Handel defendirt und gerechtfertiget. Dieser ging einsmals aus der Stadt in seinen unfern entlegenen Maierhof spaziren. Gleich aber außer der Stadt-Porten gesellet sich der Teufel zu ihm als ein Reis-Gespann, welche Begleitschaft dem Herrn Doctor gar nicht wollte gefallen. Etwann hat ihm schon der nagende Gwissens-Wurm wegen seiner mannigfaltig begangenen gehe, daß dich der Teufel hohl! Der Advokat wendet sich unverzüglich zum Teufel, den er gern von der Seite hätte: Allo! Teufel, diese Sau gehört dir zu, warum hohlest du sie nit? Nein, nein, spricht der Schwarze, er meints nit von Herzen, der Bau'r hat's nur aus Zorn geredet; zum andern acht' ich nit viel das schweinerne Fleisch, meine beste Bissel seynd die Seelen. Wie sie nun weiter fortgangen, so treffen sie eine Mutter an vor der Hausthür', welche ihrem Kind die Haar' auskämplet, und weilen solches kleine Büberl den Kämpel Raufens halber weigerte, hat die Mutter aus Ungeduld aufgeschrieen: Halt du Fratz, daß dich der Teufel hohl! worauf der Doctor mehrmalen der Teufel angeredet: Warum er doch das Kind nicht nehme, da daß er eine Seel zum besten? Hat sich wohl nehmen! sagt darauf der saubere Kamerad, dieß ist nur ein gemeiner Mutter-Fluch, es ist ihr bei weitem nicht also ums Herz: beinebens ist das Kind unschuldig, und hab ich keine Gewalt zu ihm. Endlich kommen sie in ein Dorf, in welchem etliche bei einander stunden, die kurz vorhero dieser Advokat durch einen ungerechten Prozeß und unbilliges Recht um all' das Ihrige gebracht. Kaum daß diese des Doctors ansichtig worden, O Schelm! o Dieb! o ungerechter Advokat! daß dich der Teufel mit Leib und Seel' hohle! – Ho! Ho! sagt der Teufel zu seinem Mitgespann, hast du es vernommen, was die Leut' sagen? sie sagen die Wahrheit, und meinens von Herzen; dahero unnöthig, daß wir weiter gehen. Und darauf hat er ihn in die Lüften geführt, auch nimmermehr ersehen worden. – Dieser wird ungezweiflet nit allein aus solchen lateinischen Dieben in der Hölle seyn, sondern eine unzählbare Anzahl bei sich, neben sich, unter sich, ober sich und um sich haben, welche nicht den Bartolum, sondern den Bartolomäum an die Hand genommen, die armen Parteien geschunden, und auf Egel-Art ihnen das Blut ausgesogen. Ihr Advokaten und Juristen seyd gute Latinisten! so erwägt denn wohl, was der englische Thomas von Aquin euch in die Ohren schreit, auf einer Tafel schreibt: Dicendum, quod Advocatus, si in principio credidit causam justam esse, et postea in processu appareat esse injustam, debet causam deserere, vel eum, cujus causam agit, ad cedendem inducere, sive ad componendum sine Adversarii damno. Qui verò scienter injustam defendit, absque dubio graviter peccat, et ad restitutionem tenetur ejus damni, quod contra justitiam per ejus auxilium altera
pars incurrit: »Wenn ein Advokat erkennt, daß seine Partei Unrecht hat, gleichwohl die Action ferners fortführet mit seinen verstrickten, verzwickten, verflickten Legibus, so thut er sich hoch versündigen, gehört unter die Dieb' und ist verbunden und schuldig den Schaden zu ersetzen, welche der Gegentheil hierdurch erlitten. Wann ein Advokat glaubt, seine Partei habe ein billiges Recht, nachgehends aber der Ausgang das Widrige zeiget und verliert, so ist der Advokat mehrmalen nit zu entschuldigen, massen er nit weiß, was er wissen soll, ist demnach im Gewissen verpflicht', ehe und bevor er eine Action führet, daß er vorhero dieselbige wohlsinnig entörtere, ob sie recht oder unrecht. Wann ein Advokat in 6 Jahren, in 16 Jahren, in 26 Jahren, wie ich selbsten weiß, erst vollendet, den er in einem halben Jahr leicht hätte können zu End' bringen, sondern derenthalben solches Recht so lang ausgedehnt, damit ihm die Bestallung desto länger dauere: so ist er mehrmalen unter die Haupt-Dieb zu rechnen, und gebührt ihm nichts anderst, als Restis und Restitutio«
Matthäus a Bascio ist ein heiligmäßiger Kapuziner, welcher mit großen Wunderwerken erleuchtet. Unser andern hat ihm einst ein vornehmer und Das ist das Blut der Armen, welches du ihnen durch ungerechte Prozeß und Rechts-Führungen ausgesogen, dieses schreit im Himmel, und begehrt Rach wider dich. – Wann dieser wunderthätige Mann in unserm lieben Deutschland wäre und etliche Advokaten heimsuchte, so würde er aus manchem sammeten Rock eines Doctors, aus manchem seidenen und kostbaren Kleid einer Doctorinn, aus mancher silbernen und guldenen Kandl eines Advokaten, aus manchem Tischtuch eines solchen Legulei auch das helle Blut der Armen heaauspressen. Blutegel, Blutsutzler, Blutrauber, Blutschwammen, geht doch in eure Gewissen, gedenkt doch, daß eure ungerechte
Der allmächtige Gott ist einst dem Patriarchen Abraham erschienen, ihm den Befehl gegeben: Abram exi de terrâ tuâ: »Abram, ziehe aus deinem Land',« von deiner Verwandtschaft, von deines Vaters Haus, und komm in das Land, das ich dir zeigen will, und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen, und deinen Namen groß machen, und du sollst gesegnet seyn! Ueber dieß ging Abram heraus, wie ihm Gott der Herr befohlen hat, und Loth zog mit ihm. Fünf und siebenzig Jahr' war Abram damalens alt. Wegen eines so willfährigen Gehorsams bat Gott dem Abram unterschiedliche Verheißungen gethan, ihm zugeredt, er solle die Augen wenden gegen den gestirneten Himmel und allda die schönen, scheinenden, glänzenden, schimmernden Stern' beschauen, er solle betrachten die Menge der kleinen und winzigen Sandkörnlein am Ufer des Meeres: also soll sein Name, Same und Stamm vermehret werden! Hier durch war der Gehorsam des hl. Manns noch nit sattsam bekannt. Gott erscheint ihm mehrmalen und spricht diese Wort' zu ihm: ich bin der allmächtige Gott, wandle vor meiner und sey vollkommen, Abram seyn, sondern du sollst Abraham genennet werden: »Nec ultra vocabitur nomen tuum Abram, appellaberis Abraham!« – Warum der allmächtige Gott dieses Patriarchen Abram seinen Namen verändert hat, setzen dessen mannigfaltige Ursachen die Ausleger der hl. Schrift, welche diesseits beizufügen unnöthig seynd. Es wäre der Zeiten höchst nothwendig, daß auch die Dieb' ihre Namen vertauscheten: In allen Ländern, in allen Städten, in allen Dörfern, in allen Gassen, in allen Orten gibts Abräm. Wo ist eine Stadt? in der Stadt wo eine Gasse? in der Gasse wo ein Haus? in dem Haus wo ein Zimmer? in dem Zimmer wo ein Tisch, wo eine Bank, ein Stuhl, eine Stell', wo nicht Abräm gefunden werden? verstehe große Dieb', größere Dieb', die größten Dieb', verstehe kleine Dieb', noch kleinere Dieb', die kleinsten Dieb', welche alle nichts anderst seyn als lauter Abräm! Aber sie thun abrämen
, wo es nit erlaubt, sie thun abrämen, was sie sollten liegen lassen, sie thun abrämen, was das siebente Gebot verbietet. Diese sollten freilich wohl ihren Namen verändern, dafern sie wollten Gott gefallen.
vivendo luxuriose – und ein solcher armer Schlucker worden, daß er auch in kurzer Zeit von Freiburg auf Schweinfurt gereist, und aus einem Freiherrn ein Sauhirt worden: in solche äußerste Noth ist er kommen, daß er wegen Mangel des Brods schier vor Hunger gestorben – gleichwohl liest man nit, daß er in seiner größten Armuth hätte gestohlen, allwo ihn doch die größte Noth und höchste Bedürftigkeit in etwas hätte entschuldiget; sondern er als ein edler Jüngling hat lieber wollen die Säu' hüten, als mit Stehlen oder Partitenmachen sich erhalten. Dermahlen aber, bei diesen verkehrten Zeiten, seynd die Leut' also übel gesittet, daß sehr viel mit Diebstahl und Räubereien ihren Unterhalt suchen, als durch ehrlichen Dienst sich ernähren. Von dem Igel schreiben die Naturkundigen, daß er ein arger Dieb sey, und pflegte zur Herbstzeit auf die Aepfel- und Birnbäum' zu steigen, von denen das Obst herunter zu werfen; nachdem er den Baum ziemlich beraubt, so steigt er wieder hinunter, wälzt sich mit seiner gestachleten Haut hin und her, und spießt solchergestalten alle seine gestohlenen Früchte an seine Spitz, mit welchem Raub er nachgehends in seine Höhle eilet. Dieser Dieb stiehlt mit lauter Spitz; also werden nit wenig Dieb
Was kann argers und ärgers seyn, als was sich zu Genua zugetragen? In dieser berühmten Stadt wurde auf eine Zeit ein sehr hochfeierliches Fest in gewissen Kirchen begangen, und war ein volkreicher Zulauf zu dieser erstermeldeten Solennität. Unter andern wollt auch ein Deutscher (welcher theils aus Andacht, anderseits auch aus Vorwitz etwas neues zu sehen begehrte) in besagte schöne Kirche sich begeben, dem aber unweit dieses Gotteshauses ein anderer begegnete mit lachendem Mund und freudenvollen Angesicht, und ihn ganz trostreich bewillkommt, sprechend: Grüß dich Gott, mein tausend Bruder, wie treffen wir so wundersam einer den andern an? Von Grund meines Herzens erfreue ich mich, daß ich dich noch in gewünschter Gesundheit finde, mein liebster Bruder! – Der gute Deutsche verwundert sich hierüber, konnt' sich auf keine Weis' dieser unverhofften Bruderschaft oder Bekanntschaft entsinnen, schüttlet derenthalben manierlich den Kopf, mit dem Verlaut: er kann sich gar nicht erinnern, daß er einmal des Herrn sey ansichtig, viel weniger bekannt worden. Dieser Erz-Schalk aber verstellte auch in etwas sein Angesicht, sagend: mein Bruder, gedenkst du dann nit mehr an die Vertraulichkeit, so wir vor drei Jahren zu Wien in Oesterreich im Hasenhaus gepflogen? Bitt' dich um Gottes willen, soll dir dann schon entfallen seyn jener Possen, den wir beede der Köchinn daselbst erwiesen,
Dieb' und Judas-Brüder glauben fast, daß sie durch Stehlen reich werden; aber es zeigt die beständige Erfahrenheit das Widerspiel, und erfahret man allemalen, daß wahr sey, was die Alten im Sprichwort hatten: Wie gewonnen, so zerronnen. – Der gebenedeite Heiland erzählet von einem König, welcher Rechnung wollte machen mit seinen Knechten. Und als er anfing die Rechnung zu halten, kam ihm einer vor, der war ihm zehen tausend Pfund schuldig. Dieser war ein Haupt-Dieb; dann zehen tausend Pfund zu stehlen ist eine ehrliche Zahl in einer unehrlichen Sach. Der König begehrte das Seinige, wie billig und recht. Dieser saubere Offizier und Beamte hatte nicht einen Kreuzer, daß er möchte erstatten: »Cum autem non haberet, unde redderet.« Aber um Gottes willen, Herr von Greifengeld, wie habt ihr eine so schöne Summa Geld Dietrich, wo ist das Geld hinkommen? Ach Gott! male parta male dilabuntur: »Wie gewonnen so zerronnen.« Non invenerit fraudulentus lucrum, sagt der hl. Geist selbsten: »Der mit Betrug umgehet, findet keinen Gewinn!«
Dem hl. Rufino ist einmal einer in den Garten eingestiegen, und ihm das beste Kraut und Kräutelwerk entfremdet, solches nachmals in einem Hafen zu einem großen Feuer gesetzet. Allda hat der Dieb mit höchstem Wunder erfahren müssen, daß besagtes Kraut auf keine Weis' konnte gekocht werden, sogar das Wasser einen halben Tag bei dem Feuer ist nicht warm worden. Kraut-Dieb, wie gehts? A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen.«
Dem hl. Odom hat ein Dieb ein Pferd gestohlenBei gestohlenen Dingen will nichts gelingen.«
In dem Kloster zu Cassin seynd die Dieb' in den Keller gebrochen, und daselbst einen ganzen Sack voll Fleisch, Käs' und Speck angefüllt. Alls sie nun wollten den Sack aufheben, haben sie nit anderst vermeint, als selbiger sey mit lauter Blei angefüllt; derenthalben gezwungen worden, diesen Raub allda zu lassen, und auf keine Weis' können entrinnen, bis sie von allen Geistlichen ersehen worden. Käs-Dieb, Speck-Dieb, wie gehts? A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen.«
Den hl. Bischof Zeno haben auf eine Zeit etliche Soldaten um einige Fisch' ersucht, welchen dann der heilige Mann gutherzig drei große Fisch geschenket. Die Gesellen aber waren hierdurch nicht ersättiget, sondern den vierten dazu gestohlen. Als sie nun diesen zu Haus in ein siedendes Wasser geworfen, so hat solcher auf keine Weis' mögen gekocht werden, sondern stets in dem siedheißen Wasser lebendig verblieben. Fisch-Dieb, wie gehts? A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen.«
Dem Meßner bei St. Guigneri – schreibt der hl. Anselmus – haben etliche freche Dieb' eine Kuh gestohlen bei nächtlicher Weil. Siehe! da seynd alsobalden Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen.«
Es ist in Schottland eine Mühl', welche den Namen wie forderist auch eine besondere Gnad' hat vom heiligen Fridiano. Wann jemand ein gestohlenes Treid auf diese Mühl schüttet, so thut sie solches auf keine Weis' zu Mehl machen, und währet dieses Wunderwerk noch auf heutigen Tag. Treid-Dieb, wie gehts. A. schlecht. »Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen.«
Was halt ich mich mit fremden und vielen unbekannten Geschichten aus! wir wissen selber viel, wir zählen selbst nit wenig; uns kommen oft solche unter die Augen, welche da aussehen wie des Samsons seine Esels-Kinnbacken, zaundürr; welche ein Kleid tragen wie des Jacobs seine Lämmel, voller Fleck; welche da eine Wohnung haben wie des Alexius, unter der Stiege; welche Augen haben, aber nur solche, die vor Trübsal stets im Wasser schwimmen; welche Zähn' haben, aber nur solche, dir Kümmer-Nuß müssen aufbeißen; welche Händ' haben, aber nur solche, die den Bettelstab müssen führen; welche Füß' haben, aber nur solche, die von Haus zu Haus gehen, das Brod bettlen; welche zerrissen seynd in Kleidern, jedoch beinebens ganze Bettler; welche nichts zu essen haben, doch beinebens Manglkern, Manglnuß, Mangltorten gnug; welche baarfuß gehen, und jedoch beinebens drückt's der Schuh allerseits; welche mit einem Wort elende, verlassene, bedrängte, betrübte Bettler seynd; – undCröso den Trutz geboten. Was man bei ihnen gesehen, war Gut und Geld; was man bei ihnen griffen, war Geld und Gut; was man bei ihnen gefunden, war Gut und Geld. Es ist gewiß, daß auf ein jedes Kind so viel tausend Gulden erblich gefallen, und gleichwohl ist alles, alles, alles hin: Der Hans Jacob hat so viel tausend empfangen, nun ist alles hin, jetzt gibt er einen Jacobs-Bruder ab; der Christoph Reichard hat so viel tausend geerbt, nun ist alles hin, jetzt ist aus einem Reichard ein Gebhard worden, dann er hat selbsten nichts; der Georg Vital hat so viel tausend im baaren Geld gezogen, nun ist alles hin, der Vital muß bald gar ins Spital. Um Gotteswillen, wo ist das Geld hinkommen? O fragt nit lang! De malé quaesitis non gaudet tertius Haeres. »Was man unrecht thut erwerben, das kommt nit zum dritten Erben!« Denn ihr Vater war der und der Herr, ihre Mutter war die und die Frau, ihr Reichthum war das und das – was dann? – das und das Diebsstück. Er hat sich in seinem Dienst mit fremdem Gut und Geld bereichert, dem kaiserlichen Beutel das Festum Circumcisionis
Bei gestohlenen Dingen will nichts gelingen«
Der gelehrte Aristoteles schreibt von den Adlers-Federn etwas Denkwürdiges: daß, wann man diese zu andern Federn lege, pflegen die Adlers-Federn die andern zu verzehren und ganz aufzufressen. Fast eine gleiche Beschaffenheit hat es mit dem durch Betrug und Diebstahl erworbenen Gut: wann man einen ungerechten Kreuzer zu einem gerechten Groschen legt, so wird der gerechte den ungerechten verzehren. Sobald ein ungerechter Gulden ist das Haus kommt, so fliehen zehen gerechte. Gulden aus dem Haus. Henricus der Achte, König in Engelland, war fast der reichste Monarch in Europa; nachdem er aber die geistlichen Güter hat räuberisch angriffen, ist er nit nur allein zu größerem Reichthum nit gelangt, sondern augenscheinlich ärmer worden: nachdem er über die tausend Klöster zu sich gezogen, und aus dero jährlichen Renten und Einkünften viel hundert tausend zählte, ist er doch viel ärmer worden und bedürftiger: »Multo pauperior post istam expilationem fuit intra paucos annos.« Das gerechte Gut hat das ungerechte verzehret. Trüb und Dieb' haben fast gleiche Art: wann der Himmel trüb ist, so sieht
Für die Dieb' gehört ein Galgen, dann nicht umsonst in den zehn Geboten am siebenten Ort stehet: Du sollst nicht stellen. Denn Numero 7 schreibt man wie einen Schnell-Galgen. Ich aber bin was gütiger mit denen Dieben, und schenk' ihnen einen Odder
Odder und Biber seynd sonsten gute Fasten-Speisen; denn das Quotidiè beim Stockfisch auch ein Grausen verursacht. Der Habakuk hat den Daniel mit einem Koch tractirt; der Abraham hat seinen Gästen einen guten kälbernen Braten aufgesetzet; die Rebecca hat dem Isaac ein gebratenes Kitzl anstatt des Wildprets aufgetragen; ich aber tractire die Dieb' mit Fasten-Speisen, mit Odder Nehmet hinaus, ihr Dieb'! laßt euch nit vorlegen, ihr Dieb'! laßt euch's wohl schmecken, ihr Dieb'! Gott woll euch's gesegnen, ihr Dieb'! thut einmal eines Bescheid, ihr Dieb'! laßt ein's herum gehen, ihr Dieb'! ihr Dieb', trinkt einmal in Gesundheit aller Dieb'! ihr Dieb', sagt's allen andern Dieben, daß sie sollen zu mir kommen, mit meiner wenigen Tafel Verlieb nehmen! Ich will euch lauter Odder aufsetzen.
Odder eine gute Speis', eine gesunde Speis', eine heilige Speis'! Verstehe mich aber recht: das Wörtel
Sehr viel Doctores der Medicin ober Arznei seynd heilig gewest: Lucas ein heiliger Medicus, Ursicinus ein hl. Medicus, Cosmas und Damianus heilige Medici, Cyrus und Joannes heilige Medici, Blasius ein hl. Medicus, Codratus ein hl. Medicus, Antiochus ein hl. Medicus, Pantaleon ein hl. Medicus, Zenobius ein hl. Medicus, Liberatus ein hl. Medicus, Aemilianus ein hl. Medicus etc. Weilen ich eine so große Anzahl den heiligen Medici antreffe, so will ich mich auch für einen Medico brauchen lassen, und weilen ich zuvor die Dieb' habe tractirt, so will ich ihr Diebs-Medicus auch seyn. Ich bin zwar kein Galenus, das ist wahr, ich bin kein Hippocrates, das ist wahr, ich bin kein Aesculapius, das ist wahr; aber doch kann ich die Dieb' curiren. Die Natur der Kräuter, die Wirkung der Wurzlen, die Eigenschaften der Mineralien weiß ich nit; aber dannoch die Dieb' kann ich curiren, und bestehet mein Recept in einem Vomitorio R. Vom.. Wann einer etwas gegessen hat, Vomitorium:
Er gibts wieder. Hart zwar kommts einen an, wann einer musiciren thut, daß die Säu' die Noten fressen, wann er grob reden thut, daß man die Wörter mit dem Besen zusammen kehret, wann er so würgen thut, als wollt er Holz-Aepfel pressen, wann der Magen so freigebig ist, wie ein Müllner-Beut'l, wann der Schweiß über das Angesicht rinnt, mit einem Wort: hart kommts ihn an, wann er wieder gibt. Aber nachdem es geschehen, so frage ihn, wie er sich befinde? Ganz wohl, wird er antworten, er befinde sich ganz wohl um das Herz, es druckt ihn nit mehr, es sey ihm nit mehr so ängstig. Gott sey Lob, ich bin ganz gesund! – Ihr Dieb, ihr habt ein fremdes Gut zu euch genommen, das ist euch nit gesund, ists nit wahr? Bekennets, wann ihr aus der Predigt geht, wann ihr in Büchern leset, so druckts euch um das Herz, der Gewissens-Wurm nagt im Busen, es ist euch ganz ängstig um das Herz. Recipe Vomitorium, das beste Mittel: gebts wieder zurück! was ihr ungerecht zu euch genommen. Sonnst ist kein einiges anderes Mittel! Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum.
Zachäus ein kleiner Mann, aber ein großer Dieb, hat mehr als einen, zwei, drei, vier, fünf betrogen; hat mehr als fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn übervortheilt; hat mehrern als eilfen, zwölfen, dreizehn, Beati pauperes etc.:
Selig seynd die Armen, dann ihnen gehört das Himmelreich! Ich, sagt er, hoffe unfehlbar in den Himmel zu kommen, denn ich hab' schon manchen in den Himmel geholfen, weilen ich viel arme Leut' gemacht hab'. Ein anderer rühmte sich, daß er viel arme Häuser habe gestiftet. Glaub's wohl, – durch Stehlen und Rauben. Ein solcher war Zachäus, nicht besser, etwann böser. Nachdem er aber mit barmherzigen Augen von dem gütigsten Heiland ist angeschaut worden, ja solcher gar diesen offenen Sünder in seinem Haus heimgesucht, das Gemüth erleucht', hat Zachäus seinen Wucher bekennt, Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum:
Du und du und du! – holla! ich hätte sagen sollen: Euer Vöst, Euer Gestreng, Ihr Gnaden! seyd ihr euerem Kaiser, eurem Fürsten, eurem Herrn untreu gewest in seinen Diensten, seyd ihr mit seinem Geld umgangen, wie der Habicht mit der Taube, habt ihr wie ein Egl, habt ihr gesogen wie ein Badschwamm: Reddite!
gebts wieder! Es ist euer Beten nit genug, es ist euer Weinen nit genug! wann ihr auch weint, daß ihr möcht die Donau schwellen; wann ihr es auch bereuet, daß euch möcht das Herz zertrümmern; wann ihr auch betet, daß euch das Maul staubt: so ist alles nit genug, sondern wird nothwendig erfordert das Reddo, ich gibs wieder.
Du Kavalier, wann du dem armen Handwerks-Mann das Seinige nur halb bezahlest, das halbe aber abgestohlen: Redde,
gibs wieder, oder du kommst in die Nieder.
Redde,
gibs wieder, oder du kommst in die Nieder.
Du Advokat, wann du den Rechtshandel gezogen wie der Schuster das Leder, und eine kleine Sach' so groß gemacht, wie die Rürnberger einen Dukaten schlagen: Redde,
gibs wieder, oder du kommst in die Nieder.
Warum hat der gebenedeite Jesus keinen andern Tod erwählt, als allein die Kreuzigung? warum hat er nit wollen enthauptet werden, wie Joannes Baptista? warum nit versteinigt werden wie Stephanus? warum nit gebraten werden wie Laurentius? warum nit geschunden werden wie Bartholomäus? warum nit? Darum, die göttliche Justiz und Gerechtigkeit hat es also wollen haben. Denn Adam hat einen Diebstahl begangen in Paradies, indem er invito domino » wider den Willen Gottes« den Apfel entfremdet; und wie Momingo mit andern davor hält, sey dasselbige Obst also beschaffen gewest, daß, wann mans von einander geschnitten, sey in einem jeden Theil oder Spältel das Kreuzzeichen zu sehen gewest. Weilen dann ihm, Gott, eine solche Kreuz-Speis' ist gestohlen worden im Paradies, so hat die göttliche Justi; begehrt die Restitution und Wiedergeben; mußte demnach für dieses Obst eine andere
Cäsar Baronius schreibt von einem vornehmen Grafen in Deutschland, welcher einen frommen und gottsfürchtigen Wandel geführt. Aber Gottes Urtheil seynd weit entfernet von der Menschen Meinung. Nachdem erstgedachter Graf mit Tod abgangen, hat ein heiligmäßiger Ordens-Mann ein erschreckliches Gesicht und Geschicht' erfahren: er sah nemlich eine fast grundlose Tiefe, allerseits voll der empor steigenden höllischen Flammen. Mitten in diesem Schwefel-Feuer war eine ganz glühende Leiter, auf welcher stunden alle Grafen von diesem Stamm-Haus, und war der erste obenher, der etlichen Tagen gestorben, besser hinunter sein Vater, mehr hinunter sein Anherr, weiter hinunter sein Ur-Anherr, etc. etc. etc. bis also auf den zehnten Erben. Der heiligmäßige Religios war nit wenig entrüst über dieses grausame Spectacul. Forderist wundert er sich über den letzten Grafen, der seines Achtens halber ein frommes und gottesfürchtiges Leben führte. Indem er in solchen verwirrten und verwickleten Gedanken stunde, da hört er eine Stimm, welche ihm ganz deutlich zu verstehen gab, derentwegen diese Grafen in solcher elender Ordnung verdammet seyn, um weilen einer aus ihren Ur-Anherrn diese Herrschaft ungerechter Weis' an sich gezogen, und folgsam alle Besitzer dieses Guts, weilen sie solches nicht wieder zurück geben, ewig, ewig, ewig verloren seynd. Allem Vermuthen nach hat dieser Graf nicht gewußt, daß er seine Herrschaft mit rechtem Gewissen nicht besitze; er hätte aber sollen nachfragen, nachforschen, nachsuchen, mit was Fug dieses Gut ihm sey zukommen.
Wann du schon eine Sanftmuth an dir hast, wie da gehabt hat in dem alten Testament Moses, in dem neuen Testament Martinus, und bist ein lauteres Lämmel; wann du schon eine Reinigkeit an dir hast, wie da gehabt hat in dem alten Testament Joseph, in dem neuen Testament Thomas von Aquin, und bist eine lautere Lilie; wann du schon eine Lieb' an dir hast, wie da gehabt hat im alten Testament Noe, in dem neuen Testament Augustinus, und bist eine lautere Flamme; wann du schon einen Glauben an dir hast, wie da gehabt hat im alten Testament Abraham, in dem neuen Testament Gregorius Thaumaturgus, und bist ein lauteres Licht; wann du schon eine Demuth an dir hast, wie da gehabt hat in dem alten Testament David, in dem neuen Testament Franziskus, und bist ein lauteres tiefes Thal; wann du schon eine Geduld an Dir hast, wie da gehabt hat in dem alten Testament Job, in dem neuen Testament Xaverius, und bist eine lautere Laute: – so hilft doch alles dieses dir nicht zu deiner Seligkeit, wann du das Gestohlene nicht wieder gibst.
Klopf an das Herz mit dem offenen Sünder, weine mit Magdalena, bete mit Catharina, demüthige dich mit Martha, thue viel Gutes deinem Nächsten mit dem Samaritan; wann du aber das Gestohlene nicht zurück gibst, so ist alles umsonst! Wache, bete, faste: faste, daß dir die Rippen krachen, bete, daß dir die Zunge müd' werde, wache, daß dir die Augen erblinden, wache, bete, faste! faste in lauter Wasser und Brod, bete mit Mund und Herzen, wache Tag' und Nacht: wache, bete, faste! Non dimmittitur peccatum, nisi restituatur ablatum:
Etliche Scribenten seynd der Meinung, daß dieser Erz-Schelm derenthalben habe aus der apostolischen Kasse gemaust und sich untreu verhalten, auf daß er mit dem entfremdeten Geld sein Weib und Kind erhalte; andere seynd der Aussag', als sey Judas nicht zufrieden gewest mit der armen Tafel der Apostlen, und habe er anstatt Kraut und Rüben zuweilen sich anderwärts um etliche Groschen eine gute lib. 6. Eusebius Emissenus, Hom 10. etc.; denn allem Ansehen nach konnt er leicht abnehmen, sonderlich aus dem Haß und Mißgunst der hohen Priester, daß Christus einmal unverhoffter Weis' werde aus dem Weg geräumet werden. Gedachte demnach, er wolle sich selbsten anjetzo ein Geld zusammen machen, damit er ins künftig mit nothwendigen Lebens-Mitteln versehe sey; dann er jederzeit große Sorg' tragte, und derentwegen nit wenig Kummer sein Herz beängstigte, wie er heut oder morgen sein Stuck Brod möchte gewinnen.
Von dem heiligen und honigsüßen Bernardo schreibet man, daß er auf eine Zeit ganz wunderlich die Mucken vertrieben: Er kam einst in die Abtei Fusniac; wollte daselbst beiwohnen der ersten Weih' einer neuen Kirche. Weilen aber eine so unglaubliche Menge der Mucken besagtes neue Gotteshaus dergestalten eingenommen, daß die Leut' von dero Schnurren und Stechen über die Massen beängstiget wurden, solches hat dem hl. Bernardo sehr mißfallen, daß so kleine Thier'l so großen Ueberlast sollen verursachen: Zu Fusniac vertreibt man die Mucken. – Ich wollte wünschen, daß ich ebenfalls diese große Macht hätte über die Mucken, wie der hl. Abt. Bernardus, so wollt' ich nit allein die Mucken zu Fusniac, sondern in der ganzen Welt vertreiben – verstehe aber solche Mucken, welche Judas und seines Gleichen viel andere haben, die sich sogar auf die göttliche Providenz nichts verlassen. Ein mancher sieht so sauer aus wie ein Essigkrug, er kratzt hinter den Ohren wie ein Pudelhund im Julio, er seufzet die ganze Zeit wie ein alter Schanz-Karren, der nit geschmiert ist, er ist so maulhenkcolisch, daß man in dem Kalender seiner Stirn nichts als trübes Wetter liest, er red't nichts, und ist fast stiller als die Glocken am Charfreitag, er setzt sich an dem Tisch nieder, unterstützt den Kopf mit der Hand, um weilen sein Schädel gar zu schwer wegen schwermüthiger Gedanken: Der Esels-Kinnbacken, wormit Samson tausend Philister erlegt, hat Wasser geben, also rinnen auch die Thränen über dieses Esels-Kopf seine Backen herunter; der Schwemmteich zu Jerusalem, allwo so viel presthafte Tropfen gelegen, Angster, dann er in lauter Angst schwebet: Mit einem Wort, in Egypten zu Pharaonis Zeiten war eine unzählbare Menge der Mucken; aber dieser Phantast hat noch mehrere Mucken, er macht sich Tag und Nacht Mucken, früh und spät Mucken, Sommer und Winter Mucken, wie er sich doch mag erhalten! Was muß ich anfangen? sagt er, klagt er, fragt er, mein Gewerb ist unter dem Zeichen des Krebses, geht alles zurück; mein Maul ist unter dem Zeichen des Wassermanns, ich getrau' mir keinen Wein zu trinken; min Weib ist unter dem Zeichen des Zwillings, hat mir das Jahr zwei Kinder auf einmal gebracht; meine Freund' seynd unter dem Zeichen des Scorpions, sie lassen mich alle im Stich. Was muß ich denn anfangen? Es ist kein Geld in der Tasche, es ist kein Wein in der Flasche, es ist kein Treid in der Scheuer, es ist kein Hafen beim Feuer, es ist kein Brod im Haus, es ist alles aus. Was muß ich doch anfangen? Es wär kein Wunder, ich thät mich henken! Ich bin ganz verlassen! O Narr! verlassen? Freilich bist verlassen! aber nit von Gott, sondern von deinem Verstand! Kannst du betten? Ja. Wie betest du? Vater unser,
der du bist im Himmel. So hast du deinen Vater im Himmel. Für was machst du dann solche unnöthige Mucken? Du hast einen Vater, der der reichste ist; du hast einen Vater, der der mächtigste ist; du hast einen Vater, der der gütigste ist: der wird dich nit verlassen, laß ihm die Sorg über! Du bist ja besser als ein Luchs oder ein Fuchs, du bist ja mehr als eine Katz oder ein Spatz, du bist ja vornehmer als ein Pfau oder ein Rab; und dannoch – Gott erhält diese, warum soll er dich verlassen, der doch dein Vater und du sein Kind, der doch dein Erschöpfer und du sein Ebenbild, der doch dein Hirt, und du sein Lämmlein!
Vom Wiperto, Bischof zu Ratzenburg, ist bei Kranz zu lesen, und zwar nit ohne Verwunderung: Nachdem dieser als ein Jüngling durch einhellige Wahl und gesammte Stimmen zur bischöflichen Würde Bona dies, Meister Matthias! je! wie so weiß, wie ein alter Greis! und zwar vor der Zeit, wie kommts? Wie wollts kommen! von lauter Sorgen: ich schreib', ich treib', ich schnauf', ich lauf', ich gehe, ich stehe, ich sorg', ich borg', ich bau', ich schau', ich faß', ich haß', ich hüt', ich brüt', ich trag', ich jag', ich setz', ich wetz', ich wacht', ich kracht', ich ziech', ich kriech', ich schab', ich grab' Tag und Nacht, fruh und spat, es will doch nichts erklecken, ich kann nit einen Pfenning ersparen! was ich täglich einnimm, das verzehrt der Kuchelzecker wieder: die Kinder stehen nach einander, wie eine Orgel, die pfeifen mich stets an um ein Brod; es will so gar nichts ersprießen: ich thue sogar am Feiertag keinen Feiertag machen, und schau, wie ich etwas gewinnen mag, so will doch alles nit erklecken! Wann
Es seynd auf eine Zeit ihrer zwei über Land gereist. Einer war ein melancholischer Muffianus, der sich stete Mucken gemacht, wie er sich und die Seinigen möcht' ernähren! der andere aber war ein lustiger Gesell, der sich weiter mit keinen Sorgen überladen, sondern stets gepfiffen und gesungen. Mein Kammerad, sagt der Melancholist, wie kannst du um Gottes Willen so fröhlich seyn? ich vermeine, in deinem Gemüth sey alle Tag Kirchtag; ich glaub', dein Herz speist sich mit lauter Alleluja; ich sehe, Dominica laetare ist bei dir ein einziges Jahr; wahrhaftig, du sollst Bruder Ju- Ju- Ju- Jucundus heißen. Ich meines Theils, weiß um keine fröhliche Stund', will geschweigen einen Tag; denn bei diesen schweren Zeiten sorg' ich stets, wie ich mich und die per quem nec alles esurit, der verläßt keinen Deutschen nicht. Allein gar faullenzen thue ich auch nit; meinen Fleiß und Arbeit thue ich nicht sparen, auch wie billig die Hand anlegen; im Uebrigen lasse ich Gott walten, er ist ein guter Vater! Ich mein' schon, sagt der andere, wie viel weiß ich deren, die sich auf Gott alleinig verlassen, und nachmalens in das Spital kommen seynd beim heiligen Geist: es wird dir gewiß unser Herr alle Wochen einen Hafen voll Miracul durch St. Veit herunter schicken! wart' eine Weil, St. Nicola legt nit alle Tag ein! – Mit diesen und dergleichen Spottwörtern nimmt er seinen Weg fort, und macht sich stete Gedanken, wie er künftig seine Sach' möge anstellen. Fällt ihm unter andern ein: wann er einmal sollte blind werden – wie es gar leicht möchte geschehen – was er doch müßte anfangen? er könnte nicht einen Pfenning gewinnen, – da wär ich wohl ein armer Narr! Das ist wahr. Druckt also dieser Gispel beede. Augen zu, und probirt sich im Fortgehen, wie es um einen Blinden Beschaffenheit habe, der sein Gesicht Gott verläßt keinen, der sich auf ihn verläßt!
Was seynd doch die Raben? Die Raben seynd Farb halber des Teufels seine Livre-Träger; die Raben seynd Gesang halber des Henkers seine Zeiserl; Raben seynd Speis halber des Schinders seine Kostgeher; Raben seynd Stehlens halber aller Erz-Dieb ihre Spieß-Gesellen; der Rab, welchen Noe aus der Arche als einen Curier gesandt, hat sich nit anderst verhalten, als wie ein meineidiger Schelm; aus allen Thieren ist eines nach dem Sündfluß Gott dem Herrn geopfert worden, ausgenommen die Raben: diese kohlfärbigen Dieb' haben das Deo Gratias vergessen. Nichtsdestoweniger trägt der allmächtige Gott eine sonderbare Sorg und Sorgfältigkeit über die Raben. Quid dat escam pullis corvorum invocantibus eum? Wann der schwarze Vater und die schwarze Mutter, beedes Rabenvieh siehet, daß anfangs ihre ausgeschloffenen jungen Raben weiß bekleidet seyn, und nit mit gleicher Schwärze prangen, so halten sie diese jungen Dieb' nit für ihre eigene Brut, sondern für Bankart, verlassen sie derenthalben zehen oder
Der allmächtige Gott hat dem Mosi unterschiedliche Geschäfte und Ceremonien anbefohlen, die er in seinem götlichen Tabernakel soll vollziehen. Unter anderen hat Gott Mosi geboten: er solle einen guldenen Tisch nach seinem göttlichen Abriß verfertigen, und auf denselben jederzeit das Schaubrod legen: Et pones super mensam panes propositionis in conspectu meo semper. Versio
sagt, daß obbenenntes Schaubrod fast sey gewest, wie bei uns die Lebzelten, auf welchen gemeiniglich unterschiedliche Figuren zu sehen: also habe gleichmäßig ein jedes Schaubrod die Abbildung eines Gesichts mit sehr viel Augen vorgestellt; wessenthalben es
Sagt her und bekennt solches zu größerer Ehr' Gottes, ihr Geistliche und Ordens-Leut', die ihr euch mit dem Bettelsack ernähret; wann ihr Brod von Vincentius Ferrerius ein hl. Dominicaner, Katharina Senensis eine hl. Dominicanerinn, Jordanus ein hl. Dominicaner; denn Gott wunderbarlicher Weis' unser Brod-Kasten und Speis'-Gewölber angefüllet. Nie, nie, nie – sagt Theresia eine hl. Karmeliterinn, Maria a St. Hieronymo eine hl. Karmeliterinn, Benedictus a Jesu Maria ein heiligmäßiger Karmeliter – hat uns Gott in der Noth verlassen, sondern entweder durch Engel oder andere übernatürliche Weis' uns gespeist. Nie, nie, nie – sagt der hl. Thomas Ariminensis ein Augustiner, der selige Joan
nes Bonus ein Augustiner, die selige Christina eine Augustinerinn – hat uns Gott verlassen in der Noth, sondern allemal durch wunderbarliche göttliche Providenz versehen. Nie, nie, nie – sagt Bernardinus ein hl. Franziscaner, Didacus ein hl. Franziscaner, Luchesius ein hl. Franziscaner – hat uns Gott in einer Noth verlassen, sondern zu jeder Zeit hilfreich beigesprungen. Nie, nie, nie, und hundertmal nie, sagen alle Kapuziner, hat uns Gott in einer Noth verlassen. Solches Miracul und Wunderwerk haben wir erfahren Anno 1532 zu Nucera, Anno 1537 zu Thury, Anno 1539 zu Bevoloni, Anno 1540 zu Schy im venetianischen Gebiet, Anno 1558 zu Perus, Anno 1580 zu Mailand, Anno 1552 zu Bugell, Anno 1552 zu Leonissa, Anno 1554 zu Tiphern, Anno 1556 zu Polenz, Anno 1570 zu Genua. Ei, was nennt ihr solche fremde und weit entfernete Klöster, sagt lieber,
Christus Jesus unser gütigster Heiland hat einst viel tausend Personen mit seiner Wohlredenheit in die Wüste gezogen, und weilen er vermerkt, daß solches eifriges Volk bereits schon den dritten Tag nit einen Bissen ins Maul genommen, also hat er ein herzliches Mittleid gegen diese guten Leute geschöpft, die beigebrachten fünf Gersten Brod also vermehret, daß nit allein viel tausend hierdurch ersättiget, sondern noch darüber zwölf große Körb' voll mit den übergebliebenen Stücken angefüllet worden. Was noch das Wunder vergrößert: nit allein wurden so viel tausend nach Vergnügen gespeiset, nicht nur allein wurden zwölf Körb voll Scherzl geübriget, sondern die mehrsten Männer nahmen ein Stück Brod mit sich in Sack, die mehrsten Weiber nahmen ein Stück Brod darvon ins Fürtuch, damit sie solches Kennzeichen des geschehenen Wunderwerks auch zu Haus konnten weisen. Schau, sagte mancher, mein lieber Vetter Jeremias, mein lieber Schwager Samuel, mein lieber Nachbar Abraham, schau, das ist auch ein Stück von dem Wunder-Wort! Was muß ich dir sagen, sprach manches Weib, du hast auch gehört von jenem Wunder, welches Jesus von Nazareth gewirket hat in der Wüste! Gedenke, meine liebe Schwester Sara, schaut
O wie viel tausend und tausendmal ist solches Wunder schon geschehen, daß Gott in einem Haus das Brod so wunderbarlich und die menschliche Unterhaltung vermehret hat. Ich gehe in das Haus eines ehrlichen Manns hinein, von dem mir bewußt ist, daß er einen christlichen, gottesförchtigen Wandel führet, daß er täglich eine hl. Meß höre, daß er seine Kinder in der Furcht Gottes auferziehe, daß er seine Dienstboten in gebührender Zucht halte; mit diesem fange ich an ein freundliches Gespräch, sage unter andern: mein lieber Herr oder Meister, ich sehe, ich merke, ich spüre, es geht Euch im Jahr ein Merkliches auf. Freilich wohl, antwortet mir dieser, ich kanns mit meinem Gewissen betheuren, daß ich selbst nit weiß, wo ich es hernehme: mein Vater, am Maul lasse ich mir nichts abgehen, einem guten Freund setze ich noch einen guten Wein vor, aus meinen Kindern heißt keines Lazarus, mein Weib heißt Abundantia, ich kanns mit Gott bezeugen, daß ich einmal durch daß ganze Jahr die Ausgaben habe aufgezeichnet, und in der Wahrheit gefunden, daß solche mein Einkommen weit übersteige. Zudem weiß ich, daß ich keinen Menschen um einen Heller betrüge, und find' dannoch in allen den Segen. – Wißt ihr was, ihr habt auf eurer Tafel, in euren Händen, in eurem Haus auch ein Wunderbrod! Gott ernähret eure Habschaft und Wirthschaft, um weilen ihr ihm dienet, promptuaria eorum plena, oves eorum foetosae, boves eorum crassi, non est ruina maceriae. Das heißt: Gott verläßt keinen, der auf ihn bauet und der auf ihn trauet.
Anno 1605 hat sich zu Neapel etwas zutragen, worin, woran, worbei, woraus sich alle Jungfrauen spieglen können. Eine manche Jungfrau Agnes hat lieber den Lambert als das Lämmel, eine manche Jungfrau Cäcilia hat lieber den Organisten als die Orgel, eine manche Jungfrau Barbara hat lieber den Thurner als den Thurm, eine manche Jungfrau Katharina hat lieber den Wagner als das Rad, eine manche Jungfrau Dorothea hat lieber den Körbelmacher als den Korb. O unbehutsame Weibsbilder, so ist euch dann Löffelkraut lieber, als Ehrenpreis! Wißt ihr so gar nicht, daß eine Jungfrau genennet wird Doncella, so viel laut, als Donum Coeli, eine sondere Gab Gottes. Gefallt euch denn besser die schnöde Farb', als die Schnee-Farb? Habt ihr dann nichts gehöret vom Ethall in Bayern, allwo ein marianisches Gnaden-Bild so schwer von Silber, daß es niemand heben kann außer ein kleines Kind oder eine unversehrte Jungfrau? Nehmt ein Exempel, ein Exemplar, erwäget einen Model oder ein Modell eurer jungfräulichen Ehren, was sich Anno 1605 zu Neapel ereignet: Allda hatte eine Mutter eine einige Tochter, welche aber beede ganz arm, außer daß die Tochter ganz tugendreich, im übrigen Fall ganz mittellos, nicht aber gewissenlos; welche dann desto höher zu achten, weilen sie weder Silber noch Gold und Noth und Nothburga. Erstbenennte Tochter war über alle Massen eines wohlgeschaffenen Gesichts und Leibsgestalt, beinebens aber bettelarm. Ja sie sammt der Mutter, weilen auch keine Arbeit mehr vorhanden, womit sie sich konnten ernähren, seynd in solche äußerste Noth gerathen, daß sie auch den Strohsack, auf dem sie gelegen, verkauften. Weilen dann solche Armuth dem Weib gar zu schwer und unerträglich gedunkte, also seynd nicht wenige Gedanken in beide Gemüther geschlichen: sie sollen ihre Ehr' in die Schanz schlagen, und also den Leib feil bieten. Indem aber sowohl die Mutter, als die Tochter bishero nichts als einen ehrlichen, gewissenhaften und preiswürdigen Wandel geführt, so wollten sie annoch in demselben verharren, auch lieber vor Hunger sterben, als den gütigen Gott mit solcher Unthat beleidigen. Absonderlich aber stärkte die Tochter ihre bedrängte Mutter, und ermahnte sie stets, daß sie auf Gott sich soll verlassen, von dem sie auf keine Weis' können verlassen werden. Schneid't hierüber ihre eignen goldfarbnen Haar' von dem Kopf, gibts der Mutter, sie solle diese auf dem Markt feil bieten, und aus dem Geld nachmalens ein Brod in das Haus schaffen. Als nun besagte arme Frau die schönen langen Haar' auf den Markt tragte in den Händen, hat ein Bedienter eines vornehmen und großen Herrn sich über diese schönen Haar' sehr verwundert; derentwegen das Weib sammt ihrer hübschen nein geantwortet; sondern aus purer Noth und äußerster Armuth habe sie solche abgeschnitten, zu verkaufen, damit sie nun auf etliche Tag zu essen hätten. Solches ist dem reichen Edelmann dergestalten zu Herzen gangen, forderist wie er die gewisse Nachricht eingebracht, daß erstgemeldete Tochter ein so ehrliches Mägdl sey, daß er alsobald eine schöne Summa Geld ihr für ein Heirath-Gut dargeschossen, wordurch nachmals die Mutter sammt der Tochter reiche Lebens-Mittel erhalten. So ist dennoch wahr, und bleibt wahr, was Lucas am 12ten, was Jacob am 1sten, was Matthäus am 6ten, was Joannes am 46sten, was Jeremias am 17ten geschrieben: Der sich auf Gott verläßt, kann nit verlassen werden.
Mucken-Brüter, Grillen-Vögt', Sorgen-Kramer, Lettfeigen, Melancholei-Schmidt, Kummer-Hansen, Trauer-Nest, seyd ihr noch mit Aengsten angefüllt, wie das trojanische Pferd mit Soldaten? Glaubt ihr noch, ihr werdet euch ins künftig nit können erhalten? förcht ihr euch noch, euer Brod-Kasten werde die Schwindsucht bekommen? O Spott-Gesellen! implet omne animal benedictione; warum soll er dich verlassen, den du täglich für deinen Vater er kennst und bittest: Vater unser, der du bist im Himmel!
Wie Gott der Allmächtige die Welt erschaffen, hat er allerlei Bäume mit den edelsten Früchten und stattlichstem Obst hervor gebracht, ehender und bevor Adam als ersten Menschen formiret: daß also der mildherzigste Vater schon das Essen, gute Bissel und das beste Konfect in die Bereitschaft gestellt, ehe der Mensch gewest, auf daß Adam Gott nit habe können nachsagen, er habe einmal einen Abgang gelitten: »Ut mundum ingressus, inopià minimè laboraret.« Er, her himmlische Vater, läßt sich den üblen Nachklang nicht zu, daß er einmal einen in der Noth solle verlassen, der sich als ein Kind auf ihn verläßt. Die Apostel waren einmal in großer Lebens-Gefahr, und hatten alle Augenblick den Untergang zu förchten; denn ihr Schiffel wurde dergestalten von den tobenden Wellen so grimmig angefochten, von dem ungestümmen Windbrausen also grausam getrieben, daß sie wegen des vor Augen schwebenden Todes wie das Wachs erbleicht. Mitten in dieser höchsten Gefahr erscheinet ihnen Jesus auf dem Meer; und als sie solchen ersehen, seynd sie noch mehr ertattert; denn sie kurzum vermeint, es sey ein Gespenst. Aber sagt her, um Gottes Willen, ihr Jünger und Apostel, sollt ihr denn Christum Jesum nicht kennen von Angesicht? Seynd erst etliche Stund', daß ihr mit ihm geredet, ist schon eine so geraume Zeit, daß ihr stets bei ihm, mit ihm, um ihn, und anjetzo schaut ihr ihn an für einen Wauwau, für ein Gespenst? Dicentes, quia phantasma est. Es ist wahr, antworten die Jünger, wahr O modicae fidei. Gott ist von Natur zum Geben, zum Schenken, zum Helfen, zum Ehren und Ernähren geneigt.
Der Allerhöchste pflegt zuweilen nicht gleich seine mildreiche Hand zu bieten in der Noth, sondern verweilet oft ein wenig, damit er hierdurch den Glauben der Menschen desto besser probire. Wie Christus der Herr ganz glorreich auferstanden von den Todten in aller Früh vor der Sonne Aufgang, da waren die Jünger des Herrn sammentlich bei einander, und haben erwartet die Ankunft ihres gebenedeiten Jesu. Da es nun gegen Mittagzeit war, wurden sie alle ganz kleinlaut, und sagte einer zu dem andern: der Herr werde hart mehr kommen, es sey schon über die Zeit. Wie aber der spate Abend herbei genahet – Cum serò esset – da ist ihnen der glorreiche Heiland erschienen, und in der Mitte sie alle im Kreis herum bewillkommet Pax vobis! aus diesem ist eine heilsame Lehr' zu schöpfen, daß sich Gott bisweilen stelle, als wollt' er nit kommen zu helfen, und läßt zu Zeiten die Noth auf das äußerste gerathen; alsdann kommt er ganz spat, und zeigt, daß er keinen verläßt, der sich auf ihn verläßt.
Willkomm, Herr Balthauser, warum seyd ihr ein solcher Pfnauser? guten Morgen Herr Ruprecht, warum ist euch heut um das Herz nicht recht? guten Abend, Herr Wilibald, weßwegen macht ihr eine so traurige Gstalt? wie gehts? – Wie wollts gehen! hart gnug, es seynd nie so schlechte Zeiten gewest! es geschieht mir gar zu hart, ich kanns nit mehr erschwingen! Ei du linder Lapp mit deinen harten Zeiten und Zeitung! Der Teufel erscheint auf eine Zeit in der Gestalt eines alten Manns, den die weißen Haar' als einen lieben Tättl vorstellten. Aber geschieht wohl öfter, daß im Winter unter einem weißen Schneehaufen ein Mist liegt; also auch zuweilen unter weißen Haaren ein Mistfink verborgen. Dieser Satan in besagter Gestalt kommt zu dem Herrn Jesu in die Wüste und reichte ihm dar einen harten Stein, mit Meldung, er soll ein Brod daraus machen; denn diese höllische Larve nicht glaubte, daß Christus könne einen harten Stein in Brod verwandlen. Aber du plumper Teufel, sollst ja wissen, wer aus nichts kann etwas machen, der kann ja desto mehr aus etwas etwas machen! Ihr, lieber Meister Kilian, hart gehe? Wann ihr glaubet, daß Gott der Herr aus einem harten Stein kann ein Brod machen, so glaubet auch, daß er auch aus einer harten Zeit und Begebenheit kann etwas Gutes schmelzen! Nur ein wenig Geduld gehabt! Die Biene oder Imme, dieses winzige Methsiederl, fliegt nit allein auf die schamhaftigen Rosen, auf die weißen Narcissen, auf die himmelblauen Veigerl, auf die hochträchtigen Rittersporn', sondern stiegt auch auf die bittersten Kräuter, auf den Wermuth, und saugt aus den bitteren Kräutern das süße Honig: Ex amaro dulce: Also regieret, guberniret, moderiret, ordiniret, reguliret, sustentiret der allmächtige Gott die Welt und Alles in der Welt mit solcher unergründlichen Weisheit, daß er manchsmal ein Uebel zuläßt, und weiß nachmals aus diesem Uebel etwas Gutes zu schnitzlen, aus Wermuth und Wehmuth etwas Süß, aus Noth ein Brod machen. Nur nit verzagt!
Es geschieht, daß ein gemeiner Mensch und einfältiger Bauer in eines vornehmen Fürsten seinen Hof-Garten kommt, allwo er sich also vergafft, daß er schier im Zweifel steht, ob er nit mit dem Enoch in das irdische Paradies verzucket sey. Er verwundertper terra, sey völlig zu Grund gangen. O nein! nichts verzaget! Humiliat et sublevat: Er macht, daß dieser wie das Wasser wieder in die Höhe steigt, wieder über sich kommt zu Ehren, zu Mittlen und zum Glück gelangt, wann man sich auf ihn verläßt. Aus folgender Geschicht' ist merkwürdig abzunehmen, wie dir väterliche Vorsichtigkeit Gottes so wunderbarlich spielt auf der Welt, und zeigt, daß sie keinen verlasse.
Zu Rom war ein Paar Ehe-Volk eines guten Wandels, aber nit guter Mittel. Ich weiß nicht, hat außer dem Paradies erschaffen, die Eva aber in dem Paradies, zu zeigen, ein Mann könne schon ausgehen und außer dem Haus denen Geschäften obliegen; das Weib aber soll in dem Haus bleiben. (Derenthalben ein jedes Weib an ihrem Namen ein in trägt: Heißt er Graf, so nennt man sie Gräfin, Doctor Doctorin, Müllner Müllnerin, rin, Narr Närrin, etc. Vielleicht rührt auch daher der Weiber ihr gewöhnlicher Titul, indem man sie pflegt Frauenzimmer zu nennen: damit sie sollen im Zimmer verbleiben. Wann sie aber auf allen Gassen herumrutschen, so kann mans nit Frauen-Zimmer, sondern Gassen-Frauen benamsen. Wann die Weiber öfters ausgehen, so thut die Gefahr, eingehen. Nit anderst ist es ergangen ersterwähnter armen Haut, die allerseits in der Stadt herum gesucht, wie sie könnte Mittel finden, ihren liebsten Ehe-Konsorten zu erlösen. Welche aber gefunden, was sie nicht gesucht. Denn ein gewisser Bösewicht, weilen er sie gestaltermassen zu Haus ganz alleinig wußte, ist nächtlicher Zeit vor die Thür kommen und hinein begehret; welchem sie aber gar bald Bescheid und bescheiden geantwortet, sich entschuldigend, wie daß es ganz ungereimt scheine, bei solcher Zeit ein Mannsbild in das Haus zu lassen, zumalen sie ganz alleinig sey; dafern er aber einige Geschäfte hätte, soll er solche bis auf folgenden Tag unbeschwert verschieben. Dieser Nacht-Vogel aber durch ungestümmes Wüthen an der Hausthür drohet ihr ernstlich, wofern sie nit Lieb Dieb. Drohet ihr alsobald mit verstelltem Angesicht den Tod, wann sie nicht alsobalden ihr Gut und Geld hertrage. Nachdem sie mit vielem Weinen und kläglicher Entschuldigung bekennet, daß ihr ganzer Reichthum bestehe in zwei Dukaten, verlanget er von ihr einen Strick, Zweifels ohne die arme Haut damit zu erdroßlen. Welche dann im ganzen Haus um keinen wußte, außer den, womit ihr Esel im Stall angebunden. Mußte also hierüber das bedrängte Weib den Mörder in den Stall führen, woselbsten er den Strick mit eigenen Händen wollte herunter lösen. Weilen er aber etwas langsam mit dieser Arbeit umgangen, so fällt dem Weib ein, wie daß solchergestalten besser sey umbringen, als umgebracht
Die Poeten phantasiren viel von einem mit Namen Argus, daß er habe hundert Augen gehabt, welcher ein Hirt und Hüter war der Jo. Das heißt geflogen ohne F. Aber von Gott ist es die Wahrheit, daß er ein pures Aug sey, welches unaufhörlich wacht über alle Geschöpfe der Welt, forderist über den Menschen. Weßwegen die Apostel einen Verweis verdient, als sie Christum in dem Schiffel wegen Ungestümme des Meers haben aufgewedet, modicae fidei. Denn ob er schon Menschheit halber sanft geschlafen, so hat er aber Gottheit halber nit geschlafen. Zu was dienen denn, ô Vigilanti deine Mucken? warum verweißen dann deine Haar die Sorgen, o Sorgiane? weßwegen beladen dein Herz so viel Aengsten, o Simplici? indem du weißt, du hörst und glaubst, daß Gott der himmlische Vater über dich wache und sorge! Nisi efficiamini, sicut parvuli etc.: »mache es lieber wie die kleinen Kinder,« die scherzen auf der Gasse, reiten auf einem hölzernen Klepper bauen Dilli Dalli Häusl, führen eine Prozession von einer papiernen Fahne, halten ein Schießen mit Holder-Büchsen, richten eine Festung von einem Scheerhaufen; mit einem Wort: sie leben ohne Sorgen, und wann sie ein Hunger angreift,Ne solliciti sitis animae vestrae, quid manducetis, nequè corpori vestro, quid induamini: »Sorget nit für euer Leben, was ihr essen werdet, noch für eueren Leib, womit ihr euch bekleiden, sollt.«
Wann dem also, sagt mancher, so schieb ich die Händ' in Sack, hänge meinen Werkzeug an den Nagel, wirf die Hacke in einen Winkel, lege mich auf einen Strohsack, und erwarte, wie mich Gott wunderbarlicher Weis' werde erhalten, weilen ich mich nit sorgen darf um die Unterhaltung. Gemach, gemach, mein Christ! derjenige Fluch währet noch, welchen Gott dem Adam auf den Rücken geladen: In dem Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod essen! Der hl. Paulus auch in seinem Apostolat hat sein Brod gewonnen mit Arbeit, und hat einen Zeltschneider abgeben, der hl. Joseph hat sich und sein armes Haus mit der Zimmer-Arbeit ausgehalten. Indem dann Christus der Heiland die Sorgfältigkeit verboten, wird hierdurch nicht alles Sorgen ausgeschlossen, sondern nur allein die übermäßigen Mucken, die gar zu ängstliche Kummernuß, die gar zu forchtsame Kleinmüthigkeit werden verworfen, wann jemand nemlich trachtet und wachet nach nichts anderm, als wie er sich und die Seinigen soll erhalten, und sogar der göttlichen Providenz nichts überläßt. Ein jeder soll zu Morgens, wann es Zeit und Gelegenheit zulassen, eine hl. Meß hören, in Abgang derer wenigst sich durch ein hl. Gebet dem allmächtigen Gott befehlen; nachmals gehe der Tischler zu seinem Hobel, der Kirschner zu seinem Zobel, der Schuster zu seinem Leder, der Schreiber Vater unser, und in dem Vater unser das Gib uns heut unser tägliches Brod vergißt, sondern nur auf Menschen-Fleiß, auf Menschen-Hilf, auf Menschen-Witz, auf Menschen-Vortheil traut und baut, der ist nit werth, daß er solle Gott seinen Vater nennen, auf dessen Obsorg er sich so wenig verläßt!
Nachdem Judas Iscarioth von Christo dem Herrn als Pagator und Zahlmeister der apostolischen Kassa, wie auch Procurator des heiligen Collegii erwählt worden, hat er sich Anfangs gar wohl und ruhmwürdig verhalten, mit jedermann bescheiden und bescheid umgangen, beinebens als ein exemplarischer Mann mit gutem Exempel bei den Leuten eine große Auferbaulichkeit verursachet; weßwegen er in solches Ansehen kommen, daß die jüdischen Knaben und hebräischen Mägdlein auf der Gasse allerseits zu ihm geloffen, ihm Hand und Rock küßt und für einen hl. Mann gehalten. Ja wenn forchtsame Leut' bisweilen etwas wollten von Christo dem Herrn auswirken, so nahmen sie ihre Zuflucht bei dem Juda, bittend, er wolle doch mit seiner Vermögenheit sie bei dem Herrn recommandiren. Es ist aber eine kleine Zeit angestanden, so ist aus diesem Gras ein Heu worden, so ist dieser Baum wurmstichig worden, so ist dieser Bach trüb worden, so ist Judas ein Dieb worden etc. Aber anfangs ein kleiner, subtiler, forchtsamer, scrupulosereinen gestohlen, von hundert Gulden zehen entfremdet, auf die Letzt gar um das Geld Jesum das höchste Gut verkauft! – Wer also kleine Mängel nit achtet, der wird bald in große Laster fallen.
Ich weiß eine Sau, die hat keine Augen, keinen Rüßel, keinen Kopf, keinen Fuß, und ist doch eine Sau, das ist wunderlich! ich weiß eine Sau, die hat keine Haut, keine Borsten, kein Fleisch, keinen Speck; ist doch eine Sau, das ist seltsam! Ich weiß eine Sau, die lebt nit und frißt doch mehr, als eine ganze Heerde Säu, das ist artig! Ganges ist ein vornehmer Fluß in India, Partolus ein vornehmer Fluß in Lydia, Jordanus ein vornehmer Fluß in Palästina, Nilus ein vornehmer Fluß in Aegypten, Coaspes ein vornehmer Fluß in Persien, Euphrates ein vornehmer Fluß in Armenia, Mosel ein vornehmer Fluß in Niederland, Donau ein vornehmer Fluß in Deutschland, Moldau ein vornehmer Fluß in Böheim, Savus auf deutsch die Sau, ein vornehmer Fluß in Sclavonien. Diese Sau hat kein Maul, lebt nit, und frißt doch viel: da beißt sie ein Stuck Acker hinweg, dort eine Reihe Wiesen, anderwärts eine große Gstädte, an einem andern Ort ein halbes Dorf, unterhalb eine ganze Au! Ei, du grobe Sau! Wo diese Sau entspringt, ist sie so klein, daß ein
Die Menschen, und forderist die lasterhaften Menschen seynd mehrestentheil gesittet und gesinnt, wie dieser Fluß Savus, die Sau. Keiner – ist gewiß – keiner – glaub du mir – keiner – du wirst es nit läugnen – keiner wird auf einmal eine grobe Sau, eine unzüchtige Sau, ein wilder Saumagen, sondern er fängt an erstlich von kleinen Fehlern, und so man die kleinen Unvollkommenheiten nicht achtet, so wird man sich mit der Zeit unfehlbar in große und abscheuliche Laster stürzen: »Qui modica spernit, paulatim decidet.« Den Judas um Bericht: Adam auf dem damascenischen Acker aus einer rothen Erde, wie die mehrsten Scribenten davor halten, von den Händen des Allmächtigen erschaffen, war in das Paradies gesetzet worden, als ein König: massen ihm Alles den Gehorsam mußte leisten und unter seiner Botmäßigkeit leben. Ihm Adam hat allweg dieser folgender Titul gebühret: Adamus der erste dieses Namens, mächtigster König des ganzen Erdbodens, durchlauchtigster Erz- Herzog des Paradies, Herzog des damascenischen Gebiets, Graf zu Freudenthal, Herr zu Allegro etc. Adam stund dazumalen in solcher Felix, Faustus oder Fortunatus nennen können. Ihm manglete nichts an Reichthum, nichts an der Gesundheit, nichts an der Schönheit, nichts an der Ehr' und Reputation. Er hatte einen ansehnlichen Hofstaat, der ihn nach allem Wunsch bediente. Seine Kammer-Herren waren die vier Elemente, seine Kammer-Diener waren die vier edlen Complexiones, seine Lakeien waren die Löwen, Tieger, Hirsche etc., so alle ihm aufs Beste aufgewartet; seine Hof-Musikanten waren die Vögel der Luft: der Rab war sein Bassist, die Amsel war der Tenorist, der Fink war der Altist, die Nachtigal war der Discantist, der Gimpel spielte auf der Viol de Gamba, die Elster auf dem hölzernen Gelächter, der Baumhäckel auf dem Hackbrettel etc.; seine Licht-Kammer war die Sonn, sein Hof-Tapezier war der mit Blumen gestickte, gespickte Erdboden. Ueber alles dieses hat ihn Gott mit einer solchen Prinzessinn verheirathet, welche da nit schöner konnte mit dem Pinsel des Apelles entworfen werden, nicht anderst, als wär' sie von der Schönheit selbst, als einer Mutter geboren, nicht anderst, als wär' sie von der Holdseligkeit selbst als einer Amme gesäuget worden, nicht anderst,
Des egyptischen Joseph seine Brüder seynd alle von dem Haushalter für Aufraumer, für Bankfischer, fär Tischleerer, für Dieb' gehalten worden; als hätten sie Ihro Hochfürstlichen Gnaden dem Joseph einen Becher entfremdet: Quem furati esti. Aber, aber, aber – es ist dem Ruben Unrecht geschehen; der Simeon war kein Dieb; der Levi war ein redlicher Kerl; dem Juda geschieht hierinfalls eine Injuri; der Nephtali hat solche Schmach wohl zu empfinden; der Isaschar hat sein Lebtag nit also krumme Finger gemacht; der Gad gibt keinen Mauser ab; der Dan, ob er schon nit der beste ist, so ist er doch dießfalls unschuldig; der Zabulon thät sich schämen, wenn er einmal nur einer Nadelgroß hätte gestohlen; der Aser eben deßgleichen; von dem ehrlichen und wohlerzognen Benjamin ist gar klein Argwohn zu schöpfen. O mein lieber alter Tätl Jacob, so soll es dir in deinem väterlichen Herzen also Wehe thun, wann du hören sollst, daß man deine Söhne Dieb nennet! Pfuy! Dieb? Herr Haushalter, gemach mit der Braut, halt das Maul! was meint ihr, soll der fromme Vater Jacob lauter Dieb an seinen Kindern erzogen haben? das nit, das gar nit, nichts weniger als dieß!
Aber leider! wie viel werden Eltern angetroffen, welche an ihren Kindern die Schand' erleben, da sie solche am hell-lichten Galgen sehen hängen? Es seynd Qui modica spernit, paulatim decidet!
In einer vornehmen Stadt hat sich einst ein Haupt-Dieb aufgehalten, welcher unterschiedliche Diebstähl' durch seine Arglist begangen. Unter anderen ist Folgendes sehr denkwürdig gewesen: Er begab sich in bemeld'ter Stadt zu einem sehr reichen und wohlbegüterten Kaufmann, von dem er die gewisse Nachricht eingebracht, daß er innerhalb zwei Tagen werde auf einen vornehmen Jahrmarkt verreisen. Bittet demnach denselbigen Handelsmann, er wolle doch sammt seinen Waaren ihm auch eine Truhe mitnehmen, worin sehr kostbare Sachen; verspricht nit nur allein alle Reis'- und Führ-Unkosten abzustatten, sondern noch darzu eine beliebige Gratifikation zuzusetzen, sobald er in fünf oder sechs Tagen auch dahin werde abreisen. Der gute und ehrliche Kaufmann wollt ihm diese Bitt' nit abschlagen, zeigt sich in allweg ganz willfährig, mit dem Verlaut, er wolle die Truhen nur lassen herbeibringen. Das war nun dem Erz-Schalk eine gewünschte Sach': welcher sich dann bald durch ihrer Zwei gleichen Gelichters hat lassen einsperren in ein große Truhe oder Verschlag, und folgends in das Gewölb gedachten Handelsmanns tragen Nemo repentè sit pessimus. Er hat, wie alle andern großen Diebe, mit kleinen Sachen angefangen. Anfangs stiehlt man einen Federkiel, vom Federkiel kommt man zum Federmesserl, vom Federmesserl kommt man zum Federbusch, vom Federbusch kommt man zum Federbett etc. allzeit weiter. Anfangs stiehlt man einen Handschuh, vom Handschuh kommt man zum Handtuch, vom Handtuch kommt man zum Handbeck, vom Handbeck kommt man zum Handpferd etc. allzeit weiter. Gleichwie man pflegt in andern Sachen zu steigen. Z.B. Anfangs ist einer ein Schüler, nachmals ein Student, nachmals ein Baccalaureus, nachmals ein Magister, nachmals ein Licentiat, nachmals ein Doctor. Erstlich ist einer ein Lehr-Jung, alsdann ein Gesell, alsdann ein Meister, alsdann ein Bürger, alsdann ein Rathsherr etc. Erstlich ist einer ein Pikenirer, mit der Weil ein Gefreiter, mit der Zeit ein Fähndrich, mit der Zeit ein Hauptmann, mit der Zeit ein Obrister. Deßgleichen steigt auch der Mensch in den Untugenden. Anfangs ist er ein kleiner Dieb, steht nit Qui spernit modica, paulatim decidet!
Wie der Herr Jesus von dem Berg Tabor herabgestiegen, allwo er seine himmlische Glorie in etwas entworfen, hat er unter dem häufigen Volk daselbst einen jungen Menschen angetroffen, welcher von Kindheit auf vom bösen Feind besessen war. Dieses armen Tropfen leiblicher Vater war gegenwärtig und klagte mit allen Umständen den müheseligen Zustand seines Sohnes, sagte beinebens, wie tyrannisch dieser höllische Geist den armen Menschen tractire: »Frequenter eum in ignem misit:« ja der Teufel habe ihn schon zum öftern in das Feuer geworfen. Worüber sich Jesus erbarmet, der satanischen Larve ernstlich befohlen, daß sie unverzüglich von dannen weichen solle, wie es dann geschehen. Nit nur einmal einer, nicht nur zehnmal zehne, nicht nur dreißigmal dreißig, nicht nur sechzigmal sechzig, nicht nur hundertmal hundert, nicht nur tausendmal tausend, sondern mehr, viel mehr, wer wills zählen, wer kanns Frequenter eum in ignem misit.« O wie viel er und sie, wie viel Pauli und Paulinä, wie viel Franzisci und Franziscä, wie viel Christiani und Chrstinä werden angetroffen, welche alle vom bösen Feind öfters, gar oft ins Feuer geworfen werden! Ist leicht zu erachten, was für ein Feuer: Luxuria oder Lux urens, die Unzucht hat die Welt, die mehresten Länder in der Welt, die mehresten Oerter der Länder in der Welt spöttlich angezünd't. O wie stinkende Flammen, weit über die, so von Sodoma und Gomorrha empor gestiegen! Die Astrologi schreiben wohl, daß die sieben Planeten weit von uns entfernet seyn. Sie schreiben, daß der Mond als ein Planet fünfzehn tausend sieben hundert und fünfzig Meil von uns sey; sie schreiben, daß der Mercurius als ein Planet sieben tausend acht hundert sieben und siebenzig Meil ober dem Mond sey; sie schreiben, daß Venus als ein Planet sieben tausend acht hundert und siebenzig Meil ober dem Mercurio sey. Sie schreiben also, wir aber anderst; nemlich, daß Venus ganz nahe bei uns sey, mitten unter uns. Weßwegen recht der hl. Joannes gesprochen: Mundus in maligno (id est, in malo igno) positus est. Das Philippus Nereus hat allemal die Nase zugehalten, wann er bei einem solchen unzüchtigen Menschen vorbei gangen. Wann er der Zeit noch lebete, so müßte er fast alleweil mit dem Tüchel die Nase verstopfen.
Was kann erschrecklicher seyn, als was Delrio erzählet? In Flandern waren drei Sauf-Brüder, welche mit Schlemmen und Schlimmem die mehreste Zeit vertrieben. Weilen aber Weinbär und Weiber nur einen Buchstaben von einander, und Bachus und Bauchus in bester Verwandtschaft und Bekanntschaft mit der cyprischen Dama; also waren gedachte Gesellen sowohl große Trinker als große Stinker – verstehe unzüchtige Böck' und geile Mistfinken. Ein jeder hatte seine Concubin und unverschämte
Wer läßt sich einfallen, wer macht sich so einfältige Gedanken, als ob dieser auf einmal ein solcher Ludersack worden? O das nit! er hat ungezweifelt vom Kleinen angefangen. Wann ein muthwilliges Kind in einen tiefen Brunnen ein Steinlein wirft, so wird man wahrnehmen, daß solches Steinle auf dem Wasser ein kleines Zirkele macht, dieses kleine Zirkele macht gleich noch ein anders und ein größers, dieses größere macht mehrmalen einen weiten runden Kreis, bis endlich von einem kleinen solchen Zirkel oder Kreis, große, größere, die größten Kreise gemacht werden. Eine fast gleiche Beschaffenheit hat es mit der Sünde: Der Satan befleißt sich, wie er möge den Menschen zu einem kleinen Fehler bringen, wohl wissend, daß ein Fehler dem andern die Schnalle in die Hand gibt. Anfangs ist man unbehutsam in den Augen, wie jener junge Mönch, der mit einem alten etliche Tag ausgereist: unterwegs haben sie ein Weibsbild angetroffen, welche der alte mit freundlichen Worten bewillkommet, und ein kurzes Gespräch mit ihr gepflogen, nachgehends sie wiederum gar höflich beurlaubet. Wie sie nun ihren Weg also fortgenommen, Est oculus scopulus titulo meliore vocandus.« Den David hat das vidit zum fecit gemacht; den David hat das Sehen zum Geschehen zogen; dem David hat das Gaffen viel Uebel beschaffen. Vom Sehen kommt man zum Denken, vom Denken kommt man zum Gefallen, vom dormi mecum wird angetastet haben, sondern sie hat ungezweiflet vorhero seine schöne Gestalt betracht, sich in seine rothe Lippen vergafft, seine weißen Händ' beschnarcht, und also von einem zum andern gestiegen, bis sie letzlich gottlos, gewissenlos beschlossen, ihren Mann unter das Zeichen des Widders zu stellen.
Wann der Himmel voll mit Stern, so ist es ihm ein Lob; wann aber der Himmel sternvoll ist, so ist es eine Schand' und ein Schad: wer weiß, ob nit das Wörtlein Dolor die Lateiner vom Dolio deriviren, massen von dem Wein oft manches Weinen und Klagen entspringet. Holofernes hätte nie den Kopf verloren, wann ihm nit der Kopf vom Wein wäre um und um gangen. Heli der Hohepriester hat einst der gottseligen Annä, des Elcanä Frau Gemahlinn eine große Unbild zugefüget, indem er ihr vorgerupfet, sie sey eine Bürgerinn zu Kandelberg, und habe zu stark das Oktober-Bier eingenommen: da sie doch, die fromme Frau, ihr Lebtag kein Wein verkostet. Aber in unsern Zeiten trifft man wohl solche Weinfalter an mit langen Röcken, Bibianae, oder vom Saufen Potamianae könnten genennet werden. Mir ist von einer gar gewiß erzählet worden, welche auf einer Kirchfahrt unterwegs das Maul mit dem Wein gar zu stark ausgeschwemmet, daß ihr also der Tummel in Kopf und der Tremulant in die Füß kommen. Wie sie nun in eine, unweit des Wegs erbaute St. Annä Kirch eingetreten und in Mitte derselben bei dem Opfer-Stock sich niedergelassen, hat ihr der Schwindel je länger je mehr das Hirn eingenommen, also, daß sie vermeint, der Altar gehe um und um, wessenthalben sie in diese ja lächerliche Wort ausgebrochen: »O meine hl. Anna! ich bins ja nit werth, ich bins ja nit würdig, es ist ja gar zu viel: ich hab' vermeint, ich wollt um dich herum gehen, so sehe ich aber, du gehest um mich herum!« Lasse mir diese eine saubere Frau seyn! Aber die Männer werden hierinfalls mehr beschuldiget! weßwegen der Grammatist wohl konnte dem Poeten sein Carmen verändern und also setzen: Quae maribus solum tribuuntur vascula sunto. Es ist sich nit wenig zu verwundern, wie Christus der Herr so viel tausend Menschen gespeiset hat wunderbarlicher Weis' in der einer aus dieser volkreichen Versammlung hat auch einen Trunk begehret. Wann wären Deutsche dabei gewest, ist wohl zu glauben, daß einer oder der andere hätte um einen Trunk Wein supplicirt; massen dieser Nation ihr übler Nachklang ist, daß sie zu viel dem Wein ergeben, als sollt' ihr Leben durch die Reben – vita per – vitem erhalten werden. Dergleichen Weinschläuch' könnten fast ohne Ziel und ohne Zahl beigebracht werden: Einer, vor dießmal ein Romaner, kommt mir unter die Händ', von dem Gumpenbergerus schreibt, welcher ein solcher unmäßiger Weinegl war, daß er mit dem reichen Prasser fast täglich sich berauschte, und zuweilen also bezecht, daß er eine Paßgeige für einen Bettler, eine schwarze Kuh für einen Kapellan, und einen Polster für eine Gans angesehen. Nachdem einmal den ganzen Nachmittag diese Sau beim weißen Lämml gesessen und sich also angetrunken, daß er in dem Heimgehen hin und her gestolpert, als wollt er mit den Füßen hebräisch schreiben, ist er endlich in eine große Kothlache gefallen, wie dann für einen solchen Kopf keine andere Lauge gebühret. Als nun dieser Kothkäfer in seinem unfläthigen Saubad also zappelte, so ist der Teufel in der Gestalt eines Weibes zu ihm kommen mit einer Latern – denn es bereits die tiefe Nacht war – undBring um, bring um! Solcher Schrecken hat alsobald den dicken Rausch vertrieben, also, daß er mit lauter Stimm' geschrieen: Sancta Maria in viâ latâ, stehe mir bei! Sobald er die Hilf der Himmels-Königinn flehentlich angerufen, seynd alle höllischen Larven verschwunden. Nachmals hat er wahrgenommen, daß nicht sein Weib, sondern der Satan ihn an selbiges Ort geführet, von welchem er ungezweiflet durch teuflische Gewalt wäre gestürzet worden. – Glaubst du anjetzo, daß dieser Weinzapf auf einmal ein solcher Sau-Magen worden? Das nicht, sondern er hat vom Kleinen angefangen: erstlich nur allemal ein Gläsel ausgetrunken, vom Gläsel ist er zum Glas, vom Glas zum Krug, vom Krug zur Kandel, und also kommen zu einem solchen versoffenen Wandel; erstlich lernen trinken Utiliter, darnach Realiter, alsdann Mirabiliter, folgends Faciliter, mit der Weil Solenniter, auf die letzt Lamentabiliter. Mit drei Jahren hat er geschrieen:
Mamma trinken! mit vier Jahren hat er geschrieen:
Lucas schreibt von einem Weib, welche zehen Groschen hatte: nachdem sie aber einen aus diesen verloren, so zündet sie ein Licht an, kehrt das ganze Haus aus, sucht unten, sucht oben, sucht da, sucht dorten, sucht vorn, sucht hinten, sucht in der Mitte, sucht aus und aus, sucht ein und ein, sucht um und um, bis sie ihn findet, und wann sie ihn endlich gefunden, so erfreuet sie sich von Herzen etc. Das ist ein gutes, stattliches, häusliches Weib, welche also auf einen Groschen gehet! dergleichen gute Hauswirthinnen findet man annoch an vielen Orten, welche nicht nur allein Acht haben auf einen Groschen, sondern auch auf einen Kreuzer, auf einen Pfenning;
Von dem König Pharao bezeugt sattsam die hl. Schrift, daß er neben seinem Leben auch sehr großen Schatz und Lebens-Mittel im rothen Meer verloren. Eine manche arme Haut, die klagt und hat zu klagen, daß ihr Mann fast alles das Seinige nicht im rothen Meer, wohl aber im rothen Fluß verloren hat; verstehe also, daß er dem Spielen zu sehr ergeben, mit einem andern Spiellumpen Labet gekart', und als zum mehresten gestanden, hat dieser lauter Herz bekommen, das war ein Fluß, und zwar ein rother, worinnen ihr Mann einen ziemlichen Schiffbruch gelitten.
Von dem Absolon ist auch genug weltkundig, daß ein Eichbaum Ursach gewest, daß er um das Leben kommen. Daß der, daß dieser, daß jener, daß viel auch um ihr Leben, absonderlich aber und forderist um ihre Lebens-Mittel kommen, ist nit Ursach der Eichbaum, wohl aber der Eichel-Ober, den man sonst zu mehreren Ehren den Pamphilium nennet. Von Vielen weiß man, daß sie Haus und Hof verspielet, und also weit armseliger worden, als ein Schneck, den gleichwohl die Natur mit eigner Behausung versieht.
Der Samson hat mit einem dürren Bein, benanntlich mit einem Esels-Kinnbacken, denen Philistern den größten Schaden zugefügt. Ein mancher reicher Herr ist arm worden, ein mancher reicher Kaufmann ist nothleidig worden, ein mancher reicher Bürger ist ein Bettler worden, daß also der erste, der andere, der dritte
In der vornehmen Stadt Bononia, welches so viel heißt, als Bona omnia, hat sich ein gottloser Spieler befunden, welcher einmal, um weilen er selbigen Tag lauter widriges Glück im Spielen erfahren, also unsinnig ergrimmt, daß er fast rasend zu der Stadt-Mauer geeilet, worauf die Bildnuß der Mutter Gottes mit gutem Pinsel entworfen war, dieselbe nicht nur allein mit lästerlichen Worten beleidiget, sondern auch mit seinem Dolch etliche Wunden versetzet, aus welchen das häufige Blut herausgequellet. Dieser Bösewicht wurde nachmals zur billigen Straf gezogen und außer der Stadt gegen die Mauer hinüber, wo die Bildnuß war, an den lichten Galgen gehenket. Es ist aber anbei auch dieses denkwürdig geschehen, daß gedachter Galgen-Schwengel wegen des Sonnenscheins den Schatten von seinem Leib geworfen hat auf obbenennte Mauer, dergestalten, daß selber bis auf den heutigen Tag weder durch Schnee, Wind, Wasser, noch einige andere Weis' kann ausgetilgt werden.
Dieser und seines Glifters mehr ist nit auf einmalà minori ad majus: der Erz-Schalk wendet die Leut' zu Sünden und Lastern, wie man pflegt bei uns in der Prozession zu gehen; von Anfangs wird man sehen gehen die kleinen Knaben, nach und nach alleweil größer, größer, größer: also bringt der arge Satan den unbehutsamen Menschen anfangs nur zu kleinen Verbrechen, zu läßlichen Fehlern, geringen Unvollkommenheiten; aber nach und nach alleweil größer, bis er ein lasterhafter Tropf wird; und rührt solches Uebel meistens daher, weilen er das Kleine nit geacht. Von Anfang hat man ein Wohlgefallen an der Karten: mittler Weile spielt man um eine Ruß, nachmals um einen Pfenning, alsdann um einen Groschen, nachgehends um einen Gulden, mit der Zeit um das Wammes, letztlich um die Hosen; alsdann stiehlt er, und kommt zum Profosen. Vom Kleinen kommt man zu dem Großen!
Was hat das ganze Engelland zu einem Teufel-Land gemacht? Anfangs ein einiger vorwitziger Anblick Henrici auf Annam Bolenam. Was hat das Schweizerland von dem Haus Oesterreich abgesondert? Anfangs fünf Wörter, mehr nit. Was hat die mahometische Sect
Kein solches Klagen, kein solches Plagen, kein solches Zwagen hat vom Anbeginn der Welt bis auf diese Zeiten ausgestanden ein König, als wie der Pharao, dieser ägyptische Monarch, von dem Mose; welcher große Mann Gottes durch seine Wunder-Ruthe –
Dieser Wunsch ist bei Mehrern. Seufzet nit mancher arme Tropf, der da Diebstahl halber hinausgeführet wird, und wider seinen Willen muß hoch angesehen seyn? beklagt sich nicht öfter ein solcher bei dem Pater, so ihm das Begleit gibt: o Pater, hätte ich in meiner Jugend die kleinen Diebstähl' unterlassen, so müßte ich anjetzo nit eines so schmählichen Tods sterben! O, hätt ich, sagt eine andere, auf jenes Bürschl nicht die Augen geworfen, hätt ich doch den Schnier-Riem' nicht angenommen, hätte ich nur die Händ nit druckt, so wär' ich in diesen öffentlichen Spott nit gerathen! O, hätt' ich, sagt die hunderte, die Sünd abgewöhnt, wie sie noch klein war, so hätte ich anjetzo nit einen solchen Busen voll der Laster! O hätte ich also! – – Wann man die kleinen Fehler nit austilget, so wachsen sie freilich wohl wie das kleine Senfkörnlein im Evangelio, welches zu einem großes Baum worden, daß auch die Vögel der Luft auf seinen Aesten loschiren; so wachsen sie freilich, wie Moses, der aus einem kleinen armen Pupillen, so in einem Binsen Körblein daher geschwommen, ein solcher
Jene Statua oder Wunder-Bildnuß des Königs Nabuchodonosor hatte ein Haupt von Gold, die Brust und Arm' von Silber, den Bauch sammt den Lenden von Erz, die Schenkel von Eisen, die Füß' theils von Eisen, theils von Hafner-Erden; endlich ein kleines Steinl hat diese stattliche Statue zu Boden geworfen und zertrümmert. Dieser Statue seynd gleich unterschiedliche heilige Orden und Religionen in der katholischen Kirche: Haben nit diese allesammt ein guldenes Haupt gehabt, einen guldenen Anfang, der voller Eifer und Vollkommenheit war? aber nach und nach seynd sie schlechter worden, daß also der Prophet Jeremias folgender Gestalt über sie zu klagen hat: Wie ist das Gold verdunklet, und die allerschönste Farb verändert? wie seynd die Stein des Heiligthums zerstreuet, und liegen auf den Ecken aller Gassen! die edelsten Kinder Sion, welche mit dem allerfeinsten Gold bekleidet waren, wie seynd sie nun geacht wie erdene Geschirr, so die Hand des Hafners gemacht hat! Wie viel heilige Orden seynd dergestalten in Untergang kommen, daß sie entweders gar vom päbstlichen Stuhl ausgetilgt oder wenigst reformiret worden! Was war nit für ein heiliger und der Kirche höchst nützlicher Orden der Tempel-Herren, welcher unter dem Pabst Gelasio II. von zweien heiligmäßigen Rittern, Hugo de Paganis und Gaufredo a S. Audomaro gestift worden! Dieser schöne Orden mit dem weißen Kleid einem Tag, und zwar in einer Stund' seynd umgebracht worden Anno 1311. Der Großmeister dieses Ordens zu Paris in Frankreich wurde auf öffentlichem Scheiter-Haufen verbrennet. Dieser Orden war Anfangs so herrlich und heilig, und ist dannoch mit der Weil in abscheuliche Laster, in lästerliche Abgötterei, in abgötterische Sünden gerathen, – nicht auf einmal, sondern nach und nach: Anfangs hat man kleine Mängel übersehen, diese haben nachmals größere Untugenden ausgebrütet, endlich hat man ohne Scheu und Forcht Gottes gesündiget. Der Teufel baut weit anderst, als die sauberen Adams-Kinder: diese baueten den Thurm Babel Anfangs von der Erd auf sehr dick, nachmals alleweil je höher je kleiner; aber der Fürst der Finsternuß führt sein Gebäu auf Anfangs ganz klein, von kleinen Sünden, nachgehends allezeit größer. Derenthalben gar recht der hl. Evangelist Matthäus schreibt: »Securis ad radicem arboris posita est etc. – die Hacke sey schon an die Wurzel des Baums gesetzt.« – Freilich soll man die Laster ausrotten, da sie noch in der Wurzel seynd, damit
Es war Judas schon eine geraume Zeit ein geheimer Dieb, und führte dieser Fuchs (wann er doch soll einen gleichfarbigen Bart haben gehabt) einen steten Greifen in seinem Wappen; welches dann der apostolische Beutel ziemlich erfahren, und das Almosen, so dem heiligen Collegio gutherzig mitgetheilt worden, fast einen ärgeren Wurm gelitten, als des Jonas seine Kürbis-Blätter; welches dem Herrn Jesu höchst mißfallen, daß er in seinen apostolischen Zwölfen einen habe, der das siebente Gebot so gewissenlos übertrete. Wessenthalben der gebenedeite Heiland den Judam etlichmal ganz alleinig beiseits geführt, ihm in aller Still, damit sein guter Name im mindesten nicht angegriffen werde, mit aller Sanftmuth eine Ermahnung geben: Sieh, mein lieber Apostel Juda, ich hab' dich aus grundloser Gütigkeit zu so hohen Würden erhoben, daß du auch kraft meiner allmächtigen Mitwirkung große Wunder und Miracul zeigest, deßwegen es sich auch geziemet, daß du andern mit gutem Exempel vorgehest; nun
Der Israeliten ihre Kleider haben 40 Jahr in der Wüste gedauert, und ist nicht ein Faden an ihnen versehrt worden: das waren dauerhafte Kleider! Die Kleider des hl. Apostels Bartholomäi seynd 25 Jahr also neu geblieben, als hätte er sie den ersten Tag angezogen, da er doch in allem Regen und Ungewitter selbige getragen: das waren dauerhafte Kleider! Der hl. Apollonius lebte 40 Jahr in der Wüste Thebais, und diente Gott mit größtem Eifer. In währender dieser langen Zeit tragte er ein einiges Kleid, so doch nie eraltet noch zerrissen: das waren dauerhafte Kleider! Die Kleider, welche 50 ganzer Jahr der hl. Eremit Abraham am Leib tragte, seynd nie abgeschaben, noch weniger an einem Fetzen verletzet worden: das waren dauerhafte Kleider! Die Kleider des hl. Bischof Meinuverei haben 340 Jahr in dem Grab unter der Erde also gedauret, daß sie eiserne Pfaid.
Das hl. Evangelium bezeuget, daß die Mörder jenen armen Trvpfen, so von Jerusalem nach Jericho reiste, haben neben großen Stöß' und Wunden nit allein das Seinige hinweg genommen, was er in seinem Ranzen tragte, sondern sogar seine Kleider ausgezogen. Ob sie ihm wenigstens das Hemmet gelassen, stehet im Zweifel. Ich aber wollte wünschen, daß ich auch manchen könnte das Hemmet ausziehen welches die Deutschen an den mehristen Orten ein Pfaid nennen: verstehe hierdurch die böse Gewohnheit, so da im gemeinen Sprichwort eine eiserne Pfaid benamset wird, weilen sie nemlich gar zu lang dauert und gar selten zerrissen wird!
Adolescens juxta viam suam, etiam cum senuerit, non recedet ab ea.
Der mehresten Lehrer Aussag ist, daß die Höll sey in dem Centro oder Mittelpunkt der Erden, und liege ganz gerad unter der Stadt Jerusalem; massen der Psalmist sagt: Operatus est salutem in medio terra. Auch solle auf dem Berg Kalvariä linker Hand, wo der böse Schächer ist gekreuziget worden, noch ein großer Ritz oder Loch mit Blut besprengt zu sehen seyn, wodurch gedachter Mörder mit Leib und Seel sey in die Hölle gestürzt worden. Also – schreibt neben andern Brocard – aus dem solle fügsam zu schließen seyn, daß die Höll, dieser Kerker der Verdammten, unterhalb liege. Wann die Höll, dieses peinliche Folterhaus, sey erschaffen worden, stimmen die Scribenten nicht allerseits überein: massen etliche vermeinen, die Höll sey den ersten Tag, andere den dritten Tag erschaffen worden von Anbeginn der Welt. Dem sey, wie ihm woll. In der Höll ist begraben worden der reiche Prasser, welches zu Genügen aus dem hl. Evangelio abzunehmen, und sobald der unglückselige Mensch dahin kommen, hat er gleich die Zung aus seinem Rachen heraus gestrecket und ganz weheklagend zu dem Abraham, in dessen Schoß der Lazarus ruhete, um einige Erquickung aufgeschrieen wegen seines unleidentlichen Dursts. Welches ja zu böse Gewohnheit eine eiserne Pfaid! Was Epulabatur quotidiè splendidè: er war ein unmäßiger Saufer, Vormittag nit nüchtern, Nachmittag rauschig, bei der Nacht voll, er war ein lauterer Weinschwurm, ein Weinschwemmer, ein Weinschwimmer, ein Weinschweller, ein Weinschwender, und also gewohnt das Saufen, daß er auch in der Höll nur zu trinken begehrt. –
So gehts: wann man einmal ein Laster gewohnt hat, selbiges kann man so leichtlich nit abgewöhnen. In die Luft bauen ist umsonst bauen, auf Sand bauen ist umsonst bauen, ins Wasser schlagen ist umsonst schlagen, einen Mohren waschen ist umsonst waschen, einen dicken Baum biegen ist umsonst biegen, einen alten Schaden kuriren ist umsonst kuriren, eine böse Gewohnheit als eine eiserne Pfaid zerreißen ist umsonst zerreißen. Usitata culpa obligat mentem, ut nequaqum surgere possit ad poenitudinem.
Der Lamech, des alten Methusalems Sohn, hatte zwei Weiber, eine hat geheißen Ada, die andere Sella. Sella soll ein jedwedes rechtschaffenes Weib heißen; denn Sella zurück gelesen heißt alles. Nemlich alles soll ein Weib haben, was die Tugend von ihr erfordert. Dieser Lamech war also dem Hetzen und Jagen ergeben, daß er die mehreste Zeit in eiserne Pfaid: so hat es der alte Rotzer auch im Alter nit lassen können.
Wer ein schlimmer Jäger ist von Jugend auf, salva venia ein Huren-Jäger, der wird es auch im Alter nicht lassen. Glaub du mir, die Gewohnheit ist eine eiserne Pfaid! Wer viel Jahr ist Magdeburger, der wird nie werden ein Reinfelder; wer viel Jahr ist der Venus ihr Candidatus, der wird mir selten werden ein Candidus; wer viel Jahr wird cyprisch leben – dann aus dieser Insel Venus gebürtig – der wird niemalen cyprianisch werden: Mit einem Wort, Lamech war ein Dendl-Jäger in der Jugend, und hats nit gelassen in dem Alter, du oder ein anderer bist ein Diendl-Jäger in der Jugend, werdest auch nit lassen im Alter! Die Gewohnheit ist eine eiserne Pfaid.
Lächerlich ist es, was ein Poet dichtet, und phantasirt von einer Katze eines Schusters. Diese Katz war schneeweiß und dem Meister Paul absonderlich gar angenehm, um weilen diese pelzene Mausfall die Mäus' und alles schädliche Ungeziefer aus dem Weg geraumet. Die Mäus' als verstohlene Mauser Die Katz läßt das Mausen nit. Es ist ihre Natur. Die böse Gewohnheit ist nit allein eine eiserne Pfaid, sondern auch eine andere Natur, welche sich nit mehr läßt verbesseren.
Wer seynd jene gewest, welche Susannam als einen lebendigen Tempel Gottes wollten räuberisch verunehren? wer seynd jene Geier gewest, welche Susannam als eine unschuldige Taube in ihre Klauen wollten bringen? wer seynd jene Wölf' gewest, welche Susannam als ein schneeweißes Lämmel wollten in Rachen ziehen? wer seynd jene Kothkäser gewest, welche Susannä als einer geschämigen Rose wollten schaden? Seynd sie etwann junge Studenten gewest, welche kaum konnten den Syllogismum in Barbara formiren, und suchten ihn schon in Susanna? sie etwann junge Kaufmanns-Diener gewest, welche Schamloth als Schamroth umgehen? seynd sie etwann junge Soldaten gewest, die nur wollten Schildwacht stehen bei der Frauen-Pastei? seynd sie etwann junge Herren-Diener oder Lakeien gewest, welche mehrmalen unter einer blauen und himmelfarbenen Livere ein höllisches Gewissen tragen? seynd sie etwann junge Kanzellisten oder Schreiber gewest, welche die Ehr der Susannä wollten in das schwarze Buch bringen? seynds etwann junge Edel-Leut gewest, welche erst aus den Ländern kommen, und diese babylonische Dame in unziemender Meinung wollten bedienen? Nein, nein, nein! nichts jung; sondern es waren zwei alte, aber nit kalte, zwei schneeweiße Dieb, eisgraue Vögel, zwei alte richtige Richter zu Babylon. O es ehrvergessene Vocativi! wer sollte von euch argwohnen einen Genitivum? wer sollte meinen, daß die Pfeil des blinden Buben Cupido auch sollten durchdringen eine solche alte, zähe Haut? wer sollte glauben, daß unter dem Schnee dieser weißen Haare ein solcher hitziger Sommer liege? Aber was ist so stark zu verwundern? Die Katz läßt das Mausen nit! Diese Gesellen waren schon in der Jugend solche Raben gewest, welche dem stinkenden Aas nachgesetzt; diese Bösewicht seynd schon in der Jugend solche Jäger gewest, die immer die Dianaseiserne Pfaid, läßt sich nit zerreißen.
Es ist ein alter Reim: wann er sich schon übel reimt, so schickt er sich doch gar wohl hieher:
So gehts: Ach lieber Jesu, o gütigster Gott – spricht mancher Patient in seinem Bett'l – hilf mir nur dasmal auf! heilige Mutter Gottes zu Zell, o Maria zu Alten-Oetting, hilf, hilf mir nur dießmal auf die Füß! ach, wie will ich nachmals so emsig meinem Gotr dienen, wie brav will ich mich zur ewigen Glückseligkeit ausstaffiren! o es arme Bettler, es werdet gewiß an mir einen Vater haben! ich will mich wohl nimmer unter die schlimmen Bursch mischen, nicht weniger als alle Tage drei Postquam convaluit, mansit, ut ante fuit:
ein Maul-Christ, als wie vorhero, ein Partitenmacher, als wie vorhero, ein Hu- etc. treiber, wie zuvor. Holla! ich irre mich, er ist ärger worden, dann er zuvor gewest ist! Die Katz läßt das Mausen nit; die Gelegenheit ist eine eiserne Pfaid; was man einmal gewohnt, das kann man so leicht nit abgewöhnen.
Solche Leut kommen in die Predigt; es gefälltSi, si, ja, ja, gar gewiß! Scilicet: Mansit, ut ante fuit:
Der wunderthätige Antonius Paduanus predigte einsmals in der Stadt Rimini die Lehr' Jesu Christi, welcher Doctrin der Ketzer Bombellus sammt den mehresten Innwohnern zuwider waren; welches dann verursachet, daß Antonius unter seiner Predigt wenig Zuhörer bekommen, ja mit der Weil nichts, als hölzerne Zuhörer, nemlich die Herren von Bankenried und Stühllingen: will sagen, nichts als Stühl und Bänk in der Kirche. Solches schmerzte Antonium, daß denen Riminesern besser schmeckte der egyptische Knoblauch des Bombelli, als das süße Manna des Wortes Gottes. Wann dann, sagt Antonius, der Same des göttlichen Worts dieser Erde mißfällt, so will ich ihn werfen in das Wasser, und weil mich die Menschen verachten, so werden mich doch die Fisch anhören. Antonius in großer Begleitschaft gehet zu dem Gestad' des Meers, fangt an zu predigen das
Nach vollendeter Predigt des wunderthätigen Manns haben alle Fisch' die Köpf geneigt und sich bedankt der wunderschönen Lehr', nachmals wiederum die Predigt hat ihnen gefallen, aber sie seynd geblieben wie zuvor. Also gehen viel Neidige in die Predigt, hören, wie Gott so scharf gestraft den Neid des Cain, des Sauls, des Esau, der Brüder Joseph, aber bessern sich nicht; viel Hoffärtige gehen in die Predigt, hören, wie der gerechte Gott so scharf gezüchtiget die Hoffart der Babylonier, der Agar, des Lucifer, des Nabuchodonosor, des Antiochi, des Amman etc. – aber bessern sich nicht; viel Dieb gehen in die Predigt, hören, wie die göttliche Justiz ist kommen und gestraft hat den Diebstahl des Achan, des Judä, des Nabaths etc. und bessern sich nicht; viel Unzüchtige gehen in die Predigt, und vernehmen nicht ohne Schrecken, wie der Allmächtige gestraft hat den Ammon, den Herodes, den Holofernes, die Sodomiter, die Sichemiter etc. und bessern sich nicht; denn sie können es nit mehr lassen, wie die Katz das Mausen, wie der Wolf das Zausen, wie der Ochs das Röhren, wie das Schaf das Plärren: die Gewohnheit ist eine eiserne Pfaid, die Gewohnheit ist schon in der Natur, und die Natur ist in der Gewohnheit. Einen alten Baum biegen, das kann ich nit; einen alten Hund guschen Sicut erat in principio ein Weinkaufer, et nunc ein Weinsaufer, et semper ein Weintaufer: Er läßt es nit.
Friederich Graf zu Cilla – welches schöne große Gebiet der Zeiten dem Herzog in Steiermark gehörig – hatte neben seiner Frau Gemahlinn, so eine vornehme Gräfinn aus Croaten war, eine eigne Concubin, Namens Veronica, aber nit Verecunda. In diesen Schleppsack war er also verliebt, daß er ihr zur Gnad die Frau Gemahlinn mit seinen Händen ermord't hat; welches seinem Herrn Vater Hermann dergestalten mißfallen, daß er allweg gesucht, diesen lasterhaften Kothsack aus dem Weg zu räumen: wie es dann eine wenige Zeit angestanden, daß er solche erwischt und in einen Fluß versenkt hat, zu löschen das stinkende Feuer, welches seinen Sohn Friederich also entzündet hat. Aber die Katz läßt das Mausen nit. Friederich gab keinen Frieden, sondern luderte noch weiter fort, und zwar noch heftiger. Dem nächsten besten nahm er durch Gewaltigkeit sein Weib hinweg, ganze Herden! und große Schaaren der jungen Töchter hat er in seinem Pallast eingeschlossen, an Hexen und Zauberern hat er ein besonders Mansit, ut ante fuit: Was er mit 20 Jahren geübet, das hat er mit 40 Jahren gewohnt, das hat er mit 80 Jahren getrieben, das hat er auch nach 90 Jahren nit gelassen. Und als man ihn ernstlich ermahnte, was ihm doch Rom habe genutzet, indem er doch wiederum in den vorigen Wust falle, hat er noch scherzweis die Antwort geben: sein Schuster, nachdem er von Rom kommen, mache auch Stiefel und Schuh wie zuvor. Das heißt ja: Fornicarius senescit, in quo libido non senescit. So stark und mächtig ist die Gewohnheit, daß man dieselbe gleichsam nit kann ablegen, als mit dem Leben.
Das Manna oder Himmel-Brod, welches Gott der Allmächtige den Israeliten so wunderbarlich geschenkt und geschickt hat, war eines so seltsamen Safts und Krafts, daß der Geschmack aller Speisen darinn und daran zu finden: Eine Schokolade aus Spanien, gewohnt, und was man einmal gewohnt, das kann man so bald nicht lassen. Also ein alter Buhler läßt das Löfflen nicht, ein alter Geizhals läßt das Sparen nit, ein alter Dieb läßt das Stehlen nit: dann sie haben es gewohnt. Einmal, zweimal, dreimal fallen in eine Sünd, scheint eine schändliche Wasserfarb zu seyn, welche der Teufel über die Seel als ein göttliches Ebenbild streicht: Wasserfarb läßt sich noch abwaschen; aber in den Lastern eine Gewohnheit machen, das ist eine Oelfarb, die läßt sich gar nit ausbringen, ohne sondere göttliche Mitwirkung, welche der Allerhöchste selten spendiret.
Der Rab', der Galgenvogel, wie er von dem Noe ist ausgeschickt worden, er solle Avisa und gewisse Nachricht einholen, ob das Wasser abnehme oder nicht, so hat dieser schwarze Gesell unterwegs gesehen, etliche todte Aas auf dem Wasser daher schwimmen, und weilen er diese Schinder-Tafel schon gewohnt hatte, also hat ers nit können lassen, sondern seine Wampe also voll angeschoppt, daß er nachmals untüchtig worden zum Fliegen, und also ersoffen, was sonst auf den Galgen gehört. Wer das Stehlen Cui puer assuescit, major dimittere nescit, das heißt: Jung gethan, alt gewohnt.
In der pfalzerischen Chronica wird folgendes sehr denkwürdige Galgenstückel protocolliret. Einer wollte gern reich werden ohne viel Arbeit, da doch sonst das gemeine Sprichwort laut: Wer will haben feiste Kühe, muß auch haben die Mühe. Dieser aber möcht gern ohne viel Schwitzen großen Reichthum besitzen. Fällt ihm derentwegen der Gedanke ein, daß sich niemand leichter erhalte, als die Dieb, dero Finger das Silber ziehen, wie der Magnet das Eisen. Allein schreckt ihn das Halstuch, welches gemeiniglich der Meister mit den rothen Hosen solchen Gesellen pflegt zu spendiren. Weil er aber wußte, daß keiner dießfalls von Gott ein Privilegium empfangen, also hat er den Rath in diesem Fall von dem Teufel begehret: einen Zauberer ersucht, er soll ihn doch die Kunst lehren, daß er möchte wacker stehlen, aber doch nit gedenkt werden. Worauf der schwarze Doctor Heus tu niger et aride Frater, descende; mihi enim hoc patibulum debetur!
Hörst du, schwarzer und dürrer Bruder, herab mit dir, dann dieser Galgen gehört mir zu!« Dieser saubere Discipul vollzieht den Befehl, begrüßt zwei Samstag nach einander den Galgen und dessen Schwengl, jedoch ohne Beantwortung. Wie er aber das drittemal das hohe Gericht also complementiret, so hat ihm dieser Galgen-Gast also geantwort: Non ad hoc, sed ad Hiersaugiense patibulum pertines:
Dieses Ort ist nicht für dich, sondern dir gehört der Galgen zu Hierschau! Solche Antwort hat dieser schleunig dem Zauberer vorgetragen, welcher ihm eine ziemliche Ermahnung geben, daß er bei Leib zu Hierschau sich vor dem Klauben solle hüten; im übrigen sey er von allen andern Galgen freigesprochen. Diese schöne Lection hat in allweg der diebische Lehrjung in Obacht genommen, wie er dann an allen Orten allezeit das Glück ohne Strick ertappet, und doch niemalen ertappet worden. Es war schier kein Kirchtag, allwo dieser seinen Judas-Griff nicht probiret; es war kein Jahrmarkt, wo dieser die Waaren nicht umsonst eingekramt. Er ließ sich aber sehr angelegen seyn, die Stadt Hierschau zu meiden. Es kommt gleichwohl der Herbst, wo Dieb! Dieb! Dieb! bis die Schergen herzu kommen, welche diesen Messer-Dieb, oder besser geredt, vermessenen Dieb in den Verhaft genommen, allwo er wegen harter Folterung alle seine Diebsstuck bekennet, und folgsam an denjenigen Galgen gerathen, so ihm lang vorhero durch einen schlechten Propheten ist vorgesagt worden.
Aus dem erhellet sattsam, daß, was man lang gewohnt, man nicht mehr lassen kann. Wie viel seynd zu Wien in Oesterreich, zu Wienn in Frankreich, wie viel seynd zu Braunau in Böhmen, zu Braunau in Bayern, wie viel seynd zu Neustadt in Oesterreich, zu Neustadt in Ungarn, wie viel seynd zu Grätz in Steyrmark, zu Königsgrätz in Böhmen etc., wie viel seynd an allen
Einer ist gewest, der zum öftern in seinen Reden diese Wort aus Gewohnheit eingemischt: Wie ihr deßgleichen. Dieser wurde auf eine Zeit von seinem Herrn zu dem Landrichter verschicket, welchem er ließ andeuten, wie daß er zwei böse Lotterbuben habe eingefangen, die er gesinnt sey, ihm als seiner gnädigen Obrigkeit zu liefern. Dahero er seine Post folgender Gestalt abgeleget: Gnädiger Herr, mein Herr läßt sich Euer Gnaden demüthigst empfehlen, wie ihr deßgleichen, und thut Euer Gnaden berichten, wie ihr deßgleichen, wie daß verwichenen Mittwochs zu Nachts um halb Eilf zwei Dieb, wie ihr deßgleichen, haben eingebrochen und gestohlen, wie ihr deßgleichen, die er nicht ohne sondere Mühe und Arbeit ertappet, wie ihr deßgleichen; läßt demnach Euer Gnaden bitten in aller Unterthänigkeit, wie ihr deßgleichen, daß ihr solche am künftigen Freitag durch sicherste Ueberlieferung, diese zwei Dieb, wie ihr deßgleichen, wollet in den Kerker schließen, und folgends solche Böswicht, wie ihr deßgleichen, verdienter Massen mögen gestraft und aufgehenkt werden, wie ihr deßgleichen. – Der Herr Landrichter vermerket wohl, daß dieser ungeschliffene Lümmel eine schändliche Gewohnheit an sich habe; sagt ihm also, er soll nur wieder nach Haus gehen und seinem Herrn andeuten, daß er wie ihr deßglei
chen. – Was nit da eine schändliche Gewohnheit thut!
Ein anderer hatte die Giwohnheit, daß er zu allen Sachen hinzusetzte diesen Spruch: Recht also. Nun hat es sich begeben, daß ein Fuhrmann, nit weit von der großen Brücke zu Wien in Oesterreich, durch ein Unglück den Wagen mit Wein beladen umgeworfen; zu welchem Unglücksfall dieser Phantast auch kommen und ein herzliches Mitleiden gezeigt, beforderist, weil er gesehen, daß ein Faß mehr denn halben Theils ausgeronnen. Du mein Gott, sagt er zum Fuhrmann, wie seyd ihr umgangen! recht also, jetzt müßt ihr den Schaden büßen, recht also; der Herr, dem ihr diesen Wein zuführt, wird euch wohl nicht einen Pfenning nachlassen, recht also. – Der Fuhrmann war ohnedas voll von Grimm und Unwillen: Potz Stern tausend! wie wollt ich umgangen seyn, die verfluchten Leut' machen den Weg nit, und wir müssen so genaue Mauth ablegen! Recht also, sagt der andere, sie meinen, wir Fuhrleut' seynd lauter Narren; recht also, sagt er mehrmalen. Was? ist es denn recht, daß man uns arme arbeitsame Leut um alles will bringen? Recht also, mein lieber Fuhrmann. – Den unwilligen Roßstriegler hat das Recht also dergstalten verbittert, in Meinung er werde nur schimpflich hindurch gelassen, daß er recht also, daß ihr mich also unverschuldeter Massen übel tractiret, recht also. Ich schenke euch das nit; der Täubl hohl mich, recht also.
Was nit eine schändliche Gewohnheit thut! – Dergleichen Geschichten wären ohne Zahl beizubringen.
Ich bin selbst einmal an einem Ort, und zwar in einem sehr schönen Marktfleck, eingeladen worden, daß ich des andern Tags, als einem sehr hochfeierlichen Festtag, sollte was Weniges von der Kanzel reden. Abend zuvor ging ich in die Kirche, zu sehen, ob nit etwas darinn sey, welches mir zu meinem Concept möchte dienen. So hab ich aber den Meßner angetroffen, welcher sehr emsig beschäftiget war in Aufrichtung des Altars. Indem ich allda eine Zeit verweilte, hab ich wahrgenommen, mit Ohren gehört, daß der in etwas unwillige Meßner wollte obenher stellen die Bildnuß unsers Herrn Auferstehung. Weilen sich aber solche nicht wollte schicken, so ist der Narr in diese Wort ausgebrochen: der Teufel ist gar zu groß daher. Es stund nit lang an, daß ein Musikant, so ihm damals Beihilf geleistet, unbehutsam umgangen und mit dem Fuß die Bildnuß des hl. Pauli umgestoßen, auf dessen Seite der hl. Petrus war; so sagt er mehrmalen: gib Acht, daß du den andern Teufel nit auch herabwirfst! – Was thut Ecce! ich kanns nit lassen. So thut gleichsam die Gewohnheit dem freien Willen einen Arrest! Heißt das nicht: die Gewohnheit ist eine eiserne Pfaid?
In der Arch Noe ist gewest der Löw, und der hat brüllet; es ist gewest der Wolf, und der hat geheult; es ist gewest der Hund, der hat gebellt; es ist gewest der Fuchs, der hat kurrt; es ist gewest das Lämmel, und das hat plärrt; es ist gewest die Geiß, und die hat gmegitzt; es ist gewest die Henn, und die hat gagitzt; es ist gewest die Katz, und die hat gemangitzet. In Summa: alle Thier waren in der Arche; aber was das Wunderbarlichste war, so hat eines das andere im mindesten nit beleidiget. Der Löw, so sonst allen Thieren die Zähn' zeigt, war dazumal ganz fromm; der Wolf, der sonsten dem Lämmel die Woll zaust, war dazumal ganz fromm; der Hund, so sonsten den Katzen ihren Pelz zertrennt, war dazumalen ganz fromm; der Fuchs, so sonsten den Hennen die Feder schneidt, war dazumalen ganz fromm: alle und jede waren fromm, so lang der Sündfluß A B C auf das W gleich das X kommt: also auf solches allgemeine W in allen Gassen ist das X gefolgt; dann alle seynd zum X oder zum Kreuz geloffen, es lebten fast alle heilig. So bald aber diese große Straf vorbei und die gewünschte gesunde Luft wiederum ankommen, so hat Sanum das Sanctum vertrieben; da hat der schöne Paris die hübsche Helenam wieder besucht, der Stolze den Altum wieder gesungen, der Geizige den Gebhard wieder ins Haus genommen, und viel, viel, will nit sagen, die mehresten, wie die Hund', was sie vorhero von sich geben, nachmals ganz begierig wiederum geschlückt; dann – sie hatten es schon gewohnt.
Josue der tapfere Kriegsfürst, wie er wider die Cananiter und Hethiter und Phereziter und Gergesiter und Jebusiter und Ammoriter ausgezogen, hat er lassen die Arche oder den vergulten Bundskasten vorantragen. Als sie nun kommen seynd zu dem Fluß Jordan, siehe Wunder! da ist derselbe von freien Stucken obenher still gestanden, und hat sich das Wasser wie ein Berg aufgebäumt, und herab alles geloffen, daß also der Josue sammt den Seinigen und der Arche mit truckenen Füßen durchmarschirt. »Steterunt aquae.« Wie sie nun alle durch waren mit dem Bundskasten, so hat der Fluß Jordan wieder seinen vorigen Lauf genommen. – Eine gleiche Beschaffenheit hat es mit einem, der schon durch lange Ego te absolvo. Glaubst du, dieser sey heilig? dieser Rab sey weiß? Im Winter wird man bisweilen wahrnehmen, daß ein Rab auf einem Baum sitzet, ganz überschnieben, zeigt nur allein einen schwarzen Kopf – es scheint, es trage dieser Gesell einen weissen Chor-Rock an; aber du mußt wissen, daß dieser nur auswendig weiß, nicht inwendig! ist um einen Flug zu thun, so ist die weiße Livere ausgezogen. Also zeigt sich auch dieser Patient weiß, aber nur auswendig. Warte nur, bis die Arche des Bundes mit dem Manna durch den Fluß, warte nur, bis der hl. Communion-Tag vorbei: so wird der Jordan seinen alten Lauf nehmen, so wird dieser in die Mistpfütze in das vorige Saubad wieder eilen. Warum? Er hats gewohnt, er kanns nit lassen und wirds nit lassen bis in Tod, auch dort wird ers nit lassen, sondern nur verlassen werden.
Nachdem der gütigste Heiland 5000 Männer, ohne Weib und Kinder, mit fünf Broden gespeist und gesättiget, dergestalten, daß auch die übergebliebenenVeni! so komme! sagt der Herr. Petrus steigt eilends aus dem Schiffel, und gehet auf dem Wasser. Die andere Apostlen haben sich dessen verwundert, und einer zu dem andern gesprochen: Schau, schau, unser Peter kanns Wasser treten! Was geschieht aber? – er geht eine Weil auf dem Wasser, steigt tapfer drauf; da aber ein kleiner Wind entstanden, fängt er an sich zu fürchten, und sofern der Herr seine Hand nicht hätte ausgestrecket, so wäre Petrus ersoffen (von dem Juda aber wäre es im Zweifel gestanden, denn was an Galgen gehöret, ertrinket nit). Denjenigen widerfährt es nit anderst, welche lange Jahr in böser und lasterhafter Gewohnheit leben; bisweilen, so ihnen das Gewissen durch den Beichtvater oder durch ein geistliches Buch, oder durch einen apostolischen Prediger gerühret wird, so schöpfen sie ein guldenes Vorhaben, seufzen zu Jesum ihrem
Rathet doch, welches die größte Stadt in der Welt, oder wo zum mehristen Innwohner gezählt werden? Zu Schweinfurt oder Erfurt? Nein. Zu Straubing oder Lauing? Nein. Zu Vincenz oder Placenz? Nein. Zu Verona oder Ancona? Nein. Zu Freistadt oder Neustadt? Nein. Zu Freiburg oder Neuburg? Nein. Zu Prag oder Haag? Nein. Zu Passau oder Nassau? Nein; sondern zu Lauingen im Schwabenland, alldort ist eine unzählbare Menge der Innwohner. Wie ist dieß zu verstehen? Wer den Weg in das römische Reich hinauf nimmt, der kommt erstlich in die Stadt Dillingen, nachmals erst auf Lauingen. Alle, alle Menschen, die wollen in das Reich reisen, nemlich in das Himmelreich, die kommen auf Dillingen. Da heißt es, da halten sie es, was geschrieben steht:
Diliges Dominum Deus tuum etc. »seyd ganz inbrünstig
Es ist ein gewisser Edelmann gewest, dessen Herr Bruder als ein vornehmer Bischof unter anderem ein sehr stattliches Pferd hatte, welches er auch um kein Geld zu verkaufen gesinnt war. Der Kavalier suchte und versuchte auf alle Weis', wie er doch möchte diesen Klepper in seine Gewalt bringen; und weilen er solches nec prece, nec pretio, weder durch Bitten noch Bieten kunnte werkstellig machen, also hat er einen lächerlichen Vortl an die Hand genommen: Er hat mehrmalen wahrgenommen, daß der Bischof, sein Herr Bruder, jederzeit, so oft er geritten, pflegte sein Officium oder Brevier zu beten, forderist diejenigen Horas oder Tagzeiten, welche er auswendig wußte: daher er sehr genau in Acht genommen, ob der Bischof etwann im Gottes-Dienst in der Kirche sich aufgehalten; dann allemal in dessen Abwesenheit hat er sich auf gedachten stattlichen Klepper gesetzt, und selbiges Roß lateinisch gelehrt, dergestalten: Er wußte gar wohl, daß alle Priester, so oft sie das Brevier zu beten anfangen, allezeit das heilige Kreuz Deus in adjutorium meum intende. Dessentwegen er dasselbige Latein auf dem Pferd öfters wiederholt, und so oft er gesagt hat: Deus in adjutorium, hat er dem Klepper einen starken Sporn geben, daß er in alle Höhe aufgestiegen. Das Roß durch öftere solche Uebung hat es also gewohnet, daß es bereits, so oft er Deus in adjutorium geschrien, sich in die Höhe gebäumt und seltsame Sprüng gemacht; denn es nach diesen Worten schon den Sporn geforchten. – Wie nun auf eine Zeit der Bischof dieses Pferd zu reiten begehrt, unterwegs aber mit seinem Kapellan die Horas wollte anfangen, und mit einer Hand das Kreuz gemacht, und zugleich Deus in adjutorium gesprochen, so hat das Pferd aus Gewohnheit den Sporn gesorgt, deßwegen einen gähen Sprung in die Höhe gethan, wovon der gute Bischof aus dem Sattel gehebt in eine wilde Lache gefallen. Das hat dem Edelmann Anlaß geben, daß er den Herrn Bischof als seinen Bruder mit beweglichen Worten dahin beredet, daß er ihm das Pferd überlasse, indem er ihm sehr rathsam vorgehalten, dieser muthwillige Klepper tauge vielmehr für einen Soldaten als einen Bischof.
Was ein Pferd gewohnt hat, das läßt es nit mehr; eine Kunst, die der Hund gewohnt hat, die läßt er nit mehr; ein Liedl, welches der Vogel gewohnt hat, das läßt er nit mehr; auch eine Untugend, die ein Mensch gewohnt hat, die läßt er ebenfalls nit mehr. Weßwegen Gott durch den Propheten Jeremiam dem Volk in Judäa, und folgsam auch denen Leuten in Wann ein Mohr seine Haut verändern kann und ein Panther-Thier seine Fleck, so könnt ihr auch Gutes thun, die ihr das Böse gelernet habt! Alsdann wird aus einem Bachant ein Pachomius werden; alsdann wird aus einem Nerone ein Nereus werden; alsdann wird aus einem Venereo ein Venantius werden; alsdann wird aus einem Mammona ein Mammantes werden; alsdann wird aus einem Malcho ein Malachias werden; alsdann wird aus einem Kain ein Kajetanus werden: Alsdann wird ein Sünder die böse Gewohnheit lassen, wann ein Mohr wird weiß werden, hast gehört? wann ein Panther-Thier wird seine natürlichen Fleck verlieren, hast vernommen?
Es ließen sich in der volkreichen Stadt Sodoma zwei Engel sehen in Gestalt schöner Jüngling', welche der Loth als ein freundlicher und gutherziger Herr mit sich in sein' Behausung gezogen, bittend, sie wollen mit einer schlechten Suppe Verlieb nehmen und mit einer großen Schüssel voll eines guten Willens. Gegen Nacht vermerkt der Loth einen großen Tumult um sein Haus herum, und sieht, daß sehr viel seiner Landsleut und Mitbürger das Haus wollen stürmen.
Vallaverunt domum à puero usque ad senem.« Soll denn möglich seyn, daß unter solchem Schnee eine schnöde Lust, daß unter solchen weißen a modo solches Laster-Leben hinweg, indem ihr schon mit einem Fuß im Grab, mit einer Hand schon die Schnallen der Ewigkeit in Händen habt, mit einem Aug schon in die andere Welt schaut! Umsonst, umsonst ist all meine Meinung, meine Mahnung! Was sie gewohnt haben, das lassen sie nit mehr! Dessenthalben bitt ich dich um Gotteswillen, um Jesu Christi theuersten Bluts willen, der du solches liesest, und etwann in einer Sünd haftest: eil', eil' ohne Weil! ziehe geschwind dieselbe ab, wie der David den Panzer des Sauls, damit du in keine Gewohnheit gerathest, welche böse Gewohnheit nicht einen lässet zu rechter Buß kommen, sondern er wird sterben, wie er gelebt hat! Si Deus verax est, hujusmodi hominum vix unus aptus regno Dei invenitur de millibus. So kann ich denn, sagt In quo non corrigit adolescentior viam suam, nunquid desperandus est senior?« Ja, ja, es kann ein sechzig-, ein siebzigjähriger Sünder noch fromm werden, noch heilig werden, unmöglich ist es nicht; aber aus 100000000 nit viel, vielleicht gar wenig, – denn gemeiniglich, wie man lebt, so stirbt man.
Der hl. Bernardinus erzählt von einem sehr reichen Partitenmacher und Handelsmann, den er selbst gar wohl gekennt. Dieser hatte dreißig Jahr niemalen gebeicht. Nachdem er in eine tödtliche Krankheit gefallen, hat er keine andere Sorge getragen, als daß seine Leut sollen fleißig die noch restirenden Gelder einbringen. Zu diesem End diesem und jenem Bedienten einen ernstlichen Befehl geben, daß sie ausgehen, die Schulden einzufordern. Dieses Geld-Egels leiblicher Bruder bringt einen Pater in das Haus, welcher ihn sehr beweglich zur Buß und Pönitenz ermahnte. Von diesem wollte der Mammons-Bruder gar nichts hören; sondern unter währendem geistlichen Gespräch fragt er den Priester: Pater, wie theuer ist der Zentner Pfeffer? ja, er fragte öfters, wann dann seine Waaren werden ankommen? Als er bereits wollte in die Zügen greifen, schreit ihm der Bruder sehr anmüthig zu: er wolle doch um Gotteswillen beichten! Darauf er geantwortet: Non possum:
Mors est Echo vitae. Qualis vita, finis ita.
Mir ist von einem Pater der Societät Jesu, als einem sehr werthen und gelehrten Mann, der selbst gegenwärtig war, wie und wo es geschehen, folgende Geschicht glaubwürdig erzählt worden: Ein gewisses Weibsbild noch ledigen Stands pflegte sehr große Freundschaft, und – wie mans bei diesen verkehrten Zeiten thut nennen – sehr große Vertraulichkeit mit einem jungen Gesellen, dessen Namen war Martin; und dauerte solche, wie billig, verdächtliche Lieb etlich Jahr, auch selten eins Woche, öfters auch selten ein Tag vorbei gangen, an welchem sie ihres liebsten Martins nit mußte ansichtig werden, da doch beederseits kein Ziel zu einer Verehelichung, sondern blos eine Gewohnheit scheinte. Es geschieht, daß diese saubere Putentiana erkrankt, und zwar tödtlich. Aber hört ein wunderliches End, indem sie doch nicht von Sinnen kommen, noch einige Hitz den Verstand verruckt außer der Hitz der unmäßigen Lieb: sie kunnte nichts Jesu, verzeihe mir meine Sünd! sagte sie: Martin, verzeihe mir meine Sünd! O Jesu, sey mir gnädig! wiederum sie: O Martin, sey mir gnädig! Man bittet sie, sie soll doch Gott vor Augen haben und nicht einen Menschen, sie soll mit Mund oder wenigstens mit dem Herzen schreien: O Jesu, stehe mir bei in diesem meinem Streit! Sie mehrmalen: o Martin, stehe mir bei in diesem meinem Streit! Jesu, in deine Händ befehl ich meinen Geist! sie auch, ob zwar mit schwacher Stimm: o Martin, in deine Händ befehl ich meinen
Geist! – Ein sauberer Tod, eine seltsame Martins-Gans! Wer diese wird gerupft und gebraten haben, ist leicht zu erachten. – Die Gewohnheit ist halt eine eiserne Pfaid, ja eine eiserne Kette, welche sogar den menschlichen Willen binden thut.
Die Todten, so der Herr Jesus zu dem Leben erwecket hat, haben nicht viel Mühe oder Ceremonien zu ihrer Auferstehung gebraucht: Der todte Jüngling zu Naim ist mit vier Wörter, mit 23 Buchstaben, mit 10 Silben, mit so geringer Weis' von den Todten auferstanden; des vornehmen Jairi Tochter ist mit 19 Buchstaben, mit 9 Silben, mit 4 Wörter von den Todten erweckt worden. Es hat nur geheißen: Adolescens, tibi dico: surge; es hat nur geheißen: Puella, tibi dico, surge. Aber wie der Lazare, veni foras! »Lazarus, komm heraus!« Warum geht es bei dieser Erweckung so hart her und bei den andern nit? Höre und vernimm die Antwort, so dir gibt mein hl. Vater Augustinus, mit Augustino Ambrosius, mit Ambrosio Hieronymus, mit Hieronymo Gregorius, mit Gregorio Chrysostomus: Der junge Sohn der Wittib, die junge Tochter des Obristen der Synagoge waren alle beede erst gestorben: diese haben bedeut' solche Sünder, die erst gesündiget, das erstemal gefallen, – die können noch wohl und leicht wiederum zu einem bessern und heiligen Wandel auferstehen. Aber Lazarus, der schon vier Tag' im Grab gelegen, und schon abscheulich gestunken, hat bedeut' einen solchen Menschen, der in dem Sündigen schon eine böse Gewohnheit gemacht, – der ist hart und über alle Massen hart zu erwecken, hart und unaussprechlich hart ihm die alte Gewohnheit abzuziehen. Der allmächtige Gott, wie er den ersten Menschen den Adam erschaffen, hat er ihm mit einem einzigen Blaser das Leben geben: dann der Leim war ganz neu und frisch, aus dem er zusammen gefügt worden; jene harten Todten-Beiner aber, welche der Prophet Ezechiel auf dem Feld angetroffen, mußten gar von vier Winden angeblasen werden, damit sie das Leben bekamen, denn es waren schon alte, erharte und erdorrte Beiner. Also
Petrus ist mit einem einzigen Augenblicker, welchen der Herr Jesus auf ihn geworfen, zur Buß bekehrt worden, daß er bitterlich angefangen zu weinen und seine Sünd zu bereuen; aber der Adam ist gar hart zur Erkenntniß seiner Missethat gelangt, ja er hat sich gar versteckt, daß ihm Gott laut zugeschrieen: Adam ubi es? Die Ursach solches Unterschieds war diese: Petrus hat in der Früh gesündiget in gallicinio, wie der Hahn hat gekrähet, wie der Tag hat angefangen: solche, die erst angefangen zu sündigen, die können noch wohl und leicht zur Buß geleitet werden; Adam hat Nachmittag gesündiget: solche, die schon spät in Jahren eine üble Gewohnheit haben, die seynd gar hart darzu zu bewegen.
Nit bald an einem Ort werden bessere Spitäler angetroffen, als zu Rom in dieser Haupt-Stadt. Allda ist zu sehen das Spital beim hl. Geist, welches in den jährlichen Renten und Einkommen über die 70000 Kronen zählt; item das Spital bei St. Salvator, das Spital bei St. Antonio, das Spital St. Mariä de Consolatione, das Spital bei der hl. Dreifaltigkeit, welches eines so großen Vermögens, daß es S. Giacomo delli incurabili nel corso. In dieses Spital werden nur diejenigen aufgenommen, die gar alte Schäden und Zuständ haben, auch nit mehr können kuriret oder geheilt werden. Eines solchen Zustands war jene arme Tröpfinn in dem Evangelio, welche zwölf Jahr den Blutgang gelitten, ihre Armuthei völlig denen Doctoribus angehängt; und keine Excellenz war so excellent, daß er sie kunnte kuriren: »Nec ab ullo potuit curari,« bis sie endlich den Saum der Kleider Christi angerühret und durch solches Kleid ihr Leid vertrieben. In das Spital delli incurabili gehen alle diejenigen, welche am alten Zustand leiden, welche viel Jahr' in böser Gewohnheit leben: solche seynd nit mehr zu kuriren, dann was sie gewohnt, das können sie nit lassen, die Gewohnheit ist ein alter Zustand, welcher nit mehr geheilet wird, außer Gott durch ein sonders Wunderwerk hilft ihnen, wie er geholfen, der guten Frauen.
Rarò funesto fur sine fune perit. Der Hund läßt das Bellen nicht, der Dieb läßt das Stehlen nicht, wann ers gewohnt hat; der Dachs läßt das Graben nicht, der Geizige läßt das Schaben nicht, wann ers gewohnt hat; die Sau läßt das Wühlen nicht, der Löffler läßt das Buhlen nicht, wann ers
Wie unser lieber Herr auf einem Esel triumphirlich nach Jerusalem eingeritten, da haben ihm die Herrn von Jerusalem, meistens aber der gemeine Pöbel, sehr große Ehr erwiesen; unter anderen haben sie auch ihre Kleider ausgezogen, und auf den Weg gelegt. Du, der solches liesest, ist es, daß du schon einen Habitum hast oder solche eiserne Pfaid, so bitte deinen Jesum, daß er dir die sondere Gnad gebe; verstehe mich recht, die sondere Gnad, daß du solches ausziehest, und zu seinen Füßen legest! Amen.
Weder Petrus, weder Joannes, weder Jakobus, weder Matthäus, weder andere Apostel haben gewußt, daß Judas ein Dieb sey; dann sofern sie solches in eine Erfahrenheit hätten gebracht, ist wohl zu vermuthen, daß sie ihm zuweilen hätten eine gute Predigt gemacht und jenem Samaritan nachgefolget, welcher dem armen beschädigten Tropfen Oel und Wein in die Wunden gossen: also hätten sie gleichförmig mit linden und scharfen Worten ihm seine Frechheit verwiesen. Der Prophet Elisäus hat zwar den Giezi geschickt, daß er mit seinem Stab den todten Knaben solle zum Leben erwecken, hat aber nichts ausgericht; sobald aber Elisäus selbst zu ihm und seinen Mund auf den Mund des Knaben gelegt, alsdann ist der Todte auferstanden. Aus welchem zu lernen, daß man mit guten Worten und sanfter Manier zuweilen ehender einen zurecht bringe, als mit hartem und grobem Verweis. Es ist aber glaublich von Joanne und Jakobo, wann sie gewußt hätten, daß der Iscarioth ein solcher Mauser, sie hätten ihn grob ausgescholten und mit hartem Filz empfangen; dann weilen sie dazumalen schon also ergrimmt waren über die Samariter, um weilen dieselbe dem Herrn Jesu die Herberg versagt,
Gleichwie nur acht Personen in der Arch Noe seynd errettet worden, die übrigen alle, alle, alle in dem allgemeinen Sündfluß zu Grund gangen, also werden auch viel mehr verdammt, als selig. Wer ist Ursach? Niemand.
Gleichwie Moses ein Führer des Volks Israel sechsmal hundert tausend streitbare Männer aus Egypten geführt, ungezählt der Weiber und Kinder, und aus allen diesen nur zwei in das gelobte Land kommen, die übrigen alle, alle, alle draußen geblieben; also wird weit größer seyn die Anzahl der Verdammten, dann der Seligen. Wer ist Ursach? Niemand.
Gleichwie aus zwei und dreißigtausend Soldaten nur 300 bei dem Josue verblieben, die andern alle, alle, alle abgedankt worden; also werden weit mehr von Gott als zu Gott kommen. Wer ist Ursach? Niemand.
Gleichwie aus dem mit Schwefel vermischten Feuer-Regen zu Sodoma und Gomorrha nur vier Personen, benanntlich der Loth, sein Weib und die zwei Töchter seynd salvirt worden, die andern alle, alle, alle durch solche stinkende Flammen zu Grund gangen; also werden viel mehr in die höllische Pein und Qual als in die ewige Freud kommen. Wer ist Ursach? Niemand.
Gleichwie nur ein Theil des guten Samens des evangelischen Ackermanns hat Frucht gebracht, die andern drei Theile alle, alle verdorben; also wird auch nit der halbe Theil der Menschen selig werden. Wer ist Ursach? Niemand.
Der Kardinal Baronius schreibt, daß dem hl. Einsiedler Simeon sey von Gott geoffenbaret worden, daß zu seinen Zeiten aus 10000 Seelen kaum eine selig worden. Ab solchem stehen einem die Haar' gen Berg. Wer ist aber Ursach? Niemand.
Wer ist Ursach, daß der allmächtige Gott, daß Gottes auserwählte Heiligen, daß Gottes heilige Kirche so mannigfaltig, so schwer, so gewissenlos beleidiget werden? Wer ist Ursach? Niemand.
Wer ist Ursach alles Uebels, aller Gottlosigkeit, aller Laster, aller Unthaten, aller Sünden, aller Verbrechen, alles Muthwillens, aller Unzucht, aller Missethaten? Niemand, ja Niemand! O verfluchter Niemand! der Niemand, der Nemo, der verursacht alles Uebel! wann nemlich der bethörte Sünder sagt: Niemand sieht's, Niemand hört's, Niemand weiß es! –
Daß kohlschwarze Raben nach stinkendem Aas trachten, ist kein Wunder; daß schwarze Kothkäfer im Mist und Unflath herum wühlen, ist kein Wunder; aber von weißen Tauben wundert's mich. Zwei alte Richter zu Babylon, schon weiß wie eine Taube, haben noch ungebührende Augen geworfen in die Weibsbilder. Auf solche Weis' heißt es: unter der grauen Asche findet man oft eine Glut, unter den grauen Haaren findet man oft Kitzel und Muth; auf solche Weis' ist es wahr: unter dem weißen Schnee findet man oft einen Misthaufen, unter den weißen Haaren thut oft Cupido schnaufen. Solche alte Krausköpf und Mausköpf seynd natürlich, wie die Blätter des zwei haben die Augen geworfen auf eins: sie haben nemlich öfters wahrgenommen, daß eines vornehmen Herrn seine Frau Gemahlinn, Namens Susanna, in ihrem Garten spaziere, welche vom Angesicht und Leibsgestalt überaus schön war, wessenthalben denen alten Möchaberis dieser rothe Apfel die Zähn' wässerig gemacht, denen alten Stockfischen diese mit so schöner Menschen-Haut verköderte Angel so wohl gefallen, daß sie allen Fleiß angewendet, dieses Wildpret in das Netz zu jagen. Wie nun auf eine Zeit gedachte schöne und tugendliche Frau in den Garten getreten, daselbst in einer kühlen Abend-Luft in etwas sich zu ergötzen, also haben sich diese schlimmen, alten Gesellen unter einem dicken Gesträuch und schattenreichen Busch verborgen. In dem Dornbusch, welchen Moses gesehen, hat ein göttliches Feuer gebrunnen; aber in diesem Busch thät sich ein teuflisches Feuer sehen lassen. Wie diese unverschämten Vögel die schöne Susannam erblicket haben, wünschten sie nichts anders, als daß sie möchten Kothkäfer seyn bei dieser schönen Rose. Ihr übels Beginnen wurde noch heftiger entzündet, wie sie vermerkt, daß wegen allzuscharfer Sonnenhitz die et Nemo nos videt, und Niemand sieht uns. O du verruchter Nemo,
Niemand! stift' doch niemand mehr Uebels, als der Niemand,
Nemo!
Es ist nit wahr, ihr unverschämten Bösewicht', es sieht euch ja der allmächtige Gott, heißt das Niemand? Es ist nichts also verborgen, nichts also verhüllt, nichts also verschlossen, nichts also versperrt, nichts also vermantelt, verdeckt, vergraben, versenkt, verdunkelt, vertieft, vertuscht, das Gott nit siehet: es sey groß, es sey klein, es sey weit, es sey nahe, es sey tief, es sey seicht, es sey dick, es sey dünn, es sey finster, es sey licht, es sey was es wolle, so sieht doch alles Gott. Kein Gedanke, keine Umständ' der Gedanken, kein Werk, keine Umständ' des Werks, kein
Sapatta, ein vornehmer spanischer Fürst, war ein bevollmächtigter Legat und Gesandter bei den Friedens-Tractaten zu Münster, welcher Friede bald wurmstichig worden. Dieser ansehnliche Herr war neben anderen höchst rühmlichen Tugenden forderist der Andacht und dem eifrigen Gebet sehr ergeben, und alle Tag, so viel als seine hohen Geschäfte zugelassen, etliche heilige Messen mit sonderbarer Auferbauung gehört. Es wollte aber auch der fromme und gottselige Fürst, daß seine Edel-Leut', Aufwärter und andere Bediente mit gleichem Eifer ihre Andacht sollen verrichten. Aber das Widerspiel zeigte sich zum öftern; denn wenn sie hinter ihrem Herren in der Kirche waren, so haben sie geschwätzt, geschmutzt, gelacht, die Nase mit dem Hut verschanzt, und weiß
Diese Leut' seynd in den Argwohn kommen, als hätte ihr Herr Augen auf dem Rucken, dem aber nicht also war; – aber Gott wohl, der hat Augen vornher, der hat Augen auf dem Rucken, der hat Augen auf der Seite, der ist ein pures Aug, welches selbst alles sieht, alles was gewesen, alles was noch ist, alles was seyn wird. Nicht jedermann ist Ihro Heiligkeit, sondern nur der Pabst allein; nicht jedermann ist Ihro Majestät, sondern nur der Kaiser, der König allein; nicht jeder mann ist Ihro Eminenz, sondern nur der Kardinal allein; nicht jedermann ist Ihro Gnaden, sondern die mehresten Edel-Leut' allein; nicht jedermann ist Ihr Gestreng, sondern nur der Bürgermeister, der Stadtrichter, der Secretarius etc.; nicht jedermann ist Ihr Hochwürden, sondern nur der Dechant, der Probst, der Domherr etc.; nicht jedermann ist Ihr Ehrwürden, sondern nur der Priester, der Pater. Aber jedermann ist Ihr Durchlaucht, alle Menschen auf Erden seynd Ihr Durchlaucht; denn Gott als eine göttliche Sonne leucht durch und durch. Nit ein Mensch, in dem Menschen nit ein Herz, in dem Herzen nit ein Oertel, in dem Oertel nit ein Gedanke, in dem Gedanken nit ein Umstand, den diese göttliche Sonn' nit durch und durch leucht und alles siehet. Die Menschen kann man leicht hinter das Laus, fraus muliebria sunto. Das war eine Weiber-List, das heißt hinter das Licht führen.
Die Menschen kann man hinter das Licht führen, das haben erfahren die Soldaten des Königs Saul. Diese waren beordert von dem König, daß sie sollen den David zu ihm führen, er wolle ihm selbst den Rest geben. Die Michal aber, als des Davids Frau Gemahlinn, nachdem sie ihn in der Stille über das Fenster hinunter gelassen, hat ein Bild mit des Davids Kleider angezogen und also auf das Bett gelegt, das Gesicht mit einem rauhen Geiß-Häutl bedecket. Wie nun die Trabanten mit allem Ernst in die Behausung kommen, David gefangen dem König zu überbringen, siehe, da hat sich die Frau Michal gestellt, als wäre sie ganz melancholisch. Vielleicht, wer weiß, hat sie die Augen mit Zwiebel-Saft bestrichen und geseufzet als die eine Henne, die den Zipf hat; sich sehr beklagt, daß ihr lieber Herr Gemahl stark und gefährlich krank sey, zeigt ihnen von fern, wie er dort im Bett liege der arme Schlucker; also werde er Ihro Majestät dem König solchergestalten gewiß nicht darvon laufen; sie sollen dieses nur also dem Saul in Unterthänigkeit vortragen. Die
Die Menschen kann man hinter das Licht führen; aber Gott nicht, der selbst das Licht ist, so alles durchleucht'. Er sieht nit allein das Auswendige, sondern auch das Inwendige; er sieht nicht allein das Offene, sondern auch das Verborgene; er sieht nicht allein das Bestandene, sondern auch das Verschwiegene; er sieht nit allein das Ertappte, sondern auch das Vertuschte; er sieht nit allein das Wahre und Bloße, sondern auch das Verblümlete; er sieht Alles. Raub, klaub, back in Sack, stiehl viel in der Mühl, es siehts niemand, es siehts aber Gott.
Wie unser gebenedeiter Herr und Heiland einmal aus dem Schiff gestiegen, so folgeten ihm überaus viel Leut nach; unter anderen war ein Weib, die 12 Jahr aneinander einen sehr üblen Zustand hatte, welche alles das Ihrige denen Aerzten und Medicis angehängt, und haben ihr solche dergestalten viel Recept vorgeschrieben, daß sie endlich den Geldbeutel ganz auspurgirt; gleichwohl kunnten sie die arme Haut nit kuriren. Wie nun diese unterschiedlich vernommen, daß Jesus von Nazareth so große Wunder wirke und alles Volk nach sich ziehe, so wollt sie auch ihr Heil bei diesem suchen; drängt sich und zwingt sich dessenthalben mit allem Gewalt durch das Volk, ungeacht daß da und dort einer mit dem Ellenbogen zurück getrieben, ungeacht, daß dieser und jener Jud auf dievenit in turba retrò.« Aber sie hat nit ohne sondern Trost erfahren, daß sie unser Heiland auch ruckwärts gesehen. Dann, ob er schon Menschheit halber nur zwei Augen in seiner Stirn tragte, so war er doch Gottheit halber allerseits voller Augen, ja ein pures Aug, so Alles siehet: »Dico, quod Deus totus oculus est.« David war ganz allein bei Bethsabe, wie er den Ehebruch begangen, niemand hat ihn gesehen. Es ist nit wahr, es hat ihn Gott gesehen, ist das ein Niemand? Der Prinz Ammon war ganz alleinig, wie er mit seiner Schwester Thamar die Blutschand begangen, niemand hat ihn gesehen. Es ist nit wahr, Gott hat ihn gesehen, ist das Niemand?. Der Achan war ganz allein, wie er in der Stadt Jericho gestohlen, niemand hat ihn gesehen. Es ist nicht wahr, Gott hat ihn gesehen, ist das Niemand? Kain war ganz allein, wie er seinen Bruder Abel auf dem Feld ermordet hat, niemand hat ihn gesehen. Es ist nit wahr, Gott hat ihn gesehen, ist das Niemand?
Anno 1585, just vor hundert Jahren, ist auf einen Tag bei einbrechender Morgenröthe ein Edelmann ausgeritten auf die Jagd unweit der vornehmen Stadt Wien. Wie er nun in den dicken Wald und
Von dem Joseph ist die Geschicht' allbekannt, wie er den Mantel hinten gelassen, wormit die saubere Frau des Putiphars ihre Frechheit ihre wollte verdecken. Diese ist dem unschuldigen Jüngling lange Zeit nachgangen, nichts als zuckersüße Wort gegen ihn gebraucht: Gute Nacht, mein schöner Joseph! hat's geheißen, schlaf fein wohl mein Engel! – und seufzte darneben. Wann diese Seufzer mit Schellen wären behängt gewest, wie der Ober-Steyrer ihre Roß, so hätte man hören können, wo sie hingangen. Bona dies! guten Morgen, mein lieber Joseph! hat dir nichts getraumet? mir hat's von dir getraumt, will dirs schon einmal sagen und in der Geheim niemand. Niemand? ich frag dich noch einmal: Niemand? O Unverschämte, es sieht dich ja Gott! Schämst du dich vor den Augen des Menschen, und schämst du dich nicht vor den Augen Gottes? Höre, was der keusche Jüngling dir unter das Gesicht sagt: Wie kann ich dieses thun, und vor Gottes Augen sündigen?
Wir schelten, wir verwerfen, wir verdammen, wir vermaledeien jene Unthat der Hebräer, indem ihnen
Es war ein Student, welcher zur Faßnachts-Zeit, da man mit Schellen in die Schul leutet, auch nicht wollte bescheid seyn. Er wollte es auch erfahren, ob ihm die Lappen-Kappe möchte wohl anstehen; bittet demnach seinen Kostherrn, der ein guter Maler war, er woll das Gsicht mit Farben ihm also überstreichen, daß es einer Larve gleich sey. Der Kostherr zeigt sich hierinfalls gar willfährig: befiehlt ihm, er soll sich unterdessen mit einem Narren-Kleid ausstaffiren, bis er seine Farben mische. Der lateinische Gispel hatte schon alles im Vorrath, weßwegen er gleich die Narren-Schuh, die Narren-Strümpf, die Narren-Hosen, das Narren-Wammes, endlich das große Narren-Krös angezogen, und sich auf den Stuhl mit närrischer Reputation oder reputirlicher Narrheit niedergesetzet. Jetzt, sagt er, Herr malt mich halt frei närrisch! Der Kostherr war ein arger Schalk, domine condiscipule, quare ita solet stultescere? Schau, schau, der Narr ist des Malers sein Kostgeher, der ist ein sauberer Narr, er gibt sich fein zu erkennen! Um Gotteswillen, seufzt er bei sich selbsten, so kennt mich ja jedermann; wie muß mich dann mein Herr gemalen haben! Springt derentwegen in ein bekanntes Haus, bittet um einen Spiegel. Sobald er in solchen geschaut, hat wenig gemanglet, daß er nicht in eine Ohnmacht gefallen, indem er gefunden, daß nit ein Tüpfel von einer Farb in dem Gesicht, sondern solches mit bloßem klarem Wasser überstrichen, wessenthalben ihn männiglich leicht erkennen konnte. O wie hat er sich geschamet! viel Geld hätte er gspendiret, wann das nicht geschehen wäre. Niemalen hätt' ich das Ding gethan, so ich gewußt hätte, daß mich jemand soll kennen! Narras benè narrata.
O wie viel verruckte und verruchte Adams-Kinder seynd anzutreffen, welche auch ein thörichtes Werk um das andere thun, in der Meinung, es sehe sie niemand, es kenne sie niemand. In dem Evangelio Gebt dem Kaiser, was des
Kaisers ist! bei manchen heißt es: Stehlt's dem Kaiser, was des Kaisers ist; aber stiehl, daß niemand sieht! In dem hl. Evangelio stehts geschrieben, daß die drei frommen Frauen haben kostbare Salben eingekauft; aber etliche nehmen ungerechte Schmiralia umsonst ein; aber still, daß niemand merkt. In dem Evangelio steht geschrieben, daß ein Weib wegen Verlust eines Groschen das ganze Haus auskehrt, bis sie ihn gefunden; manche Dieb gibts, die Kisten und Kästen aussuchen, bis sie Geld finden; aber still, daß niemand sieht! In dem Evangelio steht geschrieben, daß sich einer dessentwegen entschuldigte, er könne bei der Mahlzeit nicht erscheinen, dann er habe fünf Joch Ochsen erkauft; ein mancher Dieb stiehlt Ochsen und Kühe; aber still bei der Nacht, daß niemand sieht! In dem Evangelio steht geschrieben, es kann niemand zwei Herren dienen; aber mancher dient wohl zwei Frauen; aber still, daß niemand merkt. In dem Evangelio steht geschrieben, daß unser Herr am Samstag einen Wassersüchtigen kurirt habe; aber mancher Wirth hängt schier alle Tag dem Wein die Wassersucht an; aber still, daß niemand im Haus sieht. In dem Evangelio steht geschrieben, daß Martha mit dem Koch-Löffel sehr sey beschäftigt gewesen; aber eine manche hat ein weit anders Löfflen mit diesem oder jenem; aber still, daß niemand sieht. O elende Adams-Kinder! hört mich auch an, was in dem Evangelio steht: In demselben steht geschrieben, daß Joannes der Täufer denen Juden, welche ihn gefragt, ob er Christus sey, geantwortet: Medius vestrum stetit, quod vos nescitis: »Er steht mitten unter euch, den ihr nit quem vos nescitis! O wie weit haben geirret jene frechen Lotters-Knecht, welche neben andern Schmach und Spott auch dem gebenedeiten Jesu seine Augen verbunden, nachmals die stinkenden Speichel in das allerheiligste Angesicht geworfen, selbiges mit hartem Backenstreich verunehret, und also vermeinet, er sehe sie nicht, er solle rathen, wer diesen oder jenen Streich versetzet habe! Weit ist das gefehlt, ihr verdammte Satans-Brut, Gott läßt sich die Augen nicht verbinden, er sieht nicht allein durch diesen wilden Hader und unreinen Lumpen, den ihr ihm um das Gesicht gewunden und gebunden, sondern er siehet auch durch die Mauer, soll auch selbe dicker seyn, als der ganze Erdboden. Nicht allein die Juden haben diesen lasterhaften Muthwillen an dem Heiland Jesu verübet, sondern es gibt auch ihres Gleichen unter den Christen, die nit weniger sich gottvergessen stellen.
Aber o Thorheit! Adam hat auch vermeint, er wolle sich hinter die Stauden, verbergen; aber umsonst, Gott sieht alles. Jonas hat auch vermeint, er wolle sich aus den Augen des Herrn schraufen, wie er nach Joppe gereist; aber umsonst, Gott sieht Alles. Von etlichen Heiligen ist bekannt, daß sie auf einmal in zwei Oertern seynd gesehen worden: Also war der hl. Abt Bernardus zugleich zu Rom und zu Claravall; also war der hl. Adalbertus zugleich zu Rom und zu Prag in Böheim; also
Als einst der Herr und Heiland in dem Tempel vor einer großen Menge des Volks lehrete, brachten die Pharisäer und Schriftgelehrten ein Weibsbild in die Kirche, machten ein groß Geschrei und Tumult, und klagten sie öffentlich an, daß sie in flagranti in dem Ehebruch sey ertappet worden; und weilen das Gesetz Mosis solche zu steinigen befehle, also fragen sie dießfalls, ob man dem Gesatz solle nachkommen? Wie solches der Heiland vernommen, so neigte er sich zu der Erde und schrieb mit den Fingern auf dieselbe. Rathe aber, was er geschrieben, indem solche Schrift den großen Hansen und gelehrten Gesellen dergestalten mißfallen, daß sie alle schamroth seynd darüber worden, und einer nach dem andern zum Tempel hinaus marschirt? Er hat dero Schelmenstücke und Diebstückl ganz umständig entworfen, die sie doch für verborgen und geheim gehalten haben; das hat sie veranlasset, daß sie mit langer Nase, mit unterschlagenen Augen ihren Weg weiter genommen. Wie, sagt einer bei sich selbsten, wie muß er das Ding wissen? hat mich doch niemand gesehen! Das weis ich, dacht ein anderer, daß ich ganz bin allein gewest, wie ich dasjenige hab gestiftet, wie muß dieser Nazarener darhinter seyn kommen? er kann ja nicht durch die Mauren schauen?
Zu Wittenberg in Sachsen ist einmal eine schädliche Brunst entstanden, und hatte man einen allgemeinen Argwohn, daß solches Feuer durch einen lasterhaften und bösen Menschen sey gelegt worden. Weilen aber der Menschen Urtheil gar oft auf Stelzen geht, also ist auch dazumalen ein unschuldiger Tropf in Verhaft kommen, welcher sogar bei dem Gericht seine Unschuld durch ein Wunderwerk verfecht: massen er ein ganz glühendes Pflugeisen in die Hand genommen, und solches einen langen Weg durch die Stadt
Dieser armselige Mensch hat auch vermeint, es sehe ihn niemand – es war bei der finsteren Nacht, da jedermänniglich in dem tiefen Schlaf war versenket, kein Mensch hat sich auf der Gassen nicht gefunden, er war ganz alleinig – niemand sehe ihn, keinem hat er solches entdecket. Hat er nach einem ganzen Jahr müssen erfahren, daß ihn wahrhaftig Gott gesehen habe.
Der Prophet Jeremias hat auf eine Zeit etwas Wunderbarliches gesehen, nemlich eine Ruthe mit einem Aug:
Virgam oculatam. Partitenmacher Nemo videt, niemand sieht mich; es ist nit wahr, es sieht dich die strenge Ruthe von oben her mit dem allmächtigen göttlichen Aug! und was diese siehet, das wird sie urthlen, und was sie wird urthlen, das wird sie auch nach dem Verdienst strafen.
Es hat der allmächtige Gott dem Kriegs-Fürsten Josue einen ernstlichen Befehl geben: Wann er werde mittelst seiner göttlichen Beihilf die Stadt Jericho erobern, so solle bei Meidung höchster Straf und Ungnade keiner eines Fadens groß, eines Heller Werths rauben oder Beut' machen! Das war ein hartes Gesatz: Venire di guerra, et no haverubato? »aus dem Krieg zurückkommen ohne Diebsstuck?« das gehört unter die Raritäten. Gleichwohl haben sich die wackeren Soldaten also scrupulos gehalten, unter Geld und Gut nach Eroberung der Stadt nit einen Pfenning eingeschoben, ausgenommen einer mit Namen Achan, der hat einen rothen Mantel und etwas von Silber und Gold gestohlen, aber ganz behutsam, mäusestill; sogar hat er das Silber unter die Erde gegraben. Dann wie er gesehen, daß ihm niemand zuschaue, weder der Obrist, weder der Wachtmeister, weder der Rittmeister, weder der Profos etc., o, gedachte er, jetzt heißt es: Herr mein Fisch, der
Was hat nit schon der Niemand gestift? Der Niemand stiehlt zum mehristen. Augustinns der große Erzvater, da er noch ein muthwilliger Bub war, ist mehrmalen denen Leuten in die Obstgärten gestiegen, aber allzeit in Obacht genommen, ob ihn niemand sehe. Wann er vermerket, daß der Herr zum Fenster hinaus geschaut, so hat ers wohl seyn lassen. Der Mensch wird nit eine Spinnnadel entfremden, der Bub wird nit einen Pfenning verrucken, der Diener wird nit eine halbe Elle taffete Bändl
Der gebenedeite Heiland sagt selbsten bei dem Evangelisten Joan. K. 8: Ego sum Lux Mundi,
Ich bin ein Licht der Welt! Man mag das Wörtlein Lux lateinisch oder deutsch verstehen, so schickt sich doch beedes auf unsern Herrn, massen er ein Licht, so alles durchleucht, und ein Luchs, so alles durchsieht, zumalen wegen Schärfe der Augen von diesem Thier gesagt wird, es könne durch eine Mauer sehen.
Das Wörtlein Lux hat jener Fuchs erst in seinem hohen Alter erfahren, daß Gott habe gesehen, was er gestift in jungen Jahren: In Oesterreich hat ein Schneider-Bürschl seinem Meister 50 fl. entfremd't. Mit solcher Beut hat er das Haus gemeid't und in andere Länder gewandert, bis er auch ist Meister worden, welcher zwar schon zuvor meisterlich zu stehlen wußte. Nachdem 50 Jahr von diesem begangenen Diebstahl verflossen, so hat Gott auch wollen die 50 fl. wunderbarlich offenbaren. Dann als Ich bin ein Dieb. Wie solches die ohnedas muthwilligen Buben gelesen, fangen sie alsbald an mit lauter Stimm diesen saubern Titel zu reintoniren: Der ist ein Dieb, der ist ein Dieb! Die Sach gelangt vor den Magistrat, welcher diesen alten Schneider hierüber zur strengen Frag gezogen, und endlich aus ihm gepreßt daß er ein Dieb sey, und habe vor fünfzig Jahren jenem Meister N. 50 fl. entfremdet. Nach welcher Erkanntnuß der zwar weiße Tättl denen schwarzen Raben einen Mitgespann müssen abgeben, und einen solchen Seiltanzer abgeben, daß er am Strick ist hangen blieben.
Sag jetzo mehr, es sehe dich niemand, indem Gott die verborgensten und geheimsten Ding schon so oft auf der Welt an das Tagslicht ganz wunderbarlich gebracht, auf daß der unbehutsame Mensch
Nach Laut des gemeinen Sprichworts heißt's: das Letzte das Beste: wie dann in der Wahrheit auf der Hochzeit zu Cana der letzte Trunk, den man auf die Tafel gebracht, der allerbeste war, um Thaddäus der eilfte war; nach diesem ist erst Judas Iscarioth als der zwölfte und letzte berufen worden. Dieser letzte ist gewest der letzte, indem er seinem heiligen Beruf nicht gemäß gelebet hat, sondern mit lasterhaftem Diebstahl sein heiliges Amt spöttlich entunehret. Weilen aber gemeiniglich eine Sünd der andern die Thür aufsperret, und gar selten eine ganz allein ist, sondern mehrestentheil eine Begleitschaft vieler andern mit sich führt – wie dann jene Mörder dem armen Tropfen, welcher von Jerusalem nach Jericho gereist, nit nur eine, sondern gar viel Wunden versetzet; also war die Seel des Judä nicht nur mit einer Sünd, sondern mit mehrern durch die höllische Mörder verwundet, und ist gar glaublich, daß er ein unverschamter Lügner zum öftern sey gewesen, massen das Lügen und Stehlen also nahe be freund't seyn, wie Jakob dem Esau, und stehet denen diebischen Händen niemand besser an die Hand, als die verlogene Zung. – Wann gutwillige Leut etwann ein heiliges Almosen Christo dem Herrn vorgestrecket, hat er jedesmal solches Geld ungezählt dem Judä eingehändiget. So ihn nachmals der Petrus oder Joannes oder ein anderer Apostel befraget, wie viel dieser oder jener Herr hab gespendirt, da hat mehrestentheil der saubere Judas weniger angesaget, und also im Lügen gar nicht schamroth worden. Auch hat dieser verstohlene Kassier gar oft Geld in das Haus gebracht, und da ihn Christus sein Meister gefraget, wo er sey gewesen, hat er gleich eine
Viel schöne Musik in vielen Orten, von vielen Leuten, an vielen Freuden-Festen, mit vielen Instrumenten seynd gehalten worden im alten Testament, also bezeugt es die hl. Schrift selbsten. 2 Kön. 6, 1 Chron. 13 u. 14, 16. u. 25.; 2 Chron. 5 u. 29.; Judith. 16. Bei dieser erschallenden Musik hat man hören lassen die Trommel, aber nie eine Pfeife, die Posaune, aber nie eine Pfeife, die Leier, aber nie eine Pfeife, die Zinken, aber nie eine Pfeife, die Zithern, aber nie eine Pfeife, die Zimbaln, aber nie eine Pfeife etc., außer ein einigsmal, wie der stolze und übermüthige Nabuchodonosor ein guldenes Bild hat aufgericht, und bei dieser Solennität seine Vasallen mußten erscheinen und diesen guldenen Götzen anbeten mit gebogenen Knieen. Dazumalen hat man neben andern musikalischen Instrumenten auch die Pfeife genommen, sonsten nie. Aber gar recht damals die Pfeifen; denn es war gar eine hässige Lug und unverschamte Lug, daß dieser guldene Trampl ein Gott pfiffen hat.
Wann einer der Zeiten zu einer jeden Lug pfeifen sollte, so müßte einer jederzeit ein gespitztes Maul machen; denn kein Land, kein Stand, keine Wand, wo man nit der Wahrheit eine Schmitze gibt. Es seynd der gered'ten Lugen, der geschriebenen Lugen, der gemalten Lugen, der druckten Lugen, der gstochnen Lugen, der gschnitzleten Lugen, der gsungen Lugen, der deutschen Lugen, der lateinischen Lugen, der spanischen Lugen, der französischen Lugen, der polnischen Lugen, der ungarischen Lugen, der großen Lugen, der kleinen Lugen, der mittelmäßigen Lugen, der höflichen Lugen, der groben Lugen, der verschmitzten Lugen, der plumpen Lugen, der gemeinen Lugen, der neuen Lugen, der alten Lugen, der frischen Lugen, der wochentlichen Lugen, der täglichen Lugen, der stündlichen Lugen, der geschwinden Lugen, der langsamen Lugen, der Stadt-Lugen, der Markt-Lugen, der Dörfer-Lugen, der Schloß-Lugen, der Haus-Lugen, der Zimmer-Lugen, der Tisch-Lugen, der Nacht-Lugen, der Tag-Lugen, der Gassen-Lugen, der Winkel-Lugen, der Männer-Lugen, der Weiber-Lugen, der Kinder-Lugen, der Herren-Lugen, der Frauen-Lugen, der Diener-Lugen, der Menscher-Lugen so viel, so viel, daß, wann man von einer nurOmnis homo mendax: »daß alle Menschen Lügner seyn.« Etwann will der gekrönte Prophet sagen, daß kein Stand ohne Lug?
Reden die Edel-Leut allzeit die Wahrheit? Nicht allezeit. Es ist zwar kein Laster, an welchem ein edles Gemüth einen größern Abscheu trägt, als an der Unwahrheit. Josue schickt in die Stadt Jericho zwei Ausspäher oder Kundschafter, welche ihre Einkehr genommen bei einem gemeinen Weib. Es ist dieß schon ein alter Soldaten-Brauch. Wie das dem König dieser Stadt zu Ohren kommen, schickt er alsobald einige Quardia, welche diese zwei Israeliten sollen gefänglich einziehen. Wie nun diese vor das Haus kommen und das Weib Rahab anstrengten, sie soll sagen und zeigen, was sie für saubere Gäst habe – die Rahab hatte vorhero diese zwei Männer ganz unter dem Dach verborgen und sie mit vielen Stopplen und Flachs zugedeckt – sagte also des Königs Leuten: ja ich bekenne es, sie seynd zu mir kommen, aber ich wußt nicht, von wannen sie waren. Num. 1 Lug. Und da man in der Finster das Thor gesperret, gingen sie auch hinaus. Num. 2 Lug; dann sie waren unter dem Dach. Ich weiß aber nit, wohin sie gangen
seynd. Num. 3 Lugen; dann sie wußt's nur gar zu wohl.
Es ereignete sich fast eine gleiche Begebenheit mit dem Loth. Bei ihm haben gleichmäßig zwei Gäst einkehret. Die muthwilligen Sodomiter wollten kurzum die zwei heraus haben, oder sie stürmen ihm das Haus. Was thut der ehrliebende Herr Loth? etwann hat er auf gleiche Weis aufgeschnitten und die Gäst verläugnet? sey es um eine Lug hin oder her, es wird deßwegen das Zahnfleisch nicht geschwellen; es ist ja besser geläugnet, wann man auch sollt dem Teufel ein Ohr abschwören, setze er gleichwohl hernach eine Perücke auf: wann mans sollte bestehen, daß diese also wohlgestalten Jüngling' noch im Haus seyn, was Schad und Schand und Schindthaten würden entstehen? Nicht dergleichen hat der gewissenhafte Loth hören lassen, sondern er hats redlich bekennt: Ja, ja, meine lieben Brüder, ich läugne es nicht, ja, ja, sie seynd bei mir, aber ich bitt euch um Gottes willen, thut das Ding nicht! Warum hat denn jenes Weib gelogen und geläugnet, geläugnet und gelogen untereinander, nacheinander, übereinander; der Loth aber blieb bei der Wahrheit auch in höchster Gefahr? Darum, merken's Euer Gnaden Ihr Herren Mendacium est vitium servile, spricht Sophocles.
Es ist wahr, vor diesem hats geheißen: ein Mann, ein Mann, ein Wort, ein Wort; was man dazumalen versprochen, ist unveränderlich gehalten worden; zur selben Zeit hat eine Parole mehr Glauben gehabt, als anjetzo pergamentne Brief, woran die Siegel hangen, wie Bandelier an einem Soldaten. Bei etlichen Edel-Leuten, nit bei allen, ist die Parola eine Parabola worden, und ist zuweilen sogar nit ein papierenes Häusel, welches die Knaben auf das Krippel setzen, darauf zu bauen. Parola Pater, ich will mich einstellen! Parola Meister, die andere Woche sollt ihr das Geld haben! Parola Kaufmann, in vierzehn Tagen soll alles pr. Haller, pr. Pfenning bezahlt vulgo beschmissen). Es geschieht zuweilen, daß ein Weib einen Knäul Seide abwind't und find't inwendig ein Papierl, worauf die Seide gewunden worden, eröffnet solches aus angenaturtem Fürwitz, schaut, liest, find't, daß es ein altes Auszügel von einem Kaufmann: also in der Wahrheit stecket bisweilen unter sammeten und seidenen Kleidern auch ein Auszügel, daß man solchen noch schuldig ist, welche sich so fest auf die Parola verlassen. Weßwegen ich für gewiß gehört, daß der Kredit sey mit Tod abgangen, und allem Sagen nach, so habe ihm Parola mit Gift vergeben. Die Rubricä des Missals setzen alle Sonntag in der heil. Meß ein Credo: aber bei dem jetzigen Welt-Lauf findet man weder am Sonntag, weder am Werktag ein Credo, und hört man fast täglich: dieser und jener hat keinen Kredit mehr bei mir, denn er hat mit seinen Worten nit zugehalten.
Reden die gelehrten Leut allzeit die Wahrheit? Nit allzeit. Es soll zwar nichts wenigers als eine Lug einem gelehrten Mann auf die Zung kommen. Jonas der Prophet bekommt von dem auf solche Weis' will ich lieber todt als lebendig seyn. Gemach, mein grändiger Jonas, sonst wird man von dir sagen, du seyest im Wallfisch ein anderer Fisch worden, den man insgemein den größten Fisch nennet, dann sein Kopf in Holland, und sein Leib bei uns heraus! gemach, mein Prophet, du sollst dich lieber erfreuen, als trauren, daß der schönen Stadt die göttliche Justiz verschont hat! – Ihr habt gut reden, spricht er, ich will halt noch einmal lieber todt als lebendig seyn: anjetzo werden mich die Leut' einen Lügner heißen; die Kinder auf der Gasse werden mich Melior est mihi mors, quam vita.
Es stehet freylich wohl nicht rühmlich bey einem gelehrten Mann, so er mit Unwahrheit umgehet, massen der Prophet David im 5ten Psalm den Rachen eines Lügners einem offnen Grab vergleicht; denn gleichwie solches abscheulich mufft und stinkt, also stinkt nit weniger eine Lug aus einem Menschen; darum man insgemein pflegt zu sagen: Es ist erstunken und erlogen. Nichts desto weniger seynd deren viele anzutreffen, welche oft sowohl mündlich, als schriftlich mehr Lugen zusammenbinden, als der Samson vor diesem Fuchs-Schweif' auf denen philistäischen Feldern, deren gleichwohl dreihundert waren. Absonderlich spürt man solches in denen neuen Zeitungen. Wann ich so viel Ziegelstein hätte, als Lugen nur in diesem Kriegs-Lauf seynd aufgebracht worden, so getraute ich mir einen babylonischen Thurm aufzubauen, und um ein Garn höher, als derselbige war, so von denen Nemrodianeren ist aufgericht worden, welcher gleichwohl 4000 Schritt, s.v. geschriebene Lugen. Bey der Zeit ist man noch weniger scrupulos im Zeitungschreiben; dann man gar oft anstatt 100 pflegt 1000 zu setzen, oder anstatt 1000 nur 100. Man hat es sehr genau zusammen gezogen aus den Zeitungen, daß durch diese zwei Türken-Krieg über die neunmal hundert tausend Türken sollen geblieben seyn. Wie viel seynd da O oder Nulla zu viel? das heißt ja in dem Vocativo ô Mendacia! Wenig fürwahr, ja wohl gar kein Isaias ist der Zeit mehr zu finden, der also heilig und heiklicht mit der Wahrheit ist umgangen, daß er dem bösen, höllischen Feind, so in dem Kerker ihn zu einer Lug angereizt, ganz beherzt geantwortet, daß er tausendmal lieber wölle sterben, als eine einzige Unwahrheit reden.
Reden die Kaufleut' allzeit die Wahrheit? Gar selten. Der h. Salvianus schreibt Buch 4. de Provid. etwas lateinisch von den Kaufleuten, welches ich mir nit getraue in das Deutsche zu übersetzen: Quid aliud est vita Negotiatorum omnium, nisi meditatio doli et tritura mendacii? das ist: »Die Kaufleut handeln mit vielen Waaren, aber mit desto weniger Wahrheit.« Der Teufel als ein Vater der nequaquam moriemini! Ey du Nequam mit deinem nequaquam! Ohne Lügen werden die Kaufleut' gar selten ihre Waar' anwehren. Wie die sauberen Brüder ihren Joseph verkauft, da hat's viel Lügen und Betrügen abgesetzt. Zu Vermäntlung ihrer Missethat haben sie den Rock des Josephs in ein Bock-Blut eingetunkt, und solchergestalten dem alten Vater nach Haus geschickt mit trauriger Erinnerung, daß ihr Bruder von wilden Thieren zerrissen worden und gefressen. Das war eine plumpe Lug, die hat man können mit Händen greifen; denn der Rock war ganz, und diese schlimmen Gesellen geben vor, ein wildes Thier habe ihn zerrissen und gefressen, das brauchte des Pfeifens. Wie kann ein wildes Thier einen Menschen zerreißen und aufzehren, wann das Kleid ganz verbleibt? Die Kaufleut' können weit besser und verschmitzter lügen, ihre Lugen sehen der Wahrheit so gleich, wie die Wölfinn dem Wolfen; ihre Lugen messen sie nach der Elle aus, ihre Lugen wägen sie mit der Wag' aus. Wann ich so viel Bretter hätt, als Lugen geschehen auf einem Jahrmarkt in einer vornehmen Stadt, ich
Es ist Petrus nicht allein, der ganz gewissenlos hat aufgeschnitten, er kenne Jesum von Nazareth nicht, und da man ihm dießfalls keinen Glauben wollte setzen, hat er es mit einem Schwur bekräftiget; sondern es seynd gar viel Handels-Leut' wie Petrus und Judas, mit dem Unterschied, daß Petrus nur einmal die Unwahrheit mit einem Schwur versieglet, aber bei etlichen Handels-Leuten ist es ganz gemein. »Der Teufel hol' mich, wann mich die Waar nicht selbsten mehr kostet! ich begehr nit selig zu werden, wann nicht die Waar ganz frisch ist! Gott weiß es, es ist erst einer da gewest, der hat mir um etliche Groschen wollen mehr geben! der Teufel führ mich hin, wann ichs nit zu Haus um den Werth kann versilbern etc.!« – Damit man nur theuer verkaufe, so seynd die Lugen spottwohlfeil.
Weit anderst war gesinnet und gesitt' die hl. Lidwina, von welcher folgends Wunder geschrieben wird: Zwei Männer zankten dergestalten miteinander in der Stadt, daß endlich die Sach' so weit kommen, daß einer aus diesen den Degen gezucket, in Willens, den andern zu ermorden, und weilen solcher sich mit der Flucht wollt erretten, also hat ihm derselbige mit großem Grimme nachgesetzet und gar getrieben in das Haus der hl. Lidwinä, woselbst er die Hausfrau, Namens Petronillam, als eine Mutter Lidwinä, befragt, ob dieser nit im Haus sey? Welche zu Erretung des andern Heils mit nein geantwortet. Der blutgierige Mensch dringt gar in das Kämmerl hinein,
Reden die gemeinen Leut' allzeit die Wahrheit? Das gar nit; sondern auch bei denen gemeinen Leuten seynd die Lugen gemein. – Vor Zeiten haben sich die Bäume wunderlich gebogen: also zeigt man noch einen Baum bei Cairo, welcher sich bis auf die Erden niedergeneigt, wovon die Mutter Gottes etliche Früchte darvon abgebrocket, da sie in Egypten geflohen; derentwegen die verstockten Heiden diesen Baum umgehauen, so aber den andern Tag wunderlich wiederum ergänzter gestanden. Kurz vor ihrem gebenedeiten Hinscheiden ist die übergebenedeite Jungfrau Maria auf den Oelberg gestiegen, allda ihr eifriges Gebet zu verrichten, allwo sich das große Wunder ereignet, daß alle Bäum' desselben Orts sich bis auf die Erde haben gebogen und eine solche Reverenz ihr erwiesen, indem doch oft mancher grober Block kaum ein halbes Knie in der Kirche bieget. Wie das heilige Haus durch englische Händ in das recanatische Rosa, aus dem Orden des heiligen Dominici, pflegte täglich in aller Frühe in den Garten zu gehen, daselbst ihren Gott zu loben. So hat man aber mehrmalen beobachtet, daß, wann sie mit inbrünstigem Eifer folgenden Versicul aus dem Psalm gesprochen: Benedicite universa germinantia in terra Domino etc., sich also balden die Bäume angefangen zu bewegen und bis auf die Erd' sich zu bucken. Es haben sich also vor diesem die Bäume durch ein Wunderwerk gebogen; aber jetziger Zeit lügt man also, daß sich die Bäume durch ein Wunderwerk möchten biegen.
Man hat es jenen Kundschaftern, welche Josue in das gelobte Land geschickt, sehr für übel gehabt, daß sie also grob aufgeschnitten, indem sie spöttlich vorgeben, daß sie in gedachtem Land haben Leut' und Männer angetroffen, welche einer so ungeheuren Größe waren, daß sie gegen ihnen wie die Heuschrecken anzusehen. Pfeif! das heißt aufgeschnitten. – Aber jetzo trifft man nit wenig unverschamte Gesellen an, welche noch häufiger und heftiger lügen, und nit allein große und grobe Lugen in 4to, sondern in Folis auftragen.
Ein anderer gab für eine gewisse Wahrheit aus, daß er in Westphalen habe einst in einem Wirthshaus einkehret, in der Nacht-Herberg, worinnen auch andere nasse Bursch sich aufgehalten. Unter andern waren auch daselbst zwei Fleischhacker, welche bei der Nacht also geschnarcht, daß einer mit dem Schnarchen die Kammer-Thür habe aufgemacht, der andere mit seinem Schnaufen dieselbe Thür wieder zugezogen, und dergestalten die Thür die ganze Nacht auf-und zugangen. Pfeif! Das heißt aufgeschnitten.
Ein anderer hat ausgeben, daß er Anno 1632 auf dem Meer habe ein Unglück ausgestanden, indem das überladene Schiff von denen ungestümmen Winden gescheitert und folgsam Alles zu Grund gangen; erPfeif! Das heißt aufgeschnitten. Pfui!
Ein anderer sagte, es habe ihm einmal ein Wildschwein im böhmischen Wald also nachgestellt, daß er endlich gezwungen worden, sich hinter einen Baum zu fliehen; das Wildschwein aber sey also stark an den Baum angeloffen, daß es mit den Zähnen, oder auf weidmännisch zu reden, mit den Waffen durch und durch gedrungen. Dazumal habe er einen Bohrer bei sich gehabt, mit welchem er unverweilet durch die Waffen gebohret, und solchergestalten den Bohrer stecken lassen, daß sie also nit mehr konnte zuruck ziehen, sonsten wäre er seines Lebens nicht sicher gewest. Ein andersmal sey er über das hohe Gebirg Bononiä gereist zu höchster Sommerszeit, und habe daselbst auf höchstem felsigen Gebirg einen Fehltritt gethan, worvon er eine gute deutsche Meil' hinab gefallen, sich 2413 mal umkehret – dann er habs wohl gezählet – und doch nicht ein einziges venetianisch Glas gebrochen, deren er 36 in seinem Ranzen getragen. Der linke Fuß aber sey ihm etwas wenigs aufgeschwollen durch diesen Fall, welche Geschwulst er noch denselben Tag geendet mit einer Salbe, die er noch zu Bugiapoli in dem Chineser Reich um ein Spott-Geld habe erkauft. Di! so schneide!
Was kann doch zuchtloser und fruchtloser, was
Reden die Burgers-Leut allzeit die Wahrheit? Hat sich wohl. Es seynd viel aus ihnen, welche nit also scrupulos seynd, wie der Samson gewest: Es möchten die Philistäer gern wissen, in wem doch die Stärke des Samsons hafte. Zu solchem End' haben sie die Dalilam, welche bei dem Samson sehr viel golten, mit Verheißung eines guten Beutel voll mit Dukaten ersucht, daß sie aus ihm obbenenntes Geheimnuß heraus forschen solle. Diese in Ansehung dieser stattlichen Rekognition liebkoset ihren Schatz also stark, daß er ihrs doch möchte vertrauen! welcher allzeit dreimal nacheinander ihr die Wahrheit gesagt. Endlich meine saubere Madame bekommt einen Verschmach, per tres vices mentitus es mihi! Das heißt das Lebendige getroffen. Diese Lob-Predigt will dem Samson nit gefallen, und gedachte also bei ihm selbsten: Entdecke ich ihr das Geheimnuß, so wird sie es unfehlbar denen Philistäern zutragen, und folgsam ist es um mein Leben geschehen; offenbare ich ihr es nicht, so muß ich es stets auf dem Teller haben, daß ich ein Lügner sey. Wie ist dann der Sach zu thun? ey so sey es, so will ich ehender lieber sterben und ihr die Wahrheit bekennen, als daß ich solle ein Maulmacher genennt werden!
Eines solchen ehrlichen Sinns seynd nicht alle Burger, zumalen viel wegen eines wenigen Gewinns sich nicht scheuen, eine Lug um die andere zu fesseln, wie eine Kette: Ich bestelle mir bei einem Maler die Bildnuß des hl. Pauli, welcher ein Haupt und Patron aller Prediger. Dieser Maler verspricht die nächst eingehende Woche das Bild zu verfertigen. Ich komm' die andere Woche, find' die erste Lug, indem die Leinwand noch nicht aufgezogen. Er entschuldigt sich mit diesem oder jenem, verheißt beinebens, so wahr er ein ehrlicher Mann sey, die andere Woche me commendo. Ich erschein' die andere Woche und will meinen heiligen Paulum haben, find' aber den Faulum und keinen Paulum. Der Maler wendet wieder eine Entschuldigung vor: er hab schon angefangen, und weilen er entschlossen, einen großen Fleiß anzuwenden, also könne man auch die Sach' nit gleich blasen. Blasen! dacht ich, lieber pfeifen als blasen zu solchen häufigen Lugen. Auf St. Peters Tag die andere Woche gewiß, unfehlbar, Parola! kann mich darauf verlassen; ist nit vonnöthen, daß ich darum schicke, er will es selber bringen. Auf solche gegebene Verheißung verlaß ich mich, daß ich auf St. Peters Tag werde den heil. Paulum haben; dann diese zwei seynd ohnedas gern beisammen. In der Vigil des hl. Petri schicke ich spat Abends um meinen Paulum, so bekomm ich die Antwort: er sey schon gemalen, aber es gehe ihm das Schwert ab. Und dir, gedachte ich, geht das große Messer nit ab, du unverschamter Aufschneider! Mich daurete nichts mehreres, als daß der hl. Paulus, welcher allerseits die heilige und liebe Wahrheit geprediget, jetzt bei diesem Maler muß mit Lugen bestehen. Pfui, wie stark hat schon das Lügen eingerissen! Der hl. Paulus hat vor Zeiten die Kretenser Lügner geheißen: »Cretenses semper mendaces;« wann er der Zeiten noch bei uns lebte, so könnt' er manchem Bürger solche Laudes singen.
Reden die Bauersleut allzeit die Wahrheit?
Nescio, ich weiß nit, sagt und lügt der unverschamte Ackersmann. Seins Gleichen findet der Kain noch viel Brüder. Wann Verwalter und Pfleger sollten von einer jeden Bauern-Lug nur eine Arbes einnehmen, so würde ihre Kuchel an dieser Speis keinen Mangel leiden. Wie der hl. Julianus mit seinen Brüdern eine Kirch aufbaute, hat er vom Kaiser einen Befehl ausgewirkt, daß alle Vorbeireisenden ihm sollen helfen. Auf eine Zeit mußten etliche Bauren mit ihren Ochsen-Wägen denselben Weg nehmen: damit aber das grobe Gsindel nicht soll helfen, haben sie einen auf den Wagen gelegt, mit Kotzen überhüllt und ihm ernstlich befohlen, er soll sich todt stellen. Wie sie nun allbereits bei demselben Ort angelangt, hat sie alsobald der hl. Julianus gar höflich und freundlich ersucht, sie wollen ihm doch eine Stund schenken und etzliche Stein herzuführen. Diese Bauren, wohl rechte Lauren, entschuldigen sich, wie daß sie sich nicht können aufhalten, weilen sie einen Todten auf dem Wagen. Das ist eine schändliche Lug, sagt Julianus; pfui, schamt euch, Gott wird zulassen, was ihr vorgebt! Als nun diese schon ziemlich weit von dem hl. Juliano gefahren, so
Die Bauren werden ungezweifelt das Concept von denen Säuen verstehen: Es ist ja wunderlich, daß unser lieber Herr auf der Teufel ihre Supplication einmal einen so guten und hurtigen Bescheid geben, indem er sie angehalten, in die Schwein zu fahren. Ite! So hat ers ihnen alsobald erlaubet, aus Ursachen: sie haben kurz vorhero die Wahrheit geredet, daß nemlich Christus der Herr sey der wahre Sohn Gottes des Allmächtigen. Aus welchem dann die Bauren leicht können abnehmen, wie angenehm Gott dem Herrn die Wahrheit und wie abscheulich ihm die Lugen seyn.
Reden die Wahrheit auch die Weiber allzeit? O nit allzeit! Diese spicken mehr und öfter als andere; ich glaube, aus lauter Rachgierigkeit. Dann es ist auf eine Zeit in der Ante-Camera des Königs Darii diese Frag vorgetragen worden: welches doch das stärkste Ding in der Welt sey? Etliche sagten, der König Euer Majestät seyn der Stärkeste; andere vermeinten, der Wein sey das Stärkeste; die mehristen ließen sich verlauten, als sey das Weib das Stärkeste: welches ihr nicht ein wenig wohlgefallen, ja deßwegen einen hohen Geist Forte est vinum, fortior est rex, fortiores sunt muliebres, super omnia autem vicit veritas. Das hat dem Weib so verschmacht, indem ihr die Wahrheit vorgezogen worden, daß sie auf den heutigen Tag der Wahrheit Spinnenfeind ist. Sara war eine fromme, heilige, vollkommene Dama, welche bei Allen, von Allen, in Allem ist gepriesen worden; dennoch weiß man von ihr, wie sie einst hinter der Thür gelacht hat. Da ihr die Engel die fröhliche Zeitung gebracht, daß sie werde einen männlichen Erben in ihrem hohen Alter bekommen, hat sie das Schmutzeln geläugnet: Non risi, ich hab nit gelacht. Jener freche Schleppsack hat sich sogar getrauet in Gegenwart Salomonis spöttlich zu lügen, wie sie ihr Kind im Bett bei der Nacht erdrücket hat. Des Putiphars seine saubere Frau hat den Mantel des keuschen Josephs mit lauter Lugen gefüttert. Die Hebammen in Egypten haben meisterliche Lugen auf die Bahn gebracht, wormit sie den kleinen Moses bei dem Leben erhalten. Frau und Fraus vergleichen sich gar wohl, und ist oft kein Tag, kein halber Tag, keine Stund, keine halbe Stund, wo nicht manches Weib mit der Zunge also Almanach, oder besser geredet: allen Mannen nach.
Reden die Bettel-Leut' allzeit die Wahrheit? Diese gar selten. Jener Bettler auf dem Weg, welcher von dem gebenedeiten Heiland das Gesicht wunderbarlich erhalten, war in der Wahrheit ein recht blinder Tropf. Aber man trifft zuweilen lose Gesellen an, welche sich blind, krumm, lahm, stumm etc. nur stellen, als wie derselbe, der sich etliche Jahr ganz stumm gestellt, und stunde seine beste Beredenheit in dem Glöckl. Als er einsmal von einem Herrn befragt worden, wie lang er schon stumm sey, so hat er sich vergessen und folgsam deutlich geantwortet: Herr, es seynd schon 6 Jahr. Von dem hl. Einsiedler Isaak wird geschrieben, daß einmal etliche schlimme Gesellen ihre guten Kleider ausgezogen, dieselbe in einen hohlen Baum versteckt, nachmals ganz zerrissen und zerlumpt dem hl. Mann zugetreten, ihn mit weinenden Augen und aufgehobenen Händen wehmüthig gebeten, er wolle sich ihrer erbarmen und etwann mit einem Kleid verhilflich seyn, damit sie O wie brennt's, o wie brennt's, o wie brennt mir das Herz ab! Als er deßwegen befragt wurde, gab er die Antwort: Es brennt, es brennt mich das Almosen, welches ich ohne Noth gesammlet und mich gar leicht mit der Hand-Arbeit hätt' erhalten können. Dieses Almosen brennt mir das Herz ab. O wie brennt's! Es ist nit ohne, daß viel arme, nothleidende, presthafte mendacium und mendicum ein kleiner Unterschied.
Omnis homo mendax: »Es ist halt kein Stand ohne Lügen.« Die allererste Sünd der Kinder ist das Lügen. Sogar der geistliche Stand, der doch mit aller Vollkommenheit prangen soll, ist nie gar frei von den Aufschneideren. Der heilige Evangelist Joannes als ein Geistlicher ist so genau auf die Wahrheit gangen, da er die Stund beschrieben, in welcher der Heiland mit dem samaritanischen Weibel bei dem Brunnen geredet: Indem dazumalen der Uhrzeiger schon auf dem ersten Strichel gestanden, hat er ihm nicht getrauet zu schreiben: Es war die 6te Stund, sondern, Erat hora quasi sexta: »Es war um die 6te Stund.« So scrupulos war Joannes gewest, damit er die Wahrheit im mindesten nicht beleidige. Seines Gleichen findet man dießfalls gar wenig.
So ist dann allerseits die liebe und guldene Wahrheit noch ganz frisch, ganz neu, als wäre sie erst von denen Händen Gottes verfertiget worden. Darum aber ganz neu, denn man braucht sie selten; welches mit blutigen Zähern soll beweint werden, massen hieraus sattsam erhellet, daß unser lieber Herr wenig bei uns gilt, indem er selbsten die Wahrheit ist. Ego sum veritas. Wessenhalben er auch nackend und bloß am Kreuz wollen sterben, dardurch uns zu lehren, die Wahrheit muß nicht verdecket, vermantlet, verhüllt, verblümlet seyn, sondern bloß. Es hat die Martha eine heiklige Nase gezeiget, wie unser Herr hat ihren Bruder wollen von dem Tod auferwecken, indem sie gesprochen: Domine, Herr, jam foetet, er stinkt schon! Schöpfen wir Adams-Kinder einen Grausen an allen demjenigen, was da stinket; pfui! und ein lauteres Pfui ist eine Lug. Was ist doch Salva venia, das Reverenter hinzu zu setzen, so oft er das Wortl Lug nur ausspricht. Warum solle es uns nit absonderlich darob grausen? Liebster Leser, ich sag die Wahrheit und lüge nit: du werdest sehen, wie scharf der gerechte Gott in jener Welt die einige Lug strafen wird; ist also besser, anjetzo im Lügen feiren, als dort im Feuer liegen!
Judas Iscarioth ist allweg auch ein sonderer Lügner gewest in seinen Werken, zumalen er äußerlich ganz heilig scheinte, und hat ihn das Volk so vollkommen, so heilig geschätzet, als etwann einen Petrum oder Joannem; ja er konnte also meisterlich seine geheimen Laster verhüllen, daß unter den hl. Apostlen nit einer gewest, so nur einen üblen Argwohn hätte von ihm geschöpfet; sogar auf die Letzt, da der gebenedeite Herr bei dem hl. Abendmahl ziemlich deutlich geredet hat von einem Verräther, wollte es noch keinem Apostel einfallen, daß Judas dieser verwegene Bösewicht sollte seyn. Deßwegen Petrus gefragt, Herr bin ichs? Joannes gefragt, Herr bin ichs? Jacobus ingleichem, Herr bin ichs? Einer nach dem anderen ehender geforchten von seiner eignen Person, als von Juda Iscarioth.
So ist dann nit alles Gold, was glänzet. Es heißt öfters: ficta nòn facta: auswendig süß, einwendig Spieß; auswendig Hui, einwendig Pfui; Ave Rabbi, einwendig Ave Rabenvieh; auswendig mein Schatz, einwendig daß dich der Teufel kratz; auswendig lieb, einwendig ein Dieb; auswendig ein Frater, einwendig ein Verräther; auswendig ein Lamm, einwendig ein Abfaum; auswendig Reverenz, einwendig reverenter etc.; auswendig andächtig, einwendig verdächtig; auswendig ein Christ, einwendig ein Atheist; auswendig Religios, einwendig Vitios; auswendig ein Pastor, einwendig ein Impostor; auswendig eine Fackel, einwendig eine Makel; auswendig sein, einwendig ein Schwein; auswendig geziert, einwendig beschmiert; auswendig ein Engel, einwendig ein Bengel. Ficta non facta.
Die Babylonier hatten vor diesem einen Abgott mit Namen Bel, von welchem die Götzen-Pfaffen ausgeben, daß er alle Tag 12 Malter Semmel, 40 Schaf und 6 Krüg Wein verzehrt. Daß ihms der Teufel gseng! Der von Gott erleuchte Prophet Daniel hat endlich dem König den Betrug entdecket, wie Ne erres Rex: Euer Majestät lassen sich doch nit verführen und also bethören; »dieser Gott ist einwendig von Leim und auswendig von Erz.« Solchem Abgott ist ein Gleißner nie unähnlich, zumalen er auch auswendig besser scheint, als er einwendig ist. Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren über solchen Leist geschlagen. Diese Gesellen stellten sich, als wären sie heilig, über und über heilig. In dem Tempel haben sie öfters etliche Stund nacheinander gebetet, dem Schein nach so innbrünstig und eifrig, daß sie mit ihrer Innbrunst ein Stroh-Dach gar leicht hätten angezündt. Sie haben untenher an dem Saum der Kleider stechende Dörner eingemacht, welche sie nit wenig verwund'ten. Auweh! hats geheißen bei den Juden, der, der ist ein heiliger Mann! Ein mancher ist mit untergeschlagenen Augen daher getreten, daß ihm dießfalls die Schwalben des alten Tobiä keinen Schaden hätten können zufügen. Schaut, schaut, der ist gar ein Engel! Jener hebte immerzu die Augen in die Höhe und stellte sich, als wäre seine Seel in der Audienz bei Gott. O mein Gott! dieser ist wohl ein großer Heiliger! Haben also das gemeine Volk dergestalten bethört, daß es der gänzlichen Meinung worden, diese Leut' seynd alle heilig; derentwegen viel Gut und Geld ihnen angehängt. Ja etliche fromme Vae vobis,
Wehe euch! gedrohet.
In dem alten Testament hat der allmächtige Gott etliche Thier für unrein erkennt. Unter anderen war auch der Schwan; dessen sich wohl zu verwundern. Denn ja ein großer Unterschied zwischen Schwanen und Schweinen, massen das Schwein in Koth- und Mist-Lachen sich herum wälzet und sich mit Speisen füllet, woran alle Thier ein Grausen schöpfen; aber ein Schwan trotzet Farb halber mit dem Schnee, hat seinen Aufenthalt in dem klaren Wasser, hasset alle garstige Art, und soll gleichwohl unter die unreinen Thier gezählt werden? Ein Schwan spendiret seine Federn, mit welchen die höchsten und vornehmsten Monarchen zu schreiben pflegen – und er soll gleichwohl in so geringer Aestimation seyn? ein Schwan wird kurz vor seinem Tod, indem er die ganze Zeit seines Lebens das Silentium gehalten, Vae vobis Hyppocritae!
Wehe dem, so sich auswendig stellt wie ein Joannes und einwendig wie ein Herodes, nicht ungleich einem Grab, welches äußerlich mit einem aus schönem Marmel und Alabaster polirten Stein pranget, entgegen einwendig einen stinkenden Todten-Körper oder etliche dürre Beiner hat! Wehe dem, der sich auswendig stellt wie ein Abel, einwendig aber ist wie ein Kain, nit ungleich denen Apotheker-Pillulen, so auswendig vergult, einwendig aber bitter und gräuslich! Wehe dem, der sich äußerlich stellt wie ein Jakob, und aber in dem Herzen ist ein Esau, nicht ungleich dem faulen eichenen Holz, welches nächtlicher Weil in einem Winkel scheint wie ein Feuer, und ist beinebens nur ein zermodertes, faules, wurmstichigesAlkermes, entgegen einwendig Vae vobis Hyppocritae!
Gleichwie die schöne Rahel ihres Vaters Laban Götzen-Bilder unter dem Stroh verborgen, also geschieht auch, daß unter einer schlechten Mönchs-Kappe ein gottlos Gemüth kann verborgen seyn. Der hl. Gregorius schreibt, daß zu seiner Zeit ein Geistlicher in großem Ruhm der Heiligkeit habe gelebet, und seynd die Leut' der unfehlbaren Meinung gewest, es werde die Welt erhalten durch das eifrige Gebet dieses Manns; derjenige schätzte sich glückselig, der ihm hat dörfen die Händ' oder den Habit kussen; jedermann hat sich befohlen in sein eifriges Gebet; ja in dem Kloster selbst wurde er von seinen Mit-Religiosen vor einen heiligen Mann gehalten. Wie dieser nun zu seinem Sterbstündlein kommen, hat er lassen alle Geistliche zu sich rufen, welche dann hurtig und schleunig erschienen der gänzlichen Hoffnung, sie werden von diesem hl. Vater gar eine schöne Lehr und forderist den heiligen Segen zu guter Letzt empfangen; aber die Sach hat sich weit anderst befunden: indem dieser nit mit heiligen Gebehrden, wie sie vermeinten, sondern mit entsetzlichem Angesicht und verzweifelter Gestalt folgendermassen sie angeredet: Wißt ihr was? nicht selig, sondern ewig unglückselig bin ich, weilen mein bishero
Die Kinder der Propheten waren der Meinung, als brockten sie das beste Kraut; unterdessen waren's lauter bittere Koloquinten. Der Jakob war der Meinung, als genieße er der schönen Rachel ihre Gegenwart, unterdessen war es nur die garstige Lia. Der Urias war der Meinung, als trüge er ein Recommandations-Brifel, oder auf das wenigst eine Ordre von dem David im Sack; unterdessen war es ein Befehl, daß man ihn soll an die Spitz stellen. Wir Menschen seynd auch oft der Meinung, dieser oder jener sey fromm und gottesförchtig, indem es der äusserliche Wandel nit anders zeiget; unterdessen ist er ein Wolf in einem Lämmelfell und ein Schelm in einem heiligen Futteral.
Das Kriegsherr des Sennacherib hatte einst eine sehr große Niederlag gelitten, und zwar durch die Hand eines Engels, als der in einer Nacht hundert und achtzig tausend der Assyrier erleget hat, und ist es der Rabbiner Aussag, daß diese häufige Anzahl auf der Erde gelegen, als wären sie noch lebendig, gar schön Vae vobis Hypocritae!
Der König Saul hat eine alte Hex ersuchet, sie solle ihm den Samuel mit ihrer Cribas Crabes auferwecken. In der ganzen Gegend war diese Gabelfahrerinn nur allein. Dermalen findet man weit eine größere Anzahl der bösen Leut': wie man denn in Steyrmark etliche Jahr nacheinander sehr viel dem Vulkano aufgeopfert, und war zu wünschen, dieses so schädliche Unkraut würde einst ganz und gar ausgerottet. Viel unter diesen seynd gewest, von denen niemalen ein böser Argwohn ist geschöpfet worden; dann sie gar andächtige Wallfahrten verrichtet, mit großer Auferbaulichkeit die hl. Sacramente empfangen, der Predigt samt dem heiligen Meß-Opfer beigewohnt, absonderlich ganz inbrünstig und andächtig ihr Gebet in der Kirche verrichtet; aber blos aus Gleißnerei. Ja mir ist gesagt worden von einem, welcher dero Bekanntnuß selbsten angehört, daß sie unter anderen bestanden haben; ihr Gebet sey kein anders gewest, als dieses: Veigel und Rosen, Wammes und Hosen, Kessel und Pfannen, Schäfer und Wannen, Hammer und Nägel, Donner und Hagel, Rettig und Ruben, Mädel und Buben, Pfeifen und Tanzen bey Binkel und Ranzen, Schunken und Hammen schicken sich zusammen, Amen. Gehören also diese gottlose Leut forderist unter die Gleißner, denen auch beigesellet wird ein Absalon, ein Simon Magus, eine Saphyra, ein Pilatus, ein Herodes, ein Domine, ut videam! aber solche Gleißner begehren und wünschen, ut videantur. In Oesterreich, absonderlich bey schöner Herbstzeit, pflegt man die Lerchen in großer Menge zu fangen. Diese Vögerle werden insgemein auf Latein genannt Alaudae, das ist so viel als Lob-Vögerle. Die Gleißner und Augen-Heilige trachten Sommer und Winter, Herbst und Frühling nur nach solchen Alaudas oder Lob-Vögerl; denn ihr einiger Wunsch ist gelobt zu werden. Den Esau haltet man für einen unverständigen Lümmel, um weilen er sein Majorat verhandelt um ein Linsen-Koch. Ist das nit ein Linsen-Narr, weit größer als ein Haber-Narr! giebt um eine so geringe schlechte Bauern-Speis' diese so stattliche Prärogativ. Wann es Mandel-Koch wäre gewest, wär es ihm kein so großer Spott; aber um etliche Löffel voll Linsen eine solche Würdigkeit zu verkaufen, scheint die größte Thorheit. Ist wohl wahr, wann man die Kinder und die Narren gen Markt schicket, so lösen die Kramer Geld. Nicht weniger Spott verdienen alle diejenigen, welche eitlen Ruhms und Glorie
Der Elisäus hat seinen hl. Vater Elia gar herzlich gebeten, wann er soll von hinnen weichen, daß er ihm doch seinen doppelten Geist hinterlasse! Elias hat ihm seine Bitt' nicht abgeschlagen. Wie nun die feurige Karosse erschienen, in welcher Elias in die Höhe verzucket worden, da hat Elisäus überlaut aufgeschrien, ihn seines Versprechens erinnert; über welches Elias den Mantel heruntergeworfen, und ihm zugleich auch den doppelten Geist ertheilt, welcher doppelte Geist bestunde
Ein rechtschaffener Christ soll der Mutter des Moses nachfolgen. Wie diese das kleine Kind geboren, und gesehen, daß es ein so herziges Büberl sey, gelbe Härl wie die schönsten Goldfaden, ein Paar Aengel wie zwei Sternl, Wängl wie Rosen, ein Mäulerl wie die Korallen, das ganze Leibl, als wäre es von Wachs possirt, in allem wie ein Engerl, was hat sie angefangen? hat sie vielleicht dieß guldene Kind auf den Arm als eine lebendige Wiege genommen, und hin und her in der Nachbarschaft getragen? O nein. Abscondit, »sie hats verborgen,« damits nit vermög' des königlichen Decrets soll ins Wasser geworfen werden: das Verbergen
Ein Ackersmann, wann er will, daß der Same soll Frucht bringen, so läßt er ihn nit heraus liegen, sondern verdecket ihn mit der Erde. Der hl. Nicolaus, Bischof zu Bari, hat nächtlicher Weile drei armen Töchtern ein Heirath-Gut eingelegt in der Stille, daß es niemand gesehen, fein verdeckt, daß keiner gewußt. Der hl. Erz-Bischof Thomas hat unter dem sammeten Rock ein stechendes Cilicium getragen; niemand wußte darum. Der hl. Carolus Borromäus hat mehrmalen etliche Schüßlen auf seiner Tafel zugedeckt gehabt, und war doch nichts darinnen, damit nur die Leut sollen vermeinen, er tractire sich wohl, und also Vide, nemini dixeris!« Auch die 40 Tag in der Wüste die strengen Fasten verricht ohne Gegenwart eines Menschen, uns zu einer Unterrichtung, damit wir unsere guten Werk vor den Augen der Menschen möglichst verbergen sollen, wollen wir anderst, daß die eitle Ehr selbige als eine subtile Diebinn nit entfremde.
Der heilige Philippus Nereus hat sich närrisch gestellt, deßgleichen der selige Jacoponus, deßgleichen der heilige Simon Sales, deßgleichen die heilige Isidora, die heilige Berengaria etc. Willst du aber ein frisches Exempel: siehe der heiligmäßige Mann Hieronymus a St. Bernardo, ein Priester meines heiligen Ordens, ist erst vor 8 Jahren den 25. October, seines Alters 27 Jahr, zu Panormi in Italien gestorben, bey dessen Tod sich große Wunder ereignet haben; jedermann ist häufig zugeloffen, und keiner kunnte die Ursach dessen geben, sondern alle bekannten, daß sie durch übernatürliche Gewalt hierzugezogen worden, Blinde seynd sehend worden, Stumme haben angefangen zu reden, und so man den Leichnam mit vielen Soldaten nicht hätte verwacht, wäre er ungezweifelt von dem Volk zerrissen worden. Es scheinten also auf allen Seiten sattsame
Der Herr aus seinem Fenster, der Bauer auf dem Acker, der Hirt in dem Feld, der Jäger in der grünen Aue thun etwas wahrnehmen, daß die schöne Sonn einen Dunst oder dicke Feuchtigkeit von der Erde in die Höhe ziehet, welcher aber wegen dieser Erhebung und Promotion also undankbar, daß er zum Dank dir Gott die liebste Sonn, die ihn also empor gebracht, spöttlich verfinsteret und trüb machet. Eine Sonn der göttlichen Gerechtigkeit wird vielfältig in heiliger Schrift unser Herr und Heiland benamset. Nunc clarificatus est filius hominis, et Deus clarificatus est in eo, et Deus clarificabit illum in semetipso, et continuò clarificabit eum. Was kann doch Verruchteres seyn auf dem ganzen Erdboden, als eine solche Undankbarkeit gegen Gott?
Auszügl.
Hans Adam Erdschrollen
, sündiger
Mensch auf der Welt, hat von mir
Endesunterschriebenem Gnaden
empfangen, wie folgt: (Hoffe, daß
solche mit Dank werden bezahlt
werden.)
Anno
Gnaden.
1640. Vom 7ten August an, am Tag des hl. Bonifacii, im Mutter-Leib, das erste Monat
Item, das vierte Monat, in welchem die Mutter sehr unpäßlich sich befunden und in ein gefährliches Fieber gerathen
Item, in der Geburt und bis du getauft bist worden, hast du in allem der großen und kleinen Gnaden empfangen
1100
Bonifacius, der andere hat geheißen Deogratias. Wo nun Bonifacius ist, da solle allemal auch seyn Deogratias. Mein Mensch, wer ist dir ein größerer
Bonifacius
oder Gutthäter, als dein Gott, welcher dich erschaffen? welcher dich, nit wie einen Daniel aus der Löwengrube, nit wie einen Joseph aus der Cistern, nit wie einen Lazarum aus dem Grab, sondern dich aus dem puren
Daß du bist zu der hl. Tauf gelangt, ist eine Gnad über alle Gnaden. Wie viel tausend und tausend seynd ohne diesem hl. Sakrament gestorben! Der König Pharao hat allerseits das Volk Israel verfolgt. Wie nun Moses das Meer von einander zertheilet, daß es beederseits wie die Mauren gestanden, und solchergestalten mit seinem Volk durchpassirt, da wollte Pharao auch mit den Seinigen den Durchweg nehmen; aber da er in der Mitte war, hat ihn dasselbige mit allen den Seinigen zugedecket, ertränkt, und also vom Wasser den graben Weg zum Feuer genommen, und das Fleisch vorhero im Wasser eingewässert, ehender es an den Bratspieß angestecket worden. Sobald der Pharao im Meer ersoffen, hat der Moses gleich ein Dank-Lied angefangen zu singen sammt seinem Volk, auf allen Zungen war das Deo gratias.
Was ist die Erbsünd anderst, als ein Pharao, welcher das ganze menschliche Geschlecht verfolgt? Daß dieser im Wasser ersoffen, und durch das Wasser der hl. Tauf' zu Grund gangen, da bist du unendlich verpflicht deinem Gott, solche große Gnad mit Dank zu bezahlen! Wie viel Tausend' in Asia, wie viel Tausend in Afrika, wie viel Tausend in Amerika, wie viel Tausend in Europa haben diese Gnad' nicht gehabt, welche dir Gott unverdienter, ohne Schuld hat geben! Schau in den Himmel, schau in die Luft, schau auf die Erd', schau in das Wasser; so wirst du allenthalbenWillkomm Bruder! versichere dich, er wird dir wiederum danken, und durch den Wiederhall dich ebenfalls also salutiren: willkomm Bruder! Solchergestalten sollst du dich ja schamen in das Herz hinein, mein Mensch, wann Stöck und Blöck dankbarer seyn, als du!
Zu Jerusalem war ein wunderlicher Schwemm-Teich, allwo sich eine große Menge der kranken und presthaften Leute befunden; dann so oft der Engel diesen Teich beweget hat, so ist der erste, der sich hinein gelassen, frisch und gesund worden. Unter andern elenden Krüppeln war auch daselbst ein armer Tropf, welcher achtunddreißig Jahr alldorten unter der Schupfe Surge,
stehe auf! vollkommentlich gesund gemacht. O mein Jesus! es ist halt noch wahr und bleibt wahr, so jemand von jedermann verlassen ist – hominem non habeo – so kann er seine sicherste Zuversicht zu dir nehmen, du wirst ihn nicht verlassen! Aber es ist in diesem und bei diesem Wunderwerk wohl zu erwägen: sobald Christus den Menschen zur Gesundheit und graben Gliedern gebracht, hat er ihm befohlen: er soll fortgehen und den Stroh-Sack mit sich tragen. Mein Herr, wegen des Stroh-Sacks fällt mir kein strohenes Conzept ein. Weilen der Mensch acht und dreißig Jahr alldorten gelegen, und unter währender so langer Zeit keinen Menschen hatte, der ihm hätte in den heilsamen Teich hinein geholfen, so ist es ein Kennzeichen, daß er ein Bettler muß gewesen seyn. Ist er ein solcher armer Schlucker gewest, so ist wohl zu glauben, sein zerrissener halb verfaulter Stroh- Sack oder Unterbett sey nicht einen Groschen werth gewesen. Warum dann, mein Herr, schaffest du ihm, er soll den Stroh-Sack mit sich tragen? Ich laß' andere tolle grabatum, so trag ihn wieder; thut dir dein Nächster etwas Guts, so thue es wiederum; erzeigt dir dein Gott alle Tag, alle Stund, alle Augenblick häufige Gnaden von Oben herab – ich sprich alle Augenblick, dann soll er dich auf einen Augenblick verlassen, so müssest du zu nichts werden! weilen du aber seine göttlichen Gnaden nit kannst erwiederen mit anderen Gnaden, so zahl aufs wenigist dieselben mit einem öftern Deo gratias.
Zehen aussätzige und schäbige Männer hat Christus auf freier Straße gesund gemacht, aus welchen aber nur einer zu dem Herrn kommen, und sich bei seinen heiligen Füßen niedergeworfen, und ihm um solche große Gutthat gedanket; die andern seynd ihres Weges fort gangen, und keiner an das Vergelt dirs Gott! gedacht. Solche Undankbarkeit hat nicht ein wenig das göttliche Herz beleidiget; wessenthalben er gleichsam mit Verwunderung hat gefraget, wo dann die neune seyen geblieben? als wollte er sprechen: es sollen auf so große empfangenen Gnaden alle 10 erscheinen. Merks, mein Mensch, wann dir Gott eine Gutthat erweist, derer unzählbar viele seynd, so schicke fein fleißig alle Zehen zu ihm; ich verstehe aber 10 Buchstaben: der erste ist ein D, der andere ein E, der dritte ein O, der vierte ein G, der fünfte ein R,
A, der siebente ein T, der achte ein I, der neunte ein A, der zehente ein S. Das heißt hernach Deo Gratias.
Du hast das Auszügl nun genugsam übersehen, und bilde dir nur ein, es seien viel wenigere, als mehrer Gnaden aufgeschrieben, welche dir Gott gspendiret in Mutter-Leib, und bei der hl. Tauf, in Summa wie er dich erschaffen. Anjetzo folgt ein anders, wie er dich bishero erhalten:
Auszügl.
Hans Adam Erdschrollen, sündiger
Mensch auf der Welt, hat von mir
Endesunterschriebenem die hierin
verzeichneten Gnaden empfangen:
Hoffe, daß solche mit Dank wer
den bezahlt werden etc.
Von Anno
Gnaden.
1641. Den 13. Mai am Tag des heiligen Servatii gleich nach dem hl. Taufwasser in Beiseyn des Gevatters und der Gevatterinn, denselben halben Tag
300.
Item, nachmals bis in das siebente Jahr, sowohl in dem Haus, als auf der Gasse, im Bett und bei der Tafel, wie auch anderwärts bei Sommer- und Winters-Zeit
2000000.
Item, von dem siebenten Jahr an bis in das siebzehende hin und her in allen Schulen, in allen Spielen, zu allen Zeiten
4563000.
800006910.
Item, von dem 27sten Jahr bis an das 37ste Jahr wegen unterschiedlichen Amts-Verrichtungen, wegen Habschaft und Wirthschaft, wegen Weib und Kindern, zu Friedenszeiten und Kriegszeiten
90087301.
Item, von dem 37sten bis in das 47ste in unterschiedlichen Gefahren zu Wasser und zu Land, zu Pferd und zu Fuß, in Hitz und Kälte, bey Tag und bey Nacht
50009387.
Die heilige und göttliche Schrift meldet von dem hl. David und von dem Jonatha, daß sie beide so große und innigliche Freundschaft untereinander gehabt, das so gar einer ohne den andern mit wollte seyn. Die hl. katholische Kirch zählt ebenfalls zween heilige Bischöf', deren einer ohne den andern nicht soll seyn; einer Servatius, Episcopus Trajectensis, der andere wird genennt Deo-Gratias Episcopus Carthaginensis. Servatius und Deo-Gratias allzeit mit einander und bei einander. Mein lieber Mensch, wer ist bishero dein Servatius gewest, wer hat dich bisher erhalten, dich erschaffen? Dein Gott, dem du derenthalben viel 1000 Deo gratias schuldig bist!
Du hast ungezweifelt öfter vernommen, daß unser lieber Herr habe einmal die bösen Feind aus einer besessenen Person ausgetrieben bei den Gerasenern. Ehe und bevor aber diese höllischen Larven ihr Logement verlassen, haben sie eine Supplication aufgesetzt, und Christo dem Herrn überreicht dieses Inhalts, daß sie nemlich um Erlaubniß anhalten, in die nächste Herd' Schwein zu fahren, welches ihnen auch von dem Heiland vergünstet worden. Aber warum haben diese verfluchten Geister begehret zu fahren in die Säu? Pfui, es Sau-Narren! Wie daß sie nicht verlangt haben zu fahren in ein Kaufmanns-Gewölb, worinnen man öfters höret: der Teufel hohl mich? warum nicht in einen engen Weg, in welchem öfter ein Fuhrmann dem andern wünscht, weilen er nicht bei Zeiten ausweicht, daß ihn der Teufel hohle? warum nit in die Werkstatt eines Webers, der fast allemal, so oft die Gespunst oder Faden zerreißt, pflegt zu schelten: hohl der Teufel die alte Her, die das Garn gespunnen? warum nicht
Das Getreid auf dem Kasten, der Wein in dem Keller, die Kleider in der Truhe, das Geld in dem Beutel, die Speis' in der Schüssel, die Federn in dem Bett, das Holz in dem Ofen, die Kuh in dem Stall, die Henne in dem Hof, die Fisch in dem Teich, die Lämmer auf dem Feld, mit welchen du dich bishero erhalten hast, kommt alles von oben herab, von dem allergütigsten Gott. Das Samson Honig bekommen, daß Sisara Milch bekommen, daß Daniel ein Koch bekommen, daß Abraham ein Kalb-Feisch bekommen, daß Isak ein Kitzel bekommen, daß Esau Linsen bekommen, das die Wittib zu Sarepta Oel bekommen, daß Elias Brod bekommen, daß die Israeliten Wachteln bekommen, daß Noe Deo gratias ablegest? Der Vögel ihr Singen, der Hirschen ihr Springen, der Schafe ihr Plärren, der Ochsen ihr Röhren, des Feuers sein Brennen, des Wassers sein Rinnen, der Aecker ihr Segen, der Wolken ihr Regen, der Sonne ihr Leuchten, des Thaues sein Feuchten, der Stern ihr Glimmern, des Goldes sein Schimmern, der Bäume ihr Schatten, der Wiesen ihre Matten, der Hund ihr Hüten, der Hennen ihr Brüten: In Summa, alle Geschöpf und dero Wirkungen hat Gott wegen deiner erschaffen, mein Mensch, wegen deiner!
Die schöne strahlende Sonne ist 160 mal größer, als der ganze Erdboden, die Sonn ist 40 mal hundert tausend Meil von dem Erdboden entfernet; sie lauft in einer Stund 10 mal hundert tausend hundert und 20000 Meil: Alles wegen des Menschen. Der Mond ist zwar kleiner als alle Stern, außer dem Mercurio; in dem er aber weit größer scheint als die Stern, ist es die Ursach, weilen er viel näher bei uns ist. Gleichwohl ist der Mund neun und dreißigmal größer, als der ganze Erdboden, und ist von Gott als ein Nacht-Licht angezündet worden: Alles wegen des Menschen. Die Stern hat die göttliche Allmacht als lauter strahlende Facklen an den Himmel Polidorus Virgilius de invent. rerum l. 2. Alles wegen der Menschen. In Trabrobana werden Meer-Schild-Kröten gefunden, welche einer so ungeheuern Größe seynd, das sie sie anstatt der Dächer brauchen, und kann eine Schale ein ganzes Haus bedecken. Aelianus l. 6. c. 12. Alles wegen der Menschen. In Aethiopia seynd die Schwein noch einmal größer, als in unsern Ländern, und haben dieselben alle Hörner auf dem Kopf. Idem lib. 17. cap. 10. Alles wegen der Menschen. Zu Pervano in den neuen Welt seynd die Schaf so groß, wie bei uns die Ochsen. Joseph
Jesuit. An 1560. Alles wegen der Menschen. In dem Gorgonier Land ist ein sehr weiter und breiter Teich mit Namen Geluchalak, worbei ein Kloster St. Leonhardi. In diesem Wasser ist ein ganzes Jahr kein Fisch, außer in der Fasten. So bald aber der Oster-Sonntag herzu kommt, so verlieren sich alle Fisch.
Der hl. Paulus erzählte denen Corinthern einmal, was unterschiedliche Gefahren er ausgestanden: Gefahren zu Wasser, Gefahren zu Land, Gefahren in der Stadt, Gefahren auf den Strassen, Gefahren unter den falschen Brüdern. Sag her, mein Hanns Adam Erdschrollen, in wie viel Gefahren bist du schon gewest dein Lebenlang, aus welchen dich allemal der göttliche Schirmer errettet hat? und diese alle sollst du mit Dank bezahlen. Mache es bey Leib nicht wie der Rab; sonst thät man dich mit gutem Fug einen Galgen-Vogel nennen. In dem alten Testament hat der allmächtige Gott absonderlich verboten, man solle ihm nur keine Raben aufopfern; Spatzen wohl, aber kein' Raben; Zeiserl wohl, aber keine Raben, Gimpel wohl, aber keine Raben. Wie ist dann der schwarze arme Tropf bei Gott also in Ungnaden kommen? Bei der Zeit gelten die Raben viel mehr, sonderlich auf denen Ducaten, welche insgemein die Räbler genennt werden, – und haben diese ihren Ursprung von dem ungarischen König Matthia Corvino, dem einst ein Rab einen guldnen Ring sammt einem sehr kostbaren Smaragd gestohlen und schnell davon geflogen, welchem aber der König so lang nachgesetzet, bis er ihn von dem höchsten Gipfel eines Baums herunter geschossen, und folgsam den Ring samt dem theuren Kleinod wieder erhalten. Worüber er nachgehends die Bildnuß des Rabens samt Omne Corvini generis vitandum est vobis. Es geschah ihm aber gar recht dem undankbaren Gesellen; denn Noe hatte im Befehl, daß er von einer jeden Gattung oder Geschlecht der Vögl soll 7 in die Arche nehmen: 7 Adler, 7 Storchen, 7 Tauben, Alstern, 7 Gimpel, 7 Wiedehöpf etc., auch 7 Raben. Warum aber siebene? dann die Thier seynd derenthalben in die Arche salvirt worden, damit sie sich nachmals vermehrten: wann dann dem also, wessenthalben hat Gott befohlen siebene? hatte doch das siebente keinen Gespann, mit dem es sein Geschlecht konnte vermehren. Es hat darum der Allmächtige wollen, daß aus allen Gattungen der Vögel siebene in die Arche sollten gebracht werden, damit die drei Paar hernach sich wieder möchten propagiren, das siebente aber solle geschlachtet werden zu einem Opfer, um weilen sie der gütigste Erschöpfer in so äußersten Gefahren beim Leben erhalten. Haben demnach alle Vögel das schuldige Deo Gratias abgeleget, außer den Raben; dann weilen der siebente Rab Botenweis' ausgeschicket worden aus der Arche und nicht mehr zurück kommen, also hat' dieses schwarze Raben-Geschlecht
Aus wie viel Gefahren – besinn' dich wohl – hat dich der gütigste Gott errettet? Des Job seine sieben Söhn und drei Töchter seynd von dem Haus, welches durch Ungestümme der Wind' zu Boden gefallen, jämmerlich zerschmettert worden. Job. K. 1. – das hätte auch dir geschehen können. Der Weltweise Diogenes ist von der Schlaf-Kammer, welche unverhofft eingegefallen, erschrecklich zerquetschet worden: Apollonid. 1. Gräco. – das hätte auch dir geschehen können. Joannes XXII., dieß Namens römischer Pabst, ist von einem neuen Zimmer, welches auf ihn gefallen, also verwundet worden, daß er den siebenten Tag hernach Tods verblichen zu Viterbii: Fulg. 9. 12. – das hätt auch dir geschehen können. Valentianus, römischer Kaiser, ist bei der Tafel an einem Stuck Fleisch ersticket: Sextus Aurelius l. 4. – das hätt auch dir geschehen können. Henrikus Niger, römischer Kaiser, ist an einem Stuck Brod ersticket: Culpini – das hätt auch dir geschehen können: Tarquinius Priscus ist an einer Fischgräte ersticket: Hagiograph. Guid. – das hätt auch dir geschehen können. Sophocles ist an einem Weinbeerl erstickt: Valer Max – das hätt auch dir geschehen können. Adrianus der Constantinus der Kaiser ist eines gähen Tods gestorben: Palatina – das hätt dir auch geschehen können. Amurathes der türkische Kaiser ist des gähen Tods gestorben: Chalcocon. l. 7 – das hätt auch dir geschehen können. Attila der König in Ungarn ist des gähen Tods gestorben: Sigebert. in Chron. – das hätt auch dir geschehen können. Aristulphus, König in Longobardien, ist des gähen Tods gestorben: Culpini. – das hätt auch dir geschehen können. Joannes Albertus, König. in Polen, ist des gähen Tods gestorben: Crom. l. 3 – das hätt auch dir geschehen können. Ferdinandus I, König zu Neapel, ist des gähen Tods gestorben: Guicci. l. 1 – das hätt auch dir geschehen können. Joannes IV, König in Aragonien, ist des gähen Tods gestorben: Marinäus Buch 11 – das hätt auch dir geschehen können. Kaiser Henricus VI ist an dem Durchbruch gestorben: Aemil. 7 – das hätt auch dir geschehen können. Kaiser Albertus I ist eben an dieser Krankheit gestorben: Aen. Sylvi. K. 56 – das hätt auch dir geschehen können. Kaiser Friederich der Dritte ist an dieser Krankheit gestorben: Cuspini. – das hätt auch dir geschehen können. Kaiser Maximilianus der Andere ist an dieser Krankheit gestorben: Cuspini. – das hätt auch dir geschehen können etc. Henricus der Erste, König in Engeland, ist ertrunken An. 1120: Matth. Paris. – das hätte auch dir geschehen können. Fergusius, der Albanier König, ist ertrunken. Boet. 9; Donnaldus, König in Schottland, ist ertrunken.Valdemarus ist ertrunken, ein König in Dänemark. Saxo. 15; Hartmannus der Andere, ein Bruder des Kaisers Rudolphi, ist ertrunken. Cuspini; Erivis, König in Dänemark ist ertrunken: Cranz. l. 6. Swez. – das hätte auch dir geschehen können. Tullius Hostilius, der Römer König, ist vom Donner erschlagen worden. Plutarch; Anastasius, der Kaiser, ist vom Donner erschlagen worden. Zonar. 3. Thl.; Carus, der Kaiser, ist vom Donner erschlagen worden. Sabell. l. 8; Zoroastres, König der Britanier, ist vom Donner erschlagen worden. Volteran; Hatto, Erz-Bischof zu Mainz, ist durch den Donner erschlagen umkommen: Sigebert. – das hätt auch dir begegnen können. Henricus der Erste, König in Spanien, ist durch einen Ziegel, der ihm auf den Kopf gefallen, um das Leben kommen; Ritius l. 3. – das hätt dir auch geschehen können. – Wie viel Tausend und 100000, welche du nit gekennt, wie viel, welche du gar wohl gekennt, seynd durch das Feuer, Wasser, Gift, Schwert etc. zu Grund gangen, wie viel des gähen und unversehenen Tods gestorben! das hätt auch dir widerfahren können. Weilen du aber allen diesen Ueblen entgangen, mußt es niemand andern zuschreiben, als Gott allein, der dich aus so viel unzählbaren Gefahren errettet hat; welche überhäufige Gnaden du ja schuldig bist, mit Dank zu bezahlen.
Allhier hab ich für gut angesehen, eine kleine Dank-Predigt beyzusetzen, welche ich Anno 1685 in der Haupt-Stadt Grätz in Steyermark, in Gegenwart einer großen Menge Volks und häufigen Adels, in der Stadt-Pfarr-Kirche vorgetragen, damit hierdurch ein jeder lerne,
Thema.
In tribulatione invocasti me, et liberavi te.
Von Grund meines Herzens wünsche ich, das heut die vornehme und hoffentlich Gott dem Herrn angenehme Stadt Grätz möchte die Natur und Eigenschaft der Sonne an sich nehmen. Die Sonne postirt mit ihren Feuer flammenden Pferden von einem Himmelszeichen zu dem andern: die Sonn' geht in dem Monat Januario in das Zeichen des Wassermanns, die Sonn' geht in dem Monat Februario in das Zeichen des Fisches, die Sonn' geht in dem Monat Martio in das Zeichen des Widders, die Sonn' geht in dem Monat April in das Zeichen des Stiers, die Sonn' geht in dem Monat Majo in das Zeichen des Zwillings, die Sonn' geht ein in diesem Monat, benanntlich im Junio, in das Zeichen des Krebses: Von Grund meines Herzens wünsche ich, daß heut die edle Stadt Grätz auch möchte die Eigenschaft der Sonne an sich nehmen, ebenfalls gehen in das Zeichen des Krebses. Zuruck, zuruck, mein Grätz, zuruck, denk zuruck, wie Anno 1680 dich der gerechte Gott mit einer scharfen Ruthe gezüchtiget hat! denke zuruck! daß gleichsam von lauter Ach, ach, ach, ach das achtzigiste Jahr seinen Namen geschöpft hab.
Zur Zeit Mosis hat die Erd' ihrer zwei verschluckt, nemlich den Dathan und Abiron. Anno 1680 hat die Erd' nit nur 1000 allhier verschlickt, und hat mancher sein Grab gefunden unter einem verdorrten Baum, der noch in blühender Jugend war. Denke zuruck! Zur Zeit des berühmten Kriegsfürsten Josue hat der freche Dieb Achan einen guldenen Schatz entfremdet und unter die Erd' vergraben; Anno 1680 hat der zaundürre Dieb der Tod viel guldene Leut, einem manchen Mann sein Weib als einen guldenen Schatz, einem manchen Weib ihren Mann als ein guldenes Herz entfremdet und unter die Erde gebracht. Denke zuruck!
Zur Zeit des Propheten Ezechiel seynd die Felder voller Todtenbeiner gelegen; Anno 1680 hat man allhier um Grätz herum auf den Feldern, Wiesen und Aeckern hin und her viel Todte und Todtengräber angetroffen. Denke zuruck!
Zu Zeiten Jephte mußte dieser wackere Kriegs-Herr seine leibliche Tochter opferen; Anno 1680 haben manche Eltern ihre liebsten Söhn' und Töchter müssen aufopferen. Denke zuruck!
Denke zuruck, mein Grätz, und erwäge beinebens wohl, wer deine andere und annoch übrigen Innwohner von dem stark-tobenden Tod errettet hat! Wer? wer? Der ewige Gott im Himmel, so da dreifach in Personen, die allerheiligste Dreifaltigkeit hat dir Anno In tribulatione invocasti me, et liberavi te. Du Grätz hast mich göttliches Drei in Trübsal angerufen und ich hab dich errettet. Deßwegen halt dein Wort, was du mir versprochen hast und so eifrig verheißen, nemlich eine schöne Ehren-Saul auf öffentlichem Platz und eine jährliche Danksagung!
Unser gebenedeiter Heiland hat einst drei seiner liebsten Apostel mit sich auf den hohen Berg Thabor geführet, ihnen daselbst gezeiget einen kleinen Abriß seiner himmlischen Glorie, ja er hat ein solches schönes, scheinendes, schimmerndes Angesicht gewiesen, daß sich Petrus gänzlich darin und daran verliebt, und also kurzum daselbst seine Wohnung aufschlagen wollte: So freundlich war das Angesicht Christi. Ein andersmal, wie der Stricks-Dieb Judas diesen seinen Herrn meineidig verrathen, und die hebräischen Lotters-Knecht Jesum von Nazareth mit großer Ungestümm wollten fangen, da hat er diese Lumpen-Bursch nur angeschaut: quem quaeritis? und mit diesem einzigen Blitzer, so aus seinen Augen geschossen, alle diese frechen Leut zu Boden geworfen, daß sie die Füß in die Höhe gehebt. So erschrecklich war das Angesicht Christi. Auf solche Weis' kann unser lieber Herr zweierlei Gesichter machen, süß und saur schauen? Ja, ja, ja. Diejenigen, welche im Leben ihn lieben, ihn loben, die schaut er ganz freundlich W, W, W allenthalben. Wissen sie aber, was für ein Buchstaben in dem A B C nach dem W folget? S.T.V.W. X; auf das W folget das X; dieses schreibt man wie ein Kreuz. Gar recht; wie uns der gerechte Gott zu grassirender Pestzeit das W geschickt hat, so seynd wir freilich zum X, zum Kreuz krochen, haben die Händ in die Höhe gehebt mit dem Mose, haben an die Brust geschlagen mit dem offenem Sünder, haben ein Gelübd gethan mit dem Jephte, haben die allerheiligste Dreifaltigkeit verehret und inbrünstig angerufen. Und diese, diese, kein Galenus oder Leonicenus; diese, diese, und kein Hermogenes oder Aristogenes; diese, diese, und kein Welt-Arzt, sondern In tribulatione invocasti me, et liberavi te.
Fünf ehrsame, sittsame, gehorsame, tugendsame, friedsame Jungfrauen, nachdem sie gar höfliche Ladschreiben von dem himmlischen Bräutigam empfangen, kommen mit brennenden Ampeln vor die Himmels-Thür, und werden daselbst mit aller Willfährigkeit eingelassen. Willkomm, willkomm, herein, herein, da sollt ihr lustig und fröhlich seyn! Fünf andere wohl geschmierte, wohl polirte wohl armirte Jungfrauen kommen gleichmäßig für die Himmels-Thür, jedoch mit leeren Ampeln; diesen hat man die Thür vor der Nase zugeschlagen. Ueber das ist sich zwar nit so hoch zu verwundern, dann sie tragten leere Ampeln, in welchen kein Oel, kein Dacht, und folgsam kein Andacht war; aber das ist ja wunderlich, daß diese arme Tröpfinnen haben noch überlaut geschrieen: Domine, domine, aperi nobis! Herr, Herr, mach uns auf! Heraus, hat es geheißen Herr, Herr, und darinnen war kein Gehör. Jonas in seiner nassen Herberg ist erhört worden, diese nicht; Daniel in seiner tiefen Herberg ist erhört worden, diese nicht; Anna in ihrer heiligen Herberg ist erhört worden, diese nicht; die drei Knaben zu Babylon in ihrer heißen Herberg seynd erhört worden, diese nicht: Warum? Darum, sie seynd Närrinnen gewest, fatuae; sie haben nit recht geschrieen, nur zweimal Domine, Domine, Herr, Herr, geschrieen! Die Grätzer seynd Anno 1680 um ein guts verständiger gewest und die Sachen viel weiser angriffen zur leidigen Pestzeit; dann dazumalen haben sie bei dem Himmel angeklopfet, Hilf begehrt,Domine, Domine, Domine, Herr, Herr, Herr! Die närrischen Menscher haben eine göttliche Person ausgelassen; aber die Grätzer haben ganz inbrünstig alle drei angerufen, Gott den Vater, Gott den Sohn, Gott den hl. Geist, diese allerhöchste Dreifaltigkeit, und die hat sie erhöret, und die hat ihnen geholfen.
Anno 1599 hat die Pest in Hispanien dergestalten grassirt, daß sie forderist die Stadt Segobriga schier ganz öd gemacht; so bald man aber ein Gelübd gethan, den Tag des hl. Rochi feierlich zu begehen, da hat sich diese Sterbsucht geendt und gewendt. Rocho hatten sie darum zu danken, dem, dem. – Anno 1680 hat die Pest grassirt durch ganz Italien, bis endlich der hl. Christophorus in der Stadt Brixen erschienen und an die Hausthüren den heilsamsten Namen Jesus geschrieben, worüber alsobald dieses Uebel aufgehöret. Christophoro, dem hatten sie darum zu danken, dem, dem. Anno 1503 war die Pest in der Stadt Papia, wo der Leib liegt meines hl. Vaters Augustini. Nachdem sich aber der Magistrat verlobet hat, jährlich 22 weiße Fackeln auf den Altar des hl. Vaters zu opfern, alsdann hat sich augenblicklich das Uebel geendt. Augustino, dem hatten sie zu danken, dem, dem. Anno 1625 ist eine sehr große und grassirende Pest gewest durch ganz Sicilien, welche nachmals gewendt hat die Vorbitt' der hl. Rosaliä. Rosaliä, der hatten sie zu danken, der, der. Anno 1680, nachdem die Pest den österreicherischen Boden ziemlich durchgraset und grassiret, und der grimmige In tribulatione invocasti me, et liberavi te; Du hast mich in Trübsal angerufen, und ich hab dich errettet. Anjetzo zahl', was du Ihr schuldig bist!
Petrus soll auf eine Zeit Geld erlegen; er hatte aber keines; dann das Geld und die Kassa führte der saubere Prokurator Judas, so dazumal nit gegenwärtig; weesenthalben der Herr dem Petro befohlen, er soll hingehen, den Angel in das Meer werfen, dem nächsten besten Fisch, den er werde heraus ziehen, in das Maul greifen, und Geld darin suchen. Petrus geht, fischt, fangt, zieht, sucht, greift, findt und bezahlt. Schuldig seynd wir, das wird kein verständiger Mensch widersprechen; schuldig seynd wir, denn warum erscheinen wir heut frühe und in so volkreicher Versammlung auf dem Platz, als eben aus Schuldigkeit? schuldig seynd wir, Gott zu danken: solche Schuld zu bezahlen, suche ein jeder das Geld in seinem Maul, auf seiner Zungen! Was der Fisch Petri im Maul habe gehabt, ob es ein halber Gulden oder ein Fünfzehner gewest, das weiß ich nit; aber was wir im Maul, auf der Zunge für ein Geld haben, das weiß ich wohl: es ist ein ungarisch Geld, ein Dreierl; versteh Drei, der unzertrennten allerheiligsten Dreifaltigkeit ablegen, und danken Gott dem Vater als unserm Erschöpfer, Gott dem Sohn als unserm Erlöser, Gott dem hl. Geiste als unserm Tröster, dem einigen Gott, als unserm Erretter zur Pestzeit.
Die Stadt Augsburg hat den Namen von Kaiser Augusto, welcher allda seine Burg hatte, und also Augsburg so viel heißt als Augusti Burg. Die Stadt München hat den Namen von einem Münichs-Kloster, welches daselbst gestanden, und derenthalben noch einen Münich im Wappen führet. Die Stadt Salzburg wurde zuvor Juvavium oder Helfenburg genennet; nachdem aber der hl. Rupertus alldorten das Salz erfunden – wie er denn allezeit mit einer Salz-Scheiben abgebildet wird – alsdann ist sie Salzburg gekauft worden. Die Stadt Wien hat den Namen vom kleinen Wasser, so daselbst, vorbei rinnt. Die Stadt Grätz hatte bei den Römerzeiten den Namen Floriana, nach gehends wurde sie genennt Savanna; wie sie aber von Attila, dem hunnischen Tyrannen, von Grund aus zerstört worden, und 600 Jahr hernach die Herren von Bernegg ihre Wohnung daselbst aufgerichtet, haben sie es in wendischer Sprach Grätz genennet, welches so viel als eine Burg oder eine Stadt heißt. Dieser soll der eigentliche Ursprung seyn des Namens Grätz. Solchem rede ich gar nit zuwider; aber wie wär' es, wann ich der Stadt Grätz thäte rathen, weilen sie ohnedas den Namen öfters verändert, sie soll hinfüro nit mehr Grätz, sondern Gratias heißen? Das versteht bereits ein Ackersmann: Deo
Gratias, mein Grätz, thue heut, thue allemal der allerheiligsten Dreifaltigkeit bezahlen um die große Gnad, welche sie dir Anno 1680 ertheilt!
Matthäi am 8. Kap. wird eine Haupt-That registriret von einem Hauptmann. Dieser Hauptmann wohnte zu Capharnaum, und hatte einen Bedienten, welcher über alle Massen elend und krank war. Der wackere Soldat und rechtschaffene Offizier trägt ein innigliches Mitleiden mit dem armen Tropfen, bittet deßwegen in eigener Person Christum den Herrn, er wolle doch vermög seiner großen Gewalt den armseligen Krüppel gesund machen. Ja, ja, antwortet unser lieber Herr, curabo eum, ich will zu ihm hinunter gehen und gänzlich gesund machen, ja, ja. Nein, nein, sagt der Hauptmann, die Gnad wär gar zu groß, ich bins nit werth, daß du sollst eingehen unter mein Dach, sondern sprich nur ein Wort, so wird er schon gesund! Fiat, sicut credidisti. Auf solches Memorial hat der gütige Heiland alsobalden das Fiat geschrieen: Et sanatus est puer in illa hora, und in derselben Stund ist der Mensch gesund worden. Was muß doch dieß für eine Stund seyn gewesen? Die mehresten Lehrer und Scribenten sprechen, es sey gewest Hora tertia, um 3 Uhr. Wie der Zeiger auf drei gestanden, da ist der Mensch kurirt worden. Ein Zeiger auf einer Uhr ist vornher malè torquebatur, sie hat sich damalens in einem üblen Zustand befunden; sie war nit ungleich einem Schwemmteich zu Jerusalem, ubi erat multitudo languentium, allwo. eine große Menge der Kranken war; sie war nit ungleich dem Topf Elisäi, mors in olla, wo der bittere Tod scheinte; sie war nit ungleich dem bedrängten Egypten zu Pharaonis Zeiten, wo kein Haus war, da nit ein Todter gelegen; sie war nit ungleich jenem Reisenden von Jerusalem nach Jericho, welcher unter die Mörder gefallen und halb zu todt geschlagen: halb todt war schier damals die ganze Grätz-Stadt: malè torquebatur. Sobald aber das Herz der hochlöblichsten geheimen Stell, das Herz der hochlöblichen Regierung, das Herz des löblichen Magistrats, mit der gesammten Burgerschaft, das Herz des hochwürdigen Kleri auf drei gezeigt, nemlich auf die allerheiligste Dreifaltigkeit: sanata est civitas, »so hat man von Stund an Hilf erfahren.« Deßwegen heut auf allen Zungen soll und muß und wird erschallen bei allen das Deo Gratias.
Der hl. Joannes als eine geheimer Secretarius des göttlichen Consistorii hat auf eine Zeit gesehen den grimmigen Tod auf einem falben Pferd hin und her auf dem Erdboden reiten und große Niederlag verursachen. Anno 1680 ist der wüthende Tod zu Grätz auf seinem falben Pferd durch alle Gassen gesprengt, bis er endlich in eine Grube gefallen und den Hals gebrochen.
Er ist kommen in die Sporn-Gassen, da hat es geheißen:
Er ist um die Stadt herum geritten, zu dem Sack-Thor herein, und als er in den dritten und andern Sack kommen, da hat es geheißen:
Ecce equus pallidus, et qui sedebat super eum, nomen illi mors! Wie nun der grimmige Tod in den ersten Sack kommen, gleich nahend auf den Platz, da ist er samt seinem falben Pferd in eine Grube gefallen, sich den Hals gebrochen, so bald man daselbst hat angefangen zu graben, eine Grube Deo Gratias!
Vor etlich Jahren war in einer vornehmen Stadt in Italia ein Priester, welcher seinem Stand gemäß fromm und gottesfürchtig lebte – wie es dann einem solchen geziemt geistreich zu seyn; dann nit umsonst der Minister bei dem Altar, so oft der Priester Dominus vobiscum spricht, allzeit diese Antwort gibt: et cum spiritu tuo,
und mit deinem Geist. Also soll ein Priester nichts als geistreich seyn. Weil nun die Tugend ein Licht, so ist es nichts neues mehr, daß sich Nacht-Eulen finden, welche dieses Licht hassen. Es ist zwar ein kleines Städtl in Schwabenland, welches Neidingen genennt wird; aber so man die Wahrheit will bestehen, könnt' schier eine jede Stadt diesen Namen haben. Das mußte neben andern auch erfahren obgedachter frommer Priester, dem aus Neid einer ganz gewissenlos nach dem Leben Gloria Patri, et Filio, et Spiritui sancto: Ehre und Glorie sey dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist; also hat dieser gute Priester die schöne Gewohnheit gehabt, daß er sich allemal zu diesem v. Gloria etc. ganz tief geneiget hat. Nun hat es sich einsmals zugetragen, da dieser mit gewöhnlichem Eifer das Officium gebetet ohne einige Sorg einziger Gefahr, daß sein Feind mit einem scharf beladenen Rohr durch das Fenster auf ihn gezielt, dasselbige abgedruckt. Siehe aber Wunder! das Rohr ist nit losgangen, nach Bekanntnuß des Bösewichts selbsten, bis sich der Geistliche zu seinem Gloria Patri etc. Ehr sey dem Vater und dem Sohn und dem hl. Geist! ganz tief gebucket: dazumal ist die Kugel aus dem Rohr geprellt, aber weit über den Priester geflogen. Wann sich also dieser gottselige Priester zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit nit gebucket hätte, so wär er unfehlbar erschossen worden. Der grimmige Tod mit seinem Pfeil thut nach dem Leben zielen, er schießt seinen Bogen ab in Eil, und läßt mit sich nit spielen: das erfährt man täglich und stündlich; absonderlich hat man es gesehen vor 5 Jahren, bei welcher Zeit der wüthende Tod allerseits bei uns ganz ungestümm seine giftigen Pfeil hat abgedrucket. Wie kommt es aber, meine Grätzer, daß er so viel Tausend aus Gloria Patri, et Filio, et spiritui sancto etc., bei ihr Hilf gesucht mit gebogenen Knieen; unterdessen seynd die Pfeil über uns geflogen, und also wir ohne Schaden verblieben. Solche große Gnad' schreiben wir niemand anderst zu, als der allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Anselmus Minorita in Descript. Terrae S. Pagat. de admirandis Orbis Christiani schreibet: daß in dem hl. Land bei dem Fluß Ebron der Berg Mambre sey. Nit weit von diesem Berg sehe man ein altes Gemäuer, welches schon vor 3000 Jahren eine Wohnung war des großen Patriarchen Abrahams; nächst diesem alten Gemäuer stehet von 3000 Jahren her noch ein Eichbaum ganz grün zu allen Zeiten, welchen die Türken und Sarazener über Massen hoch verehren, auch selbigen mit allerlei von Gold und Silber gestickten Tüchern behängen, seynd auch des kräftigen Glaubens, daß, wann jemand frecher Weis' etwas von diesem Baum brechen sollte, er solches Jahr müsse sterben. Dieser Baum, wie man schreibt, soll noch stehen, und jederzeit grünen. Die Ursach ist diese: Mehr als vor 3000 Jahren ist die allerhöchste Dreifaltigkeit unter diesem Baum tres vidit, et unum adoravit: »als er diese drei gesehen, hat er einen angebetet.« Das ist die Ursach warum der Baum noch grünt und florirt, als könne auch nit anderst als floriren Land und Stand, wo man die allerheiligste Dreifaltigkeit verehret: das müssen wir merken. Nach diesem seynd erstgedachte drei Personen in Gestalt schöner Engel in das Haus des Abrahams eingetreten, ihm allda die glückselige Zeitung gebracht, daß er werde einen männlichen Erben bekommen, – wie es dann nachher geschehen, und ist solcher Isaak genennet worden, welches Wort auf deutsch ein Gelächter heißt. Risum fecit mihi Dominus, sagt Abraham, die hl. Dreifaltigkeit hat mir ein Lachen oder ein Gelächter in das Haus gebracht.
Dieß haben wir auch vor 5 Jahren in und um die Stadt Grätz erfahren. Vor 5 Jahren hat man allhier in der Wahrheit wenig Gelächter gespüret, wohl aber Weinen und Trauern allenthalben: Weinen und Trauern unter den Eltern, wann sie haben sehen müssen, daß der unbescheidene Tod ihnen die schönsten Blumen abgebrocket, ihre Kinder in blühender Jugend hinweg gezucket. Weinen und Trauern unter den Kindern, da sie Vater und Mutter verloren, um dero Hals sie oft, wie ein Wintergrün um einen Baum, sich umgewickelt; Weinen und Trauern unter den Eheleuten, wann sie haben sehen müssen, daß aus eins ist zwei worden, da sie nemlich in der Lieb vereiniget, durch den Tod seynd entzweit worden; Weinen und Trauern allenthalben. Sobald aber Grätz die allerheiligste Risum fecit mihi Dominus. Da sich die Pest hat gewend't, da hat man wieder auf der Gassen gehört: Willkomm Bruder, da hat ein Freund den andern wiederum freundlich angelacht. Zu Kana in Galiläa ist das Wasser in besten Wein verwandelt worden; vor 5 Jahren ist Traurigkeit in Fröhlichkeit verändert worden. Zu Elisäi Zeiten ist das bittere Wasser in ein süßes verwandelt worden; vor 5 Jahren ist Leid in Freud verkehret worden. Zu Mosis Zeiten ist eine giftige Schlang in eine Ruthe verwandelt worden; vor 5 Jahren ist Trübsal in Freudenschall verkehret worden: Risum fecit mihi Dominus. Und das haben wir alles zu danken der allerheiligsten Dreifaltigkeit. In tribulatione invocasti me, et liberavi te.
Uns ist es weit besser gerathen, als denen Bäumen, von welchen die hl. Schrift registriret: daß nemlich die Herren Bäume, in Erwägung, daß alle Geschöpf' ihren König haben, die Vögel den Adler für ihren König, die gehenden Thier den Löwen für ihren König, die Fisch in dem Wasser den Wallfisch für ihren König, die Gestirn am Himmel die Sonne, die Steiner auf Erden den Diamant, die Blumen die Rose etc., als wollten auch die Bäume als nit mindere Geschöpf gleichermassen ihnen einen König erwählen. Der Reichstag wird ordentlich ausgeschrieben: alle Bäume kommen zusammen, geben ihre Stimm, und ersuchen ihrer drei nacheinander, haben aber von allen dreien einen Korb Impera nobis. Mein, es kann nit seyn! das war der erste Korb. Sie bitten nachmals den Weinstock, er wolle diese Würde antreten. Nein, es kann nit seyn! das war der andere Korb. Nach solchem tragen sie diese königliche Würde dem Oelbaum an, welcher sich gleichmäßig entschuldiget. Nein, es kann nit seyn! das war der dritte Korb. Das soll denen Bäumen wohl haben in die Nasen geraucht, absonderlich dem Cederbaum, dann dieser ist gar ein hochmüthiger Gesell, auch dem Eichbaum, dann dieser ohnedas ein grober Knispl, wohl auch dem Holzapfel-Baum, dann dieser fast all zeit ein sauers Gesicht macht. Sie mögen es empfunden haben oder nicht, so haben sie doch drei Körb bekommen. Denen Grätzern ist es weit glücklicher abgangen. Video homines velut arbores, wie dann jener Blinde nit übel von der Farb geredet, indem er die Menschen für Bäume angesehen: Vor 5 Jahren waren wir allhier zu Grätz solche Bäume, welchen der grimmige Tod seine Tyrannei stark an Tag geben; denn er ja nit wenig umgehaut. Solches war eine sattsame Ursach, daß sie auch einen König gesucht, der sie in Schutz und Protection möchte aufnehmen. Haben erstlich ersucht den Feigenbaum: Impera nobis, er woll Ego sum vitis vera! ich bin der wahre Weinstock. Sie haben gebeten den Oelbaum: Impera nobis, er woll ihr König und Protector seyn! Der Oelbaum ist eine Figur des hl. Geistes: massen die Tauben in die Arche Noe einen Oelzweig in dem Schnabel getragen. Zu diesen Dreien, nemlich zu der allerheiligsten Dreifaltigkeit, seynd die Grätzer kommen und sich völliglich dero Schutz und Schirm unterworfen, auch versprochen, verlobt, ihr ewig unterthänig zu seyn, alle Jahr auf öffentlichen Platz den schuldigsten Dank abzulegen, und dero hl. Bildnuß auf eine schöne Ehren-Saulen zu stellen. Und siehe, da hat es halb geheißen: In tribulatione invocasti me, et liberavi te: »Du hast mich in Trübsal angerufen, und ich hab' dich errettet.« Du denkest ja noch wohl daran, ich hab dich errettet.
Im Buch der Richter stehet geschrieben von dem Abimelech, daß er 70 seiner Brüder blutgierig erwürgt und allerseits eine unersättliche Tyrannei erzeiget habe. Er hat die Vestung Sichem belagert, gestürmt und in Asche geleget. Nach solchem hat dieser Blut-Egel die Stadt Thebes angriffen, auch selbige durch große Gewalt erobert. Mitten aber in dieser Stadt war ein Thurm, worauf sich Innwohner reterirten und sich tapfer zur Gegenwehr stellten. Solchen Thurm wollte auch Abimelech mit Feuer bezwingen, ist aber von einem Weib mit einem steinernen Willkomm also empfangen
Grätz, in diesem Fall die Haupt-Stadt in Steiermark, folget nach dem berühmten Kriegsfürsten Josue. Als dieser einst mit dem vergulten Bundes-Kasten in Begleitung der Kinder Israel zu dem Fluß Jordan kommen, da ist dieser Fluß durch göttlichen Befehl so höflich gewest, daß er oberhalb still gestanden und sich aufgebaumt, wie ein krystalliner Berg, unterhalb aber Potens est Deus, ex lapidibus istis suscitare filios Abrahae: »Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams erwecken.« Dieser vergulte Bunds-Kasten war eine Figur der allerheiligsten Dreifaltigkeit; denn es war darinnen die Ruthe Mosis als ein Zeichen eines Gewalts: »die hat bedeutet Gott den Vater; es war darinnen die Tafel der Gesetz: diese hat bedeutet Jesum Christum, den göttlichen Sohn, welcher uns ein neues Gesatz gebracht; es war darinnen das süße Manna: dieses hat bedeutet den hl. Geist, dulcis hospes animae, der ein süßer Tröster der Seelen ist.« Hat ihnen also die allerheiligste Dreifaltigkeit in einer Figur durchgeholfen, weßwegen sie zu ewigem Dank und Denkzeichen die Steiner aufgericht.
Was Anno 2494 nach Erschaffung der Welt geschehen, was 1477 Jahr vor Christi Geburt geschehen, das ist auch Anno 1680 nach Christi Geburt geschehen. Ich will sagen, was mit dem Josue und den Israeliten geschehen: das ist auch mit uns
Der hl. Joannes hat vor diesem in einer Entzuckung wunderbarliche Geheimnussen gesehen. Unter anderen hat er einmal vier Thier gesehen, welche man der Zeiten denen hl. Evangelisten zumalet: er sah einen Löwen, ein Kalb, ein Thier, das hatte ein Gesicht, wie ein Mensch, und einen Adler. Diese Thier hatten Tag und Nacht keine Ruhe, sondern lobten stets die allerheiligste Dreifaltigkeit. Sanctus, Sanctus, Sanctus, Heilig, Heilig, Heilig! Er, Joannes, hatte einen Löwen gesehen, ein Kalb gesehen etc., welche das Lob der allerheiligsten Dreifaltigkeit abgeleget. Aber ich sehe heut ein Panther-Thier, mit welchem das Herzogthum Steiermark pranget, dieses sehe ich heut, und hör ich heut das göttliche Drei loben und preisen! Heilig, Heilig, Heilig! Heilig Gott Vater, heilig Gott Sohn, heilig Gott der hl. Geist!
Aus dieser schlechten und geringen Predigt kann man gleichwohl lernen, wie man dem gütigsten Gott seine Gnaden, wormit er uns so oft vom großem Uebel erlöst, mit Dank solle bezahlen. Wie Christus der Herr den Lazarum von den Todten auferwecket, hat er nit befohlen, daß man ihm soll die Grabtücher, mit denen er an Händen und Füßen gebunden war, hinwegnehmen oder auflösen, sondern Lazarus mußte also gebunden aufstehen: »ligatus manus et pedes« – uns hierdurch eine schöne Lehr zu geben: Wann ligatus, verobligirt, ihm dessenthalben zu danken. Siehe, mein Mensch, es ist noch ein anderes Auszügl vorhanden, woran du Schuldenmacher ziemlich zu zahlen hast, allermassen dich Gott der Herr nit allein erschaffen, nit allein erhalten, sondern auch erlöset hat. Wer Gott dem Herrn nit danket, spricht mein hl. Vater Augustinus, um die Erschaffung, der verdient die Höll, und wer Gott nicht dankt um die Erlösung, der verdient, daß eine neue Höll für ihn werde.
Im Nachfolgenden wird gar nit specifizirt dasjenige, was Gott von der Krippe an zu Bethlehem deinetwegen ausgestanden; sondern nur wird dasselbige aufgezeichnet, was dein Jesus ausgestanden von der Zeit und Stund an, da er im Garten gefangen worden:
Auszügl.
Hans Adam Erdschrollen, sündiger
Mensch auf der Welt, hat von mir
Endesunterschriebenem die hiebei
verzeichneten Gnaden empfangen.
Hoffe, daß er solche mit Dank be
zahlen werde.
Anno 3074 nach dem Absterben des ersten Menschen.
Gnaden:
Erstlich: Von der Stund an, da mich mein treuloser und meineidiger Apostel Judas mit einem falschen Kuß verrathen, bin
6304
Mehr: In mein Angesicht habe ich von denen jüdischen Scherganten und andern zusammen gerotten Gsind harte Backenstreich empfangen
100
Mehr: Habe ich theils von den Soldaten, theils auch von den hebräischen Lottersknechten harte Stöß und Schläg an meinem Hals empfangen
120
Mehr: Hab ich deinetwegen 380 Schläg auf den Rucken, 43 auf die Brust, 85 auf das Haupt, 38 auf die Seiten, 62 auf die Schultern, 40 auf die Arm, 32 auf die Schienbein, in Summa empfangen harte Schläg und Stöß
410
Mehr: Seynd mir von dem übermüthigen Pöbel und unerzogenen Buben zu Jerusalem in mein Angesicht stinkende und unflätige Speichel neben unerhörtem Spott und Aushöhnung geworfen worden
32
Mehr: Bin ich wie ein veracht'er Erdwurm deinethalben zu Boden gestoßen und mit Füßen getreten worden, nit nur einmal, sondern
183
Mehr: Bin ich bei den Haaren und Bart mit unglaubigen Schmerzen von denen Soldaten und andern Gassen-Raupen gezogen worden
358
Mehr: Ist mir eine dörnerne Kron auf das Haupt gesetzt, und dieselbe also unmenschlich
Mehr: Habe ich meine Arm an dem Kreuzbaum ausgespannt, und seynd mir eiserne Nägel deinetwegen durch Händ' und Füß geschlagen worden mit Hammer-Streichen
Soll es möglich seyn, daß der Mensch in Ablesung dieses Auszügels nicht an Händ und Füßen zittere? Siehest du anjetzo, was du deinem Erschöpfer und deinem Erlöser schuldig bist? Seynd dann dir deine Augen denen harten Kiesel-Steinen befreund't, und in Erwägung, daß für dich dein Heiland Jesus 63000 heiße Zäher vergossen, du gleichwohl mit keinem Tropfen Augenwasser versehen bist? Erwäge doch bei dir, daß zwischen einem Kothkäfer und Goldkäfer, zwischen Tausendgulden-Kraut und Brennnessel, zwischen einem Ziegelstein und Edelgstein, zwischen einem Lampel und einem Trampel nicht ein großer Unterschied sey, als zwischen dem Menschen und dem Engel, und
Ei du undankbarer Mensch, o du in Abgrund der Erden verfluchter Mensch, wann du die Lieb deines Herrn, die Treu deines Erschaffers, die Erbarmnuß deines Heilands nit tief zu Herzen fassest! Sieh hinab in die höllische Feuergruben, schau, da liegt in dem Pech und Schwebelteich der dritte Theil der Engel, eine so große Anzahl derselben, daß, wann allein diejenigen, welche in der Luft herum schweben, leibhaft und körperlich über uns schweben sollten, so müßte nach Meinung vieler hl. Lehrer die Sonne ihre Strahlen zurück ziehen und die Nacht stets in der Welt seyn, weilen unmöglich durch eine so große Menge und Dicke der korporirten Geister in der Luft der Sonnen mit ihren Strahlen durchzubrechen. Schau hinab, sprich ich, in den feurigen Schmelz-Ofen, schau, da liegt das edle Kleinod, welches Gott selber auf seiner Brust getragen, Lucifer der allerschönste Engel! Ach Lucifer, wie tief bist du hinab gefallen. Bist du dann nicht der schöne Stern, der früh Morgens also aufging, daß Sonn und Mond über deine Schönheit sich verwunderten? Freilich wohl bin ichs. Wie bist du dann so tief hinab gefallen? Non habui sublevantem me, »es hat mir niemand geholfen,« sagt er. 6000 Jahr lieg ich schon in diesem feurigen Schmelz-Ofen, und Jesus der Sohn Gottes hat mich noch nie mit einem guten Aug angeschaut;
O mein Christ, um die Barmherzigkeit Gottes, um das vergossene Blut des Sohns Gottes, um die blutrinnenden Wunden deines Heilands Jesu Christi, gehe doch einmal in dein Gewissen, frag dein Herz, ob du dessenthalben deinem Erlöser bist dankbar gewest? ob du nit diese unergründlichen Gutthaten mit Uebelthaten vergolten? O mein Jesu, eine Höll, tausend Höllen, hunderttausend Höllen seynd ja zu wenig für einen solchen Menschen, welcher dir um diese Lieb undankbar ist!
Weltbekannt seynd die heroischen Thaten, welche Georgius Gisera aus Böhem für den König Ladislao in Ungarn gethan hat. Ladislaus war noch
Was hab ich deinetwegen, o mein Mensch, nicht ausgestanden! sagt auch der Heiland Jesus, und zeigt uns noch seine offenen Wunden als purpurfarbene Zeugen und Zeugnuß seiner Lieb gegen uns; ja was wollen noch so viel Wunder, die er in der Welt mit seinen hl. Passions-Instrumenten wirket, anders andeuten, als seine unendliche Lieb, die er uns durch sein Leiden erwiesen!
Zu Placenz in der schönen Kirche des großen Spitals wird ein hl. Dorn von der Kron Christi aufbehalten, welcher schon zum öftern am Charfreitag just um 9 Uhr hat angefangen zu blühen. – In dem Marktfleck St. Quirici, zwischen Acsium und Fabrian, wird auch ein heil. Dorn gezeiget, welcher da alle Jahr durch ein ewiges Wunderwerk in der hl. Charwoche zu blühen pfleget. – In der Capelle des maltheserischen Großmeisters wird auch ein hl. Dorn gezeiget, an dem mehrmalen alle Jahr vermerket, daß er am hl. Charfreitag fängt an zu grünen und zu blühen. Joan. Bosius in Hist. Relig. S. Joan. Hier. p. 2. l. 7. In Umbria ist ein Ort mit Namen Petr. Sanct. c. 16. – Zu Neapel in dem Kloster St. Patritiä ist ein Nagel, wormit der gebenedeite Jesus ist gekreuziget worden; in diesem siehet man etliche ganze bleiche Bluts-Tropfen. Wann aber die hl. Charwoche herbei nahet, werden diese ganz roth; am Charfreitag aber zeigt sich das frische Blut, welches schon gar oft mit größtem Wunder betrachtet worden. – Zu Venedig in St. Klara Kirchen ist auch ein hl. Nagel zu sehen, mit welchem die Füß unsers Herrn seynd angeheft worden. Auf diesem seynd auch etliche bleiche Mail von Blut, welche ebenfalls augenscheinlich alle Jahr am Charfreitag ganz lebhaft werden. – Zu Typhernar in der Domkirche daselbst ist ein hl. Dorn aus der Kron unsers Herrn, und siehet man an dem Spitz des Dorns ein subtiles Härl mit Blut angepicket. Alle Jahr am Charfreitag in derselben Stund, in welcher die dörnerne Kron auf das allerheiligste Haupt ist gedruckt worden, pflegt dieser ausgedorrte Bluts-Tropfen so frisch zu werden, als wär er erst aus einem lebendigen Leib gezogen worden. Und dieses Wunder sieht männiglich alle Jahr, außer denjenigen, welche in großen Sünden und Lastern verharret seyn. Thieopolus de Pass. Dom. tract. 13. c. 2. – Zu Donauwörth in Bayern haben die Patres Benedictiner auch einen hl. Dorn aus der Kron Christi, an welchem man alle August. Mang. Select. Hist. c. 166. – Der hl. Dorn zu Firmi in der Kirche des hl. Vaters Augustini, der hl. Dorn zu Brixen in dem Gottes-Haus St. Juliä, der hl. Dorn zu Barii, der hl. Dorn zu Policastri pflegen durch immerwährendes Wunder alle Jahr am Charfreitag Blut zu schwitzen. – In dem Marktfleck St. Maximi nächst bei Massilia werden in einem schönen, kostbaren krystallinen Geschirr aufbehalten etliche Bröckel Erden mit Blut vermischet, welche die hl. Maria Magdalena unter dem Kreutz genommen. Diese zeigen alle Jahr ein unerhörtes Wunder; denn alle Jahr am Charfreitag, wann man in der Passion diese Worte singet: Unus militum lancea latus ejus aperuit, et continuo exivit sanguis et aqua:
Einer von denen Kriegs-Leuten eröffnete seine Seite mit dem Speer, und alsbald gieng Blut und Wasser heraus – zu diesen Worten thut sich das mit der Erde vermischte Blut alsobalden bewegen und über sich quellen, und währet solches Wunder bis zu dem End der Passion. Thieopol. de Pass. Dom. tract. 13. c. 2,
Zu was Ziel und End glaubst du, daß solche Wunder Gott alle Jahr wirken thue? was meinst du, der du solches liesest und solches weißt, was hierdurch der allmächtige Welt-Heiland wolle andeuten? Er, glaub du mir, er will durch solches in deinen Augen, forderist aber in deinem Herzen erneuren die Gedächtnuß seines bittern Leidens; er will dir, sofern du es schon vergessen hättest, noch anzeigen, was er deinetwegen, deiner Seelen wegen, deiner Sünden wegen, deines
Nichts hat mehr geschmerzet den gebenedeiten Heiland in seinem Leiden, als die Undankbarkeit des Malchi; indem dieser ihm einen so harten Backenstreich mit einer Eisen-Faust in sein Angesicht versetzet, welchem er kurz zuvor wunderbarlich das abgehaute Ohr wieder hat angeheilt. Für solche große Gutthat ist dieß der Dank. O verfluchte Schand! Gleichwie diejenigen Juden aus dem Geschlecht Ruben, welche Christum den Herrn im Garten gefangen und gebunden, drei ewige Flüch' über sich bekommen, und alle aus diesem Geschlecht müssen es noch entgelten, wo sie immer in der Welt seynd, als nemlich: was sie Grünes anrühren, dasselbe verwelkt den dritten Tag; was sie säen in die Erd, dasselbe geht niemalen auf; wo sie begraben werden, alldort wächst nit ein Gräsl. Item diejenigen Juden, dergleichen man vor diesem in Portugal angetroffen, welche aus dem Geschlecht seynd derselben, so Christo dem Herrn in das Gesicht gespiben, auf den heutigen Tag, so oft sie einen Speichel auswerfen, so springt ihnen solcher wieder in das Gesicht. Auch dieselben Juden, dergleichen in Polen und Moscau noch zu finden, welche aus dem Geschlecht derjenigen seyn, so unsern Erlöser gegeißlet, werden alle Jahr am Charfreitag 6666 blutige Mail am Leib bekommen, und werfen den ganzen Tag Blut aus; und schreibt Antonius
Es geschieht wohl öfters heutigen Tags, was vor diesem einmal geschehen zwischen dem Elia und Elisäo: Elisäus hat bei seinem Vater Elia um Gnad angehalten, und inständig gebeten, er woll ihm doch, dafern ihn Gott werde zu sich rufen, seinen doppelten Geist spendiren. Wie nun der feurige Wagen mit feurigen Pferden erschienen und den Eliam in die Höhe geführet, da hat Elisäus mit lauter Stimm angefangen zu schreien, und seinen heiligen Vater gelobt und gepriesen: Pater mi, Pater mi, Currus Israel et Auriga ejus! Sobald aber Elias seinen Mantel heruntergeworfen, welcher da gefüttert war mit einem doppelten Geist, non video eum amplius, »da hat ihn der Elisäus nit mehr gesehen.« Nit mehr? Ja nit mehr. Gesetzt,Pater mi, Pater mi! Sie könnten mir wohl helfen; da und dort und dort vermögen Sie etwas; Sie thun ein gutes Werk; der Teufel hohl mich, ich will dieses mein Lebtag in keine Vergessenheit stellen, ich will die Zeit meines Lebens mich emsig befleißen, diese Gutthat zu erwiedern und dankbar zu seyn. Wann dieser geschworen hätte: der Teufel hohl, so hätte er weit besser geredet; dann er und seine Wort seynd hohl, und werden hohl seyn, leer und nichts darinnen, darunter etc. Sobald er dasjenige erlangt, was er vorhero so inständig verlangt, so macht ers wie der Elisäus, nachdem er den Elianischen Mantel samt dem doppelten Geist erhalten: »Non videt me amplius, er siehet mich nit mehr,« er schaut mich nicht mehr an, er Deo Gratias ist ausgeflogen, er macht nit mehr so große Reverenz, er neigt nur den Hals, als wie die Gäns', wann sie unter einem Steg durchschwimmen. Das ist fast eine tägliche Erfahrnuß bei mir, bei dir, bei uns, bei euch, bei diesen etc. Ein solcher Gesell kommt mir vor, wie ein Reisender bei heißer Sommerszeit: wann dieser einen Brunnen sieht, o wie erfreut er sich! er eilet hinzu, legt den Hut auf die Seite, er buckt sich; nachdem er aber den Durst gelöschet und nach Genügen getrunken, da ist die Ceremonie aus, er setzet den Hut auf, er zeigt dem Brunnen den Rucken, er schaut ihn nicht mehr an. Also gehet, und kommet, und bittet, und sucht, und tracht, und schaut, und zielet mancher, wie er doch dieß und das, weiß nit was, möcht erhalten, er macht Con – – – – stan – – – – ti – – – – no – – – – po – – – – li – – – – ta – – – – ni – – – – sche Ceremonien; so bald er aber glücklich erreicht, wohin er gezielet, so bald er bekommen, nach dem es ihn gedurstet hat, da ist der Kirchtag aus, seine Complementen singen das Completorium, sein Aufwarten citirt den Curtium, seine Anerbietungen floriren wie Feigenbaum am Weg, den Christus excommunicirt; ja oft zeigt er die Feigen gar, absonderlich wann die Blätter der Versprechungen abfallen, und werden oft die Gutthaten mit Uebelthaten vergolten. O Judas-Brüder!
Ein Bauer wollte einest etwas in die nächst entlegene Stadt tragen zu verkaufen; unterwegs aber,
Was kann besser die Wahrheit an den Tag geben als dieses Gedicht? und seynd fürwahr die Poeten nicht allezeit Phantasten, wann sie eine dergleichen lehrreiche Fabel phantasiren, in welcher ganz natürlich entworfen ist der jetzige Welt-Dank. Wie oft sehen wir, hören wir, greifen wir dergleichen Undankbarkeiten! und ist nit vonnöthen, alte Bücher und Geschichten zu citiren, welche dergleichen Laster häufig vortragen, sondern man hat ganz frische und nagelneue solche Begebenheiten. Es hat nit allein Moses von seinen Israeliten, nit allein David von seinem Saul, nit allein Agrippina von ihrem Nero, nit allein Amalsinthia von ihrem Theodato, nit allein Cicero von Augusto, nit allein Menelaus von dem Paris einen solchen üblen Lohn darvon getragen; sondern auch ich, und du, und ihr – besinn dich wohl – haben viel Uebelthaten für Gutthaten, Gift für Honig,
Aber doch wäre die Undankbarkeit des Menschen gegen den andern noch zu verschmerzen, und verdient diese nur eine Höll; aber die Undankbarkeit gegen Gott verdienet mehr Höllen. Nit so grausam – ist gewiß – ist das Pantherthier in Libia; nit so erschrecklich – es ist wahr – ist das Tiegerthier in Hircania; nit so wild – es ist nit anderst – ist das Krokodil in Egypten, wie da ist die Undankbarkeit gegen Gott. Wessenthalben sein göttliches Herz nichts mehr schmerzet, als solcher Undank. Dahero gedenk nur, daß dir dein Kruzifix in der Stube auf deinem Altärl also zurede:
Nachdem der berauschte Herodes Antipas an seinem Geburts-Tag Johanni das Haupt hat lassen abschlagen, hat sich der Herr Jesus mit seinen Apostlen in die Wüste begeben; dem aber eine große Menge der Leut nachgefolget, etliche aus Andacht, weilen sie in sein göttliches Wort ganz verliebt waren; andere eignen Nutzens halber, weilen sie suchten von dieser oder jener Krankheit durch ihn kurirt zu werden; etliche wohl aus Bosheit halber – dann sie, forderist die Pharisäer, ganz genau beobachteten, ob sie möchten in ihm einen Tadel vermerken. Wie nun das Volk sich ziemlich verweilt, und die Zeit des Essens vorhanden, hat der Herr Jesus den Philippum gefragt: Mein Philipp, unde ememus panes,
wo werden wir Brod kaufen für so viel Leut? Und als man ihm 5 Brod und 2 Fisch beigetragen, hat er gleich den göttlichen Segen über dieselben gegeben, und nachmals denen Apostlen befohlen, sie sollten es unter das Volk austheilen. Maldonatus und Cornelius in Matth 14. seynd der Aussag, als habe ein jeder Apostel von dem Volk einen Korb zu leihen Philipp gefraget, unde ememus?
wo werden wir Brod kaufen? Warum hat der Herr Judam nicht gefraget, indem doch dieser Procurator war? er führte die Kassa, dieser hatte in solchen Begebenheiten die beste Erfahrnuß, er wußte, wo das schwarze Brod, das weiße Brod, die Semmel, die Kipfel, das altbackene, das neubackene Brod verkauft wird; er kennt die mehresten Bäcker und Bäcker-Gesellen, die mehresten Wirth und Sudl-Köch. Darum ist Philipp gefragt worden und nit Judas; dann dieser war dazumalen schon ein Schelm, und unser lieber Herr hat schon gewußt, daß er nicht gern etwas umsonst gebe, weilen er in Geheim sogar denen Armen das Almosen gestohlen. Aus was Ursachen aber hat der rothbartete Partitenmacher auch einen Korb müssen auf dem Buckel tragen? Da antwortet der hl. Basilius, daß unser lieber Herr die Arbeit gar gern sehe, und hasse über alle Massen den Müssiggang, welchem Judas Iscarioth sehr ergeben war, und viel Zeit durch Faulenzen und unnützes Gespräch mit denen Juden und hebräischen Handels-Leuten, auch mit denen Pharisäern verzehret. In diesem hat Judas viel Brüder.
Der hl. Corbinianus, Bischof zu Freysing reiste auf eine Zeit nach Rom; unterwegs aber bei einem dicken Wald hat ein wilder Bär sein Pferd angefallen und selbiges zerrissen. Wer will anjetzo unsere Ranzen und Pinkel tragen, sagt Ansericus, der Diener, zu dem hl. Bischof, das Pferd ist hin. Anserice, sprach der hl. Corbinianus, laß dir derenthalben keine grauen Haar wachsen, gehe hin, leg alle unsere Wander-Pinkel auf den Bären, schaffe ihm, er soll anstatt des Pferds dieselbigen nach Rom tragen. Welches auch also geschehen; und mußte der Bär anstatt des Schimmels alle Last, wie ein zahmes Pferd, bis nach Rom auf dem Buckel tragen.
Der hl. Marinus lebte in der Wüste unweit
Deßgleichen haben dem hl. Humberto, dem hl. Romedio, dem hl. Florentio, dem hl. Magno und vielen anderen Heiligen mehr die Bären müssen arbeiten. Ich wollte wünschen, ich könnte gleichförmig bringen und zwingen nit zwar die Bären, wohl aber diejenigen Faulenzer, welche eine ganze Zeit auf der Bären-Haut liegen, und die edle Zeit in dem Müssiggang verschwenden: allermassen dem Menschen nichts schädlichers ist, als der Müssiggang. Dann fürwar ein großer Unterschied ist zwischen den Holz-Aepfeln und dem Menschen: die Holz-Aepfel werden im Liegen gut, die Menschen aber im Liegen werden schlimm. Eine andere Beschaffenheit hat es mir der Bruthenn' und dem Menschen: eine Bruthenn' mit Sitzen brüt' gute Hühnl aus, ein Faulenzer mit Sitzen brütet böse Händel aus. Es ist gar keine Gleichheit zwischen einem faulen Holz und zwischen einem faulen Menschen; denn ein faules Holz, absonderlich ein eichenes, glänzet in der Finster, aber ein fauler Mensch, der ranzt sich in der Finster.
In der Arch Noe seynd aus allen unreinen Thieren zwei, aus den reinen aber siebene durch die Engel geführet worden, wie es mein hl. Vater darvor hält; Pererius mit Andern ist der Aussag, daß dergleichen Thier nit seynd in der Arche gewest, aus Ursachen, weilen ihr Geschlecht nicht vonnöthen hatte, in der Arche erhalten zu werden; dann sie nach dem Sündfluß durch so faule Aas und andere faule Materi seynd gewachsen. Ja die öftere Erfahrenheit gibst, daß dergleichen Thier aus faulen Aasen und unflätigen Materien ihr Herkommen haben; ist also auf keine Weis' zu sagen, daß eine Mucke oder ein Floh sey in der Arche gewest, außer es hätte aus denen 8 Personen dergleichen Käferl bei sich gehabt. So wachsen denn Mäus' und Krotten aus fauler Materi? Ja, was dann? und das wissen Alle. So glaub du mir auch, daß die größten Mausköpf, die leichtfertigen Krotten aus der Faulheit und von der Faulheit herstammen. Wo kommen her so viel Geld-Dieb und Zelt-Dieb? so viel Tücher-Dieb und Bücher-Dieb? so viel Wein-Dieb? so viel Brein-Dieb? so viel Eisen-Dieb? so viel Speisen-Dieb? so viel Schnier-Dieb? so viel Geschirr-Dieb? so viel Kandel-Dieb? so viel Bandel-Dieb? so viel Beutel-Dieb? so viel Kräutel-Dieb? so viel Geigen-Dieb? so viel Feigen-Dieb? so viel Better-Dieb? so viel Bretter-Dieb? so viel Hauben-Dieb? so viel Tauben-Dieb? so viel Lämmel-Dieb? so viel Kämpel-Dieb? so viel Fässer-Dieb? so viel Messer-Dieb? wo kommen die mehresten Dieb her, als eben Fodere non valeo, mendicare erubesco, »graben und arbeiten mag ich nit, das Bettlen schame ich mich,« so muß ich nothwendig stehlen. Wo kommen her eine Dalila und Rahab, eine Rhodope und Lamia, eine Thais, eine Lais, eine Flora etc. und viel tausend andere leichtfertige Krotten, als eben von der Faulheit? In dem ABC folgt auf das O gleich das P. Wann der böse Feind einen des O erinnert, O halt still! O hör auf, O rast eine Weil! O arbeit nit mehr! auf dieses O folgt unfehlbar das P, Peccatum die Sünd. Fleiß und Fleisch können sich miteinander gar nit vertragen, sondern sie seynd wie die zwei Amper in dem Brunnen: wann einer oben ist, so muß nothwendig der andere hinunter; wann der Fleiß, verstehe die Arbeit, die Oberhand hat, so wird das Fleisch und dessen Ueppigkeit unterdrucket; wann aber das Fleisch herrschet, so nimmt der Fleiß das Valet: dann sich allein arbeitsam und ehrsam miteinander vergleichen.
Der König David hat einmal der Lenz gestochen; deßwegen er Nachmittag Langweil halber sich niedergelegt und den Polster gedruckt; nachmals nach vielen Ranzen und Gaimetzen auf seiner Altana hin und her spazieren gangen, und also seinen Augen freien Paß vergonnt, welcher dann bald ein gewünschtes Wildpret ergafft, indem er gegenüber aus seiner königlichen Burg hat wahrgenommen, daß sich ein überaus schönes Frauenzimmer gebadet, welche ihm auf alle Weis dergestalten wohlgefallen, daß er gleich einige Bediente dahin abgesandt, daß sie ihm die schöne Madam sollen nach Miserere so vielfältig intoniren müssen. An allen diesen ist die Ursach Piger und Niger gehen gemeiniglich miteinander, wie die 2 Jünger nach Emmaus, jedoch mit dem Unterschied, daß unser Herr nit mit ihnen wandert; dann wo der Piger, dort ist der Niger; wo der Müssiggang, dort ist des Teufels Anhang.
Jener Hausvater, welcher drei unterschiedliche Mal auf den Platz gangen, und allemal etliche Faulenzer angetroffen, weßwegen er sie mit diesen Worten angefahren: quid statis tota die otiosi? »was stehet ihr den ganzen Tag müssig?« o mein lieber Hausvater, wann du bei diesen Zeiten sollst auf den Platz kommen in dieser oder jener Stadt, du würdest weit mehr antreffen, welche da müssig stehen! Ecce, dort stehen etliche bei einander mit Mänteln, ni fallor, sunt Studiosi. Si, si, es seynd Studenten; man kennt sie aus dem linken Arm, dann sie pflegen gemeiniglich den Ellbogen heraus zu spitzen aus Gewohnheit, weilen sie unter demselben Arm so viel Jahr die Bücher getragen. Diese stehen schon anderthalb Stund müssig! O nein, mein lieber Hausvater, sie stehen nit müssig; sie arbeiten gar emsig, sie hechlen, das ist ihre Arbeit, verstehe mich aber recht, sie ziehen die Leut durch die Hechel. Geht eine ehrliche Frau vorbei, die etwa Rosen auf den Wangen tragt: Ecce! sagen diese Knöpf, die ist gewiß bei Ecce, haec est serva bona et fidelis, das Mensch ist gut vertreulich, sie ist wohl nit wie dasselbe Kraut in Brasilia, von welchem man diese wunderbarliche Natur und Eigenschaft ausgibt: wann jemand solches Kraut will anrühren, so pauscht es sich ganz zusammen, als habe es eine natürliche Schamhaftigkeit! sobald aber der Mensch von diesem Kraut wieder abweichet, alsdann breitet es sich wieder auseinander. Dergleichen Reden Führen die Müssiggänger. Vidit alios stantes otiosos in foro. An demselbigen Eck des Platzes gehen Etliche mit unterschiedlichen Kleidungen. Einer zieht roth auf, der andere blau, der dritte gelb, der vierte grün, der fünfte braun, der sechste geschecket, allerley Farben, wie eine Taube am Hals; aber Tauben seynd diese nit, andere Vögel wohl; ich glaub und halt' sie für Herren-Diener. Diese stehen auch schon eine geraume Zeit müssig? Nein, mein lieber Hausvater, sie stehen nit müssig, sie leuten, Leuten ist ihre Arbeit. Das wissen diejenigen wohl, welche die große Glocke zu Erfurt leuten, welche etliche hundert Centner schwer, und deßwegen 24 starke Gesellen dieselbige zu leuten erfordert werden, dero Klang auf drei deutsche s.v. diese seynd fast wie die Wiedhöpf', nit zwar derenthalben, weilen sie auch immerzu einen Federbusch tragen, wie dieser Vogel, sondern darum, weil dieser Vogel sich mehresten aufhaltet an wilden und stinkenden Orten, und seinen Schnabel immerzu stecket in Koth, Mist und Unflat. Vidit alios stantes in foro otioso. Unterhalb des Platzes stehen mehrmalen einige, allem Ansehen nach seynd diese Burgersleut; solche seynd auch müssig? Nein, mein lieber Hausvater, sie stehen nit müssig, sie schneiden, Schneiden ist ihre Arbeit. Es ist ja Schneiden eine Arbeit, Holz schneiden, Kraut schneiden; zwar sie thun nur aufschneiden, bringen allerlei Zeitung auf die Bahn, lügen so sehr, daß sich der Thurm zu Kölln möcht auf die andere Seite biegen. Das Messer, mit dem der hl. Apostel Bartholomäus ist geschunden worden, wird in der churfürstlichen Haupt-Stadt Mainz aufbehalten, und in der Haupt-Kirche gezeiget. Dieses Messer ist nit gar zu klein; aber das Messer, mit welchem diese Leut also unerhört aufschneiden, ist um viel größer und schärfer. Vidit alios stantes otiosos. Zu End des Platzes stehen auch zwei ganz müssig. Es seynd aber nur Weiber, die seynd bei der Fruhmeß gewest, und stehen schon bis um 9 Uhr bei einander; sie seynd ja auch müssig? Das gar nit, mein lieber Hausvater, sie lesen alle beede, Lesen ist ja nicht müssig gehen! aber sie lesen nur ihren Männern die Planeten. Wie geht es dir, mein Baberl? Wie wollts gehen, es hat halt einer ein großes Kreuz! die hl. Barbara malt man mit einem Thurm ab, mich könnt man wohl malen
Etlichen Weibern gefällt der weise Salomon nit, indem er ein rechtschaffenes Weib ganz weitschichtig beschreibt. Unter andern sagt er, was einer solchen wohl anständig gewesen: Sie hat Woll und Flachs gesucht, und hat gearbeitet nach dem Rath ihrer Hände, sie hat ihre Händ zu starken Dingen ausgestrecket, und ihre Finger haben die Spindel ergriffen, sie hat schöne Leinwand gemacht und verkauft, und hat den Kananitern ein Quintel geliefert; sie hat die Weg ihres Hauses in Acht genommen, und hat ihr Brod in Müssiggang nit geessen. Dieses gefallt manchem Frauenzimmer nit. Was, sagt eine, soll ich arbeiten? für wem seynd die Menscher? ich muß meiner Andacht abwarten! zu Morgens stehe ich um halbe 10 Uhr auf (Holla! das ist eine neue Modi! Magdlena samt den zwei anderen ist um ein gutes früher aufgestanden, wie sie zum hl. Grab ist gangen); wie ich sag, um halb 10 Uhr ist meine Ordinari Stund, nachmalens hab ich meine ausgezeichnete Kirche; darinn verbleib ich bis es Zeit zum Essen – dann bei uns Weibern steht gar wohl die Andacht, muß doch sonsten der Weihbrunn umsonsten in der Kirche austrucknen, so wir nicht wären. Nach der Tafel foppe ich mich mit dem Pamphilio, und wirf
Ihr Gnaden, mit Erlaubnuß, daß ich so streng reden thue, das heißt ordentlich gefaulenzet. Sie verstehen ungezweifelt auch ein wenig Lateinisch. Schauen Sie, orare und arare müssen beisammen seyn! es muß bei dem Beten das Arbeiten, und bei dem Arbeiten das Beten seyn. Beten und Arbeiten seynd zwei Riegel, welche dem bösen Feind die Thür verschließen; Arbeiten und Beten seynd zwei Flügel, mit welchen der Mensch von Sünden flieget; Beten und Arbeiten seynd zwei Ziegel, mit denen des Menschen Sinnlichkeiten gezaumet werden:
Herz und Zunge hat Gott dem Menschen gegeben zu dem Gebet; Händ und Füß hat Gott gegeben dem Menschen zu der Arbeit. Es hat unser lieber Herr nicht allezeit gebetet, sondern auch vielfältige Arbeit verrichtet; der gebenedeiten Mutter selbst das Wasser nach Haus getragen, dem liebsten Nähr-Vater Joseph
Nachdem der hl. Paulus aus einem Saulo ein Paulus, aus einem Verfolger ein Nachfolger Christi, aus einem Verkehrer ein Lehrer worden, hat er 35 Jahr durch Arabiam, Syriam, Cilicium, Pamphiliam, Lycaoniam, Phöniciam, Samariam Mysiam, Phrygiam, Galatiam, Bithyniam, Samotraciam, Macedoniam, Thessalonicam, Cäsaream, Antiochiam, Galliam, Italiam, Hispaniam geprediget; aber das nit allein, Wunderwerk gewirket; aber das nicht allein, gebetet
Petrus, Thomas, Jakobus, Joannes, nachdem sie auch in das apostolische Collegium kommen seynd, und diese hohe heilige Würde angetreten, haben dannoch noch auf dem Befehl Christi selbst zum öftern durch die Arbeit und durch das Fischen sich unterhalten müssen, und hat unser lieber Herr nit allezeit wollen, daß Iscarioth seine Victualien einkaufen, sondern sie haben müssen bisweilen durch die harte Arbeit das Brod gewinnen.
Der Evangelist Lucas war ein sehr hl. Mann, welcher allerseits die Ehr und Lehr Christi mit größtem Eifer ausgebreitet, und stets mit himmlischen Betrachtungen sein Herz gespeist; gleichwohl aber wollt er nit einen Augenblick feiren; sondern den Pinsel in die Hand genommen und seine Maler-Kunst getrieben: wie dann die Bildnuß Christi des Herrn zu Rom, die Bildnuß der seligsten Mutter Gottes daselbst bei Maria major, die Bildnuß unser lieben Frauen zu Regensburg, welche der hl. Kaiser Henricus dahin gebracht, von dem hl. Luca seynd gemalt worden. Zu Biel in Welschland ist ein geschnitztes Maria-Bild aus Cederholz, zu welchem eine unbeschreibliche Andacht und Zulauf ist; und erscheinen an diesem Ort am Fest unser lieben Frauen Himmelfahrt gegen 50,000 Personen; auch ist erst vor 24 Jahren allda dieses Wunder geschehen, daß einer Namens Joannes Sa acht ganzer Jahr keine Zunge gehabt, welche ihm von denen Mördern ab- und ausgeschnitten worden, und doch dieselbige Anno 1661 durch Hilf der wunderbarlichen
Antonius, ein Heiliger, außer den Betstunden hat Körbe gemacht. Serapion, ein Heiliger, hat öfters auf dem Acker die Bauern-Arbeit verricht. Stephanus, ein Heiliger, hat nit allezeit betracht, sondern zu gewissen Stunden auch Strick gewirket. Ulmarus, ein Heiliger, hat sich nit stets im Chor aufgehalten, sondern zu gewissen Zeiten Holz gehacket. Pachomius, ein Heiliger, hat nit allzeit psalirt, sondern gar oft im Garten gearbeitet, damit sie nur keinen Augenblick müssig gehen; dann sie wußten wohl, daß von Feiren das Feuer herkomme, und der Müssiggang eine Vigil sey des Untergangs, und die Trägheit eine Furierinn sey der Geilheit.
Der berühmte Kriegsfürst Josue führte einst seine tapferen Soldaten wider 5 Könige der Amorrhiter, nemlich wider den König zu Jerusalem, wider den König zu Hebron, wider den König zu Jerimoth, wider den König Lachis, wider den König zu Eglon, und hat nit allein durch sonder göttliche Hilf dero ganze große und volkreiche Armee erlegt, sondern auch gedachte 5 König an 5 hohe Bäume aufgehängt. Dazumalen konnten die Bäumer schier stolzieren, daß sie solche vornehme Frucht getragen. Bei der blutigen Niederlag dieser Amorrhiter hat sich neben anderen auch dieses Wunder zugetragen, daß Josue der Feld-Herr, weilen ihm der Tag nit erklecket, der Sonnen befohlen, sie soll stillstehen und ihren Lauf inne halten, damit er desto füglicher und bequemer den Feind möge
Wahr ist es. Armuth wehe thut, Bethlehem und Leiden liegen nit unweit von einander. Ebenholz ist ein hartes Holz, Eichenholz ist ein hartes Holz, Buchenholz ist ein hartes Holz; aber kein härters Holz ist, als am Bettelstab. Der Arme tragt freilich wohl zerrissene Kleider, aber beinebens wohl ein gutes Göller von Elend-Leder; dann allerseits der Arme am Elend reich ist. Ein bitteres Kraut um eine arme Haut! Wie bei den Juden der Speck, wie bei den einem Wort: der Reiche reit', der Arme leid't. Aber sag her, wer ist arm? Der Bettler, sagst du; dann dero ganzes Hausen besteht im Hausiren, und suchen das Brod in der Noth. Wer ist arm? Die Bauern: sagst du; dann diese seynd wie die Lemoni, welche man so lang pflegt zu drucken, wie lang ein Saft darinnen ist. Wer ist arm? Die Wittiben und Waisen, sagst du; dann die Wittwen seynd wie ein Ofen: wie lang der Ofen warm ist, so lang thut man ihm gar schön, wann er aber kühl ist, so zeigt man ihm den Rucken: also wie lang eine Wittib einen Mann hat, der sie reichlich unterhält, da gibts Freund genug; wann es aber nach dem Tod des Manns kühl hergeht, so fliegen sie ab, wie die Mucken von einer kalten Kuchel. Wer ist arm? Die Soldaten und Kriegsknecht, sagst du: dann sie fechten oft mehr wider den Hunger als wider den Ungar. Alle diese seynd arm, sagst du; aber ich sage es nicht, sondern alle Men schen seynd reich, das ist mein Ausspruch. Wir Menschen, so lang wir leben, seynd reich genug, haben das Gold in dem Ueberfluß, Gold genug: haben wir denn nit die guldene Zeit,
Bekannt ist die Nachlässigkeit jener zwei Hof-Bedienten bei dem König Pharao, wessenthalben sie durch königlichen Befehl in die Keichen seynd geworfen worden. Diese zwei seynd gewest der Mundschenk und der Mundbäck, welche sich in ihrem Amt und Verrichtungen nit verhalten, wie es die Schuldigkeit erfordert. In diesem Kerker war schon auch der unschuldige Joseph. Als dieser seine Mit-Kammeraden in etwas melancholisch vermerket, fragte er, warum sie also traurig seyen? Mein Joseph, sagt einer, wann es dir also schwer getraumet hätte, wie mir, so würde dir ingleichen das Lachen gewiß vergehen! Es hat mir, sagt der Mundbäck, getraumet, ich trag drei Körb' auf meinem Kopf, und aus dem obern Korb fressen mir die Vögel die Semmeln heraus. Ho – – – ho – – antwortet der fromme Joseph, ich will dir bald aus deinem Traum helfen: Tria canistra adhuc tres dies sunt, »die drei Körb' seynd die drei Täg; nach solchen wirst du aufgehenkt werden.« Warum? Um den Hals herum! Ist auch also geschehen. – Mein lieber keuscher Joseph, so nennst du die drei Täg drei Körb? so seynd bei dir die Täg wie ein Korb? tria canistra tres dies. Gut, gut; jetzt nimm ich dich Menschen in das Examen, und frage dich, wie alt bist du? 40 Jahr. Gut! 40 Jahr haben 480 Monat, 480 Monat haben 2080 Wochen, 2080 Wochen haben 14600 Täg; hast es gemerket? Wann du nun heut sollest sterben, so mußt du vor Gottes Angesicht bringen 14600 Körb. Du hast es ja gemerket, daß Joseph die Täg mit denen
Es seynd etliche Berg in der Welt, welche immer
Das Weib im Evangelio hat einen Groschen verloren, derenthalben ein Licht angezündet, über und über gesucht, bis sie ihn wieder gefunden, deßwegen Ursach gehabt sich höchstens zu erfreuen. Wir könnten uns auch erfreuen, ja nit ein wenig erfreuen, wann wir unsere verlorene Zeit wieder konnten finden; aber umsonst. Wo seynd die Jahr, Monat, Wochen, Tag, Stund unserer Kindheit? Verloren. Wo seynd die Jahr, Monat, Wochen, Stund und Tag unserer Jugend? Verloren. Wo seynd die Wochen, Monat, Tag und Stund unsers Lebens? Verloren. Die können wir nimmer finden. Zu Zeit des kranken Königs Ezechiä ist die Sonne zuruck gangen; aber unsere verwichenen Jahr, Monat, Wochen, Tag und Stund können nicht mehr zurück gehen. Ich habe also keine Zeit, als eben diesen Augenblick, da ich solches schrieb, dieser Augenblick Jetzt gehört mir zu. Wer weiß, ob ich nit hierüber des gähen Tods stirb, wie es schon mehrern begegnet? Wie ist es denn möglich, daß ich nit einen Augenblick solle hoch schätzen? O mein Jesu, wie kann denn ein Mensch sagen, die Weil, die Zeit sey ihm zu lang, in dem an solcher Zeit seine Seligkeit oder ewige Unglückseligkeit hanget!
Von einem gottseligen Religiosen wird geschrieben: Wie er gestorben, ihm der Teufel einen ganzen Sack voll kleiner Brösel Brod vor dem göttlichen Richter habe gezeiget, und diesen saumseligen Geistlichen daselbst
Der hohe Priester trägt in dem alten Testament aus Befehl Gottes ein wunderseltsames Kleid; neben andern thäten an dem untern Bräm dieses priesterlichen Kleids 366 guldene Schellen oder Glöcklein hangen, und zwischen einem jeden ein Granat-Apfel. Diese 366 Glöcklein haben die Jahrszeit bedeutet, denn im Jahr 366 Täg gezählet werden; die Granat-Früchten entzwischen haben bedeutet, daß kein einiger Tag im Jahr ohne Frucht soll vorbei gehen. Jetzt setze dich nieder, anatomir deine verwichene Lebens-Zeit, ob du alle Tag habest fruchtbar zugebracht. O wie viel Tägturba increpabat eos.« Ihr grobe Gesellen, sollt ihr schreien? halt das Maul! at illi magis clamabant, »aber diese zwei Blinde, ungeachtet daß ihnen die Leut so grob über das Maul gefahren, haben noch ärger angefangen, zu schreien.« Warum aber daß sie noch heftiger geschrien? Darum, sie haben geförchtet, es möchte der Herr Jesus vorbei gehen, und möchte sich darauf eine solche Gelegenheit nicht mehr ereignen. Deßgleichen sollen wir auch keinen einzigen Tag, noch Stund lassen vorbei gehen, in denen wir nit etwas Gutes gethan, unsere Sünden bereuet, uns mit Gott versöhnet; dann es möchte seyn, daß keine solche Zeit und Gelegenheit sich mehr thät ereignen, es möcht seyn, daß diese Stund, dieser Tag der letzte wär, massen der gähe Tod gar nichts Neues mehr.
In der Höll ist Brinnen und Brennen und Humbertus de 7 don., daß ein heiliger Ordens-Mann habe einsmals eine weheklagende und erschreckliche Stimm gehöret. Als er gefragt, wer also lamentire, so war die Antwort, wie daß sie eine Seel aus denen Verdammten sey, und schmerze sie und alle Verdammten (merke dieß wohl), nichts mehrers, als allein der Verlust und Verschwendung der guldenen Zeit, indem sie so viel taufend Stunden haben lassen dahin schleichen, in dero jedwedern sie hätten können den Himmel gewinnen. O Verlurst! Jetzt haben sie keine Zeit mehr, die Thür ist verschlossen, die Sentenz ist ergangen, der Markt hat ein End, der Gnaden-Brunn ist ausgetrucknet, die Sonn der Barmherzigkeit ist untergangen, ihr habt auf ewig, ewig, ewig, ewig keinen Augenblick mehr zur Buß, da ihr vorhero mit so viel guldener Zeit seyd versehen gewest!
Wann aus uns einer soll einen schlimmen Lottersbuben ertappen, welcher aus lauterem Muthwillen in dem
Wer spielt, der verliert. Er verliert erstlich Ehr und Reputation. Von einem liederlichen Bürschel, dessen Meldung thut der hl. Evangelist Lucas, ist bekannt, daß er das Erbgut seines Vaters dergestalten durchgebracht, daß er endlich zerrissen und zerfetzt hat müssen einen Sauhirten abgeben: der vorhero in Kleidern so stattlich aufgezogen, hat nachmals eine so elende Tracht müssen annehmen, daß er nachmalens seinen Leib kaum mit Zwilch konnte bedecken, und die feuchte vivendo luxuriosè.« Vinum und Venus haben ihm das Elend geschmiedet, Andl und Kandl haben ihm gemacht einen so üblen Handel. Man liest aber nicht von ihm, daß er einmal durch Würfel und Karten auch sein Geld verspielt. Ich glaub, nur derentwegen habe er sich vom Spielen enthalten, weilen er ein Praenobilis war, von einem edlen Haus; dann durch Spielen zu gewinnen, und dardurch sich zu erhalten eigentlich nur denen schlechten und raupischen Lumpen-Gesind anhängig.
Jene 4 Spieler, welche um das Kleid Christi unter dem Kreuz mit Wirflen gespielet, seynd keine rechtschaffene und ehrliche Leut gewest, sondern Schörganten und Henkersknecht, als welche Jesum an das Kreuz genaglet haben. Dann Christus der Herr hatte dreierlei Kleidung, einen Mantel, einen Ober-Rock und einen Unter-Rock oder ein Unter-Hemmet, wie man in Palästina pflegte zu tragen. Den Mantel haben sie ihm in dem Garten Gethsemane genommen, da sie ihn gefangen, den Ober-Rock haben diese liederliche Bursch Meliùs est mihi mori, quam vivere. »Es ist mir besser, daß ich sterbe, als daß ich lebe.« Es ist aber nit das erste Mal, daß der Verlust der Blätter so großen Zorn verursachet, das geschieht wohl öfter, sonderlich bei den Spielern. Es sitzen vier beisammen, die um das Geld trapuliren. In diesem Spiel seynd 36 Blätter – ist ungewiß, ob der Kürbes Jonä so viel Blätter habe gehabt – da hat einer aus diesen 9 gute Blätter, als da seynd König, Kaball etc.; auf solche Blätter erfreut er sich mehr als der Jonas über seine Kürbes-Blätter. Was geschieht aber? es kommt ein Gespann als ein gar arger und übler Spielwurm, der sticht ihm alle Blätter, daß ihm also nit ein einiges bleibt; da entsteht alsobald ein unmäßiger Zorn wegen Verlurst dieser Blätter, daß er alle Teufel zur Assistenz bittet, und mehrmalen Gott und seine Heilige lästert. Dergleichen Geschichten konnten in der Menge beigebracht werden.
In dem köllnischen Gebiet war ein Erz-Spieler mit Namen Tiemus, welcher fast jedermann zum Spielen heraus gefordert, weilen er fast allezeit gewunnen. Einmal bei nächtlicher Weil kommt zu ihm der Satan in Gestalt eines Kaufmanns, welcher einen ziemlichen Sack voll Geld auf den Tisch gelegt, mit dem Verlaut, wie daß er Lust hätte, absonderlich mit ihm zu spielen. Gar gern, antwortet der Tiemus. Spielen also beede bis über die mitte Nacht, jedoch war der Verlust auf des Tiemi seiner Seiten; der andere hat Ich glaub, du bist der Teufel! Nunmehr ist es Zeit, antwortet der vermaskirte Teufel, daß wir gehen, massen es schon über Mitternacht. Ergreift also diesen unglückseligen Spieler, führt ihn mit solcher Ungestümm zum Dach hinaus, daß dessen Inngeweid an den Zieglen behangen, und von derselben Zeit an nichts mehr von ihm gesehen worden.
Anno 1242, als Massatius Vigonzonius zu Mailand nit allein sein Geld durch das Kartenspiel verloren, sondern sogar die Kleider am Leib, hat er sich hierüber also heftig erzürnet, deß er ganz rasend und tobend der Kirche zugeeilt, daselbst an der Mauer des Kirchenhofs ein gemaltes Bildnuß Christi angetroffen, welches er mit vielen Lästerworten erstlich angefahren, nachmals mit einem Dolch in den Hals dieses Bilds gestochen, aus welcher Wunde gleich das helle und häufige Blut heraus gespritzet.
Zu Genezan, unter dem Papsten Paulo dem Dritten, hat ein unsinniger Soldat, weilen ihn alles Glück im Spielen verlassen, in der Kirche ein Krucifix-Bild auf dem Altar am Kopf, Brust, Händen und Füßen mit einem scharfen Degen also verwundet, daß auch allerseits das häufige Blut heraus geronnen. Der Degen aber dieses gottlosen Menschen hat sich durch ein Wunderwerk ganz gebogen, und wird noch auf heutigen Tag gezeiget.
Anno 1383 zu Mainz an dem Rheinstrom, Maria de Pace genannt, zu Neapel Maria de Misericordia, und an vielen Oertern mehr.
Anno 1522 haben zu Neapel etliche Kirchenräuber unterschiedliches Silber, welches sie aus dem Gotteshaus entfremdet, unter einander getheilt. Nachmals, wie's solche gottlose Bursch in dem Brauch haben, die Karten in die Händ genommen, in welchem Spiel einer aus besagten Bösewichtern seine Portion völlig verloren; worüber er dermassen ergrimmet worden, daß er mit einem Dolch die Bildnuß in der Kirche, Ecce homo genannt, scharf verwundet; aus welcher Wunde nit allein viel Blut gequellet, sondern die Bildnuß Ecce Homo, welche vorhero an beeden Armen gebunden war, hat gleich eine Hand frei und los gemacht, und darmit die offene Seiten-Wunde zugedecket. Dieses ist noch heutiges Tags zu sehen. Aus welchem gnugsam und fugsam zu lernen, daß ein Spieler nit allein die Ehr, sondern auch das Gewissen verliere im Spiel. Gleichwie nun dir gebenedeite Heiland die Blätter des Feigenbaums verflucht, also seynd ebnermassen zu verfluchen die Karten-Blätter.
Der Spiel-Lump verliert auch die Lebens-Mittel. Daß der David einen Ehebruch begangen, ist allbekannt.
Herrn Pamphilium erblicken, da hängt der Himmel voller Geigen, glauben kräftig, es sey für sich ein Glück darinnen; unterdessen aber bringen manchen solche Brief, wo nicht um das Leben, wenigst um die Lebens-Mittel!
Dahero ist einer gewest, welcher sehr stattliche Mittel, forderist eine große Baarschaft im Geld von seinem Vatern ererbet, wessenthalben er nit hat dörfen zu Fuß gehen, wie der Jacob mit seinem Stab; er hat nit dörfen Linsen essen, wie der Esau; er hat nicht dörfen Wasser trinken, wie der Samson aus des Esels Kinnbacken; er hat nit dörfen einen rupfenen Kittel anlegen, wie der David; er hat nit dörfen auf
Absonderlich aber verliert der Spieler die guldene Zeit, da doch nichts Kostbarers auf dem Erden-Kreis, als die Zeit. Jener Knecht hat einen Schelmen in den Busen bekommen und einen kräftigen Nequam darvon getragen, dem sein Herr ein Pfund Geld hat geben, auf daß er darmit eine Wirthschaft treibe, welches er aber in das Schweiß-Tuch eingewicklet und liegen lassen, und also gefaulenzet. Dahero ihn der Herr also angefahren: serve nequam, »du schalkhafter und fauler Knecht!« Er hätt es nit sollen in das Schweiß-Tuch einstecken, sondern in den Schweiß, das ist: er hätt sich sollen befleißen und bearbeiten, mit diesem Geld etwas zu gewinnen, aber er war zu faul. Gott der Allmächtige hat dir ein Geld eingehändiget, und zwar lauter Goldstuck, nemlich die guldene Zeit, auf O serve nequam! 40 Jahr hast du gelebt, in diesen Jahren hast du genossen 350,400 Stund. Sag her, wie hast du diese Zeit zugebracht? weißt du, wer dich am jüngsten Tag wird zum heftigsten anklagen? Ein alter Mann mit einem eisgrauen Bart, der tragt auf dem Kopf eine Sand- oder Reis-Uhr, in der linken Hand eine Sense, in der rechten Hand den Himmels-Cirkul Zodiacum genannt. Dieser wird eine scharfe Klag wider dich führen, kennst du diesen? Er ist die Zeit. Vocavit adversum me tempus: »die guldene Zeit wird dich überweisen,« daß du aus denen 8000 sieben hundert und 60 Stunden des Jahrs die mehresten dem Schlaf, die mehresten dem Essen, die mehresten dem Faulenzen, die mehresten dem Spielen, die mehresten dem Teufel geschenket hast; deinem Gott aber, deinem Erschöpfer, deinem Erlöser, deinem Richter kaum etliche, und diese nicht recht. Serve nequam, heißt das gewirthschaftet?
Alle drei Apostel hat der Heiland schlafend gefunden in dem Garten, und dannoch hat er dem Peter allein einen Verweis geben; dieser mußte das Kapitel allein ausstehen: Non potuisti una hora vigilare mecum? Dem Jacob sagt er nichts, dem Joanni sagt er nichts, der Peter, so vorhero Simon geheißen, Hast du dann nicht eine Stund mit mir können wachen? Die Ursach war diese: Er wollt dem Peter zu verstehen geben, er soll sich selbst erinnern, daß er ihm habe geklagt, daß er die ganze lange Nacht habe gefischet und nichts gefangen: schau mein Peter, die ganze Nacht hast du können fischen und arbeiten und das Zeitliche suchen, aber wegen meiner nit eine Stund wachen oder beten? Siehe Spieler, wie viel ganze Nächt, wie viel guldene Zeit, wie viel edle Täg hast du zugebracht mit Spielen und Karten, mit Kegel, mit Wirfel etc. und mir kannst nit eine Stund schenken des Tags, ja zuweilen die ganze Woche kaum eine Stund! Serve nequam.
Ist demnach der Müssigang eine Mutter des Spielens, des Zankens, des Stehlens, des Murrens, des Schlemmens, ja aller Laster! Mich wundert nichts mehreres, als wegen der 5 thörichten Jungfrauen, welche von dem himmlischen Bräutigam haben einen Korb bekommen, und also mit der langen Nasen müssen abziehen. Wie diese Jungfrauen haben geheißen, schreibet der hl. Evangelist Matthäus nit, außer daß er von ihnen den üblen Nachklang setzet: dormitaverunt omnes, et dormierunt, »sie seynd schläferige Menscher gewest.« Ich mein, die erste hat geheißen Schlafofta, die andere Schlenziana, die dritte Faulberga, die vierte Thuenixa, die fünfte Ranzinbeta. Gewiß ist es, daß sie faule, schläferige Menscher gewest. Aber das wundert mich, daß sie noch Jungfrauen seynd gewest; dann sonst der Müssigang und das Faulenzen gemeiniglich die Ehr abfressen. Dahero sagt der Poet: Ovid. 2.
Es schadet der Müssigang nicht allein der Seele, sondern auch dem Leib. Dann wer schnitzlet den Bettelstab, als eben der Müssigang? dahero spricht der weise Salomon: Wer dem Müssigang nachgehet, der wird mit Armuth erfüllet. Wie der Herr und Heiland nach Bethania kommen ist, da seynd ihm entgegen gangen die zwei Schwestern Magdalena und Martha, beede in tiefen Klag-Kleidern, und wischten immerzu ihre nassen Augen ab mit dem Tüchel. Dazumalen war Sonnenschein und Regenwetter beieinander. Denn es war der Herr Jesus die Sonn der göttlichen Gerechtigkeit zugegen; der Regen aber war das häufige Weinen dieser zwo Schwestern. Weilen nemlich ihr Herr Bruder der Lazarus mit Tod abgangen, hat aber sie der gebenedeite Herr bestermassen getröstet, auch begehrt, man solle ihm nur das Grab zeigen. Wie solches die Martha vernommen, platzet sie eilends mit ihren Reden darein. Jam faetet: »Ei Herr, er stinket schon,« dann er liegt bereits schon 4 Täg im Grab. Meine Martha, du hast halt eine heikliche Weiber-Nase! kanns der Herr schmecken, warum du nicht? schau, schau, es ist aber kein so großes Wunder, daß er schon stinket, weilen er schon so lang in dem Grab liegt, stinken doch auch die Leut bei Lebens-Zeiten, wann sie lang liegen: das ist, sie seynd stinkfaul, und dahero solcheLaceri, das ist zerrissene, zerlumpte und lausige Gesellen, haben kaum ein Hemmet anzulegen, gehen baarfüß, wie die Gäns, weilen sie nemlich stinkfaul und nit arbeiten mögen.
Wie die Kinder Israel von Mose aus Egypten geführet worden, und sich so viel Jahr in der Wüste aufgehalten, da haben sie angefangen viel Schmach- und Spott-Wort über Mosen auszugießen, daß er sie wie ein anderer etc. habe aus einem guten Land in eine solche unbewohnte Wüste gebracht; sie wünscheten von Herzen, daß sie noch in Egypten konnten bei dem Zwiebel ihren Aufenthalt haben. Nachdem sie nun lang und breit, hin und wieder gemurret und geschmählt haben, so ist ihnen der allmächtige Gott noch so gütig gewest, und hat ihnen gegen Abendzeit eine solche Menge der Wachteln geschicket, daß hierdurch das ganze Lager bedecket worden, und konnte diese Vögel ein jeder mit Händen fangen. Dieses war nun ein großes Wunder; jedoch liest man nit, daß diese Vögel schon seynd gebraten gewest, und also denen Israeliten ins Maul geflogen, das wird keiner in der hl. Schrift registrirt finden, sondern sie haben auch ihre Arbeit müssen darzugesellen, die Vögel ropfen, das Feuer aufmachen, dieselben braten etc.: also will Gott gar nit, daß einem die gebratenen Vögel sollen ins Maul fliegen, sondern er hat ihm derenthalben Händ und Füß und andere Leibs-Kräften ertheilet, mittels deren er soll ein Brod gewinnen; will er aber die Händ in Sack schieben, dem Müssiggang nachleben, so wird er mit Armuth erfüllet werden.
Gabalierinn gehalten, einen guten Rath, daß er möchte zu Mittlen kommen. Diese war eine ehrliche und gewissenhafte Matron, welche gar wohl erkannte die Ursachen, derenthalben zu Tag und Tag dieser in der Wirthschaft abnehme, gibt ihm also ein kleines hölzernes Schächtlein oder Büchsel, welches gar genau allerseits verpetschiret war, befiehlt ihm, er soll dieses alle Tag wenigist einmal in die Kuchel, in Keller, in Stall, auf den Treid-Kasten, in Summa, in allen ihm zugehörigen Orten herumtragen. Sie verspricht, ja schwört ihm, daß er in einem halben Jahr werde merklich sein Aufkommen verspüren. Dieser folgt, und tragt obbenanntes Schächterl an alle besagte Ort. Wie er in die Kuchel kommt, so ertappet er die Köchinn, daß sie dem Knecht ein gutes Fruhstuck angericht. So siehe ich wohl, sagt er, heißt das gehaust? erwische ich euch
Aus diesem hat der faule Phantast wohl vermerket, daß nit dieses Schächterl eine Ursach sey seines Aufnehmens, sondern der Fleiß und Wachtsamkeit, welche er dieß halbe Jahr hindurch gehabt; auch habe vorhero seine Wirthschaft den Krebsgang genommen, weilen er stets dem Müssiggang ergeben und als ein nachlässiger Schleicher auf das Seinige keine Acht,
In Palästina seynd zwei Städt' nah bei einander: eine heißt Bethel, die andere Galgala, von welchen Meldung geschieht in der hl. Schrift. Ein Müssiggeher, wann er schon nit diesen Weg reist, so kommt er doch meistentheils auf Bettel, nachmalens auch gemeiniglich auf Galgala. Möcht' mich schier wundern, daß der Jakob erschrocken ist, wie er die Leiter gegen den Himmel gesehen. Terribilis est locus iste. Ein Schlenzer wird gemeiniglich mit der Zeit eine Leiter sehen, die ihn fügsamer soll erschrecken; dann Müssiggang ist alles Unglücks Anfang.
Wie der große Patriarch Abraham aus göttlichem Befehl seinen Sohn und einigen Erben sollte aufopfern auf dem hohen Berg Moria, also hat er sich unverzüglich auf die Reis' gemacht, und zwar bei nächtlicher Weil, ohne Vorwissen der Sara, seiner Frau Gemahl; mit sich hat er genommen seinen Sohn, zwei Diener und einen Esel. Wie er nun den dritten Tag zu dem Berg kommen, so schafft er den zwei Dienern: Exspectate hic cum asino, »wartet
allhier mit dem Esel!« Mein hl. Patriarch und Patron Abraham, warum nimmst nicht mit dir den Esel auf den hohen Berg, damit er das Holz trage zum Opfer? dem Isaak, als einem so schwachen und klebern Herrl ist dieß viel zu schwer! »
Catamelata, eines Bauern Sohn, aus dem Dorf Narni gebürtig, soll im Wald Holz hacken, verliert aber durch ein Unglück die Hacke, wessenthalben er sich nit mehr nach Haus getraut, aus Forcht, der Vater möchte ihm wegen der Hacke den Stiel zeigen. Lauft dahero mit denen Soldaten darvon, hält sich aber so wohl und fleißig und emsig, daß er mit der Zeit ein Kriegsfürst worden, und ihm seiner heroischen Thaten halber eine schöne Ehren-Saule ist aufgerichtet Esel bleiben unten!
Mutius Attendulus, ein Bauernbub, ist mit denen Marketendern und Sudlköch ins Feld gezogen, anfänglich die Schüßlen abgespült und den Brater umgetrieben, hat schon den Braten von weitem geschmeckt, wann er werd fleißig seyn, daß er werde übersich kommen. Hat sich demnach also wohl und emsig verhalten, daß er ein Fürst worden. Ist gar wohl geschehen: die Arbeitsamen gehören hinfür, aber die Esel bleiben unten.
Villegrisus, eines Wagners Sohn von Sioningen aus Sachsen, ist so fleißig und unverdrossen gewest, daß er seine Studia mit sonderem Lob absolvirt. Nachmalens ist er aus einem Studenten ein Kapellan worden, aus einem Kapellan ein Domherr, aus einem Domherrn ein Erz-Bischof, aus einem Erz-Bischof ein Churfürst, welcher aber aus angeborner Demuth ein Rad jederzeit in dem Wappen geführt, – ob er zwar nit gewest ist, wie das fünfte Rad im Wagen, sondern dem römischen Reich sehr wohl anständig. Ist sehr heilig geschehen, daß man ihn also erhöhet hat; aber Esel bleiben unten!
Gabrielletus war Anfangs ein Hunds-Bub bei dem Kardinal Ascanio Sforzia (eine saubere Schansche); nachmalens ist er ein Kuchel-Bub worden (eine hübsche Promotion); mit der Weil wegen seines Fleißes und Wohlverhaltens ist er gar so weit kommen, daß er Erz-Bischof zu Barri, indianischer Esel bleiben unten!
Nicolaus V., römischer Papst, hatte eine Mutter, die war eine Vorkäuflerinn, ein sehr armes Weib, welche auf dem Markt Eier und Hennen feil hatte. Ob sie zwar Federn genug zu Haus gehabt, so thät sie sichs doch nie einbilden, daß ihr Sohn sollte einmal so hoch fliegen; ist gleichwohl geschehen, weilen er so fleißig im Studiren ist gewest, daß er mit der Zeit ein Kardinal, und letztlich auch gar römischer Papst und Statthalter Christi auf Erden worden. O wie lobreich ist dieses geschehen! dann fleißige und fromme Leut gehören in die Höhe; aber Esel bleib unten!
So ist es geschehen mit dem David, mit dem Saul, mit dem Jeroboam, mit dem Gedeon und mit viel anderen mehr, welche als fleißige und emsige Leut Gott der Allmächtige zu so hohen Ehren gezogen. Aber faule Müssiggänger, träge Schlank-Loden, schläferige Polster-Hund, gähnmaulige Ranzer und stinkfaule Esel bleiben herunten. Die Rachel ist auf dem Stroh gesessen, wie der Laban ihr Vater die Götzen-Bilder gesucht: so viel verdient das
Gedeon aus Befehl Gottes mustert seine Soldaten bei dem Fluß, mit dem Geding, daß er soll wohl in Obacht nehmen, wie diese Männer werden trinken. Welche mit der Hand werden das Wasser schöpfen und also trinken, die soll er auf die Seite stellen; diejenigen aber, so gar nieder knieen, sich auf die Wampe legen, und also aus dem Fluß saufen, die soll er abdanken. Dieser Männer seynd gewest 9700; blieben ihm also nicht mehr als dreihundert, welche aus der Hand gesürflet. Diesen 9700 Gesellen ist gar recht geschehen, daß sie nicht seynd appliciret worden, gar recht, daß sie haben müssen mit der langen Nase abziehen, gar recht, daß sie zu einer solchen glorreichen Action nicht seynd gelangt, weilen sie so faule Gesellen gewest, – aus Schlampen, die nur versorgten ihre Wampen. Faulenzer, welche nur ihre Ruhe und Bequemlichkeit suchen, die werden nie zu einem ehrlichen Dienst oder gutem Stückel Brod gelangen, sondern bleibt allezeit wahr, Der dem Müssiggang nachgehet, der wird mit Armuth überfüllet.
Wie der alte, betagte, und bereits schier ganz erblind'te Isaak einen so wunderlichen Appetit gehabt zu dem Wildpret, daß er dessenthalben seinen älteren Sohn den Esau ersucht, er woll ihm doch um ein Wildpret umsehen, nachmals soll er seinen väterlichen Segen empfangen: unterdessen, daß der Esau um einen Hasen ausgangen, ist ein großer Fuchs in das Haus kommen, nämlich die arglistige Rebecca, welche geschwind dem Jakob junge und rauhe Bocks-Fell um die Arm gebunden, und ihn also mit einem guten Brätl zu dem Vater Isaak gesandt. So bald der alte Tättl die rauhe Händ des Jakob gefühlt, gut, gut, sagt er, ob ich schon nit sehe, so greife ich doch die rauhe Hand des Esau. So sey es denn, so gebe ich dir und ertheile hiemit meinen reichfließigen, väterlichen Segen. Hat also mittels der rauhen Hände der Jakob des Vaters Segen erhalten, welcher bestund in Fettigkeit der Erde, in Fülle des Korns und Weins etc.
Du Schlenzer und Faulenzer, du wirst ja nit so faul seyn, daß du nit sollest etliche Tritt und Schritt können gehen! du wirst hoffentlich nit verwandt seyn jenen dreien Faulenzern, deren der erste so faul, daß, wann man ihm soll das Essen auf den Tisch setzen, so wollte er vor lauter Faulheit nicht essen; der andere sprach: wann man mir das Essen in das Maul steckete, und thät man mirs zugleich käuen, so möcht' ich es vor lauter Faulheit nit hinunter schlucken; der dritte der dem Müssiggang nachgehet, der wird mit Armuth erfüllet!
Belluacensis schreibt von einem, der fast an den Bettelstab gerathen, dahero auf seinem Tisch fast alte Tag Quatember war, in seiner Kuchel schier allzeit Dezember; dann es ist gar kühl hergangen, und hatte der arme Tropf nichts zu essen, nichts zu nagen, außer etliche harte Brocken, die er über Willen mußte schlicken, und dieses war sein tägliches Confect von seinem Weib. Er war nicht viel ungleich gewest jenem armen Schlucker, welcher vorhero bei stattlichen Mittlen war, und dannoch bei der Nacht noch allezeit wächsene Kerzen brennte, über welches sich ein anderer sehr verwunderte; dem aber der verdorbene Gesell geantwortet: Mein lieber Bruder, du darfst dich derenthalben so stark nit verwundern, daß ich noch in meiner Armuth wächsene Kerzen brenne, du mußt aber wissen,
Siehe diese Vögerl von früh Morgens befleißen sich hin und her, immer mehr, allzusehr, wie sie ihre Nahrung bekommen. Deßgleichen sollst du auch thun, so wird dir nie etwas manglen; aber wann du demHomo nascitur ad laborem, »der Mensch wird geboren zu der Arbeit.« Hast du nie gehöret, was Paulus dir Faulo gesagt hat? Qui non vult operari, non manducet, »so jemand nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.«
Dahero sollen dergleichen starke, gesunde Bettler und Landlaufer nicht gestattet, sondern zu der Arbeit angetrieben werden. Dann man von keinem in göttlicher Schrift lieset, der eines geraden und gesunden Leibs gewest, daß er hätte gebettlet. Lukas registrirt von einem Bettler, mit Namen Lazaro, der war aber voller Geschwür und Schäden; Markus schreibt von einem, der auf dem Weg hat gebettlet, aber dieser war blind; die Geschichten der Apostlen melden von einem Bettler, welcher so inständig bei der Porten des Tempels Petrum und Joannem um ein Almosen ersucht, aber dieser war von Mutter-Leib krumm und lahm. Man hat vor diesem nur diejenigen bettlen lassen, welche wegen Krankheiten der Arbeit nit konnten obliegen; aber bei diesen und in allen verkehrten Zeiten trifft man allerlei starke, junge, frische, gesunde Bettler an, welche nur dem Müssiggang nachgehen, und bisweilen zur Vermantlung ihrer Faulheit ein Paar Meer-Muschlen am ledernen Kragen tragen, und mit etlichen bleiernen Zeichen ihre Hüt' behängen, daß man's für Bet-Schwestern oder Bet-Brüder soll halten, da sie unter diesem mehr von Bett als von Bet den Namen haben. Es dunkt mich nit unebens, da
Jakobus Melstinski, gebürtig von Brezin aus Polen, hat sich für den Heiland der Welt, für den wahren Messias und Christo den Herrn ausgeben, und Petrum Zatorski von Krakau neben anderen elfen für seine Apostel erkiesen, auch einem jeden den Namen eines Apostels geben; mit welchem frechen Bubenstuck sie alle Dörfer durchgangen, und hin und her, dem Schein nach, große Wunder gewirket, etliche durch Geld und Schankungen bestochen, daß sie sich vor todt gestellt, welche nachmals der Herr Christus auf das Anersuchen seiner Apostel zum Leben erwecket hat. Wurde also das einfältige Bauern-Volk hierdurch nicht ein wenig bethöret, forderist, weilen sie so große Miracul bei diesen Leuten sahen. Christus begehrte einmals von dem Dorf-Richter etliche Fisch, wessenthalben der Richter samt seinen Geschwornen sich höflich entschuldiget, daß bei ihnen aus Abgang und Mangel des Wassers keine Fisch zu finden; worauf Christus dem Peter befohlen, er soll mit dem Jakobo hingehen in seinem Namen, und in dieser Lache Fisch fangen, in welcher unmöglich war, daß ein Fisch sich konnte aufhalten. Diese in Gegenwart vieles Volks gehen fischen, fangen die schönsten Fisch in dem Namen Christi, worüber die gemeinen Leut die Händ vor Wunder zusammen geschlagen, und dieses nit anderst, als für ein großes Wunder ausgeschrien, unwissend, daß vorhero diesen schlimmen Schelm die Fisch haben hinein geworfen. Ein anders Mal sequar te, quocumque ieris, »Ich will dir nachfolgen, wo
Nachdem der Herr und Heiland mit 5 Broden 2 Fischen ganz wunderbarlich 5000 Männer ohne die Weiber und Kinder gespeist und ersättiget hat, schaffte er einen Apostel um den andern in das Schiffel hinein: also mußte auch folgsam der verstohlene Judas mit ihnen fahren. Es war ihnen zwar bei so spatem Abend nit gar wohl gelegen, dem wilden Meer sich zu vertrauen; weilen es aber der ernsthafte Befehl ist gewest ihres Herrn, so wollten sie demselben keineswegs widerhandlen. Kaum daß sie eine Weil fortgefahren, da erhub sich eine gefährliche Ungestümme mit erschrecklichem Saufen und Brausen der Süd- und mitternächtigen Winde, daß also die Apostel vor Schrecken ganz erbleicht, und nach Möglichkeit mit den arbeitsamen Rudern suchten denen tobenden Wellen zu widerstehen, welches aber samt aller dero Arbeit wenig gefruchtet, sondern scheinte vielmehr das ergrimmte Meer noch heftiger zu wüthen, und droheten also augenblicklich daß das menschliche Drangsal mehresten Theils herrühre von der Sünd.
Unterschiedliche Oerter der Welt, Königreiche der Welt, Provinzen der Welt, Städte der Welt liegen unter unterschiedlichen Zeichen des Himmels. Ein Land liegt unter der Wag' , ein anderes unter der Venus , ein anders unter dem Scorpion , ein anders unter dem Krebs , ein anders unter dem Stier , ein anders unter dem Mars , ein anders unter dem Fisch , ein anders unter dem Wassermann etc. Aber mich dunket, die ganze Welt liegt der Zeiten unter dem , da man allerseits nichts anders antrifft, als lauter Stöß und Widerwärtigkeiten. Wehe über Wehe.
Anno 746 seynd unterschiedliche Kreuz erschienen in dem Königreich Ungarn auf denen Kleidern der Leut, absonderlich aber auf denen Meßgewändern in der Kirche. Anno 541 unter dem Papst Vigilio seynd in ganz Lombardia und Liguria auf allen Häusern, Porten, Geschirren und Kleidern nit ohne höchste Verwunderung allerlei Kreuz-Zeichen gesehen worden, welche man auf keine Weis' konnte abwaschen oder auslöschen. Anno 778 unter dem Papst Hadriano I. und Kaiser Konstantino VII. hat man auf den Kleidern ganz blutige Kreuz wahrgenommen, und nit lang hernach hat es das helle Blut geregnet. Anno 975 seynd in der Stadt Rom auf Mann- und Weibs-Kleidern ganz rothe Kreuz gespüret worden, welches männiglich den größten Schrecken eingejaget. Anno 963 unter dem Papst Joanne dem Zwölften, und bei Regierung des Kaisers Otto seynd neben anderen wunderbarlichen Begebenheiten auch häufige Kreuz erschienen auf den Kleidern, welches Wunder ein trauriger Vorbot war vieler hernach entstandenen Unheil in der Christenheit. Anno 1295, als zu Toledo in Spanien die Hebräer oder Juden nach ihrem Gesatz eine große Solennität begangen, seynd augenblicklich eine große Menge der Kreuz erschienen auf ihren Häusern, auf ihren Kästen und Truhen, auf ihren Kleidungen, auch auf der Leinwath in ihren Gewölbern. Anno 1500 hat man in ganz Deutschland auf allen Kleidern, forderist auf den Kleidern und Schleiern der Weibsbilder Kreuz gesehen mit unterschiedlichen Farben; und als
Der Zeit siehet man zwar dergleichen Wunder-Kreuz nit; wohl aber andere Kreuz durch die ganze Welt. Es ist der Krieg ein Kreuz, die Pest ein Kreuz, der Hunger ein Kreuz, die Krankheit ein Kreuz, Verfolgung ein Kreuz, Armuth ein Kreuz, und diese Kreuz seynd allerseits in der ganzen Welt anzutreffen. Kleine Kreuz, große Kreuz, leichte Kreuz, schwere Kreuz, kurze Kreuz, lange Kreuz, einfache Kreuz, doppelte Kreuz seynd da und dort auf einem jeden Ort zu finden. Widerwärtigkeiten allenthalben, Elend allenthalben, Drangsalen über und über, Noth allerseits, Betrübnussen um und um, Jammer genugsam müssen die Leut ausstehen, daß ich also beharrlich glaube, das Wort Leut komme von dem Leiden her.
Von dem stolzen Absalon sagt die hl. Schrift, daß er sich das ganze Jahr nur einmal habe die Haarsemel in anno tondebatur.« Aber der Zeiten werden wir Leut auf der bedrängten Welt wohl öfter geschoren, öfter als des Laban seine Schaf; denn man uns so gar keine Woll mehr läßt. Es geht dem König nit mehr wohl, dem Edelmann nit mehr wohl, dem Bauern nit mehr wohl; es gehet nit mehr wohl her im Land, nit mehr wohl in der Stadt, nit mehr wohl im Dorf, nit mehr wohl im Haus, ja schier nirgends wohl. Woher aber kommt doch alles dieses? Fragt nit lang, sonst antwort' David kurz und gut: Propter iniquitatem corripuisti hominem, »Du züchtigest den Menschen um der Sünden willen.«
Weilen der Prophet Jonas Gott dem Allmächtigen einen sträflichen Ungehorsam erzeigt – indem er hätte sollen nach Ninive reisen, ist er in ein Schiff gestiegen, in Willens, anderwärtig hinzuseglen, aber den Augen Gottes zu entweichen ist nicht möglich – dahero Gott alsobald einen Befehl geben den Winden, daß sie unverzüglich mit ihrem ungestümmen Gewalt und Brausen das Schiff, worinnen Jonas war, sollen anfallen, welches dann unverweilt von diesen aufgeblasenen, großbacketen Gesellen ist vollzogen worden, massen die tobenden Sturmwind Anfangs die Wolken zusammen gejagt, daß sie mit ihrer Dicke den schönen gesternten Himmel traurig überzogen. Nachgehends seynd die Meer-Wellen mit solcher Ungestümme erwecket worden, daß es fast scheinte, Neptunus sey nicht mehr Herr in seinem Reich. Das arme Schiff wurde dergestalten trüb und das Meer trüb gemacht, und zwar dieses nit allein, sondern die Sünd macht alle Betrübnuß, und alle Trübsal in der Sind, haben in der Wahrheit ein wenig geirret; dann sie hätten es nit Sind, sondern Schind sollen nennen, weilen nichts so fast die ganze Welt, und in der Welt die Menschen schind' und plagt und peiniget, als die Sünd.
Von der Sünd rühret alles Uebel her. Denen dreien heiligen Königen aus Orient, dem Kaspar, dem Melchior, dem Balthasar hat dreizehn Tag ein schöner, glänzender Stern den Weg gezeigt; wie sie aber zu Jerusalem angelangt, da ist der Stern verschwunden; so bald sie aber wieder Jerusalem verlassen, alsdann ist dieser strahlende Wegweiser mehrmalen vor ihnen geschwebet. Anjetzo entsteht nur die Frag, warum der schöne Stern, der auch mit dem Sonnen-Glanz konnte trutzen, sie zu Jerusalem verlassen? Dessen geben die heiligen Lehrer unterschiedliche Ursachen. Mir ist schon das genug, daß der Stern verschwunden bei der sündigen Stadt zu Jerusalem, allwo der König mit denen Untergebenen in großen Lastern lebeten. Wo die Sünden waren, wollte der Stern nit scheinen, Sünd und Stern finden sich nicht beisammen. Ich, sagt einer, hab kein Glück, keinen Stern im Heirathen gehabt. Ich, sagt ein anderer, hab kein Glück, keinen Stern mit meinen Kindern. Ich, sagte der dritte, hab kein Glück, keinen Stern mit meiner Handelschaft. Ich, sagt der vierte, hab kein Glück, keinen Stern mit meinen Treid-Aeckern und Wein-Gebäu, mit meinen Reisen. Ich glaub dirs, ich glaub ihms, ich glaubs jenen, ich glaubs allen, daß ihr keinen Stern habt.Sünden seynd, da läßt sich kein Stern nicht blicken. Euere eigene Missethaten seynd eine Ursach des Unsterns: Propter iniquitatem corripuisti hominem.
Der Josue hatte keinen Stern, kein Glück gehabt bei dem kleinen Städtl Hai; sondern dort zu Hai von Federn auf das Stroh kommen, und dieses hat verursachet die Sünd des Achan. Der Pharao hat kein Glück, keinen Stern gehabt in seiner Regierung, sondern mit Krieg, Hunger und Pest geplaget worden; solches aber hat verursachet sein lasterhafter und sündiger Wandel. Der Kain hat kein Glück und Stern gehabt, weilen ihn der Lamech für ein Wildstuck angesehen, und also mit einem Pfeil durchschossen. Das aber hat verursacht die Sünd.
Wann die Sünd nit gewest wäre, so hätt' den Menschen kein einziges Geschöpf beleidiget; wir hätten uns im Feuer und Flammen können herum wälzen, wie auf denen linden Pflaumen-Federn, ohne einigen Schaden; wir hätten nit dörfen sagen husch, husch, husch, dann es hätte uns nie gefroren; wir hätten nit vonnöthen gehabt den Schuh, dann wir die Zehen niemalen hätten angestoßen noch in einen Dorn getreten, dann dazumalen waren keine Dörner. Der Mensch hätte niemalen dörfen einen Rauch machen mit Mastix oder Weihrauch, dann es hätte sich niemalen ein wilder Gestank ereignet; auch alles, was bei und von den Menschen gewest, hätte nie einen widerwärtigen Geruch gegeben; die Erde wäre ohne Distel, die Schlangen ohne Gift, der Himmel ohne Wetter, der Leib
Was ist der Hund für ein treues Thier! Das hat erfahren Tobias. Der Hund wird seinem Herrn stets als eine treue Schildwacht auf der Seite stehen, der Hund guscht auf den Befehl seines Herrn, er bellt nach seinem Willen, er faßt und hohlet nach seinem Begehren, er wacht für ihn, er schmeichlet ihn, er liebt ihn, und so ihm auch der ganze Taglohn mit einem harten Bein bezahlet wird, so ersparet er doch keinen Sprung seinem Herrn zu Diensten. Er bedient seinen Herrn, er schützet seinen Herrn, er begleit seinen Herrn, er grüßet seinen Herrn, er ehret seinen Herrn auf alle Möglichkeit. Es geschieht aber, daß sein Herr zur Faßnachts-Zeit will einen Herrn mit einem großen N. abgeben. Er legt ein Narren-Gewand an mit Schellen voll gebrämt, nimmt eine Larve um mit einer sechspfündigen Nase, ein großes Kres mit lauter Starnitzeln, daß er fast alle Pfeffer-Kramer konnte darmit versehen, und läßt sich solchergestalten vor dem Hund sehen. Dieser Melampus oder Coridon kennt ihn nicht mehr, sondern bellt, wüthet und tobet wider diesen, den er zuvor also liebkoset, und beißt ihm zwei Löcher in den Fuß.
Wie lang der Mensch hat angehabt und gepranget mit dem Kleid der Unschuld, und anbei gezeiget das unbeleidigte Ebenbild Gottes, so lang haben ihm alle Creaturen und Geschöpf' gedienet, geliebet, und gehorsamet;
Siehe vor deiner eine schöne wohlgezierte Dama, welche ein Kleid von kostbarem Purpur, die schönesten Haar mit lauter hoch-neckerfarben Bändeln eingeflochten, ein Paar edle Wangen, wie rothe Rosen! diese trägt auf ihren alabasteren Händen, gegen welche der Schnee schier in der Klag gehet, den bekannten Vogel Phönix, kennst du solchen nicht? Es ist eine absonderliche gute Freundinn eines frommen und gerechten Menschen, und eine Ertz-Feindinn des Sünders. Diese ist das Element des Feuers.
Sidrach, Misach und Abdenago waren edle Jünglinge zu Babylon. Weilen sie aber dem abgötterischen Befehl nicht wollten nachkommen, sondern den wahren allmächtigen Gott angebetet, seynd sie durch des Königs Befehl in einen ganz feurigen Ofen geworfen worden, worinnen aber die Flammen so höflich, daß sie ihnen nicht ein Härl verletzet haben. – Der mörderische Kaiser Aurelius hat den heiligen Savium in den abscheulichen Kerker geworfen. Weilen er aber auch daselbst die Soldaten, so ihn verwachet, zum Glauben Christi bekehrt hat, also ist der heilige Mann an Händen und Füssen gebunden auf öffentlichen Markt Richarda, eine römische Kaiserinn und Ottos des III. Frau Gemahlinn, weilen sie falsch eines Ehebruchs beschuldiget worden, also hat sie zur Bestätigung ihrer Unschuld ein glühendes Eisen lang in denen Händen gehalten ohne den geringsten Schaden. Deßgleichen thät auch die Kaiserinn Cunegundis. Der heilige Guilelmus, vorhero ein mächtiger Herzog in Aquitania, nachmalens ein Religios meines hl. Ordens, hat von seiner Obrigkeit Befehl gehabt, Brod zu backen; wessenthalben er ganz schleunig ein großes Feuer in den Ofen gemacht, und weilen er nicht gleich die Krucken, wormit man die Glut pflegt heraus zu ziehen, bei Handen gehabt, ist er selbst in den feurigen Ofen hinein geschloffen, die Glut mit seinem Habit zusammen gekehret, und also unverletzt wieder aus dem Ofen heraus krochen. – Der hl. Pantaleon, der hl. Firmus, der hl. Rusticus, die hl. Prisca, die hl. Agnes, die hl. Glyceria, der hl. Speusippus, der hl. Elesippus, der hl. Meleusippus, der hl. Faustus, der hl. Jovita, der hl. Eulampius, die hl. Eulampia, der hl. Achatius, der hl. Bassus, der hl. Pontius, der hl. Mammas, der hl. Viktor, die hl. Christina, der hl. Andochius, der hl. Leontius,Theodorus, der hl. Polycarpus, der hl. Eupropius, die hl. Agona, die hl. Lucia, die hl. Chionia, der hl. Vitus, der hl. Modestus, die hl. Euphemia, der hl. Cucufales, der hl. Julianus, der hl. Celsus, der hl. Philoterus, der hl. Helconides, der hl. Hermias, der hl. Thespesius, der hl. Lycarius, der hl. Zosimus, der hl. Justus, und viel tausend Andere mehr seynd in das Feuer geworfen worden, darinnen viel Stund, viel Täg, viel Zeit ohne einige Verletzung verharret. So manierlich ist dieses Element gegen den Frommen.
Aber erschrecklich ist dieses Element erzürnet über die Sünder; dann gleichwie es der unschuldigen Knaben verschont in dem babylonischen Ofen, also desto grimmiger hat es getobt in jene tyrannische Henkersknecht, und solche gar in die Asche gelegt, welche diese 3 Jüngling in den Ofen geworfen.
In dem Leben des hl. Patritii wird registrirt, daß sich ein frecher Mensch und Zauberer zugleich hab unterstanden, das Meßkleid dieses Heiligen anzulegen, sey aber gleich von dem Feuer, welches von dem Himmel gestiegen, ganz grimmig angefallen und in Asche gelegt worden, jedoch ohne Verletzung des Meßgewands. – Als Anno 1285 der hl. Philippus Benitius zwischen Bononien und Mutina wegen allzuscharfer Sonnen-Hitz sich unter einem schattenreichen Baum ein wenig ergötzte, daselbst aber etliche gottlose Gesellen angetroffen, welche viel gotteslästerliche Wort und Fluch ausgegossen, hat er alsobalden diesen gewissenlosen Leuten die Straf vom Himmel angekündet; worüber zwar diese muthwilligen Gesellen nur gespottet, aber bald hernach Juden durch Zulassung des abtrünnigen Kaisers Juliani wollten den zerstörten Tempel zu Jerusalem wieder aufbauen. Da ist eine große Flamme aus denen Fundamenten und ausgegrabenen Grund empor gestiegen und sehr viel Arbeiter samt allem Werkzeug gänzlich verbrennet. – Zu Paris in Frankreich hat sich ein gottloser Mensch freventlich unterfangen, in der Kirche bei Unser lieben Frauen Meß zu lesen, welcher niemalen von dem Bischof die priesterliche Weih empfangen hat. Sobald dieser zu dem Altar gangen, ist in Gegenwart eines großen Volks ein Feuer von oben herunter gestiegen, welches ihm seine kecken und unreinen Händ gänzlich verbrennet. Petrus de Natalibus schreibt, und nimmt zu einem Zeugen den hl. Kirchenlehrer Hieronymum, daß in derselbigen Nacht, in dero Christus Jesus geboren worden, seynd alle diejenigen, welche mit einer sodomitischen Sünd bemailiget waren, durch die ganze Welt von dem Feuer verzehrt worden. Nachdem die hl. Barbaram ihr Vater mit eigenen Händen enthauptet hat, und nach solcher Unthat von dem Berg herunter gestiegen, ist alsobald ein großes Feuer vom Himmel gefallen, ihn dergestalten verzehrt, daß so gar nicht eine Asche übergeblieben. – Dacianus der unmenschliche Tyrann hatte sein einiges Wohlgefallen in dem Metzgen und Schlachten der Menschen. Nachdem er nun den heiligen und tapferen Helden Georgium
Dergleichen konnten ohne Zahl und Ziel beigebracht werden, wo allemal das Feuer seinen Grimm und Rachgierigkeit gesucht hat wider den Sünder, und also ernstlich Gott des Allmächtigen seines Erschöpfers angethane Unbild gerächet: Du Sodoma, du Gomorha, du Adama, du Geboin, du Segar, ihr schönen, großen, reichen und wohlbewohnten Städt, habt alle den Zorn erfahren dieses Elements, indem es euch allesamt samt allen den Eurigen in die Asche gelegt. Wie man dann noch daselbst vermerket, daß das Wasser siede, auch Obst und Weintrauben allda die schönste Gestalt haben; sobald man sie aber anrühret, zerfällt alles zu warmer Asche. – Du Jerusalem, große und weltberühmte Stadt, allwo zu Zeiten Salomonis mehr Silber und Gold als Steiner anzutreffen waren, hast den 8 August Anno Christi 69 den Grimm und Zorn erfahren dieses Elements, indem es dich gänzlich verzehret, ob man zwar dazumalen ehender hätte die Brunst mit Blut löschen können, als mit Wasser. – Du schöne Stadt Baderborn hast Anno 847, zur Zeit und Regierung des Kaisers Letharii, den Zorn gesehen dieses Elements, indem erstlich um die Sonne ein wunderlicher runder Cirkel von männiglich ist beobachtet worden; sobald aber dieser verschwunden, ist die ganze Stadt in dem Feuer gestanden. – Du große und schöne Stadt Mainz hast Anno 1112 den Zorn und Wüthen erfahren dieses Elements, indem du schier ganz von denen freßgierigenRom unter dem Kaiser Vespasiano, unter dem Kaiser Antonio, unter dem Kaiser Commodo hast den Zorn erfahren dieses Elements! Auch du schöne Stadt Venedig Anno 1109 und Anno 1514, du Stadt Lübeck Anno 1209, du Stadt Costanz Anno 1314, du Stadt Crakau 1125, du Stadt Basel Anno 1253, du Stadt Worms Anno 873, du Stadt Wien Anno 1518, und vor wenig Jahren du Stadt Paßau etc., ihr alle habt den Grimm und Zorn erfahren dieses Elements! Aber sagt her, warum hat der feurige Wagen dem Eliä nit ein Härl verletzet, und warum hat euch das Feuer so großen Schaden zugefügt? Sagt keine andere Ursach als diese: Elias war heilig, darum ist dieses Element so höflich gegen ihm; aber wir hatten viel große Sünden, deßwegen wüthet dieses Element also gegen uns. Non est malum, quod non fecit Dominus in Civitate. Dann dieses Feuer hat die Söhn und Kinder des Hohen-Priesters Aaron auch verzehret, um weilen sie im göttlichen Opfer gefehlet haben; dieses Feuer hat diejenigen verzehret, welche den Propheten Eliam wollten fangen; dieses Feuer hat die Israeliten durch ganz glühende Schlangen geplagt, um weilen sie wider den Mosen gemurret haben; und dieses Feuer ist noch auf den heutigen Tag alle Augenblick bereit, die Sünder zu strafen. Schreibt also die
Nicht ohne Geheimnuß und sondere Bedeutung ist der ganze Berg Sinai voller Rauch und Feuer erschienen, wie der allmächtige Gott dem Mosi darauf die 10 Gebot eingehändiget, vielleicht dadurch zu zeigen: wer diese Gebot übertrete, dem solle dieses feurige Element zu einer Straf seyn!
Es läßt sich allhier eine andere Dama sehen, welche mit sehr stattlichen Kleidern pranget. Diese ist angelegt mit einem himmelblauen Rock, läßt ihre goldfarben Haarlocken ganz frei fliegen, ihr Manto ist so vielfärbig gestreift, wie ein Regenbogen, sie hat ein Paar aufgeblasene Wangen, als hätte sie das Zahnweh. Andere stolze Helenä tragen zum besseren Schein ihrer glatten, weißen Haut schwarze Fleckel, welche in Hirsch- und Hasen- und Füchs-Gestalt geschnitten; aber diese prangt mit lauter Vögerl in dem Angesicht, und so mich recht dunket, so sehe ich, daß ihr ein solcher taffeter Gimpel auf der Nase sitzet. Kennst du aber dieses Frauenzimmer? Sie ist eine absonderliche Freundinn und Gutthäterinn der frommen Leute, aber eine Erz-Verfolgerinn der Sünder. Diese ist das Element der Luft.
Petro gar wohl geneigt gewest; dann als auf eine Zeit eine große marmelsteinerne Saul in die Höhe zu dem Kirchen-Gebäu gezogen worden, der Strick aber wegen Schwere der Last gebrochen, so ist auf den Befehl des h. Manns die große Saul in der Luft hängen blieben. Die Luft hat sie zu Vermeidung großen Schadens nit fallen lassen. – Zu Aretii am Fest Unser lieben Frauen Himmelfahrt hat der selige Servit Joachimus zu dem Altar gedienet. Unter währender h. Meß ist der fromme Diener Gottes durch einen gähen Zustand auf die Erd krank niedergesunken; die Kerze aber, welche der h. Mann in der Hand gehalten, ist in der Luft hangend geblieben, und hat sie die Luft nicht fallen lassen. – Nachdem der h. Erz-Bischof Dunstanus das Amt der h. Meß vollbracht, und das Meßgewand auf die Seite geben, der gänzlichen Meinung, es nehme solches sein Diener von ihm, welcher aber samt Anderem schon entwichen, siehe, da ist das Meßgewand etlich Stund in der Luft hangend geblieben, und hat es die Luft nit fallen lassen! – Der h. Evermodus, Erz-Bischof zu Ratzenburg, hat seine Handschuh in die Luft gehängt, der h. Petrus Cälestinus seine Kappe, die h. Jungfrau und Martyrinn Uviborada ihren Kämpl, Carolus Magnus den Mantel etc., und ist diesen und anderen Heiligen Gottes die Luft also wohl gewogen gewest, daß sie nichts dergleichen hat fallen lassen, sondern an statt eines Dieners die Sachen getragen. – Die Luft ist dem h. Francisco Xaverio, dem gottseligen Francisco Olympio, dem heiligmäßigen
Francisco a Puero Jesu, dem seligen
Es ist die Luft nicht allein gnädig gewest dem Fell des tapferen Gedeonis, indem sie über die ganze Erde einen Himmelthau geschütt und geschicket, über das Fell nit ein Tropfen fallen lassen; sondern es ist auch dieses Element also gewogen gewest, daß der h. Bernardus, der h. Odo, der h. Luthbertus, der h. Asidius, der h. Marius, der h. Antgarius, der selige Sanktus a Cora meines h. Ordens und viel andere mehr seynd von der Luft also geschirmet worden, daß sie in den größten Platzregen von keinem Tropfen seynd berühret worden.
Es hat nit allein die Luft das Himmel-Brod oder das Manna gespendiret vor alten Zeiten den KinderAg
neti Politianä, dem h. Martyrer Desiderio und Festo und vielen anderen heiligen Einsiedlern in Egypten. In Summa: ganz gnädig ist dieses Element den frommen und gerechten Leuten, aber ein Erz-Feind der Sünder.
Zu Zeiten des halsstärrigen Königs Pharao, weilen er samt den Seinigen an den wahren Gott nit wollte glauben, hat die erzürnete Luft einen solchen harten und häufigen Schauer geworfen unweit Dempsta, daß ein Stein einem großen Kindskopf gleichete, und seynd die mehresten also geformt gewest, als hätten sie rechte Zähn. Fürwahr dazumalen hat die Luft diesem Ort die Zähn können zeigen. – Zu Zeiten des Propheten Eliä ist die Luft also halsstärrig gewest gegen die Israeliten, weilen dieselben Gott dem Allmächtigen den Rücken gewend't und den falschen Baal angebetet, daß er 3 Jahr und 6 Monat niemalen einen Regen gespendirt. – Zu Zeiten des h. Bischofen Leucii zu Brundus, allwo der ungläubigen Heiden noch eine große Menge wohnte, hat es 2 ganzer Jahr nie geregnet. – Zu Zeiten des h. Bischofen Wilfridi, ehe und bevor er in Engelland kommen, ist daselbst 3 ganzer Jahr kein Tropfen Wasser gespüret worden, aus welchem dann das größte Elend erwachsen. – Zu Zeiten des h. Vinzentii Ferrerii hat in etlichen Orten in Frankreich, sonderlich bei Carcasona von dem Monat Julio an bis in den Januarium hinaus niemalen ein Regen den Erdboden ergötzet. – In der Insel Chio ist 2 Jahr nacheinander die Luft also trucken gewest, daß nie ein Liguria, Anno 544 in Orient, Anno 1348 in Occident, Anno 170 zu Rom, Anno 746 zu Constantinopel, ist die Luft giftherb gewest, das ist ganz giftig, wessenthalben viel hundert tausend Menschen zu Grund gangen und an der abscheulichen Pest gestorben.
Wer, meinst du, hat dieses Element also in Harnisch gestecket, daß es einen solchen Groll und Widerwillen hat merken lassen gegen den Menschen? wer, glaubst du, ist Ursach daran, daß uns die Luft von oben herab nit mehr ein Manna, sondern mancherlei Elend, nit mehr ein Brod wie den Israeliten, sondern eine Noth immerzu spendiret, und stets mit Donner, Hagel, Schauer, Reif, Platzregen, Pest und Ungesundheit wüthet und tobet? Alles dieses Uebels ist Ursach das Uebel, verstehe die Sünd! Elementa mundi, terra, aqua, aër, ignis conspirarunt in impios Deo vindice: »Die Elemente der Welt, die Erd, das Wasser, die Luft, das Feuer haben zusamm geschworen wider den Sünder. Sie können ihm auf keine Weise hold oder geneigt seyn, weilen sie ihren Erschöpfer also beleidigen.« Sie schamen sich auf alle Weis' dem Menschen zu dienen; dann gleichwie ein Edelmann sich schamen thut, einem Henker – s.v. – oder einem Schinder einen Diener abzugeben, ihm in allweg aufzuwarten, pfui! also weigern auch die Elemente als edle Geschöpf, dem Menschen zu dienen, der auf henkerische Manier jedesmal durch eine Tod-Sünd den Heiland Jesum auf das Creuz naglet. Wann dann
Wie der Patriarch Jakob seine Söhn in Egypten geschicket, damit sie alldorten sollten um das baare Geld Treid einkaufen, seynd diese ungefähr – also zu reden – zu dem Joseph als damaligen Gubernator im Reich gelangt, welcher diese seine sauberen Brüder gekennt, diese aber ihn nit; dahero er sie mit rauhen Worten angefahren, so gar für Ausspäher und Schelmen gehalten, und ob schon sie sich bestermassen entschuldigten, so hat er sich gleichwohl zornig gestellt, und neben ziemlichen Filz, den sie gar nit vonnöthen hatten, dann sie tragten lauter Kappen, auch einen ernstlichen Befehl geben, daß man sie an Ketten und Banden als verdächtige Leut soll anschmieden und in die Gefängnuß führen. Denen armen Tropfen ist so Angst gewesen, wie einem Floh zwischen zween Daumen. Nach verflossenem dreitägigen Verhaft läßt er sie frei nach Haus reisen, doch mit dem Geding, daß einer anstatt aller in dem Arrest verbleibe, und ist das Loos gefallen über den Simeon. Wie nun diese Brüder in so unverhofftes Unglück gerathen, und mit Noth und Drangsalen überhäufet worden, da hat einer den anderen mit weinenden Augen angeschaut, da haben alle mit oft-erhohlten Seufzern bekennet: Merito haec patimur, »das Elend ist billig über uns kommen.« Gelt der gerechte Gott hat uns sauber können finden, das haben wir alles verschuldet, weilen wir uns versündiget Meritò haec patimur.
Wann uns der Reif oder die übermäßige Kälte die Treid-Felder zuricht, wie die samsonischen Füchs bei denen Philistäern; wann uns der Schauer Alles erschlägt, wie es geschehen bei Mosis Zeiten in Egypten; wann uns die Trückne den Weinstock kraft- und saftlos macht, wie zu Eliä Zeiten; wann uns die vergifte Luft mit einer starken Pest überfällt, wie der David zu seiner Zeit erfahren: so laßt uns weiter die Planeten nicht durch die Hechel ziehen, oder dem Teufel alle Schuld auf den Buckel laden, oder denen Hexen alle Ursach auf die Gabel binden, sondern mit denen Brüdern Josephs sprechen: meritò haec patimur, »dieses und das haben wir verschuldet, denn wir haben uns versündiget.« Grandines pro suppliciis Dei agnoscendae sunt. Cum igitur videmus grandinem in regione nostra, revocemus nobis in memoriam et peccata, propter quae Aegyptus grandine afflicta est, et sentiamus, si idem supplicium patimur, quia eadem etiam peccata inter nos grassantur.
Es läßt sich mehrmalen ein anderes Frauenzimmer
In Welschland ist ein großer Fluß, mit Namen Padus. Dieser ist so freigebig gewest gegen den heil. Gebhardum, daß er sich mitten von einander wie das rothe Meer zertheilet, und dem heiligen Mann samt den Seinigen einen freien truckenen Paß gespendiret. – In Böhmen ist ein großer Fluß, mit Namen Moldau. Dieser hat sich ganz ehrerbietig erwiesen gegen den seligen Joannes, dazumalen der Königinn Beichtvater; denn als diesen der tyrannische Wenzel ermordet und in die Moldau werfen lassen, ist daselbst von freien Stucken augenblicklich der Fluß ausgedorret, bis man den Leib von dannen genommen und mit einer bessern Begräbnuß verehret hat.
In dem römischen Reich ist ein bekannter Fluß, benanntlich der Rhein-Strom. Solcher ist so manierlich gewest gegen ein Weib, welche unschuldig eines Ehebruchs beklagt, und derentwegen mit einem Mühlstein an den Hals gebunden in den Rheinstrom versenket worden; welcher sie aber samt dem Stein, wie das Pinsen-Körbel Mosis an das Gestad getrieben. Donau. Dieser hat sich so dienstbar gestellt gegen den h. Gotthard, Bischofen zu Hildesheim, daß er, als er noch ein Knab, öfter auf gedachtem Fluß wie auf einem glatten Boden daher gangen. – In Sachsen ist ein großer Fluß, die Elb genannt. Ueber diesen ist der h. Benno mit trucknen Füssen gangen. Hist. Bavar. lib. 19. num. 14.
Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Benediktiner wohl, indem der h. Maurus ihres Ordens mit trucknen Füssen auf dem Fluß gangen, und dem h. Placido zu Hilf kommen. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Bernardiner wohl, weilen der selige Bruder Hilarius ihres Ordens auf seinem Mantel wie in einem Schiffel über einen großen Fluß gefahren. In Menolog Cisterc. 4. Junii. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Carmeliter wohl, indem der h. Angelus ihres Ordens den großen Fluß Jordan mitten von einander zertheilt, und nachmals mit den Seinigen unverhindert hindurch gangen. Menolog. Carmel. in vita. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Dominicaner wohl, weilen der h. Hyacinthus ihres Ordens seinen Mantel auf das Wasser gebreit, und solchergestalten als auf einem Schiffel mit 3 anderen unweit Vissegrad über den Fluß gefahren. Odori. in Ann. 1257. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Jesuiter wohl, indem der heiligmäßige Joseph Anchieta ihrer Societät in Mitte der Meerwellen wie auf einem sanften Polster ohne Berührung eines einzigen Tropfen Wassers gesessen. Sebast. Beretar. in Vit. l. 4 Bernardinus Senensis ihres Ordens bei der Stadt Mantua auf seinem Mantel mit seinem Gespann über das große Wasser geseglet, so gar, daß auch der ganze Mantel von keinem Tropfen ist benetztet worden. In Vita. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Paulaner wohl, indem der h. Stifter Franciscus de Paula über das ganze Meer in Sicilien auf seinem Mantel in Begleitschaft zweier seiner Gespänn ohne mindester Gefahr so gar auch durch die gefährlichsten Oerte Scylla und Charybdis genannt, glücklich geseglet. In Vita. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Capuciner wohl, weilen ihr wunderthätiger Mann Matthäus a Bascio öfters über den Fluß Padum, auch einmal über das Meer bis gegen Venedig auf seinem Mantel gefahren. – Wie gnädig das Wasser sey, wissen die Patres Augustiner wohl, indem der selige Hieronymus Racanatensis, damit er die Burger zu Firmi und Asculi möchte vereinigen, ist er auf seinem Mantel über einen starken und großen Fluß gefahren. In Chron. SS. PP. – Wie das Wasser gnädig sey gegen alle frommen Diener Gottes, wissen alle diejenigen, welche gehört haben vom Moses bei dem rothen Meer, vom Josue bei dem Fluß Jordan, vom Elisäo wegen den schimmernden Eisen, vom Petro, wie er das Wasser getreten.
Aber was das Wasser für ein Gesicht macht gegen den Gottlosen, wie das Wasser einen feurigen Zorn zeige gegen die Sünder, beschreibet der weise Salomon in dem Buch der Weisheit: Er wird die
Geschöpf waffnen, sich an seinen Feinden zu rächen. Das Wasser im Meer wird gegen sie ergrimmen, und die Ström' werden hart über sie zusamm schlagen, etc.
