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Wann wahr ist / wie es nicht kan geläugnet werden /daß in dieser sterblichkeit nichtes bässer sei / als die Seele in ihren ursprung senden / GOtt das höchste Gut recht erkennen / und demselben durch Tugend sich gleichförmig machen: so müssen / unter allen Schriftarten / die bästen seyn / die uns zur Gottes erkentnis füren / und zur Tugend anweisen. Beides verrichten / die Historien oder Geschichtschriften: denen wir auch eher und mehr / als den blossen Lehrschriften / gläuben. Dann / da lernen wir den allweißen /gerechten / gütigen / allmächtigen und warhaften GOtt / aus seinen werken / aus der wunderbaren Regirung / aus denen über die Tyrannen und Boshaftigen verhängten Straffen / aus beschirm- und belohnung der Gottliebenden und Tugendhaften / und aus der erfüllung seiner Verheisungen / erkennen. Wir lernen auch daraus / die Tugend lieben und die Laster hassen: weil wir lesen / wie es mit beiden endlich wol und übel abzulaufen pflege. Wir lernen das Ubel dulten: weil wir an den Beispielen sehen / daß viel tausend andere auch eben das erlitten / und das ende davon erlebet. Es sind auch keine bässere Staats-Lehrschriften / als die Geschichtbücher. Die Welt / ist eine Spiel-büne / da immer ein Traur- und Freud-ge mischtes Schauspiel vorgestellet wird: nur daß / von zeit zu zeit / andere Personen auftretten. Was ist /(predigt der allerweiseste Staatsfürst /) das geschehen ist? eben das / so hernach geschehen wird. Geschihet auch etwas / davon man sagen möchte: Sihe das ist neu! dann es ist zuvor auch geschehen / in den zeiten /die vor uns gewesen sind. Es geschihet nichts neues unter der Sonne. Ist dannenhero eine grosse torheit /daß man (wie er fortpredigt /) nicht gedenket / wann man auf diesen Staat-Schauplatz seine person zu spielen auftritt / wie es zuvor einem andern gerahten ist. Mancher würde einen Krieg / eine verfolgung / oder sonst eine Atheistische Statistenhandlung / in der geburt erstecken / wann er die Historien fleissig läse /und daraus lernte / wie an Pharao / Jerobeam / Ahab /Julianus und andere / vor ihme / in eben dergleichen vorhaben / den Kopf zerlaufen.
Die Geschichten in ihrer angebornen ordnung / mit benennung der personen / zeit und orte / beschreiben /ist die gemeinste art der Geschichtschriften / welche man Annales oder Jahrbücher zu nennen pfleget: deren die erste von Mose / dem heerfürsten des volks Gottes / geschrieben worden. Es ward auch diese art Schriften / nämlich das Geschichtschreiben / nach der zeit sehr hochgehalten: also daß hohe Staatshäupter /auch dapfere helden und kriegsfürsten / sich nicht gescheuet / ihre eigene oder auch frömde thaten aufzuzeichnen und in eine Historie zu bringen. Diß thäten die zween stiftere der Römischen Monarchie und erste Käysere / Julius und Augustus: deren jeder seine eigene Kriegszüge / (wovon des ersten sein Buch vom Gallischen Krieg noch vorhanden ist /) in ihrer Muttersprache ja so trefflich beschrieben / als löblich sie dieselben verrichtet haben.
Es sind aber sonsten noch zwo arten der Geschichtschriften / deren eine man ein Geschichtgedicht / die andere eine Gedichtgeschicht nennen möchte. Die Gedichtgeschicht-Schriften / behalten zwar die warhafte Historie mit ihren haupt-umständen / dichten aber mehr neben umstände hinzu / und erzehlen die sachen nicht in der ordnung / wie sie sich zugetragen. Auf diese art wurde bei den Heiden die allererste und ältste Historie / und zwar vom Homerus dem Fürsten der heidnischen kunstdichtere / zu zeiten des Profeten Elias / poetisch und in gebundener rede geschrieben /und in deren beiden theilen / in der Ilias der Trojanische krieg / in der Odyssea aber die grosse weltreise des Griechischen Helden Ulysses / beschrieben. Diß Buch hat der grosse Alexander so wehrt geschätzet /daß er es tag und nacht bei sich gefüret / und als er /im Persischen kriegszug / ein köstliches güldenes mit edelsteinen verseztes schatzkästlein gebeuret / die Homerus-Schriften / als sein liebstes und edelstes kleinod / darein geleger. Diesem hat nachgeamet / der zweite Poetenfürst Virgilius Maro: dessen Eneis / die Begegnise des Trojerfürsten Eneas / in einer unvergleichlichen Gedichtschrift gleichfalls poetisch vorstellig machet: und als er / vom tod übereilet / solche nicht in die verlangte vollkommenheit einrichten können / auch dannenhero das schöne werk / durch lezte willens-verordnung / dem Feuer vermachet / hat Käyser Augustus / durch offentlichen lob-ausspruch (welches herrliche Carmen die gelehrte welt noch mit verwunderung liset /) diesen lezten willen aufgehoben /und diß geistfeuer von der leichfakel errettet. Ist eine unvergleichliche Ehee / von einem höchsten und löblichsten Monarchen der welt / dem kunstfleisse eines Poeten angethan: unserem jetzigem unartigem welt-alter zur beschamung / da mancher Großhans nicht allein die feder in der Poesy zu füren sich schämet /sondern auch diese edle kunst an andern verlachet und verachtet. Der grosse Augustus hat nicht allein / besagter massen / seinen Maro nach dem tode mit versen beehret / sondern auch / neben seinem geheimsten Raht dem Mecänas / ihn so reichlich beschenket / daß er einen Schatz von 225000 Cronen hinterlassen. Wie dann auch dieses Käysers schwester / die Prinzessin Octavia / als sie ihn die 26 verse / die er von ihrem sohne / dem Marcellus / dem sechsten Buch seiner Eneis eingerücket / ablesen hören / vor trauer-freuden in eine onmacht dahin gesunken / und ihme nachmals / für jeden vers / dritthalbhundert Cronen zahlen lassen.
Die Dritte art der Geschichtschriften / die Geschichtgedichte / tragen entweder eine warhaftige Geschicht unter dem fürhang erdichteter Namen verborgen / sind in ihren umständen anderst geordnet / als sie sich begeben / und ihre Historie ist mit andern umständen vermehret / die sich war-scheinlich begeben können: oder es sind ganz-erdichtete Historien / welche der Verfasser erfunden / seinen verstand und sich in der Sprache / darinn er schreibet / zu üben / auch andere / durch lehr-hafte beispiele / von lastern ab-und zur Tugend anzumahnen. Dergleichen Geschicht-mähren / sind zweifelsfrei weit nützlicher / als die warhafte Geschichtschriften: dann sie haben die freiheit / unter der decke die warheit zu reden / und alles mit-einzufüren / was zu des Dichters gutem absehen und zur erbauung dienet; da man hingegen / in warhaften Historien / nicht allein die warheit nit allemal schreiben / noch die handlungen beurteilen darf / sondern auch nit alles darinn findet / womit man gern den verstand üben und zur tugendliebe bereden wolte. Ist derhalben torheit / solche Geschichtgedichte darum verwerfen wollen / weil sie nicht beschreiben / was sich in der that begeben hat. Dann / ob es schon in den Jahrbüchern nicht zu finden ist / daß die beschriebene Geschichten / zu selbiger zeit und an solchen orten mit so-genannten personen / sich zugetragen: so sind es doch begebenheiten / die einmal und irgendwo mögen geschehen seyn / oder noch geschehen möchten. Dergleichen Historien / sind zu allen zeiten geschrieben / auch in H. Schrift die Bücher von Tobia und Judith für solche gehalten worden. Bei den Griechen / sind berümt: des Eustathius / Ismene; des Achilles Tatius / Leucippe; des Sophisten Longus /Dafnis; und unter den Christgläubigen / des Heliodorus Bischofs zu Trica in Thessalien / Charielia. In Latein / haben dem Virgilius / jedoch in ungebundener rede / nachgeamet / Apulejus / mit seiner Psyche; Barclajus / in der trefflichen Argenis; und der verfasser des schönen Ormunds. Zu unsern zeiten / haben die gelehrtste federn sich gleichsam in einen wettstreit eingelassen / welche die andere in dieser art Schriften überkünstlen könte. Hispanien / hat uns die schöne Diana / und Frankreich durch den Herrn von Urfe die Astrea / geboren. Der Englische Ritter Sidney / und der wälsche Ritter Biondi / haben durch die sinnreichste Arcadia und angeneme Eromena / ihre namen unter die gestirne gesetzet. Italien und Frankreich /prangen annoch mit soviel dergleichen Büchern / daß man bei der mänge sich arm sihet / indem die wahl schmerzet / welchem man solle den vorzug geben.
Teutschland hat endlich auch angefangen / mit solchen Schriften seine Sprache auszuzieren: worzu der Freiherr von Kuffstein / der dapfere Kriegsobriste Dietrich von Werder / und unser Teutscher Homerus /indem sie die Spanische Diana / des Tasso Gottfried und die Argenis künstlich geteutschet / das erste Vorspiel gegeben. Aber zu zeigen / daß auch Teutschland grosse geister habe / die etwas aus eigenem gehirn herfür bringen können / haben die zween teure Palmgenossen / der Vielgekörnte (besagter Obrister von Werder /) die Dianea / und der Sinnreiche (Herr von Hohberg /) die Proserpina und den Ottbert / ihre eigene Sinnbruten / so preisbar an das tagliecht gestellet /daß sie nicht allein denen ausländischen die wage halten / sondern auch vielen derselben fürwägen können.
Es sind / dieser art Historien / vor allen anderen Schriften / ein recht-adelicher und darbei hochnützlicher zeitvertreib / sowol für den / der sie schreibet /als für den / der sie liset: wie dann auch die jenigen /so dergleichen geschrieben / meist entweder vorneine Stands- und sonsten adeliche personen / oder doch leute gewesen / die mit solchen personen kundschaft gepflogen haben. Bücher / die vom Schul- Glaubens-und Rechtsgezänke handeln / gehören für die jenigen /welche hiervon beruff machen. So werden auch / ordentliche Zeitgeschichtbücher / zwar mit nutzen / jedoch zuweiln mit eckel gelesen. Aber diese Geschichtgedichte und Gedichtgeschichten (von derer zahl aber / die Amadifische und andere aufschneiderische albere Pedantische fabelbruten und mißgeburten / ausgeschlossen werden /) vermälen den nutzen mit der Belustigung / tragen güldene Aepfel in silbernen Schalen auf / und versüssen die bittere aloe der warheit mit dem honig der angedichteten umstände. Sie sind Gärten / in welchen / auf den Geschichtstämmen / die Früchte der Staats- und Tugendlehren / mitten unter den Blumenbeeten angenemer Gedichte / herfürwachsen und zeitigen. Ja sie sind rechte Hof- und Adels-Schulen / die das Gemüte / den Verstand und die Sitten recht adelich ausformen / und schöne Hofreden in den mund legen. Sie lehren / durch vorstellung des unbestands menschlichen glückwesens / der liebes- und lebensgefärden / der gestrafften tyranney und untugend / der vernichtigten anschläge / und anderer eitelkeiten / wie man das gemüte / von den gemeinen meinungen des adel-pöbels läutern / und hingegen mit Tugend und der wahren Weißheit adeln müsse.
Wann nun / dergleichen Bücher / der Adel mit nutzen liset / warum solte er sie nit auch mit ruhin schreiben können? Und wer soll sie auch bässer für den Adel schreiben / als ein person / die den Adel beides im geblüt und im gemüte träget? Wer / von der weise zu regiren / weißlich schreiben kan: der weiß zweifelsfrei auch wol zu regiren / oder zur löblichen regirung zu helfen. Ja / er lernet solches im lehren / und schreibet ihm selber ins herze / was er auf das papier schreibet. Solte eine Stands- oder Adelsperson / die feder allein auf dem hute füren / und sich schämen /dieselbe auch in die hand zu fassen? Ist dann nicht /der verstand und dessen vielwissenheit / das bäste stuck des Menschen / die feder aber / sowol als der mund / des verstandes dolmetscherm? So muß folgen / daß eine Stands- oder Adelsperson auch in gesellschaft nicht verständig reden müsse / wann sie nicht verständig schreiben darf. Wer verstand hat / soll solchen / der welt zu nutzen und ihm selber zu ruhm /herfür leuchten lassen. Nun sollen die Edlen / als die grösten unter den Menschen / auch die Bästen / und folgbar die Verständigsten seyn; und wann sie es sind / sollen sie sich als solche der Welt zeigen: welches nicht anderst geschehen kan / als durch reden und schreiben.
Daß die zween erste Römische Monarchen und Käysere / Julius und Augustus / (wie beym Suetonius zu lesen /) ingleichen vor- und nach ihren zeiten viel Römische Staatsfürsten und kriegshelden / Bücher geschrieben / ist zuvor berüret / und könte mit vielen beispielen erwiesen werden. Solte nun heut dergleichen Personen eine Schande seyn / was damals / da fast die klügste welt / weil welt ist / gelebet / ein ruhm und ehre gewesen? Solte man nicht / mit dem gelehrten König Alfonso zu Neapels / von einem kunsthässigen Edelgebornen / der also urteilen darf / aufruffen: Diß sei / nicht eines Menschen / sondern eines Ochsens stimme? Und solte man / einen solchen Richter / nicht mit Midas ohren krönen? Wer ein gutes Buch schreibet / der schreibt seinen namen in das Buch der Ewigkeit: da hingegen die namen derer /die sich / zum hochleuchtenden Sternenflug / nicht mit kunstfedern beflügeln mögen / nirgend als in ihrer Genealogie zu finden ist / oder doch ihrer in den Historien nit bässer / als des Midas / erwehnet wird. Soll die adeliche Belustigung allein im Reiten / Fechten / Tanzen / Jagen / Trinken / Spielen / und dergleichen Eitelkeiten / bestehen? Ist nicht das Gemüte und die himmlische Seele edler / als der irdische körper? So muß dann auch die Verstands-belustigung adelicher seyn / als die leibes ergetzung. Man mag zwar um diese sich annemen: aber jene soll man darbei nicht unterlassen.
Wir Teutschen lassen uns / in Italien und Frankreich / zu adelichen Leibs-übungen anweisen: warum lernen wir nit auch / von dem beispiel dieser Nationen / die löbliche kunstliebe und verstands übung? Haben dann / die Päpste unserer zeit Urbanus VIII und Alexander VII, auch sonst viel Cardinäle / Bischofe /Fürsten und Magnaten / sich des Bücherschreibens geschämet? Pranget nicht / Hispanien / mit seinem Savedra? Italien / mit den Schriften des Grafen Pallavicini / des Venedischen Ratsherrn Johann Franz Loredano? Frankreich / mit dem Bischof Bellay / mit den Herren von Bartas / Thou / Balsac / Charron / Pibrac und Scuderi? Engelland / mit besagtem Ritter Sidney und dem Grafen von Verulam? Worzu nutzet unser Reisen in diese Länder / wann wir allein die Eitelkeit / und nicht auch die Kunstliebe / ihnen ablernen wollen? Wollen wir Teutsche zu unserer voreltern Barbarey und wildheit wiederkehren / deren fäuste /wie Hieronymus von ihnen schreibet / am schaft des Spisses erkru et / und zum schreiben untüchtig worden? deren dapferkeit die ganze welt durchsieget /aber mit ihnen gestorben / weil sie allein den degen /und nicht zugleich den Schreibgriffel / ergriffen?
Der allerlöblichste Käyser Maximilian der erste diß namens / welcher / als ein Teutscher Apollo / in einer faust zugleich schwerd und feder gefüret / und die Künstinnen / insonderheit die Fräulinn Historie / in Teutschland einberuffen / hat nach dem fürbild obbelobter seiner beiden ersten Reichsvorfahrere / seine Lebensgeschichten selber in eine Gedichtgeschicht /unter dem namen des Blank-Königs / verfasset: welche / als ein sonderbares kleinod des Erzhauses / annoch vorhanden ist. Gleich huntert jahre nach seinem tod / hat in Teutschland der allerlöblichste Fruchtbringende Palm-Orden zu grünen angefangen: in welchem / nun von 50 jahren her / viele Fürstliche und Gräfliche / auch andere Stands / und adeliche Personen sich befunden / die zu Teutscher Nation und ihrem eigenen unsterblichen ruhme / die Kunstwelt und unsere Sprache mit vielen fürtrefflichen Schriften bereichert. Solche sind / im Fürstenstande / aus den häusern Anhalt / Braunsweig / Hessen und Mekelnburg / der Nehrende / Unveränderliche / Befreiende /Siegprangende / Kitzliche / Wolgenannte / Füttrende und Gefällige; im Grafen- und Herrnstande / der Unglückseelige / Kunstliebende / Kühne / Sinnreiche /Grünende und Vollziehende: im Adelstande / der Vielgekörnte / Feste / Unverdrossene / Friedfärtige /Geheime / Fördrende / Gleichgefärbte / Erwachsende /Gebrauchte / Behütende / Hülfreiche / Entleibende /Vollziehende und Ordentliche: welche alle / als der hohe Raht des Teutschen Parnassus / ihre Verstands-haabe so rümlich bewäret / daß andere / die allein auf Eitelkeit und Staatisterey bedacht sind / und den Kunstfleiß / dessen sie nicht fähig / verachten / sich selbst mit einbildung mehrerer klugheit zu beschmeicheln nicht ursach haben.
Jeztbenannte helden und Edle Geister / haben /nach dem vorsatze allerlöblichst-gedachter Fruchtbringenden Gesellschaft / ihre Schriften in unserer Teutschen Haupt- und Helden-Sprache / verfasset: hierinn dem fürbilde / nicht allein der alten Griechen und Römer / sondern auch der heutigen Italiäner /Franzosen und anderer Nationen nachamend / welche ihren Kunstfleiß zu ausübung und aufname ihrer Muttersprache / und nicht frömder Sprachen / anzuwenden pflegen. Es ist an sich selbst lächerlich / daß wir Teutsche mit grossem unkosten / frömde Sprachen zu erlernen / ausreisen / und unsere eigene edle Sprache zu haus verunachtsamen: da doch die Frömden uns diese Ehre hinwiederum nicht anthun / und wird man nicht allein keinen Wälschen oder Franzosen / an stat seiner Muttersprache / teutsch reden hören / sondern auch ihrer keiner wird mit sich anderst / als in selbiger seiner Sprache / reden lassen / oder eher eine dritte Sprache / wie in Gesandschaften zu geschehen pfleget / hierzu erwehlen. Thun nun diß die Frömden / mit ihren unvollkommenen Stümpel-Sprachen: was hat dann unsere Teutsche Sprache / die doch eine Welthaupt-Sprache ist / und von Babel mit ausgegangen /verschuldet / daß wir sie zum Pöbel verbannen / und lieber den Frömden nachparlen? Und wird dannenhero auch billich dem Irrwahn etlicher Schul-gelehrten in Teutschland widersprochen / die dem Teutschen Sprache fleiß / und auch-gute Teutsche Schrifften / allein darum verachten / weil sie nicht in latein geschrieben sind.
Zu Käysers Augusti und in den nächstfolgenden zeiten / war die Griechische Sprache / wie jezt unter den Teutsch-Römischen Augusten die Latinische / die Schul-Sprache / in deren die Künste geschrieben waren / und erlernet musten werden. Haben aber / um deß willen / die Römer ihre Sprache verunachtsamet und unter die dank geschoben? Haben nicht / Cicero und andere Römische Redner / allein in Latein offentliche Reden gehalten und Sendbriefe geschrieben? Sind nicht die Römische Historien / sind nicht auch ihre Staatssatzungen und Rechtsbedenken / in der Römischen Sprache geschrieben worden? Haben sie nicht alle Kunst- und Lehrschriften / aus andern / in die Lateinische Sprache übergetragen? Würde nicht dazumal für einen Fantasten seyn gescholten worden /wer zum Cicero / Virgilius / Livius / Seneca / Tacitus und anderen treffachen Schriftverfassern / gesaget hätte: Eure Schriften taugen nichts / weil ihr nicht Griechisch / sondern nur Latein / schreibet? Hätten Augustus und seine Reichsnachfolgere ihr Latein nicht erhoben: es würde jezt wol nicht die allgemeine Welt-Sprache seyn. Warum soll es dann unrecht und verächtlich seyn / wann wir Teutsche / nachdem die Römische Käyser würde an unsere Nation gelanget /ebendas mit unserer Sprache thun / was die Römer /unter ihren Augusten / mit ihrer Sprache gethan haben? Das Latein muß freylich bei uns / wie bei den Römern das Griechische / gelernet: aber darbei unser Teutsch so wenig / als von ihnen ihr Latein / verworfen / sondern vielmehr gleich demselben erhoben und zur aufname gefördert werden. Es ist aber insonderheit bei den Geschicht- und Tugendlehrschriften vonnöten / daß dieselben in der Muttersprache geschrieben werden: damit auch das Frauenzimmer / und andere / die nicht in Schulen aufgewachsen / solche zu ihrer erbauung lesen können.
Die edle Poesy und Dichtkunst / mit deren / vor anderen Schriften / die Gedichtgeschichten und Geschichtgedichte pflegen untermängt- und gleich als mit perlenreihen gestickt zu werden / hat heut zu tag mit dem Teutschen Sprachfleiß einerley widrigen Gestirn-einfluß / und muß sich gleichfalls von dünkelwitzigen Zoilen übel ausrichten lassen / welche dieses schöne Fräulin zu dem Gelehrten-pöbel verweisen /und nicht würdig achten / daß sie von hoher und adelicher hand zum Ehrenthron gefüret werde. Es schmerzet diese Dame billig / so eine zeit erlebt zu haben: zumal wann sie sich erinnert / wie sie in den vorzeiten so hoch beehret worden. Alexander der grosse Weltbezwinger hat sich nicht geschämet / die von den abschreibern verfälschte verse des Homerus / mit eben der hand / welche von sovielen überwundenen völkern angebetet worden / zu entfehlern. Von Käyser Augusto ist zuvor erwehnt worden / wie er / und zwar einem Poeten zu ehren / poetisiret: massen auch von ihme bekant ist / daß er ein Traurspiel vom Ajax in gebundene rede zu fassen angefangen / aber solches /weil ihm frömde Gedichte bässer als seine eigene gefielen / wieder aus der Schreibtafel gelöschet / und nachmals hiervon zu scherzen pflegte / sein Ajax habe sich mit einem Schwamm erstochen. Wie seine Reichsnachfolgere diese kunst geliebet und geübet /davon wäre ein grosses Register vor augen zu legen.
Aber wir wollen mit den gedanken weiter zurücke und zwar in die alte Gotteskirche wandern / und daselbst die Dichtkunst / durch die hand der Gottesheiligen / verhimmelt sehen. Mose / der Mann Gottes /auch Fürst und Heerfürer des volks Gottes / ist zugleich der Poeten Fürst und Vorgänger / als der erste Kunstdichter: wie seine zwei schöne Lieder / und der neunzigste von den Psalmen Davids / welcher ihme durch die Uberschrift zugeschrieben wird / bezeugen können. Sein und der Debora beispiel / welche auch dieses volks heerfürstin und zugleich eine Kunstdichterinn gewesen / dienet zum beweiß / daß der Heldenmut und Dichtergeist gern in einem gehirn beisammen wohnen / und dieser jenem wol anstehe. Es ist kein wunder / daß zu unserer zeit der Dichtgeist aus vielen Hochfürstlichen Prinzessinnen und anderen Stands-Frauenpersonen so herrlich herfür flammet: weil selbiger auch bei der Gott-erwählten Hebreischen Nation / nicht allein in dieser Debora / sondern auch in der Miriam des Mose schwester / in der Hanna / in der heldin Judith / ja auch in der vom heiligsten Gottes geisterfüllten Gottes-Mutter / der höchstgewürdigten Maria / gebrennet / wovon ihre himmlische Lob- und Danklieder reden. Was sollen wir lagen von David /dein Mann lieblich mit Psalmen Israel / dem Hebreischen Apollo? Wieviel schöne Lieder hat er / erstlich als Schäfer auf der weide bei Bethlehem / und hernach als König in der hofburg Zion / welcher Berg sein Parnaß gewesen / gedichtet und in seine Harffe gesungen? Ja er hat zu Jerusalem einen Dichter-Orden gestiftet / in welchem Assaph / Korah / Heman / Ethan /Jedithun und andere Poeten / derer 288 gezehlet werden / miteinander in die wette gesungen. Was sein sohn Salomo für ein trefflicher Poet gewesen / weisen die schönsten Eclogen seines hohen Brautliedes. Die Könige Josafat und Hiskia / der fürstliche Profet Esaias / die fromme Männer Syrach / Tobias und Zacharias / und die drey Hof-Fürsten zu Babel / tratten auch in diese Poeten-gesellschaft: und hat in diesen letzeren / das Geistfeuer / mitten in feuerofen gebrennet. Daß man aber im volk Israel / nicht allein Psalmen zur Ehre Gottes / sondern auch andere Lieder poetisiret / ist abzumerken aus dem schönen Klaglied /womit David seinen herzfreund Jonathan und dessen vattern zu grab gesungen / wie auch aus des Profeten Jeremia recht-poetischen Klagliedern: und ist kein zweifel / es werden unter den 1005 Liedern des Königs Salomo / auch viele gewesen seyn / die er seinen weibern zu lieb und lob verfasset.
Ist nun sovielen heiligen leuten / grossen Königen und Fürsten / insonderheit dem Salomo / unter allen Königen dem reichsten / weisesten und geehrtisten /das Poetisiren keine schande gewesen: was torheit ist es dann / wann heut zu tag ein Midaskopf / sich mit seinem urteil übereilend / diese edle und von sovielen hohen händen geadelte Kunst / einer hohen und adelichen hand übel-anständig achtet? Zumal / da auch zu unsern zeiten / oberwehnete Päpste und andere ausländische Stands- und Adelspersonen / insonderheit in unsrem Teutschland soviele Fürstliche und Edle Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft / ihre übrige zeitweile mit diesem Kunstfleiß zu adeln sich nicht geschämet? So ein Ubelrichter muß erstlich erweisen /daß er weiser und verständiger als Salomo sei / wann er demselben vorrücken darf / daß er / seinem Königlichen Ehr-ansehen zu nachteil / ein Poet gewesen sei. Daß aber ungesalzene Reimenleimer und abgeschmacke Tropfen / ihre albere und oftmals schändliche mißgeburten mit dem Ehrnamen der Poesy betiteln dörfen / solches kan dieser edelsten Fräulinn so wenig zu schimpf gereichen / als einem Menschen die torheit eines Affen / der seine kleider angezogen. Die Arzneikunst wird darum nicht verachtet / weil es Marktschreyer gibet / die sich deren mit ungrund berümen. Die Käyser-würde wurde zu Rudolphs I zeiten darum nicht geringer / weil der Müller Tile Colup sich für den Käyser ausgegeben.
Was bisher gesaget ist / das ist gegenwärtiger Aramena zu ehren geschrieben: bei deren sich alles das befindet / was den Geschichtschriften und Geschichtgedichten zu Lob geredt worden. Sie hat eine hohe hand zur gebärerinn / und der Edle leser / ihre höchste fürtrefflichkeit erkennend / wird bekennen müssen /daß sie billiger Minerva als Aramena heisen solte: weil es scheinet / sie habe ein Jovis-hirn zum mutterleibe gehabt. Sie ist / nicht im Schulstaub / sondern zu Hof erwachsen. Sie ist auch nicht mit gesellschaft des Pöbels bestäubet: sondern redet höchsthöflich und recht-fürstlich / von Fürstlichen Geschichten. Sie öffnet eine Gedult Schule: mit erzehlung ihrer Verfolgungen und Unglücksfälle. Sie weiset einen Schauplatz / der Tugend und Lastere / und darauf-ergangener Göttlicher belohn- und abstraffungen. Sie stellet auf / einen Hof- und Welt Spiegel / darinn die / so sich selber nicht kennen / ihre Gestalt ersehen können. Sie setzet einen Staats-Lehrstul / und lässt von demselben reden / die beispiele der jenigen / die viel anschläge ersonnen / aber nichts damit gewonnen haben. Sie solte wol die Teutsche Minerva heisen: weil ihr Schmuck nicht / wie anderer solcher Prinzessinnen / von andern Nationen entlehnet und hergeholet / sondern in Teutschland / und zwar zierlicht- teutsch / verfärtigt worden. Sie hat aber Aramena heisen müssen: weil sie eine Syrerinn / auch meist mit Syrern und deren Nachbaren vergesellschaftet ist. Und weil sie zu der zeit gelebet / da der Patriarch Jacob sich in Mesopotamien befunden / auch derselbe ihr verwandt ist: als hat sie / ihn und seine befreundte /mit in ihre gesellschaft genommen. Sie redet auch billig Teutsch: weil sie nicht allein mit Teutschen Fürsten viel umgegangen / sondern auch eine derselben endlich zum Gemal bekommen.
Die Begierde der Verstand- und Sprach-übung /auch das gemüte mit einem edlen und nützlichen zeitvertreib zu belustigen / hat dieses Geschichtgedichte zur welt geboren. Damit aber hierdurch nicht allein der Kunst- und Tugendliebenden ihre erbauliche Ergetzlichkeit / sondern auch Gottes Ehre / gefördert werden möchte: als sind die Morgenlande zum Schauplatz dieser Historie erwehlet / und die Biblische Geschichten selbiger zeit / auch durch deren veranlassung die anweise und bekehrung der Heiden zum wahren Gottesdienst / mit eingerücket worden. Solchergestalt wird / auch diese edle Belustigung / wie wir dann bei allen unsern thun uns Gottes erinnern sollen / zur Göttlichen Ehre verwendet. Die Geschichtbücher der H. Schrift / füren hin und wieder die Heidnische Historien mit ein / und reden von den Egyptischen / Philistischen / Syrischen / Babylonischen / Griechischen und anderen Königen: ist es demnach auch erlaubet / daß man in heidnischen Geschichtschriften / gleichfalls der Historien Heil. Schrift mit erwehne. Zudem / weil Gott und Satan auf Erden zugleich ihr Reich und Kirche haben / so muß folgbar eine Geschichtschrift von beiden Reichen und Kirchen zugleich reden: welches um soviel unsträfflicher geschihet / wann die Erzehlung auf jenes Reichs erbauung und dieses zerstörung / wie dißorts / und also auf Gottes Ehre hinauslaufet: massen auch unsere Durchleuchtigste Syrerinn / vom Heidentum / zur wahren Gottes-erkäntnis bekehret worden.
Und obwol dieses eine erdichtete Historie ist: so ist doch zu allen / und insonderheit bei Jacobs / seiner Eltern und Kinder leb-zeiten / viel dergleichen fürgegangen. Man kriegte / man tyrannisirte / man machte freundschaft / man hassete / betroge und unterdruckte einander. Unter den geliebten Prinzessinnen / werden in dergleichen Schriften zuweiln Königreiche und Länder / welche ihre werber zu haben pflegen / oder sonst Tugenden / Künste / Aemter / Güter und andere sachen / die man verlanget / verstanden: sind es also nicht allemal Liebesgeschichten / dafür man sie ansihet. GOtt selber vergleicht zum öftern / durch den mund seiner Profeten / sein volk einer Braut und Bulschaft / und die beide Königreiche Juda und Israel /zweien weibern / die er geliebet: derer Namen er auch ändert / und die eine Ahala / die andere Ahaliba nennet.
An den hierinn beschriebenen Lastern / hat niemand ursach / sich zu ärgern: weil / wie gesagt / der Satan überall mit regiret / und daher kein ort oder zeit ist / da sich nicht auch bosheiten begeben / die dann in die Historie (massen auch in H. Schrift geschehen /) mit einlaufen. Wer von einem laster liset / findet /in erfolg der Geschichte / auch dessen Straffe: deren er sich ebenfalls zu versehen hat / wann auch er selbigem laster sich ergeben wolte. Man kan / ohne Füllerey / den Wein trinken / und des Eisens / sonder damit zu morden / sich gebrauchen. Auf einer Wiese / wachsen giftige und gesunde Blumen durcheinander. Aramena wünschet Bienen / und keine Spinnen: die da Honig / und nit Gift / bei ihr zu holen kommen. Auf welchen fall sie um soviel mehr eilen wird / dem Edlen Leser ihre noch-hinterstellige Schönheit auch zu zeigen / und / das in diesem Ersten Theil eingewirrete Rätsel ihrer Geschichte / in den folgenden Büchern wieder zu entwickelen.
Es ist aller welt bekannt / wasmassen das mächtige Königreich Syrien / von dem König Kemuel / in den flor und wolstand gesetzet worden / darinn es unter seiner löblichen regirung geblühet. Er war des berümten Fürstens von Mesopotamien / des Nahors / dritter sohn: ein so tugendhafter dapferer Herr / daß er auf der welt nicht würde seines gleichen gehabt haben /wann ihme nicht der Himmel / in seinem Ehestand /von der Assyrischen Prinzessin Ziparis / einem einigen Sohn hätte lassen gebohren werden: welchem die natur / als
Nachdem nun die tugendhafte Königin Philistina von ganz Syrien etliche jahre betrauret worden / ermahneten die Fürsten und Stände des reiches den König einhällig / ihnen wieder eine Königin zu geben / und
Mein König wurde / von den Niniviten / mit aller ehrbezeugung entfangen / und befande bald von der Prinzessin Philominde schönheit sich dermassen gerühret / daß er sie gleich in seinem herzen zur Syrischen Königin erwehlet. Doch wolte er / bevor er bey ihren H. Vatter öffentliche anwerbung thäte / von ihr selbsten erstlich vernehmen / ob sie ihn lieben könte: weil er keine / die ihm aus gehorsam oder Staats-ursachen das jawort gäbe / sondern eine / die eine herzliche liebe zu ihm sezte / zur gemahlin verlangte. Es fiele ihm aber gar nicht schwer / in der Prinzessin herzen ein liebesfeur anzuzünden:
Dieses hönisch-halten verdrosse den hochmütigen Prinzen erst am allermeisten / und schwure er / an ihnen beiden sich zurächen. Diß ward von der Philominde in scherz also beantwortet: wañ er das thun wollte / so müste er mit ihrer schwester das reich Ninive heuraten; sodann würde es ihm seine rache auszuführen / an macht nicht fehlen. Diese worte machten in seinem herzen den daß vollends wurzeln: welcher hernach ganz unversönlich worden / und so grosses elend in Syrien angerichtet. Von dem tage an /hielte sich der Prinz Bel Ochus zu der Naphtis / verachtete hingegen ihre schwester aufs
Unlang hernach starbt der König Armatrites zu Babel / und bald darauf der älteste Prinz Xerxes: nicht ohne vermutung / daß sie gift bekommen. Bel Ochus sahe sich nun König von Babel und Erben von Ninive: welches den Ninivitischen Fürsten sehr misfiele / in betrachtung / daß sie also / nach dem tod ihres Königs Arius / unter das Assyrische joch dermaleins gerahten
Endlich / wie es ganz ruchbar in Babel worden /daß der König Syrien bekriegen wolte / und man kein geheimnüs davon mehr machete / liesse Bel Ochus mich ziehen / und waren beim abschied / dieses seine worte: Sage deinem König / daß ich bald bei ihme seyn / und die macht ihme zeigen wil / die man haben muß / wann man rache üben wil. Ich beantwortete dieses / wie mir gebührete / und meines Königes ansehen es erforderte. Als ich mit der zeitung von diesem kriege in Damasco angelanget / befande ich / daß schon alles aus ganz Mesopotamien / Syrien und den ümligenden landschaften dahin geflüchtet war / und ware alles in grösten schrecken: weil man in keiner verfassung stunde / und an nichtes weniger / als an diesen krieg gedacht hatte. Also ware aller muht schon dahin / ehe der feind noch ankame.
Der tugendhafte Abimelech liesse sich unsers Königs elenden zustand sehr zu herzen gehen / und bote ihm alle müglichste hülfe an. Die ansprach beider Könige geschahe zu Ascalon / alda eben üm diese zeit /der mächtige König der Teutschen / der Marsius / mit einigen völkern / aus seinem entfernten Celten-lande angekommen war / sein altes recht wider das Assyrische haus auszuführen. Dann einer seiner vorfahren /der des Königs Ninus bruder gewesen / ware von der berümten Semiramis verjaget worden: welches dieser Marsius zurächen vermeinete. Die ungemeine tugend des Aramenes bewoge diesen ausländischen König so sehr / daß er ihm welche von seinen guten völkeren /unter führung
In wärender dieser belagerung / wurde der gute König mit der gegenwart seiner einzig-geliebten Philominde wieder erfreuet: welche als sie / unsern guten fortgang in Syrien / zu Babel vernommen / durch viele gefärliche anschläge heimlich weggekommen / und /ohne daß der Bel Ochus jemals von ihrer zu- oder abreise etwas inn geworden / glücklich wieder in Syrien angelanget ware. Es würde mir unmüglich fallen / zu beschreiben die vergnügung / die sie beiderseits /nach so vieler gefahr / einander wieder sehend / bei sich entfunden. Ein jeder mag sich das leicht fürbilden / wann ich sage / daß diese beide das verliebteste paar Eheleute gewesen / die jemals gelebet; daß ihrer beider leib ein herz und eine seele beschlossen; und daß eines wollen des andern begehren
Der Prinz Mamellus / verstärkete sich inzwischen von neuem mit Assyrischen völkern: und ob er schon mit einer von des K \nigs Aramenes Basen verheuratet ware / so hat er doch / ungeacht dieser verwandschaft / seines Königs angelegenheit fleissig beobachtet. Er lage damals bei Hierapolis / alda er sich von tag zu tag stärkete / und auf Damasco wieder anziehen wolte. Dieses zuverhüten / muste der Fürst von Caphtor mit seinen untergebenen Philistern ihm entgegen gehen. Der Trebetes / mit den dapferen Teutschen / zoge in Mesopotamien / die alda bedrangte Fürsten wieder zubefreyen. Aber der K \nig / neben den Syrern / die täglich aus dem Assyrischen joche zu uns überliefen / bliebe in der haubtstatt des reiches /bis er absehen m \chte / daß seine gegenwart wieder im feld n \tig wäre.
Wir genossen aber dieses sieges nicht lange / und das falsche glůck / welches eine kleine zeit uns seine gůte gewiesen / verwandelte solche so pl \tzlich wieder in ein neues wüten / daß es uns in kurzen den garaus machete.
Der unglückselige / wiewol unverzagte K \nig Aramenes / sahe sich nun in äuserster noht: hielte aber für
Wir zogen nun dem K \nig von Assyrien / wie gesagt entgegen / und Trebetes hatte gnug mit dem Mamellus zuschaffen / daß er denselben im gebirg aufhielte / damit er uns nicht konte in den růcken gehen. Darauf wurde die unglückliche schlacht gehalten /darinn Aramenes / der edelste K \nig von der welt /sein leben lassen muste. Dann / nachdem er / mit unbeschreiblicher dapferkeit / bis in den andern tag /dem Bel Ochus den sieg strittig gemachet / und in die gröste gefahren sich gestürzet hatte / wurde er endlich so vielfältig verwundet / daß er / ganz ausgemattet /sich aus dem streit fůhren liesse. Wir brachten ihn in eine schåferhůtte / da er noch zwo stunden gelebet: in welcher zeit sein einziges gespräch von seiner gemahlin war / und muste ich ihme mit einem eide angeloben / daß ich / nach seinem tode / die K \nigin nicht verlassen / und / wann sie mit einer lebendigen frucht niderkommen würde / solche für des Bel Ochus wüten schůtzen / und dermaleins / wann sie erwachsen wåre / ihr zum vätterlichen thron verhelfen wolte. Hiemit /nachdem er einem Diamant-ring abgezogen / und mir zum stäten andenken verehret / sturbe dieser unvergleichliche Herr in meinen armen / feine edle seele von sich gebend / die viel eines bässeren glůckes auf dieser welt wåre
Ich führete meines Königs k \rper mit mir gen Reblate / und kame eben dahin / als die Königin ihres gemals tod erfahren / und eine Prinzessin zur welt geboren hatte. Weil sie nun / gleich nach der genesung /zum sterben sich bereitete / nachdem schrecken / betrůbnůs / und soviel ausgestandenes elend / neben der schweren geburt / sie ganz abgemattet: als liesse sie mich noch für sich kommen / und wolte ihres herrn abschied zuvor aus meinem munde vernemen. Es ware ihr dann sehr tröstlich / als ich sagte / wie sein einiges verlangen nach ihr gewesen wäre. Demnach sprache sie / mit sterbenden munde: Wolan / liebster Aramenes! ich komme zu dir / dein verlangen zuerfůllen. Hiemit losche sie aus / als ein licht / und erwiese solche vergnügung in ihrem tode / daß man ihr diesem sanften wechsel nicht misg \nnen kunte. Des Mamellus gemalin / name nun der kleinen hinterbliebenen Prinzessin / die ihre Fr. Mutter / nach dem K \nig /Aramena genannt hatte / fleissig an / und wuste niemand von ihrer geburt / als sie / Calaride / etliche frauen / und ich: dann es wurde solche gar geheim gehalten / damit der König von Babel es nicht erfahren /und an diesem unschuldigen kinde seine wut üben m \chte. Es kame aber / das geschrei von des Königs und der K \nigin tod / bald ůberall aus der ånge; und wolte man sagen / der Bel Ochus habe üm die K \nigin sich sehr betrübet: wie er dann ihnen nachgehends / zu Damasco / ein treffliches begråbnis und Ehrengedächtnüs / von dem kostbarsten Marmor / aufrichten
Wie nun der König Bel Ochus solche grausame that verůbet / und sich wieder nach Babel gewendet /offenbarete die Tharasile ihrem gemahl Mamellus /die geburt der kleinen Aramena: der dann hierůber in nicht geringe sorgen geriete / weil er wol zuvor sahe /was für unruhe / dieses überbliebnen kind von dem K \niglichen Syrischen geblůte / dermaleins dem Bel Ochus erwecken wůrde. Also wuste er nicht / wozu er sich entschliessen solte: weil er / sie töden zu lassen /vom mitleiden behintert wurde; doch auch / sonder gefahr / sie nicht beim leben erhalten kunte. Also geriete er endlich auf die gedanken / sie in dem tempel der Diana nach Ninive zugeben / und damit allem unheil fůrzukommen. Demnach wehlete er mich aus / als der ich / nach meines K \nigs tode / stäts bei ihm geblieben war / und die kleine Prinzessin nicht verlassen wolte / daß ich die Aramena heimlich dahin überbringen solte. Ich wurde ůber diesem fürnemen höchlich bestůrzt und betrübet / durfte aber doch mich dem Statthalter nicht widersetzen. Gleichwol entschlossen / dieses zu verwehren / sagte ich dem Mamellus zu /was ich doch nit zuhalten gedachte / und name mir vor / eher die Prinzessin an einen anderen ort heimlich zu fůhren / als in diesen tempel / da sie
Wie ich nun damit ůmginge / schickete der Himmel ein anderes mittel / daß nämlich Mamellus eilig nach Chaldea in sein vatterland reisen muste / alda er mit seinem ältesten bruder / dem Fürsten Bildat / etwas n \tiges zu thun hatte / und die Tharasile mit sich name / in vermutung / daß sie ůber ein jahr ausbleiben wůrden: in welcher zeit / Calaride und ich / die Aramena nach Ninive bringen solten. Nun hatte Tharasile eine tochter / namens Milcaride / die ein viertel jahr älter war / als die Aramena: dieselbige / entschlossen wir uns / für diese in den tempel zugeben. Demnach gebrauchten wir uns der list / und schaffeten / weil wir im haus allein zubefehlen hatten / der Tharasile bediente nach und nach ab / die bei der kleinen Milcaride waren hinterlassen worden / und namen an ihrer statt andere an / so die beide kinder nicht kenneten und der Aramena / als wåre sie Milcaride gewesen / aufwarten musten. Die Milcaride hingegen nennten wir Aramena / mit deren wir fortreiseten / und sie der Oberpriesterin zu Ninive / der Celie / die des Mamellus schwester ist / von ihres bruders wegen / überantworteten. Wir zogen von dar nach Ur / dem Mamellus von unserer verrichtung bericht zugeben. Dieser Herr wurde hierůber so ruhig / daß er / meinem angewandten fleis nie in vergessen zustellen / mir angelobte. Hierauf reiseten sie gen Babel / dem K \nig aufzuwarten: da dann die Königin Naphtis herzlich froh wurde / von ihrer verstorbenen schwester leuten welche zu sehen. Und weil sie aus dem gerůchte vernommen /daß die Philominde schwanger gewesen / und man ihr gesaget / wie eine kleine Aramena in des Statthalters
Wie endlich Mamellus mit seiner gemalin in Syrien wieder ankame / funden sie ihre vermeinete tochter so artig und schön / daß sie sich h \chlich an ihr ergetzeten: und ward sie von ihnen nicht mehr Milcaride /sondern Aramena genannt / um dadurch zu bestätigen / was sie zu Babel ausgesaget hatten. Dis ware ein gutes vorzeichen des künftigen glückes dieser Prinzessin / daß sie so wunderbarer weise ihren rechten namen behalten muste. Solcher gestalt nun erwuchse Aramena / als des Statthalters von Syrien tochter /sowol mit ůbertrefflichem geist / als mit verwunderbarer sch \nheit dermassen gezieret / daß ganz Syrien von ihr zu sagen wuste: worüber ihre eingebildete Eltern recht stolz wurden. Die Fůrstin Calaride aber /welche den Fürsten Zophar
Als sie das dreyzehende jahr ihres alters erreichet /kame sie / mit ihren vermeinten Eltern und der Calaride / nach Ninive: da dann die Statthalterin sie bei ihres gemals schwester / der Oberpriesterin / auf deren inståndiges begehren / im tempel der Diana bleiben liesse / so lang sie in Ninive sich aufhielten. Die Celia / (also heist die Oberpriesterin /) erfuhre von ihrem bruder / der ihr nichtes verschwiege / daß die andere Aramena die Prinzessin von Syrien wäre /welche er ihr / als ein kind / hingesandt håtte. Diese nun wolte / ihres bruders tochter / auch zu diesem heiligen stand bereden / und brachte es so weit / daß / als Mamellus und Tharasile sie wieder haben wolten /Aramena der Diana sich bereits verlobet hatte / und also / mit gewalt aus dem tempel genommen / mit wiederwillen nach Syrien zurůck reisete. Ich bekůmmerte mich sehr / über dieser der Aramena entschliessung / und bemühete mich / ihr solches vorhaben aus dem sinn zu bringen: sie erwiese aber so eine standhaftigkeit / daß sie nie von keiner heurat hören wolte.
Mein gnådigster Prinz Hemor / wird noch wol wissen / wie måchtig sie / als zu Reblate üm sie bei dem Mamellus ansuchung geschehen / wegen dieses ihres gelübdes sich widersetzet. Ich gestehe / daß ich an meinem orte stark abwehren halfe: weil meinem vornemen damals zuwider schiene / daß ein fr \mder Prinz diese Prinzessin bekommen solte / der schon ein K \nigreich zuhoffen hatte; weil der nicht so eiferig sich bemůhen wůrde / der
Hierzu nun / gnådigster König! k \nnen E. Maj. diesem edlen blut verhelfen / wann sie / nach vollzogener heurat mit dem Prinzen / aller welt ihre geburt offenbaren / und mit macht sie wieder in ihr reich einsetzen. Dieses wird leicht zuthun seyn: massen die Syrische Fürsten nicht sobald ihrer Erbprinzessin namen werden h \ren / so wird ihre begierde aufwachen / das Assyrische joch vom halse zu werfen / und dem Prinzen Hemor / als den Gemal ihrer Erbköniginn / zu ihrem K \nig zuerwehlen. Es wird auch / die vollziehung dieser heurat / allen besorglichen ehr-eifer unter den Syrischen Fürsten
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Hiemit schwiege der alte Thebah / und sagte der K \nig: Ihr habet soviel verwunderung als freude / mit diesem eurem bericht / bei mir erwecket / und finde ich euren raht so heilsam / daß ich / deme zu folgen /entschlossen bin / wofern mein Hemor gleiches sinnes mit uns ist. Können wol (antwortete dieser Prinz) E. Maj. daran zweifelen / daß des Thebah fürschlag mir solte angenem seyn / der mir die h \chste glückseligkeit wird zu wege bringen? Ja / gnädigster K \nig! ich verlasse gutwillig alles recht an dieses reich / wann ich Syrien / mit Aramenen besitzung / darfür erwarten darf. Das sey dir / mein sohn / (sagte der K \nig) hiermit verheisen / und ich willige in deine heurat willigst ein / wann ich kan versichert seyn / du werdest ebenfalls meine vermålung mit der Fůrstin von Seir gut befinden. Hemor / aus heftiger liebe zu der Prinzessin Aramena getrieben / kunte bei dieser bewantnůs nicht anders thun / als seiner frau mutter sache verlassen /üm seine eigene zu beförderen; und gabe solches / mit kindlicher ehrerbietung / dem K \nig zuverstehen /dabei bittend / daß er ihme / seinen bisher-erwiesenen eifer in dieser sache / verzeihen mögte. Hiemit ümarmete der K \nig seinem sohn / und wurden an beiden seiten alle misverstände aufgehoben.
Es schiede hierauf der K \nig / welcher zuvor unwillig / verwirrt und ůbel zu frieden anzusehen gewesen / freudig / ruhig und vergnůgt von dem Prinzen /und kunte kein mensch die ursach dieser pl \tzlichen verånderung ergrůnden. Vatter und Sohn / ob schon ungeliebet / waren so wol zufrieden / daß es jederman verspůrete / auch Aramena und Ahalibama solches erfuhren: die dann / daß dieses ihnen schådlich seyn wurde / leichtlich urtheilen kunten / und daher in neuer angst schwebeten. Ahalibama / die von der Calaride / nicht allein des Seirischen Gesandten ankunft / sondern auch dessen gewerbe / erfahren / vermutete gleich / es wůrde der K \nig etwas beschlossen haben / so ihm in seiner liebe k \nte zum besten kommen. Weil sie wusten / daß Thebah dabei gewesen / vermeinte Calaride von ihm etwas zu erfahren. Aber dieser verbarge vor ihr / was er dem König entdecket: weil sie wegen ihres Ehgemals gar zu gut Assyrisch ware / und diesem grossen anschlag håtte verrahten m \gen. Demnach erdachte er eine list / sie zuverfůhren / und sagte: wie daß der K \nig halb entschlossen sey / die Ahalibama nach Seir zuschicken; m \gte er also wůnschen / daß sie sich mit dem ersten wieder stark machete / üm des
Mit dieser list brachte er zu wege / daß die hoffnungvolle Ahalibama folgenden tags wieder aus dem bette sich machete / und / in allen der Calaride raht folgend / die der listige Thebah dazu angestiftet / liesse sie vom K \nig erlaubnüs begehren / frische luft zu schöpfen / und ein wenig lust wandeln zugehen: welches dann / dem verliebten Beor / eine hocherfreuliche zeitung ware. Die schöne Aramena wolte ihr gesellschaft leisten / als welche fast keinen augenblick mehr von ihr leben kunte. Es wurden ihnen Elon und Japhim / mit allen hofbedienten / sie zu bedienen / zugeordnet / und gienge die spazirfart nach den grossen platz / welcher / einer von den lustigsten üm Thanac /nahe für der statt lage / und das Königsfeld genannt wurde. Das frůlingswetter ware so angenem an selbigem tag / daß alles frauenzimmer aus Thanac auf diesem anger sich einfunde: vornemlich deswegen / daß sie diese schönheiten sehen möchten / welche ihren König und Prinzen gefangen hielten. Diese beide håtten gern ihre Geliebten an diesen ort begleitet / wann es der stand des K \nigs und die gesundheit des Prinzen zugelassen: doch thäten sie solches mit ihren verliebten gedanken / wiewol selbige bei beiden Damen wenig platz funden. Dieselben hatten ihr gespråch von dem Fůrsten Elieser / welchen zusehen / die Ahalibama ein so herzliches verlangen bezeugete / daß die verschmitzte Astale ein Mittel aussonne / bei diesem spazirgang solches erfüllet zu verschaffen. Ihr listiger raht / ware dieser. Sie wuste / an welchem ort das haus war / da der Elieser inn lage / welches ihr als sie aus der statt gegangen / einer von den Sichemiten gezeiget hatte. Demnach unterrichtete sie die Fůrstin /wann sie wieder
Ahalibama / von herzlichem verlangen getrieben /floge mehr / als daß sie gienge / und von der Aramena begleitet / kame sie zu ihrem Elieser in die kammer: der ihm solche besuchung im geringsten nicht vermutet hatte / und daher mit heftiger bestůrzung überfallen wurde. Ach mein Elieser! ach himlische Ahalibama! rieffen sie beide zugleich: indem er sie mit seinen schwachen armen ümfassete / und sie ihm mit gleicher liebkosung begegnete. Indem aber kame Elon / mit Japhin und den anderen / auch hernach: die dann hierůber so erschrocken waren / daß sonderlich anfangs Elon nicht wuste / was er sagen solte. Endlich doch redete er die Fůrstin an / und bate / daß sie sich von dannen begeben m \chte: weil solche freiheit ihr / als seines K \nigs versprochener braut / nicht wol anstünde. Die Fürstin von Seir bliebe ganz beschämet / als sie den Elon dieses vorbringen h \rete / und den Elieser verlassend / sagte sie zu ihm: Wir håtten schier vergessen / daß wir gefangene sind; und můssen wir darüm unseren willen jetzt zwingen lernen / auch mehr im herzen / als in den gebården / unsere gemůts bewegung
Diese der Fůrstin unvermutete that hatte den ganzen hof in lårmen gebracht / und ware Elon sehr beångstiget / weil es ihm grosse ungnade beim K \nig erwecken kunte / daß er die Fürstin nicht båsser bewahret: dannenhero er alle hofdiener hoch ersuchete /es ja fůr dem K \nig heimlich zu halten. Es kunte aber dennoch nicht verschwiegen bleiben / weil ihrer zuviel waren die es gesehen / und dem K \nig gleich fürbrachten: welcher dann heftig darüber sich erzürnete. Ahalibama hingegen / als sie nur den Elieser einmal wieder gesehen / ware so vergnügt und wol zufrieden / daß sie Elons bezeugende angst und des Königs vermutlichen zorn nur belachete / und ganz wolgemuht in des statthalters hause wieder ankame.
Die herkunft meiner Fürstin betreffend / so wissen sie / gnädige Prinzessin / daß sie des regirenden Fürsten von Seir / des Ana / und der Prinzessin von Chaldea Poliphide tochter / diese aber dero H. Vatters schwester ist / und also die ehre hat / nahe an sie verwandt zu seyn. Ihr H. Vatter wurde / auf gut befinden seiner sechs brüder / Regent in Seir / ungeacht er nicht der älteste ist. Nachdem er sich an das Assyrische haus verheuratet / gebahre ihm diese leutselige Prinzessin /meine Fürsten Ahalibama und ihren bruder den Fůrsten Dison zu Dedan: beide wol recht zum spielballen dem unbeständigen glůcke / welches von ihrer zarten jugend an bis jetzo nicht ermüdet / sie zuverfolgen und zubetrüben. Die kindheit verbrachte meine Fůrstin / in gesellschaft ihres bruders und der Fůrstin Timna / ihres vatters schwester / (welche doch an jahren nicht ålter als sie ist /) in unschuldiger ruhe.
Nachdem sie das achtzehende jahr erreichet / fienge das unglůck an / ihr zu weisen / welche grosse verfolgungen sie noch solte ausstehen. Dann / wie zur selbigen zeit
Unter anderen gespråchen / die er beim abschied mit ihr hielte / ware auch dieses. Er fragte: ob er auch hoffen dörfe / daß sie sich zu Dedan zu zeiten seiner erinnern werde? Ihre antwort ware: wie daß sie seiner guten gesellschaft nimmermehr vergessen wůrde. Diese worte / (sagte er / ihr zugleich wider ihren willen die hand kůssend /) werden allein in meiner jetzigen traurigkeit mich trösten: und dörfte ich gewiß hoffen / ståts ein råumlein in der schönen Ahalibama herzen zubesitzen / wůrde ich mich den glůckseligsten von der welt achten.
Als sie zu Dedan wieder angelanget / erzehlte sie der Timna / als ihrer vertrautesten freundin / alle die wortwechselung / so sie mit dem Elieser gehabt. Diese / so zwar nicht ålter als sie / aber auf dergleichen händel viel scharfsinniger war / und alles genäuer betrachtete / verwiese der Fürstin Ahalibama /daß sie sich so frey angestellet: welche dann so besorgt darůber wurde / zumal als jene hiervon anlaß name / ihrer zu spotten / daß sie ihr selber drům feind wurde. Bevor ich aber weiter fortfahre / zu erzehlen /was in dieser angehenden liebe sich zugetragen / muß ich zuvor meldung thun / von dem zustande der Canaanitischen Fürsten und ihrer herkunft: weil sonsten / meine gnädige Prinzessin / das folgende nit wol verstehen würde.
Der König von Kiriath Arba / der Esron / hatte zur gemalin die Prinzessin von Salem / die Axa: die ihm den jetzigen K \nig Ephron / den Fůrsten Beri / und die Prinzessin Jerode geboren. Nach Esrons tode /heuratete sie den Sichem / K \nig von Canaan: aus welcher Ehe der Beor gezeuget worden. Der Fürst Beri / des
Ungeachtet aber dieses der vätter misverstandes /entstunde zwischen ihren kindern eine liebe / indem die Prinzessin Coricide und der Fürst Ephron von kindheit auf nicht voneinander seyn kunten: und wuchse dieses liebesfeur also mit den jahren / daß das ganze land solches merken kunte. Der Fůrst Beri / in hoffnung / hierdurch allen haß aus seines bruders herzen zubringen / gabe demselbigen einsmals die liebe seines sohns zu verstehen: erweckete aber damit solche ungnade / daß der K \nig den Elieser und Ephron weder sehen noch h \ren mochte / und muste darum ihr H. Vatter sie auf das
Der Fürst Elieser / der nun schon in seine Ahalibama sich verschauet / kunte zu seines vatters meinung sich unmöglich entschliessen: demnach name er einen ůmweg nach Dedan / und liese Ephron nach Thapuah voranreisen. Als er aber an unsern hof kame / fassete die Fůrstin Ahalibama den fürsatz / anderst als das erstemal mit ihm ümzugehen: damit er / wann er etwan eine ůbele meinung von ihr gefasset / dieselbige durch ihr jetziges verhalten verlieren m \chte. Demnach stellete sie sich gar erbar geg? ihm an: uñ ob er wol /diese änderung vermerkend / sich sehr um gelegenheit bemühte / mit ihr allein zu reden / name sie sich doch so in acht / daß er etliche tage zu dieser ansprache nicht gelangen kunte. Endlich aber funde sich hierzu eine bequeme zeit / die er / ehe sie dessen sich versehen / in acht name / und eines abends ihrer
Nachdem er sie nun in ihr zimmer und an ein fenster gefůhret / beklagte er sich / daß er so unglůcklich wäre / und noch niemaln / seit er da gewesen / die gelegenheit haben können / mit ihr zu reden / und sie seiner gehorsamsten dienste zu versichern; auch daß sie / seit dem er die ehre gehabt / sie bei den Fůrsten Sobal zu sehen / sich sehr veråndert håtte. Meine Fůrstin / als sie ihm seine erste höflichkeit gebürlich beantwortet / fragte kaltsinnig: worinn dann ihre ånderung bestůnde? ob sie häßlicher oder ungeschickter worden wäre? Er antwortete: Es ist keines von diesen / schönste Fůrstin! Ich gläube auch nicht / daß sie dieses anderer ursache wegen / als die warheit von mir zuvernemen / gefraget. Ich befinde sie ja so schön und vollkommen / als das erste mal / da ich mich in ihrem dienste zu sterben gånzlich verlobet. Aber die schönste augen / so auf dem erdboden leuchten / lassen mich nicht anderst schliessen / als daß eine grosse verånderung gegen mich müsse vorgegangen seyn /die mich zu den unglůckseligsten menschen von der welt machen wird. Es wůrde mir leid seyn / (sagte sie hinwiederum) wann ich mich damals anderst als jezt erwiesen: wiewol ich vermeine / meinem vettern der schuldigkeit nach begegnet zuhaben. Ist aber damals meine gebůhr nicht in acht genommen worden / so soll es in künftig ersetzet werden / und bitte ich / alles meinem unverstand zuzuschreiben. Sie sahe zwar wol / daß ihme mit ihrer ernsthaften höflichkeit nicht gedienet war: jedoch name sie ihr gånzlich fůr / ihm gar keine hoffnung zu machen / und
Am folgenden morgen / sandte er meiner Fůrstin einen köstlichen Diamanten straus / mit etlichen reimen auf bast geschrieben / welche ich zu gedåchtnis gefasset / und lauteten dieselben also:
Ich weiß nicht / ob meine Fůrstin dieses angenommen håtte / wann es ihr von ihm oder seinem bedienten wäre selber geliefert worden. Es war aber / eine stunde vor ihrem erwachen / mir eingelanget / und hatte es die Timna bei mir ersehen. Diese begunte meine Fůrstin / wegen ihres spåten schlaffes / anzusticheln /und sagte: Sie
Dieses ist nicht dein ernst! sagte Timna; name damit den griffel / und setzte noch diesen reim hinzu:
Du bist sein guter anwalt! sagte meine Fůrstin / als sie diesen reim gelesen: und giengen wir damit in der Prinzessin Poliphide gemach. Als sie daselbst den Elieser fürfunden / dankete sie ihm fůr sein kleinot /und erwehnte darneben / wie daß sie sich wol erinnern k \nte / daß sie einst gesagt / sie wolte einen Straus wieder fordern: weil aber das noch nicht geschehen /håtte sie ihn billig nicht annemen sollen. Er beantwortete dieses gar ernsthaft und etwas betrůbt / sagende: Sie liesse die straffe auf seine vermessenheit gnugsam ergehen / weil sie diesen Straus zutragen nicht einmal würdigte; und sey seine gehabte furcht / die er ihr in seinen reimen angedeutet / nur gar zu wahr / daß nåmlich ihr herz die härte eines steins an sich hätte. Weil sie dieses nicht ernstlich / sondern im scherz / aufnemen wolte / fragte sie: Wie er sich das von ihr einbilden könte / weil ja kein mensch mit einem steinernen herzen zu leben vermöchte? Aber wol mit einem unbarmherzigen! (fiel er ihr in die
Indem / als meine Fůrstin dieses solte beantworten / halfe ihre fraumutter ihr davon ab / die zu uns kame / und dieses gespräch verst \rete. Sie zwar / konte dessen inhalt fast errahten: wie dann nichtes eher sich kentlich machet / als die liebe / weil dieselbe ein so helles licht ist / daß man / wie sehr man auch darům beflissen ist / es nicht verbergen kan. Ich weiß nicht /ob es ohne vorgedanken geschehen / oder ob es die Fürstin Timna mit fleis gethan / daß sie nachgehends über der malzeit von dem Straus sprachete / und meine Fürstin eine undankbare und unerkentliche schalte. Einmal / als die Prinzessin ihre fraumutter solches h \rte / fragte sie: worauf dieses geredt wåre? Nachdem sie es erfahren / befahle sie der Ahalibama /ihn bringen zulassen und anzustecken. Der jenige / so ihn aus meiner Fürstin zimmer holen muste / brachte den zettel mit / auf welchen die dreierlei verse geschrieben waren / und zůndete Ahalibama wie ein feuer an / als sie den erblickete. Die Prinzessin aber lase ihn laut ab / und vermehrete damit sowol des Eliesers als ihrer tochter errötung / also / daß es alle anwesende bei der malzeit verspüren konten. Ahalibama sagte / sich in etwas zu entschuldigen: sie håtte den lezten reim nicht geschrieben / sondern das sey von der fůrwitzigen Timna geschehen: welches Elieser mit den
Nachdem die alte Prinzessin dieses h \flich beantwortet / und die malzeit bald darnach aufgehoben worden / bliebe Elieser bei ihr allein / und brachte ihr / seine zu ihrer tochter tragende liebe / mit so ehrerbietigsten worten für / daß sie seine freiheit und dieses anbringen nicht übel aufnemen konte: dann sein gutes haus / da er so grosse hoffnung zur Kron im land Canaan hatte / neben seiner annemlichen person und sonderbaren geschicklichkeit / waren gnugsame anreitzungen / solches nicht auszuschlagen. Wie sie ihme demnach zimliche hoffnung gemacht / kame ihr Gemal Ana eben auch vom jagen wieder: welcher hierum begrüsset / mit freuden seinen willen darein gabe / wofern der Fůrst Beri zuvörderst / und dann auch der K \nig von Canaan dessen halbbruder / es zulassen würden. Meine Fürstin ware hierauf leicht zugewinnen: dañ Eliesers wesen ihr sehr wolgefiele /und seine beständige liebe bewegte sie / daß / was ihre Eltern gern sahen / ihm zuversprechen. Hierum nennte er sich den glůckseligsten menschen der welt /und sobald ihme seine heftige liebe / seine Ahalibama zuverlassen / zulassen kunte / reisete er / nach dieser erlangten zusage / als der vergnügteste verliebter /von Dedan hinweg / bei seinem H. Vatter das ůbrige seiner glückseligkeit zu suchen und zuerlangen.
Als er nach Thapuah kommen / funde er die sachen alda so beschaffen / daß er von seiner liebe noch nichtes melden durfte. Dann sein H. Vatter und dessen bruder
Die götter aber schicketen ein so unvermutetes mittel in den weg / welches / wie alle hoffnung verloren schiene / ihn an leib und gemůte genesen machete. Dann sein treuer bruder / sich aus einer falschen einbildung beredend / seine håftige liebe zu der Prinzessin von Kiriath Arba werde ihm ůbel belohnet / entschlosse sich / aus grausamer rache wider diese eingebildete untreu / die
Der Fürst Beri zoge hierauf / mit seinen beiden s \hnen / nach Sichem: vermeinend / ohne müh / von dem König zu erlangen / was er suchete / weil er den Elon an der hand hatte. Aber er wurde in seiner einbildung sehr betrogen: dann der Beor / aus allerhand herfürgesucheten ursachen / wolte nicht einwilligen /daß sein sohn die Ahalibama freyen solte. Es vermeinte dieser Tyrann zu hinteren / auf was weise er nur könte / daß Elieser und
Wie nun der Fůrst Beri von einer zeit zur andern zu Sichem vergeblich aufgehalten wurde / und endlich merkete / wo es recht bewandt war / gienge er eines tags zum Elon / erzeigte sich etwas ungedultig / und in meinung / daß er diesen Fůrsten damit desto eher bewegen m \gte / ihm eine gute abfårtigung vom König zu erlangen / wann er die heurat Ephrons mit seiner tochter auch wůrde zweifelhaftig machen /sagte er wider ihn: So ferne der K \nig bedenken trůge / seinen willen darein zu geben / daß sein åltester sohn heuratete / so k \nte er viel weniger die verehlichung Ephrons mit der Melistea geschehen lassen. Der listige Elon antwortete: Er solte nur heimlich /ohne des Königs vorbewust / die hochzeit Ephrons zu Thapuah lassen fůr sich gehen; er wolte es schon bei seinen herrn helfen verantworten. Hierauf fragte Beri: warům er dann nit auch die hochzeit seines åltesten sohns beim K \nig entschuldigen k \nte? es wåre ja einerlei verbrechen / und also auch einerlei vergebung zu hoffen. Hierwider wuste Elon nichts anders
Des Beri beide s \hne / feireten hierauf nicht / ihren H. Vatter in dieser meinung zuerhalten / und immer mehr zuverhetzen / sagende: Er solte nun selber betrachten / ob der König Beor ihn und ihr haus nicht auszurotten gedåchte / weil er diese heurat keiner andern ursach wegen hinterte / als daß er sie erben / und den stam der Hethiter / der auf ihnen bestůnde / untergehen sehen wolte? und ob sie nicht båsser thäten /wann sie in ihr vatterland sich wieder begäben / und den K \nig Ephron seinen rechten bruder anfleheten /daß er sie in schutz nemen mögte / bey dem die alten misverståndnise wol könten abgethan werden? Der Beri name dieses einraten seiner s \hne willig an /massen er auch fůr sich nichtes nutzlichers ersahe. Als er nun von Sichem unverrichter sachen wieder weggezogen / sandte er alsbald von Thapuah nach Hebron zu dem K \nig seinem bruder / schriebe dabei gar beweglich an seine schwester die Prinzessin Jerode /welche des K \nigs herz in ihren händen hatte / und bate / daß der K \nig ihn in dieser noht nicht lassen /sondern den schimpf seines hauses verwehren / und die alten fürgegangene dinge vergessen m \gte. Des
Wer war / nach dieser zeitung / fr \licher als Beri /glückseliger als Elieser / und vergnügter als Ephron? welcher lezte / mit seiner Prinzessin beståndigkeit so unverhofft wieder erquicket / der tochter Elons / die er niemals geliebet / üm so viel eher vergasse. Als nun Ezer / der Seirische abgesandte / den der Beri bisher bei sich behalten / mit guter abfårtigung nach Dedan wieder angekommen war / erzehlte er uns alles dieses / was ich jezt berichtet / nach der långe / und kame gleich darauf ein gesandter vom K \nig zu Hebron /der unsere Fürstin abholen solte. Wie nun alle m \glichste zurůstung zu diesem beilager gemachet war /und fast alle Seirische Fürsten / die Ahalibama ins land Canaan zu begleiten / sich versamlet hatten / reiseten wir mit grossem pracht von Dedan hinweg / und zwar in zweyen heeren / zu bässerer bequemlichkeit /wegen der nachtlagere: da dann in dem v \rdersten haufen der edle Dison / meiner Fůrstin
Wie diese zeitung uns alle bestürzt gemacht / ist leichtlich zuermessen: zumal der Ana und Poliphide ihren einigen sohn / Ahalibama ihren so geliebten bruder / und alle Seirische Fůrsten die kron ihres hauses / in schwerer dienstbarkeit unter den wilden raubern wissen musten; und wir dabei noch in sorgen stunden / daß uns allen ein gleichmäsiges unglück begegnen k \nte. Wir sandten folgends etliche der unseren in alle Arabische benachbarte \rter / wegen des Fůrsten Disons sich zu erkundigen / ob derselbige etwan irgendwo verkauft / oder sonst auszufragen seyn m \gte. Wir aber namen einen umschweif / und wandten uns nach dem todten Meer: daher die rauber /so auch auf uns gelauret / unser verfehleten / und wir sicher fůrbei kamen. Gleichwie nun dieser unfall alle unsre freude aufgehoben hatte / also fanden wir die selbige auch zu Hebron verbittert. Dann der Fůrst Elieser / als ihm das geschrei von unserem unglück zu ohren gekommen / und zwar mit dem zusatze / daß seine Fůrstin auch mit gefangen worden / hatte / mehr von verzweiflung als vernůnftigem schluß getrieben /das vornemen gefasset / seine Ahalibama zu erlösen /und nicht abzulassen / er håtte sie dann gefunden. Also ware er / mit seinem bruder und vielen Canaaniten / uns entgegen
Aber / indeme man also in sorg? lebte / verkehrte sich das glückrad zu Hebron dermassen / daß alles das unglůck / so bis jetzo dauret / und ganz endlos scheinet / ausgehecket wurde. Die Prinzessin Jerode /welche eine von den b \sesten und hochmütigsten weibern der welt ist / liebete ihres bruders tochter / die Coricide / mit einer so ungemeinen fürsorge fůr ihr wolergehen / daß sie sich damit dieser schönen und tugendhaften Prinzessin sehr ůberdrůssig machte: und hatte sie ihr damit soviel herzenleid verursachet / daß man einen eigenen tag davon gnug wůrde zuerzehlen haben. Es fienge ihr an zu misfallen / daß eine Fůrstin aus dem geschlecht der K \nigin / welcher sie todfeind war / dermaleinst hoffnung haben solte / K \nigin von Kiriath Arba zu werden: da hingegen ihres bruders tochter nur Fůrstin von Canaan werden wůrde. Demnach lage sie dem K \nig ihrem bruder in den ohren /er solte des Beri åltstem sohn seine tochter / und die Ahalibama dem jüngsten geben. Wofern sie aber beiderseits aus beståndiger liebe dahin nicht m \chten
Zu solchen besorglichem zustande / kame Elieser und Ephron wieder nach Hebron an: da dann die freude unaussprechlich war / als Elieser und meine Fůrstin einander wieder zusehen bekamen. Die herzliche liebe / die sie beiderseits / in gegenwart der ganzen gesellschaft / \ffentlich erwiesen / gabe dem K \nig und der Jerode gnugsam zu erkennen / daß dieselben schwerlich / für die Coricide und den Ephron / einander verlassen wůrden. Demnach gedachten sie das andere mittel zuergreifen / und dem Ephron zur erstgeburt zuverhelfen. Weil nun / Elieser so wol als Ephron / in ihrer liebstinnen augen eine sonderbare traurigkeit verspüreten / verlangten sie gelegenheit / einander allein zusprechen. Als sie nun einsmals der gesellschaft sich entlediget / begabe sich jeder
Indem kame Ephron mit seiner Prinzessin auch zu ihnen / die dann von gleichen dingen geredet hatten /und sagte Ephron: Schaue doch / mein bruder / wie uns das unglůck verfolget! Man wil mir die Prinzessin Coricide ohne thron nicht geben; den ich aber / ohne leichtsinnigkeit / von dir nicht begehren kan. Und ich
Nach diesem wurde der Jerode und des Königs unglückseliger anschlag fürgenommen / und allen theilen angebracht: da dann die Fürsten von Seir sich hart entgegen setzeten / und die Ahalibama anderst nicht dem Elieser / als künftigem kron-erben / überlassen wolten. Elieser thate zwar sein möglichstes / bald seinen Vatter / bald den K \nig / bald auch die Seirische Fürsten zubegůten: aber alles war vergebens. Also wurde dieser gute Fürst / der sich fast schon in dem port seiner liebe gesehen / wieder mitten unter die gefärlichste wellen verschlagen: in welchen er wůrde haben untergehen müssen / wann ihn nicht die beståndige liebe seiner Fůrstin erhalten håtte. Jerode war /bei aller dieser unruhe / die vergnůgteste: weil es ihr eine unbeschreibliche freude brachte / daß die Seirische Fürsten also beschimpfet wurden. Weil nun Elieser sein recht zur krone nit abtreten wolte / als brachte sie beim K \nig zu wegen / daß die heurat der Coricide mit dem Ephron ganz růckgångig
In dieser åusersten noht / quälete den Elieser am meisten / daß seiner Ahalibama dieser schimpf in seinem vatterland widerfahren solte / und daß die jenige / die er über alles ehrete / so wenig ehre von den seinigen entfienge. Er besorgete / sie wůrde derentwegen / wie sie billig thun können / auch ihre liebe in eine verachtung verwenden. Aber er fande sie so grosmütig / daß sie nicht die unschuldigen unter die schuldigen vermengte. Ich weiß gar wol / (sagte sie öfters zu ihm /) daß es euch ein unerträgliches leiden ist / üm daß man mir allhier dergestalt begegnet. Ihr erdultet aber hierunter / weil ihr mich liebet / ja so grossen unlust: und můste ich undankbar zu nennen seyn / wann ich über das / was ihr meinetwegen ausstehet / euch noch einige unerkentlichkeit erweisen wolte. Mit diesen und dergleichen worten richtete sie ihn immer wieder auf / wann er wegen seines zustandes verzweiflen wolte. Endlich / als die Fürsten von Seir des K \nigs halsstarrigkeit sahen / entschlossen sie sich /mit der Ahalibama davon zuziehen / und diesen schimpf durch einen krieg zuråchen. Elieser aber gabe der Poliphide so gute worte / daß sie / seinen kläglichen bitten gehör gebend / ihr vorname / mit Ahalibama nach Sichem zureisen: üm durch vermittelung der K \nigin Atis / als ihrer nahen befreundtin / den K \nig Beor zu bereden /
Diese unglůckselige reise wurde / sobald sie beschlossen / ins werk gestellet / und wuste der Beri zwar wol darům / stellete sich aber / als wäre ihm davon nichtes gesagt worden. Mitterweil zoge der Fůrst Ana / neben allen seinen vetteren / unwillig wieder von Hebron hinweg: welches der König / von seiner schwester angereitzet / wenig achtete. Elieser aber schwebte in h \chster furcht und hoffnung / wie unsere reise nach Sichem ablaufen wůrde: und zehlte er zu Bersaba / dahin sich sein H. Vatter begeben hatte /alle stunden und tage / bis er von seinem Waffentråger / den er mit nach Sichem geschicket / post erlangen mochte. Die Königin Atis / entfienge die Prinzessin ihre wase / und die Fůrstin deren tochter / gar höflich: und nachdem sie alles / was die Poliphide suchete / verstanden hatte / erbote sie sich / bei ihrem herrn alles / was ihr m \glich seyn wůrde / auszubringen; wiewol sie wuste / daß der K \nig mit dem Beri übel zufrieden wåre. Als sie nun eine glückliche stunde angetroffen / da der Beor wol zusprechen ware / brachte sie ihr gewerbe an / und führte so viele dem reich und allgemeiner ruhe angelegene ursachen ein / daß sie endlich das jawort erhielte. Hiernächst begunte sie meiner Fůrstin sch \nheit dermassen heraus zu preisen / daß der K \nig / der sie noch nicht gesehen hatte / sie anzusprechen begierig wurde. Die gute Königin brachte des Königs entschliessung / die für den Elieser so gewůnscht ware / der Prinzessin ihrer wasen vor ohren; worůber Ahalibama von pl \tzlicher freude so errötete / daß Atis sie darüm anlachete / und scherzweis zu ihr sagte: Es liesse sich das liebesfeur nicht bergen / solte es auch durch die wangen herfůr flammen. Ahalibama beantwortete
Ich ware / neben der Prinzessin und meiner Fürstin anderen bedienten / mit im gemach / als der König hinein kame: kan also wol sagen / daß / als er / nach begrüssung der Poliphide / zu meiner Fůrstin sich kehrete / sie anzusprechen / er ganz bestürzt worden /und mit unverwandten augen sie betrachtet. Ich muß gestehen / (sagte er / nach anderen abgelegten h \flichkeiten / zur Poliphide /) daß mein vetter glůcklich ist /von einer solchen schönheit geliebt zu werden / und verdienet sie warlich einen thron: daher er billig sein recht zu solchem nicht vergeben können / als ohne dessen hoffnung er ihrer nicht wůrdig wäre. E. Maj. urtheil von meiner tochter / (antwortete die Prinzessin /) ist fůr sie gar zu vorteilhaftig / und wird sie neben dem Fürsten Elieser sich ůberseelig schätzen / wann sie E. Maj. in ihren schutz nemen / und durch dero gůte ihre vorhabende Ehe wollen bef \rdern helfen. Ich habe ja (antwortete der König /) durch die Königin /allbereit versprechen lassen / daß ich mit allem friedlich bin / und ernenne ich hiemit den Elieser zum Statthalter von Thanac / welches land ich ihme / dieser sch \nen Fürstin halber / übergiebe / und ihm frei stelle / zu mir zu kommen / wann es ihm belieben wird. Solches sagend / schauete er die Ahalibama unaufhörlich an: die dann / wegen ihres vergnügten gemütes / doppelte sch \nheit herfür glånzen liesse / und sowol mit gebården / als ihre fraumutter mit worten /dem K \nig für diese gnädige anerbietung dankete.
Dem Elieser wurde dieses gleich nach Bersaba berichtet / der sich nicht säumete / bald bei uns zu seyn: wiewol seinen H. Vatter / als einen wunderlichen kopf / es verdrosse / daß sein sohn sein gehabtes amt zu
Aber der K \nig / der / je \fter er meine Fürstin sahe / je mehr das liebes gift in sich gesogen / ward bei dieser ruhe des Eliesers immer unruhiger. Und weil er von natur sehr leichtfårtig ist / als klagete er sein geiles schåndliches anligen / dem Mizrah / dem priester des gottes Berith: von welchem er zuvor schon vernommen hatte / wie daß in Lybien / von dar derselbe neulich angekommen / der gebrauch wäre /daß der K \nig / alle bräute seiner unterthanen / im tempel / die erste nacht für der hochzeit / beschlaffen dorfte. Diesen gebrauch nun wolte er / meist üm Ahalibama willen / auch in seinem land einfůhren / und mit ihr anfahen: befragte sich derhalben bei dem Mizrah / ob er dessen auch mit einer freien auslåndischen Fůrstin befugt wäre? Dieser / nach art der h \flinge /die in allen ja-knechte seyn wollen / erlaubte solches dem König: und ward abgeredet / damit Ahalibama sich nicht widersetzen m \gte / daß man ihr hiervon nicht den geringsten vorschmack geben / noch jemand hierum wissen lassen solte. Inzwischen zoge die Prinzessin Poliphide von Sichem hinweg / weil sie zeitung
Der tag kame nun heran / an welchem dem verliebten Elieser seine Ahalibama solte angetrauet werden. Diese unschuldige Fürstin gienge / den abend zuvor /von der Königin / allen Sichemitischen frauen und ihren jungfrauen / begleitet / nach des gottes Berith tempel / als sie zuvor / die gewönliche zeit / sich versperret innen gehalten. Nachdem der Mizrah sie entfangen / und die gebråuchliche, opfer verrichtet /wurde sie neben zweyen dirnen / unter denen ich die eine war / in einer kleinen Capelle / die nacht über daselbst zubleiben / allein gelassen. Sie wolte sich / aus verborgenem antrieb / nicht abkleiden / setzete sich auf das bereitete bettenider / und sprachete mit uns bis üm mitternacht / von ihrer keuschen liebe / die sie zu dem Elieser truge. Endlich gienge unversehens die thür auf / und wurde die erschrockene Ahalibama von dem Mizrah / welcher eine kleine lampe truge / und dem K \nig damit vorleuchtete / also angeredet: Sch \ne Fůrstin! ihr werdet euch nicht widersetzen /den gesetzen des landes gemås / dem König eine gunst zu erweisen / deren er von euch berechtiget ist. Hiemit winkete er mir und meiner gespielin / daß wir uns solten beiseits begeben. Mir aber war unmüglich /solches zu thun: und indem sahe ich / daß Ahalibama mit beiden armen den König von sich stiesse / ihme auf ein fenster gesimse entsprunge / und aus demselbigen sich beherzt hinab auf die gassen warfe. Ich folgete ihr blind nach / und mir meine gespielin: kamen wir also alle dreye
Wir traffen zu glůck den Elieser mit seinen bedienten auf der gassen an: welcher / weil ihm das herz etwas widriges mochte gesagt haben / nicht in seinem gemach bleiben k \nnen / und gegen den tempel ausgegangen ware. Er stunde still / und sahe mit verwunderung unserem laufen zu / an welchem er erstlich nit glaubte antheil zu haben. Aber ô ihr götter! wie gros war seine bestürzung / als er seine Fürstin erkennte /die / ihn gleichfalls ersehend / mit diesen worten ihm in die arme fiele: Ach! rettet die ehre eurer Ahalibama! Hiemit / weil sie so heftig gelaufen / auch schrecken und entsetzen dazu kame / bliebe sie ganz onmächtig ligen: und fehlete es nicht viel / daß es dem Elieser / wegen so unvermuteter begegnis / nicht eben so ergangen wåre. Weil ich vor entsetzung eben so wenig sprechen kunte / deutete ich nur / man solte uns in ein haus bringen. Als dieses geschahe / und wir uns alda såmtlich etwas erholet / auch Ahalibama wieder zu ihr selbst gekommen war / erfuhre Elieser / wie es uns im tempel ergangen: das ihn dann in solche bestůrzung brachte / daß er nicht unbillig sein grausames verhängnis anklagete. Er wuste in dieser noht keinen raht zuergreifen / weil er den König viel zu mächtig / tyrannisch und leichtfärtig kennte / als daß er / nach dieser saubern that / sich zu ihm etwas gutes håtte versehen k \nnen. Also hielte er die eiligste flucht für das båste / worzu Ahalibama sich gern verstunde / weil sie doch nun bei dem König für sich und ihren Elieser keine sicherheit mehr sahe. Sie stunden nur noch an / wohin sie sich wenden wolten. Zu Thapuah / waren sie nicht sicher. Bei den Fürsten Beri konten sie / wegen
Hierauf raffeten wir / in geschwinder eile / alles zusammen / was Elieser an geld und kleinodien bei sich hatte / und begaben uns aus der stadt. Weil wir das schnelle reiten wol gewohnet hatten / sahen wir uns mit abend auser Beors gebiete / und verblieben die nacht in des K \nigs von Salem lande. Der Beor / wie wir nachmals vernommen / nachdem ihme sein böses fůrhaben also ůbel gelungen / hinterbliebe in heftiger entzündung seiner begierde / und besorgend / meine Fůrstin m \gte zu schaden gekommen seyn / sandte er ihr gleich etliche von des Berith Priestern nach: welche aber / zu guten glůck / uns nicht fanden / weil sie uns auf dem Königlichen schloß gesuchet. Am morgen ware in ganz Sichem eine allgemeine bestůrzung /als / an stat des erwarteten hochzeitfestes / braut und bråutigam nirgend zu sehen waren. Niemand kunte die ursach dieser flucht ergründen / und hielte der K \nig es so geheim für seiner gemalin / daß die nichtes weniger argwåhnte / als das / was geschehen war. Nachdem wir zu Thapuah vergebens gesuchet worden / verfolgete man uns nicht weiter / und konten wir also sicher durch das land Canaan kommen.
Elieser beklagete / mit den erbärmlichsten wesen von der welt / seine Ahalibama / daß die seiner liebe wegen in ein solches ungemach gesetzet worden. Sie hingegen
Diese treue versicherungen ihrer beständigkeit / richteten ihn dermassen auf / daß er sich für den seeligsten menschen von der welt hielte. Sie liesse gegen ihm niemals einige traurigkeit blicken / damit er nicht mögte betrůbt werden: ob sie schon / wann sie bei mir allein war / ihre milde zåhren ůber ihren zustand vergossen / weil sie ihr leicht einbilden kunte / wie unangenem ihr Elieser denen Fůrsten von Seir seyn wůrde / und wie viel ungemach sie noch / dieser liebe wegen / ehe sie zu ihrem ziel gelangen m \gte / wurden erdulten můssen.
Wir wusten damals noch nicht / wohin wir solten /bis wir Sichem erblickten: das dann / der trostlosen Ahalibama / ihr elend noch grösser machete / allermeist da sie von ihrem rauber erfuhre / daß er sie fůr den K \nig bestimmet håtte. Du Beor ware eben im tempel / als wir ankamen. Unser Heviter / so Aser hiesse / stellte sich für den hof des tempels / uns mit verdecktem angesicht / nach gebrauch des landes /hinter sich fůhrend: da dann eine grosse menge volks sich hierbey samlete / theils die schöne slavin / von deren Aser so viel sagte / zu sehen; theils ůber seine verwegenheit / daß er es wagete / dem König unter augen zu kommen / da ihm doch das land bei lebensstraffe verboten worden / sich zu verwundern. Er wolte aber die Ahalibama niemand zeigen / bis der K \nig sie gesehen hätte. Man kan gedenken / wie wenig meine Fůrstin nach dieser ansprache verlanget: die fast fůr angst onmåchtig wurde / als sie den K \nig ankommen sahe. Aser fiele demselben zu fus / ehe er sich dessen versahe / und bate üm gnade / zugleich sein geschenke ihm darstellend. Beor / der wegen noch frischen verlustes der Ahalibama in seinem gemüt unruhig und übel zu frieden ware / entfienge den Aser mit grausamen angesicht / und hiese ihn gefangen setzen. Und weil die Königin ihm auf dem fus nachfolgete / wolte er die slavinnen nicht sehen / sondern befahle seinem Kämmerer / der über das frauenzimmer bestellet war / daß er uns verwahren solte. Dieser Kämmerer / der die Ahalibama zuvor nie gesehen hatte / kannte sie nicht / als er uns in das haus gebracht / da der König viele schöne jungfrauen aufbewahren liesse: die daselbst /
Ich muß nun auch erzehlen / wo unser Elieser geblieben /
Der erfreute Elieser liesse ihr nicht lange zeit / sich nach ihnen ůmzusehen: massen er / so bald er sie in der låube erblicket / und den Isbothsar / (welcher bei der thůr des gartens / damit keine von den andern jungfrauen uns ůberrauschen m \gte / auf der hut zurück geblieben /) etwas
Als nun die Fůrsten uachgehends öfter / durch diese gelegenheit / zu uns kamen / und mit uns des Beors leichtsinniges gemůt betrachteten / was der bereits der
Nachdem nun der Fůrst Ephron / seinen geliebten bruder zu gefallen / die abgeredte reise angetreten /warteten sie mit unaussprechlichem verlangen / von einer zeit zur andern / auf seine wiederkunft. Als sie aber in etlichen monaten keine nachricht von ihme bekommen / fiengen sie an zu sorgen / daß es nit glůcklich um ihm stehen müste. Inzwischen verlieffe die zeit / also daß nur noch drei wochen übrig waren /nach verfliessung derer / meine Fürstin die reihe traffe / zum K \nig geführet zu werden; da sie die gröste schmach von der welt zu erleiden / muste gewertig seyn. Elieser wurde hierůber sehr kleinlaut; und Ahalibama war sehr beångstigt / daß ihr keusches herz /darzu verdammet seyn solte / den lüsten des Beors zum opfer zu dienen. Dieses nun zuverhůten / nachdem sie alle hoffnung einiger menschlichen hülfe verloren / ergriffe sie das grausame mittel / ihr ehre
Dazumal fassete sie heimlich ein messer / und zum tode nun standhaft entschlossen / sagte sie zu ihm: Ihr sehet / mein Elieser! wozu es mit nur gekommen / und daß / meine ehre zu retten / kein mittel als der tod mehr übrig ist. Weil ich dann weiß / daß ihr eines so edlen gemütes seit / mich lieber todt und bei ehren als lebend und entehret zu sehen: als habe ich auch den tod zu meiner einigen ruh erkiesen wollen. Ich weiß /daß ihr zu einer anderen zeit das wort Sterben nicht wůrdet erdulten können / wann mein unglůck nicht so hoch gestiegen wåre / und mein leben euch noch tr \stlich seyn könte. Nunmehr aber / da ich euer nicht lebendig seyn kan / hoffe ich / ihr werdet mir nicht misg \nnen / solche im tode zubleiben / sondern mir erlauben / mein leben und ehre / nach der unschuld und reinigkeit / darin ich euch unverrückt geliebet /euch aufzuopfern. Ihr werdet mir den ruhm gönnnen /daß ich euch meinen leib unverletzt bewaret: ůber den ihr ein herr seyn sollen / wann der hi el nicht unser eheliches fůrnemen gehintert. So nemt dann hin / was euch allein gehöret! die götter lassen euch nach meinem absterben vergnügter seyn / als ihr in meinem leben gewesen. Hiemit fiel sie ihm ům den hals / und wolte ihr zugleich das messer in die brust stossen /um in seinen armen zu sterben. Elieser aber / ungeacht seiner traurigkeit / hatte auf ihr thun genaue achtung gegeben: der begriffe ihr die hand / und verwehrete ihr beginnen. Was / Elieser! (sagte sie hierauf /etwas entrüstet /)
Hierauf sagte er zu ihr: Ich erkenne ganz wol / tugendvollkommene Ahalibama! unser unglůck ist also hoch gestiegen / daß fast nichtes als der tod noch ůbrig ist / uns heraus zu reissen. Dennoch aber můssen wir die hoffnung nicht eher verlassen / bis alles / was wir zu erlangung unsers heils thun können / angewendet worden. Verziehet demnach bis zu allerletzt / eure ehre durch ein solches mittel zu retten; und wann ich unterdessen kein anders mittel finde euch zu erl \sen / wil ich in eure grosmůtige entschliessung einwilligen.
Hierauf erzehlte er ihr / daß er in diesen dreien wochen / da sie an ihrem heil angefangen zuverzagen /sich mit seinen freunden heimlich beredet: welche sich mit ihme verschworen / nachdem er ihnen der Fürstin gefärlichen zustand entdecket / des Beors leichtfårtigkeit zu hintertreiben / zu errettung der ehre einer so unschuldigen Fürstin / ihr leben zu wagen /und diesen abend das haus / darin sie aufgehalten wůrde / zustürmen. Wůrde ihr vornemen / wie sie doch nicht hoffeten / mislingen / und sie zum König kommen / stůnde ihr ja noch allemal frey / ihre ehre durch den tod zuretten: da er ihr dann gewiß in die andere welt folgen wolte. Ich bewillige alles / was ihr begehret / (versetzte ihm meine Fürstin) ohne allein euren tod nicht. Lasset mich / liebster Elieser / in euch noch ein zeitlang auf der welt bleiben; weil ich kein sch \nere gedåchtnůs / als euch / zu rücke lassen kan. So lang ihr
Der verzweifelte Fůrst / sein gefårliches fůrnemen werkstellig zu machen / berieffe seine verschworne: die dann alle in einem \den gebäu eines verfallenen tempels
Wie sie sich nun dazu bereden lassen / und die gew \nliche stunde angekommen war / darin die jungfrauen dem K \nig zugefůhret wurden / holete sie der Isbothsar ab: deme sie mit solcher standhaftigkeit folgete / daß ich mich noch darůber verwundere / wann ich daran gedenke. Die angst hatte ihren wangen eine angeneme r \te eingejaget / und ihre augen vom billigen eifer angezündet / feuerten dermassen wider den Beor / daß sie nie sch \ner noch majestetischer ausgesehen. Sie truge auch das messer verborgen mit sich /welches zu einer so grossen that gewidmet war. Wie sie in die K \nigliche schlaffkammer kame / funde sie den Beor auf einem teppig sitzen. Weil ihr das gesicht verdecket ware / fragte der König den Isbothsar: ob diese die schöne slavin wåre / die er ihm so lang gerühmet? Nachdem nun der kämmerer solches bejahet /liesse er sie beisammen / und ginge hinaus. Der K \nig hube meiner Fůrstin den flor vom gesicht / um ihre sch \nheit zu sehen. Als er nun sie gleich erkennte / rieffe er / so bestürzet als erfreuet: Sehe ich nicht die schöne Ahalibama? Ja / Beor / (antwortete sie) die sihest du / und eben mit der entschliessung / wie das erste mal / deinem unkeuschen zumuten sich zu wider setzen. Er / voller liebe / achtete diese worte wenig /und seine viehische begierde zu erfůllen / wolte er sie zu bette n \tigen. Sie aber fiele ihn damit wie eine Lewin an / und gabe ihm mit dem messer eine wunde: doch nicht mit solcher kraft / daß sie t \dlich håtte werden können. Beor hube sobald an zu schreien /daß man ihm solte zu hůlfe kommen. Also kamen die kämmerlinge gelaufen: die dann ihren verwundeten König also blutig funden. Weil nun Ahalibama sahe /daß sie den
Man hätte sollen vermeinen / der K \nig w \rde /nach dieser gewalttåtigkeit der Ahalibama / alle liebe gegen ihr in einen haß verwandelet haben. Aber / zum widerspiel / er wurde immer verliebter / so gar / daß er auch keine heimlichkeit davon mehr machete / sondern es so klärlich an den tag gabe / daß jedermann bei hof davon sprachete. Als nun des K \nigs wunden ihn etliche tage der kammer hüten gemacht hatten /war sein erster ausgang zu der Ahalibama / die er /nach h \flicher begrüssung / also anredte: Ich komme nicht / schöne F \rstin von Seir! mich ůber euch zubeschweren / wegen der lezten begebenheit; dann die wunden / die damals ich von euch entfangen / sind nicht zuvergleichen mit denen / die ihr mir fürlängst in mein herz geschlagen. Ich bin
Ich weiß / (sagte hierauf meine Fůrstin) daß der Fůrst Elieser so unschuldig hieran ist / als schuldig er / bloß aus treuer liebe gegen mir / sich gemachet hat. Man lasse nur die mitgefangene befragen: sie werden alle gestehen /
Bald hernach kame auch die K \nigin / meine Fůrstin zubesuchen: bey deren erhielte sie soviel / daß sie um Eliesers erlösung beim K \nig anhielte / und durch vermittelung der rähte es so weit brachte / daß die jenigen / welche bei dem Elieser gewesen / abgehöret wurden. Weil nun diese den anschlag / den der Fůrst auf uns gehabt / entdeckten / und damit seine schuld geringer macheten: als erklårte sich der K \nig / um der Ahalibama zuwilfahren / den Elieser los zu lassen; worůber / zwischen ihme und der K \nigin /der erste streit entstanden. Dañ / weil diese sich noch nichtes wolte merken lassen / haß sie um des K \nigs liebe wisse / als dankete sie ihm / in gegenwart aller fürnemsten K \niglichen bedienten / fůr des
Als Ahalibama sie dessen genug versichert / und um ferneren beistand angeflehet / kame der König auch hinein / und sehr ůbel zufrieden sich anstellend /sagte er zu der Fůrstin: Ihr werdet / sch \ne Ahalibama / ja nun zu frieden seyn? Elieser ist bereits seiner haft erlassen. Ich wolte (antwortete sie) wenn es jezt in meinen verm \gen stünde / daß ich dafür E. Maj. auf den kniehen danken kunte. Doch ich thue solches in meinem herzen / und versichere E. Maj. daß der Fůrst Elieser und ich nimmermehr in vergeß werden stellen / was grosse gnade wir von E. Maj. entpfangen. Ich begehre von ihm keinen dank / (sagte der König) weil ich hierin einig und allein auf euch sehe: und werde ich erfreuet seyn / wann ihr aus dieser that k \nnet erkennen / wie hoch ich euch liebe / daß ich auch etwas wider mich selber thue / indem ich einen so verdrůslichen feind aus meinen handen lasse. Meine Fürstin bedachte sich etwas / was sie auf diese
Dieses nun setzte den ganzen hof in einen grossen lerm / und muste der Fürst Elieser ohne saumnüs das reich raumen / und / des Beors gebiete nicht wieder zuberühren / sich verpflichten. Seiner Ahalibama /kunte er / wie sehr er sich auch darum bemühete /nichtes zu-entbieten lassen: weil sie dermassen bewahret wurde / daß ein solches unmůglich fiele. Also muste er / seine Fürstin in solchen raub-klauen hinterlassend / von uns scheiden. Er wuste keine bessere reise zu thun / als nach dem gebirge Seir: um alda von seinem verlornen bruder etwas zu erfahren / und dem Ana von seiner tochter zustand eiligst
Die ankunft dieser abgesandten in Sichem / setzete den K \nig in neue unruh: dann er wol gedachte / sie würden die Fůrstin wieder begehren. Nun konte er damals so wenig / sie ziehen zu lassen / als sie zur K \nigin zu machen / sich entschliessen / weil die wahre vernunft noch bei ihm herschete / und ihn zurück zoge. Aber denen abgesandten zu zeigen / wie angenem sie ihm wåren / entpfienge er sie nicht allein selber auf das prächtigste / sondern auch / als sie meine Fůrstin besuchen wolten / begleitete er sie selber zu ihr: da er dann / bis zu ihrem abtritt im gemach bliebe / damit Ahalibama nichtes heimliches reden k \nte. Wie sie nun mit aller macht darauf drungen /daß die Fůrstin ihnen m \gte wieder gegeben werden /triebe endlich die unmåsige liebe den K \nig dahin /daß er sich entschlosse / die Ahalibama zu ehlichen und zur Königin zu machen. Dieses gabe er denen abgesandten zuverstehen / und hielte damit ihre abreise auf / bis er gesandten nach Seir abgeordnet und öffentlich um die Ahalibama werben lassen. Hierdurch wurde meiner Fůrstin zustand ganz verånderet / indem die / auf welche sie ihre hoffnung gesetzet / sie wůrden zu
Dieser entschluß nun ward bald überall ruchbar /und widersprache es die Königin Atis \ffentlich: als welcher / wie vor-erwehnet / der K \nig du zusage gethan hatte / neben ihr oder in ihrem leben keine rechte gemahlin anzunemen. Der verliebte König aber achtete ihr drauen nicht gros / weil ihme wissend war / daß der König Bel Ochus von Babel / ihr herr bruder / in den krieg mit dem König von Bactra und Ophir sich so weit eingelassen / daß er ihme ihrentwegen keinen krieg anmuten wůrde. Demnach fuhre er fort / alle zurůstungen zu dieser ungereimten heurat zu machen. Inzwischen kame auch der Prinz Hemor / der in Chaldea erzogen worden / wieder zu hause: welcher dieser heurat / wegen seiner fraumutter / sich \ffentlich widersetzete / und unwillig zum König von Assyrien zoge / dieses unrecht dem K \nig zu klagen / welches man dessen schwester / als seiner Fr. Mutter zufůgete. Es half aber dieses eben so wenig / und ward meine Fůrstin bereits als K \nigin gehalten / und von den mächtigsten des reiches besuchet / die um ihre gnade sich bewurben / und alle die seite der guten K \nigin Atis verliessen: das dann der Ahalibama ja so unertråglich ware / als die schwach / in der sie vorher leben müssen. Der verliebte Beor / ware fast täglich bei ihr: deme sie zwar wenig liebe erwiese / und allemal die Atis und den Elieser vorschůtzte / welche ihr verwehreten / des Königs liebe anzunemen. Aber dieses kunte des Königs liebes-feur nicht ausleschen: massen er immer verliebter wurde / und / mit der h \chsten ungedult
Der Fůrst Elieser / lebete unterdessen in dem betrůbtesten zustand / als einer seyn mochte. Dann /weil bei einer heftigen liebe in gemein eine kleine eiversucht sich findet / als quålete ihn dieselbige auch nicht wenig / da er von des Beors heurat reden hörete. Er besorgete / der hohe stand m \gte seine Fůrstin endlich blenden / und sie unbeståndig machen: allermeist da ein falsches geschrei ausbrache / wie daß bis alles mit der Ahalibama h \chster zufriedenheit geschåhe. Er wolte auch ganz verzweiflen / als er keine gelegenheit / mich zu sprechen / ergreifen kunte: weil wir allzufleissig von den Königlichen bedienten bewachet wurden. Endlich aber gabe ihm Ephron den raht / daß er an einem morgen in der frůhe / da der hof noch nicht voller leute / fůr der Fürstin gemach gehen / und / als wann er von den Seirischen gesandten etwas anzubringen håtte / sich bei der Ahalibama anmelden lassen solte. Dieses wagte er / und die Königliche bedienten / die kein bedenken trugen / diesen slaven einzulassen / führeten ihn zu mir: da ich ihn dann ganz nicht erkennet. Dann die verstellung seiner kleider / die verschneidung seines haares / und die wenige vermutung ihn so nahe zu wissen / ihn so gar verbargen / daß ich / ob er schon lang mit mir geredet / dennoch nichtes gemerket. Weil er nun zu meiner Fůrstin wolte / als brachte ich ihn zu ihr hinein: die dann / als begierig / einen von den Seirischen leuten zu sprechen / ihme willig geh \r gabe. Sie dachte aber ja so wenig / daß unter diesen slaven-kleide ihr Elieser verborgen ware / als eifersüchtig derselbige wurde / seine Fürstin so freyen gemütes zu sehen. Er ůberreichte ihr aber / ohne ein wort zu sprechen / einen brief / den sie alsbald eröffnete / und
Nach überlesung dieser zeilen / merkte sie wol /worauf er zielete. Weil sie aber diesen verdacht nicht verdiente / als konte es ihr auch nicht solcher gestalt das herze růhren / wie ihme Elieser wol eingebildet. Sie fragte den slaven / wer ihme diese schrift gegeben? Dieser / (gab er zur antwort / mit verånderter stimme /) der diese reimen gemachet. Wie? ist er dann hier? fragte sie / ganz erfreuet. Ja / (antwortete er /) und vieleicht nåher / als man wol vermeinet. Hierauf sahe sie ihn recht an / und erkante ihres Eliesers betrübte augen / die er unverwandt zu ihr kehrete / und den eingebildeten wankelmut ihr absehen wolte. Sie kame hierüber dermassen aus sich selber / das sie ihn in ihre armen einzuschliessen nicht unterlassen konte; und bitterlich weinend ihn ihrentwegen in solcher unziemlichen kleidung zu sehen / gabe sie ihm damit gnug zu erkennen / daß er von ihr eine falsche einbildung gefasset / und sie noch die beståndige Ahalibama
In solchem kamen auch die Abgesandten von Seir wieder: welche aber / fůr den K \nig / keine gewůnschete antwort zurück brachten / weil die Fürsten von Seir in gesamt des Beors begehren abgeschlagen / und ihnen den K \nig von Assyrien nicht zuwider machen
Weil dieses zimliche unordnung auf dem schlosse verursachete / als gabe man so genau nicht acht auf unser thun und lassen: daß also / in dieser bequemen zeit / unsere flucht vorgenommen wurde; worzu dann die Königin Atis auch mit behůlflich ware / und selbst heimlich nach Babel davon wolte. Wie sie uns demnach viele kleinodien und geld zur reise geschenket /sind wir mit ihr bei nacht / als alles vorher dazu bereitet worden / durch den garten glücklich entkommen. Weil die K \nigin nach Debes in ihres sohnes land /das den Prinzen von seinem H. Vatter gegeben war /die folgende nacht kame / namen wir alda abschied von ihr / da sie dann sich sehr weichherzig erwiese /und die augen mit thränen füllend / sagte sie zu meiner Fürstin: Ich bin wol unglůcklich / daß ich / nach so lang ruhig-genossener Ehe / nun fast beim ende so viele bitterkeit erleben muß; daß ich gezwungen werde / dieses K \nigreich zu verlassen /
Die reise ginge bis nach Jericho eiligst fort / weil wir des Beors nachsetzen musten befaren. Wie wir aber über den Jordan gekommen / reiseten wir etwas gemacher. Es war auch / wegen des spaten herbstwetters / von dem vielen regen das gewåsser aller orten so angelaufen / daß wir weite umwege suchen musten. Wir gingen nach Rabbat in der Moabiter land / um den sichersten weg zu nemen: damit wir nicht wieder /wie ehmals / in der Araber hände geraten m \gten. Wir traffen alda ganz unverhoffet an / die Prinzessin Poliphide meiner Fürstin fraumutter / die dahin / nebenst anderen Seirischen Fürstinnen und benachbartem frauenzimmer / auf das grosse fest des gottes Chamos gekommen war / und eben wieder nach dem gebirge reisen wolte. Diese zusammenkunft ware so angenem / als unvermutet / und entfinge die gute Prinzessin ihre tochter mit solchen freuden / daß alle anschauende sich derselben musten teilhaftig machen. Wir erfuhren alda alles / was sich mit dem wiedergefundenen Fůrsten Dison und ihr / gnådigste Prinzessin / zu Dedan begeben / und wie nachgehends dieser Fůrst bei entfůrung
Nachdem nun Elieser nach Bersaba gekommen /funde er seinen Herr Vatter nicht daselbst / welcher zu Hebron beim K \nig war; seine fraumutter aber entfinge ihn mit herzlichen freuden. Er erfuhre / was in Sichem nach ihrer flucht sich begeben. Man hatte dem K \nig dieselbige viele tage / wegen der noch anhaltenden unpåßlichkeit / verhelet. Endlich aber / wie er gar zu oft nach seiner Fůrstin gefraget / ware ihre und der Königin flucht ausgebrochen: das ihn dann so hart angefochten / daß er noch der zeit nicht wieder vom lager aufgestanden. Es wurden / auf seinen befehl /weit und breit welche ausgeschicket / seine verlorne braut zu suchen: und hat er deme / der sie wiederbringen wůrde / ein Fůrstentum zu schenken versprochen. Den Fürsten Elieser berichtete seine fraumutter auch ferner / wie zu Hebron
Seine unvermutete dahinkunft / machte alle leute aufmerkend. Und weil er das lezte mal / vom K \nig so wol / als von seinem Herr Vatter / mit unfried geschieden / wurde er von beiden nicht zum freundlichsten angesehen. Dannoch aber wuste er / durch seine klugheit / es also zu schlichten / daß er v \llige vergebung vom K \nig erlangete / und derselbige / dem Beor zu trotze / als mit welchem er nun wieder /wegen eines grånzstrittes / in neuen zweispalt geraten / zuliesse / daß die Ahalibama nach Hebron kåme. Diese gute zeitung / brachte der hocherfreute Elieser uns nach Rabbat zurůcke. Weil aber / unter der zeit /die Prinzessin Poliphide schwerlich erkranket / wolte meine Fůrstin ihre fraumutter nicht eher verlassen /bis es mit ihr wieder båsser geworden: das sich dann bis in den herbst hinein verzoge. Endlich reiseten wir zum andern mal gen Hebron / verhoffende / ein bässeres glůck / als das erste mal / alda zu erleben. Es hatte sich aber / wie wir hinkamen / mit der beeden brüder freundschaft schon wieder geändert: massen Beri nicht mehr da war / sondern es mit dem K \nig verscherzet hatte. Sie waren in eine harte wort wechselung geraten / wegen der nachfolge des reiches: da Beri / etwas zu unbesonnen / sich der regirungshändel anmassen wollen / und auch dem K \nig hatte ins gesicht
Man kan nun leicht erachten / wie wilkommen wir waren: allermeist Elieser und sein bruder / da der lezte / wegen der liebe zu des K \nigs tochter / auch nicht wol angesehen war. Weil demnach meiner Fůrstin es nicht rahtsam schiene / långer alda zubleiben / alwo sie ihres gleichen nicht hatte / zumal die Prinzessin Corieide mit der Jerode hinweg gezogen; weil sie auch sahe / daß der K \nig anfinge / mehr mit ihr umzugehen / als ihr lieb war: als reiseten sie nach Bersaba / funden es aber daselbst nicht båsser / als sie es zu Hebron gelassen. Meine Fůrstin ward von dem Beri sehr kaltsinnig entfangen / und gabe er mit allem thun an tag / daß er sie lieber weit von sich gesehen håtte. Die tugendhafte fraumutter des Eliesers / ersezte allein diese des Beri grosse unbesonenheit mit ihrer leutseligkeit. Elieser aber wolte schier verzweiflen /als er an allen orten so viele hindernüsen seiner liebe /allermeist in seines vatters haus / funde: und wuste er nicht / wie er gegen seiner geliebte Ahalibama dieses solte entschuldigen / welche seinethalben so grosses ungemach erleiden muste.
Weil aber alles unglück auf einmal auf dieses geliebte paar zustůrmen wolte / als muste der K \nig Ephron sich auch / gleich seinem stiefbruder / in die Ahalibama verlieben: und / so wol wegen ihrer schönheit / als dem Beor / dem Beri / und den Elieser einen verdruß zumachen / entschlosse er sich sie zu heuraten. Deswegen sandte er den Fürsten Mamre / seinen Vetter / nach
Diese unerhörte leicht sinnigkeit des Beri / der seines eigenen sohnes braut / um eitelen gewinnes willen / verkaufete / stiege meiner Fürstin also zu sinne / daß sie aller ehrerbietung vergasse / die sie ihm noch bisher als vattern geleistet / und ihn ungescheut einen verräter und betrieger nennte. Beri håtte dadurch billig zum zorn sollen gereitzet werden: aber er achtete es alles nicht / sondern hielte sie nur hönisch. Als er nun dem K \nig anmelden lassen / wiedaß er die Ahalibama brächte / wurde eine so allgemeine freude am hofe / das auch der K \nig / noch den spaten abend /sie sehen wolte. Er entfinge sie im
Mit dergleichen reden / brachten diese beide Prinzessinnen den abend hin: da inmittels der K \nig übel zufrieden war / daß sein mitbuler die ehre erlanget /von der Ahalibama besuchet zu werden; welches er ihme zu so grossem schimpf zoge / weil ganz Thanac hiedurch ihre zu ihm tragende verachtung erkennet /daß er die ganze nacht dafür nicht schlaffen kunte. Endlich ersonne er ein grausames mittel / des Eliesers los zu werden. Dann / da er etliche tage vorher den ärzten befohlen / für des Eliesers leben ihme rechenschaft zu geben / bliese ihm nun die eifersucht ein /durch eben die ärzte seinen tod zubef \rdern. Demnach liesse er in aller frůhe den arzt zu sich fordern / der von neuem auf den Elieser war bestellet worden / und gebote ihm / ein langsames gift unvermerkt dem fůrsten beizubringen / daran er sterben můste / ohne daß man merken m \gte / daß solches durch ein gewaltsames
Es fiele aber / eben um diese zeit / ein grosses fest ein / welches die einwohner von Thanac järlich / zu anfang des frülings / der Sonne zu ehren feiren. Der König wolte vor seiner abreise / auf inständiges anhalten des statthalters Japhim / selbiges auch mithalten / und nachgehends nach Salem mit der Ahalibama reisen / um alda dem Seirischen gesandten / der abrede gemås / die er mit dem alten Thebah genommen /seine abfårtigung zugeben / weil die gesundheit der Fůrstin es zuliesse / diese reise zu übernemen. Der Prinz Hemor ware auch so weit wieder genesen / daß er eine sånfte zubrauchen ihme getrauete / und mit dem Seirischen gesandten dieser fürnemen Handelung / daran ihme so viel gelegen / mit beiwohnen wolte.
Als demnach der tag dieses grossen festes erschiene / da vom ganzen lande des Thanakischen gebietes die fůrnemsten sich in die stadt versamlet hatten / und alle gassen auf das herrlichste mit tapeten und blumgehången ausgezieret waren: begabe sich der König mit der gesamten hofstat / auch dem Seirischen gesandten / in zierlicher ordnung / nach den tempel. Die Ahalibama
Wie nun alle opfer abgeschlachtet / und die ůblichen gebråuche verrichtet waren / n \tigten die åltesten der statt den König zum gastmal / welches in schönen hierzu aufgerüsteten lauberhütten / nicht weir von dem tempel auf einen weiten platze mitten in der stadt / auf das pråchtigste angerichtet war: dahin dann die ganze gesellschaft sich begeben / auser dem gesandten von Seir / der / aus gewissem bedenken / dieser freude nicht beiwonen wolte. Es beliebte dem K \nig /daß Ahalibama die stelle oben am tisch nemen muste / und begabe er sich ihr zur seiten / zu Aramena sagend: Ihr werdet mir / schöne Prinzessin / erlauben /daß ich dergestalt mit der Fürstin von Seir handele /als welche ich zur K \nigin von Canaan erwehlet; und kan ich euch nicht anderst / wegen der liebe meines sohnes / als eine tochter halten /
Weil das volk haufenweis um die tafel herum stunde / ihren K \nig zu sehen / sagte einer zu dem andern: Diese sch \ne Fůrstin von Seir ist es / welche unsere Königin wird werden. Solches h \rte sowol der K \nig / als Ahalibama; und weil sie deswegen die farbe veränderte / lächelte er / ihr also zusprechend: Diese leute erkennen und loben meine wahl / sch \ne Ahalibama / und tragen begierde / die kron auf eurem haubte zu sehen. So muß dann (antwortete Ahalibama) ihr verlangen gr \sser darnach seyn / als das meinige. Sprechet nicht so / liebste Fürstin / (wiederredte Beor) und folget vielmehr der vernünftigen billigkeit. Hiermit sahe er sie so verliebt als ernstlich an: Dannenhero sie / ohne zu antworten / nur seufzete / und die augen für sich nieder schluge. Beor aber geriete hierůber in tiefe gedanken / und bekame den Elieser wieder in den sinn / dem er seine todtenmalzeit / unter dieser gasterei / zubereiten lassen. Dann der arzt hatte inzwischen das gift dem Fürsten beigebracht / und liesse / nach verrichtung solcher that / unter
Wie nun dieses bis gegen nacht gewäret / und es an dem war / daß die gesellschaft von einander wolte: da liesse sich von weiten eine musik von allerhand trompeten-arten hören. Der K \nig vermeinte / es wůrde diese unvermutete lust der Statthalter von Thanac haben angestellet / die immer näher kame / und jedermann zum aufmerken triebe. Nach dem man ihnen platz gemachet / erschienen zuerst dreissig vermummete personen / die auf Cymbeln / pauken und kleinen trompeten spieleten / in weis und grün gekleidet. Diesem folgeten fůnfzig kleine knaben / mit blumen bekrånzet: welche statliches
Nachdem der tanz zum ende war / trugen die Rittere die becken mit den zuckerwerk / welche sie den knaben abnamen / vor den K \nig und das frauenzimmer. Indem sie nun solche håufig austeileten / bůckete derselbige / der zu Aramenen kame / sich etwas nåher / und sagte heimlich zu ihr: Schöne Prinzessin! wollet ihr dem Tharsis folgen? es ist alles bereit / und ihr könnet befreiet werden. Kaum hatte Aramena dieses /so erfreuet als bestůrzt / angeh \rt / da sahe sie / die Ahalibama einem Ritter auf die arme springen / und zugleich im augenblick alle schwerder der Rittere bloß werden. Demnach bedachte sie sich auch nicht långer / und liesse sich eben also durch den Tharsis hinweg zucken. Astale und der Aramena vertrauteste jungfrau / folgeten ihnen zu fus nach / weil sie bei ihren Prinzessinnen bleiben wolten. Diese unvermutete begebnis sezte alles in verwirrung und unbeschreiblichen schrecken / also daß diese verkleidete zeit genug hatten / mit ihrer sch \nen beute durch das volk zukommen. Ob wol der K \nig rieffe / man solte die Ahalibama retten / so waren doch alle seine bediente so beschäftigt / seine eigene person wider diese vermummete
Sie såumeten sich nicht / nach den ort / wo der Fürst Elieser bewachet wurde / sich zu begeben: den sie bald / ohne harten widerstand / neben andern ihren hin und wieder vertheilten gefangenen mitgesellen /befreyeten. Weil sie ihn sehr schwach fand? / brachten sie ihn auf der Ahalibama und Aramena wagen / und eileten damit zum thor hinaus / welches einige von ihnen hatten offen gehalten. Es ware aber Ephron /der die Ahalibama / gleich wie Tharsis die Aramena /entführet. Beide erfreute Prinzessinnen befanden sich so verstůrzt ůber ihr unverhofftes glück / daß sie es fast nicht für wahr halten kunten: wurden aber doch /durch die gegenwart des Eliesers / Ephrons und Tharsis / dessen versichert. Elieser / so schwach er war /achtete sich doch vergnůgt / daß er in den armen seiner Ahalibama ruhen kunte / und dieselbige aus des Beors gewalt erlediget sahe. Es fragte aber keines das andere / wie dieses zugegangen: weil das n \tige eilen ihre gedanken nur auf die flucht gewendet. Der mond hube an gar helle zu scheinen: dannenhero kamen sie geschwind fort / also daß sie des andern tags sich bei Bethera nicht weit vom Jordan sahen / wohin sie auch ehmals die Ahalibama zu bringen beschlossen hatten. Wegen müdigkeit / verzogen sie etwas
Ahalibama bliebe keinen augenblick von Eliesern: welches ihme dann zu grossem trost gereichete. Als nun Aramena neben dem Tharsis und Ephron sich auch um sein bette befunden / sahe der so erfreuet- als kranker Fůrst diese gesellschaft nacheinander an / und brache endlich in diese worte heraus: Ist es můglich /daß ich jezt kan krank seyn / da ich so viele ursachen habe / mich zuerfreuen? Ist mein vergnügter geist nicht stark genug / dem schwachen leib aufzuhelfen? Ich bin so unglückselig / daß ich meines glůckes nicht geniessen kan. Ich bin frei worden / und bleibe doch der gefangene meiner schmerzen. Ich bin krånker / als ich seit dieser meiner verwundung jemals gewesen. Ach was ist anders hiervon zu schliessen / als daß der himmel unser feind verbleibet / und daß das unglück nur die verfolgungen abwechselt / damit es uns belegen wil. Diese seine worte wurden von der betrůbten Ahalibama mit thränen begleitet. Der arzt aber ob ihn wol kein gutes bei dem handel dunkete / liesse dennoch sich nichtes merken / sondern sagte: Es sey nicht zubewundern / das sich der Fürst Elieser jezt ůbeler als fůrhin auf befůnde / weil die so schleunige änderung seines zustandes / und das eilige nacht-reisen /leichtlich solche zufålle mitfůhren und erwecken könte; Er hoffe / wann etliche stunden fürbei / und man den arzeneyen zu wirken zeit lasse / es werde sich
Die schöne Aramena bezeugete hierauf ihr verlangen / grůndlich zu wissen / welcher gestalt der Tharsis und Ephron ihre befreiung gewirket. Demnach / sie zu vergnügen / finge der Fürst von Sepharvaim an / die geschichte folgender gestalt zu erzehlen. Ich habe billig ursach / sch \ne Prinzessin! (sagte er / sich gegen die Aramena wendend /) um vergebung zu bitten / daß ich den befehl / welchen ich zu Canon vor etlichen wochen entfinge / nicht so glůcklich als eiferig fortgesetzet / und euch nicht eher aus des Prinzen von Sichem handen befreiet. Allein weil mein unglück erstmals an deme schuldig war / was jezt mein erlangtes glück ersetzet / als wird dieses lezte das erste entschuldigen können. Ich hatte keinen fleis gesparet /sobald ich von Canon hinweg zoge / aus der landschaft Jarmut fůnfzig mann Amoriter zu dingen / die mir zu meinem anschlag / euch zu befreien / solten dienlich seyn. Mit diesen und noch zwanzig Syrern /meinen unterthanen aus dem lande Sepharvaim / eilete ich nach dem gebirge Gilboa um dem Prinzen von Sichem aufzupassen. Ich wurde ihn neben euch unfehlbar / wie der Fürst Ephron mich nach dem berichtet /angetroffen haben / wann nicht einer meiner ausgesandten knechte mich von den rechten weg abgefůhret / und nach einem dorf / Engamim genant / über das gebirg hinůber gebracht håtte: alda ich / euch /sch \nste Prinzessin / zu finden / den ganzen tag vergeblich geharret. Gegen nacht wurde mir angesaget /wie daß man im walde frauenzimmer fahren gesehen. Ich gedachte alsobald / es würde meine Prinzessin seyn: setzte also / unangesehen es ganz finster war /mit den meinigen in den wald hinein. Ich ertappete auch einen wagen
Ich sahe mich nun in meinem anschlag v \llig betrogen; und mein unglůck tausendmal verfluchend / das mich euren ersten und so angenemen befehl / sch \ne Aramena / nicht vollziehen lassen / name ich mir für /mich nach Debes zu wenden / alda ich euch mit dem Prinzen Hemor angekommen zu seyn vermutete. Wie ich aber nicht weit von Thanac ware / erfuhre ich /daß ihr daselbst neben den verwundeten Prinzen und gegenwärtiger Fürstin / euch befůndet. Man erzehlte mir / wiewol sehr undeutlich / was die Fůrsten Elieser und Ephron
Hierauf verglichen wir uns dieses anschlags: welchen glücklich zu vollziehen / uns das gestrige fest anlaß gabe / von welchem wir wusten / daß es der König mit euch allen besuchen wurde. Wir ůberredten unsers wirtes sohne / der mehr geld als verstand hatte / daß er diese mummerei / dem K \nig zu ehren / anstellen solte. Dieser ehrsůchtige geck liesse ihm dieses nicht zweimal sagen / sondern wendete alles daran / was er vermochte. Er halfe auch dieß unser vorhaben heimlich halten / damit es nachgehends desto herrlicher herfůr brechen m \chte. Weil er uns / als seine ratgebere / alles ordnen liesse / als namen wir unsere leute dazu an / und schaffete er die fünfzig knaben. Wir machten ihn auch zum fürnemsten
Es solte mir doch leid seyn / (sagte Aramena) wann er dieser wegen zu unglůcke kåme / und ihm seine freigebigkeit so übel gelingen solte. Hierauf dankete sie den Tharsis nochmals sehr hoch / fůr den dienst /den er ihr erwiesen. Ahalibama sagte gleichfalls zu Ephron: Er habe hierinn abermals die probe einer ungemeinen brůderlichen liebe blicken lassen / und damit ewigen ruhm zum dank verdienet. Weil sie unter wårenden diesen gespråchen merketen / daß Elieser einschlummerte / liessen sie ihn allein / und begaben sich in ihre gemåcher: willens / auch selber diesen nachmittag nachzuholen / was sie die vorige nacht versaumet hatten.
Indem aber Aramena sich auf ein ruhbette lagern wolte / sahe sie zwei frömde Damen in ihr gemach eintreten: die ihr gleich erstes anblicks nit unbekant fůrkamen. Bald erkennte sie die eine / fůr Ardelise /des K \nigs von Hemath tochter. Weil sie nun dieselbe für gewiß todt zu seyn vermeinet / als ůberfiele sie / bei dieser unvermuteten ansichtigung / mehr schrecken als freude: dannenhero sie etwas zurůck tratte /und mit ihren gebärden / wie bestürzt sie wäre / genugsam erwiese. Ardelise hingegen trate fort / bis sie dieser ihrer freundin so nahe kame / daß sie dieselbe umarmen kunte / zu deren sie zugleich sagte: Wie nun / Aramena! kennest du deine
Alle meine haabe (antwortete die grosmůtige Aramena) ist zu euren diensten / und hoffe ich euch auch eine gefårtin abzugeben: dann ich den edlen Tharsis zu bereden vermeine / daß er mich vollends gar nach Ninive in der Diana tempel geleite / damit ich einmal den zweck erreiche / von welchem bisher mich so viele widerwärtigkeiten zurůcke gezogen. Wann du aber nur / (sagte
Unter solchen gespråchen / trate Tharsis zu ihnen in das zimmer / und diese beide Damen fůr diejenigen / welche er für etlichen wochen an stat Aramenen angetroffen / erkennend / grüssete er sie gar freundlich. Aramena / seinem frage-fůrwitz vorzukommen / sagte ihm: Wie daß sie so glůckhaft wåre geworden / zwo von ihren alten bekantinnen anzutreffen. Der Fůrst aber fragte gar nicht / wer die beide wåren oder wie sie hiesen: weil er um nichtes anders / als um Aramena / sich anname / deren sch \nheit ihn je mehr und mehr meisterte. Er meldete der Prinzessin fůr dißmal an / wie daß das abendessen bereitet wåre / und fragte / ob ihr gefiele zu
Nachdem die aufgehoben worden / und die Prinzessinnen von der slaven aufwartungen sich befreiet sahen / entdeckete Aramena ihre neue sorge der Fürstin von Seir / und bezeugete ihre beängstigung / um daß sie nirgend aus wuste / weil sie des Tharsis hůlfe / in den tempel der Diana zu gelangen / sich nicht gebrauchen k \nte. Ahalibama als sie sich auf ein anderes besonnen / bote ihr des Fůrsten Ephrons dienste an: den sie auch alsobald in ihr zimmer holen liesse /und mit ihme hierüber / auch wegen ihrer eigenen reise nach Seir / sich beredete. Ephron fande auf Aramenen seite grosse beschwerlichkeit / woferne sie ihr nicht gefallen liesse / mit nach Seir zu gehen: dahin sie morgendes tages / ungeachtet des Eliesers schwerer unpåßlichkeit / weil ein längerer verzug in Bethera fůr sie zu gefärlich / miteinander fortzureisen entschlossen wären. Wofern aber die Prinzessin von Chaldea diesen schluß mit fassen würde / wåren sie måchtig genug / dem Tharsis sich zu widersetzen /wann der ihre reise hintern wolte. Diese antwort Ephrons brachte Ahalibama der Aramenen gleich zurücke: die dann lange nicht hierzu sich wolte bereden lassen / weil sie sich fůr der Ahalibama fraumutter fůrchtete / als die niemals ihre entschliessung / in der Diana tempel zu gehen / ihres bruders wegen / billigen wollen. Doch muste sie endlich denen von Ahalibama eingefůhreten wichtigen ursachen weichen / und zu dieser reise sich bequemen.
Der verliebte Tharsis / so von dieser entschliessung
Sie stunde noch an / was sie thun wolte / als Ephron mit der Ahalibama ganz erschrocken zu ihr kamen / und diese unverhoffte zeitung brachten: der Fůrst von Thapua / der Beri / wäre in die stadt gekommen. Dieserwegen nun hielten sie vor h \chst n \tig / hinweg zu eilen / bevor der Beri ihr daseyn erfuhre: massen sie aus seinen vorigen thaten wol kunten schliessen /was sie sich würden zu ihm zu versehen haben. Demnach machten sie / zu ihren aufbruch / alles fårtig. Als sie aber den Elieser eben auf den wagen heben wolten / Tharsis unschlůssig war / wie der Aramena reise zu verhindern wåre / und diese Prinzessin eiligst etliche kleinodien der Ardelise zuwurfe / deren sich auf der reise zubedienen: da wurde unvermutlich ihr haus von den bůrgern der stadt berennet / und sahen sie sich allenhalben gefangen / daß sie unmůglich davon kommen kunten. Der erhizte Tharsis entschlosse also fort /mit gewalt durchzubrechen: rieffe demnach den seinigen zu / welche drausen mit auf der gassen hielten /sie solten zur wehr greifen. Als er nun sich / neben der Aramena / auf einen wagen gesetzet / liesse er das thor \ffnen / und rannte also mit ihr durch das volk: da er dann alles / was sich ihm entgegen stellete / niedergesäbelt. Ephron wolte zwar / mit der Ahalibama /dergleichen thun: aber sie vermochte nicht ihren Elieser zuverlassen.
Indem sie nun so unschlüssig als beångstigt hierüber verweilten / sahen sie die Beri / von vielen soldaten begleitet / in ihr zimmer / darin sie noch beisammen waren / ankommen. Ahalibama ginge ihm unerschrocken entgegen / und sagte: welcher gestalt sol ich den fůrsten Beri entfangen? als einen Vatter meines Eliesers / oder
Indem kame die Prinzessin Aramena auch wieder zu ihnen / welche durch die bůrger von Bethera dem Tharsis ware abgenommen worden: der aber fůr seine person sich durch geschlagen / und mit seinen bei sich habenden davon gekommen ware. Der Beri erfreuete sich über ihre wiederkunft zum h \chsten / weil er zu Thapua des Prinzen Hemors liebe gegen ihr erfahren /und durch dieses glůck sich bei vatter und sohn kunte beliebet machen. Demnach grůssete er sie gar h \flich: die aber ganz aus sich selber ware / und bate / daß man sie bei der Ahalibama allein lassen m \chte. Solches ward ihr vergönnet. Aber mit der trostlosen Fůrstin von Seir hatte man genug zuthun / sie wieder aufzubringen: das doch zu nichtes halfe / als ihre qual ihr um so viel empfindlicher zu machen. Der Beri kunte dem himmel nicht genug für sein erlangtes glück danken / das ihme der Landpfleger von Bethera zuwege gebracht. Dann dieser hatte / die ankunft der beiden s \hne des Beri mit der Ahalibama / erfahren /und solches gleich dem Beri nach Thapua zu wissen gemacht: der alsofort den schluß gefasset / sie anzuhalten / und ihre weitere flucht zuhintern. Weil ihme demnach alles also nach wunsch gelungen / schickte er unverlångt einen ab / an den König seinen bruder: diese erfreuliche zeitung ihme anzukünden / und seinen befehl einzuholen / wohin er die Prinzessinnen solte bringen lassen. Der bote kame am dritten tag wieder; und zwar von Salem / allwo er den K \nig und Prinzen angetroffen / die dahin von Thanac gekommen waren. Sie kunten die freude des Sichemitischen
Kaum ware die sonne wieder herfür gebrochen / da verursachete das gerassel der wägen / und das toben der pferde / daß sie alle an ihre unglückselige abreise gedenken musten. Also sahe Ahalibama kein mittel mehr / des Beors erzürntes angesicht zuentfliehen; noch Aramena die gelegenheit / des verliebten Hemors anwerbungen zuentkommen / und die tausend vorwůrfe der Calaride und des alten Thebah zu vermeiden. Demnach ergaben sie sich gedultig darein /was ihr unglůcksstern ihnen nun wieder bestimmet hatte / und gingen beide an das fenster / um alles /was auf der gassen fůrginge / anzusehen. Dazumal kame eben der unglůcklichen Ahalibama ihr Elieser in die augen / den sie neben seinem bruder auf einem wagen mit angeschlossenen hånden und fůssen / und mit so erblasseten angesicht / daß er mehr einem todten als lebendigen änlich ware / sitzen sahe. O ihr g \tter! (rieffe sie /) k \nnet ihr dieses unrecht zulassen / und diese tyrannei erdulten? Damit wendete sie das angesicht hinweg / um ihren Fürsten in so schimpflicher gestalt nicht långer zusehen: ward aber bald wieder anders sinnes / und sahe sich um nach ihme /funde ihn doch nicht mehr / weil er schon fortgeführet worden. Deswegen nun liesse sie ihren thrånen den
Als die streitbare v \lker / die Celten und Teutschen /
Wie nun Jobat nach nichtes mehr trachtete / als diese beide s \hne von jugend auf wol zu erziehen: als wurde Bileam nach den K \nig Melchisedech geschicket / alda in der hohen schul zu Kiriat Sepher erzogen zu werden. Apries kame / auf inståndiges begehren unserer fraumutter bruder / an den K \niglichen hof nach Basan / und hatte die gelegenheit / neben dem jungen Prinzen Marsius / und dem Daces des K \nigs vettern / alles zu lernen / was einen Fürsten zu wissen wol anstehet. Dieser hof / war dazumal einer von den berümtesten / und die Prinzessin Mirina des K \nigstochter / neben gegenwårtiger Amorite / des Fůrsten Suevus tochter / die er mit Ogire der lezten Amoritischen Prinzessin gezeuget / waren daselbst die zwei gepriesene
Er mochte damals / wie er nach hof kame / etwan fůnfzehn jahre haben / und ware für ein mannsbild ůbersch \n von der natur geschaffen. Das aber an ihm merkwürdig / so gleichete er so sehr der Amorite /daß man sie beide eher für geschwistern halten können / als ihn und mich / die wir einander nichts änlich sahen. Dieses / neben anderen verborgenen anreitzungen / verursachete / daß Apries sich immer zur Amorite hielte / alles mit derselben in raht stellete / bei allen begebenheiten ihr aufwartete / und eine so fåste freundschaft mit ihr machete / daß die nachgehends nichts / als die daraus entstandene liebe / verändern kunte. Amorite / ob sie wol mit ihm gleiches alters /ware doch viel ståmmiger / und wuste / als von kindheit auf an einem so grossen hof erzogen / meinem bruder viele lehren und unterricht zu geben. Dieses räumte ihr fast eine mütterliche macht ůber ihn ein: daher sie gewohnte / mehr eine treue sorgsalt für ihn /als einige hochachtung seiner person / zu hegen; und gedachte sie damals an nichtes weniger / als an die liebe / mit der sie nachgehends an ihn verknüpfet worden.
Nachdem nun mein bruder eine gute zeit sich zu Basan befunden / wurde einsmals von dem Prinzen Marsius / auf seines herr vattern geburtstag / ein grosses Fest angestellet: zu welchem uns der Kqnig auch einladen liesse / und kamen wir hin gen Basan / diesen freuden beizuwohnen. Die vergnůgung / die ich und Apries einander wieder sehend entfunden / ist leicht zuermessen / wann man sich fůrbildet / daß niemaln geschwistere / wie wir / einander geliebet. Ich hatte dazumal am ersten das glück / die Amorite zu sehen: welche dann sich gleich auch gegen mir so gůtig erwiese / daß ich sie lieben muste / allermeist wie ich die grosse vertråuligkeit warname / mit der sie meinen bruder begegnete. Ich muß aber ein wenig beschreiben / welcher gestalt des K \nigs geburtstag gefeiret worden: weil etwas darbei fůrgegangen / das zu meiner erzehlung gehöret.
Es ware auf dem lustigen berg Hermon / ein ebenes weites wiesenfeld zubereitet / welches rund umher mit
Nachdem wir nun alle dergestalt uns gelagert / erschalleten von weiten die trommeten: welche endlich nåher kamen / und den aufzug des Prinzen Daces auffůhreten. Dieser ware gekleidet nach art seiner landsleute / wie sie in ihrem lande sich tragen: welches dann mehr wild als zierlich aussahe / diesen herrn aber dennoch nicht verunzierte / als deme alles wol anstunde. Er lenkete seinen wagen / auf dem er sasse /mit so guter art / daß jedermann ihn priese; und folgeten ihm / auch auf wägen / zw \lfe von den edelen aus Basan / die gleich ihme gekleidet / und ihrem fůhrer an guten wesen nichtes nachgaben. Wie nun diese etliche mal im kreis umher gefahren / und sich endlich an die eine seiten gestellet / kam der andere haufe: welchen der Prinz von Ammon fürete /
Nach diesen ginge der luststreit an / da zween und zween gegen einander rennten / und mit wurfpfeilen einer auf des anderen schild traffe: da dann der gewanne / welcher von seinen pfeilen die meisten anzubringen vermochte. Die schilde waren also zugerichtet / daß die pfeile gar leicht konten darin stecken bleiben. Es ist aber solches nicht so leicht zu vollbringen / als zu erzehlen: massen die hurtigste geschwindigkeit dazu erfordert wird / und müssen sie den zügel /mit dem sie die pferde regiren / in eben der hand führen / auf welchen ihnen die schilde ligen / da sie dann leichtlich durch einen unfůrsichtigen ruck alles versehen und verderben k \nnen. Prinz Marsius
Die junge Prinzessin Mirina / welche sehr kriegerischer natur / sagte zu der Amorite / als sie des Apries unglůck sahe: Ich sehe / daß Apries der weiber ehre ůbel verfechtet / ich håtte es bässer wollen machen /als er. Amorite antwortete ihr: Apries wåre noch ein junger herr / und noch nicht so geübt / wie die anderen; habe sonsten ja so fein und zierlich das seinige gethan. Diese schutzworte bewegten mich / der gutherzigen Amorite zu danken, daß sie meines armen bruders sich so wol angenommen. Mirina kunte gleichwol / ihn zu verachten / nicht ermüden / unangesehen ich als seine schwester dabei ware: dañ ihre jugend und freies gemůt ihr allen zwang bename. Sie machte es aber soviel / das sie und Amorite deswegen ein starkes wortwechseln begunten. Der Prinz Daces /und Baalis des K \nigs von Ammon sohn / singen damit ihr rennen auch an: und wil ich mich bei denen nicht lang aufhalten / dann keiner vom
Mitlerweile nun / als nach endigung dieses luststreites / der K \nig dem Prinzen ansagen liesse / an die bühne zu kommen / und den preis von der Königin zu entfangen / besahen die Damen / so zu nåchst um die Königin sassen / das kleinod / und solches hochpreisend / sprache eine zur andern / daß selbiges der Prinzessin Amorite gewiß wůrde zu teil werden: welches sie dann auch selber ihr einbildete / weil bei dergleichen Ritterfesten gebråuchlich / den gewinst einer Dame zu geben. Der Prinz aber / nachdem er das kleinod von der K \nigin Hand entfangen / welches mit verwandelung und unruhe seines gesichtes geschahe / dessen ursach doch niemand ergrůnden kunte / ginge er uns sämtlich geschwind fůrbei / und begabe sich nach den andern Rittern / ohne an die Amorite zu gedenken. Sie err \tete hierüber / und ich kunte nicht lassen / sie anzusehen: Jederman wurde still / und niemand wuste / was er hiervon solte urteilen.
Die anderen Prinzen und Ritter kamen indem zu uns / und wie der Apries sich zur Amorite gesellet / ja so beschåmet ůber seinem unglück / als sie war über der erwiesenen kaltsinnigkeit des Prinzen / sagte er zu ihr: wie ungleich gehet es doch in der welt daher! Mir hat das gluck nichtes gegeben / da ich es doch båsser wolte anwenden / als der Prinz Marsius. Als hierauf Amorite fragte / wie er das meinete? sagte er ferner: daß sie es haben sollen / wann er gewonnen håtte. Mirina solches h \rend / sagte: Der himmel hätte ihn fůr dieser freigebigkeit bewaret / massen der gewinn noch gar weit von
Hierauf wandte er sich zum Daces / und h \rete an /was der ihme / seiner erwiesenen unhöflichkeit halber / zu sagen hatte. Wie er nun seinen fehler erkant / bereuete er solchen heftig / und eilete geschwind zurůcke: nachdem er den Daces beschworen / niemanden das zu sagen / was er im wald gesehen. Sobald er angekommen / überreichte er der Amorite das kleinod mit den h \flichsten worten von der welt. Sie / ob ihr zwar die vorige kaltsinnigkeit sehr verschmachete /also daß sie es anfangs gar nicht annemen wolte /muste es doch endlich thun / weil alle K \nigliche personen zugegen waren / und sonderlich ihre Fraumutter ihr winkete / den Prinzen nicht zubeschimpfen. Apries inmittels erblassete ganz hierüber / welches aus eiversucht geschehen / die ihme selber dazumal
Wie wir nun wieder in Basan eingelanget / und dieses freudenfest mit einem herrlichen gastmal sich geendet / welches der K \nig Marsius etliche tage wären liesse / stelleten der junge Marsius und sein widerpart / wie auch der Daces und Apries / ins werk / wessen sie sich zusa en verglichen; und wuste unser keines davon / was diese hitzige junge leute mit einander für hatten. Wiewol sie nun einen verborgenen ort im walde darzu erwehlet / so schickte es doch der himmel / daß / in wårendem ihrem gefechte / von des K \nigs hofleuten etliche darzu kamen: die diese junge herren gleich von einander brachten / und den handel in ganz Basan ruchtbar macheten. Wir waren eben ingesamt bei dem K \nig / als einer diese zeitung brachte: und kan man gedenken / weil man noch nicht wuste / ob sie wieder voneinander wåren / wie der Marsius sich entsetzete / seinen einigen sohn / den er so herzlich liebete / in dieser gefahr zu wissen; und wie zornig er worden über den andern / der diese kůnheit begehen d \rfen / wider den K \niglichen Kronprinzen sich also einzulassen. Mein herr vatter / liesse mehr zorn und ungnade / als sorgfalt / fůr den Apries spůren. Der Fürst Trebetes / des Daces herr vatter / wolte stracks sich aufmachen / seinen sohn um diese verwegenheit abzustraffen.
Mirina allein ware die kaltsinnigste: ob wol es sich hernach auswiese / daß sie am meisten hierunter begriffen war. Dann / mit wenigem dieses hiebei in meine erzehlung zu růcken / so ware der Prinz Ingerman / des Königs Marsius bruders sohn / der jenige /mit welchem der Prinz Marsius sich geschlagen. Dieser junge herr ware / für etlicher zeit / aus den Teutschen Landen angekommen / unbekant des Marsius hof zubesuchen: dann er daselbst / wegen der todfeindschaft / die zwischen dem Bojus seinem herr vatter / und dessen brudern dem Marsius ware / sich nicht kundt geben d \rfen. Also wuste niemand / wer er wäre / auser Mirina / die ihn sowol / als er sie / liebete. Sie waren aber in ihrem thun so heimlich / das niemand etwas davon innen worden / als der Prinz Marsius. Dieser / von grosmut getrieben / wolte nicht leiden / daß seine schwester mit deme in verträulichkeit leben solte / dessen vatter der Bojus ihrem hause so viel zu wider gethan / und den K \nig Marsius aus seinem vatterlande verjagt hatte. Demnach so wolte er dieses verwehren / und den Ingerman dahin bringen /ihren hof zuverlassen. Als aber der sich dessen weigerte / der Prinz Marsius hätte sich dann zuvor mit ihme geschlagen / und ihm also ein genügen gethan fůr den schimpf / den er von ihme / durch den verweis / wegen der liebe zu seiner schwester / entfangen: als verwilligte ihm solches der edele Prinz / und kame eben den tag / als das lustrennen gehalten wurde / mit dem Ingerman zusammen; der den gewinst davon zubringen ihm eingebildet /
Wie sie aber nun / auf befehl des K \nigs / von einander gebracht worden / da Trebetes / wie gesagt /selbst zu ihnen hinaus geeilet: musten sie alle viere vor den K \nig kommen. Es wurde ihnen von allen seiten ein verweis gegeben / und wolte Marsius mit gewalt wissen / wer der unbekante wåre: weil er aus diesem kampf wol vermutete / daß er was fůrnemeres seyn müste / als er fürstellete. Prinz Marsius wolte /aus angeborner grosmut / ihn nicht verraten. Er selber aber / von einer ungedultigen wut getrieben / bekante dem K \nig freywillig / wie daß er seines bruders und todfeindes sohn wäre: womit er eine solche bestůrzung bei allen erwecket / daß die umstehende nicht wusten / was sie sagen solten; worbey Mirina ohn unterlaß die farbe geåndert. Der König Marsius liesse seinen sohn / neben dem Suevus und Trebetes / in sein geheimes zimmer kommen: mit denen er ůberlegte / wie er sich hierin zu verhalten håtte. Weil
Nachdem die Prinzen in seiner gegenwart sich vertragen / befahle der K \nig / man solte den Ingerman bis an die gränzen seines reiches begleiten / und liesse durch ihn seinem bruder sagen: Er m \chte mit den seinigen auch so h \flich verfahren / wann dermaleins das glůck ihm einige derselben in seine hånde liefern wůrde. Mirina hatte keine gelegenheit / ihn fůr seiner abreise zusehen / dorfte auch nicht ihren bruder darum befragen / weil der alle gelegenheit meidete / mit ihr hievon zureden. Apries und Daces waren durch ihre eltern nun auch wieder verglichen / und verwiese man es dem Daces gar hoch / als man die ursach ihres streites innen wurde / daß er des K \nigs von Hemath sohne also begegnen d \rfen: Da hingegen mein bruder ein allgemeines lob erwarbe / wegen seines wolverhaltens / also daß ihme dieses zu mehrer ehre gereichete / als wann er den sieg in dem luststreit davon gebracht håtte.
Amorite und ich waren mit den Apries allein dieserwegen nicht zufrieden / daß er sein leben / daran mir so viel gelegen / und über welches ich / wie ůber alles sein thun / herrschen wolte / also in die schanze geschlagen. Dessen ungeachtet / bezeugete er uns /wie daß er mit deme / was vorgegangen / noch nicht zufrieden sey / und nicht eher in seinem gemůte zur ruhe kommen wůrde / bis er sich bei einem anderen lust streite geschickter erwiesen hätte: damit die Prinzessin Mirina nicht mehr ursach
Amorite liesse ihr solches wol gefallen / und vermanete ihn / ståts bei solcher meinung zu verharren /und nimmermehr sich einem solchen joche zu unterwerfen / das nur unruhe mit sich fůhrete. Die Prinzessin Amorite (sagte hierauf mein bruder / die farbe etwas ånderend /) wird diese unruhe / aus der erfahrung / noch båsser beschreiben lernen / weil der Prinz Marsius zweifelsfrei ursach dazu gibet. Der Prinz (antwortete sie /) erweiset in seiner liebe / die er mir erzeiget / so wenig unruhe / daß ich meyne / ich habe ebenfalls nicht n \tig / von derselbigen geplagt zu werden. Ursach dessen ist beiderseits / (wandte er wieder ein /) daß der Prinz raht weiß zu seinem anligen / und die sch \ne Amorite versichert ist / daß keine würdiger / als sie / eines so grossen Prinzen herze besitzet: dannenhero sie beide ohne sorgen lieben. Ich weiß nicht / was ich wert bin / (antwortete sie) kan auch nicht sagen / ob es der himmel also versehen / daß ich dermaleins dem Prinz Marsius zu teil werde. Dieses aber finde ich wol in mir / daß ich mit ja so freiem gemüte abstehen wolte / des Prinzen liebe anzunemen / wann meine eltern es mir anbefählen /als ich jezt solches aus ihrem geheis verrichte.
Diese und dergleichen kleine wortwechselung fůhre ich allhier zu dem ende ein / weil ich dieselbige damals
Apries behielte inzwischen noch immer die begierde / sich in einem lust-streit fårtiger als das erstemal zu erweisen / dannenhero er sich auch tåglich darinn geůbet. Endlich stellete er ganz heimlich / daß niemand als Amorite wissenschaft davon hatte / auf der Mirina geburtstag / ein dergleichen rennspiel an: welches dem hofe um so viel angenemer und ansehnlicher fůrkame / weil man zuvor nichtes davon geh \ret hatte. Aber Daces beeiverte des Apries beginnen / weil er /wiewol ganz heimlich / die Mirina liebete / und also ohne eiversucht nicht sehen kunte / daß jemand anders / als er / dieser Prinzessin solche ehre erzeigete. Der junge Marsius war einer von den zuseheren: Aber Daces führte die andern rittere / so wider den Apries und dessen bei sich habende rennen solten. Cimber ein vetter des K \nigs / neben dem Tubal / (welcher der Amorite auch aufwartete / und sie so heftig als heimlich liebete /) waren die fürere vor dem dritten und vierten haufen.
Wie sie gekleidet / und was alles darbei vorgegangen / achte ich unnötig zu beschreiben. Genug wird es
Unter anderen kame der mutigen Mirina in den sinn / ihren wagen / den ihr der Apries geschenket / zu versuchen: und wolte sie selber die pferde regiren / unangesehen dieselbigen sehr wild waren. Amorite muste /neben noch etlichen Damen / soviele nämlich der wagen auf einmal tragen kunte / sich darauf begeben. Anfangs / liesse sich dieses führen gar wol an. Als sie aber / denen ohne das-mutigen pferden / immer mehr zusprache /
Weil nun Amorite allein hůlfe von n \ten hatte / als hatten sie sich alle um dieselbe versamlet. Der junge Marsius sahe das kleinod / welches er ehmals der Amorite gegeben / auf der erde ligen / so ihr ware abgefallen. Indem er aber solches aufheben wolte / kame ihm Cimber zuvor / der aus ehrerbietung solches verrichtete. Dieser / als er sich darnach gebůcket / wurde gewar / daß das kleinod zerbrochen / und ein bildnis heraus gefallen war / welches in dem kleinod verborgen gelegen. Kaum hatte er solches ersehen / da erkennte er solches / und wurde darob so bestůrzt als erfreuet. Er brachte dem Prinzen das kleinod / das bildnis aber behielte er in der hand / und wolte es nicht von sich geben. Weil aber der junge Marsius solches merkete / wurde er begierig / dieses bild zu sehen /zumal ihme Cimbers gebården etwas verändert fůrka men / und forderte es von demselben. Cimber aber weigerte sich / solches zu weisen / und sagte heimlich zu den Prinzen: wann sie beide allein seyn wůrden /solte er
Der junge Marsius erstutzete / das Bildnis einer Dame / so sch \n / als ihm die tage des lebens kein weibsbild vor augen gekommen / und um das gemälde / mit Assyrischen buchstaben / diese worte ersehend /die er laut herlase: Delbois Erbprinzessin von Ninive / Tochter des Königs BelOchus von Assyrien. Diese erkentnis seiner heftigsten feindin / machte ihn ihr sch \nes bild nicht hassen / sondern es erzeugte vielmehr ihr wunderschein in seinem gemůte eine hochhaltung / die mehr als gemein ware. Er fůhlete einen verborgenen streit in ihme / was er mit diesem bilde beginnen solte. Er sahe / daß Cimber sich auf alle weise vermerken liese / wie hoch ihme daran gelegen wåre / dasselbe zu haben. So wuste er auch /daß es der Amorite eigentlich zustůnde / deren er es /wiewol unwissend / geschenkt hatte. Gleichwol kunte er es beiden nicht wiedergeben / weil es ihm selber so überaus wol gefiele. In wårendem diesem selbstreit /ermunterte sich Amorite wieder. Weil sie aber / von der ausgestandenen onmacht / noch sehr schwach war / als wurde sie gleich nach Basan geführet / und dieser wegen die lust aufgehebet: wiewol man vor dem K \nig und Fůrsten Suevus heimlich hielte / was beiden Prinzessinnen begegnet.
Am folgenden tag nach dieser begebenheit / besuchete der junge Marsius die Amorite / und brachte ihr das kleinod wieder. Weil aber vorher mein bruder ihr alles erzehlet / was sich damit zugetragen / als forderte sie auch das bildnis / so darinn gewesen / dasselbe zu beschauen.
Weil die liebe des K \nigs gegen diesen einigen sohn übergros war / und ihme also dessen treuerwesen nit lang konte verborgen bleiben / als merkete er solche veränderung nicht unter den lezten / und bemühete sich sehr / die ursach zu ergründen. Er wuste / daß keiner bei ihm sich mehr vermochte / als der Daces /und dessen vatter Trebetes / der seiner mutter bruder war / und deme er sein ganzes herz pflegte zu offenbaren. Diese nun musten des Prinzen gemüt ergründen / was ihme eigentlich
Nun hatte inzwischen der krieg / zwischen dem K \nig BelOchus von Assyrien / und dem K \nig Marsius von Basan / sich aufs neue wieder angesponnen: Da dieser lezte / sein altes recht an die Assyrische kron suchend / ein grosses heer auf die beine brachte /und dasselbige unter seinen schwager dem Fůrsten Trebetes nach Assyrien fortsandte. Das anhalten des Prinzen Marsius war bei seinem herrn vatter so inståndig / daß er endlich mitzuziehen erlaubnüs bekame; da ihn dann der König dem Trebetes auf sein leib und leben anbefahle. Die einwilligung ward um soviel leichter erhalten / weil er sich bereden lassen zu glauben / die verspůrte traurigkeit des Prinzen seines sohns rühre daher / daß es bisher ihme an kriegsůbungen ermangelt. Die angeborne tapferkeit des Apries munterte selbigen auch auf / diesen krieg mit zu besuchen. Als er aber bei meinem herr vattern darum anhielte / wolte der ganz nicht einwilligen / aus
Es eråugete sich aber nicht lang hernach eine gute gelegenheit / dabei der Apries auch seinen heldenmut erweisen kunte. Dann die Amoriter in Hazezon Thamar / begunten wider den König aufrürisch zu werden: welcher den Suevus ihren statthalter mit einem kriegesheer hinsendete / diese meineidige abzustraffen. Mein bruder / der den Suevus nie verliesse / war mit unter diesen v \lkern / und sahe ihn Amorite so vergnügt als betrůbt hinweg ziehen: weil sie / ob seiner zufriedenheit und aus diesem zug entstehenden ehre froh ware / anderwärts aber seine abwesenheit und die gefahr / darin
Der Amorite freude / ihren herrn vatter wieder zusehen / und daß sie dessen leben dem Apries zu danken håtte / ware übermåsig / und finge sie von dem tage an / den Apries h \her zu achten / also daß /neben der wolneigung / auch eine verehrung seiner person und geschicklichkeiten bei ihr entstunde: um die er seinerseits mit einer so ehrerbietigen liebe geworben / daß sie solche nicht anderst als wol aufnemen kunte. Doch liebeten sie einander / ohne eins dem andern etwas hiervon zu sagen / indem sie alles /was von der liebe herrůrete / den wirkungen der freundschaft zugemessen.
Der Krieg wider die Babylonier / ginge immittels auch glůcklich fort: bis endlich die traurige post kame / wie daß der Prinz Marsius in einer schlacht / neben dem Daces / Cimber / Tubal und andern edelsten rittern / geblieben wåre. Diese zeitung stůrzte den alten K \nig Marsius in so unbeschreibliche kümmernůs /daß er von dem tage an bettlågerig wurde / und auch von selbigen lager nicht wieder aufstunde. Amorite beklagete diesen edlen prinzen ebenfalls von herzen. Und Apries / der neben deme / was die welt an diesem tugendliebenden herren verloren / auch das anteil seiner Amorite hierbei erwågete / liesse sich gegen ihr vernemen: Der himmel håtte
Es wurde aber das allgemeine leidwesen des hofes verdoppelt / durch den tod des K \nigs Marsius: welcher den schmerzlichen verlust seines so tugendhaften sohnes nicht ertragen kunte / und daher / seinem trauren den freien lauf lassend / endlich von demselbigen unterdrucket wurde. Er ernennete aber / vor einem ende / den Suevus zum statthalter seiner lande / und zum vormund seiner tochter / der Prinzessin Mirina: welche man nicht
Der Amorite herr vatter / der kluge Suevus / kame dem lezten willen des grossen Marsius in allem nach /und regirte sich und das land so weißlich / daß niemand anders / als die K \nigin Salamis / seinen stand beunruhigen k \nnen. Diese verdrosse es / daß Suevus / als ein Teutscher / nach ihres herrn tod die oberste gewalt in Basan haben solte. Demnach machte sie heimlich einen bund mit dem K \nig der Philister /dem K \nig von Ammon / auch mit den grossen herren in Moab und auf der Amoriter gebirge: welche sämtlich sich fůr die Salamis erklärten / und nicht allein dieselbe in der stadt Edrei / dahin sie gewichen war /zur regentin erwehlten / sondern auch / alle Teutschen auszurotten / sich zusammen verschwuren. Der Fürst Trebetes / welcher / nachdem er seines Königs tod erfahren / auch weil er so eine unruh besorgete / den von den Assyrern (die mit den Buctrianern hatten krieg bekommen) ihme angetragenen frieden oder vielmehr waffen-stillstand / auf etliche jahre gemachet hatte / funde bei seiner růkkunft alles veråndert: so gar / daß sie ihn nicht wolten in das reich lassen /sondern ihm aller orten den paß verlegten. Weil er nun / als statthalter in Moab / dahin seinen weg name / um sich bei seiner hoheit zu erhalten: sahe der Suevus sich ganz allein / und muste / wegen der grossen macht seiner
Dieses besorgte unglůck / wurde noch durch ein grosses hausleiden vermehret / indem ihm seine gemalin die Prinzessin Ogire / der Amorite frau mutter /durch den tod genommen wurde. Dieser schmerzliche verlust ginge so sehr dem Suevus / als der hinterlassenen tochter / zu herzen. Er befande endlich für gut /daß Amorite in wårender dieser innerlichen unruhe /zu uns nach Hemath sich verwandelte: weil er sie an einem orte / da alle umstände einen langwůrigen Krieg droheten / nicht länger lassen wolte. Apries håtte keinen liebern ort als diesen / zu der Amorite aufenthaltung / erwůnschen k \nnen. Doch verwehrte ihm die ehre / sie zu uns zu begleiten: weil er / in dieser gefärlichen zeit / den Suevus nicht verlassen wolte / sondern ihme bis in den tod getreue dienste zu leisten entschlůssig ware.
Mit was freuden ich die Amorite entfangen / ist leichtlich zuvermuten: massen ihre erste kentnis zu Basan mich ihr so ergeben gelassen / daß ich von der zeit an sie innigst geliebet / und dannenhero mit der h \chsten vergnügung ihre gesellschaft wieder anname. Sie ersetzete alles das bei mir / was sonst meines liebsten brudern abwesenheit verursachen m \gen: von deme wir dan öfters zeitung bekamen / wie es ihme in Basan erginge. Wir erfuhren endlich mit nicht geringer bekůmmernis / daß der Suevus sich nach Hazezon Thamar begeben müssen / und das ganze Basan bereits der Salamis gehorchete. Mein herr vatter / der von grossem nachdenken und sehr furchtsam war /wolte meinen bruder nicht länger bei dem unglůckhaften Suevus wissen / weil er den schutz von der K \nigin Salamis suchete. Der Suevus kunte ihn auch nicht aufhalten / zumal er / bei so
Nachdem wir dergestalt eine gute zeit unser leben ruhig zugebracht / und eines tags Amorite und ich zusammen im garten waren / kame Apries zu uns / so verwirret und aus sich selber / daß wir beide es ihm leichtlich anmerken kunten. Ich bringe (hube er an zu reden) der Prinzessin Amorite gute zeitung: der Prinz Marsius / den man bisher fůr todt gehalten / ist wieder lebendig worden. Hierauf sahe er mit unverwandten augen seine Prinzessin an / um aus ihrem gesicht abzunemen / wie sie diesen bericht aufnemen würde. Sie zeigte sich voller freuden / und dankete dem himmel für die erhaltung dieses so edlen lebens. Er hat / mit unbeschreiblicher dapferkeit / (fuhre Apries fort zu erzehlen) sein land wieder einzunemen / bereits den anfang gemacher / und ist die K \nigin Salamis neben der Mirina schon in der flucht begriffen. Wie man sagen wil / so gehet sie nach Ophir zu ihrem schwager: ihrem stiefsohn sein reich / das sie wider ihn nicht behaupten kan / gutwillig ůberlassend. Sie thut wol / (antwortete Amorite) daß sie ihr ungegründetes recht abstehet / ehe des Marsius gerechte waffen sie dazu zwingen. Ich zweifele nun ganz nicht / (sagte
Wie unruhig hierüber der eifersůchtige Apries wurde / kan ich nicht beschreiben. Er bildete ihm gänzlich ein / der junge K \nig Marsius werde für ihm leichtlich den fůrzug bekommen. Weil er nun alles /was ihme auf dem herzen lage / mir zu klagen pflegte / als erfuhre ich diese seine einbildung gar bald: welche ich der Amorite entdeckte / und bei derselben hierüber auch mehr unruhe spürete / als ich vermutet håtte. Dann / ob sie wol meinen Bruder herzlich liebete / so sahen wir doch allerseits wenig gelegenheit dazu / daß der Suevus ihr herr vatter diese heurat zugeben wůrde / weil er anderweit hoffen kunte / den mächtigsten K \nig in Asien / der zudem auch sein landsman war / zum schwiegersohn zu bekommen. Sie gestunde mir frei / daß / wann der K \nig Marsius sie zur ehe begehren wůrde / k \nte sie unmüglich das ausschlagen / wann sie nicht von der ganzen erbaren welt wolte für t \richt und sinnlos gehalten werden. Hiebei aber versicherte sie mich / wie daß sie nicht glåubete / daß Marsius ihrer begehren wůrde / da er für diesem schon mehr andacht von einem gemahlten Bild / als von ihr gemachet; und sie wolte / auf den fall / keinen in der welt dem Apries fürziehen. Ich fande diese ihre erklärung so billig / daß ich solche nicht im geringsten widersprechen kunte. Doch sagte ich dieses nicht alles dergestalt meinem bruder wieder / um seine traurigkeit nicht zu mehren / sondern tr \stete ihn vielmehr / daß er sich nichtes zubefahren hätte.
Wir zogen nun von Hemath ja so betrůbt hinweg /als ångstig wir den Apries hinterliessen: der dann /nach unserm abreisen / mit der gesellschaft seines ältesten bruders sich behelfen muste / der aus dem Königreich Ammon um diese zeit wieder zu hause war gekommen. Es ware aber Amorite / die ganze reise ůber / gar schwermütig: das mir dann alles lieb ware /weil ich solches zu meines brudern vorteil ausdeutete. Der junge K \nig Marsius entfienge uns zu Basan mit der h \chsten höflichkeit von der welt / wie ingleichen der Daces / der gleich als sein vetter wieder lebendig worden war. Dieser / weil er des K \nigs vertrautester war / als regirte er und
Eines tages / als ich hiervon mit der Amorite unterredung hielte / und den gewissen verlust meines bruders betrachtend / wenn er sie verlieren würde / die thrånen nicht halten kunte: meldete man unversehens der Amorite an / der K \nig kåme / sie zu besuchen. Ich wolte mich vor dem König nicht sehen lassen /weil ich geweinet: verbarge mich also hinter ein zeltbette / alda mich niemand sehen / ich aber alles warnemen kunte / was fůrliefe. Wie der K \nig hinein getretten / und sie begrůsset / hube er an von allerhand vorgegangenen sachen mit ihr zu reden: bis er endlich auf das gespräche ůber dem bildnis der sch \nen Delbois von Assyrien kame / so der Cimber gewonnen /und das so unvermutlich gefunden worden. Hierauf erzehlte er / wie er nachgehends diese Prinzessin gesehen / und sie noch ungleich sch \ner als die abbildung gefunden. Weil er unter diesen reden oft seufzete / und die farbe ånderte / als fragte Amorite ganz freimütig / und dabei lächlend: ob sie nicht wůrde wahr reden / wann sie sagte / daß diese Assyrische Prinzessin den König von Basan håtte verliebt gemacht? Er beantwortete dieses mit einem seufzer / und sahe darbei die Amorite
Marsius wurde durch diese antwort ganz aus sich selber gebracht / fiele auf ein knie nieder / der Amorite hand fassend / welche er zum mund fůhrete / ehe sie solches wehren konte / und sie also anredete: Grosmůtige Prinzessin! der himmel sei mein zeuge / mit was unruhe des herzens ich euch gestehen muß / was ihr jezt erraten habt. Ich liebe die Delbois / unangesehen meiner pflicht / die mich euch zu lieben verbindet. Ja ich liebe diese schöne feindin meines landes /und muß euch selber meine undankbarkeit und untreu bekennen. Ja / Amorite! ich weiß / was ihr würdig seit; ich weiß / was ich dem befehl meines herr vattern schuldig bin. Allein erkennet / was die unbändige liebe vermag / und verzeihet mir mein verbrechen. Ich bin euer nicht wehrt / edele Prinzessin! und der himmel hat den Daces ausersehen / ihn euer teilhaftig zu machen. Liebet diesen Fürsten / den ich liebe als mich selber / und seit versichert / daß ihme nichtes als die Krone mangelt / euch zubesitzen: ich wil aber / weil ein leben in mir ist / ihme solches mit anderen gůtern ůberflůssig ergånzen.
Wie erfreut und betrübt ich zugleich ůber dieser des K \nigs rede worden / kan ich nicht beschreiben. Ich horchete aber mit höchstem verlangen nach der Amorite antwort / welche / als sie den König zu unterschiedenen
Als endlich Marsius sie verlassen / kame ich aus meinem verborgenen winkel wieder herfür / und sie herzlich umfassend / bate ich sie mit den beweglichsten worten /
Nun von dem tage an / da der K \nig so offenherzig / seine liebe zu der Assyrischen Prinzessin / der Amorite entdecket / ginge er viel freier mit ihr um als zuvor / und machte daher jedermann von ihme glauben / als ob er sie liebete. Daces / welcher der Mirina anfinge zu vergessen / wartete der Amorite fleissig auf: sie aber erwiese ihm so wenig gefålligkeit / daß ich darum nichtes fůr meinen bruder fůrchten dorfte.
Einsmals / wie ich neben der Amorite im schloßgarten abends spaziren ginge / funden wir bei einem brunnen /
Nachdem er viele verzweifelte worte gegen den himmel ausgeschůttet / wolte Amorite ihn nicht långer in dieser qual lassen / sondern liesse sich sehen / das bildnis der Prinzessin vor die brust angeheft tragende. Marsius ganz verst \ret / wolte anfangs sein anligen uns verheelen. Daces aber / als freier von sinnen /sprache uns gleich darum zu / ob wir nicht einer Prinzessin bildnis / so und so gefasset / gefunden håtten. Indem Amorite nein sagte / erblickte es der K \nig /und daher so erfreut als etwas beschämt / sagte er låchlend zu der Amorite: Schöne Prinzessin! Es ziemet sich nicht / daß zwo sonnen beisammen diesen hof erleuchten; es mögte ihr schein zu sehr brennen und blenden. Darum wird mir bässer anstehen / diese sch \nheit bei mir zu tragen als euch / du ihr keiner mehreren zierde bedürfet. E. Maj. sorgen gewiß /(antwortete sie / ihme zugleich das bild überreichend /) daß ich / wie der mond / wann der der
Als nun Amorite dieses damit beantwortet / daß die zeit alles båssern k \nte; fragte sie ihn / um den Cimber / dem erstlich dieses bild zugeh \ret / und welcher gestalt der K \nig solches von ihme bekommen? Der edele Cimber / (gabe Marsius zur antwort /) hat an seinem ende mich zum erben dieses teuren schatzes gemacht / und die / welche er mir in seinem leben nicht abtreten wollen / überliesse er mir im tode: wiewol das recht / so er an ihr gehabt / hierin bestanden /daß er diese wundersch \ne ohne ihr wissen geliebet /darin ich ihn auch bis in den tod wol nachfolgen werde. Jezt erinnere ich mich (sagte Daces /) des unglückseligen Tubals / dem ein gleichmåsiges verhängnüs / wie dem Cimber / das leben kürzete / und der mir gleicher weise der schönen Amorite bildnüs ůberlassen / das er von seiner brust abname / und mir / als seinen wertesten schatz / anvertraute. Hiemit name Daces der Amorite bildnis herfur / und zeigete ihr dasselbe: wolte es ihr aber / auf ihr begehren /nicht wieder geben / wiewol sie sich gar unwillig darüber bezeugete. Endlich / als sie seine hartnäckigkeit sahe / sagte sie zu ihm: Sie könte ihm zwar nicht wehren / ihr bildnüs zu tragen; aber das wolte sie wol verhintern / daß er solche gunst von ihrem freien willen nimmermehr
In der zeit / da wir also zu Basan lebeten / kame der Prinz Baalis von Ammon dahin / welcher sich in des Königs schutz begabe: weil er in dem lezten krieg / als Marsius / in wiedereroberung seines landes / den König von Ammon ůberzoge / des K \nigs von Basan seite gehalten / und daher von seinem herr vatter /neben seiner schwester der Ammonide / die dann auch von Rabbat gewichen / und nach Tirus zu ihrer mutter bruder sich begeben wolte / verfolget wurde. Dieser Prinz / der mich ehedessen zu Basan gesehen / hatte etwas an mir gefunden / so ihm gefiele: dannenhero er mir aufzuwarten begunte / und diese angehende liebe nicht so heimlich halten kunte / daß es nicht bald der ganze hof gemerket. Dieses erscholle auch bald nach Hemath / und der K \nig mein herr vatter wurde dessen verståndigt: der dann hiervon gelegenheit name /mich von seinem schwager dem Fůrsten Suevus wieder abzufordern / weil er einen solchen Fůrsten nicht wolte zum tochtermann haben / der nicht wol mit seinem vatter stunde. Er wandte aber eine andere ursach ein / warum er mich wieder wolte bei sich haben /nåmlich die einsamkeit nach feiner gemalin tod / die ihm unerträglich würde / und seine bekůmmernis mehrete: und hierinn / hoffe er / durch meine gegenwart linderung zu erlangen.
Wie schmerzlich es mich ankame / von der Amorite zu scheiden / kan ich nicht beschreiben. Es muste uns wol recht beiderseits ahnen / wie unglůcklich wir einander wieder würden zu sehen bekommen: dann wir bei diesem abscheide betrübter waren / als wir jemaln gewesen / wann wir von einander gemust. Der Prinz Baalis funde auch sein teil in unserm leiden / der mich sehr
Wir reiseten / nicht lang hiernach / in Syrien / mit unsers H. Vattern schwester / der K \nigin der Bactrianer / welche / ihn zubesuchen / nachdem der waffen stillstand zwischen den Assyrern und ihnen auf etliche zeit getroffen worden / den weiten weg heraus gekommen war: da wir / liebste Aramena! zu Damascus / dem Prinzen Mamellus deinem herrn vatter zusprachen / und da du zur gnüge sehen kuntest / wie Apries und ich einander liebeten. Weil wir aber daselbst etliche monat verblieben / und von dar ferner nach Sidon zogen / die K \nigin Naema unsere andere base zubesuchen: als muß ich inmittels nach Basan wieder kehren / und erzehlen / was daselbst fůrgegangen / und wie das grausame verhängnis den anfang unseres hernach ausgestandenen elends gemacht.
Die Prinzessin Corycide / des Königs von Hebron tochter / welche von der Jerode erzogen worden / wiewol die schülerin / die meisterin / was die wahre tugend belanget / weit ůberstiegen / begabe sich mit ihrer wasen ins land Basan: weil zu Kiriath Arba /nach der Jerode abzug / kein frauenzimmer mehr war /auch diese spitzsündige Fůrstin ihre nifte aus sonderlichen ursachen mit sich haben wolte. Der König und der gesamte hof von Basan / entfingen des Suevus gemalin / und die sch \ne Prinzessin von Canaan / aufs höflichste. Amorite erwiese gleichfalls ihrer neuen fraumutter alle ehrerbietung / und entfunde gleich in ihrem herzen eine zuneigung
Diese Fürstin / deren boshaftiges gemůte der schönen Ahalibama gnug bekant ist / wie ich dann weiß /daß sie warhafte proben davon entfunden / name gleich durch ihre meistergriffe das edele gemüt des Suevus also ein / daß er nichtes thäte / als was sie wolte. Aus liebe und hochachtung / folgete er ihr in allen dingen: wurde also der / welcher bisher / wegen seines verstandes / ganz Basan und die angränzende K \nigreiche regiret / jetzund von einem boshaftigen weib regiret. Ihre natur liesse sich / wie sie geartet /zum ersten aus / über die tugendhafte Amorite: welcher sch \nheit / weil sie vermutete / ihre niste Corycide / die sie sehr liebete / werde von derselben ůbertroffen / sie mit solchem hass anfienge zu beneiden /daß sie solches kaum bergen kunte. Es verdrosse sie auch / wann ihr gemal mit seiner tochter redete: hube also an / mit vatter und kind zu eiferen / und entfunde es desto unertråglicher / je weniger sie sich dessen dorfte merken lassen. Sie ware wol so listig / daß sie die beisorge fassete / ihre macht wůrde sehr bei dem Suevus fallen / wann er spůrete / wie feind sie seiner tochter wåre.
Sie ginge aber damit um / die Corycide an den Marsius zu verheuraten: damit sie ihr geblüt / und ihres bruders tochter / den sie damals hoch geliebet /m \gte auf einen der måchtigsten throne verhelfen. Sie bekame auch daher neue ursach / die Amorite zu hassen: weil sie spürete / daß der K \nig gar vertraulich mit ihr umginge / und der allgemeinen sage von der liebe des K \nigs zu dieser Prinzessin glaubete; welches sie dann eiferigst zu verhintern strebete. Daces gabe ihr zu diesem ihrem
Die arme Amorite / welche / als eine gehorsame tochter / dem Suevus nicht widersprechen / dabei aber / als eine beståndige liebhaberin des Apries / denselbigen unmůglich verlassen kunte / befunde sich in der gr \sten angst / darinn sie ihr lebtag geschwebet: allermeist weil sie mich / als eine abnemerin ihres leides /nicht bei sich hatte / und kein mittel sahe / zugleich den Suevus und meinen bruder zuvergnůgen. Also verbrachte sie etliche tage / in diesem schweren anligen / mit grosser kůmmernis: inner welchen der Daces sie weniger besuchete / als er sonst gewohnet war /auch viel unruhiger und ja so traurig als sie aussahe /daß sie merklich solches spüren kunte.
Diese reden des Daces / waren der Amorite so angenem zu h \ren / daß sie sich nicht enthalten kunte /sich von ihme sehen zu lassen; und ihm freudiger und freundlicher / als jemaln / begegnende / liesse sie ihm nicht zeit / sie anzureden / sondern sagte zu ihm: Ich verneme / Prinz Daces / daß uns ein gleichmäsiges verhängnüs / dem befehl unserer eltern nicht zu gehorsamen / antreibet: indem euch das andenken der Prinzessin Mirina zu rücke hält / mich aber eine andere verborgene ursach hintert / dem Trebetes und Suevus zu gehorchen. Wollet ihr nun eure und meine ruhe bef \rdern / so machet es offenbar / daß ihr mich nicht liebet: damit werdet ihr viel eher meine freundschaft erlangen / als durch ferneren zwang / der so wol mein als euer tod seyn würde. Diese
Indem er aber in solcher höchsten unruh schwebete / kame der Suevus ihr herr vatter dazu; der dann / den Daces bei seiner tochter antreffend / und dabei dessen bestůrzung warnemend / mit låchlen zu ihm sagte: Daces d \rfe nicht über seine zukunft sich entsetzen /er wäre nicht gewillt / sein begehren zu verhintern /sondern vielmehr dasselbige zubef \rdern. Hatten nun zuvor der Amorite reden den Daces stumm gemachet /so vermehrte / dieses gespräch des Suevus / noch vielmehr seine erstaunung / also / daß er / ohne zu antworten / die Amorite ansahe; welche dann hierinnen die beherzteste war / und ihren herr vatter also anredete: Ich habe bisher / weil ich des Prinzen Daces willen nicht gewust / verhelen müssen / daß unsere vertråulichkeit / die wir bisher mit einander gepflogen / nicht die liebe zum zweck gehabt / als wol die meisten sich eingebildet; sondern nur aus der ursache geschehen ist / damit der König Marsius mögte in dem guten wahn erhalten werden / welchen er von unserer verehligung geheget. Nun aber unsere eltern diese unsere gestellte liebe gemerket / und eine ernstliche daraus machen wollen: kan ich nicht länger dazu schweigen / sondern muß bekennen / daß Daces nicht der Amorite ehegemal werden kan / weil er fůrlängst an einen anderen ort sich verbündlich gemachet / das ihn an mich zu gedenken hintert. Und wann etwan mein herr vatter diesen meinen worten nicht wolte glauben zumessen /so wird der Prinz Daces es selber alhier gestehen k \nnen.
Hiemit / als sie den Suevus und Daces gegrůsset /begabe sie sich von ihnen nach der Prinzessin Corycide / welche sie sahe in einem andern gange auf sie zu kommen /
Wir erfuhren zu Damascus ihre abreise / und mein bruder wurde nicht wenig erfreuet / als er seine Prinzessin
Wie wir folgenden tag zum K \nig gekommen /fragte er mich: ob ich auch erfahren hätte / daß er mein zimmer beraubet? Damit name er mich bei der hand / und fürete mich fůr das bild / ferner fragend: Ob es auch der Amorite ånlich? ob sie so schön sey /als sie gemalet? und ob ich wol sagen könte / daß sie seiner verstorbenen gemalin gleiche? Ich striche hierauf unschuldiger weise ihr lob dermassen heraus / daß der K \nig grosses vergnügen darob bezeugete. Ich muste / von dem tag an / allezeit von der Amorite reden / und meinem herr vatter mit ihren geschichten die zeit kůrzen. Apries / als ein verliebter / begunte endlich dieses genauer / als ich / zu betrachten /
Mitlerweile wir nun also lebeten / ergienge es der guten Amorite zu Hesbon nicht ruhiger: die so viel verfolgungen von der Jerode muste ausstehen / daß /wann ich die alle solte erzehlen / ich einen eigenen tag dazu haben müste. Die tugendhafte Corycide war ihre einige ergetzlichkeit / welche nichtes von ihrer mumen bosheit an sich hatte. Der Suevus sahe / mit sonderer vergnügung an / die liebe / so zwischen diesen beiden Prinzessinnen entstanden: gleichwie ihm hingegen schmerzlich misfiele / daß seine gemalin gegen seiner tochter so übel gesinnet ware. Er hatte es schon lassen zu weit kommen / also daß er ihr nun nichtes mehr einreden dorfte: muste also die gedult das båste thun / welche ihn viel ůbersehen machte. Wie aber sie dabei die st \lzeste frau war / so leben mochte / und voll gefårlicher anschläge: also lage sie ihrem herrn tåglich in den ohren / er solte sich zum König ůber Hesbon und ůber das Amoriter gebirge machen / indem ihme die gelegenheit hierzu sich selber zeigete / weil er sowol bei den Amoriteren beliebt / als måchtig gnug wåre / dem Marsius sich zu widersetzen. Wie ihme aber dieses ein greul war / also widersprache er
Diese worte stiegen ihr sehr zu kopf / weil sie die ausdeutete / als zielte er hiemit auf ihr alter. Sie begunte auch / von der zeit an / auf ihn eiversüchtig zu werden / und mit ihres eigenen bruders tochter / der Corycide / ihn zu verargwåhnen. Solches verursachte in ihrer boshaftigen seele die tolle einbildung / als würde sie endlich der Suevus verstossen / und die Corycide heuraten: weil er / als ein Teutscher / sie nicht beide kunte zur ehe haben. Diese gedanken schmiedeten lauter rache und boshaftige wut in ihrem herzen /welche auch bald an tag kame / wie ich gleich erzehlen wil.
Es ginge aber bald hernach etwas fůr / so die Jerode in ihrer einbildung vollkommen stärkete. Dann wie sie der Corycide einsmals im garten / da sie selbige bei der Amorite gefunden / hart verwiese / daß sie mit dieser so vertråulich lebete / und hierbey so unartige worte gefůhret / das Corycide zum weinen bewogen wurde: kame unversehens der Suevus dazu / sprache sie zu frieden / weil er die ursach ihres zorns nicht wuste / und name die Corycide bei der hand / sie freundlich anlachend. Jerode aus eiversucht getrieben / kunte diese ihres herrn liebkosungen nicht mit ansehen / sondern ginge von ihnen. Als ihr Corycide aus ehrerbietung folgen wolte / hielte sie der Suevus auf /und redete über eine stunde mit ihr von allerhand dingen / die ihr zu Kiriath Arba ehmaln begegnet; Letzlich befohle er ihr seine tochter an / mit bitte / die allemal bei seiner gemalin in gnaden erhalten zu
Jerode sahe dieses alles in einem verborgenen gange mit an / welches ihr dann schier das herz abstiesse. Sie bildete ihr nun nur gar zu gewiß ein / daß ihr herr die Corycide liebe / und daß dessen tochter auch wissenschaft darum habe. Dem hieraus besorglichen unheil nun fůrzukommen / war ihre entschliessung / daß Amorite und Corycide durch gift solten aus dem weg geraumt werden. Sie liesse / zu dem ende /zwei tage hernach / einen verschmizten knaben / dessen treue sie versichert zu seyn vermeinte / in ihr zimmer kommen / stellte ihm den gift zu / und befahle ihm / wie er sich damit verhalten solte. Es schickete es aber der himmel also / daß / indem der knab noch hierüber zu werk war / der Suevus zu ihr in das gemach trate. Ihrer beider entfärben machte ihn etwas b \ses mutmassen: doch liesse er sich dessen nicht merken. Als er aber wieder in seinem gemach war /muste also fort der knab zu ihm kommen / den er ernstlich befragte: was von ihm seine gemalin gewolt håtte? Nach langem ausreden / und auf hartes bedrohen des Fůrsten / kame dieses erschreckliche mordstůck heraus: das dann den tugendhaften Suevus so sehr an das herz stiesse / daß er aller seiner standhaftigkeit von n \ten hatte / unter diesem unglück nicht zu erligen. Der knab wurde gleich hinweg geschaft / daß nachmals niemand erfahren / wo er geblieben; und muste Sesostris zum
Amorite und Corycide / an nichtes weniger / als an das unglück / so ihnen vorstünde / gedenkend / gingen selbigen abend / neben dem Suevus und der Jerode /zur malzeit. Jerode zeigete sich ja so vergnügt / als ihr herr unruhig / und erwiese sich / gegen ihre vermeinte mitbulerin und stieftochter / leutseliger / als sie jemals zu Hesbon gethan hatte: weil sie ohnzweifel hoffete /es würde der lezte abend seyn / da sie diese beiden sehen würde / indem sie das gift / in den trinkbecher der beiden Prinzessinnen / von dem knabtn / der den mundschenken pflage aufzuwarten / zubereitet achtete. Der gute Suevus verwandte von der Amorite / die ganze malzeit ůber / kein auge: welches sie / ohne an dessen ursache zu denken / wol in acht name / und es blos seiner våtterlichen liebe zuschriebe / indem sie wol wuste / daß er das harte verfahren der Jerode gegen ihr gemerket / ob er wol niemaln sich dieserwegen gegen ihr heraus gelassen / sondern allezeit fůr den leuten sich angestellet / als wann er alles thun seiner gemalin h \chst billigte / und mit allen ihren verfahren wol zu frieden wåre.
Der Fürst Suevus wolte seine gemalin / wegen dieser erschrecklichen that / nicht \ffentlich zu schanden machen / sondern stellete es also an / daß die beide Prinzessinnen / ohne verletzung der Jerode guten namens / errettet wurden. Nachdem die malzeit geendet war / liesse er die Corycide und Amorite heimlich / da es bereits finster / in sein gemach kommen: da sie bei ihme den Sesostris gefunden / der die thür versperren muste / daß niemand zu ihnen kommen mochte. Hierauf sagte er zur Amorite: wie daß ihn eine verborgene ursach / die sie nie zu wissen begehren solten / veranlasset / sie beide hinweg
Corycide begunte hierauf zu fragen / warum sie von ihrer mumen so pl \tzlich solte geschieden werden? Suevus wolte ihr nichts anders sagen / als daß die erhaltung ihres lebens darauf stünde / Hesbon zuverlassen. Also muste sie endlich diesem Prinzen / den sie als einen vatter geliebet / gehorchen. Sie erwehlte aber / mit nach Hemath zu reisen: teils weil sie die Amorite nicht verlassen / teils weil sie keine beliebung truge / in Canaan wiederzukehren. So unvermutlich aber der Amorite dieses abreisen fůrkame / und so bestürzt sie billig hierüber worden / so erfreut begunte sie hierbei sich des Apries zu erinnern. Und als sie ihren herrn vatter / wegen ihres abscheidens / wehmůtig sahe / wolte sie / so verwirret sie war / diese gelegenheit nicht versäumen / des Apries liebe
Die angeneme Ardelise war nun im werk begriffen /ihre erzehlung zuvollfůhren: als sie in ein dorf kamen / Bethaula genannt / alda sie zu mittag ablegen solten. Also musten diese gute Prinzessinnen von dem Beri sich bedienen lassen: der doch / weil er wuste / wie verhasset er der Ahalibama wäre / sie beisammen allein / und mit k \stlicher bewirtung bedienen liesse: dessen aber die Prinzessinnen wenig geachtet / und sich mehr mit betrachtung ihres elends gespeiset. Wie sie nun so eilig abgesessen / als ihre begierde / die erzehlung der Amorite lebensgeschichte enden zu h \ren / erforderte / sezten sie sich in einem garten / der hinter dem hause war / zusammen: alda Ardelise folgen den inhalts zu reden fortfuhre.
Ich weis nicht / ob ich standhaft genug seyn werde /das ůbrige von meines armen bruders begegnisen fůrzubringen: das so erbårmlich ist / daß die erinnerung dessen mein herz in tausend threnen schwimmen machet. Man wird demnach mir verzeihen / wann der schmerze mir solte hinterlich seyn / alles / was ich noch zusagen
Mit diesen / wie auch mit meinem bruder und mir /zoge er an dem tag / als Amorite ankommen solte / ihr entgegen: und meine freude gr \sser zu machen / weil er wuste / wie sehr ich die Amorite liebete / wolte er mir nicht sagen / wem wir entfangen solten. Aber O Himmel! wie zugleich bestůrzt und erfreut wurde Apries und ich / als wir die Amorite erblicketen: die der K \nig / wiewol Corycide oben an ginge / zu erst entfinge / und eben wie er mit mir umzugehen pflegte /aufs freundlichste umarmete. Hierauf wurde mir erlaubet / diese Prinzessin zuentfangen: das dann von mir /ohne ein wort zu sagen / geschahe. Auch Apries / bei so unvermuteten ansichtigung seiner Amorite an nichts als an die darob entfindende vergnügung gedenkend / fiele ihr zu füssen /
Der K \nig / nachdem er auch der Corycide alle höflichkeit erwiesen / setzete sich neben uns vieren in einen wagen / und versicherte die beide ankommende Prinzessinnen gar hoch / wie angenem ihm ihre ankunft wäre: das dann dem armen Apries gnug zu erkennen gabe / wie sein vatter sein mitbuler worden wäre. Amorite / die hievon nichtes wuste / zeigte in allem ihre vergnügung / uns zu sehen. Weil sie aber /an dem Apries so wol als an mir / eine unruhe verspürete / verlangete sie sehr / uns allein zu sprechen: welche begierde dann bei uns auch nicht geringer war /allermeist weil wir uns über ihre so unvermutete ankunft nicht gnug verwundern kunten. Es hatte aber der Suevus an meinen herrn vatter geschrieben / wie daß er ihme / als seinem schwager / seine einige tochter hiemit anvertraue / mit bitte / derselben zu verg \nnen / daß sie bei seiner tochter verharren d \rfte: weil eine gewisse und hochdringende ursach ihm verwehrete /sie länger bei sich zu behalten. Der K \nig fragte weiter nicht nach den ursachen / und war so vergnügt ůber dieser Prinzessin anwesenheit / daß ihme alle dieselben gleichviel galten.
Sobald nun Amorite und Corycide von dem König selber in die vor sie zubereitete gemåcher meiner fraumutter / selbige zu bewohnen / eingeleitet worden /und er sie verlassen hatte: fingen wir beiderseits an /einander zu fragen / was uns also zusammen geführt. Ich mutmassete aus der Amorite bericht / den sie mir von ihrer
Die folgende tage nach ihrer ankunft / besuchete sie der K \nig täglich / und wuchse von ihrer anschauung sein liebesfeur je mehr und mehr / also daß man an gewißheit desselbigen gar nicht zweifeln dorfte. Weil er mehrernteils den Apries oder mich bei ihr funde /als kunte er lang nicht gelegenheit haben / ihr seine liebe allein fůrzutragen / zumal sie auch solches zu vermeiden sich beflisse. Endlich eines tages / als ich bei der Prinzessin Corycide / und Apries in des K \nigs geschäften begriffen
Weil demnach meines armen bruders übrige hoffnung einig und allein auf dessen entschliessung bestunde / als name Amorite ihr für / aufs beweglichste an ihren herrn vatter zuschreiben / und deme die geschicklichkeiten meines bruders / ihre wechsel liebe /und die treue dienste / die er stäts ihrem haus erwiesen / also fůrzulegen / daß er m \gte bewogen werden /sie wieder von uns abzufordern / und in des Königs begehren nicht einzuwilligen. Nadop / einer von der Prinzessin Corycide treusten slaven / wurde nach Hesbon zu reisen ausersehen: welchen diese Prinzessin /weil sie die Amorite heftig liebete / uns gern hierzu erlaubete; wie sie dann allezeit mit in unserm raht war / ob sie wol in dieser beschwerlichen sache mehr wůnschen als hůlfe beibringen kunte.
Sobald aber dieser abgeschickte hinweg war / drunge mein herr vatter auf antwort bei der Amorite. Und weil er wuste / wie vertraute freundinnen wir waren /gebrauchte
Sie ginge aber doch anbei mit dem K \nig so bescheiden um / daß er nicht fůglich sich über sie beklagen kunte. Dann ob er wol keine anzeig einiger gegenliebe von ihr entfinge / so h \rete sie dennoch so gedultig seine liebkosungen an / daß er ihre weise mehr für ein zeichen ihrer bl \digkeit / als einiger anderen liebesneigung / hielte. Dannoch argwänte er endlich / daß Apries ihr můste beliebter seyn / als er: massen Amorite oftmals in anh \rung seines namens err \tete / und von dem Apries nie reden kunte / daß sie nicht eine scheinbarliche veränderung håtte blicken lassen. Deswegen / um sich båsser
Als man sie endlich / in gegenwart des Königs /wieder zu ihr selber gebracht / und er / nunmehr ihre liebe zu seinen sohn gnug erkennend / sie fragte: warum ihr dieser todesfall so sehr zu herzen ginge? und sie dem todten Apries nicht mehr damit zu schaden vermeinte / offenbarte sie ihm ihre liebe. Eben damals kame ich zu ihr ins gemach / und erschracke häftig / sie also im bette zu finden. Als sie aber mir mit kläglicher stimme zurieffe / mein bruder wåre todt: geriete ich in eben den stand / darein diese zeitung zuvor sie gesetzet hatte. Ich wurde halb todt in mein zimmer getragen: alda ich / durch hůlfe der arzte /mich letzlich wieder erholete. Der K \nig besuchete mich alsobald / und brachte eben das aus mir / was ihm Amorite bekennet: das ihn dann in solchen zorn wider den armen Apries setzete / daß er von dem an beschlosse / ihn aus seinen reiche zu bannen. Ich erfuhre / wie der K \nig hinweg ware / von seinen leuten / daß mein bruder nicht todt wäre; welches ich dann /h \chst erfreuet / der Amorite sagen liesse: die aber dadurch / so wol als ich / aus den schmerzen in neue furcht gesetzet wurde / und allzuspat mit mir bereuete / daß wir uns so weit gegen den K \nig heraus gelassen hatten.
Etliche wenig tage nach dieser begebenheit / kame
Mein herr vatter ginge unterdessen zu der Amorite /die er / nach entdeckung ihrer liebe / etliche tage unbesucht gelassen / und nicht wissend / daß sie des Apries leben erfahren / sagte er zu ihr: Der gluckseelige Apries / den eure sch \ne augen beweinet / ist wieder lebendig worden. Wofern ihr aber seinen tod nicht bald warhaftig beweinen wollet / so můsset ihr weniger gunst dem sohne / und mehr gewogenheit dem vatter erzeigen. Amorite / die den betrug des K \nigs so hoch entfunden / daß sie ihn nicht mehr so ehrerbietig / als für hin / anschauen kunte / und diese worte auch mit höchstem verdrus anh \rete / gabe ihm grosmůtig zur antwort: Ich habe billig des Apries tod beweinet / weil ich ihn liebe. Diese gunst
Sie vernamen hierauf ferner von ihme / wie die Jerode geargwönet / als Amorite und Corycide den folgenden tag allenthalben gemisset worden / der Suevus unterhielte dir Corycide heimlich / neben der Amorite / auf seiner schl \sser einem / um ihrer unziemlich zu geniessen: welchen wahn sie ihme dann gnug zuerkennen gegeben / weil sie nie erfahren k \nnen / wohin die Prinzessinnen gekommen; bis sie es / durch der abgesandten von Hemath ankunft / gewar worden. Den darüber gesch \pften unwillen / håtte Suevus mit seiner gewönlichen sanftmut ihr wieder benommen /und vorgewendet / wie daß ihme selbst die ursach verborgen wåre / die sie von Hesbon hinweg getrieben. Dann er liesse sich nie merken / daß er von ihrer bosheit etwas wisse: weil er / als ein friedliebender herr /sein eigen haus / und die in seinen armen schlieffe /nicht beschimpfen wolte / sondern hoffete / Jerode würde sich noch åndern / wenn sie die ursach ihres hasses nicht mehr fůr augen håtte. Jerode hingegen hätte sich angestellet / als wann sie mit allem friedlich wäre: gleichwol aber / von dem tag an / alsobald ihre reise nach Hebron beschlossen; ungeacht es / wegen der winterszeit / beschwerlich zu reisen ware. Hieraus nun vermutete man / sie habe gemerket / daß ihr herr um ihre b \se that wůste; und sie wolle bei ihrem bruder sich rahts oder schutzes erholen.
Als Nadop solcher gestalt seine erzehlung vollendet /
Wenige zeit hierauf / kame der Fürst Suevus mit unseren gesandten zugleich an / und liesse mein herr vatter nichtes ermangeln / ihn aufs herzlichste zu entfangen. Amorite erfreuete sich ebenfalls gar sehr /ihren herr vatter zu sehen: der dann seine herzliche liebe gegen ihr in allem gnugsam spůren liesse. Wiewol er nun mit ihr und dem Apries es gern hätte anderst sehen m \gen: so erwoge er jedoch / als ein verståndiger herr / daß niemals mit des Königs willen diese verheuratung wůrde fortgehen
Sie befunde sich eben damals / als ihr dieses angemeldet wurde / in gesellschaft des Apries: welcher heimlich / mit des K \nigs seines herr vattern gesandten / nach Hemath zu růcke gekommen war / und durch meine vermittelung seine Amorite hatte zu sehen bekommen. Sie gabe ihm / in meiner gegenwart / die versicherung / wie daß sie ihr můglichstes thun wolte / den Suevus ihren herr vatter dahin zu bereden / daß sie ihn allein lieben / und keinen andern wehlen d \rfte. Ich begabe mich mit dem Apries / als der Prinz Suevus zu der Amorite kame / in ein neben zimmer; da wir alle worte / so sie mit einander wechselten /anhören kunten: und ware dem armen Apries nicht anderst zu mute / als hätte er damals / von seinem leben oder tode / das lezte endurteil anh \ren sollen.
Amorite! (finge Suevus an zu reden) darf ich von deiner tugend / die sich allemal spůren lassen / wol die hoffnung sch \pfen / daß du jetzund solche erweisen / und dein båstes und meine ruhe zubef \rdern /dein vergnůgen
Mitlerweil der Suevus also redete / sahe ich meinen armen bruder an / der unbeweglich bliebe / und ganz erblasset auf seiner Amorite erklårung wartete / die ihrem herr vatter also antwortete: Ich bin ja schuldig /meines herr vattern befehl und willen mich in allem zu unterwerfen. Wann ich aber von der vätterlichen liebe diese wůrkung hoffen darf / daß sie eine tochter vergnůgt wünschen werde: so unterstehe ich mich nochmals / demůtigst zu bitten / daß ich mein herz dem Prinzen Apries lassen dörfe. Das elend / welches ich wegen seiner armut mit ihme ausstehen werde /wird mir lieber und angenemer seyn / als die K \nigliche Wůrde. Ein zufriedenes gemüt / achtet nicht den åuserlichen schein des glůckes. Ich
Hierauf wandten sie zu beiden teilen viele ursachen ein / dadurch jedes seinen willen zu erlangen vermeinte. Doch endlich muste Amorite sich ergeben / weil ihrem herr vatter die gedult anhube zu vergehen / und er sich vernemen liesse: Er wůrde sie nicht mehr fůr sein kind halten k \nnen / wann sie sich weigerte / den König zu ehlichen. Wolan dann! (sagte sie hierauf /) weil ich nicht / ohne verletzung der tugend / den namen einer tochter verlieren kan / so wil ich den namen einer beståndigen liebhaberin verlassen / zugleich aber auch aller zufriedenheit und vergnügung absagen / die ich auf der welt erwarten k \nnen. Hiemit ergosse sich über ihre wangen ein heisser thränen bach; da dann Suevus / welchen ebenfalls schmerzete / seine tochter so betrübt zu sehen / sie umarmete /und sagte: Der himmel wůrde es ihr lassen wol ergehen / fůr diesen gehorsam / den sie ihm erwiese. Also verliesse er sie / dem verliebten König seine antwort und das jawort zu bringen. Sie bate ihn aber beim abschied / er wolte doch verwehren / daß der König noch etliche tage sie zu sehen verschieben m \chte: weil ihr unmůglich fiele / in so geschwinder eile ihre sinne zusammen zubringen / und in diese entschliessung sich gebůrlich einzurichten.
Mein armer bruder / mehr todt als lebendig / wuste nicht / nach angehörtem diesen schlusse / wo er ware /und folgete mir aus dem zimmer auf dem fuß nach /als ich / die Amorite nun allein wissend / wieder zu ihr ginge. Keines von uns dreien / vermochte anfangs den mund aufzuthun. Weil Amorite wol vermutete /wir würden alles mit angehört haben / wie sie dann solches aus unseren
In erwehnung dieser lezten worte / umarmete sie meinen bruder / der onmåchtig bei mir niedersunke. Sie aber wandte sich zu mir im hinaus gehen / sagende: Habe acht / Ardelise / auf deinen bruder / und verschaffe / zu sein- und meiner ruhe / daß er mit dem ersten hinweg komme. Ich konte dieses / für schmerzen und wehmut /
Amorite bereitete sich nun / den K \nig / wo nicht zu lieben / dennoch zu heuraten / und stellete sich also gegen ihm an / daß Jobat sich überseelig und vergnůgt schätzete. Und ob wol Amorite den innerlichen gram nicht so sehr bergen kunte / daß man den nicht an ihr gespůret hätte: so hoffete doch der K \nig / es würde / nach dem beilager / sich solches alles åndern und enden. Selbiges wolte er auf das pråchtigste gehalten haben / und wurden überaus grosse zurůstungen gemachet: wie dann der Fürst Suevus / ihr herr vatter / auch darbei seyn wolte. Wiewol ich auch oftermalen die Amorite bate / den armen Apries zu besuchen / so kunte ich doch solches nie nicht erlangen. Daher endlich die gråmnis / meinen
Wie nun alles dazu abgeredet war / kame er / so krank er ware / zu mir in die kammer / alda er seine Amorite für fůnde: die ihme anfangs verwiese / daß er so wenig grosmut in diesem unglück blicken liesse; folgends aber ihme / nicht allein befohle zu leben /sondern auch zuliesse / auf mein åuserstes bitten / daß er sie ferners lieben m \chte. Dergestalt besucheten sie einander in meiner kammer zum \ftern / und brachte meines bruders vergnügung mir meine verlorne gesundheit auch allgemach wieder. Weil ich nun den Apries ůber alles in der welt liebete / als liesse ich nicht nach / bis ich die Amorite dahin beredet / daß sie ihre erste dem Apries versprochene treue zu halten gelobte / und ihm freistellete / sie von dannen zu entfůhren. Ich bekenne / es war viel / das sich diese Prinzessin hierzu erklåret. Aber mein stätiges anflehen /und die unendliche liebe zu meinen bruder / machete sie solchen schluß fassen. Weil ich mich von ihrem glück und unglůck nicht scheiden wolte / als ward ich entschlossen / Hemath mit ihnen zuverlassen. Wir erwehlten / nach langem überlegen / das land Mesopotamien zu unserem aufenthalt: da wir unsern stand unter die alda wonende schäfere verbergen / und in vergnůgter ruhe unser
Ich benennete endlich ein mittel / das mir wol unser unglůck in den sinn gabe / ob ich es wol damals vor eine beförderung unserer ruhe hielte. Es hatte mein herr vatter / bei lebzeiten meiner fraumutter / eine beischlåferin gehabt / Laodice genannt: welche beim K \nig in ungnade geraten / doch bei hof und unter andern seinen kebsweibern noch gedultet wurde. Sie war sehr verschlagen / und darbei mir wol gewogen /wegen vieler wolneigung / die ich ihr ehmals bei meiner fraumutter erwiesen. Diese liesse sich dazu ůberreden / daß sie / nach des K \nigs trauung mit der Amorite / an ihrer stat des nachts beim K \nig zu bette gehen wolte. Wir wusten / daß der K \nig vor tags wieder aufzustehen pflegte / und hoffeten also / daß er diesen betrug so bald nicht würde gewar werden: mitlerweile wir uns zu unserer flucht růsten konten. Wir beschlossen darneben / daß Apries / weil er nun ganz wieder gesund / solte anstalt machen / wie er uns mit dem ersten füglich fortbringen m \chte. Wiewol nun Amorite diesen anschlag fůr so gefårlich / als unbillig / hielte / liesse sie ihr doch gefallen / was mein bruder und ich hierinn vor gut achteten / und sagte: Sie hätte einmal ihr leben und sich selbsten uns ůbergeben /darum stünde es bei uns / mit ihr vorzunemen / was uns gefiele. Ich muß aber bekennen / daß meines bruders und meine vergnůgung bei ihr eine traurigkeit erweckete; und fühlete sie eine unruhe in ihrem gewissen /
Der nunmehr so vergnůgte als verliebte Apries /wolte / nach diesen entschluß / nicht länger in Hemath verbleiben / sondern / alles zu unserer reise nach Mesopotamien fårtig zu verschaffen / sich aufmachen. Also name er abschied von seiner Amorite / und vermanete sie bittlich / ihm ja beständig zuverbleiben /und nicht ihr herz / gleich wie die hand / dem König antrauen zu lassen. Traget dessen (antwortete sie seufzend) keine sorge / und seit versichert / daß ich euch werde treu verbleiben. Aber verzeihet mir / wann ich euch diese versicherung / ohne mich dafůr zu entsetzen / nicht geben kan: dann ich sorge / wir laden hiermit des himmels zorn auf uns / indem wir unsere eltern also betriegen. Wie / Amorite! (fiele ich ihr allhier in die rede /) achtest du dann fůr eine sünde /deme beständig zu verbleiben / dem du dein herz fůrlängst gegeben? Womit betriegen wir unsere eltern? was wir dem K \nig rauben / das hat dem Apries eher zugeh \ret / als dem Jobat. Hat dann der König die macht / dich aus seines sohns herzen zureissen? Und ist auch Suevus befugt / dich dem zu nemen /dem er vorher dich zu geben bewilliget. Deine grůnde (erwiderte Amorite låchlend) sind nicht so stark / als meine eigene liebe: ohne welche ich jene schwerlich annemen würde. Nun aber versichere ich euch / liebster Prinz! (sagte sie ferner / sich zu meinem bruder kehrend /) daß ich euch alle macht überlasse / mit meinem leben zu schalten / wie es euch gefållet. Hiermit umarmete sie ihn / und er schiede
Nach seinem abzug / růsteten wir uns zum beilager. Je näher aber die zeit heran kame / je gr \sser wurde der Amorite unruhe / und machte sie mir oft mit ihren zweifelhaften reden gar bange: indem sie diese falsche trauung nicht über sich nemen / sondern vorher sich entführen lassen wolte. Also hatte ich aller beredsamkeit vonn \ten / sie beståndig zu erhalten. Weil die zeit / hinweg zu fliehen / noch nicht angekommen ware / inzwischen die neue verheuratete bei uns anfangs wenig gesehen / auch gar eingezogen gehalten /und selten von ihren månneren besucht werden: als kunte kein bequemers mittel / den K \nig zu betriegen und ihn sicher zu machen / als eben dieses / erdacht werden. Ich bekame endlich auch die Prinzessin Corycide auf meine seite / die mir die Amorite ůberreden halfe / daß sie bei diesem schluß verbliebe.
Wie nun der tag des beilagers angekommen /schmücketen wir die Amorite mit dem K \niglichen schmuck aufs herrlichste heraus. Sie aber / ob sie gleich wuste / daß sie des Königs gemalin nicht werden solte / ginge dennoch mit furcht und zittern in den tempel / des gottes Wothan / den die Teutschen (wiewol in ihrem land ohne tempel /) anbeten / und deme meine verstorbene fraumutter in unserem lande diesen dienst und altar gestiftet hatte. Als nun der Druyde sie fragte / ob sie den K \nig zum gemal haben wolte? erblassete sie / und wolte nichts darauf sagen. Solches aber wurde nicht beachtet / sondern ihre trauung mit dem K \nig fortgesetzet. So bald sie folgends zu mir allein kommen kunte / klagete sie mir ihre unruhe /die sie ůber diese betriegliche
Auf den abend solte nun / nach gewonheit des landes / die Amorite von dem Suevus zu bette gebracht werden. Dieser gienge / bevor sie umgekleidet wurde /zu ihr in ihr zimmer / umarmte sie herzlich / und bezeugete ihr / wie gern er wünschen m \gte / daß dem himmel gefallen håtte / sie / an stat dem K \nig / dem Prinzen Apries zu bette zubringen: dann er wol spůrete / wie sehr ihr diese heurat zuwider war. Sie aber beantwortete dieses nur mit seufzen / und durfte ihrem herr vatter nicht er \ffnen / wie sie / seinem wunsche nach / dem Prinzen Apries auch eigen verbliebe. Wie er sie nun wieder verlassen / kleideten wir in eile die Laodice in ihre kleider / und verhůlleten sie / wie gebråuchlich / mit einen schleier: Die denn der Suevus /in meinung / es wåre seine tochter / dem K \nig zu bette brachte. Amorite aber ånderte ihre gew \nliche schlafståtte / und bliebe / von der zeit an / des nachts bei mir: damit niemand von unseren leuten den betrug merken möchte. Es ginge alles glůcklich und wol von statten / also daß der K \nig / der Suevus / und der ganze hof / nicht anders vermeinten / als daß Amorite mit dem König verheuratet wåre: wie sie dann auch jedermann als die K \nigin ehrete. Nach endung der angestellten ritterspiele / zoge der Suevus wieder nach haus / der hoffnung lebend / es würde doch die zeit endlich seiner tochter herz mehr zu dem König neigen / und nach und nach die liebe zu dem Apries ausleschen. Mein herr vatter hielte sich nun fůr den glückseligsten der welt / in der eingebildeten besitzung seiner Amorite / und die weise des landes in acht nemend / besuchete er sie
Mein verliebter bruder seumte inzwischen nicht /zu enfůhrung seiner Amorite anstalt zu machen. Und wie er endlich alles zu unserer reise färtig hatte / kame er heimlich wieder zu uns / etwan zehen tage nach dem hochzeitfest: da wir ihn / sobald die nacht angetreten / durch den garten einliessen. Also kame er mit seiner geliebten Amorite / nach allem vergnůgen / in einem gemache zu sprechen / und erzehlte den anschlag / wie er uns wolte hinweg bringen. Mitlerweile wir aber also / in h \chster stille und zufriedenheit /bei einander waren / und Laodice / ihrer gewonheit nach / beim K \nig sich befunde / zündete sich ungefähr vor des K \nig kammer ein feuer an / so gleich um sich frasse / und in der kammer alles in flammen brachte. Der K \nig / von dem dampf erwachend /sprang alsobald aus dem bette / wie auch die Laodice: welche / in dieser angst / ihr gesicht zu verbergen vegasse. Weil sie fůr rauch und dampf nirgend auskonten / als rieffen sie um hůlfe: da dann die k \nigliche wacht zugelaufen kame / und zum K \nig in die kammer drunge. Mein herr vatter sorgte nur vor seine Amorite / befahle deswegen / man solte die Königin erstlich retten. Wie aber die wacht nach ihr sich umsahe / und dannenhero um die beångstigte Laodice sich nicht annemen wolten rieffe ihnen der K \nig zu /wiedaß diese seine gemalin wåre. Wie er aber nåher hinzu trate / und den augenschein anderst fande / erschracke er sehr / und fragte sie / wie sie in seine kammer gekommen wåre? Laodice / vom schrecken ganz betäubet / konte sich in der eile auf keine ausrede besinnen: fiele allein zu des Königs füssen / und bat um gnade. Der K \nig wuste sich anfangs
Alles was zorn / verachtung / entsetzen / eiversucht / und entdeckter betrug in einem gemüt kan zu wege bringen / das zůndete sich zugleich in dem K \nig an /daß er schier wäre unsinnig worden. Er wuste lang nicht / was er thäte oder thun solte. Endlich erwischete er die arme Laodice bei den haren / ůbergabe sie der wacht / und befahle / daß sie die wol bewahren /auch uns alsobald gefånglich annemen solten. Dieser befehl ward ohn verzug zu werk gerichtet / und befahreten wir nichtes weniger / als diß unser bevorstehendes unglück: als wir ein starkes gepolter für unserer thür höreten / dieselbe / weil sie verschlossen / bald aufgerannt und die wacht hinein brechen sahen. Wir errieten gleich / daß wir verraten wären. Amorite / die in dieser todesangst nur für den Apries sorgete / fiele ihm halb todt um den hals / und sagte zu ihm: Ach mein Prinz! nun sehet ihr die früchte unsers anschlages. Die onmacht liesse sie ein mehrers nicht reden /und wurde er damit aus ihren armen gerissen / auch wir alle / mehr todt als lebendig / voneinander getrennet / und in besondere kammern bis an den morgen verschlossen; Apries aber / auf befehl seines ergrimmten mitbulers / in einen tiefen kerker geworfen.
Wie wir das übrige der nacht hinbrachten / ist leichtlich zu ermessen. Es kame der morgen so bald nicht herfür / da muste ich vor den K \nig kommen. Wie ich nun
Als nun der schreckliche tag angekommen / da wurde / in gegenwart vieler tausend menschen / die von allen benachbarten orten / auch aus der ferne /diese hinrichtung anzuschauen / nach Hemath sich versammlet hatten / erstlich Amorite / in begleitung der Corycide / welche sie nicht verlassen wolte / vor des Wothans tempel geführet. Sie sahe / im hinfüren /niemand an / weil sie sich selbst für strafbar hielte /sondern lehnete sich auf die Corycide / deren wangen und brust mit ihren heissen zähren befeuchtende. Nachdem nun alda der Fůrst Jona das von Hemath /der von wegen des Königs alda zu gericht saffe / ihr die Kron und den K \niglichen mantel / den sie bisher betrůglich getragen / abnemen lassen: erschiene der arme Apries mit gebundenen hånden auf der andern seite des tempels. Dieser / weil er vernommen / daß seine Amorite nicht sterben solte / gebärdete sich gar freudig; und weil er mit ihr reden dorfte / sagte er zu ihr: Gute nacht / liebste Prinzessin! ich bin nicht wert gewesen der liebe und beståndigkeit / die ihr mir erwiesen / darum schicket mir der himmel dergestalt mein ende. Doch sterbe ich vergnůgt / weil ich / um meiner Amorite willen / darf mein blut vergiessen. Hiermit wandte er sich zum volk / und bate um vergebung / daß er sie also betrogen / indem er darzu geholfen / daß sie eine so unvergleichliche K \nigin / als die Prinzessin
Vergönnet mir / werte zuhörerinnen! daß ich allhier in etwas meine erzelung abbreche. Hiermit verstummete Ardelise / und kunte sich der vielfältigen thränen nicht erwehren / die auch die Aramena und Ahalibama wehmůtig machten. Amorite aber / welche sich auf der Ardelise schulter gelänet / vergosse nicht einen einzigen zåhren / sondern ganz erblasset / sagte sie / wiewol mit halb zerbrochenen worten: Also starb dieser edele Prinz! Und ich / da ich zuvor onmåchtig gewesen / ermunterte mich wieder / als der unglückselige hieb geschahe; und dieses liebe haubt fůr meinen fůssen ligen sehend / fiele ich auf dasselbige / und /gleich als hätte ich seinen ausfahrenden geist wollen in mich ziehen / ware ich lang nicht von seinem munde zu bringen / bis man diese lezte grausamkeit noch erwiese / und mir mit gewalt dieses ůbrige von meinem Apries hinweg raubete / das sie neben dem leib auf einen altar verbrannten. Wie gern wåre ich darauf auch zur schlachtbank gegangen / wann es mir so gut hätte werden m \gen. Allein / der
Mich hatte nun (fienge hierauf Ardelise wieder an /als sie ihre zåhren abgetrocknet /) die traurigkeit und wehmut so aus mich selber gebracht / daß ich fast nichtes mehr entfunden / und liesse ich mich in den tempel hinein schleppen / alda ich solte geschlachtet werden / welchen die priester gleich hinter mir zusperreten. Ich ware nit lang darinnen / da h \rte man ein gepolter für der pforte / und wurde endlich die thůr aufgebrochen: da der Prinz Baalis von Ammon /mit vielen gewaffneten / hinein drange / und mich erretten wolte. Die priester / so wol als das volk verwehreten dieses sein fůrnemen / und nachdem er für mein leben und befreiung eiferigst gefochten / wurde er doch ůbermänget / also daß er sich muste lassen gefangen nemen. Ich entfunde nun bei allen anderen schmerzen / auch dieses guten Prinzen unglůck / das er meinetwegen hatte auf sich geladen.
Mitlerweile ich also krank darnieder lage / beschlosse Amorite / wann ich wieder wůrde genesen seyn / mit mir nach Mesopotamien zu gehen / und alda die ůbrige zeit ihres lebens des Apries tod zu beweinen: dann sie sich nicht allein scheuete / ihrem herr vatter unter augen zukommen / sondern auch /nach diesem erlebten unglůcke /
In wårender dieser zeit / kamest du / liebste Aramena! mit dem Prinzen von Sichem / nach Camon: und weil wir uns so heimlich hielten / kunte ich dich nicht sprechen / wie sehr ich es auch wünschete / sondern muste dich lassen wieder hinweg ziehen / ohne meinen zustand dir zu eröffnen / da ich wuste / wie du mich als todt beweinen würdest. Etliche wenig tage nach deinem wegreisen / als ich so weit wieder genesen war / daß ich mich durfte auf den weg begeben /reiseten wir auch von Camon ab. Weil wir aber / um nicht verkundschaftet zu werden / den richtigen weg nach Haran nicht nemen dorften sondern weit umziehen musten / als kamen wir auf Engamin zu: da der Tharsis von Sepharvaim uns unversehens ůberfiele /vermeinend / daß wir die Aramena bei uns håtten /und unser Sesostris / als er sich wehren wolte /schwerlich verwundet wurde / den wir nachgehends zu Bethera heilen lassen. Nun gehen wir in eurem geleite nach Ennon: da wir ůber den Jordan fahren / und dann ferners unsere reise fortsetzen
* * *
Mich betrübet von herzen / (sagte hierauf Aramena) euer beider zustand / daß ihr so einen unwiederbringlichen verlust erlitten / und anjezt / als verlassene Wåisen / das elend in der welt bauen můsset. Was die Prinzessin Amorite betrifft / (ersetzte Ahalibama /) so kan ich deren elend nicht gnug betrachten /oder nach der gr \sse beschreiben. Ardelise aber / ob sie wol auch viel an dem Apries verloren / weiß dannoch den Prinzen Baalis von Ammon im leben / und tritt anjezo in Mesopotamien einen solchen vergnügten lebensstand an / der aller königlichen wůrde fürgehet. Wolten die götter / daß es mir so gut werden könte / neben meinen Elieser mein leben in diesen schäferstande zuzubringen! wie gutwillig wolte ich doch / dem Beor / sein Canaan und allen Königlichen pracht ůberlassen. Ardelise seufzete hierüber / weil sie der Ahalibama nicht widersprechen wolte. Aramena aber sagte: Ich war lang in diesem Mesopotamien / das so zwei liebe Prinzessinnen bald bewirten soll. Und weil ich mit meinen beiden basen / des Fürsten Labans t \chtern / viel umgegangen / als kan ich sie versichern / daß sie an deren gesellschaft gute vergnůgung entfinden wurde. Selbige beide Fůrstinnen leben / gleich anderen hirtinnen / bei den heerden /und erhalten damit die weise / so unser grosvatter /der Fůrst Bethuel / eingefůrt: welcher der erste gewesen / so ihm die feldlust
Nachdem Aramena dieses höflich beantwortet / erinnerte sich Ahalibama der Corycide: fragte demnach / wie lang es wäre / daß sie von Camon hinweg gezogen? Als sie nun erfahren / daß es ongefår ein monat seyn m \gte / wünschete sie sehr / dieses dem Ephron wissend zu machen. Als sie aber ihre Astale deswegen wolte abfärtigen / erfuhre sie / daß Elieser und Ephron bereits von Bethaula wieder hinweg und füraus nach Salem gefůhrt worden wåren. Da werden sie (sagte die betrübte Fürstin von Seir) des tyrannischen Beri triumf vorankündigen sollen! Darauf fragte sie gar sorgfältig nach ihres Eliesers zustand: bekame aber die gew \nliche antwort / daß er sich noch sehr schwach befände.
Indem wurde den Prinzessinnen / von des Fürsten Beri wegen / angedeutet / wie daß es zeit wåre / fort zureisen. Diese worte waren ihnen allerseits wie ein donnerschlag: weil darbei Aramena und Ahalibama sich von neuem erinnerten / wohin sie gefůret wurden; Amorite und Ardelise aber / daß sie von jenen beiden ihren abschied nemen musten / weil sie nicht mit nach Salem reisen / sondern zu Ennon verbleiben wolten /um alda ůber den Jordan zu gehen. Demnach sagten Aramena und Ardelise einander tausend gute nacht; doch mehr im herzen / als mit dem munde. Diese lezte dankete auch nochmals der sch \nen Aramena / fůr die reichen kleinodien / womit sie / zu fortsetzung ihrer weiten
Als nun Ahalibama und Aramena / mit der Astale und Tirza / zu wagen gesessen / fuhren sie nach Ennon zu / und folgeten ihnen Ardelise und Amorite mit ihren leuten allmälig nach: die dann von niemand / wer sie wären / befraget wurden / weil Aramena solche vor ihre alte bekantinnen / aus Syrien / ausgegeben. Wiewol auch der Fůrst Beri / wegen der Ahalibama / seinen kopf so voll sůsser gedanken hatte / daß er sonst um nichtes daneben sich bekümmern kunte. Wie sie Ennon sich genåhert / grůsseten diese vier Prinzessinnen einander nochmals mit den augen / und wünscheten Aramena und Ahalibama sich wol tausentmal mit auf die fåhre / als sie / von einem Hůgel herab / die Amorite und Ardelise sahen über den Jordan fahren. Sobald diese ihnen aus den augen gekommen / da erblicketen sie Salem / welches im thal für ihnen lage / und gleich darauf h \rten sie von denen /die um den wagen ritten / daß die K \nige von Canaan und Salem ihnen entgegen kåmen.
Der verliebte Beor / ware mit dem tugendliebenden Melchisedech auf einen wagen gesessen / welchen der ganze hof von Sichem und Salem umringete: die dann / den Fůrsten Beri ersehend / ihn alle in ihren herzen verachteten / daß er solche leichtsinnigkeit an seinen eigenen kindern / um gewinns willen / erwiese. Beor aber hatte andere gedanken für seinen bruder / welchen er mit
Hierauf entfinge der Beor seine Ahalibama / mit bezeugung innigster freude und liebe. Wiewol ein kleiner unwille sich zugleich bei ihm spüren liesse /und ihn zu ihr sagen machte: Ob ich zwar nicht hoffen wil / daß die Fürstin von Seir mit schuldig sei gewesen an den frevel / den man in meiner gegenwart an ihrer entfürung zu Thanac begangen / so erweisen doch eure gebärden / daß diese wiederkunft euch betrübe. Versichert euch aber / sch \nste Ahalibama! daß ihr an kein ort der welt könnet hinkommen / da euch mehr ehre und gutes wiederfahren soll / als bei mir / der ich euch / neben meinem herzen / fürlängst mein Kron und Zepter zu eigen habe bestimmet. Ahalibama schluge zu diesen reden ihre betrübte augen nieder / und ward folgends / neben Aramenen / vom K \nig Melchisedech gar freundlich entfangen: welcher durch gebärden gnugsam an den tag gabe / daß diese Prinzessinnen also gegen ihren willen gewalt leiden musten. Folgends umringten den wagen / der beiden Fürstinnen hinterlassene bediente: grosse freude zeigend / daß sie ihr herrschaft wieder bekommen.
Wie sie nun in des Melchisedech schloß angelanget /
Als nun Aramena bei der Calaride und dem Thebah sich allein sahe / fingen diese an / sich höchlich ůber sie zu beschweren / daß sie sich also von dem Ephron gutwillig
Indem wurde der Prinz Hemor angemeldet / welcher ihr aufwarten wolte / und sich darneben entschuldigen liesse / daß er / auf verbot der årzte / sie nicht im felde entfangen d \rfen. Diese besuchung ware ihr zwar äusserst zuwider: sie konte ihm aber solche nicht verweigern. Und ob sie gleich mit der spaten abendzeit sich wolte entschuldigen lassen / so widersprache doch solches der alte Thebah / und muste sie dessen raht und willen folgen / und dem Prinzen zu kommen erlauben. Dieser verliebte herr / der erst von seinen wunden aufgestanden / hatte sich auf das herrlichste geschmůcket / um in seiner Prinzessin augen angenem zu erscheinen / und war so erfreut / sie wieder in seiner gewalt zu wissen / daß er seine vergnůgung vielfåltig spůren liesse.
Sch \nste Prinzessin! (redte er sie an) ihr werdet mir verg \nnen / den göttern für eure wiederkunft zu danken: weil euch nicht unbekant / wie viel mir an derselbigen gelegen ist. Ich achte auch unn \tig / euch zu bezeugen / wie eure entfürung mich geschmerzet: dann ihr allbereit wol wisset / wie inbrünstig ich euch liebe. Der
Ach liebste Prinzessin! (sagte er hierwider / sie ganz verliebt anschauend /) ist dann diese grausamkeit bei euch unendlich? und wollet ihr nimmermehr der billigkeit geh \r geben? Meine entschliessung ist so billig / (gabe sie zur antwort) daß ich die nicht eher åndern wil / bis daß ich aufh \ren werde / g \tter zu glauben. Und dieselben ruffe ich zu meinem beistand an / daß sie mich einmal aus euren unbilligen banden befreien wollen. Dieses sagend / finge sie an milde thrånen zu vergiessen: worüber Hemor ganz verzweifelt wurde / weil er wuste / daß er solche verursachete / und gleichwol / wegen seiner heftigen liebe / nicht anderst verfahren konte. Deswegen brache er dieses gespräche schleunig ab / und
Am folgenden morgen erfuhre die Fürstin von Seir / welche wegen der sorge für ihren Elieser kein auge die ganze nacht geschlossen / wiedaß dieser ihr geliebter Prinz in grosser schwachheit und todesgefahr schwebete / und neben seinem bruder in ein b \ses gefängnis wåre geworfen worden. Demnach ergabe sie sich ganz dem schmerzlichen weheklagen / und ware noch in dieser traurigen ůbung begriffen / als die Prinzessin Coelidiane zu ihr hinein kame: mitlerweile Jaelinde / ihre schwester / der Aramenen gleiche aufwartung erwiese. Coelidiane vermutete / als ob der Ahalibama leiden / durch den unlust / so sie zu dem Beor trüge / davon dem hofe zu Salem das gerůchte schon långst die ganze geschicht geoffenbaret / verursachet wůrde: bemühete sich deswegen / sie zufrieden zusprechen. Ahalibama hörete den angenemen trost dieser Prinzessin gar willig an / klagete ihr ferner alles ihr leiden / das sie wegen Eliesers unpåßlichkeit ausstunde / und bate sie um ihren guten beistand.
Coelidiane versprache ihr / mit gutwilligem herzen / neben dem König Melchisedech ihrem Vettern es dahin zu vermittelen / daß er des Fürsten Beri s \hne auf das schloß legen liesse: und wolte sie alsdann schon verordnung thun / daß Elieser wol solte gepflegt und in acht genommen werden. Der Ahalibama waren diese worte so tr \stlich / daß sie der Coelidiane zu tausendmal dankete. Diese / ihr versprechen ins werk zu richten /
Der Beor war eben bei seinem sohn und dem Fůrsten Beri / als ihme des K \nigs von Salem begehren angebracht ward: welches er nicht abschlagen wolte / sondern gleich bewilligte. Dann er wuste / daß der Melchisedech in seinem lande / ungeacht er ihm järliche schatzung geben muste / und sein lehenman war / zu gebieten hatte / was ihm gefiele. So wuste er sich auch versichert / daß sein mitbuler es nicht lang mehr machen würde: auf welchen fall er des Ephrons beginnen nach Eliesers tode nicht so hoch betrachtete / daß er / ihn abzustraffen / begehren solte. Auch seinem bruder dem Beri zu erweisen / wie erkentlich er gegen ihm wäre / gabe er ihm den Ephron wieder /und erliesse demselben alles sein verbrechen. Beri /aus sonderbarer grosmut / wolte solches lang nicht annemen: Hemor aber / der sich an dieser grausamkeit billig ärgerte / sprache ihm so lange zu / daß er endlich zu deme sich bereden liesse / was ihme von selbsten / der natur nach / nicht unangenem seyn sollen. Also wurde befohlen / die Fůrsten auf das schloß zu bringen / und den Ephron auf freien fus zu stellen. Bey vollziehung dessen / konte Ephron seinen schwachen bruder
Mit demselben hube es nun an / sich zum ende zu nåhern / und gaben des Melchisedechs årzte / die ihn hierauf besucheten / ganz keine hoffnung / daß er könte davon kommen. Wie nun der eiversüchtige König ůber dieser zeitung nicht wenig ruhe entfunde /also verůbete er anderwerts die grausamkeit / daß der armen Ahalibama gånzlich versaget wurde / ihren Elieser zubesuchen: dann er befahrete / sie m \gte etwas merken von dem beigebrachten gift / und also ihren haß gegen ihm verdoppelen. Zwar verhålete man ihr auch / so viel müglich / daß es so gar schlecht mit ihm stůnde: aber ihr herz war der verräter / welches ihr sagete / wie es dem Elieser erginge. Der eigennützige Beri wolte kaum einmal in diesem elenden zustande seinen sohn besuchen / sondern sagte öffentlich: Der gerechte himmel straffe des Eliesers verbrechen / da des K \nigs gůtigkeit ihm ůbersehen wollen. Er richtete aber mit dieser angenommenen hårtigkeit nichtes anders aus / als daß er sich bei jedermann in verachtung sezte: wiewol der König sein bruder es gnådig aufname / und ihm versicherung thåte / daß er alles / was er nur begehren wůrde / von ihm erlangen solte.
Aber die Gottfůrchtende Coelidiane / als sie den tugendhaften Elieser / von deme sie so viel gutes ihr lebtage geh \ret / in so betrůbtem zustand wuste /finge sie an / mehr für seiner seele als des leibes gesundheit zu sorgen. Sie name ihr aus gutem antriebe fůr / ihn heimlich zu besuchen / und sich zu bemůhen / ob sie ihn / von den heidentum ab / auf den rechten glauben und zur seeligen erkäntnis
Ephron / der allein bei seinem bruder war / erschracke anfangs sehr / als er diese thůr aufgehen sahe. Nachgehends / als er die schönheit / die zu ihm hinein trate / ersehen / ward er h \chst bestůrzet / und hielte sie anfangs vor die Prinzessin Aramena. Coelidiane aber bename ihm gar bald diese meinung / als sie sich ihm zu erkennen gab / daß sie eine nifte des K \nigs von Salem / und deswegen zu ihm gekommen wäre / des Prinzen Eliesers zustand recht zu erfahren /der weit schlimmer wäre / als sie und ihr herr vetter es wůnschen m \chten. Der kranke Elieser hörete diese worte auf seinen bette / und weil er diese unvermutete gůtigkeit der Prinzessin von Gerar hoch bewunderte /als antwortete er ihr selber / wiewol mit schwacher stimme: Wie daß ihn dieses glück viel zu unwůrdig fůnde / und er gar nicht verdiene / einer so hohen Prinzessin vorsorge zu geniessen. Der Prinz von Canaan (sagte Coelidiane / nachdem sie sich bei sein bette niedergesetzet /) ist eines viel mehrern wůrdig /und wünsche ich ihn also zufrieden / wie es ihm ewig ersprieslich seyn wird. Mein zustand ist so elend /(sagte Elieser) daß ich nicht vermute / dem Beor lang mehr im wege zu gehen.
Als sie nun merkete / daß er ihr fleissig zuh \rete /fuhre sie also fort zu reden: Ihr Cananiter stecket in einem tieffen irrtum / daß ihr euch so viele götter einbildet / und auch das onmächtige holz / stein und kalk anbetet; Hingegen den lebendigen Gott verlasset / der allein geehret seyn wil. Es lehret euch ja die Natur /daß alles / was in der welt ist / nicht von sich selbst entstanden / sondern von etwas seinen anfang haben můsse. Dieses nun / von deme alles seinen anfang hat / muß ja ein so mächtiges wesen seyn / das aus sich selbst bestehet / und von keinem anfang weis: und dasselbe muß allein angebetet werden. Dieses wesen und den einigen Gott / ruffet
Indem Coelidiane also redete / ward des Eliesers herz dermassen gerüret / daß er einen freuden-eiver in sich fühlete / diesen wahren Gott recht zu erkennen. Wie er nun alles wol betrachtet / schrye er laut auf /bei dieser seiner schwachheit: O Gott der Prinzessin von Gerar!
Nachdem sie diß gespräche noch etwas erlängert /und die nacht schon zimlich weit eingebrochen war /verliesse sie ihn / als sie ihm versprochen / den folgenden abend wieder zu kommen / bei den Ephron /(dessen herz nicht weniger / als des Eliesers / gerüret worden /) und begabe sich wieder nach ihrem gemach. Daselbst dankete sie Gott auf den kniehen / für die gute verrichtung / und
Hatte aber diese gute Prinzessin dieserwegen eine unruhige nacht / so ware des Königes Beor / des Prinzen Hemor / der Ahalibama und Aramena schlaffenszeit nicht viel ruhiger. Dann der König verlangte mit schmerzen seines mitbulers tod zu vernemen. Der verliebte Hemor wolte / durch die heurat / seiner Aramena gelübde ungůltig machen. Ahalibama beweinete ihren Elieser / und Aramena ihre verlorne freiheit.
Als aber der tag wieder herfůr gebrochen / wurde beiden Königen zugleich angemeldet / wiedaß gesandten an sie angekommen wåren: nämlich der Fürst Sobal von Seir in person / an den Beor / und der Fůrst Arsas von Cale / der K \nigin von Ninive Oberkåmmerer / an den Melchisedech abgeordnet. Beor bestürzete nicht wenig über dieser zeitung / weil er nicht er raten kunte / was des Sobals ankunft bedeuten m \chte: der des Eliesers mutterbruder / und nächst dem Ana der måchtigste Fůrst auf dem gebirge Seir war. Melchisedech thåte die verordnung / daß der Fůrst von Seir / so wol als der von Ninive / in pråchtige lusthäuser / die nahe um das schloß waren / eingeleget wurden. Auf begehren des Beors und Hemors /wurde niemand / als das frauenzimmer / zu ihren Prinzessinnen eingelassen: dann ihre sorge viel zugroß war / nochmals ihre liebsten zu verlieren. Es kame auch der Sobal dem Beor verdåchtig für / und Hemor befahrete sich / die K \nigin Delbois von Ninive würde etwan seiner Aramenen wollen behůlflich seyn / ihr in der Diana tempel zuverhelfen: deswegen thät er fůrsorge / daß keiner von den Niniviten sie sehen noch sprechen solte. Der Fürst Beri wurde dem Sobal entgegen
Es fůgete sich aber alles selbsten / nach ihrem wunsch und verlangen. Der Fürst Sobal / wie er selbigen nachmittag bei dem König von Sichem gehör erlanget / brachte demselbigen fůr / was massen die Fürsten von Seir / seine brüder / in einen schweren streit mit Esau dem Fůrsten von Edom gerahten wären: der / wie es schiene / auch die Assyrische macht auf seine seite ziehen d \rfte. Sie hätten deswegen eiligen beistand und schutz von dem K \nig in Canaan / als ihrem alten bundsverwandten / begehren wollen: nicht zweifelend / S. Maj. wůrde ihnen gern beistehen. Diß vertrauen sch \pften sie um so viel mehr / weil der König Beor ohne das / in der liebe zur Ahalibama / erwiese / daß er dem hause Seir gewogen wåre: welche heurat sie hiemit bewilligten / wofern der König sie mit volk und geld zu diesem krieg versehen wolte. Die freude des K \niges von Canaan /über diesem anbringen / ware so übermåsig groß /daß er gleich / und sonder mit seinen råhten sich deswegen zu unterreden / alle seine macht ihnen anbote. Und ob wol nachgehends / im geheimen raht / diese sache sowol / als des Hemors fürhaben auf Syrien /reifer überleget wurde / auch der Elon und Beri / die beide
Der Schluß ware / die Fürsten von Seir solten mit einem ansehnlichen stucke gelds und sechzig tausend mann zu fus / auch zwanzig tausend streitwägen / versehen / darbei noch ein grosses kriegsheer geworben /und mit demselben der Prinz Hemor in Syrien gesendet werden. Es wurden auch Elon und Aner / welcher letzere des Prinzen Hemors statthalter über seine ämter war / ernennet / in geheim nach Hierapolis zu reisen / und den Syrischen Fürsten / die alda ihre versamlungen hielten / ihrer Erbprinzessin wiederfindung anzukündigen / und daneben / wegen ihrer verheuratung mit dem Hemor / ihme diesen Prinzen zum K \nig fůrzuschlagen. Thebah / der mit im geheimen raht gesessen / versprache / nach vollzogener heurat des Prinzens mit Aramena / auch an seinem orte nicht zu feiren / sondern dahin sich zu bemůhen / wie er die Syrer von dem Babylonischen joch abwendig machen m \ge.
Also wurde folgenden tags dem fürsten Sobal die gewůrige antwort beståtiget / daß man nåmlich den Fürsten von Seir beispringen wolte. Es ward hierbei auch das beilager des K \nigs mit der Ahalibama / und des Hemors mit der Aramena / ůber vierzehn tage angesetzet: inzwischen sie sich / nach gebrauch der Cananiter / innenhalten / und mit balsamiren / auch anderem gew \nlichen ausschmůcken / diese zeit zubringen musten. Ware nun der K \nig hierůber vergnůgt /so ware der
Der abgesandte von der K \nigin zu Ninive / truge nun auch / am andern morgen nach seiner ankunft /dem Melchisedech sein anbringen fůr: welches nicht /wie das vorige / von kriegerischen dingen handelte /sondern einen gottseeligen und geistlichen zweck hatte. Dann diese gottliebende K \nigin thåte / durch den Arsas / dem König von Salem heimlich zuwissen / daß sie noch beständig in ihrem angenommenen glauben verharre: wiewol sie noch nicht fůr den leuten sich kunt geben d \rfte. Hiernächst bate dieser Ninivite / im namen seiner Königin / um ein buch / Jezirah genannt / so der Fůrst Abraham geschrieben / und dem vorigen K \nig Melchisedech gegeben hatte /welches von vielen hohen und geheimen dingen handelte: von demselben håtte seine K \nigin gehöret /und wåre verlangig / inzwischen sie sich zu Damasco aufhalten wůrde / selbiges zu durchlesen.
Melchisedech vername dieses anbringen mit grosser vergnügung / weil er die Königin in seinem herzen gar
Nachdem der K \nig von Salem noch ein und anders mit ihme von dieser unvergleichlichen K \nigin geredet / brachte der Fůrst Arsas folgends sein eigenes gewerbe an / wie nämlich feine gemalin eine erbschaft zu Kiriath Sepher zu forderen håtte / dazu er den König um hülflichen beistand ersuchete: welches er ihm ganz willig verhiesse. Endlich bate Arsas auch noch um dieses / daß er dörfte überhoben bleiben /den K \nig von Canaan anzusprechen: weil der seiner K \nigin vatters schwester so unbillig beschimpfet. Melchisedech versprache / auch dieses vor ihn zu vermitteln; und bezeugete daneben sein misfallen über dieses K \nigs unrechtmäsiger liebe zu der Ahalibama. Er beklagte / daß
Als hierauf der Fürst Arsas seinen abtritt wieder vom König nemen wolte / mit vermelden / wiedaß er den beiden Prinzessinnen von Gerar einen grus anzubringen hätte / wolte der K \nig ihn selber nach der Coelidiane zimmer begleiten: die / neben ihrer schwester / den Fůrsten von Cale auf das höflichste entfinge / und muste er in seinem herzen gestehen / daß er /nächst seiner K \nigin / nie was schöners als Coelidiane gesehen. Melchisedech / der wol merkete / daß Arsas seine nifte mit verwunderung ansahe / fragte ihn / ob er nicht eine gleichheit / zwischen seiner Königin und der Coelidiane / finden k \nte? Worauf Arsas den K \nig versicherte / daß er nie gr \ssere gleichheit gefunden. Aber Coelidiane bestritte solches gar h \flich / sagende: Er wůrde der sch \nen Königin Delbois das h \chste unrecht anthun / wann er sie mit ihr vergleichen wolte; sie begehre auch hierinn den vorzug der K \nigin von Ninive nicht zu bestreiten /und wůnsche allein / in ihrer unvergleichlichen tugend und liebe zu Gott / ihr ånlich zu werden. Arsas beantwortete dieses / wie es sich gebürte / und schiede so vergnůgt für dißmal von ihnen / als zufrieden er den K \nig und die Prinzessinnen / wegen seiner guten geschicklichkeiten / hinterliesse. Sie bezeugten aber ihr verlangen /
Sobald Coelidiane und Jaelinde wieder allein waren / begaben sie sich nach ihren wehrten gåsten /von denen sie kaum einen augenblick mehr seyn kunten. Und weil Coelidiane den vorigen abend / da sie nochmals beim Elieser heimlich gewesen / wol gespüret hatte / wiedaß er es nicht lang mehr treiben wůrde: als wolte sie allgemach / der Ahalibama / die todesgefahr ihres geliebten Fůrsten anbringen. Weil sie nun dieselbige ganz allein mit der Aramena funde / als hube sie an von der flüchtigkeit des menschlichen lebens zu reden: darbei einfůrend / wie ein wunderlich ding es wåre / daß / ungeachtet das sterben so gemein / dennoch du tod eines freundes einem jeden so unvermutlich vorkäme / als wäre es etwas sonderliches /das sich nicht tåglich begåbe. Ahalibama erriete bald aus diesen reden / es werde damit auf ihren Elieser gezielet: hube derhalben pl \tzlich an / ihn als todt zu beklagen und zu beweinen. Coelidiane aber versicherte sie mit vielen beteurungen / daß er nicht todt wåre: doch wolte sie ihr dabei nicht verheelen / wiedaß er in einem schlechten zustand sich befinde / und / wo Gott nicht sonderlich hülfe / schwerlich davon kommen wůrde. Dieser bericht růrte der Ahalibama das herz nicht weniger / als håtte sie bereits seinen tod erfahren. Sie wünschete in dieser noht mehrers nicht / als daß sie ihn nur noch einmal sehen dörfte. Der schmerz name ihr gemůte dermassen ein / daß sie in Aramenen armen niedersunke: die der Astale gleich rieffe / und mit deren hůlfe sie auf ihr bette brachte. Nachdem sie alda wieder zu sich selber gekommen /winselte sie ohne unterlaß über den Elieser / und verlangte allein / ihm noch die lezte gute nacht zu
Wie sie demnach die zeit mit allerhand gespräch kůrzeten / kamen sie unter andern auf den Ophirischen und Bactrianischen krieg; da Coelidiane fragte: Ob man in Syrien nichtes gewust von dem frieden /den der K \nig von Assyrien mit den Bactrianern machen wolte? Bey dieser frage errötete sie / daß Aramena solches warname / und daher scherzweis sagte: Es müste / die sch \ne Prinzessin von Gerar / gewiß ihr anteil mit in diesem krieg haben. Jaelinde bekråftigte solches mit ihrem lachen / und mit dieser antwort: Coelidiane håtte freilich jemand in diesem kriege / der ihr also die r \te abjagete. Diese sch \ne Prinzessin wandte dargegen ein: wiedaß sie / roht zu werden / eben keine ursach wůste / weil sonsten die r \te von einer sache / die man wolte geheim halten / herrüre. Nun wåre aber ja das gespråche von ihr und dem Prinzen der Philister fast weltgemein / also daß sie sich dafůr nicht mehr entfårben dörfte. Doch gestůnde sie / wiedaß / indem sie nach diesem kriege / darinn ihr auser diesen Prinzen niemand / dem sie gewogen /bekant wåre / gefraget / weiß nicht warum / ihr diese r \te ausgetreten wåre. Ich habe in Syrien nicht anderst geh \ret / (sagte
Ich bin ihme (antwortete Coelidiane) nicht weniger danksagung schuldig / daß er mir meine jetzige freiheit wieder gegeben hat. Ich h \rete gestern (thäte Aramena hinzu) von hiesigen leuten sagen / daß meine Prinzessin erst vor wenig zeit hier wieder angekommen / und bisher in Bactra gewesen wäre. Weil mir aber die umstånde nicht wissend / möchte ich die wol von der schönen Coelidiane selber erzehlen h \ren. Es ist deme also / (antwortete Coelidiane) und bin ich erst vor einem monat mit grosser gefahr wieder angekommen. Wann meiner Prinzessin hiervon die umstände zu wissen beliebet / wil ich gerne hieriñ gehorsamen / und solche erzehlen. Wann ich meiner Prinzessin (sagte Aramena hingegen) diese bemühung machen darf / so möchte ich wol auch so glücklich seyn /ihren ganzen lebenslauf zu wissen: weil ich versichert bin / daß wir unsere zeit nicht båsser anwenden k \nnen. Ich bin in allem schuldig / (sagte Coelidiane) meiner Prinzessin gefållig zu leben. Hierauf bedachte sie sich ein wenig / und finge endlich an / die Aramena mit dieser erzehlung zu vergnůgen.
Damit ich alles / was ich zu berichten habe / deutlich m \ge fürbringen / muß ich erstlich sagen / was sich vor unserer zeit begeben / und aus was ursachen meine schwester und ich alhier sind erzogen worden. Unser herr vatter der Fürst Ahusath von Caphtor / des K \nigs der Philister herrbruder / verheuratete sich mit der Saradine /
Besagter Chaldeer aber tr \stete sie zum båsten /und sagte ihr alles zuvor / wie es ergehen: daß nåmlich der Ahusath wieder los kommen / Syrien aber dadurch verloren gehen wůrde. Er sezte ferner hinzu /wiedaß Saradine zwei t \chter wůrde gebåren / deren unglůcklicher lebenslauf ersetzen solte / was Ahusath jezt Syrien für schaden zufůgete. Doch / wo ihn seine wissenschaft nicht betriege / so k \nte es nicht anderst seyn / als daß eine seiner t \chter endlich Syrische K \nigin werden würde. Diese profezeiung beachtete meine fraumutter desto mehr / weil sonst alles eintraffe / was dieser Chaldeer bis zu unser beider geburt geweissaget. Dann / ihr gemal kame wieder los / Syrien ginge darůber verloren; und wie sie nachdem in der Philister land wieder angekommen / wurde sie zweimal schwanger / und gebare erstlich mich / und ein jahr hernach die Jaelinde. Also wurde
Dieses ihr begehren erfüllte nachmals unser herr vatter / und kamen wir also hieher ins Königreich Salem / wie ich das fünfte / und Jaelinde kaum das vierte jahr erreichet hatte. Der König liebte uns / als seine eigene kinder / und liesse nichts an guter zucht ermangelen. Es ware auch zur selbigen zeit / wie jetzo zu Kiriath Sepher / eine hohe schule zu Salem / (welche die haubtstadt des reiches ist / vier und zwånzig meilen von hier gelegen / und ist dieses schloß nach jener stadt genennet /) alda / fast von allen orten her /die vorneme herren ihre kinder auferziehen liessen. Unter diesen waren / Hiarbas der Prinz aus Egypten /Bileam der Prinz von Hemath / Aran ein Fůrst von Seir: und diese waren die ersten / so auch zum längsten in Salem sich aufhielten. Hiarbas ware / wegen seiner sonderbaren geschicklichkeit und grossen tugend / bei jederman sehr beliebet: hingegen die beide andere / wegen ihres lasterhaften gemütes / sehr verhasset. Woraus dann abzunemen / daß nicht allemal die gute zucht glücklich wirke / wann ihr die natur nicht zu hülf kommet.
Es fügte sich aber / zu meinem unglůck / daß der Prinz von Hemath bald anfangs eine zuneigung gegen mir gefasset / gleich wie ich hingegen einen sonderbaren haß wider ihn bei mir entfunde: und name dieses an beiden teilen also zu / daß jederman leichtlich vermerkete / wie
Inzwischen kame der Prinz Abimelech an unsern hof / den sein herr vatter von Babel wieder abfordern lassen: alda er von jugend auf erzogen worden / und zu geisel gedienet hatte / daß der Philister K \nig sich nicht wieder in einen krieg wider den Bel Ochus einmischen solte. Er muste / auf befehl seines herr vattern / eine weile bei uns verbleiben / um den rechten Gottesdienst wieder volk \mlich zu erlernen / dessen ihn die Babylonische gebråuche etwas vergessen gemacht. Dieser nun / machte sich / durch seinen hohen verstand / gute geschicklichkeit und edles gemůte / alsobald beliebt / und waren wir allerseits fro / einen so wackern vettern bei uns zu haben. In allen ritterspielen und männlichen übungen / erwiese er sich also /daß er seines gleichen bei uns nicht funde: wiewol der Prinz Hiarbas / in etlichen dingen ihm nicht ungleich ware. Er war daneben eines so reifen urteiles / daß ihn der K \nig / wie er recht sein gemüt erforschet / in den wichtigsten händeln mit zu raht zoge / und bei erkennung seiner so vollkommenen natur ihn dermassen liebgewann / daß er in allen briefen / die er mit dem K \nig der Philister wechselte / diesen seinen sohn nicht gnug erheben und preisen konte.
Dem K \nig Abimelech gefiele dieses lob des Prinzen sehr wol / und schriebe er an den Melchisedech hinwieder / daß er nichtes h \herwünsche / als seinen sohn künftig mit einer von seinen des Melchisedech basen verheuratet
Auf solche weise lebten wir ein zeitlang / da uns die gesellschaft des Prinzen der Philister die angenemste von der welt war. Er hatte seiner liebe sich noch gar nichtes merken lassen: als ich ihn eines tags im garten gar tiefsinnig allein sitzen fande. Er hatte einen zedel fůr sich ligen / auf welchen er mit dem griffel etwas schriebe. Weil ich nun gewohnt war /frei mit ihm umzugehen / als beschliche ich ihn / und kam von hinten hinzu / ihm den zedel aus der hand nemend. Er erschrack ůber alle massen / ward auch ganz err \tet / wie er seine arbeit in meinen händen sahe / und entschuldigte sich / daß diese zeilen viel zu unwůrdig wåren / vor meine augen zu kommen: mich sehr bittend / sie ihme ungelesen wieder zu geben. Ich aber / dadurch noch begieriger gemacht / lase / und fande diese worte:
Hier hatte er wollen fortschreiben / wann er von mir nicht wåre verstöret worden. Wie ich nun hieraus / wegen der schwarzen augen und des weissen haares / ersehen / daß er mich gemeinet / ob er wol sonst allzuviel zu meinem vorteil geredet hatte / bliebe ich etwas beschämt / und sagte: Ich müste gestehen / daß er die person sehr erhoben / von der ihme diese reimen zu machen beliebet. Nicht so hoch / (antwortete er mir /) mag diese himlische person von einen sterblichen erhaben werden / daß es nicht noch viel zu wenig wäre: dann ihre würde erstrecket sich so gar über alle beredsamkeit / daß sie keine zunge oder feder gnug aussprechen kan. Mein vetter ist gar zu gut auf der seite / die er anzunemen erwehlet
Als er mir hierauf antworten wolte / kam der K \nig darzu / und fragte / was wir miteinander spracheten? Ich zeigete ihm gleich Abimelechs reimen. Er / als er sie gelesen / lachete / und sagte: Abimelech müste seine arbeit zum ende machen. Wie nun der Prinz solches noch etwas in bedenken zoge / weil er vieleicht mich mit seiner gar zu öffentlichen bekentnůs zubeleidigen fůrchtete / name Melchisedech ihme den griffel aus der hand / und setzete selbst diesen vers hinzu:
Er machte den Prinzen / als er ihm den reim gezeiget /ganz err \tet / also daß er fast keine gebärde zu fassen wuste. Diß gefiele dem K \nig nicht ůbel / und sagte er zu ihm: Ihr dürfet / mein sohn! eure gedanken so gar nicht verhelen / weil wir solche gut heissen; und ist mir von herzen lieb / daß ich euren und eures herr vatters sinn dem meinigen so änlich finde. Und ihr /liebste tochter! (sagte er ferner / sich zu mir wendend /) werdet diesem Prinzen also begegnen / wie seine verdienste und euer glück es begehren.
Ich ward über diesen worten ja so beschåmet / als Abimelech. Weil sich aber der K \nig sonderlich mit uns erlustigen wolte / hiesse er ihn vollends diesen satz ausdichten / das er dann also verrichtete:
Nach verfärtigung dieser reimen stellte er das gedichte dem König wieder zu: der es mir gabe / und zugleich befahle / mit einem par zeilen darauf zu antworten. Ich /
Diese kurze antwort gefiele dem König sehr wol / und Abimelech růmete sie über die massen: wiewol er nicht gestehen wolte / daß er in seinen versen was unrechtes geurteilet. Melchisedech begehrte hierauf / wir solten uns stäts also zusammen üben / und ihme alsdann die erfundene gedichte sehen lassen: welches wir nach der zeit fleissig in acht namen. Unsere freundschaft wuchse also von tag zu tag / also daß wir so verträulich / als schwester und brüder leben mögen /miteinander umgingen. Meiner schwester erzeigte er auch grosse freundschaft: dennoch konte ich / vor ihr /in allen dingen bei ihm einen vorzug spůren. Wir gewoneten also beisammen zuseyn / daß fast nie eines ohne das andere gefunden wurde.
Weil nun diese unsere keusche liebe nicht mehr heimlich war / sondern hof-kündig wurde / als war der Prinz von Hemath / der eine weile von uns gewesen /und bei seinem herr vatter sich aufgehalten hatte /auch nicht der lezte von denen / die es erfuhren / und geriete deshalben in eine grosse eiversucht gegen den Abimelech. Weil bei ihme der hochmut so heftig als die liebe war / gedachte er keines wegs dem Prinzen der Philister zu weichen. Es konte ihm auch der Zutritt bei hof nicht verwehret werden / weil er von einem vornemen haus war. Also hatte er freiheit genug / vielfältig um mich zu seyn / und mich mit seiner verdieslichen liebe zu plagen: die mir nun noch viel widriger wurde / als ich den unterscheid
Es rürete zwar dieses / daß er in seinen reden so behutsam war / grossen teils daher / weil ich mich oft gegen ihm über die unbescheidenheit Bileams beklagte: das er dann so wol zu ohren fassete / daß er sich tåglich bässer in acht name / mich nicht auf solche weise zu beleidigen. Mir gefiele auch seine verhältnis / daß er mich also fůrchtete / so überwol / daß ich ihm hierdurch immer gewogener wurde: dann ich dorfte frei mit ihm umgehen / und wuste alle seine gedanken / ob sie mir gleich sein mund so deutlich nicht sagete. Ich dorfte also nicht h \ren / was mir der wolstand zu dulten nicht erlaubete: wiewol es auch mit uns nicht viel zu bedeuten gehabt / indem es unsere eltern und verwandten gut hiessen. Bileam hingegen war so frech / mir ohne unterlas mit seinem leiden ein leiden zu machen / daß ich ihm oft sehr unhöflich begegnete: in der hoffnung / er würde desto eher von mir ablassen. Es ware aber hiemit nichtes geschaffet: er blieb bei seiner weise / sich und mich zu quälen. Und hierzu suchete er noch mehr gelegenheit / als er meiner gunst gegen den Abimelech inne worden: dem er auf allerhand weise hinterlich war / alleine bei mir zu seyn / also daß sie deswegen oft an einander geraten wären / wann ich es nicht immer verhůtet hätte.
Sonderlich wåre es einsmals bald übel ausgeschlagen / als der Prinz der Philister im schloßgarten sich bei mir befunde. Als wir einer nachtigall mit sonderbarer
Ich sahe wol / das dieses gespräch in die länge kein gut thun wůrde / trate deswegen dazwischen / und beschwerete mich hoch / das der Bileam meiner gegenwart so wenig geschonet / und name den Abimelech bei der hand / sagende: Lasst uns von diesem ungestůmen hinweg
Nach diesem begabe es sich / daß Abimelech mit dem Ahusath / der mit ihme von jugend auf erzogen /und der nach meinem herr vattern genennet worden /auf den berg Morija / alda die opfere zu geschehen pflagen / spaziren ginge / (wie er oft zu thun gewonet war /) zweifelsohn / sich mit ihme von unserer liebe zubesprechen. Sie waren kaum in das dicke gebüsche / das diesen berg umgiebet / gekommen / da traffen sie etliche personen an / die sich wider eine grosse anzal rauber wehreten / und so dapfer fochten / daß Abimelech straks eine zuneigung zu diesem unbekanten frömden in ihm entfunde / und nebst
Selbige wurden von den K \nig / weil sie hohe personen waren / sehr wol entfangen: dann es waren darunter zween teutsche Fůrsten / deren der fürnemste sich Cimber / der andere Tubal nennte / beide dem K \nig von Basan nahe verwandt; und der dritte ware der Fürst Eliphas von Theman / der in seiner kindheit mit dem Abimelech zu Ur erzogen worden / und also die alte kundschaft hier wieder erneurete. Aller dreier ihre geschicklichkeit / machte ihnen den ganzen hof zu freunde: und weil sie sehr verwundet / musten sie eine gute zeit zu ihrer wiedergenesung hinbringen. Abimelech und Cimber machten eine verträuliche freundschaft mit einander: weil der letzere dem ersten / wegen seines lebens rettung / so hoch verbunden /jener aber diesen ihm von sinne ganz änlich befande: daher sie fast nie voneinander bleiben kunten. Als sie nun an ihren wunden wieder geheilet waren / hielte sie der K \nig noch ein zeitlang auf / der den Cimber ebenfalls hoch zu lieben anfinge / und sich belustigte /von ihm die Teutsche sprache in etwas zu erlernen / in deren übung er eine sonderbare vergnügung funde. Weil nun Cimber sich entschlosse / noch etwas bei uns zuverbleiben / schickete er den Tubal hinweg in seinen geschäften.
Unser hof ware nun / durch die gegenwart dieser Fürsten / sehr erfr \licht: indem sie fast tåglich etwas neues
Ich håtte aber bald vergessen / die ursach dieses luststreites anzufůren. Der Prinz von Egypten hielte sein
Diese reimen gefielen der ganzen gesellschaft / die bei mir im gemach war. Cimber vermehrte unsre hierůber / habende kurzweil / indem er meiner schwester / zur danksagung wegen zu-erkennung des zierdankes /diese reimen ersonne und übergabe:
Diese reimen kamen gleich überall hin / und als Bileam erfuhre / daß wir also über ihn unsere possen gehabt / verdrosse es ihm so sehr / daß er / sich an dem Abimelech und Cimber meuchelmörderischer weise zu råchen / ihme aus erbosetem gemůte fürname. Unter anderen seinen helfern / gebrauchete er sich vornemlich des Arans / der stäts sein guter freund gewesen. Mit diesem und der übrigen rotte stellete er es an / daß sie einsmals den Abimelech / Cimber und Eliphas / die sich
Unser kummer / den wir hierüber erlitten / ist nicht zu beschreiben: welcher auch nicht eher gelindert worden / biß wir eigentlich wusten / daß sie auser lebensgefahr wåren. Sie hůteten etliche wochen des bettes: in welcher zeit meine schwester und ich sie fleissig besucheten. Ich wieche fast niemals von Abimelech / ihm alle handreichung erstattende: der sich dann immer entfärbete / so oft ich hinein kame / und mir fůr die gnade / (wie er es nennte /) so ich ihme mit meiner besuchung anthåte / mit den zierlichsten worten dankete. Sie wurden von allen / die von diesem ungleichen streit geh \ret / sehr gerůmet / wie es ihre hohe tugenden verdieneten. Abimelechs und Cimbers freundschaft ward hierzwischen immer gr \sser / also daß fast keiner ohn den andern seyn kunte.
Nicht lang hernach / als sie kaum wieder gesund worden / forderte der König der Philister seinen sohn wieder ab: da dann der ganze hof um seinen abschied trauerte /
Lange zeit hernach kame er wieder zu uns / als er vom K \nig in Assyrien / auf sein inständiges anhalten / verheisung erlanget hatte / daß er ihn ferner in kriegesdiensten gebrauchen wolte. Wir funden / bei dieser anderen zusammenkunft / beiderseits einander noch unveråndert wieder / und sch \pften eines vom andern grosse bergnügung. Er hielte sich aber diesesmal nicht lang bei uns auf / und konte ihn der K \nig kaum zu etlichen wochen bereden: die er dann / wie er mir sagte / blos meine gegenwart zu geniessen / bei uns zubrachte. Ich fande ihn einsmals auf dem berg Sion /der mit in der stadt Salem begrieffen ist / unter einem schattichten baum schlaffen / und nicht weit von ihm eine schrift ligen / die ich dieses innhalts ablase:
Diese reimen machten mir anfangs allerhand frömde gedanken: da ich vermutete / mein Abimelech hatte sie auf sich und eine Dame gemachet / die ihm ihre gunst erzeiget / deren er / um meinetwillen / mit gleicher gegengunst nicht wilfahren können. Wie ich ihn aber / als er erwacht / hierüber zur rede gestellet / erklårte er sich dergestalt: wie daß er dieses gedicht nicht selber gemachet / sondern nur am Babylonischen hofe abgeschrieben hatte / da es einer seiner guten freunde verfårtiget. Er muste es mir ůberlassen: da ich es nachgehends auswendig gelernet. Weil aber nun / wie gesagt / der Prinz Abimelech nach Babel eilete / als musten wir von einander scheiden: da ich ihm versprache / wie daß ich / mit meinen seufzern zu Gott fůr sein wolergehen / ståts bei ihm seyn wolte.
Kurz darnach / wie er hinweg war / kamen abgesandten von Hemath an / die um mich / von des K \nigs Jobat wegen / fůr den Prinzen Bileam die werbung ablegten. Wir erfuhren von ihnen / daß dieser Prinz / wie er unsern hof verlassen / nach dem K \nigreich Ammon gezogen wåre: alda er dem König Hanon wider die
Im vergangnen jahr / begabe ich mich neben meiner schwester hieher / wie wir alle sommer zuthun pflegten / weil dieses schloß / wegen der nåhe des Jordans /gar annemlich und lustreich ist: Der König aber bliebe dißmal zu Jebus / weil er viele geschäfte hatte / die ihm nicht zuliessen / hieher zu kommen. Wir waren aber kaum etliche tage hier gewesen / da begabe es sich an einem abend / daß wir / als wir nahe hierbei in einem lustigen thal spaziren gingen / einen wagen mit vielen reisenden ersahen / der nicht weit von uns seinen weg fůrbei name. Dieser als er gerad gegen uns ůber gekommen / brache entzwei / und machte also das aufhabende frauenzimmer heraus steigen: da dann eine unter ihnen / welcher alle die anderen grosse ehre erwiesen / im fallen des wagens ein bein gebrochen /worůber die anderen sich über die massen beängstigt und betrübt anstelleten. Ich / aus mitleiden bewogen /ginge neben meiner schwester und meinen leuten zu diesen fr \mden / beklagte ihren unfall / und bote ihnen das schloß an / daselbst einzukehren und nach ihrem entfangenen schaden sehen zu lassen. Die alte Dame / welche dieses unglück erlitten / kunte
Als wir nach Pniel gekommen / gabe sich Bileam mir zu erkennen / mich so sehr mit seiner gegenwart /als durch sein unvermutetes anbringen / erschreckend. Es fehlte nicht viel / ich wäre gar vor schrecken gestorben. Wiewol ich mich widersetzen wolte / so muste ich dennoch mit fortreisen: und halfen mir meine thrånen nirgend zu / als bei diesem böswicht freude zu erwecken / daß er mich also in seine gewalt gebracht hatte. Die K \nigin wolte zwar / auf dieser verdruß-reise / mich zu frieden sprechen: Ich aber war so ungedultig ůber diesem betrug /
Es kame aber bald darauf / von dem ståts-anhaltenden krieg mit den Assyriern / die zeitung nach hof /daß sie über den fluß Sarangis gegangen / und ein fästes schloß eingenommen hätten. Bileam ward vom K \nig mit frischen v \lkern gleich abgefärtiget / und war meine freude unaussprechlich / als ich erfure /daß mein Prinz die Assyrischen v \lker fůrete. Ich pochete \ffentlich auf denselbigen / und hoffete gänzlich / durch ihn wieder erledigt zu werden. Täglich hörete ich von dieses Prinzen unvergleichlichen thaten / und war ich die einige / die sich darob freuete / da sonst sein name allen Bactrianern
Ich stunde an einem fenster / als dieser vortreffliche held seinen einzug hielte. Er kennete mich gleich /und zwar um soviel leichter / weil er bereits vorher meine gewaltsame entfůrung vernommen. Wie er mich demnach auf das höflichste gegrüsset / kame er /sobald er nur konte / zu mir in das zimmer. Unser beiderseits freude ist nicht zu beschreiben: daß nåmlich ich wieder frei war / und er mich erlöset hatte. Er beklagte so wol mein ausgestandenes ungemach / als er sich nun hingegen mit mir über meiner freiheit ergetzete: seine h \chste vergnůgung darneben bezeugend /daß er mir diesen dienst thun k \nnen / deren ewig-verbundenen diener sich nennte. Weil aber sein damaliges amt ihm nicht die zeit verg \nnte / ein mehrers mit mir zu reden / als brache er bald ab: damit er /nach dieser grossen eroberung / alle nötige anstalt machen möchte. Oxyartes ward zwar gefangen genommen / dennoch königlich gehalten: weil Abimelech eines viel zu edlen gemůtes war / als daß er diesem K \nig sein unglůck solte vermehret haben. Derselbe aber konte diß ünglůck so übel vertragen / daß er / am vierten tag nach eroberung der stadt / den geist aufgabe. Der Prinz tr \stete hierauf die alte K \nigin /so gut es sich wolte thun lassen / und raumete ihr ein schloß ein / da sie ruhig leben / und vom krieg keine beschwerung fůrchten dorfte. Nun war er ferner auf nichtes mehr
Gleichwol begleitete er mich mit allem seinem volke bis an den fluß Moscus / der schon ins Königreich Elam gehöret: alda er einen ganz treuherzigen abschied von mir name. Als ich ihm nochmals höchlich fůr meine erl \sung dankete / und ihm darneben bezeugete / daß sie mir von keinem menschen in der welt angenemer / als von ihm / wiederfahren können: versicherte er mich / daß ihme dieses glück noch viel angenemer begegnet / und wünschete mir darneben tausend gutes / mich versicherend / daß ich in allen begebenheiten von ihm verspůren solte / wie bereitwillig er wäre / auch sein leben fůr mich in die schanze zu schlagen. Damit name er meine hand / die er ganz inbrünstig küssete: welches ich dann beim abschied / und weil ich ihm so hoch verbunden / geschehen liesse; wiewol er sich sonst dergleichen freiheit nicht anmassete. Er seufzete gar sehr / als er mich sahe auf den wagen steigen / und hinweg fahren. Weil ich schon in freundes land war / auch von des reichsstatthalters in Elam kammerherren begleitet wurde; und weil der König Melchisedech mir / von des Königs von Canaan v \lkern / leute entgegen gesendet: als thåte ich diese weite reise bis ins land Canaan ganz sicher / da ich von nichtes beschwerde entfande /als von dem b \sen wetter / weil es noch winter ware. Man kan leichtlich sich einbilden / wie ich den König mit meiner wiederkunft erfreuet / den ich hier zu Salem wieder angetroffen: da nun das glück / mit ankunft und kentnüs der sch \nen Aramena / mir die freude verzweifachet.
Also endete die schöne C \lidiane ihre rede / und Aramena sagte hierauf: Gewißlich / wehrte Prinzessin! ich muß bekennen daß unter allen liebesgeschichten / die mir bis heute zu ohren gekommen / mir noch keine bässer gefallen / noch meinem sinne / dafern ich zum lieben erkoren / gleichförmiger wäre / als die liebe des Prinzen der Philister. Ich habe gar keine torheiten darinn vernommen / die sonst den verliebten anhangen; und gläube / dieses můsse die bäste und stårkeste liebe seyn / die von unruhe / ůbergrossem verlangen / sorge und gråmen unbegleitet ist. Dann wie kan das heisen / einem andern gutes g \nnen /wann man soviel beschwerlichkeit von ihm fordert /oder selber entfinden muß: welche qual man dann /aus liebe zu der geliebten person / sich noch eins so groß fürmalet / damit dieselbe solcher auch mit teilhaftig werde. Ich kan nicht wissen / (antwortete C \lidiane låchlend /) ob der Prinz Abimelech dieser unruhe und qual / die die verliebten sonst bei sich entfinden / so gar befreiet sei gewesen. Ich weiß auch nicht / ob ich es solte wünschen: weil mir / durch dergleichen merkzeichen / seine liebe desto gewisser seyn kan. Doch muß ich versichern / daß er sich åuserst bemůhet / mir dergleichen nicht sehen zu lassen: weil er / wie ich schliessen kan / befůrchtet / daß ich es nicht wol vertragen m \chte. Wie es mir aus der erzehlung vorgekommen / (wandte Aramena hingegen ein /) so bedünket mich / er sei solcher torheit befreiet gewesen. Hätte er aber / der sch \nen C \lidiane zu gefallen / dieselbe verhelet: ist er deswegen doch zu rümen /weil er sie nicht mit dergleichen verdrieslichkeit beschweren wollen.
Ich kan nicht sagen / wie es komt / daß ich ein so gutes herz zu diesem Prinzen habe / da ich ihn doch nicht gesehen.
Den Cimber betreffend / so ist derselbe sehr lang von person. Sein haar / ist licht von farbe; und seine ganze gestalt ist gar angenem. Seine grosse offenbare augen / fůren die helleste farbe des himmels / und schiessen ein solches feuer von sich / daß man den hohen scharfsinnigen geist sattsam daraus kan erkennen. Er ist von wesen sehr liebreich und freundlich: dabei aber erwecket er in
Warlich / meine Prinzessin! (sagte Aramena hierauf / låchlend) ich spüre sattsam / das sie eine eiversucht auf mich geworfen: weil sie mir / nicht allein den Prinzen der Philister / sondern auch den Prinzen aus Teutschland beschreibet. Nimmermehr wäre Cimber von Abimelechs verlobtin so wacker abgebildet worden / wann sie nicht begehrete / jemand in ihn verliebt zu machen. Weil ich aber des Cimbers wandel noch nicht also kenne / und / wie ich vernommen /denselbigen allbereit todt achten muß: als wehle ich doch auf den Abimelech / zumal mir derselbige sol änlich sehen. Hiervor bin ich der sch \nen Aramenen h \chlich verbunden / (antwortete C \lidiane /) und deute es billig auf ihre h \flichkeit / daß sie / was ich liebe / rümen wil; wiewol sie sonst / wann sie den edlen Cimber sehen solte / deme / was ich von ihm gesagt / beifall geben würde. Aber wie bekümmert bin ich über der leidigen zeitung / daß er todt seyn solle. Ach! solte das gewiß seyn? (hube hierauf Jaelinde / ganz erblasset / an zu reden /) das der Prinz Cimber gestorben? Ich weiß nit anderst / (sagte Aramena /) als daß er / in dem lezten kriege zwischen den K \nigen von Assyrien und Basan / in der schlacht geblieben. O nein! (antwortete Jaelinde / und name hierauf wieder ein freudigeres wesen an) so ist er Gott lob noch im leben: dann er / nachdem dieser krieg schon lang geendet war / bei uns zu Salem gewesen ist / und habe ich neulich noch jemand gesprochen / der ihn gesehen. Es ist mir so viel lieber / (sagte Aramena) weil ich sehe / wie beliebt allhier dieser Prinz ist: und kan es leichtlich seyn / daß ihn ein gleichmåsiges glůck beim leben erhalten / wie den jungen König
Als sie noch in diesem gespräche begriffen waren /kame unversehens der König Beor zu ihnen / deme sein sohn / von etlichen wenigen bedienten begleitet /nachfolgete. Dieser K \nig suchete in der Aramena zimmer seine Ahalibama: wie er aber / nach abgelegten höflichkeiten / um sie fragete / und von der Thoris / die eben von ihr gekommen war / verstanden / daß sie wachete / liesse er den Hemor bei den dreien Prinzessinnen / und ginge nach der Ahalibama kammer. Er fande sie so blass und betrübt / daß er zu ihr sagte: Ist es wol müglich / liebste Ahalibama / daß ihr / um mir mein glück / so ich jezt euch wieder sehend geniesse / zu misg \nnen / eure wangen mit so bleicher farbe bekleiden / und den glanz eurer funklenden augen / dem die sonne weichen muß / dem erdboden entziehen wollet? Es wäre kein wunder / (antwortete Ahalibama /) wann E. Maj. meinen innerlichen schmerzen durch die åuserliche anzeigungen erkenneten / dann mein herz billige ursach hat / mit solcher angst umschlossen zu seyn / daß es auch kein wunder wåre / wann ich noch ůbler aussähe / ja gar fůr elend stürbe. Aber sagt mir / (fragte der Beor /) was leides widerfäret euch / meine sch \ne Ahalibama! um also sehr zu trauren? Das wissen E. Maj. båsser / (antwortete sie /) als ich es sagen kan.
Ich kan mir nimmermehr einbilden / (wiederholete der K \nig /) daß eine so grosse ungleichheit unserer gemůter seyn solte / daß ihr gegen mir in so grossen haß / als in grosse liebe ich gegen euch / geraten wåret. Ich finde ja nicht / was euer leid anders verursachen solte / als meine liebe: die ja aber eure ehre /und nicht euer verderben suchet. Ich bin wol zubeklagen / daß ich euch
Diese worte gingen dem Beor an das herz: jedoch /weil er den jenigen / der sie verursachete / in todeszügen wuste / als kunten sie ihn nicht zu sehr erzürnen. Weil er nun hierzu still schwiege / als fuhre Ahalibama also fort / zu reden: E. Maj. bedenken nun / wie vergeblich sie sich bei mir bemühen: die ich mir in der warheit eher die ärgste marter / als k \niglichen schmuck / werde anlegen lassen. Man mag mich bewahren / wie man will: so soll dannoch mein geist /sich frei zu machen / wol einen ausgang finden / den ihr niemand verwehren soll / sobald sie ihren Elieser nicht mehr auf der welt haben wird / den sie / E. Maj. grausamkeit halber / verlieren muß. Diese worte / jagten dem König beides eine schamröte ab / weil er sich an des Eliesers tode schuldig wuste; und zugleich eine furcht / wegen der Ahalibama lebens. Demnach wolte er sie nicht weiter ärgern / ihr anzukündigen / wie er entschlossen sei / sie in vierzehn tagen
Weil inzwischen der abend herzu nahete / da Ahalibama / durch der C \lidiane verhelfung / ihren wehrten Elieser zu sehen verhoffete: als wurde ihr verlangen nach ihme immer grösser / je nåher es auf die zeit kame. Und ob sie wol zuweilen bei ihr selber anstunde / ob es nicht würde bässer seyn / für sein und ihre ruhe / daß sie einander nicht schaueten: so stiesse doch ihre liebe solchen einwurf bald wieder um / und geriete sie auf den schluß / daß ihr unm \glich wäre /diese besuchung / wie schmerzlich sie auch seyn würde / zu unterlassen. C \lidiane anderes teils erinnerte sich ebenmåsiig ihres versprechens / wolte aber zuvor den Elieser allein sprechen: um zu vernemen /wie es mit ihm stünde. Sie traffe ihn aber in gar schlechtem zustande an: dann er allbereit mit dem tod range / und seinem bekümmerten bruder in den armen lage. Als er sie aber ersehen / liesse er gleich den Ephron fahren / und sagte / als sie dem bette genähert / mit matter stimme: Wehrte Prinzessin! ich sterbe /und mit dem trost / daß euer Gott mir wird gnådig seyn. Dieser Gott / (antwortete sie) wird auch euren gläubigen geist ohne trost nicht lassen: und bin ich versichert / daß ihr / bei aller eurer angst / grosse ruhe in eurem herzen empfindet. Meine ruhe wåre vollkommen / (gabe er zur wiederantwort /) wann ich die / so ich allein geliebet / noch einmal sehen / und also zu gleich ihr und allen weltlichen dingen gute nacht geben möchte. Dann Ahalibama – – – –
Diese beångstigte liebhaberin / hörete nicht so bald ihre kammerthůr öffnen / da fing ihr das herz an zu schlagen / und sagte ihr zu / wie es mit dem Elieser beschaffen seyn würde. Sie erhube sich deswegen eiligst von ihrem ruhbettlein / auf welches sie sich angekleidet geworfen hatte / und liefe der C \lidiane entgegen: die dann / sie anschauend / die thränen nicht halten kunte. Um des willen Ahalibama gleich zu schreien begunte: O wehe! mein Elieser ist gewiß todt! Coelidiane aber ermanete sie / nicht so laut zu seyn / und ihr zu folgen. Wie sie nun / fast mehr todt als lebendig / fůr des Eliesers bette gekommen / erweckte sie mit ihrer gegenware in ihm eine neue kraft / also daß er seine indem-brechende augen zu ihr kehrete / und beide arme nach ihr ausstreckete / sie zu umfangen. Ahalibama liesse sich ganz kraftlos auf sein angesichte nieder / und benetzete es mit ihren thrånen. Elieser aber / wie er durch diese süsse begrůssung vermerkete / daß sein herz solche freude nicht mehr ertragen kůnte / und daß es bald mit ihme ausseyn wůrde / hube sie mit seinen fast erstorbenen armen wieder auf / da Coelidiane und Astale sie völlig wieder in die höhe brachten.
Als sie sich folgends auf sein bette gesetzet / sagte er zu ihr: Liebste Ahalibama! der himmel vergelte euch die treue / die ihr mir bis jezt erzeiget. Unwürdig bin ich zwar eurer liebe gewesen / aber nicht unerkentlich. Und
Hiemit ůberfiele ihn eine so plötzliche onmacht /daß er nichtes mehr vorbringen kunte. Als sie ihn nun vor todt hielten / brachte C \lidiane und Astale die Ahalibama von ihm hinweg: welche dann nicht als mit gewalt von ihm sich abreissen liesse / und so erbärmlich schrye / daß auch davon der sterbende Elieser noch einmal die augen wieder aufschluge / und die C \lidiane ansahe / welche bei ihm stunde / und betete. Euch befehle ich (sagte er zu ihr / mit sterbender stimme /) meine Ahalibama / meine Seele aber eurem Gotte. Hiemit endete sich sein leben / und losche er aus / wie ein licht: da dann von stund an der gift ausbrache / und er zu schwellen anfinge. Einer von des Melchisedechs årzten / der diese nacht bei ihm gewachet / und nachmals / als die Prinzessinnen hinweg waren / ihn besehen / sagte öffentlich
Am folgenden morgen / kame das gerüchte von diesem todesfall gleich ůberall aus / und Beri / als er es h \rete / kunte seine natur nicht so gar zwingen / daß nicht seine bekůmmernüs sich håtte spüren lassen. Der K \nig Beor / in seinem gemůte hierüber hoch erfreuet / stellete sich doch an / als wann er den Elieser betraurete / und kame selber zu dem Fürsten von Thapua / auch folgends zu den Fürsten Sobal / ihnen das leid zu klagen. Hemor betrübte sich herzlich ůber dieses edlen Prinzen tod / den auch der ganze hof beklagete; allermeist aber Ephron / welcher seines entseelten bruders leiche nicht verlassen håtte / wann nicht der K \nig Beor den Melchisedech bitten lassen / die verordnung zu thun / daß niemand mehr zu der leiche mögte gelassen werden: dann er besorgete / man wůrde den gift an dem k \rper vermercken.
Aramena hatte nicht so bald diesen todesfall vernommen /
Hiemit ůberfiele sie wieder eine onmacht / daß Aramena um hůlfe ruffen muste. Weil die Thoris alles / wie es ihr erginge / dem K \nig sagen liesse / als ware der nicht wenig um sie besorget. Doch wolte er sie nicht besuchen / bis die wunde etwas geschlossen seyn m \chte; und harrete er also etliche tage / ehe er zu ihr kame. Elon aber / welchen sehr schmerzete /daß der Fürst Beri / sein
Der verliebte Hemor / der nie einige gelegenheit versaumte / seine Prinzessin zu sehen / verfügte sich an einen morgen / in ihr zimmer. Sie ware eben von der Fůrstin von Seir gekommen / deren betrübten zustand sie also mit beweinet hatte / daß man es ihr gnugsam an ihren zarten augen ansehen kunte. Demnach sagte er zu ihr / unter anderen gespråchen: Mich nimt wunder / sch \ne Aramena! daß ihr so mitleidig eine verliebte beklagen k \nnet / da ihr doch so wenig die liebe erkennet. Eurem urteil nach solte ich meynen / daß Ahalibama nichtes habe verloren: und dannoch wird ihr leiden von euren
Als er dieses wieder beantworten / und sie ferner mit seiner liebe plagen wolte / kame Jaelinde dazu /und sagte: Ob der Prinzessin Aramena nun gefiele / in den schloßgarten zu gehen / die K \nige hätten es bewilliget. Hemor / der wol sahe / wie der Aramena misfiele / daß er dieses geh \ret / wolte die h \flichkeit gebrauchen / ihr an dieser vorgenommenen lust nicht hinterlich zu seyn: name also seinen abtritt / ob er wol gern sie in den garten begleitet hätte. Er thåte damit der Aramena einen so angenemen gefallen / daß solches an ihrem gesichte gnugsam zu spůren ware. Sobald er hinweg ware / name sie freudig die Jaelinde bei der hand / die ihr dahin wolte gesellschaft leisten: mitlerweile Coelidiane bei der Casbiane / des Fürsten Arsas von Ninive gemalin / sich befande / welche /wegen einer zugestossenen unpäßlichkeit / nicht gen hof kommen k \nnen. Calaride als ihre nahe verwandtin / leistete ihr auch gesellschaft: daß also Aramena und Jaelinde niemand / als etliche jungfrauen und die K \nigliche wacht bei sich hatten; die
Aramena ergetzete sich nicht wenig in diesem garten / der sehr prächtig und annemlich angebauet ware. Es ware früling / da die sch \ne baum-blüte / und die mancherlei fårbige blumen / den augen alle ergetzlichkeit gaben. Es entfinge sie zuvörderst ein sanfter wind / der ihnen den sůssen odem der Citronenblüte entgegen fürete / und sie auf das lieblichste damit anhauchete. Sie gingen erstlich durch die blumen beete / die mit vielerlei blumen-arten in die wette prangeten. In mitte dieses blumfeldes ware ein grosser runder teich /da das wasser mehr als arms-dick / aus einem wallfischkopf / etliche ellen hoch in die luft getrieben wurde / und mit einem starken und lautplatschrenden regen hinwieder in den teich herunter fiele: worbei / in diesem hellen krystall / die fische in grosser menge lustig spieleten. Nach diesem \ffneten sich ihnen die spazir-gånge: die / ungeachtet der grossen breite /dennoch an beiden seiten / die båum-gipfel so hoch in die luft schicketen / daß kein schein der sonne den boden jemals erreichete. Die stämme der båume waren so schlank und gerad aufgewachsen / daß man unten allenthalben durch- und in die neben gänge schauen kunte: welches dann den augen die angenemste entfernungen vorstellete. An jedem ende eines spazirganges / stunde ein springbrunn / der mit seinem gesausel die spaireznde ergetzte / und die luft erfrischete.
In diesen gängen / verbrachten die beide Prinzessinnen eine gute zeitweile / und kamen indeß wieder auf den Cimber zu reden: von deme Jaelinde so beweglich sprachete / daß Aramena leichtlich ihre liebe zu demselben erkennen kunte. Demnach begunte sie dieser guten Prinzessin zu jammern / weil sie aus der Amorite geschichte
Diese plagen (wandte Aramena ein) werden meines vermutens von den jenigen seyn / deren wir uns selber entheben können / wann wir uns nur ein wenig wollen gewalt anthun. Ach nein / Prinzessin! (sagte Jaelinde) das jenige / so ich entfinde / kan ich aus eigener macht nicht von mir treiben / wie gern ich auch wolte; und die bande die mich fåsseln / sind viel zu stark /als daß ich sie solte aufl \sen können. Hat dann etwan (fragte Aramena / und finge damit an zu lachen) der sch \ne Cimber schuld daran / daß meine Prinzessin solche unruhe in sich entfindet? Diese frage machte Jaelinde ganz err \ten / doch antwortete sie: Ach liebste Prinzessin! es ist mehr als zu gut errahten / und ich fühle wol in mir / daß ich an den Cimber nicht so unentfindlich / als an andere personen /
Aramena / die / als unerfahren in der liebe / nicht wuste / wie grosse schmerzen man den verliebten damit anthut / wann man ihnen alle hoffnung in ihrer liebe benimmet / wolte aus guter meinung sie warnen / und sagte: Ich weiß gewiß / daß dieser teutsche held bereits an einen hohen orte liebet / und zwar die sch \nste person / so jezt mag in der welt seyn. So müste er / (antwortete Jaelinde ganz bestürzet /) die sch \ne Aramena lieben. Meine Prinzessin vergebe mir / (antwortete Aramena) dieses lob komt mir nicht zu / und wo C \lidiane und Jaelinde bekant sind / wird man Aramenen nicht den preis der sch \nheit geben. Liebet er etwan (fragte sie ferner ganz unruhig) meine schwester? Nein! (antwortete Aramena) er liebet die Delbois / die sch \ne Königin von Ninive. Hiemit wurde der Jaelinde nicht anderst zu mut / als wäre ihr das herz heraus gerissen worden / und kunte sie kein wort antworten. Aramena aber fuhre fort / sich zubemůhen / ihr diese vergebliche liebe aus dem sinn zubringen.
Indem sie aber mit ihr redete / name sie in acht /daß etliche person in den nebengängen spazirten /welche öfters ihnen begegneten / und die Aramena genau ansahen. Es bedunkete sie / als solte sie dieselben kennen:
Das verlangen / dieses rätsel aufzul \sen / triebe sie desto eher wieder aus dem garten: worzu auch die betrübte Jaelinde gar willig sich finden liesse / um diesem gespråch ein ende zu machen; dann sie ihren kummer / ob der neu-erfarnen zeitung / fast nicht mehr verdrucken kunte. Nachdem sie die Aramena in ihr zimmer begleitet / verliesse sie dieselbe / und gienge / ihren traurigen gedanken nachzuhängen: die in kurzen sie also ausmårgelten / daß ihre sch \ne nicht wenig schaden darůber erlitte. Aramena aber sahe sich nicht sobald allein / da name sie ihren stab herfůr: welchen sie aller orten besichtigte / und endlich befunde / daß er sich aufschrauben liesse. Wie sie ihn nun er \ffnet / zoge sie einen aufgerolleten zedel herfůr; den sie begierig entwickelte / und folgende worte darinnen funde.
Briane und Zimene / deine alte schwestern / sind von der Ehrwürdigen Celie aus dem Tempel an dich abgefärtiget / deiner befreiung halber sich mit dir zu unterreden. Diese nacht werden sie / in eben der kleidung / darin du sie heut im garten gesehen vor der Fürstin von Seir fenster /
O gerechte g \ttin! (sagte hierauf die erfreute Aramena) wie unverhofft schickest du mir deine hülfe zu! und wie augenscheinlich sehe ich nun / daß ich nicht von dir verlassen bin! Hierauf ginge sie nach der Fůrstin von Seir gemach / selbige ihrer freude mit-teilhaft zu machen. Vor demselben fande sie die Astale stehen / bei der sie anfragte / was ihre Fürstin machete? Ich habe zwar befehl / (antwortete Astale) alle andere ankommende mit dem schlaff meiner Fürstin abzuweisen. Die Prinzessin von Chaldea aber ist hierunter nicht begriffen / und werden sie meine Fůrstin in einer gesellschaft antreffen / die vieleicht für ihrer beider freiheit sorget.
Hiemit ward Aramena eingelassen: welche den Fürsten Ephron / neben noch einem andern / den sie nicht kante / fůr der Ahalibama bette stehen funde. Diese zween bestůrzeten anfangs / jemand in der kammer zu sehen / da der Astale so hart befohlen worden /niemand einzulassen. Wie aber Ahalibama sahe / daß es ihre Aramena war / sagte sie zu den anderen / sie dörften sich für derselben nicht scheuen; und bate damit die Prinzessin / sich auf ihr bette nieder zusetzen. Nachdem solches beschehen / sagte Ahalibama ferner zu ihr: Du findest mich hier / liebste schwester! in gesellschaft zweier personen / die fůr meine freiheit sorgen. Mein bruder Ephron ist dir bereits bekant. Dieser aber / ist der haubtmann Demas / der uns bewachet: der vom gebirge Seir bürtig / und vor diesem meinem herr vattern zu Dedan gedienet
Durch diese zeitung / ward Aramena innigst erfreuet. Sie wolte aber die ihr im garten zugestossene begebenheit für den andern nicht erzehlen / sondern hielte damit ein / biß sie bei der Ahalibama allein seyn wůrde. Selbige unterredete sich noch eine weile mit dem Ephron und Demas / von den mitteln / aus dieser gefängnis los zu kommen. Endlich an der Aramena angelegenheit gedenkend / fragte sie den Demas: Ob dann diese gute Prinzessin nicht auch /wie sie / durch ihre hülfe davon kommen künte? Durch unsere hülfe wol / (antwortete Demas) aber nicht durch des Arsas beistand: dann derselbige die heurat dieser Prinzessin mit den Prinzen von Canaan gar sehr billiget / auch seine gemalin Casbiane stark darüber eifert / daß sich meine gnådige Prinzessin so sehr dem willen ihrer eltern und anverwandten widersetzet. Wann mir der mirleidige Demas wil beistehen / (antwortete Aramena /) so wird der himmel mir schon ein mittel zuweisen / zu entkommen / wann schon alle meine
Die beide Prinzessinnen / blieben also allein beieinander. Aramena vermeldete der Ahalibama / was ihr im garten begegnet: und funde dieselbe ganz willig / die beide jungfrauen der Diana / durch ihr vorgeschlagenes mittel in ihre kammer einzulassen. Wie Aramena demnach / mit unbeschreiblichen verlangen /der nacht erwartet / auch der Fürstin Calaride und ihren andern leuten angedeutet hatte / wiedaß sie wolte bei der fürstin von Seir schlaffen: gabe sie acht am fenster / das nach den garten hinaus ginge / und kunte sich nicht ein zweiglein vom wind bewegen /daß sie nicht meinete / es kämen die / auf welche sie wartete. Nach einer guten weile / als der mond ein wenig aufgegangen war / erblickete sie dieselben /und hustete / um von ihme gehöret zu werden. Sie /der Aramena ebenfalls warnemend / kamen nåher unter das fenster / und wurfen eine strickleiter an dasselbe hinauf: welche Aramena bei dem einen haken auffinge / und an das fenster fest machete.
Sie kamen also beide glücklich hinauf / und erkennete Aramena alsobald / bei der klarheit des lichtes /die Briane und Zimene / fiele ihnen hoch erfreuet um den hals / und fůrete sie für der Ahalibama bette. Sihe / liebste schwester! (sagte sie zu derselbigen /) zwo von
Ich wil (sagte Briane) die ursache / warum wir hier sind / mit kurzem berichten. Als unsere Oberpriesterin / die hochwůrdige Celia / zu ende dieses winters /von dem Prinzen Mamellus deinem herrvattern erfuhre / daß er dich an den Hemor von Canaan verlobet / und daß er dich / mit anfang des frülings / in das K \nigreich Sichem / deine hochzeit zu vollziehen /schicken wůrde: ginge es ihr sehr zu herzen / daß ihr bruder so hartnåckig den tempel entehrete / und deinem so heiligem beginnen sich also widersetzen durfte. Demnach ward sie rätig / den
Diesen lezten vers sagte die vermeinte g \ttin mit solchem ungestům / daß ihr bild davon zitterte / und der ganze tempel erbebete. Die Celia wurde gleich darauf schlůssig / die Zimene und mich abzusenden: mit dem befehl / dich zu erst in Syrien / nachgehends in Canaan zu suchen / deinen zustand zu erforschen / und můglichst dich mit nach Ninive zurůck zu bringen. Weil eben damals die K \nigin von Ninive / nach Syrien ihre reise anstellete: als gaben wir uns fůr edelleute / unter ihren bedienten / mit auf den weg / und seind dergestalt unvermerkt hieher gekommen.
Niemand kante uns von allen unseren reisgefärten /als Zimenen bruder / der des Fürsten Arsas hofmeister ist. Weil nun dieser der K \nigin abgesandter / von Choce / welches auf der Amoriter gebirge liget / zu dem K \nig von Salem reisete / und wir daselbst erfuhren / daß du allbereit aus Syrien hinweg wårest: folgeten wir dem Arsas hieher / und erfuhren bei unserer ankunft alsobald / wie es dir erginge / und wie růmlich du dich dem Hemor widersetzet. Wir bedienten uns besagten hofmeisters des Fürsten Arsas / welcher uns im garten die gelegenheit wiese / in dieses fenster zu kommen. Nachdem wir uns erkundiget /daß in diesem gemach die Fürstin von Seir deine nahe verwandtin wonete / bekamen
Ich bin zu allem willig und bereit: (antwortete Aramena /) zumal ihr / auf befehl meiner Oberpriesterin /dieses alles fůrgenommen. Es hat euch wol der himmel zu rechter zeit hergefůret / da ich nun fast alle hoffnung verloren hatte / meine gelübde anderst / als durch den tod / zu erhalten. Hierauf / nachdem sie die Aramena von allem / wie es ihren anderen ordensschwestern erginge / berichtet hatten / begaben sie sich wieder durch das fenster hinunter in den garten: alda sie sich verstecketen / bis am morgen der garten wiederge \ffnet wurde / da sie unvermerkt hinaus kommen kunten.
Sobald es tag worden / liesse der König Beor den geheimen raht wieder versamlen: da dann beschlossen wurde / des Fůrsten Eliesers begråbnis anzustellen /und beiden Prinzessinnen anzukůndigen / daß sie zu ihrem
Der Fůrst Sobal von Seir aber / ginge zu Ahalibama: die ihn / als ihren und ihres verstorbenen Eliesers nahen vettern / sehr gern bei sich sahe. Sie hörete aber von ihme / zu vergr \sserung ihres leidens / wiedaß ihr herr vetter und die såmtliche Fürsten von Seir anders sinnes worden / und nun so sehr ihre heurat mit dem Beor billigten / als sie fůrhin derselben widersprochen. Die hoffnung aber ihrer erlösung verursachete /daß sie nicht viel dagegen redete. Mit gleich-grosser gedult h \rte sie nachgehends an das anbringen der königlichen rähte / von dem schluß wegen ihres beilagers. Der Beor wurde / mit dem bericht von dieser ihrer bässern zufriedenheit / hoch erfreuet. Er hielte solches vor eine wůrkung des todes von Eliesern / und lobte sich nun selber um diese mordthat: nicht zweiflend / Ahalibama wůrde forthin immer auf bässere gedanken kommen. Aramena machte ebenfalls nicht viel wunders mit den råhten / und liesse sie also dem Hemor eine getråumte vergnůgung zurůcke bringen. Nåchst diesen verliebten / ware niemand fr \her / als der alte Thebah und die Calaride: weil sie hierdurch ihr anvertrautes pfand båst versorget achteten.
C \lidiane und Jaelinde kamen folgends / auf befehl
Der getreue Fůrst Ephron aber / säumete inzwischen nicht / sowol den Fůrsten Arsas zu erinnern /daß er zu der Ahalibama flucht beförderlich seyn wolte / als auch den Demas zu ermahnen / daß er an seinem fleiß nichtes solte erwinden lassen. Dieser treuer landsman der Fůrstin von Seir / gabe den raht /man solte sie mit dem ehisten bei nacht heraus bringen / und in des Arsas behausung bei seiner gemalin verborgen halten / bis derselbe nach Damascus wieder abreisen würde: der dann seine reise etwas eher und vor dem angestellten hochzeitfest
Dieses gefiele ihnen allen wol / und suchete Demas hierauf gelegenheit / solches der Fürstin von Seir kund zu machen. Wie nun folgenden tags / des Prinzen Eliesers leichbegångnüs gehalten wurde / deren die K \nige und der ganze Hof beigewonet / verfůgte sich Demas in den garten / der Ahalibama die botschaft zuzubringen. Als er aber nach ihrem fenster eilete / funde er daselbst zween jünglinge / welche nach eben demselbigen fenster hinauf schaueten / und mit steinen hinan wurfen / um sich kund zu geben. Indem er hierüber bestůrzet stunde / ward er von ihnen ersehen: die dann von dannen eileten / und sich plötzlich aus seinem gesichte verloren. Als er nun sich wieder allein sahe / näherte er sich dem fenster / und gabe unterschiedenen laut von sich / in hoffnung / gehöret zu werden. Er bemühete sich aber vergeblich / muste also endlich ablassen / und sich entschliessen / selbige nacht mit einer wurfleiter wieder zu kommen.
Die trostlose Ahalibama befande sich unterdessen /wegen der leichbegångnüs des Eliesers / in betrůbtem zustand: und hatte Aramena neben den vier jungfrauen mit ihr soviel zu thun / daß sie nicht beobachten kunten / was inzwischen im garten fürginge. Sie verharreten also in stätigem wehklagen / bis die nacht einfiele. Aramena wolte nun eben sich zu ruhe begeben / als sie am fenster klopfen hörete. Sie vermutete /es wůrden ihre mitschwestern seyn / liefe darum eiligst nach dem fenster: befande aber / in er \ffnung desselben / daß es der Demas wåre. Ahalibama / so matt sie ware / liesse sich / so bald sie hiervon verno en / aus dem bette schleppen / um von ihrer erlösung etwas zu vernemen.
Indem hörte Demas jemand im garten reden / und sagte: O weh! ich sorge / wir sind verraten. Damit stiege er eiligst die wurfleiter hinunter / und zoge von leder / entschlossen / eher sein leben als seine freiheit zu verlieren. Er fande die zween jünglinge / die ihme den mittag zuvor begegnet waren: die aber / ihn mit blossem gewehr ersehend / davon flohen. Weil Aramena beim mondschein solches von oben mit warname / als vermutete sie / daß es ihre beide bekantinnen seyn wůrden. Demnach rieffe sie / sowol den Demas /als den andern beiden / mit namen: da dann diese still stunden / und dem Demas sich so weit zuerkennen gaben / wie daß sie wegen der Prinzessin da wåren. Weil nun ein vorhaben
Indem sie nun ferner hiervon sich unterredeten /und Demas unterrichtet worden / wer die zwo andere personen wåren: machte er sich ans fenster / um zu versuchen / ob sich die gitter ausheben liessen. Nachdem er befunden / daß ein solches wol geschehen kunte / schiede er wieder hinweg / mit dem vorsatze /sobald můglich wieder zu kommen / und etliche treue diener mit zubringen / die ihme handreichung thun möchten. Er versprache auch nochmals der Aramena mit einem eide / daß er niemanden ihre flucht offenbaren wolte: auch Zimenen bruder selbst solte betrogen werden / und nicht anderst wissen / als daß ihre befreiung mislungen wåre; vor deme sie in mannskleidern sich wol kunte sehen lassen / weil er sie von gesicht nicht sonderlich kante. Wie nun Briane und ihre gespielin mit dem Demas also bekant worden / fragte er sie / wo sie aus dem garten kämen? Als er erfuhre /wie daß sie die nacht darinn verblieben / name er sie mit an den ihme-bewusten ort: da er sich mit ihnen /an seiner wurfleiter / ůber die mauer hinab liesse; durch welches mittel sie / in des Fürsten von Ninive wohnung / unvermerkt wiederkehrten.
Am folgenden tag muste Ephron nach Sichem abreisen / wie gern er auch vorher / das ende dieses anschlags von der Ahalibama befreiung / mit abgesehen hätte: und schiede er ganz betrůbt von Salem / allwo er einen so edlen und lieben bruder verloren / und dessen einige geliebte so unruhig hinterlassen muste. Auch die verwirrungen
Diese \ffentliche zurüstungen aber / hinterten nicht die heimlichen / sondern beförderten vielmehr dieselbigen: weil man durch jene erinnert wurde / in diesen nit saumselig zu seyn. Wie nun alles bereitet / was Demas zu seinem vorhaben dienlich befunde / und die nacht so finster war / als er sie wůnschen m \gen: ginge er / als er seinem unterhaubtmann die wacht vor der Prinzessinnen gemach anbefohlen / mit etlichen getreuen dienern des Fůrsten von Ninive / unter denen sich dann auch Briane und Zimene mit befunden /nach dem schloßgarten. Nachdem er / durch die mitgebrachte werkzeuge / die ihme gar wol dieneten / die gitter los gemachet / kame er durch das fenster hinein zu den Prinzessinnen / in begleitung der Briane und Zimene / die die kleider fůr die Aramena trugen. Nunmehr (sagte er zu ihnen) hoffe ich zu erlangen / was ich / aus eiver ihnen zu dienen / mir vorgenommen: und müssen wir jezt keine zeit versäumen / uns alsobald von hinnen und daselbst hin zu begeben / wo der Fürst Arsas der Fürstin von Seir bereits erwartet.
Demnach mir die götter / das einige so ich geliebet /durch den tod genommen / scheinet es / als wolten sie aufhören / mich ferner zu verfolgen: indem ihre unvermutete hülfe mir meine erlösung so erwünscht verfüget / da ich fast alle hoffnung verloren hatte / E. Maj. gewaltthätigkeit
Eure gewaltthätigkeit zwinget mich / Salem zu verlassen: daselbst ihr mich bisher / gegen alle billigkeit /wie euere gefangenin gehalten. Ich habe dieses mittel ergriffen / um mein gelübde nicht zu brechen / das ich / ehe ihr mich gesehen / zu meiner göttin abgeleget. Ihr werdet leichtlich meiner vergessen können / wann ihr euch täglich fürstellet / daß ich euch nie geliebet; daß ich an euch die liebe gehasset; und daß / auser dem namen einer freundin / nichtes übrig habe /womit sie euch vergnügen könte / die von eurem zwang erlösete
Aramena.
Nachdem die Prinzessinnen mit den ihrigen hinunter gestiegen / musten sie solang in einer läube verziehen / bis
Demas kunte sich hierbei nicht gnug verwundern /wie dieses zuginge / da der garten ja verschlossen war / daß niemand durch das thor kommen mochte. Er
Dieser Fürst und seine gemalin / entfienge die Fůrstin von Seir heimlich in hinterhofe: weil er solches vor seinen bedienten / aus furcht / daß es auskommen m \chte / nit wagen wolte. Nachdem er sie in ein zimmer gefůret / da sie bis zur abreise verborgen bleiben kunte / versicherte er sie nochmals / wiedaß er ihr nach aller m \glichkeit dienen wolte: wofür sie ihnen beiden zu tausendmalen dankete / und sich glůckselig nennte / daß sie in einer so berůmten K \nigin schutz gelangen solte / von deren vollkommenheiten ihr das gerůchte so viel annemliches berichtet hätte. Ihr ritter Dison / bliebe auch verborgen bei ihr in einem neben zimmer: und weil Briane und Zimene mit ihm eines geschlechtes waren / als leisteten sie ihme gesellschaft / und danketen der grossen Diana /daß der anfang zu Aramenen befreiung also glůcklich ware gemacht worden.
Ob ich wol jezt nicht anderst als Dison reden solte /so muß ich dennoch / um mich verståndlich zu machen / die abgelegte Aramena wieder fürstellen. Zwar darf ich meinen zuhörern / wegen meiner geburt / keinen unterricht geben: weil solche ihnen bereits bekant ist. Meine kindheit habe ich / ohne denkwůrdige sachen und ruhig / in Syrien zugebracht: da mein unglück wolte / daß jederman mehr an mir sahe / als ich in der that besitze / und als mir an meinen fürhaben genutzet. Wie ich ungefär das dreizehende jahr erreichet / fůgete es der himmel also / daß der statthalter von Syrien mein herr vatter / neben der fraumutter und mir / nach Ninive reisen muste / dahin ihn der König Bel Ochus von Assyrien
Es hat diesen prächtigen tempel die Assyrische K \nigin Semiramis erbauet zu ehren der schwester ihres gemals des K \nigs Ninus / der unvergleichlichen Dianen. Diese ist die ålteste tochter des Jupiter Belus gewesen / eine so keusche Prinzessin / und so sonderbar mit tugenden bezieret / daß die g \tter sie unter ihre zahl und zur unsterblichkeit haben aufgenommen. Die herrlichkeit dieses gebäudes ist so groß / daß wol nirgend seines gleichen zu finden seyn wird. Dann ob wol die Semiramis mehr kostbare gebåude aufgefüret / als den tempel zu Hierapolis in Syrien /und die pråchtige mauren zu Babel: so kommen doch dieselben diesem nicht bei / und wer diesen bau gesehen / wird můssen gestehen / daß ihme nichts in der welt k \nne verglichen werden.
Der rechte Tempel / darinn die göttin wohnet / ist von weissem hellpolirten marmor in die runde aufgefüret: dannenhero / wann die sonne ihre stralen darauf wirfet / niemand ihn für klarheit anschauen kan. Inwendig stehet das bildnus der g \ttin von golde / in lebensgrösse und in der eigentlichen gestalt / wie sie sich
Diesen tempel umgibet ein viereckichtes gebåude /jedoch auf allen seiten sehr weit davon abgelegen: wie es dann auch von schwarzem marmor aufgefüret ist /um desto mehr / auch an der farbe / von den innern tempel unterschieden zu seyn. In dem ersten teile gegen morgen / wonet die heilige Oberpriesterin / und ist die Dafne die erste gewesen. Diese hatte bei der g \ttin Diana gedienet / und also sie / nach deren tode / von dem K \nig Osiris aus Egypten / der sonst Apollo geheissen / der auch der Diana bruder war / geliebet worden / hat sie / dieser liebe zu entgehen / sich in diesen tempel begeben: da die göttin / nach ihren tode / sie auch unsterblich gemachet. Die jetzige Oberpriesterin / deiner fraumutter und meines herr vattern schwester / wird höher als eine Königin geehret: und warten ihr zw \lf jungfrauen auf / die nåchst ihr die fůrnemsten sind / und bei ihr ihre wonung haben. In dem gebåude gegen mittag / werden aufbehalten die opfere von silber / gold und edelgesteinen / die von allen potentaten in der welt dahin geschenket werden: und ist dieses ein so kostbarer schatz /
Diese vier Königliche gebåude umgibet der heilige Wald / darinn von allerhand wild die månge herum gehet / welches alles der G \ttin gewidmet ist. Dieser hayn hat in umkreis vier meilen / und ist auf der einen seite ein hoher berg / der den wald halb umfånget. Auf der andern seite stadt-warts / umfliesset ihn der schiffreiche fluß Hidekel: von dessen strom / etliche arme mitten durch den wald geleitet sind / daß es also ihnen nirgend an wasser manglet. Um diesen wald stehen zwei huntert gebåude fůr die jungfrauen / die ihr gelůbde der g \ttin Diana gethan: und wonen allemal zwo beisammen / die ihre eigene lustgårten hinter den håusern haben. Der berg / ist oben mit einer hohen mauer umgeben. Gegen der stadt / da der fluß fůrbeilaufet / stehet auch eine mauer / und gehet eine grosse steineren brücke ůber den strom / die an beiden enden auch ein kostbares gebåude hat. In dem einen /das nach dem walde sich strecket / wonen die weiber /die den heiligen jungfrauen handreichung thun. In dem andern aber / das nach der stadt siehet / sind die wächter des tempels / welche jedermänniglich
Die Oberpriesterin / tråget sich weiß / mit fliegenden haaren und einem Lorbeerkranz auf dem haubte: des festtages aber / gehet sie in purpur / welches mit perlen gesticket ist. Die zw \lf jungfrauen / die nach ihr die nächsten / sind in himmelblau gekleidet. Die andern zw \lfe / die bei den opfern aufwarten / tragen rohte kleidungen. Die übrigen / deren bei meiner zeit zweihuntert waren / gehen alle weiß in fliegenden haaren / mit bogen und köchern versehen. Tåglich gehen sie einmal in den Opfertempel / der gegen mitternacht liget. In den heiligen tempel / kommet nur die Oberpriesterin / mit ihren zwölf jungfrauen / alle neumonden; die andern alle aber / jårlich nur einmal: und wird der g \ttin / in diesem tempel / kein anderes opfer / als kostbares rauchwerk / gebracht. Ihr stand bringet mit / daß sie der Diana die ewige keuschheit geloben /nichtes essen / als was ihre hand selber fänget / einmal des tags im åusern tempel erscheinen / alda ihr gebet zu verrichten / und oben auf dem berg / in den nåchten wann der mond nicht scheinet / ein brennendes feuer erhalten. Die Niniviten verschaffen ihnen wildbret die månge / also daß niemals ein mangel daran zu spüren ist. Sie werden auch sonst mit brod und getrånke aus der stadt versehen / und haben darneben trefliche fischereien / die ihnen so wol zur lust /als zur narung / dienen k \nnen.
Was sonderbare vergnügung ich in diesem tempel entfunden / kan ich nicht gnugsam beschreiben. Ich gewonete auch in dem jahr / da ich der Celia aufgewartet / dieses schönen lebens so sehr / daß ich / so wol aus eigener neigung / als aus beredung einer jungfrauen / die sich auch Aramena nennet / und von der die Oberpriesterin
In dem sie also redete / kame ein starker hirsch /den etliche jungfrauen lang verfolget hatten / auf uns zu gerannt; und weil er erboset war / legete er sein geh \rne ein / um uns zu spiessen. Ich stellete mich gleich mit meinem bogen und pfeil für die Celia / und schosse diesen hirsch so glücklich durch die brust /daß er straks niederfiele / und seine kůnheit mit dem leben verlore. Diese that
Anfangs name dieselbe dieses gar wol auf / weil sie ihr einbildete / ich hätte nur zur ergetzlichkeit mich also umgekleidet. Nachgehends aber / wie die Celia sie allein an ein fenster zoge / und ihr meine entschliessung offenbarete / erschracke sie nicht anderst /als håtte sie das gr \ste unglůck von der welt erfahren /und wolte ganz nicht hierzu einwilligen. Alles mein bitten und flehen / kunte sie nicht erweichen: und wandte sie fůr / daß ich ihre einzige freude wäre / die sie håtte / und würde sie mich ja so gern todt als in diesem tempel wissen / weil einer so wol als der andere mich ihr auf ewig raubete. Meine thrånen sprachen hierauf für mich / und funde ich mein fürnemen so rechtmäsig / daß ich fůrchtete / der g \tter zorn auf mich zu laden / wann ich meinen schluß änderte. Celia ebenfalls wolte mich keineswegs erlassen / und sagte: es laufe wider ihre pflicht / der g \ttin eine jungfrau zu nemen. Weil die ehrerbietung / so man den Oderpriesterinnen erweiset / sehr groß ist / als durfte meine fraumutter wider mich keinen gewalt gebrauchen:
Meine fraumutter begriffe sich aber gleich wieder /nachdem sie dieses gesprochen; und weil sie alda nichtes ausrichten kunte / als schobe sie es auf meinen herrn vatter / und name also einen unlustigen abschied. Ich vermutete nun wol / mein herr vatter wůrde sich hierbei gleich-ungedultig anstellen. Wie wir dann / als die Celia sich bei hof hierum erkundiget / erfuhren / daß er hierůber sehr ůbel zusprechen gewesen / und dem König Bel Ochus angelegen / ihm seine tochter wieder zu verschaffen. Weil nun der König ihn sehr liebet / als hatte er sich erboten / selber in den tempel zu kommen und mich wieder los zu machen. Ich gabe es / nach diesem erlangten bericht /auf das bitten / und fiele der Celia zu füssen / sie anflehend / mich ja nicht fahren zu lassen. Sie / die solches auch nicht im willen hatte / stunde hierauf etwas in gedanken / und sagte endlich: Ihr wåre ein mittel eingefallen / mich behalten zu können; nämlich /wann ich mein gelůbde ablegen wolte / alsdann würde niemand mehr einige gerechte ansprache zu meiner person haben. Wer ware erfreuter / als ich / als ich dieses vernommen? Und dankete ich wol tausendmal der g \ttin / daß sie mich wůrdigte / in ihren dienst aufgenommen zu werden.
Wie aber nun alles verrichtet war / da erfuhren wir / wiedaß der K \nig von Assyrien / neben der Königin und dem ganzen hof / kommen wolte / die Celia zu besuchen. Sie / als sie dem König wieder sagen lassen / er solte wilkommen seyn / liesse uns alle versammlen fůr den vorhof ihres palastes: Aramena aber muste sich hinter die lezten verbergen. Wie nun Bel Ochus neben dem ganzen hof ankame / ersahe ich gleich meinen herr vatter: der aber mich / unter so vielen ůbereingekleideten jungfrauen / nicht finden noch warnemen kunte. Wie
Als ich nun / mit furcht und zittern / für meinen herr vatter kame / sahe er mich mit zornigen gebärden an / dorfte aber seinen unwillen an dem orte wider mich nicht ausschůtten / sondern ůberwand sich / und mich bei der hand fassend / zoge er mich an eine seite / und sagte zu mir: Wie habe ich das um dich verschuldet / Aramena / daß du also mich verlassen wollen? Gedenke nur nicht / das dein gelůbde gůltig sei: und so lang mir die augen offen stehen / werde ich nicht dulten / daß du hier verbleibest. Bedenke dich noch / ob du mit mir wilst von hinnen scheiden / und erwåge wol / daß ich dein vatter bin / der dir dieses gebietet. Hiemit schwiege er still / um zu h \ren / was ich hierauf sagen würde. Ich aber / als in meinem herzen gewiß versichert / daß ich recht gethan håtte /gabe ihm zur antwort: Wiedaß ich mich sehr betrůbte / so unschuldiger weise meinen herr vatter zubeleidigen; und m \chte er wol versichert seyn / daß / wann es nicht die grosse Diana anginge / die ich dadurch
Die K \nigin Naphtis bemůhete sich hierauf auch sehr / mich los zu machen / und mich genau betrachtend / sagte sie zu der Perseis ihrer kammerjungfrauen / daß es niemand h \rete: Ach wie gleich sihet dieses kind / meinem guten schwager / dem unglückseeligen König von Syrien! Hiermit kůssete sie mich / die augen voll thrånen habende / und fragte mich ganz beweglich: Ob ich dann meiner fraumutter / die meinetwegen krank worden / keine hoffnung ůbrig lassen wolte / mich wieder zu bekommen? Celia / die indem zu uns kame / ůberhobe mich der mühe / dieses zu beantworten / sagende: Man m \chte mich doch nicht långer so vergeblich plagen! dann wann ich gleich selber meinen sinn åndern wolte / wůrde sie es doch nimmer zugeben können / daß ich mein gelůbde bråche. Hierauf liesse die K \nigin ab / mir hierum zuzureden / weil sie so grosse standhaftigkeit an mir befunden. Der König / als er sein gebet im vorhof des tempels verrichtet / begabe sich wieder von dannen. Die K \nigin aber verzoge noch etwas / und ergetzete sich die Prinzessin Delbois immittels mit uns andern im jagen / da sie ihre geschicklichkeit trefflich spůren liesse. Sie verblieben bei uns / bis auf den abend / da sie dem K \nig nach der stadt folgeten: worauf wir uns sämtlich nach unseren
Ich war aber noch im ersten schlaf / als mich Briane weckete / und aufmerken hiesse / was sich vor unserer kammer vernemen liesse. Mir finge hierüber das herz gleich an zu klopfen / und sagte mir zuvor / wie es mir ergehen wůrde. Indem gienge unsere kammertür auf / und ich erkante bei der klarheit etlicher ihrer fakeln / meinen vatter und dessen leute. Ich konte /vor schrecken / nicht ruffen: indem er zweien weibern / die er mitgebracht / befahle / mich in die bei sich habende r \cke anzukleiden. Wie dieses hastig verrichtet war / namen mich ihrer zween auf die arme / und eileten mit mir davon: die Briane an das bette angebunden hinterlassend / damit sie hierbei keinen auflauf machen m \chte. Als meine entfůrere mit mir einen guten sprung bis an den strom gelanget / wartete daselbst auf uns ein schiff: auf welches wir uns setzeten / und damit den strom hinab fuhren / daß es niemand von der wacht gewar wurde. Ich wolte zwar ruffen: aber meines herrn vattern bedrohen verwehrte mir solches. Wie wir nun weit genug ůber die brůcke hinaus waren / stiessen wir zu lande: da ein wagen / der hierzu bestellt ware / uns nach dem k \niglichen palast fůrete. Der K \nig / so hierum wissenschaft hatte / erfreuete sich sehr über meines herr vattern vergnůgung / daß dessen anschlag seinen fortgang erreichet: welcher / als er aus der Celia saal von uns gegangen /sich eigentlich meiner wonung erkündiget hatte / und die nacht heimlich da geblieben war / um aus zu grosser liebe diesen frevel an mir zu verüben. Sein und meiner fraumutter zůrnen und schelten kunte mich nun nicht so sehr betrüben / als daß ich mich aus dem orte meiner
Am folgenden morgen / zoge Mamellus mit mir und allen den unsrigen von Ninive hinweg: ein bewegliches schreiben an seine schwester die Celia hinterlassend / darinn er sie um vergebung bate / daß seine vätterliche liebe ihm diesen raub håtte begehen machen. Er schenkete auch ein grosses stuck goldes /zur auss \nung / in den tempel. Aber Celia / hierüber h \chst unwillig / wolte das geschenke nicht annemen /sondern beschwerte sich sehr hierüber bei den Ninivitischen stånden und der regirung: die zwar / ihr vergnůgung zu schaffen / an den Mamellus schreiben liessen / aber doch die sache nicht zu eiferig trieben /weil jederman ihme / als einem vatter / recht gabe /daß er diese gewalt ůber sein kind gebrauchet.
Also kame ich nun in Syrien wieder an / ganz übel zufrieden / und betrübet / daß ich keine gelegenheit absehen kunte / mich von der fleissigen aufsicht der meinigen zu entziehen / und mich heimlich davon zu machen: zumal weil sie / um mein (ihrer meinung nach) ungültiges gelůbde zu vernichten / mich mit gewalt verheuraten wolten. Zu dem ende zogen sie mit mir nach dem K \nig von Hemath: da der Prinz Bileam / des Königs åltster sohn / eben von Salem /da er erzogen worden / zu haus gekommen war. Wann nun gleich dieser herr der geschickteste Fürst von der welt wäre gewesen / so würde ich dennoch seinetwegen mein gelůbde nicht gebrochen haben. Nun aber befunde sich in allem / bei ihme / das widerspiel / zu meinem grossen glůcke. Wie dann solches
Nach langer zeit / die ich zu Damascus betrůbt zugebracht / erhobe sich der Krieg zwischen den Assyriern und dem König von Basan. Weil mein herr vatter / mit einer grossen heersmacht der Syrer und Mesopotamier / dem K \nig zu hůlfkame / als zogen wir mit ihme bis nach Haran in Mesopotamien: alda meine fraumutter / ihrem herrn desto nåher zu seyn / weil das feldlager der Assyrier am Phrat bei Acraba stunde / bei ihrem bruder dem alten Fürsten Laban / verbliebe; dessen beliebtes schåferleben / so er von seinen herr vatter geerbet / von ihme und seinen kindern getrieben wurde. Die verständige Lea und schöne Rahel / seine t \chter / vertrieben mir alda die zeit mit sonderbarer vergnügung. Sein jůngster sohn Bethuel /ware bei dem vatter: der ålteste aber / der Nahor /welcher ihm lang vorhero geboren worden / und wol der anderen vatter håtte seyn können / befande sich mit sonderbarem ruhm in diesem Assyrischen kriege. Weil wir in der angenemsten zeit des jahrs hinkamen /muß ich gestehen / daß ich mich sehr in dieses feldleben verliebet: zumal ich es einiger massen ånlich befunde der weise / deren ich im tempel zu Ninive gewonet ware. Ich kleidete mich / der Lea und Rahel zu gefallen / in ihre schäfertracht / und ware tåglich bei ihren ergetzlichkeiten: also / daß ich meine betrübnůs teils verlore / und ein ruhigeres wesen anname. Dieses an mir zu merken / ware meiner fraumutter die h \chste freude: wiewol sie in dem fall gar einen falschen wahn von mir
Der junge Bethuel / hatte eine zuneigung zu mir bekommen: wiewol er sein leiden bergen muste / und auf keinerlei weise mich zu erlangen hoffen kunte /weil es nicht wahr-scheinbar ware / daß meine Elteren mich des Fůrsten Labans sohne / und zwar den jůngsten / der wie ein schåfer lebete / und den nichtes als seine tugend und gute person konte beliebt machen / ůberlassen würden. Er suchete aber / meine gunst zu erlangen / nennte sich meinen schåfer / und erwiese mir tausend kleine dienste: die ich von ihme /als von meinem vettern / wol aufname / niemals aber daran gedachte / daß die törichte liebe darunter verborgen wåre. Sein guter verstand / måchte mich seine gesellschaft ståts begehren / und wuchse meine freundschaft zu ihme / und seine liebe zu mir / von tag zu tag: also daß ich / nåchst seinen schwestern / niemand hatte / mit dem ich vertråulicher umginge. Ich war in mir selbst fr \lich / daß ich einen so guten freund bekommen / dessen dienste ich einmal nützlich gebrauchen k \nte. Der alte Thebah merkete zeitlich /daß mich der Bethuel liebete / wurde auch / weiß nicht aus was ursache / froh darůber / und suchete dessen liebe zu bef \rdern: da er doch / meines bedůnkens / vielmehr derselbigen
Name aber er solches so fr \lich auf / so verspůrete hingegen meine fraumutter mit grossem unlust / daß Bethuel mich bedienete / und so gütig von mir aufgenommen wurde. Ihre ehrsucht / die nur K \nige zu ihrer tochter auswårtern haben wolte / kunte diesen armen Fůrsten nicht unter solcher zahl wissen. Und ob er gleich ihres bruders sohn ware / so g \nnte sie ihm doch nicht ihre einzige tochter. Nachdem sie nun ein zeitlang unserem leben zugesehen / liesse sie mich eines tags allein zu sich kommen / und fragte mich: wie es um den Bethuel und mich stünde? Ich / die ich ihre einbildung nicht warname / antwortete unschuldiger weise: wiedaß er mir gar lieb wäre / und ich seine gesellschaft sehr angenem fånde. Dieses stårkete sie noch mehr in ihrem wahn / also daß sie / von ungedult err \tet / zu mir sagte: Ich solte von nun an seine gesellschaft meiden / oder ihr zorn wider mich wůrde auf das h \chste steigen. Dieser unvermutete befehl machte mich ganz bestůrzet: weil ich nicht absehen kunte / was es ihr oder mir fůr nachteil bringen k \nte / wann Bethuel mein freund wäre.
Nachdem ich sie verlassen / kame Lea zu mir: und weil ich gegen ihr nichtes in meinem herzen verborgen hielte / als klagete ich ihr den herben befehl / den ich diese stunde entfangen hatte. Ich brachte es ihr unschuldiger weise dergestalt fůr / daß sie nicht anderst schliessen konte / als liebte ich ihren bruder. Weil nun derselbige sein leiden
Hiemit erkante ich / in was fůr einem wahn die Lea schwebete. Ich wurde sehr unruhig / dieses zuvernemen / das ich so gar nicht vermutet hatte. Mir kame damit auf einmal alles in den sinn / was zwischen dem Bethuel und mir fůrgegangen: da ich dann meiner unschuld selber feind wurde / durch deren verleitung ich ihme zu dieser einbildung anlaß gegeben. Wie ich nun lang stillgeschwiegen / und damit der Lea nicht wenig unruhe erwecket / sagte ich ihr endlich: Ich wolle nimmermehr hoffen / daß Bethuel andere gedanken zu mir / als zu seinen schwestern / zu haben ihm erlaubet. Dann wann das seyn solte / můste ich mich unglůckhaft schåtzen / daß ich meine wahl so ůbel angewendet / da ich gewiß gemeinet / an ihm einen wahren freund zu haben. Wie unvermutet dieses der Lea ware / von mir zu h \ren / da sie sich viel ein anders eingebildet hatte / kan man leichtlich ermessen. Es ware ihr herzlich leid / daß sie so unbedachtsam ihren bruder verraten hatte. Sie versicherte mich / als
Indem kame Bethuel selber darzu: das mir dann eine r \te abjagete / die einigen widerwillen mit sich fůrete / wiewol ich solchen / so viel mir můglich / verbarge. Weil er vertråulich mit mir umzugehen gewonet war / als name er nicht in acht / daß ich die farbe verändert / sondern bate mich / ob ich mit meiner gegenwart ihre schäfergesellschaft beehren wolte? Dann die Rahel hatte eine spazirlust angestellet / nach dem dorfe Ballatha / da der weg / immer am wasser / in lustigen wiesen hinginge: wie wir dann daselbst uns vielmal ergetzet hatten. Ich entschuldigte mich gegen dem Bethuel / daß ich dißmal mich nicht wol auf be fůnde / und demnach allein in meinem zimmer zu bleiben verlangete. Ich bate ihn zugleich / daß er die gesellschaft meinetwegen nicht verlassen wolte. Ich sprache auch der Lea zu / und machete / daß sie mit den anderen hinginge.
Wie ich nun mich allein sahe / stellete ich mir diese abenteur recht für augen / und kunte nun finden /warum meine fraumutter an mich einen solchen befehl gethan: dessen sie / wann sie mein herz recht gekant /nicht würde haben nötig gehabt. Ich wuste nun nicht /wie ich mich hiebei solte recht anstellen / daß meine fraumutter ihre einbildung verlieren / und der Bethuel nicht merken
Es begabe sich wenig zeit hernach / daß der Laban / als er seine schafe scheren lassen / allen seinen hirten ein grosses gastmal machete: da dann auch wir alle erscheinen und mit fr \lich seyn musten. Nach dem essen stelleten die schåfere einen tanz an / auf einem lustigen anger / der rund umher mit båumen bewachsen war / und befunde sich alda gar eine grosse gesellschaft: da wir / den ganzen abend / mit allerhand ergetzlichkeit zubrachten. Weil wir öfters unsere plåtze und stellen verånderten / als kame ich einsmals an einen baum zu sitzen zwischen zwei schåferinnen /die mir teils nicht sonderlich bekant / teils auch von so schlechtem gespräche waren / daß ich in solchen keine vergnůgung finden kunte: dannenhero ware meine ergetzung das stillschweigen. Wie ich nun also sasse / dem tanze zu sehend / h \rete ich den Thebah hinter mir reden; und als ich nach ihme mich umgesehen / erblickte ich ihn und den Bethuel / den ich schon lang aus der gesellschaft gemisset hatte. Ich sahe /daß sie / die rücken zu mir kehrend / an meinem baum sassen / und eiferig mit einander spracheten.