Was Zorn hat uns nit dieses Element erwiesen 1657 Jahr von Erschaffung der Welt, 2315 Jahr vor Christi Geburt, als der alte gerechte Tättl Noe 600 Jahr alt war? Denn dazumalen durch einen allgemeinen Sündfluß alle Menschen des Erdbodens seynd zu Grund gangen, außer 8 Personen, welche sich in die göttliche Arche salvirt haben. – Nicht weniger hat dieses Element seinen Grimm dazumalen spüren lassen, wie der halsstärrige Pharao mit einer großen Anzahl des Volks, wie auch mit 600 Wägen zu Grund gangen in dem rothen Meer. Von dem Menschen gibt es die öftere Erfahrenheit, daß einer pflegt öfter vor Zorn ganz roth zu werden. In Egypten ist einsmal das Wasser über den Pharao, um weilen er den wahren Gott nit wollte anbeten, also ergrimmt, daß es vor Zorn ganz blutroth worden. – Anno Christi 587 hat sich zu Rom der Fluß Tiber also ergossen, daß die vornehmsten und herrlichsten Gebäu seynd von dem Wasser zu Grund gericht' worden. Unter anderen hat man gesehen einen Drachen in der Größe eines dicken Baums mitten durch die Stadt schwimmen, dem eine große Menge der Attern und Schlangen gefolget, welche nachmals auf das Gestad getrieben worden und wegen ihrer Fäule eine große Pest verursachet. Anno 717 unter Gregorio dem Anderten römischen Papsten hat sich mehrmalen zu Rom eine so große Ueberschwemmung des Flußes Tibers 7 Bertha in Schottland ist einst von denen 2 Flüssen Tai und Almund dergestalten überschwemmet worden, daß die mehresten Häuser und Menschen zu Grund gangen. Der König Guilelmus hat sich kaum mit seiner Frau Gemahlinn salviret, dem gleich sein Prinz Joannes als ein kleines Herrl mit 12 adelichen Frauen und 20 Hof-Bedienten armselig ertrunken. – Anno 1120 ist König Henrich der Erste dieß Namens in Engelland einen Frieden eingangen mit dem König in Frankreich, nachmals ist er samt denen Seinigen wieder nach Haus gerucket, seine 2 Prinzen Guilelm und Henrich und die einige Prinzessinn Sibilla seynd in einem besonders schönen Schiff in Begleitschaft vieler Edel-Leut gefahren; bei bestem Ruhestand aber der Wind, ohne einige Ungestümme des Meers ist diese königliche Familia mit allen ins gesamt zu Grund gangen. Und will man solches Elend niemand anderem zuschreiben, als der damaligen engelländischen viehischen Unzucht.
So weichherzig das Wasser immer gewest ist, so zeiget es sich gleichwohl hart gegen die Sünder, und ist nit allein dasjenige Wasser bitter gewest in der Wüste, welches nachgehends Moses mit einem Holz versüßet hat, sondern es zeigt sich wohl öfter das Element erbittert gegen den Menschen, überfließt, übergießt ihm
Was meinst du, was des Loths seine Frau Gemahlinn gestiftet habe, weilen sie so scharf von Gott dem Allmächtigen ist gestraft worden? Indem der gute Herr vermeint, sein Weib fliehe mit ihm von Sodoma, so war sie schon zu Salzburg. Was Unthat dann hat sie begangen? etwann hat sie Abgötterei getrieben? vielleicht hat sie den Loth mit Cornucopiä versehen? oder hat sie ihre eigenen Kinder ermordet? Nichts dergleichen, sondern sie alleinig hat wider des Engels Befehl und Willen umgeschaut, welche Uebertretung nur war eine läßliche Sünd. Joan. Chrysost. de parv. peccato. Wann dann dieses Weib derenthalben in eine Salz-Säule ist verkehrt worden, um weilen sie Gott den Herrn mit einer so geringen Sünd beleidiget, so verwundere dich gar nicht, wann es dir zuweilen auch Gott versalzen thut, und dir dieses und jenes Uebel von Wassergüß und Wasser-Schaden Propter peccata veniunt delicta:
Allda stellet sich wiederum ein anders Frauenzimmer vor Augen, welche ihres Gesichts halber sehr wohl beschaffen; sie pranget mit einem schönen Aufzug von geblümten Brocat, es stehen ihr die grüne Mäschen und Bänder stattlich wohl an, sie traget ein kleines Hündl auf dem Arm, solches wird hart einen deutschen Namen haben, etwann heißt es Belleveder, Zukerello oder Pazerello etc.; sie tragt ein schönes wohlriechendes Büschel in der Hand, darmit nicht allein die Augen sich weiden, sondern auch die Nase versehen ist. Diese ist eine ausbündige gute Freundinn der frommen Leute, aber entgegen eine geschworne Erz-Verfolgerinn der sündigen Menschen. Du werdest sie ja ungezweifelt kennen? Es ist das Element die Erde. Die Erde liebt und lobt den Gerechten, wüth und tobt wider den Ungerechten.
Was großes Mitleiden hat nicht die liebe Erde dazumalen spüren lassen, wie der Heiland Jesus eines so bitteren Tods gestorben, so hat sie an ihrem ganzen Leib gezittert, und an mehreren Oertern sich eröffnet, als wollte sie zeigen, daß ihr gleichsam das Herz im Leib vor Mitleiden zerspringe. Wie man dann dergleichen Schlund und Ritzen noch auf heutigen Tag zu Gaeta offen siehet, auch zu Galarita und anderen Orten. Pagat. p. 1. 53.
p. 1. c. 7. §. 66.
Um die dreißig Silberling, um welche das wahre Lamm Gottes von Judas ist verkauft worden, haben die Hebräer einen Acker gekauft zu einer Begräbnuß der Fremden. Von dieser Erde hat die Kaiserinn Helena 270 Schiff voll mit dieser Erd nach Rom abführen und bei dem Berg Vaticani ableeren lassen, welcher Ort derenthalben noch von denen Innwohnern Campo Santo, das hl. Feld, genennet wird. Diese Erd hat noch auf den heutigen Tag diese wunderbarliche Eigenschaft, daß sie keinen Romaner leiden kann, sondern nur alleinig die Fremden, gegen welche sie also barmherzig ist, daß sie dero Leiber innerhalb 24 Stund gänzlich verzehrt, damit die Würm den Körper nit lang plagen.
Der h. Antonius Paduanus mußte in dem Kloster zu Messano einmal aus Befehl seines Quardians in Mitte des Refectorii sich eines Fehlers schuldig begeben, den er doch niemalen begangen; weßwegen ihm die Obrigkeit einen ziemlichen Verweis geben. Es hat sich aber die Erde seiner Unschuld erbarmet; dann alsobald der Ziegel, auf dem er kniete, hat angefangen p. 1.
Wie der heil. Beichtiger David einer großen Menge Volks auf freiem Feld mit apostolischem Eifer geprediget, er aber in der Nieder gestanden, daß ihn jedermann nicht sehen konnte; also hat sich die Erde so höflich gegen diesen Diener Gottes erzeiget und sich selbst in die Höhe aufgebaumt, daß also der h. Mann auf diesem hohen Bühel und Buckel der Erde von Allen ist gesehen worden.
Der päpstliche Abgesandte kam einsmal zu dem hl. Sabinum, Bischofen zu Placenz, gewisse heilige Geschäfte mit ihm zu verrichten. Unterdessen befragt den hl. Mann der Koch, was er heut zurichten soll? Ruben, mein lieber Koch, antwortet er, ein wenig Ruben, weiter nichts. Der Koch schüttlet hierüber den Kopf, in Betrachtung, daß erst den vorigen Tag zuvor der Rübensam' in die Erde ist gesäet worden; gehet aber gleichwohl, aus Befehl des hl. Bischofs, in den Garten, und find't alldar, daß die Erde schon innerhalb 24 Stund die besten Ruben hervor gebracht.
Als der hl. Fursäus samt seinem Mitgespann Lactano den Acker seines Klosters mit eignen Händen
Der hl. Gregorius, mit dem Zunamen Thaumaturgus, hat einem hohen Berg ernstlich befohlen, weilen er dem Kirchen-Gebäu sehr verhinderlich war, daß er sich anderwärts soll hinbegeben. Diesem Willen hat der Berg schleunigst gehorsamet, und alsobald dasselbe Ort verlassen. Die Erde von dem Grab des hl. Gregorii, des hl. Genesii, des hl. Guigneri, des hl. Raymundi, des hl. Martyr Petri, des hl. Rigoberti, der hl. Haberillä, der hl. Rosä und anderer mehrer thut zu größerer Ehr dieser frommen und heiligen Leute viel Krankheiten wenden. In allem ist dieses Element der Erde denen frommen Menschen wohl gewogen; entgegen tragts eine Haupt-Feindschaft gegen die Sünder. Man hat es dazumal sattsam erfahren: wie der Dathan und Abiron einen sehr schädlichen Aufruhr unter dem Volk Israel erwecket, hat die Erde solche lasterhafte Gesellen nicht mehr wollen ertragen, sondern ganz grimmig ihren Schlund aufgesperrt und solche Teufels-Brocken lebendig verschlicket.
In der Stadt Lucca in der Augustiner-Kirche zeigt man ein großes Loch, allwo ein gottloser Spieler von der Erde lebendig verschlungen worden. – Reis' mit mir durch Tyrol, da werden wir kommen nach Seefeld, da will ich dir mit Fingern weisen das Ort, wo im Jahr 1384 die Erde einen Edelmann bis an die Knie geschlucket, weilen solcher freventlich sich unterstanden hat, eine große Hostie, wie der Priester zu österlicher
Anno 117 ist die große und volkreiche Stadt Antiochia von denen starken Erdbiden dergestalten zerschüttet worden, daß unter den eingefallenen Gemäuer über die 60,000 Menschen todt gefunden worden. Dieses starken und ungewöhnlichen Erdbidens war eine einzige Ursach die Verfolgung des hl. Bischofs daselbst.
Anno 1169 in Sicilien, absonderlich zu Catana, Anno 136 zu Constantinopel, An. 1200 in Polen, An. 1117 in Italia, Anno 1356 in Schweizerland,
Anno 1618 in diesem unsern Säculo stund das schöne Städtl Blursch wegen aller erwünschlicher Ergötzlichkeiten fast zu Trutz dem irdischen Paradeys. Es waren allda zu sehen die schönsten und mit größtem Unkosten erbauten Gärten um und um, daß also die Leut in einem purlauteren Rosengarten gesessen. Es scheinte für gewiß, als hätten die Innwohner zu Blursch von der Flora die Gärten, von der Ceres die Treid-Felder, von dem Baccho die Weingebirg, von dem Neptuno die rauschenden Wasserquellen, und von dem Jupiter allen Lust und Gust erblich erhalten. Ihre Gebäu waren voller Herrlichkeit, ihre Keller voller Wein, ihre Kästen voller Treid, ihre Kuchel voller Speisen, ihre Handelschaften voller Gewinn, ihre Gegend voller Gespäß, ihre Bäume voller Früchten, ihre Wässer voller Fisch, ihre Beutel voller Geld, ihre Wirthschaften Gaudentius geheißen und die Frau Hilaria, der Sohn Faustus, die Tochter Felicitas, der Knecht Fortùnatus, der Bub Prosper, die Diern Faustina; aber niemand wurde Probus oder Pius genannt. Aber gemeiniglich, wann das Schwein am besten gemäst' ist, so hat es den Metzger zu förchten. Der gerechte Gott gab den benachbarten Oertern durch unterschiedliche Begebenheiten zu verstehen, daß er dieses Ort samt allen der Wohllust ergebenen Innwohnern wolle züchtigen. Die Erde konnte es nit mehr ertragen, daß diese um so häufige Gnaden und Ueberfluß dem allmächtigen Erschöpfer noch den Undank erwiesen. Die Benachbarten haben mehrmalen die Innwohner desselben Orts ermahnet, wie daß sie vermerket ein großes Zittern der Erde, ein ungewöhnliches Heulen bei der Nacht, abscheuliche Gespenster, Abentheuer; seye demnach dieses ein unvermuthlicher Vorbot eines großen bevorstehenden Uebels. Alles dieses verursachte nur bei den Blurschianern ein Gelächter, als welche dergleichen Propheten nur für Fabelhansen aushöhnten. Endlich hat der klägliche Ausgang diese Wahrheit bestättiget. Nachdem die strahlende Sonn durch ihren Untergang sich beurlaubt, nachdem der Mond als eine schöne Nachtfackel den Himmel angefangen zu erleuchten zu einer solchen annehmlichen Abendzeit, da die Mehresten noch in ihren Lusthäusern mit Kurzweil Seynd meine Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der die Felsen zerschmettert!
Nicht allein zeigt die Erde ihren Zorn und Grimm durch dergleichen Erdbebungen, sondern sie straft den Sünder oftermalen mit Unfruchtbarkeit: wie dann Gott denen Hebräern gedrohet, dafern sie seine Gebot nicht werden halten: Du wirst viel Samens in die Erde werfen, und wenig einsammlen, den Weinberg wirst du pflanzen und graben, und wirst keinen Wein trinken, auch nichts daraus sammeln, dann er soll von denen Würmen verwüstet werden. Du wirst Oelbäum haben in allen deinen Gränzen, und wirst dich mit Oel nicht salben, dann sie werden abgehen und verderben.
Aggäus vor diesem anstatt Gottes dem Um der Sünden willen ist dem Himmel verboten, den Thau zu geben (merks wohl!) und der Erde ist verboten, ihr Gewächs hervor zu bringen, (vergiß das nicht!) und ich habe eine Dürre berufen über das Land und über die Berg und über das Korn und über den Wein und über das Oel
und über alles was die Erde hervor bringet. (NB).
Ex offensione non solum iram Dei promeruimus, sed etiam totam creaturam adversum nos excitavimus. S. Anselm. de Simi. c. 101. Semper irato Deo simul etiam ad iram serva Creatura exacuitur. S. Cyrill. l. 2. Isa. 13. In Summa, ich rede es gut deutsch, ich schreib's gut deutsch: alle Geschöpf', sonderlich aber die Elemente, seynd die größten Feind des Sünders. Daß das Feuer dir verbrennt die Scheuer, daß die Luft dir ist eine giftige Gruft, daß das Wasser dir ist ein schädlicher Prasser, daß die Erd nicht viel werth, dieß Alles macht die Sünd. Palamedes hat das Kartenspiel erfunden und die Wirfel, die Lydier haben das Geld erfunden, Paulinus
Gyges in Egypten hat die Malerei erfunden, Nemrod hat die Bildhauerei erfunden, Boetius hat die Uhren erfunden, Anacharsis hat die erdenen Geschirr erfunden, Dädalus hat das Zimmer-Handwerk erfunden, Castor und Pollux haben die Bögen erfunden, Moses hat die Kriegs-Waffen erfunden, Neptunus hat die Schiff erfunden, Joannes Faustus und Petrus Schäffer, beede Deutsche, haben die Buchdruckerei erfunden etc., der Teufel hat die Sünden erfunden, und die Sünd hat alles Elend in der Welt erfunden. Anjetzo weißt du, wo Noth und Tod, wo Drangsal, wo Trübsal herrühren.
Absalon, ein wohlgeschaffener und wohlgestalter Herr, welcher nicht allein guldene Haar auf dem Kopf, sondern auch einen guldenen Verstand in dem Kopf, erzeugte drei Söhn' und eine Tochter; nichts destoweniger hat er sich bei Lebens-Zeiten eine schöne Säule aufrichten lassen von dem besten Marmor, worauf er gestellt hat sein Bildnuß zu einer ewigen Gedächtnuß. Dann er sprach: ich hab keinen Sohn, und das soll ein Gedenkmal seyn meines Namens. Es hat ja dieser schöne Prinz drei Söhne, wie daß er sich darum beklaget, er habe keinen männlichen Erben? Absalon sahe schon vorher, daß keiner aus seinen Söhnen werde zu der Kron gelangen, dann es waren ungestalte plumpe Prinzen und halbe Lappen; also schreibt Lyranus: drei ungeschickte Phantasten. Einer war so gescheid, wie jener Gispel, der unweit Krems in die Donau gefallen; nachdem er aber durch gute Leut kaum heraus gezogen worden, hat er sich so Non habes filium, quia putabit filios suos ob peccatum suum, quod in Patrem gesserat, non solum regno, sed etiam praesenti vita indignos esse. Und was Gott vor dreitausend zweihundert und zwei Jahren auf dem Berg Sinai geredet hat, das redet er noch, das thut er noch: Ich bin der Herr dein Gott, ein starker und eifriger Gott, der ich die Missethaten der Väter an denen Kindern heimsuche in das dritte und vierte Geschlecht
deren, die mich hassen.
Roboam, der König der Juden, hat 88 Kinder erzeuget; (Joseph. Buch 8. K. 10). Achab, ein König der Israeliten, hat 70 Söhn' erzeuget; Thispis, eines Königs Sohn, 50 Töchter; Artaxerxes, ein König in Persien, 121 Kinder; Herotimus, ein König der Arabier, hat 600 Söhn' erzeugt; Attila, König in Ungarn, 60; Graf Babo von Abensperg 32 Söhn; unter dem Kaiser Zeno hat ein Weib auf einmal 7 Kinder geboren; zu Altaich in Unter-Bayern Margarita von Holstein auf einmal 36 Kinder; Irmentridis, eine Gräfinn von Altdorf, auf einmal 12 Söhn'; Eleonora Salviata, eines Burgers Frau zu Florenz, hat 50 Kinder geboren, und auf einmal nie weniger als drei. Alle diese seynd fruchtbar genug gewest; aber die Sünd ist noch fruchtbarer, massen aus ihr über 1000,000,000 etc. Uebel, Drangsal, Elend, Krankheiten, Schmerzen, Pest, Krieg, Hunger, Armuth, Verfolgung und Unstern geboren werden.
Der Geduld schönste Prob mit allem Lob war der Job, allermassen er fast unbeschreibliche Drangsalen und Schmerzen ausgestanden. Erstlich war er aussätzig am ganzen Leib, und war kein Theil an seinem elenden Körper, wo nit ein eitriges Geschwür aufgefahren; zum anderten ist sehr vermuthlich, daß er vom Podagra sey geplaget worden, indem er selbsten gesprochen: Es hat mich mein Schmerz unterdrucket, und alle meine Glieder seynd zerschlagen. Item hatte er über und über die Läus'-Krankheit; dann solche Thierl aus seinem halbverfaulten Leib in der Menge gewachsen, welche ihn Tag und Nacht plagten, sintemalen er selbst bekennet mit folgenden Worten: Des Nachts wird mein Gebein mit Schmerzen durchbohret, und die mich fressen, die schlafen nit, durch ihre Menge wird mein Kleid verzehrt, und sie haben mich, gleichwie mit dem Kragen meines Rocks,
umgürtet. Mehr hat der Job die schmerzliche Dissemteria oder Durchbruch gelitten, wie er solches mit diesen Worten will zu verstehen geben:
Edelmann, Bettelmann, frag nicht mehr warum? Handelsmann, Wandersmann, frag nicht mehr warum? Hauer und Bauer, frag nicht mehr, warum dieses und jenes Uebel dich überfallen, sondern schreib es deinen Sünden zu! – Es hat einmal einer viel Jahr mit größter Treuheit und Frommheit seinem Herrn gedienet, und war beinebens ein gottseliger Mensch und aller Gottsforcht ergeben. Diesem aber hat einst der Herr aus übermäßigem Zorn einen Fuß abgehaut in einem Wald und also elend lassen liegen, bis endlich durch sein großes Geschrei und Weheklagen ein heiliger Eremit, welcher in derselben Einöde wohnte, zu ihm kommen,
In Mitte der galiläischen Felder stehet ein Berg, mit Namen Thabor, unweit Capharnaum, allwo der Herr Jesus sehr oft geprediget. Dieser Berg liegt 3000 Schritt von Genesareth in einer sehr annehmlichen Gegend, und ist solcher nit von rauhen Steinklippen oder harten Felsen, sondern eines fruchtbaren Grunds, voll mit dem besten Gras und wilden Blumen-Gewächs. Auf diesen hohen Berg hat der Herr Jesus obbenennte 3 Apostel mit sich geführet, und nach langem, eifrigen Gebet daselbst bei nächtlicher Weil seine göttliche Glorie gezeiget. Das Angesicht des Herrn glänzete wie die Sonn, seine Kleider, welche zuvor blau und roth, scheinten wie der Schnee, welche Farb eine eigentliche Liveree der himmlischen Glorie. Es erscheinten auch allda Moses und Elias mit glorreichen Leibern, welche zwar die Apostel Gesicht halber nicht gekennt, so haben sie dannoch durch göttliche Offenbarungen erfahren, daß diese 2 glorreiche Männer Moses und Elias seynd. Darum aber seynd diese zu der Erklärung der himmlischen Glorie genommen worden, damit man solle glauben, daß man in einem jeden Stand könne Faciamus hic tria tabernacula! »Lasset uns hier drei Tabernacul aufrichten!« Anjetzo entstehet allein die Frag, warum der gebenedeite Heiland nicht alle Apostel, und folgsam auch den Judam zu dieser Verklärung gezogen? Der hl. Damascenus beantwortet diese Frag, wie daß die anderen Apostel gleichmässig würdig waren, die Glorie des Herrn zu sehen, außer dem Judas; dann dieser wegen seines Diebstahls und Neid nicht werth war, solches Mysterium zu sehen. Es seynd aber der Ursach halber auch die andern Apostel ausgeschlossen worden, damit der Judas noch bei seinem ehrlichen Namen verbleibe, weilen ihn die Leut' noch allemal für einen rechtschaffnen Apostel gehalten. Sofern aber der Herr Judam nur allein hätte beiseits gesetzet, die anderen aber alle zu dieser herrlichen Verklärung gerufen, so wäre er Zweifels ohne in einen Verdacht kommen, und hätten die Hebräer von ihm den Argwohn geschöpfet, er müsse ein nichtsnutziger Mensch seyn: wollte also der Heiland die Missethat Judä noch verborgener halten, und solchen nit in ein böses Geschrei bringen, und beinebens auch verhüten ihr freches Urthlen, welches ganz gemein in der Welt.
Wer bist du Mensch? Du bist ein Kürbesblatt des Propheten Jonä, welches bald verwelket; du bist ein Maul-Esel des Prinzen Absalon, welcher bald durchgehet;
Gott allein ist derjenige, dem die innersten verborgensten, geheimsten Herzen, Gedanken und Regungen bekannt seyen; dieser weiß, wie der Mensch beschaffen, und nit du, elender Erdschrolle! Gleichwohl ist fast täglich bei dir das Richten und Urtheilen über deinen Neben-Menschen, indem doch dein Gott dir so ernstlich verbietet: Nolite judicare secundum faciem:
Richtet nicht nach dem Ansehen. Dann welcher Argwohn billig ein Narrgwohn soll genennet werden.
Einer geht auf den Markt, der Meinung, um sein baares Geld etwas einzukaufen; kommt ungefähr zu einem Laden, allwo durch künstliche Pinsel gemalte Bilder heraus hangen. Dort hängt das Bildnuß des h. Josephs, welches der berühmte Maler Joseph Werner gemalt, da hängt die Bildnuß des h. Joannis, welche der berühmte Maler Joannes Herbst von Straßburg verfertiget, da ist zu sehen die Bildnuß des h. Francisci, welches ein Werk ist des berühmten Malers Francisci Salviati, dort ist zu sehen die Bildnuß des h. Erz-Engels St. Michael mit der Wag, ist von der Hand des weltberühmten Malers Michael Angeli; neben diesen liegen noch andere zusamm gerollte Bilder von guten Händen, eines Albrecht Dürers, eines Peters von Perus, eines Raphael von Urin, eines Montega, eines Mellotii von Friaul, etc. Der vorwitzige Herr lösete ein zusamm gerolltes Bild auf, und siehet gleich von Anfang einen entblößten Degen. Holla, sagt er, der ist gewiß der Schelm, welcher meine Patroninn die h. Barbaram enthaupt hat! Nachdem er aber das ganze Bild von einander eröffnet, so findet er, daß Argwohn Narrgwohn ist, er find't daß er eine gute Sach für etwas Böses geurtheilet: er find't den h. Martinum, welcher mit dem bloßen Degen ein Trumm von dem Mantel schneidet, den armen nackenden Bettler damit zu bekleiden. Ich weiß selbsten einen, welcher wegen des blöden Gesichts 2 Geistliche für einen Galgen angesehen, ja er
Wie der h. Geist in Gestalt feuriger Zungen über die Apostel kommen, so seynd diese von diesem göttlichen Sprachmeister also wunderlich unterwiesen worden, daß sie alsobalden alle Sprachen der Welt geredet: daß der Thomas wie ein Asianer, wie ein Afrikaner, wie ein Italianer geredet; daß der Joannes wie ein Arabier, wie ein Persianer, wie ein Griech geredet etc.; daß der Mathias wie ein Polack, wie ein Böhm, wie ein Deutscher geredet etc.; daß der Bartholomäus wie ein Franzos, wie ein Engelländer, wie ein Ungar geredet etc.; es ist ihnen spanisch vorkommen, daß der Andreas lateinisch geredt, chaldäisch geredt, slavonisch geredt etc. Weilen dann dazumalen allerlei Nationen der Juden aus der ganzen Welt in der h. Stadt waren, konnten sich diese nit sattsam verwundern, daß die Apostel allerlei Sprachen redeten. Wessenthalben an demselbigen Tag in die 3000 den wahren Glauben angenommen. Die inländischen Juden lachten die Jünger immer aus. Was? sagten sie, als wann man den Simon und seinen Brudern Andream nicht, kennete? sie sollten französisch reden? spanisch reden? deutsch reden? das ist gut deutsch erlogen. Sie wissen kaum ihre eigene Muttersprach, sie seynd ihr Leben lang aus Galiläa nie kommen. Musto
pleni sunt: »sie seynd sternvoll;« der Bachus ist ihr Sprachmeister gewest, der Wein regiert ihre Zungen.
Quandò bibo vinum, loquitur mea lingua latinum.
Nit Gott, sondern der Geseng-Gott hat sie also erleuchtet! – O ihr hebräischen Schelme, wie urthlet ihr so übel! o Argwohn Narrgwohn! Diese seynd nicht voll des Weins, sondern des h. Geists, welcher sie mit seiner göttlichen Gnad erfüllt hat! diese haben empfangen denjenigen Geist, welchen Christus der Herr ihnen versprochen hat zu senden! vermöge dieses Geistes wird Petrus predigen und lehren in Ponto, Galatia, Cappadocia, Bithynia und Asia, Andreas in Scythia, Joannes in Asia, Philippus in Phrygia, Bartholomäus in Armenia und India, Matthäus in Aethiopia, Thomas in Parthia und Deutschland, Jakobus Alphäi in Jerusalem, Judas Thaddäus in Samaria, Galiläa, Mesopotamia etc. Paulus in der ganzen Welt. So richtet dann nit nach dem Ansehen!
Abraham, ein h. Eremit, lebte viel Jahr in höchster Vollkommenheit in der Wüste; er hatte in der Wüste das reineste Gewissen; er lebte unter den verwildten Bäumen, wie ein hoher Cederbaum in Betrachtung der göttlichen Geheimnussen; er lebte unter den rauhen Steinklippen wie ein Felsen Mosis, aus denen anstatt des Brunnen-Wassers die tägliche Bußzäher geronnen; er lebte unter den Wald-Vögelein, wie eine Lerche, so Tag und Nacht das Lob GottesCastitas her, und ist der Leib beschaffen wie die Brennessel: so man diese heiklich und zart anrühret, so brennen sie; wann mans aber hart streicht, so thun sie nit schaden. Seine ganze Lebens-Nahrung bestund in etlichen Bissen Brod und Brunnen-Wasser, und gar recht; dann die Himmelsthür ist gar zu eng, und folgsam die dicken und feisten Wampen und Schlampanpen nit hinein können. Eiferigst beten thät er immerdar, und gar recht; dann gleichwie der David den Teufel von dem Saul getrieben durch und mit der Harfe, ebenfalls nichts bessers den Satan in die Flucht jaget, als diese Maultrommel, verstehe das Gebet. Dieser Abraham lebte viel Jahr solchergestalten in der wilden Einöde, fast wie ein irdischer Engel. Nach solcher langen Zeit zog er ab sein rauhes Cilicium und härenes Kleid, und hat sich angelegt wie ein Soldat und vornehmer Offizier, einen schönen Federbuschen auf dem Hut, einen Degen an der Seite, in allem ein Galant Homo, gehet, reist, kommt in ein Wirthshaus, allwo er bald gefunden, was er gesucht, nemlich ein schönes junges Mädel, Sabinl, als den Säbl; so seynd die Kriegsleut, sie liegen lieber bei Magdeburg, als in Fünf-Kirchen in Ungarn; so seynd die Offizier, sie nehmen lieber ihr Quartier zu Frauheim, als zu Mannersheim; ei das ist ein Schelm, schon alt und doch nit kalt! Solche Gedanken hättest du. Aber siehe, wie Argwohn ein Narrgwohn ist! Dieser Abraham ist in der Kammer auf seine Knie niedergefallen, und mit nassen Augen, mit aufgehebten Händen ihr den elenden Stand, in welchem sie sich befindet, ernstlich vorgetragen; denn es war seine entführte Maim Maria. Solche hat er mit seinem
Holofernes der Kriegsfürst belagert Bethuliam, allwo gar keine Hoffnung war eines Entsatzes. Unterdessen macht sich eine schöne Wittib und noch junge Dama hervor, die bekleidet sich mit einem köstlichen Aufzug, alles schimmerte von Gold und Silber – o wie stattlich! sie trägt ein Paar Wangen, wie die edelsten Paradeis-Aepfel – o wie edel! sie verpulvert ihre krausten Haarlocken – o wie galant! sie ziert die Ohren mit kostbaren Behäng und Kleinodien – o wie herrlich! sie behängt den glatten Hals mit kostbaren Perlen – o wie hübsch! sie glanzet wie eine Göttinn – o wie schön! Diese schöne von Natur wohlgeschaffene Dama mit solchem prächtigen Aufzug gehet durch das ganze Kriegs-Lager, macht höfliche Referenz gegen alle hohen Offiziere, welche sich nit gnugsam vergaffen konnten an diesem schönen Frauenzimmer. Argwohn Narrgwohn! In der Schlafkammer hat sich dieses junge Blut nicht in das Bett, sondern in das Gebet begeben; Judith hat daselbst
Nicht alles, was lange Messer trägt, ist ein Koch, nicht alles, was grün daher gehet, ist ein Jäger, nicht alles, was eine Kappe trägt, ist ein Narr, nicht alles, was pfeift, ist ein Vogel, nicht alles, was bös scheinet, ist bös. Der Berg im Wasser kommt uns vor, als stehe er auf der Spitze. Hat sich wohl Spitz! Die Sonne kommt uns vor, als sey sie nit größer, als ein Faß-Boden. Hat sich wohl Faß-Boden! Sie ist weit, weit größer, als der ganze Erdboden! Das faule Holz in der Finster kommt uns vor wie ein Licht. Hat sich wohl Licht! Dem Lamech ist der Kain vorkommen, wie ein Wildstuck. Hat sich wohl Wildstuck! Dem König Hanon seynd die davidischen Gesandten wie Spionen und Ausspäher vorkommen. Hat sich wohl Spion! Der Michal ist der David vorkommen, als treibe er Narren-Possen vor der Arche! Hat sich wohl Narren-Possen! Uns kommt gar oft etwas vor, als sey es bös' und sündig. Hat sich wohl sündig! Unser Urthl ist mehrentheils freventlich; dann wann wir es auch mit Augen sehen und mit Händen greifen, so können wir noch betrogen werden.
Denkwürdig ist es, was sich mit dem hl. Juliano, mit dem Zunamen Hospes oder Gastgeb, hat zugetragen. Dieser setzte einest einem schönen großen Argwohn Narrgwohn! du bist Ursach, daß dieser Julianus seine Händ gewaschen in dem Blut seiner lieben Eltern, und denenselben das Leben genommen, von welchen er das Leben bekommen! Nach solchem begangenen Eltern-Mord, den ihm längst vorhero der Hirsch prophezeiet, ist Julianus mit seiner Frau Gemahlinn zur Buß geschritten, alle ihre Güter unter die Arme ausgetheilet, bei dem Fluß Nilum eine kleine Hütte aufgerichtet, allwo sie mit größter Lieb die armen Fremdling über das Wasser geführt und sie nach Möglichkeit beherberget, bis endlich beede mit großer Heiligkeit gestorben.
O Argwohn Narrgwohn! Wann wir auch eine Sache sehen, so kanns seyn, daß wir es auch nicht recht sehen. Der König Assuerus hat gesehen den Aman bei dem Bett Esther und darüber einen bösen Argwohn geschöpfet; hat aber nit recht gesehen: Aman leinte sich auf das Bett mit weinenden Augen, und hat die Esther für eine Vorsprecherinn angerufen. Wann wir auch eine Sach' hören, so kanns seyn, daß wir es nit recht hören. Die Juden haben auf dem Berg Calvariä gehört, daß der Herr Jesus »Eli, Eli, Argwohn ist ein Narrgwohn, massen beede in aller Unschuld verblieben. So richte dann nit so geschwind nach dem Ansehen, weilen der äußerliche Schein so oft betrüget, und da du auch in Allem die Gewißheit einholest, so urthle noch nit, weilen dir die Intention und das Herz verborgen; sondern das Richten gehöret Gott alleinig zu! Quod si dedicisti, vidisti et examinasti, noli judiciare. Christi munus est.
Des starken Samsons Mutter war viel Jahr unfruchtbar, weilen sie aber dessenthalben mit steten Seufzen und Beten zu Gott gerufen, also hat ihr nächtlicher Vir venit ad me habens vultum angelicum, terribilis nimis:
Es ist ein Mann Gottes zu mir kommen mit einem englischen Angesicht, der fast erschrecklich, welcher mir hat angedeutet, daß ich einen Sohn werde bekommen, der ein gesegneter des Herrn wird seyn! – Hierin ist wohl zu beobachten, was das für eine verständige Frau muß gewesen seyn, weilen sie mit so wunderbarlichen Worten solche Erscheinung ihrem Ehegemahl vorgetragen, als sey zu ihr kommen ein Mann mit einem englischen Angesicht, und fast erschrecklich. Dann englisch seyn und erschrecklich seyn wie kommt das zusammen? schön seyn und erschrecklich, wie reimt sich dieses aufeinander? Diese bescheidene Frau hat es mit allem Fleiß gesagt, spricht Cajetanus in Jud., damit sie dem Mann den bösen Argwohn nehme. Dann hätte sie erzählt, wie daß bei ihr gewest ein Mann mit englischer Gestalt und holdseligstem Angesicht; hätte etwann der Mann andere Gedanken gemacht, und vielleicht gesagt: hohl' der Henker den Engel! es mag wohl ein Bengel und nit ein Engel seyn gewest! Wer weiß, ob es nit ein Forastier oder ein erschrecklich hinzu gesetzet, damit sie dem Mann allen Argwohn benehme; dann in keinem Stand ist der Argwohn ein größerer Narrgwohn, als in dem Ehestand: da ist ein jeder Funken eine Flamme, da ist ein jeder Splitter ein Rießbaum, da ist ein jeder Zwergl ein Goliath, da macht der Argwohn aus manchem Schauen einen Schauer und grobes Wetter, aus manchem Reden ein Rädern, aus manchem Gang einen Untergang. Der Argwohn macht in allem das Widerspiel, was unser Herr gethan: Christus der Herr hat die Blinden sehend gemacht, der Argwohn macht die Sehenden blind, dann er schafft ihr, sie soll keinen anschauen; Christus der Herr hat die Stummen redend gemacht, der Argwohn macht die Redenden stimm, dann er gebiet ihr, sie soll mit keinem reden; Christus der Herr hat die Krummen und Lahmen grad gemacht, der Argwohn macht die Geraden lahm und krumm, dann er befiehlt ihr, sie soll niergends hingehen, sondern zu Haus verbleiben. O Argwohn Narrgwohn!
Die hl. Ida hat auf eine Zeit, weiß nit was Ursach halber, den guldnen Ring von dem Finger gezogen, und selben auf das Fenster geleget, welchen der Rab, als ein gemeiner Dieb, unvermerkt hinweg getragen, und unterwegs aber wieder verloren. Solchen hat nachmals der Stallmeister, der hl. Idä, als die eine vornehme Dama war, unverhofft gefunden, und weilen ihm ganz unbewußt, wem solcher zugehörig gewesen, also hatte er ohne ferneren Verdacht den guldenen Ring an seinen Finger gestecket. Aber solcher Ring ist Ita sey Non treu, seine Gemahlinn habe lieber den Stallmeister als den Saalmeister. O Argwohn Narrgwohn! Dieser vor Zorn verblendete Mensch läßt gleich den Stallmeister, ohngeachtet seiner wohlgegründeten Entschuldigungen, einem Pferd an dem Schweif binden, und also jämmerlich zu todt schleppen; die unschuldige Frau Gemahlinn aber von dem Schloß Dockenburg, so auf einem sehr hohen Felsen gebauet, wider alle Bitt und Vorbitt herunter stürzen, welche er ungezweifelt ganz zertrümmert zu seyn vermeinte. Diese aber ist von denen Händen der Engel aufgefangen, und in die Einöde durch Vorleuchtung eines Hirsches geführet worden, allwo sie einen sehr hl. Wandl geführet. Ihren Ehegemahl aber hat die spate Reu getroffen, daß er einen so freventlichen Argwohn ohne ferneres Beweisthum geschöpfet habe.
O Argwohn Narrgwohn! Wie oft folgt das gar zu späte Putavi »ich hab gemeint,« da doch mehrestentheils das Meinen mit dem Fehlen verwandt ist, wie Jakob mit dem Esau. – Judas Iscarioth hat vermeint, die Salbung der hl. Magdalena sey eine Verschwendung, hat aber gefehlt; der Hohepriester Heli hat vermeint, die Anna hab' zu tief in die Kandl geschaut, Argwohn Narrgwohn!
So, so seynd wir, wie diejenigen, welche durch rothe Brillen schauen. Diesen gedunket Alles roth zu seyn, und glauben, ein jeder Müllner trage einen Cardinal-Hut. Also glauben wir auch öfters, Andere seyn wie wir beschaffen: Ein Säufer, so oft er sieht eine rothwälsche Nase, so vermeint er, er sey ein Biberius Mero und kein Tiberius Nero. Ein Verbulter, so oft er ein Paar erblicket miteinander freundlich reden, so vermeint er, sie seyen incorporirt bei der Handelschaft zu Leibzig. O Argwohn Narrgwohn!
So, so seynd wir, wie diejenigen Perspectiv, welche von denen Opticis also formiret seyn, daß sie Alles umgekehrt vorstellen, und wann jemand durchschauet, der vermeint, daß die Leut auf denen Köpfen gehen: Also pflegen wir mehrmalen eine Sach umzukehren, und so Oel für die Kirchen-Ampeln abhohlen. O Argwohn Narrwohn!
So seynd wir beschaffen, wie diejenigen, welche zu viel October-Saft eingenommen. Weilen ihnen der Kopf um und um gehet, so vermeinen sie, die Häuser und Thüren gehen gleichmäßig um und um. Also die da mehr ist Helena, als eine Lucretia, mehr eine Putana, als eine Pudentia, eine solche vermeint auch, das ehrlichste Mägdlein sey ihres Glifters. O Argwohn Narrgwohn!
So, so seynd diejenigen, die eine gewisse Sach für anderst ansehen. Es ist eine schwarze Kuh hinter einem dicken Gesträuch gewest, an welcher man fast nichts gesehen, als die Ohren wegen der dicken Hecken. Einer sieht, daß sich das schwarze Ohr immerzu beweget, vermeinet also gänzlich, es sey eine Amsel, zielt, schießt, trifft, und find't, daß er eine schwarze Kuh für einen Vogel geschossen. Ein anderer hat kurz vorhero falsch geschworen, der Teufel soll ihn hohlen, wann es nicht wahr sey; bald siehet er, daß ein rußiger Pfannen- und Kessel-Flicker, welcher eine Stund lang geschlafen, hinter einer grünen Staude hervor kriecht: also hat er festiglich vermeint, es sey der Teufel, deßwegen sich eilends in die Flucht begeben.
Gleichwie man nun gar zu oft eine Sach für etwas anders, ja, ja, einen Menschen für einen andern anzusehen pflegt, also geschieht nit minder, daß wir oft etwas Gutes für etwas Böses ansehen, und eine Tugend für ein Laster halten, wie dann die boshaften Hebräer dem gebenedeiten Jesu alle seine guten Thaten anderst ausgelegt, und ihn bald für einen Vollsaufer, für einen Samaritan, für einen Teufelskünstler, für einen Aufrührer, für einen Gotteslästerer, für einen albernen und närrischen Menschen gehalten, absonderlich wie ihn Pilatus mit einem weißen Kleid zu Herode geschicket. O Argwohn Narrgwohn!
Nachdem der David die schöne, junge Abigail geheirathet, hat ihm solche das erste Mal einen Prinzen geboren, welcher aber wegen ungeformter Leibsgestalt und groben Gebärden nit an einer Ader dem David gleichte. Er hatte einen großen Schädel, wie ein Sau-Kürbes; er hatte ein Paar Augen, wie ein abgestochener Bock; eine Nase, wie eine Meerkatz; das Maul war so groß, daß der Kopf selbst in der Forcht gestanden, er möchte heraus fallen; der andere Leib war ebenfalls krumm und plump: daß also die Ostendat Deus per evidens signum, cujus iste puer est filius! »Gott wolle es durch ein scheinbares Zeichen offenbaren, wessen Vaters dieser, Sohn sey!« Hierüber ist alsobalden ein sonderer schöner, lichter Glanz von oben herab in das Angesicht dieses Prinzen gefallen, welcher dessen Angesicht also wohlgestaltet gemacht hat, daß ein jeder vermeinte wegen der großen Gleichheit, er sey von seinem Herrn Vatern dem David herunter geschnitten. Sie aber alle mußten bekennen, daß sie dießfalls grob haben aufgeschnitten, und ihr Argwohn ein Narrgwohn worden.
Dergleichen Affen- und Aftergedanken und Spottreden
Ein gewisser Herr zu Wien hatte seine Frau in großem Verdacht, und glaubte kräftig, er sey nicht Vater zu dem Kind, welches die unschuldige Frau geboren. Solchen bösen Argwohn stärkten ihm etliche bösen Leut, welche mit vielen Beweisthumen die Frau für schuldig erkenneten. Derentwegen der Herr seine Klag beigebracht in dem wienerischen Consistorio vor dem Offizial und geistlichen Obrigkeit, welche aber in einer so zweifelhaftigen Sach nit ein gähes und unbesonnenes Urthl wollten fällen, sondern haben in den Rathschlag gezogen den h. Mann Capistranum welcher dazumalen in Wien sich aufgehalten. Wie nun dieser erleuchte Mann samt dem Herrn, seiner Frauen und etlich Wochen alten Kind erschienen, hat er durch sondere göttliche Eingebung die gethane Klag weiter
O Argwohn Narrgwohn, wie oft bist du schon angeloffen? Gott hat dem Mosi anbefohlen, er soll keinen zum Priester und Kirchen-Dienst nehmen, der eine große Nase hat. O wie mancher ist schon durch den geschöpften üblen Argwohn mit einer großen Nase gestanden! Der König Saul hat vermeint, den David mit der Lanze wohl zu treffen, – hat aber gefehlt. Ein mancher vermeint, er treffe es gar wohl durch seinen Argwohn und Urthel, – befind't doch letztlichen, daß er weit fehle. Putiphar hat gar zu leichten Glauben gegeben seinem saubern Weib, und aus dem Mantel geargwohnet, der Joseph sey ein freches Bürschel, – hat dannoch grob gefehlt. Wann du wärest gegenwärtig gewest, wie der Moses noch ein junger Mensch die schöne Tochter des Jethro beschützet, und ihrenthalben herum gebalgt mit denen groben Hirten, welche dem sauberen Weibsbild viel Ungelegenheit gemacht, was hättest du gleich für einen Argwohn geschöpfet? Holla, der Kerl ist mit diesem Geflügelwerk interessiret! Ein Wälscher, der vor andern in dergleichen Sachen argwöhnisch, der hätte gedacht: Senza fallo, si Sarà incapricciato
di Lei. O
Joseph hat fast ein lächerliches Spiel mit seinen Brüdern, die ihn nit erkannten, angestellt. Wie diese Gesellen kommen, um ihr baares Geld Treid einzukaufen, hat er, Joseph, den Befehl geben, daß man dero Säck mit verlangten Früchten anfülle; in aller Geheim aber hat er geschafft, daß man seinen silbernen Becher in den Sack des Benjamin, als des allerjüngsten, verstecke, dem auch also die Bedienten nachkommen. Als sich nun diese Söhn' des Jacobs beurlaubet, und ihren Weg anheim genommen, haben einige hierzu verordnete Hof-Bedienten ihnen auf das schleunigste nachgejaget. So bald sie deren seynd ansichtig worden, Holla, hat es geheißen, haltet still! seyd ihr ein solches liederliches Gesindel, wie habt ihr euch freventlich dörfen unterstehen, unserm gnädigsten Herrn seinen silbernen Becher zu entfremden? haltet still! machet die Säck auf! bei welchem Dieb – laßt sehen – werden wir den Becher finden? Die armen Tropfen haben gezittert, als wie der Schweif einer Bachstelze. O – o – mei – mei – meine He – He – Herren ve – ve – verzeiht uns, es geschieht uns dießfalls wohl O – O – Ohnrecht; unser Vater hat redliche Kinder erzeuget, wir wollten ihm in diesem seinen so großen Alter keinen Spott nit anthun! Es ist schon genug, daß ein Galgen-Vogel unter uns gewest ist, nemlich der Joseph (habt euch wohl befirneißt). Nachdem
Unterwegs waren sie ganz rasend und tobend wider den Benjamin; ja so sie gedörfet, hätten sie diesen jüngern Bruder lieber mit Zähnen zerreißen mögen. O henkermäßiger Dieb! sagten sie, du, du, du, verruchter Bösewicht, was hast du uns dermalen für einen Handel zugerichtet? du thuest uns diesen Spott und Schand an? du bist wohl ein rechtes Mutter-Kind; dann deine Mutter die Rachel hat auch ihrem Vater Laban die guldenen Götzenbilder gestohlen, in diesem artest du ihr ganz nach. Dergleichen Wort gebrauchten sie wider den Benjamin. Aber was ist endlich für ein Ausgang erfolget? Alle seine Brüder haben ihn für einen Formal Becher-Dieb gehalten: Dieb, Dieb, Dieb! hat es alleweil geheißen. Aber es ist ihm gleichwohl Unrecht geschehen, er war allerseits ganz unschuldig. Denn Joseph selbst hat in der Still befohlen, solchen Becher in des Benjamin Sack zu stecken. Seynd also die Urthel der andern Brüder betrogen gewest. Wann wir also die Sach zuweilen so gewiß glauben, daß wir darauf zu sterben gesinnet wären, so können wir dannoch noch irren, wie Nolite judicare!
Es ist nit allzeit wahr, daß die Bauren seyn böse Lauren, so lang sie dauren; massen auch heilige Bauersleut, und deren nit wenig angetroffen werden. Fortunatus ein heil. Ackersmann, Isidorus ein heil. Ackersmann, Oelbertus ein heil. Ackersmann, Lambertus, Leontius, Hilarius, Theodulphus, Spiridon, Miro, Theodosius etc. lauter h. Bauren, dergleichen auch einer in dem gelobten und geliebten Land Bayren zu finden. Zwischen Ingolstadt und Neustadt liegt jenseits der Donau ein Marktfleck, Namens Voburg. Eine halbe Meil von dannen wohnte ein Bauer in einer Einöde, wohl versehen mit Aecker, Gründ und Wiesen, forderist aber mit einem frommen Weib, welches unter dem Glück nicht das wenigste, denn man öfters bei dergleichen Leuten das 2 als das 1 zählet; dahero kommt es, daß die mehresten Weiber gebenedeiet seyn. Dann ist der Feigenbaum auf dem Weg deßwegen vermaledeiet worden, um weilen er keine Feigen getragen, so seynd die mehresten Weiber gebeneidet, weilen sie immerzu Feigen tragen, aber nur Ohrfeigen. Dergleichen Zwiespalt war niemals bei gedachtem Ehevolk, sondern sie lebten in größter Einigkeit und Heiligkeit, hielten auch eine so wachtsame Zucht unter ihren Kindern, daß solcher Baurenhof einem wohlbestellten Kloster gleich Caelicola als Agricola genennet werden. Weßwegen er zu Voburg ganz bekannt, und bereits den Namen hatte der fromme Baur. Weilen aber Gott gemeiniglich die Seinigen mit dem Kreuz X bezeichnet, und Jesus nit viel anderst macht, als die Jesuiter, welche mehrerntheils diejenigen Knaben beschenken, so da ihr Argument nit allein activè machen, sondern auch passivè: also seynd bei Jesu forderist diejenigen wohl daran, welche nit allein activè in vielen guten Werken sich üben, sondern auch passivè viel Drangsal mit beharrlicher Geduld ausstehen. Auf gleichen Schlag hat Gott dem frommen Bauren lauter trübe Wetter zugeschicket, und ihm erstlich seine liebe Ehewirthinn durch einen unverhofften Tod hinweg genommen, nicht lang hernach auch seine frommen und wohlerzogenen Kinder. Aber alles dieses war dem frommen Bauren ein mehrerer Anlaß zu größerer Vollkommenheit: wie er dann kurz hernach seinen Baurenhof samt denen darzu gehörigen Gründen verkaufet, das Geld unter die armen und nothleidenden Menschen und Bettler ausgetheilt, sich aber nichts anders vorbehalten, als eine kleine enge Hütte, worinnen er wie ein Einsiedler gelebet, dem Gottes-Dienst zu Voburg allemal eifrigst beigewohnt, und durch freiwillige Armuth das tägliche Brod von Haus zu Haus gesammlet – wie dann dieheilig gehalten worden. Aber Geduld eine kleine Weil, du wirst bald einen andern Nachkirchtag erleben! So bald man die Hütte mit sonderem Gewalt aufgesprengt: Auweh! da hangte dieser Alte an einem Traim oder Balken, schon halbentheils verfault, mit
Unterdessen waren auf diesem Markt zwei Bösewicht, welche mit fünf Finger anstatt fünf Groschen wollten einkaufen, gefänglich eingezogen, welche ohne weiteren Zwang aus lauterm Antrieb des nagenden Gewissens nit allein viel Diebstahl bekennt, sondern auch die Mordthat dieses unschuldigen alten Tättls, in der Meinung, einiges Geld bei ihm zu finden. Diese wunderliche Geschicht wird mit allen gehörigen Umständen zu dem Bischof nach Regensburg bericht, welcher dann mit der ganzen Klerisei bald hernach, den unschuldigen Leichnam von diesem schimpflichen Ort genommen, und selbigen zu Voburg in der Spital-Kirche
O Argwohn Narrgwohn! Aus dieser Geschicht erhellet so klar, daß des Menschen Urthl mehrentheils auf Stelzen gehe. Wir seynd nicht um ein Haar besser, als jener Blinde, dem der Herr Jesus mit so wunderlichen Ceremonien das Gesicht wiederum erstattet. Dann als solcher Anfangs von dem Heiland befraget worden, was er sehe? gab er die Antwort, wie daß ihm die Leut wie die Bäume vorkommen. »Video homines velut arbores ambulantes.« Wie oft geschieht es, wann wir einen sehen wohlbekleid't daher gehen, daß er uns vorkommt, wie ein Oel-Baum, und urthlen gleich, der Gesell bereiche sich mit lauter Smiralien! wie oft kommt es, so wir einen wahrnehmen, daß er etwann roth im Angesicht, daß er uns vorkommet, wie ein Birken-Baum, und urthlen stracks, der Kerl hab das Weinfaß so lieb, wie die Birken, welche immerzu mit ihren Reisen das Weinfaß umarmet. Wie oft weiß man, da uns einer begegnet in einem schlechten Aufzug, daß er uns vorkommt, wie ein Nespel-Baum, und urthlen geschwind, dieser Mensch hab derenthalben nicht viel zum besten, weilen er wie die Nespel sich auf die Faulheit begiebet. Wie manchesmal trägt es sich zu, wann wir sehen einen mit einer jungen Frauen reden, daß Baum, und urthlen gleich, er handle mit Löfflen. Wie oft geschieht es, daß wir einen sehen in einem schönen taffeten Kleid, daß er uns vorkommt wie ein Maulbeer-Baum, und urthlen bald, dieser Gispel thut zu Haus nur schnarmaulen, und henke sein Sach alles auf die Seite. Wie oft weiß man, so uns ein Edelmann unter das Gesicht geräth, daß er uns vorkommt, wie ein Holder-Baum, und urthlen alsobald, er purgier seine Bauren, daß nit ein Heller bei ihnen bleibe. Video homines velut arbores. Aber wie oft, wie oft ist solches unser Urthl falsch und sündhaft!
Zu dem h. Petrum Dominicaner Ordens seynd nächtlicher Weil 3 schöne Frauenzimmer in die Zelle kommen, und mit ihm ein freundliches Gespräch gehalten. Das hat einer und der andere wahrgenommen, und solches vor die Obrigkeit gebracht. P. Prior, sagten sie, wir haben einen saubern Peter im Kloster: zu dem h. Apostel Petro malet man gemeiniglich einen Hahn, zu unserem Peter aber soll man eine Henne malen; er hat bei der Nacht Weibsbilder bei sich. Was? Weiber? Si – si – fort mit ihm, auf solche Weis' ist Petersil ein Unkraut! Ach Menschen-Urthl, wie seyd ihr halt so wurmstichig! Dieser h. Mann war die Unschuld selbsten, und diejenigen, so ihm die Visita gegeben, seynd nicht gewest verdächtige Frauen, sondern heilige und glorreiche Jungfrauen aus dem Himmel!
Magdalena de Pazzis wirklich ertappet, wie sie in Abwesenheit der Köchinn eine ziemliche Portion Fleisch aus dem Hafen gefischet, welche sich doch immerzu stellte, als faste sie im Wasser und Brod. Aber auch ihre Urthl waren dießfalls nit recht, ob sie es schon mit Augen gesehen; dann der böse Feind hat die Gestalt dieser Heiligen an sich genommen, und hierdurch sie vermeint in ein übles Geschrei zu bringen. Der h. Kaiser Henrich hat mehrmalen beobachtet, daß wackere Soldaten-Offizier aus der Schlaf-Kammer seiner Frau Gemahlinn Kunegundis heraus gangen, welches ihm Anlaß gegeben zu einem üblen Verdacht und Argwohn; hat aber dannoch geirret, massen dieses auch der Lucifer gewesen, welcher die löblichste Einigkeit dieser zwei kaiserlichen Ehe-Consorten wollte und suchte zu zertrennen.
Zur Zeit der h. Lidwinä hat eine kranke und schon fast in Zügen liegende Person das Crucifix, so man ihr immer vorgehalten, immerzu mit zornigem Angesicht angespiben, woraus jedermann geurthlet, daß dieser verzweifelte Brocken in die Höll gehöre. Aber weit gefehlt der Menschen Meinungen! Nachdem diese durch das vielvermögende Gebet der h. Lidwinä wieder zur Sprach und Besserung kommen, hat sie bekennet, wie daß der leidige Satan sich immerzu habe vor das Crucifix-Bild gestellet, und alleweil gesucht, daß er anstatt Christi möchte geküßt werden. Dergleichen
Achilles Statius Lusitanus schreibet, daß Anno 1579 sey ein Geistlicher gewest, welcher mehr lebte saumselig als gottselig; er war öfter in Foro als in Choro lieber in Refectorio als in Oratorio, viel geschwinder zum Vinum als zum Matutinum etc. Nachdem solcher tödtlich erkranket und bereits in das Sterb-Stündlein kommen, hat er sich gar nit viel entrüstet wegen des Tods, sondern immerzu gelacht. Der Obere spricht ihm ernsthaft zu, er wolle doch um Gottes Willen das Heil seiner armen Seele besser in Obacht nehmen, und sich erinnern, was er für einen saumseligen Wandel habe geführet. Dieser schmutzet nur immerzu, in welches sich die umstehenden Mönich gar nicht konnten schicken. Hat auch wohl einer oder der andere gedacht, mit dem Pfaffen werde der Teufel wohl haben zu schaffen. Endlich fängt dieser an zu reden: Wahr ist es, sprach er, daß ich bishero in dem Dienst Gottes und geistlichen Verrichtungen ziemlich saumselig mich verhalten, wessenthalben mir kurz vorhero die Engel ein großes Buch vorgetragen, worinnen alle meine begangenen Sünden und Unvollkommenheiten verzeichnet waren, die ich von Anfang meiner Profession gethan habe. Nachdem ich aber denen Englen beigewendt, wie daß ich niemalen,Nolite judicare, et non judicabimi: »Richtet nit, so werdet ihr nicht gerichtet werden!« sobald ich solches dem Engel vorgetragen, haben sie darauf das ganze Register meiner Sünden zerrissen, und also fahr ich in größter Sicherheit und Zuversicht zu meinem Jesu. Starb also selig. Willst du diesem nachfolgen? Viel Glück auf den Weg! am jüngsten Tag werden wir mit Verwunderung sehen, wie der Menschen Argwohn ein Narrgwohn gewesen sey!
Wie der Herr Jesus mit dem Ehrabschneider nach Bethania kommen ist, hat ihn allda ein reicher Herr und guter vom Adel mit Namen Simeon, zur Dankbarkeit, weilen er durch ihn von dem Aussatz gereiniget worden, mit einem sehr stattlichen Nachtmahl empfangen. Allwo auch unter andern Gästen sich persönlich hat eingefunden der Lazarus, welchen vorhero der gütigste Heiland von Todten erwecket. Der Zulauf der Hebräer war über alle Massen groß zu dieser Behausung, also,
Der hl. Paulus ist in den Himmel verzucket worden; ich aber in die Höll Gedanken halber. Vidi mirabilia, »dort habe ich wunderseltsame Dinge gesehen:«
Erschrecklich, erschrecklich! Ob zwar der hl. Job ausgibt, daß in der Höll keine Ordnung sey, so hab ich gleichwohl-daselbst, so viel man wegen des aufsteigenden Rauch hat sehen können, eine ordentliche Austheilung der Gassen wahrgenommen. Erstlich bin ich geführt worden in eine sehr große Gasse, und hab' hören müssen, daß diese die Herren-Gasse genennet werde; da waren lauter vornehme Heeren anzutreffen, und ist mir recht, so hab ich etlich und 30 Kaiser allda gezählet, worunter ich den Vespasianum, den Diocletianum, den Aurelianum gekennt habe. Bei diesen waren auch viel König: der König Henricus der Achte saß fast mitten unter ihnen. Der anderen Fürsten und Edel-Leut war eine unaussprechliche Zahl. Mehr bin ich geführt worden in eine andere sehr breite Gasse, welche meinem Gedunken nach fast eine Viertel Meil in die Länge sich erstreckte. Diese hat geheißen die Frauen-Gasse; wie ich dann sehr viel alte und junge alldort hab angetroffen: eine hat engelländisch geredet, und hab ich mir s.v. Sauschneider, Aufschneider auch gar viel. Es ist mir vortragen worden, daß an diesem Ort, in dieser langen, weiten, breiten, tiefen Gasse lauter – was? – lauter Ehrabschneider im Verhaft liegen. Es ist alles dieses keine Parabel, auch keine Fabel, sondern lauter Gedanken, welche mir vorbilden, daß eine unglaubige Anzahl der unbehutsamen Adams-Kinder in das ewige Verderben gerathen wegen der Ehrabschneidung, massen bei dieser Welt solches Laster ganz gemein, wohl täglich, ja stündlich in allen Orten anzutreffen.
Tobias wurde einst matt und müd wegen der schweren Arbeit, so er in Begrabung der Todten ausgestanden, weßwegen er sich vor seiner Haus-Thür ein wenig niedergeleget Sehen gebracht, das war zu bedauern; aber die Schwalben bringen manchen um das Ansehen, will sagen, um Ehr und guten Namen, das ist weit schmerzlicher; dann die mehresten Ehrabschneider seynd lauter Schwalben, dann sie schwätzen, sie schwalbelen und besudlen den Menschen.
Das Geld ist ein Vice-Gott auf der Erde; das Geld ist eine Angel der Dignitäten; das Geld ist ein Kuppler der Feindschaft; das Geld ist ein Schlüssel der Gemüther. Dahero sagt der Reiche: das Geld ist mir lieb, wer mirs stiehlt, ist ein Dieb. – Die Bücher seynd ein Spiegel, in welchem sich einer kann ersehen; die Bücher seynd Gleitsmänner, welche die Irrenden weisen; eine Bibliothek ist eine Apothek, aus dero die bewertheste Medizin genommen wird; die Bücher seynd Brunnenstuben der Wissenschaften. Dahero spricht der Gelehrte: die Bücher seynd mir lieb, der mirs stiehlt Ehrendieb, diese seynd die größten Dieb. Alle Erbschaften, und mit den Erbschaften alle Gewerbschaften, und mit den Gewerbschaften alle Wirthschaften, und mit den Wirthschaften alle Herrschaften, und mit den Herrschaften alle Habschaften seynd nit zu vergleichen einem ehrlichen Namen. Also bezeugt es der hl. Geist: Melius est bonum nomen, quam divitiae mutae:
Es ist besser ein guter Name, als viel Reichthumen.
Nachdem der David ohne Erwägung der göttlichen Gebot und seiner königlichen Hohheit den Ehebruch begangen, ist alsobald der Prophet Nathan zu ihm getreten und ihm solche Unthat in folgender Gleichnuß Sicut Deus vivit etc. »So wahr als Gott lebet, der Kerl muß des Todes seyn!« sagt David. Holla! tu es ille vir! gab der Prophet darauf zur Antwort – »du bist derselbige Mann.«
Wir alle sind arme Schlucker, übernehm sich nur keiner! haben wir etwas, so ist dasselbige ein fremdes Gut. Dann so die Erd ihr Geld, die Schaf ihre Woll, der Wurm seine Seide, der Ochs sein Leder, der Acker seinen Flachs oder Haar sollt' zu sich fordern, alsdann würden wir da stehen, wie die armen Tropfen. Jedoch ein einiges Schäfel hat einer, welches von der Kindheit an mit ihm auferwachsen, dieses isset mit ihm über Tafel, schlafet in seinem Schos, und ist ihm über alles lieb; und dieses ist die Ehr, der ehrliche
Name, der gehöret ihm alleinig zu. Unterdessen kommt jemand, und stiehlt ihm dieses Schäfel, nimmt ihm die
Wie der gebenedeite Heiland von denen Hebräern als von reißenden Wölfen ist angefallen worden, hat alsobalden der tapfere Petrus vom Leder gezogen, und mit seinem Säbel, welcher noch zu Paris in Frank reich gezeiget wird, dem Malcho, als einem Diener des Hohenpriesters, so mit der Latern voran gangen, das rechte Ohr abgehaut, und wann solcher Lottersknecht den Kopf nit hätte auf die linke Seite gezucket, hätte unfehlbar der Peter solchen zerspalten, Ucho no!
Das Wörtel Frau, wann es noch mit einem einzigen Buchstaben bereichert wird, nemlich mit einem S, alsdann hat es die rechte Ausdeutung, das heißt Fraus. Dann Fraus und Frau wohnen in einer Au. Der betrogenen Weiber giebts so viel, daß sie einer ohne Betrug nit zählen konnte. Jezabel eine solche 3 Kön. K. 18, des Loths zwei Töchter solche – 1. Mosis K. 19, die Rachel eine solche – 1. Mosis 31, die Hebammen in Egypten solche – 2 Mos. 1, der Moabiter ihre Weiber solche – 4 Mos. 21, die Rahab zu Jericho eine solche – Josue K. 2, die Jahel eine solche – Jud. 4, die Michol eine solche – 1 Kön. 19, des Jeroboam seine Frau eine solche – 3. Kön. 11. K. Diese seynd aber nur aus dem alten Testament. Bei diesen unsern Zeiten ist der betrogenen Weiber Zahl unzählbar. Der gute Samson hat eine solche gehabt mit Namen Dalila, in dero Lieb er sich also verhaspelt, verwickelt, daß er ihrer Gemeinschaft nit konnte müssig gehen. Aber gemeiniglich, wie man aus denen Rosen Wasser brennet, also bringt auch oft Ehrenpreis ist weit ein anderes Gewächs, als Tausend-Guldenkraut; dahero ist mir die Ehr lieb, und wer mir's stiehlt, ist ein Dieb.
Job ein Exempel der Geduld, ein Exemplar der Geduld; Job eine Orgel, wann man sie schlägt, so gibt sie einen guten Klang und pfeifet darzu. Wie Gott den Job hart geschlagen, hart getroffen, »manus Domini tetigit me,« so hat er noch hierüber einen der Name des Herrn sey gebenedeiet! Job wie ein Delphin: dieser Fisch hat eine so wunderliche Art an sich, daß er zur selben Zeit, wann es wittert, donnert und haglet, zum lustigsten ist. Wie alles mit dem Job, mit seinen Kindern, mit seinem Haus, mit seinen Kameelen, mit seinen Schafen über und über gangen, da hat er noch ein freundliches Angesicht gemacht. Job wie eine Saite, je mehr man solche spannt, je schöner, je heller klinget sie und singt sie: Also auch der Job; dann, wann dieser nit ist angespannt worden, so weiß ich nicht, – gleichwohl hat er gesungen: Sit Nomen Domini benedictum. Job wie eine gute Degen-Klinge, welche ihre werthe Probe zeigt im Biegen: also war auch der Job von Gott hin und her gebogen und gezogen. Job wie eine Imme, welche das süßeste Honig aus den bittersten Kräutern sauget, also auch Job: so bitter als es ihm ergangen, hat er doch nie sauer ausgeschauet, und alles mit Geduld übertragen, alles, außer ein Ding nit. Als seine Freund, und forderist sein sauberes Weib, ihm vorgeworfen, wie alles dieses über ihn komme aus göttlicher Straf, er sey halt ein lasterhafter Gesell, vielleicht, wer weiß, ein Ehebrecher oder ein Dieb oder ein Hexenmeister, oder sonsten ein nichtsnutziger etc., weilen ihn Gott also heimgesuchet; ja, ja, was dann? Diese seynd die Hütten der Gottlosen, sagte sie, und dieses ist die Stadt desjenigen, der Gott nit kennet! Dieses hat dem Job also in das Herz griffen, da man ihm die Ehr abgeschnitten, daß Wie lang plagt ihr meine Seel, und zermalmt mich mit Worten? als spreche gleichsam der Job zu seinem Gott: O mein Gott, plag mich und schlag mich, wie du willst, mir ist es schon Recht; ruck mich und drucke mich, wie du willst, mir ist es schon Recht; mindere und plündere mir das Meinige, wie du willst, mir ists schon Recht; rupf mich und zupf mich, wie du willst auf allen Seiten, mir ists schon Recht; aber meine Ehr und meinen ehrlichen Namen, diesen lasse mir!
Seines Gleichen ist auch gewest Henricus Suso aus dem Orden des h. Dominici. Indem solcher für einen Wachs- und Kerzen-Dieb ist ausgeschrien und gehalten worden, weilen ein sechsjähriges Mägdlein bekennt, wie daß sie diesen Wachsrauber im wirklichen Diebstahl ertappet habe, das hat den h. Mann also verwirrt gemacht, daß er sich zu Gott gewendet und wehemüthig sein Elend beklaget. O mein liebster Jesu, Alles, Alles will ich gern und erbietig wegen deiner ausstehen, bin willig, alle Kreuz und Drangsal deines heiligsten Namens wegen zu leiden; allein, o mein Gott, verhäng' nur solche Sachen nit über mich, quae meam exstinguunt famam, »die mich um meinen guten Namen bringen!«
Dann in aller Wahrheit nichts Kostbarers, als ein guter Name. Auch ein baarfüßiger Geistlicher, welcher in einem rauhen Sack stecket, und mitten in der evangelischen Armuth sitzet, der schätzet sich gleichwohl reich, wann einer einen guten Namen hat. Dahero kein größerer Dieb, als welcher einem die Ehr stiehlt.
Weilen der David ein friedliebender König war,Manete in Jericho, donec crescat vobis barba.« Unterdessen sammlet er in aller Eil eine namhafte Armee zusammen und zieht wider die Ammoniter, den angethanen Schimpf seiner Gesandten zu rächen. Aber laß dir sagen, mein König David, es scheint sehr rathsam, daß du diese
Schön seyn wie Rachel, und nicht ehrlich seyn,
Pasquinus, oder wie Etliche schreiben, Pasquillus, war ein Schneider zu Rom, und zwar ein Hofschneider selbsten. Dieser ist ein solcher Schmähler und unverschämter Ehrabschneider gewest, daß er fast männiglich übel nachgeredet; die Hof-Herren nit,
O wie viel hat dieser Pasquillus Brüder Schwestern! Bei jetziger Zeit, wann ich mich könnt unsichtbar machen, wie durch göttliche Beihilf sich unsichtbar gemacht haben die h. Ida, der h. Mart. Lucianus, der h. Abt Columbanus, der h. Franciscus de Paula, der h. Gregorius Thaumaturgus, der h. Vincentius Ferrerius etc., und viel andere mehr, so wollte ich einen Schreibzeug zu leihen nehmen von jenem weißbekleid'ten Mann, welchen der Prophet hat wahrgenommen, und mich also zu dieser und jener Mahlzeit begeben, allda Alles, was wider die Ehr des Nächsten ausgossen wird, gar emsig aufzeichnen: ich würde in der Wahrheit finden, daß dermalige Convivia Convicia sollten genennet werden.
Unter anderen Plagen, welche der gerechte Gott über den Pharao ergehen lassen, war nit die mindeste die große Menge der Frösch, welche nit allein auf der Gasse, sondern in der Stube, in der Kammer, bei der Tafel die größten Ungelegenheiten verursacheten. Kaum daß man eine Schüssel hat abgedecket – pätsch, da war schon ein solcher grünhoseter hinein gesprungen! Pfui, der Schinder freß solche Brocken! Auf allen Tellern hupfeten diese großmauligen Quacketzer herum. Das Frauenzimmer ist dazumal wohl nit nackend um den Hals gangen; dann diese kalten Lachentrescher auf allen Achseln ohne Spielleut herum getanzet. Unter währender Mahlzeit war nichts zu hören, als das verdrießliche Qua, Qua, Qua. O liebster Gott! wo, wie, wann ist dermalen eine Mahlzeit, allwo nit allein Freßgoschen – die giengen noch hin – sondern auch Fröschgoschen gefunden werden, welche immerzu über andere Leut quacketzen und ihnen die Ehr abschneiden! Bei der Mahlzeit des Königs Herodis war nit genug, daß man Gesottenes, Gebratenes, Gebackenes, Geröstes, Gebeiztes, Gespicktes, Geküchletes, Gesulztes, Gesalztes, Geschmalztes hat aufgesetzet, sondern man mußte auch auftragen in einer Schüssel das Haupt Joannis Baptistä. Diesem mörderischen Tieger seynd wir öfters nicht ungleich, weilen nemlich unsere Lust und Gust nicht vergnüget ist mit Richten, so müssen sie doch gehören zu dem Ausrichten. Mit einem solchen schmutzigen Maul hatte Herzog Otto von Brandenburg, wie er von dem Bischof Ludolpho excommunicirt worden, nit allein gedachten h. Mann, sondern auch den päpstlichen Stuhl angriffen, auch scherzweis' dem Hund ein Stuck Fleisch vorgeworfen, mit Vermeldung, er habe gehöret, daß auch die Hund kein Stuck Brod oder Fleisch von einem Excommunicirten annehmen; welches auch in aller Wahrheit geschehen, massen der Hund bei der Tafel das vorgeworfene Fleisch nit allein geweigert, sondern auch nach dreitägigen Fasten von diesem Otto keine Speis' wollte annehmen. Wie oft muß der römische, Kaiser, unser allergnädigster Herr, Herr und Landsfürst, welcher doch ein Gesalbter des Herrn ist, unter solche üble Zungen gerathen, welche weit freventlicher, als der David dem Saul, seinen königlichen Purpur stutzen und beschneiden.
Joannes Eusebius schreibt, daß in Spanien, in der Stadt S. Dominici Calciatensis durch Beihilf des h. Jacobi zu Beweisthum der Unschuld eines Jünglings ein gebratener Hahn und Henn' sey zu dem Leben erwecket worden, welche man nachgehends in die Kirche daselbst gesperret. Diese lebeten nit länger als 7 Jahr. Nach verflossener solcher Zeit Ofen wäre mir nichts, gleich so viel, als wann man einen Bettelbuben in die Höll wirft: innerhalb 2 Monat soll Constantinopel mein seyn. Man greift die Sach an, wie der Aff' die gebratenen Kösten etc. Ei du gewaltiger Zungen-Schmid, wann du Constantinopel so geschwind sollst erobern, wär nachmals billig und recht, daß man solcher großen Stadt Constantinopel den Namen sollt verändern, und anstatt Constantinopel deinetwegen Stultinopel nennen. Ein anderer sagt: was? hätt' ich die kaiserliche Armee, Griechischweißenburg müßt sich verkriechen, Essek müßt heißen Gehweck, Wardein müßt heißen Wieder mein; ich wollt' den Türken bis nach Babylon treiben, und alldort, wo alle Sprachen herkommen, ihn gewiß lehren Limax über die Brucken. Ei du gewaltiger Philosophus; Cato und Plato ist deines Gleichen nit, wohl aber Matto. Wann eine ehrabschneiderische Zunge ein Degen wär', so wollt ich selbst darmit, wo nit die Stadt Lugdun, wenigstens die Vestung Lugenburg einnehmen. Wann du so gut bauen könntest, als du schneiden kannst, sodann würdest du mit der Zeit berühmter werden, als der tapfere Scanderberg. Dergleichen Haus-Hund und Schmaus-Hund ihr Bellen verschonet auch eines Löwen nicht, dessen Großmüthigkeit aber solche weniger achtet als des Samsons seinen Mundschenk; dieser war ein Esels-Kinnbacken.
Die Tafel meines heil. Vaters Augustini finde ich in keinem Saal, in keiner Tafelstube mehr. Auf derselben waren folgende Worte verzeichnet:
Dergleichen Wort find' ich an wenigen Ort'. Bei der Tafel des reichen Prassers waren die Hund unter dem Tisch und nagten die Beiner, nachmalens haben sie dem armen Lazaro vor der Hausthür das Geschwür abgelecket: o wohl gute Hunds-Zungen! Vieler, vieler Menschen Zungen seynd weit anderst beschaffen bei der Tafel und Essens-Zeit, welche nit allein ihren Nächsten die Geschwür einer oder der andern Unvollkommenheit nicht heilen, sondern dem ehrlichen Namen noch neue Wunden versetzen. Die schöne Bildnuß des Königs Nabuchodonosoris hat ein kleines Steinl also getroffen, daß, ungeacht das Haupt vom besten Gold, die Brust vom schönsten Silber, der Leib von Metall etc., gleichwohl Alles zu Trümmern gangen. Bei einer Tafel und Mahlzeit thut sich öfters ein kleines Wörtel hervor, welches auch, wie besagtes Steinl, die Bildnuß eines ehrlichen Namens, dessen Haupt von Gold, verstehe ein Haupt-Lob, gänzlich und spöttlich zertrümmert. Ein solches ist das Aber, ein solches ist das Wann, ein solches ist das Gar.
Aber, wann und gar
Dieser Herr ist nichts als gelehrt, so gehet die Red, er hat fast die Wissenschaft eines Salomons, ja ich glaube, wann man die Abschnitt von seinen Aber, aber, wie ein Teufel auf die Seel, so geht er auf das Geld. So krumme Finger als er hat wegen des Podagra, so schlägt und spielt er dannoch gern auf dem Regal, will sagen: Regaliren und Geld gelten viel bei ihm.
Die Fräule, oder die Jungfrau, die ist wohl ein herziges Kind; o wie schon ist sie! sie hat wohl nit Ursach wider ihre Natur zu klagen; auf mein Gewissen, in Indien thäte man's für eine Göttinn anbeten; zwar es manglen bei uns auch noch nit solche Abgötter etc. Sie ist darneben eine stattliche Wirthinn: Bruder, glaub mir darum, sie siehts der Kuh in den Augen an, wie viel sie Milch gibt; sie ist achtsam und wachtsam auf Alles; ich wollt nit schwören, ob sie nicht auch mit offenen Augen schlafe, wie die Hasen: ihres Gleichens seynd in der Wahrheit wenig zu finden. Wann, wann – sie nur nit so teuflisch bös wäre. Bekommt sie einmal einen Mann, so wird sie mit ihm umgehen, wie die Bauren mit Wann sie nur das nit hätte. Ich höre – da geredt – sie sey schon zweimal in die Fraiß vor lauter Zorn gefallen.
Diese Frau könnt nit besser seyn, sie thut fürwahr keinen Hund beleidigen, will geschweigen einen Men schen, sie bet' bald mehr, als der König David, ich hab mein Lebenlang kein ungeduldiges Wort von ihr gehöret, sie hätten's auf mein Wort wohl sollen Agnes taufen. Ich glaube, sie hab keine Gall wie die Tauben, ein Schelm bin ich, wann sie sollt einen ganzen Korb Holz-Aepfel essen, sie könnt kein sauers Gesicht machen! Sie ist nur gar, gar zu gut! Es ist gleich, ihre Tochter thue buhlen oder spulen, so sagt sie ihr nichts, – gar zu gut! Die mittere Tochter, die Sabinl, lauft in alle Wirthshäuser wie ein Kramerhündl, und sie sagt ihr nichts; ich wollt ein solches Zoberl und saubers Früchtl besser finden; aber sie thut ihr nit so viel, sie ist gar, gar, gar – du verfluchtes Gar, du teuflisches Wann, du vermaledeites Aber, wie manche Ehren-Statue hast du schon zu Boden geworfen! O wie recht dann jener gesaget:
Aber, wann und gar
Mors in olla! Wie mancher macht ein krummes Maul über eine Predigt: es schmeckt ihm solche nit.
Der Patriarch Abraham hat dem allmächtigen Gott eine dreijährige Kuh aufgeopfert in dem Tempel, dieselbe geschlacht' und von einander getheilt. Nach solchem seynd die Vögel mit allem Gewalt auf dieses Fleisch und Opfer geflogen. Et abigebat eas Abraham: »Abraham vertrieb aber dieselbigen Vögel«. O mein liebster Patriarch, so hast du eine so große Plag gehabt wegen der Vögel! Ich kenne einen Prediger, der tragt, ob zwar unwürdig, deinen Namen: Dieser hat öfters seine Predigt als ein Opfer Gott dem Herrn in dem Tempel aufgeopfert; aber es seynd ihm auch gar oft die Vögel darüber kommen! Was für Vögel? etwann Nachtigallen? O nein, nein! viel ehender Nachteulen,
Die Hebräer haben dem Herrn in allen Winklen übel nachgeredet, wie auch seinen Apostlen. Denen seynd nicht ungleich alle diejenigen, welche ehrenrührische Wort und Reden ausgießen über die Geistlichen und Diener Gottes. Man hat dem hl. Athanasio, einem so vollkommenen Bischofen, übel nachgeredet, und von ihm aufgebracht, als habe er den Bischof Arsenium umgebracht. Man hat dem hl. Aetherio die Ehr abgeschnitten, daß er mit einem öffentlichen Schlepsack habe gesündiget. Man hat dem hl. Carmeliter Angelo
Arnulpho, Bischofen zu Metz, spöttlich nachgeredet, daß er verbotene Buhlschaft treibe mit der Königinn. Man hat öffentlich ausgesagt: der hl. Dionysius von Alexandria sey ein Erz-Schelm. Man hat von dem hl. Daniel Stylita unverschamt gelogen, als habe er Batianam zu einem Beischlaf angefordert. Man hat dem hl. Papsten Cornelio aufgebracht, daß er mit denen Abgöttern halte. Man hat den hl. Diaconum Cäsareum für einen Hexenmeister und Zauberer allenthalben ausgerufen. Man hat dem hl. Alexandrinischen Macharo übel nachgeredet, als habe er ein junges Mägdl verführt. Man hat dem hl. Papsten Sylverio die Ehr abgeschnitten, daß er durch Geld-Mittel die Schlüssel Petri erkaufet. Man hat so vielen Tausenden so viel tausendfache Spottreden erdicht und angehänget, der Geistlichen Wandel übel verkleinert, verleumdet, verschwärzet, und noch ist kein Ordens-Stand sicher von dergleichen Spottreden.
Der heil. Hieronymus war Leib halber ein lauteres Beinhaus, war Seelen halber ein lauteres Gotteshaus, war Verstand halber ein lauteres Rath-Haus, der hl. Hieronymus hatte keine andere Buhlschaft, als die Buß, diese war seine Liebste; er hatte keine andere Liegerstätt, als den harten Felsen; er hatte keine andere Tafel, als etliche harte und geschimmelte Bissen Brod; er hatte kein anderes Kleid, als einen härenen Sack; und gleichwohl hat man ihm übel nachgeredet, als habe er zu große Freundlichkeit mit der Paula, welche doch ein uraltes Weib war, dero
Von der heil. Liobe, einer Aebtissinn, wird Folgendes sehr denkwürdig geschrieben: Eine unbarmherzige Mutter hat ihre eigene Leibesfrucht in ein Wasserbächlein geworfen, welches aus dem Kloster dieser Aebtissinn heraus lief. Wie nun der todte Leichnam dieses Kindes gefunden worden, waren gleich einige Spott-Vögel vorhanden, welche diese fromme Nonne nit nur allein in gewissen Argwohn gezogen, sondern gar mit unbefugten Spottreden dieselbige durchgelassen, wie daß diese Nonne sich hätte vergnügen sollen lassen, das Amt einer Mutter zu vertreten, und das arme Jungfrau-Kindl in einem so grausamen Bad nit hätte sollen ertränken: die Schwester Barbara hätte nicht sollen so barbarisch seyn, die Schwester Martha hätte nit sollen so marterisch seyn, die Schwester Christina hätte nit so unchristlich sollen seyn, und das arme Tröpflein mit so viel tausend Tropfen ertränken! Es sey schon das genug, daß das Kloster so fruchtbar, und eine aus ihnen eine ehrwürdige Amme worden; hätten also nit so unmenschlich sollen mit einer Geistlichen umgehen! O Schelm schneide! Solches Geschrei kommet, wie zu geschehen pflegt, von einer argwöhnischen Zung zu der andern, und folgsam von einem Ohr zu dem andern, wie dann dergleichen Schimpf-Reden erst den besten Nachdruck geben in den Gemüthern der Zuhörenden, daß es auch endlich der Aebtissinn schmerzlich zu Herzen gieng, welche dann, ihre unschuldigen Töchter zu trösten, an einen Ort zusamm berufen, allwo sie alle mit kreuzweis'
Sonsten pflegt man nur zur österlichen Zeit geweihte Speisen zu essen; aber der Zeit ist es schon so weit kommen, daß man das ganze Jahr hindurch geweihte Bissel unter die Zähn' bringt, und diese seynd die Geistlichen und in Gott geweihte Personen, welchen fast ein jedes Klappermaul will einen Schandfleck anhängen. – Gegen den frommen Diener Gottes Tobiam den jüngern hat ein Fisch, welcher zum Gestad hinzu geschwummen, das Maul erschrecklich aufgerissen, daß hierüber Tobias solchergestalten erschrocken, daß er an Händ und Füß gezittert, und nit anderst vermeint, als wolle er ihn verschlicken. Wie viel dermalen gibt es solche Fisch, ich will sie nit nennen Stockfisch, welche da immerzu ihre Mäuler aufreißen wider die Geistlichen; aber der gerechte Gott wird sie billig strafen: dann seynd so grausam gezüchtiget worden jene unerzogenen Buben, welche Elisäum nur einen Kahlkopf gescholten, wie viel mehr wird er diejenigen zur Straf ziehen, welche nit
Zur Zeit des kranken Königs Ezechiä ist die Sonnen-Uhr des Achaz zurück gangen. Das war ein großmächtiges Wunder, daß diese Uhr zuruck gangen; aber glaub du mir, es ist nit weniger ein großes Wunder, wann (mit Ehren zu melden und zu vermänteln) eine Uhr zuruck gehet und sich bessert. Dergleichen Wunder haben sich gleichwohl durch sondere göttliche Hilf schon etlichmal begeben, absonderlich mit der Samaritaninn; dann wie Christus nach Samaria kommen zu der Stadt Sichar, und außerhalb derselben bei einem Brunnen wegen Mattigkeit sich niedergesetzet, da ist ein Weib aus gedachter Stadt heraus gangen, von solchem Brunnen das Wasser zu schöpfen. Unterdessen aber hat der Heiland alle seine Jünger und Apostel in die Stadt geschicket, nothwendige Lebens-Mittel einzukaufen. In dero Abwesenheit hat er mit obbemeld'ter Samaritaninn einen Discurs, und zwar unter andern hat er ihr offenbaret die allerheimesten Sünden, wie daß sie eine lautere Et caetera sey; durch welche Entdeckung ihrer Missethaten sie an Christum geglaubt, und nachgehends eine Heilige aus einer Heillosen worden. – Aber mein Jesu, warum schickest du alle Apostel in die Stadt hinein? ich glaubte, es wäre ja einer genug; man thut bei der apostolischen Tafel nit so wohl tractiren: der Judas, als Ordinari-Procurator, hätte den Zecker schon allein können tragen! Deßwegen, spricht der gelehrte Sylvaria, hat unser Herr alle Apostel von sich Splenium genannt, diese Hirschzunge thut über alle Massen heilen. Aber Menschen-Zunge thut das Widerspiel, weilen diese über alle Massen verwundet, absonderlich die Geistlichen.
Zu Jerusalem war ein Schwemm-Teich, auf hebräisch Bethsaida genannt. Um diesen Teich waren 5 Schupfen gebauet, worunter eine große Anzahl der kranken und presthaften Leute gelegen, welche alle mit sonderer Wachsamkeit gewart' haben, bis der Engel gedachtes Wasser beweget hat: alsdann ist der erste, so hinein gestiegen, von allen Krankheiten, Schäden und üblen Zuständen erlöset worden. Allem Vermuthen nach ist dieser Engel der Raphael gewest. Nun entstehet die einzige Frag, warum der Engel solchen Schwemm-Teich ganz trüb habe gemacht? Damit man nicht habe können sehen, – meldet der h. Joannes Chrysostomus, Nissen. Abbas Buch 7 – die elenden Geschwür, offenen Schäden, grauslichen Wunden, wilden Tipel, abscheuliche Krätzen und garstige Zuständ dieser armen Tropfen; dann durch das trübe Wasser
Dem h. Udalrico, Bischofen zu Augsburg, pflegt man einen Fisch beizumalen, und zwar folgender Ursach halber: weilen ihn auf eine Zeit ein anderer h. Bischof heimgesucht, also hat er ihn aus obliegender Schuldigkeit mit einem guten Nachtmahl empfangen, und war es an einem Donnerstag. Indem sie aber beede wegen des geistreichen Gesprächs also vertieft waren, daß sie bis fruhe Morgens am Freitag bei der Tafel gesessen, und ohne einziger Berührung der Speisen sich allein sättigten mit himmlischen Worten; unterdessen aber ist ein Bot' ankommen von dem Herzog, in Bayren mit Briefen zu dem h. Udalrico, welchen der h. Mann alsobalden lassen vorkommen, und nach etlichen Fragen ihm ein ziemliches Stuck vom Gebratenen dargereicht, unvermerket daß es schon der Freitag wäre. Besagter Bot schiebt solches gebratene Trinkgeld in den Sack, und eilet schleunigst wieder nach Haus zu dem Herzogen. Er konnte aber das Maul nit gnug aufreißen wider die heiligen Bischöf. Was? – sagt er, – Durchleuchtigister Herzog, ihr glaubet, der Bischof Udalricus sey heilig? ja wohl heilig, es müßt ihn nur ein Wirth oder ein Koch canonisiren; ja wohl heilig, seines Gleichen find't man auf einem jeden Bauren-Kirchtag! ja wohl heilig, wann Fressen und Saufen heilig machet, so frimme ich mir morgen einen Schein an
O Maul, o Maul, wie wirst du doch einmal, büßen deine Sünd! Des Loths seinem Weib ist das, Zuruckschauen schädlich gewest; aber dir ist das Zurucksehen nützlich. Schau und beschau deinen Namen Maul zuruck, so wirst du in der Wahrheit finden, daß es Luam heißt, welches der Lateiner gar wohl verstehet. Büßen wirst du es, wann du mit dem reichen Prasser in der Hölle die feurige Zunge heraus strecken wirst! büßen wirst du es, wann du mit dem Schwefel und Pech wirst ausgewaschen werden! Es ist solche Zung nit allein eine Verletzung des guten Namens; es ist solche Zung nit allein eine Verkür zung der Ehr; es ist solche Zung nit allein eine Besitzung oder Besatzung des Satans; es ist solche Zung nit allein eine Verschwärzung der Reputation, sondern Stürzung in die Verdammnuß. Jesu Christi, deines Heilands, Bekleidung war auf dem Berg Thabor wie der Schnee, sicut nix. Dazumalen hat er seine himmlische Glorie gezeigt, als er wie ein Schnee bekleidet war. Also hast du keine Hoffnung zur himmlischen Glorie, du seyest dann wie der Schnee. Dieser hat die gute Eigenschaft und Natur, daß er auch alles Garstige zudecket und weiß bekleidet, auch (mit Ehren zu melden) einen Misthaufen verhüllet er. Deßgleichen mußt du alle wilden und schändlichen Fehler deines Nächsten, wann sie noch nicht offenbar seynd, verdecken. Aber wo geschieht solches? wann geschieht solches? in den Gesellschaften? Da gar nit; da gehet man mit des Nächsten Namen um, wie der Samson mit denen philistäischen Feldern; da gehet man mit der Ehr des Nächsten um, wie Moses mit den Tafeln der 10 Gebot', welche er zertrümmert; da gehet man mit der Reputation des Nächsten um, wie die Magdalena mit der Alabaster-Büchse, welche sie zerbrochen; da gehet man mit des Nächsten Ruhm und Glorie um, wie der Teufel mit dem Job, welchen er über und über verwundet; da gehet man mit des Nächsten Tugenden und Sitten um, wie der Gedeon mit dem Treid, welches er in der Scheuer ausgedroschen; da gehet man mit dem Wandel des Nächsten um, wie das evangelische Weibel mit dem Haus, welches sie mit dem Besen über und über ausgekehret; da gehet man mit dem Namen des Nächsten um, wie der Jakob mit der Ruthe, welche er halb geschält hat; in solcher Gesellschaft seynd die Wörter Schwerter, die Erzählung eine Verstellung, Parlare ein Burlare, der Diskurs ein Disgust, das Schwätzen ein Schwärzen, das Schmutzen ein Stutzen, das Lachen ein Verlachen, und gar oft eine solche Zusammenkunft ist des Teufels Zunft.
O unbehutsamer Mensch mit deiner Zung! gehe hin, verklienere deinen Nächsten, wisse aber, daß solche Verklienerung eine Vergrößerung sey des göttlichen Zorns! gehe hin, und verschwärze den guten Namen deines Nächsten; wisse aber, daß du derenthalben werdest verzeichnet werden in das schwarze Buch der Verdammten! gehe hin, und schneide deinem Nächsten die Ehr ab; wisse aber, daß du dir die Hoffnung zur Seligkeit abschneidest! gehe hin, und gieße böse Wort aus über andere; wisse aber, daß du am jüngsten Tag keine anderen Wort von dem göttlichen Richter wirst hören, als diese: Ite maledicti in ignem aeternum, »Gehet hin in das ewige Feuer!« gehe hin, und bringe deinen Nächsten in ein übles Geschrei; wisse aber, daß du derenthalben wirst müssen das ewige Heulen und Zähneklappern ausstehen.
Wie Judas wahrgenommen, daß Magdalena eine so kostbare Salbe ausgossen, welche gar wohl um 300 Pfenning hätte können verkauft werden, wie er selbsten dafür gehalten, hat solches diesem Partitenmacher über alle Massen verdrossen, ja nach Meinung meines h. Vaters Augustini, hat er auch die anderen Apostel und anwesenden Jünger dahin beweget, daß sie auch haben angefangen zu murren; keiner aber mehr als Judas, welcher in allen Winklen des Hauses Simeonis, bei der Köchinn und Kuchelmenschern, bei Kammer- und Stubenmenschern gar spöttlich geredt über die Magdalena, was sie für eine saubere Madama sey; durch solche Salbung, wer weiß, was sie suche; es wundere ihn nur, daß der Herr Jesu möge eine solche beschreite Person zu sich lassen; ja, es komme ihm noch seltsamer vor, daß sein Meister dieses saubere Frauenzimmer habe gelobt! – O verfluchte Zung! Jesus lobte dazumalen schon Magdalena, deßgleichen ich auch.
Adam, was bedeut' der Schweiß auf dem Angesicht, die Hacken in den Händen, der Schaf-Pelz auf dem Leib, der Hunger im Magen, die Thränen in den Augen, die Seufzer auf dem Herzen, die Sorgen auf dem Rucken? was bedeut' diese deine Melancholei
Schöner Jüngling Joseph, was thust du im Stockhaus? du gehörest von Rechtswegen ins Rath-Haus! warum bist du gebunden mit eisenen Ketten, da du doch ganz guldene Sitten an dir hast? warum hast du keinen Mantel an, der du doch das Kleid der Unschuld noch tragest? warum wohnest bei unordentlichen Personen? Mein Gott, sagt Joseph, des Putiphars sein Weib hat mir ein solche Wäsch zugericht!
Starker Samson, vorhero habe ich dich gekennt, daß du ein starker Ries' bist gewesen, jetzt sehe ich wohl, bist du zerrissen; vorhero bist du deinen Feinden ein Spieß in den Augen gewest, anjetzo seynd dir die Augen ausgestochen; vorhero hast du mit einem Esels-Kinnbacken tausend Philistäer erschlagen, anjetzo schlagen die philistäischen Eselsköpf deine Backen selbsten mit manchem Backenstreich; vorhero hast du große steinene Säulen getragen, anjetzo bist du an eine Saulen gebunden. Wie kommt dieß? – Ach Gott! sagt Samson, ein Weib, mit Namen Dalila, hat mir eine solche Wäsch zugericht!
David, du bist ein lauteres Glücks-Kind gewest,
Salomon, du bist ja derjenige, so von Gott dem Allmächtigen eine große, ja eine größere denn andere, ja die größte Weisheit empfangen! alle Naturen und Eigenschaften der Vögel in der Luft, alle Natur und Eigenschaften der Fisch in dem Wasser, alle Naturen und Eigenschaften der Thier auf der Erde, alle Naturen und Eigenschaften der Kräuter hast du gewußt. Du bist gewest der beste Theologus, auch gewest der beste Philosophus, auch gewest der beste Jurist, auch gewest der beste Medicus; anjetzo aber bist du ganz närrisch und also bethört, daß du steinene, hölzerne und guldene Bilder anbetest! Ach – sagt Salomon, die Weiber, die Weiber haben mich in ein solche Wäsch gebracht!
Henricus Octa, König in Engelland, sagt und klagt auch dieses. Aber laß sagen, laß klagen!Mariä Magdalenä: diese, diese hat eine saubere Wäsch zugericht, indem sie die Füß Jesu mit Thränen gewaschen; das ist eine solche saubere Wäsch, dergleichen die ganze Welt nie gesehen!
Es hat sich zugetragen, daß unser lieber Herr zu der Stadt Nain gleich dazumalen kommen, wie man zu dem Thor einen Todten heraus getragen, und es war dieser einer reichen Wittib einiger Sohn, dahero diese Leich eine große Menge Volks begleitet hat. Wanns ein armer Schlucker wäre gewesen, so wären über 3 oder 4 alte Weiber nit mitgangen. Es weinte die Frau Mutter dieses verstorbenen Jünglings über die Massen bitterlich, welches dann den Herrn Jesum dahin beweget, daß er alsobalden zu ihr getreten, sprechend: Noli flere! »Mein Weib, weine nit!« Hierüber rührt er den Todten-Sarg an, schafft dem Jüngling: Adolescens, tibi dico, surge: »Jüngling, ich sag' dir, stehe auf!« worüber alsobald der todte Jüngling aufgestanden und angefangen zu reden. Ob schon die Mutter dieses Sohns sehr alt war, so brauchte sie dannoch keine Brillen, weilen sie immer zu durch die Finger geschaut, und ihm also Alles nachgesehen. Diese reiche Frau war sehr gesparsam, bei ihr hat es geheißen, spir und spar! Spir heißt so viel als: suchet nach. Der Sohn hat diese 2 Wörter zuruck gelesen, da hat es nachmalens geheißen: Rips, Raps. Weilen dieser die Freiheit hatte, so hat auch folgsam nicht gemanglet die Frechheit, massen diese zwei Schwestern gar selten sich voneinander cocpit loqui,« also hat sie diesem Wunder samt dessen Reden beigewohnt. Die Reden aber dieses von Todten auferweckten Jünglings waren alle von der Ewigkeit. Ewig, ach ewig hätte ich sollen wegen meiner Sünden und Missethaten brinnen und brennen und braten in der Hölle, dafern mich Jesus, der wahre Messias, nicht erlöset hätte! Ewig, ach ewig hätte ich müssen beraubt seyn des göttlichen Angesichts, um weilen ich die Werk der Finsternuß geliebet hab, wann mich dieser wahre Gott und Mensch durch seine grundlose Güte nicht erwecket hätte! Ewig, ach ewig! – Dergleichen Reden haben das Herz Magdalenä durchdrungen, welches ohnedas durch das Predigen Jesu schon verwundet war, gänzlich umgekehret. O Ewigkeit, sagte Magdalena, du bist ein Meer ohne Grund, du bist ein Irrgarten ohne Ausgang, du bist eine Zahl ohne Ziel, du bist ein Lauf ohne End, du bist eine Länge ohne Maß, du bist eine Arithmetika mit lauter Nullen, Nula, nullus finis, nullus finis! o Ewigkeit, soll ich Magdalena eine so kurze
Magdalena war diejenige, aus dero Christus 7 böse Geister vertrieben, das ist die 7 Todtsünden, wie es Anselmus und Andere auslegen. Mit einem Wort: sie war ein beschreites Weibsbild. Vielen gedunket es unglaublich zu seyn, was hier folget: Einer wird höflich eingeladen zu einer Mahlzeit, worbei er auch fleißig erscheinet, gablet und schnablet wacker darauf: es frißt dieser Trampel ein gebratenes ganzes Lamm, es schmaust dieser Schlegel ein ganz Duzend Vögel, es verzehrt dieser Tropf einen ganzen Kalbs-Kopf, einer jeden Pastete schlägt er das Dach ein, eine jede Torte thut er torquiren, von einer jeden Schüssel klaubt er die besten Bissel, er schoppt und schiebt den Leib an, wie einen Wanders-Pinkel, er schmauset wie eine Mäst-Sau, er schlampet wie ein Tatzbär. Nachdem er also den Hunger gestillt, den Magen gefüllt, die Speisen trillt, nach denen er gezielt; so wird er viel leichter seyn, als wie er nüchtern gewesen. Man kann es probieren an einer Katze, dieselbe vor und nach dem Essen wägen, so wird man unfehlbar wahrnehmen, daß die Katz, nachdem leichter, aber auch viel leichtfertiger! Das hat erfahren Magdalena, als sie noch eine Sünderinn war: Es ist bald keine Mahlzeit gewest, worbei diese wegen ihrer frechen Sitten nit erschienen; und weilen ein Gastmahl und ein garstiges Mahl gemeiniglich beisammen, und der wampete Bacchus der cyprischen Göttinn Venus gar nit abhold, und wann die Flora den Baum schüttlet, so klaubt gemeiniglich der blinde Bub die Birn auf: also war auch das Essen und Vermessen bei Magdalena so vielfältig, daß sie also ins gemein Peccatrix, die Sünderinn, genennet worden. Nachdem sie aber erkennt hat, was sie sich durch dieses freie, frische, freche Leben für eine Wäsch' in jener Welt zuricht, »ut cognovit;« nachdem sie durch göttliche Erleuchtung erwäget hat die Sünd, die Größe der Sünd; Ach peccavi! da
Von der stolzen Jezabel sagt die hl. Schrift, daß sie sich aus lauter Hoffart angestrichen. Was sie für einen Anstrich gebraucht, ist mir unbekannt, massen der weibliche Vorwitz in Zierung, Polirung und Schmierung der Gesichter fast täglich neue Mittel erdenket. Jakobus Mekerus, Medicus Colmariensis, beschreibt ein vortreffliches Wasser, das Angesicht damit zu waschen:
R. Nimm Spießglas, stoß es zu Pulver, wirf solches in einen Hafen, und lege nachmals gegen 20 Schnecken darein; vermache aber den Hafen wohl, damit sie nit heraus kriechen. In Mangel einer anderen Speis' essen die Schnecken dasselbe Spießglas, und verdauen es. Nachdem sie das Spießglas verzehrt haben, so zerstoß sie samt den Häuseln, und destillir sie in einem Brennkolben zu Wasser. Wasche darmit das Angesicht, es macht überaus ein schönes Fell. – Ein anders Wasser, das Angesicht schön zu machen, solches hat gebraucht
Dieses Wasser hat Magdalena, eine edle Dama, gebraucht in dem Haus des Pharisäers: kraft dieses Wassers ist Magdalena worden aus einem stinkenden einem Wort: aus einer heillosen eine heilige Magdalena worden, wie sie ihre Wangen mit Zäher und Bußthränen gewaschen. Das ist eine herrliche Wäsch!
Raymund a Capua sagte auf eine Zeit durch eine fromme Scherz-Rede zu der hl. Catharina von Senis, sie soll ihm doch bei unserm Herrn auswirken eine Bulle eines vollkommenen Ablasses. Gar gern, mein Pater, antwortet sie; und nachdem sie ihr eifriges Gebet' zu Gott dem Herrn verrichtet, begibt sie sich zum erstgedachten Pater Raymund, und redet in seiner Gegenwart also beweglich von der Undankbarkeit des Menschen gegen seinen Gott, daß hierüber dem Pater die Augen übergangen, und bald hernach also häufig angefangen zu heulen und zu weinen, daß er in Gefahr gestanden, es möchte ihm das Herz zerspringen. Mein lieber Pater Raymund, sagt die hl. Catharina, ihr habt von mir so inständig verlangt eine Bullam eines vollkommenen Ablasses, daß ich solche möcht' bei unserem lieben Herrn auswirken: da habt ihr solche, dieser euer Thränen-Bach aus den Augen ist ein vollkommener Ablaß.
Einen solchen vollkommenen Ablaß hat Magdalena erhalten bei den Füssen Jesu. Petrus hat einsmals aus dem Wasser einen guten Zug gehabt; aber Magdalena hat aus diesem Wasser noch einen bessern. Naam Syrus ist einmal durch das Wasser des Jordans
Wer 4 Ding nit hat, der kann nit, der wird nit selig werden. Wem diese vier Ding manglen, der ist ein Feind Gottes, ein Feind des heiligen Gottes, ein Feind der Engeln Gottes, ein Feind der Kirche Gottes, ein Feind der Gebot Gottes. Wer seynd diese 4 Ding? Das erste ist ein Seufzer, das andere ist die Ehe, das dritte ist die Stimm von einem Hund, das vierte ist der Kopf vom Zachäo. Wer diese 4 Ding nit hat, der kommt in den Himmel zu spat. Seufzen, sagt ein jeder, kann ich wohl und will ich wohl; dann hat der offene Sünder geseufzet in der Kirche und in dem Tempel, so kann ichs es auch; hat Petrus geseufzet zu Hof, so kann ichs auch; hat Job geseufzet auf dem Mistbett, so kann ichs auch; hat Obulus geseufzet auf dem Weg, so kann ichs auch; hat Hieronymus geseufzet in der Wüste, so kann ichs auch; hat Magdalena geseufzet bei den Füssen Jesu, so kann ichs auch. – Was anbelangt das andere Stuck, nemlich die Ehe, da ereignet sich einige Beschwernuß. Soll man dann ohne die Ehe nit können selig werden? Wer ist gewest die h. Margaritta? Ein Margarit oder Edelgestein der Jungfrauschaft. Wer ist Lux oder ein Licht der Jungfrauschaft. Wer ist gewest die h. Clara? Ein klarer Krystall der Jungfrauschaft. Der h. Columbinus hat kein Weib gehabt, die h. Columba hat keinen Mann gehabt, der h. Marianus hat kein Weib gehabt, die h. Marina hat keinen Mann gehabt, der h. Joannes hat kein Weib gehabt, die h. Joanna hak keinen Mann gehabt: Seynd also folgsam diese ohne Ehe gewesen, seynd aber nit ohne Seligkeit. Ist demnach dieses andere Stuck sehr schwer zu verstehen. – Wegen des dritten ist sich noch mehr zu verwundern. Soll dann Gott, der mich zu seinem Ebenbild erschaffen, ein Belieben und Gefallen tragen an der Hunds-Stimm? Daß man dem h. Dominico einen Hund zumalt mit einer Fackel im Maul, dessen Ursach ist bekannt; daß man dem h. Rocho einen Hund zumalt mit einer Semmel oder Laibl Brod im Maul, die Ursach ist bekannt, und zweifle ich stark, ob jene barmherzigen Hundsköpf, welche dem armen Lazaro bei der Thür des reichen Prassers haben die Geschwür abgelecket, konnten die Ursach hierinnen ergründen. – Das vierte Stuck, nemlich der Kopf Zachäi ist gar unmöglich. Ochsen- und Eselsköpf, wie bei dem Krippel seynd gewest, die kann man noch haben; Lämml- und Widderköpf, wie der Jakob hat gehütet, die kann man noch haben; Wolf- und Bärenköpf, wie der David zerrissen, kann man auch noch haben; aber wo nehmen den Kopf Zachäi? ungeachtet aller dieser Einwürf bleibt dannoch gewiß, wahr, klar, daß ohne Seufzer, ohne die Ehe, ohne die Hunds-Stimm, und ohne des Zachäi Kopf keiner kann selig werden. Seufzer verstehet man den Buchstaben H, den man ohne Seufzen oder Aspiration nicht kann aussprechen; durch die Ehe verstehet man den Buchstaben E; durch die Stimm des Hunds den Buchstaben R – dann also pflegen die Hund zu muRRen; durch den Kopf Zachäi den ersten Buchstaben, als das Haupt in dem Namen Zachäi, nemlich Z: kommet also heraus H-E-R-Z. Ohne Herz, ohne herzliche Liebe, ohne liebvolle Gedanken, Wort und Werk gegen Gott, kann man Gott nit gefallen. Dahero der Allmächtige einen Cherubim für das Paradies gestellt mit einem feuerflammenden Schwert, uns dardurch angedeutet, daß man ohne Feuer der göttlichen Lieb nit könne in das Paradies gelangen. – Sag her, wer ist Ursach gewest des Wassers bei der sauberen Wäsch Magdalenä? Nichts anderst, als das Feuer der entzünd'ten Lieb gegen Jesum. Remittuntur ei peccata multa, quoniam dilexit multum: »Ihr werden viel Sünden vergeben, dann sie hat viel geliebet.« Schau mir einer einen Brennzeug oder Diestill ir-Kolben bei dem Apotheker, was gestalten die Hitz oder das Feuer in demselben aus den Rosen und anderen Blumen-Gewächs das Wasser heraus preßt, daß also ein Tropfen an den andern schlägt. Das hat man auch gesehen in dem Haus des Pharisäers, allwo die Thränen aus denen Augen der Magdalena dergestalten geflossen, daß sie hiermit die Füß Christi
»Ex oculis lacrymas elicit intus amor.«
Laß andere Magdalenam loben, daß sie sey wie ein grünes Scheit, welches auf einer Seite brennt, auf der andern aber Wasser heraus treibt: in dem Herzen hat sie gebrunnen, aus den Augen ist Wasser gerunnen; ich aber sag nix von Magdalena. Laß andere Magdalenam preisen, daß sie sey wie eine Wolke, in welcher sich Anfangs die feurigen Blitzer erheben, nachmals folgt ein heilsamer Regen: ihr Herz brennt Liebes wegen, aus ihren Augen kommt ein Regen; ich aber sag nix von Magdalena. Laß andere Magdalenam hervor streichen, daß sie sey wie eine Ente, welche sich unter das Wasser ducket, damit sie dem Feind entweiche: sie läßt aus den Augen Wasser rinnen, damit sie mög dem Feind entrinnen; ich aber sag nix von Magdalena. Es mag jemand Magdalenam vergleichen mit einer Tauben, dero Stimm nichts anderst ist, als Seufzen; ich aber sag nix von ihr. Es mag einer Magdalenam vergleichen einem Kalk, welcher mitten im Wasser brinnt; ich aber sag nix von ihr. Es vergleiche einer Magdalenam einem Regenbogen, welcher von Sonnenstrahlen und Wasser bestehet; ich aber sag nix, nix, nix von ihr. Ich verstehe es aber lateinisch: Nix heißt auf deutsch ein Schnee. Einem Schnee vergleiche ich Magdalenam. Ehe und bevor sie sich bekehret, war sie eine Schnöde, wie sie aber die Füß Jesu mit Thränen gewaschen, war sie ein Schnee. Dann Magdalena
Die Hitz verursachet, daß der Schnee zerfließet; die hitzige Lieb in Magdalena hat gemacht, daß sie gleichsam zu lauter Wasser worden, quoniam dilexit multum, etc. Ist das nit Wasser genug, wann man sogar die Füß des Herrn darmit gewaschen? hat denn einmal ein Weib eine so saubere Wäsch zugericht, wie diese?
Es kommt einmal Ihre Excellenz ein Doctor der Medizin zu der hl. Clara. Ansehens nach war er gar ein wackerer Herr, schon ziemlich bei Jahren, in einem schwarzen sammeten Rock, mit einem hypocratischen Bart, mit einer avicenischen Red. Es war aber dieser der Teufel selbst. Solcher thäte auf alle Weis' der hl. Clarä das stete Weinen widerrathen. Meine Clara, sagt er, euer vielfältiges Weinen wird euch um das Gesicht bringen! Gott straf mich, wann es anderst ist! (o du Narr, bist ohne das schon genugsam gestrafet) meine Clara, wofür ist ein so immerwährendes Weinen? habt ihr doch niemalen Gott schwer beleidiget! Magdalena hat wohl können weinen, und bei den Füssen Jesu Ablaß abhohlen, sie hat lang plena oculis, »voller Augen,« und ihr Clara wollt gar blind werden! Wie könnt ihr solches bei Gott verantworten? Clara, ich sage euchs ganz klar, ihr werdet blind werden, und also nicht mehr Clara, sondern Caeca heißen. Diese hl. Jungfrau durch innerliche Erleuchtung hat bald erkennet, daß dieser der böse Feind sey, dahero ihm keine andere Antwort geben, als diese: Caecus non erit, qui Deum videbit: »Der kann nit blind seyn, der Gott wird sehen.« Der Teufel verschwind hierüber nicht ohne großen Verdruß, aber Clara weinte noch heftiger und solches Weinen verursachte ihr Lieben. O Clara praeclara!
Magdalena nicht weniger als Clara, Magdalena weit mehr als Clara thäte weinen. Des Loths sein Weib ist in eine Salz-Saul verkehret worden; Magdalena
Die Königinn Saba hat auf eine Zeit etliche kleine Knäbl und etliche kleine Mägdlein ganz gleich bekleidet und angelegt, solche nachmals auf einen sehr großen und prächtigen Saal vor den König Salomon geführet und ihn befraget, er wolle doch vermög seiner Weisheit aussagen, welche aus diesen Mägdlein oder Knäblein seynd. Salomon läßt alsobalden einen großen silbernen Kessel herbei bringen, voll mit dem kalten Brunnen-Wasser, und befiehlt allen, daß sie sich sollen waschen. Allo, sprach er zu der Königinn, anjetzo will ich mit dem Finger auf sie deuten, und in aller Wahrheit sagen, welches Knäbel oder Mägdlein seyen. Diejenigen, welche mit beeden Händen frisch in das Wasser gefahren und sich fein stark gewaschen, diese, sagte Salomon, seynd Knaben; welche aber nur mit einer Hand gar zart und heiklich in das Wasser greifen, solche seynd die Mägdlein; wie er dann hierinnen gar nit gefehlet. Woraus erhellet, daß die Weibsbilder weit zarter und heiklicher seyen als die Männer. Wann aber Salomon hätte der hl. Magdalenä Bußwandel
Es ist Gott dem Mosi in einem brennenden Dornbusch erschienen. Warum aber, mein Gott, nimmst du deinen Thron in einem Dornbusch? warum nicht auf einer hohen Ceder? Nein, nein, nein, sagt Gott, dann eine Ceder wachset sehr hoch, und ist derenthalben ein Sinnbildnuß eines hochmüthigen Menschen, von dem der Poet sagt und singt: Hochmuth und Stolz wachsen auf einem Holz. Warum nicht auf einem Cypreß-Baum? Nein, nein sagt Gott; dann der Cypreß-Baum ist ein Sinnbildnuß eines Gleißners, weilen er nur mit Blättern, und nit mit Früchten pranget. Dahero spricht der Poet:
Warum nit auf einem Oelbaum? Nein, nein, antwortet Gott, der Oelbaum ist ein Entwurf eines gar zu linden und weichmüthigen Menschen, der gar nit strafen kann: bei mir heißt es aber also:
Warum, o allmächtiger Gott, stellest du deinen Thron auf, und in einen Dornbusch? Darum, darum, darum: Ein Dornbusch trägt spissige, spießige, spitzige Dörner, welche oben und unten den Gesunden verwunden; dahero er ein Sinnbild ist eines Menschen, welcher seinen leimigen, lumpeten, limblischen Leib streng kasteiet; da, da hat Gott sein Wohn und Thron.
Ihr Gnaden Adels halber; hat aber verdient den Titul Ihr Gestreng Wandels halber: diese tragte ein Kleid nit auf sicilianische Modi, sondern auf cilicische Modi, in solchen strengen Aufzug hat sie den wahren Jesum in ganz Judäa ohne Scheu geprediget. Nachdem sie aber durch der Juden harte Verfolgung in Massilien angelangt, und daselbst durch alle Sprachen das Evangelium geprediget, auch die ganze Landschaft zu dem wahren Glauben gebracht, suchte sie in allweg, wie sie doch möchte einen strengen Lebens-Wandel führen, und ihren Leib kasteien. Zu solchem Ziel und End verfügte sie sich in eine rauhe, harte, wilde Wüste und Einöde, wohnete allda ganzer 30 Jahr.
Andere Weiber, und deren nit wenig, haben wohlriechende Rosen für die Nasen zu einer Erquickung; aber Magdalena in der Wüste erquicket sich nicht mit Rosen, sondern mit denen Dörnern, womit ihr Jesus ist gekrönt worden. Andere Weiber, und deren nit wenig, nehmen zuweilen räse Nägerl auf die Zung zu einer Stärkung; aber Magdalena in der Wüste stärket sich allein mit denen Nägeln, wormit ihr Jesus an das Kreuz ist geheftet worden. Andere Weiber, und deren nit wenig, suchen ihre Kurzweil in einem schattenreichen
Magdalena lebte 30 Jahr in der Wüste, und alle Tag war bei ihr Freitag; dann stets bei ihr war die Betrachtung des gekreuzigten Jesu. Der Prophet Elias kommt einsmal zu einer armen Wittib, fragt was sie handle und wandle? O mein Vater, antwortet sie, En colligo duo ligna, »siehe, da sammle ich zwei Hölzer zusammen,« damit ich darmit mir ein Brod bake, alsdann will ich sterben. So jemand Magdalenam bei Tag und Nacht, Fruhe und Abends in der Wüste hätte gefraget, womit sie beschäftiget sey, so hätte sie gleichmäßig nicht anderst können sagen, als: En colligo duo ligna »ich sammle mir zwei Hölzer, eines in die Höhe, das andere überzwerch, mit dem mach ich mir und back' ich mir mein tägliches Brod, bis ich sterbe«. Bis in den Tod war ihr einziges Leben der gekreuzigte Jesus.
Der hl. Anselmus schreibt, daß von demselbigen Baum, an welchem Adam im Paradies sich versündiget hat, sey durch einen Engel ein Aest'l getragen worden nach Jerusalem, allwo es gepflanzet und in einen großen Baum erwachsen, aus welchem man nachmals das Kreuz Christi gezimmert; und sey eben an demselben Jesu war dem Adam mit dem untern Theil im Maul, mit welchem er gesündiget. Solches Wunder sah man auch in Magdalena, bei Magdalena, an Magdalena, indem sie stets 30 ganzer Jahr das Kreuz ihres Jesu im Mund, ja gar in dem Herzen trug. Man weiß gar wohl, daß die Hebräer von denen Wunden seynd gesund worden, wie sie die aufgehenkte Schlange in der Wüste haben angeschaut; so oft aber Magdalena Jesum in der Höhe auf dem Kreuz betrachtet, non sanabatur, sed sauciabatur, »so wurde sie nit gesund, sondern verwundt,« verwundet in ihrem Herzen. Und solche Hitz trieb stets die Wasserquellen aus den Augen. Das ist eine Wäsch gewest, da sie mit Thränen ihr Angesicht, ihren ganzen Leib, den harten Stein, auf dem sie kniete, mit solchem steten Augen-Wasser gewaschen.
Maria Aegyptiaca, Anfangs eine große Sünderinn, nachmalens eine große Büßerinn, Pelagia, Anfangs eine große Sünderinn, nachmals eine große Büßerinn, Thais, Anfangs eine große Sünderinn, nachmals eine große Büßerinn, Theodora, Anfangs eine große Sünderinn, nachmals eine große Büßerinn,
Afra, Anfangs eine große Sünderinn, nachmals eine große Büßerinn,
Das hat erfahren Carolus, König in Sicilien, indem selbiger Anno 1279 in einem unglückseligen Krieg gefangen und in einen abscheulichen Thurm zu Barcinon geworfen worden, worinnen er den Tod erwartet. Weilen ihm aber sein Beichtvater eingerathen, daß er sich solle der h. Magdalenä, als welche in seinem Gebiet und Land ihren h. Bußwandel geführt, eifrigst befehlen; diesem heiligen und heilsamen Rath ist Carolus nachkommen, sich mit vielen Seufzern und Thränen unter den Schutz der h. Büßerinn begeben; worüber bald ihm eine mit herrlichem Glanz umgebene Matron erschienen, und ihn mit folgenden
Judas der Erz-Schelm redet übel vom Tod der
Es ist erstlich sich hoch zu verwundern, daß wegen des lasterhaften Iscarioth kein Mensch mehr will den Namen Judas tragen, indem doch sattsam bekannt ist, daß viel dieses Namens heilige und vollkommene Männer gewesen: Judas, ein Sohn des Jacobs, war ein so werther Patriarch in den Augen Gottes, daß die andere Person in der Gottheit von seinem Stamm die Menschheit hat wollen annehmen, auch von diesem, als von einem Erz-Vater, alle Israeliten seynd Juden genennet worden. Judas, ein Sohn Saphiräi, war zu seiner Zeit der eifrigste Schutzherr dem mosaischen Gesetz', und zeigte sich steinhart gegen diejenigen, welche den Geboten der steinenen Tafeln zuwider lebten, wessenthalben er eine Geißel genennet Judas, mit dem Zunamen Esäus, war ein vortrefflicher Mann, eines sehr unsträflichen Wandels, welcher nie ein Haar darnach gefragt, wie er den König Antigono die Wahrheit in Bart gerieben. Judas, mit dem Zunamen Hebräus, folgendes aber nach der h. Tauf ist er Quirianus genennt worden, führte ein sehr auferbauliches Leben, welches genugsam aus dem erhellet, da er denjenigen Ort umständig entdecket, allwo der h. Kreuzstamm begraben lag. Judas Alphäi ist gewest der vierzehente Bischof zu Jerusalem nach dem h. Jacobum, als welchen Petrus, damals schon gevollmächtigter Vicarius Christi, zum ersten Bischof geweihet. Gedachter Judas ist mit größtem Ruhm und Heiligkeit der Kirche zu Jerusalem vorgestanden. Judas Machabäus wird nit allein von den Lebendigen als ein streitbarer Heiliger gepriesen, sondern auch bei den Todten und Abgestorbenen verdiente er ein unsterbliches Lob, massen er dero Seelen auch in dem Fegfeur Hülf geleistet hat. Judas, sonst ins gemein genannt der Bruder Christi zu Jerusalem, hatte einen besondern von Gott erleuchten Verstand und allbekannten prophetischen Geist, war auch den zweien heiligen Lehrern Paulo und Barnabä wegen seiner apostolischen Doctrin sehr bekannt. Judas endlich mit dem Zunamen Thaddäus, ein Bruder Jacobi des Mindern, ist von Christo Jesu zu einem Apostel erkiesen worden, welcher nachmals mit großem Eifer durch ganz Judäa, Galiläa, Samaria, Idumäa, Arabia, Syria, Mesopotamia den christlichen Glauben ausgebreitet.
Seynd demnach viel heilige Männer, welche den
Der h. Apostel Petrus kann es nit entgelten, daß Petrus Brabantinus ein Sch. gewest. Der h. Apostel Paulus kann es nit entgelten, daß Paulus Crau ein Sch. gewest. Der h. Apostel Andreas kann es nit entgelten, daß Andreas Seramita ein Sch. gewest. Der h. Apostel Jacobus kann es nit entgelten, daß Jacobus Grisus ein Sch. gewest. Der h. Apostel Joannes kann es nit entgelten, daß Joannes Faustus ein Sch. gewest. Der h. Apostel Thomas kann es nit entgelten, daß Thomas Münzer ein Sch. gewest. Der h. Apostel Philippus kann es nit entgelten, daß Philippus Melanchton ein Sch. gewest. Der h. Bartholomäus kann es nit entgelten, daß Bartholomäus Patavinus ein Sch. gewest. Der h. Apostel Matthäus kann es nit entgelten, daß Matthäus II. Vice Comes ein Sch. gewest. Der h. Apostel Simon kann es nit entgelten, daß Simon Magus ein Sch. gewest.
Also soll auch und kann auch es nit entgelten des hl. Judas Thaddäus oder Machabäus, daß Judas Iscarioth ein Erz-Schelm gewest. Nichts desto weniger seynd die Menschen also genaturt, daß sie den Namen Judas, ungeacht auch heilige und apostolische Männer solchen getragen, in allweg verwerfen, und ein Grausen und Ekel darob schöpfen, auch bereits die allerschlimmesten
Ist demnach dieser Iscariothische Bösewicht nie allein von dem allmächtigen Gott ewig verworfen, sondern das Unglück hat ihn wegen seiner selbst eignen Bosheit also getroffen, daß er auch bei der Welt dergestalten verhaßt, daß solche auch seinen Namen mit Unwillen anhöret, welches aber der lasterhafte Gesell nur gar zu wohl verdient hat, massen sein verrucktes Gemüth mit allem Sündenwust bekothiget. Forderist aber hatte hierin seine falsche Heiligkeit den Vorzug, welches man dazumal leichtlich konnte abnehmen, wie er das Almosen so hoch hat herfür gestrichen, als Maria Magdalena am Palm-Samstag zu Bethania in dem Haus Simonis ein ganzes Pfund der edlesten Salben über das Haupt und Füß Christi ausgossen. Der kostbare Geruch dieser Salben hat das ganze Haus erfüllt; insonderheit aber ist solcher dem saubern Judä dergestalten in die Nase gerochen, daß er hierüber spöttlich gemurrt, auch so gar der freche Lümmel in diese Wort ausgebrochen: ut quid perditio haec?
»worzu dienet dieser Verlust?« dann diese Salben hätte man theuer verkaufen und den Armen geben können?
Vermuthlich ist es, daß auch andere Apostel, als dazumal nit gar vollkommene Leut, geschmählt haben, jedoch aber aus guter Meinung; denn sie gar wohl wußten, daß der Herr Jesus dergleichen wohllustbare Ergötzlichkeiten bishero nit geachtet: also hielten sie dieses Weib dermal für eine Verschwenderinn und glaubten, es wäre besser gewest, wann man mit dem Geld, dari Pauperibus. Matth. 26.
Vor Zeiten seynd viel aus dem weiblichen Geschlecht gefunden worden, welche durch Eingebung eines göttlichen Geistes von künftigen Dingen haben geweissaget, wessenthalben ihnen der Name Sybilla geschöpft worden. Dergleichen war die Sambethe, die Herophylis, die Phemenoe, die Amalthäa, die Marpesia, die Albunäa, die Cassandra, die Xenoclea, die Helissa, die Lampusa, deren Namen sehr unterschiedlich von denen Scribenten werden angezogen. Bei unsern Zeiten gibt es gar wenig dergleichen von Gott er leuchte Matronen, wohl aber seynd einige zu finden, welchen ohne Irrthum folgende Namen können geschöpft werden, nemlich Altophila, Hexasia, Zauberillis, Liegangula, Gablreita etc.; ich will sagen: viel alte Zibethkatzen, abergläuberische Spinnweben, zahnlose Murmulthier, forderist viel zigeunerisch Lumpengesind trifft man aller Orten an, welche mit einem prophetischen Korbinian heißen, wann ihn schon die Leut den Veitl nennen. So diese etwann ein oder zwei Kreuz ergaffen unter dem Ohrenfinger in der mittern Linie, alsdann sagen sie ganz beherzt, daß dieser arme Schlucker bald werde auf dem Freithof das Quartier nehmen, und thue ihm der Rippen kramerische Tod schon wirklich das Ladschreiben verfertigen. Wann der Tisch der Hand bezeichnet ist mit vielen durcheinander gekrümmten Linien, welche den hebräischen Buchstaben nicht ungleich sehen, auch beinebens auf dem Berg des kleinen Fingers viel Tüpfel vermerkt werden, solches gibt ihnen Anlaß zu prophezeien, daß dieser im drei und
Ei so lügt, ihr unverschamten Goschen, ihr lugenhafte Zungen, ihr kothige Höllschnäbel, ihr teufelsartige Mäuler, wollt ihr dann dem freyen Willen des Menschen einen Nothzaum anlegen? habt ihr dann das Protokoll der göttlichen Vorsichtigkeit gänzlich durchblättert? was für eine Wildtaube ist euch auf das Ohrwäschl gesessen? wie nennt sich der Geist, welcher euch solche Sybillenstückl eingeben? was ist das für ein Blasbalg, worvon diese eure verfluchte Propheten-Stimm erweckt wird? Für euch gehört ein hölzernes Unterbett, worauf der Vogel Phönix stirbt, ihr schändliche, schädliche, schinderische Satans-Brut!
Den Spielern sollt man gar nit hold seyn, sondern glauben, daß das Wort liederlich von dem Wort ludere herrühre; gleichwohl muß ich mit euch Spiellumpen, Spieläner, Spielaffen, Spielgel, Spieligel discuriren: Sagt her, ihr sauberen Karten-Brüder, was für eine Karte bringt das mehreste Glück? etwann ein S, vulgo eine Sau? Nein; dann der verlorne Sohn mit den Säuen verspielt. Etwann ein König? Nein; dann Herodias mit ihrem buhlerischen König verloren. Etwann ein Caval? Nein; dann Pharao mit allen seinen Cavalen zu Grund gangen. Etwann ein Bub? Nein; dann jene Eltern haben gar wenig gewonnen, dero unerzogne Buben den Propheten Elisäum haben ausgehöhnt. Etwann ein Do? Das Do: Domine, do pauperipus; – wie er nemlich das entfremd'te Gut vierfach erstattet, und das Uebrige alles unter die Armen ausgetheilt. Dieses Do hat ihm Glück gebracht; und dieses wird auch dir, lieber Christ, nit allein ein ewiges Glück, sondern auch eine zeitliche Fortun eintragen.
Wann einer heißt Liberalis gegen die Armen, so will ich ihm aus der Hand wahrsagen, er werde Glück haben viel Jahr mit gewünschter Gesundheit im besten Ruhestand herrschen und regieren. Also hat viel Jahr mit Lob und Lieb regiert der König Eduardus in Engelland, und weil er gegen die Armen barmherizig war, und so gar auf eine Zeit, weil er dazumal kein Geld bei sich tragte, einem armen Bettler den guldenen Ring vom Finger gespendirt.
Wann ein Reicher heißt Herr Donatus gegen die Armen, so will ich ihm unfehlbar aus der Hand wahrsagen, daß ihm werde ein großes Glück zustehen, und mit seiner Freigebigkeit gegen die Armen seine zeitliche Habschaft merklich vermehren. Als hat sein Reich und Reichthum vermehrt Kaiser Tiberius, welcher einmal einen unschätzbaren Schatz aus der Erden graben, weilen er so gutherzig gegen die Armen gewest.
Benignus gegen die Armen, so will ich ihm gar gewiß aus der Hand wahrsagen, daß ihm eine sondere Fortun werde zu Theil werden, und eine reiche Heirath erwerben. Also hat erworben jener Jüngling zu Constantinopel, welcher eines sehr reichen Herrn einige Tochter derenthalben bekommen, um weil er sein väterliches Erbgut unter die Armen ausgetheilt.
Wann einer heißt Clemens gegen die Armen, dem will ich ganz glaubwürdig aus der Hand wahrsagen, daß er werde glückselig leben, und an seiner ehrlichen Unterhaltung niemals einen Mangel leiden. Das hat erfahren jener, welcher in allem seinem Vermögen nichts mehrers hatte als einen Groschen, jedoch solchen einem Armen mitgetheilt; welches ihm Gott also reichlich erstattet, daß er bald hernach in einem Fisch einen Edelstein gefunden, wormit er sich nachgehends herrlich erhalten.
Aus solchen barmherzigen Händen gegen die Armen, wie unter den Päpsten gehabt hat Gregorius Magnus zu Rom, unter den Kaisern Henricus in Deutschland, unter den Königen Stephanus in Hungarn, unter den Herzogen Amadäus in Savoien, unter den Fürsten Ludovicus in Thüring, unter den Grafen Theophanius zu Centucell, unter den Freiherren Rochus zu Narbona, unter den Edel-Leuten Martinus zu Ambian, unter den Burgern Macharius zu Alexandria, unter den
Ja, wer da will, daß sein gutes Vorhaben soll gerad gehen, der erbarme sich über alle die armen Krummen; wer will, daß er in seiner Wirtschaft nichts übersehe, der erbarme sich über die armen Blinden; wer will, daß sein Geld und Gut solle ganz bleiben, der erbarme sich über die armen Zerrissenen; wer will, daß man gut von ihm rede, der erbarme sich über die armen Stummen; wer will, daß er groß werde, der erbarme sich über die armen, kleinen Waisel; wer will, daß er soll Glück haben, der erbarme sich über die armen Unglückseligen; wer will in zeitlichen Gütern fortkommen, der thue mit zeitlichen Mittlen den Armen forthelfen.
Bandera ein Hund, Hylax ein Hund, Mariolena ein Hund, Barbatilla ein Hund, Bellina ein Hund, Melissus ein Hund, Griffus ein Hund, Loderus ein Hund, Adamantilla ein Hund etc., diese seynd in so großem Werth und Ansehen gewest, daß man sie nach ihrem Tod an ehrliche Ort begraben, und nachmals gar schöne Epitaphia oder Grabschriften aufgericht. Dergleichen Hunds-Narren seyn gewest Naugerius, Auratus, Cotta etc. Bei unsern schwindsüchtigen Zeiten ist auch kein Abgang solcher Hunds-Gemüther, welche mehrmal größere Sorg tragen und Lieb schöpfen gegen die Hunde als Menschen. Man muß bisweilen nit ohne nasse Augen ansehen, daß der Hund einen sammeten Polster für ein Unterbett hat, da unterdessen dem Armen, so nach Gottes Ebenbild erschaffen, nit ein Strohsack vergunnt wird. Nicht selten trifft man an, daß dem Esurivi »ich bin hungerig gewest,« und ihr habt mich nicht gespeist, wohl aber Hund und Hündinn. Daß mir die Hebräer den lasterhaften Barabbam haben vorzogen, ist mir sehr schmerzlich vorkommen; daß aber bei euch die Hund und vernunftloses Vieh mehr gilt als ich, kommt mir noch schwerer vor. So geht dann hin etc.; für euch gehört nicht das venite, sondern vé-ite in ignem aeternum. Ich betheuere es mit meinem Gewissen, daß ich selbst bei einer adelichen Person, so bereits mit dem Tod gerungen, in Beiseyn zweier Priester der Socität Jesu gestanden, und ganz deutlich vernommen, daß diese elende Tröpfinn unter dem kalten Todschweiß die Augen erschrecklich hin und her geworfen, und öfters mit halb gebrochnen Worten und Stimm sich hören lassen: Hund, Hund, Hund, Hund! welches allen Anwesenden nit einen geringen Schrecken eingejagt, forderist, weil fast allen gar zu wohl bekannt war die unordentliche Lieb, welche solche Person zu diesem Vieh getragen.
Diese und dergleichen Hund seynd lieb und lobenswerth, und so fern die Astrologi oder Sterngucker nit schon hätten einen Hund zwischen den Wassermann und Steinbock im Himmel gestellt, so hätt ich mich unterfangen, diese zu recommendiren.
Ich aber, o eifrige Christen, zeige euch weit bessere Hund, und diese Hund, ich bitte euch, liebet aus ganzem Herzen; diese Hund, ich rathe es euch, speist nach aller Müglichkeit; diese Hund, ich sags euch, verehret ihr wie Gott den Herrn selbsten: es seynd die armen Bettel-Hund! Also pflegt eine übermüthige Welt die mittellosen Leut und nothleidenden Tropfen zu nennen. Mit diesen Hunden könnt ihr mehr jagen,
Ich sehe es aber euch lauen Christen an der Stirn an; daß ihr dießfalls einen kleinen Glauben gebet; dann einem Menschen, (was ist dann ein Mensch?) einem Menschen glaubet ihr und vertrauet ihm große Kapitalien, eine namhafte Summa Geld, der euch das jährliche Interesse 4 pro Cento verspricht, und sich etwann mit einem schwachen Papier oder rauschenden Pergament verpfändt, woran ein wächsernes Zeugnuß hangt; einer solchen geschabenen Schafhaut, einem solchen rothen Brocken glaubt ihr; und Gottes Sohn, der ewigen Wahrheit, Jesu Christo, glaubt ihr nit, welcher verspricht nit 5, sondern 100 pro Cento noch auf der Welt zu geben! O Christen, keine Christen, weil ihr Christo nit glaubt! Gott verspricht das allermindeste Almosen hundertfach auf der Welt zu erstatten; er verspricht es, und hat es bishero allezeit gehalten.
Frag derohalben, du kleingläubiger Tropf, frag zu Sarepta in Sidonia. Dort wird dir eine arme, beinebens aber fromme Haut, eine verlassene bedrängte Wittib sagen, daß ihr der Oelkrug, wann sie ihn alle Tag auch hundertmal hätt ausgeleeret, allzeit durch ein Wunderwerk sey wieder angefüllt worden; auch das Mehl, wann sie es stündlich bis auf den letzten Staub hätte verzehret, wieder miraculoser Weis' sey ergänzt worden; in Summa: hat ja niemal nichts gemangelt,
Glaubst du es noch nicht, so stell' ich dir denselbigen Abt Henrich, Prämonstratenser-Ordens, welcher jederzeit handgreiflich vermerkt, daß sein Treidboden reicher worden, so oft er etwas darvon den Armen geschenkt: ja, das Treid hat ihm Gott etlich Wochen vor der Zeit lassen zeitigen auf dem Feld, damit er nur den Armen konnte beispringen.
Glaubst du es noch nit, so führe ich dir vor eine fromme Wittib zu Leiden, dazumal bei der Fischbrucken wohnhaft, welche sehr mitleidend gegen die Armen war, auch viel Treid den armen Leuten mitgetheilt. Indem solche auf eine Zeit bei der Tafel gesessen, und ein armes Bettelweib samt zweien Kindern sehr elend und ausgehungert bei der Hausthür angeklopft, befiehlt sie alsobald, daß man die arme Haut samt den zweien Kleinen soll zu Tisch führen
Das ist auch geschehen mit dem h. Eutychio, Patriarchen zu Constantinopel, auch mit dem h. Juliano, auch mit dem h. Thoma de Villanova, auch mit dem h. Beichtiger Gerardo, auch mit dem h. Grafen Elzeario, auch mit dem h. Abt Cunano, auch mit dem h. Wonedulpho; das ist geschehen und geschieht noch auf heutigen Tag, Stund und Augenblick mit unzahlbaren Vielen, welche durch das Ausgeben mehr eingenommen, und durch die Armen seynd reicher worden.
»obtulerunt ei partem piscis:« solches hat der liebste Jesus ganz reichlich vergolten, indem er denselben einen so großen Fischfang geschickt, daß so gar das Netz vor Menge der Fisch zerrissen. Je mehr du dann aus dem Kasten nimmst, je völler wird derselbe, je öfter du den Beutel ziehest, je gefüllter wird derselbe, je gütiger du gegen den Armen bist, je begüter wirst du. Deine Habschaft, deine Wirthschaft, deine Baarschaft, deine Herrschaft, deine Handelschaft, deine Kundschaft, deine Gewerbschaft, deine Bürgschaft, deine Gerhabschaft, deine Freundschaft, deine Nachbarschaft, deine Wissenschaft, deine Bekanntschaft ist alles zum besten geschafft, wann du den armen Hungerigen Brod schaffest, den Nackenden
Zu Cana in Galliläa ist das Wasser zu Wein worden; zu Poliaster ist das Brod des hl. Thomä Aquinatis zu Rosen worden; in Hebernia ist ein Sauschunk durch den hl. Bischof Silai zu einem Fisch worden; bei dem Abt Fechino ist, salvà venià ein Butzen aus der Nasen eines Aussätzigen zu Gold worden; zu Alenques seynd die Rosen der h. arangonischen Elisabeth zu Geld worden; bei dem h. Atilano ist sein alter zerlumpter Rock zu einem kostbaren Meßgewandt worden. Diese gedunken dir freilich große Wunder zu seyn; aber gib Almosen, gib, gib, alsdann wirst du Wunder über Wunder sehen! Du wirst sehen, daß dir dein Kreuzer zu einem Thaler wird; du wirst sehen, daß dir dein Korn zu einem Weizen wird; du wirst sehen, daß dir dein Zwilch zu Sammet wird; du wirst sehen, sehen und greifen, greifen und hören, hören und empfinden, daß all dein Auskommen, Einkommen, Zukommen, Fortkommen vermehrt wird durch das Wegkommen: wann nemlich ein Almosen von dir kommt in die Schoß der Armen.
Der künstliche und köstliche, der schöne und scheinende Sitz des Königs Salomon ist gewest von dem edelsten Helfenbein. Willst du gut sitzen, mein frommer Mensch, willst du ruhig sitzen, willst du in großem Reichthum sitzen, so gib Acht, daß dein Sitz auch sey von Helfenbein; thue helfen den armen Bettlern; thue helfen der armen Katterl, die wird dir
Diesen Rath hat geben der fromme und gottselige Capuciner Aegidius Turrianus, welcher mehrmal gar freundlich mit einem armen Weber pflegte zu reden und ihn bester Massen in seiner Armuth trösten. Unter andern gab er diesem bedrängten Tropfen folgenden Rath: wann er wolle seiner großen und harten Armuth entgehen, soll er sich keines andern Vortheil gebrauchen, als des Almosen geben. Solchem guten Rath ist dieser ohnedas gar tugendsame Weber gar emsig nachkommen, und alle Tag einen Pfenning Almosen geben (ein schönes Kapital). Nichts desto weniger tragte ihm diese winzige Summa ein stattliches Interesse; dann, nachdem er im benannten Almosengeben eine kleine Zeit verharret, hat er alsobald handgreiflich wahrgenommen, daß sein Wirthschäftl in einem merklichen Aufnehmen sey, welches ihn dann veranlasset, daß er nachgehends zwei Pfenning täglich unter die Armen ausgetheilt, worvon er dergestalten bereicht worden, daß er ein sehr reicher und vornehmer Handelsmann worden. Dazumalen war in der ganzen perusinischen Gegend und Landschaft eine sehr große
Die mehresten kargen Christen wenden vor einige Entschuldigung, und erscheinen mit diesem Einwurf: wie daß sie derenthalben nicht können Almosen geben, weil sie selbst bei kleinen Mittlen seyn, auch bei solchen Zeiten hart sey zu leben; zu dem so seyn ihre Kinder vermehrt, wie die Kinder Israel, und klagt sich niemand wegen des Zahnwehe, als eben der Laib Brod; man höret die ganze Zeit im Haus immerzu gut papstisch reden, indem eins um das ander Päpn, Päpn, Päpn schreit; über das muß gleichwohl noch etwas im Vorbehalt restiren und in die Sparbüchs gelegt werden für einen Noth-Pfenning; dann die Zeiten seynd nit mehr, bei welchen das Manna von Himmel falle, Elias von Raben gespeist, und Daniel vom Habakuk tractirt werde, oder den Israeliten die Vögel ins Maul fliegen; das »Nolite esse soliciti in crastinum« habe bereits eine andere Auslegung: laß reiche Leut Almosen geben, welche den Ueberfluß an Geld und Gut haben!
O ihr laue Christen! ich sehe wohl, ihr seyd weit eifriger im Klauben als im Glauben! eben derenthalben, merkts euch wohl, derenthalben sollt ihr Almosen geben, weil ihr bei kleinen Mitteln seyd; dann durch das Almosen wachsen die Mittel! Dives kommt her von dividendo:
Mittel rühren her von Mitleiden; die Güter vermehren sich durch die
Gutherzigkeit; die
Was trägst du Margaritta von Mutina? fragt ihr geiziger Bruder, als sie etliche eingewicklete Stückl Brod zu den Armen getragen. Margaritta antwortet: Rosen, und siehe Wunder! die Scherzel Brod seynd wirklich in schöne Rosen verändert worden. – Was trägst du, Thomas von Aquin? fragt sein Herr Vater, als er mit etlichen verborgenen Scherzlen Semmeln zu den Armen geeilt. Thomas antwortet vor Schrecken: er trage Rosen, und siehe, die Semmeln seynd in die schönsten Rosen verwandlet worden! – Was trägst du, Petre
Regalate? fragen seine vorwitzigen Mitgespän, als er etliche Tag nacheinander das übergelassene Brod einer armen Wittib mit dreien Kindern zubracht. Petrus antwortet: er trage Rosen, und wahrhaftig, alle diese geübrigten Scherzl Brod seynd in die wohlriechenden Rosen verkehrt worden! – Mas tragst du,
Diesen und vielen andern ist das Almosen durch ein Wunderwerk in Rosen verkehrt worden. Aber glaub du mir auch, o barmherziger Christ, glaub du fest, daß dein Almosen, welches du den Armen darreichest, gleichmäßig zu Rosen werde: es wird dir gewiß Rosen tragen in deiner Wirthschaft!
Dem Job hat es Rosen tragen; dann weil er ließ Woll' spinnen und daraus Kleider machen für die Armen, also hat ihm Gott geschenkt eine große und häufige Herd' Schaf. Dem lieben Mann hat das Almosen Rosen getragen, welcher den hl. Dominicum in die Herberg hat aufgenommen und ihn nach Möglichkeit tractirt; dann dazumal ein geh entstandenes Wetter mit hartem Schauer und schädlichen Rieselsteinern alle Weingebirg in selber Gegend gänzlich zu Grund gericht, der Weingarten aber des gedachten gutherzigen Manns ist nit ein Haar groß verletzt worden. Childeberto, Roberto und Ludovico, Königen in Frankreich, hat das Almosen Rosen getragen, indem sie kraft dessen ihre meisten Feind überwunden und allemal Rambaldo, einem Cavalier in Hibernia, hat das Almosen Rosen getragen, daß, als einst durch des bösen Feinds Anstiftung sein Pallast mit Feuer angesteckt worden, hat solches auf keine Weis' mögen gelöscht werden, bis die armen Bettler beigeloffen und das kurz zuvor von diesem Herrn gespendirte Geld und Brod in die Flammen geworfen, worvon augenblicklich alles erloschen. Dem Sem, nachmals Melchisedech genannt, hat das Almosen Rosen getragen; dann er etlich hundert Jahr alt worden, im besten Ruhestand und Wohlstand sein Leben zugebracht, keinem Unheil, keinem Unglück, keinem Unstern unterworfen, und als die Ursach dessen der große Patriarch Abraham gefragt, gab er die Antwort, wie daß er in der Arche Noe einen allgemeinen Futtermeister abgeben und alle Thier darinn gespeist, damit sie nit vor Hunger gestorben. Derenthalben habe ihn der allmächtige Gott auch auf der Welt also beglückt, Si Deus adeo beneficus est in eos, qui cum brutis animantibus misericordiam faciunt, quanto magis remunerabit eos, qui in homines sunt liberales! »Thut es der Allmächtige also reichlich vergelten auf der Welt, so man nur den wilden und unvernünftigen Thieren etwas Gutes erweiset, wie wird er erst belohnen dieselbigen, welche sich freigebig gegen den nach dem Ebenbild Gottes erschaffenen Menschen erzeigen!« Folge nach, o frommer Christ! es wird dir gewiß auch Rosen tragen, folge nach diesem Melchisedech, und speise gleichfalls die Thier wie dieser, so wirst du ebenfalls wie er auf dieser Welt glücklich leben! Aldort vor der Kirchen-Thür sitzt ein armer Blinder, der heißt Philipp Haß; bene pallidus und male palliatus Studiosus, der heißt Ferdinand Fink; da zieht dich bei dem Mantel ein armes Büberl, das heißt Benedict Zeisl etc., – diese und dergleichen Thier, mein lieber Christ, thue speisen; alsdann wird dich Gott wieder speisen, ja du und die Deinigen, du und das Deinige wird niemalen abnehmen, so lang die Armen von dir das Almosen einnehmen.
Thue dich um Gottes Willen nit entschuldigen: wann du möchtest Almosen geben, so blieb mit der Zeit der Bettel-Sack dir selbst nit aus, Hola parola, die nichts als lugenhaft. 25 Buchstaben überweisen dich, daß diese Wort mehr als 5tausendmal nit wahr seyn; 25 Buchstaben setzt der h. Geist in 5 Wort; diese 5 Wort stehen in göttlicher h. Schrift; nach diesen 5 Worten sollst du alle 5 Finger schlecken; an diesen 5 Worten sollen alle deine 5 Sinn sich begnügen lassen, benanntlich: Qui dat Pauperi non indigebit,
»wer den Armen gibt, wird nie Mangel leiden.« Diese Wort seynd so wahr, als Gott nit kann die Unwahrheit reden.
qui dat Pauperi non indigebit.
Kaiser Andronicus ist so arm worden, daß er bei kalter Winters-Zeit hat müssen neun Gulden zu leihen nehmen, wormit er einen alten Fuchs-Pelz hat kaufen können. Das kann einem Almosengeber nit begegnen: non indigebit.
Zu Anneberg wird man von einem erzählen, welcher daselbst also reich war, daß er sich mehrmal in lauter Malvasier gebadet, und so er ausgeritten, mußten seine Diener ihm allemal auf dem Weg mit Gold sehr reich gestickte Teppich aufbreiten, worüber er ganz herrlich passirt; endlich aber ist er so arm worden, daß er das Brod von Haus zu Haus mußte sammlen. Das kann einem Barmherzigen gegen die Armen nit begegnen: non indigebit.
Zu Schemnitz in Ober-Ungarn zeigt man noch eine Saul, dermal aber fast einem alten Steinbruch gleich, worinnen die Frau gewohnt, dermassen so reich an Silber und Gold, daß solches Schinnenweis bei ihr wie die Scheiter gelegen. Solche ist aber mitnon indigebit
Belisarius war ein solcher reicher und mächtiger Herr, daß man seine Bildnuß gar auf die öffentliche Münzen geprägt, und also auf einer Seite Kaiser Justinianus, auf der andern Belisarus zu sehen gewest. Er ist aber endlich so arm worden, daß er mit einem hölzernen Schüsserl auf dem Weg gesessen und bettlen müssen: date obulum Belisario.
Dieß hat ein Freigebiger gegen die Armen nit zu förchten: non indigebit.Der sich der Armen annimmt, kann niemal erarmen. Wo seyd ihr, ihr gewinnsüchtigen Menschen, ihr geldgierigen Adams-Kinder, ihr wucherischen Weltaffen? wann ihr doch nach dem Gewinn schlecket, wie der Saul nach dem Honig, wann euch doch die Zähn wässern nach dem Interesse, wie den Israeliten nach den ägyptischen Zwiefeln, wann bei euch Knöpf doch die Goldblumen den Vorzug haben, wann ihr Büffel doch das guldene Cupio capio mit Aesculapio; so kommt her, treibt solchen Wucher, welcher euch nit allein an dem Ewigen nit schädlich, sondern noch hundertfach das Zeitliche vermehrt: nemlich durch das Almosengeben wird das Zeitliche nit verloren, sondern auserkoren, durch das Almosengeben wird das Geld nit geleert, sondern vermehrt, durch das Almosengeben wird die Wirthschaft nit geschwächt, sondern erhöcht, mit einem Wort: wer reich will werden, der nehm sich der Armen an.
Wie der gebenedeite Jesus von Nazareth zwölf Jahr alt war, hat er sich auch wegen der gewöhnlichen Solennität nach Jerusalem begeben, woselbst er von Maria und Joseph nit ohne sondere Herzes-Wehemuth verloren, nicht weniger erst am dritten Tag, nach allem möglichist angewend'ten Fleiß und emsigister Nachforsch im Tempel zu Jerusalem gefunden worden, allwo er in Mitte der hochwürdigen und hochgelehrten Herren Doctorn wurde angetroffen, als der ihnen dazumalen die tiefsinnigisten Fragstuck vorgetragen, über welches sich die hebräischen Spitzköpf und Witzköpf nit wenig verwunderten! Es haben die bedrängten Eltern ihren allerliebsten Sohn Anfangs gesucht bei den Befreund'ten und Anverwandten, der gänzlichen Meinung, als habe etwann der Herr Vetter Samuel oder die Frau Maim Rebecca den zwölfjährigen Knaben nach
Hättest du auch, lieber Christ, hättest du auch diesem bei der Thür ein Stückl Brod vergonnt, forderist, wann dich jemand hätte vergwißt, daß dieser Gottes Sohn sey? Ja, ja, tausendmal ja, unendlichmal ja, sonst ein jeder Alles und Alles hätt ihm gutwilligist, treuherzigist gespendirt. O hätte ich einmal die Gnad vom Himmel, daß Gott zu meiner Thür komme, ich wüßt nit, gar nit, was Guts ich ihm erweisen sollte; ich wollt, so es ihm beliebig wäre, mit dem Messer mir die Brust eröffnen, urbietigist das Herz heraus heben und ihm darreichen, mehr hätt ich nicht!
Mein eifriger Christ, solche erst erwünschte Gnad hast du alle Tag; dann so oft ein armer und bedrängter Tropf dich um ein Almosen ersucht, so glaube vor gewiß, daß Gottes Sohn in eigner Person dich anrede und bitte, und was du den Armen gibst, das hast du Gott selbsten geben! Dieses ist so wahr, als wahr ist, daß dich Gott erschaffen und erlöst. Ja, Gott schwört hierauf, damit du Ihm sollest glauben: Amen, amen dico vobis, quod uni ex minimis
meis fecistis, mihi fecistis. Glaub du sicher, daß oft dein Heiland Jesus in Gestalt eines krummen oder lahmen oder blinden oder sonst elenden Bettlers dich anspreche um ein Almosen, glaub es unfehlbar!
Der h. Ethbinus ging einst mit seinem frommen und h. Vater Uvinvaloro ins Feld spazieren, zu beederseits Trost einen geistlichen Discurs zu führen. Da sahen sie ungefähr einen armen, todtblichenen, aussätzigen Bettler, welcher voller Geschwür am ganzen Leib fast einem Job auf seinem Mistbett'l gleichte. Diese zwei gottseligen Männer umarmten alsobald den armen Tropfen, trösteten ihn nach aller Möglichkeit, und nachdem sie ihm seine rinnenden Geschwür gewaschen und gesäubert, hat sich Ethbinus also verliebt in diesen elenden Bettler, daß er so gar wollte das Eiter aus dem Geschwür und zeitigen Aisen heraus saugen, und siehe Wunder! als Ethbinus vermeinte, diesen rinnenden Wust und faule Materi schon im Maul zu haben, so fand er anstatt desselben ein kostbares Edelgestein auf seiner Zunge, erblicket beinebens ein glänzendes Kreuz auf der Stirn dieses Bettlers, und nehmen alle beede wahr, daß dieser der gebenedeite Jesus selbst gewesen, welcher in Begleitung unzählbarer englischer Geister vor ihren Augen in Himmel gefahren.
Der h. Papst Gregorius Magnus, der h. Papst Leo, der h. Joannes Columbinus, der h. Abt
Der gebenedeite Heiland saß auf eine Zeit bei einem Brunn allermüd und matt wegen der Reis' und großen Sonnenhitz. Da kommt ein samaritanisch Weib, Wasser zu schöpfen, welche der demüthigste Herr ganz freundlich bewillkommet, von ihr aber nichts anderst, als ein saures Gesicht und unhöfliches Anschnarchen erhalten; auch da er von ihr einen frischen Trunk Wasser billig verlangte, warf sie ihm noch schimpflich vor, wie daß er ein Jud sey, die Sprach samt dem Aufzug verrathe ihn, die Juden aber pflegten den Samaritanern nit viel bona dies zu geben, viel weniger, daß sie aus dero Geschirren möchten essen oder trinken. Worauf der sanftmüthigste Heiland mit diesen Worten zu ihr gesprochen: Si scires, quis est, qui dicit tibi, da mihi, forsitan dedisses: »Wann du wüßtest, wer der ist, welcher zu dir sagt, gib mir, vielleicht hättest du ihm geben.«
Du, mein lieber Herr Gebhart, es bittet dich ein armer alter Tättl so schön, daß es scheint, als trage er den Ciceronem auf der Zung und nit im Sack; er bittet dich um Gottes willen um ein
Du mein lieber Meister Zacharias, vor deiner steht ein elender Tropf, welcher darum arm, weil er nur einen Arm hat, den er durch einen Schuß vor Ofen verloren, dazumalen, wie es bei Ofen kühl ist hergangen; dieser arme Gesell bedauret sehr stark, daß er nit zwei Händ hat, damit er beide könnt aufheben, dich zu bitten; du aber machest ein ursicinisch Gesicht gegen ihn, mit dem schmählichen Vorwurf: wann er etwas Guts wäre gewest, so wäre er wohl kein Soldat worden; er hätte bevor wissen sollen, daß es nirgends mehr Scherben gibt, als bei Kriegen, auch sey Fechten und Bettlen fast eines Innhalts.
Du, mein lieber und gestrenger Herr Secretari Servati, siehe doch, wie dieser krumme Tropf mit seinem hölzernen Hand-Pferd dir so müheselig nachgallopirt; du kannst dir gar wohl einbilden, daß ihn auch am hölzernen Fuß der Schuh drucke, und weil der untere Stock so schlecht ist, ist gar wohl zu vermuthen,
Du, mein ehrenfester und wohlvornehmer Herr Hartmann, schau mir diesen elenden Menschen an, welcher vor deiner die Händ aufhebet; Kleider halber soll er ja Ihr Durchleucht genennt werden; es scheint, als sey er dem Papiermacher über seine Garderobe kommen; er geht daher, als wie sonst die Frau Wahrheit soll ausziehen, das ist nackend und bloß. Dieser bittet dich in Frost und Kälte ganz inbrünstig um Hülf; du aber stellst dich, als wann du ihn nit sähest, und fällt dir nit ein, daß aus diesen Hadern und Lumpen ein Papier gemacht wird, worauf Gottes ernstliche Wort können geschrieben werden: Nudus eram, et non cooperuistis me,
»ich war nackend und bloß, und ihr habt mich nit bekleidet!«
Si scires, quis est, qui dicit tibi, da mihi; o Hartmann, wann du wüßtest, wer der ist, welcher zu dir sagt, gib mir, wie gern und urbietig würdest du ihm deine mildreiche Hand darreichen; und mußt wissen und sollst wissen, daß gar oft der Welt Heiland selbst, dein Erschöpfer, dein Erlöser, dein Richter, dein Gott, die elende Gestalt eines Bettlers an sich nehme, mit Lumpen und Hadern sich bekleide, bei der Thür anklopfe, und von dir ein Almosen begehre: si scires, forsitan dedisses.
Nihil
ins Netz gangen. Nachdem er endlich das Netz aus der Tiefe ziehet, und spannet mit gierigen Augen, ob nit einiger Fischfang seine Mühe bezahle, da merkt er bald, daß er weder bei Neptuno, noch Fortuna den Kürzeren gezogen, indem er wahrnimmt, daß er anstatt der Fisch die hoch-schätzbarsten Edelgestein, anstatt eines Punin einen Rubin, anstatt der Aalen die schönsten Corallen, anstatt der Stirl die theuresten Saphirl heraushebet.
Deßgleichen widerfahrt auch viel mildherzigen Almosengebern, welche oft und mehrestentheil vermeinen, daß sie arme und nothleidende Bettler in ihre Behausung einführen, auch kräftig glauben, daß sie bedrängte und presthafte Menschen mit Speis' und Trank versehen, auch sich selbst nichts anderst einbilden, als daß sie elenden Tropfen und nothleidenden Adamskindern einen Kreuzer schenken, unterdessen aber ist geschehen und geschieht noch, daß sie anstatt der Fisch die schönsten Edelgesteiner gefangen, will sagen, anstatt eines Bettlers den Heiland Jesum selbst beherbergt, anstatt eines Menschen dem wahren Gott und Menschen diese Gutthat selbst erwiesen.
Abraham hat glaubt, er tractire 3 fremde Männer, und waren unterdessen 3 hl. Engel in der Figur der allerheiligsten Dreifaltigkeit,
Also sey du auch versichert, mildherziger Christ, gutherziger Mensch, barmherziger Almosengeber, sey versichert, daß du vielleicht auch einem Armen etwas gespendirt, den du für einen elenden Tropfen gehalten, unterdessen aber ist es etwann Gott selbst gewesen. Glaube beinebens auch, daß du bisweilen einen armen Menschen bei deiner Hausthür mit rauhen und groben Worten hast angetast, welcher in Bettlers-Gestalt der Heiland selbst gewest, und also deinem Erlöser einen schnarcherischen Verweis geben. Si scires, quis est, qui dicit tibi, da mihi, forsitan dedisses.
Arnoldus in seinem Martyrologio schreibt von einer frommen Gräfinn, welche, ob schon hochgeboren, dannoch eine niederige, demüthige Dama gewesen, auch war solche nit allein wohlgeboren, sondern war auch wohlgelobt, forderist wegen der Wohlthaten, die sie den Ihr Gnaden gebührt, und sich füglich eine Gräfinn von Helfenstein hat schreiben können. Dieses adeliche Gemüth, so sehr es zu der Lieb des Nächsten geneigt, so unbarmherzig und aufblasen war ihr Herr Gemahl, als welcher nichts unwerther konnte sehen, als die Bettler, die er ins gemein nur lausige Bursch und verworfenes Lumpengesind taufte, auch so gar obbenannter seiner Frau Gemahlinn ernsthaft verboten, daß sie mit dergleichen Grindschipeln nit soll umgehen, noch weniger solche Fleck-Kramer in ihre Behausung einlassen. Als nun auf eine Zeit dieser Durandus sich mit einer Jagd nach Gewohnheit ergötzte, hat sich ein elender, aussätziger Bettler bei der Schloßthür eingefunden, welcher um Gottes willen eine Herberg gesucht. Der Frau Gräfinn war das Herz schon erweicht, als die nicht konnte sehen einen Menschen, dessen sie sich nit thäte erbarmen; allein die schützte vor das große Verbot ihres so harten Herrn. Weil aber der arme, mit Geschwüren überhäufte Bettler ganz inständig gebeten, also hat die Barmherzigkeit bei ihr vorgeschlagen, und diesen nicht allein in das Geschloß, sondern auch, wie er verlangte, so gar in ihr eigenes Bett auf eine Stund zu ruhen eingelassen. Unterdessen aber kommt unverhofft der Graf von seiner Jagd zurück, und weil er sich im Hetzen so stark bemühte, begehrt er alsobald in die Schlaf-Kammer, daselbst eine kleine Ruhe zu suchen, und den abgematten Leib mit Wurmius in die Kammer eingetreten, hat er einen so lieblichen Geruch empfunden, daß ihn gedunkte, als habe das irdische Paradies seinen Blumenschatz dahin gespendirt, auch wünschen konnte, daß er gar zu einer Nase möchte werden, diesen übernatürlichen Geruch sattsam zu genießen. Als unterdessen die bedrängte Gräfinn ihr den gewissen Tod vorgebildet, der Meinung, es habe der Graf den armen, presthaften Bettler daselbst im Bett angetroffen, so hat sich aber der Herr Graf bald wieder aus der Kammer begeben, mit höchster Verwunderung sich zu seiner Frauen Gemahlinn gewendet, sprechend: er habe länger nit mehr schlafen noch ruhen können, weil es ihm nicht anderst vorkommen, als sey er mitten im Paradies, so voller Lieblichkeit und Süße sey das Bett gewest. Worauf die gottselige alles umständig erzählet, wie daß sie einen armen, elenden Bettler habe darein gelegt, weil solcher sie inständig gebeten. Indem dann solcher verschwunden, sey gar glaublich zu halten, daß es nit ein Bettler, sondern in dessen Gestalt der Si scires, quis est, qui dicit tibi, da mihi, forsitan dedisses.
Demnach, mildherziger Christ, bild dir ein, so bei deiner Hausthür ein armer Bettler klopft, es sey derjenige, welcher in das Haus Zachäi eingetreten, und dasselbe mit seiner göttlichen Gegenwart geheiliget; bild dir ein, wann ein blinder Bettler ganz armselig dich anspricht, es sey Jesus der Sohn David, welcher dem Blinden am Weg das Gesicht erstattet; bild dir ein, so dich ein krummer und elender Tropf mit nassen Augen bittet, es sey derjenige Jesus, in dessen Namen Petrus den Lahmen bei der Porten des Tempels curirt hat; bild dir ein, wann dich ein armer Schlucker nur um einen Pfenning bittlich ersucht, es sey derjenige, welcher dem alten Mütterl wegen Opferung zweier Heller so großes Lob im Tempel nachgesprochen; mit einem Wort: so oft du eines Armen ansichtig wirst, bild dir ein, es sey Gott selbsten; dann in der Wahrheit mehrmal unser lieber Herr in Bettlers-Gestalt, in Bettlers-Kleider, in Bettlers-Lumpen, in Bettlers-Krucken, mit Bettlers-Säcken, in Städten, in Märkten, in Geschlössen, in Dörfern, in Häusern herumgehet, und das Almosen sammelt, hierdurch die Adams-Kinder zur Barmherzigkeit und Mitleiden zu lenden und wenden.
Gesetzt aber, es sey weder Christus, weder ein Engel, weder ein Heiliger, der dich mit den 6 Buchstaben »da mihi« ansingt, so ist es genug, daß es einWas ihr einem aus meinen Mindesten gethan, das habt ihr mir gethan! Mir, merkts Cavalier; mir, merkts Monsigneur; mir, merkts Forestier; mir, merkts alle ihr; mir, sagt Gott, gebt ihr, was ihr den Armen gebt!
Es wird registrirt von einem, der wegen inständigen Anhaltens einem armen, halb nackenden Menschen ein Kleid gespendirt, weil er aber bald hierauf Nachricht erhalten, daß dieser ein schlimmer Gast sey und heilloser Bösewicht: so hat es ihn über alle Massen gereuet, daß er einen solchen nichtsnutzigen Vaganten bekleidet, welcher doch mit gutem Bärenhäuter-Zeug bedeckt war. Auf solches ist ihm der Herr Jesus leib-und lebhaft erschienen, und ihn mit diesen Worten angeredt: Laß dich gar nit reuen; dann du nit ihm, sondern mir das Kleid geschenkt hast! Mir, merks Currier; mir, merks Officier; mir, merks Mercantier!
Es war unlängst einer, welcher zwar kein anders Stamm-Haus wußte, als eine arme Bauernhütte; gleichwohl hat er klar an Tag geben, daß nit Alles Stroh im Kopf hat, was unter dem Stroh-Dach geboren: massen dieser durch die Studien so viel gezeigt, daß auch die Knöpf zu Rosen werden. Als solcher noch in den untern Schulen mit dem Häferl in eines großen Herrn Hof seine Kost suchte, und derenthalben nicht allein mit dem Hausgesind und Dienstboten in die Bekanntschaft gerathen, sondern so gar auch mit der Herrschaft selbst, welche ein sehr gnädigesQuamdiu fecistis uni ex his Fratribus meis minimis, mihi fecistis: »Was ihr einem aus meinen mindesten Brüdern habt gethan, das habt ihr mir gethan«; ich aber bin einer aus denselben mindesten: wer also mich, wie ich dann von Euer Gnaden nit anderst hoffe, wird von Fuß auf kleiden, der hat Gott selbst ein nagelneues Kleid gespendiret. Mihi, mihi,
mir, merks Furier, mir, merks Cassier, mir, merks Portier, mir gibst du es, sagt Gott, was du den Armen gibst!
Recht ist Misericordia generis feminini, und sagt man nit der, sondern die Barmherzigkeit, massen solches mehr bei dem weichherzigen Weiber-Geschlecht, als bei denen Männern anzutreffen ist.
Benigna mit dem Zunamen Gutherzinn will nennt haben. Als diese auf eine Zeit ein armer, halbnackender Mensch um einen alten Fetzen angesprochen, darmit seinen elenden Leib zu verhüllen, schafft, sie unverweilt der Dienstmagd, daß sie ihm solle ein Hemmet aus dem Gewand-Kasten beibringen. Welche dann nichts als hurtig solchen Befehl vollzogen, und damit sie sich als eine häusliche Wirthinn zu erkennen gäbe, hat sie ein altes und in etwas zerrissenes Hemmet herab gebracht, worüber die wackere Frau sich nicht ein wenig entfärbt, und in diese löbliche Ungeduld ausgebrochen: Ei du schlimme Husten, sprechend, du karge Hex, geschwind bring ein anders und bessers herbei; es wäre mir ja eine ewige Schand, ja, pfui Teufel, die größte Schand, wann am jüngsten Tag vor allen Engeln und Heiligen Gottes und dem gesamten menschlichen Geschlecht Christus der Herr dieses zerrissene Hemmet soll zeigen und sagen: Ecce, sehet, dieses Kleid hat mir diese Frau gespendiret! Pfui, pfui, pfui!
Mihi dedisti, mihi;
mir, merks Hatschier; mir, merks Sumulier; mir, merks Cavalier; mir gebt ihr, was ihr den Armen gebt, und solches will ich euch sowohl zeitlich als ewig vergelten!
Appelles Appollophanes, Appollonius, Appollodorus haben viel geschrien und geschrieben von den Kräutern, dero Eigenschaft und Wirkungen; unter Bettlerläus' nennen. Diese seynd nichts anderst als Kletten, welche meistens auf gemeiner Straße wachsen. Solche haben eine wunderliche Beschaffenheit, melden obgedachte Weltweisen, daß, wann man sie im Herbst eröffnet, so find't man darin zwei fruchtbare Körnlein: seynd es Gerstenkörnl, so bedeut's ein fruchtbares Jahr, seynd es aber Haberkörnl, so bedeut's eine Theurung aller Früchten. Ob dieß wahr sey, kann's ein jeder probiren. Im Uebrigen haben auch diese Kletten oder Bettlerläus' eine andere Kraft, daß sie nemlich mit Rhabarbara in Wein gesotten den Aussatz reinigen.
Was hierinfalls Dioscorides den Bettlerläusen zuschreibet, das schreib ich den Bettel-Leuten zu: daß nemlich solche so voller Wirkung seynd, daß sie auch dir, mein sündiger Mensch, den Aussatz deiner Seelen können heilen und reinigen. Dieses Recept hab ich von dem vornehmsten Medico, welcher sich nennt Jesus von Nazareth. Solches hat von Wort zu Wort gar genau und emsig abgeschrieben der Evangelist Lucas im 11ten Capitel:
Recipe date Eleemosynam, et omnia munda sunt vobis:
Bist du ein Ehebrecher und ein größerer als der israelitische David oder longobardische Paphaon; bist du ein Mörder, und ein größerer als der Kain oder der Caius; bist du ein Dieb, und größerer als Eleemosyna à morte liberat, et ipsa est, quae purgat peccata. – Bist du gewest 10 Jahr klauberisch, 20 Jahr rauberisch, 30 Jahr verfressen, 40 Jahr vermessen, 50 Jahr unzüchtig, 60 Jahr unrichtig, 70 Jahr im Haß, 80 Jahr im Fraß, 90 Jahr verrucht, 100 Jahr verflucht: sey derenthalben noch nit verzagt, die Wunde ist zwar groß, aber ein einiges Pflaster hofft:
Ich sehe es dir an, deine Augen seynd Fenster, Eleemosyna kommt her von Elimino: Almosen will so viel sagen, als: Alle-müssen, das ist, alle Sünden müssen weichen dem Almosen.
Der Fluß Jordan hat den Aussatz des Naams kurirt: das thut auch das Almosen; Moses hat mit einem Holz das bittere Wasser süß gemacht: das thut auch das Almosen; der Elisäus hat das schwere Eisen ring gemacht: das thut auch das Almosen, und mehr; dann es macht schwere Gewissen ring, das ist ja mehr; es macht den verbitterten Tod süß und gütig, das ist ja mehr; es macht vergifte Herzen gesund, das ist ja mehr; es reiniget den Aussatz der Seelen, das ist ja mehr! Omnia munda sunt.
Was braucht's viel? Es sey der Sünder so groß als er immer kann seyn, wann er ein Almosengeber darneben ist, so wird er in den Sünden nit sterben, nit verderben, sondern solches wird ihm zuvor eine rechte Buß und Reu' zu wegen bringen. Dahero allen solchen zu sonderm Trost mein h. Erz, Vater
Joab war eine Generals-Person im Feld, beinebens aber auch ein General-Tyrann im Gemüth: den Absalon, diesen königlichen Prinzen, hat er wider den Willen Davids ermord't, und diesen schönsten Fürsten zu dem schändlichen Fürsten der Finsternuß, das ist, zum Teufel gejagt; dem Abner und dem Amasa hat auch gedachter Joab den Rest geben, und sie schelmerischer Weis' ermord't; Joab hat gestohlen, ich sags unverhohlen; dieser Offizier lebte in stetem Braus, ich sags rund heraus; dieser lebte wie ein Tyrann, ich sags jedermann; endlich hat ihn lassen Salomon in seinem eigenen Tabernakel unversehener Weis' erstechen. So ist er ja ohne Zweifel beim Teufel? Holla, still, das ist zu viel! kehr das Blättl um, dort wirst du etliche musikalische Noten antreffen, welche David auf der Harfe aufgemacht mit dem untergeführten Text: Beatus, qui intelligit super egenum et pauperem. Joab ist begraben worden nächst bei einer gemeinen Straße; daselbst hat er etlich Jahr vorhero von dem Geld, welches er in Kriegsdiensten erworben, ein Spital erbaut für die armen Reisenden,
Cornelius war auch ein Soldat und Commandant zu Cäsarea, zwar eines gar ehrlichen Wandels, aber gleichwohl ein Heid und Ungläubiger; weil er aber so gern Almosen geben, hat der allmächtige Gott nit wollen zulassen, daß er solle in das ewige Verderben gerathen, sondern ihm einen Engel zugesandt mit dem Befehl, er solle unverweilt seine Reis' nach Joppen vornehmen, daselbst bei einem Lederer nächst dem Meer halt' sich der Peter auf, von ihm soll er die nothwendige Unterweisung im Glauben und die heilsame Tauf empfangen. Dictum factum.
So ist dannoch wahr, daß Xanthium oder Bettlerläus' den Aussatz des Leibs, Bettel-Leut aber durch das empfangene Almosen den Aussatz der Seelen reinigen, verstehe mit Thoma Aquinate, dispositive.
Wohlan dann, üppiger Welt-Mensch, so arm als ich bin, so schenk ich dir doch etwas: Räbler-Dukaten hab ich nit, mein Rabbi; aber einen Rappen wohl, den geb ich dir. Dieser Galgenvogel war auch mit anderm ehrlichen Geflügelwerk in der Arche Noe, und weil dieser schwarz aufgezogen, glaubte etwann der gerechte Patriarch, als gehe er in der Klag und Trauer, als werde er sich behutsamer und eingezogner halten, als andere Vögel. Schickt ihn demnach aus für einen Currier, die gewisse Avisa wegen des Sündfluß einzuhohlen, ob nit die Wassersucht qui dat escam pulis corvorum invocantibus eum.
Ist es dann wahr, soll es dann also seyn, verhält sich die Sache dergestalten, mein unbehutsames Adams-Kind, daß du schon etlich Jahr auf Rappenart dem stinkenden Aas hast nachgehetzt und nachgesetzt; daß du so gar von der cyprischen Göttinn das Zipperl bekommen, und das verdrießliche Podagra mit sonderem Wehklagen geerbt hast? ist es dann gewiß, daß du viel Jahr hero das sechste Gebot über sechs hundertmal übertreten, und nit ungleich den übermüthigen Böcken auf allen Geißmärkten herum gemecketzet
vivendo luxuriose; mit dem verlornen Bürschl in dem Evangelio bei Andl und Kandl dein Leben zubracht, und öfter Schiffbruch gelitten in Donna, als in der Donau? soll es dann noch der Wahrheit gemäß seyn, daß du nit allein zu Raab, sondern auch zu Sodoma und Gomorha dein Logement als ein loser Mensch genommen? Du verstehest mich schon! Ei so ist es noch leicht möglich, dich von dieser schweren Sündenlast zu entbinden; es kann noch gar wohl seyn, daß die göttliche Gnaden-Porte, ob schon bishero so stark verrieglet – massen der Himmel ein Schafstall, und nit für solche Säu gebaut, wie du bishero gelebt – Thür- Engel- und Angel offen stehet, wann du zwar mit dem Rappen gesündiget, dich mit Wust und Luder gesättiget, anjetzo aber mit dem Rappen die Hungerigen speisest und die Werk der Barmherzigkeit gegen den Armen übest. Dann wer sein Gesicht nit abwendet von den Armen, von dem wendet auch der Allerhöchste nit ab sein göttliches Angesicht; wer seine Händ ausstrecket gegen den Armen, dem bietet auch Gott die Händ, und erhält ihn vor dem Untergang wie den Peter im Meer; wer die Durstigen tränken thut, dem wird auch Gott einen gesunden Trunk zubringen aus seinem guldenen Becher, worauf geschrieben stehet:
Wann du es schon öfter gelesen, was ich allhier beifüge, so mußt du nit gleich die Nasen darüber rümpfen, weil ich ohnedas wohl vorsehe, daß ich eine Sau werde ausheben, weil es eine Geschicht ist von einem Saudieb. Solches hat selbst mit glaubwürdiger Feder verzeichnet Petrus Damianus: daß nemlich einer gewest sey, welcher einen sehr lobwürdigen und untadelhaften Wandel führte, und männiglich mit seinem auferbaulichen Leben bestermassen vorgeleucht; insonderheit war er ganz eiferig in Werken der Barmherzigkeit, also daß sein Haus fast eine gewöhnliche Einkehr der Armen, und ins gemein die Bettel-Herberg genennt worden. Allein Leibfarb und Liebfarb schießen bald ab, und gleichwie grünes Gras zu Heu, also ist mancher Fromme auch schlimm worden. Bei unserm Almosengeber haben mit der Weil, wie auf der Geige die Saiten, also bei ihm die Sitten nachgelassen, daß er endlich seine löblichen Liebsstuck in schändliche Diebsstuck verkehrt, so gar auf eine Zeit seinem Nachbaurn eine gute gemäste Sau eutfremd't,wer da? Wann sie dann die Antwort vernimmt: gut Freund! den läßt sie nie in die Höll passiren; dann welcher ein guter Freund ist gewest seinem Nächsten, absonderlich denen Armen, der ist befreit von der Hölle. Dahero wollt auch diesen unsern Sau-dieb zum Guten bringen derjenige, so das verlorne Schäfel gesucht in der Wüste. Dieser Heiland dann verkleid't sich und verstellte sich einmal in die Gestalt eines armen Bettlers, und begegnete also dem Saudieb. So bald solcher eines so armen Tropfen ansichtig worden – was wirkt nit die Gewohnheit in allem! – so tragt er alsobald ein inniges Mitleiden mit dem notleidenden Menschen, führt nach vorigem seinen Brauch diesen Bettler in seine Behausung, waschet und säubert ihn; vor allem aber waren dem armen Tropfen die Haar also verwachsen und zerrüttet, daß dem Saudieb für gut gedunkt, solche abzuschneiden. Wie er nun mit der Scheer hin und her gefahren, vermerkt er in dem Genick des Haupts ein Paar Augen, worüber er ganz erstummet und vor der Verwunderung schier sinnlos zu Boden gesunken. Nachdem er sich wieder in etwas erhohlt, hat er endlich das Herz gefaßt, ihn zu fragen: was um Gottes willen es möge bedeuten, daß er sowohl vorn als hinten am Kopf Augen habe, was das sey? Darauf ihm dieser Bettler geantwortet: Ich
bin Jesus, dem nichts verborgen: mit diesen Augen habe ich gesehen, wie du deinem Nachbaurn das Vieh diebisch weggetrieben; diesen Augen thust du mißfallen! worauf er verschwunden; das Herz aber dieses Menschen dergestalten erweicht, daß er seine Sünden inniglich bereuet, forthin ein heiliges Leben geführt, und also ein gar seliges End genommen.
Aus welchem dann sonnenklar erhellet, daß ein mitleidender Mensch durch das Almosen, als durch eine stattliche Seife – und eine bessere, als Susanna von ihren Frauenzimmer-Menschen im Garten verlangte – alle seine Sünd könne austilgen: welches also zu verstehen, wie schon vorhero gemeld't, daß der allmächtige Gott durch das Almosen und Lieb des Nächsten dahin bewegt werde, daß er einen solchen nit lasse in seiner Ungnad sterben, sondern gebe ihm sattsame Erleuchtung und so starken Beistand, wormit er noch vor seinem End ein Kind der Gnaden könne werden.
Was nun Christus jenem armen Tropfen bei der Synagog am Samstag gesagt, das sag ich dir, sündiger Mensch, alle Tag. Jener war, nach Aussag des h. Hieronymi, ein Maurer, und hatte einen sehr harten Zustand bekommen an der rechten Hand, wessenthalben er zum Arbeiten untüchtig, und also das Bettel-Handwerk treiben mußte; verlangte demnach nichts mehrers als die Gesundheit, welcher ihm der Heiland Jesus mit diesen Worten geben: extende manum, »strecke die Hand aus.« So bald er solche ausgestreckt, ist er völlig und vollkommen gesund worden. Willst du, o sündiger Tropf, auch gesund werden anStreck die Händ aus zu den Armen!
Begehrst du, daß Wasser wieder solle zu Wein werden, wie zu Christi Zeiten? begehrst du, daß eine verdorrte Ruthe wieder solle blühen, wie zu Aarons Zeiten? begehrst du, daß ein Todter wieder solle lebendig werden, wie zu Elisäi Zeiten? begehrst du, daß ein Vieh soll zu einem Menschen werden, wie zu Nabuchodonosors Zeiten? begehrst du, daß aus einem Lasterhaften ein Tugendhafter werde: Streck die Händ' aus, gib Almosen!
Hast du ein hitziges Fieber, wie der verliebte Holofernes; hast du das Chiragra in Händen, wie der verstohlene Zachäus; hast du die aufblasene Wassersucht, wie der stolze Goliath; hast du die Mundfäul', wie der verfressene Prasser; hast du das Grimmen im Leib, wie der zornige Pharao; hast du alle schlimmen und gefährlichen Zuständ: Recipe,
Streck die Händ aus, leg das Almosen für ein Pflaster auf, es hilft! Probatum est, spricht Zeno, ein Kaiser; probatum est, sagt Manfredus, König zu probatum est, sagt Martha, mit Martha Martinus, mit Martino Martinianus etc. Wirst also sehen, hören, greifen, riechen, kosten, daß dir Mendicus zu einem Medicus wird.
Es ist ein Kraut, welches die Griechen Pentaphyllon, die Lateiner aber Quinquefolium heißen, bei den Deutschen nennt man es insgemein Fünffinger-Kraut. Dieses hat sehr heilsame Wirkungen wider unterschiedliche Krankheiten und Presten: unter andern soll es, nach Aussag Dioscoridis, sehr gut seyn für das Zahnweh. Ich meines Theils halt keinen Schmerzen gleich diesem Zustand, absonderlich demselben, mit welchem die Verdammten in der Höll ewig gepeiniget werden; dann, nach Laut des göttlichen Worts leiden die Verlornen daselbst neben andern unbeschreiblichen Qualen ein immerwährendes Heulen und Zahnklappern. Dieses ist in der Wahrheit ein hartes Zahnwehe; aber Gott sey höchsten Dank, daß gleichwohl noch ein Mittel vorhanden, welches diesen Zahn-Schmerz verhütet, nemlich das Fünffinger-Kraut, oder – verstehe mich besser – die ausgestreckten 5 Finger mit dem Almosen gegen die Armen. Dieses ist ein herrliches Präservativ wider das Zahnklappern in der Höll.
Anno Christi 925 hat es unweit der schönen Stadt Genua den ganzen Tag das helle Blut geregnet. Ein ganzes Jahr zuvor, ehe Sylla seine Vinum und Venus auf einer Bank sitzen, der Ehrbarkeit eine ziemliche Schlappe angehängt; dahero man gar wenig gute Werk von dem Loth protocollirt, außer daß er cortes und freigebig gewesen gegen die Armen, absonderlich gegen die Fremdlinge, welche er mit großer Lieb beherbergt, wessenthalben ihn und die Seinigen der erschreckliche Feuerregen verschont, zumalen, nach Aussag des h. Petri Chrysostomi, das göttliche Feuer über die Barmherzigen keine Gewalt hat. Dahero ein jeder das Frei mache frei; verstehe: die Freigebigkeit gegen die armen und nothleidenden Nächsten macht frei von der Höll und höllischen Straf.
Unser lieber Herr hat seinen lieben Apostlen, da er sie zwei und zwei ausgesandt, gleich Anfangs Taschen und Säck und Proviant zu tragen verboten; gleichwohl aber hat er ihnen einen Stab zugelassen: Zweifels ohne derentwegen, damit sie mit dieser hölzernen Beihilf auf so schwere Reis' bisweilen möchten über einen Graben kommen. Keinen größern Graben noch Gruben wird man finden, als die Höll ist, massen selbige etliche deutsche Meilen breit und tief seyn soll; braucht demnach einen ziemlichen Sprung, wann jemand über solchen Abgrund sicher zu kommen verlangt.
Zu Prag wird man einem deutsch und böhmisch erzählen, auch zeigen, daß einer, Namens Hormyrius, seinem Pferd etliche Wort in das Ohr geredt, gleich darauf die Sporn angesetzt und in einem Sprung von dem Geschloß Wissegrad bis über den großen Fluß Moldau hinüber gelangt, allwo er vom Wasser sehr angespritzt überlaut aufgeschrien: Zlychow! worvon noch das Dorf jenseits der Moldau den Namen hat. Der Sprung geht hin; aber über die tiefe, breite, weite Höll zu springen braucht noch einen größern Sprung; und zwar solcher kann zum allersichersten geschehen mit einem Stab: dieser ist herentgegen kein anderer, als der Bettel-Stab. Wann du solchen an der Seite hast, wann dieser dir günstig ist, wann die armen Bettler, will ich sagen, vor dich beim göttlichen Gnaden-Thron anklopfen, so springst du trutz aller Teufel über
Jener Gesell und schlemmerische Weinschlauch zerreißt sein Maul umsonst in der Höll, da er überlaut dem Vater Abraham zugeschrien, er soll doch den Lazarum zu ihm schicken. Mein Phantast, dermal ist es schon zu spat, dich hat bereits schon der Bettlputz in die Höll gehohlt! gleichwohl aber ist es ein Zeichen, als sey dir der Rausch vergangen, weil du so bescheid redest; dann wahrhaftig ein Lazarus, ein Bettler ist eine Hilf und ein Mittel für die Höll; aber nit aus der Höll: noch bei Lebzeiten hättest du sollen den Bettelstab des Lazari ergreifen, bei Lebszeiten hättest du sollen den armen Tropfen zu einem Freund haben, so wärest du nachmals nit in dieses elende Ort gerathen, allwo dir auch ein Tropfen Wasser von des Lazari Finger versagt wird! Freilich errettet der Bettler einen Almosengeber von dem ewigen Tod, und mittls seiner erwirbt der Barmherzige das ewige Leben; dann der Bettler bringt bei Gott zu wegen seinem Spenditor den Buchstaben-Wechsel von seinem Bettlers-Namen, benanntlich Betler, id est, er lebt!
Jene vornehme Dama im Orient hat bereits schon sollen durch gerechtes Urthl Gottes, welcher er in dem Todbettl mit ergrimmtem Angesicht erschienen, zur ewigen Straf gezogen werden, dafern nit die Frau Barmherzigkeit sich mit zwei holdseligen Knäblein darein gelegt, vorgebend, daß diese Dama mit rechtem
Jene zwei Bettler haben nicht Unrecht geredt – wer weiß es, ob sie nit Engel gewest? – als sie von einer Frauen, die gleich damalen in die Kirche gangen, ganz inständig ein Almosen suchten, die aber dazumalen mit nichts versehen; weil aber die armen Tropfen gar zu heftig angehalten, also hat die gottselige Frau einen silbernen Gürtel vom Leib gezogen, und ihnen dargereicht, worauf diese zwei in folgende Wort ausgebrochen: Frau, seyd versichert, am jüngsten Tag, Frau, wollen wir euch mit diesem Gürtel von der linken Seite auf die rechte ziehen!
Jener lasterhafte Edelmann wurde schon von einer unzahlbaren Menge der höllischen Geister umgeben, die ihn wegen seines sündhaften Wandels wollten in die unglückselige Ewigkeit stürzen, wofern der hl. Erz-Engel Michael nicht etliche Büschel Stroh, so er kurz vorhero mit eignen Händen zweien Ordens-Männern aus dem Orden St. Francisci untergebettet, auf die Wagschale gelegt hätte, auch darmit alle großen Sünden überwogen, und folgsam solcher der Verdammnuß noch entgangen.
Gleichwie nun dem hl. Propheten Jeremiä die alten Fetzen und halb verfaulten Lumpen in Vorhof des Königs Sedeciä großes Glück gebracht, massen ereinem Wort: wann sie der armen Bettler nit werden vergessen, so wird ihrer Gott auch nit vergessen!
Allegro von Herzen, meine Almosengeber! kratzt nicht hinter den Ohren, wie ein flohiger Melampus; macht kein runzeltes Gesicht, wie ein Hackbrettl in der Kuchel; schaut nicht sauer aus, als hättet ihr Holzäpfel-Most getrunken; seufzet nit immerdar, wie ein ungeschmierter Schubkarn; züglet nicht graue Haar, als hättet ihr einen Müllnersack für eine Schlafhauben; macht kein finsteres Gesicht, wie ein angehauchter Spiegel; allegro, seyd lustig und guter Ding! Melancholia ist des Teufels seine Saugammel, Allegrezza ist Gott Jucundus homo, qui miseretur etc.,
»Lustig und ganz wohlauf derjenige, der ein Mitleiden tragt!« Diese deine Fröhlichkeit zu befördern, führ ich dich zu einem Tanz. Allo! wohlauf!
Erstlich, zu einem Tanz gehört ein gutes Paar Schuh, – das sollst du haben, und zwar von einem braven Schuster, von welchem der heilige und große Papst Gregorius also schreibt, wie daß ihm einmal der allmächtige Gott ein Gebäu eines sehr stattlichen und über alle Massen prächtigen Pallasts im Himmel gezeigt, beinebens aber vermerkt, daß an besagter königlicher Burg lauter krumme, lahme, zerrissene und zerlumpte Bettler, arme Wittib und verlassene Waislen gebaut, und zwar nur allezeit am Samstag; welches dann den h. Vater noch zu größerer Verwunderung bewegt, also, daß er Gott den Herrn demüthigist ersucht, er wolle ihm doch offenbaren, für wen solche herrliche Behausung werde aufgericht. Worauf Gott der Herr einen Engel gesandt, welcher dem h. Gregorio angedeut', wie daß dieser königliche Hof werde zugericht für einen seiner Nachbaurn, der sei nes Handwerks ein Schuster, welcher aber dergestalten gutherzig war gegen die Armen, daß er allen seinen Wochen-Gewinn, außer der Haus-Nothdurft, am Samstag unter die Armen austheilte, die dann bereits ihm den so Daß, wer Pech wird anrühren, werde darmit besudelt: so ist gleichwohl zu glauben, daß diesen so treu- und mildherzigen Handwerker sein Schusterpech nit wenig geziert habe, mit welchem er sich die ewige Kron und Glorie erworben. Wohl recht an keinem Ort hat der Patriarch Jacob einen so großen Segen und Benediction erhalten, als zu Bethel, welches eine Stadt war in Mesopotamia, allwo er die Leiter gen Himmel gesehen. Willst du auch, daß dir der Segen Jacobs, das Glück Jacobs, die Leiter Jacobs gen Himmel begegne, so gehe nach Bethel, das ist: der Bettelmann, die Bettel-Leut, das Bettel-Volk wird dir wegen des Almosen ganz schnurgerade Stafflen und ganz sichere Leiter in Himmel machen!
Zu einem Tanz wird absonderlich, und zwar meistens, ein guter Spielmann erfordert; dann gar gewiß bei dem Tanz der üppigen Herodiadis, allwo der Kehraus auf Ioannem gesprungen, gute Geiger und anders wohlgestimmtes Saitenspiel sich haben eingefunden. Damit dann der liebliche Musikschall, welcher auch den groben Bauernstieflen die Noten vorschreibt, diesseits nicht mangle, laetare, bei mir miserere bei ihm Choreae, bei mir Chorus; er mir gleich? soll dann pfaffisch und pfeifisch gleich seyn? o Gott, den Pfeifer muß ich sehen! hören mag ich ihn nit; dann weil er so gut ist, möcht er auch meinen Ere miten-Füssen eine hupfernde Gewalt anthun! Gehet demnach der alt-erlebte h. Klausner Ecce! ecce! ecce!
das Almosengeben hat dich also bei Gott dem Herrn angenehm gemacht, daß du dermalen mir in den Verdiensten gleichest!
Lobens und Liebens werth ist dieser Pfeifer; und solcher pfeift dir, mein Reicher, ein Liedl auf, darnach sollst du tanzen. Die Prediger lassen oft von der Höhe herunter etliche Liedl hören; aber die vermöglichen Batzenhofer will das Tanzen so gar nit ankommen. Deren seynd meistens achte: das erste gehet in Tripel, und heißt: Selig seynd die Armen! Dieß Liedl ist den Reichen zuwider, als denen lieber ist das guldene Kalb Aaronis, als der Ochs des Krippels. Das andere geht etwas traurig, und heißt: Selig seynd, die da weinen und Leid tragen! Dieß ist gar kein Tanz vor die Reichen; dann wo die guldene Sonn' scheinet, ist keine Zeit eines Regenwetters. Das dritte gehet und lautet ganz sanft: Selig seynd die
Sanftmüthigen! Diese Sarabanda schmecket den Reichen gar nit; dann wo lange Geldsäck, dort ist man kurz angebunden. Das vierte heißt:
Zu einem Tanz gehört auch eigenthümlich und meistens ein lustiger Ort; dann in einer niedern Rauchstube oder auf einer kothigen und sumpfigen Gasse ist gar wenig Freud beim Tanzen. Dahero die jungen Töchter und
Wohlan Reicher, dieser Berg ist ein schöner und lustiger Ort zu einem braven Sprung! Dann willst du rechtmäßig wissen, warum der Heiland eben auf diesem Berg in seine himmlische Glorie aufgefahren, so hör mich: Er hat dir wollen den Weg zeigen; dann kein besserer Weg, keine sichere Bahn, keine gewissere Strasse ist nicht in den Himmel, als vom Oelberg. Du verstehst mich schon: das Oel ist noch allemal ein Sinnbild der Barmherzigkeit gewesen; also ist gewesen, ist noch, und wird allezeit
Allegro dann! beim Tanzen muß man auch juitzen; also juitz ich dir vor A, E, I, O, U: in Himmel kommst du, wann du wirst seyn, wie A – Alexander der Fünfte, römische Papst, der fast all sein Einkommen unter die Armen ausgetheilt; dahero er öfter aus frommem Herzen pflegte zu reden: er sey ein reicher Bischof gewest, nachmals ein armer Cardinal worden, nunmehr sey er ein bettlerischer Papst; – wann du wirst seyn, wie E – Eduardus, König in Engelland, der in damaligem Mangel des Gelds einen guldenen Ring vom Finger gezogen und den Armen gespendirt; – wann du wirst seyn, wie I – Joannes, Patriarch zu Alexandria, welcher also freigebig war gegen die Armen, daß er sich hören lassen: wann die ganze Welt ein Spital wäre, so wollt er's erhalten; – wann du wirst seyn, wie O – Oswaldus der König, welcher bei der Tafel einen silbernen Becher zu Trümmern zerschnitten, und solchen stuckweis den Armen ausgetheilt; – U – wann du wirst seyn, wie Ubaldus, der auch das Bissel Brod wieder aus dem Maul genommen und den Armen geben.
A, E, I, O, U – in Himmel kommst du, wann du wirst seyn, wie A – Amadäus in Sabaudia, E – Elisabeth in Hungarn, I – Joannes Dei in Italia, O – Odila in Sicilia, U – Udalricus in Schwaben, lauter heilige Almosengeber.
Bei dieser nur gar zu üppigen Welt wird fast niemalen ein Tanz vorbei gehen, allwo nicht Weiber
Nachdem Gott der Allmächtige den Adam erschaffen, und wahrgenommen, daß dieser Mensch möchte melancholisch werden, aus Ursachen, weil niemand beihanden war, mit dem er konnte Gesellschaft, Gespannschaft und Freundschaft pflegen, also hat er in seinem göttlichen Rath beschlossen, ihm eine Mit-Consortinn beizuschaffen, benanntlich die Eva. Adamus aber mußte hierbei ein freigebiger Spenditor seyn; dann zu Formirung dieser so edlen Jungfrauen hat er eine Rippe von seinem Leib hergeben. Damit aber der allmächtige Gott zeige, daß man ihm nichts gebe, welches er nit überhäufig bezahle, also hat er dessen ersten Weltpfleger vor seine Rippe und krummes Bein das beste Fleisch geben, »replevit carnem pro ea:« gibt also die Formirung dieser so edlischen Jungfrau Eva sonnenklar an den Tag, wie Gott so reichlich vergelte, wann man ihm durch das Almosen etwas mittheilt. Für einen kalten Trunk Wasser belohnt er dich, für ein Stückl Brod bezahlt er dich, für etliche Löffel Suppen bereicht er dich nicht allein zeitlich, sondern auch ewg: gibst ihm das Zeitliche, so gibt er das Ewige, gibst ihm das Irdische, so gibt er das Himmlische, gibst ihm das Zergängliche, so gibt er dir das Immerwährende; – heißt das nit bezahlt? – Der Jakob bekommt für das Linsenkoch die Primogenitur oder die
Es hätte der allmächtige Gott gar leicht den Propheten Daniel in der Löwen-Grube durch die Raben, wie den Elias, können speisen, oder durch die Engel, oder hätte gar wohl ihm ein Manna oder Himmelbrod, wie den Israeliten, vom Himmel können schicken; hat es aber nit gethan, sondern den Habakuk lassen beim Schopf nehmen samt der Pfanne voller Koch, und lassen nach Babylon tragen, damit fein ein Mensch dem andern helfe. Also könnte der Allmächtige gar leicht machen, daß kein einiger Bettler oder armer Mensch in der Welt wäre, er könnte gar leicht allesamt reich und mächtig machen; hat aber dessentwegen Reiche und Arme erschaffen, damit der Reiche dem Armen zu Hülf komme, und damit der
Vor etlich Jahren seglete ein großes Schiff mit gar günstigen Winden und friedsamen Flocken aus Holland über das hohe Meer nach Venedig. Als nun solches reich-beladene Schiff unweit der berühmten Stadt Venedig sich befunden, hat sich ganz unverhofft eine große Ungestümme erhoben: der Himmel machte ein finsteres Gesicht, der Wind fangt an zu brummen und sausen, das Meer erwachste dergestalten in die ungeheuren Wellen, daß es sich bald aufgebäumt wie Berg und Bühel, bald wieder in die Tiefe des Abgrunds gestiegen; es spielte der ergrimmte Neptunus mit dem Schiff als mit einem Ballen, und also stunde der entsetzliche Untergang männiglich vor Augen, welches sattsam aus den entbleichten Angesichtern und aus Forcht fast entseelten Leuten im ganzen Schiff abzunehmen war. In solcher äußerster und vor Augen schwebender Lebensgefahr ist der Schiffleut einige, ob zwar sehr windige, Hoffnung noch gestanden in Ausleerung des Schiffes. Wie dann alle und jede, ohne einige Widerred, das Ihrige in das tobende Meer hinaus geworfen, da war zu sehen, wie schleunig und unverzüglich dieser Kaufmann so viel hundert Ballen englisch Tuch, ein anderer große, schwere Faß mit Beatus, qui intelligit super egenum!
Aus dem uralten Fuchsischen Stamm-Haus war ein Graf, welcher der Freigebigkeit also zugethan, daß er seine meiste Habschaft unter die Leut ausgetheilt. Als solcher einest von Catalonia nach Haus kehrte, ist er dergestalten unterwegs von den Leuten geplagt worden, daß er Alles, was er bei sich hatte, hinweg geben, außer dem Maulthier, auf dem der Alte hergeritten. Indem aber einer so gar auch die Sporn – weil sonst nichts mehr übrig – inständig verlangt, ist der liebste Herr alsobald da, streckt den Fuß von sich, und biet' ihm den verlangten Sporn dar, bitt' aber anbei, daß ihn einer, um richtige Bezahlung, möchte treiben bis nach seiner Herrschaft Fuchs, weil er je der Sporn Hülf mußt entbehren.
Wer klopft? Ein Bettler. Es ist nichts da! Ist nichts da? du haltest solche Mahlzeiten, worbei der Vitellius selbst konnte verlieb nehmen, von dem doch glaubwürdig ausgesprengt wird, daß er ganze Richten von Vögel-Hirn, ganze Schüßlen von indianischen Spatzen-Zungen, ganze Trachten von asiatischen Fischrogen hab lassen aufsetzen; und nachdem er gnug die Wampe wie einen Wander-Ranzen angefüllt, hab er mit dem Finger dem Magen die Wiedergab anbefohlen, und eine Staffete nach Speier geschickt, damit er nachmals wieder fressen möge. – Antonius Geta soll, wie man schreibt, alle Mahlzeit die
Wer klopft? Ein Bettler. Es ist nichts da! Ist nichts da? deine Kästen hangen voller Kleider, und non est modus in rebus; deine Finger klecken nit für die Zahl deiner Kleider: ein Hauskleid, ein Reis'kleid, ein Sommerkleid, ein Winterkleid, ein Frühlingskleid, ein Herbstkleid, ein Kirchenkleid, ein Rathkleid, ein Hochzeitkleid, ein Gallakleid, ein Klagkleid, ein Feiertagskleid, ein Werktagkleid, ein Oberkleid, ein Unterkleid, ein Wetterkleid, eine Strapazierkleid, ein Spanierkleid, – holla, auch ein Narrnkleid für die Faßnacht etc.! Elias hat mit einem Mantel nit können in den Himmel fahren, wo wirst du mit so viel Kleidern hin? Des reichen Prassers sein Purpurkleid wird dermalen ausgelacht; dann es müssen weit mehrere und neuere Farben auf die Bahn kommen, und muß sich die Seide auf Vertumni-Art in alle Gestalten schicken. Hoch-indianisch Zorn-Leibfarb das ist eine fremde Farb, cyprianisch Tauben-Halsfarb das ist eine neue Farb, arabischer Cypressen-Rinden-Haarfarb das ist eine rare Farb, elsassische Rubenschalen halb Aurora-Farb das
Jenes Weib im Evangelio hat ihr Heil an dem Saum der Kleider Christi gesucht und gefunden; der Zeit find't man das größte Unheil an dem Saum der Christen-Kleider, wo nemlich die theuren Spitz manchem sein Seelenheil auf eine Spitz setzen, ja gar ins ewige Verderben bringen. Glaubt mir, die Sünd hat im Paradies bei der Rose die Spitz aufgebracht; aber glaubt beinebens, der Teufel habe bei der Rosina, Rosalia, Rosimunda die Spitz erdacht! Ihr lacht mich aus, meine Weiber, und spöttlet, als hätte man diese meine Schreibfeder einem Gimpel ausgerupft; aber ich will dazumal auch nit Abraham, sondern Isaak, id est Risus
, seyn, wann euch Gott wird vorrupfen die theuren Perl-Ketten um euren Hals, wormit ihr so viel arme Leut hättet können erhalten, wann euch Gott wird vorwerfen die kostbaren Geschmuck und Edelgestein, mit welchen ihr steinreiche Leut so manchem blutarmen Menschen hättet können zu Hilf kommen, wann euch Gott in das Gesicht wird sagen, daß eure Kleider in Kasten verschimmlet, verfault, wie bei dem König Sedecias, und von Schaben durchbort worden; unterdessen hab er
Wer klopft? Ein Bettler. Es ist nichts da! Ist nichts da? sagst du. Pharao ist samt den Seinigen im rothen Meer ertrunken, du thust dich alle Wochen öfter als einmal im Wein volltrinken; Noe hat nur einmal, und zwar unvorsetzlicher Weis', einen Rausch gehabt, du aber alle Tag; der Loth hat einmal, so viel man weiß, einen Haupt-Zinnober gesoffen, du weit ärger; die meisten Soldaten des Gedeon haben sich auf die Wampe gelegt, und nach Genügen Wasser getrunken, du haltest für allemal deinen Bauch für einen Bachum, dessen Unterbett ein Weinfaß: ist also, bei dir allzeit das Wörtel Sitis, welches hinter sich und für sich gleich gelesen wird. Du bist nit besser, als jener Weinschlauch, welcher sich also mit Oktober-Saft überhäuft, daß er bei nächtlicher Weil per indirectum daher gestolpert, bis er bei einem Haus, um weil das obere Gewicht zu schwer, zu Boden gefallen, und also auf dem Rucken mit gähnendem Maul liegen geblieben, wohl ein offner Sünder, und weil dazumalen die Dachtropfen in das aufgesperrte Orificium und offne Freßgewölb eingerunnen, hat der überweinte Phantast nit anderst vermeint, als schütt ihm sein Sauf-Kammerad
In dem Evangelio steht zwar, und mit fester Wahrheit, daß einer einen Sohn habe erzogen, welcher vom bösen Feind also mondsichtig gemacht worden, daß er bisweilen ins Feuer und öfter sich ins Wasser gestürzt: diesen hat unser Herr ex pleno curirt. O mein Gott, mancher hat weit einen gefährlichern Zustand! vom Wasser zwar hat er wenig Gefahr, aber im Wein ersauft, ersauft er gewiß und wahr; in seinem Brevier ist niemalen de Feria, und wann schon auf allen Seiten die Sonne scheint, so ist bei ihm naß Wetter. Ein kellnerischer, und nit ein köllnerischer Poet macht diesen ungereimten Reim: ede, bibe, lude, in festo Simonis et Judae; aber bei manchem trifft das Liedl nit zu, weil fast alle Tag, oder wenigist öfter in der Woche, er sein Lager zu Kandlberg aufschlägt. Wann solcher vermittlst eines höflichen Ladschreibens auch zu Cana in Galiläa als ein Gast wäre auf der Hochzeit gewest, so hätte wohl zeitlicher, als dazumalen geschehen, der Wein die Schwindsucht bekommen. Wie oft ist bei dir das Saufen, daß dir die Haar geschwellen, wie die halbjährigen Binsenstauden! wie oft ist bei dir das Saufen, daß deine Nase hersieht, als wär sie vom Zimmermann mit Röthel Bebrius ebrius, der wegen übermäßigen Weinsaufens im Koth gelegen, und beinebens aus dem Saumagen solches Spott Confect feil boten, daß hierzu niemand, als geriselte und geberste Kaufer sich eingefunden, und als eine dergleichen Mäst-Sau zu hart um das Maul verfahren, also ist dem Sau-Narren eingefallen, er sey unter den Händen des Barbierers, derenthalben überlaut aufgeschrien: Meister Siegmund, gemach, gemach, und machts fein sauber! O Sau-bär! Zum übermäßigen Saufen ist genug da, und für die Armen ist nichts da? Holla! du bist nit besser als der reiche Prasser, welcher auch im Saufen und Brausen des armen Lazari vergessen; dein Grab wird also seyn in der Höll, mein Gesell, ite in ignem aeternum!
Es ist nichts da! Ist nichts da? sagst du. Was kosten dich deine unverschämten und ungezähmten post diem Veneris kommt gemeiniglich der Sabbath oder Feierabend in den Geldbeutel. Die schlimmen und gewissenlosen Brüder haben ihren Bruder Joseph in eine alte Cistern geworfen. Da ist wohl dem Alt-Vater Jacob seine Hoffnung in den Brunn gefallen. Nachgehends aber hat sie der Geldgeiz angefochten; dann sie ihren Bruder ums Geld den Ismaelitern verkauft, und zu Verblümlung ihrer Unthat haben sie des Josephs langen Rock in ein Bocksblut eingedunkt, »in sanguine hoedi,« und dem Vater also überbracht.
Der alte Hans beim untern Wasserthor hat 3 Kinder, denen er kümmerlich Brod schaffen kann; dann sein ganzes Gewerb bestehet in dem, daß er Käfich und Vogel-Häusel machet, auch die gelben Steften und hölzernen Nägel für etliche Schuhmacher spitzet, möcht seyn, daß ihm ins künftige auch das Besenbinden von hoher Obrigkeit verwilliget wurde: ist also sein Einkommens sehr klein und gering. Gleichwohl seine größere Tochter zieht daher, als wie eine halb-nobilirte Jungfrau; sie tragt einen stattlichen rothtopinen Rock, anbei ein seidenes neckerfarbes Mieder. Woher dieß, willst es wissen? Bei diesem Rock ist ein Bocksblut; Costa heißt, formirt: das mußt du glauben; daß aber bei schamlosen Weibern auch eine Costa oder Kosten sey, das will ich auch glauben. Was kosten dich die schönen Zeug? was kosten dich die schönen kostbaren Spitz? was kosten dich die stattlichen Bänder? was kosten dich die schmeckenden Handschuh? was kosten dich die Neue Jahr? die Oster-Eier? was kosten dich die hoch- und wohl-tugendsame Sc. Kuplerinnen? Rath, raith und red'!
Das Götzenbild Dagon, welches halben Theils Fräule, halben Theils Fisch war, haben die Philistäer auf alle Massen verehrt, auf die Knie niedergefallen, die Händ aufgehebt; aber das war noch nit genug, sie haben müssen opfern auch. Diese und jene, welche nicht halben Theil eine Jungfrau, sondern mit Ehren zu melden, eine ganze H, complimentirest du wie ein Götzenbild; dein Aufwarten muß emsiger seyn, als des Jacobs um die Rachel; aber das nit allein, es muß das Opfer auch darbei seyn, dann solche Fratzen kosten Batzen, solche Zaschen leeren die Taschen, solche Goschen und ist nichts da für die Armen? dem Buhl-Teufel Asmodäo gibst du, deinem wahren Heiland Jesu versagst du? Ito maledicte, gehe hin, du Verdammter!
Es ist nichts da! Ist nichts da? Sehe ich doch eine ganze Roß-Procession aus deinem Stall her vor treten, deren meiste scheinen, als wären sie dem berühmten Klepper Bucephalo, als des großen Alexanders wehrtisten Reitpferd, befreund't, welchem er zu Ehren und ewiger Gedächtnuß gar eine Stadt erbaut, und selbige nach solchem Roß-Namen genennet; die mehresten dieser deiner Pferd seynd unmuthig, und wird nit ein geringer Unkosten auf dero Unterhalt angewendt. Ich sehe eine solche Menge Hund, Wasserhund, Spür-Hund, Jagdhund, Pudelhund, Suchhund, Dachshund etc., daß einem möcht einfallen, Actäon habe bei dir einlogirt. Ich sehe possierliche Affen, spielende Meerkatzen, geschwätzige Papagei, lächerliche Fabian, indianische Raben im Fenster herum steigen; es schwörte einer, diese Behausung wäre eine Copei von der Arche Noe. Alle diese werden ernährt, gespeist, geätzt, gemäst, versehen, versorgt mit Speisen, und der arme Mensch leidet
Jener, obschon lasterhafte, Sardanapalus zu Ninive auf die ernsthafte Predigt des Propheten Jonä läßt unverzüglich ein öffentliches Edict ausgehen, es solle Vieh und Menschen fasten: »homines et jumenta non gustent quicquam!« Warum aber das Vieh? sollen dann Ochs und Esel auch können gute Werk üben? Nicht derenthalben, sondern Sardanapalus hielt es für ungereimt, wann die Menschen sollen fasten, und das Vieh, welches weit minder und weniger ist, soll essen.
Aber in deinem Haus, in deinem Pallast heißt es: die Thier sollen essen, und die Menschen fasten; dann Pferd und anders Vieh wird sorgfältigst gefüttert, und die armen Leut, bedrängte Bettler, elende Menschen aus Mangl der Lebens-Mittel müssen fasten. So ist dann der ninivitische Sardanapalus und lasterhafte König noch besser als du, als der, als die!
Wie oft hört man auch das gemeine Liedl: Schwester, wo fahrst du heut hin? heut ist die Gesellschaft bei dem von Foppenberg, morgen, wie ich hör', solls seyn bei dem von Lusthausen, übermorgen wird die von Scherzthal eine Merenda halten, und darbei auch ein Spiel auf meinen Säckel. Eine Zeit her hat mir das Glück nit favorisirt, ich vermein, ich sey mit einem Jahr in die 64 fl. um die Karten ausgeben, dergleichen Spielanetl zu contentiren. Dem Absalon hat ein Eichbaum bei seinen goldgelben Haaren ertappt; einer manchen Dama Gold und Silber er wischt öfter der Eichelbub, sonst cum pleno titulo Pamphili genannt. Sagt nun mehr, es sey nichts da; wisset und merkts fein wohl: das Geld, welches ihr ein Jahr durch so liederlich durch das Spiel verschwend't, ist fast so viel als den Armen gestohlen. Das ist zwar grob gesagt, aber doch wahr gesagt. Derjenige h. Lehrer, welcher in der Wüste mit einem Kieselstein so stark auf die Brust geschlagen, versetzt euch auch ein Gutes auf das Herz, wann's Fischbein nicht aufhält, indem er spricht: Non sunt tua, quae possides, sed dispensatio tibi credita est. Was du über deinen Stand und Nothdurft besitzest, gehört dir nicht zu, kannst derenthalben mit demselben nit schaffen nach deinem Willen und Wohlgefallen, sondern Gott hat es dir anvertraut, damit du es den Armen sollst mittheilen!
Ite,
gehet hin! o Wort entsetzlicher als ein Donnerkeil! ite,
gehet hin! o Wort, darob alle Gliedmassen erzittern! ite,
gehet hin! o Wort, woran auch der feste Erdboden erbebet! gehet hin ins ewige Feuer, ewige, ewige; dann ich bin hungerig gewest, ihr habt mich nicht gespeist, da doch mehrmal der Ueberfluß auf eurer Tafel stunde; ich bin durstig gewest, ihr habt mich nicht getränkt, indem doch öfters der überflüssige Wein in allerlei Farben eure Credenzen überschwemmt; ich bin nackend gewest, ihr habt mich nit bekleid't, da doch eure Kleider dem Schaben zu einer Beut worden; ich bin bedürftig gewesen, ihr habt mir nichts dargestreckt, da unterdessen eure Spieltisch, Spielbeutel, Spielkasten das Meinige verzehrt; gehet hin, ite!
O Pater, dieser Herr betet so emsig, daß ihm das Maul staubet; diese Frau gehet niemal aus der Kirche, es sey dann, sie habe bei einem jeden Altar eine Meß gehört; sie ist in allen Bruderschaften einverleibt, und hangen so viel Täferl um ihr Bett, als zu Zell in Steiermark, oder zu Alten-Oetting in Bayren; diese Dama nimmt einen ganzen Sack voll Bücher in die Kirche, daß es auch einem Müllner-Esel zu tragen schwer fallte; kein h. Ablaß ist nie, welchen sie nit mit Innbrunst empfanget: wohl fromme Leut alle beide; allein etwas kargs seynd sie, und da ein armer Bettler um etwas anhaltet, so ist
nichts da. Auch diese, obschon deiner Meinung nach Heiligmäßigen, auch diese werden Kinder seyn des Verderbens, werden samt andern in den Abgrund der Höll steigen, werden von Jesu Christo verstoßen werden, weil es auch den fünf Jungfrauen keinen Nutzen gebracht, da sie mit der Lilie der Jungfrauschaft geprangt, entgegen aber das Oel der Barmherzigkeit gemanglet. Es lassen sich die Wort des h. Iacobi nit anderst auslegen, als wie sie lauten: Es wird ein Gericht ohne Barmherzigkeit über den ergehen, der nit Barmherzigkeit geübt hat: seynd also alle andere guten Werk ohne die Barmherzigkeit, wie ein Leib ohne Herz, wie ein Herz ohne Leben.
Der h. Castor am Ufer des großen Fluß Mosel bittet die Schiffleut um ein wenig Salz, indem ein ganzes mit Salz beladenes Schiff am Gestade stunde; weil sie ihm aber solches geweigert, ist das ganze Schiff zu Grund gangen. Die Straf gehet noch hin.
Der h. Senanus bittet bei einem fürstlichen Geschloß um ein kleines Mittagmahl; weil ihm aber die ungeschlachten Bedienten solches rund abgeschlagen, dahero seynd alle Speisen bei der fürstlichen Tafel augenblicklich verfault, und der Wein in ein stinkendes Pfitzenwasser verkehrt worden.
Von dem bekannten Edelmann in Schwaben, Namens Richberger, begehrten die armen Leut bei großer Hungersnoth um ihr baares Geld ein Treid; welche er aber unbarmherzig abgewiesen, der Hoffnung, das Treid soll noch in höhern Werth steigen. Es hat aber der gerechte Gott allerlei schwarze
Ein gesparsamer Normanier verbürgt das Treid bei harter Theurung, der Meinung, er möcht es noch besser anwehren; hat aber erfahren, daß eine unzahlbare Menge der Mäus nicht allein den Treidboden, sondern seine selbst eigene Person ganz ungestümm angefallen, jämmerlich zerbissen, bis er sich durch ein Gelübd zu der Mutter Gottes errettet hat. Auch diese Rach gehet noch hin.
Der geizige Bischof Walterus hat gedulden müssen, daß sein ganzer Treidkasten mit Krotten und Schlangen angefüllt worden, um weil er den Armen nit ist beigesprungen. Diese Straf ist noch nit die größte.
Zu Leiden in der St. Peters Kirche zeiget man noch ein Brod, welches zu Stein worden, aus Ursachen, weil eine Schwester der andern armen solches abgeschlagen.
Aber laßt euch doch das Ite in ignem aeternum, »Gehet hin in das ewige Feuer!« schrecken. Ein Crucifix löset beide Arm vom Kreuz, und stopft die Ohren zu, als man ein Seel-Amt gehalten für einen Reichen, welcher auch in Gewohnheit hatte, die Ohren zuzuhalten, wann die armen Leut um ein Almosen geschrien. Das ist erschrecklich.
Zu Lucca in Welschland ist der Teufel in einem Franciscaner-Habit, als wäre er ein Sammler desselbigen Convents, alle Tag, 2 Jahr lang, in der Stadt herum gangen, bei allen Thüren das Almosen gesucht;
Dem reichen Prasser wird sonst kein Laster noch große Missethat von göttlicher Schrift zugemessen, außer daß er des armen Lazari vor der Thür vergessen; dessenthalben ist er in der Höll begraben worden.
Christus Jesus am jüngsten Tag verspricht, und bei seiner göttlichen Parola verheißt er, daß er am jüngsten Tag allein die Werk der Barmherzigkeit wolle auf die Bahn bringen, und selbige belohnen, – von andern guten Werken geschieht weiter keine Meldung; entgegen aber drohet er anbei, daß er nur derentwegen viel tausend und hundert tausend werde ewig verwerfen, um weil solche unbarmherzig gewest gegen die Armen. So laßt euch dann trösten, ihr Barmherzigen des erfreulichen
Venite,
Das ganze Haus, der obere und untere Gaden des edlen Herrn Simon, der sonst ein Cavalier von großen Mittlen, und wie Etliche wollen, ein nächster Anverwandter der Magdalenä und Marthä, war angefüllt von dem edlesten Geruch der theuren und kostbaren Salben, wormit Magdalena ihren liebsten Jesum bedienet; allein dem wilden und unflätigen Misthammel Judä wollt solche nit schmecken, dessen Nase freilich wohl einen andern Balsam verdient, worinnen die Wiedhopfen ihre Schnäbel wetzen: wessenthalben er nit allein ganz frech und unverschamt etliche Schmachwort ausgossen, und mit seinem Lästermaul die lobwürdigste, That getadlet: Ut quid perditio haec? »zu was solche Verschwenderei nutze? dem radbrecherischen Schelm und Galgen-Schwengel war nur um das Geld, wormit diese so stattliche Salbe ist eingehandlet worden, so leid gewesen. Weil dann die anderen anwesenden Apostel, als dazumal noch nicht in der Vollkommenheit befestigte Männer, solches von ihrem Mitkollega anhörten, und ohnedas sie als treu- und gutmeinende Leutl diesen Furbo in gutemVidentes autem Discipuli, indignati sunt dicentes. Welches unbehutsame Reden und Afterurthl mein h. Vater Augustinus meistens dem bösen Exempel des ehrvergessenen Iscarioth zumesset, als der die damal noch ziemlich schwachen Apostel gar leicht zu einer Nachfolg gezogen. War also dem verruchten Lottersbürschl nit genug, sich selbst ins Verderben zu bringen, sondern wies noch andern auch den Weg zum Untergang.
O Erz Raup! Es ist kein Wunder, daß jener Soldat, von dem Bartholomäus Neapolitanus schreibt, so gar den h. Matthiam nit wollen für einen Patron erkiesen, um weil dieser anstatt des Judä Iscarioth kommen. Indem aber erstgedachter h. Apostel ihm in augenscheinlicher Lebens-Gefahr erschienen, und ihm solchen Fehler scharf verwiesen, mit deutlicher Warnung, daß er des schlimmen Hunds nit könne noch solle entgelten, also hat der Soldat forthin den h. Matthiam eifrigist verehrt, gegen den Iscarioth aber, weil er auch Andere mit seinem Exempel zum Bösen angespornt, im vorigen Haß und billiger Mißgunst verharrt.
A bove majori discit arare minor:
Wie der Baum, also das Obst; wie der Bischof also der Probst.
Wie der Christoph, also der Dofferl; wie die Sophia, also die Sofferl.
Wie der Oberist also, der Reiter; wie der Leutenant, also der Gfreiter.
Wie der Acker, also die Ruben; wie der Meister, also die Buben.
Wie der Jäger, also die Jagd; wie die Frau, also die Magd.
Wie der Philipp, also der Lippel; wie der Präceptor, also der Discipel.
Wie das Haupt, also die Glieder; ist solches krank, legen sich, diese nieder.
Fällt ein großer Stein von einem Berg, so fallen alsobald kleine mit ihm; gehet ein großes Rad los in der Uhr und fangt an zu laufen, so schnurren gleich die kleinen mit; heult ein alter Wolf im Buchwald, so singen die jungen eine gleiche Mutette; sündiget ohne Gewissen, ohne Schamröthe, ohne Forcht ein Oberer, so werden die Unteren ohne Scheu nachfolgen. Aber wehe, durch welche Aergernuß geschieht!
Große Fürsten und Herren prangen gewöhnlich mit kostbaren Edelgestein und Kleinodien; aber das h. Evangelium hängt den bösen und lasterhaften Fürsten anstatt der Edelgestein einen großen Mühlstein an den Hals, wormit sie mehr sollen einen Grund suchen, weilen sie einen grundlosen Wandel führen, dann: Wer einen ärgert, sagt Christus der Heilandaus diesen Kleinen, welche an mich glauben, dem wäre besser, daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt, und er in die Tiefe des Meers versenkt würde.
Große Fürsten und Herren werden genennt Serenissimi, die Allerdurchleuchtigisten: also erben sie ihren so stattlichen Titul von dem Licht oder Leuchten; welches sie dann fügsam solle veranlassen, daß sie dem Volk mit einem Beispiel sollen vorleuchten, gleichwie die feuerstrahlende Saul den Israeliten in der Wüste. Aber wehe denjenigen, die ihrer so starken Pflicht vergessend mit einem ärgerlichen Lebenswandel auch die Untergebenen in das Verderben stoßen! dann solche große Herren seynd wie ein Leib, ihre bothmäßig Unterworfenen aber seynd wie der Schatten. Nun ist es allbekannt, was seltsame Affenart der Schatten an sich habe, und in Allem des Leibs seine Bewegungen oder waserlei Gebehrden auf das genaueste nachmache: Saufet ein durstiger Bruder aus einem Becher, daß ihm die Augen in die Schwemm fallen, wie es dem Noe nach dem langwierigen Wasser-Arrest begegnet, so thut es der Schatten nach; führt jemand einen wohlgefaßten Streich, wie der Samson mit seinem Esels-Kinnbacken, auf die Philister getroffen, worvon die Philister viel Stöß getragen, so macht es der Schatten nach; sticht eine ihrem Mann den Gecken, und zeigt ihm höhnischer Weis' ein arkadisches Ohren-Behäng, wie es die saubere Michol dem David erwiesen, so macht es der Schatten nach, und wird in allweg des Leibs Bewegungen vollkommenest nachaffen; Regis ad exemplum totus componitur
orbis, also und nit anderst ist das untergebene Volk beschaffen, welches gar meisterlich weiß ihres Fürsten und Herrn Laster und Untugenden nachzuthun, und ohne Sporn oder weitern Nachtrieb in dero Fußstapfen zu treten.
Wie die wunderschöne Judith in das Lager Holofernis ankommen, hat sich ein jeder an ihrer holdseligen Gestalt vermaulafft, ja sogar die sauberen Herrn Kriegs-Offizier sich verlauten lassen, daß, wann sonst keine andere Ursach wäre, die Waffen wider die Hebräer zu ergreifen, wäre es schon der Mühe werth, Krieg wider sie zu führen, weil so edel-schönes Frauenzimmer sich unter ihnen findet; und gedachten fein diese muthwilligen Gesellen, gegenwärtige Madama Judith sey dermalen eine Reserve für ihren Fürsten, aber wann sie die Stadt werden erobern, so wolle ein jeder sich dergleichen Muster aussuchen; und wässerten ihnen bereits schon die Zähn nach einem solchen Zuckerkandel oder zuckerigen Andl. Es ist sich aber dessen so hoch nit zu verwundern, daß diese Herrn O-vitiales solche übermüthige Kerl gewest und schlimme Bursch; dann ihr Fürst, ihr Herr, der Holofernes, war ein solcher. Regis ad exemplum, die tadelhaften Sitten eines Fürsten sind eine Vorschrift der Untergebenen. Hörst du, meine üppige Prinzessinn zu Jerusalem, wie du mit dem frechen Tanz Non licet die Wahrheit unter die Nase gerieben? warum supplicirest du nit, daß ihm beide Augen sollen ausgegraben werden, mit welchen er das verruchte procedere und gottlosen Wandel des ganzen Hofstaates so ungern hat angesehen? warum begehrst du nit, daß ihm die Händ sollen abgehauen werden, mit denen er öfters euch und andern die Höll und unausbleibliche Straf Gottes gedrohet? Diese sanbere Husten antwortet aber also: wie daß sie viel weislicher das Haupt begehre; dann wann das Haupt hin ist, so ist Alles hin. Ei, du stinkender Schlepsack, dem ist wohl nicht anders, als wie du sagst, und muß man diese deine Bosheit für eine halbe Weisheit taufen!
Regis ad exemplum etc. – freilich und nur zu wahr ist es, wann das Haupt hin ist, so ist Alles hin; ist der Landesfürst nichts nutz, so ist das Volk auch nit gut. Der obere Theil des Daches an einem jeden Gebäu wird der Fürst genennt: wann dieser nichts
Wie Petrus, König in Ungarn, fast keiner ehrlichen Matron verschont, und schier alle Eheband und Ehestand bemailiget, so ist nit einer unter seiner ganzen Soldatesca gewest, welcher ehrlich hatte gelebt. Dazumal hat man wohl können sagen: in Ungarn sey eine treffliche gesunde Luft, weil in viel Jahren keine Jungfrau gestorben; ich glaubs. – Wie Casimirus II, König in Polen, einen sochen lasterhaften Wandel geführt, daß auch die Judens-Töchter und hebräische Esterl vor ihm nicht sicher gewesen, hat solcher Muthwillen, als wär er privilegirt, im ganzen Königreich überhand genommen. – Als Sveno II, König in Dänemark, in öffentlicher Unzucht gelebt, ist das Volk ganz zaunlos und zaumlos in alle Freiheit und Frechheit ausgebrochen, als hätte sich Venus aus Cypern in Dänemark überzogen. Wie Vikissa, König in Spanien, Scepter und Kron mit allem Wust und Laster bekothtget, wollte niemand, so gar auch das geheiligte Priesterthum, nit sauber leben, und ist dazumalen einem in Spanien ganz spanisch vorkommen, wann er einen ehrlichen Menschen ersehen. Wie Kaiser Constantinus Copronymus seine Ehegebene Kaiserinn ohne Fug noch Ursach von sich gestoßen, da sollt jemand gesehen haben, wie
Von Henrico, König in Schweden, schreibt Olaus, daß er seines Gleichen in Hexenkünsten und Zauberpossen nit habe gehabt: die Teufel waren ihm bei Tag und Nacht also hurtig und urbietig zu Diensten, daß sie nur auf sein einiges Schaffen oder Winken gespannt; er hat die Sach so weit gebracht, daß, wie er seinen Hut gewendt, also ist der Wind gangen. Eine solche gleiche Beschaffenheit hat es mit großen Königen und Fürsten: wohin sie sich wenden, dorthin wendet sich auch das gemeine Volk, als wie der Wind.
Vor diesem hat es geheißen: laßt uns fahren, nichts mehr sparen, laßt uns fahren in Engelland zu; dann dazumal war das Engelland ein englisch Land, voll der heiligen Beichtiger und Jungfrauen, also daß wenig Münchs-Kappen ohne Schein seynd gesehen worden. So bald aber Henricus der Achte sich von der katholischen Kirche abgeschrauft, und wegen einer Diana putana den wahren Glauben verlassen, ist ihm alsobald das ganze Königreich nachgefolgt.
Guilelmus von Nassau, Fürst von Oranien, Gubernator in Holland, ist calvinisch worden; und als Regis ad exemplum etc.
Von Caverle nach Venedig segelte ein großes Schiff, worin dreihundert Schaf waren, einem Edelmann zugehörig in Venedig. Auf solchem Schiff hat sich auch ein reicher und wohlhabender Kaufmann befunden, welcher, wie öfters geschieht, von einem sanften Schlaf übergangen, und dahero auf einer Bank mit dem angefangen zu napfetzen. Als solches der Widder unter genannten dreihundert Schafen wahrgenommen, daß der Kaufmann stets mit dem Kopf in die Nieder bockle, hat er es nit anderst ausgelegt, als werde er zu einem Duell oder Haupt-Kampf eingeladen; dahero sich unverweilt in die Postur gestellt, auch in etwas zuruck gewichen, desto kräftiger Attaque zu führen, – wie er dann mit seiner harten Parocca so stark den Kaufmann an die Blassen getroffen, daß er über die
Ihr Fürsten, Herren und Herrscher vieler Länder und Landschaften, seyd wie ein Widder bei den Schafen! wie ihr wandelt, wie ihr gehet, so folgen euch die Unterthan und Vasallen nach: stürzt ihr euch in allen Muthwillen und Laster, so eilet das Volk auf dem Fuß nach. Wie der König Nabuchodonosor, also seine Herren Ministri und das ganze Volk; wie Herodes zu Jerusalem, also die Edel-Leut und Burger daselbst; wie der König Sedecias, also seine Landsassen; wie der König Jeroboam, also seine Unterthanen; wie der König Ptolomäus, also seine Egyptier; wie der jüngere Clodoväus, also seine Franken; sed vae mundo à scandalis! »wehe, wehe solchen Fürsten und Herren, die mit ihrem sündigen Wandel und Aergernussen auch andere zum Verderben ziehen!« Daß in euerm Land eine schändliche, schädliche Venus-Brunst entstanden, ihr seyd Regis ad exemplum.
Wehe den Geistlichen, durch welche Aergernuß kommet! Ihr habt den Namen von Christo Jesu selbst erhalten, daß ihr ein Licht und brennende Kerze auf dem Leuchter seyet. Nun wißt ihr gar wohl, wann eine Kerz auslöscht: pfui Teufel, wie stinkts! und ist solcher widerwärtige Gestank höchst schädlich, kann auch derselbige üble Krankheit verursachen. Was verursacht aber mehr Uebels und merklichen Schaden, als wann ein Geistlicher, ein Priester, als ein schön-scheinendes Licht, welches den Weltmenschen soll vorleuchten in der Lieb Gottes und Tugend-Wandel, erlöscht, und folgsam einen verdammlichen Gestank der Aergernuß von sich gibt?
Es ist kein Wunder, daß die Edel-Leut zu Jerusalem, die Handwerker zu Jerusalem, die Soldaten zu Jerusalem, die Kaufleut zu Jerusalem, die Schreibercrucisige, crucisige, »man soll Jesum krenzigen!« Es ist sich aber dessen nit so stark zu verwundern; dann sie haben gesehen, daß Ihro Hochwürden der Caiphas, Ihro Hochwürden der Annas, Ihro Wohlehrwürden die Pharisäer, Ihro Ehrwürden die Leviten, und die gesamte Geistlichkeit der Synagog nichts anders getracht', als Jesum aus dem Weg zu raumen; dessenthalben haben sie auch keine Scheu, keinen Scrupel, noch Gewissen gemacht, eben solches nachzuthun.
Nadat und Abiud, des großen Aaraonis leibliche Söhn, beide Priester, haben fremdes Feuer gebraucht zu dem göttlichen Opfer wider das Gesetz des Allerhöchsten; dessentwegen vom Feuer grimmig ergriffen worden, daß sie vor dem Altar todt dahin gefallen. Daß sie aber dergleichen groben Fehler begangen, war Ursach der starke Rausch, den sie gehabt. Wie solches das andere Volk öfter von ihnen ersehen, daß sie dem Wein also ergeben, ist gar leicht zu vermuthen, daß sie sich nicht wenig hierdurch geärgert, und etwan einer dem andern zugesprochen: Brüder, laßt uns saufen, bis uns die Haar geschwellen; laßt uns trinken, bis Lunge und Leber schwimmen; laßt uns zechen, bis das Weinfaß, auf dem Kopf stehet, saufen doch unsere Pfaffen auch etc. O wehe der Aergernuß!
Ein Mann, – und vermuthlich ein Burger von Jerusalem, reiste nach Jericho, und hatte das Unglück, daß er in einem dicken Wald und finsteren Gehölz, auf hebräisch Adamin genannt, unter die Mörder gerathen, welche ihm alle seine Baarschaft und gute Kleidung gewaltthätig
Es kommen in einem Wirthshaus zusammen an einem Sonntag ein Schulmeister aus einem Markt, ein Burger aus der Stadt, ein Baur aus einem Dorf und ein Soldat aus dem Feld. Diese setzen sich zu einer Tafel, bei der Tafel in eine Zech, bei der Zech in eine Ansprach; das meiste Reden aber betraf die Geistlichen. Der Soldat schwört bei tausend Teufeln, ihr Regiments-Pfaff habe mehr nach Beut' als Leut' diesen Feldzug getracht, und sey mehr aufs Stehlen, als auf Seelen gangen, er habe mehr Trapulier als Brevier bei ihm gesehen, sey lieber mit Becher als Bücher umgangen. Ob er sich viel auf den Himmel verstehe, das wisse er zwar nicht, ja er zweifle daran; aber auf die Stern verstehe er sich hauptsächlich, dann er habe ihn nit nur einmal sternvoll gesehen. O schönes Lob! Der Bauer mit seinem feuchten Maul, aber gleichwohl ungewaschenen Goschen, will hierin nit der geringste seyn: ja, ja, sagt er, unsere Herren Geistlichen kommen mir vor, wie die Glocken in unserem Kirchen-Thurm, die leuten andern in die Kirche, und sie bleiben selbst drausen; unser Herr Geistlicher sagt uns viel vor und thut es selbst nit; er hat das nächste Mahl geprediget, daß Fraß und Füllerei eine große dicunt, et non faciunt. Sa, Sa, sagt der Schulmeister, ich bin wohl besser versirt in dem Pfaffen-Protocoll, viderunt Filii Dei filias hominum, quod essent pulchrae etc.. Einer oder der andere Geistliche darf mir nichts sagen, sonsten zeig ich ihm gleich einen gemalten Vogel, welcher auf der Brust ein Menschen-Gesicht hat mit einer gewichtigen Nase, die er in dem Schnabel hält, worunter geschrieben: Nosce te ipsum, »nimm dich selbst bei der Nase!« O wehe, wehe solchen Geistlichen, durch welche Aergernuß kommen!
Gar wohl bekannt ist jene überaus köstliche und künstliche Statua oder Bildnuß des Königs Nabuchodonosors, dero Haupt von purem Gold, die Brust von Silber, der Leib von Erz etc. gewesen; solche hat ein einiges Steinl vom Berg getroffen und Alles zu Trümmer gemacht. Ein Berg ist ein Geistlicher wegen seiner priesterlichen Hoheit; ein Steinl ist ein Aergernuß, petra scandali.
Eine stattliche Statua ist mancher fromme Mensch, welcher ganz guldene Gedanken, eine silberne Intention und ein metallenes oder erz-starkes Vorhaben hat, geistlich zu werden, in einen h. Orden zu treten; siehet aber, daß dieser und dieser Geistliche unbehutsam in Reden, leichtfertig in Gebehrden, lasterhaft im Wandel, und mit dem Rappen aus der Arche Noe bei stinkendem Aas seine Speis suchet: ach wehe der Aergernuß? Vae mundo à scandalis!
Im Meer ist ein Fisch mit Namen Polypus, der solche wunderliche Eigenschaft hat, daß er sich gern an die Felsen und Schroffen anheft und ganz dero Farb annimmt: also wann dergleichen Felsen schwarz seynd, so ist er auch schwarz, seynd sie grau oder grün, so tragt er gleichmäßige Liverei. Wie der Polypus, so ist Populus das Volk: dieses verläßt sich und hält sich fast auf ihre Geistlichen; wie diese gefärbt, also auch das Volk: ist die ehrwürdigiste Priesterschaft weiß und unschuldig in ihrem Wandel, so wird das Volk deßgleichen seyn: machen es aber die Geistlichen gar zu braun, so find't man diese Farb ebenmäßig bei dem Volk; da heißt es: peccavimus cum Patribus nostris. Daß der mehreste Theil des lieben Deutschlands in größtem Zwiespalt wegen des Glaubens gerathen, und sich ganze Königreich und Länder von dem Gehorsam des römischen Stuhls entzogen, wer ist anderst Ursach, als die damalige im Gewissen und Wissen tadelhafte Geistlichkeit? wie dann eben 1517, als Lutherus den 31. October an der Vigil aller Heiligen zu Wittenberg angefangen zu wüthen, in dem Consilio Lateranensi ist beschlossen worden de reformandis Ecclesiae moribus
Volsäus zu Londen, Albericus zu Prag, Wernerus zu Straßburg, Gobadeus zu Neapel, Hardinirus in Italien, Udo zu Magdeburg und viel andere hohe Geistliche wegen ihres boshaften Wandels was Aergernuß haben sie nie geben der Welt! O wehe, o wehe solchen!
Wehe, wehe denen Eltern, durch welche Aergernuß kommen! In der h. Schrift wird registrirt von einem großen Miracul und Wunderwerk: Factum est grande miraculum. 4. Mos. 26. Als der aufrührische Core mit dem Dathan und Abiron sich gegen den Moses und Aaron ausgeleint und sehr großen Tumult erweckt, hat Gott solchen sträflichen Zwiespalt nit ungerochen gelassen, sondern alsobald dem Erdboden befohlen, er sollt seinen Rachen und Schlund aufsperren und besagte drei meineidige Gesellen lebendig verschlucken. Wie es dann nit anderst ergangen; dann nach kurzem Verweis und ernstlicher Wort-Bestrafung des Mosis hat sich die Erd aufgethan, und seynd diese mit Leib und Seel zum Abgrund O miraculum grande! o großes Miracul und Wunder! ein Vater geht zu Grund, seine Söhn nit; ein Vater fährt zum Teufel, und seine Söhn nit; o Wunder über Wunder! Sonst gemeiniglich nach dem Vater leben die Söhn: hab auch noch niemalen gehört, daß die alten Frösch gequackitzet, und die jungen wie Nachtigallen gesungen; es wäre was Neues, wann die alten Rappen ihre Kuchel aufschlagen bei einer Schinder-Hütte, und die jungen bei einem Biskoten-Becker; soll es dann seyn können, daß alte Krebsen hinter sich gehen, und die jungen ganz gravitätisch vor sich spazieren? Ein großes Wunder ist es, wann die Eltern lasterhaft leben, und die Kinder tugendhaft; gemeiniglich an den Eltern spieglen sich die Kinder.
Ihro Majestät die Königinn Michol, des Davids Frau Gemahlinn, war über alle Massen eine stolze Docke; sie hat wohl nie mehr zuruck gedenkt, wie ihr Vater Saul ein Eseltreiber war. Zwar es gibt ihres Gleichen mehr, die durch das Glück erhoben, sich nachmals ihres Herkommens schämen, und darf mancher gestrengen oder gnädigen Frau nit gesagt werden, daß ihre Mutter eine Näherinn, und ihr Vater ein armer Hafner gewest; dann sie ist schon eine
David ist den Weibern nicht gar feind gewesen, dessen sattsame Zeugnuß die Bersabea: Ammon und Salomon, seine Herren Söhn, waren gleichmäßig von solcher Lieb angesteckt und angestänkt. Wie der Vater, also die Söhne.
Ist der Vater ein Bachus-Bruder, welcher vor lauter übermäßigem Weinsaufen rothe Augen bekommt auf cyprianisch Tauben-Art, und also wegen solcher schlechter Fenster das ganze Gebäu muß Schaden leiden: so wird der Sohn nit weniger Martius seyn im October-Saft, und auch lernen aus Trinkgläsern Kupfer zu machen.
Ist der Vater, mit Ehren zu melden, ein Lügner, und im Maul ein größers Messer tragt zum Aufschneiden, als jener Bauer im Magen, welcher ein mehr als Spann langes Messer geschlückt, so aber mit einem Magnet-Pflaster ohne Schaden ganz künstlich von ihm gezogen worden, und annoch in der kaiserlichen Kunst-Kammer zu Wien gezeigt wird: so wird der Sohn auch gesparsam seyn in der Wahrheit, und in allen Reden den Lugo citiren; auch Secretum wäre zu vertrauen, dann so ers schon offenbart, würd' es ihm als einem Lügner niemand glauben.
Ist der Vater ein Spieler, dessen meistes Traficiren in Trapuliren bestehet, und da man anderstwo die Hadern und Lumpen zu Papier macht, ihn aber macht das Papier, verstehe die Karten, zu Lumpen und zerrissenen Hadern und äußeriste Armuth: so wird der Sohn auch beherzt in Herz, floriren in Grün, närrisch in Schellen, säuisch in Eichlen seyn.
Ist der Vater ein Buhler, und in seinem Gewissen die Wort Non moechaberis mit bleicher Dinte geschrieben, und bei ihm nach dem A, B, C, D gleich das F folgt, und öfter das E überhupft: so wird der Sohn ebenfalls syllogisiren in Barbara, und mehrmal bei der guldenen Kuh, wie Moses beim guldenen Kalb, die Gebot brechen.
Ist der Vater ein Flucher und Gotteslästerer, bei dem es auch mitten im Winter donnert und hagelt, der wie ein grünhosender Frosch und Lachen-Musikant mit seiner Pfund-Gosche und verdrießlichem Tenor den Himmel selbst anquackitzet, und also der Lümmel den Himmel mit Getümmel antastet – wohl supra mentem sapramentiren.
Ist der Vater ein Dieb und Partitenmacher, der weit besser die Leut, als die Schwalben den Tobias weiß zu besudlen, und folgsam in den 7 Tagen der Woche das 7te Gebot: du sollst nicht stehlen! 77 mal vergißt, und also solcher Mammons-Bruder den Ablativum niemalen decliniret: ja so wird der Sohn nit wie ein frommer Loth die Fremden, sondern wie ein schlimmer Lottersbub das Fremde lernen zu sich ziehen und wissen, beim klaren Sonnenschein einen hinter das Licht zu führen.
Ist die Mutter stolz und hoffärtig, und die mehreste Zeit sich mit dem Spiegel, als einem gläsernen Aufstecher berathschlaget, damit ihre Stirn sich mögschreiben von Glattau aus Schlesien, ihre Augen von Sternberg in Böhmen, ihre Wangen von Rothenburg am Neckar, ihre Lefzen von Roseneck in Preußen, ihr Hals von Lilienfeld in Oesterreich, und also das Gesicht-Waschen, Reiben, Glätten, Beglen, Färben, Poliren, und Zieren ihre meiste Arbeit: so wird die Tochter nit weniger nach Pracht und Tracht dichten, und mehr Acht haben auf ihre Haut, als Gedeon auf seine Schaf-Fell.
Ist die Mutter faul wie ein Saumgaul, ist die Mutter stolz wie ein Cederholz, ist die Mutter beschaffen wie die verliebten Affen, ist die Mutter eine Buhlen wie die Venus-Schulen, ist die Mutter im Trinken wie im Sommer die Finken: so wird die Tochter selten anderst seyn.
Anno 1560 hat eine Frau, wie die Chronik der Kapuciner meldet, eine neue stolze Jezabel in Liguria,
Wie ein groß Rad in der Uhr gehet, so gehen auch die kleinen; wie die alten Spatzen pfeifen, so pippen auch die jungen; wie die Sonn gehet, so wend't sich auch die Sonnen-Blum; wie die obern Gestirn, also auch die unteren Geschöpf wegen dero Influenz: wie die Eltern, also die Kinder.
Bei dem reichen Prasser war es alle Tag Kirchtag, allezeit eine Mahlzeit, allemal ein Gastmahl; es hat stets geheißen: trag auf und zett' nit, schenk ein und schütt nit, greis in die Schüssel und scham dich nit. Endlich hat ihn der Schlag getroffen, und nemo ei dabat, »aber niemand gab ihm etwas.« Es hat ja dieser reiche Gesell auch Kinder gehabt? Ich zweifle nit. Soll dann keins aus ihnen so barmherzig seyn gewest? Nemo, niemand hat ihm was geben: es hat ihm der junge Herr nichts geben, es hat ihm die Fräule nichts gespendirt; dann nach dem Exempel des Vaters leben die Kinder. Nemo, weder Lakei, weder Pagen, weder Aufwärter, weder Kutscher, weder Reitknecht; nemo, weder die Köchinn, weder das Kuchl-Mensch, welche beede sonst gar oft einer alter Kupplerinn wegen der Löffel-Post den Topf und Kropf angefüllt; nemo, kein Mensch im Haus war so barmherzig, der dem armen Lazaro einen Bissen hätte zugeworfen: weil nemlich auch ihr Haus-Herr so unbarmherzig war.
Wie die Ephraimiter vom wahren allmächtigen Gott abgetreten, und sich zu den falschen Abgöttern gewendt, dazumalen, sagt die hl. Schrift Jerem 7, Haben die Väter angemacht, die Mütter Küchel gebacken zum Opfer vor solche Götter; was aber die Kinder? etwann haben sie die Augen gegen den Himmel gewendt und den jenigen angebet', so da Himmel und Erd erschaffen? O nein! die Kinder haben das Holz zu besagter abgötterischen Kocherei zusammen geklaubt: »Filii colligunt ligna, et Patres succendunt ignes, et Mulieres conspergunt adipem, ut faciant placentas Reginae Coeli et libent Diis alienis.« Wie die Eltern, also die Kinder; ein schlimmer Vogel, ein schlimmes Ei; ein schlimmer Baum, eine schlimme Frucht; wie der Acker, also das Treib; wie der Autor, also das Buch; wie der Weinstock, also die Traube; ein schlimmer Fisch, ein schlimmer Rogen; seynd die Eltern nichts nutz, so seynd auch die Kinder unerzogen. Aber wehe solchen Eltern!
Nach dem letzten Abendmahl hat der Herr Jesus den Peter, den Joannes und Jacobum mit sich genommen in den Garten Gethsemani, welcher fast eine viertel deutsche Meil abgelegen von der Stadt Jerusalem, nächst dem Thal Josaphat, allwo der Bach Cedron durchrinnt, und der Zeit die Türken ihr Begräbniß daselbst haben. In diesem Garten hat sich der gebenedeite Heiland ein wenig abgesondert von den 3 Apostlen, mit dem Verlaut, wie daß seine Seel Simon dormis,
Simon schlafst du? hast du nit können eine Stund mit mir wachen?
Warum redet der Herr allhier den Peter allein an und leset ihm die Planeten? warum beschuldigt er nicht auch die anderen zwei? haben sie doch auch geschlafen, auch wacker geschnarcht, und folgsam ein gleiches Capitel wie Petrus verdient! Darum, darum hat Petrus den Verweis bekommen, weil er das Haupt war der Aposteln, und also die Ursach gewest, daß die anderen auch geschlafen; dann wie diese zwei vermerkt, daß Petrus die Augen zuschließt, daß er anfangt zu napfetzen und schlafen, so gedachten sie: gehet es ihm hin, der unser Haupt, so gehet es uns auch hin. War also des Petri gegebene Aergernuß bei Gott strafmäßig, deßwegen hat es geheißen: Simon dormis?
Wann ein Vater diese oder jene Untugend an sich hat, der Sohn thut es gleich nach: wie ich dann selbst einen Knaben mit 4 Jahren gekennt, welcher schon mit Stern- Million- Galle- Rennschiffel- Blut- Mord-Sapra etc. gescholten. Du Vater, du, du gib Rechenschaft, du bist der Mörder der Seele deines Sohns! Wann die Mutter mit Galanen und Geilanen, mit Buhlern und Schülern umgeht: die Tochter spieglet sich daran, und mit 10 Jahren weiß sie quod foemina sola reposcit, quae maribus solum etc. Du, du Mutter gib Rechenschaft, du bist der Wolf, welcher das Lammel zerrissen! Führen die Eltern einen sträflichen Wandel und lasterhaftes Leben, so scheuen sich die Kinder nit, in dero Fußstapfen zu treten; aber ihr Eltern! ihr, ihr gebet Rechenschaft, ihr habt das Gift gemischt, welches sie getrunken!
Zwischen der Stadt Jerusalem und dem Berg Oliveti ist das Thal Josaphat, allwo vor diesem ein teuflischer Abgott war, mit Namen Moloch, dem die Eltern ihre eignen leiblichen Kinder durch das Feuer aufgeopfert. Ihr, ihr Eltern, durch eure Gott höchst mißfällige und schädlichiste Aergernuß opfert ebenfalls eure eignen Kinder und Leibsfrucht dem Teufel, und werft sie gar in das ewige, ewige Feuer! o wehe, wie werdet ihr bestehen, wann euch der göttliche Richter in besagtem Thal am jüngsten Tage wird also anreden: ich hab' diese Seel so theuer erkauft mit meinem Blut, und ihr Eltern habt sie mir wieder durch eure gegebene Aergernuß verloren; ich hab diesen Acker so schön gebaut, und den besten Samen darein geworfen, und du Vater bist der Vogel gewesen, der durch die Aergernuß diesen guten Samen verzehrt; ich hab mir diese Seel für eine Festung erkiesen, und eine edle Stadt Sion darauf gemacht, du Mutter aber hast sie durch deine Aergernuß in ein wüstes Babylon verkehrt;
Nicht umsonst erhebt David seine Stimm zu Gott, und bittet mit vielen untermengten Seufzern: Ab oculis meis munda me Domine, et ab alienis parce servo tuo:
»Von den verborgenen Sünden reinige mich, o Herr, und verschon mir deinen Diener wegen der fremden Sünden!« Fremde Sünd seynd, welche durch Aergernuß entsprießen.
Es war einmal ein Trompeter in einer Schlacht auch gefangen, und als sie ihm, gleich andern wollten den Rest geben, protestirt er hierüber, sprechend: man sey in allweg schuldig, ihn zu pardoniren, weil er niemalen einen hätte niedorgemacht; warum wollt und sollt ihr denn mir den Tod anthun? O Sch, war die Antwort, ob du schon keinen aus den Unserigen erlegt, so hast du doch andere durch dein Blasen zum Fechten angefrischt und beherzt gemacht, du mußt sterben!
Eine manche kommt in den Beichtstuhl, und referirt ein ziemliches Register herab; doch nur von Lazare veni foras, »heraus besser mit der Sprach.« Ihr seyd, so viel mir bewußt, um 9 Uhr aus den warmen Federn gekrochen, bis um 10 Uhr euch angelegt, bis um 11 Uhr euch gespieglet; um den Kopf allein waren von Gemisch Gemäsch 19 Ellen, daß also derselbe einem weißen Bier-Zeiger zu Kahlheim mehr als einem Menschen-Haupt gleichte; um den Hals hat der Reif gebrennt – allem Ansehen nach muß nit Quatember seyn, weil die Fleisch-Bänk offen stehen – ein seltsamer Zustand, daß auch die Kleider um den Hals können die Schwindsucht bekommen; das Gesicht stehet aus, als wäre es 4 Wochen auf der Wachsbleich gewest, 2 Tag in der Mang, 12 Stund im Firneiß – was wollt der polierte Marmol von Salzburg dagegen seyn; – zwei Gesellen stehen hinter ihr in der Kirche, verdecken die Nasen mit ihren alle Modi Hüten; diese verwundern sich über die philistäischen Felder, daß sie so bloß seyn, legen den Traum aus des Pharaonis Bäcker, welcher den obern Brod-Korb nit zugedeckt, wessenthalben die Vögel darüber kommen. Laß mir dieß eine saubere Andacht seyn wer ist daran schuldig? Diese, diese mit ihrem liederrichen, frechen, leichtfertigen, übermüthigen, schandvollen, unverschamten, boshaften und ärgerlichen Aufzug. Das trifft euch auch, ihr großen Herren, in dero prächtigen Pallast
Ein gutes Exempel aber und auferbaulicher Wandel ist über Alles forderist der großen Fürsten und Herren: dieses ist ein Spiegel der Unterthanen, dieses ist eine Regel der Vasallen, dieses ist eine Richtschnur des Volks, dieß ist ein Sporn zu den Tugenden, dieses ist eine Predigt dem gemeinen Mann, dieses ist ein guldener Wegweiser, dieses ist eine herrliche Zeig-Uhr, dieß ist ein süßer Zwang zu allen löblichen Thaten. Wie der Esau sich als einen Gleitsmann seinem lieben Bruder anerboten, so hat sich dieser dessen höflichist bedankt, und seinen Bruder Esau einen Herrn gescholten: Praecedat Dominus meus, et ego paulatim sequar vestigia ejus: »Mein lieber Herr, sprach er, er wolle nur voran gehen, ich will ihm allgemach
nachfolgen.« Also laßt sich verlauten ein Bauer im Dorf, ein Bürger in der Stadt, ein Soldat im Feld, ein Religios im Kloster, ein Kind zu Haus, ein Kavalier zu Hof: Praecedat Ihr Majestät voran, Ihr Gnaden Herr Prälat voran, Ihr Excellenz Herr General voran, Ihr Gestreng Herr et ego sequar.
Wie der Pharao, dieser egyptische Monarch, wahrgenommen und augenscheinlich gesehen, daß sich das Meer beederseits zertheilt und also den Israelitern mit trucknen Füssen den Paß vergunnt, so glaubte er, solche Wunder-Strasse sey auch für ihn und die Seinigen; aber Narr großkopfeter, was Gott seinen Freunden erweist, das thut er seinen Feinden nicht: Kraut für dich! Wie er nun samt seinem Volk fast in Mitte des Meers war, da hat sich dasselbe wieder zusammengeschlossen, und also Pharao darinnen müssen einen weichen Tod nehmen, welcher sonsten eines harten Kopfs war, und solchergestalten vom Wasser ins ewige Feuer gerathen. Nachdem nun Moses der Führer mit den Seinigen glücklich durchpassirt, hat er gleichwohl den billigen Dank-Schilling wollen bezahlen, und also mit einheller Stimm ein Deo Gratias intoniret: kaum daß er dieses Lied angefangen, hat ihm alsobald das ganze Volk nachgesungen, und damit solcher Harmonie der Discant nit mangle, haben so gar die kleinen und damals noch unmündigen Kinder überlaut mitgesungen.
So geht es noch auf den heutigen Tag: wie das Oberhaupt singt, also singen die Untergebenen nach, Regis ad exemplum. Ninive war eine Stadt in Assyria, von König Nino erbaut, so groß, daß jemand 3 Tag durchzugehen brauchte, so fest, daß um die ganze Stadt eine Mauer stund hundert Schuh hoch, dermassen breit, daß drei Wägen darauf nebeneinander konnten fahren, so herrlich, daß allein in dem Umkreis dieser Stadt 1500 schöne Thürm zu sehen gewesen. mea culpa auf die Brust geschlagen. Kaum daß solches seine Kavalier und Hof-Damas ersehen – ungeacht solche Leut fast heiklicher als ein Biskoten-Teig, und bei ihnen ein Floh-Biß für ein Cilicium gehalten wird – seynd sie dannoch alsobald nachgefolgt, den Taffet und Brokat mit einem groben Sack vertauscht, die Haar mit Asche (ein seltsames Haar-Pulver zu Hof) eingesprengt, und das Miserere weheklagend intonirt. Wie dieses der löbl. Magistrat zu Ninive wahrgenommen, haben sie ganz hurtig die Trapulir-Karten ins Feuer geworfen; der Sequere me, »folge mir nach!« was Wenceslaus gesagt zu Prag seinem Hof-Herrn: tritt in meine Fußstapfen! was Abimelech gesagt seinen Soldaten: was ihr sehet, das ich thue, thuet es nach! alles dieses thut das gute Exempel Deus in adjutorium, so folgen gleich alle nach; so bald der Fahntrager voran geht, so folgt die ganze Procession nach; so bald der Schulmeister die Vorschrift macht, so schreiben die Knaben nach; so bald große Fürsten und Herren sich in Tugenden üben, so folgen die Landsassen nach. Wer ein Exempel will wissen, was dergleichen gute Exempel genutzt haben, der thue die Chronik aller Länder sein behutsam durchblättern, so dann wird er finden: wie der h. Stephanus, König in Ungarn, viel herrliche Tempel zu Ehren der Mutter Gottes aufgerecht, und – sich solchergestalten wegen seines marianischen Eifers ein rechtes Mutter-Kind gezeigt, daß die mehresten Ungarn ihm nachfolgten, und mußte sogar Mariä Bildnuß auf dem Geld etwas gelten; er wird finden, wie der h. Wenceslaus, König in Böhmen, eine so große Innbrunst getragen zu dem hochheiligsten Alters-Geheimnuß, daß er sogar seine Würde und Hohheit hintan gesetzt, und das Treid selbst ausgedroschen, aus welchem nachmals dieses himmlische Manna und Brod der Engel gebacken worden, daß man nit ohne sondern Trost gesehen, wie damal bei den Böhmen das heiligste Meß-Opfer in größtem Werth war, und die h. Comunion so communis worden, daß solche fast Vater unser für das tägliche Brod verlangt; er wird finden, wie der h. Canutus, König in Dänemark die geweihte Priesterschaft dergestalten ehrete, daß er dieselbe als Vice-Götter aus Erden gehalten: so seynd die Dänemarker also cortes und höflich gegen die Geistlichen worden, daß sie einem jeden Reverendo die grüßte Reverenz machten; er wird finden, wie Eduardus, König in Engelland, neben andern gottseligen Tugenden forderist den h. Joannem Evangelistam also geehret, daß er keine Bitt in dessen Namen abgeschlagen: da seynd die Heeren Engelländer dem h. Joanni dergestalten zugethan worden, daß fast kein Haus ohne Joannes, und kein Joannes ohne Gottes-Haus wurde angetroffen; er wird finden, wie Ludovicus, König in Frankreich, dem h. Meß-Opfer mit grader Andacht und unbeschreiblichem Eifer jederzeit beigewohnt: so ist in Frankreich ganz abkommen, daß man die Vater unser in Hut oder Kappen gehauchet, sondern das ganze Jahr das flectamus genua bei der hl. Meß mit größter Auferbaulichkeit beobachtet worden; er wird finden, wie Sigismundus in Burgund, wie Ferdinandus in Oesterreich, wie Casimirus in Polen, wie Emericus in Ungarn, wie Carolus Bonus in Flandern, wie Ludovicus in Sicilia, wie Maximilianus in Bayern als fromme, heilige und gottselige Fürsten gelebt, und ihren Untergebenen wie die feurige Saul den Egyptiern vorgeleucht, daß auch dero Unterthanen einen frommen und tugendsamen Wandel geführt haben.
»sic vos, non vobis mellificatis, apes,« »ihr thut viel haben, schaben und graben, und eure Erben thun sich darmit laben!«
Gute Nacht, ihr Falschen, ihr seyd just wie die Bienen, die tragen vorn Süß, und hinten Spieß: solche Tisch- und Fisch-Brüder seyd ihr auch, welche gleich den Katzen, die vorn lecken, und hinten kratzen.
Guten Abend, ihr Zornigen, ihr seyd recht wie die Bienen. Wann solche mit ihrem Stachel als subtilem Stilett, einen verletzen, so müssen sie hiervon das Leben lassen: also euch Zornigen die eigne Rachgier zu Schaden ausgeht, und der Stein, so ihr auf Andere werft, euch selbsten auf den Schädel fällt.
Guten Morgen, ihr Herrn Studenten, ihr seyd, oder wenigist sollt ihr seyn wie die Bienen, welche aus den Blumen nur das Honig heraus sutzlen, und nit den schädlichen Saft, »legunt, non laedunt:« also sollt ihr in den Büchern suchen, was da thut lehren, nit was thut verkehren.
Grüß euch Gott, ihr lieben Pfarr-Kinder, ihr sollt sein seyn wie die Bienen, Wann man diesen mit einem messingen Geschirr klopft und leut', so sammlen sie sich zusammen: also wann man euch in die Kirche zum Gottesdienst leutet, so eilt sein schleunig dahin, und kommt nit erst, wann der Pfarrer euch mit dem Ite, Missa est begrüßt.
Adolescens, tibi dico, surge!
Frisch auf, ihr Bedrängte, ihr seyd wie die Bienen, die allemal ein kleines Steinl unter ihrem Flügel tragen, damit sie der Wind nit darvon trage: also hat euch der gerechte Gott dessenthalben einige Beschwernuß auferlegt, damit ihr euch nit sollt übernehmen, noch übermüthig werden.
Wohlan, ihr ins gesamt alle Unterthanen und folgsam große Fürsten und Herren, ihr seyd in aller Wahrheit wie die Bienen: das, was der Binnen-König thut, das thun auch dessen Untergebene; schlaft er, so schlafen die anderen auch, fangt er an zu summen und brummen, so lassen alle eine gleiche Musik hören, fliegt er aus zu der Honig-Fechsung, so bleibt keine zu Haus, ruhet er ein wenig, so machen alle Feierabend; in Summa: wie der König unter den Bienen, also seine Unterthanen. Regis ad emplum etc.
Ihr allerdurchleuchtigisten, gnädigsten, etc. großenIn te oculi respiciunt totius Israël, »mein David, alle Augen in ganz Israel schauen auf dich,« sondern sie red't noch alle großen Fürsten und Herren an: in te oculi respiciunt totius Regni, totius Provinciae, totius Comitatus etc., »Alle, Alle schauen aus euch, ihr seyd wie die prächtigen Geschlösser und Festungen auf den hohen Bergen.« Der Reisende schaut meistentheils nur diese an, und gar wenig die in der Nieder gelegenen Bauren-Hütten; die Unterthanen schauen, wie ihre Herrschaft, ihre Obrigkeit, ihr Haupt im Land leben thut: wann der Wandel nit schlecht, sondern recht und gerecht, Regis ad exemplum, so sagt solcher reine Spiegel einem jeden Unterthan auch in das Gesicht: putz dich; so sagt solches schöne Vorbild einem jeden Vasall: scham dich; so schreit solcher herrliche Glockenschall einen jeden Landsassen an: halt dich!
Ein gutes Exempel, ihr Geistlichen, euch schreit derenthalben Himmel und Erd, sorderist die h. katholische Kirche zu! Der tyrannische Saul ergreift einst seine scharfe Lanze, und vermeint, dem David durch das Herz zu dringen, hat aber verfehlt; die Herren Geistlichen zeigen sich zuweilen so ernsthaft auf der Kanzel, im Beichtstuhl wider dieses und jenes Laster,
Wie Christus der Herr am Palmtag zu Jerusalem seinen prächtigen Einzug gehalten, und von dem gesamten Volk mit unglaublichem Jubelschall empfangen worden, ist wohl zu merken, was das gute Exempel dazumal für eine Wirkung gehabt. Dann vor dem Thor benannter Stadt hat das häufige Volk den Herrn Jesum ganz begierig erwartet. Wie er nun endlich ankommen, und die Apostel als fromme und eiferige Männer ihre Röck und Mäntel auf die Erd gelegt, damit Christus desto sanfter und mit besserer Bequemlichkeit reite, (o wie oft reit' der Teufel auf den Kleidern!) so hat sich alsobald das Volk an diesen geistlichen Männern gespiegelt, daß sie auch gleich ihre Kleider ausgezogen und solche aus den öffentlichen Weg gebreitet.
O was Nutz und Frucht entsprießt nicht von dem guten Exempel der Geistlichen! Bei der unartigen Welt gehet es schon fast im Schwang, daß man die Geistlichen,
Ein Erz-Vogel ist gewest und üppiger Welt-Mensch jener, welcher sich aufs beste beflissen, nichts Guts zu thun, und hat ihm mehr graust an heiligen Sachen, als den Israeliten an dem Manna oder Himmel-Brod. Als solcher einst bei nächtlicher Weil in dem warmen Federbett pfnauste, und solches Gimpel-Nest thin über alle Massen wohlschmeckte, hört er bei Mitternacht die Patres Dominicaner, von dero Kirchen seine Wohnung unfern entlegen, an einem Samstag ganz andächtig die Mette singen, Gott und
Petrus und Joannes eileten zu dem Grab Christi des Herrn. Weilen aber Joannes noch frischer zu Fuß war, ist er dem Peter vorgeloffen; aber weiß nit aus was Ursachen, aus Forcht oder Ehrerbietsamkeit, in das Grab nit hinein gingen, bis endlich Petrus auch daher kommen und in das h. Grab auch hinein getreten, worauf auch ohne weitern Verzug der Joannes nachgefolgt, ohne Zweifel bewegt durch das Exempel Petri. Was nit das gute Exempel wirkt!
Alphonsus, ein frischer Jüngling, mehr übermüthig, als demüthig, mehr verdächtig, als andächtig, mehr unerzogen, als einzogen, sah einmal, daß sowohl die alten als jungen Mönich in ihrem Oratorio oder Bethaus auf die bloßen Rücken mit scharfen Disciplinen und Geißelstreichen verfahren, hierdurch das Leiden Christi in Betrachtung zu ziehen, und den unbändigen Leib besser im Zaum zu halten. Das hat den sowohl verwelten als verwild'ten Menschen dergestalten
Petrus hat einst die ganze Nacht gefischt, und doch nichts gefangen, nihil; obenher nichts, untenher nichts, rechter Hand nichts, linker Hand nichts, in der Mitte nichts, nihil. Her, mein Fisch! Es gibt sonst nur dreierlei Fisch: große, kleine, mittelmäßige; aber Petrus fangte keinen aus diesen, es war ihm das Meer gleich einer Fleisch-Suppe, als einer Fisch-Brühe, und hat er also das Netz umsonst zerrissen.
Weit glückseliger seynd dießfalls manche Religiosen und geistliche Ordens-Leut, welche unterschiedliche wackere, adeliche Welt-Menschen fischen, wessenthalben schon bei der Gemein das gemeine Reden gehet: hör Bruder, weißt was? diese und diese Patres haben den und den gefischt! beim Element, da werden sie einen guten Rogen ziehen! wer hat sich das eingebildet, daß er sollt ein solcher werden! Dieser frische Gesell ist in die Gesellschaft Jesu eingetreten, dieser Kapitän ist ein Kapuziner worden, dieser An-Vogel ist ein Augustiner worden, dieser Wenigfromm ist ein Benedictiner worden, dieser Kartenmischer ist ein Karthäuser worden, dieser freie Dominantius ist ein Dominikaner worden etc., wie müssen sie ihn doch gefischt haben? Wollt ihr wissen wie? Sie haben ihm zugeschrieben, in Summa: Ein frommer und englischer Wandel der Geistlichen ist mehrmal ein h. Kuppler, eine guldene Angel, ein lobwürdiger Lock-Vogel, ein scharfer Wetzstein, ein spitziger Sporn, ein ziehender Magnet, ein wohlriechender Wecker, ein anreizender Trompetenschall, ein emsiger Werber zu allem Guten.
Nachdem die Hebräer 40 ganzer Jahr durch die Wüste passirt, seynd sie endlich zu dem Fluß Jordan kommen. Weil aber daselbst weder Schiff zum Ueberfahren, weder Brucken zum Uebergehen vorbanden, und gleichwohl der Befehl Gottes war, durch zu passiren, also schauert ihnen derenthalben die Haut nit wenig. Dann als sie schon noch in reifer Gedächtnuß hatten den wunderlichen Durchmarsch ihrer Vor-Eltern durch das rothe Meer, so zwackte und nagte und klagte nit wenig ihr Gewissens-Wurm, daß sie mehrmal den Allerhöchsten beleidiget, und also nit in geringer Forcht stunden, sie möchten das Bad austrinken, wie Pharao mit seinen Egyptiern, und also im Jordan einen schlechten Gesund-Trunk Bescheid gethan; wessenthalben ein jeder fast einen Brustfleck von Hasen-Balg getragen, und sich sein ansdrücklich
Ihr Hochwürdigen und Ehrwürdigen, Titul Herren Geistliche, es hat der h. Petrus jenen armen, krummen Bettler bei der Porte des Tempels zu Jerusalem wunderthätig kurirt, daß er auf frischen Füssen gestanden und nach Belieben fortgangen, der vorhero mit seiner hölzeruen Assistenz hart fortkommen. Aber wie ist dieser gesund worden? Es ist wohl zu merken, daß er nit allein mit Worten diesen zum Auferstehen hat angefrischt, benanntlich: In dem Namen Jesu stehe auf! sondern er hat ihn auch bei der Hand genommen; und das ist Recht. Wann die Geistlichen wollen einen Nutzen schaffen bei der Gemein, so muß die Zung nicht allein seyn, sondern die Hand vor eine Gespannschaft haben: die Wort seynd unkräftig, wo die Werk nit darbei; es ist nit genug, daß die Geistlichen predigen, man soll Almosen geben, derenthalben habe Gott und die Natur die Finger der menschlichen Hand von einander zertheilt, damit gleichwohl was möge durchfallen; sondern es ist auch Dono über das Amo conjugiren. Es steht sonsten gar ungereimt, wann bei Bischöfen, Dom-Herren, Dechanten, Pfarr-Herren, Vicarien etc. mehr Stein als Gibs im Haus. Es ist nicht genug, daß die Herren Patres auf der Kanzel schreien und so ernstlich mit Worten verfahren wider das Laster der Trunkenheit, wie daß solches die Historie des Königs Nabuchodonosor öfters wiederhole und einen Menschen in ein Vieh verwandle; sondern es ist auch vonnöthen, selbst einen nüchternen und auferbaulichen Wandel zu führen, und aus dem Bibo ein Verbum deponens zu machen; dann wie schändlich steht es, wann ein Religios beschaffen, wie die Krüg zu Cana in Galliläa auf der Hochzeit, impleverunt eas usque ad summum. Es ist nit genug, daß die Geistlichen das Laster der Unzucht dergestalten verdammen, als sey dasselbige gar ein gewisses Anzeichen bei einem, daß er am jüngsten Tag unter die Böck logirt werde, sondern es ist vonnöthen, daß eine geheiligte Priesterschaft auch beschaffen sey, wie die Prozession mit Christo dem Herrn auf dem Calvari-Berg: Erant autem ibi mulieres multae a longe: »Es waren daselbst viel Weiber von weitem.« Es ist nit genug, daß die Geistlichen mit Worten und Federn Dult und Meß die besten Jahrmärkt bei der Priesterschaft, und steht gar nit wohl, daß ein Priester soll Pres bitter und herb seyn. Es ist nit genug, daß die Geistlichen den Leuten vorstreichen die schöne Tugend der Demuth, als sey der tiefe Baß ein angenehmerer Gesang bei Gott, als der hohe Discant; sondern es ist vonnöthen, daß wir den Herrn Jesum nachfolgen, welcher in der Höhe des Kreuzes uns die Niedrigkeit gelehrt, da er das Haupt von dem prächtigen Königs-Titul abgeneigt; dann es scheint gar unformlich, wann wir armen Geistlichen auf Stroh liegen, und gleichwohl Federn tragen. Es ist nicht genug, daß wir mit häufigen Historien und Geschichten betheuren die abscheuliche Gotteslästerung und schändliche Gewohnheit zu fluchen, als wären die Menschen-Zungen weit ärger als die Zungen der Hund, welche des armen Lazari Geschwür geleckt, diese aber damit Gott und seine heiligen Sakramente beleidigen; sondern es ist auch vonnöthen, daß ein Geistlicher in keiner
Ihr wißt gar wohl, meine Geistlichen, daß Gott der Herr am Samstag in der Welt-Erschaffung einen Feierabend gemachet habe; dann weil er das Gesatz gestellt, man soll den Sabbath heiligen und nit arbeiten, also hat er solches selbst im Werk gezeigt, damit man ihm nit möge nachsagen, er lehre etwas und halt es selbsten nit.
Mein Heiland Jesus ist auf die Welt kommen, damit er für uns sündige Adams-Kinder nach dem Befehl seines himmlischen Vaters möge sterben; und gleichwohl, als er in seiner unmündigen Kindheit von Herode zum Tod gesucht worden, hat er sich in die Flucht geben, der Ursachen halber: er wollt' uns Menschen unterschiedliche Satzungen vorschreiben, und so er dazumal wäre gestorben, hätt er solche im Werk selbsten nit können vollziehen; dann was er gelehrt, wollt' er auch thun, coepit facere et docere. Er hat gelehrt, man soll Vater und Mutter in Ehren haben: das hat er selbst gethan, erat subditus illis, »da er in die dreißig Jahr seinen liebsten Eltern unterthänig war.« Er hat gelehrt, man soll mit dem Nächsten ein Mitleiden tragen und ihm in der Noth beispringen: coepit facere et docere, das hat er selbst gethan, als er sich über das Volk in der Wüste erbarmet, und deroselben viel Tausend gespeist. Er hat gelehrt, daß wir sollen demüthtg seyn; dieß hat er selbst gethan,
Ein gutes Exempel, ihr Eltern und Haus-Herren, sonst setz ich euch aus einen alten Esel, da könnt ihr hinreiten, wohin ihr wollt! Dieser war ein gemeiner Stad-Esel zu Athen, also schreibet Olianus. Weil er aber sehr alt und abgematt, also war er befreit und privilegirt vor aller Arbeit. Nun hat es sich begeben, als die Herren Athenienser zur selben Zeit einen sehr stattlichen Tempel für die Vestalen im Gebäu hatten, und hierzu sehr viel Esel und Maulthier die Stein mußten beitragen, daß besagter alte Lang-Ohr von freien Stucken und vor sich selbst, ohne Antrieb eines einigen Menschen, obschon unbeladen, den jungen Eseln stets vorgangen, und gleichsam ihnen ein gutes Exempel geben zur Arbeit, welches dem löblichen Magistrat zu Athen dergestalten wohlgefallen und
Wie ist es euch ums Herz, ihr Eltern, Haus-Herren, Obrigkeit? Hat ein vernunftloser alter Esel darvor gehalten, es gezieme in allweg ihm, daß er andern jungen arkadischen Bürschlen mit einem guten Exempel vorgehe, wie viel mehr soll und thut es euch obliegen, daß ihr euren Kindern, euren Haus-Genossen, euren Untergebenen mit einem auferbaulichen Wandel sollet vorleuchten; dann ein gutes Exempel bei euch, von euch, an euch, aus euch kann so viel auswirken, als die Ruthe Mosis und Aarons, wormit so große Wunderding geschehen.
Zwei sonders große Wunder-Merk hat Christus der Herr zu Cana in dem galliläischen Land gewirkt: das erste war, als er zu Ehren des Braut-Volks und der anwesenden Gäst das Wasser in Wein verkehrt; das andere, wie er des Königls von Kapharnaum credidit ipse, et domus ejus tota, er ist nit allein ein eifriger Christ worden, sondern sein ganzes Haus, auch seine Frau Gemahlinn, auch seine junge Herren und Fräulen auch der Hofmeister und Kammer-Diener, auch Lacket und Pagen, auch alle Kammer-Menscher, domus tota, Stuben-Menscher, Kuchel-Menscher, mit einem Wort, alle und jede haben den Glauben Christi höchst eiserigst angenommen, bewegt durch das gute Exempel des Herrn Vaters etc. Was nit ein gutes Exempel der Eltern und Haus-Herren für eine Wirkung hat!
Samuel durch das gute Exempel seiner Eltern, Susanna durch den guten Wandel ihrer Eltern, Isaak durch das auferbauliche Leben Vaters und der Mutter, Clara durch das h. Beispiel ihrer Mutter Hortulana, Nikolaus Tolentinus durch den tugendsamen Vorgang seiner Mutter Amata, Ludovicus durch den Sitten-Spiegel seiner Mutter Blanca seynd hoch, herrlich, heilig, himmlisch worden.
Wer bist du? fragten einmal die hoch-ansehnlichen Priester und Leviten Joannem in der Wüste – dein Wandel hat etwas Fremdes und Ungewöhnliches an sich, deine Heiligkeit kann auch zwischen den Bergen sich nicht verbergen, Felsen und Steinklippen geben dich vor einen Edelgestein aus, unsere Burger tu quis es? bist du der wahre, und uns längst verheißene Messias? Ich bins nicht. Bist du Elias? Auch nicht. Bist du ein Prophet? Wohl nit. Mein, di gratia, wir bitten dich höflichist, damit wir denen, die uns daher gesandt, mögen ein Contento geben, sag an, wer bist du? Ego vox,
ich bin eine Stimm', sagt dieser wunderthätige Buß-Prediger. Eine Stimm? Joannes war ja ein Sohn Zachariä geboren in Judäa? was dann, ein Mensch? Glaub wohl. Von Haut und Bein? Frag eine Weil'. Wie kann er dann eine Stimm seyn? Geht ihr nach Haus, meine Herren Priester, und sein bald, zwar ihr seyd nicht weit her, und sagt fein zu Jerusalem und anderwärts, daß Joannes eine lautere Stimm sey; dann Alles all ihm prediget: seine mit Thränen stets quellenden, und gen Himmel erhobenen Augen seynd eine Stimm, welche prediget die Andacht, sein magers und entfärbtes Angesicht ist eine Stimm, welche prediget die Ehrbarkeit; seine harten und bereits verpommerten Knie-Scheiben seynd eine Stimm, welche prediget das Gebet; seine bloßen Füß seynd eine Stimm, welche prediget die Armuth: seine
Auf solche Gattung müssen alle Vorsteher, absonderlich die Eltern beschaffen seyn, daß all dero ganzer Wandel, Thun und Lassen eine Stimm ist, welche zur Tugend anfrischet: wann sie solchergestalten werden Vocales seyn, ist kein Zweifel, daß nit die Kinder werden Consonantes abgeben. Es muß ein Vater nit allein mit Worten seine Kinder zu gehöriger Zucht und Andacht anleiten, sondern wohl in Acht nehmen, daß sein ganzes Leben mit der Lehr übereinstimme, auf daß er also eine lautere Stimm sey, die den Kindern prediget.
Bei dem Evangelisten Marco geschieht Meldung von einem armen, blinden Menschen, welchem der Herr Jesus das Gesicht wieder erstattet; aber es ist wohl zu merken die Manier oder Weis solcher angewendten Kur, indem der Herr aus seine Augen nit allein einen reinen Speichel geworfen, sondern auch zugleich die Händ aufgelegt, daß also Mund und Händ dem armen Tropfen geholfen. Es ist also nicht genug, meine Eltern, daß ihr euren Kindern viel Gutes und Lehrreiches vorsagt, sondern ihr müßt auch die Händ brauchen, es selbst im Werk erzeigen, was ihr mit dem Mund thut unterweisen!
Es ist eine gewest, welche stets daher gangen mit untergeschlagenen Augen; und gar recht, dann Schau- er nit so bald schaden. Sie hat an allen Welt-Possen und Welt-Bissen den größten Abscheu getragen, und ob der geringsten ungereimten Red eine wohlgereimte Schamröthe gezeigt; und gar recht, dann alle heiligen Feiertäg im Kalender roth geschrieben seynd. Sie war ganz ehrbar in den Kleidern, und forderist wohl um den Hals bedeckt; und gar recht, dann solche Nackenden bekleiden, ist ein größers gutes Werk, als die Fremden beherbergen. Sie hat sich ganz behutsam von aller Gesellschaft weggeschrauft; und gar recht, dann weit darvon ist gut vor dem Schuß des muthwilligen Buben Cupido. Sie ist mit gewöhnlichem Eifer stets in die Kirche und Gotteshäuser geloffen; und gar recht, dann bei Tempeln mehr als bei Tölpeln zu gewinnen. Sie hat alle Copulation und Kuppulation beständig geweigert; und gar recht, dann Chori-Schwestern doch mehr gelten, als Thori-Schwestern. Endlich weiß ich nicht, durch was Wind dieses Licht erloschen, durch was Hitz dieses Gras zu Heu worden, durch was Gewalt dieß Gebäu zu Boden gefallen; endlich ist dieser Fisch abgestanden, dieses Brod geschimmelt, dieser Wein zu Essig worden, und in ihrem guten Vorhaben also wankelmüthig worden, daß anstatt der Arche Gottes der philistäsiche Dagon den Tempel ihres Herzens betreten, und folgsam nach nichts anderst getracht, als nach dem Heirathen; wie sie dann bald einen Liebsten bekommen, welcher mit allen schönen Worten und guldenen Versprechungen sie stets bedient. Weil sie aber mit der Zeit verargwohnte, als wären es nur leerecarmen evibrat ab alis;« also, mein lieber Bruder, diese Jungfrau will halt dir zu verstehen geben, du sollst das Maul nicht allein brauchen und viel versprechen, sondern im Werk selbst es erzeigen, und sie freien.
Das ist ein Lehrstuck für die Eltern. Gut ist es, wann der Vater dem Sohn das Trinken und Spielen widerrathet, crapulam und trapulam für Laster ausgibt; aber, Vater, das Maul nie allein »carimen evibrat ab alis;« zeig du solches auch an dir. Gut ist es, wann der Vater dem Sohn das Faullenzen und Umschlenzen verbiet, musas und musäa ihm carmen evibrat ab alis: zeig du hierin fast im Werk auch nicht das Widerspiel! Gut ist es, wann die Mutter der Tochter das Löfflen verbiet', und den Kochlöffel einräth', »socum non procum;« aber, Mutter, das Maul nit allein, carmen evibrat ab alis: thut ihr fein auch nit das Widerspiel!
Ein Epicurus muß dem Zenocrati nit die Keuschheit loben, ein Midas muß dem Diogeni nit die Armuth rathen, ein Heliogabalus muß einem Antonio in der Wüste nicht von der Gesparsamkeit predigen, ein Nero muß einem Herodi nicht die Sanstmuth lehren: also müßt ihr Eltern eueren Kinder nit einrathen, was ihr selbst nicht thut, sondern ihr müßt selbst einen frommen und unsträfilchen Wandel führen, wann ihr wollet, daß euere Kinder sollen in der Forche Gottes leben!
Gelt Joseph, es hat dir getraumt, Sonn und Mond, sogar auch die Stern thun dich anbeten? Ja freilich, sagt er. Mich wundert aber dessen so stark nicht wegen der Stern; dann wie Sonn und Mond Vado piscari Joan. 21 – »ich gehe jetzt eine Weil fischen,« sagt Petrus: vadimus et nos tecum, sagen die anderen Jünger, »so
gehen wir auch mit dir.« Wann Obrigkeit und Eltern mit Gutem vorgehen, so folgen die Untergebenen gern nach.
Ihr Edelleut – hätt' euch bei einem Haar bald vergessen, da ihr doch große Parocca tragt – euch vor allem steht wohl an, mit einem guten Exempel dem gemeinen Menschen vorzuleuchten, und wo das nit ist, so seyd ihr nit adelich!
Von Adam her ist keiner besser als der andere; dann wir alle insgesamt von Leim zusammengepappt, und schreiben uns alle von einem Stammen-Haus: Mutter halber seynd wir insgemein verbrüdert und verschwestert, und kuß ich den Tag etlichmal meine Mutter die Erde, Vater halber seynd auch große Monarchen meine Brüder, dann alle thun beten: Vater unser, der du bist im Himmel. Dahero zu wissen, daß die höchsten Stämme von geringen Stauden aufgewachsen, und der große Donaustrom von einem schlechten Ursprung. Große Potentaten, wann sie den ersten ihres Hauses wollen suchen, so wird sich ein gemeiner Mensch anmelden, und seynd von Hacken und Pflug die Scepter kommen. Als Adam ackerte und Eva spann, wer war dann damal ein Edelmann? Niemand, sondern derselbige, welcher herrliche Tugenden Tugenden einen adlen. Wessenthalben der Kaiser Maximilianus einem schlechten Menschen, niedrigen Herkommens und seines Handwerks ein Lederer, doch aber bei guten Mitteln, gar schön geantwortet, als solcher verlangte ein Edelmann zu werden: Ditare te possum, nobilitare non, nisi te propria virtus nobilitet: »Reich, sagt der Kaiser, kann ich dich wohl machen, mein Kerl, aber adelich nicht, dasern dich deine eignen Tugenden nicht adlen!« Carolus der fünfte, römischer Kaiser, dieser weltberühmte Monarch, dieser österreichische Hercules, dieser deutsche Hannibal, dieser christliche Alexander pstegte zum öftern seinen Kavalieren, die sich von gutem Geblüt berühmet, zu sagen: sanguis rusticorum aeque rubet, »der Bauren ihr Blut ist auch roth,« und oft Gesundheit halber schöner, als der Edel Leut; bestehe also der Adel in den Tugenden, und nit in dem Geblüt.
Die sauberen Hebräer, damit sie Christo allen guten Nachklang und Namen bei den Leuten möchten stutzen und mindern, haben Schimpfweis' von ihm ausgesagt, warum man ihn doch mag so hoch achten, sey er doch nur eines Zimmermanns Sohn: »nonne hic est Filius fabri?« Ihr neidhaften und unverschamten Gesellen, wer seyd dann ihr? seyd dann ihr hoch- und wohlgeboren? Was? – antworten diese hebräischen Pfauen-Gemüther – wir stammen her von unserem Vater Abraham! Wann dem also, sagt mein Jesus, opera Abrahae facite, »thut fein die Werk Abrahams,« folgt euerem Vater nach; wo nit, so ist euer vornehmes Herkommen nit einen Illustrissimi, sondern Absurdissimi.
Ich kam auf der Reis' einmal ungefähr in ein schönes und wohlerbautes Geschloß, und ließ mich durch die Bedienten, welches mit höflichster Bitt geschehen, ansagen, wie ich dann auch die Gnad gehabt vorzukommen. Bevor aber, als man zur Tafel gangen, führte mich dieser Edelmann in den obern Saal, welcher sehr prächtig und kostbar anzusehen war, forderist wegen der schönen Gemälde und alten Contraseien seines Stammhauses. Da, Pater, sagt er, und deut' mit dem Finger auf ein altes und vom Rauch verdunkletes Bild, woraus ein alter graubarteter Tättl entworfen mit einem dicken und weitgebauschten Kres, kurzen Haaren und zerschnittenem Wammes etc. Pater schaut, dieser war der erste aus unserem Haus, der hat sich so ritterlich gehalten bei Papia, daß man ihm nach Gott die völlige Victori zugemessen, wessenthalben er so stattlich nobilitirt worden. Dieser war mein Anherr, der wegen seines großen Verstandes und vornehmen Qualitäten mehrmal ein Gesandter worden bei großen Höfen etc. Dieser, wie der Pater siehet, hat sich so tapfer gehalten, daß er General worden, und hat er nicht wenig Türken-Schöpf barbiret. Schau der Pater, wer ich bin? Weil ich wußte, daß dieser von gar geringen Talenten und Gaben, und anbei noch einen poltronischen Wandel führt, auch das obere exivit vitulus, »da ist ein Kalb heraus kommen!« Was Nutz und Glorie ist es, wann deine Eltern guldene Leut seynd gewest, du aber ein Kalb worden oder gar ein Ochsen-Kopf? – Die h. Schrift, das göttliche Wort thut über alle Massen schmählen über den großen, groben, greulichen Lümmel den Nabal, was er für ein Haupt-Vogel, und gar ein Foli anten-Trämmel gewest sey. Gleichwohl war er von einem guten Haus, und von dem Stamm des so sehr berühmten Kavaliers
Ein solcher Edelmann, der seiner Vor-Eltern adeliche Tugenden nit auch samt dem Blut erbet, kommt mir vor wie jener Prahler, der in allweg die gemeinen Leut für verworfene Kanallien gehalten, und nur sein Haus dem babylonischen Thurm gleich geschätzt. Dieser nahm auf eine Zeit eine Nuß samt der grünen Hülse und unzeitigen Ueberhüll, sagte also: Gebet Acht, wie ich euch die drei Ständ, den Bauern-Stand, den Burger-Stand, und den Adel-Stand so artlich werde entwerfen. Erstlich diese grüne Hülse bedeut' den im Bauernstand, diese Hülse muß man herab schälen: also müssen die Bauern auch geschunden werden; die andere harte Schale bedeutet den Bürger-Stand, diese Schale ist hart, wessenthalben sie muß aufgebissen oder aufgeschlagen werden: also die Burger haben harte Köpf, derentwegen mit ihnen nit subtil zu verfahren ist; der süße Kern a Her bedeut' den Edel-Stand, und beißt zugleich die Nuß auf, findet aber wenig Kern, wohl aber einen Wurm, welcher ihm in das Maul perorirt. Pfui Teufel, sagt er, und speit ihn wieder aus. – Pfui, pfui, und abermal pfui, und hundertmal pfui! sag ich auch zu einem
Mein lieber Prahl-Hans, ich mag dich nit nennen Illustrissime, dann es ist nit wahr, hör', was dir ein alter Paulus Minutius unter die Nase reibet: Parùm illustris est, qui praeter imagines et cognomen nil habet nobilitatis.
Eine Frau, welcher die Natur eine Stief-Mutter abgeben, indem sie ein übelgestaltes und gar ungeschaffenes Gesicht bekommen, ein Fell ganz braunauerisch, eine Nase so lang, daß man sie könnte Athanasia nennen, schieklet in den Augen, daß sie zum besten für eine verlorne Schildwacht taugte, dann sie auf zwei Seiten zugleich konnte ausschauen, über und über getüpfelt in dem Angesicht, welches ja gar eine schlechte Miniatur-Arbeit, groß im Maul, daß sie fast in der Gefahr stehet, es möcht ihr der Kopf einmal zum Maul heraus fallen, bucklet aus dem Rücken, daß ihr also der Hochmuth von hintenher gewachsen. Diese von der Natur, jedoch durch sondere Verhängnuß Gottes, ziemlich beschimpfte Frau prangt und prahlt über alle Massen, was ihre Frau Mutter für eine schöne Dama sey gewest, Helena und Zenobia hätten sich müssen vor ihr verbergen, der
Nicht eine geringere Thorheit ist es auch bei manchem, welcher einen tadelhaften, und mit vielen Lastern bekothigten Wandel führt, in allem Wust herum wühlt, und dannoch beinebens mit aufgeblasenen Backen das Gloria singt seines adelichen Herkommens, welches ihm doch mehr Schamröthe soll austreiben, und wär kein Wunder, es thäten die an der Wand hangenden Contrefei seiner adelichen Vor-Eltern und Annaten mit lauter Stimm wehmüthig klagen und bedauren, daß auf ihrem Stamm-Baum ein solcher wurmstichiger Apfel, daß in ihrem Stamm-Haus ein solcher zermoderter Trämm, daß in ihrem Geblüt eine solche ungesunde Ader entsprossen. Was helfen einem solchen die Glorie und Ruhm seines Vaters, welche in ihm schon erloschen? Der Cham ist gleichwohl als ein Bösewicht und nichtswehrtiger Gesell gehalten nobilitas morum plùs ornat, quàm genitorum; »wer edel thut, der ist edles Blut.« Nobiliter vivens et agens haec nobilis est gens; »das heißt recht adelich gelebt, wo man nach Ehr und Tugend strebt.« Hat also gar ungereimt jene Dama zu Baaden in Oesterreich einmal geredt, daß sie lieber wollt in der Höll bei einem Edelmann sitzen, als bei einem Bauern in dem Himmel. Als ich solches einem Bauern erzählte, wurde er hierüber nit unbillig erzürnet, und sagte endlich: er sey sauberer als ein Edelmann; dann wann er die Nase schneuze, so werfe er den Unflath hinweg, die Edel-Leut aber fassen ihn in ein Tüchel und schieben ihn in Sack.
Gebühret demnach vor allen andern denen Hoch-und Wohl- gebornen, denen Wohl- edel- gebornen, daß sie der Gemein mit einem guten Wandel vorleuchten, mit adelichen Tugenden geziert seyn, den Glanz nit verdunklen, welchen sie von ihren Vor-Eltern ererbt, ihrem adelichen Helm nit einen Schimpf anfügen, den preisvollen Namen ihres Hauses nit verschimpfen, sondern mit einem Wort adelich leben, das ist, tugendsam. Mit dergleichen seynd ganze Bücher angefüllt, ganze Chroniken beschrieben, ganze Schriften verfaßt; und zählt man in dem römischen Brevier allein über die 100 Heiligen, von denen das Officium gebet Nobiles, id est noscibiles per virtutem.
An einem Mittwoch haben die vornehmsten Priester zu Jerusalem, benanntlich diejenigen, welche vorhero schon das hohe Priesterthum versehen, einen gesamten Rath gehalten, wie sie doch Jesum durch eine Arglist und geheimen Schlich möchten gefangen nehmen; dann sie stunden in Sorgen, er möcht' ihnen mehrmal entgehen, wie sie es schon öfters erfahren. Zu dem wollten sie nit öffentlich die Händ an ihn legen, aus Forcht, daß ein Aufruhr unter dem Volk möcht entstehen, als welches dem Herrn über alle Massen zugethan war, indem ihn die meisten für einen großen Propheten gehalten. Es wär auch etwan nit leer abgangen, dafern sie ihn öffentlich hätten ergriffen, daß nicht etliche mit Wehr und Waffen den Herrn geschützt hätten; auch hätten vielleicht mehr als der Malchus allein eins für die Ohren bekommen. Wie
Allhier laß dir gefallen, mein günstiger Leser, einer gar seinen Comödie beizuwohnen, in welcher das große Vermögen des verruchten Gelds sattsam entworfen wird. Die vornehmste und Principal-Person auf diesem Theatro ist Praenobilis Dominus Aurelius Goldecker, natus Argentinensis, der vertritt die Person des Mammons oder Geld-Gotts; der andere ist Perillus Dominus Justinus à Rechtberg, natus Veronensis, dieser hat die Person der Gerechtigkeit. Justinus als die Gerechtigkeit will, daß Alles soll recht und löblich in der Welt hergehen vermög göttlicher und menschlicher Satzungen, und hat derenthalben einen scharfen Kampf und Gezank;
Apage, schreit Justinus auf, und versetzt dem losen Schelm eine solche Maulschell, daß ihn der Teufel über das Theatrum hinunter geführt. Was, sagt Justinus, sollt das Geld oder Gold allmächtig seyn? Ja, ja, antwort Aurelius oder der Mammon, und es stehe zu probiren! Nachdem sie sich beede niedergesetzt, da erschien auf dem Theatro ein junger Mopsus, welcher dann bald gefragt wurde, wer er sey. Ich, sagt er, hab gestudirt das Blaue vom Himmel, bin allzeit auf der ersten Bank bei der Thür gesessen, mein Vater heiße Hanns Lümmel, mein Name ist Ferdinand Lümmel, sonst von Stroh-Hofen gebürtig etc. Was dann sein Anbringen sey oder Verlangen, ist die Frag. Worauf er utcumque bescheiden geantwortet: er sey resolvirt, sein O vitium! um eine ehrliche Scharsche. Es kann nicht seyn, sagt Justinus die Gerechtigkeit, dann zu einem Amt müssen taugliche Leut erkießen werden.
Wie die Herren Bäume einen Reichstag gehalten, und darauf nach genugsamer Bedachtsamkeit zu der Wahl geschritten, einen König zu erwählen, ist endlich mit einhelligen Stimmen die Dornstaude erwählt worden. Mit Gunst, ihr Herren Bäume, daß ich mich unterfange einzureden, warum habe ihr zu solcher Hohheit nit den Oelbaum erkiesen? Ist es doch geschehen, aber er hat wiederum resignirt, und hat nit übel gethan, dann ein Oelbaum geht mit Schmiralien um, und ein solcher taugt nit für eine Obrigkeit. Warum habt ihr nicht den Feigenbaum erwählt? Ist es doch auch geschehen, aber er hat es nie angenommen, hat zwar gar recht hierinfalls gehandelt, dann er immer zu süß ist, und ein solcher taugt nicht vor eine Obrigkeit, weil diese auch zuweilen ein sauers Gesicht machen muß. Warum habt ihr nit erwählt den Weinstock? Ist es doch ebenfalls geschehen, aber er hat sich dessen geweigert, und hat gar wohl und bescheid gethan, dann ein Weinsüchtiger und Vollsaufer taugt nicht vor eine Obrigkeit. Jetzt fällt es mir ein, und glaube dessenthalben, daß ihr die Dornstaude habt erwähle, welche auch diese Hohheit angenommen, weil selbige voller Spitzen; dann wahrhaftig zu Aemtern und Dignitäten
Herunter mit dir, und sein geschwind! hat es geheißen beim Zachäo »festinans!« Unser Herr hat gesehen, daß dieser kleine Masculus in der Höhe war, der doch voller Partiten und Interesse gesteckt. Dieß solle noch allezeit emsig beobachtet werden, daß man keinem in die Höhe helfe, noch daroben lasse, der da kleine Talenta, kleine Erfahrenheit und große Schelm-Stuck hat!
Joseph in Egypten ist also durch die göttliche Gnad in den Welt-Ehren gestiegen, daß in dem weiten und breiten Königreich Egypten Alles durch ihn wurde regiert; alle hohen, stattlichen Aemter und Officia bei Hof und anderwärts konnte er vergeben, weil er denn der Einige beim Brett gesessen. Warum daß er seinen Brüdern nit geholfen? etwann den Bruder Ruben zum Oberst-Kuchelmeister gemacht, da hätt man vielleicht den Safran erspart; der Simeon hätt ja getaugt für das Controllör-Amt? der Isachar, so verdolmetscht wird asinus fortis, hätte ja können Stallmeister seyn? dem Bruder Nephtali wär die Obrist-Jägermeisterei nicht übel angestanden, massen sein Herr Vater Jacob solches im Geist vorgesehen, da er gesagt hat: Nephtali, cervus emissus etc.; der Bruder Gad Gad accintus praeliabitur etc.. Auf solche Weis' wären seine Herren Brüder gar wohl accomodirt worden? Nichts, nichts, nichts, sagt Joseph, sollen dergleichen meine Brüder haben, dann sie seynd noch plumpe Phantasten, wissen nichts und können noch nichts, als die Schaf hüten, sie taugen nit, dessentwegen mag und soll und muß und will ich sie nit promoviren!
Anno 1647 haben die Studenten, und forderist die Juristen, zu Avignon in Frankreich bei Faßnacht-Zeit einen Esel zum Doctor gekrönt. Erstlich saß der Esel aus einem gar herrlichen Wagen, so von 6 andern starken Eseln gezogen wurde. Dieser graue Candidatus hatte vor seiner ein überaus großes ausgebreites Buch auf einem Pultbrett, worin er stets mit unbeschreiblich großen Brillen geschaut; neben seiner saß in philosophischem Aufzug der Plato und Aristoteles als hochweise Promotores dieses arcadischen Herrn; wurde also, in Begleitung von 2000 zu Pferd vermäscherirten Studenten, worunter ein großer Adel, durch die vornehmsten Gassen der Seadt, mit allerseits ungestümmem Gelächter, herum geführt, und endlich in Gegenwart hochfürstlicher Personen auf einem hohen Theatro oder Bühn solenniter zu einem Doctor inaugurirt, welches Ihro Gestreng, dem neuen Doctor und clarissimo nec non Eselio über alle Massen wohlgefallen.
Allhier dieser angestellte Faßnachts-Possen war allein dahin angesehen, daß sie wollten durch solche Promotion zu verstehen geben, wie närrisch, thöricht, ungereimt, schändlich, schädlich, schimpflich es sey, wann man Esel- und Stroh-Köpf promovirt. Darum Rachel gar wohl gehandelt, wie sie aufs Stroh, worunter Götzen-Bilder waren, gesessen; dann auf einen solchen Kopf gehört kein anderer Hut. – Es schickt sich also nit, sagt Justinus zu diesem, ungeschickten Flegelium, daß er zu einem Amt solle kommen wegen seiner allzugroßen Ungeschicklichkeit.
Der syrische König Benedad hat mit großer Kriegs-Macht Samariam umgeben, und dermassen hart und eng belagert, daß die äußerste Hungersnoth darin entstanden, und eine große Anzahl der Menschen wegen Abgang leiblicher Nahrung darin verdorben; die Theurung ist dergestalt gewachsen, daß ein Esels-Kopf um 30 Silberling verkauft worden. O wohl elende Zeiten, allwo die Esels-Köpf so viel gelten! Es ist kein schlimmerer Zustand in einem Land, in einer Stadt, in einer Republik, in einem Kloster etc., als wann die Eselsköpf in großem Werth seyn, wann Idioten den obern Sitz haben, und die groben Blöck beim Bret sitzen!
Der große aufgeblasene Lümmel Goliath ist mit Lanzen und Harnisch über und über bedeckt gewesen, derentwegen hat er den kleinen David gespöttlet, und ihn vor einen Hunds-Buben gehalten; aber David klein von Person, groß von Kuraschi, zielt, wirft, trifft den eisenen Maulaffen also an die Stirn, daß de sede vacante. Derentwegen soll man diese auf keine Weis zu Aemtern promoviren, noch in die Höhe helfen.
Abraham im alten Testament gibt es gar deutlich an die Hand, was man soll halten im neuen Testament. Dann als er seinen liebsten Sohn Isaak auf dem hohen Berg wollte Gott aufopfern, hat er den Knechten befohlen: exspectate hic cum asino »sie sollen mit dem Esel herunter des Bergs warten;« und gar recht, dann ja die ungeschickten Esel nit in die Höhe gehören! Was nit Witz und Spitz hat, wo nur leer und nit Lehr ist, wann Amen und stramen beisammen ist: bleib herunten! zu was dient ein Knopf in der Höhe, wo nicht über sich ein Spitz gehet? Spitzfindige und Gelehrte sollen in allweg den Vorzug haben.
In dem Fall hat ein ewiges Lob verdient Petrus,das Böse strafen, der andere, das Gute belohnen. Solches hielt er auf das genaueste, ja er war so ernsthaft, daß er stets an seinem Gürtel eine Geißel hangen hatte, zu zeigen seine Justiz. Er besuchte zum öftern das Königreich, und so man ihm einen Schuldigen oder Bösewicht vorgestellt, hat er sich, aus lauter Eifer der Gerechtigkeit, nit enthalten können, daß er ihn nit selbst mit eigner Hand abgestrafet; er war aber hinwieder dergestalten liberal und freigebig gegen die Wohlmeritirten, daß er in allweg suchte, dieselbigen mit Gnaden, mit Gutthaten, mit Promotion, mit Aemtern zu belohnen. Er hatte einst befohlen, man soll ihm die Gürtel weiter lassen, damit er desto füglicher und besser könne die Händ ausstrecken, denen Wohlmeritirten zu spendiren. Wo aber solches nit beobachtet wird, ist alles Unheil zu besorgen.
Was Schäden von denen Erdbeben herrühren, ist schon der ganzen Welt bekannt. Anno Christi 343 ist die ganze, große, weite, schöne, reiche Stadt Neocesarea durch ein Erdbeben versunken. Anno 753 ist durch die Erdbeben das ganze Land Mesopotamia dergestalten
Nun ist eine Frag, woher solcher Gewalt oder Erdbebungen herrühren? Die Philosophi seynd der einhelligen Aussag, daß, wann sich eine Lust in die Erde verschießt und verschließt, so suche sie nachmals auf alle Weis' einen Ausgang; dann die Luft, als ein so hohes Element, schamt sich, daß die Erd, als ein schlechtes, niederiges, kothiges und besudeltes Element, soll ober ihr herrschen; sie schamt sich dessen, dahero sie auf allweg einen Ausgang sucht, und so sie keinen sind't, rotte sie sich zusammen, und braucht eine solche Gewalt, daß sich die ganze Erde beweget, zerspaltet, und so großer Schaden zugefügt wird. Was! sagt die Luft, ich bin ein so wackers, so subtiles und herrliches Element,
Wann man manchesmal die Meriten und Verdienste nit anschaut, sondern etwann einem forthilft, hinauf hilft, der plump und plumbeus ist, und muß ein wackerer, ansehnlicher, wohlverständiger Kerl unten bleiben: das erbittert das Gemüth, schmerzt das Herz, verwirrt den Verstand, zwingt den Will dahin, daß ein desperates Vorhaben erwacht, worvon nachmals erfolgt, daß keiner mehr in einem Reich, in einem Land, in einer Republik, in einem Kloster, in einer Gemein Lust und Lieb hat, etwas Gutes zu thun. Wann man sicht, daß der besser fortkommt, welcher die Fenster einschlägt, als der sie einsetzt, daß der ehender promovirt wird, der die Zech bezahlt, als der sie wacht, daß der mehr gilt, welcher abbricht, und nicht der aufbaut; wann man wahrnimmt, daß ein Esau dem Jacob, eine Lia der Rachel, ein Ismael dem Isaak, ein Kain dem Abel, ein Judas dem Peter, vorgezogen wird: wer hat Lust nachgehends, sich wohl und gut und ehrlich und treu zu halten?
Martinus Schenkius, ein ansehnlicher Hauptmann unter der spanischen Armee, hat sich sehr tapfer und ruhmwürdig gehalten in dem Krieg wider die Holländer, hat seinen Heldenmuth erzeigt in der Schlacht bei Herdenberg, in Eroberung Prädä und vieler anderer Orten. Nachdem er aber gesehen, daß ihm Schlechte und Unerfahrne seynd vorgesetzt worden, und man seine
Sey ihm wie ihm woll, des verlornen Sohns Bruder ist es so gar nit vor übel zu halte«n, daß er so stark gemurrt wider seinen Herrn Vater, um weil er dem schlimmen Bürschl, so all sein Hab und Gut mit Andln und Kandln verschwend't, eine stattliche Mahlzeit gehalten, ihm aber, der sich Tag und Nacht gefrett, nit einmal ein Brätl sey vergunnt worden. Wer will auf solche Weis' sich wohlhalten? Wann die Knöpf mehr gelten, als die Rosen, wann der Rauch werther ist, als das Feuer, wann die Stauden höher geschätzt werden, als die Bäume, wann die Karren mehr seynd, als die Wägen, wer sollt sich dessen nit beklagen?
Es soll allerseits hergehen, wie auf einer Geige: auf dieser werden vielerlei Saiten gespannt, grobe, subtile und mittlere. Welche aber aus diesen ist die erste, und welche die letzte? Antwort: die subtile Seite ist die allererste, diese geht voran, die grobe gehört auf die letzt. Mit den Sitten soll man umgehen, wie mit den Saiten: grobe und ungeschlachte Sitten soll man jederzeit nachsetzen, die subtilen aber voran, und soll Kunst viel mehr wägen, als Gunst. Ein Land, stultus ut luna mutatur, daher solcher hinunter gehört.
Weil du dann, bekannter Mopse, sagt Justinus, nichts gestudirt, und dein Kopf einem Kraut-Topf gleichet, weil du nur gradirt zu Padden und nicht zu Padua, weil du nur Doctor bist worden zu Narrbona, und nicht zu Lisabona, weil du mit dem Nescio alle Fragstuck solvirest, und nit salvirest, und dein Verstand so glatt florirt, wie das Florentiner-Gebirg; ist also dein Bescheid: Es kann nit seyn!
Hierauf erhebt sich von seinem Sessel der Aurelius oder Mammon, und wischt mit einem Beutel Geld heraus, streicht dem Monsieur Justino solchen zwei mal um das Maul, und steckt ihm nachmals solchen in seinen Sack, worauf alsobald Justinus mit andern Worten aufgezogen, nemlich: Es kann gar wohl
seyn, und es soll seyn; dann ob schon dieser Mensch wenig gestudirt, so zeigt er doch ein stattliches Cerebell, er wird ansehnlich vor das Amt taugen, (besser geredt, das Amt wird für ihn taugen). O vermaledeites Geld! nun gilt Pluto mehr als Plato, nun machen Batzen auch einen Pazzo zum Doctor, nun promoviren die
Geld macht Affekt in der Welt, Geld macht Effekt in der Welt, Geld macht Insekt in der Welt, Geld macht Defekt in der Welt, Geld macht Profekt in der Welt, und Geld macht Präfekt in der Welt.
Es waren einsmals etliche Competenten zu einem guten und wohlerträglichen Amt berufen. Damit man aber möcht' erkennen, welcher aus ihnen der witzigste und hierzu der tauglichste wäre, ist ein Examen von drei gelehrten Männern angestellt worden, welche einem jeden in der Stille und in das Ohr eine Frag aus dem Jure Civili vorgetragen, mit dem Verheiß, wer es zum besten solviren werde, dem soll das vacirende Amt verliehen seyn. Einer aus den Competenten war ein unverständiger Knospinianus und Haupt-Idiot, welcher gar nicht wußte, ob Zachäus und Zacharias zweierlei Namen seyen, und glaubte, Epiphania sey des Herodis Saug-Ammel gewest: er wußte so gar nit, an was vor einen Tag dasselbige Jahr der Charfreitag falle. Solchem Mopso gab ein Examinator ein Fragstuck in die Ohren, aus welches aber der Phantast nit geantwortet, sondern hinwieder ganz beherzt dem Examinatori ohne weiteres Nachsinnen mit diesen Worten begegnet, auch ganz in das Ohr: Herr solvere heißt auch bezahlen) ist demnach billig, daß er allen Andern soll vorgezogen werden. O vermaledeites Geld, du vermagst Alles in der Welt, derenthalben man dir noch den Titul gibt, allmächtiges Gold!
Mammon, ziemlich stolz und übermüthig wegen der Oberhand, setzt sich wiederum nieder. Darauf steigt ein sehr wohlbekleid'ter Forestier und junger Gentil-Homo auf das Theatrum. Dieser tragt best Hut nur auf halbem Kopf, spreizet die Ellenbogen heraus, als wollt er helfen dem Atlas die Welt-Kugel tragen. Justinus fragt gleich, wer er sey? Ich, gab er zur Antwort, reis' in die Länder etwas zu sehen und zu erfahren, damit man mir nit möge schimpflich vorwerfen, ich sey über meines Vaters Zaun nit gestiegen; ich bin in meinem Vaterland nit in geringem Ansehen, alle meine Freundschaft stehet in hochfürstlicher Amts-Verwaltung, mein Nam' ist Joannes Adamus Nichardus Sallustius von Pflug-Eck etc. Was er dann begehre? fragt ferners Justinus. Der läßt sich verlauten, als möcht er gar gern mit dieser jungen Tochter in Bekanntschaft kommen, und dero lieben Ansprach und werthe Gesellschaft genießen etc. Es kann nicht seyn, war der Bescheid, Gott behüt's,
Jakob und Esau zankten miteinander, wer unter ihnen soll den Vorgang haben, die Aposteln wörtlen mit einander, wer unter ihnen soll Major heißen; aber mit dem Jungfraustand braucht es kein weitläufiges Wortwechslen noch Disputirens, er geht ohnedas allen anderen vor.
Der Ehestand ist ein Acker, der Wittibstand ist ein Garten, der Jungfraustand ist ein Paradies.
Der Ehestand ist ein Blei, der Wittibstand ist ein Silber, der Jungfraustand ist ein Gold.
Der Ehestand ist ein Stern, der Wittibstand ist der Mond, der Jungfraustand ist die Sonn.
Der Ehestand ist ein Dorf, der Wittibstand ist ein Markt, der Jungfraustand ist eine Stadt.
Der Ehestand ist ein Wasser, der Wittibstand ist ein Bier, der Jungfraustand ist ein Wein.
Der Ehestand ist ein Türkis, der Wittibstand ist ein Rubin, der Jungfraustand ist ein Diamant.
Der Ehestand ist eine Leinwath, der Wittibstand ist ein Taffet, der Jungfraustand ist ein Atlaß.
Der Ehestand ist menschlich, der Wittibstand ist heilig, der Jungfraustand ist englisch.
Der Ehestand ist gut, der Wittibstand ist besser, der Jungfraustand ist der beste.
2. Mos. 25. Kap. hat der allmächtige Gott »lilia ex ipso procedentia« etc., dardurch zu zeigen, daß nichts mehr oder schöner in der allgemeinen Kirche leuchte und scheine, als der Jungfraustand, welcher durch die silberweißen Lilien entwarfen wird; derentwegen unter den 12. zwölf Himmels-Zeichen auch der Löw gleich vor der Jungfrau, damit er, weil von diesem Thier glaubwürdig gesagt wird, als schlafe es mit offnen Augen, eine wachtsame Schildwacht abgebe dieses so kostbaren Schatzes der Jungfrauschaf.
Die Jungfrauen seynd lobwürdig, und dannoch nix zu achten, sie seynd ehrwürdig, und dannoch seynd sie nix werth, sie seynd preiswürdig, und dannoch seynd sie nix nutz. Verstehe mich aber recht: nix ist ein lateinisch Wort, und heißt auf deutsch ein Schnee. Gleichwie nun der gebenedeite Jesus auf dem hohen Berg Thabor mit einem glorreichen Kleid geprangt, welches gefärbt war wie der weiße Schnee, »vestimenta ejus facta sunt alba sicut nix,« also kann eine junge Tochter mit keiner bessern Tracht aufziehen, als mit dem weißen Habit der jungfräulichen Ehren, welche forderist von dem höchsten Gott mit so großen Gnaden privilegirt.
Der Gürtel des h. Colomani hat auf den heutigen Tag noch diese wunderseltsame und von dem Allmächtigen ertheilte Eigenschaft, daß er dem allerdickesten und feististen Leib, dafern solcher noch mit jungfräulicher Zierde begabt, nie zu eng, sondern kann
In dem berühmten Herzogthum Bayren ist ein gnadenreiches Gottes-Haus, Aethal genannt, allwo die Bildnuß der Mutter Gottes von purem Silber zu sehen, von dero ganz glaubwürdig erzählt wird, daß auch der stärkeste Mensch selbiges Bild nicht könne in die Höhe heben, solches aber eine reine Jungfrau, ob schon schwach und klein, gar leicht zuwegen bringe.
Daß Gott der Allmächtige den jungen Raben in ihrem Nest so gnädig ist, und sie, als dazumal arme, verlassene Weisl, so wunderbarlich ernährt, wundert mich so stark nit, massen diese jungen Galgen-Vögel zur selben Zeit noch weiße Federn tragen als eine jungfräuliche Liverei, auch dazumalen noch nichts um das stinkende Aas wissen, wie es eigentlich den Jungfrauen gebührt, derenthalben sie der allmächtige Gott also respectiret.
Die h. Jungfrau Paula, ins gemein Barbata genannt, wie sie gar zu heftig von einem Jüngling, wegen ihrer so schönen und wohlgeschaffenen Gestalt wurde geplagt, und ihr fast auf eine unsinnige Weis' nachgestellt, hat ihr Zuflucht genommen in die Kirche, allwo sie vor einem Crucifix-Bild solche große Bedrängnuß mit eifrigen Thränen beklagt, welcher dann
Kein Vogel soll geiler und verliebter seyn, als die Tauben, sagt Albertus Magnus, wie das stete und fast immerwährende Schnabelwetzen unter ihnen; dahero columba so viel, colens lumbos heißet; auch wird der Triumph-Wagen der saubern Venus mit zwei Tauben bespannt gemahlt, wessenthalben Gott im alten Testament ordentlich verboten, man solle ihm keine Tauben opfern, wohl aber pullos columbarum, »junge Tauben,« welche noch im Nest sitzen, und nichts wissen um das Schnäblen und Liebkosen, also ist der Ausspruch Theodoreti zum 3. B. Mos. Frage 1. welches eine gar deutliche Zeugnuß ist, wie Gott der Herr den Jungfraustand so hoch halte.
Im ganzen Königreich Spanien war Maria Coronel Gestalt und Schönheit halber die allerauserlesneste, wessentwegen sie von Petro, König zu Castel, aufs äußerist augefochten worden, und fast nit mehr möglich scheinte, ihm zu entrinnen. Das letzte Mittel war dieß, daß sie die Kloster-Jungfrauen daselbst inständig gebeten, sie sollen sie in eine Grube
Wie Christus der Herr nach Bethania kommen, so seynd ihm zwei Schwestern entgegen gangen mit nassen Augen, mit schwarzem Flor, mit traurigen Gesichtern, mit aufstoßenden Seufzern, mit weßen Tüchlen in Handen, mit halb gebrochenen Worten den Herrn angeredt: O Domine, o Herr, wann du halt wärest da gewesen, so hätten wir unsern lieben Brudern nie verloren! Der gütigste Heiland läßt ihm alsobald das Grab zeigen, mit der tröstlichen Zusag, er wolle ihn von den Todten erwecken. So bald solches die adeliche Jungfrau Martha (dazumal hat mans noch nicht Fräule genennt) vernommen, sagt sie geschwind darauf: Jam faetet, »pfui, mein Herr, er stinkt schon!« Schau, schau, so kann das Jungfrau-Zimmer nichts übels riechen, wohl ein heikliches Nasen-Geschirr! Aber in der Wahrheit soll eine jede ehrsame Jungfrau also gesitt' und gesinnt seyn; wann sie einen üppigen Menschen vermerkt, der nach Bocks-Balsam schmeckt: pfui, soll sie sagen, jam faetet, er stinkt wie Holofernes, er mufft wie der Ammon,
Die h. Jungfrau Gertraud wird jederzeit, als eine Aebtissinn, mit einem Stab entworfen, an welchem etliche Mäus' auskriechen. Die Ursach dessen such' der Leser in der Lebens-Beschreibung erstbenannter Heiligen; dießmal ist das schon genug, daß die Bildnuß besagter h. Gertraud niemalen ohne Mäus' vorgestellt wird. Das müssen die Jungfrauen wohl in Obacht nehmen, wann sie Gern-traut heißen, und so unbehutsam fast Allen gern trauen, daß sie von Mäusen genug, und zwar von großen, lecken, frechen, freien, Mäus-Köpfen, des Jakobs frische Tochter, um Bericht! Dessenthalben soll eine Jungfrau seyn, wie eine Duck-Antel: so bald solches der Leut ansichtig wird, so duckt es sich unter das Wasser, und verbirgt sich. Die Jungfrauen sollen die Männer lieb haben: – holla, versteht mich recht! die strohenen und von Fetzen zusammen geschoppten Männer, welche die Bauren zu Abtreibung der Vögel in den Aeckern und Gärten aufrichten, – also sollt ihr einiges Absehen dahin gestellt seyn, wie sie
Majolus schreibt von einem wunderseltsamen Baum in dem pudefetanischen Reich, welcher insgemein genennt wird der Jungfrau-Baum: was meint ihr aber, hat der Baum für eine Eigenschaft? vielleicht kann man aus diesem Holz nichts anderst schnitzlen, als Löffel? Ei das nit, dann Löfflen schickt sich nit vor die Jungfrauen. Vielleicht tragt er eine Rinden, wie die Birken-Bäume, daß man darauf kann Buhl-Briefel schreiben? Das noch weniger; dann solche Kanzlei gehört nit für die Jungfrauen. Vielleicht, wann man aus diesem Holz ein Thür-Geschwell macht, hat es die Wirkung, daß jede, so keine gerechte Jungfrau ist, muß den Fuß brechen? Ei wohl nit, das wär grob, o Gott, wie viel traf' man krumme Menscher an! Vielleicht, wann man aus diesem Holz Zahnstüree macht, so wässern ihnen die Zähn nach dem Heirathen? Auch dieß nit; sondern in der Provinz Pudefetania wächst ein solcher Baum, wie auch Petra Sancta davon schreibt, daß, wann man denselben nur will anrühren, so zuckt er die Näst zu sich, und so man von demselben wieder abweiche, so streckt er seine Näst ganz frei aus wie zuvor; derentwegen wird er genennt Arbor pudoris, der Jungfrau-Baum oder schamhafte Baum.
Auf solche Art, und gar nicht anderst, sollen die Jungfrauen genaturt und beschaffen seyn, wann sie wollen den kostbaren und englischen Schatz der Jungfrauschaft erhalten, welcher so heiklich als ein Spiegel, der von geringstem Athem (ich sag nicht Adam) verdunklet Blasio) ausgelöscht wird, so heiklich wie ein Schnee, der von einer lichten Sonne (ich sag nicht Sohn) zerschmelzt wird; dahero nicht gar ungereimt einer Jungfrau zu rathen, daß sie eine Hunds-Art (ei pfui!) soll an sich nehmen, dann ein Hund pflegt bei nächtlicher Weil auch den Mond anzubellen: also soll sie auch einen Mann anschnarchen und sauer ansehen.
Eine Jungfrau thät sehr weislich, wann sie auch eine närrische Natur an sich nähme; dann Levinus Lemnius schreibt Thl. 1, Bl. 3, daß er habe einen hypochondrischen Phantasien gekennt, der sich gänzlich die Einbildung gemacht, als sey er von lauter Glas zusammen gesügt, wessenthalben er im Gehen und Stehen sehr behutsam umgangen, und konnte man ihn auf keine Weis' noch Gewalt dahin verhalten, daß er sich sollte niedersetzen, weil er sich heftigist geforchten, es möchte Trümmer geben. Eine solche Einbildung wär nit übel bei den jungen Töchtern, wann sie sein öfters die eigne Schwachheit vor Augen stellten, und sich dem gebrechlichen Glas nicht ungleich schätzten; dann Glück und Glas wie bald wird eine Jungfrau zu was? Gleichwie nun der Allmächtige in Erschaffung der Welt alsobald das Licht von der Finsternuß geschieden, »divisit lucem à tenebris,« also ist auch nichts rathsamers, als daß auch Lucia
à tenebrionibus soll abgesondert seyn.
aures habent et non audient, oculos habent et non videbunt, manus et non palpabunt etc., »sie haben Ohren und hören nit, sie haben Augen und sehen nit, sie haben Händ und fühlens nit, etc. O Pater, sagt eine schnaderische Jungfrau, eure Meinung ist sehr wurmstichig; dann er muß vor gewiß halten, daß manche Jungfrau; zur Gesellschaft geht, und wieder darvon, als wie die Sonnenstrahlen durch eine Mistlacke, worvon sie im wenigisten beunreiniget wird!r Con licenza, meine junge Gosckangula, so seyd ihr ganz und gar beschaffen, wie der Altar im alten Testament, auf dem durch göttlichen Befehl das Feuer stets mußte brennen, da doch derselbe Altar von lauter Holz war, und gleichwohl durch ein Wunderwerk vom Feuer nie verletzt worden: die Ursach war: weil besagtes Holz aus dem Paradies gewesen, wessentwegen es vom Feuer keinen Schaden können leiden. Also seyd ihr auch eine Jungfrau aus dem Paradies; ich glaub aber ehunder von Paris, und so man nach Plinii Aussag die Einhorn nicht anderst fangen kann, als in dem Schoß einer ganz gerechten Jungfrau, so würde vermuthlich mit euch gar eine schlechte Jagd angestellt werden: ist demnach weit besser, wann die Jungfrauen heiklich seynd; dann heiklich und heilig seynd zwei Bluts-Verwandte.
Was der verruchte Iscarioth den jüdischen Schörganten und Lotters-Knechten eingerathen, als er zu ihnen gesagt, tenete eum, et ducite cautè, »greift ihn an und führt ihn behutsam: das sollen auch alle Jungfrauen insgemein sich lassen gesagt seyn! cautè, fein behutsam geht mit euerer Ehr um, cautè, behutsam in Augen und Ohren, wann ihr wollt bleiben auserkoren; behutsam im Gehen und Stehen, wann ihrs nit wollt übersehen; cautè, behutsam in allen Dingen, wann ihr wollt die Ehr darvon bringen!
Salomon war so reich, daß er so viel Silber als Stein zu Jerusalem hatte; gleichwohl ist dieser Schatz weit minder zu achten, als die silberweiße Jungfrauschaft. Dahero so viel tapfere Gemüther und heroische Herzen auf das äußerste sich bemühet, mit allen erdenklichen Mittlen gedachtes Kleinod zu erhalten.
Surius schreibt von zwei adelichen Töchtern im Fürstenthum Lombardia, wie solche ehrliebenden Kinder in dem Einfall der barbarischen Völker zu Schirmung ihrer jungfräulichen Zierde folgende Arglist ersonnen: Benanntlich hat eine jede aus ihnen ganz junge und geropfte Hühnlein in den blossen Busen verborgen, allwo
Die nicomedische Jungfrau Eurasia hat gleichfalls einen geilsüchtigen Gesellen stattlich hinter das Licht geführt, indem sie in der Verfolgung Diocletiani durch tyrannischen Befehl in das gemeine Huren-Haus mit höchster Bedrängnuß geführt war, auch unverzüglich einer ihr auf dem Fuß nachgefolgt, hat sie solchen mit ganz freundlichen Worten und höflichen Gebehrden demüthigst ersucht, er woll ihrer doch verschonen, und dafern er sie dießfalls ihrer Bitt' wohl gewähr machen, so versprech sie ihm hingegen eine Sach zu offenbaren, wordurch er sich dergestalten könne fest und gefroren machen, daß er vom Stechen und Hauen in allen Begebenheiten werde frei und unverletzt bleiben; und damit er glaube, daß solches nit in leeren Worten bestehe, also will sie solches durch die Prob wirklich darthun. Schmiert darauf mit einem Pel ihren schneeweißen
Ungefähr vor 6 Jahren in Oesterreich hat es sich ober Wien zugetragen, daß ein ehrliches Bauern-Mädl auf dem Feld in Arbeit begriffen, von einem daselbst unweit einquartirten Reiter mit aller Macht angefochten worden. Weil nun diese arme Haut die Unmöglichkeit sah, solchem frechen Gesellen Widerstand zu thun, also hat sie ebenfalls einen Vorthl ersonnen, nemlich: sie zeigte sich nit gar ungeneigt seinem Willen, jedoch bat sie höflich, er woll ihr zuvor, weil er gut gestiefelt, jenseits des Bachs ihre anderen Kleider herüber hohlen, unterdessen woll sie schon das Pferd ganz sicher beim Zaum halten. Wie nun der verliebte Narr durch den Bach hindurch gewaten, erstehet die ehrliche Bauern-Tochter ihren Vorthl, erhebt sich auf das Pferd und sprengt mit schnellem Lauf (die Sporn hat sie dem Phantasten hinterlassen) dem nächst-gelegenen Marktfleck
Alle dergleichen ehrliebenden Töchter verdienen das Lob, uud unsterblichen Preis, daß man solche Thaten mit Gold solle beschreiben und der nachkommenden Welt zu einem lobwürdigsten Beispiel vortragen, weilen sie sowohl den großen Werth der theuren Jungfrauschaft erwogen, und jenen Spruch aus dem Evangelio ganz stattlich gehalten: Margaritas nolite projicere ante porcos (porcus per anagramma procus).
Indem nun obberührte so heftige Ursachen Justinus wohl zu Gemüth geführt, und auch beinebens sehr bedachtsam durchblättert die Schriften der heiligen Lehrer, worinnen so herrliches Lob der Jungfrauschaft zugemessen wird, und von Augustino in serm. de summo bono, von Hieronymo apud Ludovic. de Ponte tom. 3. von Damasceno lib. 4 ortho. sid. c. 25. von Cypriano in lib. 5. de Pudicit. von Uthanasio lib. de Virg. von Bernardo in Epist. von Ambrosio de Virg. von Isidoro lib. 2 de sum. von Gregorio in Marcum mit so wohl ersonnen Preis-Namen das jungfräuliche Kleinod hervor gestrichen wird, Es kann nit seyn!
Ueber diese so unverhoffte Schluß-Red stunde mehrmal der Mammon, oder das Geld auf, ließ im wenigsten ein entrüstes Angesicht hierüber spühren, sondern lächelte, und wie man insgemein zu reden pflegt, schmutzte mit halbem Maul, und brach endlich in diese Red' aus: wie nehmlich die Israeliten und muthwilligen Hebräer durch den Aaron ein guldenes Kalb für einen Gott haben aufrichten lassen, und als Moses von dem Berg mit den steinen Tafeln, worauf durch göttliche Hand die 10 Gebote geschrieben, langsam herab gestiegen, und sich nicht genugsam über das angehörige Geschrei und Juchitzen seines Volks verwundert; so bald er aber das guldene Kalb ersehen, hab er mit größtem Unwillen die Tafeln zur Erd' geworfen, und also der Erste gewest, welcher die 10 Gebot gebrochen. Auf solche Weis', sagt Mammon, seye unnöthig einen weitern Streit anzuheben, sondern wann er auch werde Gold zeigen, alsobald werden die Leut' die 10 Gebote brechen. Zieht demnach mit einem Duzend schönen Dukaten hervor, drukts der Jungfrau in die Hand, und ein paar alte Bärn-Thaler der alten Kupplerinn, worauf ohne fernere Widerred', das Fiat erfolget: Es kann seyn!
O verfluchtes Geld! verruchtes Geld! du gesamtes Geld, verdammtes Geld, was Uebel machst du in der Welt! Bei uns Deutschen pflegt man insgemein, wegen der Farb, die Dukaten rothe Fuchsen zu nennen, gleichwie nun die Füchs des Samsons, deren dreihundert flores apparuerunt in terra nostra,« verwüsten diese schlimme Gesellen.
In dem französischen Wappen-Schild waren vor diesem drei Kröten zu sehen, nunmehr aber seynd diese in schöne weisse Lilien verkehrt worden; aber leider, dermal ereignet sich gar oft das Widerspiel, indem aus Lilien Kröten werden, aus ehrlichen Jungfrauen leichtfertige und unverschämte Kröten, durch das teuflische Geld und verruchten Mammon.
Der berühmteste und größte Fluß in der Welt soll seyn der Ganges, sonst in h. Schrift Physon genannt, welcher gar seinen Ursprung aus dem Paradies nimmt, und mit seinem wunderbreiten Strom das niederste Indien berührt. Von diesem Fluß bezeugt die göttliche Schrift, daß er das beste und feineste Gold führe, und derenthalben von den angränzenden Ländern der Goldfluß benamset wird; in diesem Fluß aber solle, wie verlautet, sehr gefährlich seyn zu schiffen, und höre man daselbst von öfterm Schiffbruch und Untergang.
Bei jetziger schmutzigen, nichtsnutzigen Welt ist kein gefährlicherer Fluß, als der Goldfluß, worin auch so manche ehrliche Tochter, auch manche wohlgeschaffene Frau einen schädlichen Schiffbruch leidet, und wäre manche keine Metz, wann die Müntz nit wär, es wäre manche kein Scortum, wann Scutum nit wär, es wäre manche keine Putana, wann putum aurum nit
O maledicta terra! sagt der erzürnte Gott nach dem Fall des Adam. O vermaledeite Erde, sag ich auch zu Silber und Gold, massen es auch nichts anderst ist, als eine gefärbte, und von der Sonne ausgekochte Erde. Gar recht hat der apocalypsische Engel und göttliche Chronist Johannes in seinen Offenbarungen, neben andern geheimniß-reichen Gesichtern, auch die babylonische Hur über und über mit Gold gesehen, dann meistens dergleichen Kothfinken, und garstige Schlepp-Säck von Gold, und durch Gold verführet werden, daß ich also glauben muß, interitus komme her von Interesse.
Von dem liederlichen Gesellen registrirt das Evangelium, welcher das Seinige schlimm und schlemmerisch durchgejagt, daß er seine meiste Substanz und Baarschaft im Geld bei solchen wilden Grundschüppeln habe anworden. Vivendo luxuriose dilapidavit substantiam suam: aus welchem unschwer abzunehmen, daß dazumal solche ungerathene Töchter durch das Geld und Schankungen in den verruchten Wandel gerathen. O teuflisch Geld, was richtst du nicht in der Welt!
Marci am 4. wird geschrieben, wie daß ein arbeitsamer Ackersmann einen gar guten Saamen habe ausgesäet, dessen aber wenigster Theil aufgangen, und Frucht gebracht, dann ein Theil ist gefallen auf einen
Ich aber weiß gewisse Vögel, die nennt man Galgen-Vögel, solche verzehren manchen guten Samen; die Jungfrauen in ihrem gebührenden Titul führen den Namen ehrsam und tugendsam, das ist gar ein ehrlicher, herrlicher Sam, aber diesen Ehrsam verzehren und fressen gar oft auf die Galgen-Vögel, solche seynd die Raben; die besten ungarischen Dukaten werden Räbler genennt, weil auf solcher Gold-Münz ein Rab geprägt ist, diese Galgen-Vögel schaden den ehrsamen Jungfrauen mehr, als die Greiffen in Afrika, die Harpiä in Indien, die Geier in Norwegen. Die Gold-Käfer seynd den schönen Rosen nicht allein schädlich, sondern auch mancher Rosina und Resl, und gleichwie manches Castell durch Geld erobert wird, also auch manche Castitas; und purgiren die vergoldeten Pillen so stark, daß sie auch die Ehr und gute Gewissen von einem treiben.
Aber was thut ihr so unbesonnene Adams-Töchter? ihr scheltet und schimpft und spottet den Esan aus, und weil er pro coctione ruffa, um ein Linsen-Koch die Primogenitur und hochachtbare Majorat pro ruffo metallo vertändelt, und um Gold einen Gott verlasset. O wohl thorrechte Menscher! daß euch so gar nit einfällt das wehmüthige Nescio, welches Gott den thorrechten Jungfrauen geben, was für einen Bescheid werden erst die thorrechten Huesten haben?
Jonathas, ein königlicher Prinz, hat einst vor dem gesamten Volk Israel, weil er wider das Gebot gehandlet, um ein wenig Honig sollen sterben, ganz wehmüthig aufgeschrien: gustans, gustavi paululum mellis, et ecce morior! »ich hab, o wehe mir! ich hab nur ein wenig Honig geschleckt, und gleichsam nur obenhin gekostet, jetzt kostet es mich das Leben, deßwegen muß ich sterben, o wehe!«
Wann ihr saubere Früchtl und unerzogene Töchterl sollet hören, wie eine Rodope aus Thracien, eine Asparia aus Milet, eine Phrynis aus Boetien, eine Antigona aus Macedonien, eine Gonoria aus der Normandie, eine Varia aus Phönicien, eine Rosimunda aus Engelland, viel tausend aus Venedig, massen das Carmen also lautet:
Viel tausend und tausend andere, die bereits schon in der Höll, in dem höllischen Feuer, in der feurigen Ewigkeit liegen und leiden und lamentiren: vae nobis! etc. Ein wenig Honig haben wir gekostet, und jetzt müssen wir sterben, und ewig! merkts ihr Fetzen,
Habt ihr dann nie gehört, wie auf eine Zeit der Wind, der gute Name, und die Jungfrauschaft, diese drei in einer angenehmen Gesellschaft seynd zusammen kommen, und nachdem sie eine ziemliche Weil' in beliebiger Ansprach beieinander zugebracht, hat sich sodann eins von dem andern höflichst beurlaubet, der Wind war dießfalls der Allererste, welcher seine Abreis' genommen; behüt euch Gott, meine lieben Mitkameraden, sprach er, beliebts Gott, so will ich innerhalb zwei Tagen wieder ankommen; a Dio, viel Glück auf den Weg, mein Herr Blasi, sagen die anderen, der Herr verbleib fein gesund und wohlauf. Kurz hierauf wollten sich auch die zwei, benanntlich der gute Nam', und die Jungfrauschaft voneinander scheiden, und nachdem sie einander freundlichst die Händ' geboten, Gott behüt dich, sagt der gute Nam', meine auserwählte Jungfrauschaft, wer weiß, wann wir mehr einander sehen, dann so ich einmal von einem Ort weiche, so kehr ich so bald nicht mehr dahin, ja gar selten. Ach, seufzet die Jungfrauschaft, und sprach:
Aus solchem Gedicht ist unschwer abzunehmen, wie hart man den verlornen ehrlichen Namen wieder erstatte, und wie unmöglich sey, die einmal verscherzte jungfräuliche Ehr' wieder zu ersetzen.
Nach diesem so wunderlichen Wortfechten, allwo gleichwohl die Bictori auf Seiten des Mammons ausgeschlagen, setzten sich beede wiederum nieder, worauf gleich ein wackerer Kerl, ungefähr im 25. Jahr seines Alters, auf das Theatrum oder Bühn hinauf gestiegen, und nach beederseits abgelegtem freundlichen Willkomm und gehörigen Komplementen fangt er selbst freimüthig an zu reden, und ohne weitläufige Umstände beklagt er sich mächtig, wie daß ihn sein erlebter Herr Vater kurzum suche zu verheirathen mit einer, welche voller Bosheit und Untugenden stecke, und noch dazu einer übelgeschaffnen Leibsgestalt, was noch mehr, eines ziemlichen Alters, und bereits auf einer Seiten 31 Jahr habe, auf der andern auch so viel. Kaum daß er solche Reden vollend't, stieg diese auserlesene Madama, durch Beihilf einer krummen Naderin, auf das Theatrum; Herr Justinus hat sich nit wenig entfärbt ob diesem so ungeformten Abentheuer, indem sie es kann nit seyn, es kann nit seyn, daß dieser so wohl geschaffene und so gut genaturte Kerl soll diese Mißgeburt heirathen.
Dann erstlich muß man wissen, daß die schöne Gestalt nit den untersten Sitz habe unter den Gaben Gottes, also bezeugt es der h. Vater August. Auch wird glaubwürdig von unterschiedlichen Seribenten dargethan, daß die übergebenedeite Jungfrau Maria sey einer wunderschönen und ausbündigen Gestalt gewesen, wie es Nicephorus Callistus mit deutlichen Worten sattsam beschrieben. Massen die tugendliebenden Gemüther viel gewünschter in einem wohlgestalten Leib logieren, als in einem ungestalten Krippel, so hat auch der Allmächtige eine sondere Schönheit ganz reichlich gespendirt dem verwaisten Juden-Mädel Esther, daß ihr solche Gestalt nachmals zur Kron und Seepter beförderlich gewest. Die heroische Seel' und das tapfere Weiberherz der Judith wollt ebenmäßig nit mit einer zerschlampten und übelgestalten Menschenhaut verhüllt seyn, sondern hinter dem Vorhang eines so edlen, schönen Gesichts verhüllter stehen.
Dem Job, nach so mannigfaltigen Anstößen,
Die schöne Gestalt eines Weibs ist gleichwol ein weisses Mehl Elisäi, welches den bittern Kraut-Topf des Ehestands versüsset, und ist dem Abraham unter so vielen Widerwärtigkeiten nit eine kleine Linderung gewest seiner Kummernuß, die so edle Gestalt der Sara, welche in dem 90. Jahr ihres Alters, noch das Prädicat einer schönen Dama konnte anhören.
Jenem Kavalier und vornehmen Edelmann Namensich, oder bin du? dann alle beede, so gleich in der Gestalt, als wären sie in einem Model gegossen, und war der geringste Unterschied nit, außer, daß der Diacon eine Platte auf dem Kopf, der Kavalier Eugen aber keine.
Nit viel ungleich wird von dem David registrirt, daß er einen solchen ungeformten, großkopfeten und übelgestalten Sohn habe erzeugt, daß der ganze königliche Hof in Argwohn gestanden, es sey eine wahrhafte Copei von dem groben Flegelanten dem Nabal, bis endlich der David durch vieles Bitten und Beten dem Sohn von Gott eine schöne Gestalt zu wegen gebracht.
Ist also gar recht, daß dieser so schöne Jüngling, sagt Justinus, mit diesem Larven-Gesicht nicht will sich verehelichen; dann obschon von den Weibern wird ausgeben, als seyen dieselben von Natur säuberer als die Männer, massen dero Ursprung und Herkommen ist von einem weißen Bein; der Männer aber von einem unflätigen Leim. Dahero so ein Manns-Bild auch hundertmal nacheinander die Händ waschet, wird das Wasser jedesmal trüb werden; dafern aber ein Weibs-Bild die Händ' nur zweimal waschet, bleibt nachmals das Wasser in seiner Reinigkeit. Aber von dieser wilden Mufti, und deut' auf die Alte, Justinus mit den Fingern, so man auch in den Papier-Stampf soll schicken, hätt' man nichts saubers zu hoffen.
Die Apostel sahen einst unsern Herrn für ein Gespenst an, putabant, esse phantasma, aber es ist sich dessen so hart nit zu verwundern, dannes war dunkel und finster; aber diesen Widhopf siehet
Daß an dem Wagen Ezechiels ein Adler und ein Ochs nacheinander gezogen, gebet noch hin, daß aber ich neben einem solchen Unthier soll das schwere Joch des Ehestands ziehen, gefällt mir unmöglich, lieber will ich zu Wien beim weißen Engel, als beim schwarzen Bären einkehren; was aber das schlimmste, so ist sie noch dazu voller Untugenden, und sauft wie der Teufel. Holla! so kanns gar nit seyn!
Heli, der Hohepriester, hat dazumal einen sträflichen Argwohn gehabt von der Anna, wie er sie im Tempel angetroffen; dann weil sie die Lefzen stets bewegt ohne einige Stimm, hat er ganz unbesonnen das Urthl geschöpft, als habe sie einen guten vidimirten Rausch, usquequo ebria es! hierinfalls war der heiligen und gutherzigen Frau eine große Unbild zugefügt, massen sie im wenigsten einen Wein gekost, noch was anders, was da trunken machet, sondern sie betete allein dazumal mit dem Herzen.
Mein lieber hochwürdiger Heli, dieser dein Argwohn ist gar übel gegründet, dann du sollst wissen, wann die Weiber berauscht seyn, und zu scharfe Krüg führen, daß sie nicht stillschweigen, wie diese Frau Mutter des Samuel, sondern sie schreien und lassen sich hören mehr, als ein Uhrausrufer oder Nachtwächter.
Petrus hat es dazumal gar gut vermeint, wie er bei dem gähen Sturm und ungestümen Anfall des hebräischen Lottergefinds so beherzt vom Leder gezogen, und den Malchum, als einen meisten Rädelführer zwischen die Ohren gehaut, so bald ihm aber der Herr und Heiland geschafft, er soll einstecken, hat er solchen Befehl unverweilt vollzogen; aber die berauschten Weiber-Gefecht lassen sich so bald nicht stillen, dann weil ihr Degen die Zung, das Maul aber die Scheid, so wird es auch auf hundertmal wiederholten Befehl kaum zum Einstecken und Maul halten kommen. O wehe eines solchen armen Manns!
Tobias der ältere, als ein gerechter, gottesfürchtiger und gewissenhafter Mann, kommt einsmals nach Haus, und höret einen Geis-Bock gemekitzen, welches ihm dann sehr fremd vorkommen, daß dergleichen Thier in seiner armen Wirthschaft sich einfindet, dahero geschwind, zu Versicherung seines Gewissens, nachgefragt, obs nit etwann eine gestohlene Geis seye? O lieber Tobias! da hast du wohl einen Bock geschossen, so bald sein Weib das vernommen, was, sagt sie, gestohlen? haltest du mich für eine solche? ei mein schöner, sauberer, blinder Hiesl! jetzt schlagt deine Heiligkeit heraus, Expedit enim mihi magis mori, quam vivere. Der König Sennacherib hat mir meine Güter confiscirt, patientia! die Schwalben haben mich um das Gesicht gebracht, patientia! die Armuth ist mir über den Hals kommen, patientia! die Nachbarschaft hat mich verfolgt, patientia! hab alles mit Geduld übertragen, aber bei einem bösen Weib seyn, das kommt mich schier zu hart an, mein Gott! lieber sterben, als dergestalt leben.
Hat nun Tobias, als ein vollkommener Mann, ein heiliger Patriarch, welcher nach dem Job der Sanftmüthigste, das Ungestümme eines bösen und zänkischen Weibs so hart übertragen, wie soll es dann einen andern armen Tropfen ankommen? O Gott! wie hart ein solcher Ketten-Hund! wie ungestümm eine solche Haus-Posaune! wie teuflisch eine solche Tafel-Musik! wie verdrießlich eine solche Feuer-Glocke! wie schmerzlich Expedit mori, quam vivere.
Es ist in der Wahrheit jenem Mann kein Fehler auszustellen, welcher sein zänkisches Weib auf eine sinnreiche Weise zu recht gebracht, diese hieß Lampert, weil er Lambl fromm, ihr Name aber war Cunegund à Cunis, oder Wiegen, also genannt, wie folgsam zu vernehmen. Bevor er sich mit dieser in eheliche Vermählung eingelassen, ist er von etlichen Treumeinenden gewarnet worden, er wolle ihm doch selbst keine solche schwere Last auf den Rücken bürden, dann von ihr die gemeine Red sey, als hab sie einmal einen Goggl-Hahn geschlukt, der ihr nun allzeit aus dem Hals krähe, und muß sie allemal das letzte Kyrie eleison haben: uneracht dieser prophetischen Ermahnung, hat er besagte Cunegund gleichwohl geheirath, kaum aber daß etliche Tag verfloßen, kam ihr gutes Mundstuk schon an Tag, und fangte sie an dergestalten den Fagot zu blasen, murmure, turbine, grandine, fulgure, perstrepit illa, daß er geglaubt, es seye alle Tag bei ihr ein Donnerstag, gemach sagt er, meine Cunegund dem ist nit also, es wird auf solchen Schlag kein gutes hausen erfolgen, wann du allemal das letzte Wort willst haben, und so gar in deiner Musik kein Pausen machen, was? setzt sie hinwider? dem ist also, es muß also seyn, es soll nit anderst seyn, es kan nit anderst seyn; O Gott! sagt der Mann, es ist immer schad, meine Cunegund, daß du kein Trompeter bist aja pupeja, willst schweigen, sonst gib ich dir Kundl eine Feigen; In Summa, vierthalb Tag war sie in diesem Wiegen-Arrest vorhaft, und wurde ihr, wie einem Kind gepflogen, endlich läßt sie ihren Mann zu sich rufen; O mein Mann, sagt sie, O mein Engel, ich bitt, ich bitt, laß mich doch los, Himmel und Erden sollen Zeugen seyn, daß ich hinfüran allzeit werde schweigen. Zu verwundern ist gewest, wie nachmahls diese Cunegund so sanftmüthige Sitten angezogen, und im geringsten nicht mehr ihren Mann, weder mit einem Wort, noch weniger mit Werken beleidiget, sondern in allweg ihn, als das Haupt (ihr Ehe-Weiber, laßt euch dieß eine Haupt-Lehre seyn, so wird euch der Kopf nie weh thun) bettermassen gehalten und verehrt.
Der Prophet Ezechiel, aus göttlichem Geheiß, verfügt sich einmal auf ein flaches und ebenes Feld hinaus, worauf eine große Menge der dürren Todten-Beiner gelegen, welchen er mit ernsthaften Worten befohlen, sie sollen, aus Anschafung des Allerhöchsten, wieder leben, welches sie dann ganz schleunig vollzogen, und ein jedes zerstörtes Bein zu seinem Glied sich verfügt, unumquodque ad juncturam suam, es ist der Fuß nit zum Kopf, sondern zu den Knie-Scheiben ad juncturam suam. Also soll sein auch ein jeder Mensch bleiben, wer er ist, es soll das Weib bleiben, wer sie ist, nemlich unterworfen ihrem Mann, ad juncturam suam, nit für ein Haupt sich aufwerfen, noch weniger sich über dasselbe erheben, sondern sich an des Abrahams stattlicher, und mit allen Tugenden wohlgeschaffener Ehegemahlinn Sara spieglen, als welche den Abraham nit anderst genennt als ihren Herrn, Dominus meus. Wie ungereimt steht es, wann ein Haupt soll von einer Rippe regiert oder geherrscht werden. Dasselbe Gebot, welches Gott im alten Testament gesetzt, hat noch auch bei diesen Zeiten seine Kraft, non induetur mulier veste virili, das Weib soll keine Manns-Kleider anlegen, und sich der Hosen nit anmassen, sonst kann es nit anderst seyn, als daß die liebe Einigkeit und erwünschte Fried muß Schaden leiden.
Aus dem Evangelio ist es sattsam bekannt, daß das tobende und wüthende Meer, auf dem Befehl des Herrn, habe stillgeschwiegen, und sich in Ruhestand begeben, welches nit ein kleines Wunderwerk, daß billig andere hierüber stutzten, und Fug gehabt zu fragen, quis est hic, quia venti, et mare obediunt ei, »wer muß doch dieser seyn, dem die Sturmwind und das Meer den Gehorsam leisten,« Mare, Mare, etc. Maria, Marina, Margaretha etc., soll nit also wüthen und toben; sondern stillschweigen, ja wohl still schweigen! so ist aldann sich so fast nicht zu verwundern, wann man das Still mit dem Stiehl muß zu wegen bringen, Stiehl, und was solche Zang und Zung verwirkt, der Buckel büssen muß, solches Uebel aber rührt meistens daher, wann sich die Weiber und Weinbeer so wohl vergleichen, wann Kandl und Kundl gute Gespielen seynd, wann Sauphia und Sophia beisammen sitzen, wann die Frau Bibiana den Herrn Calixtum zum buhlen hat, und ist also zwischen der Mühl und Müllnerinn dieser Unterschied, daß die Mühl vom Wasser bewegt wird, und kleppert, die Müllnerinn aber vom Wein.
Höchst wäre zu wünschen, daß ein jeder Ehestand mit jenem Wunder übereins stimmte, welches sich mit obgedachtem großen Propheten Ezechiel zugetragen, der aus göttlichem Befehl zwei Hölzer in die Hand genommen, und auf eines geschrieben: Des Judä, und der Kinder Israel seine Mit-Verwandte. Und auf das andere: Des Josephs, des Baums Ephraim, und des ganzen Haus Israel seine Mit-Verwandten etc. Sobald er nun solche zwei Hölzer zusammen gehalten, ist alsobald wunderbarlich eines daraus worden. O wie wohlständig und ersprießlich wäre es zwischen den Eheleuten, wann sie zwei, der Mann und das Weib, stets Eins wären, und in unzertrennter Einigkeit miteinander lebten, nach dem Beispiel des Noe mit seiner Frau, von dem die göttliche Schrift also registrirt: Nachdem der Sündfluß, und das große Gewässer hundert und fünfzig Tag stund ob der Erden, und dieselbe gänzlich bedeckte, recordatus est Deus Noë cunctorumque animantium etc., alsdann gedachte Gott an den Noe und an alle Thiere, und alles Vieh, so da war mit ihm in Eins miteinander, wo eins, war das andere auch, was Noe wollt, das wollt auch seine Frau, was dem Noe beliebte, daß war auch der Frau recht, erant duo, in carne una.
Aber ein Weib, welches zu stark octoberisch, zinnoberisch ist, das wird auch wollen postoberisch seyn, und vor allen blasen, ein Weib, die zu sehr kellnerisch und muskatellerisch ist, die wird auch dabei bellerisch seyn, ein Weib, die zu viel weinisch und rheinisch ist, die wird auch greinisch seyn, wovon dann die werthe Einigkeit vertrieben wird, die rechte Lieb verrieben wird, die wahre Treu verschrieben wird, und nachmalens mehr im Haus Weh, als ein Winter Schnee, und ein Frühling Klee, was ist von einem solchen Weib zu halten? welche vor
Justinus, nach so viel angebrachten Beweisen, meistens aber wegen großer Ungestalt, und forderist wegen des weinsüchtigen Magens dieses Weibs, und anderer ihrer Untugenden, blieb ganz fest auf seiner bishero wohlgegründeten Meinung und Aussag: es könn' mit einem Wort nit seyn, daß dieser so ehrliche Gesell mit solcher Megära sich soll verheirathen.
Der Geld-Gott Mammon zeigte schier einen kleinen Verdruß über so bissige Reden und höhnische Wort, mea culpa gleich Reu und Leid erzeigt über seinen begangenen Fehler, und also ohne ferners Bedenken, weil diese bei stattlichen Mitteln ihr das Jawort ertheilt: Gelt mein Schatz, wir werden einander inniglich lieben.
O du verruchtes Geld! wohl recht fangt das Wort Geld und Gold von dem Buchstaben G an, welcher Buchstab eine Verwunderung in sich hat, G, was richt das Geld nit? G, was thut das Geld nicht? G, was vermag das Geld nicht? Jetzt ist gar leicht zu wissen, warum mit der Leicht des verstorbenen Sohns der Wittib zu Naim eine so große Menge Volk gangen, und ihn zum Grab begleitet; multitudo copiosa, sie war eine reiche und sehr wohlbegüterte Wittib, zwar schon bei Jahren, massen dieser verstorbene Sohn schon vogtbar war, weil so viel Geld vorhanden bei dieser Wittib, deßwegen haben sich gar viel bei der Leicht eingefunden, viel Kammer-Diener, viel Sekretäre, viel Aufwärter, viel Hofmeister, viel junge Advokaten, multitudo copiosa, ein jeder wollt aufwarten, ein jeder wollt der nächste beim Brett seyn, ein jeder wollt bei der gestrengen Frau in Gnaden stehen, und sie heirathen, nit aus Lieb, dann sie war nit mehr schön, nit aus Affekt, dann sie war eine Wittib, nur wegen des Gelds, wann sie schon nit schwarze Augen hat, wann sie nur steif schwarze Pfenning hat, wann sie schon
Wie dem Isaak hat sollen die Rebekka vermählt werden, hat man die Sache nit gleich durch einen Bausch über die Knie abgebrochen, ob man schon häufiges Silber und Gold auf Seiten des Isaaks zeigte, sondern man hat vorhero den Willen der Rebekka wollen erfahren, ob sie diesen reichen Herrn wolle haben, laßt uns die Jungfrau rufen, sagten die lieben Eltern, und nach ihrem Willen fragen, als nun Rebekka gerufen war, und kam, da fragte man sie, willst du mit diesem Mann reisen?
Bei diesen unsern Zeiten fragen die geldsüchtigen Eltern die Töchter nit viel mehr, ob sie diesen und diesen wollen haben, sondern es heißt, du mußt ihn haben, wann er schon alt, was schadet es, die alten Weine hitzen besser, als die neuen, er hat wacker Geld, er ist bei stattlichen Mitteln, wann er schon einäugig ist, du Närrin, wirst schon mehrere Batzenauri sacra fames.
Die Apostel unter der Zeit, als der Herr Jesus mit dem Weib bei dem Brunnen eine heilsame Ansprach gehalten, gehen in Samariam hinein, und kauften um baares Geld die nothwendige Nahrung und gehörigen Victualien, ob welchem sich zu verwundern, daß die Samaritaner mit diesen Hebräern einige Gemeinschaft hatten, dann ihre Gebot legten ihnen stark ob, daß sie mit dem hebräischen Gesind und Unflath (wie sie es nennten) nichts zu thun hätten; aber wo man Geld siehet, da siehet man kein Gebot mehr, wo man Geld greift, da vergreift man sich leicht wider alle Satzungen, wo man Geld zählt, da zählt man die zehen Gebot nicht. O verdammtes Geld! so verderbest du ja alles in der Welt. Quid vultis mihi dare?
Kaum daß dieser wackere Kerl mit seiner es kann nit seyn, dann die Justiz muß vor allem aufs möglichst erhalten, Wittib und Waisen, bei dero gerechten Anforderungen bestermassen geschützt werden, und muß man hierin nit ansehen die Person, sondern mitten durchgehen.
Nachdem die Philistäer die Archen des Herrn oder den h. Bunds-Kasten wieder zurück gegeben, haben sie solchen auf einen Karren geladen, darein zwei Kühe, welche zu Haus saugende Kälber hatten, eingespannt, und also ohne Fuhrmann, nach einige Handhab
Wann man bei Tribunalien und Gerichten auch solchergestalten wird mitten durchgehen, und sich nit lenken auf die rechte Seite noch auf die linke, einem nit aufhelfen, weil er reich ist, dem andern nit abhelfen, weil er arm ist, einen nit befördern, weil er ein Schwager ist, den andern nit verstoßen, weil er ein Schwacher ist, dem andern nicht zulegen, weil er hochgeachtet ist, dem Barthlmä nit ablegen, weil er verachtet ist, nec ad dexteram, nec ad sinistram, sondern mitten durch, ohne Unterschied der Personen, den Bürger sowohl anhören, als den Burggrafen, den Sammel nit vorziehen dem Zwilch, die Waisen gleich halten den Weisen; auf solche Art thut man Gott preisen, und da ist Glück und Wohlstand zu hoffen.
Es kommen auf eine Zeit etliche hebräische Gesellen zu Christo dem Herrn in Tempel, und führten mit aller Gewalt ein Weib mit ihnen, es muß allem Anse hen nach nur eine gemeine Huesten seyn gewest, dann die Vornehmen darf man nit anklagen; diese Erz-Schalken fangen an mit vielen Umständen den saubern Handel zu erzählen, wie daß sie diesen frechen Schleppsack in flagranti ertappt (wo ist dann der saubere Buhler geblieben? O ihr Schelmen! entweder hat er euch müssen in Beutel blasen, oder er ist euer Vetter oder Anverwandter gewest) nun glauben sie, weil er anderst ein solcher ausgeschriener Prophet, erinclinabat se, also hat er sich ganz tief geneigt, und auf die Erd geschrieben, zu einer Lehr und Beispiel und Nachfolg aller Tribunalien merkt es wohl, ihr Herren Consiliarii, Räth, Richter und vorgesetzte Urthlsprecher, wann man bei euch mit ganz gründlichen Beweisen einen anklagt. Er hat ihm gewaltthätig das Seinige genommen etc., er woll die rechtmäßige Schuld nicht bezahlen etc., er sey ihm in einer Sach höchst schädlich etc., inclinate vos, neigt euch zu der Erden, schaut die Person nit an, welche beklagt wird, sondern nur allein die gerechte Sach, man muß die Person nit ansehen, ob's eine vom Adel oder von der Nadel ist, ob's ein Edelmann oder ein Bettelmann, ob's ein Verwalter oder ein Anhalter, ob's ein Schreiber oder ein Treiber ist, ob's ein Führer oder ein Musquetierer ist, ob's ein Bekannter oder Verwandter ist, ihr müßt nicht ansehen, ob's Reichenau oder Bettelheim, ob's von Hochburg oder Niederalteich, ob's aus Mähren oder Bayren, ob's ein Landsmann oder ein Schanzmann, ob's ein Großer oder ein Bloßer ist, nec ad dexteram, nec ad sinistram.
Es wird für gewiß und wahr geschrieben, daß
usquequo judicatis iniquitatem et facies peccatorum sumitis. Wie oft, leider! siehet man, hört man, greift man, daß arme Wittwen durch langwieriges Rechten an Bettelstab und in die äußerste Armuth gerathen, da doch ihnen in kurzen Tagen hätte können Ausricht geschehen. Von meinem h. Vater Augustino wird glaubwürdig geschrieben, daß er einmal einen Baum oder Traum, so zum Kirchen-Gebäu oder Dachstuhl zu kurz war, mit seinem Gebet habe länger gemacht, das war ein Wunderwerk, aber wann man bei den Tribunalien ein kurzes Recht lang macht, und in viele Jahr ausdehnt, das ist kein Wunderwerk, sondern ein Plunderwerk, wehe solchen Richtern!
Unser lieber Heiland hatte zwei hochwichtige Geschäfte auf dem bittern Kreuz-Baum zu vollziehen, benanntlich seine allerliebste Mutter zu versorgen, nachmals dem rechten Schächer auf sein mündliches Anbringen einen Bescheid zu ertheilen, hat aber ehevor des bekehrten und reuevollen Mörders Sach und bittliche Ansuch befördert, nachmals erst seine liebste Mutter unter den Schutz Johannis befohlen: Hodie mecum eris in paradiso, deinde dicit Discipulo, ecce mater tua. So weiß man auch, daß, wie er zu Jerusalem als ein 12jähriger Knab verloren, und bei den Vettern, Befreundten und Anverwandten ist gesucht nit aber gefunden worden; deßgleichen hat
Wie behutsam und mit was zartem Gewissen man mit den armen Wittiben solle verfahren, ist dessen ein seltsames Beispiel zu ersehen an einem ungläubigen Fürsten. In Persien befand sich ein junger Fürst, Namens Quiffera, sehr mächtig an Geld und Gut; dieser war Vorhabens, einen so prächtigen Pallast, dergleichen in der Welt nit zu finden, aufzubauen, weil nun ein großer Platz dazu gehörte, wurden dessenthalben sehr viel Häuser abgebrochen, und
Es wäre zu wünschen, daß zu unsern Zeiten viel christliche Fürsten und große Herrn von diesem Mahometaner lerneten die armen Wittiben zu ehren, dieselbe, als Gottes Aug-Apfel bestermassen zu schützen, dero verlassene Einsamkeit auf mögliche Weis zu trösten, aber leider! erfährt man oft das Widerspiel. Der hl. Petrus hat nit allein zu Joppen viel weinende Wittwen Joppen, wenigist allenthalben in schlechten Joppen und Küttlen, daß sie kaum den Leib bedecken können, aus Ursachen, weil man bei Tribunalien und Gerichten, in Ansehung eines und andern großen Herrn oder Anverwandten ihnen nit an die Hand gangen, sondern viel mehr der lieben Gerechtigkeit einen Respect-Mantel angelegt, welches Kleid ihr doch teuflisch übel ansteht.
Dießfalls hat niemand ruhmwürdiger die Justiz und Gerechtigkeit vollzogen, als der italienische Kriegsfürst Theodosius, welcher auf öffentlicher Gasse einer bedrängten Wittib flehentliches Anrufen gehört, auch dero so lang geführtes Recht inner zwei Tagen zu gewünschtem Ende gebracht, die Richter aber, welche bishero so saumseelig gewesen, mit dem Schwerdt hinrichten lassen.
Sagt also Justinus: Vetter hin, Vetter her, es geschieht nimmermehr, daß ich der armen Wittib nicht soll beifallen. Vetter hin, Vetter her, es fället meinem Gewissen gar zu schwer, wann ich in Ansehung der Freundschaft sollt die Justiz schmälern, Vetter hin, Vetter her, es wär wider Gottes Ehr und Lehr, so ich dießfalls nit sollte mitten durchgehen; In Summa, Herr Vetter, sein Verlangen und Anbringen ist dieß und dieß, aber es kann nit seyn!
Der Mammon oder Geld-Gott reispert sich hierüber, und gedacht den vetterischen Zwiespalt geschwind in einen gütlichen Vergleich zu bringen, wann schon der Vetter hin sey abgewiesen, so werde doch der
Vetter her (verstehe gieb her, schenk her) das Feld erhalten, dessentwegen alsobald mit einem gestrikten Beutel heraus (o wie viel werden durch solche Strick gefangen), und dem Justino in die Hand gedruckt mit einem solchen Nachdruck, daß er dem Justino just recht kommen, als welcher gleich mit andern Satten aufgezogen, dero Klang der armen Wittib nit die Füß hupfend gemacht, sondern das Herz, welches vor Leid und Schmerzen hätte mögen zerspringen. Mit einem Wort,
Wie der h. Pantaleon hat sollen enthauptet werden hat sich der Degen oder das Schwerdt, wie ein Wachs gebogen. O Wunder! Wie die h. Cäcilia hat sollen sterben, ist der Degen so weich worden, daß er dreimal wie ein Hadern, um den Hals gefallen. Wie der h. Thyrsus mit einer eisernen Säg' hat sollen mitten entzwei geschnitten werden, hat sich die Säg' nit härter als Baumwolle gezeigt. O Wunder! Der h. Franziscus, der h. Georgius, der h. Jacobus Nisibita, die h. Euphemia, die h. Barbara, die h. Leocadia, der h. Eliphus, der h. Romualdus, der h. Wolfgangus und viel andere mehr haben die harten Steine weich gemacht. O Wunder! Aber das verfluchte Geld, der verdammte Mammon kann auch den in fester Meinung und gerechtem Urthl erharten Richter
Petrus und Johannes, beede h. Apostel giengen auf eine Zeit in Tempel hinab nach Jerusalem ihr gewöhnliches Gebet allda zu verrichten, gleich aber bei der Kirchen-Thür treffen sie einen armen Tropfen an, der ganz elend und erkrummt, mit seiner bettlerischen Rhetorik und beweglicher Wohlredenheit gar schön um ein Almosen angehalten. Petrus schüttlet den Kopf, Johannes deut mit der Hand, es sey nichts da, allein sagt Petrus, damit dir gleichwohl geholfen werde, weil ich weder Silber noch Gold habe, so stehe du im Namen Jesu auf und wandere, auf solche Wort ist der arme Schlucker frisch und gesund aufgestanden; das war ein groß Wunder, einen Krummen gerade zu machenn. O hl. Petre! wie oft und aber oft geschieht dieses Wunder bei Tribunalien und Gerichten, ja es ist dieses Wunderwerk gar nit mehr rar oder seltsam, allein auf besondere Manier, du hast den Krummen gerad gemacht mit dem Namen Jesu; in nomine Jesu, aber da macht man aus einer krummen Sache eine gerade mit Geld. Argento et auro, qùod est mihi.
Wie Christus der Herr von Todten sieghaft auferstanden, da seynd die Soldaten, so bei dem Grab die Wacht gehabt, mit gleichen Füssen in die Stadt hinein geloffen, auweh! auweh! Ihr Hochwürden und Gnaden, was ist dann? sagten die Hohenpriester: eine
Der vierte sagt, unsere kühlen Anschläge haben einen heißen Handel geschmied't, wo wir denselben angreiffen, so brennen wir uns. Alle und allesammt spürten handgreiflich, daß sie einen krummen Handel hatten; wie ist dann zu helfen? was zu thun? daß ein krummer Pecuniam copiosam dederunt militibus, sie haben den Soldaten steif gespendirt, sie gaben den Kriegs-Knechten viel Geld, worauf diese alsobald angefangen zu schwören, der Teufel soll sie hinführen, die Luft soll sie ersticken, der Donner solls erschlagen, die Erd solls verschluken, wanns nicht wahr sey, daß die Jünger bei nächtlicher Weil ihn haben gestohlen, das heißt das Krumme gerad gemacht. Der Reichthum, Geld oder Gut, werden bei den Lateinern genennt Facultates, das ist so viel, als facilitates, dann dem Geld ist alles leicht zu thun, das Krumme gerad machen, die Berg eben machen, das Schwarze weiß machen, pecuniae obediunt omnia.
Wie unser gebenedeiter Heiland auf eine Zeit einer großen Menge Volk geprediget, bereits aber wahrgenommen, daß die meisten aus ihnen matt und kraftlos, aus Mangel der Speise und Nahrung, also hat er sich zu dem Philipp gewend't, mein Philipp, wo werden wir Brod nehmen? Es giebt hier sehr unterschiedliche Ursachen, welche die h. Väter heftig beibringen, warum der liebste Herr nur den Philipp habe gefragt? warum nit den Peter, den Andreas, den Johannes, mit denen er sondere Freundschaft und Vertraulichkeit gepflogen? warum nicht den Judas? den man schier Amts halber hätte sollen Rath fragen? dann er des ganzen Collegii Einkaufer und folgsam in dergleichen Sachen eine mehrere Erfahrenheit bei ihm, als bei andern? warum gleich den Philipp? dessen, wie oben gedacht, giebt es unterschiedliche Ursachen und Auslegungen, ich laß es in allen heiligen Verständnüssen bewenden, und sag allein, daß auch bei der Zeit, bei der Welt, bei diesem Favor, 30 Philipps-Thaler schaffen dir 30 Affecten, 50 Philipps Thaler machen dir 50 Patrone, hundert Philipps-Thaler machen gleichsam aus einer unmöglichen Sache, eine mögliche. O Teufels-Geld!
Eine adeliche Frau hatte ein bolonensisches Hündel sehr lieb, also zwar, daß sie gewunschen, ihr Hündel möchte nach seinem Tod bei dem Hund in Himmel, welcher die größte Sonnen-Hitz dem Erdboden spendirt, seinen Sitz haben. Rachdem solches durch einen groben Kettenbeisser ungefähr sehr stark verwundet worden, und also wegen dieses zugefügten Schadens hat müssen das Leben lassen, war die adeliche Frau sehr sorgfältig, wie sie doch möchte das liebste Bellerl ehrlich zur Erden bestatten, dahero in eigener Person den Herrn Burgermeister selbigen Orts heftigst ersucht, er wolle doch erstgedachtes ihr liebes Hündel lassen in den mittlern Platz des Rath-Hauses, bei den schönen marmorsteinernen Säulen begraben: ei sagt hierüber der Burgermeister, das laßt sich auf keine Weis' thun, es kann nit seyn, wann es auch der Hund wäre, welcher dem h. Rocho einen Kostherrn abgeben, so konnt man dieß nicht zulassen, ein solches vernunftloses Thier gehöre zum Meister Puffenberger, und seye seine gebührende es kann nit seyn, solls nicht seyn können? sagt sie hinwider, indem doch das liebste Närrl so bescheid war, daß es auch kurz vor seinem Tod, in Beiseyn zweier wackern Fleischhacker-Hunde, ein Testament aufgerichtet, auch des Herrn Burgermeisters mit 30 Thaler eingedenk gewest; soll dem also seyn? nit anderst, wann es eine solche Beschaffenheit hat, sagt der Burgermeister, so kanns seyn, gar wohl, pecuniae obediunt omnia, das Geld richtet alles in der Welt.
Eliezer, des Abrahams Bedienter, reist aus, dem Isaak um eine Braut umzusehen, kommt zu dem Haus des Laban, seine Jungfrau Schwester, die Rebekka zu begehren, kaum daß er daselbst angelangt, ist er mit allen höflichen Ehrbeweisungen empfangen worden, incredere benedicte Domini, »herein mein gesegneter des Herrn,« herein, willkomm, hat es geheissen zu tausendmal, niedergesessen, tragts auf, schenkts ein, warts auf, ich erfreue mich des Herrn guter Gesundheit, geschieht mir heute die größte Gnade, das Glück hätt ich mir nit eingebildet, der Herr laß ihms schmecken, was ist meines Herrn sein Anbringen? nit bitten, nur geschafft, ist alles zu Diensten, er ist Patron di Casa; ich, sagt der Eliezer, sollt und wollt die Jungfrau Ja, da war der ganze Heirath-Schluß beisammen, amen boun viaggio. Nach vielen Jahren kommt Jacob, der Rebekka Sohn auch zu dem Laban, auch um eine Braut, und zwar um seine schöne Rachel; aber da ist man sparsam mit den Complementen umgangen, der Willkomm war gar schlecht, das Fiat und Jawort im Arrest, endlich mit harter Mühe ist die Verwilligung geschehen, doch mit dem Beding, daß er sieben Jahre soll dienen, nach verflossenen sieben Jahren muß er er noch andere sieben Jahre dazu dienen, in allem 14 Jahr (das ist zu viel um ein Weib), warum daß des Eliezer sein Begehren so geschwind hat statt gefunden? und des Jacobs seine Bitt so große Beschwerniß gelitten? frag nicht lang, such nicht lang, forsch nicht lang, beim Eliezer hat man frisch Silber und Gold gesehen, prolatis vasis argenteis et aureis etc., beim Jacob aber eine pure Armuth, in baculo meo transivi Jordan, ein knopertes Hand-Pferd von einer Haselnuß-Stauden, und weiter hatte Jacob nichts. Darum heißt es, hast was, so setz dich nieder, hast nichts, so bin ich dir zuwider; wer giebt Gut, Geld, Gaben, der kann alles haben.
Jener saubere Richter wollte zwischen zwei streittigen Parteien kein Urthl sprechen, bis rechtmässige Zeugen vorhanden, und der alsdann den besten Zeugen werde haben, dem solle das Recht zugesprochen werden, einer aus diesen hat der Frau Richterinn (Titl Ihr Gestreng) einen schönen und theueren Mieder-Zeug
Gibs, als Stein brauchen.
Ein Advocat, fast wie jener, dem der Teufel die Zung abgebissen, hatte an sein Haus einen Mohren, oder Afrikaner malen lassen, dessen geheime Verständniß fast niemand ergründen können, bis endlich ein witziger Kopf die rechte Bedeutung ersonnen, und gesagt, daß ein Mohr oder Afrikaner in lateinischer Sprach Affer genennet werde, welches Wort auch so viel heißt, als bring her, wordurch er wollte an Tag geben, daß sein Haus nur offen stehe demjenigen, welcher was hergeben, herbringen, herschaffen thue, auri sacra fames. O Gold, dir ist jedermann hold.
Die arme bedrängte Wittib mußte also ohne einigen Trost, ja mit unsäglicher Herzens-Wehmuth von der Bühne oder Theatro abtreten, und weiß der liebe Gott, ob ihr nicht solche große Unbilligkeit den Lebens-Faden abgeschnitten. O Gott! o Gott! wo man Wittwen und Waisen so wenig Schutz haltet, kann Gottes Geißel nit ausbleiben; es hat Gott nit allein erhört das Weinen des armen verlassenen Ismael in der Wüste, sondern auch die Zäher der armen verlassenen Waiseln gehen schnurgerad vor das Angesicht Gottes. Kaum daß die Wittib abgewichen, war ein großes Getümmel und hartes Getös von eisernen Ketten, und sahe man bald von zwei Schörganten daher schleppen einen ungefähr dreißigjährigen Kerl, welcher mit niedergeschlagenen Augen daher gangen, daß ein jeder leicht
Heilig, herrlich, heilsam, himmlisch seynd die Indulgentien und Abläß, welche Gott mehrmalen mit vielen Wunderzeichen bestätiget, massen in der Kirche S. Mariä de Angelis, insgemein Portiuncula genannt, 7 Bischöf den Ablaß verkündiget, einer nach dem andern hinauf gestiegen, und nur wollen auf 10 Jahr die Iudulgenzen ausrufen, gleichwohl alle wider ihren Willen das Widerspiel geredt und mit Francisco übereins gestimmt. Schatzreich, schutzreich, lobreich, liebreich seynd die Indulgenzen. Der heiligmäßige Mann Berchtoldus aus dem Orden St. Francisci hat auf eine Zeit anstatt des Allmosen einem armen Weib auf einem Papier 10 Jahr Ablaß geschenkt, welche er zu
Zu suchen, zu halten, zu verehren, zu preisen seynd die heiligen Indulgenzen. Als ein Priester, mit Namen Firmus, eine große Menge Volk gesehen nach Aquilum in Abrutio reisen, daselbst in der Kirche St. Mariä Collemario den vollkommenen Ablaß zu gewinnen, hat er solche Andacht nur ausgelacht und gesagt, so wenig sey daselbst ein Ablaß, so wenig als der Pfeil, den er in Willens abzuschießen, in dem Stein werde stecken bleiben; worauf er den Bogen gedruckt und der Pfeil ganz tief in den Stein, als in einen Laib Brod eingedrungen, welches den frechen Priester zur Reu und Buß veranlaßt, der nachmals solchen Stein samt dem Pfeil dahin gebracht, allwo er noch zu sehen.
Ein Schatten von Gott, eine Gab vom Himmel, eine Portion von den Verdiensten des Leidens Christi, eine Gewalt von der römischen Kirche seynd die Indulgenzen. Die selige Clara de Agolantibus hat zu Arimini einen vollkommenen Ablaß auf einen gewissen Festtag erhalten, dahero ist öfter geschehen,
Es seynd Gott eine Glorie, den Heiligen eine Freud, den Teufeln ein Schrecken, den Sündern eine Hülf, den Seelen im Fegfeuer eine Erlösung die heiligen Indulgenzen. Nachdem der h. Bernardus eine bewegliche Predigt gehalten von den Indulgenzen, welche Papst Eugenius ertheilt, hat er gleich hernach solche Lehr mit Gesundmachung 20 Kranker bestätiget.
Diese Indulgentien seynd heilig und aber heilig, und über heilig, entgegen aber seynd andere Indulgentien, welche der Lucifer und mit ihm alle Teufel geschmidt haben, diese seynd nimiae indulgentiae superiorum, das große Nachsehen der Uebertretung, der große Nachlaß der Straf, das zu weichmüthige Schwerdt zucken, die zu gesparsame Züchtigung bei den Obrigkeiten. Fragst du etwann, welche im Königreich die besten König seyen, im Land die besten Landrichter, in der Republik die besten Regenten, in der Gemein die besten Obrigkeiten, in Klöstern die besten Vorsteher? welche? etwann die Wölf heißen? nein; die Lampert heißen? nein; die Leonhard heißen? die Columban heißen? nein; die Aquilin heißen? nein; seynd zwar Namen, die etwas von Thieren haben, sondern wisse, die besten Obrigkeiten seynd, die Ernst heißen, die Severin heißen, die Hartmanni heißen, diese seynd die besten, welche mit allem Ernst das Böse strafen.
Der Hahn krähet nit allein, sondern er schlagt auch mit Flügeln, der Samaritan hat nit allein Oel in die Wunden gossen, sondern auch Wein, der da Cretenses semper mendaces, malae Bestiae, ventres pigri etc., also wird nothwendig erfordert, bei den Gerichten die strafende Justiz, sonst kann die Clementia ein Dementia genannt werden.
Auf dem hölzernen Reichs-Tag, sagt die h. Schrift, haben unter andern auch die Herren Bäume ein Ansuch gethan bei dem Oelbaum, ihm durch einhellige Wahl die Kron anerboten, Deo gratias, sagt hinwieder der Oelbaum, meinem herrlichen Stamm, bedank mich höflichst, daß ihr gleichwohl so große Neigung zu meiner Wenigkeit traget, es steht mir nach Möglichkeit zu vergelten, um euch und euere Kinder, Stauden und Belzer, allein resignire ich wieder auf alle Weis', dann ich bin theils klein von Person, schwach in Gliedern, zum andern bin ich gar zu süß und weichherzig und lind, wie die ganze Welt wohl weiß. Eine Obrigkeit aber muß scharf und ernsthaft seyn. Nunquid possum deserere pinguedinem meam?
Wie Petrus den Malchum zwischen die Ohren gehaut, hat der Herr ihm einen kleinen Verweis geben,
In den ersten Jahren regierte der König Saul mit solchem Lob, daß im ganzen Land Israel kein Aufruhr, sein Zwiespalt, keine Zertrennung unter den Eheleuten, unter den Burgern, unter den Bauren, sondern Fried beim ersten, Freud beim andern, Frommheit beim dritten anzutreffen; das Land stund in Sicherheit, die Städte in Einigkeit, die Felder in Fruchtbarkeit, alles im Wohlstand, Ruhestand, Glückstand, derentwegen, weil im ganzen Königreich kein Degen, kein Säbel, kein Spieß, kein Dolch, keine Hellebarden, kein Rappier, kein Piquen, kein Springstock zu finden war, als allein in der Hand des Königs war das Schwert. Non est inventus ensis, ant lancea in manu totius populi, excepto Saul. Wann allerseits die Waffen verborgen, die Degen verhüllt, die Gewehr verdeckt, so muß doch immerzu das Schwert in des Richters Hand schimmern, zur Furcht der Missethäter.
Der Achab hat derentwegen so stark eingebüßt und bei dem Allerhöchsten in Ungnad kommen, weil er einem das Leben geschenkt, der sonst den Tod verwirkt, quia dim sit virum dignum morte. Den
Einen solchen hat erzeigt in seiner Regierung Petrus König in Portugal, unter welchem das Königreich also aufgenommen, daß, wo andere mit Kriegs-Empörungen und schweren Bedrängnussen überhäuft waren, dieses alleinig in gewünschtem Wohlstand sich befunden, die Ursach dessen war die genaue Justiz, und forderist der scharfe Ernst, welchen König Peter in Abstrafung der Mißhandlung gebraucht; dieser war so eifrig hierin, daß er an seiner Gürtel stets einen Strick getragen, zum Zeichen der Justiz, und konnt er sich mehrmalen nit enthalten, daß er nit gewaltthätige Händ dem Uebelthäter selbst angelegt. Einem Vornehmen aus seinen Hof-Kavalieren, weil er erfahren, daß er mit einer andern Frau in unziemender Lieb stunde, hat er lassen einen solchen Possen reißen, welchen allhier die Feder aus Ehrbarkeit vertuscht; wann auch ein Strick hätte hundert Gulden gekostet, so wär es ihm nicht zu theuer gewest vor ein Hals-Band eines Diebs. Als einmal ein Sohn seinen Vater geschlagen, ruft er alsobald die Mutter zu sich, beschwört dieselbe hart, er könn es nit glauben, sprach er, daß dieses Kind sey nit von einem andern empfangen, und als sie solches ohne weitern Zwang bekannt, hat er alsobald denselbigen Thäter, ob er schon eine privilegirte Person war, lassen erwürgen. Solche scharfe Justiz und großen Ernst im Strafen hat Gott ihm stattlich belohnt, dann als er nach dem Tod schon
Wohl recht hat einmal ein Prediger, gleich als er auf die Kanzel gestiegen, angefangen zu juchitzen, und fast wie die berauschten Bauern pflegen zu schreien, ju, ju, ju, ju; wahr ist es zwar, sagt er, daß ein Prediger, weil er von Christo Sal terrae, ein Salz der Erde, benamset wird, nit solle, weder in Reden noch in Gebehrden abgeschmackt seyn, aber er könn es nicht lassen, und schrie mehrmal ju, ju, ju; es ist nit ohne, sagt er, daß, gleichwie die Arche des Bunds ein-und auswendig verguldt war, also gezieme es sich, daß ein Prediger nit allein einwendig eines guten Gewissens sey, sondern auch äußerlich eines unsträflichen Wandels, aber er könn es dannoch nit lassen, und schrie noch heftiger als zuvor ju, ju, ju, ju; endlich sagt er: ju, ju, Justitia und Gerechtigkeit, diese ist der Triumphwagen, auf dem der Welt Wohlstand prangt, ju, ju, Justitia ist diejenige Saul, auf welcher Kron und Scepter sicher stehen, ju, ju, Justitia ist diejenige Salbe, womit alles geschmiert, damit es sicher gehe.
aversus est furor Domini ab eis, alsobald ist der Zorn Gottes von ihnen gewichen. Ju,. ju, Justitia erhalt das Land, stärkt eine Stadt, reiniget einen Markt, verbessert eine Gemein, reut aus das Unkraut, gefallt Gott, erfreut die Engel, verdrüßt die Teufel, ergötzt den Himmel, erquickt die Erde, vereiniget die Menschen, beglückt die Gewerbe, befördert den Frieden, und macht alles gut.
Sophronius schreibt, daß etliche Schiff nach Konstantinopel, nach Alexandria und andere Oerter mit glücklichen Seglen ganz schleunig fortgefahren, ein einiges Schiff aber konnte nit, auch bei aller angewendter Mühe und Arbeit, fortrucken, sondern bliebe stets an einem Ort ganz halsstärrig in die fünfzehn Tag lang, und konnte man dieses so unglückseligen Arrests rechte Ursach nit ergründen, bis endlich ein frommer Ordens-Mann, welcher in besagtem Schiff mitte foras Mariam, et bene navigabilis, wirf die Mariam hinaus, alsdann wirst du glücklich schiffen. Es war eine in dem Schiff mit Namen Maria, gar ein lasterhaftes Weibs-Bild; so bald man diese in ein kleines Nebel-Schiffel gesetzt, welches mit ihr von Stund an versunken, ist gleich das große Schiff mit allem erwünschten Wind fortgeseglet.
Meine fromme Stadt N., meine volkreiche Stadt N., meine feste Stadt N., dir fallt ein Unglück über das andere auf den Hals, dich züchtiget Gott bald mit der, bald mit dieser Ruthe, willst du die Ursach wissen? mitte foras meretrices, et benè navigabis, keie die leichtfertigen Weiber hinaus, laß die ärgerlichen Schleppsäck ausstreichen, sodann wird es besser hergehen, das üble muß man strafen, sonst ist Gottes Straf zu fürchten. Der Prophet Michäas hat der Stadt Jerusalem die Wahrheit unter die Nase gerieben, als er ohne Scheu aufgeschrien: Nunc vastaberis filia Latronis etc., anjetzo wirst du zerstört werden, weil du den gerechten Jesum aus Kreuz genaglet, und den Bösewicht Barabbam los gelassen, diese so große Unbild bringt dir den Untergang.
Ein Prophet bin ich nit, aber gleichwohl die Wahrheit einem Land, einer Stadt, einer Republik, sing ich auf gleichem Thon, vastaberis, wann man bei dir die Tauben arrestirt, und die Raben privilegirt, vastaberis, wann du die kleinen Dieb aufhängest, und den großen Dieben alles anhängest, vastaberis, wann du die kleine Huesten ausstreichest, und die vornehme hervor streichest, vastaberis, wann du vastaberis, wann bei dir das Schwert der Justiz rostig ist, so wird bei dir das Glück in schlechtem Glanz stehen, wann bei dir der Galgen leer stehet, so wird das Land voll mit Dieb seyn, wann bei dir die Keichen und Gefängnuß offen stehen, so wird bei dir Glück und Segen hinten stehen. Ju, ju, Justitia muß geschehen und soll geschehen, sagt Justinus, dieser gottvergessene, ehrvergessene und lehrvergessene Dieb muß gehängt werden; gemach, gemach, sagt Mammon, Herr Justin hätt wohl getaugt für einen Essig, es hätt' ihm an der Schärfe nichts gemanglet, gedacht beinebens, gleichwie man die Apothecker-Pillen kann vergolden, also woll er auch diesen schlimmen Vogel, der des Herrn Pfarrer Geld-Kasten purgiret, vergolden, schiebt dahero dem Justino einen Beutel Geld in Sack, worauf das Wetter gleich nachgelassen, und Herr Justin eine goldene Sanftmuth an sich gezogen; es ist wohl wahr, sagt er, mit Menschen-Blut muß man sparsam umgehen, und ist dem Mosi das Schlagen in Felsen nit wohl aufgenommen worden, auch daß man Gott viele Schlacht-Opfer in Galgalis habe geschenkt, sey im alten Testament geschehen. Man könne mit dem quasi flagello, womit der Herr und Heiland im Tempel einen Ernst erwiesen, auch etwas ausrichten, ja weil des Diebs sein Bruder sich so wohl bei Syclos in Ungarn verhalten, so könn er auch stricklos abgehen, hiemit zu einer Warnung, und bei künftiger großer Straf-Bedrohung soll er 14 Tag im Stadt-Graben arbeiten, jedoch dem Profosen seine
Der h. Petrus ist einmal, weil er mit seiner Lehr so viel Seelen zu sich gezogen, gefänglich in Verhaft genommen worden, und war der König Herodes gesinnt, nächster Tagen ihn mit dem Schwerdt hinrichten zu lassen, es wollte aber unser Herr, daß Petrus seiner Kirche noch länger sollte vorstehen, schickt demnach einen Engel, welcher Petrum nach abgelösten Ketten, an denen er gefesselt lag, hinaus geführt, so aber dem frommen Papst vorkommen wie ein Traum, wie er aber zum dritten Thor gelangt, und sich allbereits in aller Sicherheit befunden, so sagt er zu sich selbst, nunc scio vere, »jetzt sehe ich wahrhaftig,« daß mich ein Engel erlöset hat; aber mit Erlaubniß mein Peter, wie weist du, daß es ein Engel gewest? vielleicht ists der Stockmeister gewest, der sich deiner erbarmet? oder einer aus seinen Bedienten? oder einer von dem Hofstaat Herodis? scio vere, nein, nein, sagt Petrus, es ist ein Engel gewest, aber woher weißt es? da, da, dahero, wie Petrus zum dritten Thor kommen, so gedacht er, Holla! ich bin gefangen gewest, als ein vermeinter Verführer des Volks, und ist der Sentenz des Tods schon über mich ergaangen, keinen Pfenning Geld hat es mich kost, es ist unfehlbar ein Engel gewest, der mir ausgeholfen; dann wär es ein Mensch gewest, so hätt ich müssen spendiren, kein
Marsupium viel stärker und mächtiger zu seyn.
Daß der h. Johannes Chrysostomus, insgemein genannt Johannes mit dem goldenen Mund, sehr viel und große Wunder gewürkt, so gar auch nach dem Tod dem Volk zu Konstantinopel den Segen geben, und überlaut aufgeschrien, pax vobis, ist allbekannt, aber daß ein Michael mit dem goldenen Mund, ein Wolfgang mit dem goldenen Mund, ein Ferdinand mit dem goldenen Mund etc., auch viel Wunder sahe würken, bleibt auch wahr, dann wer Gold im Mund hat, und Gold verspricht, und Gold spendirt, der wird nit suspendirt, das ist ein Wunder! wer Gold auf der Zung, und Gold verheißt, und Gold giebt, dem wird seine Schuld abesse wann das Interesse bei der Tafel sitzt, o vermaledeites Geld!
Die Hohenpriester haben gesehen, daß Jesus mit dem volo mundare den Aussatz gereiniget. Daß er mit dem respice dem Blinden das Gesicht erstattet, daß er mit dem Epheta den Tauben und Gehörlosen curirt, daß er mit dem surge die Todten erweckt, sie haben gesehen, daß er mit dem bloßen Anblick die Herzen eingenommen, mit der schönen Gestalt die Gemüther zu sich zogen, mit dem Speichel die Blinden sehend gemacht, mit dem Saum der Kleider die Kranken gesund, mit dem Händeauflegen die Todten lebendig, mit dem bloßen Befehle das rasende Meer still, mit wem einigen Schaffen die Teufel flüchtig gemacht etc., welches sie gar handgreiflich konnten zuschreiben einer Expedit, ut moriatur unus homo pro populo, ne veniant Romani, et tollant nostrum locum, et loculum sag ich. O Teufels-Geld! du verstoßest alle Gerechtigkeit in der Welt.
So bald obbemeldter Böswicht abgetreten, ist ein gar wackerer, und allem Ansehen nach gar ein tapferer Soldat auf die Bühn' gestiegen, dessen äusserliche Gebärden sattsam an Tag gaben sein Helden-Gemüth und mannbares Herz, kaum daß ihn Justinus ersehen, sagt er zu dem gegenwärtigen Mammon, es mahne ihn dieser tapfere Kriegs-Held an den weltberühmten Kriegsfürsten Rodericum Diez, der ihm auch nach dem Tod nit hat lassen in Bart greifen. Von diesem wird glaubwürdig geschrieben, daß, wie er Anno 1098 in Spanien mit Todt abgangen, dessen er kurz vorhero von dem Apostel Petro bericht worden, habe man seinen Leib nit zur Erden bestättet, sondern mit kostbarem Balsam angestrichen, in der Kirche Petri Cardeniä in einer Seiten-Kapelle beigesetzt; 9 Jahr nach dessen Ableben hat sich was wunderbarliches begeben, da nehmlich in Gegenwart vieler Leut, ein frecher Hebräer zum todten Körper hinzu getreten, und ihm schimpfweis' wollte an Bart greifen, mit beigefügten Hohn- und Spottworten, hui Kerl, sagte er, was ihm weder Christ noch Mohr getraut zu thun, das getrau ich mir, und als er bereits ihn wollte bei dem Bart ziehen, siehe es kann nit seyn. Recht und aber recht, sagt Justinus, ist dieses euer tapfers Gemüth, welches einen unsterblichen Namen verdient, und werth ist, daß es in Ceder geschnitzlet, in Stein eingehauen, und auf Gold geprägt werde, dann bei einem tapfern Soldaten stehet nichts ruhmwürdigers, als die Treu, welche er seinem Herrn geschworen.
Jener wackere Hauptmann zu Carpharnaum hatte so stattliche Soldaten unter sich, daß er selbigen, in Gegenwart Christi, großes Lob nachgesprochen, ich, sagt vade, so geht er, und wann ich sag, veni, so kommt er, entgegen, sagt der Hauptmann, bin ich auch also beschaffen, sub potestate constitutus, was mein General, mein Obrister gebiet', das vollzieh ich bestermassen, und auf das allertreueste, und solls mich auch den Hals kosten, diese Soldaten Treu hat Christo dem Herrn so wohlgefallen, daß er auf das demüthige Anbringen besagtem Kriegs-Offizier ein Miracul und Wunderwerk gewürkt.
Es sagte einmal einer, ein Sünder ohne Reu, ein Mußquetierer ohne Blei, Karten ohne Säu, ein Pferdstall ohne Heu, ein Metzger ohne Gäu, ein schwäbisch Frühstük ohne Brei, ein Soldat ohne Treu, seynd ein pur lautere Fretterei. Von Polliceri kommt Politicus her, deßwegen dieser viel verspricht, und wenig hält, aber bei einem rechtschaffenen Soldaten die Treu, so er versprochen, muß auch mit Verlust des Lebens, mit Vergießung des Bluts unweigerlich gehalten werden.
Den Urias hat der Kriegsfürst Joab, aus geheimer Ordre des Davids, an den Spitz der Armee gestellt, und an ein solches Ort, wo er augenscheinlich den Tod zu gewarten hätte, wie es dann nachmals nit anderst geschehen, man findt aber nit in der hl. Schrift, daß der tapfere Kriegs-Offizier Urias das geringste Wort wider diese Ordre hätte geredt: Ein anderer hätt seine Schwachheit und Leibs-Unpäßlichkeit vorgewandt, ein anderer hätt sich etwann gestellt, als stoß ihn ein gähes Fieber an, Urias aber ganz beherzt, und mannhaft ohne wenigste Entrüstung vor dem Tod, vollzieht den Befehl, und gedachte, daß kein
Jonathas war treu dem David, der Waffenträger war treu dem Saul, aber noch treuer war jener Commendant zu Coimbra seinem König Sanchio, dieser stattliche Kriegsmann hat eine so harte Belagerung ausgestanden, daß die Innwohner bereits, ohne alle Lebens-Mittel, in solche äußerste Noth gerathen, daß sie so gar das Leder von den Schuhen und Stiefeln vor eine Speis brauchten, und den eigenen Urin für einen Trank nahmen! welches sie dann so weit dahin veranlaßt, daß sie willig entschlossen die Vestung zu übergeben, der Commandant aber wollte solchem Begehren in wenigstem beistimmen, sondern sich auf den letzten Tropfen Blut ritterlich zu wehren; unter währender solchen harten Belagerung stirbt der König Sanchius, nach dessen Tod gedachte Vestung seinem Bruder Alphonso, der sie dazumal belagerte, Erb- und rechtmässig zugefallen, obbenannter tapfere Soldat aber wollte gleichwohl die Schlüssel dem Alphonso nit einhändigen, sondern begab sich nach der Stadt Coimbra, trat daselbst zu dem todten Leichnam des Königs Sanchii, überantwortete ihm die Schlüssel, sprechend: allergnädigister König und Herr, ich habe gethan, wie es einem rechtschaffenen Soldaten gebührt, die Vestung, vermög meines abgelegten Eids, ritterlich verfochten, weilen ich dich nunmehr todt siehe, so übergieb ich dir die Schlüssel, von dem ich sie empfangen, daß Alphonsus aus rechtem Zuspruch solche verlangt, kann er sie aus deinen Händen selbst nehmen.
Es kann demnach gar nit seyn, sagt Justinus,
Ho! ho! gedacht Mammon, wie ist heut der Justinus mit diesem trutzigen Soldaten ein solcher Eisenfresser worden, ich glaub, die zwei Kerl haben aus des großen Alexanders Mund-Becher die Guraschi gesoffen, aber ich bin vergwißt, daß die gewaffneten Männer auf denen Dukaten werden die Victori erhalten, und ist keine Porte einer Vestung so stark, welche solche guldene Pedarden nit einstoßen, greift hierüber in die nächst gestandene eiserne Truhen, hebt aus selbiger einen schweren Sack voll Dukaten, und wirft sie dem Justino also auf den Schoos, daß er schier kein Athem mehr konnte schöpfen, nachdem er sich aber wieder erholt, hat er alsobald andere Saiten aufgezogen, zweifels ohne wegen des goldenen Calfoni, ja, ja, warum nit? es kann seyn, Menschen-Blut ist mit keiner Münz zu bezahlen, warum soll man so vieler Leben also liederlich verschwenden wegen eines Stein-Haufen, des Kaisers Adler wird gleichwohl noch fliegen können, wann ihm schon diese Feder wird ausgerupft, qui pascitur inter lilia etc. O verfluchtes Geld! so vermagst du dann alles in der Welt!
Also hat der tirinesische Bernardinus das feste Schloß zu Mailand um Geld verrathen und übergeben. Also hat Entragius viel Städt in Wälschland verrätherischer Weis' in kurzer Zeit ums Geld verkauft. Also hat Antonius Gabadäus die schöne feste Motta Ruffa um des Gelds willen in dem neapolitanischen Krieg verrathen. Also haben die Franzosen die schöne Stadt Valentiam durch den untreuen Commandanten Donatum Raffagnini mit Gold erobert. Also haben wollen die Soldaten zu Griechischweissenburg um das Geld die Haupt-Festung übergeben, wofern sie nit Paulus Kinisius hätte erwischt, die er nachmals also gestraft, daß einer den andern mußte fressen und aufzehren, dann alle Tag ließ er einen aus ihnen braten, wovon die andern sich speisten; der letzte aber, so übergeblieben, wurde vom Hunger dahin gezwungen, daß er sein eignes Fleisch angegriffen und geschlückt. Also hätt jenes Frauenzimmer die herrliche Stadt Ephesum dem barbarischen König Brenno verrathen wegen viel Goldes und kostbaren Kleinodien, die er ihr versprochen. Also hat Pipus, ein Florentiner und kaiserlicher General, sich durch das Geld bestechen lassen, daß er in Friaul mit seiner ihm anvertrauten Kriegsmacht nichts gericht, dem aber der Kaiser Sigmund zum schuldigsten Recompens und Vergeltung
Unser liebster Heiland nennet den Teufel einen Wolf, und gar recht. Der h. Petrus nennt ihn einen brüllenden Löwen, und gar recht. Der h. Joannes nennt ihn einen giftigen Drachen, und gar recht. Der h. Paulus nennt ihn einen Seelenfischer, und gar recht. Der h. Ambrosius nennt ihn einen arglistigen Fuchsen, und gar recht. Der h. Vater Augustinus nennt ihn einen Versucher der Menschen, und gar recht. Der h. Bonaventura nennt ihn einen Schmidt alles Uebels, und gar recht. Ich aber nenne den Teufel einen Handschuhmacher, und glaub auch gar recht, dann diese seine Waaren verhandlet er allenthalben, paar Handschuh, wann der Herr mir die Sach durchdringt, so versprich ich ihm ein gutes paar Handschuh. Will der Herr ein paar Handschuh verdienen, so spar er hierinfalls seinen Fleiß nit, verobligier mich mit einem guten paar Handschuh einzustellen, wann ich zu diesem werde gelangen; ei Herr, wegen eines paar
Handschuh kann es der Herr schon machen, daß die Sach zu einem Aufschub komme, mein Gegentheil wird derenthalben nit an Bettelstab gerathen, ist es, daß der aus dem Sattel gehebt wird, und mir der Herr durch seine Dexterität seinen gehabten Dienst zuspielt, das gute paar Handschuh wird gewiß nit ausbleiben; Parola, solche Handschuh richten alles aus, wann es schon mehrmal wider Gott, wider den Nächsten, wider das Gewissen, wider alle liebe Gerechtigkeit ist. O verdammte Handschuh!
Moses hat vor diesem mit den Schuhen nicht können zu Gott, der damal im feurigen Dornbusch erschienen, kommen; sondern war vonnöthen, daß er dieselbige ausgezogen: Solve calceamentum de pedibus tuis, etc. Noch viel weniger kann man mit obbenenntem mammonischen Handschuh zum wahren Gott gelangen, dann diese Handschuh beleidigen Gott nicht weniger, als jene eiserne Handschuh des frechen Malchi, wovon das allerheiligste Angesicht Christi einen harten Backenstreich empfangen.
Morus, der gottselige Kanzler in Engelland, hat seines gleichen gar wenig, bei diesem waren dergleichen
Anno 1213 hat sich in Frankreich bei einem vornehmen Juden, mit Namen Isaak, eine Christinn für eine Dienstmagd aufgehalten, welche mit der Zeit den jüdischen Irrthum also an sich gezogen, daß sie ihre verdammte Laster-Zung schärfer als das andere hebräische Lottergesind wider Christum und seine heiligen Satzungen gebraucht. Als solche zur h. Oster-Zeit unter anderem Christen-Volk auch das höchste Altar-Geheimniß von des Priesters Hand empfangen,
Ein sonder großes Wunder, wie billig, gedunkt allen dieß zu seyn, aber in der Wahrheit erfahrt man, daß solches Mirakul bei jetzigem verkehrten Welt-Lauf sich öfters ereignet, weil ja fast alle Tag und Stund das Geld zu einer Hostie wird, und gleichsam wie ein Gott bedient und angebetet wird, auch es seine Allmacht nur gar zu häufig an Tag gibt, massen es auch derenthalben Judas in Tempel geworfen, wie er zum Strang eilte, als gehöre das Geld auch dahin, wo der wahre Allmächtige verehrt wird. Non posuit eos in sterquilinio; sed in templo, quia talibus ut Diis suis de voverat.
Nachdem nun alle von der Bühn oder Theatro herab gestiegen, und Justinus allein mit dem Aurelio oder Mammon geblieben, also haben sich auch diese zwei nicht mehr lang (weil es schon spat an der Zeit, und sie durch viel Wortwechslen ziemlich ermattet) daselbst aufgehalten; sondern nach kurzer, beederseits
Nach diesem hat die liebe Gerechtigkeit dem Geld die Vorhand vergönnt, und mit allem Unwillen müssen bekennen, daß das Geld allmächtig sey in der Welt.
Nachdem die jüdischen Schörganten und das zusammen gerottete Lottersgesind den gebenedeiten Heiland gefangen genommen, haben sie ihn alsobald in die Behausung des Annä, nit ohne sonders Getümmel geführet, da es sich doch besser geziemt hätt', ihn zum allererst in das Palatium des Hohenpriesters Kaiphä zu liefern, als welcher dazumal das Oberhaupt war der ganzen Synagog. Weil aber der geldgierige Judas wohl gewußt, daß der Annas von der Priesterschaft aus bestellter Schatzmeister und hoher Kirchenprobst sey, unter dessen Gewalt der geistliche Geldkasten Pecunia solle, nach vieler Meinung, den Namen ziehen von dem Wort Pecus, weil bei den Alten das Geld pflegte geprägt zu werden mit dem Bildnuß eines Schafs oder Widders, wessenthalben in dem Buch Genesis zu lesen, daß Jakob einen Acker oder Grundstück von den Kindern Hemor um hundert Schaf habe kauft, das ist, um hundert Pfenning, worauf ein Schaf geprägt zu sehen. Numa Pompilius, schreibt Suidas, hat den ersten Pfenning von Erz und Metall geschlagen, derentwegen das Geld annoch Numus genennt wird. Die Alten führten unterschiedliche Präg auf ihrer Münz, die Dardanier einen Hahn, die Reginier einen Hasen, die Cephalener ein Pferd, die Arginer einen Wolf, die Azolaner einen Stern etc., wie dann dermalen auch unterschiedliche Bildnüsse auf jetzigem Geld zu finden. Auf des römischen Kaisers Geld ist ein Adler zu sehen, wer viel solche Adler hat, dem wird man die Federn nicht viel stutzen. Auf des römischen Papstens Geld seynd Schlüssel zu sehen, wer viel solche Schlüssel hat, der kann alles eröffnen, auch sogar das verschlossene Herz-Thürl Auf des Königs in Frankreich Münz seynd Lilien zu sehen, wer viel solche Lilien hat, der wird nie für ein Unkraut gehalten werden. Auf des Königs in Ungarn Geld ist die Mutter Gottes zu sehen, wer viel solche Jungfrauen Concordià res parvae crescunt, Discordià dilabuntur. Es gibt hamburgische Dukaten, darauf stehen diese Wort des Erzengel Gabriel: Ave Maria, samt der Bildnuß der Himmels-Königinn Mariä. Es gibt straßburgerische Dukaten, mit dieser Ueberschrift: Urbem Christe, tuam serva. Es gibt Königs-Thaler, darauf steht geschrieben: Dominus mihi adjutor. Es gibt braunschweigerisch Geld, darauf seynd diese Wort zu sehen: Unita durant. Es gibt bayerische Dukaten mit dieser Beischrift: Sancta Maria, ora pro nobis. Nun fragt ein andächtiger Vorwitz, was für eine Münz doch seyen gewesen jene dreißig Silberling, um welche der meineidige Iscarioth den liebsten Heiland verrathen? Budäus schreibet, daß einer aus diesen Silberlingen noch zu Paris in Frankreich gezeiget werde, desgleichen auch zu Rom, à sancta Croce in Gierusaleme, mir ist einer von der kaiserlichen Bibliothek neben andern Raritäten gewiesen worden, und wird vor glaubwürdig gehalten, als sey es einer aus jenem Blut-Geld, welches der Erz-Bösewicht Judas von den Hohepriestern und Schriftgelehrten zu Jerusalem empfangen;
Unweit der berühmten Stadt Cäsar Augusta in dem Königreich Arragonien liegt ein Marktfleck, mit Namen Vililla, allwo der h. Paulinus, Bischof zu Nola, eine schöne Glocke machen lassen, und darein geschmelzt einen Silberling aus denjenigen, womit das unschuldigste Lamm Gottes ist verkauft worden von Juda; diese Glocke ist eine wunderbarliche Prophetinn, dann so oft der lieben Christenheit einiges Uebel herzu nahet, pflegt besagte Glocke allemal, ohne einige Handanhebung, sich selbst zu läuten; also ist geschehen Anno 1527, kurz zuvor, als unter dem Papst Clemens VII. die Stadt Rom geplündert worden; deßgleichen ist mehrmalen geschehen, Anno 1564, worauf gleich die erschreckliche Pest in dem ganzen Königreich entstanden. Item Anno 1601 von dem 13. Juni an bis auf den 30. dito hat sie sich unterschiedlichemalen selbsten geläut, und dazumal seynd große Unheil hin und wieder in der Christenheit entstanden;
Etlicher Meinung und Aussag ist, beförderist des h. Anselmi und Antonini, als seyen diese Silberling eben diejenigen gewest, welche von den Madianitern die sauberen Brüder des Josephs empfangen, wie sie ihren Bruder verkauft, und obschon solcher nur um 20 Silberling verhandlet worden, so haben noch die hebräischen Priester die 10 hinzu gesetzt, weil es sich nicht geziemte, daß der Herr nit soll mehrer gelten, als der Diener. Oftbemeld'tes Geld, nach Zeugnuß des h. Maximi, ist dem Tempel zugehörig gewest, und ist viel Zeit in dem Kirchen-Schatz aufbehalten worden; hat demnach sowohl der gewissenlose Judas, als andere Hohepriester ein Sacrilegium der gottschänderischen Sünd begangen, indem sie ein Kirchen-Gut veralienirt, und zu solcher Unthat angewendt, zumalen sattsam bekannt ist, daß der Allmächtige dergleichen Kirchen-Dieb niemalen ungestraft laßt.
Anno 1383, als Carolus der Franken König wider die Engelländer siegreiche Waffen geführt, waren etliche britannische Soldaten nicht allein mit Burger- und Bauern-Beut begnügt, sondern ganz keck und gottlos auch die Kirche des h. Ivannis Baptistä zu Burg angegriffen, einer in derselben den Opferstock
Anno 1512 in währendem nanaräischen Krieg hat ein deutscher Soldat zu Pampilon in der Vorstadt eine Kirche aufgebrochen, daraus das vergold'te Ciborium, worin das höchste Altar-Geheimniß aufbehalten, geraubt; aber bald darauf den verdienten Lohn empfangen, dann ihn der Leib also aufgeblähet, daß er endlich, gleichwie Iscarioth, mitten von einander zersprungen, und alles Ingeweid heraus geworfen.
Aus den spanischen Historien erhellet, was massen Urraca, eine Tochter des Königs Alphonsi VI. zu Legion die Kirche des h. Isidori geplündert, in Willens, solchen reichen Raub zu den Unkosten des bevorstehenden Kriegs anzuwenden, da sie nun ganz frohlockend mit solcher Kirchen-Beut wollte davon gehen, ist sie unter der Kirchen-Thür, durch sondere göttliche Straf, mitten von einander, gleichwie der Verräther Judas, zersprungen, und also elend zu Grund gangen.
Christus wollt gar nit leiden zu Jerusalem in seinem Tempel die Tauben-Kramer, als die er mit eignen Händen hinaus gepeitscht, wie viel weniger kann er gedulden die Raub-Vögel in seinem Haus. Du verruchter Iscarioth, es war deinem geldgierigen Geiz, und mammonischen Herzen nicht genug, aus der gemeinen Cassa des apostolischen Collegii zu stehlen, sondern hast dich noch vermessen, den Kirchen-Schatz anzugreifen, quis eorum videretur esse Major, ich bin der Größte, sagt Petrus, was zweifelts viel, dann mir der Herr das Pabstthum schon verheißen, Holla! sagt Andreas, still mit solchen Stich-Reden, wer soll dann größer seyn, als ich? hat mich doch der Herr zum allerersten berufen. Was? sagt Johannes, ich glaub, ihr redet im Traum, ich, und kein anderer, wird der Größte seyn, dann ihr habt schon Weiber gehabt, ich aber bin noch ein junger Gesell, und die Jungfrauschaft ist sehr in großem Werth bei Gott dem Herrn; in dem Fall laß ich mir keinen vorziehen, sagt Matthäus, dann was habt ihr um des Herrn willen verlassen? was? ein schlechtes Schiffel, ein altes paar Stiefel, ein geflicktes Fischer-Netz, einen mächtigen Handel, aber ich hab Geld und Gut verlassen, ich hab in einem Tag mehr Geld eingenommen, als ihr ein ganzes Jahr auf dem Fischmarkt gelöst habt, und gleichwohl hab ich alles verlassen, also werd ich Major seyn; mein haltet das Maul, wie ungereimt ist euer Plaudern. Ich, und kein anderer wird der Größte seyn, sagt Bartholomäus, dann ihr nur von gemeinen Leuten und geringem Herkommen, ich aber von königlichem Geblüt. Das würd sich schicken, sagt Thomas, wann ich nit vor allen soll das Prae haben, ihr habt euerQuis eorum videretur esse Major. Du ehrvergessener Iscarioth, ich bin ganz und gar auf deiner Seite, ich gieb dir meine Stimm, und sag Ja, du bist der Größte, aber mit Ehren zu melden, der größte Dieb. Der babylonische König Balthasar war ein großer Dieb gewest, indem er die goldenen Geschirr aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt, und selbige zu Mahlzeiten mißbraucht, auch derentwegen von Gottes-Hand, an der Wand, solche Schand, mit dem ewigen Brand mußte bezahlt werden.
König Eduardus III. in Engelland, hat nit weit von Sandinton in Schottland ein unser Frau-Kapell polirt, und als einer aus denselben mit der h. Beut nit wenig in der Kirche prangte und prahlte, ist unversehens ein groß geschnitzletes Krucifix-Bild, so daselbst in der Mitte herab hangte, dem Bösewicht auf den Kopf gefallen, und augenblicklich den Hals gebrochen, dieser war ein großer Dieb.
Jener war ein großer Dieb, welcher bei nächtlicher Weil in die Kirche des h. Antonii eingebrochen, viel kostbare Sach' daraus entfremdt, er konnte aber die ganze Nacht die Thür nit mehr finden, durch
Dieselbe war eine große Diebinn, welche aus der Kirche des h. Remaci ein Altar-Tuch entfremdt, und als sie den ersten Tag hernach den Kopf gewaschen, und mit besagtem Tuch abgetrocknet, seynd ihr dergestalten alle Haar ausgangen, daß sie einem geputzten Kalbskopf nit ungleich sahe.
Jener war ein großer Dieb, welcher verstohlener Weis aus der Kirche des h. Felicissimi bei Nuceria viel kostbare Sachen enttragen, und da er der Meinung gewest, als seye er dieselbe Nacht über 4 Meilen entrunnen, ist er doch Frühemorgens bei der Kirche angetroffen worden.
Aber Judas Iscarioth noch ein größerer, und zwar der größte Dieb, welcher von dem Annas das aus dem Tempel genommene Geld erpreßt, und vor dasselbige Geld, welches hätte zu Gottes Ehr sollen angewendt, oder wenigst für ein Rarität in der Schatz-Kammer aufbehalten werden, zumalen es jene Silberling sollen gewest seyn, um welche Joseph in dem 17. Jahr seines Alters, den Madianitern, wie oben gemeldt, verkauft worden; noch darüber den wahren Gottes-Sohn und gebenedeiten Welt-Heiland meineidig und mehr als schelmisch verrathen, und verkauft. Billig sagen die h. Lehrer, hat der verruchte Judas wegen solcher dreissig Silberling den Fluch, welche der Harfenist David in dem 108 Psalm eingesetzt, über sich und allen seinen Anhang gezogen.
Freiwillig, von niemand überredt, gutwillig, nit hierzu veranlaßt, gern und ungezwungen, nit von andern angespornt, ist Judas von dem apostolischen Collegio gewichen, die heilige bischöfliche Würde auf die Seiten gesetzt, ganz alleinig, außer daß ihm der Teufel Gesellschaft geleist hat, sich bei der Rathstube der Hohenpriester an einem Mittwoch lassen ansagen, und ohne weitern Wort- Wechsel, oder vieler Reden Umschweif, gleich alsobald in diese Wort ausgebrochen: Hochwürdige, und gnädige Herren, ich kann mir leichtlich einbilden; wessenthalben ihr anheut in gesamten Rath habt lassen ansagen, ungezweifelt wegen meines Meisters, dessen neue Lehr, erst ersonnene Satzung euer hochlöbl. Synagog höchst schädlich fallet, was braucht es viel Nachsinnens? wie ihr ihn möcht aus dem Weg räumen: Quid vultis mihi dare et ego vobis eum tradam? »Was wollt ihr mir geben, so will ich Ihn verrathen.« Er sagt nicht, ich will euch Jesum verrathen, sondern Ihn, dann seinen allerhöchsten Namen konnt der Schelm nicht mehr leiden, und ist glaublich, wie Euthimius in Marcum glossirt, daß der leidige Satan dem Judä schon die Zung also gebunden,
Jesus! O wie süß! Jesus, o wie sauer! süß ist der Namen Jesus denen Menschen, sauer ist der Name Jesus den bösen Feinden. Gleichwie die Purpur-Rosen den Bienen spendirt das Honig, den Koth-Käfern aber ein Gift ist, also finden die Menschen in diesem allerheiligsten Ramen das Süß, die Teufel aber ein Spieß. Jesus, o wie süß! zu verwundern ist jener tapfere Heldenmuth, welchen der kleine David wieder den großen Goliath erwiesen, da er nemlich in Gegenwart zweier Kriegs-Heere, in Beiseyn des Königs Saul, sich gewagt hat wieder diesen großen Schädel; Goliath ein ungeheurer Ries', ein ganzer Fleisch Thurm, mit Eisen über und über verhüllt, und also ein ganz eiserner Kerl, der David aber klein von Person, schwach von Gliedern, schlecht in Kleidern, aber gut vom Gemüth, hat gleichwohl in diesem so ungleichen Duell den großen Lümmel mit einem Stein an die Blasen getroffen, daß er hiervon zu Boden gesunken, worauf der gute Schaf-Hirt alsobald nach dem Säbel gegriffen, und ihm den Kopf abgehauen; nach solcher Ritters-That und Victori hat der David mit sondern Ceremonien den Säbel in dem Tempel zu Jerusalem aufgehängt, gleichwie bei uns annoch der Brauch ist, die von dem Feind eroberten Fahnen in die Kirche zu geben, wie dann dergleichen in großer Menge und Anzahl ober Jesus, darum soll es der Mensch für kein so großes Wunder aufnehmen, daß der seraphische Franciscus, so oft er in seinem inbrünstigen Gebet den Namen Jesus ausgesprochen, allemal seine Lefzen abgeschleckt, weil er vermerkt, daß ihm dieser allerheiligste Namen Jesus wie lauter distillirter Honig im Maul worden. Dem Samson hat wohlgeschmeckt das Honig aus des todten Löwen Rachen. Den Israelitern hat wohlgeschmeckt das süße Manna, oder Himmel-Brod. Dem Volk des Mosis hat wohlgeschmeckt der helle Brunnquell, so aus dem harten Felsen geflossen, aber nit so gut, bei weitem nit so lieblich, unendlich nit so süß, wie da der Namen Jesus auf der Zung eines Gerechten.
Jesus soll verehren, weil man hernach nichts öfters vom ihm, diesem Apostel gehört, als den Namen Jesus. In seinen Epistlen allein, die er zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben, ist dieser allerhöchste Nam' 219 mal zu lesen, wie er durch das tyrannische Schwerdt entleibt worden, und anstatt des Bluts eine weisse Milch geflossen, zu einen sattsamen Zeugnuß, daß er viel in Christo geboren, dazumal ist das heiligste Haupt drei unterschiedlichmalen von der Erden aufgehupft, und zu einem jeden Sprung den süßen Namen Jesus ausgesprochen, worauf auch zugleich drei klare Brunnquellen wunderbarlich entsprungen, die noch auf den heutigen Tag allen ankommenden frommen Pilgrimmen das Wasser spendiren, zu wahrer Zeugnuß, daß solcher allerheiligste Namen nichts, als Süßigkeit verursache.
Jesus, o wie süß! nit alle Memorial, welche Christo dem Herrn seynd eingereicht worden, haben das erwünschte Fiat erhalten. Ein frommes Weib kommt zu unserm Herrn mit einer Supplication, dieses Inhalts, daß sie nemlich gern sehen wollt, daß ihre zwei bereits erwachsene Söhn' möchten versorgt seyn, und einer zu der rechten, der andere zu der linken Hand in seinem Reich sitzen, solches ist ihr rund abgeschlagen worden. Ein andersmal wollt einer Christo dem Herrn nachfolgen, und dieser war ein Schreiber, ein Kanzelist, der schlagt ihm aber solche Bitt rund ab, eine wunderliche ganz voll List, kurz dadurch zu gehen, dieser hat auch nichts bei unserm Herrn erhalten. Entgegen seynd etliche gewest, welche der liebste Heiland alsobald erhört, als da war der Blinde auf dem Weg, solcher sagte nur fünf Wort, und ist gleich darüber sehend worden. Gedenk einer! ein cananeisch Weibl lauft unserm Herrn nach, bittet um das Heil ihrer Tochter, welche auch alsobald gesund worden; Gedenk einer! die Teufel selbst suppliciren, daß ihnen doch der Herr möchte Erlaubnuß geben, in die Heerd Schweine zu fahren, und sie bekommen das Fiat. Gedenk einer! wie kommt es dann? was muß doch die rechte Ursach seyn? daß einige unser Herr so bald, und so gütig erhört, einige aber auf oft und vieles Anhalten, nichts erhalten können? Lese jemand das Evangelium von Wort zu Wort, alsdann wird er sehen, daß, welche in ihrer Bitt den Namen Jesus nicht ausgesprochen, selten etwas erhalten haben, die aber in dem Namen Jesu, wie das cananeische Weibl, wie der Blinde, wie die bösen Feind, Jesu filii David gebeten, dem ist niemalen etwas abgeschlagen worden, dann es ist dieser allerheihiligste Nam' so süß, daß er den zuweilen erbitterten Gott zu einer Barmherzigkeit erweicht.
Jesus, o wie süß! in dem Namen hat Petrus zu Jerusalem einen krummen, armen Tropfen die geraden Glieder geben. In dem Namen hat er zu Lida einen Gichtbrüchigen gesund gemacht, in diesem Namen hat er zu Joppe die Wittib vom Tod erweckt, in diesem Jesu haben alle Apostel so viel, so große, so herrliche Wunderwerk in der ganzen Welt gewürkt.
Wie der h. Bernardinus Senensis in einer großen und volkreichen Stadt in Welschland geprediget, seynd die Leut also durch einen apostolischen Eifer und Lehr bewegt worden, daß sie ganz schnell nach Haus geloffen, Würfel und Bretspieler auf öffentlichen Platz zusammen getragen, und selbige verbrannt, dann dazumal ein sehr großer Mißbrauch des Spielens eingerissen. Als solches ein Burger daselbst, welcher mit Machung dergleichen Spiel sich erhalten, wahrgenommen, daß ihm hierdurch sein Interesse und Gewinn merklich ist geschmälert worden, hat er sich mit vielen Worten bei dem h. Mann beklagt, wie daß er nunmehr an Bettelstab und äußerste Noth müsse gerathen; worauf der h. Vater ihn befragt, ob er dann sonst kein anders Handwerk gelernt? und als solcher mit Nein geantwortet, darauf macht der h. Bernardinus mit einem Circul auf eine Tafel einige Rundung, maltJesus. Gehe hin, sagt er, mach der gleichen, das Stückl Brod und nothwendige Unterhaltung wird dir nie manglen, dieser Burger ist nachgehends mit lauter Bilder des Jesus Nam zu großem Reichthum gelangt.
Erst gedachter apostolische Mann war fast allemal vor lauter Süßigkeit verzückt, so oft er von dem Namen Jesus geprediget, und weil er jederzeit mit sich auf die Kanzel eine Tafel getragen, worauf mit Gold der Name Jesus gezeichnet, haben ihm solches etliche für eine Unmanier und übellautende Neuerung ausgelegt, aber Gott wollte zeigen die Glorie seines Namens. Dann als er auf eine Zeit zu Rom von besagter Materie geprediget, da ist der Name Jesus mit einer hellstrahlenden Sonne umgeben ober seiner in der Luft von männiglich gesehen worden. Jesus! wie süß ist dieser Nam'!
Wem ist verborgen oder nit bekannt, was Moses mit seiner Ruthe für Wunder über Wunder gewirkt hat in Egypten? Wunder im Wasser, Wunder im Feuer, Wunder in der Luft, Wunder auf Erden, Wunder vor dem König, Wunder vor dem Pöbel, Wunder beim Tag, Wunder bei der Nacht, Wunder allerseits, was muß dieß für eine Ruth' gewest seyn? Virga Dei, Gottes Ruthe ist sie wohl genennt worden; aber woher ist so wunderliche Kraft und Wirkung? daher, merkt es wohl, auf dieser Ruthe war geschnitten der göttliche Name Jehova, welcher eine Vorbildung und Bedeutung gewest des süßesten Namens Jesus; hat also dazumal der Schatten von Jesus!
Wirst du Mensch, wie der Job versucht, wirst du verfolgt, wie der David, wirst du häßlich verläumd't, wie der Abimelech, wirst du veracht, wie der Gedeon, wirst du verrathen, wie der Amasa, wirst du beraubt, wie der Jeremias, wirst du geschlagen, wie Michäas, wirst du gefangen, wie Joseph, kommst du in alles Unglück, so nimm deine einige Zuflucht zu dem Namen Jesus, alsdann wirst du handgreiflich wahrnehmen, daß dir alle Bitterkeit süß wird, welches die lieben Apostel selbst nit nur einmal, sondern allemal erfahren. Ja sich absonderlich für glückselig gehalten, wann sie um den Namen Jesus willen eine Schmach thäten leiden.
Ein König in der Regierung, ein Soldat in der Schlacht, ein Kaufmann in dem Gewerb, ein Handwerker in der Arbeit, ein Student in der Schul', ein Wirth in der Haushaltung, ein Armer in der Noth, ein Fremder auf der Reis', ein Geistlicher in dem Stand, ein Bauer auf dem Acker. Ein Fremder auf der Reis' wird zum besten fortkommen, wird ihm alles nach Wunsch einkommen, wird ihm nichts bitters ankommen, wann er nur seine Sach anstellet in dem Namen Jesu. Dem Kranken zu Jerusalem bei dem Schwemm-Teich seynd die 5 Schupfen eine Zuflucht gewest. Dem hungerigen Volk in der Wüste seynd die 5 Gersten-Brod aus den Händen des Herrn eine Sättigung gewest. Den 5 weisen Jungfrauen seynd ihre 5 brennenden Amplen ein Glück gewest. Jesus alles und alles.
Unser gebenedeiter Heiland und Seligmacher wollt an dem bittern Kreuz-Stamm nit anderst sterben, als inclinato capite, mit geneigtem Haupt, und zwar derentwegen, damit er also mit Neigung des Haupts dem Tod die Licenz ertheile, als welcher sich sonst nicht an den Herrn des Lebens getraut. O gütigister Herr! dir sey unendlich gedankt um diesen so urbietigen Tod!
Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, darum, er wollt noch seinen allerheiligsten Leib beschauen und umsehen, ob noch ein Oertl vorhanden, welches da unverwundt wäre, und als er ein solches auf der Seite wahrgenommen, gab er ohne Verzug dem Longinio das Zeichen, er soll ihm mit dem Speer oder Lanze die Seite eröffnen, damit er uns männiglich ein offenes Herz zeige. O gütigister Heiland, dir sey unendlich gedankt um diese größte Barmherzigkeit!
Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, weil dazumal Maria, seine gebenedeite Mutter, unter dem Kreuz stund, also wollt er durch Neigung des
Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, darum, weil daselbst, nach gemeiner Aussag, der Adam solle begraben seyn, also wollt' er diesem ankünden, nunmehr soll er getröst seyn, die Schuld, so er am Baum gemacht, sey bereits auf dem Baum bezahlt worden. O treuester Gott, dir sey unendlich gedankt um diesen größten Favor und Lieb.
Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, darum, weil dazumal etliche fromme Weiber und Matronen unter dem Kreuz stunden, bitterlich weinten und seufzeten, also neigte er sein heiligstes Haupt, solche Weiber-Andacht desto besser anzuhören. O gütigister Gott, dir sey unendlich gedankt um diese allzugroße Demuth!
Inclinato capite, er starb mit geneigtem Haupt, darum, (laßt uns solches wohl in Obacht nehmen, und fein fest in unser Gedächtnuß eindrücken) darum starb er mit geneigtem Haupt, weil ober seiner stund geschrieben in dreierlei Sprachen der süßeste Name Jesus, I.N.R.I. dem wollt er erstlich mit Neigung des Haupts selbst Reverenz machen. Zum andern wollt er sein heiligstes Haupt neigen, damit männiglich ober seiner den Namen Jesus könne lesen, und seine einige Zuflucht schöpfen zu diesem süßesten Namen. Kommet Jesus aber hat er öffentlich auf die Höhe des Kreuzes lassen aufsetzen, I.N.R.I. als bleibe dieser ein Trost des gesamten menschlichen Geschlechts.
Das hat erfahren der h. Gregorius Turonensis, welcher schon in seiner Jugend von dem Himmel ist unterrichtet worden, er solle seinem kranken Vater unter das Hauptkiß eine Tafel legen, worauf der Name I H S verzeichnet, sobald solches geschehen, ist der Kranke von Stund an zur vorigen Gesundheit gelangt.
Das hat erfahren jener ungläubige Heid und Saracener, welcher die Flucht genommen in Lusitania, willens, daselbst den katholischen Glauben anzunehmen; weil er aber etliche Tag bei gewester Sommer-Hitz ohne Trank war, und derenthalben bereits sich auf die Erde niedergeworfen und den harten Tod erwartet, so fallt ihm aber noch ein, daß er öfters von den gefangenen Christen den Namen Jesus gehört, sprach hierauf den süßesten Namen drei- oder viermal aus; siehe Wunder! da war ihm nit anderst, als thue ihm einer seinen ausgedorrten Schlund mit dem besten Brunnenquell erquicken, welches er nachmals öfter probirt.
Das hat erfahren jener Mörder und Straßen-Räuber, welcher viele Jahr nichts als Mordthat begangen, wie er auf eine Zeit bei finsterer Nacht einen Jesus, alleweil Jesus, Jesus? und geht hiemit davon; dieser allerheiligste Name auch mit Unwillen von solchem Straßen-Räuber ausgesprochen, hat also viel gewirkt, daß er den anderen Tag sich von ganzem Herzen bekehrt, einen frommen und gottseligen Wandel angefangen, und ein seliges End genommen.
Das hat erfahren jener verbeinte Sünder, der also in Rachgier gegen seinen Nächsten entzündt war, daß er ganz gewissenlos sich hören lassen, er woll' ihm weder um Gottes willen, noch um des Teufels willen verzeihen, wann er schon wußte, daß er ewig dessenthalben solle verloren werden. Sobald aber solchem ergrimmten Menschen ein frommer Priester den Namen Jesus auf die Stirn gezeichnet, ist er also augenblicklich besänftiget worden, als hätte er eine Lämmels-Natur angezogen.
Das hat auch schon erfahren im alten Testament ein beschreites und unzüchtiges Weibs-Bild, mit Namen Rahab, wohl ein Raben-Vieh, welche dessenthalben ans allen Inwohnern mit samt dem Hausgesind salvirt worden, weil sie dem Josue, welcher Nam eine Figur des Namens Jesu, eine Ehr angethan.
O Jesus! ein Name über alle Namen! Abraham ein hoher Nam, Bariona ein freundlicher Nam, Cephas ein starker Nam, David ein lieblicher Nam, Elias ein herrlicher Nam, Salomon ein trostreicher Nam, Gedeon ein siegreicher Nam, Heli ein großer Jesus ist ein Nam über alle Namen.
Streit ich, wie Josue, wider die Madianiter, so soll Jesus mein Schild seyn. Reis' ich, wie Eliezer in Mesopotamien, so soll Jesus mein Geleitsmann seyn. Schlaf ich, wie Jakob auf dem Feld, so soll Jesus mein Traum seyn. Arbeit ich, wie Tubalcaim in seiner Werkstatt, so soll Jesus mein Gewinn seyn. Schreib ich, wie David, dem Joab, so soll Jesus mein Concept seyn. Bin ich krank, wie Ezechias auf seinem Bett, so soll Jesus meine Labniß seyn. Bin ich zu Wasser, wie Jonas, so soll Jesus mein Anker seyn. Bin ich zu Land, wie Booz, so soll Jesus meine Wohnung seyn. O süßester Name Jesus! kein Geruch kann die Nase, keine Stimm kann die Ohren, keine Farb kann die Augen, keine Speis kann die Zunge, kein Schatz kann die Hand also ergötzen, wie du das Herz der Menschen. Der Zimmet von Zeylon, die Nägele von Moluza, die Muskatnuß von Molucha, der Bisam aus Bego, der Weihrauch aus Arabia, der Zucker aus Candia, ist unendlich nit so lieblich, wie der süßeste Name Jesus, welchen der Erz-Engel Gabriel von dem Himmel gebracht. Probier es nur jemand, so er dieser meiner geringen Feder nit glauben will, und sprech bedachtsam mit reiner Zunge den Namen Jesus aus, so wird er sehen, wird es spüren, daß eine sondere Ergötzlichkeit das Herz einnehme, und mit einem süßen Trost die Seel' erfüllet werde.
Unterhalb des Bergs Calvariä seynd 4 steinerne Säulen, welche das ganze Jahr das Wasser von sich geben, als thun sie noch beweinen das bittere Leiden Christi, das seynd mitleidige Stein.
Zu Usenah in Hibernia hat der h. Patritius die Stein vermaledeit, welche dann auf den heutigen Tag noch diesen harten Fluch tragen, massen von selbiger Zeit an diese Stein zu keinem Gebäu tauglich, und so man sie zu einer Mauer braucht, fällt dieselbe alsobald ein, das seynd üble Stein.
In dem Bach Cedron bei dem Gestad des tyberischen Meers, auf dem Berg unweit Nazareth, allwo die Juden unsern lieben Herrn haben stürzen wollen, zu Rom in der Kirche St. Sebastiani und an vielen anderen Orten zeiget man Steine, worin die Fußstapfen Christi eingedruckt zu sehen, das seynd wunderliche Stein.
Wie Anno 787 von den Mahomedanern die herrliche Stadt Corduba eingenommen worden, ist ein gefangener Christ in dero Tempel, so sie Moschee nennen, eintreten, daselbst zum Schimpf dero Irrthum mit dem Nagel auf einen harten Marmor das Bildnuß des gekreuzigten Christi gemacht, welche auf den heutigen Tag zu sehen, und auf keine Weis' kann ausgeätzt werden; das ist ein heiliger Stein.
Aber ein Stein über alle Stein, dem alle Edelgestein müssen weichen, dem der kostbare Diamant selbst den Vorzug lasset, ist zu Wien in der unbeschreiblichen Schatzkammer des römischen Kaisers zu finden; daselbst zeigt man eine steinerne Taza aus Agath, sehr groß, in welcher von Natur durch gewisse weiße Adern der süßeste Name Jesus zu sehen, als wäre er von der besten Hand geschrieben worden. Dieses Steins halber kann füglich das durchlauchtigste Haus Oesterreich Steinreich genennt werden; wie es dann allen kostbaren Sachen daselbst diesen Stein vorziehet, und in höchstem Werth haltet, und ist wohl zu glauben, es habe Gott aus sondern Gnaden diesem höchsten Haus solchen Stein in Garten geworfen. Salomon hat sich vor diesem gerühmt, er habe zu Jerusalem so viel Silber als Stein; dermalen rühmt sich unser gnädigster Kaiser Leopoldus, er habe Stein, die ihm lieber seynd als Gold. O wohl glückseliges Haus, du kannst ja nit zu Boden fallen, weil du einen stattlichen Eckstein hast, worauf der süßeste Name Jesus. Zu wünschen wäre, daß alle Menschen solche steinerne Herzen hätten, worauf der Name Jesus gezeichnet, wie da gewest das Herz des h. Martyrers Ignatii, in welchem nach seinem Tod solcher süßeste Name mit Gold geschrieben gefunden worden.
Jesus, o wie süß dieser Nam! als die übergebenedeite turbata est, sie hat sich nit wenig entsetzt, und hat das jungfräuliche Herz ob solcher ungewöhnlicher Sach stark angefangen zu schlagen; sobald aber der Erzengel mit dem süßesten Namen Jesus aufgezogen, vocabis nomen ejus Jesum,
gleich und unverzüglich ist alle Furcht entwichen, das Gemüth mit höchstem Trost erfüllet worden, das Herz vor Lieb entzünd't, die Zung mit einer demüthigsten Antwort dem Engel begegnet, daß also der süßeste Name Jesus, gleich einem hellstrahlenden Sonnen-Glanz, alle trüben Wolken von dem Herzen vertrieben.
Hätt' Jonas im Wallfisch, hätt' Joseph im Kerker, hätt' Susanna im Garten, hätt' Jeremias in der Tiefe, hätt' Noe in der Arche, hätt' Daniel in der Grube, hätt' Job auf dem Misthaufen um den Namen Jesus gewußt, wär ihnen all ihr Trübsal und Drangsal gar leicht vorkommen. Aber der gütigste Gott hat diesen Trost dem alten Testament entzogen, und erst nach so viel Zeiten diesen Schatz durch den Erzengel Gabriel der Welt geschenkt, wofür wir unendlich sollen danken. Es war eine besondere Anstalt des Himmels, daß solches Kleinod durch keinen andern Engel oder Erzengel sollte der Welt überbracht werden, als durch den Gabriel, welcher verdolmetscht wird, Fortitudo Dei,
die Stärke Gottes, auf daß wir Adams-Kinder sollen erkennen, daß uns durch den Namen Jesus alle Stärke und Kraft sey mitgetheilt worden.
Es ist gar wohl zu glauben, daß die löbliche Jesu so großen Progreß, so herrlichen Fortgang in so kurzer Zeit fast in der ganzen Welt genommen, meistens durch nichts anders, als durch den Namen Jesus, welchen sie von ihrem Patriarchen Ignatio, als eine reiche Erbschaft und väterlichen Verlaß erhalten; wessenthalben ihre Collegia und Häuser in allem gleich seyn dem Haus, worin Magdalena die kostbaren Salben ausgossen, daß also das ganze Haus davon den Geruch bekommen. Domus repleta est odore. Was ist anderst der heiligste Jesus-Nam, als ein kostbarer Balsam und herrliches Oel. Oleum effusum nomen tuum, dessen liebster Geruch in allen Orten der Societät gespürt wird, massen bei ihnen allerseits nichts mehrers gesehen, noch gehört, noch geehrt wird, als der heiligste Jesus-Nam'; und scheint, als haben sie ihr schönes Sigill von der himmlischen Braut selbst zu leihen genommen: Pone me, ut signaculum super cor tuum.
Wie der h. Edmundus als ein kleiner Knab noch in seiner h. Unschuld zu Paris sich aufgehalten, ist ihm ein holdseliger Knab erschienen, und ihn mit diesen Worten angeredt: Salve dilecte mi! »willkomm mein Liebster!« Edmundus verwunderte sich hierüber nit wenig, mit Meldung, er kenne ihn nicht, dem aber dieser holdseligste Knab befohlen, er solle seine Stirn wohl betrachten, was darauf geschrieben seye, und siehe, Edmundus lieset auf der Stirn folgenden Namen, Jesus Nazarenus, wird anbei ermahnt, er solle diesen Namen möglichst verehren, denselben fleißig an die Stirn zeichnen, und sey nachmals solcher ein gewisses Mittel vor dem gähen und unversehenen Tod.
Jesus aussprich. O wie sauer ist dieser Namen der Höll!
Der selige Joannes Capistranus hat einmal eine eifrige Predigt gehalten von dem allerheiligsten Namen Jesus; und damit er dem Volk unter dem freyen Himmel, welches in die hundert zwanzig tausend stark war, desto kräftiger hervor streiche, wie derselbe dem Engel eine Freud', dem Menschen eine Hülf, dem Teufel ein Schrecken sey, hat er in Kraft und Namen Jesu den höllischen Larven ernstlich befohlen, sie sollen sich gegenwärtig stellen, und den süßesten Namen Jesu, welchen er dazumal auf einer Tafel gemalt in der Hand gehalten, mit gebührender Reverenz anbeten und verehren, worauf in Gegenwart des ganzen Volks eine unzählbare Anzahl der bösen Geister, mit unterschiedlichen wilden Gestalten in der Luft erschienen, und neben jämmerlichem Heulen und erschrecklichen Stimmen den Kopf geneigt, und wieder verschwunden.
Ja, man kann es probiren, wie es dann die vielfältige Erfahrnuß gibt, wann man einen bösen Feind in einer besessenen Person beschwören thut, daß meistentheils dieser höllische Gast sich widerspenstig zeige, sobald man aber befiehlt, er soll den Namen Jesus verehren, alsobald wider seinen Willen wird und muß der Besessene die Knie beugen. Es werden die Juden und hartnäckigen Hebräer selbst bekennen,
Zu Pergamo in Wälschland war eine junge Tochter, welche bey nächtlicher Weil in der Schlaf-Kammer ihres Vaters zu Venedig ganz nackend gefunden worden, nachdem man solche in der Frühe, als eine Befreundte erkennet, und mit Kleidern ehrlich bedeckt, ist sie hernach befragt worden, wie und was gestalten sie dahin kommen sey, welches sie mit vielem Weinen und starkem Bedauren ganz umständig erzählt, diese Nacht, sagte sie, hab ich wahrgenommen, daß meine Mutter, der Meinung, als schlafe ich, vom Bett aufgestanden, und den Leib mit einer Salbe, welche sie aus einem verborgenen Geschirr genommen, ziemlich angeschmiert, nachmals sich auf einen Stecken oder Besenstiel gesetzt, und zum Fenster hinausgefahren, nach solchem hat der Vorwitz mich unbehutsames Mädl auch dahin veranlaßt, daß ich gleichmäßig solche Salben gebraucht, und folgsam wider meinen Willen eben daher geflogen, allwo ich meine Mutter angetroffen, welche sich nit wenig ob meiner Gegenwart entsetzt, als ich aber sahe, daß sie diesem neuen kleinen Knaben im Bettl gefährlich nachgestellt, und mir mit dem Finger zu stillschweigen gedrohet, hab ich den Namen Jesu ausgesprochen, worüber die Mutter verschwunden, und ich also allhier verlassen worden. Unzahlbar viel dergleichen Begebenheiten könnten dabey gebracht
Der heiligmäßige Mann Thomas Kempensis ist von dem Teufel und höllischen Satan bei nächtlicher Weil über alle Massen geplagt worden, zumalen diese verdammte Larve in abscheulicher Gestalt zu seinem Bettl hinzu getreten, worüber er den englischen Gruß angefangen eifrigst zu beten, und sobald er zu diesen Worten: gebenedeit ist die Frucht deines Leibs Jesus, da haben sich die verdammten Geister in die Flucht geben, daß also wahr ist, was zu Apostel Zeiten geschehen: In dem Namen Jesu werden sie Teufel austreiben.
Mit dem Stein hat David den Goliath, mit dem Nagel hat Jahel den Sisara, mit dem Schwert hat Judith den Holofernes, mit der Lanze hat Joab den Absalon überwunden, aber mit dem Namen Jesus überwinden wir den höllischen Feind. Samson jagt in die Flucht die Philistäer, Josue die Amalechiter, David die Ammoniter, Jesus aber die bösen Feinde; dahero soll man bei den Sterbenden, allwo der bösen Feind Ernst und größte Macht sich einfindet, den süßen Namen Jesus für einen Schild und geistliche Waffen ergreifen. O was harter Kampf ist dieser letzte in dem Sterb-Stündl, weil dazumal die verdammte Larve allen möglichen Versuch thun, den armen, schwachen, und mit dem Tod ringenden Menschen
Wie Jesus Christus, unser Heiland, in dem Garten Gethsemani die Tods-Aengsten ausgestanden, hat er dergestalten gelitten, daß die häufigen Bluts-Tropfen am ganzen Leib aus allen Schweiß-Löchern wie die runden Kügerl herab geflossen, und spricht der h. Paschasius, daß solche Aengsten verursacht habe die erschreckliche Erscheinung der höllischen Geister, nit als hätte der Herr und Heiland sich so stark entsetzt ob diesen höllischen Larven, sondern weil er vorgesehen, daß alle Menschen in ihrem Sterbstündl einen so harten Streit und gefährlichen Kampf mit solchen verdammten Geistern werden haben.
Der große h. Mann Vincentius Ferrerius erwägt wohl dasjenige Geheimnuß, als der gebenedeite Heiland seinen Geist mit großem Geschrei und Weinen aufgeben, cum clamore valido, zumalen es natürlicher Weis' fast nicht konnte seyn, daß er wegen so langer und grausamer Marter ganz abgematt, hätte laut schreien können: müsse demnach eine sondere Ursach dessen gewesen seyn, und zwar diese, wie der böse Feind Christum den Herrn verursacht hat in der Wüste, und damalens nach allem angewendten Fleiß und Arglist nichts richten können, reliquit eum ad tempus, so hat er ihn auf eine Zeit verlassen, und quid astas cruenta Bestia? was stehest du da, du grausame Bestia? du findest nichts tadelhaftes an mir, worauf der Satan ganz trutzig geantwortet: astiti Christo, cur non tibi? ich bin in Christo Tod gegenwärtig gewest, warum nicht bei dir? In herzlicher Erwägung dessen, daß ein jeder Mensch in seinem Sterbstündl von höllischen Feinden unbeschreiblich angetast und geplagt werde, hat Jesus mit lauter Stimm aufgeschrien, und aus Mitleiden gegen uns bitterlich geweint. Also bezeugen über die Wort, tunc reliquit, Matth. 4. Kap. August. Gregor. Athanasius, Theodoretus.
In der Chronik St. Dominici wird von dem Eggo sum Joannes Taulerus, war die Antwort, ich bin Joannes Taulerus, dein gewester guter Freund. Der andere fragt ferners, in was Stands er sich befinde, zumalen er in seinem Tod-Bettl solche verzweifelte Gebärden gezeiget, daß viel hierdurch vermuthet haben, er sey verdammt, darauf Joannes Taulerus geantwort, liebster Frater, sprach er, die bösen Geister aus der Höll haben mich also mit ihren Gestalten gequält in meinem Tod-Bettl, mit solcher List mich angegriffen, mit so großer Ungestümmigkeit mich umgeben, daß, wann mir die göttliche sondere Gnad nicht wäre beigesprungen, wäre ich bald in eine Verzweiflung gerathen; liebster Frater, wann ich in meinen letzten Todsnöthen
Dieses ist begegnet einem gottseligen Religiösen, einem, der ein Spiegel war der Vollkommenheit, einem, der sein Leben im Dienst Gottes zugebracht, einem, der nichts um die Sünd gewust, was wirst du zu gewarten haben, du Sünder? der nach der Welt Regel lebt, strebt und schwebt? du? der weniger gute Werk als Blumen zählt, der rauhe Februarius! Dieß ist begegnet Christo dem Herrn selbst, welcher der Brunn und Ursprung aller Heiligkeit, wie wird es dann dir gehen, o sündiges Adams-Kind? der du alle Tag, alle Stund, und fast alle Augenblick entweder die Gebot Gottes, oder die Gebot der Kirche, oder die Gebot der Natur überschritten. Mich wundert nit, daß Philippus III, großer Monarch in Spannien, in seinen Todsnöthen aufgeschrien: wollte Gott, wollte Gott, ich wäre diese 22 Jahr, in denen ich die Kron und Scepter geführt, ein armer Einsiedler gewest in einer wilden Wüste! Warum Philippe? darum, diese verruchten Geister ängstigten ihn wegen so viel Millionen Seelen, von denen er allen soll bei Gott Rechenschaft geben. Mich wundert nit, daß der h. Ludovicus Bertrandus östermals mitten in einem Discurs und Reden davon geloffen, sich in eine Zell eingesperrt, geheult und geweint, und den Kopf auf die Erd gestoßen; und als er dessenthalben wurde befragt, gab er die Antwort: wie kann ich ruhig seyn, weiß ich doch nit, was ich in meinem letzten Stündl für eine Sentenz werde empfangen. Mich wundert
Absalon, schöner als frömmer, liebreicher als lobreicher, holdseliger als gottseliger, zumalen seine Haar dem gezogenen Goldfaden gleichten, dem Trutz geboten, wurde einsmals von seinen Feinden verfolgt, daß er Noth halber mußte die Flucht nehmen, und als er unter einem Eichbaum wollte mit seinem Maulthier durchsprengen, ist er mit seinen Strobl-Haaren hangen geblieben, dahero ihn der Joab mit einer dreifachen Lanze ermordt; Rabbi Salomon spricht, daß, wann Absalon dazumal hätte geschwind die Haar abgeschnitten, hätt er sich gar leicht können erretten, so Absalon zur selben Zeit hätte Baroka getragen, wär es gut für ihn gewest. Warum aber daß Absalon, welcher ohnedas ein bescheider und verständiger Prinz war, damal ihm nicht mit dem Degen, den er auf der Seite getragen, die Haarlocken abgeschnitten, wäre es doch leicht und geschwind geschehen gewest? Tostatus mit gedachtem Rabbi Salomon spricht: daß Absalon dazumal wegen des herbei nahenden Tods seye
Mit meinem Gewissen bekenn' ich es, daß ich einsmal zu Wien (geschweige die Zeit und Gelegenheit) einem Sterbenden beigestanden, welcher dergestalten getobt, als wie ein brüllender Löw, es stunden ihm die Augen ganz offen, feurig ausgetrieben, die Zung gar wohl eine halbe Spannlang aus dem Rachen heraus gestreckt, die Haar über sich, wie man zu sagen pflegt, gen Berg, der häufige Schweiß auf dem Angesicht, in allem eine so abscheuliche und entsetzliche Gestalt, daß mein Bruder Laicus, der vorhin ein beherzter Soldat etlich Jahr gewesen, samt andern 6 Personen die Flucht aus der Kammer genommen, und mich allein in diesem erschrecklichen Kampf verlassen; wie es mir um das Herz gewest, ist leicht zu erachten, und hat es gar nit viel gefehlt, daß ich ihm nit das Geleit zum Tod geben. Ich konnte aus allem diesen unschwer abnehmen, was Angst und Gewalt er von den höllischen Geistern erlitten, der barmherzigste Gott gebe es, daß er in solchem strengen Kampf überwunden habe (an welchem ich stark zweifle), es ist weder dieß noch andere ein Gedicht, sondern bleibt noch als ein Glaubens-Articul gewiß und wahr,
O Gott! o Gott! viel hat gelitten jener arme Reisende von Jerusalem nach Jericho, als er unter die Mörder und Straßen-Räuber gerathen, die ihn erbärmlich haben verwundet und zugericht; aber noch mehr und unbeschreiblich mehr leidt der Sterbende in seinem Ruhebettl, wann er reisen will in die Ewigkeit, wie grausam und unbarmherzig tractiren ihn die höllischen Straßen-Räuber, die mehrmalen in einer unzahlbaren Anzahl sich einfinden. P. Joan. Gregorius à Jesu Maria, Theologus de propaganda fide, zu Neapel aus meinem Orden, als er zu St. Dominico de Soriano in einer besessenen Person den Teufel beschworen, hat ihm solcher gedrohet, er wolle ihn auch ängstigen in seinem Todbettl, worauf der fromme Mann gefragt, wie viel ihrer werden seyn, più che sono fogli, in quel bosco di Soriano etc., mehr, sagte der Satan, mehr werden unser bei deinem Tod seyn, als Blätter in dem großen Wald zu Soriano.
Gleichwohl, mein Adams-Kind, sey getröst in diesem größten Streit, in dieser unbeschreiblichen Angst, in diesem letzten Kampf, in Mitte der Tods-Schmerzen, in Mitte der höllischen Geister, in Mitte der Zeit und Ewigkeit nimm deine Zuflucht zu dem süßesten Namen Jesu. Aber verehre solchen vorhero bei deinen Lebzeiten, damit du die große Gnad habest, dazumalen in deinem Sterbstündl solchen öfter auszusprechen. Diese Gnad hat gehabt der h. Ignatius Lojola, Stifter der Societät, welcher mit dem süßesten »O Jesu, du Sohn Gottes, erbarm' dich meiner.« Diese Gnad hat auch gehabt der selige Aloisius Gonzaga, dessen letzte Worte und Lebens-Athem war: »O Jesus! o Jesus!« Solche Gnad haben noch viele andere mehr gehabt, und solche wirst du auch in deinem Sterbstündl erlangen, wann du bei Lebszeiten den Namen Jesus mit Andacht verehrest, wann bei deinem Aufstehen das erste Wort wird seyn Jesus, wann bei deinem Schlafengehen das letzte Wort wird seyn Jesus, wann all dein Thun und Lassen wird in dem Namen Jesu den Anfang nehmen und das End, wann aus deinem Herzen unter Tagszeiten bisweilen in einem Schußgebetl ein Seufzer mit dem Namen Jesus ausbricht, wann du in deiner Behausung auf der Thür und Wand den gezeichneten Namen Jesus-Nam in Ehren haltest, sodann fasse eine steife und feste Hoffnung, dein letzter Abdruck im Sterbstündl werde nit anderst seyn, als Jesus und Maria.
Die Naturkundigen schreiben von den Gänsen, wann sie über das Meer fliegen, damit sie durch ihr angebornes Schnattern nit unter die Greife und nachstellenden Raubvögel gerathen, also pflege ein jeder aus ihnen ein Steinl in Schnabel zu nehmen, wodurch sie der Gefahr und dem Untergang entgehen, und folgsam aus des Feindes Klauen entgehen. In unserem Sterbstündl und letzter Lebenszeit müssen wir alle Menschen bereit seyn, über das bittere Meer des
Vernehme meine andächtige Seel, was dem gottseligen Mann Alphonso a Spina, Franciscaner-Ordens, widerfahren, als erst gedachter eifrige Religios geprediget, und sein apostolisches Absehen war, der Seelen Heil zu befördern, weil er aber gar einen geringen Nutzen durch seine Predigen gespürt, ist er derenthalben mit sehr melancholischen Gedanken überhäuft worden, und als er einst dessentwegen sehr traurig bei dem Convent-Brunn des Klosters zu Valesolet gesessen, vernimmt er eine Stimm vom Himmel, er soll den Amper in den Brunnen hinunter lassen, und Wasser herauf schöpfen; als er solches gethan, fand er auf dem Boden des Ampers 24 weiße Steinlein, in welchen der heiligste Name IHS ganz natürlich gezeichnet war, wegen der 24 Predigen, welche alle er daselbst von dem Namen Jesu gehalten.
Solche Steinl, eifriger Christ, befleiß' dich, in dem Sterbstündl in das Maul zu nehmen, damit du sicher in die glückselige Ewigkeit reisest; den Namen Jesu behalt auf der Zung, der soll das beste Kraft-Zeltel seyn; den Namen Jesu zeichne auf die Stirn, der soll dein bester Umschlag seyn: bitt, und bitt alle diejenigen, welche sich bei deinem letzten Abdruck und Hinscheiden werden einfinden, sie sollen nicht aufhören, den Namen Jesus und Maria dir in die Ohren zu schreien, damit das Herz, wann die Jesus, Jesus aussprechen.
Eins ist, wessenthalben viele Menschen eine Unterrichtung brauchen; benanntlich, es steht nit wohl, wann man in allen auch ungereimten Begebenheiten den süßesten Namen Jesu so leicht und unbedachtsam ausspricht, wie dann bereits bei vielen der üble Mißbrauch eingewurzlet, daß er zu allen auch lasterhaften Dingen und Spottworten den heiligsten Namen Jesus zusetzet, welchem doch Himmel und Erd und Höll die größte Ehr anthun, und die Knie biegen. Man soll wohl erwägen, wie einmal der Satan aus einer besessenen Person zu Kapharnaum Christum den Herrn angeredt: Jesus von Nazareth bist kommen, uns zu verderben. Worauf alsobald der Herr dem Teufel befohlen, obmutesce, er soll das Maul halten. Eine unverschamte Goschen, worin meistens lauter Unflath, soll sich nicht unterstehen, den Namen Jesus auszusprechen; zu einem jeden Kinder-Possen und Affenspiel soll man nit so leicht dieses herrlichste Kleinod hinzu werfen. Die großen Glocken in vornehmen Stift-Kirchen läutet man nit alle Tag, sondern bei solemnen Festtägen, auch der Hall und Schall des heiligsten Namens Jesu soll nit zu allen geringfügigen Dingen gehört werden. Jenes Weib in dem Evangelio, wie sie die Mutter Gottes und dero liebsten Sohn wollte loben, hat allein diese Wort hören lassen: »Selig ist der Leib, der dich getragen, selig ist die Brust, welche du gesogen.« Sie hat ihr nicht getraut zu sagen: selig ist der Leib, der Jesum getragen etc., soll also nit ein jeder Kuchel
Es kann einen wohl schrecken jenes, was da erzählt Hadrianus Lyräus, daß nemlich zwei Schiffleut von den Meer-Räubern ausgeplündert, jedoch ihr Leben in einem kleinen Schiffel salvirt, und als sie zu spater Abendzeit in einer Insul, de Re genannt, angelandet, und da sie von Haus zu Haus um eine Herberg gebeten, kommen sie ungefähr zu dem Haus eines Ketzers, wie sie denselben bittlich um eine Nachtherberg ersucht, dieser aber in grobe Wort ausgebrochen, sie für Dieb und Mörder gehalten; Jesus, Maria, sagten sie, solche seynd wir uit. Kaum daß sie solche heiligste Wort hören lassen, eben dessenthalben, widersetzt der Böswicht, behalt ich euch nit über Nacht, gehet gleichwohl zu Jesus Maria, daß sie euch einen Unterschleif geben. Wurden also die zwei gezwungen, die Nacht hindurch bei einer Kirchthür unter dem freien Himmel zu liegen, weil anderwärts kein Plätzl ihnen vergönnt worden; selbige Nacht ist gedachter schlimmer Gesell, welcher die heiligsten Namen also geschimpft, frisch und gesund und wohlgesättiget schlafen gangen, zu Morgens aber todt, kohlschwarz in einem Sautrog, in Mitte des Stalls gefunden worden, welches allen daselbst einen ernstlichen Jesus und Maria nit entunehren.
Lucas der evangelische Maler dunkt seinen Pemsel in eine schwarze Farb und Kienruß, entwirft damit den garstigen Satan und bissigen Höllhund, wie solcher Schmutzengel den gottlosen Iscarioth eingenommen, folgenden Lauts: »Es nahete das Fest des ungesäureten Brods, welches Ostern genannt wird, und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten, wie sie Jesum tödten möchten, sie fürchteten sich aber vor dem Volk, es war aber der Satan in den Judam gefahren, der mit dem Zunamen Iscarioth genannt wird.« Wobei zu merken, daß der leidige Satan nit auf solche Weis' sey in den meineidigen Apostel gefahren, als wolle er dessen Leib besitzen, wie jenen elenden Tropfen in der Gerasener Landschaft, in welchem eine ganze Legion, das ist so viel als 6666 unreine Geister wohnhaft waren; noch auf solche Weis', wie er in dem König Saul getobet,
Nachdem der allmächtige Gott mit dem kleinen Wort Fiat Himmel und Erd, mit diesen 4 Buchstaben die 4 Theil der Welt so wunderlich erschaffen, und aus dem puren Nichts erhebt, ist eine fast einhellige Meinung der h. Lehrer, daß dazumal der Allerhöchste auch die lieben Engel erschaffen, als reineste Geister, vollkommene Geschöpf und überherrliche Creaturen, weil aber Lucifer der fürnehmste wegen seiner so hohen Gaben sich übernommen, und kurzum wollte gleich seyn dem Allerhöchsten, also ist er, nachdem er die Güte des Himmels gar kurz genossen, mit allem seinen Anhang durch den Erzengel Michael und dessen gesamten Alliirten von dem Himmel verstoßen worden, wovon der meiste Theil in den Abgrund, als in ein ewiges Gefängnuß und Kerker, welcher die Höll genennt wird, verbandisiret. Einer unzahlbaren Anzahl aber dieser abtrünnigen Engel seynd auf der Welt, jedoch nicht ohne bei sich habender höllischen Pein verblieben, von welchen verdammten Larven und teuflischen Abentheuern so viel Uebles in der Welt erweckt wird.
Die katholische Kirch unter andern löblichen Segnungen »Ich befiehl dir unreiner Geist, durch die Geheimnuß der Menschwerdung, des Leidens, der Auferstehung, der Himmelfahrt unsers Herrn Jesu Christi, durch die Sendung des h. Geistes, und durch die Ankunft unsers Herrn zu dem letzten Gericht, sag mir deinen Namen.« Woraus dann folgt, daß die verdammten Geister gewisse Namen haben, die ihnen zwar nit wegen ihrer Natur, sondern wegen ihrer Operation und Wirkung geschöpft worden. Aus göttlicher h. Schrift und anderer Lehrer kann man wenig Namen finden solcher bösen Gespenster, außer diese: Lucifer, Leviathan, Mammon, Asmodäus, Belzebub, Belphegor, Baalberit, Astaroth, Abaddon, Merim, Rescheph, Beemoth, Belial, Lillit etc., welche alle, nach Beweisthum der Lehrer, lauter Fürsten und Regenten der anderen verdammten Engel seyn sollen; dann zu wissen, daß auch unter dem höllischen Geschwader und unreinem Kriegs-Heer eine Ordnung gehalten werde, und also einige Befehlshaber, andere Untergebene, dieser zu dem, der zu diesem verordnet, doch alle unter dem Lucifer, als einem Oberhaupt, welcher in Person Christum Jesum dreimal in der Wüste versucht hat, insgemein aber wird der böse Feind genannt ein Rebell Gottes, ein abtrünniger Engel, ein Betrüger der Menschen, ein Entunehrer des Himmels, eine Pest der Erde, ein s.v. Sau-Zucker. Ich aber bleib bei dem Namen allein, und sag: der Teufel sey ein Schelm.
Anbelangend die Anzahl der bösen Feind ist solche unermeßlich groß, also daß auch etliche aussagen, weil der dritte Theil der Engel gefallen, daß sich die Zahl der Teufel in die hundert tausend Millionen erstrecke, da doch eine Million zehenmal hundert tausend in sich begreift; eigentlich aber, und mit wohlgegründtem Beweisthum, kann man die genaue Anzahl derselben nicht wissen, wohl aber ist aller Lehrer feste Meinung, als sey der Ort, so zwischen Himmel und Erd, ganz voll mit solchen verdammten Geistern. Lactantius halt gleichfalls darvor, sofern die verdammten Geister sollten Leiber hol mich der Teufel!
Es bleibt nun wider die bethörte Lehr und grundlose Fabel des Alkoran, in rechter katholischer Wahrheit-Geschloß, daß die abtrünnigen Engel in ihrer verdammten Halsstärrigkeit auf ewig verharren, und nit, wie die in Irrthum verblendeten Arianer und Nestorianer vorgeben, daß die Teufel sich noch vor dem jüngsten Tag durch wahre Buß und Reu werden bekehren, und zur Gnad gelangen, sondern dero Willen und verbeintes Gemüth ist also wider den allmächtigen Schöpfer erbittert, daß sie auf ewig dessen Huld und Gnad gänzlich und hartnäckig ausschlagen, und weil sie dem höchsten Gott keinen Schaden können zufügen, also suchen sie ohne Unterlaß den Menschen, welcher zum göttlichen Ebenbild erschaffen, in allweg und unaussetzlich ins Verderben zu ziehen, gleichwie mancher von Rachgier angetriebene Bösewicht, wann er sich an jemand nicht rächen kann, wenigst sucht, dessen Behausung in Brand zu stecken; also, weil der verdammte Satan nicht bemächtiget ist, seinen Grimm an dem allmächtigen Gott auszulassen, bemühet er sich, allerseits, den Menschen als eine Behausung und Wohnplatz Gottes in das ewige Feuer zu werfen.
Die Gerasener waren gar übel zufrieden, wie bei ihnen Christus der Herr die Teufel mit Speck
Der h. Margarittä, wie sie nach ausgestandenen größten Tormenten in Kerker gestoßen worden, ist der Teufel wie ein grausamer Drach erschienen, und mit
Aus einer andern besessenen Person hat er neben vielen Sachen auch dieß bekennt: nachdem er durch so harte Beschwörung dahin getrieben worden, er solle sagen, was für eine Buß er wollte ausstehen, dafern er wieder möchte zur Seligkeit gelangen; ich, sagte der Teufel, wann es auch in meiner Gewalt stünde, wollte lieber mit einer Seel, die von mir verführt worden, in den Abgrund der Höll steigen, als in die himmlischen Freuden aufgenommen werden.
Des frommen Job seine Kinder seynd wohl müheselig zu Grund gangen, und ist ihnen ihr eigenes Haus zu einem Grab worden, und wo sie vermeint haben in guter Ding zu essen und trinken, seynd sie den Würmern zu einer Speis worden, damal war es wohl recht verhaust; aber wo? wie? wer? wer hat das Unglück angestift? wie hat es sich zugetragen? wo ist es geschehen? in dem Haus der Eltern, sonst waren Ingentem reputant dolorem, si prior illo alius praecedant ad ejus perditionem.
Zwei und siebenzig Jünger kommen mehrmalen zu unserem Herrn voller Freuden und Jubel, bringen zugleich die gute Zeitung, daß ihnen alles sehr wohl von statten gangen, was sie für ansehnliche Wunderwerk hätten gezeigt, sogar, welches ja zu verwundern, sogar, mein Herr, sagten sie, in deinem Namen seynd uns die Teufel unterworfen; worauf alsobald der Herr diese Antwort geben: Ich sahe den Satan vom Himmel fallen wie ein Blitz. Will nun jemand wissen, warum der göttliche Mund den Satan einem Blitz oder Donnerkeul verglichen? der erwäge wohl des Donners seltsame Eigenschaft, wie daß derselbe mehrmal nur das beste treffe; wie dann schon öfters geschehen, daß der Donner das Herz im Leib, den
Dem h. Dominico hat der Teufel einsmal bekennt, daß ihm Gott habe vorgetragen, er soll ihm etwas erwählen aus seinen Geschöpfen; willst haben, sagt Gott, den Erdboden? der Teufel antwortet mit nein, ich bin nie ein Gartner oder Bauer gewest, will auch noch nicht anfangen; willst haben das Wasser oder Flüß, Meer, Teich, Bach etc., nein, sagt der Teufel, was ist mir das Baden nutz, ich werd doch nit weißer, zudem mag ich kein Fischer seyn; willst haben die Luft? auch nit, sagt der Satan, die Luft gehört für die Vögel, ich mag sie nicht aus ihrer Herberg verstoßen; willst haben den Himmel des Firmaments, worin und woran die schönen Stern und Gestirn? das laß ich wohl seyn, sagt der Teufel, da wär ich ein Narr, daß ich sollt diese runden Scheiben alleweil um und um treiben. Quid ergo vis, o mala Bestia? was willst du dann haben, o böse Bestia? nil aliud, nisi animas, nichts anders, antwortet die verdammte Larve, nichts anders, als Seelen.
er soll dich holen? Wann dich Gott nicht behüt hätte, und sonders geschirmet hätte, so wär es schon längst geschehen.
Jene Gäst in dem Evangelio, nachdem sie eingeladen worden, seynd nit erschienen bei der Mahlzeit, sondern sich lassen mit unterschiedlichen Ausreden und Vorwand entschuldigen; ja, sagt einer, ich wär
In Sachsen hat eine junge und reiche Tochter einem wackeren, jedoch wenig begüterten Jüngling die Ehe versprochen, der Jüngling bedankt sich dessen bester massen, sagte aber, weil er dieses Geschlechts Wankelmuth wohl wußte, er glaub schier, sie werde ihr Wort nit halten; ich, sagte sie, ich soll einen anderen heirathen? wann ich einen andern nimm, als dich, so hol mich der Teufel am Hochzeittag. Was geschieht? mittler Zeit hat ein anderer ein Ansuchen gethan, und diese für eine Braut begrüßt; weil nun April und Weiberwill sich bald ändern, also hat sie diesem, weil er bei stattlichen Mittlen, das Jawort ertheilt: wessenthalben sie der erste öfters ermahnt, sie soll sich ihres Versprechens und harten Schwurs erinnern, ungeacht aber alles dieß mußte der erste mit dem Korb befriediget seyn, und führte der andere die Braut heim.
O wie oft würde solches traurige Spectacul zu sehen seyn, wann nicht Gottes Barmherzigkeit dem Satan einen Zaun einlegte, wie oft würde dieß Wildschwein den göttlichen Weingarten verwüsten, wann nit der Höchste einen Zaun darum führte, wie oft würde dieser Feind die Stadt Gottes, welche der Mensch ist, er soll dich holen.
Es seynd die verdammten Geister also erbittert über die Menschen, daß sie eine Freud und sonders Wohlgefallen empfinden, wann sie dieselbe verführen. Allhier ereignet sich nit eine geringe Frag, ob auch ein solcher von Gott und dem Himmel vertriebener Engel eine Freud oder eine Ergötzlichkeit könne haben, dann gleichwie ein Seeliger im Himmel auch von dem allermindesten Leid oder Traurigkeit nit kann ergriffen werden, also folgt, daß auch ein Verdammter und ewig Verlorener von der wintzigsten Freud nit kann beglückt Quid tribulant me, exultabunt, si motus fuero:
»Die mich plagen, werden frohlocken, wann ich sollte bewegt werden.« Auch schreibt Venerabilis Beda, daß es seye offenbart worden, wann die Teufel einige Seelen mit sich in die Höll führen, entstehe ein großer Jubel, ein unsinniges Lachen, ein allgemeines Frohlocken unter den Teufeln.
In dem hohen böhmischen Gebürg gegen Schlesien, hat sich vor wenig Jahren ein Teufel aufgehalten, welcher mehrmalen in unterschiedlichen Gestalten, auch gar oft wie ein Mönch den Reisenden daselbst das Gleit geben, und wann solche in der Wildnuß sich stark vergangen, und derentwegen wacker gescholten, hat sich dieser Bösewicht augenblicklich auf die höchsten Bäume, wie ein Vogel reterirt, und allda ein großes Gelächter, und höhnisches Frohlocken verbracht.
In der Grafschaft Horn ist ein Frauen-Kloster, worin der Teufel einen unbeschreiblichen Uebermuth erzeigt, neben anderen Dingen, die sich nit wohl schreiben lassen, hat er den Kloster-Frauen daselbst öfters anstatt Zucker Salz in die Zucker-Büchsen geschütt, die armen Frauen bei nächtlicher Weil dergestalten an die Fuß-Sohlen gekitzlet, daß sie, wann man ihnen nit wär beigesprungen, sich müssen zu todt lachen, er hat ihnen öfters das Bett mit Unflath besudlet, und noch darüber in allen Winklen ein Gelächter verbracht.
Es giebt auch die öftere Erfahrenheit, daß die Teufel aus den besessenen Personen ein großes und helles Gelächter über ein oder die andere vorgebrachte
Dannenhero nicht mit Unfug kann gesagt werden, des Teufels seine eigene Freud bestehe in Stürzung der Menschen, Verschwendung des Heils und Verlurst der Seeligkeit, und ist seine einige Freud, wann er dem Menschen zu Seel und Leib kann schaden, seine Freud war ihm, wie er den Adam und Eva hinter das Licht geführt, und ihnen vorgelogen, sie werden, wie die Götter werden, wessenthalben, spricht Procopius, cachinnabatur Daemon, hab der Teufel dazumal überlaut gelacht im Paradeis, seine Freud warer soll dich holen.
Des Teufels bin ich. Wann man zuweilen die kleinen Kinder fragt, wem gehörst du? so geben sie mehrmal die Antwort, meinem Vater, nit übel geredt. Aber große Limmel, ungeschlachte Schiefernikl, ungeberdige Phantasten (ich kanns nicht Christen nennen) geben ohne fernere Nachfrag an Tag, wem sie zugehören, des Teufels bin ich, wann ich ihm das Ding schenk, des Teufels bin ich, ich hab es selbst um einen höhern Werth kauft, des Teufels bin ich, wann dem nit also ist etc. O ihr unbehutsame Adams-Kinder, ihr wißt ja gar zu wohl, wie die Pharisäer Christo dem Herrn ein Geld gewiesen, da sie ihn mit ad imaginem Dei, dann zu dessen Ebenbild hat er euch erschaffen, so gebt dann Gott diese Bildnuß, und laßt euch nit hören, des Teufels bin ich. Wißt ihr nit, was ihr in der h. Tauf durch den Göthen habt Gott versprochen? nemlich, ich widersag dem bösen Feind. Dannoch ist aus manchem ungewascheuen Maul nichts mehrers zu hören, als des Teufels bin ich; vernehmt ein wenig, wie der Teufel beschaffen.
Leopoldus, damalen Herzog in Oesterreich, welcher mit Ludovico aus Bayern, römischen König, viel Krieg geführt, begehrte auf eine Zeit von einem Schwarz-Künstler und Hexenmeister, daß er ihm soll den Teufel zeigen, dieser entschuldiget sich dessen, vorwendend, wie daß solches ohne merklichen Schaden nit könne geschehen; weil aber der Herzog noch inständiger verlangt, also hat er darein verwilliget, und in Gegenwart anderer den Teufel in so abscheulicher Gestalt in das Zimmer gebannt, daß Leopoldus alsobald aufgeschrien, satis est, es ist genug, worüber er krank in das Bett geführt worden, und bald darüber gestorben. So häßlich ist dieser Geist, und du willst noch des Teufels seyn?
Der Teufel hat die sieben Männer der Sarä, einer Tochter Raguelis, jämmerlich erwürgt.
Der Teufel hat den Job um alles das Seinige gebracht, und zum elendesten Menschen auf Erden gemacht.
Der Teufel hat den Corinthium erschrecklich gepeiniget.
Der Teufel hat den Saul unsinnig gemacht.
Der Teufel hat den besessenen Menschen im Evangelio bald ins Wasser, bald ins Feuer geworfen.
Der Teufel hat die Apostel gereuttert, wie das Traid durch ein Sieb.
Der Teufel ist der Vogel gewest, welcher den guten Saamen in dem Evangelio hat aufgefressen.
Der Teufel hat die Tochter des Cananäischen Weibls erschrecklich gepeiniget.
Der Teufel hat, in Gestalt eines Bettlers, die erschreckliche Pest nach Ephesum gebracht, von Haus zu Haus das Almosen gesammelt, und vor das Deo gratias die Pest an Hals gehängt, bis er sich nachmals in einen großen Hund verändert, und die Stadt verlassen.
Der Teufel hat Anno 465 in Gestalt eines alten Weibs, die Stadt Constantinopel dergestalten in Aschen gelegt, daß vier ganzer Tag aneinander gebrunnen.
Der Teufel hat Anno 558 unter Regierung Ludovici II. die Stadt Mainz 3 ganze Jahr mit allen unbeschreiblichen Plagen beunruhiget.
Der Teufel hat Anno 1160 durch Zulassung und göttliche Verhängnuß, die ganze Stadt Freysing in Bayern verbrennt, wie er sich dann in unterschiedlicher Gespenstern Gestalt bei Tag und Nacht hat sehen lassen.
Anno 1551 in der Vigil Simonis und Judä, haben 5 Böhmen die ganze Nacht geschlempt, gesoffen,
Der Teufel hat Anno 1585 in dem polnischen Markfleck Podlah, einen Menschen, um weil er frecher Weis' am Freitag Fleisch geessen, dergestalten grausam besessen, daß er ganz unsinnig worden, ihn endlich auch gar erwürgt.
Anno 1595 hat der Teufel einen Prädikanten in Schweizerland, weil er wider das Gnaden-Bild der Mutter Gottes zu Monte Real spöttlich geredt, in Gegenwart aller Leut von der Kanzel geholt.
Im Mainzerischen Gebiet hat ein junges Mädel einen Trunk begehrt, worüber ihr die Mutter zu trinken geben, jedoch mit dem Fluch, trink, daß du den Teufel trinkest! welcher alsobald in sie gefahren, und sie, wie ein glühender Brand, im Leid gepeiniget.
Zu Wien in Oesterreich unter dem Landhaus, zu Prag in Böhmen, zu Rom in Italia, zu Luca in Wälschland, zu Paris in Frankreich, zu Neapel in Sicilia, und an vielen andern unterschiedlichen Orten wird man noch zeigen die Wahrzeichen, wir der Teufel einige geholt hat, oder sie erschrecklich gepeiniget, und du willst noch des Teufels seyn?
Es gibt Wald-Teufel, die heißen Fauni und Silvani, es gibt Garten-Teufel, diese heißen Dusii, es gibt Gassen-Teufel, die heißen Tulii und Sarpedones, es gibt Straßen-Teufel, und diese heißen Alastores, es gibt Stuben-Teufel, und diese heißen Maues,
Des Teufels sein einiger Gedanken ist, dich zu foppen.
Dieser elende Fürst der Finsternuß ist sehr arm und dürftig, hat weniger Geld als ein Bettler auf der Straße, Gold und Silber findt sich in seiner Habschaft nit, seine Groschen münzen ihm die Gaißböck, seine Thaler die Roß, und seine Dukaten die Esel; Schatz und Reichthum gehören dem allmächtigen SchöpferMeum est argentum, et meum est aurum etc. Der Teufel aber hat nichts, und ist dieses verruchten Schlampen sein Heirath-Gut die Armuth, und so er den bethörten Menschen, etwas spendirt, ist selbiges meistens eine verblendte Sach. Desgleichen hat gethan der böhmische Zauberer Zitho, welcher durch des Teufels Kunst einem Bäcken dreissig Schwein verkauft, und als er solche durch einen Bach getrieben, seynd anstatt der Schwein dreissig Stroh-Schüppel daher geschwommen.
Was für wunderseltsame Aussagungen und Erkanntnuß seynd nit ergangen verwichenen Jahren allhier im Steyermark von dem Hexen- und Zauber-Gesind? daß man hiervon ein großes Buch konnte verfassen. Nur von Anno 1675 bis in dieses laufende Jahr 1638. Eine bekennte, daß sie über 800 mal in einem mit zweien Rossen bespannten Kobel-Wagen oder Kutschen sey ausgefahren in der Höhe über Berg und Thal, nachmals an einem bestimmten Ort sehr herrlich tractirt worden; nach vollendeter Mahlzeit mit ihrem Liebsten, dem Teufel, welcher in schwarzem Sammet aufgezogen, und ausländerisch geredt, in alln Wohllüsten gelebt, und als sie ein großer Durst über fallen, auch derentwegen einen guten Trunk begehrt, sey alsobald ein schwarzer Gaißbock vorhanden gewest, welcher sein s.v. unreines Wasser in eine silberne Schale fallen lassen, so ihr nit anderst vorkommen, als wäre es der alleredleste spanische Wein. Ei, daß dir es der Teufel gesegne!
Eine andere sagte aus, daß sie sehr oft, die Zahl
Ein Mann mit zwei und achtzig Jahren hat bekennt, daß er bereits ein und sechzig Jahr bei diesem saubern Handwerk, aber niemalen ein größern Gespäß gehabt, als dazumalen, wie bei einer nächtlichen Zusammenkunft am Tag vor St. Veits-Tag, der Teufel ein altes Weib, weil dazumal ein Leichter abgangen, auf den Tisch geworfen, und ihr s.v. eine große Kerze in den hintern Leib gesteckt, welcher gestalten sie dritthalb Stund müßte leuchten, und haben alle Anwesende gänzlich darfür gehalten, als seye es von guter getriebener Arbeit ein silberner Leuchter. Der Teufel butz das Licht!
Ein Mädl von 14 Jahren hat ohne Tortur bekennt, wie daß sie aus Befehl des Teufels zu Lonkowiz die allerheiligste Hostie aus dem Maul heraus gezogen, selbige nachmals bei der Zusammenkunft in eine Grube geworfen, allwo solche unmenschliche Schand-Thaten vorbei gangen, welche keine ehrliche Feder getraut
Einer dieses Handwerks, hat ausgesagt, ein Weber, wie daß er aus Kleinmüthigkeit und äußerster Armuth seine Zuflucht genommen habe zum bösen Feind, welcher ihm dann in Gestalt eines vornehmen Kavaliers mit roth und grünem Federbusch auf dem Hut erschienen, ihm allen Reichthum und Beihilf verheißen, dafern er die allerheiligste Dreyfaltigkeit wolle verwerfen, die Tauf, und alle h. Sacramente verachten, der Mutter Gottes und allen Heiligen absagen (welche Ceremoni bei allen Hexen gewöhnlich) und ihn für einen Gott und Herrn erkennen. Nachdem nun der elende Tropf alle diese verruchten Ding eingangen, und mit dem Teufel bei unterschiedlichen Hexen-Tänzen erschienen, hat er einest gar inständig von dem Satan verlangt, er wolle ihm doch mit Geld-Mittlen verhilflich seyn, worauf der Teufel ihm eine ganze Truhe voll mit Reichs-Thaler und Silber-Kronen vorgestellt, daraus nach Belieben zu nehmen, er aber habe die beeden Säck also gestrotzt angefüllt, daß ihm unterwegs der Hosen-Nestl zerrissen, und also den Hexen und altem Geflügelwerk, welche stracks nach seiner geflogen, ein großes Gelächter verursacht; nachdem er aber nach Haus kommen, hab er nichts anders gefunden, als Blätter und zerbrockte Ollam putridam, anstatt Auer-Hahn, gibt er Mauer-Hahn, anstatt Wein von hieraus, gibt er Wein von Brund-dus. Pfuy Teufel! anstatt Reichthum, gibt er Irrthum, anstatt Batzen, gibt er Botzen, anstatt Seiden, gibt er Kotzen, anstatt Geld, gibt er Blätter, ist das nit ein armer Fretter?
Des Teufels sein einziges Ziel ist, dich zu betrügen.
Er verheißt viel, und halts schlecht, er verspricht viel, und giebt wenig, er verlobt viel, und zeigts gering; wie dann von einem lasterhaften Bösewicht geschrieben wird, daß solcher nicht allein in allen Sünden und Unflath herum gewühlet, sondern er war noch des verdammten Vorhabens, noch größere Missethaten
Des Teufels sein einiges Vorhaben ist, dich zu bethören.
Majolus erzählt, daß ein gottloser Soldat dem Laster der Unlauterkeit über alle Massen ergeben war, sogar, daß der Teufel in Gestalt eines schönen Weibsbilds ihm erschienen, mit dem er allen Muthwillen getrieben, und als er zu Morgens glaubte, er hätte die ganze Nacht eine adeliche Helena bei sich gehabt, so hat er aber, wie der Tag angebrochen, eine alte verreckte und bereits halb verfaulte Kuh in den Armen gefunden.
Vor 7 Jahren hat eine alte Hex gerichtlich ausgesagt, wie daß sie nunmehr dreißig ganze Jahr mit dem Teufel wohne, wie Mann und Weib im Ehestand, und sey die ersten Jahr dieser höllische Geist ihr meistens vorkommen, wie ein schöner, wohlgestalter, junger, adelicher Herr und Kavalier, nachdem sie aber nunmehr zu alten Jahren kommen, und alle Gestalt verloren, so thue er ihr gar nit mehr schön, sondern zeig sich mehrmalen in sehr wilder Gestalt, auch wann er schon bei nächtlicher Weil ihr beiwohne, so pfleg er zum öftesten das Bett also unflätig zuzurichten, daß sie alle Morgen eine frische Wäsch brauche Pfut, du wilder Teufel!
nisi hoc dixisses, de monte te praecipitassem: wann du dieses nit hättest gesagt, so hätt ich dich von diesem höchsten Felsen herunter gestürzt. So ist dann des Satans sein einiger Will und Gedanke, sein einiges Ziel und Absehen, seine einige Meinung und Trachten, dich zu foppen, dich zu verblenden, dich zu betrügen, dich zu bethören, und du willst noch des Teufels seyn?
Der Teufel zerreiß mich, wann ich das würd' ungerochen lassen. Holla! der h. Sebastianus ist mit Pfeilen erschossen worden, der h. Marcellianus ist mit einer Lanze durchbohrt worden, der h. Julius ist mit Brügel zu todt geschlagen worden, der h. Florianus ist in das Wasser versenkt worden, der h. Strato ist von zweien Bäumen in der Luft zerrissen worden, der h. Chrysanthus ist lebendig begraben worden, die h. Appollonia ist verbrennt worden, der h. Laurentius ist auf einem glühenden Rost gebraten worden, der h. Eustachius ist in einen glühenden metallenen Ochsen gesetzt worden, der h. Zephirinus ist im siedheißen Oel gebacken worden, der h. Modestus ist in zerlassenes Blei geworfen worden, der h. Silvanus ist von Löwen zerrissen worden, der h. Julianus ist von Schlangen und Ottern zerbissen worden, dem h. Andeollo ist das Haupt kreuzweis durchgehackt worden; dem h. Fusciano seynd große Nägel in die Augen, Ohren, Nasen geschlagen worden, dem h. Fausto seynd Ohren, Nasen, Lefzen abgeschnitten worden, der h. Basilissä ist die Zunge ausgeschnitten worden, der h. Dorothäus ist lebendig geschunden er soll dich
zerreißen?
Es ist ein Thierl, welches nicht erschaffen worden, solches hat Adam das erstemal, als er im Schweiß seines Angesichts mußte das Brod gewinnen, auf die Bahn und zugleich auf die Bein gebracht; dieses Thierl in einem Buchstaben-Wechsel heißt Saul, sonsten in seinem Namen lateinisch Laus etc., dieß soll man auf keine Weis' in Belz setzen, dann es kriecht selber daran: solche Beschaffenheit hat auch der leidige Satan, diesen schädlichen, schändlichen, schinderischen Gast soll man nicht rufen, noch weniger bitten: er soll kommen und dich zerreißen, weil er wohl ungeladen eindringt. Er hat die Eigenschaft jener Vögel, welche immerzu das Opfer des Patriarchen Abrahams wollten angreifen, und hat der h. Mann genug zu schaffen gehabt,
Leo IX., römische Papst, schreibt selbst, daß seine Bas' oder Maim in einem Kloster einen sehr heiligen und unsträflichen Wandel habe geführt, und habe in ihrer Zell eine Zwerginn bei sich gehabt, mit welcher sie pflegte Tag und Nacht zu psaliren; einmal bei Mitternacht wollt diese ihre Zwerginn nach Gewohnheit zur Metten aufwecken, aber die kleine Person hatte dazumal einen so großen Schlaf, daß sie gar nicht zu erwecken war, wessenthalben sie in diese unbehutsamen Wort ausgebrochen: du Teufel, so stehe auf; überdieß ist alsobald der böse Feind in Gestalt der Zwerginn erwacht und aufgestanden, nachgehends mit ihr das Brevier gebet, da sie nun zu diesem Versicul kommen: Exurgat Deus, et dissipentur inimici ejus et fugiant a facie ejus etc.
»Es stehe Gott auf, so müssen seine Feind zerstreut werden, und müssen fliehen vor seinem Angesicht, die ihn hassen.« Auf welche Wort der Teufel alsobald verschwunden, und die Flucht geben, und diese gottselige Dienerinn Gottes nit ohne sondere Reu erkennt, daß man gar nit soll den Satan rufen, noch laden, weil er ohnedas ganz willkürlich ist, uns zu schaden.
Der h. Gregorius erzählt von einem frommen
Es ist wohl zu glauben, daß unter anderen fast die meiste Ursach sey, wessentwegen Gott der Allmächtige verhängt, daß durch den Teufel und sein anhängerisches Zauber-Gesind so viel Schäden den fruchtbaren Aeckern und Weingärten zugeführt wird mit so ungeheurigem Schauer und Rieslwurf, alldieweil schon der allgemeine und sehr üble Mißbrauch eingeschlichen, daß man fast zu einem jeden Wort den Teufel rufet, und weilen diesem Erzfeind der Allerhöchste die Gewalt zaumet und bindet, daß er der Seele nicht allemal kann schaden, so vergunnt ihm doch das unerforschliche göttliche Urthl die Gewalt, in die zeitlichen Güter und Habschaften; wie leider dessen viel tausend Exempel konnten beigebracht werden.
Es hat diese Jahr hindurch das werthe Herzogthum Steyer einen unglaublichen Schaden erlitten durch dieses verruchte Zauber-Geschmeiß, wie es die eigene Aussagung der Hingerichteten zu Feldbach, zu Radkersburg, zu Voitsberg, zu Grauwein und anderen s.v. in Sautrog geworfen, selbige mit einem hölzernen Stößel nach Genügen zerquetscht, daß auch mehrmalen ihrem Gedanken nach das helle Blut hervor gequellt, dannoch ganz unmenschlich und unbeweglich in ihrer Bosheit fortgefahren, gedachtes höchste Geheimnuß mit unflätigem Wasser begossen, und nachdem sie es mit einem alten Besenstiel gerührt, seye alsobald der klare Himmel verfinstert worden, und allerseits, wo es ihnen gefällig, der häufige Schauer herunter geprasselt. Andere haben gesagt, daß sie mit dem bösen Feind seyn ausgeflogen, und nachdem sie bei einer Eiche, woraus allerlei Wein gerunnen, eines guten Muths gewesen, haben sie hin und her etliche Händ voll Arbes aus einem schwarzen Topf oder Hafen ausgestreut, woraus ein solcher jämmerlicher Schauer worden, daß solches alles, auch ihr eigenes Treid und Erdfrüchte in Grund erschlagen. Einige haben freiwillig ausgesagt, wie daß an einem Ort, welches sie gezeigt, eine alte kleine Mauer stehe, so oft sie von besagter Mauer etliche Steinl in die Höhe werfen, so oft erstehe allemal ein großer Schauer, den sie
Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Tochter, und Dienstboten in einem Haus, nach geschehener gerichtlicher Frag haben ausgesagt, daß sie gar oft vom Teufel gezwungen worden, ja sogar mit Prügel und harten Stößen gedrungen zum Schauer machen, wessenthalben sie den Schauer in Körben, im Zecker, in Säcken, im Wändl und anderen Geschirren geführt, daselbst ausgestreut, alsdann wie Storchen oder andere Vögel heimwärts geflogen; haben beinebens bekennt, daß, wann man mit geweihtem Pulver schießt, es ihnen auf der Seite sehr große Schmerzen verursache, und das Wetter sich bald zertheile. Es ist nit zu widersprechen, daß nit sehr viel große Ungewitter, schädliche Schauer und ungewöhnliche Platzregen von natürlichen Ursachen herrühren, hingegen aber ist und bleibt gar zu wahr, daß gleichwie derjenige erschreckliche Schauer, welchen Gott der Allmächtige über die Amoräer geschickt, ist durch der bösen Engel Mitwirkung geschehen, also mehrmalen durch die Teufel und dessen Hexengesind solches Uebel verursacht werde, und ist meine wohlgesteifte Meinung, daß solches der gerechte Gott unserer Sünden halber zulasse, meistens aber, weil wir sogar des Satans Namen öfter im Maul und auf der Zunge, als den Namen des wahren Gottes; ja, hätt ich so viel Groschen, als diesen Jahrmarkt der Teufel hol mich! gehört wird, sodann wollt ich gar leicht eine große Herrschaft einkaufen. Hätt ich so viel Scheiter Holz, als in einem Dorf den Sommer durch des Teufels bin ich! gesagt wird, so hätt ich mein Lebentag genug Holz im Winter. Hätt ich so viel Ellen Leinwand, als in einem Jahr der Teufel zerreiß mich! unter der Gemein in Deutschland geschworen wird, so wollt ich fast einen Vorhang machen vor der Sonn, daß aus dem Tag eine Nacht würde; fast zu allen Worten gesellt man diesen leidigen Feind, alle Schwüre muß bereits der Teufel versieglen, und glaubt man, die Wahrheit könne nit gehen, sie muß dann auf dem Teufel reiten.
Er ist wohl ein armer Teufel.
Tobias wollte auf der Reis' in dem Fluß Tigris seine bekothigten Füß waschen, und als er zum Gestad hinzu nahete, da sprang unversehens ein großmächtiger Fisch in die Höhe, als wollt er ihn verschlücken, wie er dann dessentwegen überlaut aufgeschrien: Auweh! er frißt mich! Der Engel aber ermahnt ihn, er soll ihn nit fürchten, sondern ganz beherzt den Fisch ergreifen, welchem Rath er fleißig nachkommen, den Fisch auf das Land heraus gezogen, auch nachmals, aus Befehl des Azariä, selbigen eröffnet, und alles Ingeweid heraus genommen, darauf schafft der Engel dem Tobiä, er soll drei Ding für sich behalten, das Herz, die Gall und die Leber, weil sie sehr trefflich und heilsam zur Arznei; wie nun alles dieß geschehen, und sie beede nach der vornehmen
Nunmehr kann man dem Teufel den Trutz bieten, ihn auslachen, ja gar foppen und bei der Nase ziehen, weil ihn zu verjagen, zu vertreiben, zu überwinden eine kleine Particul von einem Herz mächtig genug; Guraschi und Herz wider ihn, er ist gar ein armer Teufel, ein schwacher Teufel, ein blöder Teufel, ein plumper Teufel, ein kranker Teufel, ein furchtsamer Teufel, ein verlassener Teufel, ein ohnmächtiger Teufel, ein kühler Teufel, ein geschreckiger Teufel, ein lethfeigerischer Teufel, ein flüchtiger Teufel, er ist ein Hund, der bellen kann, aber nit beißen, er ist ein Dieb, der steigen kann, aber nit stehlen, er ist ein Feind, der das Schwert zucken kann, aber nit verwunden, er ist ein Gesell, der führen kann, aber nit verführen, er ist ein Vogel, der locken kann, aber nit zwingen, er ist ein Bösewicht, der drohen kann, aber nit schlagen ohne Gottes Willen und Zulassung; Herz wider ihn! Dem h. Hilarion ist er auf eine Zeit erschienen wie ein großes ungeheures Kameel, welchen aber der gottselige Mann nur ausgelacht, du einfältiger Narr, sprach er, du magst erscheinen wie ein Kameel oder wie ein Füchsel, wie ein Ries' oder wie ein Zwergel, wie ein Drach oder wie ein Würmel, non terres me, du wirst mich nit schrecken.
Das Wort Teifl, in einem Anagrama oder Buchstaben-Wechsel, heißt Feitl. Du Teifl bist wohl ein närrischer Feitl, daß du also prahlen magst mit deiner Macht, schau, nit ein Haar! wann du so groß wärest, als ganz Holland, du sollst mich nit holen: wann du einen Rachen hättest so groß, als ganz Frisland, du sollst mich nit fressen; wann du eine Faust hättest, so groß als ganz Sclavonien, du sollst mich nit schlagen; wann du einen Degen hättest so breit, als Sabaudia, du sollst mich nicht säbeln, wann du ein Biß hättest so groß, als Pisana, du sollst mich nicht beißen, wann du Klauen hättest so groß, als ganz Kroatia, du sollst mich nicht kratzen, ich fürcht dich nit ein Haar. Wohl recht ist der Teufel im Paradeiß in die Schlangen, in dieses kriechende Thier eintreten, dann er muß sich verkriechen mit aller seiner Stärke und Macht. Der obriste Teufel Lucifer ist mit sechzig tausend der allerärgsten Teufeln wider den einigen halb nackenden und ausgemergleten Diener Gottes Franciscum aufgestanden, und ihn bekriegt, aber mit Schand und Spott müssen abweichen.
Der Teufel ist so furchtsam, daß er wie ein Staub von dem Athem, oder Kauchen eines Priesters verjagtExi ab eo immunde spiritus, weiche von ihm du unreiner Geist; ja dieser höllische Feind ist also schwach, daß ihn auch ein Esel kann vertreiben, und fein recht die Esel-Ohren zeigen, also schreibt Vincentius. Wie der h. Regulus aus einem Besessenen den bösen Feind verjagt, wollt solcher alsobald fahren in den Esel des h. Manns, der ihm schon viel Jahr gedient, wie solches der arme Langohr (welches ungezweifelt den Verdiensten des h. Manns zugeschrieben) vermerkt hat, machte er gleich mit dem Fuß ein Kreuz auf die Erd, und erhebt ein ungewöhnliches Schreien, wodurch er etwann seinen Schöpfer angeruft, oder vielleicht den Teufel ausgelacht, weil sich solcher alsobald in die Flucht begeben. O Lethfeigen!
Dem armen Samson, nachdem er seine Stärke durch ein schwaches Weibs-Bild verloren, haben die Philistäer seine Augen ausgestochen, und auf einem solenen Festtag, mehr aber Freßtag, in ihren Tempel führen lassen, allda mit ihm, weil sie schon ziemlich bezecht, eine Kurzweil zu treiben, und ist wohl glaublich, daß sie ihn durch muthwillige Leut, und schlechtes Schörgen-Gesindl über die massen werden gefoppt haben, wie dann dessenthalben mit ihm ein herzliches Mitleiden zu haben gewest, dann es gar wohl eine ungereimte und höchst beschwerliche Sach scheinet, wann man einen ehrlichen Mann, wie da Samson war, so spöttlich foppet und durchlast, aber den Teufel foppen, ist schon recht, deßgleichen haben gethan viele Heilige.
Der h. Dominicus, nachdem er aus Spanien
Der unverschamte Feind wollt die angethane Schmach auf alle Weis' rächen, erscheinet demnach die andere Nacht, als Dominicus beim Licht geschrieben, in Gestalt eines Affen, welcher mit seinen lächerlichen Possen, und possirlichen Gebärden auf alle Weis' gesucht, den h. Mann in diesem seinen gottseligen Werk zu verhindern. Dominicus vermerkte un schwer solche Arglist, sagt also geschwind zu ihm, Schelm hatt mir
Da sieht man des Teufels Macht und Pracht, er wollte vorhin dem Allerhöchsten gleich seyn, ein Gott seyn, und jetzt foppt man ihn, wie einen Narren, man halt ihn vor einen Limmel, man nennt ihn einen Gimpel, man schielt ihn eine Trampel, man heißt ihn einen Maulaff, man jagt ihn wie eine Lethfeigen, man treibt ihn wie einen Esel, man trillt ihn wie einen Hund, man brüglet ihn wie ein Lamm, man tritt ihn wie einen Wurm, man schimpft ihn wie einen Simpel, man bindt ihn wie einen Dieb, man schafft ihm die nächste Arbeit.
Jener Hauptmann und wackere Soldat zu Kapharnaum, unter anderen, was er bei Christo dem Herrn vorgetragen, hat auch Meldung gethan von seinen untergebenen Soldaten und Landsknechten, was gestalten veni, komm, so kommt er. Der Teufel ist vielen heiligen Leuten noch mehr unterworfen gewesen, daß er also auf das hurtigste mußte vollziehen, was sie ihm auferlegt; dem h. Bernardo hat er müssen anstatt eines Wagen-Rad seyn, dem h. Wolfgango hat er müssen Stein zu der Kirchen tragen, dem h. Furseo hat er müssen auskehren; dem h. Francisco Olympio hat er müssen den Ranzen tragen, dem h. Patritio hat er müssen ein Feuer aufmachen. In einem Kloster, schreibt Majolus, hat er müssen einen Kuchl-Buben abgeben, und weil ihm ein Bedienter daselbst gar oft ein siedheisses Wasser, oder gar einen wilden Ausguß mehrmalen auf den Kopf geschütt, hat er denselben bei den Füßen aufgehenkt, jedoch ohne Schaden.
Der h. Erz-Bischof Dunstanus, wie seine Lebens-Verfassung bezeugt, hat dem Teufel gar einen groben Possen und Schimpf versetzt, dann bevor dieser hl. Mann zu solcher Hoheit gelangt, hat er ein Kloster-Leben geführt, und weilen auch zu gewissen Zeiten die Ordens-Leut, zur Vermeidung alles Müssigangs, sich gar löblich pflegen in einer oder anderer Hand- Arbeit zu üben, also hat auch der h. Dunstanus deßgleichen gethan; dem Teufel machte dieß nit wenig Verdruß, dahero er auf eine Zeit bei dem Fenster seiner Zell in Gestalt eines Nachbarn erschienen, und weiß nicht was von ihm um Gotteswillen begehrt, es war der h. Mann urbietig, aus christlicher Lieb, ihm hierin zu helfen, weil er aber vermerkt, daß dieser vermäscherte Teufel bald wie ein Kind, bald wie ein Mann, bald wie ein Weibs-Bild allerlei Possen getrieben, so gedacht
Aus diesem erhellet klar, wie wahr da seyn jene Wort des gekrönten Harfenisten Davids, welcher in seinen Psalmen und Liedern auch dem Teufel einen Spott anthut, mit diesen Worten: Draco iste, quem formasti at illudendum: Da ist der Drach, den du gemacht hast, darmit zu spielen. Was kann doch dem Teufel für ein größerer Spott seyn, als den ihm zur Faßnachtzeit etliche berauschte und wohlbezechte Bauern angethan; also wird glaubwürdig geschrieben, daß Anno 1589 den 19. Martii einen besessenen Menschen etliche Bauern, so dazumal von dem Wein ein Herz gefaßt, also geplagt, und den bösen Feind mit dem Namen Jesus also gepeiniget, daß er endlich mußte vor diesen berauschten Gesellen die Flucht nehmen, dann sie dem besessenen Tropfen sehr viel Weihbrunn eingoßen, und ihre Rosenkränz an Hals gehängt, worüber er sich gebrochen, und einen solchen Gestank von sich geworfen, daß die Bauern fast alle in Ohnmacht gefallen, der arme Mann aber von dem höllischen Gast erlediget worden. Pfui, pfui, pfui, pfui, einen solchem armen Teufel, der sich auch von berauschten Bauern laßt in die Flucht jagen! Der h. Benedictus hat so gar mit einer guten Ohrfeige, welche er einer besessenen
Jenes Abscheuen oder natürliche Grausen, welchen sehr viel Leut an einer, oder anderen Sach haben, pflegen die Philosophi oder Weltweisen Antipathia zu nennen, welches eine gesamt angeborne Entsetzung von einer Sach ist, und innerliche angesamte Feindschaft gegen derselben. Also werden Leut gefunden, die gewisse Speisen nicht können ansehen, dergleichen nur gar viel allenthalben anzutreffen. Zu Wien war vor kurzen Jahren ein bekannter Maurmeister, der keinen rothen Wein leiden können, ein anderer noch im Leben daselbst berühmter Geistlicher kann keine Ruben leiden, ein anderer ist allhier zu Grätz, der kein Butterstritzl Hypericum, Adianthum, Pervica, Palma Christi, Ramnus, Abrotanum etc. So findt man ebenfalls in dem Buch, worin die Exorcismi oder Teufels-Beschwörung verfaßt seyn, daß ein gewißer Rauch von Schwefel, Esel-Klauen, Rauten, Asa foetida die Teufel vertreibe; das leichteste Mittel aber, welches ein jeder hat, oder haben kann, ist das h. Kreuz-Zeichen.
Ein frecher Jüngling, Namens Theodoricus, begab sich nach Lübeck, daselbst eine junge Tochter zu besuchen, gegen die er sehr heftig entzündt war, weilen aber ein anderer ihm vorkommen, ist er dessenthalben so ergrimmt, daß er aus ungezähmtem Zorn »Der Teufel, welcher
mich allhero geführt hat, der führ mich wieder hinaus.« Der eingeladene Fuhrmann war alsobald da, und führte bereits den armen Tropfen in die Lüft, ganz über die Stadt, allwo er ihn gar nit sanft in eine Kothlacke niedergesetzt, mit diesen Worten: nisi te signasses, periisses, wann du dich nit hättest gezeichnet, so wärest du zu Grund gangen, dann zu wissen, daß er dazumalen aus größter Furcht das Kreuz, ob zwar ganz unvollkommen gemacht habe.
Sonsten fürchtet sich das Wachs vor dem Feuer, wie nun allzubekannt, aber es ist schon dahin kommen, daß sich das Feuer vor dem Wachs fürchtet, will hierdurch verstanden haben die verdammten feurigen Geister, denen einen sondern Schrecken einjagt jenes Wachs, worauf das Lamm Gottes gestaltet ist, so da insgemein genannt wird Agnus Dei. Das allererste Agnus Dei hat uns gespendirt der h. Joannes der Täufer, als er dieses Wort zu den Hebräern gesprochen: Ecce Agnus Dei, sehet das Lamm Gottes etc., die andern Agnus Dei, in und aus Wachs, spendirt der päpstliche Stuhl, dann vergleichen runde Wachs mit der Bildnuß eines Lamms pflegt der römische Papst und Statthalter Christi das erste Jahr seines Papstthums solenniter in Beiseyn der Kardinäle zu weihen, nachmals nur alle sieben Jahr; diese seynd eine sehr stattliche Hülf wider die Teufel und dero Nachstellungen, wie es aus so vielen wunderbarlichen Begebenheiten sattsam bekannt ist.
Anno 1585 ist im trierischen Gebiet ein Knab Agnus Dei an Hals gehängt worden, hat ihm solches bei nächtlicher Weil der Teufel sehr scharf verwiesen, mit Bedrohung harter Schläg, dafern er solches nit wollte beiseits legen, und sobald der furchtsame Knab diesem nachkommen, hat ihn alsobald der leidige Satan auf einen schwarzen Bock gesetzt, und mehrmalen zu der versammelten Zauber-Bursch geführt.
Anno 1586 hat zu Trier ein Zauberer durch öffentliche Bekanntnuß bestanden, wie daß die Hexen eine lange Zeit dem Erzbischof daselbst haben nachgestellt, ihm aber niemalen schaden können, außer dazumalen, als er schlafen gangen, und aus Vergessenheit sein Agnus Dei auf dem Tisch liegen lassen, zur selben Zeit sey ihm durch das Hexen-Gesind ein Trunk eingegeben worden, welcher, so er mehr gewest wäre, ihm das Leben hätte genommen, worauf der Erzbischof sich entsonnen, und bekennt, daß er bei keiner Zeit sich also übel habe befunden, als in selbiger Nacht, auch derenthalben etliche Tag müssen im Bett liegerhaft verbleiben.
Anno 1595 ist zu Jamada eine besessene Person durch ein Agnus Dei am Hals vom bösen Feind
Fast erschrecklich ist, was ganz umständig erzählt Augustinus Castanus, wie daß eine junge Tochter wider ihren Willen von den Eltern in ein Kloster sey gesteckt worden, und weil sie nun vermerkt, daß ihr nimmermehr das Heirathen werde zugelassen, also hat sie sich mit Leib und Seel dem bösen Feind verschrieben, und ihn zu einem Liebhaber und Bruder auserkiesen, welcher dann in Gestalt eines vorhin gewünschten Jünglings durch zwölf Jahr ihr beigewohnt, nach solcher Zeit ist sie in eine tödtliche Krankheit gerathen, und weil sie in Furcht stund, als werde bald ihre ewige Straf einen Anfang nehmen, hat sie eine große Angst und häufige Betrübniß überfallen, und wollte beinebens dem sorgfältigen Beichtvater, ihre so schweren Wunden auf keine Weis' entdecken, bis endlich der fromme Pater ihr ein Agnus Dei an Hals gehängt, worauf sie alsobald mit reuvollen Seufzern ihre Sünden bekennt, auch viele Zeit derlei dige Satan sie nit berühren dürfen, so lang sie das Agnus Dei bei sich getragen; wie oft sie aber nachmals selbiges hindann gelegt, so oft ist sie unter des Bösen Gewalt gewesen, bis endlich durch grundlose Barmherzigkeit Gottes sie auf keine Weis' mehr besagtes Agnus Dei, auch durch Hülf des Teufels, weder mit Zangen noch Reissen hat können vom Hals bringen, worüber der Satan zu Schanden worden, und sie nachgehends einen bußfertigen Wandel geführt, auch endlich eines seligen Tods verschieden.
Wie der Kriegsfürst Gedeon mit großer Macht
Aber noch mehr seynd anzutreffen unter den Teufeln, ja alle und jede höllischen Larven seynd furchtsam und verzagt, und kann sie der Name Jesus und Maria, das kleinste Kreuzl, das kürzeste Gebetl, ein schlechtes Bildel, sogar ein Tropfen Weihwasser in die Flucht jagen. O wohl ein armer Teufel, der von Gott und seinen Geschöpfen gefoppet wird.
Dem ist nit also, meine fromme Kananäerinn, die Frau irret sich, die Weiber-Reden seynd nit allemal an dem rechten, Probstein gerieben, Zangen und Zungen beißen oft ihnen selbst eine Scharte, absonderlich bei dem Frauenvolk, welches mehrmalen redet, was da gesichtig, und doch nicht gewichtig, was da gewichtig, doch nit richtig, was da richtig, doch nit schlichtig; mit Erlaubniß, Frau Kananäerinn, euer Memorial ist nicht gar wohl gereimt, stilisirt, eure Bitt geht auf Stelzen, euer Anbringen scheint mehr deolugisch als theologisch, ihr schreit mit erhebter male a Doemonio vexaretur etc., übel! ei, das ist übel geredt, meine Frau, die Plag, so einem der Teufel anthut, ist nit übel, sondern gut; wessentwegen der Mensch nicht unfüglich sagen kann, großen Dank Herr Teufel; zumalen keine Kron im Himmel, die der Satan nit geschmiedt hat, also bezeugt es der h. Vincentius Ferrerius: es thut uns dieser abgesagte Feind wider seinen Willen nutzen.
Wie geht es Ihr Gnaden Hoch- und Wohlgeborner Herr etc., übel, sehr übel, male a Doemonio nio vexor, der Teufel hat mich vor 6 Wochen vom Pferd herunter geführt, also hab ich mir den linken Fuß recht gebrochen, welcher zwar durch Fleiß des Wundarztes wieder geheilt worden, allein hab ich mehrmalen unleidige Schmerzen, und gewiß nimmermehr einen gesunden Tag; daß dieß der Teufel gestift habe, und ein Unglück über den Hals gebracht, glaub ich gern, massen er dergestalten nit viel anderst umgangen mit dem Job, dem er die völlige Gesundheit genommen, allein das Wort Uebel in einem Buchstabenwechsel heißt so viel als Blüe, das Uebel ist eine Blüe, aus welcher viel Gutes wachset. Vorhin war bei diesem Monsignor das Beichten so rar, wie in einer Juden-Kuchel der Speck, es war bei ihm die Andacht so inbrünstig, wie die Eiszapfen im Januario, er ist die Woche einmal über das Vater unser kommen, wie die Gäns über den Haber, obenhin, ohne Gewinn, wie er aber in besagtes Unglück gerathen,
Sattsam ist bekannt der wunderbarliche Schwemmteich zu Jerusalem; bei dem sich eine große Menge der armen, kranken und presthaften Menschen hat aufgehalten, zumalen besagtes Wasser diese Eigenschaft hatte, daß, wann es der Engel bewegt, der erste, so darein gestiegen, von allem seinem Zustand erlöst und kurirt worden, hat demnach nicht das klare, sondern das trübe Wasser die Gesundheit gebracht.
Gar viel Menschen seynd also gesittet und gesinnt, so lang es ihnen klar und wohl gehet, daß sie wenig an Gott denken, macht sie also das klare Wasser nit gesund; sobald ihnen aber der allmächtige Gott durch böse Engel, massen diese Gottes Schörgen und Henker seyn, ihren Wandel betrübt macht, da werden sie an der Seele gesund; Jonas der Prophet hat Domini est recordatus et clamavit etc., da hat er angefangen zu Gott schreien, gelt es lernt dich beten?
Ein mancher Studiosus befleißt sich mehr auf die 7 Todsünden, als auf die 7 freien Künste, und gilt bei ihnen mehr eine Sophia als die Philosophia, lebt und liebt, und labt, und lobt nach allem Wohlgefallen, schaut weniger an Himmel oder in Himmel, als ein blinder Maulwurf, dem seine einige Freud ist, in der Erde herum zu wühlen und buhlen; Gott der Allmächtige erlaubt, der schafft dem bösen Feind, daß er diesem perdocto, seducto, perito, parito, parato becca et boccalaureo eine Krankheit über den Hals bringt, welches der Satan, vermittelst natürlicher Wissenschaft, gar leicht richten kann nun mehrgedachter Federhaus in dem Federbett liegerhaft wird und der Kopf anfangt zu schmerzen, die Puls zu laufen, der Durst zu plagen, das Herz zu klopfen, die Knie zu zittern, die Händ zu zapplen, die Brust zu raßlen, die Aengsten zu quälen, die Ohren zu sausen, der Magen zu grußlen, und der Doktor zu zweiflen, Domini est recordatus et clamavit, da sangt er an zu Gott zu seufzen: O Gott! O Erlöser! nur dießmal auf, nur dießmal nit sterben, ich will einen bessern Wandel führen, ich will Cauponas und Capones meiden, ich will Vino et
Veneri absagen, ich will
Wie geht es, gestrenger Herr Junker? übel, sagt er, sehr übel, der Teufel hat meine Feind geritten, so lang, bis sie mich vom Dienst gebracht. Holla! das Wort Ibel heißt in einem Buchstabenwechsel, so viel als Blei, das Blei ist der Uhr viel mehr nützlich als schädlich, massen das schwere Gewicht machet, daß die Uhr recht gehet. Der Prophet Daniel hatte auf eine Zeit eine sehr geheimnußreiche Erscheinung, er sahe erstlich ein wildes Thier, nit ungleich einer Löwinn: Quasi leaena et alas habebat aquilae, aspiciebam, donec evulsae
sunt alae ejus, et sublata est de terra, et super pedes quasi homo stetit, et cor hominis datum est ei: Dieses Thier hätte Flügel wie ein Adler, nachdem ihm aber die Flügel ausgerissen worden, wurde es von der Erde erhebt, und nachmals zu einem Menschen worden. Herr Junker, dieser Spiegel ist für euch gemacht, so lang ihr in diesem kaiserlichen Dienst seyd gewest, habt ihr gelebt wie eine Bestia, euere Accidentia seynd kommen von des Kaisers Substanz, was den Deutschen
Es geschieht wohl öfter, daß uns das Böse etwas Guts ausbrütet. Plinius schreibt von Ferreo Jasone, wie daß solcher eine lange Zeit an einem Apostema oder einwendigen Geschwür unsägliche Schmerzen habe gelitten, wessenthalben er sich gänzlich entschlossen, in den Krieg zu ziehen, und an der Spitz der Armee zu stehen, damit er nur einmal den besagten Wehtagen ein Ende mache; wie es dann nit gar lang angestanden, daß gedachter Jason von einem Degen eine große Wunde empfangen, die allem Gedunken nach tödtlich scheinte, wovon er aber nit allein nit gestorben, sondern es ist ihm durch solche Wunden das so gefährliche Apostema geöffnet worden, und solchergestalten er zu gewünschter Gesundheit gelangt, dant vulnera vitam, die Wunden machen einen Gesunden.
Kaiser Paleologus, in dem vierzigsten Jahr seines Alters, hat einen so schweren Zustand bekommen, daß er ein ganzes Jahr mußte zu Bett liegen, auch war nach Aussag der Leibärzte keine Hoffnung mehr Phlegmatici Humores und allzuschweren Feuchtigkeiten vom Haupt sich abschälen, und in die Nieder sinken. Der Kaiserinn thät solches Weiber-Recept nit mißfallen, sondern alsobald solche Curam an die Hand genommen, den guten Kaiser dergestalten geplagt mit Stich-Reden, mit Vieh-Reden, mit Trutz-Reden, mit Stutz-Reden, mit Fopp-Reden, mit Topp-Reden, mit Schmach-Reden, mit Lach-Reden, daß er schier vor Zorn aus der Haut gefahren; für ja sagte sie nein, für Wasser reichte sie Wein, für Messer gab sie Löffel, für Hansl verstund sie Stephel, für Becher setzt sie Schißlen, für Fleisch kocht sie Fischlen, Summa, in allem thät sie ihm zuwider. Das hat dem Kaiser eine solche Cholera erweckt, daß er mehrmalen feuerroth im Angesicht vor lauter Gift worden, aber solches hat in kurzer Zeit so viel ausgewirkt, daß alle kalten Feuchtigkeiten vertrieben, und er zu völliger Gesundheit mit höchstem Trost des ganzen Reiches gelanget. Majolus colloq. de contingen. Hat also diesem großen Monarchen das Plagen nit wenig genutzt, dem Gold nutzt der Hammer, dem Menschen nutzt der Jammer, der verlorne Sohn wär wohl nit gut worden, wanns ihm nit wär übel gangen; dem Weinstock nutzt das Schneiden, dem Menschen nutz das Leiden. Ignatius Lojola hat niemalen so heilige hab Dank, Herr Teufel!
Wie geht es Jungfrau Rosina? übel, sagt sie, eine Hex hat mich also verzaubert durch ihre Teufels-Kunst, daß ich schon drei Jahr muß ganz bucklet daher gehen, und fahrt mir ein Geschwür um das andere im Gesicht auf; ich glaub, unsre Nachbäurin sey diese Bestia gewest, dann sie war mir wegen eines jungen Kerls, welcher mir wohlgewogen, erschrecklich neidig, das Teufels-Vieh; gemach meine Jungfrau, daß sie nicht in Graben fallt, das Wort Ubel in einem Buchstabenwechsel heißt so viel als Beul, das Ubel ist ein Beul und ein Hacken, welche manchem Menschen die Gelegenheit zum Sündigen abstutzet, wann ihr Jungfrau Rosina durch des Teufels Nachstellungen nit wäret zu solchem Elend und Ungestalt kommen, so wäret ihr schon eine de communi non Virginum, der lateinische Freitag hat bei euch viel golten, und schon längst der Schnee in Schön verkehrt worden, hat euch also der Teufel sehr viel genützt. Eine junge Tochter eines sehr ungestalteten Gesichts und häßlicher Gestalt ist auf eine Zeit in einen Wald hinaus gangen, ihr Elend daselbst ganz alleinig zu beweinen, um weilen ihr die Natur so ungnädig
Wäre der Widder des Abrahams nit mit den Hörnern in einer dicken Dornhecke hangen geblieben, vielleicht wär er nit zu einem göttlichen Opfer worden, vielleicht hätte ihn der Wolf gefressen; steckte mancher Mensch nit unter den Dörnern der Trübsalen und Widerwärtigkeiten, würde er sich etwann übernehmen, und von einem Laster in das andere fallen, der Teufel samt seinem Hexenbrut hat alle deine Aecker und Weingärten zu Grund gericht durch Schaur und Hagel, und Ungewitter? beklag dich dessenthalben nit, dann es dir sehr viel Nutzen bringt, dann anjetzo vergeht dir das Spielen, dermalen thust nicht mehr so übermässig saufen, Hab Dank Herr Teufel!
Die Esther war das allerschönste Juden-Mädl, wessenthalben sie so werth worden in den Augen des Königs Asueri, unter anderen ihren schönen Stucken seynd gewest die rothen Wangen, und rosenfarbenen Lefzen, roseo colore vultum perfusa, die christliche Kirche ist die allerauserwählteste und schönste Braut Christi, aber mit keiner Farb prangt sie also, wie mit der rothen Farb so vieler und fast unzahlbarer Martyrer, zumalen Causinus glaubwürdigst behauptet, daß über die eilf Millionen der h. Martyrer und Blutzeugen Christi gezählt werden. Wie prangt nit Rom mit dem h. Martyrer Stéphano, welcher um Christi willen sich versteinigen lassen, damit man nit allein die Armen für seelig ausschreie, beati pauperes, sondern auch die Steinreichen, wie prangt nit diese Welt-Stadt mit dem h. Martyrer Laurentio, welcher um Gottes willen sich auf einem glühenden Rost hat braten lassen, damit ihm der Himmel nit könne vorrupfen, er sey weder gesotten noch gebraten. Wie prangt nit Armenia mit dem h. Apostel Bartholomäo, welcher sich wegen des wahren Glauben hat lassen lebendig schinden, damit ihm der Himmel nit könne vorwerfen, er steck in keiner guten Haut. Wie prangt nit die Mutter aller Städt mit dem h. Martyrer Sebastiano, welcher sich Glaubens halber hat lassen mit gespitzten Pfeilen hab Dank Herr Teufel!
Robertus, Herzog in Normandia, war auf der Reis' begriffen in das h. Land, unterwegs aber ist er von einem so harten Zustand überfallen worden, daß er weder zu Pferd, noch weniger zu Fuß seine Reis' konnte fortsetzen, wessenthalben er Noth halber hat müssen in einer Senften und Tragsessel getragen werden, und zwar durch und von zwölf Saracenern oder armen Türken, welche in der Arbeit umwechselten, indem er nun also seinen Weg fortgenommen, hat er ungefähr einen aus den seinigen Unterthanen, welcher bereits in der Ruckkehr war aus dem h. Land, angetroffen, welcher, nach abgelegter demüthiger Reverenz,
Jacob wollte ein Weib nehmen, aber eine schöne, reist demnach zu dem Laban, welcher zwei erwachsene Töchter zu Haus hatte, eine hat geheißen Rachel, die andere Lia, diese war ungestalt, jene aber wohlgestalt. Laban fragt den Jacob, welche ihm gefalle? ob er die Lia haben wolle, ei, so behüt mich Gott, sagt Jacob, hat sie doch stets triefende Augen, wie ein Schleif-Kübel, pfui! seynd ihr doch die Fenster angeloffen, wie in einer steyerischen Rauchstube, Auweh! hat sie doch ein paar Aug-Apfel, wie zwei Juden-Kerschen, nur diese nit, aber ihre Schwester wohl die Rachel, die ist ein hübsches Dirnl, da Laban, hast die Hand darauf, sieben Jahr will ich dir treu und redlich dienen um die Rachel, Parola! nach verflossenen sieben Jahren wollt Jacob die Braut heimführen, das Hochzeit-Mahl wurde sehr stattlich zugericht, die gesamte große Freundschaft thät sich einfinden, die Spielleut waren sehr emsig, der Tag patiar, ut potiar, mit Kreutzer hat Gottes Sohn den Himmel erkauft, so wird mans dir auch nit kiechlen, oportet pati, man muß leiden, laß dir das Muß schmecken, nimm nur einen Löffel voll, wer in Trübsal und Drangsal lebt, der hat ein Zeichen an sich der ewigen Auserwählung. Der Widder des Abrahams hat Gott gefallen, die Widerwärtigkeit des Menschen, die er geduldig ausstehet, gefallet nit weniger dem Allmächtigen, nutzet demnach der Teufel sehr viel, als welcher dem Menschen viel Widerwärtigkeiten zufüget, bene a Doemonio vexor, non male.
Wie ist Elias in das Paradeis kommen? wie? es antwortet die h. Schrift, daß er auf einem feurigen Wagen durch einen Sturmwind sey dahin getragen per turbinem. Wer in Himmel will kommen, der muß vorhero einen Sturm ausstehen, und etwas leiden; das Himmelreich ist gleich, sagt Christus der Herr, einem Saurteig, und nicht einem süssen Biscotten-Teig. Unser Herr hat seine himmlische Glori auf dem Berg Thabor seinen Apostlen gezeigt, also heißt es Bergauf, mit Mühe und Arbeit kommt man in Himmel: der h. Petrus ist durch einen Engel aus seinem. Arrest und harten Gefängnuß erlediget, und nach Jerusalem geführt worden, aber er mußte vorhero gehen per portam ferream, durch das eiserne Thor, willst in die obere Stadt Jerusalem, allwo der Platz und Schatz der Auserwählten ist, einmal kommen, so ist nothwendig den Weg zu nehmen durch das eiserne Thor, durch einen harten Wandel, durch kreuz und Trübsal, dann
Sondern durch leiden. Die Braut in dem hohen Lied Salomonis hat ihren liebsten und himmlischen Bräutigam im Bettl gesucht, aber nicht gefunden, nachdem sie aber von dem Nacht-Wachter brav ist abgeschmiert worden, und schmerzlich verwundt, sodann hat er sich gar bald finden lassen, woraus abzunehmen, Servis bonis, und Dienern Gottes seynd alle Trübsal und Widerwärtigkeiten höchst angenehm gewest, ja die Apostel haben gefrohlockt, daß sie um Jesu willen zu leiden gewürdiget worden, die seraphische Theresia wollte entweders sterben oder leiden, Xaverius konnte nit ersättiget werden mit Leiden, weil sie wohl wußten, daß leiden hier auf Erden, sey ein Zeichen seelig zu werden.
Das babylonische Feur hat den drei Jünglingen, Sidrach, Misach und Abdenago nit allein nit geschadt, sondern sie weit herzlicher und preiswürdiger gemacht, das baberlonische Feuer, welches der Teufel mehrmal anzündet durch Versuchungen in den Herzen der frommen Diener Gottes, thut nit allein keinen Schaden, sondern gereicht ihnen zum höchsten Lob, wann sie den Satan überwinden. Joseph ist durch die Versuchung der egyptischen Frau viel glorreicher worden, Franziscus ist durch die Versuchung, welche er zu Assis gelitten, viel herrlicher worden, dann als er solche zu dämpfen, sich nackend und bloß in einer Dornhecke herum gewaltzt, seynd alsobald an den Dornstauden, mitten im Januario die schönsten Rosen gewachsen, und noch auf heutigen Tag tragen gedachte Rosenstauden keine Dörner, die da verwunden.
Durch die Versuchung ist Thomas von Aquin weit angenehmer bei Gott dem Herrn worden, also zwar, daß auch die Engel, aus Befehl des Allerhöchsten, ihn mit der Gürtel einer ewigen Jungfrauschaft umgeben.
Der h. Bischof Ludovicus ist durch die Versuchung, die er durch des Teufels Antrieb von einer Königinn in Frankreich gelitten, viel glorreicher worden, dann weil er besagte Königinn, welche einen unziemenden Ansuch hätte, mit scharfen und grimmigen Augen angeschaut, hat Gott der Allmächtige zu einer zeitlichen Belohnung solche Augen 400 ganze Jahr unversehrt erhalten.
Hab Dank Herr Teufel, weil du mit deinen Versuchungen der frommen Diener und Dienerinn Gottes ihre Verdienste nur vermehrest, ihre Tapferkeit im Streiten an Tag gibst, ihnen die Glori vergrößerst, ihnen die Gelegenheit zu der Geduld spendirest: Nescit diabolus, quomodo illo et insidiante et furente utatur ad salutem fidelium suorum, excellentissima sapientia.
Ein armer reisender Handwerks-Gesell nahm seine Herberg bei einem sehr gewissenlosen Wirth, welcher den Gästen mehrmalen mit der weissen Kreiden es gar zu braun machte, als nun auch dieses besagter arme Tropf erfahren, und sich hierüber in etwas beklagt, der Wirth woll doch nit sub ritu duplici mit der Kreide umgehen, sein Beutel ertrag nicht solche schwere Contributiones, ist solcher dergestalten in den Harnisch kommen, daß er nit allein gedachten Handwerks-Gesellen mit groben und harten Worten angetast, sondern ihm noch darüber drei Maultaschen dergestalten versetzt, daß ihm allemal der Kopf an die Wand geprellt, welches ungezweifelt dem armen Lappen ein unwerthes Echo gewesen, und dieses war der sauere Schlaf-Trunk, welchen ihm der Wirth hinterlassen. Nachdem der tolle Wein-Jud auch sich zur Ruhe begeben, ist dem armen Gesellen eingefallen, als habe er jedesmal wahrgenommen, so oft ihm der Kopf an die Wand der Mauer
Fast: auf gleiche Art widerfahrt es dem leidigen Satan, welcher in allweg siehet und suchet dem Menschen zu schaden, unterdessen aber mit seinen Verfolgungen verursacht er den größten Nutzen; er hat gesucht durch den Cain dem Abel zu schaden, durch den Cham dem Noe, durch den Esau dem Jacob, durch die Schwalben dem Tobiä, durch den Pharaon dem Mosi, durch die Jezabel dem Eliä, durch die Knaben dem Elisäo, durch die Gefängnuß dem Jeremiä, durch die Löwen dem Daniel, durch den Antiochum denen Machabäern, durch den Herodem dem Joanni, durch den Simon Magum dem Petro, durch Neronem dem Paulo, durch Marcimonem dem Joanni, durch Itacum dem Matthäo, durch Astiagem dem Bartholomäo, durch Justinam dem Ambrosio, durch die Donatisten dem Augustino, durch Eudoxiam dem Chrysostomo etc., und gleichwohl hat er ihnen hierdurch nit geschadet, sondern dero Glori vermehrt, dann zu wissen, daß seine Verfolgung
Unter den Ehrsüchtigen ist Zechmeister Absalon, unter den Säufern ist Ober-Vogt der Holofernes, unter den Gleißnern ist Amtmann der Joab, unter den Undankbaren ist Vortreter der Mundschenk Pharaonis, unter den Zornigen ist Commandant der Herodes, unter den Gailen ist Ansager der Ammon, unter den Lugnern ist Schulmeister der Ananias mit Saphira, unter den Stolzen ist Kapell-Meister der Nabuchodonosor, unter den Schlemmern ist Fändrich der reiche evangelische Prasser; aber unter den Geizigen ist ein Haupt-Narr der Geizhals Judas, welcher von dem Geld-Geiz dahin veranlaßt worden, daß er ganz ehrlos, gewissenlos, gottlos seinen Herrn und Heiland verrathen und verkauft.
Wann ich zu Wien in der Haupt-Stadt und Residenz sollte und wollte einem jeden sein gebührendes Quartier überlassen, so thät ich erstlich die Gelehrten einlosiren in der Schuler-Strassen, die Ungelehrten im Stroh-Gässel, die Forchtsamen bei den drei Hasen, die Faulen, wo der Esel in der Wiegen liegt, die Prediger bei den 12 Apostlen, die Stolzen beim guldenHeiden seynd, und darneben nit wenig geschossen.
Numen und Nummus, Dives und Divus, Geiz und Götz, Gold und Gott, Aurum und Ara, seynd sowohl Namens als That halber nit weit von einander, dann das Gold ist des Geizigen sein Gott, den er wie ein Heid pflegt anzubeten und verehren. Der gottlose König Jeroboam, nachdem er durch Gottes Gnad die Kron und Scepter in Israel bekommen, hat er alsobald solche große Gnaden in Vergessenheit gestellt, und noch darüber zwei verguldte Kälber verfertigen lassen, damit dieselben das gesamte Volk Israel für ihre Götter erkenne; diese Ochsenköpf haben die guldenen Kälber für ihre Götter verehrt; die Geizigen aber halten das Gold für ihren Gott. Von dem wahren Gott schreibt und schreit die h. Schrift, daß wir ihn lieben sollen aus ganzer Seel, aus ganzem Herzen etc., liebt dann nit ein Geiziger Geld und Gold aus ganzem Herzen?
(scilicet) gestorben; es war die Kirche angefüllt mit lauter Zuhörer, welche ganz begierig die Predigt Antonii erwartet. O, hat ihm einer eingebildt, Antonius wird gar gewiß predigen, daß der verstorbene Herr sey gewest wie die 5 weisen Jungfrauen, dann gleichwie diese mit brennenden Lampen seynd in Himmel eingelassen worden, also ist auch dieser ein Kind der Seligkeit worden, weil er alle Samstag eine Lampe hat lassen brennen zu Ehren unser lieben Frau; ein anderer hat gehofft, Antonius werde predigen, daß der verstorbene Herr sey gewest so mäßig bei der Tafel, wie die Propheten-Kinder bei dem Elisäo, welche mit lauter Kraut vorlieb genommen. ubi thesaurus tuus, ibi et cor tuum, wo dein Schatz, dort ist dein Herz; dieser verdammte Mensch hat nichts Werthers gehabt, dann das Geld, Gold war sein Gott, wessenthalben seine Seel bei dem Teufel, das Herz aber bei seinem Geld zu Haus; gehet hin, ihr werdet es also finden. Man gehet, man sucht, man schaut, man findt das Herz ganz zitternd und zapplend in dem Kasten auf dem Geldsack, woraus jedermänniglich konnte abnehmen, daß dieser verruchte Geizhals das Gold, wie einen Gott, aus ganzer Seel, aus ganzem Herzen geliebt habe. O bethörter Heid!
Die Israeliter, in Abwesenheit des Mosis, haben mit aller Gewalt den Hohenpriester Aaron dahin gebracht, daß er ihnen ein guldenes Kalb für einen Gott hat aufgesetzt, nachdem solches der eifrige Mann Gottes wahrgenommen, hat er diese Unthat und strafmäßigen Muthwillen seines Volks nit allein mit harten Worten stark gezüchtiget, sondern auch das guldene Kalb zu Pulver verbrennt, besagtes Pulver in das Wasser geworfen, woraus das abgötterische Volk mußte trinken, und ist auf solche Weis' an Tag kommen,
Die Geizigen haben nit allein guldene Mäuler, weilen sie stets vom Gold reden, guldene Zungen, weilen sie immerzu nach Gold schlecken, guldene, Zähn, weil ihnen solche alleweil nach Gold wässern, sondern auch ein guldenes Herz, weil solches das Gold wie einen Gott verehrt und liebt; ein Geiziger ist mehr goldselig als gottselig, sein Gebet ist immerzu per omnia Säckla Säcklorum, sein Glauben ist klauben, sein Mammerl ist Mammon, sein Schutz-Engel heißt Schatz-Engel, sein Namen heißt nehmen, sein Salben heißt Silber, sein Verhalten heißt behalten, sein Guraschi heißt Lagi, sein Wachs heißt Wechsel, sein Gewohnen heißt gewinnen, seine Woche heißt wuchern, sein Scheiben heißt schaben, seine Semmlen heißen sammlen, sein Viertel heißt Portel, seine Kammer heißt Kummer, sein Gold heißt Gott, das ist ja ein Spott. O Heid!
Die Burger zu Gerara hatten eine Heerd Schwein von 2000 Stuck, große, dicke, schöne, schwere, feiste und treffliche Säu; dann ob sie schon, vermög ihres Gesatz, sich von solchem Fleisch enthielten, so thäten sie dannoch wegen der guten Waid und umliegenden Eichel-Wäldern sehr viel Schwein halten, damit sie solche den angrenzenden Heiden und andern Glaubens-Genossen in der Stadt verhandlen, und hierdurch einen rogabant, ut transiret. Warum? darum, diese gedachten, wann der Herr sollte länger bei ihnen verharren, so konnten sie nit mehr mit Säu handlen und ihren Gewinn suchen, dann wann sie wieder sollten meinen Zügel anfangen oder andere einkaufen, möchten die Teufel mehrmalen aus seiner Erlaubniß diese Schwein hinführen; also ist es besser, der Herr quittier unsre Nachbarschaft, und gehe hin, wo er herkommen, damit wir wiederum unseren Handel treiben, und Geld lösen. O ihr Geld-Angl, Geld-Ygl, Geld-Egl, Geld-Engl, Geld-Bengl, so ist euch lieber das Geld lösen, als Heiden.
Zu Venedig war bei Mannsgedenken ein reicher Gesell, welcher dermassen dem Geld ergeben, daß, wann man einige Meldung von Silber oder Gold gethan, ihm alsobald die Puls geloffen aus lauter Begierlichkeit, als würde er von einem starken hitzigen Fieber angegriffen. Es hat ihn der Mammon und Geldgeiz dergestalten eingenommen, daß er Frühe, wann er aufgestanden, Abends, wann er schlafen gangen, allezeit das Kreuz-Zeichen mit einem Dukaten oder Zechin gemacht, seine Küsten und Kästen waren voller Geldsäck, und hatte einem jeden den Namen eines Heiligen also ausgetheilt, daß die vornehmere Münz den Titul hatte der vornehmern Heiligen, einen großen ledernen Sack voller Gold nannte er seinen Gott, welchen der verruchte Mensch zu heiligen Zeiten, als Weihnachten, Ostern, Pfingsten, mit Kränzel, Blumen, Ehrentitel und anderem Gepräng auf sondere Weis' verehrte; nachdem dieser Narr dem Tod auch zum Theil worden, welcher solche goldgelbe Ammerling zum besten weiß zu rupfen, hat er kurz zuvor das beste Geld ihm lassen vortragen, alle Gegenwärtigen mußten auf eine viertel Stund abtreten, unterdessen hat er Geld und Gold in das Maul, in die Ohren, in die Nase, (und was ehrlichen Ohren zuwider) sogar in andere offene Orte des Leibs gesteckt, auch nachmalens, wie andere fromme Christen pflegen Blut-Schelm! weil du den Pluto für deinen Gott haltest, diesem deinen mammonischen Gott gebührt keine andere Ehr, als jene, welche die schöne Rachel den guldenen Götzenbildern, die sie heimlich ihrem Vater Laban entzogen, erwiesen hat, indem sie darauf gesessen; gar recht, dann auf einen solchen Kopf gehört kein anderer Hut, auf einen solchen Heerd gehört keine andere Glut, auf einen solchen Acker gehört kein anderer Pflug, auf einen solchen Tisch gehört kein anderer Krug, auf eine solche Nase gehört keine andere Brille, auf ein solches Bett gehört keine andere Hülle, auf einen solchen Fuß gehört kein anderer Schuh, auf ein solches Pult gehürt kein anderes
Gleichwie Gott will, daß die Seinigen die zehen Gebot sollen halten, also will auch das Gold, daß die Seinigen die zehen Gebot sollen emsig beobachten und vollziehen. Das erste Gebot, sagt das Gold dem Geizigen: Du sollst allein an einen Gott glauben. Und in aller Wahrheit hat und halt und behalt der Geihzals sein Geld für einen Gott, dem er Tag und Nacht dient. Nachdem der Erz-Schalk Judas meineidiger Weis' den Herrn verrathen, konnte er nicht mehr den nagenden Gewissens-Wurm ertragen, sondern wollt bei Zeiten ganz verzweifelt ihm selbst das Leben nehmen; bevor aber hat er die aus der Kirchen-Kassa erlegten dreißig Silberling in den Tempel hinein geworfen, und nachgehends der henkermäßige Bösewicht zum Strang geeilt, aber sag her Tölpel, warum das Geld in Tempel? warum nicht viel mehr das verruchte Geld in eine Kothlacke oder wilden Misthaufen? allhier antwortet Drogo Ostiensis de Pass. derentwegen habe Iscarioth das benannte Geld in den Tempel und nicht anderstwohin geworfen, weil nemlich das Geld sein Gott war, Gott aber im Tempel forderist verehrt werde.
Das andere Gebot: Du sollst den Namen Gottes nit eitel oder umsonst nennen. Dieß halt der Geizige gar genau, dann er mit seinem Gott sobald nit umsonst hervor kommt; wie der Job um alles das Seinige kommen, und ganz nackend und bloß in vanum,
umsonst geben, vermög des anderten. Gebots.
Das dritte Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen. Das befiehlt auf alle Weis' das Gold den Seinigen. Die drei frommen und gottseligen Frauen, Maria Magdalena, Maria Jakobi und Maria Salome, waren so scrupulos und gewissenhaft, daß sie ihnen nit getraut, am Sabbath die Salben und Spezereien zu kaufen, wormit sie den Leichnam Jesu möchten cum pertransiisset Sabbathum. Also gebiet das Gold sehr stark den Seinigen, sie sollen doch den Feiertag heiligen; nicht alles, was sie die Woche hindurch gewunnen, am Sonntag wieder durch die Gurgel jagen, sondern denselbigen Tag sein heilgen, und das Geld ersparen.
Das vierte Gebot: Du sollst Vater und Mutter in Ehren haben. Dieß will das Gold kurzum, daß er soll gehalten werden. Ein Jünger hat einsmals von Christo dem Herrn begehrt, er wollt ihm doch licentiren, damit er könne seinen Vater begraben, welches aber der Herr ihm rund abgeschlagen, aus Ursachen, der Vater war dazumal noch nit todt, aber bei einem sehr hohen Alter, dahero hat der Jünger, welcher ziemlich interessirt war, gedacht, der Vater, weil er bei großem Vermögen, würde etwann ein Testament machen, so ihm präjudicirlich möchte seyn, derenthalben wollt er zum Vater, ihm gute Wort geben, auf alle Weis' bedienen, damit er den Rogen ziehe. Das Gold sagt also, thue Vater und Mutter in Ehren haben, damit sie dich nit enterben, thue dem Vater schön aufwarten, damit der Alte dich zum völligen Erben mache, gib der Frau Mutter gute Wort, damit auch ein gutes Trum ihrer Parapharnalien auf dich springe, honora!
Das fünfte Gebot: Du sollst nicht tödten. Dieß verbiet das Gold über alle Massen. Wie die Israeliter aus Egypten und aus der harten Dienstbarkeit des Pharaons gezogen, haben sie in der Wüste ganz unsinnig gemurrt wider Gott und wider den Moses, Gold sagt, du sollst nicht tödten, non occides, der Geizige frißt lieber Haber-Stroh, der Haber-Narr! ehe daß er ein Kälbel absticht, er getraut ihm nicht ein Hündel abzuwürgen, er litt lieber den bittern Hunger, als daß er sollt ein 7 Wochen altes Lämml tödten lassen, Kraut und Ruben gehören vor solche Buben. Non occides.
Das sechste Gebot: Du sollst nit Ehe brechen. Bei Leib, sagt das Gold, thue nit Ehe brechen, dann es kost gar viel Geld. In der Stadt Babylon wurde ein falscher Gott mit Namen Bel verehret, dem der König alle Tag 40 Schaf, sechs große Krüg Wein, und eine ziemliche Anzahl der Semmel geopfert, welches bei nächtlicher Weil alles verzehrt worden, und war des Königs bethörte Meinung, daß solches alles der Gott Bel aufesse, damit aber der Daniel solche Thorheit an Tag bringe, hat er den Tempel dieses Abgotts einwendig über und über mit Aschen gestreuet, nachgehends mit des Königs Petschaft des Tempels Thür versieglet. Fruhe Morgens, wie der König samt dem Daniel in den Tempel getreten, und alles aufgezehrt gefunden, hat er vor Freuden aufgeschrien, und seinen Gott Bel aufs höchste gepriesen, der Meinung, als habe er so stattlich geessen und trunken, dem aber der Daniel bald das Widerspiel video wahrhaftig vestigia virorum, mulierum etc., in der Wahrheit, diese seynd Fußballen der Weiber, der Männer, der Kinder; eben recht, antwort der Daniel, diese, diese fressen alles auf, wie er augenscheinlich hernach gezeigt, daß bei nächtlicher Weil die Götzen-Pfaffen samt ihren Weibern durch eine verborgene Thür einschleichen, und solches aufgesetzte Traktament verzehren.
Der Herr Joan. Amandus von Frauhofen hat sehr stattliches Einkommen, zu bestimmten Zeiten das gewisse Interesse 6 pr. Cento, was tragen ihm die Regalia nit ein wegen seiner schönen Scharschi, mit der er sten Frau hat er einen ziemlichen Rogen gezegen, was schöne Baarschaft im Geld hat er nit ererbt von seinem Herrn Vater? so hat er nicht ein geringes Patrimonium davon tragen von seinem Vetter, der gar ein karger und arger Jud war, und gleichwohl, ich weiß nicht, gleichwohl findt man nichts übriges im Haus, ja es verschwindt alles, weiß kein Mensch, wo die Sach hinkommt, er muß noch Gelder darzu zu leihen nehmen; weißt du nicht, wo die Sach hinkommt? so zeige ich es dir mit dem Daniel, vestigia mulierum etc., die Fußstapfen der Weiber, fremde Weiber, fremde Buhlschaften, fremdes Naschen nimmt ihm das Geld aus der Taschen, die bringen ihn zu solchem Ruin, dann dieses kost Geld; wie die Hebräer eine Ehebrecherinn zu Christum den Herrn geführt, und ihn um Rath gefragt, ob man soll mit dieser verfahren nach laut dem mosaischen in flagranti, wie sie aussagen, ertappt worden, wo ist dann dieser saubere Complex? rath nit lang, er hat sich mit Geld salvirt, er hat ihnen ziemlich müssen in Beutel blasen, so braucht es dann nit viel Probirens; solche Buhlschaften verderben die Wirthschaften, dahero das Gold auch den Seinigen scharf auferlegt, non maechaberis, du sollst nit Ehe brechen.
Das siebente Gebot, non furtum facies:
Du sollst nit stehlen. Das verbiet das Gold sehr stark den Geizigen, aber dergestalten, er soll nit etwas weniges stehlen, sondern viel; dann gleichwie Gott ohne Maaß verlangt, geliebt, also begehrt auch das Gold verehrt zu werden. Unser erster Vater Adam hat nit allein den Gedanken gehabt, den Apfel, als eine kleine Pakatell zu stehlen, sondern auch dem Allerhöchsten seine Gottheit, eritis sicut Dii, lieber etwas rechtschaffenes, saget das Gold, zumalen nur die kleinen Dieb in excelsis, mit den Storchen ihr Nest in der Höhe machen, und Luftspringer müssen abgeben, die großen aber in sondern Ehren und Reputation erhalten werden, fast auf diese Weis', wie die kleinen Mucken und Fliegen in dem Spinnen-Geweb hängen bleiben, die großen Vögel aber alles durchreißen.
Das achte Gebot: Du sollst nit falsche Zeugnuß reden. Das Gold will auf alle Weis', daß man soll die Wahrheit brauchen, wann hierdurch ein Interesse zu hoffen. Petrus kommt nach Hof, will sehen, was es vor einen Ausgang werde nehmen coepit jurare, es soll ihn der und der hinführen, wann er ihn kenne. Pfui, das heißt fliegen ohne F. Ein andersmal aber hat Petrus mit größter Auferbaulichkeit und sonderm Lob die Wahrheit gesagt, als er den Herrn demüthigist angeredt: Domine exi a me, quia homo peccator sum: Herr gehe doch von mir weg, dann ich ein sündiger Mensch bin. Warum aber gehet dermal Petrus so genau auf die Wahrheit? diese Frag wird ohne Beschwernuß aufgelöst, dann dazumal hat er die ganze Nacht umsonst gefischt, und mit dem Nihil allein das Netz angefüllt, sobald er aber auf des Herrn Wort das Netz eingeworfen, und eine solche Menge allerlei Fisch, zwar es gibt nur dreierlei, große, kleine und mittelmäßige, heraus gezogen, daß er allein hierzu nit stark genug, sondern auch andere seiner Mitsischer um Hülf ersuchen müssen, adesto, gedacht Petrus, jetzt ist die Zeit, die Wahrheit zu reden, weil es so viel einträgt. Domine exi a me, etc.
Das neunte Gebot: Du sollst nit begehren deines Nächsten Hausfrau. Nur das nit, sagt das Gold, dann du gar zu wohl weißt, daß dich dein eignes Weib viel kosten thut. Siehe, jener Bediente in dem Evangelio ist seinem König 10 tausend Talente
Das zehente Gebot: Du sollst nit begehren deines Nächsten Gut. Allhier ist zu merken, daß eigentlich nichts auf der Welt sey, welches da konnte den Namen haben eines Guts, außer die Gnad Gottes, alle anderen zeitlichen Habschaften verdienen solchen Namen nit, in diesem Verstand befiehlt das Gold den Seinigen, sie sollen dieses Gut nit verlangen, wie dann jener bethörte Tropf in Niederland sich also verliebt in seinen köstlich erbauten Garten, daß er sich halb todt in besagten Lust-Ort tragen lassen, und mit zornigen Augen gen Himmel in diese gottslästerigen Wort ausgebrochen, du bist mir ein pro suo Deo Diabolum und Diobulum hat, das Gold wie Gott anbetet und verehrt, dessen 10 Gebot auf das emsigste haltet, also kann er mit gutem Fug ein Held genennt werden.
Weil ich dann die Geizigen auf dem Heiden-Schuß zu Wien logirt hab, also erkenne ich sie nicht allein für Heiden, massen mir dieses beilegt der h. Paulus: Omnis avarus, quod est Idolorum servitus. Sondern ich sag noch darüber frisch und frei aus, daß sie geschossen seyn, und zwar großmächtige Narren. Zumalen ihnen Gott selbst dieses Prädikat zumesset: Stulte hac nocte repetent animam tuam, et quae parasti, cujus erunt?
Wie sparen, scharren und verwahren die geizigen Narren?
Wie? mit lauter Sorgen, Kummernuß, Arbeit, Drangsal, Leiden, Wachsamkeit, Abbruch, Widerwärtigkeit, Elend, Betrübniß, Hitz, Kälte, Hunger, Durst, Furcht und Schrecken, fressen sie ihre Brocken. O ihr Narren! Nachdem der reiche Prasser mehr beschaid als bescheid gethan, öfter beim Willkomm als voll komm sich eingefunden, lieber zu todt gesoffen, als zu todt geloffen, man tragt nit so viel Blattern darvon; nachdem dieser Schmer-Bauch und Weinschlauch von dem gähen Tod überfallen worden, und den geraden Weg zum Teufel gefahren, hat er sich der großen und übermäßigen Pein daselbsten heftigst beklagt, O-O! x! es wird gewiß der Abraham einen solchen Schlenkelium zu einem Sohn haben? gleichwohl war der h. Patriarch so höflich, und hat ihn ebenfalls einen Sohn genennt, Fili, recordare, mein Sohn, sagte er, gedenk doch, was für gute Täg du allzeit gehabt hast, entgegen Lazarus so mühselig sein Leben zugebracht, jetzt muß er getröst seyn, du aber leiden, als wollte Abraham zu verstehen geben, daß zwei Himmel nit auf einander gehen, deßgleichen auch nit zwei Höll, etc.
Was Abraham dazumal dieser Schmer-Wampe von Schlampampen hat vorgeworfen, das konnt er in der Wahrheit nit objiciren einem verdammten Geizhals recepisti bona in vita tua, als habe solcher bei seinen Lebzeiten gute Tag empfangen, sondern mit besserm Fug konnte er einem solchen sagen, stulte recepisti mala, du Narr, du hast m der Welt gelitten, anjetzo mußt du auch ewig leiden. Alle anderen Sünder empfinden wenigst eine Lust und Gust auf der Brust in ihren Lasterthaten, aber der Geizige weiß nichts zu sagen, als von Pein und Marter.
Durch Fasten und Abbruch überwinden andere den bösen Feind, und erhalten nachmals die ewige Seligkeit. Samson wurde auf eine Zeit von sehr vielen feindlichen Truppen der Philistäer überfallen, der aber befand sich ganz allein, und was ihm die mehreste
Noch größern und preiswürdigern Sieg haben erhalten so viel und unzahlbare Diener Gottes wider die unsichtbaren Feinde und Fürsten der Finsternuß, mit lauter dürren und durch Fasten ausgemergelten Kinnbacken; dann gleichwie, nach Aussag des h. Petri Damiani, ein nüchterner Speichel allen Schlangen und Ottern den Tod bringt, also nicht weniger jagt em nüchterner und dem Fasten ergebener Mensch die höllische Schlang in die Flucht. Jene Soldaten, deren viel tausend waren, hat Gott durch den Kriegs-Obristen Gedeon auf dem Muster-Platz zu Harad hinweg geschafft, und als untüchtige Gesellen abgedankt, um weil sie sich auf ihre Wampen niedergelegt, und solchergestalten aus dem Fluß getrunken. Wordurch der Allmächtige genugsam wollte andeuten, und zu verstehen geben, daß alle diejenigen, welche zu sehr ihre Wampen versorgen und den Schmerbauch contentiren, nit zum Streit taugen wider die bösen Feind, wohl aber dieselbigen, so mit dürren Kinnbacken, wie Samson,
Es werden freilich wohl nur gar zu viel angetroffen, welche fast gesitt und gesinnt seyn, wie der Tobias dazumal, als er von dem Raphael geführt worden zu dem Fluß, woraus sich ein großer Fisch gäh erhebt, welcher mit dem aufgesperrten Maul den Tobias also erschreckt, daß er überlaut aufgeschrien: Domine, invadit me! helft mir um Gottes willen, der Fisch wird mich fressen. Viel und nur gar zu viel seynd anzutreffen, welche ob dem Fisch, so ein Sinnbild des Fasttags, erschrecken, und machen krummere Mäuler über die Fastenspeisen, als die Propheten-Kinder im Beiseyn Elisäi, über ihren Kraut-Topf; indem sie doch wissen sollten, daß ein enges Thürl in Himmel, und feiste angeschoppte Wampen nit hinein können, angusta Porta etc., wissen sollten, daß auf einer feisten Saite übel zu geigen, also ein feister Bauch taugt zum Gebet auch nit; wissen sollten, daß gleichwie der Altvater Noe nach 40 Tagen das Fenster der Arche eröffnet, also nach 40 tägiger Fasten der himmlische Vater die Thür des Himmels eröffne; wissen sollten, daß Christus der Herr die drei und dreißig Jahr auf Erden niemal ein Fleisch gekostet, außer des gebratenen Osterlamms; wissen sollten, daß ehe und bevor der Moses die 10 Gebot aus Gottes Hand empfangen, vorhero eine strenge Fasten vollbracht hat, als könne man die 10 Gebot so leicht nit halten, ohne vorgehende Fasten und Leibs-Kasteiung; wissen sollten, daß Castitas und Castigatio
Macer und Sacer nur mit einem Buchstaben unterscheiden, derentwegen sich der Heiland auf dem Berg Thabor in die Gesellschaft eingelassen des Mosis und Eliä, welche beede dem Fasten, nach laut der göttlichen Bibel, sehr ergeben waren; wissen sollen, daß die drei Knaben von dem feurigen babylonischen Ofen dessenthalben keinen Schaden erlitten, weilen sie sich vorhero von der verbotenen Speis' enthalten, und ein Fasttag angestellt, als könne einer so bald nit von einer mit unziemendem Feuer entzündten Baberl verletzt werden, welcher im Fasten sich übet; wissen sollen, daß gleichwie der Hausvater im Evangelio einen schönen Weingarten gepflanzt, und damit selbiger von aller Gefahr und Schaden sicher sey, einen guten Zaun darum geführt, et sepem circumdedit ei etc., also könne ein frommer Christ den Weingarten seiner Seele in keine größere Sicherheit stellen, als wann er ihn mit einem guten Zaun einschränkt, und den Leib mit Fasten zaundürr abmerglet; wissen sollen, daß der Mond nie eine Finsternuß leide, außer er sey im Vollschein, also der Mensch sich so leicht nit in die Werk der Finsternuß einlasse, außer er sey voll, und mit Speis' und Trank zu viel angefüllt; wissen sollen, daß Löffel und lefflen, essen und vermessen, Speis und Gespäß, Tafel und Teufel, Nachtmahl und Nachtmaul, Gula und
Dahero die frommen Diener Gottes, so sich aller Vollkommenheit beflissen, nichts höhers, und einem christlichen Wandel nichts nothwendigeres gehalten, als die Fasten, und bescheidenen Abbruch der Speis' und Trank, wie dann der Allmächtige mehrmalen solches mit großen Wunderwerken bestätiget. Ich will geschweigen, daß der h. Einsiedler Konrad einen geselchten Schunken in einen Fisch, der h. Franziskus von Assis, wie auch Antonius von Padua, einen gebratenen Kapaun in einen Bratfisch, der h. Udalrikus von Augsburg ein kälbernes. Brätl in eine Forelle, die h. Agnes Politiana ein eingemachtes Fleisch in einen abgesottenen Fisch, der h. Augustinus Prediger-Ordens zwei Rebhünnl in zwei Blatteißl, wunderbarlich verkehrt haben, damit sie nur die Fasten nit möchten brechen. Ich will nit herbei fügen jenes lustige Trauerspiel, so sich Anno 1592 unweit der Stadt Breslau zugetragen, indem dazumal, zum Schimpf und Hohn des katholischen Glaubens, ein verbainter Ketzer an einem gebotenen Fasttag nit allein Fleisch gespeist, sondern noch darüber einem katholischen Bauern mit Gewalt einen guten Brocken um das Maul geschmiert, und auch zum Essen übermüthig angereizt; nachdem er aber in dem gemeinen Menschen einen frommen Widerstand erfahren, allo, sagte er dem Bauern, siehe, wie wohl dieses Bißl mir wird schmecken, Kraut aber für die Papisten, reißt beinebens das Maul in alle Weite auf; über welches alsobald Gottes gerechte Straf erfolgt, daß er auf
Simeon Stillites hat öfters, als einmal neben andern harten Kasteiungen vierzig ganzer Tag aneinander gefast, weder Speiß noch Trank zu sich genommen. Das heißt gefast!
Die h. Katharina von Senis hat einmal vom Ascher-Mittwoch an, bis auf die Himmelfahrt unsers Herrn, ohne einige Speiß zugebracht. Ja durch etliche Jahr hat sie keine andere Nahrung zu sich genommen, als eine wenige und wintzige Portion von Kräuter-Saft. Das war ein Fasten!
Die wunderbarliche Lidwina aus dem Marktsteck Schiddam in Holland, um das Jahr 1424 hat dergestalten ein strenges Fasten und Abbruch gehalten, daß sie inner acht und zwanzig Jahren nichts anders genossen, als allein das allerhöchste Sacrament des Altars. Das soll ein Fasten genennet werden! Die seelige Coletta durch vierzig Täg. Die seelige Elena Encelmina durch drei Monat. Der h. Abt Faustinus durch zwanzig Täg. Die seelige Clara de Agolantibus durch ein halbes Jahr, haben dergestalten gefastet, daß sie nit die geringste Speis zu sich genommen, soll das nit ein Fasten seyn? Alle diese und viel unzahlbare mehr haben durch ihr Fasten und Abbruch große Verdienste im Himmel gesammelt,
Entgegen die geldgierigen Geizhäls fasten ebenfalls, und dannoch samt ihrem strengen Abbruch, und harter Kasteiung fahren sie noch zum Teufel O Narren! Wohl recht Pazen und Pazo, gar gut Matto und Matthäus (dann dieser anfangs ein Geizhals war) nit übel Denari und Närrisch, stimmen Namen halber übereins, zumalen kein bessers Prädicat verdient der Geizige, als daß er einer mit dem Klafterlangen N. soll benamset werden. Der Geizige sieht so dürr und mager aus, als wäre er erst neulich von einem Nürnbergerischen Bein-Drechsler in einer Staffeta überschickt worden, seine Augen stecken im Kopf, wie zwei gläserne Knöpf in einem Flecksieder-Wammes, seine Stirn ist so glatt, wie ein alter Feuer-Kübel, den man in der Brunst zu Troja gebraucht hat. Die Wangen seynd dergestalten ausdorrt, daß sie tauglich, dafern sie an einem Stängel wären, zu einem Fliegen-Täschl, die Haar stehen so matt, wie das alte Gemieß auf einem Bauern-Dach, das Maul ist so kleinmüthig, daß es schier nit mag aufgehen, wie ein alter verroster Thür. Angel, die Stimm ist so schlecht, daß sie auch eine Glocke an dem Hals einer Schweizer-Kuh überschreit, der ganze Leib ist also dürr und ausgemerglet, daß der Bauch einer zusammen gefallenen Sackpfeife nit ungleich, mit dem Ellen-Bogen konnt er ohne sondere Mühe ein eichenes Bret durchbohren, der Narr ist dem König Pharao nicht viel ungleich, dann jener verharrt, dieser aber verbeint, und schaut ihm der Hunger bei den Augen aus, wie vor diesem in Symaria aus den Widerwärtige Narr hat bald mehr Schaaf auf der Weid, als der Laban. Der Ochsen-Kopf hat fast so viel Kühe, als Jacob seinem Bruder Esau geschenkt, und geschickt hat. Der Gimpel hat schier mehr Geflügelwerk, als der Hohepriester Caiphas, in dessen Behausung der Hahn dem Peter die Buß geprediget. Der Haber-Narr hat weit mehr Korn und Waizen, als Joseph seinen Brüdern in das Land Kanaan mitgeben, allein aus lauter Geiz frißt er nichts, aus lauter Geiz zehrt er nichts, aus lauter Geiz braucht er nichts. Bei Leib nit ein gebratnes kälbernes Schlegel, wie Abraham seine Fremden tractirt, sondern eine blinde Wasser-Schnallen für diesen Schlegel. Bei weitem nit ein guter Brat-Fisch, wie die Apostel unserm Herrn aufgesetzt, sondern ein Linsen-Koch für diesen Stockfisch. Nur gar nicht feiste Wachtlen, wie Gott den Israeliten geschickt, sondern ein Kraut diesem Narren, dann aus Geiz traut er ihm nichts anders zu essen.
Der wackere Hof-Prediger Daniel hat ihm kein Blättl fürs Maul genommen, sondern ganz keck und beherzt den babylonischen Monarchen Nabuchodonosor unter die Nasen gerieben seine große Vermessenheit, indem er sich für einen Gott hat aufgeworfen, und beinebens angekündt die große Straf, welche bald die göttliche Gerechtigkeit über ihn werde schicken, benanntlich werde er von Leuten verstoßen werden, seine Wohnung werde seyn unter den wilden und vernunftlosen Thieren, er werde das Gras wie die Ochsen fressen: Foenum,
ut bos comedes etc., jedoch, sagt Daniel, Ihre Majestät folgen meinem Rath, sie geben reichliches Allmosen den Armen, etwann wird ihnen Gott diese große Straf gütigst nachsehen etc.
Seines gleichen gibt es noch viel, welche aus purem Geiz lieber wollen, wie ein Vieh leben, Hunger leiden, wie ein Hund, Gras fressen, gleichsam wie ein Ochs, als ein Geld ausgeben. Ich habe selbst einen gekennt, welcher nach seinem Tod über die siebenzig tausend Gulden in lauter Baarschaft verlassen, der aus Geiz ihm nie getraut satt zu essen, das Brod hat er Stücklweis' von den armen Schülern, welche dergleichen Proviant von dem Kapuziner-Kloster daselbst getragen, um leichten Werth erhandlet, die Beiner auf der Straße (wer weiß, ob sie nit von des Schimmel guter Gedächtnuß gewesen) hat er gar begierig aufgehebt, und ihm hiervon, welches vielen als unglaublich gedünkt, eine Suppe gekocht. Nach seinem Tod hat man ein einiges paar Schuh gefunden, in welchem fünf und zwanzig eiserne Nägel gezählt worden, sonst sagt man, die Schuh ab, und der Höll zu! aber diese hätt der Phantast wohl können mit sich tragen.
tolle grabatum etc. Sein Geld, welches in 50 tausend Gulden bestanden, hat er monatlich gewaschen, dazumal aber mußte den ganzen Tag die Haus-Thür gesperrt bleiben, auch der Diener und die Magd (dieß war das ganze Hausgesind, weil er nit verheirathet) zur selben Zeit sich anderwärts müssen aufhalten, seine besten Dukaten hengte er im ledernen Säckl in einen alten Rauchfang; sein gemeiner Spaziergang war auf der Gänsweid, woselbst er die von Gänsen ausgefallenen Federkiele fleißig aufgeklaubt, und nachmals den Schülern um etliche Pfenning verhandlet; die Holz-Birn, womit die muthigen Hirten-Buben scherzweis' einander geworfen, hat er gar einsig zusammen gesucht, und für ein sonders Schlecker-Bißl kochen lassen, viel andere Sachen und Thorheiten hat er begangen, welche, so sie sollten beschrieben werden, schier dem Leser einen Argwohn der Unwahrheit möchten verursachen: O Narr! Als dieser alberne Geizhals von einem gähen und tödtlichen Zustand überfallen worden, und der Medicus heilsame Arzneyen in der Apothecke vorgeschrieben, hat er dem Diener ernstlich verboten, solche abzuholen, um weil es zu
Andere mit Fasten und Abbruch erlangen die Gnad Gottes, die Nachlaß der Straf, die ewige Belohnung, der Geizhals aber verdient durch sein Fasten die Höll, das höllische Feuer, des Feuers Ewigkeit. O Narr! Viele seynd bereits in dem obern Vaterland, in Gesellschaft der Engel, im himmlischen Paradeis, welche nit halbentheil sich also gekasteiet, wie du Geizhals, dahero bist du ein Martyrer des Teufels, dessen Mutter dir einen Schein auf den Kopf setzen wird. In dem Evangelio seynd jene Arbeiter um ihrer gehabten Mühewaltung willen nach Contento belohnt worden, aber der Geizige um seine ausgestandene Fasten und Arbeit hat er des Teufels Dank. O Narr! Andere mit guter Tafel und wohlgeschmackem Bißel erreichen noch das ewige Heil, aber der Geizige mit Fasten und Schnarrmaul, mit Abbruch und Leiden fahrt noch zum Teufel. O Narr!
Christus der Herr hat zu Cana Galiläa auf der Hochzeit den besten Wein lassen auftragen, der h. Vincentius Ferrerius hat in einem Wirthshaus zwei tausend Personen mit wenig Brod gespeist, und weil der
Wie sparen, scharren und verwahren die Narren?
Wie? mit stetem Last und Unruhe, dann der Geizige thut bald schaffen, bald schiffen, bald danken, bald denken, bald schaben, bald scheiben, bald schwäzen, bald schwitzen, bald haben, bald heben, bald suchen, bald sochen, bald trauen, bald drohen, bald grapplen, bald gripplen, bald legen, bald liegen, bald tauschen, bald tuschen, bald holen, halbe hüllen, bald rechten, bald richten, bald zählen, bald zielen, bald spüren, bald sperren, bald bergen, bald borgen, voller Kummer und Sorgen. O Narr!
Pharao, König in Egypten, wurde durch so vielerlei schwere Strafen von Gott gewarnet, gleichwohl nicht gebessert, sondern noch mehr erhart, deßwegen vonnöthen gewest, daß solcher haute Stockfisch nachmals im Meer eingewässert worden; unter anderen Plagen, wodurch ihn der Allmächtige begann, zu sich zu ziehen, war nit die mindeste die große und häufige Menge der Mucken durch das ganze Königreich, dieser war eine solche Anzahl und Ungestümm, daß kein einiger Mensch weder Schlaf noch Ruhe konnte haben; dann ob sie schon kleinwinzige, Thierl und kaum sichtbare Mucken waren, so plagten sie doch die Leut mit ihrem subtilen und scharfen Stahel, daß Niemand, wie er sich immer verhüllt oder eingesperrt, konnte den nothwendigen Schlaf nehmen. Das warenpercussitque pulverem terrae etc., und daraus seynd diese unruhigen Mucken augenblicklich kommen.
Was ist Gold und Silber anderst, als eine bleiche, weiße Erde? von welcher da die allerunruhigsten Mucken wachsen. Warum schlaft der Geizige mehrmal eine ganze Nacht nit? darum, er macht ihm allerlei seltsame Mucken durch das Geld, so er hat, so er haben will aus dieser Erd, kommen ihm so unterschiedliche Mucken, welche den süßen Schlaf verbieten.
Jener geizige Phantast in dem Evangelio hat die ganze Nacht hindurch nit ein Aug zugeschlossen, sondern stets Mucken gemacht, auf dero Flügel diese Wort gestanden: quid faciam? was muß ich thun? ich hab dieß Jahr des Treids so viel, daß ich es gar nit kann in die Scheuer bringen? quid faciam? was muß ich thun? dermal seynd die Erdfrüchte in geringem Werth, ist also gar nit rathsam, das schöne Treid so schlecht zu versilbern; quid faciam? was muß ich thun?. leihe ich es einem Müllner, Gott weiß, wie mich etwann der Gesell wird bezahlen, dann bei ihnen ohnedas weiße Kleider und schwarze Gewissen gefunden werden, und probier es einer, wann er hinter einem Müllner und Becker auf der Gasse geht, so sag nur: da geht ein Dieb, sodann wird gleich der Müllner umschauen; quid faciam? was muß ich thun? derweil einen fremden Stadel im Bestand Salve Quardi vor den Dieben erhalten; quid faciam? was muß ich thun? – vertausch ich das Treid um Wein, so verschwindt solcher nach und nach aus dem Keller, und wird mein Weib alle Tag einen wohl protokollirten Rausch haben, dann sie ohnedas nicht viel besser, als jene, die sogar die Woll aus ihrem Pelz geschnitten, und solche um einen nassen Brustfleck vergeben; quid faciam? was muß ich thun? laß ich es ausdreschen, und gibs in das kaiserliche Provianthaus, lieber Gott, was muß ich spendiren, bis ich wieder bezahlt werd, es seynd jetzt der Beamten so viel, und will ein jeder ein guter Christ seyn (Christus heißt so viel, als unctus oder gesalbt.) Quid faciam? was muß ich thun? schick ich es in ein anders Land, allwo es freilich um einen theueren Preis verhandlet wird, was kosten mich aber die Fuhrleut? welche ohnedas schlimme Vögel, der Henker rupf sie, was halt mit Wägen umgeht, ist gemeiniglich verwegen. Quid faciam? was muß ich thun? laß ich das Treid abschneiden, und raum's nit bald aus dem Weg, so kommen die Soldaten vom furbischen Regiment, und verfuttern mirs, dann sie sonst so vertraulich, daß sie öfters mit samt ihren Pferden zu unserm Tisch sitzen. Quid faciam? was muß ich thun? fallt ein schlimmes Wetter ein, und ist das Treid nit unterm Dach, so verdirbt es, und ein solcher Wassermann thät machen, daß ich mit der Zeit in das Zeichen des Krebs käm, und folgsam meine Wirthschaft und guter Gewinn Quid faciam? was muß ich thun? ich bin mir selbst nit gescheid genug, ins Spital schicken, das mag ich nicht, wann mancher Bärnschneider hätt besser auf das Seinige geschaut, dürfte er auch nit in solchem alten Weiber-Convict seyn, allein bei solchen nassen Brüdern thut zuletzt gemeiniglich der Weinzeiger auf nichts zeigen. Quid faciam? was muß ich thun? laß sehen, das ging an, wann dieß und dieß nit wär, aber auf solche Weis' ließ es sich schier praktiziren, doch ist nicht allzuviel zu trauen, ich mag meine Sach nit an Spitz setzen, wie der David den Uriam. Mit dergleichen Mucken hat er die ganze Nacht zugebracht, nit eine viertel Stund geschlafen, und als er endlich bei sich entschlossen, die Sach zum besten einzurichten, da fallt ihn unverhofft ein Steckkathar, an welchem er elend erstickt. Stulte hoc nocte repetent animam tuam. O Narr!
Die lieben und frommen Hirten seynd wohl trefflich belohnt worden auf den bethlehemitischen Feldern, weil sie daselbst gewacht haben, dann sie derentwegen die allerersten gewest, welche durch den himmlischen Kurier die neue Zeitung erhalten, daß Gottes Sohn in dem Stall geboren; aber ein solcher Geizhals durch sein Wachen und Schlafbrechen verdient noch die Höll, o Narr! Auf Wälsch heißt Ricco ein Reicher, und Riccio ein Igl, die Namen kommen mit der That übereins, dann ein Reicher voller Stahel, wie ein Igl, von dem er selbst geplagt wird. Wie unser gebenedeiter Heiland die hebräischen Geizhäls und Wucherer aus dem Tempel hinaus gepeitscht, hat er die kleinen Strickl, womit sie ihre Maaren gebunden, anstatt Mucken, welche der Geiz macht, ohne Schlaf zubringen, und in steter Unruhe dein Leben führen. Die Soldaten, so bei dem Grab des gekreuzigten Herrn und Heilands haben gewacht, seynd mit Geld derenthalben bezahlt worden, dich aber wegen deines steten Wachen und Sorgen bezahlt der Teufel. O Narr!
Der gelehrte Jesuit Stengelius erzählt eine wunderliche und beinebens lächerliche Geschichte von einem solchen Geld Narrn, welche vom Geiz mehr, als Tobias vom Schwalben-Koth verblendt worden. Dieser stund in immerwährender Furcht, daß ihm ein Brod, und noch darzu die Kreditores und Schuldenforderer stets um das Haus prozessionweis gehen, das Kreuztragen aber allzeit auf ihn komme, welches alles den armen Tropfen in solche Kleinmüthigkeit gestürzt, daß er endlich beschlossen, ihm selbst lieber das Leben zu nehmen und abzukürzen, als ferners in solchem Elend verharren, wie er dann unsaumlich Mucken und Sorgen, also daß er manche Nacht nit eine halbe Stund konnte schlafen, war immerzu in Angst und Furcht, es möcht ihm eine Maus übern Käs, oder ein Mauskopf über die Kassa kommen. O Narr! So du nur halbentheil wegen Gott so viel thätest wachen, ich glaub, du kämst auf die Eremiten-Bank im Himmel. Die Furcht hat ihn
Unser lieber Herr war so gütig gegen seine Aposteln und Jünger, daß er ihnen selbst befohlen, sie sollen ein wenig ruhen: Quiescite pusillum. Aber der Geiz-Teufel plagt die Seinigen dergestalten, daß er ihnen weder Schlaf noch Ruhe vergunnt; der Herr hat von dem Peter und zweien Kameraden auf dem Oelberg nur eine Stund begehrt zu wachen: Non potuistis una hora vigilare mecum? aber der Geiz-Teufel will von den Seinigen, daß sie eine ganze Nacht nicht schlafen. Auf solche Weis' ist weit leichter in Himmel zu kommen, als in die Höll, auf solche Weis' darf niemand nit so viel leiden um die Seeligkeit, als um die Verdammnuß, auf solche Weis' setzt Gott den Seinigen auch in der Welt süssere Bißl auf, als der Propter te mortificamur tota die, aber die Geizigen müssen über Willen bekennen, daß sie nit allein den ganzen Tag, sondern mehrmalen auch die ganze Nacht leiden wegen des Gelds. O Narrn!
Der König in dem Evangelio, wie er wahrgenommen, daß ein Limmel und grober Gesell ohne hochzeitliches Kleid unter den Gästen sich eingefunden, hat sich dergestalten darüber erzürnt, daß er alsobald befohlen, dem frechen Kerl die Händ und Füß zu binden, und in die äußerste Finsternuß zu werfen. Ein anderer Bedienter und gemeiner Haus-Knecht im Evangelio untersteht sich, dem König spöttliche Wort unter das Gesicht zu sagen, man kenne ihn wohl, was er für ein König sey, er bereich sich mit fremden Gütern, er schneidt ein, wo er nit gesäet hat, und bring den Nächsten um das Seinige etc., ei du unverschamter Gast, du wärst werth, daß dich alle Schörgen zum Galgen hinaus begleiten sollen, diesem Lottersknecht ist gleichwol keine andere Straf angethan worden, als daß man aus königlichem Befehl ihm das gegebene Geld, benanntlich ein Pfund, aufert ab illo Mnam etc., soll wegnehmen. Warum daß der erste so hart gezüchtiget worden, der weniger Uebels gestift? mit dem andern aber ist man so glimpflich verfahren, der ein größerer Schelm war? ich antwort, wie daß der Letztere eine schärfere Straf ausgestanden, als der erste, dann dem Letztern hat man das Geld genommen, der gar ein karger Vogel war, einem Geizigen aber kann
Wem sparen, scharren und verwahren die Narren?
Wem? quae congregasti cujus erunt? wem hast gespart so viel Kühe mit so viel Mühe? wem hast gesammelt so viel Batzen mit so viel Kratzen? wem hast gesucht so viel Treid mit so viel Leid? wem hast aufgehebt so viel Wein mit so viel Pein? wem hast geschächert so viel Metallien mit so viel Travalien? wem hast gelassen so viel Häuser du Kahlmäuser?
Ich, also laut dein Testament, ich Johannes Zacharias Batzenecker, verlasse hiemit sowohl meine wenige Baarschaft, als Aecker, Gründ, samt allen Mobilien meinem Sohn, als einigem Erben Franz Jucundo etc., (das ist eine s.v. große, bloße Lug) ich verlaß, das ist nit wahr, du verlaßt nit deine durch Geiz und Kargheit zusammen geschabene Güter, Bon viaggio. Wie thut der Sohn das geerbte Gut nachmals anwenden? wie? Achan unter der Armee des großen Kriegsfürsten Josue, aus angebornem Geiz konnte sich nit enthalten von der verbotenen Beut zu Jericho, sondern das Silber und Gold hat dem Gesellen also in die Augen gestochen, daß endlich die Händ darüber kommen, welches dem allmächtigen Gott dergestalten mißfallen, daß er ohne Barmherzigkeit mußte versteiniget werden. Wann man bei unseren Zeiten alle Dieb müßte steinigen, so wär vonnöthen, daß man alle Pflaster aufhebet; so bald der Achan, wohl voller Ach, unter den Steinen gelegen, hat man all das Seinige zusammen geraspelte Gut verbrennt: Cuncta, quae illius erant, igne consumpta sunt: Alles Geld ist durch das Feuer verzehrt worden. Also geschieht wohl mehrern Geiz-Narren.
Ein mancher Gispel ist wie ein Espel, diese Frucht, so lang sie frisch ist, thut keinem Menschen nutzen, wohl aber, wann sie faul, also der Geld-Narr, so lang er frisch und gesund ist, so lang bringt er dem Nächsten keinen Nutzen, wohl aber wann er faul und im Grab liegt, da freut sich und frohlocket nit wenig der hinterlassene Sohn, daß er eine so schöne Erbschaftvivendo luxuriose, verjagt viel durch die Venus-Brunst, verschwendt die Baarschaft auf die Buhlschaften, was der Fraus des Vaters gewunnen, das thut der Sohn mit den Frauen widerum anbringen, was der alte Narr mit und durch Wachen erworben, das thut das junge Bürschl mit und durch ungiltigen Beischlaf wieder anwerden; des alten Gecken seine Mittel, fressen anjetzo die Weiber-Küttel, o Narr! was sagst du zu diesem in der Höll?
Der tapfere Kriegsfürst Gedeon mußte aus Befehl Gottes sein Volk, welches er wider die Madianiter ausgeführt, vorhero mustern, aber wo? beim Wasser zu Harad. Der alte Zacharias Batzenecker hat viel tausend Dukaten in baarem Geld hinterlassen, worauf lauter gewaffnete Männer, gelt der Junge kann sie jetzo mustern, wo? beim Wasser auch? ja wohl nit, sondern beim Wein. Der Alle hat ihm eine ganze Woche nit getraut ein Mässel Wein zu trinken, der Sohn panquetiret jetzo die ganze Wochen; des Alten sein Wirthshaus war nur beim gulden Greif, aber der Sohn jagt jetzt den schwarzen Bären; was eine Spinnerinn viel Zeit in einem Winkel ausgemerglet, ausgearbeitet und ausgespunnen, das thut oft auf einmal der Besen einer Magd zu nicht machen; was der Vater viel Jahr mit Mühe und Arbeit erhaust, das pflegt gar oft nit ein Besen, sondern ein böser und ungerathener Sohn auf eine Mahlzeit zu verschwenden.
Daß ein Stein Wasser gibt, ist ein Wunder, und dieß ist geschehen zu Zeiten Mosis, daß ein altes Weib mit achtzig Jahren Milch gibt, und die Stell einer Amme versieht, ist ein Wunder, und dieß ist geschehen Anno 1228 in der Sabinensischen Diöces, durch Vorbitt des h. Seraphischen Francisci. Daß es ein Eis-Feuer gibt, ist ein Wunder, und dieß ist geschehen durch die Vorbitt des h. Sebaldi. Daß ein verstohlner Raab Brod gibt, ist ein Wunder, und dieß ist geschehen dem großen Eliä. Daß aber ein Geiziger von seinem Geld und Gut etwas gibt, das ist noch ein größers Wunder, und dieß geschieht gar selten. Dahero der Geizige einer Sau, einer Viper, und einem Baum nit ungleich, dieser tragt vor andere die Früchte, also sammelt der Geizhals nur andern die Reichthümer. Eine Viper ist bei Lebs-Zeiten schädlich, aber nach dem Tod ist sie sehr nützlich, forderist in dem Medritat; ein Geizhals die Zeit seines Lebens ist
Hugo, Cardinal, schreibt eine wunderliche Geschichte. In der Stadt Remis, sagt er, befand sich ein großer Wucherer, welcher bei nächtlicher Weil fast nichts anders gethan, als Geld gezählt; wie er einmal beim hellen Tag eine Truhe eröffnet, zu sehen, ob noch alle Dukaten darin seyn, so hört er diese klaren Wort aus den Geld-Säcken: »Wir seynd alle hier, aber gehören dem Gualtero Budello zu.« Der Geizhals ist hierüber fast in Ohnmacht gefallen, theils aus Schrecken, weil sein Geld ist redend worden, theils aus Kummer, daß dieser guldene Schatz ihn für seinen Herrn nit mehr er kennen will. Was geschieht, nach etlichen Tagen stirbt dieser Wucherer, ein gewisser Kerl aber, mit Namen Gualterus Budellus, heirath die hinterlassene Wittib, und erhalt zugleich mit ihr eine große Summa Geld, worbei er stattlich Allegro, und
Ein anderer Geld-Narr hatte in dem Eingang seiner Haus-Kapelle unter dem Fußschamel verborgen einen großen Hafen aus Kupfer, welcher bereits schon halb voll mit den auserlesensten Dukaten; so oft nun besagter Wucherer die h. Meß daselbst gehört, hat er allemal den allmächtigen Gott inständig gebeten, er woll ihm doch so lang das Leben vergunnen, bis der Topf oder Hafen voll ist, nachdem solches Geschirr endlich durch so viel Fleiß und Gesparsamkeit angefüllt worden, hat der geizige Narr auch sein Leben geendt, nach dessen Tod die Wittib bald zu einer frischen Heirath geschritten, auch ihrem neuen Mann obbemelten Schatz angedeut, welcher sich dessen höchstens erfreut, und Gott den Herrn inbrünstig gebeten, er woll ihn doch so lang leben lassen, bis der mit Dukaten angeschopte Topf möcht leer werden.
Wem thut ihr dann sparen, ihr Narren? wem? mehrmalen einem unbekannten Menschen, einem undankbaren Gesellen, einem leichtsinnigen Verschwender, welcher so liederlich das Gut durchjagt, was ihr mit euerem Schweiß und Fleiß habt zusammen gejagt; einem manchen Geld Limmel begegnet, was da geschieht einem Obstbaum, welcher auf einem hohen Felsen stehet, wozu kein Mensch kommen kann, dessen Frucht nur die Raben genießen, es ihren Jungen zutragen, also mancher Geiz-Narr sammelt das Seinige nur dem Raben, dann sein Weib ein lustiges Raben-Vieh, die gute Verlassenschaft, das zusammen gescharrte Geld,
In Aethiopia oder Mohrenland werden Ameisen gefunden, welche so groß, wie die Wölf, auch beinebens einer so ungeheuern Stärke, daß sie einen Menschen können niederreissen; diese sammlen in den hohen Gebürgen eine große Menge Gold zusammen, welches sie dermassen emsig hüten, daß kein Mensch sich getraut, um selbige Gegend zu erscheinen, bei hoher Sommers-Zeit aber, wann die Hitz zu übermässig groß ist, und sie solche nit können übertragen; pflegen sie in die tiefen, hohlen Löcher und Erd-Kluften zu schliefen, sich allda eine Zeitlang zu erfrischen, unterdessen kommen die Leut dahin, und tragen das gesammlete Gold hinweg. Ein Geizhals ist nit viel anderst beschaffen, zumalen man aus ihm hart kann etwas erpressen, wie jener gewest, der in eine tödtliche Krankheit gefallen, wessenthalben er mit den h. Sacramenten, nach katholischer Gewohnyeit, versehen worden, da man ihm aber die h. letzte Oelung geben, wollt er nur eine Hand aus dem Bett hervor bieten, und auf keine Weis' konnte überredt werden, daß er auch die andere hervor streckte, nach dem Tod endlich hat man gefunden und wahrgenommen, daß der Geiz-Narr den Schlüssel zum Geld in der andern Hand behalten; so lang ein geldgieriger Limmel bei Leben ist, kann man schwerlich etwas von ihm erhalten, so bald er aber, wie besagte äthiopische Ameisen, in die Erd schlieft, und in das tiefe Grab gelegt wird, alsdann finden sich unterschiedliche Erben, welche so arg und karg das zusammen gescharrte Gold mit vollen Freuden hinweg
Die Weiber seynd gemeiniglich dem Geiz mehr ergeben, als die Männer, zumalen das Evangelium sagt von einem Weib, die mit so großer Emsigkeit den verlornen Groschen gesucht, daß sie auch derenthalben das ganze Haus auskehrt; ein Mann hätt es wohl unterlassen, daß er eine so große Mühe dessenthalben auf sich genommen. Ueberdas weiß man wohl, daß Martha gar nit gern gesehen, daß ihr Bruder soll wieder zum Leben erweckt werden, in Erwägung, daß sie die von ihm erhaltene Erbs-Portion müsse zurück geben. Von einem dergleichen kargen Weib schreibt Joannes Bromiardus, daß solche auf alle Weis' gesehen, wie sie doch möge Geld zusammen rasplen, zu solchem End muß gemeiniglich der Betrug anstatt des Vortheils dienen, wie dann diese in Verkaufung der Milch allzeit das Drittel Wasser darein gossen, wodurch sie nit einen geringen Gewinn davon getragen; mit solchem ersparten Geld ist ihr Mann über das Meer gefahren, in Willens, eine andere Handelschaft zu treiben; als er nun in dem Schiff einmal sanft eingeschlafen, hat ein Aff ihm gar manierlich den Beutel Geld unvermerkt aus dem Sack gezogen, und damit ganz schleunig auf den hohen Segelbaum gestiegen, daselbst den Beutel eröffnet, und durch Anstalt der göttlichen Weisheit, um weilen das Weib jemalen das Drittel Wasser in die Milch geschütt, der
Wie mancher karger Phantastikus frißt auf Spatzen-Art, grabt auf Ratzen-Art, schaut auf Luren-Art, betrügt auf Fuchsen-Art, durchsucht auf Schaben-Art, stiehlt auf Raben-Art, und sammlet also eine Summa Geld zusammen, damit er einen reichen Sohn nach sich lasse; es verfließen wenig Jahr nach dem Tod des Herrn Vaters, da ist der Sohn schon verdorben, wie die Kürbes-Blätter Jonä, da ist der Beutel eingefallen, wie das Gesicht des Ammon, da seynd die Mittel verschwunden, wie Moses und Elias auf dem Berg Thabor, da hinkt die ganze Wirthschaft, wie der Jakob, nachdem er mit dem Engel gerungen, da seynd Küsten und Kästen leer, wie die Amplen der thorrechten Jungfrauen, und kommt der reiche Mopsus von Federn aufs Stroh, wie die Rachel mit ihren Götzen, Ge! Ge! Ge! wo ist der große Verlaß hinkommen? verschwunden, was zusammen geschunden, wo ist das schöne Geld hinkommen? zerrunnen, weil es also gewunnen; wo ist der große Schatz hinkommen? weil er war durch ungerechten Gewinn, also ist er hin. O Narren! wem thuts dann sparen? das hat vor meiner schon längst gesagt und klagt der Ecclesiastikus: Divitiae conservatae in malum Domini sui, pereunt enim in afflictione pessima, generavit filium, qui in summa egestate erit.
Als auf eine Zeit Christus der Herr an einem Et quae congregasti, cujus erunt?
Was sparen, scharren und verwahren die Narren?
Was? eine gelbe Erde, ein bleiches Metall, eine Geburt des allerniedersten Elements, ein glanzendes Koth, einen ausgekochten Dalken, eine zergängliche Sach, ein eitles Wesen, einen zusammen gestockten Faim, eine schimmernde Narrheit, etc.
Esau befand sich in einem glückseligen Stand, ein Erbprinz des großen und berühmten Patriarchen Isaaks, die väterliche Wohlgewogenheit und guten Affekt hatte er auf seiner Seite, Fug und Recht zum hohen Priesterthum konnt ihm Niemand absprechen, das Dominium über die Güter und Herrschaften gebührte ihm. Es stund mit einem Wort der Esau in Mitte des Glücks und alles gewünschten Wohlstands; endlich weil das Glück aus Flandern, und von einem geht zum andern, ist besagter Herr Esau um sein Fide Commiß kommen, alle Ehr und Hohheit und Güter verloren, ein Diener seines Bruders Jakob Ejulatu magno flevit, mehr beweint und betrauert seine begangene Thorheit, als den verlornen Glückstand, was bin ich nit für ein unsinniger Narr gewest, daß ich so eine herrliche Sach um ein spöttliches Linsen-Gefräß vertändlet.
Ich höre viel tausend Geizhäls und Wucherer in dem tiefen Abgrund der Höll, in Mitte der aufsteigenden Schwefel-Flammen, in diesem feurigen Kerker, auch wie den Esau, ejulatu magno, erbärmlich aufschreien und lamentiren. Zu Konstantinopel ist dergleichen Geld-Egel des gähen Tods gestorben, und von den hinterlassenen Erben in ein sehr prächtiges von Marmor verfertigtes Grab in der Kirche gelegt worden, des andern Tags aber ist er samt dem steinernen Gebäu weit von der Kirche gefunden worden, ejulatu magno, dieser schreit und heult in der Höll, und wird ewig nicht aufhören. Jakob de Victriac. Als einst ein öffentlicher Wucherer und Geiz-Narr mit Tod ab gangen, und vorhero das ungerechte Gut auf keine Weis', auch bei vieler Ermahnung, wollte zuruck geben und erstatten, derenthalben der Pfarrherr daselbst den Leichnam dieses Bösewichts in keine geweihte Erde legen wollen, indem aber die Befreundten ejulatu magno, weint und heult auch in der Höll, und wird dessen auf ewig kein End seyn.
Ein anderer, so Tag und Nacht durch Geiz und Wucher nach Geld getracht, ist unverhofft mit Tod abgangen, als man aber dessen Leichnam zum Grab wollte tragen, war es nicht möglich, auch nach aller angewendter Gewalt und Mühe die Todtenbahr von der Erd zu erheben, bis endlich der Pfarrer allda für rathsam gehalten, daß solchen verstorbenen Geizhals andere seines Gleichen sollen zum Grab tragen, welches sie dann ohne merkliche Beschwernuß vollzogen, hat also ein Schelm den andern müssen begraben. Dieser, dieser sitzt, schwitzt, brennt, schreit, weint, heult, ejulatu magno, daß er, wie der Esau, die ewige Kron um einen so schlechten Brocken Metall, um einen so geringen Erdschrollen, um eine so liederliche Sach auf ewig verschwendt hat.
Er hat gefischt, wer? der Petrus, wo? im Meer, wann? bei nächtlicher Weil, mit wem? mit nihil, mein Michl, nichts; sie zogen das Netz bald hinauf, bald herab, bald hinum, bald herum, bald tief, bald seicht, bald link, bald recht, aber schlecht, was ist im Netz? nihil. Sie fischten 1 Stund, 2 Stund, 3 Stund, 4 Stund, 5 Stund, 6 Stund, 7 Stund, 8 Stund, 9 Stund, 10 Stund etc., wie viel Zentner? wie viel Pfund? wie viel Fisch haben sie gefangen? etwann 10, oder 9, oder 8, oder 7, oder 6, oder 5, oder 4, oder 3, oder 2, oder 1, nihil, gar nichts. Dem h. Abt Hermelando in Frankreich, dem h. Francisco in Italia, dem h. Bischof Ludgero in Friesland, dem h. Bischof Malachiä in Hibernia, dem seligen Joanni Lohelio in Böhmen, seynd die Fisch gar zum Gestad geschwummen, gar in das Schiff gesprungen, und sich freiwillig fangen lassen. Aber die ganze Nacht hat Petrus gefischt, und nit eines Nagel groß gefangen, gratis hat er gearbeit, nit ein Gratten hat er gefangen, nihil,
nichts.
Ein Geizhals sorgt, sucht und bemühet sich nit allein eine ganze Nacht, sondern viel Jahr aneinander, schnappt nach dem Geld, wie der Wallfisch nach dem Jonas, sucht das Geld, wie die salomonische Braut ihren Liebsten, schleckt nach dem Geld, wie der Saul nach dem Honig, greift nach dem Geld, wie die Rachel nach den Götzen ihres Vaters, sammlet das Geld, wie die Ruth die Kornähre etc., nach so häufiger Arbeit, langer Arbeit, harter Arbeit, was Nutz ist, wie des Petri sein Netz, nihil, nichts tragt er darvon. Ich hab selbst eine kennt, welcher ihr Mann durch vieles Schaben und Graben etlich tausend Gulden hinterlassen, nachdem solcher Geiz-Narr mit Tod abgangen, und aus Unachtsamkeit dazumal (wie leicht pflegt zu geschehen) einer aus seinen Schuhen verloren war, oder wenigst nit konnte gefunden werden, ehe daß sie ein neues paar Schuh in das Grab mitgeben, hat sie ihm einen aus seinen alten Schuhen, an den andern Fuß aber einen alten Weiberschuh angelegt, wormit der arme Narr einen so weiten Weg bis in die Höll mußte marschiren; Jakob, indem er die Ruthen halb und halb geschunden, ist bei dem Laban reich worden, aber dieser Veitl ist durch sein Schinden so arm worden, daß er gar nit ein gutes paar Schuh darvon getragen, das heißt ja
nihil!
Wenig Zeit hernach ist sie zu der frischen andern Ehe getreten, und als ich ihr solches in etwas verwiesen, daß es nicht gar wohl, ja ziemlich ungereimt stehe, indem sie so bald wieder heirath, da ihr voriger Mann noch warm im Grab liege, was? sagt sie, warm? warm? wann er noch warm, so soll ich ihn blasen, damit er kalt werde. O Bestia! Ein solcher Egel kommt mir vor, wie ein Igel, dieser bei fruchtbarer Herbstzeit kriecht aus seiner tiefen Herberg hervor, steigt auf einen vollen Apfelbaum, und wirft das beste Obst herab, nachmals wälzt er sich unter dem Baum hin und her, daß also die Aepfel alle an seine ausgestreckten Stachel angespießt werden, mit welchem Raub und reicher Beut er sein Loch zufüllt, dieß Willens, mit diesem
nihil, nichts, wie kann euch doch einfallen, daß sich euer Herz so gar in diese öde, schnöde, eitle und zergängliche Sach kann verlieben? wie ist es doch möglich, daß euere Augen von diesen nichtigen, flüchtigen Gütern mehr verblendt werden, als die Augen des ältern Tobiä von dem Schwalben-Koth? Der Mathusalem hat neun hundert neun und sechszig Jahr gelebt auf Erden, und gleichwohl ihm kein Haus gebaut, in Erwägung, daß er alles muß durch den Tod verlassen, und du alter Narr, und du alte Ofenkachel schabest, und grabest, und tappst Tag und Nacht nach Geld, da du doch eine kleine Zeit zu leben hast.
Den 14. Tag des Monats Nisan, welches bei uns der April ist, am Donnerstag nach dem Palm-Sonntag hat der gebenedeite Heiland Jesus, nach dem coena facta, und angefangen den Apostlen die Füß zu waschen, und ist sehr wohl zu glauben, wie der h. Joan. Chrysost. Origines, Euthimius, Theophilactus vorgeben, daß der unverschamte Judas, als ein stolzer aufgeblasener Limmel, das erste Ort habe eingenommen, und folgsam der himmlische Pelican vor diesem Galgen-Vogel zum allerersten niedergeknieet. Dieser hoffärtige Iscarioth hat eine sehr große Bruderschaft.
Allhier günstiger Leser, laß dir keinen Eckel oder Grausen ankommen, wann ich eine, und vielleicht ziemlich lange Reis' vortrage, worin ich die Stell eines Doctors der Medicin eine geraume Zeit vertrete, und meines Erachtens nicht einen geringen Nutzen dem Nächsten gebracht. Erstlich hab ich meinen Gradum genommen zu Padua, daselbst meine Doctrin so wenig als sie ist geschöpft von dem h. Antonio de Padua, der aus lauter Demuth den seraphischen Orden angetreten, um weil derselbige pranget mit dem Namen Minor, der Mindere, welches er je und allemal in seinem ganzen heiligen Lebens-Wandel sattsam erwiesen hat, absonderlich dazumal, wie er in der Kuchel die Häfen abgewaschen, da er doch von Gott erkiesen war zu einem Gefäß der Auserwählung, vas electionis, forderist dazumal, als er von einem undiscreten Quardian, da man sonst manchen Prior dessenthalben beschuldiget, daß er scharf und grob sey, zumalen von dem Esau gesagt wird: Qui Prior egressus est, ruffus erat et hispidus etc., in Mitte des Refectori zu Messana wegen eines Mängels, den er nie begangen, scharf ermahnt Minor-ita gewesen sey. Von diesem paduanischen Doctor hab ich meine Recept erlernt, mit welchen ich nachmalens große Krankheiten curirt hab, benanntlich:
Nachdem ich in eine vornehme Stadt angelangt, und bei dem Thor, woselbst die Soldaten mehr mannlich, als manierlich mit mir umgangen, meine Profession und Arznei-Kunst geoffenbart, ist gar eine kleine Zeit unterloffen, daß ich bin nach Hof berufen worden, allwo ich durch etliche hohe Bedienten zu dem König geführt war, welcher sich dazumal sehr unpäßlich befunden, wessenthalben man mich ersucht, ich wolle doch Kraft meiner Wissenschaft aussagen, was dieß vor ein Zustand sey? ich ohne ferners Nachsinnen habe die Krankheit alsobald erkennt, wie daß es ein sehr gefährliches Uebel sey, Ihr Majestät, sagte ich, sie seynd stark geschwollen und aufgeblasen, das ist übel. Et vos inflati estis.
Aufblasen seyn, das ist ein harter Zustand. Der gebenedeite Heiland wollt auf keine Weis' seine Gottheit und Menschheit verhüllen mit der Gestalt des gesäuerten Brods, in dem höchsten Altar-Geheimnuß, und auf allweg den Sauerteig ausgeloschen, darum vielleicht, weil derseldige aufblähet, dann man wird zuweilen Brod und Semmel finden, welche dergestalten
Gott der Allmächtige hat mehrmalen große Wunder gewirket durch die vernunftlosen Thiere, aber nie durch den Pfauen. Wie der h. Medardus, dazumal noch ein Knab auf dem flachen Feld, in Mitte eines Platz-Regens gestanden, ist die ganze Zeit ober seiner ein Adler mit ausgespannten Flügeln gestanden, daß nit ein Tropfen den frommen Knaben benetzt. Das war ein adeliches Dach.
Der h. Jungfrau und Martyrinn Katharinä hat 12 Täg nacheinander, da sie in der harten Gefängnuß gelegen, eine Taube die nothwendige Nahrung zugetragen. Das war ein köstlicher Kostherr.
Dem h. Columbano hat ein Rab einen Handschuh gestohlen, aber auf des h. Manns Befehl denselben wieder zurück gebracht. Das war ein leidiglicher Dieb.
Die h. kildariensische Abtissinn Brigitta hat die Wild-Enten zu sich berufen nach ihrem Wohlgefallen, und ganz freundlich mit ihnen gescherzt. Das war mit diesen wilden Vögeln kein wildes Gespäß.
Zu Cisterz haben die daselbst wohnenden Storchen gegen spate Herbst-Zeit ihre Abreis' nit wollen nehmen, bis sie die Benediction von dem P. Prior
Den h. Franciscum in der Wüste Avernä hat alle Nacht ein Falk zu der Mette aufgeweckt, und mit ihm die Horas gesungen. Das war ein seltsamer Choralist.
Die selige Ida Lovoniensis hat alle Hennen und Hahnen eines Orts zum Meß hören geruft, welche dann ganz schleunig mit aufgereckten Köpfen sich eingefunden, und nit abgewichen, bis das Evangelium geendet worden. Das war ein andächtiges Geflügelwerk.
Der h. rhemensische Erzbischof Remigius war also sanftmüthig, daß sogar die Spatzen mit ihm über Tafel geessen, und die Brösel zusammen klaubt. Das waren vertrauliche Treid-Dieb.
Der selige Simon Assisias hat zu Prufort in Piceno den Alstern, so in großer Anzahl daselbst ihre Nester gemacht, ernstlich geboten, sie sollen ihre Wohnung anderwärts nehmen, worauf sie augenblicklich abgereis't, und noch auf heutigen Tag keine dergleichen Vögel daselbsten gesehen worden. Das war ein geschwätziger Gehorsam.
Anno 1663 litt Ihr Gnaden Herr Johann Jakob Freiherr von Weichs unbeschreibliche Schmerzen an dem Stein, welchen, wo nit zu wenden, jedoch zu lindern wußte seine Frau Gemahlinn Maria Constantia, dafern sie nur ein Vögerl beihanden hätte, so insgemein das Königl genennt wird, welches aber dazumal, als den 21. Dezember nit auch mit Geld zu bekommen war; nachdem sie aber ihre Andacht und Zuversicht geschöpft zu dem h. Cajetanum, da ist unverhofft
Unzahlbar viel dergleichen Wunder lies't man in den Büchern, Kroniken und Lebens-Verfassungen der Heiligen, wie der Allmächtige so große Mirakul gewirkt durch und mit allerlei Geflügel. Aber niemalen geschieht einige Meldung von dem Pfauen, wodurch sonnenklar abzunehmen, wie feind und abhold Gott dem Stolzen und Aufgeblasenen sey, massen der Pfau eine Abbildung der Hoffart. Adam befand sich in einem so vornehmen Stand, daß ihn alle Thier vestra Dominatio mußten tituliren, massen ihm der Allmächtige solchen Ehren-Namen selbst ertheilt, Dominamini piscibus maris etc., weil er aber sich nachmals übernommen, und sich hoffärtig aufgeblähet, gar wollte einen Gott spendiren, also hat ihm der Höchste den Hochmuth genommen, daß er aus einem vestra Domonatio ein vestra damnatio worden; der ex limo erschaffen, ein Limmel worden, so gehts, hohe Steiger fallen bald.
Agar, eine Kammer-Jungfrau bei Ihro Gnaden Frau Sarai, wie sie bei dem Abraham schwanger worden, indem es dazumal zuläßig, hat sich nicht allein der Leib aufgeblähet, sondern auch das Gemüth, gestalten sie sich derenthalben übernommen, die Frau Sarai nit wenig veracht, ich, dacht sie, bin ein rechtschaffnes Weibsbild, durch mich wird des Abrahams
David hat es dazumal schändlich übersehen, wie er das ihm untergebene Volk hat lassen zählen, wodurch er sich in etwas aufgebläht, in Erwägung, daß er so viel Vasallen unter seinem Gouerno. Lieber David, dasmal hast du die Saiten auf deiner Harfe zu hoch gestimmt; Gott hat ihn derenthalben hart gezüchtiget, und viel tausend der Seinigen durch die Pest hingerissen, das Zählen hat Zahlen kost. So gehts, hohe Felsen werden bald vom Donner getroffen.
Nabuchodonosor hat sich wegen seiner Macht und Herrlichkeit so stark übernommen, daß er endlich sich für einen Gott aufgeworfen, wessenthalben er in ein wildes Thier verkehrt worden, der zuvor solches Stroh im Kopf hatte, mußte nachmals Gras fressen, wie ein Ochs; ist also bei ihm das super-bos zusammen kommen, und hat müssen auf der Erd kriechen, der zuvor gar zu hoch übersich gangen. So gehts, hohe Sänger werden bald heiser.
Aman hat sich also aufgeblähet, daß er vermeint, alle Kniee sollen sich vor seiner biegen, aber das heißt das Glück über die Kniee abbrechen, er ist endlich nach seinem Wunsch alleinig hoch angesehen worden, weil er an lichten Galgen kommen.
Herodes, der König, ist so weit im Hochmuth gewachsen, daß er sich wie ein Gott aufgeblähet, und weil ihm das lateinische Laus so wohlgefallen, hat der Allmächtige verhängt, daß ihn das Deutsche lebendig gefressen, massen er von der Lauskrankheit und Würmen lebendig verzehrt worden. So geht es, hohe Gebäu leiden bald Schaden.
Aufblasen seyn, das ist halt ein harter Zustand; wegen des stark blasenden Winds wäre bei einem Haar das Schiffel der Apostel zu Grund gangen, daß sie also genöthiget worden, mit dem Domine salva den Herrn aufzuwecken; aber durch die aufgeblasene Hoffart seynd schon unzahlbar viel zu Grund gangen: der Pharao, der Kore, der Abimelech, der Saul, der Jeroboam, der Moab, der Balthasar, der Antiochus, der Micanor, der Absalon, der Lucifer, diesen Schelmen hätt ich bald vergessen, und viel tausend andere seynd durch und an diesem Zustand und Krankheit verdorben. Weil ich dann sah, daß eben dieses Anliegen auf der Seite des Königs war, als der wegen seines Reichs, wegen seiner Macht, wegen seiner Victori und Sieg nit wenig aufgeblasen, ja schon allbereit dem macedonischen Alexander das Prädikat Magnus vom Titel weg gekratzt, andere Fürsten und Potentaten nit vor gut gehalten, ja wider allen Fug und Gerechtigkeit aus lauter Ehrgeiz die benachbarten Länder mit Krieg überfallen, also hab ich ihm bei Zeiten ein Recept vorgeschrieben, wie folgt:
Angelica mit Spir. Vin. bereitet. Dos 3) B distillirt in Aschen, ist trefflich gut vor diesen Zustand.
Wann ihr Majestät dieß nit bei Zeit brauchen, so ist kein Aufkommens mehr, dieß einige Mittel ist noch vorhanden.
Die Eselsmilch nimm ich von jener Eslin, worauf unser lieber Herr und Heiland kurz vor seinem bittern Tod den prächtigen Einzug gehalten nach Jerusalem, diese Eslin, dafern sie reden konnte, wie ihre Befreundten bei dem Balaam, würde sattsam Zeugnuß geben, wie flüchtig und nichtig alle Ehren und Würden dieser Welt seyn, massen der gebenedeite Herr und Heiland in besagtem herrlichen Eintritt alle erdenkliche Ehr empfangen; zumalen das gesamte Volk ihm entgegen gangen, mit allgemeinem Jubel und Frohlocken bewillkommnet, sogar, wie etliche darvor halten, haben die steinernen Bilder der alten römischen Kaiser auf den Pallästen und vornehmen Gebäuden sich gegen den Herrn demüthig geneigt, die hurtigen Knaben und fröhliche Jugend ihn mit grünen Palmzweigen verehrt, lauter Osanna, Osanna in Excelsis. Kaum daß vier Tag verflossen, hat sich das Blättl gewendt, da hats nicht mehr geheißen: Osanna, sondern subsana verunt me; nit mehr gebenedeit, der da kommt, sondern kreuzige ihn, kreuzige ihn; nit mehr die Zweig von dem Palmbaum, sondern der bittere Kreuzbaum selbst hat ihn empfangen; nit mehr die Rex Israel, sondern non habemus Regem, nisi Caesarem. Wie ist so gar nit zu schauen, noch zu bauen, noch zu trauen auf die Glori der Welt: Macrinus, ein großer Kaiser, Galienus, ein mächtiger Kaiser, Gordianus, ein siegreicher Kaiser, Becius, ein herrlicher Kaiser, Gallus, ein berühmter Kaiser, Volusianus, ein stattlicher Kaiser. Quintilius, Aurelianus, Numerianus, Sicinius, Constans, Constantinus, Junior, Julianus, Valens, Gratianus, Valentianus, lauter Kaiser, Monarchen der Welt, Herrscher des Erdbodens, Obsieger der Feinde, Vermehrer des Reichs, was noch? arme Tropfen, indem sie eine kleine Zeit den Scepter geführt, die Kron getragen, mit Purpur geprangt, ihre Herrschung aber bald geendt, also zwar, daß aus besagten hohen Welthäuptern nicht einer des natürlichen Tods gestorben, sondern alle meuchelmörderisch umgebracht worden.
Die Kürbesblätter zu diesem Recept spendirt mir der Prophet Jonas, welche er außer der großen Stadt Ninive auf einer Höhe abgebrochen, daselbst hat der Allmächtige bei heißer Sommerszeit im Augenblick lassen einen großen Kürbes aufwachsen, welcher ihm mit seinen breiten und schattenreichen Blättern die Sonnenhitz mit höchster Begnügung abgewendet; unterdessen aber, da Jonas ganz sanft unter diesem grünen Dächel und schönen Umbrell eingeschlafen, wollte Gott dem Propheten zeigen, wie alles auf der Welt der Unbeständigkeit unterworfen, hat er einem Wurm anbefohlen, er soll ganz schleunig die Kürbes-Stauden
Diese Kürbesblätter seynd eine eigentliche Abbildung aller zeitlichen Hohheiten, Ehren und Würden, welche sogar ihr Losament zu Konstanz nit haben, sondern bald wie ein Blatt verdorren, wie ein Rauch vergehen, wie ein Schatten verschwinden, wie eine Blühe verwelken, wie ein Wasser versinken, wie ein Licht erlöschen, wie ein Schall verklingen, und zu nichts werden.
Tausend andere zu geschweigen, scheint allein genug dasjenige, was der gerechte Gott verhängt hat über den französischen König Henrich, dieß Namens den Vierten, weil solcher sich seines Wohlstands und Hohheit übernommen, und schon dergestalten aufgeblasen war, daß er allen anderen Monarchen den Trutz geboten; die Kron Spanien an unterschiedenen Orten mit großer Kriegsmacht überfallen, das benachbarte Flandern beunruhiget, den mailändischen Staat hart und feindlich angetast, und dero Kriegsvolk an sich gezogen, nach dem berühmten Königreich Neapel mit aller Macht getracht, die ganze Welt fast in Schrecken und Zittern gesetzt, weil ihn der angestammte Ehrgeiz immerzu mehr gekitzlet, glaubte er, daß die Lilien nicht übel stunden in dem Garten, allwo der römische Reichsapfel wachset, zu welchem ungerechten Zweck er bereits viele deutsche Gemüther an sich gebracht, wie dann noch das verruchte Geld viel Allemannier zu Kahlemanner macht, und die parisische Waar viel leonische Herzen verdirbt; mit einem Wort, est Deus in Israel, Gott hat die Kron dem Habsburg gespendirt, und nit dem Hättsburg: Domus Austriaca hat in Ablativo caret, die Lerchen seynd des Adlers, durch göttliche Dispensation Schwestern worden; Henricus hat die Macht, was schadts, Potentia est prima brevis, er ist allirt, was irrts, aus dem alliren kann bald ein alieniren werden, ist wohl öfter geschehen; er thäte bishero allzeit überwinden, ich lach hierzu, Victoria ist generis foeminini, und dieß ist allzeit unbeständig. Henricus biets, das Haus Oesterreich päst, aber Gott halts darfür, ludens in orbem terrarum, und gewinnet das Spiel mit einem Buben und schlechten Kerl, mit Namen Ravigliae, welcher Anno 1610 den König Henrich auf öffentlichem Platz zu Paris in seiner Karozen mit einem Dolch jämmerlich, im Beiseyn des ganzen Hofstaats, ermordt. O Wunder! ein Bub sticht einen König, o Wahrheit, alle Ehr und Hohheiten seynd Kürbesblätter Jonä! o Gerechtigkeit Gottes! ein schlechtes Messer schneidt einen so starken Hochmuth ab.
Cyrus, König in Persien, wie er von Tomyri s. v. in einem Abtritt mit einem Bratspieß durch den hintern Leib erstochen worden. Kaiser Commodus, wie er im Bad erdroßlet worden. Sigismundus, König in Burgund, wie er in einem Brunn ertränkt worden, Edwinus, König der Northumbrier, wie er in der Keiche gestorben. Pyrrhus, König der Epiroter, wie er von einem Weib mit einem Ziegelsteine erworfen worden. Josias, König der Juden, wie er durch einen Pfeil erschossen worden. Saul, König in Israel, wie er durch einen Degen umkommen. Sigthunius, König in Schweden, wie er mit einem Prügel zu todt geschlagen worden. Wie Mustapha, des türkischen Solimanni Bruder, mit einem Strick erdroßlet worden. Wie die 5 König der Amoräer seynd an das Kreuz genaglet worden. Wie Agag, ein König der Amaleciter zu Stücken zerhauen worden, wie Kaiser Jovinianus vom Rauch erstickt, wie Ludovicus, König in Ungarn, in einem Morast ersoffen, wie Benadab, König der Syrier, von seinem Diener erhängt worden, wie Pharao, König der Aegyptier, im rothen Meer zu Grund gangen, haben sie sonnenklar, augenscheinlich, handgreiflich erfahren, daß alle königliche Hohheit nit mehr privilegirt sey, als die Kürbesblätter Jonä, und was allen diesen begegnet, das kann auch dir großer Monarch, auch dir gekröntes Haupt, auch dir unüberwindlicher Obsieger, widerfahren; dahero blas' dich nit auf, gedenke, was du bist, das Nos Dei gratia, durch Gottes Gnad, und wann dieser dir solche entzieht, bist du nichts.
Es ist ein großer, ein weiter, ein langer, ein breiter, ein hoher Unterschied unter dem Nehmen: dann es gibt Wegnehmer, es gibt Abnehmer, es gibt Umnehmer, es gibt Ausnehmer, es gibt Einnehmer, es gibt Aufnehmer, es gibt Zunehmer, es gibt Uebernehmer; beim Wegnehmen hat sich Achaz befunden, wie er in der Stadt Jericho geraubt hat; beim Abnehmen hat sich der Isaak befunden, wie er in seinem Alter an Leibskräften abgenommen; beim Umnehmen hat sich der David befunden, wie er wegen großem Frost und Kälte so viel Kleider umgenommen, gleichwohl nit hat können erwarmen; beim Ausnehmen haben sich die drei Marien, benanntlich Maria Salome, Magdalena und Jakobi befunden, wie sie die köstlichen Specereien ausgenommen; beim Einnehmen hat sich der Holofernes befunden, wie er das Nachtmahl eingenommen in Gegenwart der schönen Judith; beim Zu nehmen hat sich der Job befunden, wie er an Leibsgestalt und Habschaften wieder hat zugenommen; beim Uebernehmen hat sich der Teufel befunden, wie er sich seiner Gestalt und Hohheit übernommen, und dem Höchsten hat wollen gleich seyn. Aber welches Nehmen thut zum mehresten nehmen? rath und reim, reim und rath.
Wegnehmen thut der Dieb.
Zunehmen thut die Lieb.
Umnehmen thut der Kalte.
Adnehmen thut der Alte.
Einnehmen thut der Saufer.
Ausnehmen thut der Kaufer.
Uebernehmen und Hochmuth.
Nehmen, und thut nie gut.
Göttes Gnad, der Engel Huld, der Ehren Bestand, der Menschen Gunst, des Stands Wohlfahrt, der Güter Wachsthum, des Hauses Segen, des Leibs Nutzen, der Seelen Heil thut nehmen das Uebernehmen. Von Häuptern die Kron, von Händen den Scepter, von Achseln den Purpur, vom Thron den Sitz, vom Herrscher das Reich, von Kriegsfürsten die Victori thut. nehmen das Uebernehmen. Uebernimm dich dann großer König, blähe dich auf, wie ein Absalon, welcher wollte der Israeliten König seyn, mußte aber Eichel-Bub bleiben. Wachs im Hochmuth, wie ein Domitianus, welcher wollte ein Gott seyn, mußte aber im Elend sterben; veracht alle anderen, wie ein Antiochus, welcher glaubte, daß es ein Verwandter des Gott Jupiter sey, mußte aber zulezt lebendig verfaulen, also halt für gewiß, daß Hochmuth eine Vigil sey des Falls, ein Vorbot des Verderbens, ein Prophet des Unglücks, ein Schlüssel zum Elend. Mit wenig Worten, das Uebernehmen ist ein unfehlbares Zeichen des Abnehmens, merks König!
Angelica zu dem Recept gibt ein Angelus oder Engel, welcher aus göttlichem Befehl einen hochmüthigen Kaiser sehr stattlich gedemüthiget, dieser war Jovianus, der wegen seiner Macht, herrlichen Siege, großen Reichthum, und allerseits willfährigen Glücks-Standes sich also übernommen, daß er bereits ihm eingebildet, es sey etwas mehr, als Menschliches an ihm, wessenthalben ihm ein Engel mit sehr artlichem Fund
Es ist halt des übergebenedeiten Heilands Natur, die Uebermüthigen zu züchtigen, es ist des Allerhöchsten Gewohnheit, die Hochmüthigen zu dämpfen, es ist des Allerhöchsten Brauch, die großen Prahl-Hansen zu erniedern: stutzen thut der Gärtner den Burbaum, wann er zu hoch wachset, stutzen thut Gott den Menschen, wann er in seinen Gedanken zu hoch steiget, fangen thut der Kaiser den Fisch, der in der Höhe schwimmet, fangen thut Gott den Menschen, der nach Höhe und Hohheit trachtet, nichts nutz ist die Waagschale, welche übersich steiget, nichts nutz ist der Mensch, so in seiner Einbildung gar zu hoch steiget; Deus superbis resistit.
Das letzte Stuck in obbenenntem Rezept ist die Asche, worin alles voll distillirt werden; solche Asche spendirt mir der Prophet Daniel, wie er von der Bildnuß des stolzen Königs Rabuchodonosor schreibt, was gestalten solche ein ganz guldenes Haupt gehabt, die Brust von bestem Silber, der Leib von Erz und Eisen, die Füß von Erd, so bald aber ein kleines Steinl diese getroffen, ist alles zu Boden gefallen und zu Staub und Asche geworden; nit allein die erdenen Fuß, sondern auch das guldene Haupt, alles, alles, nit allein die Brust von Silber, sondern auch der untere Leib von Eisen. Pariter, alles, alles, so merk es wohl hoch: und übermüthiger König, nit allein die Füß, sondern auch das Haupt ist zu Asche worden, pariter, in Erwägung dessen, was Ursach hast du zu stolzieren? unter dem Gesetz zu Sterben bist auch du, unter die Sensen des Tods gehörst auch du, unter die Kinder des Adams wirst gezählt auch du, du, ja du, und erwäge wohl, daß der Tod nicht weiter hat nach des Königs Hof, als nach dem Bauern-Hof. Cäsar der römische Monarch, nach verlorner Schlacht mußte sich mit der Flucht salviren, wie er aber zu einem großen Fluß kommen, allwo weder Brucken noch Schiff vorhanden, so ist er gezwungen worden aus dringender Not, seinen kaiserlichen Purpur samt aller Pracht abzulegen, daselbst am Gestad liegen lassen, und er Mutternackend also hinüber geschwummen, nichts mit sich genommen, als das Buch seiner Commentarien, welches er stets mit einer Hand in die Höhe gehalten. Unser Leben ist nichts anders, als ein stets rinnender Fluß, und ein Tod, ist nothwendig auf das andere Gestad der Ewigkeit hinüber zu kommen; aber nackend und bloß werden wir alle durchpassiren, auch große Monarchen, und da wirst du hochmüthiger König nichst mit dir tragen; Kron und Thron hinten lassen, Münz und Provinz fahren lassen, Schatz und Platz stehen lassen, nichts mit dir nehmen, als ein Buch, worin dein Lebens-Wandel verfaßt, das betracht wohl, sodann wirst du bald den Hochmuth fallen lassen.
Nachdem ich von Hof meinen Abschied genommen, zumalen ich vermerkt, daß mein vorgeschriebenes Rezept nit gar angenehm war, hab ich bei mir selbst beschlossen, meine Reis' in das h. römische Reich zu nehmen, aufsteigende Aeng
sten. Dieser war ein Kavalier bei Hof, und beängstigte sich sehr, wie er doch möchte höher steigen. Dann ein Hof-Herr, und ein Hofft-Herr ist fast eins, zumalen selbiger immerzu hofft weiter zu kommen, und zu höhern Aemtern promovirt zu werden. Ein solcher ist nit viel ungleich jenem armen Bettler auf dem Weg, welcher unaufhörlich und fast ungestüm Christum den Herrn angeschrien; die Apostel faßten hierüber nicht einen geringen Unwillen, increpabant eum, und gaben ihm einen guten Filz, der ohne das keinen Hut hatte, er soll das Maul halten, welches er ohne das nit viel gebraucht zum Essen, er soll nit schreien, wie ein Zahn-Arzt, der ohne das wenig zu beissen, und zu nagen hatte; increpabant eum, vielleicht haben sie ihn einen schlimmen Sch. Socium geheissen, dann wohl öfter dergleichen Straßen-Bettler auch Straßen-Räuber abgeben, und nicht selten krumme Bettler gerade Dieb seyn; etwann haben sie ihn für einen faulen Kerl gehalten, der sein Brod lieber beim Bettelstab, als beim Regiments-Stab sucht, aus solchen Bettel-Leuten werden nachmals gute Beutel-Leut, und increpabant eum, er soll sich schamen ins Herz hinein, daß er ein solches ungeheueres Geschrei verführe, daß sie also nit vernehmen noch verstehen konnten die h. Lehr, so ihnen der Herr auf dem Weg gebe, at ille magis. Aber dieser Bettler, ungeachtet der harten Droh-Wort, Schmach-Wort, Schelt-Wort, Stich-Wort, Schimpf-Wort der Aposteln, ungeacht des Ausfilzens, Ausmachens, Ausscheltens, Ausgreinens, Ausputzens der Jünger, hat noch ärger geschrien; in wem bestunde dann sein Suppliciren und Anbringen? Domine, ut videam, Herr, ich bitte, ich schreie, ich rufe, um was? damit ich doch sehe. Daran war ihm sehr viel gelegen.
O mein Gott, wie bemühet sich nit mancher Hof-Herr! Der Kinder Zebedäi Mutter hat sich nur einmal gebuckt, wie sie für ihre zwei Söhn von dem Herrn eine höhere Scharge begehrt, aber dieser buckt sich schon etliche Jahr zu Hof, fast mehr als eine Passauer-Kling. Des Jüngern Tobiä Hündl hat, vermög h. Schrift, mit dem Schweif nur einmal geschmeichlet, aber dieser schmeichlet schon so lange Zeit mit dem Maul, Händ und Füßen. Die Samaritaner haben aus Hungers-Noth gar das Tauben-Koth vor eine Speis' genossen, aber dieser hat eine Zeit hero zu Hof wohl gröbere Brocken geschlicket, schon vor 5 Jahren her hat er alle 5 Sinn daran gespannt, schon von 4 Jahren her hat er mit allen Vieren sich bemühet, schon von 3 Jahren her hat er alle Treu erwiesen, schon von 2 Jahren her hat er auf 2 Achslen Augustissime, serenissime Domine, ut videar, damit er möge, nit wie der Bettler sehen, sondern angesehen seyn, sein flectamus genua ist nur wegen des levate, sein bucken ist nur wegen des aufstehen, sein dienen ist wegen des bedient werden, sein erniedern ist wegen des hoch seyn, er leidt halt sehr an den aufsteigenden Aengsten.
Zu Jerusalem war ein Schwemmteich nahe bei der Porte des herrlichen Tempels, worin man die Schaaf pflegte zu waschen und säubern, ehe und bevor sie in dem Tempel geschlachtet, und aufgeopfert seyn worden, bei solchem Schwemm-Teich befand sich eine sehr große Menge der kranken und presthaften Personen,
Ein Hof eines großen Monarchen ist diesem Schwemmteich nit viel ungleich, ubi est multitudo languentium, allwo auch eine große Anzahl der Kranken, unter andern Suchten aber, die daselbst regieren, ist meistens die Ehr-Sucht, da will ein jeder in der Motion, oder besser geredt, in der Promotion der Erste seyn, dieser bemühet sich mehr, als ein Jakob um die schöne Rachel, jener sucht eifriger, als das Weibel den verlornen Groschen im Evangelio; ein anderer geht keck darein, wie der Edelmann Joseph zum Pilatus, der spendirt, und laßt sich nit wenig kosten, und sey ihm, wie es wolle, aus den drei Königen von Orient ist gleichwohl voran gangen, der das Gold getragen; es seynd nit wenig, welche suchen durch die Weiber promovirt zu werden, als wie der Peter, so auch zwar zu seinem Unglück zu Hof durch ein Weib sich eingedrungen, per ancillam ostiariam. Ein jeder will der Erste seyn, ein jeder will den Alt singen, ein jeder sucht Reputation, das ist ein schönes Wort bei Hof, aber eine theuere Waar.
Der Saul mußte auf Befehl seines Vaters Cis die Eslin suchen, er ist von einem Berg zum andern gestiegen, da einen Bauern gefragt, dort einen Burger O nos, O nos geht mir ab, das suche ich.
Was sucht dieser Kavalier zu Hof? was prätendirt er bei den hohen Ministern? was supplizirt er bei der Herrschaft? was ist sein Begehren? Echo, Ehren? Honos suchet er, Honos geht ihm ab, er will höher ankommen, als er jetzo stehet, das Kraut Ehren-Preiß sucht er im Hofgarten, das Gloria in excelsis sucht er in der Hofmusik, das Officium primae classis sucht er im Hof-Brevier, und solches zu erhalten, nimmt er kein Gewissen, eine größern Fleck von der Ehr des Nächsten, als der David von des Sauls Mantel abzuschneiden, er macht ihm keine Scrupel, des Nächsten Fama schwärzer zu machen, als gewest die Dama, so der Moses geheirath, die war eine Mohrinn, er acht es wenig, wann er dem Mit-Competenten einen größern Prügel unter die Füß wirft, als gewest jener Strecken, mit dem der Jakob den Fluß Jordan durchgewaden.
Pontius, mit dem Zunamen Pilatus genannt, nach Aussag Baccarii, Lucii Dextri, Caltoni etc., wie dann von diesem Geschlecht vor kurzen Jahren noch cum partus sequatur ventrem, was so schlimme Stammen vor eine Frucht können tragen; wie dann dieser Pilatus von Natur ein Erz-Schelm war, der noch als ein kleiner Knab seinen leiblichen Bruder ermordt, auch nachmals durch geheime Nachstellungen den Sohn des französischen Gesandten zu Rom umgebracht, wessenthalben er mußte in die Flucht gehen, gleichwohl aber hat er durch vieles Bemühen und Bitten seines Vaters die Landpfleger-Stell in Judäa erhalten unter dem Kaiser Tiberio, nachdem sein Vorfahrer Valerius Gratus mit Tod abgangen, in währender seiner Amts-Verwaltung hat er alle erdenklichen Laster und Unthaten begangen, absonderlich die Tempel Gottes verwüst und entunehret, sogar die Galliläer, so in dem Tempel oder Berg Garitim in Samaria ihr Opfer vollzogen, hat er jämmerlich niederhauen lassen, daß also das Menschen-Blut mit dem Blut des Schlacht-Viehes vermischt Si hunc dimittis, non es amicus Caesaris,
»Wann du diesen wirst frei lassen, so bist du kein Freund des Kaisers.« Holla! gedachte Pilatus, würd ich bei dem Kaiser in Ungnad gerathen, sodann thut er mich von meinem Hochamt stoßen, verliere ich solche Charge, so ist alle Ehr und Reputation hin; ei so seys, lieber diesen Unschuldigen lassen kreuzigen, lieber das Gewissen auf die Seiten gesetzt, lieber die Gerechtigkeit fahren lassen, als Reputation verlieren. O Thorheit!
Dergleichen seynd bei dermaliger Welt nit wenig anzutreffen, denen eine Reputation werther ist, als alle Gebot Gottes und der Kirche, wann man schon weiß, daß dieß und dieß Amt und hohe Officium ohne Gewissens-Verletzung nit kann verricht werden, gleichwohl hinauf wegen der Reputation; wann man schon erkennet, daß die eigenen Talente weder tüchtig noch wichtig seynd vor eine solche Amts-Verwaltung, dannoch quocunque modo et motu, wegen der Reputation. O meine Reputation, weil du die Natur und Eigenschaft des Feuers hast, als welches immerzu in die Höhe trachtet, also wirst du auch dein Losament nehmen beim Feuer, und zwar beim ewigen.
Weil ich dann bei solchem obbemeldten Kavalier den üblen Zustand, benanntlich die aufsteigenden Dämpf und Aengsten aus dem Magen wahrgenommen, also hab ich ihm ohne Verweilung folgendes Rezept vorgeschrieben:
Vor die aufsteigenden Aengsten.
Anbelangt die Wurzel Galgan, wachset solche in dem Königreich China, die Chineser nennen sie insgemein Lavandoa, diese Wurzel sonst in rothen Wein gesotten, und über den Magen gelegt, stärkt denselben; aber mein Galgan wachset in Judäa, und an dieser ist der stolze Ammon erstickt. O wie viel verlangen die Hof-Suppen, indem doch so harte Brocken darinnen! O wie manche begehren den Hof-Trunk, da doch ein schlechtes Proficiat dahinter! O B duro, als in B moll der Gesang lautet! O wie viel wollen haben den Hof-Kalender, in dem doch allemal ein Schalk-Jahr! O wie manche eilen nach dem Hof-Pflaster, worauf man doch so bald stolpert! O wie viel suppliciren um die Hof-Waaren, worunter doch das meiste leonisch! O wie manche reteriren sich auf die Hof-Pastein, und leiden so stark von der Contrascarpe! O wie viel suchen den Hof-Favor, und finden doch, daß Favor und Favonius geschwind, wie der Wind, versausen! Das hat der stolze Ammon sattsam erfahren, dieser war Prior in dem Hofstaat des großen Königs Asueri: Exaltavit eum, et Prior sedebat etc., er war das einige Favoritl des Königs, wer zu Hof hat wollen eine Gnad fischen, der mußte den Ammon vor einen Angel brauchen, wer zu Hof hat wollen das Prämium nehmen, der hat den Ammon müssen zum Präceptor haben; Reverenz von allen Leuten, Bazialemani von allen Orten, Cortesia von allen Ständen, wurde dem Ammon erwiesen; in summa summarum, er war Summus zu Hof, wessenthalben er nit wenig sich übernommen, und solches Uebernehmen thut alles nehmen. O wie ist Menschengunst so gleich einem Dunst, der bald vergeht! O wie ist Galgen aufgehängt, und dieß ist die Wurzel Galgan, welche in dem Recept stehet: Gebt Acht ihr großen Herren bei Hof, steigt nit zu hoch, damit euch das Fallen nit zu hart ankommt, der Schwindel ist meistentheils bei Hof anzutreffen, zu Hof ist manchesmal das Glatteis mitten im Sommer, und ist man des Fallens nie versichert, der Teufel streuet nirgends mehr Arbes, als auf der Hof-Stiege, es ist der Ammon nit allein, welchem die aufsteigenden Aengsten den Garaus und Kehraus gemacht haben, sondern er hat seines Gelichters mehr, denen der Uebermuth den Hals gebrochen, es ist halt wahr, daß Stultus, Stolperer und Stolz, wachsen auf einem Holz.
Als Jakob der Patriarch einst auf dem freien Feld seine Nachtherberg genommen, und zu solchem End etliche Steine zusammen klaubt, welche ihm anstatt eines Haupt-Polsters dienten der Hoffnung, auf diesen harten Federn eine sanfte Ruhe zu schöpfen; siehe aber, in Mitte der Nacht thut er wahrnehmen eine Leiter, welche von der Erde an bis in den hohen Himmel hinauf sich erstreckte, oben aber war der allmächtige Gott, welcher mit beeden Händen die Leiter gehalten.
Wann einem Gott die Leiter haltet, da ist leicht zu steigen, und ist man vor dem Fall versichert, also ist hoch gestiegen der David, welcher aus einem schlechten
Also seynd hoch gestiegen Joannes, der zwei und zwanzigste römische Papst, dessen Vater ein Schneider. Benedictus der Zwölfte, dessen Vater ein Müllner. Urbanus der Vierte, dessen Vater ein Schuster. Sixtus der Fünfte, dessen Vater ein Vignarvolo oder Weinzierl etc., weil sie aber sich in dieser Höhe allzeit erniedriget, und das Wort Humilis von Humo, als eines jeden Menschen eigentliches Stammhaus hergezogen, also hat ihnen Gott die Leiter gehalten, daß sie nit gefallen. Aber die aus Ehrgeiz in die Höhe steigen, Reputation halber in die Höhe trachten, und in der Höhe sogar nit mehr herunter schauen, sondern sich übernehmen, denen haltet der allmächtige Gott die Leiter nicht, sondern er zieht ihnen solche noch auf die Seite, Deus superbis resistit, daß sie also spöttlich herunter plaschen. Wer ist höher kommen bei dem Hof des Davids, als der Joab, welcher ein General Feldmarschall war über die ganze Armee, weil ihm aber das
super omnes die
Carolus de Biron, Marschall in Frankreich, Alvarus de Luna Constabel, und erster Minister in Spanien, Walterus, Graf Atholiä in Schottland, dieser und dieser N. N. vornehme Herr in Deutschland, Minister bei Hof, seynd alle, alle, wie der stolze Ammon, mit höchster Schand und Schaden zu Grund gangen, weil sie sich in ihrem Glück übernommen.
Das andere Stuck in dem obgesetzten Recept ist der Majoran; dieses Kräutel wachset allenthalben, wann der Teufel seinen bösen Saamen aussäet, wie bei dem Evangelisten Matthäo zu lesen, so wachst lauter Majoran daraus, welches so gar unter den Aposteln und Jüngern des Herrn wahrgenommen worden, weilenMajor seyn: Facta est contentio inter eos, quis eorum videretur esse Major. O mein Gott, so findt man so gar bei frommen und heiligen Leuten auch Competenzen! und zeigt sich nit selten ein hohes Geistel auch bei denen Geistlichen, und glaub mir, die Frau Superbia isset nicht wenig Kloster-Suppen; der Teufel gesegn ihrs: So bald unser lieber Herr vermerkt solches
Es ist ein gar enges und niederiges Thürl in Himmel, angusta porta, ein Major, ein großer Hans, ein stolzer Super-Gast kann nit hinein, in dieses Engelland ist kein anderer Weg, als aus Niederland, und der nicht baarfuß gehet, der ist des Teufels mit Haut und Haar. Holla! versteht mich recht, ich red Lateinisch, und mein es gut Deutsch; parvus heißt so viel, als demüthig, nisi efficiamini, sicut parvuli. Willst du ein absonderlich Glück haben Zachee? willst du, daß deinem Haus ein großes Heil widerfahre, willst du, daß Christus der Welt Heiland ein Gast sey festinans descende,
herunter mit dir,
Die Demuth Mariä hat gemacht, daß sie aus einer Magd, ecce ancilla Domini, einer Königinn des Himmels und der Erde worden. Die Demuth Magdalenä hat gemacht, daß sie ein Jubiläum und vollkommenen Ablaß hat gefunden bei den Füßen Jesu. Die Demuth Petri hat gemacht, daß er mit seinem exi a me, quia homo peccator sum, zum hohen Papsithum gelangt; die Demuth des offnen Sünders hat gemacht, daß ihm die Gnaden-Porten offen worden; die Demuth Pauli hat gemacht, daß er in dritten Himmel (wären wir unterdessen nur im ersten) verzuckt worden; die Demuth der Niniviter hat gemacht, daß sie mit dem Aschen, den sie aus ihre Häupter gestreuet, haben das höllische Feuer gedämpft; die Demuth Matthiä hat gemacht, daß er des schelmischen Judä redlicher Successor worden; die Demuth Francisci hat gemacht, daß er dem stolzen Vogel Lucifer in sein Nest gesessen.
Sonst sagt man, Sonnen-Hitz, Nadl-Spitz, und Weiber-Witz seynd nit wehrhaft, aber in aller Wahrheit, ein witziges Weib ist jene gewest, welche ihr einiges Heil hat gesucht und gefunden an dem Saum und untersten Theil der Kleider Christi, also ist aller Menschen Heil nur in der niedern und tiefen Demuth anzutreffen, und ist bei Gott dem Herrn keine werthere und größere Zahl, als das Nulla der Nullität und Nichtigung seiner selbst, und ist wohl zu glauben, daß homo, humus und humilis die nächsten Verwandten miteinander seyn.
alles und nichts aus einer Schüssel essen, wann nemlich ein solcher Herr alles hat, alles kann, alles weiß, und fast alles regiert, und dannoch nichts aus ihm macht, nichts von sich halt.
In dem Buch Levitici hat Gott der Herr den Priestern befohlen, daß, wann sie in seinem Tempel ihm Vögel aufopfern, sodann sollen sie die Federn an das Ort werfen, wo die Asche liegt: Plumas projiciet in locum, ubi cineres effundi solent. Ein vornehmer Herr, ein adelicher Felix, ein gnädiger Herr Fortunatus, wann er schon hoch im Thron und Reputation stehet, so muß er doch nit hoch im Ton seyn, bei Leib nit fliegen, sondern die Federn dahin, wo die Asche liegt, werfen, und gedenken, er sey ein Mensch, wie andere, werde zu Staub und Aschen werden, wie andere. Der Hauptmann zu Kapharnaum ist über alle massen von Christo dem Herrn gelobt worden, ja so gar hat der gebenedeite Heiland ausgesagt, daß er seines gleichen in ganz Israel nit hab angetroffen, es hat dem Herrn die Demuth dieses Offiziers so wohlgefallen, um weil er gesagt hat: Et ego
homo sum,
utcumque lato modo, bittlich ersucht, ich wollt mich doch zu ihrem Herrn, dessen Wohnung unweit vom guldenen Feder-Busch, ein wenig bemühen, damit er mit mir wegen seines Zustands sich möchte berathschlagen; wir ich mich dann dessen nit geweigert, sondern den geraden Weg dahin genommen, auch seine Krankheit gar bald erkennt, und hatte er und seine Madam fast einen Zustand, dann beede die Gedächtnuß schier ganz verloren, war also nothwendig ihnen ein Recept zu verschreiben ad confortandam memoriam.
In einem Malvasier gesotten, und darvon getrunken, stärket die Gedächtnuß.
Dieser hat seine Studia absolvirt mit wenigem Unkosten, zumalen er seine Suppe von einem Kloster supplicirt, das Bett-Geld durch die Nacht-Musik und Litaneyen singen gesammlet, endlich ist er bei einemnubecula parva, aus dem Meer sich erhoben, welches nach und nach höher gestiegen, und endlich so groß worden, daß es den ganzen Himmel bedeckte. Ich, und du, und er, wir und ihr, und die haben schon öfters mit Augen gesehen, daß ein gemeiner Mensch ist hoch gestiegen, aus einem Kleinen ein Großer worden, aus einem Diener ein Herr, aus einer Magd eine Frau, aus einem Anhalter ein Verwalter, aus einem Thorsteher ein Vorsteher, haben aber auch mehrmalen erfahren, daß die Ehren einen solchen verkehren. Martha sagte einmal Christo dem Herrn, als die Red war von ihrem verstorbenen Bruder Lazaro, jam foetet, er stinkt schon, ich sags und klags von solchen, so bald er von einem schlechten Menschen übersich kommt, und hoch steigt, foetet, er stinkt schon vor lauter Hoffart.
Es ist einer gewest, seines Handwerks ein Schneider, welcher aber durch das Glück also erhoben, daß er gar ein Gnädiger Herr worden, Berg und Thal im Namen und Titel geführt, etwann von Nadelsberg, von Steppenthal, von Fingerhuts-Hofen, von Zwiernan, (scilicet) nit bekannt, daß er sey hochgeboren, und es war dem also, dann seine Mutter, als eine arme Haut, hat droben unterm Dach gewohnt, er sagte, daß er wolhgeboren sey, und ist wahr, dann sein Vater war ein Kotzenmacher, der stets mit Woll umgangen, er berühmte sich, daß sein Ahnherr oder Gros-Vater schon von gutem Geblüt gewesen, und das ist nit zu laugnen, dann er ist ein Fleischhacker gewest; dieser stolze Gesell hat von einem sehr berühmten Maler begehrt, daß er ihm sein Stamm-Wappen und Ritters-Helm solle und wolle auf eine Tafel malen, dem es der Maler in allweg zugesagt, und versprochen, damit er aber dem aufgeblasenen Gesellen unter die Nasen reibete, von was geringem Herkommen er sey, und sich also in dem großen Glück nit mehr kenne, wer er vorhin gewesen, also hat er nichts anders auf den Schild gemalt, als ein Häftel, benanntlich dieses Zeichen , welches dem tollen Kerl also verschmacht, daß er unverweilt den Maler, wegen solcher angethaner Schmach und Injurii, bei dem Gericht angeklagt, dann er wäre der Meinung, als habe ihn der Maler durch das Häftel wollen schimpfen, daß er ein Schneider sey gewest; wie es dann in der Sach nit anderst war, aber es wußte ihm dieser Künstler
Hannibal Carus, ein sehr gelehrter Kopf, hat einem reichen Bauern, welcher kurzum ein schönes und vornehmes Wappen für sich und seine ganze Freundschaft verlangte, diesen Rath geben: er solle nemlich in den Schild malen lassen drei Stuck, erstlich ein Treid-Körnel, zum andern ein Weinstock, drittens einen Birnbaum, welche drei Ding in italienischer Sprach zusammen gesetzt also lauten, gran vitu peru, auf deutsch, ein großer Spott, dann nicht eine geringe Schand, wann sich einer seines Herkommens schamet.
Bei großer Hungersnoth schickte der alte Jakob, der liebe Patriarch seine Söhne nach Egypten, damit sie daselbst um das baare Geld sollten Treid einkaufen, wie sie nun bei dem Vice-König Joseph allda ankommen, hat ihm kein Mensch traumen lassen, daß sie seine leiblichen Brüder wären, auch sie selbst kennten den Joseph nicht mehr; Joseph zog in Sammet und Seiden auf, wurde von einem großen Hofstaat bedient, fratres mei venerunt etc., diese seynd meine leiblichen Brüder von Vater und Mutter.
O wie wenig Joseph gibt es bei der Welt, ein mancher Stolzenhofer, der mit seinen lateinischen Complementen etwann eine reiche Wittib ins Netz gebracht, und schon mit einer dicken Perücke, wie eine Nacht–Eul
Ein Fuchs, nach höflichem Willkomm und freundlicher Ansprach, fragt einmal das Maulthier, was Geschlechts und Herkommens es sey? dieß antwortet, es sey ein Geschöpf Gottes; wie seltsam ist das geredt, sagt hinwieder der Fuchs, ich frag nur, wer seine Eltern gewest? das Maulthier schämte sich, daß sein Vater schinderischer Gedächtnuß ein Esel gewest, wußte aber beinebens, daß seine Mutter ein Pferd sey aus dem Hofstall, sagte also, ich bin ein nächster Bluts-Verwandter Ihr königlichen Majestät Leib-Pferd. Gar viel desgleichen seynd anzutreffen, welche sich ihres Herkommens schämen, und prahlt mancher, sein Vater sey ein Landmann gewest, der doch nur ein Fuhrmann war, sagt oft einer, sein Vater sey ein Rathsherr gewest, da er unterdessen nur als ein Raderherr das Wagner-Handwerk trieben. Ich habe selbst einen gekennt, welcher vorgeben, sein Vater sey ein Musikant gewesen, indem er doch als ein Calcant
Der David ergriff einmal seine Harfe, spielte mit Freuden, und tanzte vor der Arche des Herrn mit aller Macht, Michol seine gnädige Hausfrau sah zum Fenster herab, et despecit illum in corde
suo, verachtet ihn in ihrem Herzen, und hieß ihn ein
Das andere Stuck in dem Recept seynd Ehren
rosen, lateinisch malva hortensia, wordurch soll verstanden werden, daß ein Hoffärtiger, der nicht mehr sich seiner vorigen Armuth erinnert, die Ehr verliert; ein Demüthiger aber, der sich seines geringen Herkommens nicht schamet, alle Ehren verdient. Der König Saul laßt den David zur Audienz rufen, und thut ihm sehr stattliche Offerten anerbieten; was da? etwann eine schöne Herrschaft samt vielen reichen Unterthanen, die sich da lassen öfter barbieren, als seine Schaf? nichts dergleichen; etwann eine große Summa Gelds, wormit er reicher wurde, als durch seine Schäfereien, dann Pecunia mehr gilt, als Pecora? nichts dergleichen; etwann ein vornehmes Officium zu Hof, dann ja in Aula lustiger zu leben, als in Caula? nichts dergleichen, sondern der König Saul offerirt ihm seine Prinzessinn zu einem Weib, quis sum ego? bin ich doch ein armer Tropf, mein Vater ist ein armer Mann, welcher etliche seiner Söhn in Krieg schickt, mich aber samt andern zum Schaf-Hirten braucht, damit er uns nur erhalte, ich bin ein gemeiner Kerl, der nichts kann, als etwann mit dem knoperten Hirtenstab meine Schäfel in einer Disciplin zu halten etc. Weil solchergestalt der David sich seines Herkommens nit geschamt, sondern in allweg sich solcher großen Ehren unwürdig geschätzt, also ist er derenthalben bei dem König und dem gesamten Hofstaat in großer Aestima gehalten worden. Dem großen Erzbischof Wilegiso zu Mainz ist es eine sondere Ehr gewest, daß er seines schlechten Herkommens nit vergessen, und in sein Wappenschild ein Rad setzen lassen, zur ewigen Gedächtnuß, daß er eines Wagners Sohn sey gewest; Amico, dem vornehmen aquilanischen Bischof und nachmals creirten Kardinal, ist es eine Ehr gewest, daß er in seinem Wappen ein Lämml geführet, zu einer steten Erinnerung, daß er ein Schafhirt gewesen. Thomä Villanovano, diesem Erzbischof ist es eine Chr gewest, wie er in Mitte der Bischöf gesessen, und wahrgenommen, daß ein armer Bauer zu unterst des Saals unweit der Thür gestanden, den er als seines Vaters Bruder gekennt, dessentwegen ihm alsobald entgegen gangen, denselben sehr freundlich empfangen, und in Gegenwart so vornehmer Herren eine lange Ansprach, anbelangend seine armen Freund, mit erstgedachtem Bauersmann gehalten. Benedicto dem XI., römischen Papst, ist es eine Ehr gewest, wie er seine Mutter in fürstlichem Aufputz nit
In einer vornehmen Stadt hat ein armer Bauer Holz auf den Markt getragen, und weil solche Bürd ziemlich groß, und die Gassen nit gar breit, damit er mit seinem Holzkram nit möcht einen stoßen, also hat er immerzu geschrien: »auf die Seite!« DiesemCremor Tartari eingenommen, nit hätte verkochen können, dahero er seine Klag so hitzig vorgetragen bei Gericht, daß besagter Bauer alsobald durch scharfen Befehl sich stellen müssen, die wider ihn gelegten Klag-Punkte zu beantworten; der Bauer (besser geredt) der Lauer erscheint, stellt sich aber, als wäre er stumm und könne nit reden, man drohet ihm ernstlich, er soll reden, dieser deut immerzu mit den Fingern, bald in die Höhe, bald in die Nieder, bald auf die Seite, bald krumm, bald gerad, bald ernstlich, bald lächerlich, bald traurig, bald lustig, man konnt nichts anders vernehmen, als nit gar halbe Wörter, ho-hu-ha-hei-oia-oe-huo, die Richter glaubten nit anderst, als könne der arme Tropf nit reden, sondern sey ein elender Stumm, mit dem man mehr mit Mitleiden, als mit Straf verfahren solle, es könne also dem hochgeehrten Herrn N. N. »auf die Seite, auf die Seite!« ja, ja, ja; wann dem also ist, sagten hinwieder die Richter, so fällt der Herr selbst das Urthel wider sich, dann so der arme Tropf ermahnt, man wolle ihm ausweichen, hat diesen Spott und Fall der Herr seiner Hoffart und nicht des Bauern Bosheit zuzumessen, jetzt fallt mir der Name ein dieses stolzen Narrn, er hat Hathanasius geheißen, dann er eine lange Nase darvon getragen, der Spott laufet gemeiniglich dem Hoffärtigen mit Hasenfüßen nach.
Das dritte Stuck in dem Recept ist Spiritus Tartari, die Lateiner wissen schon, daß Tartarus auf deutsch die Höll heißt, welche dem Hoffärtigen nit wird ausbleiben. Foris canes, hinaus was Hund seynd, sagt uns der Herr, die gehören nit in das Haus meines Vaters, sondern welche, wie die Hund neidig seynd, gehören in die Höll, aber diese seynd noch nit die ersten darin gewest.
Der Himmel ist ein Schafstall, und da werden alle Böck ausgeschlossen, dann welche, wie die gailen Böck in Unzucht leben, haben nichts anders zu gewarten, als die Höll, aber diese seynd nit die ersten darin gewest. Wie Gott der Allmächtige die Welt aus nichts erschaffen, Spiritus Domini ferebatur super aquas, da schwebte der Geist Gottes ober dem Wasser, aber der Hölle Geist schwebt ober dem Wein, merces vestra copiosa etc., dahero die Faullenzer alldort nichts abzuholen, sondern die Trägen müssen die Höll ertragen, aber diese seynd dannoch nit die ersten allda gewest. Im Himmel ist ein ewiger Fried, dannenhero die Geharnischten daselbst nit werden eingelassen, sondern alle Zornigen, die so geschwind im Harnisch, steigen in die Höll, aber dannoch seynd diese nit die ersten darin gewest. Weil die dritte Person in der Gottheit eine Taubengestalt an sich genommen, sodann gelten bei ihm die Raben gar nichts, wessenthalben alle, so wie die Raben stehlen, in die Höll verstoßen werden, nichts destoweniger seynd diese nit die ersten darin gewest. Nichts unreins geht in Himmel ein, nihil coinquinatum etc., weil dann viel Geld zählen schwarze Händ macht, also gehören die Geizigen hin unter, aber doch seynd diese die allerersten nit gewest darin, sondern die Hoffärtigen, als da war Lucifer, dieser Spiritus Tartari samt seinem Anhang waren die allerersten in der Höll, diese haben zum allerersten den Abgrund eröffnet, und wäre Adam samt seinem Weib, welche um 9 Uhr Vormittag erschaffen, und um 3 Uhr Nachmittag mit Ruthen ausgestrichen und des Paradies verwiesen worden, wie etliche darvor halten, der erste beim Teufel gewest wegen der Hoffart,
Der Dank war nit gar groß, den ich von diesem neugebackenen Edelmann habe eingenommen, welches mir schier ein wenig in die Nasen gerochen, in Erwägung, daß meine Salbe noch allzeit gut, bei diesem aber allein in Unwerth kommen, dahero ich diese, meine widerigen Mucken auszutreiben, eine beliebige Gesellschaft gesucht, und dieselbige bald nach allem Wunsch angetroffen in des Herrn Albanii, als meines sehr werthesten Freunds eigener Behausung, woselbst schon fast eine halbe Stunde bei einander gesessen, ein reicher Handelsmann, damal ein Wittiber, sodann seine größern Töchter, item ein Doctor; aus allen Reden, so sie damal führten, konnt ich leicht abnehmen, daß sie allesamt etwas unpäßlich, und gaben mir gar deutlich zu verstehen, daß ich ihnen, vermög mei ner wenigen Wissenschaft, möcht einen Rath ertheilen, oder ein Mittel vorschlagen, wormit sie könnten diesem Uebel abhelfen. Dazumal war mir dieses Ansuchen nit gar angenehm, weil mir die kurz vorher ergangene Kur nit nach allem Wunsch ausgeschlagen, ich konnt es aber dannoch dem lieben Albanio wegen der alten Hacken und schon lang gepflogener Freundschaft nit weigern, habe demnach des reichen Handelsmanns Zustand alsobald erkennt, und gar wohl gesehen, daß er einen schweren Fluß in Augen, und also den Nächsten, forderist der arm ist, nit viel ansehen thut, woraus ich ihm dieses kurze Recept gemacht:
Recip:
Feigenblätter in der Sonn gedörrt, und mit Schwefel zerrieben, nachmals in frischem Wasser gesotten, darmit die Augen öfters gewischt, vertreibt die Flüß.
Die Reichen leiden sehr stark an solchem Augen-Fluß, daß sie also nicht bald einen armen Menschen können ansehen, sondern sich ihrer Mittel übernehmen, dann viel Güter machen hohe Gemüther; der evangelische Prasser hätt gar gewiß den armen Lazarum allzeit grüßt, und ihm ein bonna dies geben, wann er nit viel Mittel hätt gehabt, weil er aber ein steinreicher Vogel war, also hat er den Armen nit viel geacht; die babylonische Bestia und Unzucht in Apocaylpsi, weil sie um und um mit Gold und reichem Geschmuck geziert war, wollt auch den hoffärtigen Namen und das stolze Prädikat haben, Babylon Magna. Aber mein Herr Goldecker, übernimm dich nit wegen deines Reichthums, brauch die Feigenblätter, und stell dir vor Augen jenen Feigenbaum, welcher an dem Weg gestanden: unweit Bethania stund überaus ein schöner Feigenbaum, unter dem ein mancher Reisender bei großer Sonnen-Hitz im Schatten gelegen, er war über und über mit den annehmlichen Blättern bedeckt, daß einem von fern gedunkt, es stehe daselbst einer mit einem grün-sammeten Rock, er streckte die Aest allerseits aus, als wollt er einen Chor-Regenten abgeben, und den so lieblich singenden Vögeln zu der Musik den Takt geben; in selbiger Gegend war kein Baum, der so sauber aufgezogen, und einer so adelichen Statur, als eben besagter Feigenbaum; ich glaub wohl, wie die Bäume ihren Reichstag celebrirt,
Laß dir dieß ein Exempel und eine Witzigung seyn, mein reicher Vogel, und thue nit wegen deines Reichthums stolzieren, hast du gute Mittel, gute Küttel, gute Titel, gute Schnittel, gute Hüttel, so übernimm dich nit, hast gute Herrschaften, Habschaften, Wirthschaften, Handelschaften, übernimm dich nit, sonst laßt dich Gott, der alle Hoffart hasset, fallen, daß du auch verdirbst, wie der Feigenbaum. Wer ist besser gestanden im Reich und Reichthum, als eben der König Nabuchodonosor? Felder und Wälder ohne Zahl, Geld und Zelt in Ueberfluß, Schätz und Plätz nach allem Wunsch, Haus und Schmauß, wie sein Herz verlangte, hatte dieser reiche Gesell; weil er sich aber übernommen, so hat ihn Gott lassen also arm werden, daß er nit ein Stückel Brod in seiner Gewalt hatte, sondern mußte Gras anstatt Käs essen. O elender Tropf!
Der Amerling ist unter den Vöglen einer aus den stolzesten, er prangt mit seinem gelben Brustfleck daher, als wann er des Vogel Phönix sein Schwager wär, den ganzen lieben Sommer hindurch ist er so Edel, edel bin ich, edel bin ich. Aber laß den lieben Sommer vorbei gehen, laß den fruchtbaren Herbst verschleichen, laß den rauhen Winter herzukommen, wann alles über und über mit Schnee bedeckt, sodann bleibt der stolze Amerling mit seiner Muteten wohl aus, er singt nit mehr, edel, edel bin ich, sondern er hocket dem Bauern vor die Thür; er sitzt ihm auf den Mist, er hupft ihm gar unter die Pferd, er spaziert vor der Scheuer und singt, Vetter, Vetter, Vetter. Also soll auch auf keine Weis' der Mensch stolzieren wegen seines Haab und Guts, und sich etwann deswegen besser und mehr schätzen, als andere, es kann der Allmächtige gar leicht machen, daß er durch mancherlei Unglück um all das Seinige kommt, und nachmals bei einem gemeinen Menschen, den er vorhero nit angeschaut, Hilf suchen muß, ja gar, wie der Amerling dem Bauern vor die Thür kommet. Der Laban hat seine guldenen Götzen verloren, Gott kann auch zulassen, daß du um dein Geld und Gut kommest. Der reiche Job hat dergestalten alles verloren, daß er kein gutes Hemmet mehr hatte anzulegen, und war doch ein großer Fürst, dieß Elend kann auch Gott über dich verhängen. Aaron und Moses haben durch
Nach dem Tod Recesuindi, Königs in Spanien, Anno 672 haben die Fürsten des Reichs nach einer neuen Wahl eines Königs getracht, und hat sie für rathsam gedunkt, daß sie die Namen etlicher tauglicher Männer hierzu dem Papst Deodato sollen übersenden, und nachmals denselben vor ihren König krönen, der Ihro Heiligkeit vor andern beliebig scheinte, der Papst aber hat alle diejenigen ihm vorgestellte auf die Seite gesetzt, und beinebens sie ins gesamt erinnert, daß es der göttliche Wille sey, demjenigen die Kron auf das Haupt zu setzen, dessen Namen Bamba, worauf sie allerseits emsigst nachgesucht und endlich einen Lusitaner bei dem Ackerbau besagten Namens angetroffen, den sie unverweilt zu dieser Hohheit erheben wollten, welches aber der fromme Bamba in allweg geweigert, ja solches nur für einen Schimpf und Foppspiel ausgelegt, und endlich aber zugesagt, jedoch mit dem Beding, wann der dürre Stab, welchen er dazumal in die Erde gesteckt, werde blühen, und siehe Wunder! den Augenblick hat erstgedachter Stab angefangen zu grünen, und in Beiseyn alles Volks, die schönste Blühe hervor getrieben, woraus sattsam zu erkennen war, daß Gottes Wille sey.
Dieß war ein groß Wunder, indem ein dürrer Stab ist gewachsen, hat blühet und floriret, aber es Regen wird, man hat schon öfter gesehen, daß ein armer Tropf ist hoch kommen, und ein reicher Regent daraus worden etc., aber übernimm dich nit wegen deines Reichthums, sonst, was Gott hat geben, das thut er wunderbarlich wieder zurück nehmen, und da bestehst du, wie ein gerupfter Plato. O wie viel dergleichen weiß ich, etwann du auch, welche Reichthum halber im Vollmond gestanden, aber Hoffart halber in das Abnehmen kommen.
Der rothe Löw, oder reiche Berg-Knapp ist weit bekannt, als welcher die hohe Schul zu Prag soll erbaut haben, und seinem König eine ganze Tonne Gold geliehen, auch nachmals den Schuld-Brief in einer verdeckten guldenen Schüssel dem König für ein Bescheid-Essen aufgesetzt, und ihn darmit ver ehrt. Dieser war anfangs so arm, daß er mit dem Geld, welches sein Weib aus dem verkauften Schleier gelöst, hat angefangen zu hausen, und einen Berg-Knappen abgeben, weil aber sein Weib die Fersen blutristig gestoßen an einer Gold-Ader, so aus der Erd hervor langte, ist er nach und nach so reich worden, daß er keinem Fürsten gewichen, weil sie sich aber dessen übernommen, und sich hochmüthig verlauten lassen, es sey Gott unmöglich, daß sie sollt arm werden, also sey sie dergestalten
So wird auch erzählt von einem gewissen Herzog im römischen Reich, daß er in allen seinen Sachen hochmüthig und aufgeblasen sich erwiesen, weil er nemlich in großer Macht und Gütern gestanden; es ermahnete ihn dessen nit selten der Kaiser Friederich, sprechend, wann das End gut ist, so ist alles gut, dann es sahe der weiseste Monarch wohl vor, daß der Fall dem Hochmuth auf dem Fuß nacheile, solchen heilsamen Rath thäte der Herzog nicht allein verwerfen, sondern noch hierüber den Kaiser schimpfen, indem er ihm aus Zwilch einen schlechten Bauern-Küttel machen lassen, der Saum aber dieses Kleids war mit kostbaren guldenen Spitzen verbrämt, und als sich wegen dieses so wunderlichen Aufzugs der Kaiser nicht wenig befremdt, auch gefragt, was solche Kleidung bedeute, gab der übermüthige Herzog diese Antwort: »wann das End gut ist, so ist alles gut,« wordurch er die gegebene Ermahnung ausgelacht. Weil aber Hoffart allemal mit dem Untergang niederkommt, und die Stolzheit nichts anders gebähret, als den Fall, also ist auch diesem widerfahren, daß er nachmals spöttlich im Krieg gefangen, und gar mit Stricken gebunden worden.
Von dem großen Goliath sagt die h. göttliche Schrift, wie er mit dem David einen so ungleichen Duell eingangen, daß er sey von Fuß-Sohlen an, bis hinauf in lauter Harnisch gewest. Das liebe Deutschland und ganze römische Reich ist viel Jahr hero immerzu im Harnisch, an allen Orten Krieg und Waffen,
Das andere Stuck im Recept ist der Schwefel, den hab ich dazumal aus der Erd graben, wie sich diese eröffnet, und den Dathan und Abiron lebendig verschlickt, dieser Schwefel ist aus der Höll, wohin bemeldte Bösewicht lebendig gestiegen; weil daselbst der Schwefel in der Menge, nach Aussag Johannis. Dieser Schwefel ist sehr heilsam für den Fluß in Augen; wann jemand aus Hochmuth sich übernimmt, den Nächsten nicht anschaut, ja alle veracht, der betrachte wohl das Schwefel-Feuer in jener unglückseeligen Ewigkeit, wormit Gott alle Stolzen und Hoffärtigen unaufhörlich züchtiget, welches ihm leicht allen Hochmuth dämpfen wird. Fragst du, was Unthat halber der Dathan und Abiron lebendig zum Teufel gefahren? lebendig von der Erd verschlickt worden? lebendig in das ewige Schwefel-Bad gestiegen? darum, weil sie hochmüthig waren.
Dieses reichen Herrn anwesende Tochter war sehr bleich, und also allem Ansehen nach nicht gar wohlauf, wie sie es dann selbsten bestanden, es war aber die Krankheit leicht zu erachten, dann sie sehr aus
Recip:
Nichts, dieß ist gar ein vortrefliches Mittel, wann man Fruhe und Abends, forderist bei nüchtern Magen etliche Unzen einnimmt.
Hoffart ist bei den Weibern die anderte Erbsünd und das tägliche Brod. Es kann gleichwohl nit eine unartige Frag seyn, warum der böse Feind der Eva in Gestalt einer Schlange versucht im Paradeis? warum ist er nit als eine Katz herein getreten, welche nachmalens mit ihrem Schmeichlen und Heuchlen sich an den weißen Füßen Evä herum gestrichen, und durch annehmliches Murren und Sumpsen der schönsten Madam ein Wohlgefallen gemacht hätte? warum nit in ein kleines Hündl? dann dem Frauenzimmer ohne das solche Bologneser-Flöh sehr werth und angenehm seynd, auch solche schönen Hunds-Nasen mit vielen Privilegien versehen. Warum nit in eine Taube? da hätt er können der holdseligen Eva auf die Achsel sitzen, mit dem Schnabel dero zarten Ohrnwäschl kitzlen und mit dem gewöhnlichen Gurugu, Gurugu, weiß nicht was für Heimlichkeiten in das Ohr sagen? warum nit in einem Papagei? zumalen vornehme Damen ohne das gern dergleichen gefiederte Schwätzer in ihren Zimmern aufhalten, und seynd die armen Geistlichen und Diener Gottes gar oft nicht sicher, daß sie nit von solchen indianischen Ploderen auf öffentlicher Gasse Pfaffen, Pfaffen genennt werden, welches sie von den Ehren- und Tugend- bedürftigen Zimmer-Menschern, oder kothseligen und heillosen Lageien erlernt. Warum nit in einen eritis sicut Dii. Von dannen rührt ursprünglich her, daß die Weiber den Hoffart-Kitzel haben und kein stolzers Thier auf Erden anzutreffen, als dasjenige, welches Zöpf tragt.
Die h. Schrift in dem Buch Genesis am 30. Kapitel V. 14 u. flg. registrirt, daß der Ruben hab seiner Mutter der Lia etliche Alleraun vom Feld nach Haus gebracht, so bald die Rachel in Erfahrenheit gebracht, hat sie alsobald ganz inständig von ihrer Schwester die Alleraun begehrt, oder wenigst nur einen Theil derselben, was? sagt die Lia, ist es nit genug, daß du mir meinen Mann genommen hast, willst mir noch die Alleraun auch nehmen? es ist zu wissen, daß die Alleraun, in Latein Mandragorae genannt, gewisse Wurzel seynd, welche fast Händ und Füß haben, wie die Menschen, und also solche den Mandragorae dederunt odorem, und also hab sich die Rachel darmit angestrichen, oder sonst zur Schönheit gebraucht, auf mancherlei Weis'. Es war aber die Rachel ohne das schön, was schadt es, die Weiber wollen nit allein schön seyn, sondern auch schön bleiben, ja, wann es möglich wäre, noch schöner zu werden, darum zieren sie sich, als wie der Esel am Palmtag.
Von dem Gedeon bezeugt die h. Bibel, wie daß er von dem Allmächtigen Gott habe ein Zeichen begehrt, wordurch er möchte vergwißt seyn, daß er ihm wolle in dem Feld und Krieg beistehen; das Zeichen aber war dieß, er nahm ein dürres Schaaf Fell, legte es unter dem freien Himmel nieder, und sagte, mein Gott und mein Herr, wann der Morgen-Thau wird allein fallen auf dieses Fell, der ganze Erdboden aber wird trucken bleiben, sodann will ich glauben etc., wie es dann nicht anderst geschehen. Gedeon bitt noch einmal, con licenza, mein Gott und Herr, vergieb mir dießmal noch eins, er legte mehrmalen das Fell
Aber mein Gott, die Weiber tragen noch größere Sorgen auf ihre Haut und Fell, das beschauen sie alle Stund im Spiegel, obs naß, obs trucken, obs weiß, obs roth, obs bleich, obs hübsch, obs glatt, obs gelb, obs einfärbig, obs vermischt, obs rein, obs bemailiget, obs glanzend, obs dunkel, obs fröhlich, obs traurig, obs gesund, obs krezig, obs sauber, obs besudelt, obs recht oder schlecht sey; ob die Wangen noch prangen, ob die Nasen ohne Masen, obs Maul nit faul, ob die Augen noch taugen. Oel, Wasser, Pulver, Salben, Balsam, Butter, Kräuter, Wurzel, Blumen, Wein, Essig, Schwamm, Tüchel, Kämpel, Bürsten, und aller Plunder muß für das Gesicht allzeit in Bereitschaft stehen, ja kein Verlurst kommt sie härter an, als der Schönheit. In Tractu Melovicensi war eine Frau sehr wohlgeneigt den Ordens-Leuten St. Francisci, und denselben aus frommer Freigebigkeit sehr viel Almosen in das Kloster geschickt, einmal hat sie etwas für die lieben Geistlichen einkauft, weil sie sich aber auf dem Markt gar zu lang verweilt, und derenthalben in etwas zu spat nach Haus kommen, hat sie der eifersüchtige Mann nit allein mit harten StreichenMüttern, oder eigentlich das Müssen genennt wird, in welchem ein Spielgespann unweigerlich, so das Verlieren an ihn kommt, thun muß, was ihm wird auferlegt. Wie nun die Ordnung die schöne Phrinis getroffen, Allo! sagt sie, und laßt alsobald ein frisches Brunn-Wasser herbei tragen, was ihr sehet, das ich thue, das sollt ihr gleichmässig nachthun, worauf sie alsobald ihr holdseliges Gesicht gewaschen, welches aber hierdurch nur schöner worden, so bald aber die anderen gefirneisten Muster desgleichen gethan, und dardurch der falsche Anstrich das Valet geben und Abschied genommen, alsobald haben dero Gesichter eine Gestalt gehabt, wie eine dreijährige Brandstatt, und hat sich die Phrinis nit wenig begnügt befunden, daß sie die Schönste geblieben.
Recipe für euch saubere Docken, damit der stinkende Athem vergehe, samt der stinkenden Hoffart; sagt her, was ist euere Gestalt, mit dero ihr so sehr pranget? nihil,
nichts, eine pure Eitelkeit, nehmt Nichts Fruhe und Abends ein, etliche Löffel voll, wo nit in Magen, wenigst in das Herz, ihr werd sehen und spüren, daß euer Zustand gewendt werde, forma bonum fragile. Wie der Job Gut und Blut verloren, Kinder und Rinder verloren, Land und Pfand verloren, und gleichwohl nit die Geduld, also hat ihm der Allmächtige diesen Verlurst doppelt erstattet, und wann er vorhero tausend Ochsen gehabt, sodann hat ihm Gott zwei tausend darfür geben. Unter andern hat ihm der Allerhöchste auch 7 Söhn und drei Töchter widerum geschenkt, von den Töchtern aber bezeugt die h. Schrift, daß sie die allerschönsten Mädel seyen gewest im ganzen Land: Non sunt autem inventae mulieres speciosae, sicut filiae Job, in universa terra. In keiner Stadt, in keinem Markt, in keinem Geschloß, in keinem Dorf hat man so schöne Menscher gefunden, als wie des Jobs seine gewest, die Gestalt der Lamia, das Gesicht der Flora, die Schönheit der Lucretia, die Wangen der Clelia, die Stirn der Livia, der Mund der Cleopatra, die Augen der Penelope, die Haar der Lais, seynd kaum ein Schatten zu nennen gegen den schönen Töchtern des Jobs; kein Mensch kann es ihm einbilden, wie hübsche Mädel diese gewest seyn; aber hört, was ihnen Job für seltsame Namen geben, die erste nennte er Dies, ein Tag, die andere Cassia, ein Rauch, die dritte
Cornustibium,
ein
Der David hat jenes Schwerdt, mit dem er dem Goliath den Garaus und Kehraus gemacht, in dem Tempel aufgehängt, als ein sonders Kennzeichen und Gedächtnuß seiner Victori; es ist aber dieses Schwerdt gleichwohl mit der Zeit verrostet; was seynd oft schöne, aufputzte und aufgemutzte Gesichter anderst als Schwerdter, die manchen das Herz verwunden, aber wart eine Weil, so werden auch diese rostig und laufen an, wie eine Becklhauben bei Frieds-Zeiten. Wie lang bleibt das österreichische Wappen roth und weiß in dem Angesicht? nit lang, es stehet eine kleine Zeit an, da kommt das Moscowitische Wappen darein, so da ist eine Bärnhaut; mein wie lang glänzt das weiße Helfenbein auf der Stirn? nit gar lang, es stehet eine kurze Zeit an, da wird ein ungestalter Tuftstein daraus, ja das ganze Angesicht, wie eine Grott, in dero Mitte anstatt der Wasser-Kunst, die triefende Nasen; mein wie lang hangt der rothe Fürhang an den Wangen? nit gar lang, es steht eine kleine Weil an, da zerreißt er, als wie im Tempel zu Jerusalem, velum templi scissum est, sch-ön; sch-ändlich, w-ohlgestalt, w-ild, f-ein, f-alten, h-übsch, h-äßlich, r-oth, r-otzig fangen von einem Buchstaben an, und mag das Kräutel oder Blümel Tausendschön noch so hübsch blühen, so thut es doch bald verwelken und verdorren. Achan, als ein Dieb, hat zu Jericho gar einen schönen rothen Mantel gestohlen: Pallium coccineum valde bonum. Es nichts wird, sodann wird euch bald der Uebermuth vergehen, das Geistel sinken, die Demuth wachsen, und der Gestank der großen Hoffart aufhören.
Der Mundbäck des großen Königs Pharaonis, weil er saumselig, hat müssen in die Keiche schliefen, deßgleichen auch sein Mitkollega der Mundschenk, sonst ein sauberes paar Brüder, diese hatten bei nächtlicherFilii hominum usqueque gravi corde!
Ich kann es mit meinem Gewissen bezeugen, daß mir eine, dermal sehr andächtige Kloster-Person erzählt, so bereits noch bei Leben, wie daß sie, als ein lustiges Welt-Kind, nichts anders habe in das Kloster gezogen, als folgende Geschicht: (hier aber wird Ort, Namen und Zeit verschwiegen, weil annoch eine große Freundschaft vorhanden) Eine sehr adeliche Dama, bei der sie in Diensten war, ist nach kurzer Krankheit
Der Doktor, welcher sich in dieser Gesellschaft befunden, war meines Erachtens ein guter Jurisconsultus, und so viel ich von andern vernommen, ein sehr berühmter Historicus, indem er bereits etliche sinnreiche Schriften in Druck verfertiget; sobald dieser seinen Zustand mit wenigen Worten entdeckt, hab ich gleich die Krankheit getauft, und gesagt, er leide sehr an dem Ohrensausen, und habe auch gern, wann
Recip.
Ostrucium, sive Smyrion Hortense, auf deutsch, Meister-Wurz, ein Stückel von dieser über die Ohren gelegt, vertreibet das Sausen.
Mit dem Esau möcht ich gern geredt haben, wie er so theuer das Linsen-Muß von dem Jakob erkauft, und selbes nachmal so begierig aufgeessen, dann ich hätt ihn befragt, wie er sich auf diese Speis' befinde, zumalen die Arzneierfahrnen vorgaben, daß die Linsen von Natur den Magen und Leib aufblähen, wird also der Esau dazumal ziemlich aufgebläht seyn gewesen. Aber meiner Meinung nach blähet die Doctrin und Wissenschaft die Gemüther noch mehr auf, und heißt es meistens studeo, studui, stolz etc. Scientia inflat, spricht der h. Paulus, 1. Corinth. K. 8.
Der übermüthige Abimelech, nachdem er allerseits großen Schaden zugefügt, hat auch zu Thebes einen festen Thurm, worauf sich sehr viel Leut retiriret, wollen in Brand stecken, und als er solches gleich wollte werkstellig machen, siehe! da hat ein Weib von oben herab ihm einen großen Stein auf den Schädel geworfen: Et confregit cerebrum ejus, und hat ihm das Hirn zerbrochen. Die sieben freien Künste werden allemal wie die Weibsbilder entworfen und vorgebildet. O wie manche aus diesen hat oft einem schier das Hirn zerbrochen! viel Jahr, oft bei Tag und Nacht, siehet man, dicht man, wacht man, tracht
Was die Ursach sey, daß ein Koch von einem weizenen Mehl, da es um dieselbe Zeit, wann der Weizen auf dem Feld in der Blüthe steht, nit zusammen gestockt, sondern je länger es beim Feuer, je dünner es werde?
Was die Ursach sey, daß alles Brod im Back-Ofen sich schäle, und die Rinde von der Schmolle sich zertheile, wann man nur ein Laibel heraus zieht, und selbes neugebacken von einander schneidet?
Was die Ursach sey, daß immer gelbe Mail oder Fleck in der Hand auffahren, das Herz klopft, und gar oft das Blut aus der Nase schweiße, zur selben Zeit und Stund, da meinem Bruder 300 Meilen von hier etwas widriges begegnet?
Was die Ursach sey, daß die Beeren-Feiste in einem Büchsel zur Winterszeit, da die Beeren in der Höhlen und Wäldern zunehmen, auch wirklich wachsen und sich vermehren?
Was die Ursach sey, daß eine Kindsmutter eine reiche Spinn bekomme, die vorhero Mangel gelitten, wann sie einen Bissen Fleisch oder Brod, so eine andere milchreiche Ammel im Maul zerbissen, hinunter isset?
Was Ursach sey, daß viele von dem dreitäglichen Fieber frei und los werden, wann sie die Nägel an Händ und Füßen abschneiden, und nachmals solche an einen lebendigen Fisch oder Krebs gebunden in einen rinnenden Fluß werfen?
Was Ursach sey, daß die ungestalten Wärzen im
Was Ursach sey, daß eine runde Kugel, so man sie ins Wasser wirst, allzeit mit demselben Theil in die Höhe schaue, mit welchem sie vorhero an dem Baum in die Höhe gestanden?
Was Ursach sey, daß ein Dukate oder anders Gold im Maul gehalten, ganz weiß werde, wann man nur eine Zehe am Fuß in ein Quecksilber oder Mercuri steckt?
Was Ursach sey, daß ein gesottener Krebs, wann man dessen Schweif in ein Glas Wein hängt, das ganze Glas aussaufe?
Was Ursach sey, daß gar oft im heißen Sommer augenblicklich die Frösch auf der Straße wachsen, wann ein warmer Regen in Staub fallt?
Was Ursach sey, daß die Belzer, so vorhero als Zweigel abwärts gebrochen worden, nur in die Dicke wachsen, so sie aber aufwärts abgenommen worden, in die Höhe nachmalens wachsen?
Was Ursach sey, daß fast allemal ein Zank unter den Gästen entstehe, wann man einen Stein, in den vorhero ein zorniger Hund gebissen, auf die Tafel legt?
Was Ursach sey, daß viel das gefährliche Seitenstechen kuriren, wann sie in ihren Trunk ein Messer hängen, wormit ein Metzger oder Fleischhacker das Vieh abgestochen?
Was Ursach sey, daß ein Kind nit geschreckt wird, wann man demselben etwas von einer Eselshaut in die Wiege legt?
Was Ursach sey, daß der Esel die Ohren hängt, die Schwalben auf der Erd fliegen, die Flöh sehr ungestüm beißen, wann bald ein Regenwetter einfällt?
Solche Ursachen suchen oft einige emsiger, als der Saul die Esel seines Vaters, sie suchen es mit größern Sorgen, als der Laban seine Götzen-Bilder, und wann sie nach viel Zeit und Jahren etwas ergriffen, zu was dient ihm diese Wissenschaft? zu nichts anders, als daß sie hiervon aufgebläht werden. Scientia inflat, da prangt man mit dem Titel Bacalaurei, Magistri, Candidati, Doctores etc., da müssen Flügel an das Wammes, ein Ring an Finger, ein Gestreng an Titel etc., da sitzt der Plato auf der Zung, der Aristoteles schaut zum Fenster heraus, der Diogenes hockt auf den Achseln, der Sallustius liegt im Hosensack, der Seneca steckt in Handschuhen, der Horatius sitzt bei den Füßen, und die saubere Hoffart im Herzen.
Der Prophet Ezechiel hat einmal ein wunderliches Gesicht gehabt, er hat gesehen, daß ein Buch vom Himmel kommen, und war zugleich der Befehl, er soll das Buch essen, comede volumen, und nachdem er solches genossen, ist er ein wunderlicher Mann worden, ein ansehnlicher und heiliger Prophet worden; viel sitzen ob den Büchern, schöpfen eine Wissenschaft weit tiefer, als der Brunn gewest, wo unser Herr von der Samaritaninn den Trunk begehrt, solviren erat quippe magnus, erdenken solche Argumenta, die weit schärfer, als der Säbel, wormit der Peter dem Malcho das Ohr gestutzt, ersinnen solche Rationes, die weit spitziger, als der Nagel, den die Jahel dem Sisarä durch den Schlaf geschlagen, bemühen sich mehrer und länger um die schöne Wissenschaft, als der Jakob um die schöne Rachel, welcher sich doch 14 Jahr hart strapaziret, und also nit eins, wie Ezechiel, sondern fressen fast alle Bücher; was folgt aber endlich? was? scientia inflat, meistens die Hoffart, da kitzlet der Titel: SS. Theol. Doctor, trutz laß ihn einer aus, wann man einem zuschreibt, da heißt es: nos legem scimus, hic est filius fabri, wir seynd aufgeraumte Köpf, dieser und dieser hat nit weit in die Bücher geschaut, da will man allzeit oben schwimmen, wie das Eisen Elisäi, und wachst man in der Wissenschaft so weit, daß man sich selbst nit mehr weiß.
Wer ist gelehrter und erlauchter gewest, als eben Origines, dessen Vater ein glorreicher Martyrer und Blutzeug Christi; dieser Origenes war zu seiner Zeit in dem 18. Jahr schon ein Lehrer aller Lehrer benamset, dieser Origenes war so heilig und vollkommen, daß ihm mehrmal der Heiland Jesus selbst erschienen; dieser Origenes war so gelehrt, daß er 6000 Bücher zusammen geschrieben, wie es Epiphanius bezeuget. Aber lies' weiter, dieser, dieser Origenes hat wegen seiner Scienz und Wissenschaft sich übernommen, hat das Sausen in Ohren gelitten, und gern
Tertulianus, ein Glanz, eine Schanz, ein Kranz der katholischen Kirche; Tertulianus, ein Bekehrer, ein Lehrer, ein Vermehrer des christlichen Glaubens; Tertulianus, ein Dämpfer, ein Kämpfer wider alle Irrthümer; Tertulianus war einer solchen Wissenschaft, daß ihn der h. Hieronymus über alle gepriesen, und gleichwohl dieser Tertulianus hat das Sausen in Ohren bekommen, indem die ganze Welt so lobwürdig von seiner Doctrin geredt, sich dessen übernommen, und aus Hoffart, weil ihm ein anderer in dem Papstthum vorgezogen worden, wider die Kirche Gottes angefangen zu streiten, und hat dieses ausgeloschene Licht also gestunken, daß man es in der ganzen Welt gerochen.
Simon de Tornaro, eine Fackel und Mirakel der theologischen Wissenschaft zu Paris, war in solchem Ruhm und Preis, daß man seine Lehr als eine ziemliche Portion von einer himmlischen Scienz gehalten, ist aber endlich von der Hoffart also angeblasen worden, daß er freventlich sich verlauten lassen, er hab des armen Jesuli seinem Gesatz nit wenig Schutz gehalten, und wann er wollt, so konnt er gar leicht mit so starken Beweisungen das völlige Gesatz Christi umstoßen.
Zur Zeit Urbani des Fünften, römischen Papstes, um das Jahr Christi 1350 hat ein einfältiger Tropf gelebt, mit Namen Alaun, der zwar als ein junger Knab in die Schul geschickt worden, aber ganz und gar nichts fassen konnte, als die zwei Wort allein: Ave Maria; dahero wohl kein Doktor aus ihm worden, sondern ein gemeiner Bettler, der von Haus zu Haus das Brod gesammlet, und brauchete er keine solche Wohlredenheit, wie andere Bettler, sondern sein ganzes Reden, weil er gar zu plump und untüchtig, ist gewest das öftere Wiederholen des Ave Maria, das gratia plena war ihm allzuschwer; männiglich hielt ihn für einen albern Menschen und angebrennten Einfalt; aber der Einfältige gefallt oft der gähen Zweifaltigkeit mehr, als ein Hochgelehrter und Witziger; wie dieser Alaun mit Tod abgangen, und ihn die benachbarten Bauern bei dem Brunn begraben, allwo erstgedachter armer Schlucker seine Wohnung hatte, ist aus dem Grab eine schneeweiße Lilie heraus gewachsen,
Das Weibl im Evangelio hat den Groschen verloren, wessenthalben sie ein Licht angezündt, und das ganze Haus durchsucht, oben gesucht, unten gesucht, in der Mitte gesucht, auf der Seite gesucht, vorn gesucht, hinten gesucht, in der Stube gesucht, in der Kammer gesucht, in der Kuchel gesucht, im Keller gesucht, unterm Dach gesucht, um und um gesucht, und nachdem sie ihn nach viel angewendter Arbeit gefunden, da ist nichts anders heraus kommen, als das congratulamini mihi, etc. Deßgleichen seynd nit wenig Prediger, welche viel Jahr durchsuchen, durchblättern, durchgrüblen, durchlaufen, durchlesen, ein Aloysium Abrizium, ein Ludovicum de Tamaso; ein Reginaldum Scambati, ein Franciscum Panigarola, ein Aloysium Juglarem, ein Cornelium Mussum, ein Paulum Olivam, ein Augustinum Mascardum etc., und vergelts Gott nichts anders haben, als das congratulamini mihi, eine eitle Ehr, ein schallendes Geschrei, ein begieriges Lob, ein gemeines Glück wünschen etc. O wie weit höher wird solche in der Glorie übersteigen (wann sie doch noch dahin gelangen, welches sehr zweifelhaft) ein frommer und demüthiger Einfalt, ein gottseliger Simplicianus. Raderus erzählt von einem, der so einfältig war, daß er nichts anders beten konnte, als diese ungereimten Wort: Miserere tui Deus, »Gott erbarm dich deiner,« und ist doch dadurch zu solcher Heiligkeit gelangt, daß er mit trucknen Füßen über das Wasser gangen. Ein anderer war, der im Brauch hatte, nichts anders zu beten, als das ABC, nach Vollendung desselben sagte er, o mein Gott, ich weiß, daß alle Gebet im ABC begriffen seynd, jetzt klaub dir aus, was dir wohlgefällig. Viel dergleichen stehen bei dem Allerhöchsten in größern Gnaden, als ihr Clarissimi, Excellentissimi, Ingeniosissimi, Doctissimi, Eximii Domini, Domini etc., die ihr gar oft mehr nach dem Lob schnappt, als ein Hungeriger nach dem Laib, und thut euch die Ohren nichts mehrers kitzlen, als hohe, herrliche Titel, dahero titulare und titillare fast gleich seyn: um Gottes willen, braucht dieß mein vorgeschlagenes Mittel im Recept, nemlich die Meisterwurze, damit der so gefährliche Zustand gewendt werde; unter diesem Namen verstehe ich unsern lieben Heiland selbsten, der mehrmal Meister, dieser, o Demuth über alle Demuth! dieser kurz vor seinem Tod hat sich vor den Apostlen niedergeworfen, und ihnen die kothigen Füß gewaschen, diejenigen Händ, welche Himmel und Erd erschaffen, die erniedrigen sich anjetzo zu den Füßen der Menschen, auch sogar zu den Füßen des verrätherischen Judä! nach solchem Werk der tiefesien Demuth wendet sich der Herr zu den Aposteln, und sprach: Vos vocatis me Magister et bene dicitis; sum etenim, etc. Ihr nennet mich Magister, gar recht, dann ich bin einer: der gebenedeite Heiland Jesus ist ein Magister, ja, und wir seynd seine Discipel, die Lektion, so er uns aufgibt, bestehet nur in 36 Buchstaben, nur in 7 Wörtern, benanntlich: Discite a me, quia mitis sum et humilis corde, die Demuth ist über alle Scienz und Wissenschaften, ihr möcht können, was Suarecius und Vasquccius, diese vornehmen Theologi, ihr möcht können, was Cato und Plato, diese vornehmen Philosophi, ihr möcht können, was Bartholus und Baldus, diese vornehmen Juristen, wann ihr aber besagte Lektion nit könnt, so seyd ihr ungelernige Eselsköpf in der Schul dieses Magisters.
Weil nun der Tag sich gegen den spaten Abend neigte, und der Weg nit gar nahet in die Herberg, also hab ich mich von dem Herrn Albanio schön beurlaubet, und ganz allein nach Haus geeilet, allwo einer schon über zwei Stund meiner gewart, dieser hatte eine so lange Nase, daß er, wie er zu der Stuben-Thür hinein getreten, die Nase schon zum andern Fenster hinaus gelangt, er bat mich hintersich und
Ich entschuldigte mich alsobald, daß ich kein Chirurgus noch Wundarzt sey, und gedachte bei mir, was key ich mich um deine Nase; forderist hatt ich schon Nachricht hiervon, daß ihm, dem stolzen und hoffärtigen Narrn, Gott der Herr selbsten diese Nase gemacht, wie er dann mit allen deßgleichen Gelichters nit anders umgehet.
In dem Land Sennar, dazumal hätt es können heißen, seynd Narrn, waren die Nachkömmling des gerechten Alt-Vaters Noe zusammen kommen, und einer dem andern zugesprochen: Bruder weißt was, helfen wir einhellig zusammen, und laßt uns einen Thurm bauen so hoch, bis in Himmel hinauf, eine hübsche Höhe, wer wird aus euch oben den Knopf aufsetzen? wohlan ihr lieben Kammeraden; lege ein jeder die Händ an, viel Händ machen bald ein End, wir werden uns einen ewigen Namen hierdurch machen, celebremus nomen nostrum, die Leut werden tausend Jahr nach uns sagen, das seynd Kerl gewest. Ein jeder ließ sich zu solchem Werk anfrischen, weil die Arbeit mit Preis-Geld, Lob-Batzen und Glori-Groschen soll bezahlt werden, graben demnach ein Fundament, legen eine Grundfest, bauen aus der Erd, erheben die Gemäuer, fahren in die Höhe, und zwar so hoch, daß man nach Aussag des h. Hieronymi, fast zwei Stund hinauf zu steigen hatte, wie nun der Allmächtige Gott gesehen, daß diese Gesellen gar zu hoch wollen, da hat er sie alle zu Schanden gemacht, indem
Kaiser Friederich sollte in ein Kloster auf eine Zeit, aus zweien einen Abt zu erwählen, und war einer aus diesen, welcher solche Hohheit suchte durch Spendiren, wie dann Munia und Munera leicht gefangen werden, und also oft besser das Schmieren, als Peroriren: Indem nun der gute Kaiser im Zweifel stund, wen er zu der vacirenden Dignität soll erheben, gab ihm ein vornehmer Minister unterthänigst den Rath und Einschlag, weil diese Mönch, vermög ihrer Regel und Satzungen, ein jeder muß eine Nadel bei sich tragen, zum Zeichen der evangelischen Armuth, damit er ihm die Kleider selber flicke, also sollen Ihre Majestät fragen den ersten Prätendanten, ob er eine Nadel bei sich habe, woraus man erkennen kann, ob er seiner Regel gemäß lebe. Wie nun beede auf bestimmte Zeit bei dem Kaiser erschienen, und der Ehrsüchtige ihm nichts anders eingebildet, als Abt zu werden, und weil sein Competent ein einfältiger Mensch und gemeiner Chor-E-sel, und da der Kaiser gefragt, als woll er einen eingezogenen Schiefer aus dem Finger ziehen,acu tetigisti) und als der einfältige und demüthige Mann mit seinem Nadel-Büchsel heraus gewischt, ist er als ein hochwürdiger Abt nach Haus gewischt, der andere Stolze aber mit Schand und Spott gestanden, das war eine lange Nase!
Der allmächtige Gott hat nun gänzlich beschlossen, aus den Kindern Isai einen König über Israel zu stellen, zu solchem End, aus Befehl des Allerhöchsten, geht der Prophet Samuel zu erstgemeldtem Isai, der gar ein gemeiner, aber redlicher Mann war zu Bethlehem, und schafft ihm, er soll alle seine Söhne lassen erscheinen, einer muß König daraus werden, wie dann solche alsobald sich eingefunden, der Eliab, der Abinedab, der Samma und noch andere sieben, es muß noch einer abgehen, sagt Samuel, ich werde ja können eilfe zählen, adhuc reliquus est parvulus, ja Herr, ein kleiner Bub ist noch daraus, und hüt die Schaaf' auf dem Feld, daß man auch diesen laß holen, sagt Samuel, wie auch dieser erschienen, gedacht ihm der ältere, mit Namen Eliab, es wirds doch keiner, als ich, ich bin ein braver Kerl, und ist wahr, dieser Eliab war ein halber Riß, die anderen Brüder konnten ihm untern Füßen durchschliefen, wessenthalben er nicht wenig hoffärtig, und kann wohl seyn, daß er einem oder dem andern aus seinen Brüdern gesagt hat in der Still, Bruder, es wirds doch keiner als ich, du wirst viel bei mir gelten, ich will dich wohl nit also in Bauern-Arbeit strapiziren, wie der Vater, als Nase! Das geschieht noch auf heutigen Tag in unterschiedlichen Wahlen, forderist bei den Geistlichen, allwo gar oft derjenige zur Hohheit erwählt wird, von dem die wenigste Meinung, und derselbige das Kürzere zieht, der aus Ehrsucht das Gloria in excelsis wollte singen.
In einer gar bekannten Stadt, die ich unterdessen Veripolis oder Wahrburg nennen will, hat sich ein Student befunden, welcher ein unerhört stolzer Stultus, ich getraue es mir nit deutsch zu sagen, dieser in seiner großen Armuth und Bedürftigkeit hat das Geld, was ihm seine armen Eltern zur geringen Unterhalt beigeschafft, zur Hoffart und Kleider-Pracht angewendt, unterdessen aber bei den P.P. Kapuzinern auf dem Berg die Suppe abgeholt. Wie er auf eine Zeit mit diesem Kuchel-Proviant und Suppen-Häferl unter dem saubern Mantel herab gestiegen, ist ihm auf der nächst entlegenen Brucken eine bekannte Jungfrau begegnet, die er nach Gebrauch sehr höstich salutiret und eine kleine Weil in gar freundlicher Ansprach beieinander gestanden; wohl recht liest man das Wort Löffel hintersich und fürsich Leffel, dann ja das löfflen auf allen Seiten; die Jungfrau, vom angebornen Vorwitz angespornt, fragt doch, was er unter dem Mantel trage? er antwortet, es sey seine Laute, auf welcher er zur Zeit-Vertreibung in der Höhe des Berges gespielt habe, und zieht hierauf den Mantel noch besser confundantur superbi, ist zu größten Schanden worden, und also gestanden mit der langen Nase.
Von der Frau Sunamitis kommt Nachricht ein bei dem Elisäo, diesem großen Mann Gottes, wie daß ihr einiger Sohn sey mit Tod abgangen, welches dem guten Propheten sehr zu Herzen gangen, und damit er sich dankbar einstelle um alle empfangenen Gutthaten, gebiet er also seinem Discipul Jezi, er soll seinen eigenen Stab nehmen, sich ganz schleunig zu gedachter seiner Kost-Frau begeben, unb daselbst den todten Jüngling zum Leben erwecken, der Jezi macht sich auf den Weg, die bekannten Leut, so ihm begegnet, fragten ihn, wohin? buon giorno Padre santo, wohin so eilends? ihr müßt gewiß ein wichtiges Geschäft haben, daß ihr euer Einsiedler-Hütten verlaßt, und über Land reis't? was dann, sagt Jezi, meine Verrichtung ist nit schlecht, ich muß einen Todten auferwecken, einen Todten? ja freilich, den und da, da und den, Auweh! sagten die Leut, das ist ein Mann, der verdient ein unsterbliches Lob, wir Nachbauern sollen ihm die Händ unterlegen, seines gleichen hat die Welt dermalen nit, das hat dem Eremiten Jezi in seiner rauhen Kutten so Nase gestanden.
Es ist ein Doctor gewest, welcher bei jedermann wollte hoch angesehen seyn, und war bei ihm eine jede Parola ein Prahlen, da doch sein Hirn und Verstand erleucht gewesen, wie der fünf thörrichten Jungfrauen ihre Amplen, in seinem Zimmer auf allen Stellen stunden große, kleine, dicke, dünne, alte, neue, gute, schlechte, hohe, niedere, schwarze, weiße, gelbe, grüne, offene, geschlossene, lateinische und deutsche Bücher, und scheinte fast seine Wohnung zu seyn ein Tummel-Platz des Justiniani, und damit er ihm bei den Leuten noch einen größern Namen machte, hat er ober der Thür eine große Stell aufgericht, und darauf lauter Mauer-Ziegl nacheinander gestellt, dieselbe in Papier eingewicklet und aussenher darauf geschrieben, Acta deren und des, daß man also darfür gehalten, er habe sehr große Proceß zu führen, aber wie ihn auf eine Zeit eine ziemliche Gesellschaft heimgesucht, worbei er mehrmalen nur das eigene Lob hervorgestrichen, hat jemand die Stuben-Thür so starck zugeschlagen, daß ein solcher steinener Proceß von der Stell herunter gefallen und einem aus den Anwesenden ein großes Loch in Kopf gemacht, da hat einer mit lachendem Maul dem stolzen Doctor gesagt, er habe freilich schwere Proceß, die Nase.
Agar, ein Dienst-Mensch bei dem großen Patriarchen Abraham, so bald sie groß Leibs worden, hat sie sich übernommen, ihre eigene Frau die Sara veracht, pfui, sagt sie etwann zu der Sara, was ist die Frau nutz, solche Weiber gehören auf den Täntelmarkt, die keine Waar haben in die Wiegen zu legen, ein Weib ohne Kind, ist wie ein Blasbalg ohne Wind, es wäre dem Abraham nützlicher gewest, wann er die nächste beste Sau-Dirn hätte geheirath, wäre doch solches Sauzimmer auch ein Frauzimmer worden, so sie nur hätte Erben tragen, mein Herr hat Ursach, euch hinfüran nicht mehr als eine Magd zu halten, da wäre ich wohl eine große Närinn, daß ich euch sollt aufwarten, es ist immer schad, daß ein solcher unfruchtbarer Baum, wie ihr Sara seyd, soll in einem so schönen Garten stehen, meine Sara, gebt lieber eine Bet-Schwester ab, weil ihr doch keine Bett-Schwester könnt seyn etc., despexit Dominam suam etc., das war eine stolze egyptische Krot! Es stehet eine kleine Zeit an, Gott hat es also verhängt, daß Agar, welche vermeint eine große Frau zu werden, hat müssen mit einem Binkel untern Armen, mit einem gestumpften Kütterl am Leib, dem bösen Buben Ismael an der Hand zum Haus hinaus wandern, vor der Thür ist draussen, gehe mir aus dem Gesicht, fort mit der Höppin, nur geschwind, sonst wird man dir die Stiegen weisen, muß seyn, so seys halt, die Frau Sara schlagt nach ihr die Thür zu, da ist die stolze Agar (ein andersmal übernimm dich mehr) gestanden mit einer großen Nase.
Ypsilon hat hergesehen, in Summa, sie glaubte, St. Nicola könne keine schönere Docken einlegen, wie sie ist, da sie nun also mit falschen Federn daher gerauscht, ist ungefähr, oder besser geredt, durch Gottes Willen, ein Aff aus einem Kaufmanns-Gewölb heraus gesprungen, den geraden Weg ihr auf die Achsel und dero Haarlocken, Bändel, Hauben, Zierräthen, Geschmuck, und allen Pracht also vom Kopf gezogen, daß sie mit ihrem calvinischen Grind, wie ein geputzter Kalbskopf vor männiglich zu Schanden worden, und auf öffentlicher Gassen gestanden mit der großen Nase.
Simon Magus ein Haupt-Hexenmeister und Zauberer hat Wunder-Sachen zeigt bei seiner Zeit, er hat gemacht, daß die steinernen und hölzernen Bilder daher gangen wie die lebendigen Menschen, er hat sich mitten in Feuer und Flammen gesetzt, und ihm doch nit ein Haar verletzt worden, er hat aus Kieselsteinern das beste Brod, die schönste Semmel gemacht, er hat sich in unterschiedliche Thier verwandelt, er hat bisweilen hinten- und vornher ein Gesicht gehabt, zu Zeiten hat er sich in lauters Gold verkehrt, er hat gemacht, daß in Häusern alle Geschirr sich selbst bewegt und die Kandel im Nase.
In Prato Fiorito wird erzählt von einem Abt, welcher einen kleinen Knaben bei sich hatte, denselbigen aber sehr scharf hielte, theils wegen etlicher kleinen Verbrechen, nachmals auch, damit der Knab in Tugenden und Furcht Gottes möcht auferzogen werden; weil aber einem andern Religiosen in selbem Kloster das Maul gestunken nach der Abtey, hat solcher aus Ehrsucht dahin getracht, wie er möchte den Abt aus dem Weg räumen, zu diesem End gab er besagtem Knaben ein Gift-Pulver in aller Geheim, mit dem Rath und Schlag, er solle dieß in der Still seinem Abt zu Morgens auf die Suppen strähen, er werde bald erfahren, daß sein Herz besser und frömmer werde, dann solches Pulver habe diese Kraft und Wirkung; der Knab folget dem boshaften Rath, jedoch hat er die Hälfte des Pulvers ihm vorbehalten, zu dem Ende, dafern sein Nase.
Die Hebräer haben einmal eine Ehebrecherinn zu unserm Herrn in Tempel geführt, dieselbige ernstlich angeklagt, wie daß sie laut vieler Zeugen Aussag in flagranti, aber nit in fragranti, sey ertappt worden, weil nun ihnen, vermög des Mosaischen Gesetz, obliege, dergleichen Uebertretor gebührmässig zu züchtigen, und zwar lebendig versteinigen, was er dann darzu sage? wir seynd ehrliche Leut, und haben noch von unsern Vor-Eltern her die anverwandte Tugend-Lieb, dergleichen Lasterl und Schleppsäck können wir nit gedulden, er soll doch auch seine Meinung beitragen, ob man die Fettel soll versteinigen? wie unser Herr vermerkt, daß diese Nase gestanden, weil unser Herr alle dero geheimen Laster und Schelm-Stückel auf die Erde protocollirt.
Indem ich nun die Kur rund abgeschlagen wegen solcher langen Nase, weil ich darfür gehalten, ich möcht doch kein Lob darvon tragen, zumalen es meine Profession nit war, er aber noch inständiger angehalten, und fast mit weinenden Augen gebeten, so sagte ich, der Sach sey leicht zu helfen, nur untersich übersich, das Wort empfand sehr hoch der Nasutus, und glaubte, ich wollt ihn foppen, dann er war der Meinung, als soll er die Nasen umkehren, welches sehr gefährlich, dafern einer unter einem Schwalben-Nest schlafen sollt, wie Tobias, sondern ich wollt hierdurch zu verstehen geben, daß er sollte wohl und vielmal zu Gemüth führen, daß Gott fast jederzeit pflegte das untersich übersich kehren, verstehe die Demüthigen, so untersich seyn, übersich helfen.
Nachdem sich der Patriarch Abraham also gedemüthiget, daß er vor dem Angesicht Gottes bekennt hat, er sey nichts, als pulvis et cinis, Staub und Aschen, solcher Aschen hat nachmals eine so gute Lauge gemacht, daß er fünf König ziemlich den Kopf gewaschen und sie überwunden, das heißt untersich übersich.
Nachdem Moses freimüthig sich also erniedriget, daß er von sich selbsten ausgeben, tardioris linguae ego sum, er habe gar eine harte Zunge, und könne vor großen He-He-Herren nit recht re-re-reden, da untersich übersich.
Der Gedeon hat in einem so niedern Stand gelebt, daß er so gar das Treid in der Scheuer selbst ausgedroschen, nachgehends aber hat ihn Gott zu einem Erlöser des ganzen Israel gemacht, der da die Sach wider die Ephraiter stattlich mit dem Degen ausgedroschen. Das heißt ja untersich übersich.
Wie der Saul aus demüthigem Gehorsam seines Vaters Eslin gesucht, da ist er von dem Esel aufs Roß gesessen, und den Eselstupfer mit dem Scepter vertauscht, da ist er von langen Ohren zu langen Ehren kommen. Das heißt ja untersich übersich.
Der David war halt ein rothkopfetes Hirten-Bübel, das war die ganze Charge, weil er aber Demuth halber nichts auf sich gehalten, ist er von Schafen zum Schaffen kommen, und König in Israel worden. Das heißt ja untersich übersich.
Die Esther war ein armes Juden-Mädel, von einem unbekannten Herkommen, indem sie aber sich wegen dero edlen Gestalt nichts übernommen, da sonst selten Schön und Schein beieinander seynd, also ist sie vom niedern Ton zum höchsten Thron gestiegen, und eine gekrönte Königinn worden. Das heißt ja untersich übersich.
Weilen sich Petrus in dem Schiffel freiwillig vor einen Sünder erkennt, und daß er nicht werth sey der Gegenwart Christi, also hat er mit seinem gehe von mir, das komm herzu der höchsten Ehren erhalten, und für die Schnallen seiner schlechten
Als Paulus ein Paulaner worden, und in den Orden der Minimorum eingetreten, sich also Mininum Apostolorum erklärt, so hat ihm Gott die ganze Welt für eine Diözes geschenkt. Das heißt ja untersich übersich.
Indem Johannes Baptista sich aller hohen Prädikaten geweigert, mit denen ihn die Pharisäer komplementirten, ja sogar sich unwürdig erkennt, die Schuhriemen des Herrn aufzulösen, also hat ihn Gott mehr hervor gestrichen, als alle Menschen, non surrexit Major, und seynd die Händ, welche sich zu den Schuhriemen erniedriget, in dem Fluß Jordan gar über das Haupt Christi erhebt worden. Das heißt ja untersich übersich.
Weil die übergebenedeite Jungfrau Maria sich eine Dienerinn und Magd des Herrn genennt, also ist sie wegen solcher Erniedrigung dergestalten hoch worden, daß sie alle Chör der Engel übersteigt, und wegen der drei Wort: Ecce Ancilla Domini, ist sie würdig worden, das ewige göttliche Wort einzufleischen. Das heißt ja untersich übersich.
Alexander Philosophus ist aus Demuth gar ein Kohlenbrenner worden, damit er nur von der Welt nit geehrt werde; Gott hat aber dieses Kohlenbrenners Demuth mit der Kreide also aufgezeichnet, daß nachmals dieser Kohlenbrenner ein Bischof worden, der sich gewaschen hat. Das heißt ja untersich übersich.
Der h. Gregorius Magnus hat sich gar in ein per vas ein Papst worden, das heißt ja untersich übersich.
Hilarius, piktaviensischer Bischof, wie er in das Concilium zu Selencia kommen, und daselbsten unter denen versammelten Vätern keinen Sitz mehr gefunden, hat er sich auf die Erd niedergesetzt, aber Gott hat bald seine Demuth erhöhet, indem die Erd unter seiner sich in Gestalt eines Thrones oder Sitzes aufgebäumt, und mit samt dem Bischof erhebt, daß er also höher, als alle andern gesessen. Das heißt ja unter
sich übersich.
Carolus Boromäus, ein vornehmer Kardinal und Erzbischof, hat sich also gedemüthiget, daß er mehrmalen auf der Reis' seine Diener überhebt, und anstatt derselben den Ranzen getragen, auch war seine Freud, mit Bettlern und armen Leuten umzugehen; nach dem seligen Hinscheiden ist er also von Gott erhebt worden, daß allein in seiner Canonisation und solenner Heiligsprechung über die hundert und fünfzig Million Ablaßpfenning mit seiner Bildnuß durch die ganze Welt ausgetheilt worden. Das heißt untersich übersich.
Franciscus von Assis, dieser heilige Patriarch hat sich dergestalten erniedriget, daß er sich den größten Sünder genennt, mehrmalen einen Strick an Hals gehängt, als eine Malefiz-Person, in einem untersich übersich.
Wer also wohl erwägt dieses untersich, übersich, der wird das placebo Domino in einem niedern Baß singen, der wird das de Profundis in allen Orten intoniren, der wird dem Teufel folgen in jenem Rathschlag, mitte te deorsum,
laß dich hinunter, der wird mit Magdalena bei den Füßen sitzen, der wird mit der Samaritaninn aus dem tiefen Brunn schöpfen, der wird sich mit der Rebekka auch über die Kameel erbarmen, der wird auf dem Hochzeit-Mahl das letzte Ort nehmen, damit er das ascende superius erwarte, der wird Jesu Christo unserm Heiland nachfolgen, der von der Krippe an, bis auf den bittern Kreuz-Stamm die Demuth, Demuth, Demuth gesucht, die Demuth, Demuth gelehrt, die Demuth, Demuth, Demuth gezeigt, sogar sich wie ein Erdwurm treten lassen, humiliavit se usque ad mortem, propter quod et Deus exaltavit illum, derenthalben er also erhebt worden, daß er bereits sitzet zu der rechten Hand des himmlischen Vaters.
Nachdem der allerdemüthigste Jesus den Apostlen allen die Füß gewaschen, hat er sich wiederum mit erstgedachten lieben Nachfolgern zu Tisch gesetzt, allwo sie die übrigen Speisen und aufgetragenen Richten verzehrt, zumalen das gebratene Oster-Lämmel nit alle konnte sättigen, unter währendem diesen Abendmahl aber hat sich der Heiland lassen ganz merksam verlauten, wie daß einer in diesem Collegio sey, der ihn werde verrathen: Amen dico vobis, quia unus vestrum me traditurus est: »Wahrlich sag ich euch, einer unter euch wird mich verrathen.« Ob schon der gebenedeite Heiland nit klar hat ausgesprochen, bei wem er werde verrathen werden, so konnten doch die hierüber bestürzten Apostel leicht vermuthen, daß niemand anderer werde seyn, als die Hohenpriester, weil solche des Herrn öffentliche Feind waren, und ihm aller Orten nachstellten; es hat aber der sanftmüthige Jesus des Verräthers Fortassis eum discerpsissent Apostoli, und so schon die andern Apostel hierinfalls glimpflicher wären umgangen, und etwann den Judam mit ernstlichen Worten abgemahnt, so hätt sich doch der Petrus, der dazumal gar eifrig war (den Malchum um Bericht) nit enthalten können, daß er ihn nit zwischen die Ohren gehaut, ja gar den Rest geben, wie darvor halt der englische Lehrer Thomas; dazumal hat der göttliche Messias sattsam an Tag geben, daß ihm alle künftigen Begebenheiten bekannt und offenbar seynd, und nit dem Menschen, außer seinen göttlichen Offenbarungen; dahero die Wahrsager, Planetensteller, Zigeuner und dergleichen Lumpengesind in allweg zu verwerfen seynd.
Die Wissenschaft künftiger Ding ist allein in dem allwissenden Gott, dem nichts verborgen, nichts verdeckt, nichts verhüllt, nichts vergraben, nichts vermäntlet, nichts versperrt, nichts unbekannt, dieser ist ein Aug, so alles siehet, ist ein Schlüssel, so alles eröffnet, ist eine Uhr, so auf alles zeigt, ist ein Maaß, so alles mässet, ist eine Hand, so alles aufdeckt, dieser hat von Ewigkeit her gesehen, was da gewest ist, was da noch ist, was da noch seyn wird; was, wer, wie, wo, wann; wann es gewest ist, was, wer, wie, wo, wann es ist; was, wer, wie, wo, wann es seyn wird; von diesem allhabenden, allmächtigen, allwissenden Gott seynd etliche im Gesatz der Natur, im Gesatz
Unweit der Stadt Sichar hat sich der gebenedeite Heiland bei einem Brunn niedergesetzt, weil er sich etwas müd befunden wegen der Reis', kaum daß er allda eine kleine Ruhe geschöpft, da kommt ein samaritanisch Weib, Wasser zu holen; dieses Weib war gar eine saubere et cetera, sobald ihr unser Herr aber die Wahrheit gesagt, und ihr mit wenig Worten die verborgenen Huesten-Stückel entdeckt; holla! sagte sie, Video, quia Propheta es tu, Herr, ich sichs, ich merks, ich glaubs, du seyest ein Prophet. O wie wohl hat dieses Weib, welche nachmals durch die sondere göttliche Gnad aus einem üppigen Schleppsack eine Apostlin worden, und die ganze Stadt
Ehe und bevor Gottes Sohn ist Mensch worden, und aus einer unbefleckten Jungfrau geboren, hat der alte Simeon in der Synagog zu Jerusalem die Schrift ausgelegt, und als er zu diesem Text Isaiä kommen: Ecce Virgo concipiet etc., »Siehe, eine Jungfrau wird empfangen, und gebären einen Sohn« etc., hat er das Wort Jungfrau ausgelegt, und darfür junge Tochter geschrieben, der Meinung, es sey nit möglich, daß eine Jungfrau könne gebären, des andern Tags aber war das Wort Jungfrau wie anvor zu lesen, und nachdem es er etlichmal durchzogen, und doch allemal im vorigen Stand gefunden, hat er endlich das Wort Jungfrau mit guldenen Buchstaben wahrgenommen, worauf ihm von dem h. Geist geoffenbaret worden, daß er nit werde sterben, er sehe dann zuvor den versprochenen Messiam.
Zuvor als Titus die weltkundige Stadt Jerusalem mit Kriegsmacht überzogen, und alles zerstört, daß nit ein Stein auf dem andern geblieben, seynd wunderliche Sachen und Zeichen geschehen, unter andern migremus hinc, laßt uns von dannen weichen.
Zuvor als Balduinus von Palleologo dem Kaiser vom Reich und Kron verstoßen worden, hat das gemalte Pferd an der Wand des Pallasts, worauf der h. Ritter Georgius gemalt, bei der Nacht erschrecklich geschrien.
Zuvor als Anno 1269 ein erschreckliches Blutbad in dem Königreich Polen worden. Anno 1510 eine große Kriegs-Empörung in Italia. Anno 1518 eine große Unruh in Sachsen. Anno 1393 eine große Niederlag in Normannia. Anno 930 ein einheimischer Krieg in Frankreich. Anno 1066 in Engelland eine grausame Schlacht unter der Regierung Haraldi. Anno 454 der tyrannische Einfall des Attilä. Anno 603 der grausame Tod des Kaisers Mauritii samt seiner Gemahlinn und Kindern. Anno 745 die grassirende Pest in Syria und Griechenland. Anno 1456 der Kaiser Friedrich zu Wien von seinen eignen Burgern bekriegt. Anno 1530 der harte Bauernkrieg und Aufruhr in Deutschland. Anno 1532 die gefährliche Belagerung der Stadt Wien von Solimann. Anno 1620, 24, 30 der traurige Zustand in ganz Deutschland, ja zuvor, als unser dermal siegreich regierende römische Kaiser Leopoldus schon das zweitemal preiswürdigsten video, Domine, quia Propheta es.
In dem Pallast des Kaisers Valentiniani und Valentis haben von freien Stucken die alten Besen angefangen zu blühen, darauf ist geschehen, daß ganz arme und gemeine Leut zu großen Ehren erhoben worden.
Hildebrandus, ein kleiner Knab und Sohn eines Zimmermanns, hat auf kindische Art die kleinen Scheitlein seines Vaters auf die Erd zusammen gelegt, wie eine Schrift, daß man also aus diesen hölzernen Buchstaben hat lesen können folgende Wort: Dominabitur a mari, usque ad mare, »er wird herrschen vom Meer bis zum Meer etc.,« worauf ist hernach geschehen, daß dieser römischer Papst und Gregorius der Siebente genennt worden.
Kaiser Reonis, des dritten Sohns Konstantinus, wie er von dem Patriarchen ist getauft worden, hat er s.v. mit eigenem Koth das Taufwasser besudlet, woraus der h. Mann abgenommen, daß er ins künftig alles Heiligthum entunehren werde.
Die Mutter des h. Dominici hat einen Traum gehabt, als trag sie im Leib ein Hündel mit einer brennenden Fackel; die Mutter des h. Andreä Corsini hat einen Traum gehabt, als hab sie einen Wolf geboren, der in die Karmeliterkirche geloffen, und daselbstSecundus genennt, hat einen Traum gehabt, als gebär sie ein Kind mit einer Bischofs-Infel; Joannes der Täufer hat in Mutterleib einen fröhlichen Sprung gethan; der h. Benedictus, Abt, da er noch in Mutterleib verschlossen, hat gesungen als in einem Chor; der selige Jakobus Picennus hat mit seiner Mutter, da er noch nit geboren, geredt; die Mutter des h. Columbani hat einen Traum gehabt, als gehe aus ihrem Schoos eine glanzende Sonn hervor; der h. Edmundus ist also rein und sauber von Mutterleib kommen, daß er gar kein Bad vonnöthen hatte; der h. Nicetius ist auf die Welt kommen mit einem Kränzel von Haaren auf dem Kopf, wie ein Religios; der selige Franciscus Fabrianensis, wie er geboren, hat nicht, wie alle Menschen pflegen, geweint, sondern gelacht; der selige Eremit Petrus aus Schottland, wie er als ein kleines Kind getauft worden, hat er überlaut gesprochen: Amen; der Ecuperantius, 8 Tag nach seiner Geburt, hat sich mit deutlichen vacuate mihi Domum, leeret mir das Haus aus; der h. Rochus, wie er geboren, hat ein rothes Kreuzel auf der Brust mit sich auf die Welt gebracht. Mit allen diesen Zeichen, Vorboten, Gesichtern und Geschichten, wollte Gott der Allmächtige schon vordeuten, was große Leut, apostolische Männer, eifrige Diener ins künftig diese werden seyn, video, quia Propheta es tu. O gütigster Gott, da siehet man ja, daß du alles künftige weißt, und dir nichts verborgen.
Vor dem Tod Ludovici XI., ist ein großer Comet erschienen. Vor dem Tod Ludovici Balbi ist eine solche Finsternuß an der Sonn gewest, daß man um Mittagzeit die Stern am Himmel gesehen. Vor dem Tod des Kaisers Henrici IV. ist ein heller Komet erschienen. Vor dem Tod des Königs Alexandri in Polen ist eine feuerige Kugel zu Krakau ober dem Rath-Haus gesehen worden. Vor dem Tod Matthiä Corvini seynd zu Ofen in Ungarn alle Löwen verreckt. Vor dem Tod Mauritii, des Churfürsten in Sachsen, ist zu Berlin von seiner steinenen Bildnuß das Haupt von freien Stucken abgefallen. Vor dem Tod des Kaisers Andronici hat die Bildnuß des h. Pauli geweint. Vor dem Tod Caroli, Maximiliani, Matthiä, Ferdinandi der römischen Kaiser seynd große Erdbeben, traurige Kometen, und viel andere Wunderding wahrgenommen worden.
Die Stund ihres Todes haben vorhero gewust durch göttliche Offenbarung Arnulphus Bischof zu Suession, mit Arnulpho Dominicus, Stifter des Prediger-Ordens, mit Dominico Francisca Romana, mit Francisca Romana Gertrudis Nivellensis, mit Gertrude Amicus Casliensis, mit Amico Benedictus Abt, mit Benedicto Cäsarius der Bischof, mit Cäsario der Bischof Eligius, mit Eligio der Bischof Eugenius, mit Eugenio der Bischof Gramatius, mit dem Gramatio die polnische Hedwigis, mit Hedwige der Bischof Hubertus, mit Huberto Ignatius Lojola, mit Ignatio Joannes Chrysostomus, mit Chrysostomo Joannes Qualbertus, mit Qualberto Maria Aegyptica, mit Maria der Bischof Oswaldus, mit Oswaldo Petrus de Worano oder Celestinus der Fünfte, mit Celestino Philippus Nereus, mit Nereo der Erz-Bischof Rembertus, mit Remberto der Bischof Richardus, mit Richardo der Bischof Salvius, mit Salvio der Abt Severinus, mit Severino der Erz-Bischof Spiridion, mit Spiridione Thomas Aquinas, mit Aquinate Thomas de Villanova, mit Villanovano der Priester Trudo, mit Trudone der Kardinal Matthäus, Bischof zu Cluniac, mit Cluniacensi der Bischof Andreas Corsinus, mit Corsino der Abt Aichardus, mit Aichardo die Aebtissinn Aldegundis, mit Aldegunde der Bischof Eucharius, mit Euchario der Trierische Maternus, mit Materno viel tausend andere de Malfino, solches ist immerzu in einem Tabernackel eingesperrt, dessen Schlüssel die Aebtissin bei sich tragt, so oft sich aber besagter Tabernackel freiwillig eröffnet, ist es ein unfehlbares Zeichen, daß eine aus ihnen werde von der Welt scheiden. In dem Kloster Mauritii in Ord. Canon. Regular. Lateranensium, wobei dieß ewige Wunder geschieht, so bald jemand daselbst in der Gegend erkrankt, laßt er bei gedachtem Grab ein Licht aufstecken, sofern der Kranke soll wieder zu voriger Gesundheit gelangen, so brennt die Kerze völlig aus, soll er aber sterben, sodann löschet die Kerze allezeit aus, wann sie auch öfters angezündt wird. In dem Clarisser-Kloster zu Hesdin, weil allda die h. Coleta viel Jahr einen h. Wandel geführt, ist auf den heutigen Tag zu beobachten, daß allemal ein gar lieblicher Geruch das ganze Kloster durchstreiche, so oft eine 14 Tag hernach das Zeitliche endet. In Böhmen ist ein sehr hoch-adeliches Grafen-Geschlecht, so oft jemand aus demselben stirbt, wird jederzeit zuvor in dem Geschloß und Stamm-Haus eine alte und betagte Frau gesehen, und soll sie auch öfter beim hell-lichten Videmus, quia Propheta es tu, wir bekennen es gar gern, daß du alles weißt, das Vergangene, das Gegenwärtige und das Künftige, du allein, und kein anderer, außer deiner göttlichen Offenbarung und Eingebung, Propheta es tu, tu, du bist ein Prophet aller Propheten, quia Propheta magnus surrexit etc., du, du allein kannst vorsehen, was ins künftig Böses oder Gutes, Glück oder Unglück, Freud oder Leid werde kommen.«
Es haben zwar viel andere große Diener Gottes manche Wunderding vorgesagt und prophezeit, aber mein Jesu, durch dein Licht, durch deine Hülf, durch deine Unterweisung, unter so viel tausend ist gewest der h. Joannes Evangelist, welcher in der Insel Patmos sein Apocalypsin, worinnen viel künftige Sachen werden vorgesagt, beschrieben. Der h. Franciscus von Assis ist einsmals von dem vornehmen Kavalier Matthäo de Rubeis, aus dem Haus Ursini, bittlich ersucht worden, er wolle doch seinem Kind, dem jungen Herrl die Benediction und h. Segen ertheilen, Franciscus hat das holdselige Kind auf seine Arm genommen, und ihm den verlangten Segen geben, beinebens aber auch dem Vater prophezeit, daß dieses Kind werde zu höchsten Ehren kommen, und römischer Papst werden, auch seinem Orden viel Guts erweisen, welches der Ausgang (salva S. Romanae Ecclesiae authoritate) daß dergleichen Gab von Gott habe gehabt der gottselige Mann und eiferige Religios Pater Stredonius, aus der Soc. Jesu, welcher schon längst, und vor viel Jahren solche Wunderding vorgesagt von unserem allergnädigsten Kaiser Leopold, und dessen
Ich gib mich für keinen Propheten aus, sonst möcht man mir vorwerfen: Num et Saul inter Prophetas? ob zwar das donum prophetiae auch bei einem schlimmen Menschen kann gefunden werden, dergleichen Saul und Kaiphas etc., allein wird man mich nit einer Frechheit beschuldigen, wann ich mit Isaia unserm allergnädigsten Kaiser Leopold werde eben dasjenige prophezeihen, was gedachter Prophet dem König Achaz vorgesagt, als solcher von zweien Haupt-Feinden, die zwar weit von einander entlegen, mit Kriegs-Waffen überfallen worden: Egredere in occursum Achaz et dices ad eum noli timere et cor tuum ne formidet, a duabus caudis titionum fumigantium istorum in ira furoris Rasin regis Syriae et filii Romeliae etc. Gehe hinaus dem Achaz entgegen, und sprich zu ihm: fürcht dir nicht, und dein Herz sey unerschrocken vor den zweien am End rauchenden Lösch-Branden, im grimmigen Zorn Rasin, des Königs in Syrien, und des Sohns Romeliä. Es ist unnöthig, mit Fingern darauf zu deuten, wer diese beide am End rauchende Lösch-Brand seyn, die in allem Grimmen das Durchleuchtigste non erit sic; sagt Gott durch den Propheten, es wird nit also seyn, daß Achaz soll verlieren, also sag ich ebenmäßig, non erit sic, auf den Lilien-Blättern wachst ein Würmel, das will den Reichs-Apfel an- wo nit gar abbeißen, es wird nit also seyn, einer am End rauchender Lösch-Brand der ottomanische Erbfeind ist bereits schon dämpft, raucht nit mehr stark, welcher Rauch uns vor diesem ziemlich in die Augen gebissen.