Ihr můsset / mein Fürst! (hörete ich den Thebah sagen) nicht solche einbildung haben: dann ich wil euch versichern / daß Aramena entweder eure liebe nicht weiß / oder derselbigen nicht entgegen ist. Ach wehrter Thebah!
Weil ich nun also vernommen / wie die Lea dem Thebah diese liebe ihres bruders entdecket / da ich sie doch so sehr gebeten / es geheim zu halten; kunte ich nicht unterlassen / im fürbeigehen ihr zuzuruffen: Sie wåre treflich geheim gewesen! Dieses brachte ich mit so einer gebårde fůr / daß mein unwille genug daraus zu spüren ware. Weil sie mich nun sehr liebete / als machte ihr dieses
Ich name mir aber ein sonderbares mittel fůr / den Bethuel von seiner liebe abzubringen / und doch seine freundin zu verbleiben. Wie ich demnach / des folgenden tags / gelegenheit ůberkommen / heimlich ihn zu sprechen / daß es meine fraumutter nicht gewar wurde / fragte ich unter anderen gesprächen: Ob er auch wol wüste / was die gesetze einer wahren freundschaft mit sich fůreten? Wie er nun geantwortet. Ja / er vermeine / daß ihm solches nicht unbekant sey; sagte ich ferner: So wäre er desto strafbarer / das er wissentlich sündigte. Er fragte mich / gar bestůrzt: wie ich das verstůnde? Worauf ich mich also erklärte: Ihr wisset etwas von mir / Bethuel / das ihr / unserer freundschaft gemäs / mir nicht håttet verschweigen sollen; allermeist / da es zu meinen grossen nutzen dienet /daß ich davon kentnis habe. Wie nun Bethuel / ohne antworten / mir verwundert zuh \rete / fuhre ich zu reden also fort: Ihr zeiget euch bestůrzet / mein vetter! daß ich euer geheimnis weis / davon ihr gestern abends beim tanz mit dem Thebah gesprochen. Ihr hättet mich billig warnen sollen / daß ich mich fůr den Thebah möchte fůrsehen / der solche dinge / die mir nit wol anstehen / sich unterfånget mit mir fürzunemen. Daß ihr mich liebet / Bethuel / anderst als ihr sollet / das ist euer unglůck / darin ihr mehr zu beklagen als zu bestraffen seit. Daß aber andere mit hierum wissen sollen / und zwar solcher gestalt / daß sie eure dinge bef \rdern wollen: solches schmerzet mich sehr /und hätte ich mich zu eurer freundschaft viel eines andern versehen.
Ihr müsset (sagte ich hierauf /) mich heimlich von hinnen entfůren! Dieses unvermutete ansinnen / machte ihn ganz sprachlos: und merkete ich wol / daß seine t \richte liebe ihn anfangs glauben machete / als ob dieses mein begehren derselben zu statten kåme. Wie er
Er hatte sich noch nicht wieder erholet / als Lea zu uns kame: die an uns beiden wol warname / daß etwas sonderliches zwischen uns můste fůrgegangen seyn. Sie hatte mich / seit des vorigen abends / da ich ihr den verweis gegeben / nicht wieder gesprochen: kame also deswegen / sich bei mir zu erkundigen / wie ich es gemeinet håtte? Weil ich die sache nun zum ende treiben wolte / sagte ich zu ihr: dein bruder und ich haben ursach / uns über dich zu beschweren / daß du seine schwachheit dem Thebah geoffenbaret. Doch wenn wir künftig mehrere verschwiegenheit von dir hoffen d \rfen / so sol des vorigen nicht mehr gedacht werden. Wir nemen dich / mit diesem bedinge / in unserm raht. Man kan gedenken / wie dieses die Lea in verwunderung brachte / da sie auf einmal so viel erfure. Sie hatte / aus liebe zu ihren bruder / wider sein wissen / mit dem Thebah hiervon geredet / und kunte nicht ergrůnden / woher ich das erfahren
Dein bruder (sagte ich hierauf) hat mir die zusage gethan / mich in der Diana tempel nach Ninive zu fůren: und traue ich deiner freundschaft zu / du werdest deine hůlfe hierbei mit anwenden. Lea / ohne zu antworten / sahe ihren bruder an / und dieser sie hinwiederum / beide voll h \chster bestůrzung. Ich aber drunge darauf / daß ich sein gegebenes wort wolte erfůllet wissen: welches er mir dann endlich versprochen. Dieses geschahe aber mit solcher betrübnůs /daß er / um nicht mehr schwachheit mich sehen zu lassen / von mir ginge. Lea bliebe zwar bei mir / aber aus ihr selber: also daß ich in langer weile von ihr kein wort bringen kunte. Endlich aber / als sie sich wieder erholet / finge sie an / alle ersinnliche grůnde mir beizubringen / um mich auf andere meinung zu lenken. Sie dorfte gar sagen / wie daß der dienst von Dianen ein vergebliches werk wåre: welches ich ihr aus freundschaft zu gut hielte / aber mit solchem ernst ihr das gegenteil behaubtete / daß sie wol sahe / ich wůrde auf keinerlei weise davon zu bringen seyn.
Ich verlangte nun sehr / den Bethuel wieder zu sprechen und seine zusage erfüllet zu sehen: kunte aber in etlichen tagen nicht dazu gelangen. Als ich nun schon an seiner hülfe verzaget / liesse er eines abends gar spate /
In Dabusa fiele es mir nun nicht schwer / hinweg zu kommen / weil ich keinen aufseher hatte. Lea verliesse mich zwar mit der höchsten betrübnüs: sie ware aber doch so gefållig / daß sie sich meinem festen fůrnemen nicht mehr widersetzete / sondern dasselbe åmsig bef \rdern halfe. Wie nun alle bereitschaft gemacht ware / kame mit frůhem morgen der bestellte wagen: da des Bethuels bekantin / eine kramerin aus Haran / mich abholete / als noch niemand im ganzen hause / auser mir / der Lea und Tirza / wach ware. Bethuel liesse sich nirgend
Ich solte mich wol entsehen / diese reimen fürzubringen / die für meinen orden eines so widrigen inhalts seind. Aber weil es die lezte der liebeserfolgungen / die ich von dem Bethuel ausgestanden / habe ichs hierbei nicht unerwehnt lassen wollen: zumal dieser Fürst / der mich so bescheidenlich geliebet / und in seinem lezten dienste /
Als ich nun zu dem Fůrsten von Sepharvaim gekommen / welcher statthalter in Ninive war / und von wegen der K \nigin Naphtis die regirung fürete / bewunderte der meine unvermutete ankunft gar sehr; allermeist wie er vername / was mich dahin getrieben. Hemire seine gemalin / die meiner fraumutter nahe befreundet / sahe nicht gern / daß wider ihren willen ich in den tempel wolte. Nachdem es aber / (weil ich /als der ganze regirungsraht beisammen war / mich hierum anmelden lassen /) gleich ůberall in Ninive erschollen / wiedaß ich wiedergekommen wäre / in der Diana tempel zu gehen: als dorfte sie sich \ffentlich meinem fůrsatze nicht widersetzen; zumal ihr gemal /als die h \chste obrigkeit / recht verschaffen / und die heilige gesetze nicht schwächen musse. Sie unterliesse aber nicht / heimlich sich zu bemůhen / wie sie mich wieder in meines herrn vatters hånde bringen möchte: welcher / zu meinem unglück / eben zu Ur der haubtstadt in Chaldea / bei seinem ältesten bruder den Prinzen Bildat / sich befande. Demnach schriebe sie ihm eiligst / weil Ur nur zehen meilen von Ninive liget / welches vorhabens ich zu Ninive angelanget wäre. Er seumte sich nicht / mit dem Bildat heimlich nach Ninive zu kommen: da er mit der Hemire abrede name / wie er ohne emp \rung des volkes meiner habhaft wolte werden.
Die Celia wartete nun meiner mit ja so grossem verlangen / als viel begierde ich hatte und erwiese /bei ihr zu seyn. Nachdem der Fůrst von Sepharvaim mich etliche tage aufgehalten / mit ståtiger vertr \stung / wiedaß er mich ehist mit grossem pracht selber in den tempel
Diese abermalige hinterung meines gerechten fürnemens / ginge mir also zu herzen / daß ich nicht zu trösten war / und fast der ehrerbietung vergasse / die ich meinem herr vatter schuldig bin. Auch hielte mich derselbe nach diesem so hart / daß ich / gleich der årgsten ůbeltäterin / bewachet wurde. Er liesse seinen bruder zu Ur / und brachte mich nach Haran zurůcke: da sie alle / wegen meiner flucht / in grosse bekümmernůs geraten waren / und sich um soviel mehr erfreueten / als sie mich wieder sahen. Von der Lea erfuhre ich / wiedaß niemand sie in verdacht hielte / daß sie meiner flucht mitwisserin gewesen. Doch klagte sie mir darneben / was massen ihr armer bruder heimlich hinweg gezogen: wohin / das wäre niemanden bewust; auser daß sie besorge / seine verzweifelung würde ihn den tod suchen machen.
Lang nach dieser zeit / zoge meine fraumutter mit mir auf das gebirge Seir nach Dedan zu deinem herrn vatter / liebste Ahalibama! da ich ein wahres bildnüs der
Es hielten sich aber damals auch zu Dedan auf /des Sobals kinder / als der junge Ebal / und die angeneme Mehetabeel; mit welchen beiden es mir fast eben so erginge / als in Mesopotamien mit der Lea und dem Bethuel: dann ich wurde mit der schwester freundschaft beseeliger / und mit des brudern liebe gequålet. Dieser Ebal / war der artigste mensch von gemůte / als einer seyn mochte. Er war auch so grosmutig / daß man ihn
Der alte Thebah / war gleich hierbei mit seinen verfolgungen fårtig / und schienen sie ihm alle gleich zu seyn / wann er nur zum mann mir verhelfen möchte. Weil er alle freiheit bei mir hatte / sahe er eines tags die gelegenheit ab / als ich auf der jagt zwischen ihn und den Ebal einritte / und wir beide einen hirschen /der uns entgegen kame / mit einem pfeil zugleich / zu einer zeit / und fast an einer stelle fälleten. Wolte der himmel! (sagte Thebah hierzu /) daß euer beider sinnen so gleichf \rmig in allen wåren / als sie hierinn gewesen! doch wird es allein bei meiner Prinzessin stehen: dann / wegen des Fürsten von Seir / ich mich schier für versichert achte. Diese worte jagten / so wol dem Ebal als mir / eine röte ab; und wie ich eben dem Thebah wolte antworten / kame mir Ebal zuvor / und sagte zu ihm: Woher seit ihr ein ergrůnder meiner gedanken? ich zweifele / ob ihr dieselben recht wisset. Einmal ist dieses gewiß / daß ihr euch meiner vertreulichkeit nicht berůmen könnet. Hiemit rannte er von uns hinweg / und bliebe ich damit von ihme so vergnůget / als von des Thebah beginnen erzůrnet: deme ich dann mein misfallen hierüber genugsam
Sobald nachmals Ebal mit mir allein zu sprechen kame / entschuldigte er sich aufs höchste / wiedaß er dem alten Thebah nie anlaß zu dergleichen reden gegeben; und wolte er sich ja so wol rechtfårtigen / als sehr ihn seine augen anklageten. Ich beantwortete ihm seine åuserliche verstellung / mit den worten: wiedaß ich wol gewonet wåre / dergleichen scherzreden von dem Thebah zu h \ren. Doch m \chte ich wůnschen /(sagte ich /) er håtte war geredet / daß nämlich unsere sinnen sich in allem gleichf \rmig befänden. Wie so /schönste Prinzessin? fragte Ebal / ganz erfreuet und auser sich selber. Darum / (antwortete ich /) daß ich alsdann versichert wäre / dermaleins durch eure hůlfe in der Dianen tempel nach Ninive zu kommen / von der man mich schon zweimal unbilliger weise entfůret hat. Nimmermehr (gabe Ebal nun / ganz verwirret /zur antwort) werde ich die welt so hoch beleidigen /derselben ihren sch \nsten glanz zu entziehen. Auser diesem / biete ich ganz willigst der Prinzessin von Chaldea meine dienste an: in jenem stuck aber / muß ich billig mich ungehorsam weisen. Mir mag aber sonsten (sagte ich hinwider /) kein angenemer dienst widerfahren: hat also der Thebah in seinen wunsch /und ich in meiner hoffnung / gar weit gefehlet.
Hiermit kamen etliche andere dazu / die dieses gespräch verstöreten. Er aber åuserte sich meiner von der zeit an je mehr und mehr / und verbarge / soviel müglich / seine traurigkeit: mit der ihn oft seine schwester vexirte / baß er ganz unwillig wurde. Weil dieselbe von tag zu
Mein bruder (finge Mehetabeel hierauf an) ist sehr hochmütig verliebet / daß er lieber leiden wil / als seine qual offenbaren. Er thut wol / (antwortete ich /) daß er seine plage nicht anderen mitteilet / sondern die für sich selber behält. Wer mag aber wol (fragte sie) diese geliebte seyn? Die recte warheit dir zu sagen / (gabe ich ihr zu antwort /) so gläube ich nicht anderst / als daß ich es bin: dann ich / dieses zu glåuben / viele anzeigungen
Inzwischen bekame mein herr vatter von Babel befehl / ehe er wieder nacht Syrien kehrte / eine gesandschaft in Egypten abzufordern / und von dem K \nig Pharao Uchoreus / des Osiris und der Isis bildnüs abholen zu lassen / welchen zu ehren der König / in Damasus / zwei tempel erbauet / da die bildnise solten hinein gesetzet und verehret werden. Mein herr vatter gehorchte alsobald diesem befehl: da dann zu Dedan und aller orten auf dem gebirge Seir / da die Isis und Osiris solten herdurch gefůret werden / grosse zurüstungen geschahen / dieselben auf das herrlichste zu entfangen und einzuholen. Ich ward aber unpåßlich /als die gesandten aus Egypten mit den bildnisen zurůcke kamen: denen dann alle Fůrsten von Seir fůr Dedan entgegen zogen.
Dazumal fande dein herr vatter / ganz unverhofft /deinen bruder den Dison / unter den Egyptiern: welche zeitung gleich nach Dedan erschallete / und daselbst / insonderheit bei deiner fraumutter / die eben bei mir war /
Ich entfande hierob so grosse vergnůgung / daß ich sie kaum fůr deiner fraumutter verbergen kunte: und was ganz Seir betrůbete / das war mein h \chste freude. Die gesandten zogen mit den g \tter bildern wieder hinweg / zugleich den Dison mit sich davon fürend. Deine fraumutter ware nicht zu tr \sten / und dein herr vatter voller zorn / daß er dieses beginnen seines sohnes nicht verwehren k \nnen Mein herr vatter sprache ihn zufrieden / indem er ihm riete / er solte heimlich seinem sohn etliche månner nachschicken / die ihn mit list entfůrten / und wieder zu ihm bråchten. Diesen anschlag setzte der
Wenig tage waren verstrichen / als mein herr vatter einsmals zu mir kame / und nach vielen umreden mir anbrachte / wiedaß er und der Ana beschlossen håtten / mich an den Dison zu verheuraten. Ich weigerte mich gleich / diesen schluß einzugehen / und sagte: Ich wolte in allem eine gehorsame tochter seyn / auser in dem / was wider die götter liese. Es sei allbereit gewalts genug / die man mir anthäte / indem man mich von dem tempel abhielte: dieses wůrde nun gar zuviel seyn / wann man mich ůberdas zum heuraten zwingen wolte. Alles dieses / so ich weitlåufig und mit vielen thrånen fürbrachte / dienete mir nirgendzu / als daß mein herr vatter nur desto zorniger und härter mir gebote / seinem befehl nachzuko en / und sagte er dar bei: Ich solte ihm zutrauen / daß er es wol dahin bringen wolte; und d \rfte ich mir nicht einbilden / durch list von Dedan zu ko en / wie ich zu Haran gethan: dann er mich fleissig genug bewachen lassen / und meiner person sich recht versichern wolte. Hiemit ginge er von mir / und kame bald darauf meine fraumutter / welche mir eben dergleichen fürbrachte / und eben so wenig durch meine thrånen sich erweichen liesse ja fast noch hårters sinnes ware / als der herr vatter. Es bliebe auf ihrer seite bei dem schluß / daß ich den Dison ehlichen solte; auf meiner seite aber bei dem fürsatze / eher zu sterben / als der Diana treubrůchig zu werden.
Unser beiderseits eltern aber verharreten in ihrem schluß / ihre ungehorsame kinder zusammen zu bringen. Weil wir einander noch nie gesehen hatten / als wolte
Die gottsfůrchtige Poliphide / deine fraumutter /ware hierinn unser beider einiger trost: die von ihrem gewissen überzeuget wurde / wiedaß es sůnde wåre /uns also zu zwingen. Sie vertrauete mir demnach / als sie mich eines tags gar kläglich gebärden sahe / wiedaß sie fůrhabens wåre / dem Dison ihrem sohn heimlich davon zu helfen: weil sie spůrete / daß doch er so wenig als ich unsere gelůbde verlassen wolten. Ich dankete ihr hievor mit meinen thränen / und lage ihr inståndig an / daß sie gleiche güte gegen mir fůrkehren / und mich in der Diana tempel zu ihrer schwester verhelfen wolte. Dieses aber schluge sie mir rund ab /fürwendend / sie håtte über anderer leute kinder die macht nicht / die ihr die g \tter über ihre eigene verliehen: also dorfte ich ihr dieses nicht mehr anmuten. Der junge Ebal inzwischen / der nicht ohne eiversucht und schmerzen warname / was bei uns
Als aber nun / zu des Disons flucht / alles bereitet war / fůrete ihn eines abends die Mehetabeel / in weibskleider verstellet / zu mir in die kammer: und solte er / unter dieser verstellung / mit der Poliphide nach Moab reisen / die jårlich das fest des gottes Chamos daselbst besuchete. Nachdem wir einander gegrůsset / sagte ich zu ihme: Ich m \chte wůnschen /mein vetter / daß die jenige / die zu dieser eurer verstellung unschuldige ursache gegeben / auch so nahe bei ihrer erl \sung wåre / und der hoffnung mit euch gen \sse / sich bald an dem ort zusehen / da sie stäts in gedanken lebet. Ich verhoffe aber / die grosse Diana werde mich auch endlich erh \ren / gleichwie die Isis sich euer angenommen. Tugendhafte Aramena! (antwortete er mir /) der himmel soll mein zeuge seyn / wie mich dieses in meiner jetzigen glůckseeligkeit betrůbet / daß ich zu erlösung der vollkommensten Prinzessin der welt so gar nicht dienen kan / und daß ich / ohne sie in ruhe zu wissen /derselbigen nun allein geniessen muß. Versichert euch / mein vetter! (sagte ich hinwider /) daß ich euch eure ruhe von herzen g \nne / und gewiß verhoffe / bald eine gleichmåsige glůckseeligkeit zu erlangen.
Als wir / nach diesen und anderen reden / einander umfasset / und gute nacht gewůnschet / reisete dein bruder / also verstellet / mit seiner fraumutter hinweg / und
Wir zogen bald darauf / durch Canaan / (allwo wir dem alten Isaac und der Rebecca meiner mutter schwester zusprachen) wieder in Syrien / da mein herr vatter sich gar sehr / wiewol vergeblich / bemühete /zu Damascus in der Isis tempel von den Dison etwas zu erfahren: dann die priester daselbst seine anwesenheit so standhaft laugneten / und vermutlich verheeleten / daß er nichtes ausrichten kunte. Ich bliebe aber daselbst nicht lang unangefochten / indem die K \nigin der Bactrianer von Hemath zu uns kame / und ihres bruders sohn den Prinzen Apries / und seine schwester die Prinzessin Ardelise bei sich hatte. Dann diese K \nigin wolte gleich / besagten ihren vettern /mit mir verheuraten: worzu der Thebah / seiner gewonheit nach / gar meisterlich halse. Weil ich aber die Ardelise gar wol kante / als erfuhre ich von ihr /daß ihr bruder bereits anderswo liebete: da ich ihr hingegen meinen zustand vertrauet. Dieses verursachete unter uns eine so feste freundschaft / daß jederman gläubete / als hätten wir einander geliebet. Ich liesse auch den Thebah mit fleiß in diesem wahn /damit er aufhörete / mich ferner zu verfolgen: welches dann uns manche kurzweil machete / daß wir also den alten Thebah betriegen kunten.
Weil in selbiger gegend fast alle Mesopotamische und Syrische Fürsten ihre weinberge haben / als war die gesellschaft alda sehr groß. Der Elihu verzoge nicht / sich mit uns bekant zu machen: zumal er allbereit vorher
Dieser Fůrst lude uns einsmals zu gaste auf sein kelterhaus / welches mitten in seinen weinberg gebauet war. Viele Syrische Fůrsten und Fürstinnen kamen daselbst zusammen: da den abend / auf einer breiten wiesen / welche der Phrate umfliesset / das gesamt frauenzimmer spaziren ginge. Weil der Elihu sich zu mir gesellete / kamen wir / unter andern gesprächen / von den torheiten der liebe zu reden. Ich behaubtete / daß es gar eine nårrische sache um die liebe wäre / massen alle ihre wirckungen töricht schienen. Er bekråftigte meine meinung / setzete aber doch hinzu: wiedaß auch er dieser krankheit / ob er gleich alle ihre torheiten wol erkennete / unterworfen sei / und an einem ort lieben müsse / da er nichtes zu hoffen håtte. Ich bestürzete hierůber / vermeinend /ich wůrde hierinn an ihm einen Bethuel oder Ebal finden. Er aber / als der gar vertråulich mit mir lebete /halfe mir bald aus meinen irrigen wahn / indem er mir entdeckete / wiedaß er in die Rahel gebrant sei: von der er aber nie etwas zu hoffen hätte / weil sie von ihren eltern fůrlängst an den Jacob versprochen wäre. Weil er dieses mit einiger bewegung fůrbrachte / taurete es mich sehr / einen solchen Fůrsten / von so vielen tugenden /
Als ich dieses / nachdem es gesetzet / laut hergelesen / sahe inzwischen der Elihu jemanden nicht weit von uns / der ihme unbekant war / und mich ohne unterlaß anschauete. Er wurde dadurch bewogen / scherzend zu mir zu sagen: Was gilt es / Prinzessin! wir haben in diesen reimen die abbildung von jenem fr \mden gemacht / der mit so verliebten gebården die sch \nheit der Aramena betrachtet? Hiemit sahe ich nach ihme / und befunde / was der Elihu berichtet: massen dieser fr \mde so aus sich selber mich betrachtete / daß er eher mehr einem steinernen bilde / als einem menschen / ånlich sahe. Sein ansehen
Elihu und ich / hatten hierüber unsern scherz: wiewol ich gleich dabei mir weissagete / ich wůrde davon noch müssen ungemach anstehen. Als ich eben seiner / etliche tage hernach / in meinem zimmer gedachte /kame ein geschrei aus / es hätte die Königin von Ninive kriegsvolk nach Acraba geschicket / den Prinzen von Sichem zu verfolgen / der eine ihrer kammerjungfrauen von Ninive entfüret; dieser Prinz wäre auch gefunden worden / und die jungfrau mit den Niniviten wieder hinweg gezogen. Mein herr vatter / der den Niniviten zu ihrem nachsuchen verholfen / weil die Königin / die solches anihn begehret / des Bel Ochus wachter war / wolte nichts desto weniger dem Prinzen von Sichem alle h \flichkeit erweisen. Weil wir nun vernommen / daß er ihn auf unser haus bringen wůrde / ihn daselbst zu bewirten / als
Der Prinz Hemor zeigte sich zwar etwas beschämet / daß er sich als einen entfůrer der jungfrauen muste ansehen lassen: doch entschuldigte er sich damit / daß es mit ihrem guten willen geschehen. Sonsten erwiese er alsobald eine sonderbare vergnůgung / um meinen herr vatter zu seyn: der ihn zu meiner fraumutter fůrete / dieselbe anzusprechen. Weil auch ich mich daselbst befande / als ånderte er / mich ersehend / zu vielen malen die farbe / und begrüssete mich mit so sonderbarer art / daß nicht allein ich / sondern auch alle anwesende / die warheit von seiner liebe urteilen konten. Elihu bescherzete mich gleich hierůber; wiewol es mir nicht låcherlich ware: dann aus vorhergehenden dingen konte ich leichtlich mir die rechnung machen / wie meine eltern hierbei sich anstellen würden. Auch der alte Thebah ware / wider seinen gebrauch / hierůber sehr unlustig. Dann / ob er gleich den Hemor / wegen seines grossen standes und der guten geschicklichkeit / nicht tadelen kunte: so zoge er dennoch den Elihu ihme weit für / und wolte / mit seinen beredungen / mich lieber an diesen als an jenen knüpfen; wie er dann / verm \g seiner habenden freiheit / bei mir ab- und zugehen / mich vermahnete /den Hemor nicht anzunemen / sonderen meine gunst dem Elihu zu lassen. Wie willig ich ihme nun das erste versprache / so unn \tig achtete ich / ihm das an dere zu beantworten. Doch liesse ich ihn gern in dem wahn / daß ich den Elihu liebete: damit er nicht auf den Hemor gerahten möchte.
Er begleitete uns nach Damascus / dahin wir wieder abreiseten: sowol / weil die weinlese nun geendet / und es gegen den winter ginge; als auch wegen des Elihu / den sie mit mir in gar zu naher verståndnüs stehend achteten / und deswegen in verdacht hatten. Ich verliesse auch diesen Fürsten ungern / und ermahnete ihn / wie auch der Thebah thate / wiewol nicht aus gleichem fůrhaben / er m \chte doch mit dem ersten in Syrien kommen / mich zu besuchen. Weil nun / wie gesagt / der Hemor nicht abliesse / mich mit seiner liebe zu verfolgen / und ich weder die ehrerbietung des Bethuels / noch die verschwiegenheit des Ebals / noch des Disons gleichheit im gelübde / an diesem verliebten befande / als ware er mir auch mit seiner liebe der allerunertråglichste. Er wolte mich durch seine fleissige bedienung / und nicht durch die zusage meiner eltern / erwerben: liesse derowegen nichtes unversuchet / was er nur immermehr ersinnen konte / mich zu gewinnen. Es verliefen damit etliche monate / wiewol fůr ihn ganz vergeblich: weil mein fůrsatz so unbeweglich
Meine eltern / die / auf sein eigenes bitten / dieses also stille mit angesehen / wurden dessen endlich überdrüssig. Sie wolten / weil sie mich nicht h \her noch bässer anbringen kunten / als wann ich dereinst Königin von Canaan würde / gleichwol dieses glück nicht aus hånden gehen lassen. Demnach / befahrende / die ungedult m \chte des Prinzen liebe endlich überwägen / und ihn finn-åndern wachen / geboten sie mir / gleichwie sie zu Dedan mit dem Dison gethan / ich solte den Hemor heuraten. So vergeblich nun vor diesem mein flehen und bitten gewesen / so wenig kunte ich auch jezt ausrichten. Und ob ich wol zu vielen malen dem Hemor in die augen sagte / Ich wolte lieber sterben / als ihn ehlichen: so ware doch alles um sonst / und richtete ich damit mehrers nicht aus / als daß man von einer zeit zur andern verzoge / die heurat zu vollziehen / ob ich endlich noch mit guten willen darzu zubringen seyn m \chte. Mein herr vatter hielte dafür / der Oberpriesterin / seiner schwester / einwilligung wůrde hierbei viel thun / und mich eher zum gehorsam bewegen: reisete deswegen nach Ninive / von dannen er mit der Celia erdichtetem jawort wieder zurück kame. Daß aber dieselbe damit nicht friedlich gewesen / hat ihre jetzige abschickung an mich genugsam dargethan: ob man schon dazumal ein anders vorgegeben.
Sobald nun der früling begunte herfür zubrechen /da wurde ohne långern verzug meine abreise aus Syrien angestellet. Und weil zu Damascus / der Königin von Ninive / wie auch der K \nigin von Tyrus / ankunft vermutet wurde / als kunte mein herr vatter und fraumutter mich nicht in Canaan begleiten. Demnach
Zu Camon / traffe ich des statthalters von Ninive sohn den Tharsis an / welcher bei der Königin Delbois in diensten ist / und dazumal von Ninive kommend / nach Damasco reisete. Ich hatte ihn vorher nie gesehen / weil er der zeit im krieg ware / als ich unter seines vattern schutz / wie ich von Haran flohe / mich begeben. Weil er / meiner fraumutter wegen / mir befreundet / als gabe ich ihm geh \r in meinem zimmer: da er dann / aus meinen thrånen / meinen zustand wol abnemen kunte. Weil ich nun spůrete / daß er erbärmnis mit mir hatte / als wolte ich sein mitleiden noch h \her treiben. Ich růckete ihm fůr / wiedaß sein vatter allein an allem meinem unglůck schuldig wåre / weil er mich zu Ninive nicht båsser
Wie ich nachgehends durch den Piream ihnen wieder abgenommen / und nach Thanac eingebracht / von dar durch den Tharsis aufs neue nach Bethera entfůret / aber neben dir / liebste schwester! von dem Fürsten Beri wieder verrahten und hieher nach Salem geliefert worden: solches hastu alles mit erlitten und angesehen. Ich habe nichtes mehr ůbrig zu sagen / als dieses / daß ich / wie der Tharsis mich leztmals aus Bethera davon brachte / ich wol mit ihm hätte davon und dem Beri entkommen können. Er gabe mir aber daselbst so frech und deutlich seine liebe zu verstehen / daß ich lieber bei dir bleiben und deine abenteuren mit erleben / als ferner mich ihme vertrauen wollen. Demnach sprunge ich / ehe er sich dessen versahe / vom pferd herab; und indem ich denen / die uns verfolgeten /entgegen eilete / wurde es mir
* * *
Ja / liebste Aramena! (sagte hierauf Ahalibama /) du hast in mir solchen lust zu diesem leben erwecket /daß ich von nun an der grossen Diana angelobe / ihre dienerin zu werden / und mit dir und deinen gespielinnen meine lebenszeit in ihrem tempel / da so süsse ruhe zu finden ist / hinzubringen. Briane und Zimene höreten diese entschliessung der Fürstin von Seir mit ja so grossem vergnügen an / als Aramena. Als sie aber noch davon redeten / tratte der Fürst von Cale und dessen gemalin zu ihnen in das gemach: welche von hof gekommen waren / und in gesellschaft des K \nigs Melchisedech und der fürtrefflichen C \lidiane den tag verbracht hatten. Ahalibama fragte gleich: ob die Fůrstin Casbiane morgen noch ihre reise fortsetzen wolte? Aber selbige vertr \stete sie auf den nåchsten tag hernach / weil sie vom K \nig zu Salem /beim opfer des folgenden tags zu / erscheinen / neben ihren gemal eingeladen wäre. Der Fürstin von Seir machte dieses einige unruhe / aus besorgung / sie möchte / durch ferneren verzug / dem Beor wieder in die hånde geraten. Aber der Arsas sprache ihr
Als demnach die nacht fürbei / und kaum der morgen herfür gebrochen / da kame des K \nigs von Salem oberkämmerer der Jarah: welcher den Arsas und die Casbiane / auf des Königs wagen / zum opfer abholen solte. Weil er sie schon hierzu bereit funde /als fuhren sie sobald miteinander dahin / nach einem berge / der auserhalb des schlosses unferne vom Jordan gelegen war. Der K \nig Melchisech hatte / neben den beiden Prinzessinnen und der hofstatt von Salem /sich daselbst bereits eingefunden. Wie nun der K \nig den Arsas und dessen gemalin gegrůsset / sagte er zu ihnen: Gesegnet seit ihr dem herrn / der himmel und erden besitzet! damit fürete er sie zu dem altar / und wie sie ingesamt alda niedergekniehet / hube die gemeine an / einen lobgesang zu singen / welchen die Prinzessin C \lidiane ehmals verfasset hatte / in diesen reimen:
Hierauf liesse der K \nig die opfer verrichten / welche bestunden in einer dreijãrigen ziege / einer dreijårigen kuh / einem dreijårigen widder / einer turteltaube / und einer jungen taube: die dann alle geschlachtet / und nachgehends auf den altar angezůndet worden. Mitlerweile nun von den priestern / die der König in seinem dienst hatte / dieses verrichtet wurde / erklärte Melchisedech dem Arsas umständlich / was durch alles dieses angedeutet wůrde: wie nämlich die thiere ihr blut zu dem ende vergiessen můsten / daß die menschen sich dabei erinnern m \chten / wie sie Gott eine allgemeine versönung für ihre sünde schuldig wären. Es habe dem H \chsten / von der welt anfang her / dieser gebrauch / als ein ihme recht angenemer gottesdienst / wolgefallen: und wolle er also /durch vorbildung der kůnftigen erl \sung / angeruffen und verehret seyn. Wie nun das opfer geendet war /und sie såmtlich alda vor dem herrn
Melchisedech fůrete daselbst den Fůrsten in sein geheimes zimmer / und ůberreichte ihm etliche geschenke für seine K \nigin / die er ihr zu bezeugung seiner freundschaft schickete. Das buch Jezirah ware mit unter diesen geschenken / wie auch des Henochs und des Noa gesetze: welche auf güldene tafeln gegraben und mit edelsteinen eingefasset waren. Arsas entfinge solche mit grosser ehrerbietung / und suchete darauf an / um seine erlassung. Der K \nig erteilte ihme dieselbige / sagend: Er k \nne leichtlich ermessen / daß der Fůrst darum von Salem also hinweg eilete / weil das hochzeitfest des K \nigs Beor mit der Fůrstin von Seir für der thür wåre / deme er freilich nicht wol beiwonen könte. Hiernächst bezeugte er /wie sehr es ihn schmerze / daß sein haus zu etwas dienen můste / welches der K \nigin Delbois billigen schmerzen verursache. Doch hängte er die entschuldigung hinan / wiedaß er / als unter den König von Canaan geh \rig / keine macht habe / sich seinem willen zu widersetzen / sondern es alles / wie es ginge / geschehen lassen můsse. Der kluge Arsas / ungeacht er den König also reden h \rete / wolte dannoch weder den Demas noch sich selber verrahten / mit entdeckung / daß bereits die Ahalibama auf dem weg wåre /dem Beor zu entgehen. Er dankete ihm allein fůr alle seine gute bezeigungen / und nachdem er sich nochmals ihme zu gnaden befohlen / name er auch abschied von den beiden Prinzessinnen. Weil er alda seine gemalin fande / als vermanete er sie heimlich /ihre reise nach Damasco folgenden tags ja gewiß fortzusetzen / und begabe sich damit auf den weg nach
Casbiane wolte sich der kurzen zeit / die ihr in Salem zuverbleiben noch ůbrig ware / bei den beiden Prinzessinnen von Caphtor wol bedienen: liesse sich demnach von der Jaelinde (weil C \lidiane / wegen eines sonderbaren fürfalles / sich entschuldigte /) allenthalben umher fůren / alles / was sehwürdig / in augenschein zu nemen / damit sie ihrer K \nigin von allem völligen bericht geben könte. Also wurde ihr von der Prinzessin / im herumfůren / erzehlet / wiedaß dieses Salem von des vorigen K \nigs schwester / der K \nigin von Canaan / der fraumutter des K \nigs Beor und des K \nigs Ephron / wåre erbauet worden: welche / zum andenken ihres vatterlandes / es Salem genennet / und nach ihrem tode / ihres bruders sohne dem Melchisedech / und nicht ihren eigenen kindern /es vermachet håtte. Dann weil die s \hne in ihrem leben schon streiten wollen / weme es vor den andern gebüre / als habe sie / solchen zank aufzuheben / dieses mittel ergriffen: und wäre also dieses schloß dem K \nig von Salem zu teil worden / ob es gleich im Königreich Sichem gelegen wäre.
Alles / was die Assyrier in ihrer baukunst erfunden / liesse in diesem schlosse sich bewunderen. Natur und fleiß machten es feste: gleichwie es / durch die gegend angenem / und durch den pracht der zimmer herrlich / erschiene. Es lage auf einer klippen / welche rund umher sehr tief ausgehauen ware / und breite wassergråben hatte. Die Königin hatte fruchtbare erden / zu behuf des gartens / mit grossen kosten hinein füren / und also den felsichten grund bedecken lassen. An der åusern mauer / rund um das schloß /stunden sch \ne sommerhäuser / die ůber die mauer hinab in das angenemste thal und in
Casbiane besahe dieses alles mit sonderbarem vergnůgen / und muste bekennen / ob sie wol viel prächtige gebäude in Assyrien gesehen / daß an zierlichkeit dieses Salem den preiß erhielte. Als sie das zimmer fůrbei gingen / in welchem Aramena und Ahalibama bewachet worden / fanden sie die Königliche wacht dafůr stehen / und berichtete Jaelinde die Fůrstin von Ninive / wiebaß allhier die beide bråute sich befänden. Sie aber / als die es was die Ahalibama betraffe /viel båsser wuste / konte kaum ihre gebården so wol bergen / daß die nicht fast etwas verrahten hätte. Um aber die Jaelinde von diesem gespråche zu bringen /die von des K \nigs Beor heurat viel fürbringen wolte / fragte sie Casbiane:
Ach meine Fůrstin! (sagte Jaelinde seufzend /) unser vetter hat bereits einen sohn gehabt / der neben seiner mutter gar erbårmlich ums leben gekommen: weswegen seither der König nicht wieder heuraten wollen. Meine Königin ist so begierig / (sagte Casbiane /) von allem / was den König von Salem angehet / eigentliche nachricht zu haben / daß ich weiß /ich wůrde ihr keine h \here vergnügung geben / als wann ich ihr dieses mit umstånden erzehlen k \nte. Was mir davon wissend / (antwortete Jaelinde /) ist so wenig und verwirret mir erzehlt worden / daß ich ganz nit tůchtig bin / einige umstände darbei zu berichten: dann ich kaum das siebende jahr erreichet hatte / als dieses unglůck fürginge. Ich weiß nichtes mehr davon / als daß der Prinz Adonisedech / neben seiner fraumutter / auf dem schlosse Sion verbronnen / und daß man meine schwester und mich mit grosser gefahr aus dem brand errettet. Man hat mir / wie gesagt / nie etwas umständlichers berichten wollen: weil der K \nig gar nicht vertragen kan / daß man davon redet. Ich weiß auch nicht einmal zu sagen / von was fůr einem hause die K \nigin gewesen: weil der K \nig /aus mir-verborgnen ursachen / solches gar heimlich hålt.
Casbiane / muste mit dieser nachricht zufrieden seyn. Indem sie fortgingen / kamen sie in einen langen gang / da / unter andern auszierungen / schwarze tafeln von agat an beiden seiten hingen / die eine schrift in sich hielten. Diese tafeln / (sagte Jaelinde /) sind gedåchtnise von allen denen Fůrstin / die zu Salem studiret haben:
Der Prinz aus Egypten / (sagte Jaelinde) hat diesen reim allhier hinterlassen. Aber die nächstfolgende zeilen sind von einem Teutschen Fürsten / nåmlich von dem edlen Cimber / geschrieben worden. Sie lase dieselben hierauf der Casbiane fůr / welche also lauteten:
In warheit / (sagte Casbiane) diesen möchte ich zum freunde haben: dann man deren wenige / wie sie hier beschrieben werden / in der welt finden wird. Solte dieser Cimber einmal verliebt werden / so würde / meines bedůnkens / kein heftigerer liebhaber jemals gewesen seyn. Jaelinde beseufzete dieses /ohne darauf zu antworten / und entfunde bei sich die gröste eiversucht / wann sie bedachte / daß der Casbiane ihre Königin diese liebe des Cimbers / wie sie von der Aramena erfahren / zu hoffen hätte. Sie dorfte aber diese Fürstin hierum nicht befragen / aus besorgung / sie möchte mehr hören / als sie zu wissen verlangte. Sie kamen nun fürter zu den andern
Dieses hat (sagte Jaelinde) der Prinz der Philister allhier hinterlassen; und das beistehende / der Fůrst von Theman / welches also lautet:
Dieses folgende / (fuhre Jaelinde fort zu reden) ist von dem Prinzen von Hemath hieher beigetragen worden:
Wer hat dann (fragte Casbiane) das hierauf-folgende geschrieben? Der Fürst Aran von Seir / (antwortete Jaelinde /) ein mensch von so kleiner tugend / als grosser boßheit. Sein reim / ward dieses lauts gefunden:
Er hat wol wahr geurteilet: (verfolgete Jaelinde /) massen er solches mit seinem eigenen beispiel genug erwiesen.
Als Casbiane noch mehrere nachfolgende reimen besehen wolte / kame der Fůrst Sobal von Seir daselbsthin /
C \lidiane hatte der gesellschaft / mit ihren angenemen gesprächen / die zeit dermassen gekůrzet / daß sie wol noch spåter an die růkkehr wůrden gedacht haben / wann sie nicht befahren můssen / das schloß möchte gesperret werden. Deswegen sezten sie sich allzusammen auf zween kåhne / und fuhren also wieder auf Salem zu. Die viele nachtigallen / die an beiden seiten des users / auf den schattichten båumen /bei untergang der sonne sich hören liessen / machten sie vor aufmerken ganz verstummen: dann sie sich mehr ergetzeten / dieser freien luftmusik zuzuhören /als selber gespråche anzufahen.
Nachdem sie beim garten wieder angelanget / auch C \lidiane und Jaelinde bereits ausgetretten waren, wolte Calaride ihnen folgen: bliebe aber mit dem rock an einem nagel des schiffes behangen / also daß sie fallen
Das grosse geråusche / so sie macheten / als sie dergestalt in das haus kamen / neben dem geheule von der Casbiane bedienten / erscholle gleich bis in das zimmer / da Ahalibama und ihr ritter Dison sich verborgen aufhielten: die dann grosse angst entfunden /wegen der vermutung / daß sie verrahten seyn m \chten / gleichwol keinen raht wusten / was sie beginnen solten. Der beherzte Tirzis wolte sich hinaus wagen /um nachricht einzuholen. Brianes aber und Zimenes /die eben zugegen waren / erboten sich hierzu / als die es mit minderer gefahr verrichten kunten. Diese nun erfuhren bald das unglück / so Casbiane betroffen: welches sie der Ahalibama und dem Dison berichteten / und damit zwar ihre
Der haubtmann Demas geriete hierüber auch in nicht-geringe beisorge / der Ahalibama flucht möchte hierdurch verrahten werden: die er dann / neben der Prinzessin Aramena / in grossen ångsten zu seyn /leichtlich ermessen kunte. Demnach begabe er sich heimlich in das haus / verhoffende / den Brianes oder Zimenes anzutreffen / und mit ihnen hierüber sich zu unterreden. Als er sie bald gefunden / und niemand auf sie acht hatte / liesse er sich von ihnen zur Fůrstin von Seir fůren: die dann / neben der Aramena / innigst erfreuet wurden / in dieser ihrer angst ihn zu sehen. Ach Demas! (sagte sie zu ihme /) wie wil dieses ablaufen? Ich sorge / des himmels grausamkeit und mein unglück / werde euren fleiß und mühe vergebens machen. Gnådige Fůrstin! (antwortete Demas /) sie fassen nur einen guten muht! Sie sitzen alhier sicher und verborgen genug / niemand wird sie ausspåhen. Solten auch gleich die tage
Wie sie aber hiervon noch redeten / brachte ihnen Zimenes die fr \liche post / wiedaß Casbiane nun wieder redete / und hie årzte hoffnung macheten / daß es mit ihr sonder gefahr seyn wůrde. Wie demnach Ahalibama versichert worden / daß niemand bei dieser Fürstin wåre / ginge sie durch einen verborgenen gang heimlich zu ihr / sie zu besuchen. Casbiane erwiese ihr mehr sorge / die sie ihrentwegen truge / als um ihren eigenen zufall / und versprache ihr / sich so stark zu machen / als ihr immer würde müglich seyn; um / mit dem ersten / ihre reise nach Damascus fortzusetzen. Weil sie aber wol vermutete / daß solches schwerlich vor acht tagen geschehen würde: als befohle sie ihrer kammerjungfrauen / die allein um der Ahalibama da-seyn wuste / ja fleissige acht zu haben /daß solches ferner geheim verbleiben m \chte. Nachdem sie hierauf die Casbiane wieder verlassen / entschlosse sie sich / in gedult der zeit abzuwarten: wie ingleichem der vermeinte Dison / dem lauf des glůcks und der schickung des himmels dieses ferner muste anbefohlen seyn lassen.
Der verliebte König von Canaan aber / der nur noch etliche tage biß zu seiner eingebildeten vergnůgung zehlete / begabe sich mit spatem abend ganz allein in den schloßgarten: da er seinen verliebten gedanken ein zeitlang geh \r gabe / und letzlich einen knaben vor seiner Fürstin fenster kommen liesse / wo er sie vermutete / der ihr zu ihren folgendes lied in eine harfe singen muste:
Indem dieses der knab mit gar annemlicher stimm sunge / schauete der K \nig gegen dem fenster hinauf /ob er erwittern möchte / daß seine Ahalibama zugeh \ret. Weil das wetter gar still ware / als vername er /daß jemand lachete: welches dann die beide hinterlassene dirnen waren / die sich gar viel davon einbildeten / daß ein so grosser K \nig ihnen dergestalt aufwartete. Weil die verliebten alles zu ihrem bästen deuten /als tr \stete sich auch der Beor mit den gedanken / daß dieses lachen seiner
Dieser haubtmann hatte befehl von der Prinzessin C \lidiane / sobald es nacht seyn wůrde / den priester Sephar / mit bei sich habenden personen / zu ihr /durch den garten / einzulassen. Als er nun daselbst an der thür etwan eine stunde gewartet / sahe er den Sephar / neben einem ansehnlichen ritter und zweien frauenpersonen / ankommen. Nachdem er sie hatte eingelassen / sagte ihm der Sephar / wiedaß er in etlichen stunden wieder zu růcke kommen würde: worauf er mit denen bei sich habenden fortginge / die er /durch den garten / an die andere seite des schlosses fůrete. Sie fanden daselbst einen felsen ausgehauen /dessen thůr sich bei ihrer ankunft öffnete: da sie / von der Prinzessin Cölidiane und noch einer andern hohen dame / die der Sephar / drei tage vorher / und zwar eben in der nacht / als Ahalibama und Aramena entkommen waren / zu ihr gebracht hatte / entfangen wurden.
Wiewol Cölidiane dieselbe sonders sch \n befunden / so erweckete doch in ihr eine neue verwunderung /die ansichtigung der jůngsten unter diesen beiden neu-ankommenden: welche zwar klein von person / aber dabei so voll majeståt ware / daß es ihr gar nicht schwer fiele / sich für die Prinzessin Amesses aus Egypten darzugeben / dafür sie auch geehret und entfangen worden. Hierauf entfingen sie einander / Cölidiane / diese Prinzessin / und den / der mit ihr gekommen / so der Armizar Prinz aus Ophir ware; dieser seine schwester / die Prinzessin Indaride / welche er bei der C \lidiane gefunden; und
Ich weiß in warheit nicht / (begunte Cölidiane die Amesses anzureden /) wie ich mich in mein jetziges glück finden soll / so fůrneme königliche personen zu bedienen: zumal bei solchen umstånden / da / wegen begehrter geheimhaltung / ich mich behintert sihe /ihrem hohen stande gemäs ihnen einige ehre zu erweisen. Meine sch \ne Prinzessin (gabe Amesses zur antwort) erzeiget mir so viel gutes / indem sie dergestalt mich heimlich hier in Salem aufnemen wollen / daß ich um nichts anders willen ein bässeres glůck verlange / als / einmal wegen dieser wolthat mich vollkomlich zu rächen. Darf ich aber nicht (fragte Cölidiane) dem K \nig dieses glück entdecken / daß ihme Gott also unvermutet so vorneme gäste bescheret? Wir hoffen / (sagte der Prinz von Ophir /) daß der Prinzessin von Caphtor gütigkeit werde so gros seyn / uns für ihre gåste allein zu behalten. Dann dieser Prinzessin leben und wolfart hånget daran / daß wir aller orten m \gen heimlich verbleiben. Auch meine schwester wird der grosse verlust / den sie erlitten / ohne zweifel auch alle grosse gesellschaft meiden und sie gesonnen machen / sich lieber in der stille aufzuhalten. Ich habe bereits (sagte die so angeneme als betrübte Indaride /) hierum die Prinzessin C \lidiane gebeten; und sie hat mir versprochen / mir allhier geheimen aufenthalt zu g \nnen: wiewol ich nicht hoffe / daß solcher lang wåren werde / massen mein tod nicht ferne mehr seyn wird / mich alles jammers zu entledigen. Weil ich zum teil (sagte C \lidiane hierauf) der Prinzessin von Ophir unglück weiß / kan ich zwar um ihre betrůbnůs sie nicht verdenken / aber wol ihre ungedultige verzweifelung schelten. Ein grosmůtiges herz muß niemals den tod
Hiemit wandte sich Cölidiane zu dem Prinzen von Ophir / deme sie seine bitte gewårend versprache / ihr daseyn solte geheim gehalten werden / weil sie es also begehreten. Hiernächst fůrete sie ihre gäste in ein gew \lbtes zimmer: welches / ob es wol unter der erden war / dennoch an keinem einigen dinge mangel hatte /und so k \niglich ausgeziert ware / daß Indaride und Amesses alle bequemlichkeit daselbst funden: wiewol die C \lidiane dünkete / daß solches für diese grosse Prinzessinnen viel zu schlecht wåre / und dannenhero sich nochmals entschuldigte / daß sie in geheim nicht båsser k \nten bedienet werden. Als auch die alte frau / die mit der Prinzessin Amesses gekommen und ihre wartfrau ware / den Sephar fragte: Ob sie an diesen ort geheim bleiben k \nten? gabe ihr der zur antwort /und berichtete: wiedaß kein mensch auf dem schloß /auser der C \lidiane geheimsten bedienten / jemals an diesen ort komme; und daß die Prinzessin sonsten diese gew \lber / arzneien und k \stliche wasser darinn zu brennen / gebrauchet / nun aber / wegen ankunft dieser fr \mden / sie also hätte zurichten lassen.
Wie nun Sephar hiermit ihr alle furcht vertrieben hatte / ginge er zu der Prinzessin Cölidiane / welcher er heimlich anmeldete / wiedaß der Prinz von Ophir noch vor tags wieder hinweg gedächte. Diese Prinzessin fragte hierauf den Armizar: Ob er dann sobald die Prinzessin Amesses verlassen k \nte? dann der Sephar hätte ihr sein weg-eilen jetzund berichtet. Ich weiß die
Es ist billig / (sagte Indaride zu ihren bruder /) daß ihr hierinn die Prinzessin C \lidiane vergn \get: zumal ihr auch mir diese erzehlung noch schuldig seit / als die ich in Ophir wenig von eurem zustand erfahren. Ich erbiete mich / zu gehorsamen: (sagte der Prinz /) besorge aber / die nacht m \chte hierzu unbequem und eine unh \flichkeit seyn / die Prinzessin C \lidiane mit unseren håndeln von der ruhe abzuhalten. Ich achte keinen schlaf / (wandte C \lidiane hierwieder ein /) gegen dieser vergnügung. Weil ich auch den tag über / um verdacht zu meiden / meinen Prinzessinnen wenig werde aufwarten k \nnen / als muß ich notwendig mich der nacht-zeit
Ich befinde / in erinnerung alles dessen / was ich zu sagen habe / daß mir gar ein schweres amt aufgetragen worden: indem ich gehalten bin / sowol von denen / die meiner Prinzessin das leben gegeben / als von meiner stiefmutter / nicht das båste zu sagen. Ich m \chte auch wünschen / daß die ganze welt solches nicht mit mir wůste / und ich überhoben seyn k \nte /ohne erwehnung derselben / die begehrte geschichte zu erzehlen. Wo aber eines ohn das andere übel zu verstehen seyn wůrde / als muß man mir nicht verargen / wann ich der warheit blind folge / und diesen lehrsatz / daß man der seinigen mångel zudecken /und von hohen gekr \nten håubtern nicht böses reden solle / etwas aus den augen setze.
Mein vatterland ist Ophir / und entspringen wir von dem Eber aus Chaldea / dessen enkel vom Jaketan / der Ophir / erster König alda gewesen. Mein herr vatter /
Diese Rehuma / eine der listigsten frauen von der welt / ware darbei so voll hochmuts / daß sie nicht leiden wolte / daß ich dermaleins ihr K \nig werden /und daß ihre kůnstige kinder unter meinem gebot leben solten. Demnach hielte sie es fůr keine sůnde /auf mittel zu gedenken / wie ich m \chte aus dem weg geråumet werden: allermeist / wie sie sich schwanger fülete. Ja / sie kunte mich nicht so lang dulten / bis sie såhe / ob sie auch einen sohn gebåren würde: sondern / ehe noch ihre geburt-zeit heran nahete / muste ich mein vatterland råumen. Doch das verhångnis / so alles regiret / verwehrete ihr / daß sie mich nicht / wie sie leichtlich hätte thun k \nnen / t \den liesse / sondern sich begnügte / daß ich in Ophirfür todt gehalten / und von meiner wartfrauen heimlich im Bactrianischen lande / da sie zu haus gehörte / auferzogen würde. So listig nun diese Königin sonst ware / so sehr betroge sie sich hierinnen / daß sie meiner wartfrauen trauete. Dann / ob wol dieselbige aus furcht versprache / ihr in allem zu gehorchen / so thåte sie doch nachgehends das widerspiel / und fůrete mich hinab in Egypten zu der K \nigin Nergade / die meines herr vattern
Dergestalt verstriche unsere kindheit / und hatte ich das glůck / alles / was man mich lehrete und worzu man mich anwiese / wol zu fassen: welches dann die zuneigung des K \nigs und der K \nigin gegen mir vermehrete. Bei dem Prinzen Hiarbas aber erweckte solches
Einesmals / als wir im frůling des Nilus grosses fest begingen / da der sich über ganz Egypten ergiesset / waren wir nach Noph von den priestern der Isis zu gast geladen: dahin dann der ganze k \nigliche hof erschiene. Weil nun einer unter den priestern in der sternkunst (wie sie dann fast alle diese wissenschaft haben / und solche von den Hebreer-Fürsten dem Abraham erlernet /) und in der deutkunst / sonders erfahren war: als begabe es sich / daß der K \nig begehrete / dieser priester solte einem jeden unter uns in die hand schauen / und von unsern künftigen abenteuren etwas verkůndigen. Er wolte lang nicht daran: weil er schon mehr als zuviel aus der Prinzessin und meinem gesichte urteilete / was uns begegnen wůrde. Als aber der K \nig darauf drunge / sagte er einem jeden etwas aus der hand: doch mit so dunkelen worten / daß man es nicht alles deutlich begreifen kunte. Wie er nun zu mir kame / und ich ihme meine hand gewiesen / bestůrzete er sehr / und sagte endlich
Dergestalt verliefe noch etliche zeit / da endlich ein krieg mit den Arabern / die im lande Chus wohnen /und Moren sind / entstunde. Der Prinz Amosis zoge selber mit zu feld / unter des K \nigs feldherrn dem berůmten Epha / einem Fůrsten aus Midian: den der K \nig darum liebte / weil er von dem Hebreer Abraham entsprossen ist / der sein eltervatter gewesen. Ich bekame / bei diesen grossen feldzug / auch meine verrichtung / und hatte das glück / daß der feldherr mit mir wol zufrieden war. Weil wir bis in das andere jahr zu feld waren / als lernete ich in der zeit den krieg mit so gutem fortgang / daß mir der Epha ein teil der Egyptischen v \lker anvertraute: da ich dann den K \nig Scheba neben seiner tochter der schönen Danede / in der stadt Naphis / gefangen bekame. Ich kan von dieser m \rin
Dieser glückliche streich / brachte beiden K \nigreichen den frieden wieder. Dann / als die herren von Nebajoth / Saba / Arabien und Hevila / die bisher sich in diesen krieg nicht eingemischet und stille gesessen / erfuhren / daß der König von Chus gefangen worden: merketen sie wol / daß unsere macht ihnen würde schaden bringen / wann sie ferner unseren glůcklichen waffen also zuschauen wolten. Demnach schlugen sie sich alle zusammen / und wolten entweder den König Scheba wieder los haben / oder Egypten überziehen. Weil nun die Egyptischen priester /die gar viel gelten / zum frieden rieten / den wir nunmehr mit allen denen bedingnisen / die wir nur verlangen mochten / erlangen kunten: als vergnügte sich Pharao / daß er / was er vor dem krieg an den Chusiten zu suchen gehabt / von ihnen erhielte / und gabe er ihnen dargegen ihren König wieder.
Mit was fůr ehre und großpracht ich in der k \niglichen haubtstadt Tanis entfangen wurde / will ich nicht beschreiben: und hatte das gerůchte / von meinen wenigen thaten / ein mehrers ausgebreitet / als ich würdig war. Amosis erhebte selbst meinen ruhm dermassen / wie auch der Epha / daß ich ursach hatte / mit meinem glůcke mich vergnůgt zu achten. Die K \nigin / welche nun mich in dem stand sahe / daß ich mich meinem herr vatter mit ehren zeigen dorfte / wolte mir nicht långer verschweigen / wer ich wåre: erzehlte mir demnach alles / in gegenwart der sch \nen Amesses /wie es mit meiner geburt beschaffen. Die ehre / mich zur Krone von Ophir geboren zu wissen / machte mich nun nicht geringe einbildung
Wie aber dieser sonderbaren glůckseligkeit kein sterblicher wůrdig war / also liesse mich der himmel auch bald darauf inne werden / wie ihme so leicht sei /eine abwechselung in unseren zustand einzuschalten: indem er verschaffete / daß ich / der ich so vollkommen glückhaft gewesen / die h \chsten proben der widerwertigkeit anstehen und erfahren muste. Es wolte eben der K \nig seine abgesandten nach Ophir abordnen / dem K \nig meinem herr vatter seines sohnes wesen und leben zu hinterbringen: als gesandte von Ophir zu uns kamen / bei dem Pharao etwas anzubringen. Wir befanden uns dazumal nicht in der haubtstadt des reiches / sonderen in der stadt Says /als diese botschaft von Ophir ankame: deswegen allein der Pharao nach Tanis reisete / und mich bei der K \nig n liesse. Weil nun die entdeckung meiner person bei hof nicht kůndig war / als erfuhren die von Ophir nichtes von dem sohn ihres Königs / und
Dieses unverhoffte anmuten meines herr vattern /kame dem Pharao gewünscht für / und vergasse er auf einmal / wer ich ware / und was mir von rechts wegen gebůrete: weil er / mit dieser gelegenheit / seinen jůngsten sohn zu einen so måchtigen K \nig machen kunte. Demnach versprache er denen abgesandten alsobald / seinen jüngsten sohn ihrem K \nig zuzusenden / und wandte grossen fleiß an / daß sie von mir ja nichtes erfahren m \chten: massen er sie auch deswegen so eiligst / als möglich / wieder abfårtigte. Er wuste aber nun nicht / was er mit mir anfahen solte: und in seinem gewissen wol befindend / wie grosses unrecht er mir anthåte / kunte er sich nicht dazu verstehen / sich von mir sehen zu lassen. Also verstrichen etliche wochen / daß wir musten zu Says verbleiben / ehe wir einigen befehl oder nachricht von hof bekamen. Die Königin / welche ebenfalls begierig ware / zu erfahren / wie es ihrem herrn erginge / und was die gesandte von ihrem bruder aus Ophir gewolt hatten / bezeugte mir zum \ftern ihre verwunderung ůber des Pharao beginnen / daß er uns nicht wieder nach Tanis holen liesse / da er sonst fast keinen tag ohne sie seyn kunte. Ich konte ebenfalls mich hieraus nicht finden. Weil ich aber noch keines unglücks gewonet war / als anete mir auch nichts widriges: und ware ich / wegen der glůckseeligkeit / meine Prinzessin stäts bei mir sehend und ihrer gesellschaft geniessend /
Endlich aber bekame die Königin befehl / alleine nach Tanis zu kommen: die Prinzessin aber / wie auch der Prinz und ich / musten zu Says zurůcke bleiben. Der Pharao entdeckte der K \nigin sein anligen: wiewol er dazumal noch im zweifel schwebete / und bald / von seinem b \sen gewissen gequälet / mich meinem herr vattern offenbaren / bald dem Hiarbas die Ophirische Kron zuwenden wolte. Nergade / von mütterlicher liebe geblendet / sprache alsofort ihrem gemal einen muht ein / dieses glůck ja nicht zu verschlagen /sondern mit beiden händen anzunemen. Wie nun sein vatterherz ihn leichtlich hierzu bewegete / als ware nur die frage / wo man dann mit mir bleiben solte. Dieses auszudenken / fiele ihnen zimlich schwer: allermeist / weil sie meinen muht wol kanten / der mich unmůglich zu diesem unrecht wůrde schweigen lassen. Und wolten sie gleich schon zuweilen auf meinen tod wehlen / so schluge ihnen doch solches aus den gedancken / die erinnerung / daß ihre tochter mich liebete: welche nicht verschweigen wůrde / wer ich gewesen. Demnach bereueten sie wol tausendmal / daß sie mir gesaget / wer ich wåre / und daß sie selber / zu der Prinzessin und meiner liebe / so grosse bef \rderung gethan hatten. Nergade wolte / man solte den Hiarbas für den Prinzen von Ophir ausgeben / und mich hingegen zum Hiarbas machen: sie mussen aber befahren / daß alsdann die Rehuma / wider diesen ihren vermeinten stiefsohn / viel gefårliches schmieden wůrde / und k \nte er dann auch auf die weise die Indaride nicht heuraten / welche doch allein seinen thron befestigen kunte. In dieser ungewißheit verharreten sie eine gute zeitweile / bis sie endlich beschlossen / die Prinzessin erstlich von mir
Ich ware eben bei der Amesses im gemach / mit ihr höchstvergnügt überlegend / wie ihr dereinst zu mut seyn wůrde / wann sie in ein so weit entferntes land /als Ophir wåre / mit mir hinweg reisen solte. Ich h \rete damals / aus ihrem holdseeligen munde / die antwort: wiedaß ihr die ganze welt nicht zu weit seyn solte / dieselbe durchzureisen / wann es mit ihrem Armizar geschehen könte. Indem tratte Petosiris / des K \nigs oberkåmmerer / zu uns ins gemach: worüber wir uns beide erfreueten / weil wir hoffeten / vom K \nig etwas erwůnschtes zu vernemen. Wie aber die Prinzessin ihme freudig entgegen kame / sagte er / mit ernstlichen gebärden: ich m \chte in mein zimmer kommen / er håtte mir etwas anzudeuten; immittels müste die Prinzessin sich gefasst halten / nach Tanis zu reisen. Sie fragte gleich: Ob ich ihr dann nicht gesellschaft leisten wůrde? Er wolte ihr aber keinen fernern bericht geben: und ware es schon also angeordnet / daß / sobald ich in meinem gemach wåre / die Prinzessin mit ihrem bruder hinweg reisen muste. Ihre angst fůr mich / ware nicht geringer / als meine unruhe: und zeigte ich dem Petosiris mein verlangen / von ihm zu vernemen / was er von des K \nigs wegen mir anzubringen håtte. Weil derselbige mich ståts geliebet / als konte er mir mein gefängnis nicht ohne thränen ankůndigen. Ich muß gestehen / daß bei damaliger meiner unwissenheit / es mich nicht wenig befr \mdete / an dem ort mich gefangen zu sehen / da man mich jederzeit so hoch geliebet. Mein gewissen klagete mich um nichtes an / und argw \hnete ich auf die Rehuma / ob
Weil mir nun Petosiris nichtes mehr sagen wolte /als liesse ich dem Pharao vermelden: Ich verlangete zu vernemen / was ihn dazu bewege / mit einem Kronprinzen also zu handeln. Hiemit gabe ich mich in die gedult / und entfunde nichtes schmerzlicher / als die abwesenheit meiner Prinzessin. Indem ich ferner tausenderlei ursachen ůberdachte / die mich möchten in diese gefängnis gebracht haben / fiele mir endlich ein: ob ich etwan einen mitbuler bekommen håtte /dem der Pharao geneigter als mir worden wåre. Aber hierwider tr \stete mich der K \nigin beståndigkeit /von der ich glaubte / daß sie mein wort beim K \nig reden würde. Wie nun die Prinzessin nach Tanis gekommen / verheelte man ihr / was beschlossen war /und kunte sie nicht erfahren / wo ich geblieben wåre: sie spůrete aber aus des K \nigs und der K \nigin unruhe so viel / daß etwas besonderes müste fůrgegangen seyn. Der Prinz Amosis / der mich sehr liebete /kunte ebenfalls hievon nichtes erforschen. Also gebare dieses unwesen am ganzen hofe viel wunderliche urteile: da doch keiner erriete / was es eigentlich wåre.
Der Epha / welcher vor allen grossen bei hof um meine geburt und liebe zur Prinzessin wuste / hatte sich von ihrer schönheit also einnemen lassen / daß er sie fůrlångst liebgewonnen. Er spielete aber damit so geheim / weil er an mir / als der ich ihme wegen meiner geburt sehr weit überlegen war / einen gar zu gefärlichen mitbuler hatte / daß niemand das geringste hiervon gemerket. Nun aber meine abwesenheit ihme einen freiern zutritt bei der Prinzessin zuliesse / als wuchse dardurch auch seine liebe: so gar / daß er einsmals die künheit name / solche der Amesses zu entdecken. Diese grosmütige Prinzessin erzůrnete
Die arme Amesses / fande in diesem befehl wenig vergnügung. Der Epha aber / als deme sie gedreuet /sich über ihn zu beschweren / hatte bei dem K \nig fürgebauet / und seine erlassung begehret: weil er besorgte / wann der K \nig innen wůrde / wohin ihn seine freche gedanken verleitet / er wůrde grosse ungnade und beschimpfung zu erwarten haben. Dieses kame nun dem Pharao so fr \md für / daß er nicht wuste / was er gedenken solte. Weil er den Epha sehr liebete / als kunte er sich nicht entschliessen / ihme den begehrten abschied zu geben: hingegen wolte er durchaus wissen / was ihn bewege / solches zu verlangen. Epha sagte: Er håtte sich gegen den K \nig versůndiget / und befünde sich so schwach / daß er von seinem verbrechen nicht abstehen k \nte / es sei dann daß der König ihm zuliesse / Egyptenland auf ewig zu räumen. Weil Epha dem Pharao ein mehrers nicht sagen wolte / als ward er ganz unruhig / und entdeckte solches der K \nigin: die ihm hierauf / des Epha liebe zu der Prinzessin / offenbarete. Dieses würde zur andern zeit den König sehr beleidigt haben: jetzund aber / da er mein verderben auf alle weise suchete / ware ihm solches die gewünschteste zeitung / als deren er zu seinem vorhaben sich bedienen kunte.
Der K \nig aber wolte nun ins werk richten / was er ihme fůrgenommen: liesse demnach den Epha nächsten tags in sein zimmer holen / und kůndigte ihm an /wie er ihme seine tochter zur ehe geben wolte. Epha /der dieses glůck nimmermehr vermutet / warf sich für den K \nig auf die kniehe / und wuste nicht / ob ihm diese freude warhaftig
Pharao / der solches vorher von ihr wol vermuten k \nnen / fuhre fort gegen ihr / und sagte: Mich wundert nicht / daß dich des Prinzen von Ophir beginnen bestürzt machet; ich selber habe mich anfangs nicht darein finden k \nnen. Nun aber kanst du mein misfallen / das ich hierüber getragen / mir nicht bässer benemen / noch auch an seiner verachtung dich vollkommener råchen / als wann du den Epha dir zum gemal erkiesest: welcher deiner liebe würdig ist / weil ich ihn nach mir zum fůrnemsten im reich ernenne / und er deine schöne nach würde erkennet und ehret. Unter diesen des Pharao reden /
In solcher angst brachte sie etliche tage hin: da die K \nigin / des Königs betrug meisterlich bef \rderend /ja so grossen unwillen / als er / ůber meine unbeståndigkeit zeigete / und die Amesses dahin zu ůberreden trachtete / aus rache den Epha zu heuraten. Sie erhielte es auch endlich / daß sie ihr jawort von sich gabe /und dem Epha / auf ihrer eltern begehren / die ehe versprache. Ob nun zwar ihr gehorsam sie hierzu triebe / und ihre grosmut / um aller welt dadurch zu weisen / daß sie sich um mich und meinen vermeinten wankelsinn nicht betrůbe: so wolte dannoch ihr innerlicher schmerze sich nicht also verbergen oder unterdrůcken lassen / daß nicht der leib ausstehen müssen /was der muht ůberwunden hatte. Es befiele sie eine gefårliche krankheit / die länger anhielte / als anfangs die ärzte vermutet. In solcher zeit litte sie des Epha besuchungen ganz gedultig: und ob sie ihn gleich nicht liebete / so ůberwand sie sich dennoch / aus gehorsam gegen ihren Eltern / seine liebesversicherungen
Es ist aber nun zeit / daß ich berichte / wie es mir zu Says inzwischen ergangen. Ich lebete also / aller dinge unwissend / in meinem gefängnis / als eines tags der ehrwürdige Orgas zu mir kame / ůber dessen ankunft ich mich so sehr verwunderte / als erfreuete: weil ich eines teils nit aussinnen kunte / was ihn zu mir fůrete; anders teils aber begierig ware / wie es zu hof und fůrnemlich mit meiner Prinzessin stůnde / von ihm zu vernemen. Anfangs wolte er mir nichtes melden / sich gar bekůmmert anstellend. Endlich aber /wie ich so hart darauf drunge / von ihm die ursach meiner gefångnis zu wissen / und ihm sagte / wie mir wol bekant wäre / daß ihme von des K \nigs thun und anschlågen nichtes verborgen seyn k \nte: brache er heraus / und benennte die ursach dieser seiner ansprache / daß der K \nig ihme befohlen / mir eine zeitung anzubringen / die vermutlich mich sehr befrömden wůrde. Ich gabe zur antwort: Es wäre mir nun schon so viel fr \mdes widerfahren / daß ich nichtes wůste /das eine noch gr \ssere befr \mdung bei mir erwecken k \nte. So wisset dann / (fuhre er fort /) daß die Pinzessin Amesses verheuratet worden.
Wann ich noch mich erinnere / wie bei anh \rung dieser worte mir zu mut worden / verliere ich fast alle sinnlichkeit / und weiß nicht zu sagen / wie ich mich hierauf gebärdet: dann ich darůber ganz von mir selber kame. Nachdem ich / durch meine bediente / in den stand / von dem Orgas mein unglůck weiter zu vernemen / wieder gesetzet worden / erzehlte er mir: wie Epha um die Prinzessin beim K \nig angehalten /wie Amesses ebenfalls in ihn sich verliebt bezeiget /und wie der K \nig / seiner tochter belieben hierinn zu erfüllen / die heurat vollziehen /
Es vergingen viel tage / in welchen Orgas / mir ein mehreres / insonderheit das jenige / worum er eigentlich ausgesendet war / fůrzubringen / nåmlich mich zum priestertum zu bereden / bedenken truge: dann ich so voller schmerzen ware / daß er mich / alles anzuh \ren / für untůchtig erkante. Und ob ich schon ihme / als dem Oberpriester / deme man königliche ehre erweiset / mit m \glichster höflichkeit begegnete: so triebe mich doch zum öftern die ungedult / daß ich harte worte wider ihn und den König heraus stiesse /wann er diesen entschuldigen oder mich trösten wolte. Ich nennte den Pharao ungescheut einen verråter / der mir das entzogen / was mir allein geh \ret hatte. Ich dråuete auch \ffentlich / daß ich mich zu råchen nicht vergessen wolte / so lang in mir ein warmer blutstropfe seyn wůrde.
Mein elend / das ich in solcher zeit ausstunde /recht zu beschreiben / würde mir unmůglich fallen. Mich schmerzete am meisten / daß Amesses aus eigenem willen zu dieser heurat geschritten wäre: und solte es mich nicht so
Mein kummer hatte mich so unachtsam gemacht /daß ich nicht einmal warname / wiedaß ich noch / als zuvor / gefangen gehalten wurde: und spůrete solches allererst / wie ich / nach wiedererlangten leibeskråften / die ich von bekůmmernüs ganz verloren gehabt / den schluß fassete / das undankbare Egypten zu verlassen / und nach Ophir zu reisen. Weil mich nun die wacht nicht auslassen wolte / als beschwerete ich mich darůber gegen den Orgas: der aber einen K \niglichen befehl aufzeigete / daß es mit mir also muste gehalten werden. Dieses mehrete nun meine ungedult / und machte mich auf mittel denken / wie ich los kommen m \chte. Orgas kame nun wieder öfters zu mir / und begunte nach und nach von dem vergnůgten leben der priester in der Isis tempel mir fürzuschwatzen: und wuste ich anfangs nicht / wohin ich solches deuten solte. Er sagte mir letzlich: wie er schwerlich glåube /daß der K \nig mich jemals wieder los lassen würde; weil er zu sehr meine rache befürchte.
Ob ich nun wol im herzen keine regung fülete / ein geistliches leben anzunemen / auch mein gemüte noch viel zu verwirret war / eine ruhe zu erwehlen: so name ich mich doch åuserlich an / als liesse ich mir seine vorschläge gefallen / weil ich dadurch aus meinen verdrießlichen banden zu entwischen verhoffete. Also betroge ich den Orgas / oder vielmehr den König / von dem ich so erschrecklich ware hintergangen worden /mit gleicher list / und ergriffe eben dieses mittel / so sie / mich ewig gefangen zu halten / ersonnen hatten /aus ihren hånden zu entgehen. Wie nun Orgas meine enschliessung gleich nach hof berichtete / wurde der Pharao neben der Nergade damit h \chst erfreuet: und verordnete er alsobald / daß ich nach Noph in den tempel / so heimlich / daß niemand etwas davon innen werden möchte / solte gebracht werden. Weil sie mir traueten / daß ich diesen
Daselbst aber traffe ich ungefår einen meiner alten bekanten den Migdol an / welchen in geheim zu sprechen / ich einsmals / als Orgas in dem tempel war /gelegenheit bekame. Diesem klagete ich meinen zustand / wie elend es mir erginge / und was ich zu thun entschlossen wåre. Ich erfuhre von ihm hinwider /wiedaß der Prinzessin Amesses beilager mit dem Epha noch nicht vollzogen wåre / und daß sie gar krank danider låge. Diese unverhoffte zeitung / machte mich die augen \ffnen / daß ich allhand den betrug / damit sie umgingen / merkete / und wurde mein fast erstorbenes herz halb wieder lebendig: dann ich kunte hieraus abnemen / meine Amesses můsse von betrůbnis krank ligen / daß sie mich zu verlassen wäre gezwungen worden. Demnach entschlosse ich mich um so viel begieriger / meine freiheit zu suchen / um / des Epha beilager noch zu hintertreiben / und dieser betriegerei zu entgehen. Also redete ich mit dem Migdol ab / in der nacht mich davon zu machen: worzu er mir seinen beistand versprache. Unser schluß ware / daß ich nach Raemses gehen wolte / da die bůrger mir sonderlich gewogen waren: und weil sie / wegen des statthalters des Pythons unerträglicher regirung /leichtlich zu einem aufstand kunten beweget werden /als hatte ich die hoffnung / daselbst viel gutes auszurichten.
Unser anschlag glůckte uns nach wunsch und willen / und kame ich auf einem pferd / welches Migdol bestellet / mit ihme davon / als der Orgas sich dessen zum wenigsten versahe: da wir dann nacht und tag fortreiseten / bis
Die bestürzung und verwirrung über dieser plötzlichen
Ich erfuhre in Raemses / wiedaß der Prinz Hiarbas fürlångst von Salem nach Ophir wåre abgefordert worden / um / selbiges reich dereinst zu erben. Also wurde meinem sinne noch klårer / was der K \nig mit mir fůrhätte: und hielte ich es darum für kein unrecht /mich auf alle weise zu råchen / da ich so hoch ware beleidiget worden. Also brachte ich in geschwinder eile volk zusammen / und fielen mir alle umligende stådte zu / samt dem ganzen lande Gosen: daß ich also mich måchtig genug sahe / des Epha ankommender macht zu widerstehen.
Weil der Pharao dieser meiner entschliessung sich nicht versehen / als brachte ihn der schrecken alsobald auf die gedanken / von dannen zu entfliehen: wurde also die anstalt gemachet / mit dem ganzen hof / die folgende nacht / sich aus der stadt nach Says zu begeben / dahin frische v \lker schon im anzug waren / den Epha zu verstårken. Ich erfuhre diese flucht / setzete ihnen deswegen eiligst nach mit einem grossen hausen der meinigen / und ertapte den wagen der Prinzessin: die ich / neben ihrer leibwacht / unwissend was ich fůr sch \ne beute bekommen / gefangen name / und ferneres nachjagen einstellete / weil ich von der nacht ůberfallen wurde. Als ich nun im lager wieder angekommen / ersahe ich / beim schein der fakeln / meine Amesses unter den gefangenen. Ich kan wol nicht sagen / was freude und bestůrzung mich zugleich überfallen. Ich warfe mich
Weil ich mich bald wieder erholete / und den leuten ihre einbildung / daran dißmal meine wolfart hienge /nicht benemen wolte: als befahle ich / man solte die Prinzessin in ein gezelt füren. Ich ginge hierauf zu ihr ganz allein / um / aus ihrem schönen mund das urteil entweder meines todes oder meines lebens anzuh \ren. Von eiversucht getrieben / kunte ich mich nicht enthalten / ihr anfangs ihre untreu und unbeståndigkeit fürzurücken / zu ihr sagende: Ach Prinzessin! wie ist diese ansprache so unterschieden von dem lezten abschiede / den wir zu Says voneinander namen! wer hätte mir damals sagen sollen / daß ich die Amesses nicht wieder mit solchem gemüte / sondern also gar veråndert und dem glůckseligen Epha zugethan / antreffen wůrde? Ich weiß nicht / (gabe sie mir zur antwort /) ob Amesses sich so verändert / wie der Prinz Armizar: der so wol gegen die götter / als gegen den menschen / sich so unbeständig erweiset / daß ich zweifeln muß / ob noch in ihme der alte tugendgeist zu finden sei. Wie so / Amesses? (fragte ich sie / ganz bestůrzet /) welcher unbeständigkeit bin ich dann zu bezůchtigen? Habt ihr mich nicht erstlich verlassen /Armizar! (antwortete sie /) und die entschliessung gefasset / der Isis priester zu werden? Habet ihr nicht
Ach liebste Amesses! (sagte ich hierwider /) niemals ist mir dieses in den sinn gekommen / der Isis priester zu werden: und der himmel weiß / daß mein herz mit recht einiger untreu nit kan beschuldiget werden. Hierauf erzehlte ich ihr alles / wie es mir zu Says ergangen: das ihr dann / mehr als zu klar / meine unschuld erwiese. Als ich sie überdas berichtete / wie Pharao mir die unbilligkeit erwiese / und den Hiarbas als Erbprinzen nach Ophir geschickt håtte; kunte sie ihre eltern nicht ferner entschuldigen / und die augen mit thrånen füllend / sahe sie mich ganz mitleidig an /und sagte: Ihr sehet / Armizar! wie nahe mir eure feinde verwandt sind / und wie mich das recht der natur zwinget / ihrem willen zu folgen / und eure gerechte sache zu verlassen. Pharao thut euch unrecht: aber er bleibet dannoch mein vatter. Und ob ich euch gleich dem Epha tausendmal in meinem herzen vorziehe / so muß ich doch – – – Ach grausame! (fiele ich ihr allhier in die rede /) höret auf / mir mein leztes urteil zu sprechen. Ich habe schon genug / daß ich weiß / ihr wollet eher der unbilligkeit / als dem rechte / beitretten. Ihr könnet auch eure zuneigung / mit dem willen eures vatters / nicht rechtfårtigen. Hierauf beteurete sie mir hoch / daß sie den Epha nicht aus liebe / sondern allein aus gehorsam gegen ihre eltern / ehlichen wůrde.
Hiermit endete sich unsere erste zusammen sprache: da ich dann das übrige der nacht in gröster unruhe hinbrachte / weil ich bei mir unschlůssig war / was ich mit der Amesses nun ferner fůrnemen solte. Ihre besitzung /
Nachdem ich lange und mit schmerzen auf des K \nigs erklårung gewartet / kame endlich der herold wieder / und brachte mir keinen andern bescheid / als daß Pharao mit funfzigtausend mann mir entgegen kåme / und selber mir die antwort bringen wolte /wem er seine tochter bestimmet håtte. Wolan dann! (sagte ich / in gegenwart der Prinzessin /) weil der Pharao seine tochter mir wieder abzunemen kommet /so wil ich sie bis in den tod beschůtzen: dann er hat sie mir eher als den Epha zugesaget / und sein versprechen unbillig geschwåchet.
Mit diesen begabe ich mich in eile zu růcke nach dem schloß / alda ich die Prinzessin gelassen: in meinung / sie von dar nach Raemses / und folgends weiter nach Ophir zu füren. Ich wurde aber von dem Pharao so geschwind verfolget / daß ich mit der Prinzessin nicht hinweg kommen konte / sondern mich belågern lassen muste. Weil nun der ort ůberaus fest war /und keinen mangel an lebensmitteln hatte / als entschlosse ich / bis auf den lezten mann mich zu wehren / und stunde also eine lange belågerung aus. Ich hatte aber hierbei die vergnügung / meine Amesses immer zu sehen: ob wol / an ihrer seite / wenig ruhe sich hierbei funde / weil sie in stäter angst für meine person schwebete. Sie lage mir auch mit unaufhörlichem bitten in den ohren / daß ich sie ihrem herr vatter wieder zuschicken solte.
Als sie aber meine halsstarrigkeit sahe / gedachte sie
Ich vermutete nichtes weniger / als dieses / und ware ganz sicher / als ich die feinde mir auf dem hals sahe. Mitlerweile sie alle mauren und thore besetzeten / sagte mir Amesses / was sie gethan / und wolte / daß ich mit ihr zum König mich verfůgen solte / bei deme sie meine freiheit erhalten håtte. Ich muß bekennen /daß ich / so lieb mir die Prinzessin ware / ganz ungedultig hierůber wurde: und bildete ich mir fůr gewis ein / sie hätte dieses alles / aus haß gegen mir / und aus liebe zu dem Epha / fůrgenommen. Wie ich nun diesen glůcklichen mitbuler ankommen sahe / ginge ich voller wut und eifer auf ihn los / und rieffe ihm zu: Er solte ankommen / mir jetzund die Prinzessin von Egypten das lezte mal zu bestreiten. Er / der in der warheit grosmütig ist / wolte mir diesen angetragenen kampf nicht versagen / und stellete sich dapfer zur gegenwehr. Weil ich aber mehr wut als fůrsichtigkeit gebrauchete / als verursachete ich
Die Prinzessin / die unseren streit nit verhintern kunte / hatte inzwischen zu ihrem herrn vatter sich begeben: und ware ihr erstes wort / daß sie ihn seines versprechens erinnerte / mir meine freiheit zu schenken. Pharao aber / der nun erlanget / was er verlanget / hielte nicht fůr n \tig / sich ferners zu verheelen /sondern sagte der Amesses in die augen / wiedaß ich sterben můste. Hiemit sahe sie / wiewol zu spat / was sie ausgewirket / und ware nicht zu trösten: so gar /daß man sie bewachen muste / weil sie ihr selber leid anthun wolte. Der Epha und ich / lagen inzwischen an unseren entfangenen wunden danieder: welches den Pharao verursachete / noch etliche tage alda zu verharren. Mein unfall / ward inzwischen überall kund: daher alle die jenigen / so bisher meine seite gehalten / sich gutwillig an den K \nig ergaben. Also brachte die eroberung dieses schlosses / den Egyptern den frieden wieder: und wurde Raemses / zur straffe ihrer untreu / geschleiffet.
Als endlich Epha und ich das reisen wieder vertragen kunten / brachte man uns nach Tanis / alda ich vername / wiedaß die rache des K \nigs mit nichts anders / als durch mein blut / k \nte befriediget werden. Amosis / der mir noch nie seine gunst entzogen / bemůhete sich vergebens / mich zu befreien. Die K \nigin / wolte mich zum priester haben: Orgas / bate ebenfals darum. Amesses aber vergasse aller ehrerbietung gegen ihrem herrvattern / und bote sich an / fůr mich zu sterben / wann der K \nig ja durch blut můste ausges \net werden.
Amesses wurde hierum nicht von neuem befraget /ob gleich die umstände / ihre erste zusage gegen den Epha / wol nichtig machen kunten. Sie erfuhre auch wenig von allem dem / was über mich beschlossen worden: so gar / daß sie / meinen tod noch besorgend / auf mittel gedachte / mich zu erl \sen. Ihr bruder ware ihr zu ihrem fůrhaben sehr behülflich; und von dem Migdol bedienet / brachte sie es dahin / daß sie bei nacht in mein gefängnis kame / und mir meine freiheit ankündigte. Ich erschracke nicht wenig / die Prinzessin so unvermutet bei mir zu sehen. Ihre reden waren / daß sie mich antriebe / die gelegenheit in acht zu nemen / und mich eilends davon zu machen: dann ihr bruder hatte leute und pferde bestellet / die mich hinweg bringen solten. Ich aber wolte mich keineswegs hierzu verstehen / und
O elende freiheit / (rieffe ich /) die mir bitterer als der tod seyn wird! Was hilft mich mein leben wann Amesses nicht für mich lebet? Lasset mich lieber sterben / als des Epha glück erleben! Ihr můsset leben /mein Armizar! (sagte sie /) wofern euch der Amesses leben lieb ist. Und ich bitte euch um unserer liebe willen: g \nnet mir doch / daß die person euch wieder befreie / die euch in diese bande gebracht hat. Wann ihr mir wollet versprechen / (antwortete ich /) den Epha nicht zu lieben / so wil ich die angetragene freiheit annemen. Ich habe bereits meinen sinn euch geoffenbaret / (wiederholete sie /) daß ich euch liebe: daraus k \nnet ihr leichtlich ermessen / daß ich fůr den Epha nichtes übrig habe / als – – – Allhier verstummete sie / und ich rieffe: Fahret nur fort zu sagen. / O grausame! daß ihr für den Epha nichtes übrig habet / als die Amesses selber. Mein kindlicher gehorsam (fuhre sie fort /) wird mich zwar dazu zwingen / mich dem Epha zu geben: aber versichert euch / Armizar / er
Nach vieler solcher wortwechselung / und als ich beständig dabei verharrete / lieber zu sterben / als ohne hoffnung ihrer liebe mich frei zu machen / zoge sie einen dolch herfůr / und hielte den an ihre brust /sagende: Wann ihr dann / Prinz von Ophir / die freiheit von mir nicht annemen wollet / so entfanget doch das blut der jenigen / die an allem eurem vorigen und jetzigen unglück schuldig ist; welches sie euch hier mit / zur aussönung dessen / was sie euch zuwider gethan / aufopfert. Hiemit hätte sie ihr selber gewalt angethan / wann ich ihr nicht håtte zugeruffen: Ich wolte gern frei werden / nach ihrem begehren. Wie ich demnach zugelassen / daß mir meine bande abgel \set wurden / sagte ich ferner zu ihr: Ihr wollet / grausame Prinzessin / daß ich leben soll / da ihr doch fůr meine liebe mir keine hoffnung übrig lasset. Lebet und hoffet / (antwortete sie /) und thut / was ihr verm \get /mich von dem Epha zu befreien! Diese worte stiesse sie gar geschwind heraus / und begleitete dieselben mit einer entfärbung: also daß ich ihre gemütsbewegung daraus sattsam spůren konte. Weil sie mich nicht eher verlassen wolte / bis ich mit denen jenigen hinweg wäre / die mich aus der stadt / und wohin ich reisen wolte / bringen solten: als folgete ich alsofort ihrem willen / und sahe mich auser Tanis / ehe ich noch recht begreifen konte / wie mir geschehen wåre.
Ich kunte nun nicht ersinnen / was ich fürnemen solte / der ich mich sonder macht und gewalt sahe /dem König
Mittlerweil ich nun an meinem anschlag arbeitete /befande der Pharao durch meine flucht sich in neue furcht gesetzet: weil er besorgte / ich würde nun wieder eine unruh im reich anstiften / oder doch nach Ophir gehen / und seinem sohn dem Prinzen Hiarbas das reich bestreiten. Dannenhero liesse er mich / aller orten / fleissig suchen. Weil auch der Epha / auf die vollziehung seiner heurat mit der Amesses / inständig drunge / als wurde ein tag zum beilager angestellet: da die Prinzessin / solches noch länger aufzuschieben / sich vergeblich bemůhete. Demnach thäte sie nichts anders / als unaufhörlich weinen: muste also der sonst glückhafte Epha dieses leiden ausstehen / daß er diejenige / die ihn glückseelig machete / in unglück setzen würde.
Ich erfuhre alles dieses / was bei hof fůrginge: welches
Ich setzete nun alles auf die höchste verzweifelung / und weder kron noch thron mehr achtend / kame mir in den sinn / ein Isis-priester zu werden. Ich begabe mich noch die nacht auf den weg / und meldete mich zu Noph bei dem Orgas an: der wol h \chlich sich entsetzete / mich zu sehen; noch mehr aber in verwunderung geriete / als er hörete / wozu ich mich entschlossen håtte. So wol der eifer um seine g \ttin / als die liebe zu seinem K \nig / von dem er versichert war /wie ihn dieses mein fürnemen h \chst erfreuen / und er dadurch von aller furcht ganz befreiet werden wůrde /triebe ihn an / mein begehren gleich zu erfüllen. Und ob wol sonsten ein jeder / in der stadt Phatures / im dienst der G \ttin muß recht unterrichtet werden / ehe er zu Noph eingefüret wird / und sein gelůbde ableget / welches dann lange zeit erfordert: so wolte ich doch nicht länger warten / sondern war gewillet / den tag /wann Amesses wůrde im tempel getrauet werden /mein gelůbde zu thun / und also mich / wie ein opfer /fůr ihren augen hinzugeben. Ich verlangte auch / um deß willen / bis dahin heimlich zu bleiben: welches der Orgas mir alles zuliesse. Also wurde in eil ein priesterliches kleid verfårtiget / welches ich bei der einfürung anziehen solte. Und wiewol der priester eine gewisse zahl ist / so wurde doch ich über dieselbige eingenommen / bis daß einer stůrbe: da ich dann in die rechte ordnung kommen solte.
Wie nun der ganze K \nigliche hof nach Noph sich verwandlet / und der grausame tag erschienen war /darinn ich meine Prinzessin auf ewig verlieren solte: da kamen sie såmtlich mit grossem pracht in den tempel der Isis. Ich / der ich aus einem verborgenen ort alles mit
Als aber alles volk nun im tempel versammlet war /und eben die opfer angehen solten / da begleitete mich die gesamte schaar der priester / von den Orgas gefüret / in den tempel: da dann jederman mich ersehend bestůrzet wurde / und der name Armizar überall erschallete. Ich / der ich kein aug von meiner Prinzessin abwandte / sahe / daß die nennung meines namens sie aufmerkend machete. Als sie / nach langen umhersehen / mich gefunden / schrye sie ůberlaut: Ach Armizar! und fiele damit zurücke / ihren jungfrauen ganz onmächtig in die arme. Epha / der neben ihr sasse /erschracke höchlich hierůber: inzwischen jederman zulieffe / der Prinzessin beizuspringen. Ich hätte solches mit verrichtet / wann ich meinen begierden folgen d \rfen. Indem sie aber noch mit ihr zu thun hatten / tratte der Orgas zu dem gleichfalls bestürzten
Ich hatte nun die priesterliche kleidung angezogen /und sasse bereits auf den kniehen / dem Oberpriester den Eid abzulegen / als von dem orte her / da die K \nigin fasse / ein unversehenes geråusche entstunde. Diß gabe mir ursach / nach ihr hinzusehen: und wurde ich gewar / daß sie in den armen des K \nigs wie todt lage. Alle anwesende drangen hinzu / zu vernemen /was ihr geschehen: und die Prinzessin ihre tochter stiege gleichfals von idrem thron herunter / ihrer fraumutter beizuspringen. Weil nun hierdurch alles in unordnung geriete / als verliesse auch der Orgas seinen platz / um zu sehen / was mit der K \nigin vorginge. Es hatte aber ein schlagfluß die Königin gerüret / daß alle årzte / die zugegen waren / ihren eiligsten tod ankündigten. Sie hatte kurz vorher in sich selber gesprochen / welches eine ihrer frauen gehöret: O wie handeln wir mit dem Armizar! worauf sie gleich sprachlos dahin gesunken. Der Pharao / welcher sie überaus liebete / hielte seine sterbende gemalin in seinen armen. Die Prinzessin aber / weil sie hierdurch gelegenheit ůberkame / ohne scheu zu klagen / zwunge sich nicht mehr in ihrem leidwesen / sondern stellete sich sehr
Nachdem man viele vergebliche mittel angewendet / starbe die K \nigin in den armen ihres gemals: und wurde hierüber das allgemeine wehklagen und der schrecken so groß / daß man ferner / weder an des Epha trauung / noch an meine einweihung / gedachte. Die leiche / welche der K \nig und die Prinzessin nicht verliessen / wurde nächst am tempel in des Oberpriesters wonung gebracht: damit nicht jederman die K \nigin todt und den Pharao klagen sehen m \chte. Der Orgas befale / daß ich und die andere priester in unsere verordnete wonungen uns begeben solten. Es ware überall / im tempel und in der stadt / ein unbeschreiblicher schrecken / und kame es jederman sehr frömd für / daß dieses freudenfest in so grosses trauren verwandelt worden. Wie mir hiebei zu mut wurde / weiß ich selber nicht zu melden: doch funde ich mehr ruhe als angst hierüber in meinem gemůte / weil ich die Prinzessin an den Epha noch nicht getrauet wuste / und also noch hoffen kunte.
Der Pharao ware gar nicht zu tr \sten / in diesem so pl \tzlichen verlust seiner Nergade. Und Epha / der dadurch seine glůckseligkeit verz \gert sahe / dorfte sich nicht unterstehen / den K \nig zu bitten / daß er mit der Prinzessin / bevor die grosse traur ein wenig fůrbei wåre / beilager halten m \chte. Alle gedanken des K \nigs gingen nun dahin / wie er seine liebe gegen der Nergade mit einer überaus pråchtigen begräbnis erweisen m \chte. Er liesse demnach / nahe für dem tempel der Isis / eine herrliche pyramide und begråbnis aufbauen / dergleichen an grösse und sch \nheit fürhin in Egypten nicht gesehen worden: und solte / wann dieser bau färtig / die leichbestätigung
Wie nun endlich der Nergade begråbnis färtig wor den / da musten alle die grossen aus ganz Egypten sich in Noph versammelen / dieser besenknis beizuwonen. Es solte aber / der Königin zu ehren / der göttin Isis ihr grosses opfer gehalten werden / welches der K \nig Osymandias fůr jaren angeordnet: und bestunde solches darinn / daß einer von ihren priestern /mit grossem geprånge / in ihrem tempel lebendig begraben / und ihr also aufgeopfert wurde. Weil nun dieses gar selten sich begabe / massen es bei des Pharao Uchoreus zeiten niemals geschehen: als wurde ganz Egypten begierig / diese seltene gebråuche anzusehen. Wie nun der grosse festtag erschienen / da wurde die leiche der Nergade / von dem K \nig / dem Prinzen / der Prinzessin / und von dem ganzen hofe /in den tempel begleitet: da Orgas und wir såmtliche priester sie entfingen / und für der g \ttin Isis bild niedersetzeten. Ich hatte / seit daß die Königin gestorben / die Prinzessin nicht wieder gesehen: die mir nun in ihren trauerkleidern viel sch \ner / als ehmals in ihrem königlichen brautschmuck / fůrkame. Ich wuste nicht /ob ich
Als nun das opfergepränge anginge / da wurden wir priestere / in unseren sieben ordnungen / rund um den altar gestellet. Nach etlichen gesängen / wurfe Orgas das los über uns: da dann mich die reihe vor allen traffe / daß ich das grosse opfer werden solte. Die andåchtigsten unter unserem haufen / wolten mir diese ehre bestreiten / vorgebend: weil ich noch nicht mein gelůbde abgeleget / so k \nte ich hierzu nicht gelangen. Ich aber / als der ich des lebens müd ware / wolte mich hiervon nicht verdrången lassen: und bekame ich beifall von den ältsten priestern / die am meisten in den geheimnisen des gottesdienstes erfahren waren /daß ich ohne streit der Isis opfer werden künte. Als dieses bis für den K \nig erschollen / zeigte der sich sehr ruhig darüber: Amesses aber erschracke so heftig / daß ich die erblassung ihres gesichtes / von dem orte / da ich stunde / absehen kunte. Man fürete mich hierauf an einen besondern ort: da ich zum opfer bereitet /auch mit blumen und kråutern ausgezieret wurde. Man brachte einen grossen ochsen / der auf dem haubt einen blumenkranz und ein blumengehänge am hals truge: welchen ich bei den hörnern fassen / und also wieder in den tempel gehen muste.
Mein erstes / so ich thäte / war dieses / daß ich nach der Prinzessin mich umsahe. Es ware aber derselbigen eine onmacht zugestossen / daß man sie aus den tempel bringen müssen. Dann weil sie mich nun in todesgefahr wuste / kunte sie ihre zuneigung nicht ferner bergen.
Ich lage nun in dieser finstern gruft / die sonst der Isis priestern zur begräbnis dienete / keine andere gedanken habend / als zu sterben: und muß ich gestehen / daß das natürliche entsetzen fůr dem tode bei mir nicht ausenbliebe / da ich mich so nahe bei meinem lebens-ende sahe. Doch wůnschete ich nichtes anders / als daß der tod sich nur bald einstellen m \chte: als welchen nichtes grausamer / als der verzug / machet. Wie ich nun etwan zween tage also lebendig begraben gelegen / erblickte ich unversehens ein licht / das die gruft erleuchtete. Weil ich gebunden war / und auf dem růcken lage / kunte ich nicht um mich sehen: doch kamen mir endlich die jenigen / welche die lampe trugen / die dieses licht verursachete /
Ich erfuhre dieser gestalt auf einmal so viel neues /daß ich anfangs in meine bestürzung mich noch mehr vertieffete. Endlich aber / wie ich dem Amosis fůr diese meine so unverhoffte befreiung / ja wiederbelebung / dank gesaget / und mich verpflichtet / der Prinzessin befehl nachzukommen / liesse ich mich / von dem priester und den Migdol / aus dieser gruft hinaus fůren. Weil Migdol bei mir bleiben wolte / als machten wir uns zusammen auf den weg / und namen die beschwerliche reise fůr uns / nach Ophir zu gehen: nachdem ich zuvor dem Amosis / meine sache bei der Prinzessin / nochmals auf das båste anbefohlen: dann ich ware nun verliebter / als noch jemals
Mitlerweile ich nun aus dem land war / finge der Pharao an / seine tochter mehr zu liebkosen / als er vordessen gethan / und geriete endlich gar in den wahnsinn / sie zu heuraten: welches er für keine sünde hielte / das exempel des Osiris und der Isis anfürend /von welchen etliche sagen wollen / sie seien einander eben so nahe befreundet gewesen. Der tugendhaften Amesses aber / ware dieses ein grosser greul / und spürete sie mit åuserstem unmute / daß des Pharao unrechtmäsige liebe von tag zu tag zuname. Epha war nicht der lezte / der hiervon in Libyen geruch bekame: und muste er solches um soviel mehr glåuben / weil er / als er nach glůcklich vollendeten kriege wieder nach haus kommen wolte / von hof ernstlichen befehl kame / in Libyen zu bleiben. Ich ware schon bis in Arabien gelanget / als der Prinz Amosis / durch einen eigenen bedienten / mir dieses zuentbieten liesse: welches dann verursachete / daß ich auf die wiederkehr / und in dieser noht meiner Prinzessin / mit hintansetzung aller meiner andern angelegenheiten / beizustehen /bedacht wurde. Um aber keinem menschen einigen argwahn von mir einzuråumen / kame ich / mit hůlfe des vorbenennten Isis-priesters / durch den verborgenen gang / wieder in die gruft / die ehmals meine begråbnis gewesen. Die Prinzessin / damit sie gelegenheit / mich zu sprechen / erlangen m \chte / liesse sich / nach landesgebrauch / mit fürwand einer andacht /etliche tage in das angebåude des tempels verschliessen: da ich dann aus der gruft / wann sonst niemand im tempel ware / zu ihr hinauf steigen konte. Der priester / der um unsere sachen wuste / hatte auch ihr einen schlüssel gegeben / dessen sie sich bedienen mochte / wann sie wolte in den tempel
Wer jemals geliebet / wird sich leichtlich k \nnen einbilden / wovon diese unsere zusammensprache gehandelt habe. Meine erzelung in die änge zu bringen /wil ich allein sagen / daß ich die Prinzessin / wiewol mit grosser můhe / endlich dahin ůberredet / daß sie /ihres vatters unbilliger liebe zu entgehen / mir die erlaubnis gabe / sie aus Egypten zu entfüren. Zu dieser entschliessung wurde sie / mehr durch verzweifelung /als liebe / bewogen. Dann / um liebe willen / wolte sie ehmals / wie ich erzehlet / hiervon nichtes h \ren: nun aber / da sie in der h \chsten angst von der welt schwebete / sahe sie kein anders mittel als entweder zu sterben / oder zu entfliehen / wann sie des Pharao ansinnen entgehen wolte. Demnach erwelete sie das lezte von diesen beiden: zumal sie auch / meiner beståndigen liebe ein solches schuldig zu seyn / selber erkante. Ich wurde / nach diesem ihrem entschluß /der vergnügteste von der welt; und erinnerte ich sie hierauf dessen / was sie bei unserem ersten abschiede zu Says zu mir gesaget: es solte nåmlich ihr die welt nicht zu weit seyn / wann sie dieselbige nur mit mir durchreisen wůrde. Wir beschlossen / um sicherheit willen / mit den Assyrischen gesandten fortzugehen: welche damals von dem K \nig Bel Ochus angekommen waren / die bildnise des Osiris und der Isis nach Syrien abzuholen.
Weil wir dieserwegen etliche male / um alles recht abzureden / bei nacht zusammen kamen / als ertappete uns das lezte mal ein junger priester im tempel / der bei der Isis bilde die nacht wachete. Dieser / als er alles / wie wir zusammen kåmen / in geheim mit abgesehen / verschlosse das loch / dadurch ich allemal aus der gruft in den schmalen gang / der mich aufs feld fürete / gelangen
Nachdem wir dieselben in der Moabiter lande verlassen / wandten wir uns gegen morgen / und kamen /nach langem reisen / in das K \nigreich Elam: da ich mit der Prinzessin in der stadt Hahla verharren muste / weil sie sehr unpåßlich wurde / und nicht weiter fort kunte. Ich erfuhre aber alda / daß der König von Elam / der tapfere Amraphel / krieg fůrete mit meinem herrn vatter / und der K \nig von Assyrien / als dessen mutter bruder / sich in diesen krieg mit eingemischet: welcher dann auch mit dem König der Bactrianer kriegete / durch welches land ich reisen muste / wann ich nach Ophir wolte. Weil ich nun ůberdas sowol der Ophirischen sprache als des landes unberichtet war /als bote sich
Ein Elamitischer Fůrst / namens Sadrach / der fürnemste nach dem König und seinem vatter dem reichsstatthalter / hatte / nicht weit von Hahla / am fluß Pison / ein lusthaus / welches sonderlich sch \n erbauet war. Dorthin fůreten uns etliche Elamitische damen / die bei uns in Hahla woneten: da dieser herr die Amesses so sch \n befande / daß sie ihn ganz verliebt machete. Dannenhero begunte er nachgehends /dieser sch \nen ausländerin / wie man sie daselbst nennte / öffentlich aufzuwarten / und liesse seiner liebe den zaum dermassen schiessen / daß er ohne sie nicht leben kunte. Als er aber ihre strångheit spürete /und dahero für seine liebe wenig hoffnung sahe / erkrankte er aus verzweifletem verlangen:
Wir verblieben in einer kleinen stadt an den Mesopotamischen gränzen / Colorina genant / und waren ganz unschlüssig / was wir weiter fůrnemen wolten: als der himmel gegenwärtige meine Prinzessin C \lidiane dorthin fůrete / welche von des K \nigs von Salem leuten / aus Bactra zurůcke kommend / daselbst durch nach ihrem vatterland begleitet wurde. Ich traffe auch alda unversehens den Sephar hier zugegen an: der dann / mich lebendig sehend / fůr grosser freude schier sterben wollen. Ich er \ffnete demselben meinen zustand / wie ich nicht wüste / wo ich mit der Amesses hin solte: die ich / bevor sie in sicherheit wåre / nicht verlassen / und doch / wegen unserer wolfart / die reise nach Ophir nicht länger verschieben k \nte. Er gabe mir gleich den raht / ich solte / die Prinzessin von Egypten / seiner Prinzessin der sch \nen Cölidiane zufüren: mit versicherung / daß sie an keinem orte in der welt vergnůgter / als zu Salem /würde leben können. Die Amesses name diesen raht mit freuden an: massen sie herzlich verlangete / nach so vielem ausgestandenen ungemach / sich einmal /wieder bei ihres gleichen und in ruhe zu sehen. Offentlich aber und bekant
Als nun die sch \ne C \lidiane fortreisete / und der Elamite sie bis ůber den Jordan geleitete / bliebe der Sephar mit dem troß zurůcke: mit deme wir / allemal eine tagreise spåter / ihnen nachzogen. Zu Jabes /wurden wir von der Amesses abermaliger unpåßlichkeit angehalten: da der Sephar uns bei einem seiner verwandten zur herberge brachte / auch uns einen guten arzt verschaffete. Doch musten wir daselbst über einen monden zubringen / ehe die Prinzessin wieder genesen konte. Nun m \gen es ungefår ein par wochen seyn / seit daß wir uns / hieher zu kommen /wieder auf den weg begeben. Weil der getreue Sephar uns nicht verlassen wollen / als hatten wir an ihme einen lieben reisgefärten.
Es widerfuhre uns aber auf diesem weg in einem wald eine unvermutete begebnis / die meine schwester zu uns und mit hieher brachte. Wir ersahen etliche weibesbilder / die / auf uns zukommend / uns gar ängstig fragten: Ob wir nicht / auf unserm wege / eine dame hätten angetroffen? Sie redeten so zerbrochen Syrisch / daß wir sie daran / sowol auch an ihrer frömden kleidung / für auslåndisch erkennen musten. Nachdem wir
Diese zeitung ginge mir sehr zu herzen / indem mir dadurch das geblüte gerůret / und zugleich die begierde / dem Hiarbas meine Kron zu bestreiten / ergr \ssert wurde. Als ich ferner nach der Prinzessin Indaride fragte / ob Hiarbas dieselbe geheuratet? finge er heftig an zu seufzen / und sagte: Ach die teure Prinzessin! wisset ihr etwan / wo sie zu finden ist? ach! so verheelet es doch dem jenigen nicht / der ihr so treulich aufgewartet. Aus diesen reden vermerkete ich / daß meine schwester die verlorne dame seyn müste / welche er suchete: deswegen ich mir noch mehr angelegen seyn liesse / sie zu finden. Ich erfuhre endlich von ihme / wiedaß sie es wåre / und daß eine verzweifelung sie von ihnen abgebracht hätte / nachdem sie den tod des K \nigs Antraphel von Elam erfahren / den sie inbrůnstig geliebet. Dieses ginge mir sehr nahe / und wandten wir so grossen fleiß an / daß wir letzlich die betrübte Indaride antraffen / als sie eben im werk begriffen war / sich in einen bach zu stůrzen. Wir
Nachdem wir in gesamt ihr zugeredet / mit uns nach Salem zu kommen / willigte sie darein: und funden sich damit ihre dirnen auch wieder herbei / welche sie zuvor gesuchet hatten. Ich vername von ihr unterwegs / die ursachen ihrer verzweifelung / samt dem rechten zustand in Ophir: und muß ich bekennen / daß solche mächtig genug seien / einem die lust zu leben zu benemen. Der Sephar aber / in dessen hause wir hier zu Salem heimlich eingekehret / erwiese mit so starken gründen / daß man ihm selber das leben nicht nemen d \rfe / daß Indaride sich bewegen lassen / mit der Amesses / ihren schutz bei der unvergleichlichen C \lidiane zu suchen. Sie kame drei tage eher hieher als wir: weil meine Amesses / wegen abermaliger schwachheit / etwas spåter eingelanget; die nun /neben mir / der Prinzessin von Caphtor sch \nen dank saget / daß sie ihren schutz den verlassenen nicht versagen wollen.
Sie urteile nun / hochwehrte Prinzessin / ob die Amesses / so wol als ich / nicht befugt sei / um unsere geheimhaltung zu bitten / und ob nicht / die entdeckung unserer personen / uns so wol in Ophir als in Egypten schaden könte? Ich bin gewillet / mit den Ascadates die reise nach meinem reiche alsobald fůrzunemen / weil ich von
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Also endete der Prinz Armizar / die erzehlung seiner geschichte. C \lidiane / nachdem sie ihm hierfür gedanket / erwiese nicht allein ein grosses mitleiden ůber der Prinzessin Amesses unglück / sondern versprache auch / ihr so wol als der Prinzessin von Ophir / nach m \glichkeit zu dienen. Sie versicherte sie darbei / an der person des Königs Melchisedech / eines so tugendhaften gemůtes / daß er / wann er schon dieser Prinzessinnen anwesenheit erfahren solte / weder dem K \nig von Canaan / noch sonst einigen menschen / zu ihrem schaden / solches offenbaren würde. Doch wolte sie es ihme / sowol als allen anderen menschen / so lang verschweigen / bis sie von ihnen selbst / sie ihme bekant zu machen / um dadurch ihnen bässere bequemlichkeit zu verschaffen / erlaubnis erlangen würde.
Der Prinz von Ophir schickete sich hierauf zum abschied: und weil C \lidiane ihme nicht hinterlich seyn wolte / als name sie die Indaride bei der hand / und begabe sich mit derselben in ein nebenzimmer: da dann der verliebte Armizar / seiner betrübten Prinzessin gute nacht zu sagen / raum gewunne. Ob nun wol dieselbe sich schon lang hierzu geschicket / auch zu erlangung ihrer ruhe / nichtes dienlicher erkante: so kunte sie doch ihre angst und bekümmernis nicht verbergen / die ihr / das andenken der gefärlichkeit von ihres Armizars beginnen / verursachete. Sie besorgete / weil sie / die meistezeit
Jaelinde aber stunde mit dem tag auf / und schickte einen von ihren kämmerern nach der Fůrstin Casbiane / ihren zustand zu erfahren: der dann die gewůnschte post zurůck brachte / wiedaß die Fůrstin wol geruhet /und grosse bässerung diese nacht entfunden hätte. Sie machte sich demnach auf / diese ihre freundin zu besuchen / spazirte / wie sie alle morgen zu thun gewonet war / in den garten / und begabe sich von dannen nach der Fürstin von Cale behausung. Ihr begegnete unterwegs /
Weil Hemor die Fůrstin von Cale vorher nie gesehen / als begrůssete er sie mit grosser ehrerbietung /und bezeugete ihr / sowol sein mitleiden ůber ihr unglück / als seine freude ůber ihre genesung. Weil sie ihm auch für eine verwandtin von seiner Aramena ware beschrieben worden / als bemůhete er sich um soviel mehr / sich ihr gefållig zu erweisen: zumal auch sie ihme mit aller höflichkeit hinwieder begegnete. Es hatte aber dieser gefärlicher überfall sie so bestürzt gemacht / daß sie sich lang nicht erholen kunte. Jaelinde merkte dieses / vermutete aber / daß solches deswegen geschåhe / weil sie / sowol als der Fürst Arsas ihr gemal / die gesellschaft der Sichemiten zu vermeiden trachtete: dieserwegen raunete sie ihr heimlich ins ohr / wiedaß der Prinz von ungefår mitgekommen wåre / und håtte sie es ihm nicht versagen können / als er / sie hieher zu begleiten / sich angeboten. Casbiane aber / um der Prinzessin zu erweisen / daß ihr des Prinzen anwesenheit nicht zuwider wäre /sagte zu ihm / unter anderen gespråchen: Es sei ihr die h \chste freude / vor ihrer
Hemor bezeugte hierauf sein verlangen / daß Casbiane dem hochzeitfest möchte beiwohnen k \nnen: welches sie aber / sowol mit ihrer unpäßlichkeit als der eiligstnötigen abreise / entschuldigte. Hemor låchelte hierüber / sagende: Wann des K \nigs beilager mit der Fürstin von Seir nicht zugleich mit angesetzet wåre / so wůrde wol der Prinzessin Casbiane unpäßlichkeit und abreis-eile so groß nicht seyn. Sie beantwortete solches mit stillschweigen / um nicht weiters zu berůren / worvon so gefårlich zu reden ware. Als die Prinzessin / bald hernach / ihren abtritt von der Fürstin wieder name / bate sie der Hemor / daß sie seine person denen Syrischen Fürsten aufs båste befehlen wolte. Damit fůrete er die Jaelinde nach dem schloßgarten: welche er / um ihr in ihren freien gedanken nicht hinterlich zu seyn / alda allein liesse / und /sich zu ergetzen / mit des Königs von Canaan und Salem bedienten auf die jagt sich begabe.
Der Dison / ware neben der Fürstin von Seir / über diesem zufall / in ein solches entsetzen gerahten / daß sie / schon verrahten zu seyn / sich befůrchteten. Und ob wol Casbiane der Ahalibama sagen liesse / daß der Hemor nichtes von ihrem da-seyn gemerket / so ware sie doch also furchtsam worden / daß sie kaum mehr aus ihrem zimmer gehen wolte / und mit der h \chsten ungedult verlangete / ehist von Salem hinweg zu reisen: worzu sie aber eher keine hoffnung hatte / als wann Casbiane völlig wůrde genesen seyn. Wie sie nun also / ihren betrübten zustand erwågend / mit dem Dison am fenster
Endlich fiele ihr ein / wiedaß ihre pflicht erfordere /dem Elieser ein todtenopfer zu thun / nach weise derer / die auf dem gebirge Seir wonen: welche die meinung haben / daß die todten nicht eher ruhen k \nnen / bis ein solches opfer verrichtet wäre. Wie sie nun hierum sich lange gequälet / entdeckete sie ihre betrübte begierde: da man aber die unmůglichkeit dargegen anfürete / und daß solches anderst nicht / als mit der gefahr / wieder in des Beors gewalt zu gerahten / geschehen k \nte. Der schöne Dison sagte ihr / unter an dern: Elieser wůrde schon mit ihrem guten willen zufrieden seyn / und lieber sehen / daß sie dieses opfer einstellete / als daß sie dadurch sich wieder in vorige gefahr stůrzen solte. Ob nun zwar bei ihr die furcht sehr groß war / sie auch alle die gründe fůr gůltig hielte / die ihr / sie abzumanen / fůrgebracht wurden: so ware dannoch die liebe in ihr so mächtig / daß sie darauf bestunde / in der nacht heimlich sich dahin zu begeben. Dem Demas / der durch hülfe der Casbiane kammerjungfrauen mit ihr zu sprechen kame / entdeckte sie dieses ihr gefårliches fůrhaben / und bate /daß er ihr hierzu wolte beförderlich seyn.
Die verkleidete Aramena / als eine geheiligte jungfrau der Diana / wolte und durfte sich nicht verunreinigen bei den todten: verbliebe deswegen / neben dem Brianes / Zimenes und Tirzis / oben fůr der höle. Ahalibama aber / von der Astale und dem Demas begleitet / stiege hinab. Sie funde ihren Elieser / bei brennung vieler lampen / auf einen roste ligen / eingewunden in starke balsamirte tücher. Neben ihm stunde ein krug / darinn sein herz und eingeweide aufbewahret wurde. Wann Astale und der Demas sie nit begriffen hätte / würde sie
Mitlerweile sie diese traurige letz-ehre dem Elieser erwiese / hatten droben Dison / Brianes / Zimenes und Tirzis in die vier eingänge des felsen sich verteilet /um aufsicht zu haben / wann etwan jemand dahin kommen solte. Es ware dergestalt fast eine stunde verlaufen / als die verstellte Prinzessin ein geråusche nahe bei ihr in den büschen vername / und bald darauf zwo personen sahe herfůr reiten / welche / als sie von den pferden abgestiegen / sich nicht weit von dem felsen gerad gegen ihr über setzeten. Weil ihnen der mond in das gesichte schiene / als liesse sich der eine fůr einen ansehnlichen ritter / der andere aber fůr einen priester erkennen: und zwar für eben denselbigen / der fůr etlichen tagen / neben einer fr \mden weibsperson / sich bei nacht im garten sehen lassen. Wie sie nun damals begierig gewesen / solche frömde zu kennen / also ward die begierde nun bei ihr erneuret / und machte sie aufhorchen: ob sie etwan etwas reden und dadurch sich kund geben möchten.
Sie hatte nicht fehl gedacht / und hörete bald den einen also sagen: Ach Sephar! wozu läst es mein verhångnis mit mir kommen / daß ich nun fliehen muß /dessen ich ungewonet bin. Man muß sich (antwortete der andere /) der zeit und anderer umstände bedienen /und wird das dem grossen Armizar nicht schimpflich seyn / daß er jezt vor dem Prinzen von Sichem geflohen: weil / ganz Egypten und Morenland / von dessen herzhaftigkeit zeugen können. Es scheinet (sagte der erste wieder) der grausame himmel wolle allenthalben hinterung in mein vorhaben einschieben: weil mir nun auch dieses
Als ich (hube der erste an zu erzehlen /) mit dem Ascadates heute frůh von euch abschied name / um meine reise fortzusetzen / begegnete uns um mittag in dem walde / der nahe hierbei liget / und sich / wie ihr wisset / auf etliche meilen erstrecket / der Prinz Hemor / von allen Sichemitischen herren begleitet /welcher jagens halber dahin gekommen war. Wie ich die mänge der leute sahe / rante ich mit dem Ascadates fort: damit nicht einer unter so vielen / mich ersehend / einige kentnis von mir haben / und also mich verrahten m \gte. Wie ich aber spůren kunte / so wurde der Hemor meiner gewar / und durch mir-unwissende ursachen getrieben / sandte er mir von den seinigen etliche nach / die mich anhalten solten. Die geschwindigkeit unserer pferde dienete uns / ihr beginnen lange vergeblich zu machen. Wie mich aber in die långe verdrosse / mich also verfolgen zu lassen /wandte ich mich um in geschwinder eile / und mein gesichte so gut verbergend als ich kunte / zoge ich von leder / und hiesse meine verfolgere damit von ihrem fůrnemen abstehen. Sie rieffen aber alle einer dem andern zu: man solte den Tharsis fahen! und grieffen mich damit sämtlich an. Ich wůrde auch /wann ich nicht eine gerechte sache gehabt / und der Ascadates mir nicht treulich beigestanden wäre /wegen der månge haben erligen můssen. Sie entfunden aber alle dergestalt meinen arm / daß mir keiner mehr nahen dörfte / und sie sich / viel todte hinterlassend / in die flucht begeben musten.
Hemor dieses von weiten sehend / befande sich durch der seinigen niderlage sehr verh \net / und sandte seinen waffentråger zu mir / der mir sagen muste: Ich m \chte
Allem ansehen nach (antwortete Sephar) hat man meinen Prinzen für den Tharsis angesehen / von deme ich h \ren sagen / daß er soll die Prinzessin von Chaldea lieben / welche ihm der Hernor zu einer braut hat auserwehlet: und ist es doch all verwundersam / daß so was unvermutliches des Prinzen reise behintern můssen. Indeme sie noch spracheten / kame einer eiligst zu ihnen gerannt / der in fr \mder sprache zu dem Armizar sagte: der Hemor wůrde bald hieher kommen / solte er demnach von dannen hinweg eilen. Der Prinz thåte solches alsofort / neben dem Sephar: aber Aramena / weil dieselbe sprache ihr unbekant war /konte die ursach dieses hinwegeilens nicht begreifen. Sie wurde aber gewar / daß der priester / indem er sich auf sein pferd schwunge / einen zedel fallen liesse. Diesen hube sie von der erden auf / sobald sie hinweg waren; und weil der mond gar hell schiene /als konte sie folgende zeilen in Egyptischer sprache darinn lesen:
Ob ich zwar unaussprechliche marter entfinde / von hinnen zu scheiden: so tröstet mich doch die versicherung eurer beständigen liebe / und daß ich euch bei der unvergleichlichen Cölidiane in so sicherm schutze weiß; weil ich auch der fästen hoffnung lebe / der gerechte himmel werde mit unseren bisher ausgestandenen verfolgungen vergnügt seyn / und mich die Kron für euch / liebste Prinzessin! erwerben lassen / welche ihr allein zu tragen würdig seit. Bis dahin befästet euer herz in gedult / und erinnert euch stäts / bei der gegenwart meiner schwester / ihres
Euer ergebenster Diener.
Der inhalt dieser schrift / ware der verstellten Aramena so unverständlich / daß sie nichtes davon begreifen kunte: und dienete ihr alles dieses / was sie geh \ret / zu nichtes / als daß sie ihr daraus des Tharsis gegenwart in der nåhe einbildete. Inzwischen / der Ahalibama wiederkunft aus dem grabe / sich noch etwas verzoge / die sie dann in ihrer andacht nicht verst \ren dorfte: wurde sie von dem schlaff ůberfallen. Sie ware aber kaum in so sůsse ruhe begraben /da kame der Prinz Hemor / von dem Salma begleitet /daselbsthin / und vermeinte den flůchtig vermeinten Tharsis alda anzutreffen / welchen er / den ganzen nachmittag / vergeblich verfolget hatte. Weil er gewisse nachricht von dem Salma bekommen / daß dieser Tharsis / der bereits einmal / von Thanac / ihme seine Aramena entfůret / wiederum einen heimlichen anschlag auf diese Prinzessin habe: als verursachte solches bei diesem verliebten den eifer / den er dißfalls verspüren liesse. Weil ihme so wenig / als jemanden von seinen leuten / der Tharsis von gesicht bekant war / als kunte der Armizar gar leicht dafür angesehen und gehalten werden: allermeist / da derselbige / durch seine flucht und bedeckung des angesichtes / sich hatte verdåchtig gemacht.
Der schlaffende Dison / kehrte das angesicht nach der wand des felsens / und liesse dem Hemor nichtes /als eine hand / von seiner unvergleichlichen sch \nheit sehen: der dann in seinem herzen bekante / daß er /seiner Prinzessin hånde ausgenommen / niemals eine schönere gesehen. Diese zarte hand hielte einen zedel / welchen der
Inzwischen endete sich der Ahalibama betrübtes opfer: welche / als sie / auf anmanen des Demas /ihren liebsten Elieser wieder verlassen můste / zuvor auf einen schwarz-marmornen krug / darein sie häufig ihre thrånen hatte fallen lassen / mit einem eisernen griffel folgende trauer-reimen schriebe:
Hierauf küssete sie noch einmal zu guter letze den erkalteten k \rper / und liesse sich von der Astale und dem Demas wieder hinauf begleiten: da dann Tirzis /Brianes und Zimenes / h \chst beängstigt / ihr den schlaffenden Dison und den anwesenden Hemor zeigeten.
Ein kalter schaur überfiele sie hierüber / daß sie /nun von schrecken und betrübnis zugleich eingenommen / nicht wuste / was sie beginnen solte. Sie rieffe etliche mal / in dieser angst / den namen Dison: vermeinend /
Aramena / die ihm dißmal so nahe gewesen / neben der Fürstin von Seir / schicketen den Demas / als sie eine gute weile gelauret / aus der h \le / um zu erforschen / ob der Prinz noch vorhanden wåre. Selbiger /wie er aller orten es ledig gefunden / kehrte mit dieser erfreulichen zeitung zurůcke / und brachte sie folgends sicher und ohne gefahr in der Casbiane behausung: sie ernstlich vermanend / daß sie ferner still und in ihrem gemach sich inn halten solten / damit sie nicht m \chten einmal entdecket werden. Diese heilsame lehre namen sie auch nun fleissig in acht / so gar /daß Ahalibama sich nicht mehr getrauete / die Casbiane zu besuchen. Sie erwarteten also mit grosser angst des gefärlichen tages / da ihre flucht würde müssen offenbar werden / und lebeten in nicht geringer sorge / ihr grausames verhångnis m \chte
Als endlich der gewůnschte morgen angebrochen /der dem Beor seine Ahalibama / und dem Hemor die Aramena / zu eigen geben solte / sandte der König die Fürstin Thoris / mit k \stlichen kleidern / zu den beiden Prinzessinnen von Caphtor / und liesse sie bitten /selbige der Ahalibama und Aramena zu überlieferen /und diese beide bräute damit auszieren zu helfen: welches Cölidiane / so wol als Jaelinde / willigst über sich namen. Wie nun / nach gewonheit / alle jungfrauen / die in Salem waren / aufs schönste geschmůcket /sich in der Prinzessinnen gemach eingefunden hatten /begaben sie sich sämtlich / in zierlicher ordnung /nach dem verschlossenen zimmer. Zuvorderst / gingen die königliche musikanten; und nach ihnen / vier und zwanzig adeliche knaben / die da früchte und zuckerwerk / neben anderen kostbaren geschenken fůr die beide bräute / mit sich brachten. Hierauf folgete die sch \ne C \lidiane / neben ihrer schwester: deren jene /der Ahalibama brautrock / welcher über und über von diamanten glånzete / diese aber der Aramena ihren /der mit perlen reichlich gestickt ware / daher trugen. Auf diese kamen Calaride / Thoris / und alle andere anwesende damen.
Wie nun die bisher-verschlossen-gehaltene thür geöffnet worden / traten die beide Prinzessinnen hinein /neben der glückwünschung / den beiden bråuten ihre kleidungen zu ůberreichen und anzuschmůcken. Sie sahen sich
Das geschrei / daß die K \nigliche bräute in ihren gemächern nicht wären gefunden worden / breitete sich alsobald im ganzen schloß aus / und kame endlich auch vor den K \nig Beor: der eben im werk begriffen war / sich seiner braut auf das herrlichste im königlichen schmuck sehen zu lassen. Er eilete / ganz erstaunet / nach dem gemach / da C \lidiane und Jaelinde / halb entselbstet / noch mit den brautkleidern stunden. Er durfte nach der Ahalivama flucht nicht fragen / weil ihrer aller erschrockene angesichter solches genug bezeugeten / und ihm sein unglůck ankündigten. Die Thoris überreichete ihm die zwei schreiben / die auf dem tisch waren gefunden
Indem kame auch der K \nig von Salem dazu /neben dem Fürsten Beri / dem Sobal von Seir / und dem Prinzen Hemor: welcher letzere schier wolte unsinnig werden / als er die flucht seiner Aramena innen wurde. Sein betrůbter vatter gabe ihm der Aramena gefundenes schreiben: dessen ablesung / ihn seines unglücks versicherte. Weil er sich gleich des zedels erinnerte / den er vor vier tagen bei des Eliesers grab gefunden / geriete er in den argwan / C \lidiane můsse um diese flucht wissen / und sahe sie gar scharf an: die aber ein so unschuldiges wesen von sich blicken liesse / daß er das herz nicht fassen kunte / sie hierüber zu besprechen. Der Fürst Sobal von Seir / bezeugete imgleichen sein grosses misfallen ob dieser flucht von seines bruders tochter. Kurz! jedermann war so verwirret / daß sie nur einander ansahen / ohne daß sie ergrůnden konten / wie dieses zugegangen. Melchisedech / um dem Beor zu erweisen / daß er hieran ganz unschuldig / liesse aller orten fleissige nachsuchung anstellen. Weil man auch der aussage der beiden dirnen gläubte / daß sie erst verwichene nacht entkommen wären: als vermuteten sie / daß sie noch nicht weit von Salem hinweg seyn könten. Demnach wurden auf alle strassen leute ausgesendet / mit allem fleisse sie zu suchen und auszuforschen. Kein ort im garten / bliebe unbesehen: und weil Hemor sie bei des Eliesers grab vermutete / als rannte er wie ein rasender daselbsthin / da er aber alles leer gefunden.
Der K \nig Beor geriete hierůber in eine so tiefe traurigkeit /
Casbiane erfuhre auch zeitlich in ihrem hause / was auf dem schloß fůrginge / und wolte lang nicht dem geschrei von der Aramena flucht glauben beimessen: bis folgenden tags der bekůmmerte Thebah und die wehemütige Calaride zu ihr kamen / und die unbesonnenheit der Aramena ihr mit thränen klageten. Die Fürstin von Cale wuste nicht / was sie hiervon denken solte / weil sie gewiß glåubete / daß Aramena nicht mit der Fürstin von Seir wåre durch den Demas befreiet worden: über deren flucht sie sich äuserlich ja so bestürzt anstellete / als sie es wegen der Aramena innerlich im herzen war. Der alte Thebah / der sich gar nicht wolte zufrieden geben / fürete die betrübteste reden / und beklagte / wie soviel das ganze Syrien hierdurch verloren: und hätte fast der schmerz / von der Aramena wahrer
Sobald Calaride mit dem Thebah wieder von ihr hinweg waren / ginge Casbiane nach der Ahalibama gemach: die sie neben den andern / wegen dieses handels / in grossen ängsten fande. Sie erzehlte ihnen alles / was bei hof fürgegangen: insonderheit / daß Aramena ebenfalls nicht wåre gefunden worden. Die Fürstin von Seir stellete sich hierbei ganz unwissend an / und Dison / der mit im gemach war / bliebe in so freiem wesen / daß man ihn in keinen verdacht ziehen kunte. Casbiane fragte unter andern: was doch wol eigentlich / solchen haß gegen den Prinzen von Canaan / in der Aramena herzen erwecken m \chte? zumal ja an diesem herrn nichtes zu finden / das nicht liebens würdig wåre. Ob wol (gabe Ahalibama zur antwort) das gefallen unterschiedlich ist / und vieleicht dieser Prinz der sch \nen Aramena nicht anstehen mögen: so halte ich doch dafür / ihr gelübde / so sie der G \ttin Diana gethan / werde diese widerspånstigkeit verursachet haben.
Es ist aber (antwortete Casbiane) dieses gelübde nicht gültig: dann ich von ihren anverwandten zum öftern verstanden / daß sie hierzu von ihren eltern niemals erlaubnis bekommen k \nnen. So kan auch solches darum nicht zugelassen werden / weil sie eine einzige
Hiemit kame der Demas zu ihnen hinein / der Ahalibama dirne mitbringend / die von ihrer Fůrstin mit freuden aufgenommen wurde: der Aramena hinterlassene dirne aber / war bei der Calaride geblieben. Die ser hauptmann / weil er wuste / daß er der Aramena zustand für der Casbiane muste heimlich halten / stellete sich an / als ob er nichtes von den umständen ihrer flucht sagen könte / und berichtete allein / in was verwirrung jezt der hof stünde; wie Melchisedech und Beor halb uneins geworden / da der lezte den ersten in verdacht gezogen; und wie gleichwol niemand auf ihn einigen verdacht wůrfe / daß er der jenige sei /der durch den garten die Ahalibama håtte davon gebracht. Er gabe nun
Sie fande / als sie solches den andern tag ins werk setzete / die beide schwestern von Caphtor sehr betrübet: sonderlich die Cölidiane / welche h \chst betraurete / daß Ahalibama / ohne daß sie dieselbige zum wahren glauben bekehret / sich also von ihr verloren hatte. Sie besorgeten auch sehr / dieser handel dörfte eine grosse feindschaft zwischen dem K \nig von Canaan und dem Melchisedech erwecken / die dann über diesen ihren vettern hinausgehen würde: dann der Beor wolte es ihm nicht aus dem sinn reden lassen /daß sie nicht allerseits um der Ahalibama flucht wissenschaft trůgen. Weil sie nun des Beors gemüte sehr rachgierig kenneten / als konten sie nicht anderst / als hieraus viel b \ses befahren. Casbiane suchete sie hiemit wieder zufrieden zu sprechen / daß des Beors grimm sich gleich wieder legen würde / wann man erfahren / wo Ahalibama hingekommen; und wie unmůglich es wåre / daß solches gar lang könte verborgen bleiben. Wie sie nun fast den ganzen tag mit den beiden Prinzessinnen zugebracht / name sie ihren abschied: da dann dieselben sich der K \nigin von Ninive aufs demütigste anbefehlen liessen / und ihr zugleich erwiesen / daß sie durch ihre gegenwart sich sonders vergnügt befunden.
Der verliebte Hemor ware inzwischen nicht zu tr \sten / und vermehrte sich sein und des K \nigs leidwesen noch um ein grosses / als nach etlichen tagen /von allen
Der alte Thebah / als er den Prinzen also reden hörete / befande alles so müglich / daß er fast im geringsten nicht mehr daran zweifelte. Dann es liesse sich mutmassen / daß der Fürst von Seir / der Dison / seinen sinn / ein Isis-priester zu bleiben / verloren / und von der Aramena
Der verliebte Hemor säumete nun nicht / dieses seinem herr vatter zu hinterbringen: den er damit so voll hoffnung machete / daß er bereits die verlorne Ahalibama wieder gefunden achtete. Demnach begabe er sich gleich zu dem Melchisedech: den er mit seinem anbringen / als ob von Cölidiane die beiden Prinzessinnen heimlich aufenthalten würden / sehr erschreckete. Er beteurete gar hoch / daß er solches so wenig wisse / als glauben k \nne / und liesse alsobald die C \lidiane beruffen:
Ich weiß nicht (sagte Beor /) was ich hiervon denken oder gläuben soll. Der K \nig von Salem wird mir nicht verargen / wann ich / auf die seine zu kommen /die gemächer der Cölidiane samt allen heimlichen \rtern dieses schlosses durchsuchen lasse: dann die umstånde sind so deutlich / daß ich nicht zweifele /das zu finden / was ich suche. C \lidiane / dieses hörend / ward sehr beängstiget; und Melchisedech / der solches sahe / zoge seine Nichte auf eine seite / und fragte sie / ob sie dann hierum wüste? Sie beteurete bei dem höchsten Gott / daß sie von der Ahalibama und Aramena nichtes sagen k \nte. Was aber das schreiben belangte / darinn ihr name stünde / hätte sie zwar davon einige kentnis: sie dörfte aber davon nichts offenbaren / bevor ihr solches von den personen / die es anginge / und die heimlich bei ihr wären /erlaubet würde; welches zu erlangen / sie gleich hingehen wolte. Melchisedech / um den Beor zu befriedigen / sagte ihm / was er von ihr gehört. Selbiger wolte aber der Cölidiane nicht trauen / daß sie von ihnen hinweg ginge: dann er besorgete / sie m \chte die Ahalibama warnen / oder weiter verstecken. Demnach begehrte er / selber mitzugehen: das dann die Prinzessin muste geschehen lassen / weil sie kein anders mittel sahe / aus dem
Also ginge sie / in begleitung des Beors und Melchisedech / durch den garten / nach den gewölbten felszimmern / dahinein sie beide K \nige fürete. Selbige ersahen / mit h \chster verwunderung / zwo schöne damen / neben etlichen andern personen / die da schienen / ihre bediente zu seyn. Die beide damen wurden so bestürzet / sich also überfallen und ihrer meinung nach verrahten zu sehen / daß / wann C \lidiane nicht wäre fürangegangen / sie für entsetzen hätten vergehen mögen. Vergebet mir / wehrte freundinnen / (sagte C \lidiane zu ihnen /) daß ich die K \nige von Canaan und Salem zu euch herein füre! Ich habe dadurch meine unschuld müssen an den tag bringen: weil man mich / aus dieser sendschrift / in verdacht hält / als wüste ich um die flucht der bräute des K \nigs und Prinzens von Canaan. Es wird aber meine Prinzessin / (sagte sie ferner / sich zu der Amesses kehrend /) ohne entdeckung ihrer namen / welche die Könige nicht zu wissen begehren / allhier sagen k \nnen / ob ihr dieser zedel gehöre / und ob ihre gespielin die schwester des jenigen sei / der sie liebet. Hiermit überreichete sie der Amesses den zedel; welche / ganz erschrocken / ihres liebsten Armizars hand erkennte / und der C \lidiane diese antwort gabe: Ich bekenne / daß dieser brief an mich geschrieben / und daß meine gespielin allhier des jenigen schwester ist / der dieses geschrieben. Wolan! (sagte hierauf Cölidiane zum Beor /) sind E. Maj. nun zufrieden? und haben sie die Ahalibama bei mir gefunden? Ich sehe wol / (antwortete Beor /) daß hier Ahalibama nicht ist: sie kan aber / gleich dieser fr \mden / auch anderswo hierum verborgen aufbehalten
Der ungedultige Beor verharrete in seinem fůrsatze / ferner nachsuchen zu lassen. Cölidiane aber bate den Melchisedech um vergebung / daß sie / ohne sein vorbewust / diese fr \mden eingenommen / die so sehr /um allhier geheim zu bleiben / gebeten hätten. Melchisedech lobete ihr beginnen / daß sie hierinn das recht der bewirtung in acht genommen / und sagte zu den zwo sch \nen fr \mden: wiedaß sein haus zu ihren diensten stünde / und weil sie verborgen seyn wolten /ein anderes zimmer für sie bereitet werden solte / da sie bequemer / und ja so geheim als dißorts / ihre aufenthaltung haben k \nten. Sie namen beide dieses mit gebürlichem dank an / wiewol sie wegen ihrer bestürzung nicht viel worte machen kunten. Der Beor bekümmerte sich so wenig / zu erfahren / wer sie wåren / daß sie deswegen nicht ferner bekränket wurden. Melchisedech befahle seinem oberkämmerer / daß sie / von der Cölidiane leuten bedienet / in ein anders zimmer gebracht werden m \chten: dann Cölidiane konte solches selber nicht verrichten / weil der Beor sie nicht hinweg lassen wolte / sondern sie fast zwange / mit ihm alle \rter und winkel des hauses zu durchkriechen; wiewol er alle diese můhe vergebens angewendet / und also leer abziehen můssen.
Als dieses der Hemor erfuhre / und daß seine mutmassung fehl geschlagen / auch das schreiben die zwei gefundene frömde damen anginge: finge er an /ihm etwas anders einzubilden / und gläubete / daß der Tharsis / den er vor etlichen tagen verfolget / seine Aramena entfůret habe. Der Salma stårkete ihn in diesem wahn /
Der alte Thebah / der zugegen war / schlosse aus allen diesen umständen / daß der Aramena geburt nicht so heimlich sei / als er vermeinet. Er befande demnach für ratsam / daß der Prinz mit dem ersten /sein recht an die Prinzessin und folgbar an ihr erbkönigreich / den Syrischen ständen kund machen solte. Der Hemor selbst beschlosse / jüngst-abgeredter massen / mit dem Fůrsten Elon / dem Aner und Thebah /nach Hierapolis zu ziehen: woselbst / wie Thebah berichtete / die Fůrsten / wie sie jårlich pflegten / bald zusammen kommen würden. Der Fürst Sobal von Seir / kame indem zu ihnen: welcher bereits vom König Beor abschied genommen hatte / und übel zufrieden war / weil er gar kaltsinnige versicherung wegen der bereits-versprochenen hülfe bekommen hatte. Dann der Beor schriebe seinen erlittenen verlust allen zu /also daß auch der Fůrst von Seir nicht frei von verdacht bliebe. Wiewol nun dieser
Weil dieses Prinzens betrübnis ihn seiner h \flichkeit nicht vergessen machte / als begleitete er den Fůrsten von Seir gar ansehnlich aus Salem / bis an den Jordan. Er bliebe daselbst ůbernacht zu Ennon /und liesse sich / von seiner tiefsten traurigkeit / am spaten abend / in den nächsten wald füren: da er / von niemanden als von dem Salma begleitet / in der einsamkeit sein leiden erwägete. Nachdem er sich můde gegangen / sasse er nieder an einen bach / dessen angenemes gesåusel ihme einige ergetzlichkeit geben kunte. In solcher betrübten stille / brachte ihn ein geräusche aus seinen gedanken: welches verursachete /daß er sich umsahe / und zweier personen gewar wurde / die sich nicht ferne von ihm niedersetzeten. Der eine von diesen beeden / ware grosses ansehens /und zeigete in allem eine hohe geburt. Seinen nebensitzer erkante Hemor für den Elamiten Mesan / der die Prinzessin Cölidiane aus Bactra zu rücke gebracht. Weil ihme / wegen seines verlustes / alles verdächtig fürkame / als bildete er ihm gleich ein / er habe an diesem ansehnlichen unbekanten einen mitbuler bekommen: demnach h \rete er fleissig und in aller stille zu / was sie reden würden.
Daß ich ihn gesehen / (hörte er den Mesan sprechen /) ist ganz gewiß / und zweifele ich auch schier nicht daran / er habe mich wieder erkant / und deswegen den kampf geflohen / den ihme der Prinz Hemor anbieten lassen: damit er nicht neben der sch \nen /die wir suchen / m \chte
Hemor kunte mehr nicht als dieses h \ren / weil sie im reden immer fürter- und also seinem geh \r entgangen waren. Also hinterbliebe dieser armseliger verliebter so gar entselbstet / daß / wann Salma ihn nicht erinnert håtte / wie man wegen antretender nacht wieder nach Ennon kehren müste / er die ganze nacht daselbst verblieben wåre. O himmel / (rieffe er /) wieviel mitbuler lässest
Er name ihm hierauf fůr / den Mesan zu suchen /der ihme sagen solte / wo die Prinzessin wåre: als von dem er selber zuvor hatte gehöret / daß er solches gewiß wisse. Wie er ihn deswegen durch alle die seinige im walde suchen lassen / (wiewol weder er noch der Tharsis mehr zu finden war /) muste er sich bis folgenden tag gedulten. Der Mesan hatte sich allemal / so lang er in Salem gewesen / bei dem Jarah / und nachgehends bei des Hemors leuten / aufgehalten. Weil nun der Hemor hoffete / bei dem Jarah etwas von ihme zu erfahren / als eilete er wieder nach Salem / und gabe dem Salma befehl / sich in der Casbiane behausung in geheim nach den jenigen bedienten zu erkundigen / die dem Tharsis wåren willfårig gewesen / ihme die Aramena entfůren zu helfen. Als er seinem betrůbten vatter zugesprochen /
Salma aber / seines herrn befehl nachzukommen /begabe sich nach dem haus der Fürstin von Cale: und weil er mit ihren bedienten bekant / als bemühete er sich sehr / etwas zu erforschen. Er kunte aber anders nichtes erfahren / als daß des Fürsten Arsas hofmeister / ungefär für zehen oder zw \lf tagen / einen frömden Fůrsten heimlich in ihrem hause bewirtet: mit dem er viel gespråche gehalten. Dieses machte dem Salma die gewisse vermutung / dieser Fürst würde der Tharsis gewesen seyn. Wie er aber / solches seinem herrn zu berichten / sich wieder hinweg begeben / berichtete die verkleidete Tirza / welcher auf des Salma thun acht gegeben / den anderen / wiedaß des Prinzen Hemors vertrautester bedienter da gewesen wåre. Hierüber gerieten sie sämtlich in die neue sorge / er m \chte von ihrem da-seyn etwas ausgeforschet haben. Die verstellete Zimene vermehrte des schönen Disons furcht / diese nachricht hinzusetzend: wiedaß der hofmeister / ihr bruder / mit dem Fůrsten von Sepharvaim einen anschlag gehabt / die Aramena zu befreien: welcher jetzund gar übel zufrieden wäre / nachdeme kündig worden / daß die Prinzessin von jemand anderem aus Salem sei entfüret worden. Alles dieses triebe sie an / ihre abreise zu beschleunigen: worzu dann Casbiane die folgende nacht bestimmete / mit fürgeben / daß sie / wegen der hitze / bei tag nicht reisen m \chte.
Nachdem nun die nacht angebrochen / begabe sich Casbiane / Ahalibama / Astale / und eine von der Fürstin von Cale jungfrauen / auf den wagen: da die Fürstin
Casbiane sagte unter andern / als sie den Dison ferner betrachtet: Ich finde solche gleichheit in des Disons angesichte / mit dem lezten K \nig in Syrien dem Aramenes / dessen abbildung ich oft gesehen / daß ich sorge / die Fůrstin von Seir werde / ihres ritters wegen / in Syrien ungelegenheit bekommen; zumal / da man jezt gar stark
Wie nun Ahalibama dieses bekråftiget / und ihrem ritter beifall gegeben / kamen sie unter solchen gesprächen zu abends in ein dorf / dahin einer von der Casbiane fürausgeschickten zurük kame / und der Fürstin von Cale anmeldete: wiedaß die K \nigin von Ninive noch nicht zu Damasco ihren einzug gehalten /weil die zurüstungen / sie zu entfangen / noch nicht färtig gewesen; und wäre sie inzwischen im Königreich Hemath geblieben / dahin sie in etlichen tagen zu der Königin kommen k \nten. Casbiane färtigte gleich einen ab / durch den sie / die ankunft der Ahalibama / der K \nigin wissen liesse. Des folgenden tages brachen sie von diesem dorfe wieder auf / und thåten eine starke tagreise: da sie dann abends die stadt Berothai erreichten / welche dem K \nig von Hemath zustehet / von dar sie / in zweien tagen / nach Hemath zu der K \nigin gelangen kunten.
Unsere beiden helden / derer leben und thaten wir beschreiben wollen / sind von ankunft Ebreer / und haben ihre vorfahren die Chaldeische Kron getragen: daher auch in ihnen das Königliche geblüt aufgwallet / und sie die rümliche ehrsucht gefület / dermaleinst auch thronen zu besteigen. Ihre geburt / ware zwar lasterhaft: doch ist sie / wegen des vatters unwissenheit / und wegen dessen t \chter als ihrer můtter einfalt / in etwas zu entschuldigen. Was auch dißfalls den ruhm unserer helden verdunklen m \chte / das ersetzete vollk \mlich ihre tugend und edeles gemůte: welches dann von jugend auf sich erwiese / und in ihnen dermassen herfür leuchtete / daß Moab ein wunder seiner zeit /und Ammi ein unvergleichlicher held / mit recht kunte genennet werden. Gleichwie aber / des Sodomischen und anderer drei oder vier Königreiche untergang / bei Loths töchtern die einbildung / als wann die ůbrige ganze welt im feuer verdorben wåre / verursachete /und sie zu müttern derer machete / deren schwestern sie billiger heisen solten: also machte nachgehends die erkentnis ihres irrtums / daß sie sich der tracht ihrer leibesfrucht schämeten / und alle bekante gesellschaften meideten. Ja sie flohen gar aus Canaan hinweg / und begaben sich unwissend wohin / über den Jordan / an das meer / welches die sünden der Sodomiten abgewaschen hatte / und die todte
Aber ein Riese / der alda auf den bergen seiner schafe hütete / kame gegen abend in diese höle / als seine wonung / sein vieh einzutreiben. Seine verwunderung über diese beide fr \mdlinge ware ja so groß /als ihr erschrecken über diesen grossen mann. Ihrer beider sch \nheit stache ihn dermassen in die augen /daß er / der sonst wenig von erbarmung wuste / erstlich zu mitleiden / und hernach zur liebe bewogen wurde. Er brachte zu ihnen ein paar weiber / von ihrer gr \sse / die ihrer wol pflegen und ihnen aufwarten musten. Endlich gebaren sie alda / den Moab und Ammi: ihnen nicht einbildend / daß diese kinder solche helden solten werden / die dermaleinst das land bezwingen wůrden / in welchem sie jezt arme fr \mdlinge und wåisen waren.
Der Riese / ihr pflegvatter / die sch \nheit dieser kinder betrachtend / gedachte bei sich / was für ein herrliches geschenke dieselbigen fůr seinen K \nig seyn wůrden / welcher vom geschlechte der Emim war / und seine Königliche hofstatt zu Ar hatte. Demnach beschlosse er / sobald die knaben würden entwehnet seyn / sie gen hof zu bringen / die můtter aber für sich zu behalten. Diese art riesen hatten damals die weise /daß sie sich bemüheten / kleine weibspersonen und deren kinder in ihr land zu fůren: weil sie solche von natur liebeten / und sich gerne mit jenen verheurateten. Wie nun Moab und Ammi das zweyte jahr erreichet / musten sie abgewehnet werden / und wurden ihren betrůbten müttern aus den armen gerissen / die der Riese nach Ar brachte. Der K \nig / name diese sch \ne kinder mit freuden auf: und als er nach ihrer
Hiemit schwiege die Königin / und Ninias / weil er ernennet worden / und ihn die reihe traffe / finge an /die geschichte folgender gestalt fortzusetzen.
Es ware der Moab von gemüte gar rechtfärtig / also daß er nie etwas unrechtes leiden kunte: wie er dann allemal / wann sie mit den andern K \niglichen kindern spieleten / die jenigen straffete / die dergleichen etwas begingen. Weil er nun also bei allen sich in sonderbare ehrerbietung setzete / als wehlten ihn / die kinder des K \nigs und der grossen bei hof / zu ihren K \nig / und Ammi wurde sein feldobrister und geheimer raht: die andere aber bekamen ämter / die ihnen der Moab zuteilete / wie er jeden wůrdig erkante. Letzlich teileten sie sich / in zween haufen. Des K \nigs sohn / der nach ihm die Kron haben solte / Brammis genannt / ward feldherr über das eine heer / und wehlte zu seinen feldhaubtmann / den sohn eines grossen herrn / der beim König in sonderbaren gnaden stunde: Moab aber / wurde feldherr des andern haufens / der in knaben von gemeiner grösse bestunde. Solchergestalt huben sie an / im gebirge
Der Moab erhielte allemal den sieg / weil sein feldobrister der Ammi klůger und vorsichtiger sich erzeigete / als der auf des Brammis seite: bei deme dieses nicht eine geringe eiversucht erweckete. Dann dieser junge riese war von natur boshaftig und tyrannisch /und hegete überdas einen eingewurzelten haß gegen unsere beide helden: dann er ware ståts von seiner mutter verhetzet worden / gegen diese kinder als eink \mlinge feindselig zu seyn. Weil er hierbei auch ehrsůchtig war / als bemühete er sich sehr / über den Moab einen vorteil zu erlangen. Demnach bote er ihm und seinem heer eine schlacht an / als er zuvor / wider ihre abrede / heimlich noch eine grosse anzahl seines gleichen knaben zu sich genommen hatte / die sein heer dermassen verstärkten / daß er den Moab weit übermångete. Moab und Ammi / sich keines solchen versehend / liessen sich leichtlich zum treffen bereden. Als sie aber mitten im streit sich befanden / brache des Brammis hinterhalt herfür / und ůberwältigten den gegenteil / daß Ammi gefangen wurde / und Moab mit gar wenigen in seine vestung / die die natur in einem felsen angelegt hatte / entweichen muste. Moab / über diese ungerechtigkeit sehr erbittert / und wegen seines feldobristen unglůck betrůbet / wolte den mit aller gewalt wieder los haben: allermeist als er von einem überlaufenden knaben erfuhre / daß Brammis den Ammi gar ůbel halten liesse.
Demnach begabe er sich mit den seinigen fůr des Brammis vestung: vorhabens / dieselbe zu stůrmen /und den Ammi zu erledigen. Er kunte aber nichtes ausrichten / weil man mit steinen so heftig auf sie herab
Ahalibama bedachte sich ein wenig / und erlångerte hierauf diese geschichte folgender massen.
Des Ammi scharfer verstand / den er von jugend auf blicken lassen / dienete ihm in seiner gefängnis /die andern knaben zu ůberreden / daß sie / ehe der sich dessen versahe / des Brammis seite verliessen /und ihn los machend / mit ihme bei nacht davon flohen und zu dem Moab ůbergingen. Dieser junge held wåre bald für freuden gestorben / als er seinen bruder wieder frei sahe: und gabe er gleich / zur vergeltung /allen den jenigen / die mit dem Ammi waren herůber gekommen / die fůrnemste åmter. Er beschlosse auch /alsofort den Brammis in seiner vestung zu überfallen: das er dann gar glücklich verrichtete / und etliche gefangene davon brachte. Der Brammis wolte schier rasend werden / als er des Ammi erledigung und seines erlittenen verlusts gewar wurde. Weil er nun sich den schwåchern sahe / als begehrte er auf etliche wochen einen stilstand: welchen ihme Moab verwilligte. In solcher zeit kamen sie von beiden seiten zusammen /
Dieser ihr gastfreier wirt / nachdem also die reihe an ihn gelanget / belustigte die gesellschaft mit folgender ersetzung der geschichte.
Es hatte Brammis zu keinem andern ende diesen stillstand erwehlet / als daß er sich an dem Ammi /und an denen / so zu dem Moab waren übergegangen / råchen möchte. Wie er nun endlich seinen vorteil ersehen / lude er den Moab zur jagt / mit den fůrnemsten seiner kriegsbedienten. Als sie erschienen / und sich alles guten versahen / name er ihn gefangen / und liesse die andern nidermachen. Als der Ammi dessen innen worden / liesse er / solches zu rächen / alles zum kriege wieder färtig machen / und bekame grossen zulauf von des Brammis knaben / die sich an ihres feldherrn grausamer verůbter that årgerten / und ihme nicht mehr zu gebot stehen wolten. Also belägerte er den Brammis in seiner vestung / und schlosse ihn also ein / daß er nirgend heraus kommen kunte. Weil aber des Brammis vestung gar schwer einzunemen ware / als kunte Ammi seinen bruder nicht sobald erledigen / wie er wol gewünschet: doch hoffete er / er wůrde sich endlich ergeben müssen. Brammis wehrte sich zwar ein zeitlang dapfer: endlich aber /als es an narungsmitteln / die in feld- und baumfrüchten bestunden / mangeln wolte / ersonne er ein grausames mittel / den Ammi zu zwingen / daß er von der belågerung abstehen müste. Er liesse den Moab auf die höhe eines felsen bringen / und rieffe von dar / zu den Ammi herab: wofern er nit gleich würde die vestung verlassen
Ammonide seumete sich nicht / ihr aufgetragenes stůck von dieser geschicht folgender massen fůrzubringen.
Die beschädigung des Moab / die harte verfarung mit den knaben / welche Moab so wol als Brammis erwůrgen lassen / neben den andern ungelegenheiten /die aus diesem kinderkrieg entstanden / darunter des Brammis herabstürzung vom felsen nicht die geringste ware / kame endlich nicht allein bei hof / sondern auch im ganzen lande aus: da dann der König gleich die verordnung thäte / daß sein sohn Brammis neben seinen andern kindern nach Ar kommen / und dieses spielen einstellen musten. Die jenige vätter / die ihre kinder hierbei eingebüsset / beschwerten sich hierob sehr hoch bei dem König / sonderlich der jenige / dessen sohn der Moab hatte
Dison wurde ganz schamrot / als ihme dieses von der Ammonide aufgetragen wurde: und durfte er sich hierwider nicht entschuldigen / wiewol es ihm sehr schwer ankame. Die ganze gesellschaft betrachtete seine sch \ne gestalt / als er mit sonderbarer annemlichkeit folgendes stuck dieser geschichte vorbrachte.
Unsere helden wären ganz vollkommen gewesen /wann sie nicht der liebe zuviel gewalt über sich gelassen håtten: welche sie als ein gift beschliche / daß sie / in anschauung der schönen Maecha und Jisca / ihre freiheit verloren / die bisher alle ihre thaten begleitet. Also legten sie / mit den kinderjahren / ihre ruhe des gemůtes ganz von sich: und wurde Moabs leuenmut /den die Riesen nicht zwingen k \nnen / nun durch den holdseligen schein der Maecha gebändiget; gleichwie auch des Ammi dapferkeit und seltener verstand nicht mehr in ihme die
Ahalibam hörte mit verwunderung diesen namen nennen / und die jenige / so solchen fürete / fuhre also fort in der geschicht-erzehlung.
Der sch \ne Ammi / welchen die natur äuserlich mehr als den Moab bezieret / funde nicht grosse beschwerlichkeit / sich bei der Jisca beliebt zu machen. Dann weil die ohnedas nicht eines so gar strengen gemütes war / liesse sie sich leichtlich durch des Ammi aufwartung gewinnen. Gleichwie auch die sonne /wann sie in ein spiegelglas ihre stralen wirfet / dieselbigen wieder zurůcke bekommet: also zündete das feuer / so den Ammi verliebt gemachet / auch die Jisca an / daß sie so wenig ohne den Ammi / als er ohne sie / leben kunte. Doch verbarge sie dieses liebesfeur fůr ihren eltern / schwester und brůdern: weil sie wenig hoffnung sahe / daß der Nahor ihr zulassen würde / einen zu heuraten / der keine andere mittel / als die ihme sein schwerd erwerben k \nte /und nur tugend ohne geld hatte / welches in der welt wenig ansehen zu machen pfleget. Deswegen riete sie dem Ammi / daß er ihren brůdern durch seine dapferkeit sich beliebt machen solte: worzu er dann gute gelegenheit hatte /
Solchergestalt / ware der Ammi in seiner liebe zimlich vergnüget. Der Moab aber / der unglückselige Moab / funde grossen widerstand bei seiner Maecha: weil dieselbige allbereit ihr herz einem andern ergeben hatte / den sie von jugend auf geliebet; der hingegen ihrer liebe würdig war / weil es ihme an keiner einigen tugend zur vollkommenheit mangelte; der auch / in des Moab gedanken selber / für ihm einen solchen vorzug hatte / daß er gestehen muste / Maecha habe in ihrer liebe wol gewehlet. Was noch mehr ist / so machte sie den Moab zu ihren vertrauten in der liebe: weil sie / indem er mit ihr in Haran erzogen wurde /und sie also ståts umeinander waren / ihre freundschaft ihme vollkommen zugewendet. Also wuste niemand bässer / als er / ihre zuneigung zu diesem seinem glückhaften mitbuler. Er hatte / wiewol er sonst /von kindheit auf / sich fůr nichtes gescheuet / nie das herz / ihr seine liebe zu entdecken. Hingegen dienete er ihr / wider sich selber / in allen begebenheiten / daß sie mit seinem mitbuler heimlich kunte zu reden kommen / den sie vor ihren eltern offentlich nicht sprechen dorfte. Ich wolte glauben / er hätte / ihrer ruhe wegen / seine eigene liebe ihr nimmermehr entdecket: wann die wahre geschichte nicht so lautete / daß Maecha den Moab bekommen. Solches aber / weil es von mir nicht gebürlich kan beschrieben werden / will ich dem
Ich finde mich (sagte der Jothan /) in solcher verwickelung / indem Aramena nicht einmal den mitbuler des Moab mit namen genennet / daß ich nicht weiß / wie ich dieses ihr der wahren geschichte eingeschaltete gedichte fortfüren solle. Doch wil ich es versuchen / um nicht ungehorsam zu erscheinen.
Des K \nigs von Zoba sohn / der Rehob / war der jenige / den die Maecha liebete. Und weil er / da sein vatter mit dem Nahor im krieg stunde / heimlich in Haran sich aufhielte: als wuste niemand von dieser liebe / als der Moab / in welchen / wie Aramena allbereit erwehnet / die Maecha ein sonderbares vertrauen gesetzet hatte / weil seine stätige und fleissige bemühung / ihr gefällig zu seyn / sie dahin ůberredte /daß sie seine freundin wurde. Also muste er / diese ihre neigung für sich zu erhalten / ihre zusammenkunft allståts bef \rdern helfen. Er gewanne auch hierdurch / wider seinen dank / die wolneigung des wackern Rehob / also daß dieser sein mitbuler sein bäster freund wurde: wiewol / seine und der Maecha freundschaft / den Moab wenig erfreute / und er nur seinen jammer sehen / ja selber mit befördern muste. Wann die Fůrstin Casbiane nicht zugegen wäre / wolte ich hiervon ein mehrers berichten. Weil aber sie / als eine Syrerin und nahe anverwandtin der Maecha / solches besser verrichten kan / als will ich ihr hiemit meinen platz überlassen: mit bitte / daß sie nicht sobald als ich aufh \ren wolle / damit die reihe mich nicht zum andernmal treffen möge / diesen faden / der mir jezt so bange gemacht / fortzudrehen.
Die ganze gesellschaft lachte / ůber dieser bitte des Fürsten Jothans. Als aber Casbiane solche
Dergestalt stunden die sachen in Haran / da unsere beide helden / wegen ihrer sonderbaren geschicklichkeit / als ein wunder angesehen wurden: und hatten sie von der wildheit / die sie bei den riesen zu Ar sich angewehnet / nichtes mehr übrig / als soviel ihnen zur dapferkeit dienen konte. Weil der Maecha / unter allen ihren brůdern / der åltste und jüngste / der Uz und Bethuel / die liebsten waren / als gesellete sich auch Moab am liebsten zu diesen beiden / um auch durch dieses mittel sich bei ihr in gunst zu setzen. Der dapfere Kemuel ware zwar seinem gemůte am änlichsten: weil aber die Jisca / des Ammi liebste / denselben unter ihren brüdern am meisten liebete / als überliesse er seinem bruder hierinn den fürzug / daß der allein um Kemuels gunst sich bewerben dorfte. Also zoge der Ammi mit dem Kemuel in den krieg / als er Syrien eroberte / welches land ein teil der Sammesunim / die auch riesen waren / besessen hatten: da dann Jisca von seinen thaten soviel erzehlen hörte / daß dadurch ihre liebe / sowol als sein lob und gerůchte /sich vermehrete.