Ob schon Gott der Allmächtige der einige ist, dem alles Künftige bewußt und offen stehet, nach ihm aber sehr viel Heilige und Diener Gottes, welche aus göttlicher Offenbarung viel Sachen prophezeihen, so seynd doch unter den frechen Adams-Kindern nit wenig anzutreffen, welche sich gottlos unterfangen, Propheten und Wahrsager abzugeben; aber so man die Wahrheit will bekennen, so gibt es wenig rechte Propheten, Brodfretter aber genug, unter denen nit die geringste seynd die Astrologi, dießfalls aber werden diejenigen nit beschimpft, welche aus sonderer Wissenschaft wegen Lauf der Planeten, Beschaffenheit der Stern, Conjunctur der Himmels-Gestirn künftiger Zeiten, Sonnenschein, Finsternuß, Hitz, Kälten, Feuchtigkeiten, Suchten, und andere dergleichen natürliche Ding vorkünden, zumalen dieß eine sehr löbliche Scienz und Wissenschaft, welche auch gehabt haben Adam, Abraham, Enoch, David, Salomon, Job, und viel andere große, heilige Männer, im alten und neuen Testament, sondern es werden allhier diejenigen wahnwitzigen Phantasten und superbescheidenen Maulaffen verstanden, welche aus der Konjunctur
Ein Kind geboren in der Saturnus-Stund, sagen sie, wird hochtrapend und stolz, wie da gewest Antonius Leva, ein General bei dem Kaiser Carl dem Fünften, als solchen einmal mit seinen podagraischen Füssen bei diesem Monarchen gestanden, hat der Kaiser ein herzliches Mitleiden gehabt, daß er so hart stehe, er aber gab die Antwort, daß er weit größere Wehtage leide an dem Kopf, als an den Füßen, wollt hierdurch zu verstehen geben, daß er auch gern möchte, wie andere Grandes die Ehr haben, daß er dürfte mit bedecktem Haupt vor dem König stehen.
Ein Kind geboren in Jupiters-Stund, sagen sie, wird sehr weis' und vernünftig, wie da gewest jener
Ein Kind geboren in Martis-Stund, bekommt rothe und krauste Haar, sagen sie, und wird sehr blutbegierig und mörderisch, wie da gewest die bömischen Weiber unter der Valascha, so in einer Nacht alle ihre Väter, Männer, Brüder und Söhn umgebracht und ermordet.
Ein Kind geboren in der Stund Solis, sagen sie, wird schön von Angesicht, und wird zu großen Ehren kommen, wie da kommen ist Lechus, welcher aus einem Bauern ein König worden, und Scepter und Kron in Polen gehalten, aber sein Bauern-Küttl hat er lassen in Mitte des Pallasts aufhängen, damit er nit vergesse, wer er einmal gewesen sey.
Ein Kind geboren in der Venus-Stund, sagen sie, wird freundlich im Angesicht, aber sehr gail und unzüchtig, wie da gewest Athenarius ein gothischer König, welcher sich also vernarrt in seine saubere Pynthia, daß, wann sie ihm die Haar auskämpelt, er unterdessen ihr die Schuh ausputzt.
Ein Kind geboren in der Mercuri-Stund, wird sehr fröhlich und leutselig, sagen sie, und wird die Studien überaus lieben, wie da gewest Aristoteles, von
Ein Kind geboren in des Monds Stund, sagen sie, wird gemeiniglich schiecklen in den Augen, und fast jedermann betrügen, und durch List übervortlen, ein solcher ist gewest der Laban, welcher dem Jakob die gewisse Parola geben, er wolle ihm die schöne Rachel in die Kammer führen, hat indessen die garstige Lia hinein practicirt.
Es haben nit weniger Wirkung, sprechen die Astrologi, auch die zwölf Himmels-Zeichen in dem Menschen, benanntlich Widder, Stier, Zwilling, Krebs, Löw, Jungfrau, Waag, Scorpion, Schütz, Steinbock, Wassermann, Fisch.
Der unter dem Fisch geboren, der wird ein böses Weib bekommen, die wird er alle Tag brüglen, am Samstag aber zweimal, damit sie weiß, wann die Wochen aus ist.
Der unter dem Wassermann geboren, der wird ein redliches Gemüth tragen, bei dem wird die Zung vom Herzen nit weiter seyn, als Bisanz von Constantinopel, der wird in Noth und Tod ein guter Freund bleiben.
Der unter dem Steinbock geboren, der wird mit der Wahrheit umgehen, wie der Meßner mit dem Palm-Esel, diesen braucht er das Jahr nur einmal, er wird die Wort vergulden, wie die Apothecker ihre Pillulen, sein Maul wird vor Lugen riechen, wie des Lazari Grab.
Der im Scorpion geboren, der wird zornig werden, der wird seyn wie eine Orgel, wann man diese nur anrührt, so schreit sie; er wird seyn wie ein Kriegsstuck, wann man dieses nur ein wenig dupft, so kracht's; er wird seyn wie ein Spiegel, wann man diesen nur ein wenig anhaucht, so macht er ein finsteres Gesicht; er wird seyn wie eine Juden-Kersche, wann man diese nur ein wenig anrührt, so wirds bitter.
Ein Kind geboren in der Waag, wird nicht gar alte Jahr erreichen, sondern im 49. Jahr gehängt werden, so es in dem Zeichen des Stiers wird stehen; wann besagtes Zeichen eine Schnöllwaag wäre, so möcht er wohl an einem Schnöllgalgen ersticken.
Ein Kind geboren in der Jungfrau, wird eines sehr hübschen und wohlgeschaffenen Gesichts seyn; aber in dem Löwen wird es allezeit Nachstellungen leiden von seinen nächsten Befreundten, und wird vermuthlich ein Frater an ihm ein Verräther, ein Vetter ein Fretter, ein Bruder ein Luder, eine Bas' ein Aas, ein Schwager ein Schlager, ein Nachbauer, ein Nachhauer werden.
Ein Kind geboren im Löwen, wird einer saubern Gestalt seyn, und wird absonderliches Glück zu hoffen haben; wird viel seyn, wann ihm die Ochsen nit Kälber tragen, wann sich die Hasen nit selber jagen,
Ein Kind geboren im Krebsen, wird eines guten und vollkommenen Leibs seyn, aber sehr vielen Krankheiten unterworfen, wird den Leib stets müssen flicken, wie Petrus und Andreas ihre Fischernetz.
Ein Kind geboren im Zwilling, wird einen Zutritt bei großen Herren haben, durch eine reiche Heirath zu großen Mittlen gelangen, aber wegen Untreu seines Weibs wird er eine so harte Stirn bekommen, wie der große Hammer, in der Schmiede, der heißt Jackel.
Ein Kind geboren im Stier, wird Leib halber nicht zu klagen haben, aber wann es eine Tochter ist, wird sie gar hart zu einer Heirath kommen, in ihrem eigenen Vaterland nit sterben, sondern an einem Ort, mit einem Wort, wo da und dort viel seynd ermordt.
Ein Kind geboren im Widder, wird eines frischen und fröhlichen Angesichts seyn, es soll sich aber sonderlich hüten von einem rothen Bart, denn es dürfte ihm einer den Rest geben, dem die Fuchsschweif zum Maul auswachsen.
Dergleichen After-Reden, phantastische Gedicht und freundliche Lugen bringen die nasenwitzigen Sterngucker ganz buttenweis auf den Markt, füllen ganze Bücher an, drohen den Ländern, schrecken große Städt, verargwohnen große Ministros, kitzlen große Häupter, versprechen viel Victori, verkünden viel große Todfäll, erzählen viel Unruhen, schwätzen viel von geheimen Rathschlägen, ermahnen und warnen vor dem Unglück etc., und da hört man bisweilen reden, der und
Galeatius Maria, Herzog zu Mailand, hat aus einem sehr gelehrten Astrologo vernommen, daß ihn werde sein eigener Vasall ermorden; der Herzog fragt hierüber den Astrologum, was dann er für ein End werde nehmen, ich, sagt dieser, werde von einem Holz, so von oben herab fallt, erschlagen werden; damit du, versetzte hinwieder der Herzog, selbst erfahrest, daß deine Scienz grundlos sey, also sollst du noch heut durch das Schwert den Kopf verlieren; wie nun dieser durch die Schörgen zum Pallast hinaus geführt worden auf den Richtplatz, und gleich zum Thor wollte hinaus gehen, da ist der Thurm, worin der armen Sünder Glocken geläut worden, eingefallen, und den Astrologum ein großer Träm samt vielen andern erschlagen, daß also seine Prophezeihung den wahren Ausgang genommen, der Herzog aber ist am Fest des h. Stephani in öffentlicher Kirche, in Gegenwart des ganzen Hofstaats von einem seiner Vasallen erstochen worden.
Joannes de Lignamo hat seinem eingebornen Sohn die Nativität gestellt, und aus der unglückseligen Constellation
Bei dem Hof des Kaisers Friedrich des Anderten hat ein Astrologus allemal einem Grafen daselbst, mit Namen Rudolph von Habsburg, die größte Reverenz gemacht, und als dessen Ursach der Kaiser befragt, gab der Astrologus zur Antwort, nach deinem und deiner Söhne Tod, deren noch 10 im Leben seynd, wird dieser und seine Nachkömmling das Kaiserthum besitzen.
Marselius Ficinus, ein berühmter Astrologus, hat Julio dem anderten römischen Papst aus der Constellation seiner Genitur, als er noch ein Knab war, vorgesagt, daß er werde als Statthalter Christi auf dem Stuhl Petri zu Rom sitzen.
Carolus Quintus, weil er den Steinbock in seiner Nativität bekommen, ist von allen Astrologis als glückselig erkennt worden, weil auch der Kaiser Augustus in diesem Zeichen geboren; der Ausgang hat es gezeigt, daß er eben an demselben Tag ist Kaiser worden, eben am selben Tag den König Franciscum aus Frankreich gefangen, eben demselben Tag den
Weilen Venedig den Anfang genommen hat unter der Constellation des Jupiters Anno 421 im April, also ist damal von den Astrologis vorgesagt worden, diese Stadt und Regierung werde eine aus den vornehmsten der ganzen Welt seyn, und solle bei dero hohen Räthen und Republik der Scepter bleiben bis Anno 1888.
Wegen dieser und andern wenigen prahlen die Astrologi, daß sie haben zugetroffen; aber sagt her, ihr Gestirn-Gaffer, ihr Planeten-Ploderer, ihr Firmaments-Bären, verzeiht mir, daß ich so unhöflich rede, es ist die Ursach, weil ich in meiner Nativität eine Constellation gehabt, die mich zum Feind aller solchen Astrologen gemacht, ihr Sterngucker, ihr Himmels-Pfleger, ihr Licht-Putzer, sagt her, wie oft habt ihr nit zugetroffen? so oft 1000000000000000000000000000000000000000000 0000000000 etc. so oft, und noch hundert tausendmal so oft.
Herbei Astrologe, sag her die Ursach, warum Jakob und Esau, die doch in einer Constellation geboren, so unterschiedliche Sitten gehabt, indem der eine fromm, der andere aber ein Erzschelm worden?
Mach das Maul auf, Astrologe, und beantwort dich, ob diejenigen alle, so zu Wien Anno 1679 an der Pest gestorben, deren über 80,000 gewesen, in ihrer Genitur, (welches in Ewigkeit nit wahr) und Constellation gleich gewest? indem doch der Tod gleich war.
Wehr dich, hast ein Herz? Astrologe, und widerlegs, warum Alexander der 6te, Julius der 2te,
Laß dich hören, Astrologe, und sag die Ursach, warum der Bequius, der Joannes von der Wehrt, der Aegidius von Hose, seynd aus gemeinen Bauern-Söhnen und Handwerks-Bürschlen vornehme General und Kriegshelden worden; andere aber, die eben in demselben Punkto und Augenblick wie sie geboren, seynd Hasenherz und Lethfeigen geblieben?
Mach mir den Kopf auf, Astrologe, warum so viel tausend Türken in der eroberten Festung Griechischweissenburg seynd durch der Christen Faust erlegt worden, und eines gleichen Tods gestorben, dero Constellation und Geburts-Aspecten ganz unterschieden war.
Setz dich nieder, so wirst nit müd, mein Astrologe, und sag mir, was wird aus diesem Kind werden, mit welchem die Frau Anna Pollixena noch groß Leibs geht, weil es in diesem und diesem Augenblick empfangen worden, und also folgsam der Influenz der Constellation schon unterworfen, du getraust ihm gar gewiß das Thema nit zu stellen, weil du noch nit vergwist, ob es werde auf die Welt kommen; zum anderten konntest du hierinfalls leicht einen harten Fehler begehen, und etwann sagen, er werde ein vornehmer Doktor werden, und drei Weiber zur Ehe nehmen, daß es doch unterdessen ein Mädl. Es geht in einem hin, mein Astrologe, red nur dießmal, weil du noch nit weißt, was dieses Kind werde handlen, weil es noch nit geboren; wie kannst du dann so frech
Ich gib euch, meine Herrn Astrologi, einen guten und heilsamen Rath, damit ihr möcht am jüngsten Tag bei demjenigen bestehen, der da richten wird die Lebendigen und die Todten, so nehmt euere Stern mit euch, setz sich einer auf den Fisch, und schwimm dahin, setz sich ein anderer auf den Steinbock, und spring dahin, reit einer auf dem Löwen, und eil dahin, laß sich ein anderer von dem Zwilling auf dem Buckel tragen dahin, hock einer dem Stier zwischen die Hörner, und lauf dahin, halt sich ein anderer dem Widder am Schweif, und laß sich schleppen dahin, spann einer den Krebs und Scorpion in Wagen, und laß sich führen dahin, der Wassermann wird einen Fuhrmann abgeben, nehm jemand die Jungfrau an der Hand, und gehe dahin, und so euch der göttliche Richter befragen wird, warum ihr dieß und dieß gethan? dieß und dieß unterlassen? sodann habt ihr die Entschuldigung gleich an der Hand, und sagt, der Stern, das Gestirn sey die Ursach, als welche über euern Willen prädominirt und geherrscht, ob aber dazumal ihr den Heiland Jesum in einem guten Stern werd finden, zweifle ich stark, ja ich sag rund heraus, nein, nein, dann sofern die Stern Ursach seyn des Bösen, so müssen sie selbst in Abgrund steigen, da kann der Fisch und Krebs gesotten werden, und der Stier und Widder gebraten; seynd sie aber Ursach des Guten, so steigen sie in Himmel zu der ewigen Belohnung, gib aber Acht, Astrologe, daß dich der Scorpion Laß dir jetzt helfen, die aus dem Lauf des Himmels wahrsagen, und nach den Sternen gucken, und rechnen die Monate, daß sie daraus weissagen, was dir begegnen soll; siehe, sie seynd worden wir Stopplen, das Feuer hat sie verbrennet, sie werden ihre Seel nit retten von der Gewalt der Flammen.«
Ob der Teufel ein Prophet sey?
Das Wahrsagen hat dem Teufel das erstemal nit gerathen, indem er im Paradeis den ersten zweien Menschen prophezeihet, eritis sicut Dii ihr werd wie die Götter seyn, auf dieß eritis ist erratis kommen, und seynd solche wackere Götter aus ihnen worden, daß sie auch von Flöhen nachmals seynd getrutzt gewesen. Von selbiger Zeit an will der Satan noch allemal einen Propheten abgeben, dessen Waaren doch meistens seynd die Unwarheiten, und ist er beschaffen, wie eine blinde Henn, die bisweilen, und gar selten ein Haber-Körnl findt. Ob schon die höllischen Geister nach ihrem in suis causis, und derentwegen mit Wahrheit solches vorkünden. Daß aber Paulus über drei Täg sich werde beim blauen Mond Sternvoll trinken, und nachmals einer halb verwittibten Dienstmagd die Ehe versprechen, weiß kein Teufel aus allen, ob schon in allweg der Satan durch innerliche Versuchung den Paulum dahin leitet, auch den verliebten Gegentheil hierzu anreizt, so kann er doch nit für gewiß prophezeihen, Paulus werde, dieses thun, zumalen alles noch von dem freien Willen Pauli abhanget, wormit er kann wählen, oder nit wählen, und dieses allein ist dem Allerhöchsten bewust, welcher den Schlüßl zu dem menschlichen Herzen hat, und vermög seiner göttlichen Allwissenheit von Ewigkeit her vorgekennt, Paulus werde dieß thun, und
Aeschylus, von Athen gebürtig, wollte kurzum wissen, was für einen Tod er werde nehmen, wessenthalben er das Oraculum um Rath gefragt, woraus er die Antwort erhalten, daß er durch etwas von obenherab werde umkommen; welche Antwort den guten Gesellen also behutsam gemacht hat, daß er in Sicilia, wo er dazumal sich aufgehalten, sich niemal unter ein Dach begeben, sondern jederzeit unter dem freien Himmel sich aufgehalten, wie er dann auf eine Zeit bei heller Mittag-Sonne auf einem niedern Felsen gesessen, und dazumal ein Adler mit einer Schildkrote in der Höhe geflogen, welcher den Glatzkopf des Aeschyli vor einen Stein angesehen, und derentwegen die harte Schildkrot darauf herunter geworfen (auf solche Weis' wissen die Vögel die Nuß aufzubeißen) durch welches der gute Aeschylus hat müssen das Leben lassen, wie ihm der Teufel hat prophezeiht.
Dem schottländischen König Machabäo hat der Teufel durch ein altes Klappermaul wahrgesagt und prophezeiht, daß er werde umkommen durch die Hand eines Menschen, der nit geboren worden, auch werde er eh und bevor nit überwunden werden, bis der Wald Birene zu dem Geschloß Dorus, worvon er ziemlich weit entlegen, kommen werde, welches alles dem aberglaubigen Machabäo einen solchen Trost gemacht, daß er ihm eingebildt, er werde unsterblich und unüberwindlich
Philippus, König der Macedonier, hat aus dem delphischen Oraculo vernommen, er werde das Leben verlieren durch einen Wagen, wessenthalben er in dem ganzen Königreich die Wägen abgeschafft, auch niemalen in die Stadt, so den Namen Wagen hatte, ob sie schon mit aller Lustbarkeit versehen, ziehen wollen; endlich ist er von Pausania umgebracht worden, welcher auf dem Degengefäß durch saubere Arbeit einen Wagen gestochen tragte.
In Gotia siehet man noch auf den heutigen Tag zwei Gräber mit großen und hohen Felsen, worunter zwei leibliche Brüder liegen, denen in ihrer Jugend von einem Teufels-Künstler vorgesagt worden, daß einer den andern werde ermorden; solchem Uebel zu entgehen, haben sich beede von einander abgesondert, und einer gegen Aufgang, der andere gegen Niedergang der Sonne, in weit und entfernte Länder verreis't, zuletzt in dem betagten Alter seynd beede wieder nach Haus in ihr Vaterland gekehrt, weil ein jeder der Meinung, sein Bruder sey schon mit Tod abgangen; wie die nun bei der Stadt Jonac einander begegnet, und einer den andern, als unbekannte Fremdling, höflich gegrüßt, haben sie sich nach kurzer
Damit aber der Leser an dergleichen alten Geschichten nit einen Eckel oder Grausen fasse, so will ich aus vielen Tausenden, dergleichen ihm selbst viel bekannt, nur etliche beitragen, welche vor kurzen Jahren sich haben zugetragen, ob zwar mit solchen, die noch täglich, forderist bei den aberglauberischen Deutschen im Schwung gehen, ganze Bücher könnten angefüllt werden.
In dem Herzogthum Bayren, der Ort wird verschwiegen, hat sich eine junge Tochter von andern Mägden überreden und anführen lassen, daß sie acht Tag vor der h. Weihnacht, auch bei nächtlicher Weil, hat geleßlet, also pflegen sie solches aberglaubische Werk zu nennen; neben andern teuflischen Ceremonien hat sie auch in einen Spiegel geschaut, damit sie sehen möchte ihren künftigen Bräutigam, und siehe, da hat sie in demselben augenscheinlich wahrgenommen, daß einer in einer schwarzen Kutte und weißem Chorrock sie angelacht, worüber solche also erschrocken, daß sie ganz ohnmächtig zu Boden gesunken, auch drei ganze Wochen schier bis in den Tod im Bett zugebracht, dann sie war der bethörten Meinung, als würd' sie
In Schwaben, nächst Allgey, ist dergleichen vorwitziges Mensch gewest, welche doch kurzum wissen wollte, was ihr für ein Mann beschaffen sey, zu solchem End hat sie an dem Abend des h. Apostels Thomä sich ganz allein in die Kammer versperrt, dieselbige ganz ohne Kleidung, doch zuruckwärts ausgekehrt; sodann ist ihr der Teufel erschienen wie ein Schmied, derselben aber einen solchen Zwicker mit der Beißzang versetzt, daß sie viele Wochen nicht sitzen konnte; in anderthalb Jahren hernach, wider alles Verhoffen, hat sie einen Schmied-Gesellen geheirath, mit welchem sie in stetem Zank und Hader ihr Leben müheselig zugebracht.
In Ober-Oesterreich ist ungefähr vor 10 Jahren ein junges Mädel von einer alten Megera unterricht worden, dafern sie zu wissen begehre, was für ein Mann ihr zu Theil werde, so sollte sie ein Wachs nehmen, selbiges über einen ausgebreiteten Kalender halten, und wo das Wachs kreuzweis werde hintropfen, dort soll der Name stehen ihres künftigen Bräutigams, auch anbei erfahren durch Einschauen eines Wasserschaffs, wie ihr Liebster aussehe; indem allem diesen das unbehutsame Mädel nachkommen, hat sie wahrgenommen, daß der kreuzweise Wachs-Traf gefallen
Hundert und über hundert könnten dergleichen beigefügt werden, welche, so sie nit den Anhang göttlicher Beleidigung in sich hätten, wohl des Lachens werth wären, woraus jemand gar leicht glauben kann, daß die Teufel künftige Begebenheiten wissen, und derentwegen wahrsagen und prophezeihen können, hierauf ist die Antwort, daß die Teufel bisweilen zutreffen, aus zweierlei Ursachen; erstlich haben diese höllischen Gesellen eine langwierige Experienz und Erfahrenheit, kraft dero sie vermuthlich, nit gewiß, künftige Zufäll und Begebenheiten wissen; dann aus dieser und jener Inclination und Neigung, aus solchen und solchen Umständen, aus der und der Gelegenheit, ist schon mehrmalen das und das geschehen, also glauben und hoffen sie, daß bei angeregten Ursachen, welche sie gar leicht können zusammen bringen, könne und werde wiederum dieß und dieß geschehen, ob sie zwar aus tausend kaum einmal die Wahrheit treffen.
Die andere Ursach ist, daß auch der Allerhöchste bisweilen durch seine unerforschlichen Urthel dem Teufel einige künftige Ding, so auch von freiem Willen ihr Wesen nehmen, entdecket und offenbart, dem Satan nit zu einer Gnad, sondern dem sündigen Menschen zu einer Verhängnuß; dieses tausend sechs hundert acht und achtzigste Jahr ist dem römischen Kaiser
Leopoldo und der gesamten Christenheit
Der König Saul hat dergestalten die Hexen und
Nachdem der gebenedeite Heiland mit größter Demuth den Apostlen die kothigen Füß gewaschen, und schon, vermög seiner göttlichen Allwissenheit, vorgesehen, daß der schlimme Iscarioth ihn verrathen werde, also hat er in allweg gesucht, dieses irrende Schäfel wieder auf den rechten Weg zu bringen, zu solchem End hat er ihm öfter mit fast deutlichen Worten Ihr seyd rein, aber nit alle.« Merks, Tölpel Judas, das geht dich an! Das andertemal ließ er sich verlauten mit diesen Worten: »Der das Brod mit mir isset, der wird seine Fersen wider mich aufheben.« Merks, Büffel Judas, das ist auf dich geredt. Das drittemal gab er noch deutlicher zu verstehen: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, einer aus euch wird mich verrathen.« Merks, Erzschelm, das ist ein Stich auf dich. Zweifelsohne durch dergleichen Wort hat der lasterhafte Judas unschwer können abnehmen, daß seine vorgenommene Bosheit dem Herrn schon bekannt sey, dann sein Gewissen wurde hierdurch nicht wenig beunruhiget, und hoffte der liebste Heiland, daß durch solchen Gewissenswurm der elende Tropf sollte zur Buß und Pönitenz bewegt werden; vermuthlich ist es gar wohl zu glauben, daß Judas sey mit untergeschlagenen Augen allda gesessen, wie ein anderer Schelm, und sich nit getraut, einen andern recht anzuschauen, aus Furcht, man möcht ihms im Gesicht ansehen, daß er der ehrvergessene Mammeluck sey; dazumal hat der nagende Gewissenswurm bei dem Juda schon den Anfang genommen.
Die verfluchte Niederkunft.
Weil Robertus, König in Frankreich, ein Großvater Philippi, wider der Kirche und aller Bischof Willen sich vermählet mit einer nächsten Blutsverwandtinn, also hat ihm solche das erstemal einen Sohn geboren mit einem Gänskopf und Kragen, zu
Anno 1575 hat ein spanischer Soldat in Geldern eine adeliche Tochter zur Ehe genommen, und weil er wahrgenommen, daß sie groß Leibs sey, also hat er ihr aus angebornem Zorn gewunschen, sie möcht den lebendigen Teufel tragen; nit lang hernach ist solche niederkommen, aber nit Kinds-Mutter worden, dann sie eine Frucht auf die Welt gebracht, welche zwar an dem untern Theil des Leibs einem Kind gleichte, der obere Theil aber wie ein Teufel ausgesehen. Das war eine elende Niederkunft.
In Deutschland hat ein vornehmer Edelmann sich also in das Jagen und Hetzen verliebt, daß er auch solches, auf öftere Abmahnung seiner Frau, an den Feier- und Gott geheiligten Tägen nit unterlassen; endlich, aus göttlicher Verhängnuß, hat ihm sein Gemahl geboren ein Kind mit einem natürlichen Kopf eines Windspiels oder Jagdhunds. Das war eine gräuliche Niederkunft.
In Holland ist ein Weib drei ganze Wochen in Kindsnöthen gelegen, und als man ihr treulich eingerathen, sie soll ihre Zuflucht nehmen bei der gebenedeiten Mutter Gottes Maria, als einer sonderbaren Patroninn und Fürsprecherinn; sie aber sprach hinwieder diese gottlosen Wort, weil sie eine Ketzerinn war, was ihr dieses Kebsweib könne helfen, aber die schwere Hand Gottes ist nit lang ausgeblieben, dann nit lang hernach hat sie anstatt eines Kindes etliche todte Schweinl auf die Welt gebracht. Das war eine säuische Niederkunft.
Aber es ist noch eine andere Mutter, die hat eine verfluchte Niederkunft, diese ist eine ungestalte, eine garstige, eine schändliche, eine wilde, eine wüste, eine rotzige, eine stinkende, eine muffende, eine krätzige, eine schäbige, eine triefaugige, eine lausige, eine zerlumpte, eine bucklete, eine blinde, eine krumme, eine siechige, eine schiecklete, eine grindige, eine grobe, eine säuische, eine tramplische, eine schwarze Teufels-Mutter, die Sünd, und diese gebähret einen großen und langen, und dicken, und giftigen, und wilden, und schmerzlichen, und abscheulichen, und verdrießlichen, und beissenden, und nagenden Wurm in dem Gewissen. Das ist eine verfluchte Niederkunft.
Herodes, der König, ist sauber gewest, das kann nit widersprochen werden, sauber am Leib, sauber an der Seel, sauber vor Gott, sauber vor der Welt, sauber auswendig, sauber inwendig, sauber in Gedanken, sauber in Worten, sauber in Werken, und ist doch derjenige Herodes gewest, welcher seines Bruders Weib gehabt, ist der Herodes gewest, der so viel auf das Tanzen gehalten, ist der Herodes gewest, welcher so viel unschuldige Kinder erwürgen lassen, ist der Herodes non licet eine scharfe Ermahnung gethan, es sey nit erlaubt, es sey nit recht, es sey die größte und schändlichste Aergernuß, daß er seines Bruders Weib habe; dieß so oft intonirte Liedel hat der et cetera dergestalten mißfallen, daß sie nit ausgesetzt, bis Herodes Joannem hat lassen aus dem Weg räumen; nach einer Zeit kommt dem König zu Ohren, es sey einer da, der sehr wunderbarlich in Wort und Werk, man haltet ihn bereits für den Messiam, dann er mache die Blinden sehend, die Krummen gehend, die Kranken gesund, treibe die Teufel aus, und weiß nit was dergleichen mehr, so bald solches Herodes vernommen, sagt er, Joannes Baptista surrexit a mortuis, der Joannes ist gewiß von Todten auferstanden? mein wer hat den Herodem an Joannem gemahnt? er hat ja gewußt, daß er schon längst durch das Schwert hingericht worden, weder sein Obrist-Hofmeister, weder sein Obrist-Kammerer, weder sein Obrist-Stallmeister, weder seine Kammer-Herren und Kammerdiener, haben ihn daran gemahnt, die Hofnarren noch weniger, wie hat dann der König unter so viel tausend Geschichten und Geschäften und Zeitungen an Joannem gedacht, dessen doch der ganze Hof schon Prügel, was mehr? ein Igel, was mehr? eine Laus, was mehr? eine Maus, was mehr? ein Hahn, was mehr? ein Zahn, was mehr? ein Hund, was mehr? eine Wund, was mehr? ein Dorn, was mehr? ein Horn, was mehr? eine Regel, was mehr? ein Egel, was mehr? eine Sag, was mehr? eine Waag, was mehr? ein Sturm, was mehr? ein Wurm. Ein Wurm, der alleweil nagt, ein Sturm, der alleweil plagt, eine Waag, die alleweil wägt, eine Sag, die alleweil sägt, ein Egel, der alleweil beißt, eine Regel, die alleweil weis't, ein Horn, das da alleweil wetzt, ein Dorn, der alleweil verletzt, eine Wund, die alleweil blüt, ein Hund, der alleweil wüth, ein Zahn, der alleweil macht, ein Hahn, der alleweil kracht, eine Maus, die alleweil frißt, eine Laus, die alleweil nist, ein Igel, der alleweil hägt, ein Prügel, der alleweil schlägt. O eine verfluchte Niederkunft der Sünd! Bei dem Hündel des Tobiä hat es doch bisweilen geheißen: gusch! bei den Hunden des reichen Prassers, welche dem armen Lazaro das Geschwür geleckt, hat es doch zu Zeiten geheißen: gusch! bei den Hunden, welche der stolzen Jezabel die Beiner abgenagen, hat es doch zuweilen geheißen: gusch! aber bei dem bösen und bellenden Gewissen heißt es niemalen gusch! sondern spat und fruh, schreit immerzu, gibt nie eine Ruhe, was nur einer thue.
David, der König, nachdem er alt worden, hat er einen wunderlichen Zustand bekommen, operiebatur
vestibus et non calefiebat, es hat ihn stets und immerdar gefroren, daß er Tag und Nacht gezittert, man hat Fuchs-Pelz, man hat Mader-Pelz, man hat Zobel-Pelz, man hat Lämmel-Pelz über ihn gedeckt, hat gleichwohl nichts ausgeben, sondern er fort und fort gezittert, weder Better, weder Decken, weder Kotzen, weder Polster, weder Tuchet, konnt ihm das Zittern vertreiben,
Vor vielen Jahren hatte zu Wien in Oesterreich ein vermöglicher Becker einen Bedienten, seiner Meinung nach den allertreuesten, aber Gott allein hat den Schlüssel zu den Menschen-Herzen, und gleichwie uns im Sommer bei nächtlicher Weil mehrmalen vorkommt, als sehen wir strahlende Lichtel fliegen, da unterdessen das hast gethan, das und das;« wann man einem Kind, welches da weint, schreit, kürrt, das a ja pupeja zusingt, oder einen rothen Apfel darreicht, so schweigt es, und schlaft; aber das verletzte Gewissen laßt sich nit einsingen, schlaft nit, sondern schreit immerzu: »das hast gestift, das und das, diese Straf liegt dir ob.« Wann ein Karren oder Wagen gurretzt und kürrt, und man ihn schmiert, so schweigt er still, und halt seine mit Eisen beschlagene Goschen, aber das böse Gewissen laßt sich nicht schmieren, nicht besänftigen, sondern schreit alleweil, Tag und Nacht. Ein Spiegel ist zwar ein solcher gläserner Prediger, der einem natürlich die Wahrheit in Bart reibt, hast eine krumme oder stumpfe Nase, so sagt er's, hast einen lux- oder fuchsfarben Bart, so sagt er's, hast feiste, weiche oder bleiche Wangen, so sagt er's, hast ein großes oder bloßes Maul, so sagt er's, verschweigt nichts, aber gleichwohl in der Finster halt er's Maul; aber das beleidigte Gewissen schreit ohne Aufhören, vermantlet nichts, verhüllt nichts, verblümlet nichts, verschweigt nichts, schreit nit allein beim Tag, sondern auch bei der Nacht:
das, das, das hast gethan.« Das sechste Gebot hast so und so oft übertreten, in deinem Amt hast so und so viel beuntreut, wann schon der Kaiser stillschweigt, und nichts begehrt, so schreiet dir doch das Gewissen in die Ohren, gib es wieder.
Ammon, der vornehmste Minister bei dem König Asuero, hat so viel bei Hof golten, als der Pamphili im Spiel, ist allezeit oben geschwummen, wie das Pantoffelholz, hat das Herz des Königs nach sich gezogen, wie der Magnet das Eisen; nachdem aber seine böse Tück und Untreue an Tag kommen, hat der verfolgte redliche Mardochäus die Kirschen bei Hof erhalten, der Ammon aber die Stängel. Nach diesem laßt die Königinn Esther ein stattliches Panquet zurichten, eine überaus herrliche Mahlzeit, worzu auch der Ammon eingeladen worden; aber hört etwas seltsames! die Trabanten und Lakei des Königs haben den Ammon gezwungen und genöth, er hat müssen kommen, compulerunt, nun hui Ihr Excellenz, hat es geheißen, die Speisen seynd schon fertig, der König wartet Ihrer; hui, geschwind, wir dürfen ohne Sie nit nach Hof, presto! presto! der Ammon weigert sich so stark, zu dem königlichen Panquet zu kommen, daß sie ihn endlich mit Gewalt dahin getrieben, compulerunt, ein anderer hielt es ihm vor die allergrößte Ehr in der ganzen Welt, und Ammon will nit; ja, gedacht der Ammon, der Henker geht mir vorn Augen um, ich hab so viel Uebels wider die Königinn und ihre Landsleut angestift, ich glaub lauter, ich werde bei dieser Mahlzeit harte Brocken müssen schlicken. Aber Ammon, wie weißt du daß? O Furbo, sags recht heraus, dein schlimmes und gottloses Gewissen sagt dirs, es ist dir vorgangen, aber durch Antrieb des nagenden Gewissenswurms, daß du werdest gehängt werden, das böse Gewissen ist ein solcher Wecker, ein solcher Richter, ein solcher Anklager, ein solcher Wahrsager, ein solcher Zeug, ein solcher Kalender, ein solches Protokoll, ein solches Register, ein solches Geläut, ein solches Wurmnest, eine solche Uhr, eine solche Kanzlei, eine solche Trompete, die immerzu hallt und schallt, keit und schreit, foppt und tobt, dupft und stupft, zahnt und mahnt, scherrt und beschwert, kurrt und murrt, buckt und druckt, rauft und zauft, blerrt und rehrt, bindt und schindt, daß nie eine Ruhe. O verfluchte Niederkunft der Sünd mit dem Gewissens-Wurm!
Was hier folgt, ist kein Gedicht, sondern eine gewisse Geschicht. Eine vornehme Fürstinn in Niederland hatte ein sehr köstliches Kleinod verloren, welches auf eine große Summa Geld geschätzt worden, und weil sie, nach allem angewendten Fleiß, solches nit mehr konnte erfragen, hat sie bei ihr gänzlich beschlossen, die Zauberer und Schwarzkünstler um Rath zu fragen, zu solchem End ein großes Geld öffentlich demjenigen verheißen, der ihr das entfremdte Kleinod wieder zuwegen bringet; nachdem solches ein frischer, junger Mensch erfahren, gedachte er, einmal ein Stückel zu wagen, und einen Studenten-Possen zu probiren; begibt sich dahero ganz muthig und unerschrocken Monsieur le Ratt, das ist, Herr Ratz mit dem Zunamen, und verspricht der Fürstinn ihrem gnädigsten Willen nachzukommen und das verlorne Kleinod einzuhändigen, jedoch mit dem Geding, daß sie ihn drei Tag nacheinander in ihrem Pallast öffentlich, daß jedermann kann zuschauen, lasse traktiren, welches alles die Fürstinn urbietig zugesagt und gehalten; unser Herr Ratz setzt sich zur Tafel, alle fürstlichen Bedienten warten auf, eine große Menge Volk schaut zu, worunter auch einer aus denjenigen, die das Kleinod entfremdt, unbekannt gestanden, dem Herrn Ratzen schmeckt das fürstliche Traktament nit übel, nachdem nun der Ratz den Ranzen ziemlich angeschoppt, steht er von der Tafel auf, schaut alle Umstehenden ernstlich an, und bricht endlich in diese Wort aus: »den ersten hab ich,« (er verstund aber den ersten Freßtag), der Dieb, so unter dem Volk gegenwärtig, glaubte gänzlich, (was das böse Gewissen nir thut?) er habe ihn durch das Anschauen vermerkt, und mit dieser Red getroffen, eilet demnach in aller Still zu seinen Diebs-Kameraden, Brüder, sagt er, der Diebshenker hol mich, der Kerl ist ein Zauberer, er hat mich ersehen. Des andern Tags wird mehrmal eine stattliche Mahlzeit zugericht, worbei Herr Ratz sich sehr wohl befunden, und war der Zulauf des Volks noch größer, als des vorigen Tags; es wollte aber die Fürstinn recht erfahren, ob dieser ein solcher Künstler sey, der die verborgenen Sachen wisse; zu solchem End ließ sie zu dem Confect eine verdeckte Schüssel auftragen, worunter ein lebendiger Ratz gesteckt, welches sonst niemand gewußt, Oime! schreit er auf, kratzt hinter den Ohren, und sagt: Ratz, Ratz, du bist gefangen; er vermeinte solches von seiner eigenen Person, weil er diesen Zunamen hatte, daß er dermal sey in seinem Possen-Handel ertappt; das Volk aber und die fürstlichen Bedienten glaubten, wie man die Schüssel aufgedeckt, er hab solches auf diesen gefangenen Ratzen geredt, und folgsam ihn für einen Zauberer gehalten, welches dem Herrn Monsieur le Ratt sehr wohlgefallen, dahero nach vollbrachter Mahlzeit mehrmalen aufgestanden, und noch kecker als zuvor alle Umstehenden angeschaut, endlich aufgeschrien, »ich hab schon den andern.« Er verstund den andern Freßtag; der andere aus den interessirten Dieben war auch dazumal gegenwärtig, avisirt deßwegen in der Still die anderen Mitdieb, es sey noch wahr, was sein Kamerad gestern gemeldt, der Kerl sey ein Zauberer, und er hab ihn mit allem Fleiß erschrecklich angeschaut, auch noch darüber gewußt, was in der verdeckten Schüssel verborgen gewest; was das böse Gewissen thut? Den dritten Tag ließ die Fürstinn sehr herrlich auftragen, und war überaus eine große Menge Volks vorhanden, weil allenthalben schon ausgeschrien worden, der Herr Ratz sey ein Wahrsager. Nachdem sich dieser listige und lustige Vogel nach allem Wunsch bei dieser Tafel begrast, hat er sich wieder aufgehebt, und alle um und um ganz genau angeschaut, endlich aufgeschrien: »gut, gut, ich hab den dritten.« Er verstund den dritten Freßtag.
Es ist auf solche Weis' das böse Gewissen eine Uhr, die alleweil auf die begangenen Laster zeigt; es ist ein witterisch und wütherisch Meer, welches immerzu tobet! es ist ein Musikant, der alleweil auf der Zitter schlagt; es ist ein rother Apfel, der einwendig wurmstichig; es ist ein Hecken voller Dörner, die immer sticht; es ist ein Richter, der ganz unparteiisch; es ist ein Schmied, der mit dem Hammer der Furcht stets auf den Ambos des Herzens schlagt; wer ein
Ein großer Hunger ist entstanden in dem Lande Kanaan, dahero der fromme Jakob alle seine Söhn, außer dem jüngsten, nach Egypten geschickt, daselbst Treid einzukaufen; wie solche aber angelangt, hat der Joseph, als ein bevollmächtigter Landesverwalter, sie mit harten Worten angeschnarcht, und gefragt, wer sie seyn? woher sie kommen? wir, sagten sie, seynd ehrliche Leut; ja ehrliche Leut, Schelm seyd ihr, setzt hinwider Joseph, ihr seyd gar gewiß Ausspäher und Verräther; das nit, mein Herr, sondern wir begehren um unser baares Geld ein Treid einzukaufen; ei, so kauft, daß euch etc., fort mit euch in die Keichen, vor solche Gesellen gehört kein anderes Futteral, fort mit euch, bis auf einen weitern Bescheid; die wurden Merito haec patimur, quia peccavimus etc. Wer mahnt euch an Joseph? diese Sach ist schon längst vergessen, denkt doch der Vater Jakob selbst nit mehr daran, es ist schon eine geraume Zeit, daß dieses geschehen, wer mahnt euch an diese alten Geschichten? wer? das böse, das nagende, das unruhige, das ungestümme, das verletzte Gewissen, dieser wilde, wachtsame, wüthende Wurm des Gewissens.
In einer gewissen Stadt des römischen Reichs wohnte ein burgrechter Schneider, bei guten Mittlen, und gar eines ehrbaren Wandels, dem auf eine Zeit sein eigener Gesell einen Fleck pr. dritthalb Ellen Tuch entfremdt; der gute Meister Nickel suchte solches Zwickel über und über, es wurde aber nichts gefunden; Weib, weißt du es nicht? nein; Gesell, wißt ihr es nicht? nein; Kinder, wißt ihr es nicht? nein; Bub, weißt du es nicht? nein; Menscher, wißt ihr es nicht? nein; ei das muß der Teufel seyn. Nach langem und vielen und emfigen Suchen fallet der gute Meister in den Argwohn, als hätte der Gesell den Griff gewagt, und weil ihn der Zorn in etwas übergangen, also hat er fein rund heraus gesagt, und den Gesellen des Diebstahls beschuldiget; worauf der Gesell geschworen, der Teufel soll ihn von der Bank herunter führen, wann er einen Faden entfremdt hab! bald auf diese s.v. der Sauhirt eingetrieben, und bei dem Haus des obbenannten Meisters ein großes Schwein sich an der Mauer gerieben, und zugleich ungefähr das Strickel zum Glöckel ertappt; wie nun der Gesell gäh hinaus gafft, zu fragen, wer dann läute, er aber die große Sau wahrgenommen, gedacht er alsobald an seinen erstergangenen Schwur, der Teufel soll ihn holen, und glaubte, jetzt sey er da, dahero ganz bleich von der Bank hinunter gesprungen, dem Meister zu Füßen gefallen, und mit aufgehebten Händen um Verzeihung, gebeten, auch freimüthig bekennt, er habe den Diebstahl begangen, und sey urbietig alles wieder zu erstatten, was das böse Gewissen nit thut! O verfluchte Niederkunft des Gewissens mit dem nagenden Wurm!
Nachdem der Herr Jesus fünf tausend Mann wunderbarlich in der Wüste gespeist, hat er seine Apostel auf einem Schiffel voran geschickt, über das Meer nach Bethsaida zu fähren; wie nun diese in Mitte des Meers mit den widerspenstigen Winden ziemlich duellirten mit ihren Rudern, und war es bei nächtlicher Weil, so ist ihnen daselbst der Heiland erschienen, welcher sich zeigte, als wolle er vorbei gehen, die guten Apostel haben ihn nie erkennt, sondern sie seynd erschrocken, daß ihnen die Haar gen Berg gestanden, und überlaut aufgeschrien, dann sie haben nit anderst vermeint, als sey es ein Gespenst, der Bau, Bau: Putabant esse phantasma. Daß dazumal putabant esse phantasma.
Es ist einer gewest nit gar eines niedern Standes und Verstandes, welcher frisch und gesund schlafen gangen, bei der Nacht aber ein jämmerliches Geschrei erhebt, als wollt ihn jemand erwürgen; sobald nun die Bedienten eilfertig zugeloffen, hat er sie um Gottes willen gebeten, sie sollen alsobald um einen Beichtvater gehen, ja nit gehen, sondern laufen, er schwitzte am ganzen Leib, und schlug ihm das Herz wie einem Landbetller an der Hausthür: die Ursach seiner Furcht und unerhörten Schreckens war dieß: unter seinem Bett stund ein Krügel voll mit Milch, worvon er denselben Tag etwas gebraucht zu einer Farb, dann er ergötzte sich bisweilen mit Malen: unwissend seiner war eine Katz hinein geschlichen, welche mit dem Kopf in das enge Krügel also hinein gedrungen, daß sie nachmals denselben nit mehr konnte heraus ziehen, derentwegen das Krügel allemal in die Höhe gehebt, und wieder aus die Erd geschlagen; so oft er geschrien, war alles still worden, so bald er aber vermeinte, eine Ruhe zu haben, so ist das Klopfen wieder angangen, welches er für ein unfehlbares Gespenst gehalten, und also ernstlich geforchten, es möcht ihn der Schwarze holen, dann das böse Gewissen ängstigte ihn
In Spanien ist auf eine Zeit eine Mordthat begangen worden, allwo sehr viel gegenwärtig gewesen, die doch alle sich entschuldiget und geläugnet, und man also hinter den Thäter nit sonnte kommen, dahero der verständige Richter alle halb nackend ausziehen lassen, und einem jeden an die bloße Brust griffen, dem das Herz zum stärksten geschlagen, den hat er für den schuldigen Thäter gehalten; und gar wohl, nach ergangener Aussag zugetroffen, das böse Gewissen verschweigt nichts.
Der König Balthasar hat ein sehr kostbares Panquet angestellt, und dazu eingeladen seine Obristen, deren tausend waren; tausend Obriste können ein ehrliches saufen, es waren lauter solche fromme Offizier, von gemeinen Soldaten war gar keiner dabei, die armen Teufel haben dazumal auch schon müssen fasten, wie es jetzo der Brauch; nachdem die Gesund- Trunk, Mund-Trunk, Rund-Trunk, Schlund-Trunk, ziemlich herum gangen, und alles im besten Allegoro, da siehet der König Balthasar durch eine unsichtbare Hand an die Wand diese drei Wort schreiben: Mane, Thecel, Phares, der König ist hierüber also erschrocken daß er ganz erbleicht, an allen Gliedern gezittert, und ihm beede Knie, wie zwei Schlegel, stets zusammen geschlagen, was allhier das meiste zu verwundern ist, daß der König einen guten, dicken, starken, festen, faisten Rausch gehabt, und gleichwohl hat er ihm also Olympum, aus einem Tüpfel ein Stadelthor, aus einem jeden Getös etwas Bös.
Zu Neapel war ein gottloser Spieler, welcher alles das Seinige durch das mißgünstige Glück verloren, und hierdurch in solche Furi gerathen, daß er nit allein in allerlei gotteslästerische Wort ausgebrochen, sondern auch ganz rasend in die Kirche geloffen, und daselbst eine gemalte Bildnuß der Mutter Gottes an der Mauer mit bloßem Degen so übel zugericht, daß das häufige Blut allerseits herab gerunnen, wie man es noch sieht in der Jesuiter-Kirche daselbst, allwo
Unter andern Plagen, die der gerechte Gott über den verstockten König Pharao geschickt, durch die Händ der zwei Brüder, nemlich Moses und Aaron, war nit die mindeste die große Menge der Frösch, dann es waren dieser Grünhösler eine solche Anzahl, daß fast kein Ort ohne Frösch, oder kein Frosch ohne Ort; sie hupften sogar dem König selbst auf die Tafel, und sobald man nur eine Schüssel aufgedeckt, da waren acht, acht, gib acht, gib acht, acht, acht, gib acht, gib acht; das hat den König dergestalten verdrossen, daß er die zwei wundertätigen Brüder hintersich und fürsich gebeten, sie wollen doch machen, daß er dieser Froschmäuler los werde.
Ein jeder Sünder und gottlose Mensch leidet eben diese Plag in seinem Herzen, das verletzte Gewissen schreit ihm unaufhörlich zu: gib acht, gib acht, man kann ihm das Maul nit stopfen, es laßt sich mit keinem Gespäß besänftigen, es schweigt nie still, sondern fort und fort: gib acht, gib acht. Wann er auf dem Wasser fahrt, gib acht, gib acht, daß du nit ersaufst, und vom Wasser den geraden Weg zum ewigen Feuer kommst. Wann er zur heißen Sommerszeit ein Wetter im Himmel vermerkt, gib acht, gib acht, daß dich der Donner nit erschlag, und also unverhofft blitztodt werdest. Wann er bei einer alten baufälligen Mauer vorbei geht, gib acht, gib acht, daß dir nit ein Stein auf den Schädel fall, und dir den letzten Stoß in die Höll gebe. Wann er bei der Nacht einen Fall oder Getös hört, gib acht, gib acht, daß du nit des gähen Todes sterbest, und folgsam zum Teufel fahrest. Wann er siehet einen Todten begraben, gib acht, gib acht, gib acht, gib acht, daß dieses Uebel über dich nit komme, wie hart würde deine Verantwortung seyn; auf solche Weis schreit ihm das verletzte Gewissen ohne Unterlaß zu. O verfluchte Niederkunft des bösen Gewissens mit dem nagenden Wurm!
Der h. Corbinianus, Bischof zu Freising, hatte einen Esel samt einem kleinen Glöckel am Hals ganz allein auf der Weid gelassen; diesen hat auf eine Zeit ein gewissenloser Mensch hinweg geführt, und in seinem Haus verborgen; der gute Langohr hat ihm das Maul bald stopfen lassen mit einem Büscherle Heu, aber das Glöckel wollt nit schweigen, sondern immerzu kling, kling. Er verschoppt's mit Hadern, hat aber nichts geholfen, sondern alleweil kling, kling, kling; er bindt den Klächel mit einem starken Riemen, hat es aber nit verhindern können, sondern fort und fort kling, kling. Er grabt's gar in die Erd ein, es war aber umsonst, und blieb bei dem alten kling, kling, so lang und so viel, bis der h. Mann seine Esel wieder bekommen. Das verletzte Gewissen ist ganz natürlich also beschaffen, es schweigt nimmermehr still, bist beim Faß oder Gespaß, so meldt es sich, bist beim Brauß; oder Schmauß, so rührt es sich, bist beim Krug oder Pflug, so spreizt es sich, bist beim Bett oder Bret, so bewegt es sich, bist beim Lust oder Gust, so reispert es sich, bist bei Leuten oder Fröhlichkeiten, so gibt's doch keine Ruhe.
Laß dir erzählen etwas, so wohl lachenswerth Consiteor zu dem mea culpa komnen, da hat er mit der ganzen Faust auf die Brust geschlagen dreimal, und dadurch den wispelenden Vöglen den Rest geben.
Wer ein böses und verletztes Gewissen hat, der tragt solche Maisen im Busen, die immerzu zwittern und schreien, seynd's keine Maisen, so seynd's doch Masen, verstehe Mackel und Unflath in dem Gewissen, woraus
Der Job aus der Landschaft Hus, hat aufgebissen manche harte Nuß, indem er mit Erlaubniß der göttlichen Majestät von dem Teufel so stark ist geplagt worden; erstlich kam ihm ein Bot mit dieser schlechten Zeitung: Die Sabäer seynd eingefallen, und haben alle Ochsen und Esel weggetrieben, die Knecht alle niedergemacht; ich allein bin entronnen, dir solches zu verkündigen. Und als dieser noch redete, kam ein anderer, und sprach: die Chaldäer machten drei Haufen, und überfielen die Kameele, und nahmen sie hinweg, und die Knaben hauten sie nieder, und ich bin allein entronnen, dir solches zu verkündigen. Dieser hatte noch nicht ausgeredt, siehe, da kam ein anderer hinein und ich allein bin entronnen, dir solches zu verkündigen. Es kann einem billig seltsam vorkommen, warum der Teufel jedesmal alle ermordt, allezeit aber einen übergelassen, der dem Job das Uebel konnte ankünden.
Auf gleiche Art geht es mit dem bösen Gewissen her, in demselben bleibt allemal einer übrig, der das Böse ankündet, und dieser ist der nagende Wurm, der stets mit der Zeitung kommt, das und das, und das ist geschehen; es wirst dem König und Landsfürsten vor, daß er die Frau Justitia läßt in schlechten Bärnhäuter-Zeug kleiden; es wirst dem Adel vor, daß oft unter einem offenen Helm ein offener Schelm stecke, und aus dem nobilis ein stets nobis heißt, nobis ihr Bauern: es wirst der Geistlichkeit vor, daß sie oft genauer gehe auf den Zehent, als auf die Zehen Gebot, und befleißet sich besser, ein Wirth, als ein Hirt zu seyn: es ropft der Obrigkeit vor, daß sie oft weniger Augen haben, als eine Spital-Suppe, dahero wegen der Fahrläßigfeit das Gute abweiche und das Böse einschleiche. Es ropft dem Soldaten vor, daß der Martius mit dem Oktober so gut freund seye, dahero kein Wunder, daß das Wein-Faß so manches Nesas ausgebrüt. Es wirft den Kaufleuten vor, wie oft sie kurze Ellen in die lange Auszügl gebracht, und das alte Testament für das neue feil boten. Es ropft den Bürgervor, daß sie am Sonntag und Feiertag öfter den Weinzeiger, als Uhrzeiger anschauen, und ihnen die Bruder-schaften zum liebsten, wo auch die Schwestern darbei
Kein Pein noch Tortur kann grausamer seyn, als, welche der unmenschliche Tyrann Mezentius erdacht. Dieses menschliche Unthier ließ einen todten Körper, der schon etlich Tag im Grab gelegen, wiederum herausnehmen, welcher bereits voller Gestank, Eiter, Fäule und Würm war, den befahl er auf einen nackenden lebendigen Menschen zu binden, dergestalten, daß Brust auf Brust, Händ auf Händ, und Gesicht auf Gesicht gelegen, und also der Todte ein Henker und Peiniger müssen abgeben, zumalen dieser mit den vcrglasirten Augen, mit dem stinkenden Maul, mit der eiterigen Nase, mit der kalten Brust, unaussprechlich peinigte, und forderist die aus dem todten Aas hervorwimmelnde Würm den Unterliegenden lebendig verzehrt. O erschreckliche Pein!
Nit viel ungleich begegnet allen denjenigen, die eines O verfluchte Niederkunft des Gewissens mit dem nagenden Wurm!
Simon Majol. verzeichnet eine wunderliche Geschicht, daß nemlich ein alter, aber beinebens sehr reicher Mann seye gewest, mit Namen Pandochäus, dem eine einige Tochter war, welche ins künftig sollte seyn eine völlige Erbin aller großen Verlassenheit, weil nun eine solche Agnes, wie ein Magnes, gar leicht die Gemüther an sich zieht, also hat um solche geworben ein Jüngling, so bei obbemeldtem Pandochäo in Diensten war, diesem aber thät der Alte seine Bitt auf alle Weis' weigern, in Bedenkung, daß er gar bei geringen Mittlen, und niedern Herkommens, da nun auf eine Zeit der vermögliche Pandochäus samt seiner Frau und jungen Tochter auf etlich Tag ausgereist, hat er die ganze Haus-Verwaltung gedachtem Jungling bestermaßen anbefohlen, als der bishero eine löbliche
Wer das böse Gewissen vergleicht einem bösen Weib, der thut recht, ein recht bös Weib ist ein Teufels-Roß, ein Teufels-Rueß, ein Teufels-Thür, ein Teufels-Thor, ein Teufels-Leder, ein Teufels-Luder, ein Teufels-Handel, ein Teufels-Hund, eine Teufels-Zang, eine Teufels-ung, ein Teufels-Bret, eine Teufels-Brut, ein Teufels-Buch, ein Teufels-Pech, ein Teufels-Stamm, ein Teufels-Stimm, ein Teufels-Rad, ein Teufels-Red; eine solche Red thut nichts als klagen, ein solches Rad thut nichts als plagen, eine solche Stimm thut nichts als schreien, ein solcher Stamm thut nichts als keien, ein solches Pech thut nichts als beschmieren, ein solches Buch thut nichts als verführen, eine solche Brut thut nichts als wachen, ein solches Bret thut nichts als krachen, eine solche Zung thut nichts als reissen, eine solche Zang thut nichts als beißen, ein solcher Hund thut nichts als bellen, eine solche Hand thut nichts als stehlen, ein solches Luder thut nichts als grausen, ein solches Leder thut nichts als pfnausen, ein solcher Ruß thut nichts als schwärzen, ein solches Roß thut nichts als schmerzen, ein bös Weib murrt, kurrt, summt, brummt, stutzt, trutzt, platzt, kratzt, socht, pocht, siedt, wüth, rümpft, stumpft den ganzen Tag, gibt keine Ruhe, keinen Fried, keine Rast, keine Lust, keine Lieb, kein Lob, den ganzen Tag währt diese Plag, die ganze Zeit, ist man so keit, alleweil allarmo,
petra refugium herinaceis, aber in dem bösen Gewissen steckt noch ein gräulicherer Igel. Der Hahn hat dreimal krähet, wie Petrus den Herrn verläugnet, aber ein böses Gewissen krähet unaufhörlich. Absalon ist mit einer dreifachen Lanze durchstochen worden, aber ein bös Gewissen wird stets durch den Gewissens-Wurm durchbohrt. O verfluchte Niederkunft des bösen Gewissens mit diesem Wurm!
Allegro! schreit hingegen ein gutes, ein frommes, ein unbeflecktes Gewissen. Drei Engel, in Gestalt dreier Männer, kommen auf eine Zeit zu dem Abraham, welchen der fromme Patriarch alle möglichsten Ehren erwiesen; Gesottenes und Gebratenes, so viel die eilfertige Sara hat können zurichten, aufgesetzt; endlich thut ihm einer eine neue Zeitung ankünden, wie daß er werde einen Erben erzeugen mit seiner Frau, und zwar einen jungen Sohn; wie solches die Sara gehört, konnte sie das Schmutzen nit erhalten, in Bedeutung, daß sie schon ein neunzigjähriges Weib, und soll erst ein Kind tragen, eine seltsame neue Zeitung für ein altes Weib. Es ist aber gleichwohl durch sondern göttlichen Willen geschehen, daß Sara groß Leibs worden, und wie sie eine glückselige Niederkunft gehabt, und einen frischen Sohn auf die Welt gebracht, hat sie solchen Isaak genennt, welches so viel heißt, als risus, ein Gelächter, ist also Sara mit einem Gelächter niederkommen.
Eine solche von Gott gebenedeite Sara ist das gute Gewissen, welches nichts anders gebäret, als ein Gelächter und unbeschreibliche Freuden. Das gute Gewissen ist ein Garten, worin nichts anders wachset, als Augen-Trost; das gute Gewissen ist ein Kalender, worin nichts anders stehet, als schönes Wetter; das gute Gewissen ist ein Brevier, worin nichts anders gelesen wird, als Dominica lactare; das gute Gewissen ist ein Tempel, worin die vornehmsten Patron: Hilarion und Gaudentius; das gute Gewissen ist ein Lämmel, welches nichts anders tragt, als Woll, Woll;
Wie das verlorne Bürschel von Schweinfurt und Magdeburg wieder nach Haus kommen, vivendo luxuriose, das Seinige also durchgejagt, daß er nit ein gutes paar Hosen am Leib gehabt, weil solche Lumpenhund mit schlechten Fetzen umgehen, so müssen sie endlich zerrissen seyn; der liebe alle Vater ist ihm gleichwohl um den Hals gefallen, wo sonst ein Strick kätt hingehört, und ihn alsobald von Fuß auf hat lassen kleiden, auch eine sehr stattliche Mahlzeit zurichten lassen; damit aber an der Freud keinerseits ein Mangel sey, also hat man um wackere Spielleut geschaut, da ist das Geigen, Pfeifen, Blasen, Trommeln, Singen, Springen angangen, Juhei-Ju-Ju-Juhei, trararum-trararum-Ju-Ju-Ju; der andere Bruder, wie er nach Haus kommen vom Acker, gedacht, was tausend Veitl fangt der Alte an? es wird ja der Geck nit geheirath haben? endlich vernimmt er durch die Bedienten, daß sein sauberer Bruder wieder sey ankommen, deswegen sey solches Freudenfest angestellt; ich will glauben, daß eine große Freud und Fröhlichkeit sey damals gewesen, aber der Jubel in einem guten Gewissen ist unermeßlich größer, die Freuden in einem guten Gewissen seynd unsäglich häufiger, die Ergötzlichkeit in einem guten Gewissen ist unbeschreiblich besser. Ihr Luderer, all euer Essen und Vermessen, ihr Ueppige, all euer Singen und Springen, ihr Buhler, all euer Kussen und Bussen, haben nit ein Quintel Freuden, was da zentnerweis gefunden
Ein armer Geistlicher ist einmal über Land gereist, und auf dem Weg unter die Mörder und Straßenräuber gerathen, welche Raubvögel alsobald von ihm ein Geld wollten erpressen, weil sie aber wegen seiner freiwilligen evangelischen Armuth nichts konnten erhalten, also haben sie ihm auferlegt, entweder soll er ihnen in aller Eil eine Predigt machen, oder sie wollen ihm den Kehraus singen; der fromme Mann besinnet sich dessen nit viel, sondern steigt alsobald auf einen alten Stock, und fangt folgende Predigt an: In Nomine Domini vergleich ich euer Leben dem Leben unsers lieben Herrn (die Gesellen spitzten die Ohren hierüber, und hofften eine Lob-Predigt) unser Herr hat viel gelitten auf dieser Welt, ihr leidet auch nicht wenig; unser Herr ist von einem Ort zum andern gangen, ihr seyd auch flüchtig hin und her; unser Herr hatte nur einen Rock, ihr, glaub ich, habt auch nicht mehr, als diese Kleider; unser Herr hat sich in der Wüste 40 Täg aufgehalten, ihr seyd noch länger in diesem Wald und Wüsten; unser Herr ist vom bösen Feind versucht worden, euch reit der Teufel eine ganze Zeit; die Juden zielten täglich dahin, wie sie unsern Herrn möchten fangen, auch der Land-Profoß lauert euch stets auf, wie er euch mag ertappen; unser Herr ist mit Geißlen und Ruthen hart geschlagen
Der ein böses Gewissen hat, der wird wohl melancholisch aussehen, der wird em Gesicht haben, wie eine sauere Kraut-Brühe, der wird nichts anders seyn, als ein Angst-Haas, der wird zu Haus hocken, wie eine Bruthenn, der wird eine Stirn machen, wie einallegro.
Nachdem der tyrannische Herodes den heil. Jakobum aus dem Weg geraumt, und hierdurch merklich gespürt, daß solches dem jüdischen Volk angenehm und wohlgefällig, also hat er auch den ersten Papst in die Gefängnuß geworfen, in Willens, denselben nach dem hochfeierlichen Osterfest hinzurichten. Petrus war also an zwei eiserne Ketten augeschmiedt, mit vielen Soldaten stark verwacht, und gleichwohl hat er dieselbe Nacht sehr wohl geschlafen, da er des andern Tags sollte geköpft werden: Erat Petrus dormiens etc., um Gottes willen, sagt ein jeder, und denkt ein jeder, wie konnt ich doch die Nacht lang schlafen, wann ich wußt, daß ich zu Morgens um einen Kopf zu kurz käm? wie konnt mir doch bei der Nacht der Kopf so schwer seyn, wann ich wüßt, daß ich des andern Tags sollt um einen Kopf ring er werden? wie konnt ich doch hei der Nacht Bretter schneiden, wann ich wußt, daß man mir sollt zu Morgens den Kopf abschneiden? Erat Petrus dormiens. Ungeacht alles dieß ha allegro.
Thomas Morus, dieser engelländische und englische Kanzler, hat vor dem Tode und bei dein Tod immerzu ein fröhliches Gesicht gezeigt, und Scherzwort hören lassen; als er in dem Thurm verhaft gelegen, und der König nochmal zu ihm geschickt, und fragen lassen, ob er in voriger halsstärriger Meinung verbleibe, so hat er dem König lassen andeuten, wie daß er sich anderst resolvirt; als man aber verlangte, er wolle solches schriftlich geben, sagte Morus mit lachen, dem Mund, er sey bishero des Willens gewest, ihm lassen durch den Barbierer den Bart wegzuschneiden, nunmehr sey er anderst gesinnt, und wolle warten, bis der Bart mit samt dem Kopf werde abgeschnitten, und folgsam in einer Arbeit. Als eben dieser an das Ort hinauf gestiegen, wo er sollte enthaupt werden, hat er einen Beistehenden gebeten: mein lieber guter Freund, reich mir deine Hand her, und hilf mir hinauf, herunter will ich dir keine Ungelegenheit machen; wie ihn der Scharfrichter um Verzeihung gebeten, dem gewöhnlichen Brauch nach, so hat ihm Thomas einen Kuß geben, und zugleich ein engelländischcs Goldstück,
Diesem tapfern Kämpfer war nit ungleich Joannes Fischerus, roffensischer Bischof, dem Paulus, der dritte römische Papst, den Kardinalhut geschicket; als er in der Keiche war, und ihm der gottlose König Henrich sagen lassen, es hab ihm zwar der Papst den Kardinalhut geschickt, aber er will bald machen, daß er werde keinen Kopf haben, worauf er solchen Hut trage; nicht lang hernach ist lautmährig worden, daß Fischerus solle sterben, und derentwegen der Koch denselben Tag nichts zugericht, dahero der fromme Bischof gefragt, warum er dann kein Mittagmahl koche? ich glaub, sagte der andere, dieser Tag werde ihm der letzte seyn; was schadt es, versetzte hinwider Fischerus, er solle gleichwohl ein Mittagmahl gerechtlen, ist es aber, daß er Vormittag noch soll sterben, so könne er, der Koch, ein Gast seyn, und das Mittagmahl verzehren; da ihm Wolfingamus, der Geschloß-Hauptmann, fruhe Morgens angedeut, wie daß er durch ein königliches Edikt zum Tod sey verurthlet, und denselben Tag müsse sterben, fragt noch der Bischof, um was Stund? als aber Wolfingamus geantwort, um 9 Uhr, so laßt mich doch noch ein paar Stund schlafen, weil es erst 5 Uhr, dann ich heut Nacht gar wenig geschlafen, worauf er dann zwei Stund überaus wohl geruhet, nachmals hat er dem Diener anbefohlen, er soll ihm die besten Kleider herzu tragen, dann, sagt er, heut muß ich sauber aufziehen, weil heut mein Hochzeit-Tag, ist also mit fröhlichem allegro stehen.
Wie Petrus Richardus, aus der Societät Jesu, ein h. Martyrer in Engelland, in der Gefängnuß von vielen Lottersbuben sehr schimpflich traktirt worden, unter andern einer ihm stets vorgeworfen, daß Petrus nicht allein die Schlüssel empfangen, sondern es seyn ihm auch eine ganze Burd Schlüssel eingehändiget wor den, dem endlich der Kämpfer Christi lachend geantwort: Petrus habe die Schlüssel zum Himmel bekommen, er aber die Schlüssel zum Keller, das könne man gar leicht wahrnehmen aus seiner rothen Nase.
Als Alexander Briantus, welcher auch unter Elisabetha um Christi Ehr und Lehr willen gestorben, auf der Folterbank erschrecklich gestreckt und gereckt worden, hat er mit fröhlichem und freundlichen Angesicht den Nortonum, so den Henker hiezu ermahnt, angeredt: mein Kerl, ich bin dir obligirt, weil du mir mehr hast geben, als Gott, dann Gott hat mir einen Leib geben, der nit gar lang, du aber hast mich noch um eine gute Spann länger gemacht.
Paulus, dieser Welt-Apostel, dieser tarsenische Prediger, dieses Gefäß der Auserwählung, diese erschallende Welt-Trompete, diese Haupt-Saul der Kirche, dieser Lehrer, Bekehrer, Vermehrer des christlichen Glaubens, wie er gefangen worden, bunden worden, prüglet worden, ausgestrichen worden, gesteiniget worden, verrathen worden, verspott worden, versenkt worden, verwiesen worden, verschmäht worden, gepeiniget worden, verstoßen worden, und für einen Verräther des Lands, Verführer des Volks, Verwerfer des Gesatz, Repletus sum consolatione, superabundo gaudio in omni tribulatione nostra. Und solche Freud und Trost hatten keine andere Mutter, als das gute Gewissen, keine andere Wurzel, als das gute Gewissen, keinen anderen Ursprung, als das gute Gewissen, allegro.
Die Propheten-Kinder, ihren Hunger zu stillen, haben auf eine Zeit Kräuter gesucht, weil sie aber unerfahrne Fratzen gewest, also haben sie anstatt der heilsamen Kräuter lauter wilde Colloquinten gesammlet; nachdem sie solche kocht, und ein jeder von solcher Speis' gekost, haben sie wahrgenommen, daß solches Gefräß bitter, wie eine Gail. Oime! was haben sie für Gesichter geschnitten, einer machte ein krummes Maul, wie ein lateinisch S, ein anderer machte ein gespitztes Maul, als wollt er Federmesserl vomiren, der dritte machte ein groß Maul, als wollt er einen Backofen schlücken, alle insgesamt haben aufgeschrien: Mors in olla, der Tod ist im Hafen etc. Nachdem aber der Mann Gottes Elisäus ein wenig weißes Mehl darein gesträhet, so ist wunderbarlich alle Bitterkeit vergangen. Ein böses Gewissen ist ganz gleich diesem Kraut-Topf, dann es auch voller Bitterkeit, sobald aber das weiße Mehl der Unschuld darein kommt, da wird alles süß, über Zucker und Honig. Da ertrinkt der Pharao, da singt der Moses, Allegro.
Ein Religios und Ordensmann hat vor einem großen König geprediget; weil aber dieser Geistliche sehr guter Leibsgestalt, und wohl gespickt und gespeckt, also hat ihn der König befragt, woher es komme, daß er so leibig und faist sey, indem er doch einen harten Orden, große Kasteiungen, öftere Fasttäg, und gar eine schlechte Tafel habe, entgegen aber theils seine Hof-Herren und Hof-Leut bei dem Ueberfluß und herrlichen Tractament so bleich, so dürr, so mager seyn, und weniger Faisten haben, als eine Saite auf einer Baßgeige? die Ursach, sagt der Pater, allergnädigister Herr, die Ursach ist, weil sie das rechte Kreuz nit machen, wie ich; es wollte der König kurzum wissen, was dann dieß für ein Kreuz? worauf der Pater mit der Hand auf seine eigene Stirn griffen, als wollte er das lateinische Kren; formiren, und darzu gesprochen: ohne Prozeß; nachmals mit der Hand an die Brust, ohne Weib, wiederum mit der Hand auf die rechte Seite, ohne bös Gewissen, nachgehends mit selbiger Hand auf die linke Seite, und sprach zugleich, diese seynd die besten Bissen,
Es ist ein Kraut, welches in der Apothecke Buglosa genennt wird, auf deutsch insgemein Ochsenzung; dieses Kraut hat scharfe, faiste, harrechte, schwarze und grüne Blatter, so ziemlich schmal und spitzig seynd, auf seinem dünnen Stengel bringt es braunfarbe Blümel, und nach denselben den Samen, welcher gleich siehet den Natter-Käpplen, dieses wachst neben den Straßen und an rauhen Orten, blühet im Brachmonat; dieses Kraut Buglosam in Wein eingenommen, oder einen Syrup vom Ochsenzung-Saft, stärkt das Herz, vertreibt die Melancholei, und macht ein fröhliches und lustiges Gemüth. Sonst pflegt man zu sagen, Kraut für die Narrn, aber dieses möcht wohl für bescheide Leut gehören, und will es glauben, daß es im Wein eingenommen, forderist in zwei oder drei Maaß auf einmal, lustige und fröhliche Leut mache, allein das Rezept taugt nicht für tugend-liebende Leut, welche sich weiter eines andern Mittels bedienen, benanntlich des guten Gewissens.
Allegro, alle diese großen Freuden, aller dieser einwendige Jubel rührt her von einem guten Gewissen.
allegro, es mag Himmel, Erd, Luft, Feuer, Wasser, Menschen, Teufel, Pest, Krieg, und alles Uebel einfallen, so wird doch, der ein gutes Gewissen hat, den Muth nicht fallen lassen, sondern allezeit allegro.
Nachdem der Weltheiland mit seinen zwölf Apostlen das Osterlamm, vermög des mosaischen Gesatz, verzehrt, und auch das gewöhnliche Abendlnahl vollbracht, hat er noch vor dem bittern Tod eine ewige Gedächtnuß seiner unermeßlichen Lieb wollen hinterlassen, zu solchem End nahm er das Brod, danket, und brach es, und gab es ihnen, und sprach: das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, das thut zu meiner Gedächtnuß; deßgleichen nahm er auch den Kelch, nachdem er zu Abend gegessen hatte, und sprach: dieß ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blut, das für euch wird vergossen werden. Nun ist allzugewiß und wahr, daß durch die oben angezogenen Wort: Das thut zu meiner Gedächtnuß, der Heiland Jesus, kraft seiner göttlichen Macht, alle zwölf Apostel habe zu Priester geweiht, und zugleich selbige als Bischöf gestellt, außer daß er ihnen dazumal noch nit die Gewalt ertheilt hat, die Sünden zu vergeben, welche Gewalt erst nach der glorreichen Urständ Christi auf sie gefallen; seynd demnach diese zwölf Apostel, worunter sich auch der verruckte Judas befunden, wahre Priester worden, wie es dann Luther selbst nit widerspricht; zumalen sie die Gewalt bekommen, Brod und Wein in den wahren Leib und Blut Christi zu inadaequate, in die h. bischöfliche Würde gesetzt worden. O Iscarioth, du verbainter Böswicht! sattel doch um von deinem gottlosen Vorhaben, in Bedenkung, daß dich der Heiland Jesus, uneracht ihm deine boshaften Gedanken schon bekannt, in eine so große Dignität und priesterlichen Ehrenstand erhoben.
Geseng Gott, der Trunk ist tausend Gulden werth, nur einen guten katholischen Trunk, und keinen lutherischen, dann die Katholischen gehen auf einem Grund, proficiat et Deus benedicat, noch eimnal eingeschenkt, so ist es recht. Der h. Bischof Martinus war bei der Tafel des Kaisers als ein lieber und werther Gast, man reicht ihm dar einen Becher mit Wein; der Kaiser gedacht gleichwohl, Martinus werde so höflich seyn, und ihm den Becher zustellen, aber der h. Bischof gibt selben seinem Kapellan: trunken, geseng Gott! dardurch zu zeigen, daß ein Priester eines so hohen und vornehmen Stands sey, daß er auch den gekrönten Häuptern soll vorgezogen werden.
Die Japonier nennen ihre Geistlichen Tundos, die Türken nennen sie Muselmänner, die Römer, vor diesen, nannten sie Druiden, die Egyptier nennen sie Caliphen, die Tartarn nennen sie Sei, die Indianer nennen sie Brachmänner, aber wir Deutsche nennen sie Priester. Derenthalben, sagt Suetonius, sey in diesem deutschen Wort ein Fehler eingeschlichen, dann vor Zeiten waren sie Preisester genennt, das ist so viel, als Preißwürdigster.
Lach, daß dir das Maul zerreiß, du Schelm, Mulier so viel als Mollior, das ist, weichherzig sey, zumalen sie aus einer Rippe formirt worden, welche ohnedas leicht zu biegen: schwätzt ihr vor, lügt ihr vor, daß, wann sie werden von dem verbotenen Confect essen, alsdann werden sie wie die Götter seyn: Eritis sicut Dii. Parola, ja dieses unbedachtsame Ehevolk laßt sich bereden, aber nach vollbrachtem Ungehorsam und groben Verbrechen sahen sie, daß sie im Götter, sondern Fretter werden, aus Glückseligen Müheselige, aus Unsterblichen Sterbliche, welches dem Teufel also wohlgefallen, daß er von freien Stucken überlaut gelacht, nach Aussag des h. Ambrosii, cachinnabatur daemon, ei so lach, daß du etc., aber hör, du verruckter Geist, was du dazumal ihnen spöttlich vorgelogen, ist anjetzo im neuen Testament wahr worden, dann was seynd die Priester auf Erden, als Götter? dahero, als der Herr Jesus einmal den Peter gefragt, mein Peter, was sagen die Leut von mir? was haltst du Peter von mir, du und die anderen Apostel? anfangs fragt der Herr, was die Leut von ihm urthlen? nachmals fragt er, was die Apostel von ihm halten? als wären diese keine Leut, sondern mehr als Leut, ja rechte Götter auf Erden, dahin zielt jener Spruch: Nolite tangere Christos meos, Diis non detrahes.
Geben die Engel Soldaten ab? ja, dann es steht noch ein Engel Schildwacht mit einem flammenden
Geben die Engel noch gute Wirth ab? ja, dann ein Engel dem Jakob einen Vorthl gezeigt, reich zu werden, da er dem Laban eine lange Nase gedrehet mit den geschecketen Schafen, ob welchen sich der Jakob zu gescheket gelacht.
Geben die Engel Zuchtmeister ab? ja, dann ein Engel den Propheten Balaam gestraft dazumal, wie der Engel durch den Mund der Eslin geredt hat, dieß war ein bescheider Eselskopf.
Geben die Engel Proviantmeister ab? ja, dann ein Engel dem Eliä ein Brod gebracht, welches ihn also gestärkt, daß er 40 ganze Täg bis auf den Berg Horeb ungeessen gewandert, das Brod muß besser seyn gewest, als zu Zeiten der Proviant der Soldaten.
Geben die Engel Brautführer ab? ja, dann ein Engel, benanntlich der Raphael, dem Tobiä ein Weib zugebracht, und was noch mehr ist, ein frommes Weib.
Geben die Engel Postmeister ab? ja, dann ein Engel den Habakuk beim Schopf genommen, und geführt bis nach Babylon, dem Daniel ein Mittagmahl in bringen. Es ist gut, daß der Habakuk keine Parokka getragen; wann der Zeit einen der gute Engel in den Himmel bei den Haaren ziehen will, so bleiben ihm die falschen Haar in den Händen.
Geben die Engel Medikos und Aerzte ab? ja, dann ein Engel die presthaften Leut beim Schwemm-Teich kurirt hat, wann die Engel allezeit Doktores
Geben die Engel Schiffleut ab? ja, dann ein Engel die zwei heiligen Schwestern, Magdalena und Martha, welche in ein ganz löcheriges Schiff gesetzt worden, ganz glückselig und ohne Schaden bis nach Marsilien geführt. Wer einen solchen Schiffmann hat, der kann wohl singen: laßt uns fahren, uit mehr sparen, laßt uns, etc.
Geben die Engel Musikanten ab? ja, dann sie in der Nacht, da Gottes Sohn geboren, auf den bethlehemitischen Feldern sehr lieblich gesungen, und war diese Feldmusik weit edler, als eine Tafelmusik, die gar oft eine Teufelsmusik.
Geben die Engel alles ab? ja alles, auch Priester? das allein nit. Das Manna oder Himmelbrod, welches Gott der Allmächtige den murrerischcn Israelitern, deren in die drei Millionen gewesen, so reichlich gespendirt, habt ihr Engel schon können zurichten. Das Mittagmahl, wo die sorgfältige Martha mit dem Kochlöffel so sehr beschäftiget war, habt ihr Engel wohl können präpariren. Jenes Brod, welches die Raben, dieses sonst verstohlene Rabenvieh, dem Eliä gebracht, habt ihr Engel wohl backen können, aber das allerheiligiste Abendmahl zuzurichten, das wahre Lamm Gottes aufzuopfern, unter ein kleines weißes Brod die Gottheit und Menschheit einzuschließen, ist über euere Gewalt, ihr Engel, und stehet solches allein in der Gewalt und Vermögen eines Priesters, dessen Macht und Hohheit, wo nicht der göttlichen gleichet,
In Niederland hat ein vornehmer Kavalier einem berühmten Maler ein Kupferblättl, in der Größe eines Funfzehners, geben, soll ihm um baare Bezahlung, was es auch immer möchte austragen, darauf die Gesellschaft der h. Ursulä, benanntlich eilf tausend Jungfrauen malen; dieser merkte, daß ihn der Kavalier nur zu schimpfen begehre, in Erwägung, daß kaum eilf tausend Tüpfel auf dieses Blättl konnten gebracht werden, wollte also Schimpf mit Schimpf vergelten, und sagt es dem gnädigen Herrn zu, er woll es nach Verlangen inner acht Tagen verfertigen; kaum daß solche Zeit verflossen, wollte der Kavalier, von sonderm Vorwitz angespornt, das kleine Wunder sehen; der Maler aber hatte nichts anders auf erwähntem winzigen Kupfer entworfen, als ein kleines Städtlein mit zwei Thoren, unter dem ersten Thor stund eine Jungfrau gemalen, mit einer Fahn, als wollt diese zur Stadt heraus gehen, unter das andere Thor stellte er gleichfalls eine Jungfrau, als wollte solche in die Stadt hinein gehen; sobald dieses der Kavalier unter die Augen gebracht, holla! sagt er, das heißt dein Versprechen nicht nachkommen, massen er nit eilf tausend Jungfrauen, wie er verlangte, wahrnehme, sondern nur zwei, welches ja von der großen Zahl sehr weit; worauf aber der Maler ganz höflich geantwortet, gnädiger Herr, die Jungfrau mit der Fahn, so zur Stadt heraus geht, ist die h. Ursula, welche diese so große Prozession führt, die Jungfrau, welche zum Thor hinein geht, ist die allerletzte unter dieser Schaar,
Was damal unmöglich gewest, macht alle Tage möglich ein gottgeweihter Priester, welcher mit etlichen Worten, wenigen Sylben, unter ein kleines Blättel der Hostien stellt denjenigen Gott, der da Himmel und Erd mit seiner unermeßlichen Größe einfüllt; denjenigen Gott, für welchen Paulus sich hat enthaupten lassen, damit er desto bequemer durch die niedere Thürdes Himmels möge eingehen, und mit dem Kopf nit anstoßen; denjenigen Gott, für welchen Bartholomäus sich hat schinden lassen, damit ihm der Himmel nicht könne vorropfen, er stecke in keiner guten Haut; denjenigen Gott, für welchen Laurentius sich hat braten lassen, damit ihm der Himmel nit könne vorwerfen, er sey weder gesotten noch gebraten; denjenigen Gott, für welchen sich Stephanus hat vorsteinigen lassen, damit der Himmel sehe, daß nicht allein selig die Armen im Geist, beati pauperes Spiritu, sondern auch selig, die also steinreich seynd, wie Stephanus; denjenigen Gott, für welchen Apolonia hat lassen alle Zähn ausreißen, damit der Himmel sehe, daß ihr die Zähn allein wässern nach dem Ewigen; denjenigen Gott, für welchen Lucia ihr hat lassen die Augen ausgraben, damit sie desto sicherer Gott könne anschauen; denjenigen Gott, für welchen Agatha ihre Brüst hat lassen ausschneiden, damit der Himmel sehe, daß sie redlich und offenherzig mit Gott meine; denjenigen O venerabilis Dignitas Manuum! schreit mein h. Vater Augustinus auf! Derjenige Gott, der dem Jakob gnädig gewest, dem Esau streng gewest, der dem David gnädig gewest, dem Saul streng gewest, der dem Josue gnädig gewest, dem Ammon streng gewest, der denen drei Knaben im Ofen gnädig gewest, den Sodomitern streng gewest, der dem Jonä im Wasser gnädig gewest, dem Pharaoni streng gewest; derjenige Gott, der mit dem Adam geredt hat im Paradeis, mit dem Abraham geredt hat im Thal Mambre, mit dem Mosi geredt hat im Dornbusch, mit dem Josue geredt hat im Feld, mit dem Kain geredt hat auf dem Acker, mit dem Aaron geredt hat in dem Tempel; derselbige Gott, auf die Wort des Priesters, steigt von dem hohen Himmel auf den Altar unter die Gestalt des Brods, ja, es stellet der Priester die glorreiche Menschheit Gottes zugleich unter dieses weiße Zirkele, daß also darin diejenigen Augen, mit welchen der Heiland Jesus den Peter nach der Verläugnung so anmuthig hat angeschaut, darin diejenigen Ohren, welche des blinden Bettlers auf dem Weg, das miserere mei erhört haben, darin derjenige guldene Mund, welcher den Lazarum von dem Grab hervor O venerabilis Dignitas manuum! Wie der alte und fast blinde Isaak vermerkt hat auf seinem Bettel, daß er bald werde die Welt beurlauben, hat er noch, vor Ertheilung seiner väterlichen Benediktion und Segen, noch einen Appetit gehabt nach Wildprät; ei du lieber Tättl, ein Pannadel, oder ein Milchkoch für dich, und nit ein Wildtprät; basta, es lustet ihn halt nach einem Wildprät, und zwar alles dieses nicht ohne Geheimnuß, zu dem End ersucht er seinen Sohn Esau, dem von rechtswegen, das Majorat gebührete, er woll doch hinaus in Felder und Wälder gehen, und ein Wildprät aufsuchen, nachmals woll er ihm die väterliche Benedikton ertheilen; Esau kommt alsobald und ganz schleunig dem Begehren nach, unterdessen aber ist die Frau Mutter, die Rebekka, da gewest, und hat eine arge List erdenkt, weil ohnedas Lust und List wachst auf der Weiber Mist, und dem Jakob, als ihrem liebsten Sohn, kleine Kitzel-Fell um die Arm gebunden, aus Ursach, weil der Esau, sein Bruder, so rauh und haaricht gewest, ihn solchergestalt mit einem gebratenen vox quidem, vox Jakob est, dann er sagte klar, es sey die Stimme Jakobs. Dasjenige, was der Priester hat auf bem Altar, was er da tragt in den Monstranzen, was er da mit aufgehebten Händen dem ganzen Volk zeigt, übervorthlet 4 Sinn des Menschen, das Gesicht, dann wir sehen es für ein Brod an, und ist mit dem Geschmack, dann in der Nießung kommt es uns vor, wie ein Brod, ist doch keins; in der Fühlung oder Anrührung, dann wir meinen, als rühren wir ein rundes Brod an, und ist nit; dem Geruch, dann es scheint ein ungesäuertes Brod zu seyn, und ist nit; allein das Gehör wird nit betrogen, dann wir hören und glauben, daß Jesus gesagt hab: Hoc est corpus meum, das ist mein Leib, das ist mein Fleisch und Blut; wir glauben, zumalen der Glaub O venerabilis Dignitas manuum!
Aaron hat das Wasser in Blut verkehrt, das ist viel. Franziskus hat das Wasser in Wein verkehrt, das ist viel. Thomas Aquinas hat Scherzl Brod in Rosen verkehrt, das ist viel. Der selige Friderikus zu Regensburg hat das Brod in Holz-Scheiten verkehrt, das ist viel. Der h. Peregrinus hat das Brod in Marmor verkehrt, das ist viel. Die h. Brigitta hat das Fleisch in Schlangen verkehrt, das ist viel. Der h. Fechinus hat ein Stuck Speck in ein Pflugeisen verkehrt, das ist viel. Der h. Amalltius hat den Honig in Pech verkehrt, das ist viel. Der h. Kentingernus hat den Sand in Treid verkehrt, das ist viel. Die h. Kunegundis hat den Staub in Waizen verkehrt, das ist viel Der h. Antonius Paduanus hat Fleisch in Fisch verkehrt, das ist viel. Der h. Martyrer Quirinus hat das Wachs in Stein verkehrt, das ist viel. Der h. Simon Stylita hat einen Wurm in Perlen verhehlt, das ist viel. Aber ein Priester verkehrt, verwandelt, verwechselt alle Tag Wein und Brod in Fleisch und Blut, in Gottheit und Menschheit Christi Jesu, das ist noch mehr und über alle andere Wunder. Du wirst ja an dem nit zweifeln, sonst bist du ärger, als ein Ochs. Dann nicht weit von Ingolstadt hat ein Bauer das höchste Altar-Geheimniß in seinen obenher hohlen Hirtenstab gesteckt, zu dem Ende, damit er bel der Vieh-Heerd dasselbe Ochsen und Kühe aus ihre Kniee, um diese Gruben um und um gefallen, welches eine sattsame Ursach war, daß man daselbst eine schöne Kirche unter dem Namen Salvator erbaue hat.
Du wirst ja an dem nit zweifeln, sonst bist ärger, als ein Esel. Dann wie der heilige und wunderthätige Antonius Paduanus einem verbainten Ketzer wollte zeigen, daß in aller Wahrheit unter der Gestalt des Brods seye der höchste Gott samt seiner glorreichen Menschheit, hat er einen durch drei Täg ausgehungerten Esel zu dem Futter-Sack geführt, beinebens aber auch die guldene Monstranzen samt diesem Himmelbrod in Händen gehalten, worauf das hungrige Vieh das Futter, geweigert und vor diesem heiligisten Sakrament auf die Kniee niedergefallen.
Du wirst ja an dem nit zweifeln, sonst bist ärger, als ein Hund. Dann zu Ulipson ist ein wunderlicher Hund gewest, welcher allen lauen Christen oder hartnäckigen Ketzern hätte können ein Präceptor seyn, dann besagter Hund je und allemal, so oft er das Glockenzeichen, vernommen, daß man das höchste Gut zu einem Kranken getragen, in die Kirche geloffen, und mit allen viehischen Ceremonien dieses heiligiste
Du wirst ja an dem nit zweiflen, sonst bist ärger, als eine Bestia. Dann wie zu Wechesend ein vermessener Dieb aus der Kirche daselbst das Ciborium oder güldene Geschirr samt 5 heiligsten Hostien geraubt, und sich darmit in die Flucht begeben, so ist aber durch göttliche Verhängnuß geschehen, daß, uneracht er vermeint, er sey einen weiten Weg schon von dannen, er allezeit zu Herrnthal, so nicht weit von dannen, stehen geblieben, wie er endlich solches wahrgenommen, hat er fest glaubt, dieß komme von den heiligisten Hostien her, dahero selbe der verdammte. Bösewicht in den nächst vorbeirinnenden Fluß zu werfen sich entschlossen; weilen er aber auf keine Weis dies Wasser erreichen konnte, also hat er sie in ein Loch, welches die Königl ausgraben, hinein geschüte; in diesem Ort Herrnthal ist er wegen anderer Ursachen etlich Tag hernach zum Strang verurtheilt worden, und als er bereits auf der Leiter in eine traurige Hohheit steigen wollte, hat er freiwillig geoffenbart, daß er an besagtem Ort 5 heiligiste Hostien in die hohle Erd geworfen; worauf man alsobald einige geschickt, welche die Wahrheit erkundigen sollten, welche dann samt vielem Volk nit ohne höchste Verwunderung gefunden, daß die heiligsten Hostien in dem grünen Gras gelegen, da doch alles um und um mit Schnee bedeckt war, die Königl aber in einem Kreis um und
Du wirst ja an dem nit zweiflen, sonst bist ärger, als der Teufel. Dann Joannes Herold schreibt, daß ein Geistlicher habe wollen die Wahrheit erfahren, ob eine gewisse Person, die, man ihm vor geführt, besessen sey; derentwegen eine noch nit consecrirte Hostie hat auf die Zung gelegt, welche sie alsobald mit Zähnen zerrissen, zerbissen, meldend, daß von solchem Brod seine Furcht noch Schrecken eingejagt werde; wie aber nachmals obbewähnter Priester eine wahre allerheiligste Hostie ihr in den Mund geben, da hat der verdammte Geist angefangen zu toben und wüthen, und mit ungeheuerem Heulen bekennt, dieser sey der wahre lebendige Gott, durch dessen allmächtige Gewalt er vertrieben werde, worüber er dann unverzüglich diese Herberg verlassen. O venerabilis Dignitas manuum!
Auf dem Berg Thabor muß es wohl herrlich seyn hergangen, weil der liebe Petrus sich resolvirt, allzeit dort zu bleiben, wessenthalben er aufgeschrien: Bonum est nos hic esse, es brauch weiter nichts, als drei Tabernackel, einen für Christo, den andern für den Moses, den dritten für den Elia, bonum est etc., wo willst dann du bleiben, Peter? ich gedacht, er bleib bei meinem Herrn, wo werden dann deine anderen zwei Apostel bleiben? ich hab auf sie weiter nit gedenkt, sagt er, und eben dessenthalben ist alle diese Glorie verschwunden, dir Peter zu einer Straf, weil du allein dich zu versorgen getracht, und deines Nächsten vergessen. Aber sagt her ihr lieben Pii, dann P-etrus, J-oannes, J-acobus, seynd euere Namen gewest, woraus etwann zu schließen, daß keine die ewige Glorie zu hoffen haben, als welche da pii oder fromm und gottselig leben. Aber noch eins, meine heiligen Apostel, was habt ihr dann gesehen auf diesem hohen Berg Thabor? vestimenta ejus facta sunt alba, sicut nix, wir antworten, sie haben Jesum gesehen in schneeweißen Kleidern, Bonum, sag ich auch, bonum, bonum, ich gratulire von Herzen wegen dieses eueres großen Glücks; aber wir Menschen und Adams-Kinder seynd nit weniger glückselig, indem wir nit allein alle Tag, sondern noch öfter sehen unsern wahren Heiland Jesum Christum in schneeweißen Kleidern, und diesen zeigt uns der Priester auf dem Altar in seinen Händen. O venerabilis Dignitas manuum! Dem h. Columbano hat ein Rab den Gehorsam geleist, und das gestohlene Gut wieder zuruck gebracht: wollte Gott, es wären alle Dieb also beschaffen. Dem h. Bischof Aldebrandro haben die Schwalben den Gehorsam geleist, und auf Befehl das Maul gehalten; wollte Gott, es wären alle Schwätzer also beschaffen in der Kirche. Dem h. Wereburgä haben die Gäns den Gehorsam geleist; wollte Gott, es wären alle Kinder also beschaffen. Der h. Hieronymo hat ein Löw den Gehorsam geleist, und auf seinen Befehl den Esel auf die Weid und wieder zuruck getrieben; wollte Gott, es wären alle Dienstboten O venerabilis Dignitas manuum! Was der Heiland Jesus auf eine Zeit gesagt hat, als er eine so große Menge Volk bei sich gehabt, die bereits schon den dritten Tag keine Speis' noch Nahrung empfangen. Misereor super turbam, quia jam triduo sustinent me: Ich erbarme mich über das Volk, dann sie schon drei Täg bei mir verharrt, und haben nichts zu essen, also hat der Heiland Jesus vor seinem bittern Leiden und Tod gedacht, daß die Menschen bereits drei Zeiten gewartet, die Zeit des natürlichen Gesatz, die Zeit des geschriebenen
Du wirst ja an dem nit zweiflen, sonst führ ich dir einen unter die Augen, der wird dich zu Schanden machen, dieser heißt Blasius, hat ein paar Backen, wie ein Sackpfeifer, ein himmelblaues Kleid an, darin von Gold sehr künstlich gewürkte Vögel: damit du es aber recht fassest, es ist das Element der Luft. Wie Anno 1453 in dem Delphinat die Soldaten eine Kirche ausgeraubt, und zugleich auch die Monstranzen samt dem höchsten Gut mit sich in einem Felleisen geführt bis nach Taurin, allwo der Esel, so besagte Felleisen getragen, nächst der Kirche des h. Sylvesters etlichemal stillgestanden, endlich auf die Knie niedergefallen; solche Felleisen haben sich von freien Stucken eröffnet, und ist die guldene Monstranz in die Höhe geflogen, daselbst sehr lang in der freien Luft stehen geblieben, endlich zur Ankunft des Bischofs mit der gesamten Clerisei herunter gefallen, die heiligiste Hostie aber ganz strahlend in der Lust geblieben, bis der Bischof einen Kelch untergehalten, darein sie langsam herunter gestiegen; Zeugnuß dessen gibt die ganze Stadt Taurin, alle Nachbarschaft, und forderist besagte allerheiliglste Hostie, so in der prächtig aufgebauten Kirche St. Joannis daselbst noch unversehrt verehrt und angebetet wird.
Du wirst ja an dem nit zweiflen, sonst führ ich dir unter die Augen eine wackere Dama, die wird dich zu Schanden machen, Floriana von Bergen genannt, bekleidet sehr prächtig, in einem grün-sammeten Rock, mit einem geblumten Procatinen Manto, in den Händen haltet sie ein Büscherle Blumen und Korn-Aehre, und damit du es recht fassest, diese ist das
Du wirst ja an dem nit zweiflen, sonst führe ich dir unter die Augen einen, der dich ziemlich wird zu Schanden machen. Dieser heißt Ignatius Prenner, Gesicht halber sehr roth und gefärbt, sogar auch rothe Haar, seine Kleidung ist sehr schön und adelich, in hoch neckerfarben Aufzug, mit aschenfarben Atlas und Bändern ausgemacht, und damit du Element des Feuers. Dann Anno 1591 zu Presburg in Ungarn sich einige Juden eingefunden, welche die allerheiligiste Hostie sehr schmählich mit Messern traktiret, welches der Höchste nicht wollt ungerochen lassen, dann alsbald bei heiterem Himmel der Donner eingeschlagen in das Haus, wo diese Unthat begangen worden, worvon das ganze Haus, Mann, Weib, Kinder, samt andern zu Aschen verbrunnen; der Tisch alleinig aber samt der darauf liegenden Hostie nit ohne höchstes Wunder unversehrt geblieben.
Du wirst ja an dem nit zweiflen, sonst führe ich dir eine wackere Frau unter die Augen, diese heißt Mariana von Wasserburg, sehr sauber von Gesicht, ist ein Zeichen, daß sie gar oft ins Bad gehet; ihre Kleidung bestehet in gewässertem Doppel-Taffet, die Farb fast meergrün, sie ist ziemlich bleich im Angesicht, woraus abzunehmen, daß sie nur eine Wasser-Trinkerin; damit du aber recht vernehmest, es ist das Element des Wassers. Dann Anno 1250 haben zu Erfurt zwei verwegene Bösewicht bei nächtlicher Weil das Ciborium samt neun heiligisten Hostien aus St. Martini-Kirche entfremdet, das allerheiligiste Sakrament in ein Tüchel gewicklet, und in eine schändliche Kothlacke geworfen; nach verfloßnen 5 ganzen Monaten hat einer aus diesen freiwillig seine begangene Bosheit entdeckt, auch zugleich den Ort angedeut, wohin sie besagte Hostien geworfen; siehe Wunder! allda hat man in Mitte der Lacken das Tüchel samt dem heiligisten Sakrament unversehrt und ganz trucken gefunden, auch wahrgenommen, daß die ganze
Etwas Denkwürdigeres liest man in göttlicher h. Schrift. Was da? Der König David ließ auf eine Zeit von freien Stucken nachfragen, ob dann nit noch jemand vorhanden sey aus dem Haus Saul? worüber man allerseits emsige Nachfrag gethan, und endlich den König David allerunterthänigst bericht, wie daß noch bei Leben sey einer, mit Namen Miphiboseth, aber dieser sey ein elender Tropf und ein lauterer Krüppel; was schadt es, sagt David, daß man ihn ohne weitere Verweilung alsobald zu mir bringe; solchem königlichen Befehl ist man eilfertig nachkommen, und besagten Miphiboseth zu dem König geführt, lier gute Mensch war arm, was noch? krumm an beeden Füßen, ja so elend, daß er sich selbst einem todten Hund verglichen; uneracht dieß befiehlt David gleichwohl, daß dieser elende Krüppel dir Zeit seines Lebens bei seiner königlichen Tafel soll sitzen, und mit Ihro Majestät speisen. Comedes Panem in mensa mea semper. Das ist wahrhaftig viel, sag man was man will, daß ein so großer Herr und Monarch einen so armen Tropfen, müheseligen Spitaler, krummen Menschen, elenden Stelzentreter, schlechten Krucken-Kramer zu seiner Tafel laßt; ei das ist viel, ei was sagst? verwunderst dich so stark dessen? ei reiß das Maul nicht gar zu stark auf. Sag mir, was kann doch ärmer und elender seyn, als der Mensch, nachdem er im Paradeis gefallen, claudus factus est.
Ein elender Krüppel, ein müheseliger Tropf, ein armer Dalken, ein wüster Limmel, ein stinkender Maulaff, ein lausiger Mistfink, ein krätziger Trampel, ein wurmstichiger Pfnauser, ein wilder Bengel. Ein armseliger Gesell ist der Mensch, weit elender, als der Miphiboseth; und dannoch, ungeacht alles dieses hat der Herr und Heiland aus überschwänglicher Lieb dem Menschen zu seiner göttlichen Tafel einen freien Zugang gestattet, bei welcher Tafel ihm der Priester das wahre Himmelbrod, den weißen Honig-Fladen, das himmlische Manna, den wahren Leib Jesu Christi auftragt und aufsetzt.
Du wirst ja an dem nit zweiflen, sonsten mußt mit mir im Deutschland herum reisen, da wirst du allenthalben, ganz klar, ganz augenscheinlich, ganz handgreiflich erfahren die große Macht des Priesters in der Conseerirung. Laßt uns den Weg anfangs nehmen nach Deggendorf in Unter-Bayren, daselbst wird
Von Deggendorf laßt uns geraden Weg geben nach Tyrol, alwort zu Seefelden wird man zeigen eine allerheiligiste Hostie, welche allbereits noch roth ist, uno mit großen Wunderzeichen leuchtet, dann ein Edelmann allda wollte zur österlichen Zeit auch zum Altar des Herrn gehen, aber es gedunkte seinem Hochmuth unrecht zu seyn, daß er auf gleiche Weis' gespeist werde, wie seine Bauern; damit dann ein Unterschied sey zwischen einem wackern Mann und einem Acker-Mann, also hat er von dem Pfarrherrn auch mit Drohworten verlangt, eine große Hostie, dem Priester gleich, zu genießen; und wie ihm solche der Priester bereits dargereicht, da ist die Erd mit ihm gesunken bis auf die Knie, und als er sich derenthalben wollte anhalten an dem Altar, so ist dieser wie ein Wachs erweicht, daß also der Edelmann geschwind die Straf Gottes erkennt, seine Unthat oder Frevel bereuet, der Priester aber die h. Hostie wieder zurück
Von Tyrol schlagen wir uns hinüber in Ober-Bay ren auf den Berg Andechs oder h. Berg, allwo ein sehr berühmtes Kloster, Ord. St. Benedicti, stehet, daselbst wird man neben anderen schönen und h. Sachen auch zeigen drei allerheiligiste Hostien, deren zwei der h. Papst Gregorius und eine Papst Leo sollen consecrirt haben, und ist eine, wegen Mißglauben
Nunmehr glaubst du ja, daß dir der gottgeweihte Priester nichts anders darreiche, als den wahren Heiland Jesum, und wie glückselig derjenige sey, dem dieses allerheiligiste Altar-Geheimnuß theilhaftig wird. Dann wie unser lieber Herr einmal in ein Schiffel eingetreten, und über das Meer gefahren, so hat dasselbe erschrecklich angefangen zu toben, und seynd die Wellen ganz sausend und brausend auf und ab gestiegen. Ein frommer Contemplant hierüber spricht, daß dazumal das Meer nit sey zornig gewest, sondern vor lauter Freuden habe es getanzt und gesprungen und gesungen, weil es so würdig worden, daß der Heiland es heimgesucht. Was soll erst dem Menschen für eine Freud und Jubel seyn, wann er diesen gar in seinen Leib, in sein Herz durch das allerheiligiste Sakrament empfangt? Dahero der h. Catharinä Senensi nach der h. Kommunion das Herz voll Freuden also aufgehupft, daß es merksam die umstehenden Schwestern wahrgenommen.
Von dem h. Berg haben wir so gar weit nit nach der schönen und berühmten Reichsstadt Augsburg, allwo man das große Wunder erzählen wird, welches sich Anno 1199 zugetragen, als dazumalen die perengarianische Ketzerei wieder eingeschlichen; indem in selbiger Stadt die allerheiligisten Hostien in den Händen des Priesters vor dem gesamten Volk und Clero in wahres Fleisch verwandlet, und in Ansehung
Von Augsburg nehmen wir unsere Reis' nach Freiburg, allwo uns ein jeder daselbst erzählen wird, was sich Anno 1346 hat zugetragen. Unweit dieser Stadt war allda eine große Menge des jungen Volks versammlet, und weil das helle und heitere Wetter ihnen auch günstig gewesen, also haben sie einen Tanz gehalten, und allen Uebermuth getrieben; in währendem diesem Freudenspiel hat der Priester das allerheiligiste Sakrament zu einem Kranken vorbei getragen, dem sein Mesner, nach heiligem Gebrauch, mit einem Glöckel vorgetreten; wie sie nun mehrmal ermahnt worden, daß sie sollen aufhören zu tanzen, hat eine aus ihnen sich gottlos hören lassen, daß ihres Vaters Schwein viel dergleichen Glöckel am Hals tragen; da sie nun immer fort getanzt, hat sich augenblicklich und urplötzlich eine Wolke zertheilt, und einen solchen Wasserguß herab geschütt, daß hierdurch das ganze Thal, alle Häuser, alle Menschen, alles Vieh, jämmerlich
Von Freiburg laßt uns nach Mainz reisen, ist zwar ein langer, jedoch sehr lustiger Weg, in dieser schönen und sehr großen Stadt werden wir mit Verwunderung anhören, was sie glaubwürdig von einem Priester ausgeben. Als einmal in Thüringen ein Priester das höchste Gut zu einem Kranken getragen, und daselbst nach vollbrachter heiliger Speisung die Finger in einem Geschirr voll Wasser abgewaschen, mit dem Befehl, man solle nachmals dem Kranken dieß zu trinken geben; es ist aber unvermerkt geschehen, daß dem Priester ein kleiner Partikul in das Wasser gefallen, worvon alsobald das Wasser sich in Blut verkehret, der Partikul aber in pures Fleisch sich verwandelt, welches der Erzbischof von Mainz mit großer Solemnität in seine Residenzstadt eingeführt, daselbst besagtes höchste Gut auf den Altar gelegt, und mit vielem Gebet den Allmächtigen ersucht, daß dieses möchte wieder,
Von Mainz aus wollen wir uns begeben nach Cöln am Rhein, daselbst werden wir hören und sehen, was sich Anno 1331 begeben. Einer allda hat nie mit rechtem Glauben das höchste Gut genossen, dahero Corporis Christi daselbst das Grübel in der Erd, welches der Fall dieses göttlichen Kindes zur ewigen Gedächtnuß gemacht hat, besagter Ort leuchtet mit vielen Wunderzeichen. Auf solche Weis' wirst du ja beweglich glauben, daß dir der Priester, unter der Gestalt des Brods, als unter einer weißen Wolke darreiche denjenigen Heiland, welcher für dich und mich am Stamm des h. Kreuzes gelitten und gestorben. O unergründliche, unermeßliche, unsägliche, unbeschreibliche, unerdenkliche, unerhörte, unersehene, unbegreifliche Lieb meines Jesu! indem er sogar unter der Gestalt des Brods in dem Menschen wohnen will; gelt Teufel, du hast dazumalen eine lange Nase bekommen, wie du den Heiland Jesum auf die Zinnen des Tempels geführt, und ihm eingerathen: mitte te deorsum, er soll sich hinab stürzen auf den Ort, wo man diese Schlachtopfer verricht. Aber bei der jetzigen Gnadenzeit, auf die kurzen heiligen Wort eines Priesters, laßt sich Jesus Christus gar von dem hohen Himmel herab auf den Altar in dem heiligen Meßopfer so vielfältig alle Tag und Stund.
Von Cöln nehmen wir unsern Weg nach Frankenland, und recte dem Marktfleck Durn zu, würzburgischer Diözes, allda können wir gar leicht erfahren jenes Wunder, welches vor zwei hundert und achtzig Jahren geschehen. Dazumalen hat ein Priester eine gar kurze Meß wollen lesen, und derentwegen die h. Ceremonien in aller Eil und schnelle gemacht, also
Jetzt glaubst du ja, daß dir der Priester in der guldenen Monstranzen den wahren Heiland der Welt zeige, ob es schon deinen Augen nit also vorkommt, und daselbst Gott gleichsam unter der weisen Wand der Gestalten des Brodes stehe. En ipse stat post parietem nostrum, respiciens per fenestras, prospiciens per Cancellos.
Von diesem Ort dann stellen wir unsere Reis' an nach Bamberg, der Weg wird uns nicht reuen, dann ja was denkwürdiges allda vorbei qana. en. In dieser Stadt hat ein vermessener Bösewicht aus der Kirche des h. Martini das Ciborium samt den h. Hostien entfremdt, diese aber auf einen Acker, außer der Stadt ausgeschütt; als nun kurz hernach etliche Weiber um selbige Gegend das Gras abgeschnitten, haben sie mit höchster Verwunderung an demselbigen Ort lauter kleine Kinder wahrgenommen, welche dergestalten geglanzt, daß einige Weiber hierüber gar erblindt, solches Wunder haben gleichfalls die Geistlichen und andere Leut gesehen, worvon sie also erschrocken, daß sich keiner getraut, hinzu zu treten, bis endlich, nach
Ein Betrug war jener und nit ohne Arglist, mit welchem die Michol des Königs Saul, als ihres Herrn Vaters ausgeschickte Trabanten, hat übervorthelt, dann diese aus königlichem Befehl sollten den David gefangen nehmen; Michol aber läßt in aller Geheim den David zum Fenster hinab, anstatt seiner aber legte sie ein Bild ins Bett, bekleidete dasselbe mit des Davids Rock, und das Gesicht bedeckte sie mit einem rauhen Kitzfell; wie nun die Soldaten ankommen, hat sie Frau Michol bald abgefertigte, mit dem Vorwand, wie daß ihr Herr, der David, krank im Bett liege, massen sie es selbsten sehen; die guten Leut glaubten wahrhaftig, es seye unter diesen Kleidern der David, unterdessen aber war es nur ein hölzernes oder steinernes Bild. Weit anders ist es mit dem heiligisten Sakrament des Altars, denn was dessen äußerliche Bekleidung oder Gestalt anbetrifft, scheint es nichts anders zu seyn, als Wein und Brod, unterdessen aber ist unfehlbar darunter der wahre Leib Jesu Christi. Daß Adonis in eine Blum, daß Daphnis in einen
Von Bamberg aus hatten wir noch viel Oerter zu besuchen in Teutschland, als da seynd Sternbach, Röthlingen, Weddingen, Stein, Clar, Wien und viele andere, allwo wir allenthalben dergleichen Wunder wollten erfahren, aber ich siehe und merke schon, daß du unfehlbar glaubest, der Priester habe die große Macht, in dem h. Meßopfer Wein und Brod in die wahre Gottheit und Menschheit zu verwandeln. Man kann es unterdessen glauben, daß ein Alchymist ein Stück Eisen in einen Brocken Gold könne verändern; aber was wird nit für eine Zeit hiezu erfordert? was Kohlen blasen ist nit vonnöthen? was Arbeit kost es, indem er will der Sonne in das Handwerk greifen, was Quecksilber, und geh weg Silber braucht es, was für Sachen und Waaren gehören nit darzu? Aber ein Priester bei dem Altar mit wenig Worten verkehrt nit Eisen in Gold, sondern Wein und Brod in das kostparste Fleisch und Blut Jesu Christi, O venerabilis dignitas Manuum. Aus welchem Allem gnug und sattsam abzunehmen ist, in was Ehren die Gott gewidmete Priesterschaft solle gehalten werden, massen zu solchem selbst veranlasset der geistliche Nam und gewönliche Titel: Ihr Ehrwürden. Aber wo steht
Das erste Gebet: sollst an einen Gott glauben, denselben möglichst verehren etc. Wann du dir läßt wahrsagen von einer alten hydropolitanischcn Fechhauben, oder wann du dich härter machst durch die Passauer Zettel, als da gewest des Samson Dusacken, welcher ein Kinnbacken von einem Esel gewest, so ist es schon wider dieß Gebot.
Das anderte Gebot: du sollst den Namen Gottes nicht eitel nennen. Wann du die Fluchwort herauswirfst wie eine alte Huesterin die Kathar-Splitter, oder wann du so spöttlich von Gott redest, wie König Alphonsus in Spanien, welcher in diese gotteslästerlichen Wort ausgebrochen: Wann er wär gegenwärtig gewesen, wie Gott im Anfang die Welt erschaffen, so wollt er die Sach viel besser eingericht haben etc., so ist es schon wider dieß Gebot.
Das dritte Gebot: du sollst die Feiertäg heiligen. Wann du den Sonntag hindurch gut pamphilianisch bist, oder deine Andacht hast im Wirtshaus beim weißen Kreuz, sodann ist es schon wider dieses Gebot.
Das vierte Gebot: du sollst Vater und Mutter in Ehren haben. Wann du deiner vorgesezten Obrigkeit einen Burzelbaum wünschest, wie im alten Testament der Heli gemacht, so zuruckgefallen, und den Hals gebrochen, so ist es schon wider dieß Gebot.
Das fünfte Gebot: du sollst nit tödten. Wann du deinem Mitbeamten den Tod wünschest, auf daß du mögst an seine Stöll kommen (ich sage nit Stell
Das sechste Gebot: du sollst nicht ehebrechen. Wann du die böse Gelegenheiten nit meidest, und glaubst, du seyest sicherer bei der Rosina, als Moyses bei dem Dornbusche, und geschehe dir weniger bei der Baberl als den 3 Jüngling in dem feurigen Ofen zu Babel, so ist es schon, wider dieß Gebot.
Das siebente Gebot: du sollst nit stehlen. Wann ein bestes Einkommen nit bestehet in Wein und Traid, sondern in Zwiebeln, scilicet der Unterthanen, und bei dir ein jeder Bauer Barthlme heißt, so ist es schon wider dieß Gebot.
Das achte Gebot: du sollst nit falsche Zeugnuß geben. Wann du den Tischlern ins Handwerk greifest, und deinen Nächsten da und dort verläumdst, dann ob es schon im Kalender steht: heut ist gut Haar abschneiden, so findt man doch nit, daß es gut seye, die Ehr abschneiden, so ist dann schon wider dieß Gebot.
Das neunte Gebot: du sollst nit begehren deines Nächsten Weib. Wann du im Spital liegst mit den alten aber nicht kalten Richtern zu Babylon, und in fremden Kucheln schmarotzen willst, so ist es schon wider dieß Gebot.
Das zehnte Gebot: du sollst nit begehren deines Nächsten Haus oder Acker etc. Wann du den accipiter im Wappen führst und also auf fremdem Wasen thust grasen, so ist es schon wider dieß Gebot.
Wider welches Gebot ist es dann, wann man die Gott geweihte Priester entunehret? nit wider das
Daß ein Engel dem h. Eboracenusischen Bischof Oswaldo zum Altar gedient, und ihm wie ein Knab ministriret. Daß ein Engel dem Petro Morouo, so
Im alten Testament hat der allmächtige Gott befohlen, daß man einen jeden, der da schäbig an der Haut worden, soll zum Priester führen, damit derselbe hierüber sein Urthl und Meinung lege, ob es ein Aussatz seye oder nie, wann es sich aber ungefähr zugetragen, daß der Priester einen Fehler begangen, und vorgeben, es seye kein Aussatz, da es doch unterdessen in aller Wahrheit einer gewesen, damit dann dieser seinen Kredit bei dem Volke nit verliere, und etwann einer oder der andere ganz unverschamt rede: der Pfaff hat gelogen wie ein anderer etc., der Pfaff versteht nichts, man soll ihm anstatt des Zehen die Zähn zeigen etc.; also hat Gott allemal in dergleichen Begebenheiten durch ein augenscheinlich Wunderwerk solchen Aussatz gereiniget, damit nur der Priester, so dazumal übel geurthlet, nit zu Schanden werde, sondern in vorigem Respekt und Ehr verbleibe.
Der Heiland Jesus, als ein sanftmüthigistes Lämml, hat sich in seinem ganzen bittern und fast unmenschlichen Leiden niemalen beklagt, als dazumal, wie er von dem frechen und gottlosen Malcho einen harten Backenstreich empfangen; die zusammengerottete Juden und hebräische Lottergesind haben ihn im Garten gefangen und hart gebunden; o ihr Schelmen habt euer Lebtag kein so edel-schönes Blumen-Büschele bunden, Nazarenus, id est, floridus. Mein Jesus aber beklagt sich hierüber nie. Sie haben ihn mit Geißlen und Ruthen tyrannisch zerfleischt und zerschlagen; o ihr Dieb habt euer Lebtag kein so edles Traid ausgedroschen, als dieses, Frumentum Electorum! Mein Jesus aber beklagt sich über dieses Alles nit. Sie haben ihm eine dörnerne Kron in sein heiligistes Haupt gedruckt. O ihr Mörder habt euer Lebtag keine so schöne Rosen an den Dörnern gefunden, als diese! mein Heiland aber beklagt sich dessenthalben nicht. Sie haben ihm einen harten Kreuzbaum auf die Achseln geladen. O ihr Böswicht habt euer Lebtag kein bösers X. durch einen Schuld-Brief gemacht, als dieses! mein Erlöser aber beklagt sich nit. Sie haben ihm seine Kleider ausgezogen, nackend und bloß vorgestellt. O ihr Henkersgesind, habt euer Lebtag die Wahrheit also bloß nit bei euch gehabt, als dießmal! Ego sum veritas, und mein gütigister Gott und Herr beklagt sich dessen nit. Sie haben ihm die zartesten Hände durchbohrt, und also an den Kreuzbaum genaglet. O ihr verruchten Gesellen, ihr habt euer Lebtag das Glück nit also an Nagel gehängt, wie dießmal. Und gleichwohl mein sanstmüthigster Jesus beklagt sich derenthalben nit, ja in seinem ganzen schmerzhaften Leiden hat er sich niemalen beklagt, als allein dazumalen, wie dieser gewissenlose Malchus ihm einen Backenstreich versetzt, dazumal hat Jesus sich beklagt, und gefragt: Warum schlagst mich? Es ist aber allhier zu wissen, daß der geduldigiste Jesus nit so hart empfunden den Backenstreich, als die ihm angethane falsche Bezüchtigung,sic respondes Pontifici? Derentwegen hat der Herr gefragt und zugleich auch begehrt, man soll es ihm beweisen, wie und wann Er wider die Ehr und Respekt des Hohenpriesters gehandlet habe. Daß man ihn einen Verführer des Volks genennt, einen Teufelskünstler geheißen, einen Vollsaufer ausgeschrien, einen falschen Propheten titulirt, für einen Gotteslästerer gehalten etc., das hat er alles gelitten. Aber daß man ihn einen Verachter und Entunehrer des Priesterthums soll halten, das wollt er nit leiden, massen er die ganze Zeit, da er auf Erden gewandlet, je und allemal bestens sich beflissen, die Priesterschaft zu verehren.
Es verwundert manchen, warum doch die büßende Maria Magdalena die Alabasterbüchse, worin die kostbare Salbe, habe mit allem Fleiß gebrochen: facto alabastro, es war Magdalena dazumal wohl eine schlechte Wirthin, man hätt ja dasselbe Geschirr nachmals zu etwas anders können gebrauchen, facto alabastro. Magdalena hat hierinfalls ganz bescheid und weislich gehandlet, dann sie gedacht, daß es sich nicht wohl schicke, daß man eine Sache, die zur Ehr und Dienst Gottes gewidmet, soll anderwärts hin brauchen. Merkt es wohl, ihr Gott gewidmete Priester, legt euere eigne Hohheit auf die Waag, betrachtet euere fast göttliche Würde, und laßt euch bei Herrschaften und Orten, wo ihr euch aufhaltet, nit zu anderen Sachen brauchen, als allein zu dem Dienst Gottes.
Allhier kann ich nit umgehen, dasjenige beizutragen, was sich Anno 1570 in Italien hat zugetragen; daselbst hat eine vornehme adeliche Dama dem Herrn Pfarrer, als der die Seelsorg auf ihrer Herrschaft gehabt, durch einen Lakei lassen andeuten, daß er mit der h. Meß soll warten, bis sie in die Kirche komme; weil es aber eine lange, eine breite, eine große, eine dicke, eine seine Zeit braucht, bis sich die Weiber waschen, putzen, zieren, krausen, flechten, binden, malen, streichen, schmucken etc., also ist das gemeine Volk hierüber ungeduldig worden, zumalen es schon bereits um Mittagszeit war, und etliche von weiten dahin kommen, und den Herrn Pfarrer so weit angetrieben, daß er den gewöhnlichen Gottesdienst gehalten. Wie nun hernach diese Dama mit aller Pracht in die Kirche gefahren, da haben ihr die Leut angedeut, wie daß sie sich weiter nit darf bemühen, dann der Gottsdienst sey schon vorbei; uneracht dieß hat sie dahin geeilt, und allda mit vielen Schmachworten den guten Priester nicht allein schmählich traktirt, sondern auch, o Weibergift, auch den Teufel übertrifft! ihm durch eine gottlose Hand einen harten Backenstreich versetzt, und also wieder nach Haus gekehrt. Aber Gottes Straf ist keineswegs ausgeblieben, dann weil sie dazumal groß Leibs war, hat sie etlich Zeit hernach eine Tochter geboren ohne rechte Hand, welche nachgehends
Es führt aber dieser und diese Geistlichen einen schlechten Wandel, er lebt, daß einem möcht grausen, Presbyter soll sonst so viel heißen, als praebens Iter, das ist ein Wegweiser. Ja wohl Wegweiser. Sacerdos heißt so viel, als Sacra Dos, ein heiliges Grab, ja wohl heilig. Ein Geistlicher heißt so viel, als ein purer Geist ohne Leib, ja wohl ohne Leib. Diesen findt man öfter beim Bier, als beim Brevier, öfter beim Plempel, als beim Tempel, öfter beim Tänzel, als auf der Kanzel, öfter beim Keglen, als beim Reglen, er geht mehr auf das Schmer, als auf die Kinderlehr, er acht mehr die Schäferei, als die Sakristei, er sindt sich öfter beim Müssiggang, als beim Kreuzgang, er ist lieber ein Bettbruder, als ein Betbruder, er hat lieber die Heras, als die Horas, ihm seynd werther die Brocken, als die Glocken, man findt ihn öfter beim Labeten, als beim Domina labia, etc. Und ein solcher dunkt noch alle Tag ein seine Lefzen in das Blut des wahren Lamms Gottes, seine Weih ausgenommen, er ist nit einen Haller werth, und wie soll ich diesen Pfaffen verehren? come? wie?
Das Wort Esel heißt zurück lese, lese mein Schmäler, was dem Esel am Palmtag für eine Ehr widerfahren, wie unser liebster Heiland mit männiglichem Frohlocken nach Jerusalem eingeritten, da hat ihn das Volk sehr herrlich empfangen; unter anderen haben die Hebräer ihre eigenen Kleider ausgezogen,
Der Elias ist gespeist worden von einem Raben, welcher ein nichtsnutziger, garstiger, verstohlener Galgenvogel, der fromme Mann hat gleichwohl den Proviant habebat sanctitatem non vitae, sed unctionis.
Es ist schon eine alte Geschicht, daß die stolze Jezabell von den Hunden gefressen worden, um weil sie die Priester Gottes verfolgt. Es ist schon vielmal O Monachi, Monachi, o Geistliche, Geistliche! Aber dieß wirst du etwann noch nit oft gehört haben, was sich vor 10 Jahren ungefähr in einer vornehmen Stadt zugetragen, allwo eine Person nit gar geringen Standes tödtlich erkrankt; es war aber diese Person ein abgesagter Feind aller Geistlichen, weil dann solcher urplötzliche Zustand den nahenden Tod vorgekündt, also hat man ganz schleunig um einen Beichtvater geschickt, welcher dann unverzüglich dahin geeilt; unterdessen ist der rechte Diener in die Apotheck geloffen, der Teufel aber seine Gestalt an sich genommen, und die zwei guten Patres zu dem verstandnen Ort geführt: solcher Ort war von dem Kloster nit eine halbe viertel Stund entlegen, und gleichwohl seynd die Patres um 6 Uhr Nachmittag ausgangen, und erst um 11 Uhr in der Nacht daselbst angelangt, ganz unwissend, daß sie so viel Zeit angewendt. Sobald sie nun zu der Behausung besagter Person kommen seynd, ist der Diener verschwunden, die Zeitung aber war, daß die Person vor einer Viertelstund Tods verblichen; ob solches diesem Priesterfcind »Caesaris sum, noli me tangere. «
O Adams-Kinder! o christliche Seel! und forderist ihr gottgeweihten Priester! ich bitte euch um Jesu Christi willen, um seiner fünf purpurfarben Wunden willen, um eurer eigenen Seelen Seligkeit willen, tretet doch mt in die Fußstapfen des verruchten Judä, gebt acht, daß euch diese göttliche Speis
per anagramma oder Buchstabenwechsel nit eine tödtliche Speis werde.
Es hat dir allmächtige Gott an dem Fall des Adams ein solches Mißfallen gehabt, daß er sogar derentwegen der Erde einen harten Verweis und Filz geben, Maledicta terra, und dieselbe vermaledeiet, aber ich kann die Erd nit anderst als loben und benedeien, cortes und höflich ist gewest bei dem Tod Christi, dann, sobald der Heiland Jesus mit großem Geschrei seinen Geist aufgeben, hat die Erd gleich etliche Gräber eröffnet, also daß die Heiden und Juden dazumal mit Augen gesehen, wie die von Marmel und Alabaster kostbar geschlossenen Gräber von freien Stucken, ohne einige Handanhebung sich aufgeschlossen, und die todten Körper daselbst öffentlich gesehen worden, dann es war die Erd so keck, daß sie sich unterstanden, weil sie nunmehr durch das Blut Jesu geweicht worden, und dem todten Leichnam Ehristi ein Grab offeriret, weil er kein eignes hatte, ja er soll ihm eins aussuchen aus etlichen nach seinem Wohlgefallen, Monumenta aperta sunt. Und seynd diese Begräbnusse und steinerne Krüste also offen geblieben von dem Freitag an bis aus den Sonntag. Es wollt aber der gebenedeite Heiland kein Grab aus diesen erwählen, weil es ihm nit wenig darob graust, indem stinkende Körper darinnen gelegen; sondern er hat wollen gelegt werden in ein nagelneues Grab, so da aus einem Felsen ausgehauen, worinnen noch Niemand gelegen; er ist der schönste unter den Menschenkindern, dessentwegen begehrt er auch einen schönen Ort, er ist das wahre Lamm Gottes, derenthalben will er in keinen Saustall, er ist der wahre Baum des Lebens, dessenlhalben will er in dem Paradeis stehen, er ist die wahre Sonn der Gerechtigkeit, darum will er in einem Himmel seyn, er ist das wahre Manna oder Himmelbrod, dahero will er in einem verguldten Kasten oder Arche des Bunds seyn, er ist die wahre kostbare Perl, sodann Speis ein Spieß.
Der verlorne Sohn in dem Evangelio ist wohl ein liederlicher Vogel gewest, wie er geheißen hat, das weiß man nit, vielleicht Damascenus, weil er bey den Damasen sich meistens eingefunden; woher er gewest ist, das ist unbekannt, vielleicht aus Schottland, indem er ziemlich schottenauerisch gelebt hat, vivendo luxuriose, was Stands er gewest, ist allbereit nit bewußt, wohl aber zu glauben, daß er ein Edelmann gewest seye, weil er in die Länder gereist; er war immerzu wie der Himmel, das ist, stern voll; er war stets wie der ungelöschte Kalch, den die Feichte erhitzen thut; er war alleweil wie eine abgebrokte Blum, die ohne Krügl verwelken will; ein nichtsnutziger Mensch ist er gewest; holla, das ist gefehlt, er ist viel nutz gewest, aber nur den Wirthen, ein leichtfertiger Mensch fame pereo, aber gmach du Lumpenkramer, sollst du mit einem so liederlichen Aufzug zu der Tafel gehen? Ey nur das nit, gschwind schafft der Herr Vater, daß man das beste Kleid herbey bringt, keits die Fetzen und das halb verfaulte Hemet auf den Mist hinaus, Schuh und Strümpf her, alles neu, Hemet und Tätzl her, alles sauber, Rock und Kleid her, alles das beste, und noch darzu einen guldenen Ring an den Finger. Wie nun der edle Junker also sauber und gallant aufgeputzt war, da ist ihm erst erlaubt worden zu der Tafel, und zu diesem köstlich angestellten Panquet zu gehen.
Assuerus mit seiner Mahlzeit kann sich verbergen, Vitellius mit seinen Schlecker-Bißlen kann sich verkriechen, Albinus kann mit seinen Speisen zu Haus bleiben, Heliogabalus mit seinem Panquet kann stillschweigen, dann alle diese und andere müßten weichen der kostbaren Tafel, worauf gesetzt wird unter der Gestalt des Brods und Weins, der wahre Leib Jesu Christi; aber nur nit zu dieser Tafel mit einem schändlichen Aufzug, ihr christlichen Gäst! nur nit mit einem bösen und unreinen Gewissen, es muß der Mensch vorhero gleichsam ganz himmlisch seyn, denn auch das Manna bei Speis ein Spieß.
Rit weit von der großen Reichsstadt Köln ist ein Ort, mit Namen Belle, woselbst einem Priester was Wunderliches begegnet: Dann als dieser auf eine Zeit die h. Meß wollte lesen, und nach dem Evangelio bereits die Hostien auf das Korporal gelegt, so ist solche von freien Stücken hinweg gesprungen, der gute Priester glaubte, als seye dieß ungefähr geschehen, dahero die Hostie wieder an das vorige Ort gelegt, so aber mehrmalen, durch eigene. Bewegung, noch weiter auf dem Altar gesprungen, und da er sie das dritte Mal auf das Korporal gebracht, alsdann ist sie gar von dem Altar auf die Erd hinab geschnellt, worauf der Priester den Knaben, so dazumalen zum Altar diente, anbefohlen, er solle besagte Hostien aufbehalten und eine andere herbei bringen, welche der Priester nachmals ohne einige Verhinderung gebraucht, und Caenaculum grande.
Noe wollt doch sehen, ob der große Sündfluß noch die Wassersucht oder Schwindsucht habe, zu dem Ende hat er einen Raben ausgelassen, damit er die Avisa und Nachricht bringe, wie die Sach bestellt seye. Der schwarze Dieb hat das Heimgehen vergessen, das war das Deo gratias, um weil ihn der fromme Patriarch so lange Zeit gefüttert, und beym Leben erhalten. Ueberdieß schickt der Noe eine weisse Taube aus, des gänzlichen Vertrauens, diese werde es candide berichten, wie es mit der Sündfluth eine Beschaffenheit habe, als aber dieselbe nit fand, wo ihr Fuß ruhen konnte, kam sie wieder zuruck in die Arche. Mit Erlaubnuß Noe, daß ich ein Wort reden darf, hat der Rab, dieser Galgenvogel ein Ort gefunden, wo er hat stehen oder sitzen können, warum nit auch die Taube? Allhier ist die Antwort, daß unter diesen zweyen ein großer Unterschied seye; der Rab, dieser garstige Ludersack hat sich auf die Aas und todten Körper gesetzt, so da ober dem Wasser geschwummen,
Der prächtige Einzug zu Jerusalem bestund nit, wie bei den alten Römern der Brauch war, in Löwen und Tiger-Thieren, sondern in einem sanftmüthigen Esel, nit in vornehmen und kostbaren Tapecereien, sondern in der Aufbreitung der Juden-Röck, nicht nach dem herrlichen Kapitolium; sondern nach dem Tempel Salomonis, nit mit vielen Kavalieren und Adel, sondern mit gemeinem Volk, und was das mehrerist war, wollt der Heiland Jesus in diesem Einzug begleit seyn mit hebräischen Knaben, hinter seiner, vor seiner, neben seiner, um seiner, nichts als kleine Knaben, mir Palmzweigen in den Händen, mit heller Stimm schreiend: Benedictus etc. Die Kinder seynd unschuldig, darum werden sie genennt Pueri, welches so viel als puri, und heißt Bue so viel als pur, diese, diese mußten ihn begleiten. Merks wohl mein Christ, wann du willst, daß Jesus in Gestalt des Brods bei dir eintrete, so ist vonnöthen, daß allenthalben um ihn herum nichts als puritas, die Reinigkeit sey und die Unschuld, das Volk Israel soll das gewöhnliche Osterlamm essen, ja, aber es soll vorhero durch den Fluß Jordan passiren und sich waschen. Ihr Apostel sollt mit Jesu das Osterlamm essen, ja, aber an demselben Ort, wo euch einer wird mit dem Wasserkrug begegnen; dir ist, o unermeßliche Gnad! wann es möglich wär, so thäten auch dessenthalben die Engel dich benedeien, dir ist aus überschwänglicher Lieb erlaubt, daß du selbst und könnest das wahre Lamm Gottes, so hinweg nimmt die Sünden Fiat geschrieben, gibt auch da keine andere Antwort, als ja, ja, ich will kommen. Sobald solches der Hauptmann gehört, daß Christus wolle zu ihm kommen, hat er alsobald höflich protestirt, mein Herr sprechend, das ist nit vonnöthen, es ist gar zuviel für mich, was willst du dich in eigner Person so viel bemühen, mein Herr, nur da geblieben, die Sach kann mit einem Wort gericht werden. Herr Hauptman, wie so seltsam? Herr Offizier, ihr geht stark irr, warum wollt ihr nit zulassen, daß Messias, dieser versprochene Heiland, in euer Haus komm? ei, das ist die größte Ehr etc., ich weiß, ich glaubs, ich spürs, ich finds, ich halts, ich schätz, ich siehs, ich kenns, daß die größte Ehr meinem Haus thät widerfahren, sagt der Herr Hauptmann, aber ihr meine Leut wißt nit, wie alles bei mir so säuisch ist, von der Zeit, daß dieser mein Knecht erkrankt, und sonst der allerfleißigiste ist, stehet alles über und über, da liegt ein Strohsack, dort steht eine Pitsche Bier, da stinkts von Taback, dort liegen etliche Blätter von einer Trapulirkarte, da findt man andern Unflath,
Es schickt sich nit, daß der wahre Heiland der Welt unter der Gestalt des Brods, o vermessener Mensch! durch eine Kommunion in dich eingehe, worin noch liegt aller Unflath der Sünd; es schickt sich nit, daß du, o frecher Gesell, mit einem stinkenden Athen sollst dem König aller Könige in der heiligen Kommunion ein Bußl geben; es schickt sich nicht, daß du, o garstiger Böswicht! sollst mit deiner unflätigen Zunge das Blut sutzlen aus der offenen Wunde Christi in der h. Kommunion; thust du aber dieß, o unwürdiger Kommunikant, so gedenk, daß dir diese göttliche Speis sey ein tödtlicher Spieß.
Dieses allerhelligiste Sakrament ist wie eine Rose, aus welcher die Bienen das Honig saugen, die Kothkäfer aber den Tod. Das Honig hat gesogen der h. Abt Aleydes, so oft dieser das höchste Gut empfangen, es ist ihm nit anderst vorkommen, als hätte er ein großes Geschirr voll mit Honig ausgeessen. Den Tod hat darvon bekommen jener, von dem der h. Cyprianus schreibt, welcher unwürdiger Weis' dieses göttliche Manna genossen, nachmals aber nichts anders empfunden, als das Maul voller Asche, welches ein ungezweifeltes Zeichen war des ewigen Feuers, so ihm nicht ausgeblieben.
Dieses höchste Altar-Geheimnuß ist wie die Arche des Bunds, welche in dem Haus Obededom lauter Glück und Segen, bei den Philistäern aber lauter
Diese göttliche Speis ist wie das Blut des Abels, dann solches ihm, dem Abel, den Himmel eröffnet, wider den Kain aber Rach geschrien. Also hat es auch den Himmel eröffnet dem frommen Kaiser Otto, weil solcher vor seinem Tod, wegen des allzugroßen Magenweh, das höchste Gut nit konnte genießen, hat er wenigist begehrt, daß man ihm solches doch wolle vor das Bett tragen, damit er es noch einmal könnt verehren; als man ihm solches nit geweigert, siehe Wunder! da hat sich das Herz Ottonis eröffnet, und von freien Stucken dem Priester die h. Hostien aus den Händen gesprungen, und in dieses eröffnete inbrünstige Herz sich verborgen. Es hat aber solches Engelbrod Rach geschrien wider den magdeburgischen Erzbischof Udonem, welcher unwürdig das heiligste Sakrament einen Tag vor seinem Tod zu empfangen, aus Befehl des göttlichen Richters dasselbe wieder in einen Kelch mußte auswerfen, und nachmals zur ewigen Straf verurtheilet worden.
Es ist dieses höchste Altar-Geheimnuß wie die Sonn, welche der Blum und allem Gewächs ein Aufgang, dem Schnee aber ein Untergang. Ein Aufgang
Es schickt sich dann gar nicht, ja es ist mörderisch, tyrannisch, verrucht, vermessen, verdammlich vor dem Himmel, vor der Erd, vor den Engeln vor den Menschen, wider die Majestät Gottes, wider die Liebe Gottes, wider die Ehre Gottes, wider die Gegenwart Gottes, zu lauter Schaden, zu lauter Verderben, zu lauter Unheil, zu lauter Verdamnuß, weit ärger als der Hebräer ihr Neid, Haß, Bosheit, Verfolgung, Schmach, Hohn, Schimpf, Qual, Pein und Tod, so sie Christo haben angethan, denn sie wußten nit, daß er Gottes Sohn wäre, sonst hätten sie ihn nit gekreuziget. Wann man dieses höchste Gut unwürdig genießt, das heißt nachgefolgt dem gottlosen Juda Iscarioth, das heißt Jesum in den weißen Kleidern verspotten, wie geschehen ist zu Hof Pilati und Herodis, das heißt mit den jüdischen Scherganten das heiligiste Angesicht Jesu verspiben, das heißt mit dem gottlosen Malcho diesem göttlichen Angesicht einen harten Backenstreich versetzen, das heißt den wahren Heiland Jesum nit durch den Bach Cedron, sondern durch die Kothlacken schleppen, das heißt den eingebornen Sohn Gottes auf ein neues wiederum kreutzigen. Die Unehr, welche der König Ammon den davidischen Abgesandten
O Essen vermessen! Förcht ihr euch nicht, daß nit alsobald alle Geschöpf in Harnisch kommen, und ihrem Schöpfer die augethane Schmach rechnen? Gwiß ist es, wofern es die grundlose Barmherzigkeit Gottes nicht verhütet, daß eine solche, nach der unwürdigen Kommunion, alsobald die Engel selbst in tausend Stucken thäten zerreissen. Förcht ihr euch nicht, gottlose Priester, daß euch der gerechte göttliche Grimmen nit augenblicklich überfalle, wann ihr mit sündigen Händen das allerheiligiste Geheimnuß also tractiret, habt ihr dann nie gelesen? ja gar oft; daß, wie Gottes Sohn geboren, ihn die gebenedeyte Mutter und Jungfrau Maria, nach tausend und tausend Bussel, in eine schlechte Krippe und Heu gelegt habe, reclinavit eum in praesepio. Warum hat sie nit dem liebsten Joseph dieses göttliche Kind auf seine de Nat. Dom. daß sich Joseph nit getrauet habe, dieses göttliche Kind anzurühren, er schätzte sich gar zu unwürdig; und ein Priester mit befleckten Händen soll sich alle Tag getrauen, mit diesem umzugehen? Erwäget wohl, was im alten Testament dem Leviten Ozä widerfahren, weil er nur die Arche des Bunds aus keiner üblen Meinung angerührt, hat ihn Gott alsobald mit dem gähen Tod gestraft. Dessen Ursach gibt Abulensis, so ich allein in Latein herbei füge: Erat immundus et tetigit Arcam, nam tradunt Hebraei, quod praecedenti nocto iste Oza cognovit uxorem suam? was wird dann demjenigen für eine Straf und Züchtigung zu gewarten seyn, die in weit üblerm Stand das Allerhöchste traktiren. Omnino audent Agni immaculati sacras contingere carnes, et intigere in sanguine Salvatoris, carnes nefarias, quibus paulo ante (proh dolor) carnes meretricias attrectarunt. Förcht ihr euch nicht, daß einmal dasjenige begegne, was da widerfahre dem Tyrannen, welcher die heilige Edocia hat lassen martern. Als solcher die heiligiste Hostien, so außer der Schooß dieser Heiligen gefallen, schmählich traktirt, ist alsobald das Feuer aus diesem heiligisten Himmel-Brod heraus gefahren, und hat den gottlosen Menschen zu Staub und Asche verbrennt. Förcht ihr euch nit, daß Jesus Christus unser Heiland und Seligmacher euch einmal den Sentenz der ewigen Verdammnuß über euch schreiben werde, wie da geschrieben Panis Facierum, welches zwei Gesichter hatte, und von den Priestern und Leviten gebacken worden. Eine Figur und Vorbildung des allerheiligisten Sakraments des Altars, so ebenfalls zwei Gesichter, und zeigt das Gesicht der Barmherzigkeit diejenigen, die es würdig genießen, das Gesicht aber des Zorns und Grimms diejenigen, so es unwürdig empfangen.
Erschreckt euch dann nit, was jenem Novitzen bei denen PP. Kapuzinern in der neapolitanischen Provinz begegnet, als dieser vorhero ein vornehmer Edelmann war, viel aber durch Uebermuth ermordt, endlich sich bekehret, und bei besagten frommen Ordensmännern ein Novitius und Clericus worden; so hat sich dieß Wunder mit ihm ereignet, daß, wann er zu Altar gedient, alle Altar-Tücher, so er berührt, seynd blutig worden, wodurch Gott hat wollen andeuten,
Als der Herr Jesus das Oster-Lamm nach dem Gesatz Mosis mit seinen Apostlen genossen, auch diese zwölfe ins gesammt zu Priestern geweiht, und das heiligiste Altar-Geheimnuß und würdigiste Sakrament, benenntlich sein wahres Fleisch und Blut, unter der Gestalt des Brods und Weins eingestellt, hat er sich mit den Seinigen zum Gebet und Lobgesang, nach Gebrauch der Hebräer, begeben, maßen diese nach Einnehmung des Oster-Lamms sich wieder zur Tafel sezten, und ein gewisses Dank-Lied gesungen, auf die Weis' tom. 5 fol. 159 in 6 Psalmen, deren Titul Alleluja, nämlich: Laudate pueri Dominum: In existu Israel: Dilexi quoniam exaudiet: Credidi: Laudate Dominum omnes gentes: Confitemini Domino quoniam bonus. Und seynd diese der hundert und zwöfle, 13te, 14te, 15te, 16te und 17te. Dann weil in diesen Psalmen begriffen seynd die häufigen Gnaden und Gutthaten, so das Volk Israel von dem ällmächtigen Gott empfangen, also pflegten auch die Hebräer nach dem Osterlamm solche zu singen, und aus gleiche Weis' hat sie auch chorweis gesungen mit den Seinigen der Herr Jesus, und dazumal ist er, weil es Festum primae Classis war, Hebdomadarius gewest, und zu allererst den Psalmum intonirt. Zur selben Zeit ist Judas der Schelm aus, dem Chor geblieben, dann sobald er das höchste Gut mit verdammtem Gewissen empfangen, und unwürdig kommunizirt, hat er sich alsobald aus dem Staub gemacht, exivit continuo etc., und also bei dem Gebet und Deo gratias nit geblieben, ja es ist gar vermuthlich, daß er eine ziemliche Zeit vorhero sich mehrmalen, von dem Gebet, so der Herr Jesus mit seinen Nachfolgern ausgestellt, habe abgeschrauft, mit dem Vorwand, als müsse er in Procurators-Geschäften dieses und jenes zu Unterhaltung des apostolischen Collegii beischaffen, ist ihm also die Versaumung des Gebets
Oremus,
laßt uns beten!
Oremus, laßt uns beten, dann das Gebet ist ein guldener Schlüssel, mit welchem wir den Schatz-Kasten Gottes eröffnen; das Gebet ist ein Band, mit dem wir dem Allmächtigen können die Händ binden, daß er uns nit kann strafen, das Gebet ist ein guldener Amper, mit welchem wir aus dem Brunnen der göttlichen Güte alle Gaben und Gnaden können schöpfen; das Gebet ist ein Posaunenschall Gedeonis, mit dem wir die starken Ringmauern, oder besser geredt, die Sündmauern unserer Begierden umwerfen, das Gebet ist eine Ruthe Mosis, mit der wir den wahren Felsen Iesum erweichen: das Gebet ist eine Leiter Jakob, auf welcher wir können in den Himmel hinauf steigen, und daselbst unsere Klag dem höchsten Gott anbringen; ja das Gebet ist allmächtig, weil es alles vermag bei Gott.
Wie Gott der Allmächtige der Welt den Kopf so hart gewaschen mit dem allgemeinen Sündfluß; zwar auf solchen Kopf gehört keine andere Lauge; und dazumalen in der Arche Noe das menschliche Geschlecht, so nur in 8 Personen bestanden, erhalten worden, hat er uns in dieser schwimmenden Schul sehr viel Lehr geben. Erstlich waren in dieser Arche drei Gaden oder Stöck, und in dem alleruntersten mußten die Ochsen und Esel aus göttlicher Anordnung seyn, woraus zu lernen, daß man Ochsen- und Eseloköpf nicht solle hinauf promoviren. Item so ist die Arche auf dem bituminavit circa eam Dominus ita, ut justus videre non posset generalem omnium interitum, ne compassione commotus, Deum pro suis oraret, et sic Dei potentiam preces impedirent.
Darum hat Gott also genau besagte Arche lassen verbicken, damit oben auf der Seite der Noe nit
Zwei und zwanzigmal wird Gott in der h. Schrift ein Herrscher genennt. Achthundert vier und siebenzig mal wird Gott in der h. Bibel ein Herr genennt, sechs und siebenzig mal wird Gott in der h. Schrift allmächtig genennt, drei und zwanzig mal wird Gott in der h. Bibel der allerstärkste genennt; aber o Wunder! das Gebet überwindt mehrmal diesen allerstärksten, überwältiget diesen allmächtigen, herrscht über diesen Herrn und Herrscher, Omnipotens est Oratio, cum sit una, omnia potest. Zu Sodoma hat das geringe Gewicht mehr golten, als das schwere, dann der gerechte Gott gänzlich die schweren Sünder daselbst zu vertilgen, bei sich entschlossen hatte, den Loth aber, weil er gerecht und gewissenhaft, wollte er samt Weib und Töchter von solcher Straf befreien. Dahero zween Engel dahin gesandt, welche diese bei den Händen hinaus geführt; es war aber ein ernstlicher Befehl, daß Niemand, unter großer Straf, solle umschauen, weil aber Curiositas gen. faeminini, also hat sich des guten und frommen Manns sein Weib nit enthalten können, sondern alsobald, wie sie das erschreckliche Donnern und Krachen, Fallen und Knallen, Rasseln und Prasseln, hinter ihr gehört, umgeschaut, worüber sie alsobald in eine Salz-Saul verkehrt Uebel sehen hat sich gar wohl gereimt nit mehr sehen. Nein, nein, sagt Gott, es muß diese Straf seyn, und keine andere, es muß das offene Maul in ein Salzbüchsel verkehrt werden, dann Gott hat bereits wahrgenommen, daß diese gute Frau schon das Maul aufgethan, und also hat er gesorgt, sie möchte bitten für die Stadt, und folgsam konnte seine göttliche Gerechtigkeit ihren Lauf nit haben, dahero augenblicklich sie in eine Salzsaul verwandlet worden; bekennt es demnach Gott selbst, daß das Gebet so mächtig sey, und könne sogar seine göttliche Allmacht überwinden.
Von dem h. schottländischen Priester Columba wird eine wunderliche Geschicht erzählt; bei diesem hat ein armer Tropf in seiner großen Noth die Zuflucht genommen, welcher sich mit vielen beweglichen Worten beklagte, wie daß er in eine solche äußerste Armuth gerathen, daß ihm unmöglich sey, fürohin sein Weib und Kinder zu erhalten, welches alles den h. Mann zu großem Mitleiden bewogen; dahero alsobald dem armen Schlucker befohlen, er soll sein geschwind und hurtig aus dem nächsten Wald einen guten, starken, dicken und zähen Prügel herbei bringen, welchem Befehl der gute Tropf schleunig nachkommen, und gedachte doch beinebens, es werde ja dieser Kirchtag nit für seinen Buckel gehören; sobald er solchen Stecken
Diesem wunderseltsamen Spieß kann in allweg
Oremus, so laßt uns beten, aber mit reinem Herzen! Weißt du warum? Petrus hat die ganze Nacht gefischt, und gleichwohl nichts gefangen; weder Häring, weder Blateißl, weder Stockfisch, weder Volken, weder Aalen, weder Bräxen, weder Rothäugl, weder Hausen, weder Grundlen, weder Größling, weder Hechten, weder Bärben, weder Karpfen, weder Berstling, weder Schlein, weder Schaiden, weder Wallfisch, weder Stierl, weder Koppen, weder Junin, war ihr Gewinn,
Manche eilen in die Kirche mit einem Sack voll Bücher, daß ein Müller-Esel genug daran zu tragen hätte, sie beten, daß ihnen das Maul staubt, und fast truckner wird, als der Weg durchs Meer, den die Israeliter passirt; sie beten, daß die Zung müder wird, als der Samson, wie er die tausend Philistäer mit dem dürren Kinnbacken erschlagen; sie beten so lang, daß schier vonnöthen, der Mesner jag sie zum Tempel hinaus, wie der Herr die Hebräer, und erhalten gleichwohl nichts, nihil; fischen so stark, so eifrig, so lang, und fangen gleichwohl nichts, nihil; warum? das Netz ist voller Koth, Unflath, das Gewissen ist voller Sünden, das Herz ist voller Geilheit, das Gemüth ist voller Haß und Rachgierigkeit, die Zung ist voller Ehrabschneidung, die Händ seynd voller Diebstahl, darum erhört Gott der Herr ihr Gebet nit, das Gebet eines Sünders ist ein Gräuel vor den Augen des Allerhöchsten, fein vorhero das Netz sauber gewaschen, und nachmals wird am Fang kein Zweifel seyn.
Aesopus erzählt eine Fabel, daß der Gott Jupiter habe eine sehr prächtige Hochzeit gehalten, und sobald solches allen Thieren kundbar worden, etwann durch ein Ladschreiben, so haben diese nit weniger wollen, a serpente non.
Laß Fabel Fabel seyn, bei dem allein seligmachenden Gott ist es eine Wahrheit, daß er gern, ja mit höchstem Wohlgefallen, das Gebet als ein kostbares Präsent von uns annehme, und gar gern; das hat man gesehen in dem h. Bernardo, welcher im Capitelhaus betend etliche Spann von der Erd verzuckt a serpente non, aber von der Schlange nimmt er nichts an, das Gebet eines Sünders macht ihm Grausen. Es ist keine Musik, sondern ein Getös, es ist kein Weihrauch, sondern ein Gestank, es ist keine Blum, sondern ein Unkraut, es ist ein Kuß, aber von einem stinkenden Maul, es ist ein Zuckerkandel, aber liegt in einer Mistbutte, es ist ein Memorial, aber eine große Sau darauf, es ist ein Pfeil gen Himmel abgedruckt, aber vorhero in Koth eindunkt, es ist ein Legat zu Gott geschickt, aber voller Krätzen und Siechthum,
Wer der erste Schlosser und Schmied ist gewest, zeigt die h. Schrift, und wer der erste Organist und Musikant gewest, zeigt auch die h. Schrift, diese waren zween leibliche Söhn des Lamech, zween leibliche Brüder, aber in ihrer Kunst sehr unterschieden, einer hat geheissen Tubal, dieser war der erste Musikus, der andere Tubalcain und der war der erste Schmied oder Schlosser. Ich will nun setzen, diese zwei haben in einem Haus gewohnt, der Organist oberhalb, der Schmied aber zu ebener Erd, beede aber treiben zu einer Zeit und Stund ihr Gewerb, sag mir ein wenig, wie gefällt dir die Musik? mir gefällt sie nit, sagst du, der Schmied unterhalb, der grobe Flegelius verderbts, dann oberhalb ziehen sie die Bläsbälg auf für die Orgel und untenher für das Eisen hitzen, oberhalb schlagen sie auf der Orgel, unterhalb auf dem Ambos, oberhalb klingen die Pfeifen, untenher guritzen die Feil und Raspel, oberhalb schlagen sie auf der Zittern, untenher schlagen sie mit dem Hammer, daß es alles zittert, oberhalb seynd die Kapell-Knaben, untenher die
Eine solche Musik ist das Gebet eines Sünders, dann obschon in dem obern Zimmer, benenntlich in dem Mund, eine schöne Musik, so wird doch solche wegen des untern Getös in dem sündigen Herzen ganz verderbt, in dem obern Stock thut man Gott loben, in dem untern Stock thut man Gott schmähen, die Zung ist ein Zittern Davids, das Herz eine Lanze des Saul, die Zung psallirt mit dem David, das Herz galanisirt mit der Bersabäa, die Zung betet Gott an, das Herz opfert dem Belial, in dem Mund ist der Jakob, in dem Herzen ist der Esau, du grüßest so oft die Mutter Gottes mit dem Ave, und bist Wandels halber gar kein Engel, du sprichst so oft Vater unser, unterdessen bist ein Absalon, der wider seinen Vater streitet, du machst eine Musik mit der Cäcilia, unterdessen tanzt dein Herz mit der Herodias, deine Zung verehrt Gott mit dem Weihrauch, wie der Aaron, und dein Herz betet das guldene Kalb an, wie die Israeliter; mit Einem Wort: das Gebet des Sünders ist Gott nicht angenehm. Discipulus registrirt von einem Jüngling, wie daß solcher nach Art der frechen und schlüpferigen Jugend gelebt, aber aus frommer Gewohnheit öfters den h. Rosenkranz gebeten habe, dem aber die seligiste Mutter Gottes einst erschienen und ihm einen sehr kostbaren Malvasier in in einem wilden, unfläthigen und garstigen Geschirr
O wie bescheid hat jenes kananäische Weib gehandlet, als sie bei ihr selbst entschlossen, daß sie woll Christum den Herrn bitten, und ihm eine Supplikation überreichen wegen des üblen Zustands ihrer Tochter, als welche der böse Feind so hart peinigte, sehr weislich hat sie gehandelt, indem sie die göttlichen Oerter Tyrus und Sidon verlassen und zu Christum dem Herrn getreten und gebeten; dann wer durch das Gebet will bei dem Allmächtigen eine gute Audienz und Gehör haben, der muß vorher die Sünden verlassen, sonst ist solches Gebet bei ihm nit angenehm.
Wie Moses seines Schwähers Jethro Schaaf gewaidet, unweit dem Berg Horeb, da ist ihm Gott erschienen in einem brennenden Dornbusch, dahero der Moses gleich wollte hinzu treten, dieses Wunder über Wunder zu sehen; es ist ihm aber bald ein Befehl solve, etc. das ist recht gewest. Will jemand zu Gott treten und durch das Gebet mit ihm reden, so sey's; die Audienz wird ihm nit versagt, aber es heißt vorhero solve, dir Schuh herunter, es druckt dich der Schuh, es druckt dich das Gewissen, solve, aufgelöst, vorhero durch einen Beichtvater, welcher die Gewalt hat zu binden und zu lösen; das Gewissen muß gereinigt seyn, nachmals wird die Bitt, sofern es der Seelen Heil nit schädlich ist, gar nit abgeschlagen werden. Wie ungereimt wäre es, so du aus lauter Bosheit einem großen König seinen einigen Erbprinzen sollst ermorden, und nachgehends gleich mit blutigen Händen zu dem König eine Gnad', e.g. eine Summa Geld oder ein vornehmes Amt begehren, solches würdest du auf keine Weis' erhalten, außer du thätest dich vorhero mit ihm versöhnen und Pardon erhalten. Was thust du anders durch die Sünd, als auf ein neues den wahren eingebornen Sohn Gottes, Jesum Christum, auf das Kreuz naglen und tödten, wie soll dann Gott dein Gebet erhören und dir in deinem Begehren will fahren? Wohlan dann, versöhne dich mit ihm vorhero durch eine reuevolle Beicht, nachmals bring dem Memorial oder Bittschrift hervor, an dem Fiat ist gar nit zu zweifeln, sonst findt dein Begehren nit statt.
Die Israeliten konnten das Murren nit lassen in der Wüste, ja sie haben so gar spöttlich, viel geschmählt wider Gott selbsten. O ihr gewissenlose Böswicht, ist das das Deo gratiatis? das Verbrechen war zu groß und konnt es der Himmel nit ungerochen Homines et jumenta, etc.; aber wir wissen auch, daß Gott der Herr die Sünder nicht erhört, so lang sie die Besserung nit versprechen; wir wissen auch, daß wir alle wider Gott haben gemurrt und also sehr viel und große Schelmen unter uns, dahero glauben wir, daß unser Gebet bei dem Allmächtigen nit werde angenehm seyn.
Großen Dank um die Wahrheit, eine saubere Lehr aus der Wüste, dasmal ist ein jeder JUD aus Juris Utriusque Doctor. Wahr ist es, daß Gott dem Herrn das Gebet eines Sünders nicht angenehm seye, weilen solcher nur ein Freund Gottes mit dem Maul und Kuß, nicht aber mit dem Herzen will seyn, wie der verdammte Iscarioth; dahero vonnöthen ist, daß jenes wahr werde, was einmal der Heiland Jesus dem apostolischen Kollegio vorgetragen: Si duo consenserint, etc.
Wo zwei von euch auf Erden sich vereinigen über ein Ding, was sie auch bitten werden, dasselbe wird ihnen widerfahren von meinem Vater, der im Himmel ist. Diese zwey seynd der Mund und das Herz, wann solche sich recht vereinigen, und das Herz in Heiligkeit mit dem betenden Mund übereins stimmt, alsdann kann alles von dem mildherzigsten Gott erhalten werden, und wird man handgreiflich sehen, daß das Gebet mächtig und allmächtig seye.
Oremus, laßt uns beten, aber mit Aufmerksamkeit! Wie der himmlische Gesandte Gabriel mit tiefster Reverenz die übergebenedeite Jungfrau Maria gegrüßt, Ave Maria, so liest man bei keinem Evangelisten, daß sie den Erzengel hätte hinwiederum gegrüßt, da man es doch für eine Unhöflichkeit und große Unbescheidenheit aufnimmt, wann man dem grüßenden nit wieder mit gleicher Freundlichkeit begegnet, wer hat weniger von der Höflichkeit gekost, als der gemeine Bauersmann? und dannoch, so man ihn begrüßt, wird er mit allen bäurischen Ceremonien sich bedanken, und sprechen: dank euch Gott mein Herr, grüß euch Gott auch, und seyd mir Gott willkomm. Ungeacht dieß alles, liest man nit, daß die seligste Jungfrau Maria
Von dem h. Adalberto liest man, daß er auf einmal in zwei Orten sey gewest, dann wie er zu Rom die h. Meß gelesen, hat er das Memento für die Abgestorbenen 2 ganze Stund lang gemacht, und als er dessenthalben von Ihro päpstlichen Heiligkeit einen Verweis bekommen, hat er sich entschuldiget und bekennt, wie daß er unter der Zeit sey zu Prag bei der Leichen-Begängnuß seiner zwei umgebrachten Brüder gewesen, zu Urkund dessen hab er einen Handschuh daselbst gelassen.
Der h. Bernardus hat sich, Geschäfte halber, drei Jahr zu Rom aufgehalten, unterweilen aber ist er zugleich auch in seinem Kloster zu Claravall gewesen, daselbst das Kloster und dessen Beschaffenheit samt allen Geistlichen allda besichtiget.
Der heilige und wunderthätige Antonius Paduanus
Der h. Ignatius Lojola ist zu Rom gewest und zu gleich in der Stadt Cöln, allwo er einem frommen Mann aus der Sozietät erschienen.
Der h. Franciscus Xaverius ist zu einer Zeit in zweien Schiffen gewest. Dieses alles ist durch sondere Schickung Gottes zu größerer Glorie der Heiligen geschehen.
Aber es geschieht mehrmalen, und zwar zu unserm größten Schaden und Nachtheil, daß wir in zwei Orten zugleich uns aufhalten, in der Kirche mit dem Leib, und zugleich mit dem Gedanken anderwärts.
Neben anderen Schäden, die der starke Samson denen Philistäern zugefügt, ist nicht der geringste gewest wegen der dreihundert Füchs, und müssen diejenigen Nasenwitzigen wissen, so diesen Glaubensartikel in Zweifel setzen, daß erstlich in Palästina die Menge dieser Thier sich aufgehalten, zum andern ist wohl zu glauben, daß Gott der Allmächtige mit allem Fleiß ihm so viel Füchs habe zugeschickt, daß er sie leicht hat fangen können; dann hat Gott können machen, daß alle Thier in der Arche Noe eingetreten; hat Gott können machen, daß eine so unzahlbare Menge der Wachtlen in das israelitische Lager gefallen; hat Gott können machen, daß eine so große Anzahl allerlei Fisch in das Netz Petri eingangen; so hat Gott nit weniger können schaffen, daß sich drei hundert Füchs so leicht haben eingefunden, welchen der Samson allen die Schweif zwei und zwei zusammen gebunden, in der Mitte aber eine brennende Fackel, sodann alle frei Schweif gedenkt, und konnten sie nit genug bedauren diesen großen Schaden, so sie von solchen Schweifen erlitten.
Aber glaub mir, die ausschweifigen Gedanken im Gebet verursachen noch größern Schaden; dieses seynd die Vögel, welche den guten Saamen des Gebets auszehren; diese seynd der Pöbel und Volk, die einen verhindern, daß er mit dem Zachäo den Herrn Jesum in dem Gebet nicht kann betrachten; diese seynd das rauberische Feder-Wildprät, so dem Abraham die geopferte Kuh stets antasten; diese seynd die Kinder, welche den Vater Sennacherib im Tempel also plagen; diese seynd die Nachtwächter, welche die Braut des Geliebten also schmählich traktiren; diese seynd die Teufel, welche das Gebet, als eine Tochter der katholischen Kirche, also plagen, wie da geplagt ist worden die Tochter des kananäischen Weibs; diese seynd die Straßen-Räuber, welche das Gebet wie den Reisenden nach Jericho also stark verwunden.
Gotschalkus serm. 10 erzählt, daß auf eine Zeit drei Bauern-Töchter auf einen Kirchtag, Gesellschaft halber, mit einander gangen, und auch an demselben Ort Vormittag bei dem Gottesdienst verblieben, welchen ein sehr frommer und heiligmäßiger Priester gehalten; unter währendem h. Meßopfer hat dieser ein wunderliches Gesicht wahrgenommen, dann er sah, wie da ein Engel einer aus besagten Bauern-Töchtern
Wann es der allmächtige Gott öfter thäte zulassen, daß wir mit Augen konnten sehen, was dieser fromme Priester gewürdiget worden zu sehen, o was seltsame Sachen und Begebenheiten würden sich nit ereignen, wie manchem Edelmann würde der Teufel die Jagd, oder die Magd um das Maul schlagen, wie mancher Dama die Karten oder die Schwarten, wie manchem Geistlichen den Wein oder den Brein, wie manchem Burger den Hobel und Zobel, wie manchem Studenten die Hetz oder das Netz, wie manchem jungen Kerl die Flaschen oder die Zaschen, wie mancher Dirn den Steffel oder den Löffel, wie manchem Bauern den Pflug oder den Krug.
In dem weltkundigen Tempel Salomonis seynd vor diesem zehen große und stets währende Wunderwerk geschehen; erstlich, wann viel hundert tausend Personen zusammen kommen, so ist der Tempel nie zu klein gewest; zum andern, wann sie gestanden, waren sie ganz eng zusammen gepreßt, so sie aber sich auf die Erd niedergeworfen, hat keiner den andern geirret; drittens, ist am Tag des Gottesdienstes kein Priester durch waserlei Zustand verhindert worden; andere dergleichen mehr zu geschweigen, war dieß nit das geringste Wunder, daß, ob schon viel tausend Ochsen, Schaf, Lämmer, allda seynd geschlacht worden, gleichwohl auch mitten im Sommer und größter Hitz nit eine einige Mucken ist gesehen worden. O Wunder und über Wunder! hat nun Gott in dem salomonischen Tempel, so nit viel ungleich einer Fleischoder Mucken und Grillen, als in der Kirche? ist dann nit das bereite Sprichwort, heut hab ich in der Kirche daran gedacht, heut ist mir in der Meß eingefallen, ich könnt die Sach so und so anstellen etc. O verdammte Mucken! was ist zu halten von dem Gebet, wie folgt:
Vater unser, der du bist im Himmel, unterdessen gedenkt er, Egidi-Markt kommt auch alsgemach herzu; geheiliget werde
dein Nam, wo muß ich jetzt einkehren, weil mein voriger Wirth ist gestorben; zukomm uns dein Reich, tröst ihn Gott, haben wir nit oft gesoffen, daß ein Grausen war; dein Will gescheh, wie im Himmel, beim blauen Kühfuß soll kein übles Wirthshaus seyn; also auch auf Erden, es ist um eine Prob zu thun; gib uns heut unser tägliches Brod, wann ich nur konnt die zwei Stuck alten Procat anwehren; und vergib uns unsere Schulden, für Meßgewänder taugten sie schon; gleichwie wie wir vergeben unsern Schuldigern, für das Frauenzimmer ist es keine Modi mehr; führ uns nit in Versuchung, für unsern Herrn ist es schon gut; sondern erlöse uns von allem Uebel, der Pfaff macht's heut lang; Amen, was gilt es, sie warten mit dem Essen auf mich. Ein schönes Gebet eines Kaufmanns.
Gegrüßt seyst du Maria, will gern sehen, du bist voller Gnaden, der Schind-Bub der Päschi wird ja die Labet-Karten nit vergessen; der Herr ist mit dir, ich muß dem Kutscher sagen, daß er Nachmittag bei Zeiten einspannt, du bist gebenedeit unter den Weibern, der Kaufmann soll unterdessen das Auszügl nur da lassen, es findt schon mehrere Geschwistrige; und gebenedeit ist die Frucht deines Leibs Jesus, potz tausend, wie gänzlet sich diese Fräule auf, sie macht aus dem Kopf gar ein Storchen-Nest; heilige Maria Mutter Gottes, mein Herr hat dasmal das Podagra gar zu lang; bitt für uns arme Sünder, ich muß einmal auf Maria Zell, und dorten beichten, dann es kennt mich kein Geistlicher; jetzt und in der Stund, wußt wahrlich nit, wann er soll sterben, ob ich wollt eine Wittib bleiben; unsers Absterbens Amen, was gilts, der Koch hat schon mehr mit dem Kellner gefruhstuckt. Ein schönes Gebet eines Frauenzimmers!
Es ist kein Wunder, daß der allmächtige Gott jenen Pfarrherrn wegen solcher Mucken und ausschweifenden Gedanken nit gestraft hat; dieser hatte auf einen Festtag etliche seiner guten Freunde und Nachbauern zur Tafel eingeladen, und weil die Solennität an einem Fasttag gefallen, also hat er sich bestens beflissen, seine Gäst mit einem guten Stückel Fisch zu bedienen, zu welchem Ende er selbst alle gehörige Anstalt in der Kuchel gemacht; weil aber unterdessen das schwierige und ungeduldige Volk in der Kirche den Herrn Pfarrer mehrmal durch öftere Boten ersucht,
Beten und nit aufmerken ist schießen ohne Kugel, beten und nit aufmerken ist schiffen ohne Ruder, beten und nit aufmerken ist fliegen ohne Federn, malen mit abgestandenen Farben ist das Beten und nit aufmerken, streiten mit gestumpften und rostigen Waffen ist das Beten und nit aufmerken, läuten mit einer zerklobenen Glocke ist das Beten und nit aufmerken. Der Wurm zerbeißt dem Jonä die Kürbesblätter, das ist schad! der Achan vergrabt den kostbaren Mantel, das ist schad! der Pharao ertränkt die Kinder, das
Wie recht hat Abraham damal gethan, uns allen zu einer Nachfolg, als er, durch Befehl Gottes, auf dem hohen Berg seinen Sohn wollte aufopfern, hat er den Esel nit lassen an den Ort des großen Opfers gehen, sondern den Dienern geschafft: Exspectate hic cum asino, »Wartet allhier unter dem Berg mit dem Esel.« Auf gleiche Weis' soll ein jeder eifrige Christ, wann er zu dem h. Meßopfer gehet, bei der Kirchenthür seinen Sorgen und Wirthschafts-Gedanken sagen, exspectate hic, wartet da meiner, es schickt sich nit, daß ihr in diesen Ort hinein sollt gehen, allwo ich allein wird mit Gott reden, wartet meiner, nach dem Gottesdienst wollen wir schon wieder zusammen kommen, wartet meiner, damit ich in der Audienz bei Gott nit mög irr werden, dann ein Gebet ohne Aufmerksamkeit ist eine zerlumpte Bauernbraut, so dem himmlischen Gespons gar nicht gefallen thut. Massen auf eine Zeit an einem vornehmen Festtag, da alle Chorherren und Geistlichen Nachmittag das Completorium gesungen in der Kirche, ist eine Stimm vom Himmel erschallen, non est auditus, nisi raucus, »es ist keiner gehört worden, als der heisere,« dieser war ein frommer und verachter Tropf, so daselbst in einem Winkel wegen seiner schlechten Stimm mehr blerret als
Oremus, laßt uns beten! aufs wenigst kurz und gut. Unser lieber Herr verbiet, daß einer seinen Bruder soll einen Narren nennen. Ja, bei dem Evangelisten Matthäo am 5. Kapitel und zwei und zwanzigsten Versikul stehet geschrieben: wer da sagt, du Narr, der wird des höllischen Feuers schuldig seyn; dahero mein Bruder darf ich dir dieses Schellen-Prädikat nit geben, allein du und andere werden es für ungut nicht aufnehmen, wann ich sag, daß ihr geschossen seyd, jedoch mit dem Beding, wann ihr nit schießen wollt, merks wohl, bedenks wohl, behalts wohl, alle diejenigen seynd geschossen, die nicht
Wie Lazarus mit Tod abgangen, und solches Christo dem Herrn zu Ohren kommen, so hat er sich also bald nach Bethania begeben, die zwei Schwestern Martha und Magdalena, zu trösten, ja er hat sich gar verlauten lassen, als woll er denselben von Todten wieder erwecken, welches schier den zwei Schwestern nicht gar recht war, zumal sie gesagt, er stinke schon, jam faetet; etwann war es ihnen nur wegen der Erbschaft, die sie müßten wieder zuruck geben, wann er sollt wieder zum Leben auferstehen, dann die mehresten Weiber arg und karg seynd. Ungeacht Ewiger Vater, ich dank dir, daß du mich erhört hast;« dieß gedunkte die Umstehenden sehr wunderlich zu seyn, dann keiner hat ihn gesehen beten, keiner hat ihn gehört beten, und gleichwohl bedankte er sich gegen seinen himmlischen Vater, daß er ihn erhört habe; es ist aber zu wissen, daß unser Herr dazumal ein Schußgebetel in seinem Herzen verricht, welches so stark wirkend gewest, daß es alsobald die Wolken durchgedrungen, und zu dem Thron Gottes kommen ist, und daselbst das geschwinde Fiat erhalten. Dahero ist es nicht an der Größe gelegen, sonst erlauft eine Kuh einen Hasen, es ist nit an der Dicke gelegen, sonst tragte ein Eichbaum bessere Frucht, als ein Feigenbaum, es ist nit an der Länge gelegen, sonst gilt mehr eine Spitzruthe, als ein Scepter, es ist nit an der Tiefe gelegen, sonst wär ein Rührkübel besser, als ein Pokal, sondern es ist alles an der Güte gelegen. Wann alles wäre gelegen an der Größe, so hätte der David den Goliath nit überwunden, wann alles wär gelegen an der Dicke, so hätt die Rebekka lieber die Wagen-Ketten genommen, als die Armbänder von dem Isaak, wann alles wär gelegen an der Länge, so hätte der Aaron einen Wiesbaum genommen, und nit eine Ruthen, sondern es ist alles gelegen an der Güte, kurz und gut.
Weißt du, wer der rechte Schächerer gewest, der mit Christo dem Heiland gekreuziget worden? dieser ist gewest ein geborner Egyptier, Aberglaubens Herr gedenk an mich, wann du in dein Reich wirst kommen.« Ist also nit an der Länge gelegen, sondern an der Güte. Kurz und gut.
Der h. Friardus ist ein Bauer gewest, aber kein solcher, wie jener, dessen Fuß noch heutiges Tags zu Freising in Bayern bei S. Sigmund in der Kirche hangt, und schon von unerdenklichen Jahren unversehrt ist, dann wie dieser Bauer anstatt des Kreuzgangs auf den Kerschbaum gestiegen, und ihn dessenthalben sein Nachbauer ermahnt, er soll auch mit der Gemein nach Freising Kirchfahrten gehen, dem er aber übermüthig geantwort, er wollt nit, daß er einen Fuß zu Freising in der Kirche hätte, worüber alsobald ihm der rechte Fuß, als wär er mit einer Hacke abgehauen worden, herunter gefallen, den gleich der Hund, so dazumal unter dem Baum gelegen, in das Maul gefaßt, und den geraden Weg vor der Prozession hergetragen, bis in die Kirche St. Sigmund, woselbst er den Fuß bei dem Altar niedergelegt, so annoch zur ewigen Gedächtnuß aufbehalten wird. Dieser Bauer hat nit gern gebet, wohl aber der h. Friardus, so immerzu im Gebet war, du glaubst etwann, als habe er alle Tag 6 h. Messen gehört, und 14 Rosenkränz verricht; o nein, wer wollt seine Arbeit versehen haben? er war auf dem Acker bei dem Pflug, auf dem Dehnen bei der Drischel, auf dem Hof bei der Holzhacke, er hatte keinen Büchersack, wie etliche, dann er gar nicht lesen konnt, sondern mitten in seiner harten Arbeit hat er geschossen, etliche heilige Schußgebetel eilfertig zu Gott abgedruckt, welches Gott weit
Das Gebet der Apostel, wie sie in der Ungestüm des Meers zu dem Herrn gerufen, war nit lang, und doch kräftig: »Herr erhalt uns, wir gehen zu Grund.« Das Gebet der Kananäin, wormit sie zu dem Herrn um den Wohlstand ihrer Tochter geschrien, war nit lang, und dannoch mächtig: »Herr du Sohn David, erbarm dich meiner, meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt.« Das Gebet des Hauptmanns zu Kapharnaum, wie er um die Gesundheit seines Dieners angehalten, war nit lang, und dannoch stark: »Herr, sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.« Das Gebet des offnen Sünders, wie er im Tempel gestanden, war nit lang, aber doch mächtig: »Gott sey mir Sünder gnädig.« Das Gebet des blinden Bettlers auf dem Weg, als unser Herr mit vielem Volk vorbei gangen, war nit lang, Jesus, du Sohn David, erbarm dich meiner.« Kurz und gut.
Es ist ein gewisser Soldat gewest, der eines lustigen Kopfs war, dieser tragte immerzu einen rothen Hut, als er mit solchem einmal auf der Wacht gestanden, und fast hergesehen, wie ein Gockl-Hahn mit dem rothen Kamm, hat ihn der Hauptmann scherzweiß angeschrien: Hahn, sagte er, wann wirst einmal krähen? ei Herr Hauptmann, gab er zur Antwort, es krähet sich zu Morgens nit viel, wann man den Abend vorhero nit geessen hat; dahero solcher stets angehalten um sein Monat-Sold, welches den Herrn Offizier dergestalten verdrossen, daß er ihm hat gebieten lassen, wofern er noch im geringsten dessenthalben werde Meldung thun, so soll er unfehlbar henken. Dem Hahn war solche Hennen-Steigen auf alle Weiß zuwider, und wollt nit gern aufsitzen, wo die Raben ihr Proviant suchen; gleichwohl unterfangte er sich, noch einmal den Herrn Hauptmann zu überlaufen, jedoch ließ er beinebens sagen, daß, wann er mehrere Wort sollte vorbringen, als drei, sodann woll er ohne Widerklag henken, auf solches Versprechen ist er fürgelassen worden, und hat der schlaue Gesell nit mehr geredt als drei Wort, nämlich: Geld, oder, Abschied, welches dem Herrn Offizier also wohlgefallen, daß er ihm den verlangten Sold unverzüglich erlegen lassen. Kurz und gut.
Der Elisäus hat kurz, aber gut gebeten, wir er den Eliam, als solcher im feurigen Wagen entzuckt worden, um den Mantel und doppelten Geist ersucht. Die seligiste Mutter Gottes hat kurz, aber gut gebeten,
Oremus, laßt uns beten, aber um etwas, so unserer Seelen-Heil nit schädlich ist! Es ist ein Edelmann gewest, der allenthalben den Namen und Ruhm gehabt eines sehr freygebigen Herrns, von dem sattsam bekannt war, daß er keinen Armen ohne Trost von seiner Thür gelassen; als solches auch in Erfahrenheit gebracht ein abgedankter Soldat, wollt er auf keinen Weg diesen Gnadenort umgehen, sondern läßt sich daselbst durch den Kammerdiener ansagen, auch sich beinebens verlauten, daß er neben Begrüßung, wegen eines Zehrpfennings, noch andere Ding mit Ihro Gnaden zu reden hätte, bat also um die Lieb und Höflichkeit, daß er mittelst seiner möchte vorkommen; der Kammerdiener schmeckt schon anvor den guten Braten, so dieser werd bekommen, gab also anfangs eine abschlägige Antwort, wie daß es dermal nit seyn könne, weil Ihr Gnaden in andern wichtigen Geschäften verhindert seyn; als aber der noch inständiger angehalten, gab der Kammerdiener so weit das Jawort, jedoch soll er ihm treu und redlich versprechen, das, was er bekommen werde, mit ihm recht zu theilen, und halben Part zustellen, welches der gern und urbietig zugesagt, sodann auf solches Verheißen den freien Zutritt
Dergleichen Bitt wird man so leicht nit hören, sagst du, wie dieser abgedankte Soldat gethan hat, dann wer wird so albern und thorrecht seyn, und um harte Stöß bitten? wer will das Maul aufthun um eine Maultaschen? wer will suppliciren, daß ihn einer soll abschmieren? wer ist der unverständige Tropf, der eins begehrt an Kopf? seynd doch die Holzäpfel süsser, als die Ohrfeigen; der Mensch bitt meistens, ja allzeit nur um etwas guts, rogat ea, quae pacis sunt, sagst du, ich sag aber anders, daß nämlich die bethörten Adams-Kinder gar oft und vielfältig um etwas übels bei Gott dem allmächtigen anhalten und bitten, und begehren mehrmalen mit weinigen Augen, mit aufgehebten Händen, mit inbrünstigem Gebet etwas, was ihnen nicht gedeihen thäte, ja sogar verhinderlich wäre an dero Seelen Seeligkeit, dahero kein Wunder, daß der allwissende Gott solche Gebet nit erhört, wie es gar deutlich bezeugt der h. Jakobus in seiner vierten Epistel: »Ihr bittet, und erlanget
nichts; dieweil ihr übel bittet, nämlich daß ihrs in eueren Wollüsten verzehrt.«
Um Gottes Willen, Herodes! was bist du für ein Phantast gewest, indem du der jungen Tänzerinn Bitt und Anbringen so bald erhört hast! wie sie um das Haupt Joannis Baptistä angehalten, hat der König hierauf alsobald geantwortet: ja, ja, du verfluchtes ja! Es hätte sollen Herodes ihr einen rechten Verweis geben, still mit dergleichen Reden und Anbringen, du junge Läppin, gehe viel lieber wieder zum Tanz, dergleichen Gaißen steht der Kapriol besser an, als mit solchen Dingen anzuziehen; sollst du begehren von dem Haupt des ganzen Reichs das Haupt eines tugendreichen Manns? daß, wer nit allein den Joannem köpft, sondern auch zugleich meine Reputation abkürzt? Das stund rühmlich, wann ein König den Kopf eines Heiligen zu den Füßen einer heillosen Etcaetera legen thäte, ich müßte nur kein Hirn im Kopf haben, wann ich dem Joanni soll den Kopf nehmen, du unverschamtes Wisperl, schau, daß du durch dein Tanzen nicht thust fallen, und zwar in meine Ungnad, aber dir sey es verziehen, und schreibe es deinem kindischen Unverstand zu, aber mich wundert sehr deine Mutter, daß sie eine solche Närrinn ist, und dir hat solches mögen befehlen, sag du ihr, sie soll den Kopf mit Ruhe lassen, oder ich werd meinen Kopf aufsetzen, und etwas zeigen, daß sie wird im Kopf kratzen; mit dergleichen und andern scharfen Worten hätte der König Herodes diesen Schleppsack sollen von sich wegweisen, aber die Mutter war eine arge Huesten, welche der Tochter befohlen, sie solle diese Bitt
Glaubst und meinst du, daß Gott der allmächtige gleich also beschaffen sey, wie der berauschte Herodes, und deine unverschamte Bitt werde erhören? wann du bittest um zeitlichen Wohlstand, welcher dir dienen würde zu allem Uebermuth? um zeitliche Ehr, welche dir das Gemüth in allem Hochmuth würde aufblähen? um zeitliche Gesundheit, so dich anspornen thäte zu allen Wollüsten? Gott erhört auf solche Weis deine Bitt nit, wann du auch schreien sollest, wie der David: Raucae sunt factae fauces meae, »ich hab mich ganz müd gerufen, mein Schlund ist heiser worden.«
Es heißt, wau, wau, pfui, das Ding beißt.
Eine Mutter hat ein kleins, ein schöns, ein liebs Kind, mit Namen Franzl, dieses sieht auf den Tisch, worauf der Vater pflegt zu notiren, concipiren, protocolliren, ein Federmesserl liegen; sobald es nun darnach mit seinen zarten Brätzlen tappen will, alsobald räumts das Kinds-Weib auf die Seite, und sagt, wau, wau, pfui, es beißt, und gibt ihm anstatt dessen ein Feigen. Gott eignet ihm selbst öfters zu den Titel und Namen einer Mutter, liebt uns wie eine Mutter, labt uns wie eine Mutter, tragt uns wie eine Mutter, tränkt uns wie eine Mutter; mittelst kommt ein läppisch Kind, oder kindischer Lapp und Tidltapp, schreit, weint, bitt, begehrt, ruft und seufztwau, wau, es beißt, sondern gib ihm anstatt der Gesundheit dieses scharfen Messers eine Feigen, eine gute Ohrfeigen, schlagt ihn mit einem Zustand, dann er siehet seiner göttlichen Allwissenheit vor, wann er sollte des Supplikanten Bitt erhören, den krummen Weg des Verderbens würde gehen; derentwegen kann ein solcher kranker und mißlsüchtiger Mensch von sich selbst sagen, was die zwei Schwestern Martha und Magdalena von ihrem Bruder ausgesprochen: Ecce, quem amas infirmatur, »Herr siehe, den du lieb hast, der liegt krank.«
Wie der Heiland der Welt von der zartesten Jungfrau Maria, mit Frohlockung der Engel, mit Zittern der Teufel, mit Trost der Menschen, mit Jubel des Himmels, mit Freuden der Erde, geboren, wie diese Sonn aufgangen, wie dieser Gnadenthau gefallen in Mitte des Winters, wie diese Liebsflammen ausgebrochen in Mitte der Kälte, wie Gott hinter der Wand der Menschheit das erstemal sich sehen lassen, wie Gott seine Unmäßigkeit in ein Spann langes Kindel eingeschränkt, wie der allerreichiste Gott zu Bethlehem auf Bettelart geboren, wo ist er das erstemal zu finden gewest? wo? sagt her, ihr wachtsamen Schafhirten auf den bethlehemitischen Feldern? wo? in praesepio, beim Krippel, ja im Krippel. Gut, gut, ein armer, kranker und presthafter Mensch, dessen fast alle Glieder mit besondern Krankheiten behaft seynd, ist Krippel, aber glaub du mir, daß bei diesem Krippel Gott gefunden wird, er ist fromm und andächtig, er lebt in der Geduld und Gottesfurcht, er betracht das Obere und das Ewige, er acht sich nit viel des zeitlichen Gespäß, er ist darum sanctus, weil er nit sanus ist; wann er aber frisch und gesund wär, so wär er er ein Bruder und Luder, wie andere, ein Saufer und Raufer, wie andere, wär ein Schuler und Buhler, wie andere, wär ein Schlemmer und Demmer, wie andere, wär ein Presser und Fresser, wie andere, wär ein Penzer und Schlenzer, wie andere, wär ein Klauber und Rauber, wie andere, wär ein Fetter und Fretter, wie andere, und viel ärger; weil er aber krank am Leib, so ist er gesund an der Seel, weil er einen Zustand in Gliedern, so hat er einen Wohlstand im Gewissen. Ist also kein Wunder mehr, daß Gott sein Gebet nit erhört, wann er schreit und ruft um die Gesundheit, wau, wau, es beißt, da ist Gott gnädig, wann er ungnädig ist, da gibt Gott viel, wann er dieß nit gibt.
Der h. Leo schreibt, daß eine Frau zu Amsterdam immerdar krank, und meistens liegerhaft war, welche dann unaufhörlich geseufzt nach der Gesundheit, und derenthalben sich verlobt zu dem allerheiligisten Sakrament, welches in selbiger Stadt sehr miraculos, auch, in Abwesenheit ihres Manns, sich tragen lassen in die Kirche zum Altar, wo sie so inbrünstig um die Gesundheit gebeten, daß sie endlich von Gott dem Allmächtigen erhört worden, auch frisch und gesund, nit ohne sonders Frohlocken nach Haus, und folgsam zu ihrem Mann geloffen; o guldener Mann, sprach wau, wau, hats geheißen, es beißt.
Bittet, so wird euch gegeben, klopfet, so wird euch aufgethan, schreit, so werdet ihr erhört; das Gebet tritt kecker ein bei Gott, als der arimathäische Joseph bei Pilato; das Gebet dringt stärker durch die wau, wau, sagt Gott, es beißt.
Unser Herr ist wie ein Medikus oder Arzt, wann ein Kranker im Bett liegt voller Hitz, und lauft ihm der Puls, wie ein Has' bergauf, die Zung ist ihm so trucken, wie der Paß durchs rothe Meer, das Geblüt ist ihm erhitzt, wie die Zeit in Hundstägen, er bitt und bitt nur, nur um ein einiges Gläsel Wein; es kann nit seyn, sagt der Medikus, bei Leib nit, ein gesottenes Wasser dafür; o das ist wohl abgeschmack, spricht der Patient, er bitt und bitt um einen Trunk Bier; es soll nit seyn, sagt der Medikus, das gar nit, ein gesottenes Wasser dafür; o das mag ich nicht, spricht der Kranke. Auf gleichem Schwung und Art macht es der allmächtige Gott, diese bittet ihn, bittet ihn mit aufgehebten Händen, bittet ihn mit gebogenen Knien, bittet ihn mit weinenden Augen, bittet ihn einig und alleinig um einen Erben, und Gott erhört ihre Bitt nit, schlagt ihr alles rund ab, weil er siehet, daß es ihr höchst schädlich wäre. Der David hat mit allen seinen Weibern
Es melden sich zwei Supplikanten bei Gott an, unter denen wohl ein großer Unterschied, einer heißt Paulus, der andere heißt Teufel, was ist das nit für ein Unterschied? Paulus ein Bekehrer, der Teufel ein Verkehrer, Paulus ein Führer, der Teufel ein Verführer, Paulus ein Engel, der Teufel ein Bengel, Paulus ein Schutzherr, der Teufel ein Schmutzherr, Paulus ein Hüter, der Teufel ein Heuter, Paulus eine Fackel, der Teufel eine Mackel, Paulus ein Schatz, der Teufel ein Fratz, Paulus ein Posaunenklang, der Teufel eine böse Schlang, Paulus ein Apostel, der Teufel ein Apostata, Paulus ein Lämmel, der Teufel ein Trämmel, Paulus ein Rösel, der Teufel ein Esel, Paulus gebenedeit, der Teufel vermaledeit, und dannoch, und dannoch hat Gott die Bitt des Teufels erhört, und die Bitt des Pauli nit erhört, wie der Satan begehrt von Christo, in die Heerd Schwein mit den Seinigen zu fahren, fiat, das hat er erhalten; wie Paulus gebeten, und öfter als einmal, daß ihn doch Gott möcht befreien von dem Geist der Versuchung, und hat es nit erhalten, so hör ich wohl Exauditus est Daemon ad damnationem, non exauditus est Paulus ad saluationem. S.P. Augustin.
Ein Burger ist zu Alexandria gewest, welcher den heiligen Erzbischof Joannem inständig ersucht, er wolle doch für seinen Sohn bitten, damit er möge durch Gottes Hilfe wieder frisch und gesund zu Land seglen; gut, der Mann betet Tag und Nacht, und nachdem er lang gebeten, da kommt die Nachricht, der Sohn sey vor einer halben Stund ersoffen; der Vater wollte schier über eine so traurige Zeitung ihm selbst das Leben nehmen, und klagte nicht wenig, wie daß Gott doch so wunderlich sey, und sogar auch das Gebet eines Heiligen nicht erhöre, worauf aber der heilige Erzbischof die Antwort geben: dein Sohn, sprach er, ist ein Kind der Seligkeit, sofern er aber länger hätte gelebt, wäre er Sünden halber in das ewige Verderben gerathen. Geschieht also gar oft, daß Gott dir und mir eine Bitt abschlagt aus Barmherzigkeit, die er sonst aus gerechtem Zorn erhören thät.
Oro heißt auf Lateinisch: ich bete, und oro heißt auf Wälsch ein Gold, und sonst in der Wahrheit ist das Gebet, wie das Geld oder Gold, bete, fangt von dem Buchstaben an G G, und bete nach Laut dieses Buchstaben, G G machen große Wunder, Vater unser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Nam, zukommeunsdeinReichthum;« ja es betet manche alleweil, es betet immerdar, es betet unaufhörlich, sie ruft für einen Vorsprecher an den heiligen Christoph, der tragt unsern Herrn auf der Achsel, den heiligen Antonium Paduanum, der tragt unsern Herrn auf einem Buch, den heiligen Joseph, der führt unsern Herrn an der Hand, die heilige Gertraud, die tragt unsern Herrn im Herzen, sie bitt und bitt, daß ihr Mann doch möcht ein bessers und einträglicheres Amt und Dienst bekommen etc., und erhalt dannoch nichts, gar nichts, warum? wau, wau, sagt Gott, das Ding beißt.
Gott der Allmächtige ist wie ein Baum, wann dieser noch unzeitige Früchte tragt, so man ihn schon schüttlet, so laßt er die Aepfel oder Birn so leicht nicht herunter fallen, und thut er gar weislich hierin, dann er gedenkt, das unzeitige Obst ist nicht gesund, ja sehr schädlich. Gott wird von dieser N. auf alle Weis', durch alle Weis' ersucht, gebeten, geplagt, er soll doch ihrem Mann weiter hinauf helfen, und ihm, wie jenem Gast bei der Mahlzeit, mit dem ascende superius gnädig seyn, kann aber gleichwohl nichts erbitten, dann Gott sieht, daß solches ihren Seelenin Regul. Mon., daß ein junger Mönch zu einem alten heiligen Vater kommen um einen heilsamen Rath, ob er soll ein Bisthum annehmen; der gute alte Tättl schafft ihm, er soll sich auf den Tisch legen, und etlichmal hin und her walzen, der vollzieht diesen Befehl; nachmals sagt ihm der Alte, er soll sich gleichfalls also auf der Erd hin und her walzen, das thut er auch; endlich fragt ihn der heilige Vater, wo er sicherer gewest sey? auf der Erd (antwort der andere), dann auf dem Tisch, bekennte er, wär ich bei einem Haar hinunter gefallen, und der Nase eine Ader gelassen; also auch, setzt hinwieder der Alte, ist viel leichter und sicherer, in einem niedern Stand selig zu werden, als in einem hohen. Wie dann solcher Geistliche nach dem Tod dem Alten noch erschienen, und bekennt hat, scito Pater, quia nunc essem de numero damnatorum, si fuissem de numero Episcoporum, wisse, mein heiliger Vater, daß ich jetzo wäre verdammt, so ich wär kommen zu diesem Amt. Gott erhört darum ihr Gebet nit, weil er, vermög seiner Allwissenheit, wohl weiß, daß es ihm und ihr eine Gelegenheit wär zur ewigen Verdammnuß, er sieht vor, daß er würde bei solchem Amt schädliche Partiten einbrocken, er sieht vor, daß sie würde in Uebermuth und Kleiderpracht wachsen; dann jetzt die Weiber beschaffen seynd, wie des egyptischen Königs Pharao seine Zauberer, von welchen gnugsam bekannt ist, daß sie dem Mosi und Aaron sehr viel nach gethan, der Aaron schlagt mit der Wunderruthe in das Wasser, und verkehrt alles Wasser in pures fix fax, halli malli, pambra dambra, auch nach gethan, und das pure Wasser in Blut verkehrt; viel Lehrer wissen nicht, woher die Zauberer dieses Wasser genommen, zumal Aaron vorhero alles Wasser in Flüssen, Brunnen in Bächen, zu Blut gemacht? etliche seynd der Aussag, als haben sie von freien Stucken frische Brünn graben, andere seynd der Meinung, als habe ihnen der böse Feind, durch dessen Beihilf sie diese Künste getrieben, solches Wasser anderwärts hero gebracht. Sey ihm, wie ihm wolle, was der Aaron gethan, das haben die Zauberer viel müssen nachmachen, der Aaron Wasser in Blut, die Zauberer auch Wasser in Blut. Dergleichen siehet man noch heutiges Tags gar oft und viel, tragt eine einen schönen neuen Zeug, so thuts die andere nach, tragt eine neue Modispitz, so thuts die andere nach, und will ihre Ehr auch auf den Spitz setzen; tragt eine einen neuen geblümten Procat, so thuts die andere nach, und will auch, daß auf ihrem Mistbettel sollen Blumen wachsen. Der Mantel des Eliä ist mit einem doppelten Geist gefüttert gewest, unter dem Weiberkleid steckt noch ein höherer Geist, der gute Mann muß allerlei, auch ungerechte Regalien, suchen, damit er nur der Regerl ihre Hoffart versehe etc., jetzt weißt du, warum du Gott so vielfältig, so mannigfältig, so tausendfältig gebeten, er woll dir eine Leiter, wie dem Jakob halten, damit
Wann wir etwas werden bitten, um etwas schreien, etwas suchen, was unserer Seel soll schädlich seyn, sondern o Gott! du willst uns das Zeitliche also geben, daß wir dadurch das Ewige nit verlieren.
Oremus, laßt uns beten den heiligen Rosenkranz! Habt ihr Bäume, nach laut göttlicher Schrift, können einen Reichstag ausschreiben, und seyd zusammen kommen, du hochmüthiger Cederbaum, du sanftmüthiger Oelbaum, du hartnäckiger Nußbaum, du prahlender Palmbaum, du gelbzipfeter Citronibaum, du scharfer Birkenbaum, du grober Eichbaum, du fauler Nespelbaum, du fruchtbarer Kerschenbaum, du geiler Feigenbaum, du nasenwitziger Maulbeerbaum, du spitzfindiger Kestenbaum, du verführlicher Aepfelbaum, du gleisnerischer Pfersichbaum, du melancholischer Kittenbaum, du ehrsüchtiger Lorbeerbaum, du furchtsamer Espenbaum, du heiklicher Lindenbaum, du verleffelter Buchsbaum, du schmarotzischer Tannenbaum, ihr alle insgesamt, vom groben und subtilen Holz, habt ihr können einen König aus euch erwählen:
Wie der gebenedeite Jesus gefangen worden in dem Garten, haben sich zwei Wunder ereignet; das erste: als sie den Heiland befragt, wen sie suchen? Jesum von Nazareth, worauf er bekennt, ego sum, ich bins; kaum daß er diese zwei Wort ausgesprochen, seynd die Soldaten, Schörgen, Henkersknecht und Lottersgesind, deren etlich 100 an der Zahl, alle und allsamt zu Boden gefallen, als hätte sie ein gäher Donnerkeul getroffen; die heiligen Lehrer wollen, daß derentwegen diese losen Bursch seyen also niedergeplatscht, weil ihnen dazumal der Herr Jesus das erschreckliche Gesicht hat gezeigt, welches er einmal am jüngsten Tag zeigen wird allen Verdammten. O Gott! das andere Wunder war nicht weniger, wie Petrus aus allen die Guraschi gefaßt, und ganz alleinig wider ein so großes Volk vom Leder gezogen, dem Malcho ein Ohr abgehaut, hat er nit allein dessenthalben erat servus summi Pontificis, weil er ein Bedienter des Hohenpriesters, wodurch der Heiland wollte sattsam lehren und andeuten, wie man den Hohenpriester verehren solle. Dieser Hohepriester war eine Figur des römischen Papstes, welcher dann auch Summus Pontifex genennt wird, welcher in allweg als ein wahrer Vicari und Statthalter Christi soll verehrt, und was er befiehlt und ausspricht, für heilig und heilsam gehalten werden. Was hat aber dieser sichtbare Vice-Gott und Haupt der christlichen Kirche von dem h. Rosenkranz ausgesprochen? Antwort, samt dem römischen Papst Honorio dem Dritten, welcher den Orden des h. Dominici vollmächtigst bestätiget und eingesetzt, werden gezählt 66 römische Päpst, benanntlich: Gregorius 9, Cälestinus 4, Innocentius 4, Alexander 4, Urbanus 4, Clemens 4, Gregorius 10, Innocentius 5, Hadrianus 5, Joannes 20, Nicolaus 3, Martinus 2, Honorius 4, Nicolaus 4, Cälestinus 5, Bonifacius 8, Benedictus 11, Clemens 5, Joannes 21, Benedictus 12, Clemens 6, Innocentius 6, Urbanus 5, Gregorius 11, Urbanus 6, Bonifacius 9, Innocentius 7, Gregorius 12, Alexander 5, Joannes 22, Martinus 3, Eugenius 4, Nicolaus 5, Callistus 3, Pius 2, Paulus 2, Sixtus Königs-Kron? diese Blum wird von den Corona Imperialis oder Lilium Imperiale; ich, sagt diese, gib meine Stimm der schönen Rose, Impera nobis, durch diese Blum werden verstanden die gekrönten König und Monarchen, welche ebenfalls mit größtem Nutzen den h. Rosenkranz verehren.
Im 3. Buch der Königinn Cap. 10 wird mit allen Umständen ganz ausführlich beschrieben der prächtige Thron des Königs Salomon, dergleichen Werk in der ganzen Welt, in allen Königreichen niemal gesehen worden. Der Thron war von dem edlesten Helfenbein, und mit lauter purem Gold überzogen, auf diesem Thron sah man 6 Staffeln, worauf beederseits 6 Löwen vom reinsten Gold stunden, und welches ja wunderlich, auf einer Seite waren zwei Händ, auch von Gold, diese hielten das Kiß oder Sitz des Thrones. O wie recht! ihr König und gekrönte Monarchen sollt wissen, daß euere Kron und Thron nit besser kann erhalten werden, als durch die zwei Händ, eine Hand ist, welche den Degen führt, die andere Hand ist, welche den h. Rosenkranz haltet, das ist wohl eine guldene Hand. Vespasianus, Domitianus, Trajanus, Adrianus, Gordianus, Valentinianus, Aurelianus, Florianus, Numerianus, Diocletianus, Maximinianus, Julianus, Jovinianus, Martianus etc., römische Kaiser, haben zwar in einer Hand den Degen getragen, aber weil ihnen die andere Hand abgangen mit dem Rosenkranz, also hat ihre Kron müssen fallen, ihr Glück müssen wurmstichig werden, und ihre Majestät müssen spöttlich zu Boden sinken, hinken und stinken; wann aber da der Degen und der Canones, da das Salve und da das Ave Maria, da die Schanz und da der Rosenkranz, erhalten dem König seine Substanz. Das hat betracht Friedericus der Dritte, römischer Kaiser, wie die Stadt Cöln Anno 1475 von den gefährlichen Kriegs-Empörungen wunderbarlich durch den heiligen Rosenkranz ist erlöst worden, hat dieser Kaiser eine sehr schöne Procession mit 4 Churfürsten angestellt in die Dominikaner- oder Predigerkirche allda, und mit höchster Auferbaulichkeit den h. Rosenkranz gebetet, auch sich in die Erzbruderschaft einverleibt, mit dem kräftigen Vorhaben, hinfüran wider seine Feind, sowohl die Globos als auch Globulos zu brauchen; dem ist mit höchstem Trost und Nutzen nachgefolgt Ferdinandus der Erste, der Anderte, der Dritte, der Vierte; dem ist nachgefolgt der annoch höchst regierende römische Kaiser Leopoldus, welcher in währender Belagerung der Hauptstadt Wien von dem ottomannischen Erbfeind, nit allein alle gehörige Anstalt gemacht zu einer. Gegenwehr, sondern auch seine Armee unter den Schutz der übergebenedeiten Mutter Gottes zu Passau eiferigst befohlen, und wer weiß, ob ihm nicht schon dazumal sein marianisches Herz zu Passau den Paß über die Sau nach Griechischweissenburg hatte prophezeiht.
Wem gibst du deine Stimm, du schönes Blümel Tag und Nacht? diese Blum wird genennt von den Lateinern Parietaria; ich, sagt diese, gib meine Stimm der schönen Rosen, Impera nobis. Durch diese Blum werden angedeut die Geistlichen und Religiosen beedes Geschlechts, als die Tag und Nacht
Dem großen Patriarchen Abraham kommt von Gott ein scharfes Dekret, er solle und wolle, wolle und solle unverzüglich seinen Sohn, den einigen, den liebsten, ihm aufopfern auf dem Berg Moria; dieser Berg hätt dem heiligen Patriarchen wohl sollen seyn ein Jammerthal, aber gleichwohl hat er sich alsobald dem Willen Gottes ergeben, so sey's, sagte er, es ist billig, daß ein Geschöpf seinem Erschöpfer soll einen willfährigen Gehorsam leisten, nimmt demnach den Sohn mit sich auf benannten Berg, und als er bereits den Säbel gezuckt, Willens, den Kopf in einem Streich dem Isaak herunter zu hauen, damit also der Kopf ein Hauptopfer würde, da ist ihm ein Engel in die Hand gefallen, mit dem ernstlichen Befehl, er soll nit darein schlagen, sondern anstatt seiner den Widder aufopfern, so hinter seiner in der Hecke hange, worauf der eifrige Mann Gottes wieder eingesteckt, und gedachten Widder dem Allmächtigen mit fröhlichem Herzen geschlachtet; daß diese Dornstaude habe zugleich auch Rosen gehabt, ist wohl zu glauben, ist also der Widder nit allein unter den Dörnern gewest, sondern auch unter den Rosen. Dieser Widder ist eine Figur gewest aller Geistlichen und Religiosen, als welche auch ein Opfer Gottes seynd unter den Dörnern der strengen Observanz und steter Kasteiungen, es seynd aber auch diese zugleich unter den Rosen, zumal kein einiger Orden, der den heiligen Rosenkranz nie liebet, dann von der Zeit an, da der h. Dominicus über die hundert tausend Ketzer durch den h. Rosenkranz
Wem gibst du deine Stimm, du schöne Ringelblum? diese Blum wird von den Lateinern genennt Caltha oder Calendula etc.; ich, sagt diese, gib meine Stimm, und erwähle die schöne Rosen, Impera nobis etc., durch diese Blum können verstanden werden die Eheleut, massen der Ring ein
Bekannt ist jene Geschicht, von welcher die h. Schrift im Buch Josue registriret; dieser berühmte Kriegsfürst wollte mit aller Gewalt die feste Stadt Jericho einnehmen, schickte aber zuvor 2 wohlerfahrne Männer aus, welche gedachten Ort wohl und genau sollen besichtigen und ausspähen; nachdem aber solches der König dieser Stadt in Erfahrenheit gebracht hat, schaffte er alsobald ernstlich, man solle besagte Männer aufsuchen, dann sie sollen unfehlbar des Tods seyn; die armen Tropfen reterirten sich hierüber unverzüglich in das Haus der Rahab, welche zwar ein Weib war eines gar schlechten Wandels, ja eine öffentliche Madam etc., gleichwohl aber zeigte sie den guten Leuten alle Lieb, und verbarg sie, verhüllte sie, verdeckte sie, vertuschte sie dergestalten, daß sie nit ertappt, noch gefunden, sondern beim Leben erhalten worden; solche Gutthat mußte ja vergolten werden, dahero ihr befohlen worden, sie solle ein rothes Strickel vom Fenster herab hängen, zum Zeichen der Salva Quardia, worauf der ganzen Armee ernstlich vorgetragen worden, sie sollen nach Eroberung der Stadt bei Leib und großer Straf demjenigen Haus kein Leid anthun, allwo sie werden sehen ein rothes Strickel vom Fenster herab hangen. Wie nun nachgehends die Stadt Jericho eingenommen, und alles von des Josue seinen Soldaten verbrennt, versengt, verhergt, verzehrt worden, ist allein unverletzt geblieben das Haus der Rahab, wo dieses Strickel herunter gehangen.
Trübnuß; wie oft ist der Ehestand ein Jubelier-Laden, wo nichts anders seynd, als Schlaguhren; wie oft ist der Ehestand ein Tisch, worauf man nichts anders setzt, als Krüg und Flaschen; wie oft ist der Ehestand eine Mahlzeit, wo man mit nichts anders traktirt, als mit Gestössens; wie oft ist der Ehestand ein Ofen, wo man mit nichts anders einheizt, als mit Prügel; wie oft ist der Ehestand eine Karten, wo man nichts anders spielt, als Bastoni; wie oft ist der Ehestand eine Erzgrube, woraus man nichts anders grabt, als Zank-Eisen, wie oft ist der Ehestand ein ABC, worin der größte Buchstab das W; wie oft ist der Ehestand ein Spital, worin die größte Sucht die Eifer-Sucht; wie oft ist der Ehestand ein Himmel, worin nichts anders gesehen wird, als Unstern; wie oft ist der Ehestand eine Jagd, allwo man zum öftesten fangt die Elend-Thier; wie oft ist der Ehestand eine Prozession, wo allzeit das Kreuz voran geht; wie oft ist der Ehestand ein Tempel, worin nur St. Nothburga und nicht St. Felicitas verehret wird; wie oft ist der Ehestand ein Wald, in welchem alles Holz wachst, außer der Segenbaum nit; wie oft ist der Ehestand ein Ort, ein Jericho, wo alles über und über geht, aber allein dasjenige Haus ist frei, in dasjenige Haus darf weder Feindschaft noch Unglück einfallen, wo das rothe Strickel herunter hangt, wo der h. Rosenkranz unter den Eheleuten fleißig gebetet wird. Zu Barcelona in Spanien
Wem gibst du deine Stimm, du schöner Wildling? diese Blum wird von den Lateinern genennt Volubilis oder funis arborum; ich, sagt diese, gib meine Stimm, und erwähle die schöne Rosen, durch diese Blum können gar füglich verstanden werden die armen Wittiben, massen diese Blum sich hin und her wind, und sucht, wo sie etwann eine Staude
Gedenkt an jene Wittib, welche ganz armselig zu Sarepta wohnte; dahero, wie sie der Prophet Elias befragt, wie es ihr gehe? sagte sie, gar schlecht, dann sie gehe bereits um ein Holz, sodann woll sie ein Feuer aufmachen, ein Brod backen, und nachmals sterben. Diese Wittib ist hernach durch ein großes Wunderwerk erhalten worden.
Es ist zu glauben, daß diese drei Stuck haben bedeut den ganzen heil. Rosenkranz, massen das Holz weiß, das Feuer roth, das Brod gelb, fast die drei Farben des heiligsten Psalters haben vorgekündt; gewiß ist es doch, daß eine Wittib mit diesen drei Stucken nit kann verlassen werden. Liest man doch von der arragonischen Wittib Elisabeth, wo dieselbe einen schönen Tempel erbaut, daß sie den Tagwerkern und Bauleuten das erstemal, anstatt ihres Lohns, lauter Rosen in die Händ geben, welche Rosen aber in das schönste Gold verändert worden, in die schönsten guldenen Pfenning. Und geschieht wohl öfter, daß Rosen in Geld, will sagen, Rosenkränz in Geld-Mittel verkehrt werden. Also schreibt Joan. Bonifacius in Histor. von einer sehr armen Wittib, welche ein langes Recht führte mit einem sehr reichen Vogel,
Die Gärtner pflegen die kleinen Blumen-Zwiebel, so an und um den großen Zwiebel stehen, Kindl zu nennen, aus welchen nachmals auch schöne Blumen erwachsen; sagt dann an, meine Kindl, wem gebt ihr die Stimm? wir, antworten diese, geben unsere Stimm einhellig der schönen Rosen. O wie recht!
Durch solche Blumen-Kindl können gar wohl verstanden werden die Kinder und liebe Jugend, die man vor allem zu dem h. Rosenkranz erziehen soll. O wie schön wäre es, wenn Vater und Mutter das thäten, was der himmlische Vater bei Erschaffung der Welt gethan! den ersten Tag, als am Sonntag, hat er erschaffen Himmel und Erde; den Himmel, als einen Ort seiner göttlichen Residenz, welcher so groß, nach Aussag der Scribenten und Lehrer, daß, wann Gott die himmlische Wohnung sollte gleich austheilen
Den andern Tag, als am Montag, hat der allmächtige Gott erschaffen das Firmament samt den andern Himmeln, deren, nach laut der Weltweisen, 10 seyn sollen; darein hat er unterschiedliche Stern und Gestirn und Planeten gesetzt; das Firmament aber ist so weit von dem Erdboden entfernt, daß, wann ein Mühlstein sollt von dannen herunter fallen, derselbe inner 92 Jahr nit würde die Erd erreichen, so er auch alle Stund 200 Meilen thät messen.
Den dritten Tag, als am Erchtag (Dienstag), hat der himmlische Vater erschaffen alle Bäume, Pflanzen und Kräuter, welche wegen dero Menge und Unterschied sehr zu verwundern seynd, gestalten in dem neuen Hispaniola Bäum angetroffen werden, so groß, daß die Leut darauf wohnen, und Hütten bauen, auch bisweilen auf einem Baum über die zwei hundert Personen gefunden werden.
Den vierten Tag, als am Mittwoch, hat Gott erschaffen Sonn, Mond etc., die Sonn im Zeichen des Widders, den Mond zum allerersten im Zeichen der Waag, dahero die Welt im Frühling soll erschaffen seyn. Die Sonn ist hundert und sechs und sechzigmal größer, als der Erdboden; in einer Meil lauft
Den fünften Tag, als am Pfingsttag oder Donnerstag, hat der Allmächtige erschaffen Fisch und Vögel, deren beede Geschlechter höchst zu verwundern seynd, dann Elianus bei dem Majolum vorgibt, daß in dem inländischen Meer so große Wallfisch angetroffen werden, daß zuweilen eine Grätte zwanzig Klafter lang, so dick aber, daß sie kaum drei Männer umfassen können, dahero ganze Häuser davon erbaut werden.
Den sechsten Tag, als am Freitag, hat der Allmächtige alle Thier auf Erden erschaffen, auch das Kunststuck, das Meisterstuck, das Hauptstuck, nemlich den Menschen, und wie er diesen aus einem Leimschrollen kreuzweis auf der Erde erschaffen, hat er ihm das Leben eingeblasen und einkaucht, inspiravit ei spiraculum vitae, es ist aber wohl zu merken, wann man pflegt zu keuchen, so sagt man nichts anders, als den Buchstaben H H. Also sollen die Eltern ihren Kindern vor allem andern einkauchen den Buchstaben H H, was bedeut aber dieser? schaut nur ein wenig in die Betbücher, daselbst in die Litanei der Heiligen, da werdet ihr vor einem jeden Namen den Buchstaben H finden, welches so viel heißt als Heilig; gleich vom Anfang, ihr Eltern, muß man die Kinder nit zu dem Zeitlichen und Irdischen, wie meistens pflegt leider zu geschehen, ziehen und gewöhnen,
Es ist sich höchst zu verwundern über die hochberühmte Klosterfrau Anna Almaida, von dero glaubwürdig geschrieben wird, daß, wie sie noch als ein kleines Töchterl mit dem Rosenkranz gespielt hat unter dem Fenster, und aus Unachtsamkeit des Kindsweibs in die Löwengrube hinunter gefallen, allwo dem guten Töchterl nit allein der geringste Schaden nit geschehen, sondern es hat auch noch dem Löwen, einer ungeheuren Größe, den Rosenkranz an Hals geworfen, und ihm mit diesen Worten zugesprochen: »Mein
Löw, friß mich nit, dann ich werde zu Castell eine Klosterfrau werden;« worüber das grimmige Thier wie ein zahmes Lämmel vor ihr gestanden, und sie nachmals die Zeit ihres Lebens, forderist in dem Kloster, eine sondere Liebhaberin ist gewest des h. Rosenkranz.
Wem gebt ihr die Stimm, ihr schönen, rothen, weißen und vielfärbigen Magenblumen? diese wird von den Lateinern genennt Papaver; ich, sagt eine jede aus ihnen, gib meine Stimm, und erwähle die schöne Rosen; durch diese können fügsam verstanden werden die Sünder, als Saumagen, die nur nach dem Irdischen trachten.
Es kommt einmal ein reicher Gesell zu unserm Herrn, und fragt ihn, mein Herr, was muß ich doch thun, damit ich das ewige Leben erlange? quid faciendo etc., gehe hin, antwortet der Heiland, verkauf all dein Hab und Gut, gibs den Armen, und folg mir nach; vor fünfthalb hundert Jahren hat man dem sündigen Menschen schon eine andere Antwort geben können, dann, wofern einer dazumal den h. Dominikum hätte gefragt, was er thun müsse, damit er ein Kind der Seligkeit werde, so hat ihm ungezweifelt der h. Vater geantwortet, er soll den h. Rosenkranz eifrig beten, dann wer sich in diesem alldächtigst übet, wird nit verloren werden; dahero die seligste Mutter Gottes dem seligen Alano geoffenbaret, daß die Andacht zum heiligen Rosenkranz ein sehr großes Zeichen sey der Prädestination und ewigen Auserwählung. Es hat zwar Gott der Herr dem Mosi befohlen, er soll die Schuh ausziehen, und fein hübsch in
Zu Noe Zeiten hat Gott der Herr das Venus-Feuer mit Wasser gelöschet, und den ganzen Erdboden mit dem Sündfluß überschwemmt; so lang die Welt steht, ist keine größere Stockfischbrühe gewest, als diese, dann was waren die Menschen dazumal anderst, als solche Fisch ohne Köpf, ja gar ohne Sinn und Verstand, indem sie die zeitliche Freud der ewigen vorgesetzt; wann hat aber dazumal der Zorn Gottes nachgelassen? wann hat sich Gott wieder lassen erbarmen? wann? nach hundert und fünfzig Tagen hat das Wasser angefangen abzunehmen, nach hundert und fünfzig Tagen ist Gott dem Herrn der grimmige Coeperunt minui post centum et quinquaginta dies. Wer weiß, ob nit diese hundert und fünfzig Täg haben bedeut die hundert und fünfzig englische Grüß, so da seynd in dem ganzen h. Rosenkranz und Psalter? gewiß ist es doch, daß sich nach solchen der Zorn legt, und er sich des Sünders wieder erbarmt, dann hat die Esther den Grimm des großen Königs Assueri besänftiget, wie sie ihn gebeten mit ganz röslichtem Angesicht, so wird nicht weniger der arme Sünder den Zorn des allmächtigen Gottes wenden, wann er mit dem h. Rosenkranz wird aufziehen.
Gewiß ist es, daß ein Jüngling in einer Tod-Sünd gestorben, weil er aber täglich den h. Rosenkranz gebetet, sodann hat ihn Gott nit lassen verdammt werden, sondern durch Vorbitt seiner übergebenedeiten Mutter ihn wieder zum Leben erweckt, bis er eine reuvolle Beicht abgelegt. Cantiprat.
Gewiß ist es, daß ein Mann bei nächtlicher Weil öftermal aufgestanden, und sich in die nächste Kammer begeben; als aber die Frau ihn dessenthalben befragt, wo er hingehe? er ihr zur Antwort geben, daß er eine schöne Jungfrau heimsuche, er verstund aber die Bildnuß der seligsten Jungfrau, vor welcher er pflegte den h. Rosenkranz zu beten; ist hierüber die Frau in eine solche Eifersucht gerathen, daß sie ihr selbst die Gurgel abgeschnitten; weil sich aber dessen der bekümmerte Mann bei der Mutter Gottes beklagt, daß solches Elend ihrenthalben geschehen sey, also ist durch Hülf und Beistand Mariä, der Himmelsköniginn, diese wieder zum Leben kommen, und
Gewiß ist es, daß eine romanische Katharina, eine engelländische Helena, und viel tausend andere große Sünder und Sünderinnen durch den h. Rosenkranz seynd bekehrt worden, und folgsam durch den Bußweg in das ewige Vaterland gelangt.
Man muß auch der Knöpf nit vergessen, deren so große Anzahl in dem Garten; so sagt dann her, es möcht euch sonst verschmähen, so man euerer wohl umgehen sollt, sagt her, wem gebt ihr eure Stimm? es ist uns anjetzo nit recht gelegen, sagen diese, und warum sollen wir gleich die letzten seyn in der Wahl? ihr seyd halt grobe Knöpf, daß man die Phantasten nit solle vor den Blumen setzen? ihr müßt doch wider euern Willen bekennen, daß die Rosen die würdigste sey zu der Kron.
Durch die Knöpf können verstanden werden die bösen Feind, welche noch zur Zeit des h. Dominici haben müssen aus einer besessenen Person gezwungener Weis' aussagen, daß Niemand könne verdammt werden, welcher in Uebung des h. Rosenkranz verharret, auch sey die höllische Herrschung nach dem h. Kreuz durch nichts also geschwächt worden, als durch den h. Rosenkranz; dahero so gut, als David mit fünf Steinen in seiner Tasche ist ausgangen wider den Großschädel Goliath, also kann nit weniger ein marianischer Christ sich vor dem höllischen Goliath wehren mit den 5 Gesetzlen des h. Rosenkranz, und hat dieser jeffeische Psalmist können den Teufel mit seiner
Also ist durch einhelliges Stimmen der Blumen, sogar auch der groben Knöpf, die schöne Rosen zu einer Königinn der Blumen erwählt und erkiesen wor den. Impera nobis. Sobald eine königliche Wahl vorbei gangen, pflegt man alsobald durch unterschiedene Kurier solche der ganzen Welt kundbar zu machen. Die lieben Engel seynd diese schnellen Boten, welche der ganzen Welt solche fröhliche Post bringen; neue Zeitung, ihr großen Monarchen! die Rosen ist Königinn worden, eure Kron wird sich hoffentlich untergeben dem Kranz, nemlich dem h. Rosenkranz; neue Zeitung, ihr Geistliche, die Rosen ist Königinn worden, in eueren Versuchungen kann nichts bessers stärken euch, als der Rosenbalsam des h. Rosenkranz; neue Zeitung, ihr Beängstigte, die Rosen ist Königinn
Nach dem allerwürdigsten Abendmahl, worin das heilige Priesterthum und höchste Altargeheimnuß eingestellt worden, hat der gebenedeite Jesus mehrmal eine Meldung gethan von der bevorstehenden Verrätherei, ja sich noch ausdeutlicher, als zuvor verlauten lassen, daß ihn einer gottloser Weis' werde seinen Feinden übergeben, und zwar einer aus dem apostolischenDer die Hand mit mir in die Schüssel dunkt, der wird mich verrathen.« Darauf hat er alsobald einen Bissen Brod in die Suppe eingedunkt, und dem Iscarioth dargereicht. O was Schelme gibt es in der Welt! so ist dann auch sogar nit zu trauen denjenigen, die mit einem aus der Schüssel essen; nach solchem Bissen, den ihm der Herr so wohl gesegnet, ist der lose Mensch, aus Antrieb des bösen Feinds, ganz unverweilt davon gangen. Dermal ereignet sich eine Frag, warum der Herr und Heiland des Verräthers Namen nit geoffenbart? die Antwort ist eben diejenige, welche da gewest, als der Herr das Haus und den Menschen Geht in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der ein Lagl mit Wasser tragen wird, demselben folget nach, wo er hinein gehen wird etc.,« daselbst woll er dem Gesatz nach die Ostern celebriren; derentwegen aber hat der gebenedeite Herr das Haus und den Menschen nit angedeut, weil er vorgesehen, es möchte der gewissenlose Judas solchen Ort den Hebräern anzeigen, und solche nachmals ihn daselbst würden fangen mit großem Tumult, Aufruhr, Getümmel, auch gar Raufen und Schlagen, welches wider allen gebührenden Respekt wäre gewesen desselben heiligen Orts, zumal es durch die Einstellung des heiligsten Sakraments schon zu einer Kirche worden. Sogar will der Herr nit, daß die Kirchen und Tempel sollen entunehrt werden, und dieß ist eben die Ursach, warum der Heiland des Verräthers Namen nicht geoffenbart, damit nemlich besagter Ort, als schon ein Tempel, nit möchte geschändt werden; dann hätte der liebste Jesus ausgesagt, daß Judas ihn soll verrathen, o was Tumult wär damal nit entstanden! der Schelm hätt des heiligen Orts öffentlich geflucht und gescholten, und allerlei Stämperei, wider allen Respekt des Tempels, angehebt; dann der Tölpel achtete nit viel den Tempel, ja es ist muthmaßlich, daß er mit einem oder dem andern wäre gar in die Haar gerathen, der grobe Raupp und Lotters-Gesell, es war wohl zu wünschen, daß Iscarioth dießfalls keine Brüder hatte, aber:
Respekt!
Wie unser Heiland Jesus seinen Apostlen eine sehr h. Predigt gehalten von dem jüngsten Tag, ist er endlich in dieses Wort ausgebrochen,
respicite etc.; ich aber schrei heut und allemal der ganzen Welt zu das einige Wort
Dazumal ist die Sonn bei Mitternacht aufgangen, wie nemlich Gottes Sohn geboren, und endlich nach so vielfältigem Versprechen bekleidt in dem Stall Bethlehem erschienen; dazumal ist alsobald den Englen von Gott dem Allmächtigen befohlen worden, sie sollen geschwind und eilends als gefüderte Kurier diese Zeitung den Menschen ankünden, welchen Befehl sie als gehorsamste Boten unverzüglich vollzogen, und solches den Hirten in selbiger Gegend mit sonderm Freuden- und Jubelschall angedeut mit diesen Worten: »Ihr werdet das Kind finden in Windlen eingewicklet, und in einer Krippe liegen.« Ihr, meine lieben Engel, warum bringt ihr solche fröhliche Post zum allerersten den Hirten, diesem gemeinen Bauernvolk? warum nit den gekrönten Häuptern in Asia? warum nicht den Hohenpriestern zu Jerusalem? Respekt, Respekt demjenigen Haus, allwo Gott wohnet; dann ja in dem Haus, in welchem Gott anhört das Rufen der Nothleidenden, in welchem Gott den Schatzkasten eröffnet seiner Gnaden, in welchem Gott die himmlische Spend austheilet unter die Menschen, in welchem Gott seinen Thron setzt, und willfährige Audienz gibt allen Adamskindern, in welchem Gott, als in einem göttlichen Provianthaus, die Seelen speist, einem solchen Ort gebührt ja der größte Respekt. Es ist kein Haus, wo der Ammon mit der Thamar soll lefflen; es ist kein Haus, wo der David auf die Bersabäa soll gaffen; es ist kein Haus, wo die Schwester Aaronis soll murren; es ist kein Haus, wo der Achan auf Diebstähl soll gedenken; es ist kein Haus, wo die Dalila soll vorwitzig ausforschen; es ist kein Haus, wo die Jezabel sich soll aufpflänzlen; es ist kein Haus, wo der Mundschenk Pharaonis soll den Traum erzählen; sondern es ist ein Bethaus, wo Gott soll verehrt werden. Respekt!
Als auf eine Zeit Kirchweih gewest zu Jerusalem, hat sich der Herr Jesus auch dahin begeben in diesen herrlichen Tempel, aber ist nit gar hinein gangen, sondern in Portiku, im Vorhof heraus ist er auf und ab spazieren gangen; warum aber dieß? darum, er hat vorgesehen, wie es dann bald hernach geschehen, daß die Hebräer und Juden mit ihm wollen Oratorium muß nit seyn ein Parlatorium, da muß man nit plodern, sondern imploriren, da ist es ungereimt procari, sondern precari, etc. Der Gedeon hat in seinem Haus wohl dreschen können, aber da laßt sich kein Handel ausdreschen; der Noe hat in seiner Arche wohl Affen können haben, aber da hinein schicken sich keine Maulaffen; der Job hat wohl können in seinem Haus die Haar abschneiden, aber da laßt es sich nicht die Ehr abschneiden; der Abraham hat wohl können in seinem Haus ein gutes Brod aufsetzen, aber da laßt es sich nit mit Scherzel umgehen; die Rahab hat wohl können in ihrem Haus die Ausspäher verbergen, aber dahero muß man nit zum Ausspähen kommen. Respekt!
Meines h. Erzvaters Augustini Lehr und Aussag ist, daß durch den allgemeinen Sündfluß sey zwar der ganze Erdboden überschwemmt worden, aber durch sondere göttliche Schutzung sey das irdische Paradeis von solchem harten Bad gänzlich befreit gewesen, und folgsam unversehrt geblieben. Dahero es noch in demselben wollustigen und vollkommenen Stand ist, wie es anfänglich vom Anbeginn der Welt durch die göttliche Allmacht erschaffen worden, auch ist von selbiger Zeit an nit ein Blättel von einem Baum gefallen; die Ursach soll seyn, warum der Allmächtige solchen Ort so stark respektirt, weil nemlich darin gewachsen derjenige Kreuzbaum, worauf sein eingeborner Sohn dulce lignum tunc notavit etc. Jetzt kann ihm ein jeder eine leichte Folgred schließen, hat nun Gott wollen, daß dem Paradeis nichts übles geschehe, sondern aller Respekt ertheilt werde, weil darin der Baum gestanden, auf dem er drei Stund geruhet; wie viel weniger will er zulassen, daß soll ein Tempel oder Kirche entunehret werden, worin er nit einen dreistündigen Sitz, sondern eine stete Wohnung mit seiner Gottheit und Menschheit hat. O Respekt!
Anno 1509 ist durch das erschreckliche Erdbeben, so achtzehn Tag gewehrt, fast die ganze Stadt Konstantinopel zu Boden gefallen, und seynd in die dreizehn tausend Menschen zu Grund gangen, auch die mehresten türkischen Tempel und Moscheen übern Haufen gefallen; allein, nicht ohne große Wunder seynd alle Christenkirchen unversehrt verblieben, auch derjenige Thurm, welchen die Türken nach Eroberung der Stadt an den Tempel Sophiä gebaut, ist völlig zu Trümmer gangen, ohne einigen Schaden der Kirche; sogar ist das Malter und Kalk, welchen die Türken über die katholischen Bilder an der Mauer dieses Tempels gezogen, so manierlich herunter gerissen, als hätt man's mit allem Fleiß herab geschält, und folgsam
Anno 1210 hat der Graf Mondfort die Belagerung bei Minerba aufgehebt, die Zelt aber, so von lauter Gesträuß und Stauden waren, in einer überaus großen Menge lassen anzünden, worauf ein solches Feuer alsobald entstanden, daß einem gedunkt, es gehe eine ganze Stadt in Flammen auf, weil diese Hütten durch lange Sommerhitz ganz erdorrt, das Feuer leicht an sich gezogen; es ist aber nit ein geringes Wunderwerk verspürt worden, dann unter einer so großen Anzahl ist in der Mitte derselben gestanden eine gleiche Hütte, worin der Priester, als in einer Feldkapelle, das allerheiligste Meßopfer gehalten, und diese ist, ungeacht, daß alle, auch die nur einen Schuh davon entlegenen Hütten, in Aschen verbrennt, also frei und unverletzt geblieben, daß man nit das mindeste Wahrzeichen eines Brandes daran konnte wahrnehmen. Merks, auch das Feuer tragt einen Respekt gegen die Kirche.
Wie der berühmte Kriegsfürst Josue mit dem Volk Israel zu dem Fluß Jordan kommen, da war kein Schiff, was mehr? keine Brücke, was mehr? der Fluß über alle Massen tief, und gleichwohl sollten alle durchmarschiren, welches dann auch glücklich vorbei gangen; denn sobald die Priester mit der Arche des Bunds zum Fluß hinzu getreten, den Augenblick ist das obere Wasser des Flusses stillgestanden, und sich wie ein großer Berg in die Höhe gebäumt, das andere aber ist seinen Weg fortgerunnen, und also der cortes gewest? ob er schon ein Waschküttel war, so hatte er gleichwohl den Verstand, daß man soll einen Respekt tragen gegen die Kirche, in welcher so heilige Sachen aufbehalten waren. Merks, auch das Wasser tragt einen Respekt gegen die Arche, in der doch nur die Tafel Mosis, die wunderthätige Ruthe, und das süße Manna gewesen; was Respekt und Ehrerbietsamkeit gebührt dann einem Tempel und Kirche, in welcher der wahre Heiland der Welt samt seiner Gottheit und Menschheit seinen Sitz hat.
Der Kaiser Theodosius ist nie in die Kirche getreten, es sey dann, er habe vorhero seine kaiserliche Kron und Waffen bei und vor der Kirchenthür abgelegt; und du? und du? Die Mutter des heil. Gregorii Nanzianzeni hat ihr Lebtag dem Altar in der Kirche den Rucken nie gezeigt, auch niemalen in derselben einigen Speichel ausgeworfen; und du? und du? Die Hebräer haben also ihren Tempel verehrt, daß keinem, außer dem König, erlaubt war, zu sitzen; und du? und du? Die Türken haben einige bestellt, welche da in ihrer Moschee und Tempel auf das Volk Achtung geben, und so sie jemand in Ungebärden oder Reden ertappen, wird solcher alsobald durch öffentlichen Schimpf hinaus geschleppt, und zu großer Geld-Straf verurthlet; und du? und du? Die Mohren gehen niemal in die Kirche, als mit bloßen Füßen, auch reiten sie niemal bet einem Tempel vorbei, wo sie nit absteigen; und du? und du? Die arianischen
Gott, unter der Gestalt dreier Fremdling, kommt zu dem Abraham, und wird von ihm auf das allerhöflichste tractirt; nach dem Essen fragt er den Abraham, wo sein Weib sey? und deut ihm beinebens an, wie daß sie werde einen männlichen Erben bekommen, von dem sein Stamm und Nam unzahlbar vermehrt werde. Die Sara, wie nun der Vorwitz auch den heiligen Weibern anhängig, guckte in der Still durch eine Klumpse hinter der Thür, zu losen, was diese für Reden führen, und wie sie vernommen, daß sie noch soll einen Sohn tragen, indem sie doch schon über 80 Jahr alt, hat sie in der Geheim gelacht; ob schon solches der Abraham weder gehört, weder gesehen, gleichwohl war es Gott nit verborgen, dahero den frommen Patriarchen alsobald mit ernstlichem Angesicht gefragt, warum die Sara gelacht habe? auch fast derentwegen der Sara einen kleinen Verweis geben. Aber mein Gott! soll dann das ein Verbrechen postquam consenui, welches die hunderte nit bekennt, dann sie allemal die Jahr zuruck ziehen, wie Isaias die Sonnenuhr des Achaz; so ist es auch schier lachenswerth, daß das alte Mütterl soll ein Kind tragen, sey ihm, wie ihm woll, Gott dem Herrn hat das Lachen nit gefallen, dann es war wider den Respekt Gottes und des Orts, wo Gott gegenwärtig ist, wo der Tempel Gottes ist, wie dazumal dieser Ort war, weil solche Mahlzeit daselbst das allerheiligiste Abendmahl vorgedeut, da gebührt es sich nicht zu lachen, sagt Gott. O gebenedeiter Heiland! ist sogar das wenige heimliche Schmutzen und Lachen nit recht in deiner Gegenwart, und zwar das Lachen hinter der Thür, wie sträflich soll dann seyn, wann man mitten in der Kirche, nächst bei dem Altar, zur Zeit des allerheiligsten Meßopfers, ja in Gegenwart des allerhöchsten Guts lacht, schwätzt, greint, flucht, zankt, murrt, drohet, schreit, ruft, buhlt, scherzt, forscht, fragt, gafft, schlaft, greift, stiehlt, raubt, stoßt, gumpt, druckt, trutzt etc.; wie sträflich soll dann seyn, wann man aus einem Gottshaus macht ein Rathhaus, ein Komödiehaus, ein Lusthaus, ein Wirthshaus, ein Tanzhaus, ein Posthaus, ein Schulhaus, ein Buhlhaus, ein Kramerhaus, ein Zeughaus etc. O wo bleibt der Respekt! Maria und Joseph haben Jesum gefunden im Tempel, auf solche Weis' verlieren die Menschen den Herrn Jesum im Tempel; der offene Sünder hat Gott versöhnt im Tempel, auf solche
Wie der gebenedeite Heiland im Garten von etlichen hundert zusammen gerotteten Soldaten und anderm hebräischen Gesind angetast worden, Malchus aber mit einer Latern voran gangen, und den andern geleucht, da hat der beherzte Petrus alsobald vom Leder gezogen, und diesem Gesellen, dem Malcho, über den Kopf gehaut, weil er aber den Kopf auf die linke Seite gewendt, also ist der Streich auf das Ohr gangen, und solches wurz herunter gehaut, sonst ist gewiß, daß er dem Kerl hätt den Kopf zerspalten. Dieser Säbel oder Schwert wird in Paris gezeigt, es hat aber der gute Peter dessenthalben gar ein schlechtes Lob davon getragen, ja sogar einen Verweis von unserm Herr bekommen, der Ursach halber, weil kurz zuvor der Peter mit diesem Degen das Osterlamm abgestochen, welches eine Figur gewest des wahren Lamms Gottes in dem allerheiligsten Sakrament des Altars, dahero es der Herr für ungereimt ja für sträflich gehalten, daß man ein Ding, so schon zu geistlichen Sachen gewidmet, solle zu weltlichen brauchen. Quod enim Deo dedicatum est, non ad humanos usus est, transferendum ibi.
O Respekt!
Der Kaiser Nero, so oft er geessen, es sey zu Mittag oder zu Nachts gewest, ließ allemal in seiner Gegenwart die Tatzien zerbrechen, aus dero er getrunken,
Was schreien anderst, als Respekt, alle diejenigen Wunderwerk, welche Gott gewirkt hat bei Erbauung oder Weihung der Kirchen? Wie zu Zeiten des Kaisers Konstantini Magni Josephus ein bekannter Jud in Tiberiade eine Kirche wollte bauen, und hierzu die Kalköfen außer der Stadt angezündt, so aber durch Zauberei und Teufelskünste der Hebräer auf keine Weis' wollten brennen, bis endlich Josephus in Gegenwart vieler tausend Juden ein Wasser in ein Schaff geschütt, mit dem Finger ein Kreuz durchgezogen,
Gregorius mit dem Zunamen Taumathurgus, der wunderthätige h. Bischof, hatte in Willens, eine schöne Kirche vom Grund aufzubauen, weil aber ein großer Berg im Weg gestanden, und kein rechter Platz vorhanden, also hat er demselben befohlen, er soll unverhinderlich mit seiner großen Wampe sich anderstwo hinsetzen, welchem Befehl der hohe Berg ganz gehorsam nachkommen, und für die neue Kirche alsobald einen Ort geraumt.
Franciscus de Paula, dieser große h. Mann hat wahrgenommen, daß ein großer Stein, so zum Kirchengebäu gehörig, wegen ungeheurer Schwere nit konnte geführt, noch getragen werden, also hat er nur das h. Kreuzzeichen darüber gemacht, worauf er wie eine Feder so gering worden.
Der h. canturriensische Bischof Dunstanus wollte eine neu aufgerichtete Kirche weihen, wie er aber gefunden hat, daß solche nit, katholischem Brauch nach, gegen Orient oder Sonnen-Aufgang gebaut worden, also hat er dieselbe alsobald mit den Händen samt dem Fundament um und um kehrt.
Wie Leo der 4te, römischer Papst, wollte mit so vielen Prälaten, als Tag im Jahr seynd, benanntlich 365, die sehr stattliche Kirche unserer lieben Frau zu Aachen, so von Carolo Magno erbaut, hochfeierlich einweihen, ihm aber 2 Prälaten abgingen, also seynd 2 verstorbene Bischöf, Monulgus und Gondulphus aus ihren Gräbern daselbst hervor gangen, dieser heiligen Dedikation beigewohnt, und zu End derselben,
Die Kirche zu unserer lieben Frau zu Lack, unweit Brüssel, die Kirche unserer lieben Frau zu Avinion, welche die h. Martha, geweste Wirthin unsers Herrn, erbaut, die Kirche bei St. Veit zu Prag, die Kirche des h. Geistes zu Magella, die Kapell unserer lieben Frau zu Einsiedel in Schweizerland seynd von Gott selbst geweiht und consecrirt worden.
Diese und noch viel tausend andere wunderliche Begebenheiten schreien nichts anders, als Respekt gegen die Kirche. Wie Petrus mit den Seinigen auf den Befehl des Herrn das Netz in das Meer geworfen, und eine solche Menge der Fisch gefangen, daß sie allein das Netz nit konnten ziehen, dahero sie den andern Kameraden und Fischern mit den Händen gewunken, annuerunt sociis, sie sollen doch kommen, und ihnen helfen das Netz heraus ziehen. Warum hat Petrus nit mit heller und lauter Stimm geschrien: »Kommts, meine lieben Brüder, kommts, ei so eilts, daß euch der Bettel hol!« Warum hat er nit mit diesen oder dergleichen Worten ihnen gerufen? Respekt, gedachte Petrus, unser lieber Herr ist da gegenwärtig, man muß so still seyn, so viel es möglich ist, auch sogar nit reden, viel weniger schreien; merkt das wohl, ihr adeliches Frauenzimmer, und gedenkt, daß Gott der Herr mit seiner Gottheit und Menschheit gegenwärtig sey in der Kirche, und also geziemet es sich gar nit, daselbst zu reden, viel weniger also schreien, daß manchesmal der Priester anstatt des orate fratres, Ursach hätte zu sagen orate
sorores. Merkt das wohl, ihr Kavalier und großen Herren, und gedenkt, daß Christus Jesus, welcher da euch alle, Lebendige und Todte, richten wird, gegenwärtig sey in der Kirche, und also reimt es sich gar nit, allda ganze, große, lange, blosse Reden zu führen von allerlei Zeitung, und wie spöttlich scheint es, wann ihr nur mit einem Knie die Erd berührt, als wollt ihr in der Kirche Hasen schießen, macht euch doch zu Schanden das Götzenbild Dagon, welches vor der Arche niedergefallen auf die Erd; wann aber eine Dama in die Kirche eintritt, da seynd die Ceremonien und Reverenz bald so wohlfeil, als die Juden nach der Eroberung Jerusalem, allwo doch dreißig um einen Groschen verkauft worden, und auf solche Weis' ist ein Schelm nit auf einen Haller kommen. Merkt das wohl, ihr jungen Gesellen und muthwillige Jugend, betrachtet fein, daß der allmächtige Gott gegenwärtig sey, und also gebührt es sich gar nit, in solchem Ort zu reden von allerlei unverschamten Sachen, gedenkt doch, daß neben andern Wunderwerken in dem salomonischen Tempel, ungeacht das ganze Jahr hindurch eine unzahlbare Menge der Geschirr zerbrochen, doch niemal einige Scherben gesehen worden, und ist zu glauben, daß die Scherben von der Erd wunderbarlich seynd verschlückt worden; will nun Gott in seinem Tempel die Scherben nicht leiden, viel weniger wird er die schändlichen Zoten gedulden. Merkts wohl, ihr frechen Schleppsäck, daß Christus der Herr gegenwärtig sey in der Kirche, und also geziemt es sich nit, daß ihr in einem so üppigen Aufzug daselbst sollt erscheinen; gedenkt fein, dass demjenigen
Wie die gebenedeite Jungfrau Maria schon mit Gottes Sohn schwanger, ihre liebste Base Elisabeth heimgesucht, da ist, laut göttlicher Schrift, der kleine Joannes Baptista in dem Leib seiner Mutter Elisabeth von freien Stucken aufgehupft, und spricht der h. Vincentius Ferrerius, daß dazumalen Joannes habe Christum den Herrn in der Schooß Mariä gesehen, als das höchste Gut in einer guldenen Monstranze, dahero hab er in Mutterleib das Füssel zuruck gezogen, seine Knie gebogen, und die tiefeste Referenz gemacht. O wie viel große Hausen konnten allhier sich an diesem kleinen Joannes spieglen, welche manchesmal vor dem höchsten Gut auf dem Altar kaum einen Fuß zucken, entgegen vor manchem aufgeputzten Götzenbild sich mehrer biegen, als eine Degenklinge von Passau; daß die Engel gesessen seynd auf dem Grab Christi nach seiner glorreichen Urständ, wie sie die 3 frommen Frauen also angetroffen, ist kein Wunder, dann es war der Herr Jesus nicht mehr im Grab, Ich bin doch täglich bei euch im Tempel gewesen, und ihr habt mich nit angegriffen.« Ja, sogar die Mörder, Dieb und öffentliche Uebelthäter dörfen in dem Tempel nit ergriffen noch gefangen werden, und Gott der Höchste und der Allmächtige selbst soll alldort nicht sicher seyn! O ein Laster über alle Laster!
Was Jubel- und Freudenfest haben die Philistäer angestellt, wie sie den Samson ertappt haben; alles Volk ist zusammen geloffen, und hat dem Abgott Dagon in seinem prächtigen Tempel ein Dankopfer abgelegt; nach solchem war eine stattliche Mahlzeit angestellt, wobei sich die Vornehmen eingefunden; wie sie nun ziemlich gezecht, und die Kandel und Gläser
Daß die Philistäer als verblendte Heiden und im blinden Irrthum erzogene Menschen aus ihrem Götzentempel ein Komödie- und Lusthaus gemacht, ist sich so sehr nicht zu verwundern, aber daß allbereits wir mit dem Blut des göttlichen Lamms gewaschene Christen oft und vielmal aus dem Tempel ein Gespäßhaus machen, und zu allerlei Schandthaten mißbrauchen, ist ein Gräuel vor Gott, und kann nicht ungestraft bleiben. Der Prophet Ezechiel hat gesehen einen Engel in den Tempel hinein treten zu dem Altar, mit einem Schreibzeug auf der Seite, und hat solcher nichts anders im Befehl gehabt, als ganz genau aufzuzeichnen, alles was unrecht und ärgerlich allda begangen wird. Er schreibt auf, wann du deine ex Petra, sondern das Feuer ex Petronilla lockten, und also die Andacht in einen Verdacht verkehrt wird. Er schreibt auf, wann du im Tempel die Zung brauchst anstatt des Säbels, wormit nit das Ohr Malchi, sondern die Ehr Malachiä abgeschnitten wird, und folgsam der gute Barthlmä am Namen mehr beschnitten wird, als die Bärt der davidischen Gesandten bei dem ammonitischen König. Er schreibt auf, wann du im Tempel ein Gespräch und unnützes Reden hast von deiner Wirthschaft, von Ochsen und Kühen, und also aus dem Tempel einen Stall machst, da doch unser Herr zu Bethlehem aus dem Stall einen Tempel gemacht; wie ungereimt steht es, daß du solchergestalt Roß, Esel, Ochsen und Kühe in die Kirchen führest, indem doch dieser Ort allein gehörig für das wahre Lamm Gottes. Er schreibt auf, wann du neue Zeitung in der Kirche suchst, und folgsam das allerheiligste Altaropfer und Amt nicht höher achtest, als die Frankfurter-Meß, allwo keine andere Wandlung als die Handlung ist. Er schreibt auf, wann du den Herrn Jesum nit verehrest, wie Magdalena mit einer Alabasterbüchse, sondern ihn entunehrest mit einem Tabakbüchsel, und also die rotzige Zündpfann stets im Pulver steckt, da doch so wenig Schußgebetel von dem Herzen gehen. Er schreibt auf, wann du ein
Wie die Engel im Himmel gesündiget, da seynd aus Blumen Plumpe worden, da seynd aus Rösel Esel worden, da seynd aus Lämmel Trämmel worden, da seynd aus Fackel Mackel worden, da seynd aus Schaaren Narren worden, da seynd aus Boten Kroten worden, da seynd aus Kinder Schinder worden, da ist aus dem Lucifer ein Furcifer worden, da seynd diese englische Kreaturen und alleredleste Geschöpf auf ewig verloren worden. Wie der Adam im Paradeis
Als unter dem Adel und der ganzen Gemein in Sicilia ein harter Krieg entstanden, und diese ohne Respekt ihre Pferd in die Kirche gestellt, allwo dasselbe Jahr der h. Carmeliter Albertus begraben worden, da wollt der Heilige nit zulassen, daß ein Gotteshaus soll zu einem Stall werden, dessentwegen in seinem Grab ein erschreckliches Krachen entstanden, worvon die Steine nit anderst, als wie eine StuckKugel
Anno 1220 haben in dem oxoniensischen Kloster die Religiosen St. Francisci in der Kirche das Complet gesungen, unter währendem Gesang aber seynd sie, ist unbewußt aus was Ursachen, in ein helles und lautes Gelächter ausgebrochen, welches freilich wohl wider den Respekt des Orts war; dahero auch Gottes Straf nit ausgeblieben, massen alsobald mit erschrecklichem Krachen das große hölzerne Crucifix-Bild gegen ihnen daselbst ein zorniges Angesicht gezeigt, worauf kurze Tag hernach alle diejenigen, welche hierin schuldig waren, mit Tod abgangen. Respekt!
Wie Anno 916 die Ungarn in Bremen eingefallen, und daselbst in der Kirche die Priester bei dem Altar ermordt, nachmals den Tempel an etlichen Orten angezündt, also konnte solche Frechheit nit ungerochen bleiben, dann gleich hierauf die ganz entzündten und brennenden Schindlen diesem barbarischen Volk durch Schickung Gottes in das Gesicht geflogen, allen die Augen ausgebrennt, daß also theils in dem Fluß ersoffen, theils von den Burgern niedergehaut worden. Respekt!
Anno 1630 hat man in der herrlichen Peterskirche zu Rom, ober dem Grab der heiligen Apostel ein stattliches Werk geführt, worbei sich sehr viel Arbeiter befunden; unter diesen ist auch einer gewest, welcher theils aus Muthwillen, theils zur Zeitverkürzung, ein unzüchtiges Liedel gesungen, und ob er schon derentwegen von einem Pater, so unweit daselbst dieRespekt!
Einer aus den Vornehmsten zu Genev hat durch Rath und That die Sach dahin gebracht, daß man aus der vornehmsten Kirche daselbst den Altar-Stein heraus genommen, und denselben auf die Richtstatt gelegt, worauf die Uebelthäter möchten enthauptet werden; das hat der Allerhöchste ja nit können übersehen, dahero nit lang hernach durch sondere göttliche Verhängnuß geschehen, daß eben dieser der allererste gewest, so allda auf diesem Stein den Kopf verloren. Respekt!
Ein Soldat zu Pferd hat an der Kirchenmauer des h. Martyrers Quirini, etwann aus Frechheit oder auch aus Unachtsamkeit das Roß angebunden, welches Gott und seinen Heiligen dergestalten mißfallen, daß alsobald solches Pferd unsinnig und wüthend worden, den Zaum mit aller Gewalt zerrissen, und dergestalten getobt, bis es verreckt, und todt dahin gefallen. Respekt!
Ein anderer hat sich gottlos unterstanden, den Tempel des h. Clemens auszurauben, wie er aber bei der Nacht sich wollte schlafen legen, da hat eine große Menge und Anzahl der Mäus' in die Kammer gedrungen, und zu einer gerechten Straf den Bösewicht lebendig gefressen und verzehrt. Respekt!
Sancius der König zu Navarra und Castilia hat auf der Jagd ein Wildstuck verfolgt, welches endlich Respekt!
Der h. Trodo, als er noch ein kleiner Knab war, und auf kindische Art die kleinen Steinel zusammen klaubte, und daraus ein Häusel aufbaute, wurde von seinem gronerischen Kindsweib befragt, was er mache? und als er die Antwort geben, wie daß er eine Kirche baue, und wann er werde groß wachsen, so woll er einen großen Tempel aufrichten; worauf das muthwillige Weib mit dem Fuß dieses kleine Kirchengebäu übern Haufen geworfen, aber nit ohne Straf, massen diese alsobald stockblind worden. Woraus zu nehmen ist, daß die Eltern recht und löblich thun, wann sie ihren Kindern im Haus einen Winkel vergönnen, darin sie ein Altärl oder Krippel aufrichten, und folgsam bei Zeiten den heiligen Sachen einen Respekt zu geben lehren können.
Zum Tempel hinaus, hats geheißen, ihr schlimmen Kerl, dazumal, als der Herr Jesus in dem Tempel zu Jerusalem die Hebräer hat angetroffen, wie sie daselbst kauften und verkauften, und die meisten ihren Wucher trieben; dann weil zur österlichen Zeit ein jeder Hebräer seinem Stand gemäß mußte opfern, also haben zwar dieselbigen, so unweit Jerusalem entlegen, ihr Vieh mit sich geführt; diejenigen aber, so von fern kommen, haben solches zu Jerusalem um
Nun entsteht nicht eine geringe Frag, warum doch der Herr und Heiland solche Execution in eigner Person geführt? indem doch bewußt ist, daß er sonst niemal zur Abstrafung des Uebels seine Händ habe angelegt, es hätten solches die Apostel wohl können mit seiner göttlichen Beihülf verrichten, und wäre diesesHic apparet,
quantum displiceat ei, qui tangit Eclesiam suam.
Weit größere Unehr als dazumal, ja ganze Schand-Thaten werden jetziger Zeit in Tempeln und Gottes-Häusern angetroffen, der Judas hat die Thamar karresirt auf öffentlicher Straße, dermal geschieht solches schon in der Kirche, o Gräuel! Die babylonischen Richter haben der Susanna nachgestellt in dem Garten, der Zeit geschieht solches schon in der Kirche, o Schand! Die junge Dina, als eine Tochter Jakobs, ist verführt worden auf der Gasse, dermal geschieht solches schon in dem Gottes-Haus, o Aergernuß! Der David hat unzüchtige Augen geworfen auf die Bersabäa, in dem obern Gang oder Altane seines Pallastes, aber dermalen geschieht es schon in der Kirche, o Vermessenheit! Der Isaak hat zu Geraris an einem Fenster mit seiner Rebekka gescherzt, daß es auch der König Abimelech wahrgenommen, dermalen geschieht solches schon in der Kirche, o Unschamhaftigkeit! Des Abrahams Hauspfleger hat für seinen jungen Herrn, den Isaak, eine Kupplerin gehabt bei dem Brunn, dermal geschieht solches schon in der Kirche, o Frevel! Zu Jerusalem im Tempel waren Tauben gewest, die auch der Herr hinaus geschafft, dermal gibts gar Raben und Galgenvögel in der Kirche, welche allda auf ein stinkendes Aas lauern, o Missethat! In der Arche Noe seynd Hund und Katzen gute Freund gewest, dermal zankt und greint man oft in der Kirche, wie Hund und Katzen, o Spott! Der Kain hat dem Abel eines versetzt auf dem Feld, dermal untersteht man sich auch zu raufen in der
Wann der Bischof in eigener würdigister Person eine Kirche zum erstenmal einweihet, wann er dreimal die Kirche um und um geht, wann er mit dem Pastoral oder Bischofstab an die Kirchenthür stoßt, wann er die heiligen Reliquien und Heiligthümer hinein tragt, wann er von aussen und innen die Kirchen-Mauer mit Weihbrun ansprengt, wann er mit Sand und Aschen auf die Erd von einer Seite zu der andern ein Kreuz macht, wann er unterschiedliche griechische und lateinische Buchstaben formirt, wann er mit dem geweihten Wasser, worin Asche, Wein, Salz, die vier Theil ausspritzt, wann er die ganze Kirche mit Kerzen erleucht, und die Kreuz an der Wand mit dem heiligen Oel salbet, wann er bald aufrecht, und bald mit gebogenen Knien, jetzt mit ausgespannten Armen, jetzt mit zusammen geschlagenen Händen, bald mit lauter und heller, bald mit subtiler und stiller Stimm, jetzt Gott, jetzt die Geschöpf anredet, und auf unterschiedliche Weis' betet, so will er durch so vielfältige geheimnußreiche Ceremonien nichts anders thun, als die Teufel und höllische Larven, welche alle Ort der Welt bewohnen, aus diesem Haus vertreiben und jagen, und dem allmächtigen Gott eine eigene Wohnung zurichten. Wie man dann weiß, daß zu Cöln den Tag der solennen Einweihung ein großes Heulen und Klagen der bösen Feind sich erhebt in
Es ist alles zu wenig, wie da gestraft ist worden einer, der freventlicher Weis' eine katholische Kirche mit Füßen gestoßen, ihm aber der Fuß an der Mauer angeheft blieben. Es ist alles zu gering, was da widerfahren denjenigen, so eine Kirche haben wollen berauben, sie aber insgesamt von den bösen Feinden besessen worden. Es ist alles zu leicht, wie da gezüchtiget worden einer zur Zeit des h. Bernardi, der sich unterfangen, aus der Kirche eine Festung zu machen, er aber des gähen Tods gestorben, welches ihm das Kirchenmäuer vorgedeut, als es aller Orten häufigst Blut geschwitzt. Es ist alles zu schlecht gewest, was da haben ausgestanden die Soldaten des gothischen Königs Theodorici, um weil sie die Kirche des h. Juliani entunehrt, und derenthalben vom bösen Feind besessen, ihr eigenes Fleisch mit den Zähnen zerrissen. Alles dieses ist nichts gegen diejenigen harten Strafen, welche der gerechte Gott viel Jahr hero über uns geschickt, um weil wir seinem Tempel und seiner Majestät gewidmeten Haus so geringen Respekt und dann es ist Rach des Herrn, die Rach seines Tempels.« Merks du Land N., du Stadt N., du Ort N., ist dir eine Zeit hero alle Widerwärtigkeit begegnet, ultio templi, »es ist die Rach seines Tempels.« Vor diesem seynd die Häuser der Christen Kirchen gewest, jetzt seynd die Kirchen zu Häuser worden. Vor diesem haben die Seraphin in dem Tempel aus lauter Ehrerbietsamkeit ihr Gesicht mit Flügel bedeckt, jetzt bedeckt man das Gesicht mit dem Hut, damit man desto freier schwätzen und lefflen kann. Vor diesem hat Abraham ihm nit getraut zu wohnen, wo er nur einmal Gott dem Herrn ein Opfer verricht, jetzt handlet und wandlet man auch in der Kirche von unzuläßigen Dingen unter währendem heiligsten Meßopfer. Vor diesem hat sich der rothe Vorhang im Tempel von freien Stucken mitten von einander zerrissen, jetzt laßt sich auch gar oft ultio templi, es ist alles die Rach seines Tempels! was Gott der großen Stadt Jerusalem und allen Inwohnern durch den Propheten Ezechiel gedrohet, das laß ihr manche, große, vornehme, volkreiche Stadt, worin so viel übles in der Kirche geschieht, eine Warnung seyn: »So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr darum, daß du mit allen deinen Uebertretungen und mit allen deinen Gräueln mein Heiligthum, das ist, meine Kirche verunreiniget hast, so will ich auch dich zerschlagen, mein Aug soll deiner nit verschonen, und ich will mich
nit erbarmen. Das Drittel von dir soll an der Pestilenz sterben. Und das andere Drittel soll ringsherum das Schwert fällen, aber das übrige Drittel
von dir will ich in alle Wind zerstreuen, und das Schwert hinter ihnen ausziehen.
Nachdem der sanftmüthigste Herr dem verruckten Böswicht den eingedunkten Bissen dargereicht, auch der unverschamte Gesell solchen aus den göttlichen Händen empfangen, und folgsam hinunter geschlückt, so hat ihm diesen so köstlichen Brocken der Teufel sehr übel gesegnet, massen solcher gleich darauf in ihn gefahren, worauf der Herr mit folgenden wenigen Worten den Iscarioth angeredt: »Was du thust, das thue bald.« Die lieben anwesenden Apostel glaubten gleichwohl, als habe der Herr dem Judä ein gewisses Geschäft zu verrichten auferlegt, als soll er etwann, weil unter seinen Händen die Cassa, nothwendige Lebensmittel einkaufen, oder aber ein gewisses Geld unter die Armen austheilen; es hat aber der Heiland dadurch wollen dem Iscarioth zu verstehen geben, daß er in seinem Schelmenherz wohl einsehe, sein ärgerliches Vorhaben wohl wisse, und konnt er gar leicht machen, daß solches nit in das Werk gesetzt würde: allein soll er sehen, wie urbietig er sey, zu leiden und
Willkomm, willkomm meine schöne adeliche Patientia, wie so traurig, warum so melancholisch? ist dir etwann ein Leid geschehen, oder sonst was widriges begegnet? Ach mein Gott, gibt sie zur Antwort, kann ich doch nirgends unterkommen, bin ich doch allerseits verfeindt, daß Gott erbarm! Sie gehe nach Hof, ja wohl Hof, sagt Patientia, ich hab mich daselbst angemeldt, es hat mich aber alsobald der Kammer-Furier mit Füßen heraus gestoßen. Ich weiß eine andere Gelegenheit für sie, unweit von hier wohnt ein vornehmer Edelmann, daselbst wird sie gar unfehlbar unterkommen; Patre si, sagt sie, ich hab es leider erfahren, dann wie ich mich hab lassen ansagen, war er gleich dazumal liegerhaft, und ihm Händ und Füß, wie einem gefätschten Kind, mit Fetzen verbunden gewest; ach, ach, du grausames Podagra, der Teufel hol Patientia, schrie er, und jagten mich die Bedienten mit Krucken und Stecken die Stiege hinab; jetzt fallt es mir ein, ich weiß keinen bessern Rath für sie, als daß ihr Fortuna im Feld probire, da wird sie gar gewiß Dienst finden; saubere Dienst, sagt sie, das hab ich bereits sattsam erfahren, wie ich zu der ersten Schildwacht kommen, da hat er mich ganz ungestüm angeschrien: wer da? ich sagte, Patientia,
Patientia wegen solcher Furia an ein anders Ort. Ich weiß ihr keinen bessern Rath zu geben, meine schöne Patientia, sie gehe in ein Kloster, dort ist sie gar wohl aufgehebt, und in allem auf das beste versehen; wahr ist es, sagt Patientia, auch das hab ich probirt, und muß bekennen, es ist mir nirgends besser gangen, als im Kloster; allein, gar lang hat es auch nit gedauert, dann am Sonntag Fruh bin ich eingestanden, am Freitag darauf haben sie mich zum Kapitel hinaus gepeitscht, und sogar das Portner-Stübel nicht mehr vergunnt, Gott verzeihe es dem Frater.
Patientia bin überall verjagt,
Clementia wird alles mir versagt.
Patientia fast jedermann zu viel.
Meine liebe Patientia, allem Ansehen nach bist du hungerig, weil du nirgends wirst eingelassen, dahero setz ich dir eine Speis' auf, geseng dirs Gott zu tausendmal, was der Habakuk dem Daniel für ein Essen in die babylonische Löwengrube gebracht, ist mir eigentlich nit bekannt, es mag seyn, daß es ein Milchkoch gewest; aber meine adeliche Patientia, dasmal setz ich dir ein Muß auf, nimm nur große Löffel voll. Es muß der Mensch leiden, er muß, und kanns nicht meiden. Patientia per forza.
li frutti di Adamo, Adamsfrüchte, genennt werden. Wann man diese Feigen oder Frucht von einander schneidet, so findet man allemal darin ein Kreuz mit allen Passions-Instrumenten, woraus die göttliche Vorsichtigkeit wunderbarlich erkennt wird. Indem nun Adam von dieser Speis geessen, und folgsam solche Nahrung in sein Fleisch und Blut verkehrt worden, also ist sein Leib von Kreuz und Leiden gewest. Ja wie der allmächtige Gott den ersten Menschen wollte erschaffen, nach Aussag des h. Basilii, hat er den Leim nit von einem Ort genommen, sondern von vier Orten, eine Hand voll vom Aufgang, eine Hand voll vom Niedergang, eine Hand voll vom Mittag, und eine Hand voll von Mitternacht; von allen vier Orten des Erdbodens hat er kreuzweis den Leim oder Erden genommen zu dem Leib des Adams und ersten Menschen. Item, wie der Allmächtige den ersten Menschen erschaffen, hat er den mit ausgestreckten Armen formirt, als liege der Adam im Kreuz,in specie von dem Adam komme, und also vom Kreuz erschaffen, im Kreuz erschaffen, durch das Kreuz gespeist, und seine ganze Wesenheit vom Kreuz herrühre, so lang er dann diesen sterblichen Leib tragt, so muß er ein Kreuz tragen, er muß. Wer nun dieses Muß isset mit Patienz und Geduld, der ist ein rechter Vasall des gekreuzigten Königs Jesu; wer aber dieses Muß ungern isset, der verbrennt ihm das Maul, und verderbet ihm die Zähn, daß ihm solche auf ewig werden klappern. Multi enim ambulant, quos saepe dicebam vobis (nunc autem et flens dico) inimicos Crucis Christi.
Es muß der Mensch 9 Monat verarrestirt bleiben in dem lebendigen Stockhaus des mütterlichen Leibs, er muß; so bald er geboren, so muß er sich binden lassen wie ein Dieb, er muß; er muß oft von dem ungeduldigen Kindsweib ein Präcker ausstehen, er kann sich nit wehren, er muß leiden; in dem wankelmüthigen Holz der Wiegen muß er schon lernen die Wankelmüthigkeit des Menschen-Lebens, er muß, er kanns nit ändern; wann er wachst, so muß er schon unter dem Gehorsam seyn, den Gehorsam thun, er muß; er muß etwas lernen, und was Arbeit kost nicht die Geschicklichkeit? was Schmuck, was Druck, was Schlegel, was Flegel, was Stöß, was Preß, was Spott, was Noth, was Fretten, was Metten muß muß.
Du wirst ja die h. Schrift nit läugnen? der Joseph ist verneidt worden, und es ist ein Muß gewest, er hat nichts können verhindern; der Jakob ist von dem Laban betrogen worden, und es ist ein Muß gewest, er hats nicht können ändern; der David ist von seinem eignen Sohn verfolgt worden, und es ist ein Muß gewest; er hats nicht anderst können machen; die Susanna ist unschuldig verklagt worden, und es ist ein Muß gewest, sie hats nit können entgehen; der Daniel ist gefangen worden, und es ist ein Muß gewest, er ist für sich selbst nit in die Löwen-Grube gestiegen; der Moses ist verschmäht worden, und es ist ein Muß gewest, er hats nicht können meiden; du kannst dem Feuer nit verbieten, daß es dich nicht brenne; du kannst der Luft das Maul nit sperren, daß sie dich nit anblase; du kannst dem Wasser die Gewalt nit nehmen, daß es dich nit netze; du kannst muß seyn; Patientia dann herzu, laß dir dieses Muß schmecken, ist es wegen Gott, und weil du doch leiden mußt, so leide es wegen Gott, und mach also aus der Noth eine Tugend.
Der große Mann Gottes, der Moses, erzählt, wie daß Gott der Allmächtige habe anfangs den Menschen erschaffen aus der Erd; obschon der Mensch auch etwas hatte von andern Elementen, etwas von der Luft, etwas vom Wasser, etwas vom Feuer, vom Feuer die natürliche Hitz, die natürlichen Feuchtigkeiten vom Wasser, von der Luft den natürlichen Athem; so hat aber der Allmächtige weit eine größere Portion genommen von der Erde, als von den andern allen dreien insgesamt. Dessentwegen sagt man wegen des mehrern Theils, daß der Mensch aus der Erde sey erschaffen worden. Aber, o allerweisester Gott, warum hat der Mensch mehr von dem Element der Erde, als von andern? darum, weil die Erd das mehrste leiden thut, und doch alles übertragt. Terra dicitur a terendo. Die Erd leidet von der Sonnenhitz, daß sie oft vor Durst das Maul in alle Weite aufreißt; die Erd leidet von der Kälte, daß sie oft an allen Gliedern erstarrt; die Erd leidet von den Wolken, die ihr oft wider ihren Willen den Kopf waschen; die Erd leidet von dem Donner, der ihr Terra dicitur a terendo, quia pedibus hominum et animalium teritur, er muß leiden, man thut ihms nit küchlen, er muß leiden, man macht ihm kein besonders, er muß leiden, dafür ist er nicht privilegirt, er muß leiden, dafür hat er keine Salva Quardi, er muß leiden, er woll oder woll nit, ei wann es dann ein Muß ist, Patientia! nur wohl darein griffen, muß, so leiden wir solches wegen Christum, um Christi willen, aus Lieb zu Christo, dessen Leben ein Leiden, und Leiden ein Leben gewest, und laßt uns machen aus der Noth eine Tugend.
In dem ersten Buch Genes. wird geschrieben, daß gleich bei Erschaffung der Welt aus dem Paradeis ein Fluß sey entsprungen, womit der ganze Erdboden benetzt und befeuchtiget worden. Der h. Joannes Chrysostomus spricht, daß dieser Fluß habe bedeut den Thränen-Fluß, so über die ganze Welt fließe; dann ist ein Ort, wo keine Trübsal ist? es ist keines; ist eine Zeit, wo kein Kreuz ist? es ist keine; ist ein Stand, wo allzeit ein Wohlstand ist? es ist keiner; dahero werden die Menschen Leid genennt, Edelleut, Bauernleut, Klosterleut, Kaufleut, Hofleut, Eheleut, Schiffleut, Kriegsleut, Handelsleut, Bettelleut etc., weil ein jeder leid und leidet, und leiden muß. Es leiden muß. Es ist die Welt, wie der Topf Elisäi, in welchem zwar gute Kräuter gewest, aber auch bittere Colloquinten; es ist die Welt, wie das Haus Laban, in welchem zwar eine schöne Rachel gewest, aber auch eine garstige Lia; es ist die Welt, wie der Leib der Rebekka, in welchem zwar der gute und fromme Jakob war, aber auch der schlimme Esau; es ist die Welt, wie der Bundskasten, in welchem zwar das süße Manna war, aber auch die Ruthen; es ist die Welt, wie der Traum des Königs Pharaonis, in welchem zwar sieben feiste Ochsen gesehen worden, aber auch sieben magere und zaundürre; es hat die Welt zuweilen eine Freud, aber nie eine Freud, wo nit ein Leid dabei; und muß der Patientia, er mach aus der Noth eine Tugend, und folge nach dem rechten Schächer, so mit Christo dem Herrn gekreuziget worden. Zwei seynd ihrer gewest, welche ausgehängt worden mit dem Herrn, es haben beede verdienter Massen müssen die Straf ausstehen, es seynd leichtfertige Bösewicht und Hauptschelme gewest; das gerechte Urthel ist ergangen, und da hat es geheißen, dieser muß hängen, der andere muß auch hängen, einem hat graust ob diesem Muß, dahero er samt seinem Kreuz in die Höll gefahren, der andere gedachte, weil ich doch muß hängen und leiden, so sey es, ich kanns doch nicht ändern, ei so will ich es leiden um meiner Sünden willen, will es leiden wegen Gott, will aus der Noth eine Tugend machen, und dieses Kreuz Gott aufopfern, und hierdurch ist er ein Seliger und Heiliger worden, necessitatem vertit in voluntatem.
Der gebenedeite Herr und Heiland ist auf eine Zeit mit seinen Apostlen in eine Wüste getreten, und weil sie sehr matt und müd waren, massen sie erst von der Arbeit herkommen, und den Leib des enthaupteten Joannis Baptistä begraben haben, also hat er sie freundlich angeredt mit diesen Worten: Quiescite pusillum, ruhet ein wenig; durch das Wörtel wenig wollte der Herr zu verstehen geben, daß auf der Welt in dem menschlichen Leben, so lang wir allhier auf der Reis' seynd, und irgends keine bleibende Statt haben, nur eine wenige Ruhe, aber Unruhe und Leiden und Arbeit genug, von dem kein einiger Stand befreit, und ist ein Muß, Patientia.
Muß setzt Gott auf, aber mit Küchel traktirt er Niemand, dann er küchelts keinem Menschen auf Erden, er muß leiden, und ein Kreuz tragen, und warum sollen wir dieß nit von den Händen Gottes annehmen? Ein Kavalier geht bei Winterszeit, wann der Himmel eine heitere Stirn zeigt, über die Gasse mit seinen Lakeien und Bedienten, in sehr schönem und prächtigen Aufzug, geht also in Gedanken fort, wie er etwann möge seine Herrschaft erweitern, indem er in der Hoffnung stehe, es werde ihm eine Hofhenn ein Ei legen; da er nun in dergleichen Gedanken fortgeht, siehe! da kommt von oben herab ein Schneeballen, und trifft ihn; holla! wer ist der? er greift nach dem Degen, er schilt, und füllt ganze Galleren an, er macht ein Gesicht, wie ein Dutzend junge Teufel, er knarrt mit den Zähnen zusammen, als woll er dem Mars ein Loch ins eiserne Wamms beißen; wie er also voller Trutz hin und her schaut, da nimmt er wahr, daß eine adeliche Dama, und ihm nit übel geneigtes Frauenzimmer, solchen Ballen herunter geworfen; o, o, da ist das trübe Wetter augenblicklich vergangen, o, o, base leman, er buckt sich, als hätt er Fischbein im Buckel, bedankt sich, daß er von schneeweißen Händen einen Schneeballen bekommen, er halt es für eine sondere Gnad, und wird wenig abgehen, daß der Schnee nit Feuer anzündt, ja wann es ihm keine Schand wär, so fräß er den Schneeballen vor lauter Lieb, und machte also aus dem Herz eine Eisgrube, damit die Liebs-Affekten immerzu frisch blieben, in Summa, er halt es für eine große Gnad, daß er von ihr geworfen worden.
Halt nur lieber das Maul, ich siehe es dir schon an, was du sagen willst; o! willst du sagen, der Himmel hat so viel Augen, als Stern, also soll er gleichwohl sehen, wer da schuldig oder unschuldig ist; die göttliche Ruthe, welche der Prophet Jeremias gesehen, hat Augen gehabt, als soll ja Gott nicht gleich blind darein schlagen, und den Unschuldigen so wohl treffen, als den Schuldigen. Daß einer um all seine Sach kommt, der vorhero den andern um das seine gebracht, daß einem der Schauer und harte Riesel scil.
Sag her, was hat Jesus Christus, Gott und Mensch, Schöpfer Himmels und der Erde gethan, oder Uebels gestift? ist dann einmal ein unrechtes Wort geflossen von seinem guldenen Mund, wessentwegen er hat sollen mit Gall und Essig getränkt worden? haben dann einmal seine göttlichen Händ einem einen einigen Haller verruckt, derenthalben sie haben müssen mit eisernen Näglen durchbohrt werden? ist dann einmal ein Betrug oder Falschheit gewest in dem Herzen Jesu, derentwegen es hätt sollen durch die scharfen Lanzen und Speere eröffnet werden? hat er dann einen üblen Gedanken in seinem Kopf gehabt, derentwegen solcher hat müssen mit Dörnern gekrönt werden? was übels hat dann der Rucken des Herrn gewirkt, wessenthalben er hat müssen mit so blutigen Geißlen zerfleischt werden? was hat er dann verschuldet, daß er mit zweien Schelmen und Dieben, wie ein öffentlicher Uebelthäter ist an den Galgen des Kreuzes aufgehängt worden? was? sag her:
Der glorreiche Martyrer und Blutzeug Christi, Petrus, aus dem Orden des h. Dominici, hat einen so heiligen und gottseligen Wandel geführt, daß auch dermal die heiligen Jungfrauen vom Himmel ihm die Visita gegeben, und von göttlichen Dingen mit ihm eine Ansprach gepflogen; nun hat es sich zugetragen, daß ein anderer Geistlicher und Religios bei nächtlicher qui Prior egressus est, rufus erat, et totus in morem pellis hipidis; dahero alsobald den heiligen Peter gleichsam verbannisiret in das Convent zu Jesi, woselbst der beste Religios nit ein wenig bedauert, daß er so spöttlich um seinen ehrlichen Namen kommen; als er aber einmal in der Kirche vor dem Crucifixbilde bei nächtlicher Weil sein eifriges Gebet verricht, beinebens aber
Nachdem der David dem Uriä ein lateinisch Ypsilon auf den Kopf gesetzt, als wäre der gute Mann Urias in dem Zeichen des Widders geboren, so wollt er solche seine Unthat verblümlen, ruft demnach den Urias aus dem Feld von der Armee, gibt ihm überaus gute und freundliche Wort, traktirt ihn stattlich zu Hof, und sagt ihm nachmals, er soll zu seiner Frau nach Haus gehen, und sie freundlich bewillkommen. Aber Urias thät solches nicht; den andern Tag wollt ihm der David einen guten Rausch ansaufen, gedacht wohl, daß Vinum und Venus sich mit einander wohl vergleichen, aber der Urias ging mehrmal nit nach Haus, sondern hat geschlafen unter freiem Himmel; warum dieß? sagt David, was ist das für eine Manier? darauf Urias geantwort, wie daß es sich nicht reime, dann die Arche des Herrn ganz Israel, und forderist der Kriegsfürst Joab seyn im Feld, stehen viel aus, und ich als ein geringer Diener soll unterdessen in linden Federn schlafen, und mir gute Täg anthun, das schickt sich nit, das schickt sich gar nit, das soll nit seyn, das wird nit seyn. Ich bin nicht besser als mein Herr.
Muß ins Gesicht werfen, und nit das geringste Kreuz tragen? es muß doch seyn, du tragst es wegen Gott oder des Satans.
Fünftausend Männer neben sehr viel Weibern und Kindern seynd Christo dem Herrn nachgefolgt in die Wüste, und seine göttliche Lehr mit größtem Eifer angehört, welche nachmals der Heiland wunderbarlicher Weis' mit fünf Brod und zwei Fischen gespeist hat. Unter diesen seynd nit lauter Schuster und Schneider und andere gemeine Leut gewest, sondern es ist glaublich, daß auch Edelleut, Damasen und Fräulen, wenigst Sekretari-Frauen, Kaufmannstöchter dabei sich eingefunden. Aber wie kommts, daß solche nit in Karossen und Kutschen gefahren? bei jetziger Zeit muß man schon einspannen und fahren, wann die Kirche nur über die Gasse steht; allhier wird geantwort, daß solchen Leuten an dergleichen Wägen und Gelegenheiten nichts hätte gemanglet, allein sie sahen, daß unser Herr zu Fuß gangen, derentwegen haben sie sich geschamt, daß sie sollten reiten oder fahren.
Merk solches wohl, mein heiklicher Christ! unser Herr, unser Gott, unser Erlöser hat gelitten, hat drei und dreißig Jahr gelitten, hat mehr als alle Menschen gelitten, und du willst besser seyn, als er?
Die Lagi hat dem Iscarioth ein Guraschi gemacht, daß er endlich hingangen zu den Häuptern der Juden, und forderist zu der Priesterschaft, und ihnen den Kauf anerboten, was sie ihm wollten geben, wann er den Jesum von Nazareth wollte verrathen und überantworten; weil sie ihm dann eine Discretion dem undiscreten Bösewicht offerirt, benanntlich dreißig Silberling, also ist er ganz unverzagt mit Soldaten, Schergen und etlichen Bändel Galgenvögel in den Garten Gethsemani getreten, daselbst den Herrn Jesum mit einem Kuß verrathen; nach solchem aber ist er alsobald in eine Melancholei gerathen, und öffentlich
Warum aber daß Judas vorhero so voller Guraschi, anjetzo aber so voller Furcht und Trauren? der h. Hieronymus beantwortet es, daß Judas den Herrn Jesum vor keinen Gott gehalten, sondern er der Meinung gewest, als habe er solche Wunder nur gewirkt durch Zauber- und Hexenkunst, und folgsam unsern Herrn vor einen Teufelskünstler gehalten. Wie er aber dem Herrn in dem Garten den Kuß geben, so hab er einen göttlichen Glanz aus den Augen Christi, und göttliche Strahlen aus dem Angesicht Christi vermerkt, dahero gesehen, daß er ein wahrhafter Gott sey, wessenthalben er nachmals verzweiflet. Wie daß aber dazumal der Heiland solche Strahlen in seinem allerheiligsten Angesicht gezeigt? frag nit lang, es hat solches alles verursacht die große und übermäßige Freud, welche er dazumal gehabt, indem er gesehen, daß nunmehr die Zeit komme, da er für die Menschen kann leiden, ja er hat die drei und dreißig Jahr auf Erden niemal gesungen, außer kurz vor seinem Leiden, hymno dicto, bevor er in diesen Garten getreten, dadurch zu zeigen, daß er mit Lust und Fröhlichkeit sein bitteres Leiden für uns antrete, und du Mensch, ich kann dich schier keinen Christen nennen, und du Mensch willst nit das Geringste leiden wegen seiner? dir ist eine jede Unzen Trübsal fast ein Zentner schwer? und du gibst der Patienz einen so groben Nasenstieber? und du zu der geringsten Widerwärtigkeit rumpfest die Stirn? seufzest im Herzen? klagst im Maul? pfui! trag lieber alles mit Geduld, trag Muß. Der Raphael hat dem Tobiä befohlen, er soll den Fisch aufmachen, exentra hunc piscem, denselben ausweiden, und die Gall heraus nehmen; mach du der Welt, und alles was in der Welt, recht auf, schau, wie alles einwendig beschaffen, so wirst du fast nichts anders finden, als lauter Gall, lauter Bitterkeit, lauter Kreuz, und das muß ein jeder leiden; ei Patientia, so komm dann herzu, das Muß ist für dich aufgetragen, das ist ein Essen für dich, laß alles Gesottene und Gebratene stehen, und greif da zu, es wird dir ein guter Trunk darauf schmecken, inebriabuntur ab ubertate domus tuae. Nie ein Glied am ganzen Leib hatte der Job, welches nit voller Presten, Geschwür und Krankheiten, allein das Maul ist frisch und gesund geblieben, wie er selbst bekennt, nur damit er das Muß, so ihm Gott angericht, möge wacker ausessen.
Der Tobias in dem alten Testament war ein Mann, in dem nichts, als die Heiligkeit zu sehen war; neben andern guten Werken war forderist bei ihm die Lieb des Nächsten, indem er mit eignen Händen, auch mit eignen Unkosten, die Todten begraben. Hier kann ich nit umgehen ein gewisses Gedicht, wodurch die Lieb des Nächsten ziemlich gepriesen wird. Es seynd auf eine Zeit die Bäume in einer gewissen Gesellschaft zusammen kommen, wobei ein jeder seine guten und herrlichen Qualitäten hervor gestrichen. Ich, sagte der Oelbaum, trag eine stattliche Frucht, daß
Wahr ist es, daß mancher vor unserm Herrn, in Mitte der fruchtbaren Bäume und großen meritirten Heiligen stehen wird am jüngsten Tag, und bekennen,
Ein solcher ist gewest der Tobias in dem alten Testament, welcher in allweg sich beflissen, dem Nächsten zu helfen und beizuspringen. Wie dieser auf eine Zeit ganz matt und müd nach Haus kommen, und sich daselbst, seine kraftlosen Glieder zu erquicken, auf der Bank niedergelegt, und eingeschlafen, da ist ihm das warme Koth von den jungen Schwalben auf die Augen gefallen, wovon er stockblind worden, und das hat Gott mit allem Fleiß zugelassen, dann er ist eine Ursach alles Uebels, außer der Sünd, auf dem ganzen Erdboden; was hat aber Tobias dessentwegen gethan? wann das dir wäre geschehen, gelt du hättest viel tausend (Saccarum heißt ein Zucker) gescholten, du hättest die Menscher lassen zum Teufel jagen, um weil sie die Nester nit haben herunter gestochen, du hättest lassen die nächste beste Stange nehmen, und zu Trutz aller Piquenirer diese Nester lassen herab werfen; das hättest du etwann gethan, aber Tobias nit,
In dem Leben des h. Theodulphi wird registrirt, wie daß er einmal von seinem Kloster aus an einen gewissen Ort sey verreist, unterwegs aber hab er einen Bauern angetroffen, welcher den Pflug führte; als aber der h. Mann wahrgenommen, daß der Bauer auch den offnen Weg und Straßen durchackerte, ei, sagte der h. Vater zu ihm, mein Bauer, das ist nit recht, daß du den Weg so hart und grob machest für die armen Reisenden, und nach solcher Ermahnung geht der h. Mann ferners seinen Weg weiter; in der Zurückkehr trifft er mehrmal den Bauern an, daß er durch den Weg die Furchen geführt, worauf er alsobald den Bauern beim Schopf genommen, hab ich dich dann, sprach er, dessentwegen nit ermahnt? ich beschwöre dich bei diesem Kopf, du sollst den Weg nicht so grob und ungangbar machen; siehe Wunder! den Augenblick ist derselbige Schopf schneeweis worden, und so lang das Geschlecht derselbigen Bauern hat gewährt, sogar Kinder und Kinds-Kinder haben einen solchen weißen Schopf, wie ein Geisbart, zur ewigen Gedächtnuß getragen.
Der h. Theodulphus wollt keinen harten, rauhen und schroffigen Weg leiden, aber Theos, oder Gott hat keinen andern, als einen harten, wilden, steinigen und verdrießlichen Weg gemacht in Himmel, violenti
rapiunt illud. Nachdem der gottlose König Herodes den Jakobum aus dem Weg geraumt, und beinebens wahrgenommen, daß hiervon das gesamte Volk ein sonders Wohlgefallen hatte, also ist auch sein Befehl ergangen, man solle den Peter auf gleiche Weis' in Verhaft nehmen, welches auch geschehen; wie aber des andern Tags Petrus auch sollte hingerichtet werden, also hat Gott der Herr die Nacht vorhero einen Engel geschickt, welcher dieses Haupt der Apostel von eisernen Banden erlöset hat, und aus der Gefängnuß geführt; sie gingen aber durch die erste und andere Wache, und kommen zum
Eine alte Mutter hat einsmal eine sehr lehrreiche Predigt gehört von der Prädestination und Vorsehung zu der ewigen Glorie, wessentwegen sie nit in geringer Sorg und Kummer gestanden, ob sie auch an ihr möcht haben ein Zeichen der ewigen Auserwählung; dahero, dessen Gewißheit einzuholen, ist sie zu dem Prediger gangen, ihm ernstlich seine bishero gehabte Predigt sehr hoch vorgestrichen, nachmals verlangte sie mit so inständiger Bitt, er woll ihr doch zu ihrem sondern Trost sagen und entdecken, ob sie auch prädestinirt, und zur ewigen Seligkeit vorgesehen sey oder nit; der gute Prediger entschuldigte sich auf alle Weis', wie daß solches allein dem Allmächtigen Gott bewußt sey, noch könne sich ein Mensch unterstehen, die Urthel Gottes und geheimen Anschläg zu erforschen, allein, sie solle ferners in ihrem guten Wandel fortfahren, in der Furcht Gottes leben, die Gebot emsig halten, sodann werde es an der Barmherzigkeit des Allerhöchsten nit manglen etc. Meine Alte wollte mit solcher Abfertigung nicht befriediget seyn, halt demnach noch inständiger an, er woll sie dasmal nicht trostlos von sich lassen, dann sie gar keine Ruhe in ihrem Herzen könne finden, bis sie wisse, daß sie ein Zeichen der ewigen Auserwählung an ihr habe; ja, er habe hierin ein schweres Gewissen zu sorgen, dafern aus ihrer Kleinmüthigkeit sollte einiges Unglück erfolgen, dann was seynd die Geistlichen anders, als wachsame Seelensorger und Hirten, denen da hart obliege, damit nit ein Schäfel irr gehe,
Damit ich aber dir und andern allen Ernst und Wahrheit andeute, ob du an dir habest ein Zeichen der Prädestination und Auserwählung, so schaff ich dir gleichmäßig, mache das Maul auf, und so ich gute, frische, starke, schöne, scharfe Zähn darin sehe, allo! sprich ich, du bist prädestinirt, das kenn ich aus osculetur me osculo oris sui etc. In der Offenbarung Joannis aber zeigt sich Gott mit einem zweischneidigen Schwert aus dem Mund, der also will kust und geliebt werden, der muß vorhero verwundt werden; er setzt das Hängen vor dem Schenken, er setzt das Betrüben vor dem Lieben, er setzt die Dörner vor die Körner, er setzt das Getümmel vor dem Himmel, er setzt das Leiden vor den Freuden, Regnum Coelorum vim patitur.
Jonas, der Prophet, und nachmals ninivitischer Bußprediger, hat die wunderbarlichste Schifffahrt vollbracht unter allen Adamskindern, da er nemlich in dem nassen Arrest des großen Wallfisch inner 3 Tagen und Nächten eine wunderweite Reis' zu Meer gemacht, dann bei dem Städtl Joppen, in Palästina gelegen, hat ihn gedachter Wallfisch geschlückt, und erst bei dem Gestad des euxinischen Meerhafens ausgeworfen, nach Zeugnuß des Josephi Hebräi; woraus folgt, daß der Wallfisch mit ihm in einer jeden Stund vier deutsche Meil geschwummen, und also durch ganz Asia, Konstantinopel vorbei, bis in Thraciam, daß er also 250 deutsche Meilen in diesem Fischer-Arrest gereist ist; aber wie ist er so wunderbarlich davon kommen? wie hat er so wunderbarlich das Gestad
Nachdem die Israeliter die Gesetz Gottes durch die Hand des Mosis empfangen, hat sowohl der, als sehr viel andere Israeliter, Gott den Herrn gesehen, unter dessen Füßen war ein Boden pflastert von lauter Edelgestein, und scheinte wie der helle Himmel; aber gemach, diese Gnad ist ihnen umsonst nit geschehen, sie haben vorhero müssen in Egypten erschrecklich geplagt werden im Ziegelmachen, also zwar, daß derjenige, so die gewissen und ihm vorgeschriebenen Ziegel nit verfertiget, so viel Puffer hat müssen aushalten, wie viel ihm abgangen, seynd also die harten Ziegelstein gangen vor den Edelgesteinen, Leiden geht vorn Freuden, Schmerzen vor dem Scherzen, Glut vorm Gut, Schuß vorm Kuß, Streich vorm Himmelreich.
Patientia! willst nicht einmal Hunger leiden, wie die Hund in jener Welt, samem patientur ut Canes, so mußt du anjetzo keinen Grausen fassen an diesem Muß. Die Weiber pflegen sonst gern süße und verzuckerte Speisen zu essen, aber Surius schreibt von einer, der überaus wohl das Muß hat geschmeckt. Diese als eine adeliche Dama wurde von ihrem Mann sehr übel und hart gehalten; es seynd wohl zuweilen solche grobe Männer, welche fast mit ihren Weibern umgehen, wie der Wachter auf St. Stephansthurm zu Wien mit dem Breinglöckel, welches er alle Viertelstund pflegt zu schlagen. Es gibt wohl solche unartige Gesellen, welche ihre Weiber für eine Orgel halten, und glauben, sie müssen immerzu den Tremulenten darauf schlagen; es seynd freilich gar oft solche Gispel anzutreffen, welche ihre Weiber traktiren, wie der Balaam die arme Eselin, dero sich auch ein Engel wegen der unverschuldten Stöß angenommen; diese obbesagte Dama wurde sogar von ihrem tyrannischen Mann wie eine Gefangene eingesperrt, und täglich gar mit wenig Wasser unb Brod gespeist, neben diesem allezeit eine gute Pfanne voll Muß wurde ihr aufgetragen, dann es sah die tugendliebende Frau, daß sie es doch nit ändern könne, und also leiden muß; so sey es dann, gedacht sie, dieß Kreuz hat mir Gott auferlegt, so will ich es gern und urbietig tragen, sehe ich doch die Fußstapfen meines Herrn Jesu, wo, und wie er mit seinem Kreuz vorgangen. Nachdem sie nun durch Hunger und Drangsal also ausgemerglet war, daß sie endlich in dieser ihrer Gefängnuß todt verblichen; sodann hat man mit daß wir durch viele Trübsale zum Reiche Gottes eingehen müssen.
O Vater Elias, o heiliger Vater! wohin so stark mit Roß und Wagen? wohin so schnell mit der feurigen Post? ei das ist eine stattliche Karoza, im Winter wäre es gut also fahren in einem feurigen Wagen, so thät einem nit frieren. Wohin dann so geschwind, wie der Wind? in Himmel, sagt Elias, in Himmel hinauf: viel Glück auf die Reis', so sehe ich wohl, fahrt man auch auf Karozen in Himmel, ascendit Elias in coelum. Auf solche Weis haben die Edel-Leut gute Täg; aber wie der große wunderthätige Mann zu dem Himmel kommen ist, da hat man ihm die Thür vor der Nase zugeschlagen, und ist der Befehl ergangen, er soll sich unter der Zeit in dem irdischen Paradeis aufhalten, bis zur Ankunft des Antichrist, dazumal soll er mit dem Enoch wider diese Bestia und Abentheuer predigen, nachmals in der Stadt Jerusalem umgebracht werden, drei Tag und einen halben auf öffentlicher Straße unter freien Himmel unbegraben liegen, nachgehends wird ihm erst der Passaport vom Himmel eingehändiget werden, ascendite huc. Er soll mit seinem Kameraden hinaufsteigen. Auf solche Weis fahrt mit Roß und Wagen
Joannes der Evangelist war auf eine Zeit gar in das Paradeis hinauf verzuckt, allda sahe er eine unzählbare Menge und Anzahl der Heiligen und Auserwählten, unter welchen ein sehr alter und eisgrauer Patriarch ihn befragt, wer diese seyn? worauf Joannes die Achsel geschupft, als weiß ers nit, überdieß hat der Alte ausgesagt, isti venerunt ex magna tribulatione. Diese seynd kommen aus einer großen Trübsal. So hör ich wohl, kommt keiner in die obere Stadt Jerusalem er sey dann Burger in der Stadt Leiden gewest? ja keiner, keiner soll verschont werden, aus dessen Stirn nit das T, das Kreuzzeichen gefunden wird, wie Ezechiel geschehen? ja keiner, keiner soll belohnt und baar ausbezahlt werden, der nit vorhero steif geschwitzt, und gearbeitet hat in dem Weingarten? ja keiner. Keiner soll ein Freund Christi seyn, der ihm nit mit einem guten Trunk bescheid thut aus dem Kelch seines Leidens? ja keiner. Keiner soll dem höllischen Pharao entgehen, er nehme denn seinen Paß durch das rothe Meer des Leidens? ja keiner. Keiner soll zu demjenigen kommen, welcher für uns gelitten hat, der nit auch in Leiden gewest ist? ja keiner. Keiner? ja keiner. O meine lieben Christen, die ihr allein dahin trachtet, damit es euch wohl gehe, ihr vornehme Kavalier und Herrn, die ihr die geringste Schmach nit könnt verdäuen, ihr heigle Damasen und Frauenzimmer, wann euch nur ein Mucken verletzt, so muß ein Spannen breites Pflaster aufgelegt wer sein Kreuz nit tragt und mir nit nachfolgt, der ist meiner nit werth.
O meine schöne Patientia, so bist du dann weit eine bessere Portnerinn, als diejenige, so den Petrum zu seinem höchsten Schaden und Rachtheil nach Hof eingelassen, indem du die Schlüssel zum Himmel hast, und allein deine guten Freund und Freundinn hineinführest, weil dem also, so will ich dich gern und urbietig, zu einer Merenda und Jausen einladen, gib mir nur dasmal keinen Korb, das ganze Tractament wird in einem Muß bestehen.
Ein römischer Pabst und Statthalter Christi auf Erden Muß viel leiden, dahero allen Apostlen die Instrumenten ihres Leidens und Marter werden zu-und beigesetzt, sowohl von Bildhauern, als Malern; dem heiligen Petro aber wird niemal das Kreuz, woran er gelitten, als wie dem heiligen Paulo das Schwert beigesetzt, sondern nur und allein die Schlüssel, dadurch zu zeigen, daß sein hohes Amt, so durch die Schlüssel entworfen wird, seye dem heiligen Pabst eine große Marter genug gewest, das Wort Pontifex hat doch den Namen a Ponte, von der Brücke, welche ein eigentliches Sinnbild eines römischen Pabstes, massen dieser auch wie eine Brücke durch Jedermann zu dienen sich selbst verzehren thut, das erfahrt sattsam unser annoch regierende Patientia zum Mittag-Essen und verzehrt das Muß mit ihr. Wohl wissend, daß unser lieber Herr Jesus Christus seine Schäfel, die er einmal am Jüngsten Tag auf die rechte Seite stellen wird, allzeit mit einem Kreuz bezeichne, damit sie von andern erkennet werden.
Ein römischer Kaiser und großmächtiger Monarch Muß viel leiden, dann ja bei dem Reichstag der Bäumer nach laut heiliger Schrift, das Impera nobis allein hat angenommen die Dornstaude, woraus genugsam und fugsam zu nehmen ist, daß Imperator nit in Rosen sitzt, sondern in Dörnern. Das hat bishero heftig erfahren unser allergnädigster und unüberwindlichister Kaiser
LEOPOLDUS Primus, dessen Durchlauchtiges Haus, fast dasjenige hat ausgestanden, was da gelitten hat das Haus des ältisten Jobischen Sohns
muß viel leiden; und foppen die ungestüme und unverschamte Winde vielmehr den Gipfel, als den untern Stamm, auch muß der obere Theil eines Gebäu oder Dachs so insgemein der Fürst genennt wird, meistentheils von den Vögeln entunehrt werden. Samson hat die Stadt-Porten zu Gaza sammt allen Eisen auf die Achsel genommen, und auf einen hohen Berg getragen. Ist ungewiß, ob nit einer Obrigkeit eine größere Last auf die Achsel geladen ist. Die oberste Note in der Musik ist das la, also gemeiniglich in einer Hoheit ist nichts als la labor, lacrimae lamentatio etc., die gute Kinder der Propheten haben auf Befehl des Elisäi sollen Kräuter suchen, weil sie aber nur die Größe der Blätter angeschaut, also haben sie nichts als Bitterkeit darin gefunden, Mors in olla. Deßgleichen er bei großen Aemtern auch je und allemal eine große Bitterkeit; je vornehmer ein Fest je mehr thut man läuten, je vornehmer eine Obrigkeit, je mehr muß er leiden, glaub also, das Officium habe seinen Namen her von officere, aber eine wohlverständige Obrigkeit soll niemal ohne Gäst seyn, und wohl in Acht nehmen, daß die Patientia auch an einem Fasttag nit von der Tafel bleibe, sondern immer und allzeit mit ihr das Muß verzehre. Dann ja wahr ist, der zum Gestatt der Seligkeit durch das bittere Meer dieser Welt schwimmen will, daß er die Arme kreuzweis ausspanne; ein Geistlicher und forderist eine Ordensperson muß viel leiden.
Des heiligen Nikolai Diakonus hat zwei Eseln, einem schwarzen und einem weißen die abgehautenin summa, das Leiden ist sowohl in summo, als subdito Religioso. Aber diesem soll das Muß wohl schmecken, und da er sonst mit den Weibern wenig Bekanntschaft hat, so soll er doch allemal die liebe Patientia nit von sich lassen, und nit geizig seyn, wie die gemeinen Leut von Geistlichen ausgeben, sondern der Patienz auch etwas von Muß vergunnen, in Erwägung, daß man nie sicherer in das obere Engeland schiffet, als mit dem Segelbaum des Kreuz.
Ein Mann muß viel leiden bei einem bösen Weib. Dem Joseph hat geträumt, als thue ihn die Sonn, der Mond und die Sterne anbeten und verehren; Muß, weil man ihm doch nichts anders aufgesetzt, mit der Frau Patientia verzehrt, durch dero liebe Ansprach ihm leicht alle Mucken werden vergehen, forderist wann er zu Gemüthe führet, daß ihm dieses Kreuz zu seinem Heil von Gott seye geben worden, indem man ohne das nit kann in Himmel eingehen, als durch das Kreuz-Thor.
Ein Weib muß viel leiden bei einem bösen Mann. Die Statua oder Bildnuß des Königs Nabuchodonosor hatte ein Haupt von Gold. Es ist zwar, laut göttlicher Schrift, der Mann das Haupt des Weibs, aber leider gar oft nicht von Gold, sondern von Glockenspeis, welches sie aber nit sowohl leiden, als leiden muß. Es ist dem Jonas sogar nicht wohl ausgelegt worden, wie er sich also heftig erzürnet hat über den Wurm, so ihm aus göttlichem Befehl die Kürbisblätter abgebissen; gedenk nur mein Weib, daß dir dieser Mann, so ein lauterer Wurm, mit sonderm Fleiß von Gott ist geschickt worden, deine Geduld zu
Vater und Mutter muß viel leiden wegen der Kinder. Gott der Allmächtige hat dem Patriarchen Abraham versprochen, daß er ihm wolle seinen Saamen vermehren, wie die Stern im Himmel, und wie den Sand auf Erden. Habt ihr das vernommen, liebe Eltern, Gott der Herr verheißt dem Abraham viele Kinder, aber nit alle wie die Stern, sondern auch eine wie den Sand. Gott gibt manchesmal den Eltern nit lauter gute, schöne, wackere Kinder, glänzend wie die Stern, sondern auch andere schlechte mangelhafte Kinder, wie der Sand, ja wo nichts als Schand und Unstern. Bei dem Tempel Salomonis waren alle Stein so gerad, so eben, so glatt, so recht, daß man gar keinen Hammer gebraucht, so geschlacht waren selbige Stein; aber unter den Kindern seynd zuweil grobe, so ungeschlachte, daß man besser sie konnte brauchen zu Tölpeln als zu Tempeln. Die israelitischen Mütter haben nit wenig bedauert, daß ihre gebornen Söhnel durch den tyrannischen Befehl des Pharaonis seynd ertränkt worden, vielen Eltern kommt es freilich hart an, wann sie einen Sohn haben, der sich alle Tag voll trinkt. Aber meine Eltern, weil ihr doch aus einer Schüssel esset, es wird Patientia auch zum Tisch sitzen, und mit euch das Muß essen, und wann etwann gar harte Brocken darin seynd, schiebt nur ihr's zu, sie hat gute Zähn. Gedenkt anbei, daß entweder euch Gott mit mangelhaften Kindern gestraft hat wegen euerer Sünden, oder aber geschieht solches aus anderen göttlichen und unerforschlichen Ursachen, welches aber alles zu euerm Heil gedeihen kann.
Der krank ist, muß viel leiden. Des Josephs seine Brüder haben gleichwohl in ihren Säcken Treid aus Egypten getragen, aber wir tragen öfters in unserem ledernen Sack, welches der menschliche Leib ist, kein Treid, sondern ein Leid, und wird solcher mehrmal über Nacht so wurmstichig, wie bei den Israelitern das Manna. Im A B C findt man nur ein W, aber in dem menschlichen Leib fast unzahlbare; jetzt erfahrt mans, daß das Obst, welches der Adam geessen, im Paradeis nit gesund gewest, sondern allerlei Krankheiten verursacht. Aber mein lieber Patient, du mußt in diesem Fall nach Galeni Aussag fein die Mäßigkeit in Speis und Trank halten, und den Tag nur etlichmal einen Löffel von diesem Muß essen, schau aber, daß die Frau Patientia deine Krankenwärterinn sey, du wirst ihrs wohl vergunnen, daß sie bei dir darf schmarotzen; der heilige Bischof Fulgentius hat einen solchen Appetit gehabt zu diesem Muß, daß er siebenzig ganzer Tag in größten Schmerzen nichts anders aufgeschrien, als Domine, da mihi modo hic patientiam et postea indulgentiam. Herr,
Ein Armer muß viel leiden. Wo Nix ist, auf Lateinisch, da geht es kalt her, wo nichts ist, auf Deutsch, da geht es kühl her. Das Weib in dem Evangelio hat das Licht angezündt, das Haus auskehrt, und endlich Geld gefunden, da hat man schon mit dem Congratulamini können aufziehen; aber wo ein Armer sucht, und nichts findt, da kann das Lamentamini nit ausbleiben. Bei den Armen ist der Mond im Abnehmen, und ist sein Beutel beschaffen, wie der schläfrigen Jungfrauen ihre Lampen, in denen kein Oel war, und folgsam nichts zu schmieren. Ein Schneck ist noch glückseliger, als ein armer Mensch, dann er hat aufs wenigst sein eigenes Haus, aber ein armer Lazarus muß vor der Thür liegen, und weiß dieser von dem Vacuo besser zu disputiren, als der beste Philosophus. Aber getröst mein armer Schlucker, weil du in dem Bettelsack nit allein etliche Stückel Brod tragst, sondern auch Mehl genug zu einem Muß; so laß dir solches schmecken, es ist wahrhaftig ein gesundes Essen, aber vergiß der lieben Haut, der Patientia nit, sie hat es schon mehrmal bekennt, daß ihr nichts bessers schmecke, als ein Bettlermuß; gedenk anbei, daß der Teufel den reichen Mann hab geholt, der arme geduldige Lazarus aber in den Schooß Abrahä getragen worden.
Derjenige muß viel leiden, der einen Krieg aussteht. Die Krüg auf der Hochzeit zu Kana Galiläa seynd durch ein Wunderwerk voller Wein worden, aber ein jeder Krieg ist voller Weinens und Klagens;Bellum genennt, wie man zuweilen auch den ärgsten Böswicht einen saubern Gesellen heißt. Bei Kriegszeiten ist alles theuer, Essen und Trinken theuer, das Muß allein ist wohlfeil, so seyd dann nit gesparsam ihr bedrängten Adamskinder, in diesem Muß beforderist, weil es Gott selbsten hat angericht; wohlauf Patientia, ist doch fast ein jeder, der dich zum Essen einladet, dann ein jeder gedenkt, daß es weit besser sey, allhier, als dorten gestraft werden, Herr, seynd wir doch deine Geschirr, und wann du solchergestalten an uns schlagest, so wollen wir nit scheppern, sondern einen guten Klang geben, wie der Job, und sprechen, der Name des Herrn sey gebenedeit.
So muß dann ein jeder Mensch leiden, er muß, er sey jung oder alt, er muß, er sey reich oder arm, er muß, er sey hoch oder nieder, er muß, er sey da oder dort, er muß, er fluch oder schelt, er muß, er sey schuldig oder unschuldig, er muß, er sey Geistlich oder Weltlich, er muß, er sey Mann oder Weib, er muß, er sey ein Deutscher oder Spanier, er muß, er sey ein Doktor oder ein Narr, er muß, er woll Patientia, weil ein Bissen der Schüssel, ich muß auch leiden, daß ein Schnarcher meine geringen Schriften schimpft; muß man leiden, so sey's gelitten, und mit Geduld gelitten, wegen Gott gelitten, mit unserm Heiland Jesu Christo gelitten, um die ewige Belohnung gelitten, darauf geessen Patientia, die Frau laß ihr's schmecken, wann die Schüssel aus ist, so richt man wieder an.
Nachdem der unverschamte Gast und treulose Apostel aus den gebenedeiten Händen seines göttlichen Meisters in dem letzten Abendmahl die himmlische Speis, benanntlich das Fleisch und Blut Jesu Christi empfangen, sodann hat er sich unverzüglich von dieser heiligsten Gesellschaft abgeschrauft, und sich aus dem Staub gemacht. Es hat ihn aber der leidige Satan, so unlängst vorhero in diesen Gefahren, zu solchem gähen Aufbruch veranlasset, und nach der heiligsten Kommunion ihm nichts anders in die Ohren geschrien, als presto, presto, fort, fort, Judas! auf, auf, Iscarioth! allo, pack dich Kamerad, fort, fort! allhier ist für dich kein Port, kein Wort, kein Ort, presto, cito, citissime! Es sah der arglistige Teufel schon vor, was gestalten der gebenedeite Herr und Heiland nach diesem göttlichen Traktament vor eine eiferige Predigt werde machen seinen Aposteln, dannenhero er geforchten, es möchte Judas hierdurch erleucht und bekehret werden, und folgsam zu der heilsamen Reu und Buß greifen, dessentwegen ihn auf alle Weis', mit allem Fleiß zum Reißaus ermahnet, dem dann der verruchte Gesell als ein bereits gewidmeter Unterthan und geschworner Vasall gefolgt, und also diese heiligste Predigt, so Christus der Herr mit seinem guldenen Mund vorgetragen, zu seinem größten Verderben, ja unwiederruflichen Untergang vernachläßiget. Wie es mit mehrern bestätiget und umständig ausführet der h. Cyrillus, und mit ihm Baronius in Ann. Chr. 34. n. 63. Judas hat dießfalls viel Brüder und Schwestern.
Es wird von vielen Scribenten glaubwürdig beigebracht, daß in Scythia, und forderist in der Insel Gilon, Leute gefunden werden, die zwar nicht einer sondern Leibsgröße, aber so große, lange, weite und breite Ohren haben, daß sie hiermit den ganzen Leib bedecken, ja wann sie liegen, so dienet ihnen ein Ohr vor ein Unterbett, das andere aber brauchen sie anstatt einer Oberdecke oder Zuhüll. Diese Ohren seynd vorwahr wunderlich, aber nit weniger wunderlich ist es, daß bei uns, und zwar unter den Christen, Leut angetroffen werden, die gar keine Ohren haben, dahero der gebenedeite Heiland, wie es der Evangelist Marcus registrirt, in einer Predigt zu dem Volk zweimal diese Wort wiederholt, »der Ohren hat, der
höre!« Sollen dann, o mein Gott! Leut seyn ohne Ohren? was dann, gar viel seynd deren, die keine Ohren haben zu dem Wort Gottes und zu den Predigten.
Es fährt ein Wagen daher mit 6 Pferden bespannt, es laufen vorn, es laufen hinten, es laufen auf der Seite Pagen, Lackeien und Bediente, deren Livree fast allerlei Farben wie ein Regenbogen, es kann wohl seyn, daß es nasses Wetter bedeut in den Augen der Unterthanen etc. Der Lackei eilet nach der Sakristei, glaubt der Priester soll schon da seyn, wie die Engel im Grab des Herrn, in albis. Pater, geschwind mit der Meß heraus (just wie Petrus mit dem Säbel). O mein Lackei, ich heiß Pater Veremundus, und sag gar gern die Wahrheit, bekennt mir's, fährt euer Herr (cum pleno titulo) allzeit so spat in die Kirche? es ist bereits schon 12 Uhr, Magdalena ist weit früher aufgestanden, wie sie zum heiligen Grab geeilet, auf solche Weis' hört er ein ganzes Jahr keine Predigt, Gott verhüts, daß ihm nit das Unglück begegne, wie dem Judas. Wäre euer Herr heut in der Predigt gewest, so hätt er gewiß auch etwas zu seinem Seelenheil davon getragen. Euer Herr ist ein Minister zu Hof, und ein geheimer Rath, heut hat der Prediger nach der Länge und Breite vorgetragen, wie ein solcher zuweilen beschaffen sey, nemlich wie Petrus auf dem Berg Thabor, als der nur auf sein eigenes Interesse gangen, und an das gemeine Wesen weiter nit viel gedacht.
Unser Herr und Heiland nimmt mit sich auf den Berg Thabor seine drei lieben Jünger und Apostel, Herr, da ist gut seyn!« Als wollt er sagen, Allegro, das ist ein Ort vor uns, potz tausend Alleluja! da bringt mich kein Mensch mehr weg etc. Kaum daß er solches mit seiner unbehutsamen Zung hat ausgeredt, da ist alles verschwunden, dem Peter zu einer Straf und billigen Züchtigung, um weil er ein so interessirter Minister war bei unserm Herrn; dann unangesehen, daß er in seine Ohren damals gehört hat, wie Christus der Herr mit dem Moses und Elias geredt hat von seinem Tod, und von seiner Kreuzigung vor das ganze menschliche Geschlecht, so hat gleichwohl Petrus auf dem Berg in der Glorie daselbsten wollen mit Christo verbleiben, es geschehe den andern, und zwar dem ganzen menschlichen Geschlecht, wie es woll, wann nur er sein Contento, wann nur er wohl stehet. Auf solche Weise ist mancher große Minister bei Hof beschaffen, der nur proprie zu dem proprium properiret. Ei so proper! wann nur seine Cassa und Casada wohl stehet, es mag hernach das gemeine Wesen hinken, oder sinken, oder stinken; wann nur in seiner Küche Faßnacht, es mögen andere Quatember haben oder Fasttag; wann nur bei ihm der Vollmond, das bonum
commune mag gleichwohl zum letzten Viertel sich neigen etc. Und wegen solches eignen Interesses vertuscht er die Wahrheit, verschweigt den üblen Zustand des gemeinen Wesens; verhindert die Justiz und Gerechtigkeit, verguldet des Landesfürsten seine Fehler, sagt ja, wo er sollte den Hopf schütteln, schüttelt den Kopf, wo er sollte ja sagen. O Pestilenz zu Hof! was harte Verantwortung bei dem gerechten Gott wird solcher haben?
Abraham schickte einen aus seinen Ministern, mit Namen Eliezer, in die Landschaft Mesopotamia, seinem Sohn Isaak ein Weib zu suchen, das war eine harte Gesandtschaft. Wie er nun ganz matt und müd in das Haus des Labans kommen, da war Küche und Keller in Bereitschaft, da war die Tafel schon gedeckt, da hats geheißen, tragts auf, und zetts nit, nieder gesessen, Herr Eliezer, trunken Herr Eliezer, man laß ihms schmecken, Herr Eliezer, man wird hungerig seyn, Herr Eliezer, es ist ein durstiges Wetter, Herr Eliezer, dieß ist ein bekannter Wein, Herr Eliezer, in Gesundheit meiner Jungfrau Schwester, (dazumalen hat man sie noch nit Fräule titulirt), Herr Eliezer! Ja, ja freilich gedacht ihm der Eliezer, hungerig bin ich, und achten sich meine Zähn des Feiren nicht; durstig bin ich, und ist meiner Zunge das feuchte Wetter lieber, als die große Dürre; aber das Geschäft meines Herrn, wessenthalben ich in die Landschaft kommen, gehet vor, ich will zuvor verrichten, was meines Herrn Dienst erfordert, non comedam, donec loquar Sermones meos etc. Ich will so lang und so viel nit essen, nit trinken, nit meine Kommodität
Nachdem solcher auf eine Zeit bei nächtlicher Weil sein gewöhnliches Gebet und Andacht verricht, auch bereits sich zu der Ruhe begeben wollte, da vernimmt er eine entsetzliche Stimme, die ihn gestaltsam angeredt: »Carole, dein Geist wird auf eine Kürze von dir weichen!« Worauf alsobalden der fromme Kaiser verzuckt worden, und von einem mit schneeweißen Kleidern geführt an den Ort der Hölle, allda zu sehen die unbegreiflichen Peinen und Qualen der Verdammten; erstlichen kam er mit seinem Gefährten in ein tiefes Thal, welches ganz angefüllet war mit zerlassenem brennenden Pech, Schwefel, Blei und anderem Metall, in Mitte dessen sah Carolus die Bischöfe seines Herrn Vaters und Ahnherrns; nachdem er aber sie befragt, warum sie von dem gerechten Gott in diese erschreckliche Pein gestoßen worden? vernahm er solche Antwort: Wir seynd gewesen Bischöfe und Beichtväter deiner Vorfahrer, und weil wir ihnen nit allein keine heilsamen Ermahnungen gegeben, sondern noch zu Krieg und zu anderen ungerechten Dingen sie mit Rath und Anschlägen veranlasset, Potentes potenter tormenta patientur,« nemlich, die Mächtigen werden mächtige Pein leiden. An dem Gestad dieses feurigen Flusses sah er wieder um große feurige Oefen, voller Schwefel und Pech, und feuriger Schlangen und Drachen, daselbst sah er etliche geheime Räthe und vornehme Ministros seines Vaters, seiner Brüder, und seines Ahnherrn, welche mit einem erbärmlichen Geschrei Carolum also angeredet: Siehe Carole, siehe, wir seynd in diesem Ort der Verdammnuß kommen und gerathen, theils wegen unsers Uebermuths und Hoffart, theils wegen unserer üblen Consilien, die wir unsern Königen geben, wodurch wir unsern und nit des gemeinen Wesens Nutzen gesucht. Nach allem diesem sah Carolus seinen eignen leiblichen Vater in einem Kessel mit siedheißem Wasser, von welchem er die Ursachen seiner
Der Lakei schmutzte hierüber, als hätt er bei einem Kirchtag-Breyn geschmarotzt, zeigte schier, als wär er einmal auf der hohen Schul gewest, wo die Ruthen im Kühlwasser gesteckt, dann er sagte ohne Scheu, wie daß die Predigten nit vor große Herren seynd, er habe auch vor diesem das Evangeli-Buch gelesen, aber gar wenig, ja nie gelesen, daß vornehme Herren sich hätten viel der Predigt geachtet, massen es der heil. Joannes selbsten bezeugt, pauperes evangelizantur, das Evangelium wird denen Armen geprediget. Mein, wer ist dabei gewesen, wie unser Herr die schöne Predigt gehabt von denen acht Seligkeiten? wer? Niemand anderer als der gemeine Mann, der Pöbel. Wer hat sich dazumal eingefunden, wie unser Herr im Schiffel gepredigt? wer? turba, gemeine Leute, Burger und Handwerker stunden auf dem Gestad. serve nequam! Wann die Predigten nur seynd vor den gemeinen Mann, so ist auch der Himmel nur vor den gemeinen Mann, dann Christus der Herr hat selbsten gesagt: Selig sind, die das Wort Gottes hören etc. Ich weiß aber gar wohl, mein Lakei, daß Magdalena keine Kässtecherinn oder Bauernweib gewesen, zumalen ihr die ganze Herrschaft Bethania zugehört. So war auch Joseph von Arimathäa kein Burger oder Kotzenmacher, item Nikodemus kein gemeiner Tagwerker oder Faßzieher, sondern diese und andere noch mehrere sehr gut von Adel, und gleichwohl waren sie eifrig bei der Predigt des Herrn, ja durch dieselbige zu größerer Frömmigkeit und Heiligkeit gelanget. Allein ihr Kerl hätte sollen sagen, mein Herr hat große und überhäufige Geschäfte, woran dem Land und Landesfürsten viel gelegen, die machen ihm ein Verhindernuß, sonst glaub ich, würde er keine Predigt so bald versäumen.
Mein Paschi, wer ist diese Dama? Es ist diese, und diese, von diesem Berg, von diesem Eck, von diesem Thal, von dieser Au etc. O ich kenne schon diese.orto jam
sole gewesen, weilen sie sich unterwegs lang haben aufgehalten, dann an dem Ort, allwo der Herr Jesus sein Gesicht eingedruckt in das Tuch Veronicä, an dem Ort, wo er wegen der schweren Kreuzeslast auf die Erden niedergefallen, an dem Ort, wo sie ihn an dem bittern Kreuzstamme angenagelt, ja an allen Orten, wo etwas merk- und denkwürdiges sich mit dem Heiland zugetragen, haben diese frommen Weiber, gottseligen Gemüther und andächtigen Frauenzimmer ihre langen Betrachtungen gemacht, ihre Andacht verrichtet und eifriges Gebet vollzogen, wodurch sie dann auch verdient haben, daß ihnen vor denen Männern der trostreiche Aviso von der Urständ Christi ist zukommen.
Drei Männer kehren auf eine Zeit bei dem Patriarchen Abraham ein, und nachdem sie von ihm sehr höflich und freigebig traktirt worden, haben sie ihm die gute neue Zeitung offenbaret, wie daß seine liebste Frau Gemahlinn werde mit einem männlichen Erben gesegnet werden. Die Sara stund hinter der Thür, denn dazumal ließen sich die Weiber vor den Männern nicht also sehen, und schmutzte zu solcher Zeitung, sprechend: sollt ich, nachdem ich alt worden, und mein Herr auch betagt ist, noch einmal der Lust pfle
gen? sollt ich in der Wahrheit gebären, da ich nunmehr ein altes Weib bin? O meine Sara, meine goldene Sara, deines Gleichen
Lebens-, lobens- und liebenswerth, sagte der Prediger mehrmalen, seynd die Weiber, dann sie öfters eine Ursach, daß die Männer werden Kinder der Seligkeit, die sonsten den geraden Weg wären zum Teufel gefahren. Ein mancher grober Eselius schimpft sein Weib, und pflegt sie zu binden am Fest Simonis und Judä, als wäre sie und seye sie eine Simahn. Ein solcher grober Knospus soll Gott danken, wann sein liebes Weib ein Siemahn ist, wann sie ihn mit ihren heilsamen Ermahnungen vom Bösen abhält, und zu allem Guten lenkt und wendt. Sie mahn ihn dann nur steif, daß er die Wirthshäuser meide, worin das Gewissen samt dem Beutel schlecht wirthschaftet. Sie mahn ihn, daß er von dem gewöhnlichen Schwören und Gotteslästern abstehe, indem ihm der Allmächtige die Zung erschaffen, Gott zu loben und nit zu beleidigen. Sie mahn ihn, daß er nach ungerechtem Gewinn und vortheilhaftigen Handlungen nit strebe, zumalen ein ungerechter Pfenning auch einen gerechten Groschen frißt. Hätte Pilatus seiner Frau gefolgt, wie sie ein Siemahn war, so thäte er anjetzo nicht in dem höllischen Rachen sitzen. Dann wie dieser auf dem Gerichtstuhl gesessen, an dem Ort, so Lithostratos genannt war, und bereits damals von dem Volk, und sonderlich von denen hohen Priestern ganz ungestüm wurde angehalten, damit er, vermög seiner hohen Amtsverwaltung, solle Jesum zum Tod verurtheilen; gleich schickte seine Frau Gemahlinn einen Pagi zu ihm, und zwar nach Aussag Simonis Jesu von Nazareth, dann sie wegen seiner die ganze Nacht hindurch einen wunderlichen Traum und Gesicht gehabt. Obschon einige der Meinung und Aussag sind, als hätte solchen Traum der böse Feind verursacht, der durch ein Weib den Tod Christi, und folgsam die Erlösung des menschlichen Geschlechts zu verhindern suchte, so wird von den meisten heiligen Vätern, bevorab von allen griechischen Lehrern, obbenannte Frau über alle Massen gelobt, die es auch mit gründlichen Beweisungen behaupten, daß erstgedachter Traum nicht vom Teufel hergerührt, als der nicht wußte, daß Christus wahrer Gott und Mensch seye, und durch seinen Tod die Welt erlöset werde, dann sonsten hätte dieser leidige Satan die Hebräer nicht zu solchem Haß und Verfolgung Christi angespornet, sondern solcher Traum seye von Gott, vom Himmel, von ihrem eigenen Schutzengel herkommen, wie solches leicht von dem heiligen Wandel, den sie nachgehends geführt, abzunehmen, massen sie in die Zahl der Heiligen gesetzt, und Klaudia Prokula genannt, wie dann von ihr auch der heilige Paulus in einer Epistel zu dem Timotheum c. 4. Meldung thut. Wann nun Pilatus der heilsamen Ermahnung seiner Frau hätte gefolgt, so wäre er anjetzo und auf ewig nit so unglückselig. Wer hat den Propheten Balaam ermahnet? Wer hat gemacht, daß er nit um das zeitliche und ewige Leben kommen? Wer? sag an? Wer? nit der, wer? nit der, sondern die, die Eselin, welcher mula und mulier seynd fast eines Namens, wie viel tausend Männer seynd durch der Weiber gute Ermahnungen zu Gott kommen, zum rechten Glauben, kommen, ja ganze Länder und Reich seynd durch sie bekehrt worden, wie solches in allen Chroniken sattsam zu finden ist: mit einem Wort, lebens-, liebens- und lobenswerth seynd die Weiber, wann nur, sagte der Nachtreter Dionisi, ihre verdammte Hoffart nit wäre.
Weil der große Mann Gottes Moses auf dem Berg mit dem Allmächtigen geredet, und große Geschäfte traktirt, unterdessen begehrte das übermüthige Volk von dem Aaron, er solle ihnen einen andern Gott stellen, Aaron sagt alsbald den Männern, sie sollen die goldenen Ohrenring ihrer Weiber herbeibringen, er woll ihnen einen Gott daraus gießen, der ihnen gewiß nit mißfallen werde. Mein hoher Priester Aaron, dieß ist gar ein nieders Koncept, so willst du dann auch mithelfen und mitwirken, daß die Jsraeliten die Götzen anbeten und verehren? Aaron hat mit allem Fleiß befohlen, die Weiber sollen ihre goldene Ohrenring herbeibringen, denn er gedachte, daß die Weiber in Ewigkeit dies nicht thun würden und ehender ohne Gott bleiben, als ohne Geschmink.
Ablativum muß brauchen in des Kaisers Beutel. Nur schöne Kleider, wann man auch derenthalben dem Mann soll ein lateinisch Ypsilon auf den Kopf malen. Nur schöne Kleider, wann man auch nur Kraut und Ruben wie die Schlosserbuben soll essen.
Moses und Aaron machten in dem Angesicht des egyptischen Königs Pharao große Wunderwerk, aber was sie gemacht, das thäten die egyptischen Zauberer nach; sie verkehrten eine Ruthe in eine Schlange, feceruntque similiter, das haben sie auch gemacht. Sie verkehrten die Schlangen wieder in eine Ruthe, feceruntque similiter, das haben sie wieder gemacht. Sie verkehrten alles Wasser in Egypten in lauter Blut, feceruntque similiter, das thäten sie auch nach. Vergebt mir ihr Weiber, aber nicht mit Gift, ich nenne euch nit alle Zauberinn, das sey fern von mir, aber die meisten aus euch folgen den egyptischen Zauberern, dann durch eure verdammte Hoffart thut ihr auch alles nach, bringt nur Eine eine neue Modi auf die Bahn, so thun es die Anderen alle nach, trägt Eine einen neuen Zeug, so trägt ihn die Andere auch, und bedeckt ihre Mistkrippen mit Zier? Wann ihr es mir schon nit bekennet, so sagt es doch der böse Feind, als welcher das Wort Zier zuruck lieset, und nichts anders heraus bringet, als Reiz; darum, darum zieret ihr euren Kothsack, euren Sautrog, euren Kuttelmantel, euere Luderbrut, euere Gestankmühl, euere Muffhütten, euer Wustgewölb, damit ihr alle sollt und wollt zu euer Lieb reizen.
Sagt her, welcher Moditeufel hat die hohen Hauben aufgebracht? Der Obrist Lucifer ist derenthalben gar übel zufrieden, dann er mit großen Unkosten hat die Höllpforte müssen höher bauen, weil ihr euch nie bucket, außer euer Galan macht euch tiefe Complemente. Im alten Testament hat Gott der Herr seinem Volk die Widhopfen verboten, wie Levitici am 11. zu lesen, also ist gar leicht zu vermuthen, daß ihr mit eurer dermaligen Widhopfen-Tracht Gott dem Herrn und seinen göttlichen Augen auch werdet missfallen. Anno 1583 war zu Wien ein Mensch mit
Nicht wenig, sondern viel, nicht schlecht, sondern ziemlich, nit nur obenhin, sondern wohl umständig Himmel und Erde, der letzte Punk in der allgemeinen Erschaffung war das Weib, massen diese nach Erschaffung aller andern Kreaturen, das ist, zu allerletzt aus der Rippe formirt worden; wann nun in Formirung des runden Zirkels der letzte und erste Punkt zusammen kommen, so folgt dann recht, daß das Weib als letztes Geschöpf zu dem ersten Geschöpf, benanntlich dem Himmel, komme.
Der gelehrte Ruiz ist der Meinung und Aussag, daß mehrere Weibspersonen in Himmel kommen, als Männer, dann es ohne allen Zweifel ist, daß die Weiber dem heiligen Gebet, der geistreichen Andacht, weit mehr seynd zugethan, als die Männer; es wird mancher Limelius eine ganze Woche keine heilige Meß hören, da unterdessen die arme Haut in aller Frühe zu dem ersten Gottesdienst eilet. Mehr hat das Weib keine so große Gelegenheit zu sündigen, als der Mann, die wenige Ungeduld in Erziehung der Kinder, das Officio schicket, wie der Bock zum Gärtner etc.; oder treibt Kauf- und Handelschaft, gibt falsche Waar vor gutes Geld, betheuert's mit hundert tausend Sakrament, mit zwölf tausend Teufel, mit acht tausend Donner, mit sechzehen tausend Hagel, mit sieben tausend Blitz. Item so ist der Männer sauberer Wandel nur allbekannt, als die in allen Wirthshäusern, in allen Spielhäusern, in allen Tanzhäusern, und gar oft in allen Huestenhäusern herum laufen, herum saufen, herum raufen, herum kaufen, herum schnaufen etc., da unterdessen die frommen Weiber zu Haus ihre Zeit mit den unschuldigen Kindern zubringen, oder etwann in nächster Kirchen ein Kerzl aufstecken, und ihr Gebet, so viel es die Hausgeschäfte zulassen, emsig verrichten. So wird man auch in allweg finden, daß die Weiber weit barmherziger seynd, als die Männer, welches vor allen andern Moses erfahren, den vorwahr kein Mann aus dem Wasser hat zogen, noch hätte zogen, weil es so scharf durch königlichen Befehl verboten, ungeacht aber alles dieß, auch mit der Gefahr ihres Lebens, hat solche Barmherzigkeit dem kleinen Kind ein Weib erwiesen. In Summa, man hätte kaum Federn genug, wann alle Tugenden und Hauptthaten der Weiber sollten schriftlich verfaßt werden, dahero sie nit wenig, sondern viel,
Das Himmelreich ist gleich, sagt unser Herr, einem Sauerteig, den ein Weib nahm, und verbarg ihn unter drei Sester Mehl; so gehen dann, mein Herr, so gehen dann die Weiber eigentlich mit dem Sauerteig um? Ja freilich, sie weit mehr, weit öfter als die Männer, der Sauerteig blähet auf, vermög seiner Eigenschaft; weit mehr, weit öfter gehen die Weiber mit aufgeblasenen Gedanken, mit aufgeblasenen Worten, und mit aufgeblasenem Leib um, als die Männer.
Ein adeliches Weib wird insgemein genennet eine Dama, und Dama als ein lateinisches Wort, heißt auf deutsch eine Gems, wer steigt höher als eine Gems? Wer will immerzu höher seyn als ein Weib? der Teufel hat ihnen unten und oben, das ist, bei Füßen und Kopf müssen zusetzen, damit sie nur höher seynd, bei den Füßen durch die hohen Schuh, beim Kopf durch die hohen Hauben.
Ein Weib tritt zu unserm Herrn mit zween erwachsenen Söhnen, reicht ihm eine Supplikation über, mit diesem Inhalt, daß sie es gern sähe, ja ihre größte Gnad wäre, wann er einen zur rechten, den andern zur linken Hand in seinem Reich stellte; dazumalen lebte noch ihr Mann der Zebedäus, wie kommts dann, daß dieser die zween Söhn nit vor unsern lieben Herrn geführt, es wäre weit manierlicher gewest? Es ist wohl zu glauben, daß sie, das
Matth. am 18. Kap. wird gelesen von einem Beamten eines Königs, der in seiner Rechnung gar übel bestanden, und weil er im Vermögen nicht hatte, daß er den Abgang dem König könnte gut machen und bezahlen, wessenthalben er befohlen, man soll diesen Offizier verkaufen, auch sein Weib und seine Kinder etc. Euer Majestät wollen mir's gnädigst vergeben; dieß scheint der Justiz und Gerechtigkeit nicht gemäß, was kann das Weib, die arme Haut, davor, daß ihr Mann so übel gehaust? was kann sie davor, daß er in seiner Rechnung nicht bestehet? Allhier bekomm ich die Antwort, daß solchem Weib kein Unrecht geschehe, massen sie die meiste Ursach, daß er in solche Schuldenlast gerathen, dann sie das Jahr hindurch zwölf neue Kleider hatte, zu Ehren der 12 Monate; so war ihr auch der Stand zu schlecht, mußte also den Adel kaufen, und hieß nicht mehr Anna Putzerinn, sondern Annieta Pontiana von Schneizenau etc. Item das zu Fuß gehen ist eine Post vor gemeine
Agisus, Herzog in Friaul, hat es erfahren Anno Sechshundert nach Christi Geburt, dessen Frau Gemahlin Romaddä die Zähne gewässert nach einer Kron, dahero ihr Contento zu erhalten, hat sie Cacannum, den hungerigen König, durch Brief und verborgene Gesandtschaften dahin vermögt, daß er mit einer namhaften Armee in Friaul gerückt, dem sie aber eidlich versprochen, daß er ohne Verlust eines Manns die Stadt solle behaupten, dafern er sie vor eine Ehe-Konsortin und königliche Gemahlinn wollte erkiesen. Cacannus verspricht, Cacannus kommt, Cacannus überwindet, Cacannus erlegt den Herzog, Cacannus freiet die Romadda, aber wie? auf ebnem Feld in dem Angesicht der gesamten Armee läßt er sie an einen großen hölzernen Pfahl anbinden, und folgsam lebendig verbrennen, mit dem höhnischen Vorwurf, auf ein solches Weib gehört ein solcher Mann. Das Feuer gehet noch hin, aber was sagt ihr stolzen Weiber zu dem ewigen Feuer, welches einmal euere Hoffart wird brennen, und nit verbrennen, weil es ewig währet; ewig, ewig, schreibt diese Wort auf einen Zettel, und steckt's auf eueren hohen Raigerbusch; ewig, ewig, Jesu und Mariä! O Hoffart der menschlichen Erdwürm!
Der Prediger, mein lieber Lackei, machte es fürwahr sehr eifrig und scharf, dahero ich der gänzlichen Meinung, wann euere gnädige Frau wär in der Predigt gewesen, daß sie hierdurch wäre bewegt worden, und ihre dem Ansehen nach sehr große Pracht und Hoffart abgelegt, weil eine Kirche und Gottes-Haus weit anderst beschaffen, als die Arche Noe, dann alle die Thier, so in selbige eingetreten, seynd wieder also heraus gangen, ein Wolf hinein, ein Wolf heraus, ein Ochs hinein, ein Ochs heraus, ein Esel hinein, kein Doktor, sondern wieder ein Esel heraus etc. Aber mit der Kirche und Gotteshaus hat es mehrmal eine weit andere Beschaffenheit, dann gar oft ein geiler Bock hinein gehet, und wird durch die Predigt bekehrt, daß er als ein unschuldiges Lämmlein heraus kommt. Gar oft ein stolzer Pfau hinein prangt, und wird von der Kanzel bewegt, daß er als eine weiße Taube heraus kommt etc. Also wann eure gnädige Frau wär in der Kirche gewesen, und hätte die Predigt gehört, ist gar wohl zu glauben, daß sie wär in ihr Gewissen gangen, und der Welt Eitelkeit abgesagt, massen solches schon öfter geschehen. Dann wie der heilige Joannes Capistranus zu Regensburg so scharf geprediget wider das Spielen und Hoffart der Kleider, so seynd nach vollend'ter Predigt die Spieler
O mein Pater, sagt hierüber der Lackei, meine gnädige Frau die acht sich der Predigten nit viel, und wann sie doch ein und das andertmal zu einer kommt, so pflegt sie die meiste Zeit darunter, mit der benachbarten Gesellschaft zu schwätzen, oder sie legt dem guten Prediger seine Wort und Lehr also aus, daß er in der folgenden Abendgesellschaft die meiste Unterhaltung muß geben. Mein lieber Lackei, glaube mir, daß zwar die Ohren eurer gnädigen Frau auswendig mit schönen orientalischen Perlen und Gehäng prangen, aber einwendig der höllische Bär mit einem großen Anhang wohne, welcher der armseligen Kreatur an den apostolischen Predigten einen solchen Grausen und Eckel macht.
Ein Medikus kommt zu dem Kranken, dem das langwierige Fieber die Leibskräfte schon ziemlich abgezehrt, dem die Puls nicht viel stärker lauft, als der Prater am Aschermittwoch, dem die Augen in dem ausgeselchten Angesicht stecken, wie ein paar Muschel in einer Krotta, dem die Nase spitzfindig wird, unangesehen der Verstand schon abnimmt, dem der Athem gehet, wie ein geladener Wagen im Hohlweg. In Summa, alle diese Zustände und Umstände gefallen dem Medico nit, wann man ihm aber über alles dieß noch sagt, daß der Kranke das Gehör verliere, da schüttelt der Doktor den Kopf, a Dio, spricht er, mit dem Leben ist es aus. Hipocrat. Aphoris.
lib. 4. in febre non intermittente, si non audiat aeger, jam debilis existens, propinqua mors est.
Ein hitziges Fieber ist die Geilheit, ein Gallfieber ist Zorn und Rachgier, ein viertägliches Fieber ist der Geiz, ein dreitägliches Fieber ist die Hoffart etc. Alle diese und noch andere seynd sehr gefährliche Zuständ vor die Seel, gleichwohl seynd sie noch zu kuriren, wann man mögliche Mittel anwendet, so aber einem dergleichen Patienten das Gehör verfallet, so er in Anhörung des Wortes Gottes einen Grausen empfindet, so er die Predigt nit gern höret; o Dio, sprich ich, mit dem Leben ist es aus, und zwar mit dem ewigen Leben, dann meine Schäfel hören meine Stimm, spricht unser Herr bei Joanne 10. c. Der dann die Predigt, welche eine Stimm Christi, nit gern höret, ist kein Schäfel des Herrn, sondern wird einmal am jüngsten Tag gestellt unter die verdammten Böck zur linken Hand.
Schuldiger Diener, Herr Doktor, woher? Sie seynd gewiß bei der Predigt gewesen, weil ich sie allhier nit weit von der Kirche antriff; das nit, gab er mir die Antwort, das nit, dann meine Geschäfte lassen es nit zu, gestern Abends habe ich mit meinem Collega gelabetet bis um halbe eilf Uhr, heut bin ich erst um achte aufgestanden, und also gleich als ein Jägermeß gehöret, anjetzo wische ich über meine Schriften, Nachmittag setzt es doch wieder etwas ab etc. Ich achte mich der Predigt nit viel, ich hab deren nur gar zu viel von meinem Weib zu Haus, a Dio, servitor Pater. Als wir uns dergestalten von einander procedere. Gar viel stehen freimüthig von dem Rechtführen ab, sagte der Prediger, weil so viel Unkosten aufgehen, damit sie nicht gar hierdurch zum Bettelstab gerathen. Lazarus lag 4 Tag im Grab, Lazarus steckt 4 Tag im Grab, bis ihn endlich Christus erweckt etc.; 4 Tag gehen hin, aber mein Recht, sagt mancher, bleibt schon liegen nit nur 4 Tag, nit nur 4 Wochen, nit nur 4 Monat, sondern schon 4 Jahr, 4 ganze Jahr steckt es schon, foetet, das kann ja keinem wohl schmecken, unter der Zeit lauft die Bestallung des Advokatens gleichwohl fort, unter der Zeit muß ich immer dem Doktor spendiren, sein Schreiber, der bis an den Hals gestudirte Maulaff, will auch beschenkt werden. Gott, wann nur einmal dieser Lazarus erweckt würde? Mein lieber Mensch, du mußt glauben, daß der Doktor an dir eine gute Melkkuh hat, du mußt wissen, daß des Advokaten sein Beutel mit dem deinigen in nahender Verwandtschaft ist; ja gar Bruder, du muß gedenken, wann du schon gern von ihm los wärest, daß er herentgegen von dir nit gern los wäre (zwar los ist er genug), brauchest du ihn nit, so braucht er dich, daß er dein Recht so langsam zu einem gewünschten End bringt; er wills nit über das Knie abbrechen, damit fein der Handel Langsam wächst ihm sein Interesse, aber ist das recht? ein Recht führt er wohl, aber nit recht, dann was er in vier Wochen hätte können zu einem Ausgang bringen, und selbiges erst in 4 Jahren vollendet, so ist unterdessen deine Ausgab sein Diebstahl, wann es durch seine Bosheit oder Fahrläßigkeit also prolongirt worden.
Jener Feigenbaum ist durch des Herrn Malediction völlig verdorben, es ist ihm recht geschehen, warum hat er dem Heiland nit einige Frucht gespendirt. Aber ich, sagt mancher, hab meinem Advokaten etlich Jahr her so viel gespendirt, ich wollt, daß ihn etc., und bin letztlich gleichwohl verdorben, dann mein Gegentheil mir das Recht abgewonnen. Schneidewinus ist ein rechter und wackerer Jurist, aber mein Advokat heißt Schneidofftius; dann er mir je und allweg aufgeschnitten, daß er wolle den Handel gewinnen, ich hab eine gerechte Sach etc., unterdessen hat er mir den Beutel geschrepft, das ist ja nicht recht. Schragius ist ein stattlicher Jurist, aber mein Advokat hat manchem schon das Recht so lang hinausgeführt, bis er auf dem Schragen gelegen, ich glaub und fürchte, es werde mir nicht um ein Haar besser gehen, dann ich merke, seine Aktiones richten sich nach dem alten Kalender. Schilterus ist ein trefflicher Jurist, aber mein Advokat heißt Schiltallzeit, der hat schon manchem Teufel ein Ohr abgeschworen, er wolle inner der und der Zeit die Sach zum End bringen, es ist aber sein Kram nie eine Waare. Sprengerus
Allhier werden keineswegs verstanden diejenigen frommen und gewissenhaften Advokaten, die nicht allein justinianisch, sondern auch just seynd, sagte der Prediger, setzte auch hinzu einige Geschicht, worin sich die bösen und gottlosen Advokaten spieglen können. liberos, als libros zu Haus hatten, wessenthalben er sie von ihren Renten und Gütern verstoßen, und in gebührende Straf gezogen, welches Verfahren Gott selbst, und zwar durch ein Wunderwerk gut geheißen und bestätiget. Nach vieler Zeit wollten die Erben besagter Domherrn ein Recht führen mit Dunstano, und haben hierzu einen gewissenlosen Advokaten erkiesen, der auch, so man es ihm bezahlt hätte, wider das Vater unser einen Prozeß geführet, dieser schlimme Gesell, unangesehen, daß er wußte, daß auch das gefällte Urtheil Dunstani vom Himmel approbirt worden, brachte gleichwohl aus geldgierigem Gemüth seine lange, breite, dicke, tiefe Klagred vor, als hätte Dunstanus nit Fug und Recht gehabt, obberührte Domherrn ihres üblen Verhaltens halber von ihren Einkünften zu verstoßen; worauf der heilige Mann ganz freundlich geantwortet, wie daß er schon alt sey, und deßwegen Ruhe halber auf Erden kein Recht mehr, absonderlich mit einem solchen Advokaten, wie er ist, führen wolle, lasse demnach es alles Gott über, der sich der gerechten Sach wird annehmen. Kaum daß solches der heilige Erzbischof ausgeredet, da ist alsobald derjenige Theil des Hauses, allwo der Advokat mit seiner Partei gestanden, mit erschrecklichem Krachen eingefallen, und alle jämmerlich zerquetscht, da hingegen Dunstanus mit den Seinigen unverletzt geblieben. Ihr Advokaten, lasset euch dieß eine Lehr seyn etc. Ei Gott! sagten die zwei Burger,
Christus der Herr war je und allemal die Sanftmuth selbsten, ja wann ihm der Himmel nit hätte den süßesten Namen Jesus geschöpft, so glaube ich, wäre er Lambert genennet worden, zumalen ihn Joannes der Täufer also getauft, ecce Agnus Dei, siehe das wahre Lamm Gottes; Christus voller Sanftmuth die drei und dreißig Jahr auf Erden, gleichwohl ein und das andere Mal hat er einen Ernst gezeigt, und gleichsam heiligen Zorn, unter andern dazumal, wie er mit entrüstetem Gesicht den Peter einen Teufel genennet hat, vade retro me Sathana, weich hinter mich Satan. Aber saget her, soll dann Petrus einmal das Amt und die Stell eines Teufels vertreten haben? wann er einmal diesen Namen verdienet hat, war es dazumal, wie er zwar gutmeinend dem Malcho das Ohr abgehauet, dann meistens der Teufel nur auf die Ohren des Menschen gehet, er sieht, er sucht, er sendt, er sinnt nur, wie er den menschlichen Ohren eines versetzen kann, damit sie das Wort Gottes und die Predigt nit anhören, dann ihm gar zu wohl bewußt ist, daß ihm niemand mehr Seelen aus den Klauen reißt, als ein Prediger.
Moses hat nur einmal aus einem harten Felsen mit seiner Wunderruthe Wasser heraus gelockt, aber ein eiferiger und ein apostolischer Prediger wiederholet solches Wunder öfter, indem er einem manchen großen Sünder die Bußzeher aus den Augen treibt, wie dergleichen anziehet Speculum Exemplorum, daß nemlich einer gewest, der lange Zeit einen lasterhaften
Pelagia war eine öffentliche Sünderinn zu Antiochia, ein Gräuel und Verführerinn der Jugend, ein Wust aller erdenklichen Laster, eine Vertilgerinn aller Ehrbarkeit, mit einem Wort, ein Original der Unzucht, und die Venus selbst; sobald sie aber einsmalen die eiferige Predigt des heil. Bischofs Nonni angehört, ist sie hierdurch also bewegt worden, daß sie von Stund an den strengen Bußwandel angetreten,
Hans Obermayr, Gregor Untermayr, Lenz Mittermayr, drei wohlgesessene Bauren, die können nicht genug loben die Predigt, so ihr Herr Pfarrherr gethan, bedauern anbei nichts mehrers, als daß ihr Herr Pfleger nit dabei ist gewesen, weil er daraus hätte lernen können, wie man mit den armen Unterthanen und arbeitsamen Bauernvolk soll umgehen. Die Predigt richtete er nach den Worten unsers Herrn, Joan. 15. c. Pater meus agricola est etc., er lobte über alle Massen den Baurenstand, wie lustig derselbige sey, wann man nur mit den armen Leuten menschlich umgehet. Wohl recht hat jener gesagt oder gesungen:
Der ammonitische König Hanon hat die Knecht des Davids wohl spöttlich traktirt, wie es die hl. Schrift umständig erzählet, derowegen nahm Hanon die Knecht des Davids, und schor ihnen den Bart halb ab, und schnitt ihre Kleider halb ab, bis auf die Lenden, und ließ sie hingehen etc., das war ein schändliches Verfahren mit den guten Leuten, aber leider gibt es bisweilen Pfleger und Verwalter, welche die armen Bauren nit nur halb barbieren, wie diesen Leuten begegnet, sondern ganz und gar scheren und schinden, wie werden solche einstmals dem göttlichen Richter können Rechenschaft geben, von denen schon längst der Prophet David ausgesprochen: »qui devorant plebem meam, sicut escam panis, es seynd diese solche unmenschliche Leut, die den armen Unterthanen verschlucken und verzehren, wie ein hungeriger Bettler ein Stückl Brod.« Adam war der erste Verwalter im Paradeis, sein Kleid und der Frau Eva als Verwalterinn Kleid war ein Schaf-Fell, aber der
Von dem König Nabuchodonosor ist bekannt, laut heil. Schrift, daß er in ein wildes Thier sey verkehrt worden, und also wie Ochs habe müssen Gras essen. Man wird fast an manchen Ort dergleichen antreffen, daß durch der Pfleger harte Tyrannei der Unterthan gleichsam wie ein wildes und vernunftloses Thier gehalten wird, auch bisweilen seine Noth schon so groß, daß weder er, weder Weib und Kinder, ein Stückl Brod zu Haus, und findet man endlich ein Brod in seiner baufälligen Rauchstuben, so ist dasselbe der schwarzen Erd nicht ungleich, da unterdessen ihr Streng Herr Verwalter im Wohlleben brauset, der Unterthan aber als ein armer Lazarus schier vor Hunger stirbt etc. Dergleichen mehr haben diese drei Bauren erzählt, auch sich anbei beklagt, daß ihnen die ganze Predigt nit mehr in dem Gedächtnuß sey, es sey nur immer Schad, daß der Herr Verwalter nit dabei gewesen, vielleicht wäre er in sich selbsten gangen. Es war aber der Kastenschreiber dazumal in der Kirchen, welcher noch denselben Tag dem Herrn Verwalter solche Predigt ganz wiederholt, worüber er sich dermassen erzürnet, in Erwägung, als wäre hierdurch seine Hoheit beschimpft, daß er in alle erdenklichen Schmachreden ausgebrochen: was, sagte er, der Pfaff ist selbst nichts nutz, der mord etc. Was er mir? schaue er in das erste Buch, in das erste Kapitel der heil. Schrift, da wird er antreffen, nachdem der Allmächtige die Welt, und Alles, was in der Welt erschaffen, finden wird er, daß dazumalen der Spiritus Domini ferebatur super aquas, und ist die Ursach dessen gewesen, weil Gott der Herr hat vorgesehen, daß künftiger Zeit das Wasser solle abwaschen, und die Menschen reinigen von der Erbsünd in der hl. Tauf, als wollte er, daß selbiges zuvor mit dem Geist Gottes versehen würde. Will nun ein Prediger durch das Wort Gottes die Menschen von Sünd und Lastern reinigen, so ist vonnöthen, daß auch der Geist Gottes bei ihm sey, es ist vonnöthen, daß er in allweg einen geistreichen Wandel führe, und was, soll mich mein Pfarrherr, sagt der Verwalter, vieler Defekt und Mängel beschuldigen, der selbsten nichts nutz, ja wohl geistreich; unser Herr hat in der Wüste 40 Tag gefastet, nachmals erst das Predigtamt angetreten, der Pfaff hat fast alle Tag einen Rausch, und will noch über andere schmähen? Gemach, gemach, Herr Pflegel, ein Prediger muß die Wahrheit reden ohne Scheu. Ihr seyd ja nit mehr als der Kaiser Valens, und gleichwohl hat ihn der hl. Basilius nit verschont. Ihr seyd nit adelicher als die Kaiserinn Eudoxia, und dannoch ist wider sie aufgestanden der hl. Joannes Chrysostomus. Ihr seyd nit höher als der Kaiser Konstantinus, und gleichwohl hat ihn nit verschonet der hl. Hilarius. Ihr seyd ja nit vornehmer als der Kaiser Theodosius, und dannoch hat ihn gestraft der hl. Ambrosius. Ihr seyd ja nit besser als der König Theodorikus in Frankreich, und gleichwohl hat ihm die Wahrheit geprediget der hl. Bernardinus Senensis. Ihr seyd ja nit herrlicher als ein Ezelinus in Welschland, und gleichwohl hat ihm seine Unthaten
Guten Morgen, meine Frau Wirthin, bei der Frau geht es schon lustig her, dann ich höre schon einige Gäst Vormittag in der Frau ihrem Haus, was wird erst Nachmittag geschehen? Ja, sagt sie, es seynd etliche Burger, denen der Wermuth gar wohl schmeckt, wie ich dann etliche Bekannte erblickt: Ho, ho, sprach ich, Gürtler Hans, was thut man Vormittag im Wirthshaus? Meister Theobald, wie so eifrig bei der Kandel, Herr Pürzinger, warum findet man die Leut allhier? Habts eine heilige Meß gehört? Was dann bei den PP. Kapuzinern, habts auch eine Predigt gehört, weil heut ein Feiertag? Das nit, etwann werdet ihr die nachmittägige Predigt hören? das gar nit, Nachmittag kommen wir wegen des Handwerks zusammen, und wann auch dies nit wäre, so spielen wir ohne das ein Jausen aus. O meine lieben Leut, wie, und was großen Schaden euch die Verabsäumung des Wort Gottes verursache, hätte ich Jahr und Tag zu erzählen, allem Ansehen nach seyd ihr heut acht Tag auch nit in der Predigt gewesen. O
Nichts schädlichers kann einem Haus widerfahren, als wann Gott von demselben weichet, denn Gottes Abwesenheit ist alles Unglücks Gegenwart. Auf dem Berg Thabor, wo der Herr Jesus seine Glori denen Dreien ganz treu gezeigt hat, ist eine große Furcht entstanden, timuerunt valde, aber warum eine Furcht? dörft euch gar nit fürchten meine Apostlen, dann alles, was ihr sehet, ist eine Glori, und zwar keine irdische, welche meistens wurmstichig, sondern eine himmlische. Was ihr höret ist eine himmliche Stimm, und zwar die Stimm Gott des Vaters, und nit das Wort eines Menschen, das öfters ungewichtig ist. Was um euch ist eine helle und klare Wolken, so über Silber und Gold glitzt und glanzt, schimmert und scheint, habt also nit Ursach zu fürchten, timuerunt valde, gleichwohl war ihnen nit wohl bei der Sach, und der Schrecken nit klein dazumal, dann wie sie die Wolken umgeben, da haben sie unsern lieben Herrn nit mehr gesehen, und folgsam der Meinung, als hätten sie ihn verloren, und das jagte ihnen eine solche Furcht und Schrecken ein, dann sie wußten wohl, wo Gott abweichet, da weichet alles Glück und Segen ab, wo Gott nit ist, da ist alles Uebel, wo Gott den Ruthen zeigt, da weiset der Teufel das Angesicht.
Martha zu Bethania hat es wohl in keiner Kuchel-Rhetorika gelernet, wie sie schön, so weislich, so heilig geredet hat, benanntlichen Domine etc. Herr! sagte sie zu dem Heiland, mein Herr, wann du wärest
Denen dreien weisen Königen aus Orient, welche dem neugebornen Messiä zu opfern aus Arabia gar nach Bethlehem gereißt seynd, ist der Stern ihr größtes Glück gewesen, welcher ihnen als ein himmlischer Wegweiser ist zugegeben worden, dann durch diesen seynd sie zu Gott und zu dem wahren Glauben gelanget, dann nach der glorreichen Himmelfahrt Christi des Herrn hat sie der hl. Apostel Thomas getauft, in dem wahren Glauben vollkommen unterrichtet, auch zu Priester und Bischof geweihet, welche dann in ihrem Vaterland sehr großen Seelen-Nutzen geschafft, unzählbar viel zu dem wahren Glauben und Licht gebracht, endlich alle drei in der königlichen Stadt di Seve gestorben, und zwar der Melchior im hundert und sechzehnten Jahr seines Alters den 6. Januarii. Der Kaspar im hundert und neunten Jahr den 1. Januarii. Der Balthasar im hundert und zwölften Jahr den 11. Januarii, und also in Einem Monat, ob zwar nit an Einem Tag, doch aber eines gleichen Tods gestorben, massen sie alle drei nach der königlichen Stadt di Sevi verreißt, allda die Festiviter der Geburt Jesu Christi zu celebriren, woselbst sie alle drei, nach gehaltenem hl. Meßamt, ihren seligen Geist aufgeben, welche auch allda begraben, nachmals aber von der hl. Helena nach Konstantinopel in den Tempel Sophiä gebracht, von dannen nach Mailand in die Kirche Eustorgii, endlich Anno 1164. von dem Kaiser Frideriko Barbarossa nach Köln überschickt worden, ad propo zu einer kleinen Nachricht. Nun ihr heilige und glorreiche Weisen aus Orient habt all euer Glück dem Stern zuzumessen, der euch nach Bethlehem geführt hat, aber sagt her, wo ist der Stern gestanden? wo? ubi erat puer? wo das göttliche Kind war, ober dem Stall, wo halt Gott war, dort war auch der Stern. Habt ihrs Burger recht vernommen? wo Gott ist, da ist auch der Stern, dort ist Glück und Stern, aber in eines manchen Burgers Haus ist Gott nit, dessentwegen auch kein Glück und Stern, dann wie kann alldorten Gott seyn, wo alles wegen des steten Fluchen und Schwören und Uebelwünschen des Teufels ist. Höre nur einer zuweilen, wie es in dem Haus dieß und jenen Burgers hergehet. Heißt es nit oft, das Haus ist des Teufels, es kost mich schon so viel, daß ich um das Geld, so ich hin und her verflickt, hätte können ein neues bauen. Die Stuben ist des Teufels, sie ist ja so finster, daß ich noch bald um Mittag muß ein Licht brennen. Die Kammer ist des Teufels, sie ist so feucht, daß einem alle Kleider darinnen verderben. Die Kuchel ist des Teufels, sie raucht ja, daß allen in dem Haus die Augen wollen den Dienst aufsagen. Der Kasten ist des Teufels, ich muß fast allemal drei Finger anwehren, bis ich ihn kann aufmachen. Der Tisch ist des Teufels, er wacklet und wanket, wie ein krummer Bettler am Kirchtag. Das Messer ist des Teufels, wann ich es alle Tag schleife, so kann ich gleichwohl keinen Haberbrei mit schneiden.
Wie manchen hat solches Fluchen in das größte Verderben gebracht! Zu Rom, unweit bei St. Georg in Velabro hat sich zugetragen, daß etliche Weiber gewaschen, hierunter eine gewesen, die der andern ein Hemd entzogen, und weilen aus gewissen Beweisthumen der Argwohn und Inzücht auf sie ergangen, damit sie solche üble Meinung von ihr möchte schieben, hat sie angefangen, nach böser Gewohnheit, zu fluchen, und ihr selbst übel zu wünschen, sprechend, des Teufels bin ich, und die Erd soll mich lebendig verschlucken, wann ich diese Sach entfremdt habe; kaum ist solcher gottlose Wunsch ergangen, ist alsobalden die göttliche Verhängnuß über sie kommen, die Erd sich unter ihr aufgesperrt, und solche in Gegenwart vieler
Anno 1598 hat Armuth halber eine ehrliche Frau von Rom sich hinweg begeben, und nach Talicot gereiset, daselbsten ihr Stückel Brod zu gewinnen mit Nähen, und Stricken, und Sticken, und allerlei dergleichen Arbeit, wie dann auch etliche junge Mädel von ihr in diesen Dingen unterrichtet worden, unter denen eine sich eingefunden, welche der anderten ein gar schönes Messer entfremdet, und weilen auch sie dieses Diebstahls beschuldiget worden, also ist sie ebenmäßig, allen Argwohn zu nehmen, in diese Wort ausgebrochen: des Teufels bin ich, und wollte, daß ich stockblind würde, wann ich dieß gethan; dieß hat nit lang hernach seinen Ausgang genommen, dann 2 Tag hernach ist ihr das eine Aug von freien Stücken völlig ausgeronnen.
Ein Soldat, sonsten de Burgo genannt, wollte gar nit glauben, daß Franciscus von Assis so heilig sey, und daß er so große Wunderwerk thue, dahero er einst gesagt: des Teufels bin ich heut, und verlang den heutigen Tag nit auszuleben, wann er heilig ist. O freche Zung! denselben Tag noch ist er von seinen nächsten Befreundten entleibt worden.
Unzahlbar viel dergleichen Begebenheiten könnten beigebracht werden, wann auch der gütigste Gott nit gleich verhängt über den Menschen, so läßt er doch mehrmalen dem bösen Feind die Gewalt über das, was zugehörig dem Menschen, dahero sich nit zu verwundern, wann weder Glück noch Stern im Haus, weder Benediction und Segen in der Haushaltung,
Herr Ferdinand Relfel, (lese dieß zuruck) ich weiß, daß der Herr ein wackerer Student ist, mein wie hat dem Herrn die heutige Predigt gefallen? der Teufel hol mich, sagt er, ich hab nit aufgemerkt, ich hab die ganze Zeit geredet mit der und der, sonsten gibts auch keine Gelegenheit etc. Das hab ich mir wohl eingebildet, dann ich kenne der Studenten ihre Eigenschaft. Vorwahr, derjenige ist kein Student gewesen, welchem unser lieber Herr, als er von denen Gränzen Tiri gangen, durch Sion an das galiläische Meer, mitten in die Grenzen der zehen Städt mit
In der Insel Gilon an den moluchischen Grenzen haben die Menschen so große Ohren, daß sie sich damit, als wie mit einem Mantel bedecken, ja wann sie liegen, so dient ihnen ein Ohrwäschel anstatt des Unterbetts, und das anderte anstatt der Hüll oder Oberbett. Wann auch die Studenten bisweilen noch größere Ohren hätten, so thäten sie gleichwohl nichts hören, forderist in der Predigt. Ach Gott, Herr Ferdinand, der Herr hätt sollen die heutige Predigt mit Aufmerksamkeit gehört haben, dann sie ist meistens die Studenten und jungen Leut angangen, fast alles war von der Vokation und Beruf des Menschen, wie Gott der Herr denselben so wunderbarlich zu dem geistlichen Stand berufet, und wie schwer es sey, solchem Veruf nie nachzukommen.
Wie der Heiland Jesus mit seinen Jüngern samt einem großen Volk zu der Stadt Nain kommen, und bereits nit weit von dem Stadtthor gewesen, da hat man ihm entgegen eine Todtenleich heraus getragen, welche die Leut in großer Menge begleitet haben. Ach was hörte man nit vor Klagen und Wehklagen, es scheinte, als wollten die Weiber alle zu Wasser werden, forderist die Frau Mutter, die eine reiche und sehr wohlhabende Wittib, und dieser Todte war ihr einiger Sohn, der durch viel deposchirn, vagirn, galanisirn, traktirn, spaziern, bravirn, schmausirn Jüngling, ich sage dir, stehe auf!« worauf alsobalden der Jüngling sich aufgerichtet und angefangen zu reden. Ist dieser Jüngling ein Student gewest, oder kein Student gewest, liegt mir nit viel daran, aber gleichwohl hat er tausend Lob verdient, und gibt einen Spiegel ab, worin sich alle Studenten ersehen. Sobald ihm Gott zugesprochen, surge, stehe auf, alsobalden hat er Gehorsam geleistet, und ist aufgestanden. Percepisti hoc Domine Studiose? Hast du nit schon vor einer geraumen Zeit bei dir selbst betracht die Glückseligkeit des geistlichen Standes? Der heil. Romualdus hat es mehrmal offenherzig bekennet, daß er hundert ganze Jahr in der Religion ein strenges Leben geführt, in der Welt aber nur 20 Jahr frei und frechlich gelebet, so seynd ihm dannoch die hundert Jahr weit kürzer und lustiger vorkommen in dem Kloster, als die 20 Jahr in der Welt. Die heil. Joanna Ranka ließ sich oft hören, daß tausend Kronen, tausend Scepter, tausend Welt, und in der Welt Lustbarkeiten nit, gar nit zu vergleichen seynd den Freuden, so eine fromme Domine Studiose, das habt ihr schon längst betracht, und in Erwägung dessen ist euch um das Herz gewesen, wie denen 2 Jüngern nach Emaus, nonne cor nostrum ardens erat etc. Ihr habt euch ganz in diesen Stand verliebet. Wegen euers studentischen Wandels (auf deutsch liederlich) seyd ihr und lieget ihr auch todt dahin, wann schon nit am Leib, wenigst an der Seel, so weit übler. Nun hat euch der allmächtige Gott oft in die Ohren, oft in das Herz, gar oft in die Seel hinein gerufen, adolescens tibi dico, surge! Mein Jüngling, ich sag dirs, stehe auf, fang einen andern Lebenswandel an, tritt in diesen Orden, schenk mir die übrige Zeit deines Lebens, damit du auch gelangest zum ewigen Leben. Das ist euch ja oft eingefallen, Domine Studiose? ja sagt er, ja singt er, ja seufzt er, ja, gar oft, ich will auch in ein Kloster gehen, ich hab es schon gänzlich bei mir entschlossen, allein ich will gleichwohl noch eine Zeit hindurch die Welt genießen. O armseliger Mensch, verblendtes Gemüth! unglückselige Seel! wann dich ein großer König, ein großer Landsfürst soll zu sich rufen, würdest du nit mit aller Eil, mit aller Behändigkeit lausen und schnaufen, alles auf die Seite legen, cito, cito, citissime; und sollst du solches abschlagen deinem Gott, deinem Erschöpfer, deinem Erlöser, deinem Richter, deinem Seligmacher? Ich will, ich will, ich will, sagt ihr, das ist wild, es ist wild, es ist wild, sag ich, wer weiß, ob ihr noch acht Monat, acht Wochen, acht Tag, auch wohl acht Stund noch erlebet. Ich will, ich will, ich will, ich will, sagt ihr, dieß gilt nit viel, nit viel, nit viel, sag ich, werweiß, ob euch Gott noch einmal wird rufen? ich zweifle dran, dahero verweilet nit, nit verlängert, versaumet nit eure Vokation, eurem Beruf nachzukommen, cito, cito! Unser lieber Herr rief einstmals den 2 Brüdern, dem Peter und dem Andre, so gleich dazumalen mit Fischen beschäftiget, sie sollen ihm nachfolgen, sie aber verließen alsobalden ihre Netz, und folgten ihm nach. Alsobald, sie seynd gar nicht nach Haus gangen, und von ihren Freunden Urlaub genommen, wie dann zu glauben, daß dazumalen des Peters sein Weib, mit Namen Perpetua, noch gelebt habe. Alsobald, sie haben sich gar nit anderst angekleidt, sondern in ihren gemeinen Röcken, die zur groben Arbeit tauglich, daher geschlampt, da sie doch saubere Kleider, die sie am Sabbath pflegten zu brauchen, zu Haus hatten. Alsobald, sie haben gar nicht ihre Nachbauren, noch andere verständige Leut um Rath gefragt. Alsobald, sie haben Schiffel und Netz samt allem Fischerzeug alldorten gelassen, hätten sie aufs wenigst zuvor eine Richtigkeit gemacht, wem eins und das andere zufalle. Alsobald, continuo, haben sie solcher Vocation Gehorsam
Domine Studiose, es ist schon eine geraume Zeit, daß euch Gott und Gottes Eingebung zum geistlichen Stand berufen, und ihr haltet euch noch in dem sündigen Babylon auf, ihr sitzt noch bei denen egyptischen Zwiefeln, cito, cito, citissime, verlaßt die Welt, und eilet unter das süße Joch des Herrn Jesu Christi.
Recht hat gethan derjenige, der solches cito gar bei Faßnachtzeit, wo sonsten das Narro ein verbum commune ist, mit seinem größten Seelenheil beobachtet hat. Dieser wollte auch nach Brauch und Art der verderbten Welt dazumalen einen Narren spielen, läßt ihm also zu solchem End von einem bekannten Hausschneider ein Kleid machen, und zwar, o Bosheit, einen rechten Habit eines Ordensmanns, insgemein eine Mönchskutte, womit er also bekleidt im Haus mit tausend Possen zum allgemeinen Gelächter herum geloffen; keiner war, so nit mit diesem Frater Narciß wollte scherzen, und viel ungereimte Ding mit ihm treiben; die meisten im Haus setzten diesem vermummten und verstellten Mönch wacker mit Gläsern zu, daß er endlich ganz bezecht in das Bett wurde getragen, worin er gleich angefangen, einzuschlafen und zu schnarchen. Der Possen und muthwilliges Faßnachtspiel hatte zwar seiner Seits ein End, nit aber bei andern, als welche neue Ränk erdichtet, zu allem Wunsch war ein Barbier unter ihnen, welcher dem vollen Zapfen ohne die mindeste Empfindlichkeit die Haar abgeschnitten, und den Gesellen also geschoren, cito, cito, citissime, nimmt denselben unter den Arm, lauft den geraden Weg nach dem Kloster, worinnen dergleichen Ordenskleider getragen wurden, wirft sich daselbsten denen Geistlichen zu Füßen, erkennet seinen Muthwillen und Vermessenheit, bittet um Vergebung seines Verbrechens, weilen er solches geistliche Kleid also verschimpft, bittet anbei mit nassen Augen, mit aufgehebten Händen, daß er möchte incito, cito, citissime, nit an die Hand genommen, wer weiß, ob ihm nit solcher Geist wäre ausgeraucht.
Cito, cito, Christus der Herr kommt nach Bethania, kommt zu der sorgfältigen Martha, nachdem er mit solcher ein kleines Gespräch gehalten, fragt er nach ihrer Schwester, der Magdalena, worauf alsobalden die Martha zu ihr gangen, sprechend, der Meister ist da, und ruft dir; da sie das höret, stund sie eilends auf, und kam zu ihm; Eilends, legt keine anderen Kleider an, wie die Weiber zu thun pflegen, wann vornehme Leut kommen; Eilends, besinnet sich nit viel, was sie etwann reden solle; Eilends, legt alles aus den Händen, und lauft zu Christo dem Herrn, der sie berufen hat. Eilends, eilends muß es seyn, mein Jüngling, wann dich Gott berufen thut zu einem geistlichen Stand, dann das Verweilen ist dießfalls gefährlich. O ich muß noch zuvor gleichwohl wissen, ob mundus generis masculini, oder generis femini, ich muß wissen, was dann die Welt den Ihrigen vor Confect aufsetzt, ich muß wissen, was in der runden Welt vor viereckete Narren seynd, nach einem halben Jahr ist auch noch gut die Haare abscheeren; dieß Wissen ist nit gut vor das Gewissen Domine Studiose, dieß Wissen
Vor wenig Jahren war ein edler Jüngling in einer Stadt des Deutschlands, dessen Namen und Haus wegen annoch stehender Freundschaft hier verschwiegen wird; welcher durch göttlichen Antrieb sich gänzlich beschlossen, in einen heiligen Orden einzutreten, und bereits von der geistlichen Obrigkeit ganz willfährig aufgenommen worden, es wollt aber mein junger Herr sich noch eine Zeitlang von der Welt mit allerlei Gespäß beurlauben, alle Tag war bei ihm ein Kirchtag, alle Zeit war bei ihm eine Mahlzeit, alle Stund war bei ihm ein Schlund, essen und vermessen seynd gemeiniglich bei einander, trinken und stinken seynd gemeiniglich aneinander, Kandel und Andel seynd gemeiniglich um einander. Mein junger Herr war trutz denen Alten zu Susannä Zeit. Mein junger Studio- hat das Sus nit ausgelassen in der Gelegenheit; auf solche Weis' ins Kloster gehen, ist eben so viel, als sich freiwillig verwunden lassen, damit er kurirt werde. Dieß Leben währte nun eine geraume Zeit, unterdessen hat sich die rufende Stimm Gottes nit mehr in seinen Ohren, noch weniger in seinem Herzen angemeldt, der Geist ist zu Fleisch worden, das süße Manna des heiligen Ordensstands ist ihm widerstanden, der Eltern bethörte und verdammliche Kinderlieb hat ihn nit dem schlüpferigen Weg abgehalten, dahero so weit kommen, daß er München und Pfaffenhofen vorbei marschirt, und den Weg nach Donna, auf deutsch eine Frau, Donawerth genommen, mitten im Sommer eine kühle Heirath geschlossen, s.v. auf den Abtritt ganzen, ist solcher, zweifels ohne durch sondere göttliche Verhängnuß, eingefallen, der elende Tropf in diesem wilden Brautbett erstickt, und weilen er zuvor die Livree der Diener Gottes veracht, mußte er mit des Teufels Anstrich vorlieb nehmen.
Es seynd gar viel beschaffen, wie der Jakob im alten Testament, dieser nach großer Dienstbarkeit bei dem Laban, begibt sich von dannen mit Hab und Gut, sein Gut aber bestund in einer schönen Schaf-Heerd; unterwegs begegnet ihm sein Bruder Esau, sonsten gar ein grober und ungeschlachter Limmel, dermalen aber zeigte er sich gar cortes und höflich; willkomm, sagte er zu Jakob, willkomm, mein lieber Bruder, ich erfreue mich von Herzen, daß wir einander wieder sehen, und zwar dich in so guter Gesundheit und Wohlstand, mein Bruder, thue mir die Lieb, und gehe mit mir nach Seir, ich will dich nach aller Möglichkeit bedienen; bedank mich schönstens, sagt Jakob, ich nimms vor bekannt an, allein mein Bruder Esau, du bist wohl zu Fuß, ein Jäger zugleich, du hast einen starken Gang, ich aber kann wegen meiner Schaf, worunter sehr viel tragende, nit so stark eilen, dahero thue der Herr Bruder mir die Gnad, und gehe nur voran, ich will schon gemach und gemach nachfolgen, praecedat Dominus meus, et ego paulatim sequar vestigia ejus, donec veniam
ad Dominum meum. Unterdessen ist Jakob gleichwohl nit, wie er versprochen, nach Seir kommen, so soll dann Jakob, der so heilige Mann, gelogen haben? pfui! versprechen und halten steht wohl bei Jungen und Alten, es entschuldiget ihn aber mein h. Vater Augustinus, sprechend, daß Jakob ihm kräftig habe vorgenommen, seinen Bruder heimzusuchen, und nach Seir zu reisen, allein unterwegs hat er sich anderst besonnen, und gedacht, sein Bruder sey ein harter Mann,
Auf solche Weise machen es gar viele junge Leut, Gott der Allmächtige ladet dieselbige durch seinen göttlichen Beruf in eine h. Religion, spricht ihnen durch die heiligen Eingebungen stark zu, die versprechen es dem Allmächtigen, sagen es redlich zu, und wann es könnte seyn, so thäten sie es auch mit einem Handstreich bestätigen, unterdessen verweilen sie eine Zeitlang, das cito ist in der Wäsch, scheiden ist ein krätiger Fisch, sie kommen in diese und jene Gesellschaft, da sagt einer, Bruder, ich müßt wohl ein Rarr seyn, wann ich ein solcher Mönch würde, dann sie tragen nit allein grobe und rauhe Kutten, sondern man geht auch grob und rauh mit ihnen um, sie tragen nit allein Strick um die Lenden, sondern es geht auch stricte bei ihnen her, sie tragen nit allein lederne Gürtel um den Leib, sondern man thut ihnen das Leder auch ziemlich gerben, sie tragen nit allein Scapulir, sondern es heißt auch, mach Disciplin super nudas scapulas, den Aposteln hat unser Herr die Füß gewaschen, aber ihnen wäscht man hart halten, mit dem Herrn hart verfahren, sie führen ein hartes Leben. O harte Bestia! deine Reden seynd gar zu weich, der arme unbehutsame Jüngling besinnet sich anderst, das Wort hart schrecket ihn ab, wie den frommen Jakob, gehet also nit dahin nach Seir, nach dem Kloster, sondern versaumet seinen Beruf, ist ihm angenehmer die Stimm des Satans, als die Stimm Jesu, bleibt in der Welt, verdirbt in der Welt.
Dann obschon in dem Weltstand auch möglich ist, fromm zu leben, heilig zu leben, so ist es doch anbei gefährlich zu leben. Quoniam licet multi sint, qui etiam in saeculari habitu bonam vitam ducere possint, tamen plerique sunt,
qui, nisi omnia reliquerint, salvari apud Deum nullatenus possunt.
Es soll doch manchen schrecken dasjenige, was da in der Chronik des h. Francisci protokollirt wird, daß nemlich Einer gewesen sey, den Gott mehrmalen berufen hat zu dieser seraphischen Religion, welcher Vocation der schlimme Vocativus auf keine Weis nachkommen; als er nun in seiner tödtlichen Krankheit allbereits zu dem End scheinte zu trachten, hat man ihm einen Beichtvater zugebracht, vermittelst dessen er sich mit Gott durch eine reuvolle und bußfertige Beicht könnte versöhnen. Es war aber alles vergebens und umsonst, dann er anstatt der sakramentarischen Beicht, mit viel Sakra- und gotteslästerlichen Worten herausgebrochen, auch endlich ganz klar und deutlich ausgesagt, er könne nit mehr beichten, weilen ihm Gott seine Verdammnuß allbereits angekündt, dann ihm der Herr Jesus erschienen mit zornigem Angesicht, sprechend, vocavi et renuisti, ideo vade ad poenas inferni, ich hab dich berufen, und du hast es mir abgeschlagen, dessenthalben gehe hin in die ewige Verdammnuß. O erschreckliches Spektakul!
Domine Studiose, Herr Ferdinand Relfel, wann er diese Predigt hätte mit gebührender Aufmerksamkeit angehört, ich weiß, er hätte einen sondern Nutzen davon getragen, weiß dann der Herr gar nichts aus der Predigt? Nit ein Wort. O Gott! Diabolus gehet über das Dominus, sagt der Grammatist, der böse Feind, dieser arge höllische Schalk, hat es gemacht, daß ihr nit habt zugehört, dann er in allweg sich bemühet, das Wort Gottes zu verhindern.
Wie der heilige seraphische Vater Franziskus zu Alviano geprediget, die Schwalben aber, so daselbst ihre Nester hatten, ein ungewöhnliches Geschrei verbracht, daß man kümmerlich ein oder anders Wort verstanden, da hat er solche Vögel alsobald mit folgenden Worten angeredet: ihr Schwalben, als meine lieben Schwestern, ihr habt schon lang genug geschwätzt, nun ist es Zeit, daß ich rede, ihr aber schweiget; kaum daß solches der heilige Mann ausgesprochen, da haben alle Schwalben insgesamt stillgeschwiegen, ja nit eine einzige sich gerühret, sondern zugleich mit den Leuten der ganzen Predigt zugehört.
Wann dann sogar die Schwalben unter der Predigt stillschweigen, so müssen ja rechte Galgenvögel seyn diejenigen, so unter dem Wort Gottes die Zeit mit unnöthigen, ja höchst schädlichen Reden verzehren, auch hiedurch dem Nächsten verhinderlich seyen, daß er solche heilige Lehr nit genugsam vernehmen kann.
Mein lieber Mensch, ihr seyd gewiß Hausknecht in diesem Ort? ja mein Pater, ich soll's wohl seyn, mein sagt mir, wohnt nit allhier der Herr von Opferstock, ein Herr schon bei ziemlichen Jahren? Gar wohl, sagt der Hausknecht, dieß Haus ist ihm gehörig, allein er ist dermalen nicht zu Haus, sondern in der Kirche bei der Predigt, dann er schon lang im Brauch, daß er dieses Paters seine Predigt nie versaumet; warum aber mein Hausknecht, daß ihr euch nit ebenfalls bei dem Wort Gottes einfindet? O ich, ich nie, wir
Christus der Herr hat sich einmal von freien Stucken selbst zu Gast geladen bei einem Obristen der Pharisäer, und zwar an einem Sabbath, zu keinem andern Ziel und End, als daß er allda möchte predigen, und durch seine heilige und göttliche Lehr die Seelen bekehren. Es hat aber der gebenedeite Heiland schon gewußt die hartnäckige Bosheit dieses Obristen der Pharisäer, als der schon öfters des Herrn Jesu seine Predigt angehört, und dannoch sich nit bekehrt; warum dann, daß er sich in dessen Haus begibt, wo er weiß, daß er nichts werde fruchten? Vernimm ein wenig, mein frommer Christ, daß unser Herr nit wegen des Obristen der Pharisäer sein Haus betreten, sondern wegen des Gesind und der Dienstboten dieses Obristen, weil solche eine ganze Zeit bei keiner Predigt waren, wodurch er zu verstehen gab, wie höchst nöthig es sey, daß man auch die Dienstboten wenigst einen nach dem andern ordentlich in die Predigt schicke, damit auch sie vernehmen, was zu dero Seleenheil beförderlich ist.
Wie wohl hat vor 8 Tagen der Pater von den Dienstboten geprediget; er sagte, daß ein jeder Dienstbot soll heißen fidelis, wessenthalben jener einen Dienstboten hat lassen abmalen mit einer Geige, in lateinischer fides genannt wird, welches Wort zugleich auch Treu und Glauben auf deutsch heißt, dann eines Dieners nit allein ist servire, sondern auch servare, id est, servare fidem.
Der große Patriarch Abraham schickt auf eine Zeit jeinen Diener Eliezer in Mesopotamien, damit er daselbst seinem Sohn, dem Isack, eine Braut suche und auserkiese; aber er schickte ihn nit leer, sondern gab ihm 10 Kameel mit, so alle wohl beladen, mit Silber, mit Gold, mit Kleinodien, mit stattlichen Kleidern und andern ansehnlichen kostbaren Dingen. Das muß ein treuer Diener seyn, dem man so viel anvertrauet. Eliezer reist also geraden Weg in Mesopotamien, reist gegen der Stadt Nachor, unweit derselben aber setzt er sich bei einem Brunnen nieder, von dem die Töchter der Stadt nach Gewohnheit pflegten das Wasser zu holen, und besiehlt sein ganzes negotium und Verrichtung dem allmächtigen Gott, entschließt endlich ganz beständig bei sich, daß er diejenige wolle vor eine Braut erklären, welche so höflich werde seyn, und nit allein ihm, sondern auch seinen Kameelen werde zu trinken geben, worüber dann das Glück gefallen auf die Rebekka. Wann dieser Bediente nit hätte den Namen gehabt Eliezer, so hätt man sollen ihn Simplizianum nennen. Zu Wien ist eine Gasse, die heißt die Einfalt-Straße; da hätt er wohl sollen gewohnt haben. Was hätt sich der Mensch können vor Regalien machen, vor Nutzen schaffen? Bei der Zeit seynd die Hofmeister, die Kammerdiener, die Sekretarien, die Bedienten viel witziger, weit verschlagener, wann sie auch die Stiege nit hinabfallen. Wär sein der Eliezer accidentia, welche die Beamten bei vornehmen Herren trefflich verstehen, aber Eliezer wollte im Mindesten nichts dergleichen begehen, nit um den geringsten Pfenning seinen Herrn den Abraham, beuntreuen, sondern in und allweg treu und redlich, wie es einem nechtschaffenen Bedienten wohl anstehet, leben und sterben. O wie wenig dergleichen! bei unsern Zeiten seynd die Bedienten nit also so skrupulos. Der allergeringste Küchel-Ratz in seiner schmutzigen Scharge verstehet sich auf die accidentia, und weiß gar meisterlich seine Waaren durch die Alten Bettelweiber zu versilbern. Der Herren und Frauen ist fast eine ewige Klag die Untreu der Bedienten; man möcht noch so viel Katzen schaffen, so kann man doch das Mausen nit gar hüten; man möcht so viel Augen haben, mobile fit fixum, und kommt der Meister nemo allzeit ins Spiel; der Koch und der Kellner seynd die besten Gevatters-Leut, glauben aber nit, daß ein Frühstuck dem Diebestuck so gleich sehe, wie ein Wolf der Wölfinn; der Einkaufer vergißt seiner gar nit, und weiß sich ein Kapital zu schmieden vom täglichen Pfenning, den er auch bei der geringsten Krautstaude fexend, sogar der Petersill ist nit sicher vom Peter- stiehl etc.
Wie die Stadt Bethulia ist belagert und umringt worden, von der feindlichen Armee des Holofernis, da hat Gott der Allmächtige eine fromme und gottselige Wittib erleucht, welche solcher bedrängten Stadt zu Hilf kommen; diese war Judith. Judith putzte sich sehr stattlich auf, kraußt sich, kleidt sich, ziert sich, schmuckt sich, und gehet solcher gestalten zur Stadt hinaus, kommt in das feindliche Lager, von dannen gar in die Zelt des Kriegsfürsten Holofernis; die meisten glaubten es, weil sie sich so freundlich stellte, als wär sie eine Bestellte; fast alle meinten, weil sie sich also gericht, als wärs eine Richtige, sie isset mit, sie trinket mit, sie redet mit, sie schmutzt mit, sie lacht mit, sie mit Holoferne in die Kammer gehet mit, alle urtheilten, sie halts auch mit; aber weit gefehlt. Sie schneide dem berauschten Holoserni den Kopf ab, das war ein Hauptstuck von einem heroischen Weib. Sag nur keiner mehr, daß die Weiber kein Gouraggi haben, sondern schwach, furchtsam, und schläferig, um weilen die Eva erschaffen oder formirt worden aus der Rippen des Adam, als er geschlafen. Judith eine Heldin
Der heilige Matthäus am 1l. Kapitel macht einige Meldung von treuen Dienern und rechtschaffnen Knechten; diese traten von freien Stücken zu dem Haus-Vater, und brachten ihre Sach vor mit dergleichen Worten: Mein Herr! wir wissen, Uns zu erinnern, daß du überaus guten Saamen ausgeworfen, es sollte ja nichts als die purlautere Waizenblühe hervorbrechen, nun aber befindt sich die Sache ganz anders, dann der böse Saamen ist mit unterloffen; das leidige Unkraut hat den ganzen Acker überzogen, thust du nit zeitig dazu, so wirst du einen schlechten Schnitt haben. Wie wißt ihrs aber, liebe Knecht, daß dem also? ist etwann ein anderer Limmel gewest, der euch also bericht hat? Herr! sagen sie, so wahr wir redliche Kerl seynd, so ist dem also; wir haben es mit unsern Augen gesehen, die Sach wohl beobacht, seynd selber ins Feld hinausgangen, der Herr glaub uns sicher. Hab ich euch doch nit hinausgeschickt. Wir seynd gleichwohl gangen, unser treues Gemüth, das wachtsame Aug auf deinen Nutzen, das hat uns hinausgeschickt. Laß mir das rechte, rechtschaffene und treue Knecht seyn! Herr sagen sie weiter, wann es dir gefällig, und dir nit zuwider ist, so wollen wir das Unkraut ausrotten, sag nur ein Wort, mein Herr, da stehen wir urbietig, den Augenblick wollen wir hingehen, und das Unkraut vertilgen. Faule Schelme hat der Herr mit einem Prügel müssen hinaus treiben. Ein ungetreuer Knecht, der hätt gesagt, dergleichen gibts gar viel, er
Wo gibt es dergleichen mehr solche wackere Dienstboten? wo? hinter Calecut, wo die Kühe Flügel haben. Wo findet man dergleichen mehr solche treue Leut? Wo? hinter Fopopolis, wo die Mäus auf den Katzen reiten. Ein Diener kommt in den Beichtstuhl, Herr, sagt er, ich hab gescholten beim tausend, ich hab geflucht, dieser und jener soll mich hinführen; ich hab gewunschen beim Sonnenschein, das Wetter soll mich erschlagen; einen Rausch hab ich auch gehabt, weiter nichts, ich weiß nichts mehr, gar nichts! wie ich sag, nichts. Du bist fast heilig mein Kerl, es gehet dir nichts ab, als der Schein, wie hast du deinen Dienst verricht? wie? so und so, die Arbeit, so du in drey Tagen verricht hast, hättest du in einem Tag vollziehen können, ist das nichts? die Arbeit hast du obenhin vollbracht, gleichwie die Hund aus dem Fluß Nilo trinken, woraus deinem Herrn nit ein geringer Schaden erwachsen, ist das nichts? Durch deine Saumseligkeit ist dieß und jenes zerbrochen, oder in Verlust gangen, ist das nichts? Wann dich dein Herr in Keller geschickt mit einem Krug, so hast du auch einen vor dich angefüllt, und also vermeint, die Krüg müssen paar und paar gehen, wie die Schuler-Buben in der Prozession, ist das nichts? Wann dich dein Herr hat ausgeschickt, diesen oder jenen Handwerksmann Serve nequara, schau und examinire dich wohl, ob du deinem Herrn also gedient, wie der Jakob dem Laban; deine Schaf, sagte Jakob, seynd nie unfruchtbar gewesen, ich hab die Böck deiner Heerd nit gessen, auch hab ich dirs nit gesagt, wann etwas verloren worden, allen Schaden hab ich erstattet, Tag und Nacht hab ich Hitz und Frost gelitten, und ist mir kein Schlaf in meine Augen kommen; also hab ich dir 20 Jahr; lang in deinem Hause gedienet. Das war ein treuer Diener, dergleichen trifft man wenig an, wohl aber solche, wie zu Cana Galiläa auf der Hochzeit gewesen.
Wie unser lieber Herr 30 Jahr und 13 Tag alt war, da ist er als ein eingeladener Gast auf die Hochzeit zu Cana Galiläa gereist; solche Hochzeit soll gehalten seyn worden in dem Haus Zebedäi, der ein Vater war des hl. Joannis Evangelisten, der Bräutigam war eben dieser Joannes, dazumalen im 28. Jahr, der Zeit heirathen die Buben schon, die noch mit der Nase auf die Aermel schreiben, die Brant war Anachita. Mit unserm Herrn seynd zugleich eingeladen worden, Petrus, Andreas, Philippus und Bartholomäus. Christus der Herr wollte aus Demuth nit den ersten Sitz nehmen, sondern setzte sich in die Mitte, da hats wohl geheißen, Virtus in medio; der Speismeister, dem die Disposition des ganzen Traktaments oblag, wurde genannt Josaphar. Die Braut und Bräutigam haben damals ein Gelübd abgelegt, eine ewige Jungfrauschaft zu halten, und ist Joannes dem
Allen Bedienten aber sey es gesagt, daß sie Treue und Gehorsam schuldig seynd ihren Herren und Frauen, so lang sie ihnen wider Gott und das eigne Gewissen nichts auferlegen, dann solchergestalten zu gehorsamen sie nit verpflichtet seynd, nach dem Exempel des egyptischen Josephs.
Nachdem Joseph von seinen Brüdern so treulos verkauft worden, ist er endlich in einen guten Dienst kommen bei dem Putiphar, welcher ein vornehmer Herr gewesen, bei dem königlichen Hof Pharaonis; in diesem Dienst hat er sich verhalten, wie es einem rechtschaffenen Diener zustehet, weilen er aber schön von Angesicht, wohlbegnadt von Natur, und ein schöner, galanter, junger Mensch war, also hat die gnädige Frau auf ihn ein Aug gefaßt, hat sich verliebt in die rosenfarbnen Wangen des Josephs. O wie oft seynd solche Rosen Dörner, so da verwunden! hat sich verliebt in seine goldfarbnen krausen Haarlocken, o wie oft seynd solche Haarlocken Herlocker! hat sich dormi mecum, was da wider die zehen Gebot. Joseph aber will lieber den Mantel hinter sich lassen, als die Ehrbarkeit, will lieber die Frau disgustiren, als Gott und sein Gewissen beleidigen. O was ist dieß vor ein stattlicher Diener, wie wenig hat er seines Gleichen!
Malchus, ein Diener, hat dem Herrn Jesu, o höllische Unthat, einen harten Backenstreich versetzt, ungeacht ihm kurz vorhero der Heiland das abgehaute Ohr wieder anheilt; es hat aber dieser Böswicht solches derenthalben gethan, damit er nur seinem Herrn wohlgefallen, der dazumalen gegenwärtig war. Also gibt es viel dieses Gelichters, welche sich nit scheuen, allerlei Bosheiten zu begehen, wann sie nur bei Herren und Frauen in Gnaden stehen. Der David hat auf seiner Altana die Augen geworfen auf die Frau des Uriä, sobald er sich vermerken lassen, daß sie ihm wohlgefalle, und daß er sie gern zu Hof hätte, da war kein Kammerdiener, noch Lakei, der sich nit angemeldt, und sich urbietig erwiesen, solche nach Hof zu praktiziren. Wie manche Untreue wird unter den Eheleuten gespielt durch solche Dienstboten, wie manche Frau setzt dem Mann eine beinerne Perücke auf durch solche Dienstmenscher, die alles so ordentlich wissen anzustellen; und da heißt es, das Mensch, das Mensch ist mir treu, sie ließ Riemen ehender aus ihr schneiden, als daß sie etwas sollt sagen. O verruchte
Ein Spiegel aller Dienstmenscher ist die h. Nothburga, diese war in Diensten bei einem Bauren, mit dem sie gleich zu Anfang also gedingt, daß sie dürfte alle Feierabend nach christlichem Kirchenbrauch von der Arbeit abstehen, und selbe übrige Zeit dem heil. Gebet obliegen, welches auch der Bauer gern und unweigerlich zugesagt und versprochen. Einsmals aber befand sich Nothburga samt dem Bauren und dem ganzen Hausgesind auf dem Acker, und schnitten das liebe zeitige Treid, worauf der Bauersmann das ganze Jahr seine Hoffnung steuret; sobald sie aber, massen es dazumal am Samstag war, das Feierabendzeichen von der Glocke vernommen, hat sie alsobalden die Sichel zurück gezogen, des Willens, ihre gewöhnliche Andacht zu verrichten, welches aber der Bauer auf keine Weis' wollte gestatten, vorgebend, daß er in Furcht stehe, es möchte ein Regenwetter einfallen, also wollen sie heut den Acker völlig abschneiden, es sey ohnedas nit viel übrig, und endlich werde deßwegen der Himmel nit einfallen, Gott werde es so stark nie vor übel haben, wann sie schon dießmal das Kirchengebet ein wenig übertritt. Aber Nothburga, diese gottselige Magd, ließ sich auf keine Weis' überreden, verharrte beständig in ihrem frommen Vorhaben, sagte auch, daß sie ihm zwar Treu und Gehorsam versprochen, aber in Sachen, wo Gott der Herr nit beleidiget wird; zu mehrer Prob ihrer Frömmigkeit sagt sie dem Bauren, sie wolle ihre Sichel in die Höhe halten, die Händ aber vor der Sichel legen, wann solche werde herunter
Es müssen aber auch Herren und Frauen wissen, wie sie sollen mit einem rechten und treuen Dienstboten umgehen, massen ihnen Gott selbsten in heiliger Schrift also zuredet: »si est tibi Servus fidelis, sit tibi quasi anima tua«, hast du einen treuen Knecht, so halt ihn wie deine eigene Seel.« Wie ist nit jener evangelische Hauptmann so sorgfältig zu dem Herrn geloffen, wie hat er nit dem Heiland so gute Wort gegeben, daß er doch möcht seinem Diener helfen, auf daß derselbe noch länger beim Leben bleibe, der Hauptmann ist in selbst eigner Person gangen, da er doch andere drinnen hätte gehabt, zu schicken. Er selbst hat Sorg getragen über den armen Tropfen, und das war recht und billig, weil er ein frommer und treuer und gehorsamer Diener gewest, wie es der Hauptmann unserm Herrn bekennet hat, vade, sprach er, wann ich dem Knecht sag, gehe, so gehet er, wann ich sag, komm her, so kommt er,
Bei dem Evangelisten Luca ist zu lesen, wie einer zu seinem guten Freund bei Mitternacht kommen, am Haus so lang angeklopft, und um 3 Laib Brod gebeten, bis der Herr erwacht, und voller Unwillen ihm geantwortet, daß er doch ihm so spat mag Ungelegenheit machen, er soll zu einer anderen Zeit kommen, seine Knecht, die schlafen noch; endlich läßt er sich doch überreden, stehet auf, und gibt das verlangte Brod; er selbst stehet auf, ein anderer hätte den Knechten zugeschrien, Schelme, stehts auf, ihr Bestien, ihr Hund, stehts auf, daß euch der und der hol, stehts auf, ihr Stern Million tausend elementarische Bernhäuter, so stehts auf etc.; nichts dergleichen hat dieser gute Herr gesagt, sondern selbst vom Bett aufgestanden, die Knechte verschonet, und gedacht, man müsse mit ihnen auch einiges Mitleiden tragen, die armen Narren haben den ganzen Tag hindurch hart gearbeitet, und muß man sie nit wie die Hund strapatziren. So solls seyn, es soll, es soll, aber selten ist es. Viel gehen mit den Dienstboten um, wie die Apothecker mit denen Blumen, solche klauben sie ganz fleißig zusammen, legen sie in einen schönen Destilir-Kolben, sie brennen's aus bis auf den letzten Tropfen, wann endlich kein Saft und Kraft mehr darin, alsdann wirft man's zum Haus hinaus auf den Mist-Nicht viel anders verfährt man bisweilen mit einem Dienstboten, viel Zeit und Jahr plagt sich der arme
Mein Hausknecht, dergleichen Lehr bracht der Pater auf der Kanzel vor, versichere es, es hätt euch wohl nit gereuet, wann ihr die Predigt hätt gehört, dann so gut unserm sterblichen Leib das tägliche Brod vonnöthen, so wohl vonnöthen ist unserer unsterblichen Seel das Wort Gottes als eine geistliche Speis. Der heilige Paulus ist in den dritten Himmel schon kommen, und bereits daselbst allerlei göttliche Geheimnisse gesehen, gleichwohl wieder zuruck auf die Welt gekehrt. Ein anderer möcht sagen, es soll ihn kein Teufel mehr herunter bringen, wann er einmal so weit hinauf käme.
Paulus aber läßt den Himmel Himmel seyn, und steigt wieder in die Welt, dann er sah, daß die
Im alten Testament mußte, aus Befehl Gottes, der Hohepriester 366 guldene Schellen oder Rollen tragen an seinem Kleid, so viel als Tag im Jahr, womit der Allmächtige wollte anzeigen, daß sich der Priester alle Tag soll hören lassen, so nothwendig ist das göttliche Wort.
Der heilige Vater Dominicus hat auf der Reis' von Tolosa nach Paris mit seinem Gespan Bertrando
Herr Sigebert, der Herr ist eines Kapitels werth, warum? er ist fast einer aus den Judas-Brüdern, wie da? weil er die Predigt und das Wort Gottes nit gern anhöret, dann ich habe schon zweimal wahrgenommen, daß der Herr unter der Predigt geschlafen. Das geschieht mir allemal, und ist mir das Predigen wie den Kindern das Eja pupeia, sobald das Evangelium von der Kanzel ist abgelesen worden, sodann macht mein napfetzter Kopf das Amen. Das ist aber auf keine Weise gut, solchen Schlaf verursacht der böse Feind, dem nichts verhaßter vorkommt, als die Predigt. Wie der heil. Paulus zu Troiade
Aber Herr Sigebert, der Herr kann keine sattsame und wohlbegründte Entschuldigung beirucken, weil der Pater Prediger meistens seine ganze Predigt in drei viertel Stunden einschränket, ist also solche Schlafsucht vielmehr eine Sucht oder übler Zustand der Seel als des Leibes, wann der Herr hätte die Predigt gehört, bin sicher, es wären auch einige Noten von dieser apostolischen Musik auf ihn gesprungen, dann der Pater hat die ganze Zeit nichts anders gehabt, als das große N, und sagt anbei, daß in dem gewöhnlichen A B C der kleinen Schulkinder nach dem N das O folge, er aber setze das O vor dem N, das heißt aber so viel, als O Narren, und zwar seynd die großen N N die Verliebten, amantes, amentes.
Der Evangelist Lucas schreibt von einem, der ein großes Nachtmahl hat lassen zurichten, auch unterschiedliche Gäst und gute Freund dazu eingeladen. Indem nun alles in der Kuchel fertig, und der Koch sich bereits zum Anrichten wollte schicken, da war noch amantes, amentes etc. Weibhalber hat er die Mahlzeit unterlassen, Weibhalber hat er selbst Hunger gelitten, Weibhalber hat er den Herrn disgustirt, Weibhalber hat er ihm einen üblen Namen gemacht, Weibhalber ist er ein Narr worden.
Venus ist eine Göttin der Lieb, und Venus heißt so viel als We-nuß, we, was manche harte Nuß muß der Verliebte aufbeißen! er kauft, er rauft, er sauft, er schnauft, er lauft, er prangt, er drangt, er hangt, er langt, er dankt, er blickt, er flickt, er stickt, er zickt, er schrickt, er past, er fast, er last, er rast, er tast, er redt, er wett, er frett, er zett, er bett, er bringt, er hinkt, er klingt, er singt, er springt, er tragt, er fragt, er hagt, er nagt, er klagt, er hitzt, er blitzt, er glitzt, er schwitzt, er sitzt, in Summa der Narr thut alles, gibt alles, verlaßt alles, leidt alles, Ihrethalben, O N N!
Einer ist gewesen, der sich also stark in eine junge Tochter verliebt hat, daß er auch ihre Fußstapfen, die sie im Koth und Leim eingedrukt, ganz begierig geküßt hat, O N! solchen Phantasten zu foppen, hat gemeldte Tochter einst denselben mit Arglist in das Haus gebracht, und in der Kuchel versteckt, nachdem der Kerl eine ziemliche Zeit daselbst gelost, und sich so still gehalten, wie die Mäus beim Schmeerlaib, so kommt sie eilends dahergeloffen, sprechend: Herr, um Gottes willen mein Herr, mein Engel geschwind mein Schatz, die Frau Mutter wird alsobald in die Kuchel kommen, geschwind verberg sich der Herr in diesen großen Wasser-Zuber, dieser ohne Weil in aller Eil
David, dieser israelitische Monarch, hatte einen Sohn mit Namen Ammon, der sich also verliebt hat in die Thamar, weil sie überaus schön war, so mächtig in sie verliebt, daß er vor lauter Lieb erkrankt, vor lauter Lieb Tag und Nacht kein Schlaf gehabt, vor lauter Lieb weder geessen noch getrunken, vor lauter Lieb am ganzen Leib sich abgezehrt, daß er fast einem Ladstecken gleich sah; er war so verliebt, daß er mit Sicherheit bei einem Strohdach nit hätte können vorbeigehen, weil er nun von Tag zu Tag abgenommen hat (ich glaube, er wäre vor Liebe crepirt), also hat ihn sein bester Freund der Jonadab befragt, was ihm doch sey? was er vor einen Zustand habe? ach, sprach er, und seufzte anbei, wie eine zerklobene Feurglocken, ach, sagt er, ich hab mich verliebt in die Thamar, Balsam her, der Narr fällt in Ohnmacht, verliebt in die Thamar, Wasser her, es brennt im mittern Stock des Herzens, verliebt in die Thamar, ach amantes sunt amentes, die Verliebten seynd die Herren mit dem großen N. O N N! Was thut ein Verliebter ausstehen? er haust, er maust, er laust, er kraust, er faust, er fühlt, er schildt, er brüllt, er zillt, er stiehlt, er bleibt, er treibt, er scheibt, er schreibt, er reibt, er putzt, er hutzt, er schützt, er stutzt, er trutzt, er prahlt, er halt, er malt, er schmalt, er zahlt, er beith, er leidt, er neidt, er reit, er streit. In Summa, der Narr leidt alles, geduldt alles, thut alles, laßt alles, probirt alles, verschwendt alles Ihrethalben. O N N!
Ein junger Baurnkerl in Crain hatte sich in eine hübsche Baurentochter über alle Massen verliebt, suchte in allweg, wie er solche möchte zu einer Braut bekommen, indem er aber am S. Thomas Abend besagte Tochter mit einer andern reden gehört, daß sie wollten denselben Tag durch Leßlen erfahren, was sie für einen Liebsten hätten, solches aber müßte geschehen bei einem Brunnen; als dieses der Joppen-Meander vernommen, ging er vor ihnen heimlich hinaus in den Wald nach dem genannten Brunnenquell, und weil dieselbe von einem hart daran stehenden Baum überzweigt war, also gedachte er, solcher Baum werde ihm hauptsächlich dienen zu seinem Wunsch und Vorhaben, nämlich, daß die zwei Baurentöchter im Wasser seine Bildnuß erblicken möchten, erwählte demnach denselben Baum zu einem Gerüst, besteigt denselben, und setzt sich auf einen Ast, welcher ober dem Wasser; allda wartet er, mit größter Begierd und Verlangen, die Ankunft
Samson wäre allzeit gallant geblieben, wann er kein Gallan wäre gewesen; Samson ein solcher starker Held, daß er auch mit den bloßen Händen einen Löwen animos ganz und gar; Samson generos ganz und gar; Samson bellicos ganz und gar; Samson glorios ganz und gar; Samson auf die Letzt gleichwohl ein Narr, und ein solcher ist er worden durch die Lieb.
Samson hatte im Thal Soreck eine Liebste, dero Namen Dalila, die besuchte er öfters; wie solches die Philistäer, als seine abgesagten Feind in Erfahrenheit gebracht, da haben sie diese saubere Madam durch Versprechung einer großen Summa Gelds auf ihre Seiten gebracht, daß sie zu allen Sachen ja gesagt. O Geld! sie soll ihn betrügen, ja, sie soll ihn fragen, ja, wo er seine Stärke habe? Ja, sie soll nachmals es ihnen offenbaren, ja, sie soll ihn in ihre Händ liefern, ja, sie soll ihm derenthalben wohl schmeicheln, und liebkosen, ja, sie soll ihr Wort und Parola halten, ja, sie soll die Sach nach Möglichkeit beschleunigen, ja, oder, es soll sie der Bettel holen, ja. Dalila vollzieht den Willen dieser Leut, liefert ihn einmal, noch nit gnug, liefert ihn zweimal, noch nit gnug, liefert ihn dreimal in die Händ seiner Feind, er aber allemal sich wieder frei und losgemacht. Wohlan Samson, einen Esel führt man nur einmal aufs Eis, du wirst ja diesem Schleppsack, diesem üppigen Grindschiebel hinfüran nit mehr trauen? Dalila hält noch eiferiger an, endlich zeigt sie einen Verschmach, hängt das Maul, fangt an zu pfnotten, schauet den
Die alten Heiden haben über die dreißig tausend Götter angebetet, Rom hatte alle Tag das ganze Jahr hindurch einen besondern Gott oder Göttin etc. Pomona war eine Göttin der Aepfel, Mellona eine Göttin des Honigs, Flora eine Göttin der Blumen, Hippona eine Göttin der Pferde, Bubona eine Göttin der Ochsen, Segesta eine Göttin des Schnitts, Scia eine Göttin der Sonnen, Ajus ein Gott der Red, Priapus ein Gott der Gärten, Hymenäus ein Gott der Hochzeit, Fidius ein Gott des Glaubens, Angerona eine Göttin des Stillschweigens, Meditrina eine Göttin der Arznei, Myagrus ein Gott der Mucken, Eanus ein Gott der Reisenden, Janus ein Gott Venenum, und ein solches Gift, das zum allerersten das Hirn angreift, und den Allerweisesten zu einem Narren macht. Ein mancher hat zu Ehren seiner Liebsten Nadeln gefressen,
Jene Wittib, von welcher jetzo erzählt wird, hat mit lächerlicher Manier drei Liebhaber zu Narren gemacht, weil solche gar eine junge Wittib, und an Leibsgestalt von Natur sehr wohl beschaffen, also wurde sie allerseits von vielen anersucht, forderist aber von dreien so mächtig geliebt, daß ein jeder absonderlich sich anerboten, alles ihrenthalben auszustehen, auch gar das Leben zu lassen; wie nun diese verliebten Signori oder Sinnari auf einem Tag zu ihr kommen, hat sie die Sach also meisterlich angestellt, daß keiner von dem andern wußte. Wohlau, sprach sie zum ersten: mein lieber Herr, weil der Herr mir alles anerbietet, auch sogar das Leben, also wird es mir der Herr nit vor ungut aufnehmen, wann ich dessen einiges Probstuck begehre, benanntlich dieses: wann mich der Herr recht lieb hat, so verlang ich nit, daß er meinetwegen das Leben lasse, welches gar zu kostbar, sondern daß er sich in dieser Kammer nur auf die Bahre niederlege, und sich todt stelle, so lang, bis ich ihm wieder erlauben werde, aufzustehen; ja, ja, ja, tausendmal und noch ein doppeltes ja, ja hinzu, gehen und aber gehen, und übergehen, und obergehen, ein verliebter Narr thut alles.
placebo Domino, oder vielleicht das placebo Dominae. Es wußte keiner von dem andern, und glaubte gleichwohl, es wäre dieß eine Todtenleich. Endlich kommt auch der dritte, so da mit unbeschreiblichen Liebsgebärden sattsam an Tag gab, wie inniglich er sie liebe, ja ihrentwegen tausend Tod auszustehen sich nit weigere; wann dem also, sprach sie, so soll er ihr den einigen Favor erzeigen, und sich wie ein Teufel anlegen, nachmals mit großem Ungestüm in die Kammer hinein laufen, welches er auch emsigst vollzogen, dann ein verliebter Narr sich in allem brauchen läßt. Wie nun dieser vermaskerirte Teufel in die Kammer
Wohlan dann bethörte Phantasten, wollt ihr noch nit abstehen von dieser euerer Thorheit? noch nit lassen mit den Israeliten diese stinkenden egyptischen Zwiefeln? noch nit auf die Seite setzen mit dem Esau dieses schlechte Linsenkoch? so fahrt dann fort, und erwartet des Teufels Dank.
Liebt länger Lappen, liebt länger Limmel, liebt länger Lecker, liebt länger Lugner, liebt länger Luderer, liebt länger Liendel, liebt länger Leffler, liebt länger Lauser, liebt länger lose Leut, liebt länger Lumpengesind, liebt länger Lottergefind, liebt länger Lastergesind, der Teufel wird euch um solches Lieben danken, und all eure Mühe bezahlen, dann was ist diese eure stinkende Lieb?
Die Lieb ist ein Dieb, dann sie stiehlt den gutenfama vergleicht sich gar nit mit famula, dahero man insgemein von einem solchen pflegt zu reden, dieser oder diese führt einen unehrlichen Wandel. Kein rechtschaffener Mensch will ein Sautreiber seyn, keiner; kein ehrlicher Kerl will ein Eseltreiber seyn, keiner; kein wohlgeschaffener Gesell will ein Ochsentreiber seyn, keiner; warum gibt er aber einen Hustentreiber ab, welches weit schimpflicher fällt seiner Ehr, dann Putana und puteo haben beede eine stinkende Signifikation.
Die Lieb ist ein Dieb, dann sie stiehlt die Gesundheit. Kerl, du hast rothe Augen, wie eine cyprianische Taube, weißt was? die Venus ist aus Cypern gebürtig. Gesell, du hast Zähn, die unterhalb so frisch, wie ein Zaunstecken im Krautgarten; weißt was? des Cupidinis Pfeil seynd üble Zahnstierer, sie verursachen die Mundfäul. Domine, ihr seyd schon wurmstichig, wie ein sechzigjähriger Bankladen, aber wißt ihr was? ein Holz, das man schlägt unter dem Planeten Venus, dauert nit lang. Signore, ihr seyd noch nit alt, und schnaufet schon wie ein matter Mülleresel; wißt ihr was, wo zu viel Gall, da verfault die Lunge. Freund, du bist so kraftlos, wie ein Baurenkröß, welches aus der Stärk gangen; weißt aber was? solches Caro macht allzeit carne vale. Mensch, du stinkest, wie eine Lederer-Werkstatt; weißt aber was? amplexati sunt stercora etc.
Diese Lieb ist ein Dieb, dann sie stiehlt die zeitlichen Mittel und Habschaften, Donna will dona haben, es kann nit anderst seyn. X. dato foemineis steht in der Grammatik, dann in diesem Handel Amare und mare haben gleiche Beschaffenheit, dann beederseits gehen viel zu Grund. Der verlorne Sohn hat sein ganzes Erbtheil hindurch gebracht, vivendo luxuriose, dann Weiberküttel schmälern manchem die Mittel.
Diese Lieb ist ein Dieb, sie stiehlt die Seligkeit, der Himmel ist ein Schafstall und kein Bockstall, dahero solche Bock-artige und Bock-bartige nit hinein kommen. Unser Herr hat einer ganzen Legion Teufel erlaubt, in die Heerd Schwein zu fahren, woraus erhellet, daß diejenigen, welche ein solches säuisches Leben führen, dem Teufel zugehören. Demptis parvulis pauci salvantur propter hoc vitium, sagt ein heil. Lehrer, daß der meiste Theil der Menschen sich in die Verdammnuß stürze wegen solcher garstigen Lieb.
Diese Lieb ist ein Dieb, dann sie stiehlt den Verstand, und macht die Leut zu Narren, Narren sind sie, weil sie solcher Lieb halber so viel ausstehen, so viel leiden, so viel sorgen, so viel seufzen, so viel lassen, so viel geben, so viel gedulden, so viel wachen, so viel verlieren, so viel verschwenden, so viel laufen, so viel thun, und endlich davor des Teufels Dank haben; wann sie nur halben Theil so viel wegen Gott thäten, so hätten sie unfehlbar die ewige und immerwährende Seligkeit zu hoffen, zu gewarten, zu besitzen. Wer dann ein solcher Narr will bleiben, der bleib's mit 100000 N. N.
Ich aber, sagt eine fromme und gottesfürchtige Seel, ich sag ab, schlag ab, solche verdammte Lieb, und lendt und wendt mich zu der Liebe Gottes, die Jesus, unser Alles, diesen liebe ich, und will nit mehr aufhören zu lieben, diese Lieb macht mich zu einem Doktor, gleichwie die andere vielen das große N anhängt.
Herr Philibert, schad ist es, und immer schab, daß der Herr unter dieser Predigt geschlafen, der Herr halt es vor gewiß, daß solcher Schlaf von dem bösen Feind herrühre, der in allweg sucht das Wort Gottes zu verhindern. Als auf eine Zeit der heilige Antonius von Padua ganz eiferig geprediget, auch unter andern eine adeliche Dama sehr emsig das Wort Gottes angehört, so hat der leidige Satan solche Aufmerksamkeit dieser Frauen nit können gedulden, sondern die Gestalt eines Boten an sich genommen, ihr einen Brief überbracht, worin sie berichtet worden von dem traurigen Tod ihres Sohnes; aber solche höllische Larven erkannte gar wohl der heilige Mann, dahero auf der Kanzel dieser adelichen Matron also zugesprochen: Fürchte dir nit, dein Sohn lebt noch,
Nach vollendtem allerheiligsten Abendmahl hat der gebenedeite Heiland mit seinen eilf Aposteln angefangen den gewöhnlichen Lobgesang, welchen allemal die Hebräer nach Nießung des Osterlamms pflegten zu verrichten. Vorsinger in diesem heiligen Chor war der liebste Herr Jesus selbsten, welcher Gesang dazumal alle Nachtigallen in der ganzen Welt stumm gemacht. Es sollen aber, nach Aussag Pauli Burgensis, folgende fünf Psalmen seyn gesungen worden: der erste, als der hundert und dreizehnte: In exitu Israel de Aegypto,
als Israel aus Egypten zog. Der andere, benanntlich der hundert und vierzehnte: Dilexi quoniam exaudiet Dominus, ich habe lieb, dann der Herr wird die Stimme meines Flehens erhören. Der dritte, als nemlich der hundert und fünfzehnte: Credidi propter quod etc.,
ich habe geglaubt, darum habe ich geredt. Der vierte war der hundert und sechzehnte: Laudate Dominum omnes gentes etc.,
lobet den Herrn alle Heiden etc. Der fünfte und letzte Psalm war der hundert und siebenzehnte: Domino quoniam bonus etc.,
lobet den Herrn, dann er ist gut
etc. Jesus und seine werthesten Apostel auf das eiferigste gesungen, daß hiervon das ganze Haus erschollen, und hätten gern, und aber gern, und übergern alle lieben Engel, als himmlischen Musikanten, pleno choro sich hören lassen, dafern es ihnen von der göttlichen Majestät wäre erlaube gewesen. Der einige meineidige Schelm und verruchte Judas hat zu dieser Musik pausirt, und unlängst zuvor den Reißaus genommen, zu welchem ihn der arglistige Satan angeleitet, als der in Furcht gestanden, es möchte das gottlose Gemüth Judä durch solchen Gesang und heilige Psalmen erweicht werden. Ein Vogel, und zwar ein Erzvogel war dieser Iscarioth, und dannoch wollt er nit singen.
Es gibt saubere Singer, und deren gar viel. Es gibt saumige Singer, und deren nie wenig. Es gibt sauere Singer, und deren eine ziemliche Zahl. Es gibt Sau-Singer, und deren fast an allen Orten.
Saubere Singer seynd alle diejenigen, welche Gott den Herrn Tag und Nacht mit Psalliren und und Singen preisen und loben, auch solchergestalten emsigst nachfolgen den lieben Engeln im Himmel, massen die damalige Chorweise in der Kirche zu singen ihren Ursprung genommen von den Engeln, welche der h. antisiodorensische Bischof, so noch zu Apostel Zeiten gelebt, gesehen, und gehört hat, wie sie die allerheiligste Dreifaltigkeit in zwei Chor ausgetheilt, mit hellschallendem Jubel und Lobgesang gepriesen. Auch scheint es glaublich, daß solche Weise schon die Juden in ihren Tabernacklen und Templen gebrauchtlaudent nomen ejus in Choro.
Wie angenehm sey dem Allerhöchsten solcher Gesang, erhellt ganz klar aus folgenden Geschichten: Als der h. canusinische Bischof Sabinus nach Gewohnheit einmal bei Mitternacht aufgestanden, und bereits die Metten angefangen zu singen, da hat das ganze Hausgesind, nit ohne höchste Verwunderung wahrgenommen, daß die lieben h. Engel chorweis mit ihm die ganze Metten gesungen.
In Westphalen stehet ein uraltes Benediktiner-Kloster, Namens Corbei, in welchem etlich hundert Jahr nach einander folgendes Wunder sich ereignet: so oft aus besagten Religiosen einer wegen Krankheit und Unpäßlichkeit nit konnte in den Chor kommen, so ist je und allemal ein Engel an dessen Statt erschienen, und die ganz eigne natürliche Stimm des abwesenden Geistlichen hören lassen, wie solches glaubwürdigst bestätigen die Annales obbenannten Klosters.
Der heil. clarevallensische Abt Bernardus hat mehrmalen bei nächtlicher Weil in dem Chor wahrgenommen, daß die lieben Engel jene Religiosen, so da emsig und eiferig in dem göttlichen Lobgesang verharreten, mit sehr kostbarem und angenehmsten Rauchwerk verehreten.
Robertus, König in Frankreich, war also eiferig in dem Lob Gottes, daß er öfters mit denen Mönchen im Chor die Tagzeiten gesungen, und andächtigst psalliret. Da er auf eine Zeit ein festes Schloß mit ziemlicher Kriegsmacht umfangen, unter währender Belagerung aber am Fest des h. Damiani in dem nächst
Anno 1613 starb in dem weimarischen Gebiet ein bekannter und berühmter Notarius der calvinischen Sekte, welcher mehrmalen die Geistlichen ausgehöhnet, wann selbige mit ihrem Gesang einen Verstorbenen zum Grab begleitet, auch öfters in diese Spottwort ausgebrochen: »diese Pfaffen singen just wie die Esel.« Wie nun dieser auch den Zeitlichen, und, welches weit mehr zu bedauren, auch den ewigen Tod erfahren, und breits der Leichnam mit sonderm Pomp und Pracht zum Grab getragen wurde, kaum daß man den Körper zum Haus heraus gebracht, da ist alsobald ein schwarzächtiger Esel einer ungeheuren Größe er schienen, der Todtenbahr nachgetreten, und mit einem steten wilden Geschrei die Leich begleitet, konnte durch keine Gewalt, die man möglichst angewandt, hin und abgetrieben werden, sondern dieser widerwärtige Langohr hat benanntem Notario das Geleit geben bis zu dem Grab, um dasselbige etlichmalen herum getreten, endlich mit des Verstorbenen Anverwandten und Befreundten wieder nach Haus gangen, daselbst in Gegenwart vieler Leut gähling verschwunden, zur billigen Straf, die der gerechte Gott über ihn verhängt, um weil er das andächtige Singen und Psalliren der Priesterschaft veracht, und dem Eselgeschrei verglichen.
Siegen vom Singen hergeflossen und gesprossen. Angenehm ist auch der göttlichen Majestät aller Gesang der eiferigen Geistlichen, welche, nach Art und Weise der lobschallenden Lerchen, ihre Stimme und Gemüth erheben, und durch Gesang und Klang den Allerhöchsten preisen. Angenehm ist auch der Gesang des andächtigen Volks in der Kirche, und in den gewöhnlichen Prozessionen und Kreuzgängen. Zumalen solche nachfolgen
Andächtig singen ist englisch Werk. Wie Gottes Sohn in dem Stall zu Bethlehem bei Mitternacht aus der unversehrten Jungfrau Maria geboren, da ist eine unzahlbare Menge der Engel vom hohen Himmel herunter gestiegen, und die bethlehemitischen Felder mit dem lieblichsten Gesang und Musik angefüllt.
Andächtig singen ist ein englisch Werk. Wie der heil. Papst Gregorius die Bildnuß unser lieben Frau, so in der Kirche S. Mariae Majoris, zu Rom verehrt wird, zu Abwendung des göttlichen Zorns mit volkreicher Prozession in St. Peterskirche getragen, und mit dem gesamten häufigen Volk die heil. Litanei gesungen, da ist nächst bei dem Castell Adriani eine englische Stimm erschollen, und folgendes Lied gesungen worden: Regina coeli laetare, Alleluja, quia quem meruisti portare, Alleluja, resurrexit, sicut dixit, Alleluja. Worauf der heil. Papst durch göttliche Eingebung diese Worte hinzu gesungen: Ora pro nobis Deum. Alleluja. Dahero noch auf diese Zeit die Canonici benannter Kirchen, so oft sie bei besagtem Castell prozessionsweis vorbei gehen, solches englische Lied zu singen pflegen.
Andächtig singen ist ein englisch Werk. In der Kirche bei St. Stephan auf dem Berg zu Freising haben anstatt des heil. Bischofs Corbiniani, so dazumal krank gelegen, die Engel die Metten gesungen. In der Kirche, allwo der heil. Spiridion seine Andacht verricht, haben die Engel die Vesper gesungen. In dem, und bei dem, und nach dem Tod des heil.
Bei der Begräbnuß der übergebenedeiten Mutter Gottes Maria, allwo durch göttliche Wirkung alle Apostel, so dazumal in der Welt hin und her entfernet waren, sich augenblicklich versammlet, und diesem seligsten Hintritt beigewohnt; bei solcher Begräbnuß hat eine unzahlbare Schaar der Engeln, so ober der Bahr schwebten in den Wolken einen so himmlischen Gesang und Musik vollbracht, daß hierdurch die Stadt Jerusalem samt der ganzen Gegend herum in höchste Verwunderung gerathen, und nit wenig aus dem zulaufenden Volk sich bekehrt haben.
Moses, der große Mann Gottes, erhalt die Tafeln der zehen Gebot von dem Allerhöchsten auf dem Berg Sinai, allwo in denen Steinen zur ewigen Gedächtnuß man noch siehet einen Abriß des Dornbusches, welchen Moses gesehen hat brennen, und nit verbrennen. Droben auf dem Berg hat es geheißen Sinai, herunter aber des Bergs hat es geheißen Sündigen, oben auf dem Berg stund es auf 10, benanntlich auf 10 Geboten, herunten auf der Ebene stund es auf 11. Dann bei dem israelitischen Volk war es Mittag, massen sie alle thäten essen und trinken, und nachmals war niemand, weder Klein noch Groß, vocem cantantium ego audio etc. Moses und Josue hören, daß diese eisernen Gemüther, daß diese plumpen, bleiernen Gispel, daß diese versoffenen, kupfernen Gesichter, daß diese vermessenen, messingenen Narren das goldene Kalb mit großem Lobgesang priesen, der Teufel war Kapellmeister bei diesem Gesang.
Vocem cantantium ego audio etc. Weit besser höre ich, weit lieber hörest du, weit angenehmer höret er die Stimm der singenden und lobschallenden frommen Geistlichen und Weltlichen, welche allerseits mir andächtigen Psalmen und beweglichen Liedern den wahren allmächtigen Gott, o wohl einen ganz goldenen Gott, lob- und benedeien. Dahero Kaiser Maximilianus sich öfters verlauten lassen, daß ihn nichts mehrers erfreue, als wann er sehe ein Feld voller wackerer Soldaten und einen Chor voller andächtiger Mönch, die Gott mit ihrem gewöhnlichen Lobgesang verehren. Wie werth und angenehm muß gewesen seyn in den Augen der göttlichen Majestät jenes Benediktinerkloster zu Lixau, allwo das ganze Jahr und allezeit hindurch nit ein Augenblick verflossen, da nit eine ziemliche Anzahl der Religiosen mit Singen und Psalliren Gott gepriesen, und könnte dazumal eine solche ordentliche Austheilung der Chör leicht geschehen, weil zur selbigen Zeit in einem Kloster sechshundert, auch neunhundert, sogar auch zweitausend Geistliche gezählet wurden.
Stephanus Mantegaza schreibt, daß zwischen dem
Gott der Allmächtige, laut h. Schrift, hat die Vögerl erschaffen aus dem Wasser von Anbeginn der Welt; so kommen dann die Vögel vom Wasser her? ja aber die Erzvögel und Galgenvögel vom Wein; kein Thier auf Erden pflegt zu singen, der Ochs röhret, und singt nit, der Wolf heulet, und singt nit, der Bär brummet, und singt nit, der Löw brüllet, und singt nit, der Hund bellet, und singt nit, die Katz gmauckzet, und singt nit, der Esel kühret, und singt nit, das Schwein grunzt, und singt nit, das Schaf blerrt, und singt nit etc. Kein Thier auf Erden pflegt zu singen, wohl aber die Vögel, so der Allmächtige aus dem Wasser erschaffen. Wohlan dann, ihr frommen Christglaubigen, weilen ihr auch das andermal geboren durch die h. Tauf, und folgsam das Leben eurer Seel von dem Wasser, so gibt auch gleichmäßig lobschallende Vögel ab, höret nit auf, an allen Orten Gott den Herrn, seine gebenedeite Mutter, alle lieben Heiligen mit geistlichen Liedern zu preisen und loben. Der Bauer bei dem Pflug, der Hafner bei dem Krug, der Gärtner bei den Pflanzen, der Soldat bei den Schanzen, der Schreiner bei dem Hobel, der Kirschner bei dem Zobel, der Zimmermann bei
Es gibt aber auch saumige Singer. Der stolze egyptische Monarch Pharao war nit allein hoch-und übermüthig, sondern auch sehr heiklich, dann als auf eine Zeit zwei seiner Hofbedienten gar geringe Fehler begangen, hat er dieselbigen nit allein in Kerker und finstere Gefängnuß geworfen, sondern gar einen aus diesen lassen an Galgen hängen; gedachte zwei
Es gibt ebenfalls solche Geistliche, die ganz säumige Singer seynd, und graust ihnen vor dem Chor, als hätten sie ein Haar darinnen gefunden, wie Pharao in der Semmel, wie dann einer auf eine Zeit scherzweis ist angeklagt worden, als hätte er eines andern sein neues Brevier aus dem, Chor entfremdet, dieser aber über solche ungegründete Anklag war nit ein wenig entrüst, dahero zu seiner besten Entschuldigung ausgesagt, er wolle es mit einem Eid betheuren, daß er schon 9 ganzer Wochen den Chor nie gesehen habe.
Ein solcher ist nit ungleich dem übelgesitteten Volk Israel, welches auch einen Eckel und Grausen hatte an dem himmlischen Manna. Ein solcher ist fast ähnlich einem Schwanen, der ein so abgesagter Feind des Singens, daß er niemal, außer kurz vor seinem End, einen Gesang hören läßt. Ein solcher ist natürlich wie ein Schneck, der niemals pflegt zu
Pater Fulgents, warum so faulenz, und nit im Chor? o ich muß ausgehen, etliche, und gar wichtige Geschäfte zu verrichten. Euer Ehrwürden kommt mir vor wie der Rab in der Arche Noe; warum dieser gerechte Altvater solchen schwarzen Galgenvogel aus der Arche geschickt, und nit einen andern von weit bessern Qualitäten, wie da war der Adler, der Phönix, war die Ursach, als Noe in der Arche wollte das Fenster eröffnen, so ist der Rab der allererste und nächste dabei gewest, welcher mit schmeichelnden Gebärden, mit seinem steten Cra Cra, sattsam zu verstehen gab, daß er gern draußen wäre, dann ihm gar zu bang und zuwider, daß er also eingesperrt in dieser hölzernen Keuche solle leben, weilen dann der nächste an der Hand, also hat ihn Noe vor andern ausgelassen. Aber weit besser wäre es gewesen vor ihn, wann er wäre in seiner Clausur verblieben, dann daselbsten wäre er nicht unter die stinkenden Aas gerathen, bei welchem er seinen Untergang gefunden. Also ist es einem Geistlichen und Religiosen viel rathsamer, daß er zu Haus bleibe, dann ein solcher nur ein stattlicher Mann, wann er nit stattlich ist; will sagen, wann er in der Stadt nit viel ist. Solus und Salus sind Namen, und That halber nit weit von einander; Lauffen im Salzburgerland ist kein Ort vor einen Mönchen, wohl aber Zell in Steiermark. Ein nemini nisi Numini, Gott allein muß er zugethan seyn. Ad Chorum Pater Fulgenz, und nit ad Forum Pater Faulenz, kein anders Alpha und Omega, kein anders A und O gehört vor euch, als ChArus, ChOrus. Jene Geistlichen zu Haisterbach haben solche große Gnad nit gehabt auf der Gasse, wie sie gehabt haben im Chor, dann als sie auf eine Zeit in dem Chor andächtig psallirt, wobei sich auch einer gefunden, der selige Eustachius, hat die übergebenedeite Mutter Gottes, eine ganz große goldene Kron über das ganze Konvent vom Himmel herab gelassen, in der Höhe solcher Kron war ein sehr kostbares Kleinod, worauf folgende Worte geschrieben: »O clemens, O pia, O dulcis virgo Maria!« O gütige, O milde, O große Jungfrau Maria!
Pater Paul wie so faul, und nit im Chor? O ich muß studiren, der hl. Franziskus von Assis wurde einstmals befragt, ob seine Geistlichen auch sollen studiren? worauf er dann geantwortet, er sey gar wohl zufrieden, wann sie nur nach dem Exempel Christi, von dem man weiß, daß er mehr gebetet, als gestudiret, den Chor und die Betstunden nit verabsaumen. Sagt mehr, mein lieber Pater, wo? wann? und auf was für einer hohen Schul haben gestudirt die hl. Theresia, die hl. Katharina Senensis, die hl. Katharina de Pazzis, und viel andere mehr? welche auch wegen ihrer Lehr und Weisheit die vornehmsten Professores in Verwunderung gezogen? alle diese hatten keine andere Schul, als die Kirche und den Chor,
Wir Deutsche pflegen einen ungelehrten Menschen, in dessen Hirn Stroh und Stramen beisammen, einen Ochsen-Kopf zu nennen, wie dann also den hl. Thomam von Aquin seine sauberen Scholarn titulirt haben. Nun aber geschieht es nit selten, daß ein solcher Ochsen-Kopf in einen Cherubim verändert, und aus einem Idioten der vornehmste Doktor wird; der hl. Abt Romualdus, der hl. Antonius aus Egypten, der hl. Ravenatische Severus, der hl. Abt Joachimus, der hl. Laurentius Justinianus, der hl. Joannes Capistranus, und viel andere mehr seynd aus ungelehrten Leuten hochverständige Männer worden, durch kein anders Studium, als psalliren und beten. Also mein lieber Peter Paul, studiren ist irren, wann nit dabey ist das psalliren.
Pater Theodor, wie so schläferig im Chor? Euer
Cäsarius schreibt, daß ihm ein hl. Abt selbst erzählet, wie daß unter seinen Geistlichen einer sich befunden, der gemeiniglich bei der Nacht in der Metten unter währendem Psalliren genapfetzt und geschlafen habe; nun aber sey einsmals dieß Wunder geschehen, daß der von Holz geschnitzelte Heiland, dessen Bildnuß in der Mitte des Chors gehangen, vom Kreutz sich herab gelöset, zu diesem schläferigen Mönch hinzugetreten, und ihm einen solchen harten Backenstreich versetzt, das er hievon den dritten Tag gestorben.
Im alten Testament wollte der allmächtige Gott, daß ihm die Menschen zur Dankbarkeit allerlei Thier im Tempel sollen aufopfern, aber nur keine Fisch, Ochsen und Kälber, aber nur keine Fisch, Gais und Lämmer, aber nur keine Fisch, Turteltauben und Spatzen, aber nur keine Fisch, dessen sich nit wenig zu verwundern, zumalen bey dem allgemeinen Sündfluß alle anderen Thier den Zorn Gottes mußten ausstehen, die Fisch aber allein von solcher Straf befreit gewesen; ja bei Erschaffung der Welt schwebte der Geist Gottes ober dem Wasser, als einem Losament der Fisch, und also die schwimmenden Gesellen zu allen Zeiten in großen Gnaden bei Gott gestanden, aber im Tempel wollte er sie nit annehmen für ein Opfer; warum? soll dann ein 8pfündiger Karpfen nit besser seyn als ein Spatz? darum hat Gott der Herr die Fisch verworfen von seinem Opfer, dann sie konnten nit lebendig gebracht, oder nit frisch geliefert werden in dem Tempel zu Jerusalem, und todte oder halb-todte
Ihr Herrn Kanonici und Domherren, ihr Stiftherren, ihr Ehrherren (cum pleno et plano titulo), warum so selten im Chor? Petrus Abuskus, Petrus Telmus, Odo, und andere mehr, waren heilige Domherren, aber öfter im Dom, darum Kanonici zu kanoniziren. So viel ich merke, entschuldigt sich einer und der andere mit einer papierenen Exkusa, wie daß er eine Reis' habe nach Karthago, von dannen soll die Karten ihren saubern Ursprung haben. Ich bitte demüthig um Vergebung, daß ich so offenherzig rede. In den Geschichten der Aposteln liest man öfters, daß sie, der Seelen Heil zu suchen, gereist sind nach Pamphiliam, auch daselbst sich eine Zeitlang aufgehalten, wie da gethan hat Paulus und Barnabas, aber von dem Pamphyli hab ich nie was gelesen, wie kommt es denn? Es halten sich zweierlei
Es gibt nit allein saubere Singer, saumige Singer, sondern auch sauere Singer, und diese seynd alle diejenigen, dero Gesang und Psalliren in den Ohren Gottes nit süß und lieblich, sondern sauer und widerwärtig erschallet, dergleichen ist ein geschwindes und überhupftes Singen, worinnen die Psalmen einen solchen Gallopp müssen laufen, daß sie kaum schnaufen können, und gar viel Worte in denselben zu kurz kommen. Nachdem die Apostel durch die frommen und andächtigen Weiber die Nachricht erhalten, daß Christus der Herr nit mehr im Grab liege, sondern von Todten auferstanden, da haben Petrus und Joannes alle beede angefangen zu laufen nach dem heil. Grab, aber Joannes, um weilen er jünger und besser bei Leibeskräften, ist dem guten Petro vorgeloffen. Man kann auch wohl glauben, daß sich Petrus des Laufens nit gar zu stark angenommen, weil er an der Weiberzeitung schier etwas zweifelte, dann unlängst vorhero ein Weib ihn hinter das Licht geführt, daß ihm auch der Hahn solches vorgerupft. Sey dem wie ihm wolle, es seynd doch beede geloffen, und war dieß ein heiliges und verdienstliches Laufen, benanntlich zwei Chör, daß ein jeder verlanget vorzulaufen, und solches Dixit Dominus etc. samt dem Gloria etc. hundert und sechs Wort, gar oft eilet man mit diesen also schnell fort, daß über dreißig Wort unterwegs bleiben, und muß ein Vers dem andern auf die Verse treten. Aber wehe euch Vorstehern der Kirchen, wann ihr um ein jedes vernachläßigte Wort, welches doch der heil. Geist selbst aufgesetzt, müßt zu seiner Zeit genaue Rechenschaft geben.
Jakobus a Vitriaco schreibt, daß auf eine Zeit einem sehr frommen und gottseligen Religiosen der böse Feind mit einem großen angefüllten Sack über die Achsel im Chor erschienen, derenthalben ihn der fromme Mann befragt, was er trage? worauf der Satan ganz trutzig geantwortet, er trage alle diejenigen Wort und Silben, welche die Mönch unter dem Psalliren auslassen oder abkürzen, und werde er einmal diese als vermessene Diebe anklagen, als welche dem Dienst Gottes und göttlichen Lob so viel heilige Wort entfremden und abstehlen. Deßgleichen hat Christus der Herr dem heil. Bischof Antoni mit ganz ergrimmtem Angesicht einen starken Verweis gegeben, daß sein Diakonus unter dem Psalliren bei dem Gloria Patri etc. wegen des gar zu starken Eilen das Wort Filio öfters ausgelassen. Hat es der König David für einen starken Affront aufgenommen, wie seinen Abgesandten der Hanon ihre Kleider zu einem öffentlichen Spott halb abgeschnitten, wie wird es erst dem allmächtigen Gott mißfallen, wann man ihm seine heil. Psalmodia, worinnen alles göttliche Lob und himmlische Geheimnisse
Saure Singer seynd auch diejenigen, welche zwar mit dem Maul psalliren, aber mit dem Herzen anderwärts vagiren, solche kommen mir vor, wie des Samsons Löw; dieser starke Held ging einsmals mit seinen Eltern nach Thamnatha, um willens, daselbsten mit Gutheißen seiner Eltern ein Weib zu nehmen, dann er ihm seines Gedunken nach schon eine Schöne ausgeklaubt, unterwegs aber, da er sich vom Vater und Mutter ein wenig abgesondert, traf er einen wilden und brüllenden Löwen an, den er alsobalden, kraft der von Gott ertheilten Stärke, wie einen kleinen Geisbock niederriß und umgebracht, nach etlich Tagen in seiner Zurückreis' vor Thamnatha hat er den todten Löwen noch auf dem vorigen Ort gefunden, und, was zu verwundern, in seinem aufgesperrten Rachen einen Bienenschwarm, welche bereits viel Honig gesammlet, wovon nachmals der Samson geessen, und auch etwas seinen lieben Eltern mitgetheilt. Dieser Löw hatte Honig im Rachen, Honig im Maul, und hat doch dessen Süße nit empfunden. Solchem sind ganz ähnlich und gleich viel, die im Chor und Kirche singen und psalliren, sie haben in ihrem Mund den edelsten Honig, benanntlich die heiligen Psalmen, worinnen eine himmlische Süßigkeit begriffen, aber sie empfinden hiervon nit das geringste in dem Herzen, weil nemlich dasselbige anderwärts vagirt, und nit im Chor sich aufhaltet. Wie mancher singt die Vesper, da unterdessen die Gedanken beim Spielen. Was hältst du von diesem, der also singt und also denkt: Dixit
Dominus Domino meo, heut gehen wir zum Herrn Leo;
Neben allem diesem schleichen noch andere ohne Form und vermessene Fehler ein unter dem Gesang des Chors und Kirchen, welches allen Obrigkeiten zu verbessern möglichst obliegt, wann sie nit samt denjenigen Untergebenen wollen die Straf Gottes zu gewarten haben.
Moses hat das guldene Götzenkalb gar zu Pulver verbrannt und zermalmen, und damit man demselbigen Staub und Pulver auch keine Ehr anthäte, wie er etwann geforchten, hat er solches in ein rinnendes Wasser geworfen, dann es war vor Gott und ihm ein vermaledeites Pulver.
Keinen bessern Titel noch Prädikat verdienet auch das dermalen in Schwang gehende Tabackpulver, wenigst dazumal, wann man selbiges in Chor und Kirchen, welches leider oft geschieht, unter dem heiligen Gesang und Gottesdienst, wobei die Engel ehrerbietigst aufwarten, so unnöthig mißbrauchet.
In Egypten waren vor diesem 20 große Städt, unter denen die Hauptstadt Heliopolis, wohin Christus der Herr in seiner Kindheit, wegen der Tyrannei
Wie in der Hauptstadt Lima in dem Königreich Peru eine besessene Person einen gottseligen Pater Dominikaner beschworen, auch den bösen Feind mit aller Gewalt dahin getrieben, daß er dieses Gott gewidmete Losament mußte verlassen, hat dieser höllische Gast in dem Abfahren folgende Wort hören lassen: »Weil du mich verjagest von Lima und Peru, so will ich dir zu einem Spott den Taback bringen nach Europa.«
Vor wenig Jahren in der Stadt Paris wurde der Satan aus einem besessenen Menschen befragt, wer, und wie sein Name sey? Basta saper, sagte er, es ist schon genug, daß man weiß, daß ich derselbige Teufel bin, der aus Armenia den Taback nach Europa überbracht. Dahero ist es kommen, daß der Papst Urbanus VIII. in einer Bulla, datirt zu Rom den 30. Januarii An. 1642, und Innocens X. in einer andern Bulla An. 1650, unter der Straf einer Exkommunikation und geistlichen Banns verbieten, den Taback in der Kirche und dem Chor zu nehmen, ob zwar bemeldte Bulla nur begreift die Kirchen zu Sevilien
Unter die sauren Singer sind auch zu zählen diejenigen, welche an ihrem Gesang im Chor und Kirchen eine eitle Ehr und Menschenlob verlangen. Es glauben etliche, sie singen so lieblich, daß auch die Engel im Himmel die Fenster aufmachen, und ihnen zuhören, sie bilden ihnen ein, daß sie auch mit der besten Nachtigall nit möchten Zunge tauschen. Ei daß euch der Sautreiber Bärnzucker genug zu eurer Stimm spendire. So höre ich wohl, so singet ihr in der Kirche nit, Gloria in Excelsis Deo, oder Gloria Patri et Filio etc. Ihr singt nit, Glorie und Ehr sey Gott in der Höhe etc., Ehr sey Gott dem Vater, und dem Sohn, und dem heil. Geist etc., dieß singt ihr nit; wohl aber, Glorie und Ehr sey mir in der Höhe des Chors, Ehre sey mir, meinem Gesang, und meiner Stimm, sicut erat in principio, et nunc, et semper etc. Dergleichen Singer seynd die größten Dieb, so einmal gesunden werden,
Gottschalkus erzählet eine fast lächerliche Geschicht, wie Gott einen solchen pravirenden Singer zu Schanden gemacht. Dieser hielt über alle Massen viel auf seinen Gesang, glaubte schier, daß er, trutz dem Arion, mit seiner Musik auch die Delphinen aus dem Wasser, wenigst die Stockfisch locken könnte, aber Gott, nach altem Gebrauch, machet keine mehr zu Schanden, als die Stolzen, die so gern wollen gelobt werden. Laus, Lappen und Lob, halten fast eine Prob. Wie erstbenannter Signor auf eine Zeit die Präfation in der heil. Meß, seiner Meinung nach, sehr schön und lieblich auf eine Zeit gesungen, auch des Glaubens war, die ganze Kirch sprech ihm derenthalben nit ein geringes Lob nach, aber Gott hat ihm die Stimm also verfälscht, daß er überdrüßig allen Anhörenden worden. Unter andern aber, nächst dem Altar, kniete ein altes Weib, welches dergestalt weinte, daß eine Zäher an die andere geschlagen. Dieser einbilderische Cantor glaubte unfehlbar, daß durch seine liebliche Stimm die arme und fromme Matron also bewegt worden, fragt demnach bald nach dem Gottesdienst, in Gegenwart mehrer, besagtes Weib, warum sie also herzlich geweinet hätte? er hoffte gar gewiß ein stattliches Lob, nach dem ihm die Zähne gewässert; ach, gab sie zur Antwort, mein lieber Herr, wie ihr also gesungen in der Kirche, so habt ihr mich gemahnet an meinen Esel, den ich leider vor drei Tagen, ich arme Haut, verloren, dann eure Stimm Gottes Ehre suchte, vor allen schamroth und zu Schanden. So heißt es dann psallite sapienter, wie David sagt, und nit stulte, wie dieser sauere Singer.
Die letzte Klasse der Singer ist sehr angefüllt, und werden diese nit saubere Singer, nit saumige Singer, nit saure Singer, sondern Säu-Singer genannt, und seynd diese diejenigen, welche mit ihren unkeuschen Liedern und wilden Zottengesang alle ehrlichen Ohren beleidigen. Der ehrwürdige Beda schreibt, wie es auslegt Lyranus, daß vor diesem unterschiedliche Thore und Pforten zu Jerusalem gewesen, wie es bei Esdra zu lesen; unter andern ist ein Stadtthor gewest, das hat geheißen porta Sterquilinii, das Mistthor, weil man nemlich allen Mist und Unflath durch dieses Thor ausführte, in den Bach Cedron.
Unverschämte Mäuler, ungewaschene Goschen, durch welche öfters unflätige Lieder und stinkende Buhlergesänge ausgehen, sind nit um ein Haar besser, als dieses Mistthor; pfui der Schand! daß ein Christ freventlich ist, und darf seinen Mund, welchen er in der Kommunion an die Seite Jesu hinzusetzt, und das göttliche Blut heraus sutzlet, mit solchem verdammten Wust anfüllen; mir kommen solche Luder vor, wie die Kothkäfer, deren einiger Lust und Gust ist, ihren Schnabel im Koth und Mist herum zu walzen. Nit weniger beleidigen Gott solche vermessene Zungen oderet in me psallebant, qui bibebant vinum.
Einem Bauren in Tyrol ist ein lächerlicher Possen widerfahren, weil derselbige öfters gehört, auch etwann gesehen, daß man bei Herren-Tafeln auch Schnecken pflegte zu essen, also ist seine Lust und Appetit auch nach solchen Schlecker-Bißlein, wie ers ihm eingebildet, gestanden, demnach eine ziemliche Quantität dergleichen Häuseltrager nach Haus gebracht, und selbige ohne ferners Kochen oder Braten im Salz und Pfeffer eingedunkt hinabgeschluckt, weil ihn aber auch ein großer Durst ankommen, also nahm er seinen Weg in das Wirthshaus, allwo er bei dritthalb Maas Wein sich also berauscht angetrunken, daß er sich gleich auf die Ofenbank niedergelegt, und gar sanft eingeschlafen; es stund aber nit lang an, daß eine artliche Comödie sich ereignet, dann wie der berauschte grobe Gesell das Maul in alle Weite aufgesperrt, und erschrecklich geschnarcht, da haben zugleich die Schnecken in diesem Saumagen Luft bekommen, theils von der Wärme des Ofens gezogen, haben diese rotzigen Kerl ihren Ruckmarsch angestellt, einer nach dem andern herauf, und zu dem aufgesperrten Maul als durch eine
Weit aber schändlicher, ja unvergleichlich wilder und grauslicher ist zu sehen, wann einem Menschen, der nach Gottes Ebenbild erschaffen, aus dem Mund so wilde Zotten, so unverschämte Reime, so garstige Wort durch Gesang und Lieder ausbrechen; wann der Mund, so von Rechtswegen soll seyn eine Kanzlei der göttlichen Lobsprüch, wird gemacht zu einer stinkenden Mistbutte; wann der Mund, so Gebühr halber soll seyn eine Harfe David, wird verkehrt in einen unflätigen Sautrog; wann der Mund, so ein sauberer Saal soll seyn, worinnen unter der Gestalt des Brods der wahre Gott einkehret, dahero Mund von dem mundus, auf deutsch sauber herkommt, wird gemacht zu einem Stall, in welchem lauter Gestank und Wust gefunden wird. Hat jener Hauptmann zu Kapharnaum
Erschrecklich, und zwar ohne Barmherzigkeit werden in jener Welt dergleichen Wust- und Lasterzungen gestraft von der gerechten Hand Gottes. Der heil. Cyrillus schreibt von einem seiner Vetter, der ein junger Mensch war von 18 Jahren, wie daß solcher die böse und lästerliche Gewohnheit hab an sich gehabt, daß er mehrmalen bei Spiel und Tanzen unzüchtige Lieder gesungen, nach dem Tod aber, so frühzeitig war, sey er ihm in seinem Zimmer mit einem unleidentlichen Gestank, an feurige Ketten gebunden, erschienen, dem zugleich auch Flammen und Funken aus Nasen und Ohren häufig gestiegen, auch anbei vermeldet, daß er ewig verdammt sey, um weilen er im liederlichen Liedersingen sich versündiget.
Mendoza schreibt, daß Gott der Allmächtige einem frommen und heil. Mann die Pein der Hölle gezeigt habe, wie nun dieser Diener Gottes solche Qual und Tormenten ganz genau erwägte, da vermerkte er, daß ein elender Mensch mit großem Getös und Getümmel der Teufel in solche ewige Flamm geschleppt wurde, er sah, daß ihm gleich anfangs diese höllischen Larven Solche Säu-Singer haben keine andere Belohnung um ihre Musik, als diese.
Einem Studenten ist vor etlich Jahren nit gar unrecht geschehen; dieser prahlte mehrmalen, daß ihm in der Musik, sowohl Stimm als Instrumenten halber, keiner gleiche; dieser, in Begleitung eines andern Wohlbekannten, machte auf eine Zeit einer ehrlichen Jungfrau unter dem Fenster bei nächtlicher Weil eine Musik, worunter er mancherlei ungereimte Zotten einmischte, welches dann den keuschen Ohren dieses ehrlichen Mägdleins also mißfallen, daß sie hierüber einen billigen Zorn gefaßt, und nit allein eine unflätige Lauge ihm über den Kopf gossen, sondern auch seinen Buckel mit großen und gewichtigen Ziegeltrümmern also begrüßt, (o wie recht!) daß ihm auch die Stimm verfallen; worauf der Kamerad in diese Wort ausgebrochen: »Bruder, du bist ein stattlicher Musikant, dann so viel ich weiß, sagen die Poeten, daß der Amphion der beste Musikus sey gewest, als der auch mit seiner Musik die Stein und Felsen bewegt habe, anheut aber erfahre ich, daß du mit deiner Musik nit allein die Stein und Ziegel auf dem Dach, sondern
In diese letzte und letziste Klasse der Singer gehören auch die Weibsbilder, welche ihre helle, aber zugleich höllische Stimm in allerlei Liebs- und Buhlliedern hören lassen, worin der kleine Cupido mit seiner annehmlichen Tyrannei umständig beschrieben wird, und diese sind des Teufels rechte Lockvögel, als welche so manches schwache Gemüth, der ohnedas schlüpferigen Jugend, in sein verdammtes Netz bringen. Das allgemeine Heulen der ganzen Welt solle, wie Theodoretus vermerkt, von solchem Weibergesang hergerührt haben; dieß allgemeine Heulen war zur Zeit der Sündfluß, wo nemlich der erzürnende Gott der ganzen Welt den Kopf gewaschen, außer 8 Personen, dann er sah, daß die Menschen in lauter Fleisch und Wollüsten sich herum walzten, und solle, wie obbenannter Scribent bezeugt, solche allgemeine Ueppigkeit ursprünglich herkommen seyn von des Kain seinen saubern Töchtern, welche von dem Thubal, als dem allerersten Musikanten und ihrem nächsten Anverwandten, haben singen gelernet, nachmals nichts anderst, als lauter Buhllieder aufgesetzt, solche an allen Orten und Enden hören lassen, wovon die unbehutsame Jugend also entzündet, daß hernachmals das gesamte menschliche Geschlecht von solcher Sucht ist angesteckt worden. Omnis caro corruperat viam suam.
Gewiß ist es, das die heil. Maria aus Egypten in ihrem bußfertigen Wandel, den sie in der Wüste
Judas verrathet Jesum mit einem Kuß, o boshafter, sündhafter, neidhafter, schalkhafter Böswicht! dazumal bist du nit ungleich gewest dem Wintergrün, welches zwar einen Baum umarmet, und weil beinebens seine Blätter gestaltet sind wie das Herz, also zeigt es äußerlich, als habe es den Baum von Herzen lieb, ja aus lauter Lieb thue es denselben umfangen und halsen. Unterdessen aber nimmt es dem Baum allen Saft und Kraft, saugt ihm das Mark aus den
Judas verrathet Jesum mit einem Kuß, o gottloser, ehrenloser, heilloser, grundloser, zahmloser Mörder! Dazumal bist du nit ungleich gewest einem Schwan, der zwar von außen mit schneeweißen Federn und engelreiner Blummaschi daher prangt, inwendig aber ein so schwarzes Fleisch an sich hat, als wäre er von der Natur des Teufels seiner Mutter zu einem Braten gewidmet.
Judas verrathet Jesum mit einem Kuß, o verlogner, betrogner, unerzogner, übelgewogner Dieb und Schalk! dazumal bist du nit ungleich gewest einem Fischer-Angel, welcher von außen denen unbehutsamen Fischlein, diesen armen schuppigen Tropfen, weiß nit was vor gute Bißlein vorlegt, unterdessen aber steckt inwendig ein tödtlicher Spieß und Spüß, welcher den armen Fischen den Rest gibt, und zum Tod ziehet.
Judas verrathet Jesum mit einem Kuß. O beseßner, vermeßner, ehrvergeßner Mensch, oder besser geredt, Unmensch! Dieses verrätherische Stückel des Iscarioths hat dem Herzen des Heilands mehr Schmerzen verursachet, als alle Schmach und Unbild, so er von dem gesamten Volk erlitten. Gestaltermassen von einem Lämmlein erzählt wird, daß, wie solches von seinem eignen Halterhund gebissen worden, es sich dessen mit Schreien wehmüthig beklagt habe, da es aber von dem Wolf ergriffen war, that es dazumal gar kein Maul auf, sondern gab denen, so die Ursach zu wissen begehrten, diese Antwort: Die Schmach und Beleidigung von einem Freund kommt weit schmerzlicher
Ach du verräterischer Schelm, du undankbarer Jünger, du unglückseliger Apostel, du meineidiger Judas, ist das der Dank dir Gott, daß dich der Herr Jesus in sein so heiliges Kollegium aufgenommen? dich wie seinen Sohn gehalten? dir mehr als andern anvertraut? Es wäre kein Wunder, alle Geschöpf wären dessenthalben in Harnisch gerathen, und diese grausame Unthat, so du an dem Erschöpfer aller Ding begangen, augenblicklich hätten gerechnet. Aufs wenigst hat solches der Erdboden wollen auf ewig protokolliren, und der ganzen nachkündigen Welt unter die Augen stellen, massen nach Zeugnuß Cyrilli Hierosolymitani, ungeacht die ganze Stadt verheert, und kein Stein aus dem andern geblieben, noch auf den heutigen Tag, Stund und Augenblick die eingedruckten Fußstapfen des Judä in einem Stein daselbst zu sehen, allwo er den Heiland Jesum mit einem Kuß verrathen. Porro Gethesemani amisit hortum, et tamen non amisit vestigia Judae, illa hodie quasi recentia proponens.
Auf, auf, mein eiferiger Christ, ich weiß gar wohl, daß dich immerzu ein frommer Vorwitz kitzlet, neue und seltsame Ding zu scheu; wohlan, ich will dir mehr dergleichen wunderliche Fußpfaden, als erst
Wie der hartnäckige König Pharao samt seiner egyptischen Armee mit unzählbaren Rossen und Wagen das israelitische Volk durch das rothe Meer verfolgt, und folgsam durch göttliche Straf mit allen den Seinigen zu Grund gangen, die Leiber ins Wasser, die Seelen aber ins ewige Feuer gestürzt, sieht man dermalen augenscheinlich und handgreiflich, massen alle Wagen-Leist und Fußpfade der Pferd, so sie dazuzeit in den weichen Sand eingedruckt, noch auf diesen Tag also frisch und unversehrt abzunehmen, als hätte sich solche Geschicht erst heut begeben; auch wann erstgedachte Pfaden und Zeichen von der Ungestüm der tobenden Wellen oder von den stürmenden Winden werden verhüllt und verdeckt, so wird man doch gleich wieder sehen, daß durch sondere göttliche Vorsichtigkeit alles wie zuvor sey, und solche Geschicht die Erde auf ewig nit wolle verschweigen noch vertuschen.
Mein Religios und Ordensperson ziehe die Kappen in etwas zurück, und beschaue sein wohl und bedachtsam der Egyptier hinterlassene Fußpfade, als noch sichtbare Zeichen ihres ewigen Verderbens, und gedenke beinebens, daß derentwegen der Pharao von der göttlichen Gerechtigkeit als auf ewig ist gezüchtiget worden, weil er dem Allmächtigen viel versprochen, aber allezeit wenig, ja gar nichts gehalten, gestalten er mehrmalen dem Mosi und Aaron ernstlich verheißen, er wolle sie frei lassen passiren, ihrem Gott zu
Benannter heil. marianischer Erzvater Dominicus hat auf eine Zeit in einem besessenen Albigenser den bösen Feind beschworen, er solle bezwungner und gedrungner Weise bekennen, was Stands-Personen er die mehresten in der Höll habe? Worauf diese verdammten Larven folgende Antwort gegeben: »Große Herren, sowohl Geistliche als Weltliche, haben wir in ziemlicher Anzahl, Bauren nit gar zu viel, Kaufleute und Burger in großer Menge, Priester nit wenig, Ordenspersonen gar keine, aber deren, so ihre Ordens-Regeln und Satzungen nit halten, erschrecklich viel.«
Mir stehen die Haar gen Berg, wann ich lese, daß in der Marca ein Religios nach dem Tod ganz feurig erschienen, und zugleich wehmüthigst bekannt, daß er ewig verdammt sey, um weil er 5 Betten oder Rosen-Kränz ohne Erlaubniß seiner Obrigkeit verborgen.
Ich zittere an Händ und Füßen, wann ich höre, was da erzählet, daß ein Religios wegen öfterm Ungehorsam gegen seine Obrigkeit, sey eines gähen und
Mir rinnet der kalte Schweiß über das Angesicht, wann ich gedenke, was da bei nächtlicher Weil in einem Kloster ein heiligmäßiger Mann gesehen hat, er sah nemlich das ganze Refectorium oder Tafel-Stuben voller Geistlichen sitzen, worauf die Obrigkeit daselbst mit der Hand auf den Tisch geschlafen, daß die feurigen Funken in die Höhe geflogen, und anbei diese Wort hören lassen: »ambitio et crapula duxerunt nos ad tartara, die Ehrsucht und das Saufen haben uns gebracht zu der Verdammten Haufen.« A Dio Pater Reverende, diese Lektion gehört vor Euer Ehrwürden, ein anders her.
Wie der Ehr- und Nährvater Joseph mit dem noch kleinen göttlichen Kind wegen der wüthenden Tyraanei des Herodis nach Egypten geflohen, und nächst dem Fluß Nilo die übergebenedeite Mutter den zartesten Jesulum aus einen harten Marmorstein gesetzt, damit sein nasses Kleid daselbst getrucknet würde, da hat das guldene Kind die Figur des zarten Leibes dergestalten in den harten Stein gedruckt, als wäre er zu einem linden Wachs worden, welches annoch auf heutigen Tag zu sehen.
Ihr Gnaden verzeihen mirs, daß ich auf den langen Schweif Ihrer Kleider getreten, es ist wohl nit gern geschehen, es geschieht, daß einer unbedachtsam umschauet, und folgsam einen solchen seidenen
Wie Aaron in Abwesenheit des Moses das Kalb gegossen, da spendirte jedermann Gold genug zu dieser kälbernen Gottheit, die Behäng von den Ohren, die Ring von den Fingern, löseten ab ganz geschwind und urbietig alle Frauenzimmer. In Summa, es war kein Mangel noch Abgang des Golds zu diesem Götzenbild. Aber wie man mußte die Schlang gießen, so nachmals Moses in der Wüste erhöhen lassen, und war diese ein Entwurf und Vorbild des an das hohe Kreuz genagelten Jesu Christi, da wurde nur ein gemeines Metall dazu genommen, es thut ihms wohl, hats geheißen. Zum Götzenbild Gold genug, aber zu der Figur Christi ist das gemeine Erz und Glockenspeis schon gut.
Man siehet in vielen großen Häusern, Schlossern und Pallästen fast keine bloße Wand, alles ist mit Sammet und Seiden bedeckt, sogar das Bett
Die jüdischen Scherganten und das hebräische Raupengesind hat Christo dem Herrn die Augen verbunden mit einem alten, wilden und schändlichen Hadern, den sie vermuthlich von der nächsten besten Abspielerin zu leihen genommen. O ihr verruchten Lottersknecht und unverschamten Böswicht, sollt ihr dann nichts anderes haben vor den Erschöpfer aller Ding, als nur einen Lumpen und Fetzen? Willkomm Madama! ihr rauschet zu der Kirchthür hinein, wie der Wind Boreas durch einen Eichenwald, ihr pranget in den Stuhl hinein, als wollt ihr denselben ganz und
Das hat erfahren Henricus II., römischer Kaiser, welcher 3 ganzer Tag in einer höllischen Krankheit von denen bösen Feinden mit tödtlichen Feuer-Funken also angeworfen worden, daß, wofern nit ein halbgebratner Jüngling mit einem groß guldenen Kelch voll mit Wasser erschienen, und besagte Funken gelöscht hätte, der bedrängte Kaiser wäre elend zu Grund gangen. Dieser halbgebratene Jüngling war der heil. Laurentius, dem der Kaiser Henrich seine Kirche renovirt, und einen güldenen Kelch darein geschenkt, so viel nutzt es, der Kirche und Gottes-Hausern etwas Gutes zu thun.
Nit gar vor vielen Jahren war eine Jungfrau, mittelmäßigen Standes, tödtlich krank, und als männiglich ihr wegen äußerster Gefahr die letzte Oelung eingerathen, gab sie zur Antwort, daß sie dießmals auf keine Weise sterben werde, massen ihr solches
O, sagt mancher Schnarcher mit dem Iscarioth, poterat unguentum istud vendi, et dari pauperibus. Wie Magdalena den Herrn Jesum mit so kostbaren Salben bedienet hat, also könnte dieses Lamm Gottes vor dem brummeten Bärn Juda nit unangetastet bleiben, sondern es rumpfte hierüber der Erzschalk die Nase, mit dem geistreichen (scilicet) Vorwand, daß weit rathsamer gewest wäre, so man die Salbe hätte zu Geld gemacht, und nachmals selbiges unter die armen Leute ausgetheilet, vor was dienen solche unnothwendige Spese etc. Auch du, du auch, dieser nit weniger, der andere deßgleichen, manche auf solche Weis', viel nit anderst, murren und schmähen wider die großen Unkosten, so man an die Kirchen und Gotteshäuser anwendet, vor wen, sprechen sie, muß alles so kostbar seyn? zu was dienet so häufiges Gold in dem Tempel? man könnte damit wohl ganze Spitäler erhalten. Wann solche Lappen würden sehen eine Lampe, die zu Capovacana, in dem Königreich Peru, zu Ehren der Mutter Gottes verfertiget worden, so würden sie gar die Mäuler zerreißen. Gedachte Lampe hat an dem Gewicht sechs tausend Pfund Silber, dem Goldschmied vor seine Arbeit seynd dreißig tausend Duplonen bezahlt worden; dieses Werk hat drei hundert und fünf und sechzig ausgestreckte Arme für die Lichter, solche Lampe ist dergestalten groß, daß unter ihrem Umkreis der Bischof mit allen Ministern und Altarsbedienten das Hochamt Nonne poterat lampas ista vendi et dari pauperibus? Mox, Ochs! So höre ich wohl, soll vor unsern Herrn, vor unsern Gott, vor unsern Erlöser, vor unsern Ernährer, vor unsern Erschöpfer, vor unser höchstes Gut, schon gut genug seyn, ein schlechtes Gewölb zu einer Wohnung, ein schlechter hölzerner Verschlag zu seinem Thron, ein schlechter Kronrasch zu seinem Kleid? O verruchte Judas-Art! So arm als Maria die übergebenedeite Jungfrau gewest ist zu Bethlehem, hat sie das göttliche Kind nit in wilde und unsaubere Lumpen und Fetzen eingewickelt, sondern nach Aussag des seraphischen Heiligen Bonaventurä vit. Christ. c. 8. den saubern und reinen Schleier vom Kopf herunter gezogen, und damit das göttliche Kind eingefäscht. Deßgleichen ist auch sattsam bekannt aus dem Evangelio Matth. 27, daß der heiligste Leichnam Jesu, nit etwann mit einem alten Leilach oder groben Grastuch eingewickelt worden, sondern mit einer schönen, schneeweißen und zarten Leinwand, welche hierzu ihr Gnaden ein vornehmer Edelmann von Arimathäa, Namens Joseph, freiwillig gespendirt hat.
Ist doch, spiegle sich ein jeder Schnarchantius, ist doch im alten Testament die Arche des Bundes mit gut und seinen Gold-Platten überzogen gewest, da doch nichts anders darinnen aufbehalten worden, als das Manna neben andern 2 Stücken, warum soll dann schlechter und geringer seyn ein Altar und Tabernackel, allwo das wahre göttliche Brod der Heiland Jesus selbsten zu finden ist? Seynd doch in dem prächtigen Tempel Salomonis dreißig tausend Kleider, Coenaculum grande stratum etc. Matth. 15., auch die Schüssel, worin das Osterlamm gelegen, war von dem besten und kostbaren Smaragd, so annoch auf heutigen Tag zu Genua gezeigt wird, woraus sattsam abzunehmen, daß alle Zierde und Sauberkeit in den Kirchen und Gotteshäusern nit allein auf keine Weise zu beschnarchen sey, sondern vielmehr höchstrühmlich und nothwendig. Nota bene et benefac Ecclesiis, auf diese Lektion folget eine andere.
Wie der Herr und Heiland seinen Einzug gehalten in die vornehme Stadt Jerusalem, allwo das Volk mit so großem Freudenschall ihn empfangen, hat er hiezu nit stolze Pferd oder Klepper, nit große ungeheure
Hoch- und wohlgeborner, hochansehnlicher, hochgelehrter Herr, verachte doch niemalen einen armen Menschen, so schlecht, so gering, so unverständig, so einfältig er immer ist, dann gleichwie Gott der Herr dem Esel, diesem so verachteten Vieh, eine so große Ehr angethan, also pflegt er nit selten in gemeinen und einfältigen Tropfen große Gnaden zu verbergen, ja er zeigt mehrmalen sein göttliches Wohlgefallen an dergleichen verächtlichen Standspersonen.
Die schöne Rachel, nachdem sie dem Laban seine von Gold gegossenen Götzenbilder in aller Still entfremdet, hats nachmals selbige unter das Stroh, worauf sie gesessen, verborgen; Laban, der ihr auf dem Fuß nachgeeilet, hat alles durchsucht, allein das Stroh nit, glaubte etwann, daß unter dem Stroh, als einer so geringen Sach, nichts hauptsächliches könnte verborgen seyn.
Es scheinet gar oft ein armer gemeiner Mensch, als wäre er ein lauterer Idiot, ja, ein ganzer Strohkopf; aber hüte dich Hochverständiger, daß du solchen nit verachtest, wer weiß, ob nit Gold, ja, eine guldene Unschuld, und folgsam eine große göttliche Gnade in ihm verborgen. Gott hat weit eine größere Freud und Wohlgefallen an dergleichen einfältigen und
Wie Bethelhem nit Bethelheim worden, sondern Reichenheim, damalen, als der wahre Heiland daselbst aus der unversehrten Jungfrau geboren, wie der Mensch als ein armer Tropf von einem andern armen Krüppel ist wieder aufgeholfen worden, damals, als Gottes Sohn in der Menschheit erschienen, und in die arme Krippe gelegt worden, wie im Dezember unter dem Kaiser Augusto das Majus sit Minus worden, und der größte Monarch des Himmels und der Erde ist als ein kleines Kind erschienen; dazumal ist diese allgemeine Welt, Freud und Jubel nit zum ersten denen gekrönten Häuptern, großen Landsfürsten, hohen Potentaten, vornehmen Edelleuten durch die Engel angedeutet worden, sondern gemeinen, schlechten und armen Hirten auf dem Feld, diese, diese haben das Gloria in Excelsis singen hören, da unterdessen die vornehmen Herren das Requiem in ihrem Federbett intonirten. Woraus dann gar leicht, ja ganz sonnenklar abzunehmen, daß bei Gott dem Herrn in weit größerm Werth und Preis sey eine fromme Einfalt, eine einfältige Frömmigkeit, eine arme Unschuld, eine unschuldige Armuth, als große salomonische, catonische, maronische, ciceronische, zenonische und platonische Köpf, oder andere vornehme Häupter.
Bononia zählt viel Doktores, Salamantica hat viel Doktores, Padua nährt viel Doktores, Conimbria zeigt viel Doktores, Lugdun stellt viel Doktores; bin aber versichert, wann alle diese und noch andere mehr Anno 30 nach Christi Geburt wären bei Leben ut piscatores, sequentibus spiritibus confunderent oratores etc. Was Wunder und Wunderthaten hat nit der allmächtige Gott schon gewirkt durch gemeine, einfältige, und bei der Welt verachtete Menschen! die vornehmsten und berühmtesten Wallfahrten in der ganzen Welt haben meistens ihren Anfang genommen von gemeinen einfältigen Leuten.
Daroca, eine berühmte Wallfahrt in Spanien, durch einen armen und schwarzen Kohlenbrenner.
Mons Leonis oder der Löwenberg in Frankreich, ein sehr bekannter Gnadenort, durch ein armes Mädchen.
Dremedal in Spanien, eine herrliche Kirchfahrt, durch einen armen Sauhirten.
Das berühmte Mirakulbild zu Madrid, so insgemein das Konstantinopelbild genennet wird, durch einen Eseltreiber.
Das vornehme Gnadenbild zu Andaser in Spanien durch einen ganz einfältigen Schafhirten.
Das wunderthätige Bild zu Paderborn, mit dem gemeinen Namen, das Romanische, durch einen armen Fuhrmann.
Conimbrica in Lusitanien, eine viel und weitberühmte Kirchfahrt, durch eine arme stumme Bauern-Tochter.
Cos, gleichfalls ein vornehmer Gnadenort in
Krupna im Königreich Böhmen, ein vornehmes Gnadenbild, durch eine Bauern-Dirn.
Viel hundert andere weltbekannte Wunder und Gnadentempel, die hierbei Kürze halber umgangen werden, haben ihren Ursprung und Anfang genommen von gemeinen, einfältigen und armen Leuten, denen Gott, oder seine gebenedeite Mutter, oder die lieben Engel erschienen, und alles umständig geoffenbaret, wie dann von dergleichen Geschichten ganze Bücher angefüllt zu sehen seyn. Aus dem schließlich abzunehmen, daß der Himmel eine weit größere Gemeinschaft habe mit der lieben Einfalt, so doch von der Welt verhöhnet, als mit dem hochverständigen Nasenwitz oder prächtigen Weltschein, welcher gleichwohl von den meisten zum werthesten gehalten wird. Dahero Niemand, obschon mit armen und schmutzigen Kleidern, bettlerischem Aufzug, zu verachten ist; wer weiß es, ob nit unter diesem rupfenen Küttel ein seidenes Gewissen, und manchesmal unter einem sammeten Rock ein zwilchenes Gewissen stecken thut. Vorwahr zu Joppen hat Gott dem heil. Petro wunderbarliche Dinge geoffenbaret. Act. 9. Also seynd mehrmalen unter einer armen Bettler- oder Bauren-Joppen große und himmlische Dinge verhüllet. Wer hätte ihm eingebildet, daß aus einem dürren Eselskinnbacken der Samson ein klares Brunnquell finden sollt? Also wissen wir auch nit, ob nit Gott mit diesem oder jenem einfältigen Tropfen, den man vor einen Eselskopf haltet, noch große Wunderding wirken werde, massen er schau einen stulta eligit, ut confundat fortia das Lied ist nur vor den gemacht, so da die liebe Einfalt veracht. Adesso ein anders.
Nachdem das hebräische Lottersgesind und die zusammen gerottete Henkersknecht den Heiland Jesum in dem Garten gefangen, und wie es der seligen Veronicä geoffenbaret worden, das göttliche Lamm mit größter Ungestüm auf die Erde niedergeworfen, das allerheiligste Angesicht mit harten Backenstreichen entunehret, eine große eiserne Kette an den Hals gelegt, und solchergestalten ihn mit allem erdenklichen Muthwillen dahin geschleppt, bis zu dem Bach Cedron, woselbst sie ihn mit großer Gewalt von dem Steg ins Wasser gestürzt, und also unmenschlich auf Händ und Füßen hindurch gezogen; dazumalen hat der Heiland Jesus die Zeichen seiner Füß, Knie, Händ, und des Stricks, womit er gebunden, in die harten Stein, als in weiches Wachs, eingedruckt, welches annoch auf heutigen Tag zu sehen.
Hierzu, hierzu, ihr sündigen Adamskinder, und klaubt einen oder den andern Stein auf von diesem Bach Cedron, versichere euch, ihr werdet damit so gut, als mit seinem Kieselstein der David den Goliath, eine öfters große Ungeduld zu Boden werfen.
Wie der heil. Stephanus, dieser Erzmartyrer, ist versteiniget worden, dazumalen sind ihm die harten Steine ganz zuckersüß vorkommen, lapides torrentis illi dulces fuerunt; die Ursach dessen geben etliche fromme Contemplanten, und sprechen, daß unter diesen Steinen einige gewest seyen von dem Bach Vestigia und Fußstapfen Christi des Herrn eingedruckt zu sehen waren, und derentwegen seynd dem heil. Stephano solche Steine nit hart vorkommen. Also meine lieben Adamskinder, laßt euch nit hart gedunken alle Drangsal und Trübsal, laßt euch nit hart ankommen alles Kreuz und Leiden; sehet Ihr doch in allem, was ihr vor widerwärtig haltet, die Fußstapfen Christi; es ist keine Pein noch Schmerzen, wodurch euer Heiland Jesus nit gangen, ihr seyd ja nit besser als Er, nit heiliger als Er, nit unschuldiger als Er, warum dann so heiklich? warum sollt und wollt ihr dann nit auch mit ihm leiden?
Christus der Herr kommt nach Bethania, allwo Lazarus, ein guter von Adel, mit Tod abgangen, auch schon begraben, findet daselbsten zwei Schwestern des Verstorbenen, welche aus Weiberart beweinten und trauerten den Tod ihres liebsten Bruders, wodurch der Heiland also bewegt worden, daß er gleich beschlossen, denselben wieder zum Leben zu bringen, befiehlt demnach, man soll ganz schleunig und ohne Verzug den großen Grabstein hinweg walzen. O, mein Herr, sagt Martha, mein liebster Herr, jam foetet, er schmeckt schon, er stinkt schon, dann er war bereits vier Tag schon todt. Ei laß mir das eine heikliche Weibernase seyn! Martha, Martha, wie ungereimt seynd diese deine Reden? ich hätte in der Wahrheit eine größere Höflichkeit bei dir gesucht, massen du eine von Adel; was sagst du? jam foetet, er stinke schon, und wann schon, kanns der Herr, der Heiland, der wahre Messias, schmecken, warum du nit? pfui, sollst
Christus Jesus hat gelitten, merks Mensch! der Herr und Heiland hat gelitten, betrachts Mensch! Gottes Sohn hat gelitten, gedenks Mensch! Er hat gelitten, mehr als ich reden kann; er hat gelitten, mehr als ich zählen kann; er hat gelitten, mehr als ich erdenken kann; Job hat gelitten, er noch mehr; David hat gelitten, er noch mehr; Gedeon hat gelitten, er noch mehr; Joseph hat gelitten, er noch mehr; Samson hat gelitten, er noch mehr; Abner hat gelitten, er noch mehr; Hieremias hat gelitten, er noch mehr; Micheas hat gelitten, er noch mehr; der Abel hat gelitten, er noch mehr; die Machabäer haben gelitten, er noch mehr; so viel Millionen der Martyrer im neuen Testament haben gelitten, er aber noch mehr; und du sollst und wollst so zart, so heiklich, so empfindlich seyn, und nichts leiden? du schlechter Erdschroll, du elender Erdwurm, du sündiger Tropf, nichts leiden? o wie ungereimt! Er, Gott, alles leiden, und du Koth nichts leiden?
Der arme, nackende, kranke, hungerige, durstige und elende Bettler Lazarus hat vor der Thür des reichen Prassers nur derenthalben so viel gelitten, spricht der h. Chrysostomus, conc. 1. de Laz., weilen er keinen andern seines Gleichen armen Tropfen auf der Seite gesehen, dann gemeiniglich einem das Elend geringer gedunket, wann er einen andern seines Gleichen wahrnimmt. Wie soll dann dir Mensch dein Kreuz so schwer vorkommen, indem du doch stehest, daß dein Jesus ein weit schwerers getragen, warum sollst du dich der In vita.
Durstig war das Volk Israel in der Wüste, und verlangten sie inständig, daß ihre Hoffnung möchte in einen Brunnen fallen, und wie sie endlich ein Wasser angetroffen, so war selbiges ganz bitter, fast wie eine Gall, worüber dann auch sie erbittert worden, und nit wenig Schmachwort über den Moses ausgossen, welcher dann, sein Volk zu begütigen, aus Eingebung Gottes ein Holz genommen, dasselbige in erstgedachtes bittere Wasser geworfen, und damit alle Bitterkeit vertrieben und abgewendet. Exod. 15.
Bitter, bitter kommt dich an dein elender und betrübter Stand, mein Mensch, bitter, bitter, daß du keine gesunde Stund hast, und mit deinem Leib mußt umgehen, wie die Apostel mit ihrem Fischernetz, so sie flicken. Bitter, bitter, daß du in Armuth und Noth steckest bis über die Ohren, und gleichwohl hörest schreien die Schuldforderer vor der Thür, und Auvve, sondern mit dem Ave. Diese Lektion ist schon einen Kreuzer werth, weil sie vom Kreuz gehandelt. Jetzt kommt eine andere Speis.
Daß unser gebenedeiter Herr und Heiland Jesus dazumal häufiges Blut geschwitzt, wie er kurz vor seinem Leiden das Gebet zu seinem himmlischen Vater verrichtet, und die schweren Todsängsten ausgestanden, ist bei einem jeden Rechtgläubigen außer allem Zweifel, allein ist wohl in Obacht zu nehmen, und reif zu erwägen, wo er und an was Ort er solches Gebet verrichte? Joannes Soares, samt andern, welche das heil. Land besuche haben, sagen aus und
Dieser Stein lernet dich recht beten, mein Christ, dann allem Ansehen nach kannst du nit recht, wie es soll seyn, dein Gebet verrichten, wann du das erstemal nit gleich nach deinem Verlangen erhöret wirst, so glaubst du schon, als sey dir der Allmächtige ungnädig, der Himmel gebe dir einen Korb, deine Supplikation erhält keinen Beschied, und Gott verweigere deine Bitt. O Hasenherz und verzagtes Gemüth! er stellet sich oft, als höre er uns nit, damit wir nur desto besser und inständiger anhalten und schreien, und wann er etlichmal dein obschon ganz eiferiges und inbrünstiges Gebet nit erhöret, so lasse dannoch nit nach zu bitten, gib ihm keine Ruhe, höre nit auf, sey importun, laß dich nit abschrecken, nur immer fort, sey geistlich grob, klopf so lang und so viel, bis er dir aufthut, er wird endlich gleichsam gezwungen, deine Bitt zu gewähren. Christus Jesus hat auf obgedachtem Stein und harten Felsen das Gebet zu seinem himmlischen Vater verrichtet, und zwar drei unterschiedlichmal nach einander, gleichwohl erst das letztemal von dem Engel gestärkt, und von seinem himmlischen Vater getröst worden. Auf einen Streich fällt kein Eichbaum, Esto in precibus importunus,
si dissimulat audire, quem rogas, esto raptor, ut regnum coelorum accipias, esto violentus, ut vim infernes coelis.
Wie der Herr und Heiland kommen ist in die Gegend Tyri und Sidonis, da ist ihm aus denselben Grenzen ein cananäisch Weib zugeloffen, welche mit heller und lauter Stimm aufgeschrien: »Herr, du Sohn David, erbarme dich meiner, meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt.« Matth. 15. Was sagt Christus zu diesem Anbringen, zu dieser so eiferigen Bitt? etwann ja, ja; hat sich wohl, nit ein Wort, da hast du's, mein Weiblein, er stellt sich, als hätte er keine Ohren, gehe lieber nach Haus, mein Weiblein, schau zu der Küche; die Audienz bei diesem großen Herrn ist dir schlecht von statten gangen, was schadt es, gedacht sie, auf einen Streich fällt kein Baum, aus einen Anlauf übergehet keine Festung, auf einen Blaser erweckt man kein Feuer, macht demnach die andere Instanz, und schreit noch heftiger, als zuvor, dergestalten, daß auch die Apostel über diese Weibermusik fast ungeduldig worden, und damit sie ihrer nur los werden, haben sie insgesamt vor dieselbe eine Intercession eingelegt, baten und sprachen, mein Herr, laß sie doch von dir, dann sie schreiet uns nach. Auf so vieler Rekommandation und Vorbitt wird ja freilich die arme Haut einen guten Bescheid erhalten haben? nichts weniger als dieß, sondern gar eine abschlägige Antwort, ich bin nit gesandt, sprach er, als allein zu den verlornen Schafen des Hauses Israel. Jetzt mein Weib, siehest du schon, wie viel es geschlagen, a Dio, so behüte dich Gott, dasmal bist Domine, Herr, Herr, hilf mir! Was sagt der Herr? was? Es ist nit gut, daß man den Kindern das Brod nehme, und werf es vor die Hund. O wohl eine arme Haut! mit deinem Domine Exaudi bist du zu spat kommen, nimm du dein Memorial zuruck, verpapp damit die zerbrochenen Glasscheiben zu Haus, die letzte Antwort des Herrn schneidet dir alle Hoffnung ab, du wirst nimmermehr deiner Bitt gewähret seyn, es müssen gewisse Ursachen verborgen seyn, derenthalben dein Bitten nit erhöret wird. Ich, spricht das Weiblein, ich laß mich noch nit abweisen, ich will so lang bitten und beten, beten und bitten, seufzen und schreien, schreien und seufzen, bis er schier vor lauter Importunität mir es endlich muß ertheilen, um was ich anhalte, sagt demnach Christo dem Herrn aus seinen Bescheid diese Wort: Ja Herr, mein Herr, du sagst freilich wohl, man soll der Kinder Brod nit vor die Hund werfen, aber es ist doch auch wahr, daß die Hündlein von dem Brosamen essen, welche von ihrer Herren Tische fallen. Nachdem der Heiland Jesus endlich gesehen, daß er dieses Weibs nit kann fiat tibi, sciut vis, es geschehe dir, wie du willst. Woraus unschwer abzunehmen ist, daß man nit gleich alle Hoffnung beiseits solle setzen, wann man auf die erste Bitt von Gott dem Herrn nit erhöret wird, sondern man muß mehrer, öfter und inständiger anklopfen. Ja, spricht der heil. Basilius in constitut. Mone. c. 2, wann schon ein ganz Monat, ein ganz Jahr, zwei, drei Jahr, und noch mehrere anstehen, daß du noch nit erhört bist, so laß gleichwohl nit ab, dann Gott will zuweilen um eine Gnad lang, und viel, und stark, und inständig gebeten seyn. Weilen es drei ganze Jahr nit einen Tropfen geregnet hat, also wollte Elias durch das Gebet einen heilsamen Regen zuwegen bringen, steigt zu solchem End auf den hohen Berg Carmels, fällt daselbst auf seine Knie, bittet, und bittet auf das allerinbrünstigste Gott den Herrn, schaffet anbei seinem Diener, er solle hingehen, und auf das Meer schauen, ob er nichts sehe; er gehet, er schaut, er kommt, er sagt, Vater, ich sehe nichts; Elias befiehlt mehrmalen, er soll wiederum hingehen, zu sehen; er folgt, er lauft, er sieht, er bringt die Zeitung, wie daß er gar nichts wahrnehme. Elias betet immer fort, und thut dem Diener auferlegen, er solle auch das dritte, vierte, ja gar das siebente Mal hingehen, und beobachten, ob dann noch nit ein Zeichen eines Regens komme? Siehe Wunder! wie er das siebente Mal sich dahin begeben, da vermerkte er, daß ein kleines Wölklein aus dem Meer emporsteige, wovon nachgehends der ganze Himmel Reg. 18. c.
So ist dann Elias das erstemal nit erhöret worden, sondern das siebente Mal, daraus dann sattsam zu schließen ist, daß man in dem Gebet inständig verharren solle, und nit nur ein, sondern mehrmalen Gott den Allmächtigen um diese oder jene Gnad flehentlich anrufen, ja sogar jenem frommen Jakob nachfolgen, welcher die ganze Nacht mit dem Engel des Testaments gerungen, und sich ausdrücklich verlauten lassen, non dimittam te, du sollst nit von mir kommen, bilde dir nur gar nit ein, daß ich dich von mir laß, bis du mich segnen wirst. Genes. 11. c.
Also mein Gott und Herr, ich rufe und schreie, und bitte um diese Gnad, non dimittam te, ich werde immerzu bei deinen Füßen liegen, ich werde nit aufhören, an deiner Gnadenpforte zu klopfen, ich laß dir fort und fort keine Ruh, nisi benedixeris mihi, so lang und so viel, bis deine göttliche Gütigkeit sich meiner erbarme, und du mir auf mein demüthiges Bitten das Fiat ertheilest. Auf solche Weise importun zu seyn, schadet gar nit. Er, der Heiland, hat sich bei den zweien Jüngern, denen er das Gleit bis nach Emaus gegeben, simulirt und gestellt, als wollte er weiter seinen Weg fortnehmen; es war aber sein Ernst nicht, er wollte halt von denen zweien begrüßt und gebeten seyn, wie es dann nachmals auch geschehen. Also stellet er sich gar oft, als höre er nit unser Gebet und Rufen, es ist aber sein rechter Ernst nit, sondern er will gar schön, gar eiferig, und oft gar lang gebeten werden. Item eine andere Lehr.
Mein frommer Leser, weil du keine Erde von besagten heil. Fußpfaden kannst nehmen, so nimm anfs wenigst eine Lehr davon, und erkenne die unermeßliche Liebe deines gebenedeiten Heilands Jesu, welcher in seiner Himmelfahrt einen so harten Abschied von uns Menschen genommen, daß er sogar die heiligsten Füße in die Erde tief eingedruckt, zu zeigen, wie ungern er von uns weiche. Keine Feder kann beschreiben, keine Zung kann erzählen, kein Herz kann fassen die Liebe
Bonifacius Lausanensis, Franzischinus de Casali, Katharina Bononiensis, Agnes Politiana, Cajetanus Tienensis, Franciscus Assisius, Antonius Paduanus, Dominica de Paradiso, Clara de monte Falco, Maria Caraffa, Joannes Dei, und viel andere heilige Diener und Dienerinn Gottes sind so weit kommen, daß sie der Herr und Heiland in der Gestalt eines kleinen guldenen Kinds umfangen, umhalst und geküsset; was kann dann die göttliche Liebe mehr thun?
In die Katharina Senensis, Stephana de Soncino, Katharina de Naconisio, und andere mehr, hat sich der Herr Jesus also verliebt, daß er ihnen sogar das Herz mit guldenen und glühenden Pfeilen durchbohrt hat. Was kann doch mehrers thun die göttliche Liebe? welche billig und recht soll den Menschen
Der h. Philippus Nerius ist in der Liebe gegen Gott also entzündet gewest, und hat ihm das Herz vor Liebe also geschlagen und getobt, daß hiervon gar zwei Rippen auf der linken Seite zerbrochen.
Die heiligmäßige Ursula Benicasa hat Gott so inbrünstig geliebt, daß ihr öfters von denen Liebesflammen ein großer Rauch aus dem Maul gestiegen, und nach ihrem seligen Tod, in Eröffnung des Leibs, das Herz völlig verbrennt gefunden worden.
Der selige Beichtiger Joannes aus unserm Augustinerorden hat vor göttlicher Liebe also gebronnen, daß er mitten im rauhen und kalten Winter die Kleider nit konnte am Leib behalten, welcher mehrmal also erhitzt war, als wäre er lebendig gebraten.
Die selige Katharina Genuensis brannte dergestalten vor Liebe zu Gott, daß sie gar oft Händ und Füße hat müssen in ein kaltes Wasser stecken,
Der selige Stanislaus Costa, aus der Sozietät Jesu, war also in göttlicher Liebe entzündet, daß man ihm gar oft mit naßen Tüchern, so in frisches Brunnen-Wasser gedunkt, die Brust und das Herz mußte kühlen.
Hieronymus Narniensis, Kapuziner-Ordens, ist gar oft in dem Gebet von der Liebe zu Gott also ergriffen worden, daß er am ganzen Leib geschwitzt, und so man ihm an die linke Seite der Brust ein Tuch gehalten, ist solches nit anderst abgedörrt worden, als hätte man es an einen wohlgeheizten Ofen gehebt.
Weil obenher der eingedruckten Fußstapfen Christi auf dem Oelberg gedacht worden, also kann nit umgangen werden jene Wundergeschicht, welche sich mit einem Liebhaber Gottes hat zugetragen auf obbenanntem Oelberg. Dieser war ein frommer und gottseliger Mensch, welcher aus inbrünstiger Andacht alle heiligen Oerter besucht, zu allerletzt aber den Oelberg, wovon der Herr Jesus gen Himmel gefahren, allda hat er einen absonderlichen Eifer spüren lassen, und zwar dergestalten in der Liebe zu seinem Erlöser entzündet worden, daß er vor lauter Liebe den Geist aufgeben, und selig verschieden, auch ungezweifelt seine Seele eben den Weg gen Himmel genommen, wohin Christus der Herr glorreich gefahren; nachdem sein Leib eröffnet worden, hat man in Mitte des Herzens mit güldenen Buchstaben folgende Worte geschrieben gefunden: »Amor meus Jesus,
meine Liebe ist
Jesus.« Diesem, mein frommer Christ, folge nach, lebe in Gott, und liebe Gott, und lobe Gott, schenke ihm dein Herz, im Herzen die Liebe, in der Liebe die Beständigkeit, sodann ist dir gar gewiß die Seligkeit. Vor dießmal ist es genug.
In dem Convent S. Francisci Cajetä waren zwei fromme Lai-Brüder, welche sich am h. Antlaß-Pfingsttag oder grünen Donnerstag auch nach Möglichkeit präparirten zu der heiligen Kommunion nach gewöhnlichem Brauch der Religion; indem sie nun im wenigsten ihnen etwas anderst eingebildet, da kommt ein Befehl vom P. Quardian, sie sollen geschwind, und ohne fernern Verschub in die Stadt gehen, Brod zu sammlen, welchem dann die guten Brüder schleunigst nachkommen, weilen sie aber sich gar zu lang in dem Sammlen verweilet, und bereits in ihrer Zurückkehr die andern Geistlichen schon bei der Tafel, als bei dem Mittagessen, angetroffen, also war es ihnen ganz herzlich leid, daß sie die heil. Kommunion versaumet, wessenthalben sie alles Essen und Trinken beiseits gesetzt, und in der Kapelle, allwo das höchste Gut und heiligste Altargeheimnuß aufbehalten war, mit vielem Weinen und Seufzen ihr Unglück bedauerten; siehe aber, wie Gott den geleisteten Gehorsam so reichlich belohnet hat! In diesem ihrem währenden Wehklagen steigt ein holdseligster Jüngling, einer unbeschreiblichen Schönheit, aus dem Tabernackel heraus, reicht besagten frommen Brüdern einem jeden die heil. Kommunion, nachmals sich wieder dahin begeben, woher er kommen ist. Noch aber auf den heutigen Tag siehe man die Fußstapfen, welche dieser
Mir ist gestern Vormittag ein wackerer wohlaufgeputzter Florimundus begegnet, mit einer so stattlichen Barocca, daß sich auch des Absalons Krauskopf dagegen müßte schämen; dieser war mit Courtesien, Höflichkeit, Ceremonien und Ehrbeweisungen ganz gefüttert, ganz überzogen, ganz gebrämt, gesteppt und ausgemacht, daß ich gänzlich die Gedanken gehabt, sein Vater sey ein Hofbesen gewest, womit die Ritterstuben und Ante Camera sey ausgekehrt worden, dann allda trägt man die Ceremonien gar in der Mistbutte aus; o was Schuhwetzen, Schuhkratzen, Schuhbiegen, Schuhliegen gibts daselbst! Er war so hurtig mit dem Hütel von dem Kopf herunter, daß einer hat glauben können, er sey bei dem Meister Boreas vom Windhausen in die Schul gangen, sein Gruß und Willkomm mit allerlei Complementen untermengt war dieser: gehorsamer Diener, Reverendo Pater, was schaffen sie, nur befohlen? ich zeigte ihm aus erheißender Schuldigkeit auch alle Gegenehr, und nach wenig vollbrachtem Discurs gingen wir von einander, a Dio servitor; kaum daß er etliche Schritt von mir entfernet, hörte ich in meine Ohren, wie daß er bei dem nächsten Bekannten in diese Wort ausgebrochen: der Pater glaubt, ich sey sein guter Freund, aber das nit, ich kann ein ganzes Jahr ohne Pfaffen leben, einen so guten Magen habe ich. Ei, daß dich der Bettelvogt von Memmingen hole, so bist du ein gehorsamer Diener von Lugdun in Frankreich.
gehorsam, wann man es in dem Werk erzeigt, wie Christus der Heiland selbsten unterthänig gewest, und den Gehorsam geleistet von seiner heiligsten Geburt bis in seinen bittersten Tod, dem auch vollkommenst nachgefolget seine übergebenedeite jungfräuliche Mutter Maria, welche in allem auf das genaueste den Befehl, und sogar den geringsten Augenwinkel vollzogen, ihres geliebsten Gespons Joseph; und woher ist die Glorie und größten Verdienste gewachsen so unzahlbarer vieler Religiosen und Gott gewidmeter Klosterleute, als eben aus dem Gehorsam?
Kein größeres Bene bei den Benediktinern ist, als der Gehorsam. In dem vornehmen Kloster Corbei in Deutschland, Benediktiner-Ordens, hat sich vor diesem mehrmals zugetragen, daß, wann einige Geistliche zur Zeit des Chori, aus Befehl der Obern, andere Geschäfte zu verrichten hatten, anstatt derselben die lieben Engel ihre Stell in dem Chor vertreten.
Bei den Bernardinern, weil doch ihr heil. Vater eine clarevalische Biene oder Imme genennet wird, ist das beste Honig seyn unterthänig. Einer aus besagtem Kloster war im Sterben, und wollte bereits schon in die Züge greisen, dem aber der heil. Vater mit diesen Worten begegnet: mein lieber Frater, weil die Geistlichen den ganzen Tag hindurch sehr müd worden, also ist nothwendig, daß sie auch schlafen müssen, dahero haben sie jetzt gar nit Weil, mit dir umzugehen, befiehl dir also, daß du nit sollst sterben, bis man die Geistlichen aufweckt, und zum gewöhnlichen Gottesdienst rufet; der Sterbende sagt alsobalden
Den Jesuiten, obschon ihr heil. Stifter ein Spanier gewest, kommt es dannoch nit spanisch vor, wann sie bald dieß bald jenes aus Gehorsam verrichten, I, das Gehen, O, das Stehen nach der Obern Will ist ganz gemein bei ihnen, woraus dann IO triumpha erwachset. Der gottselige und heiligmäßige Pater Casparus Barzäus war dem Gehorsam also zugethan, daß, wie ihm in einer sehr gefährlichen Krankheit der Pater Rector zu Goa besohlen, und zwar nur scherzweis, er solle aufstehen, dann man habe seiner dermalen stark vonnöthen, worauf er den andern Tag frisch und gesund, zweifelsohne durch ein Wunderwerk sich vor seiner Obrigkeit gestellt, und zu allem Befehl sich urbietig anerboten, auch gleich darauf, ohne einiges vorgehendes Studio, aus Gehorsam, eine sehr stattliche Predigt gemacht.
Die Carmeliter, weil sie ohnedas ihr Stammhaus auf einen Berg gesetzt, halten den Gehorsam vor hoch. In ihrem Convent zu Paterni wollte der Novitzenmeister der Carmeliter-Baarfüßer unter seinen jungen geistlichen Kindern den Gehorsam recht erfahren, schaffte demnach einem aus ihnen, er sollte ohne Verzug auf jenen Baum steigen, und das alldorten so lieblich singende Vöglein herunter nehmen, welchem der fromme Novitius ohne fernere Widerred alsobalden nachkommen, und das freie Vöglein mit offener Hand herunter geholt, so auch nachmals nit hinweg geflogen, bis der Pater Magister die Erlaubnuß ertheilt.
Obedientia, der Gehorsam. Dann so wachsame Domini canes oder Hund des Herrn sie immer seynd, und in ihrem Predigtamt stattlich bellen, so guschen sie dann auch gehorsamst, wie es der Wille ihrer Obern erfordert. Die heil. Rosa Limensis aus dem Orden des heil. Dominici, weil sie bei Lebzeiten je und allemal sich des Gehorsams beflissen, wollte auch nach dem Tod selbigen nit übertreten. In dem Kloster zu Lima war durch Unachtsamkeit einer Dienstmagd ein silberner Löffel verloren, und weil man selbigen aller Orten auf das genaueste gesucht, und nit gefunden, also hätte leichtlich ein Argwohn auf eine oder andere Person können gefaßt werden; zu Verhütung dieses hat sich die Vorsteherinn obbenannten Convents zu der Bildnuß der h. Rosä gewendt, und sie mit diesen Worten angeredet: »Heilige Rosa, durch die Gewalt, so mir unwürdigen Obrigkeit dieses Orts ertheilt worden, befehl ich dir, daß du alsobalden und ohne fernern Aufschub von Gott den verlornen Löffel wieder erhalten sollest etc.« Nach vollendter Vesper und Gottesdienst hat besagte Vorsteherinn denselben auf ihrem Tisch gefunden, wollte also Rosa nach dem Tod nit ungehorsam gehalten werden.
Die Franziskaner stiegen weit besser hinauf gen Himmel auf ihren Stricken, als die Seiltänzer von der Höhe herab, und ist bei jenen auch ein Knopf an die Gürtel gemacht, der heißt so viel, als man
Die Kapuziner seynd freilich wohl ihres harten Lebens halber Ihr Gestreng zu nennen, bei Gott aber seynd sie derenthalben in Gnaden, forderst wegen des heiligen Gehorsams. Fr. Nicolaus, ein Laibruder aus erstgedachtem Orden, hat aus Gehorsam einen ausgedörrten Nast von einem Feigenbaum in die Erde gesteckt, welcher dann hat angefangen, zu grünen und Frucht zu bringen.
Die Augustiner tragen nit allein das Wort Aug in dem Namen, sondern sie müssen auch auf den geringsten und nützlichsten Augenwinker ihrer Obrigkeiten Befehl gehorsamst vollziehen, welches auch bishero Gott mit vielen Wunderwerken bekräftiget hat. Wie dann ein Novitius bei uns von dem P. Magister geheißen worden, er solle die Kerzen anzünden, und indem der fromme Jüngling sich demüthig entschuldiget, wie daß er keine Kerzen beihanden habe, worauf der P. Magister befohlen, er solle den Finger anzünden, welchem dann, aus blindem Gehorsam, der fromme
Nachdem der verruchte Iscarioth schon eine geraume Zeit wegen steten Diebstahls unter der Gewalt des Satans gewesen, so hat er endlich den 25. Martii sich von Bethania nach Jerusalem begeben, daselbst in dem Palast des Hohenpriesters Caiphä mit dem dazumalen versammelten Concilio den Pact und Contract gemacht, Jesum von Nazareth in ihre Hände zu liefern; über solches hat er ganz schleunig seinen Ruckweg genommen nach Bethania, allwo er gar höflich empfangen worden, auch sogar die gebenedeite Mutter Maria ihre Zuversicht zu ihm genommen. Mein Judas, sprach sie, weil du wohlmeritirter Prokurator bist des ganzen Collegii, und das meiste durch deine Hände gehet, auch du allerseits bekannt, und in Ehren gehalten wirst, als befehl ich dir meinen liebsten Sohn; worauf Judas geantwortet, wie daß er in allweg, was seine schlechte Person anbetrifft, ihm wolle an die Hand gehen, sogar hat er noch denselben Mittwoch hohe Fest schon seinen Anfang genommen, da dann der Herr Jesus, wie vorhin gemeldet worden, mit seinen Aposteln nach dem Gesetz Mosis das Osterlamm geessen. Unter währender Tafel aber, als er besagtem Böswicht das eingedunkte Brod dargereicht, hat er ihn mit diesen Worten angeredet: » Was du thust, das thue bald;« das verstund aber keiner von denen, welche zu Tische saßen, wozu er's ihn gesagt habe, dann etliche meinten, weil Judas den Beutel hatte, so hätte Jesus zu ihm gesagt: »kaufe was uns gegen dem Fest vonnöthen,« dann es hatte der gebenedeite Herr zu unserer Nachfolge den löblichen Brauch, daß er alle Festtäg, worbei er sich emsigst eingefunden, unterschiedliche Victualien hat lassen einkaufen, welche er neben dem Geld unter die Armen austheilen lassen; der verdammte Gesell aber hatte den wenigsten Respekt des Festes und hoher Solemnität, sondern noch an demselben seinen Herrn Jesum verrathen. O Schelm! ich wollte wünschen, du hättest dießfalls keine Brüder.
Die alten im Irrthum verblendeten Heiden hatten das Jahr hindurch unterschiedliche Festtäge, welche sie ganz eiferig und hochfeierlich begangen. Einige wurden genennet Adonia, andere Agonalia, andere Ambutbialia, andere Anthisteria, andere Apathuria, andere Armilustria, andere Ascholia, andere Athenäa, andere Bödromia, andere Camentalia, andere Carnia,
In Japonia celebrirten und begehen die Heiden einen Festtag zu Ehren des Abgotts Daymiouin, den sie mit einer volkreichen Prozession verehren, und anbei mit heller und lauter Stimm aufschreien folgende Wort: Xenzayraquu, Menzapraqua, nachmals opfern sie besagtem Götzenbild eine unglaubliche Menge des Golds und Silbers.
In dem calecutischen Königreich wird das Fest ihrer Götter, die sie Pagodes nennen, über alle Massen feierlich begangen. Erstlich pflegt denselben Tag ihr großer Kaiser Zamorinus sich mit so viel Edelgesteinen und Kleinodien zu schmücken, daß er dieselbe alleinig zu tragen, nit mächtig, sondern vonnöthen, daß zwei Vornehme von Adel ihm unter die Arme greifen, Sabbata Sancta colo, de stercore surgere nolo. Was thun wir Christen? wie halten dann wir unsere heiligen Sonntäge und Feiertäge? wie?
Maria Magdalena, Maria Jakobi und Salome haben kostbare Spezereien kauft, damit sie den heiligsten Leichnam Jesu im Grab mochten salben, wie es bei felbiger Zeit gebräuchlich; solches gute Werk aber haben diese frommen und heiligen drei Frauen erst am Sonntag in aller Frühe vollzogen, warum aber nit ehunder meine gottseligen Matronen? wann ihr den Herrn Heiland so inniglich liebet, wie daß ihr nit schleuniger dieses gute Werk verricht habt? Es ist kein Wunder, daß ihr nachmals am Sonntag zu spat kommen, und er dazumal schon von Todten auferstanden, so ihr aber den Tag zuvor euch hättet eingefunden, sodann wäre der gute Handel angangen. Es geben mir aber diese drei heiligen Weiber die Antwort, wie daß bei ihnen die gute Meinung, solches Werk bald zu verrichten, nit sey abgangen, allein der Sabbath, so entzwischen kommen, habe sie verhindert. So höre ich wohl, seyd ihr gewissenhafte Frauen so scrupulos gewesen, daß ihr euch nit getrauet, auch dieses, obschon gute und an sich selbst
So scrupulos bin ich nit, sagt ein Edelmann, dann nachdem mir mein Kapellan Longinus eine kurze Meß auf der Post herab gelesen, begib ich mich zu einer Gemüths-Erquickung und ehrlichen Gespäß ins Feld hinaus, und siehe, daß ich meine Kuchel mit einem Wildprät regalire, Sonntag hin, Feiertag her, mein Kalender schreibt, es sey heut gut jagen und hetzen. Gnädiger Herr, mit dero Erlaubniß, Sie haben ja auch zweifelsohne gestudirt, und folgsam werden Sie wissen, daß auf Lateinisch der Sonntag dies Dominica genennet wird, das ist der Tag unsers Herrn, wann ihr dann solchen zu eurem Gespäß oder Nutzen gebraucht, sodann ist solcher Tag nit unsers Herrn, sondern Eurer, Ihr aber stehlt solchen unserm lieben Herrn hinweg, wie ein anderer etc., und glaubt ihr dann, daß dieses der Allmächtige werde ungestrafe übersehen? Ist dann schon vergessen, was Cantipratanus schreibt, daß ein Edelmann in Deutschland Sonntag und Feiertag meistens mit Hetzen und Jagen zugebracht, ob er schon dessenthalben von seiner Frau öfters ermahnet worden, nachmals aber der gerechte Gott ihn dergestalten gestraft, daß ihm seine Frau Gemahlinn einen Sohn geboren mit einem Hundskopf, wie die Windspiel pflegen zu haben.
So scrupulos bin ich nit, sagt eine Edelfrau, dann mein Herr acht sich nit viel der Wirthschaft, deßwegen liegt es mir ob, ein wachsames Aug auf das Meinige zu haben, unser Herr macht mit mir
So scrupulos wie Magdalena und ihre zwei Kameradinnen bin ich nit, sagt ein Burger, dann wann ich zuweilen überhäufige Arbeit hab, so nimm ich den Sonntag zur Beihilf, arbeite den Sonntag Vormittags bis um halbe zwölf Uhr, sodann ertappe ich noch eine Meß, und gemeiniglich treff ich einen Priester an, der zwischen Anfang und End sich nit viel aufhält, solchergestalten hab ich dem Sonntag weder Ehr noch Ohr abgeschnitten, wann mir die Raben das Brod ins Haus tragen, wie dem Eliä, so thät ich mich um das Arbeiten auch nit viel annehmen. Mein Burger, wie gottlos zeigt ihr euch gegen den Allerhöchsten; Adam war derentwegen so großer Straf würdig, weil ihm der Allerhöchste das ganze Paradeis und alles Obst darinnen zu seinem Wohlgefallen übergeben, einen einigen Baum aber ihm vorbehalten, und Adam gleichwohl so vermessen, daß er Gott auch diesen Baum nit gelassen. Euch hat Gott 6 Tag in der Woche geben, die ihr pur und einig zu euren Diensten nach Wohlgefallen könnt brauchen, einen einigen Sonntag aber hat er ihm vorbehalten, und ihr seyd so gewissenlos und unverschamt, daß ihr auch diesen ihm nit vergönnet. Sehet aber zu, daß euch und das eurige nicht Gottes Hand züchtige, welche
So scrupulos bin ich nit, wie diese 3 Marien, sagt eine Burgerin, dann anstatt und unterdessen andere Weiber am Sonntag spazieren gehen, bleib ich sein zu Haus, und mach mich über mein Spinnrädel, greift mich ein Durst an, so schick ich mir um ein Mäßel Wein, der Faden wird nur desto zarter, und die Leinwand läßt sich besser bleichen, es ist nichts schöners im Haus, als der weiße Zeug, und wär es mir sehr leid, wann es meinen Kindern sollte gehen, wie dem Jüngling, der in dem Garten, allwo der Heiland gefangen worden, das Unglück hatte, daß er gar nackend und bloß ohne Hemd davon geloffen; also schreibt Marcus am 14. Kapitel: Es folgte ihm aber in Jüngling nach, der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut, und sie griffen ihn an, er aber warf das leinene Kleid von sich, und floh nackend von ihnen. Solches Unglück wollte ich meinen Kindern nit vergönnen, dahero glaube ich, daß der Sonntag von mir keine Scharten bekomme, wann ich schon einen Faden spinne. Meine liebe Burgerin, solches Spinnen thut der Teufel anspinnen. Was der Prophet
In dem Leben der heil. Hedwigis wird geschrieben, daß eine Burgerin so vermessen gewesen, und an einem heiligen Sonntag habe an einer Handmühl gemahlen; kaum aber, daß sie solche Arbeit angefangen, ist ihr die Hand an das Holz also angewachsen, daß man's auf keine Weise, auch mit keiner Gewalt konnte von einander bringen, bis sie endlich die heil. Hedwigis erlöst hat.
So scrupulos bin ich nit wie Magdalena, sagt ein Bauer, dann dem Müßiggang ich gar nit hold bin, und mir nichts mehrers zuwider, als das Feiren; die Geistlichen setzen gar zu viel rothe Täge in unsern Kalender, sie haben gut reden auf der Kanzel, daß man die Fest sollte fest halten, dann ihnen fliegen die gebratenen Vögel ins Maul, aber uns Bauren muß der harte Schweiß erhalten. Wann ich Vormittag in die Kirche gehe an einem Feiertag, wer soll mir Nachmittag die Arbeit verbieten? ich hab noch nie ein Haar in der Arbeit gesunden, daß mir davor grausen sollt. Mein Bauer, du bist ziemlich
So scrupulos wie besagte 3 fromme Weiber bin ich nit, sagt eine Bäuerin, unser Pfarrherr predigt zwar, man soll am Sonntag nit arbeiten, entgegen thut er denselben Tag fast ganz zubringen im Wachtelfangen, warum soll es mir nit erlaubt seyn, die Leinwand zu bleichen? warum nit meinen Kindern die Hemder flicken? warum nit das Unkraut aus dem Garten jäten? Sonntag hin, Feiertag her, der Himmel wird derentwegen kein Loch bekommen, wann ich schon Nachmittag eine Arbeit an die Hand nimm. Meine Bäuerin, jenes Weib im Evangelio, hat 2 Heller in den Opferstock gelegt, ihr aber seyd nit einen Heller werth, weil ihr das göttliche Gebot so spöttlich schimpfet; was ist heiliger? der Samstag im alten Testament bei denen Juden, oder der Sonntag im neuen Testament bei denen Christen? und dannoch hat dem Volk Israel der Himmel in der Wüste alle Tag das Manna oder Himmelbrod herunter gespendirt, außer am Samstag, welchen Tag auch der Himmel selbsten wollte feyren, und bilde es dir nit ein, mein Weib, daß dich Gott von der Straf werde befreien. Wie dann in dem Leben des heil. Veroni registrirt wird, daß ein vermeßnes Baurenweib an einem heil. Sonntag in ihrem Krautgarten habe gearbeitet, ihr aber in Mitte der Arbeit das Kraut also an die
Edelmann und Edelfrau samt den eurigen, Burger und Burgerin samt den eurigen, Bauer und Bäuerin samt den eurigen, arbeitet nur wohl, laßt arbeiten nur emsig, an Sonn- und Feiertagen, thut ackern, laßt ackern, thut schneiden, laßt schneiden, thut säen, laßt säen, thut machen, laßt machen, thut dreschen, laßt dreschen, thut bauen, laßt bauen, thut hacken, laßt hacken, thut führen, laßt führen, thut tragen, laßt tragen, thut graben, laßt graben, thut heben, laßt heben, thut flicken, laßt flicken, thut hohlen, laßt hohlen, thut schnitzlen, laßt schnitzlen etc., thut alle Arbeit, und laßt alle Arbeit geschehen am Sonn–. und Feiertag, aber gedenkt anbei vor gewiß, daß weder Glück noch Segen aus solcher Arbeit entspringe, gedenkt und haltet vor gewiß, daß Gottes Straf nit werde ausbleiben.
Es wird nicht ausbleiben.
Das hat erfahren ein Baurenknecht in dem turonischen Gebiet, welcher an einem Feiertag einen baufälligen Zaun wollte flicken, ihm aber die Hand an dem Zaun und Holz also angehangen, daß er solche mit keiner Gewalt konnte frei machen.
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren ein Bauer An. 1126 in der Pfarr Geblach, welcher an einem Sonntag das Getreid auf die Mühl geschütt, anstatt aber des weißen
Es wird nit ausbleiben.
Das haben erfahren jene Fischer, welche am heiligen Ostertag in dem Rhein ihre Netz ausgeworfen, wie sie aber bereits mit einem großen Fischfang wieder zu dem Gestad kommen, so seynd sie alle an Händ und Füßen erkrummt, daß also keiner aus ihnen konnte hinaus steigen, ein einiger aus allen hat durch das Heiligthum des heil. Bertini die Gesundheit wieder erhalten.
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren jener Bauersmann, welcher an einem Feiertag das Heu auf der Wiese zusammen gerechet, alsbalden aber ein solcher Sturmwind entstanden, daß er alles Heu hinweg getragen, und nit mehr eine Handvoll ist gesehen worden.
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren Andulphus, ein Priester des Domstifts zu Paris, welcher an einem heiligen Feiertag in seinem Weingarten die Nüß von einem Baum herab geschüttelt und abgepoßt, von Gott aber alsobalden gestraft, daß er an beeden Augen erblindet.
Es wird nit ausbleiben.
Das haben erfahren jene Weiber, welche wider den Rath des heil. Bischofs Oedi an einem Sonntag in das Bad gangen und ihre Köpf gewaschen; bei der Nacht aber seynd ihnen die Haar ganz völlig ausgefallen, und sie des andern Tags nit anderst ausgesehen, als wie die geputzten Kalbsköpfe.
Es wird nit ausbleiben.
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren ein Bauer in dem Königreich Neapel, an dem Ort, Caserta genannt, allwo er Anno 1634 am Fest des heil. Apostels Andreä auf dem Feld geackert, und wie er von einigen dessenthalben ermahnet worden, gab er die Antwort, der heil. Andre soll gleichwohl fischen, er aber sey ein Ackersmann, und das laß er ihm nit wehren. Was geschieht? wie der Schnitt herzu kommen, so hat man gefunden, daß alle Kornähren anstatt der Körner mit lauter Sand angefüllt, welcher einen Fisch-Geruch an sich hatte.
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren einer neben der Donau, welcher an einem Feiertag daselbst das Heu auf große Schöber zusammen gesammlet, wie er aber den andern Tag mit dem Wagen hinaus kommen, Willens, dasselbe nach Haus zu führen, da hat er gefunden, daß zwar solche Haufen auswendig wie das beste Heu geschienen, wie man aber mit der Gabel hinein gedrungen, so war inwendig nichts, als die pure Asche.
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren die Mutter des heil. Petri
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren jener Burger An. 861 in Flandern, welcher auf alle Weise von seinem Weib verlanget, daß sie ihm denselben heiligen Tag ein neues Hemd machen sollte, dem dann die furchtsame Haut den Gehorsam gethan; wie sie aber die Leinwath hiezu geschnitten, so hat man allerseits das helle und klare Blut sehen herausrinnen.
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren jener, der An. 1647 zu Therville in Niederland, an einem Sonntag wollte das Getreid heimführen, wie er nun die ersten Garben auf den Wagen geworfen, ist er alsobalden des gähen Tods dahin gefallen.
Es wird nit ausbleiben.
Das hat erfahren einer in der casalischen Diözes, welcher an einem Feiertag gar keine heilige Meß gehört, sondern anstatt dessen dem Vogelfang nachgangen, wie er nun etliche Rebhühner nach Haus gebracht, und dieselben zu kochen dargeben, da seynd solche alsobald wieder lebendig worden, alle davon geflogen, er aber zur Straf stockblind worden, bis er endlich solche Unthat bereuet, und bei dem Altar des h. Martyrers Defendentis das vorige Gesicht wiederum erhalten.
Das dritte Gebot, du sollst den Feiertag heiligen.
Heiligen, verstehest? heiligen, hast gehört? heiligen, daß du es weißt? heiligen, vergiß nit? heiligen, laß dir es gesagt seyn, heiligen, schrei ich, thu die Ohren auf. Am Feiertag ist nit allein verboten schwer arbeiten, sondern auch schwer sündigen; am Feiertag, mein Edelmann, mußt nit allein nit hetzen Gemsen und Bären, sondern auch nit in Ungebühr nach Damas und Ursulas trachten. Am Feiertag, mein Burger, mußt nit allein die Werkstatt zusperren, sondern auch nit schlimme Werk thun. Am Feiertag, mein Kaufmann, mußt nit allein keine Handlung treiben, sondern auch keine bösen Händel anfangen. Am Feiertag, mein Maler, mußt nit allein die Farben mit Fried lassen, sondern auch im Trinken und Spielen es nit braun machen. Am Feiertag, mein Bildhauer, mußt nit allein kein Bild schnitzlen, sondern auch Niemand eine Unbild anthun. Am Feiertag, mein Goldschmied, mußt nit allein keine Becher machen, sondern auch nit gar zu stark in die Becher schauen. Am Feiertag, mein Apothecker, mußt nit allein ohne Noth mit keinen Kohlen und Brenngläsern umgehen, sondern auch nit das Deinige in Wirthshäusern und andern unzuläßlichen Dingen verdistilliren. Am Feiertag, mein Gärtner, mußt du nit allein im Garten nit umgraben, sondern auch deinem Nächsten keine Grube graben. Am Feiertag, mein Schuster, mußt du nit allein den Draht nit in die Hand nehmen, sondern auch deinem Nebenmenschen keines verdrehen. Am heiligen, hast es gehört? heiligen, hast es verstanden? heiligen, soll ich es dir denn so oft sagen? heiligen, vergiß es nit, heiligen, und nit heil los leben, und nit etc. O Gott! o Gott! o Gott! Ja wohl heiligen.
Was ist der Sonntag? o leider ein Sündtag!
Wie unser gebenedeite Heiland zu Bethania war in dem Haus Simonis des Aussätzigen, und daselbsten zu Tische saß, da kam ein Weib, benanntlich Maria Magdalena, die hatte eine Alabasterbüchse von kostbaren Salben, und sie zerbrach den Alabaster, und schüttete die Salbe aus auf sein Haupt etc. Ueber solche Salbe murrete der Judas, ich aber murre über und wider die Alabasterbüchse, fracto allabastro, warum Magdalena solches kostbare Geschirr zerbrochen? Sie hätte ja gleichwohl die Salbe nach ihrer Dies Dominica, genennet wird, der Sonntag ist pur und alleinig an- und eingestellt zu den Diensten Gottes, dahero geziemt es sich nit, daß man denselben zu anderen Sachen solle brauchen. Aber sag her, lauer und unbedachtsamer Christ, wie, und zu was brauchest du den heil. Sonntag? wie pflegst du den Sonntag zu heiligen? an welchem Tag doch die höchsten göttlichen Geheimnisse vollbracht worden. Der Sonntag ist der allererste Tag gewest, dann an demselben hat der allmächtige Gott das Licht erschaffen, an diesem Tag aber thust du das Licht auslöschen, verstehe lumen rationis, das Licht des Verstandes durch unmäßiges Saufen und Schwärmen, wie oft heißt es: Brüder, wann wollen wir uns wiederum einen guten Rausch ansaufen? wann? morgen? nein, weder morgen, noch übermorgen hab
Am Sonntag ist Christus der Herr aus der unbefleckten Jungfrau Maria zu Bethlehem geboren, und und haben dazumal die Engel ganz fröhlich intonirt und gesungen: »Ehre sey Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen etc.« Du aber bringst diesen Tag zu mit keinem englischen Lobgesang, sondern mit Fluchen und Schwören, und verzehrest diesen Tag nit in Fried und Einigkeit, sondern in Zank und Hadern, dann wann und wo seynd mehr Saufhändel zu finden, als am Sonntag in Wirths-Häusern? Also machst du schon aus einem Sonntag einen Sündtag.
Am Sonntag seynd die heil. 3 König durch Wegweisung eines Sterns zu Christo dem Herrn kommen, du aber an diesem Tag sitzest die ganze Zeit im Wirthshaus beim goldenen Stern, und füllest dich daselbsten so sternvoll an, daß du eine Marter-Saul vor einen Burgermeister grüßest. Solchergestalt machst du ja aus einem Sonntag einen Sündtag.
Am Sonntag ist der gebenedeite Herr und Heiland von Joanne in dem Fluß Jordan getauft worden, du aber, gleich einem unsinnigen Narren, dem ein Dutzend Wespen in die Nase gerochen, turnirest den ganzen Tag von Frühe an bis auf die Nacht, und thust einem jeden im Haus den Kopf zwacken, ja gar ungereimt taufen, und wilde Namen geben,
Am Sonntag hat unser Herr das erste sichtbare Wunderwerk gewirket, indem er auf der Hochzeit zu Cana Galiläa das Wasser in den besten Wein verkehrt, du aber an diesem Tag thust dich nit allein nit bekehren, sondern mehr verkehren, dann meistens dieser Tag dir die Materie zur Beicht spendiret. Also machst du schon aus einem Sonntag einen Sündtag.
Am Sonntag hat unser Herr mit so wenig Brod so viel tausend Menschen gespeist, du aber luderst diesen ganzen Tag durch unmäßiges Leben, und vergönnest einem armen Bettler nit ein Stück Brod. Auf solche Art machst du gar gewiß aus einem Sonntag einen Sündtag.
Am Sonntag ist der gebenedeite Heiland ganz glorreich von Todten auferstanden, und zu allererst den frommen Weibern erschienen, du aber bringst diesen Tag zu unter den schlimmen Weibern und unverschämten Schleppsäcken, wie es das saubere Bürschl im Evangelio, der verlorne Sohn, im Brauch gehabt. Auf solche Weise machst du aus einem Sonntag einen Sündtag.
Am Sonntag ist unser lieber Herr durch verschlossene Thür eingangen in das Gemach, allwo die Aposteln versammlet waren, du aber an diesem Tag sperrest der Ueppigkeit und Muthwillen Thür und Thor auf, solchergestalten machst du freilich aus einem Sonntag einen Sündtag.
Am Sonntag hat Christus der Herr den heil. Geist vom Himmel geschickt in Gestalt der feurigen
Am Sonntag hat der große Heiland seinen Apostel ausgeschickt, das Evangelium zu predigen in der ganzen Welt, du aber am Sonntag bleibst bei keiner Predigt, sondern anstatt dero eilest du zum Frühstück, damit du Nachmittag bei Zeiten auf dem Tanzboden dich mögest einfinden: auf solche Art machst du ja aus einem Sonntag einen Sündtag.
O ihr unbehutsamen Adamskinder! auf solche Weise bringt ihr meistens zu den Tag des Herrn. Wie hart es empfunden der Jakob, ist leicht zu errathen, da er aller seiner Söhne mußte gerathen, bis auf den Jüngsten, Benjamin, und endlich auch dieser hinweg genommen worden. Aber weit härter empfindet es der allmächtige Gott, indem er alle Tag in der Woche gerathen muß bis auf den letzten Benjamin, den Sonntag, und man ihm noch diesen hinweg zuckt.
Meine Christen, wie hart werdet ihr einmal Rechenschaft geben am Sonntag wegen der Sonntäg, dann am Sonntag wird Christus Jesus im Thal Josaphat richten die Lebendigen und die Todten, am Sonntag, merkt es wohl, an einem Sonntag wird das jüngste Gericht seyn, an einem Sonntag wird es heißen, entweder Venite oder Ite kommt her, ihr Gebenedeiten meines Vaters, oder gehet hin, ihr Vermaledeiten; o Gott!
Was bei den Hebräern der Sabbath war, das ist bei uns der Sonntag; den Sabbath mußten sie auf das möglichste hochfeierlich begeben, sogar, daß einer, der an demselben Tag nur etliche Scheiter oder
Aeneas Sylvius schreibt von einem Edelmann, bei dem die Melancholei dergestalten überhand genommen, daß ihm fast immerzu der Gedanke kommen, als soll er sich erhängen, als er aber einsmals solches einem gelehrten Mann geoffenbart, hat er von ihm den heilsamen Rath bekommen, daß er auf seinem Schloß, so ziemlich in der Einöde und Wüste
Was ist der Festtag? o leider! ein Freßtag.
Nachdem unser Heiland der Welt samt 2 Schächern auf das Kreuz genagelt worden, auf dem hohen Berg Kalvariä, da seynd die Juden zu dem Landpfleger Pilatum gangen, ihn demüthigst ersucht, daß man durch seine Erlaubnuß die Leiber der Gekreuzigten möchte herab nehmen, dann es würde sich gar ungereimt schicken, daß am Sabbath und hohen Festtag die Leiber sollten am Kreuz bleiben. O ihr Schelmen, wie zeigt ihr euch dießfalls so scrupulo! Aber leider eures Gleichen findet man noch genug und über gnug unter denen Christen, welche nicht wollen zulassen, daß an einem Festtag und Feiertag die Leiber sollen auf dem Kreuz seyn. Etliche Tag hero, heißt es, hab ich
Am St. Laurentiitag, welcher um Christi des Herrn willen sich lebendig hat braten lassen, sollst du dich auch üben in guten und gottseligen Werken, aber dieser Braten schmeckt dir nit so gut, als der Trunk. An Mariä Himmelfahrt sollest du dieser glorreichen Königinn mit dem Herzen das Geleit geben in die quia musto pleni sunt isti, diese Leute sind voll. Wie oft thust du an unsers Herrn Himmelfahrt in allen Wirthshäusern herum fahren. Fast allemal am heil. Fronleichnamstag bist du Vormittag bei der Prozession mit unserm Herrn, Nachmittags aber hast du einen Prozeß mit dem Wirth. In Summa, ist es leider schon so weit kommen, daß bei den Christen die mehresten Fasttäge in Freßtäge verkehret werden. Man siehet ja, daß an einem Festtag fast alle Küchen rauchen, alle Pfannen schwitzen, alle Wasser sieden, alle Bräter laufen, alle Rost glühen, alle Schüssel tragen, alle Teller leiden, alle Tafeln prangen, alle Keller geben, alle Kandeln schöpfen, alle Becher hupfen, alle Gläser schwimmen, alle Mäuler saufen, alle Gurgeln schlucken, alle Füß wacklen, alle Köpf sumsen; da trinkt ein Burger, dort sauft ein Bauer, da ludert ein Gesell, dort würgt ein Knecht, da stolpert ein Junger, dort fällt ein Alter, da lehnet der Sohn, dort liegt der Vater, da grappelt der Herr, dort kriecht der Diener, da gaumetzt der Richter, dort schnarchet der Geschworne. Beim güldenen Lämmel trinkt der Meister Wolfgang, beim O festum infaustum! O festum infestum! O Festtag, Freßtag! Die Fest unsers Herrn Jesu Christi seynd eingestellt, damit wir dieselben Täg sollen anwenden zu seiner göttlichen
O Pater, warum soll es unrecht seyn, wann man an einem Feiertag dem Essen und Trinken eine Zuwag gibt? Es ist nit ohne, daß ein Buchstab K muß beobacht werden, nemlich K Kirche, man kann aber noch zwei andere K K celebriren, benanntlich K Kuchel, K Keller etc. Diesem Einwurf bin ich so stark nit zuwider, massen der heil. Vincentius Ferrerius schreibt und lehret: »Deus divisit totum tempus in septem diebus, de quibus nobis dedit sex ad laborandum, et lucrandum, et retinuit sibi septimum diem, ut pro anima laboremus, et adhuc non vult totum, nam in die sunt, 24 horae, da solum unam Deo audiendo Missam, alias poteris dare ad placita corpolis licita et honesta.« Die Werktag gehören dir zu, mein Christ, da kannst du deine Arbeit und Gewerb suchen, allein den Sonntag und Feiertag will Gott vor sich haben, er verlangt sogar aber auch nicht den ganzen Tag, damit du dich nit zu klagen habest, sondern schenk Gott eine Stund zu seinem Gottesdienst, dann die andere Zeit des Tags ehrlich und erlaubt seynd. Also lehrt dieser Heilige. Ob nun schwärmen, schlemmen, und vollsaufen ehrlich und erlaubt sey, laß ich dich selbsten urtheilen. Aber etwas mehrers an einem Feiertag dem Leib vergönnen, als sonsten, will aus denen Worten des h. Hieronymi verlauten, da er spricht: »nobis solicitius providendum est, ut solemnem diem non tam ciborum abundantia, quam Spiritus exultatione celebremus.«
Was ist der Feiertag? o leider! ein freier Tag.
Die Kalender setzen allzeit die Feiertag mit rothen Buchstaben, als thun sie sich selbsten schämen, daß man an dergleichen Festtägen so frei und freventlich pflegt zu leben. Ehe und bevor Pilatus Christum den Herrn zum Tod verurtheilt, hat er dem gesamten jüdischen Volk vortragen lassen, wie daß es schon ein uralter Brauch und Gewohnheit sey, jährlich, zu Ehren des hohen Festtags, einen Gefangenen frei und los lassen, stehe demnach bei ihrem Willen, den Barrabam oder Jesum frei zu sprechen; worauf alle insgesamt mit lauter und heller Stimm aufgeschrien: zu Ehren des Fests wollen sie den Schelm, den Dieb, den Mörder Barrabam auf freien Fuß stellen, Jesus aber solle gekreuziget werden. O ihr verruchten Gesellen! so wollet ihr den heil. Festtag mit einem solchen Hauptschelm und großen Sünder verehren?
Nicht um ein Haar besser seynd wir Christen bei jetziger Zeit, dann man allerseits wahrnimmt, daß Dom. 2. post. Pasch. fol. 30.
Der meineidige und vom Geldgeiz verblendte Apostel Judas, damit er dasjenige, was er denen hohen Priestern versprochen, werkstellig mache, nimmt zu mehrer Sicherheit mit sich in den Garten eine große Anzahl bewaffneter Männer, und zwar erstlich 550 Soldaten zu Fuß von der Garde des obristen Landpflegers Pontii Pilati. Item 56 Mann zu Pferd aus besagter Garde, massen Pilatus zu Jerusalem 1425 Mann in seiner Garde hatte. Mehr waren mit ihm sehr viel der hohen Priester, der Fürsten der Synagog, der Aeltern und Schriftgelehrten von denen Synagogen und Gerichtern. Dann zu wissen, daß bei denen Hebräern zwei Tribunalien und Gericht gewesen, eines wurde genannt Sanedrim, welches Collegium bestund in 72 Personen, so meistens lauter alte, gelehrte, und in der Schrift erfahrne Rabbiner gewesen, und diese urtheilten in Sachen, welche da Gott, Gottes Gebot und Satzungen der Synagog betrafen.
Warum? Darum.
Ihr Kaufleute, was ist euere Klag? Ihr Handwerksleute, was ist euere Plag? Ihr Wirthsleute, was ist eure Sag? unsere Sag, unsere Plag, unsere Klag ist, antworten diese, daß die Leut so ungern zahlen. Wahr ist es, daß die Leut ungern zahlen, und zwar meistens vornehme Herren, darum der gelehrte, aber anbei sehr arme Mann Henricus Glareanus, als er gefragt wurde, wie er lebe? die Antwort gegeben, ich lebe gar wohl, und zwar lebe ich, wie die großen Herren, ich esse und trinke, und laß mir wohl geschehen, und bin jedermann schuldig. Wenig gute Zahler trifft man auf der Welt an, aber der beste Zahler ist derjenige, der die Welt erschaffen, Gott bezahlt bei einem Heller, und je und allemal mit gleicher Münz.
O was für einen elenden Tod hat Absalon, der schöne Prinz des Königs David, genommen! Es scheinte, als hätte die Natur alle ihre Gaben bis auf den Grund ausgeleert; und diesem jungen königlichen Prinzen gespendirt, er war jung in Jahren, schön in Haaren, er war rahn in Lenden, stark in Händen, er war lieblich an der Stirn, verständig in dem Hirn, er hatte die Schönheit in dem Gesicht, die Lieblichkeit in den Augen, die Freundlichkeit in den Lefzen, die Wohlredenheit in der Zung, die Herrlichkeit in den Gebärden, die Annehmlichkeit in allem. Alle Augen schaueten auf ihn, alle Zungen redeten von ihm, alle Gemüther seufzten nach ihm, alle Finger zeigten auf ihn, alle Vasallen hofften auf ihn. Dahero höchst zu bedauren, daß er in dem blühenden Alter so unglückselig warum hat er müssen auf solche Manier sterben? Mein Mensch, halt das Mau', Gott ist ein guter Zahler, und zwar zahlt er mit gleicher Münz; da hast du auf dein warum ein darum, darum ist er durch die Haar, und mit denen Haaren zu Grund gangen, weilen er mit den Haaren, und durch die Haar Gott beleidiget, dann er stolzirte dergestalten mit sei nem goldfärbigen Strobelkopf, daß er solche Haar über Silber und Gold geachtet, und mußte das hebräische Frauenzimmer lang suppliziren, viel spendiren, bis es etliche Härl erhalten, womit der Weiberschädel möchte geziert werden.
Warum? Darum.
Warum, lamentirt mancher, muß ich der ganzen Stadt zu Spott werden? ich lebe, wie es einem a latere nit weit her, und mir wissentlich untreu, wessenthalben jedermann mir das Hahnen-Prädikat gibt. Mein Gott, wie hab ich das um dich verschuldt! Herr Corneli, das Maul zu, die Ohren auf! und höre der Herr, was dem David begegnet.
David, dieser israelitische Monarch, erzeugte mit der Abigail einen Sohn, welcher aber an keiner einzigen Gliedmasse dem Herrn Vater gleichte, es hatte dieser Prinz über alle Massen ein ungeschicktes Tremelanten-Gesicht, er hatte einen Kopf wie ein Saukürbes, er hatte ein Maul wie eine offene Beißzange, er hatte eine Stimm wie eine zerklobene Feuerglocke, er hat dalketzt, und die Wort über einander geworfen, wie ein Garnhaspel, er hatte ein Gesicht wie eine Nachteul, er war untersetzt wie ein Hackstock, er hatte ein Fell oder Haut wie ein Baurenkummet; in Summa, er war ein grober, ein plumper, ein wilder, ein dalkender, ein schmutziger und ungebärdiger Mensch, dahero jedermann den Argwohn gehabt, weil dieser dem David im geringsten nit gleichte, daß er einen andern Vater gehabt; man redete zu Hof ohne Scheu, der König hab eine Kron von einem Widder zu leihen genommen. Was brauchts viel, sagte fast jeder Stallknecht, jetzt sieht unser König einem Widhopfen gleicher, als einem Paradeisvogel; es wäre bald dahin kommen, daß man den David ermahnet hätte, er soll sich bucken, wann er durch eine Thür gehet, warum strafest du mich also? ich wollt alles gern gedulden und ausstehen, nur das nit, daß man mich vor einen Henricum soll halten. Mein David, auf dieses warum ist gar leichtlich zu geben das darum, Gott ist ein guter Zahler, und zahlt er meistentheils mit gleicher Münz, darum schickt er diesen Spott über dich, ob er schon auf bloßen Argwohn mehr gegründet, weil du auch dem Uriä solchen Spott angethan, und ihm Hörner aufgesetzt. Gott hat sich endlich gleichwohl seines Dieners erbarmet, und den David wieder aus solchem üblen Geschrei gebracht, dann einsmals führte er besagten übelgeschaffenen Prinzen auf einen Saal, in Beiseyn des ganzen Hofstaats, hebt daselbst seine Augen gen Himmel, und bricht in diese Wort aus: »Judicet est ostendat Deus per evidens signum, cujus iste puer sit filius,« der gerechte Gott wolle doch durch ein scheinbares Kennzeichen offenbaren, wer dieses Knabens Vater sey. Worauf alsobalden ein Strahl vom Himmel in das Angesicht des Prinzen gefallen, welcher ihn augenblicklich also verkehrt, daß er der allerschönste Mensch worden, und dem David so gleich, als wäre er ihm vom Gesicht herunter geschnitten; aber vorhero mußte der David gleichwohl mit gleicher Münz bezahlet werden. Ja dießmal zwar nur mit dem Argwohn, zu andern Zeiten aber in der That selber; dann also hat ihm Gott vorgestoßen durch den Propheten Nathan, um warum? darum, weil er solches auch einem andern gethan.
Warum? Darum.
Warum, sagt oft einer, hat Gott diesen Menschen also gestraft? jenen auf solche Weise lassen zu Grund gehen? warum? such nur recht nach, frag um seinen Wandel, so wirst du in der Wahrheit finden, daß er mit gleicher Münz bezahlt worden; weißt du, warum des Loths Weib in eine Salzsäule verkehrt worden? Ja, ist deine Antwort, ja ich weiß, um weil sie wider das. Verbot zuruck geschauet; aber warum gleich in eine Salzsäule? warum nit in ein wildes Thier? wie der Nabuchodonosor, warum nit in einen Hackstock? darum in eine Salzsäule, damit sie mit gleicher Münz bezahlt werde, dann sie kurz vorhero, wie sie die Engel in Fremdlings Gestalt bei der Tafel gespeist, kein Salz aufgesetzt, auch die Speisen gar nit gesalzen, damit diese, wie sie glaubte, Schmarotzer, nit öfter kämen. Wie man in dem Marktfleck
Als auf eine Zeit die Engelländer zu Stroden den heiligen Thomam, cantuariensischen Bischof, ausgelacht, und zum größern Hohn und Spott seinem Pferd den Schweif abgeschnitten, so ist es geschehen durch gerechte göttliche Zulassung, daß alle Nachkömmling, alle Kinds-Kinds-Kinder aus diesem Geschlecht geboren worden mit einem Roßschweif auf dem Ruckgrad; das heißt mit gleicher Münz bezahlt.
Der h. Bischof Patritius baute unweit der Insel Inchenn eine Kirche im Dorf, und als solche halb verfertiget, haben daselbsten die groben und ungeschlachten Bauren das Gebäu eingestellt, welches Gott dem Herrn also mißfallen, daß noch auf den heutigen Tag
Da einsmals der heil. Mädhog in der Mühl sich aufgehalten, daselbsten das Getreid zu mahlen vor die Armen, so kommt zu ihm von dem edlen Geschlecht Oscarus einer, aber in Bettlers-Kleidern verstellt, druckt zugleich ein Aug zu, als wäre er ein armer halbblinder Mensch, und haltet an um ein Mehl, dem der hl. Mann zwar geben, aber beinebens ihm und seinem ganzen Geschlecht den Fluch gethan, daß er und alle seine Nachkömlinge so lang das Haus gewährt, nur ein Aug hatten. Das heißt ja mit gleicher Münz bezahlt.
Ich hab selbsten einen gekennt, der von guten Eltern, aber nit von guten Sitten, vor etlich Jahren zu Wien bei nächtlicher Weil wegen verruchter Eifersucht ermordet worden; da er den tödtlichen Stich vermerkt, hat er bittlich angehalten um einen Beichtvater, welches ihm aber sein Feind abgeschlagen, sprechend, gehe hin, und beichte dem Teufel in der Höll, womit er ihm noch mit mehrern Wunden den Rest gegeben. O mein barmherziger Gott, in dessen Händen alles stehet, warum lässest du solches zu? darum, merks, Gott ist ein guter Zahler, zahlt mit gleicher Münz, darum ist ihm elenden Menschen dieß begegnet, weil er vor einem Jahr, eben an demselben Tag, anderwärts auf gleiche Weise, mit Abschlagung der Beicht, einen Menschen ermordet hat. Das heißt ja mit gleicher Münz bezahlen.
Warum? Darum.
Warum wird mancher Vater von seinen Kindern geplagt? indem sie ihm keinen Gehorsam leisten, ja sein Sohn Michael hat den Teufel nit unter den Füßen, sondern gar im Kopf, der andere Sohn Gabriel grüßt nit die seligste Jungfrau, wohl aber andere Schleppsäcke, der ältere Sohn Jakob verspielet alles das Seinige, daß er nit den Pilgrimstab, sondern den Bettelstab ergreifen muß. Der jüngere Sohn Athanasi ziehet den Vater schon auch bei der Nase herum, das kann ja ein väterliches Herz fast in Tod schmerzen. O mein Gott, sagt ein solcher Vater, mein Gott, warum schickest du mir ein solches großes Kreuz übern Hals? ich mein, ich wollte alles gern ausstehen, wann nur dieß nit wär. Still mit dergleichen Worten, mein alter, mein kalter, mein gefalter Hennen-Fanger, still! auf dein Warum folgt das gewisse Darum, darum straft dich Gott mit so ungebärdigen Söhnen, weil du auch in deiner Jugend gegen deinen Vater einen schlechten Respekt getragen, in allen Untugenden dich vergriffen, deßwegen läßt der gerechte Gott als ein genauer Zahler auch zu, daß du mit gleicher Münz wirst ausgezahlt. Ein gottloser Sohn ist gewest, welcher nit allein gewaltthätige Hände an seinen Vater gelegt, sondern auch denselben bei denen Haaren bis zu der Hausthür gezogen; nachdem dieser Sohn auch eraltet, hat ihn ebenfalls sein Sohn bei denen Haaren hinausgeschleppt, und als er ihn wollte gar zu der Hausthür hinaus ziehen, sagte er weinend, höre auf, mein Kind, nit weiter, mein
Eine alte zahnluckete Mutter, die ein Maul hat, wie ein leeres Messergesteck, die eine Nase hat, so feucht, wie ein Duftstein in einer Wasserkunst, diese Alte murret den ganzen Tag, beklagt sich die ganze Zeit, saiffert und seufzet immer fort, daß ihr so übel gehe, dann kaum ihr Schnur drei Tag im Haus, und führen schon den Regimentsstab, sie muß jetzt hinterm Ofen losen, wie eine Bruthenne, die da mausen thut, die Schnur, das Spottvieh, habe die Schlüssel zu allem, mir gibt man, was im Spühlwasser am Boden liegt. O Gott, o Gott! es wäre kein Wunder, ich thät mir selbst ein Leid an; mein Gott, warum hast du mich das erleben lassen! Schweig still, du alter Stiefelbalg, putz lieber die Nase, diesen garstigen Distillirkolben, was und wie beklagst du dich? gedenke ein wenig zuruck, wie du dich verhalten hast gegen deine Schwiegermutter, wie spöttlich und unbarmherzig du mit ihr verfahren. Wohlan dann, alter Kehraus, stecke die Brille auf die Nase, und schaue, ob nit dieses eine gleiche Münz, mit der dich Gott bezahlt. Merk dieß Darum.
Der halsstarrige König Pharao in Egypten, nachdem er mit 10 Plagen so hart von dem gerechten Gott gezüchtiget worden, hat den Moses mit großer Kriegsmacht verfolgt bis zu dem rothen Meer, durch welches Moses mit dreißigmal hundert tausend Menschen ganz sicher durchpassirt. Dann zu wissen, daß aus den Israeliten, Jakob samt 75 Personen zum allerersten in Egypten kommen, allwo sie sich in vierhundert
Zu Vizoch in Bosnia predigte gar eiferig der seel. Jakobus Picenus, weil ihm aber ein Ketzer feind und abhold, also hat dieser in der Still, da keine Leute vorhanden, den Fuß der Kanzel mit einer Säg abgeschnitten, damit also der Prediger samt der Kanzel umfalle, aber Gott züchtigt ihn unverzüglich, und zwar mit gleicher Münz bezahlte er ihn, massen nit allein er an einem Fuß erkrummt, sondern auch alle, die von seinem Haus Nachkömmling, sogar noch auf heutigen Tag an einem Fuß krumm seyn.
Warum? Darum.
Meine hochgeehrte Frau, allem Ansehen nach ist ihr nit recht um das Herz, sie hat gewiß Haasenfleisch geessen, daß sie so melancholisch, ist doch sonstenWarum? das Darum, darum kommt ihr so unschuldiger Weise in ein übels Geschrei, weilen ihr vor vielen und mehreren Jahren auch einer ehrlichen Frau den guten Namen genommen, spöttlich und Ehr-abschneiderisch von ihr geredet, und eine üble Ehe mit ihrem Herrn verursachet, darum merkts wohl, darum ziehet die Hauben von den Ohren weg, darum zahlt euch Gott mit gleicher Münz.
Solches hat auch erfahren der heilige Ephräm; dieser wurde auf eine Zeit von seinen Eltern auf das Land hinausgeschickt, weil er aber von der Nacht überfallen worden, konnte er nit anderst, als das Losament
Mein lieber Bruder, also redet Ephräm den andern an, was hast etwan du Böses gestift dein Lebtag?
Ich, sagte der andere, sitz allhier als ein vermeinter Ehebrecher, es geschieht mir aber unrecht; das weiß ich zwar wohl, daß einmal ihrer zwei Brüder einen reichen Verlaß ihres verstorbenen Vaters wollten theilen, anbei aber der Schwester, so dazumal eine Wittib, ihre Erbportion zu geben geweigert, und vorgeschützt, sie führe ein liederliches Leben, und gebe eine öffentliche et caetera ab; zu dieser Unbild habe ich mich brauchen lassen, und nach Empfang 50 Ducaten,
O wie oft klagen wir unbesonnene Adamskinder und lamentiren, daß uns Gott dieß oder jenes Unheil über den Hals schickt, wollen gleichsam den allmächtigen Gott beschuldigen einer Ungerechtigkeit, wann er uns und das Unsrige in einiges Unglück bringt: Aber still mit solchen Reden, ihr ungeduldige Menschen, sondern glaubt sicher und gewiß, daß, wann ihr auch, eurer Meinung nach, unschuldig euch erkennet, Gott gleichwohl euch kein Unbild zufüge, ja sucht nur nach, und zählt die Jahr, die Monat, die Wochen, die Stunden, examinirt alle wohl, thut dieselben auswaiden,
Warum? Darum.
Die Inwohner der Stadt Sodoma und Gomorrha samt andern benachbarten Oertern seynd erschrecklich von dem gerechten Gott gestraft worden, aber wie? sie seynd nit mit Steinen und Felsen zugedeckt worden, wie die Amoräer; aber wie? sie seynd nit durch feurige Schlangen zu todt gebissen worden, wie die murrischen Israeliten in der Wüste. Aber wie? Sie seynd nit von wilden Bären zerrissen worden, wie jene Knaben, so den Elisäum ausgespöttelt. Aber wie? Sie seynd nit mit einem Schwert von einem Engel zu Boden geschlagen worden, wie das Kriegsherr des Sennacheribs. Aber wie? Sie seynd nit durch die Pest hingerissen worden, wie die Palästiner zur Zeit des Davids. Aber wie? Diese große Sünder seynd von schweflichem, stinkendem Feuer, so von oben herabgefallen, verzehrt worden. Warum mit Feuer? Darum, Gott war höchst erzürnt über diese Städt und dero lasterhafte Inwohner, wie dann auch in derselben Nacht, und zwar denselben Augenblick, da Christus Jesus aus der unbefleckten Jungfrau geboren, alle mit sodomitischer Sünd behafte Menschen in der ganzen Welt des gähen Tods gestorben. Weil dann Gott auf alle Weise beschlossen, diese gottlosen Leut zu strafen, also hat er sie mit gleicher Münz wollen bezahlen;
Bekannt ist jenes, was Joannes Duegonius schreibt, daß nemlich Einer gewest, der äußerlich einen sehr frommen und auferbaulichen Wandel geführt, auch endlich einen solchen Tod genommen, der nit weniger selig als glückselig gehalten wurde, wie man aber den Leichnam in die Kirche getragen, und der Bischof für den verstorbenen das Seelamt gehalten, da hat sich dieses Wunder ereignet, so oft sich der Bischof gegen das Volk gewandt, und das gewöhnliche Dominus Vobiscum gesungen, so oft hat ein hölzernes Cruzifix-Bild, in Mitte der Kirche hangend, beede Hände vom Kreuz herabgelöst, und damit die Ohren verstopft, nach vieler Nachforschung ist man endlich darhinter kommen, daß dieser ein abgesagter Feind der Armen sein Lebtag gewest seye, ja sogar habe er mehrmalen die Ohren verstopft, damit er nit höre das Geschrei der Bettler, auch derentwegen sich eine Wohnung gebauet, wo kein einiger Bettler hat können zukommen. Da hast dus, o elender Tropf, erkenne nun, aber zu deinem ewigen Schaden, die gleiche Münz, mit welcher dich Gott bezahlt, weil du vor ihm und den Seinigen die Ohren hast zugestopft, desgleichen hat er dir wieder gethan.
Zur österlichen Zeit haben die Hebräer, ohne Respekt des hohen Fests, Christum den Heiland gefangen, und in einen abscheulichen Kerker geführt. Auch zur österlichen Zeit hat Titus die Stadt Jerusalem innerhalb 3 Tagen mit einer ganz neuen Mauer umgeben, welches in sich selbst nit natürlich war, daß also die gesamten Juden gleichwie in einem Kerker seynd eingesperrt worden. Siehe eine gleiche Münz.
Derjenige, so Himmel und Erden erschaffen, der an sich und in sich begreift einen unendlichen Schatz und das höchste Gut selbsten, ist von denen Juden nit höher geschätzt worden, als um 30 Silberling, weilen dann 97,000 Juden unter währender Belagerung gefangen worden, also seynd sie so gering geschätzt worden, daß man 30 Hebräer um einen Silberling konnt haben. Siehe eine gleiche Münz.
In der Nacht, in welcher dieses göttliche Lamm von den reißenden Wölfen ist gefangen worden, mußte der Herr und Heiland allerlei Schimpf und Spott ausstehen; unter andern verbanden sie ihm seine Augen, schlugen sein göttliches Angesicht mit harten Backenstreichen, begehrten anbei, er soll prophezeihen,
In der belagerten Stadt Jerusalem befand sich ein falscher Prophet, welcher öffentlich ausgegeben, daß alle diejenigen, so sich in den Tempel salviren werden, mit dem Leben davon kommen, indem sich dann über die 6000 dahin begeben, seynd alle diese zu Aschen verbrannt worden. Siehe eine gleiche Münz.
Die Juden haben Christum den Herrn, diese eingefleischte göttliche Weisheit, ausgespottet, und mit ihm und an ihm allerlei Muthwillen getrieben. Titus Vespasiani hat nachmals An. 73 aus denen gefangenen Juden 2000 auf das Theatrum lassen führen, und nach vielem Gespäß und Spielen, theils mit Menschen als wilden Thieren, allesamt lassen erwürgen. Siehe eine gleiche Münz.
Die Hebräer, als unverschamte Bestien, haben den Herrn Jesum seiner Kleider beraubt, und denjenigen blutnackend ausgezogen, der die Erd mit Gras und Blumen, die Bäume mit Blättern und Rinden, die Vögel mit Federn bekleidet. Diejenigen Juden, so da flüchtig aus der belagerten Stadt worden, seynd alle gefangen, und nackend ausgezogen worden, auch haben die Arabier und Syrier dero Leiber aufgeschnitten, und Geld darinnen gesucht, wie dann in einer Nacht mehr als 2000 dergleichen ausgeweidet worden. Da siehe eine gleiche Münz.
Die Juden haben mit gesamter Stimm von Pilato begehrt, er solle Jesum kreuzigen lassen, Crucifige! Wie es dann nachmals geschehen. Titus hat aus denen gefangenen Juden alle Tag lassen 500 auf die Kreuz naglen, daß also letzlich die Bäume abgangen,
Die Hebräer haben den göttlichen Mund Jesu des Herrn beleidiget, indem sie ihn im größten Durst mit Galle und Essig gekränkt. Zu Jerusalem war unter währender Belagerung ein solcher Hunger, daß allein über dreimal hundert tausend hiervon gestorben, nachdem sie das Leder von den Schuhen, den Mist aus dem Stall, ja sogar Menschenfleisch vor eine Spets genossen. Da siehe mehr eine gleiche Münz.
Die Hebräer haben um die Kleider Christi gewürflet. Zu Jerusalem war die Noth schon so weit kommen, daß sie, die Inwohner, mit einander gespielt, wer unter ihnen muß und soll Henker seyn, der den andern umbringe, damit sie nit des Feindes Hände gerathen. Siehe wieder eine gleiche Münz.
Die Juden, diese verstockten Leut, nachdem sie doch gesehen, daß das Blut Jesu von Nazareth ist unschuldig vergossen worden, haben gleichwohl aufgeschrien, Sanguis ejus etc., sein Blut komme über uns etc. Als Titus Vespasiani die Stadt mit stürmender Hand erobert, dieselbe an allen Orten angezündet, so war doch beinebens ein solches Metzgen und Blutvergießen, daß an vielen Orten das Feuer mit Blut gelöscht worden. Siehe eine gleiche Münz.
In Summa, die Hebräer durch den Tod, welchen sie dem wahren Messiä und Heiland der Welt angethan, haben verschuldet, daß sie Gott mit gleicher Münz bezahlt, und deren auf die zehenmal hundert tausend durch Pest, Hunger und Schwert lassen umkommen.
Diejenigen, so den gebenedeiten Heiland in dem Garten gefangen nach dem Kuß Judä, waren von dem Geschlecht Ruben. Dahero alle Juden aus besagtem Geschlecht, wo sie in der Welt ausgetheilt, was sie immer Grünes in Gärten und Feldern anrühren, muß dasselbe alsobalden verdorren, auch kein Saamen, den sie in die Erde säen, wird aufgehen, sogar wo sie begraben werden, wächst nie ein Gras auf dero Gräber. Das heißt ja mit gleicher Münz.
Diejenigen Juden, welche Christo dem Herrn harte Backenstreich versetzt, waren aus dem Geschlecht Aser, dannenhero alle dero Nachkömmlinge auf den heutigen Tag geboren werden mit dem rechten Arm kürzer als der linke ist, die rechte Hand aber krumm und zusammengebogen. Das heißt ja mit gleicher Münz.
Wie der Herr Jesus von dem Palast des Annas zu der Behausung Caiphä geführt worden, haben die muthwilligen Juden allerlei Possen und Bosheiten getrieben; unter andern schreibt Carafa Rabbinus, der nachmals ein Christ worden zu Rom, haben die Hebräer etliche ihrer Kinder in einen Stall, wo der Herr Jesus vorbei gangen, mit allem Fleiß eingesperrt, auch nachmals den Heiland gefragt, wer, und was in diesem Stall sey? worauf Christus geantwortet, daß ihre Kinder darinnen; die Juden aber aus Scherz sagten, nein, sondern es seynd Schwein darinnen; darauf der Herr sagte, so seyens dann
Diejenigen, so dem Heiland Jesu auf dem harten Kreuzbaum Gall und Essig haben dargereicht, waren von dem Geschlecht Benjamin, dessentwegen alle dero Nachkömmlinge alle Jahr am Charfreitag das Maul und Nase voller Würm haben, und können den Kopf niemalen still halten. Das heißt ja mit gleicher Münz. Dergleichen Juden, sagt Franciscus da Viscie und Bernardinus de Piperno, haben sie gesehen zu Tripoli und zu Damasco.
Diejenigen Juden, welche in das allerheiligste Angesicht Christi des Herrn spöttliche und stinkende Speichel geworfen, waren aus dem Geschlecht Levi, alle dero Descendenten, wo sie immer zu finden, können auf keine Weise den Speichel auf die Erde werfen, sondern so oft sie ausspürzlen, springt ihnen der Speichel wieder in das Gesicht. Dergleichen Juden seynd vor etlich Jahren zu Pesaro angetroffen worden. Das heißt ja mit gleicher Münz.
Diejenigen Juden, welche gegen den Herrn Jesum mit so blutiger Geißlung verfahren, seynd gewest von dem Geschlecht Isacar; diese empfinden alle Jahr den 25. Martii 6666 Wunden oder Stich an ihrem Leib, nit anderst, als wären sie am ganzen Leib geschrepft,
Diejenigen Juden, welche dem Herrn Jesu eine dörnerne Kron auf das Haupt gesetzt, und 15 gespitzte Dörner gar bis ins Hirn hinein gedrungen, seynd gewest von dem Geschlecht Gad, dero Descendenten und Nachkömmlinge den 25. Martii alle Jahr 15 Wunden bekommen, aus welchen sehr wiel Blut rinnet, wann sie aber getauft werden, und den christlichen Glauben annehmen, sodann weichet dieses Uebel von ihnen. Das heißt ja mit gleicher Münz.
Warum? Darum.
Es ist nit an der Größe gelegen, sonsten gält ein Wießbaum mehrer als ein Scepter. Es ist nit an der Größe gelegen, sonsten könnte ein Kuh einen Hasen erlaufen. Es ist nit an der Größe gelegen, sonsten wäre eine Kürbis besser als eine Pomeranze. Es ist nit an der Größe gelegen, sonsten hätte der Goliath dem David den Rest gegeben, allwo doch das Widerspiel begegnet. Goliath war ein Riese, 6 Ellen und eine Spann hoch, dergleichen ungeheure große Menschen Gott mehrmalen, seine Allmacht zu zeigen, der Welt gegeben. In der Insel Senno ist ein todter Leib gefunden worden, dessen Hirnschal zwei Eimer Wasser gehalten. Zu Trapani in Sicilia hat man viel Menschenzähn gefunden, deren die meisten fast drei Pfund gewogen. Wann nun der Mensch aufs wenigst 28 oder 32 Zähn, so folgt, daß ein solcher einen ganzen Zentner Zähn im Maul gehabt. Warum aber gleich an die Stirn? warum nit auf die Brust? oder anderwärts hin? Ei Gott ist allzeit gewest, er ist noch, und wird allzeit bleiben ein guter Zahler, und zwar mit gleicher Münz. Darum hat der gerechte Gott zugelassen, daß dieser stolze Limmel an die Stirn getroffen worden, weil er sich dorten viel eingebildet, den David in allweg verachtet, und nur vor einen Buben gehalten.
Man wird nicht leicht eine seltsamere Geschichte lesen, als in denen Actis des heiligen Martyrers Gengulphi, ob zwar hierinfalls die Feder schier möcht die Ehrbarkeit offendiren, weilen ohnedas viel Nasenwitzige in alle Bücher pflegen Esel-Ohren zu machen. Wann ich aber erwäge, daß auch die heil. göttliche Schrift Achab mingentem ad parietem, auch der an die Wand etc. in Ansehen dieser Text, kann ich nit verbergen, was mit dem heiligen Martyrer Gengulpho sich zugetragen. Dieser war ein sehr eifriger und gottesfürchtiger Mann, der sich nit allein in allen heiligen Werken geübet, und männiglich mit seinem Tugendwandel vorgeleuchtet, sondern auch um den wahren, allein seligmachenden christlichen Glauben als ein tapferer Kämpfer und Blutzeuge Jesu das Leben gelassen. Wie man dessen heiligen Leichnam zum Grab getragen, und zur Erden bestattet, und dazumalen sehr viel Miraculn und Wunderwerk geschehen, hat man solches seinem hinterlassenen Weib zu Haus angedeutet; kaum aber, da sie solches vernommen, hat sie darüber schimpflich den Kopf geschüttelt, und nach Art aller bösen Weiber angefangen zu schmählen. Was! sprach sie, was? mein Mann Miracul thun? mein Mann macht Miracul, wie mein Hinterer singen thut, auf solche freche Red hat sie alsobalden wider ihren Willen eine große Anzahl der wilden und schändlichen Klang müssen auslassen, ja sogar die Zeit ihres Lebens alle Freytag den ganzen Tag, massen an diesem Tag Gengulphus gemartert worden, von Frühe an bis auf die Nacht, so oft sie ein Wort geredet, hat sie zugleich müssen von hintenher sich hören lassen,
Joannes Zwikius, ein guter Soldat, aber ein schlimmer Christ, hat sich vermessen zu sagen, er wolle dem Weibel zu Hall (verstunde das miraculose Bildnuß unser Lieben Frauen daselbst) die Nasen abschneiden, kaum hat er solches ausgeredt, fliegt eine Musquetenkugel aus der Stadt, und nimmt ihm wurz die Nasen weg. Das ist mit gleicher Münz.
Aman, wie ist es dir ergangen? Ich hab durch meine politische Griffel die Sach bei dem Hof des Königs Aßveri so weit gebracht, daß der Galgen und der Strick vor den Mardochäo schon in der Bereitschaft gestanden, und nichts abgangen als der Hals; aber Gott hat mich mit gleicher Münz bezahlt, indem ich eben an demselben Holz mußte den Kehraus tanzen.
Ihr alte, aber nit kalte, Richter zu Babylon, ihr kommt mir vor wie die Eisenhämmer in Obersteyer zur Winterszeit, diese seynd über sich mit Schnee bedeckt, inwendig aber voller Feuer, wie ist es euch ergangen? Wir haben die schöne Susannam im Bad ertappt, aber selbsten nachmals müssen das Bad austrinken, unsere Bosheit hat schon so viel ausgerichtet, daß Susanna bereits ausgeführt worden zum versteinigen, so hat ihr aber der Daniel einen Stein in Garten geworfen, und die Sach also umgekehrt, daß wir mit gleicher Münz bezahlt, und von dem gesamten Volk seynd versteiniget worden.
Adonibezec, wie ist es dir ergangen? Ich hab mit meiner Kriegsmacht 70 Könige überwunden, alle gefangen genommen, und endlich im Hochmuth und Tyranney also gestiegen, daß ich ihnen allen habe lassen die Finger an Händen, und die Zähen an Füßen abschneiden. Aber ich bin mit gleicher Münz bezahlt worden, denn nachmals die Israeliten mit ihrem Führer Juda die Oberhand erhalten, zehntausend Mann erlegt, und auf gleiche Weise mit mir verfahren, wie ich mit denen siebenzig Königen.
Reicher Prasser, verdammter Schlemmer, wie ist es dir ergangen? Ich hab den Bettler Lazarum gleichwohl lassen liegen vor der Hausthür, und ihm nit ein Brösel Brod lassen zukommen, aber Gott hat
Ihr hohe Beamte des großen Königs Darii, wie ist es euch ergangen? Wir haben aus Neid, der sonst allzeit der Erste in die Schüssel bei der Hofsuppe, aus Neid haben wir den Daniel bei der Herrschaft dergestalten durch die Hechel gezogen, und angeben, daß er sogar in die Löwengrube ist geworfen worden: Aber Gott hat uns mit gleicher Münz bezahlt, nachdem der Daniel wunderbarlicher Weise von den wilden Thieren verschonet worden, mußten wir, auf Befehl des Königs, in diese Grube, worinnen uns die Löwen zu tausend Stücken zerrissen.
Paule, wie ist es dir ergangen? Wie Stephanus ist versteinigt worden, dazumalen habe ich noch Saulus, und nit Salus geheißen, hab der Henkers-Gesellen ihre Kleider gehütet, damit sie ohne Hindernuß dem Stephanus könnten den Rest geben: Aber es hat mich Gott brav wieder mit gleicher Münz bezahlt, indem ich auf meinen Buckel einen manchen Steinwurf bekommen, semel lapidatus etc.
Ihr Juden in Palästina, wie ist es euch ergangen? Wir haben dem König Herodi alle Nachricht geben, wie, wo, und wann der Messias geboren, damit er mit dem Schwert denselben aus dem Weg raume, aber wir seynd mit gleicher Münz bezahlt worden, indem vierzehntausend unserer Kinder durch seine Tyranney umbracht worden.
poena talionis genannt worden. Es wird erzählt von einem Bauren, welcher in der Stadt beym Wein sich also wohl befunden, daß er im Wirthshaus unter dem offnen Fenster ganz sanft eingeschlafen, indem aber gäh ein Getümmel entstanden, von welchem der berauschte Bauer erwacht, und weilen der Kopf in gar zu schwerem Gewicht, ist er vom hohen Fenster hinabgefallen, und gleich dazumalen einen vorübergehenden Menschen zu todt geschlagen, wie solches der Freundschaft dieses Tropfens zu Ohren kommen, hat sie alsobald den unbehutsamen Bauren in starke Verhaft genommen, und die Sach so weit durch einen Advokaten getrieben, daß er auch, dieser verübten That halber, sollte vom Leben zum Tod verurtheilt werden. Wie solches der Bauer von dem Gericht vernommen, hat er um Erlaubniß zu reden gebeten, auch unschwer erhalten. Ihr Herren, sprach er, ich bin erbietig auch zu sterben, weil ich dieses Menschen Tod eine Ursach bin gewesen, und begehr auch mit gleicher Münz gestraft zu werden: Wohlan denn, so thue sich dieser Advokat auch rauschig antrinken, schlaf unter dem hohen Fenster wie ich, und falle gleichmäßig vom Fenster herab auf mich. Solches Anerbieten wollte dem Actori gar nit gefallen, ließe also den ungefähr erschlagenen Menschen ungerochner, und nahm von dem gesamten Gericht nit ohne Gelächter den Abtritt.
Nachdem der gebenedeite Heiland drei Stund sein Gebet verricht in dem Garten, ist endlich der verruchte Iscarioth samt einer großen Anzahl der Soldaten und Juden ankommen, unter welchen vornehme Hohepriester und Fürsten der Synagog gewesen, denn sie wußten, daß Judas ein schlimmer und nichtsnutziger Gesell war, der stets mit Partiten umgangen, dahero wegen geschöpften Mißtrauen auf ihn wollten sie selber gegenwärtig seyn. Da nun alle diese samt ihrem saubern Führer dem Garten zunaheten, erhuben sie ein solches ungeheures Geschrei und Getümmel, daß hiervon die 8 Aposteln, so auf der andern Seiten geschlafen, gäh erwachet, und in aller Eil zu dem Herrn Jesu geloffen, sprechend: »Herr, Herr, helft uns, diese Leut bringen uns um!« »Fürchtet euch nit,« antwortet er, »diese seynd allein meinetwegen kommen, denn nunmehr ist die Zeit meines Todes.« Darauf ist er ganz beherzt und unerschrocken ihnen vierzig Schritt entgegen gangen, und sie also angeredet: wen sucht ihr? Jesum von Nazareth, gaben sie zur Antwort. Ich bins, sagte er, ego sum, auf welche zwei kurze Wort, 6 einige Buchstaben,
Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!
In der heiligen Schrift suche ich, finde ich, zähle ich hundert und zweiundfünfzigmal das Vae! Wehe! bei dem Evangelisten Matthäo sechszehnmal Vae! Wehe! bei dem Marco zweimal Vae! Wehe! bei dem Luca vierzehnmal Vae! Wehe! bei dem Joanne in seinem Apocalypsi vierzehnmal Vae! Wehe! noch mehrere Vae! Wehe! wehe! wehe! wehe! am jüngsten Tag. Mein lieber und heiliger Patriarch Jacob du hast zwölf Söhn erzeugt, mein sag her, welcher ist dir der Liebste? Der erstgeborne heißt Ruben, ist dieser? Nein. Der Andere heißt Simeon, ist dieser? Nein. Der Dritte heißt Levi, ist dieser? Nein. Der Vierte heißt Juda, ist dieser? Nein. Der Fünfte heißt Nephthali, ist dieser? Nein. Der Sechste heißt Isaschar, ist dieser? Nein. Der Siebente heißt Gad, ist dieser? Nein. Der Achte heißt Dan, ist dieser? der gar nit. Der Neunte heißt Zabulon, ist dieser? Nein. Der Zehnte heißt Aser, ist dieser? Nein. Der Vae! Wehe! Nachdem der vermaledeite Antichrist, der die Zeit seines Lebens keinen einigen guten Gedanken, und folgsam kein einiges gutes Werk gethan, in vierthalb Jahren mit einer Kriegsmacht von 200 Millionen der Reuter allein, das ist, auf die zwanzig tausendmal zehntausend, die Christen wird verfolgt haben, daß auch das Blut wie große Wasserströme fließen wird, nachdem diese verruchte panische Brut am Aschermittwoche (das Jahr ist Gott allein bekannt) von dem Erzengel Michael samt den seinigen in den Abgrund der Hölle gestoßen worden, wird an dem folgenden Ostertag hernach der jüngste Tag seyn, und werden an demselben Tag, ja, in derselben Stund, in welcher der Herr Jesus vom Todten auferstanden, alle Menschen, von dem Adam an, wieder zum Leben erwecket werden, und dieser Tag wird seyn voller Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! nachdem die ganze Welt nichts als ein Aschen seyn wird, massen alles durch das Feuer muß verzehrt werden, welches Feuer dazumalen dem Gerechten wird seyn anstatt des Fegfeuers, den gottlosen
Da wird man sehen, daß in einem Augenblick auf den gethanen Posaunenschall alle Menschen, von dem Adam an bis auf selbige Zeit werden vom Todten auferstehen, wann auch dero Leiber schon zuvor wären in Sonnenstäubl verkehrt gewest; dazumal wird die Hölle auf einmal so viel Millionen der Verdammten auswerfen, wie der Wallfisch den Jonas. Dazumal wird der Himmel, die Höll, die Vorhöll, das Fegfeuer völlig ausgeleert werden. Da werden ohne Scepter, ohne Kron, ohne Purpur, ohne Hofstaat, ohne Macht, ohne Titul, ohne Pracht, von denen Gräbern heraus gehen von Julio Cäsare, von Carolo Magno an, alle Kaiser. Von Belo an alle Könige der Assyrier, von Arbace an alle Könige der Medier, von Cyro an alle Könige der Persier, von Carano an alle Könige der Macedonier, von Inacho mea culpa und harten Bußstreich hast ausgehalten, ich danke dir zu tausend und tausendmal mein Rucken, weil du dich vor den blutigen Geißelstreichen so wenig gescheuet, ich danke euch zu tausend und tausendmalen meine Lenden, um weil ihr die rauhe Cilicia nit habt abgeschlagen, ich danke euch zu tausend und tausendmal meine Füß, weil ihr so vielfältig und eiferig nach dem Tempel und Gottesdienst geloffen, ich danke dir unendlich, mein Herz, um weil du die Liebe zu Gott hast gern beherberget. Dank und aber Dank sey dir mein ganzer Leib, um weil du so redlich, so treuherzig mir hast mitgewirket zu den guten Werken. Wohlan dann, so vereinige dich wieder mit mir, und laßt uns nach diesem Gerichtstag genießen die ewige Seligkeit.
O wie wird aber eine verdammte Seele ihren Leib bewillkommnen? wie? es ist zu wissen, daß gleichwie der Auserwählten ihre Leiber schön und vollkommen werden seyn, und wann schon einer oder eine langnasend, einäugig, bucklet, großköpfig, schändlich und ungestalt gewest ist, beinebens aber fromm und gottsfürchtig, so wird man mit solchen Ungestalten und Leibesmängeln nit auferstehen, sondern mit dem schönsten und vollkommensten Leib. Entgegen aber die verdammten Seelen werden ihre Leiber wieder müssen
Aber wie wird eine solche verdammte Seele ihren Leib grüßen und empfangen? wie? sieh ich dich, wird sie sagen, wieder einmal, du vermaledeiter Leib, du verruchte Herberg, hast mich in das ewige Verderben gestürzt, und soll ich dann wieder in dir wohnen? in dir? du Ursach meiner Verdammnuß, in dir? du Schroffen meines Untergangs, in dir? du Schmiedin meiner ewigen Ketten. Verflucht seyd in Ewigkeit ihr Augen, die ihr euch stets in unzuläßigen Blicken habt aufgehalten, und den geilen Gedanken den Weg gezeigt. Verflucht ihr Wangen im Angesicht, die ihr euch derenthalben gewaschen, damit andere unrein werden. Verflucht sey du Maul, weil du je und allemalen nichts anders, als eine gottslästerige
O was vor ein erschreckliches Angesicht wird dazumal Jesus Christus auf seinem majestätischen Thron oberhalb des Thals Josaphat in denen Wolken zeigen! Rupertus Holkot schreibt, daß einsmals drei Reis-Gespäne durch das Thal Josaphat ihren Weg genommen, worunter einer sich auf einen Stein oder kleinen Felsen niedergesetzt, und lachender Weise in diese Worte ausgebrochen: Liebe Kameraden, weil die Pfaffen doch vorgeben, daß in diesem Thal das jüngste Gericht werde seyn, also will ich mir bei Zeiten um einen guten Sitz umsehen, damit ich desto besser vernehmen kann, was dazumal abgehandelt wird. Wie er nach solchen frohen Worten die Augen gen Himmel gewendet, da hat er Gottes Sohn gesehen in derjenigen Gestalt, wie er einmal richten wird am jüngsten Tag, wovon er also stark erschrocken, daß er gleichsam todt zu Boden gefallen. Nachdem er aber in etlich Stunden wieder zu sich selbsten kommen, hat er die Zeit seines Lebens, so viel Jahr angestanden, nit mehr gelacht, ja so oft er hat gehört, das einige Wort Gericht, ist er ganz in Tod erbleicht, und
Wie der Herr und Heiland zu Jerusalem in dem Tempel hat wahrgenommen, daß die Priester und Juden das Haus Gottes zu einem Jahrmarkt gemacht, Ochsen, Schaf, Tauben und allerlei Sachen darinnen kauft und verhandlet, hat er hierüber einen billigen Zorn gefaßt, aus etlichen Stricklen daselbst, womit das Vieh angebunden, eine Geißel gemacht, und damit alle zum Tempel hinaus gepeitscht, dergestalt, daß fast einer den andern schier erdruckt. Es kann sich der h. Hieronymus nit genugsam verwundern, und hält davor, daß dieses eines aus den vornehmsten Wundern gewest, die er auf Erden gewirkt; dann wie kommt es doch, daß sich nit einige aus so großer Anzahl Leut in die Gegenwehr gestellt? haben sie ihn doch ohnedas nit viel geachtet, noch weniger geforchten, vorgebend, filius fabri, er sey eines gemeinen Zimmermanns Sohn. Ja zu einer andern Zeit wollten sie ihn mit Steinen zu todt werfen in dem Tempel, dahero er sich verborgen; dasmal aber schreiet er, drohet er, wirft sogar die Krämerläden und Tisch übern Haufen, daß hin und her das Geld auf der Erde herum getanzt, kein Schelm ist gewest, der ihm getrauet hätte, ein Wort zu sagen, viel weniger ein Geld aufheben, nit ein einiger aus so großen, starken, groben, gesunden und mannbaren Juden hatte das Herz, daß er sich gegen ihn hätte gesetzt, sondern alle, alle über Hals und Kopf zum Tempel hinaus, und vor Furcht also erschrocken, daß sie gezittert an Händ und Füßen. Warum dieses? Ihr
Die Engeln, diese Paggi der göttlichen Majestät seynd nach Lehr der hocherleuchten Scribenten in 9 Chöre ausgetheilt, und zwar in einer unzahlbaren Menge und Anzahl. In dem alleruntersten Chor schreibet Spargiati, seynd 8,400,000,000,000. In dem andern Chor der Erzengel seynd zehenmal mehr, welches forthin zu verstehen, als in dem Ersten, nemlich 84,000,000,000,000. Im dritten Chor der Fürstenthümer genannt seynd 840,000,000,000,000. In dem vierten Chor der Potestaten seynd 8,400,000,000,000,000. In dem fünften Chor seynd auch wiederum zehenmal mehr als zuvor, nemlich 84,000,000,000,000,000. In dem sechsten Chor der Dominationen oder Herrschungen genannt, seynd wieder zehenmal mehr als oben, nemlich 840,000,000,000,000,000. In dem siebenten Chor seynd auch zehenmal mehr, als in dem vorigen, das ist, 8,400,000,000,000,000,000. In dem achten Chor der Cherubinnen seynd mehrmal zehenmal mehr, nemlich 84,000,000,000,000,000,000. In dem neunten Chor der Seraphinnen seynd 840,000,000,000,000,000,000, seynd also die Engeln insgesamt in besagten 9 Chören 933,333,332,400,000,000,000. In dem allermindesten Chor, benanntlich der Engel, seynd so viel quia tunc, tam terrible erit Judicium illud, ut ab Angelis timeatur. O Himmel und Erd, ich weiß nit, was ich soll vor lauter Verwunderung reden, o Gott, o höchster Gott! wann die Engel, wann die Heiligen und Auserwählten sogar zittern dazumal vor dem Richterstuhl Gottes, was werden erst thun die Verlornen und Verdammten? diesen wird das erschreckliche Angesicht Gottes weit schwerer vorkommen, als die Höll selbsten. Daß sich auch die Heiligen und Auserwählten vor dem Gericht entsetzen, bestätiget es mehrmals den heilige Chrysostomus, tantus erit timor Sanctorum, ut nemo speret se justum inveniendum,
sed adhuc timet, ne reus existat. Den höllischen Geistern kann nichts peinlichers vorkommen, als wann sie gedenken, daß sie auch vor diesem majestätischen und göttlichen Richter müssen erscheinen. Gewiß ist es, daß den Teufeln allemal ihre Pein vergrößert wird, wann sie einen Menschen zum Fall bringen, dennoch stehen sie nit ab von dergleichen Versuchungen, und gibt dessen die Ursach Dion. Carthus, sprechend, die verdammten Geister wissen wohl, daß wann die Sitz im Himmel erfüllet seynd, nachmals werde der jüngste Tag seyn, dahero die bösen Geister durch ihre steten Anreizungen die Leut zum Sündigen bringen, damit nit so bald die Sitz im Himmel erfüllt, und folgsam der jüngste Tag und dessen Gericht länger aufgeschoben werde, massen sie sich mehr ob dem Angesicht dieses Richters entsetzen, als ob der Höll und allen deren Tormenten. Das wird man dazumal abnehmen bei einer besessenen Person, wann man die verdammten Inwohner mit gewöhnlichem Exorcismo beschwören thut, massen ein jeder Exorcismus sich nit anders endet, als mit diesen Worten: »
Die Pharisäer und Schriftgelehrten suchten in allweg, wie sie doch könnten den Herrn Jesum ins Garn bringen; unter andern führten sie einmal ein Weib zu ihm in den Tempel, vorgebend, die sey in wirklichem Ehebruch ertappt worden, weil er dann immerzu bestehe, er sey kein Uebertreter des mosaischen Gesatzes, als soll er auch dießmal sein parere geben, ob man, vermög der Gebot, diesen Schleppsack solle versteinigen? auf solchen Vortrag neigte sich der Herr, und schrieb mit dem Finger auf die Erd, nachmals sagte er, welcher aus euch ohne Sünd ist, der hebe den ersten Stein auf. Nach solchen Worten schrieb er mehrmal auf die Erd, und wie diese Gesellen die Schrift gelesen, seynd sie davon gangen, als hätt man sie aufs Maul geschlagen, seynd alle blutroth im Gesicht worden. Die alten Schelme seynd die ersten gewesen, so sich aus dem Staub gemacht, daß also der Herr ganz allein geblieben mit dieser Sünderin, die er dann gleich auch absolviret. Was muß dann die Ursach gewesen seyn, daß die sobald den Reißaus genommen? Diese war keine andere, ein jeder aus ihnen hat aus besagter Schrift gelesen alle Sünden und Schelmenstückel, die er die Zeit seines Lebens gethan, und derentwegen haben sie sich also geschämt. Wie werden wir elende Adamskinder uns erst schämen, wann unsere Sünden am jüngsten Tag nit nur einem oder dem andern, sondern forderist Gott, denen Engeln,
Wie der heil. Thomas de Aquino einmals zu Neapel sich im Chor befunden, und ein anderer Geistlicher neben seiner unter dem Singen stete Gedanken gehabt von einer gewissen Speis, so hat Thomas ihm ganz still in die Ohren gesagt: Mein Bruder, sey nit so sorgfältig wegen desselben guten Bissel, nach vollendtem Chor will ich's mit dir halten.
Einer kommt auf eine Zeit zu dem heiligen Franciscum de Paula, und befiehlt seinen kranken Sohn in sein heiliges Gebet, damit er aber des Herrn Vaters Hülf desto ehender möge erhalten, spendirt er ihm ein Körbel voll guter Feigen; Franciscus schüttelt hierüber den Kopf, mein Freund, sagte er, diese Feigen habt ihr dem und dem entfremdet, worüber dieser schamroth worden, und seine Schuld bekennet.
Als zu Panormi des Königs Prinz tödtlich dahin gelegen, hat ihm der heil. Mönch Sylvester freundlich zugesprochen, er, benanntlich der König, solle guten Muths seyn, der Sohn werde bald frisch und gesund aufstehen. Die Herren Medici hielten diesen Sylvester vor einen albernen Menschen, wollten ihn also derentwegen foppen, und ließen einen Urin von einem Schwein herbeitragen, woraus er solle abnehmen, was der kranke Prinz vor einen Zustand habe? worauf der heilige Mann geantwortet, wie daß solches Wasser von keinem Menschen, sondern von einem Schwein
Der seraphische Franciscus, der heilige Bernardus, die h. Coleta, die h. Theresia, der h. Dominicus, Philippus, Nerius, Joannes Saguntinus, Benedictus, Rosa Peruana, Ignatius, Xaverius, und andere Heilige mehr, haben zuweilen ganz geheime Sachen gewußt. Am jüngsten Tag aber wird alles geheim aufgehebt seyn, zumal werde ich wissen, was die ganze Welt gethan, und die ganze Welt wird wissen, was ich gethan; ein Gedanke sogar eines Augenblicks wird dazumal nit verborgen bleiben, nichts verdeckt, alles offenbar, nichts vermäntlet, alles offenbar, nichts verblümlet, alles offenbar, nichts vertuscht, alles offenbar, nichts verborgen, alles offenbar, nichts verhüllt, alles offenbar, nichts versteckt, alles offenbar, nichts verschwiegen, alles offenbar, alles nach der Länge, alles nach der Breite, alles nach dem Maaß, alles nach der Weis', alles nach der Zahl, alles nach dem Gewicht, alles nach den Umständen. Jetzt heißt es still, jetzt schlieft man in die Winkel, jetzt sucht man die Finstere, jetzt sperrt man alle Thüren zu, jetzt verhüllt man die Fenster, jetzt verbrennt man die Brief, jetzt gibt man acht, damit es niemand weiß, niemand sehe, niemand höre, niemand schmecke, niemand ertappe. Jetzt kommt es manchem so schwer an, daß er lieber drei Muth Habern ausdreschen, als dem Beichtvater etwas in ein Ohr sagen. Ja manches Weibsbild, (massen es diesem Geschlecht beförderist anhängig) verschweigt gar oft einige Sünd, und will lieber zum Teufel fahren, als vor einem Menschen,
Nachdem unser Heiland Jesus auf dem bitteren Kreuzstamm das Siebentemal geredet, nemlich: Vater! in deine Händ befehl ich meinen Geist, hat er gleich hernach mit geneigtem Haupt seinen Geist aufgeben, an demselben Tag, in derselben Stund, in welcher Adam gesündiget. Dazumal war der Heiland sei nes Alters 33 Jahr und 3 Monat, da hieß es wohl, aller guten Ding seynd drei; von dem Augenblick aber zu rechnen, da er die Menschheit in dem reinsten Schooß Mariä angenommen, hatte er 34 Jahr erfüllt. Kaum daß Christus unser Erlöser am Kreuz verschieden, ist alsobald der Erzengel Michael vom Himmel herabgestiegen, und mit einem Schwert den großen und kostbaren Vorhang in dem Tempel A B C, sondern den Vorhang vor, so hält man vor gewiß, es lebe eine Susanna darhinter. Am jüngsten Tag aber wird solcher Vorhang völlig zerschnitten werden, da wird alles an Tag kommen, nichts verborgen bleiben, da wird man sehen, wie manche schöne Nuß gewest mit einem wurmstichigen Kern, da wird man abnehmen, wie mancher weisse Schwan gewest mit einem kohlschwarzen Fleisch inwendig, da wird man sich verwundern, wie mancher seidene Beutel gewest, mit kupferner Münz und wälschen Soldi, da wird an Tag kommen, wie mancher auswendig heilig zu seyn gescheinet hat, und gleichwohl im Herzen ein Machiavellus gewest. Eine solche Schand wird dazumalen den Gottlosen eine schwerere Pein seyn, als die Hölle selbsten, darum sie heulen werden, brüllen werden, wünschen werden, daß alle Berg auf sie fallen, und sie bedecken. Noe, der
Wann man Citronen-Saft anstatt der Tinten braucht, und mit einer neugeschnittenen Feder auf das Papier schreibt, so wird man die geringste Schrift nit abnehmen, sondern bleibt alles weiß, wie zuvor; da man aber besagtes Papier gegen das Feuer hält, so ist alles, auch bis auf das kleinste Tüpfel, vollkommentlich zu lesen. O wie viel solche weisse Papier seynd in der Welt zu finden! wie viel seynd anzutreffen, welche wir, dem äußerlichen Schein nach, vor weiß und unschuldig halten, wann sie aber am jüngsten Tag vor das Angesicht des göttlichen Richters gestellet werden, aus dessen Augen ganz feurige Strahlen herausgehen, da wird erst die heimliche Schrift ihres Gewissens von männiglich zu lesen seyn, da wird Gott mit dem gesamten menschlichen Geschlecht umgehen, wie der Tobias der Jüngere mit dem Fisch, alles und alles ausweiden, und vor die Augen stellen, was vorhero verborgen gewest; da wird kein Engel mehr seyn, der den Schwemmteich zu Jerusalem bewegt und trüb macht, damit man der Kranken ihre böse Zuständ nit sehe, da wird kein Samaritan mehr seyn, der dem elenden Tropfen, so unter die Mörder gerathen, seine Wunden mit Tüchel und Fätschen wird verbinden, sondern alles und alles wird offenbar seyn, illuminabuntur abscondita tenebrarum.
Sobald der göttliche Richter mit einer solchen Majestät, daß alle Creaturen darob erschrecken, seinen Thron wird gesetzt haben in den Wolken, alsdann wird der erste Befehl ergehen, daß die Engel gleich und ohne Verweilung die Bösen von den Guten sollen absondern, worauf dann einige alsobald an das Ort sich werden begeben, wo die römischen Päbste und Statthalter Christi auf Erden stehen, et separabunt malos de medio justorum, und werden auch die Bösen absondern von der Mitte der Gerechten; Alle haben allhier auf Erden den Namen gehabt: Ihr Heiligkeit; aber an jenem Gerichtstag wird man sehen, daß die Heiligkeit nit werde gemessen nach dem Namen, sondern nach den Werken; es werden diese ein schärferes Examen ausstehen, als alle Menschen
Nachmals werden andere Engel gehen an den Ort, wo die Kardinäl, Erzbischöf und Bischöf versammlet stehen, et separabunt malos de medio justorum, und werden gleichfalls die Bösen heraus klauben, und auf die linke Seite stellen, benanntlich diejenigen, so auch im Purpur sich nit geschämt haben, zu sündigen. Diejenigen, welche rosenfarb in Kleidern gewest, und leibfarb im Gewissen. Diejenigen, welchen ein doppeltes Kreuz ist vorgetragen worden, sie aber ohne Kreuz wollen leben. Diejenigen, welche von dem Patrimonio Christi ihre Befreundten und Anverwandten bereicht, und mehrer ihrem Haus aufgeholfen, als dem Gottshaus. Diejenigen, welche zu geistlichen Benefizien und Aemtern gesetzt haben, dieselbigen, so da gedient haben, aber nit verdient haben. Diejenigen, so zwar den Namen getragen, Bischof, unterdessen waren, sie Beiß-Schaf, massen durch dero Saumseligkeit in ihrer Diözes so viel Seelen zu Grund gangen. Diejenigen, welche nach der Insul wegen der Insul getrachtet, und haben sich in dieses heilige Amt eingedrungen mit Goldseligkeit, und nit mit Gottseligkeit. O wie werden dazumalen frohlocken und sich inniglich erfreuen ein heiliger Bernardinus Senensis, ein heiliger Bonaventura, ein heiliger Dominicus, ein heiliger Thomas Aquinas, um weil sie die anerbotenen Bisthümer und Erzbisthümer geweigert und ausgeschlagen. Wie wird dazumalen jubiliren
An diesem Ort werden auch stehen alle Domherren, alle Dechant, Pfarrherren, Seelsorger und Priester, und von diesem so großen Haufen werden die Engel alle Bösen auch absondern, und stellen auf die linke Seite der Verdammten. Fort mit denjenigen, denen ein Petronilla lieber gewest als Petrus; fort mit denjenigen, die mehrer Kaynizi als Kanonici gewest; fort mit denjenigen, die mehrer säuisch als clerisäuisch gelebt; fort mit denjenigen, die mehrer Impostores als Pastores abgegeben; fort mit denjenigen, die ehender getracht nach Mnam, als nach Animam; fort mit denjenigen, welche divitias mehr gesucht, als Divina; fort mit denjenigen, denen der Plempel angenehmer war, als der Tempel; fort mit denjenigen, denen mehrer im Sinn gelegen das arare, als das orare; fort mit denjenigen, die sich mehr gespeist, als ihre untergebenen Schäflein. O wie mancher wird dort schreien: vermaledeit der Tag, an dem ich bin Priester worden, vermaledeit der Bischof, der mich geweihet hat, vermaledeit die Stund, da ich bin zu der Seelsorg kommen, vermaledeit derselbe, der mir zu dieser Pfarr verhülflich gewest!
Ueberdieß werden mehrmalen andere Engel sich wenden zu der großen Anzahl der Ordenspersonen,et separabunt malos de medio justorum, dannoch werden auch die Bösen von denen Guten und Gerechten abgesondert werden, das wird eines aus den traurigsten Spektakeln seyn am jüngsten Tag. Wie der reiche Prasser bei nächtlicher Weil durch den Steckkathar, so ihm das stete Schlemmen verursacht, erstickt, und folgsam den geraden Weg zur Hölle gestiegen, da hat er in Mitte der Flammen und Feuerfunken seine durstige Zung heraus gestreckt, und wehemüthig bei dem Vater Abraham angehalten, um eine einige, auch die allergeringste Erquickung; er hat aber eine abschlägige Antwort bekommen, und hat es geheißen, recepisti bona in vita tua, du Kerl hast dir gute Täg angethan, so lang du gelebt hast, jetzt kannst du schon schwitzen, zwei Himmelreich gehen nit aufeinander etc. Aber ein Religios und Ordensperson hat keine guten Täg gehabt, hat müssen unter dem strengen Gehorsam leben, ist in einem rauhen Kleid gesteckt, und soll gleichwohl verloren werden? verdammt werden? Freilich wohl, es werden gestellt unter die Böck, welche zwar geschoren waren um den Kopf, aber nit ein Haar gefragt nach ihrer Regel. Unter die Böck, welche mit der Schlange die alte Haut abgezogen, aber dannoch das Gift behalten. Unter die Böck, welche öfters mit dem Raben aus der Arche geflogen, und vielleicht um ein stinkendes Aas umgeschauet. Unter die Böck, welche wie ein Misthaufen im Winter äußerlich mit Schnee bedeckt, inwendig aber nichts als pfui verborgen. Unter die Böck, welche die Hoffart mit
Nachmals werden die Engel sich begeben an den Ort, wo Kaiser und König bei einem Haufen stehen, dort wird man nichts sehen von Kron und Scepter, nichts von Diener und Hofstaat, nichts von Armee und Waffen, sondern alle müssen zu Fuß stehen wie Arme und Untergebene, ein jeder wird erkennen, wer Kaiser gewest, wer König in Frankreich, wer König in Spanien, wer König in Engelland, wer König in Ungarn, wer König in Polen gewest, et separabunt malos de medio justorum da werden die Engel auch absondern die bösen Könige von den frommen und gerechten. O wie viel werden auf die links Seite geführt werden! Von dem Gieroboam an bis auf den Ozia seynd neunzehn gekrönte König in Israel gewest, und vermög der heil. Schrift seynd alle neunzehen verdammt worden. Was genaue Rechenschaft wird der göttliche Richter fordern von allen hohen Häuptern, sie werden in diesem strengen examine nicht allein befragt werden, was sie gethan, und was sie zu thun unterlassen, sondern wie alle dero
Es werden nachmals die Engel alle Bösen von denen Guten, was Stand sie immer gewest seynd, absondern. Dorten werden viel Kinder von ihren Eltern den Abschied nehmen, und wird auf einer Seite stehen der Vater Abraham, auf der andern der Sohn Ismael, dort werden viel Brüder von einander zertheilt werden, und wird auf der Auserwählten Seite stehen der Jakob, auf der verlornen sein Bruder Esan. Dort wer den sich beurlauben auf ewig viel Eheleut, und wird eine Esther gestellt werden unter die Seligen, ihr gewester Gemahl aber der Asverus unter die Verdammten. Dorten werden von einander weichen viel derjenigen, welche auf dieser Welt die besten und vertrautesten Freund gewesen seynd, et separabunt malos de medio justorum diese Absonderung durch die Engel wird eine aus den peinlichsten Schmerzen seyn der Verdammten.
Der h. Joannes Chrysostomus schreibt, daß am jüngsten Tag werde geschehen, was dazumalen geschieht. Wann einer ein Schwalbennest zerstört, diejenigen Jungen, welche schon gute Flügel haben, achten solchen Sturm nit, sondern fliegen in die Höhe, die aber noch bloß, seynd, bis platzen elend herab, und müssen zu Grund gehen. Also am jüngsten Tag werden die Auserwählten, um weil sie mit Flügeln der guten Werke wohl versehen, nach der allgemeinen Absonderung sich in die Höhe begeben, und daroben in denen über Gold und Edelgestein glänzenden Wolken ihren Platz nehmen. Die Verlornen entgegen, weil sie ganz bloß an guten Werken, bleiben in der Nieder, in dem Thal Josaphat, und stehen unter den Füßen der Auserwählten. Es wird dazumal so ordentlich alles hergehen, daß just die Tyrannen werden stehen unter den Füßen der Martyrer etc. Die Reichen werden stehen unter den Füßen der Armen, die sie vorhero veracht haben. Die Zornigen und Rachgierigen werden stehen unter den Füßen derjenigen, welche sie verfolgt. Die Calumnianten und Ehrabschneider werden stehen unter den Füßen derjenigen, welche sie ungerechter Weise verkleinert. Also wird unter den Füßen Mosis auch
Kranzius schreibt, daß ein Deutschmeister einen jungen Kaufmann wider alles Recht und Billigkeit habe unschuldiger Weise lassen aufhängen, und weil besagter Kaufmann weder durch Bitten noch Weinen
Fulgosus erzählt, wie daß ein neapolitanischer Tempelherr samt andern Mitgesellen zum Tod geführt worden, und anbei wahrgenommen, daß Clemens, der sechste römische Papst, und Philippus Pulcher, König in Frankreich, beede Ursache seines Tods, dazumal aus dem Fenster zugeschauet, so habe ersternennter Edelmann und Tempelherr aufgeschrien, weil ich dann auf Erden keinen mehr habe, zu dem ich könnte appelliren, also citire ich euch beede vor denjenigen Richter, der uns mit seinem Blut erlöset hat, innerhalb Jahr und Tag sollt ihr beede daselbst erscheinen. Solche Wort haben ihnen dergestalten in das Herz gegriffen, daß sie nachmals in steter Furcht gelebt, auch alle beede dasselbige Jahr durch unverhofften Tod bei dem Richterstuhl Gottes sich müssen einfinden.
Anno 1154 unter dem Kaiser Friedrich, welcher insgemein Aenobarbus, der Rothbartete genennet worden, ist Henricus, Bischof zu Mainz, oder wie etliche davor halten, Bischof zu Worms, zu Rom bei
Vor mehr als 50 Jahren ist ein gemeiner Soldat, um weil er einige Meldung gethan wegen der Bezahlung, massen ein Soldat vom Sold den Namen hat, durch den Sentenz zum Strang verurtheilt worden; bevor er aber gestorben, hat er den Hauptmann zum Richterstuhl citirt, da soll er innerhalb drei Wochen erscheinen. Von solcher Stund an lebte dieser Hauptmann in größter Furcht und Schrecken, bis er endlich nach 3 Wochen in derselben Stund, ja in demselben Augenblick, da der andere gehängt worden, über eine Schiffbrucken hinab gefallen, und elend ertrunken
Wann nun die größte Furcht und Schrecken diejenigen empfinden, welche vor dem göttlichen Richter erscheinen müssen, da er ganz allein richtet und urtheilt, was Zittern, und Schrecken wird erst über die
Nach solchem wird das Gericht und Urtheilfällen seinen Anfang nehmen, und zwar von denen Gerechten, welche dazumal schon mit großem Glanz umgeben seynd, und solchen werden sie meistens erben von dem heiligen Kreuzzeichen, welches zur selben Zeit in dem Himmel erscheinen wird, denn derjenige Kreuzbaum, an dem der Herr Jesus mit seinem Tod das menschliche Geschlecht erlöset hat, wird in Mitte der Wolken von denen Engeln getragen werden, auch siebenmal heller und herrlicher scheinen, als die Sonne, auch wird nachmals solches auf ewig in der Glorie unter den Chören der Engel gestellt werden, mit dem Kreuz werden auch alle Stirn der Auserwählten bezeichnet erscheinen. Worauf dann der göttliche Richter mit liebreichestem Angesicht, mit holdseligsten Geberden, mit einem güldenen Mund, mit freundlichsten Augen sich gegen die Auserwählten wenden wird, und Venite, kommt her, ihr Gebenedeite, kommt von der Finsterniß zu dem ewigen Licht, kommt von der Keuchen zu der ewigen Freiheit, kommt von dem Krieg zu dem ewigen Frieden, kommt von der Fremde zu dem ewigen Vaterlands, kommt von dem Streit zu der ewigen Beut, kommt endlich von dem Tod zu dem ewigen Leben. O was Jubel-Schall und Frohlocken wird sich dazumal erheben in den Herzen der Auserwählten! wie wird sich dazumal erfreuen Petrus wegen desjenigen, was er um Jesu willen gelitten zu Rom, Andreas wegen desjenigen, was er um Christi Namens willen gelitten in Griechenland, Jakobus der Aeltere wegen desjenigen, was er um christlichen Glaubens willen gelitten in Spanien, Joannes wegen desjenigen, was er um des liebsten Heilands willen gelitten in Asia, Philippus wegen desjenigen, was er um des Seligmachers willen gelitten in Scythia und Phrygia. Wegen desjenigen, was Bartholomäus um Jesu willen gelitten in Armenia, Thomas in India, Matthäus im Mohrenland,Venite, kommet her, wird der ganze Himmel frohlocken, alle Engel werden Glück wünschen, alle Heiligen werden vor Freud die Venite, kommt her ihr gebenedeite Ordensstifter, mit allen denjenigen, die alles meinetwegen verlassen, und mir nach dero Gesetz und Regul treulich gedienet haben. O Freud über alle Freud!
Nachdem der Herr Jesus als göttlicher Richter, auf seinem majestätischen Thron die Auserwählten zur ewigen Belohnung wird berufen und eingeladen haben, alsdann wird er sich wenden mit einem erschrecklichen ego sum frater vester, ich bin derjenige euer Bruder, den ihr verkauft habt etc.« Wie wird es dann allen Unglückseligen um das Herz seyn? Wann der damalige majestätische Richter sagen wird: Ich bin Jesus, der euch erschaffen, ich bin Jesus, der euch erlöst, ich bin Jesus, der euch erhält, ich bin Jesus, der euch erleucht, ich bin Jesus, der euch so oft verziehen, ich bin Jesus, der euch die ewige Belohnung versprochen, ich bin Jesus, der euch mit der ewigen Verdammnuß gedrohet, und ihr habt mir nit gedankt, und ihr habt mir nit geglaubt, und ihr habt meiner vergessen, und ihr habt mir den Rucken gezeigt, und ihr habt wider mich gestritten, und ihr habt mich ausgehöhnet, und ihr habt mein theures Blut mit Füßen getreten, und ihr habt meine göttliche Gnaden in Wind geschlagen, und ihr habt meine heil. Sakramente so schimpflich tractirt, und ihr habt lieber dem höllischen Feind gedienet als mir. Als mir, der ich doch euch geliebet wie ein Vater, als mir, der ich euch gespeiset hab wie eine Mutter, so gar mit meinem Fleisch und Blut, als mir, der ich alle Augenblicke euch mit Gutthaten hab überhäuft. Wo seynd jetzt eure Reichthümer, mit dero wenigstem Theil ihr hättet gar leicht können den Himmel erwerben? Wo? wo seynd jetzt die Wollüsten, in welchen ihr über die Ohren seyd geschwommen. Wo? wo ist die guldene Zeit, dero ein einige Stund euch hätte können meine göttliche Burmherzigkeit gewinnen? Wo? wo ist jetzt die Welt, dero Liebkosen euch mehr
Wo wird sich dazumal hinwenden der elende Sünder? Zu Gott nit, denn dessen Zorn wird an diesem Tag, bei diesem Gericht, zu dieser Zeit ein Zorn seyn über alle Zorn, die er einmal der Welt gezeigt hat. Groß war sein göttlicher Zorn, wie er die abtrünnigen Engel, diese stolzen Limmel, vom Himmel gestoßen, aber was wollt dieser seyn? Groß war sein göttlicher Zorn, wie er unsern Vater und Mutter aus dem irdischen Paradeis-Garten verjagt, aber was wollt dieser seyn? Groß war sein göttlicher Zorn, wie er wegen der Laster Ueberfluß den Sündfluß in die Welt geschickt hat, aber was wollt dieser seyn? Groß war sein göttlicher Zorn, wie er die Städte Sodoma und Gomorrha mit Schwefel und Pech in Aschen gelegt, und dero Faßnacht mit einem so traurigen Aschermittwochen gezüchtiget hat, aber was wollt dieser seyn? Groß war sein göttlicher Zorn, wie er den Pharao samt seiner egyptischen Macht im Meere zu Wasser gemacht, aber was wollt dieser seyn? Groß war sein göttlicher Zorn, wie er die zween Söhne des Aarons durch das Feuer vom Himmel verzehrt hat, aber was wollt dieser seyn? Groß war sein göttlicher Zorn, wie er den Core, Dathan und Abiron von der Erd hat lassen lebendig verschlucken, aber was wollt dieser seyn? Groß war sein göttlicher Zorn, wie er den armen Tropfen, der am Samstag
So groß wird sein Zorn seyn, daß ein einiger seiner Augenblick Himmel und Erde auf einmal vernichten thäte, dafern sie nicht durch ein Wunderwerk erhalten würden. So groß wird sein Zorn seyn, daß ein einiger Blitz von seinem Angesicht auch die runde Erdkugel, wann sie auch vom harten Metall und Glockenspeis, könnte zerschmelzen. So wird sich dann dazummal der verlassene Sünder nit können, noch dürfen wenden zu Gott, bei dem nit mehr Barmherzigkeit, Ite maledicti in ignem aeternum, gehet hin ihr Vermaledeite in das ewige Feuer.« Ihr Vermaledeite vom Kopf bis auf die Fersen, ihr Vermaledeite zu Leib und Seelen, ihr Vermaledeite von Innen und Aussen, ihr Vermaledeite von Mir, ihr Vermaledeite von meinem himmlischen Vater, ihr Vermaledeite vom heiligen Geist, ihr Vermaledeite von allen meinen Heiligen, ihr Vermaledeite von allen Geschöpfen, gehet hin in das ewige Feuer, ins ewige! der Geistliche sollte dieses Wort ins erste Blatt seines Breviers schreiben. Ins ewige, ihr Cavalier sollt dieses Wort auf das Degengefäß stechen lassen. Ins ewige, ihr Dammasen sollt dieses Wort auf euren, Spiegel-Kramm zeichnen lassen. Ins ewige, ihr Kaufleute sollt dieses Wort zu Anfang eurer Bücher setzen lassen. Ins ewige, ihr Bauren und gemeine Leute sollt dieses Wort auf die Thür eures Hauses schreiben lassen. Ins ewige, dieses Wort hat ganze Wüsten und Einöden mit Leuten angefüllet.
Ins ewige, dieses Wort hat gemacht, daß so viel Reichthum, Hoheit veracht, und mit evangelischer Armuth vertauscht worden.
Daß solcher verrätherische Apostel mit so großer Mannschaft, mit so starken Kriegs-Waffen wider den Herrn Jesum ausgangen, gibt die Ursach der heilige Paschasius, sprechend: Es habe Judas Christum vor einen Zauberer und Schwarzkünstler gehalten, als der durch Beihülfe des Teufels Beelzebub sich leicht könne aus dem Staub machen, wie es dazumalen geschehen, als er sollte von der Höhe des Bergs gestürzt werden, er aber aus den Händen der Juden wunderbarlich entronnen. Damit dann Christus desto sicherer möchte gefangen werden, hat er ein so großes Volk mit sich geführt in den Garten; daß aber obbenannter Böswicht so viel Laternen und brennende Fackeln mit sich genommen, indem doch dazumal der Vollmondtimebant forsan, ne aut in foveas caderent, aut pedes lapidibus offenderent. O verblendeter Apostel und verruchter Gesell! so gilt bei dir der Leib, so bald hernach ein Galgen-Schlenkel seyn wird, vielmehr als die Seel? dann du mit Beihilf der Laternen und Lichter hütest, damit du nit in eine Grube fallest, unterdessen achtest du wenig, daß deine Seel in die Hölle fallet: deinesgleichen findet man leider viel bei dieser verkehrten Welt.
Der Trampel gilt alles, der Mistfink gilt alles, der Sautrog gilt alles, der Wurmkübel gilt alles, der Kothsack gilt alles, der Talken gilt alles, der Gestankkolben gilt alles, die Eiterbüchsen gilt alles, der wilde Mufti gilt alles, diese Lausweid gilt alles, der Leib, sag ich, gilt alles, und die Seel, dieses kostbare Kleinod, diese wertheste Braut Jesu Christi, gilt wenig, und muß diese fast gleich einem armen Lazaro hinter der Thür vorlieb nehmen.
Zu Cäsarea, schreiben die Evangelisten, ist ein Weib gewest, und nach Aussag Eusebii, eine gar ehrliche und wohlhabende Burgerin, welche darum bei so guten Mitteln sich befunden, weil sie in Kleider-Pracht das Ihrige nit also verschwendet, wie der Zeit bei etlichen zu sehen ist, die, des Bügeleisens und Schuster-Leists vergessend, einer halben Dame gleich, die krause Goglhöpf auf dem Kopf tragen wollen. Diese Burgerin
Es war aber diese arme Haus nit allein also beschaffen, sondern ihres Gleichen findet man mehr, so gar keine Unkosten sparen um ihres Leibs Gesundheit willen. Manlius Cornutus, aquitanischer Legat, hat seinem Medico, weilen er ihn wiederum zu voriger Gesundheit gebracht zu einer Belohnung 4000 Dukaten verehret. Erasistratus, ein berühmter Doktor und Leibarzt, hat von dem König Antiocho allein 60,000 Dukaten bekommen, das heißt die Puls griffen! Thadäus, ein Medikus zu Florenz, hat von dem Papst Honorio dem IV. 20,000 Gulden empfangen, um weil er ihm wegen der Gesundheit beigestanden. Ludovicus der II., König in Frankreich, hat innerhalb 5 Monaten seinem Medico 54,000 Dukaten gegeben, dann solcher den König persuadiret, daß er ohne seine Hülf nit lange Lebensfrist haben werde.
Ein manches alte Weib greift ihr so lange Zeit hero verschlossenes Schatzgeld an, nimmt hervor die alten Thaler, so von Carolo Magno seynd geprägt worden, schickt und schenkt dem Doktor und Apothecker solche guldene Münz, die noch mit der Bildnuß Julii Cäsaris prangen, nur damit sie wieder zu der Gesundheit gelange. Eine ist gewest, die wegen ihres hohen Alters so häufigen Catharr und gesalzene Flüß
Man leidet das Brennen, man geduldet das Schneiden, man stehet aus das Brechen, man versucht das Schwitzen, man ergreift das Fasten, man nimmt allerlei grausliche Medizin, Pillulen von assa foetida oder Teufelskoth, sal volatile urinae den succum und Saft von Esels- und Saukoth, distillirte Würm, Stinkwurzen, sonsten Bigonia genannt, Saft von dem Roßmist, ja allerlei verzuckerten Wust und präparirten Unflath, nur damit der Leib, dieser grobe Limmel, wieder gesund werde. Wegen der Seele aber, wegen dieser unsterblichen Kreatur, wegen dieser so herrlichen Braut Jesu Christi, wendet man nit den vierten Theil so viel Mühe und Fleiß an. Bei allen Tafeln, auf allen Mahlzeiten, in allen Gesellschaften, aus Pütschen, aus Gläsern, aus Kandeln, aus Krügen, aus Tätzen, sogar aus Salzbüchslen und Pantoffeln trinkt man die Gesundheit dieser und dieses, bald in Wein, bald in Bier, bald in Meth, da wünscht man, ruft man, schreiet man, vivat! er soll leben! bei allen Zusammenkünften wird der Gruß seyn, ich erfreue mich seiner Gesundheit! in allen Beurlaubungen wird das Complement seyn, der Herr bleib
Im alten Testament war nichts wunderthätigers, als die Ruthe Mosis; Virga, im neuen Testament scheinet nichts wunderthätigers, als Virgo, verstehe die übergebendeite Mutter Gottes und glorwürdigste Jungfrau Maria; das siehet man zu Loretto in Welschland, das findet man zu Einsiedel im Schweizerland, das beobachtet man zu Altenötting in Bayern, das wundert man zu Zell in Steyermark; in allen diesen Orten hangen große Tafeln, kleine Tafeln, mittlere Tafeln, alte Tafeln, neue Tafeln, gemalte Tafeln, silberne Tafeln, guldene Tafeln; woraus zu sehen, wie die Leute ihre Hände aufheben zu der gnadenvollen Mutter Gottes in ihren Nöthen und Bedrängnissen; da siehet man vorgebildet einen Fallenden vom hohen Gebäu, einen Schwimmenden in einem tiefen Wasser, einen Geschleiften von dem Pferd, einen Verwundten von den Mördern, einen Hangeden an dem Mühlrad, einen Verschlossenen in der Feuersbrunst, einen
Unter andern Uebeln, wormit Gott die sündigen Adams-Kinder zu strafen pflegt, ist nit das mindeste die grassirende Pest und giftige Seuche, wie behutsam aber der Mensch dieselbige fliehet, ist sattsam bekannt, An. 1679 hat es die kais. Residenzstadt Wien genugsam erfahren, indem sich dazumalen ein Freund vom Freund abgesondert, ein Mann das Weib geschieden, ein Kind von den Eltern geflohen, in denen öden und sonst unbewohnlichen alten Schlössern, in hohlen Felsen und Steinklippen, in geringen von Gesträuß und Stauden zusammen geflochtenen Hütten, in tiefen Bocks-Ställen haben die Leute ihre Wohnung gemacht, damit sie nur von der Pest nit möchten angesteckt werden. Eine Edelfrau, nit unweit Wien, hat einen großen hohlen Kürbis, so mit lauter Pommeranzen-Scheller ausgefüttert war, stets über den Kopf getragen, damit sie die vergifte Luft nit anblase, die ganze Stadt Wien ist dazumal fast zu einem Nonnen-Kloster worden, dann durch und durch eine strenge Clausur, und schier alles durch Fenster und Winden ein- und ausgelassen worden, damit nur der Leib, dieser abgeschmackte Schliffel, die Pest nit erbe. Aber auf die Seele, so doch ein unsterbliches Kleinod, hat man wenig acht, Gesellschaften und Zusammenkünfte, Tanz- und Spielhäuser, Mahlzeiten und Haingarten seynd mehrmalen schädliche Pest, wodurch gar viel Seelen zu Grunde gehen, werden doch nit gescheut, sondern gesucht, werden doch nit geflohen, sondern angebetet, ist also mehr gelegen an dem Heil des Leibs, dieses groben Leimpatzen, dieses wurmstichigen Blocks, dieses ungeschlachten Flegels, als an dem Heil der unsterblichen Seele.
In einer vornehmen Stadt trieb einsmal ein Bauer einen wohlbeladenen Esel bei einem hochfürstlichen Hof vorbei, weilen er aber das langohrige Thier mit so heftigen Streichen und Schlägen geplagt, also hat ein Kavalier von der Ritterstube oder Hofsaal hinunter geschrien, und gegen den Bauren mit harten Worten verfahren, daß er so tyrannisch mit dem armen Thiere umgehe, worauf der schlaue Bauer geantwortet: gnädiger Herr, verzeihet mir's, ich habe nit
O wie viel gibt es solche Esels-Freunde! was ist anderst unser sterblicher Leib als ein Esel! also hat ihn allemal der heil. Einsiedler Pachomius benamset, und dieses Gesellen nimmt man sich doch allerseits an, damit nur ihm nichts übels begegne, damit nur er wohl gehalten werde, an die Seele gedenkt man wenig, auf solche Weise seynd die egyptischen Zwiefel besser, als das himmlische Manna, auf solchen Schlag gilt das Linsenkoch des Esau mehr als der Honigfladen des Samsons, auf solche Manier ist schöner der Misthaufen des Jobs, als der guldene Thron Salamonis, wann der Leib alles gilt und die Seele so wenig.
Daß Joannes Baptista im Mutterleib aus lauter Freuden wegen der Gegenwart Christi in dem Schoos Mariä aufgehupft, ist ein groß Wunder. Daß Benedictus im Mutterleib von freien Stücken hat angefangen zu psalliren und singen, wie ein Mönch im Chor, ist ein groß Wunder. Daß Vincentius Ferrerius im Mutterleib stark angefangen zu bellen wie ein Hund, ist ein groß Wunder. Daß aber Jakob und Esau beede Brüder im Mutterleib miteinander gebalgt und gestritten, ja sogar einer den andern hin- und hergestoßen, ist es nit weniger ein großes Wunder, dann sie hätten ja sollen aus Antrieb der Natur den Schoos der Mutter, als einen so hoch privilegirten Burgfrieden respektiren; es hat aber dazumal die verdammte Ehrsucht schon die zwei kleinen Kinder also kitzelt, daß sie um die Präcedenz und Vorgang nach Kräften gestritten, welches leider noch in der ganzen
Fast lächerlich ist, was Cäsarius erzählet von einem Mönch und gemeinen Laienbruder in einem Kloster: dieser ward von dem Hoffarts-Teufel dergestalten angefochten, daß er in allweg getrachtet, wie er doch möchte ein vornehmer Prälat werden; weil er aber
Was jenem Hofbecken oder Pfisterer in der Keuchen geträumet, das erfährt man noch alle Tag, Tag und Stunde, Stund und Augenblick, ihm hat geträumt, als trage er auf dem Kopf 3 große Körb voll mit Brod, in dem obersten Korb waren die Mundsemmel vor den König, und dieser Korb stunde offen, daß die Vögel daraus gefressen und weggetragen, die andern zwei Körb waren zugedeckt, da doch nur das gemeine Gesindelbrod darinnen, die schwarze Laib vor die Kuchel- und Stallbursch, also hat man auf das schwarze Gesindelbrod mehr Acht gehabt, mehrere Sorg gehabt, als auf die Mundsemmel des Königs Pharao, also geschieht auch noch immer fort, daß man mehrere Sorg trägt auf den Leib und dessen Heil, auf den Leib, diesen gemeinen Kerl, diesen siechigen Tropfen, als auf die Seele, die noch mehr werth, als unendliche Wert, als unzahlbare Schätze
Sterblich ist der Leib, und ihm ist der Tod und Untergang unvermeidlich. Ein vornehmer Kavalier hatte einen sehr herrlichen Pallast aufgebauet, denselben auf das Allerprächtigste mobilirt, und alles mit allem so wohl versehen, daß auch ein naswitziger Vitruvius ihm nichts hätte können ausstellen, gleichwohl hat sich einer gefunden, welcher in diesem so adelichen Pallast und vollkommemen Gebäu einen Mangel vermerkt, der Patron de Kasa wollte kurzum wissen den Fehler des Gebäues, dem dann der andere mit gebührendem Respekt geantwortet, wie daß eine Thür
Der Evangelist Matthäus am 12. Kap. registrirt, wie der Herr Jesus an einem Sabbath durch ein Treid- Feld gangen, da waren die Apostel ziemlich hungrig, also zwar, daß sie angefangen die Kornähren auszuropfen und zu essen: der Zeiten ist man mit dem Leib viel heiklicher, und traktirt man ihn nit mit Korn, wohl aber mit lauter auserkornen Speisen. Im A B C gehet der Buchstaben E nur die Verheiratheten an, der Buchstaben G nur die Maulaffen, der Buchstaben O nur die Fuhrleute, der Buchstaben R nur die Zornigen, aber das S, Ss ist fast ein allgemeiner Buchstaben, Ss in der Frühe, Ss zu Mittag, Ss auf den Abend, Ss lauter gute Bißlein. In Summa, es finden sich Frißländer durch die ganze Welt: zu gedulden wäre es aber noch, wann man den menschlichen Leib mit gemeinen Speisen versehen thäte, aber den Limmel fütterte man mit allerlei fremden und kostbaren Schleckereien, und muß ein französsicher Suppenschmied oft eine ganze Nacht speculiren, Dominium, welches Gott von Anbeginn der Welt dem Adam noch im Stand der Unschuld gegeben, herrschet über die Fische des Meers, und über die Vögel des Himmels, und über alle Thiere, die sich auf Erden bewegen, da müssen alle Elemente ihre Inwohner in die Kuchel-Robath und Scharwerk schicken, es müssen die Schnecken gar auf der Post Paphlagonia kriechen, es müssen die Fische gar aus Mauritania berufen werden, es müssen die Vögel gar aus Asia citirt werden, es muß das Gewürz drei Meilen hinter Kalekut hergebracht werden. Unser lieber Herr Jesus hat zwar zu unserer Nachfolge die ganze Zeit, da Er auf Erden gewandert, den Tag nur einmal gessen, auch nie kein Fleisch ausser zu Ostern von dem Osterlamm, vermög des mosaischen Gesetz.
Der jetzigen Christen Wandel ist weil entfernet von Christi Wandel, massen das dermalige Essen in einem viel andern Esse stehet, dann fast alle Tag neue Fünde und Vortheil erdenkt, erdicht und erdacht werden, wie man auf eine besondere Weise dem Appetit und Freßgierigkeit könne Satisfaktion leisten, es koste was es immer, wolle. Die ersten Eltern im Paradeis, sobald sie die verbotene Frucht gessen, haben sich nackend und bloß erkennet, auf solche Weise hat sie das Essen entblößt; bey jetziger Welt ist es nichts mehr neues, daß sich gar viel, durch stetes und kostbares Essen und Mahlzeiten, aller Mittel entblössen, ja gar erarmen. Mit einem Wort, der Leib,
Das erste Kapitel in heil. Schrift, im ersten Kapitel die erste Zeil, in der ersten Zeil die ersten Worte lauten also: Im Anfang hat Gott den Himmel und die Erde erschaffen. Auf solche Weise ist der allmächtige Gott ein seltsamer Baumeister, um weilen Er anfangs das Dach aufführet, nachmals erst die Fundamenta leget, dann was ist anders der Himmel als ein Dach über die Erde? Es hat aber Gott der Herr, wie es andeutet der heil. Chrysostomus, derenthalben ehender den Himmel erschaffen als die Erde, damit wir sterbliche Adams-Kinder hierdurch eine Lehr nehmen, und auch allemal das Himmlische dem Zeitlichen, die Seele dem Leib vorziehen, aber leider es geschieht fast jederzeit das Widerspiel, und thut man hundertmal mehr bedienen den Leib, als die Seel.
Der Apostel ihre Netz, da sie noch arbeitsame Fischer waren, seynd nit so oft gewaschen worden, als da gewaschen wird ein Menschen-Gesicht, das muß alle Tag ins Bad, das muß alle Tag, ja oft alle Stund, vor dem gläsernen Richter erscheinen, wie dann Eine gewesen, die immerzu, und fast die meiste Zeit, vorm Spiegel gestanden, zuweilen aber ganz wehmüthig geseufzet, wessenthalben ihre Magd einmal die Ursach gefragt, warum sie also seufze? Ach! sagt sie, et caetera etc. Den Spiegel dieses wahrsagerische Glas thut man immerzu befragen, wie das Gesicht stehe? Ob kein Mahl darinnen? darauf? darum? es muß sich das Gesicht mit allerlei Wasser putzen und reiben lassen, forderst bei denen Weibern; da müssen Schnecken-Häusel her, Adlers-Federn her, junge Schwalben her, Sauerteig her, Märzen-Schnee her, Katzen-Schweif her, Brodrinden her, Schild-Kroten-Bratzen her, Frauen-Glas her, Himmel-Thau her, Hahnen-Kämm her etc. warum nit auch Kuttelfleck-Unterfutter her? alles in gewissen Wassern gebeizt und gesotten, und distillirt, damit das Gesicht wohl gewaschen, auf daß es schön bleibe, oder schön werde.
In dem Leben des heil. Patritii wird gelesen, daß einsmals ein schneeweißer alter Tällt zu ihm kommen, sprechend: er habe viel vernommen und gehört von seinen großen Thaten und Wunder-Werken, und also versprach er, daß er wolle aus einem Helden ein Christ werden, und seinem allerseits ausgebreiteten Glauben nachkommen, wann er ihm seine Jugend wieder zuwegen bringe. Patritius fällt alsobalden auf seine Knie nieder, und verrichtet sein Gebet zu Gott dem allmächtigen; kaum daß er eine kleine Zeit dem eiferigen Gebet obgelegen, da ist mit höchster Verwunderung der alte Geck ein ganz junger Mensch worden,
Wann sollte der heil. Patritius noch in dem zeitlichen Leben seyn, was würde er nit vor einen Zulauf haben? ein mancher alter Greis verlobte sich mit bloßen Füßen auf Kompostell zu wahlfahrten, wann er nur könnte wieder jung werden; eine manche alte Zibet-Katz thät sich hundertfältig, tausendfältig einstellen, wann sie nur der Falten möchte los werden; bin versichert, das ein jedes Spital-Weib mit Krucken und Stecken dem heil. Patritio würde zueilen, und von ihm ihre blühende Jugend wieder erbitten, der heil. Mann würde immerzu mit weißen Schimmeln umgeben seyn, und müßte Tag und Nacht geplagt werden, wie er die geschimmelten Waaren wieder möchte frisch machen. Aber Seelen halber ist wenig Sorg, es mag dieselbe eine Gestalt haben, wie sie will, derentwegen entstehet wenig Kummer, wenig, gar wenig bemühen sich dieselbe zu verjüngern, und in den ersten Unschuld-Stand zu setzen, in dem sie nach der heil. Tauf in der Kindheit gewest. Es gilt mit einem Wort der Leib alles, dieser garstige Puffer alles, dieser Zoten-Vogt alles, dieser Sau-Narr alles, die Seel aber, so mehr werth, als Himmel und Erde, mehr werth als ganze Berg von Gold, mehr werth als ganze Felsen von Diamanten, mehr werth als ein ganzes Meer von Balsam, die Seel, so mit nichts anderst, als mit dem theuren Blut Jesu Christi erkaufe worden, diese gilt so wenig, das sey Gott geklagt!
Anno 2544 von Erschaffung der Welk, seynd drei Millionen der Hebräer von der ägyptischen Dienstbarkeit durch die göttliche Hand wunderbarlicher Weise erlöset worden, und etliche hundert Jahr hernach haben die Hebräer zu einer Dankbarkeit scilic. Gottes Sohn eben in derselbigen Nacht, eben in derselbigen Stunde gefangen genommen. Diese seynd anfänglich von dem Mose aus Aegypten geführt worden in die Wüste Faran, allwo sie von dem Allerhöchsten wunderbarlich erhalten worden vierzig ganzer Jahr, unter dieser währenden Zeit ist ihnen weder Haar, weder Nägel gewachsen, wie es Salvianus Massiliensis bezeuget, auch sogar keinem ein Zahn ausgefallen,
Es hat unser lieber Herr einst gesagt, daß kein Prophet angenehm seye in seinem Vaterland, ich und ein anderer sagt ebenfalls, daß kein Zeug, und Tuch und Band angenehm seye in dem Land, wo es gemacht, der jetzige Kleider-Pracht will nur mit ausländischen Waaren versehen seyn, aus Galiläa ist vor diesem alles Gute entsprungen, massen darinnen unser Herr und Heiland geboren, aber aus Gallia kommet der Zeit alles Uebel her, weilen darinnen alle Teufels-Modi in der Wiegen liegt, man achtet es nit, wann schon dergleichen Modi, Maden seynd, welche den Beutel durchfressen. Der Atlas, sagen und singen die Poeten, habe Vorzeiten die Welt getragen, jetzt könnte man schier sagen, der Atlas thue die Welt verderben, dann bereits auch eine rußige Kästen-Braterinn an einem Fest-Tag in Atlas daher prangt. Mit Kameelen seynd vor diesem die drey Könige aus Orient zu unserm Herrn kommen, jetzt will auch eine gemeine Fleck-Siederinn, in und mit Kammeloth zum Teufel fahren. Es haben dazumal die Hebräer sich verwundert und vergafft, wie sie gehört, daß die Apostel zu Pfingsten allerlei Sprachen geredet, ja etliche glaubten, (cum pleno titulo) die auch vorhero das A B C nit durchbügelt, gleichwohl allerlei Sprachen reden, wann sie bald mit Kallamoko, mit Raßdizipre, mit Legratur, mit Sargedinim, mit Sarge di Roma, mit Sarge di Lill, mit Sarge di Drill, mit Trapdiparis, mit Scotsignoria herausbrechen, und seynd diese alle fremde kostbare Zeug, mit dem sie den Leib, diesen stinkenden Maden-Sack, bekleiden. Den Kapizoll der Teubel holl! O Terzennell wärst in der Höll! O Ferentin wärst du nur hin! O Zimmepon kei dich davon! O Scharlerin fall mir aus dem Sinn, Grüseth, Träpeth zum Galgen geht! Rättin, Krepan bleibt weit von dan, dann ihr der Untergang seyd so vieler tausend Men schen. So köstlich, so künstlich, so herrlich, so ehrlich, so mächtig, so prächtig verdeckt man, verhüllt man, und bekleidt man den Leib, diesen Flegelanten, und der unsterblichen Seele, dieser so adelichen Kreatur, vergißt man gar.
Jesus trat hinab, schreibt der Evangelist Lucas, an ein Ort in einem flachen Feld, und mit ihm die Schaar seiner Jünger, und eine große Menge des Volks aus dem ganzen Judenland, und von Jerusalem, und aus der Gegend am Meer, und bei Tyro und Sidon, welche kommen waren, daß sie Ihn höreten, und von ihren Krankheiten gesund gemacht würden: und alles Volk suchte ihn anzurühren, dann es ginge eine Kraft von Ihm aus, und machte sie alle gesund. Der Meister Daniel ist von etlich 20 Meil Limo herkommt, laut göttlicher Schrift, de limo terrae etc. Entgegen aber die unsterbliche Seel, welche Gottes Sohn mit seinem theuersten Blut erkauft, und gern vor eine jede Seel hätte so viel gelitten, was er hat ausgestanden, vor das gesamte menschliche Geschlecht, diese Seele wird fast allemal dem bachantischen Leib nachgesetzt, auf solche Weise ist eine Sau-Blatter in größerm Werth, als die Dukaten darinnen, auf diese Manier seynd die ganz guldenen Becher schlechter, als die hölzernen Futteral darüber, auf solchen Schlag gilt eine
Sogar fällt uns nit ein, was der allmächtige Gott über den geduldigen Job verhängt, als er dem Teufel die Vollmacht geben über all sein Haab und Gut, über seinen Leib, und auch über seine Kinder. Nimm ihm, sagt Gott zu dem Satan, nimm ihm hinweg Schaf und Schaf-Stall, nimm ihm Haus und Haus-Rath, nimm ihm Geld und Gelds-Werth, sogar alle Kinder und Rinder, sogar die Leibs-Gesundheit, so über alles höchst geachtet wird, außer eines nit, die Seel, die Seel, die Seel soll mir verbleiben, veruntamen animam ejus serva. Gott schätzt alles geringer als die Seel, ja hundert tausend Welt, ja so es möglich wäre, unendliche Welt geringer als die Seel, den Himmel selbsten geringer als die Seel, wir aber verblendte Adams-Kinder schätzen alles höher als die Seel, zuweilen ein altes paar Hosen höher als die Seel, zu Zeiten einen Hund höher als die Seel, dann wir gar oft beweinen den Verlust, eines Kleids, eines Viehs, gar selten aber den Verlust einer Seel. Stengelius schreibt gar, daß einer dem Teufel seine Seel um sechs Kreuzer verschrieben, damit er könne eine Maaß Bier trinken. Es wäre zu wünschen, daß mancher Stockfisch mit ihm selbsten thäte umgehen, wie er pflegt umzugehen mit dem Häring, dann in den mehristen Orten des Teutschlands pflegen die gemeinen Leute zur Fasten-Zeit die Blasen von dem Häring, welche sie die Seel nennen, ober dem Tisch in die Höhe zu werfen, daß sie daselbst hangen bleibt;. zu wünschen wäre es, daß ein jeder Mensch mit sei–
Mein lieber Herr Joannes, meine liebe Frau Joanna, mein lieber Meister Franziskus, meine liebe Meisterinn Franziska, hätt es bald vergessen, mein gnädiger Herr Ludovikus, meine gnädige Frau Ludovika, setzt euch in etwas nieder, und gehet mit euren Gedanken zurück, durchblättert eure Bücher, und schauet fein wohl, was ihr in 50 Jahren schon habt angewendet an den Leib, betrachtet fein wohl, was euch dieser Mistfink schon kostet, was manche gute Täg und Nächt habt ihr diesem Lotters-Gesellen vergönnt, 24 Stund hat der Tag, erwägt demnach wohl, ob ihr aus dieser Zeit nit alles dem Leib, und zu seinem Interesse gewidmet, der Seel aber hart eine halbe Stund vergönnt, wann ihr die Sach, wie es nit viel anderst ist, also befunden, so bitt ich euch doch um die Wunden Jesu meines Erlösers, folget nach, und tretet in die Fußstapfen des Jakob im alten Tastament.
Nachdem Jakob über 14 Jahr in des Laban Diensten gewesen, hat er erstgedachten seinen Schwähr-Vater also angeredet: Ihr wisset gar wohl, was Gestalten ich euch über 14 Jahr lang treue Dienst geleistet habe, Tag und Nacht, früh und spat, Sommer und Winter hab ich wenig Schlaf noch Ruhe gehabt, sondern je und allemal mit höchstem Fleiß und Sorgfältigkeit euren Nutzen und Interesse beobachtet, weil ich dann nun eure zwei Töchter zu Weibern hab, und mittlerzeit auch mehr Kinder zu gewarten, also hoffe ich, ihr werdet es mir nit vor ungut aufnehmen, justum est, ut et ego aliquando provideam domui meae, es ist gar recht, daß ich auch meinem Haus einmal vorstehe.
Die Jahr meiner Kindheit im Stecken-Reiten, und Häusel-Bauen, meine ganze Jugend hab ich verzehrt in schnöder Liebe und Muthwillen, die Zeit meiner Mannheit hab ich angewendet zu lauter Negotien und Trafica, die Zeit meines Lebens weiß ich keinen Tag, an dem ich nit dem Leib hätte gedienet, und ihm in Allem gewillfahret. Ei so ist ja recht, daß ich auch meinem Haus einmal vorstehe, es ist ja recht, daß ich einmal einen andern Lebens-Wandel führe, es ist ja recht, daß ich einmal meine so theure Seel versorge, es ist ja recht, daß ich einmal durch eine General-Beicht alle meine Sünden bereue, es ist ja recht, daß ich die übrige und vielleicht gar kurze Zeit meinem Gott diene, und das unendliche Heil meiner Seele in Obacht nehme. Justum est, ut et ego aliquando provideam domui meae.
Es ist ja der gebenedeite Heiland im ganzen Judenland keinem Menschen unbekannt gewesen, massen Er nit in geheimen Schliefwinkeln, nit in finstern Jesum zu fangen, sondern dieselben seynd meistentheils gewesen: Soldaten, Hofbediente Schriftgelehrte und bei dergleichen Standspersonen ist Christus, als die ewige Wahrheit, nit gar viel bekannt; Origenes aber gibt dessen eine andere Ursach, sprechend: es habe der Herr Jesus unterschiedliche Gesichter gehabt, gleichwie das Manna im alten Testament unterschiedliche Geschmach, und seye er einem Jeden anderst erschienen, gleichwie er es würdig oder bedürftig war. Andere glauben, er seye dessenthalben von Juda durch ein gewisses Zeichen verrathen worden, um weil dieser Erzschalk den Hebräern vorgetragen, es seye einer unter seinen Mitkameraden, Namens Jakobus der Mindere, welcher Gesicht halber dem Jesu von Nazareth
Warum aber, o verruchter Abfaim! durch einen Kuß? warum hast du nicht mit Fingern, die vorhero so diebisch oft die apostolische Kassa visitirt und bestohlen, auf ihn gedeutet, und solchergestalt verrathen? Es ist zu wissen, daß dazumalen unter denen Aposteln dieser löbliche Brauch gewesen, daß sie allezeit, wann sie Geschäften halber ausgangen, und nachgehends wieder nach Haus gekehrt, dem Herrn Jesu einen Kuß gegeben, gleichwie bei unsern Zeiten die untergebenen Geistlichen von ihrer Obrigkeit pflegen die Benediktion zu nehmen, und die Gürtel oder Skapulier zu küssen, weil es dann der Ischarioth nie malen redlich mit seinem Herrn vermeint, sondern allzeit äußerlich sich fromm, freundlich und friedlich gestellt, inwendig aber ein Schelm im Herzen, also wollt er auch dieses letzte Schelmenstück solchergestalt vermäntlen und bescheinigen. O Falschheit!
Wer sucht, der findt, lautet sonst das gemeine Sprichwort; aber das Glück hab ich nit gehabt. Der Esau hat ein Wildprett vor seinen alten und betagten Vater gesucht, und hat es gefunden, der hats Glück gehabt. Der Saul hat die Estin seines Vaters gesucht, und hat sie gefunden, der hats Glück gehabt. Die Agar hat einen Brunnen gesucht vor ihren halbverschmachten Ismael und hat ihn gefunden, die hats Glück gehabt. Die Bedienten des Vice-Königs Joseph haben das Gold und den Mund-Becher gesucht und haben Alles gefunden in den Säcken der Brüder, dieJesum gesucht, denselben endlich nach drei Tagen gefunden in dem Tempel, die haben das größte Glück gehabt. Ich aber suche so viel Jahr nacheinander, suche oben und unten, und auf der Seite, suche allenthalben, suche über und über, und hab es noch nit gefunden, werd auch das Glück nit haben, daß ich es werde finden, benanntlich die Redlichkeit.
Ich hab mich anfänglich in die Kirche begeben, der gänzlichen Hoffnung, daselbst die liebe Redlichkeit anzutreffen, aber leider bald mehr Falschheit gefunden als anderwärts. Meine Augen waren zum Allerersten geworfen auf die Kanzel, und gedachte unfehlbar daselbst zu sehen, nachdem ich so lang getracht, das Widerspiel aber hat sich bald erzeigt, indem ich geglaubt, diese sey mit dem besten Gold überzogen, unterdessen war es nur Metall und von dem Firniß in solchen Glanz gezogen. An Gott! sagte ich bei mir selbsten, auf der Kanzel soll alles wahr seyn, anjetzo aber triff ich das Widerspiel. Auf dem Altar denari do bei Gott dem Herrn meistens das Spiel gewinnet. Wie der Herr Jesus aus den Grenzen Tyri durch Sidon an das galliläische Meer kommen, da führten die Leute zu ihm einen, der da taub und stumm war, auch ersuchten sie den Herrn, daß Er die Händ auf ihn legte, und Er nahm ihn von dem Volk besonders, und leget ihm seine Finger in die Ohren, thät anbei ausspeien und sprach zu ihm Ephpheta, das ist »thue dich auf.« Zu wünschen wäre, daß mancher Reiche thäte zu seinem angefüllten Treidkasten sagen, Ephpheta, thue dich auf! zu Küsten und Truhen, die mit Kleidern angestrotzt, Ephpheta, thue dich auf! zu Taschen, Beutel und Geldsack, Ephpheta thue dich auf zur Hilf der meum bei denen Religiosen und Ordensleuten von der evangelischen Armuth verfolgt wird, und ein barfüßiger Mönch mit Baarschaft gar nit versehen, also mußte meine Gutthat bestehen in gutem Willen. Anbei aber ist mir eingefallen jene Wundergeschicht, so sich mit einem frommen und heiligen Bischof in Frankreich zugetragen, dieser war ein absonderlicher Gutthäter der Armen, forderist aber willfährig und freigebig gegen die Aussätzigen, also zwar, daß er auf öffentlicher Gasse je und allemal dergleichen arme und elende Leut mit einem freundlichen Kuß empfangen. Einsmal aber begegnet ihm ein Aussätziger mit solcher abscheulichen Gestalt, daß sich darob jedermann entsetzte, massen das faule Eiter aus der Massen häufig herab geflossen, der heilige Mann war ganz freigebig gegen diesen bedrängten Menschen, und reichte ihm dar ein reichliches Allmosen von baarem Geld, welches er aber geweigert anzunehmen, sondern allein gebeten, er Bischof, wolle ihm doch nur das Angesicht abtrücknen, welches er auch aus Antrieb der Lieb urbietig vollzogen, es beklagte sich aber er Aussätzige, daß er ihm hierdurch zu große Schmerzen verursache, bat also, er wolle ihm die geschwürige Materie mit der Zung ablecken, ob welchem anfangs der heilige Wann ein natürliches Abscheuen getragen, doch endlich allem Widerstand der Natur ganz lobwürdig
Die Erinnerung dieser Geschichte hat mich mehr zum Mitleiden bewogen, absonderlich, weil ich sah, daß der grausliche Aussatz diesen Menschen gar so häufig überzogen, da ich nun in Mitte dieser Gedanken gestanden, redet mich ein bekannter Barbierer an, ich soll mich doch von diesem gewissenlosen Lumpengesind nit bethören lassen, als welches durch lauter Betrug und Falschheit das Allmosen von den Leuten erpresse, er wisse nur gar zu wohl, daß dieser lose Gesell der gesundeste Mensch, seine Gestalt zwar dem Aussatz gleich sehe, aber in der Wahrheit seye nichts als die Falschheit, er nehme, wie ihm gar zu wohl bekannt, Bohnenmehl, gedörrte Wurzel vom wilden Sauerampf, die Suppen von gesottnen Ochsenfüßen, mache hieraus eine Masse oder Teig, streich damit die Haut an, welches nachmals der Tausende vor einen natürlichen Aussatz thue halten. O Schelmen! gedachte ich, wie groß ist euer Anzahl? so findet man dann allerseits nichts als die Falschheit, a Dio, mein Weg ist weiter.
Kaum hatte ich etliche Schritt gethan, da kamen mir unter die Augen zwei sehr prächtig aufgeputzte Frauen, die auch Gestalt halber der schönen Rachel, um welche Jakob so viele Jahre gedient, nit viel nachgaben. Es schimmerte alles an ihnen von Jesu umarmet, und mit nassen Augen den Heiland ersucht, daß er doch möchte von ihr die schöne Gestalt hinwegnehmen, worauf ihr alsobalden ein spannlanger Bart gewachsen, die Stirn voller Runzeln, das Angesicht bäurisch, grob und holzhackerisch, wessenthalben sie aller Gefahr entgangen, auch bis in den Tod einen heiligen Lebenswandel geführt, und in der Legend der Heiligen, Paula barbata, die bartete Paula genennet wird.
Desgleichen wird man wenig zählen in der Welt, wohl aber die Menge derjenigen, so die schöne Gestalt über alles, und gleichsam anbeten, und zwar obgedachte zwei Frauen waren ganz und gar über diesen Leist geschlagen, ich machte mir die Einbildung, als hätten beede erst dieses Jahr geheirathet, dann sie sehr jung scheinen, ich bin aber nit lang hernach mit Wahrheit berichtet worden, wie daß nit ein redlichs Haar an ihnen, beede voller Falschheit, die Kleider falsch mit leonischen Spitzen, die Perl um den Hals falsch von venetianischer Masse, der Geschmuck falsch von böhmischen Steinen, die Haar falsch, massen Redlichkeit umzufragen, zumalen solche nirgends anzutreffen, zweiflete aber gleichwohl, ob selbige nit möcht wenigst in den Gemüthern der Menschen zu finden seyn, dann ich erinnerte mich, was massen Christus der Herr dem Nathanael dieses Lob gegeben, daß er ein wahrhafter Israeliter seye, in dem kein Betrug, aber ich nach allem angewendtem Fleiß konnte keinen Nathanael mehr zu sehen bekommen, und forderist zu Hof hab ich wahrgenommen, daß nit drei Quintl von der Redlichkeit zu spüren, auch der Herr Kandidus völlig vom Hof geschafft seye.
Sehe jemand zu, wie jene zwei Kavalier in der Antecamera so freundlich mit einander reden, mit was großen, auserlesenen, vielfältigen, liebreichen, schönen, artlichen, wohlanständigen, und freundlichen, und höflichen, und manierlichen Ceremonien haben sie da einander empfangen: Ich habe vorhin gelesen, wie daß man die Ceremonien in der Kirche auf keine Weis soll verhöhnen noch auslachen, massen mir selbsten bekannt, wie vor 15 Jahren ein unkatholischer Kaufmannsdiener die Kirchen-Ceremonien in der Charwochen bei St. Stephan allhier zu Wien ausgespottet, gleich hierauf ganz bona dies, im Herzen aber tragen einen Spieß; mit den Füßen machen Reverenz, im Herzen aber reverenter etwas anders, den Hut tragen in der Hand, einen Filz aber im Herzen; den Leib höflich neigen, im Herzen aber ungeneigt seyn; im Maul ein freundlicher Gruß, im Herzen ein feindlicher Graus; mit der Zung sagen: ich will dir wohl, mit dem Herzen klagen, daß dich der Teufel hol! mit dem Maul sagen frater, im Herzen aber seyn ein Verräther; auf der Zung das Ave, im Herzen Cave, in Summa äußerlich alles Gold, inwendig aber nit hold.
Joab, ein vornehmer Mann in den Diensten des Königs David, Amasa auch nahend beim Brett im selbigen Hof, beide stattlich und statistisch; aber, Joab wußte den Wolfspelz, welches unter dem rauhen Futter zu Hof eine gemeine Tracht, weit besser zu verbergen. Diese beiden Herren begegneten einander bei Gabaon; Joab von weitem fangt schon an die Komplementa zu schneiden, willkomm! willkomm mein lieber Bruder Amasa! fasset zugleich mit der
Serarius schreibt, daß bei dem Rheinstrom ein Mann seye gewesen, eines frommen und gottseligen Wandels, eine Sach aber wollt er und konnt er nit glauben in der heiligen Schrift, benanntlich daß Samson auf einmal dreihundert Füchs habe gefangen, ihnen brennende Fackeln an die Schweif gebunden, und doch von keinem gebissen worden. Dieser Simplicius hat sollen wissen, gleich wie in Polen und Moskau die Menge der Bären, in Afrika die Menge der Löwen, in England und Holland die Menge der Königlein, also in Palästina, wo Samson sich aufgehalten, die Menge der Füchse zu finden gewesen. Zum andern ist es ein absonderlicher Willen gewesen und Schickung Gottes, daß dem Samson zur Bestrafung der Philistäer so viel Füchs eingangen, gleich wie dem Petro auf einmal so viel Fisch, der vorhero umsonsten die ganze Nacht hindurch hat gearbeitet. Die Menge der Füchs war nit allein zu finden dazumalen in demselbigen Land, sondern nach der Zeit in einem jeden Land der ganzen Welt arglistige und betrogene Füchs seynd allerseits anzutreffen, von der Zeit an, da die Schlang, als die arglistiger laut göttlicher Schrift, als alle Thier auf Erden, unsere ersten Eltern hinter das Licht geführt, ist an allen Orten die Redlichkeit verbannisiret, und hat der Betrug und Falschheit meistens überhand genommen, und was Christus der Herr einst den Aposteln gesagt hat: vos estis lux mundi,
et sal terrae, kann man anjetzo den mehristen Leuten, absonderlich zu Hof, sagen,
Ein solcher Fuchs war Herodes, nachdem solcher in Erfahrenheit gebracht, daß ein neuer König der Juden, wie es die drei Monarchen aus Orient vorgebracht, sey geboren, hat er alsobald kleinmüthige und furchtsame Gedanken gehabt vom Verlust seines Scepters, demnach alle Mittel ersucht, wie er solchen möcht aus dem Weg raumen, auch hat ihn gedunkt, er könne nit besser zum Zweck gelangen, als durch die Politika, welche eine allgemeine Kupplerin, die alles weiß zuweg zu bringen, stellt sich derhalben gar freundlich gegen erstgedachte drei Könige, sprechend, sie sollen ihm diese Lieb und Freundschaft erzeigen, und ihm die ganze und gewisse Nachricht geben, wann und wo sie den neugebornen König haben angetroffen, damit er auch nach Schuldigkeit denselben möge anbeten und verehren. O schelmischer Fuchs!
Der lieben Redlichkeit hat auch einen großen Schimpf angethan Hatto, ein Erzbischof zu Mainz, welcher Alberto, Grafen zu Bamberg, durch so zuckersüße Wort das Maul gemacht, als woll er ihn bey dem Kaiser Ludwig III., dessen Bruder Konrad er unrecht unterdrückt, wieder in Gnaden bringen, auch es mit einem Eid bestätiget, daß er ihn frisch und gesund wieder nach Haus wolle führen; wie, sie nun wirklich auf dem Weg, damit der arge Hatto seinem Schwur nachkomme, wendet er sich gegen den Grafen, sprechend: wir haben unser Sach so gar weislich nit angegriffen, dann es sehr rathsam, daß wir wieder zurück nach dem
Die liebe Redlichkeit hat bei der Nase gezogen Absolon, der sonst schöne gekraußte Haar, aber nit ein Haar-groß Redlichkeit hatte, dieser wollte an seinem Bruder Ammon rächen die Schmach, welche er der Schwester Thamar angethan, konnte aber nit anderst, ja wollte nit anderst die Sach angreifen, als mit List und Betrug, begehrt von dem König David, daß Seine Majestät doch wollten seinen Kindern die gnädigste Erlaubnuß ertheilen, daß er sie mit einer geringen Mahlzeit dürfte traktiren, absonderlich aber wolle er gern seinem lieben Bruder Ammon eine Ehr anthun; (ja wohl Ehr) der König David verwilligt es, die durchlauchtigsten Gäst erscheinen, man trägt herrlich auf, es war eine Menge der Schüsseln und guten Bißl zu sehen, die Gläser gallopirten gar lustig bei der Tafel herum, der Ammon bekam zum allerersten einen guten Spitz, und ließ ihm gar nit traumen von einem eisenen Spitz, welche der falsche Bruder durch hierzu verordnete Knecht schon angestellt
Ich sahe also gar scheinbar, daß die Falschheit bei der Hof-Tafel fast den ersten Sitz hatte, und lobte beinebens die Lateiner, daß sie den Hofstaat nit anders genennet haben, als Aula, welches im Buchstaben-Wechsel Laua lautet, das heißt so viel, als wasch mir den Pelz, und mach mir ihn nit naß. Solche falsche Hofleut, die im Maul Honig, im Herzen höhnisch seynd, die in Worten Zucker, im Herzen Zanker seynd, die von aussen eine Lieb, von innen ein Dieb tragen, die kommen mir vor, wie der Zeiger auf einer großen Uhr, dieser auf einer Seite ist gestaltet wie ein Herz, auf der andern Seite sieht er aus wie ein Pfeil, nit viel anderst seynd dergleichen Hofleut, als welche sich die beßten und herzlichsten Freund unter die Augen stellen, im Herzen aber auf allweg suchen denselben zu verfolgen, und ihm tausend Prügel unter die Füß zu werfen.
Nun hatte ich bei mir gänzlich entschlossen, nit aufhören zu suchen, bis ich die liebe Redlichkeit würde finden, erblickte demnach in einem Kaufmanns-Gewölb zwei gute Freund bei einer Kandel Wein sitzen, ich hätte mich nit unterfangen, den Kaufmann zu fragen, wer diese seynd? wann wir nit hiezu sein ausgehenkter wunderlicher Schild hätte Anlaß gegeben, dann auf diesem war nichts anders zu sehen, als etliche Bücher mitten im Feuer liegend, hab also mich nit ubi dapes, ibi apes, Brod-Freund, und nit Noth-Freund.
Nachdem Gott der Allmächtige den Job wieder in guten Stand gesetzt, und ihm alles verdoppelt, ja dergestalten bereichet, daß er 14000 Schaf, 6000 Kameelthier, 1000 Joch-Ochsen, 1000 Eselinnen bekommen, und in allem und jedem den Ueberfluß, da haben sich seine Freund in der Menge und Länge angemeldet, venerunt et comederunt panem cum eo, mit ihm wohl auf, und guter Ding gewest, mein Bruder, hats geheißen, ich erfreue mich von Herzen deines Wohlstands, deiner Gesundheit, es gilt eins Vivat, auf viel, und gar 300 Jahr Vivat! So lang Job Fortunatus hat geheissen, so lang der Herr Faelicianus sein Hauspfleger war, so lang die Kuchl bei ihm geraucht, so lang waren Freund genug bei ihm, an ihm, um ihm: sobald er aber Gut verloren, Blut verloren, Geld verloren, Zelt verloren, Haus verloren, Schmaus verloren, und zuletzt gar kommen auf den Misthaufen, da hat er auch verloren den andern Haufen, nämlich einen ganzen Haufen Freunde, fratres meos longe fecit a me, diese haben sich aus dem Staub gemacht, wie die Fliegen aus einer kalten Kuchl, diese haben es gemacht, wie die Schwalben, welche so lang den Hausherrn mit ihrem Geschwätz liebkosen, wie lang es warme und lustige Zeit ist, sobald aber der kühle Herbst herbei nahet, sodann nehmen sie hinter der Thür den Abschied, und verlassen nichts hinter sich, als ein beschmutztes Nest. Diese haben es gemacht, wie ein klares Bächlien, welches so lang mit seinem silberstrahlenden Wässerl zwischen dem Gehäg und Stauden daher rauschet, so lange es warme Zeit ist, sobald aber der rauhe Winter anklopft, so dann es aufhört zu rinnen, ja ganz und gar erstarret. Diese haben es gemacht wie die Fisch im Teich oder Weiher, welche niemalen den Kopf aus dem Wasser in die Höhe heben, ausser man wirft ihnen etliche Brocken Brod hinein, diese haben es gemacht wie die Egel, welche so lang dem Menschen anhangen, bis sie mit Blut gnugsam gesättiget, alsdann tanzen sie den Kehraus.
Vocativus du schlimmer) O wollt Gott, es wäre die Gelegenheit, auch tausend Leben vor dich zu geben, all Teufel in der Hölle Regimentweis kommen und holen mich, wann ich nit vor dich, liebster Bruder, lebe und sterbe etc. Mannlius wollt es doch probieren, ob dem also? läßt derohalben zu einer andern Zeit, nach vielen freundlichen Diskursen, einen gar guten Wein auftragen, und nachdem sie beederseits gar eine schleunige Expedition mit den Gläsern gemacht, fängt Mannlius folgende Wort an zu reden:
Mein Bruder, unsere Freundschaft müssen wir rechtschaffen bestätigen, zu dem End laßt uns heede niederknien, und ein jeder drei Gläsl austrinken, unterdessen aber fängt Mannlius eine lange, lange Histori und Geschicht zu erzählen, und machte mit allem Fleiß dessen kein End, dahero der andere Prahlfreund aus Ungeduld in diese Wort ausgebrochen: Du Parlaments-Narr, stehe lieber auf, und erzähle dieses Mährl, der Teufel knie wegen deiner so lang etc. So, setzt hinwieder der Mannlius, so bist du ein solcher
Ein andersmal wollt es wiederum der Mannlius versuchen, ob dieser Feingold oder Leonisch seye, zu solchem End steckte er auf eine Zeit ein abgestochenes Kalb in einen Sack, daß aller Orten das Blut durch und durch schweiste, trägt solches bei nächtlicher Weil zu mehrbesagtem Freund, weinend und lamentirend, was ihm vor ein Unglück widerfahren; o liebster Bruder, sprach er, was hab ich gethan! Ach was Elend hat mich überfallen! wann du mir nit an die Hand gehest, so bin ich verloren, verloren bin ich etc. ich hab aus jähem Zorn meinen Buben, den Valentin, umgebracht, es weiß noch kein Mensch nichts davon, also bitte ich dich, liebster Bruder, ich bitte dich um Gottes willen, begrab solchen in der Still in deinem Garten, damit also diese meine Unthat nicht lautmährig werde. Sagt der andere, du den Valentin todt geschlagen? ich den Valentin hinter mein Haus begraben? nur das nit, begehr nur das nit von mir, da käm ich in des Täubels Händ, Potz tausend Element, was thät ich mir selbsten vor reditus-Freund, und kein redlicher Freund, ein Semmel-Freund, und kein Semper-Freund, schlagt ihn anbei mit dem tobten Kalb über den Haufen, und verläßt ihm das Prädikat und Ehren-Titul eines falschen Schelmen.
Wie Christus der Herr von dem Berg Arlon, nit weit von Nazareth, auf die Ebne herabgestiegen, da hat er eine große Menge Volk wahrgenommen, worüber er sich alsobalden erbarmet, und solche wunderbarlicher Weis mit fünf Gerstenbrod und zwei Fischen dergestalten gespeist, und gesättiget, daß gleichwohl, unangesehen der Männer allein, ohne Weiber und Kinder fünftausend gewesen, die Aposteln von den überbliebenen Bröcklein Brod noch zwölf Körb angefüllet, wie dann zu Rom ein solches Brod und Fisch bei St. Joan. Laterano noch gezeigt wird.
Dieß Wunder hat sich zugetragen den 13. April, als Christus 32 Jahr, 3 Monat und 12 Tag alt war. Gleich nach diesem vollbrachten Wunderwerk wollte das Volk Christum den Herrn zu einem König machen, er aber ist verschwunden.
Esse, ist wegen des Essens, ihr ganzer Affekt wegen des Konfekt, ihre ganze Brüderschaft wegen des Brättlsaft.
Bei dem Schwemmteich zu Jerusalem hat unser lieber Herr einen elenden und preßhaften Menschen angetroffen, der schon 38 Jahr daselbst war, dahero ihn der Herr befragt, warum er nit in so langer Zeit seine Gesundheit gesucht in solchem Fischteich? dar auf er die Antwort gegeben, er habe keinen Menschen: weil er arm gewesen, in der Noth gewesen, dessentwegen ist er auch verlassen gewesen. O wie Mancher ist von Haus und Hof kommen? wie Mancher vom Regimentsstab zum Bettelstab gerathen? wie Mancher von großen Mittel kaum einen Kittel anzulegen? frage ihn, wie daß er nit besser fortkomme? so würdest du hören, er habe keinen Menschen,
Weilen ich dann die wertheste Redlichkeit auch nit unter den guten Freunden hab angetroffen, so hab ich mir gänzlich vorgenommen, noch weiter dieselbe zu suchen, wann mir auch sollten tausend Blattern auf den Füßen auffahren, bin dahero den geraden Weg zu zwei Brüdern gangen, weil ich wußte, daß aus diesen einer dem andern nit einmal ein ungeschaffnes Wort habe geben, aber dannoch leider! ist mir daselbst die Falschheit bei der Hausthür entgegen getreten.
Dies hat man schon bei denen ersten zwei Brüdern Kain und Abel wahrgenommen, wie der Kain hundert und fünfzehen Jahr alt war, hat er wegen des gefaßten Neid bei sich beschlossen, den Abel aus dem Weg zu räumen, aber durch Betrug und Falschheit, massen er den 25. Tag des März den Abel, so dazumal das hunderte Jahr erreicht, also angeredet: »Liebster Bruder, weilen heut der Himmel uns mit so günstigem Wetter anlachet, und die Annehmlichkeit der Luft allerseits gespüret wird, so laß uns diesen Tag ein wenig auf das Feld hinausspazieren, und die Zeit mit einer freundlichen Untersprechung zu vertreiben.« Wer hätte geglaubt, daß dieser Geselle seye wie die Apothecker-Pillen, so auswendig verguldet, innerhalb aber pfui Teufel! Abel urtheilte nit anderst, als daß er einen redlichen Bruder habe, dahero,
In Böhmen hat Bouslaus falscher Weis seinen Bruder Wenzeslaus zu der Mahlzeit geladen, nachmals ihm den Rest geben. Ein solcher falscher Bruder ist wie der Wintergrün, der mit seinen Blättern, so wie die Herz aussehen, einen Baum umhalset, unterdessen aber ihm nach und nach den Saft, und folgsam das Leben nimmt.
In Dänemark hat König Froto V. mit vielem Versprechen und Liebkosen seinen Bruder Haraldus zu sich gezogen, nachgehends unbarmherzig ermordet. Ein solcher falscher Bruder ist wie ein Grabstein, welcher von Aussen sehr stattlich polirt, und herrlich glänzet, verdeckt aber unterdessen nichts anders, als wilden Gestank und abscheuliche Todtenkörper.
In Egypten hat der König Typhon seinen Bruder Osyrim also freundlich gehalten, daß er sich ganz falsch gestellt, als wollt er ihm die Regierung abtreten, Kron und Scepter überlassen, unterdessen nach
In Asia hat Kambyses seinem Bruder Smerdem so schön gethan, daß solcher geglaubet, sein Bruder meine es ganz redlich, aber nachmals das Widerspiel mit Verlust seines Lebens erfahren. Ein solcher falscher Bruder ist wie der Schwan, welcher von Aussen mit ganz schneeweißen Federn bekleidet ist, unter diesen aber ein kohlschwarzes Fleisch stecket.
In Schweden hat sich der König Birgerus gegen seine zwei Brüder Valdemarum und Erikum also freundlich gestellt, daß sich keiner hätte träumen lassen von einer Falschheit, und gleichwohl hat er mörderisch seine Händ in dero Blut gewaschen. Ein solcher falscher Bruder ist wie s.v. ein Misthaufen im Winter, der zwar über sich einen schönen weißen Deckmantel, inwendig aber dadurch wild und abscheulich.
In Polen hat der Lechus seinem Bruder Krako lange Zeit den Fuchsschweif gestrichen, bis er ihn endlich hintergangen, und um das Leben gebracht hat. Ein solcher falscher Bruder ist wie Asche, so gar oft äusserlich her weiß und unschuldig einem vorkommt, unterdessen aber stecken gleichwohl glühende Kohlen darunter.
Zu Neapel hat Kaiser Konrad IV. seinem Bruder Henrich fast allemal ein gnädigstes Gesicht gezeigt, dannoch in der Still nach dessen Leben getracht, wie es nachmals im Werk selbsten vollzogen worden. Ein solcher falscher Bruder ist wie eine Wolfsgrube, die
In Ungarn hat sich Attila gegen seinen Bruder Buda fast allemal geneigt und willfährig erwiesen, unterdessen aber denselben zum Tod gesucht. Ein solcher falscher Bruder ist wie manches Haus, so von Aussen her eine sehr schöne und prächtige Facciada zeigt, inwendig aber einer Mördergrube gleich sieht.
Also hat im Judenland der Joram seine sechs Brüder, der Abimelech seine 70 Brüder, in England Richardus der andere Thomam seinen Bruder, in Friaul Odelphus Franziskum seinen Bruder, im Orient Angelus Isaccum seinen Bruder hinter das Licht geführt. Also werden noch auf heutigen Tag in allen Orten der Welt solche Falschheiten unter den Brüdern wahrgenommen, und hat solches der Joseph nit allein erfahren von seinen saubern Brüdern, sondern auch unzählbare andere mehr. O wie mancher Bruder zeigt sich, wie jener Bauer gegen den Fuchsen, welcher vom Jäger mit Hunden gehetzt, und zu allem Glück sich in eine Bauern-Scheune salvirt, auch den Bauern auf das Schönste gebeten, er wolle seinen armen Fuchsbalg schützen, mit hohem Versprechen und Schwören, es soll hinfüro weder von ihm, noch seiner ganzen fuchsischen Kassada seinen Hühnern ein Leid geschehen. Der Bauer ließ sich überreden, und versteckt ihn unter das Stroh, bald hernach kam der Jäger, und fragt den Bauern, ob er nit habe gesehen einen Fuchsen vorbeistreichen? der Bauer antwortete, da und da hab ich ihn gesehen hinauslaufen, winkte aber indessen mit den Augen, daß er hier unter
Da ich in dergleichen Gedanken gestanden, als wäre fast keine Hoffnung mehr, solche zu finden, erblickte ich ein paar Ehevolk, welche ein so freundliches Gespräch führten, daß ich hätte geschworen, es könne hierinnen keine Falschheit verborgen seyn, sondern beiderseits im Mund und Herzen logiere die Redlichkeit, bin ich aber bald hernach ganz anderst berichtet worden, daß sie Madame ihm zwar schön thäte, aber unterdessen gehe es ihrerseits nit redlich her.
Der König Pharao in Egypten hatte einen Kammerherrn, der zugleich auch ein Feld-Obrister war, Namens Putiphar, dieser aber hätte billiger sollen heißen Putanifer, dann er hatte eine Frau, seiner si, si, wegen der Kammer) Mensch lauf geschwind in die Apothecke bei dem weißen Einkürn (gar recht) bring alsobalden ein gebranntes Hirschhorn (du armer Putiphar merkst das Konzept nit?) In Summa, ihr Herr hatte selbsten ein herzliches Mitleiden mit ihr, er könnte aber wegen seines Dienstes nit zu Haus bleiben, schaffte aber gar ernstlich den Menschern, daß sie auf die Frau Achtung geben und sie bestermaßen bedienen. O nein, mein Schatz, sagte sie, ich hätte dessenthalben einen ewigen Skrupel, wann ich et caetera etc., begehrt von dem Joseph, was die Ehrbarkeit und Furcht Gottes nit könnte zulassen; weil sie aber einen schlechten Bescheid auf ihr verruchtes Memorial erhalten, also thät sie bald die Lieb in Haß vertauschen, zeigt den Mantel, welchen der flüchtige Joseph in ihren Händen gelassen, ihrem Herrn, mit weinenden Augen, vorgebend, wie daß der vermessene und leichtfertige Hauspfleger ihr habe wollen Gewalt anthun, worauf der Putiphar ohne reifere Erwägung und fernerer Nachfrage der Sachen, gleich den unschuldigen Jüngling in Eisen und Banden schlagen lassen und in eine finstere Keuchen werfen. Da sollt man gehört haben, wie lobwürdig, wie ruhmwürdig er allenthalben von seiner Frau geredet, forderist zu Hof thäte er über alle Massen die Treu seiner Frau hervorstreichen; was wollt Lukretia gegen ihr seyn, glückselig und aber glückselig seye er, daß er ein so ehrliches und redliches Weib bekommen.
O Monsignor Simpl, wie wißt ihr so gar nit, falsitas cujus generis? ihr müßt glauben, daß Lust und List haben einen Sitz auf der Weiber Mist, ihr müßt darvor halten, daß Frau und Fraus einander gar nahend verwandt seynd. Wollte Gott, es wäre nir wahr, aber es ist nur gar zu gewiß, daß
Jene gab eine sehr kluge Antwort, indem ihr Herr vernommen, daß dieser und jener mehrmalen eine große und namhafte Erbschaft bekommen, und sagte, daß er dießfalls so unglückselig seye, ja was mehr? er glaube, daß wann alle Teufel in der Hölle stürben, so würde er nit ein paar Hörner erben, worauf die Frau, die gar nit die Beste, geantwortet, mein Schatz, haben wir doch schon so genug, laßt uns mit diesem zufrieden seyn, er verstunde aber nit des arglistigen Weibs Bosheit.
Es hat aber auch den begangenen Ehebruch David wollen in Allweg verblümlen, indem er den Uriam gar zu Tisch gerufen, und ihm freundlich zugesprochen, daß er doch möcht ein paar Nächt zu Haus bleiben etc., der Feldzug könne wohl ohne seiner geschehen, er sehe gern, daß er seiner Frau zu Trost das Feld quittiren möchte. David hat auch seines gleichen viel, die sich stellen, als meinten sie es gar redlich, mit ihren Weibern, da unterdessen die Sach in weit anderem Stand und die Falschheit fein warm unter der Decke liegt; tausend Griffl, Vortheil, Arglist, Betrug könnte man beibringen, welche beederseits in dem Ehestand von der vermantelten Falschheit seynd erdacht worden, weilen aber dergleichen Geschichten mehrer zu einer Bosheit, und üblen Unterrichtung, als zu einer heilsamen Lehr möchten dienen, also bleiben solche mit der Verschwiegenheit zugedeckt
Ich hörte gleich hierauf ein großes Geschrei, und ungeheures Getümmel im nächsten Haus, aus solchem Wetter und ungestümen Zank-Worten konnte ich mir leicht einbilden, es werde bald einschlagen, wie es dann nit anderst geschehen, und hatte Weib und Mann gergestalten duellirt, daß solcher grobe Takt beederseits eine blutige Musik verursachet, keinen andern Text hörete ich, so viel ich konnte vernehmen, als diesen: du Schelm! du hast mich betrogen, du Mörder! hast dich so fromm und heilig gestellt, daß ich geglaubt, du habest schon eine Supernumerari-Stell in der Litanei Aller-Heiligen, daß ich vermeint, du habest schon eine Expectanz zu einer Kanonization, jetzt sich ich, wie du mich übervortheilt hast. Ovidius fabelt viel, wie ich von unserm Präzeptor gehört, von dem Möttprofosen, oder wie ers genennet, von seltsamen Veränderungen, ich hab es leider anjetzo selbsten erfahren, daß du aus einem guldenen Helm, ein Schelm bist worden, aus einem Tempel, ein Tölpel bist worden, aus einem Engel ein Bengel bist worden. Unser Pater Prediger hat vor acht Tagen gesagt, daß Petrus habe einmal aus dem Wasser einen Fisch gezogen, in dessen Maul er ein Geld gefunden, solches Glück ist mir wegen Deiner nit wiederfahren, ob ich zwar dich als einen groben Stockfisch bekommen, so hab aber nichts anderst gefunden, als Tölpelthaler etc. Ja wohl, setzte hinwieder er, du verfluchte Höllenbrut! du ziehest mit s.v. vorgelogen, du seyest ein frommes und häusliches Mensch, da unterdessen dich jedermann nennet ein höllisches Pantherthier, du hast dich freilich ganz züchtig gestellt, und hätt ich schier geglaubt, dein Tag seye den 28. Dezember, aber jetzt sieht man, daß in der ganzen Offenbarung Joannis kein ärgers Thier beschrieben wird, als du bist; mit falscher Münz werden die Leut betrogen, und ich mit dir, die seynd ja leichtfertige Leut, welche Zucker im Mund, und Pfeffer im Herzen tragen, das finde ich bei dir etc. Mein Gott! gedachte ich, so wird dann in dieser ganzen und langen Disputation nit einmal die liebe Redlichkeit citirt.
Freilich gibt es die tägliche Erfahrenheit, daß im Heirathen große Falschheiten unterlaufen, es ist die Thamar gar nit allem, welche den Judam im alten Testament, als er auf dem Weg war, nach Thammam, hinter das Licht geführt, und mit ihrer Weiberlist ihn ertappt, sondern es seynd viel tausend ihres Gleichen, welche mit schlauen Griffeln und Verschlagenheit die Männer erwerben. Eines ist, so allhier ungefähr vor 19 Jahren sich zugetragen.
Ein vermöglicher und wohlhabender Kaufmann zu Wien wurde durch einen unverhofften Tod seiner Frau verwittibt, wessenthalben er sich nit allein stark
So hab ich dann weder Land, weder Stand, weder Sand, weder Hand, weder Wand angetroffen,
Das hat erfahren der Heiland Jesus selbsten, als er mit großem Ungestüm an Band und Ketten angefesselt, bei nächtlicher Weile vor den Kaiphas geführet worden, welcher in allweg suchte, Christum den Herrn aus dem Weg zu räumen. Zu solchem Ende hat dieser boshafte Hohepriester, welcher durch Geld diese geistliche Dignität von dem König Herode Ascalonita erhandelt, bei der Nacht den ganzen hohen Rath, welcher in zwei und siebenzig Stimmen bestanden, ernstlich lassen ansagen, wobei auch der Herr Jesus, als bereits ein Gefangener und ihrer Bosheit nach vermeinter Uebelthäter erschienen, und weil der vor Zorn rasende Kaiphas der Wahrheit gemäß wider Ihn nit konnte verfahren, so hat er theils durch gute Wort, meistens aber durch Geld und Schenkungen, etliche gewissenlose Schelmen aufgetrieben, die mit allerlei ungegründeten falschen Zeugnissen hervorkommen. Nachdem der Heiland Jesus glorreich vom Todten auferstanden, und solches die Schildwacht bei dem Grab nur gar zu gut gesehen, so haben die Hohepriester und vornehme Synagoger den Soldaten gespendiret,
Jene alten Limmel und Schimmel, welche mit falscher Unzucht die keusche Susanna bei der Obrigkeit also angegeben, als ob sie die allerunverschämtiste Ehebrecherinn seye, seynd sein schön von dem allwissenden und gerechten Gott entdeckt, als der gar selten solche Falschheit ungestraft läßt, und von dem gesamten Volk versteinigt worden, die also arm an ihrer Ehr und Redlichkeit gewesen, seynd billig dergestalten steinreich worden.
In dem Leben des heil. Martyrers Quintini wird eine seltsame Geschicht eingeführt: Einer, Namens Bernuinus, war so vermessen, daß er bei Gericht, wegen eines Walds, so von Rechts wegen der Kirche des heiligen Quintini zugehörig, ein falsch Zeugnuß ablegte; worauf aber gleich folgende Nacht der heilige Martyrer diesem gewissenlosen Menschen erschienen, ihn bei der Nase gezogen, sprechend: Du bist ein falscher Schelm. Früh Morgens, als er die Kleider angezogen, erzählet er seinem Weib den gehabten Traum, nun, sagte er, heut hab ich eins von Quintino auf die Nase bekommen, vielleicht, weilen ich ihm habe eins auf die Nase geben, wäschet hierüber nach Gewohnheit das Angesicht, und als er mit Gott, als die ewige Wahrheit, wolle dessenthalben solches Zeichen an ihm erhalten, damit die Welt sehe, wie so mißfällig seye seinen göttlichen Augen das falsche Zeugnuß. Durch solche schwere Bedrohung ist er dergestalten bewegt worden, daß er nit allein sich selbst die falsche Nase abgenommen, sondern auch solche zum Zeichen seiner begangenen Falschheit öffentlich in der Kirche aufgehängt.
Falsch Schwören ist schwer, und schwöret Mancher dem Teufel ein Ohr ab, und kommt nachmals zum Teufel, welcher sein Ohr wird ziemlich rächen. Bei Karolo Magno, lobwürdigsten Kaiser, haben sich zwei Schwestern eines Herzogs in Franken beklagt, wie daß ihnen ihr Bruder die gebührende Erbsportion ganz gewissenlos entzogen. Der Herzog wurde dessenthalben befragt, so aber alles rund abgeläugnet, auch noch hierüber sich zu einem Jurament freiwillig anerboten, sobald er aber solches falsch abgeleget,
Zu Rom, in der Kirche des heiligen Antonii, wird ein Bild gezeiget, worauf ein Mensch in Mitte der Feuerflammen zu sehen, darunter die Schrift verfasset: »Marcus, ein Soldat von Brixen, als er auf dem Altar des heiligen Antonii einen falschen Schwur abgelegt, ist wunderlich durch das Feuer verzehrt worden. An. 1587.«
Bauren seynd Lauren, ja mancher wohnet unter einer mit Stroh bedeckten Hütte und hat beinebens nit allzeit Stroh im Hirn, und so auch Petrus manchem Bauren sollte das Ohr abhauen, wie dem Malcho, so bliebe gleichwohl noch etwas übriges hinter den Ohren. Dergleichen schlauer Gesell war jener Bauer, welcher von dem Grund, so der Kirche des heil. Eguini zugehörig, einen ziemlichen Theil ihm zueignete, und als er derentwegen vom Gericht einen scharfen Befehl bekommen, daß er solle an einem bestimmten Tag erscheinen und daselbst ein Jurament ablegen, daß solche Erde sein seye, dem auch der Bauer emsig nachkommen, zuvor aber in seine Schuh etliche Hände voll Erde, die er aus seinem eigenen Haus genommen, arglistig geschüttet. Als er nun vor Gericht, vermög des ergangenen Befehls, erschienen, und geschworen, daß er auf seiner ihm eigentlich zugehörigen Erde stehe (verstunde aber, die er aus seinem Hause gegraben) hat ihn seine in der Hand haltende Sichel durch eine unsichtbare Gewalt also verwundet, daß er gleich hierauf todt dahin gefallen.
stylum furandi wohl praktiziret, hat auf eine Zeit von der Schafheerd des heil. Maldhog einen Widder hinweggetrieben und damit seine Diebs-Wampen angefüllt, als er aber dessen bezüchtiget worden und dannoch vermessener Weise in Gegenwart erstbenannter Heiligen einen falschen Eid abgelegt, ist ihm alsobald ein Ohr von dem verzehrten Widder oder Kastraun aus dem Maul herausgehangen, welches allen Umstehenden ein Gelächter, Gott dem Allmächtigen aber Ehr und Glori verursachet, der so wunderlich die falschen Schwörer entdecket.
Dergleichen könnte eine Zahl fast ohne Zahl beigebracht werden, aus welchem sattsam erhellet, wie hart die göttliche Gerechtigkeit mit denjenigen verfahre, so ganz gewissenlos sich unterstehen, ein falsches Jurament abzulegen, aber ungeachtet der stets ausgestreckten göttlichen Ruthe wollen sich die vermessenen Adams-Kinder so gar nit bessern, sondern mehrmalen ohne Scheu und Reu, als wäre weder Gott noch Höll, in öffentlichen Gerichts-Stuben mit ungerechtem und falschem Schwören sich verdammen.
O du liebe Redlichkeit, so suche ich dann dich an allen Orten umsonst, hab schon etliche Blattern an Füßen wegen des steten Laufen, nunmehr aber ist meine Hoffnung in Brunnen gefallen, ich finde aber, daß auch im Brunnen, wo es sonst alles klar ist, falsch hergehe, dann daselbst sieht man den Himmel, samt seinen hellstrahlenden Lichtern, so man aber die Lichter beim Licht beschauet, sodann zeigt sich eine pure Apparenz. A Dio! das Suchen wird mir zu fideliter, das ist, nit redlich, hergehe, dann wie ich mich sehr verwundert über ein Weib, welche allda mit solcher Inbrunst gebetet, daß ich glaubte, sie werde bald dritthalb Klafter von der Erde verzucket werden, sagte mir der Nächste auf der Seite, er halte davor, daß diese eine fromme und gottsfürchtige Seel sey; allein vor einem Jahr seye in diesem Mark-Flecken eine Hex verbrannt worden, welche fast allezeit die Erste in der Kirche gewesen, keine Andacht noch Fest-Tag ist eingefallen, wo sie sich nit hätte emsigst eingefunden, sie hat ihr Gebet mit solchem Eifer vollzogen, daß einem eingefallen, ihr Herz habe bereits Flügel wie die jungen Schwalben, und werde bald in die Höhe fliegen, seye aber alles nur auf den Schein gewesen, und in den Gleißner-Moden gossen, hab sich heilig und geistreich gestellet, unterdessen aber mit solcher falscher Heiligkeit den Teufel im Herzen zugedeckt. Ja nachdem ihr das Urtheil angedeutet worden, und neben andern sie noch befragt wurde, warum sie so inbrünstig gebetet hätte? gab sie zur Antwort, daß es kein Gebet seye gewesen, sondern folgender Inhalt:
So weit ist es schon kommen, daß man auch die größten Laster mit einer falschen Heiligkeit zuhüllet. Der König Saul konnte nit gedulden, daß des Davids Lob und Ruhm allerseits so stark ausgebreitet wurde, suchte demnach in allweg denselben aus dem Weg zu raumen, unangesehen David mit seiner heroischen Tapferkeit die Kron des Sauls wider seine Feinde und Mißgönner bestens stabilirt. Auf eine Zeit schickte besagter gewissenlose Saul die Hof-Trabanten in die Behausung des Davids, daß sie ihn sollen daselbsten verwachten und folgenden Tags zum Tod führen; wie solches die Frau Gemahlin des Davids, benanntlich die Michol, in der Geheim benachricht worden, hat die schlaue Frau nach Weiber-Art die Sache mit Arglist angegriffen, den David in aller Stille von einem hohen Fenster hinunter gelassen, und auf solche Weise bestermassen salvirt, an dessen Statt aber einen hölzernen Stock, wie es Lyranus ausdeutet, mit des Davids Kleidung angelegt, in das Bett gelegt, den Kopf mit einem Kützl-Fell bedeckt; als nun die Soldaten und Leib-Quardi des Königs Sauls um den David gefragt, da hat solche die Michol mit betrübtem Angesicht in die Kammer hineingeführt, he-he-herzlich seufzend, (O Weiber-List!) daß ihr Herr schwer krank liege, wegen allzugroßer Hitze habe er die ganze
Wie oft ist dieses geschehen! wie oft geschieht es noch! wie oft wird es geschehen! daß man einen Stock vor den David, will sagen, einen verstockten Sünder und Böswicht vor einen Heiligen haltet, weilen seine äußerlichen Geberden den menschlichen Augen nichts anderst vorhalten, als den besten Tugend-Wandel, und Ruhm-würdigste Heiligkeit, da unterdessen er nit anderst ist, als einer mit Gold und Zierrathen überzogener Trämb in einem hoch-fürstlichen Pallast, so aber inwendig faul, moderig, und wurmstichig.
Allhier könnten sehr viel erschreckliche Geschichten beigesetzt werden, vorderst von etlichen Religiosen und Ordens-Leuten, welche da von aussen einen solchen Eifer, Zucht und Heiligkeit der Welt gezeigt, daß man sie vor vollkommene Leute, halbe Engel, mehr als irdische Kreaturen, von Gott erleuchtete Gemüther gehalten, und fast unter die Zahl der Heiligen gesetzt, die nachmals aber nit ohne Schad und Schande der katholischen Kirche spöttlich gefallen, und abgefallen, und zwar hab sie der gerechte Gott in
Ich will aber dermalen mit allem Fleiß dergleichen Begebenheiten umgehen, weilen ich fürchte, es möchte den rechtschaffenen und mit redlichen Sitten begabten Geistlichen schädlich fallen, die ohnedas allerseits, wie das Licht von den Fledermäusen, verfolgt werden. Ob es zwar nit verschweigt der heil. Antoninus, welcher schreibt von einem dergleichen falschen Heiligen, der mit seiner Gleißnerei im Ruhm der Heiligkeit so weit gestiegen, daß man insgemein schon glaubte, dieser heilige Mönch erhalte mit seinem Gebet die ganze Welt, als aber solcher ins Todbett gerathen, hat ein heiliger und gerechter Mann gesehen, daß auf Befehl des göttlichen Richters, dem auch das Innerste der Herzen offen stehet, die bösen Feinde mit eisernen Hacken die Seele aus diesem Gleißner herausgezogen.
Der heilige Gregorius registrirt, daß zu seiner Zeit ein solcher Mönch habe gelebt, welcher des äußerlichen Wandels halber, forderist aber des strengen Fastens und Abbruchs, in solches Geschrei des Heiligen kommen, daß etliche vor glückselig sich erkannt, wann sie dero Kleid und Habit könnten berühren. Dieser Gesell aber war nur in den Augen der Leute also beschaffen, und konnte sich meisterlich auf den Leist der Heiligkeit selbst schlagen, in der Stille aber war er ein Erzschalk, und wußte seiner Wampe die besten Bissel zuzubringen. Wie dieser bereits nahe beim Tod war, da seynd alle seine Mitreligiosen begierig
Nit viel besser war jener Bischof zu Sardis noch bei Lebzeiten des heiligen Evangelisten Joannis, dem Gott hat lassen andeuten, daß er ein falscher Heiliger seye, in großem Ruhm bei Jedermann wegen seiner vollkommenen Werke, inwendig aber es weit eine andere Beschaffenheit habe, also soll er den falschen Deckmantel der Heiligkeit ablegen, oder er wolle mit seiner göttlichen Straf ihn überfallen. Solche falsche Heiligen kommen mir vor wie das Götzenbild, mit Namen Bel in der großen Stadt Babylon, welches von Aussen her Erz und Glockenspeis spendirte, inwendig aber von Erde und Hafnerarbeit. Solche falsche Heiligen seynd nit anderst als jener Säbel, mit welchem der David dem Riesen Goliath das Haupt abgehauen, und ihn nachmals im Tempel aufgehängt, aber in Seide und Taffet eingewickelt, daß sich also der Wenigste eingebildet, daß unter einem so schönen Ueberzug ein scharfes Schwert verborgen wäre. Solche Herrn in der Wüste wie ein alter heiliger Einsiedler mit einem rauhen Kleid erschienen, und ihn versucht, als von Aussen einer ex Eremo von Innen einer ex Erebo.
Der heil. Pachomius muß schon zu seiner Zeit auch solche falsche Heiligen gehabt haben, dann unter ihm waren dreihundert Mönche, aus denen er einem Jeden einen Buchstaben mit dem A B C zugeeignet, und dies nit ohne sondere Ausdeutung. Die es gut, redlich und aufrichtig meineten, diese pflegte der heil. Mann zu notiren mit dem aufrichtigen Buchstaben I Diejenigen aber, so politische Sitten angezogen, und bald diesem bald jenem sich accommodirten, ja also Gott kenneten, daß sie zugleich den Teufel nicht offendirten, solche zeichnete er mit dem Buchstaben Z. O wie wenig Buchstaben I, wenig, die sich so aufrichtig zeigen, wie sie es inwendig meinen, wenig, die sub ritu simplici, viel aber, die sub ritu duplici leben. Wenig, die wie eine Lilie beschaffen, dessen Wurzel oder Zwiefel einem Herz gleichet, wenig, die sich also stellen, wie sie es von Herzen meinen, wenig, die da nit seynd, wie das Hafnergeschirr, das ist, nur auswendig glänzend und glasirt, wenig, die nit ihre Bosheit mit scheinbarer Heiligkeit kanoniziren. Aber diese thun nichts anderst, als jene verruchten Hebräer, welche neben andern Schmachen und Plagen den Heiland Jesum in seinem Leiden zwanzigmal sowohl schimpflich als peinlich bei der Nase gezogen.
Zwei Frauen begegnen einander auf der Gasse; guten Morgen, sagte die eine, wie gehts dir? Dank Oremus heraus kommen. Ei, ei, ich hätte vor sie mein Leben verpfändet, daß sie heilig wär, ja heilig,
Der heilige Paulus in der zweiten Epistel zu Korinthern schreibt gar beweglich, wie daß die Weiber auf alle Weise ihre Häupter sollen bedecken, aber der Teufel gibt den Weibern eine andere Lehr, benanntlichen, wie sie ihre Bosheit mit der falschen Heiligkeit und erdichtem Eifer sollen bedecken. In solchen Handel können sich die Dienstmenscher meisterlich schicken.
Wohin Mensch? ins Norate, das ist gut, wohl eine schöne Andacht, aber wohl Acht geben, daß dieses nit ein Deckmantel seye, in großen Kirchen, forderist zu Rom, werden sehr schöne, köstliche und künstliche Kapellen gefunden, aber es mangelt gar oft in andern und gemeinen Kirchen das Kuppeln nit, dahero bedenkt die Sache wohl, damit auf das Orate nit ein Plorate folgen thue.
Wohin Mensch? in die Predigt, gut und aber gut ist dies, auch ein sehr lobwürdiges Werk, aber
Wohin Mensch? Kirchfahrten will ich gehen, wohl eine preiswürdige Andacht, aber nur geschauet, ob nit ein heiliger Deckmantel bei Handen ist, dann man zuweilen auf dergleichen heiligen Orten einen wächsenen Fuß aufopfert, beinebens aber auf nichts Gutes umgehet, und ist sich oft zu verkreuzigen, wie man so seltsam mit dem Kreuz gehet, auch sogar, daß bei der Prozession die Ehrbarkeit einen Prozeß führet.
Wohin Mensch? zum Segen, das ist überaus ein heilig Werk, wäre zu wünschen, daß alle Leute also beschaffen, aber wohl umgeschauet, daß aus solchem englischen Tuch nit ein heiliger Deckmantel zugeschnitten werde, dann es geschieht gar oft, dann man mehr sucht den Benedikt als die Benediktion.
Was ist das Mensch? O meine Frau, eine zusammengeschütte Suppe vor die armen Leute, ei dies ist ein heiliges Werk, Gott wird solche Lieb zum Nächsten gewiß vergelten, aber sicher gangen, es kann gar wohl ein Futtertuch von einem heiligen Deckmantel über den Hafen gedeckt seyn; bann unter der Suppe stecken oft halbe Kapaunen, drei Pfund Bratl, welches austatt der Besoldung ist der alten Kupplerin, wegen der so vielen geleisten Korrespondenzpost.
Ich hab allhier zu Wien mit Augen gesehen, wie in unserer kaiserl. Hofkirche hinter einem Herrn, dessen Kleid mit häufigen von Silber gegossenen Knöpfen besetzt war, ein Weib gekniet, eines sehr ehrbaren und saubern Aufzugs, nachdem der Herr bei Aufwandlung des höchsten Guts in der heil. Meß sich tiefer gegen die Erde geneigt, hat sie ganz inbrünstig mit der linken Hand an die Brust geschlagen, mit der rechten Hand aber durch eine Scheer die hintern Knöpf sammt Tuch abgestutzt, und anbei so andächtig geseufzt, daß sich der gute Herr selbst auferbauet, ich glaubte bei mir, dieser schlimme Schleppsack müßte unfehlbar Resl seynd genannt worden, weil sie sich so nahend bei den Knöpfen eingefunden.
So finde ich dann allerseits die Falschheit, falsches Reden, falsches Schreiben, falsches Winken, falsche Kleider, falsche Münzen, falsche Stimmen, falsche Wein, falsche Siegel, falsches Gold, falsches Silber, falsche Blumen, falschen Geschmuck, falsche Haar, falsche Gesichter, falsche Freund etc., ja die ganze Welt falsch, so wende ich mich zu meinem Heiland Jesu, der es allein redlich mit mir meinet, und mir sogar am Stamm des Kreuzes ein offenes Herz zeiget, und verdamme mit ihm, verfluche mit ihm, verwerfe mit ihm, verstoße mit ihm, vertilge mit ihm, verhasse mit ihm, verfolge Ite et dicite, vulpi illi, »gehet hin und sagts diesem Fuchsen.« Ja über kein Laster hat er öfters geredet, als über die Falschheit und Gleißnerei, wie zu sehen Matth. am 22. K. Matth. 6. Matth. 23. Luk. 12. Luk. 13. Luk. 6. Job. 8. Job. 20. Merk alles dieß wohl mein Teutscher, der du sonst prangen willst mit dem Namen Redlich
Gut ist die Erd, dann ob sie schon der Ackermann mit dem Pflug hart tractirt, auch über und über verwundet, so acht sie nit allein solchen Tort
Gut ist das Meer, dann unangesehen es allerlei große Last tragen muß, und man ihm mit den schweren Rudern eine Goschen über die andere versetzt, so spendiret es gleichwohl noch allerlei auserlesene Fisch, und beste Schleckerbißl.
Gut ist die Weintraube, dann solche gar nit rüget die angethane Schmach und Unbild, ob sie schon mit Füßen getreten, auch unter der schweren Preß liegen und leiden muß, so macht sie nit allein hierüber kein saures Gesicht, sondern gibt noch den süßesten Saft und Most zum Dank.
Gut ist der Weihrauch, dann wann er schon auf das Feuer und glühende Kohlen geworfen wird, so zeigt er sich derenthalben nit beleidiget, ja zum Dank läßt er noch einen lieblichen Geruch von sich.
Gut ist der Saffran, dann je mehr man ihn auf den Kopf tritt, je weniger erzürnet er, ja sogar vor die ihm zugefügte Schmach pflegt er noch besser und häufiger zu wachsen.
Aber gut und gut, und über alle gut ist unser Heiland Jesus, welcher nit allein den falschen Judas-Kuß gern und urbietig angenommen, auch sich derentwegen geneigt, um, weilen der Iscarioth nit gar groß von Person, wohl aber ein großer Schelm, sondern noch hierüber den verdammten Böswicht einen Freund genannt, wodurch er uns allen Adamskindern eine Lehr gegeben, wie wir unsern Feinden sollen verzeihen.
Exorcismos und Beschwören, dergleichen Weis gar viel von der katholischen Kirche vorgeschrieben seynd. Ich soll, ich will, ich muß auch einen Teufel austreiben, und zwar einen harten, einen stutzigen, einen eigensinnigen, einen widerspenstigen, einen stolzen, einen hochmüthigen, einen trutzigen, einen zornigen, einen bissigen, einen rachgierigen, einen dürmischen Teufel; ich fürchte zwar, daß dieser höllische Spottvogel mich ohne Schimpf nit werde lassen, massen dergleichen einer aus der besessenen Person dem heiligen Bernardo auf eine Zeit vorgeworfen: Du Bernard wirst mich aus dem alten Weib nit austreiben, der du gut Kraut und Speck issest, worauf der heilige Mann die arme Person zu den Reliquien des heiligen Sypi geschickt, es hat aber auch allda der trutzige Geist sich hören lassen: daß ihm weder Sypus noch Bernardus werde die Herberg verbieten, wann dann, sprach der heilige Klarevalensische Abt, weder Sypus noch Bernardus
Es mag mir nun dieser Teufel vorwerfen, was er will, und was die göttliche Allmacht ihm erlaubet, unangesehen dessen fang ich an, ihn zu beschwören: »Ich beschwöre dich in dem Namen Jesu, dich Satan, die alte Schlang, dich Erbfeind des menschlichen Geschlechts, dich Zunder aller Laster, du Ursacher alles Uebels, dich Tyrann und Peiniger dieses armen Menschen, und befehle dir anbei ganz ernstlich durch die Menschwerdung, Leiden, und glorreiche Urständ unsers Herrn Jesu Christi, daß du ohne Widerständ und Verweilung mir vor allen andern offenbarest deinen Namen,« dann hierin folge ich nach meinem gebenedeiten Heiland, welcher auch bei den Gerasenern einen Teufel ausgetrieben, zuvor aber befragt, wie sein Name seye? dem die verdammte Larve geantwortet, Legio ist mein Name.
Wohlan dann du unreiner Geist, ich beschwöre dich durch das Kreuz, und die fünf purpurfarbe Wunden Jesu Christi, sag an, wie ist dein Nam? Blam, Blo, Blis, Blurs, Blesch, Blombs, Blasch, Blinris, Blitzmotruefh, sagt er, faimt er, gront er, brüllt er etc. Ho ho verdammter Geist, ich laß mich anjetzo nit foppen, und bei der Nase ziehen, die Sprach ist mir unbekannt, sag an, ich beschwöre dich durch die allerhöchste Dreifaltigkeit, wie heißt du? Ich? o o o o o o, Q wehe, Ich, bu, bu, bu, bu, bu, Ich? ja du, wie hart kommts dich an, ich, ich, ich, ja ich, was e-e-e ich heiß Revantsch-Teufel, ich und meine Kameraden, plagen und besitzen die meisten Menschen, und können schwerlich ausgetrieben werden. Gott seye Lob, daß ich gleichwohl den Namen weiß. Revantsch-Teufel, das ist ein harter und wilder Teufel, da wird es schwitzen gelten, bis ich den Gesellen, aus dem Nest jage. O was höre ich!
Der Hund hat mir den Despekt angethan, das kann ich mein Lebtag nit vergessen, ich wollt lieber das Leben lassen, als ich es ihm sollte schenken, ich will mich revantschiren auch nach zehn Jahren, das leid ich nit, das kann ich nit leiden, das will ich nit leiden, ich wäre werth, daß man mich mit Eselsohren sollte krönen, wann ich es leiden thäte, aus, aus Revantsch du unreiner Geist!
O mein Mensch! ich halt es für gewiß, daß du in der heiligen Tauf widersagt habest dem bösen Feind und allem seinem Anhang, zugleich auch versprochen, daß du an Jesum Christum glauben wollest und seine Gebot und Gesetz halten, unter solchen aber ist nicht das Mindeste, daß wir unsern Feinden sollen verzeihen. Ja in dem Vater unser geschieht keine einige Meldung vom Revantschiren, wohl aber, daß uns Gott unsere Schulden woll vergeben, gleich wie wir vergeben unsern Schuldnern, aus welchem dann folgt, daß wir unsern Feinden verzeihen sollen, weilen es unser Heiland Jesus also befiehlt und also gebietet.
Ich muß mich revantschiren, sagst du, Gott verbietet es aber ausdrücklich, sage ich, Gott, der dich erschaffen, Gott, der dich erlöset, Gott, der dich richten
Paulus, der Apostel, schafft in der Insel Melita oder Malta den Schlangen und Nattern, daß sie nit sollen giftig seyn, und haben solche alsobalden den Gehorsam geleistet; und du Mensch, du, du, der du den Namen eines Christen trägst, willst nit lassen deinen Zorn, deinen Gift wider deinen Nebenmenschen, da es dir doch Christus so ernstlich. auferlegt.
Sieben wilde und ausgehungerte Löwen zu Babylon haben sich auf den Befehl Gottes enthalten, daß sie ihre Rachen nit eröffnet gegen den Daniel, und du suchest stete Rache, immerwährende Rache, unauslöschliche Rache an deinem Feind, unangesehen der Heiland der Welt es so hoch verboten.
Drei Knaben zu Babylon seynd auf Befehl des tyrannischen Nabuchodonosors in den angezündten Ofen geworfen worden, weil aber Gott dem Feuer geboten, daß es ihnen nit ein Härl solle schaden, also ist es dem göttlichen Befehl nachkommen, und seine natürliche Hitz entzogen; und du willst noch immerzu im Zorn wider deinen Nächsten ganz entzündet seyn, und nach Revantsch trachten, so doch wider das klare Gebot deines Heilands Jesu?
Auf den Befehl Josue läßt sich das große Sonnenlicht von seinem schnellen Lauf aufhalten, und vollziehet, was ihm anbefohlen wird; und du, auf den Befehl des allmächtigen Gottes, läßt dich nit aufhalten, Rache zu suchen an deinem Feind.
Gott der Herr gebietet einem großen Wallfisch daß er dem ungehorsamen Jonä eine Herberg vergönnen,Egredere, aus, aus, Revantschteufel, du unreiner Geist.
Was? der Kerl hat mir den Affront angethan, er hat mich in puncto honoris angegriffen, das kann ich nit ungerochen lassen, auch ein Wurm krümmer sich, wann er getreten wird, wann ich hiezu thäte stillschweigen, so würde ich als eine Lethfeigen von der Welt gehalten werden, ich getrauete mir nit mehr unter ehrlichen Leuten zu erscheinen. O verruchte verfluchte Red! so sollen dann alle diejenigen Lethfeigen seyn, welche sich an ihren Feinden nit revantschirt haben? Wie willst du dann nennen deinen Heiland Jesum? wie willst du taufen alle seine Apostel? wie willst du heißen alle heiligen Martyrer und Blutzeugen? wie willst du tituliren den hl. Pabst Gregor den Großen? wie willst du schelten den hl. Kardinal Borromäum? wie willst du benamsen den hl. Patriarchen Gregorium von Nazianz? was willst du für einen Namen geben dem hl. Bischof Thomä Villanovano? wie soll dann genennet werden der hl. Abt Gott will es nit haben, wer gilt nun mehr aus diesen zweien? wie wird es dir in deinem Sterbstündl um das Herz seyn, wann der göttliche Richter allda erscheinen wird, und dir vorrupfen, daß du höher gehalten die Gebot der Welt, und weniger geschätzt Gottes Gebot? auch folgsam nit um ein Haar besser gewest, als die boshaften Hebräer, welche einen öffentlichen Mörder und Uebelthäter den Barrabam Christo dem Heiland selbst vorgezogen.
Ich leide aber, sagst du, an meiner Reputation. Das Wort Reputation finde ich in der ganzen heiligen Schrift nit, weiß also nit, welcher Belzebub es auf die Welt gebracht. Wann aber Reputation nichts anderst ist, als Ehre, so wisse, daß eine weit größere Ehre erwachset aus dem Verzeihen, als aus dem Revantschiren. Nachdem der neidige Kain seinen Bruder Abel auf dem Feld zu todt geschlagen, sodann hat das Blut Rache geschrien, wie es Gott selbst dem Kain angedeutet; die Stimme des Bluts deines Bruders
Die verdammte und in allem Guten umgekehrte Welt pflegt denjenigen einen braven und rechtschaffenen Kerl zu nennen, welcher seinem Feind die Zähne zeigt und sich revantschiret; aber sag her, welcher Name ist herrlicher und preiswüdiger? ein braver Kerl oder ein Sohn Gottes? Ein jeder verständige Mensch wird ohne Zweifel das letztere Prädikat vor allen hervorstreichen, nun aber titulirt die schmutzige nichtsnutzige Welt alle diejenigen rechtschaffenen Kerl, die ihren Feinden den Spitz weisen, Christus der Herr aber bei dem Evangelisten Matthäo nennet solche Kinder Gottes, welche ihren Feinden verzeihen, sprechend: »Liebet euere Feinde, thut Gutes denen, die euch hassen, und bittet vor die, so euch verfolgen, auf daß ihr Kinder seyd eures Vaters, der im Himmel ist.« So ist dann eine größere Reputation, wann du ein Sohn Gottes genennet würdest, als ein braver Kerl. Ja einem Christen ist nichts anständigers als das Verzeihen. Der heil. Christophorus, als er noch kein Martyrer und Blutzeug Christi war, hat auf eine Zeit, in Gegenwart sehr vieler und wackerer Leute, von einem frechen und boshaftigen Gesellen eine harte Maultasche bekommen, wessenthalben die Anwesenden ihn mit Worten angespornet, daß er sich solle wann ich kein Christ wäre, so thäte ichs.
Exi immunde Spiritus, aus, aus Revantsch-Teufel du unreiner Geist, dann nit allein thut Gott verbieten den Revantsch, sondern er straft auch diejenigen, so wider sein Gebot die Rache suchen. Wie der Herr Jesus bei dem galiläischen Meer auf- und abgangen, hat er zwei Brüder wahrgenommen, welche ihre Fischernetze flickten, das hat dem Heiland dergestalten gefallen, daß er sie alsobalden zu sich berufen, und zur apostolischen Dignität promovirt, weil sie geflickt haben, und das Netz wieder zusammen vereinigt, hat sie der Herr zu sich gezogen, wann sie aber getrennet hätten, so hätte er sie etwan gar nit angeschaut, dann er, als ein Fürst des Friedens, nicht wenigers leiden kann, als die Zertrennung. Ich will dich gar nit weit in die hl. Schrift hineinführen, sondern gleich im allerersten Kapitel der Bibel zeigen, wie abhold Gott der Unreinigkeit seye, allda ist zu lesen, wie der Allmächtige das herrliche Gebäu des Himmels und Erde verfertiget, auch an einem jeden Tag etwas absonderlich erschaffen, daß er allen Tagen das Lob geben, und sie vor gut erkennet mit diesen Worten: »Gott sah, daß es gut war, ausgenommen den andern Tag, welchem allen allein er das Lob entzogen, alle Tag hat Gott kanonisirt, den ersten, den dritten, den vierten, den fünften, den sechsten, den siebenten, aber den andern Tag hat er ausgeschlossen.« Die Ursache gibt der heilige Hieronymus, wie daß am andern Tag bei Erschaffung der Welt eine Zertrennung Gott in Gnaden stehe.
Zwei Weiber waren miteinander uneinig, eine war reich, und bei großen Mittlen, die andere aber arm und bei wenigem Vermögen, und diese hat doch den Groll bald fallen lassen, nit aber die Reiche, welche in immerwährender Feindschaft und Haß gegen der andern also verharret und verhartet, daß endlich der Pfarrherr und Seelsorger, nach etlichen ergangnen Ermahnungen, ihr die österliche heilige Kommunion geweigert, wessenthalben sie sich nit wenig vor den Leuten geschämt, und dem gemeinen Spott zu entgehen, sich gegen den Pfarrherrn verlauten lassen, daß sie ihrem Gegentheil von Herzen verzeihe, worauf sie gleich andern zu dem Altar und Kommunion gelassen worden, sobald solche aber aus der Kirche getreten, ist ihr die arme Haut eilends nachgefolgt, und vor der Kirchen-Thür besagte Frau angeredet, auch sich von Herzen erfreuet, daß sie nunmehr den schon lange gefaßten Widerwillen hab fallen lassen. Was? setzt hinwieder die andere, ich dir verzeihen? du Bestia, lieber sterben als dieß thun; kaum daß solche freche Wort aus ihrem Mund ergangen, ist sie in dem ganzen Gesicht wie eine Kohle erschwarzt, und jäh todt zur Erde gefallen, aus dem aufgesperrten Rachen aber die heilige Hostie in die Höhe geflogen,
Mein lieber Jakob, warum beklagst du dich also wider den Laban? hat er dir dann einige Unbild angethan? wie soll dieselbige heißen? Ja freilich, sagt Jakob, er ist nit redlich mit mir umgangen, er hat mir anstatt der Rachel die Lia gegeben, und diese mag ich nit, diese will ich nit, warum? vielleicht versteht sie die Wirthschaft nit, und will die Säu wie die Gäns rupfen? darum nit; vielleicht kann sie das Maul nit halten, und ist in ihrer Redstuben die Thür aus dem Angel gangen? darum nit. Vielleicht kann sie besser mit Baccho, als mit Bachen umgehen, und ist nie zufrieden, als wann sie bei Krügen sitzet? darum nit. Vielleicht macht sie aus dem Haus einen Thurn, und thurniert immerzu, als hätt sie die Höll im Bestand? darum nit. Vielleicht ist sie beschaffen wie ein Rechen, der jedermann die Zähn zeigt? darum auch nit. Warum dann, willst die Lia mt? darum, sie hat gar schlechte Augen, wilde Augen, triefende Augen, rinnende Augen, garstige Augen, üble Augen, abscheuliche Augen, darum mag ich sie nit, darum wegen der Augen.
Ich kann den Menschen nit anschauen, sagst du, mir geht gleich die Gall über, wann er mir nur nit unter die Augen käme, so er mir tausendmal sollte begegnen, so wende ich die Augen anderstwohin, dem Kerl kann ich es nit verzeihen, was er mir gethan. O mein elender Mensch, so du also beschaffen bist, seye versichert und vergwißt, daß dich Gott nit mag,
Die Müllner fast alle insgemein werden nächst oberhalb der Mühl ein hölzernes Gitter in dem Wasser haben, welches sie pflegen den Rechen zu nennen, und ist dieser zu nichts anderst, als daß er Prügel, Stecken, Stauden und Gesträußwerk aufhalte, damit hiedurch die Räder in ihrem Lauf nit verhindert wer den. Ich muß mich rächen, sagst du, ich will mich rächen, solls Leib und Leben gelten, solls hundert Jahr anstehen, ich schwöre ihms bei Verlust meiner Seligkeit, daß ich mich rächen will. (O Gott!) ein Bärnhäuter wäre ich in Ewigkeit, wann ich mich nit rächen thäte, der Degen ist ihm zu Diensten, dieß paar
O vermessene Zung! als wann Gott etwas unmöglich thäte gebieten, welches doch er, und viel tausend andere gehalten; sag her rachgieriges Tiger-Gemüth und Schlangen-Brut, was findest du bei deinem Rächen? nichts anderst als was der Müllner bei seinem Rechen, nichts anderst als Prügel und Ruthen, mit denen die göttliche Gerechtigkeit dich züchtigen wird, hast du dann schon vergessen, was dem hl. Papst Gregorio widerfahren? Welcher für einen Verstorbenen das Amt der hl. Meß gehalten, und als er angefangen Requiem aeternam dona ei Domine etc. O Herr gieb ihm die ewige Ruhe, worauf er die Stimm von Gott vernommen: non faciam, ich thue es nit, und dieses das andere und drittemal, bis endlich dem hl. Mann von Gott offenbaret worden, daß er darum diesem nit wolle verzeihen, noch die ewige Ruhe geben, weilen er auch seinen Feinden nit verziehen, noch dieselbigen in der Ruhe gelassen.
Ist dir dann schon aus der Gedächtnuß entfallen, was Cäsareus schreibt von zweien Bauern, welche im immerwährenden Zank, Hader und Uneinigkeit gelebet, auch einer dem andern auf keine Weise verzeihen wollen; nachdem sie nun durch göttliche Verhängnuß beede an einem Tag ihr Leben beschlossen, auch alle zwei zugleich in ein Grab gelegt worden, da hat von freiem Stuck ein jeder in dem Grab sich umgewendet,
Denkst du dann nit mehr an dasjenige, was Speculum Exemplorum von einer Frau registrirt, welche sonsten dem äußerlichen Schein nach, einen sehr vollkommenen und heiligen Wandel geführt, im Herzen aber allzeit einen Groll und Feindschaft getragen gegen eine gewisse Person; nachdem nun besagte rachgierige Frau in das Todbett gerathen, und ihr der Priester das höchste Gut anstatt der Wegzehrung in die Ewigkeit darreichen wollen, da hat sie die Zähn zusammen gebissen, sich nach der Maner gewendt, und angefangen zu schreien, daß, weil sie ihren Feind niemals hab recht angesehen, also woll anjetzo auch Gott sie auf ewig nit ansehen, mit welchen verzweifelten Worten sie den verdammten Geist hat aufgeben! Es ist dann gewiß, und bleibt gewiß, so gewiß als Gott ist, und Gott bleiben wird, daß, wer seinem Feind nit verzeihet, dem werde auch auf ewig nit verziehen.
Exi immunde Spiritus, aus, aus mit dir Revantsch-Teufel, du unreiner Geist, ich beschwöre dich im Namen aller Heiligen Gottes, weicht von dieser Kreatur, die der Allmächtige zu seinem Ebenbild erschaffen, dann Gott der Herr nit will, daß man sich revantschire, auch hart strafet, die sich revantschiren, sondern belohnet auch ewig, die sich nit revantschiren.
Jakob auf der Reis' in Syrien nahm unterwegs einmal sein Nachtlager auf dem freien Feld, und als er in der besten Ruhe gelegen, massen das gerechte Gewissen, das beste Kissen, ist ihm ein wunderliches tulit lapides etc. nachdem er aber erwacht, da hat er gefunden, daß die etlichen Steine sich also vereiniget, das nur einer daraus worden. Wo man sich dann vereinigen thut, und allen Zwiespalt und Feindschaft beiseits legt, da kann nit anderst, als eine gewisse Leiter in Himmel seyn, wer vergibt, dem wird auch von Gott vergeben werden, ist gewiß. Wer die empfangene Schmach nit rächet, dessen Sünde wird auch Gott nit rächen, ist gewiß. Wer das Herz mit seinem Widersacher theilt, mit dem wird auch Gott seine Glorie theilen, ist gewiß. Wer den Zorn wider seinen Nächsten läßt fallen, den läßt Gott nit in die Grube des ewigen Verderbens fallen, ist gewiß. Wer sich nit revantschirt, der ist von Gott schon prädestinirt, ist gewiß. Diejenigen, die da leben wie Hund und Katzen, die seynd, und werden seyn Kinder der Seligkeit, das ist gewiß. Aber sie müssen leben, wie Hund und Katzen in der Arche Noe, dann dazumalen war die größte Einigkeit unter ihnen, und hat eines dem andern nit einmal ein saures Gesicht gezeigt.
Pelbartus schreibt, daß einer lang nach dem Leben gestellt demselben, so seinen leiblichen Bruder umgebracht, und wie er solchen auf eine Zeit an einer gewünschten Gelegenheit ertappt, auch ihm bereits den Rest wollte geben, ist dieser auf seine Knie niedergefallen und mit aufgehebten Händen gebeten, er woll es ihm doch, in Ansehung des theuren vergossenen Bluts Jesu Christi, verzeihen, durch welche Wort solcher ganz weichherzig worden und ihm die große angethane Unbild und blutigen Brudermord von Herzen vergeben; als er nun kurz hernach in die nächstentlegene Kirche gangen und daselbst die Wunden des gekreuzigten Christi begehrte demüthigst zu küssen, da hat das hölzerne Krucifix-Bild beede Händ und Arm von dem Kreuz herab gelöset, diesen Menschen umhalset und umfangen, sprechend anbei: »Weil du diesem heut wegen meiner verziehen, so vergieb ich dir auch alle deine Sünden.« Es ist halt kein bessers Handwerk, als wann einer dem andern bald verzeihet, und zu Bestätigung
Wunderbarlich hat der Prophet Ezechiel die Todten erweckt. Gott führte ihn auf ein großes, weites, langes, breites und ebnes Feld hinaus, zeiget ihm allda eine fast unzahlbare Anzahl der ganz ausgedorrten Beiner, von todten Menschen, schaffte ihm zugleich, er solle in seinem Namen ihnen das Leben wiederum geben. Was thut Ezechiel? er braucht hierzu eine seltsame Ceremonie, er befiehlt so vielen tausend und tausend dürren Beinern, daß ein jedes sich solle ohne weitern Verschub zu seinem Glied verfügen. Da sollt jemand gesehen haben, was für ein Raffeln und Getös unter den Beinern entstanden, da seynd hin und her, da seynd links und rechts, da seynd oben und unten, da seynd untereinander die Beiner in der Luft geflogen, da ein Kopf, dort ein halber Kopf, da eine Hirnschale, dort ein Zahn, da eine Kniescheibe, dort eine Rippe, da ein Armbein, dort ein Fußbein, nit anderst, als thäten die Schneeflocken unter einander fallen, dann ein jedes suchte sein Glied, wo es hingehörte. Ezechiel, glaub ich wohl, seye bald auf diese, bald auf jene Seite gangen, zu sehen, ob sich alle an ihr voriges Ort begeben, und kann wohl seyn, daß, praesto, sein bald und ohne Widerstand. Gleich darauf wurden alle diese Beiner mit Sehn-Adern und Fleisch überzogen, und von vier Orten blies der Wind an sie und wurden alle lebendig, daß also ein großes Kriegsheer daselbst gestanden. Siehst du es, spricht über diese Geschicht der heil. Vater Augustinus, daß ehender die dürren Beiner haben müssen vereiniget werden, bevor sie das Leben erhalten, wer also verlangt das ewige Leben, dem ist vonnöthen, daß er sich vorher recht vereinige mit seinem Feind; wann solches geschehen, da kann er mit allem Fug bei der Himmelspforte antworten, da Petrus fragen wird: wer da? gut Freund. Trostreich ist die Sentenz des heil. Chrysostomus, welche also lautet: »Non est possibile, quod homo, qui dimiserit proximo, non áccipiat plenam remissionem a Deo.«
Es wird dem Leser ohnedieß bekannt seyn jene Begebenheit, so sich mit einer Wittib von Florenz zugetragen, dero einigen Sohn, den sie über alles liebte, ein anderer bei nächtlicher Weil ermordet hat, und gleich hierauf sich, zwar unwissend, in besagter Wittib Haus salvirt; als nun der todte Leichnam ihres Sohns in das Haus gebracht worden, wußte sie sich nit gänzlich zu entschließen, ob sie solle den Thäter dem Gericht überliefern oder aber demselben durchhelfen, weilen ihr aber eingefallen, wie wohlgefällig in den Augen Gottes seye das Verzeihen, also hat
Exi immunde Spiritus, aus, aus Revantsch-Teufel, du unreiner Geist, ich beschwöre dich bei demjenigen, der dich durch des Davids Harpfen aus dem Saul verjagt hat, ich beschwöre dich bei demjenigen, der dich samt deinem Oberhaupt aus dem Himmel gestürzt hat, ich beschwöre dich bei demjenigen, der dich und alle deine Gewalt mit dem einigen Kreuzbaum überwunden hat, bei diesem beschwöre ich dich, und in dessen Namen befehl ich dir, daß du von nun an diese Kreatur sollest verlassen etc.; hu, hu, ho, ho, hi, hi, ha, ha, wie tobt nit diese höllische Larve!
Vergeben will ichs ihm endlich wohl, sagt jemand, aber daß ich ihn grüßen soll, daß ich vor ihm den Hut soll abziehen, das laß ich wohl bleiben. Wohlan solche Wort geben mir schon gute Hoffnung, daß der verdammte Gesell die Herberg quittiren werde. Mein Mensch, deinem Feind verzeihen, deinem Feind Gutes thun, deinen Feind grüßen, lerne es von deinem Heiland Jesu selbst, lerne es von Christo, dessen Namen du trägst, und billig ists, daß du in seine Fußstapfen tretest. Wann man vor einem den Hut abziehet, so ist es so viel, als thue er ihn grüßen, nun
Was Gott einmal dem Mosi befohlen: »Mach es nach dem Vorbild, das dir auf dem Berg gezeigt ist,« dasselbige als eine heilige Lehr halt ich ebenfalls einem jeden Christen vor, ja ich nimm ihn mit mir auf den hohen Berg Kalvariä, und sag ihm, daß er es machen soll nach dem Vorbild, wie es auf diesem Berg gezeigt worden, auf diesem Berg nach tausend und tausend empfangenen Schmachen, Unbilden, Verfolgungen, Nachstellungen, Pein und Tormenten ist unser Herr und Heiland an den hohen Stamm des Kreuzes aufgenagelt worden, und dannoch hat er sich nit revantschirt, da doch alle Kreaturen, auch vernunftlose Geschöpf, sich urbietig anerboten, diese hebräische Unthat zu rächen, sondern hat noch kurz vor seinem bittern Tod die Augen gen Himmel gewendet, und vor diese seine Feind gebeten: »Vater vergieb es ihnen, dann sie wissen nit, was sie thun.« Kraft dieser Wort seynd dazumal acht tausend Juden bekehrt worden, und dessentwillen werden auch noch vor dem jüngsten Tag hundert und vier und vierzig tausend Hebräer aus demselbigen Geschlecht, so Jesum gekreuziget, bekehrt werden, wie es der hl. Methodius und Michael Palatius samt andern bezeugen. Ja die vier Soldaten, so Christum an das Kreuz geheftet
Willst du deinem Feind zwar vergeben, aber nit vergessen, so siehe mehrmalen deinen Heiland an, als solcher in Gestalt eines Fremdlings mit den zwei Jüngern Lucas und Kleophas nach Emaus gangen, und diese eine lange Red führten von den erschrecklichen Peinen und grausamen Tod Jesu von Nazareth, wie nämlich die Hohepriester mit demselbigen verfahren etc. Worauf der Herr sich gestellt, als hab er schon alles vergessen, was er von ihnen gelitten, dessenthalben die zwei gefragt, was dann geschehen? Du rachgieriger Wensch, wann du noch nit den gefaßten Groll aus deinem Herzen fallen läßt, so erhebe noch einmal deine Augen auf den hohen Kreuzbaum, und lese daselbst die vier Buchstaben ober dem Haupt Jesu Christi geschrieben J.N.R.J., welche zwar insgemein nit anderst lauten, als Jesus Nazarenus Rex Judaeorum, aber du kannst gar wohl also lesen: Jesus
Nonvult Recordari Injuriarum, das ist zu deutsch also: »
Aus, aus dann Revantsch-Teufel du unreiner Geist; ich beschwöre dich das letzte Mal, und ich gebiete dir im Namen desjenigen, welcher in der Landschaft der Gerasener die bösen Geister aus zwei Besessenen getrieben, und in eine Heerd Schweine zu fahren erlaubt, in dem Namen dessen befiehl ich dir, daß du samt allem deinen Anhang sollest diese Kreatur verlassen, und zwar alsobald, da ich in dem Vater Unser, so ich anjetzo andächtig beten will, werde die Worte gesprochen haben: »Vergib uns unsere
Judas, verrathest du den Sohn des Menschen mit einem Kuß? sagt unser lieber Herr. O gütigster Jesu, wie magst du doch dieses Erzschelmen Namen in deinen göttlichen Mund nehmen? Aus allen vier Evangelisten weiß man nit, wie der reiche Prasser geheißen hat, des armen und elenden Bettlers Namen, so vor seiner Thür ganz verlassen gelegen, ist genugsam bekannt, und ist solcher Lazarus genennet worden, aber des vornehmen und reichen Vogels Namen ist noch bishero verborgen, etwan hat er geheißen Samuel von Freßhofen und Saufenthal? das weiß man nit. Etwan hat er geheißen Zacharias von Kandelberg und Flascheneck? das weiß man nit. Etwan hat er geheißen Daniel von Schlemmershausen und Luderaw? das weiß man nit, und ist vermutlich, daß dazumal die anjetzo im Schwung gehenden Prädikate noch nit im Brauch gewesen; hab er nun geheißen wie er wolle, wenigst haben dessen Namen die vier Evangelisten nit gesetzt in ihre heiligen Schriften, und glaublich derentwegen, weil sie dafür gehalten, daß ein solcher unbarmherziger reicher Schelm nit werth seye, Jesu! Du würdigest dich noch, den verruchten Verräther mit seinem Namen anzureden, Judas verrathest du etc. warum dies? o mildester Heiland! warum dies? darum, darum antwortet der heil. Cyrillus Patriarch zu Jerusalem, das Wort Judas wird verdollmetscht Confessio,
Bekenntnuß oder Beicht, und dessenthalben hat der Herr diesen Böswicht seines eignen Namens erinnert, als rathe er ihm, er solle alsobald solche erschreckliche Sünd und Missethat bekennen und beichten, Reu und Leid darüber schöpfen, so seye er auch bereit, ihm die ganze Lasterthat nachzulassen und zu verzeihen. Aber Judas hatte dermalen keine Lust hiezu, dann der Teufel ihm auf der Zunge gesessen.
Vier führen von Gott, vier führen zum Teufel, vier führen vom Himmel, vier führen in die Hölle, vier führen von der Gnad, vier führen in die Ungnad, vier führen von der Schönheit, vier führen zu der Ungestalt, und zwar zu der größten, diese vier seynd folgende vier Buchstaben . Die Sünd ist diejenige, welche den Menschen, so nach dem Ebenbild Gottes erschaffen, häßlich macht, schändlich macht, rußig macht, schmutzig macht, abscheulich macht, dahero mag ich diese vier nit leiden, sondern ein einziges Strichl in diesem Numero oder Zahl auslöschen, sodann wird ein Kreuz daraus, wodurch ich dir sündigen Menschen will zu verstehen geben, daß du die Sünd, welches Wort mit 4 Buchstaben geschrieben wird, sollest und wollest verlassen, und zum Kreuz kriechen.
nihil enim peccato sordidus, nihil immundius etc. spricht der heilige Chrysostomus, so rathe ich dem Sünder, daß er ins Bad gehe, und allen Wust und Unflath abwasche; dieß Bad ist nichts anderst, als eine rechtschaffene Beicht, wodurch der Sünder von dem Pater, wie vom Bader, gereiniget wird.