Moab / der noch zu Haran war / sahe zwar seines bruders glück ohne eiversucht an: doch krånkte ihn hierbei / daß er seine liebe bei der Maecha alsofort in schlechtem zustand wissen muste. Der Prinz Rehob /den sie liebete / muste von Haran wieder nach haus ziehen: weil sein herr vatter ihn abforderte / und der krieg / der schon lange gemunklet / zwischen ihme und dem Nahor sich äuserte. Uz / des Nahors ältster sohn / ginge wider ihn zu feld / da der Moab mit reisete: welchen Maecha ersuchete / sein můglichstes zu thun / daß die von Zoba
Also übername / der Fůrst von Chesed / die beschreibung dieses kriegs / den er der gesellschaft folgender massen bekant machete.
Der dapfere Moab / dessen hand von jugend auf zu siegen gewonet / gabe sich in diesem kriege bald kund: wie er dann dem Uz / in kurzer frist / das land Hus eingewonne / welches noch jezt seine nachkommen besitzen. Also siegeten diese beide brüder gleichsam in die wette: daher allein ihr name genug war /den feinden einen schrecken einzujagen. Der Uz hatte immittels / im andern teil des reiches Zoba / auch grosses glück / indem er / durch verräterei der Sophonier / den Prinzen Rehob gefangen bekame: den er gleich nach Haran dem Nahor zusandte / alda er dann in so unwürdiger gestalt fůr seiner liebsten augen erscheinen muste. Mitlerweil aber Maecha ůber diesem unglůck des Rehob sich h \chlich bekůmmerte / gingen des Uz und Moabs glückhafte waffen immer weiter: da der Moab / gleichwie zuvor dem Uz das land Hus /also letzlich auch das Fůrstentum Bus / fůr des Nahors zweiten sohn / erworben. Als sie hierauf nach Haran wieder kamen / ward er von jederman als ein Gott geehret. Aber Maecha war gar übel mit ihm zufrieden / daß er / ihren willen zu erfüllen / des
Der Moab (erlångerte Perseis die geschichte /) vername der Maecha ůbelzufriedenheit: doch wuste er /in erzehlung seiner verrichtungen / sich so fein zu entschuldigen / daß sie ihn fůr unschuldig hielte. Sie lage aber ihm ståts in den ohren / daß er den Rehob heimlich los machen solte: worinn er ihr endlich / aus antrieb seiner innigsten liebe / gehorsamte / dem Rehob das gefängnis öffnete / und ihm davon halfe. Der edle Rehob ware nicht sobald von seinen unterthanen wieder gesehen worden / da namen sie ihn / weil sein herr vatter todt war / zum K \nig an / und wurfen das Syrische joch wieder vom halse. Hierauf änderte sich alsobald der ganze zustand des krieges / indem bald hernach auch der Nahor die welt gesegnete: da dann dessen kinder genug unter sich selber zu thun bekamen / und also der König Rehob zu Zoba unangefochten bliebe. Weil er aber die Maecha zur Kron-genossin verlangte / als machete er ein bůndnis mit dem Kemuel: der hatte nun die Syrische Kron aufgesetzet /und mit des Ammi hülfe alle riesen vertrieben / die da umher gewohnet. Maecha bliebe bei dem Bethuel in Haran / welches ihm zum erbteil angefallen ware. Aber die Jisca zoge nach Damascus / zum König Kemuel: welcher / in erinnerung der treuen dienste / die der Ammi ihm erwiesen / diese seine schwester an ihn versprache. Es wolte aber des Ammi grosmut ihm nicht zulassen / dieses glůck anzunemen / bevor er ein land erworben håtte. Diese seine begierde zu erfüllen /eråugete sich eine gute gelegenheit: wie uns der Fůrst Jonadas wird erzehlen k \nnen.
Es ware unter den riesen / die der dapfere Ammi aus Syrien verjaget / ein Sammesunischer Fürst / namens Chomasbolus: dem der König Kemuel in ståtiger doch etwas freier gefångnis zu Damasco aufbehielte. Weil der aber umher gehen dorfte / und dannenhero die Jisca \fters zu sehen bekame: als ward er von ihrer schönheit dermassen eingenommen / daß er sich heftig in sie verliebte / und auf mittel bedacht wurde / wie er sie entfüren und nach Ar bringen möchte / da der König Brammis sein vetter regirete. Er ersahe ihm hierzu eine bequeme zeit / wie der K \nig neben dem Ammi eben auf der jagt war: brachte also die Jisca davon / ehe sich jemand dessen versehen k \nnen. Der verliebte Ammi wolte schier verzweiflen / als er in der wiederkehr sich so schmerzlich beraubt fande. Es hätte ihn auch zu leben verdrossen /wann ihn nicht die rache und begierde / diesen verlust seiner liebsten alle Sammesunim und Emim entgelten zu lassen / aufgehalten håtte. Sein natürlicher widerwille gegen diese v \lker ware schon vorher so groß /daß er ihme fåst fůrgenommen hatte / sie zu ůberziehen / und ihr land fůr seine sch \nste Jisca zu erobern. Nunmehr aber war diese sůsse hoffnung verschwunden / und bliebe nichts übrig / als die schmerzliche
Inzwischen er sich zu diesem feldzug růstete / lebete zu Haran der verliebte Moab in nicht båsserem zustande. Dann / er muste sehen / wie der König Rehob \ffentlich um die Maecha werben liesse / und sie ihme gleichfalls bald aus den augen hinweg fůren wůrde. Weil er kein mittel sahe / ohne verletzung der tugend /des Rehob glück zu behintern / als wolte er in Haran nicht länger verbleiben / da er so vergeblich seinen heldenmut gewiesen / und vor soviel ausgestandene liebesschmerzen keine vergeltung erworben. Demnach entschlosse er / seinem bruder im zuge wider die Sammesunim zu folgen / und das land zu verlassen /da er alle seine ruhe und vergnůgung verloren hatte. Maecha / die ihn ståts als ihren båsten freund gehalten / sahe seinen abzug mit grosser betrůbnis an; und Bethuel ihr bruder / der in allem dem verståndigen Moab bisher gefolget hatte / bemühete sich sehr / wiewol vergebens / ihn von seinem fůrhaben abzubringen. Endlich aber / als er seine beståndigkeit sahe / gabe er ihme v \lker mit / die er seinem bruder zu hülfe fůren solte. Also zogen Moab und Ammi aus Syrien und Mesopotamien hinweg / da sie ihre freiheit und liebsten verloren: und wolten / weil sie in der liebe so unglůckselig waren / im krieg ferner ihr heil versuchen. Sie gingen aber also zu krieg / daß sie gleichwol dabei der verheurateten Maecha und der entfůreten Jisca sich stäts erinnerten. Und ob sie wol beide gleich unglůckhaft waren / so achtete doch jeder sein leiden fůr gr \sser / als des andern seines. Der Ammi sagete: Er wolte noch eher zufrieden seyn / wann er nur wissen solte / wo die
Ich finde fůr mich allzuschwer / (sagte Dersine / die / gleich der Ammonide / bei der Königin von Ninive am hof war /) da der Fůrst Jonadas uns berichtet /Maecha sei im begriff gewesen / den Rehob zu heuraten / daß ich nun etwas ersinnen solle / wordurch solches verhintert worden. Als sie hierauf ein wenig nachgesonnen / fuhre sie also fort / in der erzehlung.
Es wurde zu Haran die k \nigliche hochzeit angestellet / und kame der wackere Rehob dahin / seine Fürstin abzuholen / und nach Zoba zu füren. Aber am abend vorher / da folgenden tags die hochzeit fortgehen solte / kame die Maecha hinweg / daß niemand wuste / durch wen oder wohin sie entkommen wåre. Weil auch ich solches nicht weiß / als wil ich den Abias hiervon reden lassen / welcher uns bässern bericht wird geben k \nnen.
Des verliebten K \nigs von Zoba bestůrzung (erzehlte dieser kammerherr von Hemath / nachdem man ůber der Dersine lustige ausrede wol gelachet /) war so heftig / daß er håtte sterben m \gen / wann er nicht seines lebens noch wåre benötigt gewesen / um die rauber seiner Maecha zu erfahren und abzustraffen /oder sonst die beschaffenheit von ihrem so unvermuteten verlust zu ergrůnden. Indem er aber hiermit beschåftigt war / kame ihm zu ohren / wiedaß der Moab die Maecha geliebet: welches geschrei etliche personen erwecket hatten / und fůr gewiß bezeugeten. Dieses brachte ihm den argwahn / der Moab müste dieser rauber seyn. Demnach / aller ehmaligen
Eines tags belaurete er den Moab / im walde / der nahe an Rabbath stosset / als derselbige / seinen betrübten gedanken nachhångend / ganz allein ginge. Rehob vername aus etlichen klagworten / die der Moab fůrete / daß er sich beschwerete / er wäre nicht geliebet: daher ihm die einbildung noch gewisser wurde / dieser hätte seine getreue Maecha bei sich /und verfolge sie mit seiner liebe. Diesemnach kunte er sich nicht långer zwingen oder verborgen halten / sondern / sein schwerd bl \ssend / liesse er sich vor dem Moab sehen / und ihn zugleich diese worte h \ren: Hie ist dein glůckseliger mitbuler / der dir der Maecha liebe bestreitet! Mich must du erstlich überwinden /ehe du von ihr etwas zu hoffen habest. Moab erschracke ůber diesem anblick des Rehob also heftig /daß / wann jener ihme nicht auf den leib gedrungen und ihn zur gegenwehr gen \tigt hätte / er wol lange nicht aus seiner bestürzung wůrde zu bringen gewesen seyn. Er wehrete sich auch des Rehobs / ohne daß er nicht bedachte / was er thåte: weil ihme nicht zeit gelassen wurde / diese abenteur recht zu ůberlegen. Ohne
Rehob / der mehr und gefårlichere wunden / als der Moab / entfangen / muste leiden / daß man ihn in Rabbath brachte. Und ob er wol zu erst in seiner einbildung beståndig verharrete / die Maecha wåre in Moabs hånden: so wurde er doch bald eines andern berichtet. Demnach / das jenige nicht bei dem Moab findend / was er suchete / verlore er zwar die eifersucht / aber nicht seine grausame betrůbnis: dann er muste nun sich noch unglůckseliger achten / als vorhin / weil er nicht wuste / wo oder bei wem er seine Maecha suchen solte. Moab war ebenfalls nicht zu tr \sten / als er erfuhre / wie Maecha verloren ware. Diese beide edle mitbuler huben hiemit an / einander wieder zu lieben / und neben dem Ammi den verlust ihrer liebsten zu beklagen. Der dapfere Rehob erbote sich auch / teils aus freundschaft gegen ihnen / teils aus angeborner grosmut / meistenteils aber aus verzweifelung / diesen beiden helden in ihrem krieg wider die riesen beizustehen. Dann er suchete / nach diesem seinem grossen verlust / nichts als den tod /und bekůmmerte sich wenig um das reich / das er verliesse. Wie sie nun den krieg wider den König Brammis / miteinander fortgesetzet / wird uns / weil ich eine dame nach mir wehlen muß / niemand bässer als die Aramena berichten können.
Aramena sagte: Weil ich / so erfahren im kriege von dem Abias angesehen werde / wil ich mich m \glichst bemůhen / ihn in seiner einbildung zu stärken. Damit begunte sie / in dieser erzehlung / also fortzufahren.
Es hatte Chomasbolus (liesse dieser Fürst sich hierauf vernemen /) seine sch \ne beute von Damasco nach Ar eingebracht: aber bei der grosmütigen Jisca solchen widerstand gefunden / daß er seine gefangenin fůrchten muste. Es ware gleichwol in diesem riesen soviel ehrerbietung / daß er ihre gegenliebe nicht mit zwang / sondern durch fleissige bedienung gewinnen wolte. Dieses erhielte ihr noch das leben / welches sie sonst / wann man ihrer ehre etwas håtte anmuten wollen / ihr selbst zu nemen / entschlossen ware. Es begabe sich aber / zu ihrem unglůck / daß auch der K \nig Brammis sich in sie verliebte / bei deme mehr macht und weniger ehrerbietung sich funde / und muste Chomasbolus gleich zurücke stehen. Also sahe sich die unglůckselige Jisca in noch gr \sserer verfolgung: da dann diese einige hoffnung sie noch tr \stete / daß sie ihren Ammi so nahe wuste / und von dessen dapferkeit ihre freiheit erwartete. Dieser held / unwissend / daß seine geliebte ihm so nahe wäre / setzete mit seinen helfern die belagerung eiferigst fort / und wurde / in einem ausfalle / der Chomasbolus gefangen: das dann dem verliebten Ammi die h \chste freude war / weil er durch diesen seinen mitbuler von der sch \nen Jisca etwas zu erfahren verhoffete. Wie gros wurde aber sein verlangen / sie zu erretten / als er vername / daß sie in des Brammis gewalt wåre! Er sparete nun keinen fleiß / die vestung eiligst einzubekommen: worzu ihme der Chomasbolus / aus rachgier gegen seinem König / selbst behůlflich war / und ihm einen weg zeigete / durch welchen die vestung zum leichtesten k \nte erstiegen werden.
Wie sie aber hierüber zu werk waren / kame ein gewaltiges
Der Fürst Jonadas hatte / dieses sagend / die K \nigin mit einer tiefen verneigung angesehen: welche hierauf die erzehlung folgender gestalt fortsetzete.
Es hat uns noch keiner berichten wollen / wo die Maecha
Den mitleidigen Moab taurete dieser unfall von herzen / weil er / als einer der liebete / des Rapha angst wol erkennen kunte. Demnach bote er sich freiwillig an / mit seinem volke / des riesen geliebte zu erretten: weil
Es hatten aber die zu Ar des Moab ankunft erfahren: dannenhero sandte der K \nig der Emim ihme seine gr \ste macht entgegen / welche in dem gebirge unversehens auf ihn stiesse. Moab bekame die zeitung von der herannahung des feindes / als er eben mit dem Rapha
Der dapfere Moab / (ersetzete Pelech /) der nicht /seine liebe zu vergnůgen / seiner soldaten-gebůr vergessen wolte / eilete von der schönen Maecha hinweg / nachdem er sie einem seiner kriegsbedienten in obacht befohlen / und schwunge sich zu pferde / dem feinde widerstand zu thun: da er auch solche dinge verrichtete / die niemals keiner ihme gleich oder vor-thun mögen. Die gegenwart seiner Maecha verdoppelte seinen muht: also daß die Emim / welche bereits gesieget hatten / ganz in die flucht geschlagen wurden. Er liesse sie bis vor Ar verfolgen: er selbst aber kehrte wieder zurücke nach dem lager / die Maecha zu sprechen. Er funde / bei seiner wiederkunft
Wann ich ihn nach meinem sinn (sagte Ahalibama) solte thun machen / so würde er mir die verlorne Maecha suchen müssen. Nun tauret mich aber auch der gefangene Ammi / der seines bruders beistand hoch vonn \ten hat / also daß ich ihme des Moabs hülfe nicht länger entziehen kan. Hierauf sezte sie die erzehlung fort / wie folget.
Der bekůmmerte Moab entschlosse sich / an Ar einen sturm zu versuchen / ehe die grausamkeit des Brammis ein unglůck wůrken m \chte: demnach bote er sein ganzes heer auf / solches werkstellig zu machen. Brammis / diese zurüstung ersehend / erinnerte sich noch / was er fůr ein mittel in seinen kinderjahren ersonnen / seinen feind vom sturm abzuhalten. Demnach liesse er den Ammi und Rehob auf die mauer fůren / welche inzwischen an ihren wunden wieder genesen waren / und entbote dem Moab hinaus: wo er nicht von dem stůrmen abstůnde / so solte er des Ammi und Rehobs håubter abschlagen sehen. Der beångstigte Moab wuste nicht / wie er sich hierinn verhalten solte / und ware ganz unschlüssig. Indem ersahe er / daß ein getůmmel und gefechte auf der mauer entstunde; und bald darauf / daß Ammi
Der Rapha (erzehlte Ninias /) ware neben der Maecha in Ar gekommen: da ihn Brammis / als seinen vettern / willig aufgenommen. Weil er nun dem Moab / fůr die von ihm entfangene wolthaten / auf alle weise wieder dienen wolte / als hatte er diesen anschlag gemachet / den Ammi und Rehob zu befreien / wann Moab die stadt stürmen wůrde. Wie nun solches glücklich verrichtet / und Moab herr von der stadt war / überlieferte ihm der Rapha seinen bruder / neben dem K \nig von Zoba / und gabe unserem helden zu erkennen / wiedaß er ihme diesen dienst geleistet /indem er ihn also anredete: Nimm hin / grosser held! von des Rapha hand / deinen befreiten bruder und bundsverwandten? Er ist dir noch viel mehr als dieses schuldig: weil du ihm die jenige befreiet und wieder gegeben hast / an der sein leben hånget. Der bestůrzte Moab wuste nicht / wie er dieses beantworten solte /und klagete sein grausames verhängnis an / welches ihme hinterlich war / seinen mitbuler zu hassen. Er dorfte auch / bei solchen umstånden / nicht nach der Maecha fragen / welches er doch mit noht unterliesse. Nachdem er ihme vor diese rettung seiner freunde gedanket / und Rehob und Ammi ihre beide erl \sere vielfåltig umarmet hatten: begaben sie sich såmtlich nach der königlichen burg / da fůrnemlich den Ammi verlangte / seine geliebte Jisca zu sehen.
Als diese vier helden in das gemach eingetreten / da
Der Ammi (erzehlte Ammonide /) liesse sich darzu gebrauchen / zwischen diese helden zu gehen / und sie miteinander zu vers \nen. Rapha aber wolte / weil er sich sonst ohne alle macht sahe / die sache auf einen kampf stellen / den er dem Rehob antragen liesse: und Rehob willigte solches ein / mit der bedingnis / daß der ůberwundene solte die Maecha fahren lassen. Sie waren aber beide so dapfer / daß jeder entweder den sieg oder den tod hoffete davon zu tragen. Rapha suchete / die Maecha zu sprechen / und bate sie / wann er in diesem kampf stürbe / daß sie dem Moab ihre liebe gönnen wolte: welche bitte auch der Rehob gegen ihr ablegete. Also ginge / in gegenwart des ganzen heers / dieser blutige kampf an: welcher ihnen beiden tödlich war / indem der Rapha gleich auf dem platz bliebe / Rehob aber nur noch etliche stunden lebete / die er in seiner Maecha armen zubrachte: und bate er sie nochmals / in anwesenheit des Moab / daß sie nach ihm diesen helden lieben wolte / der ihrer allein würdig wäre. Also sturben diese beide edle K \nige von Zoba und Hazorim / und verlore Moab damit auf einmal zween wehrte freunde. Wie es nach deren absterben weiter ergangen / wollen wir von dem Ardeus hören.
Wir haben noch nicht gehöret / (erlångerte dieser die geschichte /) wo der K \nig Brammis hingekommen. Dieser herr / als er auf einer seite alles dergestalt in unordnung sahe / name die flucht mit den vornemsten des reiches / und entronne nach Seirath / das nahe am gebirge liget: daselbst er alles gesammlet / was ihme von seiner macht noch ůbrig ware. Unsere helden såumeten sich
Nachdem die Dersine also aufgefordert worden /ginge sie zuvor zur Königin von Ninive / und sagete ihr etwas in das ohr: und als ihr dieselbe solches belieben lassen / erweiterte sie die erzehlung / wie folget.
Die Maecha / welche des Rehobs tod sehr beweinete / funde noch einigen trost in ihrer schwester gegenwart: die dann sehr bemůhet war / den Moab bei ihr beliebt zu machen / und ihr / unter andern ursachen /des sterbenden Rehobs eigenen befehl fůrhielte. Also wurde Maecha nach und nach / fůr den Moab / gewonnen. Jisca hatte ihr alles erzehlet / was ihr mit dem riesen Chomasbolus begegnet / wie derselbige in Ar todt geblieben / und wie Ammi und Rehob so unglůcklich durch einen sturm in die stadt gekommen wären. Maecha erzehlete ihr hinwieder / wie sie / den tag vor ihrer hochzeit / aus Haran gekommen. Ihre worte / wird uns der kammerherr
Abias hatte dessen sich nicht versehen / weil es wider des spieles satzungen liefe / von einer mitspielenden person zweimal aufgefodert zu werden: befande sich demnach in nicht geringer verwirrung. Gleichwol / als er deme / was er zu sagen hatte / ein wenig nachgesonnen / beschrånkte er das ihme aufgetragene mit diesen worten.
Die Maecha erzehlete der Jisca / wie des Raphavatter / der K \nig von Hazorim / einen Bactrianer bei sich gehabt / der vorhin bei dem K \nig Zoroaster /dem berümten zauberer / war in diensten gewesen. Weil er nun dieser kunst auch wol erfahren war / als hatte er dem K \nig von Hazorim / auf sein begehren /alle sch \ne damen der ganzen welt in einem gesichte sehen lassen. Es hatte ihm keine båsser / als die Maecha / gefallen: daher er dem Bactrianer angelegen /diese schöne ihm zu verschaffen. Selbiger brachte solches durch seine zauberische künste zuwegen / und wurde Maecha / unsichtbarer weise / mitten aus Haran hinweggezucket / daß niemand etwas davon wargenommen. Wie sie nach Hazorim gebracht worden / wolte der riese / aus heftiger liebe / sie mit gewalt zu seinem willen zwingen. Maecha aber widerstunde ihm mit so grosmütiger entschliessung / daß sie einsmals den Oberpriester des Baal-Peors / der sie zu des K \nigsliebe bereden wollen / mit eigener hand erwürgte. Hierdurch hatte sie seine liebe in solchen haß verwandelt / daß er sie dem gott Baal Peor auf dem berge Pegor wolte opfern lassen: wovon aber der Rapha / welcher sich auch in sie verliebet / mit hůlfe des Moab sie errettet. Die Fürstin von Cale wolle ihr nun belieben lassen /
Unsere helden (erzehlte Casbiane /) kamen endlich sieghaft wieder in Ar an / da Ammi des Brammis Kron seiner Jisca zu füssen legete. Hierauf wurde er /mit allgemeiner bewilligung / zum K \nig erklåret ůber das ganze land / das zwischen Syrien / Arabien und dem gebirge Gilead liget / welches die Sammesunim und die Emim bewonet hatten. Er erwehlte die stadt Rabbath zu seinem hoflager / dahin er auch die Jisca fůrete: welche nun seiner liebe sich v \llig ergabe / und / ihn heuratend / die erste K \nigin von Ammon wurde. Der ritter Dison wolle nun auch sagen / wie Moab seine Maecha ůberwunden / daß sie des Rehob vergessen / und sich ihm geschenket.
Weil Maecha des liebens gewonet war / (setzete Dison hinzu /) seit daß sie ihr herz dem Rehob eingeraumet / als fiele es dem Moab nicht schwer / sich in dessen stelle bei ihr zu setzen. Weil sie sein sterbender mitbuler ihme gleichsam im lezten willen vermachet / und er auch / das geschlechte der Aim austilgend / ihren befehl erfůllt hatte: als war die vergeltung dafür / ihr herze / welches sie ihm so vollkommen zu besitzen übergabe / als es jemals dem Rehob eigen gewesen. Die k \nigliche hofmeisterin wird die beilager- und kr \nungsfeste / bässer als ich / anstellen k \nnen.
Das beilager der beiden brůdere mit den beiden schwestern / (erzehlte Perseis /) wurde zu Rabbath gehalten. Der glückhafte Moab / begabe sie hierauf von seinem bruder / den K \nige von Ammon / in das land Hazorim: welches er nach seinem namen Moab nennte. Er liesse auch eine stadt bauen / deren er den namen Rabbath Moab gabe: alda seine Maecha gekr \net wurde.
Ich sehe wol / (sagte Jothan /) daß mir mein warten ůbel gelungen: und / da ich vermeinte zum leichtesten davon zu kommen / wird mir nun die schwereste last aufgeleget. Ich habe aber niemals die poeterei gelernet / auch / die warheit zu bekennen / wenig beliebung darzu getragen. Wann ich nun / der Perseis befehl nachzukommen / gehalten seyn solte / wůrde man wol noch etliche stunden auf meine einflüsse warten müssen. Deswegen überlasse ich diese reimen jemand anderem in der gesellschaft / und wil nicht eifern mit dem / der bässere verse als ich machen kan. Wann es nicht (sagte die Königin /) bereits anhübe dunkel zu werden / wolten wir gern des Jothans einfålle erwarten. Weil wir aber an die rükkehr gedenken můssen /als wollen wir darum losen / wer von uns anderen dem Jothan soll seine last abnemen. Damit wurden /auf der K \nigin befehl / der Merone / welche nicht mit gespielet / die augen verbunden / und sie in die mitte gestellet: und solte die person / zu der sie also blindlings gehen wůrde / die begehrte reimen verfårtigen. Es traffe aber die Königin selber: welche / als sie ein wenig sich bedacht hatte / des Moab und Ammi geschichte mit diesen lobreimen beschlosse.
Die ganze gesellschaft / ergetzete sich mit diesen reimen der K \nigin: welche / als man / um wieder heimzufahren / aufgestanden war / die Ahalibama bei der hand name / und / indem sie nach dem schiffe zu gingen / sie fragte: wie ihr diese art zu spielen gefiele / und ob es nicht eine edle gemůts ergetzung wäre? Ahalibama bejahete solches / und erinnerte allein dieses dabei: daß in dergleichen gespråchspielen / die gesellschaft einig seyn und gleiche beliebung darzu tragen müste / sonsten k \nte eine person alles leichtlich verderben. Dieses urteil gefiele der K \nigin gar wol /und setzte sie hinzu: wiedaß sie / an dem Jothan / fast eine solche person gehabt hätten. Sie lobete hingegen den ritter Dison gar sehr / daß der sich aufs bäste hierein gefunden: fragete auch nach dessen herkunft /erfuhre aber von der Ahalibama nichtes mehrers / als daß er vom gebirge Seir bůrtig wåre. Hiemit setzeten sie sich zu schiffe / und kamen schier bei nachtzeit wieder auf des Pelech schloß. Und weil die K \nigin /folgenden tags nach Hemath wieder abzureisen / gewillet
Die Ahalibama fande ihren ritter Dison / nachdem sie bei der K \nigin / die ihr ihr abreis-vorhaben angesaget / sich etwas aufgehalten / der Astale / weil sie dieser spazirfart nicht beigewonet / alles erzehlen /was fůrgegangen / und hörete ihn eben folgende worte sprechen: Diese Aramena ist länger von person als ich / hat braune offenbare augen voll feuer und liebreitzung / eine etwas erhobene nase / einen schönen mund / und castanienbraune haare / welche ihr / wie es scheinet / von natur in krause locken fallen. Sie ist dabei liecht von farbe / und eines freien munteren wesens: also daß / wann ich warhaftig Dison wäre / ich mich nicht scheuen wolte / ihr aufzuwarten. Indem Astale antworten wolte / wiedaß sie nie auf dem gebirge Seir diese Aramena gesehen håtte / kame ihr Ahalibama zuvor / zu dem Dison sagende: Du bist verliebt / mein Dison / in diese dame deines namens! und wer weiß / ob dich nicht die g \tter straffen / daß du eben so vergeblich diese Aramena lieben müssest /als mein bruder Dison dir umsonst aufgewartet. Dergleichen torheit (antwortete die verkleidete Aramena /) liset man in keinem buch von der g \tter leben. So habe ich auch dergleichen leiden nicht verdienet / weil ich deinen bruder mehr damit erfreuet als betrübet /daß ich ihn nicht lieben können / indem ein gleichmåsiges gelůbde / nie zu heuraten / ihn von mir abgehalten.
Wer mag aber (fragte hierauf Ahalibama /) diese Aramena seyn? Sie ist (gabe Dison zur antwort /) aus deinem lande bůrtig / und wartet der K \nigin von Ninive fůr eine jugfrau auf. Sie hat gar genau und fleissig deinen zustand erkundiget / und habe ich genug zu thun gehabt / ihr alle fragen sonder teuschen zu beantworten.
Am folgenden morgen / wie die schöne Delbois mit dem ganzen Ninivitischen hofe / da sich Ahalibama von Seir nun auch mit unter rechnete / von dem Pelech / mit bezeugung h \chster zufriedenheit / abschied genommen / fuhren sie in gesamt nach der Königlichen stadt Hemath: da der Fürst Jonadas / wegen des K \nigs unverm \glichkeit / sie stattlich entfinge und mit ansehnlicher wirtschaft beehrete. Allhier funde der sch \ne Dison seine ergetzlichkeit / in besichtigung der gemächer / die ehmals der unglůckseligen Ardelise zur wonung gedienet: dann der kåmmerer Abias fůrete eines tags / die bediente der Ahalibama / aller orten umher; da sie auch in das zimmer kamen / allwo der sch \nen Amorite bildnis hinge / welches so unglůckliche wirkung in des Königs gemůte verursachet hatte. Dison und Astale / die unlängst diese Prinzessin gesehen / funden das bild ihr ganz gleich; und sagte Abias / als er diese beide also aufmerkend ersahe: Wolte der himmel / wir håtten niemals diese sch \nheit allhier gesehen! so wůrden wir nicht in das unglůck gerahten seyn / darinn wir jezt schweben. Es hat aber die Prinzessin Amorite / (versezte Dison /) zu diesem erfolgten unglůck / ganz unschuldig eine ursach seyn můssen.
Sie kamen damit auf einen saal / allwo sie das gesamte Ninivitische frauenzimmer / neben den Fürsten von Ninive und dem adel aus Hemath antraffen: welche / den Dison ersehend / ihn gleich in ihre gesellschaft zogen. Sie hatten mit einem Chaldeer zu thun /der in der warsagerkunst sehr erfahren war / und ihnen in gesamt / aus den händen oder dem gesichte /ihr kůnftiges glück offenbaren muste. Casbiane / die mit zugegen / wolte haben / der Dison solte ihm /gleich den andern / aus den hånden etwas weissagen lassen: er aber weigerte sich dessen / aus beisorge /dieser Chaldeer möchte in seiner kunst gar zu gewiß seyn. Aramena / der Delbois kammerjungfrau / dieses h \rend / sagte: Ich bin fr \lich / daß der ritter Dison sich ja so sehr als ich widersetzet / kůnftige dinge zu erkůndigen. Er kan aber (sprache Dersine /) eben sowol aus dem gesichte / als aus den hånden / urteilen / und wollen wir des Disons und der Aramena geheimnise doch wol erfahren / wann sie schon noch so fleissig ihre hånde verbergen. Hiemit sprache die ganze gesellschaft dem Chaldeer zu / er solte aus ihrem gesichte etwas warsagen.
Dieser / wie er sie beide genau betrachtet / finge an zu lachen / sagende: Ich wil nimmer von meiner kunst und wissenschaft das geringste halten / wo nicht diese beide personen ehelich zusammen verlobet sind. Dieses machte den Dison kůhner / weil er hieraus die ungewißheit des Chaldeers erkante / und scheuete er sich nun nicht mehr / ihm seine hand zu zeigen / ihme zugleich zusprechend:
Dieses ist wol sonderlich ausgesonnen! (sagte Aramena /) wir sind långst zusammen versprochen gewesen / und sollen bald hochzeit halten: und dannoch wird es mir viele mühe kosten / diesen ritter zu überkommen. Dem mag seyn / wie ihm wolle / (antwortete der Chaldeer / entwas entrüstet /) so wird doch die zeit die warheit herfür bringen. Wolan dann! (fuhre Aramena in ihrem scherze fort /) so wil ich mich bei zeiten bemůhen / des Disons gegenliebe zu gewinnen. Und ich / (sagte Dison lächlend /) wil mich so sträng gegen die sch \ne Aramena erzeigen / daß es ihr sauer genug werden soll / mein herze zu gewinnen. Wie ich es ansehe / (unteredete Siringe /) so muß Dison die stelle der liebsten annemen / unsere Aramena aber sich als den verliebten aufwårter anstellen. Wolan /ich bin es zufrieden / (sagte Aramena /) und ernenne mich von nun an des sch \nen Disons / als meiner gebieterin / ergebensten diener.
Die ganze gesellschaft ergetzete sich an diesen scherzreden des Disons und der Aramena. Der Chaldeer aber / welcher sich durch diesen spott sehr beleidigt befunde / wurde von eifer erhitzet / und wolte nicht långer verbleiben; sagte aber zuvor / ehe er sich hinweg begabe / dem Dison heimlich ins ohr: Ich wil euch nicht mit gleicher můnze bezahlen / sonst möchte ich wol vieleicht etwas von euch offenbaren k \nnen / das euch das lachen vertreiben wůrde. Dison / dieses hörend / wurde ganz mit röte überzogen / welches jederman ihm anmerkete: das dann neue gelegenheit zu scherzen gabe. Indem kame die K \nigin mit den Prinzessinnen auch dazu / welche gleich fragete / wovon ihre unterredung handelte? Als man es ihr erzehlet /betrachtete immittels Ahalibama die Aramena von neuem / als sie auch ihre augen auf die ihrigen unverwandt gerichtet funde: und fülete sie in ihrem herzen eine sonderbare zuneigung gegen ihr / deren ursachen ihr doch verborgen waren. Ihr ritter Dison / wurde gleichfalls von der K \nigin mit ungemeiner gemůtsbewegung angesehen; und weil jederman von ihme wissen wolte / was der Chaldeer ihm hätte ins ohr geraunet / sagte er: Es wåre etwas gewesen / das seinen zustand allein betreffe / und nicht die Aramena / deren er es sonst / als seinem getreuen aufwårter / nicht verschweigen wolte. Dieses brachte Dison mit so guter art für / daß er ihrer aller zuneigung / die seine in allen dingen sich erweisende annemlichkeit ihm vorhin erworben / damit vermehrete.
Weil die K \nigin im werke begriffen war / nach dem garten zu gehen / alda der Fürst Jonadas die abendmalzeit
Weil die K \nigin sich entschlossen hatte / des Wothans tempel zu sehen / fůrnemlich darum / daß sie möchte mit den Druyden in kundschaft gerahten: als liesse sie in der frühe ihren wagen bespannen. Der Jonadas brachte sie / allein von der Ahalibama / Ammonide / Aramena und Dersine begleitet / hinten von dem schloß hinunter: da sie / wie sie aus der stadt gekommen / sich auf ein schiff setzeten / und also nach dem tempel fuhren.
Es ist das menschliche geschlecht / wie unser Urvatter Tuiscon uns gelehret / bei anfang der welt / in so schwere sünde gegen Gott gerahten / daß sie nicht wieder zu gnaden
Es stunde mitten in demselben ein dreieckichter Altar / von welchem / als die K \nigin ihn wegen dessen ungew \nlicher gestalt befragte / der Druyde ihr diesen bericht gabe: Dieser Altar (sagte er /) deutet die Gottheit an / welche zwar einig ist / aber (ein grosses geheimnis!) in dreifacher gestalt betrachtet wird. Dorten (sprache er ferner / ihr ein gemålde zeigend /) k \nnen E. Maj. eigentlicher sehen / wie wir die heilige Gottheit abbilden. Hiemit fůrete er die Königin nåher zu diesem bilde / welches zugleich eine Sonne /einen Mond und Feur vorstellete. Als Delbois hierüber mehrere erklärung verlangte / sagte der Druyde: Dieses kan anderst nicht erklåret werden / als daß Sonne / Mond und Feuer / gleichwie die Gottheit / zugleich ein wesen haben. Wil man nun die Sonne fůr den Teutates / den Mond fůr die Isis / und das Feur für den Wothan nemen / sind solches gute gedanken. Es ist aber / wie gesagt / dieses geheimnis so groß / daß man nicht viel davon reden darf. Hiervon name die K \nigin gelegenheit / ihn zu fragen: ob sie dann viele götter / oder nur eine einige Gottheit gläubeten? Es ist nur ein Gott / (antwortete der Druyde /) der unsern vatter Tuiscon in unser land gefüret / dessen gesetze wir noch unverbrüchlich halten und in acht nemen. Hierinnen falle ich euch bei / (sagte die K \nigin / doch etwas heimlich / zu ihme /) und finde euren glauben bässer gegrůndet / als aller anderen v \lker ihren / die hierum wonen.
Dieses urteil / so die schöne Delbois fållete / gefiele dem Druyden sehr wol / und sagte er zu ihr: Wann E. Maj. in Basan unsere gebråuche sehen und alda mit denen Druyden sich besprechen solte / bin ich versichert / sie wůrden ein grosses vergnůgen daran haben. In diesem lande aber hat / wie gesagt / nicht alles so vollkommen k \nnen angestellet werden: weil die leute / von ihren anderen gew \nlichen weisen / nicht abzubringen gewesen. Was haltet ihr aber (fragte die K \nigin /) von den seelen der menschen? glåubet ihr /daß dieselbigen unsterblich seien? Ja freilich! (antwortete der Druyde /) Unsere seele ist ein geist / der nicht mit dem leib vergehet: daher bei uns die getreue eheweiber ihren månnern nach dem tode folgen / um zu verschaffen / daß ihre seelen desto eher wieder m \gen zusammen kommen. Euer glaube von der seelen unsterblichkeit ist gut / (sagte Delbois /)
Indem also die K \nigin mit dem Druyden gespräche hielte / hatte sich Ahalibama nach der andern seite des tempels begeben / da ein Dianen bild von weissem marmor auf einer seule stunde: fůr welchem sie niederfiele / und dieser göttin / als deren sie sich zu dienen verlobet hatte / sich anbefohle. Die erinnerung / warum sie dieses gelůbde gethan / triebe ihr hierbei håufig die lehren aus den augen. Die K \nigin traffe sie in solcher stellung an / und sagte / diese ihre abg \tterei bei sich heimlich tadelend: Wie finde ich euch also / meine base? Ahalibama / die indeß wieder aufgestanden war / antwortete der K \nigin: Man wird mich nicht verdenken / daß ich der grossen Diana vor allen göttern meine verehrung abstatte / als in deren dienst ich mich verlobet / und mein ůbriges leben in ihrem tempel zu Ninive hinzubringen / entschlossen bin. Dieser schluß / (sagte die K \nigin darwider / die Ahalibama damit umarmend /) soll sich noch mit des h \chsten hůlfe ändern / wann wir miteinander etwas mehrers werden bekant worden seyn: welche worte aber von niemanden / als von der Ahalibama / geh \ret wurden. Die K \nigin fragte hierauf ferner den Druyden: wie dieses Dianen-bild wåre in ihren tempel gekommen? Selbiger antwortete: Es håtte der K \nig von Hemath solches dahin stellen lassen / weil das gemeine volk diese g \ttin sehr verehrete;
Indem begunte das volk nach und nach den tempel anzufüllen / und kamen die Vacien / Barder und Druyden / die gew \nliche opfer zu halten: welche jezt / wegen der unpåslichkeit des K \nigs / als fůr dessen wiedergenesung sie baten / verdoppelt wurden. Die K \nigin / so nun alles besehen hatte / wolte alda nicht långer / verharren / sondern als sie von dem obersten Druyden abschied genommen / begabe sie sich mit den ihrigen wieder zu schiffe. Im hinfahren nach der stadt / begegnete ihr der Fůrst Ninias von Ressen /neben den andern Ninivitischen Fůrsten: welche ihre verseumnus entschuldigten / daß sie der K \nigin nicht eher aufgewartet. Sie bliebe aber diesen mittag allein /in ihrem zimmer. Als derentwegen Ahalibama von ihr hinweg ginge / raunete Aramena ihr ins ohr / sie hoffe die erlaubnis / folgenden morgens in ihrem gemach ihr aufzuwarten: welches Ahalibama nicht beantworten kunte / weil eben Aramena eiligst zur K \nigin geruffen wurde.
Die ursach / warum Delbois allein seyn wolte / war diese / weil der Midianitische Fůrst Hanoch sich heimlich bei ihr angeben lassen: welchem Aramena /als alle die anderen sich hinweg begeben / in ihr gemach bringen muste. Weil dieser Fůrst / des Esau und ihres liebsten Prinzen vertrautester war / als entfinge sie ihn gar h \flich / zu ihm sagende: Weil seine tugend ihr fürlångst bekant gewesen / als håtte sie / auf sein begehren / allein und ohne vorbewust ihrer Ninivitischen Füsten / ihm geh \r zu geben / kein bedenken getragen; ihn dabei versicherend / daß sie in seinem anligen ihm nach möglichkeit wolte beistand leisten. Hanoch wurde / durch dieses
Als er ferner / seine angelegenheit fürzutragen / um erlaubnis gebeten / finge er also an zu reden: Es stellet mich jezt für E. Maj. augen / die bedrängnis des grossen Edoms / der auch bereits auf dem weg ist / in Syrien zu kommen; um bei dem K \nig Bel Ochus E. Maj. herrvattern / wider die Fürsten von Seir hülfe zu begehren / die ihme unbilliger weise sein land genommen. Ganz Canaan stehet seinen feinden bei / und ist dieser dapfere held verloren / wofern Assyrien nicht seiner gerechten sache beitretten wird. Er setzet aber fůrnemlich in E. Maj. diese zuversicht / und ersuchet dieselbe / um der freundschaft Abimelechs willen / als von welchem Prinzen ihme wissend ist / daß er schon längst verdienet / E. Maj. wol empfolen zu seyn. Die notwendigkeit / daß mein hier seyn noch zur zeit m \ge geheim verbleiben / bringet mich dazu / diesen schutz von E. Maj. allein und heimlich zu begehren: weil die grossen von Hemath ohnzweifel / wegen ihres Kronprinzen Bileams / die Seirische seite halten werden. Es machte mir auch / die anwesenheit der Prinzessin Ahalibama / viel gedanken / sie möchte mir hinterlich seyn / dieses geh \r bei E. Maj. zu erlangen / wann sie meiner ankunft wäre innen worden.
Versichert euch / Fůrst von Midian! (gabe die K \nigin zur antwort /) daß euer vetter / der edle Esau / nicht unrecht mich zu seiner freundin erwehlet. Dann der Prinz / den er so wol im krieg angefůret / und aus welchen er einen so dapferen helden / gleich wie er selber ist / gemachet / hat mich fůrlängst / ihn hoch zu halten / beredet. Weil ich von meinen Niniviten zu ordnen habe / als werde ich ihm die begehrte hülfe nicht versagen: insonderheit
Hanoch / der über dieser erklärung innigst erfreuet war / erbote sich hierauf / wann Ihr Maj. es gnädig begehrten / dero die ursach dieses krieges zu erzehlen: da sie dann selber wůrden urteilen können / ob die Seirische Fůrsten rechtmåsige ursach gehabt / gegen den Fürsten von Edom also zu handelen. Mir wird das liebste seyn / (antwortete die Königin /) sowol die ursach dieses kriegs / als von dieses helden ganzem leben etwas zu vernemen. Diese begierde růret von unterschiedenen ursachen her / unter denen eine der fürnemsten ist / daß er von einem geschlecht entsprossen / welches ich für allen anderen in der welt hoch achte: und werde ich diesen tag nicht vergnügter können zubringen / als wann ich von euch umståndlich verneme / was von jugend auf eurem vettern begegnet / wie seine und des Prinzen Abimelechs freundschaft sich angefangen / und wie er zu seinem Fürstentum Edom gekommen sei.
E. Maj. legen mir (antwortete Hanoch /) etwas so grosses auf / daß / wann ich nicht von jugend auf alle seine thaten mit angesehen und denen beigewonet håtee / ich unmůglich eine so verwirrte geschicht förmlich wůrde fürbringen k \nnen. Weil aber die bulerei grossen anteil hat an allen seinen begebenheiten /und sonderlicher in ihme / als bei anderen / jederzeit geherrschet: so weiß ich fast nicht / ob E. Maj. nachgehens die hochachtung fůr meinen vettern behalten werden / wann sie die viele bulerische
Der weitberůmte Fůrst Abraham / der aus G \ttlicher offenbarung sein vatterland Chaldea verlassen und in Canaan gekommen / erlangete von Gott die verheisung / daß sein same dermaleins das land Canaan besitzen solte. In solchem vertrauen / setzete er alles hintan / und dem worte des h \chsten gläubend / verbrachte er sein leben / als ein fr \mdling / in den K \nigreichen Sichem / Egypten / Kiriath Arba und Gerar. Sein sohn Isaac / auf welchen und dessen nachkommen die verheisung ginge / erbete diese lebens-art von dem vatter.
Die ungleichheit dieser beiden brüder / erschiene /sowol in der gestalt des leibes als des gemůtes / so groß: daß sie / ungeacht sie zwillinge waren / dannoch ganz widerwårtige beliebungen zeigeten. Esau war von jugend auf wild / flüchtig und kriegerischer natur; Jacob hingegen allezeit eines stillen wesens: daher Isaac den Esau / die mutter aber den Jacob /mehr liebete. Im ståtigen jagen bestunde des Esau ergetzlichkeit / und wartete er dem König Esron / dem herr vatter des jetzigen K \nigs von Hebron / fleissig auf / der ihn sehr lieb gewonne: daher er mehr bei hof / als bei seinen eltern / sich aufhielte. Dieses freie leben machte ihn auch immer wilder / und wuste er /weil er keines zwangs gewonet / seine begierden gar nicht zu båndigen. Dannenhero er / als er einsmals von der jagt ermůdet nach haus kame / und sehr hungrig war / seine erstgeburt dem Jacob um ein essen verkaufete: welches er damals wenig achtete / weil seine flüchtige jugend ihn abhielte / recht zu bedenken / wie an
Nicht lang hernach / wie die erstgeburt des Esau also liederlich verloren gegangen / begabe sich sein vatter / wegen einer grossen teurung / die das land beschwerete / nach Gerar zu dem K \nig der Philister /dem vatter des jetzigen K \nigs Abimelech: der ihn und sein haus gar wehrt hielte. Der muntere Esau geriete bald in vertreuliche kundschaft mit dem jetzigen K \nig / der damals noch Kronprinz war / und mit dem dapfern Fůrsten Ahusath dessen brudern. Als dieser mit denen riesen Caphtorim einen krieg anfinge / erlangte Esau bewilligung von seinem vatter / daß er dorfte mit zu feld gehen: da er sich dann so ritterlich hielte / daß er bald / wegen seiner heldenthaten / bei den Philistern viel lobs und ůberall grossen ruhm erlangete. Die vertilgung der Caphtorim / brachte dem Prinzen Ahusath die besitzung selbiges landes / und dem Esau die gute nachrede zuwege / daß jederman ihn die ursach dieses sieges nennete. Er setzete sich auch hierdurch so fåst in die angefangene freundschaft bei den zweien Prinzen der Philister / daß sie nicht ohne ihn leben kunten.
Seine mutter / die Rebecca / ware mit sonderlicher sch \nheit begabet / die ihr auch in ihrem alter beståndig geblieben: massen der Ebreer geschlecht / und sonderlich des Abraham sein haus / den vorzug für andern erhålt / daß sie / ohne an kråften ihres leibes oder des verstandes im geringsten abzunemen / viel jahre erreichen; wie dann auch diese beide brüder jezt viel jünger erscheinen / als sie sind.
Wie sich aber nichtes weniger bergen lässt / dann die liebe / als merkte man auch bald des K \nigs liebe zu der Rebecca: daher Esau / diesem unheil / das seinen eltern hieraus vorstunde / zu entgehen / den beiden Prinzen offenbarete / daß Rebecca seine mutter wäre. Weil nun der K \nig gar tugendhaft und gottsfůrchtig war / als machten sie durch den feldhaubtmann Phichol / der sehr viel bei dem K \nig galte / die anstalt / daß er einswals in Isaacs garten spaziren ginge / zu einer zeit / da man dem Phichol angesaget / daß der Isaac mit der Rebecca im sommerhaus allein seyn wůrde: da er dann / durch das fenster / sie beide einander umarmen sahe / und daraus
Der verliebte Esau wartete inzwischen der Philistina fleissig auf / und zwar mit zimlich-gutem fortgange: wann er nicht selber / aus ungedult / es verderbet håtte. Ich kame um selbige zeit ein kind nach Gerar /weil meine fraumutter des K \nigs schwester gewesen: nach deren absterben / mein vatter mich nach Gerar /alda erzogen zu werden / geschicket. Weil die beide t \chter des Königs mich gar lieb gewonnen / als liebkosete mir der Esau / um durch mich seiner Prinzessin herze zu gewinnen. Meine von natur zu ihm tragende freundschaft / zeigte sich ihme gleich in meinen kinderjahren / und gewanne ich ihn so lieb / als einen vatter: daher es ihme nicht schwer wurde / mich nach seinem willen abzurichten /
Ihre grosse verachtung aber / die sie nach diesem ihm sehen liesse / brachte ihn bald auf andern sinn /als die zwo Prinzessinnen von Basan / Salamis und Eglone / nach Gerar kamen / die die K \nigin Milda aus Arabien / ihre fraumutter / nach dem König von Chus reisend / zu Basan hinterlassen hatte: dann er gleich in die Eglone sich verliebte / und der Prinzessin von Gerar ganz vergasse. Dieses brachte der Philistina mehr ruhe / als ihrem bruder: welcher auch nicht sobald dieser Prinzessin ansichtig worden / da hatte er seine freiheit verloren. Es muste also seyn / daß diese beide freunde von einem orte das liebesgift in sich sogen: dann auch die Salamis schön genug ware /einen von ihnen zu verwunden / und also dieser ihrer beunruhigung vorzukommen. Der Prinz der Philister spůrete gleich an dem
Weil das gerůchte von der Philistina wunderschönheit / sich gar weit ausgebreitet hatte / auch darneben ihre tugend überall mit ruhm bekant worden war: als hatte ein bildnis von ihr / so nach Syrien gekommen /dem K \nig Aramenes dermassen das herz getroffen /daß er nicht durch gesandte um sie warbe / sondern in eigener person / den weiten weg bis nach Gerar kame. Es erwarbe ihm nicht allein / seine herrliche gestalt und fürtreffliches wesen / jedermans wolneigung: sondern man sahe ihn auch / wegen seiner hohen wůrde /weil er einer von den gr \sten Monarchen der welt war / aller menschen hochachtung und verehrung an sich ziehen. Der K \nig Abimelech wurde ganz bestůrzet /und bildete ihm viel damit ein / den K \nig von Syrien in seinem lande zu sehen. Man deutete anfangs / die ursach seiner ankunft / auf seine begierde / frömde Königreiche zu besehen: nachgehends aber wiese es sich aus / daß Philistina ihn herbei gezogen håtte. Keiner unter allen Philistern ware / der nicht diese heurat für ein sonderbares glůck ihrer Prinzessin hielte. Sie selbst / als sie nun den willen ihres herr vattern wuste / truge kein bedenken / ihr herze alsobald dem Aramenes zu ergeben.
Das ganze land ward hierdurch erfreuet / auser dem Kronprinzen / und dem Esau des K \nigs Aramenes nahen befreundten. Dann dieser letzere finge schier wieder an / die Philistina so hoch zu lieben / als die Eglone / und machte damit ihm selber viel unruhe /die ihme niemand
Weil er des hoflebens zuviel gewohnet / kunte er unmůglich bei seinem vatter auf dem lande verbleiben. Er erlangte aber von ihm die erlaubnis / daß er /in gesellschaft des Lothans Fürstens von Seir / bei Ascalon sich auf das meer begeben / und mit selbigem eine reise nach Chitim thun dorfte: dann der Lothan /aus sonderbarer reisbegierde / dieses weitabgelegene land zu besuchen beschlossen hatte. Ich mochte damals sechzehn jahre auf mir haben / als diese reise für sich ginge: und weil
Den verlauf dieser kriege E. Maj. weitlåuftig zu erzehlen / achte ich fůr unn \tig. Genug wird seyn /wann ich sage / daß der sieg auf unsere seite fiele /und unsere beide helden einen grossen ruhm ihres namens / durch ihre dapfere thaten / im lande stifteten /vom K \nig reichlich beschenket und kaum nach langer zeit wieder erlassen wurden. Auf unserer rückreise / låndeten wir in Egypten an / da der König Themosis / des jetzigen K \nigs herr vatter / regirte. Weil mein ältster bruder / der Epha / daselbst am hof ware / als machte der uns freien zutritt beim K \nig. Ihm ware eben ein sohn geboren worden / den er nach sich Epha nennen liesse: dessen name jezt in Egypten gar bekant ist / und dienet dieser mein vetter / als oberster feldherr / dem Pharao Uchoreus / mit beiderseits grosser zufriedenheit. Wir hielten uns in Egypten etliche monden auf / bis der Fůrst Lothan wieder nach dem gebirge Seir reisete / da wir dann voneinander schieden.
Der K \nig entfunde / diese des Esau abermalige entfernung / gar ůbel: und weil er dessen vattern allemal sonders geehret / als wuste er nicht / wie er dessen schleunigen
Diese grosmůtigkeit des K \nigs / hatte bei dem Esau die wirkung / die er gewünschet / und kunte er /sonder grosse gemůtsbewegung / den K \nig nicht also reden h \ren. Nachdem er ihm seine schwachheit gestanden / daß er die K \nigin Eglone noch bisher geliebet / versprache er ihm / forthin davon abzustehen /und sich zu verheuraten mit der jenigen / die ihm der König fůrschlagen würde: um dadurch ihme kund zu machen / daß er warhaftig von seiner liebe genesen wåre. Die freude des K \nigs / ůber diese erklårung /ware ungemessen. Und seinen freund zu vergnůgen /erwehlte er gleich in seinen gedanken / die Fürstin von Canaan / des Beri tochter / die schöne
Bei dieser entfahung / hatte Esau eine unter dem frauenzimmer fůr die jenige angesehen / die ihm der König wůrde bestimmet haben. Es ware aber dieselbige / nicht die Judith / sondern die Ada / des Elons Fürstens der Heviter tochter / eines sehr angenemen wesens: daher sie fůr allen anderen frauenpersonen herfür schiene / also daß der Esau auf keine andere seine augen und gedanken richten kunte. Der König aber / der ihme die Judith bestimmet / die er als sein kind liebete / liesse derselben / nach etlichen tagen /durch die K \nigin diese heurat fürtragen: die dann gleich ihren willen in des K \nigs wolgefallen sezte /und ihm alles heimstellete / wie er mit ihr schaffen wolte. Es wurde der zeit am hof zu Gerar / allerhand lust und ergetzlichkeit / der jungen Königin zu ehren /angestellet / worzu von allen orten das schöneste frauenzimmer sich eingefunden. Der Esau / als der so verliebter als kriegerischer natur ist / liesse sich bei allen freuden und abend-tänzen finden: da er aber keiner mehr / als der schönen Ada / aufwartete / die ihn so warhaftig verliebt machete / daß er nie der Philistina und Eglone gefangener so heftig gewesen ware.
Einsmals / wie wir alle bei einem tanz versamlet waren / und Esau / seiner gewonheit nach / sich der Ada hatte zu füssen gesetzet / die er stäts mit gesprächen unterhielte: befahle der K \nig der Judith / daß sie den Esau solte
Weil ich dessen von den bedienten des Königs berichtet wurde / als sagte ichs ihme selbigen abend /wie wir nach haus gekommen. Aber die Ada gefiele ihm bässer ohne mitgift / als die Judith mit einem Fůrstentum. Weil er in allem seinem wesen heftig ist /als name daher bei ihme die liebe zu der Ada also überhand / daß er folgenden tags gelegenheit suchete /ihr dieselbige fůrzutragen: und wuste er sie also einzunemen / daß sie sich für ihn erklårete / und ihm ihre gegenliebe zusagte. Dieses ginge
Dem Esau verwehrte einerseits das andenken der Ada / diese gabe anzunemen: worzu ihn doch anderseits der wolstand und die gnadmilde des K \nigs anmanete. In solchem zweifel verstummete er gänzlich /und verzoge zu antworten: da dann der K \nig nicht wuste / wohin er solches deuten solte. Ich finde (sagte er låchlend /) den helden Esau jezt viel erschrockener / als wann tausend gewaffnete männer gegen ihm stůnden. Ich wil ihm aber dafür gut sagen / daß sich der Judith herze also gütig zeigen soll / wie es billig ist / daß man sich gegen dem Esau erweise. Hiermit trate Beri auch hinzu / und thäte ihm gleichmäsige versicherung / seine rede mit einer glückwůnschung beschliessend. Also erlangte Esau / der so oft vergebens geliebet / nun ohne liebe / was er nicht gesuchet. Er sahe sich aber von allen seiten so belägert / daß
Weil Ada sich hierbei nicht finden liesse / als mehrete solches des Esau betrůbnis / und machte / daß er sich / um von ihr etwas zu erfahren / beim tanze zur kammerjungfrauen der K \nigin gesellete / und sie um die Ada befragte: weil er wuste / daß sie deren getreue freundin jederzeit gewesen. Selbige nun růckete ihm sein unrecht fůr / daß er die unschuldige Ada also geåffet / und ihr von seiner liebe was hätte weiß gemachet / da doch nun die Judith ihre stelle vertråte: mit bericht / wiedaß dieselbe jezt nichts anders thåte / als weinen; und / als ihr gram sich anliesse / d \rfte sie bald ihr leben hierůber einbüssen. Es håtte nicht viel gefehlet / Esau wåre / auf diesen bericht / gleich nach der Ada zimmer gelaufen. Weil er sich aber vor den anwesenden zwingen muste / als bate er die jungfrau /ihme bef \rderlich zu seyn / daß er in geheim sie sprechen m \chte. Sie versprache ihm solches / nach langem weigern / und bestellte ihn / daß er folgende nacht im vorgemach der K \nigin auftwarten solte / da sie
Am folgenden tag / sandte er den Phichol zu Esau /und liesse ihm sagen: Es kåme ihm die art / wie er mit der Judith umginge / sehr fr \md für / und wüste er nicht / was er davon denken solte. Er traue aber seiner tugend gånzlich zu / daß er sein gegebenes wort nicht widerruffen / noch die Königliche håuser Hebron und Gerar beschimpfen werde / mit verachtug der jenigen /die ihme nach seinem willen wåre verlobet worden. Esau wurde hierdurch / in seine verwirrung / noch mehr vertieffet: indem seine grosmut ihm verbote /sein gegebens wort zu widerruffen; und doch seine liebe gegen der Ada also heftig ware / daß er sie nicht verlassen kunte. Die einwilligung seines vatters dorfte er nicht fürschůtzen / weil er zu Bersaba dem K \nig /aus freiem willen / gar zu teuer versprochen hatte /nach dessen wahl zu heuraten: zumal ihn auch / das versprochene Fürstentum / so weit von seinem vatter frei sprache / daß er ohn ihn sein haus versorgen kunte. Wie er demnach seine ehre allzusehr diesem handel eingemischet sahe / liesse er / wiewol wider sein herze / sich dieser entschliessung vernemen: Er wolle dem in allem nachkommen / was zwischen dem K \nig und ihme zu Bersaba wäre abgeredet worden. Der K \nig beruhigte sein gemůte mit dieser erlangten antwort / und ordnete einen gesandten ab / zu den Königen von Kiriath Arba und Canaan / als den beeden brůdern des Beri: ihre einwilligung / wegen dieser heurat / einzuholen. Damit auch der Isaac zuvor darum begrůsset würde / erbote sich der Fůrst von Caphtor / selbst
Sobald aber die nacht anbrache / in welcher der Königin jungfrau den verliebten Esau zu der Ada fůren wolte / die er / um verdacht zu verhůten / nicht offentlich sprechen dorfte: begabe er sich an den bestellten ort / der dann ein gar langer offener gang war / von deme man / an dem einen ende nach der K \nigin zimmer / an dem andern aber nach des Königs gemach ginge. Indem nun der Esau ganz allein der jungfrauen alda erwartete / fůgete es sich zum unglück /daß der K \nig ungefår aus seinem fenster sahe / und nicht weit von der Eglone gemach eine mannsperson erblickete. Weil um diese zeit sich kein mensch alda dorfte finden lassen / als vermutete er alsbald / es můste etwas sonderbares vorseyn. Demnach ginge er durch etliche gemåcher / die an diesen offenen gang gebauet waren / und kame in eines derselben / daraus er diesem menschen konte gerad ins gesichte sehen. Die dunkelheit der nacht verwehrete ihm nicht / den Esau gleich zu erkennen: worůber alsofort seine eifersůchtige gedanken erwacheten / daß er von der K \nigin ungleiche gedanken sch \pfete. Wie er sich nun eine weile damit geplaget / sahe er seiner gemalin kammerjungfrau ankommen / die eine lampe truge /und zu dem Esau sagte: Er solte ihr folgen / weil die jenige seiner wartete / die er liebete. Hiemit gingen sie miteinander zur thůr hinein / die in das vorgemach der K \nigin fůret: und setzeten damit den unglůckseligen König in die gröste qual / die er mochte sein lebenlang entfunden haben.
Er hatte jederzeit seine gemalin herzlich geliebet /und sich alles guten zu ihrer tugend versehen: und nun muste er gläuben / daß sie bei nacht den Esau zu ihr kommen
So habt ihr (rieffe er ihr zu /) meine unschuld bisher also gemißbrauchet / daß ihr nur den schein ehelicher liebe und freundschaft mir erwiesen / in der that aber eure und meine ehre so gröblich beleidigen d \rfen. Diese worte / die er in hitzigem eifer heraus stiesse / machten die K \nigin und ihren beisitzer ganz bestůrzet / daß sie eiligst aufstunden / und jene zu diesem sagte: Machet euch geschwind von hinnen /ehe des K \nigs zorn weiter ůber euch ausbreche. Als selbiger solchem nachkommen wolte / stiesse er unversehens an den tisch / daß der leuchter mit dem liecht umfiele und verlosche. Die K \nigin rieffe alsobald nach ihren leuten / daß sie leicht bringen solten. Wie aber diß geschehen / ware der jenige / mit dem die K \nigin geredet / bereits hinweg / und sagte sie zum König / den sie ganz verstellt funde: Er m \chte doch nicht so gar ungůtig aufnemen / daß sie dieses gethan / worzu der eifer um ihren glauben sie getrieben hätte. Der K \nig aber konte weder diese worte recht einnemen / noch sie ferner anh \ren / sondern /ihr den rücken zuwendend / ginge er von ihr / und sagte nur dieses: Es ist mir leid / Eglone! daß ich euch bisher geliebet / um des willen mich jezt eure that soviel mehr schmerzet. Womit er sich wieder nach
Mitlerweil er also sich beunruhigte / brachte Esau seine zeit bei der Ada in h \chster vergnügung zu: welche er auch ůberredte / daß sie ihn heimlich zu ehlichen / und er ihr hingegen versprache / weil seine ehre ihn triebe / auch die Judith zu heuraten / daß er sie ståts fůr seine fürnemste gemalin halten / und ihr vor der andern seine liebe g \nnen wolte. Hiemit redeten sie zusammen ab / daß / sobald seine hochzeit mit der Judith würde vorbei seyn / die Ada nach Sichem zu dem Elon ihren herr vattern reisen solte: dahin er kommen und sie abholen wolte. Hierauf schieden sie /mit tausend versicherungen ewiger treu und holdschaft / voneinander. Die Ada aber muste geschehen lassen / was Esau / als der sich nun ihr fůr einen ehegemal anverlobet / von ihr forderte: wiewol sie sich lang widersetzet / weil sie diese lezte gunst erst /wann ihre ehe offentlich kund seyn wůrde / ihme zu erlauben / gesonnen gewesen. E. Maj. vergeben mir /daß ich des Esau freies beginnen so künlich fůrbringe: dann / weil Ada / gleich nach dieser also vollzogenen ehe / schwanger wurde / als wůrde ich / ohne dieses zu melden / meine erzehlung nicht deutlich fortfüren k \nnen. Ich halte aber dafůr / E. Maj. werden begierig seyn / zu wissen / was es mit vorbesagter nåchtlichen ansprache bei der K \nigin für eine bewandnis gehabt: welche ich dann erstlich erzehlen wil / bevor ich vom Esau weiter fortfahre.
Es war die Eglone / in ihrem vatterland Basan / in dem g \tzendienst / und sonderlich in der verehrung des g \tzens Astaroth / so eiferig auferzogen worden /daß so wenig der Isaac / als ihr gemal der K \nig Abimelech / ihr solchen aberglauben benemen kunte. Weil nun ihr der König nicht weit von Gath / zu ihrer belustigung / etliche
Er funde den K \nig in tiefer traurigkeit / und entfinge auf seinen vortrag diese antwort: Ach daß Eglone ihre g \tter soviel liebte / als die menschen! dann so einen irrtum k \nte man ihr leichter vergeben / als ein grobes laster. Sie weiß aber von selbsten / was mich auf ihr schmerzet: welches ich / weil sie eines grossen K \nigs tochter ist / niemanden entdecken wil; doch daß sie kůnftig meiner gegenwart sich åusere. Nach dieser abfårtigung des Ahusath / wolte auch der Esau / seiner täglichen gewohnheit nach / in das K \nigliche gemach treten / und dem Abimelech aufwarten: ihm wurde aber / von dem haubtmann der wacht / der eintritt verwehret / weil solches der K \nig befohlen hatte. Indem er hierüber bestürzet
Wiewol sonsten der König mir niemals geh \r verweigert / so kunte ich doch diesesmal nicht fůrgelangen / und sandte der König den Phichol zu mir / der mir in seinem namen sagen muste: Er k \nne leichtlich ermessen / daß ich / meinen vettern zu entschuldigen /vor ihn begehrte: es sei aber solcher dienst bei ihm ůbel angewendet. Esau habe nicht als ein freund bei ihm gehandlet / und solte derselbe je eher je lieber seinen hof verlassen: welches alle die straffe wäre /die er ihm als seinem alten freund auflegen wolte. Ich kame / mit dieser antwort / wieder zurücke zu dem Esau: welcher das unbillige verfahren des K \nigs nicht begreifen kunte. Um aber jederman zu erweisen / wie er sein wort und zusage nicht gebrochen / ginge er zu dem Fürsten Beri / und versicherte denselben nochmals / daß er seine tochter zu ehlichen beståndig gesonnen wäre. Beri / von diesem allem nichts wissend / wurde höchlich bestürzet ůber des K \nigs verfahren: weil nun Esau hieraus vermerkete / daß ihme von dem / was mit der Ada fůrgegangen / noch nichtes kůndig war / wolte er sich auch nicht selber anklagen.
Diese kaltsinnigkeit des Königs / stärkete den Esau in dem wahn / daß seine liebe und heimliche verehlichung mit der Ada ihm würde kündig worden seyn. Der bestůrzete Beri aber / wolte gleich zum König gehen / dieser gåhen veränderung wegen mit ihme zu sprechen: es wurde ihm aber von dem Phichol gesaget / daß der König keinen menschen sprechen wolte. Diese verwirrungen / brachten den ganzen hof zu Gerar in unruhe. Die Königin / verwandelte sich nach Gath / und hatte gegen dem K \nig / wegen seiner harten worte / einen grossen unwillen gefasset / welcher durch ihrer jungfrauen gefängnis gemehret wurde: dann sie achtete dieselbe darum also beschimpfet zu seyn / weil sie den priester des Astaroth in ihr gemach eingelassen. Der K \nig / in die tiefste traurigkeit gleichsam versenket / kame nie aus seinem zimmer. Die Ada / welche auch alles verrahten zu seyn vermeinet / schwebete in höchster angst und bekümmernis /und ginge ihr die gefångnis der jungfrauen sehr zu herzen. Weil sie auch fůrchtete / ihr möchte eben dergleichen widerfahren / sandte sie einen getreuen slaven heimlich zu dem Esau / und liesse ihn bitten / daß er sie hinweg fůren wolte / ehe des K \nigs zorn auch über sie ausginge: dann sie bildete ihr ein / wiedaß auch die Königin ihr ungnådig wåre.
Ich ware mit etlichen seinen bedienten zurücke verblieben / aus fůrsatze / des Esau begehren zu erfůllen / und die Ada neben der gefangenen jungfrauen zu entfůren. In der nacht nun / kame ich heimlich nach hof / da der kämmerer über das frauenzimmer / der bestochen worden / mich einliesse: und brachte ich also die Ada glůcklich davon. Den hůter aber / der die jugfrau verwarete / fande ich so eigensinnig / daß er mir gar nichtes wolte zu willen seyn. Demnach auf der Ada ihre bitte / die besorgte / man möchte bei längerem verzug / ihrer flucht innen werden / liesse ich sie im gefångnis / und brachte allein diese Fůrstin zu dem Esau hinaus / der unser im feld wartete. Ein grosser teil seines unmuts verlore sich / als er diese liebe person wieder umarmen konte. Und ob er wol anfangs sie mit nach Bersaba nemen wollen / so befande er es doch nachmals unthunlich: weil seine ehre dabei noht leiden / und der König dannenhero mit bässerem grunde wider ihn etwas wůrde fůrbringen k \nnen. Also wurde beschlossen / daß ich sie ins K \nigreich Sichem zu ihrem herr vattern begleiten / und daselbst ausgeben solte / wiedaß wegen einer unruhe / die zu Gerar entstanden / sie alda nicht länger bleiben können.
Inzwischen ich also mit ihr ins land Canaan reisete / kame Esau nach Bersaba zu seinen eltern: da sein vatter sich sehr ůber seiner ankunft / ehe seine verlobung mit der Judith ruchtbar worden / erfreuete. Wie aber
Zu Gerar ginge es / nach unserm abschiede / noch wunderlicher daher. Der König / der seine gemalin fůr schuldig hielte / quälete sich lange in seinem gemůte /ehe er einen schluß fassen kunte / was er in dieser beschwerlichen sache fůrnemen solte. Weil die K \nigin nach Gath gezogen war / als schickte er ihr etliche kundschafter nach / die auf ihr thun acht haben und ihme alles hinterbringen musten / wie sie sich gebärdete / und was sie redte. Weil nun dieselbe / aus ungedult / vieler dråuworte sich vernemen liesse / wie ihr herr vatter / der König Abinael von Basan / ihrer /wider ein so hartes verfahren / sich annemen würde: als besorgete sich Abimelech einer grössern unruhe und weitläuftigkeit. Demnach fassete er den schluß /die K \nigin wieder nach Gerar holen und daselbst so genau verwahren zu lassen / daß ihr alle gelegenheit benommen seyn solte / nach Basan etwas von ihrem zustande zu berichten. Die gute Königin
Der betrůbte K \nig Abimelech name / bei so grosser verwirrung seiner sinnen / der Ada abwesenheit nicht zu herzen / sondern lebete in tiefster traurigkeit: also daß Gerar / so bisher ein aufenthalt der höchsten lust gewesen / nun der traurigste ort von der welt wurde. Der Prinz von Caphtor / zoge auch davon und nach seinem Fůrstentum. Der Beri name seine tochter / die Judith / mit sich nach Hebron. Ich / hatte nun die Ada nach Sichem gebracht / alda wir ein sehr herrliches freudenfest fanden / wegen der krönung des K \nigs Beor / dessen herr vatter unlängst gestorben war. Weil vor unserer ankunft / das gerüchte bereits die zu Gerar entstandene verwirrungen hingebracht hatte / als fiele es der Ada nicht schwer / dieselbige /als eine ursach ihrer ankunft / fůrzuschützen: da sie dann / von allen / mit freuden bewillkommet wurde. Der K \nig Beor / der noch gar jung war / liesse sich gleich der Ada gestalt also wol gefallen / daß man eine liebe bei ihm verspürete. Elon ihr vatter / solches merkend / machte sich so hohe gedanken / eine tochter Königin von Canaan zu sehen / daß er alle ersinnliche wege fürkehrete / diese liebe zu ernehren. Er befahle der Ada / gegen dem K \nig sich also zu verhalten /daß er ja keine ursach bekäme / von ihr abzulassen. Dieses erweckte / in der Ada gemůte / wunderliche entfindungen: da eines teils die treue / die sie dem Esau
Weil ich in Sichem / nach des Esau begehren /mich verweilete / um auf der Ada wesen acht zu haben: als erfuhre ich alles dieses / was fürliefe / und sandte einen an den Esau ab / ihme solches zu hinterbringen. Der Bote traffe ihn eben zu Hebron an / da er die hochzeit mit der Judith vollzoge. Weil er ohnedas betrůbt ware / als ist leichtlich zu ermessen / daß diese zeitung ihm vollends alle lust werde benommen haben. Es ware auch niemand fr \lich / bei diesem hochzeitfeste. Dann der Beri sahe wol / wie Esau seiner tochter wenig achtete. Weil auch seine eigene mittel nicht ůbrig groß waren / da der K \nig Ephron /sein bruder / ihme nicht das minste zu willen stunde /und das Fůrstentum fůr den Esau auch zurůck bliebe: als stellete er ihm leichtlich fůr / wie Judith ihrem stande so ungemås bei ihm leben wůrde.
Die heftigkeit der liebe zu der Ada / triebe den Esau / daß er / sobald die Judith nach Bersaba ware gebracht worden / ihm fürname / eine reise nach Sichem zu thun. Er wurde aber daran verhintert / durch einen zufall / der ihm auf der jagt begegnete / da ein starkes wildschwein ihn gefärlich verletzete / also daß er etliche monden / seiner heilung halber / sich innhalten muste. Unter solcher zeit fůlete die Ada bei sich /daß sie schwanger ware / und wuste nicht / wie sie es angreifen solte / dann wir von dem Esau keine nachricht bekamen: und besorgete sie / er håtte ihrer gar vergessen / und seine liebe nun v \llig allein auf die Judith gewendet. Die liebkosungen des K \nigs von
Ich bekame eben um die zeit nachricht von dem Esau / und sagte mir der jenige / den er an mich von Bersaba abgeschicket / wie tugendhaft die Judith sich bei ihm erwiese / und wie sie ihm dermassen zur hand ginge / daß sie bereits sein herze mehr als halb gewonnen hätte. Ich truge bedenken / dieses der Ada zu er \ffnen: weil sie vorhin / ůber der Judith glůck / zuviel eifersůchtig ware. Wie ich aber die ankunft des boten von Bersaba ihr vermelden wolte / ware es mit ihr in einen erbårmlichen zustand gerahten: weil der Elon ihr vatter erfahren hatte / wie die ärzte von ihr urteilten / daß sie schwanger wäre. Er hätte / für verzweifelung / ihme den tod anthun mögen. Weil er / sie selber zu sehen / sie nicht mehr würdigte / als liesse er seine gemalin ihre stiefmutter zu ihr gehen: die ihr muste fůrhalten / wie sie ihn und das ganze K \nigliche haus betrůbet håtte. Wiewol sie nun ihr schwanger-seyn nicht laugnete / so wolte sie doch den Esau nicht nennen. Weil ich sie nach Sichem gebracht hatte / als kame ich dieserwegen in verdacht: muste derhalben mich von dar hinweg begeben / ehe man nach mir greifen m \chte. Ich befunde nun höchst n \tig zu seyn / daß der Esau eiligst die Ada wieder hälfe zu ehren bringen / ehe ferner ihre und seine ehre darůber gefahr leiden
Es war aber unterdessen von der K \nigin Eglone /ungeacht ihrer versperrung / unter die Philister ausgebreitet worden / wiedaß der König mit der Ada zugehalten hätte: welches jederman für wahr gläubete. Auch der Esau selber machete ihm die gedanken / der Ada schwångerung můsse nicht von ihme / sondern von diesem K \nig / herrüren. Die umstånde / wie man zu Gerur mit ihm verfahren / stårketen ihn in dieser einbildung. Weil er aber / auch dieses glåubend / dannoch die Ada liebete / als wurde er so unwillig / daß alle meine bemůhung umsonst war / ihn eines bässern von seiner Ada zu bereden. Der Fůrst Beri / seiner Judith vatter / kame eben dazumal / mit seiner gemalin /des Fůrsten Lothans von Seir schwester / die er erst geheuratet hatte / und mit seinem ganzen hause / nach Bersaba: dann er ware mit seinem bruder / dem K \nig von Kiriath Arba / in so harte zweitracht gerahten /daß er sich hinweg machen müssen. Die haushaltung des Isaac / wurde durch diese gäste sehr beschweret: dann der K \nig Ephron hatte dem Beri alle seine mittel dermassen entzogen / daß Esau ihn völlig unterhalten muste. Dieses verursachete manchen unlust /weil Isaac / mit seiner Rebecca und dem Jacob /gleich den schåfern in Mesopotamien / schlecht und doch vergnůgt lebeten / und solcher hausgenossen nicht gewonet waren: wiewol Gott ihn in seinem stand so sonderlich segnete / daß er ein sehr grosser mann worden. Judith aber und die ihrigen / waren von jugend auf pråchtig und nach der weise bei hof erzogen: denen dann der Esau in seines vatters hause gleiche verpflegung verschaffen wolte / welches
Alle diese widerwårtigkeiten / die der ungedultige Esau gar nicht vertragen kunte / trieben ihn an / dem kriege wieder nachzuziehen: weil er immer im feld glückhafter als zu hause gewesen war. Demnach seine Judith / neben ihrem vatter / stiefmutter und allem hausgesinde / seinen eltern auf dem halse lassend /zogen wir miteinander in Syrien / und wolte er die Ada ganz aus dem sinne schlagen: dann es ware gar zu warscheinlich fůrgebracht worden / daß der K \nig der Philister sie geliebet / und annoch ihrentwegen der Königin und ihme so aufsåtzig wåre. Wir funden / zu Damasco / alles in waffen: dann der K \nig Aramenes hatte mit dem König von Armenien in einen schweren krieg sich eingelassen. Die ankunft des Esau ware diesem K \nig höchst angenem / weil dessen dapferkeit ihme schon bekant war: daher er ihm grosse ehre erwiese / und ihn mit zu den h \chsten kriegsämtern bestellete. Die K \nigin Philistina / als seine erste liebe bekame er da auch wieder zu sehen. Und ob wol fůr der zeit sie ihme nicht hold gewesen so ware er ihr jedoch anjetzo sehr angenem: weil sie / von ihrem vatterland und ihren anverwandten / durch ihn etwas zu vernemen / verlangete. Wie er aber mit deme / was sich zu Gerar begeben / gar verschwiegen war / als spůrete sie wol / daß die vertråulichkeit zwischen ihrem bruder und ihme nicht mehr so verbündlich /als vordessen / seyn můste. Er aber gewonete nun wieder so sehr der angenemen gesellschaft dieser Königin / daß wenig fehlete / es wåre seine vorige liebe in ihm wieder angeglommen. Doch mäsigte er seine zuneigung / daß man dieselbige mehr ein freundschaft als liebe nennen mochte.
Ich muß aber nun nach Gerar wiederkehren / und berichten / was sich in der zeit / da wir in Syrien waren / alda zugetragen. Des Abimelechs bekůmmernis / der Eglone versperrung / und die allgemeine traurigkeit bei hof
Sie wuste nun / in diesem ihrem elenden zustande /nirgend anderst hin / als nach Bersaba zu dem Esau: ůber dessen verlassung und meinem ausenbleiben sie sich nicht gnug verwundern und beklagen kunte. Weil sie nun den Esau zum vatter ihres kleinen Eliphas nicht ernennet / und nach ihrer abreise von Sichem die Philister
Dergestalt verliefe eine lange zeit / in welcher sie zu
Als sie nun ihren schluß vollzogen / und die Ada vor den König brachten: fiele sie / ehe er dessen sich versahe / zu
Abimelech aber / deme dieser bericht der Ada / die unschuld seiner gemalin zum teil er \ffnete / stunde zwischen freude und furcht / ob und was er hievon gläuben solte. Nachdem er sie in ein nebenzimmer abtretten lassen / muste man ihm die kammerjungfrau aus der gefångnis bringen / welche er ernstlich befragte / zu wem sie den Esau in der nacht gefüret håtte. Ihre bekentnis kame mit der Ada bericht ganz über ein; und als sie der K \nig ferner fragte: wer dann / in eben selbiger nacht / bei seiner gemalin gewesen? nennete sie den priester des Astaroth:
Unsere siegreiche waffen hatten inzwischen in Armenien erwůnschten fortgang / und kame es bei dem gebirge Ararat zu einer blutigen schlacht: da der unvergleichliche Aramenes solche heldenthaten verůbete / daß wann man g \tter machen dörfte / er billig unter dieselben könte gezehlet werden. Es begabe sich aber bei diesem treffen / daß ich mit denen / die mir der Aramenes zu fůren untergeben / die Prinzessin Barsine / die base des K \nigs / gefangen bekame / welche /gleich unserer Syrischen K \nigin / dem krieg folgete. Als ich mit meiner sch \nen beute in
Esau ware nirgend zu finden: der hatte den raubern der K \nigin nachgesetzet. Er ereilete sie / unferne bei Tospia / da der Tigris entspringet: der / wie er allezeit im früling zu thun pfleget / sich stark ergossen hatte /also / daß er auch bei seinem ursprunge sehr tief ware. Porus / des K \nigs Barzanes vatter und bruder der Barsine / hatte die K \nigin entfüret. Dieser / wie er sich von dem Esau verfolget sahe / und die K \nigin nicht lassen wolte / name sie fůr sich auf sein pferd /deme er viel zutrauete / und setzete damit durch den fluß. Er geriete aber / zu seinem unglůck / in einen wirbel / also daß er die Königin fahren lassen / und vom pferd sich ledig machend / der wilden flut sich ergeben muste. Esau / dieses unglůck der Königin am ufer ersehend / bedachte sich nicht lange / was ihm zu thun wåre / sondern / von einer dapferen entschliessung getrieben / setzete er gleich mit seinem pferd in den strom / und ware so glůcklich / daß er die K \nigin ergriffe / und zu land brachte. Weil sie gar viel wasser eingeschluckt hatte / auch eben sich schwanger befande: als bekame ihr dieser zufall sehr übel /und brachte sie Esau gar schwach in das lager. Der K \nig ihr gemal / ware zugleich erfreuet ůber diesem des Esau guten dienst / und auch betrůbet / die Königin also schwach zu sehen.
Der sieg ware aber v \llig unser / und machte / daß der K \nig von Armenien / unserem K \nig friedenshandelung liesse antragen. Aramenes name dieselbe an / als nunmehr vorteilig für Syrien / und zogen endlich beide K \nige
Ich befande diese ihre fůrgebrachte ursache so erheblich / daß ich ihr vorhaben billigen muste / und ihr meine dienste anbote: die sie willigst anname / und mich ersuchete / sie heimlich in Meden zu fůren. Weil nun dieses gar verborgen muste zugehen / daß niemand es erfuhre / als meldete ich von ihrem da-seyn auch dem Esau selber nichtes / und hielte sie ståts in meinem zelt verborgen. Weil sie keinem andern sich anvertrauen wolte / sie in Meden zu bringen / ich aber / bis wir aus Armenien abgezogen seyn würden / hierzu nicht gelangen kunte / als muste sie sich noch eine gute weile gedulten: inzwischen dann / die gesellschaft dieser sch \nen Prinzessin / mir immer angenemer wurde.
Die viele entfangene wunden hatten mich so geschwächet / daß / wie Esau zu uns in die h \le eintrate / ich ganz sinnlos in der schönen Barsine armen lage /die ihr grosses mitleiden mit heissen zehren bezeugete. Ihr klagen hatte so wenig ihre sch \nheit vermindert / daß Esau sie ganz verwundert betrachtete: und sein verliebtes gemüte / das dazumal noch wie ein zunder leichtlich zu entglimmen pflegte fůlete bereits / was der Barsine schönheit vermochte. Weil aber ihn die gebůr der freundschaft triebe / sich auch nach mir umzusehen: name Barsine
Wie nun Esau und ich allein im gezelte beisammen waren / fragte er mich alsobald: wer die sch \ne dame wäre / die er bei mir in der h \le gesehen? Ich truge kein bedenken / ihme der Barsine zustand zu eröffnen / weil ich seiner verschwiegenheit mich getr \stete. Nachgehends liesse ich der Prinzessin durch meinen waffenträger sagen: daß sie sich gar nicht fůr meinem freund dem Esau scheuen dörfte / welcher / ihr zu dienen / ja so begierig als ich wäre. Durch diese versicherung ward sie kůhn gemachet / mich zu besuchen. Weil der K \nig von Syrien mir erlaubte / daß ich zu Samosata bleiben mochte / bis es mit meinen wunden sich wůrde gebässert haben / als wolte Esau mich auch nicht verlassen: und hatte er also täglich gelegenheit / die Barsine bei mir zu sehen. Wir redten / in seiner gegenwart / miteinander ab / daß / sobald ich wůrde genesen seyn / wir durch Assyrien nach Meden gehen wolten: dahin wir / weil der König Pharnus /welcher mit dem K \nige Armatrides von Assyrien krieg fürete / sich zu Dartha in der Abeliter landschaft mit seinen völkern befunde / für den Assyrern ganz sicher durchkommen kunten.
Die unruhe / welche Esau von der Prinzessin entfunde / liesse sich hierauf spüren / und offenbarete er mir / daß er die Barsine liebete: zugleich mich bittend / es zu verhintern / daß diese reise zu dem K \nig Pharnus nicht für sich gehen m \chte. Alle unmůglichkeiten / die ich ihm fůrbrachte / konten ihn nicht bewegen / von seiner liebe abzustehen. Ja er finge bald an / der Barsine selber
Ich aber reisete mit der Barsine fort / bis wir zu Dartha glůcklich ankamen: alda ich dem König Pharnus seine Prinzessin ůberlieferte / zwar nicht ohne schmerz entfindung. Dann ich muß gestehen / daß schier die liebe / die ich dißorts an dem Esau getadelt / bei mir sich einfinden wollen. Weil diese meine erste liebe / einen solchen ausgang / wie ich bald erzehlen werde / genommen / als habe ich nachgehends mich ihr nicht mehr ergeben wollen / sondern bis jetzo von dieser gemůtsregung mich frei erhalten. Die erkentlichkeit des Pharnuns / die dankbarkeit der sch \nen Barsine / und meine betrůbte rückreise / achte ich unn \tig weitläuftig zu erzehlen. Ich kame in Syrien wieder an / als eben die Königin Philistina ihrem herrn einen Prinzen gebare / welcher Aramenes nach seinem herr vattern genennet worden. Aber diese freude ward vermundert / durch den
Er fande seine eltern noch in ihrem gew \nlichen landleben zu Bersaba / neben seinem bruder / und der Judith: die inzwischen an sch \nheit also zugenommen hatte / daß seine liebe zu ihr um ein grosses vermehret wurde. Welchergestalt die Ada mit einem kinde dahin gekommen / nachgehends von den Philistern nach Gerar gebracht worden / anjetzo herrlich am hofe daselbst lebte / auch daß die K \nigin mit dem K \nig wieder verglichen wåre / und ihme einen sohn geboren: solches alles erfuhren wir daselbst / konten aber keinen eigentlichen bericht erlangen / wie es mit diesem vertrage und mit der Ada zugegangen wåre. Esau bildete ihm ein / die Ada wäre des Königs kebsweib worden / welches Eglone endlich gedultet / und daher des Königs gemüte wieder besänftiget hätte. Demnach erneuerte er seinen ehmaligen unwillen wider den Abimelech / und entfunde es sehr schmerzlich / daß Ada ihn also hintergangen / die er doch so inbrůnstig geliebet.
Weil nun seine erste liebste gestorben / die andere verheuratet / die dritte ihm / wie er vermeinte / so schändlich ungetreu worden / und die vierte auch einem andern ihre liebe zugewendet: als kehrete er sich ganz allein zu der Judith / welche er ohne zuneigung genommen hatte / und finge an / ihr so vollkommen seine liebe zu erweisen / daß er kaum einen augenblick von ihr seyn kunte. Weil auch
Es begabe sich aber / daß der alte Fůrst von Seir auf dem gebirge / des Lothans vetter / in seinem hohen alter / von seiner gemalin / die er erst neulich geheuratet / eine tochter bekommen: worüber er sich so hoch erfreuet / daß er / als er ihr den namen wolte geben lassen / ein grosses fest anstellete / und alle benachbarte dazu einlude. Esau / als ein alter bekanter des Lothans / erschiene auch mit bei diesem freudenfest / und wurden wir zu Dedan auf dem gebirge herrlich entfangen. Die gesellschaft daselbst
Als wir aber eines tags / da wir zimlich beråuschet waren / von dem König Aramenes in Syrien zu reden kamen / und Esau neben mir demselben viel lobs nachsagte / hingegen Mamellus / weil damals der unglückselige krieg zwischen E. Maj. herr vattern und diesem K \nig von Syrien / der endlich ihme das reich und leben gekostet / schon vor-ware / gar verkleinerlich redete: kamen wir daher mit worten gar hart aneinander / also daß / wann der Fůrst Ana und der Lothan nicht wåren dazwischen getretten / es nicht wol würde abgelaufen seyn. Der Ana fürete den Esau zu seiner gemalin / der sch \nen Poliphide / und Lothan den Mamellus / zu des Esau gemalin / der angenemen Judith: da dann Mamellus sich scheuen muste / gegen der Judith von dem Esau etwas widerliches zu reden /und Esau hinwiederum
Es verursachte auch der Poliphide h \flichkeit / daß Esau bald seinen zorn vergasse / und dieser Prinzessin wundersch \ne betrachtend / von seiner alten begierde sich dermassen wiederum einnemen liesse /daß er mehr / als ihme wol gebůret håtte / sie in seinem herzen bewunderte. Er hatte in der zeit da er bei seiner Judith allein gelebet / auser ihr keine andere sch \nheit gesehen: daß also dieses guten teils seine beståndigkeit verursachet. Nun aber / da ihme soviel sch \nheiten fůrkamen / unter denen Poliphide damals unvergleichlich war / kunte er sich so weit nicht zwingen / daß er sie nicht håtte angebetet. Er wurde auch in rechtem ernste so eifersůchtig gegen dem Ana / als in dessen gemalin verliebet / daß / wer seine weise so gut als ich gekant / ein solches leichtlich wůrde gemerket haben. Poliphide / als verheuratet / gabe nicht acht auf des Esau verliebtes wesen / und gönnete ihm alle zugelassene freiheit: daher dann sein liebes feuer je mehr und mehr entzůndet wurde. Als nun alle die andern / nach vollendetem freudenfest / wieder nach haus kehreten / blieben allein Mamellus / Esau und ich noch daselbst. Der Prinz von Chaldea / schützete seiner schwester gegenwart für / als welche mit ihrem gemal bei dem schwiegervatter zu Dedan wonete. Esau aber wuste nicht / womit er sein da-bleiben besch \nen solte: zumal der Lothan / sein alter freund /selber nach Denhaba / daselbst er wonete / schon wieder abgereiset ware.
Es eråugete sich aber bald eine ursache / daß wir von Dedan hinweg musten. Der Prinz Mamellus hatte sich in die Judith so heftig / als Esau in die Poliphide / verliebet. Indem er aber mindere vorsichtigkeit als der Esau gebrauchete / gabe er sein anligen der Judith so
Es fiele ihnen aber zu einer zeit ein / die jenigen /welche sie also unrechtmåßig liebeten / zu besuchen. Weil sie es heimlich halten musten / als erdichtete jeder eine andere reise / die er fůrhätte. Esau sagete /um dem Ana keinen verdacht zu geben / er wolte nach Denhaba reisen / den Lothan zu besuchen. Mamellus gabe für / er wåre gewillet / nach Ezeongaber zu reisen: damit er dem Esau allen argwahn benemen m \chte. Wir zogen etliche stunden später aus Dedan /als der Prinz von Chaldea / also daß wir am abend in die herberg kamen / da er den mittag gewesen war. Wir erfuhren von dem wirte /
Als Mammellus uns ersehen / erschracke er nicht wenig / den Esau auf einem wege zu finden / der gar nicht nach Denhaba fůrete / dahin er doch eine reise fürgegeben hatte. Es war an beiden seiten die begrüssung zimlich kaltsinnig / und fragten sie einander fast zu einer zeit: ob hier der weg nach Denhaba und Ezeongaber hinginge? Da ihre antworten auch gleich waren / wiedaß sie ihre reise aus gewissen ursachen geåndert håtten. Esau / der um des Mamellus liebe wuste / erzürnte sich mehr über dieser begebenheit /als der andere: dem hingegen sehr leid ware / daß er also auf diesem weg war angetroffen worden. Wir reiseten also miteinander / ohne zu fragen / wohin wir wolten.
Als wir in die warme båder angelanget / musten wir beiderseits in einem wirtshause verbleiben / weil kein raum mehr übrig ware. Esau růstete sich alsobald /seine Judith zu besuchen: und Mamellus thåte desgleichen / seine schwester anzusprechen. Das frauenzimmer pflegten zwar sonst / bei gebrauch des bades /sich wenig sehen zu lassen / und gar nicht unter das mannsvolk zu kommen. Aber der gemal der einen /und der bruder der andern / kunten diß gesetze in etwas aufheben: daher Judith und Poliphide sich nicht weigerten / von
Ihre zusammmkunft / deren ich mit beiwonete /ginge auf allen seiten gar verwirret ab. Dann die Judith / in ersehung des Mamellus / erinnerte sich /nicht ohne errötung / seiner liebe. Poliphide thåte nicht weniger / als sie den Esau erblickete. Mamellus dorfte / in gegenwart ihres gemals / der Judith nicht kůnlich zusprechen: und Esau hatte soviel arbeit / zugleich seiner liebe und eifersucht abzuwarten / daß solches ihm sehr beschwerlich fiele. Sie wusten die ursach ihrer hinkunft so wenig f \rmlich fürzubringen / daß dadurch der Judith und Poliphide die augen noch mehr ge \ffnet wurden / zu erwittern / warum diese beide wären angekommen. Wegen solcher verwirrung / wurde diese ihre besuchung bald geendet. Wie aber die unrechtmåsige liebe sie beide dahin gebracht hatte / also gabe sie ihnen auch einerlei in den sinn / um einige vergnůgung in ihrer liebe zu erlangen. Sie namen ihnen beide fůr / jeder die jenige / so er liebete / bei nacht im bade zu sehen / weil sie bei nåchtlicher zeit sich dessen gebrauchten. Sie bestachen beiderseits / ohne daß einer von dem andern wuste / etliche von den weibern und verschnittenen /welche dabei aufzuwarten pflegen: die dann / sie einzulassen / sich willigst erklåreten.
Esau / kame zu erst hinein / und ward an das ort gebracht / wo die Prinzessin von Seir ihre badstelle hatte: dann das bad in viele theile abgesondert ist / da jedwedere dame ihren besondern ort hat da sie allein seyn kan. Weil ich ůber des Esau gemůte soviel macht nicht hatte / ihn von diesem beginnen abwendig zu machen / so ermanete ich ihn doch / ehe er von mir ginge / daß er wenigst sich båsser als ehedessen zu Gerar / da er fast auf
Wie sie nun eine weile mit ihren niederkleidern im bade gesessen / da sie ihren verliebten die brust neben den armen ganz entbl \sst betrachten liesse: entstunde unversehens ein grosses geråusche / welches den Esau aufmerksam machete. Bald sahe er die Judith / mit einem angeworfenen mantel / ganz erschrocken und erblasset hinein kommen / die zu der Poliphide sagte: Ich suche schutz bei euch / Prinzessin von Seir /wider euren bruder! Als Poliphide sie gebeten / sich deutlicher zu erklären / gabe sie mit heftigen worten zu verstehen: wiedaß der Mamellus in ihr bad-zimmer sich heimlich verborgen / folgends / wie sie im bade gesessen / sich herfür gethan und ihr genåhert håtte; deme sie / als er sie anhalten wollen / mit noht hieher entlaufen wåre. Poliphide / schalte dieses freche beginnen ihres bruders. Esau aber ward hierüber so ergrimmet / daß er kaum an seinem verborgenen ort sich lassen kunte. Das geschrei der Judith
Dem Esau ward hierbei gar übel zu mute / indem er befahren muste / daß man ihn daselbst finden möchte: und gläube ich nicht / daß der Esau jemals beångstigter gewesen / als dißmal / da seine ehre in gefahr ware / einen so harten schiffbruch zu leiden. Poliphide und Judith kleideten sich eiligst an / um von dar hinweg zu kommen: und ware die Judith gar nicht zu befriedigen / sondern dråuete sehr mit dem Esau / daß der ihren erlittenen schimpf rächen solte. Aber Poliphide bate hierwider: wiewol sie der Judith gestehen muste /daß sie es eben so hoch entfinden wůrde / wann ihr dieses widerfahren wäre. Wie sie nun hinaus gegangen / schlosse Poliphide selber die thür zu / und name / wider ihren gebrauch / den schlüssel mit sich / den sonsten die weiber / die ůber die båder bestellet / zu verwahren pflegten. Also sahe sich Esau in neuer noht / da er nicht heraus kommen konte / und also / den folgenden tag gefunden zu werden / befahren muste. Ruffen dorfte er nicht / aus beisorge / daß er sich dadurch selber verrahten m \chte. Er hatte lang vergeblich gehoffet / die jenige / so ihn eingelassen / würden / wann alle die andern hinweg wären / zu ihm kommen / und ihn auslassen. Er verlore aber endlich alle hoffnung / und kunte in solchem zustande nicht unterlassen / ihm selber sein t \richtes beginnen fůrzurücken.
Als aber etliche stunden vorbei waren / die ihn långer als jahre důnketen / \ffnete sich plötzlich die thůr / und
Diese erzehlung / vermehrete allererst der Prinzessin entsetzen. Sie vermeinte / ihren bruder daselbst anzutreffen. Dann ihre jungfrau hatte den Esau in seinem winkel erblicket / und für den Mamellus gehalten / als derselbe im auflauf gesucht wurde. Weil sie ihn aber nicht verrahten / sondern retten wollen / als hatte sie solches heimlich der Poliphide entdecket: welche deswegen die thůr selber versperret / und den schlůssel zu sich genommen / um / wann die andern hinweg wåren / wieder zu kommen / und ihrem bruder davon zu helfen. Nun sie aber an dessen stat den Esau / und zwar auf gleicher that gefunden / mahlete zwar anfangs ihre strånge tugend diese seine begangene frechheit ihr so grob für / daß sie ihn der h \chsten abstraffung würdig achtete. Als sie aber hingegen betrachtete / daß er gleichwol noch / anderst als ihr bruder / in den schranken der h \flichkeit geblieben / und dabei besorgete / wann sie zu hart mit ihme
Nachdem sie von ihrem schrecken sich etwas erholet / sagte sie zu dem Esau: Euer gutes glück / und nicht mein fůrsatz / hat mich hieher gefůret / euch zu befreien / dann ich meinen bruder allhier zu finden vermeinte. Håtte ich aber euch an diesem ort vermutet / wůrde ich mich um euch / nachdem ihr mich so hoch beleidiget / nicht dergestalt bemůhet haben / euch aus dem fůr augen schwebenden unheil zu reissen. Ich wil euch aber das verbrechen verzeihen / und euch wieder in freiheit setzen / wann ihr mir zweierlei eidlich versprechen wollet. Esau / um zu erweisen / wie begierig er wåre / ihren geboten nachzuleben / und dadurch ihre huld wieder zu erlangen / beteurete ihr alsobald mit einem eide / alles zu erfůllen / was sie ihm zu thun auferlegen wůrde. Hierauf verbote sie ihm erstlich / daß er niemals sie wieder sehen / oder doch /wann solches aus unvermeidlichen umständen geschehen müste / sie nie allein ansprechen solte. Ihr zweiter befehl ware / daß er / an ihrem bruder / auf keinerlei weise / wegen dessen / was ihn eine gleichmåssige torheit wider die Judith hätte begehen machen / sich rächen solte. Dieses waren zwo so harte bedingnise /daß der ångstige Esau gern seinen eid wieder zurůcke genommen håtte: doch muste er gehorsam versprechen / und ward also dieser seiner unvermuteten gefängnis erlassen / nachdem er von ihr hingegen die zusage erhalten / daß sie keinem menschen etwas hiervon eröffnen wolte.
Also sahe sich Esau zugleich in seiner liebe und rache unvergnůget / und kame ganz betrůbt wieder in die herberge: da er mir / diese seine abenteur / zu meiner h \chsten bestůrzung erzehlete. Der Mamellus ware am
Sie vermeldete ihm hierauf die ursach ihrer ankunft / welche war / daß die Poliphide eiligst håtte post von Dedan bekommen / nach ihrem gemal wieder zu kehren: deswegen sie die bade zeit nicht auswarten wollen / sondern eiligst hinweg gezogen wåre. Dieses habe nun bei ihr / weil ihr das da bleiben ohne ihre gesellschaft nicht annemlich / gleichen vorsatz erwecket / daß sie die badecur auch angeben / und mit ihme wieder abreisen wolte. Esau merkete wol aus dieser erzehlung / was die schleunige abreise der Poliphide verursachet håtte. Er stellete sich aber ganz frei an /und zoge alsofort mit der Judith nach Denhaba / dahin er dißmal zu reisen anfangs fůrgegeben hatte. Es name ihn aber sehr wunder / daß die Judith ihme nichtes klagete / von des Mamellus beginnen: dann er wuste nicht / daß Poliphide die Judith h \chlich gebeten hatte / keine rache über ihren bruder von dem Esau zu begehren. Wie dann ihme / als wir bei dem Lothan uns eine weile aufgehalten / und
Es hatte die Ada / in so langer zeit / nichtes von uns erfahren / ohn allein / wie die zeitung von dem tode der K \nigin Philistina nach Gerar kame / und bald darauf die Prinzessin Andagone / des K \nigs der Philister und der Königin von Syrien schwester / den kleinen Prinzen Aramenes dahin brachte: welche alda von dem Esau erzehlte / wiedaß er / nach der Philistina tode / Syrien wieder verlassen håtte. Dieses setzete die Fůrstin Ada in neue sorgen: und ob ihr wol der K \nig alle ersinnliche freundschaft erwiese / so war sie doch nimmer v \llig zufrieden / weil es sie zusehr schmerzete / daß der Esau ihrer so ganz vergessen hatte. Endlich nach vieler zeit / erfuhre sie von Midianitischen kaufleuten / die nach Gerar kamen / daß der Esau sich in ihrem land aufhielte: welches sie sich entschliessen machete / ihme daselbsthin zu folgen. Sie hinterliesse den kleinen Eliphas / welcher mit dem Prinzen Aramenes und Abimelech erzogen wurde /daselbst zu Gerar. Der K \nig ordnete ihr zu den Fürsten Asdod / welcher sie begleiten / und den Esau seiner alten freundschaft versichern / auch wieder nach seinem hofe zu kommen / überreden solte.
Weil die Ada sich nicht eher dem Esau kund geben wolte / bevor sie eigentlich seinen sinn gegen ihr neben der
Dieser eifersůchtige wolte / nach erhaltenem diesem bericht / schier unsinnig werden / und meinete nicht anderst / als der Prinz Mamellus wåre dieser fr \mder / der also heimlich aufbehalten würde. Um nun die unglůckselige Judith mit ihrem vermeinten buler zu ertappen / gabe er eine reise für nach Suchot / da er ůber acht tage ausbleiben würde / und gebote dem slaven / acht zu haben / was die Judith beginnen wůrde / welches er ihm heimlich zu wissen machen solte: und bliebe er nahe bei dem schloß / in einem walde / da wir uns in dem felsen behalfen / und der slave uns leichtlich botschaft thun konte. Ich hatte damals zum \ftern meinen scherz / über seine eifersucht / welche ihn triebe solches ungemach auszustehen: und kunte ich meines teils gar nicht glåuben / daß die tugendhafte Judith hierinn schuldig wåre.
Die armselige Judith / welche hierüber erwachet /finge håftig an zu schreien / und die halbtodte Ada befiele gleich mit einer onmacht: in welchem erbårmlichen zustand wir sie verliessen. Der verzweifelte Esau sezte sich gleich zu pferd / da ich ihm folgen muste /unwissend / was er fürnemen wolte. Wir ritten die ganze nacht hindurch / ohne daß einer von uns den mund zum reden \ffnete. Als der tag wieder angebrochen / und ich den Esau noch in seiner traurigkeit vertieft sahe / fragte ich ihn: was er dann zu thun gewillet wåre? Ich muste diese frage etliche mal widerholen /ehe ich antwort bekame. Endlich aber gabe er mir sein schmerzliches leiden durch die klåglichste worte zu vernemen / und kunte er der Judith nicht vergessen /wie sehr er sich auch von ihr beleidigt
Indem wir aber auf dieser reise ganz Canaan durchwandern musten / befiele der Esau zu Salem mit einer gefärlichen krankheit / da eben der jetzige König Melchisedech zur regirung gelanget ware. Diese krankheit hielte bei ihm etliche monden an / und geschahe ihm getreue pflege vom Königlichen hofe: da die Prinzessin Saradine / des Königs schwester / ihn selber zum \ftern besuchete / und / weil sie in der arzenei sonders erfahren / viele von ihren kostbaren mitteln ihm gebrauchete. Diese machete endlich seinen leib wieder gesund / beschwerete aber sein gemůte mit einer neuen krankheit: dann die wunderschöne dieser Prinzessin ihn dermassen eingenommen hatte / daß er wol nie verliebter mochte gewesen seyn / als er nun in die Saradine worden. Sie hingegen / als eine von den gottseligsten Prinzessinnen / die jemals m \gen gelebet haben / erwiese dem Esau und mir / als des Abrahams nachkommen / soviel gutes / und machte mit uns eine so fäste freundschaft / daß wir stäts mit ihrer erbaulichen gesellschaft uns vergnůgen kunten.
Diese kundschaft bekame soviel macht ůber des Esau gemůte / daß er ganz anderst gesinnet wurde. Dann / da er zuvor ein wildes wesen gefůret / so sahe man ihn jetzund ganz sittsam und ermildert. Als sie ihm auch erklärete / wieviel an der erstgeburt gelegen / und daß er sehr unrecht gethan håtte / indem er dieselbe seinem bruder so liederlich verkaufet: begunte die reue dieserwegen bei ihme sich einzufinden. Und durch ihre lehren unterrichtet
Wie wir also zu Salem lebeten / kame zeitung /wiedaß der K \nig Abimelech von Gerar mit seiner ganzen hofstatt kommen wůrde / den Melchisedech zu besuchen. Der Esau ware eben bei der Prinzessin /wie dieses in Salem ruchtbar wurde. Weil er / solches hörend / sich entfårbet hatte / fragte ihn die Saradine um dessen ursache. Wie er nun ihr nichtes zu verhelen pflegte / als erzehlete er ihr alles / was ihme vordessen zu Gerar begegnet; was massen der König ihn nicht allein beschimpfet / sondern auch ihm die Ada hinweg genommen: weswegen er ohne bewegung /diesen undankbaren freund / nicht würde ansehen können. Er würde auch / um deß willen / sich ein zeitlang von Salem hinweg begeben haben / wann der K \nig Melchisedech ihn nicht angehalten hätte.
Dieser K \nig nun wandte allen fleiß an / den K \nig und die K \nigin von Gerar auf das herrlichste zu entfangen.
Es bliebe aber hiebei nicht / indem der K \nig Abimelech dem verwirrten Esau auch einen sch \nen knaben zufürete / und sagte: Nemet an / liebster freund! diesen euren sohn / den euch die Ada geboren. Der junge Eliphas / wolte hiemit seinem vatter um den hals fallen. Aber / obschon bei dem Esau das natůrliche blut sich regete: so ware er jedoch / von so unverhofften dingen / so gar aus sich selber gebracht / daß er diesem sohn wenig liebe erwiese. Endlich geriete er gar auf die h \chste staffel der ungedult / als er / zum ůberfluß aller seiner pein / den Prinzen Ahusath von Caphtor in den armen seiner Saradine ersahe. Seine bestůrzung und unentschlossenheit / die teils anwesende wol vermutet hatten / wurde ihm nicht verarget: weil sie wusten / daß er noch ganz
Als nun die ganze K \nigliche gesellschaft in des Melchisedechs gemach sich versamlet / erzehlte der K \nig von Gerar nach der långe / seine eifersucht ůber die Eglone / und alles was sich mit der Ada begeben. Nachdem der König zu reden aufgeh \ret / und Esau nun augenscheinlich die Ada unschuldig zu seyn erkante / auch des K \nigs eifersucht nicht unbilligen kunte: umarmete er erstlich den Abimelech / und nachgehends die Ada / sie beide um verzeihung bittend / daß er von ihrer freundschaft und treue so widerliche gedanken gesch \pfet. Ihr můsset / liebster Esau! (sagte hierauf die Judith /) der Ada erhaltung mir danken / und fordere ich ja so billig eine abbitte von euch / als wie ihr dieselbige jezt dem K \nige und der Ada gethan habet. Esau / ohne zu antworten /wandte der Judith hierauf den růcken zu / und wolte sie nicht einmal ansehen. Die Ada aber / sowol auch der König / der Fůrst Asdod / und alle mitgekommne bediente des Esau / die er in Midian zurůcke gelassen / erzehlten ihme ausfůrlich / daß die Ada bei der Judith im bette gelegen / daß sie die wunde in das haubt bekommen / wovon sie noch das zeichen und die narbe aufweisen konte; und daß / nach seiner abreise /wie Ada an dieser wunde geheilet worden / sie miteinander nach Gerar gezogen wären. Weil nun der K \nig Abimelech erfahren / daß Esau sich zu Salem aufhielte / als hatte er sie mit hieher genommen / damit er selber dem Esau ihre unschuld darthun / und erweisen k \nte.
Nach diesem klaren bericht / finge des Esau alte liebe wieder an / sich zu erneuen. Und ob ihn gleich die schöne
Die eigentliche ursache aber / der ankunft des K \nigs der Philister nach Salem / ware diese / daß er die Cananitische K \nige mit in den bund ziehen wolte / den er mit den fr \mden v \lkern den Teutschen aufgerichtet hatte: deren K \nig / der Marsius / damals mit seinem heer aus Kithim zu Ascalon ware angekommen / und freien durchzug nach Assyrien hatte begehret / da er wider E. Maj. herr vattern den krieg anfinge. Der König von Gerar ware um soviel begieriger / dem Marsius dienste zu leisten: weil er nicht allein seinem bedrångten schwager / dem K \nig von Syrien / der nach Gerar geflohen war / hülfe versprochen; sondern auch mit der Eglone schwester / der Prinzessin Salamis / die sich der zeit auch zu Gerar aufhielte / sich verlobet hatte. Der K \nig Melchisedech / wie auch der K \nig von Hebron und Jericho /gingen diesen bund mit ein. Aber der K \nig
Weil nun der König Abimelech dißfalls eine unglůckliche verrichtung hatte / als eilete er wieder nach haus zu dem Marsius und Aramenes / nachdem er zuvor das beilager der Saradine mit seinem bruder vollziehen lassen. Er wolte seinen wieder-erworbenen freund / den Esau / gern mit sich haben: dem er von neuem das Fůrstentum / zur aussteuer der Judith / geschenket. Aber die Saradine widerriete ihm diese reise / um des alten Isaacs seines vatters willen / welchen sie h \chst verehrete / und wolte nicht zulassen / daß er sich in diesen grossen krieg mit einmischete: aus beisorge / Isaacs ruhige wonung zu Bersaba wůrde dadurch gest \ret werden / wann dessen sohn wider den König Beor zu krieg dienete. Weil sie nun des Esau ganz mächtig war / als muste er / nach ihrem willen / gen Bersaba zu seinen eltern ziehen: da dann der Isaac an dem jungen Eliphas sich sonders ergetzete / und dessen vatter ihm also begegnete / daß seine liebe gegen ihm um ein grosses vermehret wurde.
Indeme wir also / da rund um uns her alles in vollen kriegsflammen stunde / zu Bersaba ruhig lebeten /vernamen wir / daß der König Marsius mit seinen v \lkern im anzug wåre / die K \nige ůber dem Jordan zu bekriegen. Des Beors ward hierbei / allein wegen der Könige von Salem und Hebron / verschonet: weswegen er seinen zug durch die wůsten Pharan anstellete. Weil Esau befahrete / sein Fůrstentum / das ihme der
Es hatte aber / der K \nig der Amoriter / des Marsius ankunft zeitlich erfahren: demnach zoge er ihme mit einem gewaltigen heer entgegen / und ůberfiele des Esau Fůrstentum / ehe der K \nig Marsius sich dessen versahe. Weil nun damit der Esau angetrieben wurde / den Amoritern widerstand zu thun: als brachte er von seinen unterthanen in eile einen haufen zusammen / mit welchem er den feinden dapfer entgegen ginge / und ihnen eine grosse schlacht abgewonne. Und weil ihn hierdurch die Amoriter erbittert / als begabe er sich v \llig auf des Marsius seite / und setzete nicht von ihm ab / bis alle diese K \nigreiche / Moab /Basan / und der Amoriter gebirge / den Teutschen unterworfen wurden / welche kriege allhie weitläuftig zu erzehlen / E. Maj. m \gte zu verdrieslich fallen.
Es bliebe aber / unter diesen kriegszůgen / des Esau gemüte von der liebe nicht unangefochten. Dann die Teutsche Fůrstin Aurinia / welche des Marsius erster gemalin und des Prinzen Trebetes schwester war /hatte soviel kraft / den siegenden Esau mit seiner sch \nheit zu bezwingen / daß er \ffentlich seine liebe gegen ihr blicken liesse. Weil der König Marsius ihn sehr wehrt hielte / als sahe er diese zuneigung nicht ungern / und bef \rderte dieselbige nach aller m \glichkeit. Sie aber erwiese sich hierzu nicht so willig /dann sie heimlich den Prinzen Zipor
Diese entfůrung / und die niederlage der Syrer und Teutschen / die der König Abimelech / um seinen bruder den Prinzen Ahusath aus der Assyrischen gefangenschaft zu erledigen / verlassen můssen / geschahe zu einer zeit / und wurde der K \nig Marsius hierüber so unwillig und betrübt / als der Esau: der aber den König von Gerar entschuldigte / und neben der K \nigin Salamis es dahin brachte / daß der erzůrnte Marsius unterliesse / sich an den Philistern dieserwegen zu rächen. Er hatte auch ohnedas mit den eroberten reichen soviel noch zu schaffen / und gegen die Assyrier sich in verfassung zu stellen / daß er hierzu aller seiner macht ben \tigt ware / und keinen neuen feind wider sich reitzen dorfte. Esau tratte hiermit auch /von den Teutschen / wieder ab: weil er sich schuldig erkante / dem König Abimelech / als von dem er so viele gutthaten entfangen / wider den K \nig von Ammon zu dienen; welcher mit dem Marsius im bund stunde / wie dann auch / von den Teutschen / seines landes war verschonet worden.
Er schiede aber mit gutem willen aus Basan hinweg / und reiseten wir ůber Bersaba / da wir uns wenig zeit aufgehalten / nach Gerar: welcher hof / durch unsere ankunft / in höchste freude gesetzet wurde. Dann
Es lage ihm nun auch der krieg mit den Ammoniten auf dem halse: Esau bote sich gleich an / ihm hierinn zu dienen. Wir zogen nun / mit einem wolgerüsteten heer / dem feind entgegen / und erhielten einen trefflichen sieg: also daß sie nicht allein gänzlich aus der Philister land verjaget wurden / sondern auch das Fürstentum Theman verloren / welches wir ihnen abnamen / und mit reicher beute wieder nach Gerar kamen. Ob nun wol / durch unsere so glückliche waffen /ganz Ammon håtte sollen dem K \nig der Philister zu teil werden / so ward jedoch / durch vermittelung der K \nigin Eglone und Prinzessin Saradine / ein friede getroffen: da das Fůrstentum Theman / dem Abimelech verbliebe; Carchar aber / welches wir auch erobert hatten / dem K \nig Hanon wieder eingeraumet worden. Abimelech schenkete
Die liebe des K \nigs gegen dem Fůrsten von Edom / (dann also ist nach seinem beinamen / das land / das ihme Abimelech geschenkt hatte / genennet worden /) name hierauf dermassen zu / daß er ihm nicht erlauben wolte / von ihm zu ziehen / sondern die Judith und Ada ohne sein wissen von Bersaba heimlich abholen liesse: um ihn desto gewisser in Gerar zu behalten. Diese beide Fůrstinnen waren fr \lich / daß sie einmal aus dem ihnen so verdrieslichen landleben erl \set wurden: alda sie sich gar übel mit der Rebecca vertragen / und ihr viel verdruß gemacht hatten. Aber der Fürst von Edom / wolte / dem weisen raht der Saradine folgend / die gnade seiner eltern nicht verscherzen / um den segen zu erlangen: dannenhero er \fters nach Bersaba reisete und seine eltern besuchete / da er dann viel klagen ůber seine beide gemalinnen anhören muste. Also hatte er an beiden orten genug zu thun /die gemüter zu befriedigen.
Es hatte die Ada ihren sohn / den Eliphas / in der zeit / da Esau sich in Basan aufgehalten / wider Isaacs willen / der ihn gern bei sich behalten wolte / von sich geschicket / und liesse ihn zu Ur in Chaldea erziehen: welches dann Isaac dem Esau klagete / und damit verursachete / daß er der Ada solches einsmals hart verwiese. Dieses name sie mit grossem verdruß auf / und ruckte dem Esau hinwiederum für / wie er die Judith mehr als sie liebete: da er ihr doch zugesaget / daß sie ståts die fürnemste in seiner liebe verbleiben solte. Diese ihre verdriesliche reden / die sie tåglich wiederholete / neben dem unaufh \rlichen
Weil aber die Ada / wegen dessen / daß sie die Judith weit mehr als sich geliebet sahe / auch derselben die oberstelle lassen muste / endlich in die h \chste ungedult geriehte: als wolte sie nicht långer zu Gerar verbleiben / sondern name ihr fůr / nach Sichem zu ihrem vatter zu reisen. Sie konte aber solches fůrnemen nicht so heimlich halten / daß es Saradine nicht håtte erfahren sollen. Diese / als hochvernůnftig / wol ermessend / was hieraus für eine schådliche weitlåuftigkeit entstehen könte / offenbarete es dem Esau /und gabe ihm darbei diesen raht: daß er / die Ada zu befriedigen / ihr und seinem sohn / dem Eliphas / das Fürstentum Theman schenken und sie dahin reisen lassen solte; wordurch ihr ehrgeitz gestillet / und sie /nach Sichem zu ziehen / abgehalten werden wůrde.
Der Esau / weil er hierdurch seine ruhe bef \rdern kunte / folgete gleich diesem einraht der Prinzessin von Caphtor: und nachdem er dem König sein vorhaben entdecket / reisete er allein mit der Ada nach Theman / ohne ihr zu sagen / was er im sinn hatte. Wie sie aber daselbst angekommen / er \ffnete er ihr sein vorhaben / daß er sie alda lassen wolte / und m \chte sie nach ihrem gefallen in diesem Fůrstentum schalten und walten. Ob nun zwar die Ada hieraus wenig liebe erkennen kunte / so wurde jedoch hierdurch ihr hochmut vergnüget: name sie also dieses anerbieten willigst an / und bliebe vergnügt zurücke / gleichwie auch Esau wol zufrieden nach Gerar wieder abreisete. Daselbst ward ihme von der
Es wolte aber der himmel / die gottseelige Prinzessin von Caphtor / der erden nicht länger g \nnen: massen sie / zu h \chster bekümmernis des ganzen hofes zu Gerar / und sonderlich ihres gemals des Ahusath und des Fůrstens von Edom / nach ausgestandener langwůriger krankheit / die welt gesegnete. Sie ersuchete zuvor ihren herrn / daß er ihre zwo hinterlassene t \chter zu ihren bruder nach Salem schicken wolte /daß sie alda erzogen wůrden. Sie hatte auch nicht unterlassen / den Esau nochmals zu ermanen / daß er ja in beståndiger liebkosung gegen den alten Isaac nicht ermüden wolte / als woraus ihm sein gröstes heil erwachsen würde. Esau / der diese Prinzessin in seinem herzen beståndig geliebet / und soviel zeichen ihrer gewogenheit genossen hatte / befande sich über diesen todesfall so beweget / daß er / sowol als der betrůbte Prinz Ahusath / von gråmnis erkrankete. Als nachgehends dieser Prinz genötiget wurde / in sein Fůrstentum Caphtor zu reisen / da sich eine emp \rung angesponnen hatte / leistete ihm der Esau gesellschaft / in begleitung seiner Judith / die ihn nicht verlassen wolte: da dann ihrer beider h \chste vergnůgung war /von der Saradine zu reden.
Wir brachten in diesem land viel zeit zu / weil er einen schweren krieg bekame mit den überbliebenen von den Riesen Caphtorim / worzu dann seine ståtige gegenwart erfordert wurde. Nachdem endlich / durch der riesen gånzliche vertilgung / das land in beståndige ruhe wieder gesetzet war / kamen wir zurůcke nach Gerar zu dem König Abimelech: der nach unserer wiederkunft
Wir funden E. Maj. herr vattern / mit den Assyrischen völkern / bei Nazada stehen: da uns dieser grosse K \nig mit sonderbaren gnadbezeugungen entfinge. Weil Esau schon aus dem gerüchte bekant war /als thåte man ihm grosse ehre an: gleichwie er nachgehends in vielen begebenheiten erwiese / daß das gerůchte von ihme nichtes unwahres geredet håtte / und wurden Assisara / Zalace und Phanaspa / durch seine dapferkeit erobert. Der unglückhafte K \nig Pharnus /sich in äuserster noht befindend / versamlete alles sein heer bei Rages: um sein leztes heil zu versuchen / und den Assyriern eine feldschlacht zu liefern. Weil an dieser schlacht viel gelegen ware / als wurde / sich hierzu zu růsten / unserseits kein fleis ersparet.
Als / den tag vorher / an welchem diese feldschlacht geschehen solte / der Fürst von Edom mit mir und wenig dienern aus dem lager ritte / um unsere pferde zu versuchen / die wir bei morgigem treffen gebrauchen wolten:
Der dapfere jüngling dankete uns hierauf mit grosser h \flichkeit / daß wir ihn also zu rechter zeit entsetzet håtten. Als wir nach seinem namen fragten /gabe der Bagastanes / der ehmals beim K \nig Abimelech kammerherr gewesen / sich uns zu erkennen: von deme wir erfuhren / daß dieser jůngling der Prinz Abimelech von Gerar wäre. Diese kentnis / da Esau seines K \nigs sohn / dieser Prinz aber den grossen Edom / unverhofft zu sehen bekame / verursachte beiderseits grosse freude: und gewonnen sie gleich eine sonderbare hochachtung gegeneinander / die nachgehens zu einer unzertrennlichen freundschaft erwachsen. Wie nun Esau ihn unter andern fragete / welchergestalt er in diese gefahr gerahten wåre? kame der Bagastanes / der sein hofmeister war / des Prinzen antwort zuvor / und sagte / mit etwas unwilligen gebården: Der Prinz wåre / wider den befehl des K \nigs von Assyrien / und ohne sein als hofmeisters vorwissen / heimlich von Babel hinweg gezogen / des
Bagastanes wandte sich damit zu dem Prinzen /ihme sein beginnen zu verweisen; der aber mit sonderbarer annemlichkeit den Esau ansahe / und sagete: Euch / dapferer held! wil ich zu meinem richter erwehlen / ob ich hieran unrecht gethan / und welches mir anståndiger sei / immer daheim zu bleiben / oder /meiner ankunft gemås / mannliche ůbungen zu suchen und zu lernen. Ihr habet / edeler Prinz! (antwortete Esau /) so vollkommen erwiesen / aus was geblůte ihr entsprossen / daß ich wider mein gewissen handelen wůrde / wann ich euer beginnen nicht lobete. Und ihr mein alter freund! (sagte er zu dem Bagastanes /) werdet dieses ja so wol / als ich / wann ihr nach eures herzens gedanken reden wollet / an dem Prinzen loben müssen. Bagastanes zoge hierauf die schultern / mit solcher gebårde anzeigend / daß er mit uns einer meinung wåre. Er dorfte aber dessen gegen dem Prinzen sich nicht merken lassen / weil der K \nig von Assyrien so scharf befolen hatte / daß Abimelech zu Babel verbleiben solte: aus der ursache / wie er heimlich uns eröffnete / damit die erhaltung dieses Prinzens den K \nig von Gerar / ståts auf seiner seite zu verbleiben / antreiben möchte / dessen er / wann ihme etwas widerfahren solte / daß er stůrbe / nicht mehr vergewissert seyn würde. Demnach bate er uns gar sehr / den Prinzen dahin ůberreden zu helfen / daß er mit ihm nach Babel wiederkehren möchte.
So wenig aber der Prinz hierzu zu bereden / so wenig angelegen ware es dem Esau / ihm deswegen zuzusprechen:
Diese worte des Hanoch / trieben der K \nigin eine röte aus. Weil sie aber begierigst war / ein mehrers zu hören: als liesse sie solches unbeantwortet / um die erzehlung des Fůrsten nicht zu unterbrechen / welcher also zu reden fortfuhre.
Was fůr heldenthaten dieser junge Prinz nachgehends in diesem krieg erwiesen / davon redet noch jetzund ganz Assyrien. Weil / am nächstfolgenden tag nach seiner ankunft / die grosse schlacht fürginge / die dem König Pharnus das leben gekostet; als liesse er sich auch darbei
So erfreut die Assyrier ůber diesen sieg waren / so bekůmmert erzeigte sich Esau / daß er / durch erlegung ihres gemals / die sch \ne Barsine also betrůben müssen. Ich meines teils beklagete zwar nicht minder den unmut dieser K \nigin: doch wachete zugleich mein ehmaliges liebesfeuer wieder auf / und machte ich mir nun wieder einige hoffnung / da doch vernunftmåsig wenig zu hoffen war. Wir gingen gleich fůr Rages: weil es aber ein gar fåster ort / auch wol besetzet / als machte uns diese belågerung viel zu schaffen; sonderlich weil der feind immer ausfiele /weswegen wir nacht und tag munter und wach seyn musten. Einsmals / wie ich eben in der Judith gezelt mich befunde / und es bereits nacht war / fielen sie an vier orten zugleich ins lager: da wir dann / weil die unsrigen nicht zum fleissigsten wacht gehalten / in grosse verwirrung gerieten; massen ich den feind bei mir im gezelt sahe / ehe ich das geringste davon erfahren hatte. Mein einiger widerstand war zu gering / die Judith zu schůtzen: und muste ich selber / der månge weichend / ihr gefangener werden.
Auf solche weise kame ich mit der Judith in Rages /
Wie aber die nacht angebrochen ware / kam einer von der K \nigin kåmmerern zu mir / und holete mich ab / mit bericht / daß die Barzine mich sprechen wolte. Ich fande sie allein in ihrem zimmer / und h \rte sie also zu mir sagen: Ihr můsset es eurem widrigen verhängnis / und nicht meiner unerkentlichkeit / zuschreiben / daß ich euch fůr meinen leuten nicht \ffentlich schůtzen kan. Gleichwol / zu vergeltung dessen / was ihr ehmals mir gutes erwiesen / so nemet hiermit eure freiheit von mir heimlich an / und folget diesem meinem kämmerer / welcher befehl hat euch durch einen verborgenen gang aus der stadt zu bringen. Ich fiele ihr hierauf zu füssen / und gabe ihr zu verstehen / wiedaß ich diese gegebene freiheit
Weil sie gleichwol soviel von mir vernommen /daß ich mehr ihr zu dienen / als frei zu werden / verlangete / gabe sie mir zu verstehen: wiedaß / wann ich das / was ich redete / im werk erweisen wolte / ich ihr den gr \sten dienst von der welt zu leisten gelegenheit håtte. Als ich sie hierauf begierig fragte / was es wäre / das mich so glückselig machen k \nte? sagte sie: Ihr můsset mir des Esau haubt liefern / der allein / und nicht ihr / mich bis auf den tod hat beleidiget. Dieser grausame befehl / der mir auch unmüglich zu vollbringen war / sezte mich in die gr \ste marter / also daß ich nicht zu antworten wuste. Als sie nun merkete / daß ich ihr hierinn ungehorsam seyn wůrde / sagte sie: Wolan / Fürst Hanoch! ihr sehet / daß es an mir nicht manglet / einige dienste von euch zu entfangen. Eilet demnach von hinnen / und kehret wieder nach dem lager der Assyrer / um ferner meinen v \lligen untergang bef \rdern zu helfen. Ich sagte / als ich mich etwas erholete: Wann E. Maj. mir geb \ten / gleich auf dieser stelle mein leben in ihren diensten zu lassen /wolte ich mich dessen keinen augenblick weigern. Nun aber des Fůrsten von Edom haubt von mir begehret wird / kan ich / ohne verletzung meiner ehre /nicht einwilligen. Ich wil aber für ihn willigst sterben / und das blut des glücklich-geliebten Pharnus mit dem meinigen auss \nen.
Diese lezte worte sagte ich mit solcher gemütsbewegung / daß die K \nigin daraus meine liebe erkante.
Wie ich mich nun in diesem zustand sahe / gedachte ich an die Judith: die ich / als meines liebsten freundes gemalin / nicht gern zurůck lassen wolte. Aber ein gåhes grosses geschrei / brachte mich aus diesen gedanken / welches im innern schloßhof entstunde. Die ursach ware / daß der Esau mit den unsrigen sturm gelaufen / und die mauer erstiegen hatte. Es wiche hierauf alles seinem grausamen schwerte: welches um soviel mehr wůtete / weil die erinnerung unser beider gefångnis ihn halbrasend machete. Kurz! seine dapferkeit machete / daß E. Maj. herr vatter sich herr von Rages sahe. Nachdem Esau seine Judith befreiet / war seine gr \ste sorge um die K \nigin: die aber sich nirgend finden liesse. Wie mir bei allen diesen dingen zu muht war / ist leichtlich zu ermessen: und genosse ich meiner freiheit mit so weniger ruhe /daß mir meine bande weit ertråglicher gewesen. Als ich folgends dem Esau meine begebenheit erzehlet /wachete auch in ihme sein altes liebesfeuer gegen der Barsine wieder auf / also daß er nach ihr ja so åmsig /als ich / sich erkundigte.
Etliche tage waren mit dieser unserer unruhe verstrichen / als ich in einer nacht / weil meine kammer nahe bei des Esau seiner ware / ein geråusche vername / und ihn um hůlfe ruffen h \rete / weil man ihn ermorden wolte. Ich sprange gleich aus meinem bette /und eiligst mein schwert ergreifend / lieffe ich in seine kammer: da ich ihn
Ich kan nicht beschreiben / was ich hierbei für angst erlitten: da auch der verwundete Esau / vor betrůbnis / ganz bestůrzet bliebe. Mein klågliches wesen / das ich gefůret / machete die sterbende Barsine noch einmal die augen aufschlagen; und als sie mich lang angesehen / sagte sie endlich zu mir mit lallender stimme: Wann ihr / als ihr jezt erweiset / der Barsine hold seit / so nemet euch ihrer verlassenen tochter an /die in der Rhea tempel sich verborgen aufhålt; fůret sie aus ihrem unseligen vatterlande / und bringet sie zu dem Fürsten Nebajoth eurem vettern. Wie ich ihr nun dieses versprochen / und darneben nochmals bezeuget / wie unglůckselig ich mich schåtzete / eine ursach ihres todes zu seyn / da ich allein ihr zu dienen leben wollen / sagte sie ferner: Betrůbet euch nicht hierum / daß ihr unschuldig meinen tod befördert. Ihr schaffet damit / daß ich dem Pharnus nicht treubrůchig werde. Ich hätte euch im leben nie sagen dörfen /
Als dieser handel vor E. Maj. herr vattern kame /ward von ihm eines teils diese der K \nigin von Meden erwiesene liebe gegen ihren gemal gelobet /anderseits ihr elender tod betrauret. Ich hielte aber das heimlich / was mir Barsine wegen der Prinzessin /ihrer tochter / anbefohlen / und begabe mich / sobald ich nur konte / nach der Rhea tempel. Als ich / den priestern / den befehl der K \nigin entdecket / fůreten sie mich zu dieser Prinzessin: die ich dann so sch \n als ihre mutter fande. Sie wurde aber onmåchtig / als sie mich ersahe / weil ihr nicht unwissend ware / wer ihrer fraumutter mörder gewesen. Ich vermochte kaum / für schmerzen / ihren bei sich habenden frauen / der Barsine lezten befehl zu eröffnen: die dann alle zu dieser reise sich willig finden liessen. Ich ginge bald wieder von ihnen / damit ich sie in mehrere freiheit setzen m \chte / ihrer Prinzessin in der zugestossenen schwachheit beizuspringen. Ich erwartete aber im tempel ihrer entschliessung / die eine ihrer frauen mir brachte / daß sie nåmlich mit mir hinweg reisen wolte: ich möchte aber ihrem schmerzen vergeben /daß sie mich /
Die wunde des Fürstens von Edom / machte ihn mit beschwernis lange zeit des bettes hůten. Wie er aber endlich davon v \llig genesen / und nun ganz Meden unter das Assyrische joch gekommen war /wolte ihn der K \nig / zur vergeltung seiner treuen dienste / zum statthalter ůber Meden machen: er aber schluge dieses ab / weil er von seinen eltern nicht-be ståndig abseyn wolte / indem der Saradine unterricht noch immer in seinem sinn schwebete / daß er die kůnftige besitzung des landes Canaan nicht verscherzen wolte. Wie er deswegen mit den Philistern seinen abschied von dem K \nig name / bezeugete der / vor allem volk / eine sonderbare hochachtung seiner person. Der Prinz Abimelech sahe mit solcher betrůbnis ihn abreisen / daß er fast nicht zu tr \sten war: wie dann er hingegen diesen Prinzen mit so ungemeiner neigung liebete / weil er in ihm vier ihm-liebe Personen erkante / daß er nachgehends ståts von ihm redte /und an ihn gedachte. Diese vier personen aber / mit denen er den Abimelech vergliche / waren / der K \nig Aramenes von Syrien / deme er von wesen sehr änlich ware; die Philistina seines vatters schwester /
Als nun Esau seine v \lker wieder nach Gerar gebracht / erfreuete er den ganzen hof mit seiner ankunft / und mit der zeitung von dem jungen Abimelech: dessen dapferes wolverhalten er also heraus striche / daß alle Fůrsten der Philister / sonderlich aber der K \nig /begierig wurden / ihren Prinzen dermaleins wieder im lande zu haben. Es dorfte aber der K \nig solches noch nicht begehren / weil er dem Bel Ochus versprechen müssen / fünfzehen jahre den Prinzen zu Babel zu lassen / welche zeit noch nicht verflossen war. Ich kame bald hernach aus Arabien auch wieder nach Gerar / als ich die Prinzessin Delbora von Meden bei dem Nebajoth / dem sohn des Fůrsten Ismael / gelassen hatte. Ich ware aber so betrůbt / von gemůte veråndert und abgemattet daß mich allein die freundschaft des Esau / unter leute zu kommen / n \tigen kunte. Wie nun meine tiefe traurigkeit von tag zu tag überhand name / begabe ich mich nach Eglon / welches mir der K \nig geschenket: da ich / in ståtigem andenken der Barzine / meine zeit bis jetzo zugebracht habe. Esau / der meine gesellschaft ungern verliesse / weil wir die meiste zeit unsers lebens beisammen gewesen waren / name nach diesem auch eine ganz andere weise zu leben an / indem er / der Saradine leztem befehl zu gehorchen / meist zu Bersaba bei seinen eltern sich aufhielte / und die weise auf dem land gewonete / die ihme sonst jederzeit zuwider gewesen. Er verliesse aber doch dieserwegen den hof nicht / sondern kame oft nach Gerar: dann der K \nig konte seiner wenig entbåren / und liebte ihn ůber alle andere seine freunde.
Es verstrichen etliche jahre / in welchen Esau bald zu
Weil er geh \ret / daß Jacob von seinem vatter hatte befehl bekommen / nicht von den t \chtern Canaan /sondern von seiner mutter verwandten / ihm ein weib zu nemen: dachte er damit des Isaacs gunst auch auf sich zu bringen / wann er in seine våtterliche freundschaft heuratete. Ich hatte ihm gesagt / daß des Ismaels jüngste tochter / die Mahalaath / noch unbefreiet wåre: die
Der Fůrst Lothan / (sagte Hanoch /) der / wie ich gesagt / einer von des Esau vertrautesten und ältesten freunden war / erfuhre bald von uns / was den Fürsten von Edom / nach dem lande Nebajoth zu reisen / antriebe: offenbarte ihm derhalben / wiedaß die Mahalaath bereits an den Aran verlobt wåre / der des Lothans seines halb-bruders sohn war / und damals zu Salem sich aufhielte. Weil nun hierdurch des Esau fůrnemen rückgångig wurde / auch Lothan die Timna keinem lieber als dem Esau g \nnete / konte er sie demselben leichtlich einschwatzen: zumal der Timna sch \nheit ohnedas so vollkommen war / daß dieser Fůrst sich unschwer einnemen und gewinnen liesse. Weil aber E. Maj. alles von dieser Fůrstin erfahren haben / was mit ihr ist fürgegangen: als wil ich fortschreiten / und allein erzehlen /
Der sohn des regirenden Fůrstens Nebajoth / gleiches namens / hatte solches haus innen / und ware eben / mit seines vatters schwester der Mahalaath /und mit dem Fürsten Aran ihrem verlobten bråutgam /auch noch etlichen andern von den Seirischen Fůrsten / auf der jagt: daher sie mit spatem abend innkamen /und uns fürfunden. Der Fůrst / so mich kennete / weil ich seinem herr vattern die Prinzessin Delbora zugefüret / (die sich mit ihm verlobt / aber durch des Königs von Chus sohn / dem Eridanus / ihm war entfůret und geheuratet worden /) erwiese grosse freude / mich wieder zu sehen / soviel ihm seine ståts anhaltende traurigkeit / wegen seiner Prinzessin verlust / zulassen wolte: wie dann auch Esau von ihnen allerseits wol entfangen worden. Weil das frauenzimmer vom jagen ermůdet / als bekamen wir deren keine zu sehen. Es wurde stark gezechet / und endlich der Esau in eine dazu verordnete kammer eingewiesen / allwo er schlaffen solte. Ich aber / wiewol ich sonst allemal mit ihm ein zimmer zu haben pflegte / ginge diese nacht nicht ordentlich zu bette: weil der junge
Wie nun Esau im ersten schlaff lage / erweckte ihn unvermutlich eine person / die sich zu ihm ins bette legte / und mit zarter stimme ihn also anredete: Ich muß mich nåher zu dir legen / Mehetabeel / weil mich frieret. Wie sie nun das gethan / sagte sie ferner: Was hatte ich zu schaffen / ehe ich diese kammer finden kunte! dann der wind wir das liecht auswehete / wie ich über den gang hieher gehen wolte. Diese worte gaben dem Esau gnug zu erkennen / daß sich diese person verirret / und vielleicht in die nebenkammer /da frauenzimmer innen gelegen / gehen wollen. Er wuste nicht / wie er dieses unvermutete gluck aufnemen solte: laurete derhalben in der stille / indem sie noch viel dings mit ihme / als mit der Mehetabeel / redete. Endlich aber / wie sie keine antwort bekame /wandte sie sich auf die andere seite / und schlieffe bald darauf ein. Diese abenteur sezte den Esau in volle unruh / bis gegen dem morgen der mond anfinge zu scheinen: da er den fůrhang aufhube / um die jenige zu sehen / die bei ihme lage.
Ihre schönheit zeigte sich ihme / auch bei so dunklem scheine / so vollkommen / daß der erste anblick ihn gleich entzůndete: und konte er sich nicht enthalten / ihren schönen mund zu küssen. Er verursachte aber damit / daß sie aufwachete: da sie dann / einen mann bei ihr spůrend / sich heftig entsetzete / und mit gewalt sich von ihm entledigen wolte. Esau bemůhete sich / so gut er konte / sie zufrieden zu sprechen: sie aber / endlich erst recht erkennend / in was arme sie gerahten / schrye ůberlaut um hůlfe. Ob er sie nun gleich versicherte / daß ihr kein leid bei ihm widerfahren solte / so erweckte sie doch / mit ihrem
Esau / der nicht allein hiermit seiner basen namen erfuhre / sondern auch seine ehre angetastet sahe /konte von dem Aran diese bezůchtigung nicht erdulten / noch auch ihme gönnen / daß er die Mahalaath länger in solchem zustand betrachtete; stiesse ihn derhalben mit aller gewalt zur thůr hinaus / ginge folgends auch aus der kammer / und schlosse die thůr zu/dem Aran sagende: Ich habe noch nie hören d \rfen /was du mir jetzund hast fürgerůcket. Damit zuckte er dem jungen Ebal / der des Arans naher vetter war /sein schwerd von der seite / ehe der sich dessen versahe / und nötigte den Aran / zur gegenwehr zu greifen. Dieses gefechte wårete aber nicht lange: weil ihr gepolter alles gesinde im haus aufweckete / auch den Lothan / Nebajoth und mich dahin brachte. Nebajoth /als wirt im hause / scheidete sie gleich
Nebajoth / ja so bestůrzt / als Mahalaath beschåmet / wuste nicht / wie er dieses beantworten solte. Indem er aber bald den Esau / bald seine mume / ansahe / wischete sie hinter uns hinweg / und liesse uns dreie allein in der kammer. Ich verspůre / (sagte Esau zu dem Nebajoth /) daß ihr ungleiche gedanken von eurer mumen und mir habet. Ich kan mit Gott bezeugen / daß nichts unehrliches vorgegangen / und habe ich / in den tagen meines lebens / noch wol soviel an sehen in der welt erlanget / daß ich hoffe / ein tugendsamer mensch werde meinen worten glauben beimessen. Nebajoth / der zwar diesen versicherungen noch nicht recht trauete / wolte gleichwol / wegen der ehrerbietung / so er dem Esau erwiese / nichtes darwider sagen / sondern seufzete allein / und konte nicht glåuben / daß es hiermit recht zugegangen wåre. Als aber Esau ferner / ihme und mir / alle umstånde erzehlet /soviel er davon wuste / ůberredte er ihn endlich / daß er ihn fůr unschuldig hielte. Aber die Mahalaath konte er nicht aus dem verdacht lassen / als hätte sie sich mit wissen zu ihme geleget: wiewol ihme der Esau das gegenteil / mit widerholung ihrer worte / die sie zu ihm als zu der Mehetabeel gesprochen / genugsam
Nebajoth bemůhete sich hierauf / den Aran mit dem Esau wieder auszus \nen / der aber hierzu gar nicht zu bewegen war: massen er von natur diesen Fůrsten nicht leiden kunte / weil er gar kein Fürstliches gemůt hatte. Deswegen bate er den Nebajoth / zu verhüten /daß sie einander nicht sehen m \chten / wann er wolte / daß Friede in seinem hause verbliebe. Nebajoth ginge damit / ganz unruhig und verwirret / zu dem Aran: der auf seine braut inzwischen noch ungehaltener worden war / und so verwegen seyn dorfte / dem Nebajoth in die augen zu sagen: Er håtte die Mahalaath / nicht allein beim Esau im bette / sondern auch in solcher gestalt gefunden / daß er ihrer nicht mehr begehrete. Nebajoth / solches glåubend / wurde auf seine mume dermassen erbittert / daß er in der tollen wut hinginge / die seiner einbildung nach leichtfertige Mahalaath abzustraffen. Diese unschuldige Fürstin / befand sich bei der Mehetabeel: deren sie mit heissen thrånen ihr unglůck klagete / und aus schamhaftigkeit weder den Esau noch uns andere mehr sehen / sondern heimlich nach Petra zu ihren bruder ziehen wolte. Unter solchem gespråche / kam der ergrimmte vetter zu ihr hinein / und redte sie also an: So habt ihr / leichtsinnige! unserem ganzen hause solchen schimpf anzulegen / euch nicht scheuen wollen. Solches redend / entbl \ste er den degen / sie zu ermorden: da aber Mahalaath ihme zur thůr hinaus entsprange / und selbige hinter ihr zuschmisse.
Indem sie also auf einen langen saal / mehr todt als lebendig / forteilete / kamen eben der Esau und ich ihr entgegen: da sie dann ihm in die arme liefe / mit sehnlicher bitte / ihr das leben zu retten. Indem er ihr antworten
Esau aber / der nun in die Mahalaath ganz verliebet war / wolte seinen ersten fůrsatz / sie zu ehlichen /werkstellig machen / und sie in dieser betrübnis nicht verlassen. Daher / als Lothan ihn antriebe / von dar hinweg nach Saba zu reisen / dahin der Eliphas / wie man fůr gewiß sagete / die Timna seine braut entfůret håtte / antwortete er ihme / mit etwas ungedult: Ich halte diese Timna nicht mehr fůr meine braut / und sehe keine ursach / mich ferner nach ihr zu bemůhen. Ich wil auch den Nebajoth nicht eher verlassen / bis ich ihm die b \se einbildung von seiner tugendhaften mumen benommen / und erwarten / wie es mit ihm ablaufen wird. Diese
Wie nun Lothan voll unmuts hinweg geschieden /blieben wir bei dem Nebajoth / und suchete Esau allerhand mittel / sowol ihme den zorn und b \se meinung gegen seiner mumen zu benemen / als auch mit ihr sich etwas mehr bekant zu machen. Er bekame endlich gelegenheit / die Mahalaath allein zu sprechen / die bisher in betrübter einsamkeit ihre zeit zugebracht hatte. Und wiewol / aus scham / in erinnerung /wie Esau sie gesehen / dieser unterredung gern wåre überhoben gewesen: so konte sie doch sich ihme nicht entziehen / sondern muste dißmal stand halten. Sie h \rte sich mit diesen worten angeredet: Ich weiß nicht /schöne Mahalaath! ob ich nicht mehr dem glůcke danken / als über dasselbe mich zu beschweren / ursach habe / wann ich die seltzame begebenheit bedenke / die es uns beiden zugeschicket. Dann fůr alle die ungelegenheiten / so daraus entstanden / hat es dennoch die verhinterung gebracht / daß der nichtswerte Aran das nicht erlanget / wessen er so unwůrdig ist. Wann mein vetter (antwortete sie /) mein elend / so mir hieraus zugekommen / recht beherzigen wil / weiß ich gewiß / er wird mich aus grosmut beklagen helfen. Dann /
Die thrånen drungen ihr hiemit so häufig aus den augen herfür / daß sie nicht mehr reden kunte. Esau /ganz verliebt / wolte sie nicht långer in der betrübnis lassen / und sagte: Ihr habt keine ursach / euch so vergeblich zu kränken / weil nicht allein euer herr eure unschuld weiß / sondern auch eure einwilligung tüchtig ist / euch aus aller b \sen nachrede zu setzen. Als sie ihn hierauf unschuldiger weise fragte / was er durch diese einwilligung verstůnde? antwortete er: Ihr můsset den jenigen lieben / der den fürsatz hat / euch zu ehlichen; und wann ihr dessen namen wissen wollet / wil ich euch solchen bald er \ffnen. Diese worte /welche er mit solchen verliebten gebärden begleitet /die der Mahalaath die augen ge \ffnet / trieben ihr eine errötung ab; und indem sie mit der antwort verzoge /fuhre er also fort zu reden: Euer stillschweigen / schöne Fürstin! gibt mir künheit zu reden / und euch zu sagen / wiedaß der Esau der jenige sei / der dieses gut / so ihme das glůck gewiesen / nicht wil aus handen lassen; und werde ich mich für den seeligsten der welt achten / wann ihr durch diesen weg mir wollet vergönnen / euch wieder zu ehren zu bringen. Die betrachtung ihres zustandes / die annemlichkeit des Esau / und
Die hochzeit wurde darauf an dem orte / da diese seltsame begebenheit sich zugetragen / vollzogen: und wolte der alte Nebajoth uns nicht hinweg lassen / wie sehr auch den Esau verlangte / seine Mahalaath zu seinen eltern zu bringen; sondern wir musten zu Petra etliche monat verbleiben. Unter anderen dessen ursachen ware auch diese / daß sich die gesamte herren von Arabien eines abermaligen krieges vom K \nig in Egypten befahreten: dann dieser hatte zwar / erst fůr zwei jahren / mit dem König von Chus frieden gemachet / nun aber den Prinzen Armizar mit einem grossen kriegsherr auf die grånzen dieses reichs anziehen lassen / welches alle landsassen / auf eine gegenverfassung zu gedenken / antriebe. Wie aber endlich die gewisse nachricht einliefe / daß der K \nig von Egypten keine feindliche gedanken gegen sie hegete / und der Prinz Armizar einen innerlichen krieg wider den Pharao selber angefangen håtte: erliesse der Nebajoth endlich seine schwester / mit dem Esau in Canaan zu reisen. Also brachte er diese seine dritte frau nach Bersaba zu seinen eltern: in hoffnung / durch sie sich angenemer
In Edom entfinge uns die Judith mit mehrerer vergnügung / und ware sie so wenig eifersüchtig über die Mahalaath / daß Esau hieraus seines herzens vergnůgung schöpfete. Weil er nun gänzlich / in ruhe zu bleiben / ihm fůrgenommen / und alle hoffnung / dermaleinst ein besitzer des landes Canaan zu werden /angegeben hatte: als trachtete er nun meist dahin / wie er sein Fürstentum Edom erweitern möchte. Hierzu machte er den anfang / indem er die riesen vom geschlecht Rapha vertriebe / und ihr land zu dem seinigen zoge. Er bauete hierauf in Edom / die stadt Bazra / und zierete sein schloß mit einer sonderlichen erfindung: indem er die bildnisen aller der jenigen / die er jemals geliebet / mit grosser můhe zusammen brachte / und einen grossen saal damit behängte. Ich muß aber dieses etwas umståndlicher beschreiben: weil dadurch nachgehends viel ungelegenheit / und dieser jetziger krieg / guten teils verursachet worden.
Es ware die K \nigin Philistina die erste / deren bildnis der Esau zu Gerar mahlen lassen / und hernach ståts bei sich getragen. Diese liesse er abbilden /wie sie badete / und von ihm also gesehen wurde: woraus nachmals ihr widerwille / ihn nicht zu lieben /entstanden. Das andere gemålde / stellte die K \nigin Eglone fůr / welches er dann auch zu Gerar bekommen: und ware sie abgebildet / wie sie ihm die Fůrstin Judith ůberreichte / da dann seine
Also ergetzete sich der Fůrst von Edom / mit anschauung seiner ehmaligen geliebten: doch liesse er in diesen saal niemand kommen / als gute freunde. Indem er aber also sein leben in die ruhe einrichtete /sturbe der grosse K \nig Marsius in Basan: wordurch das land in neue unruh gesetzet wurde. Dann / dieser K \nig hatte / weil sein sohn / der junge Marsius / fůr todt gehalten wurde / seinen bruder den Fürsten Suevus zum statthalter oder vormund der Prinzessin Mirina verordnet: womit aber die Königin Salamis / seine witwe / nicht zufrieden war / sondern / mit hůlfe ihrer verwandten / einen krieg wider die Teutschen erregte. Demnach begehrte sie auch hülfe von ihrem schwager / dem K \nig Abimelech: der aber gar nicht hieran wolte / weil er jederzeit die Teutschen hochgehalten. Die Eglone aber / seine gemalin / welche ihre schwester nicht gern lassen wolte / schriebe selber an den Esau / daß er zu ihr nach Gerar kommen m \chte: der dann / weil er dieser K \nigin nichtes versagen konte /alsobald dahin reisete / und mich zum statthalter in Edom hinterliesse. Die K \nigin wurde durch seine ankunft hoch erfreuet / und bate ihn / um seiner zu ihr ehmals getragenen liebe willen / daß er den K \nig zu diesem krieg bereden wolte. Esau / ihr zu willfahren /verzoge nicht / des K \nigs gemůte / dessen er måchtig war / zu erobern und ihn dahin zu verm \gen / daß er ein måchtiges heer werben liesse / und ihm / dasselbe in Basan / der Salamis zu hülfe / zu fůren / untergabe.
Indem sie aber dazumal mit ihr nach dem lager ritten / welches auf der Amoriter gebirge nicht weit vom fluß Jaboc stunde / sahen sie einen starken haufen von des Suevus v \lkern ankommen: die durch den fluß setzeten / und auf sie zugingen. Sie befanden sich zuschwach / dieser mänge zu widerstehen: deren sie auch nicht entgehen konten / weil der feind ihnen zu nahe auf dem hals ware. Weil nun die Prinzessin / um die es ihnen am meisten zu thun ware / sich mit zur gegenwehr entschlossen hatte / als erwarteten sie den feind nicht / bis er vollends über das wasser käme /sondern gingen ihme mutig entgegen. Esau befande fůr gut / daß Abimelech bei der Prinzessin verbliebe: er aber machte sich / mit einem
Den Prinzen Abimelech und den Fůrsten von Edom schmerzete es sehr / daß sie diese Prinzessin nicht bewahren k \nnen: und entschlossen sie sich / nicht vor die Königin zu Salamis zu kommen / sie håtten dann zuvor die Prinzessin wieder befreiet. Deswegen sandten sie gleich nach mehrern v \lkern / und folgeten fůr ihre personen den feinden auf den fus nach / welche die Prinzessin gen Hazezon Thamar fůreten. Als sie aber gegen den ort nichtes ausrichten kunten / sandte Esau einen von den seinigen in die stadt / der dem oberbefehlhaber / von welchem er / daß er sehr geitzig wäre / erfahren hatte / zu ausl \sung der Prinzessin /alles was er fordern wůrde / anbieten solte. Dieser listige fuchs aber / setzete dißmal seinen geitz auf die seite / und liesse dem Esau zurücke sagen: Wann er selber sich / für die Prinzessin / in gefångnis stellen wolte / solte sie alsofort ihrer fraumutter wieder übersandt werden. Esau / weil er wuste / wieviel an der Prinzessin freiheit gelegen war / und daß der Suevus sie nimmermehr wieder los lassen wůrde / bedachte sich nicht lang / sondern entbote dem oberbefehlhaber eiligst: wiedaß er / das anbot annemend / sich gefangen einliefern wolte / sobald die Mirina wůrde los gelassen seyn. Er hielte auch sein versprechen / und sobald die Prinzessin wieder im lager war / nachdem er /sie nach der Salamis feldlager zu begleiten / anbefohlen
Der Prinz Abimelech / so nicht zur stelle gewesen /als dieses mit dem Esau fürgegangen / wolte fast rasend werden / als er seines freundes zustand erfuhre. Wie er aber von der Königin / und von ihrem feldhaubtmann dem Fůrsten von Elassar / erlaubnis erlanget / Hazezon Thamar mit dem Philisterheer anzugreifen / thäte er solches in geschwinder eile / daß der oberhaubtmann nicht zeit hatte / den Esau nach dem Suevus zu schicken. Die Salamis ruckte immittels dem Suevus mit ihrem heer entgegen / und der Prinz von Ammon bliebe mit seinen v \lkern in Basan stehen / daselbst alles unter der K \nigin botmäsigkeit zu erhalten. Jederman verzweifelte / daß Abimelech sein beginnen ausfůren wůrde. Wie dann auch der Prinz von Elassar / der ohnedas gegen dem Abimelech in eifersucht stunde / und dem Fůrsten von Edom gleichfalls gehåssig war / sich freuete / daß der eine gefangen war / und der andere etwas angefangen hatte / wordurch er vermeinte / daß sein ansehen merklichen abbruch leiden würde. Es geriehte aber viel anderst / als man sich eingebildet: indem dieses edlen Prinzen unvergleichliche dapferkeit und klugheit soviel gewůrket / daß er Hazezon Thamar eroberte / und seinen freund befreiete. Dieses hube seinen ruhm auf die h \chste staffel / also daß man ihn für einen ja so teuren helden / als den Fürsten von Edom / hielte. Wie er und Esau / von der Salamis und Mirina / die ihnen zu danken so viel und hohe ursachen hatten /seien entfangen worden / ist leichtlich zu ermessen.
Dieses einige nur habe ich / von des Prinzen Abimelechs thaten in diesem krieg / erwehnen wollen /wiewol
Diese h \flichkeit ånderte gleich des Abimelech und Esau fůrhaben / also daß sie die Philister aus des jungen Marsius landen abfůreten. Sie fanden aber keine gelegenheit / wie sie wünscheten / den König von Basan sehen zu k \nnen: dann er hatte sich nach Moab gewendet / die aufrůrischen daselbst wieder unter seinen gehorsam zu bringen. Zu Gerar hatte / diese veränderung
Ihr kommet zu weit / (fiele die sch \ne K \nigin dem Hanoch allhier in die rede /) und vergesset / daß ihr mir allein des Fůrsten von Edom leben erzehlen wollet. E. Maj. vergeben mir / (antwortete er /) wann das andenken dieses fürtrefflichen Prinzens verursachet hat / daß ich mich etwas von meiner erzehlung abgewendet. Das fürnemste ist nun noch ůbrig zu berichten / als welches die ursach ist / warum ich hieher gekommen bin. Es hatten die Fůrsten von Seir / nach dem tage / da im Fůrstentum Nebajoth zwischen ihnen und dem Esau besagter widerwille fürgangen /einen groll auf den Fürsten von Edom geworfen /waren aber durch den Lothan von \ffentlicher feindseligkeit gegen ihm abgehalten worden: zumal sie auch durch den statthalter von Syrien den Mamellus / und seine gemalin die Tharasile / als des Esau mutter schwester / die sich zu
Inzwischen kamen ungefår nach Bazra / der Fůrst Ana mit seiner gemalin / der Ebal / und Aran der Mahalaath ehmaliger bråutgam / welche den statthalter Mamellus bis dahin begleiteten: weil er seinen weg durch Edom und hieher / jedoch ohn seine gemalin und tochter / welche durch Canaan reiseten / genommen hatte. Als nun / in unserer abwesenheit /diese gäste die gemåcher des hauses besahen / fürete sie einer von den kåmmerlingen / aus unbedacht /auch in den saal / da des Esau verliebte gedanken zu sehen waren / allermassen E. Maj. zuvor von mir geh \ret. Als nun Ana / unter andern / auch seiner gemalin bildnis bei des Esau seinem erkante / und das gemål samt der unterschrift betrachtete / ward er nicht wenig bestürzet / allermeist da er / die Poliphide ansehend / eine entfärbung ihres gesichtes verspůrete. Seine eifersucht / soviel müglich / zwingend und fůr den andern verbergend / besahe er dieses gemålde etwas långer / als die vorigen: da dann der einfåltige kåmmerling zu ihm sagte / wiedaß sein herr / unter allen diesen damen / die daselbst abgemalet stünden /keine
Ihr bruder / der statthalter von Syrien / war schon hinweg / wie dieses zu Bazra fůrginge: daher durch ihn diese seiner schwester heimlichkeit nicht kunte verrahten werden. Als nun der Ana / weil er jederzeit seine gemalin tugendhaft erfunden / mit ihrer ableugnung zufrieden seyn muste / gingen sie fürter zu den folgenden gemålden / da die vorstellung seiner stiefschwester / der Timna / ihn so sehr verdrosse / als die abbildung der Madalaath dem Aran und Ebal zu kopf stiege: massen diese zween letzere sich daselbst abgebildet funden / wie der eine dem Esau wiche / und der andere ihm sein schwerd nemen liesse. Als sie nun allerseits durch diese gemålde sich beleidigt befanden /reitzete Aran den Fürsten Ana / wie sie nun wieder in ihrem gastzimmer allein waren / dieserwegen an dem Esau sich zu råchen. Also bestachen sie heimlich den alten kåmmerling / daß er sie bei nacht in den saal einliesse: da sie der Poliphide bild hinweg namen /die reimen aber bei der Timna und Mahalaath ånderten / und zwar unter das bildnis der ersten also schrieben:
Der leichtsinnige Aran / der seine ehmalige liebe gegen der Mahalaath in bittern hass verkehrt hatte /suchete allerhand unzulässige Mittel / sich an ihr zu råchen / daß sie ihn verlassen hatte. Demnach / als sie einsmals mit dem Esau sich auf der jagt befunden /und er ausgekundschaftet / wiedaß sie / allein und mit wenig von
Wie er nun also in ganz Edom alles waffnen liesse / fuhre er fort um sich zu greifen / und name Heman hinweg: welches der Timna zustunde / deren vatter ihr solches unter ihren brüdern vermacht hatte. Weil es nun unter Lothans gebiet gehörete / als name der sich auch dieses handels an / und vom Sobal des Ebals vattern angereitzet / fiele er mit ihm in das Fůrstentum Theman / ehe die Ada sich dessen versahe / fůrwendend: weil ihre schwester von dem Fůrsten von Theman wåre entfůret worden / als k \nten sie mit allem recht dessen land ansprechen. Sie vermeinten auch /den Esau selber hiermit noch nicht feindlich anzugreifen: der aber
Diesemnach muste er es alles allein auf seine gerechte sache und auf seine dapferkeit setzen: und brachte er aus Edom alles auf / was nur kriegen kunte / die belagerung vor Acrabin damit noch eifriger fortsetzend. Ich hatte inzwischen das unglůck / daß ich bei Theman geschlagen / und auch die Ada gefänglich in Acrabin gebracht wurde. Durch diese zeitung wurde Esau erst recht erhitzet: also daß er in der eile /ehe der Fůrst Ana sich dessen versahe fůr Dedan ginge / und den ort hinweg name. Des Ana gemalin /die Poliphide / befunde sich daselbst: die dann sehr unwillig auf ihn ware / daß er ihr bei ihrem herrn solche ungelegenheit verursachete. Sie wolte ihn auch nicht sehen / ob sie gleich seine gefangenin war. Er verharrete aber gegen ihr in aller ehrerbietung /
Immittels er damit beschåftigt war / beginge der junge Ebal eine růmliche that / die ich allhier billig erwehnen muß. Diesen herrn hatte seither der erlittene schimpf / daß der Esau ihme in Nebajoths hause sei nen degen genommen / also geschmerzet / daß er nicht ruhen konte / er håtte dann von dem Esau /durch einen besondern kampf / sonderbare genugthuung dafür erhalten. Der Ana hatte ihn / nachdem er den Fürsten Dison seinen sohn aus gewissen ursachen enterbet / an sohnsstatt aufgenommen / und seine liebe dermassen ihm zugewendet / daß er ihm diesen gefärlichen kampf nicht erlauben wolte. Demnach beschlosse er / mit seinem waffenträger heimlich in des Esau lager zu gehen: da er dann / nachdem
Der Fürst von Edom zeigte sich mit diesem seinem siege beschamet / daß ihm ein so junger mensch soviel zu schaffen gemacht hatte. Doch entfunde er auch in seinem herzen eine hochachtung für ihn / unangesehen der feindschaft zu den andern Seirischen Fůrsten /und wolte sich um seine wolfart annemen. Er fande ihn aber / als er nåher zu ihm tratte / allbereit sterbend / und h \rte sich von ihm also anreden / wiewol mit lallender zunge: Fürst von Edom! ich bitte euch / thut mir den gefallen / und bekennet / daß ich / um wiedererlangung meiner ehre / dapfer bis in den tod gefochten habe. Hiermit gabe er seinen geist auf / und machte sein tod freunde und feinde betrübet: da insonderheit / der haß des Ana und Sobals / hierum so gros gegen den Esau wurde / daß sie nirgends nach trachteten / als ihn gänzlich auszurotten; dann dieser Ebal /wegen seiner sonderbaren tugenden / auf dem gebirge sehr beliebt gewesen. Der Esau wagete hierauf den fůrgenommenen sturm an Acrabin / richtete aber nichtes aus / als daß er die bäste mannschaft verlore: da er mit den ůbrigen sich nach Edom zurůck zoge / den Arabern den einfall in sein land zu verwehren. Die Prinzessin Poliphide name er mit
In solcher bedrängnis / kame dem Esau von den Philistern hůlfe: wiewol es nicht den namen hatte /daß der K \nig Abimelech dieselbe schickete / (dann dieser herr sich fůr der grossen macht der Sabeer /Araber und deren von Hevila fůrchtete / daß er sie nicht in sein land ziehen m \chte /) sondern der Fůrst von Caphtor fůrete sie / als ob sie aus seinem Fürstentum dem Edom zukäme. Diese schlechte hülfe /vermochte aber wenig wider den gewalt der Feinde: die wie eine wasserflut in Edom und Theman einbrachen / und einen fåsten ort nach dem andern hinweg namen. Der Prinz Bileam von Hemath / einer von den allerbåsten freunden des Aran / kame derzeit aus dem Bactrianischen kriege auch dahin / und wonete einer schlacht bei / die nahe bei Bazra gehalten wurde: da ihn der Esau hart verwundet / und den Aran fast erdappet håtte / wann er von den seinigen nicht eiligst wåre errettet worden. Ob nun wol Esau in dieser schlacht wunderdinge verrichtete / so bliebe doch der sieg auf des feindes seite / und der dapfere Prinz von Saba Mardocentes ginge hierauf für Bazra: welches er auch eroberte / die Poliphide befreiete / und die Judith gefangen name.
Also ware ganz Edom verloren / und kame der unglůckselige Esau mit dem Fůrsten von Caphtor nach Theman / da ich mich noch kůmmerlich des feindes erwehrete. Wir befunden fůr gut / die Cananitische K \nige um hůlfe anzusprechen / liessen den Prinzen Ahuath im lande Theman / und reiseten zu dem K \nig von
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Seit versichert / mein Fürst! (sagte die K \nigin hierauf /) daß ich ein solches mitleiden ůber des grossen Edoms zustand bei mir entfinde / daß / wann mein wůnschen allein gnug wäre / er gleich erlangen solte / was er begehret. Ich biete aber alle meine macht zu seinen diensten an; und mein herr vatter /weiß ich / wird desgleichen thun. Ich finde auch der Seirischen Fůrsten beginnen so unbillig / daß ich nicht zweifele / das glůck werde sich endlich auf die seite des gerechten wenden
Wie aber Aramena eben im begriff war / ihrem fürhaben gemäs nach der Prinzessin Ahalibama zu gehen / die sie allein zu sprechen so h \chlich verlangete: kame zeitung / daß ein Syrischer Fürst / nåmlich der Fürst Elihu von Ram / aus Damascus angekommen wäre / die Königin abzuholen: die liesse nun denselbigen gleich zur begehrten verh \r kommen; und wurde also Aramena gehintert / ihr fůrhaben werkstellig zu machen / weil sie neben allen anderen hofdamen bei dieser entfahung mit aufwarten muste. Des Elihu angenemes wesen / seine ansehnliche gestalt und gute art zu reden / erwecketen bei der K \nigin eine solche hochachtung fůr
Sie entschlosse gleich / ohne fernere seumnis von Hemath aufzubrechen: wiewol alle Fürsten von Hemath ihr verlangen bezeugeten / sie noch was långer zu bedienen. Wie aber der Prinz Jonadas ihre unånderliche entschliessung sahe / liesse er nichtes ermanglen / sie ja so prächtig wieder aus dem reich zu begleiten / als die einholung zuvor gewesen war. Weil dieser von der Fůrstin von Arvad / der Dersine /sch \nheit sich einnemen lassen / als erwiese er nicht geringe traurigkeit / da er sie nun verlassen muste: welche dann von ihrer seite begleitet wurde / indem auch sie diesen Prinzen nicht ohne bezeugung einer gegengewogenheit ansehen kunte. Der sch \ne Dison hingegen / verrichtete diese abreise von Hemath mit fr \lichem gemüte / weil die nåherung nach Ninive seinen fůrhabenden zweck bef \rderte: doch geschahe solches nicht ohne ångstige besorgung / daß man in Damasco ihn erkennen m \chte. Die Prinzessin Ahalibama / um desto sicherer ihres schutzes und erlangter freiheit zu geniessen / bekame von der K \nigin Delbois eine eigene leibwacht / unter anfürung des Fürsten Jothans: welche sie ståts begleiten / und auf ihre person acht haben solte / damit nicht unterwegs / oder zu Damasco / einiger anschlag auf sie gemacht werden k \nte / der sie dem Beor wieder in die hånde lieferte.
Als sie nun von Hemath / wegen sovieler entfangenen h \flichkeiten / vergnügt hinweg reiseten / kamen sie den
Mein verlangen / dich bald in Syrien zu sehen / ist so unaussprechlich / daß mir alle tage wie jahre dünken /die noch zwischen dieser meiner vergnügung obhanden seyn. Könte ich mit guter art deine fraumutter verlassen / wolte ich dir entgegen eilen / um dich desto ehe zu sprechen. Deine eltern seind aber noch beständig zu Hierapolis / und seind gefårliche dinge für / die unserem lande neue unruhe drohen: massen das gerüchte von einem noch lebenden Syrischen Prinzen sich je mehr und mehr erweitert / und habe ich beigefügte
Zelinte.
Das grosse und gerechte geschicke des himmels kunte nicht zulassen / daß eures grossen Aramenes blut völlig von der erden getilget würde: darum hat es lassen überbleiben einen helden / der bis jezt so unbekant von namen / als bekant wegen seiner heldenthaten / in der welt unwissend lebet / daß Aramenes sein vatter /und Syrien sein Erbkönigreich sei. Nunmehr aber ist die zeit fürhanden / daß er und ihr zugleich erfahren sollet / was für ein glůcksstern Syrien / nach soviel ausgestandenen trübsalen / erscheine: und werden alle treue Syrier hiemit ermahnet / die waffen zu ergreifen / und also ihren rechtmäsigen König zu fordern; der auf solchen fall nicht säumen soll / seinen getreuen unterthanen sich zu zeigen / und ihnen das Assyrische joch wieder abzunemen.
Als nun die K \nigin hierinn ihr begehren erfüllet /und ihr die schreiben wieder zugestellet hatte / ermahnete sie / um die Casbiane zu vergnůgen / die Prinzessin Ammonide und ihre Aramena / hievon gegen niemand zu gedenken: die dann solches / sowol der K \nigin / als der Casbiane / versprochen. Die Königin verwiese damit im scherze der Fůrstin von Cale /auf ein andermal
Wie sie nun mitdeß ihren spazirweg zusammen fůrter namen / waren ihrer aller gedanken auf diesen neuen Syrischen K \nig gerichtet / und stellete die Königin ihr für / wer dieser unbekante Aramenes wol seyn m \chte / der wegen seiner heldenthaten bereits sich in der welt solte so bekant gemacht haben / und wuste auf niemand zu rahten. Ammonide ihres orts wůnschete / es m \chte der jenige seyn / deme sie es in ihrem sinn zuschriebe / und speisete sich mit guter hoffnung / in ihr selbsten: massen sie keine vertraute hatte / der sie sich håtte d \rfen offenbaren. Casbiane fürete ihre eigene gedanken hievon auch / und Aramena / so dieserwegen zum wenigsten bekůmmert war / sagte zu der Casbiane: Vielleicht ist der Prinzessin Ahalibama ritter / der Dison / dieser noch verborgene Syrische K \nig? weil dessen sch \ne gestalt eine hohe geburt von ihme urteilen machet. Wann das sich so verhielte / (antwortete Casbiane /) wůrde ich künftig die Aramena als meine Landeskönigin verehren müssen. Diese wenig worte / brachte Casbiane nicht sonder grosse bewegung herfůr. Aramena aber låchelte hierzu / und sagte scherzweis: Aramenes und Aramena würden sich / wegen der namen / wol zusammen schicken. Die Delbois / solches h \rend / antwortete in gleichmåsigem scherz: wiedaß sie zwar ihrer Aramenen die Syrische Kron wol gönnen wolte / jedoch solte ihr leid seyn / sie dadurch zu einer feindin zu bekommen /
Mit solchen gesprächen brachten sie ihren spazirgang hin / und als sie bis in die nacht den vollfüret /begaben sie sich wieder in ihre wonungen. Nach vollendeter ruhe / reiseten sie des folgenden tages fürter /und erreichten nach dreien tagen des statthalters von Syrien lusthåuser eines: alda / wie der Elihu hatte vermeinet / der Prinz Mamellus in person seyn / und die K \nigin entfangen sollen. Wie sie ihn aber alda nicht funden / auch keine nachricht wegen seines ausenbleibens erhielten / name solches den Elihu nicht wenig wunder: daher er gleich einen nach Damascus fůraus schickte / ihre ankunft dem statthalter zu vermelden /und name er sich inzwischen der bewirtung an; welcher er also wol fürstunde / daß alle seine fürneme gåste grosse ursache hatten / mit ihme mehr als wol zufrieden zu seyn.
Nach dem tage / als wir / an stat eurer hochzeitfeier beizuwohnen / von den Arabern überfallen worden /und ich das unglück hatte / ihr gefangener zu werden /habe ich so viel veränderungen des menschlichen glückwesens erfahren müssen / daß ich wol sagen kan / ich habe von der zeit an erst recht angefangen zu leben / und die welt eigentlich erlernet: daß ich vorher in der beständigen ruhe / die ich in unsers vatters hause auf dem gebirge Seir genossen / beides von ungemach uñ grosser vergnügung wenig zu sagẽ wuste. Das stille wesen sezte mich in ein faules leben / das dann mit solchem verdruß von mir angesehen würde /daß ich fast mehr erfreuet als betrübet ware / als mich ein so frömder zufall aus dem zwang hause meines vatters hinwegbrachte: in welchem ich / wie ihr wisset / von unsern eltern / als ein einiger sohn / aus gar zu grosser sorgfalt und liebe / all zu zart und eingezogen gehalten wurde.
Der dapfere Prinz Mardocentes / des Königs Arieus sohn / war unser general: unter deme dann die waffen zu füren / so nützlich als ehrlich ware. Weil in der musterung / dieser Prinz an mir etwas fande /
Niemanden war dieser getroffene friede unangenemer / als uns jungen leuten / die wir die fortsetzung des krieges lieber hätten sehen mögen. Mardocentes unser fürer / kunte die auserlesene manschaft nicht also ohne verrichtung von sich lassen: überredete demnach seinen herr vattern den Arieus / daß er sein volk der Königin von Saba / der Petasiride / zu hülf schickete / welche mit etlichen ihren unterthanen / die
Der Prinz Mardocentes wurde / gleich nach seiner ankunft / zur königlichen verh \r gefüret / da ich / als der ich mit unter des Prinzen bedienten mich befunde / diese schöne Königin sahe / welche / so wol von der natur / als mit unerschåtzlichem schmuck der edelsteine / dermassen geziert erschiene / daß man ihren glanz bewundern muste. Sie wehlte mich gleich unter dem ganzen haufen aus / und sahe mich mit unverwandten augen an / so gar / daß alles / was sie mit dem Prinzen redte und thäte / sie niemals hintern konte / mich dabei stäts in den augen zubehalten. Nach abgelegter dieser ersten besuchung / wurde der Prinz in ein köstlich-ausgeschmücktes gemach gefüret / dahin alle kriegs-rähte zu ihm kamen / sich mit ihme wegen des fürhabenden krieges zuberahten.
Als er nun abends allein war / und niemand als mich üm sich sahe / als der ich unter seine vertrautesten gerechnet wurde / offenbarete er mir sein anligen / wiedaß nämlich die schönheit der Petasiride ihn ganz eingenommen hätte / und er ohne diese Königin nicht leben k \nte. Ich sprache ihm hierauf allen trost ein / den die verliebte gern h \ren: wie ich nämlich nicht zweifelte / daß die Königin seine liebe wol aufnemen würde / in betrachtung so wol seiner person /als auch der dienste / die er aniezt ihr leisten könte. Er ward hierüber ganz wolgemut: und weil ich ihm so gelinde pflaster auf seine wunden legte / als wolle er sonst keinen
Es wurde aber beschlossen / daß wir dem feinde über den fluß entgegen gehen / und ihnen nicht zeit lassen solten / zu uns herüber zu ko en. Weil der Prinz einen erfahrnen mutigen kriegsmann vor sich hatte / indem Nabonnadus / einer von den fürnemsten des reichs / des gegenteils feldherr war: als wandte er allen fleiß an / in diesem krieg ehre einzulegen / und dadurch seiner K \nigin sich gefållig zu machen. Dieser Nabonnadus liebte die Königin / und hatte eben darüm / weil sie seiner liebes-ansuchung kein gehör geben wollen / diesen aufstand erwecket: mit dem vorsatz / entweder sich zu rächen / oder durch gewalt die Königin zu seinem willen zu bringen.
Weil aber etliche wochen hinliefen / ehe wir mit den völkern in das feld giengen / als sahen wir die Königin täglich: wordurch der edle Mardocentes je mehr und mehr eingeno en / hingegen die Königin /durch schickung des himmels gereget wurde / eine gnade auf mich zu werfen / die einer liebe sehr ånlich ware. Sie ergriffe alle ersinliche gelegenheit / mit mir zu reden: und weil zeit und ůmstände solches wenig leiden wolten / indem ich / wegen meines verheelten standes und damaliger kriegs-unerfarenhrit / in keinen raht mitgezogen wurde / so erdachte sie ein anders mittel / mich oft bei ihr zu sehen / indem sie ohn unterlaß durch mich den Prinzen ein- und anders sagen liesse / daß ich also in der that das genosse / was Mardocentes so herzlich verlangete.
Wie nun der tag unsers aufbruchs erschienen / begabe
Wir setzeten nun glücklich über den fluß hinüber: da dann der feind / als er unsere entschliessung und heers-macht sahen / zurück wiche / also daß wir ihn zu keiner schlacht bringen kunten. Weil er in den klippen / darinn er sich verschanzet / einen grossen vorteil für uns hatte / als wärete es zimlich lang / ehe was hauptsächliches fürgienge: bis endlich der dapfere Mardocentes ein berg-schloß eroberte / von dar aus nachgehends dem feinde mehr zu schaffen gemachet worden. Alles nun / was hierbei fürliefe / berichtete
Gleich wie ihn dieses seine inbrünstige liebe reden machte / also eräugete sich auch nich lang darnach eine gelegenheit / daß ich so wol der Königin befehl /als sein begehren / erfüllen konte: Dann Nabonnadus unversehens einen einfall in unser lager thäte / mit so glücklichen erfolg für die seinigen / daß wir einen grossen verlust / ohne die unbeschreibliche dapferkeit des Mardocentes / erlitten hätten. Dieser küne held nun thäte dißmal sein äuserstes / und wie er sich gar zu viel wagete / hatte ich zwar das glück / ihme mehr als einmal das leben zu retten: seine vielfältige verwundungen aber konte ich nicht verhintern / welche verursachten / daß er etliche wochen muste des bettes hüten; da dann seine wolneigung mir sich so weit an den tag gabe / daß ich inzwischen sein amt übernemen und unsern völkern befehlen muste. Mein glück wolte / daß ich dieses amt mit gutem fortgang verwaltete / und dem feinde / nach diesem erlangten sieg / etliche erhebliche
Seine freundschaft zu mir / machte ihn dieses nicht beeifern: massen er mir selber auch mehr zumasse /als mir kunte zukommen. Wie es sich nun mit seiner båsserung etwas verzogen / und die schwachheit mehr zu- als abname / reitzete ihn seine häftige liebe / daß er von mir begehrte / ich solte der K \nigin seinen rechten zustand entdecken / und seine liebe offenbaren: damit er / wann er ja sterben solte / zuvor erfüre /wie seine Petasiride seine liebe aufgenommen hätte. Ich verrichtete dieses mit furcht und sorgen / weil ich wol vermuten konte / daß der Prinz / durch der Königin antwort / die zufriedenheit / die er verlangete /nicht erlangen würde. Inzwischen / da es sich etliche wochen mit der antwort verzoge / kame es zu einem haupt-treffen mit dem feinde: da es ein so blutiges gefechte gabe / daß Parañus / der Sabeer feldherr selbst bliebe / Nabonnadus aber mit allen den seinigen in die flucht gejaget wurde.
Wie ich nun / drei tage nach diesem erhaltenen sieg / zu dem Mardocentes wiederkame / funde ich denselben in so betrübtem zustande / daß er ihm fast nicht mehr ånlich sahe. Ach Dison! (sprache er / mich ersehend /) der verwegene Mardocentes muß sterben.
Petasiride ist nicht gewonet zu nemen / sondern zu geben; und gleichwie sie eine freie K \nigin ist / also wird sie ihr auch nichtes für schreiben lassen / sondern in ihrer wahl frei verfahren. Die dienste / so man ihr erzeiget / können sie zu keiner dienerin machen: und wie iezt Nabonnadus wegen seiner vermessenheit ihren haß und rache entfindet / also sollen andere solchen auch fülen / wann sie vergessen / wer Petasiride ist.
Ich wolte ihm hierauf trost einsprechen / daß nämlich die zeit der k \nigin gemüt ändern k \nte: er aber wolte nichtes annemen / und verschlimmerte sich hierdurch seine krankheit dermassen / daß wir nichtes als seinen tod für augen sahen. Acht tage hierauf / bekamen wir post von hofe / die also lautete: Petasiride liesse dem Prinzen danken für seine geleistete hülfe /und gäbe damit ihm und seinen völkern erlassung /weil ihre feinde nunmehr so gedämpfet / daß / was noch übrig / sie durch ihre eigene macht wol vertilgen wolte. Hierbei begehrte sie an mich / ich solte die stelle des gebliebenen Parannus über mich nemen /und ihre völker füren. Der betrübte Prinz bliebe / auf diese erlassung / mehr todt als lebendig. Und als ich das aufgetragene amt ganz nicht annemen wolte / weil ich den Prinzen nicht verlassen kunte: zwunge mich Mardocentes selber dazu / einwendend / daß ihme dieses noch einig und allein sein leben erhalten würde / wann er mich bey seiner Petasiride wüste; in hoffnung / meine
ô K \nigin! mich füren:
Die wolthaten / die ich von diesen Prinzen genossen / und meine innerliche anregung ihn zu lieben /liessen mich / wegen diese von einander-scheidens / ja so bestürzt und betrübt / als der Mardocentes ware. Ich versprache ihm aber / nach aller möglichkeit ihme bei der Königin zu dienen / und ihn alles dessen heimlich wissend zu machen / was in seiner angelegenheit vorgehen würde. Ich muste nun gen hof kommen / nachdem der Prinz mit den Arabern hinweg ware. Ich wurde von der Petasiride so wol entfangen und gehalten / daß / wann ich meinem freund
Hiermit liesse sie mich unerwarteter antwort alleine / und wuste ich nicht / was ich hierzu sagen / noch wie ich mich hierbei regiren solte. Ich fande nun auch nicht ratsam / des Mardocentes schrift der Königin zu überreichen / als welches ihren zorn noch mehr wůrde angefeuret haben. Es verstrichen nach diesem etliche tage / da ich die K \nigin nicht zu sehen bekam: weil sie mich nicht sprechen wolte / aus scham / daß sie mir ihre neigung solcher massen entdecket hatte. Endlich an einem morgen bekame ich unvermutlich ihren befehl / mit meinen untergebenen völkern aufzubrechen / und der neu-anglimmenden unruhe zu steuren /die sich von dem Nabonnadus wieder spüren ließe:
Als ich aber eines tags / von wenigen der meinigen begleitet / an dem fluß Arnus spaziren ritte / sahe ich mich unversehens von einer grossen menge reuter ümgeben / deren fürer gleich auf mich einschluge / und von den seinen grimmig entsetzet wurde. Meine gegenwehr wäre viel zu gering gewesen / ihren gewalt abzutreiben / wann nicht / zu unverhofftem glück / der Prinz Mardocentes dazu gekommen wäre: welcher mit seiner dapferkeit zu wege brachte / daß ich beim leben erhalten / und die feinde meist erleget / die übrigen geflüchtet wurden. Kaum aber hatte ich meinem erlöser gedanket / da rennte noch ein haufe auf uns zu /und einhällig ruffend / Es lebe der feldherr Dison! wurfen sie sich ungestümmer weise / ungeacht ich ihnen zuschrie / daß dieser mein erlöser wäre /) auf den Mardocentes und seine leute: dessen seite ich aber treulich
Wie dieser zurücke kam / brachte er den bericht mit / wie daß die Königin Petasiride im lager wäre: wie dann bald darauf ihrer Cammerherren einer mit der sanfte ankame / mich abzuholen. So viel frömde begebenheitẽ auf einmal / machten mich ganz verwirret. Ich wuste nicht / wer die gewesen / die mich also angefallen? wie Mardocentes dahin gekommen? wer diese wären / so mich wieder erlösen wollen? und was der Königin ankunft bedeute? Wie aber Mardocentes seiner Petasiride daseyn erfuhre / bate er mich sehr /ihn heimlich zu halten: welches ich diesem meinem edlen erlöser versprache / und ihn heimlich in das lager nachfüren liesse. Ich aber begabe mich in die von der Konigin geschickte sånfte / und wurde so matt und kraftlos eingebracht / daß ich den abend nicht auser lebensgefahr geachtet wurde.
Ich vermute aber wol / daß ihr / liebste schwester! begierig seyn werdet / zu erfahren / wer diese frömde abenteur verursachet: von der ich euch dann berichten wil / ehe ich fortfahre. Die Königin Patasiride / welche mich mehr / als ich würdig / liebete / und mich in ihrem herzen vor allen anderen zum gemal erwehlet /hatte nach dem tage / da sie mir ihre liebe so deutlich zu erkennen gegeben / mein stillschweigen und kaltsinnigkeit mit nicht geringem verdruß aufgenommen. Sie hatte vermeinet / ich würde / nach dieser offenbarung / die sache weiter getrieben und mein glück verfolget haben: so muste sie erfahren / wie ich dieses glück
Der Calinde brudern / dem Mela / wurde dieser befehl heimlich zugeschicket / und ihme ein gewißer tag benennet / da er es solte werkstellig machen. Kaum aber war dieser befehl fortgeschicket / da wachete die liebe in der Königin gemüte wieder auf / also daß sie /mich selber entschuldigend / ihren haß und rachgier fahren liesse / und sich entschlosse / eiligst nach dem lager zu reisen / diesen meinen tod zuverhintern / und mir zu offenbaren / wie sie gesonnen wåre / mit gut-befinden ihrer gesamten stände / mich zu ehlichen. Also ware die Königin eben den tag im lager angekommen / als Mela mich solte nidermachen: da dann ihr haubtman von der wacht eiligst befehl bekame /mich zu schützen / auch / damit niemand erfüre / wer mir dergestalt das leben nemen wollen / alle niederzumachen / die er gegen mich würde fechten finden. Dieser haubtman
Die Königin kame selbigen abend zu mir in mein gezelt: weil ich aber nicht in dem zustande war / mit ihr zu reden / als hat sie mich bald wieder verlassen /wiewol nicht sonder threnen / weil es sich mit mir gar gefärlich anliese. Wie aber etliche tage verflossen /und die årzte hoffnung gaben / ward sie höchlich darob erfreuet: und nachdem sie die fürnemsten ihrer stände vor sich fordern lassen / entdeckete sie ihnen /wie sie entschlossen wäre / ihnen einen K \nig zu geben; da sie dann keinen würdigern wüste / als den feldherrn Dison / dessen dapferkeit sie nun zum zweitenmal den frieden ihres reiches zu danken hätte / und wolte sie hoffen / daß ihre wahl ihren unterthanen nicht entgegen / sondern vielmehr angenem seyn wůrde. Es war keiner unter ihnen / der diesem entschluß der Petasiride sich widersetzete: dann weil die ehr-eiversucht unter ihnen so groß war / daß keiner dem andern die kron gönnete / als kunten sie lieber einen fr \mden dazu gelangen sehen. Nur allein mein unbekanter stand / wolte ihnen im wege stehen; welches aber Petasiride ihnen bald bename / indem sie sagte: wie daß die tugend adele / und sie auf keine andere ümstände in ihrer wahl zu sehen håtte.
Dieses alles ginge nicht so geheim zu / daß es der arme verliebte Mardocentes nicht in seinem gezelt erfahren hätte; der dann / so matt er war / an einem abend sich heimlich in mein zelt füren liese / und / als er sich
Wann ich schon nicht (gabe ich ihm hierauf zur antwort /) dem Prinzen Mardocentes alles schuldig wäre / wolte ich dennoch dessen heftiger liebe zu gut halten / was ich mir iezt / eine unaufrichtige freundschaft betreffend / habe müssen fürrücken lassen. Ich weiß mich aber in keinem schüldig / als daß ich die liebe der K \nigin nicht gleich meinem Prinzen entdecket: massen ich nicht in abrede seyn kan / daß ich die fürlängst an der Königin vermerket. Daß ich aber dieselbe nicht ernehret / noch befördert / solches weiß der gerechte himmel. Wie sol ich mich aber hiebei verhalten / wofern das gerücht von der Königin entschliessung wahr seyn solte? Ich werde dißfalls in allem des
Der verliebte Prinz / mich also reden hörend / fiele mir mit tränen üm den hals / und als er nachgehends von mir weiläufig erfahren / wie es hiemit die rechte beschaffenheit håtte / gabe er sich in dem fall / was mich betraffe / wieder zu frieden. Wann er aber seine Pertasiride / als verliebt in mich / ihm fürstellete / entfunde er einen harten streit in sich / ob er seinen mitbuler lieben oder hassen solte? Wir waren noch in solchem gespräche / als mir angemeldet wurde / die K \nigin kåme / mich zu besuchen. Er wurde / über diesem bericht / so blaß als eine leiche: und weil er keine zeit hatte / aus meinem zelt zu kommen / als liesse ich ihn hinter den fürhang meines bettes treten; da er / weil es ohndas zu nachten anfienge / sicher und ungesehen verbleiben konte.
Petasiride kame hierauf an / so sch \n / und dabei so herrlich geschmücket / als ich sie noch nie gesehen hatte. Man merkete an ihr genugsam die unruhe ihres gemütes / und als sie sich gesetzet / fienge sie / als sie mich etwas mit unverwandten augen angesehen / also an zu reden: Edeler Dison! ihr wisset / was ich und mein ganzes reich euch schüldig seyn / nämlich den frieden / und die freiheit / daß ich mich nicht in der gewalt des frechen Nabonnadus sehen darf. Damit habt ihr nun eine so grosse vergeltung verdienet / daß / wañ ich etwas mehrers hätte / als mein reich und meine person / ich es euch geben wolte. So nemet dann das jenige an / so ich im vermögen habe / euch mitzuteilen / und schlaget nicht aus den thron von Saba / wann ja Petasiride euch zuwider seyn solte. Hiermit
Grosse Königin! (sagte ich zu ihr) der himmel sei mein zeuge / daß mein gar zu unverdientes glück mich bestürzt machet / und mir schon seinen fall hinwiederum zeiget / den ich mehr als zu wol verdient /wenn ich nur einmal meine gedanken biß zu C. Maj. erheben d \rfte. Wie solte diese wundertrefflichkeit ein unbekanter schlechter Dison besitzen / die der himmel nur für Könige hat lassen zur welt kommen? Welche ungleichheit findet sich doch / zwischen mir und dem Prinzen Mardocentes? Warum wehlen E. Maj. nicht diesen unvergleichlichen helden / der mit so ehrerbietiger liebe E. Maj. anbetet? Wollen E. Maj. meine schlechte dienste vergelten / so lassen sie mich so bittseelig werden / und thun ihr selber recht darinnen /daß sie dieses edlen Prinzens liebe erkennen. Und sie stellen / den armen Dison / nicht dem neide so offentlich zur ziel-scheibe: massen meine ietzige verwundung zweifelsohne schon von dieser wahl herrüren wird / die E. Maj. auf mich geworfen. Dergleichen unfällen würde ich täglich unterworfen seyn: die ich doch nicht ansehen wolte / wann nicht eben so wol E. Maj. in gefahr stünden / und wolte ich lieber tausend töde erleiden / als hierzu die geringste ursache geben.
Ach Dison! (sagte sie hinwieder) wann ihr mich liebtet / würde auch nichts im wege stehen / dieses mein verbringen willig anzunemen. Ich muß aber leider! mehr als zu viel sehen / daß Petasiride euch zuwider sey / und ihr sie eurer liebe nicht würdig erkeñet. Nachdem wir hierauf noch viel worte gewechselt / da ich ihr / so gut ich konte / diese ihre einbildung zu benemen / mich
Sie wäre kaum hinweg / da kame der halbtodte Mardocentes herfür / der unsere ganze unterredung angehöret / und fragte ich ihn: ob er mit meiner verhältnis zu frieden wäre? Nachdem er hierfür mir tausendfältig gedanket / offenbarete ich mich ihme ferner / und sagte: wie daß ich / allein ihme zu lieb / meinen slavenstand fürgewendet / weil ich des fürsten Ana von Seir sohn wäre / und also bis zu der Petasiride meine gedanken wol erheben dörfte / wann nicht die treu gegen meinen freund mich davon abhielte. Er ward hierüber so verwundert / als mir verbunden /und vertrauete mir folgends / was seine entschliessung wäre / und wie ich ihme zu seiner Petasiride verhelfen könte. Er sagte / wie daß er / mit bewilligung des Königs seines herren vattern / einen anschlag gemacht habe / die Petasiride zu entfürẽ: massen ein gleichmäsiges unlängst / der Prinz Eridanus von Cus / an der Prinzessin von Meden der Delbora / zu werk gerichtet: Dieses wäre die ursach seiner heimlichen hieherkunft / da es ihme nur an mir ligen würde / füglich zu seinem zwecke zu gelangen. Wie er nun dieserwegen den folgenden tag wieder zu mir zu kommen / abrede genommen / liesse er mich / solches zu überlegen / allein:
Demnach / als der Prinz folgenden abend wieder zu mir kame / schluge ich ihm meine hülfe ganz ab / alle überredungen herfür bringend / ihn davon abzubringen; ihn zugleich bittend / daß er mir andere mittel /ihme in seiner liebe beförderlich zu seyn / an die hand geben wolte. Ich stellte ihm auch sein schreiben wieder zu / weil ich solches der Königin nicht überreichen dörfen. Daß er aus dieser meiner antwort eine eiversucht geschöpfet / solches liesse er nicht unklar vermerken. Wie ich aber endlich mich erboten / so bald ich nach Saba die Königin würde gebracht haben / heimlich davon zu ziehen / und mich nach Dedan zu meinen herr vattern wieder zu begeben; da er dann /mit hülfe seines herr vattern / und des K \nigs von Cus und Hevila / sich üm die Petasiride bewerben könte: gabe er sich etwas wieder zu frieden / schiede auch nach etlichen tagen / als es ihm seine wunden zuliessen / wieder hinweg / am meisten darum unvergnügt / daß er nicht wuste / wen er in diesem seinem unglücke beschuldigen solte.
Petasiride ware nun eben so übel mit mir zu frieden / als Mardocentes / und stritte gewaltig mit ihr selber /ob sie die halbvollzogene rache gegen mir vollends ergehen lassen solte. Die liebe aber hielte ihren zorn
Ich thäte / vor unserem aufbruch / dem Mardocentes dieses alles zu wissen: habe aber / weder dißmal /noch nach der zeit / nicht einige antwort von ihm bekommen. Wir waren kaum in Saba eingelanget / da sahen wir uns von dem Nabonnadus belagert: daß also mein fürhaben / heimlich die Königin zu verlassen / und nach Dedan wieder zu kehren / verschoben bleiben muste / bis dieser neue krieg geendet seyn möchte. Die Königin triebe auch mich / in wärender dieser belägerung / zu keiner ferneren erklärung / und meinen sinn aus meinem thun und lassen gar aufrichtig beurteilend / ward sie gegen mir so wolgemutet und verträulich / daß sie mir selber offenbarete / wozu
Den folgenden tag nach dieser glücklichen begebenheit / wurde mir von einem unbekanten ein brief gebracht / dessen hand ich so wenig als den überbringer kennete. Als ich das schreiben eröffnet / fande ich mich zu einem kampf ausgefordert / um des willen /daß ich die Petasiride liebte. Wann ich mich recht erinnere / so haben die worte ungefär also gelautet:
Wofern Dison die schöne Petasiride ruhig hoffet sie zu besitzen / wird er so wenig seiner liebe / als seiner angebornen großmut / das unrecht anthun / einen kampf auszuschlagen / den ihme hiermit sein unglücklicher mitbuler anbietet. Weil er unglücklich /als wird Dison leichtlich den sieg auf seiner seite vermuten / und also seine völlige glückseligkeit
Nach überlesung dieses / bildete ich mir nichts anders ein / als daß Nabonnadus / der etwan meinen stand erfahren / solches müste geschrieben haben. Wie ich aber mich etwas bedachte / was ich thun solte / sagte mir der überbringer / der gar eines freien ehrlichen wesens ware: Ich dörfte nicht sorgen / daß hierunter ein betrug verborgen wäre / sondern ihn und seinen herrn / der ihn abgeschicket / für rittere von ehren achten. Und seine worte zu begläubigen / sezte er hinzu / ich håtte unter meinen soldaten einen / der ihn kennete / und von ihme zeugen würde / daß er kein betrieger wäre: und håtte er sich gestern der gelegenheit bedienet / mit den eingeholten lebensmitteln in die stadt zu kommen. Wie ich nun / benanten meinen kriegs-bedienten / (von deme mir auch nichts als treu und ehre bewust war) vor mich kommen lassen / beteurete mir derselbe / wie daß ihm dieser frömder / als vordessen ein fürnemer kriegs-bedienter unter dem König von Cus / langst bekant gewesen. Und ob wol mir / aus einer belägerten und mir-anvertrauten stadt zu gehen / nicht gebüret: so beredte mich doch hierzu der gedanke daß ich / wann ich den Nabonnadus in diesem kampf erlegen könte / die ganze kriegs-glut mit seinem blut ausleschen / und also dem reich grossen nutzen schaffen würde.
Nachdem ich dem Euriles / welcher nach des Mela tode / ô himmel! meinen Mardocentes ersahe / der /sonder anzeig einiges lebens / ganz erblasset vor mir lage. Mein vergossenes blut / und dieser schrecken /verursachten in mir eine so häftige onmacht / daß ich neben den Mardocentes ganz sinnlos dahin fiele. Wie man mich endlich wieder erquicket / und ich mich gleich wieder nach dem Mardocentes ümsahe / fande ich niemand mehr / als meine eigene leute / die mich berichteten / wie daß des Prinzen von Arabigen leute ihren herrn auf einen wagen geleget / und mit vergieffung vieler threnen
Weil mich der himmel auf einmal unglückselig machen wolte / brachte man mir indem die unverhofte zeitung / wie daß der Nabonnadus die stadt Saba eingenommen hätte / und zwar durch verråterey des Euriles / der ihme die thore geöffnet / und längst mit ihm in heimlicher verständnis gelebet. Der tod meines liebsten freundes / die übergab der mir anvertrauten stadt / die gefängnis meiner Königin / und das unverm \gen / einen von diesen erlittenen verlusten wieder zu båssern / brachten mich in eine solche verzweifelung / daß ich nichts als den tod verlangete. Ich sahe meine ehre / die ich in Saba erworben / hierdurch auf einmal geschändet / und verloren. Die Königin / die sich allein auf mich verlassen / und mich so sehr geliebet / ware / durch meine unvorsichtigkeit / in des Nabonnadus händen. Und meinen liebsten freund /deme zu gefallen ich all mein glück ausgeschlagen /gläubte ich von meiner eigenen hand erwürget. Demnach wolte ich kein hülfmittel zu meinen wunden verlangen: meine leute brachten es gegen meinen willen so weit mit mir / daß mein leib gesund wurde / dadurch sie den schmerzen meines gemütes üm so viel vollkommener mich entfinden macheten. Ich erfuhre letzlich in der kleinen schäfer-hütte / darinn ich heimlich mich verhalten / daß Nabonnadus die K \nigin geheuratet / und alles volk im land ihn für ihren König erkente / auch die benachbarte Könige und Fürsten ganz stille säßen / und keiner sich hierein mischen wolte. Wie die Petasiride lebete / konte ich nicht erfahren / vielweniger
Ich wallete hierauf etliche zeit in dem steinigten Arabien / dahin ich mich aus Saba begeben hatte / unwissend / zu was entschliessung / hin und wieder. Eines tags aber / als ich meinem pferd den zaum frei schiessen / und es gehen liesse / wohin es wolte /brachte es mich in einen felsichten ort: alda ich / aus meinen tiefen gedanken / wegen des vielen anstossens meines pferdes / endlich gleichsam erwachend / vor einer höle mich befande. Als ich / üm etwas ruhe zu nemen / mich hinein begeben / und meinem diener mein pferd überlassen hatte / kame mir zu gesicht ein marmornes bild einer Diana / dermassen schön von angesicht / daß der erste anblick mich gleich blendete; doch nicht dergestalt / daß ich nicht durch diese blendung immer scharfsichtiger worden wäre / dieses wunder-bild zu betrachten. Jemehr ich es anschauete /jemehr erhitzete sich in mir die begierde / es anzusehen: und hatte ich vorher nie das in mir befunden /was ich damals fülete. Gleich als aus einem tiefen schlaf / wurden meine siñe erwecket / also daß eine verborgene ruhe sich in mein gemüte einschliche /welche meine bisherige traurigkeit zu vertreiben begunte. Ich wurde gleich begierig / zu wissen / wie dieses bildnis in diese wildnis gekommen:
Als der abend über diese meine närrische gedanken hereinbrache / sahe ich von ferne durch die klippen einen ansehnlichen jüngling ankommen / der seinen weg nach der höle zu name / und durch alle seine gebärden an den tag gabe / daß er müste sehr betrübet seyn. Weil ich mich nicht wolte von ihm sehen lassen / verbarge ich mich in einem winkel / höchstbegierig /diesen frömden zu kennen. Er tratte in die höle ängstig / grüssete das bild der Diana / und seufzend setzte er sich gegen ihr über / die er dann ohn unterlaß anschauete. Ach grausame! (hube er über eine weile an zu reden) wann du wüstest / daß ich allhier deines anschauens geniesse / solte deine strenge tugend mir auch wol verwehren / dieses glückes zu gebrauchen? gleich wie / durch ihren schluß / ich ewig von deinen angesicht verstossen lebe. Ihr wunderschöne augen! ihr habt euch der welt entzogen / weil kein sterblicher euch anzuschauen würdig ist. Du holdseliger mund! ach! du lässest deine lieblichkeit jezt nur die götter hören / weil keine menschliche gesellschaft dieses glück haben solte. Hiemit schwiege er still / fienge aber bald wieder an dergleichen reden zu füren: dahero ich mutmassete / dieses bild müste eine sterbliche person bedeuten / die von diesem menschen geliebet würde.
Liebe und eifersucht drungen hiermit zugleich zu mir ein / und was Petasiride mit ihrer Kron und aller schönheit nicht vermocht / das erlangte iezt in einem
Kaum ware die morgenröte herfürgebrochen / da begabe ich mich / durch den verborgenen weg / wieder nach der höle / an einen ort / da ich ungesehen /mein geliebtes bild und meinen mitbuler / betrachten kunte. Ich fande die höle ganz leer / das bild aber bei dieser zweyten anschauung noch schöner / als vorhin: also / daß ich für eine unmöglichkeit hielte / diese schönheit zu sehen und nicht zu lieben. Weil nun mein mitbuler den ganzen tag ausbliebe / bediente ich mich derselbigen zeit / meine augen unaufhörlich zu weiden: und konte ich dieselben kaum so viel abwenden / von meinem diener etwas speise und einen trunk wasser anzunemen / den hunger damit zu stillen.
Als aber der abend herein brache / verstörete mich mein mitbuler in meiner genossenen glückseligkeit; deme ich weichen / und mich in meinen verborgenen winkel wieder begeben muste. Aus demselbigen ersahe ich / daß der frömde einen ansehnlichen mann /gleich einem priester gekleidet / bei sich hatte: dem er große ehre erwiese / und ihn / die nacht bei ihm vorlieb zu nemen / ersuchete. Ein kleiner knabe truge ihnen / nicht lang hernach / das essen auf / welches in waldfrüchten
Ich fande sie beisammen / und hörete den jüngling erzehlen / wie daß er aus Mesopotamien bürtig wäre /(doch wolte er seinen namen und stand nicht nennen /) alwo er eine weibsperson liebgewonnen / die sich der göttin Diana in ihren tempel nach Ninive verlobet: dahin hätte er ihr auch / ungeachtet seiner zu ihr tragenden liebe / auch wider ihrer anverwandten willen /selber verholfen. Nach diesem sei er so wenig meister seiner selbst geblieben / daß er unmüglich der liebe sich entschlagen können / die er zu dieser person getragen. Also hätte er / sein vatterland verlassend /diese wildnis erwehlet: seine geliebte / die übrige zeit seines lebens / unter der Diana gestalt allhier zu verehren. Sie selber hätte sich also / von einem fürtrefflichen künstler in Syrien / abbilden lassen / und das bildnis seiner schwester gegeben: von der er es / als das übrige seiner irdischen glückseligkeit / bekommen / hiehergebracht / uñ also zu verehren angefangen.
Als sie hierauf aus der höle gingen / und mich daselbst allein liesen / überlegte ich bei mir dieses alles / was ich vernommen hatte. Die beschreibung von dem tempel der Isis hatte der alte so angenehm fürgestellet / daß ich meinem traurigem gemüte / welches die welt forthin meiden wollte / nichtes gleichförmiger / als diese lebens-art / finden kunte. Petastride ware /durch mein versehen / übel verheuratet; Mardocentes durch meine hand getödet; und mein gutes gerüchte /durch den verlust der stadt Sabe in abnemen geraten: dannenhero mochte ich / den unglücklichen namen Dison / nicht mehr in der welt nennen hören. Dazu befande ich mich verliebet in ein marmornes bild / da die jenige / so dardurch fürgestellet wurde / auch ein geistliches leben fürete. Durch alle diese ursachen bewogen / fassete ich die entschließung / mich bei dem alten und dem andern unbekannten anzumelden / und
Also bliebe ich an meinem orte / bis sie gegen abend miteinander wieder kamen: da ich mich sehen liese / und als ein frömder / von dem wirte dieser höle / mit aller höflichkeit aufgenommen / und daselbst zu übernachten / gebeten wurde. Bei der malzeit / kame der alte wieder auf das gespräche von den Egyptischen Isis-priestern; da ich dan mich vernemen ließe /wie ich ietzt eben im werk begriffen wäre / nach Egypten dieserwegen zu reisen. Dieses war dem alten so wol / als dem andern / erfreulich zuvernehmen /und entdeckten sie mir hingegen ihr gleiches vorhaben: daß wir also der sachen zusammen eins wurden /reisgefährten nach Egypten zu werden. Unsere gespräche handelten nachgehens alle von diesem geistlichem leben / und weil wir keiner fernern reise-bereitschaft nötig hatten / als wurde der folgende tag zur abreise bestimmt: da ich mich in ihre gesellschaft begabe /wiewol sie mir so wenig / als ich ihnen / bekannt waren. Das schöne bild meiner unbekanten geliebten /die diesen schluß in mir verursachet / name mein mitbulder mit sich: der hierin glücklicher als ich war /weil er daß für sich belaße / was mich so verliebt gemacht hatte.
Unser fürer / der ein Isis-priester war / unterrichtete uns auf der reise so wol / daß wir / ehe wir noch in Egypten kamen / schon wußten / was eines Isis-priesters verrichtung ware. Nachdem wir die stadt Noph erreichet / da der berümte tempel der Isis stehet / meldeten
Man unterwiese uns aber in den geheimnisen der göttin / daß nämlich die Isis vor zeiten eine Königin der Argiver gewesen / die sich verlobet hatte / nie zu heuraten. Als aber Osiris / des Hammons sohn / sie liebgewonnen / und sonst keine gelegenheit absehen können / wie er mögte zu ihr kommen; hat er sich in weibskleider verstellet / und also ihrer liebe genossen / dadurch er ihr ehgemal / und sie Königin in Egypten worden. Zum gedächtnis dieser erlangten glückseligkeit / ehrete er seine schöne Isis / nach ihrem tode /mit diesem tempel / den er ihr in Noph bauete / ihr bildnis von silber darein setzete / und die heilige priester verordnete / die ihr in Egypten ewig dienen solten. Diese priester / sind in sieben ordnungen nach dem alter abgeteilet:
Wie nun unser unterrichtungs-jahr zum ende war /welches wir so eingezogen hingebracht hatten / daß wir von keinem weltlichen dinge gehöret: brachte uns der
Als ich nun etliche zeit also gelebet / trafe mich die reihe / die nachtwacht im tempel bei der Isis bild zu halten. Dazumal wurde ich üm mitternacht gewar /
Ich bliebe hierüber also bestürzet / daß ich lang bei mir anstunde / was ich thun solte / und ob nicht die schüldigkeit meines amts erforderte / diese entheiligung des tempels von mir zu sagen. Weil aber die schöne Amesses und dieser Armizar mich taureten /als kunte ich mich / sie zu entdecken / nicht wol entschliessen. Ich
Armizar / sohn des grossen Jaziz K \nigs in Ophir /und der Armire aus Meden / geheiligter priester des Tempels / ruhet allhier / als ein grosses opfer der
K \nigin / Nergade aus Egypten / unter dem schutz der Göttin Isis.
Ich konte nicht umhin / hierüber zu seufzen / als ich sahe / wie spöttlich man meine göttin hielte / und wie betrüglich man mit ihr ümgienge. Als ich demnach eine kleine eiserne thür aufgemachet / schauete ich hinab: konte aber erstlich / wegen der finsternis /nichtes gewar werden. Ich rieffe diesem todten etliche mal mit namen / bekame aber keine antwort. Deswegen von eifer der Isis angetrieben / zündete ich eine lampe an / und stiege hinunter: da ich / unter den vielen gebeinen der todten ümher sehend / endlich einen schmalen gang fande / der wie es schiene / nach dem feld hinaus gienge. Mein gelübde / so mir verwehrete / ohne erlaubnis des oberpriesters aus dem tempel zu kommen / liesse mich nicht weiter gehen. Demnach gedachte ich / dem Armizar zu verwehren / daß er durch diesen weg nicht kommen könte; und versperrete das loch also / daß der stein / so dafür gehörete /und den ich
So bald aber die nacht wieder herbei gekommen /begabe ich mich von neuem in den tempel: da dann üm mitternacht / die Prinzessin Amesses sich wieder einfunde. Sie eilete / gleich wie den vorigen abend /nach dem grabe: geriete aber in nicht geringe bestürzung / als sie die thür vernagelt fande. Sie sahe betrübt üm sich / biß sie endlich meiner gewar wurde /und mir / mich für ihren Armizar haltend / mit freuden zuliefe. Aber wie erschracke diese schöne Prinzessin /als sie mich erkante! Sie trate gleich etliche schritte zurück / und wolte mich anreden: vermochte aber kein wort herfür zu bringen. Ich hielte ihr für / wie sehr sie hiermit die grosse Isis beleidiget / und den tempel entheiliget hätte. Sie erkennte solches mit thränen / entschuldigte sich aber / mit ihrer keuschen liebe / und mit der gefahr / so sie hierzu angetrieben: erbote sich dabei / wann ich es verschweigen / und ihr davon helfen wolte / zu aussünung der göttin alles zu leisten /was ich ihr auferlegen würde.
Ihre thränen / neben dem fürsatz / der unrechtmäsigen liebe eines vattern zu entgehen / bewegten mich /ihr zu zu schwören / daß ich niemand sagen wolte /was ich im tempel gesehen: doch solte sie der göttin /zur aussünung / ein reiches opfer verehren. Hiermit /als sie mir tausendfältigen dank gesaget / name sie ein köstliches kleinot herfür / welches sie mir gabe / solches
Als ich nachmals zu dem Orgas wieder kame /ware der Prinzessin flucht schon allenthalben kund worden / und vername ich nicht sonder entsetzen / daß der König den ausspruch der Isis herüber vernemen wolte / den einer von den ältsten priestern / kraft ihres warsag-geistes / eröffnen solte. Mir war hierbei nicht wolzu mute / aus beisorge / ich möchte / meines verschweigens halber / in gefahr ko en. Wann ich aber an meinen eid gedachte / uñ zugleich erwägete / wie billige ursach die Prinzessin hatte / ihres vattern liebe zu entfliehen / liesse ich mir nicht zu sinne komme /hierinn gefehlet zu haben / oder die Amesses zu verrahten. Als nun / dieser anfrage wegen / die alten priester in den tempel zusammen gefordert worden / kame der bekümmerte und zugleich erzürnte König / von dem Orgas begleitet / auch dahin / und gabe der älteste unter den priestern / auf übliches befragen / diese antwort.
Der Pharao / kunte nichtes aus diesen dunkelen reden erlernen / wuste auch den todten und das grab gar nicht auszudeuten. Weil aber auch ein priester benennet worden / als befahle er dem Orgas / dieser wegen scharfe nachforschung anzustellen. Wie demnach das los über uns solte geworfen werden / ersahe
Hierauf wurde das los geworfen / welches dann mich und noch einen alten priester aus der andern ordnung traffe. Dieser nun bekante alsobald / wiedaß der Prinz Armizar / mit seiner und des Prinzen Amosis hülfe / von seinem tode / da man ihn / als ein opfer der Isis / lebendig begraben / nicht allein befreiet /sondern auch nachmals / die Prinzessin Amesses zu entführen / wäre gefördert worden. Solches erzehlte er alles nach der länge / und seine missethat bereuend /begehrte er nichtes als den tod / weil er sich an der grossen göttin Isis so gröblich versündiget. Was dieser bericht für eine wut in des Königs gemüte / gegen den Prinzen seinen sohn / eingefüret / ist nicht zu beschreiben. Weil das los mich mit dem alten priester /und zwar etliche male / zugleich getroffen / als wolte man auch von mir wissen / wie ich zu dieser flucht geholfen
Der Prinz Amosis / seines herr vattern grimm zu entgehen / begabe sich von hofe / und / wie man vermutet wollen / nach dem König von Cus: daher fiele alle rache des Königs auf mich und den andern priester: welcher wegen selbstbekanter übelthat / der Isis /zur aussünung / geopfert und verbrant wurde. Mir wåre es nicht bässer ergangen / hatte Orgas mich nicht gerettet: deme ich endlich entdecket / was ich von der Amesses flucht wuste / daraus er meine unschuld abnemen konte. Doch wolte der König mich nicht mehr im tempel leiden / und ward ich neben andern der Isis priestern / (die der Belochus / wegen ihrer wissenschaft / zum gottesdienst des Osiris und der Isis / begehret hatte /) mit den Assyrischen abgesandten / welche / wie gesagt / die beide bilder nach Damascus abholeten / fortgeschicket. Also sahe ich nun / meine ruhe / abermal gestöret. Und ob ich wol /ein ja so ruhiges geistliches leben in Damascus wieder anzufahen / hoffen konte: so verlore ich doch die gesellschaft dessen / mit deme ich aus Arabien in Egypten gereiset / und zugleich das auschauen seines schönen bildes / welches unter allen schönheiten / die mir / jemals fürgekommen / allein fähig gewesen /mich verliebt zu machen.
Wir kamen aber / auf dieser reise / über das gebirge Seir: da der fürst Ana / unser Herr vatter / mich erkante / als er / neben den andern Seirischen fürsten /
Zu Rabbath nun feirete man das grosse fest des Camos: da / aus allen benachbarten Königreichen und landen / das frauenzimmer hoch- und niedern standes zusammen gekommen. Ich dorfte vor den
Meine bestürzung war unbeschreiblich / als ich unter andern die Königin Petasiride unverhofft in das gesicht brachte. Die erinnerung dessen / was sich mit mir in Saba begeben / wurde mir so entfindlich / daß aller schmerze sich bei mir erneuerte. Ihr trauriges wesen / zeigte mir gnugsam die unvergnügung ihres gemůtes: und ginge ihr eine schöne m \rin zur seite /die / wie mich straks dünkte / des K \nigs von Cus tochter / die Prinzessin Danede gewesen. Wie nun alles frauenzimmer fürbei / und die gasse ganz ledig war / liesen sich nicht lang hernach etliche gewaffnete manspersonen sehen / die aus einem keller herfürkrochen / und unferne von meinem fenster sich bespracheten. Der eine von ihnen / als er seinen helm geöfnet / wurde gleich von mir für den Prinzen Amosis aus Egypten erkant. Als ich nun begierig ware / zu vernemen / was diesen Prinzen mögte dahin gebracht haben / hörete ich ihn sagen: wir haben einerlei fürhaben / edler
Ihr könnet gedenken / liebste schwester! wie mir hierbei zu mut worden / und wie zugleich freude und bestürzung in mir erwachet / als ich den edlen Mardocentes wieder lebendig vor mir sahe / den ich so lang für todt beweinet. Die zu diesem Prinzen tragende freundschaft triebe mich / daß ich / alle betrachtungen hintan setzend / hinunter auf die strassen lieffe / und ihm unversehens üm den hals fiele. Auser dem namen Mardocentes / wuste ich kein wort herfür zu bringen. Er aber sich also von einem vermeinten weibsbilde umarmet sehend / ward sehr bestürzt / und risse sich aus meinen armen / eine entdeckung seines anschlages befahrend. Er fragte: wer ich wåre / und was ich wolte? Ich fragte ihn wieder: ob er dann seinen Dison nicht mehr kennete? Es schiene / als ob er / auf anhörung dieses namens / von entsetzen sterben wolte. Ich wil nicht weitläufig erzehlen / wie wir hierauf uns einander zu erkennen gegeben; wie er mir seine eiversucht beschrieben / die er aus dem gerüchte geschöpfet /
Indem ich also anstunde / worzu ich greifen solte /kame einer von der ausgestellten wacht gelaufen /welcher die ankunft des frauenzimmers anmeldete. Die beide verliebte Prinzen stelleten sich hierauf alsobald mit ihren leuten hinter ein gebäu / und bliebe ich bei ihnen / unwissend / womit ich ihnen helfen solte. Als nun die Petasiride und Danede für ihnẽ übergingen / brachen sie hervor: da dann jeder die seinige ümfassete / mit ihnen nach dem hierzu in bereitschaft haltenden wagen eileten / sie darauf setzeten / und also mit ihnen zur stadt hinaus jageten. Diese that /verursachete ein allgemeines geschrei und einen auflauf / unter dem erschrockenen frauenzimmer. Wie nun eines hier / das andere dorthinaus liefe / ergriffen mich zween soldaten von des Prinzen Amosis leuten /und huben mich auf ein pferd: da dann einer von ihnen sich hinter mich setzete / und sie also mit mir /in dieser unordnung / zum thor hinaus renneten. Diese aber namen nicht den weg / den die Prinzen von Egypten
Es wolte aber mein glück / daß wir unversehens auf einen haufen Assyrier stiessen / welche die Königin Atis von Sichem nach Babel begleiteten / die eben üm selbige zeit aus Canaan entwichen war. Wie nun meine rauber / die anderen ersehend / mit mir in den busch wolten / risse ich meine arme mit allen kräften los / und fiele damit dem pferd in den zügel / daß der Egyptier / so hinter mir saße / dasselbe nicht mehr nach seinen willen regiren kunte. Indem kamen von der Königin Atis leuten etliche dazu / die mich befreyeten / und meinen raubern einen blutigen lohn gaben.
Hierauf wurde ich für die K \nigin gebracht / die mich gar gnädig entfinge / und befragte / wie ich unter diese räuber geraten wäre. Ich erzehlte ihr / wie ich auf dem feste des Camos in Rabbath gewesen / und daselbst neben anderen frauen-personen wäre entfüret worden. Ich bewegte die Königin zu grossem mitleiden / uñ ich gefiele ihr so wol / daß sie mir gleich anbote / mich / als eine in der wildnis verlassene / mit nach
Unsere reise ginge nun fort / und entfinge die K \nigin / an dem Phrat / der Prinz Hemor ihr sohn: der sie vollends nach Babel begleitete. Als wir alda den König Belochus / ihren herr bruder / nicht fanden /welcher mit der K \nigin Naphtis / und der schönen Delbois seiner tochter / nach Ninive gereiset war / folgeten wir / als wir den ganzen winter zu Babel geblieben / dem königlichen hofe nach: da dann ich in meinem gemüte h \chst erfreuet wurde / Ninive zu sehen /weil ich in der Diana tempel die jenige wuste / welche ich liebete. Selbige liebe entflamte in mir von neuem durch diese erinnerung / und ergetzete ich mich oft mit der süssen hofnung / diese schöne / durch das mittel meines jeztfürenden standes / in dem tempel der Diana zu sehen zu bekommen. Der Prinz Hemor /
Zu Ninive wurde die Königin Atis / von ihrem bruder / mit großen freuden entfangen / und darbei des Beors unrechtmäsiges beginnen in seiner ungeziemten liebe gegen euch / liebste schwester! sehr übelgenommen. Die Königin Naphtis / lage dazumal schon auf dem todbette / und sahe ich alda das erste mal ihre wundersch \ne tochter / die jetzige Königin und damalige Prinzessin Delbois: welche allein ich mit meiner sch \nen / die ich liebte / üm den vorzug streiten fande. Diese gütige Prinzessin erzeigte sich auch gegen mir so freundselig / daß ich ihr / von der ersten stunde an / ganz ergeben verbliebe. Es sturbe aber /kurz nach unserer ankunft / die Königin Naphtis /nachdem sie ihre tochter zur erbin ihres erb-königreichs verordnet / und ihr dabei / den Prinzen Baleus ihren bruder / sobald derselbige aus dem Ophirischen kriege wieder zu haus kommen würde / zu heuraten befohlen hatte. Dieser tod / verursachete ein allgemeines trauren. Aber die schöne Delbois setzete damit die Ninivitische kron auf / und begehrte mich / bei anrichtung ihrer neuen hofstatt / von der K \nigin Atis /in dienste: die mich dann ihr üm so viel lieber überliese / weil sie die liebe ihres sohnes gegen mir merkete /deren sie ganz entgegen war / und selbige durch
Ich bliebe so vergnůgt als unruhig zurück / wie die Atis / neben dem König von Assyrien und ihrem sohne / von Ninive nach Babel wiederkehrete: dann ich es meiner und der Königin Delbois ehre nachteilig achtete / also verkleidet in ihrem frauenzimmer zu leben. Ich sahe aber dabei kein mittel / wie ich entkommen / oder mich sonder gefahr entdecken solte: zudem daß ich von der stetigen begierde / meine unbekante schöne durch beförderung meiner weibertracht / in der Diana tempel zu sehen zu bekommen /angehalten wurde. Hierzu eraugete sich bald eine gute gelegenheit: als die junge Königin / nach gewonheit des reichs / die oberpriesterin Celia besuchen / und mit sonderbaren gebräuchen die bestatigung ihrer regirung von ihr begehren muste.
Als wir demnach mit grossem pomp in den tempel der Diana gekommen / entfinge uns die Celia / von allen ihren geheiligten iungfrauen begleitet / auf das herrlichste / da ich dann / mit höchster begierde /unter ihnen die jenige suchete / die ich liebte. Ich bemühete mich aber hierum ganz vergebens / und fande keine einige / die meiner schönen sich vergliche. Wie nun die gebräuche verrichtet / und die K \nigin mit der oberpriesterin / nach eingenommener malzeit / allein verbliebe / unser frauenzimmer aber sich unter die heiligen iungfrauen verteilte: fürete mich ihrer eine /die erst neulich war eingenommen worden / in den prächtigen bau / darinn die oberpriesterin wohnte. Wir kamen in ein zimmer / da unter andern ich meiner schönen ihr bildnis eben also in marmor gehauen /wie
Meine freude und entzückung hierüber ward so groß / daß ich nicht ůmhin konte / dieses schöne bild zu umfassen / und meine fürerin gantz begierig fragte / wer diese sch \ne ware? wie sie hieße? und ob sie nicht lebendig sich in diesen tempel aufhielte? Wie sie heiseit / (antwortete mir die jungfrau) kan ich wol nicht sagen / weil ich erst neulich in diesen tempel gekommen. Ich weiß aber nicht anderst / als daß sie todt seyn müsse: weil die ober-priesterin niemals dieses hild anschauet / daß sie darbei nicht herzlich weinet /und den verlust dieser schönen betauret. Mir wurde hierauf nicht anderst zu mut / als håtte man mir das herz aus dem leibe gerissen. Indem ersahe ich ein tafelein / so unten an das bild gestellet war / auf welchem ich folgende reimen geschrieben fande:
Was konte ich aus diesen zeilen anders schließen /als daß die himlische schönheit / die ich verehrte / den himmel besäße / und sich der welt durch den tod entzogen hätte. Demnach schiede ich so betrübt aus dem tempel / daß ich die folgende ganze nacht kein auge zuthäte. Ich überlegte bei mir / wie wunderbar ich geliebet / da ich deren tod nun erfahren / die ich nie lebendig gesehen / und doch so herzlich geliebet. Ich erwoge darbei / wie es mir zu Saba und Dedan ergangen / und in was verwirrtem stand ich noch lebete. Demnach fassete ich von neuem den fästen schluß /mit dem
Als ich aber folgenden tags mich mit der sorge schluge / wie ich / den weiten weg nach Syrien / allein reisen / und mit guter art aus der Königin frauenzimmer würde entko en können: sahe ich den Prinzen von Sichem zu mir in mein zimmer eintreten / der heimlich von Babel zurücke gekommen war / mir aufzuwarten. Mein verwirrtes gemüt ware wol gar nicht fähig / dieses Prinzen liebes-reden so ruhig / als fürhin / anzuhören. Wie er aber mir zu vernemen gabe /daß er ohne mich nicht leben könte / und seine treue dienste / auch mit aufsetzung seines lebens / mir erweisen wolte: fiele mir bei / seiner mich zu bedienen /üm von Ninive hinweg zu kommen. Demnach liesse ich ihn wissen / daß er / wann er mich von Ninive heimlich entfüren und nach Damascus bringen würde / sodann daselbst nicht allein / wer ich wåre / erfaren /sondern auch meiner gegen-liebe innen werden solte. Wer war hierauf fr \licher / als der verliebte Hemor? der mir / für diese gütige bezeugung / tausendfältig dankete.
Wie er demnach alles zu dieser reise angestellet /brachte er mich bei nacht aus dem Königlichen frauenzimmer hinweg / und fürete mich also für sich auf seinem pferd davon / mir unterwegs mit den heftigsten worten seine liebe bezeugend: die dann so lächerlich von mir aufgenommen / als begierig sie von ihnen fürgebracht wurden; und waren wir beiderseits / wiewol auf unterschiedene weise / vergnüget. Ich hatte zwar öfters im willen / dem betrogenen Hemor meinen stand zu entdecken. Wann ich aber bedachte / wie
Wie er nun von dannen mit spater zeit wieder einkame / sahe ich ihn sehr traurig und in gedanken. Ich kehrte mich anfangs wenig daran / und hoffete / er würde den andern tag mit mir wieder hinweg reisen. Er kame aber am morgen zu mir / und entschuldigte sein dableiben / mit der noch-anhaltenden müdigkeit seiner pferde. Ich hörete solches nicht gerne / weil mein verlangen gros war / Damascus ehist zu erreichen; und bekame ich ihn darauf den ganzen tag nicht wieder zu sehen. Am folgenden tag / sandte er / an stat selber zu kommen / seinen waffenträger zu mir /und liesse sich entschüldigen / daß er / wegen eines wichtigen geschäftes / mir nicht aufwarten oder selber sagen könte / wie daß er auch heute noch alda zu verharren gezwungen würde. Mir kame solches sehr wundersam für / und konte ich aus seiner kaltsinnigkeit nichtes gutes schliessen. Ich erfuhre überdas / daß die
Wie ich nun in meiner kammer / voll sorgen und unruhe / mich also allein befande / hörete ich / daß Hemor mit seinem waffenträger in die seine eintrate /die nur mit einer bretteren wand von der meinigen unterschieden ware. Ich ward begierig / und horchete /wovon sie reden würden. Ach Salma! (sagte der Prinz) ich werde gegen der einen Aramena unbeständig / üm die andere Aramena zu lieben. Und hieraus entstehet die unruhe meines gemütes / daß meine neue liebe so gar nicht stallen will mit meiner unbeständigkeit / sondern über dieselbe die oberhand gewinnet. Was wunderliche begebenheit höre ich allhier? (antwortete Salma /) und woher kommet diese plötzliche änderung? Hierauf erzehlte der Hemor dem Salma ausfürlich / wie er / auf dem spazir-platze / eine solche schönheit zu sehen bekommen / die / auser der schönen Königin von Ninive / nicht ihres gleichen hätte. Als eine schäferin wäre sie bekleidet / aber einer göttin änlich / gewesen. Wie er nun sich nach ihrem namen befraget / wäre ihm gesaget worden /daß diese schöne des Statthalters von Syrien tochter /die Prinzessin Aramena / wäre. Ach diese vollkommene schönheit / (hörte ich ihn hierauf fort reden) deren meine Aramena nimmermehr bei kommet / die gleichheit unser beider standes / (da meine Aramena von unbekanten schlechten eltern ist /) und die ehre /trieben mich an / diese zu lieben / und die erste zu verlassen. Ich weiß aber so wenig / wie ich diese meine liebe fördern soll / als wenig ich von der ersten mit guter art weiß abzukommen.
Hierauf gienge ich freudig zu dem Fürsten Jothan /der die Königin mir nachgeschicket / und bate ihn /daß er gleich mit mir hinweg ziehen wolte. Dieses thäte er / und bezeugete mir unterwegs / wie sehr die K \nigin über meine entfürung wäre entrüstet worden: dañenhero sie ihme gleich befohlen / uns nachzusetzen. Er wäre so gläcklich gewesen / daß er allemal in den erfaren / wohin der Prinz mit mir seinen weg genommen: da er dann uns also zeitlich erreichet hätte. Ich stellte mich / als wann mir hiermit gar wol gedienet wäre / und schickete mich in mein verhängnis: weil ich nun merkete / daß der Himmel / mich in der
Als wir nun zu Ninive angelanget / ward ich von der Königin mit solchen liebkosungen entfangen / daß ich darüber ganz bestürzt verbliebe. Ich fande aber daselbst / bei meiner ankunft / unsere base die fürstin Timna: welche mich nicht erkante / bis daß ich mich ihr entdeckte. Ihre verwunderung war nicht geringer /als die eurige / als sie unter einer Aramena / den unglücklichen Dison fande. Ich erzehlte ihr meinen ganzen zustand / und vername von ihr hinwiederum / wie es ihr in Seir ergangen / und wie sie jezt bei ihrer frau mutter schwester zu Damascus wohnete / aber diesem winter herdurch / bei der Königin von Ninive sich aufgehalten hätte / von der sie / wegen ehmaliger käntnis / die sie mit ihr zu Babel gepflogen / sehr geliebet würde. Wir redeten hierauf miteinander ab / daß / so bald sie wieder nach Damascus reisen würde / ich mir ihr dahin gehen wolte / weil ich sonst kein mittel sahe / mit guter art von dar hinweg zu kommen.
In solchem fürsatz lebete ich / vergangenen winter über / und erfuhre in der zeit / neben der Timna / die ihre vertraute war / alles das / was die Delbois betraffe. Diese / als sie uns beide in dem allgemeinen irrturn der völker sahe / und unseren glauben / als die anruffung der götter / nicht gut heissen konte / fienge an / uns almählich davon abzuziehen / und uns unseren wahn zu benemen. Wir konten zwar solchen so bald nicht verlieren: weil wir den glauben / in welchem wir geboren / gern behalten wolten. Doch forscheten wir / von dem an / fleißiger nach / und befunden nach der hand / daß wir irrige meinung hatten. Weil
Diese bekehrung nun / machte mich ledig von meinem gethanen gelůbde / und vernichtete der Isis priesterschaft: da ich dann anfienge / meine verstellung zu betrachten / und mich zu schämen / daß ich die Königin ferner also betriegen und länger meinem stande so ungemäs leben solte. Demnach name ich mit der Timna abrede / mich der K \nigin zu offenbaren / und sie / wegen bisheriger verschweigung / üm vergebung zu bitten. Wie ich sie aber / in solcher entschliessung / anreden wolte / konte ich es unmöglich fürbringen /und fande / wann ich diese himlische schönheit betrachtet / solche abhaltungen / mich nicht zu offenbaren / daß eine woche nach der andern damit hingienge.
Unterdessen kame der Prinz Mamellus / Statthalter von Syrien / nach Ninive / üm / wie ich nachmals erfuhre / der oberpriesterin Celia / als seiner schwester /einwilligung zu erlangen / daß seine tochter ihr gelübde verlassen / und den Prinzen Hemor heuraten dörfte. Vor diesem unsern vettern dorfte ich mich nun nicht kund geben / weil ich sein haus / in verweigerung der vermälung mit seiner tochter / so sehr beschimpfet hatte. Demnach verbarge ich mich / so viel mir můglich / um von ihme nicht gesehen zu werden / und kame / so lang er daselbst war / nicht viel unter die leute: fürnemlich / weil ich den Modar / unsers herr vattern vertrautesten bedienten / bei ihm wuste / der mich erkennend / es nicht würde verschwiegen
Wie aber Mamellus wieder hinweg ware / triebe Timna ferner an / daß ich mich offenbaren solte. Ich vermochte aber solches nicht zu thun / und spürete wol / daß ich die unvergleichliche schönheit der K \nigin / nicht mehr als ein verlobter priester der Isis /sondern als ein Dison / ansahe / der von ihrer macht konte ůberwunden werden. Ich ward es erstlich nicht gewar / daß ich dieses süße gift in mich soge: welches nicht eher seine wirkung thäte / bis es sich so stark gesetzet / daß es unmüglich auszutreiben war. Ich begunte nach und nach / gegen dieser lebendigen schönheit / in meinem gemüt eben solche unruhe zu fülen /als das schöne leblose bild ehmals in mir verursachet: und wie deren anschauung mich zu vergnügen angefangen / ware ich nach der zeit nie zu frieden / als wañ ich die Königin sahe; an welcher ich täglich mehr liebwürdiges warname / daß ich vorhin nicht gesehen hatte. Ihre vielfältige liebkosungen / wurden mir darbei immer angenemer / und was ich bisher mit grosser furcht geschehen lassen / das begehrte ich nun mit grossem eifer / und kunte deren nimmermehr satt werden.
Vormals hörete ich mit freuden an / wegen der Königin vergnügung / wann aus dem Bactrianischen krieg / von dem Prinzen der Philister dem Abimelech / zeitung kame: als mit deme sich die Königin heimlich verlobet / und ihme ihr herz / von kindheit auf /eingeraumet hatte. Ich truge eine sonderliche zuneigung zu diesen glückhaften edlen Prinzen / ob ich
Verzeihet mir / mein bruder! (sagte Ahalibama) wann ich euch / in eurer erzehlung / muß in das wort fallen: Irret ihr euch nicht / in nennung des Abimelech? Dieser Prinz der Philister / wird meines erachtens mit der Prinzessin Cölidiane von Salem verlobet seyn? Ach liebste schwester! (antwortete Dison /) wie oft habe ich solches gewünschet! aber es ist nur zu wahr / was ich euch von seiner liebe berichtet. Ich fülete / nach allen diesen ümständen / endlich an mir /daß / was Petasiride mit allen ihren liebkosungen nicht vermocht / was mein marmornes bild nicht völlig / (weil es ohne leben /) in mir gewirket / was mich zu der schönen Aramena nicht bringen können / was mich vor meiner bekehrung nicht angefochten / nunmehr die schöne Delbois über meine sinne erlanget hatte.
Die Petasiride liebte mich / und hassete meinen mitbuler: hier muste ich das gegenspiel befahren. König von Saba / hätte ich mit leichter mühe werden können: ich konte aber nicht absehen / wie ich zum Königreich Ninive gelangen solte. Die unmöglichkeit / den Prinzen Abimelech / mit aller seiner tugend und
Ich weiß / liebste schwester! ihr werdet mein ungemeines unglück beklagen helfen: da mir so seltsame abenteuren zugestossen / die nicht viel menschen erlebet / und in denen ich noch zum teil lebe / ohne daß ich ein ende meiner trübseligkeiten absehen kan. In erlangung der Petasiride / wäre unserem ganzen haus ehre zugestanden: davon hat mich / die treue gegen den Prinzen Mardocentes / abhalten müssen. Hätte auch mein gelübde mir nicht im weg gestanden /könte
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Hiemit endigte / der in die Aramena verwandelte Dison / seine erzehlung / und liesse seine schwester /so verwundert über alle diese seltsame begebenheiten / so ihme begegnet / daß sie nicht worte fande / solches gnugsam fürzubringen. Allermeist kame ihr sonderbar für / daß sich Dison in das marmorne Dianenbild verliebet: welches sie / allen ümständen nach /für die abbildung ihrer Aramena halten / und darbei gläuben muste / daß Bethuel der jenige gewesen /welcher dieses bild in das wüste Arabien gebracht /und zu ihrem andenken also verehret. Sie wolte aber hiervon
Ach mein bruder! (sagte sie endlich) wie tauret ihr mich / daß ich euren zustand so verwirret und elend finde / und daß ihr / nach so vielem ausgestandenem unglück / die einmal-gefundene glückselige ruhe verlassen / und also götter und menschen beleidigt habet. Hätte ich (antwortete der fürst von Seir /) nach verleugnung der erdichteten götter / meinen ruhigen stand in der Isis tempel behalten k \nnen / wolte ich deme nimmermehr abgesaget haben. Nun aber / da ich an keine Isis mehr gläube / wie kan ich ihr priester seyn? Ach Dison! (antwortete sie /) wie betrübet mich dieses / daß ihr die großen götter verlassen. Vielmehr betrübet mich / liebste Ahalibama! (sagte er hingegen /) daß ich euch noch in diesem irrtum sehe / und verneme / wie ihr gesinnet seit / euch der Diana in Ninive zu verloben. Diese verlobung ist bereit geschehen /(gabe sie zur antwort /) und wird mich davon niemand abbringen. Der gewißen hoffnung lebe ich aber (wandte Dison wieder ein /) ihr werdet eurẽ falschen glauben bald verlassen / und des Eliesers Gott für den euren erkennen / worüm er euch an seinem ende gebeten! Was mein liebster Elieser / (sagte sie / die thrånen in den augen habend) hierdurch verstanden / kan ich
Dison / der ihr von änderung ihres glaubens für dißmal nichts mehr sagen / sondern selbiges der Königin von Ninive überlassen wolte / erinnerte sich hiernächst des schönen ritters / den seine schwester bei ihr hatte / und sagte: Der schöne Dison / der mit euch aus Canaan angelanget / gleichet sehr diesem Dianenbilde / das in Arabien solche gewalt über mich bekommen; und befinde ich in mir solche regung /diesen Dison zu lieben / daß / wann ich warhaftig Aramena wåre / der Chaldeer / der sich bei uns zu Hemath befunden / wol dörfte wahr geredet haben. Ahalibama truge bedenken / ihre Aramena zu verraten /üm ihr keine neue unruhe / in ihrem reis-vorhaben nach Ninive / zu erwecken / und beantwortete dieses gar kurz: worauf sie von einander gingen / weil der mittag unter wärenden ihrem gespråche eingetreten /und Aramena ihre aufwartung bei der Königin ablegen muste.
Der Statthalter Mamellus / der ein unbeschreibliches verlangen truge / seine base die Ahalibama zu sprechen / ům von ihr zu vernemen / wie es seiner tochter in Canaan erginge / ware den ganzen vormittag bedacht gewesen / sie heimzusuchen: wovon er aber durch vielfältige geschäfte abgehalten worden. Wie aber die mittagsmalzeit vorbei ware / die jeder in seinem gemach eingenommen / weil / wegen der traur / über des Königs von Elam tod / die K \nigin von Ninive nicht öffentlich tafel hielte: liesse er sich bei ihr anmelden.
Gerechte götter! (sagte er hierauf / und warf die augen gen himmel /) was muß ich nicht alles erleben! Hiermit sahe er die Ahalibama mit unverwandten augen an / und dorfte nicht ferner fragen / üm nicht mehr betrübte sachen zu erfahren. Sie aber vollfürete ihre rede / und sagte: Sie hat / diese ihre flucht aus Canaan / nicht von ihr selber / sondern aus befehl der oberpriesterin Celia vorgenommen / die es ihr / durch etliche abgeschickte aus Ninive / befehlen lassen. Ist dann diese ungehorsame / (fragte Mamellus /) schon lang aus Canaan hinweg? Hierauf erzehlte ihm Ahalibama / (wie sie es mit der Aramena zuvor abgeredet /) daß seine tochter etliche tage eher aus Salem /
Ihr ritter Dison / eilete hierauf / neben dem Brianes und Zimenes / zu ihr hinein / die sich bis dahin verstecket hatten: und fragte der schöne Dison ganz begierig / wie diese besuchung abgelaufen wäre? Wie nun Ahalibama ihnen alles erzehlet / redeten sie miteinander ab / daß / so bald sie nur würden in Damascus angekommen seyn / sie sich / ohne ferneren verzug / heimlich auf den weg nach Ninive machen wolten. Und weil Briane sehr beherzet war / als vermaße sie sich / diesen weiten weg / ohne andere schutz-fürer / wol zu übernemen / und der hülfe der großen Diana dabei zu erwarten. Weil aber Ahalibama denselbigen ganzen tag ihre Königin nicht gesehen hatte / als
Wie sie nun hinein gekommen / zeigete Dison den andern / alle die seltenheiten / die in grosser menge und anzahl daselbst zu sehen waren / und sagte zu dem Brianes: wie oft habe ich doch schon / in meinem sinn / von diesem orte / ja vom ganzen Syrien / ewigen Abschied genommen / und nicht vermeinet / mein vatterland wieder zu sehen. Ach! gebe doch nun die grosse Diana / daß einmal mein gerechter wunsch erfüllet werde / und ich zu dem zweck gelange / nach welchem ich so unschüldig strebe. Der himmel wird uns erhören: (antwortete Brianes /) massen wir ja /dessen wunderbare hülfe und rettung / iezt mehr als zu klar erkennet. Wann sie nur beständig ist / (gabe Dison zur antwort) und uns nicht / auf das ende / die hülfe gebrechen möchte? Wer wolte so kleinlaut seyn / (sagte Zimenes) und in der hoffnung verzagen / da sich dieselbe so herrlich blicken lässet.
Hiermit kamen sie / unter dergleichen gesprächen /in eine läube / die mit Citronenbäumen bewachsen war: in welcher sie sich alle viere nieder liessen / und von dar durch das weite feld / die angenemste ferne /die seyn mochte / überschaueten. Die verkleidete Aramena wünschete / mit dem leibe den weg zu reisen /den sie ihre augen füreten / so meinete sie bald Ninive zu erreichen. Wie sie also in stillen gedanken saße /hörete sie hinter ihnen ein geräusche in den büschen: darüber
Indem h \rete sie / diesen betrübten fürsten / also zu dem Elihu sagen: was nützet mir alle meine macht und irdische glückseeligkeit / daß ich dieses unglück muß in meinem haus erleben / daß mein einiges kind so widerspenstig sich erzeiget? Weme kommet alles mein gut zum bästen? Und wessen sol ich mich / in meinem alter / trösten oder erfreuen / da ich kinderloß muß leben? Ach Aramena! wie kränkest du mich /und bringest mir das wieder ein / was ich an der Prinzessin von Syrien begangen habe! Hiemit verwehreten ihm die viele seufzer / fort zureden: und Elihu / der von ihme wie ein sohn geliebet wurde / bemühete sich / ihn zu frieden zu sprechen / und entschuldigte dabei der Aramena beginnen / so viel es / ohne ihn zu reitzen / sich thun ließe. Er sagte ihm: dafern er sein gemüte diß orts in gedult stellen / und dem willen des himmels sich nicht widersetzen würde / könte er noch wol / zu fortpflanzung seines stammens / mit mehrern kindern angesehen werden.
Nachdem er hiernächst / als ein grosmütiger herr /diesen schmerzen etwas zu dämpfen / auf andere gespräche geraten / erzehlete er dem Elihu / von der ietzigen unruhe / die sich in Damasco spüren ließe: da /so wol unter den fürsten / als unter der gemeine ein geschrei ausgekommen / als wann noch ein sohn von ihrem K \nig Aramenes lebete; welches dann einen gefärlichen aufstand unter dem volk erwecken k \nte. Elihu fügete hiebei mit an / daß nicht allein ein gerüchte von einem überbliebenen Syrischen Prinzen ginge / sondern auch von einer Syrischen Prinzessin geredet würde: doch håtte er nicht spüren k \nnen /daß einiger gedanke auf die Prinzessin / welche der Thebah in ihrer zarten kindheit nach Ninive bringen müssen / zielete. Solches kan (sagte der Mamellus /) unmüglich jemanden bekant seyn: dann auser euch /mein sohn! deme ich mein ganzes herz entdecket / allein meine gemalin / der Thebah und die Calaride /hiervon wissenschaft haben. Die ietzige vielfältige zusammenkünfte der Syrischen Fürsten in Heliopolis /machen hierbei mir nichtes gutes ahnen: dann ihrer wenige in diesem K \nigreich unserem Assyrischen K \nig gut sind; worzu nun die Ninivitische Fürsten in Damasco kommen / von denen man wol weiß / daß sie dem Assyrischen hause aufsätzig sind / und unser joch fürchten. Also muß ich in warheit besorgen / es sei uns ein großes unglük angedrohet. Das bäste zwar ist bei dieser sache / daß mein König diesen sommer selbst in
So viel ich (antwortete Elihu) von meinen herr vattern zu Babel erfahren k \nnen / dünket mich wol /daß man werde suchen / sich an dem Beor zu rächen /wegen der Königin Atis beschimpfung. Der Seirischen unruhe aber dörfte man sich etwan wol nicht annemen / wann der Fürst von Edom dem König nicht darum ersuchen wird. Ihr wisset / Elihu! (sagte Mamellus) was ich / den König von Canaan betreffend /wegen der ruhe meiner tochter / die ich an dieses haus verheuratet / für eine meinung haben kan. Solte aber diese flüchtige zu des Hemors liebe nicht k \nnen bewegt werden / das ich doch noch anderst hoffen wil /werde ich den krieg in Canaan nicht eben widerraten: und dieses üm so viel mehr / damit mich nicht der König in verdacht ziehe / als hätte ich / die heuratung meiner basen der Ahalibama / an den Beor / gewünschet. Wie dann / die warheit zu gestehen / es mir nicht würde zuwider gewesen seyn / wann sie der sämtlichen Fürsten von Seir meinung und willen hierinn hätte folgen wollen. Die Seirische Fürsten aber liebe ich viel zu sehr / und hasse den Esau in meinem herzen: daß es mir also nahe gehen solte / wann dieser über jene die oberhand / oder von uns hülfe wider sie / erhalten solte.
Es ist aber der Fürst von Edom / (gabe Elihu zur antwort /) meinem vettern so nahe befreundet / als die
Hiermit / weil es nun finster zu werden begunte /stunden sie zusammen auf: und als Mamellus dem Elihu die hand bote / sich von ihme füren zu lassen /küssete ihm Elihu dieselbige / zu erweisung seiner erkäntlichkeit / für ein so grosses anerbieten. So bald sie
Des folgenden tags / thäte der Prinz Mamellus seiner gemalin / die noch in Damascus ware / zu wissen /was er von seiner tochter verdrüsliches erfaren hatte /und machete dabei anstalt / zur einholung der Königin von Ninive / deren einzug in zehen tagen geschehen solte. Diese Königin sandte ihren hofmeister / den Fürsten Barzes von Arvad / nach Damascus / so wol den beiden K \niginnen von Tyro und Elam das leid zu klagen / als dieser lezten zu ihrer erlangten würde und regirung glück zu wünschen. Weil sie aber in wärender dieser zeit / da sie die traurtage in des Prinzen Mamellus schloß hielte / nicht aus dem gemach kame / und also am ganzen Ninivitischen hofe alles sehr traurig und still war: als baten / die Fürstin Dersine und das andere frauenzimmer / erlaubnis von der Königin / auf ein landgut zu reisen / so etliche
Mamellus versäumete unterdessen keine zeit /neben dem Elihu der Königin fleissig aufzuwarten. Wie nun diese beide eines tags bei ihr sich befunden /gerieten sie / unter anderen gesprächen / auf die / zwischen ihr und dem Prinzen Baleus von Assyrien / beschlossene heurat: da der Elihu / als der erst von seinem vatter / dem Baracheel / von Babel geko en war / ihr erzehlete / wie so große zurüstungen am Assyrischen hofe gemachet würden / und wie der K \nig diesen sommer nach Damascus kommen / und der vollziehung dieser gewünscheten heurat beiwohnen wolte. Die Königin wurde hierüber ganz traurig / weil sie ihr damit fürstellete / was sie zu Damasco noch alles würde auszustehen haben. Wie sie demnach sich allein / und niemanden als ihre Aramena üm sich sahe /sagte sie zu derselben: wie unglücklich bin ich doch /daß meiner frau mutter lezter wille mir befihlet / eine heurat zu thun / die so wol wider meinen glauben /den ich angenommen / als wider meine zuneigung laufet. Offenbare ich mich endlich / wiewol nicht ohne große gefahr und ungelegenheit / so kan ich zwar der heurat mit dem Baleus entfliehen: aber meinen ungehorsam gegen dem König meinem herrn vattern / kan ich so
Die warheit zu gestehen / (antwortete Delbois) so ist mir seine beständigkeit auch nicht zuwider / und weiß ich nicht / ob ich diesen unglücks-stoß würde ertragen können / wann mein wunsch bei ihme stat finden solte. Zwar / Aramena! ich muß bekennen / daß ich Cölidiane dem Prinzen neben mir wol gönnen möchte / wann mir meine geburt solches erlaubete /und meiner ehre es nicht entgegen wäre / solcher gestalt zu heuraten. Nun aber ist mir dieses nicht zugelassen / und finde ich also aller orten gleich-große
Indem dieses die schöne Delbois redete / trate die Ahalibama zu ihr in das zimmer: die dann sich entfärbete / als sie ihren verstellten bruder in so verträulichem gespräche bei der Königin allein fande. Die Königin solches warnemend / deutete es dahin / als wenn die Prinzessin von Seir sich entsehen hätte / sie in ihrer geheimen unterredung zu verstören. Demnach /sie ihrer verträulichen zuneigung zu versichern / sagte sie zu ihr: Liebste base! Delbois redet nichts so geheimes / das nicht auch Ahalibama wissen dörfe; und ist der inhalt meines gespräches / die keusche liebe / die ich zu einem Prinzen trage / der wegen seiner weltbekanten tugend euch nicht kan unbekant seyn. Ahalibama / die sich dessen / was ihr ihr bruder entdecket /nichts wolte merken lassen / gabe zur antwort: wie daß sie unwürdig wäre / der Königin verborgenster geheimnise mitwisserin zu werden; und wiewol sie von dieses Prinzen liebe nie gehöret / so zweifelte sie
Bei nennung dieses angenemen namens / stiege ihr eine schöne röte unter augen / welche Aramena mit veränderung der farbe begleitete. Ahalibama aber sagte der Königin demütigsten dank / daß sie / durch erweisung solcher verträulichkeit / sie ihrer gnade so völlig versichren wollen: dabei erhube sie dieses Prinzen lob / und berichtete / wieviel gutes ihr das gerüchte in Canaan von ihme fürgebracht hätte. Nach vielen andern gesprächen / verhieße Delbois der Ahalibama /nach dem abend-essen ihr ihren ganzen lebenslauf /und die liebe mit diesem Prinzen / zu erzehlen: wornach dann diese Prinzessin eine grosse begierde bezeugete. Wie nun die malzeit verrichtet war / und die Prinzessin Ammonide / Perseis und Casbiane / sich hinweg begeben hatten / als welche der malzeit beigewonet: befahle die Königin der Aramena / das gemach zu versperren / und setzete sich damit auf ein ruhbette / auf welches die Ahalibama sich bei ihr niederlassen muste. Darauf finge sie an / folgender massen zu erzehlen / die
Die zuneigung / die ich gegen euch / liebste base /von der ersten stunde an / da ich die ehre eurer
Wisset demnach / werteste Prinzessin! daß die Königin / meine frau mutter / mit meinem bruder / dem Prinzen Baleus und mir / zugleich nieder geko en /und uns zu Babel geboren / wie eben der König von Assyrien / mein herr vater / in dem Syrischen kriege begriffen war / der den unglückseligen König Aramenes / und seine gemalin die Königin Philominde / zugleich des lebens und Königreichs beraubet. Es ist weltkündig / daß mein herr vatter diese Philominde /die meiner frau mutter schwester war / am Ninivitischen hof inbrünstig geliebet / und deswegen / weil sie ihme versaget worden / diesen blutigen grausamen krieg nachgehends angefangen. Ich kan daher nicht in abrede seyn / daß mein frau mutter wenig gute tage bei ihme gezehlet / weil er ihrer schwester nicht vergessen kunte: welches sie aber / durch hülfe ihrer tugend / alles überwunden / und sich in ihrem leben und wandel also erzeiget / daß jederman sie lieben muste /auser dem jenigen / dem es am meisten gebüret hätte.
Die glückliche niederkunft der Königin / erfreuete nicht allein Assyrien / sondern auch das Königreich Ninive: weil sie / als eine erbprinzessin selbigen königreichs /
Es verlief wol ein halbes jahr / ehe meinen bruder und mich unser herr vatter zu sehen bekame: weil er /wie gesagt / damals in Syrien ware. Und wiewol ihme / diese glückliche geburt zweier kinder auf einmal /sein herz gegen der Königin hätte bewegen sollen: so fiele doch die liebe bloß auf uns beide / und sonderlich auf mich / die ich von der geburt an / eine gleichheit mit der Königin Philominde / die mein herr vatter so häftig geliebet / von mir scheinen liesse. Es wärete aber dieser Syrische krieg / dahin sich mein herr vatter bald wieder begeben / noch etliche zeit: daß ich also ungefår das dritte jahr mochte erreichet haben /als die betrůbte zeitung zu meiner frau mutter ohren kame / wie daß ihre schwester und schwager beide todt wären / und der König von Assyrien sieghaft wieder nach Babel kommen würde. Ich soll / wie man dieses der Königin berichtet / bitterlich haben angefangen zu weinen / auch so gar / daß ich nicht zu trösten
Es kame aber dazumal auch an unserm hof / der junge Prinz Abimelech von Gerar: den sein herr vatter / als eine geisel dahingesandt hatte / zur versicherung / daß er wider meinen herr vattern nicht mehr die waffen gebrauchen wolte / wie er in selbigem Syrischen kriege gethan hatte. Dieser Prinz / der dazumal ungefär das eilfte jahr mochte haben zurücke gelegt / ware ein so angenemer herr in allem seinem wesen / daß er ihme gleich die liebe des ganzen hofes erwurbe. Er wurde zu Ur bei den Chaldeern erzogen / und zwar neben meinem brudern: wiewol sie ungleiches alters waren / und der Prinz Baleus nur drei jahre auf sich hatte. Diesem wurde von dem K \nig zum oberhofmeister verordnet / der fürst Baracheel / herr vatter des fürstens Elihu: welcher / ob er wol ein Syrer von geburt / und dem König Aramenes von Syrien nahe befreundet war / dannoch die Assyrische seite gleich anfangs erwehlet / und sich von Syrien nach Babel gewendet hatte.
Der Prinz von Gerar / brachte mit sich zum hofmeister den Bagastanes / dem er vom König der Philister ernstlich ware anbefohlen worden. Insonderheit solte ihn dieser im rechten glauben / darinn er geboren / erhalten / und verwahren / daß er nicht auf den
Meine erziehung betreffend / so thäte mich der König in der Rhea tempel: da ich / unter den geheiligten frauen in allen wissenschaften unterwiesen / und als eine königliche Prinzessin / den gebräuchen gemåß / von kindheit auf dazu gehalten wurde / die opfere anzuzünden / die sie der Rhea zu ehren schlachteten. Wie ich solcher gestalt mein zehendes jahr erreichet / kamen die Prinzen Baleus / Abimelech und Sinear / wieder nach Babel / die drei andere / als der Hemor / Elihu und Eliphas / zu Ur verlassend: da ich / in der Rhea tempel / diesen Prinzen zu erst ersahe / massen sie / gleich nach ihrer ankunft / mich besucheten. Meine hofmeisterin hatte mich schon vorher unterrichtet / wie ich mich hierbei verhalten solte: da sie mir dann eingebunden / dem Prinzen Baleus /als meinem künftigen gemal / zu begegnen. Dann der Königin meiner frau mutter wille ware schon fest gestellet / daß ich meinen bruder / vermög der gesetze des Andshum / welcher des Nimrods priester gewesen / ehlichen solte.
Wie sie hinweg waren / fragte mich Perseis: wie mir Baleus gefiele? Ich antwortete: ich wüste von ihm / als einem kinde / noch nicht zu urteilen; der Prinz Abimelech aber / wäre ein herr / den ich unvergleichlich viel höher schätzete. Sie wolte mir dieses benemen: gabe mir aber damit nur mehr anlaß / ihn zu rümen. Weil nach diesem die Prinzen alle tage zu mir kamen / wurde in mir die hochachtung für den Abimelech immer grösser / und kunte keine zeit mir bei ihme zu lang werden: daher ich meines bruders gegenwart nicht achtete / als so weit sie mir nötig war / des Abimelech gesellschaft dadurch zu erlangen. Er seines
Solcher gestalt nun verstrichen etliche jahre / und wolte die Königin meine frau mutter mich noch nicht nach hof nemen: aus ursache / wie ich nachgehends erfahren / daß mein herr vatter nicht täglich das ebenbild der Königin Philominde für sich sehen mögte /als welcher ich immer gleicher wurde. Sie sorgete / es m \gte aus solcher täglichen gegenwart eine liebe entstehen / und ihre eigene tochter zu ihrer mitbulerin machen. Doch wurde mir im tempel fast kein geringerer hof gehalten / als die Königin selber fürete: weil alle junge Ninivitische Fürsten hinkamen / mich zu bedienen / und ihre schwestern oder töchter mir zur aufwartung schicketen. Der Fürst Ninias von Ressen /und Arsas der Fürst von Cale / waren die fürnemsten von denen / die dieses ihnen angelegen seyn liessen /wiewol aus unterschiedenem antrieb: dann des
Es wurde aber einsmals ein grosses fest angestellet / der Semiramis zu ehren: da alles Babylonische frauenzi er mit großem gepränge sich in ihren tempel versamlen / und jede ihr ein par tauben opferen muste. Ich fande mich / neben meinem frauenzimmer / bei diesen heiligen gebräuchen auch ein / und folgete der Königin / die im tempel den reihen fürete. Der König / und alle Prinzen und großen von Babel / hatten sich / für unserer ankunft / schon in den tempel versamlet. Wie wir nun / iede zwo tauben in den händen tragend / für den Prinzen übergingen / weiß ich nicht / wie ichs versahe / daß / indem ich den Prinzen Abimelech grüßen wolte / mir eine taube entfloge / und ihme in die hände geriete. Er lächlete etwas hierüber / brachte mir sie wieder / und sagte heimlich zu mir: es wäre ihm leid / daß er mir in meinem irrigen glauben dienen müste. Hiemit begabe er sich / unerwarteter antwort / wieder an seinen ort / und hatte mich diese meine begegnis nicht so sehr bestůrzt gelassen / als des Abimelechs worte / die ich ganz nicht begreifen konte. Ich sahe ihn deswegen i er an / so lang die opferung wärete / und betrübte mich in mir selbst / daß er von so heiligen dingen / wofür ich sie damals hielte / so unbescheidenlich geredet. Ich spürete auch ganz keine andacht bei ihme / so gar / daß wie wir alle niderfielen / er sich hinter eine seule verbarge / und ohne anzeig einiger andacht diesem fest beiwonete.
Ich stritte lang in mir selber / ehe ich deswegen ihm kunte feind werden. Weil ich aber sehr andächtig /
Ich stunde bei mir an / ob oder wie ich ihm antworten solte. Endlich fiele mir ein / seine reimen zu behalten / und die nach meiner meinung einzurichten. Also schriebe ich folgendes / welches ihme der Arsas überbringen muste.
Diese seine abermalige vermanung / machte mich andere gedanken von ihme fassen / daß er nämlich nicht so ruchlos seyn müste / als ich wol gemeinet: demnach gabe ich ihm gelegenheit / mich wieder anzusprechen. Als wir nun beisammen waren / sagte ich wieder zu ihm: Ihr wollet mich glauben machen /Prinz Abimelech! daß ihr kein spötter der götter seyt /sondern daß vielmehr mir etwas mangele / so zur wahren glaubens-erkåntnis / erfordert werde. Es solte mir leid seyn / (antwortete er mir /) wann meine Prinzessin mich nicht für einen sp \tter der götter hielte. Dabei aber würde mir auch misfallen / wann ich für einen solchen angesehen würde / der sich nicht für dem himmel fürchtet / und sonder glauben lebet. Wie kan aber dieses / (fragte ich hinwiederum) beisammen seyn? Gar wol! antwortete er mir / und finge damit an / mir die reine lehre der rechtgläubigen ausfürlich zu beschreiben / auch wie man die erdichtete von menschen-händen gemachte götter verlassen und den unerschaffenen einigen Gott verehren müste. Ich wurde ganz begierig / ihm zuzuhören: und ob ich schon mich nicht gleich das erstemal bloß gabe / so sanne ich doch der sache immer weiter nach / und fande mehr und mehr / daß sein glaube auf einem viel bässeren grund als der meinige stünde. Doch bliebe in meinem gemüte noch lang ein zweifel / der mich sehr unruhig machte. Ich sagte niemanden hiervon / worum er mich auch sonderlich gebeten hatte.
Inzwischen fiele eine gelegenheit für / darinn ich ihme etwas seiner meinung entgegen einwenden
Weil ich nun schon mehr als halb dem dienst der götter in meinen herzen abgesagt hatte / als truge ich kein bedenken / diesem nachzukommen. Ich schliche /als nun / wegen der andacht / niemand meiner warname / hinter den altar / und sahe / daß eine röre aus dem bild herfür ginge / durch welche ein priester alles das jenige in das bild des Bels hinein schrye / was allen im tempel nicht anderst fürkame / als hätte das bild selbst geredet. Der ausspruch lautete damals also:
Ich mochte damals in mein vierzehendes jahr gehen / als ich den irrweg solcher gestalt verließe. Und ob man wol fürwenden könte / daß ich bei so zarter jugend leicht zu bereden und zu verfůren gewesen: so muß ich doch ohne ruhm sagen / daß ich von kindheit auf mit den weisesten leuten ümgegangen / und zu allen wissenschaften angewiesen worden; daher mein verstand / vor den jahren aufgemuntert / damals schon so gut / als iezt / ein ding begreifen konte / und schämeten sich die allerklügsten nicht / meine geselschaft zu belieben / und von den allerschwersten dingen mit mir sich zu bereden. Dieses nun / ware die erste staffel zu der liebe / die ich nachgehends dem Abimelech in meinem herzen gewidmet. Und gleich wie er ebenmäsig sich also einnemen lassen / daß eine heftige liebe ihn regiret / also gebrauchete er sich der täglichen gelegenheit gar wol / mich zu sehen / und stäts üm mich zu seyn / indem
Ich finge aber an / und machte mir ein gewissen /länger also mit zu heuchelen / und den täglichen opferen beizuwonen: weil ich nun wuste / daß dadurch dem wahren Gott ein misfallen und kein dienst geschehe. Demnach hielte ich / auf gut-befinden des Abimelech / mit dem ich alles in raht stellete / bei dem König und der K \nigin an / daß ich ihnen näher kommen / und hinfüro das K \nigliche schloß mit bewonen möchte: die ich bisher / meiner erziehung wegen / vom hofe abgesondert leben müssen. Die Königin und ihre Ninivitische råte / billigten dieses mein begehren / indem sie gut befanden / daß ich nun zu den regirungs-sachen allgemach mit gezogen wůrde /und auch also die welt mehr erlernen m \chte.
Hierzu halfe / daß die Königin ihre ehmalige sorge / wegen der an mir sich eråugenden gestalt der Philominde / welche etwas widriges beim König würken können / meist verloren hatte. Dann derselbe war nun anderweit häftig verliebet in eine Dame / namens Dalimire / die aus Meden bürtig / und des Statthalters tochter in selbigem reiche war / welchen der König Pharnus hinrichten lassen / und seine güter preis gemachet: daher Dalimire sich in unseren schutz begeben / und des Königs herz nach und nach einnemend /wol eine fürneme ursache zu dem folgenden Medischen kriege worden ist.
Solcher gestalt nun / kame ich an den K \niglichen hof. Und weil der Dalimire alle höflinge aufwarteten /die einige gunst beim König haben wolten: als trennte solches den hof in viel teile / da die Königin / der
Die Perseis / unterhielte mich täglich mit reden von dem Prinzen meinem bruder: Da hingegen mein hofmeister / der Peldas / Fürst von Sepharvaim / alle gelegenheit suchete / ihn mir zuwider zu machen / weil er / als ein Ninivite / die Assyrische regirung hassete /unter welche sie unwillig geraten waren / und die sie /durch eine andere heurat mit mir / gedachten von sich zu wälzen. Der Fürst Ninias von Ressen / als einer der mächtigsten Fürsten von Ninive / wartete mir fleissig auf / von den Niniviten hierzu gestärket / und sein hochmut machte ihn von mir alles hoffen. Ich verschwiege solches nicht dem Abimelech / und überlegte mit ihm / aus vertrauter freundschaft / wie ich mich bei allen diesen ümständen regiren solte. Er so mich heftig liebete / und sich doch dessen nicht dorfte merken lassen / erfreute sich in seinem herzen / daß er keinen mitbuler bei mir fande / der ihn auszustechen
Wie wir nun eines tages hiervon im schloßgarten uns unterredeten / sagte ich unter andern zu ihme: Ich bin froh / daß mein glaube mir verbeutt / den Prinzen Baleus anderst zu lieben / als einen bruder; massen ich nun üm so viel getroster allen denen verfolgungen / die ich künftig darüm ausstehen m \chte / wegen meines guten gewissens / werde widerstehen k \nnen. Wolte Gott! (antwortete Abimelech / und hube an zu seufzen /) dieser angenommene glaube könte auch andere abtreiben / die meine Prinzessin lieben. Wie so /Prinz Abimelech! (fragte ich / und hube an zu lachen /) was liget euch daran / wer mich liebet? Ihr wisset /daß keine andere liebe / als meines brudern / mich beunruhiget. Was Peldas mir fürsaget / und was der Ninias ihm einbildet / das sind sachen / die ich nicht achte: weil ich darin oberherrin verbleibe / und durch ein wort mich dieser ungelegenheiten entbürden kan. Was aber die Königin und der König wollen / das sind wichtigere dinge / denen ich gehorchen müste /wann mich nicht mein glaube davon ledig und frei machete. Wann aber der König und die Königin (sagte er darwider) künftig andere gedanken fassen /uñ meiner Prinzessin befehlen möchte / einen Prinzen zu lieben / so würde sie zweifelsohn gehorsamen. Was beweget euch / (antwortete ich) darnach zu fragen? Wisset ihr dann etwas von dieser
Als ich hiermit nicht wenig betretten war / was ich solte antworten / kame die Perseis dazu / und mengete sich in unser gespräche / daß er also nicht weiter allein mit mir reden kunte: massen er bald darauf / zimlich verwirret / sich von uns ausdrehete und abschied name. Die Perseis / die gar nicht sein guter anwalt war / hube hierauf an mir zu verweisen / daß ich so wenig nachdenken bezeugete / indem ich diesen Prinzen den Philister so vielfältig üm mich dultete: dann mir solches keine gute nachrede bråchte. Und müste sich eine Prinzessin meines alters und standes wol in acht nemen / keinen bösen namen zu erlangen. Sie hielte mir dabei für / das beispiel der Dalimire: welche / weil der König in geheim viel mit ihr ümginge /dadurch in bösen ruff gekommen. Dieses sagte sie mir mit so vielen ümständen / daß ich / die ich die großmut und tugend über alles in der welt liebe / von herzen betrübt / zu wundern anfinge. Indem ich mir auch Abimelechs lezte reden fürstellete / wurde ich in dem von der Perseis mir zugebrachten wahn gestärket /
Abimelech / der meine änderung bald merkend /dieselbige dahin deutete / daß seine freie lezte reden solche verursachet / bemühete sich / wie er nur konte /die ehmalige freiheit bei mir wieder zu erlangen. Ich aber / wie gesagt / meidete alle gelegenheit: also / daß ich nicht / als in öffentlichen versamlungen / mit ihm redete. Er name diese meine lebens-art so sehr zu herzen / daß er ganz verändert / und aus einem lustigen ein trauriger mensch wurde. Keinem klagte er sein leiden / als dem Ahusath: welcher von seinem hofmeister Bagastanes an sohns stat aufgenommen worden /und unlängst von Gaza / da er in seiner kindheit mit dem Abimelech neben anderen knaben aufgewachsen / nach Babel geko en war. Dieser / als sehr beherzt und frisch von gemüt / sprache ihm einen guten muht ein / und beredte ihn dahin / daß er etliche reimen mir schicken / und sich darinn über meine veränderung beklagen solte: zumal / weil auch vor deme die reimen einsmals unter uns wieder friede gemacht hätten.
Er wolte zwar lange nicht daran / folgete aber doch endlich diesem raht. Und weil Ahusath bei meinen jungfrauen freien zutritt hatte / als beredte er eine von ihnen / daß sie mir Abimelechs reimen / die in ein schönes mit edelsteinen beseztes täfelein geschrieben und wol verschlossen waren / in meinem gemach aus
Diese freie entdeckung seiner liebe / welche von der guten zuneigung / die ich stäts zu ihme getragen / und von seinen fürtreflichen geschicklichkeiten / gebilligt wurde / verursachte in mir vielerlei bewegungen. Seine künheit machte mich zornig / und seine würde sprache mich wieder zu frieden. Verdrosse mich / daß ich von ihm seine liebe erfahren / deren käntnis ich nun nicht mehr verhelen dorfte: so fande ich dabei /daß ich viel unruhiger würde haben vertragen können / wann er mir seine liebe zu einer anderen person offenbaret hätte. Nachdem ich aber lang bei mir angestanden / wie ich mich hierinn verhalten solte / fassete ich endlich den schluß / mich üm nichtes anzunemen /sondern mich anzustellen / als wann ich diese schrift nicht gesehen hätte. Demnach leschete ich dieselbe aus dem täfelein / nachdem ich sie zuvor wol in mein gedächtnis geschrieben / und legte selbiges verschlossen wieder an sein ort. Es wurde mir nachgehends /durch eine andere meiner jungfrauen / die von diesem handel
Abimelech / der mit zugegen war / wurde ganz blaß / als dieses fürginge / und ware fröher / daß ich nichts in der tafel gefunden / als daß seine schrift für allen wäre kund worden. Er verwiese aber dem Ahusath seinem üblen anschlag / und daß er ihme so gewiß versprochen / es solte mir das täfelein geheim zugestellet werden: welches nun nicht allein anderst erfolget / sondern auch / wegen ausleschung der schrift /gar nicht den zweck erreichet hätte.
Nachdem hierauf etliche wochen verstrichen / suchete ich gelegenheit / in der K \nigin gemach mit dem Abimelech zu redẽ. Wie wir nun von der andern gesellschaft zimlich entfernet waren / sagte ich zu ihm: Ich spüre an euch / Prinz von Gerar! daß meine ietzige lebens-art euch frömd fürkommet / da ich nicht mehr so frei und so viel mit euch ümgehe / als für diesem geschehen. Wisset aber / daß mein ieziger zustand solches erfordert / und daß der hof so schli ist / daß man von uns böse urteile fället. Weil ich nun weiß / wie lieb euch mein guter name ist: als werdet ihr mir mit beförderlich seyn / daß ich solchen durch so was geringes nicht verliere. Sonsten ist mir eure gute gesellschaft allemal sehr lieb gewesen / und ich bin durch euch zur wahren Gottes-erkäntnis gelanget: wofür ich euch / weil ich lebe / werde verbunden bleiben. Ich zweifele nicht / (antwortete er mir / ganz betrübt /) daß die Prinzessin Delbois die absonderung meiner gesellschaft
Indem er dieses sagte / stiegen ihme die thränen in die augen / und wurde ich so gerühret / daß ich nicht wuste / wie ich mich verhalten solte. Ich erholete mich aber bald wieder / und sagte zu ihm: Ihr habet mir /Prinz Abimelech! so viele lehren gegeben / daß ich nicht zweifele / ihr werdet euch selbst hierinn zu regiren wissen / und sowol meine ehre als eure person betrachten / die mir beide lieb sind. Hiemit ginge ich /unerwarteter antwort / von ihme: und name er nach der hand dieses sowol in acht / daß er selber alle gelegenheiten meidete / viel üm mich zu seyn. Er wäre in diesem zwang vergangen / wann ihn nicht meine lezte worte / daß mir nämlich seine person lieb sei / noch in etwas erhalten hätten. Bei solchem zustande / gienge der Medische krieg an / da der König sich in person zu feld begabe. Wiewol Abimelech sich sehr bemühete / diesen feldzug mit zu thun / wolte doch der König ihm ganz nicht erlauben / und muste er in Babel verbleiben. Die Königin begleitete / neben mir / den König biß nach Ninive: welcher uns darüm so weit mitname / damit er seiner Dalimire gegenwart bis dahin geniessen künte. Mein bruder / der sich von neuem auf das studiren begeben / würde zurůck gelassen. Die eigentliche ursach aber / warum Abimelech nicht mit zu
Wie traurig dieser Prinz zu Babel verblieben / kan ich nicht beschreiben. Als er kame von mir abschied zu nemen / sagte er zu mir: Er beklage zwar / daß er die glückseeligkeit nicht haben solte / in mein erb-k \nigreich mich zu begleiten; er müsse aber meinetwegen sich freuen / daß ich nun zu Ninive seine verdrießliche gegenwart verliren würde. Es wåre mir eure gegenwart angenem / (antwortete ich ihm /) wann ich allein auf meine vergnügung sehen dörfte. Weil ich euch aber bereits die ursachen gesaget / die mich meiner eigenen ruhe vergessen machen / als werdet ihr von der zeit / die alles ändern kan / erwarten / was hierin mag zu hoffen seyn. Immittels ist mir nicht entgegen / daß ihr des Prinzen meines bruders briefe mit den eurigen begleitet / und mir wissen lasset / wie ihr lebet: dann ich mich verbunden finde / von eurem zustand immer einige nachricht zu verlangen. Diese worte waren den Prinzen so erfreulich / daß er kaum sich zwingen kunte / nicht durch einem fuß-fall mir zu danken. Die gegenwart meiner leute / hielte ihn davon zurücke: doch dankete er mir / für diese erklärung /mit den verliebtesten worten / also daß jederman die änderung seines gemütes an seinem wesen erkennen kunte. Ich hoffe / (sagte ich ferner zu ihm) ihr wetdet mich auch nichtes lesen machen / was ein reue bey mir erwecken k \nte / daß ich euch dieses erlaubet.
Diese zeilen sollen euch / liebste schwester! versichern / daß der jenige / der mit euch unter einem herzen gelegen / stäts der eure verbleiben wird / so lang ihme die götter sein leben fristen werden. Und wie ich gleiche gewogenheit von euch verhoffe / also werde ich / mich deren ie mehr und mehr wůrdig zu machen / äuserst gefliessen seyn: damit es euren unterthanen nicht zuwider seyn könne / daß ich dermaleins euren zepter füren helfe / gleichwie die meinige sich künftig erfreuen werden / die sch \ne Delbois auf dem Assyrischen thron mit zu sehen.
Der brief / welchen der Abimelech hierbei abgehen lassen / ward von mir dieses lauts abgelesen.
Ich spürete aus diesem schreiben wol / wohin er zielete / und hatte er durch fürgewandtes stillschweigen mir gnug entdecket / und ja so viel / als ich in meines brudern brief gefunden. Es fiele mir aber schwer / diesen zu beantworten: weil ich noch nie also ware gen \tiget worden / mich so deutlich in dieser liebe zu erklären. Weil die Königin wuste / daß der Baleus geschrieben hatte / als wolte sie den brief lesen: da ihr dann wol gefiele / daß er also seine liebe mir bezeuget; und begehrte sie hingegen / daß ich ihm auf gleiche weise antworten solte. Ich entschuldigte mich aber dessen / und bate die Königin / mir gnädigst zu vergönnen / daß ich hierinn mich so bald nicht verbündlich machen dörfte / wovon mit der zeit / so wol ihr als dem Könige / auch dem Prinzen /etwas anders einfallen könte. Ich thäte hinzu / es wäre des Baleus jugend dem heuraten annoch so entgegen /daß man / hiervon zu reden / wol der zeit erwarten könte. Wiewol die Königin mit dieser entschuldigung nicht allerdings zu frieden war / so wolte sie doch meinen willen
Ich werde niemals vergessen / liebster bruder! daß /wie wir unter einem herzen gelegen / mir auchoblige /alle schwesterliche treu und zuneigung euch zu erweisen. Wie ich denn deren beständigkeit euch hiermit versichere / uñ von dem gütigen hi el anwünsche /daß er euch in allem eurem thun segnen wolle / dermaleins den thron / darzu ihr bestimmet seit / rümlich zu besteigen. Den meinigen weiß ich añoch in einer so guten mutter händen / daß ich / zu dieses reiches bästen / den himmel bitten werde / dasselbe ewig bei ietziger regirung zu erhalten.
An den Prinzen Abimelech aber / ließe ich mir gefallen / dieses zu schreiben.
Ihr fordert so künlich meine befehle / daß ich sorge /wann ich euch solche völlig erteilen wolte / es würde euch gereuen / daß ihr so bittseelig gewesen. Damit ich euch aber auf künftig etwas zu schaffen gebe /davon ihr möget ursach haben mir zu berichten: so bitte ich euch / meinem brudern die liebe zum wahren Gottesdienst in sein herz / und mich hingegen aus demselbigen / zu bringen. Dadurch werdet ihr erweisen / daß ihr meine ruhe und zufriedenheit zu befördern suchet.
Ihr werdet / entweder eure beredsamkeit / oder den willen / meine ruhe zu befördern / verloren haben. Der Prinz Baleus / verfolget mich unaufhörlich mit seiner liebe: und alhier stellet der Fürst Ninias / mir zu ehren / ritterspiele an / da ich verbunden bin / dem obsieger den dank zu geben. Wäret ihr mit meines bruders bekehrung färtig / dörfte ich dessen gegenwart hieher wünschen: damit iemand wäre / der / des Ninias hochmut bestreitend / von meiner hand ein zeichen der gewogenheit zu entfangen hätte.
Auf diesen brief erhielte ich keine antwort / und kame indeß der tag heran / da der Fürst Ninias /neben allen andern Ninivitischen Fürsten / das befagte ritterspiel aufs herrlichste anstellete und hielte. Sein
Wie nun das ritterspiel den anfang genommen / und der Ninias seine geschicklichkeit und hohen mut / beides in seiner ausmusterung / und in seinen verrichtungen / spüren lassen: erschiene unvermutlich ein frömder ritter auf dem platz / der sein angesicht bedecket /und sonst aus allem seinem thun zu erkennen gabe /daß er nichtes gemeines seyn müste. Aller augen waren auf ihn gerichtet / und bildete ich mir nicht anderst ein / als daß Abimelech heimlich von Babel herüber gekommen wäre / dem Ninias den preis zu bestreiten: in welcher hofnung ich seinen sieg in meinem herzen sehr wünschete. Nachdem er sich gebürlich /so wol bei dem Ninias als den andern rittern / anmelden lassen / wurde ihme mit zurennen verstattet: da er dann / mit so guter art als großem glücke / allen abgewonnen / also daß die richtere neben der
Indem aber der frömde mit großer ehrerbietung sich unserer büne nahete / und das kleinot von mir entfangen / entstunde ein geräusche auf dem platze: weil noch ein ritter verhanden ware / der sich anmeldete /um den aufgesetzten preis zu kämpfen. Die richtere wolten diesen nicht zulassen / weil er zu spat angekommen. Aber Ninias und die andere Fürsten begehrten inständig / man solte diesem frömden zu rennen vergönnen: weil sie allerseits / durch dieses mittel /auch wieder dazu kamen / und neue hofnung zum gewinnen erlangeten. Der jenige / so das kleinot gewonnen / sagete: wiedaß er / ungeachtet seines erhaltenen siegs / noch wol von neuem mit iedem / wer der auch seyn möchte / fechten wolte; allein der preis wåre so edel / daß er den nicht wieder aus händen lassen könte / es begäbe sich dann / daß iemand darum auf leib und leben mit ihm einen kampf eingehen wolte / da er hierzu sich färtig wolte finden lassen.
Wie nun solcher gestalt die richtere / die Ninivitische Fürsten / und der erste unter diesen frömden rittern / uneinig waren: ließe die Königin meine frau mutter / ihren zank zu schlichten / noch ein kleinot mit meinem bildnis bringen / welches sie von neuem für sie alle ingesamt aufsetzete / und / den letzt-angekommenen frömden mit zu zulassen / verordnete. Dieser nun ließe / mit so guter art und geschicklichkeit /sich in diesem ritterspiel sehen / daß er aller augen auf sich zoge / auch diesen zweiten preis gewonne und davon
Ich wuste nun auch nicht / wer sie beide gewesen /und ob sich Abimelech unter ihnen befunden / bliebe auch in solcher unwissenheit bis folgenden tag: da der Arsas sich anmelden ließe / und mir etliche reimen von dem Abimelech brachte / die er ihme zugestellet /und damit unerwarteter antwort wieder hinweg nach Babel gereiset war? Ich fande diese verse also lauten:
Hieraus ersahe ich / daß Abimelech der lezte gewesen war / der zu diesem ritter-spiel gekommen: und berichtete mir dabei der Arsas / daß dieser Prinz /nach entfang meines schreibens / welches ihm etwas spat war geliefert worden / straks den schluß gefasset / also
Meine gemüts-bewegungen ließe ich hierauf den Arsas nicht alle merken / befande aber wol bei mir /daß ich des Abimelech begehren nicht abschlagen könte: demnach verfassete ich / nach langer überlegung / folgende zeilen / die ich ihme durch den Arsas zuschickete.
Wer war erfreuter / als Abimelech / nach erhaltung dieser antwort-zeilen? Und weil er also iemehr und mehr meine zuneigung anhube zu erkennen / stårkte er sich in seinem entschluß / dem heer nach Meden zu folgen: aus antrieb / sowol seiner kriegerischen großmut / als seiner eifersichtigen liebe / daselbst den frömden auszufragen / der mein bildnis zu Ninive gewonnen hatte. Dieses sein fürnemen stellete er mit niemanden in raht / als mit dem Ahusath: massen er seinem
Weil er über Ninive reisen muste / kame er heimlich dahin / und ließe durch den Arsas sich anmelden: ob ich ihm die gnade erweisen / und ihn im garten zur ansprache kommen lassen wolte? Dieses sein beginnen / machte mich nicht wenig bestürzet: und hatte ich nicht vermutet / daß er einen solchen schluß fassen würde. Ihn allein zu sprechen / kunte ich nicht einwilligen: gleichwol dünkte mich auch zu hart und meiner zuneigung zuwider / ihn gar / ohne mich zu sehen / wegziehen zu lassen. Endlich ersonne ich dieses mittel / und ersuchete des Arsas frau mutter / (die stäts in Ninive gewonet / und an den Babilonischen hof nie gekommen / dannenhero unwissend lebete /was des Abimelech oder meine angelegenheiten wären /) mit mir in den garten zu spaziren. Diese gute Fürstin nun / truge dessen kein bedenken / sondern begabe sich mit mir / gegen den abend / in den garten: da ich dann alles mein frauenzimmer zurück ließe / damit uns keine verraten mögte.
Wie nun Abimelech mich von weiten ankommen sahe / eilete er mir entgegen / und mir zu fus fallend /
Nachdem er mir dieses mit der beweglichsten und ehrehrbietigsten art von der welt gesaget / fiele er abermals mir zu füßen / und begehrte der gestalt seinen tod oder sein leben von mir zu vernemen. Also ward ich endlich bewogen / ihme zu vergönnen / daß er mich lieben möchte: mit dem versprechen / daß ich hingegen / wann die / so über uns zu gebieten haben /es dermaleins würden gut befinden / ihme meine zuneigung zuwenden wolte. Als ich diese erklärung von mir gegeben / wurde ich in mir selber beschamet.
Wie dapfer er nachgehends in dem Medischen krieg sich verhalten / da der berumte Esau fürst von Edom ihn angefůret / will ich hier nicht weitläuftig erzehlen / sondern nur sagen / daß nie keine zeitung aus dem lager kame / die mir nicht das lob seiner rümlichen thaten mitgebracht hätte. Wir zogen aber vor endigung dieses kriegs / wieder nach Babel / als die Königin meine frau mutter zuvor eine große änderung mit meiner hofstatt fürgenommen: da dann mein hofmeister / der fürst von Sepharvaim / zum ober-statthalter in Ninive / des Arsas herr vatter zum unter-statthalter / und der fürst von Arvad mir hingegen zum hofmeister bestellet worden. Ninias bliebe auch zu Ninive / welchen die Königin / seiner verspürten liebe zu wehren / nicht üm mich wissen wolte. Hingegen wäre sie sehr bemühet / des Prinzen Baleus heurat mit mir zu bef \rdern: daß ich mich also / teils erleichtert / teils wieder beschweret sahe. Jedoch tröstete ich mich mit der vom Abimelech mir gemachten hoffnung von meines bruders bekehrung /
Dieser wegen nun gewonete ich / mit meinem bruder etwas verträulicher umzugehen. Und weil er gern von hohen sachen reden mochte / hielten wir oft ein gespräche zusammen / von geistlichen dingen: da ich dann warname / daß er schon sehr wankete / und viel dings von den göttern in zweifel zoge / dadurch ich in besagter meiner hoffnung gestärket wurde. Doch ließe er seine liebe / indem wir stäts mit einander ümgingen / iemehr und mehr vermerken: worüber der ganze hof / sonderlich aber meine frau mutter / hoch erfreuet wurde / und der abwesenheit des Abimelech zuschriebe / daß ich mich nun gegen den Baleus geneigter erwiese.
Der König / als er den Medischen krieg geendet /schikte den Sparetes / fürsten von Almodat / nach Babel / der Königin den glücklichen fortgang seiner waffen / nebst seiner ehist-vorhabenden wiederkunft /zu berichten. Dalimire war bei uns / als Sparetes alles erzehlete / wie es war in Meden daher gegangen: da dann der untergang des K \nigs Pharnus / und der klägliche tod der Königin Barsine / so großes mitleiden bei uns anderen / als frolocken bei der Dalimire /verursachete. Als auch der Königin die thränen in die augen stiegen / da sie sich / bei dem untergang dieses reiches / des unglücks ihrer schwester in Syrien erinnerte: hatte die stolze Dalimire soviel verwegenheit /sie hierům hönisch anzulassen. Weil sie auch sonst /da sie bisher / weil der K \nig ausen war / sehr demütig sich gebärdet / nun gar übermütig zu werden begunte: kunte die K \nigin nicht ümhin / ihr ein solches
Des sieghaften Abimelechs wiederkunft / kunte auch mir nicht anders / als große freude erweckẽ. Wie nun der tag angekommen / da Belochus seinen einzug in Babel halten wolte / hatte ich die vergnügung /meinen Abimelech / in diesem triumf / hoch beehret zu sehen: indem sowol der K \nig / als alle hohe und niedere kriegs-bediente / ihm das lob gaben / daß er nicht allein zu unterschiedenen malen dem König das leben gerettet / sondern auch ihme und dem Esau / die eroberung des Medischen reiches / zuzuschreiben wäre. Alles was diesen prächtigen einzug verunzierete / war Dalimire: die so unverschämt worden / daß sie neben den König auf seinem triumf-wagen saße. Er fürete sie in ihr zimmer / daselbst er etliche stunden bei ihr bliebe / ehe er zu der Königin ginge. Die kaltsinnigkeit / mit deren er meine frau mutter ansprache /war sehr groß: und kunte man nicht undeutlich merken / daß Dalimire / der Königin wenig-bezeugte freude über des Königs sieg / ihme sehr widrig můste angebracht haben.
Wie Abimelech und ich einander entfangen / kan man leichtlich ermessen: und wiewol wir uns für den leuten bergen wolten / so konten doch die jenigen / so unser thun genau beobachteten / bald ersehen / daß
Es wurden aber / wegen des Königs glücklicher witderkunft / in Babel allerhand herrliche freudenfeste / und unter andern ein großes ritterspiel der Dalimire zu ehren / angestellet: darbei alle Prinzen / Fürsten und großen von Babel erscheinen musten. Baleus dorfte / ob er gleich der Dalimire sehr aufsätzig war /sich nicht weigern / diesem fest mit beizuwonen. Die K \nigin befahle auch mir / mich darbei finden zu lassen / damit der K \nig nicht zu zorn gereitzet würde: sie selbst aber bliebe davon / weil ihren platz / da sie billig sitzen sollen / die Dalimire bekleidete. Des Königs liebe gegen ihr / und ihr hochmut / war so groß /daß sie / bei diesem fest / als welches ihr zu ehren gehalten wurde / die oberstelle über mich zu begehren /sich nicht scheuete. Weil aber die anwesende Niniviten sich äuserst widersetzeten / und der gesamte Königliche raht solches misbilligte / ward es also vermittelt / daß mir
Alles / was in diesem kampfe zu gewinn aufgesetzet war / bestunde in herrlichen kleinodien / die des K \nigs schatzmeister nahe hinter ihm in verwarung hatte; und ware das bäste / eine trefliche perle / dergleichen vorhin nicht viel mochte gesehen seyn. Dalimire / die nahe bei dem König saße / gabe nicht undeutlich ihre begierde zu vernemen / diese perle zu haben: welche dem jenigen bestimmet war / der das bäste im kennen thun würde. Wie man nun gerennet /und einer diß der andere das gewonnen / wurden solche gewinste von den meisten / so bald sie die von des K \nigs hand entfangen / der Dalimire gleich wie der zum geschenk überliefert: wiewol solches viele und sonderlich die Niniviten / unterließen / und andere damen damit verehreten.
Der Prinz Abimelech überkame nun das bäste / und wie ihme der K \nig die perle hinreichte / sagte er zu ihme: nemet hin / edler Prinz! was ihr mit so guter geschicklichkeit gewonnen / und beschenket damit hinwiederum die sch \nste / die ihr in dieser gesellschaft findet. Hiemit zielete der König / auf Dalimire. Abimelech aber / als er ihn versichert / daß er diesem befehl nachkommen wolte / gienge alsobald zu mir / und diese perle mit sehr höflicher angenemer art überreichend / machte er den König so erzürnet / die Dalimire so beschämet / den Prinzen Baleus so eiversüchtig /und
Hiemit / ohne mich mit ihr in wortwechselung einzulassen / ginge ich von ihr / zu des fürsten Arsas schwester / der jungen Eldane / die bei mir am hof und gar hübsch von gesicht war / und schenket ihr diese perle: welches dann ein großes ansehen gabe /indem alles frauenzimmer der Eldane dieses k \stliche geschenke misg \nnete / und darbei den armen Abimelech verlacheten / daß ich sein geschenk so gering geachtet. Ich merkete ihm wol an / daß ihm solches nahe ginge. Ich wolte aber lieber hierdurch aller welt weisen / daß mich der Prinz Abimelech nicht mehr dann ein anderer anginge / als durch so öffentliche bezeugung mich mit ihme ferner in jedermans gespräche bringen.
Ich speisete nun mit den damen an einer eignen tafel / Dalimire aber bliebe bei dem K \nig: welcher /weil er sie unlustig sahe / auch übel zu frieden wurde / und auf den Prinzen Abimelech etliche zornige augen-winke schießen ließe; weswegen ihm geraten wurde / daß er / üm den K \nig nicht weiter zu reitzen / sich von der gesellschaft mit guter art absondern solte.
Weil der K \nig dem götter-dienst sehr ergeben ist /auch seinem sohn das k \nigreich Ninive über alles g \nnete / welches er / ohne mich zu heuraten / nicht bekommen kunte: als wirkete dieses bei ihme soviel /daß folgenden tags dem Baracheel so wol / als der Perseis / anbefohlen wurde / auf des Prinzen und meinen wandel genaue aufsicht zu haben / und uns nicht viel bei dem Abimelech allein zu lassen. Mir wurde alles dieses durch dem getreuen Arsas entdecket / wie auch / daß der König von der Eldane die perle holen lassen / und ihr ein anders kleinot dafür geschicket.
Als ich folgenden morgens in der frühe nach der Semiramis garten mich begabe / üm daselbst allein meinen traurigen gedanken geh \r zu geben / fande ich alda den Abimelech / der sich bei einem brunnen niedergeleget / und also / voll nachsinnens / in das wasser sahe. Er wurde lang meiner nicht gewar; endlich /wie er mich ersehen / stunde er betrübt auf / mich sehr ehrerbietig grüßend. Vermeinet ihr wol / Prinz Abimelech! (sagte ich zu ihm /) große ursach zu haben /euch über mich zu beschweren / üm daß ich mit eurem
Ach schönste Prinzessin! (antwortete er mir /) wo rechte liebe ist / da ist nicht allemal große fürsichtigkeit. Habe ich gesündigt / daß ich gestern allzuviel der welt mein herz entdecket: so bin ich auch wol darum gestraffet worden / da jederman der Prinzessin Delbois kaltsinnigkeit sehen müssen. Meine erwiesene kaltsinnigkeit / (gabe ich zur antwort) sol / wie gesagt / euch dienen / daß eure liebe und meine zuneigung heimlich bleibe / und daß ich keinen andern befehl von meinen oberen beko en m \ge / meinen fürsatz zu widerruffen. Wahre liebe / (sagte er wieder) lässet ihr nicht gebieten. Ihr wisset aber wol / (wandte ich gegen ihm ein) mit was beding ich euch vergönnet / mich zu lieben / und daß des Königs und der K \nigin befehl große gewalt über meinen willen habe. Uber euren willen? schönste Prinzessin! (fragte er ganz betrübet /) Ich vermeinete / der wäre frei / und wann gleich ein grausamer zwang dessen fürhaben aufhalten könte / solte er doch nicht fähig seyn / ihn gar zu veråndern.
Als ich hierauf antworten wolte / kame der Prinz Baleus dazu: der dann mit seinem betrübten wesen wiese / wiedaß ihme etwas sonderliches anligen müste. Dann sein hofmeister Baracheel / hatte ihm des Königs
Liebster Prinz! (redete er ihn an /) man ist gesinnet / mir zu verwehren / ferner mit euch ümzugehen / und hat euer gestriger sieg euch nichtes als haß und verfolgung erworben. Man weiß / daß die Prinzessin meine schwester / und ich / euren vermanungen bisher gehör gegeben / und den irrtum des falschen götterdienstes erkañt haben: daher dann diese verfolgung mit entstehet. Doch werde ich deßwegen nicht ablassen / Abimelechs heilsame lehren anzuhören / und euch wider die boshaftige Dalimire an unserem hof zu schůtzen. Wie nun uns beiden / dergleichen von dem Baleus zu vernemen / frömd fürkame / also vermehrte sich unsere bestürzung / als er uns ausfürlich alles erzehlte /was Dalimire dem König fürgebracht / und was Baracheel ihme von seinetwegen sagen müssen. Ich wurde / mitten in der bestürzung / hoch erfreuet / daß ich solchen eifer an dem Baleus für des Abimelech wahren Gottesdienst und glauben verspürete. Demnach sprache ich ihm eiferig zu / daß er solcher meinung bleiben / darbei aber ja sehr geheim leben mögte / damit der K \nig nichtes hievon erfüre / so uns allerseits großes nachteil bringen würde. Also verglichen wir uns / üm dem König allen argwahn
In solchem kame Perseis zu unserm gespräche /welche / nachdem sie mich auf eine seite gezogen /und allmählig von den beiden Prinzen abgebracht hatte / mir eben dergleichen gewerbe / als Baracheel dem Baleus / ankůndigte. Sie sezte aber noch dieses hinzu / man mutmasse meine zuneigung zu dem Prinzen Abimelech / deren ich mich dann gänzlich entschlagen müste. Wie ich nachgehends zu der Königin kame / vermanete die mich ebenfalls gar sehr / daß ich der lästererin Dalimire / mich zu verleumden / keine fernere gelegenheit geben / und darüm des Abimelech mich äusern solte. Sie aber / deren endlich unerträglich fiele / der Dalimire über mut also täglich für augen zu sehen / sonderte sich eine weile von hof ab /und begabe sich nach Sephar: da ich ihr dann hinfolgete / und Baleus auch stäts bei uns ware / Abimelech aber zu Babel bleiben muste. Ich thäte ihm durch den Arsas alles zu wissen / wie es mir erginge: aber aus beisorge /
Zu Sephar nun / sahe ich den Baleus stäts üm mich / und ware mir seine gesellschaft nicht unangenem /weil der inhalt unserer gespräche von so guten sachen handelte. Ich brachte ihn endlich so weit / daß er mit mir / auf einem berge / in gegenwart des Arsas / der Eldane / und des Zameis seines kammerherrn / den er für allen seinen bedienten liebete / und sich ihm vertrauete / bei einem altar / den wir aufrichteten / und auf demselben dem einigen wahren Gott des himmels opferten / allen g \ttern absagete / und den reinen glauben des Ebers und dessen nachkommen beständig anzunemen / sich verlobete. Wie nun dieses in aller stille geschehen / und er nachgehends wieder allein bei mir in meinem gemache war / dankete er mir h \chlich / daß ich ihme zu dieser erkentnis geholfen. Als er hierauf von seiner liebe zu reden kame / und mir dieselbe mit den heftigsten verbündlichsten worten zu verstehen gabe / sagte ich letzlich zu ihme: Er müste nunmehr andere gedanken fassen / und wissen /daß forthin unser glaube ihm verwehre / mich anderst als seine schwester zu lieben: massen solche nahe verehlichung
Hierüber wurde er ganz still / und sahe mich betrübt an: da die mannigfaltige verånderung seines gesichtes mir gnungsam zu verstehen gabe / wie sehr ich ihn beunruhiget hätte. Weil nun dem Baleus bewust war / daß Abimelech mich in dem reinen Gottesdienst unterrichtet / und er also wol vermuten konte / daß ich auch dises gesetze von ihm erlernet habẽ müste: finge seine eifersucht an / wieder wach zu werden. Doch bliebe er im zweifel / ob Abimelech allein aus eigennutzen / oder aus liebe zur warheit / dieses gesetze /nicht so nahe ins geblüte zuheuraten / mir fürgetragen hätte. Also schluge er sich eine gute weile mit traurigen gedanken / bis er endlich diesen entschluß fassete / selbst eigentlich zu erforschen / ob es sich also in der that verhielte. Also eröffnete er mir seinen fürsatz / wie er gewillt wäre / eine reise ins land Canaan zu thun / und entweder zu Salem beim Melchisedech /oder zu Hebron bei dem Isaac / sich zu befragen / was er bei seinem iezt-angenommenen glauben in seiner liebe hoffen dörfte.
Wie nun ich selber / als der warheit dessen versichert / ihn fleißig hierzu antriebe / zoge er nach Babel / erlaubnis von dem K \nig zu erlangen / daß er eine reise nach Tyrus fürnemen dörfte / üm daselbst die Königin Delbois / unsers herrn vattern schwester / zu besuchen. Weil nun der König diese schwester sehr liebet / auch derentwegen mich nach ihr benamen lassen: als willigte er freudig ein / daß der Prinz diese
Seinem fürhaben nun nachzusetzen / reisete der Baleus nach Salem / und begabe sich daselbst / ohne daß iemand wuste / wer er war / zu den priestern in die hohe schule. Wie er nun mehr als zuviel erfahren daß die zusammenheuratung der brüder und schwestern verboten und sündlich wäre / schiede er betrübt wieder von Salem hinweg / und vollfürete seine reise nach Tyrus. Mitlerweile hatte / der König Abimelech von Gerar / seine abgesandten nach Babel abgeordnet / und den Prinzen seinen sohn wieder abfordern lassen / weil die fünfzehen jahre vorbei waren / die er ihn zu Babel zu lassen versprochen hatte. Der König gabe ihm alsobald seine erlassung / und ware ich noch bei der Königin zu Sephar / als mir von dem Prinzen dieser brief zukame.
Schönste Prinzessin! Mein herr vatter fordert
Ich muß wol gestehen / daß mir diese zeitung / von des Prinzens Abimelech abreise aus Assyrien /schmerzlich zu vernemen gewesen. Ich ließe ihm hinwiederum zuentbieten: Imfall er nach Sephar kommen / und von der Königin meiner frau mutter abschied nemen wolte / würde ich die gelegenheit nicht versäumen / ihn zusprechen. Als er hierauf / diese reise zu thun / vom König erlanget / säumete er sich nicht /der K \nigin zu Sephar auszuwarten: die ihn dann gar höflich entfienge / und wegen seiner hohen tugend ungern aus Assyrien scheiden sahe; ob sie gleich dadurch die sorge verlieren kunte / daß seine gegenwart / in der fürhabenden heurat zwischen dem Baleus und mir / eine hinternis verursachen mögte.
Als er nun / mich allein zu sehen / die gelegenheit ergriffen / sprachen wir eine gute weile zusammen mit den augen / ehe eines von uns den mund zum reden eröffnete. Endlich überwand ich mich / uñ sagte zu ihm: Wie nun / Abimelech! wollen wir die kurze zeit /die wir noch beisammen seyn können / mit stillschweigen zubringen? und habet ihr mir nichtes mehr zusagen / ehe
Wie ich ihn nun versichert / daß bei mir sein herz wol verwahret bleiben solte / gaben wir uns ferner in ein weitlåuftiges gespråche / da ich endlich mich gegen ihme so weit heraus ließe: Wie daß ich niemals einen andern / als ihn / lieben wolte; daß ich wolte bemühet seyn / den König und die Königin mit der zeit auf diese meinung zu bringen; und daß ich / wann ich macht über meinem eigenen willen haben würde / ihn zum König von Ninive machen wolte. Er hingegen /gelobete mir seine beständige treu: welches ümständlich zu er ehlen / ich fůr unnötig erachte. Also schieden wir lezlich betrübt / doch dabei vergnügt / von einander / und bedachte damals meine jugend nicht /wie gefårlich diese meine verlobung gewesen. Damit wir aber von einander zu zeiten nachricht haben könten / ward beschlossen / das er mit dem Arsas briefe wechselen solte / die ein Cananitischer kaufman / der zu Babel wonete und aller orten hin seinen handel hatte / sicher bestellen kunte.
Unterdessen kame die Königin Delbois von Tyro /neben der Prinzessin Lantine von Elam / ihrer tochter / nach Babel / und brachte den Prinzen Baleus wieder mit: da dann der König / nach langem abwesen / uns von Sephar wieder in Babel kommen hiese / diese Königin zu entfangen. Die grosse liebe / so der König zu dieser schwester heget / verursachte bei ihm eine sonderbare freude über ihrer gegenwart: welche auch der Königin meiner frau mutter soviel zu nutzen kame / daß durch ihre der Delbois vermittelung sie von dem K \nig meinem herr vattern wieder in bässern würden gehalten wurde / und der Dalimire ansehen merklich fiele: doch nicht solcher gestalt / daß der K \nig / sie zu lieben / abgelassen hätte.
Baleus / mich wieder sehend / bezeugete zwar / daß es ihme schwer fiele / von seiner liebe gegen mir ganz abzulassen. Doch war er nun so wol unterrichtet /wegen unmüglichkeit unserer heurat / daß er kein bedenken truge / frei mit mir davon zu reden / und / wie er sich aller hoffnung begeben hätte / mich zu versichern.
Er finge aber an / der Prinzessin von Elam aufzuwarten / und dieselbe lieb zu gewinnen: welcher liebe aber alle anverwandte entgegen waren. Dann der König mein herr vatter / neben meiner frau mutter /blieben beständig bei ihrer meinung / daß mich der Baleus haben müste. Die Königin von Tyro / wolte ebenfalls ihre tochter an den K \nig Amraphel ihren sohn verheuraten: und fürnemlich zu dem ende hatte sie diese weite reise genommen / üm ihr fürhaben mit dem König ihrem herr brudern zu berathschlagen /und so dann ihren weg fürter nach Elam zu nemen. Lantine betreffend / so mochte die wol bereits ihr herz einem andern gegeben haben / daß also Baleus zu spat kame: wiewol ich nie hierinn bin ihre vertraute worden. Ich muste aber nun die jenige seyn / die ihm in seiner neuen liebe bei der Lantine diente: daß mir dann nicht so schwer ankame / als wann er seiner ersten liebe nachgesetzet hätte. Und alles dieses / was an unserm hofe fürginge / wurde dem Abimelech /durch den Arsas / nach Salem berichtet.
Wie es nun also üm unsere sachen stunde / entsponne sich ein neuer krieg / mit den frömden völkern den Teutschen: da der König von Basan / den Fürsten Trebetes seinen feld-obersten / mit einem mächtigen
Bei Acraba an dem Phrat / wurde unser lager geschlagen: alda der feind mit freudigem muht uns eine schlacht anbote / welche die unsrigen willigst annamen / weil sie viel stärker waren / und den unfehlbaren sieg hoffeten. Unsere vorbereitschaft zu diesem großen treffen / wil ich nicht weitläuftig beschreiben. Ich wil nur sagen / daß ich bei der Königin im gezelt bliebe / üm ihr / so viel ich vermochte / mitlerweile die unsrige fochten / einen guten muht einzusprechen: da wir dann nach und nach zeitung bekamen / wie es sich in der schlacht anließe.
In solchem brache unversehens ein großes heer feinde in unser lager / die unsere leib-wacht gleich übermeisterten / und unserem gezelte zueileten. Ich
Wie ich aber also aller hülfe mich entblöst sahe /begegnete mir / von der schlacht herwarts / ein ansehnlicher ritter / von zweien seiner bedienten begleitet: der / mein klägliches winselen hörend / mit dem fürsatz / mir beizuspringen / auf uns zurante. Sein befehl / machte gleich die anderen von mir ablassen. Nachdem er mir seine dienste angeboten / und verstanden / daß ich nach der Königin gezelt / aus welchem man mich entfüret / wiederzukehren verlangete: verhiese er mir / mich dahin zu begleiten / welches er auch thäte / und mich für sich auf sein pferd nemend /dergestalt mit mir davon rante. Er seufzete unterwegs ohne ablaß / und so viel mir der schrecken meine sinne frei ließe / hörete ich / daß er etliche mal begunte mich anzureden / und doch wieder still wurde.
Als wir unser lager erreichet / fanden wir es voll soldaten von den unsrigen: dañ meine flucht / die ruchtbar worden / einen haufen / unter dem befehl des Sparetes / aus dem treffen zurücke gebracht hatte. Sie ersahen mich nicht so bald / da entstunde in ihnen eine übermäsige freude. Doch ware so wenig erkentlichkeit bei ihnen / für meinen erl \ser / daß sie ungescheuet auf ihn anfielen / so bald er mich von seinem pferd gehobẽ / und nach dem gezelt der Königin füren wolte. Ihre
Der Königin freude / mich wieder zu sehen / wurde sehr gemindert / als gleich darauf die betrübte zeitung erschollen / daß wir die schlacht verloren / und der K \nig verwundet und flüchtig in das lager wieder kehre. Dalimire / als sie dieses vernommen / ritte dem König selbst entgegen / und sahen wir ihn in ihren armen ganz blutig ligend ankommen. Zur andern zeit würde der Königin / Dalimiren gegenwart / widerlich gewesen seyn: nun aber / da es des K \nigs gesundheit betraffe / half sie ihr fleißig die hand bieten. Als wir also alle voll thränen den könig abkleiden wolten /kame zeitung / wie daß der feind uns ins lager verfolge: deswegen wir eiligst / in höchster unordnung /nach Acraba uns begaben / und alles im stich lassen musten.
Kaum waren wir eingelanget / da sahen wir uns vom feind belagert. Wir schwebeten also in harter bedrångnis / bis uns nach etlichen tagen das glück bässer schiene: in dem wir erfuhren / daß nicht
Wie nun alles zu dieser flucht färtig ware / setzete sich der König / mit der Königin und uns andern / auf ein schiff / und segelten wir also bei mondschein den Phrat hinunter. Als wir aber an einem felsichten ort /da es sehr gefärlich zu seyn pflegt / durchschiffeten /wolte das unglück / daß / unfern von einer kleinen insel / die allda der Phrat machet / unser schiff an eine klippe stieße / und zu scheitern gienge. In diesem schrecken und todes-gefahr / war ein jedes sich zu retten bemühet. Wie ich nun / allbereit ganz sinnenlos /von dem wilden strom dahin getragen wurde / errettete mich ein unbekanter / der in den strom sich wagete /
Diese zeitung von meinen befreundten / daß sie auser lebens-gefar / ware mir so angenem zu hören /als verwunderlich mir die erzehlung von diesem fr \mden ritter / meinem erlöser / fürkame: den ich für den jenigen anhube zu halten / der mich unlängst im lager vor Acraba befreiet hatte. So bald ich aber kunte / begabe ich mich nach der Königin / wohin aus allen winkeln unser frauenzimmer zusammen gekommen war: da dann ein jeder auf eine sondere weise / seine errettung aus dieser gefahr beschriebe. Es ware wol zu bewundern / daß niemand von allen im schiffe verdorben oder zu schaden gekommen war: auser daß / das viele eingesoffene wasser / bei etlichen / einige
Es stunde hiernächst / als der Prinz Bildat mit frischem volk zu den anderen gestossen / nicht lang an /da wurde ein zehenjähriger friede zwischen den Assyrern und Teutschen getroffen: den wir / ob schon der sieg auf unsere seite sich zu neigen begunte / üm so viel lieber eingiengen / weil eine neue unruhe mit den Bactrianern sich wieder hervor thäte / denen der König mit seiner ganzen macht widerstand thun wolte. Es waren die Teutschen ihres orts zu diesem frieden desto williger / weil ihr König der grosse Marsius / für betrübnis über der zeitung vom tode seines sohnes / gestorben war / und seine eroberte reiche in schwerer unruhe hinterlassen hatte. Wie Abimelech alles dieses / so mir in diesem krieg begegnet / zu Salem erfuhre / ängstigte er sich sehr über der gefahr /darinn ich geschwebet / wiewol sie schon fürüber war / und entfunde bei sich eine eiversucht gegen dem unbekanten ritter / meinem erlöser: welchen er eben für denjenigen hielte /
Seinen mitbuler für einen teutschen haltend / wie dann solches aus vielen ümständen erhellete / klagte er mir einsmals im schreiben / wiedaß der himmel ihme zu Salem einen teutschen Fürsten zum freunde gegeben hätte / den er so sehr liebete / daß keiner / als der Esau / dieser freundschaft bei ihm die wage halten mögte. Doch wären ihme / ungeacht dieser liebe zu dem edlen Cimber / die übrigen teutschen zu wider /weil vermutlich einer unter ihnen mein bildnis besäße / welches er keinem sterblichen gönnen könte. Ich erfuhre hierauf immer mehr von diesem Cimber / und wie er mir dessen freundschaft so sehr priese / wurde ich bewogen / im scherz diese reimen ihm zuzuschicken.
Ich zielte hiermit auf die Cölidiane / welche er mir /wegen ihrer fürtreflichkeit und tugend / so rümete /daß ich diese Prinzessin lieben muste / und angesehen sie meine mitbulerin seyn solte. Ich bekame aber / auf meine reimen / diese antwort.
Solcher massen nun unterhielten wir einander abwesend / durch diese brief-wechselung: die aber so sparsam kame / daß etliche monate verstrichen / ehe einmal eine antwort erfolgen konte. Ich erfuhre endlich / daß sein herr vatter ihn von Salem wieder abfordern lassen / und er in Basan / unter dem Fürsten von Edom / der Königin Salamis / wider ihre unterthanen und die teutsche Fürsten / in den krieg zu hülfe gezogen war: da dann das gerüchte sich so sehr mit seinen rümlichen tharen truge / daß meine furcht für ihn nicht geringer / als die freude ware.
Inzwischen kame / aus dem Königreich Elam / die Königin Delbois von Tyro auch wieder zu uns / und zwar sehr unvergnügt: weil ihr fürhaben mit der Prinzessin ihrer tochter ware rückgängig worden / indem der König Amraphel ihr sohn / an den sie diese seine schwester verheuraten wollen / seine liebe anderweit hingewendet hatte. Der Prinz Baleus wurde / als er die Lantine nun wieder sahe / von neuem verliebet: die ihm aber solcher gestalt begegnete / daß man wol sahe / wie daß bei ihr seine liebe nichts verfangen würde. Diß verursachte in seinem gemüte solchen verdruß / daß er / um sich an ihr zu rächen / ein ganz anderes wesen / mit ihr ümzugehen / anfinge / und ihre verachtung mit verachtung zu erwiedern / der Fürstin Eldane öffentlich aufwartete: die soviele liebkosungen von ihm entfinge / daß bald
Die Prinzessin Lantine / ungeachtet sie meinem Bruder nicht liebete / konte doch ohne verdruß die Eldane nich geliebkoset sehẽ. Also ware sie die jenige /die es zuerst dem König und der Königin anbrachte. Wie nun auf uns nach diesem genauere obacht gegeben wurde / und man es also befunden / ware man sehr bemühet / dieses feuer in der ersten glut zu dämpfen. Dem Prinzen aber nicht öffentlich zu widerstreben / gedachte man erstlich nur auf seine entfernung.
Hierzu nun ereigete sich eine gute gelegenheit /indem der König von Elam mit dem König von Ophir in einen krieg geriete / und von meinen herrn vattern /als seiner mutter brudern / hülfe begehrte: die ihm auch gleich verwilliget worden. Als demnach der König dem Prinzen an die hand gabe / ob er diesen zug mit nach Ophir thun wolte? war er gleich mehr als willig darzu: da dann keiner / von allen großen und edelen / zu rücke bleiben wolte / als ihr Prinz ihnen dergestalt fürginge. Die Königin sahe zwar nicht gern ihren einigen sohn / den sie herzlich liebete / so weit und in so einen gefärlichen krieg / von ihr ziehen: sie muste es aber geschehen lassen / weil die ehre / und des
So teuer ich ihme dieses versprache / so wenig macht behielte ich hernach / als er hinweg war / meine zusage zu halten: dann der K \nig / eine heurat zwischen seinem erzkämmerer Abdeel und dieser Eldane zu stiften / ihm fürname / die ich öffentlich zu hintern viel zu onmächtig war. Der Eldane herr vatter / und ihre ganze freundschaft / drungen auf diese heurat: und wurde ehre einwilligung gar nicht dazu erfordert /sondern ihr bloß die zeit angekündet / wann die hochzeit seyn solte. Abdeel / der sich glückseelig schåtzete / die schöne Eldane zu besitzen / ließe an ihm nichtes ermanglen / ihre gunst zu erlangen. Sie aber erwiese solche beständigkeit in ihrer ersten liebe / daß sie mich öfters ihres fürsatzes versicherte / lieber zu sterben / als den Abdeel zu ehlichen.
Weil nun / nicht allein ihr zustand mich taurete /sondern auch mein eigen bästes erforderte / sie für den Prinzen meinen bruder zu erhalten: als redete ich mit dem Arsas ihrem bruder ab / daß er seine schwester heimlich von Babel entfüren / und sie der Celie nach Ninive in der Diana tempel bringen muste; die ich bitten liße / diese dame aufzunemen / und niemanden ihr daselbst-seyn zu entdecken. Mein anschlag geriete mir nach wunsch / und merkete niemand in Babel / wie sie verloren wurde / daß ich damit zu thun gehabt. Der König / zeigte sich sehr entrüstet. Abdeel / wolte schier verzweiflen. Ihre eltern / die solches
Wie sehr man sich zu Babel bemühete / kundschaft von der Eldane zu erlangen / so bliebe es dennoch verschwiegen / wäre auch nicht ausgekommen / wann nicht die begierde meines bruders so häftig gewesen wäre: die ihn antriebe / wider genommene abrede /aus Ophir an mich und die Eldane zu schreiben. Diese briefe gerieten dem König in die hände: daraus er ersahe / daß Baleus und Eldane einander liebeten / und ich hierzu eine gute befördererin gewesen. Wie nun hierdurch der argwahn auf mich fiele / daß ich / dem Baleus zu gefallen / die Eldane hätte helfen unsichtbar machen: gebrauchte sich der König / auf antrieb der Dalimire / dieser list / und brachte einen von meines bruders leuten auf seine seite / der mir diese briefe bringen / und meine antwort von mir wieder abfordern muste. Weil ich mich nun keines betrugs versahe / bediente ich mich solcher vermeinten sicheren gelegenheit / und schriebe dem Prinzen hinwiederum diese zeilen.
Ihr müsset euch nicht entsetzen / liebster Bruder! daß ihr / bei dieser sicheren gelegenheit / von eurer Eldane nichtes zu sehen bekommet. Sie ist nicht mehr in Babel / sondern sie lebet in der Diana tempel zu Ninive verborgen: dahin sie sich begeben müssen / weil man sie hier zwingen wolte /
Hierneben schreibe ich ihm auch / von unsers hofes zustand / mit diesen worten:
Dalimire wird beständig von dem König geliebet /und betrachtet sie weder die Königin / noch mich /noch ihren guten namen / so unrechtmäsige liebe auszuschlagen. Ihr müsset aber ihrer iezt in Ophir vergessen / damit keine widrige gedanken euer gemüte beschweren: welches euch hintern könte / dapfere helden-thaten zu verüben. Ich bin es nicht allein / die den himmel anruffet / für euer wolergehen: ihr wisset /weme mehr an den Prinzen Baleus gelegen ist / daß er sieghaft bald wieder in Babel sich sehen lasse.
Man kan gedenken / wie diese beide schreiben / die also fort dem könig zugebracht wurden / ihn müssen geärgert haben: und ohne Dalimire wäre sein zorn gleich ausgebrochen. Aber ihre list besänftigte ihn
Eldane ist nicht beständig / weil Abdeel sie liebet: und betrachtet sie / weder den Baleus / noch mich /noch ihren guten namen / so unrechtmäsige liebe auszuschlagen. Ihr müsset eben ihrer iezt in Ophir vergessen / damit keine widrige gedanken eur gemüte beschweren: welches euch hinteren könte / dapfere helden-thaten zu verüben. Ich ware es nicht allein die den himmel anruffet / für euer wolergehen. Doch wisset / ob der Eldane nichts mehr am Baleus gelegen ist / daß ich / euch bald wieder in Babel zu sehen / verlange.
Es ward hierbei die anstalt gemacht / daß etliche des Königs vertrauteste / an einige kriegs-bediente /die bei dem Prinzen in Ophir waren / schrieben / wie daß Abdeel die Eldane / und zwar mit ihrem guten willen / heuraten würde. Nachdem sie den boten nach Ophir abgefärtiget / hielten sie ferneren raht / wie die Eldane aus den tempel könte gebracht werden. Mit gewalt ließe es sich nicht thun / zumal der König schon einmal die gerechtigkeit des tempels geschwächet / als man / die Prinzessin Aramena von Chaldea /mit seiner bewilligung daraus entfüret. wodurch dann die Celia / sich bässer in acht zunemen und fürzusehen /
Nachdem sie nun heimlich in Babel angeko en /und der König zu seinem fürhaben alles angestellet /wurde der ganze Königliche hof des Abdeel behausung / an einem abend / zu gast eingeladen. Wie wir nun alle in einen saal uns versamlet hatten / kame Abdeel herrlich bekleidet zu uns hinein / und ersuchete den König / neben der Königin uñ uns andern / ob wir ihm die gnade / seiner trauung beizuwonen / erzeigen wolten? Jederman hörete dieses mit verwunderung an / weil des Abdeel zuneigung zu der Eldane niemanden unbekant war: und erfreuete ich mich im herzen / daß er nun von der Eldane abgelassen / und sie also dieser verfolgung entgangen wäre.
Wir begaben uns hierauf ingesamt nach dem tempel der Juno / welcher gerad gegẽ Abdeels behausung über stunde. Wie wir nun daselbst waren / verzoge es sich nicht lang / da kame die braut / von allem frauenzimmer
Ich hatte aller meiner gedult von nöten / mich in so großer gesellschafft zu zwingen; und nicht wissend /wen ich solte beschuldigen / verlangete ich sehr / die Eldane zu sprechen / welche mehr todt als lebendig wieder vom altar gefüret / und in Abdels haus begleitet wurde. Der König / so mit den beiden Königinnen stäts üm die Eldane bliebe / verwehrete mir / allein zu ihr zu kommen; und sie selbst / als welche mich an allem diesem für mitschuldig hielte / wolte mich nicht ansehen: daher meine mutmassung sich verstärkte /als hätte sie selber dieses alles gutwillig geschehen lassen. Als ich / nach geendeter malzeit / der Königlichen gesellschaft folgen / und die Eldane bey dem Abdeel lassen muste / wurde ich von dem König in der Königin meiner frau mutter gemach gefordert.
Daselbst / als mich mein herr vatter eine gute weilee mit bezeigung großes unwillens / angesehen / fienge er an / mir fürzuhalten / was ich mit der Eldane wider seinen willen fürgenommen. Er sagte mir / wie daß
Unter solchem harten zusprechen / weinete meine frau mutter: ich aber war so aus mir selber / daß ich nicht wuste / was ich dem König antworten solte. Endlich aber ermannte ich mich / und sagte / nachdem er zu reden aufgehöret: Ich wolte nicht laugnen / daß ich der Eldane / meinem brudern zu liebe / in den tempel nach Ninive verholfen; welches meines ermessens nicht so übel von mir gethan wäre / als wann ich dem Baleus anlaß gegeben hätte / mich zu lieben. Dem Prinzen der Philister wäre ich zwar nicht abhold: ich gedächte aber niemals einen andern zu heuraten /als deme der König und die Königin mich bestimmen würden. Diese meine verantwortung vermogte der König / für zorn / nicht recht abzuhören. Nachdem er letzlich mich verlassen / hube die Königin an / zwar mit mehrerer sanftmut / aber mit größerer entfindlichkeit / mich zu der liebe gegen den Baleus zu bereden: ohne welche / sie sagte / daß sie nimmermehr vergnügt würde leben können. Sie erzehlte mir auch
Es ist leicht zu ermessen / wie unruhig ich hierauf die nacht hingebracht. Des folgenden tags / wie ich mich in der Königin von Tyro gemach befande / da der König auch zu gegen war / kam Dalimire zu mir /und mich ohn ehrerbietung und ganz verwegen anredend / hielte sie mir die worte für / die ich von ihr an den Prinzen meinen bruder geschrieben. Ich gabe ihr hierauf zur antwort: Ich hätte die warheit gemeldet /und wüste nun von ihr noch mehr zu schreiben /indem ich sie so betrieglich als leichtsinnig befunden /daß sie eine frömde schrift so verräterisch nachzumalen wüste. Sie / die sich solcher antwort nicht versehen / noch vermutet / daß ich hiervon wissenschaft hätte / spürte sich sehr verhönet / in so großer gesellschaft dergleichen fürrückungen anzuhören. Also brache sie in noch unbescheidnere reden heraus / und trate der ohndas auf mich erzürnte K \nig auf ihre seite: da ich dañ endlich zu weichen genötiget wurde.
Demnach / auf aller meiner Ninivitischen bedienten einraht / verließ ich den K \niglichen palast / und begabe mich in der Rhea tempel: daselbst ich etliche zeit verbliebe / und nicht wieder nach hof kommen wolte / wofern Dalimire mir nicht mit mehrer ehrerbietung
Dieses thäte ich endlich / auf vielfältiges begehren meiner frau mutter: und überwand sich der König üm Dalimire willen / also daß er / in der Königin gemach / ganz gnädig sich gegen mir erwiese. Mich in allem /was fürgegangen / entschuldigend / gab er die schuld dem Arsas / daß der mich zu allem verleitet / und mir solche widerige einbildungen beigebracht hätte. Weil ich nun / bei solchen ümständen / diesen Fürsten nicht sicher bey mir in Babel haben kunte / als erlaubte ich ihm / nach Syrien zu reisen / und von dar in Basan: üm dem Prinzen Abimelech meinen zustand zu entdecken / als mit welchem ich / seit er Salem verlassen / keine briefe mehr wechseln können. Ich machte mich hiermit dem König so gefällig / daß / nach des Arsas abwesenheit / bei hof alles äuserlich ruhig wurde.