Allem Beschreiben nach ist der verlorne Sohn ein liederliches Bürschl gewesen, vivendo luxuriose, nachdem er seine Erbsportion durch inständiges Anhalten und viel Zanken heraus gepreßt, hat er seinen muthwilligen Neigungen den völligen Zaum gelassen, da ist in seinem Kalender nichts anderst gewesen, als Vollmond, da ist in seiner Woche kein anderer Tag gewesen, als dies Veneris, da ist in seiner Bibliotheck kein anders Buch gewesen, als der Frisius, da ist in seiner Suppe kein anders Brod gewesen, als gewürflet, und folgsam diese drei W.W.W. Weib, Würfel, Wein, brachten ihn um das sein, dann gar oft ein Käthar nit so schädlich als ein Kätherl; wie ihm nun sein verschwenderisch Leben die sammeten und seidenen Kleider ausgezogen, und ihn von Fußauf mit Elend- Leder bekeidet, da ist er in solche Armuth gerathen, daß er von Filogran dergestalten zerrissene Hemd und Hosen angetragen, daß auch neun Katzen nit eine Maus darinnen könnten fangen; weilen nun aus Frißland der gerade Weg in Hungariam, also hat ihn endlich wegen verdistillirten Geldmitteln die Noth also überfallen, daß er mußte einen Sauhirten abgeben, in welcher Charge er nit allein wegen der Convictores nit genugsam Treber ließen zukommen, tam cito fit porcus. qui modo procus erat. Wie ihm nun das Wasser in das Maul geronnen, da betrachtet er erst, was er gethan, und resolvirt sich ohne langen Verschub zu seinem lieben Vater nach Haus zu kehren. Wie nun dieser Schlampius nit weit vom Haus, und etwan den lieben Vater unter dem Fenster erblicket, da hat er seine Stimm erhebet, überlaut aufgeschrien: Pater peccavi etc. Vater ich hab gesündiget etc. Worauf ihn alsobald der Vater umhalset, und ihm auf seinen Mund einen Kuß geben. Pfui Teufel, das hätt ich nit gethan, der Kerl hat kurz zuvor mit den Säuen gefressen, es hangen ihm die Treber noch am Bart, pfui! und ihm einen Kuß geben? es grauste mir, daß der Magen wie ein Müllerbeutel thäte stauben, pfui! Wahr ist es, daß dieser Gesell ein liederlicher Mistfink worden, daß billig einem jeden an ihm hätte sollen grausen, aber sobald er seine Mißhandlung bekennet, sobald er offenherzig gesagt, er habe gesündiget, so hat es dem Vater nimmermehr gegraust, ja er hat ihn völlig wieder zu Gnaden aufgenommen.
Ein Abscheuen vor den Augen Gottes ist der Sünder, ein Gräuel allen Engeln und himmlischen Inwohnern ist ein Sünder, häßlicher als aller Wust und Ruß ist der Sünder, verfeindt mit allen Geschöpfen im Himmel und auf Erden ist der Sünder, Pater peccavi, beicht mit voller Reu und Leid deine Verbrechen; da wirst du ober dieser Badstube geschrieben lesen: »Buß nimmt weg den Ruß,« gesegne dir Gott das Bad; o wie schön bist du worden, mit allen Freuden gibt dir Gott auf den Mund, mit dem du deine Sünd bekennet hast, ein Kuß, da würdest du sehen, und spüren, und finden, und erfahren, daß dir der Beichtvater zugleich ein Pater und Bader gewest.
Du hast es schon oft gehört und gelesen; aber was schadet es, höre es noch einmal und lese es noch einmal, was da Thomas Kantipratanus schreibt von einem, welcher sich bei der Nacht von der Seite seines Eheweibs hinweg geschrauft und anderwärts einen Ehebruch begangen; nachdem solcher von dem begangenen Laster wieder zurückgekehrt und bei dem klarleuchtenden Mondschein zum Fenster hineingestiegen, ist ob dessen Angesicht, weil es kohlschwarz und einem häßlichen Teufel ganz gleichte, dergestalten seine Frau erschrocken, daß sie alsobalden mit einem ungeheuren Geschrei sich aus dem Bett in die Flucht begeben, wovon alle, sowohl Knecht als Menscher, erwacht und eilfertig zugeloffen, haben sich aber auch gleichergestalten ob der wilden Larve ihres Herrn entsetzt, und begonnte ein Jeder der Erste bei der Hausthür zu seyn. Dieser vermessene und gottvergessene Gesell ist
Wie Joannes der Täufer bei dem Fluß Jordan potens est Deus etc. zeigt zugleich auf 12 große Steiner, die der Josue zur ewigen Gedächtnuß hat aufrichten lassen, potens est Deus etc. Gott kann aus diesen Steinern Kinder Abrahams erwecken. Warum, o heiliger Bußprediger, sollen gleich diese Steiner das Privilegium haben, und vor allen andern die tauglichsten seyn? Es ist unter diesen kein kostbarer Marmor aus Indien, es ist unter diesen kein theurer Achat aus Persien, es ist unter diesen Steinern kein Edelgestein, und dannoch seynd diese bei dir in so großem Ansehen, daß sie tauglich erkennet worden zu lebendigen und frommen Kindern Abraham. Wisse mein Leser, daß der große Kriegsfürst Josue zum Denkzeichen, weilen er mit denen zwölf Geschlechtern Israel ohne Benetzung eines Fuß durch den Fluß Jordan passiret, habe befohlen, daß 12 Stein, welche bei den Füßen der Priester, so die Arche hindurch getragen, gelegen, sollen zur ewigen Gedächtnuß aufgerichtet werden; und diese 12 Stein waren diejenigen, die Joannes der Täufer also hervorgestrichen, daß sie tauglich seyen in lebendige Kinder Abrahams, das ist, in auserwählte fromme Diener Gottes, zu verwandlen. Potens est Deus, de lapidibus istis etc.
Was dazumalen Joannes Baptista geprediget, das ist schon viel tausend und tausenmal im Werk selbsten vollzogen worden; wie oft und oft seynd Steiner gelegen bei den Füßen der Priester? wie oft, Confessio et pulchritudo etc.
Ein wunderliches Bad ist die heilige Tauf, und wunderlich ihre Wirkung. Tirindates, ein König in Armenien ist von göttlicher Gerechtigkeit zur billigen Straf in eine Sau verkehrt worden, das war eine Sauische Majestät, anstatt des Königlichen Purpur, waren die häufigen Sauborsten zu sehen, daß also die Schuster vor allen andern zur Audienz seynd gelassen worden. Sobald aber dieser gerüßlete Monarch von dem heiligen Gregorio Thavmaturgo getauft worden, hat er wieder die vorige schöne Gestalt bekommen.
Ein wunderliches Bad ist die heilige Tauf, und wunderlich ihre Wirkung. Wie des großen Tartarischen Königs Kassani Frau Gemahlin Kinds-Mutter worden, hat sie ein solches schwarzes, wildes, garstiges Abentheuer geboren, daß der ganze Hof derenthalben sie eines Ehebruchs beschuldiget, und dessentwegen zum Tod verurtheilt, nachdem sie aber mit einhelliger Erlaubnuß auf christliche Weis diese ihre schändliche Geburt hat getauft, ist solche augenblicklich in den schönsten und holdseligsten Prinzen verkehrt worden.
Ein wunderliches Bad ist die heilige Tauf, aber ein gleiches Bad ist die Beicht, welche ebenfalls aus säuischen Leuten saubere macht, aus garstigen schöne macht, aus schwarzen weiße macht, weiß wie der Schnee, schön wie ein Engel, sauber wie das Gold. Ein Bad in dem David ganz gülden worden, in dem der offne Sünder im Tempel ganz sauber worden, in dem der rechte Schächer Dismas ganz schön worden. Ein Bad, welches dem Menschen ist zugericht zur Reinigung seiner Seel, zur Wiederkehr der göttlichen Gnad, zur Gewißheit seines Heils, zur Ruhe
Ein Priester in Deutschland thäte alle Tag die heilige Meß verrichten, unangesehen er sehr schwere, und dem priesterlichen Stand gar unziemende Laster an sich hätte. Einsmals da er eben dieses höchste Geheimnuß des Altars verrichtet, und bereits das Brod der Engel wollte genießen, so ist ihm die heiligste Hostie aus den Händen verschwunden, deßgleichen auch das allerheiligste Blut aus dem Kelch, wessenthalben er das andermal angefangen zu celebrirn, auch endlich das Drittenmal, aber jederzeit dasselbe erfahren, was ihm zum Erstenmal begegnet, dahero, aus Antrieb des beleidigten Gewissens, sich zu seinem Bischof begeben, ihm mit herzlicher Neu und häufigen Zähern seine Sünden gebeichtet, nachdem er endlich eine ziemlich harte und lange Buß verricht, und wiederum zu dem Altar des Herrn getreten, da hat sich dieses große Wunder ereignet, daß, wie er das höchste Gut unter der Gestalt des Brods wollte genießen, durch eine unsichtbare Hand alle drei vorhero verschwundenen Hostien vor seiner niedergelegt worden, auch, was vorhero dreimal aus dem Kelch sich verloren, ist wunderbarlich wiederum ersetzt worden, daß also der Kelch mit der Gestalt des Weins ganz eben voll vor seiner gestanden, woraus der gute Priester konnte abnehmen die große Wirkung der heiligen Beicht, kraft dero ihm seine großen Sündenmackel gleichwie durch ein heilsames Bad seynd abgewaschen worden.
Joannes der Evangelist hat öfters, wie von ihm schreibet Joan. Diakonus, ein schändliches Wetter in
Joannes ein Eremit in Scythia hat einen ausgedörrten Baum wiederum grünend gemacht. Das thut auch die Beicht, indem durch sie die in göttlichen Gnaden verdorrte Seel wieder anfanget zu floriren und wachsen.
Joannes Gualbertus hat einen großen und schweren Baum, den kaum vier Paar Ochsen konnten erziehen, fast wie eine Feder so ring gemacht. Das thut auch die Beicht, weil sie das mit Sünde beschwerte Gewissen also gering gemacht, daß die Meisten nach verrichter Beicht selbst bekennen, es seye ihnen noch so leicht als zuvor.
Joannes remensischer Abt hat mit heißen Thränen ganze eiserne Band und Ketten aufgelöst und zertrümmert. Das thut auch die Beicht, als welche die harten Band, womit die arme Seele als eine Sklavin der Hölle angefesselt, gänzlich auflöset, so durch das Wort Absolvo verstanden wird.
Joannes Bonus hat mehrmal das Wasser in den besten Wein verwandelt. Das thut auch die Beicht, indem sie das mit Kothlacken trübe Gewissen in den edelsten Gesundtrunk der Seelen verkehret.
Joannes Eleemosynarius hat in begebender Noth das Blei und Zinn in das feinste Silber verwandelt. Das thut auch die Beicht, welche das schwarze Gewissen in die weiße Unschuld verändert.
Joannes a St. Fakundo hat einen tobten und bereits schon gebratenen Vogel wieder lebendig gemacht.anima mea, columba mea. Durch die Todtsünd schon abgewürgter, und schon auf die höllische Glut gewidmeten Brater, wieder zum Leben und zwar zum ewigen bringet.
Joannes Navarretus hat wunderbarlicher Weis die ausgelöschten Kerzen wieder angezündet. Das thut auch die Beicht, als welche die in göttlicher Liebe ganz erloschene Seele wieder anzündet und inbrünstig macht.
Joannes Parmensis hat mit dem blosen Speichel einen abgeschnittenen Finger wieder völlig und gänzlich geheilt. Das thut auch die Beicht, welche mündliche Bekanntnuß vor dem Priester die so hart verwundete Seele und Gewissen wieder vollkommentlich heilet.
Joannes der Täufer hat die Leut in dem Fluß Jordan bis an den Hals in das Wasser geführt, wie die griechischen Lehrer ausgeben, und bevor er dieselbigen getauft, mußten sie, ihre Sünden bekennen, obschon diese Beicht dazumal kein Sakrament war, zumal solche zur selbigen Zeit noch nit eingestellt worden, so war doch sie schon eine Figur und Ebenbild der jetzigen rechten Beicht, welche auch ein Jordan, ein Wasser, ja ein Bad ist, worin die Seele gereiniget wird. Demnach, o Sünder! ins Bad, willst rein werden? ins Bad, willst gesund werden? ins Bad, willst schön werden? ins Bad, willst heil werden und heilig werden? ins Bad, der Pater ist der Bader, da wirst du bald finden, bald lesen, bald merken, was ober der
Wie das allererste Mal Moses von dem Berg herabgestiegen, und in den Händen getragen die Tafeln, worauf durch göttliche Hände die zehn Gebote geschrieben waren, da hat er wahrgenommen, daß sein untergebenes Volk dem Allmächtigen den Rücken gezeigt, und ein guldenes Kalb für ihren Gott angebetet, welches ihn dann zu einem billigen Zorn bewegt, also zwar, daß er, Moses, obberührte Tafeln auf die Erde geworfen und zerbrochen. Ein andersmal steigt dieser israelitische Führer wieder auf den Berg, und trägt von dannen ganz neue Tafeln der zehn Gebote herab, hatte aber ein so glänzendes Angesicht, daß er mußte dasselbige verhüllen, dann sonst konnte ihn das Volk nit anschauen. Wie kommt aber dies? das erstemal hat der heilige Mann länger geredet mit Gott, als das anderemal, und dannoch das erstemal hat er kein strahlendes Angesicht mit sich getragen, wohl aber das anderemal, was ist die Ursach? diese, diese, diese, merks wohl, o sündiger Mensch! diese, diese. Nachdem Moses die zehn Gebote gebrochen, selbige ganz wieder in den Händen getragen, hat er ein so glänzendes Angesicht bekommen, welches er vor dem Verbrechen nit hatte. Also, o sündiges Adamskind, laß deinen Muth nit fallen, wann du schon mit vielen Sünden behaftet bist, wann du schon alle zehn Gebot gebrochen hast, so kannst du dannoch ein glänzendes Angesicht bekommen, kannst dannoch heilig werden, dafern du nur durch eine reuevolle Beicht dich
Auf solche Weis hat Gott das Bad gesegnet einem vornehmen burgundischen Herrn, welcher seiner großen Laster halber an allen Leibeskräften dergestalten abgenommen, daß er einem schon längst begrabenen Todtenkörper nit ungleich war; sobald er aber in dieses Bad gangen, und seine begangenen vielfältigen Sünden gebeicht, so hat der Beichtvater, als ein sehr heiliger Mann, wahrgenommen, daß diesem seinem Beichtkind sieben wilde und abscheuliche Kroten aus dem Maul gekrochen, und solcher sowohl im Angesicht als an dem Leib ganz schön, frisch, jung und wohlgestalt worden.
Gott hat das Bad gesegnet jenem Jüngling, welcher wegen unzulässiger Wollust sich sogar dem bösen Feind verschrieben, nachdem er aber zu Loreto in Welschland seine Sünden gebeicht, und solche, im besagten heiligen Haus herzlich beweinet, hat er die schriftliche Verpfändung in seinen Händen gefunden.
Gott hat das Bad gesegnet dem seligen Petro Pektrinario, welcher mit häufigen Bußthränen alle seine begangenen Sünden gebeichtet, nachdem er aber solche auf das Papier geschrieben abgelesen, seynd selbige dergestalten verschwunden, daß er nichts anderst als einen schneeweißen Bogen Papier in den Händen gefunden.
Gott hat das Bad gesegnet einer vermessenen jungen Tochter, welche in so abscheuliche Laster gerathen, daß sie eine Blutschand begangen mit ihrem eignen leiblichen Vater, und nachmals diesen wie zu
Gott hat das Bad gesegnet einem gottlosen Menschen, welcher sowohl Lands als Stands halber ein Irländer war, nachdem solcher dreißig ganze Jahr dem Teufel gedient, auch von ihm in der Hand gezeichnet worden, ist er endlich durch bewegliche Einrathung zwei reisender Religiosen zurück gangen, einem aus diesen alle seine Sünden gebeichtet, welches Bad ihm so wohl angeschlagen, daß nit allein besagtes Zeichen in der Hand verschwunden, sondern er sogar von dem Satan nit mehr ist erkannt worden, welcher dann ihn befragt, ob er nit einen gesehen, in solcher und solcher Gestalt, in solchem und solchem Aufzug? und solcher seye sein Diener, wie nun erstbemeldtes Beichtkind bekennet, er seye derselbige, hat ihm der Teufel zornig geantwortet, daß dem nit also, er lüge in Hals hinein etc.
Viel Wunder und Wunder hat Gott der Herr mit den Fischen gewirkt. In der Wüste hat der Heiland einmal 5000 Mann, Weiber und Kinder gar nit gezählt, mit 7 Brod und 2 Fischen gesättiget, daß also ein jeder Fische genug gegessen, und noch viel übergeblieben, wie dann zu Hall in Tyrol ein
Wie der heilige Cuthbertus mit seiner Frau Mutter auf dem Meer gefahren, und ihm ungefähr das Betbuch auch in das Wasser entfallen, da hat solches alsobald ein großer Fisch geschluckt, als sie aber zum Gestad gelandet, ist besagter Fisch unverhofft erschienen, und das entfallene Buch an das Ufer hinausgeworfen.
Dem heiligen Anton von Padua haben die Fisch mit empor gehebten Köpfen zugehört, wie er geprediget, und hierdurch die halsstarrigen Leute, welche seine heilige Lehre verachtet, zu Schanden gemacht.
Der heilige Eremit Konradus ist einstmal von etlichen muthwilligen Speivögeln zum Mittagsmahl eingeladen worden, und wie sie ihm nit ohne häufiges Gelächter ein schweinenes Bratl vorgesetzt, hat er alsobald solches in einen Fisch verwandelt, auch zum Schimpf dieser Fatzbrüder die Gräten ihnen auf die Teller gelegt.
Wie der heilige Hadrianus samt andern vier, um Christi Ehr und Lehr willen, in das tiefe Meer versenkt worden, seynd nit lang hernach 5 große Delphin erschienen, die solche hl. Leiber an das Gestad getragen.
Der heilige Fridianus hat einmal von einem sehr reichen Bauer etliche Gulden zu leihen begehrt, damit er sein vorhabendes Kirchengebäu zur Vollkommenheit möchte bringen; als ihm aber der ungeschliffene Bengel solchs abgeschlagen, so hat es sich begeben, daß
Viele andere Wunder mehr haben sich mit den Fischen zugetragen, so Kürze halber dermal umgangen werden, sondern alleinig fordert allhier gegenwärtige Materie etwas zu melden, von demjenigen Fisch, in welchem der hl. Petrus das Geld gefunden, womit er den verlangten Tribut für sich und Christo dem Herrn bezahlt hat. Zu Kapharnaum in dem galiläischen Land seynd die königlichen Beamten und Kameralisten über den Peter kommen, ihn nit ein wenig angeschnarcht, warum er und sein Herr nit auch den gebührenden Tribut ablege? Weil nun dazumal der Prokurator des apostolischen Kollegii nit beihanden war, welcher die kleine Geldkassa bei sich hatte, so wußte schier der gute Petrus nit, wo er sich soll hinwenden. Endlich gebietet ihm unser Herr, er soll den geraden Weg zum Meere gehen, und dem ersten Fisch, den er werde mit der Angel herausziehen, in das Maul greifen, daraus das erheischte Geld heben, die Gesellen zu contentiren. Petrus folgt, und gehet, und fischt, und fangt, und zieht, und findet und zahlt. Lucius Faunus samt andern vermeint, es seye dieses Geld ein halber Thaler gewesen. Auf den heutigen Tag findet man noch solche Fisch im Meer, welche insgemein die Peterfisch genennt werden, und sieht man auf dem Kopf dieser Fischart die Zeichen der fünf, Finger, mit denen Petrus den Fisch gehalten. In
Du, ich, und er, er, ich und du, ihr, wir und die, die wir und ihr haben Schulden genug, darum heißt es in dem täglichen Vater unser: vergieb uns unsere Schulden, dimitte nobis debita nostra etc. Wir alle gesamte Adamskinder seynd lauter Schuldenmacher, oft mehr Schulden als Haar am Kopf, oft mehr Schulden als Bissen im Kropf, oft mehr Schulden als Erbes im Topf, manchem kleckte kaum der halbe Schwarzwald, lauter Rabisch daraus zu machen, worauf seine Schulden möchten aufgeschnitten werden. Vom siebenten Jahr her unsers Alters bis in das siebenzehnte, bis in das sieben und dreißigste, bis in das sieben und fünfzigste, bis in das siebenzigste, machen wir fast alle Tag, fast alle Stund, fast alle Augenblick Schulden über Schulden; woher nehmen und bezahlen? wo suchen und bezahlen? wo finden und bezahlen? Wann die Religiosen einen guten Jüngling gemäß seines Berufs in ein Kloster nehmen, da heißt es: die Elements-Pfaffen haben den Knaben gefischt, muß also kurzum dieser Studiosus ein Fisch seyn, dem doch das Wasser gar nicht schmecken will, ein Fisch, der doch oft weniger schwimmen kann, als ein Wetzstein, ein Fisch, der doch mehr im Buch als im Bach sich aufhält. Aber laß gehen, nit allein er ist ein Fisch, sondern auch alle Menschen seynd Fisch und zwar gute rechte Petersfisch. Jetzt weißt du, wie du sollst und kannst deine Schulden zahlen, Herr mein Fisch, thus Maul, auf, ich sags noch einmal, das Maul auf, du bist gleichwohl kein Maulaff. Thus Maul sein wohl auf, da wirst du Geld und Mittel finden, womit du deinem
Wann du schon mit dem Kain blutige Todtschläg begangen hast und in der Anzahl tausend. Wann du schon mit dem David schändlichen Ehebruch begangen hast und in der Anzahl zweitausend. Wann du schon mit dem Ammon sündhafte Blutschand begangen hast und in der Anzahl dreitausend. Wann du schon mit dem Sennacherib schwere Gottslästerungen ausgegossen hast, und in der Anzahl viertausend. Wann du schon mit dem Holoferne dich hast vollgesoffen und in der Anzahl fünftausendmal. Wann du schon mit dem Achan verbotene Diebsstuck begangen hast, und in der Anzahl sechstausend, wann du schon Gott bist mit dem Jona rebellisch gewest und in der Anzahl siebentausendmal. Wann du schon mit Zaubereien dich mit dem Saul versündiget, und in der Anzahl achttausendmal. Wann du schon mit dem Absalon bist stolz und hoffärtig gewest, und in der Anzahl neuntausendmal. Wann du schon mit den Hebräern dem wahren Gott hast den Rucken gezeigt und abgötterisch worden, und in der Anzahl zehntausendmal. Nulla tam gravis est culpa, quae per confessionem non habeat veniam.
Ich muß dir noch einen Stein in den Garten werfen, mein lieber Leser, dann in dem Königreich Böhmen ist ein Ort, welches Stein genannt wird, und wegen eines Gnadenbilds der Mutter Gottes schon über die dreihundert Jahr sehr berühmt. In dem größten Kriegslauf haben die Inwohner aus gottseliger Sorgfältigkeit besagtes Gnadenbild wollen in die Stadt Neuß salviren, aber die Pferd wurden durch unsichtbare Gewalt aufgehalten, daß sie auf keine Weise zum Hinwegführen konnten gebracht werden. Unter andern denkwürdigsten Dingen allda wird gesagt, und von gar vielen bestätiget, daß selbige wohlgefärbte Bildnuß ganz erbleiche, wann ein großer Sünder in die Kirche hineintritt, so bald aber solcher seine Sünden
Die vornehme Stadt Jerusalem, als sie noch im besten Stand war, hatte unterschiedliche Thor oder Pforten, unter andern war eine, die wurde genennt Porta Sterquilinii, das Mistthor, solcher Name ist dieser Pforte derentwegen geschöpft worden, weilen man durch dieses Thor allen Mist und Unflath allein ausführte, seynd also den ganzen Tag bei diesem Thor keine andern Leut fast anzutreffen gewesen, als lauter Stallmistici, welche auf Karren, auf Wagen, auf Rädeltruhen solche verfaulte Waaren und Roß-Interesse ausgeführt. Kein schändlicher Mist, kein abscheulicher Unflath ist nie gewest, ist noch nit und wird nie seyn, als die Sünd, darum dem heil. Philippo Nerio gar nit vor übel zu haben, daß er öfters, wann er bei einem Sünder vorbei gangen, die Nase zugehalten, und wann er das sich nit im steten Fasten und Abbruch hätte geübet, so wäre meistens ihm ob solchem Gestank auch der Magen rebellisch worden. Dieser Mist muß durch kein anders Thor ausgeführet werden, als durch das Mistthor, durch den Mund des Menschen, wann man doch will, daß die Stadt, verstehe die Seel, solle gesäubert werden. Heraus mit dem Unflath im Beichtstuhl, heraus mit dem Saumist du Geiler, heraus mit dem Roßmist du Hoffärtiger, heraus mit dem Schafmist
Ein rechtes Bad, wovon ein Nutzen soll geschöpft werden, muß nit schleuderisch und nur obenhin zugerichtet seyn, sondern mit allem Fleiß alles, was dazu nothwendig ist, beigeschafft werden. Ein kühles Bad wird wenig Schmutz wegnehmen, eine kühle und unbedachtsame Beicht wird die Seel nit viel säubern.
Wie hat nit Gott der Herr dem Altvater Noe so genau die Arche, dieses große Schiff, angeben? Hörst du es Noe, sagte Gott, du mußt erstlich die Arche aus leichtem und geringem Holz machen, dergleichen genug zu finden auf dem Berg Libano, du mußt auch fein gute Wohnungen darein machen, sowohl inwendig als auswendig mit Pech wohl überstreichen, 300 Ellen soll die Arche lang seyn, 50 Ellen weit, und 30 Ellen hoch, sodann mußt du übersich ein Fenster ma chen, und selbiges Ellen hoch, die Thür ofterwähnter Arche mach auf der Seite, 3 Gaden
Das soll sich ein Jeder wohl merken, daß dasselbe, wodurch der Mensch dem Untergang, und zwar dem ewigen, entgehen kann, nit soll schleuderisch gemacht seyn, was ist aber dieses anders, als die Beicht, durch welche der Sünder salvirt wird? diese, diese muß nit unbedachtsam, nit obenhin seyn, sondern geschehenExamen, Examen apum. Nur wohl auskehrt, und befrag dich selbsten, wie einmal Joannes bei dem Fluß Jordan von den abgesandten Juden befragt worden: tu quis es? wer bist du? such
Der Schwemmteich zu Jerusalem hatte diese wunderliche Wirkung, daß, wann es der Engel zur gewissen Zeit bewegt hat, der erste, so sich hineingelassen, aller seiner Bresten und Krankheiten entlediget worden. Dahero eine große Menge der Kranken bei dem Schwemmteich unter den fünf Schupfeu immerzu gesehen worden. Der Engel, so besagten Schwemmreich bewegt, soll gewest seyn der Raphael, welcher aber nit nur obenher mit einem Stab das Wasser bewegt, sondern von Grund aus, daß also der Letten in der Höhe geschwommen. Willst du, daß deiner armen Seele soll das Bad, verstehe die Beicht, wohl, anschlagen, und sie an allen Zuständen soll curirt werden, so ist vonnöthen, das Gewissen nit nur obenhin zu bewegen, sondern vom Grund aus alles aufzuwühlen, daß aller Letten und kothige Verbrechen in der Höhe schwimme, und gar nit verborgen bleibe.
Es kommt und dringt Einer in den Beichtstuhl, tupft mit dem Nagel des Daumens an die Stirne, Mund und Brust, als wollt er Flöh tödten, der Pater fragt, wann hast gebeicht? Ha, sagt dieser, Veitl heiß ich. Wann hast gebeicht? fragt er, ich hab beicht, laß sehen, ich hab beicht, gleich nach dem Rubenschelen,scilicet. Was hast von derselbigen Zeit an gesündiget? Am Freitag hat mich der Häckerling gestoßen, es ist mir leid, ich hab einmal den linken Schuh am rechten Fuß gelegt, es ist mir leid. Ich hab einen Laib Brod angeschnitten, und das Kreuz darüber zu machen vergessen, es ist mir leid. Ich hab den Lämmlfeind bei verbotener Zeit einen Wolf geheißen, es ist mir leid. Ich hab ein Brod im Maul gehabt, wie ich mir die Nase geschneuzt, es ist mir leid. Ich hab das Messer beim Tisch auf den Rücken ge legt, es ist mir leid. Ich hab das Feuer auf dem Heerd ausgelöscht, und nit zugleich die armen Seelen getröst, es ist mir leid. Jetzt weiß ich nichts mehr, Herr Pater, gebt mir eure Absolution. Hast du du dann, sagt der Beichtvater, nie gescholten? Das kann, sagt er, nit rath seyn. Hast du dich nit vollgesoffen? Ja, es kann nit rath seyn. Hast du am Sonntag und Feiertag keinen Gottesdienst und heilige Meß ausgelassen? Ja, das kann nit rath seyn. Hast du nie dem Nächsten übel nachgeredet? Ja, das kann nit rath seyn. Hast du nit dies und dies gethan? Herr Pater habt schon genug gefragt, für heut ist schon dies genug, bleibt auf ein andermal wieder etwas, es fällt mir nit alles ein. Du elende Einfalt, erstlich hast du einige Sachen entdeckt, die in sich selbst keine Sünden, nachmals hast du die andern bekannt, und doch mit keiner Zahl noch Umständ, drittens bist du in den Beichtstuhl hereingetreten, ohne einige vorhergehende Gewissens-Erforschung und Zurücksinnen. Dies Bad wird dir den Schmutz nit nehmen, weil es gar zu kühl.
Joannes Bonifacius schreibt von einem Sodali, welcher einst vor der Beicht mit allem möglichen Fleiß das Gewissen erforschet, auf daß er möchte alles, was er bös gedenkt, bös geredet, bös gewirket, oder was er Gutes unterlassen, auf das Genaueste in der Beicht entdecken. Endlich war er mit diesem nit befriediget, sondern hat noch inständig die Mutter Gottes ersucht, damit sie ihn diesfalls erleuchten wolle, auf daß er gar nichts in der Beicht auslasse. In diesem währenden Gebet fällt von Oben herab ein Zettel von einem schneeweißen Papier, worauf mit wenigen Zeilen einige seiner Sünden, an die er nit gedacht, gezeichnet gewesen, was aber nit wenig zu verwundern, weder der Herr Pfarrherr, weder sein eigner Vater, weder sein Mitkamerad verstunden diese Schrift, sondern er ganz allein.
Nach dem Exempel dieses frommen Sodalis laß auch nichts erwinden an dem Fleiß, dein Gewissen zu plena oculis ante et retro, gut wäre es, wann du auch zurück könntest sehen, wo du gewest, wie du gewest, was du gehandelt, wie du bishero beschaffen. Endlich nach angewendtem allen Fleiß, bitte den allmächtigen Gott, bitte seine übergebenedeite Mutter und Jungfrau, bitte deinen eignen Schutz-Engel um ein einiges Licht, damit du alles, was bishero sündhaft in dir gewesen, mögest finden und ergründen, wann dir schon nit erwähntes Merkmal, wie besagtem Jüngling, widerfährt, so würdest du dannoch mehr erleucht seyn, als sonsten, demnach ohne fernern Skrupel, was dir wissentlich also eingefallen, trage es mit gebührender Reu und Leid dem Beichtvater vor in dieser geheimen Gerichts-Stube, sodann zweifle nit, daß dir nit Gott werde das Bad gesegnet haben.
Allerlei beichten, aber wenig recht.
Joannes kommt in Beichtstuhl, Bona dies, sagt er, Herr Pater, seynd Euer Ehrwürden noch wohl auf? Resp. Ja, gut, es erfreuet mich, mir ist es eine Weil nit zum Besten gangen, jetzt aber erhol ich mich allgemach; daß ich aber zu meiner Beicht komme, so klage ich mich folgender Gestalten an:
Erstlich hab ich mich nie vollgetrunken, der Wein ist heuer gar zu theuer.
Zum anderten hab ich Sonntag und Feiertag
Drittens hab ich nie gescholten, habs auch nie im Brauch gehabt, ich laß es gleichwohl den Fuhrleuten über.
Viertens habe ich den Leuten weiter die Ehr nit abgeschnitten, ich laß einen Jeden seyn, wer er ist, und kehre vor meiner Thür.
Fünftens bin ich gar nit hoffärtig gewest, mein Gott, die Leut kennen mich schon, ich möchte Federn tragen oder nit.
Sechstens hab ich nichts entfremdet, mit Wissen wohl nichts, bin gleich mit dem zufrieden, was mir Gott hat geben, ob ich zwar nichts hab zum Fenster hinauszuwerfen.
Zum Siebenten hab ich auch mein Gebet verricht, so viel die Zeit hat zugelassen, wie ein Cartheuser kann unser eins auch nicht alleweil in der Kirche stecken.
Sonsten weiß ich weiter nichts; es ist mir von Herzen leid, will mich auch hinfüran bessern, bitt um eine Buß und heilige Absolution.
O mein lieber Joannes, die Beicht ist nit recht, du bist wohl kein Joannes in der Wüste, wohl aber, deiner Aussag nach, ein Joannes in der Sauberkeit, du beichtest nur, was du Guts gethan, und nit, was du Böses gestift, auf solche Weise bist du so sauber, daß du gar des Badens nit vonnöthen. Paulus ist schon im dritten Himmel gewest und hat sich gleichwohl nit so heilig gemacht wie du. Der offene Sünder im Tempel zu Jerusalem hat anders gebeicht, indem peccavi, er habe gesündiget. Der Schächer am Kreuz Dismas wäre mit einer solchen Beicht, wie du allhier gemacht hast, den geraden Weg zum Teufel gefahren, darum hat er die Sach verständiger angriffen, fein rund heraus bekannt, er seye ein Schelm über alle gewesen und seiner Laster halber wohl hundert Galgen verdienet. Mein Joannes, du kommst mir vor, wie die Johannis-Käferl, die scheinen und schimmern bei der Nacht, als wären sie die schönsten Lichtel, unterdessen aber seynd sie nichts anders, als verwerfliche Würmel. Durch deine gleißnerische Beicht willst du gleichsam dir einen Schein auf den Kopf nageln und kurzum ein Heiliger seyn, indem du doch gleich andern gebrechlichen Menschen auch Mängel und Gebrechen genug an dir hast. Dein Absehen ist etwan dahin gerichtet, damit du bei deinem Beichtvater im guten Konzept stehest; aber glaub du mir, in dieser Kanzlei ist der Teufel ein Konzipist, welcher auch einen so großen Grausen an der Demuth hat, daß er auf ewig nit will gestehen, er habe gesündiget. Es ist wohl zu glauben, wann Kain den Brudermord hätte bekannt, wie ihn dessenthalben der Allmächtige befragt, daß er von Gott hätte Pardon erhalten wegen seiner so groben Missethat; aber das unverschämte Nescio, indem er sich ganz unschuldig gestellt, hat den gerechten Gott zur billigen Nach und Straf veranlasset. Wie viel Seelen sitzen und schwitzen, heulen und verweilen ewig in dem Rachen der Hölle, weil sie den Rachen nit haben aufgemacht, und daraus den Unflath durch eine mündliche Beicht herausgeführt. Mein Joannes, wann justificatus seyn, so mußt du in der Beicht just; wann du willst in der Beicht absolut seyn, so mußt du in derselben resolut seyn; wann du willst durch die Beicht heilig werden, so mußt du dich nit heilig stellen, wann du willst durch die Beicht gerecht werden, so mußt du die Beicht recht verrichten, recht beichten aber ist mit demüthigen und nit gleißnerischen Herzen alle seine Sünden bekennen.
Jakobus kommt in Beichtstuhl, schneizet mit großem Getös die Nase, als sollte der Wust aus der Nase und nit durch das Maul ausgeführt werden, streicht mit der Hand den Bart, als wäre dieser Kehrwisch zu diesem Auskehren auch vonnöthen, stoßt mit dem Kopf an das Gitter, als wolle er auf Bocksart in der Kirche Sturm laufen, endlich fangt er an, folgender Gestalten zu reden:
Herr Pater, wies halt geht, wann die Dienstboten sogar des Bocks seynd, so kann sich unser einer des Scheltens nit enthalten.
Herr Pater, wies halt geht, die ganze Woche ist unser einer gefrettet und strapezirt, am Sonntag gehe ich halt auch ins Wirthshaus, und sauf mir einen Rausch an, es muß einer mit den Nachbauren halten, will er dermalen in der Welt fortkommen.
Herr Pater, wies halt geht, wann ich unter die jungen Bursch komme, so schaue ich mir halt auch um eine Hals-Uhr, wie kann es anderst seyn, ich hab ein altes Weib, und sie als eine Wittib geheirath.
Herr Pater, wies halt geht, wann man übel von den Leuten redet, so schütte ich halt auch meinen Brei dazu, es läßt sich nit anderst thun, es gibt eine Red in die andere.
Herr Pater, wies halt geht, zuweilen am Sonntag höre ich nur eine halbe Meß, unser einer hat viel zu verrichten, die Geistlichen haben leicht zu beten, sie werden darum bezahlt, unser einer muß es anderst suchen.
Herr Pater, wies halt geht, ich hab mich mit meinem Nächsten verfeindet, deßwegen ich mit ihm schon ein halbes Jahr nit geredet, er hat mir aber wohl so übel gethan, ich bin nit linder als ein Kieselstein, und gibt doch dieser Feuer, wann man ihn schlägt.
Herr Pater, wies halt geht, ich hab in meinem Dienst zuweilen eine Untreu begangen, wie kanns aber anderst seyn, die Besoldung ist nit groß, Kinder hab ich, das Weib will sauber aufziehen, schaffe ich ihr das nit, nach der Contento, so macht sie mich gar zu einem O.
Herr Pater, wies halt geht, wann zuweilen ein unnützer und unzüchtiger Diskurs und Gespräch ist, so wirf ich auch meine Schnitz darein, mein Gott, ich bin ohnedieß oft eine lange Zeit melancholisch, man muß den Bogen nit allzeit gespannt halten.
Herr Pater, wies halt geht, den Fasttag hab ich nit gehalten, es seynd bei der Nacht Leute bei mir gewesen, wann ich nit hätte mitgehalten, so wären sie der Meinung gewesen, als thäte ich es ihnen nit vergönnen.
O mein Jakob, du bist weit kein spänischer Apostel, aber deine Beicht kommt mir dannoch spänisch vor. Den heil. Jakobum pflegt man sonsten mit einem kleinem ledernen Mänterle zu malen, aber du trägst einen Mantel bis auf die Füß hinunter, dann du alle deine Sünden und Unvollkommenheiten willst vermänteln. Du bist wohl ein rechtes Adamskind, dann sobald dieser das göttliche Gebot übertreten und das unzuläßige Obst gessen, da hat er gleich die Entschuldigung an die Hand genommen und vorgeschützt, als wäre sein Weib daran schuldig, das heißt aber nit redlich gebeicht. In der Beicht muß man keine Entschuldigung beibringen, sondern die Bosheit der Werke, der Worte, der Gedanken vortragen, wie es in sich selbsten ist.
Wie der König David wider alles Gewissen die Ehe gebrochen und noch darüber den Uriam unschuldig um das Leben gebracht, endlich aber in sich selbsten gangen und seine Sünde bereuet, da hat er sich nit entschuldiget; er hätt auch können sagen: Herr ich bin auch ein Mensch wie andere; wann sich die Betsabea nit hätte gebadet, wann meine Kammer-Lakeien nit wären solche Böswichter gewesen und mir dieselbe Madame nach Hof geführt, da wäre ich nimmermehr so grob gestolpert, ich hab es ihnen zwar befohlen, sie sollen sehen, wie sie mit guter Manier die Frau zu mir führten, allein wann sie wären gescheid gewesen, so hätten sie die Sach auf eine andere Weise vermitteln sollen und endlich hätte diese Frau so geschwind nitpeccavi, er habe gesündiget, die Ehe gebrochen, den Todtschlag begangen, nichts dabei verblümlet, nichts verdeckt, nichts vermäntelt, nichts vertuschet, nichts verborgen, nichts entschuldiget. So muß eine rechte Beicht seyn.
Aber gar viele Leute seynd beschaffen wie der Hohepriester Aaron, dieser, in Abwesenheit des Moses seines Bruders, so dazumalen bei Gott auf dem Berg in einem Gespräch war, hat sich von dem überlistigen Volk überreden lassen, daß er aus dem zusammen gesammelten Gold ein Kalb verfertiget, welches die Phantasten für einen Gott angebetet; wann, es gleichwohl ein Ochs wäre gewesen, hätte er ein besseres Ansehen gehabt. Wie der Mann Gottes Moses solche verdammliche Abgötterei mit scharfen Worten vorgerupft, da war Aaron gleich gefaßt mit einer Entschuldigung, wie daß ihm das Volk keine Ruhe gelassen, er habe auch mit allem Fleiß hiezu begehrt die Ohren-Behäng und Arm-Bänder der Weiber, dann er hätte geglaubt, diese thäten so ungern die Ohren-Gehäng, als die Ohren hergeben. Item, so habe er das Gold ins Feuer geworfen, sodann seye ein Kalb herauskommen, welches ohne Zweifel durch Zauberei der Egyptier geschehen, zumalen solche Leute unter ihnen etc. Ei du gottlose Entschuldigung! Oleaster sagt, daß er einen rechten Model habe gemacht,
Eine Beicht, sie seye aus menschlicher Gebrechlichkeit zu diesem Fall kommen, allein es seye ihr so hoch nit aufzunehmen, dann sie eine so hitzige Natur habe, zudem seye er ihr solang nachgestrichen, daß sie ihr endlich nit mehr hab helfen können. So muß die hitzige Natur daran schuldig seyn, ja wohl schuldig! wie das Feuer bei dem Aaron. Ein anderer bekennt, ja, er habe sich auch schändlich vergriffen in der Unzucht, es hab ihn aber der böse Feind dergestalten stark versucht, daß auch ein Joseph, bei Gestalt der Sachen, den Mantel nit hätte hinten gelassen. So muß der Teufel daran schuldig seyn. Ja wohl Teufel, wie das Feuer bei dem Aaron, dein eigner Will, der, der, der ist schuldig.
Es wird von einem gemeinen Bauren-Mensch erzählet, daß selbige einmal aus ihrem eignen Haus gangen, und sich nach einem gewissen Schloß begeben, willens, daselbst um gebührenden Lohn zu dienen. Unterwegs begegnet ihr der böse Feind, in der Gestalt eines reisenden Menschen, fragt das gemeine, jedoch wohlgestaltete Bauern-Mägdl, wohin es gehe? nachdem solche geantwortet, daß sie bei der nächst entlegenen Herrschaft begehre in Dienst einzustehen. Bei Leib nit, setzt hinwieder der vermascherete Teufel, es wird dich reuen mein Mensch! Diese, ungeachtet solcher Abmahnung, gehet nach besagtem Schloß, allwo sie aber nit lang hernach zum Fall kommen, und großen Leibs worden; als solches zu den Ohren der Herrschaft gelangt, war gleich der Befehl, man soll den
Was ist gemeiners bei den Leuten, als die Entschuldigung? allenthalben hört man diese wilden Muteten. Der Teufel hat mich daher geführt, der Teufel hat mich verblendt, der Teufel hat mich zu dieser Gesellschaft gebracht, der Teufel hat mich mit diesem Gesind bekannt gemacht, der arme Teufel muß in allem die Schuld tragen, da unterdessen seine Versuchungen und Anreizungen nichts, gar nichts können wirken, und auskochen, wann nit dein eigner böser Wille ein- und zustimmt. Klage demnach in der Beicht dich allein an, lege die Schuld allein auf dich, schreibe das Verbrechen deiner eignen Bosheit zu, entschuldige dich nit mit der Natur, mit der Gelegenheit, mit dem Gestirn und Planeten, unter denen du geboren, mit den Eltern oder Vorstehern, die dich erzogen, mit der Gebrechlichkeit peccavi, fein rund heraus ohne Excusa deine Sünden.
Ich hab es nie gelesen, du wirst es auch nit lesen, ein anderer wird es ebenfalls nit lesen, daß Magdalena sich hätte entschuldiget. Eine andere hätt etwan gesagt, Herr, ich hab zwar einen liederlichen Wandel geführt, aber wie hat es anderst seyn können, ein junges Blut, eine frische Dama war ich, an Gütern und Mitteln hatte ich keinen Abgang, meine Eltern hab ich nit zu fürchten gehabt, dann sie waren schon todt, die Gesellschaften der Kavaliere waren öfters auf meiner Herrschaft zu Magdalis, die schöne Gestalt, und mein wohlgeschaffner Leib, haben auch das Seinige gethan, die liebe Freiheit, so ohne das eine Verführerein der Jugend, ist fast zum Meisten daran schuldig gewesen etc. Eine andere hätte also ihre Missethaten beschöniget, aber Magdalena hat gar keine dergleichen Entschuldigung vorgeruckt, sondern öffentlich, mit nassen Augen, mit gebognen Knien, mit zerknirschtem Herzen bekennet, sie habe gesündiget. Den Mantel, womit dergleichen Beichtkinder ihre Fehler verdecken in der Beicht, den hat der Teufel zugeschnitten, den hat er gemacht, den hat er gefüttert, den flickt er noch alle Tag, Stund und Augenblick.
Im alten Testament mußten, auf Befehl Gottes, die Leute, so den Aussatz hatten, sich stellen vor dem Priester, aber wie? sie mußten sich stellen mit ganz zerrissenen Kleidern, mit blosem Haupt etc. Dies in animam suam peccat, qui se excusat, repellens proinde a se indulgentiae medicinam, et sic vitam sibi proprio ore intercludens. Das ist bitter genug geredet von dem honigfließenden Abt Bernard. Der sich entschuldiget, sündiget in seine eigene Seele, schiebt von sich die Medizin der Verzeihung und bringt sich selbst um das Leben.
Barbara tritt am heiligen Ostertag in Beichtstuhl, macht ihre gewöhnlichen Zeremonien, nach solchen, aber fängt sie an ganz wohlberedt, ohne einigen Arrest der Zunge, zu reden, oder besser geredet, zu schwätzen.
Pater, ich habe Stiefkinder, die seynd so unerzogen, ich wollte lieber Ameisen hüten, als sie, die Fratzen, haben halt eine Mutter gehabt, die hat keine Brillen gebraucht, sondern hat alles durch die Finger gesehen, jetzt wachsen sie auf, und ist nichts an ihnen zu sehen, als lauter Ungebärden.
Pater! meine Dienstboten thun so gar kein gut, es kommt nit bald ein Mensch von mir, der die Kleider vorn nit zu kurz werden. Der Teixel
Pater! ich hab Innleute, die raufen und schlagen den ganzen Tag, ich gedenk oft bei mir selbst, bei den Narren muß das ganze Jahr Charfreitag seyn, weil man immerzu die Pumpermette hört. Mit Berchtolsgadner Waare gings noch hin, aber mit Stuhlfüßen fechten, das ist zu grob.
Ich weiß nit, wie es mein Nachbaur kann verantworten, daß er Tag und Nacht Spielleut hält. Mit Tanzen thut man wahrhaftig die Schuh nit doppeln, ich glaub, es muß ihm der halbe Batzen alle Stund niederkommen, sonst könnten sie so lang nie klecken.
Pater! ich hab einen Gevatter, der ist so liederlich, daß er oft eine ganze Woche im Wirthshaus sitzt, die Kinder haben zu Haus nichts zu nagen, und müssen über ihren Willen Barfüsser-Ordens seyn.
Pater! ich hab es oft gesagt und sags noch wann ich sollte in so schönen Kleidern daherziehen, wie unsere Richterinn, ich müßte das Geld nur stehlen, man weiß wohl, daß auf den Krautstauden keine Seidenwürmer, wachsen.
O Pater! einen Mann hab ich, der thut sogar kein gut, ein Kreuz vom eichenen Holz wollt ich gern tragen, aber von Feuchten, das kommt mir zu schwer, mein Mann muß feucht haben, er ist die ganze Zeit bei der Pippe, und die Pippe macht, daß ich nichts zu päppen habe. Ich bitte den Herrn Pater, gar
O meine Barbara, die heilige Barbara malt man mit einem Thurm, dich aber soll man malen mit einem Narrenhäusel, diese deine abgelegte Beicht ist närrisch und thöricht, indem du nit deine Sünden geoffenbaret, sondern anderer Leute ihr Gewissen durch die Hechel gezogen, welches nit allein die Beicht ungültig macht, sondern noch hierüber Gott sehr beleidiget. Christus der Herr hat dem Aussätzigen befohlen, er soll hingehen, und sich dem Priester zeigen, Ostende Te, dich, dich klage an, und nit andere, du weißt wohl, wie mühselig es gewest ist den göttlichen Augen, wie der Cham seinen Vater Noe entblößet hat, was gehen dich anderer Leute Verbrechen an, daß du selbige willst entblößen, indem du mehr schuldig bist, solche zu verhüllen. Hast du einmal eine solche offene Schuld gehört. »Ich bekenne Gott dem Allmächtigen, Mariä seiner hochwürdigen Mutter, allen lieben Heiligen, und gib mich schuldig, daß mein Nachbaur, mein Mann, mein Knecht, von ihren kindlichen Tagen an, bis auf diese Stunde, oft und viel gesündiget haben, mit Gedanken, Worten und Werken etc.« Dergleichen Modi ist noch nit in die, katholische Kirche eingeschlichen. Jener arme Reisende, so zwischen Jerusalem und Jericho unter die Mörder gerathen, welche ihn völlig ausgeraubt, und noch darüber aliorum accusatio non est confessio, sed offensio. Eine solche Beicht, worin man andere anklagt, ist kein Bad, sondern ein Schad, ist keine Medicin, sondern ein Ruin, ist keine Versöhnung, sondern eine Verhöhnung, ist keine Erledigung, sondern eine Beleidigung, ist keine Reu sondern eine Keierei etc.
Sabina Leonora Maximiliana (eine halbe Litanei der Heiligen) rauschet im Beichtstuhl hinein, wie der Wind durch das Geröhr in einem ungeputzten Teich oder Weiher, endlich fängt sie folgender Gestalt an:
Ich hab mein Gebet nit mit Andacht verricht.
Ich hab zuweilen eine kleine Unwahrheit geredet.
Ich bin zu Zeiten ungeduldig gewesen.
Ich bin mit gebührender Devotion nit zu der heiligen Kommunion gangen.
Ich hab ein wenig Argwohn von meinen Nebenmenschen.
Ich bin nachläßig gewesen in meinen Bruderschaft- Verrichtungen.
Ich hab weltliche Gedanken gehabt.
Ich hab etwas zu frei mit den Mannsbildern geschwätzt. Weiter nichts. Weiter nichts? es ist nit ohne, daß gar viel dergleichen so vollkommene Seelen gefunden werden, so sich der Lieberei befleißen, welche unser lieber Herr auf dem Berg Tabor in seinen Kleidern gezeigt, indem solche so weiß waren, wie der Schnee. Es ist schon wahr, daß gar oft im hohen Stand Personen gefunden werden, welche weit frömmern und vollkommenern Wandel führen, als viel im niedern Stand und gemeinen Pöbel, gleichwie der hl. Patriarch Abraham mit seinem frommen Sohn auf der Höhe des Bergs Moria war, unter des Bergs aber den Esel gelassen. Es ist nit zu läugnen, daß sehr viel vom Adel ohne Tadel leben, aber gar oft, leider! gar oft geschieht es, daß sie die kleinen Verbrechen und leichten Mängel an Tag geben, die groben und harten Todtsünden aber verschweigen.
Nachdem die Israeliter vierhundert und dreißig Jahr als elende Sklaven in Egypten waren, hat sie der große Mann Gottes Moses endlich heraus geführt und erlöset. Ihrer seynd gewesen dreißigmal hundert tausend Personen, und waren anfangs nit mehr als fünf und siebenzig, benanntlich Jakob mit den Seinigen
Ein rothes Meer ist die Schamhaftigkeit, massen der Mensch, wann er sich schämt, pflegt in dem Angesicht roth zu werden. O wie viel tausend und tausend gehen in diesem rothen Meer zu Grund! welche sich schämen, dem Beichtvater diese oder jene Sünde in ein Ohr zu sagen, so doch am jüngsten. Tag der ganzen Welt kundbar seyn wird. O wie viel gibt es Rachel, welche die Götzenbilder unter dem Stroh verbergen, und nichts gestehen wollen?
Valerius Venetus schreibt, daß einmal zwei fromme Religiosen auf der Reis in einem Marktflecken haben Meß gelesen, wobei auch mit aller gebührenden Andacht eine adeliche Frau war, welche schon viele Jahre eine große Sünde verschwiegen, und selbige niemals gebeicht, indem sie aber wahrgenommen, daß diese ganz fromme und unbekannte Geistliche seynd, hat sie sich endlich entschlossen, solche Sünde einem aus diesen zu entdecken, welches auch nach vollendeter hl. Meß geschehen, wie sie nun in wirklicher Beicht begriffen, hat der andere fromme Religios vermerkt, daß besagter Frau mehrmal schändliche und
Ein Wolf ist wie der Teufel und der Teufel ist wie ein Wolf; wann dieser ein Lämmlein von der Heerd raubt, so ergreift er dasselbige bei der Gurgel,
O bethörter Mensch, du sollst dich darum schämen, weil du dich schämen thust, pfui! Schäme dich, siehe an deinen Heiland Jesum am Kreuz ganz nackend und bloß, und dieser hat sich wegen deiner Sünden entblößt, siehe wie offenherzig er mit dir umgangen, daß er sogar durch die Lanze Longini das Herz lassen eröffnen und die Sünder also gezeigt, wie er inwendig beschaffen, in Erwägung dessen hat der Altar in dem großen Tempel zu Jerusalem den rothen Vorhang, womit er verdeckt war, mitten von einander zerrissen, als wollte er zu verstehen geben, es schicke sich gar nit, daß er solle bedeckt seyn und Gott der Herr entblößt. Velum Templi scissum est etc. Schäm dich, Sünder! ins Herz hinein, daß du sollest mit dem rothen Vorhang der Schamhaftigkeit verhüllen deine Sünden und dein Gewisien nit recht enblößen, indem doch dein Erlöser und Heiland deinetwegen entblößet worden.
Du sollst dich darum schämen, weil du dich schämen thust, wenn der höchste Gott ein Gebot gegeben, daß, wer eine Todtsünd wissentlich begehet, entweder
Dergleichen lieset man von einem Schiff, welches von den tobenden Wellen dergestalten angetastet worden, daß es alle Augenblick scheinte in die Tiefe des Meeres zu versinken; indem nun alle die Händ gen Himmel gehoben, und die Barmherzigkeit Gottes angefleht, da hat sich einer hervor gegeben, daß solche Ungestüme des Meeres wegen seiner großen Missethaten entstanden, welche er dann auch öffentlich mit allen Umständen bekennet. Ob zwar solche keine wahre Sakramental-Beicht nit gewest, so hat doch dem Allerhöchsten die demüthige Bekenntniß also gefallen, daß
Pfui schäme dich, o sündige Seel, daß du dich schämen thust, indem doch Gott ein so leichtes Mittel, wie dir die Beicht ist, dir gespendirt hat; von allen Sünden, und folgsam von der Höll frei und los zu werden. Weißt du, was eine einzige Todsünd seye? durch eine einzige Todsünd hast du deine so theuer erlöste Seel dem Teufel verkauft und verschrieben, durch diese hast du die Sentenz des ewigen Tods wider dich selbsten gefällt, durch diese hast du deinem Erschaffer und Heiland spöttlich den Rucken gezeigt, durch diese hast du alle deine Verdienste, so du dein Lebtag gesammlet, verschwendet und verloren, durch diese hast du deinen eignen Schutzengel von dir geschafft, durch diese hast du alle Heilige Gottes dir zu Feinden gemacht, durch diese hast du alle Kreaturen und Geschöpfe höchster massen erzürnt, also, zwar, daß unverzüglich das Feuer dich thät verbrennen das Wasser dich ertränken, die Luft dich erstecken, die Erd dich verschlucken, wofern ihnen Gott den Gewalt ließe, ja keine Mücke auf dem ganzen Erdboden wäre, die dich derenthalben nit verfolgte, durch eine Todsünd hast du mit aller Gewalt der Himmels-Königinn Mariä ihren gebenedeiten Sohn Jesum aus den Armen gerissen, denselben unmenschlich
Philippus, König in Frankreich, hatte einen erwachsenen Erbprinzen, welcher sich gänzlich verliebt in die wohlgeschaffene und überaus schöne Klementia, eine Tochter Karoli, des anderten Königs in Sizilia, es ist auch die Sach schon so weit kommen, daß man die wirklichen Heiraths-Traktaten sollte beederseits zu Handen nehmen, es sorgte aber Philippus, König in Frankreich, daß besagte Prinzessin möchte auch einen Mangel am Fuß haben, massen ihr Herr Vater Karl krumm gewest, verlangte demnach, daß zu mehrer Sicherheit erstgedachte königliche Tochter vor einem Medico oder Arzt solle den Fuß entblößen, welcher erste Vortrag der schamhaftigen Prinzessin sehr schwer und hart gefallen, nachdem sie aber verständiget worden, daß sie hierdurch zur königlichen Hohheit könne gelangen, hat sie
Eine herrliche Kron, eine himmlische Kron, eine ewige Kron hat auch der größte Sünder zu hoffen, wenn er auch mehrere Todtsünden begangen, als Tröpflein Wasser im Meere, als Stäublein in der Luft, als Gräßlein auf Erden, als Stern im Himmel, so er nur sein Gewissen entblößt und völlig entdeckt vor seinem Beichtvater, wann es dir schon etwas schwer gedunkt, so erwäge doch, daß es weit leichter sey, vor einem Menschen zu Schanden werden, als einmals am jüngsten Tag vor Gott, vor allen Heiligen, vor allen Engeln, vor allen Verdammten. Leichter seye, dieses wenige Schwitzbad auszustehen, als in der Höll ewig schwitzen. Leichter seye, zu leiden dieses wenige Schamen, als das ewige Verdammen. Verschweigest du aber wissentlich eine einzige Todsünd, oder nothwendige Umständ, oder Anzahlen, sodann ist die Beicht kein Bad, sondern ein Schad, sodann dienet sie dir nit zum Reinigen, sondern zum Peinigen, sodann hilft sie dir nit zum Heil, sondern zur Höll. Dergleichen Historien und Geschichten findest du in allen Büchern, wie oft einige Personen, die sonst einen ehrbaren und christlichen Wandel geführt, wegen einer einzigen Todsünd, die sie aus Schamhaftigkeit verschwiegen, seyen ewig, o bitteres Wort! ewig verdammt worden. So beicht dann recht, umgehe dein Gewissen nit nur einmal, sondern wohl auch siebenmal, wie die Leviten um die Stadt Jericho, beicht recht, und vermäntle die Sach nit, wie die Rebekka, so ein Kitzlfleisch für ein Wildprät aufgetragen. Beicht
Margareth, eine Bäurin vom Dorf herein, geht am Portiunkula-Tag zur Beicht, approschirt mit beeden Ellenbogen so stark durch die Leut, daß sie gar bald zum Beichtstuhl gelangt, alldorten fängt sie folgender Gestalt an zu reden:
Pater, mein Mann ist nächst verwichener auf dem Jahrmarkt gewesen, unterwegs aber beim grünen Lindenwirth nit weit von Trunkelhausen, allwo die Kirchfarth ist bei den 14 Nothhelfern, hat er eingekehrt, und weil dazumalen eine so große Hitz war, wie dann unser Herr Pfarrherr vor 8 Tagen um einen Regen nach unser Frauen Berg einen Kreuzgang verkündet, also hat dem guten Mann der Wein sobald geschadet, daß er unterwegs eine halbe Stund von hier, gleich bei der alten Ziegelhütte, wo vor diesem das Siechhaus gestanden, gestolpert und gefallen, und sein Kleid, welches er vor einem halben Jahr neu angelegt, und die Elle 18 Groschen gekostet, dermassen übel zugerichtet, daß er über und über voller Koth, wessenthalben ich, mein Gott, wer soll nit ungeduldig
O mein Margareth, dieß ist erst Numero eins, auf solche Weise werdet ihr länger beichten, als Noe die Arche gebauet, ihr bringt die Sach vor, mit unnöthigen Umständen, und gar zu großen Weitläufigkeiten; die heilige Schrift sagt, daß der Noe habe einen Rausch gehabt, setzt aber nit, daß er aus einer Kandel, oder Krug, oder Pitschen, oder Angster habe getrunken. In der heiligen Schrift stehet, daß Kain seinen Bruder Abel habe zu todt geschlagen, setzt aber nit, daß er solches gethan mit einer Hacke, oder mit einem Ohrlöffel, oder mit einem eichenen Tremel. Die hl. Schrift zeugt, daß Zachäus auf einen wilden Feigenbaum gestiegen, setzt aber nit, daß er eine Leiter gehabt, oder einen Stuhl, oder sey ihm einer Bock gestanden: Denn alle dergleichen Umständ thun nichts zu der Sach, also mein liebe Margareth hättet ihr das Meiste aus diesen hergebrachten Worten können auslassen, gestalten es gleicher gewest einem leeren Geschwätz, als einer rechten Beicht, diese muß zwar ganz seyn, aber keine Gans seyn, will sagen nit mit unnothwendigem Geschwätz vermischt, massen der Beichtvater anstatt Gottes sitzt, dem alle Ehr und Gebühr geziemet.
Es wäre allhier noch viel zu schreiben von der Beicht, von der Reu und Leid, von dem steifen Vorhaben, sich zu bessern, von der Genugthuung oder Verrichtung der Buß, so alle als nothwendige Stuck zu
Wanns um und um kommt, so büßt endlich der Beichtvater ein, entweder bei Gott oder bei den Menschen, muß also er das Bad austrinken. Beim Schwemmteich zu Jerusalem war ein armer und elender Tropf, welcher 38 Jahr daselbst ganz hülflos gelegen, diesen aber hat unser Herr frisch und gesund gemacht, anbei aber befohlen, er soll sein Bett auf die Achsel nehmen und fortgehen. Wie solches die nasenwitzigen Hebräer und vornehmsten, Synagoger wahrgenommen, die gleich dazumal am Sabbath auf- und abspazierten, und mit ihren Bloder-Krösen daher prangten, schnarchten sie alsobald über diese Sache, fragten den Menschen, der so gesund worden, wer derjenige so indiskrete Geselle seye, der ihm, erst von so langwieriger Krankheit ausgestandenen, eine so schwere Last auferlegt? »Quis est iste, qui dixit, tolle grabatum tuum.«
O wie oft laufen solche Klagen über den Beichtvater! der muß nit selten das Bad austrinken, da heißt es, dem Pfaffen beichte ich mein Lebtag nit mehr, er hat mir auferlegt, ich soll am nächsten Freitag in Wasser und Brod fasten, auf solche Weise hätte ich alle Monat Quatember, er hat mir für eine Buß geben, ich soll etliche Tag um meine bloße Lenden ein rauhes Cilicium tragen, wann auch meine Haut vom Pfundleder wäre, so könnte ich solche Roßseide quis iste, qui dixit, tolle grabatum tuum.
Es ist zwar den Beichtvätern die Diskretion bestens anständig, und soll bei ihm die Gütigkeit das Vorgewicht haben, auch allemal mit unserm Herrn und Heiland sprechen: »Misereor super turbam, mich erbarmen die Leut.« Aber höre ein wenig, du ungeduldiges Beichtkind, der Priester, als ein geistlicher Arzt, weiß die Pflaster schon zu machen nach Art der Wunden, daß er dir eine Disciplin oder Cilicium auferlegt, ist die Ursache, damit dein muthwilliger Leib in etwas gezähmt werde; daß er dir die Karten und Würfel verboten, ist darum geschehen, damit dir fein die Gelegenheit zum Fluchen und Gotteslästern genommen werde; daß er dir ein Fasten auferlegt, ist
O wie oft muß auch ein Beichtvater bei Gott selbst das Bad austrinken, und wird samt dem Beichtkind zum Teufel fahren! Wehe denselbigen Beichtvätern, welche großen Herren die Fuchsfedern streichen, und ihnen nichts getrauen zu sagen, ja mit ihrem Stillschweigen dero Laster und große Verbrechen gleichsam versiegeln und bestätigen. Ein Beichtvater soll von Rechtswegen seyn wie jene 4 Thier, so der Prophet Paedagogo Christiano weitläufig beschrieben wird, da nämlich die Teufel den Beichtvater und das Beichtkind auf einmal hinweggeführt, um, weil das Beichtkind ein großer Wucherer gewesen, der Beichtvater aber allemal das Kreuz darüber gemacht, mit 2 Vater unser von sich geschickt, von solchem Laster nit abgemahnet, sondern noch dessen Tafel genossen, und also mehr Acht gehabt auf gute Bissen als auf ein gutes Gewissen. Darum soll man sehr behutsam seyn in Erwählung eines Beichtvaters, ja sogar, nach Einrathung des hl. Franzisci Salesii, soll man aus zehntausend den besten ausklauben. Ins Bad, ins Bad! aber auch zu einem guten Bader, die Beicht ist das Bad, ein Pater der Bader, viel Glück ins Bad!
In dem ganzen bittern Leiden Jesu Christi wird man finden, daß der sanfmüthigste Herr und Heiland nur wider 2 Personen habe klagt, benanntlich wider den Iscarioth und den Malchum, wider diesen, als er ihm einen so harten Backenstreich versetzt, Etsi multi se nominent Christianos, nomen usurpant, non
omnes mercedem habent. Juda accepit osculum, sed auditiv Juda! osculo filium hominis tradis? hoc est, amoris pignore scelus imples, et pariter instrumento odia seris, et charitatis officio mortem irrogas?
Wer bist du? Antwort: ein katholischer Christ, bist du ein solcher, so knie nieder, schlag die Händ zusammen, erhebe deine Augen gen Himmel, und lege Gott dem Allmächtigen soviel Dank ab, als da seynd Gräsl in den Feldern, Blätter in den Wäldern, Strahlen in der Sonne, Tröpflein in dem Brunnen etc. Höre nit auf zu danken dem allergütigsten Gott um diese große Gnad, dieß ist ein Schatz über alle Schätz, den da so viel Millionen der Menschen nit gehabt haben, als welche Stein und Pein, Katzen und Ratzen, Luchs und Fuchs, sogar den Teufel vor einen Gott angebeten. Die Chaldäer haben als einen Gott verehret den Urchasdim, die Heveer den Tartack, die Babylonier den Suchot, die Chutäer den Nergal, die Ammoniter den Moloch, die Persier den Esch, die Philistäer den Dagon, die Ammorhäer den Chemosch, die Egyptier den Baalzephon, die Moabiter den Belphegor, die Sidonier den Astaroth, die Deutschen das Götzenbild Fortunä, die Sachsen den Flins, die Westphälinger den Mesborg, die Moscoviter den Perun etc. Wann dann du zu dieser Zeit hättest gelebt, so wärest du gleich andern in solchem Irrthum gelegen, den Teufel vor deinen Gott gehalten, und folgsam sein Himmelreich geerbet.
Ich wollte wünschen, daß du könntest mit dem heil. Benedikto in einem Augenblick sehen die ganze s. v. mit dero Wasser ihre Angesichter, und halten es so hoch, als wär dieser Syrup vom Himmel kommen. Wann sie nahend bei dem Tod seynd und bereits in die Züge greifen, sodann schätzen sie sich sonderlich glückselig, so sie einen Kühschweif in den Händen halten. Alle, alle, alle diese als Heiden, seynd Kinder des Verderbens, und ist wohl zu glauben, daß nit so viel Blätter in der ganzen Welt zur Frühlings-Zeit in einem Jahr auf den Bäumen stehen, als dergleichen Götzen-Anbeter schon in den höllischen Abgrund gestürzt worden.
Neben diesen ist in keine Zahl zu bringen die Menge derjenigen, so zwar in etwas den wahren Gott
O wie viel und viel, und Millionen viel seynd schon zum Teufel gefahren, und fahren nach der Marionisten,
Wer bist du? Antwort: ich bin ein katholischer Christ; bist du ein solcher, so schlag vor Freuden deine Händ zusammen, laß vor Freuden die Augen in Thränen
Damit Joannes Trarersius, ein gelehrter Theolog, zeige, daß der christliche katholische Glaube der allein seligmachende seye, hat er mit stattlichen Schriften die Autorität des päpstlichen Stuhls defendirt, als er auch derenthalben angeklagt worden, hat er die drei Finger, wormit er besagte Schriften verfaßt, in die Höhe gehebt, sprechend, es reue ihn gar nit, daß er mit diesen des Papstes Gewalt habe bestätiget.
Da ihm nun das Leben von dem Scharfrichter genommen,
Damit Gott zeige, daß der christliche katholische Glaube der allein seligmachende seye, also hat sich zugetragen, daß in der großen Tartarei in der Hauptstadt Baldach. Alchalifus, welcher bei ihnen soviel als bei uns der Papst, allen daselbst befindenden Christen anbefohlen, weilen er in ihrem Evangelio gelesen, daß wer nur einen Glauben habe, wie ein Senfkörnlein, könne einen großen Berg von einem Ort zum andern überschaffen, daß sie entweder solches Wunder sollen wirken, und zwar innerhalb 15 Tagen, oder aber alle den sarazenischen Glauben annehmen. Das kleine arme Christenhäuflein wurde hierüber nit ein wenig bestürzt, weil sie aber durch eifriges Gebet die Sach Gott dem Herrn bestens anbefohlen, als ist ein Engel dem Bischof oder ihrem geistlichen Vorsteher erschienen, ihm anbefohlen, daß er einem einäugigen Schuster oder Schuhmacher solle befehlen, das Miracul mit dem Berg zu wirken. Wie nun erstbesagter armer christlicher Handwerksmann eine ziemliche Zeit in dem andächtigen Gebet verharret, so ist geschehen, daß der große und der Stadt nahe angränzende Berg von freien Stucken sein voriges Ort verlassen, und sich anderwärts wohin begeben, worvon geschehen, daß sehr viel Sarazener den christlichen Namen angenommen.
Daß dieses der rechte und allein seligmachende Glaube seye, haben es bishero die großen Wunderwerke von Anfang der aufgerichten katholischen Kirche
Eine seltsame Geschicht von einer Meerkatz wird glaubwürdig erzählt von Cornelio Hazard in seinen mogorischen Kirchen-Historien, und zwar folgenden Lauts: Ein Bürger zu Bengala hatte eine dermassen schlaue und arglistige Meerkatz, daß das gemeine Heidenvolk in ihr etwas Göttliches verborgen zu seyn vermeinte. Dieses Thier wurde dem König höchst gepriesen, und nachmals beigebracht; der König zog den Ring von seinem Finger, und verbarg denselben in Abwesenheit der Meerkatz in die Schooß eines Kinds,
Dein Glaub ist der rechte, ist der allein seligmachende, weil nit allein so viel heil. Doktores mit der Feder denselbigen geschützet, nit allein so viel Proheten denselben vorgedeutet, nit allein so viel heil. Beichtiger mit großen Mirakuln denselben bestätigt, sondern so viel heil. Martyrer, deren in die eilf Millionen gezählt werden, mit ihrem Blut denselben unterschrieben. Es ist kein Stand nit, welcher nit um des christlichen Glaubens willen gern und urbietig alle Pein und Marter, und endlich den Tod ausgestanden. Willst Soldaten? in Armenia seynd allein 10000 um dieses Glaubens willen gekreuziget worden. Willst Medicos? der heil Panthaleon ist um Christi willen gemartert worden. Willst Rathsherren? neben andern ist Apollonius. Willst Edelleut? neben andern ist Mauritius. Willst Fürsten? neben andern ist Gallikanus. Willst Herzoge? neben andern ist Hermenegildus. Willst königliche Prinzessinnen? neben andern ist Dimpna, eine Tochter des Königs in Irland. Willst Könige? neben andern ist Olaus in Norwegen. Willst Kaiserinnen? eine solche ist Serena, Diokletiani Frau Gemahlin. Willst Bischöf? deren ist fast keine Zahl. Willst römische Päpst? deren
Wer bist du? Antwort: Ich bin ein katholischer Christ, bist du ein solcher, so höre nit auf Gott zu danken Tag und Nacht, früh und spat, um diese großmächtige Gnad, dann wisse wohl, daß dieser Glaub eine Grundfest seye aller Tugenden, eine Wurzel der Unsterblichkeit, ein Anfang und ein Ausgang des Heils, ein Schatz der Verdienste, eine Schul der evangelischen Wahrheit, ein Schild der katholischen Kirche, ein Riegel unsers Lebens, ein Glanz unsers Verstands, ein Sieg unsers Streits, ein Triumph aller Sekten, eine Pein der Tyrannen, ein Brunn der Wunderwerk, eine Spende der Gnaden, eine Geisel der Teufel, eine Pforte der Vollkommenheit, eine Straße der Seligkeit. Aber wisse beinebens, daß der Glaub bei den Erwachsenen muß nothwendig auch haben die Gesellschaft der guten Werk, sonst ist der
Allezeit hat sich unser lieber Herr, da er auf Erden wandelte, sanftmüthig und gütig erzeigt, ausser damalen, wie er den Feigenbaum in Mitte des Felds vermaledeit. Auch ein Block könnte hierinfalls dieses Baumes einen Advokaten abgeben, und wäre gewiß kein hölzernes Argument, wann er sagen thäte, warum Herr? warum machest du ein so saures Gesicht gegen den süßen Feigenbaum, und verfährst so hart mit diesem Schwager des Zuckers? entweder ist er schuldig oder nit schuldig, ist er nit schuldig, wessenthalben züchtigst du ihn mit so erschrecklicher Malediktion? ist er aber schuldig? warum strafest du ihn und nit andere auch? dann auf diesem Feld stehen auch andere Bäume, Aepfel-, Birn-, Zwetschgen-Bäume, die gleichmäßig keine Frucht tragen, massen es zur Frühlingszeit. Diese Excusa hatte auch der arme Feigenkramer. Non enim erat tempus sicorum. Gewiß ist es, daß hierinfalls ein andere Geheimnuß und Bedeutung verborgen, gestalten der vernunftlose Baum nit fähig einer Malediktion. Der hl. Chrysostomus spricht, man soll wohl in Acht nehmen, was der Feigenbaum für Blätter habe, da wird man sehen, daß ein Feigenblatt fünf abgetheilte Eck oder Ausschuß habe, und also nit ungleich einer Menschenhand, wegen der 5 Finger. Indem nun dieser grüne Gesell so viel Händ dahergezeiget, aber nirgends keine Frucht, hat der Herr einen billigen Zorn über ihn gefaßt, zumal er ein Sinnbild eines Menschen, der zwar den rechten Glauben hat, aber beinebens keine Frucht der
Eine wunderliche Geschichte wird in göttlicher Schrift registrirt, daß nämlich die Galatiter mit den Euphrateern unweit des Fluß Jordans eine blutige Feldschlacht gehabt, worinnen die Letzteren das Letzte gezogen, und folgsam den Hasentanz genommen. Weil nun die Galatiter als galante Ritter dem flüchtigen Feind wollten den Paß verstellen, also haben sie sich geruckt in aller Eil an den engen Weg, wo besagte Euphrateer mußten nothhalber durchpassiren. Weil aber die finstere Nacht dazumal eingefallen, und man nit konnte erkennen, wer Freund oder Feind, zumal sehr viel Galatiter auch dahin marschirten, also hat die starke Schildwache allezeit geschrieen, wer da? gut Freund, sagt ein jeder, bist du gut Freund, so sag: Shiboleth. Nun ist zu wissen, daß die Euphrateer solches Wort weit anderst wegen ihrer besondern Sprach ausgesprochen, als die Galatiter, wie man dann auch einen Krainer von einem Deutschen kann unterscheiden, wann man ihm auferlegt, sie sollen aussprechen das Wörtlein Himmel, sodann wird der Deutsche rauh aussprechen: Himmel, der Krainer aber wird nit anderst sagen als Immel.
Willst du nun frei durchpassiren in das obere Vaterland, willst du dem Schwert der göttlichen Gerechtigkeit entfliehen, willst vor Gott erscheinen als ein Galatiter, oder galanter Christ, so ist vonnöthen, daß du aufziehest mit einer vollen Kornähre, das ist, mit dem rechten allein seliginachenden Glauben, wobei auch seynd die Früchte der guten Werke. Ein Glaube ohne diese ist eine leere Kornähre, ein Glaube ohne diese ist eine elisäische Hacke ohne Stiel, ein Glaube ohne diese ist der thörichten Jungfrauen Lampen ohne Oel, ein Glaube ohne diese ist eine Rachel ohne Kinder, ein Glaube ohne diese ist ein Samson ohne Haarlocken, ein Glaube ohne diese ist eine Josephische Cistern ohne Wasser. Ein Glaube ohne diese ist ein Lazarus ohne Leben. Ein Glaube ohne diese ist ein Cainisches Opfer ohne Wohlgefallen. Einen Glauben ohne gute Werk hat Judas Iscarioth gehabt, und findet man noch unzählbare seines Gleichen.
Unter dem König Senacherib hat in einer Nacht ein Engel aus göttlichem Befehl ein Kriegsheer von 185000 Mann zu Grund gerichtet, daß nit einer
O wieviel, wieviel seynd Christen anzutreffen! die zwar, dem äußerlichen Schein nach, werden angesehen vor Soldaten Christi, die unter dem Standart
Du ein Christ? Christus hat allen Reichthum veracht, in freiwilliger Armuth gelebet, auch geprediget, daß eher ein Kameel durch ein Nadelloch gehe, als ein Reicher in Himmel, du aber hangest dich an das Interesse, wie der Fisch Polipus an die Steine, und bist lieber goldselig, als gottselig.
Du ein Christ? Christus hat alle Kleiderpracht dergestalten verworfen, daß er selbst nichts anderst getragen, als ein schlechtes Kleid von Woll, ja seinen Unterrock hat ihm gestrickt die seligste Mutter Maria, da er im fünften Jahr gewesen, welcher allzeit mit ihm hernach gewachsen, und nach Aussag Masselli die Farb verändert, wie es die Festtäg erfordert. Du aber verhüllest deinen Madensack mit lauter Sammet und Seiden, und müssen fast alle Seiden-Würm zu deiner Kothbutte kontribuiren.
Du ein Christ? Christus ist also mäßig gewesen in Speis und Trank, daß er niemalen ein Fleisch genossen, ausser des Osterlamms, dir aber ist ein jeder Fasttag ein Lasttag, ja dein Bauch muß immerzu also angefüllt seyn, wie die großen Krüg zu Kana Galiläa, usque ad Summum.
Du ein Christ? Christus hat die ganze Zeit,
Du ein Christ? Christus hat nit allein seinen Feinden verziehen, sondern sogar die ihm angethauen Uebelthaten mit Gutthaten erwiedert, wie es sattsam bei dem Malcho zu sehen war, ja er hat noch vor seinem bittern Tod auf dem Kreuz für seine Feinde gebeten. Du aber kannst die allergeringste Unbild nit verkochen, und muß auf alle erdenkliche Weise die Rach gesucht werden.
Du ein Christ? Christus hat sich dergestalten gedemüthiget, daß er auch sich vor den Aposteln niedergeworfen, und dero Füß gewaschen, du aber willst immerzu in der Höhe schwimmen, wie das Pantoffel-Holz, und ist dir nichts mehr zuwider, als das Nieder, und ist die Alteza ein altes Wesen bei dir.
Du ein Christ? Christus hat mehr gelitten als alle Kreaturen auf Erden, und hat sein Leiden schon den Anfang genommen in dem gebenedeiten Leib seiner Mutter, massen er alle Freitag schon diejenigen Schmerzen gelitten, die er ausgestanden an dem bittern Kreuzstamm, und du bist so heiklich, daß dir auch ein subtiler Stachel eine Pein dünkt, die Lanze Longini zu seyn.
Du ein Christ? Christus hat schon mit sechs Jahren die halbe Nacht im eifrigen Gebet zugebracht, und diese heilige Gewohnheit gehalten bis in seinen bittern Tod, du aber glaubest, du habest schon ein
Du ein Christ? Christus hat alle Ehr geflohen, sogar wie ihn das Volk wegen des großen gewirkten Wunderwerks wollte zu einem König erwählen, hat er sich alsobalden aus dem Weg gemacht. Wie sie ober seiner auf dem Kreuz den Titul geschrieben: Jesus ein König der Juden, da hat er den Kopf geneigt, als wollte er gar nichts wissen um diese Ehr, du aber hast keine größere Sucht an dir, als die Ehrsucht, wanns möglich wäre, so thätest du mit den Storchen auf dem hohen Thurm kompetiren. So reißen sich die Lappen um die Kappen.
Du ein Christ? Christus war je und allemal ein Liebhaber des Friedens, dessentwegen er hat wollen geboren werden zur Zeit, da ein allgemeiner Friede auf der ganzen Welt gewesen, ja die ersten Muteten, und anstatt das Eya pupeya haben die Engel gesungen: Ehr sey Gott in der Höhe, und den Menschen Fried auf Erden. Du aber zählest lieber zwei als eines, bist öfter zu Penzing als Friedberg, hast mehr Krüg als Kandel, bist öfter ein Hadrian als ein Friederich.
Du ein Christ? Christus ist die Reinigkeit selber gewesen, dahero er nit anderst, als aus einer reinesten Jungfrau hat wollen geboren werden, ja ihm seynd von seinen so häufigen Feinden allerlei Laster, doch mit Unwarheit, vorgeworfen worden, sogar haben sie ihn einen Zauberer und Teufelskünstler geheißen, so hat er dennoch nit zugelassen, daß in Materia der Keuschheit das mindeste ungereimte Wort
Du ein Christ? Du bist ein Christ, wie die Büchsen in der Apotheke, auf welchen zwar auswendig ein schöner mit Gold geschriebener Titul, inwendig aber gar oft nichts zu finden, als ein geschimmelter Brocken von einer verdorbenen Hollersalzen. Du bist ein Christ, wie die Sessel bei großen Herren, so von außen mit Sammet und Gold überzogen, von innen aber nichts als ein stinkendes Roßhaar. Du bist ein Christ, wie ein schöner Wald, so wegen seiner äußerlichen schönen Grüne fast alle Augen an sich ziehet, inwendig aber hält er in seiner Schooß nichts anderst als Bestien und andere schädliche Thier. Du bist ein Christ mit dem äußerlichen Namen, nit aber in der That.
Du ein Christ? Christus hat niemal was anders geredet, als die Wahrheit, wessenthalben er auch also bei den Rabbinern verfolgt worden: Du aber steckest so voller s.v. Lügen, daß, wenn eine jede ein Ziegelstein wäre, man gar wohl ein höheres Gebäu könnte führen, als da gewest der Thurm zu Babylon, ohneracht derselbe 5174 Schritt hoch gewesen, und von dem Remrod erbauet worden.
Du ein Christ? Christus hat die drei und dreißig Jahr auf Erden nit einmal gelacht, den geringsten Gespaß, wie man pflegt zu reden, nit gehabt, du aber zählest den ganzen Tag keine Stund fast, darin du nit das Gemüth, forderst aber den Leib mit Freuden
Du ein Christ? Christus hat in einer so starken Versuchung in der Wüste den Satan so oft ritterlich überwunden, du aber ladest den Teufel durch vielfältiges Fluchen und Schwören selbst zu dir, und passiren wenig Wort aus deinem Mund, die nit ein Teufels-Patent bei sich tragen.
Du ein Christ? aus deinen Worten erkenne ich dich nit als einen Christen, aus deinen Werken siehe ich dich nit als einen Christen, aus deinem Wandel urtheile ich dich nit als einen Christen, aus deinem Aufzug spüre ich dich nit als einen Christen, denn ein Christ solle Christo nachfolgen. Aber wie folgest du? wo folgest du? wann folgest du? in wem folgest du? wie lang folgest du? So man die Sach recht und reif erwäget, so findet sich, daß du dem Namen nach ein Christgläubiger, den Werken nach ein Mistgläubiger sollst genennet werden.
Du kommst mir vor wie jener, von dem der hl. Vincentius Ferrerius schreibt, dieser wollte kurzum spitzfindig seyn, denn er suchte und versuchte alles, wie er doch möchte eine gespitzte Bischof-Kappe finden, die gespitzte Inful war ihm gar kein Spieß in Augen, massen er sich allezeit darnach gespitzt, wie ihm dann seine Anverwandten dießfalls nit wenig an die Hand gangen, zumalen sie selbst gern sahen, daß solche Ehr ihrem Haus möchte widerfahren. Nachdem er endlich nit ohne große Beschwerniß seinen Zweck erreicht, und zu solchem End nach Rom verreist, daselbst zu einem Bischof geweiht zu werden, da ist er, wie pflegt Vis reddere rationem etc. Willst du auch am jüngsten Tag Rechenschaft geben Christo der Seelen willen, welche dir werden anvertraut? Questo no! sagt er, das nit, da will ich nit hin, das laß ich wohl bleiben, da wäre ich ein Doctor etc. Indem er dann gesehen, daß er derenthalben einen so erschrecklichen Schwur sollte ablegen, hat er freiwillig die bischöfliche Würde resignirt, und also leer im Namen Gottes wieder nach Haus gekehrt, die seinigen Befreundten waren dessenthalben sehr unbegnügt, und wandten vor, daß er sie so viel gekostet, warum er dann nit diese geistliche Dignität habe angenommen? Ich, gab er zur Antwort, ich glaubte bei mir, daß ein Bischof weiter nichts anders zu thun habe, als Hühner und Kapaunen zu essen, aber zu Rom hab ich eine andere Lection vernommen.
Viel Christen seynd der albern Meinung, als seye es schon genug, wenn sie getauft seyn, wenn sie Christen genennet werden, wenn sie mit dem Mund Christum bekennen, im übrigen seye ihnen erlaubt, im Rausch und Bausch zu leben, nach Lust und Gust trachten, in Fraß und Gespaß das Leben zubringen, gedenken aber nit an die Lection, regnum caelorum vim patitur, das Himmelreich leidet eine Gewalt. Wehe aber solchen Christen, die nur den Namen Christi tragen, und nit die Werk Christi, wehe solchen Christen! die da haben die Stimm eines Jakobs, die Händ aber eines Esaus, wehe solchen Christen! welche a longe, von weitem, ja so weit, daß einer sie mit einem Wiesbaumlangen Perspektiv nit kann erblicken. Wehe solchen Christen! dann sie von Gott mehr verhaßt seynd, als Juden, Türken und Heiden. Dahero auch zu Zeiten des Kaisers Friderici die Sarazener selbst bekennt, nachdem die Christen alle aus dem heiligen Land vertrieben worden, daß sie solches heiliges Land mit ihren eigenen Waffen nit erobert, sondern der höchste Gott habe nit mehr gedulden können die abscheulichen Laster der Christen zu Jerusalem, und also lieber das heilige Land ihnen vergönnet, die doch nit in Christum glauben, als den Christen selber, welche nur den bloßen Namen tragen. Es ist die Aussag des hl. Nili, daß aus 10000 Katholischen nur einer selig
Macarius, der heilige und wunderthätige Einsiedler, dem die Löwen in der Wüste wie die Hunde aufgewartet, den sogar ein grausamer Drach mit menschlicher Stimm angeredet, dieser Macarius hat auf eine Zeit einen ausgedorrten Todtenkopf in der Wüste angetroffen, und denselben in dem Namen Gottes befragt, wem er zugehöre? ich, sagte der Todte, bin gewest ein Götzenpriester unter den Heiden. Nachdem solcher weiters gezwungen worden, zu bekennen, ob er dann noch einige unter ihm in der Höll habe? worauf er mehrmal geantwortet, daß unter seiner noch tiefer in der Höll die Juden seyen, die allertiefesten aber in diesem feurigen Abgrund seyen die bösen Christen, so die Gutthat der Erlösung Christi erkennt, aber gegen dieselbige wegen ihres sündigen klaub ist gewest, der ihm die Gnad Gottes, und folgsam das ewige Heil benommen hat.
Des verdammten Iscarioths gewissenlose Unthat hat sich an einem Mittwoch zugetragen, dahero Christus der gebenedeite Heiland seiner geliebten Braut der hl. Katharinä von Bononien, einer Klosterjungfrau aus dem Orden der hl. Klarä, geoffenbaret, daß ihm alle Mittwoch sehr schwer gefallen, weil er gewußt und vorgesehen, daß am selbigen Tag Judas Iscarioth, den er für einen Apostel und Lehrer der Welt auserwählt, ihn den Juden als seinen abgesagten und ärgsten Feinden nur um 30 Silberling verkaufen, und darauf verrathen würde, durch welche Unthat er ihm selbst einen erbärmlichen Tod, der ganzen Stadt Jerusalem ihre Zerstörung und endlich dem gesamten Judenvolk den äußersten Untergang verursachet. Nachdem nun dieser Abfaim aller Bosheit wahrgenommen, daß solches unschuldigste Lamm Gottes
Die Gnad hab ich nit gehabt, und nie gehabt, wie der hl. Paulus dieser Weltapostel, wohl aber das Widerspiel, massen er gar in den dritten Himmel verzuckt worden, ich aber auf eine kleine Zeit bin gar in die Höll hinuntergeführt worden, mein Führer war weit anderst, als der Führer des israelitischen Volks Moses, dann dieser trug Hörner von Strahlen, der meinige aber Hörner von einer Bockskron, das beste war, daß mir durch sondere Hülf und Gnad des Allerhöchsten dieser satanische Geist nit schaden konnte, sondern er mußte mir nur zeigen, wie die Höll, dieser Abgrund der Verdammten, beschaffen, und wer die mehristen alldorten zu finden. Wie ich nun dahin kommen, da ist mir ein ganzer Haufen Teufel ins Gewehr gestanden, dann es glaubten diese schwarzen Bestien, daß ich auch bereits ein Inwohner bei ihnenguten Morgen, guten Morgen ihr vornehme Herren! solches machte mir, wie billig, seltsame Gedanken, meistens darum,
Guten Morgen, guten Morgen ihr Vornehme, sagte mehrmal der Satan. O verfluchter Morgen, wiederholten diese elende Kreaturen, vermaledeiter Morgen, verdammter Morgen, unglückseliger Morgen. O Morgen, Morgen! du hast uns in diesen Abgrund gestürzt, weißt du nun, redet mich diese höllische Larve an, welche diese unzählbare Anzahl der ewig verlornen Seelen? Es seynd diejenigen, die von Tag zu Tag, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr, von einer Zeit zu der andern ihre Buß aufschieben, und allzeit das Vornehmen haben, morgen sich zu bessern, morgen beichten, morgen sich zu bekehren, nach dem Exempel des Judä Iscarioths. O Gott, nach solchen bin ich augenblicklich wieder in der Welt gewest, so bleich aber in dem Angesicht, wie jenes Tischtuch, welches dem Peter lauter Schlangen und Nattern aufgesetzt, so zitternd an dem Leib, wie der König Balthasar, da ihm die Schrift an der Wand den Garaus angedeutet. Kaum daß ich mich ein wenig erholt, da reichte mir ein Engel ein Schreiben in die Händ, die Uberschrift dieses Schreibens lautete also:
Den gesamten, wohlunachtsamen und ehrnbedürftigen
Erdboden.
Ich eröffnete mit großem Verlangen den Brief, zu wissen den Inhalt, massen er mit dem wiederholten Cito bezeichnet war, da fand ich aber nichts darin, als diese Wort aus dem Ecclesiastico, am 5. Kapitel 8. V.
O Mensch!
Bekehre dich zum Herrn ohne einigen Verzug, und verweil es nicht aus einem Tag zu dem andern, dann sein Zorn wird plötzlich kommen, und wird dich in Zeit der Rache verderben.
Datum im Himmelreich.
Ex Consistorio Divino.
Das hat mich alsobald veranlasset, daß ich ohne einige † Verweilung angefangen zu schreien: Buß, Buß, Buß! cito, cito, citissime, thut Buß ohne einigen Verzug, thut Buß ohne einigen Verschub, thut Buß, Buß, cito, cito, citissime, dann das Verweilen bringt fast allemal das ewige Heulen.
O Gott! O Gott! ich höre eine Antwort, die mir gar nit gefallen thut. Es sagt mir jemand, er sey noch jung, die Jugend muß vertoben, man könne sogar solches wahrnehmen an einem heurigen Weinmost, wann man ihm nit Luft läßt, so geschieht gar
Ein sonst über alle Massen guter und vortrefflicher Schütz, dazumal aber mittellos, begehrte von seinem Bekannten ein Geld zu leihen, dafür wollte er ihm eine gute Bärnhaut spendiren, welches ihm der gute Freund gar nit abgeschlagen, sondern ohne Verzug das verlangte Geld eingehändigt, fragte aber anbei, wo dann die Bärnhaut sey? Ich, gab er zur Antwort, gehe jetzt gleich in den nächsten Wald hinaus, und den ersten Bären, so ich werde antreffen, schieß ich nieder. Bruder willst den Spaß sehen? so gehe mit mir, welches er gar nit geweigert, indem sie nun eine ziemliche Zeit harte Berg, dicke Gehölz und Hecken durchstiegen, da erblickten sie einen Bären einer ungeheuren Größe, wessenthalben der gute Schütz die Gelegenheit nit wollte versäumen, sondern gar genau
Einem Jedem, der die Bekehrung von einem Morgen in den andern verschiebt, sage ich nit allein in die Ohren, sondern ich rede ihm gar zum Herzen, er soll doch um Gotteswillen mit einer solchen Zeit Wanns Gott will? Darum, darum, gibst du mir zu Antwort, weil bei Gott stehet der morgige Tag, und nit bei mir, wann nun der morgige Tag nit in deiner Gewalt, wie bist du dann so albern und thorrecht, wie so keck und vermessen, daß du mit einer Sache disponirest, so in eines andern Hände steht? Es seynd allhier zu Wien von 20 Jahren her über die 200000 Personen gestorben, (Pest und Krieg seynd harte Schauer und Rissel) viel tausend und tausend aus diesen haben dennoch müssen den Kehraus tanzen, viele aus ihnen des gähen Todes gestorben, da hört man öfters: Jesus! Jesus! der ist gestorben, die ist gestorben, wer hätts vermeint? wer hätte fichs eingebildet? wir seynd erst vor wenig Tagen überaus lustig gewesen beim Versprechen des Herrn Nasinger
Der Evangelist Lucas registrirt von einem reichen Herrn, daß derselbige bei sehr großen Mitteln seye gewesen, Kisten und Kasten war bei dem Phantasten alles voll, Traid hat der Habernarr im Ueberfluß, ja wie er einmal in einem Sommer einen gar großen Schnitt gehabt, da machte er sich bei der Nacht unterschiedliche Grillen, unter andern redete er sich selbsten also an: Was muß ich Potz Element anfangen? hab ich doch kein Ort mehr, wo ich meine Früchte kann legen, basta! jetzt fällt es mir grad recht ein, meine Scheuren will ich lassen abbrechen, und größer und weiter bauen, das völlige Traid dahin versammlen, und will nachgehends, wann ich einen so stattlichen Vorrath habe, mir gute Täge anthun, dem Maul nichts abschlagen, hübsch allegro seyn, müßte ich wohl ein Lappländer seyn, wenn ich mir nit etwas guts wollte vergönnen, ich bin jetzt auf viel Jahr, trutz einem in der ganzen Gegend herum! verproviantirt etc. was geschieht? es kommt eine Staffette von Gott, die lautet auf ihn, die Ueberschrift war diese:
stulte hac nocte etc. cito. Der Narr ist in derselben Nacht, da er sich alles dieses vorgenommen, an einem Katharr erstickt; der seine Scheuren hat wollen weiter machen, dem ist der Hals zu eng worden, der reiche Limmel hat vermeint, er werde noch viel Jahr leben. O Narr! und größer als vier Klafter lang? indem du dir ein langes Leben versprochen, da du doch keine Viertelstund versichert bist vor dem Tod, die ganze Zeit, so dir zugehörig, bestehet in dem einzigen
Es ist wahr, es scheinet fast nichts, das Gott dem Herrn angenehmer seye als die Buß. Der heilige Ambrosius vermeynet gänzlich, daß derentwegen Christus der Herr habe wollen geboren werden aus dem Stamm und Haus David, weilen der David ein Büßer gewesen. Der allererste, dem Gottes Sohn das Paradeis, den Himmel und die Seligkeit versprochen, ist ein Büßer gewesen, benanntlich der rechte Schächer Dismas. Die allererste, so der gebenedeite Erlöser nach seiner glorreichen Urständ erschienen, ist eine Büßerin gewesen, nämlich Magdalena. Der allererste römische Pabst, den er als ein sichtbares Haupt seiner Kirche vorgestellt, ist ein Büßer gewesen, benanntlich Petrus. Man weiß gar wohl, daß alles in dem alten Testament eine Figur und Vorbildung gewesen des Neuen, dort wie die Rebecca dem Jakob befohlen, er solle 2 Böcklein holen, die wolle sie dem Isaak, als seinem lieben Vater, gar gut kochen und zurichten. Die Rebecca hat bedeutet die Buß, als welche das Bockfleisch der Sünden also gut zurichtet,
Dem Manasse hat geholfen die Buß, das ist wahr, dem Achab hat geholfen die Buß, das ist wahr, den Ninivitern hat geholfen die Buß, das ist wahr, dem Zachäo hat geholfen die Buß, das ist wahr, dem Samaritan hat geholfen die Buß, das ist wahr, dem verlornen Sohn hat geholfen die Buß, das ist wahr etc. Dem allergrößten Sünder in der Welt hilft die Buß, das ist auch wahr, denn solches hat Gott, als die ewige Wahrheit, versprochen, aber wann willst du Buß thun? Morgen, sagst du, das hat dir Gott nit versprochen, den morgigen Tag hat dir der Allmächtige nit versprochen. Welcher Prophet Esaias oder Jeremias? Abdias oder Sophonias? Zacharias oder Malachias? welcher hat dir angedeutet, daß du noch so und so lang werdest leben? keiner aus allen hat dich vergwißt einer einigen Viertelstund, unh du, o Thorheit! und du, o Verblendung! und du, o Vermessenheit! steifest und gründest das ewige Heil deiner Seele auf etwas so ungewiß.
O Pater, ich hab in dem Leben des hl. Antonii Paduani gelesen, der mein sonderlicher hl. Patron, daß ein großer Sünder durch seine apostolischen Predigten also bewegt worden, daß er alle seine großen Lasterthaten auf ein Papier geschrieben, und sie Distinguo Distinguo.
O Pater, ich verstehe dieses lateinische Wort nit, aber zu Loreto in Italia hat man mir erzählt, und ist solches ganz glaubwürdig daselbst mit vielen Zeugnissen protokollirt, wie daß ein Jüngling gewest, welcher sich in aller Unzucht und erdenklichen Wollüsten auf Schweinart herum gewalzet, sogar sich dem bösen Feind selbst ergeben und verschrieben, damit er durch seine Hilf eines gewissen Weibsbilds, in welchen Schleppsack er sich vergafft, möchte theilhaftig werden; nach vielen und langen dergleichen Schandthaten ist er nach Loreto gereist, daselbsten eine vollkommene Beicht abgelegt, und als er etlichemal nit ohne Zäher folgende kurze Versikul in dem hl. Haus wiederholet, Monstra te esse matrem, zeige dich doch eine Mutter etc., da ist ihm in Gegenwart vieler Leut der Zettel, worin er sich dem Satan verschrieben, in die Händ geflogen. Woraus sattsam abzunehmen, daß Distingno, distiuguo.
O Pater, heißt das distinguo es stinkt? soll ich denn hierinfalls etwas unwahres erzählt haben, denn zu einem solchen pflegt man insgemein zu sagen, es ist s.v. erstunken und erlogen. Ich weiß noch ein anders, was ich auf eine Zeit in einer Predigt, deren ich mich sonst so gar viel nit achte, gehört und vernommen habe, wie daß einer An. 1341 zu Didymoth seine Ehefrau eines Ehebruchs und Untreu beschuldiget, und dem war auch in der Sach nit anderst, die Gewißheit aber einzunehmen, ob sie solche Unthat begangen, oder ob sie unschuldig seye, begehrte er von ihr, sie solle ein glühendes Eisen mit bloßen Händen angreifen, denn dazumalen war der gemeine Gebrauch, mit dergleichen Prob unter die Wahrheit zu kommen. Jetzt würde sich manche brennen; die gute Frau, zweifelsohne wegen des nagenden Gewissen, weigerte solche Feuerprob, ist aber in der Stille zu dem Bischof desselbigen Orts gegangen, ihm mit sonderer Reu und festem Vorsatz, sich zu bessern, die Sünd gebeicht, nach welcher er ihr ernstlich gerathen, sie soll anjetzo unerschrocken dasjenige vollziehen, was ihr Ehemann zuvor ihr auferlegt, dem sie auch in allem nachkommen, und das ihr mit einer Zange dargereichte ganz glühende Eisen ohne die allermindeste Verletzung angerühret. Woraus nun sonnenklar zu Distinguo, distinguo, distinguo.
Heut oder morgen, eins aus diesen ist gewiß, das andere ist nit gewiß; eins aus diesen ist sicher, das andere unsicher; eins aus diesen rathet dir Gott, das andere rathet dir der böse Feind; heut thue Buß, heut bekehre dich, heut fall deinem Jesu zu Füßen, das Morgen gehört dir nit zu, das Morgen ist nur ein vielleicht, es ist gar ungewiß, ob du morgen noch lebest, wenn du unterdessen solltest unverhofft sterben, und zum Teufel fahren, wer wird dich mehr erlösen? wenn ich jetzt sollte mit dem heil. Patritio die Höll eröffnen, und die Verdammten allda befragen, warum sie in den ewigen Kerker seynd gestoßen worden? O was unzählbare Anzahl derselbigen würde mir die Antwort geben, wir haben uns kräftig vorgenommen, einmal zum Kreuz zu kriechen, niemand ist aus uns, der nit des Vorhabens gewest, vor dem Tod noch eine vollkommene und rechtschaffene Beicht zu verrichten, seynd aber von dem unversehenen Tod übereilet worden, und haben die Zeit, auf welche wir unsere Buß verschoben, leider nit erlebet.
Bei dem Evangelisten Lukas wird das schändliche Leben des verlornen Sohnes gar schön beschrieben. Wie daß nämlich derselbe seinen Vater immerzu überloffen, und von ihm die Erbsportion verlangt, welche er auch endlich erhalten, und damit frei und frisch, frisch und frei in die Länder verreist, worinnen er so sauber gewirthschaftet, daß er aus Noth gar mußte cito proferte stolam primam, man soll alsbald ein neues Kleid herbeibringen, cito, cito, gehts, laufts, saumet euch nit, hurtig, geschwind, hui, cito, cito, seyds noch nit da? cito, cito, etc. Mein lieber Vater, ich bitt um Vergebung, daß ich ein paar Wort darf reden. Warum thust du nit diesem Landschlingel zuvor eine gute Predig halten? warum gibst du ihm nit einen guten Filz, der ohne das einen Hut vonnöthen hat? warum liesest ihm nit die Planeten, absonderlich den Planeten Venus? warum gibst ihm nit ein gutes Kapitel, anstatt des Kaputs? Ein anderer Vater hätte ein solches Bürschel mit einem guten knoperten hölzernen Salve komplementirt, hätte ihn lassen ein halbes Jahr in solchen Hadern und Lumpen den Lumpenhund herumgehen, zu einer Straf und Witzigung, oder hätt ihn gar in Krautgarten gestellt vor ein Scheuch, damit die Vögel zu erschrecken. Aber da hats geheißen, cito, cito, nur geschwind neue Kleider her, cito, cito, nur geschwind einen güldenen Ring her, cito, cito, nur geschwind eine Mahlzeit her etc. und zwar der Ursachen halber, der Vater gedachte sich also, er ist doch mein Kind, ich muß ihm doch helfen, die cito, cito, lieber jetzt, weil es noch Zeit, cito, cito, lieber geschwind, so bin ich nachmals versichert.
Cito, cito, verweil dich nit, o Sünder! zu bekehren, wann du dich mit Gott willst versöhnen, wann du zum Kreuz willst kriechen, wann du deine Sündenlast willst ablegen, cito, cito, thue solches geschwind, schieb es nit eine Stund auf, viel weniger etliche Jahr, es möchte seyn, daß dich der Tod thät übereilen, wer würde nachmals den ewigen Verlust deiner Seele ersetzen, es möchte seyn, daß nach einer Stund dir Gott seine Gnad thät entziehen, dich nachmals nit mehr erleuchten, dann du bist nit sicher, ob nit dieser Beruf, den du anjetzo hast, der allerletzte sey, und wann du solchen abschlagest, sodann werde dich Gott gänzlich verlassen, dein Gemüth völlig verstocken wie dem Pharao, cito, cito, jetzt fange an, weil dir Gott noch die Händ reicht, cito, cito, jetzt fall ihm zu Füßen, weil dir noch seine offene Wunden die Verzeihung versprechen, cito, cito, jetzt greif noch in seinen Gnadenkasten, weil er noch offen stehet, vielleicht morgen, o schlimmes morgen! ist dieser schon versperrt, und alsdann ist es mit deinem Heil verloren, verloren, verloren.
In dem Leben des großen Dieners Gottes Joannis Baptistä Vitellio wird unter andern auch gemeldet
Cito, cito, convertere ad Dominum Deum tuum etc. heut noch, jetzt noch falle deinem Jesu zu Füßen mit Magdalena, schlag an deine Brust mit dem offenen Sünder, steige eilends herab, und
O Paters! es ist zwar das cras, cras eine Rabenstimm, aber es hat gleichwohl Raben geben, welche Gott dem Herrn seynd angenehm gewesen, als wie jener, der da 60 ganze Jahr dem hl. Eremiten Paulo das tägliche Brod zu seiner Nahrung gebracht, wann ich schon mit den Raben die Muteten singe, so will ich mich doch im Todbett mutiren, und alldort zu einem Schwanen werden. So höre ich wohl, du willst leben wie ein Kain, und sterben wie ein Kajetanus? da pfeif ich. Du willst leben wie ein Esau, und sterben wie ein Esaias? da lache ich. Du
Ein sehr witziger Diener, dessen Herr einen liederlichen Wandel führte, und seine Bekehrung bis in den Tod gesinnet war aufzuschieben, wollte ihm zu verstehen geben, was große Thorheit diese sey, als solcher von seinem Herrn den Befehl bekommen, er soll ihm einen guten Esel auf dem Viehmarkt einkaufen, so konnte er nit anderst als den Willen seines Herrn zu vollziehen, lauft aber den halben Tag auf dem Markt hin und her, beschaut ganz genau alle Langohr, es war ihm aber keiner recht, kehret demnach unverrichter Sachen wieder nach Haus, welches dem Herrn nit wenig mißfallen, dahero in eigner Person sich mit besagtem Diener auf den Markt begeben, allwo er den Ueberfluß dieser arkadischen Thiere angetroffen, darum dem Diener stark verwiesen, um weil er aus so vielen nit einen habe ausgesucht, der Diener entschuldigte sich mit dem Vorwand, er habe einen Esel gesucht, welcher einen so schönen Schweif habe wie ein Pfau, und weil er dergleichen Sorten nit Vix de centum millibus hominum, quorum mala semper fuit vita, meretur habere Indulgentiam a Deo unus. Aus hundert tausend Menschen, merks wohl, aus hundert tausend, so da ein übles Leben geführt, wird kaum einer eines seligen Tods sterben.«
Nonne Mors est sicut vita? Ech. Ita.
Abimelech, ein stolzer und übermüthiger Fürst, dessen Hochmuth fast alle Menschen wollte unter seinen Füßen haben, hat auch auf eine Zeit mit seinem Kriegsheer die Stadt Thebes belagert, und nach wenigem Widerstand dieselbige erobert, ausser eines festen Thurms, worauf das meiste Volk beiden Geschlechts sich salvirt hat, da er nun aus gefaßtem Grimm diesen Thurm wollte in Asche legen, da war unter andern ein keckes Weibsbild, welches diesen Kriegsfürsten ein ziemliches Stück von einem Mühlstein auf den Schädel geworfen, und just an selbem Ort getroffen,
Nonne Mors est sicut vita? Ech. Ita.
Ein muthwilliger und üppiger Weltvogel ist jener gewest, bei dem mehr Schnacken als zur Zeit Pharaonis Mücken waren anzutreffen, eine jede Tafel mußte mit seinen schmarozorischen Koncepten versehen seyn, worunter er mehrmal des Esau als des Jakobs Stimme hören lassen, dem Gesellen hat das unmäßige Leben ein tödtliche Krankheit auf den Buckel geladen, daß also keine Hoffnung eines längern Lebens nach Aussag der Medici vorhanden. Man hat ihm Geistliche zugeschickt, welche mit aller Möglichkeit die bevorstehende Gefahr angedeutet, beinebens ernstlich zur heilsamen Buß ermahnet, aber umsonst, wie gelebt, also gestorben; man erhielt von ihm keine andere Antwort, als allerlei Fatzpossen und Pantalonswaaren, wie er schon ziemlich dahingelegen, und bereits die
O mein Gott, Herr Wilhelm, befehl er sich fein wohl seinem Schutzengel, damit derselbe ihn möge wie den Lazarum tragen in den Schooß Abrahams, gut wäre es, sagt er, dann hol mich der Teibl, einen so weiten Weg könnte ich nit zu Fuß gehen; auf solche Weise hat er sein Leben geendet, und gestorben, wie gelebt. O Gott, anderst, weit anderst hat mein hl. Water Augustinus gerathen, als er im Todbett mit häufigen Zähern die 7 Bußspalmen abgelesen, gerathen hat er, daß keiner, der auch einen hl. Wandel geführt hat, ohne nasse Augen von der Welt scheiden soll.
Nonne Mors est sicut vita? Ech. Ita.
König Balthasar zu Babylon hielt ein sehr stattliches Panquet, worbei über die tausend Gäste sich eingefunden, da war Essen und Vermessen bei einander, da war Gesottenes und Verbottenes anzutreffen, da war Gebratenes und Ungebratenes genug zu sehen.
Nonne Mors est sicut vita. Ech. Ita.
Ich hab einen, dem äußerlichen Schein nach, sehr wackern und höflichen Herrn selbsten gekennet,
Nonne Mors est sicut vita? Echo. Ita.
sicut bruta vixerunt, sicut bruta pereunt. Denn diese Leute haben kein anders Leben geführt, als daß sie sich wie die Schwein in dem Wust der schändlichen Wollüste herumgewälzt; weil sie dann wie die Schwein gelebt, sodann hat Gott zugelassen, daß in wie die Schwein verreckten.
O Pater, wenn ich einen guten Beichtvater hab, es müßt ein Wunder seyn, daß ich mich nit recht sollt zum Tod bequemen! Freilich, freilich, der wird gleich, Miracul machen, und aus dir die Bußzäher, wie Moses aus dem Felsen das Wasser, locken, was dann, was dann, dieser wird dich auf einmal reiner und säuberer machen, als Naam Syrus worden, der sich doch siebenmal in dem Fluß Jordan gebadet, Zweifelsohne, Zweifelsohne, der wird gleich 4 Pferd einspannen, und dich wie den Elias in Himmel führen, der Teufel wird nit einmal einen Schnalzer dabei zu thun haben. O Thorheit! o Verblendung! Wer ist glückseliger
Nonne Mors est sicut vita. Ech. Ita.
Ich, ja ich, sagt mancher, wenns einmal sollt darzu kommen, will heilig sterben, jetzt muß einer auch mit der Welt halten, hupfen doch die Heuschrecken, warum soll unser eins nit auch einen Sprung wagen? ein junges Blut tracht nach gutem Muth, wenn man allezeit inbrünstig wär, so möcht einer zuletzt gar angebrennt werden; wenn ein gebrochener Fuß wieder geheilt wird, so ist er nachmals viel stärker, als wenn er nie wäre gebrochen worden; wenn ich graue Haar werd haben wie eine Asche, nachmals will ich auch der Faßnacht absagen, und den Ascher-Mittwoch celebriren. Miserere cum pleno choro singen, da will ich etc. Willibrordus, ein Heiliger, hat große Mirakul gemacht, Willibaldus, ein Heiliger, hat viel Mirakul gemacht, Willfridus, ein Heiliger, hat schöne Mirakul gemacht, Wilhelmus, ein Heiliger, hat herrliche Mirakul gemacht, Willgefortis, ein Heiliger, hat unterschiedliche Mirakul gemacht etc., aber ob dein Will, Will auch werde Mirakul machen, da zweifle ich, und zweifeln mit mir fast alle heiligen Lehrer, jetzt heißt es zwar bei dir, ich will, es ist aber eine große mächtige Gefahr, obs zuletzt bei dir wird heißen, ich kann. In Brunnen fallen kannst du selbst, aber heraussteigen ohne Hilfe eines andern nit selbst, sündigen kannst du, wann du willst, aber von Sünden auferstehen kannst du nit, wann du willst, sondern wann Gott will, dieser Will ist aber kaum gegen einen einigen aus viel tausend und tausend, die ein lasterhaftes Leben geführt, sondern es bleibt meistens wahr, wie gelebt, also gestorben. Du sollst leben wie ein unfläthiges Schwein, und doch zuletzt sterben mit einem Schein? du? das reimt sich wie ein Polster und Haselnuß. Du sollst immerzu leben wie ein neidiger Hund, und nachmals dein Leben heilig enden in der letzten Stund? du? das reimt sich wie Speck und Strähbüchsen. Du sollst so viel Jahr leben wie ein verstohlener Raab, und zuletzt wie ein Heiliger kommen ins Grab? du? das reimt sich wie
Es ist keine Fabel, sondern es bestätiget solches die heilige Schrift selbst, welche mit kurzen Worten beybringt, daß zu Jerusalem 2 junge Soldaten, weiß nit was Ursach halber, auf der Gasse tödtlich blessirt worden, wie solches ihren Müttern zu Ohren kommen, da seynd sie unverzüglich zugeloffen, eine jede ihren halbtodten Sohn in die Arm genommen, ach! sagt eine, ich unglückselige Mutter hab dich unter meinem Herzen neun Monat getragen, und jetzt muß ich dich sehen sterben in meinen Händen! du mein Milch gesogen, und jetzt ein anderer dein Blut! Mutter,
O Pater! ich weiß einen Heiligen, der sein Lebtag ein Hauptschelm gewest, und dennoch sich noch in dem Tod also mit Gott versöhnet, dergestalten wohl sich bekehrt, daß er ohne Fegfeuer die Seligkeit erworben, dieser Heilige wird genannt Dismas, er hat sein Lebtag in großen Lastern zugebracht, sein Vater war gleichfalls ein Mörder und Straßen-Räuber; gedachter Dismas war von Jugend auf in diesem saubern Wandel auferzogen, im 50sten Jahr seines Alters gefangen und in Verhaft genommen worden. Glaubens halber ein Hebräer, aber der Geburt nach ein Egyptier ist dieser Böswicht gewest, und derenthalben ist er auf die rechte Hand an das Kreuz genagelt worden, weilen er das Capo und Oberhaupt war einer ganzen mörderischen Rott, hat dieser übel gelebt, und gleichwohl heilig gestorben. Warum ich nit? Pater!
Audi Herr Klaudi! Gott der Allmächtige hat dem Patriarchen Abraham befohlen, er solle hingeheu, und ihm seinen einigen Sohn Isaac auf dem Berg Moria aufopfern und schlachten, welchem der vollkommene Mann emsig ist nachkommen, etliche Scheitel Holz kreuzweis, und nit ohne Geheimnuß, aufeinander
Ein andersmal führet der tapfere Jephte eine Kriegsarmee wider die Amoniter, damit er nun sich einen guten Namen mache, und in den heroischen Thaten hereinbringe, was ihm das Glück in der Geburt versagt, massen sein Herkommen von schlechten und niedrigen Leuten, also hat er allen möglichen Fleiß angewendet, die Victori und Sieg über seine Feinde zu erhalten, zu welchem Ende er auch Gottes Hilfe beßtermassen angerufen, und Gott dem Herrn ein Gelübd gethan, wenn er ihm hierinfalls helfe zu seinem gewünschten Zweck, so wolle er ihm die erste Person, die ihm aus seinem Haus entgegen werde gehen, aufopfern. Jephte überwindet, Jephte kehrt glorios nach Haus, Jephte wird empfangen, aber leider von seiner einigen Tochter; ungeacht aber dieß will er dem Allmächtigen sein Wort halten, das Gelübd vollziehen, führet demnach seine liebste Tochter hinaus, zuckt mit vollen und vielen Freuden das Schwert, gemach, gemach. O Jephte, was ist dieß? deine einige Tochter, deine liebste Creatur sollst du also hinrichten? Mein hl. Vater Augustinus, dieser große Lehrer, gibt die Ursach, warum Jephte seine Tochter mit sonderm Jubel habe hingericht, er hat zu Gemüth geführt, was gestalten dem Abraham ein Engel in das Schwert
Audi Herr Klaudi, aus besagter Geschicht kann man gar wohl abnehmen, was Gott einmal thut, dasselbig nit schuldig sey, das andermal zu thun, Gott hat dem Dismas die Gnad gegeben, daß er heilig gestorben, da er doch gottlos gelebt, so soll er auch dir ein seliges Ende ertheilen, wann du schon dein ganzes Leben in Sünd und Lastern zubringst? welcher nasenwitzige Philosophus hat dir diese Konsequenz eingeräumt? Gott der Herr hat vermög seiner Allmacht dem ganzen Volk Israel die Gutthat erwiesen, daß jedermann mit trucknen Füßen durch das rothe Meer passiret, der Pharao hat geglaubt, es werde ihm und den Seinigen solcher Paß auch vergönnet werden, war aber in der Hoffnung betrogen, massen er samt dem ganzen Kriegsheer von den Meerwellen zugedeckt worden, dann was Gott einem thut, folgt gar nit, daß er es auch einem andern thut. Gott hat auf eine Zeit ein großes Mirakul gewirkt, indem eine grausame Feuersbrunst gedämpft worden, sobald das geweihte Wachs von Pius V. darein geworfen, nun will ich so cortes mit dir seyn, und dir einen solchen Partikul vom besagten hl. Mann spendiren, gehe demnach hin, und zünde dein Haus an, und lösche nachmals die Brunst mit solchem geweihten Wachs, ich, sagst du, laß solches wohl unterwegs, dann daß solches Wunderwerk sey einmal geschehen, will ich es nit verneinen, aber daß es noch einmal, da bin ich nit vergewißt, auf Mirakul
Was Neues, Herr Sigmund? lüg einmal eins auf eine halbe Stund, Neues weiß ich nichts, als daß der feldische Hans Karl gestorben, was? der feldische Hans Karl? nit anderst, heut wird er begraben, Jesus! was sagst du, er gestorben? er hats kurz gemacht, vor 3 Tagen hat er sich gelegt, gestern zwischen drei und vier ist er eine Leich gewest, mit harter Müh, daß wir noch einen Geistlichen zu ihm gebracht haben, er hat gar hart daran wollen, tröste ihn der liebe Gott, weil er nur gebeichtet hat, dann er hat ja einen liederlichen Wandel geführt, jetzt können die Wirthshäuser anstatt des Zeigers einen Flor heraus hängen, potz tausend Krebsurschl, was wird die Baberl in der Jungfraustrasse beim gläsernen Strumpf jetzt anfangen? er hat sie bishero allezeit ausgehalten, tröste ihn Gott, weil er gleichwohl gut gestorben, das ist eine sondere Gnad von Gott.
O was unzeitige Urthel seynd diese? mit was kurzem Prozeß und geringen Unkosten kanonisiren wir dergleichen Leute! indem doch tausend und tausend solche Beichten und Bußen nit recht noch gültig seyn.
Zu Sodoma haben bei dem Loth zwei Engel in Gestalt zwei schöner Jünglinge eingekehrt, und die Nachtherberge genommen, gestalten der fromme Mann gegen die Fremden gar freigebig war, sobald solches den Sodomitern zu Ohren kommen, daß hübsche junge Leut angelangt, so haben sie bei nächtlicher Weile mit aller Gewalt des Loths Haus wollen stürmen, aber der allmächtige Gott hat diese vermessenen Böswichter wunderbarlich gestraft, indem die lasterhaften Gesellen die halbe Nacht um das Haus herum gangen, doch also verblendet worden, daß sie keine Thür haben können finden, bald hinum, bald herum, bald rechts, bald links, bald oben, bald unten, geschaut, gesucht, tappt, griffen, aber keine Thür gefunden mit Lichtern, mit Laternen, mit Fackeln alles ganz
Auf gleiche Weise thut Gott handeln mit einem sündigen Menschen, welcher seine Bekehrung bis in den Tod gespart und aufgeschoben, dieser wird dazumalen in sich selbst gehen, wird die Gnadenthür Gottes allerseits suchen, aber der gerechte Gott durch Entziehung seiner Gnade wird ihn also verblenden, daß er solche Thür nit wird finden, und so lang mit seinem verstarrten Gemüth, mit seinem vor Furcht zappelnden Herzen, mit seinen verwirrten Gedanken herumtappen, bis ihn elenden Tropfen der Tod ergreift, der göttliche Richter im Zorn erscheint, und die Seele durch gerechtes Urthel zu dem ewigen Untergang gezogen wird. Es wird mehrmal ein solcher Sterbender seufzen, er wird die Augen voller Wasser haben, er wird das Kruzifix küssen, er wird auch Jesus und Maria dem Beichtvater nachsagen, unterdessen aber werden solche äußerliche Zeichen nit aus Liebe zu Gott, nit aus Reue der Sünden, sondern aus Furcht des Todes erweckt, dann Gott gibt ihm die Gnade nit, rechte Reu und Leid zu erwecken. O gütigster Jesu, dies soll ja jemand wohl erwägen.
Was Neues, Herr Sebastian? bring etwas Neues auf die Bahn, Neues genug, sagt er, der alte Herr Büernschell ist heut Frühe ad Patres gangen. Ist er einmal hin? tröste ihn Gott, jetzt findt sich mehr eine junge Wittib, die wird ihr die Haar ausgerauft haben? was dann, sie seynd herum geflogen, als wanns Kehrwisch thät regnen. Sie wird geweint und geseufzt
Solche alberne Urthel fällen wir Menschen fast täglich, und glauben unschwer, daß ein solcher Geizhals nach wenigem Fegfeuer, um weilen er dergestalt gestorben, den geraden Weg in Himmel eingelassen werde. O wie weit! o wie oft fehlen wir in dergleichen Dingen! Dieser hat die ganze Zeit seines Lebens nach Geld und Gut getracht, hat Tag und Nacht ärger gescharret als eine Brut-Henne vor dem Stadelthor, hat früh und spat ärger geschaben als ein Löffel-Macher, und soll auf die Letzt so gut gestorben seyn? das nit, das nit, aus tausend und tausend oft keiner nit. Ein solcher wird dem Beichtvater sagen, er habe Reu und Leid, unterdessen bestehet diese Reu und Leid nur in Worten, nit aber im Herzen, das Herz wird noch voller Geld-Gierigkeit seyn, es wird in größten Trübnissen stecken, und gleichsam strudeln wie die Erbes in einem siedenden Hafen oder Topf, nit darum, weil er Gott beleidiget, sondern darum, weil er so viel Hab und Güter muß verlassen, darum, weil sein gespartes Gut in fremde Hände kommt, darum, weil eine so schöne
Wie auf eine Zeit die Apostel in einem Schiff auf dem Meer fuhren, und war es bei der Nacht, da hat sich Christus der Herr sehen lassen, die Aposteln Jesu selbst gegenwärtig war, wie wird es erst mit einem im Todbett ergehen, allwo sich unser lieber Herr nit einfindet? er findet sich aber nit ein bei dergleichen Sündern, welche ihre Pönitenz und Buß, ihre ganze Bekehrung bis zum Tod aufschieben; in Abwesenheit aber Gottes und seiner Gnade kann es nit anders seyn, als daß ein solcher elend zu Grund gehe.
Der allmächtige Gott hat neben andern auch in dem alten Testament von seinem Opfer verworfen die Schwanen, Spatzen hat er angenommen, die seynd geopfert worden, Tauben hat er angenommen, die seynd geopfert worden, aber Schwanen hat er nit angenommen, dahero auch solche nit geopfert worden, warum? mein Gott! warum? seynd doch die Schwanen Vögel, welche die Liverei der Unschuld in ihren weissen Federn tragen, seynd sie doch Vögel, welche Jesus! Jesus! da wirft er die Augen hin und her, als such er sich ein besonders Ort in dem Himmel aus, also stirbt
O Thorheit! wer will es glauben, daß in einer so kurzen Zeit der elende Mensch den ganzen Inhalt seines Leben in Mitte unter den Schmerzen und Todesängsten hab können zusammenbringen? wer will es aussagen, daß ein solcher in Gegenwart vieler tausend teuflischer Larven, in Anschauung des aufgesperrten Höllenrachens, in Erwägung der unendlichen Ewigkeit, in Erblickung des ganzen so übel zugebrachten Lebenswandels, in Betrachtung des so vielmal verschwendeten Bluts Jesu Christi, in Anschauung der göttlichen Ungnade etc., wie kanns seyn, daß ein solcher eine rechte Reu und Leid erwecke? dazumal, wann sich Gott von ihm absondert, wann Gott ihm selbst die Ohren zuhält, als spreche er, ich habe dich elende Kreatur so vielfältig ermahnet, so oft dir zum Herzen geredet, so oft dir durch die Prediger zugeschrieen, so oft dir durch so viel erwiesene Gutthaten die Anleitung gegeben, daß du dich solltest bessern, dich bekehren, so hast du aber halsstarriges Geschöpf mir als deinem Erschöpfer nie kein Gehör gegeben, mir als deinem Erlöser allezeit den Rücken gezeigt, mich als deinen Gott nie angehört, jetzt lache ich auch an deinem Untergang, und da ich dir helfen könnte, hilf ich nit, weil ich dir so oft hab helfen wollen, und du solche Hilfe geweigert: Quaeretis me, et non invenietis, et in peccato vestro moriemini.
So laßt uns dann nachfolgen dem David, solchem von Gott erwählten König, als dieser noch in jungen Jahren, und bei dem König Saul sich angemeldet,
Allerliebste Adamskinder, ich falle euch zu Füßen, und bitte euch um die Wunden Jesu Christi, ich bitte euch, daß ihr doch diesem so bescheidenen Fürsten wollet nachfolgen. Ein Streit, und zwar ein überaus gefährlicher Streit ist uns gewiß im letzten Sterbstündl mit dem höllischen Goliath. O wie viel tausend und tausend werden von diesem so grausamen Feind überwunden! die Waffen wider diesen so allgemeinen Widersacher seynd wahre Beicht, wahre Bereuung der Sünden, es möchte nun seyn, wie es leider öfters geschieht, daß wir dazumal solche geistlichen. Waffen nit könnten finden, theils ob Schwachheit unsers o Morgen voller Sorgen! jetzt uns in Bereitschaft stellen, jetzt, jetzt, da uns der Himmel noch offen stehet, wie den fünf weisen Jungfrauen, jetzt, jetzt, da uns noch der Heiland seine Gnade anerbietet, wie der Samaritanin bei dem Brunnen, jetzt, jetzt, da uns noch der Herr Jesus seine fünf heiligsten Wunden offerirt zu einer Ersättigung, wie die fünf Gerstenbrod dem Volk, jetzt, jetzt, da uns das heilige Sakrament noch einen Schwemmteich abgibt zu Jerusalem, jetzt, jetzt, da uns noch die Wunden der Seele können geheilt werden, wie jenem Reisenden von Jerusalem nach Jericho, jetzt, jetzt, da noch Maria eine Rebecca abgibt, die uns den Segen und Benediktion Gottes zuwege bringt, jetzt, jetzt, da uns Gott noch ruft, dann es möchte seyn, wie es schon so viel tausend und tausend begegnet, daß uns Gott in den letzten Sterbsnöthen nit möcht rufen, jetzt, jetzt, da er schreiet: »Convertimini ad me in toto corde vestro, bekehret euch zu mir, mit ganzem euren Herzen! etc.,« cito, cito, citissime.
Wie der liebste Jünger Joannes vernommen die gefällte Sentenz des Tods über Christum, auch anbei
Maria mit Joanne, mit Magdalena, samt andern frommen Matronen ist den 25. März, als am Freitag in aller Früh, sogar vor der Sonne Aufgang, nach Jerusalem gangen, unterdessen war der Heer Jesus in dem Pallast des Pilati schon an eine Säule angebunden, als nun die seligste Mutter nach vollendetem Gebet aus dem Tempel herausgetreten, da ist ihr Judas Iscarioth begegnet, welchem die mildherzigste Jungfrau mit freundlichstem Angesicht einen guten Morgen gewunschen, und ihn, als einen so bekannten Apostel, befragt, ob er nit wisse, wo ihr gebenedeiter Sohn sey, und wie es demselben gehe? worauf der grobe Schelm und ungeschaffene Böswicht geantwortet, was gehet es mich an, ich sollte gewiß sein Hüter seyn, ich sollte gewiß wegen seiner Rechenschaft geben, wer ihn finden will, der suche ihn gleichwohl etc., schupft hierüber die Achsel, zeigt ihr den Rücken, gehet davon, und schmälet und murret immerzu fort. O Bestie! hättest du dazumal deine Schuld bekennet, und die seligste Mutter bittlich ersucht, daß sie dich bei ihrem liebsten Sohn Jesu wieder in Gnaden bringe, so wäre dir unfehlbar geholfen worden, und wärest du folgsam dem ewigen Verderben entgangen, aber anjetzo bist du schon ein gewidmeter
Wehe denjenigen, welche die Mutter Gottes verachten und entunehren! massen sie der göttliche Sohn selbst jederzeit bestens verehret. Viel Wunder und große Wunder haben sich dazumal zugetragen, wie der Herr Jesus zu seinem Tod auf dem Berg Kalvaria hinaus geführt worden, da haben alle ihre Fahnen und Standarten sich bis auf die Erde geneigt, mit höchster Verwunderung der Hebräer, wie auch der Heiden. Item, wie der Heiland durch die Grausamkeit der Henkersknechte zur Erde samt dem schweren Kreuz gefallen, da hat er in einem harten Stein sein heiligstes Angesicht, wie in ein lindes Wachs eingedruckt. Mehr haben die jüdischen Lottersbuben den Herrn Jesum durch alle Koth- und Mistlachen geschleppt, so seynd doch seine heiligsten Füß im geringsten nit bemailigt worden, nit ungleich der Sonne, welche auch mit ihren Strahlen unbesudelter durch die Mistlachen wandert.
Neben andern aber ist eines aus den größten Wundern, daß in währenden seinem Leiden, und forderist in dieser mörderischen Ausführung er nit hat zugelassen, daß seiner gebenedeiten Mutter wäre die geringste Unbild zugefügt worden, indem doch das verbainte Judengesind auf alle Weise gedenkt, wie es dem Herrn Jesu kann ein Leid anthun. In währendem Ausführen ist eine große Anzahl der hebräischen Spitzbuben ihm nachgeloffen, und den Heiland geworfen mit Steinen, mit Koth, mit Eiern, mit faulem Obst, mit allerlei Unflath, wie sie dann hiezu von ihren
In der Stadt Zamossa hat sich An. 1600 etwas wunderliches begeben. Daselbst am Tag Mariä Verkündigung wollte eine vornehme Edelfrau auf ihre Herrschaft, so nit gar weit entlegen, in einer Karossen oder Kobl-Wagen verreisen; die Bedienten zu Haus haben ihr solches widerrathen, in Erwägung des heiligen Festtags, diese aber, weil sie gut ketzerisch, ließ sich von solcher stark vorgenommenen Reise nit abhalten, ja überdieß hat sie noch allerlei Lästerworte geredet wider die gebenedeite Mutter Gottes Maria, unter andern hat sie sich hören lassen, daß die Mutter Maria nit um ein Haar heiliger seye, als sie oder ein anderes Weib etc. Wie sie nun wirklich auf dem Weg begriffen, und bereits nit weit von ihrem Gut oder Hof, da seynd augenblicklich die Pferd
Wehe denjenigen, welche den heiligsten Namen der Mutter Gottes Mariä verachten und entunehren. Wie Gottes Sohn auf dem Berg Calvari kurz vor seinem bittern Tod das Testament aufgesetzt, unter andern seinem liebsten Jünger Joanni das beste verlassen, benanntlich seine gebenedeite Mutter, laut dieser Worte: »Mulier, ecce filius tuus, Weib, siehe deinen Sohn.« O goldener Mund Jesu, warum sprichst du, Weib? warum Weib? es ist ja diejenige, welche auf das Anbringen des Erzengels Gabriels das Fiat geschrieben, fiat mihi secundum verbum tuum? Es ist ja diejenige, welche dich zu Bethlehem geboren in dem Stall, wo zumal der Stall zu einem Saal worden? Es ist ja diejenige, welche dich durch die Flucht nach Egypten der tyrannischen Verfolgung Herodis entzogen? Es ist ja diejenige, welche dich mit so bedrängtem Herzen drei ganzer Tage gesucht, und endlich im Tempel zu Jerusalem gefunden, allwo du schon mit 12 Jahren Sacrae Scriturae Professor warest? In Summa, es ist diejenige, welche von den Engeln, von den Aposteln, von allen Leuten Maria genennet worden, und als deine Mutter erkennet worden, warum denn nennest du sie ein Weib? warum
Wie der Evangelist Marcus die Geschicht beibringt von Magdalena, da er sie eine gemeine Sünderin genennet, hat er den Namen Maria ausgelassen, sobald er aber erzählt, wie solche zur Buß und Pönitenz geschritten, da gibt er ihr schon den Namen Maria, hierdurch zu zeigen, daß solcher Name so heilig sey, daß ihn keine Sünderin solle tragen. Wessenthalben zu diesem heiligsten Namen der selige Münch Joscio in dem Convent St. Bertini einen solchen Eifer getragen, daß er täglich zu Ehren des Namens Mariä 5 Psalmen gebetet, deren Anfangsbuchstaben denselben in sich halten, benanntlich, M. Magnificat. A. ad Dominum clamavi. R. Retribue. I. In convertendo. A. Ad te levavi. Wie sehr der allerseligsten Mutter Gottes solche Andacht gefallen, ist aus dem leicht abzunehmen, indem besagtem heiligen Mann nach dem Tod 5 schöne Rosen, benanntlich 2 aus den Ohren, 2 aus den Augen, und eine aus dem Mund gewachsen, worauf die goldenen Buchstaben des süßesten Namens Mariä wunderlich zu sehen gewesen.
Anno 1619 seynd etliche katholische Schiffleute in die Hände der Seeräuber gerathen, von welchen sie völlig spolirt in einem kleinen Schiffl wieder zu den Ihrigen gelassen worden, diese bedrängten Leute seynd hierüber noch von dem Contrari-Wind hin- und hergetrieben worden, bis sie endlich in einer bewohnten Insel, insgemein die Königs-Insel genannt, kümmerlich angelandet, allwo sie aus treibender Noth von Haus zu Haus ein Almosen gesammlet; ungefähr aber seynd sie auch zu einem Ketzer daselbst gerathen, welchen sie demüthigst ersucht, er möchte doch aus christlicher Liebe ihnen die Nachtherberg vergönnen, was? sagte er, ihr seyd keine redlichen Leute, ich sehe euch für Schelmen und Diebe an, daß ihrs wüßt, worauf die frommen Tropfen geantwortet: Jesus Maria, solche Leut seynd wir nit. Kaum, daß er diese Wort vernommen: eben derenthalben, weilen ihr mit dem Jesus Maria aufziehet, vergönne ich euch das doch nit, ihr sollt heut in eures Jesus Maria Namen unterm freien Himmel schlafen, so auch geschehen; aber der Himmel wollte die Unbill dieser heiligsten Namen gebührend rächen. Nachdem der gotteslästerige Gesell dieselbe Nacht wohl satt und gesättiget sich ins Bett begeben, Willens einen sondern guten Schlaf zu haben, da ist er Morgens frühe in dem Stall, und zwar daselbst in einem Sautrog (schöne Todten-Bahr!) kohlschwarz im Gesicht, todt gefunden worden.
Wehe denjenigen, welche der Mutter Gottes unbefleckte Jungfrau verachten. Moses, der große Mann quasi locustae videbamur, mit solchen Heuschrecken thäten sie das Volk schrecken, daß keinem die Zähn gewässert nach solchem Land. Diese waren vermeßne Maulmacher, unverschamte Schwätzer, daß sie die große Weintraube haben abgeschnitten, das glaub ich, daß sie aber auch in Beschreibung der großen Männer haben aufgeschnitten, das glaub ich auch, dann für wahr eine ungereimte Gleichnuß, daß sie nur sollen seyn gewesen wie die Heuschrecken gegen diese Kerl.
Aber das ist gewiß, daß aller heiligen Jungfrauen, die da gewest, und noch seynd, und seyn werden, aller dero Reinigkeit ganz klein, und fast kaum sichtbar, gegen in Valle Umbrosa, ist aus seinem unversehrten Mund eine Lilie entsprossen. Aus und durch den Grabstein von hartem Marmor des hl. Vitalis zu Salzburg ist eine wunderschöne Lilie aufgangen. Aus dem Mund des hl. Martyrers Ruffini zu Assis ist auch eine schöne Lilie erwachsen. Desgleichen aus dem Wund Franzisci Senensis, aus dem Herzen Hugolini de Cortona unsers Ordens, aus dem Grab Mariani Cyrnei, Ambrosii Camaldulensis, Cherubini Testa, und vieler andern, seynd die wohlriechenden Lilien gewachsen, so lauter scheinbare Wahrzeichen und Wunderzeichen ihrer gehabten jungfräulichen Reinigkeit, aber doch nit, bei weitem nit, ja gar nit zu vergleichen der allerreinsten Jungfrau, Maria, als welche die allererste gewest, so ihre Jungfrauschaft durch ein Gelübd dem Allmächtigen gewidmet, und zwar dazumal schon, als sie noch in dem Leib ihrer hl. Mutter Annä verschlossen war.
Die, gottselige Aebtissinn Ebba in Schottland, indem sie den feindlichen Einfall der Dänemarker geforchten, hat ihr selbst die Nase samt den obern Lefzen abgeschnitten, welcher auch alle Schwestern folgten, damit sie nur ihrer Jungfrauschaft nit möchten verlustig werden, das war ein heiliger Nasenwitz. Andere haben sich lieber verbrennen lassen, als von diesem Venusfeuer angesteckt werden. Andere haben sich lieber in das Wasser gestürzt, als einen Schiffbruch gelitten der Jungfrauschaft, andere haben lieber den Kopf verloren, als solche Haupttugend. Ihre jungfräuliche Ehre aber aller dieser jungfräulichen Reinigkeit ist gleichwohl nit zu vergleichen mit Maria, massen anderer Jungfrauen Gestalt und Angesicht die muthwilligen Gesellen zur Geilheit angereizt, welcher aber die übergebenedeite Jungfrau Maria bei Lebenszeit hat angeschaut, ist noch hierüber zur Reinigkeit veranlaßt und getrieben worden. Wehe also denjenigen, welche solches himmlische Kleinod der seligsten Mutter Gottes verachten.
In Spanien hat sich eine junge Tochter gefunden, de Hur Chaldaeorum etc., dero großer Leib sattsam zu verstehen gab, daß sie die Ehre in die Schanz geschlagen, welches sie aber, wie gemeiniglich pflegt zu geschehen, mit tausend Schwüren geläugnet, sondern es für einen andern Zustand und Krankheit ausgeben, wessenthalben ihre Mutter in allweg gesucht, Jesus mit seinen Fußpfaden geweihet, als da war: der Oelberg, der Kalvariberg, das heilige Grab und andere etc. Noch lang vor Konstantini Zeiten haben die Christen die Wallfahrt verricht, und das heilige Land, die Gräber der Apostel, wie auch forderist die Kirchen der Mutter Gottes besucht, obschon solches die Wicleffiten samt andern Ketzern in Abrede stellen. Es ist zwar nit ohne, daß zuweilen eine Wallfahrt zu keiner Wohlfahrt wird, und der Teufel auch eine Kapelle zu der großen Kirche bauet, massen bei dergleichen Kreuzgäng oft einige Fehler sich einschleichen. Fünf Meilen von Salzburg ist ein sehr berühmter Ort, so auch mit großem Zulauf des Volks verehret wird, allwo der hl. Wolfgang ein Eremitenleben geführet. Dieser hl. Bischof hat den Teufel ersucht, oder vielmehr ihm auferlegt, er soll ihm helfen eine Kirche bauen, mit dem Geding, daß der erste Wallfahrter soll ihm zugehören, welchen Pakt der böse Feind gar gern eingangen,
Es ist, leider! gar oft zu sehen, daß einige Wölfe Wallfahrter abgeben, Wölf, verstehe ich, die mehr Agnetes als Agnos suchen, Wölf, die auch in ihre Gesellschaften Lupas zulassen, Wölf, die manchem unschuldigen Lämmel einen üblen Biß anhängen, Wölf, die andere Abwesende auf der Reise im Maul herumtragen, und übel von ihnen reden, Wölf, so sich auf der Wallfahrt unmäßiger halten als zu Haus, und sich ohne Scheu anfüllen mit Fressen und Saufen, kein Wunder wär es, wann auch dergleichen Wahlfahrter der Satan in seine Klauen thäte fassen. Wie Jesus mit 12 Jahren Wallfahrten gangen nach Jerusalem, wohin auch Joseph und Maria vermög des Gesetzes sich begeben, da ist er verloren worden, und zwar der Ursache halber, denn Maria glaubte, er gehe mit dem Joseph, seinem Nährvater, Joseph hingegen war der Meinung, als hätte ihn Maria, die gebenedeite Mutter, bei sich, denn dazumal war der Brauch, daß die Weiber allein, und die Männer besonders gangen. Jetzt bei unsern Zeiten, wie denn fast alle Andachten wurmstichig werden, ist nichts als
Allapadritta
zu sehen, massen die Weiber und Männer untereinander laufen, wie die Geis und Böck des Labans. In der Wüste seynd lauter Wachteln den Israeliten zu Theil worden, aber bei solchen Zeiten gibt es allerlei Geflügelwerk. Durch das rothe Meer hat Moses die Israeliten in Zunftweise also ausgetheilet, daß eine jede Zunft einen besonderen Weg durchpassirt, aber dermalen bei unsern Kirchfahrten ist es anderst beschaffen, die meisten laufen oft mit der Zunft Levi oder gar Leviathan, dort hat Moses die Männer geführt, seine Schwester Maria die Weiber, jetzt ist solcher heiliger Marsch wie ein Ritscher, der in Linsen und Erbes bestehet, woraus dann mehrmalen nit große Auferbaulichkeit erfolgt. Ungeachtet dieses seynd die Wallfahrten auf keine Weise zu verwerfen, denn wenn eine Speis bei der Tafel ungeschmackt ist, folgt nit, daß man alle andere hinter die Thür werfe, und dem Melampus ein Panquet zurichte. Wallfahrten seynd gangen Constantinus, Helena, Alexius, Rochus, Colomannus, Eudoxia, Melania, Paula, Hieronymus, Joan. Damascenus, und unzählbare viel andere Heilige mehr. Heilig und heilsam ist, dergleichen Orte zu besuchen, welche Gott und die Mutter Gottes samt allen Heiligen zu sonderm Gnadenthron haben auserkiesen. Vor diesem ist der Schwemmteich zu Jerusalem ein solcher Ort gewesen, allwo alle Krankheiten und presthafte Mängel seynd wunderbarlich gewendet worden. Anjetzo anstatt dessen gibt es unterschiedliche heilige Oerter in allen christlichen Landschaften, allwo die Menschen solche Gutthaten empfangen, dergleichen zu Loreta in Italien,
In Niederland, nit weit von Sedan entlegen, ist ein sehr andächtiges Gotteshaus und Tempel der Mutter Gottes, worin sie mit großen Wunderwerken leuchtet, auch wegen häufiger Gnaden das ganze Jahr hindurch ein großer Zulauf des eiferigen Volks gesehen wird. Unter andern denkwürdigen Dingen wird auch daselbst gefunden, wie daß einmal ein frecher Ketzer, da er die Menge der Kirchfährter zu diesem heiligen Ort wahrgenommen, sehr schimfliche Reden ausgestoßen, neben andern sich hören lassen, er habe einen blinden Hund, und dem armen meritirten Koller möchte er gern das Gesicht vergönnen, dahero gleich andern Leuten diesen vierfüssigen Haushüter dahin schicken. Der Himmel lässet solche Läster-Mäuler nie ungestraft, wie auch in diesem Fall nit anderst ergangen, denn gleich dieser vermessene Gesell selbst stock blind worden, welches ihm sattsam Anlaß gegeben, daß er selbst mußte den heiligen Ort besuchen, allwo er, nach großer und öffentlicher Bereuung, das vorige Gesicht durch die Hilfe Mariä, welche er zuvor so gewissenlos geschimpft, wieder bekommen hat.
Wehe denjenigen, welche die Bildniß der Mutter
Nach dem seligsten Hinscheiden der Mutter Gottes Mariä haben die heiligen Apostel dasjenige Haus zu Nazareth, in welchem sie durch Ueberschattung des heiligen Geistes Gottes Sohn empfangen, zu einer Kirche geweiht, und Lucas, der ein Maler und Bildhauer zugleich war, aus einem Cederholz die Bildniß
An. 1525 hat ein ketzerischer Goldschmied ein silbernes Mariäbild unter die Händ bekommen, des Willens, etwas anders daraus zu machen, wie er nun mit dem eisernen Hammer stark darauf geschlagen, und zugleich in diese freche Lästerwort ausgebrochen:
Zu Dertosa, einer Stadt in Spanien, hat einer in dem Ballhaus gespielt, weil er aber sehr unglückselig war, und meistens verfehlt, also hat er, aus unbändigem Zorn, den Ballen auf ein gemeines geschnitzeltes Mariäbild geworfen, und dem Kindlein Jesu das rechte Aermel gebrochen, was geschieht? nit lang hernach ist ihm seine Frau niederkommen, hat ein Knäbel geboren, aber ohne rechten Arm, woraus er erst seinen Fehler erkennt, und ist nachgehends besagtes Bild sehr verehrt worden.
Zu Panormi in dem Frauen-Kloster de Kanzellaria genannt, ist ein sehr schönes Gnadenbild der Mutter Gottes, welches die Perl-Frau heißt, und rühret solcher Namen daher, An. 1540 hat ein vermessener Gesell eine sehr schöne und kostbare Perle von diesem Bild entfremdet, aber von selbigem Augenblick an die Hand nit mehr können aufmachen, solang und soviel, bis er solche Frechheit bereuet, und die Perl wieder zurück geben.
Wehe denjenigen, welche die Vorbitt der Mutter Gottes Maria verachten. Das Wörtl Mutter ist ganz nahend verwandt dem Wörtl Muth. Ich elender sündiger Mensch, der ich bloß den Namen trag eines Christen, der ich in der heiligen Taufe hab abgesagt dem bösen Feind und allem seinem Anhang, und doch so viel hundertmal dieß mein Versprechen Muth von Mutter herkomme, hab guten Muth, nimm deine Zuflucht bei der Mutter, die Augen gegen Himmel, die Hände in die Höhe, zu Maria sag, bete, schreie, Mutter Gottes, bitt für mich armen Sünder jetzt und in der Stund meines Absterbens, du wirst erfahren, wie nützlich dir die Vorbitt dieser Mutter werde fallen.
Der evangelische Maler Lucas entwirft die Kindelbeterinn Maria mit diesen Worten: Da die Tage erfüllet wurden, daß sie gebären sollte, und sie gebar ihren erstgebornen Sohn, und wickelte ihn in Windlein,
An. 1525 hat der Vicekönig zu Neapel neben andern Heiligthümern den Religiosen St. Franziki de Paula daselbst aus sonderen hohen Gnaden verehrt ein krystallenes Geschirr, worin aufbehalten ist die reinste Milch der übergebenedeiten Mutter Gottes Mariä, diese sieht aus wie eine gestockte weiße Kreide, aber alle Jahr, ein ewiges Wunderwerk! alle Jahr, den 15. August, als am Tage ihrer glorreichen Himmelfahrt pflegt solche Milch in Jedermanns Angesicht auf ein Neues zu zergehen und zerfließen, aus welchem dann sattsam abzunehmen, daß sie noch je und allemal eine Mutter wolle seyn, ihre Gnadenmilch denjenigen wolle spendiren, die sie als eine Mutter anrufen. Wohlan denn sündiger Mensch, verzage nit, diese Mutter macht dir wieder einen guten Muth.
Ich will mich ein wenig von der abgeschmackten Erde in die Höhe begeben, und dieß ist eine ehrliche Reise. Erstlich wird die Luft in drei Regiones oder
Keine bessere Abbildung, keinen gleichern Entwurf der übergebenedeiten Mutter Gottes Maria finde ich nit, als diesen Zodiakum oder Thierkreis, zumal diese barmherzigste Mutter auch die Sünder, so nit anderst als viehisch leben, von sich nit verwirft, ja selbige noch mit ihrem Schutzmantel schirmet. Ein hartnäckiger Widder, ein geiler Stier, ein versoffener Krebs, ein zorniger Löw, ein giftiger Scorpion, ein stolzer und hochmüthiger Steinbock etc. In Summa, alle im viehischen Wandel vertieften Sünder dürfen ihren Muth nit fallen lassen, sondern wieder einen neuen Muth fassen bei dieser Mutter.
Also hat die heilige Gertrudis einmal gesehen die seligste Himmelskönigin Maria mit einem sehr kostbaren Mantel, worunter sich allerlei wilde Thiere, wie da waren Wölf, Tiger, Löwen, Drachen und andere Bestien ganz sicher salvirten, welche auch die Mutter der Barmherzigkeit mit den Händen gar freundlich gestrichen und liebkosete, aus dem allein Gertrudis hat müssen abnehmen, daß auch der größte Sünder den Muth nit soll fallen lassen, wann er seine Zuflucht nimmt bei dieser Mutter.
Viel schöne und heilige Reliquien der gebenedetten Mutter Gottes werden hin und her in der Christenheit angetroffen, benanntlich zu Valenz in Spanien ist ihr Unterkleid; zu Prata im Florentiner Land ist ihr Gürtel; zu Assis bei St. Franziskum
Bei der Hochzeit zu Kana Galiläa haben sich sehr viele denkwürdige Sachen zugetragen:
Erstlich schreibt der hl. Thomas von Aquin, Kajetanus, Dominikus a Soto, Joannes Major etc., daß der Bräutigam auf diesem hochzeitlichen Ehrentag sey gewest der heilige Joannes Evangelist, welcher durch das erste Wunderwerk, so dazumal die Allmacht Christi gewirkt, dahin bewegt worden, daß er mit Einwilligung seiner Braut das Gelübde der ewigen Keuschheit abgelegt, und Christo dem Herrn nachgefolgt, welches gleichergestalten gethan die Braut Anatolia, so sich von der Gesellschaft Mariä nit mehr abgesondert.
Zum andern ist wohl zu erwägen, daß durch sondere Schickung Gottes der Wein sobald gemangelt, derentwegen der Bräutigam und die Braut sich nit ein wenig geschämt. Es wollte aber unser Herr den ersten Tag zeigen, daß der Ehestand nit sey, und nie sey ohne Kreuz und Trübsal. Darum spricht der Poet: Ein altes Haus ohne Mäus'; ein wenig gekämmter Kopf ohne Läus'; ein Jahrmarkt ohne Dieb; ein junger Mensch ohne Lieb; ein Krämer, der nit etwas lügt; ein Jud, der keinen Christen betrügt; ein Wasser, das ohne Schaden fleußt; ein Wolf, der
Drittens ist zu erkennen, daß unsere liebe Frau sich zu ihrem liebsten Sohn gewandt, und gesagt hat: Vinum non habent, sie haben keinen Wein mehr, warum hat sie nit gesprochen, wir haben keinen Wein, sie war ja auch unter die Gäste gezählt, und folgsam auch ihr der Wein abgangen? Es ist zwar nit ohne, aber sie zeigte sich, die gütigste Jungfrau, sorgfältiger für andere Leute, als für ihre eigene Person, zugleich aber wollte sie eine Lehre geben allen Weibern, daß es nit rühmlich scheine, wann Weiber und Weinbeeren gar zu gute Freunde seyn.
Letztlich ist absonderlich hierinfalls zu erwägen, daß kein einiger aus allen anwesenden Gästen Maria hiezu ersucht, ob wollt sie eine Intercession einlegen bei Jesu ihrem Sohn, weder Wirth noch Hausherr, weder Braut noch Bräutigam, weder Brautführer noch andere gegenwärtigen Befreundte haben ein Wort verloren. Ein anders wäre es gewest, so jemand der Mutter Gottes Maria ganz still in ein Ohr hätte geredt, sie solle und wolle doch ein wenig prokuriren und zuwege bringen, aber keiner hat sie gebeten, keine hat sie ersucht, sondern ganz freiwillig, sobald sie den Mange! des Weins und diese Noth wahrgenommen, hat sie ihre vielvermögende Fürbitte eingelegt und also den Leuten geholfen.
O Mutter! Mutter! wer soll dann seinen Muth, Muth fallen lassen, indem du sogar Hülfe reichest denjenigen, welche dich nit bitten, noch begrüßen, was wirst du erst thun denjenigen, welche dich
Im dritten Buch der Könige liest man etwas wunderbarliches, dort hat der große Mann Gottes Elias einen Altar aufgerichtet, und dmait er die Götzenpfaffen Balaams zu Schanden machte, ließ er vier Krüg Wasser auf das Schlachtopfer schütten, worauf alsobald das Feuer vom Himmel gestiegen, und dieß angenehme Opfer verzehret; das Wasser dieser vier Krüge ist herabgeronnen, und hat einen großen, tiefen, weiten Graben um den Altar herum angefüllt. Wie kann es aber möglich seyn von vier kleinen Krügen? Lyranus antwortet aus dem Rabbiner Salomon, daß der Elisäus dazumal habe ungefähr etwas von seinem Krug gegossen auf die Hände Elias, wovon geschehen, daß alsobald alle seine Finger, verstehe des Elias, angefangen häufiges Wasser zu geben, nit anderst, als wären sie in zehn offene Pippen verkehrt worden,
Wunderbarlich waren die Hände Elias, aber noch wunderbarlicher seynd die Hände Mariä. Aus den Händen Elias ist nur einmal das Wasser geflossen; aus den Händen Maria fließen die Gnaden noch immerdar, und derer werden theilhaftig sowohl die Ungerechten als Gerechten. Die Gerechten: dem ist also, sagt der hl. Damascenus, dann mir hat sie abgehaute Hand wieder erstattet. Die Ungerechten: dem ist also, sagt jener Edelmann in Brabant, dann ich bin wirklich des Todes verblichen, hätte aber sollen wegen drei Sünden von dem gerechten Gott verdammt werden, so bin ich aber durch Hülfe der Mutter Gottes wieder zum Leben erweckt worden, auf daß ich besagte Sündenlast durch eine heilsame Buß habe können von mir legen. Die Gerechten: dem ist also, sagt der hl. Bernardinus, dann sie mir bei dem Allmächtigen ausgebracht, daß ich die Gnade zu predigen, und Wunderwerke zu wirken bekommen habe. Die Ungerechten: dem ist also, sagt jener Mörder bei Cäsareo, um weil ich Mariä zu Ehren alle Samstag gefast, unangesehen ich einen so lasterhaften Wandel geführet, bin ich gleichwohl durch dero Hülfe noch vor dem Tode bekehrt, und folglich ein Kind der Seligkeit worden. Die Gerechten: dem ist also, sagt der hl. Bernardus, dann neben vielen und großen andern Gnaden kann ich auch diese nit verschweigen, indem ich nach Gewohnheit einige dero Bildnuß öfters mit Andacht gegrüßt, Salve Regina, da hat sie mir eines hinwieder bewillkommt, Salve Bernarde!
O Maria! o Maria! o Mutter! o Mutter! Ibo ad Patrem, sagte er. Ich elender Sünder, der ich so vielfältig den allmächtigen Gott höchst beleidiget, ob ich schon täglich einen Vater nenne: Vater Unser! so getraue ich mir doch nit vor seinem göttlichen Angesichte zu erscheinen, mache es also anderst, als der verlorne Sohn, er zum Vater, ich aber zu der Mutter, Ido ad Matrem, diese wird mich nit verlassen, nit verschmähen, nit verwerfen, sondern mich durch dero vermögliche Fürbitte bei Gott wieder zu Muth, mein ganzer Muth, gründet und steifet sich auf diese Mutter, diese gute Mutter. Wehe aber denjenigen, welche mit Juda Iscarioth diese Mutter und dero Fürbitte verachten. In dem Leben des hl. Salesii wird unter andern registriret, daß ein vermessener Gesell mit Namen Joannes Burgnardus, niemals etwas gehalten auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau, ja in der Verwüstung unsrer Frauenkirche zu Borion hat er sogar das Bildnuß der Mutter Gottes von dem Altare herunter gestoßen, dasselbe mit einem Strick hin und her gezogen, sagend: Nun Schwarze, man sagt allenthalben so viel von deiner Macht, jetzt zeig einmal, was du kannst? kaum daß er solche Wort geredt, da ist das Bildnuß aufrecht gestanden, er aber der Meinung, als stehe jemand hinter seiner, hat den Kopf umgewendet, welcher auch also verblieben, daß das Angesicht nit mehr vom Rücken zurück gerückt, sondern mußte bald hernach elend den verdammten Geist aufgeben.
Nachdem dieser lose Schelm die gefällte Sentenz über Christum Jesum vernommen, ist er theils aus nagendem Porta Piscium, das Fisch-Thor, hinaus genommen; dieses Thor hatte darum solchen Namen, weil man alle Fische durch dasselbe
Die erste Tracht ist ein Stierl, dieser ist gar ein stattlicher Fisch. Die heil. Jungfrau Amelberga wird mit einem Palmzweig in der Hand abgemalt, bei den Füßen aber mit einem Fisch, und zwar einem Stierl; denn ihr hl. Leib ist in ein Schiff gelegt worden, welches hernach ohne Ruder noch Menschenhänd gegen den Fluß gefahren, das Schiffl aber wegen der hl. Reliquien hat eine unglaubliche Menge besagter Fische begleitet, bis es an das gehörige Ort gelanget, aus welchem genugsam zu schöpfen ist, wie hoch die Reliquien und Heiligthümer zu halten seyen.
Mädel, ich lob dich, ob dich schon der Teufel überwunden. Töchterl ich rühme dich, wann du schon in der Höll sitzest. Mademoisell, ich preis, unangesehen du verdammt bist, verstehe und meine ich dich, Herodias, als eine Tochter Philippi, des Herodis Bruder, dich lobe ich, rühme ich, preis ich darum. Wie diese so hurtig getanzt, und vor dem Hirco Herode so stattliche Kapriol geschnitten, hat sich der berauschte König also darein verliebt, daß er sich verlauten lassen, sie soll begehren, was sie immer wolle, wanns auch der halbe Theil des Königreichs seyn soll. O Phantast! der Wein thut halt das sein. Die üppige Tochter, die ohnedas nur gar zu stark gemütterlt, hat Zweifelsohne durch Anstiftung der saubern Mutter begehret das Haupt Joannis Baptistä. O Herodias!
Freilich wohl ist eine heilige Reliquie über alle Schätze der Welt zu halten. Maria Lusitana, Herzogin zu Parma, ist in Begleitung des Grafen von Mannsfeld in einem sehr großen Schiff über das Meer gesegelt; als nun ungefähr durch Wahrlosigkeit der Bedienten ein Feuer entstanden, und der Schiff-Leute Aussag nach alles verzweifelt, so hat sich besagte fromme Herzogin alsobald in ein Neben-Schiff müssen salviren, welches sie auch schleunigst vollzogen; was aber mit ihr genommen? die sehr kostbaren Kleinodien, ihren fast königlichen Geschmuck? Nein, diese nit, diesen nit, sondern solches alles dem Feuer und Flammen zum Raub gelassen, und allein mit ihrer eignen Person salvirt ein Reliquiarium oder kleines Gefäß mit Heiligthümern angefüllt. Es wäre zu wünschen, daß der Zeit mehr dergleichen gottselige Gemüther würden angetroffen.
Sobald der Herr Jesus, als Heiland der Welt, an das Kreuz genagelt worden, haben die Soldaten seine Kleider zu sich genommen, und zwar das Oberkleid in 4 Theile zerschnitten, den Unterrock aber ganz gelassen. Anjetzo ereignet sich doch eine Frag, warum
Ich muß euch Schelmen doch auch loben, wie die vorige Tänzerin, loben muß ich euch deßwegen, weil ihr ebenfalls auf die Heiligthümer so viel haltet, ob es doch bei euch keiner Tugend zuzuschreiben. Freilich seynd die heiligen Reliquien hoch zu schätzen. Deßwegen hat der weltberühmte Kaiser Karl V von Pavia aus, keinen bessern Schatz wollen mit sich nehmen nach Prag, als den Leib des hl. Martyrers Viti. Deßwegen hat Fridericus I die vornehme Reichsstadt Cölln nit anderst wollen beschenken, als mit den Leibern der heiligen drei Könige, die er von Mailand dahin gebracht. Deßwegen schätzet Kaiser Leopold I den eisernen Nagel in seiner geistlichen Schatzkammer,
Mich wundert doch, daß etliche so angebrennt mögen seyn, und dergleichen heilige Reliquien so wenig achten, indem sie doch das brennende Feuer anderst lehret. Zu Augsburg ist eine brennende Wachskerze auf das Grab des hl. Bischofs Udalrici gefallen, welches mit einem schönen Teppich bedeckt gewest, so ist aber die Kerze völlig verbrannt, an besagtem Teppich aber nit ein Härl verletzt worden.
Mich wundert doch, daß etliche ein so ungewaschenes Maul haben wider die heiligen Reliquien, indem sie doch von dem Wasser sollen lernen, wie man den Leib des hl. Emmerani, Bischofs und Martyrers nach Regensburg auf der Donau geführt, so ist das Schiff ohne wenigste Mühewaltung der Ruderknechte mit solcher Schnelle gegen das Wasser geloffen, als wollte es dem besten Segel-Schiff im Meer zu Wett rennen.
Mich wundert doch, daß etliche so aufgeblasen wollen seyn, und den hl. Reliquien so wenig Ehre erweisen, indem sie doch die aufgeblasene Luft weit anderst unterricht. Majuvias, der Saracener König, hat das hl. Schweißtuch Christi auf einen angezündeten Scheiterhaufen werfen lassen, welches aber die Luft alsobald unverletzt in die Höhe gezogen, allwo es eine lange Zeit gestanden, bis es sich endlich in die Schooß eines damalen anwesenden Christen herunter gelassen.
Mich wundert doch, daß etliche so irdisch mögen seyn, und sogar nichts Heiliges den Reliquien zulassen,
Mich wundert doch, daß etliche so harte Ochsenköpf anzutreffen, welche die hl. Reliquien so spöttlich verwerfen, indem doch hierinfalls ein Esel sich manierlich gezeigt. Der Esel, worauf der englische Lehrer Thomas zu reiten pflegte, hat sogar Strick und Halftern in dem Stall abgerissen, zu dem Grab des Heiligen geloffen, daselbsten auf die Kniee niedergefallen, dessen hl. Leib noch verehret, und auch an demselben Ort geblieben.
Aber warum sind wir katholische Christen also verbeint, daß wir die Beiner der Heiligen verehren? Der große Kaiser Theodosius hat mehrmal inständig angehalten um den Leib des hl. Joannis Chrysostomi, welcher vorhero bei Lebs-Zeiten von Konstantinopel unverschuldet ins Elend verschickt worden, konnte aber auf keine einige Weise denselben erhalten, denn so oft man zu Corusa in Armenien versucht, die hl. Reliquien nach Konstantinopel zu überführen, so ist besagter heil. Leib so unbewegt, und so schwer gewesen, daß er mit keiner Gewalt von dannen hat können gebracht werden. Wie solches erstgedachtem Kaiser zu Ohren kommen, hat er, durch Einrathung des Bischofs Proculi, ein Memorial verfertiget, worinnen er, der Unbill halber,
Mein lieber und frommer Altvater Noe, ich sehe in der Arche, in diesem großen Vogel-Haus, in dieser großen Hühner-Steige, in diesem großen Schaaf-Stall, in diesem großen Küh-Stall, in diesem großen Sau-Stall, mit Ehren zu melden, in diesem großen Tauben-Kobel, allerlei Säck und Kisten, worinnen das Futter für alle diese Thiere; aber bei dir, in deinem Losament, thue ich wahrnehmen ein absonderliches Trücherl, und da mach ich mir tausend Gedanken, was doch möcht darin seyn? Viktualien seynd nit darin, das weiß ich, Geschmuck oder Kleinodien seynd Gott der Baumeister war der Arche, du aber nur ein Palier und ein Ober-Zimmer-Gesell, warum soll denn dein Weib wie ein edler Götz daher prangen? Geld wird auch hart darin seyn, dann weil der allmächtige Gott dir den Namen geben eines Gerechten, Noe Vir justus, so mußt du das Geld nit hoch geacht haben, zumalen das weisse Silber gemeiniglich schwarze Gewissen macht. Was muß denn in diesem Trühel verschlossen seyn, wohin du öfters des Tags deine Augen wendest? Antwort: Er habe einen absonderlichen Schatz darinnen, was da? sehr kostbares Helfenbein, was für ein Helfenbein? es seynd die Beiner des ersten Vaters Adam, welche ich mit mir in die Arche genommen, diese Gebein verehre ich als Reliquien, weil ich weiß, daß sie einmal werden glorreich am jüngsten Tag auferstehen. Diese Gebeiner seynd mir ein Helfenbein, dann sie mir ungezweifelt in dieser größten Noth werden helfen. Also schreibet Jakobus Edessenus, so ein Magister war des heiligen Ephrem. Ja nach vollendtem Sündfluß hat der fromme Noe seinen Söhnen solche Heiligthümer ausgetheilt, einem jeden einen ziemlichen Partikel verehrt, das übrige samt dem Kopf aus Befehl Gottes, auf dem Berg Kalvari begraben.
Mein großer Mann Gottes Moses, ich sehe deine untergebenen Israeliten mit so vielen Kameelen, so alle sehr stark beladen, ja es ist weder Weib noch Mann, der nicht Bündel und Ranzen trägt, sogar die kleinen Buben haben gestrotzt volle Säck, ich weiß es gar zu wohl, daß nichts anderst darin,
Wahr ist es, sagt Catana, wahr ist es, sagt Neapel, es hat der Feuer-speiende Berg Vesuvius, so vermuthlich ein Rauch-Fang oder Kamin der Hölle ist, mehrmal also getobt, daß er ganz feurige Platz-Regen ausgeworfen, und den gänzlichen Untergang gedrohet. Deßgleichen gethan der grausame Mongibellus, sobald wir ihnen aber entgegengehalten, die herrlichen Reliquien, das Blut des heil. Januarii zu Neapel, den Schleier der heil. Agatha in Sicilia, so haben sie alsobald ihre Höll-Goschen gehalten, ganz erstummt, und uns ohne fernern Schaden gelassen.
Wahr ist es, sagt die Stadt Genua, wahr ist es, sagt diese herrliche Fürstin des Meers, es geschieht zuweilen, daß der benachbarte Meer-Port also von den grimmigen Wellen angetast wird, daß es den Schein hat, als wolle dieses unersättliche Wasser uns alle verschlucken, wie der Wallfisch den Jonam, sobald
Wahr ist es, sagt die Stadt Panormo, daß mich die grassirende Pest dergestalt meiner Inwohner beraubet, daß mir die Augen voller Wasser gestanden, wie jener Wittib zu Nain, sobald mir aber der Himmel geoffenbaret das Ort, wo die Gebeine der heiligen Rosaliä begraben, so An. 1625 geschehen, da hat augenblicklich in Ansehung dieser heiligen Reliquien der Tod müssen die Flucht geben.
Wahr ist es, sagt die ganze katholische Kirche, wahr ist es, sagen alle dero Lehrer. Eine Stadt ist nit besser versehen, ein Haus ist nit mehr bereicht, ein Mensch ist nit besser bewaffnet, eine Kirche ist nit mehr geziert, als durch dergleichen Reliquien und Heiligthümer; dann hat der Schatten Petri, die Schweiß-Tücher Pauli, da sie noch nit wirkliche Mitglieder der Heiligen gewest, die Teufel vertrieben, die Gesundheit wiedergebracht, was Wirkung haben dann erst die Reliquien derjenigen, deren Seelen schon in großer Glori das Angesicht Gottes anschauen.
Ich weine und traure, wann ich sehe, daß dergleichen Schätze so wenig geschätzt werden bei vielen, ich lache aber auch, und lach nit wenig, wann ich merke, daß solche Spöttler gerechter Massen gestraft werden.
An 1272 hat sich etwas absonderliches zu Krakan in Polen zugetragen, als die Königin Bona, s.v. im bloßen Hemmet dagestanden, und was das Wunder noch vergrößert, konnten die Kleider auf keine einige Weise ihr angelegt werden, bis sie von dannen sich an ein anders Ort retiriret; so unterstehe sich dann Niemand, die heil. Reliquien zu entunehren.
Ich laß nun die andere Tracht von den Fischen auftragen, und dieser soll seyn ein guter guter Karpfen. Menochius schreibt, daß ein Kloster. St. Mauritii genannt, unweit des Flusses Rhodani entlegen, allwo ein kleiner Fischteich oder Einsetz zu sehen, darein so viel Karpfen gesetzt werden, wie viel der Mönche im Kloster, nun geschehe es aber allezeit, so oft ein Fisch aus diesem abstehet, und in der Höhe schwimmt, so oft stirbt allemal gleich darauf einer aus diesem Kloster, wessenthalben diese Fisch-Behaltung jedermann, forderist aber die Religiosen daselbst, zu öfterer Ermahnung der Betrachtung des Todes ermahnet.
Non peccavi, wie kann aber das möglich seyn? wie? gar wohl und leicht, gar leicht und wohl! brauch du, braucht ihr, brauchen sie dieß mein Mittel, so werd ihr ebenfalls nit sündigen; ich hab allezeit den Tod betracht. Den Tod immerzu vor Augen gehabt, Breves Dies hominis, hab wohl erwägt, daß die Tage des Menschen kurz seyen, daß sein Leben einer Blume gleich, so die bald verwelket, daß ich nichts gewissers zu gewarten hab, als das Grab: Solum mihi superest sepulchrum, und das und das hat mich erhalten, daß ich nit gesündiget.
Huß, Huß, ihr Menschen insgesamt; Huß, Huß, ich hetz euch an, und reiz euch an, dem heiligen Job, so von der Landschaft Huß, nachzufolgen und öfters den Tod zu betrachten; kein Zaum ist, der besser kann von den Sünden abhalten, als die öftere Erinnerung des gewissen Todes. Der wird nit bald stolz und hoch seyn, wenn er gedenkt, daß er bald werde niederkommen unter die Erde. Der wird sich nit so leicht in die Geilheit einlassen, der betracht, daß er bald müsse mit seinem stinkenden Fleisch die Erde selbst geilen. Der wird nit so leicht nach Schlemmen und Fressen trachten, welcher gedenkt, daß er bald die Würmer zu Kostgehern werde haben. Der wird sich so bald nit in die Reichthümer und Silber vergaffen und vertiefen, welcher ihm selbst vor Augen stellt, daß er bald als ein armer Tropf seine Gold-Grube werde haben in dem tiefen Grab. Der wird
Der gelehrte Manni bringt einige Geschicht vor, welche ihm selbst begegnet; es kam einsmals zu ihm in die Beicht ein alter langwieiger Sünder, welcher nit um ein Haar besser gewest, als jene zwei grauen Schimmel, die der Teufel zu Babylon geritten hat, dieser brachte nit zwar ohne sondere Zeichen der Reue vor, was gestalten er bishero einen lasterhaften Wandel geführet, und diejenige Uebelthat, welche David mit der Bethsabea begangen einmal, er mehr, als Haar auf seinem Kopf seyen, solches Laster vollzogen; worüber der Beicht-Vater von Herzen geseufzet, jedoch beinebens die unendliche Barmherzigkeit Gottes, so niemalen den büßenden Sünder verstößt, nit wenig hervor gestrichen, zugleich auch nebst kräftiger Ermahnung zum steifen Vorsatz sich zu bessern, ihm eine heilsame Buße auferlegt, als nämlich, er solle bis zur nächsten Beicht die Woche einmal in Wasser und Brod fasten, dann auf solche Wunden gehöre kein anders Pflaster. Wie Pater! sagte er, fasten ist mir Fiat, das will ich thun! womit die Beicht, nach ertheilter Absolution, vollendet. Es seynd kaum 8 Tag verflossen, da kommt oft besagter Sünder zu dem frommen und hocherleuchten Mann, fällt ihm mit weinenden Augen und vielen Seufzern zu Füßen, thut sich in allen und jeden ehrbietig erzeigen, alle Buße zu thun, dann in Betrachtung meines grauen Barts, sagt er, ist mir jederzeit
Sobald Adam, samt seiner Eva, das göttlich Gebot übertreten, und durch solchen Ungehorsam dero Bloßheit an den Tag kommen, da hat sich gleichwohl der Allerhöchste ihrer erbarmet, und ihnen Kleider verfertiget, dero nackenden Leib zu verhüllen; aber was für eine dem Adam? vielleicht Hosen, wie mans vor diesem getragen, so weit die Hafner-Schürzel, zumalen er ohnedas aus dem Leim erschaffen? das nit. Vielleicht Hosen, wie mans vor Jahren getragen, untenher mit Bändern eingeflochten, massen er auch das gesamte menschliche Geschlecht verhaspelt? das auch nit. Vielleicht Hosen, wie mans Vorzeiten getragen, auf der Seite mit großen taffeten Rosen, weil er ohnedas seine Missethat wollte verblümeln, da er die Schuld auf andere gelegt? das auch nit. Vielleicht Hosen, wie mans schon längst getragen über und über mit Bändern versetzt, zumalen er ohnedem das ganze menschliche Geschlecht spöttlich angebunden? das auch nit. Etwan Hosen, wie mans vor diesem getragen, voller Knöpf, weil er ebenfalls einen solchen
Was hat dann die Eva, die erste Mutter, für ein Kleid? etwan einen Rock von schönem Brokat? Ja wohl nit, weil sie den verbotenen Brocken hat gessen, also hat sie keinen Brokat verdienet. Etwan einen Rock von gewässertem Taffet? Ja wohl nit; dann ihr mehr gebührt gewässerte Augen, als gewässerte Taffet. Etwan einen Rock von Kapizol? Ja wohl nit, dann ihr ist gesagt worden, daß der Mann das Capo seye des Weibs, Vir Caput Mulieris. Etwan einen Rock von Scharset? Ja wohl nit, dann sie hätte besser sollen mit dem bösen Feind, so in der Schlange logirte, schargiren. Etwan einen Rock von Engelsatt? Ja wohl nit, massen sie dem Teufel gar zu großes Gehör geben. Etwan einen schönen Manto? Ja wohl nit, weil sie ohne das unrecht gethan, wie sie ihre Schuld wollte vermänteln, als habe sie die Schlange hinter das Licht geführt. Was hat dann Eva für ein Kleid? Eva war gekleidet wie der Adam, und Adam war gekleidet wie Eva. Gott der Herr machte dem Adam und seinem Reib Röcke von Fellen, und zog sie ihnen an. Da hat ihnen der Buckel gegraust, wie sie das erstemal den Tod gesehen bei diesem lieben Vieh. Die Häute todter Thiere ungegärbt, müssen Kleider Tunicas pelliceas dedit illis etc. Worüber Isidorus also schreibt: »Tunica appellata est, quia in motu Incedentis Sonum facit, tonus enim sonus est, unde primis Parentibus tunicae pelliceae post lapsum sunt factae, ut perpetuum suae fragilitatis et instabilitatis monitorem haberent.«
Wann das menschliche Leben wär wie die Arche des Bunds, dero Holz nit hat können verfaulen; wann das menschliche Leben wär, wie der hölzerne Altar im alten Testament, der von stetsbrennendem Feuer darauf, nie verzehrt worden; wann das menschliche Leben allzeit bliebe, wie die Kleider der Israeliten durch 40 Jahr in der Wüste, da ihnen nit ein Faden zerrissen; wann das menschliche Leben wär, wie das Feuer der heidnischen Jungfrauen, so Vestales genannt waren, welches niemalen ausgelöscht, so wollt ich dir mit dergleichen melancholischen Gedanken von dem Tod nit viel überlästig seyn, dann ich weiß gar wohl, daß dir das Allegro im Leben weit angenehmer fällt, als das Adio in dem Tod. Aber weil das menschliche Leben nichts anders ist, als ein Licht, ein Letten, eine Lilie, ein Laub, eine Leinwath, eine Lug, eine Linde, ein Laufer, eine Leich. Eine Leich. Quis me liberacit de Corpore Mortis
hujus. Ein Laufer,
Moses hat aus Befehl Gottes den hartnäckigen König Pharao in Egypten über alle Massen exerciret, weil er hart war, so hat er ihn mit Wasser geplagt, und alles Wasser in Blut verwandelt; weil er eine Bestia war, so hat er ihn mit allerlei Bestien geplagt, unter andern waren auch Mücken und Fliegen, deren eine solche Menge, daß sie fast das Sonnenlicht verfinstert; drei und vier Kammer-Diener mußten stets mit dem Fliegen-Wadel bei und um den König stehen, aber es half wenig, dann die Mücken also hartnäckig und halsstarrig, wie er, sie liessen sich von der Nase nit abschrecken, dieselbige aber mit einem Täschel zu vertreiben, war ihm auch nit gelegen, er konnte nit einmal einen Schlaf haben vor Memento homo, quia pulvis etc. Dieser Staub wird dir Mücken machen wegen deines bishero so üblen geführten Wandels. O mein Gott, wirst du gedenken, es ist bald mit dem Menschen geschehen, wer weiß, ob ich nit in meiner Krankheit gleich von Sinnen komme, wie es öfter geschieht, so will ich ja lieber und sicherer jetzt mich mit Gott versöhnen, Zeit und Weil seynd ungleich. Memento homo, quia pulvis es. Dieser Staub wird dir Mücken machen wegen deiner bishero so viel gehabten Sorgen. Mein Jesu, wirst du bei dir sagen, Memento homo, quia pulvis es, etc.
Wie unser Herr und Heiland an seinem bittern Kreuz-Stamm den Geist aufgeben, da haben sich zu Jerusalem die Gräber an unterschiedlichen Oertern eröffnet, Monumenta aperta sunt; seynd aber erst den dritten Tag hernach mit unserm Herrn auferstanden, warum aber seynd sie nit alsobald nach Eröffnung der Gräber hervorgangen, oder, wann sie erst haben sollen am dritten Tag auferstehen, weswegen seynd die Gräber so bald eröffnet worden? die Ursach ist vermuthlich diese, unser gütigster Erlöser, der da nur kommen ist, zu suchen, was verloren, wollte alle Mittel anwenden, die verbeinten Hebräer auf einen guten Weg zu bringen, unter andern glaubt er, daß solche verhartete Böswicht nichts mehr werde oder könne erweichen, als die Gedächtnuß des Tods, darum hat er wollen, daß die Gräber der Todten drei Tag sollen offen stehen, damit die Juden konnten sehen, die verfaulten Leiber, die mit Würmern und Schlangen überhäuften Körper, die von Eiter und Wust stinkenden Aas derselbigen, deren sie etliche noch bei Lebenszeiten gekennt, und folgsam in Ansehung Monumentum, welches so viel monens mentem.
O Magdalena! du Spiegel der Büßenden, du bist so weit in der Gnade Gottes gestiegen, daß du auch gleich andern Aposteln, das Evangelium Christi allenthalben ausgebreitet; daß du auch durch Wirkung des heil. Geistes alle Sprachen geredt; daß du auch 30 ganze Jahr hindurch in der Wüste von allen Menschen zwar abgesondert, aber doch täglich von den Engeln besucht, und von ihnen in die Höhe, die himmlische Musik zu hören, getragen worden, daß du auch mit deinem Gebet aus einem harten und trockenen Felsen ein klares Brunnenquell erweckt etc. Aber sag her, wer hat dich so hoch gebracht? Sie antwortet, das Niedere. Wer hat dich so groß gemacht? Sie antwortet, das Kleine. Wer hat dich so weiß gemacht? Sie antwortet, das Schwarze. Wer hat dich zu so großem Schein gebracht? Sie antwortet, die Finsternuß. Wer hat dich in der Liebe Gottes also erhitzt? Sie antwortet, die Kälte. Wer hat dich gezogen zu einem so heiligen Leben? Sie antwortet, der Tod. Ich sahe in der Stadt Naim den Tod der Wittib einigen Sohn, der mein Galan gewest. Ich sahe denjenigen Leib ganz erstarrt und erkalt, den ich vorhero wie einen Gott angebetet, ich sahe das für ihn verfertigte finstere Grab, der das einige Licht war meines Herzens. Ich
Daß täglich, daß stündlich die Sünden bei den unbedachtsamen Adamskindern wachsen, ist die mehriste Ursach, die so seltene Erinnerung des Todes. Ein jeder meint, er werde länger leben. Abstemius bringt eine Fabel vor: daß auf eine Zeit ein Knecht sey in aller Frühe in Stall gangen, allwo er die Ochsen in vollen Freuden und Jubel angetroffen, er konnte sich nit genug verwundern über das Allegro dieser Ochsenköpf, fragt endlich die muthwilligen Kerl, wessentwegen sie so lustig und guter Dinge seyn? er habe sie eine lange Zeit nit so aufgeräumt gefunden, worauf sie geantwortet, es habe ihnen geträumt heute Nacht, daß sie heute
O wie viel gibt es Menschen dieses Gelichters, die sich auch mit leerer Hoffnung speisen, wie mancher meint, er sey noch bei den besten Leibskräften, und werde noch eine ziemliche Zeit leben, und auf der feisten Weide der zeitlichen Lustbarkeit sein Contento genießen, aber glaubt mir, dieses ist nur ein viehischer Traum bei euch, Gott der allerhöchste hat es weit anderst beschlossen und zwar in seinem göttlichen Rath schon die Anstalt gemacht, daß ihr noch dieses Jahr, noch dieses Monat, ja noch diese Woche sollt das Leben quittiren. Da heißt es, wer hat sich das eingebildet?
Ammon, ein königlicher Prinz, ein Herr von großer Hoffnung, auf den ihre Majestät, der König David, sehr viel gehalten, sitzt bei der Tafel, isset wohl, trinket wohl, lachet wohl, lebt wohl, aber stirbt übel, indem er zum besten bezecht, ist er von seines Bruders Bedienten unverhofft ermordet worden. Er hat sich das gar nit eingebildet.
Holofernes, ein berühmter Kriegsfürst, zu dessen Diensten und Willen ein ganzes Kriegsheer gestanden, sitzt bei der herrlichen Tafel, hielt ein stattliches Nachtmahl, wußte aber nit, daß es war das Letztemal, vivat, er soll leben, haben Hohe und Niedere geschrien, vivat, er soll leben, haben Junge und Alte getrunken; er geht endlich schlafen, oder besser geredt,
In Egypten, als dazumal der König Pharao regierte, war alles in Wunsch und gutem Wohlstand, der König wohl auf, die Königin wohl auf, die Kavalier wohl auf, die Damasen wohl auf, die Burger wohl auf, dero Weiber wohl auf, die Bauern wohl auf, ihre Weiber wohl auf etc., um Mitternacht kommt ein Engel auf Gottes Befehl, und ermordet alle Erstgeborne des ganzen Königreichs. Das hat sich kein Mensch eingebildet.
Bertholdus de Betholiz, ein vornehmer böhmischer Edelmann, ritt einmal mit sonderer Pracht, mit stattlichen Kleidern, mit vielen Bedienten und Laqueien nach Prag über die Brücke, des Willens, sich zu Hof beim König sehen zu lassen, wie er gegen die kleine Seite zu dem Thor kommt, da ist ein Stein, welchen zwei Raben auf dem Dach losgemacht, um weil sie mit einander gerauft, ihm auf den Kopf herunter gefallen, und wohl recht steintodt geschlagen. Wer hat sich das eingebildet.
Was tausend und tausend dergleichen Geschichten, mit denen man ganze Bibliotheken könnte anfüllen, so mans alle schriftlich verfaßte. Ich war dazumal zu Wien in Oesterreich, wie eine herrliche Schlittenfahrt bei Winterszeiten gehalten worden, allwo alle erdenkliche Pracht zu sehen gewest; die Pferde waren mit Blumaschi also besteckt, daß ich geglaubt, sie werden über den Stephansthurm fliegen: die Schlitten waren
Wir sollen es aber uns einbilden, und den Tod stets vor Augen halten, dann wir keine Zeit sicher, an keinem Ort sicher, keine Stund sicher, in keinem Alter sicher etc. Dahero wenn ein Heirathskontrakt verfertiget wird, da pflegt unter andern auch beigesetzt zu werden, wann er vor ihr, oder sie vor ihm soll sterben, so soll dieß und dieß dahin gehören, wann sie sollen Kinder erzeugen, und diese vor ihrer Vogtbarkeit mit Tod abgehen, so soll die Verlassenschaft da und da hinfallen. Wann mir einer etwas leiht oder bezahlt, so will er bescheint seyn, und darum, ach Gott, sagt er, wir seynd sterbliche Menschen, wir wissen nit, wann, wir wissen nit, wie, wir wissen nit, wo, aber das wissen wir, daß wir sterben müssen. So mach dir dann o Mensch zu aller Zeit ein NB., gestern sind mir gestorben NB. meine Brüder, die jünger waren als ich, seynd gestorben NB. meine Schulgespän, die vorzeiten mit mir waren, seynd gestorben NB. das Haus, worin ich wohne, hat schon viele Herren gehabt, so aber alle gestorben, NB. die NB. die Bettstatt, in der ich liege, hab ich von meiner Schwester geerbt, darin ist sie gestorben, NB. so werd ich auch sterben, NB. dieser Gedanke wird verursachen, daß ich einen andern Wandel werde führen. Es ist gewiß, der wird nit als wie ein Mauskopf leben, der sich also das Mausoläum allezeit vor Augen stellt.
Die dritte Tracht von Fischen laß ich auf die Tafel bringen, diese seynd allerlei Sorten, der Fisch aber heißt abgesotten, und mit grünem Petersill überdeckt. Unser Herr erscheint auf eine Zeit dem Petro, welcher samt andern sehr viele Stunden aneinander gefischt. Petrus, fragt er, gibts was? Nichts mein Herr, nit einmal ein Schneiderfischl, darauf hat der liebste Heiland befohlen, sie sollen in seinem Namen das Netz rechter Hand einwerfen, welches auch geschehen, und haben sie eine Menge der Fische herausgezogen, hundert und drei und fünfzig Stück, und jeder Fisch war eine besondere Art, dann in dem Meer, nach Aussag des hl. Hieronymi, werden just so viel Sorten Fisch gezählt. Warum aber, daß sie aus einer jeden Gattung einen Fisch gefangen? dieß ist ein Geheimniß, spricht er, gedacht der heilige Lehrer, und bedeutet, daß er allerlei Standespersonen von dem Meer dieser Welt in das ewige Vaterland sollen gezogen werden.
Der hl. Paulus ist in den dritten Himmel verzuckt worden, ich bin noch weiter kommen, aber nur mit meinen Gedanken, ich bin droben gewest, wo Gott seine Residenzstadt hat, allwo die ewige Wohnung venite Benedicti, sondern venite Benedictini. Ich hab gesehen eine solche Schaar aus dem Orden des heiligen Franzisci, daß ich bei mir selbst gedacht hab, die Welt bei der Zeit sey meistens französisch, der Himmel aber fast ganz franziscisch. Ich hab gesehen eine solche große und schier überschwengliche Armee aus dem Orden des hl. Vaters Augustini, daß ich mich verwundert hab, wo man so viel Häut nehme, aus denen so viel Gürtel und Riemen geschnitten wurden. Ich hab gesehen eine solche Menge der Dominikaner, daß, wann auch die Heerde der gescheerten Lämmlein des Jakobs sollte zehntausend mal überzählt werden, gleichwohl die Zahl deroselben nit würde erreichen. Ich hab gesehen eine solche Menge der Jesuiten, daß mir vorkommen, es wolle Jesus in dem Himmel keine andern haben, als Jesuiten.
Ich hab mir eingebildet, daß ich alldort werde keine, oder gar wenig gekrönte Häupter und andere Fürsten antreffen, dann ich mich zu entsinnen weiß, daß ich gelesen hab, wie einmal ein hl. Mann von einem großen Fürsten ist befragt worden, ob auch die Fürsten in Himmel kommen? worauf er mit Ja geantwortet, ja, wann sie in der Wiege sterben, aus dem unschwer zu schließen war, daß dieser Stand sehr hart zur Seligkeit gelange. So hat auch Karolus VIII. König in Frankreich einen Tag vor seinem Tod seinen obersten Kämmerer befragt, warum doch so wenig Könige unter die Zahl der Heiligen gesetzt werden? weil er aber solches nit wußte zu beantworten, hat hinwieder der König gesagt, es sey keine andere Ursach, als dieweil ein König keine Leute um sich hat, welche die Wahrheit reden; als sey gleichsam ein hochfürstlicher Hof nichts anders als ein Nest der Schmeichler. So ist mir auch eingefallen, Rex ziemlich klein ist, aber entgegen eine große Verantwortung dabei, daß also ein König in Spanien sich verlauten lassen, er wollte wünschen, er wäre lieber ein Eremit in der Wüste gewest, als ein König in seiner Monarchie. Es ist aber auch dieser höchste Stand bequem genug, die Seligkeit zu erlangen. Man kann auch auf einen hohen Thron eine niedere Demuth tragen, ist schon oft geschehen. Man kann auch mitten unter dem Silber ein guldenes Gewissen haben, ist schon oft geschehen. Man kann auch unter so viel Aufwartern und Dienern gleichwohl Gott dienen, und dem Gewissen abwarten, ist schon oft geschehen. Man kann auch unter so viel Leibquardi und Hütern sich ebenfalls vor den Sünden hüten. Man kann auch bei so großem Herrschen über das üble Beginnen des Gemüths herrschen, ist schon oft geschehen. Man kann auch in diesem, dem Schein nach, glückseligsten Stand, das Kreuz mit Christo tragen, zumal ohnedas ReX ein angeheftes Kreuz führet. Dergleichen seynd eine Menge in dem Himmel zu sehen gewest. Konstantinus, ein Kaiser; Karolus, ein Kaiser; Henrikus, ein Kaiser, samt vielen andern mehr. Helena, eine Kaiserin; Hildegardis, eine Kaiserin; Kunigundis, eine Kaiserin; Pulcheria, eine Kaiserin etc. viel andere mehr. Kasimirus, ein König in Polen; Stephanus, ein König in Ungarn; Ludovikus, ein König in Frankreich; David, ein König in Israel; Kanutus, ein König in Dänemark; Eduardus, ein König in England etc. Andere große Fürsten und Herren; gleichwie der hl. Leopoldus mit seiner Agnes 14 Kinder erzeugt, gleichwohl beide heilig gelebt, nit in rauhen Kleidern und verwerfliche Aufzugm dahergangen, sondern auch wohl in Sammet und Seide, in Silber und Gold, und gleichwohl seynd sie in den Verdiensten höher gestiegen, als viel Eremiten, viel Religiosen, die in der Wüste und Einöde ihr Leben zugebracht.
Ich hab schier in Zweifel gesetzt, ob ich im Himmel droben werde einige heilige Hof-Minister und vornehme Hofräthe antreffen. Dann bei dergleichen gar oft Ratio Status (ein Wunderthier ist dieß!) das Gewissen in die Schanz schlägt; das hat man genugsam wahrgenommen bei dem hohen geheimen Rath der Fürsten der Synagog und hat den Heiland Jesum nichts mehrer zu dem bittern Tod promovirt, als Ratio Status, dann der saubere Politikus Kaiphas in Erwägung, daß das meiste Volk der Hebräer von der Lehr Christi gezogen worden und seine Heiligkeit und Gutthätigkeit die Gemüther der mehristen an sich Ratio Status bringts mit sich, Unschuld hin, Unschuld her, es ist besser, daß einer zu Grund gehe, als wir alle. O verfluchter Statist! so hat dann Ratio Status von dem Gewissen, von dem Gebot Gottes und der Kirche keine Dependenz? Warum seynd dermalen im römischen Reich durch ungerechte Waffen so viel tausend und tausend an den Bettelstab gerathen? so viel edle und uralte Städte, in welchen vor diesen so viel heilige Tempel, prächtige Gotteshäuser, uralte Stift und Klöster, zu einem Steinhaufen worden? O Gott! Ratio Status ist gar aus Frankreich heraus gereist, hat das Feuer selbst in solche heilige Oerter und Gottes-Wohnungen gelegt. Aber in der Wahrheit, ich fürchte, es wird die Zeit geben, daß Ratio Status, so die göttlichen Augen nit viel achtet, wird das eigene Reich zu Grund richten und nicht nach dero Meinung ein Grundstein dessen seyn. Zum andern ziehen bisweilen die Hofminister das Meiste an sich mit des andern seinem Verderben. Der gelehrte Manni erzählt von einem vornehmen Fürsten, welcher einen gar zu stark interessirten Hofherrn hatte, demselben einige Lehr zu geben, hat er ihn zu sich berufen samt den zwei Leib-Medicis, welchen Letztern er
Ich habe doch müssen umsehen, ob auch einige andere von Adel im Himmel seyen. Einen Skrupel dessen hatte ich dahero geschöpft, weil die heilige Schrift sagt Matth. 24. K. Ubi Corpus, ibi congregabuntur et Aquilae, wo das Aas seyn wird, da werden sich auch die Adler versammeln; nun von Adler soll, glaub ich, der Adel herrühren, aus welchem fast eine Schlußrede könnte gemacht werden, daß der Adler gern den stinkenden Aasen nachsetze. Magdalena war eine vornehme Dame von gutem altem Adel, es waren ihr auch dergleichen Aas nit zuwider; diese hatte einen Herrn Bruder, der da Lazarus genannt war, der gar ein wackerer Edelmann, auch eine ziemliche Zeit im Feld zugebracht, damit er nit allein mit dem
Ob einige Soldaten droben seyen, habe ich dessenthalben nit viel umgeschauet, zumalen ich vorher schon gewußt die große Anzahl derselben, desgleichen auch wegen der Doktores und gelehrten Leute, doch aber hab ich wegen der Letzten schier einen Zweifel gefaßt, massen mir nit unbewußt, daß ein Wasser, so andere wäscht, selbst trüb wird; daß eine Raspel, so von dem Eisen den Rost nimmt, selbst Scharten bekommt, daß ein Kämml, das die verwirrten Haare wieder einrichtet, selbst wüst und lausig wird: also die gelehrten Leute, so andere unterrichten, nie sollten selbst in die Mängel fallen. Der Kopf des Loths seines Weibs ist voll Salz gewest, nachdem sie umgeschauet, ist gleichwohl nichts desto besser, sondern nur schlimmes gewest, also ist auch vielen die Doktrin nur ein Ruin etc. muß aber bekennen und anbei die göttliche Güte preisen und loben, wie ich meine Augen im Himmel hin und her gewendet, so ist ein solcher Haufen der heil. Doktoren und andern Gestudirten erschienen, daß mir schier vorkommen, diese füllen den Himmel halben Theils ein. Da waren Rechtsgelehrte, Ivo, Athanasius, Richardus und viel und viel andere mehr etc. Da waren Medici, Lukas, Kosmas Damianus, Panthaleon und viel viel andere mehr etc. Da waren Philosophi, Justinus, Sixtus, Aristides und viel viel andere mehr etc. Da waren Rhetores und Poeten, Damasus, Paulinus und viel viel andere mehr.
Wegen der Kaufleute, ich muß bekennen, stundeEmite vobis etc., so hätte ihnen vielleicht der Kaufmann ein altes schmecketes Oel für ein frisches geben, weil die Menschen ohnedas nit bei gutem Verstand waren. Hugo erant Camptores, Mercatores et negotiatores, qui lucra saeculi per negotia sectabantur. In Erwägung dessen hab ich ja billig können umsehen, ob ich einige aus diesem Stand werde im Himmel antreffen, aber Gott sey höchster Dank, ich habe mit sonderm Trost eine großmächtige Anzahl derselben zu sehen bekommen, da hat es mich aber sonderlich gefreuet, daß kein Stand in der Welt, dem Gott nit auch genugsame Mittel gibt, die Seligkeit zu erwerben, es ist gar nit vonnöthen, daß wir alle in die Kutte schliefen, daß wir alle zwischen vier Mauern uns einschließen, und Tag und Nacht das Leben mit Singen und Psalliren zubringen, dann nit nur ein Weg in Himmel, sondern mehr. Gleichwie das Volk Israel durch das rothe Meer so wunderlich passiret an das gewünschte Gestad, nit aber durch einen engen Weg, sondern durch zwölf unterschiedene, also daß ein jedes Geschlecht einen besondern Paß gehabt; deßgleichen seynd ebenfalls unterschiedliche Weg in Himmel, als zum Gestad der Seligkeit. Einen Weg haben die Geistlichen und Gott gewidmeten Personen; einen andern haben die Weltlichen, unter denen auch die Kauf- und Handelsleute, dann ich derselben eine Menge habe im Himmel gesehen: da war der hl. Frumentius, der hl. Guido, und viel viel andere mehr, welche Handelschaft getrieben, und gleichwohl die Gnade Gottes nit vertrieben, warum soll es nit seyn können, daß einer Kienruß verkauft, und gleichwohl ein weisses
Künstler und Handwerker hab ich auch im Himmel gesucht, dann ich habe mir eingebildt, daß sie werden beieinander stehen, ob zwar die Ersten den Vorzug billig haben, dann mehr ist doch gewest derjenige Goldschmied, welcher den guldenen Ring verfertiget, womit der alte Vater seinen verlornen Sohn beschenkt hat, als derselbige, der ihm ein neues Kleid hat gemacht und etwan die alten Lumpen ausgebessert. Es ist mir doch eins und das andere eingefallen, als wann dergleichen Ständ auch ziemlich in Haltung der Gebot Gottes können stolpern. Ja wann ein jeder Handwerker wäre, wie jener Gärber oder Lederer zu Joppen, bei dem der heil. Petrus seine Ordinari-Herberg hatte, von dem auch der Engel Meldung gethan, wie er dem Hauptmann Kornelio erschienen, so wäre leicht zu schließen, daß der Handwerker eine große Zahl im Himmel seyen. Aber deßgleichen, glaub ich, wird man nit viel finden. Jedoch hat unser lieber Herr diesen Stand absonderlich begnadet, indem Er keine Edelmann, keinen Labores manuum tuarum manducabis, beatus es, et bene tibi erit. Du wirst von deiner Hände Arbeit essen, selig bist du, und es wird dir wohl gehen.«
Im ersten Buch der Könige ist zu lesen, wie der streitbare David eine stattliche Viktori und Sieg erhalten wiber die Amaleziter, da ist ein Zank und Uneinigkeit entstanden, zwischen denjenigen, welche bei der Schlacht gewest, und zwischen denselben, so bei der Bagage geblieben, und Mattigkeit halber nit konnten folgen; was sagten dieselben, die bei dem Gefecht waren, weil uns eine so herrliche Beut zukommen ist, so sollten dieselbigen nichts davon haben, die nicht dabei gewesen, uns gehört solche allein zu. Holla, Holla, antwortet der gerechteste David, nit so gäh, meine so guten Leute; es soll einer das so wohl haben, als der andere: aequa pars erit etc. seynd also die, so bei dein Troß geblieben, ebenfalls theilhaftig worden der Beut.
Es möchten etwa die Geistlichen vermeinen, weil sie zum meisten streiten müssen wider die Welt, wider das Fleisch, und wider den Teufel, als ob ihnen allein die Beut der ewigen Seligkeit solle zugehören, das nit, das nit, meine frommen Leute, laßt es euch nit verdrießen; die Handwerksleute, und andere, so Homo bonus. Tischler oder Zimmerleute, St. Joseph. Hufner, Justa und Justina zwei Schwestern; dergleichen allerlei heilige Handwerker hab ich daselbst angetroffen, dero Namen unmöglich scheinet, auf das Papier zu bringen. Gott verzeih mirs, um einen Kutscher, Reitknecht, und dergleichen Leute habe ich nit viel umgesehen, dann sie scheuen sich nit, auf öffentlichen Gassen die Leute übern Haufen zu fahren, wie es mir auch geschehen, seynd gute Leute (scilicet)
Endlich und endlich wollte ich auch in Erfahrenheit bringen, ob ebenfalls Bauren im Himmel anzutreffen, dann was mir derenthalben einen Zweifel gemacht, war dieß, daß der erste Bauer in die Höll gefahren, dieser war der Kain. Cain autem erat Agricola, ob mir zwar ein Dorf-Advokat trutzig einschnalzet, daß es dem Bauren nit zu geringem Lob gereiche, um weilen Christus der Herr selbsten sich einem Ackersmann verglichen, der einen guten Saamen ausgesäet; dem begegne ich gleich in selbigem Evangelio; daß auch der Teufel eine solche Stell verricht, wie mans klar im Evangelio, sogar im Bild oder Kupferstich wird wahrnehmen, nun lasse ich es einem jedem reifen Verstand über, wem der Bauer mehr gleiche, unserem Herrn, oder dem andern Gesellen? Wer schilt mehr als die Bauern? wer wünscht übler als die Bauern? wer ist arglistiger als die Bauern? weil operatus est Salutem in medio terrae; also haben das Heil nit nur zu hoffen die Stadt-Leute, sondern auch die arbeitsamen Bauern und Ackers-Leute. Dergleichen hab ich fast mehr im Himmel gesehen, als alle andern Stands-Personen, da war St. Isidorus, ein heil. Bauer; Leontius, ein heil. Bauer; Kentignerus, ein heil. Bauer; Fortunatus, ein heil. Bauer; Lambertus, ein heil. Bauer; Delbertus, ein heil. Bauer; Theodulphus, ein heil. Bauer; Miro, ein heil. Bauer; Spiridion, ein heil. Bauer, und ohne Zahl und Ziel viel und viel andere mehr.
Weil ich nun bei mir gänzlich beschlossen, alle völlige Nachricht auf die Welt herunter zu bringen, waserlei Stands-Personen im Himmel ich angetroffen, also hab ich gleichfalls daselbst umgefragt, ob auch s.v. Säu-Hirten, Schaf-Hirten und Bettler zu finden seynd. Dann weil Gott der Herr nit ansieht die Personen, beinebens sich bei Joanne verlauten lassen, daß in seines himmlischen Vaters Haus viel
Abstemius unter andern Gedichten bringt auch folgende auf die Bahn: Der Löw, als ein König der Thiere, wegen gewissem Zweitracht und Mißverständnuß mit den Vögeln, hat sich gänzlich resolvirt, die Sache mit Waffen auszutragen, zu solchem Ende er dem ganzen gefiederten Geschlecht den Krig angekündet. Der Bär, als kein schlechter Kriegsrath, fragte Ihre Majestät, den Löwen, was er dann vor eine
Freilich wohl seynd die Bettler und andere armer Leute sehr verworfene Kreaturen auf dieser Welt, und müssen fast allemal solche mit dem armen Lazaro vor der Thür des reichen Manns liegen, aber getrost meine armen Tropfen, der allergütigste Gott, so auch einen armen Fischer zum Haupt seiner Kirche auf Erden hinterlassen, dem die gekrönten Häupter die Füß verehren, wird auch euch wissen so hoch in der Glori zu bringen, daß ihr werdet mit unendlichem Dank Gott benedeien und loben, um weil Er das Blättl so wunderbarlich kann wenden. Das hab ich selbst erfahren, und den Augenschein eingenommen, als ich eine gar große Anzahl derselben im Himmel gesehen, so von dieser betrangenden Armuth zu unendlichem Reichthum gelanget; dann ich sahe Alexium den heil Bettler, Servulum den heil. Bettler, und unzahlbare viel andere, daß mir schier eingefallen, das Himmelreich seye worden zu einem Bettler-Reich. Habe auch anbei die ällerhöchste Dreifaltigkeit nach Möglichkeit gepriesen, um weilen kein Stand auf Erden ist, hoch oder nieder, reich oder arm, geistlich oder weltlich, dem Gott nit genugsame Mittel gibt, die ewige Seligkeit zu erwerben.
Ich setze nunmehr die vierte Speise von Fischen
Der heil. Magutus fuhr einst auf dem hohen Meer, und weil dazumalen eingefallen der heil. Oster-Tag, also wünschten alle in dem großen Schiff, daß sie doch möchten von Gott die Gnade haben, an einem so heiligen Tag das heilige Meß-Amt zu hören, da sie nun eine kleine Zeit mit glücklichen Segeln fortgefahren, erblickten sie eine kleine Insel, allwo sie voll der Freuden angelandet, allda ausgestiegen, und alsogleich einen Altar aufgerichtet, zumalen sie alle hiezu gehörigen Sachen mit sich genommen. Magutus fängt mit größter Andacht das heilige Meß-Amt an, wozu seine Brüder, ihrem Brauch nach, gesungen, wie er aber nach Ordnung des Missalis oder Meßbuch zu dem Pater noster kommen, da bewegt sich die ganze Insel; dann zu wissen, daß erstgedachte Insul nur ein so großer Wallfisch gewesen, dessen Rucken mit häufigem Sand überdeckt, einer ganzen Insul gleichete; der hl. Mann aber verließe sich völlig auf Gott, vollzoge noch das heil. Meß-Amt bis zu dem Ende, nachmals hat er dem Wallfisch im Namen des Allerhöchsten befohlen, er solle so lang und so viel Stand und still stehen, bis alle in das große Schiff sich salviret, nach welchem sich dieser ungeheure Fisch mehrmalen bewegt, und aus den Augen gegen den Abgrund verschwunden, dieser Fisch ist ein lebendiger Entwurf der unbeständigen Welt, in dero alles, allwo man das beste Contento hoffet, unverhofft verschwindet.
Lerne lesen.
Des Menschen schöne Gestalt hat große Gewalt auf Erden. Zu Rom war ein heil. Papst, mit Namen Formosus, dessen heiligen Leib durch sondere Schickung Gottes, die Fischer gefunden, worauf alsobald die gehörige Anstalt gemacht worden, damit solcher, seiner hohen Würde gemäß, in Begleitung einer Menge Volks, in die St. Peters-Kirche getragen wurde, welches auch alles mit sehr heiliger Pracht vollzogen worden, neben andern Wundern war dieß nit das Mindeste, indem die steinernen Bilder der Heiligen daselbst sich geneigt haben, und ihm Reverenz erwiesen. Was Formoso damalen geschehen, geschieht auf den heutigen Tag einer Formosä, was ehret die schöne Gestalt nit? wie ehret man die schöne Gestalt nit? wo ehret man die schöne Gestalt nit? Solche Gestalt hat eine Gewalt, die einem jeden das Herz bieget; solche Gestalt hat die Gewalt, die fast allen die Affekten raubet; solche Gestalt hat eine Gewalt, die fast über alle Gemüther herrschet.
Wie Abraham mit seiner liebsten Frau Gemahlin Sara in die Fremde mußte reisen, und bereits nit gar weit von der Stadt Gerara, allwo der König Abimelech regierte, gekommen war, da hat er die Sara in eine Truhe eingesperrt, und also, wie Lyranus beibringt, neben anderm Hausrath mit sich auf
Es grüßt mich eine alte Frau, ich weiß nicht, ob ich ihr danken soll, sie sieht aus wie des heiligen Michael sein Fußschemmel, sie hat ein ganz elendes mageres Quatembergesicht; die Stirn ist ein Modell von einem gefälkelten Judenkrös; das Gesicht ist zusammengeschnurft, wie ein nasses ledernes Hosengeschirr, so bei dem warmen gehängt; die Augen stehen so tief im Kopf darin, daß sie auch ein wohlerfahrner Bergknapp sobald nit würde füllen; die Nase tropft nit weniger als ein Birkenbaum im Mai; die Zähn lassen sich gar nit sehen, sondern nur die leere Herberg, wo sie vor diesem logiret haben; das Maul ist angeloffen, wie die Schlosserarbeit! wer ist die
Auf dem Berg Tabor in der Erklärung Christi war alles glänzend, alles schön, alles weiß, alles herrlich; herrlich wie der Himmel, weiß wie der Schnee, schön wie das Gold, glänzend wie die Sonne, aber die Sonne ist bald erbleicht, das Gold bald verrost, der Schnee bald zergangen, der Himmel bald verdunkelt.
Lerne lesen.
Ich hätte wohl vermeint, der Evangelist Lucas wäre anderst umgangen in der Beschreibung des reichen Mannes und des armen Bettlers Lazari, und wundert mich, daß er den reichen Schelm vorangesetzt, und den vor Gottes Augen gerechten Lazarum nach ihm thut. Die Historie lautet also: Es war ein reicher Mann, der kleidet sich mit Purpur und köstlicher Leinwath, und hielt alle Tag herrliche Mahlzeit. Es war auch ein Bettler, mit Namen Lazarus, der lag vor einer Thür, und war voller Geschwür etc. Ja, wann dieser reiche Limmel wäre gewest wie der Himmel, so vergönnte ich ihm den Vorzug, dann der Himmel so gütig und mitleidend ist, um weil ihn der allmächtige Erschöpfer mit einer guldenen Sonne, mit einem silbernen Mond, mit andern herrlichen Gestirnen stattlich bereichert, daß er die untere Erde, als ein sehr niederträchtiges und armes Element, läßt alle seine Reichthümer genießen, erhält, ergötzt, ernährt solche mit seinen gutwilligen Influenzen, und kommt ihr zuweilen in der größten Roth zu Hülfe mit einem fruchtbaren Regen etc. Auch deßwegen hat der vorsichtigste Gott dem Reichen so viel gespendirt, damit Homo quidam erat dives etc. v. 19. Et erat quidam Mendicus nomine Lazarum. v. 20. Wer diese von Lucas verfaßte Historie recht entörtert, der wird finden, daß er solche mit den Umständen beschreibe, wie diese beide noch auf der Welt waren, dann allbekannt ist, daß auf der Welt die Reichen in allem den Vorzug haben, die Armen entgegen weit hinten gehen. Sobald aber erstgedachter Evangelist dieser beiden Tod und zeitlichen Hintritt beirückt, so gibt er dem Lazaro die erste Stell und der Reiche muß nachfolgen. Nämlich es begab sich aber, daß des Arme starb, und von den Engeln in den Schoos Abraham getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche, und wurde in die Hölle begraben. O wie wunderlich wendet sich das Blättl! in jener Welt gilt bei Gott der Arme alles, der Reiche entgegen nichts; in dieser Welt aber gilt der Arme nichts, entgegen aber der Reiche alles. Es kommt mir schier vor wie ein Papagei und eine arme Henne, so lang der Paperl lebt, so hat er seine Residenz in der Tafelstube, man charesirt ihn mit Zucker, und hat das beste Leben; dahingegen die arme Henne auf den Mist muß hin und her mit vielem
Es grüßt mich einer, und ich weiß nit, wer er ist, so viel ich sehe, so ist er ganz verdorben und zerrissen in Kleidern: sein Mantel braucht besser das Flicken, als damals das Fischernetz Jakobi und Joannis, wie sie es mit ihrem Vater Zebedäo nächst dem galiläischen Meere geflickt haben; sein Rock ist wohl ärger zugericht, als der Rock des gerechten Josephs, welchen seine Brüder zu dem Vater Jakob getragen, mit dem Vorwand, die wilden Thiere hätten ihn zerrissen; seine Hosen seynd nit um ein Haar besser, als die Kleider der davidischen Gesandten, denen Ammon die Hälfte wegschneiden lassen; in seinen Schuhen schauet der große Finger heraus, wie die stolze Jezabel Edel, edel bin ich! edel, edel bin ich! es stehet aber kleine Weile an, der edle Sommer passirt vorbei, der fruchtbare Herbst vergehet auch, der rauhe Winter rückt herzu, die Lebensmittel seynd gar schlecht, der Ammerling wird so bedürftig, daß er mit seinen stolzen Muteten gänzlich still schweiget, ja dem armen Bauern noch so gute Wort gibt, daß er vor der Thür auf dem Mist nach den Pferden hupft, und immerzu Vetter, Vetter, Vetter wiederholet. Wie viel, wie viel hab ich schon gesehen, und du gesehen, und ein anderer gesehen dergleichen Leute, die vom großen Reichthum in äußerste Armuth gerathen, bei denen alles Silber ist zu Quecksilber worden. O wie unbeständig seynd die Reichthümer der Welt; ja in ihr, an ihr, um ihr läßt sich nichts mehr sehen als die Beständigkeit in der Unbeständigkeit.
Lerne Lesen.
supra Zonam torridam über den ganzen Ocean getragen worden in das Judenland, und in demselbigen Garten Gethsemani, an demselbigen Ort, wo nachmals über viertausend Jahr Christus Jesus sein Leiden angefangen und allda Blut geschwitzt, niedergelassen worden, und da sey Adam allezeit geblieben, bis er endlich durch Offenbarung des Schutzengels die herzunahende Zeit seines Hintritts vernommen, alsdann habe er sich auf einen Berg retirirt, und allda sein Leben beschlossen, auch daselbst zur Erde bestattet worden, und eben dieser Berg sey gewest derjenige, auf dem nachmals nach viertausend Jahr Christus der Heiland ist gekreuzigt worden, dergestalten, daß der gespitzte Fuß oder untere Theil des Kreuzes in der Erde darin just auf dem Schädel oder Kopf des ersten Vaters Adam gestanden. O wunderliche Anordnuug Gottes! Sag aber her, o Adam, o Adam! und du Eva, meine Eva, sag mit ihm, was hat euch in dieses äußerste Elend gestürzt? Was hat euch diese überhäufigen Ehrsucht
Eritis sicut dii. Die arglistige Schlange hat der Eva das Maul gemacht, wer von diesem verbotenen Baume wird essen, derselbe werde wie ein Gott seyn, ho, ho gedachte Eva, das ist ein Bissen für mich, mein Mann ist mir als ein Haupt vorgestellt worden, wann ich aber diesen Apfel werde kosten, sodann werde ich mehr seyn, als er etc. Wie solches ihr nit angangen, so ist durch sie auch der Adam also verführt worden, mit dem Vorwand, er werde wie ein Gott nachmals seyn, und folgsam sie auch wie eine Göttin, dann das Weib schreibt sich nach dem Mann, heißt er Lapp, so heißt sie Läppin etc. Die Ehrsucht der ersten Eltern ist noch bei uns, nistet noch bei uns, frißt noch bei uns! Die Apostel waren doch fromme und gottselige Leute, dannoch haben sie um das Majorat einen Streit angehebt. Jakob und Esau, Phares und Zara haben schon im Mutterleibe ein Duell gehabt wegen der Präcedenz. Noch alle Tag sucht man, daß die ehrsüchtigen Menschen auf Hasenart lieber bergauf als bergab trachten. Aber wie beständig ist dann die Welt in ihren Ehren.
Es grüßt mich einer und ich kenne ihn nit, dem Gesicht nach scheint er etwas adelich zu seyn, aber die Kleider spendiren keinen großen Herren, melancholisch ist er, er hab gleich Grillen oder Grollen, traurig ist er, und ist weder schön Wetter noch Scheinwetter bei ihm, höflich ist er, ob er aber ein Hofherr oder ein Höfenherr seye, das weiß ich nit. Freundlich ist er, aber die Gemüths-Bestürzung scheint den VorschlagVanitas Vanitatum, alles ist Eitel und Eitel, alle Ehren und Hohheiten verschwinden wie ein Rauch, verwelken wie eine Blum, vergehen wie ein Schatten, zertrümmern wie ein Glas, verfließen wie ein Wasser, zernichten wie ein Traum, zerspringen wie eine Blase. Die Musici singen: ut re, mi, fa, sol, la; La ist die höchste Note, ist so viel La-psus, dann hoch gestiegen hoch gefallen. Wie Paulus zu Troada geprediget und solches gar in die tiefe Nacht hinein verzogen, ist ein junger Mensch, der im dritten Gaden unter dem Fenster gesessen, wegen des Schlafs herunter gefallen und gleich steintodt gewest; so hoch er gestiegen, so hoch ist er gefallen. Das ist wohl mehrern geschehen. Mir ist es geschehen bei dem päpstlichen Hof zu Rom, sagt Vitellius; mir ist es geschehen bei dem kaiserlichen Hof, sagt Serinius; mir ist es geschehen bei dem spanischen Hof, sagt Luna; mir ist es geschehen bei dem englischen Hof, sagt Essexius; mir ist es geschehen bei dem französischen Hof, sagt Bironius; mir ist es geschehen bei dem assuerischen Hof, sagt Aman; mir ist es geschehen bei dem justinianischen Hof, sagt Belisarius; mir ist ein Possen geschehen, sagt Primislaus, mir ist zugehörig gewest das ganze Königreich Böhmen, weil mich aber Henrikus der Kaiser also verfolgt, bin ich flüchtig worden und in einen so elenden Stand gerathen, daß ich gar zu Regensburg, wie man dazumalen die Kirche gebauet, einen Tagwerker hab müssen abgeben. Mir ist nit um ein Haar besser ergangen,
Es ist sich zu verwundern über jenen Blinden, den der Heiland zu Bethsaida hat sehend gemacht. Nikasius von Wechlingen ist im dritten Jahr seines Alters stockblind worden, durch das pure Anhören aber in der Doktrin und Wissenschaft also hoch gestiegen, daß er zu Löven Doktor worden, nachmals die Jura mit männiglicher höchster Verwunderung öffentlich docirt. Das ist auch ein Wunder. Ropettus Wakopius, ein geborner Schottländer, war von Mutterleib stockblind, gleichwohl in der geistlichen Wissenschaft also weit kommen, Gesandter worden, daß er Doktor worden, Bischof worden, und in dem Konzil zu Trident sich höchst rühmlich gehalten. Das ist auch ein Wunder. Aber nit weniger verwundere ich mich über denselben Blinden zu Bethsaida, sobald ihn Christus der Herr mit dem Speichel die Augen berührt und nachmals gefragt, ob er sehe? Darauf gab er die Antwort, ja Herr, ich sehe die Menschen daher gehen wie die Bäume. Das wundert mich, daß dieser sein Lebtag, denn er war Vanitas Vanitatum!
Es grüßt mich mehrmalen Einer ein alter Tättl, ein eisgrauer Mann, der hat einen hölzernen Klepper für sein Handpferd, er schüttelt den Kopf, wie eine Bachstelze den Schweif; er hust wie ein alter Bärnbeißer. Die Nase ist ihm verglassirt mit Schnecken-Fürneis; der Kopf sieht aus, wie ein gebutzter Kalbsschädel; die Füß so hübsch völlig, wie ein Besenstiel; der ganze Leib ein lebendiges Beinhaus. Ich konnte nach vielem und langem Nachsinnen nit finden, wer dieses alte Pelzquartier seye, frag ich endlich, wer er seye, wie er heißt? Ich, murmelt er, mit halb gebrochenen Worten, ich bin der Hilarion von Freuden-Egg, potz tausend! das ist ein großer Unterschied von O Vanitas! dem Faß ist der Boden ausgangen. O Vanitas! die Saiten seynd auf der Geige abgesprungen.O Vanitas! der Blasbalg hat ein Loch bekommen, O Vanitas! der Wein ist zu Essig worden, O Vanitas! das Geschirr ist zu Trümmer gangen, O Vanitas! der Bach ist ausgetrucknet, O Vanitas! die Sonn ist untergangen, O Vanitas! das Kraut hat sich angebrennt, O Vanitas! die Laub seynd abgefallen, O Vanitas! der Degen ist verrost, O Vanitas! Alles ist hin, ist hin, ist hin, das ist der Welt Gewinn. O Vanitas!
Es seynd alle Wollüste nit anderst, als wie ein Traum, Somnia omnia. Ein Stallmistikus legt sich bei nächtlicher Weil nit weit von seinen Rossen, obschon ein Schäb Stroh sein Unterbett, so schmecken ihm doch diese Stallfedern besser als die besten Pflaumen; in Mitte der Nacht träumt ihm, als habe er einen herrlichen Schatz gefunden, da lacht ihm sein Herz, da erfreuet sich seine Seel, da erquickt sich sein Gemüth. Niemand ist fröhlicher als Herr Mistikus, da macht er alle Anstalt, wie er seine künftige Wirthschaft will einrichten, da müssen ihn seine Kameraden ihr Gestreng Somnia omnia.
Wann ich einen sollte anreden, der die Welt nit obenhin gekost wie die Hund aus dem Fluß Nilo trinken, sondern dieselbe wohl genossen mit dem Sardanapalo, wohl probirt mit dem Epikuro, wohl durchgangen mit Salomone, wie es anjetzo ihm seye, wegen aller Wollüste? Was er dermalen habe, wegen aller erdenklichen Ergötzlichkeit? was ihm übergeblieben von so vielem gehabten Muthwillen? so würde er mir nit anderst antworten, als seye es ihm, als hätte ihm geträumt, nichts mehr vorhanden, als die pure Gedächtnuß.
Dormierunt somnum suum, et nihil invenerunt omnes Viri divitiarum in manibus suis. O Vanitas. O Eitelkeit! In allen Dingen hab ich gefunden, daß nichts darhinter, bald verschwunden, daß aller Muth und alle Freud nichts sey als pure Eitelkeit. O ihr Weltmenschen, was habt ihr in eurem Todbettel von allem demjenigen, was euch erlustiget, was euch ersättiget, was euch ergötzet, was euch liebkoset, was euch verzuckert, was euch verblendt, was euch bereicht, was euch begnügt, was euch beherrscht, was euch wohlgefallen? Nichts, sags noch einmal Nichts; sage es allemal Nichts! Ja etwas bekenne es, etwas, jetzt fällt es mir ein, etwas, etwas findt ihr, nit in den Händen, wohl aber in dem Gewissen, was obgedachter Stall-Mistikus, das Koth, den Unflath, den Wust aller verlassenen Wollüste! das heißt mit dem Peter die ganze Nacht fischen und in dem Netz fangen das Fischel
O was Phantasten sehe ich! Ihr seyd mir rechte buchsbaumene Narren, die im Sommer und Winter grünen, Ihr Ihr Philistäer seyd solche Trampel, wie ihr die Arche des Herren, diesen heiligen Bundskasten, in einen verfluchten Tempel habt eingeführt, allwo Dagon für einen Gott verehret worden, da hab ihr denselben des ander Tags gefunden auf der Erde, ein andersmal habt ihr denselben gefunden ohne Kopf, ohne Händ zertrümmert, und gleichwohl habt ihr denselben noch als einen Gott angebetet. O Thorheit, was zu Trümmern gehet, was zerfället, was zu Grund gehet, hochhalten, anbeten, verehren ist eine Narrheit über alle.
Sursum Corda, auf aufwärts mit euren Augen; auf aufwärts mit euren Gedanken, und betracht lieber das Ewige, tracht lieber nach dem Ewigen, gedenkt doch, daß Euch Gott der Allmächtige das Herz also erschaffen, daß es untenher zugespitzt, über sich aber ausgebreit, als solle der wenigste Theil des menschlichen Herzens gegen die Erd sehen, sondern das Meiste hinauf gegen den Himmlischen und Ewigen.
Ich hätte noch etliche Trachten von Fischen, weil sich aber die Mahlzeit zu weit hinaus erstrecket, also will ich für dießmal dem Traktament ein End machen, das alleine dem Leser zu einer Nachricht hinterlaß ich, um weil alles in der Welt hin und her, alles hinter sich und für sich in der Welt; alles in der Welt auf und ab, alles in der Welt umkehrt, also soll er auch auf solche Weis die obangezogene Reimenlesen, wodurch er an der läppischen Welt ihr nichtiges Wesen leicht erkennen wird.
Nachdem Judas zu dem Fischthor hinaus kommen, hat er den geraden Weg genommen nach dem Bach Gion, unweit demselben ist ein kleiner Wald
Willkomm, willkomm du tausend Schatz, du guldener Engel, du Herrscherin meines Herzens, du Theil meiner Seelen, du Aufenthalt meiner Gedanken. (Ich rede mit einer schönen Jungfrau.) Wie Herr mit der Samaritanin bei dem Brunn ganz allein geredt, ist es den Aposteln fast bald was fremd vorkommen, etwa rümpft auch hierüber einer die Nase, daß ich mit einer Jungfrau also eine freie Ansprach verführe, aber ich achte höse Zungen wenig, die auch der Sonne, diesem so hellen Weltlicht, zuweilen einen Fehler ausstellen. Willkomm, sag ich noch einmal, du meine einige Begnügung, wann ich nur von dir höre reden, so ergötzt sich mein Herz, wann ich dich nur anschaue, so wird mein Herz verzucket, ach, ach es ist mein einiger Wunsch, in deinen Armen zu leben und zu sterben. Wer ist diese? fragst du, es ist eine, sag ich, überaus wohlgeschaffne und wunderschöne Jungfrau, in einem grünen Kleid und Aufzug, so ihr über alle Massen wohl anstehet, leint sich auf einen großen Schiff-Anker, in einer Hand haltet sie eine Lilie, mit der andern wirft sie ein Treid aus; ihr adelicher Nam heißt Spes, Jungfrau Speranza oder die Hoffnung. O guldener Schatz! in dich bin ich ganz verschamorirt, kein Teufel in der Höll, kein Mensch auf Erden, keine Kreatur in der Welt soll mich von dir können absondern; auch wann ich mit Juda meinen Heiland hätte verrathen, mit Kaipha meinen Erlöser hätte verfolget, mit Herode meinen Jesum hätte verspott, mit Malcho meinen Seligmacher hätte geschlagen, mit Pilato meinen Tröster hätte zum Tod verurtheilt, mit den Henkern und Hebräern meinen Gott an das Kreuz genaglet, so laß ich mich gleichwohl nit von dir, verzweifle auf keine einige Weis, sondern habe noch die Hoffnung, o edle Jungfrau
Gehet her, ihr Sünder in der ganzen Welt, deren Ich der größte Trost bin, kommt her, ich will zu eurem Trost einen einigen Buchstaben verändern in eurem Namen, anstatt des Buchstaben d setze ich den Buchstaben g, sodann heißt ihr nit mehr Sünder, sondern Singer. Singt eins mit mir, und zwar aus den musikalischen Noten, ut, re, mi, fa, sol, la, nur zwei einige, nämlich das Mi, und RE. Da werdet ihr Wunder hören, daß der barmherzigste Gott Euch auch mit zweien trostreichen Noten, Re, Mi, wird entgegen singen, fangt an mit dem büßenden David, MiseRERE mei etc. Sodann wird Gottes Stimm gleich erfolgen KEMIttuntur tibi peccata tua.
Gottes Barmherzigkeit verwirft keinen Sünder, der sich zu Ihr wendet, und von der Hoffnung, von der Jungfrau Speranza nicht weichet.
Ich sehe meinen Heiland Jesum auf dem hohen Berg Thabor zwischen dem Moses und Elias, so allda erschienen, und mit Ihm redeten; nun ist allbekannt, wer und wie Elias gewest ein strenger, ein harter, ein eiferiger Verfechter der göttlichen Ehr, sogar hat Er das Feuer vom Himmel berufen, damit dasselbige die Sünder verzehre und in Asche lege, so gar hat Er den Himmel allerseits eingeschlossen, daß nit ein Tropfen Wasser auf die dürre durstige Erde herab können fallen etc. Wer und wie Moses gewest, ist auch keinem verborgen, Moses der allersanftmüthigste Mann in der ganzen Welt, Vir mitissimus,
Gott dem Allmächtigen die Hände gebunden, daß Er das boshafte Volk nit hat können strafen, der gütigste Mann, der hat seyn können, war Moses. Dieser war also ein Entwurf der göttlichen Barmherzigkeit. Elias aber eine Abbildung der göttlichen Gerechtigkeit; wer aber gilt mehr aus diesen? Moses, Moses, der stehet auf der rechten Hand Christi Jesu auf dem Berg Thabor; die Barmherzigkeit Gottes, merke wohl, o Sünder! hat den Vorzug, die Gerechtigkeit Gottes, sey getrost, o Sünder, muß weichen, die Barmherzigkeit Gottes ist über alle seine Werke, solche Wort wiederholt der König David in einem Psalm sieben und zwanzigmal, o Jungfrau Speranza, deiner vergiß ich nimmermehr.
Petrus und Joannes, bezeugt das Evangelium, liefen alle beede gar stark und eilends nach dem Grab des Herrn Jesu, Joannes aber, der lief vor, weit schneller dann Petrus; Jungfrau Speranza das freuet mich von Herzen, Joannes lauft schneller, kommt eher, Petrus bleibt hinten; Petrus hat den Namen von Petra, dem harten Felsen, aber Joannes wird verdolmetschet Gratia, die Gnade; Gottes Gnad, Gottes Barmherzigkeit kommt seiner Gerechtigkeit weit vor, lauft ihr vor; das Adam schon erfahren, gleich bei Anbeginn der Welt, sobald er das verbotene Konfekt hat kost; o vorwitziges Kosten! du bist dran schuldig, das hat nachmals meinem Heiland sein Leben kost, sobald Adam das Gebot übertreten, hat er sich, Gott der Herr im Paradeis in der kühlen Luft gespazieret, als wolle Er gleichsam sich in etwas abkühlen, der im gerechten Zorn erhitzt war, und nachgehends den Adam selbst gesucht, der von Rechtswegen Ihn hätte sollen suchen, Ihn noch bei seinem Namen genennet, dem sonst ein anderer Titel hätte gebühret, auch sogar gegrüßt, dann aus den Anfangs-Buchstaben der drei Wort: Adam Ubi Es, das
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heraus kommt, ja zuvor, wie
Jungfrau Speranza, sie hat ja einmal gelesen, was Pepinus schreibt von Einem? dieser führte einen sehr üblen und lasterhaften Wandel, und, welches seine Bosheit vergrößert, hat er niemals solche Sünden in dem Beichtstuhl entdeckt, sondern je und allemal mit sträflicher Verschwiegenheit solche verhüllt. Wie er aber in eine tödtliche Krankheit gefallen, und man ihm bereits das Leben abgesprochen, da hat er unverweilt nach einem Beichtvater geschickt, dem er zwar einige Laster entdeckt, aber mehrmal eine Sünde, welche ihm die abscheulichste dünkte, verschwiegen, es nähert sich allgemach der Tod herbei, vier Teufel erschienen sichtbar in der Kammer vor seinem Bett, und fangen ein Gezank unter einander an, wer aus ihnen soll diese Seele in die Hölle führen, und ihrem Obristen Luzifer präsentiren? Mir, sagt der Erste, gebührt es auf alle Weis', dann ich hab ihn zu allererst zum Fall gebracht. Ho, ho, sagt der Andere, gemach mit der Braut, ich hab dießfalls einen weit bessern Zuspruch, dann ich mit meinem Fleiß und emsiger Versuchung bin Ursach gewest, daß er in der Sünde verharret. Was, sagt der Dritte, ihr Bärnhäuter! komme ich zu unserm Obristen, ich will euch eins aufriemen, indem ihr wider alle Billigkeit und Fug wollet diese Ehre mir abspannen, wem gebühret sie mehr als mir, diese Seele hinunter zu führen, indem ich und kein Anderer ihm die Anleitung gegeben, daß er so oft unwürdig zur Kommunion und höchsten Altarsgeheimnuß getreten. Der Vierte hatte Gottes zu finden sey, so schickt er alsobald nach dem Beichtvater, legt mit absonderlicher Reue eine vollkommene Beicht ab, stirbt und wird ein Kind der Seligkeit. O Jungfrau Speranza! mit dergleichen Geschichten, weiß ich, ist ihr gar wohl gedient, so ist dann keine Zeit, auch so die Seele schon sich will auf den Weg nach der Ewigkeit machen, keine Zeit, sprich ich, ist zu spät, da die Barmherzigkeit Gottes nit kann angetroffen werden, keine Sünde so groß, die die Barmherzigkeit Gottes nit kann auslöschen. Nimm alle Sünden der ganzen Welt, die schon geschehen, die noch geschehen und inskünftig geschehen werden, so seynd sie so viel gegen die Barmherzigkeit Gottes, als ein kleiner Funken gegen das unergründliche Meer.
Wie der alte und betagte Isaak vermerkt, daß bereits die Zeit herzukommen, da er die Pilgerfahrt seines Lebens soll enden, da hat er seinen ältern Sohn, den Esau, angeredt, er soll doch die Mühe auf sich nehmen, bevor er ihm den letzten Segen ertheile, und mit seinem Bogen sich in Wald hinaus begeben, ein Wildprät fällen, dann er habe einen sondern Appetit hiezu. O mein lieber alter Tättel, hätte einer können sagen, ein Wildprät ist eine zu harte Speis' für deinen schwachen Magen, ein junger pan Cotto, oder ein Kopaunersulz, oder ein Eierküchel taugt besser; ein Wildprät, ein Wildprät will ich haben, sagt Isaac. Es hat ihm aber nachmals die Rebecca ein Böckelfleisch zugericht. Alles dieß war eine Figur und Vorbedeutung. Isaac, den auch sein Vater Abraham hat auf dem Berg wollen aufopfern, war eine Figur Christi des Herrn, dem auch vor seinem bittern Tod kein größerer Appetit ankommen, als zum Wildprät, zum Böckelfleisch, verstehe hiedurch die Sünder. Seine göttliche Barmherzigkeit suchte die drei und dreißig Jahr nichts anders als Sünder, ja seine meiste Konversation war mit den Sündern, mit den Publikanern und offenen Sündern, mit Magdalena der Sünderin, mit Matthäo dem Sünder, mit Zachäo dem Sünder, mit der Samaritanin der Sünderin, mit Disma dem Schächerer und Sünder. Am Oelberg hat ihn ein Engel getröst, da er so häufig Blut geschwitzt, am Kreuz hat ihn kein Engel getröst, da er wohl mehr gelitten, weißt warum? darum, am Kreuz hat ers nit vonnöthen gehabt, dann wie er gesehen, daß seine göttliche Barmherzigkeit den großen Sünder Dismas bekommen, so war ihm dieß schon Trost genug. O Jungfrau Speranza, mir ist das Herz noch so leicht, indem ich sehe, daß mein Heiland Jesus keinen Sünder verwirft, sondern noch denselbigen sucht und umarmet. Ein frecher Soldat fragt einst einen frommen und heiligen Mann, ob sich Gott der Herr auch erbarme über einen Sünder? Worauf der Geistliche ihm entgegen gefragt, ob er seinen Rock, wann er
Moses wollte auf eine Zeit, da er gar zu stark in Gott verliebt war, sein göttliches Angesicht sehen. Mein allmächtiger Erschöpfer, sagte er, ich hab schon eine geraume Zeit so viel und große Gutthaten von dir empfangen, auch so vielfältig mit dir umgangen, ich, als dein unwürdigster Diener, wanns halt seyn könnte, daß ich dein herrliches Angesicht könnte sehen, deine Glorie, deine Glorie möchte ich gerne anschauen? Ostende mihi gloriam tuam. Das kann nit seyn, sagte der Allmächtige, daß meine Gottheit mit leiblichen Augen könne angesehen werden, aber anstatt meiner Glorie will ich dir den Rücken zeigen, posteriora mea videbis. Ich muß bekennen, daß ich mich nit ein wenig befremdt über solche Antwort, die der gütigste Gott seinem so treuen Diener Mosi gegeben, soll dann der Allerhöchste auch eine Glorie auf dem Rücken haben? Ja, ja, ja, Gott wollte hiedurch sagen, daß er künftiger Zeit die Menschheit werde annehmen, und da werde er seine Glorie auf dem Rücken haben. Dann er werde das verlorne Lämmlein so lang suchen, bis ers finde, und nachmals werde er solches auf seine Achsel nehmen, wie dann dieser gute Hirt also abgebildet wird und dieses verlorne Lamm, verstehe den Sünder, werde seine Glorie seyn, posteriora mea videbis.
O gütigster Heiland der Welt, so schätzt dirs deine göttliche Barmherzigkeit für eine Ehre, für eine MIseRERE, und du liebster Jesu thust mir antworten RE MIttuntur tibi etc.
Jungfrau Speranza, sie sey wohl auf, und laß ihr die Weil nit lang seyn, dann wann sie melancholisch ist, so bin ich bis in Tod betrübt, ich will ihr etwas erzählen, warob sie ein absonderliches Wohlgefallen schöpfen wird, mit dero Erlaubniß fang ich an. An. 1149 war zu Salerno ein Teufelsbanner und Hauptzauberer, welcher dem Doktor Faust gar nichts nachgeben, dessen Name war Petrus Abailardus, wie dieser 93 Jahr erreicht, da seynd ungefähr in seiner Abwesenheit zwei seiner liebsten Enkel über die verruchten Bücher kommen, Kraft derer er so lange Zeit die höllischen Larven in seinem Gehorsam hatte und weil sie der Zauberkunst unerfahren, also seynd sie von den Teufeln umgebracht worden, welcher
O Speranza, was doch meine bisweilen kleinmüthigen Gedanken mehr vertreiben, als dergleichen Geschichten; wann ich liese, wie der Laban so sorgfältig seine guldenen Götter gesucht, und derenthalben den Jakob für einen Dieb gehalten, da unterdessen die arglistige Rachel solche unter dem Stroh verborgen, so muß ich lachen, daß der bethörte Tropf, jene guldenen Talken für Götter gehalten, die von den Cui proprium est semper misereri et parcere. Nichts als Gültigkeit ist an ihm, und wann ich nit wüßte, daß Ihn die übergebenedeite Jungfrau Maria hätte gesäuget, so glaubte ich gänzlich, die Barmherzigkeit wäre seine Ammel gewest, aber, aber, ist doch Maria auch eine Mutter der Barmherzigkeit.
Petrus tritt auf eine Zeit zu unserm lieben Herrn, und sprach zu Ihm: Mein Herr, wann einer sündiget! wie oft soll ich ihm vergeben? bis siebenmal? O mein Peter, auf solche Weise wärest du gar ein scharfer und scrupuloser Beicht-Vater, möchte einer schier ihm noch einbilden, der Himmel wäre für die Gäns gebauet, dann wer würde solcher Gestalten denselben erlangen? wir seynd ja elende zerbrechliche Menschen. Jesus aber sprach zu dem Petro, nit nur siebenmal, mein Peter, das wäre meiner Barmherzigkeit gar zu wenig, sondern auch bis siebenzigmal siebenmal; gibt hierauf die Gleichnuß von dem König, dem sein Knecht zehen tausend Pfund schuldig war, weil er aber nit hatte zu bezahlen, und den König derenthalben um Vergebung und Nachlaß gebeten, so hat er ihm die ganze Schuld geschenkt. Es ist keine Zahl der Sünden, keine Schwere der Sünden, keine Menge der Sünden, keine Größe der Sünden, von der sich die Barmherzigkeit Gottes laßt überwinden. 10000000000 mal gesündiget, wider das erste Gebot. MI se RERE, so wird dir nit ausbleiben das REMIttuntur.
Jungfrau Speranza, beliebt ihr ein wenig ins Feld hinaus zu spazieren und eine frische Luft zu schöpfen, es wird sie gar nit reuen, absonderlich wann wir auf den Acker kommen, von dem der Evangelist Matthäus gar ausführliche Meldung thut, da er sagte, daß ein Hausvater einen sehr guten Samen habe ausgesäet auf seinen Acker, als aber die Leute im sanften Schlaf begriffen, da kam der Feind und säete. Unkraut unter den Waizen, wie nun solcher nachmals in die Höhe gewachsen, da ließ sich auch das Unkraut sehen, wie solches die Knechte wahrgenommen, konnten sie sich nit genugsam darüber verwundern, wo Teixel das Unkraut herkomme, indem sie vergewißt waren, daß ihr Herr, als ein trefflicher Wirth, lauter des besten Waizen auf den Acker geworfen, thun sich derohalben selbst und freiwillig anerbieten, daß sie hierinfalls ihren Fleiß und Arbeit nit wollen sparen, sondern
Vor dem großen ungeheuren Großschädel Goliath hat sich das ganze Volk Israel gefürchtet, endlich meldet sich ein rothkopfeter junger Schafhirt an, mit Namen David, daß er wolle mit dem großen Flegellanten eines wagen, so zwar anfangs von dem meisten Volk ausgelacht worden, welches für unmöglich gehalten, daß ein solches kleines Bürschel soll den ungeheuren Fleischthurm überwältigen. Der Saul selbst glaubte, daß eine solche Mucke wider den Elephanten wenig werde ausrichten: aber David brach endlich hervor mit der Prob und sagte dem König ins Gesicht, daß er zwar ein Hirt seye, aber schon manche heroische That begangen, denn, wenn ein Löw, oder ein Bär, oder ein anders Thier, sagt er, ist kommen, und mir ein Lämml, einen Widder hinweggetragen, da bin ich ihm nachgejagt, hab ihn erwürgt und hab ihm den Raub wieder aus dem Maul herausgerissen.
Was David gethan, das thut noch alle Tag die Barmherzigkeit Gottes. Der höllische Löw, dieser brüllende Räuber, solches verdammte Unthier, reißt da und dort ein Lämml hinweg von der Heerde Christi, aber die göttliche Barmherzigkeit jagt ihm nach und reißt ihm solchen Brocken wieder aus dem Rachen heraus. In diesem Rachen bin ich schon gesteckt, sagt jener vornehme Herr, von dem der hl. Brigittä geoffenbaret worden, indem ich 60 ganze Jahr einen Pakt mit dem Satan gehabt, und mich ihm schriftlich und mündlich ergeben, endlich gleichwohl durch Vorbitt der Mutter Gottes, mit dero Schmerzen
O mein Herr Jesu! die Hebräer haben insgegemein schon dahin geredt von dir, daß du gar zu gut seyest, und so gar nit weigerest die Gesellschaft der Pharisäer, welche von männiglich für Haupt-Schelmen seynd gehalten worden. Einmal wollten sie noch die Prob nehmen, und erfahren, ob dann gar keine Gall in dir, zu solchem End sie ein Weibsbild, welche in wirklichem Ehebruch ertappt worden, vor deine heiligste Person geführet, du sollest auch deine Meinung beilegen, ob sie soll nach dem Gesetz Mosis versteiniget werden? Du aber, o Heiland! hast die Augen auf die Erde gewendt, auf die Erde geschrieben, und sodann dir arme Haut frei und los gelassen; hätte dann nit sollen dieser Schleppsack billig gestraft werden? Dann die allzugroße Gültigkeit den Lastern mehr Jesus, auf die Erd hab ich geschaut, hab die Erd betracht, und anbei zu Gemüth geführt, daß der Mensch aus der Erde, und folgsam ein gebrechliches Geschirr, dahero ein herzliches, Mitleiden getragen mit dieser Sünderin, und trage noch ein Mitleiden mit allen Sündern.
O mein Heiland! auf solche Weis kommt jetzt her aus, was du einmal dem Himmels-Portner Petro in einer Figur gezeigt hast, da er nämlich gesehen ein großes leinenes Tuch vom Himmel herablassen mit den vier Züpfen; in dem Tuch aber waren allerlei wilde Thier, sogar Schlangen und Kröten, auch allerlei Vögel, worauf dem Petro gesagt worden, dieses sey seine Speis, nach solchen ist das leinene Tuch, samt den Thieren, wieder in Himmel genommen worden: Merks Peter! hat es geheißen, du wirst die Schlüssel zum Himmel haben, du mußt dir aber nit einbilden, daß du lauter unschuldige Lämmlein und Tauben werdest einlassen, sondern auch andere Thier, auch leichtfertige Kröten, auch verstohlene Galgen-Vögel, auch allerlei gottlose Bestien! Dann meine göttliche Barmherzigkeit erstreckt sich zu allen, absonderlich aber zu den Sündern, mit denen ich wegen ihrer Gebrechlichkeit und Schwachheit ein Mitleiden trage.
Herzige Speranza, sie muß es mir nit für ungut aufnehmen, wann ich noch einige Geschicht beisetze, woran wir beide eine sattsame Begnügung haben werden! Ich kann nit genug preisen die unendliche Lieb, welche der gütigste Gott zu uns sündigen Menschen trägt; ich hab einmal in einem sehr weisen Naturkündiger gelesen, wie man könne in Erfahrenheit bringen, ob v.g. Anna! die Puls alterirt sich nit. Christina! die Puls gehet wie zuvor; Eleonora! die Puls ändert sich nit; Sabina! die Puls lauft wie allezeit; Theresia! da zapplet die Puls, schlägt schneller, verrath die Lieb, welche der Ferdinand trägt zu der Theresel etc. Wann ich hätte armseligste Kreatur bei dem Ochsen dürfen stehen im Stall zu Bethlehemn, und dem goldenen Jesus-Kindl die Puls greifen, auch nachmals auf den Berg Calvariä bei dem Schächer hätte dürfen stehen, und gleichfalls die Puls greifen an dem ausgespannten Arm meines Heilands Jesu; wann ich beider Orten gesagt hätte. V.g.
Engel! so hätte sich die Puls nit alterirt: Erz-Engel! so wäre die Puls gangen wie zuvor: Cherubin! so hätte ich keine Aenderung an der Puls gespüret; Seraphin! so hätte die Puls den Ordinari-Lauf gehabt: Aber wann ich hätte angefangen zu schreien, Mensch, Mensch! Sünder, Sünder! so bin ich versichert, die Puls meines Erlösers hätte sich merklich alterirt, vor Freuden zapplet, und die unendliche Lieb gegen die Sünder offenbaret, und gegen den Menschen, die Ihn so oft und vielfältig beleidiget, nit aber gegen die Engel, massen Er die Menschen erlöst, so mehr gesündiget, nit aber bis Engel erlöst, so weniger gesündiget. Meine Speranza aber, ich will noch meinem Versprechen nachkommen, und die angefangene Hist. in Kürze beitragen.
Ein Weib hat einen harten Mann gehabt, der fast genaturt war, wie der Esau, Hispidus, rauh und Gott, die Tauf, den Glauben, die Anrufung der Heiligen gänzlich verläugne und absage, welches sie alles gethan, damit sie nur sicher von ferneren Streichen seyn möge, als diese aber nach Haus kommen, hat sie der im Wirthshaus berauschte Mann noch härter als einmal empfangen. Weil sie nun gesehen, daß auch des Teufels Hilf ihr zu keiner Besserung gedeihet, also hat sie sich in die Flucht begeben, da sie aber kaum eine Meil von Haus, ist ihr der böse Feind in der Gestalt ihres Mannes begegnet, und ihr die besten Wort geben, mit kräftiger Versprechung, daß er ihr hinfüro das geringste Leid nit wolle anthun, weil sie nun solchen Worten Glauben geben und ziemlich getrost nach Haus kommen,
Gelobet und gebenedeiet seye nunmehr die göttliche MIseRERE MIseRERE mei Deus! Der Gnadenton kommt schon wieder zuruck: REMIttuntur REMIttuntur tibi peccata tua!
Nachdem nun allen göttlichen Gnaden und Erleuchtungen in dem iscariotischen Herzen der völlige Paß versperret worden, und in besagtem Böswicht nit ein Tropfen Blut mehr zu finden war, der da von einem redlichen und ehrlichen Menschen herrührete, also hat er ohne viel Verweilung den Strick, mit dem er die Kleider aufgegürtet hat, ganz rasend herabgelöst, solchen an seinen diebischen Hals gelegt, den nächsten Baum, welcher gleichsam von Natur zu einem bequemlichen Galgen also erwachsen, mit absonderlicher Hülf des bösen Feinds hinauf geklettert, daselbst mit dem Strang sein eigener Henker worden, auch so lang mit den Füßen gezapplet, den Leib hin und her geschwungen, bis solcher in der Mitte voneinander zersprungen, und nachmals die verdammte Seel samt
Beda bezeugt, daß solcher unglückseliger Baum auf den heutigen Tag zur ewigen Gedächtnuß dieses verzweifleten Böswichts noch stehe, und immerzu grüne und nachwachse. Solcher Baum soll, nach Aussag Andreä Zoni, ein wilder Feigenbaum seyn. Zu Koromandel in dem orientalischen Indien wird ein Baum nit viel ungleich Blätter halber, dem Feigenbaum gesehen, welcher eine Frucht trägt wie ein Beutel, wann solche zur Zeitung kommt, so wird sie auch hohl, und findet man darin drei und dreißig breite weiße Körner, fast schier so groß als ein Funfzehner, weil solche Frucht nun in allem dem Judas-Beutel so eigentlich gleichet, also wird auch besagter Baum der Judas-Baum genannt. Andere Lehrer, wie Oekumenins, Theophilaktus, Pappias, und noch mehrere, beschreiben den elenden Untergang des Judä Iscarioths anderst, und wollen es behaupten, als wäre der Böswicht zur größeren Schand, und mehrern Unheil noch länger beim Leben geblieben, auch endlich an der Wassersucht verreckt, auf einen seiner Gründe, und weil ein Wagen über ihn gangen, sey die viehische Wampe voneinander zerschnellt, und also das Ingeweid samt allem Wust heraus geschüttelt worden. Glaubwürdiger aber scheint zu seyn die Beschreibung des Evangelisten Matthäi, welcher gar deutlich bezeugt, daß sich Judas mit dem Strick selbst erdroßlet habe.
Des Judä Nachfolger ist gewest Achitophel, ein Hofherr bei dem königlichen Prinzen Absalon, alsParere geben; dieser aber hat ohne Scheu das Widerspiel eingerathen, dem auch der Absalon nachkommen, wie solches der hochmüthige Achitophel vernommen, daß sein Rathschlag geringer gehalten worden, als des andern, indem er doch geglaubt, er gelte zum mehristen bei der Herrschaft; dann ein vornehmer Hof ist nit anders bestellt, als der Schwemmteich zu Jerusalem, allwo auch ein jeder wollte der Erste im Teich seyn. Zu Hof ist fast kein größeres Procedere, als wegen des Praecedere; ein Hofherr ist Tag und Nacht ein Quardianus, damit er nur könne Prior werden; wie der Achitophel vermerket, daß des Chusai Rath im mehrern Werth, so ist er den geraden Weg nach Haus gangen, daselbst wegen seiner zeitlichen Verlassenschaft alle gute RichtigkeitRestis zu Theil worden.
O wie oft zeigt dergleichen die göttliche Gerechtigkeit, wie oft fällt der Stein, mit dem wir auf andere zielen, uns selbst auf den Kopf, wie oft geschieht uns, wie dem saubern atheniensischen Künstler Perillo, welcher sich bei dem Tyrannen Phalaridem zuzukommen, einen großen und hohlen metallenen Ochsen verfertiget, mit einem Thürl auf der Seite, damit die Menschen darinnen durch das unterlegte Feuer mögen gepeiniget werden, und nachmals dero Geschrei und Heulen dem Tyrannen ein Gespeis seye, als thäte der Ochs natürlich brüllen, aber Perillus mußte nachgehends selbst der Erste seyn, und diese von ihm erdichtete Tormenten probiren. Der Amman bei dem König Ahasvero suchte in allweg mit politischen Griffen den Mardochäum aus dem Weg zu raumen, samt seiner ganzen Nation, aber das Bad, so er andern zugericht, mußte er selber austrinken, und ist er nachmals erst hoch angesehen gewest, wie er dann an den Galgen gehenkt worden. Es gehet manchem, wie jenem Wolf, welcher dem Fuchsen hat wollen eins verreiben.
Der Löw, als ein König der Thiere, wegen hohen Alters, hat sich auf eine Zeit sehr unpäßlich befunden, dahero eine lange Zeit müssen zu Haus bleiben in seiner finstern Hölle; die andern Thiere, als gehorsamste Vasallen, haben ihre gebührenden Visiten Ante-Camera solche Lästerwort des Wolfens vernommen, begehrt dannenhero auch eine Audienz, welche ihm bei so Gestalt der Sachen nit ist abgeschlagen worden, es merkt aber der arge Fuchs gleich aus dem finstern Gesicht des Löwen, daß ihm der Wolf eines verrieben, fängt demnach an ganz demüthig, doch frei anbei zu reden: Ihro Majestät wollen sich so stark nit befremden, noch weniger einen Unwillen fassen wider seine geringe Person, massen seine bishero geweste Abwesenheit aus erheblichen Ursachen herrühre, allergnädigster Herr, sagte er, sobald mir dero Unpäßlichkeit und übler Zustand zu Ohren kommen, so hab ich alsobald hin und her mit sonderer Sorgfältigkeit nachgefragt, wie doch Ihro Majestät übler Zustand möchte gewendet werden. Endlich hab ich mich mit des persischen Königs Leibarzt, und Hof-Medico dessenthalben beredt, welcher mich versichert, daß Ihre
Ich laß dieses nun eine griechische Fabel seyn, ob zwar der gemeine Weltlauf bestens entworfen wird, und zeigt meistens die göttliche Vorsichtigkeit, daß das Uebel, so jemand andern schmiedet, ihm selbsten, dem Meister, auf den Rucken kommt. Jene alten Limmel und Schimmel zu Babylon, haben in allweg gesucht, daß die keusche Susanna soll, als eine Ehebrecherin, von dem Volk versteiniget werden, aber das Messer, so sie gewetzt, hat ihnen selbst die Gurgel abgeschnitten, indem sich das Blättel gewendet, und sie hernach solches Urtheil müssen ausstehen. Die Bedienten des Königs Nabuchodonosor, haben mit aller Gewalt den Ofen, worin die drei Knaben waren, angefeuert und angezündet, aber das Feuer, womit sie die unschuldigen Jünglinge wollten verbrennen, ist zuruck geschlagen, und hat sie selber verzehret. Jener Edelknab bei dem Hof der heiligen lusitanischen Königin Elisabeth, hat zuwegen gebracht, wegen falscher Unzucht, daß sein Mitkamerad, den er sehr beneidet,
Mehr ist dem verzweifelten Judas nachgefolgt ein gewissenloser katholischer Priester, welcher aus lauter Geldgier in allem fast ähnlich dem Iscarioth, eine konsekrirte Hostie den Hebräern verkauft um 60 Gulden; dieses schreibt Nikolaus Laghi, sey geschehen zu Breslau in Schlesien; dieses höchste Gut haben die vermessenen Juden mit Messern und Pfriemen, aus Antrieb ihres alten Hasses, dergestalten durchstochen und verwundet, daß allerseits das häufige Blut auf dem Tisch hin- und hergeronnen, worüber sie sich, wie billig, höchst verwundert, und ein ungeheures Geschrei verbracht, welches der vorbeirundirenden Nachtwache einen sattsamen Anlaß gegeben, daß sie mit allem Gewalt in das Haus hineingedrungen, und also den eigenen Augenschein dieses großen Wunderwerks eingenommen, auch solches gleich der geistlichen Obrigkeit angedeutet, welche dann mit dem gesamten
O was Aegernuß verursacht ein solcher gewissenloser Mensch! was Zuversicht können die armen Schäfel haben zu einem Hirten, der selbst ein Wolf ist! was langweilig und verdrossener Tag ist derselbe, an dem die Sonne eine Finsternuß leidet. Wehe denjenigen Priestern, welche auch an Lastern den Weltmenschen weit überlegen. Wie jener arme Tropf, so von Jerusalem nach Jericho verreist, unter die Mörder und Straßenräuber gerathen, die ihn bis auf das Hemmet ausgeplündert, und noch dazu tödtlich verwundet, da ist ein Priester und Levit vorbeigangen, beide geistliche Personen, die haben den elenden Menschen in Blut gesehen, der zweifelsohne sie um Gotteswillen hat gebeten um eine Hülf, aber nit das Geringste war von ihnen zu hoffen, dann sie in Furcht gestanden, so sie sollten den Menschen mitnehmen, daß sie nachmals für ihn müßten im Wirthshaus zahlen. Endlich kommt ein weltlicher Herr aus Samaria gebürtig,
O wie schändlich stehet es, wann einer eine Kutte an hat, und anbei ein Nequam in Cute ist; wie übel stehet es, wann einer immerzu unter Kandel und Krügen gesehen wird, der doch einen Kelch im Wappen führet; wie wild stehet es, wann einer eine Blatte auf dem Kopf, und mehr Kartenblatt in den Händen hält; wie ungereimt ist es, wann einer öfter in albis gekleidet, und dabei schwarz geschrieben ist; wie unlöblich ist es, wann einer einen geschornen Kopf hat, und nit ein Haar fragt nach dem guten Wandel; Reverendus geheißen wird, und mit reverenter schlimmen Leuten um geht; wie schändlich ist es, wann einer in Gott geweihet ist, und doch von Gott immerzu abweicht. Wehe, wehe solchen Priestern!
Weder Hafner noch Schlosser, weder Hufschmied noch Goldschmied, weder andere Handwerker hat unser lieber Herr zu den ersten Priestern geweihet im Neuen Testament, sondern Fischer, ja alle seine Apostel Menschenfischer genennt, sich dadurch zu erinnern, was saubern und reinen Wandel sie führen sollen, zumal niemand öfter mit Wasser umgehet, als die Fischer. Wehe also denjenigen, die da einen unsaubern Wandel führen!
In den Offenbarungen der hl. Brigittä wird gelesen, daß ein Priester wegen seines lasterhaften und unzüchtigen Lebens öfters sey ermahnt worden, weil er aber in solchem Stand immerfort verharrte, also hat endlich die Straf Gottes nit können ausbleiben, sondern da er sich einst ganz begnügt auf einer grünen Wiese befunden, von einem Donnerkeil getroffen und zu todt geschlagen worden, damit aber erhelle, daß solches nit ungefähr, sondern eigentlich wegen seines Lasterwandels sey geschehen, also ist der ganze Leib unversehrt verblieben, und nur der geheime Theil der Natur zu Asche verbrennt worden.
Wie der Weltheiland von den rasenden Juden im Garten, nit anderst als ein Lämml von den Wölfen s.v. Schelmenstuck, Diebsstuck, Narrenstuck, Hurenstuck etc. sollt umgehen, indem ihr fast täglich mit dem wahren Lamm Gottes umgehet. Es wäre zu wünschen, daß wir Priester alle beschaffen wären, wie jener fromme und gottselige Geistliche, der sich keines Gelds noch anderer Weltlust geachtet, sondern seine einzige Freude war der gekreuzigte Jesus, als nun dieser Todes verblichen, ließen die Befreundten den Leib eröffnen, zu erfahren die Ursach eines so gähen Todes, haben aber nach vielem Hin- und Hersuchen kein Herz im Leib gefunden, welches allen Anwesenden Inter Sacerdotes arbitror esse paucos, qui salvi fiant, haec enim res exeelsa est. Ich halt dafür, spricht dieser hl. Lehrer, daß unter den Priestern wenig selig werden, dann gar eine große und hohe Sache ist es um das Priesterthum.«
Zu Mutina im Welschland ist einer gewest, welcher dem Spielen sehr ergeben, weil ihn aber das Glück meistens verfolgt, also ist er hiedurch in die äußerste Armuth gerathen, welches den vorhin so stolzen Federhansen in so große Betrübniß gestürzt, daß er sich geschämt, vor den Leuten zu erscheinen, weil auch anderwärts keine Hoffnung gewesen, zu einigen Mitteln wieder zu gelangen, also hat er beschlossen, lieber das Leben bei Zeiten zu lassen, als in dergleichen drangseligem Stand länger verharren, ist daher in den höchsten Stock des Hauses hinaufgestiegen, und sich allda erhenkt, gleichwohl diesmal, ja sogar auch das anderemal von beikommenden Leuten errettet worden, weil er aber durch teuflische Eingebung fest bei sich beschlossen, mit dem Strick das Leben zu enden, also hat er auf eine andere Zeit, in Abwesenheit der Hausleute solches vollzogen, und den geraden Weg
Vor 20 Jahren ungefähr allhier zu Wien, hat ein Kellner in der Woldseil seinen Herrn sehr beuntreuet, aus gleichgedachten Ursachen, wweil er alles das Seine, auch mit Unfug erworbene Geld, mit Spielen durchgebracht, wessenthalben er nit selten gütlich ermahnet worden, er wolle doch von dieser höchst schädlichen Gewohnheit abstehen, auch endlich sein Herr die gebührende Rechenschaft erfordert, wo eines und das andere hinkommen? weil aber der Kellner aus nagendem Gewissenswurm sich schuldig bewußt, und etwan eine Leibesstraf oder gefängliche Verhaftung geforchten, also ist ihm nichts anders, als was desgleichen Glüfters Leuten ganz gemein, eingefallen, benanntlich die Verzweiflung, damit er aber einen nähern Weg in die Höll habe, so hat er sich, nit wie andere pflegen, in der Höhe, sondern in den tiefen Weinkeller hinunter gestiegen, und sich an dem größten Weinfaß, so in die 30 Eimer gehalten, erhenkt.
Was ist dieses? O lieber Leser, damit ich dich nit lang aufhalte, es ist das verruchte
Es ist leider nur gar zu bekannt, daß an keinem Ort die Ehre Gottes mehr Schimpf und Unfug leide, als bei dem Spielen, zumal bei demselben nichts gemeiners als das Fluchen, Schwören und Gotteslästern, da scheucht man sich nit, Gott an seiner Ehr, die Mutter Gottes, alle Heiligen im Himmel anzugreifen, ja wie viele Miraculos und Gnadenbilder werden nit gezählt in Italien, in Spanien, in Frankreich, in Deutschland, welche ihren Ursprung genommen von den Spielern, so da besagte Bildnusse wegen ihres erlittenen Verlusts ganz rasend bis auf das Blut verwundet haben, mit dergleichen Geschichten könnten ganze Bücher angefüllt werden.
In allem und jedem seynd wir wohl rechte Adamskinder, da sobald dieser erste Vater das verbotene Obst gegessen, gleich nach solchem Essen ist er über die Blätter her, und hat sich damit bedeckt; bei vielen ist es schon der allgemeine Brauch, daß nach dem Pampfen gleich muß folgen der Pamphili, gleich nach dem Essen die Blätter, verstehe die Kartenblätter, und das heißt man auf Deutsch, die Zeit vertreiben. O allmächtiger Gott! in was großem Unwerth ist bei uns die guldene Zeit? Ein Verdammter
Der hl. Joannes hatte auf eine Zeit ein wunderbarliches Gesicht, es erschien ihm ein Engel mit einem offenen Buch, brachte anbei den Befehl von Gott, er soll dieses Buch schlicken, welchem Joannes in allem nachkommen. Endlich befragt ihn der Engel, wie ihm solcher Bissen geschmeckt habe? geht wohl hin, sagt Joannes, im Maul war er mir ganz süß, wie lauter Honig, aber wie ich es hab hinuntergeschlickt, da war er bitter wie Gall, daß mir der Bauch wehe gethan.
Jener Soldat Tiemus in dem köllnischen Gebiet war also dem Spielen ergeben, daß er allzeit einen großen Sack Geld bei sich getragen und mit dem nächsten besten ein Spiel angefangen, auch niemalen verloren, sondern allzeit einen ziemlichen Gewinn eingezogen. Auf eine Zeit hat er sich mit einem eingelassen und das Spiel bis um 12 Uhr in der Nacht fortgesetzt, doch aber so unglückselig, daß er fast bis auf den letzten Heller alles verspielt, endlich wurde er ganz rasend und tobend, bricht in allerlei zornige Wort aus, hui, sagt er, ich glaub du bist der Teufel? der bin ich, antwortet er; allo! nunmehr ist es Zeit, einmal ein End zu machen, nimmt ihn also bei der Mitte und führet ihn zum Dach hinaus, daß das Eingeweid an den Ziegeln hangen geblieben und weil man den Leib an keinem Ort konnte finden, ist es glaublich, daß Leib und Seel zugleich in den Abgrund gestürzt worden, dieß war der Gewinn seines Spielens.
Ein jeder Spieler muß wissen, daß er verspielt, er verspielt die guldene Zeit, er verspielt den guten Namen, dann Ludo und Luder einander befreundt, er verspielt das gute Gewissen, er verspielt die Gnade
Das erste Gebot, du sollst an einen Gott glauben, dem Spieler ist der Pamphili oftermals viel lieber, als der wahre Gott, und wie viel werden Gottesdienst unterlassen und versäumt wegen des Spielens? Ja, wann sie endlich die Kirche betreten, so ist ihr Herz mehr beim Spielen, als bei Gott, wie mir dann von einem sehr glaubwürdigen Herrn erzählt worden, daß sein Kapellan dem Kartenspiel sehr seye zugethan gewesen, welches doch dem geistlichen Stand, vermög so vieler päbstlicher Verbot, gar übel anständig, einmal in der Frühe habe Meß gelesen, anstatt aber des Orate Frates, weil ihm lauter Spiel-Gedanken eingefallen, nichts anders gesagt, als ich paß. Das andere Gebot, du sollst den Namen Gottes nit eitel nehmen, man wird gar wenig Spiel antreffen, wo nit Gott und seine heil. Sakramente gelästert werden. Nachdem manches spielerische Lotter-Gesind alle Teufel zu Hülf gerufen. Eichel-Teufel, Grün-Teufel, Herz-Teufel, Schellen-Teufel, Bastoni-Teufel, Denari-Teufel, Spadi-Teufel, Koppi-Teufel, Figuri-Teufel, Fluß-Teufel, Trischäck-Teufel, Pigett-Teufel, Labet-Teufel, Trumph-Teufel, all Umbra-Teufel, Verbaindte-Teufel, diese seynd die Würfel-Teufel etc. nachdem sie alle diese genugsam angezogen, sodann greifen diese vermessenen Gesellen-Gott selbsten an.
Wie dann An. 1612. Einer gewest, nachdem er alles das Seinige verspielt, hat einen Buschen Salva venia beim Spielen nit vermäntlen thut, und läßt man dazumal den freien und frechen Worten und Gebärden den völligen Paß, forderist wann Männer und Weiber zugleich spielen, da trägt man mehrmalen eine besondere Diskretion gegen dem langrocketen Geflügelwerk, auch läßt man sich in freiwilligen Verlust ein, dadurch nur des freundlichen Gegentheils Affektion zu gewinnen, und häufen sich dazumalen die bösen Gedanken Büschelweis in dem Herzen des Mitspielenden. Das siebente Gebot, du sollst nit stehlen: Affero und Auffero vergleichen sich nirgends besser, als bei dem Spiel, in die Karten schauen, die Karten merken, die Karten verwechslen, die Karten sehen lassen, wegen der Karten dem Nähesten ein gewisses Zeichen geben etc. seynd lauter kleine Diebsstückl, wodurch Einer und der Andere um das Seinige gebracht wird, denn falsch spielen und stehlen, sehen und seynd einander so ähnlich, wie der Oktober und der Wein-Monat. Wann alles Geld, so bei dem Spiel aufgesetzt wird, könnte reden, und sagen, woher es komme, so würde das Meiste sagen, was Joseph in Egypten, furto sublatus sum etc. Die Kinder stehlen ihren Eltern, die Bedienten ihren Herrn, die Männer ihren Weibern, damit sie nur was zum Spiel haben. Ich hab einen Goldschmied gekennet, der alles das Seinige dergestalten durch das Spielen verschwendet, daß er La---beth sucht.
Wie unser gebenedeiter Heiland auf dem Berge Thabor seine überschwengliche Glorie wollte zeigen und offenbaren, da hat er niemanden andern mit sich genommen, als Petrum, Joannem und Jakobum, die andern Apostel mußten unterdessen unter dem Berge verbleiben, und seiner warten, welches dem Judas schier ein wenig verschmacht, als der sich stolzmüthig eingebildet, er sey der beste aus ihnen, und also soll ohne seiner nichts geschehen etc. Es hat aber derenthalben der göttliche Meister nur diese benannten drei zu solcher herrlichen Aktion gezogen, weil er wollte, daß solches sollte verschwiegen bleiben bis nach seiner glorreichen Urständ. Aus allen aber glaubt er, daß diese drei zum besten konnten das Maul halten. Gewiß ist es, daß der Iscarioth, dafern er wäre gegenwärtig gewesen, solches nicht hätte verschwiegen, sondern es allenthalben in den Gesellschaften und heimlichen Zusammenkünften der Hebräer geplaudert und ausgeschwatzt: auch eben der Ursach halber hat der Herr den Aposteln befohlen, sie sollen ihm einen Ort zu Jerusalem zurichten, allwo er mit ihnen könne das Osterlamm essen; die Behausung aber und den
Dädalus, ein Künstler, Klaukus, ein Künstler, Polikletus, ein Künstler, Phydias, ein Künstler, Bonarota, ein Künstler, Xeuxes, ein Künstler, Parrhasius, ein Künstler, Albertus Dürerus, ein Künstler, Joannes Guttenberger, ein Künstler, und unzählbar andere mehr etc. Ist dann das nicht eine Kunst, so mit unsterblichem Lob erfunden hat Joannes Guttenberger ein Deutscher, durch dessen großen Witz die Buchdruckerei ist aufgekommen? Ist das nicht eine Kunst, die Albertus Dürer dazumal erwiesen hat zu Nürnberg, als er mit freier Hand einen Kreis gemacht mit einer Kohle, den man mit einem Zirkel nicht konnte besser verfertigen? Ist das nicht eine Kunst, wie der berühmte Xeuxes gamalen hat eine Weinbeere, daß sogar die Vögel zugeflogen, und darein gebeckt haben? Ist das nicht eine Kunst, wie Parrhasius einen Vorhang gemalen, also natürlich, daß sogar Xeuxes selbst verlangt, man soll den Vorhang hinwegziehen, auf daß er das Kunststück sehen möge? Diese und alle andere sind schöne Künste, herrliche Künste, berühmte Künste, aber Stillschweigen ist eine größere Kunst, als Malen, als Schnitzen, als Drucken, als Stechen, als Hauen, als Gießen, als Schneiden, als Prägen.
Man lehrt zwar den Menschen diese Kunst von der Kindheit an, aber der tausendste fasset sie nicht also, daß er dessenthalben könnte kunstreich genannt Opera Taciti.
O, mein heiliger Patriarch! du hättest ja ihr's scharf können auferlegen, daß sie solches keinem einzigen offenbare, da geredt, laß bei Leib nicht weiter kommen etc. Ja wohl da geredt, die Sara hätte es ihrem liebsten Sohn nicht können verbergen; aber da geredt, mein Kind, hätte sie gesagt; Isaak hätte es vermuthlich einem aus dem Gesinde im vertrautesten geoffenbaret, aber da geredt, mein Kerl, damit es nicht weiter komme, dieser hätte es in der Still einer Dienstmagd, etwa der Kammerjungfrau, die er vor andere gern sieht, diese neue Zeitung beigebracht, aber da geredet, meine Jungfrau, daß es nicht weiter komme; das Mensch hätte nicht können so lange schweigen, als die Glocke am Charfreitag, sondern hätte es allenthalben ausgebreitet, da wäre aus einem da geredt, ein allenthalben geredt, und folgsam unter der Nachbarschaft und Freundschaft das ganze Negotium ruchbar worden, welche dann in allwegen solches Opfer zu hintertreiben, Gelegenheit und Ursache gesucht hätten. Alles dieses Uebel zu vermeiden, wollte es Abraham keinem einzigen Menschen vertrauen, sondern die Sach mit Stillschweigen verhüllen, und dieß ist eine Kunst. Von dem hl. Aldebrando, von dem hl. Guthlara, von dem hl. Assisichen Franzisko, von dem hl. Gandolpho ist bekannt, wie daß sie mit den Schwalben zu gebieten gehabt, ihnen diese Vögel auch et Caetera Dalila entdecket und geoffenbaret, aber da geredt; mein Engel, laß bei dir allein; mein Herz, daß nicht weiter komme; mein Schatz, aber zwischen uns zwei gesagt; mein Leben. O Samson, wie thöricht! Weißt du denn nicht, daß ein Weib leichter trage einen Zentner Blei, als drei Loth Geheimniß? Weißt du denn nicht, daß ein Weib so viel Geheimniß halte, als ein reifloses Faß Wasser? Weißt du denn nicht, daß ein Mühlrad leichter zu arrestiren sey, als eine Weiberzunge? Sobald ein Wort bei einem Weibe zu den Ohren hineingehet, so klopft es alsobald bei der Nemini dixeritis. So sind geheime Sachen auch dem eigenen Weib, auch der Allerliebsten nicht zu vertrauen? Nemini, auch dem Nächstanverwandten nicht? Nemini, auch dem besten Freunde nicht? Nemini, auch dem sonst vertrautesten Bruder nicht? Nemini, dann wie willst du, daß es ein anderer soll bei sich behalten, der du es selbst bei dir nicht behalten kannst? Wie begehrst du, daß ein anderer dir soll treu seyn, da du dir selbst nicht treu bist? Wie glaubst du, daß ein anderer es soll verschweigen, indem du es selbst nicht verschweigen kannst? Nemini. Petrus hat die ganze Nacht gefischt, hat so viele Stunden an einander gefischt, hat oben, hat unten, hat in der Mitte gefischt, hat da gefischt, hat dort gefischt, hat hinum gefischt, hat herum gefischt, hat links gefischt, hat rechts gefischt, hat vor Mitternacht gefischt, hat nach Mitternacht gefischt, aber nichts gefangen, weder große, weder kleine, weder mittelmäßige gefangen, nicht ein Grädlein Fisch. Nihil.
Bei jetziger Zeit ist der Fischfang weit glückseliger, und gehet weit besser von Statten. Wenn ein Herr von dem Rath nach Hause kommt, da fängt die Frau bald an zu fischen, ob er schon kein Fasttag. Kind, sagt sie, wie lange seyd ihr heute nicht gesessen? mit der Meil wird man euch die Hosen mit Blech füttern, damit sie nicht also zerrissen werden; es sind gewiß mehr Hebammen-Chargen vacirend, daß ihr so langsam damit umgehet. Mein Herz,
Zu wünschen wäre es, daß ein jeder Raths-Verwandter also beschaffen, und nicht gleich alle Sachen, so im Rath vorkommen, seinem Weib zu Haus thäte auf die Nase binden, sondern ihr vielmehr den Vorwitz mit einem dergleichen Gedicht dämpfte, weil nämlich so manigfaltige Schäden aus solcher Offenbarung entspringen; denn ihnen scheint eine Sache fast unmöglich, forderst wenn's für geheim gesagtDies Vociferationis, ein Geschrei- und Jubeltag; denn er glaubte selbst un möglich zu seyn, daß die Weiber so Nemini dixeritis. Sie ist aber, sagst du, meine beste vertrauteste Freundin. Das thut Alles nichts, sag ich; denn es kanns die Zeit geben, daß sie deine Feindin wird, sodann wird Alles an den Tag kommen, was du ihr ein und allemal hast anvertraut. Wer hatte den Joseph lieber, als des Putiphars Frau? Der war ihr einziger Augapfel, der war ihr einziger Zweck ihrer Gedanken, der war ihr einziger Aufenthalt ihres Herzens. Ihr Schauen war auf Joseph, ihr Reden war von Joseph, ihre Gedanken waren von Joseph, ihr Träumen war von Joseph. Nachdem sie aber auf ihr vermessenes Begehren eine abschlägige Antwort erhalten, und ihr der Mantel, nicht aber die Unschuld des Josephs in Händen blieben, da ist das schöne Wetter in ein trübes verändert worden, da ist die Ruthe Mosis in eine Schlange verkehrt worden, da ist sie die abgesagteste Feindin worden, und wann sie Mordthaten hätte gewußt von Joseph, so hätte solche Waare müssen auf
David ist von dem Schaf-Pelz zu dem königl. Purpur gelangt; das ist viel; hat den Hirtenstab mit dem Scepter vertauscht; das ist viel; hat die Schmerkappe in eine Krone verändert; daß ist viel. Wann einer kommt von den Schafen zu dem Schaffen, und zwar zu schaffen über ein ganzes Königreich, das ist keine geringe Sache; wann einer kommt von den Hütten zu dem Hüten, und zwar hüten Land und Leut, das ist keine schlechte Sache; wann einer kommt vos der Heerde zum Herschen, und zwar über Städte und Provinzen, das ist keine gemeine Sache. Vorher war er arm, und ist nachmals ein Herr einer ganzen Armee; vorher ein Hirt auf dem Feld, nachmalen gar ein Feldherr; vorher ein gemeiner Mensch, nachmalen ein Haupt der ganzen Gemeinde. Es kommt mir schier vor, als wenn ein Chemikus Kupfer in Gold verwandlet, als wann ein gemeines Schaffell zu Pergament wird, worauf päpstliche Bullen und kaiserliche Patente geschrieben werden; es ist schier nicht anders, als wann ein schlechter, tumperer und stinkender Nebel von der Erde aufsteiget, und nachmalen in eine schöne glänzende Wolke verkehrt wird, mit einem Wort: David ist hoch kommen, aber wenig ist sub Rosa vertrauet; dieser auf gleichen Schlag mehrmalen einem andern, doch aber, damit es nicht weiter komme. Es ist eine kleine Zeit angestanden, daß solches unter der ganzen Armee ist lautmährig worden, welches dem vermessenen Absalon ein gewünschter Handel gewesen ist; denn er hiedurch dem Volk gezeigt, was sie, für einen saubern König haben, und die Sache so weit gebracht, daß fast Jedermann ihm anhängig geworden, und den David verlassen.
Nemini dixeritis. In einer vornehmen Stadt Fidelitas selbst schien, konnte es gleichwohl nicht verschweigen, etwa aus Neid, daß ihre Mitgespannin zu so großem Glücke sollte erhoben werden, bringt die
Es ist eine gemeine Aussage der Lehrer, daß unser lieber Herr hat wollen, daß seine glorreiche Auferstehung solle allenthalben ausgebreitet werden, und zwar bald und ohne lange Verweilung; dahero er zur Offenbarung dieses großen Geheimnisses keine Männer, sondern Weiber erwählt, benanntlich die h. Frauen, so das Grab besucht; denn er glaubte selbst, daß solche Zeitung nicht könnte ehender unter die Leute kommen, als durch die Weiber. Kaiser Sigismund, um weil seine Frau Gemahlin ein gewisse goldene Münz hat bereiten lassen mit einer ihm mißfälligen Ueberschrift, hat derenthalben ihr einen kleinen Verweis gegeben, welches einen nicht geringen Verschmach verursachet; daher haben andere Meineidige eine Hoffnung geschöpft, diese Kaiserin Maria auf die Seite zu bringen, auch dessenthalben derselben ihr Vorhaben entdeckt, zu dem sie nicht allein ihren Willen ertheilt, sondern noch mit Rath und That an die Hand gegangen, wie dasselbe bei nächtlicher Weise zum allerbequemsten den Kaiser, wenn er bei ihr schlafe, können aufreiben. Die vermessenen Rebellen waren derenthalben guten Muthes und glaubten auch, ihr böses Vorhaben generis femini, und hat den ganzen Verlauf dem Kaiser (wie dann dießfalls gar recht geschehen) umständig geoffenbaret. Als nun bei der Nacht die gewissenlosen Gesellen ihr mörderisches Stück wollten vollziehen, da war der Kaiser nicht mehr im Bett, und sie sind bei anbrechendem Tage gleich zur gebührenden Strafe gezogen worden.
Obschon erst erwähnte Kaiserin sehr lobwürdig und gewissenhaft gehandelt in Offenbarung dieser geheimen Nachstellung, so erhellet doch klar, daß derjenige, so eine Sache will im Geheimen halten, er es keinem soll vertrauen; denn sobald ein Ding ihren Zweien bekannt ist, so stehet es schon in Gefahr. Wie der berühmte Kriegs-Fürst die Ausspäher nach Jericho geschickt, da haben sie ihre Einkehr genommen bei der Rahab, so da ein Weib de commune non virginum, so unehrlichen Wandel als sie geführt, hatte sie dennoch ein Mitleiden mit diesen Männern, und wenn sie nicht gewesen wäre, und mit ihrer Weiber-List die guten-Leute verborgen, so wäre es mit ihrem Leben aus gewesen. Wie sie nun durch dero Hülfe aus der Gefahr gestellt worden, und sie zuvor schon mit ihr den Pakt eingegangen, daß sie in Eroberung der Stadt diesem ihrem Hause, und allem, was darin ist, wollen verschonen, so haben sie es mehrmalen wiederholt: Im Fall du uns aber wirst verrathen wollen, und diese Rede unter die Leute bringen, Josue 2., so wollen wir unsern geschwornen Eid und Parola auch nicht halten.
Sermonario deßgleichen auch Valerius Venet. in seinem Prato Fiorito fol. 321 erzählt, daß in einem gewissen Jungfrau-Kloster einmal die Rede war von der Beicht, was Gestalten dieselbe ein sehr heilig- und heilsames Werk sey, aber beinebens eine Sache, die nicht gar leicht, und absonderlich bei den geistlichen und Gott gewidmeten Jungfrauen, wann sie alle dero Verbrechen und menschliche Schwachheiten einem Beichtvater müssen entdecken, wobei die angeborne und gleich-genaturte Schamhaftigkeit nicht wenig leide. Es wäre ja besser und rathsamer gewest, daß sie untereinander könnten beichten und Beicht hören, damit folgsam dero Mängel den Männern nicht würden offenbar; ja sie glaubten, wenn man die Sache ernstlich bei dem päbstlichen Stuhl solle vorbringen, daß unfehlbar unser heiligster Vater dero gerechte Bitte werde erhören. Die Sache wurde so lange unter ihnen getriffert, bis sie endlich einhellig beschlossen, daß zwei aus ihrem Kapitel sollen durch gesammte Stimm erwählet werden, Negotium zu Rom inständig sollen treiben; wie dann bald dergleichen zwei, bei denen mehr Verstand und Wohlredenheit gefunden worden, zu dieser Verrichtung erkiesen, welche dann ohne Verweilung ihre Reise nach Rom genommen, daselbst die Sache bei dem h. Stuhl angebracht, auch sogar Ihre päbstliche Heiligkeit das Negotium mündlich vorgetragen, woraus der Pabst leicht trachtete, daß solches eine Versuchung des Satans seye, und diesem Geschlecht angewachsener Vorwitz, gibt ihnen doch eine gnädigste Antwort und anbei eine versperrte und verschlossene Schachtel, mit dem Verbot, sie sollen diese bei Leibe nicht öffnen, sondern Frühe Morgens ihm wiederum versperrt überantworten; alsdann seye er willig und urbietig dero Begehren zu befördern. Die zwei frommen Schwestern nehmen nicht ohne sondern Trost ihren Weg nach Hause, wo sie seither logirten; aber es war dieß ein beiderseitiges Fragen und Fragen, Forschen und Fischen, was doch möge in der Schachtel seyn? Die Eine sagt, machen wir sie auf und lassen uns sehen, was doch darin ist, keine gemeine Sache kann's nicht seyn. Ach nein, wiedersetzt die Andere, läppische Schwester, die Sache lasse sich nicht thun, weil es uns der Pabst selbst verboten. Der Vorwitz treibt sie alle beide also lang, also stark, daß sie endlich die Schachtel eröffneten, und ein kleines Vögerl, so darin verschlossen war, augenblicklich ausgeflogen, worüber sie nicht ein wenig bestürzt wurden; mußten demnach Noth halber den andern Tag bei Ihro Heiligkeit die Schuld bekennen, welcher ihnen dann ihre Schwachheit und weiblichen Vorwitz genugsam unter die Augen stellte,
Nemini dixeritis. Es gibt aber ebenfalls auch viel Männer, die nichts verschweigen können. Consilium, hat sonsten den Namen von sileo oder Stillschweigen; aber leider werden nicht wenig Consiliarii angetroffen, welche zum größten Nachtheil und Schaden eines ganzen Königreichs, Landes und Provinzen, einer ganzen Gemeine oft die geheimen Sachen entdecken. Wie viel Unheil wäre etliche Jahre nach einander vermeidet worden, was glückliche Progressen in dem Krieg würden dieser Zeit bei uns gewesen seyn, wenn nicht dergleichen meineidige Zungen und Federn dem Feinde alle unsere Vorhaben und Anschläge entdeckt hätten. Es ist nicht allein schuldig der Beicht-Vater zu verschweigen alle ihm anvertraute Sünden; und kann sogar der römische Pabst, auch die katholische Kirche dießfalls nicht dispensiren, ja er ist schuldig ehender tausend und tausend bitterste Marter und Tod auszustehen, als nur das allerwenigste zu offenbaren. Dahero gar heilig gethan Johannes Nepomuk
Nicht allein, sage ich, ist ein Beichtvater verpflichtet, in allen ihm entdeckten Dingen zu schweigen, sondern auch ein jeder Rath, und versündigt sich ein solcher schwer, wenn er eine und andere Sache, so im Rath abgehandelt worden, jemand ausser desselben offenbaret; ja aller Haß, Neid, Zorn, Grollen, Schaden und andere Uebel, so hieraus entspringen, werden einer solchen Schwätz-Zunge zugemessen, und muß ein solcher dem gerechten göttlichen Richter zu seiner Zeit genaueste Rechenschaft geben. Alle Sekretäre sind unter großer Sünde schuldig, die im Geheimen geschlossenen Dinge bester Massen zu verhüllen, und keinem hievon etwas zu sagen, wann sie sehen, daß durch dergleichen Offenbarung einem oder dem andern Theil einiger Schaden sollte zuwachsen. Nomine dixeritis. Schweigen ist eine Kunst, aber diese verdirbt gar oft der Wein. Das Wort Wein fängt mit dem Buchstaben W an, und ist nur gar zu wahr, daß das meiste Wehe von dem Wein entspringt, wann selber unmäßig gebraucht wird. Wie in dem Faß anfängt zu arbeiten und zu gärren, da muß alles, was auch zu unterst am Boden, zum Spuntloch hinaus. Wenn der Wein anfängt in dem Menschen zu wirken, da treibt er alle Secreta und geheime Sachen zum Maul hinaus. Wenn das Mühlrad nicht naß hat, so stehet es still, wenn's aber stark drauf rinnt, so fangt's an zu gehen, und macht ein großes Klappern. So lang der Mensch nüchtern ist, so rührt sich die Zunge wenig, wenn man aber wacker Wein drauf gießt, so steht sie nicht still, und schweigt nicht still, klappert so lange, bis alle Geheimnisse heraus gebeutelt sind; daher keine bessere Folter als der Wein, wodurch die Leute ohne sondere Mühe zu jedem Bekenntniß gebracht werden. Es kratzt wohl öfter frühe Morgens einer hinter den Ohren, weil er des Tages zuvor beim Gläsl Wein zu viel geredt hat.
Vor diesem im alten Testament mußte auf Befehl Gottes Arca, die Arche des Bundes mit sehr viel Vorhängen im Tabernackel verdeckt seyn, damit sie nicht ein jeder könnte sehen. Bei den Zelten sollten Arcana wie Arca auch bedeckt und verhüllt seyn; aber der Wein ist so vermessen und unverschämt, daß er auch hundert Vorhänge thut hinweg reissen. Samson hat in der Stadt Gaza die Pforten hinweg tragen, daß also die Stadt offen gestanden. Der Wein ist nicht um ein Haar schwächer, denn er nimmt nur gar zu oft die Thür vom Herzen und Maul hin weg, und beide stehen nicht ohne großen Schaden offen. Schweigen ist eine Kunst, und diese sollen forderist auch lernen die Religiosen und Ordens-Personen. Ein Kloster soll beschaffen seyn wie ein Bienenkorb, worin diese kleinen Honig-Vögerl immerzu in der Arbeit begriffen sind, und eine solche schöne Ordnung in ihrer Regierung haben, daß auch die beste Republik von ihnen noch könnte lernen. Ihrem König erweisen sie den größten Respekt, dergestalt, daß sie auch denselben, wenn er wegen langen Fliegens müde wird, gar auf ihrem Rücken tragen. Sie bauem ihm in Mitte des Korbes eine besonders schöne Residenz, welche an Größe und Zierde die Wohnungen der andern weit übertrifft; er hat stets etliche um sich, welche als eine wachsame Leibgarde seine Hohheit begleiten, und vor allem Uebel defendiren; ohne seine Erlaubniß darf keine extra Clausuram sich wagen, die meiste Zeit visitirt er die Zellen der andern, und gibt genau Achtung, damit sich keine dem Müßigang ergibt; findet sich jedoch eine unter seinen Unterthanen, welche die Arbeit flieht, oder selbe wenigstens saumselig verrichtet, so wird sie ohne Verweilung zur Strafe gezogen. Ihre Todten tragen sie in schönster Ordnung aus deren Wohnung, und begleiten dieselben mit einem Trauer tardioris linguae ego sum. Schön wäre es, wenn eine jede Klosterperson könnte sagen, was einmal gesagt hat Euripides, als man ihn befragt, warum er so stark aus dem Munde schmecke? gab er zur Antwort: »weil viel Geheimniß in seinem Maul verfaulet.« Schweigen ist eine Kunst, und diese sollen nach Möglichkeit lernen die Dienstboten, welche nicht alles sollen aus dem Haus tragen, was sie sehen und hören, sondern vielmehr die Mängel des Hauses zu vertuschen. An einem Samstag hat unser lieber Herr einen stockblinden Menschen angetroffen, und hatte dieser elende Tropf den Zustand von Mutterleib; wie solches die Apostel gesehen, fragen sie gleich den Heiland, Rabbi, sprachen sie, wer hat gesündiget? dieser oder seine Eltern? daß er blind geboren? die guten Jünger haben verhofft, der Herr werde alles heraussagen, und offenbar machen den ganzen Wandel, den des Blinden Eltern geführt. Sie haben glaubt, er werde sagen, wie daß die Eltern dieses Menschen sehr lasterhaft gelebt, der Vater seye ein lauter Partitimacher, die Mutter eine lautere Kupplerin, der Vater seye zwar kein Fuhrmann, aber er könne gleichwohl jedermann hinter das Licht führen; die Mutter seye zwar keine Tischlerin, aber sie wisse gleichwohl den Nächsten aufs ärgste zu verläumden; der Vater seye zwar kein Soldat, aber mit Krüg gehe er allezeit um; die Mutter seye zwar keine gute Wirthin, aber sie wisse doch stattlich die Leut durch die Hechel zu ziehen; der Vater habe einen guten Stilum in anderer Leut Beutel, Inventiones auf ungekehrten Bänken; in Summa, der Vater seye nit weit her, und die Mutter habe nit weit heim; darum seynd sie mit einem stockblinden Kind gestraft worden.
Dergleichen Antwort hofften die Apostel auf ihre Fragen, aber der Herr hatte es nit im Brauch anderer Leut Mängel offenbar zu machen, und selbe in ein böses Geschrei zu bringen, gab demnach die Neque hic etc. Weder er der Blinde, weder seine Eltern haben gesündiget, sondern damit hiedurch durch die Werk Gottes offenbar wurden Joan. K. 9.
Deßgleichen hat er auch gethan, wie er mit der Samaritanin bei dem Brunnen geredt hat, und ihren lasterhaften Wandel unter die Augen stellt, da wollt er nit, daß die Apostel davon etwas wissen sollten; dahero dieselbigen in die Stadt geschickt, mit dem Vorwand, daß sie um etliche Lebensmittel sollen umsehen; unterdessen hat er ihr einen Beichtspiegel abgeben, die Wahrheit gesagt wegen des geführten schlimmen Wandels.
Was müssen ander Leut wissen, gedacht er, wie dieses Weib beschaffen. Joan. 4. Also sollen absonderlich beschaffen seyn die Dienstboten, welche niemalen sollen die Mängel und Unvollkommenheiten, so sie in dem Haus sehen, allenthalben kundbar machen, und folgsam ihre Herrschaft in ein übles Geschrei bringen, sondern vielmehr aus christlicher Liebe die Schwachheit des Nächsten, nach Möglichkeit verdecken; dann dergleichen Schwätz-Zungen, so alles aus dem Haus tragen, und nichts können verschweigen, mehrmalen eine Ursach seyn großer Uneinigkeiten.
Nachdem dieser verruchte Iscarioth das zeitliche Leben durch den Strang geendet, und nachgehends einen Anfang gemacht dem ewigen unglückseligen, so niemals ein Ende nimmt, bald hierauf ist der verdammte Körper, als er vorhero schon das gräusliche Eingeweide den Raben zu einem Konfekt gespendet, auch von dem Baume, woran er sich gehänget, herunter gefallen, aber von keinem, auch seinen vertrautesten Freunden, die letzte Ehre, wie man pflegt zu sagen, gehabt, der ihn nur zur Erde hätte bestattet, oder wenigstens in eine Grube geworfen, welches doch zuweilen einem verreckten Vieh zu Theil wird. Papias Ecumenius und Historia ecclesiastica melden, daß von diesem iscariothischen Aas ein solcher Gestank sey gegangen, daß kein Mensch daselbst konnte gehen, viel weniger wohnen; ja das vernunftlose Vieh hab in selbiger Gegend sich geweigert, die Waide zu nehmen. Gleichwie nun der allmächtige Gott die Gräber seiner Heiligen meistens gar glorreich und herrlich macht, also pflegt er hingegen auch die Gräber der gottlosen und verdammten Menschen sehr verächtlich zu machen.
Ei so friß! Ei so friß! Zur Zeit des heiligen Macarii ist einer gewesen, dem alle Tage ein Faß Wein und so viel Brod, als man aus drei Metzen Mehl kann backen, nicht recht gekleckt hat. Zu Zeiten des seligen Macedonii ist ein Weib gewesen, sonst
Wo ist eine Zunge, die aussprechen kann, wo ist eine Feder, die beschreiben kann, wo ist ein Gedächtniß, das merken kann alle Wunder und Wunderwerk, so schon über 1600 Jahre gewirkt wurden bei dem hl. Grab Christi des Heilandes? Die Erde um das Grab Christi, der Schatten um das Grab Christi, die Luft um das Grab Christi, der Staub um das Grab Christi, die Gegend um das Grab Christi haben bisher Wunderwerk sehen lassen, was ist dann erst zu hoffen von dem hl. Grab selbsten? Unangesehen, daß es in den Händen unserer Feinde ist, gibt es doch kein Königreich, kein Land, keine Provinz her Welt, woraus nicht einige, Andacht halber, reisen zu dem hl. Grab des Herrn. Nazareth, o wie heilig! Bethlehem, o wie heilig! Jerusalem, o wie heilig! Der Oelberg, o wie heilig! Der Garten Gethsemani, o wie heilig! Thabor, o wie heilig! Kalvariberg, o wie heilig! Aber alle diese heiligen Orte übertrifft das Grab Christi nach Aussag des hl. Bernardus.
Baronius schreibt, daß anno 313 eine vornehme Dame mit Namen Kosmiana habe einmal an einem Sonntag bei nächtlicher Weile wollen das hl. Grab besuchen und verehren; es sey ihr aber der Eingang
Desgleichen setzt erstgemeldeter Autor bei, daß ein Fürst in Palästina habe ebenfalls in das h. Grab hineingehen wollen, sey aber mehrmalen von einem großen Widder abgetrieben worden, welcher mit seinen Hörnern dem Fürsten die größte Gewalt angethan, bis endlich dieser in sich gegangen, seine Fehler erkannt, den wahren katholischen Glauben angenommen und seine Sünden bereuet hat. Mein heil. Vater Augustinus betrachtet einerseits die Herrlichkeit des jungfräulichen Leibes Mariä, anderseits erwägt er die Glorie des Grabes Christi, und weiß schier selbst nicht, wem er aus beiden den Vorzug solle geben. Endlich bittet er die Mutter Gottes demüthig um Vergebung, weil er dießfalls den Ausspruch thue auf Seite des Grabes. Gebenedeiet und herrlich, herrlich und gebenedeiet, spricht er, ist der Leib Mariä, weil in demselben gelegen ist der wahre Heiland Jesus; so ist aber eben dieser Welt-Erlöser gelegen in dem Grab; aber aus diesem ist er unsterblich hervorgegangen, aus dem jungfräulichen Leibe aber sterblich. Wie er kam aus dem Leib Mariä, da hat er gleich andern geweint; wie er kommen aus dem Grab hervor, da hat er gelacht und wegen seiner Urständ die ganze Welt erfreut. Demnach ist eines Theils das Grab Christi herrlicher als der jungfräuliche Leib Mariä. –
Rubertus Tuiteni l. 8. de offic. Divi. bemerkt, daß in der großen Stadt Leyden in dem Antiphonam gesungen. Mulieres sedentes ad monumentum, und etwa ein Religios ein wenig gezweifelt an der glorreichen Urständ Christi aus seinem Grab, da sehe ihm, gedachtem Religios, augenblicklich die Gürtel vom Leibe auf die Erde gesprungen, und wie er sich mit solcher wiederum wollte umgürten, da findet er, daß der Knopf nicht aufgegangen, hörte anbei die Worte:
Sic potuit clauso Christus prodire sepulchro.
Der hl. Evangelist Joannes beschreibt es umständlich, wie daß Magdalena samt andern gottseligen Frauenzimmern sey in aller Frühe zu dem Grab des Herrn kommen, cum adhunc tenebrae essent, da es noch dunkel war, und dennoch sahen sie, daß der Stein vom Grabe hinweggewälzt war; ja sogar sahe man die leinenen Tücher liegen; sie sahen die zwei Engel bei dem Grabe; außerhalb des Grabes war es noch ganz dunkel, und folgsam im Grab, da war es stockfinster. Sie hatten aber weder Lichter noch Fackeln, wie kann es denn seyn, daß sie Alles so genau gesehen? Der hl. Gregor Nüssen löset den Knopf dieses Zweifels auf, und sagt, daß es zwar noch ganz stockfinster gewesen, aber das heilige Grab seye inwendig voller Lichter gewesen, also zwar, daß die Steine und Marmel wie die schönste Morgenröthe geschienen, und hätte dazumal der Diamant müssen mit allem seinem Licht zurück stehen.
So ist denn glorios und herrlich gewesen, und
Eine aus den vornehmsten Wallfahrten der Christenheit ist zu Valentin in Spanien, insgemein de Puche genannt, allwo ein wunderthätiges Maria-Bild von Stein verehret wird, und schon zu Zeiten der Apostel dahin gebracht worden. Dieses heilige Bildnuß haben die Engel selbst verfertigt aus dem Stein, so auf dem Grab der Mutter Gottes gelegen, wovon bei Franzisco Poilo neben unzählbaren vielen Mirakuln ein mehreres zu lesen.
Sepulchrum Pulchrum.
Ein Nußbaum wird von Jedermann mit Prügeln gegrüßt, desgleichen Petrus; eine Weintraube muß grausam leiden unter der Presse, desgleichen Paulus; ein Getreid wird erbärmlich gedroschen, desgleichen Petrus; ein Flachs wird oft durch die Hechel gezogen, desgleichen Paulus; ein Faß wird allerseits gebunden, desgleichen Petrus; eine Trommel wird meistens
Sepulchrum Pulchrum.
Sollte Jemand ein Chartel haben, größer denn eine Ochsen-Haut, eine Feder, wohlberedter als die Zunge des Demosthenes, ein Alphabet, künstlicher als jenes, dessen sich der bedienet, welcher die ganze Passion auf einen Reichsthaler geschrieben, so erkleckete dennoch dieses Alles nicht, zu verfassen jene Grabschrift, welche von der ganzen Welt verdienet hat der große Blutzeuge und Jünger Christi Bartholomäus, welcher ihm gleichsam mit seiner Hand und Handschrift seines heiligen Lebens und Marter ein unauslöschliches Lob verdienet hat, auch in der gesamten Christenheit billigst sollte roth geschrieben seyen, da der allmächtige Gott selbst sein Grab annoch auf der Welt herrlich gemacht hat, beforderst dann in Asien, allwo besagter heiliger Apostel Bartholomäus die Marter- Krone erhalten. Da die Christen wegen neu entstandener Verfolgung ihre Zuflucht zu seinem Grabe genommen, welches den unglaubigen Heiden also schimpflich vorgekommen, so haben sie den heil. Leib ausgegraben, denselben in einen bleiernen Sarg gelegt, und ins tiefe Meer versenkt, mit dem höhnischen Vorwurf, daß er nunmehr ihr Volk nicht könne verführen. Aber Gott, der auch zu Elisei Zeiten hat gemacht das Eisen schwimmen, hat ebenfalls wollen, daß auch der bleierne Sarg wie ein Schifflein auf dem Meere dahin geschwommen, und endlich an der Insel, Lipparis mit Namen, angelandet, allwo die Einwohner ihn mit höchsten Freuden
Sepulchrum pulchrum.
Dismas, ein Hauptbösewicht und langwieriger Mörder und Räuber hat endlich auch den Himmel geraubt, nachdem er als ein henkermäßiger Gesell an den Galgen des Kreuzes gekommen; aber wie hat er die Sache angegriffen? Die Füße hat er nicht brauchen können, damit er hätte können Wallfahrten gehen; die Hände, so ihm gebunden gewesen, hat er nicht können brauchen, um damit in einem Spital den armen Leuten zu dienen, oder sonst mit denselben häufiges Almosen auszutheilen; seine Lenden hat er nicht können auf eine bußfertige Art mit rauhen Cilicien umgürten. Was Vortheil hat er dann erfunden? Er hat das Kreuz zu einer Kanzel gemacht, er hat einen Prediger abgegeben, er hat seine Mitkameraden angefangen eifrig zu ermahnen, daß sie von ihren Gotteslästereien sollen abstehen und glauben an Jesum Christum, der unschuldiger Weise zwischen beiden hängte. Dieses Werk hat dem Herrn und Heiland also wohlgefallen, daß er ihn derenthalben lebendig canoniciret. Also lehret der hl. Chrysostomus. Hat nun der süßeste Jesus diesem öffentlichen Mörder solches gute Werk also vergolten, indem er doch mit seiner Ermahnung nichts gefruchtet, wie wird dann erst der gütigste Heiland belohnt haben jene Heiligen, welche mit ihrer Lehre und eifrigen Ermahnung so viele zu dem wahren Gott gebracht haben? Unter diese sind forderist zu zählen der hl.
In actis S.S. wird geschrieben, daß ein Priester aus Aquitanien sey nach Rom gereist, allwo er, vermöge seines Eifers, alle heiligen Orte daselbst besucht, unter andern eine absonderliche Andacht verricht bei dem Grab des hl. Sebastiani, daselbst auch ein wenig Erde und Staub von dem Grab mit sich nach Hause getragen; unterwegs aber hat es sich zugetragen, daß er Mattigkeit halber unter einem Baum sich niedergelegt, zuvor aber in einem kleinen Binkerl die besagte Erde auf dem Unterast gehängt hat. Nachdem er nun eine gute Zeit im sanften Schlafe zugebracht, wollte er seinen vermeinten Schatz wiederum von dem Aste herunter nehmen. Es zeigte sich aber der grüne Ast dermassen halsstarrig, daß, so oft er nach den Reliquien langte, der Ast allemal von ihm gewichen, deßgleichen auch seinen Kameraden widerfahren, so alle umsonst und vergebens nach dem Ast griffen. Solches Wunder wird alsobald lautmährig, daß folgsam die ganze Nachbarschaft zusammen gelaufen, und keiner aus ihnen konnte den Ast, an dem
Sepulchrum Pulchrum.
Der große Mann Gottes Elias ist mit Roß und Wagen in den Himmel gefahren, welches noch keinem einzigen Heiligen wiederfahren; dem auf freiem Felde ein feuriger Wagen samt feurigen Pferden erschienen, auf welchen er sich gesetzt und folgsam durch einen Sturm (merks wohl per turbinem in coelum) durch einen Sturm in den Himmel gefahren. Dieß soll ein Trost seyn allen bedrängten und mit Kreuz beladenen Menschen, die so manchen Sturm müssen ausstehen, daß nämlich dieß die rechte Weise sey in den Himmel zu kommen. Elias kommt durch einen Sturmwind in den Himmel, aber Stephanus durch Riesel und Schauer. Andere durch Schauer und Steinriesel gerathen in zeitliches Verderben, aber Stephanus ist durch seine Steine steinreich geworden, massen er hiedurch das Himmelreich erworben. Wie der Satan unsern Herrn und Heiland in der Wüste versucht, hat er neben andern auch begehrt, er soll aus Stein ein Brod machen. Dem Teufel ist damals die Sache nicht angegangen; aber wie Stephanus veesteiniget worden, da hat ihm der Herr Jesus die Steine nicht in Brod, sondern gar in Zucker verwandelt: Lapides illi dulces fuerunt; massen ihm diese ganz zuckersüß vorgekommen, in Erwägung der Glorie, quid nos caedis! Hic Sanctus est collocandus. Was schlagst du uns! es muß der Heilige hier verbleiben.« Ueber solches unerhörte Wunder hat Jedermann die Hand gegen den Himmel gehebt, und Gott dem Allmächtigen gebenedeiet und gepriesen; auch hat bald hernach der Kaiser eine sehr schöne Kirche dem hl. Stephanus zu Ehren daselbst aufbauen lassen.
Sepulchrum, sed pulchrum. S. Cathar. V.M.
Den ehrsüchtigen König zu Sichem, mit Namen Abimelech, nachdem er seine Hände mit dem Blute seiner nächsten Anverwandten gewaschen, und andere mehr dergleichen Mordthaten begangen, hat Gott endlich mit gleicher Münze bezahlt; weil er aus purer Ehrsucht 70 Männer auf einem Steine erwürgte, also ist ihm nachmals auch mit einem Steine der consregit cerebrum ejus. Dieß hat den stolzen Gesellen also geschmerzt, indem ihm ein Weib das Hirn zerbrochen, daß er alsobald seinem Waffenträger befohlen, er soll ihn mit dem Schwerte umbringen, damit man nicht heute oder morgen sagen könne, ein Weib habe ihm den Rest gegeben. O übermüthiger Gesell, es ist gleichwohl zu einem Spott der ganzen Welt kundbar worden, daß dir ein Weib das Hirn zerbrochen.
Aber das ist bei weitem nit so viel, als was Katharina eine zarte Jungfrau gethan, daß diese nit nur einem, sondern gar 50 Männern und berühmten Weltweisen das Hirn zerbrochen; dann diese messen ihnen zu die größte Weisheit der Welt; es hat aber diese zarteste Heldin in einer öffentlichen Disputation dero beigebrachten Lehr also widerlegt, daß sie selbst sich vor überwunden bekennet, und den wahren Glauben Jesu Christi angenommen.
Es hat demnach der allerhöchste Gott diese ihm werthiste Braut wegen ihres so großen Heldenmuths und Beständigkeit, absonderlich in dem Leiden und blutigen Tod nicht allein stattlich belohnt in der ewigen Seligkeit, sondern sogar auch ihr Grab auf der Welt berühmt gemacht.
Der Leib der heil. Jungfrauen und Martyrerin
So wird auch daselbst auf dem Berg Sinai das große Wunderwerk erzählt, so sich mit dem Bischof Sabinon und gassinensischen Abt Theodoro zugetragen, als solches das Grab der heil. Katharinä wollten besuchen, und bereits bei dem Berg Sinai ankommen, hat sie eine arabische Parthei angegriffen, dero Kameraden alle ermordet, dem Bischof aber samt dem Abt die Ohren, Nase, Zung, Händ und Füß abgeschnitten, damit sie also nach und nach schmerzlicher sterben sollten. Diese beiden aber ungeacht also gestümmelt und verwundet seynd nach aller Möglichkeit zu dem Grab der heil. Katharinä krochen, allwo sie durch dero Vorbitt wunderbarlich in einem Augenblick an allen Gliedern frisch und gesund aufgestanden.
Sepulchrum, sed Pulchrum, S. Stanislai Ep. Cracovi.
In der Apothecke seynd unterschiedliche Spiritus anzutreffen, benanntlich Spiritus Vini, Spiritus Vitrioli, Spiritus Tartari, Spiritus Salis, Spiritus Sulphuris, Spiritus Matrlcalis, Spiritus Hystericus, und viel dergleichen andere mehr, welche alle unter der Medizin gebraucht werden. Aber ein Spiritus ist der Apothecke beim rothen Kreuz, welcher gar widerwärtig einzunehmen, forderist von großen Herrn, dann er bewegt ihnen gemeiniglich die Gall, diesen Spiritus hat der gekreuzigte Jesus versprochen zu schicken; cum autem venerit Paracletus, quem mittam vobis Spiritum veritatis: dieses Spiritus wird genennet der Geist der Wahrheit, solcher erweckt den großen Herren meistens die Gall, daß sie nit ein wenig erbittert werden, wann man ihnen die Wahrheit sagt. Joannes der Täufer hat es erfahren, vor ihm der Prohet Michäas, der Prophet Isaias, der Prophet Jeremias, der Prophet Amos und viele andere mehr etc.
Was Gott der Herr und Heiland einmal der wohlmeinenden Magdalena nach seiner glorreichen Urständ gesagt, noli me tangere, rühre mich nicht an, das muß gar oft die liebe Wahrheit hören von großen Herrn. Die Placentiner haben größern Zutritt bei Hof, als die redlichen Veroneser, ja diese werden oftmal gar aus dem Wege geräumt.
Also ist es ergangen dem heiligen und eifrigen Bischof Stanislaus zu Krakau, welcher mehrmals den gottlosen König Boleslaus in Polen ermahnt, daß er
Sepulchra, sed Pulchrum S. Elisii Mart.
Unser Herr laßt sich gar nichts umsonst thun, er belohnt auch das Wenigste, was man ihm erweist. Als er einmal bei Genesaret eine große Menge Volkes
Nach vollendeter Predigt befiehlt er dem Petro, er soll das Netz auswerfen, so auch geschehen, und hat er eine solche Menge Fische gefangen, daß auch das Netz zerrissen, und weil sie solchen Zug allein nit konnten verrichten anuuerunt Sociis, so haben sie andern ihren Mitkameraden gewunken, daß sie ihnen halfen. Warum aber gewunken? hätten sie dann nicht können das Maul aufthun und schreien? annuerunt; sie gedachten, daß es sich nit schicke und reime, wann unser Herr gegenwärtig, daß man soll reden viel weniger schreien (merkt das ihr Menschen) in der Kirche, wo Gottes Sohn gegenwärtig, geziemt es sich nit zu reden, auch was nothwendig, viel weniger schwätzen und allerlei neue Zeitungen zu erzählen. Wessenthalben aber hat der Heiland Jesus dazumal den Peter mit einem so großen Fischzug regalirt, daß auch zwei Schiffel damit dergestalten seynd ein- und angefüllt worden, daß sie schier Schwere halber versunken? Darum, antwortet Theophilaktus, Gott der Herr laßt sich nichts umsonst thun; weil ihm Petrus sein Schiffel hat geliehen anstatt einer Kanzel, so hat sich der Heiland gleich wiederum dankbar wollen einstellen. Wann nun der gütigste Erlöser die allewinzigste ihm erwiesene Gutthat also belohnet, wie wird er erst belohnet haben die hl. Martyrer und Blutzeugen, welche seinetwegen so heldenmüthig alle erdenklichen Peinen ausgestanden, und zuletzt gar
Wie erstgedachter christliche Held durch den Sentenz des abtrünnigen Tyrannen Juliani zum Tod verurtheilet worden, so hat er noch zu einer Gnad begehrt, man wolle doch seinen Leib an einen ehrlichen Ort begraben, worauf Julianus befragt, wo es ihm dann beliebig sey? darauf Elisius seine Augen in die Höhe gehebt und auf einen hohen Berg gedeutet, dort solle und wolle er sein Ruhebettl haben bis auf den Tag der allgemeinen Auferstehung. Julianus, der Tyrann, hat alsobald zu mehrer Pein des Martyrers einen ernstlichen Befehl ergehen lassen, daß man auf keine Weise dessen Leib soll begraben; schimpfte noch anbei, er wolle gern sehen, ob ihn sein Christus werde dahin tragen, wohin er verlangt? Nachdem dem Elisio das Haupt ist abgeschlagen worden, siehe Wunder! da steht der Leib von freien Stücken auf, nimmt sein Haupt in beide Hände, geht den geraden Weg in Begleitung der englischen Musik zu dem Berg, steigt ohne Verweilung bis zu dem höchsten Gipfel hinauf, legt sich auf einen schneeweißen Felsen, welcher alsobald wie ein lindes Wachs gewichen und ihm solchergestalt ein herrliches Grab abgeben.
Sepulchrum, sed Pulchrum S. Dympnae Virg.
Wer Gott dient, dem dient er wiederum, wer Gott verehrt, den verehrt er wiederum, wer Gott gibt, dem gibt er wiederum. Die büßende Magdalena Pulcherrimi sunt Pedes Evangelizantium bonum, der Gott verehrt, den verehrt er wiederum. Solches ist absonderlich zu sehen in der hl. Dympna, einer königlichen Prinzessin in Irland, um, weil solche wider allen Willen des abgöttischen Vaters den Glauben Jesu Christi umfangen, auch sich dem himmlischen Gespons durch ein Gelübde der ewigen Jungfrauschaft verbunden, und auf keine Weise in die blutschänderische Heirath ihres eigenen leiblichen Vaters wollte einwilligen; also hat sie dieser grausame Unmensch selbst mit dem Schwerte hingerichtet, worauf Gott der Herr sie nicht allein ewig belohnt, sondern auch mit
Nachdem wunderbarlicher Weise besagter Jungfrau und Martyrerin Leib ist gefunden worden, da haben die chelenserischen Innwohner erstgedachte heil. Reliquien samt dero steinernen Sarg wollen in ihre eigene Kirche übersetzen, konnten aber auf keine Weise, auch nach aller angewandter Mühe und Arbeit der stärksten Leute, den hl. Leib bewegen, und gedunkte selber gleichsam ein bleierner Berg zu seyn, welches die guten Leute nicht ein wenig befremdet, ja die meisten gar bestürzt gemacht. Eben zu selbiger Zeit erscheint ersterwähnte Heilige einem frommen alten Mütterl, wie daß selbe ihr erstgefallenes Kalb soll in den Karren spannen, und damit ihren Leib in die Kirche führen. Die gute fromme Haut befiehlt alsobald früh Morgens ihrem Sohn, daß er soll ohne fernern Verzug das Kalb an den bestimmten Ort bringen, zu diesem Ende, damit selbes den hl. Leib Dympnä in die Kirche führen soll. Der Sohn lacht die Mutter aus, und rathet ihr, sie soll doch solches Narrenstuck nit begehren, es möchte hieraus ihrer ganzen Freundschaft ein ewiger übler Nachklang erwachsen; weil die Mutter den Ungehorsam ihres Sohnes gesehen, so ist sie selbst samt dem Kalb dahin kommen, aber nicht ohne allgemeinem Gelächter und großer Aushöhnung des gemeinen Pöbels, in Erwägung, daß die alte einfältige Matratze mit einem jungen Kalb wollte führen, was starke Männer und Pferde nicht konnten zuwege bringen; nachdem sie aber mit so beweglichen Worten eine geraume Zeit gebeten, und ihr endlich zugelassen
Sepulchrum, sed Pulchrum S. Amati Confess.
Gott ist so gut, so gut ist Gott, daß er sogar auch dasjenige, was ihm seine vernunftlosen Geschöpfe Gutes erweisen, nit unvergolten läßt. Unser gebenedeite Heiland hat eine absonderliche Ehre empfangen in dem Fluß Jordan, allwo er von seinem Vorläufer Joanne getauft worden; massen dazumal der Himmel sich eröffnet, der hl. Geist als die dritte Person in sichtbarlicher Gestalt einer weißen Taube auf ihn herabgestiegen, die Stimme des himmlischen Vaters thäte öffentlich erschallen, welche Jesum für einen göttlichen Sohn und Welterlöser erkläret. Alles dieses hat sich begeben bei dem Wasser, in dem Wasser, ober dem Wasser des Flusses Jordan. Nun gedachte der gütigste Heiland, daß er bei nächster Gelegenheit sich gegen das Wasser wiederum einstellen wolle, und die so große erzeigte Ehre bestermassen erwiedern, welches auch bald hernach geschehen, als er nit im Feuer, in diesem so hoch schwebenden Element, nit in der Luft, in diesem so aufgeblasenen Element, nit in der Erde, in diesem so goldreichen Schatzkasten und anbei so niederträchtigen Element, das erste sichtbare Mirakel und Wunderwerk auf dieser Welk gewirkt, sondern im Wasser und zwar zu Kana Galiläa, woselbst er bei der Hochzeit
Sepulchrum sed Pulchrum S. Thomae Abbatis.
Wie Christus der Herr einst wegen seiner heil. Predigten eine große Menge Volks nach sich gezogen, und allbereit wahrgenommen, daß die guten Leute vom Hunger nit ein wenig geplagt wurden, da hat er anbefohlen, daß sie sich alle sollen niedersetzen, es waren deren etliche tausend, sowohl Manns- als Weibspersonen, nachmals theilt er die fünf Gerstenbrode und die zwei Fische, so ein Knabe dazumal bei sich hatte, unter das gesamte Volk aus, und sättigte dieselben dergestalten, daß noch 12 Körbe von lauter übergebliebenem Brod angefüllt worden. Es wird eine Frag auf die Bahn gebracht, wer dazumal das Brod unter die Leute ausgetheilt? es ist aber der meisten Aussage, daß solches mit Christo alle seine Apostel gethan, und obschon die Schrift nit meldet, daß bei diesem großen Wunderwerk die Mutter Jesu sey gegenwärtig gewesen, so ist doch sehr vermuthlich, daß sie sich auch dabei habe eingefunden, und zwar das Brod unter die Weiber habe ausgetheilt, gleich wie die Apostel unter die Männer; daß aber die Apostel das Brod nit haben dürfen unter die Weiber austheilen, wollte der Herr und Heiland hiedurch andeuten und zu verstehen geben, daß auch heilige und vollkommene Männer mit den Weibern nit sollen viel Gemeinschaft haben; massen der selige General Jordanus zu sagen pflegte, daß die Erde gut sey und
Das hat neben andern beobacht der selige Abt Thomas; nachdem solcher wegen gewisser Geschäfte seines Klosters nach Theopolim verreist, da ist er zu Daphne mit Tod abgangen, allwo er als ein unbekannter Fremdling, den gemeinen Leuten gleich, begraben worden. Den andern Tag hierauf hat man gleichfalls ein armes Weib eben in dieses Grab gelegt, so aber in der ersten Nacht wiederum heraus geworfen worden, und wie solche auch das andermal hinein gelegt worden, da hat mehrmal die unwillige Erde den Körper mit großer Gewalt heraus geschütt, über welches sich fast Jedermann verwundert, jedoch aus der Sache noch nit viel gemacht. Es geschah aber, daß etliche Tag wiederum eine verstorbene Weibsperson auf dem Abt Thomas in sein Grab gelegt worden, welche aber gleich der andern durch unsichtbare Gewalt mußte den Ort räumen, wodurch erst an Tag kommen die Heiligkeit des Abtes Thomas, welcher auch todt nicht wollte leiden ein Weib bei sich. Ueber alles dieses ist nachgehends besagter hl. Leib mit sonderer Pracht an einem anderm Ort, allwo viele hl. Leiber der Martyrer gelegen, sehr stattlich begraben worden, allwo noch der allmächtige Gott wegen des hl. Wandels, so dieser Abt auf Erden geführt, sehr viele und große Wunderwerk wirket.
Sepulchrum, sed Pulchrum S. Hedwigs.
Nachdem der Jakob mit der schönen Rachel sich in die Flucht begeben, massen er wegen seiner
Aber auf eine weit bessere Manier hat die hl. Hedwigis das Gold lieb gehabt, massen sie neben andern schönen unser lieben Fraubildern ein kleines gehabt von purem Gold, welches sie Tag und Nacht nie aus der Hand gelassen, sogar wie sie eines seligen Tods gestorben, konnte man gedachtes Bildnuß mit keiner Gewalt ihr aus den Händen reißen, derenthalben auch damit begraben worden.
Es wollte aber Gott der Herr, daß diejenige, welche seine gebenedrite Mutter also in Ehren gehabt, auch sollte mit einem bessern Grab verehret werden. Als man nun nach 25 Jahren den hl. Leib erhebt, da hat man gefunden, daß der ganze Leib verzehrt worden, ausser denjenigen Fingern, mit denen sie das guldene marianische Bildnuß gehalten, woraus ihre
Sepulchra, sed Pulchra diversorum Sanctorum.
Der bloße Staub von dem Grabe des heiligen Bischofs Heddi. Beda l. 5. Histor. Eccl., des hl. Bischofs Nicetii, Surius invita, des hl. Propheten Jeremias, St. Epiphan, des hl. Bischofs Martini, Gregor, Turon, des hl. Bischofs Piturgii, indem des hl. Martyrers Juliani, indem des hl. Einsiedlers Gerlaci. Boll. 5. Jan., des hl. Königs Oswaldi. Baron. Anno 642, der hl. Rosä Pervanä. In act., des hl. Joannis Evangel. ex Histor. Eccl., des hl. Joannis a St. Facundo unsers Orden. In vit., des hl. Genesii Franziot, des hl. Raymundi. In act. Canon., des hl. Franziskus de Paula Bzovi. In vit., des hl. Bischofs Rigoberti, In vita; hat die Kraft und Wirkung, allerlei menschliche Presten und Krankheiten zu wenden. Aus dem Grab des hl. Martyrers Baudilli ist wunderbarlicher Weise ein schöner Lorbeerbaum gewachsen. Greg. Turon l. 1. Aus dem Grab des hl. Martyrers Urisicini ein Palmbaum mit drei Aesten. Ferr. 19. Jun. Aus dem Grab des hl. Athanasii ein Zypressenbaum. Sur. 3. April. Aus dem Grab und forderist aus der Hirnschaale der hl. büßenden Magdalena ein Weinstock. Id. 22. Jul. Aus dem Grab des hl. Pubukuli ein unbekannter Baum. Halloix in vit. Aus dem Grab jenes hl. Cisterziensers ein Baum mit lauter Blättern, worauf diese Worte stunden: Ave Maria, gratia plena. Cantiprat. l. 2. ap. Aus dem Grab l. Aus dem Grab des hl. Bischofs Torquati ein Oelbaum. Dero Blätter, oder Blüthe oder Früchte heilsame Mittel gewest seyn für allerlei Krankheiten.
Das Grab des hl. Bischofs Vitalis zu Salzburg hat eine wunderschöne Lilgen hervor bracht, so gar durch den harten Marmel durchdrungen; deßgleichen das Grab des seligen Ugloni de Cortona aus unserm Orden. Das Grab des seligen Gandulphi die schönste Gelfominblume. An. Mun. 1260. Das Grab des hl. Martyrers Alexandri die schönsten Rosen. Benal. in vit. Das Grab Ven. Franziski Ovarii die lieblichsten Feigen. Ibid. Das Grab der hl. Martyrer Acifeli und Victoriä zu Kortuba die edelsten Rosen gar zur Winterszeit. Pagina 407. tom. 1. Welche Blumen alle den armen kranken und presthaften Leuten für die besten Pflaster und Medizin gedient haben. Aus dem Grab der hl. Jungfrau und Martyrerin Katharinä, des hl. Martyrers Dimetrii, des hl. Beichtigers Fantini, des hl. Evangelisten Lukas, des hl. Bischofs Perpetui, des hl. Abt Percharii, der seligen Rosa zu Viterbo, des hl. Apostels Andreas, des hl. Bischofs Nikolai, der hl. Walburga zu Eichstädt, des hl. Bischofs Quirini Tegernsee in Bayern, der hl. seraphischen Jungfrau und Mutter Theresia, Venerab, Bartholomäus Ulysponensis unsers Orden etc., und vielen tausend andern mehrern Gräbern der Heiligen ist geflossen, und fließt noch Manna, Oel und Wasser, so zur Abwendung allerlei menschlicher Zustände seynd gebraucht worden.
Grab, Echo, Rab.
Der hl. Einsiedler Onuphrius pflegte diese Fabel oder Gedicht auf die Bahn zu bringen, damit er seine Untergebenen möchte zu der Demuth anfrischen. Die Bäume haben sich auf eine Zeit sehr wehmüthig beklagt, wie daß die Menschen so tyrannisch mit ihnen verfahren, auch derenthalben einen allgemeinen Landtag oder Zusammenkunft ausgeschrieben, damit durch allgemeinen Rathschluß solches Uebel möchte vermittelt werden. Endlich ist eines jeden Gutachten und wohlgegründete Meinung angehört worden, forderist aber seynd die mehrsten beigefallen dem witzigen Ausspruch eines hoch- und wohlgebornen, oder vielmehr wohlgewachsenen Cederbaumes von dem Berg Libanon, welcher fernerm Uebel vorzubeugen, diesen Rathschlag gegeben, daß inskünftig kein Baum mehr soll ein Holz spendiren, woraus man einen Hacken machen könne, folglich werde auch das Bäumeumhauen ein Ende nehmen. Fast alle stimmten dieser Meinung zu, ausser einer schlechten niedrigen Staude, welche mit gnädigst ertheilter Erlaubniß diese wenigen Worte aus ihrer Einfalt, wie sie vorgab, geredet hat: Gnädige Herrn, man könnt euch dießfalls hölzerne Limmeln und knopfete Phantasten heißen, indem ihr glaubt,
Wahr ist es, daß Gott gleichsam nichts mehr thut, als die Hochmüthigen zu stutzen, das supra regiert bei Gott einen steten Akkusativum, darum hat er auch den ersten Menschen aus der Erde, so einem demüthigen und niederträchtigen Element erschaffen, nit aber aus dem Wasser, welches sich mehrmals in die Wellen aufbäumt, nit aus dem Feuer, so von Natur in die Höhe steigt, nit aus der Luft, so für sich selbst ein aufgeblasener Kerl, sondern aus der Erde, damit der Mensch aus limo erschaffen nit soll sublimis werden. Ist aber Jemand, der fliegt, so wird einem solchen Hochmüthigen der Höchste gemeiniglich die Federn rupfen, womit man nachmals schreiben kann: Deus superbis resistit, humilibus autem dat gratiam, das hat sattsam erfahren jener ungeheure Gesell und stolze Großschädel Goliath.
Wegen so häufiger Siege, die besagter Riese und Fleischthurm von seinen Feinden getragen, war er also stolzmüthig worden, daß er glaubte, seines Gleichen finde man nit auf Erden, daher den David wegen seiner geringen Person nur veracht und gedacht, er wolle seine Hände nur in Sack schieben und noch zugleich den David mit. Aber Gott so in allweg Dabo cadaver castrorum Philistim hodie volatilibus coeli et bestiis terrae.
Grab, Echo, Rab.
In Oesterreich, unweit der kaiserl. Residenz-Stadt Wien ist ein Ort und schöne Pfarr, so genannt wird Heiligen-Stadt. Woher solcher Nam ursprünglich herrühre, ist mir eigentlich nit bekannt; diese Heiligenstädter verdienen allerseits ein großes Lob, werden auch von Jedermann fast in großen Ehren gehalten, aber alle ihre Söhne (es ist eine wunderliche Sach) seynd lauter üble, rauhe, harte, dürmische, scharfe, unglimpfliche Gesellen, die nicht ein einigmal gut aussehen, nichts als saure Gesichter machen, beissen und reissen alles, was sie ertappen, und haben gleichsam nicht eine Ader von ihrem Vater. Der Vater heißt Heiligenstädter, der Sohn heißt Uebelstädter. Wie kommt dieses? durch den Namen Heiligenstädter muß man hier nit verstehen einen Innwohner desselben Orts, sondern den Wein, welcher dort sehr trefflich und preiswürdig wächst. Nun ist ohnedas bewußt, daß der Essig ein Filii tui sicut novellae olivarum in circuitu mensae tuae, deine Kinder werden seyn wie junge Oelzweig, um deinen Tisch. Ja wohl Oelzweig, Absalon war kein Oelzweig sondern ein Höllzweig, so fast übermässige Schmerzen und Bedrangnuß dem Vater angethan: aber die Rach bleibt nicht aus, massen er durch Verhängnuß der göttlichen Gerechtigkeit an einem Eichbaum, oder Ach-Baum, hangen geblieben, und der zu hoch wollte seyn, mußte in die Höhe das Leben lassen. Gott war mit dieser angefügten Straf noch nit befriediget, sondern hat ihm auch keine ehrliche Begräbnuß vergönnet.
Uneracht der königliche Prinz Absalon unglaubliche Unkosten noch bei Leb-Zeiten angewendet in Erbauung und Aufrichtung eines sehr herrlichen und prächtigen Grabs, so ist ihm solches nicht zu Theil worden, sondern der Leib mußte wie ein wildes Vieh in die tiefe Grube unweit der Stadt Jerusalem gleich bei dem Ort, allwo der Prophet Isaias durch eine hölzerne Säg die Marter-Kron erlangt, spöttlicher Weis geworfen, und nachmals mit einem großen Stein-Haufen zugedeckt worden, wie dann noch auf heutigen Tag die Vorbeigehenden, sowohl Türken als Christen einen Stein hinunterwerfen, als wäre es dießfalls ein Gesatz zu einer verruchten Gedächtnuß, um weil er seinem eigenen Vater abtrünnig und undankbar worden.
Grab, Echo, Rab.
Nachdem der Job die Prob, und endlich das Lob des allergeduldigsten Menschen auf Erden von Gott selbst erhalten, so hat dieser ihn nachgehends in
Grab, Echo, Rab.
Sobald der von Gott erleuchte Joseph in der Gefängnuß von dem Mund-Becken des Königs Pharao vernommen, daß ihm getraumt, als trage er drei Körb Brod, und aus dem obern Korb, worinnen die beste Mund-Semmel, fressen selbes und verzehren allerlei Vögel, ho! ho! sagt Joseph, Kerl, Heil und Seil wird bei dir eins seyn, Glück und Strick wird bei dir zugleich seyn, gedenkt für geschenkt wird bei dir für gewiß seyn, wie es dann auch also geschehen, und gar recht: warum hat er das schöne Brod, so er von seinem Herrn empfangen, so liederlich den Vögeln gespendirt.
Wir pflegen insgemein zu reden wann einer bei guten Mittlen und hübscher Haabschaft, er habe ein
Unter solchen gewissenlosen Gesellen ist nit der wenigste noch geringste gewest jener Spanier, von dem Hieronymus de Florentia erzählet, welcher zwar einen offnen Helm führte im Wappen, aber zugeschlossene Händ gegen den Armen, trefflich an Mitteln, aber schlecht in Mitleiden, von einem guten Blut, aber nit eine redliche Ader in ihm, von einem guten Haus, aber mit dem Gewissen war es verhauft. Ein jedes Luder war sein Bruder, dem er das Seinige angehängt. Nachdem er mit Tod abgangen, und von der adelichen Freundschaft sehr prächtig zu Grab getragen worden, hat sich unverhofft ein erschreckliches Wetter erhebt, daß alle Noth halber sich mußten nach Haus begeben, und weilen der Körper wegen des unleidentlichen Gestank hat müssen unter die Erde kommen, also haben solchen drei gemeine Todten-Gräber mit Stricken in die Kapelle geschleppt, wo der ganzen Freundschaft Begräbnuß war. Kaum dahin gebracht, da hat alsobald ein erschrecklicher Donner-Keil alle Wappen und Schild der Freundschaft von der Mauer mit größter Gewalt herunter geschlagen, den verdammten Körper also verzehrt, daß eines fernern Begräbnuß nit mehr vonnöthen gewest, sondern sein Grab war gleich dem
Grab, Echo, Rab.
Man sagt, daß auf eine Zeit das Papier und Pergament seyen hart untereinander kommen, und nach langem gehabten Widerwillen, endlich in einen großen Zank gerathen, eines dem andern viel Schmäh-Wort unter die Nase gerieben, und wofern die Schreiber, Buchdrucker und Buchbinder nit hätten Fried gemacht, und sich darein gelegt, so wäre es ohne blutiges Raufen nit abgeloffen. Das Papier prahlte nit wenig wegen seines alten Herkommens, und sagte, daß es derenthalben charta genennt werde, weil sein erstes Aufkommen seye gewest in der weltberühmten Stadt Chartago, das Pergament wollte dießfalls nit ein Haar nachgeben, weil es ebenfalls von einer vornehmen Stadt herkomme, benanntlich von der Stadt Pergamo in Welschland. Das Papier setzte hinwieder, wie es gebraucht werde zu der h. Schrift, zu allen Lehrer-Büchern: und wann ich nit wäre, antwortet das Pergament, und thät nit allzeit über dich einen Deck-und Schutzmantel abgeben, wie gegenwärtige Herren Buchbinder selbst bezeugen, so wärest du wegen deiner Schwachheit schon zu Grund gangen: Zu dem so lasse ich mich gebrauchen zu kaiserlichen und Hoch-Fürstlichen Patenten, da unterdessen aus dir nur gemeine und gar oft verdrüßliche Aus-Zügel gemacht werden. Wann schon, sagt das Papier, so bin ich doch weit eines bessern Wandels, und führ ein friedsames Leben, da du doch auf die Trummel gespannt wirst, und nichts als blutige Schlachten verursachen thust. Ho! ho! charta genannt wird. Und was verursachet mehr Hader, Zanken und Schläg, was macht mehr Uebel und Lumpen-Sachen als die Karten? hierauf mußte das Papier das Maul halten.
Es ist zwar wie es leicht zu ereignen, dieses ein Fabel und Gedicht, gleichwohl eine verdeckte Wahrheit; dann ja keine Wurzel ist, woraus mehr Uebel und Unheil wachset, als aus dem Spielen, massen mit dergleichen Geschicht die ganze Welt voll, unter welchen folgende nit die geringste.
In einem Dorf, unweit Regensburg war ein vermessener Bauer, welcher neben andern Untugenden auch dem Spielen sehr ergeben gewest; weil er aber in solchem öfters den Kürzern gezogen, also hat es durch Anleitung des bösen Feinds allerhand unzulässige Mittel gesucht, sein Glück im Spielen zu befördern. Unter andern hat der verruchte Gesell die allerheiligsten Hostien in seinen Fuß eingetheilt, damit hiedurch sein Spielen besser von statten gienge, in solchem Laster der gottlose Mensch mit Tod abgangen, und seine unglückselige Seel den verdienten Lohn bekommen. Der Leib wird im Freihof nächst der Kirche begraben, zumal diese seine Bosheit und Unthat nit kundbar gewest: aber Gott wollte nit zulassen, daß
Grab, Echo, Rab.
Aus Befehl des Kaisers Augusti, mußten alle Leut in der Welt beschrieben werden, welchem Gebot auch wollte nachkommen Joseph, ein Gespons Mariä, dahero zu solchem Ende mit erstgedachter heil. vermählten Jungfrauen sich nacher Bethlem begeben, daselbst allerseits eine Einkehr gesucht, aber keine gefundem, dann es waren schon alle Häuser mit Volk angefüllt, und nach Aussag des Evangelisten Lucä: Non erat eis locus in diversorio c. 2. So war vor Jesu, Maria, Joseph kein Platz noch Ort im Wirths-Haus, und die seligste Mutter war dazumal schon auf der Zeit, da sie Jesum sollte gebären, aber
Cantipratanus schreibt, daß in Flandern seye gewest ein Spielmann oder Pfeiffer, welcher an einem vornehmen Festtag die jungen Leut mit Pfeiffen und unzüchtigem Singen, wie dergleichen Lotter-Gesindel zu thun pflegt, zu allerlei Tanzen und Muthwilligkeiten angereizt; dahero Gottes Straf nit mehr hat können verweilen, sondern hat diesen durch einen erschrecklichen Donnerstreich zu Boden geworfen, und den rechten Arm gänzlich von dem Leib abgetrennt, worauf alsobalden zwei große kohlschwarze Hund den Arm mit sich geschleppt, und nachmalen verschwunden. Aber Gott wollte auch nit vergonnen dem vermessenen Gesellen eine ehrliche Begräbnuß, dessen Seel schon gebrunnen in der Höll. Wie nun des andern Tags auf vielfältiges Ersuchen und Bitten, fast wider den
Grab, Echo, Rab.
Es glaubte Petrus, daß er ein großes Lob werde davon tragen, wie er dem Malcho ein Ohr abgehauen, aber anstatt des Preisen hatte er ein Verweisen, ja es ihm von dem Heiland befohlen worden, daß er den Säbel alsobald solle einstecken, als wollte der Herr Jesus sagen, daß er anstatt des Degen als römischer Papst ein anders Gewehr werde brauchen, benanntlich die Exkommunication und geistlichen Bann, wodurch auch der Uebermuth mancher gekrönten Häupter gedämpft worden. Der heilige Gundisalvus Amarantius aus dem berühmten Dominikaner-Orden, wollte auf eine Zeit in seiner Predigt den gemeinen Leuten zu verstehen geben, was große Wirkung in sich habe eine rechtmäßig gefällte Exkommunication, und wie daß solche auf keine Weis zu verachten seye, also hat er einen großen Korb voll mit schneeweißen Semmeln exkommuniziret, worauf besagte Semmel alsobald in kohlschwarzes Brod verkehrt worden, sobald er aber nachmals solchen Bann wiederum aufgehebt, und absolviret, ist das schwarze Brod wiederum in die schönste Semmel verwandlet worden.
Forderist aber hat solches erfahren ein Soldat in der katurcensischen Diöces, welcher von der Exkommunikation noch nicht entbunden, mit Tod abgangen, und ohne Wissen des Bischofs daselbst in der
Grab, Echo, Rab.
Ihr Kothbutten, ihr Mistkonfekt, ihr gefirneiest Erdschrollen, ihr muffende Krauttöpf, ihr glänzende Madensäck, ihr gemalte Sautrög, ihr überzogene Waidschwammen, ihr polirte Luder, ihr verzuckerte Aas, ihr vermäscherte Elendhäut, ihr versilberte Eiterbotzen, ihr verwüster Wust (euch verstehe ich hoffärtigen Weiber) und zwar diejenigen, welche mit dem von göttlicher Allmacht ertheilten Bildnuß nicht zusrieden, sondern selbes mit allerlei erdenklichen Mitteln suchen zu verbessern, ihr sollt euch spiegeln an dem wunderthätigen Mariabild am Neckar, welches neben andern unzählbaren Mirakeln auch dieses wirkt, daß es sich von keinem Maler, so schon öfters geschehen, läßt renoviren, oder mit Farben überziehen, sondern behält allemal die vorige Gestalt. Aber macht euch nur mit fremdem Anstrich roth, der Teufel wird es euch zu seiner Zeit braun genug machen.
Das hat mit ihrem ewigen Untergang erfahren jene von der Pagato 2. fol. 508. n. 16. erzählet,
Grab, Echo, Rab.
Unser Herr und Heiland traf auf eine Zeit ein samaritanisches Weib an bei dem Brunnen, Wasser zu schöpfen, sonst findet man mehrere Weiber beim Wein, als beim Wasser. Nachdem er mit ihr eine kleine Zeit eine Ansprach gehabt, und ihr nicht ein wenig das Gewissen gerührt, so schafft er ihr, voca virum tuum, sie soll ihren Mann herzu rufen; voca adulterum tuum, rufe deinen Ehebrecher? deinen unzulässigen Beischlaf, deinen Hustentreiber. Darum gibt die Antwort, Dion. Carthus. darum nannte er diesen Gesellen ihren Mann und nicht einen Etcaetera; weil er sogar nicht den bloßen Namen der Unzucht wollte aussprechen. O Gott! O Himmel! ein jeder Priester vertritt Gottesstelle auf Erden, und also soll er dergestalten einen reinen und keuschen Wandel führen, daß ihm sogar kein ungereimtes Wort von der Zunge soll kommen. Aber leider! man sieht und spürt zuweilen das Widerspiel, und findet sich zu Zeiten unter dieser gesalbten Schaar auch etwas Geschmiertes, ja die nicht allein fremdes Feuer mit jenen zwei Leviten Nadab Abiu, zu dem Altar bringen, sondern gar mit dem schädlichen, schändlichen Venusfeuer entzündet seyn.
Von einem dieses Gelifters schreibt der heilige Cyrillus solchergestalten, wie daß in einer Kirche bei Tag und Nacht ein steter Tumult und erschreckliches Getös gehört worden, welches den guten Leuten nicht einen geringen Schrecken eingejagt, zumal auch die Pest nicht wenig die Stadt betrübt. Als nun auf eine Zeit der Bischof daselbst mit dem gesamten Volk eifrigst in dem Gebet begriffen, und die Hände aufgehebt zu dem allerhöchsten Gott um Abwendung dieses Uebels, sodann ist der hl. Hieronymus in großer Glorie erschienen und anbei geoffenbaret, wie daß in
Grab, Echo, Rab.
Wohl recht fangt das Wörtlein von dem Buchstaben G an, das ist so viel als Ge G. Was Uebel schmiedet das Geld? G Was Unheil kochet aus das Geld? G Was Narren macht das Geld? G Was Seelen stürzt das Geld? G Was Augen verblendet das Geld? G Was Gemüther verführt das Geld? G Was Herzen bethört das Geld? G Was Schaden macht das Geld? Das Geld ist rund, und macht doch viereckigte Narren; das Geld ist von Silber und Gold, und hat doch eiserne Kräfte; das Gold ist klein, und wirkt doch große Dinge. Von Simon Mago schreibt Anastasius Nicenus, daß er eine große Menge der Leut habe nach sich gezogen, und auf seine Seite gebracht; viel Männer, viel Weiber, viel Kinder, viel Alte, viel Junge, viel Reiche, viel Arme zogen mit ihm, glaubten an ihn, hieltens mit ihm, was war dann dessen eigentliche Ursach, daß er ein großes Volk bethört hat? Obberührter Autor gibt die Antwort, wie daß Simon Magus neben andern Zauberkünsten und teuflischen Verblendungen sich habe öfters in lauter Geld verkehrt, und öfters vor dem Volk wie eine von Gold gegossene Statue oder Bildnuß gestanden, und diesesgggggg, was Seelen das Geld stürze!
Der hl. Gregorius, Pabst, schreibt selbst mit seiner allzu wahrhaften Feder, daß ein Weibsbild gewest sey, welche unter dem Schein der Andacht stets die hl. Orte, so von Wunderthaten berühmt waren, besucht habe, und folgsam bei dem gemeinen Volk in solchen Ruhm kommen, daß sie fast von Männiglich für heilig gehalten worden. Unterdessen aber brachte sie einen großen Schatz von Geld zusammen, und war ihre vermäntelte Andacht nur dahin gerichtet, wie sie möchte viel Geld zusammen raspeln, ihren unersättlichen Geiz hiedurch zu speisen. Nachdem sie viel und lange Jahre die verdammte Geldsucht hinter dem Vorhang der Heiligkeit verborgen, und endlich das Zeitliche verlassen, so hat sie kurz zuvor allen ihren Schatz in die Erde vergraben, ihre Seele aber auf ewig dem Satan eingehändiget. Die gute Meinung von ihrer äußerlichen Heiligkeit hat vermöcht, daß sie sehr stattlich mit Begleitung des häufigen Volks zur Erde bestattet worden. Aber der gerechte Gott wollte nicht zulassen, daß ein solcher Leib sollte in einem ehrlichen Grab liegen, dessen Seele schon brennt in dem ewigen Feuer, daher geschehen, daß nach ihrem Tode ein erbärmliches Geschrei aus dem Grabe gehört worden, und zwar diese deutlichen Worte: Es brennt, es brennt, es brennt
mich. Wie man letztlich das Grab eröffnet, und die Todtentruhe abgedeckt, hat man gesehen, daß ein teuflisches Gespenst ihr immerzu zerlassenes Gold in das Maul und Rachen gegossen, welches eine genugsame Ursach gewesen, daß sie nachmals des ehrlichen Grabes beraubt worden.
Daß Judas ein Dieb gewesen, ist bereits bei uns ein wahrhafter Glaubensartikel, massen solches das hl. Evangelium klar und deutlich bestätiget: Fur erat. Allein ist zu wissen, daß sein Diebstahl kein gemeines Verbrechen gewesen, wie bei mehrern henkermäßigen Gesellen zu sehen, sondern er ist ein Oberhaupt gewesen aller Kirchenräuber, ein Rädelsführer aller derjenigen, so an geistlichen Gütern wider allen Fug und Gerechtigkeit gewaltthätige Hand anlegen, und zwar aus doppelter Ursache; dann erstlich hat er diebischer Weise entfremdet das Geld, welches unserm Herrn und Heiland dann auch dem hl. apostolischen Kollegio gehörig gewesen, nachmals hat er die dreisig Silberlinge, um die er das allerhöchste Gut verkauft, von den Hohepriestern der Juden angenommen, welches Geld, zumal es aus dem Tempel war, weder die gewissenlose Priesterschaft konnte geben, weder der gottlose Gesell konnte annehmen. Es hat aber der
Unser lieber Herr und Heiland hat in selbst eigner Person zu Jerusalem alle diejenigen, so mit Tauben gehandelt, zum Tempel hinaus gepeitscht. Den Adam samt seiner Mitkonsortin hat Gott aus dem Paradies gejagt durch einen Engel. Die Amoräer hat Gott aus ihrem Vaterland vertrieben durch Mucken und Wespen. Das ganze assyrische Kriegsheer hat er zu Boden gelegt durch einen Engel; aber wie er die leichtfertigen Taubenhändler im Tempel hat angetroffen, da wollte er solche Böswichte nicht strafen durch andere, sondern er selbst macht aus den Stricken, womit Stände, Butten, Kräxen und Tische gebunden waren, eine Geisel, und jagt die gewissenlosen Gesellen zum Tempel hinaus samt ihren Tauben. Hat nun der gebenedeite Heiland sogar die Tauben nicht wollen gedulden in seinem Tempel, wie viel weniger kann er darin leiden die Raubvögel, deren doch sehr viel gewest, und noch seyn, welche Kirchenschätze und geistliche Güter mehrmals zu sich ziehen, aber selten ja fast nie ohne sondere göttliche Strafe davon kommen.
Balthasar, der babylonische König, als er seinen Vater, jenen großen Nabuchodonosor, nachdem er todt, in dreihundert Stück zerhauen lassen, damit er nicht mehr vom Todten erweckt würde, dieser Balthasar stellte einst ein sehr großes und stattliches Banquet an, wobei der höchste Adel, das vornehmste Frauenzimmer und eine große Menge der Kebsweiber erschienen. Nachdem nun der Wein dem König in
Wie Petrus samt wenig andern auf den Befehl Christi, so dazumal gegenwärtig war, den großen Fischzug gethan, da hat er vermerkt, das Netz möchte ihm zu schwer seyn, und folgsam ohne Lebensgefahr nicht ablaufen, wessenthalben sie etlichen andern Fischern, so nit weit von ihnen, mit den Händen gewunken, sie sollen ihnen dießfalls beispringen, und einige Hülfe leisten, annuerunt Sociis, wie kommts aber, daß sie nicht schrien oder pfiffen haben, wie dergleichen Leut zu thun pflegen? etwa seyn die andern
Zu Bilbai in Spanien ist ein wunderthätiges Bildnuß der Mutter Gottes Maria, allwo sich neben vielen andern dieses Denkwürdige zugetragen: Anno 1523 hat bei nächtlicher Weil ein vermessener Dieb das heilige Bildnuß völlig beraubt, und sehr kostbare Kleinodien davon getragen. Endlich wollte er auch die guldene Kron von dem Haupt nehmen, welches aber die Mutter Gottes, als eine Königin Himmels und der Erde nicht wollte zulassen, sondern die Hand dieses hölzernen Bildnuß hat dergestalten den Arm des Diebs gehalten, daß er von solchem Raub mußte abstehen. Gleichwohl ist der gottlose Mensch hiedurch nicht in sich gangen, sondern mit dem andern Raub davon gangen, aber nicht nach seinem Wunsch oder Verlangen; dann als er bei einer großen Schaafheerde wollte vorbei gehen, da hat sich ein großer Widder hervor gemacht, den Dieb mit seinen Hörnern dergestalten beängstiget, daß er endlich von diesem Duell ganz matt mußte den Rückweg nehmen. Wie er nun
Wie bei nächtlicher Weile der Patriarch Jakob die Leiter gesehen, an welcher die Engel auf- und abstiegen, und oberhalb Gott selbst die Leiter gehalten, da ist er über alle Massen hierüber erschrocken, ja sogar aufgeschrien, wie erschrecklich ist dieses Ort. Aber was ist doch die Ursache gewest solches Schreckens? diese und keine andere. Es ist ihm dazumal Lyran in hunc loc. Hat sich derenthalben der fromme und gottesfürchtige Jakob geforchten, weil noch nicht wirklich daselbst ein Tempel gestanden, sondern erst inskünftig soll aufgerichtet werden. Wie können sich dann freventlich unterfangen einige gewissenlose Leute, so bei nächtlicher Weil gar die Tempel bestehlen und ausrauben? Gewiß ist es, daß solche Unthat fast nie ungerochen bleibt.
In Sabaudia nicht weit von Kantusia ist eine sehr schöne Kirch, so von alten Zeiten her dem heil. Pankratio gewidmet, allwo auch erstgedachten heil. Martyrers Reliquien und Heiligthümer aufbehalten werden. In diesem Tempel wegen der großen Verdienste des heil. Pankratii geschehen über alle Massen viel Mirakel und Wunderwerk, unter denen nicht das geringste, so sich mit einem zugetragen hat. Dieser führte einen ehrlichen Handel und nahm meistentheils seinen Weg bei solcher Kirch vorbei. Einmal mangelte ihm ein Stecken, womit er seinen Sämesel konnte besser antreiben, machte ihm derowegen keinen sondern Skrupel, sondern nimmt aus besagter Kirche eine Krucke, deren eine große Anzahl daselbst gehangen, und braucht solche anstatt des Steckens; kaum aber, daß er eine Viertelstund von dem Ort kommen, da ist ihm augenblicklich durch eine unsichtbare Hand und
Zu dem Abraham kommen auf eine Zeit drei Engel in Gestalt der Fremdlinge und nehmen bei ihm die Einkehr, zumal er sehr freundlich gegen alle Gäste. Da er sie nun wohl traktiret und den guten Willen samt dem Werk erwiesen, da bringen sie ihm die Zeitung, daß ihm ein männlicher Erb werde geboren werden, welches der Sara, so dazumal aus weiblichem Vorwitz hinter der Thür zugelost, eine Ursach geben, daß sie hierüber gelacht und geschmutzt hat, zumalen sie bereits eines hohen Alters, welches sie selbst bekennt, so sonsten andere Weiber niemals recht bekennen, sondern allzeit für jünger wollen angesehen seyn. Der Engel wirft alsobald dem Abraham vor, warum die Sara gelacht habe, als müßte ein Mann als Oberhaupt Rechenschaft geben von allem Thun und Lassen seines Weibs? aber soll dann ein wenig Lachen ein so großes Verbrechen seyn? Das Traktament daselbst war ein Sinnbildnuß des höchsten Altars-Geheimnuß, das Tentorium oder Hütte aber ein Tempel; daher wollte der Engel zu verstehen geben, daß es fich gar nicht gebühre, an einem solchen Ort im wenigsten zu lachen. Procop. apud Cornel a Lapide. Kann nun der allmächtige Gott an einem solchen Ort das Lachen nicht leiden, wie mißfällig wird es dann ihm fallen, wann man daselbst raubt und stiehlt. Allen
An einem Ort, Schönfeld genannt, hat sich ein kecker Dieb unterfangen, aus der Kirche des heil. Aethelberti einen schönen und kostbaren Teppich zu rauben, massen er durch die Mauer zu ebner Erde ein Loch gemacht, wodurch er gar leicht und ohne einige Beschwernuß hat können hineinschliefen; wie er aber mit der reichen Beut wiederum wollte den Rückweg nehmen, und bereits mit dem halben Leib unter dem Loch begriffen, da hat sich durch sondere Verhängnuß Gottes die obere Mauer also auf seinen Rücken gesenkt, daß er weder für sich, noch hinter sich konnte, und solang mußte verbleiben, bis des andern Tages männiglich zu diesem Spektakul kommen. Wie nun der gottlose Kirchenräuber vor allem Volk zu Schanden worden, da hat sich wunderbarlich die Mauer wieder in die Höhe gehebt, und der vermessene Dieb gar leicht seinen Ausgang gewonnen.
O verruchte, verfluchte Hand Malchi! welche sich so weit vermessen, daß sie sogar dem göttlichen Angesicht Christi des Herrn, welches alle englischen Geister mit so großer Ehrenbietsamkeit anbeten, einen harten Backenstreich versetzt: soll dann nicht Donner und Hagel diese Schmach gerächet haben? soll dann nicht Feuer und Flammen sich ihres Schöpfers angenommen haben? soll dann die Erd diesen Bösewicht nicht lebendig verschlickt haben? soll dann die Luft haben diese Unthat ungerochen lassen? soll dann das Wasser, ob es schon eines weichmüthigen Herzens, nicht hart verfahren seyn mit diesem vermessenen Bösewicht? Cur me caedis? Warum schlägst du mich? Entgegen unterstehet sich einmal der König Jeroboam, den Propheten des Herrn in dem Tempel zu fangen, und sobald er nur die Hand ausgestreckt gegen erstbenannten Diener Gottes, da war schon die göttliche Straf gegenwärtig, massen die Hand alsobald völlig verdorret, todt, unbrauchbar worden. Allmächtiger Gott! warum wird Malchi Hand nicht gestraft, welche eine weit größere Unthat begangen, als die Hand Jeroboam? darum, sagt der weltkundige pacensische Bischof, darum, sagt dieser hocherleuchte Cerda, darum, weil der Malchus eine Schmach Christo dem Herrn angethan, Jeroboam aber dem Tempel, die Schmach aber des Tempels hat Gott höher und härter angezogen, als die seinem eingebornen Sohn angethan. Wann Gott solche gewaltthätige Händ nit kann gedulden in seinem Tempel, wie viel weniger wird er leiden die räuberischen.
Guilelmus, mit dem Zunamen Ruffus der Rothschädel, hat um das Jahr Christi 1100 einen elenden Tod genommen, dann als er sich auf eine Zeit mit einer Jagd erlustigte, und einem Kavalier mit Namen Walthero Tyrell ernstlich befohlen, er solle einen Hirschen, so unweit von ihm gestanden, schießen, siehe! da ist der Pfeil zurückgeprellt, und dem König das Herz völlig durchdrungen, worvon er augenblicklich todt niedergesunken. Weil dazumal niemand gegenwärtig als ein armer Kohlenbrenner mit einem schlechten Karren, woran ein alter Schimmel gespannt war, also mußte
Ehr-vergessene, Lehr-vergessene, Gott-lose, Gewissen-lose, boshafte, schalkhafte, verruchte, verfluchte Gesellen und Böswicht seynd die Juden gewesen, welche in Allweg den Heiland Jesum nicht anderst verfolgten, als wie die Wölf und Schaaf, wie die Geier eine Taube, wie die Hund einen Hasen. Ein Licht war Christus, dieses Licht haben höchstermassen gehasset die jüdischen Nachteulen; eine Rose war Christus, diese Rose haben nicht können leiden die jüdischen Koth-Käfer; ein Meer, und zwar grundlos in der Gütigkeit war Christus, und dieses Meer haben die hebräischen Wind nie mit Ruhe gelassen. Alleund dannoch, merks wohl, und dannoch haben sie ihn im Tempel mit Fried gelassen:
Quotidie apud vos eram in templo, et non tenuistis me. So seynd dann alle Kirchenräuber gottloser und vermessener, als dazumal alle Hebräer und Juden, zumal vor solchen Christus der Herr samt seinem Hausrath nicht sicher in der Kirche. Aber wehe, wehe solchen.
Drei boshafte Gesellen seynd bei eitler Nacht in die Kirche des hl. Vincentii eingestiegen, und daselbst nicht allein den ganzen Kirchenornat samt den besten Meßgewändern geraubt, sondern sogar den Tabernakel aufgebrochen, und das goldene Gefäß, worin das höchste Gut aufbehalten worden, entfremdet; wie sie aber mit solcher Beute sich wiederum wollten aus der Kirche machen, da konnten sie auf keine Weise einen Ausgang finden. Nachdem sie bereits die halbe Nacht in der Kirche herum gezogen, hat sich einer mit aller Gewalt in die Höhe begeben, aber alsobald einen so unglückseligen Fall gethan, daß ein Fuß oberhalb in dem Fenster, der andere Leib aber samt dem Kopf gegen die Erde hangen geblieben. Der andere Dieb tappte so lang in der Kirche herum, bis er endlich zu dem Grab des hl. Vincentii gerathen, woselbst sehr viele Ketten und Fußeisen gehangen der erledigten Gefangenen, welche dann alsobald den Dieb dergestalten angefesselt, daß er sich weder hinter sich noch
Christus der Herr nach seiner glorreichen Urständ ist auf eine Zeit denen Aposteln am Gestad des Meers, gleich dazumalen, als sie in wirklichem Fischzug beschäftiget waren, und nachdem er sie angeredet, ob sie nichts zu essen haben: Da erkannte der liebe Joannes aus der Stimm, daß es unser lieber Herr und Heiland seye, deutet es demnach gleich dem Petro an, welcher alsobald in seinen langen Rock geschloffen, dann er war bloß von oben bis an den halben Leib; Petrus geschwind leget den Rock an, wirft sich in das Meer, und schwimmet zu unserm Herrn. Aber dieses ist ja zu verwundern, daß er die Kleider angelegt. Andere, wann sie wollen durch das Wasser waten oder schwimmen, ziehen vielmehr die Kleider aus. Aber Petrus gedacht, es schicke sich gar nicht, ganz und gar nicht, daß er halb bloß vor unserm Herrn erscheine. Dieses sollen fein merken etliche üppige Schleppsäck, welche mehrmalen sich getrauen, fast halb nackend vor Gott in der Kirche zu seyn. Wann nun Petrus dafür gehalten, daß man in Gegenwart Christi die geringste Unmanier nicht solle begehen, wie strafmäßig handlen dann alle diejenigen, welche sich nicht vor unserm Herrn in der Kirchen, sondern
Eduardus der dritte König in England, wie er Schottland mit feindlicher Macht überfallen, und neben andern auch die heilige und gnadenvolle Kapell unser lieben Frauen daselbst insgemein, die weiße Kapelle gänzlich ausgeraubt, ist dergestalten von der göttlichen Gerechtigkeit gestraft worden, daß alle Schiff, worinnen etwas von diesem Kirchenraub gewest, erbärmlich zu Grunde gangen. Einer, welcher dem Gnadenbild der Mutter Gottes die kostbaren Kleinodien von dem Hals gerissen, und mit solchen in Mitte der Kirche geprangt, ist von einem großen, geschnitzleten Krucifix-Bild, so von oben herabgefallen, dergestalten getroffen worden, daß ihm die Hirnschaal mitten voneinander zerspalten. Dieses ist geschehen Anno 1355 nicht weit von Sandintoun.
Ein anderer Dieb, so bei der Nacht in die Kirche des heil. Felicissimi eingebrochen, und daselbst alle kostbaren Sachen entfremdet, hat vermeint, weil er stark gangen, daß er bereits drei Meilen schon von der Kirche entlegen: Aber in der Frühe in Beiseyn des ganzen Volkes hat er sich bei der Kirchen-Thür samt seinem Raub befunden.
Der Prophet Isaias Kap. 6. V. 2. hat auf eine Zeit die göttliche Majestät in dem Tempel gesehen mit großer Herrlichkeit umgeben. Unter andern stunden daselbst die Seraphim, diese so vornehmen englischen Geister, deren jeder sechs Flügel hatte, und mit zweien bedeckten sie das Angesicht, mit zweien thäten sie fliegen, und mit zweien Flügeln verhüllten sie die
Baronius erzählt, daß Anno 937 ein vermessener Ungar habe wollen die Kirche des heil. Basoli berauben, aber von Gott gleich wunderbarlich gestraft worden. Sobald der boshafte Gesell die erste Hand an den Altar gelegt, da ist solche durch göttliche Wirkung dem Stein dergestalt anklebt, daß er mit keiner Gewalt solche mehr konnte von dem Stein abziehen, bis endlich einer seiner Mit-Kameraden um die Hand rings herum den Stein hinweg gestemmt; haben gleichwohl nicht verhindern können, daß der gottlose Mensch nicht wäre gestraft worden, massen er ein ziemliches Trumm vom besagten Altar-Stein die Zeit seines Lebens mußte an der Hand herum tragen.
Ein Priester sogar hat seines Gewissens vergessen, und aus der Gnadenkapelle unser lieben Frauen de Madia genannt, guldene Arm-Bänder von besagtem Mirakul-Bild hinweg geraubt, aber alsobald die Rach des Himmels erfahren, massen er bei dem hellichten Tag die Kirchenthür nicht mehr konnte finden, sondern in der Kirche hin und her, um und um gangen, gleichwohl keinen Ausgang gefunden. Als endlich der Sakristan vermeint, der gute Geistliche habe
Alle Kirchen pflegt man gegen Orient oder Aufgang der Sonne zu bauen, die Ursach dessen soll seyn nach Aussag Mosis Parcephä, weil das irdische Paradeis im Orient ist, und in dem Aprilgrad, oder dem Paradies die Sonne aufgehet; also beten wir gegen Orient, damit wir wiederum dahin kommen, wo wir samt dem Adam seynd ausgetrieben worden. In Comment. de Paradis. P. 1. c. 13. Auf solche Weise sollen wir alle in der Kirche gegen Orient schauen, aber leider! viel schlimm und ehrvergessene Leut schauen in der Kirche gegen Untergang, indem sie wegen der vermessenen Diebstähl, so sie im Tempel und Gottes-Häusern begehen, zeitlich und ewig untergehen.
Von unser lieben Frauen-Kirch zu Augsburg werden wunderbarliche Ding ganz glaubwürdig ausgeben, wie daß fast kein einziger Diebstahl, so daselbst begangen wird, ungerochen bleibe. Unter andern wird erzählt, daß einer etwas weniges in besagter Kirche entfremdet, aber gleich darauf ganz unsinnig worden, sich selbsten rasend also angefallen, bissen und zerrissen, so lang, bis er endlich verreckt.
Wie der König Saul in der Schlacht das Kürzere gezogen, und bereits sein Glück der Kehraus gesungen, da hat er dem Amalekiter befohlen, er solle ihn umbringen, dann ihn so große Aengsten überfallen, daß er lieber todt als lebendig wolle seyn. Was müssen dieses für Aengsten gewesen seyn? der werthe Sylpharia zieht es aus dem hebräischen Text, und sagt, daß unlängst vorhero der Saul den Tempel Gottes ausgeraubt habe, und alle dessen priesterliche Ornat und Kleidungen unter seine Soldaten ausgetheilt; solcher Kirchen-Raub habe ihm so große Bestürzung und Herzens-Wehmuth verursachet, daß er nicht mehr wollte leben. Wehe aber und wehe allen Kirchen-Dieben!
Kaiser Leo hat einen sehr kostbaren guldenen Kelch, mit vielen theuren Steinen versetzt nach Lüttig
Es ist zwar ein jedes Ort in der Welt bequem und tauglich daselbst Gott zu loben, und zu betten, wie dann Elias auf einen hohen Berg, Josue in einem tiefen Thal, Jeremias in einer alten Cistern, Daniel in der Löwengrube, die drei Knaben in dem babylonischen Ofen, Jonas im Wallfisch, Job auf dem Misthaufen, Susanna in Mitte zweier alten Schelmen gebeten, aber doch eigentlich ist eine Kirche ein Bet-Haus; massen der Heiland selbsten in seinem rechtmäßigen Zorn, als Er die Hebräer zum Tempel hinaus gepeitscht, gesagt hat: Domus mea: Mein Haus ist ein Bet-Haus. Aber leider! dieses Bet-Haus machen viel Kirchen-Räube zu einem Bettel-Haus,
Anno 1690 den 6. April ist ein wahrhafter Bericht eingeloffen, daß die Franzosen in dem Chur-Pfälzischen, unweit Philippsburg gelegenen Städtlein Bruchall, als die PP. Kapuziner dazumal die Procession gehalten, und das hochwürdige Gut auf dem Altar ausgesetzt stunde, unversehens etliche Hund stark angekommen in die Kirche, allwo man noch in dem Amt der heil. Meß begriffen, mit Feuer und Stroh ohne allen Respeckt und Ehrerbietung des allerhöchsten Guts ganz grimmig eingetreten, den Altar, die Kirche samt dem Kloster so gäh in Brand gesteckt, daß der Priester, so das Hochwürdige aus den Flammen erretten wollen, vom Feuer bald wäre verzehrt worden, wie er dann am Kopf, Gesicht, Händen und andern Theilen des Leibs sehr übel zugericht worden, dannoch aber die Monstranzes, samt dem allerhöchsten Gut den Franzosen zum Raub überlassen müssen. Ja in einer andern Kapuziner-Kirche, hat mir eine glaubwürdige Obrigkeit dessen Ordens erzählt, nachdem die Franzosen das verguldete Ciborium aus dem Tabernakul geraubt, haben sie nachmals in Mitte des Tabernakuls ein Feuer gemacht, und also das schöne Gottes-Haus in Asche gelegt. Ich bin versichert, daß, wofern diese verruchten Kirchen-Schänder noch nicht von dem gerechten Gott zur Strafe gezogen worden, doch bald die so hoch beleidigte göttliche Majestät die Geißel ergreifen werde, und die französischen
Drei Finger seynd an der Wand erschienen, welche das Urtheil und Sentenz geschrieben, und gefällt wider den Kirchenrauberischen König Balthasar. Diese drei Finger haben bedeut die drei göttliche Personen, benanntlich Gott Vater, Gott Sohn, Gott heil. Geist: dahero der Kirchenraub eine solche Missethat ist, daß sogar die allerheiligste Dreifaltigkeit dergleichen Uebelthäter verdammet. Gewiß ist es, daß zuweilen die grundlose Gütigkeit Gottes einige Diebstähle auf der Welt vertuschen läßt, und selbe erst in jener Welt nach Verdiensten straft, aber sobald man die Gottes-Häuser angreift, und den Tempel des Herrn nicht verschonet, da wird selten, ja gar niemalen dergleichen Frechheit ungerochen bleiben.
Was kann doch vermessener seyn, als was sich vor ungefähr achtzehn Jahren hat zugetragen in einer Kirche gewisser Ordenspersonen, dero Namen derentwegen in der Feder verborgen bleibt, weil es ihnen in etwas schimpflich scheinet. Ein schönes Gotteshaus in den kaiserlichen Erblanden liegend, ernährt eine absonderliche Andacht zu einem Heiligen, dessen Altar mit Silber, Gold und Kleinodien nicht wenig geziert ist. In dieser Kirche hat sich bei der Nacht ein frecher Dieb versperren lassen, wobei etwan einige Fahrlosigkeit des Sakristan unterloffen, und besagtes Bildnuß völlig geplündert. Es glaubte der gottlose Dieb, daß frühe Morgens die Kirchenthür ehender werde eröffnet werden, als daß man die Gnadenkapelle werde besuchen. Es ist ihm aber dießfalls der Handel Scilicet, daß er aus einem Krummen gerad worden. Wer hat doch mit der Güte Gottes können vermessener umgehen, als dieser schalkhafte Böswicht? und ja
Endlich lassen wir den Kirchen das Ihrige, sagt mancher, aber den Pfaffen thut es wohl, wann man ihnen wacker schrepft, warum sollen sie so reich seyn? Ihr Leben soll apostolisch seyn, ja wohl apostolisch, vielmehr aprostolisch: Die Apostel haben weder Pfennig noch Heller bei sich getragen, ja die ganze Welt ausgereiset, allenthalben das wahre Christi-Evangelium ausgearbeitet, und dannoch weder Batzen noch Groschen in allem ihrem Vermögen gehabt, sogar nicht einmal einen Sack oder Beutel mit sich getragen. Aber der Zeit findet man nirgendswo mehr Geld und Reichthum als bei den Geistlichen. Vor diesem und zwar bei Anfang des katholischen Glaubens fand man bei den Geistlichen ein rauhes Leben, jetzt aber ein reiches Leben. Wohl recht hat die reiche Silber-Grube im Königreich Böhmen von einer Pfaffen-Kutte ihren Namen, und wird Kuttenberg genennt, dann ja das meiste Silber und Gold bei den Geistlichen anzutreffen. In Spanien schreibt Petrus de Avitis: haben die Religiosen jährlich über zwei Million Dukaten Einkommens. Was erst so viel Erzbischöf und Bischöfe? Der einzige Klerus zu Toleto nimmt jährlich hundert
und zwanzig tausend Dukaten ein. Der Erz-Diakonus daselbst gibt sein jährliches Einkommen nicht um fünfzig tausend Dukaten. Was Reichthum besitzen nicht die Geistlichen in Teutschland? Es heißt also nicht mehr
Ein sehr mächtiger Kavalier und Hof-Minister in Frankreich hatte eine lange Zeit einen schweren Zank mit einem Benediktiner-Abten, wegen etlicher, dem Kloster rechtmäßig zugehöriger Güter: ja die Sach ist endlich in solche Weitläufigkeit ausgebrochen, daß obbedachter Edelmann mit bewaffneter Hand den Abten anzugreifen beschlossen, wie er dann bereits mit großer Mannschaft erschienen. Der Abt, wie billig, wollte das Seinige bestermassen defendiren, und ob sich schon sehr viel Weltliche eingefunden, ihm Beihilf zu leisten, auch die Waffen ergriffen, so wollte aber der fromme Vorsteher dero Assistenz nicht annehmen, sondern setzt sich samt allen seinen untergebenen Geistlichen zu Pferd, der Standart war ein Krucifix-Bild, die Mönchs-Kappen anstatt des Kastget, das Skapulier der Harnisch; marschiert also diese geistliche Kompagnie in guter Ordnung wider den Feind, welcher in Mannschaft in Waffen, in Mannschaft unvergleichlich
Etliche Jäger eines vornehmen Edelmannes, mit Namen Adelardi, haben sich unterfangen an einem Ort, so den Benediktinern zu Floriä gehörig, mit Gewalt etwas von Getreid zu nehmen, welches sie mahlen lassen, und darmit ihre Hunde gespeiset, weil sie dazumal keine andere Unerhaltung gehabt. Aber Gottes Strafe hat nicht lang verweilt, massen in folgender Nacht hierauf alle Hund verreckt. Ein anderer Soldat hat wider allgegebene Vermahnung für sein Pferd ein Gras abgeschnitten von der Wiese, so dem erstgedachten Kloster zugehörig, mit dem schimpflichen Vorwand, es thut solches den Pfaffen wohl, sie seynd bey guten Mitteln: Aber Bendiktinus wollte den Seinigen nichts nehmen, oder wenigstens nicht ungestraft lassen; dann kaum hat das Pferd das Gras verzehrt, so ist es alsobald maustodt niedergefallen, und dem frechen Gesellen zugleich den Fuß gebrochen.
Es gibt dergestalten gewissenlose Leute, die es nicht mehr für eine Sünde oder Uebelthat halten, wann sie die Geistlichen übervortheilen, oder ihnen etwas abtragen, ja sie glauben, es sey derentwegen nichts unrechts, weil die Pfaffen ihr Geld (so ungeschliffen reden sie), mit so leichter Mühe gewinnen. Aber gedenket ihr vermessener Güter, gedenkt, daß der David so hart gestraft worden, um, weil er nur dem
Wadingus schreibt, daß ein Weib in der Stadt Kassel habe auf eine Zeit Brandwein gebrennt, und wollen mit dem Aqua Vit., wie sie dann kein anders Gewerb hatte, ihr Stücklein Brod ferners gewinnen, so sey aber mit höchster Verwunderung anstatt des Brandweins lauter, lauter Milch aus dem Kolben geflossen; dahero ein großer Zulauf der Leute entstanden. Nachdem solches Wunder ist lautmährig worden, hat man mit allem angewandtem Fleiß alles durchsucht, ob nicht hierinfalls einiger Betrug verborgen stecke, gleichwohl die Ursach dessen nicht können finden, bis endlich das Weib gestanden, daß sie die Scheiten, welche sie zu diesem Feuer gebraucht, habe dem nächstentlegenen Franziskaner-Kloster entfremdet. Siehe Wunder! sobald man diese hinweggezogen, und anders Holz herbeigelegt, da hat sich alsobald die Milch verloren, und ist der pure Brandwein herunter geflossen.
Vor diese, im alten Testament, wie im Buch Levitici geschrieben stehet Kap. 7: Wann ein Priester im Tempel ein Schlacht-Opfer verricht, so hat ihm aus Befehl Gottes die Haut zugehört von dem Vieh, so geschlachtet worden. Aber dermalen ist es schon
So vergönnt man auch mehrmals der Geistlichkeit den Zehend nicht, ja es suchen etliche tausend Vortheil, wie sie können und mögen denselbigen die Federn rupfen, da es doch schon im alten Testament eine Gebühr gewest. Abraham, der große Patriarch, ist derenthalben sehr von Gott dem Herrn belohnt worden, dann wie er die vier Könige herrlich überwunden, und als ein glorreicher Obsieger aus dem Felde zurück gekehrt, hat er von allen den Seinigen, was er als ein rechtmäßiger Herr thäte besitzen, dem Hohenpriester Melchisedech den Zehend geben, welches dem allmächtigen Gott dergestalten wohlgefällig gewest, daß er hierüber dem Abraham erschienen, und ihm angedeutet, er wolle sich seiner hinfüro gänzlich annehmen, und alles bestermassen vergelten: Ego Protector tuus sum et merces magna nimis.
Viel seynd, die dießfalls nicht treten in die Fußstapfen des Patriarchen Abrahams, aber sie sollen anbei wissen und bekennen, daß der mit Vortheil oder Unfug entzogene Zehend meistens von Gott noch auf der Welt gestraft werde.
In dem Leben des hl. Anselmi Erzbischof zu Kandelberg liest man, wie daß einer mit Namen Balivus den Zehend von den Früchten nicht habe geben, sondern alles Getreid in die Scheuern oder Städeln eingeführt ohne gebührende Ablegung des Zehend. Wie nun der hl. Erzbischof wahrgenommen, daß selbiges Jahr die Scheuern nicht gar halb voll, ja noch darüber hat er gesehen, daß der böse Feind
Nicht weit von Apenion ist ein großer See, wovon die umliegenden Bauern wegen des Fischfangs nicht einen geringen Gewinn genießen. Nachdem sie aber vom Geiz verblendet worden, und den gebührenden Fischzehend dem Kloster bei St. Andre, allwo der hl. Pontius Abt war, ferners zu geben geweigert, indem es doch ein uraltes Herkommen gewest, da seynd alsobald durch den Fluch besagten hl. Abtes alle Fische auf dem Gestad um und um todt gelegen; worauf das grobe und hartnäckige Bauerngesindel noch nicht wollte witzig werden, sondern eine große Menge Fische anders woher genommen, und im besagten See eingesetzt, so aber auch des andern Tages gleich den vorigen todt gefunden worden, welches dann die vorhin unglimpflichen Bengel so weit veranlaßt, daß sie den begangenen Fehler bereuet, dessenthalben den hl. Abt Pontium um Vergebung gebeten, anbei mit kräftigem Schwur versprochen, daß sie inskünftig den Zehend nach aller Gebühr dem Kloster wollen abstatten, er möge nur so gütig seyn, und den ergangenen Fluch
Daß der Iscarioth ein heimlicher Mauser gewesen und in die Kasse des apostolischen Kollegii einen manchen ungültigen Griff gethan, ist nicht allein außer allem Zweifel, sondern sogar ein vorgestellter Glaubensartikel. Wohin er aber das entfremdete Geld augewendet habe, entstehen derenthalben bei den Lehrern unterschiedliche Meinungen, und seynd einige der Aussage, worunter forderist zu zählen mein hl. Vater Augustinus, daß Judas das gestohlene Geld habe seinem Weib und Kindern auch angehängt, welches leider! bei unsern Zeiten nicht gar ungemein; dann mancher in seinem Amt das Serve nequam spielet, damit er die Pracht seines Weibes und der Kinder ferners unterhalte. Andere und zwar die meisten halten dafür, als habe der schlimme Kerl mit der gemeinen Tafel nicht Vorlieb genommen, wie die andern
Wir Vögel insgesamt, als von Gott und dem Himmel sehr gesegnetes Geflügelwerk führen eine Klag, man wird uns hoffentlich erhören.
Wir Tauben, die wir die große Ehre gehabt, daß eine aus uns von dem gerechten Altvater Noe eine Gesandtenstelle vertreten, und aus der Arche geschickt worden, auch das aufgetragene Negotium mit männiglichem Contento vollzogen. Wir Tauben, die wir die große Ehre vom Himmel gehabt, daß sogar die dritte Person in der Gottheit, benanntlich der hl. Geist, in unserer Gestalt ober dem Fluß Jordan erschienen, wir führen eine Klage. Wir Lerchen, die wir so gutthätig und ehrerbietig gewest, und dem seraphischen Franzisko, da er in seinem glückseligen Sterbstündel begriffen, in großer Anzahl ober seiner Zelle ganz lieblich musicirt, bis seine gebenedeite Seele zu Gott geflogen, wir führen eine Klage. Wir Treschel und Kronawetvögel, die wir so hülflich und barmherzig gewest, und den hl. Bischof Blasium in der Wüste, da er ohne einige Lebensmittel wegen der diokletianischen Verfolgung verborgen gelegen, eine ziemliche Zeit hindurch mit nothwendiger Speis versehen, wir führen eine Klage.
Wir Rebhühnl, die wir so gehorsam seynd gewest
Wir Kapaunen und Hahnen, dis wir allezeit gut christlich gewest, und nicht allein einer aus uns dem Petro den ersten Hofprediger abgeben, als Christum verlaugnet, sondern auch in der vornehmen Stadt Bononien sowohl Petri als forderist Christi Ehre defendirt; dann wie daselbst ein bratener Hahn auf die Tafel tragen worden, und einer denselbigen zu viel Stücken zerschnitten, sich auch anbei hören lassen, daß Petrus diesen Hahn nicht mehr könne lebendig machen, ja wohl, sagte ein anderer, ja wohl Petrus, das wäre auch Christo unmöglich. Kaum daß sie diese gotteslästerlichen Worte ausgesprochen, da hupft der Hahn in die Höhe, spritzt diesen zwei vermessenen Gesellen mit der Suppe in daß Angesicht, wovon sowohl sie, als alle dero Nachkömmliche, Kinder und Kindeskinder ein erbliches Siechthum bekommen, wir führen eine Klage.
Wir Wildenten, die wir so kortes gewesen, und der hl. Aebtissin Brigittä zu Kildarn, auf ihr einiges Begehren, auf die Hand geflogen, und nicht mehr Wildenten, sondern heimlich worden, wie führen eine Klage.
Wir Hennen, die wir nicht die geringsten seynd unter dem Geflügelwerk, auch vor allen andern die übergebenedeite Mutter Gottes verehren, zumal eine aus uns in dem Herzogthum Bayern drei Meilen von der Haupt- und Residenzstadt München zwei Eier gelegt,
Wir Vögel insgesamt, sowohl große und kleine, führen eine billige Klag wider A einen SchlAmpen, wider E einen SchlEnkel, wider I einen SchlIffel, wider O einen SchOlderer, wider U einen SchUrken. Wer ist aber dieser? Wir Thiere auf Erden, die wir durch sondere Allmacht Gottes der Welt zum Nutzen erschaffen worden, führen eine gar billige Klage und seynd der gänzlichen Hoffnung und Zuversicht, man werde uns als in einer so gerechten Sache hören. Wir Ochsen, die wir in allweg bei dem Allmächtigen in sondern Gnaden gestanden, auch wie Gottessohn auf der Welt geboren, und seine arme Herberg genommen in dem Stall zu Bethlehem, da ist einer aus uns so weit kommen, daß er mit seinem warmen Athem den neugebornen Messias mußte den großen Frost und Kälte wenden. So wird auch bekannt seyn, daß der hl. Abt Jechinus einem seiner frommen Diener, Pastolia, befohlen, er soll die Küh melken, damit die Brüder eine gebührende Unterhaltung und Speise haben, die fromme Einfalt, Pastolius, ist zu allererst zu einem Ochsen kommen, welcher ihm (massen Gott die from me Einfalt nicht verachtet) so häufig Milch geben, als sonst sieben andere Kühe. Wir Ochsen führen eine Klage.
Wir Kühe, die wir sogar im alten Testament gewürdiget worden, den hl. Bundeskasten oder die
Wir Schaafe und Lämmer, die wir allezeit bei dem Allerhöchsten in großem Ansehen, ja sogar der eingeborne Sohn Gottes und Heiland der Welt durch den Mund seines hl. Vorläufers und Täufers Joannis wollte ein Lamm Gottes genannt werden. Ja es ist auch fast allen bewußt, daß der hl. seraphische Franziskus ein Lämmlein gehabt, welches schneeweiß an der Farb, und ihm alle massen angenehm, dieses hatte unter andern auch den löblichen Brauch, daß es alle mal in der Kirche, so oft man das höchste Gut aufgewandelt, auf seine Knie niedergefallen, und diesen seinen Schöpfer angebetet und verehret. Wir führen eine Klage.
Wir Säu und Schwein, ob wir schon einmal durch Zulassung Gottes die Teufel und höllischen Gäst für Innwohner gehabt, so haben wir doch anderwärtig ein Lob davon getragen, dessen Zeugnuß kann geben der heilige Martyrer Vicentius, dessen Heiligthümer
Wir Hirschen, die wir zweyundzwanzigmal in göttlicher heil. Schrift citirt werden, auch nicht nur einmal, sondern öfter zu Gottes-Diensten uns brauchen lassen, zumalen der heil. Aegidius, der heil. Eustachius, die heil. Genovefa mit Hirschen gemalt werden. Desgleichen hat in Ungarn nach erhaltener Victori den zweien Brüdern Uladislao und Geisa einer mit brennender Fackel auf der Stirne den Ort gezeigt, wo sie der Mutter Gottes die versprochene Kirche sollen bauen. Wir führen eine Klag.
Wir Hasen, die wir unter allen Thieren den Menschen den wenigsten Schaden zufügen, ja auch vielfältig von Gott und seinen Heiligen wunderbarlicher Weis vor unsern Feinden geschützt werden, wie es dann nicht nur einmal geschehen, daß dem heil. Bernardo, da er auf der Reis begriffen, die armen Häsel eilnds zugeloffen, wann sie von den Hunden verfolgt wurden, und ihre Zuflucht bei ihm genommen. Wir führen auch ein Klag.
Wir Gemsen, die wir in der größten Einöde unserec. 84 in Prat. Spirit. Meldung thut, als ein benachbarter Abt samt etlichen seinen Geistlichen wollte besagten Einsiedlers heil. Leib in seine Kirche transferiren, denselben aber viel Stund umsonst gesucht auf einem hohen Berg, da hat eine Gems mit den Füßen auf die Erde gescharrt, und die heiligen Reliquien offenbart. Wir führen ebenfalls eine billige Klag.
Ja wir alle Thier auf Erden klagen wider A. einen LAurn, wider E. einen LEcker, wider I. einen LImmel, wider O. einen LOtters-Gesellen, wider U. einen LUderer. Wer ist aber dieser?
Wir Fisch im Wasser, die wir durch sondere Freiheit der Vermaledeiung nie seynd unterworfen gewesen, ja unser lieber Herr hat mit uns nicht nur ein, sondern mehr Wunderwerk gewirkt, die da geschehen mit dem Wallfisch Jonä, mit dem Fisch Tobiä, mit dem Fisch Petri, mit denen Fischen, wormit er so viel Tausend gespeist. So ist auch schon oft und vielfältig von der Kanzel gepredigt worden, daß der wunderthätige Antonius Paduanus, weil die sauberen Arimineser das Wort Gottes von ihm anzuhören geweigert, wir anstatt deren im Wasser zusammengerott, und seiner apostolischen Predigt zugehört.
Wir Hechten, die wir alle Instrumente des Passions und Leidens Jesu Christi in Kopf tragen, und
Wir Sälbling, die wir unter die geringsten Fisch nicht sollen gezählt werden, und noch allemal in großen Ehren gestanden, wie dann von uns nicht ein geringes Lob ausspricht Henriquez, als er schriftlich vorträgt, daß einmal auf den Befehl des heil. Malachiä ist in einem Wasser gefischt worden, worinnen kein einiger Fisch sonsten gesehen, sobald aber gedachter heil. Mann hat lassen in dem Namen Gottes das Netz werfen, hat man alsobald zwölf schöne und große Sälblinge herausgezogen, wormit die Gäst, benanntlich drei fromme Bischöfe, seynd gespeist worden. Wir führen eine große Klag.
Sogar wir Häring, die wir durch die ganze Welt ausgeführt werden, und uns niemand mit Fug eines Unverstandes kann beschuldigen, zumalen wir mit Salz gar wohl versehen; so kann man uns auch keine Untugend vorrupfen, weil auch die heiligen Leut uns eine Ehr angethan, gestalten in dem Leben des heil. Thomä von Aquin gemeldt wird, daß besagter englischer
Wir Karpfen, die wir die bekanntesten Fisch in Deutschland, und unsere meinste Residenz haben im berühmten Königreich Böheim, auch noch allemal in den Augen Gotes wohl angesehen gewesen seyn, wie dann unser einer aus dem berühmten Elbfluß die Kirchenschlüssel dem heil. Bischof Bennoni wiederum gebracht hat. Wir beklagen uns gleichfalls nicht wenig.
Wir Krebsen, die wir ebenfalls gar nicht zu verachten, zumalen wir in dem Zodiaco oder Himmelskreis auch einen Ort haben, desgleichen kann man uns nicht viel Uebels nachsagen; dann wann wir zuweilen jemand zwicken, geschieht solches darum, weil wir de Jure Naturali unser Leben defendiren. So wird der hunderte, der eine Scheer trägt, nicht so scrupulos und gewissenhaft seyn, wie wir. Zumalen einer aus uns das Kreuz samt der Bildnuß Christi, welches der wunderthätige Xaverius in das Meer geworfen, dessen Ungestüme hierdurch zu stillen, dem heiligen Mann wiederum eingehändiget. Wir beklagen uns so gut in andere.
A. wider die DAlken. E. wider einen DElpel. I. wider ein D Illdapp. O. wider ein DOllhansen. U. wider ein DUmshirn. Wer ist aber dieser?
Dieser ists, sagen und klagen die Vögel in der Luft, dieser ist, sagen und klagen die Thier auf Erden, dieser ist, sagen und klagen die Fisch im Wasser, dieser ist, sagen und klagen die Frücht auf Erden, forderist der Weinstock. So beklagt sich dann auch der Weinstock? was dann?
Ich Weinstock samt meinen Reben, der ich keinem Gewächs auf Erden viel nachgib, ich, der ich im höchsten Ansehen bei der göttlichen Majestät bin gewest, und ferners noch hoffe in meinem guten Conzept zu verbleiben, ich, der ich zu dem höchsten Opfer des Altars erkiesen worden, und zu Kana Galiläa durch das erste Mirakul meiner ganzen Freundschaft die größte Ehr begegnet, ich klage gleichfalls nicht ein wenig wider diesen. Wer ist aber dieser?
Dieser allerseits beklagte Böswicht heißt Wampelius Zehrer, wohnhaft zu Schlemmerau, ein geborner Friesländer, verstehe hierdurch den Fraß und Füllerei, des Menschen seine unersättliche Wampen, zu dero dienen die Vögel in der Luft, die Fisch im Wasser, die Thier auf Erden, in Summa alles verzehrt wird zum höchsten Schaden und Nachtheil der Seelen.
Wampelius stiftet alles Uebel.
Post diem Jovis sequitur dies Veneris, gar recht, dann wann man gut jovialisch ißt und ABC nach dem S folgt das T Teufel. Tafel und Teufel seynd die nächste Anverwandte, Bolus und Diabolus, die zwei nächsten Brüder, Speis und Gefäß seynd die vereinigtsten Kameraden, Venus und Vinum verstehen sich gar wohl miteinander, Bachus, der sonsten auch Pater Liber genannt wird, führt die Liberalität an der Hand. Gula und Geilheit sind gemeiniglich bei einander wie Feuer und Rauch. David, ein Mann nach dem Herzen Gottes, so stark, daß er auch die Löwen ums Leben gebracht, so künstlich, daß er auch mit der Zitter die Teufel hat zittern gemacht, so sanftmüthig, daß er auch des Sauls Uebelthaten mit Gutthaten vergolten, so hoch verständig, daß er ein Prophet und Poet zugleich gewesen, so geistreich, daß er im Tempel ein Exempel alles Eifers sich erzeigt, so gutherzig, daß er dem Jonathä Gut, Muth und Blut geschenkt. David heilig, wie er ein Hirt gewest, heilig wie er ein Musikus gewest, heilig wie er in Soldat gewest, heilig wie er ein König gewest, aber doch einmal grob, grob, grob, sein Lob, sein Prob verscherzt, ja gar ein Ehebrecher worden, aus einem Oberhaupt ein Haupt-Sünder worden, pfui! aus einem Helden eine Höll worden, pfui! aus einem Führer ein Verführer worden, pfui! wer ist doch Ursach dieses so großen, so schweren, so schändlichen, so schädlichen, so abscheulichen Falls? Wer? ich sags, ich klags, wer, niemand anderst, als der saubere Wampelius Zehrer von Schlemmerau, dieser nichtsnutzige Friesländer. Niemand anderst hat den David gestürzt, als sein a Daemonio Meridiano, von dem Mittag-Teufel, welcher sich meistens anmeldet nach dem Mittagessen. Gewiß ist es, daß ein Mensch, wann er zwei Kapauner verzehrt, ein ganzes Bratschwein zu sich nimmt, einen kälbernen Schlegel zusammen raumt, zwei Dutzend Speck-Knödel in Magen wirft, vier Maaß Wein ausleeret, gewiß ist es, daß er nachmals viel leichter im Gewicht, als vor dem Essen, und solches verursachen die durch das Essen vermehrten Lebens-Geister und Spiritus Vitales. Rach dem Essen ist der Mensch leichter als zuvor, das ist wahr; aber nach dem Essen ist der Mensch auch leichtfertiger als zuvor, das ist auch wahr, und forderist, wann man den Esel überfüttern thut.
Wie unser lieber Herr nicht weit von der Stadt Gerasa kommen, da seynd ihm zwey besessene Personen entgegen gangen, deren eine ganz blutnackend, massen die bösen Feind nicht einen Faden an ihnen gelitten. Dieser zwei elenden Tropfen hat sich der Herr ebarmt, und alsobald den höllischen Innwohnern befohlen, sie sollen ohne weitern Verzug die Herberg raumen, worauf die Teufel den Herrn bittlich ersucht, er wolle sie doch nicht in die Hölle schicken, sondern freien Paß ertheilen, in die Heerd Schweine, so dazumal auf dem Feld ihre Weid suchten, und in der der Anzahl 2000 waren, unverhinderlich zu fahren, welches dann der Heiland verwilliget, sobald aber die
Daß die Teufel in die Säu gefahren, ist dazumal geschehen, als der Herr Jesus ein und dreißig Jahr alt war den 22. Mai, aber dermal geschieht es fast alle Tag, daß die Teufel in die unmäßigen Säumägen fahren, und dieses seynd meistens die Unzuchtteufel, massen eine feiste Materie das Feuer leicht an sich ziehet, so weiß man auch, daß das Löffelkraut gern in feistem und feuchtem Grund wachse. Wie Moses sich so lang auf dem Berg aufgehalten, und nachgehends in dem Herabsteigen gesehen, daß das muthwillige Volk steif gessen und getrunken, da hat er sich nicht lang besonnen, sondern durch rechtmäßigen Zorn die Tafel, worauf die zehn Gebote geschrieben, auf die Erde und Felsen niedergeworfen, daß sie völlig zertrümmert! dann er gedachte, wo man frißt und sauft, da achte man die Gebote Gottes wenig. Ja es ist wohl zu merken, da besagtes Volk Israel, nachdem es die Wampen wohl angefüllt, gleich um das goldene Kalb herum gehupft; dann gemeiniglich nach dem Fressen und Saufen pflegt man auf Kälberart zu scherzen, wobei ein manches unbehutsame Gemüth auch die Ehre verscherzt; dann gewiß ist es, daß sich ein Schwein im ausgedörrten Koth nicht wälzt, wohl aber im nassen und feuchten. Hätte Luther die Kandel nicht so sehr geliebt, so wäre ihm die Kätherl nicht eingefallen. Die Lateiner nennen es ein Flußpapier, Cartam bibulam, das versoffene Papier, aber man sieht es ja, so oft dieses Papier wann der unreine Geist (merks wohl!) der unreine Geist, wann er vom Menschen ausfährt, so wandelt er durch dürre Orte, und sucht Ruhe und findet sie nicht etc. Siehe, in dürren Orten findet der unreine Geist keinen Platz noch Herberge. Im Dürren und durch Fasten und Abbruch ausgemerkleten Leuten findet der unreine Geist keine Wohnung, wohl aber in feisten, die Tag und Nacht die Wampen wie einen Pilgrams-Ranzen anfüllen. Wann sich Sodoma samt den andern Städten nicht alsowohl hätte traktiren lassen, so wäre es von Gott nicht also übel traktiret worden; dann der schändlichen Lasterthaten daselbst war niemand andere Ursach, als der frißländische Wampelius. Man sieht es in unserm werthen Deutschland, wann Essen und Trinken im geringen Preis, und alle Viktualien wohlfeil, daß auch anbei der Muthwillen im größten Schwunge sey, wann entgegen die Kuchl nicht raucht, so zündet sie das Venusfeuer wenig an. Mitten im Feuer, mitten in Flammen, mitten in Funken, mitten in der Glut, mitten im angezündeten Ofen zu Babylon waren die drey Knaben all Hitz befreit; nicht ein Faden, nicht ein Haar, ja wohl ein Haar wurde verletzt von dem Feuer. Wie kommts aber? Dahero: Diese drei Knaben haben vorhero gefaßt, haben sich der guten und kostbaren Bißlein, so von der königlichen Tafel kommen, ganz nichts geacht, dessentwegen
hat sie das Feuer verschont. Wer dem Fasten, der Mäßigkeit ergeben, hat nicht zu fürchten von dem baberlischen oder barbarischen Feuer, wohl aber, der mit dem Wolf in die Kost geht, wohl aber, wer nach dem Bären nach guten Bißlen trachtet, wohl aber, der mit der Katz nach dem Speck schnappet. Mir ist mit aller Wahrheit von einem jungen Bauerngesellen erzählt worden, welcher in einem Markt in Unterösterreich diesen lächerlichen Possen getrieben. Er ließ in dem Wirthshaus anfangs wohl auftragen, und nachdem die Kuchel das Ihrige gespendirt, sodann mußte der Keller nicht minder das Seinige thun, und zwar hat er so viele Gläser begehrt, als in dem Hause zu finden, wie ihm dann etliche und zwanzig auf den Tisch gesetzt worden, so er alle sauber, der unsaubere Saunarr, ausgeleert, jedoch mit dieser angehängten Historie oder vielmehr Komödie. Er gab einem jeden Glas einen gewissen Namen, er aber vertrat die Stelle seines Pflegers oder Verwalters. Wohlan, sagte er zum ersten Glas, Hans Obermayr, warum Schelm bist verwichenen Montag nicht die Robath kommen? (im Reich pflegt mans Scharwerk zu nennen) warum bist du so vermessen gewest? fort mit dir in Kotter hinein, und sauft hiemit das Glas aus. Er macht sich über das andere Glas, hui, sagt er, Lenz Kenzauer, warum hast du, leichtfertiger Vogel, nächsten das Holz nicht helfen dero Herrschaft führen? fort mit dir Kerl in Kotter hinein, es hilft nichts dafür, und sauft also das andere Glas aus. Zum dritten sprach er, nun Jörg Dulbinger, treffen wir einmal einander
Was stift Wampelius noch mehr?
Der heil. Dominikus hatte einst in die Predigt unter seinen Zuhörern eine besessene Weibsperson, welche er nach vollendtem Wort Gottes von der satanischen Tyrannei erlediget. Sobald diese verdammte Larve von der armen Person gewichen, alsdann hatte sie neben andern Unflath eine große Menge der schwarzen Kohlen ausgeworfen.
Delrio schreibt von mehrern besessenen Leuten, welche da öfters aus dem Magen und Mund Eierschaalen, Büschel Haar, alte Hufnägel, Schuster-Ahlen, Glas-Scherben, alte Fetzen, und Lumpen sogar, salva venia, Roß-Feigen, Sau-Koth, und allerlei Unflath durch Wirkung des bösen Feinds, haben ausgeworfen. Bei den unmäßigen Sau-Mägen thut solche saubere Prob noch alle Tag der Freß- und Sauf-Teufel, durch dessen Wirkung die wilden Zech- Brüder allerlei unfläthige Wort und Sprüch von der ärgerlichen Gosche lassen fallen. Von dem reichen Prasser sagt die heil. Schrift, wie er durch einen Schlag oder Steck-Katharr des gähen Tods gestorben, und den geraden Weg zum Teufel gefahren, daß er nichts mehrers beklagt habe, als seine Zunge, auch derenthalben ein Memorial ablaufen lassen zu dem Abraham, er möchte doch dem Lazaro in seiner Schooß die Erlaubnuß geben, daß er ihm seine brennende Zunge nur mit ein wenig Wasser konnte erquicken. Gewiß ist es, daß erstgedachter Prasser nicht allein sich versündiget habe mit der Zung, sondern auch mit dem ganzen Leib: Sich versündiget mit den Augen, die er von dem armen Bachus und Venus; gleichwohl empfand er am ganzen Leib nicht so große Pein und Qual als auf der Zunge; so muß dann folgsam solche sich mehr, als der ganze übrige Leib versündiget haben? freilich, was dann, daran ist gar kein Zweifel; dann solche sich nicht allein stets und immer hat brauchen lassen zum Fressen und Saufen, sondern beinebens allerlei Schand- und Spott-Reden geführt, wodurch die Gäst erlustiget, Lagei und Aufwärter zum Gelächter bewegt worden.
Zu Venedig, schreibt Paciuchelli de mal. Consuet. ist auf eine Zeit ein Bauer, so dazumal was wenigs auf dem Markt verkauft, bei einem vornehmen Spezerei-Gewölb vorbei gangen, gählings aber in Ohnmacht zur Erde niedergesunken, und gleichsam alle Lebensgeister von ihm gewichen. Die Umstehenden thaten sich aus christlicher Lieb, wie billig, des armen Mannes erbarmen, und einer da, der andere dort mit wohlriechendem Wasser und kostbarem Balsam zu Hilf kommen: aber es folgte hierdurch die wenigste Besserung nicht, sondern es hatte das Ansehen, als wollte ihn der Lebensathem gänzlich verblassen; bis endlich sein Weib zu diesem Handel kommen, mit ihrem groben Fürtuch alle wohlriechende
Die Zechbrüder insgemein, samt allen denselbigen, so ihre Ergötzlichkeit suchen in Essen und Trinken, seynd meistens also genaturt, daß sie die einige Freud schöpfen an aller Unflath, dahero solche Schand-Reden führen, solche Spott-Wörter ausgießen, solches unfläthiges Gespräch halten, daß hiervon alle ehrlichen Ohren höchstens beleidiget werden. Wehe euch Wirthen und Gastgebern, wehe euch, die ihr eines verruchten Gewinnes halber dergleichen Laster zulasset! Wehe euch Eltern, die ihr bei dem Essen und Trinken auch dieses Saukonfekt bisweilen auftragt, worvon die unbehutsame Jugend, so wie ein Schwamm alles an sich zieht, ganz schleunig zum Verderben angeleitet wird.
Der apokalyptische Engel Joannes sah einmal in einem Gesicht folgende Begebenheit: Ich sah, spricht er, ein Thier aus dem Meer heraussteigen, das hatte sieben Köpf und zehen Hörner, und auf seinen Hörnern waren zehen Kronen, und auf seinen Köpfen waren Namen der Gotteslästerungen etc. Dieses erschreckliche Thier, laut heil. Schrift, handlet mit nichts anderst, als mit lauter Gotteslästerungen. Aber woher hatte es seinen Ursprung? Vom Meer. Das war ein nasser Ursprung. Bei dermalen elenden Zeiten
Wie Christus der Herr als das unschuldigste Lamm durch der Hebräer unmenschliche Verfolgung zum Tod verurtheilt worden, da war eine löbliche Gewohnheit, so vom König Salomon eingeführt worden, daß man den zum Tod Condemnirten einen süßen und starken Wein zu trinken gegeben, auf daß sie die bevorstehende Straf und Leibs-Qual desto leichter ausstehen konnten. Dieses hat man auch an dem Herrn Jesu nicht ermanglen lassen, massen die frommen Matronen und das allezeit mitleidende Frauenzimmer sehr stattlichen Wein beigeschafft, dem Herrn Jesu von Nazareth zu einer Erquickung: aber die gottlosen Gesellen haben solchen besten Wein selbst ganz unmäßig ausgetrunken, und dem gebenedeiten Heiland einen andern Trunk mit Galle und Myrrhen zugerichtet, sie aber durch den starken Wein also berauscht worden, daß sie die ganze Nacht hindurch gesoffen, und anbei allerlei verruchte Lieder und Gesänger über Jesum von Nazareth gesungen, auch zugleich in alle erdenklichen Gotteslästerungen ausgebrochen, daß dieselbe Nacht dem gebenedeiten Heiland schmerzlicher gefallen, als die ganze Zeit seines Leidens.
In der vornehmen Stadt Löwen in Brabant hat auf eine Zeit ein sehr frommer und gottesfürchtiger Burger daselbst etliche Leut auf der Gasse angetroffen, welche alle mit weinenden Augen sehr großes
Joannes, mit dem Zunamen Faust, insgemein, der Doctor Faust genannt, sonst von Gundlingen gebürtig, der nun der ganzen Welt fast bekannt wegen seiner Zauberei und großen Pakt, den er mit dem bösen Feind gehabt. Dieser saubere Gesell hat seine Teufelskunst zu Krakau in Polen gelernet; dann zur selben Zeit wurde besagte schöne Kunst (scil.) daselbst öffentlich docirt. Wie dieser einmal ungefähr in ein Haus gerathen, allwo dazumal eine stattliche Mahlzeit war, und die gesamten Gäst bereits tief in die Kandel geschaut, dahero mit öfter wiederholten Bitten den Magister Faust ersucht, daß er ihnen zu einer Gnad etwas von seinen so berühmten Stücklen möchte sehen
Unter andern Plagen, die Gott durch seine Diener Moses und Aaron dem hartnäckigen König Pharaoni zugefügt, war nicht die wenigste die Frösch, deren Menge so groß, daß kein Ort mehr noch Winkel im ganzen Königreich zu finden, wo diese Grün-Hösler nicht herumgehupft! absonderlich aber waren sie beim Essen und Trinken überlästig; dann kaum eine Schüssel aufgedeckt worden, da ist alsobald ein solcher Lackendrescher hineingesprungen: wann man den Löffel zum Maul gehalten, da ist unversehens ein solcher großmauliger Kapriolspringer darin gewest. Sonst pflegen diese Rohr-Hocker in Pfützen und Wässern ihre Residenz zu haben, aber dazumal bei der Tafel des Königs forderist. Der Mund-Becher war nicht sicher, daß nicht zuvor ein solcher Koth-Tanzer darin gebadet: anstatt der Tafel-Musik war dieses verdrießliche Acht, Acht, Acht: allen Diskurs und freundliche Gespräch verderbte dieses so überlästige Acht, Acht, Acht. Kaum daß Pharao ein Wort geredet, da zählten diese verdrießlichen Schmarotzer schon Acht, Acht, Acht, das war eine Plag über alle Plagen.
Aber sag mir einer, wo dermalen eine Mahlzeit, ein Traktament, ein Essen und Trinken, wo sich nicht dergleichen geschwätzige Frösch hören lassen. Sie schreien zwar nicht Acht, Acht; aber sie geben Acht auf eines Jeden Thun und Lassen. Man tranchirt nicht allein In Summa Convivium und Convitium, Essen und Ehrvergessen, Faß und Nefas sitzen bei einander, und wird man niemal frecher, als bei dem Becher.
Wo! wann? Wie ist der königliche Prinz Amnon ums Leben kommen? Ich antworte bei der stattlichen Mahlzeit die Absalon sein Herr Bruder auf einem großen Maierhof hat angestellt, und zwar diese Fresserei ist dazumal zugericht worden, wie Absalon seine Schaafe hat lassen scheeren; dann mit diesen Worten hat er ihre Majestät den König David selbst, als seinem gnädigsten Herrn Vater, eingeladen. Siehe, sprach er, man scheert die Schaafe deines Knechts, ich bitte, der König wolle mit seinen Knechten zu seinem Diener kommen. Das Schaafscheeren, und das Essen und Trinken war dazumal bei einander. Die Gäste haben sich lassen wohl geschehen, die armen Thierl haben müssen die Wolle lassen, man hat allerseits wohl gessen, aber die unschuldigen Lämmlein haben müssen ihre Wolle vergessen. Etcaetera gehalten werden, gleich wie die keusche Judith von dem assyrischen Volk nicht anderst verargwohnt worden. Da wird das Allergeringste der Geistlichen und Religiosen auf die Bahn gebracht, und bleibt auch die Unterlassung der Händewaschung unter den Aposteln nicht unbeschnarcht. Da werden meistentheils die Zungen, forderist wann sie im Wein wohl eingebeizt seyn, in lauter bissige Schlangen verwandelt, wie vor diesem die Ruthen des Hohenpriesters Aaron im Angesichte des egyptischen Königs.
Ich wollte meines Theils die Saufer lieber Knöpfe als Rosen heißen, massen ihnen dieses Prädikat
Der hl. Mönch Sylvester, der aber nicht allein, unser hl. Joannes a St. Fakundo, auch dieser nicht allein, der hl. Vater Benediktus, auch der nicht allein, der hl. seraphische Franziskus, dieser ebnermassen nicht allein, der hl. Abt Bernardus, auch solcher nicht allein, der hl. Dominikus, Stifter des Prediger-Ordens, auch selber nicht allein, der hl. Thomas von Aquin von besagtem Orden, auch dieser nicht allein, der hl. Franziskus de Paula, der gleichfalls nicht allein, der hl. Franziskus Xaverius, auch dieser nicht allein, mein hl. Kajetanus, auch eben dieser nicht allein, der hl. Joannes Dei, auch sogar dieser nicht allein, die hl. Theresia, Koleta, Juliana, Brigitta, diese gleichergestalten nicht allein, sondern noch viele andere Heilige haben die Gnade von Gott gehabt, daß sie die allergeheimsten Gedanken, die verborgensten Anschläge des Menschen gewußt und erkennt haben. Aber ich getraue mir gar oft, und zwar ohne Mirakel, womit meistens die hl. Leute operiren, ich getraue mir ohne übernatürliche Wunderwerke solches Secreta ohne einigen Deckmantel vor dir liegen. Solches bestätiget der hl. Geist selbst in göttlicher Schrift: »Nullum Secretum est, ubi regnat ebrietas. Prov. 31. Wo die Trunkenheit regiert, da ist nichts Heimliches.«
In dem Herz des hl. antiochischen Patriarchen Ignatii hat man mit goldenen Buchstaben geschrieben gefunden den süßesten Namen Jesus. In dem Herzen der hl. Theresia hat man unterschiedliche hl. Geheimnisse gefunden. Etliche die Geißlung des Herrn Jesu, andere die Krönung des Heilands, diese die Kreuzigung Christi, jene seine glorreiche Urständ etc. In dem Herzen der hl. Klara de Monte Falconis aus dem Orden hat man sichtbarlich gesehen alle Instrumente und Waffen des Leidens Christi. In dem Herzen der hl. Magdalena de Pazzis hat man ganz wohl gezeichnet angetroffen das Wort Amor. In dem Herzen der hl. Gertrudis hat man eine Wunde gefunden, so von einem Strahl des gekreuzigten Jesu eingebrennt worden; aber bei allen besagten Heiligen hat man solches erst nach ihrem Tod und seligen Hintritt gefunden; entgegen aber durch den Wein kann man noch bei Lebszeiten sehen, finden, erfahren, was einer im Herzen trage. Nullum Secretum, ubi regnat ebrietas.
Hart war in die Arche Noe, in dieses großes Schiff zu kommen, massen es Gott der Herr selbst
Die Welschen nennen die Suppe Brodo, und bei den Lateinern heißt Prodo ich verrathe. Alles gar wohl, gieb nur Brodo, so wirst du das Prodo haben, wisch diesem oder jenem nur das Maul aus, und schmier ihm die Gurgel, da wird er alles verrathen.
O! wie oft ist dieses schon geschehen? O! wie oft geschieht es noch? O! wie oft wird es noch geschehen?
Ein zaundürrer Fuchs hat sich in eine wohl angefüllte Speiskammer hinein prakiziret, welches eine Maus daselbst wahrgenommen, und also nicht wollen Höflichkeit halber ihn zu grüßen unterlassen: Willkomm, sagt sie, willkomm, mein hochgeehrter Pelzkramer, wie treffen wir allhier einander an, erfreue mich seiner guten Gesundheit; aber wann ich darf fragen, sagt ferner die Maus, als ein arger Mauskopf, bitte um Vergebung, daß ich mich unterstehe
Es ist wahr und bleibt wahr, daß das unmäßige Essen und Trinken die meisten Menschen ins Grab befördere. Derjenige junge Gesell, dessen die Frau Mutter eine reiche wohlhabende Wittib gewest in der Stadt Naim, ist in den besten Jahren und blühendem Alter von dem Tod hingerissen worden, aber die Ursache seines so frühzeitigen Todes war sein liederliches Leben; weil er als ein einziger Sohn durch die zu große Uebersehung der Mutter einen
Gewiß ist es, daß durch die Bratspieße mehr erlegt worden, als durch den Degen; gewiß ist es, daß bei den Kuchelhäfen mehr zu Grund gehen, als in dem Meerhafen; gewiß ist es, daß bei den Pasteten mehr bleiben, als auf den Pasteien; gewiß ist es, daß der Krug mehr hinrichtet, als der Krieg; gewiß ist es, daß per Lances mehr umkommen, als per Lanceas; gewiß ist es, daß die meisten Todtengräber heißen Calixt und ihre Weiber Intemperantia.
Rebekka des Isaaks Weib, eine Tochter Bathuels des Syrers von Mesopotamia, Labans Schwester, durch sondere Gnad Gottes wird großen Leibes massen sie vorher unfruchtbar, gewesen; aber es ist ihr gar seltsam nachmals ergangen, dann sie hatte zwei Kinder im Leib, die machten ihr eins große mächtige Ungelegenheit; weil sie nämlich in dem Leib mit einander zankt und gerauft haben. Diese zwei waren Jakob und Esau. Beide eines besondern Humors.
Viele Leute lamentiren, sagen und klagen, daß sie so große Ungelegenheit haben, von dieser und jenerPorticus oder Schupfen. Wann man in Deutschland sollte ein Gebäu führen, worunter alle Kranke ihr Unterkommen sollten haben, so müßte nothwendig dieses Gebäu nicht nur mit fünf Schupfen, sondern wohl 5000 ja gar mit 5mal hundert tausend versehen seyn, massen eine unglaubliche Anzahl der Kranken.
Ein mancher sieht so gelb aus, als hätte ihn in ein Buchbinder in Pergament eingebunden: ein mancher hat so triefende Augen, daß bei ihm beim schönen Wetter das Dachtrauf gehet: Ein mancher hat ein so rothes Gesicht, daß ihm auch die Starn und Tröschel nachfliegen, der Meinung, als wachseten Vogelbeer auf ihm: Ein mancher hat so schwarze Zähne, als hätte er von Jugend auf lauter Kardebon gessen: ein mancher hat so krumme Finger, als hätte sich seine Mutter an einer Beiß-Zang ersehen; Ein mancher hat einen aufgeblähten Bauch, als wollte er zu seiner Zeit lauter Regiments-Trummel gebären: Ein mancher thut immerzu husten, als stecke ihm ein Jäger-Horn im Hals: Ein mancher hat so einen stinkenden Athem, als hätte er des Teufels Blasbalg geschlickt: Ein mancher besteht so elend auf den Füßen, daß auch diese Säulen kaum ein Stroh-Dach möchten Eccl. 27. In multis enim escis erit infirmitas.
Was Menge des Volks Israel ist nicht geblieben in der Wüste, wie Moses selbst erzählt. Den Saumägen hat das kostbare Manna nicht geschmeckt, Sepulchra concupiscentiae, Gräber der Begierlichkeiten.
Gehe du mir forderist in Deutschland auf alle Freudhöf und Gottesäcker, absonderlich zu Wien, besuche daselbst die Gräber, besuche die Grabsteine, lies die Grabschrift, so wirst du finden, daß sehr viel Sepulchra concupiscentiae heraus kommen. Warum ist dieser gestorben, und zählte kaum dreimal 10 in seinem Alter? tröst ihn Gott, er hat zu viel schweinen Fleisch gessen, und weisses Bier drein trunken, das hat ihm den Garaus gemacht. Warum dieser in besten Jahren hat müssen unter die Erde kommen? tröst ihn Gott, er hat zu viel ungarischen Wein getrunken, und von einem hitzigen Fieber überfallen worden, das hat ihm den Lebensfaden abgeschnitten. Warum ist dieser in blühender Jugend verwelkt? tröst ihn Gott, er hat hundert Austern gessen, und füßen Wein darein getrunken, das hat ihm den Rest geben. Warum ist dieser so bald heimgangen? tröst ihn Gott, er hat alle Tag gefruhstuckt, und das hat ihm zum Tod geholfen. In Summa fast allenthalben Sepulchra concupiscentiae, Gräber oder
Zu Genua, in dieser schönen welschen Stadt, hat sich ein reicher Herr befunden, welcher aber neben allem seinem großen Vermögen niemal die gewünschte Gesundheit gehabt, und absonderlich war er in derselben Zunft, denen das verdrießliche Podagra die Glieder aus dem Angel hebt. Als erstgedachter reiche Handelsmann einst auf dem Meer sich befunden, ist er in das größte Unglück gerathen, daß er von den tripolitanischen Türken und Meerräubern gefangen worden, ja Jahr und Tag diese Gefangenschaft müssen ausstehen, bis die begehrte Rancion erfolget ist. Als er nun von solcher Sklavität zurückkommen, und zudel resto niente, und sonst nichts. Dieses hat mir vom Podagra geholfen; dann solang er zu Haus die gute und wohlbesetzte Tafel genossen, solang hat er diesen unwerthen Gast bei sich gehabt; sobald er zu der obschon gezwungenen Mäßigkeit kommen, ist er dieser Last entladen worden. Worauf folgt, daß kein größerer und abgesagter Feind der Gesundheit seye, als der liederliche frißländische Wampelius Zehrer zu Schlemmerau.
Eine saubere Komödie hat der Adam angefangen im Paradeis in diesem irdischen Lustgarten, eine Komödie, die das ganze und gesammte menschliche Geschlecht in das Verderben gestürzt, eine Komödie, allwo drei Personen gespielt, nemlich Adam, Eva, der Teufel, aber anbei all unser Heil verspielt: eine Komödie, allwo zwar gewesen das allerschönste, und von göttlichen Praemia, wie pflegt in den Schulen zu geschehen, unter die Jugend austheilt, sondern dabei das Praemium des ewigen Lebens entfremdet worden; diese Komödie war das comedi: dedit mihi de ligno et come, sagt Adam, Serpens decepit me, et comedi, sagte Eva, das war die saubere Komödie. Aber sehe Jemand, wann sich Adam nackend und blos erkennet? vor dem Essen nicht, wohl aber nach dem Essen, das ist wohl zu merken, daß das Essen den ersten Menschen entblößt.
Viel tausend, und tausend Menschen, wohl rechte Adams-Kinder, die seynd oft aller Mittel entblößt, kaum einen Fetzen, womit sie den elenden Leib in etwas verhüllen, allerseits bettelarm. Wie kommts? woher kommts? frag nicht lang, der saubere Wampelius bringts um das Ihrige. Das unnöthige Fressen und Saufen stürzt sie in die Armuth. Der verlorne Sohn, dieses muthwillige Bürschel, ist bei stattlichen Mitteln gewest, hat trutz einem Edelmann können leben, die Bedienten im Haus haben ihn ihr Gestreng gescholten, sein Hut prangte mit einem weißen Federbusch, das Kleid war von Sammet und Seide, ein Lagei, aufs wenigst einer folgte ihm auf dem Fuß nach, der beste Klepper im Stall war ihm allezit zuGalanthomo konnte er bei allen Gesellschaften erscheinen. Nachdem er aber in die Länder verreist, und um seinen Hofmeister, wann er doch einen gelitten, nicht viel gefragt, sondern in Frechheit gelebt, in Freuden gelebt, seine meiste Andacht in den Wirths-Häusern verricht, die verdächtlichen Weiber und beschreite Schlepp-Säck stets mit Fressen und Saufen ausgehalten, da hat angefangen der Beutel die Schwindsucht zu bekommen, da hat das Geld den Reißaus genommen, da seynd die Mittel nach einander verschwunden, und er ein solcher armer Narr worden, daß sein Kleid, wie Filogran-Arbeit durchbrochen, bei seinem Schuhen die großen Zehen zum Fenster hinausgeschaut, das Gesicht eingefallen, wie ein Bauern-Kreß, so aus der Stärk gangen, und er in einen so elenden Stand gerathen, daß er gewunschen bei den Schweinen mit einer kalten Schaale vor lieb zu nehmen. Luk. 15.
Hans Biberacher, du bist vorhero so wohl gestanden, Haus und Hof gehabt, der Vogel Habich hat bei dir ein stetes Nest gehabt, wie kommts, daß du anjetzo so miserabel und elend, und ohne Gelübd dem Mendicanten-Orden bist eingetreten? Ich bin, sagt er, in Unglück kommen, und zwar wie diejenigen Knaben, so den Propheten Elisäum haben ausgespott, diese haben die wilden Bären zerrissen, mich aber hat das Wirthshaus beim schwarzen Bären in der Vorstadt also zugericht. Das glaube ich.
Georg Schlickendorfer, du hast von deinen Eltern ein schönes Geld ererbt, bei deiner ersten Heyrath hast du gleichfalls einen guten Rogen gezogen,
Michael Zechmayr, ich hab dich noch gekennt, wie du etliche 1000 fl. von deinem Herrn Vetter, als Pfarrer zu Sparrnbach, hast geerbt, und dazumal der Mond bei dir im Aufnehmen gewest, wie kommts, daß er jetzt schon im letzten Viertel? Du hast zwar noch gute Augen, und hast der Brillen noch gar nicht vonnöthen, aber du siehst gleichwohl nichts im Haus. Du und das Deinige ist beschaffen wie die philistäischen Treidfelder, welche der Samson in Asche gelegt. Da kommts her, sagt er, daher. Mir ist fast geschehen wie dem Mundbecken des Königs Pharao, ihm haben die Vögel das Brod aus dem Korb gefressen, mich aber hat das Wirthshaus beim Schwarzen Adler um das Meinige gebracht. Das glaub ich.
Job hat Gut verloren, hat Blut verloren, hat Rinder verloren, hat Kinder verloren, hat Schatz verloren, hat Platz verloren, sogar endlich auf den Misthaufen kommen, aber aus allen seinen Drangsalen und Widerwärtigkeiten mit denen ihn der böse Feind überladen, ist die größte gewest, wie er vernommen, daß das Haus, worin dazumal alle seine Kinder versammelt, sey durch einen gäh entstandenen Sturmwind zu Boden geworfen, Filiis tuis et filiabus, vescentibus et bibentibus etc.
Et seynd gar viel zu finden, die vorher bei den größten Mitteln gewest, auf allen Seiten genug gehabt, mit Geld und Geldeswerth überhäufig versehen gewest, und dannoch endlich zum Bettler worden. Zu Wien zählt man dieses Glifters nicht wenig, die von 20 und 30tausend Gulden in solche äußerste Schwindsucht der Mittel kommen, daß sie nachgehends haben müssen, wie andere arme Schlucker, bei den Klöstern die Suppe suchen. Aber wovon seynd sie in solches Verderben gerathen? rath nicht lang. Es ist ihnen geschehen wie den Kindern Job; weil sie Tag und Nacht gefressen und gesoffen, so ist ihnen Haus und Hof zu Grund gangen.
Wann zuweilen die Weiber ungefähr zusammen kommen, oder zu Wien auf dem Kohlmarkt einander antreffen, da fangt eine um die andere an wegen ihres Mannes zu klagen. O! meine Frau Margareth, sagt die erste, mein Mann und ich leben wie Hunde und Katzen; dann ich kann nicht, daß Gott seys geklagt, dazu schweigen, wann er gar alleweil im Wirthshaus mit andern Saufbrüdern ist, ich und die Kinder haben oftermal das Brod nicht zu essen, er verthut alles,
Des Menschen Gurgel hat eine enge Straße, und jagt oft mancher Haus und Hof dadurch, und S. Gioan. Laterano wird etwas von diesem Brod und Fisch sehr ehrerbietig aufbehalten. Orat. delle 7. chiese. Wie dazumal unser Herr so viel 1000 wunderbarlicher Weise gesättiget, so liest man doch nicht, daß er ihnen auch hätte einen Trunk dazu geben. Es beweisen wohl einige Scribenten, daß Christus dazumal auch aus einem harten Felsen habe zu Diensten des Volks eine klare Brunnenquelle erweckt, welches sehr muthmaßlich. Man kann hiedurch leicht erkennen, daß unter demselben Volk kein Deutscher gewesen sey, sondern lauter Galiläer; dann wann ein Deutscher bei diesem so wunderbarlichen Trakament sich hätte eingefunden, so hätte er wahrhaftig unsern lieben Herrn auch um einen Trunk Wein angesprochen, und ist wohl zu glauben, daß ihm solches der liebste Heiland nicht geweigert hätte; massen er in den Krügen zu Kana das Wasser in den besten rothen Wein verkehrt, allein die Unmäßigkeit und Ueberfluß des Weines wie auch der Speisen seynd Gott mißfällig, und diese hindern und mindern die Wirthschaft dergestalten, daß aus dem Wort Gula durch den Buchstabenwechsel ein Gaul wird, auf dem man spornstreich nach Bethlehem und
Von der seligsten Mutter Gottes Maria schreibt Gregor. Turon. l. 2. de Virg., daß sie von der Zeit an, als sie im Tempel aufgeopfert worden, niemals ihren allerunschuldigsten Leib habe ohne Cilicio gelassen, auch kein anderes Bett gebraucht als die bloße Erde und harte Bretter, gar oft etliche Tag ohne einige Speise verblieben. Von den Aposteln schreien und schreiben alle Bücher, wie sehr sie dem Fasten ergeben gewest.
Wann Gott dem Allmächtigen das Fasten nicht so angenehm wäre, so hätte er selbst nicht mit so vielen Mirakeln und Wunderwerken bestätiget. Durch das Fasten haben die Kinder Israel Viktorie und Sieg erhalten wider die Philistäer 3. Reg. 4. Durch das Fasten samt dem Gebet hat Judith die Stadt Bethuliam vom Feind erlöset. Jud. 8. Durch das Fasten hat Esther den Untergang des jüdischen Volks verhindert. Durch das Fasten haben die drei Knaben im babylonischen Ofen das Feuer gedämpft. Dan. 1. Durch das Fasten und Beten hat Anna von Gott dem Herrn einen Sohn erhalten. Durch das Fasten samt andern Bußwerken seynd die Niniviter bei Gott dem Herrn wiederum zu Gnaden kommen.
Wann Gott dem Herrn das Fasten der Menschen nicht wohlgefällig wäre, so hätte der hl. Eremit Konradus an einem Freitag einen schweinen Schinken nicht in einen Fisch verkehrt. Ferr. 19. Febr. So wäre dazumal, als sehr viele Bischöfe den kranken Hermanus Ch. Serm. 27. So hätte die selige Agnes Politiana in Gegenwart des Medikus und der meisten Klosterfrauen das aufgetragene Fleisch nicht können in Fisch verwandeln, damit sie nur ihr gewöhnliches Fasten nicht breche. Es hätte gleichmäßig der hl. Nikolaus de Tolentino aus meinem Orden, als er auf Befehl des P. Priors wegen großer Unpäßlichkeit ein gebratenes Rebhühnl sollte essen, nicht können mit dem bloßen Kreuzzeichen so viel wirken, daß der gebratene Vogel wäre wiederum davon geflogen, welches doch geschehen 16. Sept. Ferr.
In was großem Werth das Fasten sey, hat es auch mehrmal die seligste Mutter Gottes genugsam dargethan. In der Stadt Messina ist ein Jungfraukloster St. Franzisci-Ordens, welche in ihrem Tempel und Kirche ein sehr gnadenreiches und wunderthätiges Mariabild haben. Es ist aber dessen eigentliche Ursach und Ursprung gewest das Fasten; dann selbiges hat ein Bildhauer mit Joseph auf sondere Manier verfertiget, massen er in der Woche die Arbeit der besagten Statue nur zweimal unter die Händ genommen, benanntlich am Mittwoch und Freitag, aber allemal, so lang er in der Arbeit war, den selben Tag in Wasser und Brod gefast, wovon dann kommen, daß nit allein obbemeldtes Bildnuß Kunst halber das allerberühmteste worden, sondern kaum daß es auf den Altar gestellt, hat es
Joannes Gritsch neben andern Scribenten verfaßt eine wunderliche Geschichte, so sich mit einem verwegenen Mörder und Straßenräuber zugetragen, der viele Jahre in diesem verruchten Wandel verharret, indem allein glückselig, daß er ein frommes Weib gehabt, welche forderist der Andacht gegen die Mutter Gottes ergeben war, daher sie ihm möglichst eingerathen, weil er doch ein so sündhaftes Leben führe, er wolle wenigstens dieses eine gute Werk verrichten, und alle Samstag zu Ehren der seligsten Königin des Himmels fasten, welches er endlich auch gethan. Als er aber einmal ungefähr in eine Kirche getreten, da sieht er von dem ganzen Leibel des Jesukindlein häufiges Blut herunter rinnen in den Schooß Mariä, welches auch die Mutter nit genugsam konnte abtrocknen, woraaf er so keck, daß er gefragt, wer an allem diesen schuldig? auch bald die Antwort erhalten, daß er selbst der Thäter sey, und andere seines Gleichen große Sünder, die da alle gleich den Juden, ihren liebsten Sohn auf ein Neues kreuzigen. O Mutter der Barmherzigkeit! bitte für mich, sagte er, welches sie auch das dritte Mal gethan, aber allemal eine abschlägige Antwort erhalten, bis sie endlich vor ihrem gebenedeiten Sohn auf die Knie niedergefallen, und diesem lasterhaften Gesellen völlige Verzeihung seiner Sünden erhalten, worauf er in ein Kloster getreten, einen heiligen Wandel geführt, und folgsam ein seliges Ende genommen. Dieser konnte sein ganzes Heil niemand anders zumessen als dem Fasten.
Fiat umscheidet, und mit einem Wort des frißländischen Wampelii guter Bruder ist, kann sattsam aus der Straf, welche Gott mehrmalen über dergleichen Menschen verhängt, abgenommen werden.
Bekannt ist jene Geschicht am 7. Kap. der Richter, was Gestalten der tapfere Kriegsheld Gedeon mit einer großen Mannschaft wider die Madianiter ins Feld gezogen, als aber aus Befehl Gottes unter diesem Kriegsheer ausgeblasen worden, daß, wer zaghaft und furchtsam ist, seinen Weg nur solle nach Haus neh men, da seynd gleichwohl dergleichen Lett-Feigen zweiundzwanzigtausend gezählt worden, die allesamt wieder zurückgekehrt, die überbliebnen zehntausend Mann mußten noch zur Prob geführt werden, und zwar zu einem Wasser, da hat Gott dem Gedeon als Oberhaupt anbefohlen, er solle diese zehntausend Mann, deren keiner einen Trunk werde weigern, aus diesem Wasser lassen trinken, aber anbei wohl in Acht nehmen diejenigen, so nur die Hand in das Wasser werden stoßen, und also aus der Hand sürpflen, die soll er auf eine Seite stellen, die sich aber auf den Bauch werden niederlegen, und mit dem Maul aus dem Fluß saufen, die soll er auf die andere Seite absondern: dieser seynd neuntausend und siebenhundert gewesen, und haben alle den Abschied bekommen, sie sollen hingehen,
Ich will dießfalls nicht beirücken, daß An. 1584 zwei deutsche Soldaten, so dazumal unter den Holländern gedient, ein Pakt gemacht in dem Wirthshaus, solang zu saufen, bis einem aus ihnen der Bauch zerschnelle, als sie aber in diesem nassen Streit zum besten begriffen, da hat der Teufel beiden den Haus umgetrieben.
Ich will nicht anziehen, was dem heiligmäßigen Kamillo de Bellis, diesem großen Diener Gottes begegnet; als dieser zu Rom zu einem Sterbenden berufen worden, hat er nicht allein mit allen seinen Ermahnungen nichts gefruchtet, sondern noch von dem elenden Menschen die Antwort bekommen, er fahre anjetzo zum Teufel, und solle ihm dessenthalben keine grauen Haar wachsen lassen. Dieses unglückseligen Menschen geführter Wandel war nichts anderst, als Tag und Nacht essen und trinken.
Neben tausend andern ist mir vor einem Jahr in Ober-Oestereich, da ich Reis' halber mußte in einem Wirthshaus die Einkehr nehmen, sowohl von dem s.v. bei dem hintern Leib heraus gesprungen, und einen so abscheulichen Gestank von sich geben, daß nach aller angewendten Säuberung einem gedunkt, als wäre noch was übriges von diesem Saubalsam. Das Ort wird derenthalben nicht offenbart, weil von diesem verruchten Luder-Sack eine Posterität und einige Freundschaft vorhanden. Jetzt gehe hin und verachte das Fasten.
O Fasten macht Fastidi, Fastidi macht die Fasten! sagt mancher, klagt mancher. Der junge Tobias reisete mit seinem Hündel und kam zu dem Fluß Tygris, und wie er daselbst wollte seine Füß waschen, da schwimmt, ja stößt gähling auf ihn zu ein großer Fisch mit aufgesperrtem Rachen, worüber er dergestalten erschrocken, daß er ganz erbleicht, und am ganzen Leib gezittert, auch zu dem Erzengel Raphael, so da gegenwärtig gewest, aufgeschrieen: Herr, er kommt auf mich zu, will mich fressen etc. Tob. 6.
O! wie viel und aber viel gibt es dergleichen Leut, die sich vor den Fischen fürchten, dem Beicht-Vater und dem Mediko zuschreien: die Fisch bringen mich ums Leben, sie können nicht fasten, der Magen erträgts nicht, die Natur thue sich vor den Fastenspeisen völlig entsetzen, so seyen ihnen auch die Mehlspeisen fatal, obschon Elisäus mit dem Mehl den bitternFastidi, Fastidi macht Fasten. Endlich kann man den Beicht-Vater und Medikum mit dergleichen Wohlredenheit gar leicht bethören, und hinter das Licht führen. Aber was sagt hierzu das Gewissen? was redet das Gewissen mit dem Bauch?
Es hat können aus dem Orden des heil. Franzisci die selige Helena 3 Monat fasten ohne einige Speis und Trank. Es hat können aus dem Orden des heil. Franzisci de Paula die seligste Gratia de Valentia mehrmal 15 Tag aneinander fasten ohne einige Erquickung, und ist doch 91 Jahr nie krank gewest. Es hat können aus dem Orden des heil. Dominici die seligste Columba Perusina zwei hundert Tag das Jahr hindurch in Wasser und Brod fasten. Viel tausend dergleichen zarteste Weibsbilder, dero Zahl ein ganzes Buch anfüllen konnte, haben können fasten ganze Täg, ganze Wochen, ganze Monate, ja etliche ganze Jahr, und seynd dannoch beinebens in unvergleichlicher Gesundheit geblieben, ein hohes Alter erreicht, und du, und die, und diese sollen nicht können ohne Fleisch leben? das glaube, wers glauben will. Es werden Zweifelsohne wohl etliche blöde Mägen angetroffen, die fast sich des jüdischen Raths gebrauchen: Ducite eum caute. Diesen will ich dermalen das Fasten nicht aufbürden, weil sie sich weniger konnten darein schicken als David in den Harnisch des Sauls. Aber der mehristen Entschuldigung gründet sich auf den Einschlag und vermessenes Anbringen des
Obschon Rupertus der gänzlichen Meinung und Aussag, als wäre Judas Iscarioth von Jugend auf allezeit ein Schelm und nichtsnutziger Böswicht, ja sogar dazumal, als er in das apostolische Kollegium aufgenommen worden, noch ein lasterhafter Gesell verblieben, und nicht aus guter Meinung ein Apstel des Herrn worden, sondern damit er nur dem Faullenzen möge abwarten, und sein tägliches Auskommen konnte desto sicherer haben; weil er gesehen, daß der Herr Jesus wegen häufiger Mirakul und Wunderwerke von dem Volk sehr hoch geschätzt, und mit vielen Schankungen begabt worden. Es wollen aber die mehristen Lehrer diese Sentenz nicht vor genehm halten, sondern mit gründlichen Ursachen behaupten, daß Judas im Anfang seines Apostel-Amts einen frommen, und gleich andern einen untadelhaften Wandel geführt, derenthalben ihn auch der Herr sehr lieb und werth gehalten; obschon seinen göttlichen Augen nicht verborgen gewest, daß dieses grüne Gras bald werde zu Heu werden. Weil aber der Herr dazumal nur nach
Nichts umsonst.
Gleich von Anfang, da Gott der Allmächtige aus dem Nichts die Welt erschaffen, und alles in der Welt aus Nichts erschaffen, wollte er schon sich nichts umsonst thun; dann als er von dem in starken Schlaf vertieften Adam eine Rippe genommen, woraus er nachmal die Eva formirt, hat er gleich das Ort, wo die Rippe gestanden, mit Fleisch erfüllt, wollte sogar ein schlechtes Bein nicht umsonst haben, sondern Fleisch dafür geben, Replevit carnem pro ea. Das ist ja wohl bezahlt. Gott macht es weit besser als die Metzger oder Fleischhacker, diese geben für Fleisch die Beiner, aber er gibt für Beiner ein Fleisch. Der Jakob hat dem Laban 7 Jahr gedient, 7 Jahr die Schaaf gehüt, 7 Jahr treu und redlich gewest. In 7 Jahren läßt sich viel laufen, viel schnaufen, viel gehen, viel stehen, viel borgen, viel sorgen, viel schwitzen, (scilicet), wie die Bauern die Spieß tragen, er hat um die schöne Rachel gedient, und Laban hat ihn mit der schändchen Lia bezahlt, so macht es die Welt: aber Gott weit anderst, er läßt sich gar nichts umsonst thun. Magdalena hat das Grab Christi besucht vor allen andern, in Willens, den heiligsten Leichnam nach jüdischem Brauch mit kostbaren Spezereien zu salben. Das war nicht umsonst, er hat ihrs treulich belohnt, maß er ihr vor allen andern Aposteln zum erstenmal nach seiner glorreichen Urständ erschienen, ja sie zugleich zu einer Apostlin gemacht, daß sie solle dieses große Geheimnuß allenthalben verkündigen und ausbreiten.
Petrus mit dem Zunamen Telonarius genannt, war ein solcher karger Gesell, ein solcher Geizhals, daß man ehender in einer Juden-Kuchel einen Speck
Wie der König Pharao vermerkt, daß sich die Israeliter in seinem Egyptischen Reich so stark vermehren, zumalen nur 70 Seelen in dasselbige kommen, und doch innerhalb 200 Jahren also gewachsen, daß dero etliche hundert tausend worden; weil dazumal ihre Weiber auf einmal zwei, drei, vier, auch noch mehr Kinder geboren. Als nun der heidnische Monarch wahrgenommen, daß der Juden Anzahl zu groß werde, also hat er ein ernstliches Dekret, und starken Befehl durch das ganze Königreich ergehen lassen, daß die Hebammen in der Niederkunft der hebräischen Weiber sollen alle neugebornen Knäbel erwürgen und um das Leben bringen, die Mägdel aber leben lassen. Diesem tyrannischen Befehl seynd die egyptischen Hebammen aus angeborner Weichherzigkeit und Mitleiden nicht nachkommen, sondern die Knaben alle beim Leben erhalten. Als nun solches dem König zu Ohren kommen, und derentwegen besagte Hebammen in strenge Frag gezogen worden, haben sie sich mit frisch erdichter (sal. ven.) Lüge entschuldiget, wie daß der Hebräer Weiber selbsten Hebammen abgeben, und sie hiezu nicht berufen werden; dahero geschehe es, daß die Knäbel beim Leben bleiben. Diese Weiber, ob sie schon ihre Barmherzigkeit mit der Unwahrheit versiegelt, haben es dannoch nicht umsonst gethan, massen sie der allmächtige Gott, unangesehen sie solches Werk nicht wegen Gott gethan, auf der Welt belohnt, und ihnen ihr Hab und Gut augenscheinlich mit höchster Verwunderung der Leut also vermehret, daß sie in Reichthum allen andern überwachsen.
primo mane, hat nie geschlafen so lang, bis die Sonne dorthin geschienen, wo die Berg-Knappen das Schurzfell tragen, in aller Frühe ist er ausgangen, Arbeiter zu stellen in seinen Weingarten, ja er ist gar fünfmal in einem Tag auf den Markt gangen, und alldort die Leut, worunter freilich wohl viel faule Schliffel, die nur auf dem Markt stehen, die guldene Zeit umsonst verzehren, und diesem und jenem die Ehr abschneiden, gar freundlich angeredet, dort muß das Robathen und Scharwachen nicht im Brauch seyn gwest, wie bei der Zeit, da er arme Mann seiner Herrschaft bald alles muß umsonst verrichten; denn er, der Hausvater, hat ihnen den gebührenden Lohn versprochen. Wie nun der Abend herzukommen, und die guten Leut ihre Arbeit in dem Wein-Garten verricht, so sagt der Herr des Weingartens dem Schaffner oder Hausmeister, voca Operarios, er solle die Arbeiter rufen, und ihnen den Lohn geben; noch denselben Abend hat er sie lassen auszahlen, er ist selbst gegenwärtig gewest, wie einem jeden sein Geld ist dargezählt worden. Viel hat er dem Hofmeister, oder wer er gewest ist, nicht getrauet; dann dergleichen Leut pflegen zuweilen mit solchem Geld umzugehen, wie der ammonitische König Hanon mit den Abgesandten des Davids, denen er die Bärth halb und halb abgeschoren. Also thun zu Zeiten die Bedienten wider den Willen der Herrschaft defecit, wie viel Handwerker müssen derenthalben in Nöthen und Armuth leben, sie ziehen wohl mit der musikalischen Note Soll auf: der und der soll um diese ausgenommenen Waaren geben, soll um die verfertigte Arbeit bezahlen etc. Aber man singt ihnen wieder entgegen die andere musikalische Note La, La, es ist nichts da, es ist leer, man soll Geduld tragen. Der ältere Tobias hat seinem Sohn eine andere Unterweisung gethan: Mein Sohn, sagt er, mein liebes Kind, wiederholt er, merk es wohl, und lasse dirs gesagt seyn, wann dir einer wird etwas gearbeitet haben, dem gebe gleich den Lohn etc. Gleich, nicht erst über ein Jahr, gleich, und nit erst nach dem Tod, gleich, und nicht viel in die Schuldbücher eintragen. Aber leider! es muß mancher umsonst arbeiten, so bezahlt die Welt. Aber der gütigste Gott weit anderst, der läßt sich gar nichts umsonst thun.
Baronius schreibt, daß Leo auf eine Zeit ungefähr einen armen blinden Bettler auf der Straße angetroffen, welcher aus Mangel des Gesichts abwegs gangen und geirret, dessen hat er sich alsobald erbarmet, denselben wiederum auf die gangbare Straße gebracht, und ihn einen ziemlichen Weg bei der Hand geführt. Weil aber erstgemeldter armer Tropf den Durst sehr geklagt, so wollte auch dießfalls der Leo dem armen Mann an die Hand gehen, lauft demnach in dem nächst entlegenen Wald hin und her, und suchte einen Brun für den durstigen Bettelmann. Dieses wollte der Allerhöchste nicht lassen umsonst thun, sondern wollte es hier und dort zeitlich vergelten; massen ihm die Mutter Gottes einen Brunn gezeigt, auch anbei
Nichts umsonst; Petrus sagt zu unserm Herrn: Tu es Filius DEI vivi. Du bist ein Sohn des lebendigen Gottes, Matth. K. 16. Nichts umsonst. Unser Herr macht ihn derenthalben zum römischen Pabst: Et ego dico tibi etc. Und ich sag dirs, du bist Petrus, und auf diesen Fesen will ich meine Kirche bauen. Der Schächer am Kreuz, auf welches er verdienter massen als ein Mörder und Straßen-Räuber gehängt worden, sagte diese wenigen Wort: »Domine memento mei etc. Herr, gedenke doch meiner, wann du in dein Reich kommst.« Nichts umsonst: Christus gibt ihm dessenthalben eine gewisse Exspektanz.
Nichts umsonst.
Wie der Heiland Jesus den schweren Kreuzes-Baum auf den Berg Calvariä getragen, und die Juden in Furcht gestanden, er möchte unter Wegs unterliegen, und wegen vorhin erlittenen unglaubigen Peinen den Geist aufgeben, damit sie Ihn dann noch lebendig konnten auf das Kreuz nageln, als haben sie einen mit Namen Simeon, sonst von Cyrene aus Lybien gebürtig, so dazumal ungefähr von seinem Maierhof Jesu von Nazareth das Kreuz helfen tragen, welches er zwar nicht geweigert, aus Furcht, es möchten ihm die ohne das muthwilligen Soldaten ein größers Uebel anthun; aber dannoch war ihm nicht wohl bei der Sache, und ist wohl zu glauben, daß er diesen Dienst gar ungern verricht, auch vermuthlich, daß er zuweilen von dem Lotters-Gesind eine Peitsche über den Rucken bekommen; nichts destoweniger wollte Gott nicht, daß er solches sollte umsonst thun, ob er schon dazu gezwungen worden, dann ihn nachmals Gott der Herr überhäufig derenthalben belohnet, massen er ihn erleucht, daß er bald darauf bekehrt worden, mit dem heiligen Petro helfen das Evangelium predigen, und nachdem seine zwei Söhne Rufus und Alexander die Marter-Kron erhalten, ist er, Simeon, als ein großer Heiliger zu Jerusalem gestorben.
Gott läßt sich nichts umsonst thun. Jener Baum, von dem die hebräischen Knaben die Palm-Zweig zu dem triumphirlichen Eintritt Christi nach Jerusalem gebrochen, hat es auch nicht umsonst gehabt, zumalen wie Jerusalem von Tito gänzlich zerstört worden, und kein Stein auf dem andern blieben, und alles Gehölz in der Gegend umgehauen, so ist doch besagter Baum durch sondern göttlichen Willen zu einer Vergeltung etliche hundert Jahr unversehrt geblieben. Baron. ad An. 34. Gott läßt sich gar nichts umsonst thun: aber die Welt wohl.
Wie manchesmal wird ein armer Dienstbot wegen seiner treugeleisteten Dienste schlecht belohnt! Bei dem Herrn Vater des verlornen Sohns ist noch Brod versteht man allerlei Nahrungsmittel. Aber man gehet mehrmals mit den Dienstboten um, daß sie sagen und klagen: Ihr Haus sey bestellt wie der Himmel, wo man weder ißt noch trinkt. Ich hab mir lassen erzählen von einem sehr verschlagenen Diener, dessen Frau nach meister Weiberart sehr klug, karg, oder (recht geredt) geizig, daß solcher einmal ein Spagat um die Suppenschüssel gebunden, und solche langsam durch die Stube gezogen gegen die Kuchel. Als die Frau dessen Ursach befragt, gab er zur Antwort: Er habe sein Lebtag gehört, daß man die Blinden führen müsse; dann es war die Suppe so schlecht geschmalzen, daß man nicht ein Aug durch dreifache Brillen darauf hat sehen können. Das heißt ja freilich, die Dienste nicht belohnen. Es geschieht wohl auch oft, daß man den Liedlohn gar zurückhält, und solche in Himmel schreiende Sünd mit dem Vorwand will vermänteln, als wäre etwas im Haus verloren worden, oder sogar muß zu Zeiten ein armes Dienstmensch das geringste zerbrochene Häferl, so vorhin schon in Zügen gelegen, bezahlen, wehe, und aber wehe allen denjenigen, welche so übel belohnen!
Unendlich besser bezahlt Gott, dieser gütigste Herr, ja er läßt sich gar nichts umsonst thun.
Petra Sancta cap. 16. tom. 3., daß nemlich zu Stareamone in Portugal um das Jahr 1240 in dem Dominikanerkloster daselbst ein frommer Sakristan gewesen, Namens Bernhardus de Morlens, welcher zwei kleine Knaben nicht allein in aller Gottesfurcht auferzogen, sondern auch dieselbigen so weit unterrichtet, daß sie beide konnten bei dem Altar dienen. Nun hatten diese zwei unschuldige Kinder den Gebrauch, daß sie allemal zur Essenszeit ihr Weniges mit sich in eine Privatkapelle allda mitgenommen, und dasselbe verzehrt. Es war aber in erstgedachter Kapelle ein großes geschnitzletes Mariabild mit dem Kindlein Jesu auf dem Arm, welches Kindlein mehrmal herunter gestiegen, und die Kollation mit den unschuldigen zwei Büblein eingenommen. Wie sie solches einmal dem gottseligen Mann Bernardo, als ihren Oberherrn und Magister, erzählet, so sagt er ihnen, wie daß sie sollen das allernächste Mal das Kindlein, den lieben Gast, ersuchen, er soll sie und ihren Magister auch einmal regaliren, und zu seines Vaters Tafel einladen. Wie nun mehrmal das Jesuskindlein mit besagten zwei Sakristreiknäblein wollte das Mittagmahl einnehmen, da waren sie so einfältig gehorsam, daß sie ohne Scheu gesagt haben: »Du issest schon öfters mit uns, lade uns auch einmal ein mit unserm Magister zu der Tafel deines Vaters.« Worauf das Kindlein gleich mit dem Ja geantwortet, sie sollen auf die nächst herankommenden Festtage, als an Himmelfahrt des Herrn erscheinen, und ihren Magister mit sich nehmen. Wie nun erstgedachte Pueror. p. 3. c. 1. Niernberg. c. 16. und andere mehr. Das wenige Essen ist wohl bezahlt worden. Gott läßt sich gar nichts umsonst thun.
Nichts umsonst.
Wie Pilatus durch Ungestüm des Volks, welches von den Hohenpriestern stets angefrischt worden zu solcher Bosheit, sollte und wollte Jesum von Nazareth zum Tod verurtheilen, massen dann männiglich nur geschrien, man sollte Jesum kreuzigen, den Barrabam aber auf freien Fuß stellen. Wie dieser Landpfleger bereits auf dem Richterstuhl gesessen, so von den Hebräern Lithrostatos genannt war, und allgemach zum Urtheil schreiten wollen, da kommt unverhofft ein Sekretair von des Pilati seiner Frau Gemahlin, welcher im Namen ihrer dem Pilato angedeut, er soll doch in allweg dahin trachten, damit er diesen gerechten Menschen frei und los lasse, zumal sie die ganze Nacht hindurch einen seltsamen Traum von ihm gehabt. Solches gereicht doch zum ewigen Lob den Weibern; dann die ganze Zeit des Leidens hat sich kein einziger Mensch des Herrn Jesu angenommen, als diese Frau, so sie schon fruchtlos abgeloffen, hat sich Gott nicht lassen umsonst thun; dann sie nachmals
O was Dienst muß mancher der Welt umsonst thun! Es sitzt bei der Kirchenthür ein armer Bettler, der hat nur einen Arm, und darum ist er doppelt arm, sein Kleid war nicht anderst beschaffen, als wie die Lämmlein des Labans, denen Jakob mit einem Vortheil lauter Fleck angehängt, das Gesicht war fast also beschaffen wie der Mundbecher des Samson, dieser ist ein dürrer Kienbacken gewesen. Der Stecken, den er in der Hand hat, ist weit anderst, als jenes Holz, welches in das Wasser geworfen; dann dieses Holz machte das bittere Wasser süß, jenes aber kommt ihm sauer genug an, weil es ein Bettelstab ist etc.
Diesen armen Tropfen fragte ich, wie er um den Arm kommen? oder, ob er also die Natur für eine Stiefmutter soll ausschreien? Pater! antwortet er, ich bin vor diesem ein wackerer und frischer Kerl gewesen, hab ein und zwanzig Jahr einen Soldaten abgeben, ich bin bei der Schlacht zu Gran in Ungarn gewest, ich hab helfen diese und jene Festung einnehmen, ich hab oft acht Tag keinen Bissen Brod gesehen. Meine beste Mahlzeit war zu Zeiten ein Gestößenes, dann ohne Stöß ist es selten abgangen, bei Ofen hab ich mich verbrennt, daß ich den Arm verloren. Der Name Soldat kommt, höre ich, vom Sold her, aber ich habe wenig gesehen, ich hab
O mein allmächtiger Gott! Deine unendliche Güte ist weit anderst beschaffen, massen dieselbe sich gar nichts läßt umsonst thun, nicht einen Schritt umsonst, wie es der hl. Job selbst bekennt, tu quidem gressus meos dinumerasti. Es ist auf eine Zeit ein sehr schöner und prächtiger Tempel aufgebaut worden, und wie selbiger in völliger Vollkommenheit Sophia me fecit,
Die Sophia hat mich gebaut.« Solches hat männiglich zur billigen Verwunderung gezogen, forderist aber die vornehmen Herren, welche die meisten Mittel zu diesem so stattlichen Gebäu dargeschossen, doch konnte man auch nicht finden den Namen Sophia unter allen Gutthätern, welche einige Beisteuer und Geldhilf zu dieser Kirche beigeruckt, massen solches alles genau aufgeschrieben worden. Endlich nach vielem Umfragen hat man in Erfahrnuß gebracht, daß ein armes Weib mit Namen Sophia vorhanden, welche dann alsobald ganz umständig befragt worden, ob sie dann auch etwas zu diesem schönen Gebäu gespendirt habe? Diese wendete vor ihre Unmöglichkeit, wie leicht zu glauben wäre, und daß sie selbst den Abgang der genugsamen Lebensmittel leide, allein sie wisse sich zu erinnern, daß sie mehrmals den Rossen und Ochsen, so zu dem Kirchengebäu alle Nothwendigkeiten geführt, ein Büschel Heu habe dargereicht, damit das arme Vieh desto besser ziehen möchte, und folgsam das Gebäu einen schleunigen Fortgang nehme. Woraus unschwer ein jeder hat schließen können, daß Gott dem Herrn der gute Wille dieses armen Weibes so wohlgefällig gewest, daß er das schlechte und wenige Heu nicht hat
Nichts umsonst.
Petrus hat die ganze Nacht gefischt, hat gearbeitet von 8 bis auf 9, aber umsonst. Von 9 hat er sich bemühet bis auf 10, aber umsonst. Von 10 bis auf 11 hat er sich beflissen, aber umsonst. Von 11 bis auf 12 hat er das Netz gezogen, daß ihm die Arme wehe gethan, aber umsonst. Von 12 bis auf 1 hat er geschwitzt, daß kein trockner Faden an ihm verblieben, aber umsonst. Von 1 bis auf 2 hat er die Hände nie in den Sack geschoben, aber umsonst. Von 2 bis auf 3 hat er nicht einen Augenblick gefeiert, aber umsonst. Von 3 bis auf 4 ist er immerzu im Handel gewest, aber umsonst. Von 4 bis auf 5 hat er gar keine Mühe gespart, aber umsonst. Wie der Tag angebrochen, da hat Petrus gesehen, daß er die ganze Nacht gefischt, aber nichts gefangen, und also umsonst gearbeitet, das möchte einen recht verdrießen.
Es suchte auf eine Zeit ein wohlverständiger Geistlicher einen reichen Gesellen in seiner gefährlichen und zwar tödtlichen Krankheit heim, zeigt ein herzliches Mitleiden, daß er denselben in so schlechtem Stand muß sehen, sagt anbei, daß er bei solcher Lebensgefahr wollte meistens sich das Seelenheil lassen angelegen seyn, forderist aber denjenigen dasselbige Geld wiederum erstatten, welches er ihnen durch Wucher und mit höchstem Unfug abgedruckt; das nicht, antwortet der Kranke, das kann ich gar nicht thun; dann es würde solchergestalten meinen Kindern wenig
Der Kranke, aus Begier einer längern Lebensfrist, ruft den größern Sohn, und bittet den lieben Hans Karl, er wollte ihm doch dieses nicht abschlagen. Der aber schüttelte den Kopf, und nimmt Urlaub. Es soll der Franz Antoni kommen, das wird auch von ihm begehrt, aber solcher entschuldiget sich, er könne dergleichen Hitz nicht ausstehen. Was gilt es, die Mariandel wird mir es nicht abschlagen; die buckt sich höflich, es sey ihr nicht möglich, der Herr Vater soll in andern mit ihr schaffen, was er wollte. Nachdem die Kinder alle abgetreten, da zeigt ihm der Geistliche, was er für einen saubern Lohn um alle seine so lange häufige Arbeit von der Welt habe, ja nicht allein umsonst so viele Jahre sich bemühet, sondernHerrn nicht das Geringste, ja so man seinetwegen nur einen Strohhalm von der Erde aufhebt, so läßt er solches nicht umsonst geschehen.
Die Kinder Israel mußten unter dem hartnäckigen König Pharao, indem Egypten wegen des wahren Gott, massen der Pharao ein Heid war, sehr viel leiden und ausstehen. Unter andern haben sie müssen fast alleweil mit großer Arbeit den Leim graben, Ziegel machen und Ziegel brennen, das war keine geringe Sache an sich selbst. Aber Gott wollte sie nicht lassen solches umsonst thun. Einstmals ging Moses auf eine Höhe, mit ihm Aaron, Nadab, Abiu und siebenzig Aelteste von Israel, und diese sahen den Gott Israel. Aber wie? Sie sahen unter ihm ein Steinwerk von lauter Saphir. Baradius verdollmetschet, daß sie eine unglaubliche Menge der Ziegelsteine unter den Füßen Gottes gesehen, so aber alle in lauter Saphir, in dieses kostbare Edelgestein verwandelt worden, wodurch ihnen Gott wollte andeuten, daß sie seinetwegen in Egypten nicht umsonst die Ziegelsteine gemacht, sondern solche seynd anjetzo in lauter Edelgestein verkehrt worden, und werde er ihre ausgestandene Arbeit tausend und tausendfältig belohnen.
Merces mit Mercede, fängt mit etlichen Gulden, die er zu leihen genommen, wiederum zu handeln an, und ist durch den Segen Gottes also beglückt
Gott läßt sich gar nichts umsonst thun, er belohnt nicht allein das häufige Silber und Gold, welches der hl. Nikolaus den drei armen heirathsmäßigen Töchtern eingelegt, sondern auch den geringsten Pfenning, den man seinetwegen den armen Leuten gibt. Er belohnt nicht allein das strenge Fasten des hl. Joannis Baptistä, der sich nur mit Kräutern, Wurzeln und wildem Honig erhalten, sondern auch den allergeringsten Bissen, von dem sich jemand seinetwegen enthaltet. Er belohnt nicht allein das so langwierige eifrige Gebet des hl. Antonii, der alle Nacht in dem Gebet verharrt bis die Sonne ist aufgangen, sondern sogar auch das geringste Vater Unser, so zuweilen auch unaufmerksam verrichtet wird. Er belohnt nicht allein die große Geduld des Jobs, so er auf dem Misthaufen ausgestanden, sondern auch den allergeringsten Mückenstich, den jemand seinetwegen leidet. Er belohnt nicht allein die immerwährende Betrachtung des Leidens Christi in der heiligen Clara de Monte Falso, in deren Herzen nach dem Tod alle Instrumente des Leidens Christi angetroffen, sondern auch so jemand nur den Hut ruckt vor einem Kruzifix. Er belohnt nicht allein die häufigen Zäher Magdalenä, mit denen sie auch den Füßen des Heilandes ein Bad zugericht, sondern er belohnt auch den allergeringsten andächtigen Seufzer.
Nichts umsonst.
Rar und selten ist der Recompens auf der Welt; wenig seynd zu zählen, welche sich also dankbar einstellen, wie der Kardinal Bessarius. Als diesem einst bei Fastnachtzeit der vermaskerte Antonius Jampanus mit dem Lautenschlag etliche Lobverse seiner Eminenz zugesellt, da hat der besagte Kardinal dem Reimdichter so viele Dukaten gespendirt, wie viele Verse er gesungen. Wie nachmals dieser Poet die Faschingskleider abgelegt, und in seinen gewöhnlichen Kleidern sich bei dem Kardinal wiederum eingefunden, sagt dieser dem Kampano: »Mein lieber guter Freund, wo seynd die Finger, mit denen du so viel Lügen von mir geschrieben?« nimmt ihn zugleich bei der Hand, und steckt ihm einen guldenen Ring an, so wegen des kostbaren Diamantsteins auf siebenzig Dukaten geschätzt worden. Wenig seynd wie die Bertha, Kaisers Henrici IV. Frau Gemahlin, welche eine Tagreise von der Stadt Padua von einem armen Bauernweib ein Kneil Garn zu schenken bekommen, so der Kaiserin dergestalten wohlgefallen, daß sie ihr zu einem Recompens so viel Grund erlaubt und geschenkt, wie viel sie mit diesem Faden kann umfangen, wovon dann das adeliche Haus Montagnona seinen Ursprung genommen und noch in großem Flor. Wenig seynd, die also die kleinen Gutthaten oder Gaben so reichlich bezahlen, massen der Dank dir Gott bei der Welt noch das erste Kleid anhat, und dieses noch nagelneu, denn es gar wenig strapazirt wird; Gott aber läßt sich gar nichts, gänzlich nichts umsonst thun.
Lukas am 16. Kap. hat einen sehr üblen und lasterhaften Gesellen mit guten Farben entworfen, dieser war ein reicher Vogel und banquetirte die ganze Zeit, sein ganzer Wandel bestund in der Kandel, sein ganzes Leben war bei den Reben, als hätte ihm Essen und Trinken und anders gutes Leben sein Herr Vater zum Heirathgut geben, quotidie; und das war alle Tag. Am Montag war er rauschig, am Dienstag war er nicht nüchtern, am Mittwoch war er bezecht, am Donnerstag wohl zudeckt, am Freitag überschweint, am Samstag sternvoll, am Sonntag hat er gar nicht gewußt, was er thut. Solches schlemmerische Leben führte er etliche Jahre, bei ihm war nie kein Abgang, er war allezeit frisch und gesund, beim Adel in großem Ansehen, bei Kaufleuten lieb und werth, dann er verzehrte ein ehrliches Geld, bei Weibern nicht übel angesehen, dann vermuthlich er ohne dergleichen wildes Geflügelwerk nicht wird gewesen seyn; dann Lukas, der ehrbare Evangelist, nur schriftlich verfaßt, daß er Tag und Tacht in Prassen gelebt, das andere sey leicht in eine Konsequenz zu ziehen, zumal der Syllogismus in Frisisomorum mit dem in Barbara ziemlich kann vertragen. Bei der Nacht aber, da er zuvor dem Baccho ziemlich geopfert, befällt ihn ein gählinger Steckkatharr und dabei ein Accidens von einem Schlag, das hat ihm geschwind den Garaus gemacht, und ist er den geraden Weg zum Teufel gefahren. Der Kerl hat vorher nichts als Glück über
Lazarus entgegen ein armer und elender Bettler hat vor der Thür des besagten reichen Prassers die äußerste Noth gelitten, sogar nicht können theilhaftig werden der Brößlein Brod, so von der Tafel dieses reichen Gesellen gefallen, er war von Männiglich verlassen, bis er endlich, Zweifelsohne vor großer Hungersnoth, gestorben, aber von den lieben Engeln gleich in den Schoos Abrahams getragen worden. Diesen hat der verdammte Gesell aus der Tiefe der Hölle erblickt, und demnach geschwind seine Stimm ganz flehentlich zu dem Vater Abraham erhebt, er wollte doch zulassen, daß Lazarus nur ihm einen einzigen Tropfen Wasser möchte spendiren. Abraham schlägt ihms rund ab, es kann nicht seyn, es wird nicht seyn, es soll auch nicht seyn: Fili recordate, sagt ihm die Ursache, daß er das Gute schon in der Welt empfangen: Recepisti.
Hugo Kardinalis legt diese Worte aus, als habe der reiche Mann seinen Lohn schon auf der Welt empfangen und eingenommen, dann ob er schon einen sehr lasterhaften und gottlosen Wandel geführt, so hat er doch etwan eines oder das andere gute Werk gethan, und solches das ewige Leben nicht verdient, so hat Gott ihm es mit zeitlichen Gütern und andern Wohlergehen belohnt. Dann Gott läßt sich von keinem etwas umsonst thun; auch Türken und Heiden belohnt wenigst auf dieser Welt, wann sie nur etwas gutes thun.
David hat sich selbst nicht ein wenig verwundertQuia celavi super iniquos, pacem peccatorum videns, in labore hominum non sunt etc. Ps. 72. Mit dem David thut manche nicht psalliren, sondern gar lamentiren, ich weiß nicht, sagt sie, wie doch Gott so seltsam, diese und diese hat nichts als gute Tage, bei ihr hängt der Himmel alle Tage voller Geigen, sie ist auf allen Seiten glückselig, daß ihr nicht gar die Ochsen kälbern, sonst wüßte ich nicht, was ihr möchte abgehen, sie hat was in ihr Herz verlangt, ich glaub, St. Felicitas sey ihr verwandt. Ich vermein, wann sie auch die Hausthür sollte verriegeln, so thät ihr das Glück beim Fenster einsteigen; unser eins aber ist so unglückselig, ich schaue ins Stübel oder Kübel, so finde ich nichts als Uebel. Es thät mich nicht wundern, wann ich erst ein leichtfertiges Leben thät führen, wie diese. Es ist halt noch wahr: »Je größer der Schelm, je besser das Glück.« O! halts Maul, da dich etc. Höre mich auch an.
Der große Patriarch Abraham, als er in das hohe Alter kommen, und bereits wahrgenommen, daß sein zeitliches Lebensende allgemach herzu nahe, hat wegen seiner zeitlichen Habschaft eine richtige Disposition gemacht, und zwar dergestalten, den Isaak als seinen rechten leiblichen Sohn hat er für einen Universalerben eingestellt, den andern Kindern aber, die er von den Kebsweibern erzogen, gab er Schenkungen.
Auf solchen Schlag und auf eben solche WeiseGott der Herr hier zeitlich straft, damit er ihn dort ewig verschone.
Nichts umsonst.
Den Adam hat Gott der Herr mit lauter Obst und Kräutern traktirt, zumalen er ihm und den Seinigen keine andere Speis verordnet. Wie aber nach dem Sündfluß der Noe, dieser gerechte Alt-Vater, Gott dem Herrn einen Altar hat aufgericht, und ihm einige Opfer demüthigst abgelegt, so wollte ihm der Allerhöchste diesen Dienst gar nicht lassen umsonst thun, sondern er hat dem Noe alsobald völlige Gewalt geben, daß er hinfüro nicht allein Obst und Kräuter für seine tägliche Nahrung und Unterhaltung haben sollte, sondern ihm alles Fleisch, alles Feder-Wildpret, sogar auch alle Fisch zur Speis erlaubt. Also bezeugt es selbst die göttliche Schrift. Und also verdolmetscht es der heil. Chrysost. hom. 26.
Daß Herodes eine schlechte Sach theurer bezahlt und um einen Tanz eines üppigen Mägdleins ein halbes Königreich anerboten, wundert mich so fast nicht, weil er damals einen starken Dampf im Kopf gehabt, und vor dem Wein nicht recht gewußt, was er thut. Wann es endlich geschehen wäre, und die saubere Tänzerin die Hälfte des anerbotenen Reichs hätte angenommen, glaube ich wohl, er hätte des andern Tags hinter den Ohren gekratzt; dann der Menschen Freigebigkeit sich so weit nicht einläßt: aber Gott läßt sich nichts umsonst thun, ja um ein Pferd hat er gar ein Kaiserthum gespendirt, welches schon über 400 Jahr florirt.
Rudolphus, Graf von Habsburg, ritt einst von der Jagd nach Haus, und traf einen Priester an, der mit dem höchsten Gut bei sehr unlustigem Wetter, l. 6. c. 4. Der Ausgang dieser Prophezeiung ist bald darauf erfolgt, massen Rudolphus römischer Kaiser worden, und den Anfang gemacht der unsterblichen österreichischen Glori. Um ein Pferd ein Kaiserthum geben, das heißt ja nichts umsonst.
Nichts, gar nicht umsonst.
Zachäus ein Erz-Patiten-Macher, ein Ober-Haupt der Wucherer, ein offner Sünder, einer, der den Stylum reich zu werden, vor allem gelernet (verstehe stihl um), hat weiters nichts Guts gethan in seinem ganzen Leben, als daß er den Herrn Jesum in sein Haus, hat willfährig aufgenommen, und selben nach Möglichkeit
Die selige Theresia de la Cerda pflegte diejenige Altar-Leinwath, worauf die allerheiligsten Hostien gelegt, und insgemein das Korporal genennt wird, mit sonderm Fleiß zu waschen. Wann sie nun dieselben an der Sonne, oder sonst auf eine andere Weis trocknete, so wich sie niemal davon, sondern thäte auf das genaueste verhüten, damit weder Fliegen noch Mucken dasselbe möchten besudlen. Soll dann dieses auch belohnt werden von Gott? Massen es gar eine geringe Arbeit, eine halbe Elle Leinwath zu waschen.
Nichts umsonst.
Es erschiene ihr der liebreichste Jesus in Gestalt eines kleinen holdseligsten Kinds, setzt sich auf das Korporal, ja wicklet sich endlich ganz darein. P. Joan. Mar. in Histor. ad St. Domini. Das heißt belohnt, das heißt freilich belohnt. Ei! so will ich füran Gott allein zu dienen, ihm mit Franzisko Seraphiko den Schweiß aufopfern, Er belohnet einen
Wie unser gebenedeiter Heiland zu Bethania in dem Haus Simonis Pharisäi zum Nachtmahl eingeladen worden, und auch Magdalena, dero Haus an des erstgedachten Simonis, als ihres Vetters Herz ganz angebauet war, dazumal sich eingefunden, dem Herrn Jesu mit häufigen Thränen die Füß gewaschen, und mit ihren Haaren abgetrocknet, auch nachgehends mit sehr kostbaren Salben das Haupt Jesu balsamirt, da hat über solches der Iscarioth gemurret, und auch die anderen anwesenden Apostel gemurret, und also beide dem äußerlichen Schein nach unrühmlich gehandelt. Aber dero Meinung war sehr weit voneinander entfernet, dann Judas hat es wie ein Schelm und Dieb gemeint, indem er gesagt, und sich verlauten lassen, es wäre weit besser gewesen, wann man die Salbe hätte um das Geld verkauft, und nachmals selbiges Geld unter die Armen ausgetheilt. Dem Schelmen war aber weit anderst um das Herz, er hat solches gar nicht aus Lieb zu den Armen geredt, sondern ihm ist nur wegen des diebischen Interesse gewesen, lib. 8 in Joan. Kap. 7. O! wie viel gibt es Judas-Brüder, denen die gute Meinung manglen thut. Petrus der heil. Pabst hat sich zu Anfang der Kirche eine Weil zu Joppen, unweit der Stadt Jerusalem aufgehalten und seine Herberg genommen bei einem Lederer oder Gerber, der auch Simon genannt war. Ich will gar nicht zweiflen, dieser gute und ehrliche Mann habe auch mit Kordabon gehandelt, dann Gott und allen seinen Heiligen nichts werther und lieber ist, als Kordabon! Das Wort aber ist lateinisch, und heißt auf deutsch, ein gutes Herz, eine redliche Meinung, welches allein der Allerhöchste sucht bei denen Menschen, wenig achtend das äußerliche Werk.
Das Fasten ist bei Gott dem Herrn ein sehr angenehmes Werk, dann Elias durch das Fasten so viel verdient, daß er in einem feurigen Wagen ist in das irdische Paradies verzuckt worden. Judith durch das Fasten so viel verdient, daß sie dem Holofernem sieghaft überwunden, und folgsam die bedrängte Stadt Bethuliam in die gewünschte Sicherheit gesetzt hat. Ninive durch das Fasten so viel verdient, daß in Ansehung Video quartum similem etc. Viel fugsamer können wir sagen, wann wir die Bildnuß des hl. Franzisci unter das Gesicht bringen, daß wir einen sehen, der dem Sohn Gottes Jesu Christo an äußerlicher Gestalt ganz gleich und ähnlich seye. Die große Gnad der heiligsten Wundenmahlen hat der heilige Franziskus zuwegen gebracht durch das Fasten. Es ist Gott dem Allmächtigen nicht allein werth und angenehm, wann man sich im strengen Fasten übet, sondern wann man sich auch mit schlechten und geringen Speisen befriediget. Dahero hat er dem Daniel in der Löwen-Grube nicht geschickt eine aufgesetzte Pastete, nicht geschickt einen gebratenen Kälber-Schlegel, nicht geschickt einen feisten indianischen Hahn, nicht geschickt
O! was Glori und Gnaden wird sich bei Gott dem Herrn nicht sammlen der Herr Sigmund Slahzieg ein reicher zu Wien, dessen fast ganzes Leben ein immerwährendes Fasten war, ich kenne ihn schon viel Jahr, daß er nie genug geessen: wann er sechs oder sieben rockene Nudeln hatte, womit man dieser Orten die Kapauner schoppt, so hält ers für eine gute Mahlzeit; Gewässerten Taffet hab ich wohl nie unter seinen Kleidern gesehen, wohl aber gewässerten Wein bei seiner Tafel; dann er also mäßig lebte, daß ihm auch ein Zeisel konnte Bescheid thun, Linsen seynd die Ordinari-Tracht auf seinem Tisch, welche so schlecht zugericht, daß auch dem Esau der Appetit verging. Der heilige Alto hat in der ganzen Gegend, wo er seine Wohnung gehabt, die Alstern verbannesirt, aber dieser Herr kann gar kein einiges Geflügelwerk leiden bei seiner Tafel. Von dem heiligen Elphego kantuariensischen Erz-Bischof wird geschrieben, daß er sich also durch die vielfältige und strenge Fasten habe ausgemergelt, daß man ihm hat können, wann er dasQuadra ist eine stete Quadragesima. O! was große und häufige Glori wird er dann wegen so beharrlichen Fastens von dem allmächtigen Gott zu gewarten haben? Nicht ein Haar groß hat er eine Belohnung zu hoffen. Er fastet zwar, ja; er isset so viel als nichts, ja; er kasteiet sich stark, ja; aber das Herz ist inwendig weit anderst beschaffen. Er ist nicht kordebonisch; Er fastet nur aus lauter Geiz, damit er das liebe Geld ersparen kann, darum heißt er Sigmund Slahzieg, welches letzte Wort zurück gelesen Geiz-Hals lautet, er ist ein lauterer Judas-Bruder, der unter dem Schein der Mäßigkeit den unersättlichen Geiz verhüllet.
Den Geistlichen, welche in freiwilliger evangelischer Armuth leben, einige Allmosen und Hilfe reichen, ist ein sehr großes und verdientes Werk in den göttlichen Augen. Gleichwie es der allmächtige Gott der frommen und gutherzigen Wittib zu Sarepta stattlich vergolten, als sie dem ersten Karmeliter Elias eine geringe Jausen zugerichtet, also bezahlt Gott hundertfältig allhier auf Erden, und dort in jener Welt unendlich allen denjenigen, welche den armen Religiosen, als rechten ihm gewidmeten Dienern etwas Gutes thun.
In dem lemovicenischen Gebiet hat gar eine fromme Frau den mindern Brüdern St. Franzisci viel Gutes gethan, und als sie auf eine Zeit ihnen allerlei Nahrungsnothdürfte auf dem Markt eingekauft,
Von dem Sem, als einem Sohn des Patriarchen Noe, wird von den Dollmetschern göttlicher Schrift registrirt, was Gestalten derselbe noch auf der Welt etliche hundert Jahr im größten Glückstand habe gelebt, und als der Patriarch Abraham derenthalben ihn befragt, wie er doch solches um Gott verdient habe, gab er zur Antwort, wie daß er in der Arche seines Vaters Noe alle Tage den Thieren die Speise ausgetheilt, damit sie nicht vor Hunger verderben, in Ansehung dessen habe Gott also ihn stattlich auf der Welt beglückt.
Christo dem Herrn ist in solcher Demuth nachgefolgt der wunderschöne Prinz Absalon, ein Sohn des großen Monarchen in Israel, massen solcher oftmals sich unter die Hauptpforten der königlichen Burg gestellt, und nicht allein alle ankommenden Landsaßen, auch die Bauern und Tagwerker freundlich bewillkommt, sondern dieselben sogar auch geküßt. Esdesidero desiderat Praelaturam, und das Ascende Superius bei dem Evangelisten Lukas am 14. Kap. erwartet, sodann ist all seine Demuth nicht einen Heller werth, diese böse Meinung stürzt das ganze Werk.
Das Predigen ist gleichsam ein göttliches Werk, und verdienen apostolische Männer, so mit sonderm Eifer dem Volk das Wort Gottes vorgetragen, eine große Vergeltung und Kron im Himmel. Der rechte Schächer Dismas hat so unverhofft ein Ladschreiben bekommen von dem Heiland Jesu, welcher ihm nochAliorum utilitatem cogitabat, et Magister pendebat in cruce, et sanis persuasionibus aliam invitabat ad vitam. Wann das Predigen nicht ein so herrliches Werk wäre, so hätte Paulus, als er in dritten Himmel verzuckt worden, nicht mehr zurückgekehrt; weil er hier vermerkt, daß sein Predigen der Welt noch länger
Der hl. Joannes erzählt, wie daß Petrus bald nach der glorreichen Urständ Christi, nach seiner alten Gewohnheit sey fischen gangen, und mit ihm andere Jünger auch, aber nach aller angewandter Arbeit nicht ein Grätl gefangen, worüber der Herr Jesus ihnen erschienen, und befohlen, sie sollen das Netz einmal in seinem Namen auswerfen, welches sie auch urbietig vollzogen, und eine solche Menge der Fisch gefangen, daß sie gar das Netz nicht konnten erziehen, darauf ihnen der Heiland gesagt: bringet von den Fischen her, die ihr gefangen habt: Afferte, etc. Nicht allein die Apostel, sondern alle Prediger seynd von Gott bestellte Seelenfischer, denen am jüngsten Tag bei der Versammlung des gesamten menschlichen Geschlechtes der göttliche Richter sagen wird zu ihrer höchsten Glorie: Afferte, bringet von den Fischen her, die ihr gefangen habt, da wird Petrus erscheinen mit dem ganzen Judenland, welches er durch das Predigen zum wahren Glauben gezogen hat. Da wird sich Andreas stellen mit dem ganzen Land Achaja, welches er zum wahren Licht gebracht hat. Da wird Joannes mit ganz Asien aufziehen, welches durch seine Lehre das Gesetz Christi angenommen. Da wird Thomas mit den häufigen Indianern aufziehen, welche er mit Worten und Werken bekehrt hat etc. Da wird Antonius Paduanus erscheinen mit einer unglaublichen Menge Volks, die er alle mit seiner apostolischen Lehr Cum jucundus sua ipsa natura esset, quam multa studio etiam gravissimis sententiis suis jucunditatis et facetiarum plena saepius intermiscebat, ut fastidiosos alias audientium animos talibus, quasi dulcibus pabulis recrearet, recreatosque proinde ita etiam attentiores efficeret etc.
Da wird ein Vicentius Ferrarius sich lassen sehen mit fünf und zwanzig tausend Juden allein, die er durch sein apostolisches Predigen in Spanien bekehrt; mit acht tausend Mahumedanern, die er zum allein seligmachenden Glauben gezogen, mit vier tausend offenen Sündern und bekannten Lastersleuten, die er alle durch sein Predigen zur Buß und Besserung gebracht, mit unzählbaren andern mehrern, die er mit dem Wort Gottes gespeist. Da wird ein Xaverius aufziehen mit einer halben Welt und zeigen, daß er auch dien Mohren habe können weiß machen und waschen. Da wird ein hl. Joannes von St. Fakundo aus unserm Orden, ein seliger Sanctus a Cora aus unserer Religion mit einer großen Anzahl der Menschen erscheinen, die sie alle durch ihre Predigten von dem ewigen Untergang erhalten, ja bisweilen so wunderwirkend
Dort wird man sehen, daß nicht allein Moyses aus einem harten Felsen eine Brunnquell erwecket hat, sondern so viel Prediger mit ihrer eifrigsten Zunge ganze Thränen-Bäch geleckt aus den vorhero hartnäckigen Sündern: dort wird an Tag kommen, daß nicht allein Ezechiel ein ganzes Feld voll Todten-Beiner mit wenig Worten zum Leben erwecket, sondern auch die Prediger mit ihrer apostolischen Stimm ganze Länder vom ewigen Tod zum immerwährenden Leben gezogen. Dort wird sich Sonnen-klar weisen, daß nicht allein der Herr Jesus zu Kana das Wasser in Wein verwandelt, sondern auch die Prediger mit ihrer beweglichen Wohlredenheit manche gottlose Adamskinder in die frömmsten Diener Gottes verkehret. Eine Kerze, damit sie andern ein Licht spendire, auf daß sie nicht in eine Grube fallen, verzehrt sich selbst, und verschwinden ihre eigenen Kräfte; Eine Feil, damit sie von dem Eisen den schädlichen Rost abwetze, schwächt sich selbst, und schadet ihrer eigenen Wesenheit; Ein Wasser, damit es andere reinige, und von ihnen allen Wust und Unflath bringe, besudlet sich selbst, und schlägt seine eigene Lauterkeit in die Schanz; Eine Brücke, damit sie andere über den gefährlichen Fluß verhelfe, verschiefert sich selbst, und gehet nach und nach zu Grund. Also die Prediger, damit sie mit dem evangelischen Weibel den verlornen Groschen finden, damit sie mit dem guten Hirten das irdene Schäfel wieder zurück bringen, damit sie mit dem Joanne
Es ist ein Prediger, der bereits viel Jahr mit höchstem Ruhm eine vornehme Kanzel versieht, seine Stimm ist nicht viel ungleich dem Posaunen-Schall des Kriegs-Fürsten Josue, mit dem einigen Unterschied, daß dieser die Stadt Jericho eingenommen, jener aber alle Herzen. Unter der Predigt des heil. Pauli hat einer geschlafen, und folgsam von oben herab sich todt gefallen, den nachmals der heil. Apostel wiederum zum Leben erwecket. Aber unter dieses Manns seinen Predigten wird hart einer schlafen, nicht daß ers soll besser machen als Paulus, aber seine Wohlredenheit hat eine so magnetische Wirkung, daß sie alle Gemüther an sich ziehet. Wie der heil. Ravennatische Bischof Raynoldus bei dem Fluß Padum eine Predigt gehalten, und die Frösch mit ihrem verdrießlichen Quäkitzen ihm nicht ein wenig überlästig waren, da hat er ihnen alsobald befohlen, sie sollten das Maul halten, welches auch unverzüglich geschehen. Ich muß bekennen, so lang ich noch diesem Prediger, wie es dann bereits etliche Jahr seynd, zuhöre, habe ich niemalen wahrgenommen, daß einer ein Wort unter der Predigt geredet, so aufmerksam ist das Volk, dann er ja eine Nihil. So ist dann die böse Meinung ein solcher Schaur, der alles gute Gewächs zu Grund richtet, die böse Meinung ist ein solcher Donner-Keil, der alle fruchtbaren Bäume zerquetschet, und in Asche leget, die böse Meinung ist ein solcher Wurm, der auch die grünen Kürbis-Blätter Jonä unverhofft abnagt.
Streiten wider die Unglaubigen und abgesagten Erb-Feind der katholischen Kirche, Hasser und Widersacher der Ehr und Lehr Christi, ist ein sonderes wohlgefälliges Werk. Ich glaube auch, daß der Herr und Heiland dem Petro hätte keinen Verweis geben, auch ihm den entblößten Säbel ins Leder zu stecken nicht befohlen, als er ihn so heldenmüthig wollte schützen, indem er den Malchum zwischen die Ohren gehaut, ich glaube der Herr hätte solche Eifer und Guraschi vielmehr gelobt, und hervorgestrichen, wann Petrus kein Geistlicher wäre gewesen, dem weit besser anständig das Brevier als das Rapier. Höchst löblich ist es, wann man Christi Namen und Glorie auch mit dem Degen in der Hand wider die Feind der Kirche tapfer und heldenmüthig verfechtet. Karolus Magnus der weltberühmte Kaiser hat dreißig ganze Jahre
So ist auch nicht weniger bekannt jener tapfere Soldat in Spanien, der aus Eifer der christlichen Religion wider die Mohren gestritten. Dieser war sonst ein Deutscher, und von der Stadt Bonn unweit Kölln gebürtig, mit Namen Heinrich, welcher aus heiliger Meinung als ein gemeiner Soldat in Belagerung der Stadt Olisspon wider die unglaubigen Mohren unter der spanischen Armee gedient, auch in währender Belagerung daselbst das Leben verloren, nicht aber das ewige, sondern Gott wollte scheinbarlich zeigen, wie werth und wohlgefällig ihm sey gewesen das Fechten dieses Soldaten, massen bei seinem Grab die Stummen und Tauben ihre gewünschte Gesundheit erhalten; sogar ist aus seinem Grab wunderbarlicher Weis ein Palmbaum aufgewachsen, dessen Zweigel und Blätter ein Mittel für alle Krankheiten worden. Niernberg. Theopol. p. 2. l. 1. c. 2. Es streicht auch mit sonderm Lob hervor der heil. Paulus alle tapferen Helden des alten Testaments, wie da waren Gedeon, Parak, Samson, Jephte, David etc. um weilen selbe so ritterlich gestritten wider die Philister, Ammoniter, Chanäer, Madianiter etc. und andere Feind der göttlichen Gesetz.
Solcher Gestalten werden auch viel, die in diesemNamen lautet, er hat darum so ritterlich gefochten, damit man aller Orten von
Wallfahrten gehen, ist Gott dem Herrn und allen seinen Heiligen ein sehr wohlgefälliges Werk, und ist nicht eine neue papistische Invention, wie unsere Glaubenswidersacher ausgeben, sondern ein löblicher Brauch, so schon vor der glorreichen Auffahrt Christi her seinen Ursprung genommen. Es ist zwar allenthalben gut beten; Dann sogar das Gebet des geduldigen Jobs auf dem Misthaufen eines guten Geruchs gewesen. Gleichwohl aber hat der allerhöchste Gott ihm und seinen Heiligen einige Ort sonderlich erkiesen, allwo er forderist den bedürftigen Adams-Kindern seine Gnaden zu spendiren entschlossen. Das haben neben unzählbaren andern wohl gewußt der heil. Godrikus, der heil. Babo, der heil. Guthlakus, der heil. Gereus, der heil. Effrendus, der heil. Geraldus, der heil. Albertus, der heil. Peregrinus, der heil. Richardus, König in England, der heil. Kanutus, König in Dänemark, der heil. Wilibaldus, nachmals Bischof zu Eichstädt, der heil. Rochus, der heil. Nicolaus etc. Deßgleichen aus dem weiblichen Geschlecht die heil. Kaiserin Helena, die heil. Eudoxia, die heil. Melania, die heil. Paula, die heil. Brigitta, die heil. Hildegundis, die heil. Wiborada, die heil. pisanische Jungfrau Bona etc. Deren etliche nach Jerusalem, etliche nach Rom, etliche anderwärts hin an heilige Oerter Wallfahrten gangen, auch mit bloßen Füßen, auch in Cilicien und härenen Kleidern, und hat es Gott mehrmals
Wann das Wallfahrten nicht ein rechtes und an in Trisag. Mari. l. 7. Als auf eine Zeit zwei fromme Religiosen, aus gedachtem Orden mit Erlaubnuß ihrer Obern, nach Maria Loreto in Italien Wallfahrten gangen, weil sie aber von der Nacht überfallen worden, und sie sich bereits in einem großen Wald und dicken Gehölz befunden, also haben sie sich entschlossen, ihre Herberg und Liegerstatt unter einem Baume zu nehmen. Da aber ein unverhofftes Ungewitter entstanden, und ein häufiger Platzregen gefallen, mußten sie Noth halber ein Dach suchen, worunter sie dem Ungestüme des Himmels möchten entgehen, wie sie dann in Mitte des Waldes bald eine sehr schöne und herrliche Behausung angetroffen, allwo sie nicht allein von der Hausfrau freundlich empfangen, sondern anbei gar wohl, und mit größter Lieb traktirt worden. Da nun in aller Frühe die guten Religiosen ferners ihre Reise wollten fortsetzen, und sich der großen empfangenen Gutthaten halber bedanken, da gab ihnen die Frau einen Brief, welcher in ein anderes Papier eingewickelt war, daß sie denselben wollten zu Loreto an gehöriges Ort überliefern. Wie nun die zwei Geistlichen etliche Schritte von dem Haus gewesen, da wollten sie sehen, wohin und an wem dann der Brief soll überantwortet werden, finden aber keine Ueberschrift, desgleichen auch ohne Insiegel, glaubten also, die gute Frau habe solches wegen Eilfertigkeit ihrer Reise vergessen, kehrten demnach schleunig wieder um, der Frau, als einer so großen Gutthäterin, dieses anzudeuten.
Ehrwürdiger Pater, ich hab mit sonderem Wohlgefallen deine Liebe und Andacht erkennt zu meinem lauretanischen Haus, und weil dir ist abgangen dasjenige, was zur Erhaltung des menschlichen Lebens nöthig ist, also habe ich dich nicht wollen verlassen, und werde auch niemals dir meine Hilfe weigern, wo es die Zeit und Noth erfordert.
Maria Jungfrau.
Aus welchem die vor Freuden fast zerflossenen Religiosen sattsam konnten abnehmen, daß ihnen die Mutter Gottes selbst solche Gutthaten erwiesen, in Ansehung ihrer vorgehabten Wallfahrt. Der Pater hat solches erst in seinem Todtbettl geoffenbart, den Brief dem P. Provinzial venetianischer Provinz eingehändiget, dieser aber denselben der Fürstin von Kamerino, als größten Gutthäterin ihres Ordens, verehret, Kraft dessen bereits viel Wunderwerke sich zugetragen.
So ist dann das Wallfahrten nicht allein rühmlich, sondern auch höchst nützlich und verdienstlich, beförderst wann man alle Ungelegenheiten, die auf der Reise nie abgehen, mit Geduld überträgt, alles gern
Theresia, ein lediges Mensch, stehet alle Jahr aus ihrem Dienst aus, damit sie nur mit der Procession könne gehen nach N., so eine sehr berühmte Wallfahrt, sechs Tage bringt man gar wohl zu auf dieser Reise, hohe Berge und tiefe Thäler, die hat man stets vor Augen, und müssen die Füße auf musikalische Art immerzu auf- und absteigen, wobei fast auch die mehrsten Suspiria sich einfinden. Die Theresia geht gleichwohl muthig zu Fuß, und steigt ganz munter die hohen Berge und Felsen hinauf, jedoch nicht ohne häufigen Schweiß, so ihr das jungfräuliche Angesicht wie ein edler Firniß beglanzet, Zweifelsohne sammeln die unsichtbaren Engel das mindeste Tröpflein dieses Schweißes zusammen, und werden es am jüngsten Tag in einer ganz guldenen Schaale öffentlich zeigen. Wann zuweilen ein Regenwetter einfällt, und von Bergen abgeschossenen Wasser den gangbaren Gehsteig überschwemmen, da gibt die Theresia eine Barfüßerin ab, verletzt aber mehrmals die unschuldigen Füß an den unhöflichen Steinschropfen, daß ihr das Blut die weißen Füß vermärmlet und schier scheinet, als hätte sie müssen durch einen egyptischen
Cäsarius verzeichnet eine wunderbarliche Geschicht. Der böse Feind nimmt auf eine Zeit an sich die Gestalt eines sehr wackern Jünglings, und meldet sich an bei einem vorhin gewesten Kriegsoffizier, so dazumal ein kleines Gut auf dem Land besessen, bei demselben
Aus dem konnte der Herr unschwer vermuthen und abnehmen, daß solches nicht könnte natürlich seyn. Wer er dann sey? Ich, sagte der Diener, bin ein Teufel und einer aus denjenigen, so mit dem Luzifer aus dem hohen Himmelsthron verstoßen worden. Wann dem also, versetzt hinwieder der Patron, wie kommt es dann, daß du mir mit solcher Treu eine so langwierige Zeit gedient hast? Darum war die Antwort, weil ich meinen Aufenthalt gern bei den Menschen habe. Worauf der Herr ihm den Dienst aufgesagt, jedoch mit freiwilligem Anerbieten, er soll was begehren wegen seines bisher so lang und treu geleisteten Dienstes, welches er auch dankbarlich angenommen, und für alle seine bisher erzeigten Gutthaten nichts anders verlangt, als etliche Gulden, um welche man ein Glöcklein könne kaufen für die nächst entlegene Kirche auf dem Feld, damit die armen benachbarten Leute wissen, wann allemal der heilige Gottesdienst anfange. Der Teufel ist halben Theils heilig gewesen. Der Kerl, ob er schon unter die höllischen Larven gehörig, verdient eine Lobpredigt. Ein Glöcklein zu stiften, wodurch die Leut zum Gottesdienst und Predigt berufen werden, ist kein geringer Eifer. Dieser Teufel kann von Rechtswegen kein böser Feind benamset werden, um weil er ein so gutes Werk
Die drei weisen Könige aus Orient, nemlich aus Arabia, als benanntlich Melchior sechszig Jahr alt, Balthazar vierzig und Kaspar zwanzig, seynd durch Begleitung eines strahlenden Sterns in die vierzehen hundert welche Meil bis Bethlehem gereist, daselbst den neugebornen Messiam und Heiland angebetet, und ihn mit unterschiedlichen schönen Opfern beschenket; Diese Werk ist dem Himmel höchst gefällig gewesen. Herodes, der König zu Jerusalem, hat besagter Weise höflich ersucht, sie wollen ihm hoch die Freundschaft thun, und in ihrer Zuruck-Reis die Nachricht geben,
Den Leib muß man nicht zärteln, weder glimpflich traktiren, bei Leib nicht. Dem Leib muß man nicht schön thun, noch schmeicheln, bei Leib nicht. Dem Leib muß man nicht in allem seinem Begehren willfährig seyn, bei Leib nicht. Die Juristen und Rechtsgelehrten pflegen ihr Buch, worin alle ihre Satzungen und Regeln verfaßt seyn, Corpus Juris zu nennen. Wir Menschen können gar füglich unsern überlästigen Leib Corpus injuriae heißen, dann ja niemand ist, dem der Leib nicht eine Unbild zufügt, darum das Wörtl Leib im Buchstabenwechsel Ibel lautet, auch das lateinische Wort Corpus, annagrammatice, Porcus ist. Darum nichts Neues, daß man mit dem Leib eine Sau aufhebt; in Erwägung dessen haben die Reus est etc. Er hats verdient, crucifigatur, fort mit ihm auf das Kreuz. Nicht anderst seynd umgangen die frommen Diener Gottes mit ihrem Leib, crucifigatur, da hat es geheißen, fort mit ihm aufs Kreuz, Geiseln und Peitschen her, Cilicium und eiserne Ketten um ihn, Fasten und Abbruch herzu, Hunger und Durst herbei, Mortifikation und Kasteiung über ihn, Reus est, er hats nicht anderst verschuldt.
In dem Salzburger Land neben andern merklichen Dingen ist forderist zu rühmen das stattliche Kasteibad, welches da wegen seiner wunderbarlichen Wirkungen sehr viel schwere Krankheiten und gefährliche Leibspresten abwendet; daher dasselbige nicht viel ungleich dem Schwemmteich zu Jerusalem, massen auch allhier multitudo lanquentium, eine Menge der kranken Leute anzutreffen ist. Die Kasteiung des Leibs ist so gesund als das Kasteibad, dann fast kein bewährters und heilsamers Mittel wider allerlei Seelenzustände als das Kasteien. Jener einfältige Phantast und Schalksjodel hat endlich so ungereimt nicht geredt, als ihm einer durch gewöhnliches Foppen gedrohet, er wolle ihn umbringen, er aber solchen bei der Herrschaft angeklagt, diese entgegen dem Lappen die Antwort geben, daß sie den Kerl, wofern er ihn solle niedermachen, ohnfehlbar nachmals wolle henken lassen. Herr! sagt dieser zum Fürsten, dieß verlange
Der Leib ist ein dummer und muthwilliger Gessel, droher immerzu und zwar im Ernst der Seele den Tod, daher es ganz rathsam ist, daß man solchem übermüthigen Böswicht ehender den Rest gebe, bevor er solches Uebel stift und vollbringt, und dieses geschieht durch die heilsame und höchst nöthige Kasteiung und Mortifikation, womit die Heiligen Gottes als mit dem besten Panzer bewaffnet allezeit den Sieg erhalten wider die Laster und schädlichen Anmuthungen des Leibs. Etliche Lehrer seynd der Aussag, daß Gott der Allmächtige den ersten Menschen Adam, wie er ihn vom Leim gestaltet, im Kreuz erschaffen habe, das ist, er habe ihn mit ausgestreckten Händen oder Armen auf der Erde formirt, und nachmals erst den Lebensgeist eingeblasen; sey dem wie ihm wolle, gewiß ist es doch, daß nie ein guter Geist oder frommes Leben in den Menschen komme, es sey dann, daß derselbe den Leib durch stete Kasteiung auf oder in das Kreuz lege. Wann man die Erde nicht immerzu mit Pflugeisen, Hauen und Krampen zwiefelt und plagt, und der Himmel nicht bisweilen mit einem starken Regen ihr den Kopf wäscht, so thut sie nicht viel Gutes. Daher die hl. Emilie aus dem Orden St. Dominici ihr Leib nicht ihr Gnaden gewest, sondern ihr Gestreng; indem sie ein ganzes Jahr hindurch neben andern gebotenen Kirchenfasttagen alle Frietag und Samstag in Wasser und Brod zugebracht, auch stets ein hartes Cilicium an dem bloßen Leib getragen.
Wann man das Eisen auf dem Ambos nicht
Wann man das Buch nicht in die Presse sperrt, und es also zusammen zwängt, daß es möchte, dafern es könnte, Mordio schreien; wann man solches nicht mit dem scharfen Rundhobl also barbiert, daß ihm möchten die Augen übergehen, so wird ein plumpes Wesen daraus; darum die hl. Mathildis, so von etlichen Mechtildis geschrieben wird, und einen sehr heiligen Wandel in dem Obern Herzogthum Bayern geführt, weder Fleisch noch Wein genommen oder genossen, und noch darüber den Leib mit einer eisernen Kette also eingefesselt, und harte Geiseln mehrmals empfangen, das fast nie eine Stiefmutter im Brauch gehabt.
Wann man die Leinwath nicht mit einer scharfen Lauge zwagt, und ihr mit dem Waschblei nicht öfters einen guten Puf auf den Schädel gibt, auch sie dergestalten hin- und herschlingt, daß ihr möchte die Haut schauren, so wird sie die weiße Reinigkeit so bald nicht anziehen; daher die hl. Bona von Pisis aus Hetruria ihren, obschon unschuldigen, Leib dergestalten durch Kasteiung übel traktirt, daß er wahrhaftig
Wann man die Brennessel nicht scharf mit den Händen antastet, und ihre Blätter nicht grob und hart reiben thut, so erfährt man bald ihre tückische Natur und hinterhaltenen hitzigen Zorn. Derenthalben die hl. Joanna, eine königliche Prinzessin aus Portugal, noch zu Hof unter der seidenen und guldenen Kleiderpracht ein scharfes härenes Hemd getragen, auf dem harten Boden ihre Liegerstatt genommen, und halbe Nächte auf bloßen Knieen im Gebet zugebracht.
Wann man dem Weinstock nicht immerzu die grünen Federn stutzt, ihm auch öfters das scharfe Rebenwasser zu kosten gibt, daß ihm die hellen Zähren herunter rinnen; wann man denselben nicht anbindet wie einen Uebelthäter und arrestirten Böswicht, so wird er nie gut thun. Deßwegen die selige Geradeska auch, von Pisis gebürtig, mit ihrem Leib also streng verfahren, daß sie ihm nicht einen Bissen Brod vergönnt, bis er täglich sechs hundertmal die Kniee in der Kirche gebogen, nachmals war sein ganzes Traktament, neben dem stetigen Cilicium, ein wenig Brod in Wasser gedunkt.
Nicht anderst haben ihren Leib kasteiet Magdalenade Monte Falco, meines Ordens, Luthgardis, Agatha de Cruce, Elisabeth Suena und unzählbar andere mehr, wodurch sie dann Christo Jesu dem himmlischen Bräutigam das höchste Wohlgefallen verursacht, und derenthalben eine sondere Krone und überschwengliche Glorie im Himmel erlangt.
So wird dann nicht weniger einen besondern Lohn und ewige Vergeltung zu gewarten haben eine gewisse Dame, ein hochadeliches Frauenzimmer N., welche gleichmäßig ihren Leib ziemlich hart kasteiet; dann erstlich trägt sie ein so enges mit starkem Fischbein eingezäuntes Leibstück, daß es ihr die zarte Haut zusammen zwängt, und oft überlästiger ist als ein rauhes Cilicium, nachmals pflegt sie fast nicht mehr zu essen als ein junger Spatz, der vor drei Tagen noch in der Eierschaale logirt hat, sie enthält sich gänzlich des Weines, unangesehen der Keller mit dem edelsten Rebensaft häufig versehen, sie mortifizirt die zarten Füße mehr als die Israeliter, wie sie vierzig ganzer Jahre durch die Wüste und ungangbare Wildnuß seynd gemarschirt. Sie leidet Frost und Kälte, und spielt fast öfters auf der Zittern als David auf der Laute; sie ist dem Wachen also ergeben und zugethan, daß sie vor Mitternacht niemal sich zur Ruhe begibt. Für alle diese Kasteiung wird ihr Zweifelsohne der gerechte Gott bezahlen, wie er bezahlt hat Emilie die Heilige, Jutta die Heilige, Mathildis die Heilige, Bona die Heilige, Joanna die Heilige, Geradeska die Heilige, ja, ja, wann alles dieses ihr Leiden und Mortifizirung wäre geschehen aus guter Propter te (o diabole!) mortificamur tota die.
Daß sie ihren Leib hart gehalten, und denselben kompendioser Weise zusammen gezwungen, ist darum geschehen, damit sie ganz rahn hersehe, und nicht etwa einem böhmischen Hopfensack verwandt sey, sondern die Dicke eines Zuckerhuts nicht übertreffe. Daß sie so gemäß in dem Essen gewesen, ist darum geschehen, damit sie nicht in eine unangenehme Feiste gerathe, und nachmals einer nobilitirten Schmalzdose gleich und ähnlich sey; daß sie sich des Weines enthalten, ist darum geschehen, damit hierdurch die allzugroße Röthe in den Wangen vermieden, zugleich auch dem hervordringenden Webergranatl der Paß versperrt würde; daß die Füße in einem so strengen Orden getreten, und die Zehen über einander gewickelt wie einen Truttenfuß, ist darum geschehen, damit die kleinen Schuhel einen ledernen Zeugen sollen abgeben, daß ihre Füße so zart und klein, wie die Fußstapfen einer Bachstelze; daß sie mehrmals große Kälte und Frost ausgestanden, ist darum geschehen, damit ihren schneeweißen orientalischen perlfarbigen Hals alle können sehen und loben, darum ist sie nackend um den Hals gangen: daß sie die halbe Nacht mit Wachen zugebracht,
Die Fremden beherbergen ist unter den guten Werken eines aus den vornehmsten, welches wohl gewußt hat der hl. Patriarch Abraham, der nicht allein alle ankommenden Gäste auf das Freundlichste empfangen und traktirt, sondern er ist selbst auf die Straße hinausgangen, hin und her seine Augen gewendet, ob nicht einige reisende Fremdlinge vorbei gehen, die er in seine Herberge könnte an- und aufnehmen. Auf eine Zeit sah er daher kommen drei Engel, die er aber für Fremdlinge gehalten und nicht erkannt, diesen ist er alsobald und ganz schleunig entgegen geloffen, selbe demüthig bewillkommt, und ihnen sein Haus und ganzes Vermögen in Kuchel und Keller freundlichst anerboten, und da sie anfangs die Einkehr weigerten, hat er dieselben bei den Händen und Kleidern gleichsam mit einer höflichen Gewalt mit sich gezogen. O mein Gott! wie wenig solche Abraham findet man der Zeit auf der Welt; man lauft einem nicht allein nicht entgegen, sondern er muß noch eine halbe Stunde an der versperrten Thüre fast wie ein Baumhäckl pecken und klopfen, bis endlich ein zottiger Fleckhaspel aus dem Fenster schreit, es sey Herr und Frau nicht zu Haus, da doch solche unterdessen mit schmutzigem Maul bei der Tafel sitzen. Abraham hat seine lieben Gäste stattlich traktirt, so hat sich auch derentwegen
Loth ist nicht geringer gewesen in der Liebe gegen die Fremden; als er deren zwei auf eine Zeit erblickt, hat er sie nicht allein, wie er gewöhnlich pflegte zu thun, höflich komplimentirt, sondern anbei auch demüthigst ersucht, sie wollen doch die Einkehr bei ihm nehmen, und seine Armuth nicht verschmähen; als sie aber beide sich dessen bedankten, und sich verlauten lassen, daß sie schon wollen die Nacht hindurch unter dem freien Himmel Vorlieb nehmen, wollt solches der gute Loth auf keine Weise zulassen, sondern wie er vermerkte, daß sein höfliches Einladen nichts vermöge, da hat er sie beide beim Flügel genommen, und kurzum in seine Behausung geführt, compulit illos etc. Es wäre zu wünschen, daß mehrere wie Loth gesittet oder gesinnt wären, aber das Widerspiel zeigt sich öfters. Ich habe vor vielen Jahren, weil das Taglicht mich bereits verlassen, müssen um eine Herberg bitten bei einem Geschloß, welches ich unterdessen will Ubelhofen taufen; dann unmöglich scheinte, vulgo Pfleger) gar schlecht, massen solcher sich entschuldigte, daß ihm die Herrschaft in seiner Raitung keine Unkosten gestatte einiger Gäste, so lasse es auch sein Vermögen nicht zu, dergleichen Leute aus seinem eigenen Beutel zu traktiren. Es war dazumal die österliche Zeit; aber auf solchen Bescheid ist mir mein Alleluja eingefallen. Die Frau Pflegerin scheinte eines bessern Humors, in Erwägung des so späten Abends, und hat mit ihrer Haus-Esoquenz so viel ausgerichtet, daß ich und mein Gespann unter das Dach seyn eigelassen worden, allein weil es dem gestrengen Herrn Pfleger nicht allerdings wohlgefällig gewesen, also ist das Nachtmahl ziemlich in dem abnehmenden Mond kocht wor den; jedoch die Frau Patentia hatte gute Zähne, womit sie das alte Kuhfleisch wohl hat können zermahlen; allein das Zimmer, worein uns der lose Pfleger mit allem Fleiß logirt hat, war fast unerträglich, massen es die ganze Nacht hindurch ein Turnierplatz aller Teufelsgespenster gewesen. Keiner aus uns konnte ein Auge zuthun, es scheinte, es thäte der tyrannische Nero alle romanischen Pferde in dem Zimmer herum tummeln; uns ist gewesen, als sitzen wir im einem diokletianischen Bad, ich glaubte kräftig, dieses Ort müßte des Obristen Luzifers Musterplatz seyn. Wir waren zwar mit Kreuz versehen, wie ein Betkramer, in Ansehung dieses so heiligen Zeichen wir auch den mindesten Schaden empfangen, allein der höllische Randevois hat uns dermassen abgemattet, daß wir per Synopsin bedankt, anbei aber gedenkt, wann ich der Patriarch Abraham wäre, so wollte ich ihn auch wiederum beherbergen.
Das sunamitische Weibl ist dießfalls weit höflicher und barmherziger gewest, indem sie dem Mann Gottes Elisäus nicht allein die Herberge angeboten, sondern ihm gar Hände angelegt, und nicht weiter lassen gehen, wessenthalben sie auch absonderlich von dem Allerhöchsten ist belohnt worden. Was Nutzen hat nicht jenes adeliche Haus noch, um weil es mit aller Liebe den hl. Franziskus beherberget? In dem Florentiner Gebiet ist noch auf den heutigen Tag ein Geschloß zu sehen, welches den Namen hat Montaut, und eine Wohnung ist einer hochadelichen Familie. So oft jemand aus besagtem Geschlechte stirbt, da erscheint allemal eine geraume Zeit vorher ober dem Geschloß eine sichtbare Flamme in der Luft, mit diesem Unterschied: wann besagte Flamme groß ist, so bedeutet es gewachsene und alte Leute, da sie aber klein hersieht, da bedeutet es kleine Kinder, kann also solchergestalt ein jedes aus diesem adelichen Haus sich wohl zum Tode bereiten, welches eine absonderliche Gnade vom Himmel, und hat solche durch seine große Fürbitte zuwege gebracht der hl. Franziskus von Assis,
Der heilige Franziskus de Paula, der heilge Ivo, der heilige Gregorius Magnus, der heilige Leo, die heilige Elisabeth aus Ungarn, und unzählbare mehr haben von Gott eine absonderliche Vergeltung bekommen, weil sie die Fremden beherberget, und was Zachäus Christo dem Herrn gethan, wie er ihn in sein Haus aufgenommen, was Martha dem Heiland erwiesen, wie sie ihn in ihrer Behausung traktirt, was die zwei Jünger dem Seligmacher erzeigt, wie sie denselben in die Herberg hinein gezogen, das thut ein jeder, welcher die Fremdlinge, und forderist arme Geistliche, beherberget, und mit Lieb aufnimmt.
Der heil. Bischof Fortunatus hat auf eine Zeit den bösen Geist aus einer besessenen Person vertrieben, welches die höllische Larve in allweg verdrossen, auch allerseits gesucht, wie er diese angethane Unbild möchte rächen; zu solchem Ende vermascharirt sich der verdammte Geist in die Gestalt eines armen Pilgrams und Fremdlings, und ziehet mit weinenden Augen und großem Wehe-Klagen in der Stadt herum, vorgebend, was die Stadt für einen unbarmherzigen Bischof habe, als der ihm, armen Tropfen, nicht einmal eine Herberg vergonne, es rühre aber alles her von seinem Impostores und nicht Pastores etc. Was gilts, ein Welt-Mensch wird sich ehender meiner erbarmen, und mir verlassenen Menschen unter seinem Dach ein Winkel vergonnen, als dieser Beist die Schaaf. Solches Wehe-Klagen und Lamentiren hat ein Bürger, so gleich dazumal samt Weib und Kindern beim Feuer gesessen, vernommen, und ihn alsobald freimüthig in die Herberg an- und aufgenommen. Indem sie eine Weil mit einander geredt, da ergreift dieser vermascharirte Fremdling den kleinen Sohn des Bürgers, und schmitzt ihn mit solcher Gewalt in das Feuer, daß er alsobald den Geist aufgeben, worüber er auch verschwunden. O mein gerechter Gott! warum hast du solches Unglück über diesen so barmherzigen Bürger verhäng? Es ist ja ein sonders gutes, und dem Himmel wohlgefälliges Werk, wie sattsam zuvor bezeuget worden, wann man die Fremdling beherberget? Ja freilich, was dann? Allein dießfalls war es bei erstgemeldtem Bürger kein gutes Werk, aus Ursach, weil er keine gute Meinung gehabt, dann er ist die Zeit seines Lebens ein abgesagter Feind der Geistlichkeit gewesen, dessen Glifter noch mehr vorhanden: weil er gehört hat den fremden Menschen (ob er schon nicht gewust, daß er der böse Feind sey) daß er also schmähe und übel rede von den Geistlichen, also hat er ihn gar gern in die Herberg aufgenommen,
Also thut der allwissende Gott nicht in Obacht nehmen, was der Mensch thut, sondern wie ers thut, er schaut auf den Kern, und nicht auf die Schäln oder Hilfen, der Kern ist die Meinung, die Schäln aber das Werk. Er schaut auf die Korn-Aehr, und nicht auf den Halm, die Aehr ist die Meinung, der Halm aber das Werk; Er schaut an den Schatz und nicht die Truhe, der Schatz ist die Meinung, die Truhe aber das Werk; Er Schaut an den Degen, und nicht die Scheid, der Degen ist die Meinung, die Scheid aber das Werk. Was hilfts, wann die Scheid gut, und der Degen rostig? Was nutzt es, wann die Truhe stattlich, und falsche Guldiner darin? Was tragts, wann der Halm hoch und grad, und die Aehr leer? Was bringts, wann die Schaalen gut, und der Kern wurmstichig? Was Verdienst, wann das Werk löblich, und die Meinung und Intention bös?
Gott der Herr hat das höchste Wohlgefallen an der Liebe und Einigkeit der Eheleute, und wann solche wohl mit einander übereins stimmen, so wird der Teufel ehender vertrieben, als durch die wohlgestimmte Harpfe des Davids. Wie der tapfere Kriegs-Fürst Josüa ritterlich gekämpft wider die Feind Gottes, auch bereits in Mitte des Siegs begriffen, ihm aber der anbrechende Abend verhinderlich scheinte, die Viktori
Anno 1317 wurde zu Mainz im Kreuzgang der Dom-Kirche begraben Heinrich, mit dem Zunamen Frauenlob, dessen Leichnam von seinem Haus bis zu besagtem Ort lauter Weiber getragen, und ihn sehr
Diesem seynd die Weiber hoch verpflicht gewesen, aber noch mehr und weit mehr dem heil. Paulo, dieser apostolischen Welt-Posaune, massen er viel dem weiblichen Geschlecht zu Ehren und Nutz geschrieben: unter andern bringet und gibt er allen Ehe Männern folgende Lehr: Viri diligite Uxores vestras, sicut Christus Ecclesiam etc. Ihr Männer liebet eure Weiber, wie Christus seine Kirche.
Solcher Lehr ist fleißig nachkommen Herr Laurentius Schlaf, vorhin ein gewester Student und Präzeptor, welcher eine sehr reiche, jedoch alte Handels-Frau zur Ehe genommen, mit der er in größter Lieb und Einigkeit gelebt, unangesehen, sie den Alt gesungen, und mit dem zitternden Kopf den Takt geben, unangesehen, sie den Dezember in Haaren und Jahren gehabt, unangesehen, sie ein gefaltetes Gesicht gehabt, wie ein gestärktes Bauren-Krös, unangesehen, sie immerzu gehust, wie ein beladener Kramer-Esel, so hat er ihr gleichwohl allezeit das Placebo Domine gesungen: Wie sie pfiffen so hat er getanzet, wie sie gerissen, so hat er gemahlen, wie sie buchstabirt, so hat er gelesen, zum Ja, hat er den Kopf geneigt, zum Nein, hat er den Kopf geschüttelt, wann sie gelacht, so thät er schmutzen, wann sie geweint, so thät er sich betrüben, wollte sie trinken, so schenkte er ein, wollte sie paperlen, so legt er vor. O mein Herz!
O! was Verdienste hat nicht dieser junge Laurentius Schlaf gesammelt, daß er gleichwohl mit einer alten und betagten Frau die große Geduld gehabt, und den lieben Frieden, so meistens in einem ungleichen Ehestand zu Trümmern gehet, unverletzt gelassen? Abraham ein heiliger Ehemann, Noe ein heiliger Ehemann, Moyses ein heiliger Ehemann, Jakob ein heiliger Ehemann, Joseph ein heiliger Ehemann, Leopoldus, Henrikus etc. heil. Ehemänner, ungezweifelt auch dieser Herr Laurentius Schlaf? bei Leib nicht. Sein Zuname Schlaf heißt zurück gelesen Falsch. Die Lieb so er ihr gezeigt, war nur eine vermascherte Lieb, ein anders ist Ave Rabbi in Worten, ein anders Ave Raben-Vieh in der Meinung. Er hat wohl gesagt, willkommen mein Schatz, aber hat sich gedenkt, daß sie der Bader kratz, er hat sie ja freilich wohl mit keinem Wort beleidiget, aber nicht aus Antrieb der ehelichen Liebe, sondern aus Begierd der Verlassenschaft, die er von ihr gehofft, und folgsam hat er hiedurch weder Gott noch dem Himmel
Entgegen aber eine gute Meinung gibt allen Werken das Leben, den Werth und den Preis. Zu Jerusalem haben die Hebräer reichliches Allmosen in den Opfer-Stock des Tempels gelegt, silberne und goldene Münz hinein geworfen, die Pharisäer forderist haben ganze Händ voll Geld aus dem Sack gezogen, und damit den Stock angefüllt, so kam aber auch ein armes Weibel daher, so Alters halber keinen Zahn mehr im Maul gehabt, deßgleichen fast so viel Geld im Beutel, die arme Haut hatte ein abgeschabenes Küttlein an, daß einem ist eingefallen, der Jeremias wäre damit aus der Grube gezogen worden, massen die heil. Schrift sagt, daß er mittler alter Fetzen sey erlediget worden. Ihr geringer Aufzug gab sattsam an Tag, daß sie in ziemlicher Armuth und Bedürftigkeit, auch fast keine Zähn mehr im Maul vonnöthen habe, zumalen sie nichts hatte zu nagen und zu beißen etc. Dannoch hat sie zwei kupferne Haller auch in Stock hinein geworfen, und also ihr Opfer verricht. Der gebenedeite Herr und Heiland Jesus hat allen diesen Ceremonien im Tempel zugeschaut, und endlich diesen Ausspruch gethan, daß dieses arme Weibl mehr habe Stock gelegt, und weit reichlicher geopfert, als alle andern, dann sie hats gut gemeint, und solchen guten Willen und aufrichtige Meinung nimmt Gott anstatt des größten Werks an.
Obschon dieser verruchte Bösewicht in seinem unmenschlichen Herzen bereits die verrätherischen Gedanken gehabt, Jesum das unschuldige Lamm, auf die Schlacht-Bank zu liefern, so hat gleichwohl der gütigste Heiland, unangesehen solcher grundlosen Bosheit, ihm, wie andern Aposteln, ertheilt die sondere Gnad, allerlei große Mirakul und Wunder in seinem Namen zu wirken; wie er dann, nach Aussag Hieronymi und Anastasii, und vieler anderer heiligen Lehrer, nicht allein die Aussätzigen gereiniger, sondern sogar die Todten zum Leben erwecket hat: Ja andere wollen, daß er auch dem Petro gleich, mit seinem Schatten die Krankheiten gewendt habe.
Vielen kommt es sehr fremd, und zwar ungründlich vor, absonderlich den gemeinen Leuten, dero Witz durch die theologische Lehr nicht ist abgeschliffen, wann man ihnen vorträgt, was Gestalten auch ein lasterhafter und böser Mensch könne Mirakul und Wunder wirken, so aber gleichwohl ein wahrer Ausspruch ist bei allen Schriftgelehrten dann wohl zu merken, daß die Mirakul und Wunderwerk nicht anderst geschehen, als durch göttliche Kraft, und auf zweierlei Weis: Entweder zur Bekräftigung der evangelischen Wahrheit seines göttlichen Worts, und des allein seligmachenden Glaubens, oder aber zur Offenbarung eines Menschen Heiligkeit und Tugenden. Auf die erste Weis kann auch ein böser Mensch, wann er steif und wahrhaftig in Christum glaubt, und seinen allerheiligsten Namen anruft, bisweilen Wunderwerk wirken, welches doch
Erstlich ist zu wissen, daß Niemand außer Gott des Allmächtigen könne Mirakul wirken; dann obschon aus den Geschichten und Lebens-Verfassungen der Heiligen kundbar ist, daß viel Heilige größere und mehrere Wunderwerk an Tag gebracht, als Christus der Herr selbst, zumalen Petrus sogar mit seinem Schatten Mirakul gethan, Gregorius Taumaturgus einen großen Berg von einer Seite zu der andern geschafft. Xaverius weit mehr Todte zum Leben erwecket, als der Herr Jesus, als welcher nur der Tochter des Fürsten der Synagog, dem Sohn der Witttib zu Naim, dem Lazaro einem Bruder Magdalenä und Marthä das Leben wieder ertheilet, und bloß diese drei von Todten erwecket. Wann schon diese und viel andere Heilige mit mehrern und größern Mirakuln geleucht, als Christus selbst, so ist doch zu wissen, daß sie solche Wunderwerk nicht gewirkt durch eigne Kraft und Vermögen wie der Heiland, sondern durch die Gewalt Gottes in dem Namen Jesu; dahero sie allemal, bevor sie ein Wunderzeichen sehen lassen, den allmächtigen Gott angerufen, wessenthalben nicht ihnen, sondern Gott dem Herrn allein die Gewalt und die Macht, Mirakul zu wirken, zuzumessen ist.
Die plumpe Welt, und etliche dero Witz-lose Menschen machen gar oft aus einer Sache ein Mirakul
Daß die Ruthen, so man insgemein, die Wünsch-Ruthen nennet, sich von freien Stücken neigen an demselben Ort, wo Gold- und Silber-Adern verborgen seynd, ist kein Mirakul, noch weniger eine Zauberei.
Daß grausame Wind, und ungewöhnliche Sturm-Wetter entstehen, wann sich Jemand selbst erhenkt, ist kein Mirakul, wie Majolus bestätiget in dieb. Canic. fol. 448.
Daß ein Magnet durch unbekannte Buhlerei also in das Eisen verliebt, und selbes so wunderlich an sich zieht, ist kein Mirakul, sondern eine Eigenschaft der Natur.
Daß einem wider alles Verhoffen das Blut
Viel tausend dergleichen verborgene Griffel werden in natürlichen Wirkungen gefunden, die doch der gemeine Mann für Wunderwerke ausschreiet. Ich will selbst machen, daß in einem finstern Zimmer aller Anwesenden Köpfe wie die Eselsköpf mit langen Ohren behängt hersehen, wann ich nur eine Lampe anzünde, worin eine gewisse Materie seyn muß, so gar leicht zu bekommen, und ist doch kein Mirakel, sondern ein purer Effekt der Natur.
Natürlich ist es und kein Mirakul, daß ein kleines Fischel im Meer, Remora genannt, ein großmächtiges Schiff auch in dem stärksten Sturmwind aufhalten kann, wann es sich nur an das Schiff anhängt.
Natürlich ist es und kein Mirakul, daß ein Baum in Indien, Pudika genannt, die Aeste zu sich zieht, wann jemand denselben will anrühren.
Natürlich ist es und kein Mirakul, daß eine Leinwath, von dem Hanf Asbesto gemacht, im Feuer nicht kann verzehrt werden.
Natürlich ist es und kein Mirakul, wann man eine gewisse Wurzel in einen Hafen oder Topf wirft, wovon alles zerhackte Fleisch wiederum zusammen wachset.
Natürlich ist es und kein Mirakul, wann der Donner ein Kindlein im Mutterleib verzehrt, ohne Verletzung der Mutter; der Fischer Netze im Wasser zu Asche macht, und der obere Theil auf dem Wasser
Natürlich ist es und kein Mirakul, daß ein Brunn in Sotia, wann man stillschweigt, und das Maul haltet, ganz klar verbleibe; so man aber anfängt zu reden, gleich wild und trübe werde, als mache er derenthalben ein finsteres Gesicht.
Natürlich ist es und kein Mirakul, wann zu Granobl im Delphinat ein gewisses Wasser brennende Dinge auslöscht, und hingegen ausgelöschte anzündet.
Natürlich ist es und kein Mirakul, wann man ein gewisses Kraut auf die Glut legt, bis ein Rauch davon in die Höhe steigt, so kommen einem alle Bäum und Träum im Zimmer vor wie die grausamen Schlangen, solches bezeugt selbst der hl. Thomas von Aquin.
Unzählbar dergleichen Dinge mehr, wovon ganze Bücher könnten verfaßt werden, zeugt die Natur in ihren heimlichen Wirkungen, worüber sich billig jedermann verwundert, aber denselben den Namen eines Mirakuls oder Wunderwerks gleichwohl nicht kann geben, doch aber anbei den allmächtigen Gott in seinen Geschöpfen preisen und loben, als der auch dem geringsten Sonnenstäubl eine gewisse Kraft und Tugend vergönnt hat.
Desgleichen verdient auch nicht den Titel eines Mirakuls alles dasjenige, was da der böse Feind, oder durch dessen Beihilfe die Zauberer und Hexenmeister wirken.
Wunderlich ist es gewesen, aber kein Wunderwerk,
Wunderlich ist gewesen, aber kein Wunderwerk, wie der böhmische Zyto zu Prag gar oft in einem von zwei Gockelhahnen gespannten Wagen herum gefahren, wie er bei vornehmen Gastereien die Hände der Gäste in Ochsenfüß verkehrt, daß sie also nicht haben können in die Schüssel greifen, wie er etliche Büschel Heu in schöne gemästete Schweine verkehrt, und selbe um baares Geld verkauft, wie er vor dem König, so diesen Zauberer gar wohl leiden mögen, sich augenblicklich in eine andere Gestalt verstellt etc.
Wunderlich ist gewest, aber kein Wunderwerk, wie Michael Sicitisch, ein Hauptzauberer zu Konstantinopel, gemacht hat, daß ein Schiffmann alles erdene Geschirr, womit das Schiff ganz und gar beladen gewest, zu viel hundeet Trümmern mit dem Ruder zerschlagen, dann es gedunkte ihm, daß eine große Schlange hin und her krieche, ihn ums Leben zu bringen, wessenthalben er also hin und her geschlagen, daß endlich
Alle dergleichen Teufelspossen können nicht unter die Mirakul gezählt werden, zumal der Satan samt allem seinem Anhang eigentlich kein Mirakul wirken kann, massen solches allein der göttlichen Allmacht vorbehalten; wohl aber kann dieser verdammte Gesell die Augen der Umstehenden verblenden, oder aber gesellt er die natürlichen Kräfte der Geschöpfe also künstlich zusammen, daß sie einen wunderlichen Effekt an Tag bringen, und folgsam uns gar wunderlich vorkommt, weil wir nicht also kundig seyn der Eigenschaft der Natur, wie dieser verdammte Böswicht, als der alle und jede Menschen in natürlicher Wissenschaft weit übertrifft.
Man thut sogar den Namen Mirakul mißbrauchen, daß bisweilen auch die alten zahn- und zaumlosen Weiber wollen mit Mirakuln prangen, welches sie meistens mit ihrem abergläubischen Kram zuwege bringen. Ich habe selbst eine solche alte Hausdoktorin kennt, welche mit dem Zettel, worauf diese folgenden Worte geschrieben waren, und der Patient an den Hals gehängt, das Fieber gewendet hat.
Amen.
Viele Ketzer und im blinden Irrthum verdunkelte Leute wollen ebenfalls ihnen einige Mirakul zumessen, welche aber mehrentheils einen schlechten Ausgang genommen.
Der hl. Joannes Kapistranus hat viele Wunderwerke sehen lassen in unserm werthesten Deutschland, forderist in den österreichischen Erbkönigreichen und Ländern, wodurch er seine Heiligkeit nicht wenig bei männiglich bestätiget; es waren ihm aber derenthalben die Ketzer sehr hässig und aufsätzig, suchten auch anbei allerlei gottlose Mittel, wie sie doch möchten seinen Namen und Ruf, wo nicht gänzlich vernichten, wenigst schmälern und verschwärzen. Unter andern haben sich einige Hussiten zusammen gerottet, welche einen Böswicht aus ihrer Sekte dahin mit Geld vermögt, daß er sich für todt gestellt, und nachmals mit sonderm Pracht zum Grab getragen worden; zugleich aber auch den hl. Joannes ganz inständig ersucht, er wolle doch Kraft seiner großen Vermögenheit den todten Jüngling zum Leben wiederum
Dergleichen Mackel und nicht Mirakul könnte man die Menge beibringen, so aber allzu sehr bekannt,
Es fehlen aber auch viel fromme, auch anbei gottesfürchtige Christen, wann sie gleich eine jede seltsame Sach mit dem Mirakul-Kleid anlegen; dann zuweilen geschieht es, daß ein lächerlicher Ausgang erfolget, wodurch nachmalens unsere Glaubens-Widersacher in ihrem Irrthum gestärkt werden, und folgsam die wahren Wunderwerk einen kleinen Glauben gewinnen: Ich kenne selbst einen Geistlichen Medikanten-Ordens, welcher in seiner gewöhnlichen Treidsammlung von einer Bäurin etwas zu essen begehrt, die aber neben aller christlichen Willfährigkeit sich entschuldigt, daß sie ganz und gar nichts zu Haus habe: Er bittet ferner, wenigst nur um ein Eierschmalz: auch nicht ein Ei, sagt sie hinwieder, habe sie dermalen in ihrer Gewalt. Der halt weiter an, und zwar nur um einen Brocken Schmalz, welches sie auch gutherzig ertheilt; worauf er gleich das Schmalz in eine Pfann geworfen, selbe über das Feuer gesetzt, welchem allem die arme Haut wohl zuschaut, nur begierig des seltsamen Ausgangs. Der Geistliche verweilte nicht lang, sondern schrauft den Knopf von seinem Stecken hinweg, sagt zugleich, Gott werde schon helfen, und schütt eine Menge des Eierdotters in die Pfanne, daß ein häufiges, aufgebäumtes Eierschmalz daraus worden, welches der Bäurin so wunderbarlich vorkommen, daß sie
Warum aber fragt ein Nasopodius, daß der Zeit so wenig Mirakul und Wunderwerk geschehen, da doch bei Anfang der Christenheit fast alle Tag und Stund an allen Orten große Wunderwerk zu sehen gewest? dem ist wohl nicht anderst; ja die Erstlinge des christlichen Glaubens haben fast alle Mirakul gewirkt; Schuster und Schneider, Tagwerker und Bauers-Leut haben solche Gnaden von Gott gehabt. Ein mancher heidnische Schmiedgesell und Ambos-Bruder, sobald er getauft worden, und den Heiland Jesum Christum geglaubt, hat alsobald den Aposteln gleich allerlei Sprachen geredt, und oft mit Auflegung der rußigen Hand die schwarzen Teufel ausgetrieben etc. Wie es mit mehrern bezeugt Justinus contra Triphon. Tertullianus in Apologia, etc. Sogar auch die Geschichten der Apostel.
Warum dann geschehen dermalen keine solche Mirakul zu Wien, wie zu Zeiten des heil. Severini zu Augsburg, wie zu Zeiten des heil. Udalrici zu Salzburg, wie zu Zeiten des heil. Virgilii und Ruperti zu München, wie zu Zeiten des heil. Marquardi zu Regensburg, wie zu Zeiten des heil. Emerammi zu Straßburg, wie zu Zeiten des heil. Solarii zu Würzburg, wie zu Zeiten des heiligen Burchardi etc.
Damit aber mein Nasopodius gleichwohl wisse, daß annoch bei diesen unsern Zeiten kein Abgang der Mirakuln sey, also zeige ich ihm noch fast täglich und stündlich Wunderwerk, welche ihm nicht allein den Glaubenswandel gänzlich benehmen, sondern ihn noch zu größerer Furcht Gottes und Nachfolg der Heiligen anspornen sollen.
Zu Kastilverd in Spanien ist eine schöne Kirch der Mutter Gottes zu Ehren auf einen hohen Berg gebauet, allwo alle Jahr in dem Monat Martio oder
Zu Attrebat in der Dom-Kirche wird eine Kerze aufbehalten, so von der Mutter Gottes ihren zweien nemlich Iterio und Normanio eingehändiget worden, welche Kerze, ob sie schon vielfältig brennt, ja von dero Abtropf-Wachs viel andere Kerzen gemacht worden, gleichwohl nicht ein Nadel-Spitz abnimmt, sondern immerzu in ihrer Größe und Gewicht verharret. Fereolus an M.C.V. Ein tägliches und ewiges Mirakul.
In Indien, allwo der heil. Apostel Thomas die Marter-Kron empfangen, ist ihm zu Ehren eine gar schöne Kirche aufgericht worden, darin durch ein immerwährendes Mirakul stets eine Lampe brennt ohne Oehr, auch sogar das Döchtel nicht im geringsten gemindert wird.
In Spanien ist ein Benediktiner-Kloster, allwo der Fr. Koch, sonst gar ein frommer Religios, urdrießig worden, daß er alle Tag mußte die Asche von so häufigem Feuer aus der Küche tragen; dahero die Sach der Mutter Gottes beßtermassen anbefohlen, sie wolle doch durch ihre große Vermögenheit solches vermitteln; worüber dann geschehen, daß nicht allein dazumal die Asche nicht mehr gewachsen, sondern noch auf heutigen Tag, da man auch sollt hundert Klafter Holz verbrennen, die Asche gleichwohl niemal zunimmt. Ein ewiges Wunderwerk.
Diejenige rothe Erd, aus welcher Adam unser erster Vater auf dem Damascenischen Feld erschaffen worden, wird von den Saracenern in der Menge ausgegraben, und in Egypten ums Geld verhandelt, gleichwohl durch ein immerwährendes Mirakul spürt man nicht, daß solche Erd auch eine Hand breit hätte abgenommen.
Dasjenige Ort zu Lär in Westphalen, allwo die zwei heil. Evvaldi aus England seynd ermordet worden, bleibt auf diese Stund noch allezeit grün, und kann ihm solche Farb weder große Hitz noch Kälte nehmen, auch so man diese Erd sucht umzuackern, so fließt allemal das helle Blut hervor. Ein ewiges Mirakul.
Zu Rom in dem mamertinischen Kerker hat der heilige Petrus wunderbarlicher Weis einen Brunn erweckt, womit er Processum und Martinianum getauft. Dieser Brunn ist noch auf diese Stund zu sehen in einem hohlen Stein, möcht über einen halben Eimmer Wasser nicht halten, gleichwohl kann er auf keine einige Weis ausgeschöpft werden; wie man dann es mehrmal probirt, ein ganz großes Faß Wasser daraus geschöpft, dannoch nicht ein Finger abgenommen, auch niemalen einen Tropfen Wasser übergangen, da er doch
Es ist ein Ort in Irland mit Namen Ursenach, allwo der heil. Patritius von zweien Brüdern an seinem Kirchen-Gebäu verhindert worden, wessenthalben er alle Stein daselbst verflucht; wovon dann kommen, daß von selbiger Zeit an kein Stein allda zum Gebäu tauglich ist, ja so man heut eine Mauer von gedachten Steinen aufricht, morgen liegt solche wiederum auf der Erde, auch da man erstgemeldten Stein in ein Wasser wirft, so pflegen sie nicht gleich andern zu pflumpfen, sondern versinken ohne einigen Hall etc. Ein ewiges Mirakul.
Wie der heil. Bischof Nikolaus einmal auf der Reis' etliche Bauern angetroffen, so dazumal dem Acker-Bau abgewart, und selbe um den rechten und kürzern Weg befragt, da haben die guten Leut den heil. Mann gar höflich traktirt und ihm mit aller Lieb den rechten Weg gewiesen, welches dem heil. Bischof also wohl gefallen, daß er Gott dem Allmächtigen abgebeten, er wolle doch ihnen die ewige Gnad geben, daß ihre Pflug-Eisen nimmermehr verzehrt wurden. Siehe Wunder! solche Pflug-Eisen dauren schon etliche hundert Jahr, und ob sie schon alleweil gebraucht werden, so wird doch nicht eines Haars groß an ihnen verzehrt.
Zwei Meil von der königlichen Haupt-Stadt Prag liegt ein Cistercienser-Kloster, Königsaal genannt, allwo etliche Geistliche und Religiosen, dessen Ordens von den Kerzen auf einen Lindenbaum gehenkt worden; von derselben Zeit an trägt erstgemeldter Baum bis
In des großen Meisters Kapelle der Malteser wird ein Dorn aufbehalten aus der Kron Christi des Herrn, welcher alle Jahr am heil. Charfreitag von freien Stucken anfängt zu grünen und zu blühen. Ein ewiges Mirakul.
Wie der heil. Vater Benediktus sich auf den Berg Kassinum verfügt, da haben ihm 3 Raben das Geleit geben, welche nachmals in dem nächst beim Kloster entlegnen Wald ihre Nester gemacht, und vom Kloster ihre Unterhaltung gehabt. Auf den heutigen Tag seynd noch einige Raben von demselben Geschlecht vorhanden, so täglich aus dem Wald zum Kloster fliegen, und allda ihre Nahrung suchen. Ein ewiges Wunder.
Wo die heil. Jungfrau und Martyrin Katharina begraben liegt, fliegen alle Jahr noch an ihrem Tag allerlei Vögel zu ihrem Grab, und ein jeder opfert daselbst ein grünes Zweigel samt der Frucht, so er im Schnabel trägt. Ein ewiges Mirakul. Joann. de Mont. Villa. lib. 1. de Peregrin.
Zwei Meilen von der großen Stadt Bononien ist eine schöne Kirche unter dem Titel der Mutter Gottes Maria, in diese Kirche kommen jährlich eine große Menge der geflügelten Ameisen, und zwar an keinem andern Tag als in der Vigil unser lieben Frau Geburtstag zu der ersten Vesper. Solche Thierl begeben sich alle auf den Altar der Mutter Gottes, woselbst sie das Leben lassen, und dieses wird noch auf diese Zeit beobachtet. Ein augenscheinliches Mirakul.
Zu Osem in Lusitanien ist ein Taufstein, welcher ganz leer und alle Jahre von dem Bischof daselbst in Gegenwart des ganzen Volkes am Antlas-Pfingsttag versigilliret wird, sobald man aber selben am Ostersamstag eröffnet, da findet man ihn voll mit Wasser dergestalt, daß sich das Wasser Spann hoch in die Höhe bäumt, wie man pflegt das Treid zu messen, und doch nie ein Tropfen herabfließt. Ein ewiges Mirakul. Nachdem die Leute solches nach Haus haufenweis getragen, sodann verschwindet es und weiß man nicht wie.
Zu Deggendorf in Bayern, aus dem hl. Berg Andechs, zu Brüssel in Niederland, zu Seefeld in Tyrol, zu Ferraria in Welschland, zu Augsburg in Schwaben, zu Paris in Frankreich, zu Florenz in Hetruria und in vielen andern Orten findet man durch ein ewiges Wunderwerk noch konsekrirte Hostien, worin das wahre Blut abnehmen kann.
Zu Neapel in der Kirche des heiligen Gregorii wird mit größter Reverenz aufbehalten in einem krystallenen Geschirr das Blut des heil. Joannis Baptistä,
Was kann wunderbarlicher seyn, als das Blut der hl. Klara auf dem Berg Falko, welches, obschon ganz ausgedorrt, gleichwohl augenscheinlich zerfließt und sich bewegt, so oft dem Welschland einiges Uebel oder Unglück herzu nahet, so auch dazumal geschehen, wie der Türk das Kandia unter seine Macht bekommen.
Zu Barellus in Lusitania liegt ausserhalb der Stadtmauer ein Kirchel, so den Namen hat beim guten Jesu, alldort sieht man ein ewiges Wunderwerk im Sand; dann alle Jahr am Tag Kreuzerfindung und Kreuzerhöhung, wie auch am heil. Charfreitag erscheinen daselbst viel tausend Kreuz in dem Sand in Gegenwart eines unbeschreiblichen Volks, und seynd solche so gut und wohlgestaltet, daß sie auch der beste Maler nicht besser könnte zeichnen.
In der Kirche des heil. Sixtus zu Nom ist ein Bild der Mutter Gottes, so der heil. Lukas gemalen, dieses Bild verändert alle Jahr am Charfreitag die Farb und pflegt ganz zu erbleichen. Ein ewiges Mirakul.
Die Bildnuß unser Lieben Frauen zu Karbonarii in Welschland, zu Rottenburg in Teutschland, zu Grienthal in Sicilien, zu Czestochou in Polen, zu Kassiani in Apulien und auch in vielen andern GnadenOrten,
Zu Venedig in der Kirche der Klosterjungfrau St. Klara zeigt man einen heiligen Nagel, womit die Füß unsers Heilands Jesu seynd an das Kreuz geheftet worden: in diesem Nagel seynd etliche rothe Makul abzunehmen, welche aber alle Jahr durch ein stetes Wunderwerk am heil. Charfreitag ganz frisch und gleichsam wie ein lebendiges Blut scheinen.
In Sabaudia ist ein Kloster St. Mauritii zu Agauni, in welchem ein kleiner Teich oder Weier, worin aber nicht mehr Fisch aufbehalten werden als Mönch im Kloster seynd. Nun ist bisher schon durch ein immerwährendes Mirakul geschehen, daß, so oft ein Fisch in der Höhe schwimmt und bereits abstehet, zugleich etliche Tag hernach ein Geistlicher mit Tod abgehe.
Wie der heil. Wenceslaus von seinem gottlosen Bruder Boleslaus ist jämmerlich ermordet worden, und das Blut häufig au die Wand gespritzt, so kann man noch auf heutigen Tag durch ein ewiges Wunderwerk besagtes heil. Blut auf keine Weis von der Wand bringen.
Aus dem Grab der heil. Jungfrau und Martyrin Katharina auf dem Berg Sinai etc. Aus dem Grab der heiligen Walpurga zu Eichstädt, aus dem Grab des heiligen Quirini zu Degernsee, aus dem Leib der heiligen seraphinischen Mutter Theresinä, aus
Der Leib des seligen Ugolini, Joannis Chisii, Elisabeth Ardisi, Antonii ab Aquila, der seligen Zitta, Helena Utinensis, Christina Spoletena, Andrea in Monte Regala, Antonii Monticiani, Antonii de Amandula, Klara de Monte Falconis der seligen Ritta, und endlich unsers heiligmäßigen Joannis a St. Guilelmo zu Batiniani in Hetruria, alle unsers Ordens seynd so viel Jahr und Zeit durch ein stetes Wunderwerk unversehrt; zu geschweigen viel tausend anderer aus andern heiligen Orden und Ständen, deren Anzahl fast unzählbar scheint. Es muß jemand einen groben und gar ketzerischen Katharr haben, wann er zu Padua nicht riechet den übernatürlichen lieblichen Geruch, so da gehet von dem heiligen Grab und Leib des wunderthätigen Antonii Paviani etc.
So muß dann ein frecher Nasopodius nicht vorgeben, daß bei diesen unsern Zeiten keine Mirakul und Wunderwerk mehr geschehen, indem die Menge derselben könnte auf die Bahn gebracht werden. So will ich auch dermalen umgehen die großen Wunder, so immerzu gesehen werden zu Loreto in Welschland, zu Zell in Steyermarkt, zu Alten-Oetting in Bayern, zu Einsiedel im Schweizerland, zu Czestochou in Polen etc. Woraus sonnenklar erhellet, daß der allmächtige Gott noch nicht aufhört Mirakul und Wunderwerk zu wirken zu mehrer Glori seiner Heiligen, forderist seiner übergebenedeiten Mutter Maria.
Noe der heil. Alt-Vater schickt Anfangs einen Raben aus der Arche, damit dieser schwarze Gesell solle den Aviso und Nachricht einholen, ob die Wasser der Sündfluth im Auf- oder Abnehmen seyen. Der hebräische Text lautet ganz klar, daß dieser Galgen-Stieglitz sey wieder zurück kommen, aber von dem Noe nicht mehr in die Arche eingelassen worden. Entgegen aber, sobald die ausgesandte Taube ihren Rückweg genommen, da hat sie der Noe mit den Händen ergriffen, und wiederum in das große Schiff logirt. Es scheint hierinfalls, als wäre der gute, fromme, alte Vater gar zu partheiisch gewest, daß er sich gegen die Taube so willfährig und gutherzig erwiesen, den Raben aber zu scharf und ungnädig: aber dem ist nicht also, sondern Gott wollte hiedurch zeigen, daß, wer durch seinen eignen Fleiß und Mühwaltung sich kann ernähren, ihn Gott durch kein Wunderwerk nicht wolle erhalten. Der Rab hatte Todten-Aas genug, so hin und her auf dem Wasser schwummen, dahero schaue er ihm gleichwohl um seine Nahrung, aber die arme Taub hatte nichts, womit sie sich konnte erhalten, dahero sie Gott wiederum durch die Händ des Noe in der Arche gespeist.
Opera manibus vestris etc.
Es ist nicht eine geringe Frag, wie sich doch der 12jährige Jesus die drei Tag zu Jerusalem erhalten, als er in dem Tempel gelehrt? Es ist gar nicht glaublich, daß ihn die Rabiner haben zu Tisch geladen: Dann die meisten aus ihnen schamten sich, daß ein solcher junger Knabe mehr verstehe als sie: deßgleichen sagt auch das Evangelium, daß die Anverwandten und Befreundten sich seiner nicht haben angenommen. Es geschieht wohl öfter, daß einer von Landfremden ehender eine Gutthat empfanget, als von seinen eignen Blutsverwandten. Die meisten Lehrer seynd der Aussag, daß er von Haus zu Haus habe das Brod gebettelt, und sich also erhalten. Freilich hätte er leicht können dem Himmel befehlen, daß er ihm ein Manna schicke, gleich den Israeliten in der Wüste, aber weil er sich natürlich konnte erhalten, so wollte
Hundert und hundert Exempel können beigebracht werden, wie Gott der Allmächtige durch sondere Mirakul und Wunderwerk die armen Geistlichen, Augustini, Dominici, Franzisci und andere Orden gespeist hat; es seynd mehrmals die Engel vor die Porte kommen, und ganze Körb voll Speisen abgelegt, es ist oft Kuchel und Keller für sich selbst angefüllt worden, es ist nicht selten das Brod gewachsen bei der Tafel etc. Aber dergleichen Mirakul seynd niemals geschehen ohne die größte Noth. Wie lang die Geistlichen haben können durch gewöhnliches Betteln das Allmosen suchen, und gute Patron aller Orten finden, so lang hat Gott keine Mirakul gewirkt; dann seine allerweiseste Vorsichtigkeit also der Menschen Wandel regiert, daß sie niemals unsere mögliche Mitwirkung ausschließt etc.
Der allmächtige Gott hat die Israeliter 40 ganze Jahr in der Wüste durch ein stetes Wunderwerk erhalten, der freigebige Himmel hat ihnen das herrliche Manna gespendirt, 40 ganze Jahre ist nicht ein Faden mirakuloser Weise an ihren Kleidern zerrissen etc. Sobald sie aber aus der Wüste kommen, und in ein gutes bewohnliches Land gerathen, da hat Gott mit seinen Mirakuln aufgehört, da hats geheißen, helft euch selber, anjetzo seynd menschliche Mittel schon möglich, jetzt flick sich ein jeder seine Joppe selbst, oder schaue gleichwohl, wo Schneider und Schuster
Dem großen Mann Elias hat Gott der Herr in der Wüste und Einöde einen wunderlichen Kostherrn bestellt, dann auf seinen Befehl mußten die Raben alle Tage ihm zweimal Brod und Fleisch bringen. Dieses war eins aus den größten Wunderwerken, massen der Rabennatur ist, lieber und ehender stehlen als geben, gleichwohl mußten die Galgenvögel dieses Contraloramt verrichten. Aber liebster Gott, weil deine Güte doch so groß, daß du deinen Diener Elias mit der täglichen Tafel versiehst, wofür tausend und abermal tausend Deo gratias, aber wo bleibt der Trunk? das Fleisch ist schon recht, aber wo bleibt die Flasche? naschen ohne Flasche gedäuet nicht wohl. Höre mich, Gott der Herr hat gesehen, daß menschlicher Weise Elias in dieser erschrecklichen Wüste, wo nichts als Bäume, Hecken und Steinklippen, keine Nahrungsmittel hat haben können, also hat er ihn durch ein Mirakul ernährt, aber um den Trunk hat er sich selbst können schauen, dann er war nicht weit von dem Bach Karith, da Wasser satt und gnug.
Wann also der Mensch durch eignen Fleiß, Arbeit und Mühe kann bekommen und erwerben, das muß er auf keine Weise durch Mirakul suchen. Ein solches Weib, welches scheint, als wäre sie mit lauter Heiligkeiten gefüttert, wann sie den ganzen Vormittag in der Kirche verharrt, und so eifrig betet, daß ihr die Zähn rogl werden, unterdessen aber glaubt, daß
Es hat bei erster Erschaffung der Welt Gott der Herr dem Erdboden befohlen, er soll augenblicklich allerlei Pflanzen und Früchte hervor bringen, so auch geschehen; diese seine Allmacht ist noch nicht ausgeschöpft, und was er dazumal gethan, daß in ihm allezeit möglich, allein er thut nichts, sondern will, daß auch der Mensch seinen Fleiß und Arbeit dazu geselle; noch hat er befohlen, daß wir durch lauter Pater noster und Ave Maria den Acker sollen bauen, sondern sein göttlicher Wille ist, daß wir auch den Pflug und harte Arbeit sollen an die Hand nehmen. Wann Gedeon hätte können mit Beten das Treid ausdreschen, so hätte er den Flegel oder Drischel wohl liegen lassen; wo Menschenmittel etwas richten können, da muß man bei Gott nicht um Mirakul anklopfen.
David hat sich bei dem Hofstaat des Königs Achis in der größten Gefahr befunden, was thut er, damit er das Leben salvire? Er hat sich ganz närrisch gestellt, und hat allen Mäuler gemacht, wie die griechischen Buchstaben, und hat Gesichter geschnitten, als wäre er 3 Jahre bei einem Maulaffen in die Schule gangen, er ist hin und her trampelt, als hätte er einen Bauernkirchtag celebrirt, er hat sich in allem närrisch und an brennt zeigt, und mit solcher Weise das Leben sicher durchgebracht.
Wie daß aber David, der in so großen Gnaden
Anno 1683 hätte Gott durch einen Engel, wie zu Zeiten des Sennacherib gar leicht können die ganze türkische Armee bei Wien erschlagen; er hätte können einer einzigen Wespe befehlen, daß sie einem jeden Türken nur einen Stich auf die Stirne versetze, wovon er unsinnig würde; er hätte können machen, daß alle ihre ausgeschossenen Kugeln und alle abgedruckten Pfeile in ihre eigene Brust wären zurückgekehrt; er könnte noch machen, daß wir gleich dem Petro das Wasser möchten treten, ja mit trocknen Füßen über den Saufluß passiren; er könnte gar leicht machen, daß alle Pasteten und Festungswerke zu Belgrad oder Griechischweissenburg thäten niederfallen, wie die Mauern zu Jericho; aber er macht ohne Noth kein Mirakul und Wunderwerk, sondern er will, daß wir die Waffen ergreifen, allen erdenklichen Kriegsernst an die Hand nehmen, eine bestens montirte Armee auf die Füß stellen, die erfahrensten Feldherrn und Kriegsobristen erkiesen, die Provianthäuser allerseits wohl anfüllen; in Summa, alle möglichen Mittel ergreifen. Wann wir dergestalten werden thun, was wir können, sodann wird Gottes Mithilfe nicht mangeln; wann aber die menschlichen Mittel und aller natürlich angewendter
Nachdem Lazarus als ein Bruder Magdalenä und Marthä durch Christum den Herrn vom Tode auferweckt worden, hat er sich alsobald zu den Jüngern des Herrn gesellt, und so lange er gelebt, nimmermehr gelacht, sondern allezeit mit größtem Eifer das Evangelium geprediget; wessenthalben er auch zu Massilien zum Bischof erwählt worden, daselbst einen sehr heiligen Wandel geführt, und nachgehends selig verschieden, daher er bei der katholischen Kirche als ein Heiliger verehrt wird etc. Bei dieses Lazari vom Todten Erweckung haben sich viele denkwürdige Sachen begeben. Unter andern ist sich nicht ein wenig zu verwundern, daß unser lieber Herr durch ein sonderes Mirakul ihn vom Todten erweckt, anbei aber seinen anwesenden Jüngern befohlen, sie sollen ihm, dem Lazarus, die Brandt und Leinwath, worein er gewickelt worden, nach Brauch der Hebräer, auflösen und gänzlich frei machen. Hat der gebenedeite Herr können ihm durch größtes Wunderwerk wiederum das Leben ertheilen, so hätte er auch und weit leichter ihn können losmachen von seinen Banden, aber solches darum nicht gethan, sondern es den Jüngern anbefohlen, uns zu einer sondern Lehr, daß man dasjenige, was den Menschen möglich ist zu thun, von Gott durch ein Mirakul nicht soll suchen.
Willst du ein gelehrter Mann werden, so thue neben deinem eifrigen Gebet auch fleißig dem Studiren obliegen und wart nicht, das dir Gott mirakuloser Weise die Doktorskappe aufsetze.
Willst du von deiner Krankheit wiederum genesen, und die gewünschte Gesundheit haben, so ist es nicht genug, daß du derenthalben etliche Wallfahrten versprechest, und bei Gott emsig anhaltest, sondern es wird auch erfordert, daß du natürliche Mittel ergreifest und nicht gleich die Mirakul im Bette citirst.
Willst du, daß dein Haus, indem des Nachbauern seines schon in völligen Flammen stehet, soll vom Feuer befreit seyn, so ist zwar gut und lobwürdig, daß du die Hände zu Gott hebest, aber du mußt zugleich die Hände anlegen, und dich nicht verlassen, daß durch ein Mirakul das Feuer die Kraft verliere, wie in dem babylonischen Ofen. Wohl spricht Rupertus: »Ibi tantum Divinam praestolemur Potentiam, ubi humanam constat deficere industriam, dazumal muß man durch ein Mirakul Gottes Macht erwarten, wo Menschen Hilf und Fleiß zu schwach ist.«
Der da solchen nichtswerthigen Menschen einem Esel vergleichet, hatte sattsame Ursach hiezu, ich aber halt diesen gottlosen Gesellen gleich einem Pferd, und zwar jenem Trojanischen, welcher von Holz sehr künstlich verfertiget, absonderlich aber wegen seiner ungeheuren Größe höchst zu verwundern. Die gute, und dießfalls in etwas einfältige Trojaner hielten solche Machina für ein Sieg-Zeichen, und glaubten, es werden solche ihrer ohnedas berühmten Stadt für ein ewiges Gedächtnuß dienen eines unsterblichen Triumphs; wußten aber nicht, daß diese große hölzerne Stutte tragend seye, nicht zwar mit einem Füllel, wohl aber mit vielen bewaffneten und herzhaften Soldaten, so nachgehends bei nächtlicher Weil in aller Still heraus gestiegen, und der edlen Stadt den Untergang verursachet.
Gut, fromm, redlich, heilig, züchtig, treu, gewissenhaft, eifrig, apostolisch scheinte Judas Iscarioth die ganze Zeit, sogar auch noch bei dem Füßwaschen, und letztem Abendmahl; den andern Aposteln ist der mindeste Gedanke nicht eingefallen, daß einer unter ihnen soll ein Schelm seyn, nichts desto weniger hat der Herr Jesus schon gesehen, daß der Satan und böse Feind das völlige Herz Judä eingenommen, und er in Gedanken eine ziemliche Zeit hero schon beschlossen, Cum diabolus jam misisset in cor, ut traderet eum Judas.
Gott ist gerecht, gerecht ist Gott, und dannoch sitzen viel tausend Rechtglaubige beim Teufel, die kein Laster begangen.
Gott ist gerecht, gerecht ist Gott, und dannoch seynd viel tausend katholische Christen in der Höll, die nichts Böses gethan.
Gott ist gerecht, gerecht ist Gott, und dannoch seynd viel und aber viel ewig verdammt, die nichts Uebels gethan.
Gott ist gerecht, gerecht ist Gott, und dannoch ist ein großmächtige Anzahl derjenigen, welche sein göttliches Angesicht auf ewig nicht werden anschauen, die gleichwohl kein Uebel begangen.
Daß Kain beim Teufel, ist kein Wunder, dann er hat einen Todtschlag begangen, daß Achan in der Höll, ist kein Wunder, dann er hat gestohlen, daß Pharo ewig verdammt, ist kein Wunder, dann er hat die falschen Götter angebetet, daß Holofernes ewig verloren, ist kein Wunder, dann er hat sich voll gesoffen, daß Jezabel in dem Abgrund, ist kein Wunder, dann sie hat die Propheten des Herrn verfolget. Aber daß viel, und leider! gar viel ewig verloren, ewig verdammt, ewig unglückselig, die doch nichts böses gethan, das ist ein Wunder.
Unser gebenedeiter Herr und Heiland, nachdem Er mit fünf Broden und zwei Fischen fünf tausend Menschen wunderbarlicher Weis gesättiget, so solches Brod so erklecklich gewest, daß noch zwölf Körbe voll der Brocken geübriget worden: nach allem diesem, da das gesamte Volk ihn zum König und Oberhaupt erwählen wollen, hat er sowohl andern Leuten, als forderist den Aposteln vorgetragen, wie daß sein Fleisch und Blut ihnen werde zu Speis und Trank werden, ob welcher Red die Zwölfe nicht ein wenig gestutzt. Endlich gab er es ihnen ganz deutlich zu verstehen, wie daß etliche aus ihrem Kollegio sehr schwach und wankelmüthig im Glauben wären, ja es sey einer aus ihrem Gremio gar der Teufel, und vermeinte hiedurch den Iscarioth.
O mein Erlöser, soll dann Judas schon ein solcher Schelm seyn? Weiß man doch von keinem Laster, von keiner Unthat, er ist wirkliches Mitglied des heil. Kollegii, er wird gleich andern Aposteln verehrt, es gehet ihm ja nichts ab, als der Schein, sonst wäre er heilig, küssen ihm doch die kleinen Kinder auf der Gasse die Händ, und halten ihn für einen großen Diener Gottes, und er soll nichts nutz seyn? Ja nicht allein nichts nutz, sagt der Heiland, sondern er ist der Teufel selbst. So gibts dann rothe Teufel auch, mein Herr? Ja, Iscarioth ist ein solcher, und zwar darum; dann er hat im Sinn, den Sohn Gottes zu verrathen, er hat es zwar noch nicht werkstellig gemacht, aber er hats im Sinn, und
Eine manche kommt Beichtstuhl, nachdem sie etliche Unvollkommenheiten dem Pater in die Ohren gesagt, fängt an ein gespitztes Maul zu machen, als wann sie wollte Federmesserl speien, sagt ganz still, still, damits die Kanaribrut nicht erschrecke, ganz still, sie habe etliche Gedanken gehabt, weiter nichts, das andere bleibt hinter der spanischen Wand. Was für Gedanken? etwan von dem Lämmel, so der gute Hirt auf seinen Achseln trägt? Es lämmelt sich nichts, aber es böckelt sich wohl. Etwan hat sie eine ungebührende Lieb getragen, gegen einen andern, und im Sinn gehabt ihrem Ehe-Herrn ein lateinisches Ypsilon auf die Stirn zu machen? Etwas dergleichen, ja, aber es ist nicht geschehen, es seynd einige Verhindernuß dahinter kommen. Weiß sie was? Sie ist eine Ehebrecherin. Holla Pater, nicht einmal eine Ehebiegerin, weniger eine Ehebrecherin, das fällt meiner Ehr sehr schimpflich, indem man mich einer solchen Lasterthat bezüchtiget; wann ich schon dergleichen Gedanken hab gehabt, was ist mehr? mit den Gedanken beißt man einem kein Ohr ab, mit den Gedanken schlägt man die Fenster nicht ein, mit den Gedanken stoßt man dem Faß den Boden nicht aus etc. Ich wiederhole es, sie ist eine Ehebrecherin, und hat die Ehe gebrochen, in ihrem Herzen, und wann sie in diesem Gewissensstand wäre gestorben, so wäre sie Et ego dico vobis etc. Ich aber sage euch, daß ein jeglicher, der ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon die Ehe gebrochen mit ihr in seinem Herzen: Desgleichen ist von einem Weib zu verstehen, die ihre Gedanken auf einen andern Mann setzet.
Dahero böse Gedanken auch ohne Werk einen können in Verdammnuß stürzen, aber die Werk ohne böse Gedanken können es nicht.
Stengelius erzählt eine fast lächerliche Geschicht. Es waren in einem Dorfe zwei Nachbauern, die aber beide nur eine Scheuer oder Stadl hatten, worin sie ihr Korn oder Kernl aufbehalten. Diese erstgemeldte Bauern hatten an sich gar ungleiche Sitten, massen einer gar ein arger und karger Vogel, der in allweg dahin getracht, wie er aus fremden Händen möchte Riemen schneiden. Der andere aber ein einfältiger, anbei aber sehr gewissenhafter Mann, dein nichts als die Redlichkeit im Busen gesteckt, wider das gemeine Sprichwort: »Die Bauren seynd Lauren, so lang sie dauren.« Der erste als ein eigennütziger Gesell hat bei sich beschlossen, dem andern als seinem Nachbauern den Treid-Haufen zu rupfen, erwählte aber hiezu keine bequemere Zeit als die Nacht, so meistens aller Dieb ein Mettermantel und Deckmantel muß abgeben; damit er aber bei der finstern Nacht wisse, welches das Seinige, und des Nachbauern Treid sey, also hat er gegen Abend seinen alten Rock oder Joppen auf den Treidhaufen des Nachbauern gelegt, damit er
Ein anderer thut dem äußerlichen Schein nach ein böses Werk, aber ohne böse Gedanken; wessenthalben er den allmächtigen Gott nicht beleidiget, noch sein Gewissen beschwert. Von dem Lamech schreiben etliche, daß er also dem Jagen und Hetzen ergeben gewest, daß er auch solches in dem höchsten Alter nicht lassen können. Was thut nicht die Gewohnheit? Das große Alter hatte bereits ihm das Gesicht also geschwächt, daß er ohne Führer und Weiser keinen sichern Schritt konnte thun. Einmal sticht den alten Gecken die Lust, daß er von freien Stücken den Bogen selbst gespannt, mit seinem Buben in die grüne Au hinaus gangen, zu sehen um ein Wildpret; kaum daß er in die dicken Hecken und grüne Gebüsch kommen, da vermerkt er ein Geräusch und glaubt, es sey ein Wildstuck, ein muthiger Rehbock oder ein erwachsener Hirsch; ergreift demnach alsbald seinen Bogen, zieht mit demselben durch Hilfe seines Buben an das
Wie der Herr Jesus in einem Schiffel hinüber gefahren und in eine Stadt kommen, da haben sie ihm alsobald einen Gichtbrüchtigen herbei gebracht, welchen der Heiland gar sanftmüthig und freundlich angeredet, auch zugleich ihm die Sünden vergeben; nach solchen hat er sich zu den Schriftgelehrten, so dazumal gegenwärtig waren, gewendet, und ihnen einenut quid cogitatis mala in cordibus vestris? Warum gedenkt ihr Böses in euern Herzen?«
Man sündigt weit mehr mit den Gedanken als mit den Werken. Ein Religios im Kloster lebt unter dem Gehorsam, und ist fast gleich einer Säge, die man hinter sich und vor sich zieht; er lebt in der evangelischen Armuth, und besitzt so viel als das Netz Petri, wie er die ganze Nacht gefischt hat, worin das Fischel Nihil nur allein gefunden worden; er lebt im
Ein Gott gewidmetes Frauenzimmer in dem Kloster, was ist es anders, als eine kostbare schneeweiße Perle? so derentwegen eingefaßt ist, damit es nicht verloren werde; was ist es anders als eine schneeweiße Lilge? so derenthalben eingezäunt ist, damit sie nicht abgebrochen werde; was ist es anders als ein Spiegel? so derenthalben mit einer Rahm umfangen, damit er nicht zu Trümmern gehe; was ist es anders als ein reiner Butter? so dessenthalben mit Krautpletschen verhüllt wird, damit er nicht zerschmelze; was ist es anders als ein Buch? so derentwegen eingebunden und mit Klausuren versehen ist, damit keine Sau oder Eselohr darein komme; sie ist wie eine allabasterne Balsambüchse, so dessentwegen zugedeckt ist, damit der Geruch nicht ausgehe. Man findet Alles in ihrem Kloster ausser einen Mann nicht. Man
Eine, welche von der Natur, von der Statur ganz verlassen, kurz vom Leib, als hätte sich ihre Mutter an einem Starnitzel ersehen, hochrucket und mit einer Retorquardi wohl versehen, die übrige Leibesgestalt sehr schlecht und abgeschossen; ja, wann schön ist eine alte Hobelbank, so ist ihre Stirne auch schön, wann schön ist ein rostiges Fenster in einer alten Juden-Synagog, so seynd ihre Augen auch schön, wann schön ist eine alte Pippe an einem ungewischten Bierfaß, so ist ihre Nase auch schön, wann schön ist ein schmutziger Schöpflöffel, so ist ihr Maul auch schön, wann schön ist eine zusammen geschnurfte Saublattere, so ist ihr Hals auch schön etc. Und dannoch diese, obschon ungestaltet und mangelhaft, kann so stolz und hoffärtig seyn in den bloßen Gedanken, als eine verdammte Jezabel im alten Testament.
Ein armer Bettler, der mit krummen Füßen den geraden Weg zum Elend gehet, die in zerrissenen
Ein Kranker im Bett, dessen ganzer Leib eine lautere Beindrechslerarbeit, dessen Augen so tief im Kopf, daß sie ihr eigenes Elend selbst nicht mehr mögen anschauen, dessen Hände so schwach, daß sie auch mit einem Floh nicht könnten duelliren, dessen Füße so schlecht, daß sie auch Biskottenteig kümmerlich könnten niedertreten, dessen Athem so schwach, daß er auch das Blättl Gold nicht könnte zitternd machen, dessen Rede so blöd, daß sie auch ein Fisch möchte überstimmen etc. Ein solcher kranker, schwacher und kraftloser Tropf kann ebenfalls eine so grausame Mordthat begehen, wie da begangen der Kain an seinem Bruder durch die bloßen Gedanken. Cor cogitando tenetur in crimine, libet corpus immune vigeatur ab opere; reus est enim animus, si cogitavit, licet corpus sit immune ab opere, quod non fecit.
Ein Jüngling in England führte gar keinen englischen Wandel, sondern ließ dem jungen Blut seinen freien Zaum, und lebte nicht löblicher, als der saubere Gesell im Evangelium, so das Seinige im Luderleben verschwendt. Es geschieht, daß erstgedachter
Raulinus Buniacensis erzählt eine gleichmäßige Geschicht von einer jungen Wittib, welche ihrer Tugend halber und forderist wegen der Gutthätigkeit gegen die Armen bei dem Bischof als ihrem Beichtvater in sehr großem Ruhm gewesen; diese hat einst unbehutsame Augen geworfen auf einen ihrer Bedienten und anbei einen üblen Gedanken gehabt, wozu der Will sich nicht geweigert, obschon die That darauf nicht erfolget, unangesehen das Gewissen mehrmal sie dessenthalben ermahnt, so hat sie gleichwohl aus Geschämigkeit solchen gehabten Gedanken nie in der Beicht entdeckt, auch in diesem Stand das Leben geendet, und mit sonderem
O! wie recht und weislich hat jener offener Sünder in dem Tempel gehandelt, als er nicht ohne wiederholte Seufzer auf die Brust geschlagen. Nicht hat er auf die Augen geschlagen, welche ihm doch mehrmal gläserne Kuppler abgeben zu ungebührenden Lüsten. Nicht hat er auf die Ohren geschlagen, die er doch vielfältig den unzüchtigen Liedern vergonnt. Nicht hat er aufs Maul geschlagen, so doch nicht selten einen Ambos abgeben, worauf allerlei ehrenrührische Reden geschmiedt worden. Nicht hat er auf die Füß geschlagen, die ihn doch öfter ins Wirthshaus oder andere verdächtige Oerter getragen, sondern er hat auf die Brust und Herz geschlagen, weil er gewußt, daß von dannen ursprünglich alles Uebel durch die Gedanken herrühre.
O Gott! sagt jemand, wann die Gedanken solunter
Der heil. und große Patriarch Benediktus hat einmal zu Rom ein Weib gesehen, als er noch gestudiret, ein schändliches und ungestaltetes und wildes und buckletes Weib, und dieses hat ihm solche spöttliche Gedanken verursacht, daß er derenthalben den Leib auch mit aller Kasteiung kaum konnte bändigen und im Zaum halten. Wie soll es dann mir seyn, der ich alle Tag in der Gesellschaft mich befinde, wo so viel schöne Gesichter, so viel junges Blut, so vieler liebkosender Kreaturen? ich gestehe es, wann so viel heilige Leut von schlimmen Gedanken angetastet werden, was soll ich dann erst von meiner ohnedas schlüpferigen und schwachen Menschheit reden? ich läugne es nicht, ich wills auch nichts läugnen, ich kanns nicht läugnen, ohne
Nicht so kleinmüthig, mein lieber Christ, du mußt und sollst wissen, daß auch die allerärgste, gottloseste und abscheulichste Gedanken keine Sünd seyn, wann du an denselben kein Wohlgefallen schöpfest, noch weniger deinen Willen dazu gibst. Solche böse Gedanken rühren von niemand anders her als von dem bösen Feind, und eben darum gieb ihm, diesem verdammten Widersacher, kein Gehör, laß den Hund bellen, er kann nicht beißen, laß ihn locken, er kann nicht zwingen, laß ihn greifen, er kann nichts nehmen, laß ihn fechten, er kann nicht verwunden, laß ihn stoßen, er kann nicht stürzen, laß ihn schnalzen, er kann nicht fahren, laß ihn fischen, er kann nichts fangen, laß ihn klopfen, er kann nicht aufmachen, laß ihn reden, er kann nicht überreden ohne deinen Willen. Ja wann solche satanische Gedanken dich wider deinen Willen jagen, plagen, zwangen, so hast du derenthalben von dem gerechten Gott, so alle dergleichen Obsieger belohnt, eine sondere Vergeltung zu gewarten.
Der englische Lehrer Thomas von Aquin, von Gut und Blut ein adelicher Jüngling, war ganz allein verschlossen bei einem frechen Weibsbild; diese war wohl bekleidt, aber ein schlechter Festen, war schön im Gesicht, aber schändlich in Gebärden, war stattlich in Augen, aber auf nichts Guts abgesehen, war rosenfarbig in Lefzen, aber nicht schamroth, war bloß am Hals aber ein verdeckter Teufel etc. Dieses war eine Keder, woran der David gebissen, dieses war ein Feuer,
Was schlimme Gedanken seynd nicht eingefallen einem heil. Makari? Makarius, der wegen steter Kasteiung und Abbruch nichts als Haut und Bein, und dannoch seynd ihm fleischliche Gedanken eingefallen, Makario, der alle Tag mit häufigen Bußthränen sein Gewissen gesäubert, seynd gleichwohl unsaubere Gedanken eingefallen, Makario, dem wegen seiner Heiligkeit auch die wilden Thiere schön gethan, seynd dennoch wilde Gedanken eingefallen, Makario, der ein lauterer Diener Gottes war, seynd dannoch unlautere Gedanken eingefallen, Makario, der wie ein unschuldiges Lämmlein gelebt, seynd gleichwohl säuische Gedanken eingefallen, Makario, dem kein anderes Kleid war, als ein
O wie heilig Paulus! er ist gleichwohl nicht sicher gewest vor solchen heillosen Gedanken. O wir vorsichtig Paulus! er ist gleichwohl nicht befreit gewest von den blinden Venusbuben. O wie wunderthätig Paulus! er ist dannoch nicht los gewest von solchen blunderthätigen Gedanken: Er hat wegen solches Versuchen Gott demüthigst ersucht, aber nicht erhalten, als allein die Antwort, er solle mit diesem Krieg zufrieden seyn, mit Gottes Schutz seye ihm dieser Streit viel nutz. Quod resistentem fatigat, vincentem coronat.
Wann dann der höllische Phantast auch die Phantaseien der heiligen Leute mit bösen abscheulichen Gedanken angefochten, so wird er dir noch weniger verschonen. Allein heißt es, Bursch ins Gewehr, und thue ihm einen Widerstand; mache es, wie der große Patriarch Abraham, welcher auf eine Zeit Gott dem Herrn eine Kuh und Widder aufgeopfert und geschlachtet; als aber die Vögel immerzu auf das Fleisch wollten sitzen, und selbiges suchten zu verzehren, da Abigebat eas Abraham. Wann die höllischen Raub-Vögel dein Herz, als ein Gott gewidmetes Opfer stets umfloderen, und durch allerlei gottlose Gedanken und Eingebungen einen Zutritt suchen, so treib sie hinweg, nicht mit Brügel, die acht er nicht, nicht mit Stecken, die fürcht er nicht, nicht mit Peitschen, die scheuet er nicht, sondern schüttle nur allein den Kopf, so fliegen sie hinweg wie die Mucken: kommen sie wiederum, so schüttle den Kopf mehrmal, kommen sie hundertmal, so schüttle so oft den Kopf, sag allezeit Nein, solches Nein verbrennt ihnen den Breinigsack, allzeit Nolo, solches Nolo hängt den Narren hundert Nolas und Schellen an. Sobald solche Gedanken kommen, gedenke du gleich auf das Kopfschütteln, verweile ganz und gar nicht; dann ein kleines Aufhalten ist schon seine Unterhaltung, eine wenige Audienz zieht nach sich eine schädliche Konsequenz. Zu dieser ernstlichen Wahrheit taugt dir ein Fabel- und Poeten-Gedicht. Die Schwalm hat sich vor diesem gleich andern Vögeln in Wäldern und Feldern aufgehalten, als sie aber wahrgenommen, daß ein Bauer auf einem großen und breiten Acker den Hanfsamen ausgeworfen, da hat sie sich unverzüglich zu den gesamten Vögeln begeben und ihnen treuherzig gerathen, sie sollen allen möglichsten Fleiß anwenden, wie sie doch möchten den Samen, als eine ihnen höchst schädliche Sach, hinweg bringen, es kostete nicht mehr Mühe, als daß ein jeder Vogel ein oder zwei Körnlein mit dem Schnabel hinweg trage. Die Vögel lachten die Schwalm aus, als eine Einfalt, ja etliche halten sie gar für eine unnütze Schwätzerin, als die den ganzen
Hast es gehört Mensch? alle bösen, verruchten und leichtfertigen Gedanken, so dir immerzu einfallen, seynd nichts anders als ein Samen, welchen der leidige Satan in den Grund deines Herzens beginnt einzuwerfen. Aber gieb um Gottes Willen Acht, gieb Acht, daß, sofern nur ein einiges Körnl darein fällt, daß du solches ohne einige Verweilung wiederum ausrottest, sonst wächst es in einem Vater unser lang so stark aus, daß es dich nachmals um das ewige Vaterland bringt.
Jene zwei Schimmel und Limmel, denen noch der kleine Spitzbub Kupido durch ihre alte, zähe und fast wie Pfundleder verharte Haut seine Pfeile eingeschossen, hätten niemals in dem Lustgarten verbotene Lust und List gesucht, hätten sich niemals hinter das grüne Spalier verborgen, die weiße Keuschheit Susannä zu spoliren, wären nimmermehr so frei und frech gewesen, und Susanne als eine zarteste Lilge in diesem Garten mit so unverschämten Händen angetastet. Wann sie die schlimmen Gedanken, so ihnen der listige Satan und Geist der Unreinigkeit eingeben, hätten bei Zeiten, als sie noch im Samen und ersten Aufschuß waren, ausgerottet.
David als König von Israel wäre nie von der Sau gestochen worden in einem Spiel, hätte nie eine so grobe und säuische Aktion begangen, hätte nie in seiner gekrönten Hohheit einen so ärgerlichen Schandfleck angehängt, wann er die ersten bösen Gedanken,
Jene saubere Madam wäre dem keuschen Joseph mit dem täglichen Ladschreiben so überlästig gewesen, sie hätte mit den 10 Buchstaben Dormi mecum nicht gesucht, die Zehen Gebot zu brechen, sie wäre ihm nie in Mantel gefallen, mit dem sie nachmals ihre Bosheit hat wollen vermänteln; wann sie bei Zeiten die Funken, so ihr der Satan eingeworfen, hätte gedämpft, und alsobald die unzuläßigen Gedanken abgewiesen. Dann sobald der böse Feind durch dergleichen Gedanken anklopft, so muß man geschwind sagen, man lasse nicht ein. Sobald er anfängt zu singen, so muß man ihm gleich klopfen. Sobald er seine Waaren feil bietet, so muß man ihm geschwind antworten, man kaufe nichts. Sobald er vor die Festung rückt, so muß man die Porte zuschließen; dann hierinfalls allezeit periculum in mora.
Wie der gerechte Joseph wahrgenommen, daß seine wertheste Gespons Maria schwanger gehe, wollte er zwar an dero unbefleckter Reinigkeit zweifeln, doch seynd ihm derentwegen gleichwohl seltsame, obschon fliegende Gedanken eingefallen bei nächtlicher Weil. Aber siehe! kaum daß solche Gedanken in sein Herz seynd gestiegen, da schickt Gott alsobald einen Engel, so ihm erschienen im Schlaf, der da sprach: »Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria dein Eheweib zu dir zu nehmen, dann was in ihr geboren ist, das ist von dem heil. Geist etc.« Warum hat Gott der Herr (möchte jemand fragen) dem guten Alten nicht seinen Schlaf vergönnt? Dann wann solcher Adhuc eo cogitante etc. Hier antwortet der große hl. Pabst Gregorius, daß solches Gott habe gethan zu unserer sondern Lehre und Unterricht, wie wir nämlich die Gedanken, wann sie schon nicht recht bös seyn und scheinen, gleich und alsobald sollen mit möglichstem Fleiß aus dem Wege räumen und gänzlich ausschlagen. Dann nicht zu glauben ist, was Uebel, Schaden und Ungelegenheit daraus entspringt, so man ihnen auch die geringste Audienz und Gehör vergönnt.
Ninus, ein König der Assyrier, hat sich also vergafft in die schöne Gestalt der Semiramis, daß er selbige, unangesehen sie von keinem hohen Haus, sondern einer niedern Bauernhütte, mit höchstem Vergnügen geheiliget. Als Semiramis vermerkt, daß sie wegen ihrer unermeßlichen Schönheit fast ein Götzenbild sey aller Gedanken des Nini, so hat sie einst von ihrem guldenen Schatz (verstehe Ninum) eine Gnad begehrt, und stund solche in dem, daß er ihr nur möchte einigen Tag die volle Herrschung überlassen. Ninus, wohl recht Asinus, verwilligt es, gedachte, was wollt ein Tag eine so kurze Zeit seyn. Was geschieht? Sobald Semiramis zu solcher, obschon kurz währenden Regierung und Vollmacht gelangt, hat sie alsobald befohlen, man soll geschwind und ohne einigen Verzug dem Nino, als ihrem Gemahl,
Sey du, wer du immer bist, geistlich oder weltlich, weiblichen oder männlichen Geschlechts, wann dir einige unförmliche Gedanken einfallen, von denen niemand befreit, so lasse ihnen die Oberhand nicht, auch die allerwenigste Zeit. O Pater! es seynd fliegende Gedanken, lächerliche Phantaseien und nur närrische Kopeien, man weiß es schon, daß man die Originalstücke muß mit Frieden lassen. Eine kleine Zeit, eine kurze Weil wird ihnen sobald die Feder nicht lassen wachsen. Wer dieser Meinung ist, dem wird nicht um ein Haar besser gehen, als Nino. Wer den bösen Gedanken nur eine kleine Herrschung erlaubt, wann solcher schon nicht um das Haupt kommt, so verliert er doch eine Hauptsache, nämlich die Gnade Gottes; massen des Menschen Willen auch vor einem geringen Stoß gleich bergab fällt, und ist ihm gar leicht zu pfeifen, der ohnedas zum Tanzen geneigt.
Ein armes Häsel hat sich bei rauher Winterszeit, einmal in ein Loch eines hohlen Felsen reterirt, damit es gleichwohl unter diesem steinernen Dach eine linde Ruhe möchte genießen. Es stund aber nicht lang an, da kam der Igel, dem ebenfalls das große Wetter große Ungelegenheit gemacht, und bat das Häsel gar schön und höflich um eine. Herberg. Mein Häsel sprach er, es ist männiglich bekannt, daß du nicht allein große Ohren, sondern auch große Lieb gegen den Nächsten tragest. Weil mich dann das harte und fast unerträgliche Wetter überfallen, also
Wann du willst, aber ich rath es nicht, dem Teufel durch die Gedanken das kleinste Plätzel in deinem Herzen erlauben, so wirst du erfahren, daß er mit völliger Gewalt darein platzen thut. Wann du willst, aber ich hoffe nicht, dem Satan das geringste Winkel vergönnen durch die bloßen Gedanken, so versichere dich, daß der Wille gar kein Winkelmaas werde halten. Wann du willst, aber ich glaube nicht, den bösen Gedanken nur eine kurze Zeit zulassen, so sey versichert, daß du an deinem Seelenheil verkürzt werdest. Erlaubst du ihm ein Bisserl, so wirst du schon von diesem höllischen Cerbero oder Höllenhund einen
Wie ist aber allen diesen Uebeln zu helfen? zumal alle, auch sogar heilige Leut, vor bösen Gedanken keine Salva Guardia haben. Mein Rath ist gewest, mein Rath wird seyn, du sollst als ein trutziger Christ dich vom Teufel nicht viel lassen foppen, sondern wacker drein schlagen. Aber wie kann man diese verdammten Larven schlagen, zumal er ein lauterer, obschon ein lauterer Geist ist? so weiß man auch aus
Wie der heilige Vincentius Fererius einmal geprediget, und unter andern auch vorbracht, was Gestalten die heilige Margarita den bösen Feind, so ihr in menschlicher Gestalt erschienen, mit großer Furi angegriffen, denselben zu Boden geworfen, und eine ziemliche Zeit hart gepeinigt. So war eben dazumal in der Predigt ein einfältiger jedoch frommer Jüngling aus Lomcardia gebürtig, welcher durch solches angezogenes Exempel einen besondern Muth gefaßt, auch einmal den Teufel steif abzuprügeln; zu solchem Ende Gott den Herrn öfters ganz inbrünstig gebeten, er wolle ihm doch den höllischen Gast in menschlicher Gestalt zuschicken, an dem er seine Faust recht probiren, und seinen Muth kühlen möge. Wie nun auf eine Zeit gedachter Einfalt in das nächstentlegene Städtel oder Markt-Flecken wollte und mußte gehen, da hat er unterwegs ein altes baufälliges Gebäu, so viel Jahr ohne Dach gestanden, an der Straße angetroffen, worin er fast eine halbe Stunde, als abgesondert von den Leuten, sein Gebet verricht, und anbei Gott den Allmächtigen mehrmal eifrigst gebeten, daß er doch die Gelegenheit könnte haben, mit dem Teufel zu raufen. Als er dann in Mitte des Gebets begriffen, da geht ein altes, armes, vor Hunger ausgemergeltes elendes Weib mit einer Sichel in der Hand hinein, des Willens, daselbst das Gras, so häufiger als anderwärts gewachsen, abzuschneiden. Kaum daß er solcher ansichtig worden, da hat er sich ob dero Ungestalt in etwas entrüstet, auch sich in einen
Der Evangelist Matth. am 9. Kap. registrirt, was Gestalten ein Obrister zu Christo dem Herrn getreten, und ihm wehmüthig geklagt, wie daß seine Jungfrau Tochter (dazumal hat mans noch nicht Fräula genennt), seye mit dem Tod abgangen, worauf alsobald der Heiland mit ihm sich in seine Behausung begeben, wie er aber daselbst die Kerl angetroffen, so mit großem Getös die Schalmeien geblasen, Recedite etc. Da hat er dieses Gesindel alsobald aus dem Haus geschafft. Die Teufel und verfluchten Geister seynd noch ärgere Blaser; dann sie nicht in die Schalmeien blasen, aber lauter Schelmerei einblasen durch die bösen Gedanken; dannenhero kein besseres Mittel, als daß man dieselbe trutzig abschaffe, zum Haus hinaus peitsche, und das Herz allein dem allerliebsten Jesu für eine Wohnung aufbehalte.
Nach der wunderbarlichen Himmelfahrt Christi des Herrn hat der hl. Petrus, als ein Oberhaupt der katholischen Kirche, die Apostel, wie auch die 72 Jünger zusammen berufen, wobei auch die übergebenedeite Mutter Gottes erschienen samt etlichen andern, und nach kurzer Predigt von dem unglückseligen Fall des Iscarioths eifrig vorgetragen, daß sie nunmehr zum Nutzen der Kirche und zur Beförderung des Seelenheils wollen zu der Wahl schreiten eines neuen Apostels, anstatt des entführten lasterhaften Judas. Wie sie nun alle insgesamt, deren gegen hundert und zwanzig bei einander, eine geraume Zeit ihr inbrünstiges Gebet verrichtet, haben sie endlich Canonico ihrer zwei erwählt, benanntlich Josephum, Barsabeam, der eine Bruder war Jakobi minoris und ein Befreundter Christi und Mariä, wie dann auch Matthiam, so von Bethlehem gebürtig, ein beständiger Jünger Christi des Herrn gewesen; beide sehr fromme, heilige und verständige Männer. Damit aber Gott der ganzen Welt zeige, daß man in Ertheilung der Aemter, forderist der geistlichen Dignität, nicht soll ansehen das Blut und Verwandtschaft, sondern vielmehr die Tauglichkeit und die Verdienste, also ist
Wahl ist nicht allezeit wohl.
Wie Julius der Dritte, Pius der Vierte, Gregorius der Neunte, Innocentius der Dritte, Fabianus und andere zu römischen Päbsten erwählt worden, da hat der hl. Geist in sichtbarer Gestalt einer schneeweißen Taube, solche Wahl gut geheißen. Desgleichen ist auch geschehen mit dem hl. Polykarpo, Mauritio, Hilario, Kurutio, Marcellino, Marcello und mehreren andern, wie sie zur bischöflichen Hohheit erhebt worden. Wann schon nicht allemal dergleichen Wunderwerk geschehen, so ist doch nicht in Zweifel zu setzen, daß nicht unsichtbarer Weise der hl. Geist in solchen Wahlen mitwirke. Was anlangt die Wahl eines römischen Pabstes und Oberhaupts der katholischen Kirche, will ich dermal nichts beirucken, indem ohnedas bekannt, daß erstgenannte Kirche nicht auf einem morastigen Grund, sondern auf einem unbeweglichen Felsen gebaut sey, auch jenige feurigen Zungen, so über die Apostel kommen, noch in den Nachkömmlingen ihre Wirkung haben. Aber bei dieser bethörten und verkehrten Welt wird nicht selten einer zur geistlichen Dignität gelangen, der nicht Dignus ist, wird gar zu großen Würden kommen, der es doch nicht ist.
Die Wahl geschieht nicht wohl, wann man einen Idioten erwählt.
Wie die Philister die Arche des Herrn von den Israelitern erobert und in ihre Hand bekommen, da haben sie solche alsobald in ihren Tempel geführt. Kaum aber, daß diese durch die Pforte oder Thür hinein gebracht worden, da ist ihr Abgott, der Dagon genannt, von dem Altar herunter gefallen, den sie den andern Tag wiederum mit sonderer Solennität an sein Ort gestellt, dieser aber ist mehrmal durch göttliche Gewalt von dem Altar herunter gestürzt worden, daß er also den Kopf und Hände verloren: Porro Dagon solus truncus remanserat, und nichts anderst verblieben, als ein gemeiner Stock und Block. Gleichwohl haben die Philister ihn noch verehrt und angebetet. Wir seynd der Zeit, Gott sey Lob, keine ungläubige Heiden und verblendete Götzenanbeter, wie diese, aber dannoch geschieht es, daß wir zuweilen müssen einen verehren und gleichsam anbeten, der keinen Kopf hat und ein lauterer Trunkus wie der Dagon. Ja, Kornelius a Lapide schreibt, daß besagtes Götzenbild halb Mensch und halb Fisch sey gewest, wann schon. Es kommt zu Zeiten einer zu einem Amt, der gar lauter Stockfisch, und wir müssen ihn gleichwohl verehren. Aber eine solche Wahl sieht nie wohl.
Wie unser Herr den Lazarum von Todten erweckt hat, so ist solcher den Hohenpriestern nicht ein Vos nescitis quidquam, ihr wisset nichts.«
O pfui! pfui! wie schändlich sieht es, wie ungereimt ist es, wann jemand in hohem Amt und geistlicher Würde sich befindet, und den Namen und Titul trägt Ihro Hochwürden, Ihro Gnaden, Ihre Excellenz etc, und man ihnen ebenfalls vorwerfe, was Kaiphas den Hohenpriestern: Ihr wisset nichts, Vos nescitis quidquam; ihr seyd nicht gelehrt, wohl aber geleert; ihr seyd kein Doctor, wohl aber ein Doc-Thor; ihr seyd nicht gradirt, wohl aber radirt; ihr seyd mehr Lutteratus, als Literatus; ihr seyd gleicher einem Stoloni als Soloni; ihr seyd ähnlicher einem Stallmann, als einem Salomon; ihr seyd ein besserer Mato als Mathematikus; ihr wisset nicht mehr aus einem Plano, als einem Becano. Doch ist bekannter der Gaymann, als der Laymann, ihr seyd ein schlechter Kanonist, wohl aber ein guter Kandelist:
Vos noscitis quidquam etc. Die schöne Rachel hat Stroh unterm Leib gehabt, wie sie die Götzenbilder verborgen, ihr aber tragt Stroh im Kopf. Der Samson hat mit einem Eselskinnbacken tausend Philister erlegt, ihr könnt mit einem ganzen Eselskopf nichts richten. Des Josephs Brüder haben Korn und Waizen in den Säcken gehabt, ihr aber habt Haber im Kopf, und seyd gar ein Haber-Narr.
In dem obern Garn der Arche Noe seynd allerley Vögel gewest, bei euch aber ist oberhalb ein ganzes Gimpelnest, pfui! ihr seyd Consultissimus, et nescitis quidquam, und wisset nichts.
Joannes hat alles golten bei unserm lieben Herrn, ihn hat der Heiland mehr geliebt und gelobt, als andere Apostel, er hat die Brust Christi für einen Polster gehabt, solche Gnad ist keinem andern begegnet, er hat die Gerhabschaft ist über die Mutter Gottes gehabt, und ist allezeit eine Lilgen-reine Jungfrau verblieben, er war sogar ein Vetter des Herrn, und dannoch hat ihn Christus zu keinem Pabst gemacht, sondern Petrum zu dieser höchsten Würde erkiesen. Warum aber dieses? darum. Ehe und bevor der Heiland diese Dignität und hohe geistliche Würde conferirt, hat er ein Examen angestellt, und der zum besten werde bestehen, der soll zu diesem höchsten Amt gelangen. Er fragt demnach um den andern, und gibt allen insgemein die Question auf: »Quem dicunt homines, etc.:
Was sagen die Leut von dem Sohn des Menschen, wer er seye?« da sprachen sie: Etliche sagen, er sey Joannes, der Täufer, etliche aber, er sey Elias, andere aber, er Tu es Christus etc. Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes etc.« Wie der Heiland hat wahrgenommen, daß Petrus in diesem Konkurse zum besten bestanden, und sich als einen gelehrten Theologum gezeigt, da hat er gleich und ohne einigen Verzug ihn zum Pabsten erwählt, du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen. Dadurch uns eine Lehr zu geben, daß wir in einer Wahl die Stimmen nicht sollen werfen auf einen Idioten, der eine schlechte Wissenschaft hat, sondern auf einen Gelehrten und Wohlerfahrnen. In der Wahl eines Bischofs, eines Prälaten, eines Abts, eines Probsten, eines Priors, eines Quardians etc., und was immer eine geistliche Würde mag genennet werden, wohl dahin trachten und zielen, damit ein Gelehrter erwählt werde. Dann wo keine Doctrin, dort ist gemeiniglich ein Ruin, und stehet nichts spöttlichers, als wann man solchen kann vorwerfen das nescitis, ihr wisset nichts.
Unser Herr mit seinem göttlichen Mund hat bei dem Evangelisten Matthäo sehr schön und wohl beschrieben, wie einer soll beschaffen seyn, der ein Amt zu versehen hat: Fidelis et prudens, quem constituit Dominus super familiam suam, er soll nämlich treu und verständig seyn. Es ist an dem allein nicht gelegen, daß er fromm und gottselig ist, daß er immerzu im Chor steckt, und bald die Zeit mehr mit Knieen als mit Stehen zubringt, daß er fast alle Tag mit seinem Buckel umgeht, wie der Fidelis et prudens.
Judas ein Haupt-Schelm, und Petrus ein Oberhaupt der katholischen Kirche, Judas ein Ursacher des Todes Christi, und Petrus hat sich anerboten, um Christi willen den Tod auszustehen, Judas hat unserm Herrn aus der gemeinen Kasse das Geld gestohlen, und Petrus hat für unsern Herrn den Zinsgroschen zu Kapharnaum bezahlt. Nichts destoweniger hat der Herr und Heiland dem Judä nie einen so harten Filz und Verweis geben, wie dem Petro. Wie der Iscarioth ihn durch einen falschen Kuß verrathen, da hat ihn der gebenedeite Meister noch einen Freund geheißen, Amice etc. Den Peter aber hat er gar einen Satan und Teufel genennt, und zwar dazumal, als Petrus vernommen, als solle er, benanntlich Christus, eines bittern Todes sterben zu Jerusalem, da hat er sich dessen eifrig angenommen, absit: bei Leib nicht Herr, sprach Petrus, dieses sey weit von dir; worauf der sonst sanftmüthigste Erlöser ein finsteres Gesicht gemacht, und den Peter einen Teufel gescholten, Vade etc. Gehe von mir du Satan etc. Gab aber gleich die Ursach dieses so harten Prädicats. Non sapis ea, quae Dei sunt etc.
Du verstehest nicht, was Gottes ist.
Auf solche Weis hat Christus eine größere Geduld gehabt mit dem gottlosen Juda, als mit dem Petro, so dazumal einen Ignoranten abgeben; sogar Jus; wann sie aus Mangel der Wissenschaft alles den Ministern und Bedienten überläßt, so nachmal mit der Justiz verfahren, wie die Brüder mit dem Joseph, den sie um das Geld verlauft; wann sie sich in der Rath-Stube nur mit dem Ja buckt, wie die Mäntel in einem Haus-Krippel. Pfui!
Ein Esel, und Meister Langohr bat auf eine Zeit wahrgenommen, wie ein kleines Hündlein mit Namen Bellamor sehr viel gelte bei seinem Herrn, und weil es mehrmal mit den Füßen an den Herrn aufspringt, und allerlei schmeichlerische Geberden zeigt; da gedachte der grobe Trampel, er wollte es dem lustigen Bellamor nachthun, und aller gleicher Gestalt besser bei seinem Patron in Gnaden zu kommen, und etwan künftig im Futter eine doppelte Portion zu erhalten, weil er doch bishero im schlechten Konvict gewest. Sobald aber der asiatische Phantast die vorderen zwei Füße dem Herrn auf die Achsel gelegt, und mit den langen Spitzohren die Baroquen herunter gehebt, da hat sich der Herr dieses so groben Liebkosens bedankt, und solche Kortesie mit einem Brügel bestermassen erwidert. Die Fabel will nichts anders sagen, als, es soll ein jeder bleiben, wer er ist, und wann ein Esel sich schon befleißt, eines andern sein Thun und Lassen nachzuzähnen, so steht es ihm ganz nicht an, und wird allemal als ein Esel erkennet.
Ignorantia enim est erroris Mater.
Ich habe von einem dergleichen Ignoranten gelesen, was Gestalt er durch die große Willfährigkeit seines Königs zu einer geistlichen Würde sey erhoben worden, unangesehen er die Schwindsucht im Hirn gehabt. Es ist ihm gangen wie der Musik, welche aus allen Noten das La zuhöchst setzt, ut re, mi, fa, so, la. Also gelangt auch mancher La Leerer Kopf, La Lapp, La Laller, La Lauser, La Lackendrescher etc. durch blindes Glück in die Hohe. Weil Fa, da famulo tuo Regi etc. Wessenthalben ihre neue Hochwürden, die ohnedas auf der lateinischen Schüler-Bank wenig Schiefer eingezogen, ganz hell und klar gesungen: Damulo tuo Regi; woraus der König sattsam konnte abnehmen, wie übel er den Idioten in solches Amt gesetzt. Dahero lamentirt der weise Salomon gar recht mit diesen Worten: Es ist ein Unheil, das ich unter der Sonne gesehen hab: was für ein Unheil? Daß nämlich ein Narr hoch liegt in großen Würden. Wohl ein großes Unheil.
Eine Wahl geschieht nicht wohl.
Wann man einen bösen und tadelhaften Menschen erwählt. Eine leichtfertige Krotte, ein verdammtes Geflügelwerk, eine verruchte Kitteltaube, ein vermaledeites Vieh, eine nobilitirte Vettel, eine adeliche Bestie, eine teuflische Tänzerin ist Herodias gewest, welche mit ihrem Hupfen und Springen den Herodes also eingenommen, daß er ihr das halbe Königreich derenthalben zu einer Schenkung anerboten, sie aber, uneracht der Weiber Sinn auf den Gewinn gehet, und Divitiae generis Feminini, auch das Weiblein Caput Joannis etc., das Haupt Joannes des Täufers. Warum aber, o verfluchtes Ziefer! das Haupt? Wann du und deine saubere Mutter hättet doch wollen verhindern, daß hinfüran der Joannes nicht mehr zu Hof mit seiner Predigt euch verdrießlich sey, so hättet ja können bei dem König auswirken, daß ihm die Zunge wäre ausgeschnitten worden. Nichts anders. sagt diese, verlange ich, als das Haupt Joannis. Diesen Anschlag hat der Teufel ihr geben; dann, gedachte er, wann das Haupt hier ist, so ist alles hin.
Diese höllische Larve braucht noch auf heutigen Tag solche Arglist und befleißt sich nur, wie sie dem Haupt in einem Land, in einer Diözes, in einer Stadt, in einem Kloster, in einer Gemein könne schaden, und dasselbe zum Fall bringen. Daher sitzt er gar oft in Mitte einer Rathstube, und wendet allen möglichsten Fleiß an, wie er die Stimmen möge auf einen lasterhaften kuppeln. Obschon, sagt er, dieser N. etliche Untugenden an sich hat, so ist er doch anbei ein stattlicher Wirth, in großem Ansehen bei jedermann, eine Person von einer Autorität etc., und wann er wird zu dieser Dignität und Amt gelangen, sodann wird er sich besser in Obacht nehmen etc.
Si si, da mihi Caput etc. Hab ich einmal, denkt der Satan, das Haupt, den andern Leib will ich gar leicht zu Boden werfen; dann eine schlimme Obrigkeit hat selten fromme Untergebene. Wann in einem Haus oberhalb einregnet, so leiden die untern Zimmer ebenfalls Schaden.
Unser lieber Herr und Heiland ist meistens bei dem Volk in gutem Namen und Ansehen gewest, dieses ist ihm in solcher Menge nachgefolgt, daß er gezwungen worden, die Predigt zu halten nur auf großen Feldern, unter dem freien Himmel; zumal die Tempel und Synagogen weit zu eng waren, ja sogar mußte er wegen des großen Gedränges in ein Schiffel steigen, und von dannen, als einer wankenden Kanzel, die Predigt verrichten und das göttliche Wort vortragen. Was noch mehr, sie, benanntlich das Volk, hat ihn kurzum wollen zu einem König erwählen, so werth und angenehm war er bei dem Volk. Gleichwohl aber haben sie sich weit verändert, und nachmals vor dem Pallast des Pilati überlaut aufgeschrien: »Crucifige etc., Kreuzige ihn, kreuzige ihn.« O ihr Schelmen! wie bald wird ein Gras zu Heu? Eure Gemüther seynd dem Aprilwetter befreundt, ihr seyd so beständig, wie ein Schneeballen in einer Köstenpfanne; vorher so gut, und jetzt wollt ihr Blut, vorher habt ihr geschrien: gebenedeien, jetzt laßt ihr hören vermaledeien, Maledictus, qui pendet in ligno. Vorher lauter Freunde des Herrn, jetzt lauter Feinde desselben. Wie kommts? daher kommts. Sie seynd ja allezeit Christo wohl geneigt gewesen, ihn sehr lieb und werth gehalten; wie sie aber haben
Merkt wohl ihr geistliche Obrigkeit, ihr seyd ein Salz der Erde, spricht unser lieber Herr, ein Salz und keine Sulz, keine schweinene gar nicht; dann euer Wandel soll rein seyn und nicht säuisch. Ihr seyd ein Licht der Welt, sagt der Heiland, ein Licht und keine Lichtputzer, der andere putzen und säubern will, und steckt selbst voller Unflath. Ihr seyd Schafhirten, sagt der Heiland, Schafhirten und keine Schlafhirten, die mit ihrer Saumseligkeit die Untergebenen zum Verderben bringen. Ihr sollt seyn wie ein Nebel, wann solcher in die Höhe steigt, da wird er fein schön glänzend; wie ein Nebel, sage ich, nicht wie ein Nebulo, der mit Aergernuß die Untergebenen zur Nachfolge ziehet. Ihr sollt seyn wie ein Wächter über das Volk, wie ein Wächter, sprich ich, und nicht wie eine Wachtel, die voller Geilheit steckt, und nur den Leib zu mästen sich befleißt. Ihr sollt seyn wie ein Spiegel, worin sich alle könnten ersehen, und die Tugenden erlernen, wie ein Spiegel, sage ich, und nicht wie eine Spiegelfechterei, dadurch das Volk verblendt und betrogen wird.
Ich weiß ein Ort, wo einer durch mehrere Stimmen, jedoch unverhofft, ist zu einem Amt und
Erstgedachter Moses ist eine rechtschaffene Obrigkeit gewest; als dieser mit den Tafeln der göttlichen Gesetze den Berg herab gestiegen, und zugleich wahrgenommen, wie das muthwillige Volk ein guldenes Kalb für einen Gott anbete, da hat er alsobald durch gerechten Zorn die steinerne Tafel zertrümmert, das guldene Kalb mit allem Ernst gestürzt, und es zu lauter Pulver verbrennt. Es ist sich dießfalls höchst zu verwundern, daß unter so viel tausend vermessenen Israelitern, worunter viel und viel Haupt-Schelme gewesen, keiner ein Maul aufgethan, da sie doch ihr meistes Gut zu solchen Götzen gespendirt. Wie kommts, daß nicht einer oder der andere dem Moses in die Arm gefallen, oder wenigst hart zugeredet, daß er mit solchem kostbaren Metall so übel verfahre: und wann dieser kälberne Gott doch soll so spöttisch tranchirt werden, so wäre es ja besser, daß man die goldene Scherm oder Trümmer wieder dem Volk lassen zukommen, und folgsam die Weiber wieder einige Arm-Bänder und Ohren-Gehäng konnte machen lassen, sonst werden neue Unkosten aufgehen, und wo nehmen und nicht stehlen? die Weiber wollen geziert seyn. Ja
Wann die Obrigkeit und Vorsteher einen Schein haben, wann sie fromm und heilig leben, so ist kein Zweifel, daß nicht auch Zucht und Ehrbarkeit bei den Untergebenen werde seyn. Wie Christus der Herr in das Haus Zachäi eingetreten, da hat er sich alsobald verlauten lassen, diesem Haus seye dermal Heil wiederfahren. Man weiß aber nur von der Bekehrung Zachäi, nach laut der der Evangelisten, in ihm aber ist das ganze Haus bestanden, wird also mehr Leut und Bediente vermuthlich gehabt haben, die ihm zu seinen Partiten nicht ein wenig an die Hand gangen. Vieler Lehrer Meinung ist es, daß sich alle im ganzen Haus bekehrt haben; dann wie sie gesehen, daß Zachäus ihr Haus-Herr Patron und Obrigkeit zum Kreuz kriecht, so haben sie unschwer demselben nachgefolgt; dann gemeiniglich nach dem Original der Obrigkeit seynd die Untergebenen abcopirt. Wessenthalben der äußerste
Samuel soll aus Befehl Gottes einen aus den Söhnen Isai zum König salben in Israel, aber was für einen? Der erste, so herzukommen, war der Eliab, ein großer, ein schöner, ein wackerer, ein junger, ein frischer, ein braver Kerl; darum glaubte der Prophet schon, dieser seye von dem Allerhöchsten zur Kron erkiesen, nimmt demnach das Geschirr, worinnen das Oel war, und wollte ihn zum König salben, aber nicht ein Tropfen wollte herausfließen, er kehrt es untersich, übersich; aber das sonst flüssige Oel war so halsstärrig, daß es auf keine Weis fließen wollte; Samuel bekommt zugleich einen Bericht von Gott, wie daß dieser nicht erwählt seye, und er soll nicht ansehen die große Statur, die gesunde Natur, die schöne Positur dieses Menschen, sondern vielmehr die Tugenden.
Gute Tugenden, ein heiliger Wandel, unsträfliche Sitten, ein vollkommenes Leben, sollen einem die Staffel seyn zu hohen Dignitäten. Die Leiter Jakobs hat Gott der Allmächtige selbst gehalten; aber wann jemand Lasterhafter in die Höhe steigt, da hat der Teufel die Leiter. Die Obrigkeiten sollen fein beschaffen seyn, wie jener Bischof zu Metz. In dieser berühmten Stadt, soll in der vornehmsten Kirche daselbst eine Tafel seyn, welche ein Engel vom Himmel dem ersten Bischof desselbigen Orts gebracht hat, auf selbiger seynd die Namen aller Bischöfe, so alldort gewesen seyn, und noch inskünftig werden seyn, jedoch mit einem einigen Buchstaben, und zugleich mit diesem
Ein solcher und kein anderer soll in einer Wahl die mehrsten Stimmen haben, der fein guldene Sitten und Tugenden an sich hat. Da soll man nicht anschauen, um weil einer von einem guten Haus, und nachmals thut übel hausen. Was nützt es, wann einer etliche hundert Jahr ist gewesen im Herrnstand, und weiß nicht einmal zu herrschen über seine Gemüths-Anmuthungen und Sinnlichkeit? Was fruchtet es, wann einer auch 6 offene Helme im Wappen führt, und anbei wie ein offener Sünder lebt? Was trägts ein, wann einer schon vom guten Geblüt, und schämt sich doch nicht Uebels zu thun? Unter den ersten, so von Christo zur apostolischen Dignität seynd erhoben worden, seynd in der Wahrheit wenig Edelleut gewest. Sofern aber eine adeliche Person gute und dem Adel sonst billig anständige Tugenden hat, ist es recht und löblich, daß ein Haus der Hütte vorgezogen werde. Zumal bekannt, daß so viel tausend heilige Bischöfe,
Die Wahl geschieht nicht wohl, wann man einen Faulen und Saumseligen erwählt.
Bei den Alten ist es ganz gewöhnlich gewest, daß man hat pflegen auf die Kirchendächer oder Kirchenthurm einen Hahn von Eisen oder Kupfer zu setzen, einen Hahn, sprich ich, der wachsam ist und die Dienstboten und das Hausgesind aufmuntert, einen Hahn, sag ich, und nicht einen Gimpel, der alles läßt gehen wie es geht, wann er nur mit seinem Dickschnabel kann unter den Hanfkörneln herum schmausiren. Der in eine geistliche Dignität gesetzt wird, der zu einem vornehmen Kirchenamt gewählt wird, muß die Art und Wachsamkeit eines Hahnes an sich haben, und alle möglichste und erdenkliche Sorg falt tragen über seine Untergebenen.
Ich habe noch allezeit gehört, daß man die Obrigkeiten Vorsteher nennt, Vorsteher und nicht Vorlieger. Faule und Saumselige taugen nicht für solches Amt. Petrus, als eine Obrigkeit und Haupt des apostolischen Kollegium, hat in dem Garten samt andern zwei Aposteln geschlafen, wessenthalben ihm der Herr einen kurzen Verweis geben: »Simon dormis? Schläfst du, Simon?« so hast du nicht können mit mir eine einzige Stunde wachen? Pfui Simon! Aber eins muß ich doch fragen den gebenedeiten Herrn und Heiland, warum er dasmal ihn nicht Peter nennt, und warum Simon? Er hat ja schon von
Wie Gottes Sohn aus der unbefleckten Jungfrau Maria geboren zu Bethlehem, da haben sich sehr viele Wunderdinge zugetragen. Erstlich ist eine unzählbare Anzahl der Engel vom Himmel herabgestiegen, und das neugeborne goldene göttliche Kind mit allerlei lieblichen Gesängen anstatt des Aja Pupeja vermehrt. Nachmals ist der ziemlich tiefe Schnee in selbiger Gegend augenblicklich verschwunden, und erschienen die Bäume mit Blühe und Blättern, die Erde aber mit den schönsten Blumen bekleidet und gleichsam geschmückt, wovon die Hirten desselbigen Ortes, nächst dem Thurm Hader genannt, allerlei Kränzel und Büschel gebunden, solche samt etlichen jungen Lämmlein dem neugebornen Messias demüthigst überreicht. Nach Aussag Reinaudi sollen nur vier Hirten gewesen seyn, benanntlich Michael, Achael, Cyriakus und Stephanus. Warum daß der gebenedeite Heiland, gleich als er auf die Welt kommen, nur diese Hirten zu sich gezogen, warum nicht andere? Es waren dazumal zu Jerusalem wohl vornehmere Pastores und Hirten, nemlich die Hohenpriester, welche sogar Seelenhirten abgeben, so glaublich weit mehr zu achten, als dieErant Patores in eadem Regione vigilantes etc.
Wachbare Hirten seynd wackere Hirten, solche will Gott haben, nachläßige Hirten seynd nicht zuläßige Hirten, solche will Gott nicht haben. Daher pflegt man denjenigen, so in dergleichen geistlichen Aemtern stehen, allezeit in der Ueberschrift des Briefes zuzuschreiben: »Abbati, Praelato, Priori, Quardiano etc. vigilantissimo,« das heißt: »Pastores in eadem Regione oder Religione vigilantes.«
Die ersten, so der Herr Christus zu dem Apostelamt, welches eine hohe geistliche Dignität ist, berufen hat, waren Petrus und Andreas, beide Brüder, beide Fischer und beide dazumal in wirklicher Arbeit begriffen in dem galiläischen Meer, welches wohl in Obacht zu nehmen, spricht der heilige Chrysologus Serm. 28. Er hat zu diesem Officium und Amt keine schläfrigen Leute, keine Zärtlinge und Polsterhüter, keine Stubenhocker und Faulenzer erwählt, sondern die er in wirklicher Arbeit angetroffen, die der harten Arbeit schon gewohnt, damit sie also desto besser die apostolische Charge, worin nichts als Mühe und Wachsamkeit, vertreten möchten.
Es ist einer gewest, schreibt der hl. Vincentius Dom. 9 post Pent. c. 2., der lange Zeit hat gesucht und alles versucht, wie er doch möge zur bischöflichen Dignität und Würde gelangen. Er hat endlich so lang gefischt, bis er den Hechtenkopf ertappt. Als er nun öffentlich in Gegenwart vieler Umstehenden befragt worden, ob er noch gesinnt sey, Bischof zu werden? Was dann, war die Antwort. Es wurde ihm ferners, wie pflegt zu geschehen, vorgetragen, ob er wolle am jüngsten Tag Rechenschaft geben von allen seinen untergebenen Seelen? Nolo, sagt er, ich will nicht; die Anwesenden sagten ihm, er wisse die Zeremonien nicht recht, er soll sprechen, Volo, ich will, nein gab er mehrmal zur Antwort, ich will aber nicht, und schüttelt den Kopf, als wäre ihm ein Duzend Wespen drauf gesessen; warum er aber mit solcher Muhe und Sorgfältigkeit solche Würde gesucht habe? ist weiter die Frag gewesen, darauf er geantwortet, daß er nicht gewußt, daß solches Amt so schwere Last auf sich habe. Ich, sagt er, bin der Meinung gewest, es gehöre nichts mehrers dazu, als gut Essen und Trinken etc.
Ich bin ebenfalls der Meinung, daß zu einer geistlichen Würde nichts weiters erfordert werde, als Essen und Trinken, Essen und zwar eine ziemliche Portion. Der Jonas, dieser ungehorsame Prophet, war einem Wallfisch ein ziemlicher Brocken, aber eine solche Obrigkeit muß noch größere schlücken, wann er dem Amt doch will recht und unsträflich verstehen. Des Trinkens hat er den Ueberfluß, und muß er immerzu Bescheid thun aus dem Kelch, welchen Christus der Herr denen zweien zebedäischen Söhnen Joanni undFoeniculum auf Lateinisch; zumalen die Medici und Arzneierfahrne vorgeben, daß nichts bessers und heilsamers vor die Augen sey, als der Fenickel, welcher das Gesicht über alle Massen klar und scharf macht. Wer soll und muß dann bessere Augen haben, als die Obrigkeiten, welche zu allen Zeiten müssen offen stehen, und wann sie die wenigsten Mängel der Ihrigen mit Fleiß oder auch Saumseligkeit übersehen, so müssen sie derenthalben Rechenschaft geben am jüngsten Tag.
Jener Mörder, so begangener Missethaten halber auf der Seite Christi an das Kreuz geheft worden, hat sich selbst nicht getrauet selig zu werden, wann er soll seinem Mitkameraden etwas unrechts übersehen; dahero wie selbiger Böswicht, verstehe den linken Schächer, gotteslästerliche Wort geredet, da hat er, nämlich der Dismas, ihm derenthalben einen Verweis geben, und von solchem Uebel angemahnt, und ihn darum gestraft, Neque tu etc. Du fürchtest auch Gott nicht.
Wie weniger kann eine Obrigkeit selig werden, wann sie denjenigen etwas übersieht, über welche sie als ein Seelenhirt gesetzt worden. Solche müssen wissen, daß das Wort Superior von dem Super herrühre, und nicht von der Suppe, Super aber regiert einen Accusativum, und wer wird am jüngsten Tage mehr accusirt und angeklagt worden, als Superiores und Obrigkeiten, denen der Heiland Jesus seine Seelen als einen kostbaren Schatz anvertraut?
Der gerechte Loth ist durch die Engel aus der sündigen Stadt Sodoma samt Weib und Töchtern geführt worden, damit er nicht mit den lasterhaften Inwohnern zu Grund gehe. Als sie nun auf einen Berg gelangt, und die Engel die guten Leute in eine Sicherheit gestellt, da wollte der fromme Loth noch nicht trauen, und läßt sich vernehmen, er möge in der Höhe nicht bleiben, er fürchte, daß er ebenfalls zu Grunde gehe. Non possum in monte salvari etc. Viel und aber viel vollkommene Männer haben mehrmalen die anerbotenen Dignitäten und Würden möglichster Weis' geweigert; dann sie haben sich nicht getrauet, mit dem Loth in der Höhe salvirt zuwerden, weil Super einen Accusativum regiert. Cälestinus der Fünfte, nachdem er etliche Monat römischer Pabst gewesen, und diese höchste Würde auf Erden eine kleine Zeit besessen, hat ganz freiwillig dieses göttliche Amt von sich gelegt, und das einsiedlerische Leben wieder antreten, er hat sich nicht getrauet, in der Höhe salvirt zu werden. Klemens der Vierte, römischer Pabst und Statthalter, hat dem englischen Thomä von Aquin das neapolitanische Erzbisthum ernstlich angetragen, so aber auf alle Weis mit allem Fleiß, als eine gar schädliche Speis geweigert, er getraute sich nicht, in der Höhe salvirt zu werden. Der heilige Mönch Ammonius ist zu Rom gleichsam gezwungen worden, ein Bisthum anzunehmen, welches er aber nicht allein abgeschlagen, sondern Non possum in monte salvari. Der heil. Nilammon sollte kurzum Bischof zu Geras werden. Weil er aber des einsamen Lebens schon gewohnt, und viel Jahr in seiner Zell verschlossen gewesen, gleich einem Seidenwurm, der sich selbst ein Kerkerl verfertiget, auf daß er Flügel bekommt, wormit er in die Höhe könne fliegen. Also wollte der heilige Mann sich so bald auf diese angetragene Würde nicht erklären, sondern bittet um ein Verschub auf drey Tag. Unter solcher Zeit hatte er unaufhörlich Gott ersucht, er wolle sich doch erbarmen, und ihm lieber das Leben nehmen, als diese Dignität geben; worauf ihn Gott erhört, und als den dritten Tag die Leut mit großer Ungestüm ihn zum Bisthum gesucht, da haben sie den heil. Mann todt gefunden. So voller Gefahr ist die Würde und Stelle der Obrigkeit. Gewiß ist, gewiß bleibt es, daß die wenigsten in der Höhe salvirt werden. Gewiß ist es, daß sehr viel Obrigkeiten ewig verloren gehen. Der heil. Joan. Chrys. drohet noch schärfer, indem er spricht: »Miror, si potest salvari aliquis rectorum.« Dieser große heil. Lehrer will zu verstehen geben, daß die meisten
Der mächtige König in Syrien Antiochus, ist mit einer Armee von dreimal hundert tausend zu Fuß, zweimal hundert tausend zu Pferd wider die Römer gezogen. Wer soll nicht glauben, daß Antiochus mit einer solchen Kriegsmacht werde victorisiren? forderist darum, weil der römischen Soldaten Anzahl viel geringer, und dero Macht weit schwächer. Nichtsdestoweniger haben diese letztern das Feld erhalten, den Antiochum auf das Haupt geschlagen, und voller Triumph und Sieg nach Haus gekehrt. Daß aber dieser syrische Monarch das Kürzere gezogen, war folgende Ursach: Denselbigen Tag, als die Schlacht hat sollen geschehen, hat es von Frühe an bis auf die Nacht aneinander geregnet, worvon die Sennen der syrischen Schießbögen dergestalten geweichet, daß sie untauglich und unkräftig worden, die Pfeil abzudrücken. Dieses war die ganze Ursach eines so großen Verlusts. Laßts euch gesagt seyn, ihr Obrigkeiten, daß euer so Da mihi animas caetera tolle tibi.
Es geschieht gar oft in einer Wahl, daß die mehresten mit ihren Stimmen auf denjenigen zielen, so ein guter Mann, welcher läßt das krumme grad seyn, ein, ein frommer Kolumbus, der keine Gall hat, ein Kalender, in dem kein trübes Wetter, ein Garten,
Aber höret ihr, die ihr solche gewissenlose Stimmen einem gebt, der keine Stimm hat, wider die Laster zu schreien, und selbige abzustrafen. Der Hohepriester im Alten Testamente mußte aus göttlichem Befehl an dem Bräm oder untern Theil des Rocks guldene Schellen tragen, keine Fuchsschweif, sondern guldene Schellen, damit er von männiglich gehört wurde. Eine Obrigkeit muß nicht schmeichlen, noch zu allen Dingen stillschweigen, sondern sich hören lassen, das Maul aufthun, und das Böse corrigiren und abstrafen. O wie viel tausend liegen in dem Abgrund
Die Wahl geschieht nicht wohl, wann man einen Harten und Groben erwählt.
Man irret, wann man nicht eine Manier brauchet. Eine Obrigkeit muß eine Uhr seyn, die da zeigt, und nicht schlägt. Der Giezi hat den todten Knaben mit dem Stab nicht können zum Leben erwecken, wohl aber der Elisäus mit einer Manier. Noch hab ich nie gehört, nie gesehen, nie gelesen, daß der gute Hirt in dem Evangelio hätte mit einem Stab, oder Stecken, oder Geißel, oder Prügel, das gefundene Lämmlein in der Wüste vor seiner getrieben; wohl aber, daß er solches arme Tröpfel auf den Achseln getragen. Unser lieber Herr hat die Apostel, und folgsam alle diejenigen, so inskünftige in geistlichen Dignitäten und Würden werden seyn, nie anderst genennt, als ein Licht der Welt: Vos estis Lux mundi, und nicht Lucius Mundi. Dann eine Obrigkeit muß nicht seyn wie ein Hecht, der so grausam, daß er auch seine eigenen Jungen fressen thut. Sie muß allein umkehrt grob seyn; dann das Wörtl Grob, wann mans umkehrt oder zurück ließt, so heißt es Borg. Borgen muß sie, und nicht gleich drein schlagen. Der Moses hat gar nicht recht gehandlet, ja er hat derenthalben einen ziemlichen Verweis von Gott bekommen, um weil er die Ruthen gebraucht, und
Wann Superior und Superare verwandt seyn, wann ein Oberer soll eigentlich eroberen die Gemüther der Unterthanen, so muß er in die Fußstapfen treten des berühmten Kriegsfürsten Josue, welcher mit wunderlicher Manier die Stadt Jericho erobert und eingenommen. Da hat man nicht gefochten, nicht gehaut, nicht gestochen, nicht geschlagen, nicht geworfen, nicht gestoßen, nicht geschlossen, und gleichwohl die Stadt eingenommen. Da hat man keinen Degen gezuckt, keinen Säbel entblößt, keine Lanze ausgestreckt, keinen Bogen gespannt, keinen Mauerbrecher angelegt, keine Mine graben, und dannoch ist die Stadt erobert worden. Es ist keiner verletzt worden, keiner verwundet worden, keiner geschlagen worden, keiner troffen worden, keiner ermordet worden, und dannoch ist die Stadt übergangen. Aber wie? nicht durch Arma, sondern durch Harmoniam. Das hebräische Volk hat gesungen und jubiliret, die Priester haben die Posaunen geblasen, und durch solche Weis seynd die Mauren ringsherum zu Boden gefallen, und die Stadt in des Josue Gewalt kommen.
Wann eine Obrigkeit will die Gemüther der Untergebenen völlig einnehmen, auch bisweilen steinharte Köpf und verbeinte Herzen bezwingen, so muß er den Kriegsfürsten Josue dießfalls nachfolgen, nicht brauchen eine Grobheit, sondern eine Freiheit, nicht mit Spießen, sondern mit Füßen drein gehen, nicht mit Streichen, sondern mit Weichen die Sach richten. Ja,
Die Türken haben einmal verkundschaft, daß die meiste Garnison zu Sigeth seye ausgangen, worauf sie in aller Eil eine große Mannschaft versammlet, in Willens, dieses Ort unversehens zu überrumplen. Seynd auch bereits in der Still vor die Festung geruckt, und aller Orten die Leiter angelehnt, die Mauren zu übersteigen. Die Inwohner sowohl der Mannschaft als der Waffen entblößt, wußten in dieser äußersten Noth sich fast nicht zu rathen, bis endlich einer an die Hand geben, es soll ein jeder, Klein und Groß, Jung und Alt, Weib und Mann, einen Bienenkorb nehmen, (massen an diesem Ort die Menge), und dem Feind und aufsteigenden Barbaren auf den Kopf schütten: welches auch geschehen, und einen glücklichen Ausgang genommen. Dann ihnen der ausgegossene Honig Haar und Bart also zerklebet, und die Augen verblendt, daß sie nichts mehr gesehen, ja einer nach dem andern über die Leiter herunter gestolpert, und die Festung verlassen. Wer hätte sich sein Lebtag träumen lassen, daß man eine Stadt mit Honig soll defendiren.
Die Obrigkeit kann auch mehrestentheils etwas richten mit süßen Worten, mit guter Manier, mit Honig, als mit bitterm Wermuth, oder verbittertem Greinen und Zanken. Wie Petrus Christum den Herrn so spöttlich verläugnet, auch derenthalben einen
Wann den König Saul der Teufel geplagt, wann er gebrüllt wie ein Löw, wann er gegrombt wie eine Sau, wann er gekürret wie ein Tiger, wann er geheult wie ein Wolf, wann er geblasen wie ein Wiesel, wann er gemurret wie ein Bär, wann er gepfiffen wie eine Schlang, wann er ganz unsinnig getobt, da hat man ihn nicht in eiserne Band geschlagen, nicht mit Strick und Ketten gebunden, nicht mit Keuchen und Ketzer versperrt, sondern der David hat mit der Harfe gespielt, etliche gute liebliche Stücklein aufgemacht, wordurch der Saul wieder zurecht gebracht worden etc. Geschieht es, daß ein Untergebener nicht ganz weiß ist, sondern wie die Schaaf des Labans allerlei Fleck hat; ist es, daß einer wie die Arche Noe beschaffen, worin nicht lauter Lämmel gewest, sondern auch Wölf. Solls seyn, daß einer genaturt, wie der Acker des evangelischen Hausvaters, auf dem nicht allein Weizen, sondern auch Unkraut aufgewachsen, so muß eine Obrigkeit nicht
Wann man will ein irdisch Geschirr, etwan einen Hafen flicken, da zieht man ganz subtil den Draht durch, man zwickt denselben ganz lind und heicklich zusammen, man klopft so gering mit einem Hämmerlein, daß man kaum eine Floh dadurch um das Leben brächt, und geschieht solches gar weislich; dann sofern man sollte stark darauf klopfen, so würde das Geschirr nicht geflickt noch verbessert, sondern gar zerbrochen und zertrümmert werden. Geschirr und zwar gar gebrechlich von Erde seynd die Menschen, wann nun solche einigen Mangel an sich haben, so ist es eine Schuldigkeit der Obern, daß sie selbige verbessern, aber nicht mit einer ungeschlachteten Grobheit, nicht mit tyrannischer Verfahrung, sondern mit einer Manier; massen die Erfahrenheit gibt, eine unglimpfliche Schärfe mehr Schaden als Nutzen ausbrüte. Sogar schreibt Plinius, daß nicht weit von Harpeso, einer Stadt in Asia, ein großmächtiger Stein gefunden werde, so diese wunderliche Natur an sich hat, wann man mit allen Kräften denselben will wellen oder bewegen, so ist alle angewandte Mühe umsonst, wohl aber, wohl aber läßt er sich mit einem einzigen Finger regieren. Deßgleichen seynd sehr viele Leute gesittet und gesinnet, die man mit guter Manier um einen Finger gleichsam wenden kann, so man aber
Der Esau hat gar wenig bei Gott dem Herrn golten, dann er war ein schlimmer Gesell und voller Untugenden, unter andern war er der erste grobe Prior nach laut der hl. Schrift: »Qui Prior exivit, erat hispidus etc.« Alle rauhen und groben Obrigkeiten seynd bei dem Allmächtigen in schlechtem Ansehen. Der hl. Antonius Paduanus, dieser so wunderthätige Diener Gottes, hat einmal auch eine scharfe und indiskrete Obrigkeit gehabt. Diese hat ihn einmal zu Messana vor allen Geistlichen in Mitte des Refektorii berufen, allwo sie eine Sache vorgeworfen, an die er sein Lebtag nicht gedenkt hatte. Nachdem nun dem hl. Antonio der Kopf grob über grob gewaschen worden, und er sich auf Befehl der Obrigkeit von der Erde aufgehebt hat, da ist der Ziegel, auf dem er gekniet, alsobald beweglich, oder, wie man pflegt zu sagen, los und rogl worden, dergestalt, daß weder er, noch ein anderer durch einige Kunst hat können fest gemacht werden, wie man es dann noch auf heutigen Tag sehen kann, als welches Ort mit einem eisernen Gitter überzogen, nicht allein ein ewiges Denk- oder Kennzeichen der Demuth Antonti, als der Grobheit seiner Obern ist.
Eine solche Obrigkeit soll in das 15. Kapitel der Offenbarung Joannis hinein schauen, allwo zu
Mit vielen Obrigkeiten verhängt der gerechte Gott, daß sie gleichfalls spöttlich fallen, um weil sie mit der Gebrechlichkeit ihrer Unterthanen kein Mitleiden haben, und begegnet ihnen nit viel anderst, als jenem Niederländer, dessen Namen zwar Eligius Rossel, wohnhaft zu Uladbeel. Wie dessen Eheweib Elisabeth großen Leibs gangen, und kurz vor der Geburt schwere und fast unerträgliche Schmerzen gehabt, so nicht allein der Mann kein einiges Mitleid spüren lassen, sondern sie noch hierüber stark ausgespöttelt und ausgehöhnt, welches der armen Haut also zu Herzen gangen, daß sie ihm gleiches Elend über den Hals gewunschen, so auch der Allerhöchste wunderbarlich verhängt, massen diesem Eligio der Leib nach und nach gewachsen, bis er endlich nicht ohne höchsten Wehetagen ein Kind, und zwar ein Knäbel, geboren, so aber nach empfangener hl. Taufe bald verschieden, er aber nochmals in einem eisernen Panzer öffentliche Buß gethan, wie dann noch an besagtem Ort eine jährliche Gedächtnuß des Eligii gehalten wird.
Cor regieren, und wann endlich auch soll eine Schärfe erfordert werden, so muß doch solche gleich dem bittern Zichorisalat mit der Milde verzuckert werden; dann obschon der Heiland die Taubenhändler zum Tempel hinaus gepeitscht, so hat er hiezu keine Stuhlfüß, noch Lattentrümmer genommen, sondern etliche wenige kleine Strickel, so nicht einmal durch die dicken Judenröcke gedrungen.
Die Wahl geschieht wohl, wann man blos die Verdienste und Tauglichkeiten anschaut.
Joannes und Jakobus, zwei Söhne des Zebedäi, haben um hohe Dignitäten und Aempter angehalten, aber das Kürzere gezogen, und dermal nicht promovirt worden. Einer begehrte zu der rechten
Der Thron Salamonis war eine Abbildung einer guten und rechten Wahl, dieser weiseste König machte einen großen Thron von lauter Helfenbein, und überzog denselben mit purem und feinem Gold: solcher Thron hatte zwei Hände, so beiderseits den Sitz hielten, obenher stunden zwei große goldene Löwen, unterhalb auf den sechs Staffeln zwölf kleine und jüngere Löwen: Duo Leones stabant juxta manus singulas, et duodecim Leuneuli stantes super sex gradus etc. Eine schöne und ordentliche Austheilung war in diesem Thron, die man in allen Wahlen soll vor Augen stellen, obenher stunden zwei große Löwen, unterhalb zwölf kleine; große, ansehnliche, wackere, bescheidene, tugendhafte Leute gehören hinauf, die muß mau zu hohen Dignitäten erwählen, Leunculi, junge und unerfahrne, unverständige die müssen herunter bleiben.
Leones droben, Leunculi drunten. In der Arche Noe, dieses gerechten Altvaters, waren drei Gärten, der erste obere für die Vögel, der mittlere für die Menschen, der untere für andern Bestien, worunter Ochs, Esel, Büffel etc. Diejenigen, so gut in der Feder seyn, die gelehrt und hochverständig, soll man billig in die Höhe promoviren, gute Menschen, fromme Leute, christliche Gemüther eben desgleichen; aber gottlose Bestien, unverständige Ochsen, plumpe Esel, ungeschickte Büffel soll man billig unten lassen, und ihrer in keiner Wahl gedenken.
Die Statue und berühmte Bildnuß des Königs Nabuchodonoser ist gar wohl und ordentlich verfertiget worden; dann dero Haupt war von purem Gold, die Schultern von Silber, der Leib von Metall oder Erz, der unterste Theil von Erde; gar recht und aber recht, was schlecht ist, nit weit her ist, garstig und irdisch ist, kann schon unten bleiben, oder goldene Leut, stattliche Männer, treffliche Subjekte taugen zu einem Haupt, sollen allemal zu Dignitäten und Würden erwählet werden.
In einer rechten und gewissenhaften Wahl soll promoveatur; wann er nur ihnen befreundt ist, obschon bei Gott verfeindt ist, promoveatur. O wie viel sitzen in der Höll, schwitzen in der Höll, hitzen in der Höll, um weil sie ihre Befreundte, als untaugliche und unwürdige Leut' zu Aemtern und Dignitäten erhoben haben etc.
Es wäre zu wünschen, daß manchesmal bei der Wahl keine Ochsenköpf thäten sitzen, wohl aber Kühe-Köpf, wie jene gewesen, welche bei den Philistern die Arche des Bunds gezogen. Die Philister konnten nit wissen, was doch die Ursach wäre der großen Wiederwärtigkeiten und Elend, so da haufenweis über sie kommen, und glaubten schier etliche, als wäre es die verarrestirte Arche, so sie den Israelitern, als dem Gott gewidmeten Volk haben weggenommen; damit sie demnach hinter die rechte Wahrheit möchten kommen,
Von rechtswegen soll man in einer jeden Wahl also handeln, und weder das Blut noch die Anverwandten anschauen, sondern mitten durch gehen, die Stimm demjenigen geben, der tauglich ist, nit der befreundt ist, nit anhören das Blerren der Kälber, das Bitten der Freund, sondern mitten durch, gerad durch erwählen denselben, der da würdig ist, nit weil er verwandt ist. Der heil. Udalrikus Bischof zu Augsburg war ein Exempel und Exemplar aller Heiligkeit, hatte Todte erwecket, so heilig war er, hat Fleisch in Fisch verkehrt, so heilig war er, hat ein Kreuz vom Himmel bekommen, so heilig war er, hat wunderbarlicher Weis die Hunnen überwunden, so heilig war er, hat die Ratzen verbannisirt, so heilig war er. Gleichwohl hat er müßen die zeitliche Straf des Fegfeuers ausstehen, einig und allein darum, um weil er seinen Vater Adalberonem einen frommen und vollkommenen Libera me de sanguinibus etc.« Wie es Adrianus der Sechste, Innozentius der Eilfte und viel andere römische Päbst gethan. Hierinfalls ist doch zu merken, daß, wann die Befreundte anbei mit ansehnlicher Tugend und löblichen Qualitäten begabt seyn, man mit gutem Gewissen solche könne andern vorziehen, wie hiervon mehr schreiben.
Von dem Berg Sinai, allwo die heil. Jungfrau und Martyrin Katharina begraben worden, werden viel denkwürdige Sachen geschrieben; unter andern meldet auch Stephanus Mentegazza, daß allda der Kaiser Justinianus eine schöne Kirche unter dem Namen Salvatoris erbaut habe, wozu er auch ein Kloster der Basilianer-Mönch gestift, und seynd schon über die neuntausend darin begraben. In diesem Ort ist ein stetes und immerwährendes Wunderwerk zu sehen; dann sobald der Abt und Vorsteher obbenannten Konvents mit Tod abgehet, so löschet die große Lampe bei dem Grab der heil Katharinä allda von sich selber aus: sobald aber ein anderer wiederum erwählt wird, so zündet sich die Lampe ohne einige Hand-Anhebung auch selbst an, wann ein Frommer, Verständiger und Wohl-Meritirter in die Wahl kommt.
Dannenhero keine Wahl unvorsichtig, gäh und nur oberhin soll geschehen, sondern mit größtem Fleiß und möglichster Obacht; zumalen von Anbeginn der Welt Gott selbst allen Fleiß hat angewendet, wie er den ersten Vorsteher und Herrscher des Erdbodens, den Adam, erschaffen; dann dazumal haben sich alle drei göttlichen Personen, Gott Vater, Sohn und heiliger Geist untereinander berathschlagen, als sie den ersten Präsidenten über alle Thier gestellt, faciamus etc. Ut praesit etc. Lasset uns einen Menschen machen nach unserm Bild und Gleichnuß, der da herrsche über die Fisch des Meers, über die Vögel des Himmels etc. O lieber Gott, hat es so viel Ceremonien braucht mit der ersten Obrigkeit, so doch nur Fisch und Vögel und andere Thier unter sich gehabt; so ist dann keine schlechte Sach, wann man erwählen soll eine Obrigkeit, nicht über die Fisch, sondern über die Menschen, worunter wohl ärgere Fisch, Thier und Vögel zuweilen anzutreffen.
Sobald der gebenedeite Heiland von dem begierigen hebräischen Lotters-Gesind und Henkers-Knechten gefangen und an Ketten und Strick gefeßlet worden so hat man ihn den geraden Weg zu dem Annas geschleppt, als dem ältesten Hohenpriester, so bereits ganz schneeweiß auf dem Kopf war. Dem Iscarioth war solches gar nicht recht, sondern sein völliger Anschlag und gänzlicher Antrieb ist gewesen, daß man Jesum gleich zu dem Kaiphas soll führen, weil solcher dasselbige Jahr das Oberhaupt der Priesterschaft war: der alte Geck, der Annas, habe hierinfalls keine Vollmacht, ja er liege bereits im Pflaumen- und Feder-Bett, und werden sie bei dem alten Schaafkopf zu finsterer Nachtzeit eine langsame Audienz gewinnen etc.
Es ließ aber der Kaiphas, obschon der Höchste in dem Klero, durch die Seinigen andeuten, daß man auf keine Weis den alten Herrn soll präteriren; dann er nannte den Annas nur seinen Herrn Vater, und thäte gänzlich nichts ohne seine Meinung und Rathschlag: und wann endlich der Seligmacher wär den geraden Weg zu der Behausung des Kaiphä gezogen worden, so hätte der Iscarioth daselbst den Peter angetroffen, dem er vorhin nicht günstig gewest, und folgsam denselben ebenfalls verrathen, auch in allweg
Das Alter soll man verehren, weil solches unser lieber Herr selbst verehrt hat. Zu Jerusalem war ein alter und lieber Tättl, mit Namen Simeon, von hundert und zwölf Jahren, ein Priester, ein Doktor und Ausleger der hl. Schrift, dieser wollte einmal seinen Scholaren und Zuhörern den Text des Propheten Isaia erklären: Virgo concipiet et patriet etc.
Es wird eine Jungfrau empfangen und gebären etc., gedachte sich aber, daß über eine solche unmögliche Sache seine Scholarchen würden ein Skrupel nehmen, ist derentwegen da, und löscht das Wort Virgo oder Jungfrau aus, und setzt anstatt dessen Puella, eine junge Tochter; weil er aber vermerkt, daß augenblicklich seine Schrift verschwunden, und das Wort Jungfrau wiederum vorhanden, also hat er das anderte, sogar auch drittemal dieses Wort ausgelöscht, und dafür Puella oder junge Tochter gesetzt; aber allezeit nicht ohne höchste Verwunderung erfahren, daß seine Schrift nichts golten, sondern der vorige Text beständig verblieben, wessenthalben er sich zu Gott dem Allmächtigen gewendet, und hierinfalls einige Erleuchtung demüthigst gesucht.
Worauf ihm Gott der Herr geoffenbaret, daß er noch vor seinem Tod werde sehen dieselbige Jungfrau, welche ohne Verletzung der Jungfrauschaft werde einen Sohn gebären, und zwar den rechten Messiam
Allhier ereignet sich die einige Frag, weil der alte Simeon und die alte Mutter Anna so heilig und gerecht vor den Augen Gottes gewesen, warum daß der Allmächtige, sie nit auch gen Bethlehem zu dem Krippel, gleich denen Hirten und drei weisen Königen, gezogen, damit sie dem neugebornen König und Messiä auch hätten können die schuldigste Visita geben? Haimon und Damianus antworten, daß, weil diese beeden so liebe alte und betagte Leut gewesen, so habe Gott sie nit plagen wollen mit der Reise von Jerusalem nach Bethlehem (die Hirten seynd starke Gesellen gewesen, die König seynd auf Kameelen geritten), sondern Gott habe selbst, dem lieben Alter zu Ehren, zu ihnen wollen kommen, uns gesamten Adamskindern zu einer sondern Lehre, so wir das Alter sollen verehren, und mit demselben ein Mitleiden tragen.
Das Ort, allwo unser Herr 40 Tag und Nächt gefastet, fünf Meilen von Jerusalem entlegen, ist eine erschreckliche und unbewohnliche Wüste, allwo nichts als die dürren Felsen, er war allein der Brunn des Lebens; nichts als Hecken und Dörner, er allein die Rose; nichts als Bären und Wölf, er allein das wahreMemento Homo, gedenk, o Mensch! daß du Staub und Asche bist, und daß dein Kopf zu einem Narren wird etc., oder etwan ist der Vater aufgezogen wie ein Jäger mit einem grünen Kleid, mit einem Jägerhorn auf der Seite, mit einer gefältleten Waidmannstasche, mit einer Flinte auf der Achsel, und mit tausend Ackerment im Maul, nichts dergleichen, gar nichts dergleichen, sondern Lyranus spricht, der Teufel sey erschienen wie ein eisgrauer Mann, wie ein schneeweißer Tättl, mit einem langen rauhen Rock bis auf die Erde, und in Gestalt eines lieben alten Einsiedlers und Eremiten etc. Soll aber dieses dem Alter eine Ehr seyn, daß der böse Feind dero Gestalten angenommen? was dann, er gedachte, ich muß eine Gestalt an mich nehmen, daß er Ursache habe mich anzubeten; ich aber kann keine bessere Gestalt an mich nehmen, als die eines alten Manns; denn das Alter wird er verehren, dem Alter wird er glauben, die weißen Haar wird er in allweg respektiren etc. Er ist ein bescheider, frommer und gottesfürchtiger Mann (dann der böse Feind glaubte nicht, daß Christus zugleich Gott sey), also wird er Coram cano Capite consurge, et honora Personam Senis etc.
Wie Christus der Herr durch den freiwilligen Tod wollte von der Welt scheiden, da hat er anstatt seiner göttlichen Person beschlossen, einen Vikari auf Erden zu setzen, dem er konnte geben die höchste Vollmacht zu binden und zu lösen: aber wer soll dieser seyn? Zweifelsohne Joannes? ja wohl nit, ob er schon ein Augapfel war des Herrn, ob er schon bei dem letzten Abendmahl auf seiner Brust gelegen, ob er schon eine reine Jungfrau etc., so ist ihm doch der Peter vorgezogen worden. Joannes, ein reiner junger Gesell, Petrus aber verheirath, Joannes ein verständiger Jünger des Herrn, Petrus aber meineidig, den Gockel-Hahn um Bericht, Joannes hat den Namen des liebsten Herrn, Petrus ist gar ein Teufel titulirt worden, und dannoch ist Petrus Pabst worden, Joannes aber nicht, und war keine andere Ursache als diese: Weil Christus der Welt gleichsam kein Aergernuß wollte geben, und den Jungen einem Aeltern vorziehen, er wollt der ganzen Welt zeigen, wie man die alten Leut soll verehren: Detulit igitur aetati
non meritis, nec praetulit conjugatum Virgini; sed provectiorem Juveni.
Sobald Gottes Sohn durch Ueberschattung des heil. Geists zu Nazareth in die reinste Schooß Mariä, der Jungfrau, gestiegen und daselbst die Menschheit angenommen, welches geschehen ist den 25. Martii an einem Freitag, hat sich erstgedachte seligste Jungfrau, gleich darauf, benanntlich den 1. April, auf die Reis' über das Gebirg, und in 4 Tagen nach Hebron gelangt in das Haus Zachariä, daselbst ihre liebste Maim oder Baas Elisabeth heimgesucht, und in die zehn Wochen gedienet, als die dazumal mit Joanne im sechsten Monate schwanger ging, und dieses nur darum, weil sie gewußt, daß Elisabeth schon sehr alt und betagt wäre, also ist, Maria nämlich, die noch nit 15 Jahre hatte, kommen, das Alter zu verehren, und das Alter zu bedienen.
Wann dann nun Gott und Gottes Mutter das Alter verehren, die grauen Haar beobachten, die lang erlebten Tag respektiren, so soll sich ja billig schämen ein mancher kleiner Witzbeutel; billig soll sich schämen ein mancher junger Spitzbub, so mit der Nase noch die Aermel anspieglen; billig soll sich schämen ein unzeitiger Maulaff, dem noch das Bürschen-Intresse in der Haut steckt, daß er dem Alter so schlechte und seltene Ehr anthut, demselben auch gar nicht den Hut rucket, ja wo öfter dasselbe noch auszuhöhnen und zu schimpfen pflegt. Schäm dich du undankbares Kind; der du die gottlose Klag führest, als gehe dir dein alter Vater im Weg um, schäm dich du junger Grindschüppel, der du saure Gesichter machest gegen die
O! wie vielen Alten begegnet dasjenige, was dem Poeten Aeschylo widerfahren. Der Adler naschet über alle Massen gern die Schildkroten; weil ihm aber solche zum Aufbeissen gar zu hart, also ergreifet er diesen Fund. Er führt dieselbige mit seinen Klauen in alle Höhe, und stürzet sie nachgehends auf einen harten Felsen herunter, worvon sie zerschmettern, und folgsam dem Krotenfresser zu Theil werden. Obgedachter Aeschylus suchte einsmals eine wenige Ruhe in dem Gras, worinnen er seinen abgematten Leib niedergelegt; weil aber gleich dazumal ein Adler mit solchem Raub in der Höhe schwebte, und auf den alten Glatzkopf, der Meinung, es seye ein Stein, die Schildkrot herabgeworfen, also hat er hiervon müssen sterben, und elendiglich das Leben lassen. O wie oft wird ein Alter von einer Krot umgebracht!
Ein alter Vater übergibt zuweilen dem Sohn die ganze Habschaft und Wirthschaft; dieser heirath ein junges Mägdl, die noch nicht weiß den Unterschied zwischen einer Brühe und Suppe, die nichts kann als einen Spitz klecklen, so mehr gleich einem Fischernetz; die einen Faden spinnet, den eine starke Spicknadel kaum durch eine Leinwath ziehet etc. Dieser ist der alte Rotzer (so ist ihr Sprichwort) gänzlich zuwider, den grüßet sie wie ein Spanien den Franzosen, den tractirt sie wie ein Kettenhund einen Bettler, dem wünscht sie, was ein Jud der Speckschwarte etc. Solches
Das Alter soll man verehren, weil es weit erfahrner und verständiger als die Jugend; wann ein Alter schon weiß auf dem Kopf, so mußt du wissen, daß weiß und weis' nur ein Buchstaben von einander: wann er schon dunkel in den Augen, so ist er desto mehr erleucht in dem Verstand; wann er schon keine Zähn im Maul, so ist doch keine Frag zu hart; wann er schon mit dem Kopf zittert, so ist er doch beständig in der Wissenschaft; wann er schon schwach in Füßen, so gehet er doch grad durch; wann er schon einen gebogenen Rucken, so ist er doch kein Achselträger; wann er schon einen Stecken an der Hand, so seynd doch seine Anschläg nicht hölzern; wann er schon naß unter der Nase, so sagt er doch die Wahrheit gut trocken; wann er schon voller Falten, so sagt er doch die Sach gar glatt heraus; wann er schon glatzet auf dem Kopf, so weicht er doch Verstand halber einem nit ein Haar; wann er schon wenig Kräften, so hat er doch viel Erfahrenheit; wann er schon ein lauterer Krippel, so mußt du wissen, daß bei diesem Krippel kein Ochs noch Esel, sondern die Weisheit stehe.
Ein alter Wein ist doch gesunder als ein neuer, ein altes und dürres Holz ist doch besser, als ein neues und grünes, ein altes Silber ist doch besser als das neue, ein alter Dachziegel ist besser als ein neuer, ein alter Käs ist gesunder als ein neuer, ein altes Gemäuer hält doch stärker als ein neues, ein altes Stammhaus ist edler als ein neues, ein alter Fuhrmann wirst weniger um als ein neuer, in einer alten Kirche, bei alten Bildnussen, geschehen mehr Mirakul als bei neuen, ein alter Doktor verstehet mehr als ein neuer.
Mein, wer ist besser gewest unter den zweien, die Noe, der gerechte Vater, hat aus der Arche gejagt, damit sie ordentlich und mit Wahrheit ein Avisa sollen bringen, ob der Sündfluß bereits, im Abnehmen seye oder nicht? Diese zwei geflügelten Boten waren der Raab und Taube. Der Raab hat dießfalls sehr
Noch hat es allemal einen schlechten und unglückseligen Ausgang genommen, wann man dem Rath der Alten nicht gefolget hat. Ein junger Fuchs hat etlichmal wahrgenommen, wie die Vögel in der Höhe hin und her fliegen, so geschwind wie der Wind, der nicht sieht, der ist blind! sagt demnach zum alten Fuchsen, Vater ich will fliegen, du junger Phantast, setzt hinwieder der Alte, was sticht dich für ein Vorwitz? Vater, ich will fliegen, wiederholt der kleine Narr; du unbesonnenes Fletschmaul, sagt mehrmal der Alte, hast du doch kaum so viele Haare am Schweif, daß du ein A B C Taferl könntest abstauben, und willst dannoch fliegen, wo die Flügel nehmen? Vater, ich will fliegen, um die Flügel lasse dir kein graues Haar wachsen; zwar du bist ohnedas schon weiß. Ist also der junge Kehrwisch da, macht sich ein paar Flügel von den Hennenfedern, deren eine Menge daselbst gelegen, steigt auf einen hohen Thurm, springt zum Fenster
Leonius, ein Bischof zu Antiochia, war ein abgesagter Feind der arrianischen Ketzerei; weil er nun ganz alt und schneeweiß war, und bisher mit apostolischem Eifer und unermatter Wachsamkeit besagte Kirche bestens verfochten, so hat er doch künftige Gefahren nach seinem Tod und weitaussehende Anstöße sehr weislich vorgesehen; daher die Hand ein mal auf seinen alten Kopf gelegt, und anbei sich hören lassen: »Wann dieser Schnee einmal zergehet, so wird es ein großes Koth abgeben: Hae nive liquefacta, multum erit luti,« als wollt er sprechen, wann er einmal werde die Augen zudrücken und mit Tod abgehen, da werde die Sache in schlechten Stand gerathen.
Wie oft hört man reden, wie vielfältig ist der Diskurs, seither der alte Herr gestorben, seither die alte Frau nicht mehr lebt, da gehet es sehr schlecht und unordentlich her, der Schnee ist zergangen, jetzt sieht man das Koth häufig; von der Zeit, da die Jungen beim Brei sitzen, hat sich alles verkehrt, a Senio den Namen ererbt. Christus der Herr, als die ewige Weisheit selbst, hat im zwölften Jahre seines Alters sich zu Jerusalem in Tempel begeben, daselbst unter den ältesten Schriftgelehrten sich eingefunden, und mit dero höchster Verwunderung seine Weisheit spüren lassen; aber nit allein hat er gelehrt, sondern auch zugleich einige Fragen vorbracht, damit er der Jugend zeige, daß sie noch allemal von dem Alter könne etwas lernen.
Allegro, sprachen sie unter einander, da werden wir lustig seyn, da werden wir ein gutes Müthel haben. Mutter, du mußt uns neue grüne Hosen machen lassen, da wollen wir tanzen, daß sie sich alle darüber verwundern werden, dann wir hupfen ohnedas gern, lustig, Allegro. O ihr Fratzen! sprach der alte Frosch, als ihre Mutter, zu ihnen, es ist wohl Schein, daß der Verstand nicht vor der Zeit komme, ihr denkt nicht so weit hinaus, was Uebel solche Heirath inskünftig nach sich ziehe; ihr sollt in dem Fall mehr weinen als lachen. Gedenkt nur, daß bisher nur Eine Sonne am Himmel gewesen, und solche manchen Sommer die Strahlen also hitzig von sich geworfen, daß die mehrsten Lacken, worin wir uns arme Frösche aufhalten, hievon ausgetrocknet. Was wird erst geschehen, wann die Sonne heirathet und folgsam durch solchen Ehestand mehrere Sonnen hervor kommen?
Es ist zwar dieses ein Poetengedicht, und will
Gott der Allmächtige, wie er gesehen die weißen Haar auf dem Haupt Josue, hat also zu ihm gesprochen: Nunc, quia senuisti etc. weil du nunmehr alt und betagt, so theile das Land aus unter die Stämme etc. als wollt er sagen, du hast zwar das Land erobert, da du noch bei jungen Jahren gewest, anjetzo aber, weil du bereits alt worden, theile
Es hat noch allemal der gerechte Gott den Muthwillen der jungen Leut gestraft, wenn selbige das liebe Alter entunehrt haben; wie dann solches klar zu ersehen in dem 4. Buch der Königin. Als der alte, betagte Mann Gottes Elisäus den Weg einst genommen gegen die Stadt Bethel, da seynd ihm entgegen geloffen zwei und vierzig unerzogene Buben, welche den lieben, alten Tättl auf allerlei Weis ausgehöhnet, und ausgespottet; unter andern nennten sie ihn einen Glatzkopf, Ascende Calve etc. Es wollte aber der Allerhöchste nit zulassen, daß ein liebes Alter soll beschimpft und veracht werden; dahero durch seine Verhängnuß alsobald zwei wilde Tatzbären aus dem nächst entlegnen Wald hervor gesprungen, und diese muthwilligen Spitzbuben samentlich in Stücke zerrissen. Die üppige und all zu freche Jugend ist bei diesen unsern Zeiten nit um ein Haar besser, als obgedachte böse Buben und unerzogene Raupen, zumalen alles Alter dermassen veracht wird, daß ein altes Weib fast keinen andern. Titel höret, als du alte Hex, du altes Rabenvieh, du alte Gablfahrerin, du alter Kehrwisch, du alte Rungunggel, du alte Fechhauben, du alte Zebethkatz, du alte Däntlerbutten, du altes Raffelscheid, du alter Stiefelbalk, du alter Doppelhacken, du alter Schimmel, du alte Zahnlücke, du alte Husten, du alte Unhold, du alte Wettermacherin, du alte Falten-Krämerin, etc. ich glaub wohl, daß die Juden, als ungebärtige
Zu Cosä in Lusitania ist eine vornehme und sehr berühmte Kirchfahrt Unser lieben Frauen, welche ihren Ursprung genommen, von einem alten Weib, so an Armuth halber einmal Waldholz zusammen klaubt, ungefähr aber ihren Haus-Schlüssel verloren, welchen Schaden sie nicht ein wenig bedauret, und die Sach der Mutter Gottes bestens anbefohlen, welche dann alsobald der alten Käthel (dieses war ihr Name) samt der heil. Martha erschienen, den verlornen Haus-Schlüssel wiederum eingehändiget, sogar ihr das Holz helfen zusammen suchen, und nachmals mit Beihülf des alten Mütterl einen wüsten Brunn ausgeraumet, und zugleich geoffenbaret, daß solches Wasser durch dero Vorbitt alle Presten und Krankheiten werde abwenden und heilen. Das alte Mütterl hat dieses nach Möglichkeit geprediget, und allerseits lautmährig gemacht, aber nichts anders erhalten, als ein Gelächter; ja etliche wollten, man sollt die alte Hex und zauberische Wahrsagerin gar in Kotter stecken; ja einige waren so frech, daß sie der alten Holztragerin gar den Scheiter-Haufen vergonnet. Es seynd aber alle dieselbigen, welche das alte Mütterl übermäßig geschimpft, nicht allein wunderbarlich gestraft worden, sondern auch bald hernach große Wunderwerk bei besagtem Brunnen geschehen, daß man gleich eine schöne
Wie der Job bereits hundert Jahr erreicht, und also schon unter das alte Eisen gehört, da hat er von freien Stücken sein Leben verglichen mit einem Schiff. Meine Tage, sprach er, seynd schneller vorbei geloffen, als ein reitender Bot, sie seynd vorbei geronnen, wie ein Schiff auf dem Wasser. Warum aber, daß der gute Alte sich einem Schiff vergleichet? Ich glaube, es sey keine andere Ursach als diese; gleichwie ein Schiff viel tragen muß, also müsse ein alter Mann viel übertragen. Nit allein allerlei Krankheiten, Schwachheiten, Gebrechlichkeiten, sondern auch allerlei Spott und Schimpf von der unbedachtsamen Jugend; dann Juventus und Juvenkus seynd Namen halber etwas gefreundt und seynd beide muthwillig. Das hat erfahren der heil. Jakobus Nissibenus Bischof, welcher auf eine Zeit etliche junge Menschen bei einem Bach an getroffen, so daselbst sich in dem frischen Wasser abgekühlet und allerlei Muthwillen getrieben, unter andern auch den heiligen alten Mann mit frechen Augen angesehen, in unterschiedliche Scherzwort ausgebrochen, und sich unverschamt verlauten lassen, wann er nicht ein so alter Geck wäre, so wollten sie nicht umsonst bei ihm anschanzen. Den alten Tättl thäte solcher Muthwillen zu einer billigen Rach veranlassen, hebt demnach seine Augen zu Gott, und bittet um eine verdiente Straf, so da alsobald erfolget; massen die Theodoretus in Philotheo. So lasse sich dann ein jeder die Lektion, welche Gott selbst vorgeschrieben, anbefohlen seyn: »Coram cano Capite consurge, et honora Personam Senis etc. Du sollst vor einem weißen Haupt aufstehen, und verehren die Person eines Alten.«
Der heilige Vater Augustinus, Lyranus, Dionysius, Kartusianus und viel andere mehr seynd der Meinung und Aussag, gleichwie in dem ersten Buch Meldung geschehen, daß Judas sey verheirath gewesen, und Weib und Kinder gehabt; weil aber selbe etwan bei geringen Mittlen waren, oder aber er gegen sie eine so heftige Lieb getragen, also hat er das meiste, was er diebischer Weise an sich gebracht, seinem Weib und Kindern angehängt. Dieser Meinung ist der gelehrte P. Thomas Le Blanc in Ps. 108 V. 9 Art. 4. O! wie viel gibt es dergleichen Judas-Brüder? Signore auf Welsch, Domine auf Lateinisch, Narr auf Deutsch, ich hab mit dir zu reden. Du bist wie ein Meer, so allzeit will mehr, ob es schon so viel tausend Jahr alle Flüß und Wässer des Erdbodens an sich gezogen, und an sich gesogen, so hat es dannoch noch nicht genug; du bist wie eine Cistern, so sich nur mit fremdem Wasser bereichet; du bist wie ein Schwamm, so auch des Nächsten Schweiß und Blut an sich ziehet; du bist wie eine Henne, so sich unterstehet, auch auf fremdem Mist zu kratzen und Nahrungsmittel zu suchen; du bist wie ein Opferstock, so Tag und Nacht das Maul aufreißt, das Geld zu Narra, so sag mir aber, zu was Ziel und End du solches ungerechtes Gut zusammen rafflest? Darum, antwortest du, darum, damit heut oder morgen mein Weib und Kinder ein guts Stückel Brod und eine ehrliche Unterhaltung haben. O bethörter Tropf! du irrest weit, du mußt wissen, daß du solchergestalten deinem Weib und Kindern das Brod vom Maul wegnehmest; dann das ungerechte Gut hat bei den Erben keine größere Beständigkeit, als der Butter an der Sonne.
Die Kinder Israel seynd wunderbarlicher Weis in der Wüste von Gott dem Herrn gespeist worden, und zwar mit dem edelsten Himmelbrod oder Manna, welches sie alle Tag gesammlet, jedoch mit dem Geding, daß sie über Nacht nichts darvon sollen aufbehalten: Quidam ex eis etc. Etliche aber aus ihnen, verstehe geitzige Narren, seynd solchem Gebot nicht nachkommen, sondern einiges Manna in gewisse Geschirr, in Kisten und Kästen eingesperrt, und aufbehalten, aber was Nutzen ist daraus entsprossen: Scatere coepit vermibus etc. Es ist alles verfault
Sigismundus Ignatius von Reichershausen, Herr zu Furtenberg und Diebing etc., ist mit den Unterthanen umgangen wie der Bauer mit den Feldern, hat einen kaiserlichen Dienst gehabt, aber der Kasse öfter Antimoni eingeben, und erbärmlich dieselbe purgirt, sein bester Wirthschafter oder Hausverwalter, hat der Modus geheissen, der kann sich in alle Sachen schicken, wie ein Schampedesi-Hut, der kann und weiß a parte etwas zu gewinnen; von a parte kommen die Partiten her etc. Dieser ist gestorben, und hat der Frau wie auch den Kindern eine großmächtige Baarschaft hinterlassen; eine solche Menge der Dukaten, daß man dem Dächel zu Innspruck konnte einen Bruder ausstaffiren, Haus und Hof so voll mit stattlichen Mobilien, daß man die Arche Noe hätte können mit ausfüllen. Es ist aber kaum drei Jahr angestanden, da ist aus der Menge ein Mangel geworden, da ist das Haus zu einem Aus worden, da ist der Beutel so eitel worden, daß jetzunder die Wittib als eine Hausarme die Prediger plagt, sie sollen eine gewisse nothleidende Person verkünden, die Zuhörer um eine christliche Beisteuer ermahnen, das Geld nur in Weihrunnkessel legen etc. Und zwar gar bescheid, damit es der Teufel auch nicht hole, gleich wie das andere etc. Ein Sohn dieses reichen Herrn hat in wenig Wochen das Seinige verspielt und zu Karthago im Spital gestorben; der andere ist Meßner worden, Gott gebe, daß ihm nicht ein anderer Strick
Frag nicht, verwundere dich nicht, Scatere coepit vermibus etc. Was unrecht aufbehalten wird, das verdirbt, wie das Manna der Israeliter. Ein ungerechtes Manna, ein ungerechter Mammon geht zu Grund oft über Nacht, es bekommt Flügel, und fliegt aus, niemand weiß wohin? es entwischt und schlürft aus wie ein Aalfisch aus den Händen, es verdorrt und ganz gäh wie die Kürbisblätter des Jonä; es verschwindt wie das Quecksilber oder Gehweck-Silber, im Feuer; ein gemeiner Bach bereicht sich zuweilen mit fremdem Wasser, so er bei großem Regen-Wetter an sich bekommt, aber verlierts bald wiederum; der Mondschein stiehlt das Licht von der Sonne, prahlt aber eine kurze Zeit mit dem Schein, und wird bald wiederum ganz mager wie ein Sigel. Ein mancher schabt durch Wucher und Ungewissen viel Geld zusammen, verläßt selbiges den lachenden Erben, aber diese genießen es eine kurze Zeit, nachmal verschwindet alles, und nimmt noch den gerechten Pfenning mit sich; gleich wie ein alter fauler Baum, so im Wald von großem Sturmwind umgeworfen wird, auch mit sich einen grünen jungen Stamm zu Boden schlägt.
Der Achen hat durch gewissenlosen Vorthl und unzuläßige Weise die Seinigen wollen bereichern und
Der Saul hat wider den ausdrücklichen Befehl des Samuel sehr stattlichen Raub von den Amalekitern an sich gebracht und geglaubt, durch solche Mittel, obschon unzuläßige, seine ganze Freundschaft reich und mächtig zu machen. Er hat aber dadurch sich und die Seinigen in das äußerste Verderben gestürzt.
Der Achab hat einen einigen Weingarten durch Unbilligkeit dem Naboth abgedruckt; es ist ihm aber der Wein, so darin gewachsen, zu einem so scharfen Essig worden, daß er ihm nicht allein das Leben abgefressen, sondern eine solche Kolika oder Reißen unter seinen siebenzig Kindern verursacht, daß sie alle und das Ihrige alles inner 15 Jahren dergestalt verzehrt worden, daß nicht ein Vetter weder Fetzen mehr übergeblieben.
Ein Weib hat sich auf eine Zeit auch unterstanden neben andern Kirchfahrten dem hl. Venantino ein schönes wohlgearbeitetes Schaaffell zu opfern; aber als sie solches wollt auf den Altar legen, da ist augenblicklich alle Woll verschwunden, und das Fell einem kahlen Pergament gleich gesehen, worüber sie öffentlich bekennt, daß sie solches Lämmel, wovon das Fell gewesen, entfremdet hätte.
Eine gestohlene Wolle verschwindet, das merke ein jeder. Ein mancher spart und scharrt viel Gut und Geld zusammen, welches er den Nächsten durch allerlei ungerechte
Des tyrannischen Kaisers Nero Frau Mutter, aus angebornem Ehrgeiz hätte so gern mögen sehen, daß ihr Sohn Nero, als Kaiser zu Rom konnte herrschen, derenthalben hat sie auch die kaldäischen Wahrsager um Rath gefragt, wie daß ihr Sohn zu dieser höchsten Dignität werde gelangen, aber sie werde von ihm ermordet werden. Worauf Agripina (so war ihr Name) alsobald in diese Wort ausgebrochen: »Occidet, dummodo imperet. Lasse geschehen, lasse ermorden, wann er nur promovirt wird.« O elende Agrippina! dazumal seynd dir andere Gedanken eingefallen, ja du bist sogar in einen unsinnigen Zorn ausgefahren, wie er dir den blutigen Tod hat angekündet.
Occidat, dummodo imperet: wann nur mein Sohn hoch kommt und reich wird, soll ich auch derenthalben ewig verloren werden. O unermeßliche Thorheit! anderst wird man reden, wann man schon vertieft sitzt in den ewigen Flammen. Dort wird man vermaledeien die Stund, da solche Kinder geboren, derenthalben sie in der Höll sitzen; man wird vermaledeien den geringsten Pfenning, den sie ungerechter Weis wegen der Kinder zusammen gebracht; man wird vermaledeien den Stand, in dem sie die Kinder mit solchen Mitteln gestellt haben; man wird vermaledeien Hab und Gut, so sie den Kindern hinterlassen; man wird vermaledeien Gott und den Himmel selbst, um weil sie diese weniger geacht, als ihre Kinder; man wird vermaledeien die eigne Seel, weil sie sich mehr befließen auf das zeitliche Wohlergehen der Kinder, als auf ihr ewiges Heil.
O! wie recht redet solche unbesonnene Kinder-Narrn an der apostolische Mann Salvianus: Solche, sprich ich, der Kinder halber verdammt werden. Amate, non obsistimus, amate filios vestros, sed tamen
secunde a vocis gradus; ita illos diligite, ne vos ipsos odisse videamini, inconsultos namque et stultus amor est alterius memor, sui immemor.
Liebet eure Kinder, wider dieses hat Niemand was, liebet sie, aber euch voran, liebet sie dergestalt, daß ihr euch selbsten nicht hasset; dann eine unbedachtsame und thörichte Lieb ist diejenige, so an andere gedenkt, und seiner selbst vergißt etc. Soll dann mehr gelegen seyn an dem zugänglichen Wohlstand eures Weibs, Kinder, Vettern, oder Befreundten, als an eurer eignen Seel? liebet sie in Gottes Namen, diesem widersprech ich nicht, aber liebet sie solcher Gestalten, daß ihrethalben eure Seel nicht in Verlust gehe: suchet dero zeitliches Heil, aber daß euer ewiges nicht in die Gefahr komme.
Aber höre, der du in fremdem Gut steckest, wie ein Zwifel in den Häuten, und einen so harten Magen hast, daß dich Niemand advomitum kann bewegen, damit nur deine Kinder wohl stehen, warum liebest du sie dergestalten, daß du ihrenthalben willst ewig verloren werden, indem sie dich so wenig lieben, ja kaum erwarten können, bis du die Augen zudrückest, und sie die gewünschte Erbschaft erlangen können? Nachdem der Jakob die zwei Schwestern, nämlich die Lia und Rachel geheirath, und sich in dem Haus des Schwieger-Vaters eine geraume Zeit aufgehalten, da wollt er wiederum in sein liebes Vaterland Kanaan reisen; voran aber beide Weiber befragt, ob sie Lust hätten mit ihm zu gehen? worauf sie alsobalden geantwortet, ja gar gerne; dann unsere Erbs-Portion haben wir bereits schon empfangen, und künftiger Zeit Nunquid habemus residui aliquid in haereditate Patris nostri! So, höre ich wohl, ihr Kroten, unangesehen eure Vater und Mutter alt und betagt, und bei solcher Zeit euer Hülf und Beistand wohl vonnöthen, so verlaßt ihr sie dannoch; weil ihr nämlich von ihnen nichts mehr zu hoffen, und das Eurige schon bekommen? So stehe ich wohl, daß ihr eure Eltern nur lieb habt wegen der Erbschaft? Was dann: das ist gar nichts Neues. Aber daß ein Vater will der Kinder halber zum Teufel fahren, das ist etwas Neues.
Ganz gemein ist jene Geschicht, so sich mit einem reichen Wucherer zugetragen: wie dieser tödtlich erkranket, und bereits keine Hofinung mehr eines längern Lebens, da hat er alsobald, und zwar gar sorgfältig, ein Testament aufgericht, worin er sein Weib und Kinder zu Universal-Erben eingesetzt. Ein verständiger Pater, so dazumal gegenwärtig gewest, hat ihm mit ernstlichen Worten eingerathen, er solle seine Seel und Seeligkeit in Obacht nehmen, und vielmehr im Testament verschaffen, damit das ungerechte Gut möchte erstattet und zurück geben werden, denjenigen, denen ers gewissenlos abgenommen. Wahr ist es, gab hierauf der reiche Gesell zur Antwort, wahr ist es, daß hart sey die Höll auszustehen, aber herentgegen gedünke ihn nicht weniger hart, Weib und Kinder in Armuth zu stürzen; dann sofern er alles, was ungerecht, sollt zurück geben, so würde gar eine kleine Portion überbleiben. Der Pater hielt noch inständiger an, diesen irrenden Tropfen auf den rechten Weg zu bringen,
Gesetzt aber (o unerhörte Thorheit!), gesetzt es findet sich jemand, der also in Weib und Kinder verliebt, daß er ihrenthalben will ewig verloren gehen (ich kann das gar nicht fassen), so ist doch diese keine rechte väterliche Lieb, sondern vielmehr eine unverantwortliche Grausamkeit gegen die Seinigen; dann indem er dieselben als Erben eines ungerechten Guts eingesetzt, so setzt er sich zugleich in die augenscheinliche Gefahr des ewigen Verderbens; dann sie mit gutem Gewissen ohne höchste Beleidigung Gottes ein solches nicht können besitzen, sondern schuldig seyn, bey Heller und Pfenning zurück zu geben.
Herab hat es geheißen bey dem Zachäo, herab mit dir vom Baum, solcher ist mir vorbehalten; ich werd einmal zu Trost und Heil der ganzen Welt auf den Kreuzbaum steigen, herunter dann mit dir, heut werd ich dein werther Gast seyn, und die Einkehr bey dir nehmen. Wie nun Christus dahin gelangt, da war seine erste Rede, Hodie, heut ist diesem Haus Heil widerfahren. Warum nennt der Herr das Haus, warum nicht vielmehr den Hausherren? dieses ist gar wohl zu merken, daß nicht allein ein großes Heil widerfahren dem Zachäo als Hausherrn, der durch die Einkehr Christi bekehrt worden, und folgsam das Entfremdte zurück geben, sondern auch dem ganzen Haus, Weib und Kinder; dann sofern sie das ungerechte Gut hätten besessen, so wäre sie ebnermassen zum Teufel gefahren. Darum gar recht: Salus huic
domo und nicht
Kantipratanus schreibt, daß ein junger Mensch nicht lang nach dem Tod seines Vaters in eine schwere Krankheit gerathen, die von Stund zu Stund dergestalten zugenommen, daß man an seinem Aufkommen gezweiflet; dahero die nächsten Freunde und Anverwandte bestermassen ihn ermahnten, er solle und wolle doch seiner Seel nicht vergessen, und sich bereiten in die Ewigkeit. Dieses war dem jungen Blut eine so schwere widerwärtige Zeitung, daß er hierüber fast erstarret, entschuldigt sich endlich, daß er dermal die hl. Sakramente zu empfahen sich nicht allerseits tauglich befinde, bitte also um einen kleinen Aufschub. Die Krankheit aber ist so heftig gewachsen, daß er von einem Lethargo oder Schlafsucht überfallen worden, worin er ganz sinnlos gelegen. Endlich hebt er sich ganz gäh und unverhofft aus dem Bett auf, reißet auf eine abscheuliche Weis die halb feurigen Augen auf, schreit mit erschrecklicher Stimm: Juvate, juvate, helft, helft, kommt mir zu Hülf; dann mein verstorbener Vater mit einer großen Anzahl der bewaffneten Teufel kommet, und eilt herzu, mir das Leben zu nehmen, um weil ich in seine lasterhafte Fußstapfen getreten, und das von ihm durch Wucher
Es ist zwar nicht ohne, daß ein Vater schuldig und verpflicht sey, den Seinigen die möglichen Lebensmittel zu verschaffen, und ihnen auch nach dem Tod etwas zu überlassen; dann also lieset man in dem Buch Gen. Daß der Jakob samt Weib und Kinder von dem Laban hinweggereist, dem er so viel Jahr Justum est, ut aliquando providam etiam domui meae etc. Das Gesetz der Natur legt es dem Vater auf, daß er der Kinder nicht soll vergessen, aber laßt es auch einmal vor allemal gesagt seyn: nur kein ungerechtes Gut, lieber drei Gulden gerecht als dreißig tausend Gulden ungerecht. Dieses holt der Teixel, jenes segnet Gott, der da nichts als gut ist.
Der Tobias im alten Testament hat einen einigen Sohn gehabt, der war sein völliger Augapfel dem blinden Mann, nach Gott ist ihm nichts liebers noch werthers gewesen, als sein Sohn, aber mit ungerechtem Gut wollte er denselben kurzum nicht berichten; als er, der Vater, einmal nach Haus kommen, und im Stall ein Geißbock queckitzen gehört, holla, sagt der Alte, was ist das? dann er wußte nicht, daß sein Weib durch die Arbeit solchen verdient, der Geißbock ist vielleicht entfremdt worden? wann dem also, so gebt denselben geschwind wiederum seinem Herrn. Videte, ne forte furtivus sit, reddite etc. Als wollte er sagen, ich möchte nicht gern einen Strohhalm in und an meiner alten Hütte haben, der einem andern zugehöret, ich will meinem Sohn nicht einen Pauperem quidem etc. Wir seynd zwar arm, und wenn ich auch gute Augen hätte, so thät mich das Silber und Gold nicht blenden; aber sey du dessenthalben nicht kleinmüthig; das Wenige, was wir haben, ist gerecht, und so wir anbei werden Gott fürchten, Multa bona habebimus etc. Da werden die Güter nicht ausbleiben. Der Alte ist ein Prophet gewesen; dann nicht lang hernach der jüngere Tobias, sein Sohn, eine stattliche Heirath getroffen, wodurch er zu einer überaus großen Erbschaft gelangt.
Wie segnet doch Gott einen gerechten Pfenning!
Wohlan dann Signore, lieb dein Weib und Kinder, aber nicht wie Judas, der das Geld gestohlen, diebisch abgetragen, und solches den Seinigen angehängt. Liebe Weib und Kinder, aber bereiche dieselbigen nicht mit fremdem Gut, wodurch sie mehr in Armuth gerathen. Liebe Weib und Kinder, aber schlag ihrenthalben dein eignes Seelen-Heil nicht in die Schanz. Liebe Weib und Kinder, aber lasse denselben keinen ungerechten Pfenning, der sie nachmals auch in die Verdammniß stürze. Liebe Weib und Kinder, aber gedenke, daß dir das Hemd näher als der Rock, die Seel lieber, als die Blutsverwandtschaft. Liebe Weib und Kinder, aber beleidige Gott den Herrn hierdurch nicht. Liebe Weib und Kinder, aber verlasse ihnen keine ungerechten Mittel, lieber gar nichts, sondern Gott allein zu einem Freund, der die arme Ruth zu Mittlen gebraucht, die arme verwaiste Esther zu Reichthum erhoben, der kann und wird auch
Wie Judas die gefällte Sentenz und blutige Urtheil über Christum in dem Pallast des Pilati vernommen, da hat ihn alsobald das böse Gewissen, als ein einheimischer Henker, dergestalten peiniget und gleichsam tyrannischer Weise gefoltert, daß er gleich einem rasenden und tobenden Menschen über die Gasse geloffen, die Hohepriester und Fürsten der Synagog allenthalben gesucht, und da er die meisten derselben im Tempel angetroffen, welche für die herzunahende österliche Zeit alle gehörigen Anstalten machten, hat er ihnen das empfangene Blutgeld wieder zurückgeben, und anbei öffentlich bekennt und ausgesagt, daß Jesus unschuldig sey. Indem sie endlich solches Geld geweigert anzunehmen, hat er solches ihnen vor die Füße geworfen und nachmals sich aus den Augen gemacht, dann er schämte sich wegen solcher unerhörter Lasterthat vor ehrlichen Leuten, deren doch damal wenig waren, zu erscheinen. Die geistlichen Herren und Vorsteher der Synagog thäten sich alsobald
Zeit die Fremden möchten begraben werden. Dieses wäre ein stattliches Mittel und glückseliger Vorschub gewesen, spricht mein hl. Vater Augustinus, daß solche gottlosen Hohepriester hätten leicht können zur göttlichen Gnade und Nachlaß der Sünden kommen, wann sie nur hätten wollen, Invenit tandem mens coeca remedium. Dann unserm lieben Herrn fast nichts werthers und wohlgefälligers ist, als wann man sich der Todten annimmt und forderist der abgestorbenen Christgläubigen sich erbarmet, welche in jener Welt noch die harte und schwere Strafe des Fegfeuers haben auszustehen. Ich glaube zwar wohl, daß diese meine wenigen Schriften auch denjenigen unter die Augen kommen, welche das Fegfeuer für ein äsopisches Gebäu halten; ich weiß mich aber gleichwohl zu entsinnen, daß ich selbst vor etlich dreißig Jahren zu Ulm einen ehrlichen Mann nach langer Ansprach gefragt, ob sein Vater noch bei Leben sey? der mir aber fast seufzend geantwortet mit Nein, sondern sein lieber Vater (tröst ihn Gott) also pflegte er zu sagen, sey bereits vor acht halb Jahren mit Tod abgangen; nun gedachte ich bei mir zu was dieser Wunsch (tröst ihn Gott) dienen soll; dann so er in der ewigen Glückseligkeit, alsdann scheint unnöthig, ihm solches zu wünschen, massen er diese allbereits besitzt: ist er aber in der ewigen Verdammnuß, so ist der Wunsch ebenfalls fruchtlos und ohne Nutzen. Urtheilet also, daß solcher löbliche Wunsch einen Ursprung mußte haben von uralten
Ciet extincta tumultum.
Nimiae impudentiae est, negare animas interdum ad nos redire, Deo jubente vel permittente habemus enim Testimonium gravissimorum Autorum. lib. de cura pro Mort. Pag. 15.
Es ist zwar nicht ohne, daß bei dergleichen Erscheinungen gar oft viel Betrug unterlaufe, entweder durch den bösen Feind, welcher die Tücke und Arglist, womit er anfangs, die Eva übervorthelt, noch immerfort bei den unbehutsamen Adamskindern spüren läßt, oder aber durch schlimme und vermessene Leute, welche unter dem Schein der Erscheinungen nicht selten einige Bosheit suchen und vermänteln, so geschieht auch oft, daß unsere einbilderischen Phantaseien oder schwache und verwirrte Sinn bisweilen seine Geisterscheinungen von freien Stücken sich selbst schnitzeln; dergleichen geschieht in einer solchen Menge, daß man ganze Bücher könnte damit anfüllen. Es hat unlängst ein solcher eingebildter Geist etliche Leute aus der Stube hinaus dergestalt gejagt, daß einer über den andern
Kaiser Ferdinandus, seligster Gedächtnuß, hatte stets bei sich und um sich einen geheimen Sekretair, dem seine Majestät als einem allertreuesten Diener alles anvertraut, nachdem solcher auch die Schuld der Natur bezahlt, und durch den zeitlichen Hintritt in die Ewigkeit passirt, so ist er nicht lang hernach dem Kaiser, als seinem zuvor allergnädigsten Herrn, ganz sichtbarlich erschienen, welchen dann der fromme Kaiser mit unerschrockenem Gemüth angeredet, und um die Ursache seiner Ankunft aus jener Welt befragt, weil aber hierüber keine Antwort erfolget, sondern anstatt dessen der Geist Ihro Majestät seine Hand dargereicht, welche der unerschrockene Monarch auch nicht geweigert, aber wegen übermäßiger Hitze seine Hand alsobald mußte zurückziehen, worauf auch der Geist verschwunden, und nicht mehr nachmals erschienen, weil der mildherzigste Kaiser sehr viele hl. Messen für ihn hatte lesen lassen.
Nachdem der heiligen Elisabeth, einer königlichen Tochter in Ungarn, ihre Frau Mutter mit Tod abgangen,
Unzählbar solche Erscheinungen findet man schier in allen Büchern, ja es streicht mehrmal nicht Ein Jahr vorbei, in welchem nicht da und dort dergleichen Begebenheiten sich ereignen, allein begegnet hierinfalls eine Beschwernuß und harte Frag, wie und was Gestalt man erkennen kann, ob sothane Erscheinung wahrhaftig sey, oder aber grundlos und mit Spiegelfechterei gefüttert.
Wann erstlich die Person, so dergleichen Erscheinung vorgibt, einen frommen und unsträflichen Wandel führt, so muß man doch dero Erzählungen ein willkührliches Ohr vergönnen und ihre Wort nicht gleich in Wind schlagen.
Wann nachmals eine solche Person hindurch kein
Wann das Begehren des Geistes in billigen Sachen besteht und nicht einige Andachten untermischt, worin viel Aberglauben sich anhängt, wie nicht unlängst ein Geist soll begehrt haben, man soll seinet wegen bis nach Alten-Oetting Wallfahrten gehen, aber mit solchen Schuhen, mit denen man niemals über einen Freudhof oder Gottsacker gangen.
Wann der Geist erscheint in menschlicher Gestalt und nicht in Gestalt der wilden Thiere, als Katzen, Hunde, Bären, Wölfe oder andern Bestien, massen solche Erscheinungen mehr dem bösen Feind, als den guten Geistern zugemessen.
Wann der Geist kein Scheuen trägt ob dem heiligen Kreuzzeichen, an dem süßesten Namen Jesu und Maria, heiligen Reliquien, Weihwasser, Agnus DEI etc.
Wann der Geist zufrieden ist mit dem, was er anfangs begehrt und allbereit für ihn schon verricht worden, dann sofern er nach Abstattung der verlangten guten Werke noch fernere Ungelegenheit im Haus und der Person macht, kann dießfalls gar leicht ein Betrug und Falschheit des bösen Feinds oder auch der Person vermuthet werden.
Wann endlich die Erscheinung des Geistes anfangs einen Schrecken verursacht und sich die Natur darob erstlich entsetzt, nachgehends aber ein sonderer Herzenstrost entsteht, so scheint es ein gewisses Kennzeichen
Rathsam und heilsam ist es, so oft man nächtlicher Weile ein unnatürliches Getös oder Klopfen spüren thut, wie ich es selbst erfahren, da in Gegenwart meiner und eines andern Gespan, eine unsichtbare Hand alle großen eisenen Leuchter zur Mettenzeit, in dem Chor ordentlich an ihr Ort gestellt etc. Gut ist es, daß man bei dergleichen Zufällen ohne weitern Verzug das hl. Gebet ergreift, und solches Gott dem Allmächtigen aufopferte für jene Seele, so da aus Zulassung Gottes auf solche Weise Hülfe verlangt, wie dann wir auch gethan für den Pater, so des vorigen Tags mit Tod abgangen.
Gleich wie auch in der Charwoche nach Auslöschung der Kerzen auf dem dreieckigen Leuchter, pflegt ein Getös und Schlagen zu geschehen, wovon die Mette den Namen schöpfet die Pumpermette, also geschiehts mehrmals, wann unsere Freunde und Anverwandte mit Tod abgehen und gleichsam wie die Kerzen auslöschen, daß nachmals im Haus ein Tumult zuweilen gespürt wird, welches meistens dahin deutet, daß wir ihnen in jener Welt sollen eine Hülfe leisten.
Non nisi spicula torquet.
Hic ignis, etsi non sit aeternus, miro tamen modo gravis est, supetat enim omnem poenam, quam homo unquam passus est in hac vita, vel pati potest.
Serm. de igne purgat.
Nachdem Jonas seine Bußpredigt zu Ninive vollendet, begab er sich aus der Stadt hinaus, und setzte sich unweit derselben auf einen Hügel, den Ausgang zu erwarten, was doch der Stadt möchte wiederfahren, machte sich auch anbei eine kleine Lauber-Hütte, damit ihm die Sonnenhitze nicht so hart könnte zusetzen, auch ließ der allmächtige Gott eine Kürbis aufwachsen, dessen große breite Blätter dem Propheten einen angenehmen Schatten gemacht, worüber er sich nicht ein wenig gefreut, aber solche Begnügung hatte einen kleinen Bestand, massen aus Befehl des Allerhöchsten in aller Frühe, noch vor Aufgang der Morgenröth, ein kleines Würmel den Kürbis zerbissen, worauf er alsobald verdorret, und nachmals den brennenden Sonnen-Strahlen freien Paß auf das Haupt des Propheten geben, welches ihm so großen Verdruß verursachet, daß er vor lauter Zorn und Ungeduld sich gegen Gott, nicht ein wenig beklagt, ja sogar ohne Scheu sich hören lassen, daß er auf solche Weis lieber todt als lebendig wolle seyn.
Ei du ungeduldiger Jonas! so kannst du nicht leiden kleine Sonnen-Hitz? so machen die Sonnen-Strahlen
Ein Druck unter der Preß, sagt, ich leide; ein Haar oder Flachs durch die Hächel, sagt, ich leide; ein Amboß unter dem Hammer, sagt, ich leide; ein Brett unter dem Hobel, sagt, ich leide; ein Weihrauch auf der Glut, sagt, ich leide; ein Braten an dem Spieß, sagt, ich leide; eine Erd unter dem Pflug, sagt, ich leide; ein Treidkörnel unter dem Mühlstein, sagt, ich leide; ein jeder Mensch, so geplagt wird, sagt, ich leide, ich leide. Aber hört ein wenig, macht die Ohren auf, wann man euch sagt, daß all euer Leiden nur Freuden seyn gegen das Fegfeuer.
Laß dir mit glühenden Pfriemen ausstechen die Augen, diese gläsernen Kuppler; laß dir mit glühendem Messer abschneiden die Nase, diesen polirten Rauchfang; laß dir mit glühender Scheer abschneiden die Ohren, diese zwei Audienz-Zimmer; laß dir mit glühendem
Alles auweh wegen des Augenweh, alles auweh wegen Zahnweh, alles auweh wegen des Halsweh, alles auweh wegen des Brustweh; alles auweh wegen des Ruckweh, alles auweh wegen des Seitenweh, alles auweh wegen des Herzweh, alles auweh wegen des Milzweh, alles auweh, so der Mensch am Leib, im Leib, um den Leib erlitten hat, und noch leidet, und ferners leiden wird, ist, ist, ist, was? ist nur eine Einbildung, ein Gedicht, nur ein gemaltes Wesen gegen dem Fegfeur.
Wie ist dir Jeremias gewesen in der Grube? übel, das glaubt man. Wie ist dir Joseph gewesen in der Gefängnuß? übel, das glaubt man. Wie ist euch Bürgern gewesen in der Brunst zu Sodoma und Gomorrha? übel, das glaubt man. Wie ist dir Achan gewesen unter dem Steinhaufen? übel, das glaubt man. Wie ist dir Absolon gewesen an dem Eichbaum? übel, das glaubt man. Wie ist dir Samson gewest, da du an Händ und Füß gebunden worden? übel, das glaubt man. Wie ist euch armen Seelen im Fegfeur? übel,
Die Kostnizer Chronik registrirt eine wunderseltsame Geschicht, so sich nach Christi Geburt Anno 1134 soll zugetragen haben. Herr Albrecht, Freiherr von Zimmern, bediente mehrmals den Hof des Herzogs Friedrich in Schwaben, einsmals begleitete er den Herzog, samt dem fürstlichen Hof bis nach Monheim zu dem Grafen Chringer, allwo neben andern Lustbarkeiten auch eine Jagd wurde angestellt, meistens darum, weil in dem nächst entlegenen Wald vor vielen Jahren her, ein Hirsch von einer ungeheuren Größe, so aber niemal von den Jägern konnte ertappt werden. Als nun der Fürst mit dem häufigen Adel in wirklicher Jagd begriffen, und Herr Albrecht von Zimmern hierein nicht der mindeste seyn wollt, hat sich ungefähr zugetragen, indem besagter Kavalier auf die Seite in etwas geritten, daß ihm der große Hirsch unter die Augen kommen, dem er mit allem Eifer und möglichsten Fleiß nachgesetzt, dergestalten, daß er sich von der Hof-Staat gänzlich verloren, und als er vermeinte den Hirschen schon zu haben, da ist anstatt dessen ein großer Mann vor ihm gestanden, wovon der sonst unerschrockene Kavalier sich nicht ein wenig entrüst, endlich redet ihn dieser Geist folgender Gestalten an, fürchte dir nicht Albrecht, dann ich habe einen besondern Befehl von Gott, dir etwas hochwichtiges anzudeuten, reite mit mir, so wird eine unerhörte Sach geoffenbaret werden. Albrecht von Zimmern weil er von Gott gehört, weigerte solches gar nicht, folgte ohne weitere Furcht dem Geist, bis sie endlich
Reden läßt sich viel, aber nicht genug, erzählen
Nachdem die übergebenedeite Jungfrau Maria durch Ueberschattung des heil. Geistes Gottes Sohn in ihrem reinsten Leib empfangen, hat sie sich alsobald auf die Reis' gemacht, ihre liebste Maim und Baas Elisabeth, so dazumal im sechsten Monat groß Leibs gangen, zu besuchen und folgsam zu bedienen, sie hat aber solche Reis' in aller vollzogen, massen sie den ersten Tag des Aprils an einem Freitag (wie Kolvenerius zeugt) ausgangen, und am Montag schon bei Zeiten in das Haus Zachariä, ungeacht des großen und harten Gebirgs sich eingefunden, also in so wenig Tagen 95 welsche, das ist 19 deutsche Meilen gemacht, welches an dem so zarten Jungfräulein höchst zu vermundern, wie dann solches der Evangelist selbst umständig beschreibet. Daß sie nämlich eilends gegangen, über das Gebirg in die Stadt Juda etc. Weil
Nichts tyrannischer und grausamer kann erdacht werden, als wann wir die Hülf gegen die abgestorbenen Christgläubigen auf so lange Bank schieben. Wann ein Todfall geschieht, ist meistens das erste Schicken zum Schneider, damit die Klagkleider ohne Hindernuß verfertiget werden, unterdessen bratet und brennet er; man schickt zu zwei oder drei Tischlern, welcher um leichtern Werth die Truhe mache, unterdessen bratet er, und brennet er; man deutet es der Obrigkeit, an wegen der gewöhnlichen Sperr, unterdessen bratet und brennt er; man thut es der ganzen Freundschaft zu wissen, unterdessen bratet er, und brennt er; mit harter Mühe des folgenden Tags wird ein oder andere Meß gelesen. Die Pia Legata können dermal nicht abgestattet werden, dann das Testament hat eine Klausel, aus welcher vermuthlich ein Prozeß geschmiedet wird, der sich aber vor Jahr und Tag nicht enden wird, unterdessen bratet er und brennt er. Kurz vor seinem Tod hat mir mein Vater auferlegt, ich sollt diese Schuld bezahlen, welches auch, geliebts Gott, geschehen soll, aber ich will erst warten, in was für einen Preis heuer das Treid werde
Wie der verlorne Sohn wieder aus den Ländern und Elenden kommen, und dem alten Vater zu Füßen gefallen, wie der Vater gesehen, daß er vor Hunger so ausgemergelt, und so wenig Fleisch, als des Samsons gebrauchter Esels-Kinnbacken; wie er wahrgenommen, daß er salv. ven. keinen Schuh an Füßen, und nur zum Kraut-Eintreten gericht, der als ein Unkraut gelebt; wie er vermerkt, daß sein Rock so voller Löcher, als hätten die Erdmäus darinnen ihren Tummelplatz; wie er gesehen den elenden Aufzug und mühseligen Stand seines Sohns, da hat er, der liebe Vater, befohlen, cito, proferte etc. geschwind, daß man ihm ein neues Kleid anlege, cito, geschwind, daß man zu der Kuchel schaue, und ein Mittagmahl zurichte, cito, geschwind und eilends etc. Mein Vater, laßt lieber den saubern Gesellen noch etliche Tage in seinen Hadern herumschlampen, vielleicht buhlen die Papiermacher um ihn, laßt ihn einige Zeit fasten, er hat ohnedas zu viel gelöffelt, laßt ihn noch eine Weil leiden, damit es ihm eine Witzigung sey. Ach nein, sagte der Vater, ich könnt es über mein Herz nicht nehmen, er ist mein Fleisch und Blut, cito, cito.
Wie könnt dann ihr Kinder um Gotteswillen, wie könnt ihr ein so stachelhartes Herz haben, und zulassen, daß eure liebsten Eltern nicht nur eine Viertelstund leiden, sondern so viel Jahr und Zeit; dann erwägt nur, daß eine einige Viertelstund, an welcher ihr die heilige Meß, das Almosen aufschiebt, ihn viel Jahr gedunkt zu seyn. Nur gar zu bekannt ist jene Geschicht, so sich mit zwei frommen und gottseligen Religiosen zugetragen, welche als vertrauteste Freund unter ihnen diesen Pakt gemacht, daß welcher vor dem andern werde mit Tod abgehen, vor den soll der Lebendige alsobald das heilige Meßopfer verrichten, und zwar ohne den geringsten Verzug, welches auch also vermög des Versprechens geschehen, aber nach vollendeter hl. Meß erscheinet der Tobte dem Lebendigen, rupfte ihm vor seine Nachläßigkeit, daß er seinem Schwur und so treuen Versprechen nicht nach kommen, um weil er grausamer Weis' ihn zwanzig ganzer Jahr im Fegfeuer gelassen; mit nichten, antwortet der Lebendige, dem sey nicht also, es sey erst eine halbe Stunde, daß er Tods verblichen, und den Augenblick gleichsam nach seinem Hinscheiden habe er die heil. Meß angefangen. Wann dem also, sagt hinwieder der Todte, so muß man bekennen, daß einem im Fegfeuer eine einige halbe Stund vorkomme wie 20 ganzer Jahr.
Cito, Cito, wohlan dann barmherzige Gemüther, verweilet nicht einen Augenblick, den Verstorbenen zu helfen, schiebt es nicht eine viertel Stund auf für
Cito, Cito, wann des Nächsten Haus brennt, und Alles im Feuer stehet und steckt, ist doch Niemand, der nicht lauft und schnauft, und sucht zu löschen, und wir solchen können zusehen, daß etliche Tage, etliche Monat, ja viel Jahr und Zeit unsere Eltern, unsere Freund und Anverwandten sollen im Feuer und Flammen liegen? Ach nein, das soll man von eines Menschen Herzen nicht vermuthen.
Abraham Abraham, der gottesfürchtige Patriarch, macht nun viel zu Schanden. Er hat auf eine Zeit drei fremde Männer erblickt, denen er nicht allein entgegen gangen, sondern geloffen, cucurrit, selbe demüthigst ersucht, sie wollen doch die Einkehr bei ihm nehmen, er sey erbietig, ihnen die Füße zu waschen, und sie mit einem Bissen Brod zu bedienen. Das war noch nicht genug, Abraham eilte in die Hütte zu der Sara, eile, sagt er, und backe geschwind ein weißes Brod für die Leut, er aber lief zum Vieh und holte das beste Kalb, gab es dem Knaben, und dieser eilte, und kochte es, Gen. 18. Wer seynd doch diese gewesen, wessenthalben sie zu bedienen man allerseits eilte in dem Haus des Abrahams? Abraham currit, Uxor festinat, Puer accelerat etc. Fremde
Pfui der Schand bei uns! Abraham springt den Fremden so eilends bei, und wir unsern nächsten Bluts-Verwandten in jener Welt so lau und langsam; er spendirt ihnen alsobald ein weißes Brod, und wir lassen oft etliche Tag und Wochen verstreichen, bis wir ihnen ein Bissel vergonnen und vorlegen von dem schneeweißen Brod der Engel. Ich will, sagt mancher, wohl etliche heilige Meß lesen lassen, aber ich muß vorhero wissen, ob es die Verlassenschaft austrägt, was für Schuldner sich nach und nach werden einfinden, damit ich mit der Welt nicht mit lauter Meß-Opfer das Meinige auch aufopfere; unterdessen heißt es so viel, als laß ihn brennen und braten. O eiskalte Herzen? habt ihr doch ein Mitleiden, wann ein Hund mit einem Stein geworfen wird, und durchs Geschrei und Wimseln seine Zuflucht zu euch nimmt; wie könnt ihr dann zusehen, zulassen, zuhören, daß eure eigne Befreundte, oder beßte Bekannte, so lang warten müssen im Fegfeuer und Flammen euer Hülf! Cito, Cito, ach eilet, eilet doch um Gottes Willen, ihnen zu helfen, und feiert nicht einen Augenblick wegen des unbeschreiblichen Feuers, nehmet dießfalls die Schnelle des Hirschen an euch, damit ein jeder zu seiner Zeit mit dem Psalmisten David sprechen könne: »Perfecit pedes meos tanquam Cervorum. Psal. 17. Er hat meine Füß den Hirschen gleich gesetzt.«
Accipit et reddit.
O Homo, ut tui misereatur Deus, fac ut proximo miserearis in purgatorio; nam tantum tibi miserebitur Deus, quantum tu misereberis proximo. Ora ergo pro Defunctis. S.p. Augustinus Serm. ad FFr. in Eremo.
Wie Anno 1683 der ottomanische Erb-Feind durch sondere Verhängnuß Gottes, mit einer so großen Kriegsmacht den meisten Theil des Unterösterreichs überschwemmt, und auf grausame Weis' mit den Christen verfahren, da haben sich etliche zu Solenau, ein Ort gegen fünf Meilen von Wien entlegen, um weilen ihnen aller Weg zum Fliehen, abgeschnitten war, reterirt in das Todtenbeinhaus, auf dem Friedhof, worin sie, ungeacht so viel und mannigfaltiger Nachstellung, etliche Wochen sich aufgehalten, und nur zuweilen bei nächtlicher Zeit behutsam heraus gekrochen, da und dort einige Lebensmittel gesucht, und solche wieder mit sich in die Todten-Retirada genommen; nachdem endlich der ottomanische Mondschein eine Finsternuß gelitten, und dieser christliche Erb-Feind hat müssen das Fersen-Geld geben, seynd obgedachte nicht ohne sondern Trost aus ihrem Todten-Haus hervor gangen, Gott dem Allmächtigen höchstens gedankt, um weil sie, die Todten, das Leben erhalten.
Das zeitliche Leben ist endlich nicht so hoch zu
Dann zu wissen, daß, wann wir alle unsere guten Werk den armen Seelen im Fegfeuer schenken, solche auf keine Weis' in Verlust gehen, sondern noch doppelt, ja hundertfältigen Nutzen hieraus schöpfen; und geschieht es auf gleiche Weis' wie mit den Brüdern des Joseph. Diese sauberen Gäst wurden durch die harte Hungers-Noth dahin gezwungen, daß sie mußten gar in Egypten reisen, daselbst um das baare Geld Treid einzuhandeln, es geschah aber, daß gleich dazumal das völlige Gouverno des ganzen Königreichs ihr Bruder Joseph führte, den sie schon längst für todt gehalten, oder wenigst glaubten sie, daß er etwan zu End der Welt S.V. einen Sau-Hirten abgebe; Joseph erkannte diese schlimmen Gesellen alsobald, sich aber gab er nicht zu erkennen, sondern ließ sie sauber unter dem Schein als wären sie Verräther und Ausspäher in die Keuchen werfen (auf solche Köpf gehört keine andere Laug) endlich verwilliget er neben Darlegung des Geldes, daß man ihnen das Treid solle lassen folgen, befiehlt aber in der Geheime, man solle einem jeden sein Geld ohne dero Wissen in Sack hineinlegen, so auch geschehen; wie sie nun nach langer Reis' nach Haus kommen und ihr Treid bereits ausgeschütt, da haben
Auf gleiche Weise begegnet allen denjenigen, welche all ihre Andacht und guten Werk den armen Seelen im Fegfeuer schenken, heil. Meß schenken, heil. Ablaß schenken, heil. Allmosen schenken, heil. Fasten schenken, heil. Kommunionen schenken, heil. Wallfahrten schenken etc., alles dieses, was sie dermalen aus mitleidendem Herzen den armen Verstorbenen spendiren, bekommen sie gleich nach ihrem Tod wiederum, und noch dabei einen großen Vorrath der göttlichen Barmherzigkeit. Massen der Allerhöchste in Ansehen solcher Lieb des Nächsten nicht anderst kann, als auch sich ihrer erbarmen. Dahero spricht mehrmal unser heil. Vater Augustinus: »Igitur pro mortuis semper orandum est, et sic mala morte perire non poterimus S.P. August. in Ps. 40. Wir sollen in allweg und allezeit für die verstorbenen Christgläubigen beten, dann solchergestalten können wir einen bösen und unglückseligen Tod nicht nehmen.«
Die heil. Jungfrau Gertraud, um weilen sie aus purem Mitleiden gegen die armen Seelen alle ihre guten Werke ihnen überlassen, thäte sich nicht ein wenig bekümmern in ihrem Todtbettl, aus Furcht, sie möchte etwan selbst wegen Mangel der guten Werk Roth leiden, indem sie nun in solchen Aengsten begriffen, erscheint ihr Christus der Herr, und redet sie, tröstlich also an: Damit du sehest und sattsam erkennest, wie werth und angenehm mir deine mildherzige Lieb sey gewesen, welche du gegen die armen
Jener Religios, von dem Baronius registrirt, hat es genugsam erfahren, daß sich Gott eines solchen erbarme, der sich auch über die armen Seelen erbarmet hat, massen dieser nach seinem zeitlichen Hintritt mit vielen andern Seelen, so gleich dazumal in derselben Stund von ihnen abgeschieden, vor dem göttlichen Richterstuhl gestellt, und von den bösen Geistern dermassen hart angeklagt worden, daß bereits über ihn sollte gefällt werden das Urtheil der ewigen Verdammnuß. Weil er aber sein Lebtag ein sonderbarer Liebhaber der armen Seelen gewest, und selbiger in seinem Gebet nie vergessen, also hat Gott in Ansehung dieser Lieb zu den verstorbenen Christgläubigen, auch vermittelst der Vorbitt der armen Seelen, ihn verschonet, und beinebens anbefohlen, er solle wiederum zum Leben kehren, und noch genugsame Buß auf der Welt wirken.
Wer in Himmel will kommen hinauf, der schicke den armen Seelen einige Hülfe hinunter; wer erhalten will das ewige Leben, der vergesse nicht der Todten; wer gelangen will zur Seligkeit, der helf den armen Seelen aus der Mühseligkeit; wer kommen will zu dem ewigen Abendmahl, der faste für die armen Seelen im Fegfeuer; wer will, daß er ewig soll brennen in der Liebe Gottes, der lösche den armen
Unmöglich scheint es, daß jemand, so ein Mildherziger, Hülfereicher der armen Seelen ist, könne ewig verloren werden, zumalen solche Seelen unaufhörlich ihre Gutthäter zu Gott dem Allmächtigen schreien und seufzen; es gibt der Exempel genug, daß solche Seelen ihre Liebhaber bei nächtlicher Weil aus dem Schlaf auferweckt, und sie ihres herbeinahenden Sterbstündleins erinnern; es gibt der Exempel viel, daß solche Seelen ihre Patronen aus augenscheinlicher Todesgefahr errettet, damit sie nicht im Stand einer Todsünd möchten sterben; es gibt der Exempel nicht wenig, daß solche Seelen-Gutthäterinnen in ihrem Sterbstündlein beigestanden, und ihnen in solchem letzten Streit haben helfen victorisiren. Binetus schreibet selbst von einem, der sonst eines untadelhaften Wandels war, daß er in seiner tödtlichen Krankheit nicht allein von den Leibschmerzen, sondern forderist von dem Gewissensskrupel also geplagt worden, daß er bereits in der Gefahr der Verzweiflung gestanden, aber bald sah er einige Heilige vom Himmel steigen, welche ihm in dessen harten Kampf beigestanden, mit Verlauten, sie sey diejenige, die er mit seinem Gebet und guten Werken
Gleichwie nun dasjenige Treid, so in den obern Mühlkasten geschütt wird, nicht in Verlust gehet, sondern es kommt wieder unterhalb hervor, und zwar weit besser, schöner und nützlicher, gestalten es in das beste Mehl verwandelt worden; deßgleichen seynd alle unsere guten Werke, so wir den armen Seelen im Fegfeuer schenken und schicken, nicht umsonst hinweggeworfen, sondern wir finden sie wieder in jener Welt, und weit besser, wegen der Lieb zu unserm Nächsten, Kraft solcher Gott auch unser sich erbarmet, und uns dasjenige gütigst ertheilt, zu dem wir ihnen verhilflich gewesen seynd.
Major conceditur, negatur minor.
Illo transitorio igne, de quo paulo ante Apostolus, ipse autem salvus erit, tamen quasi per ignem; non capitalia, sed mlnuta peccata purgantur. S.P. Augustinus Serm. 41 de Sanctis.
I. ad Corinth. 13, werden nicht die größten Haupt- oder Todsünden, sondern die kleinen und läßlichen Sünden gereiniget,« also spricht unser heil. Vater Augustinus.
In der schwedischen Unruh, benanntlich um das Jahr Christi 1631, zog von Ingolstadt hinweg der sehr gelehrte Mann und berühmte Professor daselbst, Pater Adamus Tanner, ein Priester der Societät Jesu,
Ich muß bekennen, daß dergleichen lächerliche Possen nicht sollen zu ernstlichen Sachen gesellet werden, allein ist solches hieher gesetzt worden, zu sehen, die wunderliche Kunst, und seltsame Griff der Mathematik, als welche meisterlich weiß kleine Sachen groß zu machen. Wir unbehutsame Adamskinder machen unsere täglichen, ja stündlichen Mängel und Unvollkommenheiten allezeit klein, die läßlichen Sünden haben bei uns den Ordinari-Titul, und werden kleine Possen und Narredei benennet, aber bei Gott dem Allmächtigen werden sie für groß gehalten, und solche Mucken für Elephanten angesehen, auch derentwegen in jener Welt durch das Fegfeuer unermeßlich gestraft.
Mahomed der andere hat einen aus seinen Edelknaben lassen lebendig aufschneiden, um weil er einen verbotenen Apfel aus seinem Hofgarten entfremdt. Ein Herzog von Mailand, schreibt Corius, hat einen Priester lassen Hunger sterben in dem Gefängnuß, weil solcher ihm vorgesagt, daß er nur 9 Jahr werde regieren.
Antonius de Monte, einer von den ersten Kapuzinern zu Rom, eines sehr frommen Wandels, stunde auf eine Zeit bei der Nacht auf, und ging in die Kuchel, daselbst ein Licht anzuzünden, merkt aber von Fern in derselben ein großes Feuer, wessenthalben er sich nicht genug konnte verwundern, um weilen zu solcher Zeit nicht gewöhnlich, ein Feuer zu brennen. Als er nun in die Kuchel getreten, da erblickt er alsobald ein erbärmliches Spektackel, benanntlich zwei kohlschwarze Mohren, welche zwei Kapuziner-Brüder, so unlängst zuvor mit Tod abgangen, an ganz glühenden Spießen gebraten; der fromme Pater, nachdem er sich wegen großen Schreckens in etwas erholt, befragt diese zwei, als vorhin seine gute Bekannte, was doch dieses bedeute? ob sie dann in das ewige Feuer oder aber in das Zeitliche verurtheilt worden? worauf sie geantwort, daß sie zwar durch die grundlose Barmherzigkeit Gottes dem Ewigen entgangen, leiden aber diese erschreckliche und unermeßliche Pein derenthalben, was glaubt man hier, was ihr Verbrechen gewesen sey? Etwan haben sie ihre strengen Regel-Fasten nicht nach Pflicht und Schuldigkeit gehalten? das nicht: vielleicht seynd sie ihrem Pater Quardian rebellisch gewesen, und ihn als eine rechte und vorgesetzte Obrigkeit veracht, oder andern Spott angethan? das noch
Joseph in Egypten mußte zwei Jahr liegen in der Keuche, unter der Erde, der doch mehr englisch gelebt als irdisch; Joseph mußte liegen in Eisen und Band, welcher doch gewest ist Gemüth halber ganz gulden; Joseph mußte verhaft seyn in der Finsternuß, der doch jedermann mit einem guten Exempel vorgeleucht; Joseph mußte gefangen liegen, der sich von einem leichtfortigen Weib nicht hat fangen lassen; Joseph mußte dergestalten leiden am Leib, der nicht hat leiden wollen an der Unschuld; warum aber zwei Jahr diese so harte Straf? der heilige Vater Augustinus spricht: daß Gott den Joseph über ein oder zwei Tag nicht hätte in dem Gefängnuß gelassen, weil er aber einen Fehler begangen, hat ihn der Allerhöchste derentwegen so scharf gezüchtiget.
Was hat dann Joseph gestift? vielleicht hat er einem den Hals gebrochen? nichts dergleichen; vielleicht hat er geflucht und gewunschen, der Teufel soll
P. Jakobus Rem, ein Jesuiter, eines gottseligen Wandels, ist nach dem Tod einem andern ganz lebhaft erschienen, jedoch in wilder Kleidung und sehr verstelltem Angesicht, als er aber derenthalben befragt worden, gab er diese Antwort: Er leide harte Pein in dem Fegfeuer, um weil er ohne Wissen seiner Obrigkeit habe Disziplin gemacht und sich gegeißlet.
Vor 28 Jahren in unserm Kloster Maria Brun, unweit Wien, war ein alter Laienbruder, den wir wegen der kleinen Statur nur den frommen Thomerl genennt, sein Leben war gar einfältig, jedoch fromm und andächtig, und konnte man ihm wenig ausstellen, ausser daß er zuweilen in der Kuchel unter dem Abspielen gemurrt. Nachdem dieser mit Tod abgangen, hat der ganze Konvent etliche Nacht nach einander hören abwaschen, und kaum daß man mit Verwunderung halber die Kuchel eröffnet, und nachmals wieder gesperrt, hat das Abwaschen und Schüsselsetzen mehrmals seinen Anfang genommen; nachdem aber etliche Andachten, forderist hl. Meßopfer, für ihn verrichtet worden, ist von ihm wenigstens nichts mehr zu hören gewest.
Noch recht hat der alexandrinische Makarius gethan. Als dieser hl. Mann einst im Gebet begriffen,
O gerechter Gott! wie wird es dann denjenigen ergehen, die nicht Eine läßliche Sünde sondern mehr, als sie Haar auf dem Kopf zählen, begangen? Wehe denjenigen, die so große und häufige Todsünden gethan, für welche sie oft in der Beicht zu einer Buß etliche Vater Unser zu beten geweigert. Wann Religiosen und Ordensleute samt ihrem strengen Leben noch so hart leiden müssen in dem Fegfeuer, was haben dann dieselbigen zu gewarten, die immerfort in Freuden und Ergötzlichkeiten ihr Leben zubringen?
Pauci Electi.
Nihil sit probat amicum, quemadmodum oneris amici supportatio. lib. 12. S.P. Augustinus.
Freunde gibts genug, aber die da seynd wie der Aalfisch, welcher meistens ausschlüpfet und den Reißaus nimmt, wann man vermeint ihn zum besten zu halten.
Freunde gibts genug, aber die seynd wie die Schwalben, so lang die lustige und annehmliche Sommerszeit dauert, so lang bleiben sie bei uns, gleich aber da es anfängt kalt zu werden und kühl herzugehen, da nehmen sie mehrentheils hinter der Thüre Urlaub.
Freunde gibts genug, aber die da seynd wie die Sonnenuhr, welche sich so lang dienstlich zeigt, wie lang die goldene Sonne pflegt zu scheinen, sobald aber diese den Untergang nimmt, alsdann ist bei ihr der Dienst auch aus.
Freunde gibts genug, aber die seynd wie die Egel, welche so lang einem anhangen und nicht von der Haut kommen, bis sie ihre Wampe gefüllt, nachgehends schämen sie sich nicht, obschon voller Blut, den Kehraus zu nehmen.
Freunde gibts genug, aber die da seynd wie die Mäuse, welche so lang im Haus verbleiben, so lang es in einem guten Stand ist, sobald sie aber vermerken, daß selbes allgemach zu Grunde will gehen, und zu Boden fallen, sodann verlassen sie es und reteriren sich anderwärts hin.
Freunde gibts genug, aber die da seynd wie die Vögel des Nabuchodonosors Baum, auf dem sie mit stetem Singen und Pfeifen ihre Wohnung hatten, sobald aber dieser aus dem Befehl des Allerhöchsten
Freunde gibts genug, aber die da seynd wie die Melaunen, aus denen fast die mehrsten auswendig gut scheinen, wann man sie nachmals aber ein wenig beschaut, so ist kaum aus zehn einer etwas nutz.
Freunde gibts genug, aber die da seynd wie ein Bach, bei dem immerzu ein guter Rausch anzutreffen, indem von allen Bergen die Wasser zulaufen, und mit ihm in gutem Rausch leben, wann aber die größte Hitze ist, da findet man nicht einmal einen Tropfen Wasser. O wie viel gibts dergleichen Freundschaften! Wie oft hört man, dieser und dieser ist gestorben, er ist mein guter Freund gewest, wir haben oft einen guten Rausch mit einander gehabt, tröst ihn Gott. Mit diesem ist die ganze Freundschaft bezahlt, jetzt da er in der größten Hitze, in größen Qualen des Fegfeuers, da aller Rausch ein Ende hat, ist nicht Ein Freund, der ihm einen Tropfen spendirt bei dieser Hitz.
Solche Freunde seynd keine guten und rechten Freunde, die nur bei freundlichen Zeiten wollen Freunde seyn und nur bei guten Zeiten wollen gute Freunde seyn.
Wie aus der Stadt Naim eine Tochter zum Grabe getragen worden und zwar ein einziger Sohn einer reichen Wittib, da war eine große Menge der Leute bei dieser Leiche, überaus viel Herrn, überaus viel Frauen, überaus viel wackere junge Gesellen etc. Aber der Evangelist sagt, daß sie nicht den Todten haben begleitet, sondern die recht wohlhabende Wittib, welche bei stattlichen Mitteln etc. »Turba Civitatis multa cum illa, viel Volks aus der Stadt war
Ein guter Bruder soll seyn wie ein Ruder, dieses braucht man meistens, wann ein übler Wind ist. Ein guter Gespann soll seyn wie ein Spann, dieser ist zum Leuchten nöthig, wann es finstere Zeit ist. Ein guter Kamerad soll seyn wie ein Rad, welches forderist bei dem üblen Weg eine Beständigkeit erweist; dann ein guter Freund forderist in der Noth probirt wird.
Luk. am 11. Kapitel erzählt unser gebenedeiter Heiland selbst, ein guter Freund, sagt er, kommt bei nächtlicher Weile vor die Thüre, klopft an, macht einen Tumult (da jedermann in dem ersten Schlaf) schreit, sagt, klagt und bitt den andern Freund, der in der Ruhe ist, er wolle ihm doch die Freundschaft erweisen und ihm drei einige Laibl Brod leihen, der zwar, weil es einem schläfrigen Menschen bald begegnet, wird hierüber ungeduldig, weil aber der andere nicht aufhört zu klopfen und zugleich sein guter Freund ist, so will er so grob und unfreundlich nicht seyn, daß er nicht alsobald aufstehe und dem guten Freund ans der Noth helfe.
Amicus Tuus, es ist dein guter Freund, er ist vor kurzer Zeit mit Tod abgangen, er muß eine erschreckliche Strafe in dem Fegfeuer ausstehen, er hat nirgends wohin seine Zuflucht als zu dir, weil du je und allemal sein guter Freund warst, deßwegen klopft er bei dir an, begehrt von dir eine Hülfe und glaubt, daß du sein Freund auch nach dem Tode in dieser größten Noth werdest seyn.
Mir hat einer glaubwürdig erzählt, aus einem sehr berühmten Orden, auch mit einem Schwur bestätiget, so annoch im Leben und eines guten Wandels. Als er bei der Nacht dem Studieren obgelegen, um weil ihm die Verhindernusse beim Tag zu häufig, habe ihm zwei Nächte nach einander eine unsichtbare Hand immerzu die Bibel oder heilige Schrift vor seiner umgeblättert, welches er anfangs für natürlich gehalten der Meinung, als würden die Blätter von einem kleinem Wind berührt. Nachdem er aber einst den beinenen Streicher als ein Signakulam in die Bibel gesteckt, da hat er wahrgenommen, daß jemand denselben unsichtbar heraus gezogen und in Gegenwart NB. dabei gesetzt war, welches ihn dann veranlaßt hat, weiter zu sehen und zu lesen, was dann jene Zeile in sich halte, so mit dem Kreuzel bezeichnet, findet endlich den kurzen Text des hl. Evangeliums. »Dixit ad Philippum, unde ememus panes? Er sprach zu dem Philipp, wo werden wir dann Brod nehmen.« Joan. am 6. Kapitel. Dieses hat ihm alsobald das Gedächtnuß bewegt, daß er nichts anders gedacht, als daß sein bester Freund mit Namen Philipp, der vor 14 Tagen mit Tod abgangen, noch fernere Hülfe von ihm verlange und forderist eine und andere heilige Meß, in welcher das Brod der Engeln aufgesetzt wird, welches auch nachmals geschehen, worauf er nichts mehr gespürt.
So soll man dann niemals seines guten Freunds vergessen, absonderlich, wann solcher in jener Welt in harten zeitlichen Peinen noch leiden, und sich selbst nicht helfen kann, da soll uns das NB. stets vor Augen seyn: NB. wie oft seynd wir lustig bei einander NB. wie oft hat er mir etwas zu Gefallen gethan, NB. er hat nicht einen halben Tag können ohne meiner seyn. NB. Er hat mehrmal nicht einen Bissen Brod gehabt, den er mit mir nicht getheilt, NB. er wäre für mich in ein Feuer gangen etc. So ist dann billig, daß ich ihn auch in dem erschrecklichen Feuer nicht lasse, so sey es. Alle heil. Messen, die ich höre, alle heil. Kommunionen, die ich verrichte, die heil. Ablässe so ich gewinne, das Allmosen, so ich gebe, alle guten Werk, die ich übe, sollen ihm geschenkt seyn, bis er erlöst wird.
Luemus, si non abluemus.
Prius in hoc saeculo per Dei Justitiam vel misericordiam amarissimus tribulatio nibus sunt excoquendi, etc. aut certi longo igne Purgatorii cruciandi sunt, ut ad
vitam aeternam sine macula perveniant. S.P. August. in Epist. ad Aurel.
Niemal, ich sage allzeit, niemal, ich schreibs allzeit, niemal, ich bekenns allezeit, niemal ist in der Welt ein solches Gebäu gestanden, wie da war der Tempel Salomonis, massen zu demselben allein achtzig tausend Steinhauer gebraucht worden. Unkosten auf dieses so herrliche Gebäu seynd aufgangen in Gold tausend sechs hundert und drei Million, samt achtmal Villa pand. in Ezech. das war ein Gebäu! Das wunderbarlichste aber bei diesem weltberühmtesten Fabrikat war dieses, daß in währender Aufrichtung des ganzen Tempels niemal ein Streich von einem Hammer oder Beil, Stemmeisen oder eines andern Instruments gehört worden. Die Ursach war, weil alles Holz zuvor auf dem Berg Libano auf das allergenaueste zugericht, und alle Stein dergestalten pallirt, und präparirt worden, daß fast nicht ein Haar abgangen.