Die arme Eldane wurde inzwischen von dem Abdeel
Gleichwie nun / mein verfälschter brief / dem Baleus alle liebe gegen der Eldane beno en / und er diese verachtung seiner person gar hoch entfunden: also hatte er anderweit in Ophir / von der Prinzessin Mirina / die dahin aus Basan mit der Salamis ihrer frau mutter geflohen war / sich dermassen einnemen lassen / daß er / wie er wiederkame / kaum an die Eldane mehr gedachte. Weil ich so wol seine als der Eldane ruhe dadurch befördern kunte / wann ich ihm diese vorige liebe nicht wieder auffrischte / als erwehnte ich gegen ihn der Eldane mit keinem wort. Er machte
Wir lebeten solcher gestalt eine lange zeit in Babel / in welcher ich nichts von dem Prinzen Abimelech erfure / wie es ihm erginge. Der Prinz Baleus / ergabe sich von neuem dem studiren: darinn dann auch mein meister zeitvertreib bestunde. Weil wir nun dieserwegen vielfältig mit einander ümgingen / als wurde der König uñ die K \nigin in ihrer hofnung gestärket / daß wir liebe zu einander setzen würden: dannenhero sie uns alle freiheit ließen / und nicht ferner in uns drungen. Wie es mit der Eldane zugegangen / erfuhre der Prinz auch endlich: daß dann seinen haß gegen Dalimire sehr vermehrete / gleichwol auch die liebe gegen Eldane nicht wieder anfeurete / zumal ihr die schönheit vom gram sehr vergangen ware. Ich aber ergriffe die gelegenheit / mit der guten Eldane wieder umzugehen: die ich dann stäts vermanete / ihren mann zu lieben / darzu ohndas ihre tugend sie antriebe / wiewol es ihr sehr schwer fürkame.
Der Bactrianische krieg / der / wie ich bereits erwehnet / nach deme mit den Marsius getroffenen frieden / sich gleich angesponnen / wärete indessen immer so fort: da die unserigen meist abbruch erlitten. Es ware eben von unsern völkern schlechte zeitung
Ob ich nun wol vermeinet / daß diese entdeckung der Königin möchte misfallen haben / so befunde ich doch das gerade widerspiel; massen die Königin / voll freuden-thränen / mich ümarmete / und zu mir sagte: Sie danke dem h \chsten Gott / von mir zu h \ren / daß Baleus und ich recht-glåubige wåren / und mit ihr einen glauben hätten. Nachdem sie diese bekåntnis /
Wer war hierauf bestürzter / als ich? Wie ich ihr aber diese gedanken benemen wolte / kame der König zu uns / neben dem Prinzen Baleus / und mich bei des einen / den Prinzen bei der andern hand fassend / sahe er mich eine weile an / und brache lezlich in diese worte heraus: Ihr bekommet euren verfolger wieder /Delbois! und ihr / Baleus / euren mitbuler. Ich hoffe aber / ihr werdet euch beiderseits also wissen in acht zu nemen / daß der Prinz Abimelech nicht m \ge ursach bekommen / unseren hof wieder zu verlassen. Dann weil seine weltberümte dapferkeit mir große dienste thun kann / als wolte ich diesen helden gern bei mir behalten: sonderlich ietzund / da die Bactrianische macht mir beginnet zu schwer zu werden. Ich fragte hierauf / ganz aus mir selber: warum nennen E. Maj. den Prinzen von Gerar meinen verfolger? Habt ihr dann vergessen / (antwortete mir der König) daß euch dieser Prinz ehmals geliebet? Wie ich nun hierzu stillschwiege / finge der Prinz an zu reden / und sagte zum dem König: Er verhoffe nicht / an dem Abimelech einen mitbuler zu überkommen / und wolle er ihm also begegnen / daß der König ein genügen daran haben / und eher diesen helden behalten / als verlieren solte.
Der König war mit dieser erklärung zufrieden /
Diese antwort / gefiele dem König sehr wol / vermehrete aber meine unruhe / indem ich / wie ich wieder allein ware / alles dieses bei mir überlegte. In erwägung aller ümstände / wuste ich nicht / wie ich dem Abimelech begegnen / und in meinen verwirrten zustand mich schicken solte. Meine eltern widerstrebten beiderseits so häftig unserer liebe / daß ich ohne grossen ungehorsam nicht daran gedenken dorfte / den Abimelech zu lieben. Mein bruder / der nie von meiner wahren zuneigung gegen diesen Prinzen etwas gemerket / konte von mir zu keinem vertrauten in meiner liebe nicht erwehlet werden: weil / ungeacht seines angenommenen glaubens / ich doch nicht sicher war /und immer fürchten muste / er mögte endlich der Königin meinung beistimmen / und also seine alte liebe wieder anfahen. Der Prinz von Gerar selber ware mir verdächtig:
Bei allen solchen ümständen / liebete ich dannoch den Prinzen von Gerar beständig / und fande unter allen beschwerlichkeiten keine größer / als die einbildung / daß etwan Abimelech mir unbeständig worden sey / und die Prinzessin von Ammon liebe / welches ich dann nicht håtte verschmerzen k \nnen. Ich ware eines tags in solcher unruhe begriffen / als der Prinz mein bruder mich besuchete / und auf des K \nigs gespräche kommend / unter andern zu mir sagte: Er wolle nicht hoffen / daß der Prinz der Philister seine ehmals-erwiesene liebe wieder ansahen würde. Dann /ob er gleich ein herr von liebwürdigen beschaffenheiten wäre / so könnte es doch vieler ursachen halber nicht seyn / daß man ihm die Ninivitische kron aufsetzen solte. Demnach hielte er dafür / ich würde / üm mein künftiges reich in ruhe zu erhalten / nicht bässer thun können / als wann ich einen von den Ninivitischen fürsten zum gemal erwehlte: da dann der Ninias / seines bedünkens / für allen andern zu erkiesen seyn möchte. Diesen seinen fürschlag behaubtete er mir folgends mit vielen gründen / und hatte ich großer vorsicht vonnöten / ihm hierauf nicht also / wie ich gedachte / zu antworten. Dann / wann ich ihm auf einige art meine rechte meinung entdecket hätte /
Weiln ich nun / wie gesagt / mich gegen den Baleus / so viel müglich / bergen muste / als beantwortete ich ihm seinen vorschlag mit dergleichen worten: Es scheinet / mein bruder! daß ungeacht bei euch keine eiversucht mehr seyn kan / ihr dannoch dem Prinzen der Philister euren gehabten platz nicht überlassen wollet. Wiewol es aber hierinn mir gleich viel gilt / so kan ich doch nicht ümhin / mich in einer sache über euch zu beschweren: daß nåmlich ihr mich / den Fürsten Ninias zu lieben / überreden woltet. Dann dieser kan mir nicht so gefällig seyn / als euch ehmals Eldane gewesen: die ich in eurer gunst zu erhalten / mich niemals würde bemühet haben / wann ich nicht hieriñ euren willen gewust håtte. Weil ihr nun mich / den Ninias meinen unterthanen zu lieben /nicht gesonnen wisset: so werdet ihr / mein bruder! euch mir auch so gefällig erweisen / und nicht wider mich in einer liebe dienen / die mir nicht anständig seyn kan. Baleus wurde ganz still / als er mich so reden hörete / und mich nicht ferner zu beunruhigen /sagte er: wie daß er aus guter wolmeinung diesen fürschlag gethan habe / davon er / meinen willen wissend / leichtlich wieder abstehen könte. Und wann ihme bekant würde / wen ich meiner zuneigung würdigte / wolte er nicht unterlassen /
Mit dergleichen reden wendete ich ab / daß der Prinz von dieser sache mir nichtes mehr sagete / auch keinen argwahn schöpfete / daß ich dem Abimelech gewogen wäre. Ich erwartete nun der ankunft dieses Prinzens mit unruhigem verlangen / und name mir für / mich solcher gestalt gegen ihm anzustellen / daß niemand / der auf mein thun wůrde acht haben / meines gemütes regungen verspüren solte. Ich muste aber die Prinzessin von Ammon / von wegen der K \nigin meiner frau mutter / entfangen: gleichwie auch der Prinz /mein bruder / gegen dem Prinzen der Philister thäte. Weil nun der ganze hof dabei zugegen war / als erwiese ich mich ganz kaltsinnig / wie ich den Abimelech ankommen sahe. Er feinesteils vergasse / mich ersehend / alles fürgeno enen zwangs / und die Prinzessin von Ammon / die er fürete / verlassend / eilete er mir entgegen / den saum meines rockes zu küssen. Ich aber / als hätte ich sein nicht war geno en / ginge sonder ihm einige höflichkeit zu erweisen / der Ammonide entgegen: die ich willkomm hieße / und neben der Fürstin Timna zu der Königin in ihr gemach fürete. Die Prinzen folgeten uns daselbst hin / und kame nicht lang hernach der König / dem die Prinzessin von Ammon / von der Königin Delbois
Des Abimelechs augen / waren nie von mir abgewandt: aber / so sehr er gelegenheit suchete / mit mir zu reden / so wenig konte er dieselbe erlangen. Der König erwiese sich sehr gnädig gegen ihme / und bezeugte öffentlich / wie lieb ihm seine ankunft wäre. Er finge auch gleich an / mit ihm zu scherzen / die Ammonide betreffend / und sagte: Er hätte ihm eine schöne Prinzessin in sein haus gebracht / die für ihn solte fleißig aufbewahret werden. Ich kunte nicht ümhin /als ich den König diese worte sagen h \rete / den Abimelech anzusehen: den ich dann / gleichwie auch die Ammonide / ganz err \tet fande / worüber ich schier eiversüchtig werden muste.
Nachdem dieses gespräche lang genug gewäret /und endlich jederman der Königin gemach verlassen hatte / gesellete ich mich zu der Timna: die mir dann wol anstunde / und mir / als ich nach ihrer reise fragte / ümständlich erzehlte / wie daß sie mit der Prinzessin von Ammon iezt von Damasco käme. Sie hätten in Mesopotamien den Prinzen der Philister angetroffen /der sich mit ihnen auf die reise begeben / und der Prinzessin Ammonide einen dapferen dienst erwiesen / indem er sie von dem angriff vieler reuter errettet /die ihr herr vatter / von welchem sie verfolget würde /ihr nachgesendet / wie er erfahren / daß sie nach Babel reisen wolte. Die ursach dieser verfolgung wäre / daß in dem lezten krieg / den ihr herr vatter mit dem König von Basan gefüret / derselbe von ihm in Ar gefangen / aber von der Ammonide heimlich wieder
Nachdem die erste besuchung des Abimelech also abgelaufen / und der König neben dem ganzen hof meine kaltsinnigkeit gemerket / war nun niemand /der ferner einigen verdacht auf mich werfen wolte. Als aber Abimelech alle gelegenheit suchete / mich allein zu sprechen / mich aber solche alles fleisses abschneiden und vermeiden sahe: finge er an / verzweifelt in seiner liebe zu werden. Endlich suchete er hülfe bei der Timna / und derselben wegen ihrer verschwiegenheit und guten verstandes sich vertrauend / beredte er sie dahin / daß sie einsmals bei mir sein wort redete /und mir von ihm eine schrift brachte / die ich eröfnend / dieses inhalts befande.
Ich sehe wol / (sagte ich / nach ablesung dieses / zu der Timna /) daß der Prinz der Philister die Fürstin
Es wolte aber das unglück / daß wir dieser unschuldigen vergnügung nicht lang genießen solten. Es muste sich schicken / daß eines tags der Abimelech /in gegenwart der Timna / bey mir war / und der König durch ihr gemach / darinn wir uns befanden / gehen wolte / üm zu der Dalimire zu kommen. Weil die thür verschlossen / hatte zwar Abimelech zeit / sich auszudrehen / die Timna hingegen / dem König aufzumachen.
Wie nun inzwischen Dalimire alle eiversucht dem König benommen hatte / bliebe ihm nur in gedanken /daß Abimelech bey mir gewesen. Demnach verfügte er sich gegen abend in der Königin gemach / da eben
Den Prinzen Abimelech aber / kunte man nicht also für den kopf stoßen / weil mein herr vatter dem K \nig der Philister / seine seite zu verlassen / nicht ursach geben wolte: dann ihme viel daran gelegen war / in Canaan einen so mächtigen freund zu erhalten.
Mitlerweile aber mit der werbung eine geraume zeit verstrichen / reisete der König / mit der Königin und mir / neben der ganzen hofstatt / nach Ninive / und kunte ich nicht / als mit den augen / von dem Abimelech abschied namen / weil man alle gelegenheit / ihn zu sprechen / mir entzogen hatte. Meine einige hofnung bestunde noch darinn / der Königin meiner frau mutter gemüt auf anderen weg zu bringen: welches aber durchaus vergebens ware. Dann ob sie gleich sehr gern mit mir / von dem reinen glauben und gottesdienst / reden mochte / den sie fürlängst heimlich hatte angenommen: so bliebe sie doch dabei / ich würde nicht sündigen / wann ich den Baleus ehlichte. Mit solcher ihrer beständigen und fästen entschliesung / kame sie endlich auf das todbette: da sie dann /als sie merkete / daß sie sterben solte / alle Ninivitische stånde für sich forderend / ihnen ihren lezten willen
Wie sie nun / am lezten tag ihres lebens / mich sehr weinen sahe / reichete sie mir die hand / und sprache mit lallender zunge: Ich möchte ihr doch die vergnügung gönnen / in ruhe zu kommen / da mir ja wol wissend wäre / wie trübseelig ihre lebenszeit gewesen; wie sie dann mir ruhigere tage wünschete / als sie genossen hätte. Hierauf stellete sie mir ein kästlein zu / und muste ich ihr bey dem lebendigen Gott zuschwören / es nicht zu eröfnen / bis ich verheuratet seyn würde / und zwar mit dem Baleus. Ich schwure ihr das erste / und indem kame ihr tod dazwischen /der mich von dem lezten schwur befreiete / den ich auch unmüglich halten könte. Als nun die traur-tage fürüber waren / wurde ich zur Königin in Ninive gekrönet. Mein herr vatter / der auf den lezten willen der Königin drunge / dem er meine heurat mit dem Baleus einverleibt wuste / muste mit großen widerwillen von den Ninivitische stånden vernemen / daß sie diesen lezten willen nicht unterschrieben hätten. Wie er aber mit seiner macht drohete / befande ich / mit raht des Peldas / dem ich in allem folgete / für das bäste / mich zu erklären / wie daß ich in meiner wahl frei seyn wolte / und alles / bis auf die wiederkunft des Prinzen meines bruders aus Ophir / auszustellen. Hierdurch musten so wol der König / als meine stände / sich befriedigen lassen.
Die Prinzessin Ammonide / die nun sahe / in was für einem elenden stand sie durch das absterben meiner frau mutter geraten war / finge hierzwischen an /
Meine flüchtige / den Arsas und die Timna / ließe ich von Damasco wieder zu mir kommen / als ich im reich beståtiget war: da dann Arsas seine gemalin /die Caspiane / die er inzwischen geheuratet / mit sich brachte. Wie nun die regirungs-last mir oblage / strebete ich mit allem vermögen / meinem reiche wol fürzustehen / und jederman recht zu verschaffen: da es dann / die wunderbare köpfe meiner hochmütigen stände in einigkeit zu erhalten / nicht geringe mühe kostete. Weil ich / als ein weib / über sie regire / als name ich auch öfters raht von meines gleichen: und kan ich gegenwärtiger Aramena dieses zu lob nachsagen / daß ich mannigmal ihres heilsamen rates / wie auch dessen / was die Timna zu weilen gut befunden /mich nutzlich bedienet habe. Weil auch diese beide /neben
Des Ninias alte liebe wachete damit auch wieder auf: und weil der im reich einen mächtigen anhang hat / als durfte ich ihm meinen unwillen nicht so deutlich zu erkennen geben / sondern muste mich sehr zwingen / um keine innerliche unruhe mir auf den hals zuziehen. Weil ich den alten Peldas / den oberstatthalter des reichs / sehr auf meiner seite zu seyn befunden /als habe ich / dessen raht zu folgen / diese reise hieher in Syrien iezt übernommen. Der König mein herr vatter hat mich hieher eingeladen / dem feste der Isis und des Osiris beizuwohnen / als denen er einen prächtigen neuen tempel in Damascus hat aufbauen lassen. Es ist aber die eigentliche ursache dieses / daß er daselbst die heurat zwischen mir und dem Prinzen zu vollziehen vermeinet / weil selbiger nunmehr aus dem Ophirischen krieg wieder nach haus gekommen.
Mein Prinz Abimelech / ist ebenfalls sieghaft auf der rückreise aus Bactra begriffen. Ich hoffe / dessen große geleistete dienste / neben des Baleus angenommenem glauben und anderweitiger liebe / werden noch ursache geben / daß der König mein herr vatter seine meinung ändern / und von meiner verheuratung mit dem Baleus abstehe. Widrigen falls werde ich doch beständig verbleiben / und vertraue ich zuvörderst
* * *
Als nun die Königin von Ninive solchermassen ihre erzehlung beschlossen hatte / ümarmete sie die Prinzessin von Seir: welche dann sich ganz demütig bedankete / daß ihr die Königin also ihr ganzes herz öffnen wollen; zugleich wünschend / daß eine so keusche liebe von himmel gesegnet werden möchte. Weil es nunmehr sehr spat war / als schieden diese dreie hierauf von einander. Und so die Königin die nacht unruhig zugebracht / so gienge es dem verstellten Dison und der Ahalibama nicht bässer: deren der erste / wegen einer unmöglichen liebe / mit schlaffen konte / und die andere mit todten liebesgedanken sich quälete.
Des folgenden tags / kame der Fürst Barzes von Arvad wieder von Damasco zurücke / der bei den beiden K \niginnen / im namen der Königin von Ninive /seine begrüßung abgelegt hatte: und kunte der
Kaum war der morgen herfür gebrochen / da hörte man ferner voll keiner trauer / sondern es hatte sich ein ieder auf das herlichste und prächtigste herausgeschmücket. Und obwol Ahalibama ihre betrübnis nicht ließe aus ihrem herzen kommen / so legte sie doch auch / der Königin zu ehren / ihre trauer ab und begabe sich / nachdem sie ganz angekleidet war /nach deren gemach. Diese Königin in ihrem herrlichen schmuck ersehend / bliebe Ahalibama über so himlischem glanze ganz verblendet. Ihr silber-haar /das ihr die natur geringelt / bedeckte oben eine kleine aber sehr kostbare diamanten kron / aus welcher ein großer busch von weißen straus-federn hervor gienge / der ihr / weil sie zu pferd sich wolte entfangen lassen / zugleich wider die Sommerhitze dienete / und ihr also reitend eine zierd gabe. Ihre brust umschlosse ein güldenes leibstuck / welches so dünn ausgearbeitet /daß es ihr nicht schwer zu tragen war: und sahe man in demselbigen / die vornemsten thaten der K \nigin Semiramis / erhoben scheinen. Uber diesem hinge ihr ein purpur-mantel / der auf der einen achsel mit einen großen diamantinenknopf gefasset / und auf der
Wie nun alles zur abreise färtig war / begaben sie sich auf den weg und blieben / wegen großer hitze /zu mittag in einem sommerhause / ungefär eine halbe meile von der stadt. Als sie gegen abend von dannen wieder aufbrachen / sezte sich die Königin auf ein Egyptisches pferd / so ihr der Pharao bei antretung ihrer regirung zugeschicket: welches unter allen anwesenden pferden das schönste war / gleich wie die / so dieses stolze thier regirete / unter den menschen den preis behielte. Die Ninivitische Fürsten / auf das
Sie sahen nun die stattliche türne von Damascus herfürragen / als der Prinz Mamellus / statthalter von Syrien / mit allen Syrischen Fürsten / der Königin entgegen kame: dem seine gemalin die Prinzessin Tharasile / von dem fürnemsten Syrischen frauenzimmer begleitet / nachfolgete. Als diese abgestiegen / thäte solches auch die Königin: und wurde sie / mit einer schönen rede / von dem statthalter entfangen; die sie mit solcher annemlichkeit beantwortete / daß alle / die ihre worte hören konten / darüber verwundert blieben / und hieraus sie ja so verständig als schön erkenneten. Die Prinzessin Tharasile wurde folgends / mit bezeugung der höchsten zuneigung / auch von ihr begrüßet / wie ingleichen alles Syrische frauenzimmer. Wie nun ihr der Mamellus einen herrlichen ganz-vergüldeten wagen / inwendig mit den stattlichsten gestickten decken behänget / vorziehen lassen / mit bitte / darinn ihren einzug zu halten / sezte sich sie in denselbigen. Tharasile aber begabe sich in der Königin wagen / zu den andern Prinzessinnen / unter denen sie ihres herrn schwester tochter / die
Dieser einzug ware also angeordnet / daß zu erst der Syrische adel / nachgehends die gesamte Fürsten von Syrien und Ninive / und lezlich der Statthalter nahe vor der Königin wagen / daher ritten. Hierauf folgete diese unvergleichliche sch \nheit / von ihrer und des Statthalters leibwacht ümgeben. Hinter ihr kame / in vielen wägen / und nun nicht mehr reutend /das gesamte frauenzimmer. Dison aber / der mit nicht geringer furcht die Tharasile ersehen / ritte / unter der fürung des Fürsten Jothans / als ein bedienter der Prinzessin von Seir / in seiner ordnung voran: inständig die große Diana anruffend / daß sein geschlecht und name nicht erkant werden möchte.
Wie sie nun in Damascus kamen / sahen sie die gassen mit den stattlichsten decken behänget / und das Syrische weibesvolk / auf das zierlichste geschmücket / in den fenstern ligen. Es waren die gassen so voll volks / daß man kaum einen freien durchzug haben kunte. Alle leute diese wunder-schöne Königin ersehend / rieffen ihr frolockend zu / und schlugen in die hände. Das frauenvolk warf dünne krüglein mit wolriechendenden wassern / wie auch mancherlei blumenkränze / von den fenstern herab / und ware niemand in der ganzen stadt / der nicht mit herz und mund sich frölich erzeigte.
Auf dem grossen platz / den sie den Königlichen spazir-gang nennten / war eine hohe ehrenpforte aufgerichtet /
Unaufhörlich must du grünen.
Unter diesem wurde die Assyrische Monarchei fürgestellet / welche mit ihrem zepter die über ihr schwebende Ninivitische kron stützete / und diese untere schrift hatte:
Weil die wünschen dir zu dienen.
Zu unterst sahe man das bild des Syrischen reichs /so eine kron auf dem haubt hatte / und sich gleichsam gegen die Königin von Ninive bückte; darunter war geschrieben:
Denen du iezt bist erschienen.
Wie nun die Königin von ihrem wagen diese erfindungen betrachtete / wurde sie mit bestürzung gewar /daß / indem etwan die vorreitende unter dieser ehrenpforte sich zusehr gedrenget / die Ninivitische kron auf die Syrische herab fiele / und beide damit herunter kamen. Eine von diesen kronen sprange dem Dison gerad in den schoß / und die andere verlohre sich im gedränge. Dieses wurde von jederman in acht genommen / und für etwas sonderliches gehalten.
Kaum aber hatte diese bewunderung sich den gedanken eingespielt / da entstunde plötzlich ein auflauf im volk / das mit großem geschrei durcheinander liefe / und alles in unordnung brachte. Dieses unwesen verursacheten drei Leuen / welche der Statthalter in großen kefigen etliche jahre zur lust aufbehalten / und speisen laßen: die waren nun / aus unvorsichtigkeit
Es hatten nun / diese drei wütriche / ům der Königin wagen platz gemachet / und wolten eben auf die schönste beute anfallen / als unvermutlich zween unbekante / die sich nicht eher unter dem gedränge des volkes herfür thun können / diesen Leuen entgegen sprangen / und mit unerschrockenem heldenmut ihren lauf hemmeten. Zween von diesen Leuen / machten
Ihre freude war unbeschreiblich / sich von ihrem Prinzen aus dieser todes-gefahr befreiet zu sehen. Sie kunte auch / ihre plötzlich-entfangene vergnügung /mit keinen als mit diesen wenig worten an den tag geben: so habe ich euch / mein Prinz! mein leben zu danken? Folgends wandte sie sich zur Aramena / sagend: Und dir / tapfere dirne! bin ich auch höchlich
Der frömde wolte hinwiederüm antworten; weil aber der Prinz Abimelech / den Statthalter von Syrien / neben den anderen Fürsten wieder ankommen sahe /sagte er zur Königin: es würde zeit seyn / daß sie sich wieder hinweg begäben / weil es iezt nicht schicklich wäre / von dem Statthalter sich sehen zu lassen. Hierauf begab er sich / unerwartet einiger antwort / mit seinem dapfern gesellen wieder von der stelle / und verlore sich unter die leute / daß niemand sahe / wo sie blieben. Darauf samlete sich das flüchtige volk von allen orten wieder; und da der platz vorher ganz ledig gewesen / drungen die leute nun so häufig herzu / daß die bediente der Königin die pferde vor dem wagen in langer zeit nicht wieder konten zurecht bringen.
Wie nun alles wieder in vorige ordnung gebracht war / namen sie ihren weg fürter nach dem großen K \niglichen schloß-platz / dahin diese begebenheit schon voran gelaufen war: daher die Königin von Tyro / neben der jungen Königin von Elam / todesangst ausstunden / ehe sie die Königin Ninive lebendig und unverlezt zu sehen bekamen. Alle zu Damasco anwesende versammleten sich nach hof / von dieser unvermuteten begebnis zu reden: die dennoch /so bestürzt sie iederman gemacht / nicht verwehrete /die wunderschöne der Königin von Ninive zu betrachten. Wie nun die Königinnen eine zimliche zeit daselbst beisammen gewesen / und einander viel höfliches erwiesen hatten / begaben sie sich / weil es nun spat war / und der schrecken ein jedes auszuruhen vermanete / wiederum von einander. Es hatte / auf diesem herrlichen platz / jede Königin ihren eigenen palast: daselbst dann auch der Ahalibama / welche die beide Königinnen von Tyro und Elam gleichfalls sehr wol entfangen hatten / eine herrliche wonung angewiesen worden.
Diese hatte kaum von der gesellschaft sich abgerissen / und in ihr einlager sich begeben / da fande sie
Wer die unvergleichliche tugenden und den helden-mut meines verblichenen Königs gekennet / wird mich nicht verdenken / wann ich seine lebens-geschichte / die auf so traurigen todesfall hinaus gelaufen / an stat zierlicher worte / mit heißen thränen fürbringe: massen mir / in betrachtung der vielfältigen gnaden / die ich von kindheit auf von ihme genossen /mein kriegerisches gemüte die bewegungen nicht verwehren kan / die sonsten den soldaten übel anstehen; und muß / bei solchen trauerfällen / als dieser ist / alle großmut aufhören / und auch ein steinernes herz in tränen zerfließen. Also werden dañ / die hohe anverwandten meines K \nigs / von dieser meiner erzehlung wenig tr \stliches zu gewarten haben: auser diesem /daß sie erkennen werden / wiedaß des unvergleichlichen Amraphels nachruhm nimmer sterben
Dieser mein Herr wurde / den Elamiten zu unbeschreiblicher freude / von gegenwärtiger edlen Königin an das tagliecht geboren / in der stadt Climais / da der König Obal sein herr vatter eben hof hielte: welcher / wie er aller notleidenden hülfe und der verlassenen beistand jederzeit gewesen / auch meinen eltern /da sie aus dem Königreich Moab flůchtig werden musten / in seinem reiche aufenthalt gegönnet. Ich wurde dem kleinen Prinzen gleich zugegeben / und wie sein bruder mir ihm auferzogen: der dann seine gnade mir straks so vollkommen zugewendet / daß ich deren unveränderlich sein lebenlang genossen habe. Ein jahr nach seiner glücklichen geburt / gabe ihm der himmel eine schwester / gegenwärtige nunmehr meine gnädigste Königin: die dann nicht weniger freude dem land verursachete. Es erfolgete aber bald darauf der klägliche todesfall des Königs Obal / welcher die Elamiten in allgemeines trauren setzete: weil sie nun ein kind zum König hatten / und / die Assyrische macht fürchtend / der Königlichen wittib / als einer Assyrerin /die obsicht über ihren unmündigen sohn nicht gestatten wolten / damit sie nicht / ihrer damaligen einbildung nach / unter Assyrien geraten mögten.
Dieses mistrauen ginge der Königlichen mutter /wie billig / so zu herzen / daß sie zur andern heurat schritte / und an dem König von Zor in der stadt Tyro sich vermälen ließe: welcher sie in sein reich fürete /und also den Elamiten die freiheit ließe / ihrem jungen König vormündere zu ordnen. Wie schmerzlich es
Die schöne herrliche gestalt / neben dem unvergleichlichen verstand und edlen gemüte / name von jahren zu jahren bei dem Amraphel also zu / daß die Elamiten / durch das gerüchte hiervon gereitzet /kaum der zeit erwarten kunten / da sie ihn wieder bekommen solten. Als aber endlich dieselbige heran nahete / begunten die ienige reichs-stände / so bisher nach ihrem gefallen regiret / und üm ihres eigennutzens willen viel unrechtfärtigkeit gedultet / die augen aufzuthun:
Hierzu nun zu gelangen / wurde zeit und große list erfordert. Es vereinigten sich aber fürnemlich ihrer viere / bei denen die meiste gewalt stunde: daß sie das K \nigreich Elam zugleich regiren / und / auser dem Königs-namen / sich aller K \niglichen macht stäts gebrauchen wolten. Um nun / auf den notfall / auswårtiger Könige beistand zu haben / verheurateten sie sich mit den K \niglichen geschlechten von Ophir /Ellassar / Arabien und Hevila. Der erste / namens Kajumaras / ehlichte eine base des Königs Jaziz von Ophir; der andere / der Berug / des Königs von Ellassar tochter / die Eulea; der dritte / Obad / eine Prinzessin aus Arabien! und der vierte / der Usal / eine Fůrstin von Hevila. Die jenige / so von den ständen dem jungen König zugegeben waren / ihn mit zu erziehen / merketen bald als verständige leute / daß es nicht gar zu richtig in Clam daher gehen müste. Demnach vermaneten sie die Königin / daß sie ihren sohn /mit dem ehsten / seinen unterthanen vorstellen solte. Sie aber / aus antrieb der mütterlichen liebe kunte zu einer so weiten entfernung von ihrem Amraphel sich sobald nicht verstehen: zumal sie auch nochnicht befahrete / daß man in Elam wider ihren sohn so gefärliche dinge schmiedete.
Wie aber diese / ehrliche Elamiten sahen / daß sie bei der fraumutter nichtes ausrichteten / machten sie
Bei solcher beschaffenheit / kame aus Elam nach Tyro / ein abgeschickter von den vier oberwehnten regenten / Alaris genannt: der ja so listig und boshaftig als seine herren war / und heimlich in befehl hatte /durch gift oder andere taugliche mittel den K \nig aus dem weg zu räumen; aber öffentlich muste er die große begierde bezeugen / die alle Elamiten trügen /ihren König bald bei ihnen zu sehen. Er wuste sich solcher massen anzustellen / daß iederman ihn für einen ehrlichen man halten muste: auser dem Niso und Mildor / denen nichs gutes geschwanet; daher sie den Amraphel warneten / sich dem Alaris nicht zu vertrauen. Weil nun diese beide treue Elamiten auf alles fleißig acht hatten / als sahe Alaris / daß er nicht zu seinem zwecke gelangen k \nte / dem K \nig gift beizubringen / wann er nicht iemanden von dessen bedienten auf seine seite bråchte.
Also warfe er die augen auf mich / finge an von tag zu tag mir größere liebkosungen zu erweisen / und gabe
So bald ich nun von ihm abgekommen / ginge ich nach dem Niso und Mildor / und sagete denen alles /was zwischen dem Alaris und mir fürgegangen: die dann so bald mit mir nach der Königin gingen / und Ihr Maj. den ganzen handel entdecketen. Der schrecken war in ihrem mütterlichen herzen so groß hierüber / daß sie alle hofnung håtte fallen lassen / wann der Niso und Mildor sie nicht wieder aufgerichtet hätten: Die den raht gaben / man solte sich gleich des Alaris seiner beisichhabenden sachen bemächtigen /ob man etwas darunter finden möchte / damit wir diese verräterei belegen möchten. Weil nun der K \nig von Tyro eben auf dem jagen war / und den Alaris
Man fande eine vollkommene unterrichtung und vollmacht in Ophirischer sprache / von den Kajumaras und den anderen dreien unterzeichnet: die dieses in sich hielte / daß er solte sich bemühen / den König Amraphel mit gift hinzurichten. Wofern er aber hierzu nicht gelangen könte / solte er sich des Merotas bedienen / und eine eiversucht zwischen diese beide Prinzen bringen / damit / durch solchen haß und daraus-folgende unruhe am Tyrischen hof / die K \nigin bewogen würde / ihren sohn nach seinem reiche ziehen zu lassen: da dann der König von Hemath / der König von Arabien / und der von Elassar / durch deren reiche er reisen müste / ihrem versprechen gemäs / dem Amraphel unterwegs schon mit guter art würden vom brod helfen / ehe dann er sein reich berürete.
Hiebei hatte Alaris mit eigener hand viele anmerkungen gezeichnet / wie dieses am bästen anzugreifen wäre / und schloße er dahin / daß ein heimliches gift das sicherste und leichteste mittel seyn würde: weil anderweit besagter Könige versprochene hülfe einen großen ruff erwecken / oder auch mißlich seyn würde / ob sie auch damit einhalten m \chten. Weil der Amraphel so angenem ware / daß jederman ihn lieben muste / der ihn nur anschauete: als besorgete er sehr /seine gegenwart d \rfte bei ihren bundsgenossen widerige wirkung thun / und sie zur güte bewegen.
Solcher massen nun / erfuren wir v \llig des Alaris geheimnise. Es ware nicht ohne / und die Elamitische Fůrsten hatten hierinn einen guten fürschlag gethan /was den Prinzen Merotas betraffe: dann dieser
Dieses war / was man erstlich hierinn fürnemen kunte: welches auch alles so glücklich von statten ginge / daß Alaris nichtes von allem merkete / was geschehen war: dann er sein zimmer ja so verschlossen wieder fande / als er es gelassen hatte. Also kunte er auf den argwahn nicht geraten / daß man seine briefe gesehen hätte: und mich in seiner verträulichen freundschaft behaltend / entdeckete er mir ferner / daß / weil durch gift der König nicht k \nne vertilget werden / Merotas ein werkzeug werden solte / ihn aufzuopfern: dann weil dieser Prinz ihm einbildete / wiedaß Amraphel / als bei allen Tyriern sehr beliebt / ihme nach seiner vätterlichen erb-kron stünde / wurde er entschlossen / zu fürko ung dessen / ihn niedermachen zu lassen.
Wie dieses nun also alles zu werk gebracht war /gingen wir bei nacht zu schiffe / und segelten mit gutem winde davon: die K \nigin und die Prinzessin Lantine so traurig hinterlassend / als vergnügt der König Amraphel in seinen gemüt war / daß er nun solte gelegenheit überkommen / seinen heldenmut hervor zu legen. Das glück fürete uns diesen weiten gefärlichen
Mildor übername hierauf die reise nach Elam / üm zu erfahren / wie es alda stünde / und auf was weise der König sicher in sein Königreich k \nte gebracht werden. Er gabe sich zu erst bei meinem vatter an /welcher / wegen der zeitung von unserer abreise aus Tyro nach Kithim / in großer betrübnis lebete / uñ hiemit von dem Mildor ein anders vernemend / eine unaussprechliche freude sch \pfete. Mildor erfuhre hingegen / wie die regenten nun zu Elimais haushieltẽ / wie sie / nachdem Alaris von Tyro wieder gekommen / den Amraphel fůr verloren hielten / und nun nach allem belieben ihren mutwillen im reiche verübeten. Weil mein vatter unter dem adel wol angesehen war / als redete er mit dem Mildor ab / daß er heimlich die fürnemsten unter dem adel auf sein landhaus /das zimlich weit von Elimais lage / zusammen fordern / ihnen ihres K \nigs zustand entdecken / und ihrer hülfe für ihn begehren wolte. Dieses wurde also gar glücklich und in verschwiegenheit vollzogen / und bei solcher zusammenkunft ferner abgeredet / daß man /auf einen tag / in allen orten des reichs / die anwesenheit des Königs Amraphel kund machen / und denselbigen in Hala bringen wolte: welchen ort ein Fůrst /namens Nezar / inn hatte / der zwar äuserlich der vier regenten
Sie trieben dieses große werk mit so glücklicher fürsichtigkeit / daß in Elimais niemand etwas davon inn wurde: und reisete Mildor eiligst wieder nach Ophir / ům den König abgeredter massen nach Hala zu bringen. Sein ausen-seyn wårete fast ein halbes jahr / unter welcher zeit der muntere Amraphel auf unserem Landhaus / wie sehr ihn der Niso auch bate /nicht so stille sitzen konte / sondern es wagete / unbekant den Königlichen hof zu besehen / welcher damals zu Havila der haubtstadt des reiches gehalten wurde. Wie wir dahin gekommen / ware eben den folgenden tag ein großes fest / da der K \nig im tempel des feuers sich offentlich sehen ließe: worbei ihre geistliche / die Brachmannen / die opfer und andere dienste verrichten solten. Dieses nun / wie auch den K \nig mit seiner ganzen hofstatt / mit anzusehen / begaben wir uns früh morgens nach dem vorhof des tempels. Der pracht war so übermäsig groß / daß soviel gold und edelgesteine einem die augen blendeten. Wir sahen den großen Jaziz auf einem güldnen stul sitzen / der hoch erhaben von vieren seiner fůrnemsten fürsten getragen wurde. Auf ihn folgete die Königin Rehuma / auf gleich weise / wie der König / bedienet.
Dieser beider majeståt und fürtrefliches ansehen /würde uns die augen genug gefüllet haben / wann nicht hinter ihnen die Prinzessin Indaride geko en wäre: deren wunderschöne sich uns in solcher gestalt zeigete / daß alles / was wir vorher gesehen / hierbei nicht zu rechnen noch zu vergleichen war. Sie wurde
Er war dermassen mit den augen an sie gehåftet /daß er / als nach verrichtetem Gottesdienste / die Königliche personen sich wieder hinweg und nach hof begaben / er den hofbedienten folgen wolte. Er wurde aber von dem Niso zurück gehalten / der ihn vermanete / nach unserer herberg ůmzukehren. Als wir zuhaus dessen / was mir gesehen / einander erinnerten / redete Amraphel kein einiges wort dazu / und hatte er von allem andern / darüm wir ihn fragten / nichtes in acht geno en noch gesehen. Der scharfsinnige Niso /merkte dem jungen K \nig wol an / duß einige unruhe in seinem gemüt vorhanden ware / uñ vermanete ihn /folgenden tags wieder aus Havila hinweg zuziehen. Amraphel aber / etwas entrüstet / antwortete
Als der abend herbei gekommen / fürete uns unser wirt auf eine große sehr lustige wiese / da gemeinlich die Prinzessin / mit ihrem frauenzimmer und den herren bei hof / pflegte in der kůle spaziren zu gehen. Wir hatten das glück / daß solches auch selbigen abend geschahe: und kunte damals Amraphel auch ihre långe und schönen wachstum betrachten / da sie das erstemal stäts auf ihrer stelle ware sitzend geblieben. Was nun die erste ansichtigung in des Amraphel gemüt angefangen / das vollendete diese andere fürstellung der Indaride: also daß er der verliebteste von der welt wurde. Er tratte neben uns anderen / hinter etliche bäume / dieser Prinzessin zuzusehen: die einen wettlauf unter ihren jungfrauen anstellete / und auch selber mit-liefe; und fugte es sich eben / daß sie ihren lauf gerad nach dem busch zu name / der den Amraphel und uns bedeckete.
Wie nun die Prinzessin / so sehr risch als ein reh /weit für die andern füraus kame / und im laufen nach den ihrigen sich ümsahe: stieße sie an einen ast /schluge gälings zur erden / und fiele mit dem angesicht so hart auf einen stein / daß der schmerz und die entfangene wunde sie schreien machete. Amraphel ganz erschrocken / liefe gleich aus dem busch herfür /sie aufzuheben: da er dann ihr schönes angesichte blutig fande. Nachdem er ihr aufgeholfen / und sie also im gras /
So lang er sie absehen kunte / bliebe er unbeweglich stehen. Endlich aber / als sie ihm ganz aus dem gesicht entworden / holete er einen tiefen seufzer: und warnemend / daß von der Prinzessin blut ihm etwas auf sein kleid gekommen / hube er solches zum munde / und kůssete es mit der heftigsten begierde. Niso / dieses sehend / fienge an zu lachen: er aber wurde ganz beschämet / daß wir es gesehen / und ginge damit / sonder ein wort zu reden / nach unserer herberge. Weil er nun sein leiden nicht lang alleine tragen kunte / als wůrdigte er mich / darinn sein vertrauter zu werden / und brachte mir sein anligen so beweglich fůr / daß ich ein mitleiden mit diesem edlen König haben müssen / wann ich ihn schon nicht so herzlich geliebt hätte. Gleich wie aber die verliebten /aus allem / was ihnen begegnet / etwas deuten wollen / also hielte er für ein böses zeichen / daß er zum erstenmal / da er seiner Prinzessin
Weil ich nun / als sein vertrauter / eine so edle liebe nicht schelten kunte / als ware ich ihm darinn so tr \stlich / als ich kunte. Als aber Niso merkete / daß das viele heimliche reden des Königs mit mir / von solchem innhalt seyn müste / den er befahrete / wolte er dessen liebe aus mir erfragen. Weil ich nun nicht sahe / daß des Niso mit wissenschaft hierinn dem K \nig schaden bringen k \nte / als gestunde ich ihm /daß er liebete. Er ginge hierauf zum König / und gabe ihm mit den beweglichsten worten / uñ aus der macht / die er wegen seiner erziehung über ihn hatte / weitläuftig zu verstehen / nicht allein in was gefahr er sich damit stürzete / sondern auch wie unmöglich es wäre /bei seinem jetzigen zustande / in seiner liebe etwas gutes zu hoffen. Er gabe ihm zu bedenken / wann man ihn zu Havila erkennete / wie es so wolüm sein leben / als auch / welches viel höher zu achten / üm alle seine ehre und guten nachrum gethan seyn würde / da alle welt von dem Amraphel spöttisch reden / und sagen würde: Er hätte nicht den verstand noch den muht gehabt / sein Königreich und seine unterthanen /die so inständig nach ihme seufzeten / aus der tyrannei zu erretten / sondern vielmehr in eine närrische liebe / die seiner jugend so ůbel anståndig / sich vertiefet. Demnach bate er ihn / üm aller der sauren mühe willen / die
Mein König / der so grosmůtig war / als einer auf der welt seyn mogte / kunte diese worte des Niso nicht ohne große bewegung anh \ren. Und weil seine liebe / so häftig sie auch war / ihme gleichwol seine gesunde vernunft gelassen als fande er nichtes dawider zu sagen. Demnach fiele er dem Niso üm den hals / und die augen voll trånen habend / bekante er seine schuld / und fassete den schluß / dem Niso zu folgen /und sich der gedanken von Indaride zu entschlagen. Wie er aber nach diesem nicht unterlassen kunte / ihm diese schönheit wieder fürzustellen / befande er bei sich / daß eher der tod / als diese vergessenheit / bei ihm erfolgen würde. Also befiele er mit einer hitzigen krankheit / und ergabe sich so gar der tiefen traurigkeit / daß Niso / dieses zarte gemüt zu heilen / andere mittel zu hand nemen muste. Demnach widersprache er nicht mehr seiner liebe zu der Indaride / sondern billigte dieselbe so weit / daß der Amraphel / nach eroberung seines reichs / durch ehlichung dieser Prinzessin / ein gutes vernemen zwischen beiden kronen zustiften und aufzurichten / suchen möchte. Diesem nach bate er ihn / daß er / üm sich einen wůrdigen besitzer dieser schönheit zu machen / seine gesundheit in acht nemen / und erstlich auf die eroberung seines reichs / hernach auf die erlangung dieser Prinzessin /gedenken wolte.
Diese zusprache munterte den niedergeschlagenen K \nig dermassen wieder auf / daß er in kurzer zeit sich
Weil aber der fürsichtige Niso dieses nimmermehr würde zugegeben haben / als entdeckte er solches mir allein: und reiseten wir damit von Havila hinweg / da wir endlich das landgut glücklich erreicheten. Daselbst nun war unsere erste und einige bemühung /bettlers-kleider herbei zu schaffen / und damit heimlich / ohne des Niso verhinterung / nach der heiligen wildnis hinzureisen. Das glück fugete uns hierinn /daß Niso einen zufall bekame / der ihn des
Als nun uns die Brachmannen aufgenommen / wurden wir in einen besondern ort ihres tempels gebracht: da wir dann die nacht bei den andern kranken verbleiben musten. Den folgenden tag / wurden wir alle in ordnung gestellet: da uns / nach verrichtetem gottesdienste / die Königin und Prinzessin / zum zeichen ihrer andacht besuchen / nach unseren gebrechen fragen / uns trösten / arznei mitteilen / und aufs bäste unser pflegen solten. Das verlangen des liebkranken Amraphels war so groß / daß er kaum dieser glücklichen stunde erwartẽ kunte / da sein arzt ankommen solte. Wie nun endlich die zeit herbei kame / erschiene die Königin mit allen erbaren Matronen /nachgehends die Prinzessin Indaride / von allen jungfrauen begleitet. Sie fielen erstlich ingesamt nieder auf ihre angesichte / anzubeten. Und wie ganz keine zier noch pracht an ihren kleidungen zu sehen war / also
Nachdem sie nun bei vielen rechten kranken gewesen / ersahe sie auch den Amraphel; den sie gar ämsig von ferne betrachtete / und zu einer ihrer jungfrauen sagte: sie erblicke dort ein gesicht / so sie dem ganz änlich befände / der unlångst / wie sie im laufen gefallen / sie wieder aufgerichtet hatte. Hieraus nahete sie sich dem verstellten K \nig / und fragte ihn / was ihm schadete / und worinn seine krankheit bestünde? Ach! große Prinzessin! (antworte Amraphel in Ophirischer sprache / die er wol redete / sie ganz verliebt anschauend /) meine wunde wäre unheilsam / wann eure barmherzigkeit sich mir entzöge. Ich bin deswegen hier / (sagte Indaride) euch zu helfen: zeiget mir nur euren schaden / und gläubet / daß die Gottheit / deren ich diene / meine arznei an euch segnen werde. Mein anligen / (wiederholte Amraphel /) ist nicht äuserlich zu sehen / sondern tief in meinem herzen verborgen: doch will ich dasselbe wol eröfnen / wann mir es die Prinzessin befihlet. Ich habe hier einen balsam / (gabe sie zur antwort /) der trefliche tugenden hat: saget mir nur / an welchem ort es euch am meisten schmerzet /und entbl \ßet daselbst die brust / so wil ich euch von meiner arznei mitteilen. Hiemit öffnete Amraphel seine brust / und indem die schöne hände seiner Prinzessin ihn bestrichen / sagte er zu ihr: Nicht der balsam / sondern die gegenwart der schönsten Indaride /kan meine schmerzen lindern.
Wie nun die Königin / neben der Prinzessin und dem frauenzimmer / den gebråuchen gemås / alles bei
Wir musten daselbsten / in einer höle / für dem nachjagen / uns etliche tage verborgen halten / und wurden wir eifrig gesuchet: weil in dem gedrenge etliche Brachmannen mit ümgeko en waren / das dañ sehr hoch geantet wurde. Des Niso vetter / der nicht wuste / wo wir geblieben / suchete uns ebenfalls allenthalben. Endlich aber wageten wir es bei nacht /und verließen unsere höle / weil der hunger uns daselbst nicht länger herberge gönnete: da wir dann so glücklich
Wir kamen also zu Hala glücklich an / da der Nezar seinen König mit großen unbeschreiblichen freuden entfinge: und wurde es damit aller orten ruchtbar / daß der jenige König von Elam im reich angekommen wäre. Mein vetter / welcher / der genommenen abrede gemäs / alle stände auf des K \nigs seite gebracht / fůrete demselben ein großes heer zu: und versamleten sich die stände mehrernteils nach Hala /ihn zu bewillkommen. Die vier regenten in Elimais /höreten diese zeitung nicht so bald / da wurden sie schlüßig / im ganzen reich auszubreiten: der Fürst Nezar brächte ihnen einen falschen König / und wåre dieses nicht der Amraphel / den er dafür ausgåbe; deshalben solten alle des reichs getreue sich zu ihnen schlagen / üm des Nezars verräterei zu steuren. Der verschlagene Alaris ließe sich hierzu meisterlich gebrauchen / und kame es damit so weit / daß die Elamiten in zwei teile sich trennten: da die hälfte dem König anhinge / die andere den vier regenten zu gebot verblieben. Weil nun / Elimais gleich anzugreifen / in bedenken gezogen wurde / und man sich zuvor recht
Ungeacht aber dessen / siegete Amraphel aller orten / wohin er sich wendete: und wurden die vier tyrannen endlich gen \tigt / aus dem reiche zu entflihen /und in Ophir schutz fůr ihre eigene personen zu suchen. Elimais \fnete hierauf dem K \nig mit freuden die thore: und wurde hiemit sein regiment beståtiget /auch er folgends von allen seinen unterthanen dermassen geliebet und geehret / daß kein glücklicherer K \nig als er seyn mögen / wann ihn die liebe nicht unglücklich gemacht hätte. Zu Tyro erfuhre man mit der zeit dieses alles / und verhelete die Königin ihrem herrn nicht mehr / was sie bisher wegen des Prinzen Merotas geheim gehalten. Weil sie aber / nicht allein ihren sohn in seiner regirung zu sehen / sondern auch mit der Prinzessin seiner schwester / vermög des Assyrischen gebrauchs / dem reich zum bästen / ihn zu verehlichẽ / suchete: als thäte sie diese weite reise zu uns / wie ganz Elam nun in stolzem frieden stunde; und wurde zu Elimais nichtes gesparet / die K \nigliche frau mutter wol und herrlich zu entfangen.
Wie sie aber ihr fürhaben / warum sie eigentlich angekommen / mit zuziehung der stände / dem König anbrachte: entschuldigte sich der aufs höchste mit der Indaride von Ophir / welche sein herz dermassen besessen
Mitlerweile nun die K \nigin von Tyro / und die Prinzessin von Elam / bei uns sich aufhielten / ordnete der K \nig gesandte nach Ophir ab / den Kajumaras / Berug / Obad / Usal und Alaris / als verråtere des reichs / abzufodern / und dabei alle nachbarliche freundschaft dem Könige Jaziz anzubieten. Der Niso neben dem Mildor / übernamen diese reise: und befahle ihnen der König absonderlich / daß sie üm den zustand der Prinzessin Indaride sich erkündigen solten. Sie musten auch herrliche geschenke / für die Königliche personen / mit sich nemen / und alles mit möglichstem glimpfe fürtragen: damit kein krieg daraus entstehen m \gte.
Wie diese gesandten in Ophir kamen / wurden sie nicht allein schimpflich gehalten / und ihre geschenke nicht angenommen / sondern auch dem Kajumaras und seinem anhang fernere sicherheit versprochẽ. Sie gerieten daneben auch auf der rückreise in große gefahr /
Der gesamte raht / neben allen fürsten und großen des reichs / bekräftigten diese des Königs meinung /als er ihnen solche entdeckete. Mitlerweile man aber sich zu diesem krieg rüstete / zoge des K \nigs frau mutter und schwester wieder nach Babel / und barrete man noch den winter hindurch / ehe der krieg angekündigt wurde. Aber in früling ginge solcher an / da der Prinz Baleus mit einer ansehnlichen Assyrischen hülfe zu uns stieße: und bliebe niemand von allen großen in Elam zurücke / als nur der Nezar / den der König / zu vergeltung seiner erwiesenen treu / zum reichsstatthalter machete / und seinem sohne / dem fůrsten Sadrach / die v \lker zu befehlen hinterließe /die zu beschützung des reichs in Elam stehen blieben.
Wann ich alle dapfere thaten meines K \nigs / die er in diesem krieg verrichtet / allhier erzehlen solte /
Hierauf entschloße sich mein K \nig / mit den seinigen die vestung Nissa am flus Cophene zu belagern /in welcher / wie man ihm gesaget / die K \nigin und Prinzessin Indaride sich aufhielten. Der Prinz von Assyrien befande sich mit seinen völkern üm Havila: da der K \nig Jaziz ihrer in stolzer sicherheit erwartete /und sich auf seine große gewalt verlassend / ungeachtet der verlornen schlacht / diesen feind wenig fürchtete. Wir funden aber den ort Nissa sehr fäst / ja fast unüberwindlich: also daß alle unsere verständige alte kriegs-bediente dem K \nig abrieten / die zeit vor dieser vestung zu verlieren. Er aber wurde / gleich als ein eisen / nach seinem magnet gezogen / und wolte lieber alles wagen / als diese gelegenheit aus hånden
Wir musten einen gähen felsen hinan / auf welchem das schloß gebauet war. Und ungeacht der vielen steine und pfeile / die als ein hagel auf uns herunter fielen / kame der K \nig doch hinauf: da ich unter allen das glůck hatte / ihm gesellschaft zu leisten. Also sahen wir zween uns allein oben auf der mauer mitten unter den feinden; so beschådigt und abgemattet / daß /wann nicht bei dem Amraphel die liebe / und bei mir die treu gegen meinem K \nig / gefochten hätte /würde es unmöglich gewesen seyn / unsere freiheit denen im schloße so teuer zu verkaufen: massen wir mit so vielen todten ümgeben wurden / daß uns eher /so zu reden / die todten / als die lebendigen gefangen namen. Also fielen wir endlich / ganz verblutet / onmächtig über die todten her: da die Königin / die uns neben der Prinzessin / aus ihrem fenster so verwundersam streiten sahe / dem schloß-hauptman Nergal befohle / uns wol in acht zu nemen / und nach unseren wunden sehen zu lassen.
Die unsrige wolten zwar den sturm vollfůren: es war aber unmüglich / und waren schon etliche tausend todt geblieben. Der feldherr Abialton / die unm \glichkeit sehend / ließe endlich vom sturm ab: da er den K \nig missend / nicht anderst vermutete / als daß er unter den todten sich befinden würde. Dieses große
Wir wurden entzwischen im schloße wol gehalten: und weil wir in des Nergal hause lagen / als erwiese sich dessen fraue / die Jubalis / so geneigt gegen uns /und sonderlich gegen dem Amraphel / daß bei ihr eine mehr als gemeine wolgewogenheit sich äuserte. Wie nun unsere wunden geheilet waren / erlangten wir durch ihre vorbitte / daß der Nergal uns erlaubete / in Nissa ümher zu gehen / wo wir hinwolten: iedoch allemal von etlichen von der wacht begleitet. Weil Amraphel nicht befahren dorfte / daß er würde erkant werden / indem von seinen feinden / als von des Kajumaras anhange / keiner in Nissa ware: als strebete er nur darnach / seine Prinzessin zu sehen. Er fande zwar oft gelegenheit hierzu: doch fiele ihm darbei unmüglich / mit ihr zu reden / weil sie stäts mit vielen leuten ümgeben war / auch der Nergal / uns soviel freiheit nicht verstattete.
Dieses setzete den Königlichen hof in große bestürzung und traurigkeit / und ließe sich weder die Königin noch Prinzessin mehr sehen / die nichts als großes klagen füreten. Wir erfuhren solches von der Jubalis:
Wie nun die erschrockene Königin nicht wuste /worzu sie sich entschliessen solte / und den abgesandten einpar tage aufhielte: ginge eines abends die Prinzessin Indaride / mit wenigen der ihrigen / auf der stadtmauer spaziren; und weil die traurigkeit ihr alle gesellschaft verleidete / hatte sie ihren leuten geboten / etwas hintan zu bleiben. Der verliebte Amraphel name diese gelegenheit in acht / sein fůrhaben werkstellig zu machen / und mich bei denen / die uns bewacheten / verlassend / die ich inzwischen mit gesprächen aufhielte / folgete er der Prinzessin: Nachdem er sie erreichet / fiele er ihr zu fus / und fassete sie / als sie fůr entsetzen entweichen wolte / unten beim rock /zu ihr sagend: verziehet / schönste Prinzessin! und gebet demjenigen einen augenblick gehör / der eure jetzige traurigkeit stillen kan. Auf diese seine worte /bliebe die Indaride stehen / und sich erinnerend / ein solches gesichte ehmals gesehen zu haben / fragte sie ihn / was sein begehren wäre? Ich wil euch / (antwortete er /) den K \nig von Elam in eure hände liefern /weil der eine ursach so teurer und edler tränen ist / die eure sch \ne augen iezt über dieses Königs glück und sieg vergießen. Ihr wisset noch nicht / sch \nste Prinzessin!
Diese worte / die er mir hernach erzehlet / machten die Prinzessin ganz bestürzet / und wuste sie nicht /was sie hiervon gedenken solte. Indem ergriffe Amraphel ihre hand / und dieselbe sanft drückend / sagte er ferner zu ihr: Hier sehet ihr diesen verwegenen König von Elam / der euch so wehrte tränen auspresset! Ordnet nun künlich über ihn / was ihr meinet / daß er verdienet habe. Indaride in ihrem entsetzen hierdurch gestårket / entzoge ihm eilig ihre hand / und etliche schritte zurůck tretend / sagte sie endlich zu ihm: Wie? habe ich euch nicht ehdessen bei den Brachmannen gesehen? Als er ihr solches bejahet / und dabei nochmals heteuret / daß er der Amraphel wäre: geriete sie wieder in den ehmaligen wahn / er wäre tollsinnig / lächelte demnach und sagte: Wollet ihr euch mutwillig in gefahr stürzen! Machet nicht einen so bösen König aus euch: es dörfte sonst euer leben kosten. Hiemit wolte sie ihn verlassen; er aber solches verwehrend / antwortete: Gläubet mir / große Prinzessin! daß ich Amraphel bin. Eure schönheit brachte mich ehmals zu den Brachmannen / da ich / üm euch zu sehen / mich unter die kranken begabe. Eben diese sch \nheit hat mich auch in diese vestung gebracht /und zwinget mich aniezt / üm eure traurigkeit zu stillen / mich und mein glůck eurer willkür zu untergeben. Und wollet ihr meinen worten nicht
Diese worte / welche der König ohne anzeig einiger tollheit fůrbrachte / neben seinem guten wesen /machte die Prinzessin stutzen: und fülete sie sich gereget / ihme / ob er gleich ihr todfeind war / nicht abhold zu seyn. Sie wuste aber nicht / was sie ihm sagen solte: und kunte / da sein stand neben seiner entdeckten liebe sie ganz verwirrt machete / zu keinem worte kommen. Indem erl \sete sie aus dieser verwirrung /der Ascadates ihr kammerherr: welchem sie / sobald sie ihn ersehen / entgegen gienge / den Amraphel in der unruhigsten betrübnis zu rück und allein verlassend. Dieser Ascadates aber / brachte ihr sehr traurige zeitung: dann die K \nigin hatte post bekommen /wiedaß der schwerlich-verwundete Jaziz gefangen /und in das Elamitische lager wåre eingebracht worden. Weil nun Indaride ihren herr vattern sehr liebete /als gienge ihr dieses überaus nahe. Indem erinnerte sie sich / daß ihr Amraphel verheisen hatte / durch ein schreiben die belägerung gleich aufzuheben. Demnach entschlosse sie sich / ihn üm die freiheit ihres herr vattern / noch in selbiger nacht / anzusprechen.
Also ließe sie ihn / durch den Nergal / heimlich aufholen / und redete ihn also an: weil ich nicht weiß /was ich von eurer person glåuben sol / so will ich hierdurch erfahren / ob ihr wahr geredet / wann ihr /durch einen befehl von eurer hand geschrieben / den König meinen herr vattern aus dem lager / da ihn die Elamiten
Die Königin wuste nicht / wie ihr geschahe / als sie so unverhoft ihren gemal wieder erlangte. Die Prinzessin aber / wurde hierob so erfreut / als bestürzet /und konte nun des Amraphel worte nicht mehr in zweifel ziehen. Mitlerweile jederman sich über die nie-erh \rte höflichkeit des feindes verwunderte / fuhre Indaride fort / sich des Amraphel zu bedienen. Als sie alles / was sie ihr fürgenommen / in ordnung gerichtet / ließe sie bei nacht / durch den Nergal / meinen König und mich vor sich fordern: da wir sie / neben einer dirne / in einem gewölbe fanden. Nachdem sie
Diese worte brachte sie so holdselig für / daß /wann schon Amraphel weniger verliebt gewesen wäre / er ihr doch nichtes würde haben versagen können. Er gabe ihr zur antwort: Er achte sich geboren und für sein einiges glück / ihrem befehl zu gehorsamen; und solte sie morgen / mit dem tag / den frieden in ihrem reiche haben. Was aber seine freiheit anbelange / so begehre er solche nicht / weil die entbärung ihrer gegenwart ihm unleidlicher wäre / als die schwersten bande: und es wůrde ihm lieber seyn / daß er / wann er sie liebend eine mishandlung begehe / solche mit einem tod bezahle / zu welchem sie ihn verurteilen wolle. Eine angeneme röte stiege hierauf der Prinzessin ins gesichte / und die augen niederschlagend /sagte sie: Ich bin dem König von Elam so viel schüldig / daß ich gern überhoben seyn m \gte / in der zeit mich über ihn zu beschweren / da ich ihm zu danken so hohe ursach habe. Ich will aber hoffen / der K \nig Amraphel werde die freiheit von mir annemen / die ich ihm
Ach sch \nste Prinzessin! (erkünere hierauf Amraphel zu antworten /) lasset mich nicht so elend und unwissend von hinnen ziehen / ob ich euch lieben /und von eurem herrn vatter euch begehren dörfte? Ein K \nig auf dem thron / (sagte Indaride) darf thun / was er will / und redet alles mit bässerem nachdruck / als wann er sich ohne purpur sihet. Hiermit gienge sie /unerwarteter antwort / von uns / und befahle folgends dem Nergal / uns durch einen verborgenẽ gang unter der erden wegzubringen. Also sahen wir uns / bei anbrechendem tag / im felde / nicht weit von unserem lager: in welches wir / zu unserer volker h \chster verwunderung / eintraten / und unbeschreibliche freude bei ihnen erweckten. Hierauf wurde gleich dem Abialton befehl erteilet / die belagerung aufzuheben: massen wir / noch den tag / von Nissa hinweg rücketen. Es wurde auch nach Havila an den Prinzen Baleus / wie auch an alle andere haubtleute / so eingenommene plåtze besetzet hielten / ein reitbote mit briefen und befehl abgeordnet / die \rter dem König von Ophir wieder einzuräumen / und den frieden auszuruffen.
Also zogen wir eilig aus Ophir hinweg / und als wir an die gränze des Bactrianischen reiches gekommen / welches in schweren krieg mit den Assyriern gerahten war / blieben wir allda stehen / bis der Baleus mit seinen v \lkern zu uns stieße: der dann dem K \nig Amraphel / die häubter des Obad / Usal und Alaris mitbrachte. Der König von Ophir gabe uns auch alle gefangene ledig / zur erkentnis / daß unser
Nachdem ich diese reise glücklich abgeleget / fande ich meinen K \nig zu Elimais wieder in höchster traurigkeit / weil das andenken seiner Prinzessin / und die entfernung von derselben / alle freude aus seinem herzen verbannete. Demnach ward er endlich / mit gutbefinden seiner stände / entschlossen / eine gesandschaft nach Ophir abzuordnen / und bei dem großen Jaziz üm diese Prinzessin anhalten zu lassen: und ward ich abermals / diese große anwerbung abzulegen / von meinem K \nig erkieset. Nebenst dieser öffentlichen verrichtung / bekame ich etliche geheime befehl / und ward mit vielem gewerbe beladen / so allein die Prinzessin betraffen / und die ich auf ein gutes glück setzen muste / ob ich sie anbringen könte.
Ich fande den Königlichen hof in der stadt Ophir /die an dem großen fluß Pison gelegen ist / allwo zu sommerszeit der K \nig gemenilich zu seyn pflegte. Ich wurde als ein Elamitischer gesandter / gar höflich entfangen /
Weil ich nun also die freiheit hatte / bei hof mich sehen zu lassen / wann ich wolte / als versäumte ich keine gelegenheit / meines K \nigs båstes in acht zu nemen / deren eine ich dann eines tags gar glücklich ergriffe. Dann als die Königin / der ich in ihrem gemach aufwartete / mit einem gesandten von Elassar zu reden hatte / und der Prinzessin inzwischen befohle /mir gesellschaft zu leisten: erkünete ich / nach anderen gesprächen / sie der ehmaligen geschichten meines Königs zu erinnern. Ich sagte unter andern / wiedaß der König Amraphel / iezt in seinem purpur / ihm die huldreiche worte wiederholete / die sie beim lezten
Hiermit sich gegen mir verneigend / ginge sie aus der Königin gemach / mich meines herrn halber ganz unruhig verlassend: daher ich fast nicht gewar wurde /daß auch der gesandte von Elassar hinweg ginge / und mich bei der K \nigin allein verließe. Diese kame hierauf gleich zu mir / und sich in allerhand gespräche mit mir einlassend / wurde sie endlich so verträulich / daß sie mir alles entdeckete: wie nämlich der König Jaziz meine anwerbung zwar sehr wol aufgenommen / sich aber schwerlich hierauf zu meines herrn vergnügung erklären wůrde / weil er dem Hiarbas Prinzen aus Egypten die Prinzessin zugedacht / und ihn nach sich zum König in Ophir erneñen wolte. Wie ich nun die K \ngin so offenherzig fande / sagte ich hierwider; Es sei ja landkündig / daß der Prinz Hiarbas die Mirina Prinzessin von Basan liebete / und
Diese der Königin gegen meinen herrn bezeugende gunst / fande bei mir wenig glauben. Und meines verliebten K \nigs verzweifelung mir fürstellend / wann ich ihme bei meiner wiederkunft alle hofnung / die Indaride zu überkommen / benemen würde / finge ich an / etwas ungedültiger zu reden / wiewol ich es nicht in befehl hatte / und mit einem neuen kriege zu drohen. Eben dieses thäte ich nachgehends bei dem König /als er mir diese seine erklärung er \ffnete / daß die Indaride bereits versprochen wäre / auch nach ihm die Ophirische kron erben / und solche dem Prinzen Hiarbas aufsetzen solte. Es wurde aber mein drohen / weil es nur worte und keine vollkommene ankündigung des kriegs war / wenig beherziget. Ich muste also mit diesem bescheid / dabei ich zwar tausend h \flichkeiten entfinge / wieder abziehen / und vermochte keine gelegenheit mehr zu erlangen / die Prinzessin nochmals anzusprechen. Den Prinzen Hiarbas hatte ich bei meiner anwesenheit in Ophir nicht gesehen / weil der bei der Königin Salamis im lande Nod sich aufhielte. Ich ließe mir aber das noch zu einem kleinen troste dienen / daß ich dieses Prinzen
Als mein König mit schmerzlichem verlangen meine wiederkunft erwartet / verriete ihm alsobald /mein betrübtes aussehen / meine unglückliche verrichtung: da es dann sowol ihme / zu fragen / als mir /etwas zu sagen / an muht gebrache. Soll ich sterben /Hadoran? fragte er endlich. Nein / gnädigster K \nig! (antwortete ich /) der himmel gönne E. Maj. langes leben / üm mit gewalt die jenige aus Ophir zu holen /die man gutwillig zu ihrem glück nicht will abfolgen lassen. Hiermit hatte ich gnug gesaget / und ware der verliebte Amraphel hiernächst nicht zu trösten / was ich auch für gründe herfürsuchete / sein niedergeschlagenes gemüt aufzurichten. Er kunte nirgendher einen schluß fassen / und dorfte ihm auch niemand sagen / daß er der Indaride vergessen mögte. In solcher trůbseligen unentschlossenheit schwebte er eine lange zeit / und name inzwischen ab / wie der tag. Endlich fiele ihm in die gedanken / unbekant nach Ophir zu reisen / und / wo müglich / sich bei der Indaride so beliebt zu machen / daß er sie entfüren d \rfte. Ihrer wenige im reich / erfuhren dieses sein fürnemen. Dem Prinzen Nezar / seinem Statthalter /vertraute er sich hierinn vor andern: dem er auch / in seiner abwesenheit / die v \llige regirung anbefohle. Also reisete er nach Ophir ab / wol versichert / unbekant zu bleiben / weil ihn / auser der Prinzessin / niemand daselbst erkennet: massen auch diese / wie ich gewiße nachricht erhalten / niemanden geoffenbaret hatte / daß er in Nissa sich befunden. Mein verhängnis wolte / daß ich auf dieser reise den König nicht begleiten
Wie sie in Ophir ankamen / befande sich der König zu Nissa / das frauenzimmer aber auf einer wallfart bei den Brachmannen: und wurde damals der hof durch die anwesenheit des Hiarbas gezieret. Mein König / unter dem namen Sadrach fürst aus Elam /machte sich gleich am hofe bekant: und weil denselbigen viele junge ritter von allen orten her besucheten /und sich daselbst aufhielten / als kunte ihrer beider ankunft niemanden verdächtig fürkommen. Es stunde auch Amraphel dem K \nig und dem Prinzen von Egypten so wol an / das sie beide seine person hochachteten: sonderlich Hiarbas / üm den er täglich seyn muste. Es kame aber / kurz nach ihrer ankunft / die Prinzessin Mirina / aus Teutschland über Bactra zurücke / mit sich fürend ein mächttiges kriegsheer dapferer weiber: welche den durchzug durch Ophir begehrete / üm den K \nig von Elassar zu bekriegen /und an dessen sohne sich zu rächen / der ihr ihren geliebten Prinzen Ingerman / des Königs Bojus sohn /ümgebracht hatte. So unangenem nun dem König von Ophir ihre ankunft war / so sehr erneuete sich des Hiarbas liebe gegen der Mirina: bei deren er / ob gleich von ihr nicht wieder geliebet / jedoch in hoher achtung ware. Wie er dann / ihr in diesem feldzuge zu dienen / sich gleich anbote: zumal auch der König von Ophir nicht ümhin konte / ihr beistand zu leisten / und ein ansehnliches volk ihr mitzugeben / wider den K \nig von Elassar / der eben
Ob nun wol der Jaziz lieber gesehen hätte / daß Hiarbas wäre bei ihm geblieben / so muste er ihm doch hierinn seinen willen gönnen: doch wurden ihm die Ophirische völker nicht untergeben / damit er / bei langwürigkeit dises kriegs / nicht gehalten wåre /demselben stäts beizuwonen / sondern auf erfordern wieder abkommen könte. Und weil die dapfere Mirina ein eigenes heer teutscher kriegs-knechte bei sich hatte / die ein teutscher Fürst / der wegen seiner schönheit der sch \ne Assur genant wurde / gefüret /als ůberkame derselbe auch den befehl über die Ophirische hülfvölker. Mein König / der Hiarbas und Abialton / begaben sich mit in diesen kriegszug / als freie rittere: und verhoffete Amraphel sich durch seine thaten so beliebt zu machen / daß es ihm künftig in seiner liebe zu nutzen gereichen solte.
Es hatte mein k \nig seine Indaride noch nicht gesehen: weil sie aber für dem ort fürüber musten / da sie mit der Königin ihre andacht hielte / als gabe es die gelegenheit / daß / wie die Mirina der K \nigin / als ihrer frau mutter schwester / zusprache / der Sadrach und Abialton auch mit in diese heilige Einsidelei kamen. Dieses war eben der ort / da der verliebte König mit seiner Prinzessin zum erstenmal / als ein kranker bettler / geredet: und nun erschiene er wieder daselbst unter der decke eines entlehnten stands und namens. Indaride / ihn ersehend / gabe durch veränderung der farbe nicht unklar zu vernemen / daß sie ihn erkennete. Indem nun er solches warname / kunte er sich nicht zwingen / wie sehr ihn auch der Abialton
Hiemit wurde sie von der Königin beruffen / daß also ihr gespråche sich endete. Weil Mirina eilete / als kunte mein König keine gelegenheit mehr erlangen /die Prinzessin zu sprechen. Er bliebe aber mit diesem vergnüget / daß er wuste / daß ihn seine Prinzessin erkennet / und er aus ihrem wesen verspüret hatte / daß er ihr nicht zuwider wäre. Welcher gestalt hierauf dieser krieg im Königreich Elassar abgelaufen / ist dißorts unn \tig zu erzehlen / und wird genug seyn /wann ich allein sage / daß mein dapferer König /neben dem Hiarbas und Abialton / der heldin Mirina das ganze reich Elassar erobern halfen. Der Amraphel und Hiarbas stifteten inzwischen miteinander eine so vertråuliche freundschaft / daß jener endlich diesem /seinen stand / neben der ursach / die ihn unter Sadrachs namen in Ophir gefüret / entdeckte: da
Mit gleichmäsigen bezeugungen ehrten ihn auch die Königin und Prinzessin: welche letzere die beständigkeit seiner liebe erkennend / ihn anderst als bisher anzusehen begunte / und gegen ihme das bei ihr entfunde / wovon sie sich selbst nicht überreden wolte /daß es gegenliebe wäre. Weil auch Hiarbas / sein dem Amraphel gethanes versprechen / je eher je lieber erfüllen wolte / als redete er meines K \nigs wort also gegen der Prinzessin / (mit welcher er / verträulich wie ein bruder lebete / weil Mirina ihm verwehrete /sie als seine liebste anzusehen /) daß sie sich endlich bewegen ließe / nit allein dem verliebten Amraphel zu vergönnnen / daß er sie liebete / sondern auch ihn hoffen zu heisẽ / daß sie ihn wieder lieben würde / wann ihre eltern damit überein sti en wolten. Wer war /nach dieser erklärung / vergnügter / als mein K \nig? zumal als er / von dem Hiarbas nachgehends zu der Prinzessin gefůret / solches aus ihrem holdseligen munde selber vername. Er fiele ihr ohn unterlaß zu fuße / ihr für solche gnade zu danken / und war schon mehr als wol zu frieden / ob er gleich sein fürhaben noch lang nicht erreichet hatte / sie zu ihrer flucht zu bereden.
Wiewol sie nach dieser zeit sehr vertråulich miteinander ümgingen / so wolte doch mein König nie erkünen / der Prinzessin zu offenbaren / daß er sie entfüren
Eines tags / als er bei ihr war / und ein täfelein auf ihrem tische ligen sahe / schriebe er / zugleich seine vergnügung und hofnung ihr fürzumahlen / in dasselbe diese reimsätze / die er mir nachmals widerholet:
Sie wolte aber nicht / wie er verlanget / seine meinung hieraus erlernen / sondern bate ihn / daß er seine vergnügung der himmlischen schickung überlassen / und die gedult mit der hofnung tr \sten wolte.
Der König Jaziz triebe von tag zu tag den Hiarbas an / die Indaride zu ehlichen / und hatte diese heurat so fäst gestellet / daß es eine lautere unmöglichkeit war / ihn davon abzubringen. Demnach unbetrachtet aller ausflüchte / die der Hiarbas machete / setzete er einen tag des beilagers an: daß dann den dreien verliebten große unruhe verursachete. Dann Hiarbas liebte die neue K \nigin von Elassar so håftig /
Wie sie nun / dieserwegen sich zu bereden / öfters heimlich zusammen kamen / und eines tags sich in einem garten befanden: wolte ihr unglück / daß in der låube / in welche sie gingen / einer von des Jaziz kämmerern / üm etwas auszuruhen / unter eine bank sich gelegt hatte / und von ihnen nicht ersehen wurde: der dann / durch ihr gespräch erwecket / alles mit anhörete. Es ward abgeredet / daß der Sadrach ein schiff bestellen / und es in etlichen tagen bereit halten solte /die Prinzessin auf dem fluß Cophene
Dieser verräter / als sehr verschlagen / legte auf alles fernere kundschaft / und überfiele diese unglückliche verliebten / als sie / nach genommenen abschied von der K \nigin Rehuma und dem Hiarbas / bei nacht sich zu schiff begeben wolten. Der mutige Amraphel /an nichtes weniger als an sein unglück gedenkend /sahe sich von der menge übermannet / wurde von seiner halbtodten Indaride abgerissen / und in des Nergals seines ehmaligen wirts hände geliefert / der / auf des Königs befehl / ihn in ein schweres gefängnis warfe. Die Indaride brachte man in ihr gewönliches zimmer: welches aber / so wol als des Hiarbas gemach / mit einer wacht besetzet wurde / daß sie nicht heraus kommen konten. Hiarbas / der / aus dieser seiner verhaftung / den unglücklichen fortgang ihres anschlags vermuten kunte / ware in h \chster unruhe begriffen /
Hiarbas wolte nun etwas darwider sagen: aber der verbitterte Jaziz wolte ihn nicht anh \ren / verließe ihn in solcher verwirrung / und ginge von ihm zu der Indaride: die er auf dem bette fande / da sie sich erbärmlich gebärdete / und das unglůck ihres Amraphel beweinete. So bald sie ihren erzürnten vatter erblickete /wolte sie / in erinnerung / wie sie ihn beleidiget / sich verbergen. Er aber zoge ihr die decke vom gesichte /und sie ergrimmet anschauend / hielte er ihr / mit den entfindlichsten worten / ihr verbrechen fůr / und bezüchtigte diese keusche seele mit so greuligen lastern / daß sie anhube ihr selber feind zu werden / und nichtes zu ihrer entschüldigung fürbringend / sich allein mit ihren tränen vertheidigte. Diese aber begunten noch häufiger aus ihren sch \nen augen zu dringen /als der Jaziz ihr / eben wie zuvor dem Hiarbas / andeutete / daß sie / auf folgenden tag / an diesen Prinzen solte getrauet werden. Hiemit sie verlassend /
Dieser / name den befehl mit großen mitleiden an /weil er meinen König sehe liebete: dem er doch endlich seinen tod ankůndigte. Amraphel entsetzte sich hierob im geringsten nicht / auser daß er ihm betrübt fürbildete / wie schmerzlich es seine Indaride entfinden würde. Er bate den Nergal / ob es nicht m \glich wäre / daß er zuvor seine Prinzessin noch einmal heimlich zu sprechen bekommen m \chte? Dieses sein verlangen / so schwer es schiene / name doch der mitleidige Nergal über sich / ins werk zu fördern. Weil er schloßhaubtman war / und alle verborgene gänge zu allen gemächern wuste / als fürete er meinen König /so bald es abend worden / unvermerkt in der Indaride kammer. Diese Prinzessin / weil sie von seiner ankunft nichtes fürher vernommen hatte / wurde / ihn ersehend / mit freudigem entsetzen befallen: welches sich aber bald in eine tödliche traurigkeit verkehrte /als sie von ihm vername / daß er kommen wäre / ihr die lezte gute nacht zu sagen. Ach Sadrach! (schrye sie / ihn also vor dem Nergal nennend /) wollet ihr mich dann allein zurücke lassen / und ohne mich sterben / der ihr mich tausendmal versichert / daß ohne mich ihr nicht leben k \ntet? Sol der tod dieses band zureissen / welches eine so keusche liebe so fäst verknüpfet hat? Nein! ach nein! ich wil von euch keinen abschied nemen: ich wil mit euch sterben. Süße wird mir der tod seyn / der mich die eurige ungeschieden bleiben lässet. Diese worte rüreten des standhaften
Als nun der verliebte Amraphel nicht über ihr gemůt erhalten konte / daß sie ihm zusagen wollen /nach seinem tod ferner zu leben / fiele er ihr endlich zu fuß / sie abzugesegnen. Gleichwie aber er ihr die lezte gute nacht zu sagen nicht vermochte / also erstummete sie ebenfalls / wie sie merkete / daß es zum abscheiden gehen solte. Sie vergaße aber / in solcher angst / der sonst-gewohnten erbarkeit / und fiele ihm üm den hals / ihn so fäst in ihre arme schließend / daß der Nergal und ihre jungfrau Melinde / so allein bei diesen traurigen abschied gegenwärtig war / sie mit gewalt von ihm los reißen musten. Sie fiele damit onmächtig nieder / und Amraphel / auch mehr todt als lebendig / wurde wieder in sein gefängnis gebracht: da er die lezte stunde seines lebens augenblicklich erwartete. Und hiernach ein verlangen bezeugend / weil er sich sonder hofnung sahe / davon zu kommen / wañ er gleich seinen stand geoffenbaret hätte / bewarb er sich ganz nicht / auch seinen freund den Prinzen Hiarbas
Nun ware des Nergals frauen / der Jubalis / ihre ehmalige liebe zu meinem König noch nicht vergangen /und kunte sie dessen hinrichtung nicht vetragen. Demnach / auf seine errettung gedenkend / gabe sie acht /wann der Nergal befehlen würde / den Sadrach zu enthaubten. Als nun solches erfolget / gewonne sie den diener / der es verrichten solte / mit verehrung vielen geldes / und beredte ihn dahin / daß er / an stat Sadrachs / einen andern / den sie ihm nennte / enthaubten / seinem körper des Sadrachs kleider anlegen /und das haubt mit blut also verstalten solte / daß es unkentlich würde. Dieser nun / so also für meinen K \nig sterben muste / war der gute Abialton: welcher / als er mit seinem König abfahren wollen / durch den Helez auch mit ware eingezogen worden / und nicht allein mit den haaren / sondern auch in der bildung /dem K \nig Amraphel / als ein vetter vom K \niglichen hause / sich etwas vergliche. Dieses hatte die Jubalis in acht genommen / und darüm / durch solche gleichheit / ihrem geliebten Sadrach das leben zu fristen / sich unterstanden. Dieser anschlag gienge nun glücklich / nach ihrem willen / von statten. Und nachdem er das haubt dem Nergal gebracht / der es mit tränen anname / eilete der erkaufte diener der Jubalis /zu meinem K \nig in das gefängnis: dem er seine kleider auszoge / und damit des Abialtons körper bekleidete. Nachdem er den ganz-bestürzten
Mein König / der seinen tod vermutete / wuste nicht / wie ihm geschahe / als er sich in eine kammer versperren sahe / da alles herrlich und k \stlich ausgezieret ware. Sobald aber der morgen angebrochen /gienge Nergal mit dem haubte zum K \nig: der es in einen gůldenen deckelkorb legen / und den Hiarbas zu sich holen ließe. Dieser Prinz / so hiervon nichts wuste / war bekümmert / wie er seinem freunde dienen möchte. Als er aber / für den König kommend /von dergleichen zu reden beginnen wolte / gabe ihm der den verschlossenen korb / mit befehl / denselbigen seiner tochter zum geschenke hinzubringen. Hiarbas /dieses für ein zeichen sonderbarer güte achtend / eilete mit dieser grausamen gabe nach der Indaride gemach: die er in der tiefsten traurigkeit fande / indem sie alle angenblicke die zeitung von dem tod ihres Amraphels vermutete. Sie erblassete gleich / als sie den Hiarbas ersahe / uñ mit zittern den korb annemend / hatte sie ihn kaum eröfnet / da schrye sie überlaut / und eiligst ein messer ergreifend / welches sie zu diesem fürhaben zu sich gestecket / stieße sie ihr solches in die brust: worauf alsofort / das geschrei von ihrer entleibung / in ganz Nissa erscholle.
Der edle Hiarbas wurde für schrecken und unmut halb rasend / als er so unverhofft solche greuliche mordtaten zusehen bekame. Er liefe auch gleich zu dem Jaziz hinein / den er / dieser verübten tyranne halber / gri ig und ohne einige ehrerbietung ausscholte:
Ihre schwache verwehrung aber würde es nicht ausgemachet haben / hätte nicht eben der himmel es so gefüget / daß ich / in Nissa denselben morgen heimlich kommend / gelegenheit erlanget / meinem König in dieser noht beizuspringen. Dann wie ich / von dem Statthalter Nezar / mit etlichen v \lkern an die gränze von Ophir gesandt wurde / alda dem König mit der Prinzessin zu entfangen: triebe mich mein verlangen /meinen K \nig zu sehen / und machte mich also mit wenig dienern füraus ziehen / in hofnung / auf dem flus Cophene meinen herrn zu finden. Wie ich aber näher kame / hörete ich die betrübte zeitung / wie unglücklich diese entfürung abgelaufen. Demnach eilete ich verkleidet in Nissa hinein: daselbst ich eben ankame / als dieser klägliche handel darinn fürgegangen ware. Weil mir nun des Nergals haus / von vorigen zeiten her / annoch bekant / als begabe ich
Nach vielem zureden / wurde ich endlich von meinem K \nig erkant. Doch ware alles bei ihme so erstorben / daß / da er mich sonst iederzeit sehr geliebet / er damals die geringste freude über meine ankunft nicht spüren ließe. Was er mir sagte / ware allein von seiner entschließung / daß er sterben wolte. Ich wolte ihm solches nicht gerad widersprechen / brachte ihm aber allmählich bei / wiedaß er zuvor seiner Prinzessin tod an dem Jaziz rächen müste / und also dann mit größerer ehre / nach verübter solcher rache / sterben k \nte. Ich thäte hinzu / wiedaß sein ietziger tod / seiner Prinzessin zu nichtes nutzen / hingegen vielmehr ihrer beider gutes gerüchte verkleinern würde / wann die welt erfüre / daß der Elamitische K \nig also ungerochẽ / in einem frömden lande / unter einem falschen namen / und bei einer frauen verborgen / gestorben wåre. Mit dergleichen gründen richtete ich ihn wieder auf / also daß er / in der grausamen hofnung / durch sein und so vieler tausenden blut / das edle vergossene
Wie nun endlich die rachbegierde dem Amraphel seine gesundheit wiedergebracht / redeten wir zusammen ab / bei nacht heimlich davon zugehen / daß die Jubalis dessen nicht innen würde: an die er / zur danksagung / ein schreiben / neben einem stattlichen kleinot / hinterließe. Es glůckete uns / daß wir verborgen / sowol aus des Nergals hause / als aus Nissa und folgends aus Ophir / entkamen. Wir funden in Elam alles in vollen waffen: massen der Statthalter Nezar nicht sobald seines K \nigs gefängnis vernommen / da rüstete er sich / denselben auf alle weise wieder zu befreien. Dieses kame dem vorhaben des betrübten Amraphels wol zu statten / welcher nach Babel / zu dem König Belochus / einen gesandten abfärtigte: da er dann abermals / unter fürung des dapferen
Wie nun / zu diesem blutigen kriege / die benötigte vorbereitschaft geschehen war / zogen wir nach Ophir: da alles / ohn erbarmen / über die schärfe des schwerds gejaget wurde. Der Jaziz / so sich dieses kriegs nicht versehen / forderte eiligst hülfe von der Königin Mirina: die ihme auch alsofort ein mächtiges heer ihrer teutschen weiber zufürete. Diesen zu wehren / daß sie nicht zu den andern völkern des Jaziz stossen mögten / sonderten wir unsere völker in zwei heere: da Baleus / mit seinen Assyrern / nach den gränzen des Königreichs Elassar ginge / wir aber in unserem zuge verblieben. Amraphels grausamer arm /triebe alles für ihme in die flucht / und wurde der Indaride vermeinter tod mit feur und blut gerochen: welches unser wüten ein so heftiges schrecken den Ophirischen einjagete / daß alle Fürsten ihre schlößer verließen / und nach Nissa flohen. Der beängstigte Jaziz / dem es fürnemlich an einem guten heerfürer mangelte / wünschete sehr / in dieser noht / des Hiarbas sich zu bedienen. Demnach ließe er in seinem ganzen Königreich ausruffen / wiedaß er / weil seine einige tochter / die erbin des reichs gestorben / seiner gemalin schwester tochter / die Königin Mirina / an kindes stat annemen / und die an den Prinzen Hiarbas verheuraten wolle.
Von kundschaftern / die wir nach Nissa ausgeschicket / bekamen wir die zeitung zurücke / daß die Königin
Der betrübte Amraphel erblickte nicht so bald die stadtmauren / und das dahinter-hervorscheinende prächtige gebäude des K \niglichen schloßes / da gedachte er an seine Indaride / und mit einem tiefgeholten seufzer sagte er zu mir: Sihe / Hadoran! den gräulichen ort / da das sch \nste leben ümgekommen / da die beståndige liebe der unvergleichlichen Indaride gesieget / und da alles blut der einwoner / mit dem meinigen vermischet / diesen tod auss \nen sol. Hiemit ergriffe ihn die wütige ungedult / daß er gleich den ort wolte stürmen lassen. Weil der aber fast unüberwindlich / als muste er sich entschließen / durch langwürige belågerung auszurichten / was dem gewalt unmüglich zu thun war. Also setzeten wir uns fůr Nissa / da immittels der Prinz Baleus seinem sieg im offnen land nachsetzete. Es wolte aber der Jaziz / als dapfer von gemüte / sich nicht also einschließen lassen / sondern es lieber auf eine schlacht wagen: Demnach zoge er selber aus Nissa uns entgegen / und lagerte sich für das thor der stadt. Amraphel ward über dieser des feindes entschließung sehr erfreuet / und hatte ich
Der sieg bliebe unser / und muste sich der Jaziz in Nissa wieder zurücke begeben. Aber ach! wie sauer kame uns dieser sieg an! Der verzweifelte König Amraphel hatte vorsetzlich die gefahr also gesuchet / daß er sehr verwundet wurde / und daher auf die letze /wegen mattigkeit / sich aus der schlacht in eine klippe begabe: da er / ganz onmåchtig / und von niemanden als mir begleitet / sich auskleiden ließe. Diß ist die stunde / (sagte er zu mir /) da meine treue liebe den sieg davon tragen / und mein blut die welt versönen sol / über den verlust / so sie an der vollkommenen Indaride erlitten. Hiemit vergienge ihm die rede. Als ich aber ihme / für wehmut / nichtes antwortete / erholete er sich bald wieder / befahle mir sein reich neben der Lantine seiner schwester / zoge damit seinen siegelring von der hand / und gabe mir denselben: viel dabei sagend / so ihm die zu mir tragende ungemeine gnade in den mund gabe. Lezlichen forderte er von mir / mit einem eide / daß ich sein herz in die begråbnis seine Indaride bringen solte: damit er ewig bei derselbigen seyn und bleiben mögte. Was sol ich von ihm weiter sagen? Es wolte der grausame himmelsschluß / daß dieser unvergleichliche held / in der bästen
Wie Hadoran dieses sagte / name er war / daß alle seine edle zuhörerinnen mildiglich ihre zåren vergossen: daher er üm so viel mehr ungescheut sich der freiheit bediente / auch seine tränen abzutrocknen /und etwas odem zu holen. Worauf er seine erzehlung zu vollenden / also fortfuhre.
Als ich hierauf / meines K \nigs lezten befehl / den ich fůr ein gesetze hielte / werkstellig zu machen / den erblassten körper öfnen wolte / kamen welche von meinen leuten dazu / die mir anmeldeten: wie daß unter dem heer eine aufrürische unordnung zu entstehen begunte / daher meine gegenwart hoch vonnöten wäre. Diesem unheil nun unverweilt zu steuren / bedeckte ich meines Königs leichnam mit etlichen gesträuchen / und ritte nach dem lager. Als nun der auflauf gestillet / und damit die nacht verlaufen war / eilete ich mit dem morgen gleich wieder nach meinem edlen körper / fande aber selbigen in einer viel andern gestalt / als ich ihn verlassen hatte: dann er ware ganz ausgezogen / und ihme das haubt abgeschlagen worden. Was mir demnach das grausame verhångnis von meinem König übergelassen / wurde / wie wol heimlich / in das lager gebracht: alda ich dieses treue edle herz heraus schnitte / des fürhabens / solches in der Prinzessin Indaride begräbnis zu bringen / gleichwie mir war befohlen worden.
Die trostlose Prinzessin Indaride / die inzwischen ihr leben zu kürzen gelegenheit suchete / hatte endlich / eben die nacht vor der schlacht / einen gift-trank erlanget / und nun vor sich gestellet / als der König ihr herr vatter aus der schlacht / ganz abgemattet / zu ihr kame: der dann / den becher ersehend / selbigen / ehe sie dessen gewar worden / ansezete und rein austranke. Er befande sich alsobald übel / und ergrimmete /
Diese unschuldige Prinzessin / die auf einmal so viel böses und gutes vername / wuste nicht / wie ihr geschahe / da sie ihren herr vattern / den sie jederzeit /ungeacht aller widrigen ümstände / herzlich geliebet /durch ihre verwarlosung vergiftet sehen / und dabei /daß ihr Amraphel noch lebete / (dessen haubt sie doch / als sie vermeinte / in den hånden gehabt /) auch sich zu einem so greulichen tod verda et wissen muste: welchen sie kurz vorher / als sie ihrem Amraphel für todt gehalten / nicht würde geachtet haben / nun aber /da sie ihn noch im leben wuste / gern hätte vermeiden m \gen. Wie diese vergiftung des Königs gleich ůberall ausbrache / ware die Königin Rehuma nicht unter den lezten / die dieses unglück erfuhren: welche dann mit ja so großer bestůrzung ihre tochter lebendig /
Die Königliche wittib / wolte gleich sich aller macht anmassen / und ihre tochter / als erbin des reichs / nicht allein für dem grausamen tode schützen / darzu sie verdammnet war / sondern ihr auch die kron wider den Hiarbas erhalten. Der Königliche raht hergegen / hielte sich an des Königs lezten willen /berieffen sich auf ihren abgelegten eid / und wolten /alle betrachtungen hintansetzend / an der armseligen Indaride erfüllen / was über sie beschlossen war. Dieses erregte in Nissa keinen geringen aufstand / indem alles volk sich in zwei rotten trennete / deren die eine bei der Königin / die andere die seite des großen rahts / hielte. Weil aber die Königin zu schwach war /ihnen mit gewalt zu widerstehen / als hielte sie für das bäste / wann sie könte die Indaride heimlich in unser lager und zu unserem König bringen: üm dadurch sich in schirm zu setzen / und dem König von Elam das recht am Königreich Ophir zu übergeben. Ihr anschlag glückete ihr nach wunsch / und ungeacht der großen macht ihrer widerwärtigen / brache sie / neben der Indaride und denen / die ihre seite hielten / mit gewalt
Indem ich damit ümginge / kame ein abgeschickter von der Königin / der ihre ankunft / und daß sie schutz bei meinem König suche / mir anmeldete. Ich /ganz verwundert über dieser begebenheit / eilete ihr alsobald entgegen / und als ich mich ihr genähet /sahe ich sie in der trauer ankommen / begleitet von ihrer tochter / die ich nicht für die Prinzessin Indarid halten konte / weil ich sie ganz gewiß für todt geachtet. Als ich nun die Königin / so gut es mein betrübnis zulassen wolte / entfangen hatte / sagte sie mir mit kurzen worten: Sie bringe ihre tochter dem König von Elam / dieselbe wider die tyrannei derer in Ophir zu schützen. Bei anhörung dieser worte / wurde mir nicht anderst zu muht / als hätte mich ein donnerschlag getroffen. Ich konte / die augen auf die Prinzessin werfend / kein wort herfürbringen / und trate also zurucke: da mir / indem ich gen himmel sahe / wider meinen willen die tränen so häufig aus den augen hervor brachen / daß weder die Königin noch die Prinzessin wüsten / was sie von mir machen solten. Der verliebten Indaride ahnete gleich nichts gutes / sonderlich weil sich mein König nirgend sehen ließe / nach welchem sie zu fragen nicht das herz hatte. Nachdem ich mich wieder ein wenig erholet / stellte ich mich freudiger an / als ich war / und fürete die Königin in mein gezelt: ihr im namen meines Königs allen beistand verheisend / und denselben entschüldigend / daß er nicht selber käme / ihr aufzuwarten / dann er /
Sie / so wol als die Prinzessin / begehrte ihn hierauf zu sehen: mir fiele aber alsofort ein mittel ein /solches zu verwehren. Ich stellete mich an / als wann ich ihre ankunft dem König anmelden wolte / und brachte bald hernach den leibarzt / der allein neben etlich wenigen Königlichen bedienten / üm den tod meines herrn wuste / mit mir zurücke; der muste / wie wir dann zusammen abgeredet hatten / der Königin sagen: weil unser König noch nicht anderst wüste / als daß die Prinzessin Indaride todt wäre / als sei zu besorgen / er möchte / sie ersehend / bei jetzigem seinem zustande / lebensgefahr anstehen; wie dann plötzliche freuden / so wol bei kranken als gesunden / sehr schädlich zu seyn pflegten. Demnach wäre sein fürschlag / daß man noch etliche tage mit der besuchung verziehen mögte / bis sich des Königs wunden bässer anlassen würden. Die Königin war mit diesem bericht des leibarztes völlig zu frieden / und sagte die Prinzessin auch nichtes dagegen / wiewol ihr herz voll tödlicher unruhe schwebte.
Wie ich folgends mich allein befande / stellete ich mir diese begebenheit recht für augen / und entfunde meines Königs verlust nun noch viel schmerzlicher /da ihn die jenige konte vergnügt leben machen / üm die er / sie für todt achtend / gestorben war. Betrachtete ich dann die Prinzessin / so taurete sie mich sehr /und wüste ich nun nicht / wo ich mit meines Königs herze bleiben solte? das mich / für die lebende Indaride / ein gar zu grausames geschenke zu seyn dunkete /und doch nirgend bässer / als bei ihr / verwahret seyn
Inzwischen ich aber sehr betretten war / wie ich der Königin und Prinzessin in die länge meines Königs tod verhelen solte: eräugete sich eine gelegenheit / die mir hierzu beförderlich ware. Es thäten die zu Nissa /in der nacht / einen mächtigen und starken ausfall in unser lager / das zu einem blutigen gefechte ausschluge: da zwar der feind keinen andern vorteil davon zoge / als daß er / mit hinterlassung vieler todten / in Nissa wiederkehren muste / doch etliche fürneme gefangene von den unsrigen mit hinein brachte. Ich ließe gleich darauf aussprengen / sie hätten meinen König in seinem gezelt aufgehoben und gefangen bekommen.
Solcher gestalt wärete / den winter hindurch / die belagerung für Nissa / da auch Baleus endlich zu uns gestoßen. Wie ich aber warname / daß / das reich Elam länger König-los zu lassen / unverantwortlich fallen wolte / wir auch der guten Königin Rehuma wenig dienste thun konten: offenbarete ich ihr endlich / daß mein König todt wäre / und daß ich / gewissens halber / wieder nach Elam gehen müste. Ich fande die Königin / auf diesem bericht / nicht so trostlos / als ich mir eingebildet: da sie zwar den unvergleichlichen Amraphel sehr beweinete und beklagte / gleichwol den muht / obschon der Elamiten hülfe ihr entginge /deswegen nicht fallen ließe. Sie zeigete aber auf einen frömden / der bei ihr im gezelt war / und den ich vorher nie gesehen hatte / und sagte: dieser Migdol bringet mir gute post / daß Ophir seinen rechten König
Hierauf bate sie mich / daß ich sie nach Nod zu ihrer schwester begleiten lassen wolte / weil sie / nach der Elamiten aufbruch / keinen sichern ort in Ophir mehr hätte. Nur war ihr noch bang üm ihre armseelige Indaride / wie die / des Amraphel tod erfahrend / sich anstellen würde / der sie schon eimal zu einer verzweifelten entschließung gebracht hatte. Endlich fiele ihr ein / daß sie diese Prinzessin in ihr vatterland Basan in die stadt Salcha schicken wolte: alda ihre fraumutter die Milda / die eine Prinzessin aus Arabien gewesen / einen tempel gestiftet hatte / darinn die jungfrauen / gleich denen zu Ninive in der Diana tempel / verschloßen / alle weltliche gesellschaft auf ewig meideten / und in allem der Brachmannen ihre weise und ordnung hielten; als welche erstlich in Arabien /und nachgehends in Ophir geko en waren / von deme diese Königin selbige art des Gottesdienstes abgesehen hatte. Um nun zu dieser weiten reise die Prinzessin zu bereden / und von ihrem König / den sie für noch-lebendig hielte / sie abzubringen / muste mein edler König / nach seinem tode / sich noch einiger untreu beschuldigen lassen: indem beschloßen wurde /der Prinzessin beizubringen / wiedaß der Amraphel ihr unbeständig worden / und mit dem Prinzen Hiarbas / wegen der Egyptischen Prinzessin Amesses
Ich wolte zwar / meines Königs getreue liebe auch nach seinem tod unverlezt zu erhalten / dieses lang nicht zugeben: ließe aber durch der Königin tränen mich endlich bewegen. Doch beschloße ich / dessen edles herz / neben einem schreiben / der Prinzessin leuten mit zu geben; mit dem befehl / es ihr nicht eher / als wann sie eine weile in Salcha würde gewesen /und also ganz aus der welt ausgegangen seyn / zuzustellen: dann ich mir ein gewissen machete / meines Königs lezten willen unerfüllet zu lassen. Auf was weise nun hiernächst der friede in Ophir / so wol mit den Assyriern / als mit den unsrigen / getroffen / wie kläglich sich die Indaride angestellet / als sie ihres Amraphels vermeinte untreu erfuhre / deme zu lieb sie ihr zweimal das leben nemen wollen; wie die Königin mit uns nach dem lande Nod / und die trostlose Prinzessin gutwillig nach Salcha mit ihren leuten fortgereiset: solches alles mit ümständen weitläuftig zu erzehlen / will ich üm kürze willen unterlassen. Unser kriegsheer erfuhre unsren großen verlust nit eher / als wie sie aus Ophir abgefüret wurden. Und wie wir also ohne den König in Elam wieder ankamen / wolten schier alle unterthanen verzagen: doch ließen sie sich damit noch trösten / daß ihnen ihr König eine edle schwester hinterlassen / die sie / der natur und seinem lezten befehl gemäß / zur regentin bekommen würden.
Ich erhielte auch von ihm die nachricht / daß seine schwester / die Prinzessin Indaride / im land Canaan ihm begegnet / als sie eben / von dem Ascadates ihrem kammerherrn / meinen brief / und in einer güldenen schachtel meines Königs herz beigeschlossen /bekommen hatte: welcher ihr darum das schreiben eher / als ich begehrt / übergeben hatte / weil er / unwissend / was in dem brief enthalten / durch das klägliche wesen der Prinzessin / so sie über die untreu ihres Amraphel fürete / erweichet worden / und vermeinet / daß ihr vielleicht mein brief etwas entdecken möchte / so ihr zu trost gereichen könte. Als ihr nun solchergestalt dieses Königs kläglicher tod kund worden / ließe sie anfangs
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Ein milder tränenbach beschlosse hiemit des Hadorans erzehlung / der allen seinen zuhörern die zungen hemmete / daß sie / so wohl diese klägliche geschichte zu bewundern / als diesem edlen Moabiter für seine bemühung zu danken / nicht zu worten kommnt konten. Unter allen aber war die Königin von Tyro die wehmütigste / die diesen ihren sohn so herzlich iederzeit geliebet / und an dem sie der himmel so viel ruhm und ehre hatte erleben lassen. Der junge Prinz Tiribaces bemühete sich / seine frau mutter zufrieden zu sprechen / mit der versicherung / daß er also
Indem kame auch die Statthalterin von Syrien dazu / die ein so betrübtes wesen sehen ließe / daß daher die Königin von Tyro ursach name / zu ihr zu sagen: wie / meine base! finde ich euch doch eben so / als wie ihr uns findet! es kan aber diese unsere allgemeine betrübnis nicht einerlei ursach haben / weil ihr nicht mit angehöret / was uns Hadoran iezt von meinem Amraphel erzehlet hat. Als nun hiermit die Prinzessin Tharasile sich der Königin bette genähert / berichtete sie / wie iezt aus Canaan die jenige / die sie ihrer tochter mitgegeben / sie zu ihrem hochzeitfest zu begleiten / niedergekommen wären / und zwar ganz unwissend / wo Aramena mögte geblieben seyn: das ihr dann ihre wunde von neuem aufgefrischet hätte. Hierauf wendete sie sich zu der Königin von Ninive /und sagte: E. Maj. gütigkeit wird ihrem reiche einen krieg bringen / weil der König von Canaan die Ahalibama wieder haben wil / oder widrigen falls E. Maj. den krieg ankündiget.
Durch diese beide zeitungen / wurde die ganze gesellschaft beunruhiget / und beklagte die Königin von Tyro / daß ihrer schwester sohn / der Prinz Hemor / in seiner liebe so unglücklich seyn müste / uñ daß die flüchtige Aramena ihren eltern so viel betrübnis verursachete. Was aber die Ahalibama betrift / (sagte sie ferner /) so wird dieselbe / wegen ihrer rechtmäsigen
Diese Prinzessin aber war so verwirret worden /über der Statthalterin bericht / von wiederankunft des Thebah uñ der Fürstin Calaride / daß sie sich lang nicht erholen konte. Als hierauf die gesellschaft von der Königin von Tyro abschied name / sagte die Tharasile zu der Ahalibama: wiedaß sie gegen abend zu ihr kommen / und sie besuchen wolte / weil sie von vielen dingen mit ihr zu reden hätte.
Wie nun deswegen die Ahalibama in ihrem palast verbliebe / üm alda der Statthalterin zu erwarten /fande dieselbe auf bestimte zeit sich bei ihr ein / die Fürstin Calaride und den alten Thebah mitbringend: welche beide von der Ahalibama mit nicht-geringer unruhe entfangen wurden. Nachdem sie sich zusammen gesetzet / und die erste höflichkeiten / die bei dergleichen besuchungen fürgehen / abgeleget / sagte
Ahalibama / deren hiermit sowol ihres Eliesers als der Aramena verlust von neuem fürgestellet wurde /kunte ihre tränen nicht verdrucken. Nachdem sie aber solche abgetrocknet / schwure sie bei allen göttern /daß es wahr sei / was sie gesaget / und sie nicht wüste / wo Aramena hingeko en. Und dieses kunte sie mit gutem gewissen thun / weil sie diese Prinzessin für verloren hielte. Ich vermute aber / (setzete sie hinzu /) daß sie sich schon in Ninive befinden werde / weil dahin iederzeit ihr einiges verlangen gestanden. Tharasile muste diesen ihren worten gläuben / und sagte Thebah hierauf: Ich zweifele fast nicht mehr daran /daß unsere Prinzessin in Ninive seyn werde / wann
Hiernächst fragte sie die Ahalibama / üm ihren ritter / und bekame zur antwort: Dieser ihr ritter wäre /bei dem einzug der Königin von Ninive / in dem von den Leuen erregten auflauf / hinweg gekommen / also daß sie an seinem leben zweiflen müste. Dieses kunte sie nicht sonder seufzen herfür bringen: weil ihr sehr zu herzen gienge / nicht allein / daß sie also die Aramena verloren / sondern auch / daß sie ihrer mutter /die so schmerzlich nach ihr fragte / die rechte warheit nicht entdecken dorfte: dann sie würde hiermit ihre ohndas-große betrübnis vermehret / und sie der hofnung / daß sich Aramena vieleicht noch wieder finden würde / gänzlich beraubet haben. Die Statthalterin aber führe hiernächst fort / sie üm alles dieses ümständlicher zu befragen / wie dieser ritter hiese? wo er her wäre? wie lange sie ihn gehabt? und was der fragen mehr waren: worbei dann der Prinzessin von Seir sehr angst wurde / ihr auf alles wahrscheinlichen bericht zu geben.
Der alte Thebah hörete diesem gespräche mit grosser aufmerkung zu / sonderlich wie die Statthalterin ferner erwehnte / daß man ausgegeben / wie dieser Dison dem lezten König von Syrien so änlich gesehen: daher eine gemeine sage erschollen / als wann er der Prinz Aramenes seyn müste / von deme man iezt
Als hierauf die Statthalterin an ihn begehrte / ihr zu erzehlen / wo er so lang mit der Fürstin Calaride geblieben wäre / berichtete er: wiedaß / nach der Ahalibama flucht aus Salem / welche neben der Aramena verlust auf einen tag offenbar worden / er noch etliche wochen daselbst verharret / in hofnung / etwas von der Aramena zu erforschen. Wie aber solches alles vergebens gewesen / und endlich der König Beor für gewiß erfahren / daß die Prinzessin Ahalibama nach Hemath zu der Königin von Ninive geko en / und von derselben in schutz aufgenommen worden: hätte der Prinz Hemor mit ihme sich auf den weg gemacht /nach Syrien zu gehen / von dar dieser verliebte Prinz fürter eine reise nach Ninive fürgenommen. Er aber /als er wenig tage in Hierapolis sich aufgehalten / habe seine schuldigkeit erwogen / der Statthalterin und dem Prinzen Mamellus / den verlauf seiner reise / und seine unglückliche verrichtung / zu vermelden: und möchte er wünschen / daß der himmel ihme mehr glück zu dieser ihm-anvertrauten Prinzessin hätte verleihen wollen.
Sobald aber der Thebah mit guter art aus des Statthalters behausung hinwegkommen kunte / begabe er sich nach des Thare Fürsten von Pildas wonung /allwo er den Fürsten Rames von Jedlaph / die beide Fürsten Ezer und Akam von Haso / und seine beide vettern den Gaham und Maacha / antraffe: welche bei nacht / üm den Assyriern allen verdacht zu benemen /immer zusammen kamen / und sich miteinander beredeten / was fürzunemen wäre / ihrer erb-Königin
So bald sie den alten Thebah ersehen / fingen sie ihre beratschlagung von neuem an. Sie waren aber unter sich selbst nicht völlig einig / in diesem handel. Dann der Thare / Rames und Ezer / den ausgestreueten zetteln gläubend / darinn enthalten / wiedaß ihr Prinz Aramenes noch lebe / und sich ihnen zeigen werde / sobald sie zu den waffen greifen / und sich in den stand / ihn wider den König von Assyrien zu schützen / setzen würden / wolten lieber diesen ihren natürlichen herrn / als den Hemor / zum König haben. Der alte Thebah aber / der den Akan / Gaham und Maacha auf seiner seite hatte / übersti ete dieselben /anfürend: er müste zwar gestehen / daß ihrer aller
Als man hiernächst ferner auf den krieg zu reden kame / den der König Beor der Königin von Ninive wegen Ahalibama ankündigen wolte: vermeinte der Thare / wann dieses geschähe / so würde die Cananitische macht sich schwächen / und ihr dadurch mehr feinde auf den hals laden. Aber Thebah erklärte ihnen hierauf / wiedaß dieser krieg nur die schein-ursach seyn solte / üm / ohne erweckung eines argwahns / die völker aus Canaan nach Hierapolis zu ziehen: da dann die Syrer die Ahalibama von den Niniviten abfordern müsten / üm keinen krieg in ihr land zu bekommen. Weil nun die Königin von Ninive solche nicht von sich lassen würde / als überkämen sie daher
Wie aber / (wandte der Thare ein) wann die Fürstin von Seir eher nach Ninive in der Diana tempel entkäme / ehe dieses alles werkstellig gemacht worden? wie dann meine tochter die Casbiane mich berichtet / daß die Ahalibama hierzu entschlossen sei / ehist dahin zu gehen. Würde nicht / auf solchen fall der König von Canaan uns seinen beistand entziehen / das Assyrische joch von uns zu werfen? Und würde nicht alsdann auch / der Prinz Hemor / die Sichemitische kron wieder haben wollen? Also wäre uns wenig damit geholfen / und wir würden / an stat des Assyrischen /das Cananitische joch uns aufgebürdet sehen. Diese gedanken / sind nicht aus der acht zu lassen / (antwortete Thebah /) immassen ich gleich iezt diese entschließung der Prinzessin Ahalibama aus ihrem eigenen mund gehöret: und würde es also nimmermehr gut seyn / wann sie uns entkäme. Mein raht ist / man trachte / sich ihrer person wol zu versichern / damit man sie / dem König von Canaan / in die hände liefern könne. Was aber der Fürst Thare erwehnet / daß der Hemor künftig auf die Sichemitische kron könte anspruch machen: so sage ich dagegen / daß wir ihme / bei seiner künftigen krönung alhier / was er beschwören sol / schon fürlegen / und darinn genug sicher werden gehen können.
Sie beredeten sich hierauf noch eine gute weile miteinander / und machten endlich den schluß / daß sie des Hemors verrichtung auf seiner reise nach Ninive abwarten / dem Elon / mit dem förderlichsten von Hierapolis
Als sie hierauf wieder voneinander gegangen / eilete Zelinde / des fürsten Rames tochter / die sich bei des Fürsten Thare gemalin ihres vatters schwester aufhielte / und in einer nebenkammer alle diese reden von entfürung der Ahalibama mit angehöret hatte /nach der Casbiane kamer / die sich / in abwesenheit ihres herrn / des Arsas / in ihrer eltern haus begeben hatte / und erzehlete derselben / was man mit der Ahalibama fürhätte: die sich hierüber sehr bekümmerte / und folgenden morgens die Ahalibama zu warnen / ihr fürname.
Sobald die sonne wieder herfürgekommen / ließe diese Fürstin ihren wagen anspannen / des fürhabens /zu erst die Ahalibama zu besehen / und alsdann nach ihrer Königin / deren sie in Damasco noch nicht hatte aufgewartet / sich zu begeben. Weil sie nun ihre wase Zelinde auch an ihrem hof wolte bekant machen / als name sie dieselbe mit sich / und erzehlte ihr unterwegs / wie es ihr mit ihrem schreiben auf der her-reise ergangen ware: sie ferner fragend / ob sie von dem vorhandenen Syrischen König nichtes
Unter solchem gespräche kamen sie auf den Königlichen platz: daselbst als sie vom wagen gestiegen /und nach dem palast der Ahalibama gehen wolten /begegnete ihnen der Fürst Jothan / von dem sie erfuhren / daß die Prinzessin von Seir / neben der Fürstin Timna / bereits in dem palast der Königin von Ninive wären / und alda auf dem dach des hauses mit dem andern Ninivitischen frauenzimmer lustwandeln gingen. Dieserwegen begaben sich die Fürstin von Cale und die von Jedlaph auch dayin / und funden die Ahalibama in gesellschaft der Aramena und Timna; welche mit freudigem wesen der Casbiane entgegen kame / und einen Zedel in der hand haltend / zu ihr sagete: Meine Fürstin freue sich mit mir! ich habe meinen ritter Dison bisher für verloren gehalten / gestrigen abends aber diesen brief von ihme bekommen / den mir ein unbekanter knab in mein haus gebracht. Ich verkündige diese gute zeitung darüm / weil ich weiß /was große hochschätzung die Fürstin Casbiane von meinen Dison gemachet. Mit der Prinzessin von Seir /(antwortete Casbiane /) erfreue ich mich billig / über diese gute zeitung / und wäre
Meine Prinzessin! Ich vermute wol / daß meine jezige abwesenheit der mitleidigen Ahalibama große sorgen werde verursachen. Daher habe ich von der person /in deren hände ich gerahten bin / die freiheit erberen /dieses von mir zu schreiben / daß Dison noch lebet /daß er wol gehalten wird / und daß ihme nichtes ermanglet / als die gegenwart seiner Prinzessin zu geniessen / der er mit ewiger treu verbunden verbleibet.
Dison.
Ich weiß nun / daß mein Dison lebet: (sagte Ahalibama /) aber er berichtete nicht / wo er lebe. Doch weil es ihm seiner meldung nach / wol ergehet / muß ich mich gedulten / bis der himmel ihn wieder zu mir füre. Meine eiversucht (finge Aramena hierauf an /) bildet mir für / er sei bei einer von meinen mitbulerinnen: daher ich seine abwesenheit mit unruhe vertrage. Schmerzet dann dieses die Aramena nicht / (fragte Ahalibama /) daß Dison an mich allein geschrieben?
Mitlerweile nun dieselbige bei der Timna und Aramena verbliebe / zoge Casbiane die Ahalibama auf eine seite / und offenbarete ihr / was sie von ihrer entfürung wüste. So sei es dem himmel geklaget (seufzete und sagte hierauf diese Prinzessin) daß meine verfolgungen nimermehr sollen aufhören! Vor den offentlichen hätte ich mich nicht so viel zu fürchten / als für diesen heimlichen: und wird mir dieses anlaß geben /mein fürhaben desto eher werkstellig zu machen. Welches? fragte Casbiane / ganz besorget. Dieses /(antwortete Ahalibama /) das meine Fürstin so wenig / als andere die es hören / gut befinden wird: daß ich nämlich mein leben / in der Diana tempel zu Ninive /beschließen wil. Casbiane geriete hierauf in tiefe gedanken / und schwiege eine gute weile / aber endlich sagte sie: Ich bin zwar eines andern glaubens / doch kan ich eben meiner Prinzessin hiervon nit abraten. Wie kommet man aber / so einen weiten weg / nach Ninive? Ahalibama / die ganz unvermutet die Casbiane also reden hörete / sahe sie ganz erfreuet an / und sie ümarmend / sagte sie zu ihr: Casbiane hat mich schon einmal aus des Beors händen befreiet; könte ich es auch ihrer bemühung danken / auf ewig diesem König in meine freiheit zu entkommen / würde ich den himmel niemals aufhören zu preisen / daß er mich zu der Fürstin von Cale gefüret. Ich wil es über
Indem ihr hierauf / für dieses gewünschte anerbieten / die Ahalibama tausendfältig dankte / und sie ungefär den gang hinab auf den Königlichen platz sahen: kame der Ahalibama in die augen / ein dem ansehen nach fürnemer herr / der mit großer begleitung vieler bedienten auf das schloß der Königin von Ninive zuritte. Seine gestalt und gutes wesen name sie so sehr ein / daß sie / begierig ihn zu kennen / ihn ganz genau betrachtete. Er war so majestätisch von person / als heroisch von gesichte. Sein haubt bedeckte ein köstlicher mit edelsteinen besezter bund / unter welchem sein liechtbraunes haar / welches in der sonne einen rötlichen schein hatte / gar dick und kraus herfür hienge. Seine feurige blaue augen / gaben seinen hohen geist gnug zu erkennen. Seine bekleidung zeigte zwar / einen kriegsman: dannoch ware sie so sauber und schön daneben / daß er dem frauenzimmer nicht misfallen kunte. Ahalibama ihn also betrachtend /rieffe der Timna und Aramena / daß sie kommen und diesen frömden auch sehen solten; und als sie / in gar ämsigem gespräche begriffen / verweilten / sagte sie ferner in scherz: es würde sie gewiß gereuen / wann sie diesen wackern helden nicht gesehen hätten.
Weil Ahalibama eine gar durchdringende stimm hatte / als fügte es sich / daß der frömde dieses hörete / und deswegen die augen hinauf warfe: da er dann die schönheit deren erkennend / die ihn also gelobet / sich gar tief neigte / und das mit so angenemer art / daß er / in dergleichen höflichkeiten erfahren zu seyn /
Als er nun sein anbringen ihr kürzlich vorgetragen / und im übrigen aus den Hanoch sich beruffen hatte /thäte sie ihm eben die gute erklärung / die sie diesem seinem freund in Hemath für ihn gethan / ob sie schon selbst von dem König Beor mit einem krieg bedrohet wurde. Esau bliebe / vor diese zusage / der Königin ganz verbunden / und wuste nicht gnug worte zu finden / ihr dafür zu danken. Sie sagte unter andern zu ihme: es erkennet der Fürst von Edom / daß ich treu und aufrichtig in meiner freundschaft bin / da ich nicht / der Ahalibama und Timna zu lieb / die unrechtfärtigkeit ihrer anverwandten der Seirischen
Esau schluge / über diesen worten / die augen nieder / und sagte: die beide verdienten nicht / daß eine so große Königin ihrer gedächte. Sie wären die ursach alles seines ungemachs: das er zwar soweit vergessen könte / was die Timna beträffe / weil die so glücklich wäre / in der Königin gnade zu leben. Was aber den Eliphas anlangete / muste er bekennen / daß dessen verbrechen so groß sei / daß er ihm schwerlich von herzen verzeihen könte. Ich will dieses nicht sagen /(antwortete die Königin) daß der Eliphas nicht strafwürdig sei / weil er die ungnade eines so vernünftigen vatters auf sich geladen. Wann aber der Fürst von Edom ein wenig wolte betrachten / daß des Eliphas gröstes verbrechen die liebe ist / die ihn selber so mannigmal übermeistert hat: so solte ich fast mäinen /daß die übeldeutung sich in etwas verlieren würde. Seine wahl an der Fürstin Timna / welche warlich edel und tugendhaft von gemüte / ist nicht zu tadeln. Und sein heldenmut / den er seither im Ophirischen krieg erwiesen / hat ihm die allgemeine liebe des Assyrischen hofes zu wege gebracht: also daß ich fast sagen darf / der Fürst von Edom würde ihm selber schaden / wann er nicht an besagtem hof den dapfern Eliphas zum freund hätte.
E. Maj. sind des Eliphas so kräftige fürsprecherin /(gabe Esau zur antwort /) daß ich mich nicht entbrechen kan / dero zu gehorsamstem gefallen / alles zu
Wie er nun bald darauf seinen abschied genommen / ließe die Königin ihre Fürsten vor sich kommen /und offenbarete ihnen / wie sie dem Esau / wider die Fürsten von Seir / ihren beistand versprochen hätten: deswegen der Ardeus alsofort nach Ninive reisen müste / diese verheisene kriegeshülfe herüber zu füre. Der Ninias fiele gleich / ohne einige widerrede / der Königin bei: weil er seine macht in Ninive grösser hoffete / wann die Königin wenig kriegsvölker hätte. Der Barzes aber widerriete es gänzlich: einwendend /daß man sich nicht entblössen dörfte / da man des Beors Königs in Canaan bedrohungen besorgen muste. Ardeus riete auf geld: womit aber dem Fürsten von Edom nichts gedienet seyn kunte. Jothan vermeinte auch / man müste / bei diesen läuften / sich nicht schwächen: dem dann fast alle die andern beifielen. Die Delbois aber bliebe bei ihrer meinung / färtigte den Ardeus ab / und entbote zugleich dem ober-Statthalter dem Fürsten Peldas / daß der neue völker werben / und sich in gute verfassung stellen solte. Weil demnach keine zeit zu versäumen war / als muste der Ardeus noch denselbigen tag abreisen.
Diese kriegshülfe wurde gleich überall ruchtbar /also daß es auch dem Statthalter und dessen gemalin
Nachdem ihm von dem Statthalter auf gleiche weise begegnet worden / verlangte er auch seine mume die Tharasile zu sprechen: weshalben der Mamellus ihn in das zimmer zu ihr brachte. Weil Ahalibama sich nicht mogte dabei sehen lassen / als eilete sie durch die hinterthür hinweg / und wolte nach haus fahren. Sie wurde aber von der Tharasile kammerjungfrau / die vom gebirge Seir bürtig war / und sie vor diesem zu Dedan gekant hatte / so lang aufgehalten / bis der Esau seine begrüßung bei der Tharasile abgeleget. Als er nun / nach genommenem abschied /wieder zu pferd sitzen wolte / erblickte er diese Fürstin / wie sie
Esau ganz vergnügt / daß er dieses über sie erhalten / ware begierig / ihren namen zu wissen. Als er nun solchen bei des Mamellus edelleuten erkündiget /und vernommen / daß sie seiner ehmals-geliebten Poliphide tochter wäre: entfande er in sich ja so grosse regung / dieser Prinzessin gewogen / als ihrem hause feind / zu seyn. Damit begabe er sich wieder nach seiner wonung / alda er den Saleph / einen seiner vertrautesten bedienten / an den Fürsten von Caphtor den Prinzen Ahusath abfärtigte / demselben das von der Ninivitischen Königin erlangte hülf-versprechen zu berichten. Hinauf machte er ferner sich bereit / die Königin von Tyro / die von Elam / den Prinzen Tiribaces / und alle große in Damasco / zu besuchen. Weil er auch verspüret / daß die Königin von Ninive die Timna sehr liebete / wolte er darinn gleichfalls seine
Nachdem er nun gegen abend nach hof sich verfüget / da er die drei Königinnen in deren von Tyro palast beisammen angetroffen / die ihme ingesamt große höflichkeit erwiesen: schickete er den Azron hin / der Fürstin von Seir seine morgige besuchung anzumelden. Dieser / als ein frömder / die wonung der Timna in Damasco nicht wissend / fragte bei allen / die ihm begegneten / nach dem hause der Fürstin von Seir: da man ihn dann nach der Ahalibama palast hinwiese /als welcher iederman bekant war. Wie er nun daselbst / durch den Jothan / der Fürstin von Seir anzeigen lassen / daß sein herr morgen zu ihr kommen wolte / und die ihr-gelegene stunde zu wissen begehrete: bekame er zur antwort / daß sie des folgenden abends seiner erwarten wolte. Als nun diese ernennte zeit angekommen / begabe er sich dahin / von dem Azron gefüret /vermeinend / die Timna zu sprechen. Wie er aber in das gemach zu der Ahalibama eingetretten / erschracke er nicht wenig / als er diese schöne an stat der Timna antraffe. Er ward so verwirret / daß
Sie lenkte das gespräche auf den Seirischen krieg /und sagte: Sie hätte sich solcher ehre von ihm nicht versehen / indem ja das unglück wolte / daß ihre blutsfreunde seine ärgste feinde worden: und mache er hiemit deren schuld nur größer / da er sich so höflich gegen ihr erwiese / und doch so viel übels von ihnen erlitten hätte. Die gütigkeit der Prinzessin Ahalibama / (gabe er zur antwort /) ersetzet vollkömlich alles das jenige / so mir die ihrigen zu wider gethan: und schätze ich mich in meinem unglück noch seelig / daß sich eine person vom Seirischem hause findet / die hierinn bässere gedanken fassend / mir die gnade / sie anzusprechen / nicht versagen wollen; da ich solches ja so wenig / als der Seirischen Fürsten haß / verdienet. Mich wird aber das lezte nicht hintern / das erste mit ewiger dankbarkeit zu erkennen / und mich den allerverbundesten der schönen Ahalibama zu nennen.
Der Fürst von Edom / (sagte sie darwider /) hat nicht nötig / mir zu danken / wegen dessen / was er aus angeborner höflichkeit von mir begehren wollen: und habe ich von ihm diese besuchung gerne angenommen / die mich auch hoch erfreuen würde / wann sie zu etwas dienlich / und ich tüchtig oder würdig könte erfunden werden / das diesem blutigen krieg steuren mögte. Die schöne Ahalibama (antwortete er /) kan mit ihrem kräftigen wunsche viel thun; und wann sie mir die versicherung gibet / mich deswegen
Also teur / (wandte Ahalibama ein) begehre ich diesen frieden nicht zu kaufen. Ich weiß auch wol /(fügte sie lächlend hinzu /) daß diese begehrte versicherung meiner freundschaft / keines wegs solche wirkung haben kan. Solte das aber seyn / so wolte ich lieber dieselbige niemals geben / als dadurch an dem tode des dapfern Fürsten von Edom schüldig werden. Wenn mir diese gunst entzogen würde / (wiederholetn Esau /) so müste ich des todes seyn. Ich schätze auch diese tage / da ich so unverhoffte gnade genossen /viel höher / als alle meine glückseligkeiten / die mir iemals mögen widerfahren seyn. Worinn dañ / (fragte sie) hat diese gnade bestanden? Daß ich nicht allein vor wenig tagen / (antwortete er /) von dem schönsten mund gegen dem frauenzimmer der Königin von Ninive oben auf ihrem palast / mein unverdientes lob aussprechen / sondern auch iezt so gütige worte vernemen können. Ahalibama / etwas hierüber beschämet / wolte dieses nicht beantworten / und brachte ihn auf ein anders gespräche: worauf er bald seinen abtritt name / so vergnüget / das unrechte haus also getroffen zu haben / daß er dem Azron diesen seinen fehler nicht verwiese.
Es wolte aber dieselbe nacht kein schlaff in seine augen / deshalben stellete er sich mit dem Tubal an das fenster: da er dann / mit ihme seinen zustand überlegend / beschloße / bevor er sich morgen bei hof öffentlich sehen ließe / der Prinzessin Ammonide zu zusprechen / damit er / dieselbe auf seine seite bringend / auser aller gefahr bleiben möchte. Unter solchem gespräche wurde sie beide gewar / daß zween wägen voll frauenzimmer gefahren kamen / die sich als reisende angekleidet hatten. Wie sie nun nicht ferne mehr von ihrem hause stillgehalten / vernamen sie aus den reden ihrer bei sich habenden / daß sie sehr nach einer herberg verlangte / und sie nirgends wolten aufgenommen
Wie nun diese reisende in das haus sich begeben hatten / und es eine gute weile auf der gassen wieder ganz stille gewesen: kame unvermutlich ein leerer wagen daher gerannt / welcher vor diesem hause still hielte. Ein ansehnlicher ritter / der vor dem wagen hergeritten / gienge in das haus: welcher bald darauf /nachdem sich ein klägliches geschrei dariñ erhoben /eine dame / die sehr erbärmlich rieffe / heraus truge /sich mit ihr auf den wagen setzete / und / ungeacht der zurückbleibenden einrede und geschrei / mit ihr davon fure / von vielen zu pferd begleitet. Den dapfern Cimber
Er rieffe gleich dem ritter zu / der die dame entfüret: er solte derselbigen die freiheit wieder geben /oder sich seiner haut wehren. Hierauf sprunge dieser frömde alsofort aus den wagen / der sein gewehr blößend / zu dem Cimber sagte: du seist / wer du wilst /so solst du deine frechheit mit deinem blut bezahlen. Hiermit ginge er so eiferig auf ihn los / daß der dapfere Cimber bald vermerkte / daß er mit keinem gemeinen ritter zu thun hätte. Demnach fassete er alle seine kräfte zusammen / und machte diesem frömden soviel zu schaffen / daß der / an unterschiedlichen orten verwundet / schon zu weichen begunte: als ihm die seinigen beisprungen / und ingesamt auf den Cimber und Tubal losgingen.
Es hätten aber diese beide / ungeacht ihrer unbeschleiblichen dapferkeit / unter der menge endlich erliegen müßen / wann nicht / das geschrei und getümmel dieses gefechtes / den Statthalter Mamellus mit seiner gesamten leibwacht dahin gebracht hätte: welcher einen aufstand befahrend / gleich nach erlangter zeitung von diesen lärmen / zu pferd gestiegen / und aller ungelegenheit vorzukommen sich herzu machete. Mit verwunderung / sahe er diese beide wider einen so großen haufen fechten / und sich wehren. Nachdem er ihnen friede geboten / begehrte er die ursach dieses
Indem erkennte der Cimber / unter ihnen / die eine für die Prinzessin Cölidiane von Salem / und die andere für ihre schwester: daher er sich ihnen zu erkennen gabe / und ihnen beiderseits den rock küssend /seine verwunderung / sie allhier so unvermutet zu finden / bezeugete. Cölidiane / den jenigen ersehend /der
Cölidiane / als sie vom Cimber vernommen / daß er Mamellus der Statthalter in Syrien wäre / sagte zu ihm: Gott lässet uns / nach ausgestandenem ungewitter / eine schöne freuden-sonne scheinen / indem wir den Prinzen Mamellus sprechen / und ihn üm schutz anruffen können. Die hofnung / diesen allhier in Syrien und fürnemlich in Damasco zu erlangen / hat genwärtige Prinzessin von Egypten / (hiermit zeigete sie auf die / so entfüret worden /) wie auch die Prinzessin von Ophir / neben meiner schwester und mir / zu der entschließung gebracht / aus Canaan der unsinnigen wut des tyrannen Beors hieher zu entfliehen: allwo wir wissen / daß erbarmung und gerechtigkeit wonet. Die unvergleichliche Königin von Ninnive / wird uns so wenig / als der Prinzessin Ahalibama / ihren schutz versagen: welches wir ebenfalls von den Königinnen von Tyro und Elam / wie auch von dem grosmütigen Mamellus / hoffen / der gleich durch diese erste that erwiesen / wie sehr er sei ein beschützer des frauenzimmers.
Mamellus / der ganz unwissend lebete / was ihnen in Canaan widriges begegnet / sonderlich aber über
Tubal aber befunde sich etwas schwächer / welcher mit dem morgen nach der Fürstin Timna palast wiederkehrend / die ihrentwegen in nicht geringen sorgen gewesen / berichtete / was ihnen begegnet / und wie sie so unvermutlich die vier Prinzessinnen angetroffen. Weil nun dieses die Timna nicht wenig befrömdete / sonderlich die ankunft der Prinzessin Cölidiane: als ward sie begierig / ein mehrers hiervon zu erfahren / und verlangete deshalben sehr / nach hof zu kommen. Weil aber der Fürst von Edom sie besuchen wolte / muste sie dessen erstlich erwarten: der dañ auch nicht ermangelte / sich bald bei ihr einzufinden. Es wurden bei so heißer jahreszeit die morgen- und abend
Nachdem er ihr nochmals bezeuget / daß er nun mit seinen sohn und ihr völlig ausgesönet wäre / und ihr /so bald sein geräte nachkommen würde / alle die kleinode / so dem Eliphas zugehöret / und er bei seiner flucht hinter sich gelassen hatte / wieder einsenden wolte: fuhren sie mit einander gen hof / üm dem entfang der frömden Prinzessinnen mit beizuwonen. Der Königliche vorhof ware dieser ursach halber so voller leute / daß sie kaum hindurch kommen konten. Wie sie aber in der Königin von Tyro palast eintraten / fanden sie bei ihr die Königiñen von Ninive und Elam: welche alle ein ungemeines verlangen erwiesen / diese Prinzessinnen bald zu sehen. Ahalibama hatte / aus gleichmäsiger begierde / insonderheit die Prinzessinnen von Caphtor zu sprechen / sich eingefunden. Die schöne Delbois fülete / bei aller freude / über der Gottseeligen Cölidiane anwesenheit / einige unruhe / die sie zu vielen malen die farbe verändern machte.
Wie sie nun merkete / daß die Timna solches in acht genommen / lächelte sie dieselbige an; und weil eben die Königin von Tyro mit dem Fürsten von Hus / und die Königin Lantine mit dem Elihu redete / der Esau aber sich zu der Ahalibama gesellet hatte / zoge sie dieselbe zu sich / und sagte heimlich: hat nicht die
Als die Timna hierauf wieder antworten wolte /kame der Cimber in das gemach / die Prinzessin von Ammon hinein fürend: welcher dañ mit seinem sonderbaren majestätischem wesen aller augen auf sich wandte / zumal ihn bei hof sonst noch niemand kennete / weil er bisher wegen seiner wunden sich inngehalten hatte. Die Königin von Tyro fragte gleich / wer dieser ansehnliche ritter wäre? Als ihr ihn nun die Königin von Ninive genennet / und sie ihn für des großen Marsius nahen anverwandten erkennet / erwiese sie ihme große ehre / wie ihm auch ferner
Nicht lang nach diesem / kamen auch die vier frömde Prinzessinnen / von dem Mamellus und der Tharasile einbegleitet / in das Königliche gemach: die dañ aller anwesendes augen auf sich zogen / und wegen ihrer großen schönheit von jederman bewundert wurden. Aramena erkennete gleich die Prinzessin Amesses / die ihr in Egypten ehmals ware bekant gewesen. Die erste von diesen vieren hatte sich schlecht angekleidet / und erwiese in allen dingen / wie wenig sie ihrer selbst achtete. Sie ließ ihre tiefe traurigkeit merklich spüren / hatte die augen voll wasser / und zeigte die wangen ganz erblasset: doch schiene / unter allem diesem gewölke / ihre schönheit dermassen herfür / daß sie fast keiner von den andern hierinn wiche. Die / so ihr zu nächst folgete / ware / ob sie gleich auch betrübt schiene / doch eines freiern wesens / und lebhafter von farbe. Die dritte / vergliche sich viel der schönen Königin von Ninive: deren augen zwar weniger majestät / doch so viel frömmigkeit / von sich blicken ließen. Die vierte schiene so lustigen gemütes und so vergnügt zu seyn / daß ihr munteres wesen ihrer schönheit nicht wenig zu vorteil kame.
Die schöne Prinzessin Amesses / wurde hierauf von den Königinnen auch bewillkommet / und folgends die Cölidiane und Jaelinde: da die schöne Delbois und schöne Cölidiane / gleich als im spiegel / einander beschauend / bei dieser ersten entfahung nicht gnug ausdrücken konten / wie hoch sie einander liebten / und über dieser zusammenkunft sich erfreueten. Ahalibama ümfienge diese Prinzessin / uñ zwar nicht sonder tränen / weil sie ihr bei dieser ansichtigung fürbildete / alles was ihr zu Salem widerfahren ware.
Wie nun also diese schöne gesellschaft bei einander war / trate der betrübte Hadoran in das gemach: welchen die Indaride gleich ins gesicht bekame / und überlaut anhube zu schreien. Jederman entsetzete sich hierüber / nicht wissend / was der Prinzessin anläge. Hadoran aber / sie ersehend / liefe gleich zu ihr / und als er ihr den rock geküsset / vermochte er für wehemut ihr kein wort zu sagen: doch ließe er dabei eine vergnügung spüren / daß er sie also zu sehen bekame. Ach! edeler Hadoran! (sagte sie) mir ist euer leztes schreiben nur allzu wol zugekommen / und habe ich dabei das herrliche geschenke entfangen / so mir euer König zu bewahren vermachet. Es kunte auch / (antwortete Hadoran /) sein herz nirgend bässer beilegen /als bei der unvergleichlichen Indaride. Sie schwiegen aber hiemit beide / sowol weil der schmerz ihnen die rede hemmete / als auch / weil sie der gesellschaft mit ihrem klagen nicht verdrüslich seyn wolten.
Als hierauf Hadoran auch die Prinzessin von Egypten begrüßet / sagte er ihr / wiedaß er den Prinzen Armizar in Elam verlassen hätte / und dessen fürhaben in Ophir glücklich von statten ginge. Eine angeneme röte überzoge hiermit der Prinzessin Amesses wangen / die dann für sie antwortete. Als hiernächst die Königin von Tyro sich begierig bezeugete / eigentlich zu wissen / was der Amesses diese nacht begegnet wäre /sagte Hadoran: Ich habe iezt mit großem leidwesen erfahren / wer der jenige sei / so sich also an der Prinzessin von Egypten vergriffen. Weil er einer
Die Königliche personen / wie auch der Prinz Mamellus / entsezten sich / als sie vernamen / daß der Prinz Sadrach in haft gerahten: und weil dessen herr vatter in Elam alles vermochte / als sorgeten sie nicht unbillig / diese beschimpfung seines sohnes würde der jungen Königin von Elam nicht zu statten kommen. Des wegen sagte die Königin von Tyro zu der Amesses: ob ich gleich des Prinzen Sadrach beginnen ganz nicht billige / so hoffe ich doch / die Prinzessin von Egypten werde sich so gütig erweisen / und ihme dieses vergeben. Er wird ja nun ferner der schönen Amesses nicht schaden können / und wir allerseits versprechen ihr unsern beistand / sie wider ihn zu schützen. Er ist ein Prinz von einem großem haus in Elam / daher ich seine beschimpfung gern verhüten möchte. Ich wil hingegen bemühet seyn / dem Prinzen Armizar in seiner angelegenheit / dafern er meiner hülfe begehrt / wilfärigkeit zu bezeugen. Wann ich allhier sichern schutz habe / (antwortete die schöne Amesses /) sowol wider den Sadrach / als wider andere meine verfolger / so werde ich leicht können geschehen lassen / daß er seine freiheit wieder erlange: massen nicht ich / sondern seine eigene schuld / und die dapferkeit des Prinzen Cimbers / ihn in den stand gebracht hat / darinn er jezt lebet. Wie nun hierauf die drei Königinnen
Die drei Königinnen / die Prinzessinen und Fürstinnen / wie auch der Prinz Tiribaces / Mamellus /Cimber und Esau / begaben sich hierauf zusammen in ein anderes gemach: üm alda etwas freier zu seyn und zu reden / als in so weitläuftiger gesellschaft. Weil sie aber alle gern wissen wolten / was für eine ursach diese Prinzessinnen so unvermutlich nach Damasco gebracht hätte: als erbote sich Cölidiane / im namen der anderen / sie dessen mit allen ümständen zu berichten. Demnach / als sie sich sämtlich gesetzet / und der schönen Prinzessin von Caphtor ein stilles gehör gaben / finge diese holdselige an / die ursach ihrer flucht von Salem zu erzehlen / folgender massen.
Ich setze auser zweifel / es werde keinem von meinen durchleuchtigen zuhörern unbekant seyn / was zu Salem unlängst mit dem beiden Prinzessinnen von Chaldea und Seir / als den bestimten bräuten des Königs und Prinzens von Canaan / sich zugetragen: da dieselben so unverhofft sich verloren / und dadurch bei uns allen eine große verwirrung verursachet. Ich sage dieses in gegenwart der Prinzessin Ahalibama /das diese ihre that uns allen viel ungemach und das folgende ausgestandene unglück zugezogen: ob ich gleichwol dabei sie für eine unschüldige ursach halten muß / und sie nicht zu verdenken ware / dessen ehebette fliehend / von welchem er so unbilliger weise eine
Kurz vorher / ehe diese flucht der beeden Prinzessinnen lautbar worden / machete mich Gott so glücklich / gegenwärtige Prinzessinnen von Egypten und Ophir / neben dem Prinzen Armizar von Ophir /heimlich in Salem zu bewirten / also daß niemand ihres da-seyns innen wurde: dann sie / sich in meinen schutz vertrauend / darüm gebeten hatten / daß kein mensch etwas von ihnen erfahren mögte. Die ursach ihrer geheimen ankunft ware / daß die Prinzessin Amesses aus Egypten entfliehen müßen / weil der Pharao ihr herr vatter eine unnatürliche liebe auf sie geworfen / und sie zwingen wollen / aus seiner tochter seine gemalin zu werden: welches / wie es wider alle Göttliche und menschliche rechte laufet / also auch billig von ihr ausgeschlagen / und durch die flucht hintertrieben worden. Der Prinz Armizar / der sie mit bewilligung ihrer eltern von kindheit an geliebet / war ihr treuer gefärte auf dieser nötigen flucht-reise / und brachte sie / nach vielem ausgestandenen ungemach /in das Königreich Elam: da der Prinz Sadrach sie zu sehen bekäme / und ihre schönheit sich einnemen lassend / mit seiner häftigen liebe sie von dannen / und gedachter massen nach Salem / triebe. Sie kame mit ihres geliebten Prinzen schwester / gegenwärtiger Prinzessin Indaride: und vehoffete sie bei uns / für den König von Egypten / als auch für dem Sadrach /verborgen zu bleiben / bis das gerechte hi elsgeschicke dem Prinzen Armizar auf seinen vätterlichen thron wieder
In solcher hofnung / reisete Armizar heimlich von Salem hinweg: da er dann unterwegs einen brief an seine Prinzessin / einem unserer bedienten / der sich Sephar nennete / zustellte / darinn er nochmals von ihr abschied name / und meiner dabei erwehnete. Dieser brief wurde verloren / und kame in des Prinzen Hemors hände: der dann / als wenig tage hernach seine und des Königs braut in ihren gemächern gemisset wurden / ihm einbildete / ich hätte den beiden Prinzessinnen davon geholfen. Hiermit verursachete er / daß der König von Canaan / durch ernstliches nachfragen / von mir nicht allein erfuhre / daß ich heimlich in Salem zwei damen bewirtete / sondern auch sie selber zu sehen bekame / wiewol ich ihren stand und namen ihm nicht melden wolte. Hierdurch nun wurden meine beide gäste / ob sie gleich unbekant blieben / doch offentlicher in Salem bewirtet /und musten / auf meines vettern des Königs Melchisedech befehl / andere gemächer beziehen / da sie vorher in einem garten-gewölbe vor lieb nemen müßen. Wie nun der König Beor sahe / daß diese beide Prinzessinnen nicht die jenigen waren / die er suchete /ward er ganz ungedultig / und einen sonderbaren haß auf mich werfend / dessen ursach er doch nicht zusagen wuste / zoge er unwillig von Salem hinweg / nach Sichem.
Es stunde nicht vierzehn tage an / da höreten wir von allen orten her / wie der König Beor stark werben ließe / und daß er von Hemath aus erfahren habe /wiedaß die Prinzessin Ahalibama bei der Königin von Ninive sich aufhielte: weswegen er mit gewafneter
Wie wir noch in dieser sorge stunden / kame der Fürst Beri / des Königs Beor bruder / neben dem Egyptischen Abgesandten, unversehens nach Salem: weil dem Beor beigefallen war / daß ich zwo frömde damen bewirtet / und also argwänete / ob nicht deren eine die Amesses seyn mögte. Wie der Abgesandte zu dem Melchisedech aufgeholet wurde / erkennte ihn die beängstigte Amesses / neben mir durch ein verborgenes fenster schauend / für den Petosiris / von
Als der König Melchisedech Sichem erreichet /fande er allda den Prinzen Bileam von Hemath / der vom gebirge Seir gekommen war / und nach seinem Königreich wiederkehren wolte. Dieser erste widerliche anblick / machte ihm gleich von dem übrigen nichts gutes schwanen: und wurde er auch von dem Beor so kaltsinnig entfangen / daß ihm all hoffnung entgienge / etwas gutes auszurichten. Er unterließe aber deshalben nicht / dem Beor auf das beweglichste zuzureden / daß er doch nicht die große ungerechtigkeit begehen / und eine verlassene Prinzessin / aus ihrer gewarsame / einem gottlosen vatter überliefern wolte. Er richtete aber damit nichtes anders aus / als daß der Beor nur desto eifriger auf ihn drunge / die Amesses herauszugeben.
Hierzu kame noch / daß der Bileam / so mich vor vilen zeiten her mit seiner liebe verfolget / wegen vieler ursachen aber daß Melchisedech und meine abschlägige antwort bekommen hatte / dieserwegen bei dem Beor üm hülf ansuchete: mit dem erbieten / daß /wañ dieser König mich in seine hände liefern würde /er hingegen die Ahalibama / mit list oder gewalt / der Königin von Ninive abzudringen / und sie ihme nach Sichem zu verschaffen / verbunden seyn wolte. Der Beor / hierob höchlich erfreuet / befahle alsofort dem Melchisedech / wie einem unterthanen / mit ungestüm / daß er ohne verzug nicht allein die Amesses ihme ausliefern / sondern auch mich dem Bileam abfolgen lassen / oder die ganze Sichemitische macht ihme ehist auf dem halse wissen solte. Der sonst gedultige König
Sobald wir diese zeitung zu Salem erfuhren / besanne ich mich auf die flucht / und name mir für / dem beispiel der Ahalibama zu folgen / und gleichfalls /bei der gütigen Königin von Ninive / schutz und sicherheit zu suchen. Amesses / neben der Prinzessin von Ophir und meiner schwester / stimmeten gleich mit mir ein: weil die erste mit mir in gleicher gefahr ware / und die andere beide uns nicht verlassen wolten. Wir gingen hierauf lang zu raht / welcher gestalt wir in geschwinder eile diese reise fürnemen und enden mögten: bis ich endlich die gedanken auf den Elamiten Mesan richtete / welcher unlang vorher / als ich aus Bactra / dahin ich von dem Bileam entfüret /durch den Prinzen Abimelech aber wieder erledigt worden / durch das reich Elam / und folgends gar bis nach Salem / begleitet hatte. Dieser ware nach der zeit meistenteils bei uns gewesen / und weil ich ihn einmal zum reisgefärten gehabt / hielte ich dafür / ich würde diese nicht so gar weite reise auch füglich mit ihm thun können. Als ich ihm nun mein anligen eröfnet /fande ich ihn gleich hierzu bereit und willig: auser daß er nur sechs tage aufschub begehrte / weil ihm
Wie wir aber von dannen fürter wolten / und den weg nach Ulatha namen / erfuhren wir / daß ein teil von des Beors völkern im anzug wären / sich bei Ulatha zusetzen / von dar sie / auf erhaltenen fernern befehl / in Syrien gehen solten. Diese zeitung / machte uns einen andern schluß fassen / und musten wir einen weiten ümschweif nemen: da wir dann durch das Königreich Basan giengen / woselbst / wegen abwesenheit des großen Marsius / alles in höchster eingezogenheit und stille lebete. Ich hatte auch vergebens gewünschet / den Prinzen Cimber / der iezt sich hier befindet / alda zu Basan anzutreffen: weil ich / durch ihn / diesen großen König üm schutz für den Melchisedech anzuruffen vermeinet. Als wir nun endlich uns Damasco näherten / blieben wir / auf anordnung des Mesan / gestriges tags in einem dorfe / unfern von der stadt: von da er in die stadt hinein ritte / seinem fürgeben nach / anstalt zu unserer bewirtung zu machen /und mit spatem abend wieder zu uns heraus kame. Er brachte uns aber die post / daß wir nirgend könten unterkommen / weil alle häuser / wegen der vielen
Sein unruhiges wesen aber / und der Prinzessin Amesses von seiner person gefasster argwahn / macheten / daß wir diesen seinen raht nicht folgeten /sondern darauf bestunden / noch diese nacht in die stadt zu fahren. Wir spüreten hierauf / daß Mesan dadurch noch verwirrter wurde / und gleich seiner dienere etliche voran schickete / denen er viel geheimes sagte. Für der Prinzessin Indaride / die ihm als einem Elamiten sehr gewogen / dorften wir / unser mistrauen gegen ihme / nicht an den tag gaben. Doch reiseten wir also ängstig fort / bis wir Damascus erreicheten. Wir befunden / was uns Mesan gesaget / und ware niemand / der uns aufnemen wolte: bis endlich / nach langem warten / etliche zu uns kamen / und uns ihr haus anboten. Kaum aber waren wir in das haus eingetretten / da sahe die Prinzessin von Egypten den Prinzen Sadrach ihr zu fuß fallen / der durch diese verdemütigung ihr befahle / ihm nach Elam zu folgen. Ihr schrecken / der sich mit seiner liebe an größe vergliche / wurde von uns andern mitlgleichem entsetzen begleitet. Wiewol die Prinzessin von Ophir ihm beweglich zuredete / so ware doch bei ihm kein gehör /sondern er ließe seine häftige liebe sich also übermeistern / daß er als der Mesan mit einem wagen ankame / die Prinzessin Amesses ergriffe / und gewaltsamer weise / ungeacht ihres flehens und unseres schreiens /auf den wagen brachte / und also mit ihr davon fuhre.
Diesen beschluß ihrer rede / brachte die schöne Cölidiane so beweglich für / daß niemand zugegen ware / der nicht zu mitleiden wäre gebracht worden. Die schöne Amesses entfohle sich hierauf nochmals in der Königinnen schutz: darzu dann die grosmütige Königin von Ninive sich gleich erböte / und die schmach /so dem König Melchisedech widerfahren / zu rächen versprache. Nachdem hierauf diese Prinzessinnen in zween paläste / die auch auf diesem Königlichen schlosplatz stunden / nach geendeter unterredung /von dem Mamellus eingewiesen / und alda ihrem stand gemäs bedienet und bewirtet wurden: ruheten sie den tag aus von ihrer mühseligen reise / die besuchungen /
Weil die Königin Delbois von Ninive / seit ihrer ankunft in Damalsco / wegen unpäslichkeit der Königin von Tiro / sich noch nicht / auser was in dem schloßgarten geschehen / öffentlich sehen lassen /noch die ehrbezeigungen / so für sie bereitet waren /angenommen hatte: als wolte sie / nun zumal diese frömde Prinzessinnen dazu gekommen / und die Königin von Tyro auch wieder wol auf war / dem Statthalter und deren Fürsten von Syrien solches nicht länger versagen. Demnach beschlosse sie / folgenden abends einer spazirfart beizuwonen / die sehr prächtig angestellet war / und da der gesamte adel von Syrien /ihr und den Prinzessinnen zu ehren / mit aufwarten wolten.
Wie demnach die hitze der sonne sich verloren /und das sämtliche frauenzimmer in der Königin von Ninive palast versamlet war / sahe man auf den Königlichen schloßhof / die Fürsten von Syrien / neben allen frömden herren / die in Damasco waren / zu pferd ankommen. Denen etliche vergüldete köstliche wägen / jeder für vier personen / folgeten / die mit den mutigsten pferden bespannet / und sonst auf das herrlichste ausgezieret waren. Also begabe sich in den ersten wagen / die Königin von Ninive / die Königin von Elam / die Prinzessin Indaride / und die Amesses: welche zu beiden seiten begleiteten / der Statthalter von Syrien Mamellus / der Prinz Tiribaces / der Cimber / und Elihu. Den andern bekleideten / die Prinzessin Ammonide / die Cölidiane / Jaelinde und Ahalibama: da der Fürst von Edom / der Fürst Husan von Chesed / der Ninias von Ressen / und der feldherr
Wie sie nun in solcher schönen und zierlichen reihe an den ort kamen / da die lustfart solte gehalten werden / fanden sie viel wägen voll frauenzimmer aus Damasco / die der Königin von Ninive zu ehren / auf das herrlichste ausgeschmücket / sich dahin versamlet hatten. Dieser ort / lage auf einer Insul / mitten in der stadt / welche alda der Pharphar machete. In der mitte stunde ein gebäu / so von wasser gleichsam aufgerüstet ware: als welches aller orten künstlich heraus brausere / daß man das geräusche vom weiten hörete. Um dieses wassergebäude waren rund ümher Cedern gepflanzet / die bis zu ende des platzes in schöner ordentlicher reihe stunden / und in die runde etliche gänge / wie ein irrgarten doch ohne wirrwege / macheten. Jeder von diesen gängen war so weit / das sechs wagen bei einander fahren mochten: und ließe es überaus anmutig / daß man zwischen allen stä en durch schauen / und in den äusersten gängen
Der schönen Königin von Ninive ritte der Cimber zur seite / der dann diese gewünschte gelegenheit ihm wol zu nutz machete: wie dañ auch seine gesellschaft ihr so angenem ware / daß sie keinen verdruß darob entfinden kunte. Der Prinz Tiribaces / unterhielte mit gesprächen die betrübte Prinzessin von Ophir / deren inhalt von seinem bruder dem König Amraphel handelte. Mamellus überließe / seinen platz bei der Königin von Elam / dem Elihu: er aber sprachete mit der Prinzessin von Egypten / die er dann so verständig als schön erkante. Der Fürst von Edom / sahe bei der Ahalibama sich auch ganz vergnüget / der er je mehr und mehr etwas fande / das ihme neue bande anlegen konte. Die Prinzessinnen Ammonide / Cölidiane und Jaelinde aber / hatten weniger zeitvertreib / weil der Ninias und Hadoran / gleichwie auch die Jaelinde /ihre augen stäts nach dem ersten wagen sendeten: daher zwischen ihnen kein sonderliches gespräche vorginge.
Nachdem diese spazirfart bis in die nacht gewäret /fürete der Prinz Mamellus die ganze gesellschaft in den unteren saal der erwehnten wasserkunst / alwo sie ein recht-königliches mahl bereitet fanden. Die Prinzessin Tharasile / so nicht mit bei der spazirfart gewesen / entfinge daselbst die Königinnen / neben der Calaride / der Agarena / und dem alten Fürsten Hus / als welche sich der bewirtung angenommen. Dieser saal nun ware allenthalben offen / und nur mit marmornen pfeilern ümgeben / die das obergebäude trugen. An stat der wände aber / fiele das wasser überall stark
Diese beide / als einerlei unglück fülend / sucheten darinn eine betrübte vergnügung / von ihrem traurigen zustand miteinander zu reden. Wie übel schickt es sich doch / (sagte Indaride) daß wir beide / nach unserem erlittenen verlust / solchen freuden mit beiwonen müssen. Und wiewol mir zwar deren keine mehr an das herz kommet / so mache ich mir doch fast ein gewissen / mich hierbei sehen zu lassen. Mir gehet es eben so / (antwortete Ahalibama) und hätte ich nicht hofnung / bald nach Ninive in der Diana tempel zu kommen / und solchergestalt der welt mich abzuthun /würde mir alles noch viel unerträglicher seyn. Hierauf sahe Indaride die Ahalibama / ohne antwort / eine weile an / und tief erseufzend / sagte sie endlich: ach! eben dergleichen ruhe hätte ich zu Salcha im reich Basan haben können. Mich hat wunder genommen /
Ahalibama / die hieraus abmerkete / daß Indaride müste den glauben des Königs Melchisedech angenommen haben / wolte hiervon nicht weiter sprechen /sondern bate diese Prinzessin / ihr zu berichten: welches sie höher und schmerzlicher entfunden hätte / die untreu ihres liebsten Königs / oder den tod desselben? Ach wehrte Prinzessin! (antwortete Indaride) wann ich mich recht erklären sol / so mus ich wol bekennen / daß ich in mir einige ruhe entfunde / als mir der Ascadates des Hadorans schreiben / neben dem grausamen und doch allerliebsten geschenke meines Amraphel / überreichete. Dann vorher / da ich ihn für unbeständig hielte / ware ich sonder trost / und fülete die qual in mir / daß ich ihn nicht hassen konte. Nun ich aber seine beständigkeit wuste / dorfte ich meiner liebe nicht verwehren / stäts mit den gedanken bei ihm zu seyn / und solchermassen an ihme mich zu ergetzen.
Woher kame dann diese entschließung / (fragte Ahalibama ferner) daß meine Prinzessin ihr selber leid anthun wolte / als sie des Königs tod erfahren /welches ihr vorher nicht in den sinn geko en? Vorhin (gabe Indaride zur antwort) konte der tod mich nicht beruhigen: dann / weil meine seele mit den gedanken /daß mein König mir untreu geworden / hätte abscheiden müssen / als würde sie in ewigkeit die qual behalten / und mir also mein tod keine erleichterung
Unter solchem gespräche / vergossen sie beiderseits mildiglich ihre tränen. Der Fürst von Edom / der neben den andern herren von ihren tischen aufgestanden / und nach der frauenzi er-tafel gegangen war /und sich hinter die Ahalibama gestellet / als er sie weinen sahe / sagte er zu ihr: Wie / schöne Prinzessin! sollen diese tränen hiesiger wasserkunst ihre zierde benemen? Sie sind zwar ungleich schöner / können aber nicht also ergetzen / sondern bewegen jederman zum mitleiden: welches jetziger fest-freude / welcherwegen man hier versammet ist / entgegen laufet. Ich bekenne es / (antwortete Ahalibama /) daß mein beginnen bei hiesige angestellte lust sich nicht reimet. Allein / wer ehmals geliebet / wird es nicht übel deuten / daß mein verlust an allen orten / und auch zur unzeit / mir für die augen stehet / und ihnen die zären
Der allgemeine aufstand von der malzeit / verhinterte die vollfürung dieses gespräches. Und als hierauf Ahalibama sich zur Königin von Ninive gesellet / fande sie dieselbe über ihre gewonheit traurig und in gedanken. Weil es aber bereits üm mitternacht ware / als verlangte die Königinnen nach der ruhe: darüm dann die ganze gesellschaft / mehr als wol über diesem herrlichen gastmal vergnüget / in eben der ordnung / wie sie angekommen / nach dem Königlichen schloßhof wieder abfuhren / von viel hundert fakeln begleitet / die aus der nacht tag macheten / und ganz Damasco erleuchteten.
Unterwegs / als Ahalibama ungefär in die fenster der häuser hinauf schauete / wurde sie eines jünglings gewar / der in allem ihren Dison gleichete / und in einem fenster stehend / auf die gassen herab sahe. Ihre freude war hierüber ungemessen / weil sie verhoffete /daß dieser jüngling ihre verlorne Aramena seyn würde. Sie dorfte aber deswegen gegen der gesellschaft sich nicht auslassen / und begnügte sich damit /daß sie
Es wurde aber / wegen der lang-gepflogenem nachtlust / der folgende ganze tag zur ruhe angewendet: daher der Fürst Elon / welcher eben in Damasco angekommen war / sich bei der Königin von Ninive anmelden zu lassen / bis auf künftigen morgen verschobe: die dann ihn / gegen den abend / zur verhör vorbeschiede / und so wol die Prinzessin Amesses /als die Ahalibama / ersuchen ließe / dieser verhör mit beizuwonen. Sie ließe aber hierzu sich ganz kriegerisch ankleiden / sezte einen kleinen diamanten-helm auf das haubt / und legte ein güldenes brust-stück an /welches ebenfalls mit diamanten besetzet ware. Als auch die bestimte zeit gekommen / daß der Elon solte aufgeholet werden / setzete sie sich auf einen hierzu-bereiteten thron / und musten diese beide Prinzessinnen / Amesses und Ahalibama / neben ihr / wiewol etwas nidriger / sitzen gehen: im übrigen ware der saal von ihrem frauenzimmer / und allen Niniviten /angefüllet.
Nachdem er seinen abtritt wieder genommen /wurde es gleich überall in ganz Damasco ruchtbar /daß der König von Canaan mit gewaffneter hand die entwichene Prinzessinnen wieder holen wolte: worüber dann bei den Syrern keine geringe unruh entstunde. Sobald aber die Königin von Ninive
Nachdem hierdurch diese schöne Prinzessin sich wieder allein sahe / ginge sie bei später abendzeit /von niemand als ihren jungfrauen begleitet / auf dem obern dach des pallastes spaziren: und solcher gestalt / von dem vielen überlaufen / und der mänge ihrer geschäfte / sich entledigend / gabe sie der unruhe ihres gemüts gehör / die sie seit dem tag in sich entfunden /als sie mit der Prinzessin von Salem bei der nächtlichen gasterei geredet hatte. Der so hofnung-lose als verliebte Dison / der unter dem namen Aramena der Königin mit aufwartete / und diese ihre traurigkeit vermerkete / konte nicht unterlassen / zu fragen: woriñ doch Ihr. Mai betrübnis bestünde?
Ach Aramena! (gabe sie zur antwort / als sie sich
Beklagens bin ich würdig / Aromena! (sagtet ferner /) daß ich die jenige / die ich / in allem / meinem sinne so gleichförmig finde / und (so zu sagen) gezwungen liebe / zur mitbulerin haben muß / und ihr /als meiner vertrautsten / diß was ich weiß / nicht eröffnen darf: weil solches / ihre zu mir tragende freundschaft / neben ihrer ruhe / verringern würde. Ich habe / über dieses mein seltsames geschicke / etliche reumen abgefasset /
Diese reimen kunte Aramena / in gewißen stücken /auf sich ziehen: doch muste sie ihres herzens gedanken verbergen. Sie beklagte aber ebenfalls die Cölidiane / daß sie liebte / wo sie nicht geliebet wurde. Mit dergleichen gespräche / hielte sich die Königin aus diesem gang noch eine geraume zeit auf: bis endlich die nacht sie von dannen triebe / und die ruhe zu nemen / anmanete.