Eine gleiche Beschaffenheit hat es mit dem Himmel, mit dem obern Jerusalem, so wir wollen zu denselben als Lebendige, und durch das Blut Christi so theuer erkaufte Stein gelangen, ist vonnöthen, daß wir auch vorhero auf das beste pallirt werden, es muß die allergeringste Makul an uns nicht gefunden werden, dann der allergeringste Mängel, winzigste Fleck kann nicht eingehen in das Reich Gottes.
Wie die Apostel sich einmal in einen kleinen Zank eingelassen, da sie nämlich von der Präzedenz im Himmel disputirten, da hat unser lieber Herr, gleich in Mitte derselben einen kleinen Knaben gestellt, und sich anbei verlauten lassen, daß, wann sie nicht werden seyn wie die kleinen Kinder, so werden sie in das Himmelreich nicht eingehen. Dazumal hätten sich die Apostel wie die meisten heiligen Lehrer ausgeben, läßlich versündiget, um weilen sie in einen geringen Zank gerathen, als wollt ihnen der Herr Jesus andeuten, daß sie mit diesen kleinen Verbrechen das Reich Gottes nicht können besitzen, sondern sey nothwendig, daß sie sicut pueri, id est puri.
Hannon, der Ammoniter König, hat des Davids, der es so treuherzig vermeint, gesandte Botschafter seht spöttlich traktiret, nachdem daß er ihnen die langen Röck bis auf die Lenden abschneiden lassen, und folgsam spöttlich entblößt, weil dazumal die Weltlichen nicht pflegten Hosen zu tragen, neben dieser Schmach hat er ihnen lassen den Bart halb abschneiden, welches zur selben Zeit eine große Schand war. Nachdem solches dem David kundbar geworden, hat er alsobald ihnen entgegen geschickt, und sagen lassen, sie sollen zu Hof so lange verbleiben, bis ihnen der Bart wieder wächst, theils darum, damit sie nicht vor jedermann zu Schanden wurden, theils auch, damit sie nicht mit einer solchen Ungestalt vor dem Angesicht des Königs erscheinen.
Hat nun David als ein irdischer Monarch nicht wollen zulassen, daß jemand solle vor ihm mit einer Ungestalt sich sehen lasse, wie viel weniger lasset solches der Allerhöchste zu. Dahero nothwendig, daß alle Mail und Makul, ohne die auch die großen Heiligen nicht leben, entweder auf Erde durch strenges Bußleben, oder aber in dem Fegfeuer müßen gereiniget werden.
In der Kapuziner-Chronik wird registrirt, daß Anno 1602 eines sehr heil. Lebens ein Laienbruder mit Tod abgangen, acht Tage aber nach seinem zeitlichen Hintritt dem Pater Prediger erschienen und mit sehr lamentirlicher Stimme ihn also angeredet:
Die schöne Susanna zu Babylon wollte sich bei heißer Sonnenzeit in etwas erfrischen in ihrem eignen Garten, nimmt derenthalben zwei Kammermenscher mit sich, schaffte ihnen, sie sollen Oel und Seife mit sich nehmen, damit sie sich bei dem Brunnen könnte waschen und reinigen: »Afferte mihi oleum et smigmata etc.« Die Seife, womit sich Susanna und all anders Frauenzimmer wascht, die geht hin und macht keine Schmerzen, aber jene Seife, mit der Gott die verstorbenen Christgläubigen im Fegfeuer wascht und reinigt, und die geringste Makul ausbringt, ist erschrecklich und ist dessen Schärfe nicht zu beschreiben.
Udalrikus, Bischof zu Augsburg, lebte ganz heilig, wirkte große Mirakul und Wunderwerk, hat Fleisch in Fisch verwandelt, hat gemacht, daß er durch den Fluß Lech unweit Augsburg passirt, und nicht von einem Tropfen benetzt, da doch sein Gespann über und über auf den halben Leib naß worden; er hat gemacht, daß keine Ratzen in dem ganzen Kloster Ottobeuern auf ewige Zeit sich sehen lassen, ja so einer dahin getragen wird, muß er alsobald verrecken,
Die Schwester des heiligen Domiani starb im großen Konzept der Heiligkeit, und weil sie einen so unsträflichen Wandel führte, auch glaubte man, daß ehender am Schnee eine Schwärze als an ihr Makul zu finden wäre, weil sie aber einmal aus Vorwitz einer lustigen Musik zugehört, hat's geheißen, Seife her, und mußte fünfzehn Tage im Fegfeuer von dieser Makul gereiniget werden.
Ein Knabe mit 9 Jahren hatte einem andern neun Heller entfremdet, und weil er mit dieser Makul als ungebüßt gestorben, so hat's geheißen, Seife her, massen er seiner Mutter ganz feurig erschienen, und Hülfe verlangt, dann sagte er, daß gänzlich nichts Unreins in Himmel gehe, und komme ihm solches Reinigen härter an, als wenn alle Kohlbrenner der ganzen Welt ihre Kohlen auf ihm brennen thäten.
Die heil. Jungfrau Gertraud hat auf eine Zeit eine Seele im Fegfeuer gesehen, wie solche mehrmal, das Angesicht Christi geflohen, da doch dieser himmlische Bräutigam selbe freundlichst zu sich geladen, fragte auch derenthalben die Ursach, worauf sie Antwort von der Seel erhalten, wie daß sie noch einige kleine Makul an sich habe, dessentwegen sie sich scheue, vor Gott zu stehen, ja wann ihr schon der Allerhöchste die Seligkeit wollte vergönnen, so möchte sie
Manet alta mente repostum.
Cadit Asinus, et omnes eum sublevare festinant: sed clamat in tormentis fidelis, clamat Pater, clamat filius, clamat uxor, maritus amicus, et non est, qui respondeat: S. Pater Augustinus Serm. 44. ad Hil.
Wie David durch sondere Schickung Gottes zu der Krone gelangt, da hat er gleich einen Knopf an ein Tüchel gemacht, da war sein ernstlicher Befehl: geht, schaut, fragt, suchet, ob nicht etwan noch jemand von der Freundschaft und Hause des Sauls vorhanden, demselben will ich nach Möglichkeit Gutes thun wegen meines besten Freundes Jonatha, dessen mir erwiesene Gnade ich nimmermehr vergessen will, und als endlich heraus kommen, daß des Jonathas noch leiblicher Sohn mit Namen Miphiboseth im Leben, ein armer Tropf, der an Händen und Füßen krumm, da mußte solcher alsobald vor den König geführt werden, und neben andern war ihm die Gnade ertheilet, daß er allezeit bei der königlichen Tafel durfte speisen.
Zu wünschen wäre, daß die ganze Welt also beschaffen Oblivioni datus sum tanquam mortuos a corde. Ich bin gleich einem Todten aus dem Herzen vergessen worden. Ps. 30.« Dann ja nichts ehender wurmstichig wird, als die Gedächtnuß der Menschen, und vergessen wir sobald derjenigen, die von uns in jene Welt den Abschied genommen, da wir doch so große und manche Gutthaten von ihnen empfangen. Hätte jener Mundschenk bei dem Hofe des Königs Pharaonis einen Knopf an das Tüchel gemacht, welches gar wohl hätte sollen geschehen, so wäre Joseph nicht zwei Jahre in so harter Gefängnuß verblieben. Wann mancher sich thät öfter in Gedächtnuß führen, wer ihm Gutes gethan? Wer Ursach seines Glücks? Wer ihm nach Gott zu einem Stückl Brod geholfen? so würde er, so leicht nicht der verstorbenen Gutthäter vergessen, und würden diese weit ehender ihres feurigen Arrestes entlassen werden.
Von Pius, dem Fünften, seligen und heiligen Pabst, wird geschrieben, daß solcher lang vorher, ehe er zur päbstlichen Würde erhoben worden, habe einstmals bei eitler Nacht von Pergam aus die Flucht genommen, um weil einige ihm nach dem Leben gestrebt, und den Weg nach Mailand genommen, endlich Roth halber, da er von der finstern Nacht überfallen, die Einkehr genommen bei einem Bauern, von welchem er gar wohl, obschon unbekannt, gehalten und traktirt worden, so verursacht hat, daß Pius einen Knopf an das Tüchel gemacht, zu zeigen, daß er seiner auch nicht wolle vergessen. Wie nun mittler Zeit
Diesen war eine löbliche Dankbarkeit, und wollte Gott, es wären mehr dergleichen Pii zu finden, so würde auch nicht die so große Vergessenheit einschleichen in die menschlichen Herzen. Oft mancher gedenkt doch, wer er vorher gewest, vorher so viel gehabt, als Petrus in seinem Netz, da er die ganze Nacht gefischt, Nihil; jetzt aber voller Gold, wie das Kalb in der Wüste, so die Hebräer angebetet; vorher so schlecht, daß er mußte mit dem Stroh Vorlieb nehmen, wie die Götzenbilder des Labans, jetzt aber so wohl eingerichtet, daß er auch mit einem egyptischen Joseph nicht wollte tauschen; vorher so gering, daß er fast die verlorne Eslin mit dem Saul hat müssen suchen, jetzt aber so vornehm, daß er wie ein Mardochäus beim Brett sitzt; vorher so arm, daß er mit der Samaritanin mußte das Brunnwasser schöpfen, jetzt aber so vermöglich, daß ihm die Keller mit Wein angefüllt, wie die Krüg zu Cana usque ad summum etc. Er gedenkt aber, wer ihm zu allen diesem nach dem allmächtigen Gott verhülflich gewest? Wer? dieser und dieser, wann er nicht gewest wäre, so wäre ich so weit nicht kommen; wann dem also,
Wie Gottes Sohn auf die Welt kommen und aus der unbefleckten Jungfrau Maria geboren zu Bethlehem, da waren gegenwärtig ein Ochs und Esel, welche, wie Thomas de Villa nova bezeugt, beide ihre Knie gebogen und den Herrn angebetet, und sollen sich derenthalben etlich nicht wenig schämen, daß Ochsen- und Eselsköpf höflicher seyn, als sie; der Esel stellte sich absonderlich freundlich gegen den neugebornen Messias als den er mit dem steten Keuchen erwärmet, und von dermaligen Kälte defendirt, der kleine Jesus machte (also zu reden) dazumal einen Knopf an die Windlein, als woll er des Esels nicht vergessen, sondern zu seiner Zeit vergelten, und so am Palmtag, da er wollte triumphirend in die Stadt Jerusalem einreiten, hat er hierzu ein solches Thier erwählt, ja sogar bedeckten die Juden den Weg mit ihren Kleidern, wo der Heiland geritten, solche Ehr ist dem Esel niemal widerfahren.
Ist nun der gebenedeyte Heiland dankbar gewest gegen einen Esel, so lösche ich den ersten Buchstaben in diesem Wort aus, so bleibt Seel, und hoffe, da werdest nicht in Vergessenheit stellen die so mannigfaltige Gutthaten, die du von dieser und dieser Seel, als selbige noch in dem Leib auf der Welt wanderte,
Ein Knopf an das Tüchel machen, forderist die, Religiosen, welche nach der evangelischen Armuth leben, und von Allmosen ihre Unterhaltung haben, diese vergessen niemal der verstorbenen Gutthäter, sondern fast in allen ihren Zusammenkünften und Gottesdiensten
Solvendo salvabimur omnes.
Scio misericorditer operatam (Matrem meam) et ex corde dimisisse desita debitoribus sui, demitte illi et tu debita sua, sic qua etiam contraxit per tot annos post aquam salutis. S.P. August. lib. 10. Confess. c. 13.
Fort mit dir in die Keuchen, sagt das Evangelium, es sey dir gesagt, Amen, es sey dir geschworen, du wirst von dannen nicht heraus kommen, bis du den letzten Heller bezahlest. Dieses alles gehet die Qui non habet in aere luat in pelle: Da heißt es, der nicht bei Mittel ist, der bezahle es mit der Haut, oder ein anderer aus Mitleiden und Barmherzigkeit bezahle für ihn, massen der gerechte Richter nicht einen Heller nachlasset.
Seltsam ist, was von einem schwedischen Hauptmann Mancinus vorbringet, weil diesem Soldaten so viel Monatsold ausständig, zumal von Sold der Soldat den Namen geschöpft, hat er endlich die Sach vor den König Karolum selbst gebracht, und verlangte unterthänigst die ihme ausständigen 600 Reichsthl., was, sagte der dazumal ungeduldige König, dir 600 Reichsthl.? an Statt dieser will ich dir 600 Teufel auf den Kopf wünschen: das schmerzte nicht ein wenig den guten Offizier, konnte aber dermalen wider den Strom nicht schwimmen, und mußte dermal die liebe Geduld anziehen, unterdessen wachsen seine Schulden nicht ein wenig im Wirthshaus, also zwar, daß solche bereits auf 300 Reichsthl. sich beloffen, welches Geld die Frau Wirthin in baarer Bezahlung forderte, worüber aber der besagte Hauptmann ein sehr sauers Gesicht gemacht, was, sprach er, 300 Thaler? anstatt derer sollt ihr 300 Teufel auf den Kopf haben, solche freche Antwort veranlaßt die Wirthin, daß sie gar die Sach nach Hof brachte, und kam die ernstliche Bescheidung, der Offizier soll erscheinen, dem dann unter großer Leibsstraf auferlegt worden, er soll bezahlen, worauf der Soldat geantwortet: wie daß er sie bereits
Petrus ließ sich wohl einmal verlauten, da er von einem Bettler bei der Kirchthür um ein Allmosen angesprochen worden, daß er weder Pfenning noch Heller, weniger etwas von Gold habe etc. Aber diese Entschuldigung können wir auf keine Wege vorschützen, Geld genug, Geld ohne Abgang, Geld so viel man verlangt, und zwar die besten Mariagroschen, ist ein Geld, so der Zeit im Schwung geht, durch diese
Der selige Alanus de Rupe erzählt, daß ihm sehr viele Brüder und Schwestern aus der Erzbruderschaft des heil. Rosenkranz gesagt haben, auch mit einem Eid betheuert, daß ihnen gar oft, da sie den heil. Rosenkranz andächtig gebetet, seyn Seelen aus dem Fegfeuer erschienen, dero Stirn mit einem rothen Kreuzlein bezeichnet gewesen, welche sehr großen Dank ablegten um dieses heil. Gebet, auch anbei ermahnten, sie sollen ferners in dieser Andacht fortfahren, massen nach dem heil. Meßopfer kein kräftigers Mittel sey, ihre Pein zu mindern, und die Schulden für sie zu bezahlen, als der heil. Rosenkranz, deßgleichen in Surio zu lesen, daß des Königs Philipp in Frankreich leibliche Tochter und Herzogin in Brabant der heil. Ludgarden erschienen, und ihr angedeutet, daß sie nicht lange im Fegfeuer verblieben vermittels des heil. Rosenkranz, den sie täglich bei Lebzeiten andächtig gebetet. Wann die Rosen kühlen, wie aller Medici Aussag ist, so wundert mich nicht, daß die mit großer Hitze geplagten Seelen in jenem zeitlichen Kerker also trachten nach dem heil. Rosenkranz.
Von der seligen Elisabeth aus Aragonia wird geschrieben, daß sie einstmals durch göttliche Eingebung ein Kirchengebäu, dessen Abriß der Himmel selbst gemacht, habe angefangen, wie nun zur Abendszeit die Arbeiter, nach Haus gangen, gab sie jedem eine Rose, in dem bestunde der Taglohn; weil die guten Leute nur wohl erkennt die größte Heiligkeit dieser Elisabeth,
Was dazumal geschehen, geschieht noch öfter, daß nämlich die Rosen zu Geld werden, solches um Bericht die armen Seelen im Fegfeuer, die es mit großem Dank gestehen, daß ein Rosenkranz, so man für diese armen Tropfen Gott aufopfert, das angenehmste Geld sey in den Augen Gottes, und nicht ein wenig von ihren Schulden abzahle.
Zu Kapharnaum wurde der Peter angeredt, er solle den Zinsgroschen zahlen, wo nehmen? Unser Herr befiehlt ihm, er solle den Angel ins Meer werfen, dem nächsten Fisch, den er werde herausziehen, soll er ins Maul greifen, da werde er schon Geld finden, wie es dann auch geschehen.
Wir wollten gern für die armen Seelen im Fegfeuer die Schuld bezahlen, aber wo Geld nehmen?
Geld genug, zu Kapharnaum hat ein Fisch Geld gespendirt, jetzt aber gibt uns der Fischer Geld. Beschaue Jemand alle Ablaßbriefe, so nun von dem päpstl. Stuhl kommen, ob selbe nicht von Fischer?
Ein jeder wird von Fischerring bestätiget, sub annulo piscatoris; ein solcher Ablaß ist anstatt des beßten Gelds, womit die Schulden der armen Seelen bezahlt werden.
Anno 1308 ist ein Edelmann, samt seinen Beamten nach dem Kirchel Portiuncula gereist, allda
Dieser Seel ist Portiunkula weit besser zu Nutzen kommen, als jenem verlornen Sohn seine Erbportion. Da mihi Portionem etc. Ablaßpfenninge seynd bei den armen Seelen weit besseres Geld, als alle Dukaten etc. O! wer ist doch dießfalls reicher und mit Geld versehen, als die Brüder und Schwestern in der Erzbrüderschaft der Todten allhier zu Wien bei uns PP. Augustinern, lassen ein ganzes Jahr hindurch sie mit so häufigem Ablaß versehen, womit sie als mit dem besten Geld und himmlischer Münz die armen verstorbenen Christglaubigen, forderist die in Gott entschlafenen Bruder- und Schwesterschulden können bezahlen, und also durch das Schuldbuch ein Kreuz machen, zumal der mittlere Kreuzaltar von dem päbstlichen Stuhl mit dergleichen Gnaden bereichert ist.
Ponite hoc Corpus ubicumque nil vos ejus cura conturbet: Tantum illud vos rogo, ut ad Altare Domini memineritis mei ubicumque fueritis. S.P. August. lib. Confess. 9. c. 11.
Dazumal ist dem Peter das Concept nicht angangen, wie er auf dem Berg Tabor, allwo der gebenedeite Herr und Heiland sein Glori in etwas entworfen, dem Mosi, dem Eliä, und forderist dem Herrn, wollte drei Tabernakuln bauen, facimus hic tria Tabernacula, etc. Aber bei uns kann nichts Heilsameres geschehen, als wann wir den armen Seelen in jener Welt Tabernakul schenken; verstehe aber die Tabernakuln in den Kirchen und Gotteshäusern, in welchen das höchste Gut aufbehalten wird, welches aus allen Mitteln das wertheste und beßte ist, die in jenem zeitlichen Kerker verhafte Seelen zu erlösen.
Die Gärtner suchen und forschen, und säen, säen wohl, sorgen viel, suchen stets, was für ein Zeichen im Mond sey, ob er im Aufnehmen, oder im Abnehmen, ob er im ersten oder letzten Viertel, ob Neumond oder Vollmond, etc. Dann die meiste Influenz des Monds ist in die Erdgewächs. Die armen Seelen im Fegfeuer, die schauen auf nichts so sehr als auf den Mond, sie seufzen nach nichts so stark als
In unserm werthen Deutschland ist fast ein gemeiner Brauch, daß bei Marktzeiten ein guter Freund dem andern ein Jahrmarkt kauft, ja mancher spendirt nicht wenig, der zieht den Beutel ziemlich, es fliegen viel Denari aus, damit er nur seiner Liebsten einen angenehmen Jahrmarkt einkaufe. Das Bitten der armen Seelen zu uns, das Schreien der armen Verstorbenen zu uns, das Seufzen der Bekannten und Anverwandten aus dem Fegfeuer zu uns, ist mehrentheils nur um ein Jahrmarkt, aber man muß es also verstehen, in großen vornehmen Handelsstädten wird ein Jahrmarkt eine Meß genennt, benanntlich Frankfurter Meß, Leipziger Meß, etc. Aber die verstorbenen Christglaubigen verlangen keine solche, sondern eine heilige Meß, in welcher nicht zeitliche Waaren, sondern die göttliche Waar, welche der vermessene Judas, um einen so geringen Preis, benanntlich nur um dreißig Silberling verhandelt, das wahre Fleisch und Blut Jesu Christi in dem heiligen Altaropfer.
Anno 1667 in der Stadt Straubing in dem Herzogthum Bayern, hat ein frommes Paar Ehevolk bei finsterer Nacht an einem Samstag ein andächtiges Gespräch gehalten, wie daß sie nämlich den morgigen Tag auch wollen erscheinen in der Generalkommunion bei den P.P. Jesuitern, da sie nun eine kleine Weil date et mihi micam, laßt doch, ach, laßt doch mir auch einen Prosen zukommen. Als wollt gleichsam dieser Geist sagen, ihr habt so oft ein stattliches Panquet, um welches, wann es möglich wär, auch die Engel euch sollten benedeien, ihr habt mehrmal ein Traktament, daß auch Gott selbst mit aller Allmacht nichts kostbarers kann aufsitzen, und wir leiden alhier einen so unaussprechlichen Hunger, schickt uns doch um Gottes willen auch ein wenig ein Bescheidessen, vergönnt uns nur als eurem Blutsfreund, als dem allerverlassensten Tropfen nur ein Prosen von dieser göttlichen Tafel, ihr könnt ja nicht ein so steinhartes Herz haben, wie jener reicher Prasser, der dem armen Lazaro vor der Thür nicht den wenigsten Bissen hat lassen zukommen, dann dieß allein ist das allerkräftigste, uns zu helfen, dieses zertrennt unsere Eisen und Bande, an die wir gefesselt seynd, dieses eröffnet den Kerker, in dem wir gefangen liegen, dieses versüßet unsere Bitterkeiten, mit denen wir allerseits umgehen.
Lippomanus schreibt den 22. April von dem heil. Priester Gregorio, wie diesen Theodorus in der Gefängnuß wollte versehen mit dem heiligsten Fronleichnam, zuvor aber die Wächter und Soldaten gebeten, daß sie ihn aus den Eisen und Banden nur so lang wollten schlagen, bis er das heilige Werk vollzogen. Als er aber von diesem unbarmherzigen Gesellen nichts erbitten konnte, so hat er gleichwohl die heilige Kommunion ihm dargereicht, siehe aber Wunder! kaum hat Theodorus dem heiligen Mann die heiligsten
Wann nun dieses höchste Panquet solche Band aufgelöst, so ist es nicht weniger kräftig, auch jene feurigen Ketten, an denen die armen Seelen im Fegfeuer gefangen liegen, zu zerbrechen. Wann jene Speis, welche der Prophet Habakuk dem Daniel in die Löwengrube getragen, ihm so ersättlich gewest ist, wie wird erst den armen Seelen seyn das hochwürdigste Sakrament des Altars? wann den Propheten-Kindern, denen Elisäus mit wenig weißem Mehl hat können den bittern Krauttopf versüßen, was wird dann erst für Kraft haben, der unter der Gestalt des weissen Brods verhüllte Heiland selbst? wann ein Engel hat können den im Gefängnuß verhaften Peter auf freien Fuß stellen, was wird nun thun können Gott selbst, so den armen Seelen in dem allerheiligsten Sakrament wird zugeschickt?
Aus dem Cistercienser-Orden zu Claraval war ein Lai-Bruder, welcher kein anderes Amt hatte, als die Schaafe zu hüten, dann vor diesem in dergleichen Klöstern keine weltlichen Leute gebraucht worden, sondern alle Handarbeit, sogar ackern, säen, schneiden und dreschen, die Geistlichen mußten verrichten; als besagter Laibruder einst bei seiner Heerd Schaaf sich befunden, da erscheint unversehens vor seiner ein Mensch, den er alsobald und ohne Schrecken befragt, wer er sey? woher er komme, ich, sagte dieser, bin dein Better, bin vor wenig Zeiten mit Tod abgangen, bin von hl. Messen schenken, vermög dieser wird Gott meine zeitliche Strafe enden. Nachdem nun solches heil. Opfer für diese arme Seele verrichtet worden, ist sie mehrmals in Gegenwart anderer erschienen, und sich ganz glorreich gezeigt, auch öffentlichen Dank abgelegt um diese ihr so große geleistete Hülfe.
Warum aber, möcht einer sagen, soll man mehr Messen lesen für einen Verstorbenen, indem doch eine einige heil. Messe genug ist, das ganze Fegfeuer auszuleeren? Hierauf wird geantwortet: wann man ansieht dasjenige, was in dem heil. Meßopfer aufgewandelt wird, so ist selbiges von einem unendlichen Werth, massen es der wahre Heiland Jesus selbst, und dieser ist freilich genug, nicht allein auszulöschen ein Fegfeuer, sondern unzählbare; so man aber betracht den Effekt und Frucht der heil. Meß, so ist dieser nicht unendlich, sondern der Höchste hat durch seine göttliche Weisheit beschlossen, es soll ein heil. Meßopfer so und so viel gelten, so und so viel läßliche Sünden auslöschen, so und so viel Schulden bezahlen, und nicht mehr; was aber eigentlich für einen Preis oder Werth der Allmächtige gesetzt hat auf ein solches heil. Opfer, ist dermal uns Menschen nicht bekannt, wird auch in göttlicher heil. Schrift eigentlich hievon keine Meldung gethan, noch haben wir dessen durch einige Offenbarung eine Wissenschaft.
Es läßt sich mehrmal jemand hören, wann ein suffragia zukommen, so vorhin auch mitleidend gewest bei Lebzeiten gegen den armen verstorbenen Christglaubigen. Non omnibus defunctis prosunt. Suffragia infallibiliter, sed aliquibus qui meruerunt in hac vita, et ii censentur esse animae eorum, qui in hac vita habuerunt specialem devotionem circa animas purgatorii.
Gaudent proximinora magis.
Inspira domine deus meus, inspira servis tuis, frateribus meis, filiis tuis, dominis meis, quibus et voce et corde et literis servio, ut quotquot haec legerint, meminerit ad altare tuum Monicae famulae tuae cum Patricio quondam ejus conjuge, per quorum carnem introduxisti me in hanc vitam. S. P August. lib. 9. confess. c. 13.
Ein vornehmer Edelmann aus Frankreich wurde von dem Vorwitz angetrieben, daß er eine Lust bekommen, die neue Welt, von der ein so großer Ruhm und Ruf, zu sehen, zu welchem End er eine stattliche Schifffahrt dahin angestellt, dem auf alle Weis auch nach allem Widerrathen, seine erwachsene Schwester die Gesellschaft geleist, ein Fräule von wunderschöner Gestalt und Leibsbeschaffenheit. Nach andern befand sich auch auf gedachtem großen Schiff ein anderer sehr adelicher Kavalier, welcher nach und nach ein Aug geworfen in des Schiffsherrn seine adeliche Schwester (im Würfelspielen seyn viel Augen gut und bringt Glück, aber in diesem Falle seyn die Augen meistens schädlich) seine Liebe wuchs so weit, daß er auch eine Gegenlieb erworben, ja sogar haben sich beide in eine eheliche Verlöbnuß eingelassen, doch ungeacht haben des Schiffsherrn, deme hiervon das wenigste vertraut worden, aus Forcht, er möchte als ein hochtrabender Herr der Sach einen Riegel, schießen: der kleine Schleckerbub Kupido hat nicht gefeiert, bis endlich auch bei glücklicher Schifffahrt die Ehe zwischen diesen beiden gescheitert, welches der hernachwachsende Leib verrathen, worüber sich der Schiffherr nicht ein wenig entrüstet, auch gänzlich bei sich beschlossen, diese vermessene That zu rächen, und zu Vermäntlung seines Vorhabens zeigte er sich, als
In großem Elend war diese ein Elend, wo mehr Noth als Brod ist; ein Elend war diese, wo mehr Leid als Freud ist: ein Elend, wo mehr Frost als Trost ist. Da war Kammer und Jammer ein Ding, da war Ach und Dach ein Ding; da war Hausen und Grausen ein Ding; ist das nicht ein Elend?
Alles dieses Elend, und menschlicher Weis, große Drangsal, ist gar nicht zu vergleichen denselben, was da in jener Welt leiden die im Fegfeuer verhafte arme Christgläubige; allein in dem findet sich eine Schattirung, daß sie gleich dieser betrübten Wittib stets und immerzu ihre Augen werfen in diesem bittern Meer hin und her, wann doch einmal einmal ein Schiff sich blicken ließe, so ihnen Hülf leiste, und sie erlösete; aber zu wem haben diese trostlosen und verlassenen Geister ihre meiste Hoffnung? Zweifelsohne zu ihrem nächst Anverwandten und Befreundten, dann sie gar wohl
Als man einen Gichtbrüchigen zu unserm Herrn getragen und demüthigst ersuchet, er wolle sich doch seiner erbarmen, und ihm die gewünschte Gesundheit ertheilt, da hat der gebenedeite Heiland solche Gnad auf keine Weis wollen abschlagen, sondern ihn alsobald gesund gemacht, ihm aber anbei befohlen, er solle sein Bett nehmen und in sein Haus gehen. Surge, tolle lectum tuum et vade in domum tuam. Warum aber der Herr Jesus ihm geboten, daß er sich solle nach Haus den geraden Weg begeben, war die Ursach, spricht der heil. Johannes Chrysostomus in Cap. 6. Hom. 30., damit er den Leuten daselbst die großen Wunderwerke Christi, und damit sie ihren Irrthum verlassen und an den wahren Messias glauben. Wann dem doch also, warum den geraden Weg nach Haus und seiner Wohnung? Und warum nicht anderwärts hin? Die Ursach ist diese, weil er doch hat sollen und wollen den Leuten etwas Guts thun, und zu der Nachfolg des Herrn Christi anfrischen, so hat es sich gebührt, daß er geschwind und den geraden Weg nach Haus genommen, dann allda waren seine Befreundte, seine Anverwandten, seine Geschwisterte, seine Bekannten; dann wann sich jemand der Armen erbarmet, und ihnen begehrt Hülfe zu leisten, helfe.
Heilig ist, heilsam ist, liebwürdig ist, lobwürdig ist, wann sich ein christlicher Mensch der armen Seelen im Fegfeuer annimmt, aber er soll vor allen andern denjenigen Hülfe reichen, die da in seiner Freundschaft; zu allererst den lieben verstorbenen Eltern, weil die forderist ihre Hoffnung setzen auf die Hülfe der hinterlassenen Kinder. Nach dem Exempel meines heiligen Vaters Augustin, welcher jedermann ersuchet, und inständig gebeten, sie wollen doch in ihrem Gebet, und absonderlich die Priester in ihrem heiligen Meßopfer seiner verstorbenen Mutter Monika und seines Vaters Patritius eingedenk seyn.
Es hoffen die lieben Eltern auf ihre Kinder, daß sie werden nachfolgen dem Samson, welcher denjenigen Honig-Fladen, so er in dem Rachen des erwürgten Löwen gefunden, nicht allein für sich behalten, sondern davon eine gute Portion seinen Eltern zugebracht; also werden sie auch ihnen lassen zukommen das göttliche Manna und süßeste Himmelsbrod des Altars.
Es hoffen die Kinder auf ihre annoch lebenden Eltern, daß solche werden nachfolgen der Agar, welche auf keine Weis konnte ertragen, daß Ismael ihr Sohn sollte vor Durst sterben, sondern sie hat denn so lange bei dem Himmel supplizirt, bis Gott einen Engel gesandt, der ihr ein klares Brunnquell gewiesen hat in der Wüste. Also werden sie auch ihnen verhülflich seyn, damit sie doch einmal gelangen zu demjenigen, welcher der Samaritanin gesagt hat, daß er sey der Brunn des ewigen Lebens.
resurget frater tuus, dein Bruder wird auferstehen!« Also werden sie ebenfalls ihrer öfters gedenken und bei dem göttlichen Heiland das ewige Leben ihnen zuwegen bringen.
Es hoffen die verstorbenen Eheweiber auf ihre hinterlassenen Weiber, und hinwieder die Ehemänner auf ihre annoch ins Leben verbliebenen Männer, daß sie werden nachfolgen der beschiedenen und bescheidenen Abigail, welche alle Mittel angewandt, keinen einigen Unkosten gespart, damit sie nur das Uebel von ihrem, obschon groben Mann, möchte abwenden, so ihm von David gedroht wäre. Also werben sie gleicher Gestalt in allweg suchen, wie doch das große Elend, worin sie allbereits stecken, einmal von ihnen könne wenden.
Cedunt candida nigris.
Consilio inito emerunt ex illis agrum siguli in Sepulturam peregrinorum etc. Invenit tandem Mens cocea remedium. S.P. August. Serm. 121. de Temp.
Der erste Willkomm, welchen der Engel den drei andächtigen Frauen hat geben, als sie mit kostbaren Salben das Grab des Herrn besuchten, war dieser: »Nolite timere. Fürchtet euch nicht etc.« Allen denjenigen, so die Gräber aller verstorbenen Christgläubigen verehren, und der Todten sich annehmen, sey es für einmal und allemal auch gesagt: »Nolite timere, Fürchtet euch nicht,« massen euch nicht Uebels kann widerfahren, dann gleich wie in dem Würfeln viele schwarz werfen, ein sonderes Glück ist, also hat nicht weniger Glück auf der Welt (massen von der ewigen Belohnung vorhin schon Meldung geschehen), zu hoffen und zu gewarten derselbige, dem die schwarze Farbe beifällt, verstehe hiedurch die Todten. Dann durch die Todten schon mehrmal den Lebendigen große Hülfe geleistet worden.
Die Hohenpriester der Juden seynd sowohl, ja mehr, als der Iskarioth Ursach gewest an dem bittern Tod des Herrn Jesu, dann kein Tag war, da sie nicht den Untergang dieser göttlichen Sonne suchten; keine Nacht war, da sie nicht sich bemühten, dieses göttliche Licht auszulöschen. Wie die Wölfe verfolgten sie dieses Lamm Gottes, wie die Geier und Raubvögel die unschuldigen Tauben, wie tobender Sturmwind dieses Schiffel des Heils, bis sie endlich diese blutgierigen Egel und unmenschlichen Tigergemüther den Heiland an das Kreuz gebracht, und folgsam mehr verschuldet als der Judas Iskarioth. Dannoch aber auf der Wett nicht also gestraft worden wie er, nicht eines so Sepulturam Peregrinorum. Wie dann vom besagten Acker sehr viele Erde nach Rom überbracht worden, und wird das Ort genannt Capo Santo, allwo noch auf heutigem Tag diese Erde nur die Leiber der Fremden behaltet, den Innwohner aber gleich wieder auswirft.
Gar gewiß hätte sie selbst der Teufel lebendig hingeführt, oder der Donner in die Asche gelegt, oder die Erde lebendig verschluckt, oder den wilden Thieren zum Raub worden, weil sie sich aber der Todten haben angenommen, so konnte sie kein zeitliches Unglück berühren. Nolite timere so fürchtet euch dann nicht, alle Liebhaber der armen Seelen im Fegfeuer, es kann euch so bald kein Unglück über den Hals kommen, die Todten helfen den Lebendigen.
Es wird geschrieben von einer armen Wittib zu Genua, wie daß selbe ihren gar ungerathenen Sohn von der Galee erledigen wollte, hierzu aber eine Summa von dreihundert Thaler erfordert wurde, so viel aber in ihrem ganzen Vermögen nicht zu finden, ist demnach von der Noth gezwungen worden, das Geld zu betteln, und bei wohlhabenden Leuten nach und nach zu suchen. Einsmals trifft sie einen Priester an mit einem sehr saubern Aufzug, von dem Nolite timere, Fürchtet euch nicht,« die Todten werden euch nicht verlassen, wie es auch geschehen. Nach vollendetem hl. Meßopfer sucht die fromme Matron einen andern Wohlthäter, und findet einen alten jedoch unbekannten Herrn, dem sie ihre ganze Noth geklagt, der sie dann alsobald getröst, und ihr einen Zettel geben, welchen sie zu diesem N. Kaufmann soll tragen, dem sie auch also nachkommen. Der Kaufmann aber konnte den Zettel nicht genug anschauen, konnte sich nicht genug verwundern, fragte die Frau, von wem sie diese Schrift habe? Ob sie ihn möchte kennen, wann er ihr denselben gemalt thäte zeigen? Warum nicht, sagte sie, ich habe seine Gestalt gar wohl gemerkt. Darauf führt er sie in einen großen Saal, worin beiderseits eine lange Reihe unterschiedlicher Bilder und Kontrafeten hiengen, sie schaut, sie sieht, sie zeigt mit den Fingern auf ein Bild und sagt, dieser sey es gewest, er sehe ihm ganz gleich und ähnlich, worauf der Kaufmann geseufzt, ach! sprach er, der ist mein Vater
Die armen Seelen in dem Fegfeuer lassen niemals unvergolten die Gutthaten, so ihnen erwiesen werden, die Dankbarkeit ist bei ihnen weit besser und beständiger, als bei uns wankelmüthigen Adamskindern. Die lieben Schutzengel kommen mehrmals zu ihnen hinunter, und berichten ihnen ümständig, was und wer ihnen etwas Gutes thue. Ja sie nehmen solches auch meistens wahr bei Linderung und Minderung ihrer Pein daß jemand für sie bete und einige Hülfe leiste, worüber sie die Hände mit tausend Dank zusammen schlagen und versprechen, solche Wohlthat nimmermehr zu vergessen. Wann dann die Schutzengel ihnen offenbaren, es sey dieser, es sey diese, von denen solches heil. Meßopfer und andere guten Werke übermacht worden, sodann lassen sie nicht, immer und immer zu Gott zu rufen, und schreien um Wohlfahrt ihrer Gutthäter, ja durch Zulassung Gottes und sonderer Mitwirkung des Allerhöchsten seynd sie mehrmal sichtbarlich erschienen, und ihren Patron aus unterschiedlichen Gefahren errettet. O wie viel haben erfahren und erfahren es noch, daß sie sich nicht ehender aus einer Gefahr oder Unglück können wickeln, als wann sie den armen Seelen etwas schenken, oder wenigst versprechen zu schenken.
Ein brüllender Löwe hat den Propheten von Juda auf dem Weg zerrissen durch sondere Verhängnuß Gottes, massen er in etwas ungehorsam war. Als solches einem andern Propheten, der sonst nicht gar zu heilig, kundbar worden, machte er sich alsobald in libr. Reg. 13. So bringt dann schwarze Farbe Glück, und helfen die Todten den Lebendigen.
Anno 1650 hat ein vornehmer Buchdrucker zu Köln in seinem Haus bettlägerig und zwar in augenscheinlicher Todesgefahr seine liebe Ehefrau wie auch sein kleinster Sohn, wußte also nicht, wohin er sich in solcher Drangsal sollte hinwenden, begibt sich demnach in die Kirche, und fallen ihm die armen Seelen im Fegfeuer ein, verspricht derohalben, daß er den armen Seelen zum Nutzen und Trost ein Büchlein von dem Fegfeuer auf ein Neues wiederum wolle unter die Presse nehmen, und dessen hundert Exemplare für den kleinen kranken Sohn, zweihundert aber für seine kranke Frau umsonst unter die armen Geistlichen austheilen. Die Sache ist ihm also wohl angangen, daß gleich beide von freien Stucken seynd besser worden und in wenigen Tagen frisch und gesund.
Dergleichen Geschichten seynd nicht allein in vielen andern Büchern zu finden, sondern es gibt's die tägliche Erfahrenheit, was Hülfe einer zu hoffen habe von den armen Seelen im Fegfeuer, wann man ihnen
Michael Balbus ein Kaiser und abgesagter Feind der Christen suchte in Allweg den Namen Jesu zu vertilgen, und allerseits gänzlich auszurotten, wie er die Bekenner Christi, absonderlich aber die Geistlichen
Der David hat dem König Saul nur ein Trumm vom Mantel geschnitten, indem er ihm doch gar leicht den ganzen Mantel hätte können hinwegnehmen, gleichwie es der lieben Tugend widerfahren. Diese begab sich einstmals nach Hof, in Willens, daselbst eine Zeit lang zu verharren, damit sie auch allda in bessere Bekanntschaft möchte kommen, und bei den Hofleuten in gutes Ansehen; aber die Sache hat wider alles Hoffen weit anders ausgeschlagen, indem sie nicht allein bei den wenigsten ein gutes Auge erhalten, sondern
Gewiß ist es und unläugbar, daß die muthwilligen Hebräer, dieses unverschämte Lottergesind, auf allerlei erdenkliche Weis mit Christus dem Herrn verfahren in seinem Leiden, dahero auch wohl zu glauben, weil viele unter den Sergeanten ziemlich berauscht gewest, daß sie die gröbsten Zotten auf die Bahn gebracht, und allerlei Schandworte hören lassen, deren aber keiner aus allen vier Evangelisten gedenkt, uns zu einer sondern Lehr und Nachfolg, daß eines Christen Zunge in solchen Wust sich niemals soll einlassen, welches aber leider wenig beobachtet wird nach Aussag des heil. Vaters Augustini? Tanto se putant laetiores, quanto fuerint turpiores etc.
Es ist selten eine Mahlzeit, wobei sich nicht quarta pars labstercortis columbarum quinque argentis etc. »Das war ein Elend, da man sogar das Taubenkoth für eine Speise genossen.« Dermals, Gott sey höchster Dank, ist die Bedrängnuß und Theurung nicht so groß, aber gleichwohl seynd viel anzutreffen, die immerzu Koth im Maul haben, welches noch einen abscheulichern Gestank hat, als der Tauben etc. Pfui Teufel! vor dem Lazarus, spricht der Evangelist, habe seine eigene Schwester Martha die Nase zugehalten und sich beklagt, daß er allbereits stinke etc. Jam faetat etc. Wann man sollt allemal zu dem Gestank, so einem Zottenkrämer aus dem Maule geht, die Nase zuhalten, wäre es rathsamer, daß man gar ein hölzernes Futteral ließe darüber machen.
Gott hat ganz weislich dem gerechten Altvater Noe die Arche angeben, zugleich auch befohlen, er soll forderist drei Gaden ausser der untersten Senkgrube, machen, damit also das Vieh und die Bestien abgesondert seynd von dem Menschen. Dann es will sich gar nicht schicken, gedachte Gott, daß ein wildes Thier, eine Sau, soll bei den Menschen wohnen, so nach
Surius erzählt eine wunderbarliche Geschichte, wie daß der heil. Carilephus habe öffentlich ausgesagt, daß kein Weibsbild auf ewig seine Wohnung und Kloster inwendig sehen werde. Solches hat bei einem frechen Weib, mit Namen Garda, einen so großen Vorwitz verursacht, daß sie sich freventlich unterstanden, Mannskleider anzuziehen, und vor dem Vorsteher des Orts um die Erlaubnuß gebeten, damit sie doch möchte die heilige Wohnung küssen und veneriren; kaum aber daß sie die Pforte erreicht, da ist alsobald der böse und leidige Satan in sie gefahren, und selbe auf eine unaussprechliche Weise geplagt und gepeiniget, unter andern zu einer sondern Straf und göttlichen Rach hat ihr der böse Feind den Kopf gar durch ihre Füße durchgeschwungen, daß sie also hat müssen küssen das Ort alles Unflaths und menschlichen Elends, um, weil sie falscher Weis die heilige Wohnung Carilephi hat das Haupt küssen wollen. Enim ille adegit inter foemora, sicque factum est, ut quae Sacratis liminibus falsa oscula imprimere tentaverat, immundas sui Corporis partes osculari, cogeretur etc. Pfui tausend! da kommt einem jeden das Grausen an; aber hört ein wenig, vielmehr soll dir grausen, ein größerer Eckel soll dir anstoßen, wann du auf der Zunge nichts als Gestank und Unflath trägst, nichts als garstige Zotten und muffende Worte auf die Bahn bringst, und mit dem
Wie Petrus mit dem Angel einen Fisch aus dem Meer gezogen, in dessen Maul er eine silberne Münz gefunden, ist es glaublich, daß er etwan ein Würmlein, eine Mucke, eine Grille, eine Schnacke habe angeködert: Es läßt sich also wohl zuweilen in einem Gespräch etwan eine Schnacke oder andere lustige Grillen zu Ergötzung der Gemüther vorbringen, wann nur solche nicht schmecken nach des verlornen evangelischen Sohns seinen Kostgehern oder Mit-Convictores.
Aber sag her Welt, wie heißest du einen solchen unverschämten Zotten-Zetter? wie taufst du ihn? Er ist ja ein Unflath, ein Saumagen, eine Bestia, ein Wildfang, ein Unmensch etc.? Ja wohl nicht, sagt die Welt, sondern sie canonicirt ihn wie den Judas, sie lobt ihn noch, er sey ein wackerer Kerl, er wisse eine ganze Kompagnie aufzumuntern, es mochte einer alleweil um ihn seyn, Gott hat ihm die Gnad geben, daß ihm alles so wohl anstehet, ein überaus lieber Mensch, ein galanter Mensch; et sic laudatur peccator, et iniquus benedicitur, so weit kommt es schon, daß man auch der öffentlichen Bosheit einen Tugendmantel anmesset.
Wie der Bruder der heiligen Lidwiga mit Tod abgangen, und sehr viel Schulden hinterlassen, auch solche zu bezahlen den Söhnen unmöglich scheinte, also hat die heilige Lidwig ihre von der Frau Mutter verschafften kostbaren Kleinodien alle zu Geld gemacht, womit sie einen großen Beutel angefüllt, alle Schuldner
Jener Gesell hat sich trefflich wohl auf die Partiten verstanden bei dem Hof des großen Königs Nabuchodonosor: Zwar das Stehlen bei Hof heißt jetzund prosperiren. Der König hat ernstlich befohlen, man solle den Daniel, den Antonia, den Missal, den Azar mit Speis und Trank von der königlichen Tafel versehen, weil aber vermög des hebräischen Gesetzes dergleichen Speis und Trank verboten waren, also haben sie ihren Tafeldecker oder Aufwärter ersucht, er möchte ihnen nur Erbes und Linsen geben, samt einem frischen Trunk Wasser, so wollten sie sich darmit schon befriedigen; gar gern, sagt dieser Bediente, es ist zwar unter Lebensstraf verboten, aber euch zu Gefallen gar gern (ei Dieb lüg, nicht ihnen, sondern deinem eigenen Nutzen zu Gefallen), hat demnach der arge Gesell Speis und Trank von der königlichen Tafel allezeit genommen, aber für sich behalten, oder gar gewiß durch alte Weiber zu Geld gemacht, seinen Beutel dadurch wohl gespickt, diesen edlen Kindern aber gleichwohl Erbes und Linsen vorgesetzt. Das geschieht
Ihr Gnaden NN., gar ein reicher Herr zugleich, seynd einmal in der Predigt unsers lieben Herrn gewest, da solcher mit seiner gebendeiten Zunge die Herrlichkeit des Reiches Gottes ausgelegt, und weil solche Predigt die meisten Gemüther bemächtiget, also ist nicht weniger hierdurch besagter Herr ebenfalls bewegt worden, darum sich gleich zu Christum gewendt, und mit demüthigen und fast eifrigen Worten denselben angeredet: Magister bone etc. Mein lieber und frommer, was ist dann vonnöthen zu thun, damit ich das ewige Leben erhalte? Erstlich muß man, sagt der Heiland, die Gebot Gottes halten, nachgehends, wann du verlangst mein Jünger und Nachfolger zu werden, so mußt du alles das Deinige verkaufen, und das Geld unter die Armen austheilen etc. Kaum daß solches unser Herr ausgeredet, da ist der Kerl wie ein Wachs erbleicht, hat eine Stirn gemacht, wie ein Hackbrettl, hat die Nase gerumpft, als hätte er dieselbe im Holz-Apfel-Most gebeitzt, contristatus est etc.
Das Weiblein im Evangelio hat den verlornen Groschen gesucht mit großem Fleiß, mit sonderer Mühe, sie hat ein Licht angezündet, noch mehr: sie hat den Besen in die Händ genommen, noch mehr: sie hat Stühl und Sessel auf die Seite geräumt, noch mehr: sie hat das ganze Haus oben und unten ausgekehrt, noch mehr: sie hat das Kehrkoth gar aus gesucht, bis sie den Groschen gefunden. Diese ist auf einen Groschen gangen, aber mancher Narcissenkopf gehet gar auf einen Pfenning.
Ich kenne einen, der lebt noch, aber wo? Der König Nabuchodonosor ist in solches Elend gerathen, daß er gar wie eine Bestia mußte das Gras fressen, dieser nicht weniger, dann er sucht die verworfenen Salat-Blätter, so die Dienst-Menscher in der Kehr-Butten austragen, fleißig zusammen, und siedet sich diese, O che gusto. Der Jakob im Alten Testament ist auf der Erde gelegen, seynd ihm also die Haar in diesem Bett wenig fedrig worden, wie er die Leiter gegen Himmel gesehen, dieser aber liegt auch nur auf dem Stroh. Aber wer weiß etwan, wann er zeitig wird! O che gustoi. Sein Kleid könnt fast
Sag her du Welt, was gibst du diesem Gesell für einen Titel? Er ist ja ein Geizhals, ein Geldnarr, ein Judasbruder, ein Batzenjäger, ein Beutelvogt, bei Leibe nicht, sagt die Welt, sie kanonisirt ihn wie den Iskarioth, er ist gar ein guter Wirth, ein gesparsamer Mann, er gibt fleißig auf das Seinige Acht, er verhaust wohl nichts, o was gibt er seinen Kindern für einen guten Vater ab etc. Et sic laudatur Peccator et Iniquus benedicitur etc.
Just ist die Justitz bei der Welt wie ein Spinnengewebe, welches an ein Haus an dem vorgeschossenen Dachstuhl angehängt ist, wann zuweilen eine unbehutsame Mücke oder Fliege darein gerathen, so bleibts schon hängen, so aber ein großer Vogel etwan ein Spatz oder Schwalbe sich darein verschießt, so reißt er das ganze subtile Netz von einander, und gelangt wieder auf frischen Fuß, also pflegt meistens die Weltjustitz nur die armen und gemeinen Leute wegen begangener Verbrechen dem Gesetze nach abzustrafen, die reichen aber und vornehmen Leute seynd fast allemal diszensirt. Der Galgen gehört nur für die kleinen Diebe, die vornehmen aber thut man verehren.
Modo deprehensa etc. Fragen also Christum den Herrn, ob dann solche vermög des mosaischen Gesetz soll versteiniget werden? Hört ein wenig ihr saubern Gesellen, wann ihr besagten Schleppsack in wirklicher Schandthat ertappt habt, wo ist dann er geblieben? Warum führt ihr denselben Ehebrecher nicht ebenfalls zu Christum, zumal das Gesetz Moses beide zu gleicher Abstrafung verdammt? Ho, ho, ich kenne euch Vögel aus dem Gesang. Der Thäter und Ehebrecher war reich, eines vornehmen Stands (dieser Meinung ist auch Liranus), er hat in der Stadt ein vornehmes Amt zu verwalten gehabt, und darum hat man müssen durch die Finger sehen, man hat müssen etwas Uebriges thun, aber das Weib war eine arme Haut, etwan eine Wäscherin, oder eine Näherin oder sonst dergleichen schlechten Stands etc. Daher nur sie zur Straf gezogen worden, dann die Gebot und Gesetz müssen nur die gemeinen Leute halten, mit den reichen und vornehmen hat es im letzten Kapitel eine andere Auslegung. O elende Justitz! du bist wurmstichiger als das aufbehaltene Manna der Israeliter, du hinkest ärger als der Miphiboset bei dem David, du bist mehr verwundt als der Reisende von Jerusalem nach Jericho, du bist mehr gestürzt als die davidischen Gesandten von dem Hanon.
Du Fluß Nil in Egypten bist zu Zeiten Vexat censura Columbas etc.
Jene saubere Madam des ägyptischen Putiphars ist voller Leichtfertigkeit gewest, der gute Herr glaubte, seine Frau sey eine lautere Susanna, aber das Anna ausgelassen, so bleibt Sus. Er hätte Leib und Seele verpfändt, daß sie ihm treu sey, aber er hat Putiphar geheißen und sie Putana, er glaubte, er sey Dormi mecum, was wider die Zehn Gebot, sogar ist sie diesem irdischen Engel in den Mantel gefallen, und ihr gottloses Beginnen mit Gewalt gesucht. Der lilienreine Jüngling wußte wohl, daß in solchem Kampf und Streit das Fersengeld die beste Münz sey, läßt demnach den Mantel in den Händen dieser unverschämten Krotte, damit er das Gift von ihr nicht an sich ziehe, und gibt sich in die Flucht. Aus dem besten Wein wird gemeiniglich der schärfeste Essig. Die Lieb hat sich bald bei der Fettel in einen Haß und Rachgierigkeit verwandelt, massen sie mit zerrissenen Haaren, mit verstelltem Angesicht, mit gähnendem Maul zu ihrem Herrn geloffen, der ehrvergessene Joseph, dieser Sklav, auf den er bisher so viel gehalten, habe mit unerhörter Vermessenheit ihr wollen eine Gewalt anthun, und da sey noch sein Mantel etc. Der Herr, als ein verständiger Edelmann und der bei Hof in großem Ansehen, konnte unschwer abnehmen, daß, wann der Jüngling ihr hätte wollen eine Gewalt anthun, so hätte er den Mantel nicht hinten gelassen. Sie war ein zartes Frauenzimmer, die kaum eine Gluffe oder Spinnadel konnte rümpfen, will geschweigen einen so starken Jüngling zu über wältigen, und den Mantel per Force nehmen. Der Signor Putiphar konnte es handgreiflich abnehmen, daß der Joseph recht, sie aber seine Frau unrecht, aber der Narr hatte einen guten Magen, Bon huomo, und weil sie eine
Aber meine Welt, ich möchte so gerne wissen, wie du dergleichen Jutitiarios thust nennen, die nur mit den gemeinen Leuten dem Recht gemäß so scharf verfahren, die großen aber und vornehmen exempt machen? Es seynd ja Schänder der lieben Justitz, es seynd ja Blutegel der Armen, es seynd Uebertreter der göttlichen Gebot, es seynd Widersacher des göttlichen Richters, es seynd Räuber des gemeinen Wesens etc. Still, still, sagt die Welt, mit dergleichen Stichreden, das Pferd muß man anderst sattlen, das Kind muß man anderst taufen. Solche Herren seynd wackere Politici, sie wissen eine Diskretion zu gebrauchen, sie wissen weislich durch die Finger zu schauen, sie wissen einen Unterschied zu machen unter einem Zobel und unter einem Schaffell, sie geben dem Adel seinen gebührenden Respekt, seyn wackere Leute, die sich in alle Dinge so stattlich wissen zu richten. »Et sic laudatur Peccator, et iniquus benedicitur: auf solche Weis wird ein Iskarioth kanonisirt, und ein Judas heilig gesprochen.«
Die Melancholei ist des Teufels seine Schwiegermutter, ist ein Gift des menschlichen Lebens, ist eine Portnerin der Krankheiten, ist eine Kupplerin der Verzweiflung, ist des Henkers seine Strickversilberin, Exultatio Viri est longaevitas, die Freudigkeit eines Mannes bringt ein langes Leben.« Darum, sagt Kosmophilus, seynd wir verwichen trefflich lustig gewest, es hat ein ziemliches feuchtes Wetter abgesetzt bei der guldenen Sonne, sieht doch unser lieber Herr selbst gern trinken, dann zu Kana, nachdem die sechs Krüge Wein schon völlig ausgeleert worden, hat er dieselben mit Wasser ganz eben voll lassen angießen, und solches nachmals in den besten und edelsten rothen Wein verwandelt, da ist erst das Saufen angangen, da ist erst die Gesundheit des Herrn Spenditors steif herumgeloffen etc. Kosmophile, du redest zu viel, und mußt aus Christi Mirakul kein Makul machen; es ist zwar nicht ohne, daß der gütigste Herr durch Interzession seiner gebenedeiten Mutter das Wasser in Wein verkehrt, aber kein Evangelist thut Meldung, daß die Herren Gäste den Wein haben ganz ausgetrunken, vermuthlich ist es wohl, daß ein jeder etwan ein Gläslein
Gesoffen haben wir, spricht Kosmophilus, daß die Seel in uns herumgeschwommen, und das hat die ganze Nacht gewährt. Mein Kosmophile, bei den Malern seynd sonst die Nachstück in großem Werth, aber dieß gefällt mir gar nicht. Der Psalmist David singt: »daß bei der Nacht die Bestien ihren Rath haben, Posuisti tenebras et facta est nox, in ipsa pertransibunt Bestiae Sxlvae.«
Wohl recht, sagt Kosmophilus, hat auf dem hölzernen Reichstag der Weinstock Kron und Scepter geweigert, und auf keine Weis' wollen Holzkönig werden, dann er gedachte, daß er ohnedas ein großer Herr sey, und fast über jedermann herrsche. Verwichen ist in aller Wahrheit der Wein unser Herr worden, wir haben immerzu die Gläser trippelweis ausgesoffen, und seynd gar wenig Pausen untergeloffen. Der große Limmel Goliath hat von dem kleinen David eins an Kopf bekommen, daß er hievon zu Boden gesunken. Aus uns ist wohl keiner gewest, der nicht ebenfalls im obern Stock hat Schaden glitten. Der Wallfisch konnte den Jonas als einen harten Brocken gar nicht verdauen. Aus uns hat ebenfalls das Maul gestaubt, daß er hätte mögen die Stadtmauern zu Speier einwerfen, es mußte das nächste beste Schaf ein Porzelaingeschirr abgeben. Daß die Putabant esse Phantasma, ist eine ziemliche Irrung gewest; aber der Johann Plut hat eine Katz für einen Kehrbesen angesehen. Der Ferdinand hat mit der Zunge gar nicht mehr können fortkommen, und nicht anders gestammlet, als hätte er einen ganzen Garnhaspel geschlückt, er hat eine Sprach geredet, welche auch die Faßzieher zu Kalikut nicht verstanden hätten. Der Philipp hat an der Wand und Mauer herum getappt, wie die saubern Gesellen zu Sodoma, so bei dem Loth die Hausthür nicht konnten finden. Der Zacharias ist ein Kassist worden, und hat eine Architektur die Stiege hinab gemacht, in Summa, das Echo von demselben Fest steckt mir noch ein wenig im Kopf.
Sag an Welt, was hältst du von diesem Kosmophilo und seinen Kameraden? Sie seynd ja Schlemmer, Saumagen, Weinschläuch, Trotzbuben, Luder, Lottersgesind, Bestien und keine Menschen, Vollsäufer, Zechjodel, Kandeldrescher, Faßbürsten etc. Ei wohl nicht, sagt die Welt, lustig, gut vertraulich, die besten Brüder, recht wohl auf, eine redliche Kompagnie, ein ehrlicher Gespaß, eine liebe Zeitvertreibung, eine perfekte Rekreation etc. »Et sic laudatur Peccator, et Iniquus benedicitur, auf solche Weis verguldt die Welt das Laster, und setzt dem Iskarioth einen Schein auf.«
Der heil. seraphische Franziskus war auf eine Zeit ein Gast bei einem Mittagmahl, allwo noch mehr gute Freunde zugegen. Unter andern Reden sagte und klagte er, daß er etliche Faß Wein im Keller
Bei uns armen Mendikanten stünde solches Mirakul öftermal gar wohl, als die wir den Surium nicht allein in der Bibliothek, sondern auch im Keller haben, aber dannoch wünschte ich mir von dem allmächtigen Gott die Gnade, nicht sauren Wein in süßen zu verwandeln, sondern nur saure Gesichter in süße und freundliche zu verkehren, das wäre ein absonderliches großes Wunderwerk. Es ist einer gewest, mit Namen Aloisius, aber ich glaub, er habe solchen Namen von dem Aloe erpreßt, und weil ein anderer von ihm etwas unbehutsam geredet, und ihm die Ehre und guten Namen nicht zwar gänzlich verschwärzt, sondern nur bloß hart anhaucht, worüber er dergestalten erbittert worden, daß er ihn nimmermehr süß in vita Kap. 31. Die Glocken, so der heil. Benno geweiht hat. Rokko Kap. 21. Die zwei kleinen Glöcklein, welche die Engel samt dem heil. Haus nach Loreto getragen. Petra Sanct. Kap. 4. Das Kreuz zu Karabak in Spanien, ibid. Die Kreuze des hl. Turii Asturia. Pagat. 166. Die Anrufung der hl. Eurosiä einer königlichen Tochter aus Böhmen, so in Spanien von den Mohren um Christi willen gemartert worden. Alle diese seynd immerwährende Mittel wider die Wetter, aber der erzürnte Aloysius hat also gedonnert und gehagelt, daß ich gar kein Mittel angetroffen, solches ungestüme Meer zu stillen. Ich trage ihm ernstlich vor, daß Petrus nicht einen geringen Verweis und Kapitel von dem Herrn empfangen, um, weil er aus guter Meinung zu seinem eigenen Schutz den Säbel gezuckt; wie hoch wird er erst beleidiget werden, wann du Aloysi sollest den Degen umkehren in dem Blut deines Nächsten, für den der Herr Ignosce nicht gedenken, welches der Herr Jesus am bitteren Stamm des heil. Kreuzes hat hören lassen, allwo er seine gebenedeite Mutter Maria, dero jungfräuliche Milch Er gesogen in seiner Kindheit, nur Einem Menschen, benanntlich dem Joannes, rekommandirt und anbefohlen, seine Feinde aber, die ihn also bis in Tod verfolgt, gar seinem himmlischen Vater selbsten. O weit mein Aloysi bist du entfremdt von dem großen Gemüth des Kaisers Theodosius, bei dem die Schmeichler und Ohrenblaser vorgebracht, daß einige vermessene Leute sich freventlich unterstanden, seine aufgerichte Statuta oder Ehrenbildnuß mit Steinen zu werfen, worauf der mildeste Monarch mit der Hand über das Gesicht gefahren, und zugleich gesagt, er kenne weder Wunden noch Tippel, sogar keine blaue Weil in dem Angesicht abnehmen oder empfinden etc., wisse also nicht, warum er sich soll rächen.
Es hat sich der Heiland selbst von dem henkerischen Lottersgesind einen wilden und garstigen Fetzen lassen über die Augen binden, damit er zeige, daß er nicht verlange zu wissen diejenigen, so ihm dergleichen
Was haltest du Welt von einem solchen? Er ist zweifelsohne zu nennen ein Mörder, ein Todtschläger, ein Kains-Bruder, ein Unmensch, ein Blutschwamm, ein Tyrann, ein Nero, ein Höllthier etc. Weit davon, sagt die Welt, zu dem Kopf gehört eine saubere Lauge, zu dem Wetter muß man andere Glocken läuten; Aloysius ist ein Kerl von einer Kourag, Fama, Echo, Ama, das ist, eine adeliche Revange, ein braves Gemüth, ein Stück eines Kavaliers, die Ehr muß durch keinen andern Pemsel reparirt werden, als durch den Degen, solchen Gesellen muß man die Spitze zeigen, Aloysius Vivat etc. Et sic laudatur Peccator, et Iniquus benedicitur etc. Also legt die Welt dem abscheulichen Laster einen schönen Mantel an, also thut sie die wildesten Laster in englisches Tuch kleiden, und folgsam einen Iskarioth kanoniziren und heilig sprechen.
Anno 1639 ist zu Wien in Oesterreich auf dem Wochenmarkt eine ausgestrichen worden mit einem rothsammeten Pelz bis auf die Erde, auf dem Kopf aber war ein zwei Spann langer Fantasch oder Schopf, der sich dann zu einem jeden Streich des Scharfrichters wacker getummelt, und fast gehupft wie der Schweif einer Bachstelze. O mein Gott, wie hab ich mich hierüber erfreut, ich hab derohalben dem Allerhöchsten gedankt, ich hab des Stadtgerichts unversehrte Justitz hervorgestrichen, ich hab in meinem Herzen ganz trostvoll gefrohlockt, dann ich glaubte, diese Madam sey die Kleidermode, und sie also mit Schand und Spott durch einen ganzen Schilling komplimentirt, ja gar zu der Stadt hinaus und völlig aus dem Land geschafft worden, meine Meinung war, sie werde zu Konstanz, auf lateinisch Constantiae, einen ewigen Arrest haben, aber leider! ich bin dermalen in einer großen Irrung gewest, dann es war nur eine, die da anderer Verbrechen halber das Birkenkraut verkost, ja ich hab noch hierüber die Modi ganz frei und frech auf allen Gassen gesehen herumgehen, welches mich nicht ein wenig geschmerzt.
Galliläa hat uns Salvatorem Mundi
Inventorem Modi, o verruchte Modi und verdammte Kleiderpracht, die du noch immerzu im Wachsen und Aufnehmen bist. Das wollene Kleid, welches Maria, die übergebenedeite Mutter, dem fünfjährigen Christus mit eigenen Händen, gemacht, ist mit ihm aufgewachsen, und nach Aussag Masseli 1. 5. in der Farb sich immerzu geändert nach Beschaffenheit der Festtag im Tempel, wann daselbst der Ornat ist roth gewest, so hat ebenmäßig der Rock des Herrn die Purpurfarb angezogen, ist der Aufputz im Tempel blau gewest, sodann ist in gleicher Himmelsfarb das Kleid Christi etc. Ist demnach das Kleid des Herrn Jesu Gott dem Allerhöchsten zu Ehren nie gewest beständig in der Farb, aber dermal hat die muthwillige Kleiderpracht also überhand genommen, daß sie dem Teufel zu Ehren nie beständig ist in der Modi. Ich bin bereits nunmehr ein schlechter Grammatikus, aber ich glaub gleichwohl, dieser sey des Luzifers Modus Imperativus. Eine manche, die auch nicht Mittel hat, will sich gleichwohl in die Modi kleiden; aber wer zahlt die Modi? gar oft heißt es: Modo deprehensa est in adulterio etc. Wie unser lieber Herr ganz prächtig zu Jerusalem eingeritten, indem ihm gegen dreißig tausend Menschen entgegen gangen, so zwar nicht lauter Innwohner der Stadt gewest, sondern die meisten aus dem ganzen Land, welche dazumal der österlichen Solennität halber dahin kommen. Zur selben Zeit haben sich die lieben Apostel ganz eifrig und ehrerbietig gegen den Herrn Jesum gezeigt, und sogar ihre eigenen Kleider, verstehe die Mäntel und äußern Röcke, an Statt der Schabrachen
So lang Adam und Eva in der Unschuld gelebt, und vor den Augen Gottes gebenedeit gewest, da seynd keine Dörner auf dem ganzen Erdboden gewachsen, sobald er aber samt ihrer so spöttlich gestolpert und das göttliche Gebot übertreten, da hat die vermaledeite Erde die spitzigen Dörner hervorgebracht. Die Welt ist lang und so viel gebenedeit gewest, so lange sie nichts um die Spitze gewußt, sobald aber solche verruchte theure Tracht ist aufkommen,
Anno 1530 seynd zu Nürnberg, Regensburg, Landshut, Eger, Bamberg und mehrern Orten in Deutschland ganz häufige Kreuz erschienen auf den Kleidern der Männer und Weiber, viel häufiger aber auf den Kleidern der Weiber, meistens wegen der unmäßigen Hoffart, so sie doch dazumal nur zu Fuß gangen, jetzt aber sitzt sie gar zu Pferd. Obschon der Zeiten dergleichen Wunderkreuz auf die stolzen verruchten Modikleider nicht fallen, so soll man doch glauben, daß die häufigen Kreuz, mit denen dermal die Welt bedrängt, benanntlich Krieg, Pest, Hunger etc., nichts anders von Oben herunterzieht als die ungeschämte Kleiderpracht. Hat der erzürnte Gott vor diesem schon gedroht durch den Propheten Sophonias seine göttliche Straf, um weil sich die Fürsten und großen Herrn in fremde Kleider vergafft. »Visitabo super Principes etc. Ich will eine Heimsuchung thun über die Kleider des Königs und über alle, die
Ecce, da geht eine daher, o wie stattlich und ansehentlich zieht sie auf! der Mando ist Indianisch – Hoch – Zorn – Leib – Farb, die Elle verkauft man zu Venedig, gleich vom Arsenal über, wo der Teufel die Hackbrettel schleift, um 20 Thaler, das Gebräm oder Gallonen, so auf dem Rock stehen, seynd von einer nagelneuen Gattung, und seynd von Syrakus unlängst durch Stafette durch Narrapolis bis nach alt Aquileia geliefert worden, von dannen durch die Handelsleut hieher gebracht. Dergleichen Hauben, wie sie trägt, hat man allhier keine gesehen, und will man sagen, daß die Modi sey kommen von der Prinzipaljungfrau des großtürkischen Seraglio, die Band, so dem Fontasch unterspielen, sollen, glaub ich, gar aus Lugitania seyn geschickt worden, wo die Seidenwürm mit lauter Goldpulver gefüttert werden. Die Schuhe kennt man gleich, daß kein deutsches Leder dabei, dann alle Fußpfade, so sie in die Erde und Sand eindrücken, werden von den Hunden komplimentirt. Das Kleid, alles zusammen, ich will die Kleinodien dermalen umgehen,
Aber sag her, du runde Welt! und sag's rund heraus, was haltest du von dieser aufgeputzten Madam? Sie ist ja des Teufels wohlgeziertes Sattelpferd, sie ist eine gewissenlose Verschwenderin, sie ist eine Kopei der natürlichen Hoffart, sie ist die Herberg selbst der Ueppigkeit, sie ist eine Widersacherin der christlichen Demuth etc. Still, still, sagt die Welt, das Kind hat einen andern Namen, auf dem Hut muß man andere Federn aufstecken, der Wein verdient einen andern und bessern Zeiger. Sie trägt sich nach der Modi, das Kleid steht ihr inniglich schön an, sie ist recht galant in dem Aufzug, sie gehet recht sauber, alles ist bizzar an ihr, die Tracht gibt ihrer hübschen Gestalt erst recht ein Garbo. Ist es halt schön, wann man ehrlich aufzieht, und nicht so schlampend wie eine Tändlerbutte. »Et sic laudatur Peccato, et Iniquus benedicitur,« solcher Gestalt wird ein jedes Laster mit glänzendem Fürneis angestrichen, und setzt die verruchte Welt den verdammten Iskarioth noch in Litanei.
Mir ist was Wunderbarliches verwichener Tage
Absalon bemühet sich auf alle erdenkliche Weis, die gesamten Vasallen des Reichs auf seine Seite zu ziehen, wider seinen lieben Herrn Vater einen allgemeinen Aufruhr und Aufstand zu erwecken, den Vater selbst aus dem Sattel zu heben, und seinem Strobelkopf, auf den er viel zu viel gehalten, die Kron selbsten aufzusetzen. Der Prätext war, das gemeine Wesen in bessern Fortgang zu bringen, die Unterthanen glimpflicher zu halten, die Justitz besser zu befriedigen, aber wo ist euer Gewissen?
Der Doeurs war ein Kriegsfürst bei dem König Saul, war das Haupt der ganzen Armee, anbei der vornehmsten Minister zu Hof, die rechte Hand des Königs etc. Wie dieser Does den elenden Zustand des Königs
Der Löw, als König aller Thiere auf Erden, fällt einmal in eine tödtliche Krankheit, die andern Thiere mußten Schuldigkeit halber ihn heimsuchen, es kommt auch der Fuchs, gibt sich für einen Arznei-Erfahrnen aus, greift dem Löwen die Puls: Potz tausend Sack Geld! Ihre Majestät haben ein gefährliches Fieber, aber ich weiß ein stattliches Remedium und Mittel, durch welches Eure Majestät bald wieder zu allgemeinem Trost in die gewünschte Gesundheit setzen wird, was da? Euer Majestät lassen dem Wolf die Haut lebendig abziehen, und machen ihnen Brustfleck
Der Herr Mauthner machte einen andern Ballen auf, da waren lauter Fuchs-Bälge darin, er greift hin und her, etwan ein Paketl oder wenigst ein Scarnitzel anzutreffen, wo ein Gewissen darin, aber ich sagte alsobald, er sollte sich nicht umsonst bemühen, dann wo die Arglistigkeiten gefunden werden, da sey selten ein Gewissen anzutreffen. Wann man will in der Welt fortkommen, und sein Intent erreichen, da muß sich einer darein zu schicken wissen. Er muß seyn wie die Rachel, die sich zwar auswendig ihrem Mann zu lieb, als eine Hebräerin gezeigt, unterdessen aber gleichwohl die Götzenbilder unter dem Stroh verborgen.
Ein solcher, der mit dem Lügner schneidt, und mit dem Zornigen reit.
Ein solcher, der mit den Gänsen schnattert, und mit den Katzen hadert.
Ein solcher, der mit den Säufern trinkt, und mit den Geilen stinkt.
Ein solcher, der mit den Hennen gacket, und mit den Fröschen quacket.
Ein solcher, der mit den Schafen blärrt, und mit dem Ochsen rährt.
Ein solcher, der mit den Prahlern prahlt, und mit dem Schmahlen schmahlt.
Ein solcher Machiavellus, der wie ein Vellus Gedeonis ist, so bald naß, bald trocken. Ein solcher Mann, der wie ein Manna ist, so bald süß, bald sauer war, wie man es hat wollen haben. Ein solcher, der sich in Allem, in Allem weiß zu akkomodiren, der kommt fort.
Herodes erzeigt den drei weisen Königen aus Orient alle Ehr. Kourtes, ganz kourtes gegen den Kaspar, höflich, ganz höflich gegen den Melchior, freundlich, ganz freundlich gegen den Balthasar, aber gegen alle drei war er nicht treu. Damit er nun sein blutiges Vorhaben möchte werkstellig machen, und den neugebornen Messias aus dem Weg räumen, was thut er? Er nimmt den Fuchsbalg, so meistentheils daß Gallakleid des Wolfes ist, er stellt sich ebenfalls ganz eifrig mit ihnen, ja er thut sie alle drei noch freundlich und höflich ersuchen, sie wollen ihm doch in ihrer Wiederkehr die gewisse Aviso bringen, damit er seine höchste Schuldigkeit ebenmäßig ablege, und den neugebornen Messias anbete, ut et ergo etc.
Es war ein Götzenbild, worin wie gewöhnlich, der böse Feind seine Wohnung hatte, nun hat sich einer befunden, der diesem Götzen wenig Glauben geben, wollte demnach unter die sichere Wahrheit kommen, ob diesem hölzernen Gott zu trauen sey, zu solchem
Der in dieser schlauen Welt begehrt fortzukommen, und sein gewünschtes Ziel zu erreichen, der muß nicht offenherzig seyn, der muß das Herz nicht in den Händen tragen, wie man pflegt meinen heiligen Vater Augustinus abzumalen, sondern muß die ganze Sach wissen unter dem Mantel zu halten, sonst wird ihm einer leicht die Spatzen ausnehmen, der muß den Fuchsbalg für ein Spallier halten, dahinter er seinen Schild hängt, damit ein anderer nicht so leicht erfahren kann, was er im Schild führe. Er muß seyn wie das Wirthshaus beim weißen Lämmel, wo der Wirth Herr Wolfgang heißt. Er muß seyn wie die Apothekerpillulen, so von Außen ganz verguldt, inwendig aber eine gallsüchtige Materie haben. Er muß
In England befand sich ein Kavallier bei Hof zur Zeit der frommen und gottseligen Königinn Maria, welcher in sehr großem Ansehen war, massen er gleichfalls einen katholischen Eifer und gar auferbaulichen Wandel gezeigt, sobald aber an Statt dieser tugendsamsten Königin die ketzerische Elisabeth zur Kron gelangt, so hat besagter Kavallier auch alsobald die Maschera abgelegt, und einen öffentlichen Ketzer angezogen, welches ihm dann ein stattlicher Vortheil war zur Erhaltung seines Glücks; aber wo ist das Gewissen? wie steht's mit dem Gewissen?
Der Mauthner hat mehrmal einen großen Ballen aufgepackt, aber nichts als allerlei Farben, nicht ein Quintlein von einem Gewissen. O! sagte ich, diese Waar kann man häufig versilbern, dann bei der
Herodes hat eine stattliche Mahlzeit gehalten, aber die allerletzte Speis' kann er auf ewig nicht verdauen, Herodes sitzt bei dem herrlichen Panquet, aber bei diesem ist sein Seelenheil pankerott worden; Herodes speist trefflich wohl bei der Tafel, aber was er in der letzten Schüssel hat lassen auftragen, das muß er bei Gott noch ewig auf der Schüssel haben; Herodes war lustig, aber nicht guter Ding, weil er eine verruchte Uebelthat begangen; Herodes bekommt einen Rausch im Kopf, wovon dem Joannes das Haupt wehe gethan; Herodes läßt seines Kebsweibs üppige Tochter vor seiner tanzen, und dem geilen Bock haben die Kapriol so wohl gefallen, daß er ihr mit einem Eidschwur versprochen zu geben, was sie immer verlange, weil sie aber durch Einrathen ihrer gottlosen Mutter das Haupt Joannis in einer Schüssel begehrt, als wollt er ihr solches auf keine Weise abschlagen, ob er schon ungern und mit großer Entrüstung solches zugelassen; da hat es aber bald geheissen, die Farben her, dieser gewissenlosen Tyrannei und unverantwortlichen Mordthat muß man ein Färbl anstreichen? wie da? was da? propter jusjurandum, der gute Herr war skrupulos, und weil er einen Eid geschworen, so wollt er solchen nicht gern brechen, massen es großen Herren, forderist den Königen, sehr übel anständig. Ei ein wohl schönes Färbl.
Die Hebräische Priesterschaft und ganze jüdische Klerus wollt Christus aus dem Wege räumen, der doch der wahre Weg des Lebens war, wollten diesesExpedit, sie waren gar eifrige Seelsorger (scilicet) ihnen war nichts über den Tempel Gottes, also zu vermeiden, daß der Glaube dieses Nazareners nicht weiter einreiße, und gar unter die Römer gerathe, welche ihnen thäten nachmals ins Land fallen, den Tempel zerstören, die Opfer und Gottesdienst verhindern etc. Expetit, so ist es besser, daß er sterbe etc. O wohl eine schöne Farb.
Der Wolf möchte gern ein Lämmlein essen, ob es schon in seinem Kalender nicht Ostertag, aber wie ist die Sache anzugreifen, denkt der Wolf, die Mordthat wird mich allenthalben beschreit machen, ich werde bei allen in einen üblen Ruf gerathen, niemand wird hinfüro mir immer wollen trauen, aber laß sehen, sagt er, nie wäre es, wann ich die Malerkunst thät lernen? Conclusum est, bei dem solls verbleiben, er
Jezabel wußte mit dieser Farb auch umzugehen, Architophel auch, Oza auch, Joab auch, Pharao auch etc.; aber diese alle im alten Testament, im neuen kann man noch besser mit der Farb umgehen, jetzt ist ein guter Firniß erfunden worden, und macht die Farbe schön glänzend, jetzt kann man ganze Krieg führen mit der schönen Farb, daß man die Religion will fortpflanzen, und das Ketzerthum ausrotten: Jetzt kann man ganze Bisthümer an sich reißen, mit der Farb daß es pro – – – – seye; die Simonia ist schon längst leimtränkt gewest, es ist ihr leicht eine Farb anzustreichen etc. Jetzt kann man in Klöstern leicht diesen und jenen aus dem Sattel heben, mit der Farb, er seye bereits einer schwachen Complexion, und also müßte man ihm die Last fernerer Aemter abnehmen, damit er desto längere Lebensfrist genieße, und der Religion mit reifem und weisem Rath besser beistehe, ei wohl eine schöne Farb: auf die scheinbare Ehrfurcht wird ein Färblein gestrichen; auf die öffentliche Politici, politicus kommt vom Wort pollio oder polliren her, so nur mit dem äußern Glanz zufrieden ist: politicus kommt vom Wort polus her, welches ein Himmel heißt, der ebenfalls nicht beständig in der Farb. Politicus kommt vom Wort policeor her, so sich allein mit Versprechen aushält: politicus kommt vom Wort poles her, so bei den Malern eine Farb ist. Der Abgott Dagon hat zwar bei unserm allmächtigen nicht viel golten, weil er ein halb Mensch halb Fisch war; den Trunk auf der bittern Kreuzbahn hat der Herr Jesus geweigert zu nehmen, weil er halb Wein halb Galt gewesen; den Hebräern seynd die Kleider verboten gewest, die halb leinen halb wollen gewest. Aber politicus muß auf der Welt halb so und halb so seyn, wann er will fortkommen, und solche Leut seynd bescheiden und klug, die können den Segel richten nach dem Wind. die wissen die Feder zu schneiden nach der Schrift; die wissen die Seide zu spinnen nach der Modi: Einfältig gehet nicht bei der Welt; hat doch der Elisäus einen doppelten Geist verlangt; mit den Compositis richten die Herrn Medici mehrer aus, als mit denen Simplicibus: Zu Wien ist die Einfaltstraße hinter der Herrengaße etc. Das ist die schönste Modi, die Welt zu regieren.
O Welt! o Welt! du bist zwar schwer mit Sünden, aber voller Leichtfertigkeit; du bist schwer mit Lastern, aber voller Leichtsinnigkeit; du bist zwar schwer mit Unthaten, aber voller Leichtglauben; du glaubst, was dir der Satan vorschwätzt, und merkest nicht, was Satan zurück heißt, id est natas: Du schwimmst und bist zu allernächst dem Untergang, weil du bereits in deiner Bosheit schon so weit kommen, daß du auch den Lastern einen schönen Tugendmantel anlegest, und den Judam Iscarioth unter die Heiligen zählest: Et sic laudatur peccator et iniquus benedicitur.
Gewiß ist es, daß, wie dieser geldgierige Gesell am Mitwoch mit den Hohenpriestern wegen der Verrätherei schon paktiret hat, daß ihm der gebenedeite Heiland noch allerlei gute Gedanken eingeben, wodurch der gottlose Böswicht hätte sollen von seinem verdammten Vorhaben abstehen, daß er aber hierin so halsstarrig verblieben, hat solches der leidige Satan, mit welchem er, wie etliche davor halten, wirklich besessen war, auf mögliche Weise verhindert, unter andern ihm vorgemalt, daß, wofern er seinem Versprechen nicht sollte oder wollte nachkommen, so würde er bei den Leuten, forderist bei der gesamten jüdischen Klerisei in ein schlechtes Konzept gerathen, als die ihn für einen einfältigen Skrupulanten werden gehalten: ja etliche gar für einen schlechten Kerl, als der sein Wort nicht halte etc. In Erwägung dessen hat er die Bekehrung unterlassen, und ist der ärgste Böswicht worden.
Was leidet nicht wegen der Leut die Kirche? Was leidet nicht wegen der Leut die Tugend? Was leidet nicht wegen der Leut die Seel? Was leidet nicht wegen der Leut der Himmel? was leidet nicht
Es ist wohl wahr, daß die Kleiderpracht den göttlichen Augen sehr mißfalle, wessenthalben Christus der Herr Joannem in der Wüste nicht ein wenig herfür gestrichen, um, weil er einen so schlechten Aufzug von Kameelhaaren gehabt, entgegen ist jene große et caetera in apocalipsi, verdammt worden, meistens wegen der Kleiderhoffart. Es ist wohl wahr, daß unsere ersten Eltern von dem allmächtigen Gott selbsten seynd gekleidet worden, nicht aber im Sammet und Seiden, welche doch dem Höchsten nicht gemangelt, sondern in schlechten Schaffellen. Es ist wohl wahr, daß auch gekrönte Häupter und große Monarchen die äußerliche Kleiderpracht gehaßt haben: Kaiser Aurelianus hat gar nichts von Seide getragen, wenig von Silber und Gole, auch solche zu tragen der Kaiserinn selbst verboten. Karolus Quintus, dieser unüberwindliche Herkules der Welt, ist in gemeinen wollenen Kleidern aufgezogen, dergleichen sich der Zeit etwan ein Bürger schämte. Ludovikus IX., dieser sieghafte König in Frankreich, hat sich so gemein in den Kleidern gehalten, daß man ihn fast nicht von dem Pöbel konnte unterscheiden. Es ist wohl wahr, daß eine vom Gold gestickte Schabracke oder Decke
Ich muß bekennen, der stattliche und theure Prokat thut dermal einem manchen armen Bettler einen guten Brocken abstehlen, wegen der überflüssigen langen Röcke kommt jetzt mancher Bettler zu kurz, die silbernen und guldenen Spitz stechen die armen Leut nicht ein wenig, der Ueberfluß der Kleider ist eine Ursach des großen Abgangs bei den Armen etc. Wie wird sich einmal die Seide schämen, wann am jüngsten Tag die armen Bettlerjoppen sie bei dem gerechten göttlichen Richter wird anklagen.
Ueber alles dieses muß ich auch gestehen, daß die zwölf Apostel, obschon zwölf Fürsten der Kirche, in ganz gemeinen Kleidern aufgezogen, ja sogar der hl. Bartholomäus, so von königlichem Geschlecht herstammt, ganze fünf und zwanzig Jahr ein Kleid getragen. Der hl. Eremit Paulus hatte keinen andern Mantel als von Palmenblättern geflochten, nach dessen Tod besagten Mantel der hl. Antonius in so großem Werth gehalten, daß er denselben nur an vornehmen Festtagen an Statt des Gallakleides gebraucht hat.
Ich weiß auch gar wohl, daß, wie der gottselige und sieghafte Kaiser Heraklius das hl. Kreuz, so lange Zeit in Persien gewest, wieder nach Jerusalem Officium St. Cruc. Aus welchem Allem sonnenklar erhellet, daß die Kleiderpracht den göttlichen Augen höchstens mißfalle. Alles dieses ist wahr, alles dieses weiß ich, und wollt ich von Herzen gern in gemeinen Kleidern aufziehen, damit ich nur Gottes Gnade nicht verscherze oder verliere, aber wann ich nur sollte in einem gemeinen kräuerischen Zeug oder schlechten Kronrasch daher gehen, was würden die Leut sagen?
O läppische Furcht! laß die Hund bellen, laß die Gais gemecketzen, laß die Schaaf blärren, laß die Säu kürren, laß die Gäns schnattern, laß die Hennen gacketzen, laß die Tauben gurucketzen, laß die Katzen gemaucketzen, laß die Hühnl pipitzen und laß die Leut reden. Ihr Reden sticht dir die Augen nicht aus, wie der heil. Luzia. Ihr Neben schneidt dir die Nasen und Ohren nicht ab, wie dem heil. Martiali zu Korduba. Ihr Reden bricht dir die Zähne nicht aus, wie der heil. Apollonia. Ihr Reden reißt dir die Zunge nicht aus, wie der heil. Basilisse zu Rom. Ihr Reden schlägt dir den Kopf nicht ab, wie dem
Schändlich und sehr übel stehet es, wann man in den Kirchen und Gotteshäusern sich ungebärdig haltet, und unnützes Geschwätz verführet. Unser lieber Herr ist einmal, als es Kirchweih war in dem Vorhof oder Vorgang des salamonischen Tempels, hin und her spazieren gangen. Ambulabat in templo in porticu etc., könnt wohl jemand fragen und sagen: warum ist Christus nicht in den Tempel hinein gangen, und daselbst seine Andacht verrichtet? Aber höre diese Ursach, der gebenedeite Heiland hat schon, vermög seiner göttlichen Allwissenheit, vorgesehen, daß die Hebräer ihn werden anreden, und allerlei Geschwätz unter einander machen, darum hat er ihrer vor dem Tempel heraus gewartet, Positis genibus etc. Der heil. Paulus spricht sogar, daß zu dem Namen Jesu die verdammten und bösen Geister ihre Knie beugen in der Höll: Omne Genu flectatur, etc. Infernorum etc., ja nach Aussag des heil. Vinzentii Ferrerii hat zu Rom ein Teufel in sichtbarer Gestalt einem jungen Kerl in der Kirche einen harten Backenstreich versetzt, um weil er bei der Aufwandlung
Spöttlich und mehr als spöttlich ist es, wann einer sich schämt, einen Rosenkranz in der Kirche zu tragen; ein solcher hält wohl nicht so viel auf seinen Rosenkranz als der fromme und heiligmäßige Antonius de Robes, aus dem Orden des hl. Franzisci, als dieser auf eine Zeit nach der Stadt Vincenza gangen, unterwegs aber von einem Platzregen überfallen worden, und weder Haus noch Baum vorhanden, wo er konnte sicher unterstehen, da hat er seinen Rosenkranz auf den Kopf gelegt, und also in den größten Regen bis nach Vincenza kommen, gleichwohl von keinem einigen Tropfen berührt worden.
Wild und mehr als wild ist es, wann einer eine ganze Zeit in der Kirche herum gafft, und folgsam den ausschweifigen Gedanken mit allem Fleiß ein Ladschreiben schickt. Cäsarius schreibt, daß einem solchen ein Kruzifixbild, so vom Kreuz herunter gestiegen, einen so harten Backenstreich versetzt, daß er hievon den dritten Tag gestorben. O mein Gott! wann ein jeder, der sich ungebärdig in der Kirche haltet, sollt eine Goschen bekommen, wie viel würden mit blauen Augen gesehen werden. Der heil. Arsenius hat alle Samstag vom Abend an bis zur Sonne Aufgang auf
Freilich soll ein rechter Christ in den Kirchen die Händ zu Gott aufheben, wie Moses auf dem Berg, er soll an das Herz klopfen; wie ein offener Sünder in dem Tempel; er soll zu dem Allerhöchsten seufzen wie die Anna, Samuelis Mutter; er soll sich auf sein Angesicht niederwerfen, wie Jesus der Heiland selbst, procidit in faciem suam; er soll mit ausgespannten Armen beten, wie Christus am Kreuz für seine Feind, dann wann das Gebet ein Pfeil ist, so gegen Himmel abgedrückt wird, so reimt es sich gar wohl, daß an Statt des gespannten Bogen die Arme ausgespannt werden.
Freilich ist alles dieses gut, ist recht, ist löblich, ist nutzlich, ist heilig etc., aber ich bin ein junger Edelmann, wann ich dergestalten mich in der Kirche sollt verhalten, was würden die Leut sagen? Sie würden sagen, ich seye ein lauterer Pfaff, ein lauterer Mönch etc., laß sagen. Wann der Mond voll ist, so pflegen gemeiniglich die Hund bei nächtlicher Weil denselben anzubellen, aber derenthalben lasset dieses Himmelslicht weder den Schein noch seinen Lauf: Wann du voller Andacht bist, und etliche derentwegen über dich schmählich reden, laß bellen, ein anders ist bellen, ein anders ist beissen; wann sie sagen, du seyest ein Pfaff, so sagt der Echo: Aff, ein anderer soll ein Aff seyn, und dir derenthalben nachfolgen; gesetzt, es sagt einer oder der andere, du seyest ein lauterer Betbruder; soll a puero Jesu, Franzisko Senensi, Franzisko Ticino, Franzisko Cicho, Franzisko Brixiensi, Franzisko Ovaris, Franzisko Fabriano, Franzisko Scoto, Franzisko Peräsio, Franzisko Alvaretio, Franzisko a Duratio, Franzisko a Canobio, Franzisko a Cruce, Franzisko de Stanno, Franzisko Mediolanensi: die da alle lauter heilige und heiligmäßige Männer gewest etc., es ist nicht allein keine Schand gewest, daß sie in den Kirchen und Gottshäusern inbrünstig ihr Gebet verrichtet, ja in denselben gar oft von der Erde verzuckt worden, sondern sie werden derenthalben in allen Büchern, in allen Chroniken, auf allen Kanzeln gelobt und hervorgestrichen, ist also dir Signor Franzesko mehr ein Lob, als eine Unehr, wann etliche aus den Leuten dich einen Betbruder oder Mönch tituliren.
Das höchste Gut, als eine göttliche Wegzehrung, helfen begleiten zu den Kranken, ist fürwahr ein schönes auferbauliches Werk; Matthäus hat 28 Kapitel geschrieben. Markus hat 16 Kapitel geschrieben. Lukas hat 24 geschrieben. Joannes hat 21 Kapitel geschrieben, alle diese in den meisten Kapiteln ihrer evangelischen Verfassung geben schriftliche Zeugnisse, wie der Herr Jesus auf Erden von einem Ort zum andern gangen, und das göttliche Wort allenthalben ausgebreitet, da seye jederzeit ihm eine große Menge Volk turba copiosa zuweilen etlich tausend nachgefolgt, und ihm das Gleit geben.
Nun mein Gott! derjenige, den der Priester unter der Gestalt des Brods zu den Kranken trägt Deo gratias vergessen, vom Aussatz gereinigt hat: Ist ebenderselbe, der im alten Testament den Daniel aus der Löwengrube, und im neuen Testament den Peter aus der Gefängnuß erlediget hat; ist ebenderselbe, der im alten Testament dem Wallfisch befohlen, daß er den Jonam soll geben, und im neuen Testament dem Fisch geboten, daß er dem ersten Papste Petro das Geld soll spendiren: In Summa, derjenige, den der Priester unter der Gestalt eines weissen runden Zirkels zum Kranken trägt, ist ebenderselbe, der die runde Welt aus nichts erschaffen, ist unser Gott, unser Schöpfer, unser Erlöser, unser Richter etc. Ach wie kommt es dann, daß nach Aussage der Evangelisten dazumal im Judenland eine so große Menge Volk turba copiosa, allezeit mit ihm gangen, und dermal zuweilen kaum acht oder zehn Personen ihm das
Die Astrologi unter die Gestirne des Himmels setzen allerlei Thier, benanntlich: Löwen, Krebsen, Fische, Stiere, Widder, Steinböcke etc., ich glaub wohl, wann sie das gewußt hätten, wie Orlandinus schreibt, in hist. S. Je. 1. 2. n. 27. was sich zu Salzan, einem Dorf, unweit Tarvisi in Welschland zugetragen, sie hätten dem Esel auch einen Ort in dem Himmelskreise vergönnt: Es hat im obbenannten Dorf einmal der Priester oder Seelsorger das allerhöchste Altargeheimniß zum Kranken getragen, dem aber kein einiger Mensch das Gleit geben, als allein ist ihm ein kleiner Knab vorgetreten mit einem Glöckl und brennender Kerze in der Latern, wie solcher Pfarrer, mit Namen Laurentius, seinen Weg genommen über ein Feld, worauf eine ganze Heerd Esel ihre Weide suchten, hat sich dieses Wunder ereignet, daß sich diese langohrige Thier alsobald in zwei Schaaren ausgetheilet, und beiderseits auf die Knie niedergefallen, bis der Priester nicht ohne höchste Verwunderung in Mitte deren hindurch gangen, nachmals haben sie sich alsobald aufgericht, und das allerhöchste Gut begleitet bis zu des Kranken Behausung, allwo sie vor der Thür heraus stehen geblieben, so lang bis der Seelsorger den Kranken mit dieser Himmelsspeis versehen, auch sogar das Haus nicht wollen verlassen, bis der fromme Geistliche ihnen die Benediktion und Segen ertheilet, nachdem sie gleichsam voll mit Freuden zu ihrer vorigen Weide gelaufen. Ich muß bekennen, diese Esel konnten uns wohl eine Lektion vorschreiben, und dürfte Interroga jumenta et docebunt te? Frag die unvernünftigen Thiere, die werden dich lehren. Andere pflegen sonst aus den Händen, aber ich wollt einem gar gewiß aus den Füßen wahrsagen; wann ich sehe, daß Jemand gar eifrig gehet mit dem höchsten Gut, so man es zum Kranken trägt, so will ich ihm gar gewiß sagen und wahrsagen, daß er künftig zeitliches und ewiges Glück habe zu hoffen, ich will dermalen nicht wiederholen, was gestalten das habsburgische Haus sein Aufnehmen, und der österreichische Stamm sein glorreiches Wachsthum von dieser Andacht genommen habe.
Es ist Alles wahr, sagt eine, daß es sehr unlöblich stehe, ja fast ärgerlich scheine, wann der Priester mit unserm wahren Gott in Begleitung nur drei oder vier alten Mütterl zu dem Kranken gehet, worüber unsere Glaubenswidersacher selbst gar schmählich reden, ich bekenne, ich hab gar oft Zeit und Weil genug, und hindert mich nichts, daß ich nicht konnte diesem meinem Heiland, den ich mir auch einmal barmherzig wünsche in meinem Sterbstündlein, auf etliche Schritt, das Gleit geben, aber es ist mir nur wegen der Leut, wie werden die Leut schauen, was würden die Leut sagen?
Sie werden etwan sagen, ich seye eine Gleißnerin, ich könnte unter der Zeit wohl auf die Wirthschaft schauen, und sehen, daß unter die Knecht und Mägd kein Ritscher komme etc, werden sie das sagen?
Was hat man geredt von dem jetzt regierenden König in Spanien, Karolo sekundo, wie er anno 1685 am Feste des heiligen Martyrers Sebastiani, wegen des dazumal annehmlichen Wetters, nach Mittag sich samt der meisten Hofstatt aus Madrid begeben, eine frische Luft zu schöpfen, als er wahrgenommen, daß ein Priester, samt einem Kleriko, das höchste Gut zu einem kranken Gärtner getragen, da ist er alsobald aus seinem Leibwagen herausgesprungen, dem Priester in allweg knieend seinen Wagen
Was würden die Leut reden? Wie wurden die Leut schauen? Laß in Gottes Namen schauen, ihre Augen seynd keine Basiliskenaugen, die dich möchten vergiften; ihre Augen seynd keine Brenngläser, welche dir thäten eine Blattern aufziehen. Laß schauen; schaut doch eine Kuh auch ein neues Stadelthor an, laß schauen, dieß Schauen ist kein Schauer, welcher dir alle Erdfrüchte verdirbt; laß schauen, dieß Schauen ist keine Schaufel, die dich unter die Erde gräbt! laß
Sich an seinem Feind, von dem man einen großen Affront bekommen, nicht rächen, ist freilich wohl ein großes und Gott wohlgefälliges Werk; wie der alte Isaak bereits wahrgenommen, daß sein Leben zu Ende gehe, da hat er noch seinen Sohn Esau ersucht, er wolle ihm doch die kindliche Lieb erweisen, und um ein Wildprät umschauen, er sey ohnedem ein guter Schütz, also kein Zweifel, daß er nicht bald einen Hirschen oder Rehbock erhaschen werde. Sey ihm wie ihm wolle, für alte und forderist kranke Leut ist das Wildprät gar nicht gesund, ein Pannätel, ein Gärstl, eine Suppe etc. taugten besser für dich, mein lieber alter Tättel, als ein Wildprät, aber Isaak verlangte halt ein Wildprät und nichts anders, dann er sich verlassen hat auf seinen guten Magen, und getrauete sich gar wohl ein Wildprät, was es nur für eines möchte seyn, zu verdauen.
Gut ist es, nützlich ist es, ja heilig ist es, mann einer einen so guten Magen hat, daß er kann nicht ein Wildprät sondern eine wilde Red verdauen, verkochen, und thut sich nicht rächen an demselben, der übel von ihm geredet hat, nach dem Exempel unsers gebenedeiten Heilands selbst, welcher noch den verrätherischen Judas nach empfangenem falschen Kuß einen Freund benamset hat, der hundertmal hätte sollen ein Schelm geheißen werden: Amice ad quid venisti?
Wie Moses, der große Mann Gottes, die Israeliter durch die Wüste geführt, da haben sie einmal
Es geschieht nicht selten, daß einer von diesem und jenem schimpflich angegriffen wird, und eine große Unbild empfand, worüber er, wie es dann menschlich ist, sich erzürnt, und ganz erbittert wird, auch sich vornimmt, sich gänzlich zu rächen, wann aber ein solches erbittertes Gemüth gedenkt an das Holz, worauf der Herr Jesus selbst für seine Feinde gebeten: »Pater ignosce etc., Vater, verzeihe ihnen, dann sie wissen nicht, was sie thun.« Dieses Kreuzholz sollte billig ein verbittertes Gemüth dergestalt versüßen, daß alle Rachgierigkeit verschwinde.
Es sollte einen freilich schrecken jenes, was Cäsarens registrirt, daß einer habe wollen aus Andacht die Wunden eines Kruzifixbildes küssen, weil er aber eine große Feindschaft gegen einen getragen, und in allweg dahin gebracht, sich zu rächen, so habe das hölzerne Bild die Arm vom Kreuz herabgelöst, und diesem einen solchen Widerstand gemacht, daß er die heil. Wunden nicht küssen konnte.
Unter allen guten Werken ist keines in so großemVideo Jesum stantem; und zwar darum, wann eine Komödie ist, pflegen die Leute gemeiniglich zu sitzen, so aber in derselben eine absonderliche schöne Aktion hervorkommt, welche den Zusehern besser gefällt, da stehen sie meistentheils auf. Wie dann Stephanus gelitten, und gleich dazumal er für seine Feinde, die ihn versteinigt, gebeten, dies hat Christus dem glorreichen Heiland also Wohlgefallen, daß er derenthalben im Himmel aufgestanden, der sonst auf der rechten Hand seines himmlischen Vaters gesessen ist. So weiß ich auch, daß im alten Testament der große Mann Elias durch sondere göttliche Vorsichtigkeit ist durch die Raben gespeist worden in der Wüste, es ist doch viel, daß ein Galgenvogel so freigebig ist. Als aber ein andermal der heil. Mann sich mußte in die Wüste reteriren, wegen Verfolgung der stolzen Jezabel, welche eine rechte Konvoi von einem Teufel gewest, er aber ihr, dieser höllischen Furie, vom Herzen verziehen, da wollt mehrmal ein Rabe den Elias mit Speis' versehen, aber diesem hat gleich ein Engel vom Himmel auf den Schnabel geschlagen, und an Statt seiner bei dem Elias einen Kontralor abgeben, in Erwägung, daß der Mann Gottes seiner ärgsten Feindin verziehen, und sich nicht gerächt, dem sonst gar gern alle Elemente wären an die Hand gangen, die Bestia zu züchtigen.
Weislich über weislich hat jener arme Tropf gethan, bedacht und dreißig Jahr bei dem Schwemmteich zu Jerusalem krumm und lahm gelegen, endlich von Christo dem Heiland wunderbarlich die Gesundheit erhalten, der ihm aber auch anbei befohlen, er soll sein Bett mit sich tragen, welches er auch gethan. Sobald die Juden, absonderlich die Hohenpriester, wahrgenommen, daß dieser Mensch, so zuvor ein elender Krippel war, frisch und gesund daher gehe, und zugleich seine Matraze auf dem Rücken trage, da haben sie skrupulos scilicet gleich angefangen zu schmählen, und ihm einen ziemlichen Verweis geben, daß er am Sabbath arbeite, denen aber hat er keine andere Antwort widersetzt, als diese: »Qui me salvum fecit etc., der mich gesund hat gemacht, der hat es mir befohlen etc.« Er hat nicht ein Haar um die Leut gefragt, er hat sie lassen reden.
Wohlan dann, o Christ! folge nach dem Gebot deines Heilandes Jesu, verzeihe nicht allein deinemQui me salvum fecit, ille mihi dixit, der mich erschaffen, der für mich Mensch worden, der für mich gelitten, der für mich gestorben, der mir so große Gnad und Gutthaten er zeigt: Ille mihi dixis, der hat mir dies befohlen: Ego autem dico diligite inimicos vestros etc.« Laß Leut, Leut seyn, Gott ist mehr, und gilt mehr, und gibt mehr als die Leut, laß reden, das Reden ist kein Rädern nicht, das Reden ist kein Recken nicht, laß reden, einmal am jüngsten Tag werden sie mit höchster Bestürzung weit anderst reden: Nos Insentiati etc. Diese seynd dieselbigen, die mich vormals verlacht, und mit schimpflichen Reden verhöhnt haben, wir unwitzigen Leut hielten ihr Leben für eine Thorheit und ihr Ende ohne Ehr, siehe aber, wie seynd sie unter die Kinder Gottes gerechnet, und hoben ihren Theil unter den Heiligen. Auf solche Weis' und nicht anderst werden sie im Thal Josaphat reden, da werden wir uns unendlich glückselig schätzen, wann wir dero Reden auf der Welt nicht geacht haben.
O wie gefällt es halt dem Allerhöchsten so wohl, wann man sich der armen Leut annimmt! Ein Reicher soll von Rechtswegen seyn wie der Himmel, Gott der Herr hat Himmel und Erd erschaffen, aber den Himmel weit mehr bereicht als die Erd, in dem Himmel hat er gestellt die guldene Sonne, den silbernen
Jener reiche Prasser; von dem die Evangelisten Meldung thun, ist ein rechter Saumagen gewest, aber ein Reicher soll von rechtswegen wie ein Magen beschaffen seyn, dann obschon dieser alle Speis' und Trank zu sich nimmt, und die andern Glieder des Leibs niemals essen oder trinken, so ist er doch so gut, daß er fast den beßten Saft und Kraft ausklaubt, und allen andern Gliedern möglichster Weis' mittheilt. Desgleichen sollen die reichen Leut, so große Mittel von Gott empfangen, nicht alles für sich behalten, sondern allezeit auch mit dem Nothdürftigen theilen. do ist, das do bleibt, das do gefunden wird, alsdann können sie für gewiß hoffen, daß am jüngsten Tag der göttliche Richter sie zu sich rufen wird, venite do her, wo die Auserwählten seynd, do her, auf die rechte Hand, do her, wo die Schafe stehen; ja der Psalmist David hat den Allmosengeber schon auf der Welt, wider den Brauch der katholischen Kirche beatifizirt und selig gesprochen: beatus qui intelligit super egenumet pauperem, etc.
In dem vornehmsten Stift Kloster Neuburg in Oesterreich, so denen Herren Kanonicis regularibus zugehörig, erhält man schon von des heiligen Leopoldi Zeiten hero etliche Hund zur ewigen Gedächtnuß, weil dieselben in der Jagd den Schleier seiner Frau Gemahlin noch unversehrt gefunden, der doch so viele Jahr im Schnee und Ungewitter gelegen, an welchem Ort nachmals der heilige Markgraf eine Kirche erbaut, samt erstgenanntem Kloster, in welchem es eine stete und je eine seltsame Gewohnheit ist, daß man nämlich das Brod, sobald es aus dem Backofen genommen wird, alsobald mit kleinen Stäblein prügelt, und zwar so lang, bis die Rinde allerseits herabfällt, wovon dann besagte Jagdhund erhalten werden: Es ist sich doch zu verwundern, daß verwichenes 1983ste Jahr, da die kaiserliche Residenzstadt durch die türkischen Waffen und große Macht mit einer schweren Belagerung ist beängstiget worden, und folgsam der Erbfeind alle umliegenden Oerter gänzlich verwüst und in Aschen gelegt, worunter auch gewest ist das Klosterspital obbenannten hohen Stifts; wunderlich ist es,
Die nichtsnutzige Welt, so fast zu allen hellen Tugenden ein finsteres Gesicht macht, und nur die Bosheit anlacht, pflegt unter andern ungereimten Afterreden auch die armen Leut Bettelhund zu nennen, die doch sowohl als die Reichen und Wohlhabenden nach dem göttlichen Ebenbild erschaffen seynd, aber hört ihr, und glaubt, daß diese Bettelhund die beßten Jagdhund seynd, wie es pflegte der heilige Amadäus, Herzog aus Savoya, zu nennen, Jagdhund seynd sie, wann man dieselbe, wie die Herrn Kloster Neuburger zu thun pflegen, fleißig mit Brod versieht, so kann man zwar leicht Gott und den Himmel damit fangen: der einem armen krummen Bettler ein Allmosen gibt, der ist schon auf dem geraden Weg gegen den Himmel: der einem armen blinden Bettler eine Hülfe leistet, der hat schon die Hoffnung, daß er vor den Augen Gottes gut stehe: der einem armen stummen Beutel zu Hülf kommt, den wird Gott am jüngsten Tage mit dem venite anreden: der einen armen Aussätzigen nicht verachtet, der macht sich selbst einen großen Zusatz zu seinen Verdiensten: Der die armen Hungerigen speist, der hat schon ein Ladschreiben in Händen zu dem himmlischen Nachtmahl: Der die
Jener Weinschlauch und Wampenvogt, nachdem er vom Schlag getroffen worden, und von der Tafel den geraden Weg zum Teufel kommen, er hob seine Augen in die Höhe, und erblickt den Bettler Lazarum in größter Glori auf dem Schooß Abrahams, und weil ihn nichts mehrers quälte als seine feurige Zung, die zuvor stets in der Kandel geschwommen, also hat er wehemüthig aufgeschrieen, und nur um dieß bittlich angehalten, daß der Lazarus nur das Aeußerste seines Fingers in das Wasser tunke, und seine Zung in etwas kühle. O ewig unglückseliger Mensch! Etliche wenige Tropfen werden dir dein Uebel nicht wenden, aber zuvor hättest du mit einem Tropfen gar leicht können die Höll auslöschen; dieser Tropf ist gewest der Lazarus, ein armer Tropf, ein elender Tropf, ein verlassner Tropf, wann du dich seiner hättest erbarmet, so hätte sich auch gewiß Gott deiner erbarmet.
Alles dieses ist nur zu wahr, sagt einer, ich weiß, daß nach Numero 7 das achte folgt, daß auf die sieben Werk der Barmherzigkeit unfehlbar folgen die acht Seligkeiten, ich weiß, daß zu Wien der heilige Severinus sich der Armen stark angenommen: Merkts Wiener: Ich weiß, daß zu Prag der heilige Wenzeslaus den Armen viel Guts gethan: Merkts Prager: Ich weiß, daß zu Salzburg die heilige Erntrudis auf dem Nonnberg fast immerzu sich bei den
Cäsareus Arelatensis neben andern Ursachen, warum man nicht könne in das irdische Paradeis kom men, setzt auch diese, daß nämlich vier Hauptflüsse aus dem Paradeis fließen und entspringen, Phison, Nilius, Tigris und Euphrates, obschon solche zuweilen anders genennt werden; wann nun die Flüß, gleich andern ihren Lauf thäten nehmen, so könnte man leicht so lang gehen, bis man dero Ursprung erreichen thät, gleich als wann Jemand von Wien aus neben der Donau sollt immerzu aufwärts gehen, so würde er mit der Zeit nach Donäsching kommen, allwo dieser Fluß entspringt, aber mit obbemeldten vier Hauptströmen hat es weit eine andere Beschaffenheit; dann sobald sie aus dem irdischen Paradeis hinaus quellen, so verschliefen sie sich gleich unter die Erde, und kommen erst in den asiatischen Landschaften wieder hervor, und dieß ist neben andern auch eine wichtige Ursach, warum Niemand in das irdische Paradeis Paradisus enim inveniri non potest, quia nullum illorum fluminum manifeste fluit deorsum, sed a paradiso usque ad asiaticas regiones subterranneis absorbentur hiatibus, etc.
Wessenthalben aber verschliefen sich obbesagte Flüß gleich unter die Erd, wann sie aus dem Paradeis kommen? Ach lieber Christ, wie gern wollte ich, daß du gleich ihm beschaffen wärest! sie schämen sich, merk's wohl! sie schämen sich, und verschliefen sich sogar aus Schamhaftigkeit unter die Erd, weil sie nämlich vom Paradeis hinweggehen; also soll sich der Mensch nur dazumal schämen, wann er sündigen thut, und folgsam den Weg vom Paradeis vom Himmel wegnimmt, nicht aber hat er Ursach sich zu schämen, wann er gute und Gott wohlgefällige Werk thut, als wie da ist auch, den Armen möglichst beizuspringen, dann da geht er den geraden Weg gegen dem Paradeis.
Was werden die Leut sagen? Mein, was haben dazumalen die Leut gesagt, wie Margaritha Philippi des dritten Königs in Spanien, wertheste Frau Gemahlin auf eine Zeit einen halbnackenden Bettler auf der Gasse erblickt, da hat sie alsobald das beßte Tuch lassen herbei bringen, durch den Schneider für den armen Tropfen ein Kleid lassen zuschneiden, welches sie nachmals mit eigenen Händen hat ausgemacht. Was haben die Leut zu diesem gesagt? Alles Guts, männiglich hat sich darüber verwundert, und diese große Frau höchstens gepriesen.
Mein, was sagen die Leut? daß Ihro Majestät die jetzige römische Kaiserin Eleonora, Magdalena
Mein was haben die Leut gesagt, wie seliger Gedächtnuß der verstorbene obriste Burggraf im Königreich Böhmen, Graf Martinitz, wöchentlich ein- und mehrmal einen armen Mann, ein armes Weib samt einem armen Kind bei der Tafel wohl traktirt, ihnen die Speisen selbst vorgelegt, die übrigen in ganz neue Geschirre eingeschüttet, und ihnen samt einem Allmosen vom Geld eingehändiget? was haben die Leut gesagt? Ich, meines. Theils, hab nichts als alles Gute gehört, und hab mich glückselig geschätzt, daß ich zuweilen habe dürfen gegenwärtig seyn.
Sie lachen mich aber aus, laßt lachen, rechtschaffene Leut lachen dich nicht aus, und die andern muß man nicht achten. Gleichwie Christus der Herr, unser Heiland, gethan, wie er in des Obristen Haus kommen, da hat er dem Volk daselbst geschafft, sie sollen abweichen, dann die Tochter schlafe nur, und sey nicht todt, die aber alle lachten Christum den Herrn nur aus, und trieben ein römisch Gespött daraus, der Heiland hat aber derenthalben kein einiges Wort verloren, warum? darum, es war ein lauteres schlechtes Gesind, gemeine nichtsnutzige Kerl, Schallmeier, Ego quoque in Interitu vestro ridebo.
Sonntag und Feiertag in allen Kalendern werden roth geschrieben, und seynd dessen unterschiedliche erhebliche Ursachen, ich glaub aber, es sey meine wenige Meinung nicht zu verwerfen, indem ich dafür halte, daß derentwegen die Sonn- und Feiertag in den Kalendern roth gezeichnet seyn, weil sie sich schämen, daß man sie so schlecht hält, ja an denselben mehr Laster- und Sündthaten begangen werden, als an gemeinen Werktagen.
Moses, der große Mann, hat sich billig können erzürnen, wie er von dem Berg, worauf er die steinernen Tafeln der zehn Gebot bekommen, herabgestiegen, und zugleich wider alles Vermuthen gesehen, daß sein israelitisches Volk, an Statt, da es hätt sollen dem wahren Gott opfern, ein guldenes Kalb aufgericht, und muthwillig um dasselbe getanzt. Ei so tanz! da muß wohl der Teufel Spielmann gewest seyn. Bei jetziger verkehrten Welt hat der Menschen Bosheit also zugenommen, und ist der christliche Eifer also erloschen, daß man sollt die Sonn- und Feiertag im Kalender nicht mit rothen, sondern mit braunen Buchstaben drucken, dann allbereits die Leut es an denselben gar zu braun machen, und sich nicht um ein Haar besser halten, als die gewissenlosen Israeliter, dann
Die Wirth müßten nicht weit her seyn vermög des heiligen Evangeliums, worin umständig beschrieben wird das erste sichtbare Mirakul und Wunderwerk, so Christus der Herr auf Erden gewirket hat zu Kana in Galliläa auf der Hochzeit, allwo er nämlich das Wasser in den besten Wein verkehrt hat, worüber der Speismeister den Bräutigam zu sich gerufen, und folgsam also angeredt: Jedermann setzt zum Ersten den guten Wein vor, und wann die trunken worden seyn, alsdann setzt man einen geringern Wein vor etc. Der Bräutigam wußte eigenthümlich der Wirth ihre saubern Stückel, als die zu Anfang den Gästen den besten Wein auftragen, wann sie aber sehen, daß solche allbereits einen Tummel und Trummel im Kopf, und der Spiritus Vitrioli das obere Zimmer völlig eingenommen, da setzen, sie einen schlechten Darmbeißer auf, ja gar wohl einen abgestandenen Trunk für diese Trunkos etc. Aber mit der Zech und Bezahlung müßten beide Weinbrüder seyn, und wann der erste sechszehn Kreuzer gilt, so muß der letzte um 4 Batzen bezahlt werden, der Wirth hat hierin keinen Skrupel, obschon wider das Gewissen gehandelt worden, solche Leut seynd bisweilen die Wirth. Aber eins muß ich doch
So gottlos, so heillos, so gewissenlos, so ehrlos, so treulos seynd die verschalkten Hebräer gewest, daß sie sogar auch an einem vornehmen Festtag gesucht haben, den Herrn Jesum aus dem Weg zu räumen, und ihre Hände in sein unschuldiges Blut zu waschen, also zwar, daß er hat müssen, weil seine Zeit noch nicht vorhanden, sich an solchem Festtag in der Geheim halten: Quacerbat eum in die Festo. Der Zeit leider! geschieht solches auch, und zeigt es die öftere Erfarhrnuß, daß Gott an einem Festtag mehr beleidigt wird, als zu einer andern Zeit. In Kalendern wird man öfters finden, wegen der Influenz der Himmelsgestirn, die Andeutung der Zeit, da ist oft zu lesen, heut ist gut schrepfen, heut ist gut Nägel abschneiden, heut ist gut Pflanzen zu setzen.
O Pater! hat man doch auch bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa wohl gessen und trunken, und gleichwohl hat man ihnen die Zech nicht so hart aufgeschrieben, als wie uns, wann ihr die ganze Woche thät den Hobel in den Händen führen, so würdet ihr gewiß am Sonntag auch dort einkehren, wo die Hobelschatten am Zeiger hangen. Wann ihr die ganze Woche sollt zum Gießen, so würdet ihr am Feiertag auch nicht weit von der Kandel seyn. Wann ihr eine ganze Woche sollt Nägel spitzen, so würdet ihr euch auch meistens auf den Sonntag spitzen etc. Bruder Kallixt, du redest nicht übel, wahr ist es, daß mancher bei der Hochzeit zu Kana auf das Essen und Trinken keinen Spott hat gelegt, aber du mußt anbei wissen, daß auch der Herr Jesus bei derselben Tafel gesessen. Aber gehe du mir am Sonntag und Feiertag in ein Wirthshaus, und schaue unter den ganzen Burschen, so bei dem Tisch sitzen, ob auch allda der Herr Jesus zu finden? das selten, das fast nie, wohl aber an Statt seiner der böse Feind, dann wenig wird man hören, wo nicht der böse Feind citirt wird: der Teufel hol mich, der Teufel hol dich, der Teufel dank dir's, der Teufel traue dir, der Teufel glaub dir's, der Teufel spiel mit dir, der Teufel wart auf dich, der Teufel zahl so viel, der Teufel sauf
Es hat sich einstmals zugetragen als die Kinder Israel in der Wüste waren, daß einer am Sabbath, welcher bei ihnen so viel war als bei uns der Sonntag, eine kleine Bürde Holz zusammen gesammelt, etliche schlechte Prügel für seine Hausnothdurft, worüber Moses sich dergestalt erzürnt, daß er denselben alsobald zu Verhaft genommen, und nachmals Gott den Herrn demüthigst befragt, wie man mit diesem Gesellen, der den Feiertag nicht gebührender Weis' geheiligt, solle verfahren, worauf Gott dem Moses ernstlich auferlegt, er soll den vermessenen Bös'wicht aus dem Lager hinaus führen, und daselbst ihn von dem gesamten Volk lassen steinigen, welches auch geschehen, nur weil er am Feiertag etliche wenige Prügel zusammen klaubet.
O mein Gott und Herr, hast du also scharf gezüchtiget der am Feiertag nur ein wenig Holz gesucht, wie werden erst deinen göttlichen Augen mißfallen diejenigen, so am Sonntag und Feiertag von Frühe an bis auf die Nacht mit Holz umgehen, und den ganzen Tag, auch mehrmals mit Verabsäumung des Gottesdienst, mit Kegelspielen umgehen, wie man es leider! an vielen Orten, forderist in großen Vorstädten, wahrnimmt.
Freilich, sagt mancher, ist das nicht recht, ich hab mich auch nicht nur einmal, sondern öfters bei dergleichen Muthwillen eingefunden, aber fast ohne meinen Willen, ich wär oft viel lieber in die Kirche lib. 1 Kap. 90 erzählet. Dieser hat sich in unterschiedlichen Schlachten mit dem Feind allzeit ruhmwürdig gehalten, und seinen Heldenmuth überall bekannt gemacht also, daß er auch dessenthalben nicht einen kleinen aufgeblasenen Geist bekommen, und hat es ihm mehr als wohlgefallen, wann man mit Fingern auf ihn gedeut hat und gesagt: der Kerl trägt Blumaschi und Kouraschi beisammen etc. Auf eine Zeit ist dieser in Nolo (solches Nolo verdienet ein Nolam) nolo, beichten thue ich nicht, beichten will ich nicht, beichten kann ich nicht etc. Er soll aber erwägen, sagten die Umstehenden, er soll betrachten die unendliche Ewigkeit, zu der bereits die Schnallen in Händen etc. Er soll sich vor Augen stellen die immerwährende Pein, womit der göttliche Richter die Gottlosen zu strafen pflegt etc. Ich beichten? das thue ich nicht; ich beichten? das will ich nicht; ich beichten? das kann ich nicht. Warum? darum, was würden die Leut sagen, denen meine Tapferkeit und Kouraschi sattsam bekannt; was würden meine Kameraden sagen, die um meine Beherzthaftigkeit genugsam wissen; sie würden sagen, ich hätte kein Herz mehr, ich hätte die Schwindsucht bekommen an meiner Kouraschi, ich brauch einen Hasenbalg für einen Brustfleck; sie würden sagen, ich fürchte mich vor dem Tod, den ich mein Lebtag niemals gescheut, deßwegen beicht ich nicht. Worüber die bösen Feind und höllischen Larven ihm mit großem Getös den Hals umgerieben, und die unglückselige Seel in den höllischen Abgrund gestürzt.
Weiser und heiliger hat der gerechte Patriarch Noe gethan. Nachdem solcher den Befehl von Gott bekommen, daß er die Arche verfertigen soll, und alle gehörige Anstalt machen, zu salviren die acht Menschen und alle andern Thier, da hat man sollen hören,
Wahr ist es, und bleibt wahr, daß die Gelegenheit viel Uebels verursache, wir Menschen seynd gar nicht wie die drei Knaben in dem babylonischen Ofen, so da, gleich einer Salamandra, in den feurigen Flammen unverletzt geblieben. In dem Ofen zu Babylon seyn, und bei einer Bäberl seyn, und beiderseits vom Feuer nicht leiden, ist unter den großen Wunderwerken nicht das geringste. Wir Menschen seynd gar nicht wie das Purpurtuch im alten Testament, dazumalen haben die Israeliter in der Wüste das Feur, welches sie zum göttlichen Opfer gebrauchet, allezeit eingewickelt getragen, in Purpurtuch, welches doch von dem Feuer den wenigsten Schaden nicht gelitten.
Wir Menschen seynd gar nicht wie Pfann oder Kessel voller Wasser auf dem Feuer, solches Geschirr wird allemal kühl und kalt seyn unter sich, da es doch nächst beim Feuer ist: Wir Menschen seynd nicht stärker als die große Statua oder Bildnuß des Königsin statu naturae lapsae, und haben allezeit rebellische Bauern im Quartier, des Adams Erbportion, so wir von diesem Vater bekommen, bleibt immer frisch und ganz, dahero die mindeste Gelegenheit uns gleich einen merklichen Schaden zufügt.
Alexander ab Alexandro schreibt was wunderliches, daß auf eine Zeit zwei Kriegsheer an einander gerathen, wodurch eine so große Schlacht vorbei gangen, daß man nicht Platz genug gefunden, die so häufigen Körper zu begraben; dahero dieselbigen gleich den Scheitern aufeinander gelegt, und viele Holzscheiten und Stauden gesucht, zu verbrennen, es wollte aber das Feuer die blutigen Körper gar nicht angreifen, weniger verzehren, bis endlich ein erfahrner Offizier sich angemeldt, mit Versprechen, er wolle solches Alles nach Wunsch, und zwar ohne Verzug, vollziehen und werkstellig machen, wie es dann auch also geschehen, sobald er zu zehn Mannskörpern allezeit einen Weibskörper gelegt, weil dazumal sehr viel Weibsbilder auch niedergehaut worden, und etliche wenige Scheiten dazu angezündt, da ist gleich alles
Todte Mannsleiber voller Blut, voller Eiter, voller Feuchtigkeit, empfangen Hitz und Feuer, wann sie nahe seyn bei todten Weibskörpern, wie solle sich dann getrauen ein junger, ein frischer, ein gesunder Mensch immerzu in der Gesellschaft der Weiber zu seyn ohne Schaden? wo man noch mit den Augen spielt, mit den Worten scherzt, mit dem Maul lacht etc. Wer ist derjenige, so sich dessen berühmen kann? occasio est conscientae occasus; occasio. O wie viel seynd cassus, die durch dich, saubere Mutter, seynd an Tag kommen! den David, einen Heiligen, hat ein einziger Blick eines Weibes, und noch etwas weiters dazu gestürzt, und du willst dich noch für einen kalten Dezember ausgeben, wann du dich schon alle Tage fast bei der Gesellschaft einfindest?
Judas, nicht der Iskarioth, sondern ein Sohn des großen Patriarchen Jakobs, ging auf eine Zeit aus, seine Schaafheerd zu besuchen, unterwegs aber traf er ein Weibsbild an, auf der Straße sitzend, welche ihr Angesicht mit einem Schleier völlig bedeckt hatte, er, unwissend, daß es die Thamar, seines Sohns Weib seye, verliebt sich, vergafft sich, vergreift sich dergestalt an dieser Madam, concepit etc., daß sie nach neun Monaten Kindsmutter worden etc. Hat diesen eine Sonne, so doch mit Wolken überzogen gewest, können hitzen, hat diesen ein Weib, so doch das Angesicht bedeckt und verhüllt, können schaden, so solltest du ein Kaltenhauser bleiben, bei einer öftern Gesellschaft der Weiber, so nicht allein ihre polirten, possirten Gesichter
Du wirst kaum heiliger seyn, als jener Einsiedler, der viele Jahre in der Wüste und Einöde einen vollkommenen Wandel geführt, endlich von dem Fürsten der Finsterniß hinter das Licht geführt worden, als er ihm wie ein alter betagter Eremit erschienen, und befragt, wie es ihm gehe? Der gute Waldbruder klagte seine Roth, daß er, aus Mangel einer Uhr, nicht wisse, wie viel es an der Zeit seye, und folgsam gar unbequem seine Betstunden thue austheilen. Dem ist leicht zu helfen, sagte der vermascherte Eremit, schaue dir um einen Gockel-Hahn, dieser ist der allersicherste Stunden-Ausrufer; solchem Rath ist der einfältige Klausner nachkommen. Ueber eine Zeit kommt der alte Schalk mehrmal, und fragt, wie es dann jetzt mit ihm stehe? Fast schlechter, gab er zur Antwort, als vorher; dann der Gockelhahn bleibt nie zu Haus, ist also zu fürchten, der Fuchs möchte mir einmal die Uhr aufziehen. Diesem ist gar leicht zu helfen, sagt der verhüllte Satan: dem Hahn ist halt die Weil lang, du mußt ihm eine Henne zugesellen, alsdann wird er das Ausschlenken schon unterwegen lassen; das ist auch geschehen, der Hahn aber hat mit der Henne so viel junge Hühnlein erzeugt, daß der gute Bruder wegen des immerwährenden Pi, pi, pi, fast nie Ruhe gehabt, und endlich bei dem Altvater, so ihn mehrmalen besucht hatte, sich dessen nit ein wenig beklagt, worauf der Alte eingerathen, damit Pi, pi, pi im Sinn gelegen, als das Pu, Pu, Pu, Puella. Er hat mehr gedenkt auf das Diendel als auf die Hühnl, zu der Uhr ist ihm der Buchstabe H gewachsen, dessen aber ist kein Wunder, dann die Gelegenheit macht einen Dieb. Dieser so heilige Mann ist gestolpert, ist gefallen wegen der Gesellschaft, und du sollst stets der Grammatica seyn, so da Gen. fem. und nicht an das Genitivum gedenken? und du sollst in Gesellschaft der Weiber allzeit jovialisch seyn, und dir soll nicht der Dies Veneris einfallen? und du sollst schon auf dieser Welt die vier Dotes oder Gaben eines glorreichen Leibs im Himmel haben? das glaubt dir niemand.
Unser lieber Herr vernimmt die Zeitung, daß Lazarus seye mit Tod abgangen; Lazarus, ein Bruder Magdalenä und Marthä, über solche Zeitung hat er sich im wenigsten alterirt, wie er aber zum Grab des Lazarus kommen, da hat er bitterlich geweint. Warum dieß? Darum, merk dieß Konzept, eine Sach, die vor Augen ist, bewegt heftiger, als die weit von einem. Jetzt laß ich dir selbst eine Lektion schmieden, was eine Gegenwart und Gesellschaft der Weiber thue. Der Teufel, dem fast nichts verdrießlicher fällt als das Fasten, hat Christum versuche in der Wüste; in der Wüste, und dieß soll er nicht versuchen in der Gesellschaft? wenn dem also, so bist du so gut als die Sonnen-Strahlen, so durch eine Kothlache gehen, und sich doch nicht netzen und besudeln.
Es ist wohl wahr, sagt einer daß man die Gelegenheit solle meiden, dann niemand gern sich in ein Gras legt, aus Furcht, es möcht eine Schlang darunter verborgen seyn. Niemand gehet gern auf einer untergrabenen Gestetten, aus Furcht, er möchte fallen.
Ein frecher Spieler, nachdem er das Seinige verloren, hat aus unbändigem Zorn und Grimmen mit bloßem Degen ein lauretanisches Maria-Bildnuß angetast,
Freilich wohl gibt es nur gar viel dergleichen Leut mit bösen Mäulern, die würden sagen, wann ich nicht ordinari in die Gesellschaft thäte gehen, es wachse bei mir Stolz auf dem Holz, ich schätze mich besser als sie. Die würden sagen, ich führe meine Gedanken durch die Wüste, wie der Moses das Volk Israel. Die würden sagen, ich schmarotze die ganze Zeit bei der Freitafel Joannis des Täufers in der Wüste, wo man nur Heuschrecken aufsetzt. Die würden sagen, ich seye eine lautere Nachteul, so sich den ganzen Tag nicht sehen läßt, die würden sagen, daß ich vom Kaiser ein Prädikat bekommen, und heiße anjetzo Herr von Haffendeck, die würden sagen, so lateinisch kennen, ich sey ein purer Petrus Cellensis und also wegen der Leut ihrer Mäuler muß man öftermal etwas Gutes unterlassen.
Audi, exaudi, höre mich an oder schaue Magdalena an, diese war keine gemeine Köstenbraterin, keine schlechte Strumpfstrickerin, sondern eine hochadelige Dame von einem guten Haus und dannoch hat sie der Leut Reden, die bösen Mäuler wenig geacht, auch dessenthalben das Gute nicht unterlassen, sie ist nicht in einem Winkel, wo sie niemand gesehen, nicht hinter einer dicken Hecke oder Gesträuß, wo fast keiner konnte zuschauen, nicht bei finsterer Nacht, wo die Menschen Omnes qui pie volunt vivere in Christo Jesu, persecutionem patientur.
Der Leut Reden hat nicht geacht der fromme Job, welchen doch die Leut und mehresten seine Nachbarn und Anverwandten mit tausenderlei Schmachwort angetast, sogar haben sie ihm vorgeworfen, weil er voller Geschwär und Unflath, er handle mit leonischen Waaren und komme nicht anderstwoher, als weil er in seiner frechen Jugend stark depoussirt und luxuriose, id est, mit Luxen-Hetzen die Zeit vertrieben: Ossa ejus implebuntur vitiis adolescentiae suae. Aller dieser Spottreden halber hat der Job sein Gemüth nicht verändert, sein gut und heiligen Spruch: »der Name des Herrn sey gebenedeit,« nicht unterlassen, sondern in seinem frommen und unsträflichen Wandel allezeit verharret.
Wie der jüngere Tobias zu dem Fluß Tigris gangen, des Willens, daselbst seine Füß zu waschen,
Du mein frommer Christ! freilich, wann du den Fußstapfen der Heiligen folgest, wann du Wandels halber mit Engeln umgehest, wird mancher Stockfisch hierüber das Maul aufreißen, und über dich einige Spottwort ausgießen, aber fürcht dir nicht vor diesen und dergleichen Mäulern, laß reden, laß lachen, es gilt kein Kopfabbeißen; mach es lieber wie jener Blinde am Weg, als dieser gehört, daß Jesus vorüber gehe, da ruft er überlaut: »Jesu, du Sohn David, erbarm dich meiner«, das Volk aber schalt ihn derenthalben aus, und ist ihm nicht ein wenig über das Maul gefahren, aber was thut dieser? Er hat die Leut reden lassen und derentwegen von seiner Andacht und Zuversicht nicht gewichen, sondern noch viel mehr geschrieen: Magis clamavi.
Laß lachen, Gott wird sie dessenthalben schon finden, es ist bereits schon der boshaftigen Welt ihr Brauch, daß sie die Tugend aushöhnet und der Frömmigkeit einen Nasen-Schneller gibt. Laß lachen, dieß wird ihnen theuer genug werden.
Vor etlichen Tagen ist zu Metz in Lothringen ein Kalvinist in eine katholische Kirche gangen, und wie er daselbst wahrgenommen, daß ein armer Mensch nach vollbrachtem eifrigem Gebet etliche Eier auf den
Laß lachen, dieses wird ihnen nicht Rosen tragen. Wie von Gregorio Magno, diesem so heiligen Pabste, Augustinus ist nach England geschickt worden, daselbst die evangelische Wahrheit zu predigen, und den Glauben Christi auszubreiten, da ist er in Dorotestria nicht allein schimpflich von dem Volk ausgelacht worden, sondern einige seynd gewest, die ihm, dem apostolischen Mann, an seinen Kleidern zu mehrerem Spott etliche Fuchsschweif haben angehest; aber Gott hat sie derenthalben schon gefunden, massen alle diejenigen, so aus ihrem Geschlecht herkommen, mit einem langen Schweif zu End des Ruckgrads geboren worden.
Laß lachen, dieß Lachen wird derjenige, so ober uns ist, schon revangiren. Als auf eine Zeit der heil. Bischof Remigius mit eignen Händen das Treid auf dem Feld zusammen gesammelt, damit er bei der herzunahenden Hungerszeit konnte den Armen beispringen, ist er dessenthalben von den berauschten Bauern nur ausgelacht worden; aber die Zech mußten diese Gesellen theuer bezahlen, forderist weil sie ihm das Treib in die Aschen gelegt; dann alle diese Bösewicht und alle ihre Nachkömmling, was männlichen Geschlechts gewest, haben Leibschäden bekommen, ihre Weiber aber alle, samt dero Töchter im ganzen Dorf, haben müssen
Laß nur lachen, dieß Lachen wird ihnen Gott so wohl merken, als der stolzen Michal, wie sie ihren Herrn und König ausgelacht, als dieser aus Andacht vor der Arche Gottes getanzt hat. Ein Katholischer und ein Unkatholischer seynd auf eine Zeit mit einan der gereist, und als ein unverhofftes großes Donnerwetter entstanden mit erschrecklich- und entsetzlichen Blitzen, hat der Katholische das Zeichen des heil. Kreuzes auf die Stirn gemacht, worauf ihn der Unkatholische nicht wenig ausgelacht, und anbei hinzugesetzt, ob ihn dann die Mucken plagen, weil er also mit der Hand um das Gesicht haspelte? er hat aber kaum diese frechen Wort ausgesprochen, da hat ihn alsobald ein erschrecklicher Donnerkeil zu todt geschlagen.
Laß lachen, das Kapital eines frommen und gottseligen Christen hat auf der Welt kein anders Interesse zu hoffen, als das Lachen und Ausspöttlen der gottlosen Leut; wegen dieser soll ich das Gute unterlassen? das nicht; wegen dieser soll ich die Gnad Gottes verscherzen? das nicht; wegen dieser soll ich den Himmel verlieren? das nicht; wegen dieser soll ich zum Teufel fahren? das gar nicht. Laß lachen, daß ihnen auch das Maul möcht aus dem Angel gehen, laß lachen, daß sie auch die Augen in die Schwemm reiten, so unterlaß du, als ein eifriger Christ, derenthalben das Gute nicht, sondern schäm dich vielmehr des Bösen. In dem Fall soll man nicht nachfolgen dem Nicodemo, welcher nur bei nächtlicher Weil ein Discipel und Nachfolger Christi abgeben hat; hingegenVota mea reddam coram omni populo ejus. Psalm 15. In medio Ecclesiae laudabo te. Ps. 21. In medio multorum laudabo eum. Ps. 108.
Unweit von Jerusalem, gleich über dem Bach Cedron, waren vor diesem die allerschönsten und herrlichsten Gärten, worinnen die Vornehmen in der Stadt ihre Ergötzlichkeiten suchten; dieser Gärten stattliches Vorgebäu waren einander ganz ähnlich und gleich, also zwar, daß sie von einander nicht konnten unterschieden werden, als durch die Numero oder Zahl: dahero auf einem Numero I. gestanden, auf dem andern Numero II., auf dem dritten Numero III., und also fortan bis auf Numero VIII. In diesem hat der Herr Jesus öfters bei nächtlicher Weil sein Gebet verricht, besagter Garten liegt gleich unter dem Oelberg, allwo nachmals
Der Evangelist Markus schreibt in seinem sechsten Kapitel, wie daß einmal fünftausend Personen der eiferigen Predigt zugehört, welche der Herr und Heiland in einer Wüste gehalten; nachdem aber solches große Volk etwas von Hunger geplagt worden, hat sich unser Herr ihrer erbarmt, ihnen allen mit einander befohlen, sie sollen sich in das grüne Gras niedersetzen; nachdem solches geschehen, hat der Herr alle diese mit fünf Brod und zweien Fischen dergestalt gespeist und gesättiget, daß noch mit dem überbliebenen Brod und Brocken zwölf große Körb seyn angefüllt worden; nach solchem so wunderbarlichen Traktament hat der Herr seine Jünger genöthiget, daß sie haben müssen in ein Schiff steigen, und gegen Bethania hinüberfahren: »Coëgit ascendere in navim, etc.« O mein Herr! warum lassest die guten Leut, die ohnedas matt und müde, nicht ein wenig ruhen? Es ist gar annehmlich nach dem Essen im grünen Gras sitzen, vergönne ihnen doch diesen kleinen Gespaß und kurze Ergötzlichkeit, coëgit fort mit euch, hats geheißen, nur sein bald, presto, presto, man hält sich umsonst auf, da ist euer Bleibens nicht. Aber warum Herr schaffest du sie hinweg? sie wollen wohl lieber bleiben; warum hat es müssen seyn, es waren auch sehr viel Weiber unter dem Volk, obschon Andächtige, die daselbst im Gras gesessen; daher der Herr sogar den Aposteln nicht zugelassen, daß sie sollten bei Weibern im Gras sitzen, also spricht der gelehrte Cajetanus. Wann man unter frommen Weibern das rechte Ohr,
sondern die rechte Ehr! wie viel?
Rosae mundae stehen auch daselbst; Castaneae wachsen im Garten, aber Castae nicht allzeit; Schatten gibts im Garten, aber der Schaden ist oft dabei; Salve gibts im Garten, aber gar oft Salva venia, auch etwas anders; Hornaus gibts im Garten, aber gar oft etwas, das fast gleich lautet; Nester gibts im Garten, und darum mangeln die schlimmen Vögel nicht, im Garten gehet es gar, gar seltsam her oft.
Eine ist gewest nicht gar eines niedern Stands, aber gar eines minderen Verstands, um weil sie nicht hat gewußt, oder etwan nicht hat wollen wissen, wann die Gelegenheit dem Menschen die Schnallen in die Händ gibt, daß er gar leicht die Thür aufmache zu allem Uebel. Erstgedachte Person war eine aus den wohlgestalten und von der Natur hübsch erschaffenen Weibsbildern, aber die schöne Gestalt macht mehrmal ein Schauspiel, bis zuletzt daraus wird ein Sauspiel; die schwarzen Augen auf den weißen Würflen haben schon öfter ein Unheil verursacht, an diesem Keder hat sich auch ein edler Fisch vergafft, und sie nach etlichen vorgehenden freundlichen Ansprachen in seinen Garten eingeladen, mit Versprechen, daß sie ein sonderes Begnügen werde haben an dem fremden Blumengewächs, an den mit allerlei Früchten prangenden Bäumen, an den buschenden und sehr schattenreichen Spalieren etc., ja er hat sich auch gar urbietig anerboten, den Wagen zu schicken, damit sie ihre Füß »Hortus, Echo, Ortus.«
Susanna, ein Spiegel aller Tugenden, ist allenthalben sicher gewesen, außer im Garten. Diese Rosen haben nirgends die Kothkäfer angetast, außer im Garten. Diesen Tauben haben nirgends die Geier
Im Garten thut man gar, gar oft einbüßen. Adam, der erste Mensch, ist aus einem reichen Herrn Dominamini ein armer und elender Schlucker worden. Adam ist aus einem so gesunden und wohlgenaturten Mann ein so müheseliger Krippel worden. Adam ist aus einem allerweisesten Menschen, aus einem Doktor, gar ein unverständiger Phantast worden, indem er sich hat eingebildet, er könne den allsehenden Augen Gottes entgehen, wie er sich in dem Paradies verborgen hat. Adam ist so arm worden, daß er und sein Weib nicht einen Fetzen haben, womit sie sich hätten können bedecken, bis sich endlich Gott ihrer erbarmt,Comedit hat die Comoedi gemacht, weil Adam im Garten gessen, darum ist er so hart niedergesessen.
Viel seynd, bei denen es hergeht, wie es dem König Pharao getraumt, der hat im Schlaf gesehen bei einem Fluß sieben schöne ganz fette Rindstuck, die hätte kein übels Aug sollen anschauen, alle Metzger und Fleischhacker hätten sich darum sollen reißen; aber bald darauf hat er gesehen sieben andere, die waren zaundürr, an denen nichts als Haut und Bein zu sehen. Etliche Leut, meistens in vornehmen Städten, seynd Anfangs so wohl und gut gestanden, bei so trefflichen Mitteln gewest, und nachmals seynd sie in Armuth gerathen, vorhero eine faiste Wirthschaft, nachgehends eine zaundürre Unterhaltung gehabt.
Wie Herzog Friedrich IV., Herr in Tyrol, die Städt in Helvetien verloren, als die in ihrer eignen Freiheit gar zu fest erwarmet, sich niemand andern mehr wollten untergeben, also hat er bei dem übelgesinnten Volk den Namen bekommen: Friedrich mit der leeren Tasche. Da ihm einst dieß zu Ohren kommen, hat er, zu Trotz der Mißgönner, das Dächel zu Inspruck lassen vergolden, wobei zweihundert tausend Dukaten seynd aufgangen, ja nach seinem Tod hat man eine Million baarer Münz gefunden. Diesem Fürsten hat man unrecht solchen Schimpfnamen gegeben. Aber in mancher Stadt gibt es viel Ferdinand mit der leeren Tasche, viel Peter mit der leeren
In Aquitania hat ein Weib das unmäßige Leben und tägliche Schwärmen ihres Manns in eine so starke Melancholei gestürzt. Als ihr allerlei verzweifelte Gedanken eingefallen, forderst, weil sie gesehen und wahrgenommen, daß keine Lebensmittel mehr vorhanden, ja sogar der Hausrath um den Weinwechsel verschleudert werde; das muß ein Hals seyn, wo auch Stuhl und Sessel durchrinnen. In solchem trüben
Dergleichen Begebenheiten weiß ich auch einige zu Wien, allwo das verthunliche Leben, das übermäßige Schlemmen des Manns in allen Winkeln, und
Im Garten, ist Gar Gar oft nichts anders als Fluchen, Greinen, Raufen, Schlagen etc. Bruder, willst mitgehen? sagt einst der Kain; meinethalben, antwortet der Abel, ich bin wohl zufrieden. Der Abel geht mit dem Kain, der Kain mit dem Abel, beede leibliche Brüder, und zwar die ersten Brüder auf der Erde, beede leibliche Söhne des Adams und der Eva, und zwar die ersten Söhne auf Erden. Wer sollt sich haben eingebildet, daß bei diesen Zweien nicht sollte das Eins seyn. Kaum daß sie an den verlangten Ort kommen, da ergriff der boshafte Kain seinen Vorthel, und schlägt den unschuldigen Bruder Abel zu todt, welches Blut dann, wie billig, von der Erde hat Rach geschrien über die grausame Mordthat. Wo ist aber alles dieß geschehen? wo? im Garten, sagt der alexandrinische Lehrer Cyrillus, lib. 1. Glaph. Der Kain habe auf dem Feld einen gar schönen Garten gehabt, in demselben allerlei schöne Blumen, dazu er den Abel eingeladen, und kann wohl seyn, wie sich der Abel um eine Blume gebuckt, daß ihm hinterwärts der Kain mit einem Tremmel
Die größten Naufhändel und schädlichsten Zwietrachten entstehen oft in Gärten, und kommen daselbst oft die besten Brüder einander in die Haar, und zwar meistens wegen des Spielens. Lucä am 17. Kapitel wird registrirt, was gestalten einmal unser lieber Herr und Heiland zu einem Flecken hinein gangen, da seynd ihm zehn aussätzige Männer begegnet, die von fern stunden, und ihre Stimm erhoben: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser; als der Herr sie sah, sprach er: gehet hin, und zeiget euch dem Priester, und es begab sich, da sie hingingen, wurden sie alle rein. Einer aber aus ihnen, da er sah, daß er gereiniget war, kehrte wieder zurück, und lobte Gott mit lauter Stimm, und er fiel bei den Füßen des Herrn nieder, und danket ihm, dieser war ein Samariter. Jesus aber antwortete und sprach: Seynd dann ihrer nicht zehn gereiniget worden? wo seynd dann die Neune? Keiner ist gefunden, der wiederkehrte, und Gott die Ehr gab, dann dieser Fremdling. Das seynd nun grobe Gesellen gewest, neun unmanierliche Schliffel, neun ungehobelte Gispel, neun schlechte Limmel, neun unsittliche Knöpf, neun vergessene Maulaffen, neun ungebärdige Schlampen, neun unerzogene Knollfinke, neun ungeschaffene Schlenkel, welche Gott die Ehr nicht haben geben.
Hin und her in dem Garten trifft man ebenfalls Neun an, bei denen Gott gar keine Ehr hat, neun Gesellen und nicht ein Lob Gottes; neun Kerl und nicht ein gutes Werk. Diese Neun sind die nenn Disputation de Sacramentis in communi in diesem Garten, wie ich aber durch die Blanke den Augenschein genommen, da hat sich die Sach weit anders gezeigt, indem beede ganz grimmig einander angefallen, ein jeder anstatt des Gewehrs einen Kegel gebraucht, womit sie dergestalten einander gegrüßt, daß die Tippel am Kopf wie fast junge Scherhaufen aufgefahren; ein zeitiges Obst hab ich dermalen im ganzen Garten nicht gesehen, außer diese hölzerne Ohrfeigen und etliche blaue Zwespen um die Nachbarschaft ihrer Nasen. Dieß war meinerseits noch wohl zu verschmerzen, allermassen mir von diesem Schlagbalsam nichts zu Theil worden. Aber das allzu freche Schwören und Fluchen hat mir das Herz durchdrungen, in Bedenkung, wie hoch dadurch die göttliche Majestät beleidiget werde, und was großer Schaden es der Welt zufüge.
Jener rechte Schächer, so mit dem Weltheiland, zwar begangener eignen Missethaten halber, auf dem
Mich wundert, daß dergleichen gewinnsüchtige Leut so wegen eines zeitlichen Interesse's alles Uebel zulassen und gestatten, daß Gottes Ehr und Glorie und seiner heiligsten Sakramente Werth und Kraft so sehr verschimpft werde. Mich wundert abermal, daß sie nicht betrachten, daß hierdurch ihre Wirth- und Habschaft mehr geschmälert werde, als daß sie in ein Wachsthum und Aufnehmen komme; dann ein einiger böser und lasterhafter Mensch kann oft einem ganzen Haus den Segen nehmen.
Und also ist es gar nichts neues, wann ein Wirth oder Hausherr nur einen in seinem Haus, Garten oder Wohnung leidet, der da gottlos und forderist ein Gotteslästerer ist; nichts neues ist es, daß der Segen vom Haus weiche, das Unglück einziehe, die Wirthschaft den Krebsgang nehme, der Beutel wurmstichig werde, und auch das zeitliche Wohlergehen allerseits die Schwindsucht bekomme.
Wann das schwarze und trübe Gewölk den Himmel überzieht bei nächtlicher Weil, wann Sturmwind und Ungewitter die Wolken unter einander treiben, wann Blitze und Donner sich häufig sehen und hören lassen, da wird man wenig Stern am Himmel abnehmen. Also, wann in einem Haus nichts als Fluchen, Schwören, Gotteslästern, ja stetes Donnern und Hageln zu allen Worten gesetzt wird, so wird man wenig Glück und Stern erfahren. Robertus, König in Frankreich, hat einst mit gebogenen Knien, mit aufgehebten Händen ganz eiferig bei Gott dem Herrn angehalten um einen lieben und gewünschten Frieden in seinem Land; dem aber Christus der Herr sichtbarlich erschienen, und ihm, dem König Roberto, angedeut, daß in seinem Reich kein Friede zu hoffen sey, bis er neben anderen Sünden forderist das Gotteslästern ausrotte. Weder Fried, weder Glück, noch Segen, weder Nutzen noch Fortgang, weder Heil noch Wohlfahrt, weder etwas anders Gutes, was Namen es immer haben kann, wird bei demjenigen seyn, der das Fluchen und Gotteslästern zuläßt; dessentwegen
Ungeacht daß in dem Garten viel Uebels mit dem Iscarioth gestiftet wird, unangesehen, daß in dem Paradeisgarten die böse Schlange allda ihr erstes Gift hat ausgossen, so soll man diese nicht gänzlich verwerfen, als die da dem Menschen zu einer nutzlichen und zuläßigen Ergötzlichkeit dienen, zumalen auch bekannt ist, daß Gott der Allmächtige selbst im Garten spazieren gangen, laut göttlicher heil. Schrift, dann wie Adam gesündiget, und wider den Willen des Allerhöchsten gehandlet, da ist Gott im Paradeis in kühler Luft spazieren gangen. Greg. Nazianzenus, ein großer heiliger Lehrer, hatte gar einen schönen Lustgarten, und darin einen annehmlichen Quellbrunnen, samt einem schattenreichen Wäldel, worinnen er zuweilen pflegte zu spazieren, und eine frische Luft zu schöpfen; als ihm solches etliche nasenwitzige Gesellen vorgeworfen, und fast ein Aergernuß hierüber genommen, in Erachtung, daß er in so großem Ruhm und Ruf der Heiligkeit sey, so gab er ihnen folgende kurze Antwort: »Quid? an ne respirare quidem, Christianis licet?
Was meint ihr? soll dann ein Christ nicht auch ein wenig verschnaufen dürfen?« Es ist kein Tempel, der nicht einmal Kirchweih hat; es ist keine Woche, die nicht einmal Feierabend hat; es ist keine Musik, die nicht einige Pausen hat; es ist kein Acker, der nicht einmal ein Brach feiert; es ist kein Feldstuck, das man nicht
Sehr viel Wundersachen haben sich ereignet bei dem herrlichen Eintritt Christi nach Jerusalem, welcher geschehen ist den 20. Martii, an einem Sonntag; erstlich ist ihm eine unglaubliche Menge der Leut, gegen eine halbe Stund lang, entgegen gangen, so alle mit unglaublichen Freuden ihn empfangen, worunter sehr viel kleine Knaben, welche den Weg mit Palm-und Oelzweigen bestreuet, und soll, nach Aussag Menochii, ein Baum, wovon sie dergleichen Zweige abgebrochen, auch nach der Zerstörung Jerusalems über hundert Jahr unversehrt geblieben, sogar läßt sich Gott von den Bäumen nichts umsonst thun. Mehr hat die Eselin, worauf der Heiland gesessen und geritten, ihre Fußstapfen sogar in die harten Felsen, Marmor und Kieselsteine eingedruckt. Madavil. cap. 8. Item, wie der Herr abgestiegen und in den Tempel eingetreten, da hat sich die Porte des Tempels, die von lauter Cypreßholz gemacht war, von freien Stücken selbst eröffnet. Villamont. Sect. 2. Item, so haben sogar die unmündigen Kinder, so etwan erst etliche Wochen alt, durch ein Wunderwerk angefangen zu reden, und überlaut aufgeschrien: »Benedictus qui venit,
Gebenedeit ist, der da kommt in dem Namen des Herrn etc.,« worauf der Prophet schon längst gezielet hat: Ex ore infantium
et lactantium perfecisti laudem tuam. Neben vielen anderen schreibt der Evangelist, daß unser Herr ihm durch die Apostel habe zuführen lassen eine Eselin samt dem Füllen, und ist der meisten Lehrer Aussag, daß er auf beiden sey geritten, das ist, auf einem, und nachmals auf dem andern, aber warum dieß? indem der Weg von Bethania gar nicht weit von Jerusalem, also hätt ihn die Eselin gar leicht alleinig können tragen; freilich wohl, aber der Herr hatte ein Mitleiden mit dem armen Thier, und darum hat er es wollen verschnaufen lassen, und nicht zu stark übertreiben.
Wann nun unser menschliche Leib nach Aussag des heil. Pachomii und des seraphischen Francisci nichts anders ist, als ein Esel, der sich zu dem Dienst Gottes brauchen läßt, so ist auch billig, daß wir denselben zuweilen lassen verschnaufen, ist recht, ja nothwendig, daß wir ihm auch einige Rast und zuläßige Ergötzlichkeit vergönnen, legt sich doch zuweilen ein Hund nieder, und strecket alle Viere von sich, nachdem er eine Weil mit und vor seinem Herrn gelaufen, damit er nachgehends den übrigen Weg noch vollbringen möge; pflegt man doch einen Wagen, so bergauf gezogen wird, von hinterhalb mit einem großen Stein oder Prügel zu arrestiren und aufzuhalten, bis unterdessen die Pferd oder Ochsen verschnaufen. Warum soll sich der Mensch, dessen Leib von keinem Marmor oder Eisen, nicht auch einige Rast vergönnen, zumalen Gott selbsten, nachdem er die Welt und alles in der Welt aus nichts erschaffen, sich einen Rasttag gemacht hat, vermög der heil. Schrift, die da sagt,
Weil eine größe Theuerung eingefallen, also mußte nothwendiger Weis' der Isaak in ein anders Land gehen, wie er sich nach Gerara zu dem Abimelech begeben, weil aber seine Frau, die Rebekka, ein inniglich schönes Weibsbild war, also hat er solche für seine Schwester ausgeben, aus Furcht, wann er selbe sollt für sein Weib halten, daß nicht etwan ein oder der andere saubere Gesell daselbst ihm möchte den Rest geben, damit sie hernachmals er bekommen könnte; was ist doch für ein Elend mit einem Weib, ist sie schändlich, wüst und ungestalt, so möcht einem selbst davor grausen ob einem solchen Schmierkübel; ist sie schön und wohlgestalt, so ist er vor denen Accessisten nicht sicher. Indem sich nun Isaak eine Zeit lang zu Gerara hat aufgehalten, da hat der Abimelech zum Fenster hinaus geschaut, und wahrgenommen, daß der Isaak mit seiner Rebekka ganz freundlich gescherzet.
Lyranus schöpfet aus dieser Geschicht eine sittliche Lehr, und spricht: daß durch den Isaak der Geist oder die Seel, durch die Rebekka aber caro, das Fleisch, oder der Leib könne verstanden werden, weil diese beede zusammen gehören, benanntlich Leib und Seel, weil sie, wie Isaak und Rebekka mit einander hausen müssen, so gehet es schon hin, ja es geschieht recht und wohl, wann zuweilen der Geist dem Leib, gleichwie Isaak der Rebekka, auch schön thut, und ihn in etwas liebkoset, welches da geschieht durch eine zuläßige Ergötzlichkeit.
Wie die Apostel auf eine Zeit zu unserm Herrn »Venite seorsum et requiescite pusillum.« Allzubekannt ist jene Geschicht mit dem heil. Evangelisten Joanne, welcher sich eine ziemliche Zeit in der Wüste und Einöde aufgehalten, und daselbst allerlei wunderbarliche Offenbarungen von Gott gehabt; zu diesem ist auf eine Zeit ein Edelmann kommen, welcher sich in dem dicken Gehölz wegen des Wildpräts vergangen, und als dieser bei seiner Ankunft wahrgenommen, daß gleich dazumalen dieser Eremit mit einem Rebhündel gescherzt, dasselbe etlichemal über den Rucken gestrichen, und allerlei Gespäß mit dem Thierl gehabt, also konnte er sich dessen nicht genugsam verwundern, fragt endlich den einsamen Waldbruder, wer er sey? und als er vernommen, daß er der Joannes, so kam ihm solches noch seltsamer vor; ich, sagte er, habe allezeit vermeint, Joannes sey ein eingefleischter Engel, sey eine pur lautere Heiligkeit, sey ein Abriß vom Himmel selbst, aber jetzt finde ich, daß er ein Mensch sey, gleich mir und andern, jetzt sehe ich, daß er nicht allezeit bete, betrachte, lese und verzuckt sey, sondern auch mit einem Gespäß die Zeit vertreibe; worauf Joannes, die gute Domination, den nasenwitzigen Junker befragt, was er auf dem Rucken trage? er antwortet einen Bogen; was er damit mache? er sagt, daß er ihn brauche zum Wildprät schießen;
Unter andern aber ehrlichen Ergötzlichkeiten ist fast die beste und bequemste der Spaziergang in einem Garten, allwo man mitten unter den Grillen kann die Grillen vertreiben; mein heiliger Vater Augustinus nennet solche Unterhaltung in der Grüne Innocentes delectationes, in dem 40. Psalm, unschuldige und schuldige Belustigungen; so lang unschuldig, wie lang bei den Rosen keine groben Knöpf sich einfinden; so lang unschuldig, wie lang hinter den Spalieren keine Spolierer anzutreffen seyn; so lang unschuldig, wie lang die Blumenbettel zu keinem Mittel werden; so lang unschuldig, wie lang bei den Nußstauden kein Aergernuß geschieht; so lang unschuldig, wie lang der Calabri ohne Rabenvieh ist; so lang unschuldig, wie lang die Grotten ohne freche Krotten bleiben; so lang unschuldig, wie lang die Lusthäuser keine Lasterhäuser werden; so lang unschuldig, so lang die Stauden ohne Stucken sind; so lang unschuldig, wie lang der Garten Innocentes delectationes, solche unschuldige Erlustigungen können geschehen in dem schönen Garten zu Salzburg, in dem schönen Gatten zu Feldsburg, in dem schönen Garten zu Olmütz, in dem schönen Garten zu Berlin, in dem schönen Garten zu Dresden, in dem schönen Garten zu Darmstadt, in dem schönen Garten zu Pozau, in dem schönen Garten zu Durlach, in dem schönen Garten zu Weimar, in dem schönen Garten zu Schlackenwerth, in dem schönen Garten zu Eichstädt, zu Baireuth etc., absonderlich in so vielen schönen Gärten um die herrliche Wien Stadt; in allen diesen ist eine ehrliche Ergötzlichkeit, eine manierliche Zeitvertreibung, eine wohlgebärdige Unterhaltung zuläßig und erlaubt, wann man nur nicht darin Gott beleidiget, wie Judas in dem Garten.
Abigail, eine aus den wackersten Weibern im alten Testament, als sie den begangenen Fehler ihres Manns des Nabals verbessert, und die von ihm gemachten Scharten wiederum ausgeschliffen, den David wieder mit ihrer guten Manier besänftiget, den vorher secundum nomen stultus est.« Wann sie ihn zugleich hätt einen groben Bengel geheißen, so hätt sie ihm gar nicht Unrecht gethan; David war so höflich gegen ihn, und der Gesell war so flegelantisch gegen den David. Die ganze heilige Schrift beschreibet keinen so groben Limmel, als diesen Nabal etc. Aber ich finde, daß Judas Iscarioth um etliche Pfund gröber gewest, absonderlich wie unser lieber Herr bei der Tafel gesessen, wo er bald hernach das höchste Altargeheimnuß hat eingesetzt; dazumalen waren die anderen Apostel so modest und höflich, daß sie aus den Schüsseln gessen, so vor ihnen gestanden; unser lieber Herr aber hatte eine besondere Schüssel und Speis vor seiner, in welche Ehrbarkeit halber keiner aus den anwesenden Aposteln hat griffen, außer der Judas. Dieser ehrvergessene und gewissenlose Gesell war anbei so grob und unverschämt, daß er das Brod in die Schüssel des Herrn eingedunkt: »Qui mittit manum in paropside.« Deßgleichen ist er so grob und ungeschliffen gewest, daß er auch nach dem Essen das gewöhnliche Gebet nicht verricht, sondern nur das Maul gewischt und davon gangen. Der Evangelist schreibt, daß die Juden im Garten mit Schwertern und Stangen haben den Herrn angetast cum gladiis et fustibus; es ist aber ein Bengel auch dabei gewest, ja der Bengel ist vor den Stangen daher gangen, benanntlich der Iscarioth. Judas hat viel grobe Brüder bei der Tafel.
vulgo Schlegel, hat diese sträfliche Unmanier und häßliche Gewohnheit an sich, daß er allemal pflegt zum Essen zu gehen, ohne vorhergehendes Tischgebet, welches fürwahr einem Christen sehr übel anständig, zumalen Türken und Heiden, bevor sie zur Tafel sitzen, ihr gewisses Gebet verrichten. Diesen Gesellen kenn ich, du auch, und er auch, lies nur den Zunamen Borg zurück, so heißt es Grob. Es ist gewiß die erste Grobheit, so man bei der Tafel begehet, wann das Gebet ausgelassen wird.
Jacquerius Kap. 8. erzählt von der Zusammenkunft der Hexen, wie dann in seiner Gegenwart sehr viel haben ausgesagt, wann sie der böse Feind tractirt, und ihnen eine Freitafel hält, bei der er gemeiniglich verblendete Speisen aufsetzt, und mehrmalen von einer Rabengefletten und Schinderplatz seine Trachten hernimmt, so müssen sie doch allemal vor und nach der Tafel ihr Gebet verrichten, welches zwar nicht bestehet in einem Lob Gottes, sondern vielmehr in Preisung und Verehrung ihres Liebsten des leidigen Satans. Wann nun solches der verdammte Lucifer von seinen Gästen erfordert, die er doch überaus schlimm traktirt, wie viel mehr gebühret es sich, daß wir unsere Händ aufheben zu Gott, und ihn eifrigst bitten um die tägliche Nahrung, ihn bitten, daß er uns dasjenige, was auf die Tafel getragen wird, wolle dergestalten segnen und benedeien, damit es uns zur Gesundheit und Leibsnahrung gedeihen möge.
Der heilige Chrysostomus, dieser große Lehrer,Ubi Precatio et gratiarum actio, eo Sancti Spiritus advenit gratia, et abiguntur daemones etc.« Wo man vor und nach dem Essen pflegt fleißig zu beten, dort findet sich die Gnad des heil. Geistes ein, und werden die bösen Feind vertrieben. Gewiß ist es, daß mehrmal die bösen Feind oft ganz unsichtbar, mehrmal aber in Gestalt der kleinen Mucken und Fliegen auf die Speisen und Schüsseln sitzen, und in allweg suchen, dem Menschen zu schaden, wie dann dergleichen Geschichten in der Menge beizubringen wären, da etliche in einer Speis, andere in einem Trunk den lebhaften bösen Feind haben in sich genommen.
Der heiligmäßige Mann Thomas Kempensis erzählet selbst, daß zu Kampen ein Weib mit einem großen Krug sey auf den Markt gangen, und daselbst für sich und die ihrigen eine Milch einkauft; wie sie nun unterwegs nach Haus ein Durst ankommen, so hat sie sich niedergesetzt, des Willens, einen guten Trunk zu thun; als sie aber zuvor das heilige Kreuzzeichen darüber gemacht, da ist augenblicklich dem Krug mit großem Krachen der Boden ausgebrochen, dergestalten, daß alle Milch auf die Erde gefallen, woraus man augenscheinlich konnte muthmaßen und wahrnehmen, daß sie gar gewiß, dafern das Kreuzzeichen wäre ausgelassen worden, hätte den bösen Feind hinein getrunken. Gesetzt aber, daß nicht allemal der verdammte Böswicht, zumalen es öfter die göttliche Gütigkeit verbietet, durch die Speis und Trank in den Menschen Thom. 3. part. Serm. ad. nov. Serm. Allem solchen Uebel vorzukehren, ist nichts rathsamers, als das heilige Gebet vor dem Tisch, abiguntur daemones, kraft dessen solche Feind vertrieben, und all dero Macht vernichtet wird.
In Malleo Malefic. P. 2. C. 3. ist zu lesen, daß eines sehr reichen und wohlhabenden Mannes sein Weib eine Hex gewest, welche öfters bei nächtlicher Weil auf der Teufelspost zu ihrem Tummelplatz und Zusammenkunft gefahren; nachdem solches der Mann merklich wahrgenommen, und ihr ernsthaft gedrohet, daß er sie wolle bei gehörigem Gericht andeuten, wofern sie ihn nicht wolle mit sich führen; dem sie es auch, jedoch mit Erlaubniß ihres schwarzen Gespons, willfährig zugesagt, auch gleich den andern Tag das schöne Fuhrwerk angestellt; als nun der Mann an gedachten Ort angelangt, und gleich zu der stattlichen Tafel als ein fremder Gast gesetzt worden, da hat ihm zwar die Menge der Trachten nicht übel gefallen, allein es dunkten ihm die Speisen meistentheils gar abgeschmackt zu seyn, begehrte demnach öfter ein Salz, und ob es zwar dießfalls ziemlich langsam hergangen, so ist doch endlich eines aufgesetzt worden, worin er alsobald mit dem Messer gegriffen, und zugleich gesagt, Gott sey Lob, weil nur einmal ein Salz vorhanden; kaum daß er diese kurzen Wort ausgeredt, da ist alsobald alles verschwunden, und er nackend und bloß auf einem ausgedorrten Hügel gesessen; als er nachmals einige Hirten daselbst gefragt, an
Wann dann der böse und höllische Feind sogar die drei kurzen Wörtel: »Gott sey Lob!« nicht hat können gedulden, sondern sich derenthalben in die Flucht begeben, wie viel weniger hat er Statt und Platz bei der Tafel, wo man eines und anderes schöne Tischgebet verricht, wo Vater und Mutter, wo Söhn und Töchter, wo Diener und Ehehalten mit aufgehebten Händen um den Tisch stehen, und um den göttlichen Segen mit lauter und heller Stimm bitten, da muß freilich des bösen Feindes Gewalt alle zu Wasser werden, da spendirt der Himmel von oben herab eben denjenigen Segen, den er geben hat über den Tisch des Abrahams, wie er die drei Fremdlinge gastiret. Eben denjenigen Segen, den er geben hat über das Koch, mit dem der Habakuk den Daniel in der Löwengrube gespeist hat; eben denjenigen Segen, den er mitgetheilet hat dem Elisäo, wie er seine Freund auf dem Acker mit Schlachtung zweier Mastochsen traktirt hat; eben denjenigen Segen, den er geschickt hat über die fünf Gerstenbrod und zween Fische, womit der Herr Jesus fünf tausend Männer gesättiget, da heißt es eigentlich: Geseng Gott, Deus benedicat conducat.
Majolus erzählet eine gar artliche Geschicht: einer mit Namen Joannes Nollens, seines Stands ein vermöglicher Bauer, aber dem steten Schlemmen
Aus allem diesem ist unschwer abzunehmen, wie abhold der böse Feind dem Gebet sey, welches die sterblichen und menschlichen Adamskinder vor dem Essen pflegen zu verrichten. Neben diesem schreibt ferners obangezogener heil. Chrysostomus: Convivium quod a praecatione cepta in praecationem desinit, nunquam deficit, sed quovis fonte uberius nobis omnia afferet bona, wann man
Hans Morgensau mit dem Zunamen, ein Leinweber zu Büffelshausen, hat einen ziemlichen Vorrath von allerhand Leinwand, aber lauter grobe, dieser hat eine spöttliche Manier an sich, daß er beim Tisch allzeit der erste in der Schüssel, und nicht kann ersättiget werden. Diesen Schlenken kennen wir alle, und ihr alle, und sie alle, er heißt Hans Gras Sus, und dieß die andere Grobheit, Grassities, die man bei der Tafel begehen kann. Wunder über Wunder hat Gott der Allmächtige gewirket mit dem Volk Israel, wie er dasselbe von der harten Dienstbarkeit des egyptischen Königs Pharaonis gezogen; Wunder über Wunder! wie dann beim Tag allezeit als eine schattenreiche Wolke ober ihnen thäte schweben, damit sie nicht zu viel von der übermäßigen Sonnenhitz möchten leiden, bei der Nacht aber wie eine feurige Wolke voran gangen, und nicht anderst, als ein Diener, als ein Lakei mit einer Torschen oder Fackel voran geleuchtet.
Wunder über Wunder! indem durch sondere göttliche
Wunder über Wunder! wie Moses mit seiner so viel wirkenden Ruthe aus dem harten Felsen einen so frischen Geseng Gott heraus gelockt, consequente eos Petra, und ist solcher Felsen stets mit ihnen gemarschiret, daß, wo sie seynd an einen Ort kommen, sie allezeit mit einem frischen Trunk versehen gewest.
Wunder über Wunder! wie ihnen Gott auf ihr muthwilliges Begehren eine solche Menge der Wachkeln geschickt, daß unangesehen deren drei Million, das ist dreißigmal hundert tausend Menschen gewest, und so ein jeder alle Tag vier und vierzig Wachteln hätte verzehrt, gleichwohl einen ganzen Monat hätte kleckt.
Wunder über Wunder! wie sie nachgehends verschuldtermaßen der gerechte Gott mit so vielen Schlangen geplagt, und sie von dero Bissen dergestalten erhitzt worden, daß sie vor Durst mußten sterben; sobald aber Moses von Metall oder Erz eine Schlang gießen lassen, und selbige erhöht, so dazumal schon war eine Figur und Vorbildung des gekreuzigten Jesus, so seynd alle Menschen durch das bloße Anschauen besagter Schlange wieder gesund worden.
Essen gehet hin, aber nicht also schlicken wie der Wallfisch, so den Jonas auf einen Brocken zu sich genommen; trinken gehet hin, aber man muß nicht werden, wie dazumal der Himmel gewest, als Gott denselben dem Abraham gezeigt: »Numera Stellas etc.; siehe hinauf gen Himmel, und zähle die Stern, wo du kannst,« Gen. c. 15., dazumal war der Himmel sternvoll. Essen gehet hin, aber nicht wie jene dürren Rinder in dem Traum Pharaonis, so sieben fette Ochsen auf einmal verzehrt haben. Trinken gehet hin, nicht aber wie jene Bedienten bei der Hochzeit zu Cana in Galliläa, welche die Krüg also angefüllt, usque ad Summum, daß nicht ein Tropfen mehr hinein gangen. Essen gehet hin, aber nicht wie
Wie unser lieber Herr die Apostel ausgesandt hat, das hl. Evangelium zu predigen, du hat er ihnen unterschiedliche Regeln und Weis' vorgeschrieben, wie sie sich sollen halten; unter andern gab er auch diese Lehr: wann ihr in ein Haus hinein gehet, und thut wahrnehmen, daß ihr angenehm und willkommen seyd, so esset, was man euch aufsetzt: »manducate, quae opponuntur vobis etc.« Er hat ihnen nicht vorgeschrieben, daß sie lauter Kraut, Erbes oder Linsen sollen essen, sondern was man euch aufsetzt, wie es meinen Jüngern, Aposteln und Nachfolgern wohl anstehet, wanns auch gute Schnappbissen sollen seyn; esset wie es meinen lieben Dienern wohl anstehet, ich vergönne euchs, aber mit Manier, mit einem Maß,
Eine Grobheit ist es, wann einer so viel Speis in Bauch nimmt, als das trojanische Pferd Speis Bauch gehabt; eine Grobheit ist es, wann einem das Maul so schmutzig, wie das Wammes eines Flecksieders; eine Grobheit ist es, wann einer Magen halber kann ein Magister genennt werden; eine Grobheit ist es, wann einem das Maul beschaffen, wie eine Marketenderkuchel; eine Grobheit ist es, wann einer beede Backen zuricht, daß sie zween Schmeerlaib gleich sehen; eine Grobheit ist gewest, wie jener einen ganzen kälbernen Schlegel auf seinen Teller heraus genommen; und wie ihm nachmals solcher durch seine ungeschickte Weis' unter den Tisch gefallen, so hat einer aus den Gästen aufgeschrien, man soll Acht haben, damit die Hund nicht darüber kommen, worauf dieser Vengelius alsobald geantwortet, es. sey derentwegen seine Gefahr, dann er trete schon mit dem Fuß darauf. Eine Grobheit ist gewest, als man eine Butter auf die Tafel getragen, und der Meister gar manierlich etwas davon geschnitten, welchem der Gesell gleich nachgefolget, und auf der andern Seite, weil er ihm entgegen gesessen, auch eine Portion hinweggenommen; der Meister aber ermahnte ihn, er soll auf der Seite abschneiden, wo er abgeschnitten; es ist nicht vonnöthen, sagte der Gesell, wir wollen ohnedas schon zusammen kommen etc., er wollt halt die Butter gar verzehren. Eine Grobheit ist es, wann man in die Schüsseln und Speisen fällt, wie die lasterhaften Hebräer Christum den Herrn haben im Garten
Michael, mit dem Zunamen der Dauerhafte, seiner Profession nach ein Gaukler, hat die Art an sich, daß er mehrentheils seine Kunst beim Essen und Trinken probirt, forderist aber zieht er allerlei Sachen aus dem Maul heraus, bald speit der wilde Dieb eine Scheer, bald etliche Ellen Bändel, bald etliche hundert Spennadeln und Glufen, bald einen Brocken Pech, pfui etc. Ich weiß, wer dieser ist, Dauerhaft will so viel sagen, als grob. Durch die Scheer verstehe ich ehrabschneiderische Wörter; durch die Bändel allerlei Verknüpfung; durch die Spennadeln oder Glufen allerlei Stichwörter; durch das Pech allerlei Zotten und wüste Reden. Dergleichen Sachen aus dem Maul geben ist die dritte Grobheit bei der Tafel.
Bei der Tafel und einer ehrlichen Mahlzeit das Fleisch transchiren, gehet noch hin, aber zugleich auch die Leut, wie es nur gar oft geschieht, das ist Gott höchst mißfällig. Samson hat unweit der Stadt Tamatha nächst an einem Weingarten einen Löwen angetroffen, welchen er ganz beherzhaft, obschon aller Wehr und Waffen entblößt, alsobald angefallen, und ihm gleich einem jungen Kitzel oder Gaisböckel den Hals umgerieben; wie er nachmals denselben Weg wieder zurück genommen, da fand er einen Bienenschwarm in dem Mund des Löwen, und zugleich ziemlich viel Honig, wovon er etwas gekost, einen Theil seinen Eltern mitgebracht, seiner Liebsten wird er nicht vergessen haben, denn die Weiber schlecken ohnedas gern was süßes. Als hernach Samson bei einer Mahlzeit, De comedente exivit cibus etc., von dem Essenden ist eine Speis ausgangen, und eine Süßigkeit ist ausgangen von dem Starken.« Sie konnten das gar nicht fassen, nicht merken, nicht verstehen, daß von einem Essenden könne eine Speis ausgehen. Samson aber verstund hierdurch dasjenige, wie er nemlich in den Mund des todten Löwens ein Honig gefunden.
Das ist gar nichts Neues, das erfährt man alle Tag, wenig Mahlzeiten seynd anzutreffen, wo nicht von den Essenden und Trinkenden eine Speis aus dem Mund gehet, de comedentibus exit cibus. Aber was für eine Speis? Bratwürst? nein; Bafessen? nein; Kraut? nein; ein Brätel? nein; Speckknödel? nein; Küchel oder Krapfen? nein; Fisch oder Fleisch? nein; Nudel oder Sterz? das gar nicht. Was dann? Es wirds hart einer errathen: de comedentibus exit cibus etc. Ich sage es endlich, und sage die Wahrheit: exit cibus. Wo man ißt und trinkt, da gehen gemeiniglich Fleck aus dem Mund; Fleck, ja Fleck. O wie manchem thut man bei der Tafel die Ehr abschneiden, und hängt ihm einen Schandflecken an. Keine Kuttelfleck, sondern Schandfleck kommen aus solchen Mäulern.
Bei dem Evangelisten Marko am 7. Kapitel Ephphata, das ist: thue dich auf; und alsobald wurden seine Ohren aufgethan, und das Band seiner Zunge wurde los.
Das war ein großes Mirakul, ein herrliches Wunderwerk, eine stattliche That von unserm lieben Herrn. Und ob er ihnen schon verboten, sie sollten dieses niemand sagen, aber je mehr er es ihnen verboten, je mehr haben sie es ausgebreit, und allenthalben kundbar gemacht. Der Teufel will meistens ein Aff seyn des Allerhöchsten, und ihm alles nachthun, absonderlich erstgedachtes Mirakul. Wenig Tafeln und Mahlzeiten werden anzutreffen seyn, wo nicht der böse Feind öfter das Wort Ephphata wiederholet, das ist so viel, als thue dich auf. Wenig Tische seynd zu finden, wo er nicht auch die Banden der Zungen losmacht, aber gott-los, ehr-los, gewissen-los. Wenig Gastereien wird man zählen, wo man nicht allein das Fleisch, sondern auch die Leut thut transchiren; Gambletes, ein König der Lydier, hat sein Weib umgebracht, und dieselbe in einer Nacht völlig gessen und aufgezehrt. Obschon dermalem solche Zeiten seyn, wo ein Mensch den andern nicht pflegt für eine Speis zu genießen; aber bei Traktamenten und
Nicht weniger ist es auch eine Grobheit, wann man bei der Tafel mit groben und ärgerlichen Worten und Zotten hervorbricht. Wild war die Mahlzeit des verlornen Sohns, und ich hätte von ihm gewiß kein Bescheidessen verlangt, wie er mit den Schweinen ist in die Kost gangen. Aber eine Tafel oder ein Gastmahl ist nicht weniger sauisch, wo man so unflätige und aller Ehrbarkeit zuwidergesetzte Reden auf die Bahn bringt. In dem Haus Simeonis Leprosi war eine Mahlzeit, wobei auch unser lieber Herr erschienen; zu dieser Mahlzeit hat Maria Magdalena eine so kostbare und wohlriechende Salbe gebracht, daß hievon das ganze Haus einen wunderschönen Geruch bekommen. Aber bei manchem Essen bringt man so beschmierte Sachen vor, daß das ganze Zimmer
Es seynd auch alle Stich- und Schmachreden bei einer ehrlichen Tafel auf das möglichste zu meiden, aus dem mehrentheils viel Zank und Zwietracht zu entstehen pfleget. Marci am 4. Kapitel stehet geschrieben, daß ein guter Hauswirth sey auf seine Felder hinaus gangen, zu säen, und indem er säet, fiel ein Theil auf den Weg, da kamen die Vögel des Himmels und fraßen denselben. Wann die Vögel des Himmels so großen Schaden thun, was werden wohl die Galgenvögel und Erzvögel thun? Ein anderer Theil fiel auf einen steinigten und felsigten Grund, da es wenig Erde hatte, und darum ist es bald verdorret, kaum daß es aufgangen. Der dritte Theil des guten Saamens fiel unter die Dörner, diese erstickten denselben. Die Stichwörter, so etliche beim Essen und Trinken im Brauch haben, seynd natürlich wie die stechenden Dörner, so auch viel Unheil verursachen, und manchen, der ehrsam ist, nicht ein wenig beleidigen. An den stechenden Dörnern haben viele keine Rosen getragen. Man sagt sonst, der Stich blutet nicht; aber man weiß doch, daß mehrmalen dergleichen Stichwörter die Schwerter entblößt haben, und viel Blut vergossen.
Ich weiß mich selbsten zu entsinnen, daß bei einer Tafel, allwo mehr ehrliche Gäst waren, einer seinem Nächsten eines zugebracht, und ihn zugleich bei der Hand genommen; weil aber dieselbe ihn etwas hart und grob gedunket, also sagte er: Bruder, du hast so grobe Händ wie ein Drescher; worauf der Converte gladium tuum in locum suum. Steck das Schwert an seinen Ort!«
Christoph Wacker, Veit Limmel und Barthlme Ziegel sitzen an einer Tafel beim Essen, aber es ist einer so grob und benglisch wie der andere. Christoph Wacker, ist wohl nicht wie ein Acker, dann dieser ist gleichwohl dankbar, wann ihm der Bauersmann ein Körnel Treid spendirt, so bezahlt er solches mehr als dreißigfältig wieder. Veit Limmel ist wohl nicht wie der Himmel, dann solcher rechtschaffen dankbar ist, so er etwan einige Dämpf und Feuchtigkeiten von der Erde bekommt, so erwiedert er es mit einem fruchtbaren Regen. Barthlmä Ziegel ist wohl nicht wie ein Spiegel, dann dieser gar manierlich dankbar, so man ihm etwas präsentirt, so gibt er's wieder zurück. Diese drei ungebärdigen Schliffel werden wohl öfter zur Tafel gehen, und sich nach Genügen ersättigen, aber sie stehen allemal auf ohne einige Danksagung oder Gebet, nicht ungleich den Schweinen, denen Deo Gratias.
Der tarsensische Prediger Paulus schreibt in der neunten Epistel zu den Hebräern, wie daß alles gesamte Volk Israel stets einen guldenen Bundskasten oder Arche mit sich geführt, worinnen die Tafeln der zehen Gebot, die Wunderruthe Aaronis, und das Manna oder Himmelbrod in einem guldenen Geschirr aufbehalten worden. Das Manna aber derenthalben, um weilen selbiges sie vierzig Jahr in der Wüste genossen, damit sie allzeit sollen der göttlichen Majestät danken, so ihnen dieses Himmelbrod so freigebig gespendiret hat; zumalen seinen göttlichen Augen höchstens mißfällt, wann man um das tägliche Brod und Nahrung nicht schuldigen Dank sagt. Hat uns doch dießfalls der Heiland selbst mit seinem Exempel eine Lehr geben, als welcher nach dem Essen und letzten Abendmahl mit Singen und Beten seinem himmlischen Vater gedankt, dahingegen der grobe und unverschämte Iscarioth nur das Maul gewischt, und ohne Gebet von der Tafel gangen. Hymno dico etc.
Jakob wollte nicht undankbar seyn Gott dem Herrn um das Brod und tägliche Nahrung. Ist doch eine Henne dankbar, und schaut nach einem Tropfen Wasser, den sie trinkt, gegen Himmel hinauf. Ist doch eine Lerche dankbar, und wird allemal vor und nach dem Essen sich empor schwingen, und mit ihrem annehmlichen Feldflettel Gott den Herrn benedeien und loben; und soll dann der Mensch, welcher alle Tag so häufige Gutthaten von oben herab erhält, den der vorsichtigste Gott täglich mit Speis und Trank versieht, so undankbar können seyn, und das Deo Gratias und höchstschuldige Vergelts Gott vergessen?
Jener heiligmäßige Kapuziner Bernhardinus Astensis hat es sattsam erwiesen, wie man nach dem Tisch beten solle; als er einsmal auf der Reis' bei einem Wirth die Einkehr genommen, und um ein Nachtmal gebeten, da hat ihn der Wirth sehr wohl und gut traktirt, aber nachmals die Zech ziemlich hoch gespannt, und kurzum die Bezahlung verlangt. BernardinusRetribuere dignate Domine omnibus nobis bona facientibus propter Nomen Sanctum tuum, vitam aeternam, Amen,
o Herr! gib allen denen, so uns etwas Guts thun, wegen deines heil. Namens das ewige Leben, Amen.« Befiehlt hierauf, dieses Zettelein auf die Waagschale zu legen, auf die andere aber so viel Geld, als er für die Mahlzeit fordert; der Wirth folgt endlich diesem nach, vermerkt aber, daß das kleine Papierlein das Geld weit überwiege, legt demnach auf weiteres Schaffen des gottseligen Manns mehr Geld, siehet aber, daß solches kurze Tischgebetlein allemal im Gewicht schwerer sey; er erkennt anbei die Allmacht Gottes und Kraft des Gebets, fällt dem Diener Gottes zu Füßen, und verspricht zugleich, daß er hin füran keinem Gast mehr wolle die Zech machen, noch weniger etwas von ihm verlangen, welcher nach dem Tisch abangeregtes Gebetlein verrichten werde.
Daniel in der Löwengrube hat durch den Propheten Habakuk ein Koch bekommen. Ich kann mir's leicht einbilden, daß es kein Eierkoch sey gewesen, kein Milchkoch sey gewesen, kein Weinkoch sey gewesen, kein Mandelkoch sey gewesen, kein Koch von einemRecordatus est enim mei Deus.«
Wann wir oft alle Schleckerbissen der Welt postweis in den Magen werfen, und ganze Schüßlen von calecutischem Confekt ausleeren, denn die deutschen Speisen gehören nur für eine Bauernhochzeit. Jetzt müssen die Kapuziner mit Pistätzen und Piscoten gefüttert werden. Die Sardellen müssen im spanischen Wein gebeizt werden, die Materien zu Torten müssen aus den canarischen Inseln genommen werden, wo der Zuckerkandel anstatt der Eiszapfen von Dächern hängt. Wann wir die Luft, die Erd und das Wasser wegen ihrer Inwohner zur Freßkontribution gezwungen haben, und den Magen nicht anderst angefüllt, als wie ein Materialistengewölb, so stehen etliche gleichwohl von der Tafel auf ohne Danksagung, ja anstatt derselben ranzen sich etliche wie die Weber, wenn sie die Leinwand ausmessen. Bei etlichen gibt der Magen gar ein Bauern-Echo, den man durch zwei Zimmer hört, und ist kaum einer, bei dem der Vergelts Gott auf der Zunge Platz hat.
O was großer Unterschied ist nun zwischen den Deo Gratias. Mich wundert nicht, wann Gott seine so freigebige Hand thäte zurück ziehen, und solchen undankbaren Leuten das Brod schmälern.
Schwere Sachen leicht machen, das kann ich nicht. Der heil. Apostel Thomas hat in Indien, etliche Meil von der Hauptstadt Meliapor, nächst an dem Meerport, einen großmächtigen Baum mit seiner Gürtel gezogen, als wie ein geringes Nestel, den sonst viel Leut, sogar auch etliche Elephanten, nicht konnten bewegen.
Schwere Sachen leicht machen, das kann ich nicht. Der große eisene Sarg, worin der heil. Leib
Schwere Sachen leicht machen, das kann ich nicht. Etliche gefangene Christen in einem verbrennten türkischen Schiff wollten sich gern mit Schwimmen salviren, weil aber ihre Ketten und Eisen etliche Zentner schwer, so haben sie sich nicht getraut; nachdem sie sich aber dem heil. Kajetano befohlen, und also voller Zuversicht in das Wasser gesprungen, da ist alles Eisen federgering worden, und ober dem Wasser geschwommen.
Schwere Sachen leicht machen, das kann ich nicht. Was ist aber schwerer, als da schreiben und reden von der Prädestination oder ewigen Vorwahl der Auserwählten, von der Präscienz oder ewigen Vorwahl der Verdammten, von der Gnad, die Gott nach seinem Wohlgefallen unter die Menschen austheilet; schwer seynd alle diese Ding zu reden, schwer zu schreiben, schwer zu fassen, und hat sie noch keine Hochschule für leicht erkennet, und ist es ein so hartes Brod, daß es der Tausendste nicht beißen kann; will demnach ganz rathsam alle subtile und tiefsinnige Materie umgehen, dem Calvino die rostigen Brillen von der Nase ziehen, und zeigen, daß der verruchte Judas sein ewiges Unglück keinem anderen, als sich und seinem freien Willen habe zuzuschreiben.
Ich weiß eine Dama so schön, so schön, dergleichen ihr und ich, ich und ihr unser Lebenlang nicht gesehen haben, noch sehen werden. Die göttliche heil.
Und was das mehrste und höchstens zu verwundern, so ist diese hoch- und wohlgeborne Dama nicht allein nicht stolz, sondern so demüthig und freundlich, daß sie einen jeden grüßt, einem jeden die Hand bietet, auch dem geringsten Bettler, auch einem muffenden Stallknecht, auch einem rußigen Kohlenbrenner, auch einem krätzigen Spitaler, allen thut sie schön, alle ladet sie zu sich, und muß wohl ein grober und büffelsichtiger Mensch seyn, der ihr nicht auch die Hand gibt. Diese wunderschöne Dama heißt Gratia Divina, Ihr Gnaden, das ist, die Gnad Gottes, welche allen Menschen und Adamskindern schön thut, ihnen die Hand bietet, und begehret, in die Seligkeit zu ziehen; alle, alle insgemein verlangt sie selig zu machen, und der in Verlust gehet, der muß seinem eigenen freien Willen solches zuschreiben, sich selbst solches zuschreiben, nicht aber dieser edlen schönen Dama, als die ihm, gleich anderen, die schneeweißen Brätzel geboten, des Willens, ihn zur Glorie zu ziehen, nach der Lehr des heil. Pauli: »vult omnes homines salvos fieri.«
Gott ist wie die schöne goldene Sonn am Himmel,s.v. einen schlechten Misthaufen; nicht allein spendirt sie ihr Licht denen hoch empor erhebten Bergen, sondern auch denen tief unterdrückten Thälern; nicht allein bescheint sie die so herrlich zugerichteten Lustgärten, sondern auch die wüst entlegene und rauhe Einöde; nicht allein schaut sie an mit ihrem strahlenden Angesicht die klar crystallenen Brunnquellen, sondern auch die sumpfigen Moräst und stinkenden Pfitzen. Also auch Ihr Gnaden, Gratia Divina, Gottes Gnad schauet alle Menschen und Adamskinder freundlich an, alle Sünder sowohl, als die Gerechten; alle Menschen, die Juden sowohl, als die Christen; alle Leut, die Heiden sowohl, als die Rechtgläubigen; sie bietet dem Edelmann die Hand in dem Saal, dem Soldaten im Feld, dem Kaufmann im Gewölb, dem Bauern auf dem Acker, dem Bettler vor der Thür etc., und begehrt alle zu sich zu ziehen, alle.
Gott nennet sich eine Feldblum, Ego flos campi. Cant. 2. Aber warum dieß? warum nicht vielmehr eine Gartenblum? beede zwar sind ehrliche Kinder der Erde, und genießen auf gleicher Portion die Gnaden der guldenen Sonne; aber es findet sich dennoch ein merklicher Unterschied zwischen ihnen, denn eine Gartenblum ist gleichwohl Wohnung halber eine Bürgerin, da unterdessen eine Feldblum ein gemeinesego flos campi etc., und zwar darum, Er, der allgütigste Gott, will nicht seyn wie eine Gartenblum, die allerseits eingeschränkt, und mit Zaun und Mauern umgeben, und derenthalben mehr dem Kauspatron oder wenigen andern zu Diensten, sondern Flos campi, er will seyn eine Feldblum, die insgemein allen Leuten zugehörig, die ein jeder, ein Edelmann und ein Bauer, ein jeder, ein Vornehmer und Gemeiner, ein jeder, ein Freund oder Feind, kann anschauen, kann abbrocken, und sich damit ergötzen. Flos horti clausus est, flos campi communis est, ita Christus communis est omnibus.
Ihr Gnaden, die schöne Dama, Gratia Divina, die Gnad Gottes, gehört nicht einem zu, sondern sie liebkoset jedermann, kein Verdammter in der Höll kann aussagen, daß er von dieser sey veracht worden; dem allerbarbarischsten Seyten, so am End des Erdbodens, oder aber in einer von allen andern Menschen unbewohnten Insul sich aufhält, dem wilden Vult omnes homines salvos fieri, sie will halt, daß alle Menschen möchten selig werden.«
Zur rauhen Winterszeit, da die Sonn uns kaum mit einem Aug hat angeschaut, da der Himmel mit einem groben dicken Schleier das Angesicht verhüllt hat, da die Berg ihre Köpf mit weißen Fetzen hatten eingebunden, da die Bäume ganz nackend in größtem Frost gestanden, und vor Kälte gezittert, da die Felder völlig glatzköpfig mit dem häufigen Schnee bedeckt waren, da die Flüß und Wasser im harten Arrest gestanden, und noch nicht in Eisen, weniger in Eis geschlagen worden, da die meisten Vögel ohne Fede oder Passaport in andere Länder gewandert, da die armen Schäfel, obschon mit guten Pelzen versehen, die meiste Zeit müssen zu Haus hocken; zu einer solchen rauhen harten Winterszeit ist Gottes Sohn und der Weltheiland zu Bethlehem in einem Stall geboren, und kaum daß er geboren, da hat ihn Maria die Mutter als noch eine unversehrte Jungfrau in arme Windeln eingewicklet, und in die Krippe gelegt: »Et pannis eum involvit, et reclinavit eum in praesepio.« Das kommt mir in der Wahrheit schier ein wenig fremd vor, denn ich hätte glaubt, diese göttliche Kindelbetterin, indem sie forderist ohne einige Schmerzen geboren, hätte das guldene Kind in ihren Armen behalten, und ihm die Nacht hindurch tausend
Reclinavit eum in praesepio.
Darum, darum, merkt es wohl insgesamte Adamskinder, darum ist's geschehen, damit Gott zeige, daß er allen zugehöre, daß er wegen aller Menschen Heil sey kommen; also hat der Himmel der übergebenedeiten Mutter befohlen, sie soll ihn nicht in ihren Schoos, sondern in die Krippe legen, welches war so viel gesagt, als, da habts ihn, dieser gehört euch allen zu, da könnt ihr Engel ihn anbeten, da kannst ihn Joseph verehren, da könnt ihr Könige aus Orient ihm die Pflicht ablegen, da könnt ihr Hirten ihn finden, ja sogar wollt er sich den zweien vernunftlosen Thieren, dem Ochs und Esel nicht weigern: Non solum hominum ditas et beatificas mensas, sed et foenum factus, jumentorum reples Praesepia, ut tam homines quam jumenta, tam spirituales quam animales suo quemque gradu et ordine salves.«
Ihr Gnaden die schöne Dama, Gratia Divina, ist dießfalls nicht partial, sie begehrt alle selig zu machen, sie grüßt alle, sie ruft alle, sie biet allen die Hand; Niemand ist zu Aufgang der Sonne, Niemand ist zu Untergang der Sonne, Niemand ist gegen Mittag, Niemand ist gegen Mitternacht, Niemand ist in der Welt, den sie nicht in Himmel
Mein heil. Vater Augustinus thut sehr reif erwägen und sehr heilig betrachten jene Wort des heil. Pauli: »extra portam passus est,« warum unser Herr und Heiland hab wollen sterben außer der Stadt Jerusalem? weil doch alle Schlachtopfer im Tempel eine Figur und Vorbedeutung seynd gewest seines Leidens; warum hat er nicht wollen sterben im Tempel? weil man ihm doch hat schimpflich vorgeworfen, daß er ein Verführer des Volks sey; warum hat er nicht wollen sterben in Mitte der Stadt? weil er doch deren Hohepriester, ja der ganzen jüdischen Synagog und der gesamten hebräischen Klerisei ein Spieß in Augen gewest; warum hat er nicht wollen sterben auf dem vornehmsten Platz zu Jerusalem, allwo die meisten Wohnungen gewest der Priesterschaft? extra portam, er, der gebenedeite Seligmacher, wollt deßwegen nicht in der Stadt sterben, damit etwan die Welt sich nicht möchte einbilden, er sey für die Stadt und dero Inwohner allein gestorben, damit man nicht möcht gedenken, sein Blut sey nur für Jerusalem vergossen worden, darum hat er wollen sterben außer der Stadt, darum auf einem hohen Berg, damit männiglich sehe und wahrnehme, daß er für alle sterbe, alle erlöse, und folgsam alle verlange, selig zu machen. »Propterea enim extra Civitatem et
extra Muros, ut intelligas, quoniam communis est hostia pro genere humano oblata .
«
Einige vornehme Contemplanten wollen behaupten, vermög der Wort des psalmischen Davids: »Operatus est salutem in medio terrae,« Ps. 73., als wäre das Kreuz, worauf der Heiland Jesus gestorben, sey gesteckt und aufgericht worden just an dem Ort, wo der Mittelpunkt des ganzen Erdbodens; als sollen die fünf heiligsten Wunden nichts anders seyn, als fünf reichfließende Fontanen, so den ganzen Erdenkreis übergießen, und alle Mackeln abwaschen; als sollen diese göttlichen Lampen oder Leuchter hangen in Mitte des großen Weltzimmers, damit alle Winkel davon erleucht werden. Ja sterben wollt er nicht durch die Hinabstürzung, wie ihn die Hebräer auf einen Berg geführt; sterben wollt er nicht durch die Steine, so die Nazarener haufenweis, einem groben Schauer nicht ungleich, über ihn wollten werfen, sondern sterben wollt er an dem Kreuz mit ausgespannten Armen, damit man sehe, daß er nicht einen oder den andern, sondern die ganze Welt wolle umfangen, und alle seines heiligsten Leidens theilhaftig machen; sterben wollte er mit dem Titel und Überschrift: »Jesus Nazarenus Rex Judaeorum,
Jesus von Nazareth, König der Juden;« aber dieses in dreierlei Sprachen, benanntlich hebräisch, griechisch und lateinisch, unter welchen als Hauptsprachen alle andern der ganzen Welt begriffen seynd, hierdurch zu zeigen, daß sein Blut sey vergossen nicht für ein Volk allein, sondern für alle gesamte Menschen der Welt; alle, alle begehrt er, was an seiner Seite ist, alle, alle Gratia Divina, die göttliche Gnad thut nicht einem das Gesicht zeigen, dem andern den Rücken; Gratia Divina, die göttliche Gnad thut nicht einem die Speis reichen und läßt den andern Hunger sterben; Gratia Divina, die göttliche Gnad thut nicht einem den rechten Weg zeigen, und läßt den andern irrgehen, sondern gegen alle willfährig ist diese holdseligste Dama.
Um dreißig Silberling, o Schelm! um dreißig Silberling, o Dieb! um ein so Spottgeld verkaufest du das höchste Gut, o verruchter Judas! Was dieß für ein Geld gewest, seynd unterschiedliche Meinungen, wie ich schon anderwärtig davon Meldung gethan. Baronius glaubt, es seynd drei tausend Thaler gewesen, aber diesen hat Baradius genugsam überwiesen; Dionysius Karthusianus vermeint, es seynd sechzig Gulden gewest, der aber kann mit keiner rechten Prob aufkommen; Rupertus, St. Thomas von Aquin, Ribera samt andern seynd der Aussag, es sey in allem nicht mehr gewest, als drei romanische Scuta, welches so viel als sechs Gulden; und vermuthlich muß es gar wenig Geld seyn gewest, weil der lasterhafte Gesell nichts ausdrücklich begehrt, noch ihn, den Herrn Jesum, um so und so viel feil geboten; nicht hat er gesagt, hochwürdigste und gnädige Herren, wenn ihr mir in baarem Geld hundert Thaler oder hundert Kronen versprecht zu bezahlen, so will ich euch diesen Nazarener, diesen Zimmermannssohn, einhändigen, sondern er hat es ihrer Willkühr überlassen; »quid vultis mihi dare? was wollt ihr mir geben?« welches so viel lautet, als sage er, gebt mir, was euer Alciatil. de Ponderib. nicht mehr macht, als sechs Gulden. Sey ihm wie ihm wolle, so hat doch der Weltheiland, dem Himmel und Erde zugehörig, dessen Würde und Werk unendlich und unermeßlich, wollen um ein geringes und schlechtes Geld verkauft werden; nicht theuer, damit man nicht meine, er gehöre für die Reichen allein, sondern wohlfeil, damit ihn ein jeder könne bekommen: »Vili vult aestimari, ut ab omnibus ematur.« Mit Einem Wort, Gott ist für alle, keinen ausgenommen, Gott spendiret allen seine Gnad, verachtet niemand, Gott händiget einem jeden Menschen (ich rede dermalen von den Erwachsenen) so viel Gnad ein, daß er damit, wenn er nur will, kann ein Kind der Seligkeit werden; am jüngsten Tag wird sich niemand können entschuldigen, als ob er Gratia Divina, die Gnad Gottes, nicht sey favorabel und günstig gewest, massen diese einem jeden genugsame Mittel spendiret, kraft deren er unter die Seligen kann kommen.
Immensum et Infinitum Divini Luminis pelagus semper paratum est, et patet omnibus ad partcipandum. Areopagit. de Coelest. Hierarch. c. 9.
Amator hominum est noster Deus, et vult omnes homines Salvos fieri, propter quod et solem suum oriri facit super bonos et malos, et pluit super justos et injustos. St. Ignat. Epist. 6. ad Philadelph.
Hi qui non operantur bonum, judicium justum recipient Dei, quia non sunt operati bonum cum possunt. Irenae l. 4. c. 21.
Quantum attinet ad Deum salvae fuissent omnes tribus Israel; imo et omnes mortales. Chrysostom. serm. 16. ad Rom.
Vult omnes Salvos fieri, si et ipsi velint, nullum excipit a Salute. St. Ambr. ad Cap. 1. ad Tim. 2.
In medio Templi misericordia est, in communi posita est, offertur omnibus et nemo illius expres, nisi qui renuit. St. Bernard serm. 1. de Purif.
Wann nur der allmächtige Gott einem jeden Menschen eine genugsame Gnad und sattsame Hülf reichet womit er kann ein Kind der Seligkeit werden, warum gehen denn so viel unzählbare Seelen Hoc quaeris et quereris?
Vernimm mich ein wenig hierüber, und wisse, daß Ihr Gnaden die edelschöne Dama Gratia Divina,einem jedweden die perlweißen Händ darreicht, und will ihn zur Seligkeit führen, aber zwingen thut sie niemand; wenn jemand ein so grober Knopf ist, und weigert solche erzeugte Höflichkeit, so ist's seine Schuld, perditio tua ex Te Israel. Ihre Hand allein thut nichts, wenn du nicht auch die deinige darreichest.
Gott hat zwar dich erschaffen ohne dich, er hat deine Mithülf und Mitwirkung gar nicht vonnöthen gehabt, aber er will dich nicht selig machen ohne dich, seine Gnad kommt zwar von oben herab, wie das Licht über den Saul: »Circumfulsit illum lux de coelo.« Seine Gnad ist nicht anderst, als wie der Stern, welcher die orientalischen Könige zu dem vermenschten Gott nach Bethlehem geführet hat; seine Gnad ist wie die Sonne, vor dessen Aufgang die drei frommen Matronen zu dem Grab des Herrn nicht seynd kommen; seine Gnad erleuchtet, erweckt, ruft, führet, weiset, locket, stärkt, ziehet, mahnet,
Mit zwei Rädern fährt man in Himmel, eines ist die Gnad Gottes, das andere ist die eigene Mitwirkung des Menschen; mit zwei Flügeln stiegt man in Himmel, eine heißt Gratia Divina, die andere Cooperatio humana; mit zwei Schlüsseln macht man den Himmel auf, einen hat Gott, den andern hat der Mensch. Zwei haben die große Weintraube durch die Wüste getragen, einer voran, der andere nach seiner; die Seel kann nicht in den Schoos Abrahams getragen werden, es sey denn, Gott trage voran, der Mensch auch nach seiner. Des Jakobs Himmelsleiter hat zwei Theil gehabt, den obern Theil hat Gott gehalten, der untere ist auf der Erde gestanden; wer in Himmel will steigen, hat zweier Hülf vonnöthen, erstlich die Gnad Gottes, nachmals seine eigene Mitwirkung.
Der Menschen Witz ist gleichwohl schon so weit kommen, daß er den hellen, schnellen und wunderlichen Sonnenlauf kann entwerfen auf einem Platz, so kaum etliche Spannen groß. Eine Uhr an einer weißen Wand mit etlichen schwarzen Strichen und Tüpfeln thut alle Schritt und Tritt zählen des großen Himmelsriesen der Sonne; ein kleiner Fleck einer weißen Mauer ist anstatt eines Papiers, worauf der Zeiger als eine eisene Feder, den ganzen Sonnenlauf abzeichnet, und nach diesem richtet sich der Bauer, wenn er soll gen Acker fahren; nach diesem schickt sich der Handwerksmann, wenn er soll die Arbeit anfangen, oder aber Feierabend machen; nach diesem richtet sich Deus Lux est,« Joan. 1., der Mensch ist ein Schatten, »Fugit, velut umbra,« Job. c. 14. Es ist nicht genug das göttliche Gnadenlicht von oben herab, sondern es muß auch dabei seyn der Schatten der menschlichen Mitwirkung; dahero spricht der heil. Paulus zu den Korinthern: »Non ego, sed Gratia Dei mecum,« durch die Gnad Gottes, sagt er, bin ich wer ich bin, und seine Gnad ist in mir nicht vergeblich gewest, sondern ich hab mehr gearbeitet, als sie alle, nicht aber ich, sondern die Gnad Gottes in mir.
Wie zu Kana auf der Hochzeit der Wein abgangen, und derentwegen die Gäst ziemlich melancholisch da gesessen, um weilen der Feierabend unter die Gläser und Kandeln kommen, und das trockene Wetter » implete hydrias aqua etc.,« sie sollen die großen steinernen Krüg mit Wasser anfüllen, und wie solches werkstellig gemacht worden, da hat er dieß Wasser in den allerbesten Wein verkehret. Leicht hätte er vermög seiner Allmacht können ohne das Wasser den Wein erschaffen, zumalen er alles aus nichts erschaffen; leicht hätte er können durch die Engel von anderwärts her bringen lassen den besten Rebensaft und Muscateller, aber er wollt alles dieses nicht allein thun, sondern zugleich auch der Menschen Arbeit und Mitwirkung dabei haben, er wollt das Wasser in Wein verwandeln, aber sie sollen das Wasser schöpfen, das Wasser tragen, das Wasser eingießen:»In nuptiis ex fontibus Vina, Ministris operantibus, colerantur, utraque enim alteri necessaria est, et industria Gratiae, et gratia Industriae.«
Die Israeliter seynd auf eine Zeit kaum in die Stadt Masphat kommen, und daselbst wollen Pönitenz und Buß thun ihres verübten Muthwillens halber und großer Lasterthaten, da seynd ihnen die Philistäer, als abgesagte Feind, gleich wieder auf den Rücken kommen, und die Stadt mit großer Kriegsmacht umgeben, und wirklich belagert. Dieser unverhoffte feindliche Ueberfall hat unter ihnen den größten Schrecken verursacht, und wenn alle hätten mit
Ein Glaubensartikel ist es, daß solcher Donner und Blitz nicht ungefähr im Himmel entstanden, sondern Gott hat zu allem Fleiß dieses so erschreckliche Kanoniren wider die Philistäer verursacht; wenn aber doch der allmächtige Gott hat wollen den Feind
Ich thue das meinige, sagt Gott zu dem Abraham, und versprich dir deinen Saamen zu vermehren wie die Stern am Himmel und den Sand am Ufer des Meers; aber thue auch du das deinige, verlasse dein Vaterland und opfere mir deinen Sohn auf.
Ich thue das meinige, sagt Gott zu dem Jakob, und will machen, daß dein Bruder Esau das kürzere ziehe, und du das Majorat sollst antreten; aber thue du auch das deinige, und schau, wie du durch Hülf deiner Mutter kannst den Segen vom Vater erhalten.
Ich thue das meinige, sagt Gott zu dem Kriegsfürsten Josue, und verheiße dir gewiß, daß du die Stadt Jericho sollest in deine Hand bekommen; aber thue auch das deinige, und gehe mir siebenmal mit
Ich thue das meinige, sagt Gott zu der Rahab, und will machen, daß dein Haus sicher bleibe vor aller Zerstörung; aber thue auch du das deinige, und hänge das rothe Strickel vom Fenster herab, damit solche Salvegarde die meinigen Soldaten können wahrnehmen.
Ich thue das meinige, sagt Gott zu allen presthaften Leuten bei dem Schwemmteich zu Jerusalem; aber thut auch ihr das eurige, und schaue ein jeder, daß er, auf die Bewegung des Engels der erste im Wasser sey.
Ich thue das meinige, sagt Gott zu dem Noe, und will dich von dem allgemeinen Sündfluß salviren und erretten, dich und deine nächste Verwandtschaft; aber thue auch du das deinige, und verfertige mit deinen Händen ein großes Schiff oder Arche.
Ich thue das meinige, sagt Gott zu dem Naam, und will dich durch meinen Propheten Elisäum vom Aussatz gänzlich reinigen; aber thue auch du das deinige, und bade dich siebenmal in dem Fluß Jordan.
Ich thue das meinige, sagt Gott zu dem König Ezechia, und ich will dir noch dein Leben fristen auf fünfzehn Jahr; aber thue auch du das deinige, und nimm das Pflaster von Feigen, und leg es über den Schaden.
Ich thue das meinige, sagt Gott zu den zwei Schwestern Magdalena und Martha, ich will euern verstorbenen Bruder wieder zum Leben erwecken; aber
Ich thue das meinige, sagt Gott zu dem Petro, und will dich zum Trost der Kirche aus den eisenen Banden und Ketten durch einen Engel erlösen; aber thue du auch das deinige, bekleide dich, leg die Schuh an, und gehe mit mir aus dem Kerker.
Ich thue das meinige, sagt Gott zu einem jeden Menschen, ich spendire deiner Seele meine göttliche Gnad, ich erleuchte dieselbige durch viel innerliche Eingebungen. Ich ermahne dich durch so viel Bücher und Prediger. Ich zeige dir die Fußstapfen so vieler heiligen Leut. Ich schicke dir so viel Plagen und Geißeln, die dich vom Uebel sollten erhalten. Ich hab dir zugesellt einen besondern heiligen Schutz-Engel, der dich immer zum Guten anzufrischen pflegt. Ich erweise dir so viel Mirakul und Wunderwerk, kraft deren du sollest augenscheinlich erkennen, daß ein Gott sey, daß ein Himmel sey, daß eine Straf sey, daß eine Belohnung sey. Ich thue also in allem das meinige, thue aber du auch das deinige, folge meiner Lehr, halte mein Gesetz, erwäge meine unendliche Liebe, fürchte meine Gerechtigkeit, meide die Sünden und Laster. Wenn aber dieß nicht ist, so gib die Schuld nicht meiner Gnad, die dir nicht abgangen, sondern deinem eigenen bösen Willen, der nicht hat wollen mitwirken.
Daß also eine größere Anzahl der Verlornen als der Auserwählten, ein größerer Haufen der Böcke als der Schaf; ein größeres Buch, wo die Verdammten geschrieben seynd, als wo die Seligen. Ist nicht »Cum omnibus aditus pateat et a nemine prohibeatur, propria duntaxat malitia, ingredi recusant.«
Zu einem frommen und heiligen Eremiten ist auf eine Zeit ein Herr kommen, und sich in sein heiliges und eiferiges Gebet sehr stark befohlen, um weilen er auf allen Seiten von Drangsalen und Widerwärtigkeiten überhäuft werde. Der fromme Waldbruder verspricht, daß er in allweg sein Gebet für ihn wollte verrichten, bittet aber anbei um eine Gnad. Was da? Herr! sagt er zu diesem, ich hab schon eine lange Zeit meinen Strohsack nicht gelüftet, ich kann ihn ganz allein nicht zu der engen Zell hinaus bringen, und in die Sonne legen, thut mir so viel zu Gefallen, und helft mir selben hinaus schleppen. Gar gern, sagt der Herr, warum das nicht, und nimmt zugleich den Strohsack mit beiden Händen, des Willens, denselben hinaus zu ziehen, konnte aber mit aller angewandten Mühe wenig ausrichten. Merkt aber endlich, daß der Eremit und Waldbruder mit beiden Füßen auf dem Sack gestanden, und denselben also zurück gehalten. Holla! sagt er zum Klausner, ihr seyd ein seltsamer Mann, wenn ihr wollt, daß ich den Sack hinaus bringe, so helfet mir tragen. Gar recht, setzt hinwieder der Eremit, wenn ihr Gratia Divina, die göttliche Gnad, sie wolle einem jeden helfen, aber mit dem Geding, daß er auch nicht feiere, Cum Minerva manum admove, sondern auch die Hand anlege, Gott der Herr hat es also weislich angestellt, daß unsere Seligmachung nicht völlig durch uns geschehe, damit wir uns derentwegen nicht übernehmen, auch nicht völlig durch ihn, damit wir nicht träg und faul werden, sondern durch seine göttliche Gnad und unsere Mitwirkung.
Genug von der Sach, sagt einer, laß mich auch der Pater reden; ihr streicht mir dieses gnädige Frauenzimmer sehr stattlich hervor, und probirts mit mehreren, daß sie ihrer angebornen Freundlichkeit halber einem jeden die Hand reiche, keinen ausgenommen, einen jeden zu sich ziehe und liebkose. Dieß will ich weiter nicht in Abred stellen, aber wahr ist es gleichwohl, daß sie einem schöner thut, als dem andern; läugnen kann es niemand, daß Gott nicht einem mehr Gnad gebe, als dem andern, und eben dieß scheinet eine Ursach zu seyn, warum so viel in ewigen Verlust gehen. Es findet sich gleichwohl in solcher Gestatt bei Gott eine große Partialität. In Mitte der zwei Thiere ist er in der Krippe gelegen, das ist wahr; in Mitte der zwei Schächer ist er gestorben, das ist wahr; in Mitte der Apostel ist er nach seiner Urständ erschienen, und ihnen den Frieden gebracht, »Nulla iniquitate agitur, si in ipsis quoque fidelium populis non omnibus eadem, neque paria conferantur.« Es ist ja genug, daß Gott einem jeden Menschen so viel Hülf ertheilt, womit er kann in die Anzahl der Seligen kommen. Und woher hast du die Nachricht, daß einer mehr Gnad hat, als der andere? Vielleicht hat Petrus mehr Gnad, weil er frömmer und tugendsamer ist, und Paulus weniger Gnad, weil er schlimmer und gottloser lebt. Aber höre, wie ungereimt diese deine Aussag, denn es seyn kann, daß ihrer zwei eine ganz gleiche Gnad besitzen, und doch einer frömmer lebt, als der andere; die Ungleichheit aber des Wandels rühret nicht von der Gnad her, als welche ganz gleich ist, sondern von der Mitwirkung, weil nemlich einer die Gnad wohl braucht und anwendet, der andere aber selbe mißbraucht, und ihrer nicht viel achtet.
Mein heiliger Vater Augustinus stellet dessen ein hellklares Exempel, es können zwei eines ganz gleichen »Ego sum, qui peccavi, ego, qui in juste ego, qui inique gessi.«
Der die Schuld auf die Gnad Gottes legt, als wäre solche nur Sufficiens, und nicht Efficax gewest, und sey derenthalben verloren gangen, der kommt mir vor wie jener boshafte Orangist, welcher eine geraume Zeit einen Haß getragen gegen einen Schneidermeister, und damit er sich an demselben rächen möchte, also hat er auf eine Zeit öffentlich das Liedel, zwar ohne Gesang auf der Orgel aufgespielt: »Es kiefelt ein Schneider einen Gaisfuß ab etc.« Dieß war nicht allein in dem Haus Gottes eine große Aergernuß, sondern zugleich dem ehrlichen Meister eine große Unbild; solche gebührend abzustrafen, nimmt er einige Kameraden mit sich, des Willens, solchen Muthwillen mit einem dicken hölzernen Koncept abzutrocknen. Als aber der arge Orgelschmied solches
Lächerliche Sachen schicken sich wohl nicht daher, wo man von so hochwichtiger Materie, als da ist die Gnad Gottes, handeln thut; aber wahr ist es gleichwohl, daß sehr viele unbedachtsame Adamskinder die Schuld ihres Lasterwandels der so kleinen und schwachen Gnad Gottes zumessen, so doch mit dem größten Unfug geschieht. Pharao kann das nicht sagen, Esau kann das nicht sagen, Judas kann das nicht sagen, Herodes kann das nicht sagen, Pilatus kann das nicht sagen; denn daß alle diese samt unzählbaren Anderen verloren gangen, ist nicht daran Ursach Gottes Gnad, welche da genugsam war, daß sie damit hätten können die ewige Kron erwerben, sondern Ursach war ihr eigener freier Wille.
Ihr fünf thörichten Menscher, daß euch die Himmelsthür vor der Nase ist zugeschlagen worden, seyd selbst daran schuldig, warum habt ihr bei rechter Zeit euch nicht mit Oel versehen. Ihr saumseligen Diener, daß man euch das Talentum und anvertraute Geld mit Schand und Spott wieder hinweg genommen, seyd selbst daran schuldig, denn indem ihr mit demselben hättet sollen wirtschaften, habt ihr es unter die Erde vergraben. Ihr unglückseligen
So bleibt denn Ihr Gnaden, die hoch- und wohlgeborne Dama Gratia Divina, die göttliche Gnad, in ihrer Reputation; niemand kann ihr was Uebels nachreden, indem sie gegen alle Menschen freundlich und freigebig, und ihre Gedanken niemals, daß ein einiger solle verloren gehen. Daß Judas Iscarioth zum Teufel gefahren ist, ist sie gar nicht daran schuldig. »Non perdidi ex eis quamquam etc.«
Nachdem der verfluchte Böswicht sich schon fest und kräftig vorgenommen, dieses unschuldige Lämmlein den ruchlosen Hebräern, als reißenden Wölfen, zu überantworten, als hat er allen erdenklichen Fleiß und Mühe angewendet, solches werkstellig zu machen. Am Erichtag zuvor, noch wie er spat Abends mit dem Herrn Jesu samt andern Aposteln in dem Garten gewest, und der Herr sowohl ihn als andere zum eifrigen Gebet angefrischt, da hat sich der schlimme Gesell eine ziemliche Zeit absendirt, hin und her in dem
Des andern Tags, unter dem Vorwand, als hätte er etliche Sachen zur Unterhaltung des apostolischen Collegii einzukaufen, ist er von einem zum andern gelaufen aus den Hohenpriestern, und ihnen allerlei Rathschläge an die Hand geben, wie sie doch könnten diesen Verführer des Volks in Verhaft nehmen, damit ihre hochlöbliche Synagog nicht gar zu Grund gehe; er hat den ganzen Tag kaum einen Bissen in sein Maul genommen, stets hin und her gangen und gelaufen, und wie er durch gewisse Nachricht die Kundschaft erhalten, daß die Hohenpriester und Schriftgelehrten bereits alle im Rath versammelt seyn, das war am Mittwoch auf den Abend, da ist er also, bald dahin mehrer gelaufen und mit denselben den gottlosen Kontrakt eingangen, wie daß er denselben den nächstfolgenden Tag bei nächtlicher Weil, damit kein Aufstand unter dem Volk geschehe, unfehlbar wolle einhändigen, hoffe aber, sie werden ihre Parola halten, und das versprochene Geld und Recompens erlegen. Die ganze Nacht am Mittwoch hat der leichtfertige Gesell nicht ein Aug zugeschlossen, und sich hin und her mit allerlei Gedanken abgemartet, wie er doch möge sein verfluchtes Beginnen ins Werk setzen, denn er stund in größten Aengsten, der Herr möchte ihm entrinnen, und aus dem Garn gehen, weil er schon vorhin mehrmal erfahren, daß er vor den Augen der Fascilis descensus averni etc.,
ein leichter Plunder, in die Höll hinunter.« Ich zeige das Widerspiel, daß eine größere Strapaze sey, zum Teufel fahren, als in Himmel kommen.
Christus der Herr gleicht das Himmelreich einem Sauerteig, Matth. am 13. Kapitel zu zeigen, daß einen sauer genug ankomme, wenn er dasselbige will erwerben. Christus der Herr legt die acht Seligkeiten aus auf einem hohen Berg, zu weisen, daß man ohne Mühe und vieles Schnaufen nicht hinauf gelange. Christus der Herr hat auf dem Berg Tabor alle Glorie auf einen Augenblick lassen verschwinden, um weil Petrus so unbedachtsam, daselbst hat wollen bleiben, und also, den Himmel und dessen Glorie ohne Kreuz und Leiden besitzen. Ich will nicht sagen, was Jason hat müssen ausstehen, ehe er in Thracia den goldenen Fluß bekommen; ich will nicht sagen, was der Paris hat müssen leiden wegen der schönen Helena; massen dieses nur Fabeln und grundlose Phantasien der Poeten. Jakob weiß wohl, daß er der schönen Rachel halber, vierzehn Jahr wenig Ruhe gehabt, gedienet; Joseph weiß wohl, bevor er zum Bret kommen in Aegyptenland, was für hartes Holz er hat
Ich hab oft bei mir betracht, daß fast kein Ding in der Welt sey, welches so gar viel müßte ausstehen, als die Leinwand. Erstlich wird das arme Flachs- oder Haarkörnlein gar in die Erde begraben, und zwar in das freie Feld hinaus, als wäre es etwan in einer Exkommunikation gestorben; kaum, daß es nachmals den Kopf wieder hervor hebt, und in dem besten Stand zu seyn glaubt, da erfahrt es die tyrannischen Händ, die es mit Leib und Seel aus seinem Vaterland vertrieben; bald hernach macht man ihm ein solches Schwitzbad, als hätte der arme Tropf die neapolitanische Galanterie am Hals. Wenn es nun die Dürrsucht über und über bekommen hat, so muß es in die Brechel, worinnen es die ganze Haut muß lassen, und bleibt allein der Haar übrig; schindt doch ein Pfleger die Bauern nicht so hart. Nach solcher unerhörten Strapaze zeigen ihm sogar die alten zahnluckenden Weiber ganz eisene Zähne, und ziehen es durch eine Hechel, daß ein Elend ist. Gleich darauf bindt man den Haar an eine Kunkel mit Strick und Band, als hätte er das größte Schelmstück begangen. Es halten ihn oft die alten Weiber an das Maul, aber nicht daß sie ihm ein Busserl oder Kuß wollen versetzen, sondern die wilden Husten speien ihm gar »vestiti lino mundi et candido,« daß die Engel im Himmel seynd angethan gewest mit sauberer und weißer Leinwand. Wann nun die Leinwand muß leiden, so sie will in Himmel kommen, wie vielmehr der Mensch: »Regnum coelorum
vim patiatur, et violenti (non violenti) rapiunt illud.«
Ich glaube endlich schon, und weiche von dieser Aussag ganz und gar nicht, daß es Kreuz und Leiden, daß es Mühe und Arbeit koste, wenn man will das obere Jerusalem erwerben; aber glaub du mir, es kostet so viel, wo nicht mehr, wenn jemand will zum Teufel fahren.
Um Gottes willen! gestern hab ich den Herrn Ildephons von Silbersdorf gesehen, wie gehet er so miserabel daher, hat er doch ein Kleid, daß sich auch kein Dorfschulmeister darinnen schämen sollte; er hat zweierlei Schuh, so viel hab ich können abnehmen an seinen Füßen, welcher ihn aber druckt, das weiß ich nicht; der Stecken, so er trägt, ist wohl kein spanisches Rohr, aber er ist mir gleichwohl spanisch vorkommen, indem ich seinen Herrn Vater sel. gekennt, welcher ihm, diesem Ildephons, so viel tausend Gulden hinterlassen. Wie kommts denn, daß er jetzt so elend worden? hat er etwan ein langes Recht geführt, und bei dem Gericht das Seinige verloren? O nein, der Richter ist nicht daran schuldig, aber eine richtige Merae tricae haben ihm die Armuth nicht ins Haus gebracht, aber Meretrices wohl. Die Donau hat ihm nicht Aecker und Wiesen hinweg gerissen, wohl aber die Donnä; Kriegszeiten oder Bellona haben ihm nicht sein Hab und Gut verschwendt, sondern diese und diese Bella etc., also bezeugt es der weise Salomon: »Qui nutrit Scorta perdit substantiam, qui pascit Meretrices, disperdit
divitas.« Seine Substanz hat er verloren wegen des Adjectum, jetzt merk ich es schon.
Christus der Herr ist in seinem herrlichen Einzug nach Jerusalem geritten auf einer Eselin; auf diesen haben nicht allein die Apostel ihre Kleider gelegt, sondern die anderen Leut haben auch ihre Oberkleider ausgezogen, und selbige auf den Weg ausgebreit; so ist dann die Eselin unten und oben mit Kleidern bedient worden. Wer weiß, wanns ein Esel wäre gewest, ob ihm diese Ehr wäre geschehen, aber was Generis femini, das will viel Kleider haben; mich um Bericht, sagt der Ildephons von Silbersdorf, meine Madam hat mich ein Ehrliches gekost, alle Quartal ist ein Kleid auf sie gangen; das rothe Ei, der neue Jahrstag, der Jahrmarkt, der Namenstag, der Nicolaitag, haben mir ziemlich in Beutel gerissen, es seynd noch einige Auszügel von den Kaufleuten vorhanden, so nicht bezahlt seynd; ich hätte es mein Lebtag nicht geglaubt, daß die Venus Mars-upium soll also verfolgen, jetzt bin ich wohl ein armer Schlucker, der Dies Veneris ist vorbei, jetzt liegt meine Wirthschaft gänzlich im Sabbath.
Vor 10 Jahren ungefähr bin ich bei dem N. N., verheiratheten Herrn, mehrmalen im Zimmer gewest, da war alles im Ueberfluß, von Schnürperl, was schöne Ring, was Armbänder und Ohrengehäng von seiner Frau. Jetzt ist nichts mehr vorhanden; wo ist denn alles hinkommen? wohin? ich darf es nicht recht sagen, aber durch ein Gleichniß wohl. Exod. am 32. Kapitel stehet geschrieben, daß die muthwilligen Israeliter einen Verdruß haben gehabt an dem alten
Dergleichen Gesellen werden oft so arm wegen ihres liederlichen Wandels, daß sie endlich im Spital müssen sterben, die Armuth kommt sie hart an, und verdienen dadurch die Höll. Den heiligen Franciscum von Assis ist seine freiwillige Armuth leicht ankommen, also zwar, daß er solche seine liebe Mutter genennet hat, und hat mit dieser den Himmel verdient, so ist dennoch schwerer zum Teufel fahren, als zu Gott kommen.
Ammon, der königliche Prinz des Davids, ist so dürr und mager worden, daß er wie ein Ladstecken hat ausgesehen, er hätte können mit dem Ellbogen gar leicht ein Loch durch ein eichenes Bret bohren, die Augen seynd ihm also tief im Kopf gesteckt, daß man geglaubt, in diesen Gewölbern seynd keine Aepfel, sondern dürre Birnen oder Kletzen; beede Wangen waren dergestalten eingefallen, daß es geschienen, Quare sic attenuaris maci? 2. Reg. c. 13.,
warum er also am Leib abnehme?« Denn er hat so übel ausgesehen, wie ein Eremit, der am ganzen Leib stets ein härenes Kleid trägt; wenn er solches wegen Gott hätte gelitten, so wäre er einer
Es wären ganze Bücher zu beschreiben, was mancher in edler und schnöder Lieb vertiefte Phantast muß ausstehen; mir fällt dermalen in die Feder, was auf eine Zeit einem Gerichtsschreiber begegnet, welcher in verbotener Lieb mit einer Müllerin gelebt hat; dieser Schleppsack erinnerte allemal dem Schreiber die Abwesenheit ihres Manns. Einmal hat sich zugetragen, daß, wie der Müller ausgereist, sie dem Schreiber eine stattliche Jausen zugericht, welche da bestund in etlichen jungen Hühnern, Schüssel Krebs, Krapfen, Spargelsalat, und anbei ein stattlicher Wein. Ein Student, so dazumal in die Vakanz gereist, suchte da eine Herberg, welche ihm aber von der Müllerin rund ist abgeschlagen worden; der arge Latinist war nicht so dumm, daß er nicht etwas verargwohnet hat, daher er durch ein Fenster ganz wohl gesehen und abgenommen, wie man dem Schreiber so stattlich hat aufgetragen; aber da kaum alles auf den Tisch ist gesetzt worden, schlägt der Müller unverhofft an die Hausthür, denn er was nothwendiges zu Haus vergessen. Auf die erste Stimm war alles in größtem Schrecken, die Müllerin wischt geschwind mit einer Speis unter den Ofen, mit der andern unter das Bett, mit der dritten unter die Bank in einen Winkel, ihm aber, dem Schreiber rathe sie, er solle sich »Arenigs, Ihrevrest, Izort Ammelez, Ostedet, Occasleurs, etc.« allo, eine Schüssel gebratene Hündel vom Ofen hervor; der Müller gehet, sucht, bringt wahrhaftig eine Schüssel Hündel, worüber er sich nicht genug verwundern konnte. Nach diesem fängt der Studiosus mehrmalen an: »Odnaqua, angillam Saggelmi Ottillanzaris, Elibantaz,« allo, eine Schüssel Krapfen unter dem Bett hervor; der Müller sucht, findts, und bringt mit höchster Verwunderung. Der Scholar fährt ferner fort: »Lemachdus Crebiambes formatlach, gnebsamich etc.« allo, einen guten Spargelsalat unter der Bank zu finden etc. Der Müller schaut, findt, trägt und thut sich fast dessentwegen verkreuzigen. »Prognus Gnaballos, Winglanson Tranzarieth etc.,« sagte der Student, und schreit zugleich, eine gute Kandel Wein aus demselben Kästel, wo die alten Handtücher seynd; der Müller gehet, machet auf, zieht heraus eine Kandel voll mit dem edelsten Wein. Wie sie nun beide solches wunderliche Nachtmahl verzehrt, so fragt der Studiosus, ob er, der Müller, wolle auch den Teufel in Menschengestalt sehen; ja, warum das nicht, antwortet der Müller, wann er nur, der Satan, nicht gar abscheulich ist; bene, sagt der Student, allo »Lebztanti, Schnebitti Marcasmos autezion etc.,« hui Teufel unter dem Bachzuber hervor, und packe dich eilends zum Haus hinaus, sonst wirst du tausend Prügel zu gewarten haben; der Bachzuber fängt sich an zu rühren, denn der Arrestirte daselbst wußte schon, daß dieser Befehl ihn angehe, der Müller fängt gleich das heilige Kreuz an zu machen; der Kerl aber saumt sich nicht, kriecht hervor, und nimmt mit höchster Furcht die Flucht; der Müller schreit alsobald auf:
Herr Doktor, was, schreibt ihr ein Recept? warum so viel Dekokt? warum so viel seltsame Kräuter? warum Sassafras und Sassaberil? was seynd das für indianische Tannenzapfen? Pater, es gehört für einen, dem man das inficirte Blut muß wieder reinigen, das Mark in Beinen wieder stärken, und die neapolitanischen Dragoner aus dem Quartier jagen, so dermalen in Frankreich übergangen; es ist halt Venus und Venenum aus einem Ort gebürtig, die Person darf ich nicht nennen, oder aber er muß bei sich behalten, es ist der und der, aber sub Sigillo.
Herr Barbierer, was ist das für ein seltsames hölzernes Gebäu? es scheint, als wäre es ein moskowitischer Krämerladen; das ist ein hölzernes Futteral über einen Menschen; der Kopf schaut oben heraus, es sieht schier her, als wäre es ein kleines Modell, von der Arche, allwo das Fenster auch obenher gewest? Pater, das ist ein Vorschlag, worin man schwitzen muß, das ist ein zeitliches Purgatorium, das ist ein rechtes Angststübel, da muß man des Adams Fluch erfahren: »in Sudore vultus tui etc.,« es suo Rosa.
Mein Herr Eberhard, wie sieht der Herr so schlecht aus, war doch vorhero nichts an dem Herrn als Milch und Blut, wie seynd dem Herrn die schönen Haar also ausgangen, thut er doch ärger mausen, als eine Bruthenne, wie wacklen dem Herrn die Knie, zu einem Weber taugt der Herr nicht mehr, der Herr schaut aus, als hätte er Schwefelhölzel gessen, ist er doch so bleich ums Maul wie eine Amsel, so noch im Nest sitzt, hat der Herr etwan also streng gefast? oder Disciplin gemacht? oder ein härenes und undiscretes Cilicium getragen? Ist der Herr ein Mönch oder ein Einsiedler gewest in Palästina oder Thebaide oder in Egypten? Ach nein, sagt dieser, ich hab Curam animalium gehabt, der Barbier und Bader haben mir die Planeten gelesen, worüber meistens die Venus gewest, weiter will ich nichts sagen, man kennt mirs an der Nase an, als die einen so schlechten Falset speist; die Zähn selbst verrathen mich, seynd ganz schwarz, und gehen in der Klag wegen meiner verstorbenen Unschuld, Patentia! Der heil. Chrysostomus hat gar wohl geredet: »Non soli animae sed et corpori sunt nocivae, eo, quod ex forti fit debile, ex sano aegrotum, ex formoso deforme, ex juvene veterosum etc.« Ach Gott! der Teufel ist mit seiner Waar viel theurer als Gott, es ist härter und schwerer in die Höh zu kommen, als in Himmel, es kost mehr Müh und Drangsal, verdammt, als selig zu werden: wann ein solcher dieß
Der heilige Paulus gibt ihm samt andern Aposteln ein seltsames Prädikat in der 2. Epistel zu den Korinthern: »Nos stulti propter Christum:
Wir seynd Narren um Christi willen.« Aber die Welt zählet weit mehr Narren um Christina willen, als um Christi willen.
Nachdem der tyrannische Abimelech hin und her und forderist an seinen Brüdern große Grausamkeit geübt, so ist er endlich mit seiner Armee zu dem Thurm Sichem geruckt, weil er wohl gewußt, daß die meisten Leut sich dahin salvirt hatten, indem er aber bereits den festen Ort wollte besteigen, da wirft ein Weib ein großes Stück von einem Mühlstein ihm auf den Kopf, und hat ihm das Hirn zerbrochen. O wie oft geschieht, daß ein Weib einem das Hirn verruckt, und gar zu einem Narren macht.
Samson hat verdient, daß alle Zungen sollen von ihm reden, Samson hat verdient, daß alle Federn sollen von ihm schreiben, Samson hat verdient, daß alle Wohlredner sollen ihn hervor streichen: Nimrod stark, Milo Kortoniata stark, Polidamas stark, Starchaterus stark, Kleomenes stark, Archidamus stark, Krates Thebanus stark, Artaxerxes stark, Demokrates stark, aber Samson weit stärker, weit: Löwen zerrissen, wie ein kleines Kitzel, das ist viel; mit einem Esels-Kinnbacken tausend Philister erschlagen, das ist viel; eine ganze Stadt-Pforte wie ein Latern-Trumm auf den Achseln tragen, das ist viel; ein großes Gebäu auf einmal niederwerfen, das ist viel; Invictissimo,
dem Unüberwindlichen, und gleichwohl, o großer Fall! ist dieser Samson so weit kommen, daß er auf die Letzt hat müssen einen Narren abgeben: Pfui! Und in dem großen Tempel Dagon im Beiseyn dreier tausend Menschen wie ein Narr müssen spielen. Sag und frag Jemand, wer ihn doch in ein so großes Elend gestürzt hat? so antworte ich: ein et caetera, ein Dalila, ein Schleppsack, ein gemeiner Grindschüppel, eine Schottenauerin etc. Es ist aber gar nichts neues, daß man wegen der Weiber närrisch wird.
Es ist einer gewest, der sich also in eine deutsche Helena verliebt hat, daß er alle Tag etliche Stund vor ihrem Kontrefei ist niederkniet, ja dero Namen hat er mit einem scharfen Federmesserlein ziemlich tief auf seine Brust geschnitten, und meistens alle Tag mit Salz gerieben, damit sein verwundtes Herz allzeit ein frisches Gedächtniß mache seiner Liebsten: Schellen her, wenn auch eine 100 Gulden solle kosten.
Es ist ein anderer gewest, und zwar in der Stadt Wien, war aber kein geborner Oesterreicher, der hat sich also in ein Weiber-Gesicht vergafft, daß
Mehr ist einer gewest, welcher also thöricht verliebt war in ein solches Weiber-Gespenst, daß er des Wäscherin viel Geld gespendirt, wenn sie ihm das Wasser überbracht, worin der Leinwand-Zeug dieser seiner Madam gedächtlet worden; ob er solches für einen Syrup getrunken, oder aber sein Gesicht damit gewaschen, ist mir eigentlich nicht bewußt; aber gleichwohl Schellen her, und solle man auch drei Meilen hinter Kalekut suchen.
In einem gewissen Herzogthum Deutschlands ist bei den gemeinen Bauern-Gesellen das Buhlen, welches sie das Fenstern taufen, also gemein, daß sie mehrmalen bei nächtlicher Weil, auch im rauhesten Winter, über etliche Stunden gehen, eine halbe Nacht den Kopf zum Fenster hinein halten, und oft ganze Eiszapfen unter der Nase zieglen, eine teuflische Peristhrasius, wo Hitz und Kälte in einem Losament. Schellen her, und sollens auch so groß seyn, wie der Ober-Steyrer ihre Pferd am Hals tragen.
Mir hat selbst einer bekannt, daß er in seiner unbehutsamen Jugend so närrisch gewest seye, daß er gar gern mit seiner Liebsten wäre in die Höll gangen, ja er habe etliche Zeit dero Pantoffel für einen Trink-Becher gebraucht, auch die abgeschnittenen Nägel von ihren Fingern und Zehen in einem Agnus Dei oder
Nicht so viel Unkosten gehen darauf, es braucht nicht so viel Mühe, man hat weit weniger Sorgen, man erspart viel Kümmernuß, es gibt weniger Arbeit, man darf nicht so harte Brocken schlicken, wenn man den Tugendweg gehet, wenn man Gott dienet, wenn man will selig werden, als wenn man will zum Teufel fahren. O wie recht, spricht Salvianus: »Quanto studio infelicissimi hominum efficitis, ut miserrimi in aeternum sitis, quanto minori cura, minori ambitu, id vobis praestare potuistis, ut semper beati esse possetis!«
Ich versichere, daß keiner in meiner reformirten Religion, nie doch über alle massen streng wegen so vieler Disciplin und Geißlung, massen alle Wochen dreimal ein jeder seiner Haut einen solchen Fliegenwedel spendiren muß, streng wegen der steten Chör, streng wegen so vieler Fasttäge, streng wegen Hitz und Kälte, gleichwohl niemand in diesem Orden wegen Gott und seiner ewigen Belohnung also leidet, wie da leidet eine Hex oder Zauberin, so dem Teufel und seinem Anhang dienet, um eines schlechten und einbilderischen Wollusts halber, denen dieser höllische Wust ihnen vorlegt, müssen sie, wie ihre eigene Aussag öfters dargethan, dergestalten leiden, daß nicht zu beschreiben, er schlägts, er kratzts, er zwickts, er wirfts, er würgts, er raufts, er traktirt sie wie Sklaven und Leibeigene, er erscheint ihnen gar oft wie wilder schwarzer Bock, und da müssen sie ihm an dasjenige Ort einen Kuß geben, wo er zum meisten böcklen thut, pfui Teufel!
Lassati sumus in via perditionis, ambulavimus vias difficiles: Wir seynd müd worden auf dem Weg der Ungerechtigkeit und des Verderbens und haben schwere Weg gewandelt.«
Die Unmäßigkeit im Essen und Trinken kommt härter an, als die Mäßigkeit. Was haben die ersten Eltern ins Elend gebracht? Was hat dieses paar Ehe-Volk in solches Unglück gestürzt, daß sie sich nackend und bloß erkennt, und nicht einen Fetzen gehabt, womit sie sich konnten bedecken? Die Schlang, sagst du, ich aber sage, diese nicht allein, sondern ein gewisser Buchstabe aus dem A B C; derselbe sieht aus wie eine Schlang, benanntlich der Buchstabe S. Dieses S. hat den Adam und sein Weib in die äußerste Armuth gestoßen, das verbotene Essen war eine Ursach ihres Verderbens; eben das S. das unmäßige Essen und Trinken bringt manchesmal einen an Bettelstab. O meine Frau! wie gehet es euch so schlecht, eure Wirtschaft ist wurmstichig worden, wie das Manna der Israeliter, eure Hab und Gut ist verschwunden, wie die Glorie auf dem Berg Thabor; euer Geld und große Mittel seynd verwelkt wie die Kürbes-Blätter des Propheten Jonä: euer Glück ist zurück gangen wie der Fluß Jordan; Eure Küsten und Kästen seynd leer wie die Ampeln der fünf thörichten Jungfrauen, in Diversorio hat mir mein voriges Glück divertirt. Ich habe oft den Predigern nicht glaubt, wenn sie den Natur-Kündiger Plinio citirt haben, habe manchesmal vermeint, sie machen mit dem Plinio ein Blindes für die Augen, aber dermalen muß ich es mit der Wahrheit gestehen, was sie mehrmalen gesagt haben, daß nämlich ein Strauß, dieser Feder-Krämer, einen so starken Magen habe, daß er auch Hufeisen könne verdauen, jetzt spüre ich es, und nimm leider wahr zu meinem größten Schaden, daß auch ein Strauß könne Haus und Hof verzehren, denn mein Mann war fast täglich im Wirthshaus beim güldenen Strauß und daselbst hat er das Seinige anworden. Ach Gott!
Vor diesem war zu Ingolstadt in Bayern eine gewisse versoffene Studenten-Rott, bei der einer dem andern den Namen geben Brenner, da hat es täglich geheißen, Bruder! heut wollen wir einander brennen da und da; sie haben einander also gebrennt, daß auch das Geld im Beutel zerschmolzen, welches die armen Eltern im Schweiße ihres Angesichts mußten gewinnen: Dem Urheber dieses Namens Brenner ist es durch göttliche Straf sehr übel gangen, massen er auf eine Zeit sehr wohl bezecht bei nächtlicher Weil bei dem Licht eingeschlafen, welches, weiß
Der Evangelist Lucas schreibt am 10. Kapitel: »daß einer von Jerusalem nach Jericho seye gereist, es mag seyn, daß er ein reicher Handelsmann gewest, und in besagter Stadt auf dem Markt ein schönes Geld gelöst, wie er nun unter Wegs in einen Wald und dickes Gehölz kommen, da haben ihm einige schlimme Dieb und Strässenrauber aufgepaßt, ihn bis auf das Hemmt ausgezogen, und alles bei Pfenning und Heller, was
er bei sich gehabt, hinweggenommen.« Wer müssen diese vermessenen Böswicht gewest seyn? Einige glauben, sie seynd dort herum in der Nachbarschaft zu Haus gewest, dafern es nicht eine pure Parabel ist.
Ich kenne selbst einige, die um das Ihrige kommen seynd, sie haben nicht mehr ein gutes Hemmt am Leib, der Lazarus schaut allenthalben zum Fenster heraus, ihre Schuh seynd auf eine ungarische Modi mit eisernen Nägeln beschlagen: Wer seynd aber dieselbigen gewest, qui despolaverunt eum? die ihn also beraubt, und um das Seinige gebracht? Antwort: Es seynd Oesterreicher gewest, es seynd Tyroler »Qui diligit epulas, in egestate erit, qui amat vinum et pingula, non dabitur.«
Wie Titus Vespasianus die Stadt Jerusalem belagert, worin so viel hundert tausend Juden verschlossen waren, da haben sehr viel aus der Stadt die Flucht genommen, aber alle von dem Feind ertappt, und von ihnen sehr grausam traktirt worden, und andern haben die Syrier und Araber in einer Nacht zweien tausend Juden die Bäuch lebendig aufgeschnitten, und Geld darinnen gesucht, weilen sie gar gewisse Nachricht erhalten, daß viel aus ihnen das Geld verschluckt hätten. Philo in flavum de Legat. ad Cajum.
Wenn man bei vielen soll fragen, wohin ihr Hab und Gut, ihr Geld und Gelds-Werth seye hinkommen, so wüßte man ihnen keinen andern Rath zu geben, als daß sie sollen diesen Schlemmeren den Bauch aufschneiden, denn alles ist durch die Gurgel gangen, alles ist dem Bauch geopfert worden; Charta bibula hat zu viel gekost, jetzt seynd sie wegen der Unmäßigkeit arme Tropfen, jetzt müssen sie Wasser trinken, weil sie zu viel Wein gesoffen. Ach Gott! wenn sie nur die Hälfte oder den halben Theil hätten Gott geschenkt, was für einen hohen Sitz und Thron hätten sie im Himmel zu hoffen, indem sie aber alles dem Teufel geben, so gibt er ihnen dafür die Höll, die Mäßigkeit
Meister, wie seht ihr aus? wer hat euch ein Blaues für die Augen gemacht? Habt ihr doch mehr Farben im Gesicht als ein Regenbogen, was ist euch für ein Schneider über die Nase kommen? Ich glaub, ihr habt mit der Katze duellirt. Warum habt ihr den Kopf verbunden? Seyd ihr erst gefirmt worden, oder aber hat man euch sonst abgeschmiert? Warum tragt ihr den linken Arm in der Schlinge, habt ihr etwa beym Doctor Faust eingekehrt? Ihr habt weniger Haar auf dem Kopf als zuvor, er hat ja dem Kürschner mit dem Stäblein die Schaben nicht heraus geklopft? Der Hals ist auch stark geschwollen, wer hat euch das Pintzger Kreß gespendirt? Bei was für einem Marktschreier habt ihr diesen so groben Schlag-Balsam eingehandelt? Mich, sagt der Meister, hat gestern der Wein übermeistert, bin dessenthalben in einen Greinhandel gerathen, habe erfahren, daß der Wein einen starken Einschlag gehabt; ich hab des Gestößes so viel genossen, daß ich auch einem anderen hätte können ein Bescheid-Essen mittheilen, die Narren, ich glaube, haben mich für einen Ambos oder Feuer-Glocke angesehen, daß sie also unchristlich darein geschlagen, endlich haben sie mich gar die Stiegen eingeworfen daß gar knoppert und uneben Berg ab, ich kann bei meiner Treu heut kaum ein Glied rühren. Der Noe hat wegen seines Rausches vom Cham gelitten, ich aber vom Kämpel, denn sie haben mich dermassen abkämpelt, daß mir noch der Kopf saust, als hätten
Was leide ich! O elender Tropf, ein Geistlicher im Kloster leidet nicht so viel, ein Einsiedler in der Wüste leidet nicht so viel, ein Diener Gottes leidet nicht so viel, als ihr, und dennoch werden diese wegen ihres wenigen Leidens von Gott belohnt, und ihr, wegen eurem vielen Leiden, fahrt zum Teufel. Der heil. Benno hat nur einen ewigen Backenstreich empfangen wegen Gott, der heil. Joannes Dei nur einen, der heil. Philemon nur einen, der heil. Petrus Jeremias nur einen, die heil. Antonina nur einen etc., und seynd doch derentwegen von dem Höchsten wohl gezahlt worden: euch hat man die Haut voll angeschlagen, und dessenthalben könnt ihr den Recompenz beim Teixel suchen.
Wenn ich wäre bei dem Schwemmteich zu Jerusalem gewest, wo eine große Menge und Anzahl der kranken und presthaften Leute gelegen, und hätte einen und andern seines Zustands halber gefragt, da würde ich unterschiedliche Antworten vernommen haben; einer hätte, etwan gesagt, er habe die Gliedersucht, und glaube, es rühre daher, weil er sich so stark erfrieret; ein anderer hätte gesagt, es habe sich die Gall bei ihm ausgossen, und sey er der Meinung, daß er solche Krankheit erblich habe von seinen Eltern; der dritte hätte vielleicht vorgeben, er sey sonst seines Handwerks ein Maurer, und sey einst von einem hohen Gerüst herunter gefallen, wessenthalben er gar auf keinen grünen Zweig könne kommen. Aber hört ein wenig, dort liegt einer, der hat die Wassersucht, »Propter rapulam multi obierunt.«
Frau, wie gehet es heut ihrem Herrn? schlecht, gar schlecht, er hat die ganze Nacht kein Aug zugedrückt, er hat geheult wie die Wölf um Weihnachten, er hat sich zusammengebogen wie eine Passauerkling, er hat geschrien wie ein Nachtwächter, er hat geschwitzt wie ein Postklepper, er hat gestampft wie ein Leinweber; das macht alles die Kolika, oder auf deutsch das Grimmen, dieses ist ein elender Zustand. Zu der Zeit, da Saul über Israel regierte, war kein einiger Eisenschmied oder Messerschmied im ganzen Lande, und folgsam kein Degen noch Spieß zu finden; aber bei einem solchen, der an der Kolika leidet, ist fast nichts als Degen und Spieß zu finden, denn es schneidt und sticht im Leib, als wäre ihm das Ingeweid auf den Marterplatz geführt worden.
Der ammonitische König Hanon hat schimpfweis den Abgesandten des Davids die Kleider bis auf die Lenden lassen abschneiden; aber dem armen Tropfen ist nicht anders, als schneide ihm einer alles Gedärm voneinander. Dem König Saul, spricht Flavius Josephus, hat eine Zauberin weisgesagt durch eine Stimm, so von ihrem Leib gangen: »Erat enim ventriloqua;« aber bei diesem armen Schelm murret es eine ganze Zeit im Bauch, und verstehet doch keiner die Sprach. Der Raphael hat dem jungen Tobiä befohlen, er solle den Fisch aufmachen, und die Gall heraus nehmen, denn solches sehr gut sey vor das Augenweh; der elende Mensch hat so viel Gall im Leib, daß er gar leicht ein ganzes Spital könnte versehen, wenn auch alle einen Zustand an Augen hätten. Das Grimmen plagt ihn dergestalten, als hätte der grimmige Tod schon einen Fourier voran geschickt, der seine Pfeil an ihm probire. Schmerzen hat er, die seynd nicht auszusprechen; Schmerzen hat er, die sind nicht zu beschreiben; Schmerzen hat er, die sich kein Mensch kann einbilden; aber woher kommt solches? hat er etwan zu viel gefast wegen Gott? oder zu viel im Gebet gewacht wegen Gott? oder zu keusch gewest wegen Gott? Um Gott leidt er solches nicht, sondern wegen des Teufels, denn er hat sich also erzürnet, daß ihm die übermäßige Cholera solche unermeßliche Kolika verursacht.
Solitium und Einsamkeit ausgestanden, als ein Mönch unter dem Pachomio oder Paphnutio, und solcher Zeit ist mein Gewerb ins Defizit kommen, daß also in meiner Grammatika lauter Caret zu finden. Unterdessen hat mein Weib den Frei-Herrn-Stand angetreten, und hat sich der Luft bedient, die doch zuvor auf Schneckenart mußte zu Haus bleiben; dem Stadtrichter hab ich müssen hundert Thaler geben, das Rezepisse bestund in einem Kapitel, dergleichen auch der heilige Paulus nie zu den Kretensern geschrieben hat; dem Barbierer hab ich müssen kontentiren, daß ich wohl erfahren, daß er mehr Zugpflaster als Kühlpflaster gebraucht, ja wenn ich einen solchen Wundarzt hätte gehabt, wie der Malchus, dem unser lieber Herr das abgehaute Ohr hat umsonst angeheilt, so wäre ich freilich besser bestanden; in Summa, etliche hundert Gulden seynd dasmal darauf gangen, und hab keinen guten Bissen dafür genossen; aber wie da? ich, sagt er, hab mich erzürnt, und in solchem unbändigen Zorn meinem Diener eine Hand abgehaut; und sonst also mit ihm verfahren, daß er kümmerlich mit dem Leben davon kommen. O mein Kerl! mit aller dieser Ausgab hast du die Höll verdienet, wenn du aber die Hälfte dessen hättest freiwillig den Armen gespendiret, so wäre dir der Himmel gewiß gewest; so ist denn wahrhaftig die Höll theurer als der Himmel, und der Weg zu den Lastern härter als zu den Tugenden.
Ich hab vor sechs Jahren in meiner
Kein Element thut größeren Schaden zufügen inMemento hinzuzusetzen, »Memento homo,
gedenk Mensch, daß du Staub und Asche etc.« Wegen des Aschens, in dem die Kron Frankreich so viel edle und uralte Städt diese Jahr hindurch gelegt hat, haben wir ein ewiges Memento und Gedenken. Sonsten ist der Aerzte Aussag, daß nemlich das Lilienöl gut und heilsam sey, wenn sich einer gebrennt hat. Bei diesen unsern Zeiten erfahren wir das Widerspiel, indem uns die französische Lilie mehr gebrennt, als abgekühlt; Speier, Worms, und andere vornehme Oerter um Bericht etc. Samson hat durch drei hundert Füchs die schönen philistäischen Felder in die Asche gelegt. Die arglistigen Mordbrenner haben sogar das Königreich Böhmen nicht verschonet, wie denn neben andern stattlichen Oertern Anno 1689 den 21. Juni die schöne Hauptstadt Prag durch solche gewissenlose Leut einen unermeßlichen Schaden gelitten, und neben vielen hundert Häusern, so viel herrliche Kirchen und Gotteshäuser in Flammen aufgangen. Was Anno 1683 in Unterösterreich durch den christlichen Erbfeind mit Feuer verzehrt worden, können es die wässerigen Augen nicht sattsam bethränen.
Aber ungeacht des großen Schadens, welchen die Menschenkinder von solchem feurigen Element leiden, ist weit größer das Unheil, so aus dem feurigen Zorn entstehet. Wenn mancher so kurz angebunden, und gleich Feuer im Dach ist. Dergleichen Exempel
In was häufiges Unglück, ja gänzlichen Untergang, seynd nicht mehrmalen die Spieler durch den Zorn gerathen? Zu Parnormi in Sizilien ist ein Spieler in einen solchen unsinnigen Zorn ausgebrochen, nachdem er das Seinige verloren, daß er mit einem Dolch gegen die Bildnuß Mariä der Mutter Gottes gelaufen, und selbige bis auf das Blut verwundet. Solcher Böswicht ist alsobald durch das Gericht zum Strang verurtheilt worden, und zwar sollte er hängen vor der Kirche, gleich hinüber, wo er diese Missethat begangen; weilen aber dort weder Baum noch ein anderes Gericht gleich vorhanden, also ist
Zu Bononien in Italien ist ein Spieler, um weilen er im Spielen ein ungünstiges Glück gehabt, in einen solchen grimmigen Zorn gerathen, daß er einen Stein an die Brust der Mutter Gottes geworfen, so da war an die Mauer gemalt, und selbe gleichergestalt bis auf das Blut verwundet; aber die Rach Gottes ist nicht außen geblieben, denn kaum hat dieser gottlose Mensch den Fuß aus der Kirche gesetzt, da ihn alsobald ein Donnerstreich dergestalten zur Erde niedergeschlagen, daß ihm alles Ingeweid zum Leib heraus gefallen.
Zu Luka, ebenfalls in Welschland, hat gleichermaßen ein Spieler, weil er nemlich um das Seinige kommen, in dem unmäßigen Zorn die Bildnuß der Mutter Gottes mit einem Stein geworfen, und gleich darauf von der Erde lebendig verschluckt worden.
Zu Amerung im cölnischen Gebiet hat auch ein Spieler, nachdem er um das Seinige kommen, aus verdammtem Zorn ein steinernes Bild mit einer Musquete geschossen, und ebenfalls zum häufigen Blut gebracht, worüber er unsinnig worden, und bald in solchem elenden Stand die unglückselige Seele aufgeben.
Zu Mainz in der churfürstlichen Hauptstadt weiß fast ein jedes Kind, was daselbst der vermessene Spieler, mit Namen Schellkrops, aus Zorn gestift hat. Dergleichen Begebenheiten seynd fast ohne Zahl und
Wenn man den Namen einer Person nicht weiß noch offenbaren will, so schreibt man gemeiniglich den Buchstaben N. N. Wie heißt der größte Schelm zu Hof? jedoch mit Erlaubniß, daß ich so grob geredt; Antwort N. N. Wie heißt der schlimme Kerl, so aller Viktorie im Feld Prügel unter die Füß wirft? N. N. Wie heißt der leichtfertige Gesell, so die Mönche und andere Ordenspersonen unter die anderen verhetzt? N. N. Wie heißt das Herrlein, so allen Kanzleien die Dinte so bleich macht? N. N. Wie heißt das Bürschel, so unter allen Künstlern die Freundschaft zertrennt? N. N. Wie heißt der verwegene Gesell, so unter allen Handwerkern die Brüderschaft aufhebt? N. N. Wie heißt der gottlose Gast, so auch bei den Bauern in den Dörfern die größte Ungelegenheit macht? N. N. Wie heißt der nichtsnutzige Schlenkel, so auch in den Spitälern die Suppen versalzet? N. N. Wie heißt der ungeschaffene Limmel, so auch in die geflickten Bettelsäck große Löcher macht? N. N. Was ist aber das N. N.? Ich will es nicht mehr weiter verbergen, es ist der Neid, Bona dies im Spital heißt Neid, das erste Bettlerprivilegium heißt Neid; und es macht der Neid, daß fast jedermann leidt.
Diokletianus ist ein Tyrann gewesen, ich bin auch einer, sagt der Neid; Trajanus ist ein Tyrann gewest, ich bin auch einer, sagt der Neid; Domitianus ist ein Tyrann gewest, ich bin auch einer, sagt der Neid; Quintianus ist ein Tyrann gewest, ich bin auch einer, sagt der Neid; Julianus ist ein Tyrann gewest, ich bin auch einer, sagt der Neid; Numerianus ist ein Tyrann gewest, ich bin auch einer, sagt der Neid; Maximianus ist ein Tyrann gewest, ich bin auch einer, sagt der Neid; und plage, und quäle, und peinige, und martere die Leut mehr als andere Tyrannen. Der heilige Märtyrer Probus hat am Kopf gelitten, die heilige Lucia hat an Augen gelitten, die heilige Aquilina hat an Ohren gelitten, der heilige Tharaccus hat an der Nase gelitten, die heilige Apollonia hat an Zähnen gelitten, die heilige Agatha hat an der Brust gelitten, der heilige Adrianus hat an der Achsel gelitten, der heilige antiochenische Macarius hat an Armen gelitten, der heilige Thyrsus hat am Rucken gelitten, der heilige Andronicus hat am Bauch gelitten, der heilige Gregorius hat an Füßen gelitten;
Aaron und Maria haben einmal wider ihren Bruder Moses übel geredt, und ihn durch die Hechel gezogen; Gott könnt hierüber nicht anders, als diese beide derenthalben zu strafen, aber wie? vielleicht wie jener Priester, von dem Kantipratanus schreibt, der wegen solchen Lastern vor dem Tod sich selbst unsinniger Weis' die Zung abgebissen? vielleicht wie jener vermessene Gesell, dem das Maul samt dem Hals erkrummt, weil er übel geredt hat wider den heiligen König Ludwig in Frankreich? nichts dergleichen, sondern Gott hat den Aaron und Mariam zu sich gerufen, und in dero Gegenwart den Moses über alles gelobt und hervorgestrichen, sprechend? »Höret meine Wort: ist jemand ein Prophet des Herrn, dem will ich im Gesicht erscheinen, oder ich will im Traum mit ihm reden, aber nicht also, mein Knecht Moses, der in meinem ganzen Haus der Allergetreueste ist, denn mit ihm rede ich von
Mund zu Mund etc.« Solches Lob hat die zwei neidigen Leut also gebrennt, als hätten sie eine Hand voll glühender Kohlen geschlückt; es hat sie also gestochen, als hätten sie sechs Dutzend Nadeln eingenommen; es hat ihnen also wehe gethan, als wären ihre Herzen auf die Folterbank gelegt worden etc. »Olea isti ibi;« es ist fast keine Marter über dieselbige, was da ein Neider leidet, wenn er sieht, daß es seinem Gegentheil wohl gehet, darum wegen der innerlichen Schmerzen hat er eine Farb wie ein Schwefel, hat Augen wie ein alter
Auf ein Wort zu mir, du Teufel, mein Kerl, sage du mir, was hat dir der fromme Job gethan, daß du so tyrannisch mit ihm verfahren? warum also mit ihm? warum nicht mit Noe? mit Enoch? mit Elias? mit Moses? mit Abraham? mit Isaak? mit Jakob? mit David? welche gleichfalls große Diener Gottes, und in allen Tugenden berühmte Männer gewesen? Sag mir die Ursach, du verdammter Schelm! willst mit der Sprach nicht heraus, wart, ich will dir solches selbst in deinen Bocksbart reiben. Weißt du dich noch zu entsinnen, woran kein Zweifel, wie dich der allmächtige Gott befragt hat, nachdem du den ganzen Erdenkreis durchwandert, ob du nicht habest in Acht genommen seinen Knecht, den Job: »Quod non sit ei similis in terra? daß seines Gleichen nicht sey auf dem ganzen Erdboden?« Ja, ja, freilich; was denn? gar recht, sagt der Teufel, ich gestehe es; wie ich hab gehört, daß der Job also gelobt worden, daß seines Gleichen nicht sey, das hat mich also verdrossen, das hat mir also wehe gethan, daß ich nicht habe gewußt, was ich soll anfangen, und darum habe ich alle möglichen Mittel und Weis' gesucht, wie ich ihn könne stürzen.
Was den Teufel damalen geschmerzet und gequälet hat, dasselbe leidet noch auf den heutigen Tag ein jeder Neidhardt; sag einer nur in Gegenwart etlicher Damasen, welche sich auch hübsch zu seyn gedunken, daß Isabella Ioanneta von Weißenegg die Schönste sey, und ihres Gleichen nicht, das wird eine und Ja seines Gleichen nicht! daß wir einem und dem andern das Herz also treffen, daß er zappelt und zittert wie der Fisch, welchen der jüngere Tobias aus dem Wasser gezogen; man wird tausend Kalender machen, wie über die Sonn eine Finsternuß zu bringen sey; man wird alle Schaufeln probiren, bis man diesem eine Grube gräbt; man wird alle Wälder durchsuchen, bis man einen Prügel findet, den man ihm unter die Füß werfe. O Neid! sag einer nur, daß Heinrich Artenberger in der Gegenwart aller Maler der beste Künstler sey, und zwar der Zeit sey seines Gleichen nicht; da wird es einem und dem andern nicht anders seyn, als hätte ihm ein Hechelmacher alle seine Waar in Busen geworfen, es wird ihm eine solche Röthe im Gesichts aufstehen, daß er sein Lebtag keine solche Florentinerlack gebraucht, er setzt ein ganzes Dutzend Brillen auf die Nase, damit er demselben einen Fehler könne finden, das Herz ist ihm wie ein harter Reibstein, worauf der Teufel schwarze Farb zuricht, den anderen nach Möglichkeit zu verschwärzen. Sag einer nur im seines Gleichen nicht; das wird einem und dem andern das Herz dergestalt hupfet machen, als hätte der Teufel einen Tanz aufgemacht, er wünschet ihm anstatt der Modibänder lauter Strick, er wünscht ihm anstatt des englischen Tuchs lauter Teufel, er wünscht ihm anstatt des seidenen Zeugs lauter Bussi, er wünscht ihm anstatt der Ellen lauter Prügel etc. O Neid, sag einer unter etlichen Herren Doktores, der Doktor Curatius sey bei diesen Zeiten der beste, und findt man dermalen unter allen seines Gleichen nicht. Holla, da wird einer und der andere mehr haben von der Gall, als von Galleno, einer wird sagen, er wisse so viel als jene Medici, denen das Weib, so am Blutgang gelitten, als das Ihrige angehängt, und doch nicht kurirt worden; Matth. K. 9. Ein anderer wird sagen, er habe von ihm ein Recept gelesen, das hat gelautet: »et sui eum non receperunt etc.« Vom Dritten wird man hören, er sey ein paduanischer Doktor, aber mache weit weniger Wunderwerk, als Antonius von Padua etc. O Neid!
Sie essen nicht, sie trinken nicht, sie ruhen nicht, wer? Die sauberen Synagog-Brüder, die hebräische Priesterschaft, sie laufen, sie schnaufen, sie fragen, sie klagen, sie schreiben, sie treiben, sie hören, sie thören, sie hetzen, sie wetzen, sie brennen, sie rennen, sie dichten, sie schlichten, sie leiden erschrecklich, weder Ost-Wind, weder West-Wind, weder Nord-Wind, weder Süd-Wind, können auf dem Wasser so viel Wellen seines Gleichen nicht zu finden, das hat sie fast unsinnig gemacht, das hat sie dergestalten geschmerzt, daß sie oft weder schlafen, noch essen, noch trinken konnten. O ihr elende Narren, wegen des Teufels leide ich so viel, es bleibt halt noch wahr und klar, daß es nicht so viel Mühe koste, in Himmel zu kommen, als in die Höll.
Herr Reichard, ihr habt ein schönes Neiglein Geld beieinander, Gott vergönns euch, ich hab den Herrn noch wohl gekennt, wie sein ganzer Kram in etlichen Ellen Bändeln bestanden, weiß auch wohl, wie er sein ganzes Handel-Gewölb im Korb herum getragen, und ein edles Mitglied gewest der Savoyarden. Wahr ist es, mein Pater! aber mit Faullenzen hab ich solches nicht erworben, es wäre kein End, wenn ich sollt alles erzählen, was ich hab ausgestanden. Ich bin viel Jahr von einem Markt zum andern gereist, und tausend Ungelegenheiten ausgestanden, ich bin gar auf Leipzig gereist, aber dem Leib gar wenig Guts gethan, oft in dreien Tagen keinen warmen Bissen zu mir genommen, und also den Blasbalg leicht ersparen können; ich hab unter den Unkatholischen wohl doppelt katholisch gefast, und ist bei mir wohl doppelte Vigil gewest. Bei meiner Tafel hat sich selten eine
O mein Herr Jesu! was stehet man nicht aus wegen eines zeitlichen Gewinns, was leidet man nicht wegen des Gelds, wie theuer kauft man die Höll. Wie emsig dienet man dem Teufel. Nicht halben Theil so viel Mühe und Marterkost der Himmel, wenn ein Geiziger und Geld-Egel sollt so viel wegen Gott leiden als wegen des Mammons, so würde er unfehlbar eine große Kron im Himmel haben.
Der böse Feind bekommt von Gott dem Allmächtigen die Gewalt, daß er nach Belieben hat können mit dem Job umgehen; aber wie greift er ihn an, damit er denselben zu einer Ungeduld möge bringen? Er nimmt ihm anfangs Hab und Gut, Haus und Hof, alle Habschaft und Wirthschaft, und läßt ihm nichts übrig als ein böses Weib (ein lieber Schatz!) nachdem er gesehen, daß er auf solche Weis' diese starke Säul der Geduld nicht kann umwerfen, so erhält er von Gott eine neue Gewalt, daß er den Job hat dürfen an der Gesundheit angreifen, wie er dann folgsam alle erdenkliche Krankheit ihm übern Hals geschickt, percussit Job ulcere etc. Job cap. 2.
Geld und Gut liebt man sehr,
Aber die Gesundheit noch
vielmehr.
Wenn dem also, warum thut denn der Satan den Job nicht gleich an der Gesundheit antasten? Warum geschwind an dem Reichthum? Höre die Ursach, der böse Feind hat glaubt, der Job seye wie andere geizige Geldnarren, welche da lieber leiden am Leib, als an ihrem Reichthume, wenn eist Geiziger krank wird, und ihm der Doktor etwas von kostbaren Medizinen, als von Bezoar, von Auro Potabili, von Alexipharmaco und dergleichen vorschreibet, so wird er lieber einige Hausmittel wollen brauchen, etwan eine Messerspitz voll eines verdorbenen Midritats, als dergleichen stattliche Mittel, will also lieber leiden am Leib, als am Beutel, ja sogar lieber Hunger leiden, Durst leiden, Mangel leiden, Schmerzen leiden, als am Geld leiden, ei so leide!
Wegen Gott leidet man bei Weitem nicht so viel, als wegen Gold, wie viel geben sich dessenthalben in die größte und augenscheinlichste Todesgefahr. Zu Wien habe ich selbst gesehen, wie einer mit Leitern, so von lauter Stricken gemacht war, zuhöchst des Stephanus-Thurms von außen her hinaufgestiegen,
Freilich, freilich ein Geiziger scheut sich vor keiner Gefahr, weigert keine einige Arbeit, er plagt sich Tag und Nacht, wenn er nur kann den Gewinn erhaschen, nachdem ihm die Zähne wässern, aber lege ihm ein Beichtvater eine Buß auf, er soll einen einigen Tag im Wasser und Brod fasten, er solle zwei, drei Stunden weit Kirchfahrten gehen, er soll drei heilige Messen nacheinander hören, da werden tausend Reden und Entschuldigungen zu vernehmen seyn, da wird man bald in allen eine Unmöglichkeit schmieden, da wird man sehen, daß wegen des Interesse ein Peter die ganze Nacht hat können arbeiten und fischen, und nicht eine Stunde mit unserm lieben Herrn im Garten wachen und beten: Eine ganze Butten voll Travalien trägt der Geizige gern wegen eines öden und schnöden Gewinns, aber etliche Quintlein wegen Gott fallen ihm gar zu schwer, durch großes Kreuz und Leiden geht der Geldlimmel in die Höll, da er doch mit leichter Manier konnte in Himmel kommen, zu Wasser
Die Hoffart ist ebenfalls ohne Leid nicht. Gott der Herr hat im alten Testament ganz genau angeben, wie das Kleid des Priesters Aaron solle gemacht werden, erstlich ein langer Rock von himmelblauer Seide, aber unterhalb bei den Füßen mußten ringsherum Granatäpfel seyn von himmelblauer Seide, von Purpurseide, und von zweimal gefärbter, rother Seide, und zwischen diesen Granatäpfeln mußte allezeit eine goldene Schelle hangen, damit also der Klang gehört werde, wenn der Priester zum Heiligthume eingehet. Ueber diesen wunderseltsamen Aufzug seynd allerlei gar schöne und hochweise Auslegungen, deren ich dermalen allhier geschweige, aber in der Wahrheit bei der jetzigen muthwilligen Welt ist ein so wunderlicher Aufzug in den Kleidern, daß man füglich unten und oben könne Schellen anhängen, denn er konnte ja närrischer nicht seyn, und dieses macht alles die Hoffart.
Wie unser lieber Herr zu Nazareth in der Synagog mit männiglicher Verwunderung, die heilige Schrift ausgelegt, da haben sich einige gefunden, welche von Ihm begehrten, Er wolle und solle auch dergleichen Wunderwerk in ihrer Gegenwart und an ihrem Orte sehen lassen, wie Er zu Karpharnaum gewirket hat, auf solches Ersuchen aber hat der Herr geantwortet:
»Nemo Propheta acceptus est in Patria sua, etc. Wahrlich Ich sage euch, kein Prophet ist angenehm in seinem Vaterlande.«
Bei jetzigen Zeiten kann man fast von allen Dingen sagen, so in unserm Vaterlande gefunden »non est acceptum in Patria etc.« Es ist nicht angenehm Sammet und Seide, Silber- und Goldstück, Tuch und Leder, Spitz und Porten, ja alles was zur menschlichen Hoffart dienlich ist, wenn es noch gut wäre, so ist es doch nicht angenehm, weil es in unserm Vaterlande, in unserem werthesten Teutschlande gemacht, wohl aber, wenn es mit großen Unkosten von anderwärts anhero gebracht wird, forderist aus Frankreich, etc. Die Weiber haben sonst den gemeinen Ruf, daß sie fromm und andächtig seyn, pro devoto mineo Sexu, etc. aber ich gebe ihnen sogar das Lob, daß sie geistreich seyn, jedoch nach meiner Auslegung, denn die meisten Weiber haben einen Geist, es mag aber wohl Spiritus tartari seyn, ein Geist der Hoffart, so sie durch die Kleiderpracht sattsam offenbaren: nicht allein seynd sie geistreich, sondern befleißen sich auch auf die guten Werke, absonderlich thun sie gern die Fremden beherbergen, aber nur, verstehe mich wohl, fremde Kleider-Modi, wenn etwas Fremdes in die Stadt Wien kommt, da will eine jede die erste seyn, die fremde Modi, den fremden Zeug in ihre Herberg aufnehmen; aber es kost viel, was schadet es, sagt manche, ich will es lieber am Maul ersparen, wenn ich nur kann sauber daher gehen, ich will lieber schlechte Brocken genießen, wenn ich nur einen schönen Prokath kann tragen; ich will lieber mit einer Wassersuppe Vorlieb nehmen, wenn ich nur einen gewässerten Taffet am Leib habe. Ich will lieber rockene Knödel oder Knöpfle essen, wenn ich nur einen säubern Rock kann haben. Gewiß ist es, daß viele Weiber einen Fasttag am Maul haben, damit sie nur einen
Vor etlichen Jahren war zu Wien, in unserer großen Hofkirche, eine besondere Solennität, bei welcher eine Menge des Volkes erschienen, und folgsam ein starkes Gedräng unter den Leuten, unter welchen sich auch neben andern ein Weibsbild hat eingefunden, die da in einem sehr prächtigen Aufzug daher gangen, weil nun bei solchem Gedräng die Dieb gemeiniglich den beßten Markt haben, also hat es an dergleichen Böswicht dazumal auch nicht gemangelt, unter denen einer so freventlich gewesen, daß er in Mitte des Gedränges besagtem Weibsbild mit einer Scheer den ganzen Theil des schönen Oberrocks von hinten her völlig abgeschnitten, und solches sie im Geringsten nicht wahrgenommen, bis sie nach einem kleinen Verlauf des Volkes zur Kirchenthür hinaus gangen, und durch das ungestüme Gelächter des Volkes unter den Handel kommen, alle konnten nicht genugsam das Maul aufreißen über diese elende Hoffart, dann es ihr weit übler angestanden, als den Davidischen Gesandten, so fast dergleichen Schmach von dem Ammonischen König erlitten, massen sie, wie die Anwesenden bekennet, ein so elendes Unterröckel getragen, daß man mehr Fleck an demselben gezählt, als der Jakob an den Schafen des Labans. Die allerschlechtigste Tändler-Bude war mit besserer Waar versehen, als dieses Unterkleid. Die alten Lumpen, womit der Prophet Jeremias aus der tiefen
Adam und Eva die ersten Eltern, nachdem sie so spöttlich das göttliche Gebot übertreten, und sich nachgehends nackend ekennt, haben sich das erstemal mit Feigenblättern bedeckt, bestunde also der Schurz oder das Kleid in Blättern. Solcher Aufzug hat der Zeit noch nicht abgenommen, denn vieler hoffärtigen Leut Kleider bestehen in lauter Blättern, gehe Jemand nur hin zu einem Kaufmann, und durchlese seine Schuldbücher, da wird er dieser und dieser Person schöne, seidene Kleider in allen Blättern finden, darum kein Wunder, daß der Kaufmann sie alle Tag überlauft, alle Stunden beunruhiget, ihnen ein Auszügel über das andere in das Haus schickt, welches ihnen nicht leichter vorkommt, als wenn der Teufel ihnen eine Staffette thäte schicken. Das Buch Exodi oder des Auszugs hat Moses beschrieben, und vierzig Kapitel darin gemacht, aber der Kaufleut ihre Auszüg verursachen nicht wediger Kapitel und Verweisungen,
Keine Feder kann es beschreiben, was ein Federhans leiden thut, verstehe einen ehrsüchtigen Menschen, der gerne fliegen möcht. Zu Jerusalem war ein berühmter Schwemmteich, worin die Schaf und Lämmer wurden gewaschen, ehe und bevor sie in dem Tempel geschlacht und geopfert worden, denn unser lieber Herr mag nichts Unsaubers, darum wundert mich sehr, daß etliche Eltern, wenn sie eine krumme, eine buckelte, eine einäugige Tochter haben, nur deßwegen gleich damit ins Kloster eilen, als seyen sie schon gut für unsern Herrn, weil selbige die Welt nicht acht. Bei besagtem Schwemmteich war eine große Menge der kranken und presthaften Leute und Krüppel, aus Ursachen, weil zu Zeiten, jedoch ungewiß der Tag und die Stund, ein Engel von dem Himmel gestiegen, selbiges Wasser bewegt, wovon geschehen, daß der erste so sich in benannten Teich hinein gelassen, von seiner Krankheit völlig los und frei worden. Da sollt einer gesehen haben, wie die armen Tropfen sich beflissen haben. Sie haben oft eine ganze Zeit nicht ein Aug zugeschlossen, nicht eine Viertelstund lang geschlafen,
Die Welt ist natürlich ein solcher Schwemmteich, allwo eine große Menge der Leute seyn, so unterschiedliche Krankheiten und Seuchen haben, absonderlich seynd ihrer viel, welche an der Ehrsucht leiden, viel seynd derer, ein jeder will der erste seyn, und will den Vorgang haben: Qui prior descendebat, etc. und hierin sparen sie weder Mühe noch Arbeit.
In der Ante-Camera eines sehr großen Landesfürsten, und zwar eines gekrönten Haupts, hab ich einmal zwei Budelhund angetroffen, denen ein jeder, so dahin kommen, dermassen schön gethan, daß ich mich höchst darüber verwundert. Der Tobias hat sein Hündlein sehr geliebt, aber besagte zwei Hund waren in weit größeren Gnaden. Ja ich sahe einen Kavalier, der ein gebratenes Kapauner-Bigel aus dem Sack gezogen und diese beide damit regalirt. Ein anderer hat sich mit sanfter Hand über den Rücken gestrichen, und ist wenig abgangen, daß er ihnen nicht gar die Flöh abgesucht; ich fragte aus Vorwitz den Thürhüter, was diese für Hund wären, und wie dero Namen? Hab ich endlich die Antwort erhalten, daß einer Avanzo, der andere Apoggio heiße, woraus ich leicht konnte abnehmen das Ziel und End dieser Hofherren, als das Ante-Camera nichts anders suchten, als das Ante, benanntlich das Antecedere und des Teufels Gloria in Excelsis, worüber ein vornehmer Kavalier mich mit einer langen Ansprach
Luk. am 11. Kap. wird einer beschrieben, der einen stummen Teufel. Diesen Zustand hat auch ein Hof – Herr, und muß mehrmalen das Maul halten, und darf nicht reden, was er gerne wollt.
Marci am 10. Kap. wird registrirt, daß einer mit Namen Bartimus, ein blinder Bettler, unweit Jericho am Weg gesessen, wie der Herr Jesus vorbei gangen. Diesen Zustand hat auch ein Hof – Herr, und muß gar oft thun, als wenn einer ein Ding nicht sehe.
Marci am 7. Kap. wird umständig verfaßt, daß nächst dem galiläischen Meer seye ein Tauber und gehörloser Mensch zu unserem Herrn geführt worden. Diesen Zustand hat auch ein Hof – Herr; er muß sich gar oft stellen, als thue ers nicht hören, was man auch übel von ihm redet.
Luk. am 13. Kap. wird mit mehreren Worten verzeichnet, daß an einem Sabaoth der Heiland in der Synagog ein Weib angetroffen, welche achtzehn Jahr vom bösen Feind also gekrümmt war gegen die Erde, daß sie nicht konnte übersich sehen; diesen Zustand hat auch ein Hof-Herr, er muß vor lauter
Act. am 10. Kap. wird man finden, wie einmal ein großes leinenes Tuch vom Himmel herabgelassen worden, voll mit Schlangen, Attern und andern wilden Thieren, und anbei ein Befehl, Petrus soll alle Ding essen; dieß muß auch ein Hof – Herr thun, ja zuweilen wohl gröbere Brocken schlicken.
Am 1. Buch der Könige am 5. Kap. wird gar deutlich vorgetragen, wie daß der Abgott Dagon vom Altar heruntergefallen, und folgsam den Hals gebrochen, ja gar den Kopf verloren, aber gleichwohl dieser Trunkus und ohne Kopf hat müssen von den Philistern verehrt werden. Ein Hof-Herr muß nicht weniger dieß thun und mehrmal einen verehren, ja gleichsam anbeten, von dem er doch weiß, daß er keinen Kopf, oder wenigst gar einen schlechten hat.
Joan. am 20. Kap. wird gemeldet: nachdem Petrus und Joannes die trostreiche Zeitung von Magdalena vernommen, daß der Herr seye vom Todten auferstanden, da seynd sie beede nach dem Grab gelaufen, aber Joannes präkurrirt, der ist vorkommen. Ein Hof – Herr muß nicht nur einmal mit größtem Verdruß sehen, daß ihm ein Anderer, oft ein Jüngerer, vorgezogen werde und vorkomme.
Im 1. Buch der Könige am 17. Kap. wird erzählet, daß David, obschon klein von Person, seye wider den ungeheuren Riesen Goliath ausgangen, aber denselben zu überwinden, hat er nothwendiger Weis müssen in die Taschen greifen; das muß ebnermassen ein Hof – Herr thun, will er fortkommen und weiter
Indik. am 5. Kap. ist zu vernehmen, was Gestalten der Samson sich an den Philistäern gerächet und ihnen mit dreihundert Fuchsschweisen großen Schaden in den Traidfeldern verursacht. Ein Hof-Herr muß sehen, wie er dergleichen Wünschruthen von besagten Hennendieben bekommt, womit er leicht andern einen Schaden ihm aber Glück und Promotion seines Vorhabens verursacht.
In Summa, ein Hofherr, ein solcher, der nach Ehren, Aemtern und Dignitäten trachtet, muß Zentnerweis Mühe und Arbeit anwenden, muß Klaster-weis Verdruß und Disgust ausstehen, muß Butten – weis schmieren und spendiren, muß Duzent-weis sich bucken und neigen, muß weit mehr schwitzen, als ein Baumsteiger in Oesterreich, an einem Kirchtag etc. O Gott! wenn er wegen deiner nur das Drittel thäte aus stehen, so würdest du ihm solches hundert und tausendfältig in dem Himmel vergelten, aber alles dieses leidet er wegen seiner Ehrsucht; so ist ja noch wahr, und bleibt wahr, daß der Teufel theurer mit der Höll, als Gott mit dem Himmel, daß leichter sey in die Glorie zu kommen, als in die Verdammniß, daß besser und ebener seye der Weg zu den Tugenden, als zu den Lastern, vermög der Sünder Aussag: »Lassati sumus in via iniquitatis.«
Kornelius a Lapide führt nicht umsonst den Zunamen von Stein, zumalen er wegen seiner so herrlichen Bücher und Schriften ein besonderer Eckstein gewest der römisch – katholischen Kirche, ja anbei ein Edelgestein der herrlichen und berühmten Sozietät Jesu etc. Dieser hocherleuchtete Skribent schreibt unter andern in Auslegung des heil. Evangelii, so von Matthäo verfasset worden, daß zweifelsohne der verrätherische und gottesmörderische Judas Iscarioth zum allertiefesten in der Höll sitze, nächst dem abtrünnigen Erzteufel Luzifer. Anno 1605 hat der böse Feind zu Levenberg in Schlesien ein Mägdlein mit zwölf Jahren besessen, und mit derselben ganz tyrannisch verfahren; bald hat er sie auf den Kopf gestellt, daß sie wie ein lebloser Stock gestanden; bald stürzt er sie auf die Erde, daß die Händ und Füß so starr empor gestreckt, daß sie von keinem auch dem allerstärksten Menschen konnte bewegt werden; bald trieb er ihr die Augen aus dem Kopf, daß selbe wie zwei große Hühnereier hervorgestanden; gar oft hat er sie in die Höhe hin und her geworfen wie einen Ballen; bisweilen ergrimmte sich dergestalten, daß sie mit den Zähnen große Stück Steine aus der Mauer gerissen; zu Zeiten streckte die erkohlschwarze Zunge eine Spanne lang zu dem Mund hervor, und hupfte auf derselben bald in der Gestalt eines kleinen Mäusleins, bald eines Frosches. Dieser verdammte höllische Geist hat sich unter anderm verlauten lassen, daß Jüdas, Pilatus
Grammatika, was sagst du von der Hölle? ich, sagte die erste freie Kunst, ich trage vor alle schönen Regeln, kraft deren meine Diszipul die Latinität ergreifen, und keine Böck machen; aber in der Höll würde ich gar wenig geachtet, weil die Hölle voller Böck, nach der Aussag des Heilands Jesu selbst, der da bei dem Evangelisten Matthäo gesagt hat: »Daß des Menschen Sohn am jüngsten Tag werde kommen, zu richten die Lebendigen und die Todten, und folgsam die Schaaf, als seine Auserwählten, stellen zu der rechten Hand, die Böck aber, als Verlorne,
zu der linken.« So ist dann die Höll voll mit stinkenden Böcken, wie kann es anders seyn, sagt Grammatika, daß nicht grobe schändliche Böcke heraus kommen, wenn man nicht lernt dekliniren, »Declina a malo et fac bonum.«
O was für ein abscheulicher Gestank ist unter diesen Böcken! In göttlicher Schrift und forderist im Evangelio findet man, daß die Weibernasen sehr heiklich seyn. Nachdem Lazarus, ein Bruder Magdalenäjam foetet etc., pfui, er stinkt schon,« denn es bereits schon vier Tag, daß er im Grab liegt. Pfui, ein armer Bauer, der anstatt der Marschellen ein wenig Knoblauch zu sich stenommen, und in der Kirche seine Andacht verricht, wenn er etliche inbrünstige Seufzer gegen Himmel schickt, kann leicht seyn, daß zuweilen der Knoblauch ihnen bis halben Weg das Geleit gibt. Aber was sagt die Dama, die in dem nächsten Stuhl in dem Eifer halb verruckt ist? pfui, pfui, sagt sie, und greift alsobald um nach dem Balsambüchsel, um ein l'Eaudela Reyne oder Königinwasser, schmiert die Nase, ja sie eilt gar aus der Kirche, denn sie sonst in Ohnmacht thäte fallen. O meine heikliche Nase! wie wirst du den Gestank können erdulden so vieler Millionen Böck in der Höll? zumalen der heilige Bonaventura sagt, wenn eines einzigen verdammten Menschen Körper aus der Hölle in die Welt getragen würde, so gäbe er einen solchen Gestank von sich, daß hievon die ganze Welt infizirt würde. Der heilige Isidorus schreibt, daß ein gewisser Teich oder Weiher sey, woraus ein solcher stinkender Dampf empor steigt, daß davon die Vögel in der Lust verrecken.
Der römische Tyrann Ezelinus hat zu Padua eine solche Gefängnuß aufgericht, dergleichen die Welt noch nie gesehen, denn diese ohne einziges Licht, ohne einige Luft war. In solchem erschrecklichen Kerker
Der Evangelist Matthäus registrirt, wie einst der Herr Jesus die Teufel ausgetrieben aus zwei besessenen Personen; diese höllischen Larven aber rechten ein Memorial über, und verlangten, es möchte der Herr doch so gütig seyn, und sie nicht in die Höll hinunter schaffen, sondern die gnädigste Erlaubniß ertheilen, daß sie dürften in die nächste Heerd Schwein fahren; so fahrt fort, fiat, ihr Saunarren; kaum aber, daß solche höllische Larven in diese berüßelte Herberg kommen, so hat sich die ganze Heerd mit größter Ungestüm in das Meer gestürzt. Der heil. Petrus Chrysologus gibt dessen Ursach, und sagt, daß die Schwein,
Severus Sulpitius schreibt, daß ein böser Feind dem heil. Bischof Martino erschienen, und zwar in Gestalt eines majestätischen Königs mit herrlichem Purpur, goldenen Kron und Scepter, anbei sich verlauten lassen, daß er Christus der Herr sey; Martinus erkannte bald die Arglist des Teufels, machte weiter nicht viel Reverenz, ja zeigte ihm noch den Rucken, und sagte, er habe noch nie einen so hoffärtigen Christum gesehen, sondern derselbe sey ihm mehrmalen erschienen mit dem Kreuz, mit einer dörnern Kron etc.; solches hat den Satan also verschmacht, daß er augenblicklich verschwunden, aber einen solchen Gestank hinterlassen, daß hierdurch der heil. Martinus hätte das Leben verloren, wofern ihn Gott nicht hätte wunderbarlicher Weis' errettet. Jetzt Mensch erachte, was für ein Gestank müsse seyn unter so vielen höllischen Böcken, dero Zahl gleichsam unzählbar scheinet. O unglückseligster Iscarioth, wie schmeckt dir dieß, dem vorher die kostbaren Salben der Magdalena mißfallend?
Rhetorika, was sagst du von der Höll? Ich, sagt diese, in Beschreibung der höllischen Pein kann meine Tropos und Figuras gebrauchen Metaphora, Synecdoche, Metonimia, Antonomasia, Onomatopaeia Catechresis, Metalepsis, Allegoria, Ironia, Periphrasis, Hyperbato, alle dienen mir gar wohl zum Entwurf der ewigen Verdammnuß, Hyperbole kann ich nicht brauchen. Wie Moses die Ausspäher in das kananäische Land geschickt, so seynd sie gar mit einer großen Weintraube zurück kommen, aber auch mit einer großen Lug, denn einige aus ihnen thäten vorgeben, daß sie Leut haben gesehen einer so ungeheuern Größe von den Kindern Enac, »daß sie gegen sie anzusehen wie die Heuschrecken,
quasi locustae videbamur, etc.« Num. c. 13. »Est Hyperbole nimia et mendax,« sagt Kornelius a Lapide, das ist zu viel geredt, und gar über die Schnur gehaut, aber von der Qual der Verdammten kann ich nicht zu viel reden, da ist kein Hiperbole.
Der heilige Chrysostomus nennt alle Peinen und Tormenten der ganzen Welt nur ein Kinderspiel und Dockenwerk gegen den Höllischen. »Haec omnia ludicra sunt et risus ad illa supliccia.« Gott! soll es denn nicht möglich seyn, daß ich auf dem Theater und Schauspiel dieser Welt nicht etwas soll finden, welches der allermindesten Pein alldorten möge gleichen? Der römische Kaiser Diogenes ist von seinen eigenen Bedienten gefangen worden, welche ihm nachmals die Augen ausgestochen, am ganzen Leib verwundt, daß ihm endlich aus dem offenen und halb verfaulten Leib die häufigen lebendigen Würmer herausgewachsen, und folgsam auf öffentlicher Straße gestorben und verdorben. Das ist zwar viel, aber gegen die höllischen Peinen ist es nur ein lächerliches Kinderspiel und Dockenwork. »Haec omnia ludicra sunt etc.« Nicht vor vielen Jahren ist in Lombardia ein Edelmann von seinem Feind und Widersacher »Haec omnia ludicra sunt.«
In England ist folgende Tyrannei erdenkt worden. Man hat den Menschen ganz entblößt, ihm Händ und Füß gebunden, nachmals auf den bloßen Leib unter einem Barbierbeck einen Ratzen oder Maus gelegt, das Geschirr von obenher mit lebendiger Gluk erhitzt worden, wovon besagtes Thierlein ganz ergrimmt, und folgsam mit ihren gespitzten Zähnen in den lebendigen Leib hineingedrungen, alles Ingeweid erbärmlich durchnaget. Dieses ist zwar entsetzlich, aber gegen die Tormente der Hölle lauter Schatten und Kinderspiel. »Haec omnia ludicra sunt.«
Eine erschreckliche Sentenz ist gefällt worden über denjenigen Menschen, welcher Henricum den IV., König in Frankreich, umgebracht. Erstlich wurde er ganz ausgestreckt, und mit glühenden Zangen am ganzen Leib große Stück Fleisch abgezwicket, nachmals in die Wunden zerlassenes Blei, Pech, Saliter eingegossen. Das Messer, womit er den König ermordet, mußte »Haec omnia ludicra sunt.«
Kaiser Andronicus hat unglaublich viel gelitten, ihm seynd die Augen ausgestochen worden, nachmals setzte man ihn hinterwärts auf einen Esel, dessen Schweif er anstatt des Scepters mußte in der Hand halten; solchergestalten wurde er von dem muthwilligen Pöbel und allermindesten Lottersgesind mit Stein und Koth geworfen, endlich ist er bei den Füßen aufgehenkt, zu Stücken zerhaut, und den Hunden wie ein Luder vorgeworfen worden. Aber alles dieses ist gegen die Höll nur wie ein Schatten, nur Kinderpossen. »Haec omnia ludicra sunt.«
Jonä, einem Martyrer und Blutszeugen Christi, seynd erstlich, nach Beschreibung Baronii, die Finger alle abgeschnitten worden, nachmals hat man ihm die Haut völlig abgeschunden, die Zunge aus dem Mund gerissen, und in heißem Pech gesotten, endlich seine Gebein in einem Mörser zerstossen und zermalmet worden. Dem Marko Arethusio hat man alle erdenklichen Peinen angethan; denn erstlich hat man ihn mit kleinen Lanzeten am ganzen Leib über und über verwundet, sodann mit häufigem Honig überstrichen, und solchergestalt an die Sonne gehenkt, daß er also nach »Haec omnia ludicra sunt.«
Aber gleichwohl ist alles dieses gegen die allergeringste Pein in der Höll nur ein Scherz zu nennen.
Die Tyrannei und Grausamkeit Maximi in Afrika, Diokletiani in Palästina, Maxentii in Achaia, Herodis in Judäa, Neronis zu Rom, Kaligulä in Welschland, Ziska in Böhmen, Attilä in Deutschland, Dionysii in Sizilien, Phalaris in Aegypten, seynd nichts, nichts seynd sie gegen die Hand Gottes, so da züchtiget in der Höll.
Die Pestilenz des Königs David, die Verspottung und Dienstbarkeit Samsons, die Angst Danielis in der Löwengrube, die Gefängnuß Josephi in Aegypten, die Bedrängnuß Jonä im Wallfisch, die Zerstörung der Stadt Jerusalem, die Einäscherung Sodomä und Gomorrhä, der Feuerofen zu Babylon, die Schlickung des Dathan und Abiron, die Schlacht des Sennacherib, der Untergang Pharaonis in dem Meer, der Sündfluß der ganzen Welt, seynd noch eine Barmherzigkeit gegen dasjenige, was da leiden die Verdammten in der Höll.
Cäsareus schreibt, daß ein Doctor Juris durch Zulassung Gottes nach seinem Tode sey dem Bischof, als seinem vorhin guten Freund, erschienen, mit Feuer allerseits umgeben, und in diese erschrecklichen Wort ausgebrochen: »Ach mir Armseligen, wisse, daß ich ewig verdammt bin;« der Bischof fragt dessen die Ursach, bekommt aber die Antwort: »Docui Leges Imperiales, et violavi divinas, ich hab die Reichssatzungen dociret und die göttlichen violiret.« So fragte
Was sagst du Logica von der Höll? ich, sagt sie, finde bei den Verdammten das unendlich wiederholte Ergo, »Ergo erravimus a via veritatis, Ergo seynd wir irr gangen vom Weg der Wahrheit,« Sap. c. 5.; haben so liederlich verschwendt das Ewige um das Zeitliche, und die falschen Wollüste der ewigen Glückseligkeit vorgezogen; haben mit dem Esau die Primogenitur um ein schlechtes Linsenkoch, so durch den Bauch aufblähet, so spöttlich verscherzt; absonderlich aber finde ich in der Höll keine andere Syllogismos, als in Barbara und in Ferio. O wie barbarisch und wild sehen die höllischen Gespenster aus! Der heilige Antonius schreibt, daß einer aus seinen Religiosen hab den bösen Feind gesehen, und an dessen
Der heil. seraphische Franziskus, nachdem er durch göttliche Zulassung eines verdammten Geists ansichtig worden, hat der Fr. Aegidio bekennt, daß ein Mensch natürlicherweis müßte sterben, wenn er nur ein Ave Maria lang sollt einen bösen Geist anschauen. Die heilige Katharina Senensis hat es gestanden, nachdem ihr eine solche Larve unter die Augen kommen, daß sie lieber wollt bis auf den jüngsten Tag in einem angezündeten Scheiterhaufen brennen, als noch einmal solches höllische Gespenst anschauen.
Ludovikus Severus, einer aus dem hochfürstlichen Stammhaus Bayern, indem er einmal einen Brief seiner Frau Gemahlin Mariä, welchen sie Nuchoni, einem vornehmen Herrn, geschrieben, aber durch Irrthum des Botens aufgefangen, und den Inhalt des Briefs nicht allerdings verstanden, so ist er alsobald in einen bösen Argwohn gerathen, und setzte ihre ehrliche Treue in einen Zweifel, als hätte sie dasjenige, an welches ihre Unschuld nie gedacht, begangen. Wie nun dieses Fürsten gefaßter Zorn je länger und je mehr überhand genommen, so ist erstlich der arme Bot als ein vermeinter Mitwisser enthaupt worden, nachmals hat er zu Donauwörth, allwo seine fürstliche Residenz war, den Burggrafen lassen umbringen, weil er bei ihm verdächtig, als hätte er seiner Gemahlin
Jetzt erwäge Jemand, wenn ein einziger, und zwar ein menschlicher, und was noch mehr, der Geist seiner eigenen Frau Gemahlin Ludovikus, also geängstiget, daß er in einer Nacht eisgrau worden, wie werden dann erst ängstigen und bedrängen eine verdammte Seel die höllischen Geister, welche Geister und Gespenster in der Gestalt seynd erschrecklich, in der Grausamkeit unbarmherzig, in der Gewalt vollmächtig, in dem Willen tyrannisch, in dem Zorn grimmig, in dem Wüthen unverdrossen; welche Gespenster
In der Höll ist ein steter Syllogismus in Ferio, denn die Verdammten seynd allerseits geschlagen, forderist aber in dem, daß sie sehen die unermeßliche Glorie der Auserwählten, und doch ewig zu derselben nicht gelangen werden. Sie sehen den Pomp und Pracht der Patriarchen. Sie sehen die Glückseligkeit der Propheten. Sie sehen die Belohnung der Apostel. Sie sehen die schönsten Kronen der Martyrer. Sie sehen die Freud und Ergötzlichkeit der Beichtiger. Sie sehen die große Würde der Jungfrauen. Ein mancher siehet droben im Himmel einen Bettler wie einen König gekrönet, den er allhier auf der Gasse nicht hat angeschaut. Er siehet einen und andern droben glänzen mehr als die Sonne, die er auf der Welt nur lausige Bettelpfaffen genennet hat. Ein anderer siehet droben in unbegreiflicher Glorie denjenigen, so er auf der Welt verfolgt und für einen Fußhadern gehalten. Eine geweste Dama siehet droben in aller Herrlichkeit ein Weib, die sie vorher für eine alte Hex und Wettermacherin gehalten. Ein mancher Prälat siehet droben in einem überstattlichen Thron seinen Untergebenen, den er meistens als einen Simpel verlacht hat. Und solches Sehen und Ansehen
Wie die Brüder des Joseph wahrgenommen, daß er mehr bei den Eltern gelte, als sie, so seynd sie dergestalten vom Neid eingenommen worden, daß sie unter einander beschlossen, denselben aus dem Weg zu räumen. In wem hat aber Joseph mehr gegolten? Einen saubern Rock hat ihm sein Vater machen lassen, und zuweilen ein freundliches Gesicht gezeigt, sonst nichts. O wie wird es dann den Verdammten um das Herz seyn, wenn sie sehen, nicht ihren Bruder in großer Glorie bei Gott, sondern wohl einen geringen Menschen, den sie vorher nicht für gut gehalten. Wie wird ein Edelmann ergrimmen, wenn er siehet, daß sein Unterthan und Bauer, den er zuvor ohne Maas und Gewissen geschulden, nunmehr mit aller unsterblicher Herrlichkeit umgeben ist. Wie wird es einem Hochwitzigen und Gelehrten so peinlich sallen, wenn er siehet, daß ein einfältiger Schaafhirt, ein arbeitsamer Tagwerker in aller Herrlichkeit sitzet. Wie unleidentlich wird es fallen einer Frau in der Höll, wenn sie sehen muß, daß ihre Dienstmagd, so ihr die Stube austrieben, jetzt in dem Himmelssaal der ewigen Freuden schwebe. Dergleichen Ding erwecken einen solchen Neid, der die Herzen der Verdammten wie eine bissige und giftige Schlange stets durchnaget und plaget.
Sobald der reiche Prasser eines gähen Tods gestorben, und den geraden Weg zum Teufel gefahren, da war seine größte Pein unter andern, daß er mußte Est grave illis malum, et incendium non ferendum, quos hic habuere non contemptui, videre felices. Ideon non se ad Lazarum, se ad se Lazarum vult deduci. O ihr verdammten und ewig unglückseligen Geschöpf, der Neid frißt euch umsonst das Herz ab. Sehet ihr denn nicht, daß Gott und Heilige euch nur auslachen und ausspotten? »Dominus irridebit illos.«
Was sagt Arithmetica von der Höll? Ich, sagte diese, gehe meistens mit der Zahl um, mit Ziffern und Rechnen verzehre ich die Zeit; aber ein einiges Nulla in der Höll, das kann ich nicht ergründen. Ex inferno Nulla redemptio! O ein erschreckliches Nulla! Sonst acht man ein Nulla nicht viel, sonderbar in den neuen Zeitungen, eins mehr oder weniger liegt nicht viel daran; aber in der Höll ist ein Nulla, ob dem ich an Händ und Füß zittere: »Nulla redemptio, keine Erlösung, sondern Ewig, Ewig, Ewig, o Jesu Christe!«
Obgedachter reicher Prasser hat ein Memorial abgefertiget zu dem Vater Abraham, dessen meister »Ne et ipsi veniant in hunc locum tormentorum, etc.« Aber was ist dieses für ein thörichtes Begehren? Es fängt ja die Lieb von dem Ego an, es ist ja das Hemmt näher als der Rock. Warum hält er nicht um eine Gnad an, für seine eigene Person? Warum bitt er nicht den Abraham, wie der Joseph in Egypten den Mundschenk, daß er bei Gott so viel möchte auswirken: »Ut educat me de isto carcere, etc. damit er doch konnt aus dem höllischen Kerker erledigt werden?« Nichts dergleichen, gar nichts dergleichen, hat der elende Gesell begehret, denn er wußte schon das Nulla, Nulla redemptio, etc. daß auf ewig keine Erlösung. O Ewigkeit! o Ewigkeit! Die Hand zittert, wenn sie nur dieses einzige Wort schreibt.
Wenn Gott einer Ameise oder Mücke sollte befehlen, daß sie alle tausend Jahr ein Tröpflein Wasser trinken sollte, bis sie endlich alle Brunnen der Welt, alle Bäch, alle Flüß, alle Teich, alle See, ja das große Meer selbst ausleeret, wie viel Million, Million, Million tausend Jahr würden vergehen, bis sie nur die Donau thäten austrinken. Es würden aber die Verdammten alle gern so lange leiden, bis alles Wasser ausgeleert würde, denn es doch einmal ein End nehme, aber dieses ist ihnen rund abgeschlagen, sondern ewig, ewig, ewig.
Wenn sollte die ganze, große Welt von lauter Stachel seyn, alle tausend Jahr aber ein Engel mit einem Messer thäte einen Kratzer darüber machen, so würde doch mit der Welt etwas abgekratzt werden, nachdem nun die ganze stachelne Weltkugel wird gänzlich hinkratzt seyn, alsdann werdet ihr Verdammte erlöst werden. O wie lang, allmächtiger Gott! würde es hergehen, und gleichwohl würde diese Zeitung in den Ohren der Verdammten eine liebliche Musik seyn und thäten sie vor Freuden und Jubelschall aufhupfen, aber
Judas ist schon über die sechszehn hundert Jahr in diesem Feuer, Holofernes, etliche tausend Jahr in diesem Schwefelteich. Pharao etliche tausend Jahr in diesem Brennofen. Dathon und Abiron etliche tausend Jahr in diesem höllischen Rachen. Jezabel etliche tausend Jahr in diesem Abgrunde. Wenn Gott sollte zu ihnen sagen: höret ihr Verdammten, wenn ihr werdet weinen, und so viel Zäher vergießen, bis damit der ganze Erdboden bis auf das Firmament hinauf angefüllet wird, alsdann will ich euch euer Feuer auslöschen. O was Trost thät sich nicht erheben in diesen Gemüthern, aber auch das wird nicht seyn, sondern ewig, ewig, ewig.
Wenn ich dürfte hinuntersteigen, in dieses Marterhaus, und ihnen sollte ankünden, daß sie so viel Jahr werden brennen und braten, wie viel da ein Schreiber Tipfel machen kann bis auf den jüngsten Tag, oder wie viel Sonnenstäubel, auf der ganzen Welt, oder wie viel Geschöpf auf dem weiten und breiten Erdboden, dieß wäre ihnen ein Trost über alle Trost, aber umsonst, umsonst, sondern ewig, ewig, ewig, nie ein Ende. Das Gute sagt ihnen: ich fliehe ewig von euch. Das Böse sagt ihnen: ich bleibe ewig bei euch. O Ewigkeit! du bist ein Gesang ohne Klaus. O Ewigkeit! du bist ein Graben ohne Grund. O Ewigkeit! du bist ein Meer ohne Gestatt. O Ewigkeit! du bist eine Nacht ohne Morgenröth. O Ewigkeit! du bist ein Leben ohne Sterben. O Ewigkeit! du bist ein Irr – Garten ohne Ausgang. O Exordium ohne Epilogo. O Ewigkeit! du bist ein versperrter Kerker, dessen Schlüssel abgeworfen ist in den grundlosen Abgrund.
Hieronymus wohnet in einer rauhen Wüste zwischen und unter den wilden Thieren, ernährt sich mit einem kleinen Stückel Brod, zerfleischt seinen Leib mit blutigen Geißeln, zerschlägt seine Brust mit hartem Kieselstein, mergelt sich dergestalten aus, daß er eine Kopei des Todes selbsten. Hieronymus warum dieß? Ob Gehennae metum, etc. sagt er, wegen der Ewigkeit, die ich fürchte in der Höll, o Ewigkeit!
Guilelmus, ein Herzog in Aquitanien, hat sich nach seiner Bekehrung neun ganze Jahr in einer Grube aufgehalten, der vorhero in einem prächtigen Pallast gesessen, hat sich in einen eisenen Panzer am bloßen Leib lassen einschmieden, der vorhero mit Sammet sich nicht begnügen lassen, erhält sich allein mit Wasser und Brod, und dieses so mäßig, daß kaum ein Spatz damit gesättiget würde, der doch vorhero auf einmal so viel Speis zu sich genommen, als acht starke Männer. Guilemus warum dieß? Ob Gehennae metum, wegen der Ewigkeit, sagt er, so ich fürchte in der Höll.
Karolus Quintus ein glorwürdigster Kaiser aus dem Haus Oesterreich, dem die Welt unterthänig, dem die Fortuna botmäßig unterworfen, ein deutscher Herkules, ein österreichischer Alexander, legt etliche Jahr vor seinem Tode Kron und Scepter freiwillig ab, verschließt sich selbst in ein Kloster, nimmt vor Lieb mit einer engen Zelle, dem vorhero ganze Königreich Ob Gehennae metum, sagt er, wegen der Ewigkeit, so ich fürchte in der Höll. O Ewigkeit! o Ewigkeit!
Noch eins, ihr unglückseligen Verdammten, dasjenige Würmel, welches aus göttlichem Befehl dem Propheten Jonä seinen Kürbis abgebissen, dasselbe wird alle Bäume, alle Wälder, alle Hecken, alle Stauden, alle Gewächs der ganzen Welt abbeißen, wie lang wird es zu thun haben mit einem Eichbaum? wenn es nun wird völlig mit seiner Arbeit fertig seyn, und alles Gehölz zermahlen haben, alsdann wird auch die Post kommen, daß ihr erlediget werdet, seyd ihr zufrieden mit dieser Gnad? O freilich, o freilich, sagen sie, unendlich wollten wir um dieses danken, aber wir wissen es, daß es nicht seyn kann, wenn auch die Mutter Gottes selbst, wenn auch alle Heilige im Himmel, alle Engel im Himmel sich zu den Füßen Jesu thäten niederwerfen, und solche Gnad für uns begehren, so würde es doch Gott nicht thun; c redemptio, es ist keine Erlösung auf ewig, o erschreckliches Nulla. O Jesu erbarm dich unser.
Was sagst du Musika von der Höll? Ich, sagt Musika, sind einen tiefen Paß in der Höll, find einen erschrecklichen Gesang, benanntlich das Heulen und Zähnklappern, sind unendliche Suspir, sind einen grausamen Takt, indem ein jeder Verdammter spricht: »Manus Domini retigit me;« aber welches das Allerschmerzlichste ist, ich finde in der höllischen Musik keine einige Pause. Es ist zwar die ganze Woche dem Menschen von Gott zur Arbeit gegeben worden, aber gleichwohl ist keine Woche ohne Pause und Feierabend.
Der Soldat auf der Wach hat eine harte Arbeit, und wenn andere bei nächtlicher Ruhe die Augen zuschließen, muß er die seinigen zum Beßten offen haben, muß in der größten Kälte Schildwach stehen. Ob das Wort Schildwach von Schild oder Schelten
Johannes, der apokalyptische Engel, hat auf eine Zeit gesehen, wie der göttliche Richter am jüngsten Tag wird erscheinen; ich sah ihn, sagt er, daß sein Haupt gewesen wie ein weißer Schnee, seine Augen waren wie Feuerflammen, seine Füß gleichwie ein glänzendes Erz, als wenn es wäre in einem feurigen Ofen, und seine Stimm wie das Rauschen vieler Wasser, und er hatte sieben Stern in seiner rechten Hand, und aus seinem Mund ging ein scharfes zweischneidiges »Praecinctum ad mamillas zona aurea;« unter andern hab ich Johannes auch gesehen, daß seine Brust mit einer goldenen Gürtel verschlossen, durch welches wurde angedeutet, daß am jüngsten Tag der göttliche Richter sein vorhin so gütiges Herz völlig und auf ewig den Verlornen werde zuschließen, und nicht einmal auf einen Augenblick eröffnen, und nicht einmal ein Haar von seiner Sentenz auf ewig nachlassen, nicht einmal mit der vorgenommenen Straf nur einen Augenblick dispensiren in alle Ewigkeit. O Jesu Maria! gar keine Pause, gar keine einige Pause.
Es ist nicht gar lang, daß sich in Welschland folgende erschreckliche Geschicht begeben. Eine adeliche und reiche Frau führte einen sehr frommen und auferbaulichen Wandel, war freigebig gegen die Armen, und dem Gebet und Andacht sonderbar ergeben. Nachdem sie mit Tod abgangen, hat sie keinen andern Erben hinterlassen, als eine einige Tochter, und zwar ein Kind, so nicht allein Gestalt halber, sondern forderist Tugend halber wohl beschaffen war, welche neben andern gottseligen Werken auch sehr gern für die Todten und Abgestorbenen gebetet, insonderheit aber für ihre liebste Mutter. Als diese Tochter etliche Wochen nach dem Tod der Frau Mutter einmal ganz allein in der Stube war, da erblickt sie ein erschreckliches Abentheuer bei der Thür, so fast gleich einer wilden und geschundenen Sau, voller Gestank und Unflath; die Tochter thät sich billig hierüber höchst entrüsten, und wollte die Flucht sogar vom Fenster hinunter
Geometria von der Höll? Ich, sagt Geometria, bin immerzu beschäftiget mit dem Ausmessen des Erdbodens, aber es ist mir nie heißer worden, als wie ich die Höll, so in dem Mittelpunkt der Erde liegt, habe abgemessen. Wie Judas von einer großen Anzahl Teufel in die ewige Verdammnuß hinunter geführt worden, da ist er zum allerersten kommen in einen großen Kerker des Erdbodens, allwo nichts anders gewest, als eine dicke Finsternuß, von Feuer und Pein sah er nichts, und hörte auch nichts, und empfand auch nichts; da fragte er alsobald, ob dieß die Höll sey? ja wohl, die Höll, antworten die verdammten Larven, dieß ist ein Paradeis gegen die Höll, dieses ist der Ort, so der Schoos Abrahams genennt wird, in diesem seynd arrestirt gewest die heiligen Altväter, bis der Heiland Jesus nach seinem bittern Tod hinunter gestiegen, und sie erlöst. Judas wird weiter hinunter geführt, und kommt in eine andere Keiche, so von uns tausend zwei hundert und zwei und fünfzig welsche Meilen Wegs in dem Erdboden entlegen; fragt daher gleich wiederum, ob dieses die Höll? nichts von der Höll, sagen die Teufel, dieß ist derjenige Ort, wo die unschuldigen Kinder loschiren, welche das Angesicht Gottes zwar nicht sehen, aber im übrigen wenig leiden. Der Iscarioth wird ohne Verzug tiefer hinunter gerissen, und kommt an den dritten Ort, so zwei tausend fünf hundert und fünf welsche Meilen in dem Erdboden; da sah er ganz feurige Oesen, und in den Oesen die armen Seelen, er sah ganz feurige Röst, und auf den Rösten die armen Seelen, er sah ganz feurige Flüß, und in den Geometria, ganz genau gemessen, und gefunden, daß er ganz rund wie eine Kugel, und folgsam die Höhe wie die Weite, und die Weite wie die Höhe, benanntlich zwei tausend fünf hundert und fünf welsche Meilen, der ganze Umkreis aber des höllischen Kerkers sieben tausend acht hundert fünf und siebenzig welsche Meilen; in diesem Ort haben gleichwohl Platz viel tausend Millionen der verdammten Seelen samt ihren Leibern, denn sie auf einander werden liegen wie die Ziegel in dem Brennofen, wie die Häring in der Tonne, wie die Glut auf dem Heerd. Etlicher heiliger Väter Aussag ist, daß am jüngsten Tag die Höll werde größer werden, denn der Ort der Altväter, oder Sinus Abrahae, der Ort der unschuldigen Kinder, das Fegfeuer deßgleichen, werden alle zusammen
In dem Königreich Neapel ist eine Landschaft, so vor diesem Peligri genennet worden, dessen Hauptstadt Sulmona; in besagter Landschaft war ein Edelmann, der sehr tyrannisch und unbarmherzig mit seinen Unterthanen umgangen. Einsmals hat es sich zugetragen, daß einer aus denselben einen Jagdhund seiner Herrschaft todt geworfen, und zwar wider seinen Willen; worüber der Edelmann dergestalten ergrimmet, daß er denselben alsobald an eisene Ketten hat fesseln lassen, und in den tiefesten Kerker werfen; nachdem der bedrängte Unterthan etliche Tag in dieser abscheulichen Gefängnuß gesessen, und die ihm bevorstehende Straf so stark zu Herzen genommen, ist er in eine solche Melancholie und Verzweiflung gerathen, daß er den bösen Feind angerufen um Hülf und Beistand. Was geschieht? der Kerkermeister wollt nach Gewohnheit dem Gefangenen die Speis, ob zwar wenig und schlecht genug, bringen, findet aber keinen einigen Menschen, ungeacht die eisenen Bande und die wohlversperrte Keichenthür unverletzt waren; jedermann, forderist die Herrschaft, verwunderten sich hoch über dieses, glaubten auch fest, der Teufel müsse den Bauern geholt haben; nach drei Tagen hörte man ein ungeheures Geschrei unter der Erde, und zwar in demselben Gefängnuß, und wie man hinunter kommen, findet man den Gefangenen wie zuvor in eisene Banden geschlagen, aber mit einer erbärmlichen und entsetzlichen Gestalt; als man ihn befragte, wo er gewesen sey, gab er keine Antwort, sondern stund wie
Was sagst du Astronomia von der Höll? Ich, sagt Astronomia, mag mich nicht viel fretten mit irdischen Dingen, ich halt mich meistentheils in der Höhe auf, besichtige den Mond, welcher so hoch über
Thema: Maledictus, vermaledeit. Gen. c. 3. Num. 22. Deut. 22. Josu. 6. Judic. 21. 1. Reg. 14 Eccles. 28. Jerem. 11. Malach. 1. ad Gallath. 3. etc.
Ihr Hebräer! wer ist Judas Iscarioth?
דאמ צדמ דםומה הדוהי
Jehuda hammoser meragh meodg.
Ἴθδας ἔστι μοχϑηρότατος προδότης.
Judas est pessimus Nebulo.
Scherirelazli.
Hharamzade.
Khara giii zlü.
Gidass gest ten neg horrssy Sradce.
Jud iest nai Vlietki Sdraizu.
Judas Dekilletlen em vver.
Prokleti Judas mallo fridni Schlovik.
Giuda e gran Traditore.
Judas el Major Traidor.
Judas est un archifripon.
Judash Scharioth, ie ta Vsrele Schellem.
Judas ist ein vermaledeiter Erzschelm.
Vermaledeit sein Kopf; die Statue oder Bildnuß des Königes Nabuchodonosor hat ein guldenes Haupt, aber Judas hat einen Teufelskopf gehabt. Das Haupt des Menschen ist ein Sitz und Wohnung der vornehmsten Sinne, und wenn dieses wohl beschaffen, so stehen die andern Glieder auch Allegro, ist aber dieses mangelhaft und nichts nutz, so muß es der ganze Leib entgelten; in dem Kopf oder Haupt residiret das Hirn, welches so häufig bei dem Menschen, daß es doppelt so viel ist als bei einem Ochsen, es liegt in dreien Behältnissen oder Kammern, und ist in zwei Häutel eingewickelt, wodurch es beschützt und vertheidiget wird, deren eins heißt die harte, das andere die gute Mutter: bei dem Iscarioth aber finde, ich gar wenig Hirn und in demselben gar keinen Verstand, massen er wie der größte Narr das höchste und unschätzliche Gut um ein so Spottgeld verkauft, indem doch des Aßverus um zehn tausend Talent die Juden nicht wollt geben, der Stock – Narr hat die Salben Magdalenä um dreihundert Gulden geschätzt, und Jesum,
Vermaledeit die Haar auf dem Kopf Judä. Die Haar werden von den Lateinern genannt Capilli, das ist so viel als Capitis Pili, diese seynd nichts anders als eine grobe natürliche Feuchtigkeit, welche aus dem Haupt heraus gehet, und auswendig in Haar verkehrt und ausgetrocknet wird; wenn aber die Feuchtigkeiten nachlassen, alsdann muß das Haupt nothwendig kahl werden, weil Judas einen ziemlichen Strobelkopf gehabt und gar oft des Kämpels vonnöthen, also steckte folgsam in diesem Unflath sehr viel Feuchtigkeit, wenigst finde ich in ihm die allergeringste Hitz nicht einer göttlichen Liebe. Ursula Benicasa, diese heiligmäßige Theatinerin, war also erhitzt in der göttlichen Lieb, daß ihr das Herz im Leib verbronnen und man nach ihrem seligen Hintritt kein Herz gefunden, sondern anstatt dessen ein leeres angebrenntes Häutel. In act. Aber Judas der Erzschelm hat weniger Hitz als der Monat Februarius. Der selige Joannes aus meinem Orden hatte unter dem heiligen Meßopfer eine solche Hitz der göttlichen Lieb empfunden, daß ihm mehrmalen ein großer Dampf und Rauch vom Kopf aufgestiegen. Auct. Fest. Aber Judas der Galgenvogel hatte weniger Hitz gehabt, als Moskau im Winter, allwo eine solche Kälte, daß mehrmalen der Speichel so aus dem Mund geworfen wird, ehender gefrieren thut, als er auf Nicolaus Fator Ord. Minorum hatte eine solche Hitz der göttlichen Liebe, daß er oft deßwegen sich kühlen mußte, in ein kaltes Wasser springen, wovon aber das Wasser nicht anders worden als wäre es eine lange Zeit bei dem Feuer gestanden. In vit. Aber Judas der Stricks-Dieb hat noch weniger Hitz gehabt als die Insul Meta, allwo das Eis auf dem Meer gar oft zwanzig Klafter dick gefunden worden. Olaus lib. 7. O verruchte Kreatur, die so viel Gnaden und Gutthaten von dem Heiland Jesu empfangen, der dir gewest das, was ein Vater seinem Kind gewest ist, das, was ein Arzt dem Kranken gewest ist, das, was ein Hirt dem Schäfel, der dich gemacht hat zu einem Jünger, noch mehr zu einem Apostel, noch mehr zu einem Prokurator und vornehmen Beamten seines heiligen Kollegiums, der dich geliebt hat über alles, und du verstockter Tropf lässest gleichwohl nicht merken gegen ihm einen kleinen Funken der Gegenlieb. Es ist kein Wunder, daß dein Kopf voller Haar, zumalen in dir keine Hitz, sondern nur eine stinkende Feuchtigkeit, wie dann auf einem faulen Grund das Gras ohne das gern wachset.
Vermaledeit die Augen und das Gesicht Judä. Die Augen seynd die allerzartesten, edelsten und nützlichsten Glieder und seynd der Seele am allernächsten, zumalen man gar oft aus den Augen die Passiones des Menschen erkennen kann; mich wundert in der Wahrheit, wie der Herr und Heiland bei dem letzten Abendmahl sich verlauten lassen, daß ein Verräther unter seinen Aposteln sey; mich wundert, daß sie gefragt haben, wer derselbige sey, indem sie leicht dem
Magdalena wußte wohl, daß man zu Wasser gar leicht nach England komme, deßwegen hat sie so häufige Zäher vergossen, daß sie damit Christo dem Herrn ein Fußbad zugericht; sie zeigte sich fast wie ein Schnee, diese schneeweiße Dama, denn gleichwie der Schnee bei starker Sonnen-Hitz zu Wasser wird, also thäte sie auch vor großer Hitz der göttlichen Liebe fast ganz zerfließen; sie war nicht anders als ein Distillir Kolm, dem ein Tropfen um den andern herunter fällt wegen des untergelegten Feuers. Magdalena hat den Planeten Venus völlig verlassen und sich unter die Protektion des Wassermannes begeben; Magdalena hat dreißig ganzer Jahr keine trockenen Augen gehabt; Judas aber hat mehr gesündiget als Magdalena, und dennoch nicht einen einigen Zäher vergossen, o Schelm!
Petrus war ein kühler Tropf wie er beim Feuer gestanden, Petrus hat zu Hof einen schlechten Hof-Mann abgeben, wie er unsern Herrn verläugnet. Petrus hat nicht gehalten das Sprich-Wort: ein Mann, ein Mann, ein Wort, ein Wort, wie er mit dem Weib geredet, nachdem aber der gebenedeite Heiland ihn mit beweglichen Augen hat angeschaut, da ist Petrus Petra worden, auf welchen Moses geschlagen, und das häufige Wasser herausgeronnen, Petrus hat seine begangene Sünd dergestalten beweint, daß er die Zeit seines Lebens allzeit nasse Augen gehabt, ja die steten Thränen thäten ihm auf den Wangen zwei tiefe
Vermaledeit die Ohren und das Gehör Judä. Klein, aber sehr künstlich ist das Gebäu eines Ohres, und hat selbes einen engen, und zugleich einen krummen Eingang ins Haupt, nicht viel ungleich einer Meermuschel oder Schnecke; in dem Ohr seynd vier kleine Kämmerl, und in der andern Kammer oder Behältniß seynd gewisse Beiner, deren eins einem Amboß, das andere einem Hammer gleich ist, auch wird man in besagtem Ort zwei Fensterl antreffen, durch welche die Stimm oder Getös hinein gehet, und zugleich auch des Hirns Unflath heraus getrieben wird, zu welcher Arbeit meistens der kleine Finger herhalten muß. Vermaledeiet die Ohren Judä forderist darum, weil sie oft die Predigt des Heilands Jesu angehöret ohne Frucht und Nutzen, denn es hat geheißen bei einem Ohr hinein, beim andern wieder heraus.
Der Herr hat geprediget von dem Himmel und ewigen Belohnung, von dem gewissen vergelts Gott! und obschon Paulus sich verlauten lassen, in der vierten Epistel zu den Korinthern, daß er und andere Diener Gottes auf dieser Welt für Narren gehalten werden: »Nos stulti propter Christum,« so gestehet es doch dieser heilige Apostel, daß keiner Narr umsonst sey, sondern kein Aug hab es gesehen, kein Ohr hab es gehöret, in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denjenigen bereitet hat, die ihn lieben. Freuet euch und frohlocket sagt der Herr Jesus, denn eure Belohnung ist sehr groß in den Himmeln. Dieß
Der Herr hat geprediget von der Höll und ewigen Verdammniß, hat ümständig erzählt den elenden Untergang des reichen Prassers, der so gäh von der Tafel zum Teufel kommen, so geschwind von den Pflaumen zu den Flammen kommen, so unverhofft von der Gasterei zur ewigen Kasteiung kommen, so bald vom Rausch auf den Rost kommen, so schnell von der Wurst zum Durst kommen, daß er auch dessenthalben den Abraham für einen Leutgeber oder Kellner begrüßt, prediget hat er, die Kinder des Reichs sollen hinausgeworfen werden in die äußerste Finsterniß, da wird Weinen seyn und Zähnklappern. Dieses alles hat Judas angehört, aber bei einem Ohr hinein, beim andern wieder heraus.
Der Herr hat gepredigt vom Geiz und Wucher, und daß leichter ein Kameel durch ein Nadel – Loch durch gehe, denn daß ein Reicher zum Himmel – Reich eingehe. Das Allmosen ist eine Leiter in Himmel, an die ser Leiter verlangt sich der Geizige nicht einen Sprössel, massen der Dativus bei ihm so fremd, wie in Norwegen die Schwalben. Das Allmosen ist ein Schlüssel in Himmel, der Geizige hält nicht viel auf diesen Schlüssel, ihm ist ein Dietrich lieber, den alle Dieb brauchen, denn das Fest St. Bonati in seinem Kalender nicht anzutreffen ist. Das Allmosen ist ein Wasser, welches die Sünden abwascht und reiniget, aber der Geizige acht dieß Wasser gar nicht, sondern er fischt nur gern auf der Bank, denn in seiner Karte wird man nie den Donari Do finden. Das Allmosen ist eine Brücke, worüber der Mensch kann passiren
Der Herr hat geprediget vom Uebermuth und Hoffarth, sprechend, wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden, und wer sich selbst erniedriget, der soll erhöhet werden. Die Waag – Schaal, so in die Höhe steigt, ist schlechter, als die in der Niedere bleibet; das Ei, so in der Höhe schwimmt, wird minder geacht, als das, so in der Tiefe liegt; der Fisch, so in der Höhe schwimmt, wird ebender abstehen, als der, so in der Tiefe ist; die Höhe thut kein gut, sagt mit Icaro Simon Manus: »die Höhe thut kein gut,« sagt mit Icaro und Simon ein Rageth, »denn unser Steigen hat den Fall vor der Thür.« Bei Gott dem Herrn ist das Flectamus genua vor dem Levate; bei Christo oem Heiland ist das Hinuntersteigen in die Vorhöll ehender als die Himmelfahrt; bei dem Zachäo vom Baum ist das Heruntersteigen vom Baum ehender gewest, als die Einkehr des Herrn; gut ist für mich die Tiefe, sagt der Keller, und das ist wahr; gut ist für mich die Tiefe, sagt die Wurzel des Baums, und das ist wahr; gut ist für mich die Tiefe, sagt das Fundament eines Gebäuds, und das ist wahr. Ecce! was das Ecce ancilla Domini nicht gericht bei Maria der Jungfrau! dieß und dergleichen hat Judas gehört, aber bei einem Ohr hinein, bei dem andern wieder heraus;
Vermaledeit die Nase und der Geruch Judä. Nares oder die Nase wird also genennt quasi Gnare, allweil sie von Natur abgericht ist, den Geruch zu unterscheiden, also daß die Nase eben das Glied ist, durch welches wir den Geruch unterscheiden, und den Geist und Athem an uns ziehen, und die Ueberflüssigkeiten des Hirns ausleeren, denn die Nase hat einwendig zwei Löcher, das eine reichet zu der Konkavität des Palati, daraus wird der Ueberfluß des Munds gereiniget; das andere reichet hinauf bis zum Hirn, auf daß von dannen die Luft geschöpft werde, und der Spiritus animalis zu Vollendung des Sinns und des Riechens vom Hirn herab gezogen werde.
Die Hebräer in dem 34. Kapitel Exodi schreiben, daß Gott eine lange breite Nase habe, welches sie durch das Wörtel Aph andeuten, so eben so viel thut lauten, als latis naribus; hierdurch wollen sie zu verstehen geben, daß Gott ganz gütig sey, und sich nicht bald zürne, massen diejenigen, so lange und breite Nasen haben, nicht leicht in eine Cholera gerathen; weil nemlich der Dampf von der Gall, so in das Haupt steigt, leichter durch eine große Nase ausraucht, als durch eine kleine, deßwegen diejenigen Leut, welche kleine gespitzte Nasen haben, meistentheils herb und gähzornig seyn. Niceph. Callixt. in Hist. S.l. 2. c. 23., schreibt von der Gestalt der Mutter Gottes, und folgsam von Christo, weil beide einander zum Beßten gleichten, daß sie keine kleinen Nasen, sondern mittelmäßige und länglichte haben gehabt,
»Nasus longior, digiti longiores etc.;« aber Judas Iscarioth hat eine kleine und gedruckte Nase gehabt, und eben darum vermaledeit, weil er ein giftiger und zorniger Gesell gewest, massen er damalen, als Magdalena mit ganz kostbaren Salben den Herrn Jesum verehrt, er dergestalten ergrimmt, und ihm die Salbe also in die Nase gerochen, daß, wenn es hätte seyn können, er ihr die leere Alabasterbüchse hätte an Kopf geworfen; von derselben Zeit an hat er den gefaßten Groll über Christum nimmermehr fallen lassen, sondern den gebenedeiten Heiland bei den Hohenpriestern und anderwärts sehr verkleinert, als wäre er ein Mann, der seine Haut Wohl versorge, und dem Leib keinen Stiefvater abgebe.
Lingua oder die Zung wird also genennt a lingendo, denn sie ist ein Instrument des Kostens und des Redens. Wenig Gutes hat Judas geredet, zumalen kein einiger Evangelist schreibet, daß er einmal etwas Gutes hätte gesagt; wohl aber war er der ärgste Gotteslästerer, denn also notiret Jansenius in Concord. c. 128., daß er so spöttliche Reden wider den Heiland Jesum ausgegossen, daß sogar die Evangelisten sich geschämt haben, solche aufzuzeichnen; absonderlich hat der verruchte Mensch übel geredt und Schandwort vorgebracht, um weil der Herr seine bloßen Füß hat lassen anrühren von Magdalena, welche dazumal bei jedermann in einem üblen Geschrei war.
O du vermaledeite Zung! du bist nicht ungleich einem Basilisk, welcher immerzu das häufige Gift gegen den Himmel ausspeiet; du bist nicht ungleich einem Berg Vesuvio, aus dem da stets die prasselnden Feuerflammen in die Höhe steigen; du bist nicht ungleich einem schmutzigen Hafen beim Feuer, der alleweil den garstigen Faim auswirft; die Scheer Dalilä, womit sie dem Samson die Haar abgeschnitten, ist besser als du; der Säbel Petri, womit er dem Malcho das Ohr abgehaut, ist besser als du; der Nagel Jahel, den sie dem Sisarä in den Schlaf geschlagen, ist besser als du; du bist ärger, ärger bist du, als die Schlangen, so dem Paulo an der Hand gehangen; du bist schlimmer, schlimmer bist du, als die Bären, welche bei Bethel die zwei und vierzig Kinder haben zerrissen; du bist grausamer, grausamer bist du, als der Löw, so den Propheten erwürgt hat auf dem
O Feuer, warum rächest du nicht die Schmach deines Erschöpfers, weiß ich doch wohl, daß zur Zeit des h. Philippi Benicii auf dem freien Feld zwischen Bononia und Mutina das Feuer vom Himmel gefallen, und etliche Gotteslästerer samt dem Baum, unter dem sie gesessen, gänzlich verzehrt und in Asche gelegt.
O Wasser, warum rächest du nicht die Schmach deines Erschöpfers? weiß ich doch wohl, wie eine spanische Dama, mit Namen Beatrix de Lunea, etliche gotteslästerliche Wort ausgossen; nachdem sie vernommen, daß ihr Liebster im Feld umkommen, daß bald hierauf die Straf von oben herab kommen, und urplötzlich ein solcher Wolkenbruch und Wasserguß entstanden, daß die ganze Stadt, so ihr zugehörig, samt dem Haus, allwo sie residirte, jämmerlich zu Grund gangen.
O Luft, warum rächest du nicht die Schmach deines Erschöpfers? weiß ich doch wohl, daß Anno 1623 ein Ketzer mit Namen Michael Thomas Housslaii
O Erd, warum rächest nicht die Schmach deines Erschöpfers? weiß ich doch wohl, daß Anno 1239 etliche muthwillige und gewissenlose Bediente Friderici II. ganz gotteslästerlich wider Gott haben geredt; aber bald die Rach des Allerhöchsten erfahren, indem unverhofft die Erde sich bewegt, einen großen Thurm zu Boden geworfen, wovon alle besagte Gotteslästerer zerquetscht und begraben worden.
Vermaledeit das Maul und die Lefzen Judä. Es hat der allerheiligste Leib des Heilandes Jesu eine solche Kraft gehabt, daß er durch das bloße Anrühren die Krankheiten des Leibs sowohl als der Seele gewendet hat; darum, wie er nach Bethsaida kommen ist, da seynd etliche Leut mit einem blinden Menschen zu ihm getreten, und ihn gebeten, er solle ihn nur anrühren, denn sie wüßten schon durch die vorhergehenden Wunderwerk, wie kräftig bei ihm sey das Anrühren; sogar die bedrängte Matron, so etliche Jahr den schweren Blutgang gelitten, hat sich nur gewünscht, daß sie möcht den Saum seiner Kleider anrühren, wie sie dann hierdurch ihre gewünschte Gesundheit erhalten. Sein Anrühren der Todtenbahr zu
Vermaledeit die Zähn Judä. Dreierlei Zähn hat der Mensch im Mund, die ersten werden genennt Incisores, diese seynd breit und schneiden durch, und transchiren die Speisen; die anderen werden genennt Canini, und diese seynd schärfer als die ersten, aber deren ist auf einer jeden Seite nur einer; die dritte heißt man Molares oder Stockzähn, diese pflegen alles, was hart, zu beißen. Die ersten Zähn haben nur eine Wurzel, die anderen zwei, die dritten aber drei. Ob nun der Iscarioth zur Zeit seines Apostelamtes alle Zähn noch gehabt, ist mir unbewußt, aber das weiß man wohl, daß diesem Gesellen die Zähn allzeit gewässert haben nach guten Bissen, zumalen er mit der Mäßigkeit der apostolischen Tafel gar nicht zufrieden, sondern da und dort in bekannten Schliefwinkeln entweder geschmarotzet, oder aber als ein Propietatis die gemeine Kassa angegriffen und verbotene Jansen gehalten; denn zur selben Zeit waren die meisten Hebräer über diesen Leist geschlagen. Wie der Herr und Heiland das hebräische Volk durch ein absonderliches Mirakul und Wunderwerk mit Fisch und Brod gesättiget nach Contento, so war es ihnen gar recht, ja sie beschlossen unter einander, diesen Herrn für einen König aufzuwerfen, denn sie gedachten, es würde allezeit so wohl hergehen, und daß es »non habemus Regem, nisi Caesarem.« Ein solcher Freßnarr war der Iscarioth, und seynd wohl einige der Meinung, daß er darum zu dem Dienst des Herrn sey kommen, damit er sein gutes zeitliches Auskommen habe, und um seine tägliche Nahrung nicht viel Sorg dürfte tragen, wie zuweilen zu solchem Ziel und End etliche in ein Kloster gehen. Weil nun dieser verruchte Gesell seine Wampe wohl in Obacht genommen, also ist es mehr eine Wahrheit, als ein Argwohn, daß er keinen gar keuschen Wandel habe geführt, obschon die züchtige Feder der Evangelisten hierinfalls keine Meldung thun, denn gemeiniglich bei dem übermäßigen Traktament zuletzt das Kitzelfleisch wird ausgetragen.
Daß des Putiphars seine Frau dem wohlgestalten Joseph immerzu heftig nachgestellt, ihm öfters ganz zuckerige Wort geben, die freundlichsten Augen mehrmalen auf ihn geworfen, und gesucht, daß dieser Schnee möcht zerfließen, diese Lilie möcht verwelken, dieser Spiegel möcht anlaufen, ist es kein so großes Wunder, weil nemlich ihr Herr Obrist Kuchelmeister gewest zu Hof bei dem König Pharao, und folgsam die meiste Zeit die besten Bissen nach Haus geschickt, dort eine Pastete, da eine Torte, jetzt ein Fasan, bald etliche Rebhündel, daher der Tisch zu Haus allezeit
Vermaledeit der Bart Judä. Der Bart ist sonst eine Zierd des Angesichts eines Manns und ein Zeichen einer Stärke, dahero die Natur nur den Männern einen Bart vergönnt, gleichwie bei den Thieren dem Löwen, dem Hahn etc., wodurch ihre Mannheit und Stärk zu erkennen gegeben; den Weibern aber hat sie solche Zierde abgeschlagen, theils weil sie schwach und wankelmüthig, theils auch weil sie hart zu barbieren wären, denn sie sogar das Maul nicht können halten; obschon etliche unter diesem Geschlecht etwas bärtig seyn, so ist dieses ihnen mehr eine Unehr. Wenn nun der Bart von der Natur selbst für ein Zeichen der Mannheit und Stärke gehalten wird, so ist darum des Iscarioths Bart vermaledeit, weil er hierinfalls so grob betrogen, massen er die wenigste Stärke niemalen erwiesen; ob er schon Anfangs einen frommen und gottesfürchtigen Wandel geführt, so hat er sich doch bald von teuflischen Anfechtungen überwinden lassen, er war nicht viel anderst beschaffen, als wie die Bildnuß Nabuchodonosor, dero Haupt
Die Türken halten sehr viel auf einen schönen und langen Bart, absonderlich die eines vornehmen Stands oder Amts seynd, daher wenn sie eine Sach wollen hochbetheuern und bekräftigen, so schwören sie bei dem Bart ihres Vaters oder gar des Großtürken. Auch zur Zeit des israelitischen Königs David seynd die großen Bärt in hohem Werth gehalten worden, denn wie Hanon denen Gesandten des Davids so spöttlich die Bärt halb abgeschnitten, da hat er ihnen einen eigenen Kourier entgegengeschickt, sie sollen derweil zu Jericho verbleiben, bis ihnen wieder der Bart wachse. Wenn dergleichen Schimpf jetziger Zeit einem geschah, da konnten die Barbierer gleichwohl noch ein Bärtel zusammen bringen, denn sie machens oft so klein, als wenn einem die Zwirnsfaden von der Nase thäten heraus wachsen, oder oft siehet man nur ein Tüpfel von einem Bart, als wann in diesem solle das Punctum honoris bestehen. Bei den Alten aber hat man sehr hoch geschätzt die großen Bärt, womit die Philosophi und Weltweisen nicht ein wenig
In Frankreich zu Gesede wird aufbehalten der Bart des heil. Apostels Petri, allwo sehr große Wunderwerk geschehen, ja wenn man mit demselben nur die besessenen Personen anrühret, so müssen alsbald die höllischen Larven weichen. Der Bart des heiligen Apostels Andreä wird in hohen Ehren gehalten zu Marsilien in der Kirche der PP. Dominikaner. Aber wo des abtrünnigen Apostels Judä Iscarioth Bart sey, weiß ich dermalen nicht; ich glaub, der Teufel Asmodäus hab einen Bartwisch daraus gemacht, womit er in der Höll die Bänk abkehret, wo die alten Hexen sitzen; oder aber der Teufel Leviathan hab einen Pinsel daraus gemacht, mit dem er der stolzen Weiber Angesichter überstreicht, die vorher auf der Welt den Anstrich gebraucht etc.; denn er ja ein vermaledeiter Bart, weil er an einem vermaledeiten Ort gestanden. Ihm hätte sollen das geschehen, was einmal einem andern Juden widerfahren.
Ein Christ und ein Jud ließen sich auf eine Zeit in eine lange Disputation ein, und gelangten endlich auf diese Frag, wer mehr Heilige könne zählen, das alte oder neue Testament? der Christ wollte das Neue behaupten, der Jud stund hartnäckig bei dem Alten; endlich gehen beide den Kontrakt ein, so oft einer einen Heiligen aus seinem Testament nennt, so soll er dem andern ein Haar aus dem Bart raufen. Der Jud macht den Anfang, und sagt Abraham ein Heiliger, reißt zugleich dem Christen ein Haar aus dem
Vermaledeit der Hals Judä. O wie oft hat dieser verschalkte Böswicht in seinen Hals hinein gelogen. Der Teufel hat Anfangs die liebe Wahrheit verfolgt, als er den ersten Menschen vorgeschwätzt: »nequaquam.« Ihr werdet nicht sterben, dieser ist ohne das ein Vater der Lügen. Die Hebammen in Egypten haben die liebe Wahrheit vertuscht wegen den hebräischen Knäbeln. Zwar die Weiber tragen die Lügen im Sack. Der Aman hat die liebe Wahrheit bei der Nase gezogen, als er bei dem König Assuero so spöttlich wider den Mardochäum geredet, das ist kein großes Wunder, denn bei Hof die Lügen Salvum conductum haben. Die alten zwei Mausköpf haben die liebe Wahrheit grob traktirt, indem sie so falsche Zeugniß geben wider die keusche Susanna, das ist aber nichts Neues, denn sie seynd Babylonier gewest, wo ohne das die Zungen verderbt worden. Die Juden und Pharisäer haben die liebe Wahrheit gar mit Füßen getreten, als sie bei dem Volk und allen andern Orten ausgesprengt, daß Jesus von Nazareth
Dem Pfleger Joszelino, weil er dem Abte Reinero vorgelogen, ist auf einmal sein großer Bart ausgefallen, und ihm die Zeit seines Lebens kein Härl mehr gewachsen. O wie recht! wenn dem Iscarioth nur allezeit ein einiges Härl wäre gewichen, so oft er eine Lug gethan, so hätt er bei Zeiten ein glattes Pergament um das Maul bekommen.
Vermaledeit die Händ Judä. Die Händ seynd sonst das Beßte und Fleißigste bei dem Menschen, die Händ des Adams haben geackert, die Händ der Eva haben gesponnen, die Händ des Gedeon haben gedroschen, die Händ des Samson haben gemahlen, die Händ der Sara haben gebacken, die Händ des Noe haben Wein gepflanzt, die Händ des Tubalkain haben geschmiedt, die Händ des Joseph haben gezimmert, die Händ des Nembrot haben gemauert, die Händ der Israeliten haben Ziegel gemacht, die Händ der Rebekka haben Wasser geschöpft, die Händ des Davids haben gestritten, die Händ Petri haben gefischt, die Händ Pauli haben Zelt gemacht, die Händ Lucä haben gemahlen,
Was hat Judas im Schild geführt? Noe hat geführt eine Taube emisit columbam. Genes. cap. 8. Elias hat geführt einen Raben. 3. Reg. c. 17. David hat geführt einen Löwen. 1 Reg. c. 17. Tobias, der jüngere, hat geführt einen Fisch, c. 6 v. 5. Abraham hat geführt einen Widder. Gen. 22. Herodes hat geführt einen Fuchsen. Luc. 13. Judas aber hat geführt einen Greiffen; ei so greif, absonderlich in einen fremden Beutel. So gehet es, wenn einer ein wenig ein Amt bekommt. Adam ist in das Paradies von Gott dem Allmächtigen gesetzt worden, jedoch nicht ohne Dignität, denn ihm der Titel ist geben worden: Kustos ein Verwalter, allein es ist kein Dienstel so klein (sogar dazumal hat diese Ceremonie schon angefangen), so nicht des Schenken werth ist. Adam, als der erste Beamte, hat einen Greiffen im Wappen geführt, denn er sich grob vergriffen, auf hochdeutsch gestohlen, das verbotene Obst, und folgsam aller Dieb Fundator gewest.
Wo sich der verlorne Sohn, von dem das heil. Evangelium umstündig meldet, habe meistens aufgehalten, das weiß ich zwar nicht, ich glaube aber wohl zu Magdeburg, und zu Schweinfurt, ein Schlemmer, ein Dremmer ist er gewest, das ist wahr, ein Sauffer, ein Rauffer ist er gewest, das ist wahr, ein Vagant, Bachant ist er gewest, das ist wahr, ein Bruder voller Luder ist er gewest, das ist er gewest. Aber ist doch ehrlicher gewest, als Judas, denn wie er mußte aus höchstdringender Noth die Schwein hüten, dieselben aus- und eintreiben, und gehöriger Massen füttern, so ist er oft so hungrig gewest, daß er sich gewunschen, wenn er nur genug Trebern und Sau-Konfekt zu essen hätte, »et nemo illi dabat,« aber Niemand gab ihm solche, aber warum hat er diese nicht selbst genommen, er hätte ja können allzeit den Schweinen an ihrer Ordinäri-Portion abbrechen, und selbiges für sich nehmen, es hätte ihn dessenthalben kein Esau geklagt? Wahr ist es, aber er gedachte doch, ob er zwar dermalen ein elender zerrissener Lumpen – Hund, daß er von ehrlichen Eltern sey geboren, und ihm zwar einen liederlichen Wandel wohl können vorrupfen, aber kein Schelmen- oder Diebs-Stück, und also wolle er lieber sterben, als seinem Herrn das Geringste entwenden oder abstehlen. Dieser Meinung ist der heil. Hieronymus selbst cap. 2 ad Titum.
Vermaledeit das Herz Judä. Cor, oder das Herz wird also genannt, a Cura, von Sorgen, weil nämlich alle Sorgfältigkeit in ihm verbleibt, auch liegt es nahe bei der Lunge, damit, wenn es im Zorn entzündet wird, durch die Feuchtigkeit der Lunge gemäßiget werde. So ist auch wie eine Herrschaft mitten im Leib, damit von dannen als von einem Cento die Lebens – Geister mögen allen Gliedern gespendiret werden. Das Herz ist von der Natur darum obenher dick und breit, untenher aber gespitzt formirt worden, damit selbes auf das Obere und ewige mehr gedenke, als auf das Untere, Zergängliche; aber das vermaledeite Herz Judä war gänzlich umgekehrt, zumalen in demselben nichts anders residirte, als der verdammte Geld – Geiz.
Judas hatte zwar das Vater unser gelernt, von
Der unmäßige Geld – Geiz in seinem Herzen hat so viel gewirkt, daß er auch ein Simoniacus worden, welches Laster bereits in der christlichen Kirche schon ziemlich gemein ist, also verliert es allgemach den Namen einer Sünd. Christus der Herr, so lange er auf Erden gewandelt, hat sich nur einmal erzürnt erzeigt, benanntlich dazumalen, wie er diejenigen zum Tempel hinaus gepeitscht, so darin Tauben ums Geld gekauft und verkauft haben. Der heil. Geist wird allezeit vorgestellt, die dritte Person, in Gestalt einer schneeweißen Taube, wie er denn bei der Tauf Christi im Fluß Jordan also erschienen. Aber glaubst du nicht, daß diese himmlische Taube gar oft auch ums Geld verhandelt werde? Ich sage nicht allzeit, aber oft, und biete in dieser Materie meiner Feder den Arrest an: aber anstatt meiner lese Jemand den heil. Ambrosius, und nachmals Petrum Damianum: »Videas in Ecclesia passim, quos non merita,
sed pecuniae ad Episcopatus Ordinem provexerunt.«
Was aber dieß für ein Laster seye, und wie dergleichen Simoniaci in den Augen Gottes stehen, höre derenthalben reden Petrum Damianum Epistol. 16 cap. 7. »Immanitate cruenti ac sceleratissimi criminis vestri vincitis homicidas, exceditis raptores Sacrilegos, Incestos, Paricidas, atque omnium pene reorum flagitia superatis, et adhuc parum est, nam si res digna, ut est, existimate perpenditur, omnis prorsus haenetica pravitas ipsaque Judaica perfidia vestris excessibus non aequatur.«
Ein solcher Simoniacus ist auch gewest Judas, als der Gottes Sohn ums Geld verkauft, seines verruchten Geizes halber, als der völlig über sein Herz das Governo geführt, wollte wünschen, daß hierinfalls Niemand thäte treten, in die Fußstapfen Judä, Mu, Sed, aber.
Vermaledeit der Magen Judä. Der Magen ist ein Mund und ein Thor des Bauchs, denn er nimmt die Speisen zu sich, den unreinen Theil aber verkehrt er in Humores, durch welche der Leib ernährt wird, denn er führet und leitet sie durch etliche Adern zu den Gliedern. O vermaledeiter Saumagen Judä, wie hast du dich also freventlich unterfangen, für eine Speis zu nehmen den Heiland Jesum, unter der Gestalt des Brods, bei dem letzten Abendmahl, indem doch dieser göttlichen Reinigkeit und reinsten Gottheit das allersauberste Ruhebettel gebühret? Wie die übergebenedeiteste Jungfrau Maria nach Bethlehem gereist, ob
Pfui, pfui, was für ein wilder und grauslicher Zustand ist der Aussatz, welchen wir in unserem Teutschland das Siechthum nennen! so schändlich und so entsetzlich ist er, daß wir dergleichen Spitäler und Siechhäuser so gar nicht in Städten und Märkten gedulden, sondern selbige von ihnen absondern, und gleichwohl, nach Aussag des heil. Evangeliums Matthäus, hat unser lieber Herr einen Aussätzigen angerührt, und denselbigen gereiniget, »extendent Jesus manum tetigit eum.« c. 8. Der gelehrte Origenes aber schreibt hierüber, und spricht, daß dieser aussätzige Tropf dazumal schon seye gereiniget worden, wie der Herr nur die Hand hat ausgestreckt und folgsam ist das Siechthum entwichen, ehe und bevor der Herr ihn angerührt, denn dieser abscheuliche Zustand gedachte, es gebühre gar nicht, daß der Herr Jesus etwas Unreines solle anrühren. Und du verdammter Judas, und du hast denselben gar in deinen wilden und entsetzlichen Sau-Magen hineingezogen, wehe dir und allen denjenigen, die da unwürdig kommuniciren.
Es ist die Frage, wo unser lieber Herr und Vinc. Ferrer. Ser. 2. Dom. in albis, und du vermaledeiter Judas, und du hast denselben gar in deinen wilden Saumagen eingesteckt als in einen stinkenden Kerker, wehe dir und allen denjenigen, so da unwürdig kommuniciren.
Der heiligmäßigen Joanne de Cruce hat ein Engel eine konsekrirte Hostie gebracht, als sie in dem Gebet begriffen, damit sie selbige des andern Tags genießen solle, zu Trost und Nutz der armen Seelen im Fegfeuer; besagter Engel hat sich verlauten lassen, daß er diese Hostien gezogen aus dem Rachen eines Sünders, denn Gott nicht hat wollen wohnen in der Senkgrube des Satans. In vita hujus; und du lasterhafter Judas und du hast denselben gleichwohl in deinen verdammten Saumagen hinein genommen; wehe dir und allen denjenigen, welche da unwürdig kommuniciren.
Zu Wien, in dieser berühmten und volkreichen Residenzstadt, ist ein Ort, das heißt bei St. Salvator und wiederum ein anderes Ort, das heißt ein
Vermaledeit die Leber Judä. Die Leber ist ein hitziges, blutiges, hohles und schlüpferiges Glied, liegt an der rechten Seite des Magens und ist desselben Koadjutor und Mithelfer, ernährt die Glieder, verursacht die Hitz, macht eine vollkommene Dauung und erzeugt das völlige Blut. Vermaledeit die Leber Judä, dann ich sind nicht, daß ein guter und ehrlicher Blutstropfen in ihm gewesen, ja gar kein Blut, massen dieser gewissenlose Böswicht auch wegen seiner größten Lasterthaten und Bubenstücke niemalen schamroth worden. In demselbigen Augenblick, da der Heiland Jesus am bittern Kreuzstamm seinen Geist aufgeben, da ist der große rothe Vorhang in dem Tempel von einander gerissen, das ist, von oben bis hinunter, ohne einige Handanhebung eines Menschen, und glaubt Ephrem Syrus, daß solches der heilige Erzengel Michael gethan habe. Sobald dieser rothe Vorhang zerrissen, da hat man alsobald eine englische Stimm vernommen: »Eamus hinc, laßt uns von dannen weichen;« zugleich hat man auch wahrgenommen, daß der heil. Geist in Gestalt einer schneeweißen Taube von dannen geflogen. Sobald der rothe Vorhang zu Trümmern gangen, sobald hat der heil. Geist den Abschied genommen. O wie wahr ist,
Im Alten Testament hat Gott der Allmächtige befohlen, ihm allerlei Thier aufzuopfern, in dem Tempel zu Jerusalem, ausser der Fisch nicht, Tauben wohl, aber keine Fisch, Spatzen wohl, aber keine Fisch, sogar ein Gais – Haar, aber nur keine Fisch, neben andern Ursachen ist auch diese eine, weil nemlich die Fisch mußten weit hergebracht werden und also schwer möchten leben bleiben; aber wie kennt man, ob ein Fisch seye abgestanden? Koch wie? Köchin wie? beide sagen, man soll den Fisch bei den Floßen anschauen, wenn selbige schön roth seyn, so ist es gut, seynd sie aber bleich, und nicht mehr roth, so ist der Fisch abgestanden, pfui, auf den Mist mit ihm. So lang ein Mensch noch roth wird, so lang ihm die Aurora aus dem Gesicht scheint, so lang er unter dem Zeichen des Krebses ist, so lang er den Kalender – Feiertag über die Stirn hat, so lang er sich von Rothweil schreibet, so lang er die Rubrika citirt, da ist es noch ein Anzeichen seiner Unschuld oder aber wenigst eine unfehlbare Hoffnung seiner Besserung. Wie solches in Magdalena zu sehen war, als diese in dem Haus des Pharisäers zu Christo dem Herrn getreten und ihm mit ihren Thränen die Füß gewaschen, da hat sie sich aus Schamhaftigkeit nicht getrauet, unter dem Angesicht des Herrn zu erscheinen, sondern, nachAussag Accessit retiro, stund sie von hinten an seinen Füßen;« entgegen der verwegene und treulose Apostel ist ganz unverschämt zu Christum getreten, ihn angeredt, ja sogar ihn geküßt, und nicht einmal roth worden. O Schelm nun bleibst du ewig schwarz geschrieben!
Vermaledeit die Lunge Judä. Die Lunge ist ein Windwächel und eine Abkühlung des Herzens, eine Werkstadt der Luft und ein Instrument des Athems, die Lunge muß derenthalben auch eine Mutter genennt werden der Seufzer; aber von dem Vermaledeiten ist nicht ein einiger rechter bußfertiger Seufzer vernommen worden. Wie unser Heiland aus den Gränzen Tyri nach Sidon an dem galiläischen Meer kommen, da hat man einen tauben und stummen Menschen zu ihm geführt, und gebeten, er wolle doch die Händ an ihn legen, worauf der Herr den armen Tropfen auf die Seite geführt, ihm die Finger in die Ohren gelegt und mit dem Speichel die Zung berührt, nachmals gegen Himmel geschaut und geseufzet: »Ingemuit,« Marc. cap. 7. Der gottselige Beda spricht, daß unser lieber Herr nicht dessenthalben habe geseufzet, als hätte er das Seufzen vonnöthen, wenn er etwas von seinem himmlischen Vater begehre, sondern uns zu einem Exempel und Nachfolg, wenn wir im Stand der Sünden uns befinden, daß wir unsere Augen sollen gegen den Himmel erheben und seufzen, sodann werde uns Gott auch die allerlasterhaftesten Adams – Kinder erhören. Gewiß ist es, wenn Judas hätte geseufzet nie Magdalena, hätte geseufzet wie der Schächer am Kreuz, daß er wäre zu Gnaden kommen, aber aus
Vermaledeit der Bauch Judä. Weil dieser ein Ueberzug alles Unflaths, und in den Gedärmen, welche siebenmal so lang als der menschliche Leib, nichts als Wust und Gestank, auch solches Ingeweid dem gehängten Judas aus dem Bauch gehangen, also mag ich mich in dieser Schinder – Grube nicht aufhalten, sondern ich schenk den Bauch mit Allem, was darin ist, als da ist Epigastrum, Hypogastrium, Peritonaeum, Epiploon, Ileon, Calon, Sphineter, Mezareon, Pancreas und mehrere dergleichen Lumpen-Wort und Ort, alles dieses schenke ich demjenigen wegen der Mühewaltung, der den Judam in die Höll geführt.
Vermaledeit die Füß Judä. Unangesehen der Heiland Jesus selbst mit seinen heiligsten Händen, mit denen er Himmel und Erde verfertiget, die Füß Judä gewaschen, und durch diese unermessene Demuth noch gesucht, den gottlosen Bösewicht zu bessern Gedanken zu bringen; unangesehen dieses ist der verstockte Mensch noch zu den Feinden des Herrn mehr gelaufen als gangen, ja eben dieselbigen Füß noch abgemattet, damit er Jesum in die Händ des Henkergesinds möchte liefern. O Bestia! der Hund des Tobiä ist besser gewest als du, die Eselin des Balaams ist besser gewest als du, der Rab Eliä ist besser gewest als du, der Ochs Elisäi ist besser gewest als du, die Füchs des Samsons seynd besser gewest als du, der Löw des Davids ist besser gewest als du, die Schwalben des Maledictus, und sey dann vermaledeit Judas in Ewigkeit!
Vermaledeit an Leib und Seele, vermaledeit vor Gott und der Welt, vermaledeit von Himmel und der Erde, vermaledeit von dem Element der Luft, in dem er sich erhängt; vermaledeit von der Erd, auf der er gewandlet; vermaledeit von Feuer, indem er nicht gehabt den wenigsten Funken einer Lieb zu Gott; vermaledeit vom Wasser, weil dieser hartnäckige Böswicht durch nichts sich lassen erweichen; vermaledeit von den Vögeln der Luft, weil er ein Erzvogel gewest; vermaledeit von den Thieren der Erde, weil er eine Bestie gewest ist; vermaledeit von den kriechenden Thieren, weil er sogar das Gift gegen Gott gebraucht; vermaledeit von den Fischen, weil er mit faulen Fischen umgangen; vermaledeit von allen Zungen, vermaledeit von allen Federn, vermaledeit von allen Sprachen. Maledictus!