Kaum aber hatte sich die Königin zu bette begeben / da entstünde ein ungewönliches getöne / welches immer größer wurde / und sie endlich bewegte / wieder aufzustehen / und zu vernemen / was die ursach dieses lärmens wäre. Als sie nun an das fenster getretten / und das geräusche sich iemehr und mehr genähert / sahe sie endlich beim mondschein / eine große volkmänge in den Königlichen schloßhof kommen /die ein geschwürmel macheten / und / wie es schiene /die paläste
Sie waren in so grosser mänge zusammen gelaufen / daß dem Statthalter Mamellus / welcher diesen auflauf zeitlich wargenommen / nicht wol bei der sache zu sinn wurde: massen er mit den wenig Assyrischen völkern / die er bei sich hatte / so viel tausenden zu widerstehen nicht gewachsen war. Er dachte aber sein heil zu versuchen / und was er selbst / weil seine person / als eines Asyriers / dem gemeinen mañ verhasst war / nicht wagen dorfte / durch die Syrische fürsten mit guten worten auszurichten. Demnach eilete er nach dem alten fürsten / und bate den von Hus / daß er diesem aufstande zu steuren sich bemühen wolte. Selbiger nun säumete nicht / alsofort nebem dem Elhanan / seinem Sohn / zu pferd zu sitzen / und unter das wütende volk sich zu begeben. Die andere Syrische fürsten verfügten sich auch nach und nach dahin / und waren Tiribaces / Cimber / Esau / Hadoran und Ninias nicht von den lezten / die dieser auflauf aus den betten auf die beine brachte / und sie begierig machte /
Sie verwunderten sich / als sie / im näher-kommen / einer dame gewar wurden / die dem pöbel den eingang des thores verwehrete. Selbige war / der Königin von Ninive Aramena / welche die Ahalibama in solchen ängsten sehend / ungescheuet aller gefahr / aus der Königin von Ninive palast gelaufen war / und das erste schwert / so sie haben konte / ergreifend / damit diese Prinzessin beschützet hatte. Esau / der in seinem herzen gegen die Ahalibama eine häftige zuneigung fülete / drange mit ungemeiner dapferkeit durch das volk / und erreichete das thor / da er dann mit der Aramena bald einen platz üm sich machete.
Weil der dapfere Cimber sich allhier so nötig nicht sahe / eilete er nach dem palast der beiden Prinzessinnen von Caphtor / welcher gleichfalls gestürmet wurde: alda man eben die thür gebrochen / und allbereit sich der Cölidiane und Jaelinde kammer bemächtiget hatte. Cimber folgete gleich hernach / und wie er in die ka er eintretten wolte / sprunge ihm ein ansehnlicher mohr entgegen / der die Cölidiane auf den armen truge / und wie ein plitz mit ihr auf die gassen und unter das volk hinweg kame. Er / der bei der klarheit vieler fakeln / die hierbei leuchteten / nicht unrecht gesehen hatte / eilete diesem mohren nach: aber der Jaelinde geschrei / die ihn üm hülfe auflehete /machete ihn stutzen / das er wieder ümkehren / und ihr beispringen muste. Er fande sie in den armen etlicher loser buben / denen sie mehr mit ihrem winseln /
Er brachte sie glücklich zu der Königin von Ninive / die / wegen dieses unwesens und für die Prinzessinnen / todes-angst ausstunde. Sie entfienge die Jaelinde so erfreuet / als häftig es sie schmerzete / daß ihre schwester / wie sie vermeinte / von diesen aufrürern ware geraubet worden. Sie bate den Cimber auf das beweglichste / daß er die Cölidiane auch retten wolte: welcher so angenemen befehl zu vollziehen / sich gleich wieder unter das volk wagete. Etliche von denen beisichhabenden / der Timna bedienten / berichteten ihn / welchen weg sie / den ansehnlichen mohren / mit dieser Prinzessin hatten nemen sehen.
Inzwischen er nun diesem weg folgete / befriedigte der Fürst von Hus den wütenden pöbel / indem er ihnen versprache / daß er folgenden morgen ihr begehren der Königin von Ninive fürbringen / und sie dahin / die Prinzessinnen dem Elon zu überliefern /vermögen wolte. Also beredete er sie endlich / daß sie auf einen andern sinn kamen / und den Königlichen schloßhof wieder verließen. Doch wolten sie sich nicht trennen lassen / sondern blieben / auf dem großen platz vor dem neuen tempel der Isis / die ganze nacht hindurch / beisammen stehen. Die drei Prinzessinnen Indaride / Amesses und Ahalibama / kamen hierauf mehr todt als lebendig / von dem Tiribaces /der Aramena / dem Esau / Hadoran und Ninias begleitet / in der Königin von Ninive palast: die neben der Jaelinde / wegen der Cölidiane / noch voll sorgen ware.
Dieser Prinz / über diesem auflauf sich unruhiger als alle die andern erweisend / riete ihnen / sie solten alsofort auf die Kemuelsburg / die mitten in der stadt lage / sich begeben: daselbst sie / weil der ort sehr fäst war / und Assyrische besatzung auf-hatte / für aller gefahr sicher seyn konten. Weil das fahren allzuviel geräusche machen mochte / als entschlossen sie sich / dahin zu gehen. Der Statthalter und die Statthalterin füreten die Königin von Tyro / der Tiribaces und Cimber die Königin von Ninive / der Hadoran und ihr kammerherr die von Elam / Cosdron die Ammonide /Ninias die Indaride / Esau die Ahalibama / und Jothan die Jaelinde: denen alles frauenzimmer / in eiligster unordnung folgete. Es begleitete sie zu beiden seiten /nicht allein der Tyrische und Ninivitische hofstaat /sondern auch des Mamellus starke leibwacht / und was er in der eile von Assyrischen völkern aufbringen können. Von den Syrischen Fürsten waren keine bei ihnen / weil sie noch allerseits bemühet waren / das unruhige volk zu stillen. Sie kamen glücklich auf die burg / die für den König von Assyrien zugerichtet war / wann der in Damasco kommen würde.
Hierauf ließe er die Syrische Fürsten zu sich fordern / üm mit ihnen abzureden / was ferner / zu stillung dieses aufstandes / fürzunemen seyn mögte: die dann teils / von dem alten Thebah unterrichtet / auf die abfolgung der Prinzessinnen drungen / teils aber /welche gut Assyrisch waren / andere mittel fürschlugen / das volk zu befriedigen. Mamellus / wann er seines herzens meinung hätte entdecken dörfen / würde gern den ersten beigestimmet haben / daß man die Prinzessinnen dem Beor solte folgen lassen. Weil aber / das ansehen seines Königs und der Königinnen / solches nicht litte / als muste er diesem anmuten des Thare / Rames / Ezer und Akan widersprechen / und hingegen des Fürsten von Hus / des Elihu und der gesamten Füsten von Chezed meinung beifallen / daß die Prinzessinnen billig geschützet / dem Beor mit gewaffneter hand begegnet / und das aufrürische volk in Damasco mit gewalt bezwungen werden müste.
Der Thare neben seinem anhang / wurde hierüber ganz unwillig / und ließen sie sich verlauten: wañ man nicht wolte das jenige aus dem weg räumen / was zu
Die Syrische Fürsten / die zu ihrem fürhaben nichts anders als dieses gewünschet / begaben sich hierauf gleich von dannen / und nach des Thare palast: allwo sie den alten Thebah fanden / und ihm den guten fortgang ihres anschlags erzehleten. Es ward beschlossen / daß sie sich aus Damasco begeben / und nach ober Syrien gehen woltẽ: üm alda des Cyniras bisher-heimliche werbungen offentlich fortzusetzen / und / unter dem schein einer schutzverfassung wider die Cananiter /
Dieser hatte zu solchem ende / unter denen durch die Königin von Ninive ihr zugeordneten bedienten /etliche auf seine seite gebracht / die ihm alles / was die Ahalibama fürname / berichteten. Von diesen erfuhre er unter andern / daß diese Prinzessin ihren verlornen ritter Dison / durch etliche ihrer bedienten / in einem hause suchen lassen / darinn sie ihn / ihrer einbildung nach / am fenster stehen gesehen: es hätten ihn aber die ausgeschickten nicht erfragen / und / wie ihnen das haus von der Ahalibama beschrieben worden / kein andersn / als des Fürsten Thare palast /dafür ansehen können. Dieses alles machte dem verständigen Thebah großes nachdenken / massen er ihm fästiglich einbildete / daß dieser Dison Aramena seyn müste: weil er von einen so schönen ritter / als dieser beschrieben wurde / zu Salem bei der Ahalibama nicht das geringste gehöret noch vernommen hatte.
Wie nun also diese Syrische Fürsten die stadt verlassen / und Casbiane / neben ihrer basen Zelinde / allein im haus geblieben war: forschete Thebah mit allem fleiße nach / ob er etwas von seiner Aramena erfahren könte. Als er aber sich ümsonst bemühet /verfügte er sich heimlich zu dem Elon / der sich noch in Damasco aufhielte / und berichtete ihn / wie die sachen stünden: der dann auch nicht länger säumete / alsofort abzureisen / damit er nicht in der allgemeinen aufruhr aufgerieben würde.
Das leichtgläubige volk / durch so süße worte gewonnen / ware gleich willig / diese Fürsten für ihre häubter anzunemen: zumal sie unter sich selbst /wegen erwehlung eines befehlhabers aus ihrem mittel / nicht einig werden konten. Wie nun dem Fürsten Hus die oberste gewalt aufgetragen worden / teilete er das volk in vier haufen: da den ersten der Zophar /den andern der Husan / den dritten der Elihu / uñ den vierten der Elhanan fürete. Jeder hause folgete nun seinem haubtman / wohin der ihn gehen hieße. Der Hus / Zophar und Husan ümlagerten die bürg: Elihu aber und Elhanan füreten ihre haufen gegen das thor /welches der Mamellus mir Assyrischer wacht besetzet hatte. Dieser Fürst / so neben den frömden Prinzen in der burg war / bekame von allen nachricht / was fürginge.
Die Königin von Tyro / über diesem unwesen /höchst besorget / beschlosse gegen den abend hierüber raht zu halten: worzu dann / nebeñ den beiden Königinnen
Mamellus / der alles wol und genau überlegte /wolte auch nicht rahten / daß die Königin von Ninive Damasco verlassen solte: weil seinem König an ihrem da-seyn gar zu viel gelegen wäre / und es verhoffentlich / mit ietziger unruhe / wie auch mit dem Cananitischen krieg / wenig würde zu bedeuten haben. Wann er aber an den König in Egypten gedachte / wie sie dessen blutdürftige waffen / durch vorenthaltung der Prinzessin Amesses / über sich ziehen würden / muste er bekennen / daß ihme nicht wol bei der sache wäre. Er riete aber / man solte mit dem förderlichsten die Prinzessin von Egypten in der Diana tempel nach Ninive schicken: da sie / sonder gelübde zu thun und den orden anzunemen / sicher für aller gewalt bleiben könte / bis ihr Armizar sie nach Ophir
Der Fürst von Edom sagte: Er wüste hieriñ füglich keinen raht zu geben / weil man ihn in allem verdächtig halten möchte. Aber gegenwärtige unruhe belangend / hielte er für das bäste / daß man in der nacht einen ausfall von der burg thäte: womit man den übelbewehrten tummen pöbel leichtlich zertrennen könte /zumal sie dessen fürere auf ihrer seite hätten. Hadoran bekräftigte: so wol diesen des Esau / als auch des Mamellus fürschlag / von abschickung der Amesses nach Ninive: worbei er berichtete / daß der verliebte Prinz Sadrach / so noch an seinen wunden krank lage / sich wegen dieser Prinzessin gar gefärlicher worte vernemen lassen / die er wol gar zur Königin und sich zum König von Elam zu machen vermeinet. Demnach würde auch dieserwegen gut seyn / daß man die Amesses nach Ninive in den tempel brächte. Er fügete lezlich auch mit an / wiedaß des reisches Elam ruhe und wolfart höchst erforderte / daß die Königin Lantine mit dem ersten sich ihren ständen zeigete.
Auf diese und noch fernere beratschlagung / machte die Königin von Tyro den schluß / daß der ausfall diese nacht geschehen / solches aber zuvor dem Fürsten Hus eröfnet werden / Amesses nach Ninive in den tempel gehen / die Königin selbiges reiches aber im Damasco verbleiben / und die Königin Lantine nach Elam ziehen solte / sobald sie den König von Assyrien würde gesprochen haben: inzwischen müste man sich
Als hier auf die Königin von Ninive sich nach den Prinzessinnen begabe / fande sie die schöne Amesses neben der Jaelinde und Ahalibama in vollen tränen /welche den verlust der Cölidiane beweineten. Die schöne Königin ware zwar hierüber auch sehr betrübet / hoffete aber doch noch daneben / weil der Cimber / den sie dem rauber dieser Prinzessin nachgeschicket / nicht wiedergekommen war / selbiger würde noch etwas gutes ausrichten. Indem sie aber hiervon spracheten / trate der Cimber mit der Timna in das gemach / welcher die Königin ganz ehrerbietig anschauend / zu ihr sagte: Ich komme sonder Cölidiane wiedir / wiewol ich weiß / wo sie geblieben ist. Hierauf ümgaben sie ihn alle / und baten / daß er doch / diese seine wissenschaft mit ihnen teilend / sie bald von der sorge erledigen wolte: da er dann ihnen mit folgender erzehlung willfarete.
Als ich / E. Maj. befehl zu schuldigster folge / die entfürete Prinzessin von Caphtor zu erlösen / äuserst bemühet war / fügete es sich / daß ich von etlichen der Fürstin Timna bedienten nachricht erhielte / in welche gasse / und als ich mich dahin begeben / in welches haus man selbige Prinzessin gebracht hätte. Ich fande die thür dieses hauses offen / und ersahe /als ich hinein getreten / diese Prinzessin in gesellschaft des ansehnlichen mohren / uñ einer edlen mörin / die wol den namen einer schönen verdienet. Weil ich aus der
Sie sagte mir ferner / nachdem mich der Prinz /deme sie meinen namen gesagt / und ich sie hinwieder üm gegrüßet / sie hätte es dem Prinzen Eridanus zu danken / daß sie nicht von dem wütenden pöbel wäre erhaschet worden. Hierauf erzehlte mir dieser Prinz selber in der kürze / daß er neben seiner schwester /für dem zorn des Königs von Cus flüchtig / hieher nach Damasco gekommen wäre: da sie dann von ungefär ihre einkehr in diesem haus genommen / allwo die fürstehere der gemeinen bürgerschaft ihre unterredung zu halten pflegten. Daselbst hätte er nun erhorchet und erfahren / was massen man die Prinzessin Amesses von Egypten / neben anderen Prinzesinnen /dem König von Canaan verrahten / und jene ihrem herr vattern dem Pharao nach Thanis wieder liefern wolte. Dieses hätte die Prinzessin Danede bewogen /ihren bruder dahin zu vermögen / daß er die Amesses aus dieser gefahr erretten wolte: weil dieser Prinzessin glück und unglück / wegen des Prinzes Amosis ihres bruders / ihr gemein wäre. Als nun er / zu dem ende /sich mit etlichen der seinigen nach dem getümmel begeben / hätte er des rechten hauses verfehlet / und / an stat der Amesses / die Cölidiane beko en: welcher fehler ihn aber nicht gereuete / massen
Kaum hatte der Prinz Eridanus mir solches alles erzehlet / da kame unversehens ein erbarer mohr in das gemach: der vor ihm niederfiele / und ihm zu dem Königlichen thron / der durch seines herr vattern tod ledig worden / beruffete und glück anwünschete. Dieser mohr / so sich Eliphelet nennte / und dem Eridanus bei lebzeiten seines herr vattern viel herzleid angethan hatte / wurde von dem Prinzen mit großer bestürzung angesehen. Weil ihme aber / wegen vieler ümstände / diese zeitung nicht unangenem seyn konte / als mischete sich die freude zwischen sein entsetzen / und machete / daß er / allen unwillen gegen dem Eliphelet vergessend / ihn ümarmete / und ihn seiner Königlichen gnade versicherte. Die Prinzessin Danede fragte gleich nach dem Prinzen Amosis / welchen ihr herr vatter gefangen gehalten: und erfuhre hierauf dessen gutes aufseyn / mit dem anhang / daß er ihre überkunft nach Naphis mit schmerzlichem verlangen erwartete. Nach diesem suchete Eliphelet bei dem jungen König inständig an / daß er alsofort sich ich auf den weg machen wolte / weil seine gegenwart in Naphis höchst vonnöten wäre: massen auch der feldherr des reichs / der Hezrai / mit einem ansehnlichen heer ihm entgegen kame / ihn sicher in sein reich zu bringen.
Eridanus sahe hiemit die Cölidiane an / als hätte er sie fragen wollen / wozu sie sich entschließen möchte? Danede aber kame ihren worten zuvor / und sagte: die Prinzessin von Caphtor würde am bästen thun /wann sie mit nach Naphis reisete / da sie sicherer für allen verfolgungen leben solte / als in Damasco.
Der Cölidiane und Danede große betrübnis hierüber / ware doch noch kleiner / als meine ungedult /die mir unmüglich machete / E. Maj. länger in banden / uñ dem gewalt einer unvernünftigen leutmänge unterworfen zu wissen: demnach eilete ich mehr todt als lebendig / mehr wütend als bei siñen / von dem Eridanus und den beiden Prinzessinnen hinweg; und als ich auf den Königlichen schloßhof gekommen / fande ich alles leer: daher ich den unseligen bericht fürwahr halten muste. Ich schüttete demnach wider den himmel alles aus / was mir der schmerze vorzubringen vergönnete / und nicht wissend / wozu ich mich entschließen solte / liefe ich / als ein unsinniger / auf alle strassen. Ich kunte aber nirgend richtige nachricht erlangen / bis diesen morgen der Fürst Hus mit einem großen heer pöbels mir begegnete: da ich erfuhre / das E. Maj. mit allen andern auf die Kemuelsburg entronnen wären / und sonder gefahr lebeten. Diese gute zeitung beruhigte wieder in etwas mein gemüte / und machte mich nach dem hause zurück eilen / da ich die Cölidiane gelassen hatte / üm sie meiner freude teilhaftig zu machen. Wie ich aber daselbst hinkame /funde ich / an stat ihrer und der andern / gegenwärtige Fürstin von Seir:
Der gestrige unvermutete aufstand / (fienge Timna an zu reden /) kame nicht sobald mir zu ohren / da war meine angst nicht geringer / als wann ich selbst mit dabei gewesen wäre. Als ich nun post über post ausschickete / üm zu erfahren / was vorginge: brachte man mir endlich diese betrübte zeitung / daß der pöbel sich aller Königlichen personen bemächtigt /und die paläste gestürmet hätte. Hierauf hörete ich das rasende volk ein so greuliges geschrei anstimmen / daß ich für angst nicht wuste / was ich thun solte. Weil ich in meinem hause mich nicht sicher wuste /als setzete ich mich auf den wagen / den ich zu dem ende färtig bespannet stehen hatte / und fuhre davon: von dem Tubal begleitet / der / wiewol er von dem lezten / bei erzettung der Prinzessinnen von Ophir /Egypten und Caphtor / gehaltenem nachtgefechte /noch sehr verwundet war / mich dannoch in dieser noht nicht verlassen wolte.
Wir fuhren aber zur hinterthür hinaus / damit wir nicht möchten dem wütenden volk entgegen kommen: und war ich gewillet / aus der stadt zu entfliehen / und auf ein nächstes landgut mich zu begeben. Wie wir aber dem thor näherten / fanden wir alda soviel leute /daß wir wieder ümkehren musten: da wir dann vor dem haus vorbei fuhren / darinn die Cölidiane sich befunde. Weil es anhube tag zu werden / als erkennete ich diese Prinzessin / die im fenster
Sie zogen damit hinweg: und wiewol sie mich mit-nemen wolten / konte ich doch / für traurigkeit / mich dazu nicht entschließen. Solcher gestalt nicht wissend / was ich thun solte / wäre ich schier in meinem unmut vergangen / wann nicht der Prinz Cimber mich angetroffen / und E. Maj. bässern zustand mir verkündet hätte. Mein verlangen ware nun unbeschreiblich /E. Maj. zu sehen. Ich muste aber / weil diese burg belägert ist / mich gedulten / bis diesen abend: da / mit hülfe des Fürsten von Hus / ich neben dem Cimber /durch das volk / herauf gelanget. Ich überschriebe aber vorher / weil von des Königs Eridanus bedienten noch einer zurück geblieben war / an die Prinzessin von Caphtor / E. Maj. und der gesamten Königlichen personen frölichern zustand: auf welche nachricht /sie verhoffentlich ihre ruckreise anstellen wird. Dem himmel sei ewig gedanket / daß er dieses unglück von E. Maj. so gnädig abgewendet!
Diese Prinzessin ließe ihr solches gar wol gefallen: und Ahalibama name hiervon anlaß / weil ihre entfürung
Indem kame der Fürst von Edom dazu / welcher als er von dem Cimber erfahren / wie es der Cölidiane ergangen / und daß der Eridanus so unverhoft seines vatters thron geerbet / erfreute er sich darob nicht wenig: weil er hoffere / daß dieser neue König ihme wider die Seirische Fürsten beistand leisten würde. Er ließe aber dessen / in gegenwart der Ahalibama / sich nicht öffentlich vermerken / und forderte allein den Cimber ab: weil man sich ingesamt bereden wolte /welchergestalt der ausfall fürzunemen wäre. Mamellus hatte dem Fürstẽ Hus dieses fürhaben entbieten lassen / und von ihme hinwiederum botschaft bekommen / daß er seines orts / was zur sache dienlich / fürkehren wolte. Demnach beschlossen sie / üm mitternacht in dreien haufen auszufallen / derer einen der Mamellus / den andern der Esau / und den dritten der Hadoran / füren wolten: aber Tiribaces / Cimber /
Wie nun die bestimte zeit angekommen / brachen sie zugleich aus der burg / und überfielen das stadtvolk von allen seiten: die dann teils voll schlafs / teils trunken / schlechte gegenwehr thäten / und dieser besuchung sich nicht versehen hatten. Ihre drei fürere /die Fürsten Hus / Zophar und Husan / erwiesen sich hierbei / dem vatterlande zum bästen / als verzagte kriegsleute / indem sie es alsofort auf die flucht gabẽ. Der Zophar eilete mit den seinigen / wie sie hatten abgeredet / dem thore zu / welches der Elihu und Elhanan besetzet hielten / und machte die auch mit wach: da sie ingesamt sich aus der stadt begaben / und in das nächste dorf sich lagerten.
Zophar und Elhanan / neben dem beredten Elihu /sprachen hierauf ihren völkern zu / füreten ihnen zu gemüte / wie gefärlich es mit ihnen stünde / wann sie ferner sich widersetzen würden: und wie sie hingegen einen vorteilhaften frieden erlangen könten / wann sie ihre mitbürger verließen / und sich wiederum unter den gehorsam des Königs von Assyrien gutwillig ergäben. Solchergestalt macheten sie diesen unbeständigen pöbel anders siñs / also daß sie dem Elihu das gewerbe auftrugen / mit dem Statthalter frieden zu handeln. Sie erboten sich auch / daß sie die waffen straks niederlegen wolten / wann ihnen versprochen würde /daß sie in ihre häuser sicher wiederkehren / und keiner bestraffung gewärtig seyn solten. Mitlerweile nun Elihu / dieses bei dem Statthalter anzubringen / bis folgenden morgen verziehen muste / hörete in der
Es befande aber der Statthalter Mamellus nicht ratsam zu seyn / daß die Königliche personen die Kemuelsburg schon wieder verlassen solten / weil dem pöhel nicht zu trauen wäre: hingegen für gut ansehend / das sie noch etliche tage daselbst verharreten / bis seine völker vom Senirischen gebirge ankämen / welche er / zur versicherung / in die stadt verlegen wolte. Weil nun durch diesen frieden die gassen wieder sicher worden / als erschiene Casbiane auch bei hof / welche bisher sich nicht aus dem hause wenden dörfen: und ward also / der vorige schrecken / allerseits mit der ruhe wieder ersetzet.
Ahalibama suchete hierauf gelegenheit / mit der Fürstin Casbiane in geheim zu reden / üm dieselbe ihres gethanen versprechens zu erinnern. Als sie nun
Als hierauf Ahalibama / üm entdeckung dieser gelegenheit / inständig bate / fuhre Casbiane fort zu reden / und sagte: In wenig tagen wird eine von des Garebs schwestern / als eines Ninivitischen herrn braut / nach Ninive abgefüret / und von dem Gareb mit etlichen huntert man dahin begleitet werden. Sie wonet zu Aroer / welches etliche meilen von hier gelegen ist / und wil die Prinzessin Ahalibama gerne heimlich mit sich nemen: die dann / tags vorher / von hinnen auf meinen wagen mit dem morgen abfahren /und also ohn einiges menschen wissen ihren zweck erreichen kan. Es weiß hier niemand etwas / weder von der heurat / noch von der abreise meiner basen nach Ninive: wird man also üm so viel weniger erfahren können / wie und wohin meine Prinzessin entkommen sei. Dieser fürschlag / liebste Fürstin! (antwortete Ahalibama /) gefället mir sehr wol: ich wil auch mich nicht säumen / solcher massen meine ruhe zu fördern. Allein / (setzete sie seufzend hinzu /) wie tauret
Wie nun Ahalibama sich wieder allein sahe / ließe sie den Tirzis / Brianes und Zimenes zu sich ko en /und eröfnete ihnen / in gegenwart der Astale / was sie zu thun gesinnet wäre. Jene vermochten ihr zwar nicht zu widerreden / beklagten aber mit tränen / daß /wegen der verlornen Aramena / sie die Ahalibama nicht nach Ninive begleiten könten: weil die Celia ihnen ausdrücklich anbefohlen / daß sie ohne Aramena nicht wieder kommen solten; daher sie noch ferner / sie zu finden / sich bemühen müsten. Ich habe sie warlich (sagte hierauf Ahalibama /) unlängst in einem fenster stehen gesehen / und muß es ie wunderlich damit seyn / daß man von ihr nichtes erfahren kan. In allen denen häusern / (antwortete Tirzis /) die uns die Prinzessin genennet / wonen Syrische Fürsten: daß man also eher vermuten solte / diese person / so meine Prinzessin für den Dison angesehen / sei der König Aramenes von Syrien / von dem ein geschrei gehet / er werde heimlich von den Syrischen Fürsten in Damasco aufbehalten. So muß dann (gabe Ahalibama zur antwort /) eine mächtige gleichheit seyn / zwischen der Aramena und diesem König: massen ich
Unter solchen reden brache die nacht herein: üm deß willen die andere von der Ahalibama hinweg gingen / üm sie an ihrer ruhe nicht zu behintern: deren sie doch / die ganze nacht hindurch / wenig genosse /weil ihr fürhaben ihr so vielerlei gedanken verursachete / daß kein schlaf in ihre augen kame. Die Königin von Ninive / die ihr so viel gutes erwiesen /und sie mit ihrer höchsten ungelegenheit in schutz genommen / konte sie nicht sonder schmerzen verlassen. Ihren verkleideten bruder sahe sie auch in so gefärlichem zustand / daß solches ihre bekümmernis vermehrete. Aramena / ihre herzensfreundin / war verloren. So muste auch / die weite und gefärlichkeit des weges / ihr nicht geringe angst machen. Uber alles kame ihr entsetzlich für / daß Casbiane / die doch einen andern glauben hatte / ihr so gutwillig bedient wäre / sie nach der Diana tempel zu befördern. Sie kunte die ursachen / die sie dazu trieben / nicht aussinnen. Doch bliebe / nach allen diesen betrachtungen / ihr fürsatz fäste / ihres Eliesers tod ewig in der Diana tempel zu beweinen.
Als nun endlich / gegen den morgen / der schlaff sie überfallen / kame Aramena in das gemach / ihr anzusagen / wiedaß der Prinz Baleus von Assyrien /neben dem Prinzen Sinear und den Eliphas heute ankommen würden: weswegen die Königinnen die Kemuelsburg wieder verlassen / und ihre vorige paläste beziehen wolten / weil dieses schloß für den Prinzen bestimmet ware. Wie sie aber von der Astale vername / daß Ahalibama erst wäre eingeschlaffen / ginge sie wieder nach ihrer Königin / die mit der Timna von
Nun muß ich (sagte sie) von meinem glück erwarten / wie ich des Prinzen Baleus gemüte befinden werde. Sein angenommener glaube tröstet mich zwar /er werde beständig auf den sinne verharren / mich nicht zu lieben / und sich / so wol als ich / in der zuvermeinten heurat dem König unsern herr vattern widersetzen. Allein was nutzet das dem Abimelech? Ich habe noch nie unsere liebe dem Prinzen entdecket /weil ich stäts an ihm verspüret / daß ihme des Abimelech schwägerschaft zuwider sei: wiewol er sonst groß werk von diesem Prinzen machete. Dem Ninias / ist er vor diesem in seinem hochmütigen beginnen beförderlich gewesen: und erscheinet aus allen ümständen /daß / ob er gleich meine person für sich nicht begehret / er doch meine kron niemanden / als einer seiner creaturen / gönnen werde / damit Ninive nicht zu weit von der Assyrischen herrschaft abkommen möge. Ach wolte Gott! Baleus liebete die unvergleichliche Cölidiane / und wäre dem Abimelech in seiner liebe nicht widerlich! wie gerne wolte ich dieser Prinzessin den ersten thron der welt überlassen / wann man mir nur den Abimelech gönnete!
Die Prinzessin Cölidiane / (antwortete Timna) wird meines vermutens einen liebhaber an dem König von Cus bekommen: dann wie dieser herr sie ansahe und ihr begegnete / schiene es wol nicht anderst / als daß ihre schönheit ihn verwundet hatte. Diesem mohren /(sagte Aramena) wird sie wol nicht / für den Prinzen Abimelech / erwehlen. Der König Eridanus /
Timna / die der Aramena verwirrung wol in acht name / wolte ihr aus dieser noht helfen / und sagte: Ich habe mein lebenlang keine so gütige mitbulerin gesehen / als E. Maj. seind / und spüre ich daraus /daß die liebe nicht die oberherrschaft in dero gemüte habe. Ach Timna! (antwortete die Königin seufzend /) wie übel kennet ihr mich! ich weiß / was ich entfinde. Doch liebe ich solchermassen ohne eigennutzen / daß ich schon vergnügt wolte seyn / wann ich den / den ich liebe / nur warhaft möchte vergnügt wissen. Solte diese seine vergnügung in besitzung einer andern bestehen / wolte ich ihm solche vergönnen und gern zufrieden seyn. Ich weiß aber / daß solches seine beständige liebe nicht zulässet: welches dann mir
Warüm thust du diese frage? fragte hinwiederüm die schöne Delbois. Meinest du etwan einen zu dienen / der auf den fall seine sache dir anvertrauet? Nein warlich! (gabe Aramena zur antwort /) solten auch E. Maj. sonst in keinem dinge meine treue erkennen / so will ich die doch darinn verspüren lassen / daß ich /wider E. Maj. wissen / keinem bei ihr in seiner liebe dienen werde. Ich bin dessen auch wol versichert /(wiederholte die K \nigin /) und muß dir / deine frage zu beantworten / gestehen / daß ich sonder rache die änderung meines Prinzens ansehen / und / ihm zwar seine verbäßerung g \nnend / doch hierinn seinem beispiel gar nicht folgen sondern nimmermehr meine liebe zu einem andern wenden würde. Warüm seufzest du / Aramena? ist dir diese meine erklärung entgegen? Aramena weiß gewiß (sagte Timna /) einen heimlichen mitbuler / für den sie gern sprechen wolte / wañ sie dörfte! solte es auch wol der wackere Cimber seyn? Nein! (fiele die K \nigin ihr in das wort /) dieser edele Prinz ist bisher unbillig bei mir in verdacht gewesen / daß er mich liebe: massen ich nun eines andern berichtet bin / und ist die Prinzessin Ammonnide die jenige / die er ihm erwehlet. E. Maj. vergeben mir / (sagte Aramena /) wann ich hierinn die gegenmeinung behaubte. Ich zweifele allerdings / ob iemand anders / als die schöne Königin von Ninive /sein herz besitze. Hören E. Maj.
Als Aramena diese scherzrede der Timna beantworten wolte / traten die Prinzessinnen Ammonide und Jaelinde zu ihnen in das gemach / und huben also dieses gespräch auf / da dann die Königin zu der Ammonide sagte: Wir reden iezt eben von euch / Prinzessin von Ammon! und es ward geredet / daß euch Cimber /der Prinz der Teutschen / nicht abhold seyn müsse. Seiner guten gunst / (antwortete Ammonide /) vermeine ich versichert zu seyn / daß ich also dieselbige wol gestehen / und mich deren berümen darf. Es erstrecket sich aber solche nicht weiter / als auf ein freundschaft: massen er ein mehrers von mir / gleichwie auch ich von ihme / nicht fordert. Mitlerweile Ammonide dieses sagte / veränderte Jaelinde etlichmal die farbe: daß dann die Königin wol in acht name / dessen ausdeutung aber ihr nicht zu machen wuste. Doch wolte sie hievon nicht mehr reden / sondern fienge ein gespräche an / von ihrer schwester der Cölidiane / wie auch von dem zustand in Canaan: womit sie dann die zeit hinbrachten / bis die Königin von Tyro sie fordern ließe / zu ihr zu kommen.
Bei derselbigen funden sie die Königin von Elam /die Indaride und Amesses / den Mamellus / Tiribaces / Esau und Hadoran: und bezeugete die Königin von Tyro gnugsam / durch ihr munteres wesen / daß die nahe ankunft des Prinzen Baleus ihr sehr lieb wäre. Nicht lang hiernach kame Ahalibama auch dazu / und als sie einmütig beschlossen hatten / nach ihren vorigen wohnpalästen sich wider zu begeben /
Wegen der übergroßen hitze / geschahe der einzug erst gegen den abend: und als der Prinz Baleus / von dem Statthalter Mamellus und allen Syrischen Fürsten / bewillkommet worden / füreten sie ihn / auf seinen befehl / zuvor nach den Königinnen / ehe er in der Kemuelsburg sein einlager name. Er ward / von der alten Königin Delbois / mit der höchsten höflichkeit entfangen: welche über seiner glücklichen wiederkunft aus dem Ophirischem krieg sich herzlich / wiewol nicht sonder errinnerung ihres verlustes / erfreuet. Bei ihm waren / der Prinz Sinear / Eliphas / Nahor Fürst von Haran / und andere hohe kriegsbediente: die dañ hierbei auch ihre höflichkeit ablegten. Baleus und die Königin Delbois / fanden beiderseits einander in einen veränderten stande wieder: da diese mitlerzeit die Ninivitische kron aufgesetzet / er aber / durch übung im Ophirischen krieg / viel manlicher und dabei ansehnlicher worden war. Sie ümarmeten einander / mit bezeugung herzlicher wolgewogenheit: das dann / die meisten von den ümstehenden / nach ihrer meinung ausdeuteten. Nachdem er hierauf der
Der Prinz Tiribaces / Cimber / Esau und Hadoran /die nit mit bei der einholung gewesen / legten hierauf ihre begrüßung bei dem Prinzen ab: worbei Baleus /der alten kundschaft mit dem Tiribaces und Hadoran /und Cimber der freundschaft mit den Eliphas / sich erinnerten. Baleus erwiese auch große vergnügung /den teutschen Fürsten und den berümten Edom zu sehen: welcher ingleichen dem Eliphas / seinem sohne / so viel liebkosungen bezeugete / daß dieser / der seine auss \nung noch nicht wuste / mit so großer zufriedenheit / als verwunderung / dieselbe anname. Nach dieser kurzen ansprache / und als der Assyrische Prinz der Königin von Tyro ein schreiben von dem König ihrem bruder überliefert hatte / wurde die fernere unterredung bis auf folgenden tag verschoben: worauf er seinen abtritt name / und sich von dem Mamellus / auch den andern Syrischen Fürsten / nach der Kemuelsburg begleiten ließe.
Ahalibama aber / noch des beständigen vorhabens /heimlich davon zu reisen / setzete sich / an stat gleich den andern zu ruhe zu gehen / und schriebe an die Königin von Ninive: was massen sie von ihrem gelübde gezwungen worden / ohne ihr vorwissen diese reise fürzunemen / weil sie von der Königin wolneigung vermuten können / daß sie ihr solches nicht würde haben
Wie sie nun also sich völlig zur abreise gerüstet /und einen Syrischen mantel üm sich geschlagen hatte / gienge sie vor tags in der demmerung / neben der Astale / aus ihrem palast / von dem Tirzis / Brianes und Zimenes begleitet / die ihr den weg nach der Fürstin Timna wonung zeigeten. Als sie dort hingekommen / fande sie die hausthür offen: deswegen sie hinauf schliche / die Timna in ihrer kammer im bette anzutreffen / und die andern drunten ihrer warten hieße. Sie fande die kammerthür verschlossen / und
Sie ware aber so gar sinlos nicht worden / daß sie nicht bald darauf folgende worte in der Timna bette håtte sagen hören: mit was süßigkeit und angenemen kuß habt ihr / liebste Timna! mich iezt aus meinem schlaff erwecket! Wer? ich? (antwortete eine sti e /welche Ahalibama für der Timna ihre halten muste /) es wird euch etwan solches geträumet haben: massen ich iezt erst erwache. Ahalibama wolte ferner nicht anhören / was geredt wurde / sondern schliche so geschwind / als ihr möglich / von diesem (ihrer vermutung nach) unflätigen bette hinweg / und die augen voll tränen habend / sagte sie bei ihr selber: Ach Timna! ist es möglich / daß du zu dieser schande kommest? Hiermit schobe sie / so gemach sie konte /den riegel von der kammerthür hinweg / und eilete die stiege wieder hinunter. Ihre leute / die ihrer drunten gewartet /
Als sie aber nur noch etliche schritte von der Casbiane palast ware / begegneten ihr vier geharnischte månner / die sie alsofort anfielen / und sie zwischen sich nemend / mit ihr hinweg eileten. Ihr geschrei /und der onmöchtige widerstand derer / die bei ihr waren / konte sie nicht schirmen / und sahe sie sich in dieser noht ganz hülflos uñ verlassen: als / zu ihrem großen glück / der Fürst von Edom dazu kame / welcher eben in der morgen-küle auf die jagt hinaus ritte. Wiewol er sie nun nicht gleich erkeñte / so misfiele ihm dannoch diese frevelthat / die man an einem wehrlosen weibe verůbete. Demnach triebe ihn seine grosmut / ihr beizustehen. Als er nun diesen räubern befohlen / die dame gehen zu lassen / wolten sie ihm nicht gehorchen / bis sie seinen arm gefület: der alsobald ihrer zween zu boden legte / und die andern wehrlos machete. Ahalibama schluge hierauf den mantel vom gesicht / und gabe sich zu erkennen / zugleich für diese befreiung ihm danksagend. Seine freude / daß er ihr diesen dienst
Es ist bekant / das der König Abdalla / das reich Sidon und Tyrus unter seine beide söhne ausgeteilet /und den jetzigen K \nig von Tyro / dem herr vattern des Prinzen Tiribaces die fäste stadt Zor / dem andern sohn aber / als dem liebsten / die große stadt Sidon zugewendet. Dieser König von Sidon / heuratete nach einander drei gemalinnen. Mit der ersten so Joba hieße und eine Prinzessin aus Bactra war / zeugete er den Prinzen Sidon. Die andere Tiphabruna / des Königs von Armenien schwester / gebare ihm die Prinzessin Orosmada. Seine dritte gemalin /
Es hatte aber die Eurilinde einen sohn / der sich Adonias nennte: welcher / etwan ein jahr ålter als die Prinzessin / durch stätige spiel-geselligkeit sich bei ihr so beliebt machete / daß aus dieser verträulichen gemeinschaft eine liebe erwuchse: welche mit den jahren so zugenommen / daß weder der ungleiche stand /noch der Eurilinde wachsamkeit / solche verhintern konte. Eurilinde / als eine verständige frau / ersahe vorher / in diesem glück ihres sohnes / sein gröstes unglück. Dannenhero / wiewol sie sonst / aus mütterlicher liebe / nie dazu sich entschliessen wollen / diesen ihren einigen sohn von sich zu thun: so fassete sie doch üm deswillen andere gedanken / und schickete ihn in die Insul Creta / alda müste er etliche jahre ausbleiben / in welcher zeit
Es forderte aber / wenig zeit hernach / der König Siphon seine tochter nach hof: da dann der Prinzessin mächtiges bitten und flehen die Eurilinde bewoge /mit nach Sidon zu ziehen; wiewol sie ihr die freiheit ausbedunge / die große gesellschaften zu meiden / und in der stadt ihre wohnung allein zu haben. Der ganze hof wurde über der Prinzessin ankunft erfreuet / und blickete ihre schönheit und guter verstand so herrlich herfür / daß der König ganz vergnügt über ihr wurde /und alle großen bei hof sie anbeteten / und verehrten. Die K \nigin Naema / ihre stiefmutter / stellete sich zwar auch freundlich gegen ihr an / vermochte aber ihren heimlichen neid nicht sowol zu bergen / daß der nicht unter allen liebkosungen herfürgeschienen håtte. Dann weil sie selber / wegen ihrer schönheit / bewundert seyn wolte / als kunte sie übel vertragen / daß die Orosmada / so wol wegen ihrer jugend als anderer vollkommenheiten / ihr hierinn fürginge.
Es ware nun der Sidonische hof in seinem höchsten wolstande / und ist wol keine lust zu ersinnen / die allda nicht ware angestellet worden. Dannenhero kamen viel fremde von allen orten her / denselben zu
Es geschahe diese entdeckung seiner liebe / in dem tempel des Astaroth / welcher der liebe zu ehren gewidnet ist: daher er anlaß name / ihr fürzustellen / wie an solchem heiligen ort er ihr / als seiner Göttin / in weihung seines herzens / ein opfer hiemit überreiche /welches mit der gütigkeit auf und annemen wolte / mit welcher die gottheit / die man alda verehrte / die opfere anzusehen pflegte. Es nimmet Astaroth (sagte sie darwider) alle und iede opfere / die ihme aus reinem herzen geschehen / mit gleicher wilfärigkeit auf: weil aber mir solches übel anstehen würde / als bitte ich den Prinzen von Tyro / daß er nichtes von mir begehren wolte / was eine widrige wirkung bei mir verursachen
Gleichwie nun die Eurilinde alles erfuhre / was bei hof fürliefe / als bliebe ihr auch nicht verborgen / daß der Tiribaces eine liebe zu der Orosmada blicken lassen. Daher sie höchst erfreuet die Prinzessin besuchete / und die auf alle weise überreden wolte / die Tyrische kron nicht auszuschlagen / sondern diesem Prinzen hofnung in seiner liebe zu geben. Orosmada / ob sie gleich die Eurilinde als ihre mutter liebete / vergaße sie doch diesesmal ihrer gew \nlichen ehrerbietung / und antwortete ihr / mit nicht geringem verdruß: wiedaß sie von dem Tiribaces nichtes h \ren / und was sie von Eurilinde in ihrer jugend gelernet / daß nämlich man in seinem wesen beständig seyn müste / hiermit erweisen wolte. Man thut recht hieran / (antwortete Eurilinde) wann die beständigkeit billige dinge zum zweck hat: widrigen falls kan bald ein laster aus
Ach liebste Prinzessin! (gabe ihr Eurilinde / mit einem ernstlichen wesen / zur antwort /) betrübet mich nicht also / und erweiset hiermit nicht / daß ich euch übel erzogen habe. Gebrauchet bässer eurer hohen gaben / die euch der himmel verlieben / und håget Königliche gedanken. Lasset nicht dieses die vergeltung meiner getreuen dienste seyn / daß ihr mein einiges kind neben euch wollet in unglück stürzen. Ich habe zwar / in euren kinderjahren / einige wolneigung gegen den Adonias an euch gemerket: aber nicht vermeinet / daß einst euer vollkommener verstand noch so kindische gedanken hegen solte. Diese worte / die der Orosmada sehr nahe gingen /locketen ihr zwar etliche tränen ab / veränderten aber gar nicht ihren willen: welchen sie solcher massen der Eurilinde zu erkennen gabe / daß diese darum sich alsobald entschlosse / nach dem König zu gehen / und den zu bitten / daß er seine tochter an den Prinzen von Tyro verheuraten mögte. Der Siphon / so noch nie die Eurilinde also nahe betrachtet / fande sie so schön /und dabei in ihrem wesen so angenem / daß er sich an ihr nicht konte satt sehen: und wann diß erstemal die liebe ihn nicht gleich übermeistert hat / so hat es doch hieran nicht viel gefehlet: massen sie ihn so vergnügt hinterließe / daß er / sie gegen
Wie schmerzlich dieser befehl der Prinzessin zu vernemen gewesen / kan ich / ob gleich der Prinz hier zugegen ist / weder verschweigen / noch gnugsam beschreiben. Nachdem sie sich lang besonnen / warfe sie die augen auf mich / und gabe mir diß gewerbe dem Prinzen Tiribaces anzukündigen: wiedaß sie ihn nicht lieben könte / und wo er etwan ihres vatters gewalt sich bedienen wolte / solte er eher ihren tod / als ihre änderung / erfahren. So ungern ich nun hierzu mich gebrauchen ließe / so schüldig erkante ich mich iedoch / meiner Prinzessin zu gehorsamen / brachte also dem Prinzen diese botschaft an: welcher / mehr todt als lebendig dieses sein end-urteil anh \rend / so kläglich sich gebärdete / daß man ein steinernes herz haben müßen / wann man dadurch nicht zu mitleiden wåre bewogen worden. Seine liebe zu der Orosmada war so häftig / daß er von ihr unmöglich lassen kunte. Doch seinen gehorsam ihr dabei zu erweisen / fassete er den schluß / gleich wieder nach Tyro zu ziehen: wozu ihm auch sein hofmeister anstrengete / welcher gemerkt hatte / und aus vielen ursachen / darunter seine so zarte jugend mit ware / derselbigen steuren wolte.
Weil dem Siphon die Eurilinde so wol gefallen hatte / als unterließe er nicht / sie zum öftern zu besuchen: und fande er in ihrer gesellschaft solche vergnügung / daß er fast ohne sie nicht mehr seyn konte. Die Königin erwiese dieserwegen nicht die geringste eiversucht: massen sie ståts bei ihrem stiefsohn / dem Prinzen Sidon / sich befande / und üm den K \nig sich wenig bekümmerte. Bei solchem zustand / kame der König von Jarmuth an unseren hof / neben dem Prinzen von Gibeon / um / den bund / den sie vordessen mit einander gemacht hatten / mit dem König Siphon zu erneuen. Diese beide / von der Orosmada schönheit angezündet / begunten alsofort ihr aufzuwarten: da dann der K \nig / üm keinen von ihnen zu erzürnen / der Prinzessin gebote / sich gleich gut gegen sie beide zu bezeigen / damit keiner beleidiget würde. Weil der
Eurilinde / die dem König nicht versagen dörfen /diese reise mit zu thun / geriete alsofort in die gedanken / als sie den wackern Jethur ersahe / zwischen ihn und der Prinzessin eine heurat zu machen. Als sie dieses dem König eröfnet / priese er nicht allein ihre sorgfalt für seine tochter / sondern er wünschete auch / daß dieses also zu stand kommen möchte / weil der Jethur / an reichtum und landen / keinem König wiche. Der verliebte Tiribaces / seine Prinzessin wieder sehend / wolte zwar / ihrem grausamen befehl ein genügen zu thun / sich ihrer äusern: die liebe aber übermeisterte ihn / daß er wider seinen fürsatz zu ihr gezogen wurde. Doch redete er bloß mit ihr durch seufzer: und name sie sich auch so wol in acht / daß er niemals zu ihr allein kommen kunte.
Meine Königin hier zugegen / wird sich noch gnädig wissen zu erinnern / was massen einsmals / da diese große Königliche gesellschaft / zu einer von dem K \nig Tyras angestellten fischerei / auf das meer eingeladen worden / wir uns sämtlich / bei heiterem schönen gewitter / in die zubereitete schiffe gesetzet /und eine
Kaum hatten sie ihn auf den boden des schiffes geleget / da finge Orosmada unversehens an / häftig zu schreien; und ohne betrachtung der ümstehenden /fiele sie über diesen körper her / und vermochte kein wort / auser den namen Adonias / herfür zubringen. Dieses beginnen / gleich wie es iederman bestürzt machete / also bewoge es auch die in den anderen schiffen / sich zu nähern / üm zu sehen / was da geschehen wäre. Der name Adonias ware der Eurilinde nicht sobald für ohren gekommen / da ahnete ihr / daß dieser ihr sohn seyn würde: daher leistete sie der Prinzessin gesellschaft
Wie mitlerzeit sich die Eurilinde und Orosmada gebärdet / kan ich nicht aussagen: da dann der Tiribaces so wol / als der K \nig von Jarmuth / der Prinzessin kummer mit nicht geringer eifersucht betrachteten. Der Prinz von Gibeon aber / name sich dessen nicht an / weil er seine liebe geändert / und der damaligen Prinzessin Lantine hatte angefangen aufzuwarten. Der König Siphon erwiese sich / der Eurilinde wegen /sehr besorget: bis er ihr diese post kunte bringen / daß ihr sohn lebete. Sie ümarmete ihn mit herz-mütterlicher liebe / und hätte schier / von leid und freude zugleich angefochten / vergehen mögen. Die Orosmada /welche bässer ihre freude als ihre traurigkeit bemeistern kunte / stellete sich nun etwas eingezogener /und / ihre erwiesene bestürzung damit entschuldigend / daß sie / aus liebe zu ihrer pflegmutter der Eurilinde /
Nachdem hiermit die fischerei sich geendigt hatte /eilete man wieder nach Tyro / üm den kraftlosen Adonias vollends zu recht zu bringen: der dann / durch fleißige bedienung der ärzte / so weit gebracht wurde /daß seine wunden sich wol anließen / und er aus gefahr des todes entkame. Weil Eurilinde bei allen in großem ansehen war / als besuchete der ganze hof /ihr zu gefallen / den Adonias: da dann die Orosmada auch nicht ermangelte / so oft sie nur konte / bei ihm zu seyn. Und weil ihre gegenwart ihn mehr zu kräften wiederbrachte / als die andere arzeneien / als ließe es die Eurilinde geschehen / daß die Prinzessin diese hülfe ihrem sohn thäte: wiewol sie dabei schon auf mittel gedachte / wann er würde genesen seyn / dieser liebe zu steuren. Inzwischen erzehlte er der Prinzessin / wie es ihm ergangen: welches ich nur kürzlich wiederholen will.
Er hatte / seit seiner abwesenheit / in Creta / die freien künste und alle ritterliche übungen / fleißig erlernet / und bei dem König sich in so großes ansehen gesetzet / daß der ihn / in gesandschaft nach Kithim /an den K \nig der Janigenen den Camboblasco / abgeordnet: da er nicht allein mit der Königin Hermione /der schwester des Camboblasco / und wittib des vorigen Königs Morges / sondern auch mit der Roma /
Auf dieser schiffreise wurden sie / unfern Tyro /eben den tag / als man die fischerei gehalten / von einem frömden schiff angefallen: welches von Creta aus sie verfolget / aber wegen ihres fleißigen ruderns /sie nicht eher / als bei diesem felsen / einholen k \nnen. Die Königin Roma / erkennte den fürer der Soldaten in diesem schiffe / für ihren bruder den Sycorus / K \nig der Celtiberier: der lange zeit seines bruders wittib / die K \nigin Hermione / geliebet / und vermutlich ihre flucht erfahrend / ihr nachgefolget hatte. Adonias / sowol von der ehre / als der bedrängten Königinnen zuruf angefrischet / entschloße sich / sein leben für ihre freiheit zu wagen: da dann / als sie ihre schiffe aneinander gehänget / nach einem langen blutigen gefechte / er und der König Sycorus in das meer gefallen.
Adonias wuste ferner nit zu erzehlen / wo dieser König und die schiffe geblieben wären: und beschlosse er diesen bericht mit einer schönẽ danksagung gegen der
Weil die handlungen zwischen den Königen Syphon / Tyras / uñ dem von Jarmuth / auch dem Prinzen von Gibeon und Fürsten von Hevila / sich etwas verlängert / als wurde der Adonias in der zeit wieder völlig gesund: da er dann bei hof erschiene / und in allem eine so gute art und wesen fürete / daß er sich so beliebt als bewundern machete. Der Prinz Tiribaces / der nichtes hassen kan / wo er tugend findet /hielte den Adonias gar wehrt / ungeacht er ihn für seinen mitbuler achten muste. Der König von Jarmuth aber / als hitziger und in allem seinen thun häftiger /kunte unmüglich vertragen / daß ihme / als einen König / ein unbekanter und gemeiner mensch solte fürgezogen werden: demnach erwiese er dem Adonias / bei allen begebenheiten / seine verachtung: der solche mit aller ehrbezeigung erwiderte / und doch dabei nicht abliesse / der Orosmada aufzuwarten. Diese Prinzessin aber / ihren Adonias an den König von Jarmuth zu
Einsmals wurde in der stadt / in eines vornemen herrn hause / zu abend ein danz gehalten / worbei der ganze Königliche hof / auser den Königen von Sidon und Tyro und den beden Königinnen / erschienen. Man machete daselbst einen sonderbaren danz vorstellig: da eine dame anfangs allein danzet / und hierauf etliche aus der gesellschaft / welche da wollen /sich anbieten und im danzen hervortretten / von ihr zum danz aufgefordert zu werden; da dañ die dame /einen unter den haufen erwehlend / die andern / als mit verachtung beschimpfet / stehen lässet. Wie nun die reihe auch die Orosmada traffe / und ihr viel hohe standspersonen / absonderlich der König von Jarmuth und der Prinz Tiribaces / nachdanzeten: ließe sie die andern alle fahren / name den Adonias bei der hand /und danzete mit demselben. Diß verdroße den K \nig von Jarmuth dermassen / daß nach geendetem danz er sich nicht enthalten kunte / mit ehrenrürigen worten gegen dem Adonias auszubrechen. Dieser / so zwar dißfalls einem König zu antworten nicht vermogte /erwiese doch in seiner gedult solche grosmut / daß iederman mit ihme friedlich seyn muste. Auf gutachtung seiner freunde / drehete er sich folgends vom danz aus / als die Prinzessin Orosmada wiederum die reihe traffe. Es ware aber der andern ihre bemühung abermals vergebens / indem die Prinzessin den Adonias / ob er ihr gleich im danz nicht folgete / ungescheuet aufforderte / und mit ihm den danz vollendete.
Wie nun Adonias / ganz vergnügt über diesem
Es würde hieraus ein mächtiges blutbad entstanden seyn / wann nicht von dem K \nig Tyras etliche wären dazwischen gekommen / die den K \nig von Jarmuth und Prinzen von Tyro von einander schieden / und den Adonias in haft nemen ließen. Aber der K \nig von Sidon / der wegen der Eurilinde dem Adonias sehr gewogen war / brachte es bei seinem bruder dahin / daß er bald wieder seiner haft erlassen /
Der Siphon / pflage in allem der Eurilinde zu folgen. Was auch den König von Jarmuth betraffe / so war er nicht gesinnet / ihm eine tochter zu geben: weil selbiger als ein slave des Königs von Canaan lebete /und zudem sein meistes land unter der gewalt des Königs von Basan ware. Demnach wurden ferner nach und nach / wie bereits geschehen / des Prinzen Jethur leute angelassen / ihrem herrn diese Prinzessin von Sidon anzutragen. Gleichwie nun dieselbigen / in hofnung großer verehrung / an ihrem fleis nichts ermanglen ließen / also gaben sie auch dem König Siphon mehr vertröstung / als sie von ihrem herrn entfiengen: massen der / wie man nachgehends erfuhre / bei einer andern schönheit bereits seine freiheit verloren hatte.
Immittels man also / unter den offentlichen handlungen dieser Könige / wegen erneurung ihres bundes /
Man kan sich leicht den Prinzen Tiribaces fürstellen / wie der sich gebårdet / als er diesen verlust der Prinzessin / die er so herzlich liebte / vernommen. Der listige König von Jarmuth bliebe in Tyro / und kartete dieses spiel so meisterlich / daß kein mensch ihn für schüldig halten kunte. Zu dem ende ließe er auch das geschrei überall ausbreiten / die Prinzessin hätte sich von dem Adonias heimlich entfüren lassen. Hierüber geriete der König ihr herr vatter in so bittern zorn /die
Weil zu Sidon / der verliebte Adonies / die entfürung seiner Prinzessin / ehe die schiffe noch hinkamen / erfuhre: als triebe ihn die häftige liebe / daß er alsofort sich in ein schiff setzete / üm seine verlorne Prinzessin zu sehen. Weil ihm gleich ahnete / es möchte diesen raub der König von Jarmuth angestellet haben / name er seinen weg nach Joppe: daselbst er / weil der wind mit ihm war / den folgenden morgen ankame / als eben der Naharat mit uns zu lande nach Jarmuth fort wolte / nachdem er alda übernachtet hatte. Die Prinzessin erkante ihn gleich von ihrem wagen / und er sie hinwiederum: daher sie beide / vor erfreuter bestürzung / laut aufzuschreien begunten. Er liefe mit entblöstem gewehr zum wagen / von welchen sie alsobald herab sprange / und auf ihn zu eilete. Die einwohner in Joppen / welche / wegen der vielen handelschaft nach Tyro und Sidon / diese völker sonderlich liebeten / vernamen nicht so bald von dem ruffenden Adonias / daß diese dame die Prinzessin von Sidon wäre / welche man entfüren wolte / da gaben sie sich alle auf seine seite / und gegen die von Jarmuth allen eiser ausschüttend / ließen sie nicht einen von ihnen leben: daß also Naharat / seines herrn liebe mit seinem blut bezahlen muste.
Als wir gegen den abend daselbst ankamen / erwiese iederman / an stat / daß man über der Prinzessin wiederkunft sich erfreuen sollen / sich sehr bestürzet /daß eine so große Prinzessin sich von dem Adonias /als sie vermeinten / hätte entfüren lassen. Der König Siphon / ihr herr vatter / ware nicht zu tr \sten. Eurilinde wolte / ihres sohnes halber / schier verzweiflen. Der K \nig Tyras / der es / weil es an seinem hof geschehen / sonderlich hoch entfande / hielte sich für den
Orosmada / die sich an allem diesem ganz unschuldig wuste / vermochte nicht auszusinnen / was diß bedeutete / daß man sich zu Tyro über ihre befreiung so wenig frölich erzeigte / und dem Adonias ihrem erlöser seinen dienst so übel belohnte. Doch / wie sie alles / auser was ihn betraffe / wol vertragen kunte /als ware sie allein üm dem Adonias besorget. Nachdem sie etliche stunden / ohne von iemanden besucht zu werden / zugebracht hatte / schickte sie nach der Eurilinde / daß sie zu ihr kommen m \gte. Aber selbige weigerte sich dessen / und berichtete der abgeschickte / daß sie sehr gewinselt / und die Prinzessin die ursach ihres unglücks genennt hätte. Orosmada wolte demnach selber zu ihr gehen: aber die Königliche wacht für ihrem zimmer / verwehrete ihr den ausgang. Also muste sie sich / bei aller ihrer unruhe /noch dazu gefangen sehen: welches ihr dann seltsame gedanken machte.
In solcher unruhe / ginge die nacht vorbei / und wie der tag wieder angebrochen / und mit deme ihre sorge sich erneuret / ließe der König / ihr herr vattter / sie für sich holen: den sie mit so tiefer traurigkeit überfallen
Hierauf hielte ihr der König für / was sie für eine ungezimte leichtsinnigkeit begangen / da sie mit dem Adonias heimlich davon geflohen: wodurch sie seines bruders Königliches schloß geschändet / ihr ganzes
Dieser König aber / so hierinn sich nicht übereilen wolte / weil es den König von Jarmuth ihren bundsverwandten anginge / hielte seinen bruder mit guten worten auf / und wolte den Adonias nicht gleich loslassen: dabei wegen des Königs von Jarmuth erwehnend / daß man sich wol fürsehen müste / ehe man ihm dieses aufbürdete / zumal einige ümstände den Adonias
Dieser handel nun erregte einen großen aufstand in Tyro: weil gleich überall erscholle / daß Adonias und die Prinzessin für unschuldig gehalten würden / und daß der König von Jarmuth den anschlag auf diese hätte machen lassen. Die Sidonier / hierob erfreuet /wolten den Adonias los-haben / und durfte keiner von Jarmuth sich für ihnen sehen lassen / so verbitteret waren sie auf dieselben. Die Tyrier hingegen / hielten die seite des Königs von Jarmuth: weil sie wusten /wie viel ihrem König daran gelegen war / daß dieser König und die anderen den bund mit ihme eingehen möchten; und weil sie also / an dem König Beor von Canaan / die verstossung seiner gemalin / die ihrer Königin schwester / desto bässer zu rächen verhoffeten.
Der König Tyras wolte nun / üm deß willen / den König von Jarmuth allerdings zum freund behalten: zumal der sich verlauten ließe / er wolte mit den Prinzen von Gibeon und Hevila / ohne den bund zu
Von Sidonischer seite wurde fürgeschlagen / der
Dem Prinzen Tiribaces ware / bei aller dieser grossen verwirrung / erfreulich zu vernemen / daß er von Sidonischer seite in vorschlag gekommen / die Orosmada zu heuraten: ob er gleich nicht hoffen kunte /daß solches mit ihrer bewilligung geschehen. Nachdem dieses unwesen etliche tage gewäret / und sich immer gefärlicher anließe / also daß es schier zu einem
Wir kamen / gegen den morgen / nach Sidon: da des Königs geheime räthe / dieses unwesen reichlich überlegend / dem hitzigen Siphon nicht raten wolten /dieserwegen einenen krieg wider Tyrus / und gegen
Der König von Jarmuth / wie auch der Prinz von Hevila und Gibeon / waren / ohne den Bund zu schließen / aus Tyro wieder hinweg gezogen. Der Prinz Tiribaces aber / gleichwie er es mit des Adonias befreiung sehr künstlich angestellet / als bliebe solches auch verborgen / und bekame er deswegen keine ungelegenheit. Er begunte hierauf seine unglückliche liebe zu überdenken / in deren er am hof keine vertraute hatte / als die Prinzessin Lantine seine schwester: massen auch zu derselben seine liebe jederzeit mehr gerichtet war / als zu seinen beiden andern schwestern. Also unterhielte dieser Prinz seine liebe abwesend /
Es hatte der Eurilinde schönheit vorlängst den König Siphon eingenommen / also daß er ohne diese dame nicht seyn kunte / und nicht mindere liebe gegen ihr / als seine tochter gegen ihrem sohn / entfande. Wie nun diese witzige frau / aus allen ümständen /des Königs liebe merkte / fande sie / deren bei zeiten zu entgehen / kein bässers mittel / als daß sie dem König fürstellete / wie die Orosmada seine tochter ihren sohn liebete / welches dem ganzen Königlichen hause bereits viel unruhe gebracht / und zugleich schimpflich wäre: müste also der König dahin bedacht seyn / diese beide verliebte voneinander zu entfernen / und der Prinzessin einem gemal / ihrem sohn aber einem dienst geben / der ihn von hof brächte. Der Siphon / so ihre rechte meinung nicht erreichte / ließe ihm dieses gefallen / und machte den Adonias zum Stadhalter zu Botris / im lande der Gibeliten: welchen dienst er willig anname / ob der ihn gleich von seiner Prinzessin abrisse / weil er nun hoffete / üm so viel eher ihrer würdig zu werden / da der K \nig ihn zu solcher ehre erhube.
Orosmada hergegen / mutmassete gleich nichtes gutes aus dieser entfernung: deren der König / sobald der Adonias hinweg ware / heimlich antruge / wiedaß er gesinnet wäre / sie an dem Prinzen Tiribaces zugeben. Er sezte die ursach hinzu / weil dieser herr sie liebete / ihres standes / und fähig wåre / das verlorne vertrauen zwischen Tyro und Sidon wiederzubringen. Orosmada / nachdem sie des Königs anbringen gedültig angehöret / sagte darwider: sie hätte bereits dem König ihre liebe entdecket / die sie zu dem
Wie nun seine liebe gegen ihr von tag zu tag zuname / als entdeckete er ihr einsmals diese seine gemuts-neigung. Er fande aber solchen widerstand / und die grosmütige Eurilinde so entrüstet: daß er / ob er gleich ein großer König / und ihr herr war / dannoch ihrem befehl gehorsamen / und von ihr gehen muste. Ich kame hierauf / wie ich zu thun gewonet war / eben zu ihr: da sie mir dann / als ihrer vertrauten / alles klagete / wie es ihr mit dem König erginge. Sie name ihr nun für / gleichwie sie längst zu thun gewillet gewesen / nach Botris zu ihren sohn zu gehen: mit vorwand / daß sie also von ihm entfernet nicht leben könte; wie dann auch wol guten teils die warheit gewesen. Demnach begabe sie sich nach hof / und als sie ihre erlassung bei der Königin gesuchet / auch erlanget / name sie zugleich abschied von der Prinzessin:
Wie sie nun hinweg ware / brachte die Orosmada dem K \nig der Eurilinde schreiben: der ihre abreise daraus vernemend / in die höchste traurigkeit geriete. Er ließe seine tochter das schreiben lesen / und machte sie zur vertrauten in seiner liebe: da dann sie beide einander ihr anligen klagten. Orosmada zwar konte sich vor ihrem vatter glücklich achten / weil Adonias sie wieder liebete: welches der König von der Eurilinde nicht hoffen kunte / weil / ungeacht ihres gemeinen standes / ihr gemüte viel zu hoch war / einen König zu nemen / und nicht Königin zu heissen. Dann weil diese ehre der K \nigin Naema allein gebürete / als hätte Eurilinde nur als ein kebsweib sich müssen halten lassen. Diß alles hatte sie / zu entschuldigung ihres abschlags / im schreiben angefüret. Die Orosmada aber / brachte es bei dem König dahin / daß der den Adonias nach hofe fordern ließe / um ihrer beider heurat zu vollziehen: wodurch / der König hoffete /daß folgends auch die Eurilinde wieder nach Sidon würde können gebracht werden.
Als der Adonias ankame / hätte man vermeinen sollen / er würde die höchste freude und vergnügung von sich blicken lassen / weil er in seiner liebe so glücklich
Habt ihr dann das / (fragte Orosmada) der grausamen Eurilinde versprochen? Keines wegs! (antwortete er) und wolte ich lieber sterben / als mich selber eurer wertesten besitzung verlustig machen. Aber liebste Orosmada! dieses verursachet bei mir / daß ich einen verzug in meiner glückseligkeit verlangen muß:
Es vermochte aber das mütterliche herz der Eurilinde nicht länger von ihrem sohn zu bleiben / da in Botris aller orten das gespräch erscholle / wie der Kronprinz dem Adonias aufsätzig wäre. Weil sie nun dieses für ihn höchstgefärlich erkante / als kame sie wie der hin nach Sidon: üm ihr leztes heil zu versuchen /ob sie den Adonias von seiner liebe abbringen / und ihn / mit ihr nach Armenien zu reisen / bereden möchte. Der verliebte König entfande hierüber unaussprechliche
Als sie eines tags gegen den abend / im schloßgarten / ihr leiden miteinander zu überlegen / spaziren gehen wolten / und ich mit von der gesellschaft war /die der Prinzessin dahin aufwartete: fanden wir den pförtner für der verschlossenen thür des gartens stehẽ / der uns den eingang verwehrete / weil der Prinz Sidon / wie er sagte / befohlen hätte / niemanden einzulassen. Dieser befehl wird uns nicht gelten! sagte Orosmada: name damit den schlüßel aus des pförtners
Wie nun die Orosmada / auf das bette sich zu setzen / den vorhang zurück zoge / fande sie die Königin Naema und den Prinzen Sidon einander ümarmend dariñ ligen / und schlaffen. Unser schrecken ward hierob so groß / daß keines ein wort reden kunte / und wir nur einander ansahen. Orosmada aber / den Adonias bei der hand nemend / eilete so geschwind / als sie konte / aus dem saal hinaus / diese böse that ihrer mutter und des bruders verfluchend. Sie befande des Königs ehre viel zusehr beschmitzet / als daß sie solches / was sie gesehen / hätte verschweigen können. Demnach / so bald sie vermochte / gienge sie zum König / und entdeckte ihm seine geschändete ehre: womit
Diß erregte ein solches schrecken / daß ganz Sidon darüber wach und unruhig wurde. Die Königin / ob sie gleich in ihrem herzen sich schüldig wuste / ware doch so frech von gemüte / wie auch der Prinz Sidon /daß man keine angst an ihnen verspüren konte. Weil sie demnach pocheten / und die ursach dieser verhaftung wissen wolten: als ließe der König ihnen ansagen / wessen sie von der Orosmada beschůldiget würden. Ihre künheit war so groß / daß sie ihre unschuld wider die Prinzessin gerichtlich auszufüren begehrten: welches dann der König ihnen nicht abschlagen konte / weil das gemeine volk einen aufstand hätte erregen mögen / die den Sidon sehr liebeten. Also wurden /wie land-üblich / sechs richtere erkieset: vor welche /in gegenwart alles volks / beide teile sich stellen musten / ihre beschüldigung und unschuld auszuführen. Weil unter dieser anstalt eine gute zeit verflosse / als lebte der K \nig immittels in großer unruhe: und wie die liebe gern alles ihr zu vorteil drehet / als hoffete er / wann die Naema ihrer unthat würde überwiesen seyn / alsdann in seiner liebe gegen der Eurilinde glücklich zu werden. Die Orosmada stärkete ihn in dieser süßen einbildung / soviel sie immer kunte: und Adonias hoffete / daß seine mutter / wann also eine rechtmåsige heurat sie zur Königin
Der König / von solcher hoffnung angefrischet /konte länger nicht verziehen / seine Eurilinde zu besuchen. Demnach / ungeacht ihres verbots / und weil die ümstände solcher massen sich geändert / kame er zuihr: da sie dañ leiden muste / daß er ihr von der Sidonischen kron fürsagte / und sie versicherte / daß keine andere / als sie / der Naema stelle bekleiden solte. Nichts hatte iemals die Eurilinde so sehr / als dieses / angefochten: weil des Königs begehren iezt so billig war / daß sie nicht sowol / als fürhin / ihm eine unwillige antwort geben dorfte. Wie nun der König wieder von ihr war / schüttete sie alles ihr leiden aus / also daß ich sie voller tränen fande / wie ich eben damals ankame / sie zu besuchen. Weil ich nun /die ursach ihrer traurigkeit vernemend / nicht absehen kunte / was ihr den Sidonischen thron also widrig machte: wolte sie zwar / ungeacht unserer verträulichkeit / sich mir nicht völlig offenbaren. Jedoch aber entdeckte sie mir dieses / daß sie eine verheuratete person wäre / die aus gewißen ursachen von ihrem gemal entfernet leben müste: daher sie / so wenig des Königs liebe annemen / als die verheuratung ihres sohns mit der Orosmada zugeben könte / weil derselbe / schon in der wiegen / mit so fästen eidschwürẽ anderweit wåre versprochen worden / daß / ohne verletzung des gewissens / solche heilig-beschworne ehe nicht aufzulösen wäre.
Hiernächst kame sie auf den beschwerlichen handel wegen der K \nigin / und wie ihre beredsamkeit überaus gros / auch die liebe / die ich zu ihr / als wie zu einer mutter / truge / mich alles für sie zu thun entschlossen
Als nun dieser große gerichtstag erschienen / da versügte sich iederman auf dem großen marktplatz in Sidon: alda drei herrliche bünen / die erste für die sechs richter / die zu beiden seiten aber / für die Orosmada und den Adonias / aufgerüstet waren. Der König / so dieser handlung nicht beiwonen dorfte / erwartete im schloß mit schmerzlichem verlangen / wie es ablaufen würde. Als nun der Orosmada / ihre klage anzubringen / von den richtern war bedeutet worden /erzehlte sie / in gegenwart vieler tausend menschen /der Naema und des Sidons verübte schande / und berieffe sich sowol auf den Adonias / den Ledor und mich / als auf die andere bediente des Königs / so mit ihr darzu gekommen waren. Hierauf winkten die richtere der Naema und dem Sidon /
Wie nun die richtere auch die zeugen herfürtretten lassen / frageten sie den Adonias: welcher alles bestätigte / was die Orosmada erzehlet / daß dann folgends auch von dem Ledor beschahe. Als es aber an die an dern kame / da ware keiner / der gestehen wolte / daß er etwas gesehen hatte: wie dann auch ich auf befragen stillschwiege / und damit zu erkennen gabe / daß ich nichts wüste. Das geschrei des gemeinen volks ward hierüber so häftig / daß in langer zeit die richtere nicht konten zu worten kommen. Die Orosmada wuste nicht / wie ihr geschahe / daß man solcher gestalt / und sonderlich daß ich / sie verließe. Nachdem die richtere das volk gestillet / gaben sie den ausspruch / der also lautete: die Orosmada solte gehalten seyn / mit mehrern
So sehr durch diesen ausspruch die K \nigin und der Prinz erfreuet wurden / so beschämt war die Prinzessin und der Adonias: welche uns scheel ansahen /und gar erzürnt fragten / wie wir dazu kämen / sie also zu verlassen / und die warheit zu verleugnen. Inzwischen eilete die K \nigin mit dem Prinzen / von den richtern und dem gesamten volke begleitet / nach dem Königlichen schloß: da Naema dem König zu füßen fiele / dieselbige mit ihren tränen benezte / und sich dabei so meisterlich anzustellen wuste / daß er /nachdem er von den richtern das urteil erfahren / mit so großem erstaunen als mitleiden sie für unschuldig halten muste. Es wachete auch zugleich wieder auf /die natürliche liebe zu seinem sohne: daher auch Sidon alle vätterliche liebkosungen entfinge. Die Prinzessin aber / so durch den betrübten Adonias in ihr zimmer gebracht worden / war so aus sich selber /daß sie nicht wuste / was sie beginnen solte. Doch fassete sie sich endlich / als die Eurilinde zu ihr kame / und ihr den raht mitteilete / daß sie den oberkämerer zu sich erfordern / und durch ihn dem König solte sagen lassen: Naema und Siphon seyen dannoch schüldig / ob man schon sie / die Prinzessin / in der anklage verlassen hätte; und weil sie deswegen / ohne nachteil ihres guten namens / der K \nigin nicht beiwonen könte / als wolte sie nach Zarpath / (einer
Mein b \ses gewissen / so damit völlig in mir aufwachete / machte mich sehr ungedultig gegen der Eurilinde. Sie aber bliebe beständig auf ihrer meinung daß sie hierdurch der Prinzessin bästes schaffete. Weil sie aber fårtig war / nach hof zu gehen / als folgete ich ihr so verwirrt als betrübt nach / und kamen wir für den König / als der eben noch zwischen der Königin und seinem sohn sich befande / und eine gezwungene freude über ihrer erkanten unschuld bezeugte. Was die Eurilinde am ersten thäte / ware / daß sie dem König zu fuß fiele / für ihren sohn bate / und sagte: Seine schulde / indem er also an der Königin sich versündiget / sei zwar keiner vergebung würdig; sie verhoffe aber / der König werde / in betrachtung /was die liebe in einem menschen vermöge / ihme und ihr erlauben / sich aus dem reich zu begeben / da die ewige verbannung ihnen die gröste gnade seyn würde.
Der bestürzte K \nig / von so vielen seltsamen dingen zugleich übereilet / wuste nicht / was er gedenken / viel weniger / was er thun solte. Weil er seine gemalin und den Prinzen für unschüldig / und also hergegen den Adonias für schüldig halten muste: als kunte
Ich will mich nicht lang aufhalten / alle die ungedültige worte zu erzehlen / welche mutter und sohn gegen einander ausgestoßen. Ich will allein melden /daß sie nach Biblis ihren weg namen / und von dar weiter zu land nach Armenien reisen wolten / aber ihr fürhaben wieder geändert / und heimlich hieher nach Damasco sich begaben. Meine Prinzessin / lebete
Ich meines teils begabe mich / gleich auf der Prinzessin abreise / wieder nach Tyrus zu meinen eltern: die mich bei meiner Königin in dienst brachten. Der Prinz Tiribaces vername mit großer gemütsbewegung / was sich in Sidon begeben: dann / wiewol hiervon am Tyrischen hofe offentlich geredet wurde / so waren doch alle ümstände nicht bekant / sonderlich was die Königin Naema betraffe / welche niemand für schüldig halten wolte. Wie nun einsmals der verliebte Prinz hievon mit mir sich unterredete / kame ein unbekanter zu uns ins gemach / der dem Prinzen ein schreiben überreichete / welches er erbrechend dieses inhalts fande.
Ihr wisset / edler Prinz! was ich euch beim abschiede zu Tyro versprochen. Euch zu lieb /
Eurilinde.
Diesem grosmütigen einraht der Eurilinde zu folg /entschloße sich der Prinz / nach Sidon zu reisen / Er wolte aber solches nicht öffentlich thun: weil er wuste / daß sein herr vatter nie zugeben würde / daß er / bei solcher verwirrung des Sidonischen hofes / sich dahin begeben mögte. Also wandte er eine andere reise für: da er auch seinen hofmeister / den aufmerksamen Borgias / weil der krank war / nicht mit sich nemen dorfte. Er gienge heimlich zu lande fort / da ich dann vermeine / was sich bei seiner abwesenheit zugetragen /das werde der Prinz selber bässer als ich erzehlen: wiewol ich nachgehends noch werde etwas beitragen können / so mir allein wissend ist.
Es ist nicht ohn / (sagte Tiribaces zu der Königin von Ninive /) daß niemand bässer als ich E. Maj. berichten kan / was mir auf dieser reise begegnet: die ich glücklich ablegte / und ohn einiges menschen wissen nach Sidon kame. Ich fande den Königlichen hof / wie die Iphis ihn beschrieben / nämlich verwirret und verändert. Als ich nun bei dem K \nig mich heimlich anmelden lassen / wurde ich mit ungemeinen
Ich dorfte hierauf nicht / wie ich gern gewolt / dem König antworten: weil es zu meinem fürhaben nicht dienete / die unschuld der Prinzessin und des Adonias dem K \nige fürzustellen / wodurch ich auch / wann ich es schon mit großer mühe bewiesen hätte / doch nichtes anders würde zu weg gebracht haben / als daß Adonias wieder ins reich wäre beruffen worden / und anlaß dadurch überkommen hätte / die Orosmada nach als vor zu lieben. Demnach begnügte ich mich damit / daß ich des Königs zusage erlanget: der / zu mehrer versicherung seiner gnade / mir ein schreiben an die Prinzessin nach Zarpath mitgabe / des inhalts /daß sie mich / als den jenigen / den er nunmehr zu ihrem Ehgemal erwehlet / aufnemen / und lieben mögte. Hiemit reisete ich / mich für den glückseligsten von der welt haltend / nach Zarpath. Gleichwie niemand / auser dem König / zu Sidon mein daseyn
Mein furhaben glückete mir nach wunsch / und sahe ich diese schöne nur von einer dirne begleitet /kurz nach meiner ankunft / in den garten kommen: welche aber / sonder zu lustwandeln / diese dirne von sich sandte / und nach einer lauberhütten eilete. Ich erkünete / ihr auf dem fus nachzufolgen. Wie ich aber unvermerkt an die hütte hernach gelanget / fande ich zu ihren füssen den Adonias ligen / den sie mit den verbindlichsten worten willkomm hieße: und muste ich ansehen / wie sie wechselweis einander große liebe erwiesen. Meine geschöpfte hofnung verkehrte sich damit in die tiefste verzweifelung / und wuste ich nicht / wie mir geschahe: dann ich eher des himmels fall / als den Adonias an diesem ort / vermuten können. Als endlich meine eifersucht / des Adonias glück länger anzusehen / mir verwehrte / und ich die Prinzessin mit meinem glücklichen mitbuler in die innerste hütte gehen sahe / legte ich des Königs brief auf einen steineren tisch / nächst der Prinzessin daselbst-abgelegten weißen flor / (den sie / für den schein der sonne / hatte übergehånget) und ginge damit aus dem garten: so unwissend / was ich beginnen solte / daß ich in dieser wiederkehr / wol tausend anschlåge ohn einigen schluß machete.
Nachdem ich in solchem unmute die nacht verbracht hatte / gienge ich folgenden tags / unwissend zu was zwecke / wieder nach dem garten: da ich dann / in selbiger hütten / die Orosmada mit dem Adonias aufs
Indem sie also miteinander im gespräche waren /vername ich ein geräusche / und mich darnach ümsehend / sahe ich viele gewaffnete nach der hütte rennen / hinein fallen / und des Adonias sich bemåchtigen. Seine gegenwehr / und der Prinzessin geschrei / vermochte ihr fürhaben nicht zu hintern: und ob gleich die Orosmada die freiheit des ortes fürschützete /namen sie ihn doch gefangen / und eileten mit ihme /ja so geschwinde als sie angekommen waren / zum garten hinaus / einen von ihnen / durch den Adonias schwerlich verwundet / zu rücke lassend. Der schmerze / den die Orosmada hierob entfunde / war so häftig / daß sie onmächtig niederfiele: daher ich / alle betrachtung hintan setzend / ihr zu hülf zu kommen mich bemühete / und so wol nach der Prinzessin leuten rieffe / als selbst
Wie nun bald darauf ihre leute ankamen / und sie wieder zu sich selbst gekommen war / fürete sie die erbårmlichste klagen von der welt; und mich endlich erkennend / hielte sie mich für ihren verfolger / und für den jenigen / der also den Adonias hinweg schleppen lassen. Demnach schüttete sie allen ihren zorn wider mich aus / also daß ich lange mich vergeblich bemühete / ihr meine unschuld zu verstehen zu geben. Sie muste mir letzlich gläuben / als / zu meinem glück / der zurück-gebliebene verwundte uns berichtete /daß der K \nig von Sidon / des Adonias anwesenheit zu Zarpath erfahren / und sie alsofort befehligt håtte /ihn nach Sidon abzuholen.
Nachdem sie hierauf etliche tage / ohne daß ich vor sie kommen dorfte / in unbeschreiblichem Kummer gelebet / kame nach Zarpath einer von des Königs kammerherren: welcher / als er von der Prinzessin fürgelassen worden / ihr die betrübte zeitung brachte /wiedaß der Adonias / wegen des überschrittenen gebotes / nimmermehr wieder in das reich zu kommen /zum tod verurteilt und bereits hingerichtet wäre; worbei er ihr des Königs begehren eröffnete / daß sie mich lieben und ehlichen solte. Wer ihm eine rechtschaffene liebe fürstellen kan / der wird leicht ermessen / wie die arme Orosmada sich gebärdet habe / als sie ihres liebsten Adonias tod erfahren. Keine beschwerung ware / die sie nicht gegen den himmel /gegen ihren vattern / und gegen ihre feinde die Naema und Sidon / ausgelassen. Aber mit verlierung ihres lebens darzuthun / daß ihr Adonias unschuldig gestorben wäre / fassete sie die
Inzwischen wurde ich / zu ihr zu kommen / erfordert: da ich sie dann auf dem bette fande / so veråndert und abgezehret / daß ich sie kaum mehr erkante. Adonias ist todt (sagte sie zu mir /) und mein grausamer vatter befihlet mir / euch zu lieben. Welcher gestalt ich nun ihme gehorsammen kan / sollet ihr erfahren: reiset nur mit mir nach Sidon / woselbst ich / in gegenwart des Königs / mich ümständlich erklären will. Ihr verzweifeltes wesen / so diese worte begleitete / fürete mich so aus mir selber / daß ich kein wort /als daß ich ihr gehorsamẽ wolte / herfürbringen kunte. Sie ließe auch alsofort die reise für sich gehen: da sie unterwegs sich viel vergnügter anstellete / als ich vermutet hatte. Das ganze Sidon wurde wach / als wir ankamen: da die Orosmada / an stat nach dem Königlichen schloß zu fahren / sich nach dem tempel der Astarte begabe. Ich folgete ihr nach / zwischen furcht und hofnung / unwissend / was hieraus werden würde.
Als wir hineingekommen / schickte sie gleich iemanden an den König / und ließe den ersuchen / zu ihr zu kommen: welcher dann sich bald einfande / um mit bestürzter
Naema und Sidon / die dieses / was im tempel für gegangen / gleich erfahren / bedienten sich des hohenpriesters / den sie fürlängst auf ihre seite gebracht hatten; der muste eiligst nach dem Könige gehen / und ihme vermelden: die Orosmada / wegen des Adonias tod verzweifelend / wolte also seine und ihre durch die ausgesprengte lügen verlorne ehre wieder erlangen / und sich in den tod stürzen; daß man aber nicht zugeben könte / sondern sie / als eine wahnsinnige hierinn ansehen / und folgbar abweisen müste. Der König bliebe / über diesem des hohenpriesters ausspruch /wol zu frieden / und bestätigte / daß seine tochter für eine verzweifelte zu halten / ihr schwur für ungültig erkant bleiben / und sie den geheiligten jungfrauen des Astaroth im tempel / üm sich daselbst nach und nach wieder zu erholen / zugesellt werden solte.
Als lebete ich seither voll schmerzlicher unruhe / in welcher ich auch / mit der Königin meiner frau mutter und meiner schwester / hieher gereiset: des fürhabens / E. Maj. allhier zu bedienen / auch nach der Eurilinde mich zu erkündigen / die ich aber seither nirgend ausfragen k \nnen. Orosmada indeß / die nun unter den jungfrauen des Astaroth sich befande / und wol sahe /daß ihre feinde ihr zu måchtig wären / und ihr nicht gönnen würden / durch erwehlten tod ihre ruhe / ehre /und rache zu finden / name einen andern schluß /nåmlich in der Diana tempel nach Ninive sich zu begeben allwo sie der welt abzusterben / auch / durch wiederholten eidschwur / der Naema und dem Sidon noch zu schaden vermeinte / als gegen welchen ihr haß / durch des Adonias tod / ware verdoppelt worden. Hierzu nun bediente sie sich des getreuen Ledors / der sie in keiner noht verlassen hatte: mit deme sie auch glücklich davon kame. Sie konte aber doch mit aller ihrer vorsichtigkeit nicht verhüten / daß nicht die Naema ihre reise erkundschaftet håtte: welche dannenhero neben dem Sidon einen anschlag auf sie machete /
Diese böswichter aber kunten die Prinzessin nicht eher einholen / als unweit von hier im thal Hoba: da mich eben mein geschicke / als ich auf die jagt geritten / darzu brachte / wie diese mördere der Orosmada wagen anfielen. Mir muste ja mein gemüte etwas sagen: massen / als ich vom weiten das getümmel ersahe / mich gleich eine verborgene angst überfiele /die mich triebe / sporenstreichs dahin zu jagen. Der Fürst Borgias war eben von meiner frau mutter nach Tyro geschicket / daß ich also ohne aufmerker mich befande. Wie ich zu dem wagen kame / war es eben an dem / daß man der sch \nen Orosmada wolte die gurgel abschneiden. Ich erkante sie alsobald / und wurde zugleich von liebe uñ erbarmen angefrischet /diese mordthat zu verwehren: da dann die gerechte sache mir so viel kraft verliehe / daß ich alle diese mördere teils niedermachte / teils verjagte. Den alten Ledor fande ich / tödlich verwundet / für der Prinzessin füßen ligen / wie auch etliche andere ihrer bedienten. Als sie ihren erlöser erkant / dankete sie mir mit der verbindlichsten art: und ich überredte sie / (dessen sie lieber wäre überhoben geblieben / doch üm des verwundten Ledors und der andern willen es endlich einginge) daß ich sie dorfte in Damasco bringen. Doch muste ich ihr zuschwören / sie keinen menschen zu offenbaren.
Meine freude war unaussprechlich / daß ich meiner Prinzessin diesen dienst thun k \nnen: und erfuhre ich von einem der verwundten / daß Naema und Sidon /sie zu dieser mordthat erkaufet hätte. Gegen
Es versichere sich mein vetter / (sagte hierauf die Königin von Ninive /) daß ich mein müglichstes thun will / die Königin von Tyro zu bereden: und wünsche ich mich so glücklich / als willig ich bin / zu dieser verrichtung. Es hat uns aber die Iphis noch auf einen bericht vertröstet / den ich annoch von ihr zu vernemen verlange.
Meine durchleuchtigste zuhörere / (finge die Iphis wieder an zu reden /) werden sich verwundern / wann ich sage / daß der Adonias noch lebet / die Orosmada nicht mehr liebet / und hingegen der Prinzessin von Caphtor / der Jaelinde / schönheit nun verehret. Die beide Königinnen / blieben ob diesem bericht der Iphis
Als Eurilinde allhier zu Damasco mit ihrem sohn lebete / fiele ihm unm \glich / seine Prinzessin also lang zu Zarpath allein zu lassen. Demnach entwischete er seiner mutter / und name die reise dahin: welches sie nicht sobald innen wurde / da entschloße sie sich /ihr äuserstes daran zusetzen / daß Adonoias von dieser liebe abkommen möchte. Demnach begabe sie sich in mannskleidern nach Sidon / und dem K \nig sich offenbarend / vertraute sie ihm alles / wer sie wäre / daß ihr gemal noch lebete / daß ihr sohn von kindheit auf anderweit versprochen gewesen / und daß sie folgbar ihme / die Orosmada zu ehlichen / unmöglich zugeben könte. Hiernächst bate sie den König /üm seiner ehmahligen liebe willen / die er zu ihr getragen / daß er ihre bitte erh \ren / und seine K \nigliche macht dahin verwenden wolte / damit ihr sohn und seine tochter getrennet würden. Siphon / seine liebe / die er / nach dieser er \fnung / in eine frundschaft verkehren muste / zu erweisen / ware in allem mit der Eurilinde einig. Und ihrem raht folgend / ließe er den Adonias von der Orosmada besagter massen hinweg holen; da der Eliaba / welcher sonst immer bei der Prinzessin sich aufgehalten / ihrer abrede gemäß /
Adonias bliebe über diesen worten des Eliaba ja so bestürzet / als es der K \nig im schein wurde: der dann den Adonias in eine kammer bringen liese / allwo dieser Eliaba allein bei ihm verbleiben. Dieser muste ihm verträulich beibringen / wiedaß die Orosmada in den Prinzen Macres von Hevila sich verliebet / der bei ihr zu Zarpath gewesen wäre: und hätte sie ihn / den Eliaba / dazu vermöget / um seiner / des Adonias /ledig zu werden / daß er ihn gefangen nemen / und nach Sidon bringen müßen. Der armselige Adonias wuste nicht / wie ihme geschahe / als er dieses von seiner so getreu-vermeinten Orosmada vernemen muste: und brachte Eliaba ihm alles so scheinlich für /daß er kein mistrauen in ihn setzen kunte. Der König und Eurilinde / die vom Eliaba den glücklichen fortgang ihres betrugs tag für tag erfuhren / beschloßen ferner / daß dem Adonias der tod angekündigt / selbiger auch von ihm ausgesprenget / er aber heimlich von des Königs leuten / als wann der König ihm /wegen der Eurilinde / das leben schenkete / nach Damasco solte gebracht werden.
Eurilinde / als sie vom Könige verbindlichen abschied genommen / reisete dahin voraus / und sich stellend / als wann sie von allem diesen nichtes wüste / erwartete
Wie aber / vorige woche / die beide Prinzessinnen von Salem ankamen / bezeugte sie eine ungemeine freude und begierde / dieselben zu sehen. Demnach begabe sie sich mit ihrem sohn unter das volk / wie die große spazirfart gehalten wurde / und betrachtete die Cölidiane und Jaelinde nach genügen: da der Adonias / welcher / um von dem Prinzen Tiribaces nicht
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Nachdem der Tiribaces ihr dieses versprochen /
Wie nun hierauf der verliebte Tiribaces nochmals seine sache der Königin aufs bäste anbefohlen / gingen
Nachdem man hierauf von einander gegangen / und folgends der nacht-ruhe genossen / begabe sich nächsten morgens die K \nigin von Ninive / in aller frühe /nach der Königin von Tyro: üm derselbigen die angelegenheit des Prinzen Tiribaces fürzutragen. Sie wolte aber nicht alsofort anheben davon zu sprechen / sondern zuvor der Königin von Elam erwarten: als die ihr verheisen hatte / sich auch einzufinden / und die fůrbitte zu verstärken. Also name inzwischen die Königin von Tyro gelegenheit / mit ihrer basen von der heurat zu reden / die der K \nig von Assyrien
Die K \nigin von Ninive / nicht wissend / was ihre mume unter diesem rechte verstunde / bliebe in etwas darüber betreten / verzoge also mit ihrer antwort / und sahe die Königin von Tyro mit unverwandten augen an / welche also zu reden fortfuhre: Gestehet und saget mir doch / meine liebste Delbois / ob ihr liebet? Ob ich liebe? versetzte diese bestürzte K \nigin. Ja /mein kind! (wiederholete die K \nigin von Tyro) ihr müsset mir dieses sagen / ob ihr den Prinzen euren bruder liebet / welchen zu ehlichen ihr seit bestimmet gewesen. Die warheit hierzu bekennen / (antwortete die Königin von Ninive /) so gestehe ich frei / daß weder der Prinz noch ich / auser einer recht-vertraulichen freundschaft / einige liebe gegen einander hegen: und haben wir daher beiderseits oft sorgliche gedanken / wie wir unsern gehorsam gegen dem König von Assyrien erhalten / und daneben von dieser fürstehenden heurat abkommen mögen. Ich erkläre mich ietzund das erstemal so frei hierůber / weil mir anlaß dazu gegeben wird / und beteure hoch / daß ich nimmermehr des Baleus seyn werde.
O ihr götter! (rieffe hierauf die Königin von Tyro) wie gleichförmig ist dann eures herr vattern wille dem eurigen! Er schreibet mir / daß er nichtes h \her
Weil ich hierinn dienen sol / (gabe die höchst-erfreute Königin von Ninive zur antwort /) so denke ich mich auch dabei also zu erweisen / daß ich meinem bruder dieses glück zu erlangen verhoffe. Auf dieses gethane versprechen / ümarmte die K \nigin von Tyro ihre sch \ne base: welche dieser gelegenheit sich bediente / für den Prinzen Tiribaces zu reden. Ich muß dazu ausersehen seyn / (sagte sie) der Königin von Tyro
Indem nun die Königin von Ninive ihren vortrag anfahen wolte / trate die Königin Lantine in die kammer: die dann / auf abgelegte begrüßung / sich bei ihnen niederließe. Die Königin von Ninive sezte hierauf ihrem vorhaben nach / und sagte: Des Prinzen von Tyro anligen verursachet die liebe / die er zu einer Prinzessin träget / welche wegen ihrer schönheit und tugend würdig ist / daß der Tiribaces unruh üm sie anstehe; die ihme aber die gütigkeit seiner frau mutter benemen kan / wann sie seine liebe gut befinden / und ihren mütterlichen willen seiner wahl gleichförmig machen wird. Ist Tiribaces verliebt? (fragte die K \nigin von Tyro /) wer ist dann die / so ihn gefangen hält? Sie ist hier in Damasco: (antwortete die K \nigin von Ninive) und schwebet der Prinz / wie ich bereits erwehnet / so gar in ihren banden / daß ich nicht glåube / daß iemals iemand häftiger geliebet habe; daher ihm auch / fůr allen / schleunige hülfe vonnöten ist. Entdecket mir dann bald / (wiederholete die K \nigin von Tyro /) den namen dieser geliebten! Die Orosmada / Prinzessin von Sidon / (sagte die Königin von Ninive /) ist die jenige / deren schönheit der Tiribaces anbetet und verehret. Ja mein bruder ist so verliebt (sezte die K \nigin von Elam hinzu / ohne ihre fraumutter zur antwort kommen zu lassen /) in
O ihr götter! (rieffe hierauf die Königin von Tyro) was muß ich vernemen? Orosmada / die unruhige Orosmada / besitzet die meinen sohn? Ist es müglich /daß ich diesen neuen unglückstoß kan ausstehen / da ich kaum den ersten / wegen des Amraphel verlust /etwas verschmerzet? Hiemit ergosse sich über ihre wangen / ein milder tränen bach / und wurden die beiden K \niginnen / sonderlich die von Ninive / hierob so bestürzet / daß sie nicht wusten / was sie sagen solten. Weil es aber angefangen war / als muste es fort- und hinaus gefůret werden. Demnach fassete die junge Delbois ein herz / und sagte zu der andern: wie ich sehe / so nimmet meine geehrteste mume diesen bericht viel anderst auf / als ich vermutet. Ach Delbois! (fiele ihr die Königin von Tyro in die rede /) nichtes in der welt hätte mich so sehr betrüben können. Orosmada ist unsrem haus eine rechte unglücks-brut / eine leichtsinnige und unruh anzustiften geboren / auch so sehr zu Tyro verachtet / daß ich es für eine sonderbare straffe des himmels halten muß / daß mein einiger sohn diese hassens-würdige liebet.
Aus dem / was ich mir (wandte die schöne Delbois hiergegen ein) von ihr erzehlen lassen / so erscheinet /daß sie zu aller der unruhe / die in den Königreichen Tyro und Sidon entstanden / unschüldig ursach gegeben. Ich halte auch dafür / diese vereinigung des Tiribaces und der Orosmada k \nne dazu dienen / daß wahres vertrauen zwischen beiden kronen wieder gestiftet werde. Der König Siphon / (sagte Lantine /) hat wolgefallen an dieser heurat: und wann
Weil hierzwischen die K \nigin von Tyro / an stat zu antworten / nur tieffe seufzer holete / als befande die Königin von Ninive für ratsam / ihr zu erzehlen /wie diese liebe sich angesponnen / und ihren fortgang gewonnen hatte: worbei sie dann verschwiege / was sie vermeinte / das dem Prinzen schaden mögte / und hingegen alles das erhube / was ihme dienlich seyn konte. Die Königin von Tyro hörete alles ruhig an; wie es aber dahin kame / daß die K \nigin von Ninive erzehlte / wie Orosmada bei ihr schutz suchete / fuhre sie auf / und sagte: Nimmermehr soll sie den zu Tyro erlangen / und wird mit des Tiribaces jugend ihme die häftigkeit dieser liebe auch wol vergehen. Ich will nicht gern / (antwortete die schöne Delbois) des Amraphel betrübtes beispiel hier anfüren: allein es dünkt mich / eben dergleichen handel zu seyn. Tiribaces ist häftig: er wird eh alles versuchen / als die Orosmada verlassen. Tiribaces ist unter einem vatter / (wandte die K \nigin von Tyro hierwider ein /) der seines willens ein herr muß bleiben: Amraphel aber lebete in freiheit / welche seiner liebe die narung geben
Ach liebste kinder! (gabe die Königin von Tyro zur antwort / sie zugleich mit beiden armen ümfassend /) wie gern wolte ich nach eurem willen leben / wann es seyn k \nte. Orosmada / nutzet uns nicht; Tyrus / kan sie nicht vertragen; iederman scheuet und fliehet / ihr lästermaul; sie ist gewonet / ihre mutter / bruder / ja iederman zu belügen: wie solte sie meiner / und der Prinzessinnen von Tyro / schonen? O nein! diese pest bleibe aus unserem hause! erbarmet euch über mich /und stehet mir bei / daß die Orosmada hinweg geschaffet werde. Tiribaces wird sich schon trösten lassen / wann er die hofnung / sie zu bekommen / einmal verlieret. Diese ganz widrige wirkung / so die entdeckung der liebe des Prinzen von Tyro bei seiner frau mutter gewonnen hatte / trate der Königin von Ninive / wie auch der Lantine seiner schwester / so nahe ans herz / daß ihnen beiden deswegen die augen übergingen. Sie fuhren aber fort / an stat daß sie der Königin von Tyro ansuchen beantworten sollen / ihr anbringen noch eifriger ihr vorzustellen: richteten aber nichtes aus / und musten endlich ablassen / weil der Prinz von Assyrien / neben dem Cimber / Esau / Sinear /Eliphas / Elihu / Ninias /
Die Königin von Tyro sahe sich gleich nach ihrem sohn üm / und weil sie ihn unter diesen herren nicht fande / auch derentwegen ihn bei der Orosmada zu seyn vermutete / konte sie kaum ihren unmut verbergen. Doch überwand sie sich / und auf den ietzigen zustand zu reden kommend / sprachete sie von dem krieg / den der K \nig Beor von Canaan der Königin von Ninive ankünden lassen / und von allen den ungelegenheiten / die aus dieser unruhe entstehen konten. Der Prinz Baleus / versprache den beistand des K \nigs von Assyrien / seines herr vattern. Der dapfere Cimber / bote nicht allein seine person zu diesem krieg an / sondern auch die gewiße hülfe des Königs Marsius seines vettern. Esau beklagte / daß die krieglast / so ihm selber auf dem hals lage / ihn verhinterte der Königin von Ninive dißfalls zu dienen. Eliphas hatte einerlei verhinterung mit dem Esau seinen vatter / diesem kriege beizuwonen. Den Hadoran / forderte sein verhångnis nach Elam. Elihu / ob schon des krieges unerfahren / bote doch / aus angebornem muthe /der sch \nen Delbois seine dienste an: und der verliebte Ninias / bezeugte für allen andern seinen eifer / in diesem kriege seiner Königin aufzudienen.
Unter solchem gespräche / kame Aramena in das gemach / mit andern ihren gespielinnen vom Ninivitischen hof / da dann die K \nigin von Ninive sagte: diese Aramena kan ich auch mit unter die helden rächnen / von denen ich beistand zu erwarten habe. Hierauf erzehlte sie dem Prinzen von Assyrien / auf seinen
In solchem schauete / eine dame vom Tyrischen hof / dem Cimber genau ins gesichte / fassete ihn endlich bei der hand / fürete ihn zu ihrer Königin / und sagte: Ich kan nicht anderst denken / als daß dieser Prinz einer von den beiden sei / der neulich die Leuen erleget; massen ich / weil ich ganz nahe dabei in einem haus gestanden / sein gesichte nicht aus dem gedächtnis verloren. Solten wir wol (sagte hierauf die K \nigin von Tyro zu ihme) so glücklich seyn / daß wir einen unserer erlösere gefunden hätten? Cimber / der ohne lügen dieses nicht von sich wenden kunte / sahe die Königin von Ninive an: welche wegen des Abimelech etwas beängstigt war / daß dessen damalige anwesenheit auch vor den tag kommen möchte. Ich kan zwar (sagte er) nicht leugnen / daß mich mein glück mit an das ort gefüret / da die gr \ste schönheit von der welt in so großer gefahr ihres lebens gestanden. Mir ist aber darüm kein sieg zuzuschreiben / weil ich das wenigste dabei gethan / und diese ehre billig einem dapferen mitgesellen / und gegenwärtiger mutigen Aramena / überlossen muß.
Eure höflichkeit ist so groß / als eure dapferkeit /
Weil die Königin von Tyro gern allein seyn wolte /und solches dem Prinzen von Assyrien heimlich zu verstehen gegeben / als machte der / daß die gesellschaft sich nach und nach verlore. Er für seine person begabe sich nach dem Statthalter von Syrien / üm mit ihme von gegenwärtigen läuften sich zu unterreden: welcher / des Prinzen ankunft vor-wissend / die Syrische Fürsten / so die Babylonische seite hielten / und nicht aus Damasco gewichen waren / in seinen palast beschieden hatte. Die Königin von Ninive / so ebenfalls die Statthalterin zu besuchen vorhabens worden war / machte sich auf / als der Prinz Baleus hinweg war / zu fus dahin zu gehen: so wol / weil es / wegen der morgen-küle und des lustigen wegs / ein annemlicher spazirgang war / da man unter lauter bäumen
Der Prinz Cimber bote ihr die hand / sie dahin zu füren / und sagte zu ihr im fortgehen: habe ich nicht die gröste ursachen von der welt / unwillig darüber zu seyn / daß ich den dapferen helden / den ich h \her als mich selbst liebe / den unvergleichlichen Abimelech /nicht benennen / noch das seiner grosmut schüldige lob anh \ren sollen.
Ich weiß gewiß / (antwortete die schöne Königin) daß euer freund / wegen eurer treuen verschwiegenheit / euch höher wird verbunden seyn / als wann ihr ihm eine ehre / in benennung seiner person / zugezogen hättet: die auch hierinn euch / mehr als ihm / und allein gebüret. Wie so / gnådigste Königin? (fragte Cimber /) worinn habe ich mich dapferer / als der Prinz Abimelech / erwiesen? Darinn / (antwortete die K \nigin) daß ihr aus bloßer grosmut / und nur einem freunde zu gefallen / euch in diese gefahr gewaget: worzu Abimelech aus andern ursachen / die seinem freunde nicht unbekant sind / bewogen worden. Ach! so vermeinen dann E. Maj. (fragte Cimber nochmals /) daß ich / üm einer so vollkommenen Königin willen / nicht eben so wol / als der Philister-Prinz / mich hätte wagen wollen? Ich traue der grosmut des edlen Cimbers alles zu / (gabe ihm die K \nigin zur antwort /) die man auch in dieser that gesehen hat: aber darüm ist euer ruhm größer / weil ihr diß an einer unbekanten gethan / was ein anderer
Wann ich leugnen wolte / (sagte Cimber / zugleich einen tiefen seufzer holend) daß ich liebe / so würde ich der sch \nsten K \nigin der welt die warheit verheelen. Ammonide und Jaelinde aber / ob sie gleich von mir höchst verehret werden / sind nicht die jenigen / die mir meine bande haben angeleget. Es wäre unbillig / (antwortete Delbois /) wann ich nicht auch dessen
In solchem gespräche / sahen sie sich ganz nahe bei der Prinzessin Tharasile / die der K \nigin fůr ihren palast entgegen kame / und mit erkennung so großer gnad-bezeugung sie entfinge. Weil diese Prinzessin alles so prächtig als sinnreich in ihrem palast angeordnet hatte / als konte die Königin von Ninive nicht unterlassen / alles / was ihr fůr augen kame / wol zu beschauen und zu bewundern. Sie ward von der Statthalterin in einen saal gefüret / der zugleich alle sinnen einnemen und ergetzen kunte. Die wånde waren ausgesetzet mit grünlichtem ganz hell-polirten Jaspis /darzwischen seulen von krystall-stůcken /ungewönlicher gr \ße und glanzes / stunden. Von allen seiten wehete der wind / von der kunst also geleitet / zugleich durch viel gitter hinein / die mit allerhand wolriechenden blumen und kräutern verflochten waren: zwischen denen dann die luft hinein dringend /und also ihren geruch annemend / den ganzen saal zugleich kül und wolriechend machete. Die sonnenstralen kamen niemals hinein / weil an den seiten keine
Weil die schöne Königin dieses gebäu nicht gnug bewundern können / zumal es darinn immer / so heis es auch sonst seyn mochte / fast eher kalt als kül bliebe: als erlangte die Statthalterin mit leichter mühe /daß die K \nigin sich erbitten ließe / den ganzen tag daselbst zu verharren. Wie nun / gegen den mittag /zur malzeit solte angeschaffet werden / da erschienen /nicht allein der Prinz Baleus neben dem Statthalter und den Syrischen Fürsten / sondern
Der so unruhige / als verliebte Tiribaces / suchete alsofort nach seiner ankunft gelegenheit / die Königin von Ninive zu sprechen: die ihn ersehend / sich h \chlich betrübte / daß sie für ihn nichtes ausgerichtet hatte. Sie wuste nicht / ob die Königin seine schwester ihme bereits etwas entdecket håtte: stunde also bei ihr selbst an / ob sie ihn damit betrüben solte. Wie er nun / von niemand gehöret zu werden / sie leiß anredete / und hierüm sie befragte / gabe sie ihm zur antwort: er mögte sich bis nach der malzeit gedulten. Ich spüre wol / (sagte er darwider) die Königin meine frau mutter habe nichtes gutes über mich beschlossen / weil so wenig meine schwester / als E. Maj. mir sagen wollen / was sie wissen: dann wäre es gut für mich / sie wurden so gar grausam nicht seyn / mein glück mir so lang zu verschweigen.
Hiemit trate die K \nigin von Elam zu ihnen / die wol merkte / wovon ihre unterredung handelte. Und /aus liebe zu ihrem bruder / nicht für nützlich haltend /daß man länger verschwiege / was er doch wissen můste: gabe sie anlaß / daß die Königin von Ninive /neben ihr und dem Prinzen / in eines von den kleinen neben-gemächern gingen. Als sie daselbst eingetretten / wolte ihrer keine anheben zu reden. Endlich
Wann nur Orosmada / (finge über eine weile die Lantine an zu reden /) den schutz der K \nigin von Ninive annemen wolte / so gläube ich / daß euch / mein bruder! noch zu helfen stünde. Wie gerne wolte ich (sagte Delbois /) ihr diesen schutz geben / wann ich in Ninive wäre. Allhier aber / wann Orosmada sich gleich dazu entschliessen wolte / daß ich doch schwerlich gläube / dörfte ich für der Königin von Tyro solches nicht beginnen: und würde sie auch schlechte sicherheit haben / wann eure frau mutter /wie es wol scheinet / ihr aufsätzig verbleiben solte. Wie glückseelig wåre ich / (finge Tiribaces an / nachdem er sich eine weile bedacht hatte /) wann ich von der Königin von Ninive so viel hülfe hoffen d \rfte /daß sie selber meine Prinzessin dahin bereden wolte /ihr gelübde nach der Diana tempel zu verlassen / und bei der Prinzessin von
Diese abrede munterte den Tiribaces ein wenig wieder auf / also daß er sich zimlich wolgemut erzeigte. Nach der malzeit / und als die tafel hinweg genommen war / beschlossen sie ingesamt ein spiel anzufangen: weswegen sie sich verteilten / und ein jeder / wie er konte / nach seiner zuneigung ihme eine beisitzerin auswehlete. Zu der K \nigin von Ninive / gesellte sich der Cimber. Der Tiribaces / bliebe bei seiner schwester / der K \nigin von Elam. Der Prinz von Assyrien /name zu sich / aus den gesamten haufen / die Aramena. Esau / bliebe bei der Ahalibama. Sinear / erwehlte die Ammonide; Eliphas / die Jaelinde; Hadoran / die Timna; Elihu / die Tharasile; Mamellus / die Dersine; Ninias / die Iphis; Zophar / die Merone; Hus / die Perseis; und der Nahor / der Tharasile bruders-sohn / die Siringe. Das spiel aber / womit sie die zeit kürzen wolten / wurde genant /
welches ihnen allen / auser wenigen / wolbekant war. Als sie nun kleine mit wachs überzogene täfelein bringen lassen / teilte die Königin von Ninive dieselben unter die dreizehen manns-personen aus / mit erinnerung / daß ieder seine gedanken darein schreiben solte.
Hierauf zoge die sch \ne Delbois das erste täfelein heraus: welches sie unbesehen dem knaben laut abzulesen hingabe / damit sie nicht die schrift erkennen /und der schreiber verrahten werden m \chte. Es verlauteten / aus demselbigen / folgende reimen:
Ich weiß wol nicht / (sagte Delbois /) wem ich dieses zueignen sol: doch lasset uns auch die andern verlesen hören. Hierauf ermahnte sie die Königin von Elam / ob sie das andere tåfelein heraus nemen wolte: die dann damit / wie mit dem vorigen beschehen / verfahrend / dem knaben folgendes zu lesen gabe.
Meines wil ich wol errahten / (sagte die K \nigin von Elam / mit einem annemlichen lächlen) und bin versichert / daß mir meine gedanken nicht fehlen sollen. Hierauf traffe die reihe / die Prinzessin Ammonide: welche das dritte heraus zoge / und auf demselben folgende zeilen:
Mir sol es auch nicht schwer werden / (erwehnte die Ammonide /) den dichter dieser reimen zu errahten. Worauf Ahalibama das vierte herfür zoge / dessen schrift also lautete.
Als Ahalibama sagte / wiedaß sie dieses nimmermehr erraten könte / versezte die schöne Delbois: sie wolte gern / wann sie dörfte / mit dieser Prinzessin tauschen; weil ihr / diesen dichter zu finden / nicht so schwer / als bei ihrem erhobenen täfelein / ankommen solte. Worauf Jaelinde dem knaben das fümfte überreichete / welches er dieses innhalts vorlase.
Der dieses geschrieben / (sagte Jaelinde) ist wol für glücklich zu achten: doch weiß ich nicht / welchen ich so seelig benennen soll. Tharasile ergriffe hierauf das fünfte / welches also lautete.
Wann es bei meiner wahl stehet / (sagte Tharasile) wil ich mich schon bei dem rechten anmelden. Hiemit langte die Timna das siebende herfür / da man durch den knaben folgendes vername.
Mir wil schwer fallen / dieses auszudenken: (sagte die Timna /) und der also seiner sinnen meister ist /wird sich wissen zu bergen / daß ich ihn nicht werde errahten können. Perseis hatte immittels das achte täfelein heraus genommen / welches diesen inhalt brachte.
Ich wil bei meines gleichen von jahren bleiben /(ließe die Perseis sich vernemen /) so kan ich hoffen /nicht in straffe zu kommen. Aramena ließe hierauf folgende zeilen / aus dem neunten von ihr erhobenen täfelein / ablesen.
Die ganze gesellschaft hube hierüber an zu lachen /die Aramena ansehend / und ihr glückwünschend /daß sie also wol gehoben hatte. Sie aber bliebe ganz unverändert / und sagte scherzweis: sie wolte dem jenigen diese liebes-entdeckung zuschreiben / der ihr am bästen in der gesellschaft gefallen würde. Dersine ergriffe hierauf das zehende / dessen schrift also lautete.
Es verstehen sich / (sagte Iphis) die wenigsten alhier / auf die schiffart: darüm hoffe ich in meinem urteil nicht fehl zu schlagen. Merone name hierauf das zw \lfte heraus / welches also redete.
Ich werde billig / (sagte Merone) wann ich schon dieses nicht errahte / strafflos erkant werden. Indem erhobe ihre gespielin / die Siringe / das lezte täfelein /darinn der knab diese zeilen fande:
Wie nun also die täfelein alle gehoben und abgelesen waren / da muste der knab die schriften ausleschen. Darnächst bedachte sich das såmtliche frauenzimmer ein wenig / auf wen ein iede rahten solte: da dann die schöne Königin von Ninive endlich den Elihu auswehlte / ihme / in folgenden reimen / die antwort auf die verse / die sie aus den gefåß gehoben hatte / zu überschreiben.
Nach verfärtigung dieser reimen / sagte sie: nachdem ich mich lang bedacht / kan ich nicht finden / wer sonst in dieser gesellschaft einen freund haben solte /der ihm sein glück verwehre / als der Fürst von Ram. Weil mir dessen liebe und freundschaft zu zweien nunmehr-verheurateten personen nicht unbekant ist /als übergebe ich ihm diese antwort / die er / ob sie ihm zugehöret / am bästen sagen kan. Elihu / der tausendmal bei ihm selbst gewünschet / daß er möchte recht gewehlet werden / name das täfelein mit tiefer ehrerbietung an / und sagte: Es ist mir leid / daß ich nicht den trost annemen darf / den E. Maj. mir geben /weil ich dieses täfelein nicht überschrieben habe; und muß ich deswegen so unglücklich als verwegen seyn /E. Maj. in straffe zu setzen. Weil ich dann gefehlet /(antwortete diese Königin) so wil ich das verlorne pfand geben. Damit lösete sie einen armband ab / und stellete solchen dem fürsten Husan von Chesed zu /der nicht mitgespielet hatte: welcher diese und die nachfolgende pfande / in das vorige gefäß legete.
Die Königin von Elam / hatte inzwischen diese reimen geschrieben.
Das täfelein / wurde hierauf von ihr dem Ninias ůberreicht. Weil nun das spiel mit sich brachte / daß der /so getroffen / es bekennen muste / als dorfte es der Ninias nicht verlaugnen. Demnach gabe er ein pfand /und sagte zu der Lantine / die Königin von Ninive zugleich gar verliebt anschauend: Meine gedanken
Ammonide gabe hier auf das ihrige dem Hadoran /auf welchem sie ihm diese antwort erteilet:
Ich bin getroffen! sagte Hadoran / zugleich die Ammonide anlächlend / und das verlorne pfand dem Fürsten von Chesed zustellend.
Ahalibama wolte hierauf ihr täfelein dem Prinzen von Assyrien überreichen: aber die K \nigin von Ninive raunte ihr in das ohr / daß sie den Fürsten von Edom wehlen solte. Diesem nachkommend / gabe sie ihm diese reimen zu lesen.
Der Fürst von Edom bekennte / daß er getroffen worden / und zeigte sich sehr frölich / daß Ahalibama auf ihn gewehlet / sagte auch heimlich zu ihr: ob zwar mein sinn in allem der sch \nen Ahalibama sich sol gleichförmig stellen / so muß ich doch sagen / daß ich mich unterstehen wolte zu behaubten / daß die liebe /ohne verlierung ihrer wirkung / sich teilen lasse.
Ahalibama ließe dieses unbeantwortet / und nachdem der Esau sein pfand von sich gegeben / stellete Jaelinde dem Statthalter von Syrien ihre tafel zu / darein sie nachfolgendes geschrieben hatte:
Ob gleich mein alter / (sagte Mamellus /) mich der unruhigen liebesgedanken überheben solte / so muß
Die reihe war nun an der Tharasile / welche mit lachendem mund sagte: Ich will meinen Vettern wehlen / ob ich es vielleicht möchte getroffen haben. Damit überreichte sie ihr täfelein dem Sinear / der darinn folgende reimen lase.
Sinear / der sie allein verstunde / neigte sich tief für ihr / und bekante / daß sie recht gewehlet / zugleich das pfand abstattend.
Die Timna hatte inzwischen zeit gewonnen / ihre reimen aufzusetzen / die also lauteten.
Hiemit gabe sie das täfelein / dem alten Fürsten Hus: worüber die ganze gesellschaft zu lachen begunte. Er aber sagte: Schälkin! ihr habt ein pfand verloren /weil ihr meine schrift nicht errahten. Damit name er ihr selber einen dünnen schleier ab / der ihr das haar bedeckte / welchen er dem Husan zustellete.
Die Perseis / welche hierauf die reihe traffe / hatte diese reimen aufgesetzet / die sie dem Eliphas zustellete.
Ich bin (sagte Eliphas) ungetroffen! wird also die Fürstin / ein pfand zu geben / ihr gefallen lassen. Perseis warfe damit einen ring in das gefäß / welches der Fürst von Chesed hielte.
Dieses überreichte sie den Cimber / mit so freien gebården / daß jederman sehen konte / daß sie scherzete. Cimber aber sagte: Ich muß bekennen / daß mich niemals ein spiel also in unordnung gebracht habe. Ich darf der sch \nen Aramena nicht beifall geben / wann ich nicht wider das recht des spiels handeln wil. Dannoch stehet mir nicht an / zu sagen / Aramena habe sich etwas unrechtes eingebildet. Also bin ich in zweifel / was ich thun sol / und muß ich E. Maj. (dieses sagend / kehrete er sich zu der Delbois /) üm erlaubnis bitten / daß ich sagen möge / ich habe das täfelein überschrieben / welches die Aramena bekommen: damit ich / ihr zu widersprechen / m \ge überhoben bleiben. Das recht des spiels / (antwortete die Königin von Ninive /) muß seinen lauf behalten: und weil dieses meiner Aramena mislungen / als muß sie die gebürende straffe hergeben / und ihren aufwärter unter den anderen suchen lernen. Wäre Dison zu gegen / (antwortete Aramena) wolte ich nicht so vergeblich gewehlet haben. Damit zoge sie einen rubin vom finger / welchen sie in das gefäß warfe. Baleus /der alles ihr thun genau betrachtete / entfunde bei sich eine eifersucht / sowol gegen dem Cimber / als gegen diesem genanten Dison: und wie er derjenige gewesen war / der von ihr und seiner liebe diese reimen geschrieben / als hätte er auch wol mögen wünschen /daß er von ihr wäre erwehlet worden.
Mich kränket / (sagte der Prinz /) daß ich dieses nicht annemen darf / das mir / meinem sinne nach / so gute lehre gibet. Ich muß ja die Fürstin Dersine in die straffe mahnen / weil ich nicht getroffen worden.
Nachdem hierauf Dersine eine halsspange zum pfand gegeben / überreichte die Iphis dem Prinzen von Tyro ihre schrift / die also lautete:
Ich wil gern ein pfand geben / (sagte Tiribaces /) dann die Iphis meine schrift errahten / und anbei mich wol getr \stet hat.
Merone gabe hierauf dem Cimber / ob er gleich von der Aramena schon einmal gewehlet worden /ihre reimen / die also hießen.
Meine schrift / (sagte Cimber /) ist schon längst vorbei gewesen / und muß also die angeneme Merone den zoll für mich erlegen. Also lieferte Merone in das gefäß eine ohrenspange / den gesetzen des spiels ein gnügen zu leisten.
Ihre gespielin Siringe / überreichte hierauf dem Nahor die lezte schrift / in diese reimen verfasset.
Weil ich solches zu bergen / (sagte Nahor /) allzu ungeschickt bin / als hätte die verständige Siringe auch bäßer urteilen sollen / daß ich nicht der dichter sei derjenigen schrift / die sie zuvor erhoben hat. Dieses pfand / (antwortete Siringe / zugleich einen gürtel /den sie abgespannet / in das gefäß legend /) sol meinen fehler bezahlen.
Hierauf muste der Fürst von Chesed / der alle pfande gesamlet / und die in zween teile / für das frauenzimmer und die manns personen / gesondert hatte /die ümfrage halten / was zu einl \sung der pfande / die person / deren das pfand zukame / thun solte? Als er nun verborgen eines heraus gezogen / wurde der Prinz von Assyrien zu erst befraget / als welcher frei und sonder straffe davon gekommen war / der sagte: Ich wil / daß die person / deren das pfand gehöret / uns öffentlich den namen ihres geliebten benenne. Das wird die Aramena treffen: sagte Husan / und zoge damit den rubin herfür. Baleus / ganz begierig zu vernemen / wen diese schöne nennen würde / vername /daß sie / für der Königin von Ninive nieder kniehend /in diese worte heraus brache: Ich kan mit dem höchsten himmel beteuren / daß ich in der welt nichtes so häftig / als meine Königin / liebe. Das gilt nicht! (sagte Baleus /) ihr müßet / schöne Aramena! iemanden aus unserem geschlechte wehlen. So will ich dann / (wiederholte sie) üm mein pfand zurück zu bekommen / auch darinn gehorchen / und also bekennen: daß mir unter allen mannspersonen keiner näher und lieber ist / als einer / namens Dison.
Cimber wurde hierauf befraget; welcher der jenigen / deren das pfand seyn würde / auferlegte / sie solte ihr lassen gefallen / zu sagen: ob sie lieber wolte / daß sie ohne ihr wissen heimlich geliebet würde / oder ob sie solches / zu ihrer nachricht / lieber wissen mögte? Wie nun der Husan der Königin von Ninive armband heraus gezogen / sagte sie: ob ich wol beides nicht begehre / daß nåmlich jemand mich liebe / und ich solches wisse / so wil ich dennoch / wann ich wehlen muß / es lieber nicht wissen und geschehen lassen /als kundschaft davon haben / und es nicht verwehren können.
Nachdem Husan hierauf der schönen Königin ihr armband überreichet / fragte er den Eliphas: was er wolte von der gethan haben / deren pfand er iezt würde hervor bringen? Sie sol / (sagte Eliphas) mit verbundenen augen / eine person aus unserem mittel ergreifen und dieselbe mit namen nennen / oder gehalten seyn / derselben ihr gröstes geheimnis zu entdecken. So bin ich hierzu verdammet! sagte Timna / wie sie sahe / daß der Husan ihren flor herfürzoge. Dem nach ließe sie ihr von der Iphis die augen verbinden /und also im kreise ümher gehend / kame sie zu dem Esau / befühlte denselben und rieffe: Ich habe den Eliphas! Nein! (antwortete Esau /) ihr irret euch. Weil sie
Elihu solte nun eine straffe wehlen: der befahle /daß die jenige / so ihr pfand einzulösen håtte / etliche reimen der Königin von Ninive zu ehren hersagen solte. Dieses traffe die Merone / welche zur antwort gabe: Sie wüste noch etliche reimen / die ehmals auf ihre Königin wären gemacht worden / wann sie die für die ihrigen ausgeben d \rfte. Wie ihr nun solches erlaubet worden / wiederholte sie dieselben / dieses innhalts:
Es werden wol hiemit / (sagte Perseis /) die augen gemeiner seyn / auf die man alle erzehlte eigenschaften dieser beiden freunde deuten kan. Es ist errahten /gabe der Statthalter zur antwort: und name diese Fůrstin damit ihr pfand zurůcke.
Der Fürst Hus ordnete ferner / daß die / deren pfand nun herfůr ko en würde / ein lied singen solte. Dieses betraffe die Prinzessin Jaelinde: welche sich zwar lang weigerte / aber auf zureden der andern endlich einwilligte / und mit sonderbarer annemlichkeit sich folgenden innhalts h \ren ließe.
Ihr vergesset zusammen / (fiele ihr Mamellus ins wort /) daß wir spielen / und nicht ernstliche dinge fürhaben. Damit winkete er dem Nahor / daß er der Siringe / für wieder einlösung ihres pfandes / etwas aufgeben solte. Diß wolte er iezt eben thun / als unversehens ein großes geräusche auf der gassen entstunde / welches allerseits / weil sie dergleichen unlängst mit gefahr vernommen hatten / in schrecken setzete. Mamellus / Zophar / Hus / Nahor / Husan und Elihu eileten hinaus / die ursach zu vernemen. Wie sie an das thor des palastes gekommen / sahen sie viel volk laufen / die den namen Aramena freudig und einhällig nanten. Als nun des Husans dienere / etliche von diesen leuten / für den Statthalter und die Syrische Fürste gebracht / sagten selbige zu diesen /ohne den Mamellus anzusehen: Unsere Erbkönigin Aramena ist gefunden / und die Canaaniter / die uns bekriegen wollen / sind iezt beschäftigt / dieselbe auf ihren vätterlichen thron zu setzen. Es sind Cananitische gesandten / die der Prinz Hemor abgeordnet /unter unserem Stadthor / die diese freudenzeitung unseren eltesten anbringen. Auf dann / ihr Fürsten! eilet mit uns dahin / dieses aus ihrem munde selber zu vernemen. Hiemit liefen sie / als unsinnig / wieder davon / und hinterließen den Mamellus samt den Syrischen
Indem kame unvermutet / der Tharsis Fürst von Sepharvaim / von dem Salma / dem Hadat des Prinzen Hemors waffenträger / und dem Elhanan / dem sohn des Fürsten Hus / begleitet. Der Tharsis / nachdem er den verwirrten Statthalter / und den Husan seiner mutter brudern / begrüßet / gienge mit ihnen in den saal /da die K \niginnen neben den andern / in h \chster begierde / die ursach dieses auflaufs zu vernemen / sich befanden. Die ankunft dieses Fürsten / der über ein vierteljahr ausheimig gewesen war / erfreute die Königin von Ninive / weil sie viel von ihm hielte: aber die bestürzung / wegen der mit-ankommenden / verwehrte ihr / ihm ihre freude zu bezeugen. Als sie den erblasten Prinzen Mamellus fragte / was diß bedeute? bekame sie diese antwort: Ob ich wol schon mehr als zuviel weiß / so weiß ich doch nichtes; und E. Maj. wollen mir erlauben / mit dem waffenträger des Prinzen von Canaan mich in geheim zu bereden / der vermutlich den schlüssel dieses rätzels bei sich haben wird. Hiemit ihrer antwort unerwartet / ginge er mit dem Salma hinaus / und sahe die Königin die Fürsten von Syrien mit dem Elhanan gar ämsig sprechen: daher ihre begierde noch mehr zuname / hiervon etwas zu erfahren.
Der Tharsis / solches merkend / sagte zu ihr: Ich sehe / daß E. Maj. unruhig sind über dem / was sich iezt hier begibet: es wird aber niemand / als ich / E. Maj. hiervon båssern bericht geben können. Wie er nun zu reden fortfahren wolte / wurde die Statthalterin / neben dem Sinear / zu dem Mamellus zukommen /
Ehe ich meinen durchleuchtigsten zuhörern alles mit ümständen erzehle / muß ich den inhalt meines berichts zuvor mit kurzen worten fassen / und sagen: wiedaß des Statthalters von Syrien tochter / die sch \ne Aramena / fůr die Erbkönigin von Syrien erkant / und neben dem Prinzen Hemor von Canaan /ihrem gemal / im anzug ist / ihr våtterliches reich einzunemen. O ihr g \tter! (konte Ahalibama sich nicht enthalten zu ruffen) was höre ich von meiner Aramena? Baleus / deme dieser bericht billig mehr bestürzung als allen den andern brachte / weil hierdurch das reich Syrien von dem Babylonischen abko en würde / erwartete ängstig / wie der Tharsis diese zeitung ferner erklären m \chte. Mein vermuten / (fuhre dieser fort zu reden /) hat mich nicht betrogen / daß nämlich / mein vorbericht von der neu-erkanten Königin von Syrien / große bestürzung verursachen würde. Es wird auch dieselbige sich nicht verringern /
Als meine gnådigste K \nigin / hieher zu reisen / im werk begriffen ware / und mir / ins land Canaan eine reise zu thun / erlaubte / fande ich zu Camon / den Prinzen Hemor / mit des Mamellus vermeinter tochter der Aramena: welche / mit der Fürstin von Naema und dem Thebah / nach Debes zu ihrem angesetzeten beilager / reiseten. Ich erfuhre / von dieser Prinzessin / ihren widerwillen gegen den Hemor: weswegen ich /so wol aus erbarmung / als von ihrer sch \nheit überwunden / sehr bemühet war / sie aus dessen hånden zu befreien. Nachdem ich zu unterschiedenen malen mich vergebens hierunter bemühet / brachte ich es endlich zu Salem so weit / daß ich unfehlbar die Aramena würde erlöset haben: wann nicht diese schöne /ohne daß man die ümstände erfahren k \nnen / neben der Prinzessin von Seir hierzugegen / heimlich hinweggekommen wåre. Ich muß gestehen / weil es nicht mehr n \tig ist / meine liebe geheim zu halten / daß der verlust dieser Prinzessin mich in ungemeines trauren gesetzet. Als ich nun / ganz unschlüßig / was ich beginnen solte / etliche tage in Salem unbekant / wie ich allemal gewesen / zugebracht hatte / erfuhre ich von meinem waffenträger den Hadat / dem es sein bruder / der bei dem Hemor im diensten ist / entdecket hat / daß der Prinz Hemor / neben dem Elon und Aner / wegen der Aramena nach Hierapolis reisen würde. Demnach fassete ich alsofort den schluß / verborgener weise in des Sichemitischen
Solcher gestalt kame ich / einen tag nach ihme / in Hierapolis: da ich dann bei dem Fürsten Cyniras /dem sohne des Fürsten von Jedlaph / mich anmeldete. Dieser ginge mir nicht allein / wegen der alten kentnis / in allem an die hand / daß ich konte verborgen bleiben / sondern er offenbarte mir auch alles / was man mit den Syrischen stånden handelte. Solches ware nun / daß der alte Thebah den Syrischen Fůrsten entdeckete / was massen die K \nigin Philominda von Syrien ihrem herrn / dem unglücklichen K \nig Aramenes /nach seinem tode / in der Statthalterin von Syrien wonung zu Reblate / eine tochter geboren hätte: die er /neben der Fürstin Calaride / nachmals fůr des Mamellus und der Tharasile tochter ausgegeben / deren rechte tochter aber / die erstlich Mlicaride / nun aber auch Aramena genant worden / an stat der rechten Prinzessin Aramena / in den tempel nach Ninive / dahin der Statthalter diese Syrische kron-erbin / alle gefahr und unruhe abzuwenden / heimlich widmen wollen / gebracht hätte. Der Thebah / weil er sonsten glaubhaft war / bewiese solches mit so vielen gründen / daß die Syrische Fürsten seinen worten trauen musten: zumal ihnen allerseits / des Thebah ungemeine treu gegen seinem gewesenen Syrischen K \nig / zur gnüge bekant war.
Wie ich nun also / etliche tagreisen / dem Prinzen von Canaan nachgefolget / kame eines tags / an den Mesopotamischen gränzen / einer meiner treuen dienere / der mit dem Hemor / wie erwehnet / fůrangezogen ware / erfreut mir entgegen / und brachte mir die zeitung: wiedaß der Prinz die vorige nacht in der herberge nachricht erhalten / daß die Aramena daselbst durchgereiset wäre / weil sie dem wirt ein kleinod verkaufet / welches der Prinz ehmals bei ihr gesehen hatte. Wer war fröher als ich / auf diese zeitung? demnach eilete ich / so geschwind ich kunte / dieses von dem wirte selber zu vernemen. Ich kame in das wirtshaus gegen den mittag / als der Hemor mit den Canaanitern selbiges am morgen verlassen hatte: da mir dann der wirt ümständlich erzehlte / wiedaß zwo
Weil uns nun die fliegende liebe forttriebe / als erreichten wir bald dieses reich und die K \nigliche stadt. Hemor kehrete heimlich bei einem kaufman ein / der nicht weit von dem Diana-tempel seine wonung hatte. Ich für meine person wolte mich dem Oberstatthalter / meinen herr vattern / nicht kund geben / üm nicht gehalten zu seyn / einen erdichteten vorwand meiner reise von mir zu sagen. Ich bliebe nahe bei des Hemors wonung / da ich ein kleines haus geheuret: in welchen ich ganz verborgen lebte / und auf des Hemors anschläge ein wachsames aug hielte. Der Prinz fassete / nach langem überlegen / endlich diesen /schluß / sowol an die Celia / als an die Aramena zu schreiben: von dieser / auf solche eröfnung ihrer Königlichen geburt / die hofnung sch \pfend / daß sie ihm folgen würde / weil keine Erbk \nigin an dieses gelübde gebunden ist / sondern sich frei machen kan /wann sie will. Ich ließe dieses also gehen / und wolte abwarten / was der Aramena erklärung seyn würde: keines wegs mir einbildend / zumal ich sie vordessen so widerig gegen dem Hemor gesehen hatte / daß sie seine liebe annemen würde. Ich erhielte aber die abschrift von beiden briefen / deren der eine und vornemste (der zweite an die Celia / ist mir seither aus dem gedächtnis entfallen) also lautete.
Großmächtigste Königin!
Ganz Syrien verlanget mit mir / des großen Aramenes tochter auf dem ihr-gehörigen thron zu sehen: und beschwören wir E. Maj. bei dem heiligen gebeine dieses unvergleichlichen helden / daß sie / zu beschirmung ihrer bedrangten länder / diese kron förderlichst annemen wollen. Glückselig werde ich mich schätzen / mit so gutem gewissen eine heilige jungfrau der Diana zu entfüren / deren geheiligter Königlicher stand ihr /purpur zu tragen / befilet / und sie / an stat der opfere / ůber große reiche zu herschen verordnet. Die hierbei an die oberpriesterin überschickte warhafte und glaubwůrdige berichte / werden E. Maj. diese meine worte mehrers erklären. Wie ich dann auch diesen zeilen die kraft anwünsche / E. Maj. fürzustellen / daß sie in der ganzen welt keinen ergebenern knecht haben / als da ist
Hemor Prinz von Canaan.
Dieser brief hatte so gute wirkung / als es Hemor verlanget. Es erfolgte / etliche tage hernach / der Celia antwort an ihn / dieses inhalts: wiedaß Aramena von Syrien sich bei ihr befånde / und sie nicht gesonnen wäre / dem reich Syrien ihre K \nigin vorzuenthalten; massen sie solches für sündlich achten müste / allermeist / weil Aramena / nun sie ihren stand erfahren /diesem berufe zu folgen / und den zepter anzunemen /gesonnen lebe. Demnach mögte der Prinz fürschläge
Niemand war erfreuter / als Hemor: aber auch niemand verwirrter / als ich / der ich mich dadurch auf einmal aller hofnung beraubt sahe / die mir bisher noch hatte beigewonet. Ich sahe nun wol / daß bisher nicht die person des Hemor / sondern ihr gelübde / die Aramena zu solcher stränge gegen diesem Prinzen bewogen hätte. Doch wie man immer ihme selbst in seiner liebe gern schmeichelt / also gli ete auch noch soviel muht in mir / daß ich erkünete / an diese Königin zu schreiben / und sie zu erinnern / wie sie ehmals meiner dienste wider den Hemor begehret. Ich erlangte / durch einen der torhütere / die gelegenheit / ihr das schreiben in die hände zu bringen. Nach zweien tagen erhielte ich eine seltsame antwort / nåmlich meine übersandte wächserne tafel zerbrochen / und an einem ende derselben diese worte geschrieben / die ich für der Celia hand halten muste:
Hiemit hatte ich meinen bescheid / und befande mich /wann ichs von einer so großen Königin sagen darf /über diese ihre schleunige entschließung / den Hemor zu lieben / ein wenig entrüstet / auch auser der hochschätzung für ihre person gesetzet.
Diese freye bekentnis stiftete zwischen uns beiden ein großes vertrauen: wiewol er / üm mehrerer versicherung willen / auf alles mein thun und fürnemen genau achtung geben ließe / also daß ich fast wie halb gefangen bei ihm ware. Doch machte er mich zum mitwisser aller seiner geheimnise und glückseligkeit /und erfuhre ich von ihme / wie die Aramena in seine liebe einwilligend / den heiligen gebräuchen gemäs /die folgende nacht ihm würde vermälet werden. Weil er aber in vier wochen sie nicht sehen / noch ihr
Der ober priester des Nisroch / welchen die Celia zu sich beruffen / entfinge uns / neben seinen andern priestern / am ufer; und nachdem wir durch den heiligen wald gegangen / brachte man uns in ein herrliches gehäu / darinn der schatz aufbewahret wird: massen /bei den vielen angezündten lampen / die edelgesteine /auch die güldene und silberne gefåße / mit denen die wände überall bedecket waren / uns die augen blendeten. Der Hemor opferte alda etliche k \stliche klein oder: wornach wir weiter in einen saal gefüret wurden / da die opfere für ihn und die Königin von Syrien auf einem altar bereitet waren / und von ihme musten angezündet werden. Wie dieses auch geschehen / fürete der Oberpriester uns in den innern
Kurz hernach \ffnete sich der tempel / da unter einem kläglichen geschrei / welches die jungfrauen von sich hören ließen / die Aramena / in ihrer heiligen kleidung / mit verdektem angesicht heraus kame. Es wurde hinter ihr der tempel wieder zugeschlossen /und ginge der Oberpriester des Nisroch ihr entgegen /sie nach einen altar zu füren / der mitten auf diesem platz stunde / den wir bei der klarheit vieler fakeln /die rund üm diesen altar hergestellet waren / erkennen kunten. Als sie daselbst niedergekniehet / muste der Hemor sich auch nåhern: da er dann / gegen ihr kniehend / durch den Oberpriester mit ihr vermålet wurde. Wie diß verrichtet war / hieße man alsofort den Hemor wieder von dem altar gehen / und deutete ihm der Oberpriester an: wiedaß / weil die Aramena der Diana geheiligt gewesen / er sie / als seine verlobte /nicht sehen noch berüren d \rfte / als nach verfließung eines monden; in welcher zeit er ihr / allein zu seyn /den heiligen ordnungen zu folge / erlauben würde. Hingegen ward ihr auferleget / daß sie die zeit über ståts ihr gesicht verdeckt halten / und keinem menschen sich zeigen solte. Der verliebte Hemor / der sich nun vergnügt wuste / verwilligte alles / was man begehrte: und / nachdem er seine Königin gegrüßet /begabe er sich / durch den vorigen weg / wieder aus dem tempel. Seine verlobte Königin / wurde von dem Oberpriester ihme nachgefüret / und disseit des wassers / von den geheiligten frauen aus des Nisroch tempel entfangen: die sie in
Alles dieses ginge so heimlich und verborgen zu /daß niemand in Ninive etwas davon innen wurde. Wir reiseten / folgendẽ tags / gleich wieder fort: da der Aner zurück bliebe / üm zu seiner zeit die Königin hernachzubringen. Der Salma aber / des Hemors waffentråger / muste nacht und tag forteilen / üm den Syrischen Fürsten in Hierapolis die glückliche verrichtung des Prinzen eiligst anzukündigen: der dann sich also gehastet / daß er gestern zu rücke gekommen /und dem Prinzen angemeldet hat / wie Hierapolis sich gleich fůr ihn erkläret / wie ober-Syrien die ankunft ihrer Königin und ihres Königs herzlich verlange /und wie die Cananitische v \lker zu den Syrischen stossen wůrden. Weil auch von den Syrischen Fürsten etliche abgeordnet wurden / allhier in Damasco den Syrern / daß ihre Erbk \nigin verhanden / anzumelden: als fande der Hemor für gut / den Salma mit hieherzuschicken / und dem Statthalter Mamellus zu berichten / wie die sachen stehen / wie aus seiner tochter die Königin von Syrien geworden / wie Thebah und Calaride seine rechte tochter in den tempel nach Ninive gebracht / und wie Hemor / als nunmehr K \nig in Syrien / das recht seiner gemalin wider das Assyrische haus / entweder mit güte / oder mit gewalt bis auf den lezten blutstropfen / suchen und behaubten wolle.
Wiewol wir nun vertraute freunde waren / so fande ich es doch für mich nicht thunlich / in solcher bewandnis / länger bei dem Hemor zu bleiben: welcher auch / so gern er mich behalten m \gen / dennoch meine
Ich halte dafůr / (finge die schöne Delbois hierauf an zu reden /) der Prinz von Assyrien / mein bruder /werde mit mir eins seyn / daß der Tharsis hierinn nicht gefehlet / und bei solchen ümständen sich nicht anderst habe bezeugen können. Wäre ich in seiner stelle gewesen / (sagte der Prinz Baleus /) håtte ich eben also verfahren: auser darin hätte ich ihm schwerlich gefolget / daß ich die / so ich geliebet / also ruhig einem andern überlassen sollen. Weil weder hofnung noch verzweiflung (gabe Tharsis zur antwort /) meine liebe aufmuntern konte / als ließe ich sie endlich ersterben / und wolte dem Hemor das nicht unmüglich bestreiten / was ich auf keinerlei art und weise behaubten kunte.
Hiemit kame der Statthalter neben seiner gemalin dazu / und durch sein verwirrtes wesen gnugsam
Hiermit verließe er sie wieder / und schickete alsofort nach den Assyrischen kriegsbedienten: denen er befehl erteilete / sich mit ihren v \lkern in alle posten der stadt zu setzen. Er selber saße zu pferd / und von einem großen haufen Assyrier begleitet / ritte er nach dem ort / da / die abgeschickten von Hierapolis / die åltesten der stadt ermaneten / sich an ihre Erbkönigin zu ergeben: denen er angesichts / sich aus Damasco hinweg zu packen / befahle. Den eltesten aber von Damasco / wie auch dem gemeinen volk / sprache er freundlich zu / daß sie an diese verfürungen sich nicht kehren / sondern ihrem herrn dem K \nig von Babel getreu verbleiben wolten: welche ihm / wann er nicht soviel volks bei sich gehabt hätte / ihre gemütsmeinung wol würden eröffnet haben / nun aber / als übermannet / sich gedulten und auf hülfe hoffen musten.
Sobald Mamellus dieses verrichtet / ließe er aller orten den alten Thebah suchen: der aber nirgend zu finden ware. Demnach schoße ihm auf das herz / es můste in des Salma reden etwas von warheit seyn: und eilete alsofort nach der Fürstin Calaride behausung /
Wie er nun mit seiner gemalin in seinem palast wieder angelanget / und denselben von der K \niglichen gesellschaft nun wieder geraumet fande: setzete er sich alsofort über / sowol an den König von Assyrien / als an den Prinzen von Canaan und an seine schwester die Oberpriesterin / zu schreiben. In dem ersten brief / bekante er dem Belochus / wie er die Prinzessin Aramena / als die überbliebene von dem Syrischen hause / in ihrer kindheit dem tempel zu Ninive zu widmen vermeinet / aber von der Calaride und den Thebah wäre betrogen worden / die dieselbe
An den Prinzen Hemor schriebe er / wiedaß er / so lang er ihm seine tochter zu geben vermeinet / sein guter freund gewesen sei. Nun aber seine tochter sich in die Aramena von Syrien verwandelt / würde der Prinz ihm nicht verdenken / daß er seinen sinn ändere / und sich dessen feind erkläre / der seinem herrn /dem König von Assyrien / sein recht-erworbenes reich feindlich abzunemen suchete. An die Celia verfasseer ferner ein bewegliches schreiben / sie inständig ermanend / daß sie seine einige tochter / die wider sei nen willen und mit betrug in ihren tempel gekommen /ihme abfolgen lassen wolte: worzu sie ja so erhebliche ursach hätte / als diese gewesen / so sie bewogen /die Prinzessin von Syrien ihres gelübdes zu erlassen. Nach Babel und Ninive / fårtigte er mit den beiden briefen postreuter ab: aber den dritten an den Hemor /stellete er dem Salma zu / welcher alsofort / ohne sich ferner
Gleichwie nun dieses unwesen den Prinzen Mamellus wachsam und unruhig machte / also befanden auch der Husan / Hus / Elhanan / Nahor / Zophar und Elihu sich nicht wenig verwirret: welche / als Syrische Fürsten / eine natürliche regung gegen ihrer Erbkönigin bei sich fületen / dabei aber nicht absehen kunten / wie sie sich hierbei verhalten solten. Sie hatten sich in des Husans palast versamlet / und die ganze nacht hindurch raht gehalten. Husan vermeinte zwar /daß man der Erbk \nigin von Syrien in alle wege auf ihren thron verhelfen solte: er zweifelte aber sehr / ob dieses aussprengen des Hemors wahr wäre. Die ursachen / die ihn zu solchem zweifel trieben / wolte er noch nicht sagen: nennte aber dieselben so erheblich /daß er sich nicht irrend gläuben k \nte. Der alte Hus gabe dem Husan beifall in diesem zweifel / wolte aber ebenfalls seine ursachen noch nicht anzeigen: im übrigen dafür haltend / wann man ja der person Aramenen gewiß versichert würde / daß man ihr keinen Cananiter zum gemal geben / sondern einem vom Assyrischen hause dazu verhelfen solte / damit Syrien und Babel in eintracht verblieben. Zophar / dem seine gemalin die Calaride alles entdecket / was mit auswechselung der Aramena vorgegangen / stimmete hiemit nicht ein / sondern sagete: Aramena wäre gewiß ihre Erbkönigin / und Hemor ein herr / der wol würdig /ihr König zu werden. Er beschlosse
Als sie hiermit voneinander schieden / und eben der morgen anbrache / wolte Elihu / sonder vorher ein wenig zu ruhen / nach dem Statthalter gehen: um demselben sein beileid / über diese verdrießliche begebnise / zu bezeugen. Er ersahe aber / als er durch eine änge gassen gehen wolte / einen menschen / der als wütend ihm entgegen kame / und von vier frauenpersonen verfolget wurde. Diese abenteur eigentlicher auszunemen / bliebe Elihu stehen / und erkennete endlich diesen flüchtigen / für den Prinzen von Tyro. Was hierbei seine verwunderung mehrete / waren die beide Königinnen / von Ninive und Elam / neben zwoen ihren jungfrauen / die diesem Prinzen nachliefen. Weil der Fürst von Ram mit dem Tiribaces zimlich bekant
Wie nun / Tiribaces! (sagte Lantine) ist das eurer grosmut gemäs / also zu verzweifelen? Sol solchermassen (setzete die schöne Delbois hinzu /) das lob des Prinzen von Tyro verleschen / daß man von ihm sagen könne / sein unglück habe ihn überwältigt und zu boden geworfen? Lasset / lasset mich / (grausame freundinnen! antwortete Tiribaces /) meiner qual ein ende machen / und für Orosmada augen sterben. Hiemit wolte er sich wieder loß reißen: davon er aber durch den Elihu verhintert wurde. Indem sie so mit ihm zu thun hatten / kame der Königinnen wagen daher gefahren: auf welchen sie den Prinzen / der bald schalte / bald bate / mit gewalt brachten / und sich neben dem Elihu / der ihn halten hulfe / zu ihm hinein sezten.
Sie fuhren nach der K \nigin von Elam palast / alda sie zusammen in ein zimmer sich begaben. Der Tiribaces warfe sich ganz verzweifelt an die erden: da die Lantine sowol / als die K \nigin von Ninive / nach allem ihren vermögen / ihme trost einzureden / sich bemüheten. Elihu thåte solches auch / ohne daß er wuste / was dem Prinzen schadete. Sie beredten ihn endlich so weit / daß er still wurde / und ihnen zuhörete. Was bringt euch dann (sagte Delbois) zu dieser verzweifelung? Orosmada ist zwar / auf anregen der Königin eurer frau mutter / hinweg gereiset: sie wird aber dessen euch keine schuld geben / noch die liebe /die sie gegen euch vorhin blicken ließe / fahren lassen.
Ob mir zwar (finge Elihu an zu reden) nicht bekant ist / was des Prinzen von Tyro verzweifelung für ursachen habe: so neme ich doch aus der K \nigin von Ninive reden soviel ab / daß die liebe alle diese qual erwecke / darbei doch noch hofnung übrig ist. Demnach verwundere ich mich nicht wenig / daß ein so großmütiger herr also den muth kan sinken lassen. Ich will den Fürsten von Ram (sagte die schöne Delbois /) mit wenigem berichten / daß dieser Prinz die Prinzessin von Sidon liebet: welche / wegen vieler ursachen /heimlich hieher in Damasco gekommen / und fürter nach Ninive / sich in der Diana tempel zu verschließen / begehret. Dieser Prinz aber überredte sie / daß sie ihre meinung geändert: aber mit der bedingnis /wofern die K \nigin von Tyro seine frau mutter könte bewogen werden / sie in ihren schutz aufzunemen. Dieses hat die Königin nicht thun wollen / wie sehr und inständig wir beide sie auch darüm gebeten haben / sondern ihren kammerherrn / den Cosdron / diesen morgen zu dieser Prinzessin gesandt / und ihr andeuten lassen: daß sie ihr vorhaben / nach Ninive zu gehen / ja nicht ändern solte / weil der
Wie diesen bericht die Königin von Ninive dem Elihu abgestattet / sahe der betrübte Tiribaces ihm stark unter augen / und durch viel seufzen anfänglich verhintert / sagte er endlich zu ihm: Habe ich nicht ursach / mein Fürst von Ram / der verzweiflung mich zu ergeben / der ich verlassen bin / auch meine Orosmada beschimpfet / mich ungeliebet / und sie nimmer habhaft zu werden / in furchten sehen uñ wissen muß? Wofern euch nicht die häftigkeit der liebe bekant ist /so könnet ihr von meinen schmerzen nicht urteilen. Wofern ihr aber begreifen könnet / daß einig und allein an Orosmada besitzung mein leben hanget / so saget mir / Elihu / saget mir: sol ich leben / oder kan ich auch leben /
Weil dieses / wie auch die zeitung von der empörung in Hierapolis / und von dem abfall der Ober-Syrer / wegen ankunft der wider gefundenen Königin Aramena von Syrien / alles / sowol bei hof als in der stadt / in bestůrzung und schrecken gesetzet: als ware iederman wach und unruhig / und muste man augenblicklich einen neuen aufstand in der stadt befahren. Diesem aber vorzukommen / wurden tag und nacht starke wachten auf alle große plätze ausgestellet / und gingen die Assyrier fleißig zu raht / wie sie es / in dieser schweren und weit-aussehenden sache / anschlagen wolten.
Ahalibama kunte ihres orts sich auch nicht zu frieden geben / wegen so schleiniger gemüt-änderung ihrer Aramena: und iemehr sie nachsonne / ie ungläublicher es ihr fürkame / daß Aramena also hastig ihren sinn zu dem Hemor richten können. Sie konte keine ursachen ausdenken / womit diese that möchte entschüldigt werden. Dann ob gleich der Königliche stand sie / ihren angenommenen orden zu verlassen /reitzen mögen: so kunte sie dannoch nicht loben / daß Hemor so geschwind ihre gegenliebe bekommen hatte. Und da sie ja heuraten wollen / vermeinte sie /daß ihr bruder Dison wäre würdiger gewesen / ihre schönheit zu besitzen. Briane und Zimene wolten fast gar verzweifelen / so sehr betrübte sie dieser verlust /den ihr heiliger tempel erlitten. Und weil nun hierdurch ihrer
Als einsmals Ahalibama gegen den abend ihren traurigen gedanken im schloßgarten allein gehör gabe / und niemand als die Astale bei sich hatte / indem die Königinnen und die meisten von den andern / wegen damaliger unruhe / in der Königin von Tyro palast noch beisammen waren: hatte sie kaum dreimal den großen Königlichen spazir-weg / wie er genant wurde / im garten durchwandelt / da ersahe sie zwo personen / die ämsig miteinander spracheten / für ihr übergehen / deren einer / der Zameis / des Prinzen von Assyrien Cammerherr gewesen. Ob gleich der fürwitz / wegen ihrer eigenen beschwerden / nicht groß bei ihr war /so erweckte doch der name Aramena / den sie etliche male von diesen fr \mden nennen hörete / eine begierde in ihr / ferner aufzumerken / was man von Aramena sprechen würde. Wie sie demnach wargenommen / daß der eine / der mit ungemeiner sch \nheit begabet war / ohne fürter-gehen / sich unter einen baum niederließe / uñ der Zameis sich vor ihn stellete: schliche sie von der anderen seiten hinzu / da sie ganz verborgen sich hinter ein buschwerk verfůgte / und eben dazu kame / als der erste also sagte: Meinet ihr dann /Zameis! daß ich könne Aramena geliebt und lebendig wissen? Nein / nein! den muht / den sie an menschen
Es kommet mein herr! sagte der andere / und schauete damit nach der pforte des gartens / welche er aufgehen h \rte. Ahalibama / wie sie ebenfalls dahin ihre augen gewendet / sahe den Prinzen von Assyrien / neben ihrem bruder der falschen Aramena und anderem frauenzimmer / ankommen. O großer Teutates! (rieffe der sch \ne jüngling / und schluge die hände zusammen) was legest du mir nicht auf / und was muß ich nicht ansehen? Damit stunde er wieder auf / und eilete neben dem Zameis aus dem spazirgang / in welchen der Prinz und die Aramena kamen. Ahalibama /die nun nichtes mehr vernemen kunte / ginge den andern entgegen: des vorhabens / ihrem bruder dieses /was sie gehöret / zu seiner nachricht anzusagen. Weil aber Baleus / der die Aramena fürete / diese gelegenheit / mit ihr allein zu reden / nicht versäumen wolte /als name er mit ihr nicht den rechten spazirgang vor sich / sondern begabe sich / als er die Prinzessin von Seir herankommen sahe / in einen nebengang. Sinear aber / der mit ihm ware / gesellete sich zu der Ahalibama: daher der Prinz von Assyrien / sein gespräche bei Aramena / ungehintert fortsetzen kunte.
Glaubet mir / dapfere heldin! (sagte er zu ihr /) daß ich euch liebe / und daß euch mein herz den grösten thron der welt beschieden hat. Wie / großer Prinz! (antwortete Aramena) sol das / was ich bisher als
Ach Aramena! (fiele der Prinz ihr in das wort /) was unbilliges suche ich dann? was unm \gliches begehre ich? Ist das unbillig oder unm \glich / daß euch meine liebe den gr \sten thron in der welt verspricht /da eure würde meine wahl billig uñ möglich machet? Wie / mutige Aramena! habt ihr keine begierde in euch / Assyrische Königin zu heisen? Alles euer thun und wesen deutet ja an / daß ihr nach hoheit und ehre ringet. Hat euer Dison wol das vermögen / das ich habe / eure würde auf den Königlichen thron zu heben? Es hat Dison / (sagte Aramena hierwider) ja so großen muht / als ich: daß es also uns nicht fehlen sol / eine kron zu erlangen. Hat er aber (antwortete
Ich unterwinde mich auch nicht / (antwortete Aramena) eines so großen Prinzen thun und lassen zu beurteilen. Allein vermag ich diese rechnung mir leicht zu machen / daß / was der unvergleichlichen Königin von Ninive / der K \nigin von Elam / der dapferen Königin Mirina / und der sch \nen Eldane begegnet /auch mir / und zwar mit der h \chsten billigkeit / widerfahren werde. Aramena / (gabe er zur antwort /) ist nicht meine schwester; wird auch verhoffentlich in die länge meine liebe nicht verachten / wie die Lantine gethan; noch einen so leichten siñ / als die Mirina erwiesen / annemen; noch sich / wie Eldane / zu einer heurat zwingen lassen: daß ich also / meine liebe zu ändern / nicht werde ursach finden. Sie lieben ja die tugend / gnädigster Prinz! (sagte hier auf Aramena /) und halten die beståndigkeit für eine tugend: demnach würden sie mir es selbst verübeln / wann ich dem Dison unbeståndig würde. Es sind gewiße fålle /(sagte der Prinz) da die beständigkeit mehr ein laster als tugend ist. Wann dieser glückliche Dison recht liebet / wird
Aramena hatte nun alles fürgebracht / was sie des Prinzen liebe entgegen zu setzen wuste: als die beide K \niginnen von Ninive und Elam in den garten kamen / und sie von dieser marter erl \seten. Ach! (seufzete sie in ihrem herzen) mögte gegen mir die schwester so gesinnet seyn / als der bruder ist! wie seelig würde ich mich doch achten! Damit überließe sie den platz den beiden K \niginnen: da / des Prinzen verwirrtes aussehen / der Königin von Ninive bald zu verstehen gabe / wovon ihre unterredung müste gehandelt haben. Wie sie nun noch eine weile miteinander spaziren gegangen / begaben sie sich endlich vonsammen / üm auf morgen zu dem großen fest / welches in dem tempel des gottes Rimmon solte gehalten werden / sich vorzubereiten. Dann es hatten / wegen des bevorstehenden kriegs / und der gefahr / die Syrien oder vielmehr dem Babylonischen hause drohete /die K \nigin von Tyro und der Statthalter Mamellus für gut befunden / ein \ffentliches und ansehnliches opfer anzustellen: um sowol die erzürnte götter zu versönen / als dem volk in Damasco zu weisen / daß auch die Babylonier die Syrische götter üm schutz anruffeten. Die sch \ne Delbois / wiewol sie in ihrem herzen den dienst der götter verfluchte / dorfte dennoch sich hiervon nicht absondern: weil es noch nicht zeit war / ihren glauben \ffentlich zu bekennen.
Wie nun der morgen angebrochen / und diese Königin / ganz herrlich geschmücket / neben allem andern fr \mden und Syrischen frauenzimmer / nach der K \nigin von Tyro / sich begeben hatte / wurden die
Indem das volk sich haufenweis mit zudrengete /hörete Esau / der die K \nigin von Elam gefüret / ein erbärmliches geschrei einer weibsperson / die allen vermuten nach unter das gedrånge gekommen war. Hierdurch zu mitleiden bewogen / begabe er sich gleich unter das volk / und machete mit seinen starken armen so weiten raum / daß er zu dieser dame kom men kunte: die er in dem stand antraffe / daß sie schier wolte onmåchtig werdẽ. Er name sie / die er / weil ihr gesicht mit einem flor bedecket war / zwar erstlich nicht kante / auf seine arme / und hobe sie solang ůber das volk hinaus / bis er mit ihr herdurch kommen m \chte. Weil ihr damit der flor vom gesicht fiele / als erkante sie die K \nigin von Ninive / so dieses geschrei mit in acht genommen / für die Prinzessin Ahalibama: dannenhero kunte sie sich nicht enthalten / zu ruffen / daß man dieser Prinzessin zu hülfe kommen solte. Also sahe iederman auf sie / und die wacht des Statthalters von Syrien machete endlich raum / daß der Fürst von Edom sie hindurch bringen kunte.
Dieser wuste noch nicht / wer sie war / bis er sie neben sich niedergelassen: da er dann sie erkennend /so erfreut wurde / daß er sich nicht enthalten kunte /ihr etlichemal die hand zu küssen / und dadurch seine vergnügung an den tag zu geben. Ahalibama aber
Dieses und anderes sagend / schauete er sie ganz verliebt an: sie aber / so sich in keine wortwechselung mit ihme einlassen wolte / thäte als h \rete sie nicht /was er sagte / und gabe fleißig acht / wie die priester die opfer bereiteten. Esau fassete mitlerweil ihre hand / und wolte dieselbe zum munde füren. Wie sie aber /dieselbe zurück ziehend / ihn ansahe / sprache er zu ihr: Soll ich denn iezt nicht so glücklich seyn / die hand zu berüren / da ich allererst / den ganzen leib zu tragen / bin gewürdigt worden. Dieses anfassen kan mir zu nichtes nützen / (antwortete sie) und scheinet es fast / als wann es den Fůrsten von Edom gereue /daß er mich ihme durch den vorigen dienst verbunden gemacht / weil er nun auf solche weise mich zu beleidigen suchet / damit ich ihme nichtes schüldig bleibe. Ich will ja nimmermehr hoffen / (sagte Esau / etwas
Indem er dieses sagte / h \rte die Ahalibama sowol als er / daß zwei personen nahe hinter ihnen miteinander spracheten / da der eine zu dem andern sagte: Sihest du den Fürsten von Edom wol / wie er ihm die bedienung der Prinzessin von Seir lässet angelegen seyn? Er kan ja gar nicht / (sagte der andere) seine große liebe gegen ihr verbergen. Es scheinet / (wiederholte der erste) sie neme seine liebesbezeugung gar gönstig auf / unangesehen die Edomiten und Horiten iezt mit einander kriegen. Diese angehörte reden verhönten die Ahalibama so sehr / als sie den Esau erfreuten / und kunte sie der errötung sich nicht entbrechen / wie sehr sie sich auch anstellete / als ob sie nichtes vernommen hätte. Esau låchelte hierüber / zu ihr sagend: Wie ist es / sch \ne Prinzessin! haben diese / so von uns reden / die warheit so gewiß von dem einen / als vom andern / gesaget? Hierdurch wurde sie vollends so entrůstet / daß sie ihm nicht mehr antworten wolte. Er aber / als er sie etliche mal vergeblich angeredet / sagte endlich: wann sie dann wolte so grausam seyn / ihm ihre süße antwort zu misg \nnen / so würde sie ihm dennoch zulassen můßen / ihre wunderzierde zu betrachten.
Hierauf sahe er sie mit unverwandten augen an /also daß sie / wo sie sich nur hinkehrte / ihn stäts im gesicht behielte. Aber auch diese vergnügung ihm zu benemen / ließe sie den weißen flor über ihr gesichte herab fallen / und ware recht ungehalten / daß er / so frei mit ihr ümzugehen / sich unterstehen dorfte: massen
Wie alle opfere und andere übliche gebräuche in tempel verrichtet waren / und die K \niginnen sich wieder nach der K \nigin von Tyro palast begeben hatten / drengten sich alle anwesende üm die Ahalibama / sie üm ihrem zufall zu befragen: und die verwirrung ihres gemüts / auf den entfundenen schrecken deutend / dankten sie alle dem Fürsten von Edom für die hülfe / die er ihr erwiesen hatte. Die K \nigin von Ninive raunete der Ahalibama ins ohr / wiedaß der himmel sie also bestraffet habe / weil sie in einen heidnischen tempel mit solcher andacht gegangen wäre / die sie allein zu beehrung des wahren Gottesdiensts anwenden sollen. Ahalibama / so nach der veränderung ihrer Aramena / wie die vom Tharsis erzehlt worden / mehr als zuvor / die reden ihres sterbenden Eliesers / auch der Königin von Ninive und ihres bruders vermanungen / beherzigt hatte / antwortete dieser sch \nen K \nigin in der stille: wiedaß ihre begierde / den wahren Gottesdienst zu lernen / bei ihr nicht geringer wäre / als der Königin gütigkeit / sie auf den rechten weg zu füren. Diese erklärung ware der Königin von Ninive sehr lieb zu h \ren / und name sie ihr für / mit dem ersten / wann sie ihren Gottesdienst verrichten würde / diese Prinzessin mitzunemen; vorher
So bald aber Ahalibama von der gesellschaft sich absondern kunte / begabe sie sich in ihren palast /dahin sie den vor dem tempel ersehenen mann vom gebirge Seir beschieden hatte: weil sie begierig war /von ihrem vatterland etwas zu hören. Als sie ihn fürgefunden / fragte sie ihn / nach der ursach seiner ankunft / und nach dem Edomitischen kriege. Dieser / so Esban hiese / an stat auf ihre frage zu antworten /hube an zu lachen: und indem fülete sich Ahalibama von hinten zu ümfasset / da sie / das gesicht ümwendend / ihre base / die Fürstin Mehetabeel / erkente. Ihre freude überwoge ihren schreckẽ / daß sie diese ihre base herzlich wieder ümarmete. Sie kunte aber /über ihrer so unverhofften ankunft / sich nicht gnug verwundern. Sie mäsigten aber zu beiden teilen / ihre freude: in erinnerung ihres wie auch ihres vatterlands traurigen zustandes / der rechtmäsigen betrübnis statt lassend.
Endlich setzeten sie sich zusammen nieder / und sagte Ahalibama zu ihr: was soll ich immer mehr gedenken / wehrte base / was die ursach sei dieser unvermuteten ankunft? Dieselbe bist du liebste Ahalibama! (antwortete Mehetabeel /) und der erbärmliche verlust meines einig-geliebten bruders / des armen Ebals: nach dessen tod ich nicht länger auf dem Seirischen gebirge bleiben k \nnen / allermeist da ich dich hier in Damasco zu seyn erfuhre. Ich verneme aber /daß auch hier unser abgesagter feind / und der mörder meines bruders / sich aufhalte: welches dann meine ruhe / die ich hier finde / nicht wenig vermindert. Der
Die Mehetabeel / weil sie den Esau von herzen anfeindete / hatte ihrer base mit unlust zugehöret / und erzehlete ihr hierauf / wie es in Seir beschaffen: wie der Ana ihre flucht von Sichem so übel entfunden; und wie es / seit daß sie hinweggezogen / noch alles für die ihrigen wol gestanden / indem / obgleich die Araber sie verlassen / die Cananitische hülfe sich dargegen eingestellet hätte / die der Fürst von Bethel und der Prinz Ephron füreten. Bei nennung des Ephrons /seufzete Ahalibama gar tief: deßen ursach die Mehetabeel leicht errahten kunte / weil ihr nicht unbekant war / wie Elieser / Ephrons bruder / von ihr geliebet worden.
Sie waren noch in solcher unterredung / als Aramena darzu kame / und / von der Mehetabeel nichtes wissend / sie ersehend nicht wenig erschracke. Mehetabeel / in dieser kleidung den Dison nicht sobald erkennend / fragte die Ahalibama / wer sie wäre? die dann weil sie vor dem Esban / ihren bruder nicht verrahten mochte / ihr antwortete / wiedaß es eine dame aus dem
Nachdem sie / miteinander folgends öfter zusammen zu kommen / und Mehetabeel mit der Ahalibama
Ware aber dieser liebhaber der sch \nen Delbois unruhig und voll sorgen / entfunde der Cimber an seinem ort nicht mindere qual: die dann / mit des Disons seiner / einerlei quellbrunn hatten. Dieser verliebte gienge in selbiger nacht / mit seinem vertrauten Tubal / der nun wieder an seinen wunden genesen war / an stat zu schlaffen / an den Pharphar spaziren; da er /unter andern klagen / die er über sein widriges verhångnis ausschüttete / in diese worte gegen sich selbst heraus brache: Ach unbesonnene liebe! wozu nützest du mir? Laße mich doch frei / üm der ruhe meines freundes / üm der vergnügung der vollkommensten Königin / und üm meiner eigenen ehre willen / und zwinge mich nicht / diese alle zu beleidigen. Hiemit schwiege er eine weile / finge aber bald wieder also an: Ach! wie vergebens wünsche ich dieses / wann ich dein himmlisches bild / O sch \nste Königin! mir fürstelle. Wer kan das / ohne entzückung betrachten?
Als er dieses gesagt / wandte er sich zu dem Tubal / sprechende: Ach Tubal! wiesehr hat mich / nun etliche tage nach einander / das anschauen meiner K \nigin vergnüget! Das kan ich nicht abnemen / (antwortete Tubal) an den seufzern / die ich h \ren muß. Diese seufzer / (gabe Cimber zur antwort) sehnen sich nach der verlornen glůckseeligkeit / und kan ich / in ermangelung der gegenwart meiner sch \nsten K \nigin /nicht anderst leben. Es ist wol zu beklagen / (sagte Tubal /) daß ein so großer Fürst seine zeit also vergeblich hinbringen muß / der doch ein båssers glück /ja mehr als die Königin von Ninive / verdienet. Was /Tubal! (fiele ihm Cimber ins wort /) hüte dich / mich so sehr zu beleidigen. Solte ich dieser g \ttin wůrdig seyn können / welcher billig alle creaturen zu gebot stehen solten. Ach nein! du hast diese unvergleichliche g \ttin noch nicht recht betrachtet / sonst würde dein urteil viel anderst fallen. Delbois ist zwar sch \n (antwortete Tubal) und liebens würdig: weil sie aber anderweit schon liebet / warüm solte ich
Köntest du auch wol (fragte Cimber /) so ein urteil fällen / wann du iemals die kraft der liebe recht entfunden hättest? Daß ich ehmals geliebet / (antwortete Tubal /) solches ist in ganz Basan bekant. Daß ich aber auch der unm \glichkeit gewichen / ist gleichfalls niemanden verborgen. Und wolte der himmel / daß ich so mächtig seyn könte / ein gleichmäsiges fůr des großen Cimbers herze zu erwünschen! wie vieler tausend zungen danksagungen wolte ich dafür überkommen! Höre ja nur bei zeiten auf / (sagte Cimber /) also vergeblich das jenige zu wůnschen / so in meinen kråften nicht stehet zu erfůllen. Mein herz sol beständig bis in den tod die jenige lieben / die es einig und allein hat besiegen k \ñen. Darf ich aber (wandte Tubal hergegen ein) wol fragen / was man dann durch diese liebe hoffet zu erlangen? Ohne vergessung des Abimelech / und ohne verletzung der tugend dieser Königin / darf man ja an keine gegenliebe gedenken! Ist aber / ohne diese hofnung / etwas zu verlangen?
Cimber / als er eine weile ohne antwort verblieben / erinnerte sich der K \nigin ihrer reimen / die sie beim spiel auf seine gedanken gemachet / welche er dem Tubal wiederholete.
Dieses (sagte er /) war der trost / damit neulich die schöne Delbois mich erquicket: dann ich solchen auf mich ziehe / weil sie damit auf meine schrift geantwortet / wiewol sie die antwort dem Elihu zugestellet.
Als sie nun / nach dem Ninivitischen hofe zu gehen / den weg vor sich genommen / begegneten ihnen auf dem großen platz die drei Königinnen mit ihrem frauenzimmer / welche eben nach dem Prinzen Tiribaces gingen / ihn zu besuchen: dahin dann der Cimber und Tubal ihnen gesellschaft leisteten. Der Prinz von Tyro / befande sich in einem schlechten zustand / also daß die ärzte / der Königin seiner frau mutter / die gefahr nicht verheelen kunten. Elihu / üm der Königin von Ninive einen dienst zu thun / ware fast immer bei dem Tiribaces geblieben / üm denselben aus seiner tiefen traurigkeit / wieder zu recht zu bringen: wie er dann über sein gemüt schon soviel erlanget hatte / daß er sich still verhielte / als die Königin seine frau mutter zu ihm kame / und ihr die ursach seines leidens durch ungedultige worte nicht beimessete / wie er sonst in seiner abwesenheit immer zu thun pflegte. Die Königin von Tyro ware seinetwegen herzlich bekümmert /und suchete durch allerhand gespräche ihn aufzumuntern / iedoch mit keinem worte der Orosmada
Die K \nigin von Ninive hatte bisher noch nicht gelegenheit erlangen können / der Königin von Elam ihren bruder / den Prinzen von Assyrien / fürzuschlagen / wie sie / solches zu thun / der Königin von Tyro versprochen. Demnach gedachte sie hierzu sich dieser besuchung zu bedienen. Wie sie nun mit der Lantine von der großen gesellschaft sich abgesondert / setzeten sie beide sich zusammen hinter des Tiribaces bette nieder: da dann die schöne Delbois die K \nigin von Elam bei die hand name / und mit einem freundlichen lächlen sie also anredete: Ich bin so unglůcklich gewesen / in meiner freiwerbung für den armen Tiribaces / das ich wol mich solte abschrecken lassen / dergleichen verrichtungen mehr zu übernemen. Ich wage es aber doch noch einmal / und m \chte wol wissen /ob ich mich darf unterfahen / den Elamiten einen König fürzuschlagen. Lantine bliebe über dieser frage ganz bestürzet / und sahe die K \nigin von Ninive mit verwunderung an / die dann also fortfuhre / wie sie keine antwort bekame: Ich habe bereits vordessen zu Babel mich gebrauchen lassen / meiner basen die liebe des Prinzen meines bruders fürzutragen: welche zwar damals nicht wol aufgeno en worden. Doch schriebe ich solches den ümständen zu / da man üm die zeit meine verheuratung mit dem Baleus so eiferig fürhalte. Nun aber zu Babel andere ratschläge gefasset worden / und man alda sowol / als zu Tyro nichtes
Ich erkenne mich dafür / (antwortete die K \nigin Lantine) der sch \nen Delbois hoch verbunden / daß man also wol für mein reich und für meine person sorget. Allein / wann ich Aramena wäre / so wolte ich glåuben / daß der Prinz von Assyrien üm dieses freiwerben wisse: da ich aber befahren muß / daß die Königin von Ninive mir dieses alles / ohne des Prinzen wissen und willen / anbringe. Diese antwort machte die K \nigin Delbois nicht wenig betreten / weil der Lantine vermuten wahr ware. Sie wolte aber / üm ihr fürhaben dadurch nicht selber zu hintern / der K \nigin von Elam nicht gestehen / daß ihr bruder hierüm nichtes wüste: sondern dessen freies wesen gegen der Aramena entschüldigend / versicherte sie dieselbe /daß der Prinz sonst nirgend liebe / und dieses glück /so ihme sein herr vatter / und die Königin von Tyro ihre frau mutter / so eifrig zudächten / mit h \chster begierde ergreifen und annemen würde. Uber diesem bericht / welchen die Delbois folgends mit ümstånden bekråftigte / wurde die Lantine nicht wenig beunruhigt: massen sie / die K \nigin von Ninive ganz beweglich anschauend / gar tief seufzete / und damit zu verstehen gabe / daß ihr herz allbereit versaget wäre.
Wann mir meine gedanken nicht triegen / (hube Delbois wieder an zu reden /) so besorge ich warlich /daß mein bruder einen geliebten mitbuler habe. Ach liebste base! (antwortete Lantine) es ist errahten: es
Durch diese rede wurde die schöne Königin bewogen / wider sich selbst zu handeln / und ihr fürhaben hintan setzend / das zu befördern / was der Königin von Elam in ihrer liebe konte zu nutzen kommen. Demnach bezeugte sie ein verlangen / zu vernemen /wer dann dieser bestimmte König der Elamiten seyn m \gte? zumal ihr keiner beifallen wolte / es müste dann der Prinz von Gibeon ihre strenge endlich über wunden haben / dessen zu ihr tragender liebe sie / aus der Orosmada geschichte / sich erinnerte. Wann die Königin von Ninive (sagte hierauf Lantine) die gedult nemen wil / meinen lebenslauf anzuhören / so bin ich bereit / alles zu offenbaren / was mich abhält / den
Als mein herr vatter / der König von Elam / noch in der regirung lebete / kame flüchtig nach Elimais der Prinz Zipor / des Rehob lezten Königs in Moab sohn: welchem die teutsche völker sein land geno en / uñ ihn aller königlichen würde entsetzet hatten / also daß er / gleich einer gemeinen person / sein leben füren muste. Dessen unerachtet / hatte die teutsche Prinzessin Aurinia / des berümten Trebetes schwester / seine auf sie geworfene liebe wol angenommen / und /wider den willen der ihrigen / diesen Zipor geheuratet: welches dann ursach ware / daß sie das land Moab verlassen / und in Elam schutz und sicherheit suchen musten. Sie fanden auch bei uns / was sie verlanget: indeme mein herr vatter sie mit so willigem herzen aufname / daß / wann einige gutthat der welt den Zipor seiner verlornen kron hätte können
Ein Jahr für der geburt meines bruders / des unglücklichen Amraphel / gebare auch Aurinia dem Zipor einen sohn / welcher Hadoran genennet worden. Dieser wurde nachgehends / wie bekant / mit meinem bruder und mir auferzogen / also daß wir einander /von kindheit auf / als schwester und bruder geliebet /und in so unschüldigem alter den unterschied nicht wusten / den unter uns das glück und der stand gemacht hatte. Als / nach meines herr vattern tode /meine frau mutter zur andern heurat schritte / auch ich deshalben Elam verlassen / und der Königin nach Tyro folgen muste: machte die zarte wechsel-neigung zwischen mir und dem Hadoran / daß wir mit unmut von einander schieden. Unsere freude war üm soviel größer / als es sich bald hernach fügete / das mein bruder neben dem Hadoran zu uns nach Tyro kame /und alda auch erzogen wurde.
Die beide Prinzessinnen von Tyro / die Rahabine und Zoroastra / ingleichen der Prinz Merotas / wiewol sie uns an jahren überlegen / waren doch neben dem Amraphel / Tiribaces / mir / und dem Hadoran / unter einer zucht: da der weise Elamite Niso über uns die aufsicht hatte / als welchem der König von Tyro alle seine kinder untergeben / weil dieses klugen mannes geschicklichkeit / sonderlich in wohl-erziehung der kinder / unvergleichlich ware. Es wolte aber sein fleiß und mühe ihm nicht bei allen glůcken: massen / so wol zufrieden er mit dem Amraphel / Tiribaces / mir /und dem Hadoran ware / so sehr beeiferte er die böse natur des Merotas / und seiner beiden schwestern /
Solcher gestalt / vergingen unsere kinder-jahre. Wie ich aber ålter worden / und also zu mehrern verstande gekommen / sahe ich wol / daß ich mein leben anderst anstellen / auch die verträulichkeit und gemeinschaft mit dem Hadoran zurück setzen müste: zumal mein stand mich lehrte / nicht so frei mit einem ritter / als mit einem Prinzen / ümzugehen. Demnach begunte ich den Hadoran nicht anderst / als einen bedienten meines bruders / anzusehen: wiewol ich ihn zum öftern in meinem herzen beklagete / daß ihn der himmel nicht glücklicher lassen geboren werden. Hadoran / als er meine verånderung von tag zu tag spürete / ward hierob nicht wenig betrübet. Doch ließe er keine gelegenheit vorbei gehen / mich zu sehen / und /so oft es sich schicken wolte / üm mich zu seyn.
Die Rahabine / wie ich schon gesaget / liebete meinen bruder den Amraphel / gabe ihm auch solches nicht unklar zu erkennen: da hingegen er gegen ihr so einen widerwillen truge / daß ihme nichtes so unangenem / als dieser Prinzessin gesellschaft / ware. Hadoran hätte sich auch gern der ehre überhoben gesehen /
Gleichwie nun er gequälet war / also befande auch ich das meinige bei der aufwartung des Merotas / der sich ganz herrisch meinen liebhaber nennte. Wie ihn dann nichtes mehrer schmerzete / als daß ich das große glück / darein mich seine liebe setzen würde /nicht gnugsam erkennen wolte. Weil er nun / als der Kronprinz / im großem ansehen war / und die Königin meine frau mutter mir ernstlich gebote / ihme mit aller höflichkeit zu begegnen / damit ich nicht widrigen falls des K \nigs haß auf mich und meinen bruder laden möchte: als erdultete ich von ihme / was mir immer möglich war; daher mir der Amraphel mit worten / Hadoran aber mit gebärden / oft verwiese / daß ich allzu gefållig wäre.
Es bliebe nicht bei dieser plage allein / sondern die beide schwestern wehlten mich auch zur vertrautin in ihrer liebe. Die Rahabine entdeckte mir / daß sie ganz nicht mit der kaltsinnigkeit meines bruders zufrieden: die Zoroastra aber klagte mir / daß Hadoran gar zu ehrerbietig wäre / und die eröffnung ihrer liebe nie verstehen wolte. Ich wandte zu seiner entschüldigung ein / daß er / als ein mensch von glück / seine gedanken niemals zu einer Königlichen Prinzessin erheben würde: und des Amraphels kaltsinnigkeit /
Das / so ich iezt verneme / (sagte er zu mir) ist für ein so ungemeines glück zu achten / daß einer alles in der welt dahin geben solte / nur üm die geringste hofnung / keine ungnade zu verdienen / wann man sich also verkünet / etwas zu lieben / dessen überkommung man ihme niemals einbilden kan. So heget ihr dann (fragte ich ihm) eine heimliche liebe in eurem herzen / gegen die Prinzessin von Tyro? Ich bekenne es / (antwortete er) daß ich über meinen stand liebe /und daß dieselbe sonder hofnung ernehret wird / auch nichts als schwere strafe mir zuziehen kan / weil ich also sehr die ehrerbietung beleidige / die man gegen Königlichen personen bezeugen muß. Ihr habt nichtes zu fürchten / (sagte ich darwider /) weil ich ja euch iezt ihre gewogenheit entdecket / und sie von euch haben wil / daß ihr weniger ehrerbietig und mehr verliebt euch
Hiemit verließe er mich / und stunde es nicht lang darauf an / da kame Zoroastra zu mir / meine verrichtung zu vernemen. Ich wuste ihr nicht zu sagen / wie dieselbe eigentlich abgelaufen war. Und weil mich /sowol ihr gemüte / als Hadorans grillen / ganz unwillich gemacht hatten / als vergaße ich / daß man gegen die töchter im hause sich zwingen müste / und sie ungestümmer weise verlassend / sagte ich zu ihr: sie m \chte doch meiner verschonen / und hinfüro sich anderer gebrauchen / ihr in ihrer liebe zu dienen. Weil ich die Rahabine folgends eben also abgefårtigt / als lude ich damit den haß dieser beiden schwestern so vollkommen auf mich / daß sie keine verfolgung wider mich anzuspinnen unterließen. Merotas / ob er gleich mich liebete / hassete iedoch den Amraphel aufs äuserste / allermeist weil seine schwestern ihn hierzu anreitzeten. Also hatte der b \swicht Alaris nicht große mühe / diesen boßhaftigen Prinzen dahin zu bereden / daß er
Um des willen nun / kame es mit meinem bruder heimlich zur abreise / wordurch meine frau mutter und ich in große betrübnis gesetzet wurden: und fülete ich damals am ersten / als Hadoran abschied von mir name / daß er mir ungemeiner als andere war. Doch ließe ich mich dessen gegen ihme nicht merken / sondern befohle ihm meinen bruder / mit dessen erwehnung ich die trånen entschuldigen konte / die mir wider meinen willen aus den augen herfürbrachen. Ihn sahe ich hingegen / so betrübt er auch war / im geringsten nicht die ehrerbietung überschreiten.
Als sie nun hinweg waren / und nachgehends zu Tyro ihre abreise ruchtbar worden / setzete solches den ganzen hof in große unruh: da die Rahabine und Zoroastra schier wolten unsinnig werden / daß sie die / welche sie liebten / nicht mehr sehen solten. Niemand ware fr \licher / als Merotas: der dann eifriger /als iemals / seine liebe gegen mir fortsetzete. Meine frau mutter aber / ob sie gleich wünschen sollen /mich durch diese heurat stäts bei sich zu behalten /hatte ihr absehen dahin gerichtet / mich durch verheuratung an meinem bruder / nach Assyrischen brauch /der einst K \nigin in Elam / zu sehen. Dannenhero beredte sie den K \nig ihren herrn dahin / daß er den Merotas / mit des K \nigs von Hebron tochter der Corycide / zu verehlichen suchete: wie dann diese heurat dem hause Tyro / üm dadurch mit den Cananitern in
Die hierauf erfolgte allgemeine trauer des hofes /gereichte mir zur beruhigung; und die K \nigin meine frau mutter fienge nun an / etwas mehr zu gelten / als vorhin / indem ihr sohn / der Prinz Tiribaces / hierdurch der nåchste erbe zur kron wurde: dann weil der K \nig auf diesen Prinzen seine ganze zuneigung warfe / als kunte ihr dadurch die Königin allen vorteil schaffen / ihre anschläge und ihr bästes zu befördern. Der König von Assyrien / wünschete hierauf nicht allein meiner frau mutter glück / zu der erh \hung ihres sohns / sondern schickete auch den Prinzen Baleus an unsern hof: dessen ankunft bei uns übergrosse freude erweckte / so wol seiner person wegen / die iederman lieben muste / als auch wegen der ehre / die ihr die Königin hiervon machete / daß ihr bruder / als der mächtigste König der welt / sich ihrer auf so verbindliche weise erinnerte. Mittlerweile dieser Prinz bei uns war / erfreuete uns noch eine überaus-gute zeitung / wie nämlich mein bruder / der Amraphel / sein reich / allen seinen feinden zu trotz / glücklich erobert hätte / und nunmehr seinem vätterlichen thron in frieden besäße. Welches dann ursach gabe / daß meine frau mutter den schluß fassete / in begleitung des Prinzen Baleus
Wie wir / auf der hinreise / zu Babel entfangen worden / wie wir die sch \ne Delbois daselbst kennen lernten / und wie der Prinz von Assyrien mir aufgewartet: solches ist meiner basen so wol / als mir / bekant. Meine frau mutter hielte damals die fäste einbildung von euer beider verlobung zurücke / daß sie mir nicht befehlen mochte / des Baleus liebe anzunemen. Ich meinesteils muß wol gestehen / daß meine ehrsucht mir des Prinzen liebe nicht zuwider seyn ließe. Doch quälete mich dabei des andenken des Hadorans: daher ich den befehl der K \nigin ruhig anname / der liebe des Baleus mich zu entschlagen.
In Elam / bekame ich nun den König meinen bruder / neben dem Hadoran / wieder zu sehen / und das vorhaben meiner frau mutter wissend / liebete ich den Amraphel / nicht allein als meinen bruder / sondern auch als meinen künftigen ehgemal. Ich wolte auch mir ganz aus den sinn schlagen / daß Hadoran wider mein wissen und willen in meinem herzen wonete: welcher seine vergnůgung / meine gegenwart wieder zu haben / so wenig bergen kunte / daß die aus allem seinem thun hervor schiene. Es ließe aber / kurz nach unserer ankunft / die Königin dem Amraphel antragen / daß er mich ehlichen solte: worzu alle stånde des reichs sehr geneigt waren / und nichtes lieber als dieses wünscheten. Er aber / der damals schon die Prinzessin von Ophir liebete / h \rte dieses anbringen betrübt an: weil es ihme sehr nahe ginge / seiner frau mutter zu widerstreben. Demnach sandte er den Hadoran / als seinen vertrautesten / an mich ab / mir seine liebe zu
Ich kan nicht sagen / mit was guter art und beredsamkeit der Hadoran dieses bei mir abgeleget; da er unter andern / nachdem er mir den ganzen zustand in Ophir entdecket / zu mir sagete: Ich muß bekennen /daß Elam glücklich wåre / wann es die Lantine zur K \nigin erlangte. Wer weiß aber / welchem lande der himmel diese seeligkeit vorbehalten hat? und wolte ich mich überglücklich preisen / wann ich / auch durch dargebung meines blutes / darzu behülflich seyn könte / den grösten thron der welt der Prinzessin von Elam zu verschaffen. Ich gestehe es / (antwortete ich ihme /) daß ihr mein gemüte v \llig kennet: massen die begierde / eine kron zu tragen / mir angeboren ist /daher ich auch niemals andere / als nur K \nige / lieben werde. Ich gönne der Prinzessin von Ophir gerne / daß sie den Elamitischen thron besitze / nun es der himmel also versehen hat; und wil / meines bruders ruhe zu befördern / die Königin schon dahin bereden /von ihren fürhaben abzustehen.
Diese erklårung / ließe den Hadoran sehr vergnügt / und sahe er zwar gern / daß ich so kaltsinnig von der Elamitischen kron abtrate / weil er folgbar bei mir keine liebe zu dem Amraphel vermuten dorfte: darbei aber h \rte er sehr ungern / daß auser Königen keiner meine gegenliebe erlangen solte. Um deß willen verwandelte er die farbe / und tief seufzend / sagte er zu mir: Ach wie glücklich sind doch die K \nige / für uns anderen. Deme der hi el / (gabe ich etwas unbedachtsam
Hiemit / wann nicht eben wår der Prinz Sadrach dazu gekommen / würde ich sehr betretten gewesen seyn / dem Hadoran meinen zorn / meine vergnügung / und meine schwachheit / zugleich wol fürzustellen und auch zu verbergen. Dieser aber halfe mir davon /daß ich dem Hadoran nichtes antworten dorfte. Ich begabe mich hierauf zur der Königin / welcher ich entdeckte / wie die Prinzessin von Ophir des Amraphel geliebte wäre. Ich bate sie hierneben / daß sie von diesem ihrem fürhaben abstehen wolte: zumal ich mich nicht würde entschließen können / einem so lieben bruder seine vergnügung zu benemen. Meine frau mutter h \rte dieses nicht mit solcher ruhe des gemütes an / als wie ich es fürgebracht und von dem Hadoran erfahren hatte: sondern sie ware ganz übel damit zu frieden / weil ihr vielleicht der sinn zutragen mochte /daß diese liebe in Ophir des K \nigs Amrahel tod verursachen wůrde. Folgenden tags kame er selber zu ihr / und truge ihr seine liebe mit solcher häftigkeit für /daß sie wol spürete / es würde alles vergebens seyn /was sie dagegen einwenden wolte.
Der Niso und Mildor namen diese reise ůber sich /und mitlerweile sie ausen waren / wurde Amraphel seines liebsten Hadorans freiwerber / und überredete mein ohndas-gewonnenes gemüte dahin / daß ich diesem Moabiter erlaubte / mich zu lieben: doch daß er nie meiner begehren solte / als wann entweder die götter ihm auf seiner vätter thron in Moab verholfen /oder er sonsten durch seinen degen ihm eine kron erworben hätte. Seine zufriedenheit über dieser meiner erklärung war so groß / daß er die harte ümstände nicht betrachtete / mit denen diese meine zusage verknüpfet und bedinget war: und schätzete er sich seelig / daß er meine liebe hoffen dorfte / obgleich die bedingnis / mir zuvorhin eine kron zu erwerben / erfüllet werden musten.
Es erzeigte sich aber dazumal eine gelegenheit / die ihm einige hofnung geben konte / so schwere bedingnis zu erfůllen. Dann / als nach dem tode des alten Marsius Königs zu Basan / ein gewaltiger aufstand in denen von ihm eroberten reichen / als Basan Moab und der Amoriter gebirge / entstunde / da die überwältigte und unter das teutsche und Celtische joch gebrachte einwoner dieser länder / der Königin Salamis / üm die teutschen auszujagen / zufielen: als name
Als nun der König / Hadoran und ich / eines tags hievon zusammen uns unterredeten / kame Hadorans vatter der Zipor dazu: welcher in großem ansehen bei dem König lebete / weil er sehr viel dazu geholfen /daß derselbe die vier rebellische regenten und ihren mächtigen anhang vertreiben können / und auf den thron gelanget war. Sein sonderbares anligen / so er hatte / schiene aus seinen äuserlichen gebärden gnugsam herfür. Er bate aber den K \nig / zu vergeltung seiner treuen dienste / ihm die gnade zu thun / daß er nach Moab reisen / und bei iezigem zustande sein leztes heil versuchen möchte / entweder ehrlich zu sterben / oder seine verlorne kron wieder zu erlangen: zumal / nach verseumnis dieser gelegenheit / wol ni ermehr eine solche sich wieder eräugen möchte. Amraphel und Hadoran sahen hierauf einander an /und wuste der König nicht / ob er dem vatter des sohnes gleichmäsiges begehren er \ffnen solte.
Wie er demnach mit der antwort verzoge / brache
Der arme Hadoran / bliebe fast ganz verzweifelt zurücke: weil er nun auf das zweifelhafte glück seines vatters alle seine hofnung gründen / und befahren muste / daß durch ihn nicht so eiferig / als er ihm solches fůrgenommen / dieses große werk dörfte getrieben werden. Seine traurigkeit name auch hierüber also überhand / daß er nach diesem alle gesellschaften
Bei solchem zustande / kamen unsere gesandten mit schlechter verrichtung / aus Ophir / wieder nach Elimais / und brachten dieses mit / daß der krieg wider Ophir beschloßen / und bereits angefangen wäre. Ob nun zwar die Königin die verbitterung ihres sohns wider die von Ophir gern sahe / so muste sie doch mit betrübnis vernemen / daß der König noch wie vor in die Indaride verliebt bliebe / und noch nicht / wie sie wol gehoffet / diese seine neigung ändern / auch selber in diesen gefärlichen krieg mitziehen wolte. Die Zeit / nach Tyro wiederzukehren /kame indessen an / und musten wir also übel zufrieden von Elimais wieder abreisen: da ich den halb-verzweifelten Hadoran / in seiner unruhe / nicht ohne entfindung verlassen konte. Er begleitete uns bis an die gränzen des reichs; und wie es zum abschied-nemen kame / redete er mehr mit gebärden / als durch worte. Er dorfte sich nicht unterfahen / über meine einmalige erklårung ein mehrers von mir zu begehren: daher er schier auser hofnung bliebe / und ich gleichfalls so unruhig / als standhaft / in meiner entschließung / keinen als einen König zu lieben / verharrete.
Wie es mir nachmals zu Babel mit dem Prinzen von Assyrien ergangen / und wie Eldane an stat meiner gewehlet worden / ist bekant / und daher unnötig zu erzehlen. Ich muß aber ferner sagen / wiedaß eine geraume zeit hernach / als wir zu Tyro wieder angekommen waren / überall die zeitung erscholle / daß der K \nig Marsius wieder lebendig worden; daß die Salamis / mit ihrem anhange / Basan verlassen;
Die verfolgungen der Zoroastra und Rahabine /verbitterten mir zwar meine tage zu Tyro / also / daß mich wol hinweg hätte verlangen sollen. Als ich aber in solcher unruhe ein zeitlang gelebet / bekame ich unvermutet die nachricht / daß der Hadoran in Tyro angelanget wäre. Ob die freude / oder das entsetzen /damals in mir den fürzug gehabt / kan ich nicht melden. Die gute post aber / die er uns mitbrachte / von des Amraphel sieghaften waffen in Ophir / und von dessen glůcklicher wiederkunft nach Elimais / machte meine freude so fürgültig / daß ich unter dieselbige unvermerkt auch des Hadorans gegenwart mit ziehen kunte. Nachdem er bei der Königin geh \r gehabt / legete er auch bei mir von dem König meinem bruder sein gewerbe ab: welches als ich eingenommen / und ihn dieserwegen wieder abgefärtiget hatte / bliebe er dennoch stehen / üm ein mehrers mit mir zu reden.
Sein verwirrtes und betrůbtes aussehen / machete mich gleich vermuten / was sein anbringen seyn würde: daher ich / ein ernstliches wesen annemend /
Hiemit bote ich ihm die hand / zur versicherung dessen / was ich ihme versprochen; und als er die ganz entzücket zum munde gefüret / sagte ich ferner: Vergnüget euch mit meiner erklärung / daraus ihr ja ersehen könnet / wie mein gemüte gegen euch gesinnet
Als er zu Elimais wieder angekommen / muste er sein verlangen der begierde des verliebten Amraphel nachsetzen / und zuvor eine gesandschaft nach Ophir übernemen / ehe er an sein vorhaben gedenken kunte. Nachdem aber dieselbe abgeleget war / und nachgehends der unglückliche König / unter den namen des Sadrach / nach Ophir reisete / bliebe Hadoran zurücke: deme der K \nig die volle macht überlassen hatte /mit einem heer der Elamiten alles anzufahen / was zu seinem großen fürhaben in Moab ihme dienlich seyn konte. Der Zipor dorfte nun seinem sohn sich nicht mehr widersetzen / sondern ließe ihn allein machen: weil er selber für seine person / in diesem fürnemen /so unglücklich gewesen war. Also reisete der hofnung-volle Hadoran / mit seinen geworbenen Elamiten / nach Moab / und begabe sich zu seinem vettern /dem K \nig Hanon von Ammon:
Hadoran triebe dieses gefärliche werk mit solcher fůrsichtigkeit / und so heimlich / daß er alle die großen in Moab auf seine seite bekame / ehe ein mensch in Basan etwas davon gewar wurde. Nach geraumer zeit / wurde ein anschlag auf die K \nigliche haubtstadt Rabath-Moab gemacht: welcher / unter wårenden feste des gottes Chamos / wann alle mannsbilder aus der stadt seyn / und den weibern ihren gottesdienst zu verrichten / raum geben würden / fortgehen solte. Also reisete Hadoran / bei nacht aus Rabbath / welches von Rabath-Moab zwanzig meilen gelegen ist / und erreichte endlich das thal Hinnon: allwo die großen in Moab / so seiner gewartet / ihn aufnamen / und als ihren K \nig entfingen. Es wurde daselbsten abgeredet / daß sie den siebenden tag des festes erwarten / und alsdann in die stadt einbrechen wolten: gegen welcher zeit der König von Ammon etliche tausend mann zu hülfe zu schicken versprochen. Kaum aber
Dieser abgefärtigter bote bliebe über die zeit aus /und sahe Hadoran nicht einen von den Ammoniten ankommen. Seine ausgeschickte kundschafter aber /brachten ihm von Rabbath Moab die zeitung / daß niemand / als die Königin von Saba / und die Prinzessin von Cus / entfüret worden / und daß nunmehr daselbst alles wieder still wäre. Wie nun endlich der siebende tag erschienen / und sich weder von Moabiten noch Ammoniten iemand einfunde: wagete es der verlassene Hadoran auf ein verzweifeltes glück / und ginge mit seinen Elamiten loß / üm Rabbath Moab zu überrumpeln. Als sie unfern der stadt gekommen /funden sie ein großes heer teutschen für dem thor /welche nach dem verübten raube sich dahin geleget /üm ferneres unheil zu verwehren. Hadoran / der entweder den tod oder den sieg suchete / setzete mit den seinigen frisch unter sie hinein / und fochte so dapfer /daß er einen durchgang machete / uñ glücklich in die stadt kame. Es wurde ferner ihm nicht saur / die
Dieser K \nig aber / welcher erfahren / daß Hadoran dem Prinzen und der Prinzessin seinen kindern davon geholfen hatte / fassete gegen ihm einen so bittern haß / daß er ihn ganz hülflos ließe / und ferner an ihn sich nicht kehren wolte. Der Statthalter in Moab /der Fürst Trebetes / so stäts beim König Marsius in Basan war / hörete dieses unwesen in Moab nicht so bald / da kame er mit ein gewaltigen heer für Rabbath Moab: daher die großen in Moab / welche anfangs Hadorans seite gehalten / nun verschüchtert und verzagt wurden / und sich ferner für ihn nicht erklären wolten. Der verzweifelte Hadoran / der sich in dieser äusersten noht sahe / wolte sich dannoch halten / so lang er kunte / und sich nicht anderst als todt aus der stadt bringen lassen. Er färtigte aber eiligst einen nach Elam ab / seinen betrübten zustand alda kund zu machen. Bis daß nun dieser wieder kame / und die verhoffte hülfe für ihn erlangte / hielte Hadoran die belägerung aus / und machete mit seinen wenigen dem feinde viel zu schaffen.
Als aber sein abgeschickter aus Elam wiederkame /brachte er die post / wiedaß alles / was in Elam nur aufzubringen wäre / dem König Amraphel nach Ophir müste nachgesandt werden. Er brachte ihm auch / von diesem seinem liebsten herrn / ein handschreiben: worinn er bate / daß ihn Hadoran in diesem zustand
Die sch \ne K \nigin von Ninive wird zweifelsfrei sich noch wol erinnern / wie der arme Amraphel vor Nissa in der blutigen schlacht tödlich verwundet / und von dem Hadoran in eine klippe gebracht worden. In selbiger h \le ernennte Amraphel / für seinem ende /diesen Hadoran zu seinem nachfolger am reich /
Ich / der sterbende Amraphel König von Elam / überlasse mein reich meiner schwester / der Königin Lantine / und ernenne ihr zum gemal / meinen feldherrn den edlen Hadoran.
Dieses überreichte er / neben seinem siegelring / dem Hadoran: der zwar damals / für wehmut / an seine glückseligkeit / die er so teuer kaufen muste / nicht gedenken kunte. Also starb der unglückliche König /in den armen dieses seines freundes: welcher / sobald es sich wolte thun lassen / aus Elam zu uns hieher nach Damasco kame / als ich bereits / von dem alten Mildor / meinen veränderten zustand / und wie die Elamiten mich zu ihrer Königin begehrten / erfahren hatte.
Ich kan nicht sagen / wie seltsam mir zu muht wurde / als man mir den Hadoran anmeldete. Dann /weil ich noch nicht wuste / was er für einen befehl an mich von dem K \nige meinen bruder brächte / stunde ich an / wie ich mich gegen ihm bezeigen solte. Sein lezter abschied zu Tyro hatte gelautet / daß er mich nicht / als mit einer kron auf dem haubte / wieder sehen wolte: daher ich sein künes anmelden übel aufname / es für eine verwegenheit achtend / daß er sich meiner so gar versichert hielte / welches ich doch wolte / daß es blos von mir herkommen solte. Wie ich ihn nun für mich kommen lassen / ersahe er mich nicht sobald
Als ich ihn endlich aufgehoben / redete ich ihn erstlich an / mit den worten: wiedaß ich nicht vermeinet hätte / ihn anderst / als / nach seinem versprechen /mit einem gekr \nten haubt / wieder für mich kommen zu sehen. Der himmel sei mein zeuge / (gabe er mir zur antwort /) daß ich lieber der unvergleichlichen Lantine meinen tod ankündigen lassen / als den befehl meines allerliebsten Königs ihr überbringen hätte wollen: massen nicht dessen tod / sondern meine eigene faust / mir meine glückseeligkeit billig zu wege bringen sollen. Ich poche aber nicht / ungeacht ich meinem herrn gehorsame / auf dessen lezten willen /sondern erwarte blos den ausspruch von der gütigkeit meiner Königin / ob ich sterben sol / üm daß ich ohne die versprochene krone für E. Maj. augen erschine? oder ob ich hoffen soll / es werde / die wahl der schwester des großen Amraphel / dem begehren ihres bruders sich gleichförmig erzeigen? Hiemit ließe er sich auf ein knie nieder / und überreichte mir solcher gestalt die mit blut beschriebene binde meines bruders.
Ich vermochte lang nicht die worte zu lesen / die darinn geschrieben stunden: weil meine augen ganz erblindet waren / so eine betrübte farbe zu sehen / die mir doch etwas so vergnügliches befehlen solte. Wie ich aber endlich die worte zusammengebracht / und den innhalt eingenommen / schauete ich den noch für mir kniehenden Hadoran an / zu ihm sagend:
Demnach kan meine geliebte base nun errahten /wie ich so gar nicht fähig bin / des Prinzen von Assyrien liebe anzunemen. Zu dem ich auch vermute / daß dieser Prinz wenig an mich gedenke. Die strenge /womit die Königin meine frau mutter gegen dem armen Tiribaces verfahren / benimmet mir den lust /hierinn mich ihr für der zeit zu offenbaren. Es könte aber / die unm \glichkeit dieser zuvermeinten heurat /der Königin dadurch fürgestellet werden / wann man die schulde nicht auf mich / sondern allein auf den Prinzen schiebet / daß ich von ferneren verfolgungen frei verbleibe: und wird der Prinz sich auch wol wissen hieraus zu wickeln.
* * *
Es müste mir leid seyn / (sagte die K \nigin von Ninive) wann ich einige ursach darzu gäbe / daß diese liebe / die zum überfluß des Königs von Elam lezten befehl für sich hat / rückgängig würde. Und
Wie nun die Königinnen abschied geno en / und wieder von ihm gegangen / fanden sie in der Königin von Tyro palast / neben den anderen Prinzessinnen /die Ahalibama mit ihrer basen / der angenemen Mehetabeel / die von den Königinnen aufs freundlichste entfangen wurde: und wuste diese Fürstin / bei so großer gesellschaft / ob sie gleich deren auf dem gebirge Seir nit gewonet gewesen / sich so wol anzustellẽ /daß iederman mit ihr muste zu frieden seyn. Indem trate unvermutlich der Fürst von Edom in das gemach / den die Mehetabeel ersehend / ganz erblassete / uñ hinter die Ahalibama sich verbarge. Er zwar / der wol wuste / daß in ihr diesen widerwillẽ der tod ihres bruders / des Ebals / verursachete / wäre gern ihr aus den augen geblieben / wann er ihr da-seyn vorher gewust
Ahalibama verfügte sich ganz allein nach ihrem palast / üm alda der unterredung des gottseligen Philisters abzuwarten / der sie im rechten glauben zu unterweisen angefangen hatte. Sie funde aber / an stat seiner / die Astale ihrer daselbst warten: die ihr ein verschlossenes kästlein überreichete / welches / wie sie sagte / in ihrer abwesenheit der Fürst von Edom /sie damit zu beschenken / dahin gesendet / und ihr dabei sagen lassen: Sie solte hieraus verspüren / daß alle feindschaft aufgehoben wäre. Warum hast du solches angenommen? (sagte die hiermit verunwilligte Ahalibama /) wäre ich hier gewesen / es solte wol nicht geschehen seyn. Ich kunte ja anderst nicht thun /(antwortete Astale) weil mir unbewust war / ob nicht dieser Fürst mit meiner Prinzessin hiervon geredet hätte / wie fast aus den anbringen seines dieners abzunemen ware.
Hiemir eröffnete sie das kästlein: da der glanz der darinn ligenden kleinoder sie zu blenden begunte. Das erste so sie heraus name / war von zweien buchstaben ineinander gefüget / und mit den herrlichsten rubinen besetzet / und befande sie / daß ein A und E
Solches alles aber kunte die beleidigte Ahalibama nicht bewegen / dieses geschenke von dem Esau anzunemen: dessen liebe zu ihr sie nun anfinge zu merken / und daher noch unwilliger auf ihn wurde / also daß sie mit gewalt sich zwunge / ihn zu hassen. Demnach entschlosse sie sich / dieses alles dem Fürsten wieder zu schicken / mit vermelden: daß er sie damit verschonen / und hinfüro anderst / als er bisher gethan /sich gegen ihr erweisen möchte. Als Mehetabeel eben dazu kame / holfe sie der Ahalibama dapfer zureden /daß sie dem Esau keine gunst erzeigen solte. Weil sie erfuhre / daß dieser Fürst neben den andern herren auf ein jagen geritten / und erst den andern morgen wiederkommen würde / als versparete sie es bis folgenden tag: da sie einen zwerg / der bei der Fürstin Timna war / und eben / einen von ihren leuten zu besuchen /
Nachdem er also dem Saleph sein gewerbe aufgetragen / liefe er seines wegs wieder fort / uñ brachte dieser das kästlein dem Fürsten von Edom und dem Fürsten von Theman in das gemach: mit vermelden /daß der Fürstin Timna ihr zwerg dieses Lädlein gebracht / und dem Esau ansagen ließe / daß er in künftig mit dergleichen sie verschonen / und sich anderst gegen ihr erweisen wolte. Eliphas erblassete hierauf gleich einem todten / und Esau / indem er das kästlein zu sich name / sagte wider den Eliphas: was sol ich hiervon gedenken? sind das die früchte einer gehorsamen tochter? und erweiset sie hiedurch / daß sie mich ehre / und dich liebe? Ob ich wol (antwortete Eliphas /) dieses unverantwortliche beginnen nicht begreifen kan / so wolte ich doch wol gut dafür sagen / daß Timna meinẽ herr vattern allerdings ehre und mich liebe. Ich wolte dich / mein sohn / (finge Esau über eine weile
Der beunruhigte Eliphas wuste nicht / was er hierauf sagen solte. Seine Timna wolte er gern vertheidigen / gegen seinem vatter; kunte sie aber / in seinem eigenen herzen / nicht für unschuldig halten; allermeist da er vername / wie sein vatter auch schon das jenige wargenommen / was ihn selber schon oftmals hatte unruhig gemacht. Doch bate er den Esau / er möchte sich gedulten / und seinen Zorn aufhalten / bis man bässer auf die warheit kommen würde: massen er gleich zu ihr hingehen / und sich erkundigen wolte /wie es mit den wiedergeschickten kleinodern bewandt wäre. Es stehet dir frei / (sagte Esau /) hierinn zu thun / was dir gefållet: ich aber werde sie nicht mehr besuchen / welches ich diesen nachmittag zu thun / ihr hatte ansagen lassen / weil ich / an stat der antwort /solche ungereimte dinge von ihr vernemen müssen. Als Esau dieses gesagt / ließe er sein pferd färtig machen / üm nach hof zu reiten.
Aber der bekümmerte Eliphas begabe sich / voll sorgen und eiversucht / in seiner Timna palast / und nicht wissend / wie er gegen ihr verfahren solte /ginge er nach ihrem zimmer: welches er wider gewonheit
Nach diesem bericht ginge die dirne ihres wegs /und ware dem Eliphas nicht anderst zu muht / als hätte man ihm sein herz durchstossen. Wie? (sagte er bei sich selber /) teuschen mich also die beide personen / die ich auf der welt zum meisten geliebet? Ach Timna! ach Cimber! wo bleibt eure ehre? wo bleibt eure tugend? Hiemit / als er fortfahren wolte / so unschlüssig sich zu beklagen / öffnete sich der Timna kammerthür / und trate der Cimber heraus: welcher /seinen alten freund und bekandten alda ersehend / mit einem freien wesen auf ihn zueilete / und ihn umarmete. Wegen mänge der vielen frömden in Damasco /hatte dieser Prinz bisher noch nicht gelegenheit gehabt / den Fürsten von Theman allein zusprechen: demnach
Tubal fande ihn / in solcher verwunderung / unbeweglich gleich einer seule stehen: der ihn auch zu unterschiedlichen malen anreden muste / ehe er einige antwort bekame. Endlich vername er / nach vielen fragen / wie es dem Cimber mit dem Eliphas ergangen
Die Timna aber / die an nichtes weniger / als an das / so ihr fürstunde / gedacht / ware beschäftigt /ihren sch \nen gast / den der Prinz Cimber ihr heimlich zugefüret / aufs bäste zu bewirten. Und inzwischen diese frömde Prinzessin / die sich / nach des Cimbers bericht / Hercinde nennte / der ihr höchstnötigen ruhe genoße / begabe sich Timna / als sie vergebens auf des Esau ankunft gewartet / gegen den abend / nach dem Ninivitischen hof zu ihrer K \nigin: da sie unterwegs mit höchster verwunderung denen dingen nachdachte / so ihr der Cimber erzehlet hatte. Und weil sie / dieselben für aller welt / auch für ihrer liebsten Königin geheim zuhalten / ihme zuschwören müßen / als befande sie hierdurch sich nicht wenig beunruhigt: dann sie es ihrer treue / die sie der schönen K \nigin von Ninive gelobet / zuwider erachtete /dergleichen zu wissen / und zu dienlicher nachricht nicht von sich zu sagen.
Sie fande aber / oben auf dem dach des Königlichen schloßes die sch \ne Delbois mit dem Prinzen /Baleus in einem ämsigen gespräche begriffen / und
Timna / die da vermeinte / Ahalibama hätte sie nicht gesehen / rieffe ihr mit namen / daß sie ihrer warten solte. Aber Ahalibama stellte sich / als ob sie es nicht h \rete / und die Mehetabeel / welche hiezu mehr als willig war / anfrischend / ihre schritte zu verdoppeln / kamen sie aus den garten hinweg / ehe Timna und Aramena sie einholen konten. Wie nun diese / solches also aufnemend / als wann es mit fleiß auf der Mehetabeel anstiftung geschehen wäre / ihren spazirgang fortsetzeten / und von dem haß der Mehetabeel gegen der Aramena spracheten / begegnete ihnen der Esau: weswegen Timna still stunde / und sonderbares verlangen zeigete / ihn zu sprechen. Er aber ginge ganz kaltsinnig für ihr über / als wann er sie nicht kennete: das ihr dann üm so viel verwundersamer fürkame /
Das erste / so sie innkommend verrichtete / ware /daß sie ihren gast die sch \ne Prinzessin Hercinde ansprache: welche sie in zimlich gutem zustand fande /weil es sich mit ihr / nach genossener ruhe / merklich gebässert hatte. Timna konte nicht gnug ihre schönheit bewundern / mit deren sie / auser der Königin von Ninive / wenigen wiche / und bei ihrem kriegerischen und heroischen wesen eine solche holdseeligkeit erscheinen ließe / daß es fast eine unmüglichkeit war / sie zu sehen / und nicht alsofort zu lieben. Als sie ihr eine ruhige nacht gewünschet / begabe sie sich zu bette / ihres liebsten Eliphas ankunft zu erwarten: welchen einzulassen / ihre vertraute dirne / Ajade genant / die halbe nacht vergeblich wachend / zubrachte. Die sorgfältige Timna wuste nicht auszudenken / was die ursach dieses ausenbleibens immermehr seyn mögte. Kaum aber finge es wieder an zu tagen / da brachte ihr die Aiade ein schreiben aufs bette: welches die Timna mit zittrenden händen eröffnete / und ihres Eliphas schrift erkennend / folgendes daraus lase.
Ich bereue nicht so sehr / leichtsinnige Timna! daß ich euch so lang geliebet / als es mich verdrießet / daß ich euer nicht ohne schmerzen werde
Eliphas Fürst von Theman.
Nachdem die arme Timna diese grausame zeilen kaum zu ende lesen können / verbliebe sie eine weile ganz unbeweglich / ehe ein thran oder wort herfür wolte. Aiade / die wol sahe / das ihrer Fürstin etwas sonderbares anligen müste / sprache ihr etliche mal zu: konte aber keine antwort erhalten. Endlich / als aus einem tiefen traum erwecket / fuhre sie im bette auf / den namen ihres Eliphas zum öftern nennende. Der Fürst von Theman / (finge Ajade hierauf an sie zu berichten /) hat seinen waffenträger mit dem überbrachten briefe hergeschicket: wollen sie denselben sprechen /
Hiemit brachen bei dieser betrübten Fürstin die tränen aus / daß sie in langer zeit kein wort reden kunte. Als sie endlich sich etwas gestillet / begehrte sie von dem waffenträger / ihr zu erzehlen / was er wüste. Mir ist hiervon (gehorsamte er) anders nichts bekant / als daß mein her gestern / wie er hier im palast gewesen /ganz aus sich selber wieder heimgekommen / und also sich aufs bette werfend / keinen menschen üm sich sehen noch leiden wollen. Solchermassen brachte er die zeit hin / bis an den abend: da ich endlich erkünete / ihn üm die ursach dieser ungewönlichen traurigkeit zu fragen. Er aber / an stat mir auf meine frage zu antworten / befohle mir / ihme ein täfelein zum schreiben zu bringen. Als ich solches verrichtet / laurete ich heimlich auf sein thun / und name war / daß er über zehenmal wieder ausleschete / was er geschrieben hatte / bei iedem wort mildiglich seine zehren vergießend. Endlich / wie er es verfårtigt uñ verschlossen /stellete er es mir zu / mit befehl / dieses schreiben
Ach Gottt! (fiele ihm die Timna allhier in die rede) muß dann ein so liederlicher schein ein so großes unglück nach sich ziehen / sobald angenommen und gegläubet werden? Hiemit ließe sie wiederum ihren trånen den freien lauf / uñ als sie die grausame schrift nochmals überlesen / fragte sie den waffenträger: ob er dann bereits hinweg wäre? Wie nun der dienen berichtet / daß diesen morgen vor tags die abreise geschehen / und zwar nach dem gebirge Seir / dahin er ihm folgen solte: bliebe sie eine gute weile ganz sprachlos. Inzwischen alles bei ihr überlegend / was den Eliphas zu dieser grausamen eiversucht bewogen / die des Esau kaltsinnigkeit daneben verursachen können / befahle sie endlich / den zwerg für zu beruffen. Als dieser erschienen / erfuhre sie von ihme / wie die Ahalibama dem Fürsten von Edom ein kästlein geschicket / darinn kleinoder gewesen: wovon ihr gleich ahnete / daß damit ein misverstand müste fürgegangen sein. Weil auch der zwerg berichtete / daß er gestern den Eliphas mit einer von ihren dirnen / für
Ach unglückseliges verbot! (hube sie hierauf an zu klagen / als sie bei ihrer getreuen Ajade / und dem waffentråger / der vom gebirge Seir bürtig / und dessen treue sie versichert ware / sich wieder allein sahe /) in was großen jammer stürzest du mich? und wie unschuldig komme ich hierzu? Kontest du aber / mein Eliphas (finge sie über eine weile wieder an) deine getreue Timna so bald in so schrecklichen verdacht ziehen / und alsofort des ärgsten von ihr dich überreden? Hiemit durchlase sie nochmals das schreiben / und fassete in ihrer betrübnis endlich den schluß / sich erstlich / durch hülfe der Königin von Ninive / bei dem Esau zu entschüldigen / als bei deme sie in gleichmäsigem bösen verdacht zu seyn / wol vermuten kunte; alsdann aber eiligst ihrem liebsten Fürsten zu folgen / und ihm ihre unschuld fürzustellen. So begierig sie aber zu diesem letzern war / so große hinternisen funden sich darwider: daher sie / ganz unschlüßig / den waffenträger gehen ließe / welcher / des Eliphas strengem befehl gemäs / nicht länger da verziel en dorfte. Sie wolte hierauf sich ankleiden: aber ihre onmächtigkeit war so groß / daß sie wider ihrem willen zu bette bleiben
Das geschrei von ihrer unpåßlichkeit / erscholle hierauf gleich durch das ganze haus: daher der Cimber / ihrenthalben sehr besorget / neben der Prinzessin Hercinde / als bei deren er eben sich befande / nach ihrem zustand fragen ließe. Timna / die dem Cimber alles ihr unglück / wiewol er daran unschüldig / beizumessen hatte / weigerte sich / ihn selber zu sprechen / und schickte die Ajade hin / ihre danksagung bei der frömden Prinzessin abzulegen / und sie daneben zu entschüldigen / daß sie durch ihre zugestossene schwachheit sich an ihrer schüldigkeit müste hintern lassen / die Prinzessin zu bedienen. Weil der Ajate augen von weinen roht waren / als vermutete die Hercinde nicht unbillig / daß es mit ihrer wirtin und woltäterin gar schlim stehen müste. Demnach erwiese sie ein sonderbares mitleiden / und beklagte / das ihre eigene unpäßlichkeit ihr verwehrete / die Fürstin gleich heimzusuchen: noch unwissend / daß sie /neben dem Cimber / solches meistenteils verursachet hatte.
Als aber der Cimber / den Statthalter von Syrien zu besuchen / im werk begriffen war / begegnete ihm unterwegs der Tubal; dessen langes ausenbleiben der Cimber nicht begreifen können. Als er ihn begierig gefraget / was es üm des Eliphas dunkkele reden für eine beschaffenheit hätte? erzehlte ihm Tubal / daß er davon noch eben so wenig als gestern wüste: massen er sich vergeblich bemühet / den Eliphas zu sprechen zu bekommen / weil ihme der eintritt von den bedienten wäre versaget worden. Als er aber wargenommen /daß man alles im hause zur abreise färtig
Der Fürst von Edom / (sagte Cimber hierauf /) wird vieleicht hierüm etwas wissen / und aus dem traum helfen können. Also name er ihm für / sobald er seine besuchung bei dem Prinzen Mamellus würde abgelegt haben / nach dem Fürsten von Edom zu gehen / und ihn hierüm zu befragen. In des Statthalters von Syrien palast / wurde er mit großer ehrbezeigung entfangen: massen der Prinz Mamellus den Cimber / nicht allein üm seiner person willen / sondern
Der Cimber erwiese hierüber seine freude / und kunte des Abimelech ankunft nicht sonder große bewegung vernemen. Wie er aber spürete / daß des Mamellus kriegsbediente ämsig ab- und zugingen / seine befehle wegen dieser ankommenden völker zu holen /name er daher ursach / seine besuchung zu verkürzen. Hierauf begabe er sich nach des Esau behausung: den er aber nicht innfunde / sondern erfuhre / daß er nach dem Ninivitischen hofe gegangen wåre. Indem er nun / dahin folgend / die freude seiner K \nigin über der ankunft des Abimelech ihm fürbildete / triebe ihm solches / wider seinen willen / die seufzer herfür: die er aber gleich wieder verdruckte / und auf sich selbst ungehalten wurde / daß er sich also übermeistern lassen.
Er ware aber kaum in der Königin von Ninive
Der erfreute Fürst von Edom / sagte für so gütiges anerbieten der Königin demütigsten dank: dabei erwehnend / wie daß er nicht anderst vermute / als daß
Cimber merkete solches genugsam / gedachte auch / sobald er nur den Esau würde allein zu sprechen bekommen / ihn hierüm zu befragen. Unter anderen gesprächen / vermeldete Esau der Königin von Ninive /wiedaß sein sohn Eliphas nach Seir hinweg gezogen wäre: die hierüber ihre befrömdung merken ließe /und nach der ursache dieses schleunigen abreisens fragete / auch was wol die Timna hierzu sage? Vieleicht (antworete Esau / zugleich den Cimber mit großem unwillen ansehend) weiß dieser Prinz E. Maj. hievon mehr erläuterung / als ich / zugeben. Diese worte / so den Esau sowol / als den Cimber / die farbe verändern gemacht / begunten auch die Königin in neue vewunderung zu setzen.
Die wolte iezt eben üm erklärung dieser dunkelheit ansuchen / und der Cimber den Esau antworten / als unversehens der Fürst Hanoch von Midian / welchen der Esau nach Babel geschicket / und der Barzes Fürst von Arvad / der K \nigin von Ninive hofmeister / in das gemach traten / und durch diese ihre wiederkunft bei der Königin und dem Esau eine große begirde erweckten / ihre verichtungen zu Babel zu vernemen. Als demnach diese beide Fürsten ihre begrüßung bei der Königin abgeleget / ümfinge der Esau seinen freund den Hanoch / ihn zugleich fragend: was er gutes für ihn ausgerichtet? Alles / (antwortete Hanoch) was der Fürst von Edom verlangen können. Weil nun die K \nigin sich dessen / was den Esau anginge / mit teilhaftig machete / als ward von ihr diese frage wiederholet.
Als hiermit der Hanoch schwiege / sagte Delbois zu dem Esau: mein vermuten und euer verlangen ist erfüllet / und erfreue ich mich mit euch / daß der schluß zu Babel für euch so gut gefallen. E. Maj. (antwortete er /) habe ichs allein zu danken / daß mir diese hülfe wiederfäret: und k \nte ich dafür mehr als ein leben zu dienste meiner Königin anbieten / wolte ich dadurch meine erkentlichkeit an den tag geben. Weil die Königin auch von dem Barzes gern wissen wolte /
Barzes / nachdem er der Königin in ihr cabinet gefolget / thåte daselbst von seiner verrichtung folgenden bericht. Sobald ich / (sagte er /) mit E. Maj. befehl / nach Babel angekommen / vername man meine ankunft nicht so bald bei hof / da erwiese (wie man mich nachgehends berichtet / ich auch guten teils selber gesehen /) der König von Assyrien eine sonderbare freude / einen von E. Maj. bedienten zu sprechen: daher ich / als ich mich kaum anmelden lassẽ /alsobald zur verh \r aufgeholet wurde. Nach angehörtem gruß von E. Maj. fragete er ganz begierig / wie sie lebe? wie ihr Syrien gefiele? und ob seine schöne tochter (dieses waren seine eigentliche worte /) auch wol ein verlangen nach seiner überkunft erwiese? Ich beantwortete alle diese kleine fragen / wie es sich gebürte / kunte aber / mein gewerbe anzubringen / lang nicht zu wort kommen / weil dieses fragen immer wieder von neuem anginge. Es stunde auf seinem tisch ein gemälde von E. Maj. das er ohn unterlaß anschauete / und dabei mich fragte: ob E. Maj. sich nicht geändert? ob sie noch so verwundersam schön wären? Wie ich nun / als die warheit ist / meine gnädigste K \nigin diesem gemälde weit fürgezogen /sagte er bei sich selber / zugleich dieses bild unaufh \rlich betrachtend: Es ist warlich das rechte bild der Philominde!
Wie ich nun den abend / als dieses beschlossen worden / bei hof erschiene / alwo der Hanoch sich eben auch befande: trate der König zu mir / und indem er mir das / was ich schon wuste / berichtete /gabe es gelegenheit / von dem Esau zu reden: da er nicht sobald vername / wie E. Maj. diesem Fürsten wolten völker zu hülfe schicken / da versprache er gleich dem Hanoch / daß er
Wie ich nun diß alles bei mir wol erwägte / auch überdas eine zwar noch verborgene kaltsinnigkeit des Königs gegen die Dalimire vermerkte: konte ich nicht anderst gedenken / als daß nach dem beispiel des Königs aus Egypten / eine liebe in des Königs von Assyrien herzen gegen E. Maj. entbrennet seyn müste. Wie dann niemand bei hof / von der fürgewesenen heurat zwischen E. Maj. und den Assyrischen Prinzen / mehr eines worts gedachte: sondern man erwehnete dargegen der K \nigin von Elam / daß die den Prinzen haben solte. Ich drange darnächst stark auf meine abfärtigung / damit ich diese meine einbildung / welche ich für fäst gegründet achte / E. Maj. zur dienlichen nachricht üm so viel eher hinterbringen mögte. Ich erlangte endlich dieselbe / und kan ich nicht sagen / wie gut der K \nig sich beim abschied bezeiget / und wie häftige versicherungen einer mehr als väterlichen liebe gegen E. Maj. er mir aufgegeben. Er ließe mich in sein cabinet kommen / des fürhabens / an E. Maj. zu schreiben. Es wolte ihm aber kein brief fließen /massen er alle zeilen die er gesetzet / wieder
Hierauf nun reisete ich / mit dem Belopares und Hanoch / und mit dem kriegesheer / aus Babel hin weg: von dar ich nun hieher fürangekommen bin / und vermute / daß die völker / wie auch der Prinz von Gerar / den ich unterwegs angetroffen / mit dem ersten hier seyn werden.
Hiemit h \rete der Barzes auf zu reden / und ließe die Delbois so unruhig / daß die angst über dieser unvermuteten neuen sorge / ihr fast die macht bename /ein wort herfür zu bringen. Ihre liebe gegen ihrem herr vattern / und seine besorgliche unnatůrliche liebe gegen ihr / stunden einander so entgegen / daß / wann sie ihn auser dem namen eines vatters betrachtete / sie ein solches grausen für ihme in sich entfunde / daß sie aller ihrer kräften vonn \ten hatte / die kindliche ehrerbietung dabei zu erhalten. Es kame ihr auch des Barzes bericht so warscheinlich für / daß sie gar nicht mehr daran zweifelte / und daher nachgehends / wie sie ihren verwirrten zustand allein und bässer überlegte / denselben so schwer befunde / daß sie unschlüßig bliebe / wie sie hiebei sich verhalten solte. Ihres liebsten Prinzen nahe ankunft / war ihr einiger trost / mit dem sie dieses schwere werk zu überlegen gedachte. Aber die sorgliche angst ließe ihr nicht
Des folgenden tags wurde durch die zeitung / daß der Prinz Abimelech ankäme / ihr gemüte ein wenig wieder beruhigt / also daß die freude in ihrem herzen heimlich waltete. Sie begabe sich hierauf nach der Königin von Tyro / alda der Prinz von Assyrien /neben allen großen von Damasco / sich bereits versamlet hatten / üm den Prinzen von Gerar zu entfangen. Cimber / Aramena und Ninias gaben gar genau acht auf der schönen Delbois ihr wesen: und verhinterte die freundschaft mit dem Abimelech den Cimber nicht / daß er über die verspürte freude der Königin nicht geseufzet hätte. Aramena und Ninias /ließen sich die unmüglichkeit auch nicht abhalten /sonder hofnung des Abimelech glück zu beeifern.
Auf befehl des Statthalters von Syrien wurde nun nichtes gesparet / diesen helden / neben dem Belopares / welcher mit ihm kame / herrlich zu entfangen. Wie sie nun in Damasco einritten / entfunden alle Syrer / die den Abimelech ansahen / eine verborgene hochachtung und liebe für ihn in ihren herzen: also daß sie / so ungern sie sonst die Assyrier ankommen h \reten / gleichwol diesem Prinzen tausend gutes wünscheten / dessen heldenmut und freudiges wesen in allem seinem thun dermassen herfür leuchtete / daß man ihn bewundern muste. Als er auf dem Königlichen platz abgestiegen / fürete ihn der Mamellus / der ihn alda bewilkommet / zu den Königinnen: da gleich
Sobald der Prinz Abimelech / von der menge derer /die ihn nach seinem palast begleitet / sich ledig gemacht / und allein seinen herzfreund den Cimber bei sich sahe: bezeugte er demselben seine freude / ihn wieder zu sprechen / durch tausend ümarmungen. Ihr gespräche handelte allein von der schönen Königin von Ninive: da der verliebte Abimelech wissen wolte / was seine Delbois / in seiner abwesenheit / täglich von ihme geredet / und wie alles in seiner liebe stünde. Prinz Cimber / so untüchtig er sich auch befande /seinen freund hierinn zu befriedigen / unterließe dannoch nicht / sich zu überwinden / und des Abimelech fragen also zu beantworten / daß derselbe damit kunte vergnügt seyn. Wie er nun ihme fast alles erzehlet /was sich zu Damasco begeben / auser was mit der Timna fürgegangen: beschloßen sie / die nacht beisammen zu bleiben. Es war aber das verlangen / folgenden tags die schöne Delbois zu sprechen / in dem Abimelech so håftig / daß es ihn nicht ruhen ließe: gleichwie auch dem Cimber widerfuhre.
Weil sie nun wenig schlieffen / und mehr zusammen wacheten / als vernamen sie üm mitternacht eine singende stimme / die durch ihre lieblichkeit sie zur
Wehrte Fürstin! (sagte die / so gesungen hatte /) wie ist es müglich / ungeliebt zu lieben / und zu leben? Ich zwar thue beides: ich liebe sonder gegenliebe / und lebe; aber ach! sonder leben. Dann ist dieses wol ein leben zu nennen / das ich füre? Bisher / da mich noch eine geringe hofnung erhalten / bin ich von derselben geblendet worden / daß ich mich nicht vorgesehen noch gehütet / dem liebesgift zu widerstehen: das mich nun so gar übermeistert / daß ich nicht mein selbst mehr bin / unangesehen ich weiß / wie vergeblich ich liebe. Ach unbeschreibliche marter! das jenige nicht hassen können / was einem die ruhe nimmet; und das zu lieben / was einen quälet. Warum hat
Cimber und Abimelech / blieben schier aus sich selber / als sie so was unvermutetes vernamen. Dann der erste hatte in dieser klage eine liebste / und der andere einen mitbuler bekommen; welches sie beiderseits gar unbequem dünkte. Der Cimber stunde nun an / wie er nach dieser offenbarung seinen freund anreden;
Ich muß gestehen / (sagte Jaelinde /) daß eure qual der meinigen schier vorgehet. Aber liebste freundin! ihr könnet an eurer krankheit leichter geheilet werden / als ich an der meinigen. Weil euch die tugend
Ach mein freund! (fragte der unruhige Abimelech) ist das auch wahr / was ich iezt vernommen? ist Cimber mein mitbuler worden? Ich schwöre bei dem himmel (gabe Cimber zur antwort /) ja bei dem grossen Gott / den wir verehren / daß / meines Abimelech rechtmäsige liebe zu befördern / ich eher das leben /als den willen verlieren werde; und wann du / liebster freund! iemals deinen Cimber / für deinen mitbuler
Als nun Cimber seinen freund nochmals versichert / daß er ihm in seiner liebe keine hinternis bringen wolte: kamen sie auf die Prinzessin Jaelinde zu reden / deren liebe der Abimelech / nicht so sehr / als ihre eiversucht / bewunderte. Wie ist es dann hiemit bewandt? (fragte er den Cimber /) hat die angeneme Prinzessin von Salem dannoch ursach / über deine kaltsinnigkeit zu klagen / wañ gleich solche von meiner Königin nicht herrüret? Cimber befande sich über dieser frage sehr betreten / der vorhin noch nie der Jaelinde auf ihn geworfene liebe so deutlich gemerket hatte. Und weil er grosmütig war / auch die gutthaten / die er zu Salem genoßen / noch im gedächtnis truge: als hatten die klagreden dieser schönen Prinzessin ihme sein herz dermassen gerüret / daß / wann er die bande hätte ablegen können / die ihn so lange zeit gefåsselt hielten / er die angeneme Jaelinde nicht würde trostloß gelassen haben. Was sol ich sagen?
So stehet dir dann / (fragte Abimelech /) eine andere geliebte im weg / dein herz der Prinzessin von Salem zu geben? Du wirst dich noch (antwortete Cimber /) der reden erinnern / die ich hiervon ehedessen mit dir gepflogen habe. Ich liebe freilich / kan aber dich nicht eher hierin zu meinem vertrauten machen /bis sich mein ietziger zustand ändert: und ist dieses das jenige / so mich zwinget / mein verhängnis noch zur zeit für meinem freund verborgen zu halten. Ach gleiche zwo schwestern! (hube hierauf Abimelech seufzend an zu reden /) die wir beide / wider unsern willen / müssen unglücklich machen! wie es dir mit der Jaelinde ergehet / so geht es mir mit der Cölidiane. Welche unruhe stehe ich nicht aus / wegen dieser edlen unvergleichlichen Prinzessin! die ich so unschüldig betriegen muß / und die ich häftiger liebe /als es oft meine liebe zu meiner Königin verantworten kan. Ja / himlische Delbois! verzeihe mir / daß ich dieses gestehe: das andenken der Cölidiane beunruhigt mich allein in der ruhe / die mir deine süße gegenliebe gönnet / also daß ich / mitten in meiner höchsten glückseeligkeit / seufzen muß / daß man mich zuviel liebet. Diese reden hörte Cimber mit großer vergnügung an / und hätte wünschen mögen / daß sein freund sich noch verliebter in die C \lidiane bekant hätte.
Als endlich der morgen angebrochen / triebe solcher den Abimelech bald aus den bette: weil sein verlangen übergroß war / seine Königin zu sprechen. Als er kaum neben dem Cimber angekleidet war / traten der fürst von Edom und der fürst von Midian zu ihm in die kammer. Esau hatte vorigen abends wegen des Cimbers / seinen freund zu besuchen / verschoben: nicht vermeinend / diesen so früh wieder bei ihm zu finden. Er verbarge aber den zu dem Cimber tragenden widerwillen / ümarmete den Prinzen von Gerar /und bezeugte seine freude über seiner ankunft. Unter andern gesprächen / sagte Abimelech zu ihme: Mein wunsch ist nun erfüllet / dem großen Edom in seiner
Hiemit trate / auf veranlaßung des Esau / der Abimelech mit ihme in ein cabinet / alda sie von diesem feldzug sich unterredeten; inzwischen Cimber / so wol den Hanoch / als auch die beide Syrische Fürsten den Elhanan und Nahor / welche den Abimelech anzusprechen kamen / mit gesprächen unterhielte. Weil sie nun zusammen an einem fenster stunden / und in den garten hinein sahen / darinn vorige nacht die
Er wolte eben in ein ferners gespräche mit dem Elhanan sich einlassen / wegen der Syrischen unruhe /als man ihnen anmeldete / daß der Prinz von Assyrien käme / den Abimelech zu besuchen. Diese ankunft störete sowol diese / als des Abimelech unterredung /und eilete der Prinz der Philister / vom Esau / Cimber / Hanoch und den andern begleitet / dem Baleus entgegen / diese ehrbezeigung mit gegenhöflichkeit anzunemen. Gleichwie sie nun eine sonderbare freundschaft zusammen trugen / als schiene / ihre vergnügung einander zu sehen / aus allem ihrem thun herfür / und wuste Abimelech nicht / wie er den bruder seiner schönen Königin nur genug ehren solte: wie dann auch Baleus gegen dem Prinzen der Philister / wegen seiner ungemeinen geschicklichkeiten / nicht mindere hochachtung hegete und erwiese. Sie begaben sich aber / auf abgelegte höflichkeiten / ingesamt nach der Königin von Tyro palast / alwo kriegsraht solte gehalten werden. Sie funden daselbst die schöne Königin
Weil er / als ein frömder / in diesen kriegs-raht nicht kunte mitgezogen werden / und deswegen wieder hinweg gehen wolte / name ihn Abimelech auf eine seite / und sagte heimlich zu ihm: weil mein verlangen so groß / als die notwendigkeit ist / meine Königin bald in geheim zu sprechen / als thue / wertester freund! mein anligen / mitlerweile ich hier im kriegs-raht seyn werde / der Aramena zu wissen / und bitte sie / ihre Königin dahin zu bereden / daß sie mit dem förderlichsten die fürstin Timna besuche / von der ich verneme / daß sie krank seyn sol. Daselbst werde ich unvermerkt das glück dieser ansprache genießen können: dann sonst ich von allen orten so in acht genommen werde / daß ich fürchte / meine abreise dörfte eher erfolgen müßen / ehe ich hierzu einmal gelangen können. Cimber / ohne zu antworten / winkete mit dem haubt / daß er des Abimelech befehl nachkommen wolte. Wie er dann gleich seinen abtritt name /und seinem grausamen verhångnis zu folge / das ihn alles wider seine liebe und für seine freundschaft thun machete / sich nach der Aramena begabe. Er fande dieselbe im vorsaal / unter andern hofjungfrauen / und sie seitwarts ziehend / entdeckte er ihr des Abimelech anligen und verlangen. Aramena / als sie den Cimber also für den Abimelech reden h \rte / wuste nicht /was sie davon gedenken solte: massen sie bisher / daß der Cimber mit ihr
Cimber / weil er alle große gesellschaft / wegen unzufriedenheit seines gemütes / meidete / gienge von dar wieder nach der Timna wonung / und sagte bei sich selbst / im hingehen: wozu bin ich doch geboren / grausammer himmel! daß bei mir eine liebe die andere muß verderben / und daß ich selber mir entgegen bin / üm ein treuer freund zu bleiben? Welcher sterblicher hat vor mir wol solche marter ausgestanden? und womit habe ichs verdienet / daß / zu beförderung meiner qual / ich zugleich meinen freund und die liebste so häftig lieben muß? Ach Amorite! ach Jaelinde! habe ich mich etwan an euch versündigt / daß ich darüm so gequålet leben muß? Aber was kan ich dafür / daß mein verhängnis mir verwehret hat / euch zu lieben? Mit solchen gedanken kame er in das haus / und ließe alsofort der Timna / neben erkündigung ihres zustandes / anmelden / wie er vermute / daß die Königin von Ninive gegen den nachmittag kommen würde / sie zu besuchen: dessen ursache er ihr / wann es ihr gelegen / wol gern selber er \fnen wolte. Die betrübte Timna / so bisher / da sie krank gelegen / den Cimber / weil sie seinetwegen bei ihrem Eliphas in so üblen verdacht geraten war / nicht sehen wollen /kunte sich seiner besuchung nicht länger entziehen /zumal sie von ihrer liebsten Königin etwas vernemen solte. Demnach ließe sie ihn für sich kommen / und hörete von ihm / was massen der Prinz Abimelech
Ach ja! (antwortete die Timna / mit einem tiefgeholten seufzer) ich diene gern meinen freunden: wann nur meine gutwilligkeit mir nicht so saur ankåme /und mich in so viel unglück / wie es am tag ist / stürzete. Cimber / der diese worte nicht verstehen kunte /weil ihme von allem dem nichtes kündig war / was zwischen dem Eliphas und ihr fürgegangen / erstutzete nicht wenig / sie also reden zu h \ren; und ihm einbildend / diese reden gingen auf die Prinzessin Hercinde / die sie auf sein bitten in ihr haus genommen /antwortete er ihr: Ich will ja nimmermehr hoffen / daß / der Hercinde hierseyn / meiner Fürstin werde solche ungelegenheit verursachet haben / einige reue zu erweisen / daß sie die in ihren schutz genommen. Ach nein / Prinz Cimber! (gabe Timna zur antwort /) es gereuet mich ganz nicht / was ich gethan: ob gleich dieses mein unschuldiges verfahren mich unglücklich machet. Diese worte / welche sie mit ihren tränen begleitete / verdoppelten des Cimbers verwunderung /und wolte er dieselben erkläret wissen. So inständig er aber darüm anhielte / so wenig konte er ferner aus der Timna etwas bringen / auser daß sie ihm sagte: die Prinzessin Hercinde wüste / was ihr anligen wäre /von der er solches erfragen mögte.
Hiemit / als sie ihm die erlaubnus gegeben / den Prinzen Abimelech in ihr haus zu bringen / wann die Königin von Ninive es also verordnen würde / eilete er von ihr / nach der Hercinde gemach: bei der
Cimber beseufzete diese klagworte / sonder dieselben zu beantworten / und wie er almählich die schöne Hercinde von diesen betrübten gedanken abgeleitet /fragte er sie endlich: ob sie wissenschaft darüm hätte /was der Fürstin Timna anläge? Hierauf berichtete ihn diese Prinzessin / wie sie gestern abends / weil es ihr zustand zugelassen / ihre wirtin die Timna besuchet: von der sie nicht allein / daß Eliphas und sie / zwar heimlich aus gewißen ursachen / eheleute zusammen wären / sondern auch die eiversucht dieses Fürsten /und alles / was hierunter vorgegangen / erfahren hätte. Den Cimber beunruhigte anfangs dieser bericht mehr /als daß er ihn betrüben können: weil er / durch darlegung seiner sonnenklaren unschuld / diesen sturm bald wieder beizulegen hoffete.
Die Prinzessin Hercinde kame hierauf zu der Timna / und beteurete ihr nicht allein / des Cimbers und ihre eigene bekümmernis / die sie entfunden / sich ursach zu wissen an ihrem unglück: sondern sie versicherte sie auch / im namen dieses Prinzen / daß er alles in der welt thun würde / was zu rettung ihrer unschuld bei dem Esau und Eliphas dienen könte. Nur allein hierüber wäre sie beängstigt / was man der geheimen Unterredung der Timna mit den Cimber für einen
Als sie dieses gesagt / bliebe Timna eine weile in gedanken / ohne zu antworten; endlich nach angenommenem munteren wesen / redete sie die Hercinde also an: Mir fället iezt etwas bei / welches die Prinzessin verlangter massen alhier geheim enthalten / und zugleich mich aus dem bösen verdacht bringen könte. Dörfte ich nicht der Königin von Ninive / wie auch dem Fürsten von Edom / fürsagen / daß der Cimber mir seine braut anvertrauet / die üm gewißer ursach willen heimlich leben müste? Hierdurch würde man erfahren / daß Cimber anderswo / und nicht mich /liebe; daß unsere unterredung einen ehrlichen
Woltet ihr euch aber (fragte Cimber /) hierzu wol bequemen / und euch vor dem Prinzen von Assyrien /als meine braut / sehen lassen? Meinet ihr nicht / daß ihm euer gesicht noch gar zu kentlich sei? Auf diese erinnerung stutzete Hercinde / doch erholete sie sich bald wieder / und sagte: Die Fürstin von Seir begehret nicht / daß iemand auser der K \nigin von Ninive /und dem Fürsten von Edom / mein hierseyn erfahre: also wird Baleus nichtes von mir innen werden. Wie sol er euch aber lieben / (wiederholete Cimber /) wann er euch nicht sihet? Ach mein bruder! (antwortete sie seufzend /) hätte ich den Baleus hier in Damasco nicht so leichtsinnig verliebt gefunden / und eine so unwürdige mitbulerin bekommen / so wolte ich
Also begabe sich dieser gleich nach hof / und die Aramena unter dem Ninivitischen frauenzimmer auf den vorsaal der K \nigin von Tyro suchend / fande er sie endlich / aber in gesellschaft des Prinzen von Assyrien / der mit ihr redete. Sie / die eben überdrüßig war / des Baleus liebes-reden anzuhören / auch darneben verlangte / der Königin vorhaben dem Cimber zu eröffnen / truge kein bedenken / den Prinzen von Assyrien stehen zu lassen / als sie den Prinzen Cimber ersahe. Diesen bei der hand fassend / zoge sie ihn an ein fenster / und berichtete ihm / wie die K \nigin auf den nachmittag alleine nach der Timna palast fahren würde / üm den Prinzen der Philister zu sprechen. Indeme sie dieses sagte / und der Cimber hörete / seufzeten sie beiderseits / also daß sie einander darüm ansahen / und doch keines nach der ursach fragte: wie wol Aramena solche eher / als Cimber / errahten konte.
Mitlerweile sie also miteinander redeten / sahe der verliebte Baleus / diese verträulichkeit des Cimbers und der Aramena mit nicht geringer eiversucht / an: und sich eriñerend / wie sie jüngsthin / beim spiel in des statthalters hause / dem Cimber nachdenkliche reimen zugeschrieben / uñ daneben wissend / daß er auch diesen morgen mit ihr gar ämsig und allein geredet: kame
Nach der tafel / wie die andern sie allein gelassen /und sich diese beide freunde in freiheit sahen: ümarmete Abimelech den Cimber / solcher gestalt ihm seine dankbare erkentlichkeit erweisend / daß er /zu bef \rderung seiner liebes-vergnügung / soviel geholfen hatte. Cimber erzehlte ihm hierauf / wie es ihm dieser tagen mit dem Eliphas ergangen. Weil er dabei der Hercinde gedenken muste / als zwungen ihn die ümstände / sich nicht völlig hierinn seinem freunde zu vertrauen. Demnach sagte er ihme solcher massen /wie es mit der Timna abgeredet war / daß die Prinzessin Hercinde / des Königs Marsius von Basan älteste schwester / durch sonderbare abenteur in Damasco /
Wie / liebster freund! (sagte er zu ihm /) kömt es nun einmal an den tag / was ich nie wissen müßen /und was du iederzeit / auch noch vergangene nacht /so geheim für mir gehalten hast? Ich erfreue mich aber hierüber üm soviel mehr / weil ich hoffen darf /daß diese große Prinzessin dich liebe / und du also nicht mehr / nötig hast / dich / wie du bisher gewonet gewesen / als ungeliebt zu beklagen. Ob ich geliebt bin / wie ich gern wolte / (antwortete Cimber seufzend /) solches stehet dahin. Daß ich aber bisher der Prinzessin Hercinde gegen dir nicht erwehnen dörfen /dazu hatte ich gewiße ursachen: also daß / wann du die dermaleinst erfahren soltest / du mich nicht wirst verdenken können. Wann auch nicht der Timna unschuld hierdurch müße erwiesen werden / würde der Hercinde hierseyn / und diese meine liebe zu ihr / niemand erkundigt haben. Demnach bitte ich dich / daß du / auser dem Fürsten von Edom / gegen niemanden dessen gedenken wollest. So gros mein verlangen ist /(antwortete Abimelech /) meines Cimbers abenteuren zu wissen / so billig gedulte ich mich / dieselben zu vernemen / bis es zeit seyn wird. Aber die Hercinde zu sehen /
Wann Hercinde sich wil sehen lassen / (gabe Cimber zur antwort /) wil ich dir diese vergnügung / wann es eine ist / ganz gern gönnen. Ich bitte aber darneben / daß du die unschüldige Timna bei dem großen Edom wieder aussönest: damit / durch solche befriedigung /der fürst Eliphas von seinen irrweg auch könne wieder zu recht gebracht werden. Nun man so viel melden darf / (antwortete Abimelech /) daß Cimber und die Hercinde einander lieben / so wird / mit zuthun der Ahalibama / der friede leicht wieder zu machen seyn: wann nämlich diese sagen wird / wie es mit zurückschickung der kleinoder / welche die Timna haben sollen / daher gegangen. Hierzu wird / unsere schöne Königin / (sagte Cimber /) die Prinzessin von Seir bald bereden können / und Esau es auch gern von ihr beglaubt annemen / weil seine liebe zu ihr zimlich merksam ist. Ich finde den Edom (wiederholete Abimelech /) sehr verändert / und gehet er stäts in gedanken / also daß man ihm ein ding zweimal sagen muß /ehe er schickliche antwort gibet. Diß verursachet /(antwortete Cimber /) so wol die liebe zur Ahalibama / als der eifer gegen die arme Timna / und die mishälligkeit gegen mir: dann er / seither dieses fürgegangen / mir solche kaltsinnigkeit erwiesen / daß ich nicht gewust / wie ich mit ihme daran gewesen.
Hierauf bliebe sie / ohne zu antworten / in bestürzten gedanken / und trate damit der Cimber herfür / zu der K \nigin sagend: Ich bin der unglückselige / der diese unruhe der gutthätigen Fürstin von Seir verursachen müßen. Dann als eine unvermutete begebnis des Königs von Basan schwester / und zwar krank
Der Prinz Cimber / (sagte Timna hierauf /) lässet das fürnemste aus / so zu bezeugung meiner unschuld dienen kan: daß er nämlich diese schöne schwester des Königs von Basan liebet / und daher mein Eliphas mir nicht so übel hätte begegnen d \rfen. Der Cimber / den hierauf seine Königin ansahe / entfärbte sich / und wuste nicht / wie er sich gebärden solte. Delbois aber fragte / mit etwas bestürzten gebärden: ob dann die Königin Mirina / als des Königs von Basan schwester / hier wäre? Wie nun der Cimber sie berichtet / daß diese / welche die Timna in ihren schutz genommen / des Königs Marsius ältere schwester / die Prinzessin Hercinde wäre / sagte sie lächlend zu ihme: Ich bin erfreuet / daß hiedurch der geheime Cimber verraten worden / der mir so wenig den namen seiner geliebtin / als die ümstände seiner liebe vertrauen wollen.
Wie nun die schöne Königin ihm dieses versprochen / verhieße sie daneben auch der betrübten Timna allen beistand / und die besuchung der Prinzessin Hercinde bis zu ihrer widerabfart versparend / sahe sie ihren Abimelech an / und sagte zu ihm: Verzeihet mir / mein Prinz! daß mich meiner freundin begegnis so lang hat der ursache vergessen gemacht / üm welcher willen ich bin hieher gekommen. Hiemit / als sie dem Prinzen die hand geboten / und sich von ihme in ein cabinet / welches nahe an der Timna bette stunde /begeben hatte / und allen bedienten der Timna befohlen worden / niemand mehr zu ihr zu lassen / weil die Königin von Ninive bei ihr allein seyn wolte / hörte Abimelech von seiner Delbois sich also anreden: Ich
So ist euch (fragte die Königin) hievon etwas gewißes bewust / was ich aus bloßen vermutungen besorget? Ach! nimmermehr hätte ich es mir träumen lassen / daß der himmel mit so schwerem ia unerträglichem leiden mich noch heimsuchen würde. Bei diesen worten / drungen ihr die zären mildiglich aus den augen / und sagte Abimelech: Ich bin wol unglücklich / daß ich mit meinen bericht E. Maj. so teure tränen auslocken müssen. Aber das verhängnis wil es also haben: und weil die gefahr vorhanden ist / als werden wir solche / nicht durch verheelen abstellen / sondern durch genaue untersuchung ihr zu entgehen trachten müßen. Ist dann mein unglück (fragte die Königin /und sahe ihren Prinzen ganz wehmutig an /) so gar gewiß / daß ich es gläuben muß? Wann mir E. Maj. (antwortete der Prinz) wollen gehör geben / wil ich deroselben / was mir hiervon bewust
Als der Bactrianische krieg glücklich geendet wor den / und ich die kron dieses reichs dem großen Belochus brachte: wurde ich mit einem so herlichen triumf in Babel eingeholet / daß der K \nig selber sich nicht entsahe / mich zu entfangen. Und damit die ehre /welche man mir erweisen wollen / desto ansehnlicher seyn möchte / fuhre mir auch Dalimire mit allen Assyrischen damen entgegen: welcher gnade ich von ihr mich nicht versehen hatte / da sie vordessen mir solche gar kärglich erzeiget. Ich verspürte aber nicht allein hieraus ihre große änderung / sondern sie erwiese sich auch nachgehens täglich / bei allen angestellten freudenfesten / so gütig gegen mir / daß ich fast anhube zu sorgen / dieses ihr verfahren möchte / in des Königs gemüt / eine eiversucht erwecken. Es ware aber damals / die liebe des Belochus gegen ihr / bereits erkaltet: und beherschete sie ihn zwar annoch mit gleicher macht / aber sein herz besaße sie nicht mehr /welches eine weit schönere zu verehren angefangen hatte. Weil ich auf dieser hieherreise alles erfahren /was iemals in der liebe des Königs und der Dalimire fürgegangen / als muß ich sagen / daß Dalimire / von anfang ihrer liebe / mehr auf die kron / als
Kurz für meiner ankunft nach Babel / hatte sich der König gähling verändert: und wie er in allem seinem thun eine unruhige traurigkeit erwiese / als wurden dadurch der listigen Dalimire augen eröfnet / diese änderung des Königs genauer zu betrachten. Sein vielfältiges seufzen / seine einsame unterredung mit sich selber / und sein stäts in gedanken gehen / entdeckten ihr bald / daß eine neue liebe in des Königs gemüte fürhanden seyn müste: die ihr dann / unangesehen sie ihn nicht liebte / unerträglich ware. Nach langem nachforschen / wurde sie gewar / daß der Belochus E. Maj. bildnis / das er in seinem cabinet hatte / stäts betrachtete / und kame ihr dieses wunderlich für / daß einen vatter die sch \nheit seiner tochter solchermassen beunruhigen solte. Gleichwie sie nun in ihrer list unergründlich / also brachte sie endlich durch dieselbe zu wegen / daß der König ihr selber nicht allein seine liebe gegen E. Maj. gestunde / sondern auch ihr offenbarete / daß E. Maj. seine tochter nicht wären. Was saget ihr / mein Prinz! (fiele Delbois ihm hier in die rede /) bin ich nicht des Königs von Assyrien tochter? Daß der König Belochus (fuhre Abimelech fort /) meine K \nigin nicht für seine tochter halten / und darauf seine liebe gründe / dessen kan ich E. Maj. gnugsam versichern. Welche aber die glückliche
Erlaubet mir / mein Prinz! (wiederholete die Königin) daß ich diese unverhofte zeitung ferner überlegen möge / ehe ich weiter eurer erzehlung zuhöre; und daß ich mir müglich vorstelle / daß der K \nig von Assyrien nicht mein vatter sei. Betrachte ich seine liebe / so kan ich mir dieses leicht einbilden. Bedenke ich den lezten befehl der Königin meiner frau mutter / Daß sie mich versicherte / ich konte ohne sünde den Baleus meinen bruder heuraten / so gläube ich gänzlich /wahr zu seyn / was ihr mir berichtet. Aber mein Gott! wie kan dieses seyn? wer sind dann meine eltern? wo ist mein vatterland? was bin ich dann? Hierauf stellte sie ihr ferner für / daß / wann sie solcher gestalt einen vatter verloren / sie auch nun des kindlichen gehorsams / der ihr so oft und schmerzlich in ihrer liebe entgegen gestanden / entübrigt wäre. Demnach fürchtete sie nun den Belochus mit aller seiner macht nicht mehr so sehr / als wie sie ihn sonst / unter dem namen ihres vatters / verehret. Der Prinz von Assyrien kame ihr ferner in den sinn / den sie nun / da sie ihn nicht mehr als einen bruder betrachten solte / wegen seiner ehmals-gehegten liebe / zu fürchten anhube: so gar /daß ihr Belochus weniger gefärlich / als der Baleus /fürkame. Ihre bestürzung aber und verwunderung war so häftig / daß sie ihren gedanken nichts beständiges zumuten dorfte.
Als der Prinz Abimelech sie also in gedanken sahe /
Der Fürst Baracheel / welcher E. Maj. daß sie nicht des Königs tochter sei / zu erst entdecket / kame allein in des Königs und der Dalimire raht. Und obgleich Dalimire üm E. Maj. warhafte geburt wuste /so wolte sie doch solches dem Belopares nicht offenbaren / aus mir-verborgenen ursachen: wiewol sie ihr sonst aller ihrer geheimnise und anschläge teilhaft machete. Wie nun / auf E. Maj. und des Fürsten von Edom anhalten / zu Babel beschlossen war / eine kriegesmacht nach Syrien und dem gebirge Seir zu schicken / wurde Belopares ernennet hieher zu gehen; und mir kame der befehl zu / meine völker dem Esau / als meinem alten waffen-lehrmeister / zuzufüren. Weil ich aber notwendig hier durch muste / als ware dem Königlichen befehl dieses ausdrücklich angehänget /daß ich nicht über einen tag allhier stille ligen / sondern gleich mit den völkern fortgehen solte. Diesen schriftlichen befehl brachte mir Belopares von Babel mit: welcher zugleich in etlichen tagen / die ich mit zusammen- und abfürung meiner völker zubringen muste / mein gemüt bereitete / die zeitung anzunemen / die er mir vertrauen wolte. Endlich überlieferte er mir eines morgens / wie ich ganz allein bei ihm in seinem zelt ware / folgende zeilen von der Dalimire.
Wann ich nicht wüste / daß eure grosmut unvergleichlich / wolte ich Dalimiren wol und weh nicht eurem willen untergeben: wie ich
Dalimire.
Ich sahe / nach ablesung dieses schreibens / den Belopares mit unverwandten augen an: welcher / als er meine begierde / dieses dunkele rätzel erklärt zu wissen / vermerket / mit großer wolredenheit mir zu eröfnen anhube / wiedaß Dalimire bisher / mit unbeschreiblichem widerwillen / die liebesbezeugungen des Königs erdulten müßen / weil sie kein mittel ersehen können / sich deren zu befreien. Gleichwie sie aber dabei ihre ehre unbefleckt erhalten / also hätte sie auch nichtes von ihrer beständigen zuneigung abbringen können / die sie zu mir / wiewol sie mir solche nie zu erkennen gegeben / jederzeit getragen; und hätte sie die solang verborgen / als lang sie mir /auser ihrer person / nichtes zuzubringen gewust. Nun aber ihr die götter den weg zeigeten / eine kron zu erlangen / hätte sie nicht länger verziehen wollen / sich
Bis hieher / hatte ich dem Belopares gedultig gehör verliehen: wie man mir aber meiner Delbois Königreich nennete / kunte ich mich nicht wol enthalten /meinen widerwillen blicken zu lassen. Dennoch begriffe ich mich bald wieder / weil die wahre eröffnung meines gemütes / die vorschwebende verrätereien zu erfahren / mich hätte verhintern mögen. Demnach verstellte ich meinen unwillen in ein bloße verwunderung / und gabe damit dem Belopares anlaß / sich mir ferner zu entdecken. Ich erfuhre demnach von ihme / daß der König Belochus meine Königin / und zwar nicht als seine bisher-gegläubte tochter / liebete; und daß er die allhier in Syrien / mit dem ehsten zu besuchen und zu heuraten entschlossen sey. Damit aber die Niniviten / welche durch diese heurat ihre Königin verlören / bei der Assyrischen kron verbleiben / uñ nicht abtrünnig werden möchten / so wäre beschlossen / daß man sich der stadt Ninive bemächtigen solte: zu dem ende man / unter dem Fürsten von Almodat / dem Sparetes / die hierzu-benötigte und bestimmte völker auf die gränze des Babylonischen reiches stellen / und / so bald Belochus in Damasco angekommen / diesen anschlag volfüren würde; der auch leichtlich zu enden wäre / weil sie bereits unterschiedliche großen / sowol im reich / als in der stadt Ninive / auf ihre seite gebracht hätten. Weil nun dieser Sparetes ganz eine creatur von Dalimiren wäre / als hätte er ihr verheissen / ihr die stadt zu liefern: wordurch sich zur Ninivitischen Königin machend / wolte sie /
Belopares hatte guten raum / dieses mir dergestalt zu erzehlen: dann ich so auser mir selber war / daß mir fast mein gehör und gesicht verginge. Ich erfuhre auf einmal soviel wunderliches / daß ich mich mehr für träumend als wachend halten muste. Sie sehen /mein Prinz! (beschloße Belopares /) wie grosmütig Dalimire liebet / und wie sie nicht allein ihr herz /sondern auch eine kron / dem Prinzen der Philister darbietet: die soviel als gewiß in ihren händen stehet /weil der König Belochus sich ihr vertrauet / auch alles unter ihrem befehl ausfärtigen lässet / und sie alle kriegsbediente unter ihrem gebot hat / also daß man zu Babel mehr die Dalimire als den König selbst verehret. Hiemit schwiege er still: und weil er auf meine antwort wartete / als überwand ich mich / so gut ich konte / und verhiese ihm / daß ich dieses große werk / daran ich niemals denken können / die nacht bei mir überlegen / und folgenden tags ihme meine erklärung geben wolte. Wann ich selbige nacht / wie sie mir verflossen / beschreiben solte / würde ich etwas unmögliches übernemen. So sehr ich aber mich hierüber beunruhigte / so gewiß hielte ich es anbei für eine sonderbare schickung: damit also / dem vorstehenden unglück / noch könte gesteuret werden.
In warheit (fiele die Königin von Ninive ihm hier in die rede /) ich verneme soviel frömdes / daß eure damalige bestürzung der meinigen nichtes zuvor
Als ich (erzehlte Abimelech weiter /) dieses werk die ganze nacht bei mir selbst überleget / und tausend anschläge bei mir gefasset / die doch alle nicht zureichen wolten: hielte ich endlich für das bäste / mich /soviel müglich / zu verstellen / dem feldherrn Belopares gute worte zu geben / ihn mit hofnung allhier anzuhalten / und den schluß / bis ich E. Maj. sprechen möchte / aufzuschieben. Demnach stellte ich mich /folgenden morgens / ganz freudig gegen den Belopares an / und ihme viel dings / das mir einen zweifel bei diesem großen werk machete / fürhaltend / brachte ich ihn dadurch zu größerer verträulichkeit. Also erfuhre ich auch unter andern von ihme / daß etliche von E. Maj. Fürsten / die sowol bei ihr allhier in Damasco / als zu Ninive
Unter allen verdrüßen / die ich hierbei entfunde /kan ich diesen E. Maj. nicht bergen: ob ich wol ursach hatte / dem himmel zu danken / daß bei aller verräterei / mit welcher E. Maj. ümgeben sind / dennoch von der gewogenheit / mit der E. Maj. mich beseeligen / nichtes ausgekommen war / so schmerzte mich dennoch / daß E. Maj. so wenig ihres Abimelech sich erinnert / daß niemand dero liebe merken können: worvon ich mir oft die gedanken machete / daß meiner vergessen wäre. Wiewol ich diese meine schwachheit bald wieder erkennet / und mir selbst verargete / daß ich so unrecht geargwahnet hatte. Hierinn habt ihr auch
Wie nun aller dieser bericht die Königin überaus befr \mdet hatte / da sie zum überfluß vernemen müssen / daß sie mit so vielen verrätern ůmgeben wäre /sagte sie zu dem Prinzen: In dieser schweren sache /die mir der himmel aufbürdet / wird höchstn \tig seyn / einen geschwinden raht zu fassen. Alles unglück / so uns drohet / stehet schon für der thür. Der K \nig von Assyrien wird ehist hier seyn: dessen ankunft mir /den untergang meines reichs und unserer keuschen liebe / drohet. Ich versichere euch aber / liebster Abimelech! daß bei aller dieser gefärlichen unruhe / mein gemüte dannoch ruhiger als zuvor ist. Ich darf nunmehr sicherer lieben / da mich der himmel von dem kindlichen gehorsam ledig spricht / den ich unverbrüchlich zu halten / mich verbunden erkante. Aber /(fuhre sie fort / dem Prinzen nicht zulassend / für diese hohe versicherung ihr zu danken /) ist es wol müglich zu gläuben / daß ich des Belochus tochter nicht sei / für die ich ja / weil ich gelebet / bin gehalten worden? Solte vielleicht solches nur ausgebracht werden / üm die unziemliche liebe des Königs desto bässer zu beschönẽ? Ich wüste doch nicht / (antwortete Abimelech /) warüm man / dieses zu erdichten / in Babel fůr nötig halten solte / da ja die Assyrische gesetze zulassen / daß ein vatter dörfe seine tochter heuraten: weswegen ich diß ie für eine so gewiße nachricht achte / daß daran
Ich bin hierinn (sagte die Königin) ganz eurer meinung / und haben wir damit zu eilen: weil ihr / sobald die Assyrische völker angelangen / von hinnen müsset. Ich sehe aber nicht / wo wir sollen zusammen kommen: dann auser Aramenen / die ich muß für getreu achten / uñ die allein von unserer liebe weiß /habe ich nunmehr niemand üm mich / dem ich mich sicher vertrauen d \rfte; und wird man dem Belopares alles entdecken / wer bei mir aus und ein gehet. Hiesiger palast der Fürstin Timna / (antwortete Abimelech /) würde wol am sichersten und bequemsten zu dieser unterredung dienen: und weil ohnedas E. Maj. der Fürstin von Seir versprochen / zwischen ihr und dem Esau und Eliphas wieder frieden zu machen / als
Weil die Königin auch die Prinzessin Hercinde ansprechen wolte / welche zu sehen / sie ja so große begierde / als der Prinz Abimelech erwiese / fürete sie der Cimber zu derselben ins gemach: welche / auf sein erinnern / zu dieser besuchung sich bereitet hatte. Diese beide schönheiten sahen einander mit gleicher verwunderung an / und blieben fast beide verstummet. Nach abgelegter erster höflichkeit / sagte die Königin von Ninive zu ihr: Ich muß in warheit gestehen / daß meine einbildung mich nicht betrogen / daß nämlich der Prinz Cimber in seiner wahl sonderbar seyn würde: massen die schönheit / die ich iezt erblicke /für würdig
Ich schätze (sagte die Königin) der Prinzessin Hercinde nation in meinem herzen so hoch / daß ich die aller welt vorziehe: und da mir der himmel gönnet /zwo so edle personen aus ihnen zu kennen / urteile ich / nach ihnen / von allen den übrigen / und saget mir mein sinn zu / daß ich von ihnen noch viel gutthaten entfangen werde. Ich wünsche indessen / daß ich meiner sch \nen Prinzessin allhier womit möchte dienen k \nnen. Die ursachen / warum eine solche schönheit sich also verbergen muß / sind mir unbekant: ich wolte aber / daß sie nicht so erheblich wären / üm gelegenheit zu überkommen / die sch \ne Hercinde öfter zu sehen. Wann mir mein glück / (antwortete Hercinde /)
Nach noch etlichen dergleichen reden / grüßete auch Abimelech die schöne Hercinde: und sie / für eine liebste seines Cimbers achtend / beteurete er ihr gar hoch die bereitschaft seiner getreusten und ergebensten dienste. Also schieden sie sehr wol zufrieden voneinander / da die Königin von Ninive nicht mindere hochachtung für die Hercinde / als diese für die Delbois / im herzen behielte. Es hatte aber die Hercinde nicht sobald die Aramena / als ihre vermeinte mitbulerin / ins gesicht bekommen / da feurete sie sich an von eifer und unwillen: und wäre Abimelech mit der Königin
Als nun die Königin mit der Aramena wieder hinweg fuhre / erzehlte sie ihr unterwegs / was sie vom Abimelech vernommen: die dann hierüber höchlich bestürzt / und die gefahr / in welcher ihre Königin schwebte / ihr fürstellend / ihr gemüte mit großer unruhe anfüllete. Gleichwie man aber gern alles zu seinem nutzen deutet / also stellte dieser verkleidte Dison ihm für / ob nicht die Königin / da sie des Belochus tochter nicht wäre / für des Abimelech schwester erkant werden k \nte? zumal / weil die Prinzessin C \lidiane von Gerar / der Königin so sehr gliche: daher sie wol aus einem hause seyn m \gten / und könte sie vielleicht in ihrer jugend / als ein geisel /mit ihrem bruder nach Babel gesendet worden seyn. Was große hofnung erweckete nicht diese einbildung /bei der verliebten Aramena / die sonsten trostlos liebete? dann / auser solchem zufall / ware nichtes / das der Königin und des Prinzen von Gerar liebe hätte aufheben können.
Weil selbigen abend / der Prinz von Assyrien / ein herrliches gastmal auf der Kemuelsburg / für alle Königliche personen und die großen in Damasco / hatte zubereiten lassen: als stelleten sich die drei Königinnen / wie auch die Prinzessinnen Indaride / Ammonide / Jaelinde / Ahalibama und Mehetabeel / neben
Weil aber der verliebte Baleus dieses gastmal fürnemlich seiner Aramena zu ehren angestellet hatte /als konte er sich in dieser großen gesellschaft nicht enthalten / sie für allen hervor zu ziehen / und den Prinzessinnen gleich zu halten: woran dann die Assyrische herren / welche sowol mit ihm / als mit dem feldherrn Belopares / von Babel angekommen waren /sich nicht wenig ärgerten. Belopares selber name des Prinzen thun wol zu herzen / und weil er wuste / daß man ihme am Babylonischen hof die Königin Lantine von Elam besti et / als hätte er lieber sehen mögen /daß des Prinzen liebkosungen auf dieselbe / und nicht auf die unbekante Aramena / wären gerichtet worden. Aramena name diese liebs-bezeugungen mit höchstem verdruß an / und hätte sich gern denselben überhoben
Wie nun endlich die tafel wieder aufgehoben / und allerhand dänze angefangen wurden / gesellte sie sich zu der Prinzessin Indaride von Ophir / und zu der Ahalibama / die allemal / wann dergleichen belustigungen fürgingen / sich davon abzusondern pflegten /und ihren platz zwischen ihnen einnemend / sagte sie: Ich befinde mein gemüte den eurigen so gleichförmig / ob ich schon euren verlust nicht erlitten / daß ich herberge bei euch nemen wil / indem die andern sich so ergetzen. Der Ahalibama kam dieses gar frömd für / weil sie vermeinet / daß des Abimelech gegenwart ein solches nit zulassen solte. Sie dorfte aber die K \nigin hierüm nicht fragẽ / weil sie nicht wuste / ob sie gern für der Prinzessin von Ophir davon würde reden wollen. Der verliebte Abimelech / sahe die betrübnis seiner Königin mit großer herzensqual an: zudem es ihm daneben nicht eine geringe marter war /daß er / in so aufmerksamer gesellschaft / nur bloß mit den augen bei seiner Delbois seyn dorfte. Cimber anders teils / kunte die angeneme Jaelinde nicht betrachten / ohne sich zu beunruhigen über dem gespräche / welches er die vorhergehende nacht von ihm gehöret. Gleichwie aber Belopares / und die andern Assyrier / dem Prinzen von Gerar hinterlich waren / der schönen Königin von Ninive aufzuwarten: also verwehrte auch dem Cimber / der Jaelinde anwesenheit /daß er sich dieser Königin nicht nahen dorfte / und
Solchergestalt regirte der zwang / fast die meisten in dieser ansehnlichen gesellschaft / auser dem Prinzen von Assyrien / welcher allein seinem freien willen folgete: und musten die jenigen / so ihn ehmals in die Eldane / Lantine und Mirina verliebt gesehen / bekeñten / daß diese lezte liebe viel häftiger als alle die vorigen wäre. Wie kommet es immermehr / (finge die schöne Prinzessin von Ophir an zu reden) daß der Prinz von Assyrien so gar der Königin Mirina vergessen können / welche er doch ehmals in Ophir so häftig geliebet? Mich dünket / (antwortete die Königin von Ninive /) mein bruder verlange geliebt zu seyn / welches er bei der Königin von Elassar nicht erlangen k \nnen. Eine beständige liebe / (wiederholte die Prinzessin /) höret nicht sobald auf: und weil der schönen Mirina herz noch frei ist / als hätte er sowol / als der Prinz Hiarbas aus Egypten / hofnung haben können /sie zu gewinnen. Ich habe (antwortete die K \nigin) von der dapfern Mirina sehr viel gehöret / und möchte wol einst recht ümständlich ihre lebensgeschichte mir erzehlen lassen / davon ich mir ganz nichts gemeines einbilde.
Die Prinzessin wolte eben wieder antworten / als der Prinz von Assyrien dazu kame: welcher zwischen der Königin und der Indaride sich einsetzend / ihnen verwiese / daß sie der lust also abgesaget hätten / und nicht mit machen wolten. Wir finden (sagte die Delbois /) keine Aramena für uns / die unsere lust aufmuntern könne. Wann es bei dieser grausamen stünde / (antwortete der Prinz Baleus /) würde sie
Vergebet mir / mein bruder! (gabe die K \nigin zur antwort /) wann ich diese eure geschwinde entschließung tadele. Ihr kennet die Aramena noch nicht so lange / daß ihr sie / wegen ihrer tugend / zu solcher würde / die ihr sonsten ihr stand versaget / tüchtig soltet erkant haben. Königin von Assyrien zu heisen /ist kein geringes. Ach! haltet ein / (fiele ihr der Prinz in die rede) mir fürzurucken / als solte ich ihre tugend nicht kennen. Ist ihre weltbekante dapferkeit
Wie aber die gesellschaft / noch eine gute zeit in die nacht hinein / beisammen geblieben / und sich ein iedes nach seiner behausung begeben / verbrachte die Königin von Ninive die nacht in großer unruhe: wiewol ihr großes herz / und das vertrauen zu dem gerechten himmel / ihr den muht nicht sinken ließe / und hoffete sie auch / dieses ungewitter / wie viele andere /
Ich komme / liebste schwester! (redte der Prinz sie an /) eure begierde zu erfüllen / und euch meine mit der Mirina zugestossene begebnise zu erzehlen. Weil ihr aber verlangen traget / dieser Königin ganzen lebenslauf zu wissen: als habe ich die Prinzessin von Ophir dahin vermögt / mit mir hieher zu kommen /um hierinn euch zu vergnügen. Weil ihr / mein bruder! (sagte die K \nigin lächlend) die mühe / mir dieses zu erzehlen / nicht ümsonst / gleichwie die gütige Prinzessin von Ophir / übernemen wollet / da sie nichts dafür / ihr aber eine Aramena fordert: werdet ihr mir erlauben / derselbigen für ihre wilfärigkeit höhern dank / als euch / zu sagen. Hiemit ümarmete sie zu etlichen malen die schöne Indaride: welche hierauf / neben der Königin und dem Prinzen / sich niederließe.
Indem sie aber diese geschichte zu erzehlen anheben wolte / wurden sie hieran verstöret / durch die zukunft der Azura / der alten Delbois hofmeisterinn: die die Königin von Ninive ersuchete / zu ihrer K \nigin zu kommen. Die schöne Delbois dorfte dieses nicht abschlagen / muste deshalben ihre begierde / der Mirina geschichte zu vernemẽ / auf bequemere zeit verschieben. Weil sie aber hievon am meisten die ursach /
Hierauf verließe sie dieser verliebte Prinz / und funde sie die gute K \nigin von Tyro sehr betrübt und übel zufrieden: wovon sie alsofort anlaß name / sie üm dessen ursache zu fragen. Liebste Delbois! (antwortete sie ihr /) eure verwunderung / mich trauriger als sonst zu sehen / rüret daher / daß mein liebster Amraphel todt ist / mein Tiribaces aus ungereimter liebe schwerlich krank liget / meine Lantine / wie es scheinet / dem Baleus nicht bescheret ist / und uns ein gewaltiger krieg drohet. Solches alles ist mir zwar heute nicht erst kund worden: allein / wir stellen uns unser leiden und anligen nicht allemal gleich groß und schwer für / und was einmal unser freier sinn kan gering achten / das kan uns zur andern zeit desto unerträglicher fürkommen. Mit diesen wenig worten hatte die K \nigin von Tyro soviel auf einmal gesaget / daß die schöne Delbois anstunde / welchem leiden unter diesen sie zu erst mit trost begegnen solte. Endlich aber sagte sie: Die grosmut der Königin von Tyro kan allemal die traurigkeit überwinden / wan sie betrachtet / daß der K \nig Amraphel in h \chstem ruhm wegen seiner dapfern thaten gestorben: daß der Prinz Tiribaces / durch ein einziges trostwort von
Es machte ja der krieg / (gabe die Königin von Tyro zur antwort) meinen bruder zum rechtmäsigen herrn des reiches Syrien! Wiewol ich bekeñen muß /daß ich mein unglůck / so mich der himmel an meinen kindern erleben lässet / als eine straffe anneme: die ich darmit verdienet / daß ich ehmals mit-ratgeberin zu dem blutigen krieg in Syrien gewesen. Ja / liebste base! ich habe mich an dem frommen König Aramenes und dessen unvergleichlicher gemalin versündigt: daher ich nun fülen muß / was meinem mutterherzen wehe thut. Hiemit verwehrten ihr / die viele tränen /ein mehrers zu reden / und sagte die schöne Delbois: Ich bedenke bei mir selber / wie das leiden / so der Tiribaces und die Lantine der Königin von Tyro verursachen / zu vermitteln wäre. Wie dann / liebste base? fragte jene ganz begierig.
E. Maj. beliebe / (gabe Delbois zur antwort /) nicht ferner die gemüter zu zwingen / und ihren kindern die freie wahl in ihrer liebe zulassen. Was grosses unglůck hat der zwang der eltern schon öfters ausgerichtet? Sihet man nur an / die klägliche begebenheit des Amraphel und der Indaride / so ist der zwang einig und allein die ursache / daß E. Maj. iezt
Königliche personen sind halbe götter / (antwortete die Königin von Tyro /) und müßen nicht gemeiner menschen gedanken haben. Die betrachtungen / ihre reiche und ihre macht zu ergrößern und zu stärken /muß ihnen lieber seyn / als eine schnöde liebesregung / die ihrer so viel unglückhaft machet. Håtte der gute König Aramenes von Syrien dazumal mehr den stat /als seiner liebe / gefolget / er möchte noch wol diese stunde herr von Syrien / und vieleicht auch von Ninive / seyn: massen ihme gnug an die hand gegeben worden / die Ninivitische Erb-K \nigin Naphtis / eure frau mutter / zu ehlichẽ / als man die häftige liebe eures herr vattern zu der schönen Philominde verspüret. Was unruhe und verwirrung würde Orosmada zu Tyro anrichten / wann ich dem Tiribaces seine liebe guthieße? Und da der große Prinz von Assyrien iezt seiner so gar vergisset / eine gemeine jungfrau einer Königin fürzuziehen: müßet ihr nicht bekennen / daß er darinn unweißlich handele?
Wann mir erlaubt ist / (sagte die schöne Delbois) meine gedanken frei zu eröffnen / so muß ich bekennen / daß ich weder dem König von Syrien / noch dem Prinzen Tiribaces / noch dem Baleus / abfallen
Ich unterstehe mich nicht / (sagte die schöne Königin /) wider E. Maj. etwas zu verfechten. Ich finde mich aber auch untüchtig / iemanden eine andere meinung beizubringen / als die ich selbsten behaubte. Solte wol eure tugend (fragte die Königin von Tyro) zugeben können / daß ihr euren eltern ungehorsam würdet / und daß ihr / einer blinden liebe zu folge /ehre / würde / nutzen / ja alles hintan setzet? Keines wegs! (antwortete die Königin von Ninive) Ehe ich denen / gegen die mir Gott und die natur den gehorsam anbefihlet / solte ungehorsam werden / lieber wolte
Es ist mir schon ein sohn (sagte die K \nigin von Tyro) durch die närrische liebe ümgekommen: darüm wil ich trachten / die übrigen bei zeiten zu versorgen /damit sie nicht in gleiches elend gerahten. Lantine /sol den Baleus haben: und Tiribaces / die Jaelinde. Die erste heurat / befihlet mein bruder / und wird dadurch das Assyrische bäste befördert. Die andere / ist des Königs von Tyro meines gemals verlangen: weil er den Prinzen von Achusath ihren herr vattern so wehrt hält / und darüm dessen tochter für seinen einigen sohn bestimmet hat. Ich beschwere demnach euch / im namen aller götter: gebrauchet hierinn mir zum trost und bästen / euren hohen verstand / und helfet es in diese wage richten; dadurch der König von Assyrien euer herr vatter / euer gesamtes haus / und ich /merklich können erfreuet werden.
Die schöne Delbois / so bereits ein anders diesen verliebten verheisen hatte / wolte die alte Königin nicht ferner betrüben / noch weniger sie mit wider sprechen erzürnen. Demnach brache sie dieses gespräche
Wie sie nun beide fragten / worzu sie wären erfordert worden / sagte die schöne Königin zu ihnen: Ihr müßet mit mir nach der Fürstin Timna fahren; dann es nicht billig ist / daß ein schwiegervatter und eine so nahe befreundtin diese kranke länger unbesuchet lassen. Ahalibama / sowol als Esau / veränderten die farbe / als sie diese worte vernamen / welches die Königin von dem Esau wol vermutet hatte. Sie wolte aber nicht länger alda verziehen / sondern / wie sie dem Esau die hand geboten / muste der sie nach ihrem wagen begleiten / auch sich neben der Ahalibama zu ihr hinein setzen. Ihren bedienten aber / befahle sie hinter ihr zu bleiben: damit nicht / durch menge der leute / der Timna möchte ungelegenheit gemacht werden.
Wie sie nun also dahin fuhren / wolte die K \nigin /die zeit zu gewinnen / des Esau gemüte zur versönung vorbereiten / sagte derhalben zu ihme: Ich wäre wol befuget / dem großen Edom zu verweisen / daß er einer meiner liebsten freundinnen also grausam begegnet /
Die Königin Delbois aber / fuhre also fort zu reden: Ist es nicht wahr / Fürst von Edom! daß ihr der Timna unlängst ein kästlein mit geschenken geschicket / so man euch wiedergebracht / mit den worten: der Esau m \chte die Fürstin mit dergleichen verschonen / und sich anderst gegen ihr erweisen? Wie nun Esau dieses bekräftigt / wandte sich die Königin zu der Ahalibama / und sagte: habt ihr nicht / meine base! ein lädlein mit kleinodern von dem Esau entfangen / und ihme solches mit vorerwehnten worten zurücke gesendet? Die beschämte Prinzessin / gestunde hierauf der Königin / daß alles diß mit dem lädlein sich zugetragen hätte. Wie nun Esau hieraus abname /daß ein irrtum hierinnen fürgegangen / wurde er doppelt beschämet. Er muste / auf der Königin ferneres fragen / gestehen / daß er dieses geschenke / nicht der Ahalibama / sondern der Timna zugedacht hätte / und daß man ihm solche entfindliche worte zu entbieten lassen. Damals (sagte er / sie ganz verliebt anschauend) hielte ich mich deßwegen für unglücklich: nun aber spüre ich / daß jenes unglück mir erträglicher gewesen / als mir dieses ist / so ich iezt erfahren muß /daß die Prinzessin Ahalibama gegen mir sich
Ich sehe wol / (sagte die Königin lächlend /) daß /indem ich an dem einen orte vermeine frieden zu machen / ich wol an dem andern wieder krieg erregen möchte. Ich muß euch aber beiden hierinn einen verweiß geben: und zwar euch / liebste base! daß ihr die geschenke von dem großen Edom nicht bässer in acht nemet; euch aber / Fürst Esau! daß ihr die Prinzessin Ahalibama nicht warhaftig / sondern mir zufälliger weise / beschenkt habet. Esau / war mit diesem verweiß sehr wol zu frieden / Ahalibama aber nicht: die von diesen ihr-verdrieslichen gespräch erlöset wurde / weil damit der wagen eben für der Timna palast still hielte / da der Cimber und Tubal die Königin entfingen / und in der Timna kammer begleiteten. Abimelech / der auf der gassen / üm nicht von einem des Belopares bedienten ersehen zu werden / sich nicht d \rfen finden lassen / ließe sich in dem zimmer antreffen.
Wie nun die Königin sich bei der Timna bette begeben / und den andern befohlen hatte / sich üm sie her zu setzen / sahe sie diese Fürstin an / und sagte: Ich muß ietzund / liebste Timna! die stelle eures arztes vertreten / und euch wieder zur gesundheit verhelfen. Hierzu habe ich bereits einen guten anfang gemacht / indem ich dem Fürsten von Edom den irrtum /der mit seinem geschenke fürgegangen / eröffnet / daß also dißfalls
Wann / diesen befehl der Königin / der Cimber warhaftig hätte verrichten sollen / so würde unter dieser gesellschaft mehr unruhe / als schon darinnen war / entstanden seyn. Er muste aber wider sein eigen herze reden / und aus seiner schwester seine liebste machen / wie er dann thåte / also antwortend: Ob wol meine liebe das gröste geheimnis ist / so ich auf der welt habe / so muß ich doch / üm die unschuld der tugendhaften Timna zu retten / diß orts gestehen / daß ich fürlängst eine große Prinzessin geliebet: die /durch sonderbare zufälle / allhier in Damasco erkrankt angekommen / welche / auf mein inständiges ansuchen / von der Fürstin Timna in ihren schutz aufgenommen worden. Ich brachte ihr diese Prinzessin eben den tag / als der irrtum mit des Fürsten von Edom geschenke fürgegangen. Weil wir diese Prinzessin allhier geheim halten wolten / als ware ich neben ihr in der Timna kammer verschlossen / als der eifersüchtige Eliphas dafür kame: der folgends / mich aus seiner gemalin kammer treten sehend / mit unfreundlichen worten mich entfinge: da ich dañ / wann ich damals / so wol als iezt / dessen ursachen / und daß Eliphas und Timna eheleute seien / gewust hätte /diesen mißverständen gleich wolte abgeholfen haben. Dieses / grosser Edom! ist die wahre bewandnis dessen / was alle
Esau befande sich hiemit so überwunden / daß er sich nicht länger halten kunte / zu seiner schwiegertochter für das bette zu eilen / und sie zu ersuchen /daß sie ihm seinen gehabten irrtum verzeihen wolte: womit er nicht allein diese gute Fürstin hoch erfreute /sondern auch die ganze gesellschaft vergnügte. Indem er nun folgends auch den Cimber ümarmete / und zugleich bate / ihme / dieses verdachts halber / seine freundschaft nicht zu entziehen: trate die Ahalibama für der Timna bette / und für freuden tränen vergießend / bekante sie ihr nach der länge / den argwahn /den sie von ihm geschöpfet / nachdem sie bei ihr im bette einen mañ gefunden / unwissend / daß er ihr ehgemal gewesen. Sie verwiese ihr auch dabei / daß sie /mit dieser heurat / für ihr nicht so geheim seyn sollen. So rürete dann daher deine kaltsinnigkeit / liebste Ahalibama! (sagte hierauf die Timna /) welche ich etliche zeit an dir verspüret? Ich kan dich zwar hierům nicht verdenken: dann ich selber hieran schüldig bin /indem ich dir nicht eher meinen zustand eröffnet.
So ist dann / Gott lob! (finge hierauf die K \nigin an /) wieder friede gemacht / und manglet nun nichts mehr / als daß der Eliphas seiner unschüldigen gemalin abbitte / was er ihr zu nahe gethan. Bei erinnerung dessen / seufzte die Timna gar sehr / sagend: Ach Gott! wann nur meines herrn unmut ihn nicht
Esau / Ahalibama und Timna / erwiesen ihre verwunderung / über diesen dunklen worten des Abimelech / weswegen die Königin wieder also anfinge: Mein zustand / der euch allerseits bekant ist / hat sich dermassen verändert / daß / wann ihr dem Prinzen der Philister gehör geben wollet / eure verwunderung sich in eine höchste bestürzung verwandlen wird. Wie sie demnach alle begierig waren / diese neue begegnis zu vernemen / erzehlte ihnen der Prinz von Gerar nach der länge / was er gestern seiner Königin entdecket hatte: wie nämlich Dalimire ihn liebe / und durch den Belopares ihme ihre zuneigung eröffnen lassen; wie der Sparetes vom König zu Babel beordnet wäre /
Rahtet mir nun / liebste freunde! (sagte sie /) was ich bei diesen ümständen beginnen sol. Mein stand und herkunft / ja mein vatterland / ist mir nun verborgen. Meines Königreichs werde ich bald verlustig seyn / wo mir nicht sonderbare und geschwinde hülfe widerfäret. Und / da ich dem Prinzen Abimelech einmal mein herz gegeben / muß ich sorgen / daß der König Belochus dasselbe mit gewalt an sich raube /wofern ich nicht bald mich dargegen verwahre. Der verliebte Abimelech / den dieses am nähsten anginge /war auch der erste / der seiner Königin antwortete. Ich sorge nicht so sehr / (sagte er /) wie man E. Maj. stand und geburt erfahren möge: weil ich mir für gewiß einbilde / daß der Königin Naphtis kästlein /das sie auf ihrem todbette E. Maj. ausgehändigt / mit dieser vermanung / solches nicht eher zu eröffnen / als wann dero heurat mit dem Prinzen von Assyrien vollzogen wäre / werde uns dieses verborgene rätzel entdecken können. Auch sorge ich nicht / daß der Konig
Ich biete / im namen des Königs von Basan / (sagte Cimber) E. Maj. dessen ganze macht an: und weil der iezt im frieden sitzet / und seine gewalt nicht gering ist / als wird die E. Mai. wol auf ihren thron erhalten können. Ich bin (antwortete die Königin) den Prinzen Cimber / für dieses anbot / höchlich verbunden / wil auch / dafern des Königs von Basan güte hierinn so groß ist / alß seines vettern / an gutem fortgang nich zweifeln: allein ich sorge / der große Marsius werde meinet wegen keinen krieg anheben wollen. Darinn wollen (gabe Cimber zur antwort) E. Maj. sich lediglich auf mich verlassen: es werden nicht drei wochen verstreichen / so sol ein mächtiges heer der teutschen E. Maj. zu gebot stehen.
Wie nun die Königin ihme nochmals hoch dafür gedanket / sagte Esau: Ich bin beschämet / daß ich /bei diesen ümständen / die versprochene hülfvölker von E. Maj. annemen sol / da dero reich selber in solcher gefahr stehet. Weil aber / wann man dieselbe zurück ließe / der Dalimire sowol / als dem König von Assyrien / einigen argwahn erwecken dörfte: als wil ich bemühet seyn / soviel immer möglich / mit den Seirischen Fürsten einen frieden zu treffen / damit E. Maj. völker üm so viel eher wiederkehren / und der Prinz Abimelech / neben mir / E. Maj in person
Nach langem überlegen / ward endlich dieser schluß gemacht / daß die Königin den Fürsten Arsas von Cale / dessen widerkunft aus Canaan sie täglich erwartete / und dessen treue sie wol versichert war /nach Ninive senden solte / üm das kästlein der Königin Naphtis aus ihrem schatz herüber zu holen / und sich darneben / wegen des anzugs des Sparetes / wol und genau zu erkündigen / auch ob in Ninive alles in guter gegenverfassung stünde. Was der Ardeus / den man täglich mit den hülfvölkern erwartete / immittels von Ninive mitbringen würde / das müste man absehen. Der Cimber verhieße / alsofort den Tubal nach Basan abzufärtigen: von dar es an der versprochenen hülfe nicht ermangelen würde. Abimelech solte / wie er bisher gethan / mit guter hofnung den Belopares aufhalten / üm dessen verträulichkeit zu nehren: der aber sich nicht dazu entschließen wolte / der Dalimire wider zu schreiben / ob es gleich nützlich befunden wurde / weil er / auch diß bloße stellen / seiner liebe entgegen zu seyn / vermeinte.
Hierauf wurde ferner abgeredet / folgenden tags bei einem opfer zu erscheinen / da die Prinzessin von Seir ihr glaubensbekentnis ablegen wolte: und weil der Prinz von Assyrien mit dabei seyn würde /
Ahalibama bliebe bei der Timna / die sie nun von neuem hatte lieb gewonnen: und weil sie in vierzehen tagen einander nicht viel gesehen / als holeten sie nun alles nach / was bisher versäumet worden. Die Timna muste dieser ihrer basen auch versprechen / mit dem ersten ihr ihren lebenslauf zu erzehlen: dessen unwissenheit / bald einen harten stoß in ihrer Freundschaft verursachet hätte. Weil auch der Timna unpäßlichkeit / mehr von unzufriedenheit des gemütes / als von übeler beschaffenheit des leibes / hergerüret / als
Es ist nicht genug / (sagte er bei sich selbst /) daß ich in person dem glücklichen Abimelech in seiner liebe diene: ganz Basan muß auch dergleichen thun /und ich nun das reich Ninive beschützen / damit Delbois den Abimelech daselbst zum König krönen könne. Hierauf kame ihm sein neuer mitbuler / der König von Assyrien in den sinn: dessen gewalt und unbändiges gemüt / ihn alles für seine Königin fürchten machte. Betrachtete er dann ihren verborgenen stand / kunte er sich daraus nicht finden / noch ergründen / von was stammen sie seyn müste. Ihr aber in allem / und nach äuserstem vermögen / zu dienen /name er noch den abend mit seinem freunde den Tubal die abrede / was der zu Basan / sowol der hülfvölker als der Prinzessin Hercinde halber / bestellen solte: und wurde dessen abreise so beschleunigt / daß die den folgenden morgen für sich gienge.
Weil am morgen der verliebte Cimber sich erinnerte / daß er dem opfer / welches die Königin von Ninive angestellet / beizuwonen versprochen hatte / als verfügte er sich / neben der Timna / (von der er zugleich
Wie sie nun anfangs alle niedergekniehet und angebetet hatten name die Königin die Prinzessin Ahalibama bei der hand / und fürete sie zu dem altar: da sie öffentlich allen heidnischen göttern absagte / den wahren Gott des himmels und der erden für ihren Gott allein bekante / und darauf durch den priester / von ihrem der Diana gethanem gelübde / losgesprochen wurde. Hiernächst ward das opfer angezündet / mitlerweile man einen lobgesang anstimmete. Nachdem beides geendet war / sungen sie die sieben gebote des Noa / welche er seinen kindern zu halten fürgeschrieben / folgender massen.
Weil es nun eben / wegen eines aufgestiegenen windes / etwas kül war / als wolte die Königin / nach Enos spazirend / sich etwas belustigen. Auf diesem weg / kame die Ahalibama bei der Casbiane zu gehen / und weil sie an dieser Fürstin einige betrübnis spürete / name sie daher anlaß / sie üm die ursach ihres anligens zu fragen. Ich bin iedesmal stilles gemütes /(sagte Casbiane /) wann ich dem Gottesdienst habe beigewonet: dann ich die gebote des Noa / die uns alle verbinden / niemals ohne grausen anhöre / weil ich dabei bedenke / wie wenig wir menschen diese gebote halten / ohne deren beobachtung wir doch mit Gott nicht wol stehen können. Dergleichen angst (antwortete Ahalibama /) mögte vielmehr ich fülen /
Hiemit / als sie in ihrer unterredung weiter fortfahren wolten / ersahe Casbiane iemanden eiligst auf sie ankommen / den sie / als er sich näherte / für einen bedienten ihres herrn / des Fürsten Arsas / erkante. Dieser überlieferte der Königin von Ninive ein schreiben / und gienge folgends zur Casbiane / deren er auch einen brief aushändigte. Diese Fürstin zeigete /bei diesem entfang / einige bestürzung / und fanden sie in beiden schreiben die nachricht / daß der Arsas nächsten tags in Damasco seyn wolte. Casbiane erwiese hierauf ein großes verlangen / bald in ihrem hause zu
Sie fuhren aber / ehe die mittagshitze völlig einbrache / wieder nach Damasco: da die Königin von Ninive mit der wiederkunft des Fürsten Ardeus / den sie nach Ninive geschicket / erfreuet wurde. Sie ließe ihn alsofort in gegenwart ihrer andern Ninivitischen Fürsten / in ihr zimmer kommen / von seiner verrichtung bericht einzunemen. Er entschüldigte erstlich sein langes ausenbleiben: dessen ursache er der langsamen werbung beimaße / mit deren man nicht geschwinder aufkommen können. Hiernächst vermeldete er / wie er nun ein auserlesenes volk / unter fürung des Phalacus als feldhaubtmans / mitbrächte / die im thal Hoba hinter Damasco bereits angekommen wären / und daselbst der Königin befehl erwarteten. Der Statthalter von Ninive ließe die Königin hierbei ersuchen / daß sie die hülfe / so sie dem Fürsten von Edom versprochen / also erstatten wolte / damit sie auch volk für sich behalten möchte / dessen sie / nicht allein wegen des kriegs mit dem König von Canaan / sondern auch und vielmehr wegen der Assyrier / die über Ninive nichts gutes beschlossen hätten / höchst
Hiernächst fragte sie den Ardeus / ob man nicht zu Ninive erfahren / daß der Prinz von Canaan die Königin Aramena aus dem tempel der Diana hinweg bekommen hätte? Hierauf erzehlte ihr der Ardeus / daß hiervon ein gerüchte in Ninive erschollen wäre / als der Aner / des Prinzen Hemors Statthalter / mit der Aramena bereits hinweg gewesen. Der Fürst Peldas hätte sich hierüber sehr bestürzt angestellet / und deswegen von der Oberpriesterin Celia nachricht begehret; die ihme nichtes anders als dieses zurücke sagen lassen: Man hätte ihr nicht die Prinzessin Aramena von Chaldea / des Statthalters von Syrien tochter / so betrieglicher weise rauben und fürenthalten sollen; so dann würde auch sie / dem Assyrischen hause zu wider / die Syrische Königin Aramena nicht so heimlich aus dem tempel gegeben haben. Der Statthalter von Ninive (fuhre Ardeus fort zu erzehlen) kunte sich in diese antwort gar nicht richten / und hat er mir / an seinen schwager / den Fürsten Husan / briefe mitgegeben / so diese Syrische Königin betreffen: daher E. Mai. vielleicht hiervon mehr nachricht werden erlangen können. Aus dieser antwort der Celia / (finge der Tharsis hierauf an zu reden /) die sie meinem herr vattern geben lassen / solte fast soviel
Die Königin mochte / weil soviel herren zugegen waren / nach der Orosmada nicht fragen / und wurde sie damit abgefordert / nach der Königin von Tyro in den kriegesraht zu kommen: weswegen sie ihre Fürsten von sich ließe / und alsofort sich dahin begabe. Sie funde alda / in der Königin gemach / den Baleus /Abimelech / Esau / Mamellus / Sinear und Elihu / den alten Fürsten von Hus / den Husan Fürsten von Chesed / und den Belopares / neben vielen Assyrischen hohen kriegsbedienten: welche / weil im thal Hoba alle völker angekommen waren / sich bereden wolten / wie es mit diesem krieg anzuschlagen seyn möchte. Der Statthalter von Syrien hatte nachricht von Hierapolis erhalten / daß nicht allein die Ober-Syrer / unter dem Prinzen Hemor / welchen sie bereits den Syrischen König nanten / sich zusammen zögen / und sehr verstärkten / sondern daß auch der König Beor von Canaan in person / mit einem mächtigen heer / bald zu ihnen stoßen würde. Demnach
Nachdem sie mit anbrechendem tag wieder erwachet / und sich erinnerte / daß sie diesen tag kriegerische dinge verrichten solte / ließe sie sich hierzu schicklich ankleiden / und die Königin von Elam neben allem frauenzimmer ersuchen / in gleicher tracht / und zu pferd / mit ihr darbei zu erscheinen. Es bliebe von ihnen keine zurücke / als die Timna /wegen noch anhaltender mattigkeit / die Mehetabeel /als eine Fürstin von Seir / wider deren vatterland dieser feldzug zum teil erginge / und die Casbiane. Ahalibama aber / ob sie gleich einerlei ausrede mit der Mehetabeel haben können /
Wie nun dieser Prinz seine vertraute Babylonier in zimliche ordnung gestellet / und sich zu nächst an den Ninivitischen feldherrn Phalacus / der der Königin von Ninive völker fürete / gesetzet / auch der Belopares sein kriegsheer in gute bereitschaft gebracht / und der Altadas des Statthalters Mamellus untergebene kriegesleute zu den andern gefüret hatte: kame die königliche gesellschaft aus Damasco daselbst an / da der wunderglanz der schönen Delbois dergestalt in aller augen blitzete / daß sie gleichsam geblendet in diese sonne schaueten. Die andere fürtrefliche schönheiten erwarben ihnen ebenfalls viel anbetere: und wurden sie ingesamt mit einem allgemeinen freudengeschrei bewillkommet / davon die ümligende berge erschalleten. Die Königin von Tyro / neben der Statthalterin von Syrien und andern von ihrem frauenzimmer / fuhren auf köstlichen wagen hernach: da dann diese ganze gesellschaft / von dem Prinzen von Assyrien /dem Statthalter Mamellus dem Fürsten von Edom /dem Prinzen Cimber / dem feldherrn Hadoran / dem Fürsten Hanoch / auch allen Ninivitischen
Die schöne Delbois / die wol merkte / wie diß gemeinet war / bedankete sich / für diese gütige bezeugung des Königs / mehr mit dem mund / als im herzen / und ließe die fürnemste kriegsbediente für sich kommen / ihre begrüßung anzuhören. Wie dieses geschehen / kamen auch ihre eigene kriegs-obersten / ihr den rock zu küssen / da Phalacus / Arteman / Zaphis / Elimodan und die andern Niniviten / mit worten und gebärden ihre dapfere begierde an den tag gaben / ihr leben für ihre Königin zu lassen. Den Phalacus fürete sie alsofort zu dem Fürsten von Edom / und sagte: Hiemit wil ich meine zusage halten / die ich dem großen Edom gethan / und ihme meinen feldhaubtman zu dienst widmen / der befehl hat / die hälfte meiner angekommenen völker nach Seir zu füren. Es solte das ganze heer zu euren diensten seyn / wann nicht die noht erforderte / mich selber in sicherheit zu erhalten. Esau ließe sich hierauf auf ein knie nieder /
Hierauf / nachdem alle Assyrische herren auch die Königin von Tyro / als ihre alte lands-Prinzessin / begrüßet hatten / begabe sich ein jeder wieder nach seinen völkern / üm nacheinander in zimlicher ordnung für der Königinnen gezelt fürbei zu ziehen. Erstlich kamen die / so nach dem gebirge Seir gehen solten: denen die beide helden der Esau und Abimelech fürritten / solche majestät und dapferes wesen von sich blicken lassend / daß sie iedermans verwunderung auf sich zogen. Ihnen folgten vier tausend mann / von den Assyrischen soldaten / und vier tausend Niniviten. Hierauf kamen / der Hanoch Fürst von Midian /neben den feldhaubtman Phalacus / auch von vier tausend Assyriern und so vielen Niniviten begleitet: ferner der Zalmon ein Assyrier / und der Ninivite Elimodan / mit eben so viel Assyrischen und Ninivitischen kriegsleuten. Der junge Eupales / des Belopales bruder / und der Pannias / ein vetter des Fürsten von Ressen / fürete den vierten haufen: und den fünften und lezten / der Mytreus ein Babylonischer herr / und der junge Sosares / ein bruder des Fürsten Barzes von Arvad / die daneben über die mitgehende streitwägen bestellet waren.
Indem also dieses auserlesene volk fürüber zoge /begabe sich Ahalibama / üm nicht zu große entfindlichkeit
Indem nun Aramena wieder antworten wolte / verhinterte solches der Prinz von Assyrien / der auf sie zukame / und sich mitten einstellend / sie beide bei der hand fassete / und mit ihnen fortgehend / lächlend sagte: Eure feinde sind schon fürüber / kommet nur /wehrte Horitinnen! und sehet den andern zu / die nun fürbei ziehen werden: dann die sind eure freunde / und fürnemlich der Prinzessin von Seir ihre beschützere. Der Prinz von Assyrien / (antwortete Ahalibama /) erweiset gar zu große aufmerksamkeit / indem er nicht allein diese unsere absonderung von der gesellschaft /sondern auch deren ursach / sobald in acht
Hiemit kehrten sie wieder zu den andern / als eben der feldherr Belopares für dem zelt über ritte / eine bewehrte manschaft von viertausend Assyriern fürend. Nach ihm kame der streitbare Oneballus / auch mit viertausend Babyloniern. Diesem folgte Dercylus /mit gleicher anzahl / ferner Ascrasapes / und lezlich Abieser / denen ingesamt zwanzig tausend mann / alle auserlesene kriegesleute / nachzogen. Nachdem diese sich an die eine seite des berges bei die nach Seir verordnete völker gestellet / erschiene der Prinz Sinear von Chaldea / dem ein heer von viertausend Chaldeern folgete. Nach ihm kamen der Mancaleus / und letzlich der Nechubes / ieder eine gleiche anzahl Chaldeer fürend. Hierauf ließen sich die Niniviten sehen / denen die Königin den Tharsis / Fürsten von Sepharraim / zum feldherrn zugeordnet: welcher diese ansehnliche stelle mit großer ehrsucht vertrate / und seine untergebene zwanzigtausend man in guter ordnung fürbei fürete. Der feldhaubtman Arteman / der Elimodan / der küne Zaphis / ein bruder der Siringe /
Nachdem dieses heer sich neben die andern gestellet / kame das Assyrische heer / welches / unter des Statthalters von Syrien aufsicht / zu beschützung des Königreichs / in Damasco und auf den berg Senir gelegt war: und fürete dieselben / auf des statthalters befehl / der Nahor Fürst von Haran / der junge Elhanan Fürst von Hus / und der Thison / aus Mesopotanien; welche auch zusammen zwölftausend mann auffüreten. Diesen ansehnlichen haufen beschloßen sechstausend Syrer: die aber mehr von namen als geburt Syrisch / und meist aus Babylonien bürtig waren / auch von einem Medischen herrn / dem Altadas / der Dalimire vettern / gefüret wurden: worwider sich zwar die Syrische Fürsten sehr gesträubet hatten / weil sie dieses volk / zum schutz des reichs / aus ihrem mittel regiren wolten / iedoch gezwungen es also musten geschehen lassen. Zu allerlezt folgete eine große anzahl streitwägen / über die der dapfere Opharteus gesezt ware.
Wie nun solcher gestalt die besichtigung vorgegangen / kamen die Prinzen Abimelech / Sinear / Esau /Belopares / Hanoch und die andere fürnemste kriegsbediente / wieder zu den Königinnen in das zelt: da der Mamellus die ganze gesellschaft / auf eine stunde von dar / in einem großen meienhof / den er hierzu bequemen lassen / zur malzeit einlude; weswegen sich /die Königin von Tyro zu wagen / die andere beide Königinnen aber / neben den Prinzessinnen und dem meisten frauenzimmer / zu pferd begaben / und im hinreisen / für das ganze heer fürbei kommend /
Zwar den betrübten Abimelech tröstete nicht wenig / des Cimbers gegenwart / und dessen gethane verheisung. Dannenhero / als ihm dieser sein freund zur seiten ritte / ümfassete er ihn mit dem einen arm / heimlich zu ihm sagend: Liebster freund! zu dir stehet meine einige zuversicht / und würde ich vergehen /wenn ich / sonder dich bei meiner Königin zu wissen / von ihr scheiden müste. Ach Cimber! halte was du mir versprochen / und nimm dich meiner Königin also an / als wann du sie selbsten liebetest. Sei versichert /wehrter Prinz! (sagte Cimber seufzend /) daß ich das edle und teure pfand / welches du mir anvertrauest /also werde in acht nehmen / daß ich eher mein blut und leben verlieren wil / als zugeben / daß sie gekränket lebe. Verlasse dich daneben nur sicherlich auf die hülfe aus Basan / und beunruhige nicht selber deine glückseligkeit / die du vollkömlich genießest. Mein glück / (antwortete Abimelech /) erkenne ich wol /daß es größer ist / als alle seeligkeit der welt. Betrachte ich aber / was
Indem kame der Belopares dazu / und verstörte ihre unterredung: der dann / bei diesem abzuge des Abimelech / nochmals gelegenheit suchete / ihn zu vermanen / daß er in dem großen furhaben der Dalimire ämsig mitarbeiten / und ihm diese sache / darbei er soviel anteil hätte / eiferigst wolte angelegen seyn lassen. Abimelech versprache mehr / als er iemals zu halten gesinnet war / und entfunde kein geringes leiden / daß er sich also stellen / und seine eigentliche gedanken verbergen muste. In solchem ihrem gespräche / erreichete die gesellschaft den meierhof: da Mamellus / in dem gartenplatz / alles auf das herrlichste und ganz Königlich zurichten lassen.
Indem sie aber zur tafel gehen wolten / kame einer in dem hof: welchen alsobald der Esau für seiner Mahalaath jüngsten bruder / den Ketma / erkante / der / unter dem Prinzen von Caphtor / die waffen in Edom fürete. Ein verborgener schrecken überfiele ihn / als er dieses Fürsten ansichtig wurde: und fülete er sich zu zaghaft / ihn zu fragen / wie es auf dem gebirge und üm die seinigen stunde. Des Ketma erblasstes gesicht und verstörtes wesen / gabe auch nicht unklar an den tag / daß seine ankunft müste eine betrübte ursach haben. Wie er nun / nach abgelegter allgemeiner begrüßung / allein bei dem Esau gehör begehret / entschüldigte sich derselbe bei den Königinnen und andern anwesenden / daß er sie verlassen müste / und
Ketma vermochte nicht die tränen zu halten / und als er die eine weile für sich reden lassen / wurde Esau endlich ungedultig / in solcher ungewißheit länger zu schweben / weswegen er in diese fragworte heraus brache: Ist Theman vieleicht nun ganz verloren? oder komme ich etwan zu spat / meine gemalinnen zu befreien. Großer held! (antwortete Ketma /) der dapfere Prinz Ahusath ist meister in Theman / und sind die Sabeer / Araber / und meine vettern von Hevila / aus Edom abgezogen / also daß die Fürsten von Seir alleine noch die Cananitische hülfe bei sich haben: die doch so groß nicht ist / als man sie anfangs gemachet. Was betrübtes bringet ihr mir dann? fragte der ungedültige Esau. Ach! muß ichs dann sagen? (sagte Ketma / und seufzte) Ich bringe die klägliche zeitung / von dem erbärmlichen / gewaltsamen tode der dreien gemalinnen des großen Edoms. Diese unverhofte post rürete den Esau dermassen sein herz /daß er / da er sonst noch alles unglück grosmütig überstehen können / in dieses sich nicht zu finden wuste. Er starrete von entsetzen / also daß er mehr einem bilde / als einem menschen / änlich sahe. Wie! (finge er über eine weile an /) ist Mahalaath nicht mehr vorhanden? ist Judith dahin? und Ada ümgekommen? und ich verziehe noch / dieser unschüldigen ihr blut zu rächen. Sagt Ketma! saget
Hiemit ließe er sich von dem Hanoch und Ketma in eine schäferhütte leiten / daselbst er diese des Ketma erzehlung anhörte. Ich wil mich nicht lang aufhalten /(sagte selbiger /) zu berichten / wie / nach des grossen Esau abreise aus Edom / alles dem feind unterwürfig worden / und wir uns mit mühe in Theman halten können. Ich wil iezt allein melden / von der grausamen nie-erhörten that / die die Fürsten von Seir / an der Ada / Judith / und meiner schwester Mahalaath /verübet haben. Diese drei unglückselige Fürstinnen /saßen zu Acrabin auf des Disans raubschloß / in langer gefängnis / und ware Sobals unversönlicher haß /wegen des todes seines sohns des jungen Ebals / so häftig gegen den Fürsten von Edom / daß er endlich aus rachgier sich entschloße / solchen an diesen dreien Fürstinnen auszulassen. Dieses sein tyrannisches beginnen / dessen er sich / nach seiner wiederkunft aus Canaan / bald vermercken lassen / wurde von seinen brüdern und vettern erstlich sehr widersprochen. Als aber das gerüchte nach Seir erscholle / daß der König von Assyrien / und die Königin von Ninive ein gewaltiges heer uns zu hülfe schicken würden: vermehrte solches ihre verbitterung dermassen / daß sie /aus verzweifelter rache / ihren göttern ein großes fest anstelleten / und deren hülfe zu erlangen / diese drei Fürstinnen ihnen zu opfern / sich entschloßen.
Die Zurüstungen zu diesem blutfeste geschahen so öffentlich / daß wir zu Theman dieses fürhaben bald erfuhren: daher der Prinz von Caphtor alle ersinnliche
Mein anbringen wurde von beiden völkern wol aufgenommen / und wie sie diese that deren von Seir höchst tadelten / also verordneten sie gleich etliche nach Acrabin / die die Fürsten von solchem grausamen opfer abhalten sollen. Ich erhielte bei der Königin Petasiride von Saba / die selber mit beim heer ware / daß ich mit unter diesen abgeschickten nach Acrabin kommen möchte: weil das verlangen / meine arme schwester zu sehen / sehr groß bei mir war. Die abgeordnete wurden daselbst wol aufgenommen / und ihr anbringen von den gesamten Seirischen Fürsten angehöret. Ob nun zwar / viel unter ihnen / sich bewegen ließen / so war doch der Jobal und sein anhang der mächtigste: daß also / ungeacht der einrede / dieser ihrer bundsverwandten / mit dem opfer fortgefahren wurde. Als nun / mit dieser abschlägigen antwort /
Ich fiele der Mahalaath gleich üm den hals / und kunten wir beiderseits / vor wehmut / lang kein wort herfürbringen. Wie uns endlich der schmerz reden ließe / bestunde unser gespräche in erbärmlicher betrachtung ihres elenden zustandes: da ich sie alle dreie / sowol über der abwesenheit ihres liebsten Esau / als über ihrem unvermeidlichen tod / weil alle hülfe von ihnen entfernet war / wehklagen hörte. Ach! (sagte die Ada) was nützet es mir / daß ich einem so künen helden vermälet bin / und von ihme einen so dapfern sohn zur welt geboren habe / da sie beide mich nun in meinem elend versinken lassen? Solte Esau wissen /(sezte die Judith hinzu) wie es mir ergehet: ich bin versichert / die liebe / so er mir iederzeit erwiesen /würde sich auch iezt bezeugen / und eher seinem eid befördern / als den meinigen zulassen. Unsere liebe /(erwehnte die Mahalaath /) finge an mit blutvergießen / und muß sich nun leider auch also enden. Doch /wann in iener welt das andenken irdischer dinge vergönnet ist / so sol nimmermehr meine treue liebe zu meinem gemal aufhören / unangesehen er mich ietzund hülflos sterben lässet.
Nach diesem stunde es wenig tage an / da geschahe dem Moloch dieses grausame opfer: und triebe mich /mehr die betrübnis als der fürwitz / solches mit anzusehen. Demnach begabe ich mich unter das volk / und sahe die Ada großmütig / die Judith unerschroken /und die Mahalaath beherzt ankommen / von ihren barbarischen priestern gefüret: da ich dann / für wehmut / alle gebräuche nicht in acht nemen konte / die dabei für gingen. Es wird aber gnug seyn / wann ich sage / daß ich diese drei Fürstinnen mit großer standhaftigkeit sterben gesehen / und litten sie die marter des feuers mit so unerschrocknem mute / daß sie mit dieser lezten that wol erwiesen / wie so würdige gemalinnen des großen Edoms sie gewesen waren. Ich mochte / nach dieser mordthat / keinen augenblick mehr in Acrabin bleiben / sondern eilete mit dem kleinen Reguel nach Theman: den ich nun alda in guter verwahrung gelassen / als ich von dem Prinzen von
Ehe ich aber abreisete / kame die zeitung nach Theman / daß so wol die Sabeer und die von Hevila / als der edle Prinz Ephron / an dieser greulichen that sich dermassen geärgert / daß die beide erste mit ihren völkern das land geraumet / und der Fürsten von Seir seite gänzlich verlassen / der Prinz von Canaan aber /für seine person / von den Sichemitischen völkern sich hinweg begeben hätte: weil er / für die mörder seiner schwester der Judith / nicht mehr zu fechten begehret. So groß nun hierüber bei dem feinde die bestürzung war / so mutig erzeigten sich hingegen die unsrige: welche / von billigem eifer / ihrer Fürstinnen blut zu rächen / angetrieben / die Seirischen aus dem lande Theman hinweg schlugen. Also bliebe / wie ich wegzoge / der Prinz von Caphtor nicht allein meister von Theman / sondern er ware auch willens / einen einfall in Edom zu thun / und Bean anzugreifen. Das unschuldige blut / schreiet nun üm rache. Die vierzig tausend Assyrer und Niniviten sind dazu geschickt und tüchtig / den garaus mit Seir zu spielen: und wird der große Edom / durch billige rache / wider dieses schwere leiden / das iezt der himmel ihnen zugeschicket / sich etlicher maßen trösten können.
O unbarmherziges geschicke! (rieffe hierauf der hochbetrübte Esau) wie hast du dieses unglück / über so unschuldige seelen / verhängen können? Habe ich gesündigt / habe ich deinen zorn verdienet: warum strafftest du diese unschuldigen? warüm hast du nicht deinen grimm gegen mir gewendet? Doch du hast
Die Königliche gesellschaft / wurde inzwischen von dem Mamellus wol bewirtet. Doch waren seine meiste gäste / gleich wie er selber / sehr betrübet: weil sowol die liebe / als die sorgfältige stats-gedanken /ihre gemüter eingenommen hatten / und dieselbe beunruhigten. Mamellus plagte sich am meisten / mit dem andenken seiner tochter / deren entfürung aus dem tempel / er von dem Fürsten Ardeus vernemen müßen: und hätte er solche leichter verschmerzet /wann er erfahren können / wohin sie wäre entfüret worden; damit er hoffnung erlangen mögen / sie dermaleins wieder zu sehen und in seine gewalt zu bekommen. Wie nun
Weil die Königin von Ninive die nacht wieder in Damasco zu seyn / verlangte / als rannten sie in dem schattichten walde frisch fort: da dann die Ahalibama mit ihrem pferd / der Ammonide / die einen mutigen hengst ritte / also nahe kame / daß selbiges hinten ausschluge / und die Ahalibama an die kniescheibe traffe. Sie ritte zwar anfangs / mit diesem schmerzen /gemach hinten nach / konte aber endlich den schenkel nicht mehr auf dem pferd halten: weswegen sie von der Astale und dem Fürsten Jothan / der mit ihrer verordneten leibwacht bei ihr geblieben / angemanet wurde / in eine schäferhütte abzutreten / und nach ihrem schaden sehen zu lassen. Wie sie nun dieses thun wolte / vermochte sie auf den fus nicht zu treten: weswegen
Er sprange gleich von seinem bette auf / und für betrübnis nicht sehend / daß sie hinkte / vermeinte er /sie wüste sein unglück / und käme / ihn zu trösten /sagte deswegen wider sie: Er verdiene diese gnade nicht / die sie ihm durch diese ihre besuchung erwiese. Ich komme (antwortete sie ihm gar verächtlich /) eben so wider meinen willen zu dieser besuchung / als wie der Fürst von Edom wider seinen willen mich ehmals in Damasco besuchet / erlöset und beschenket hat: und hätte ich gewust / daß diese hütte nicht ein ort für meine ruhe wäre / würde ich den Fürsten von Edom nicht in der seinigen verstöret haben. Als sie dem Esau diese entfindliche worte / zu vermehrung seiner qual / gesaget / ließe sie sich wieder hinaus /und nach einer andern hütte füren: da nach und nach der schmerze bei ihr also überhand name / daß Astale bewogen wurde / noch einen boten eiligst nach dem wundarzt abzufärtigen.
Esau / der nicht wuste / wie ihm geschahe / setzete sich neben dem Hanoch und Ketma auf die pferde /die ihnen ihre dienere nachgefüret hatten / und ritte also ganz verwirrt und aus ihm selber / die strasse nach Naeman / zu seinen völkern: da unferne von dem ort / allwo der Abraham gewonet / die Königin von Ninive mit ihrer gesellschaft ihme sporenstreichs entgegen
Ahalibama zoge hiebei nichts in bedenken / als die unsicherheit / und daß sie befahrete / der König von Canaan möchte in der zeit / da sie sich alda heilen ließe / mit hülfe des Fürsten Zophar / der zu Naeman wonete / einen anschlag auf sie machen / üm sie wieder in seine gewalt zu bekommen. Aber diese furcht wurde ihr durch die Königin von Ninive benommen /welche dem Arteman / einem ihrer kriegs-obersten /befahle / daß er mit etlich tausenden sich üm Naeman lagern / und auf alles ein wachendes auge haben solte: zudem daß auch der Jothan mit ihrer leibwacht /neben der jenigen / so der Mamellus ihr zugeordnet /alles unheil
Indem sie aber von einander scheiden wolten /kame unversehens der Arsas / Fürst von Cale / neben einem mohren / zu ihnen / dessen ankunft die Königin hoch erfreute: und erwiesen sie alle eine große begierde / zu vernemen / wie es in Canaan stünde. Weil er aber dißorts seinen bericht nicht weitläufig abstatten konte / als erzehlte er nur mit wenigem / daß der König Beor in person zu feld ginge / Syrien anzugreifen; daß er / von dem Pharao aus Egypten / hülfe und beistand erwartete; daß der König von Salem / annoch zu Sichem gefänglich angehalten würde; daß auch zu Kiriath Arba große unruhe wäre / und es aller orten ein gefärliches aussehen gewinne. Die Königin befragte ihn hierauf / üm den mitgekommenen mohren /und vername / daß er an sie / von dem König Eridanus von Cus / und von der Prinzessin Cölidiane / abgeschickt wäre / dessen gewerbe sie von ihm selber
Daß alles / was uns widerfäret / der Höchste zu unserem bästen kehre / ob es uns gleich anfangs widerlich scheinet / erhellet satsam aus meinem beispiel: die ich für mein höchstes unglück hielte / als ich aus Damasco weichen muste / weil ich dadurch E. Maj. gegenwart beraubet wurde. Nunmehr aber erkenne ich /daß diß ein mittel gewesen / E. Maj. und den meinigen zu dienen: massen der grosmütige König von Cus mir verheisen / nicht allein E. Maj. sondern auch dem bedrängten König von Salem / hülfvölker zu
Cölidiane.
Als die schöne Königin dieses nicht sonder bewegung durchsehen / rieffe sie dem Abimelech / und sagte; Leset diesen brief / weil er euch mit angehet! damit überreichte sie ihm das schreiben / der solches ganz verwirret hinname / und / seine bewegungen zu bergen / ein wenig damit abseits ginge. Delbois stellete inzwischen / der Prinzessin Jaelinde / das ihrige auch zu / welche darinn folgende worte fande.
Ich gehe nach dem Königreich Cus / weil meine grosmütige beschützere mich noch nicht erlassen wollen: zumal ich auch befinde / daß ich / durch meine gegenwart / alda den unsrigen dienen kan. Stellet demnach euer gemüt in ruhe / liebste schwester! sowol wegen meiner abwesenheit / als wegen des schlechten zustands unsers vettern: und versichert euch / daß der gerechte himmel
Cölidiane.
Als hierauf die Prinzessin Jaelinde mit dem mohren zu reden begunte / der Prinz Baleus indessen bei seiner Aramena sich aufhielte / und die andern auch hin und wieder gesellschaft machten / überkame die schöne Königin gelegenheit / mit ihrem Prinzen allein zu reden. Demnach ginge sie zu ihm / und fragte / ob er der Prinzessin Cölidiane schreiben durchlesen? dann sie ihme noch ein anders / so an ihm selber gestellet war / zu überreichen hätte. Ach große Königin! (sagte er seufzend /) wie verfolget mich mein gar zu großes glück! und wie jammert mich dieser Prinzessin / daß die durch meine verschwiegenheit also muß betrogen leben! Es scheinet aus allen ümständen / daß sie von dem König Eridanus geliebet werde: ist es dann wol verantwortlich / daß man ihr länger verheele / was bei mir die unmüglichkeit verursachet / ihre keusche wolgewogenheit anzunemen? und daß man sie verhintere / Königin von Cus zu werden?
Ihr könnet nimmermehr / mein Prinz! (antwortete Delbois /) diese unvergleichliche Prinzessin also beklagen / wie ich thue. Ich bin ihr mit so ungemeiner freundschaft ergeben / und die kurze zeit / da ich sie gesehen / ihr so eigen worden / daß ich alles in der welt für sie thun wolte / üm ihre ruhe zu befördern. Unsere verbindung ihr zu entdecken / habe ich bei ihrer gegenwart nicht thunlich befunden: weil ich gespüret / daß sie euch gar zu häftig liebe / und sonder gar zu schmerzliche entfindung dieses nicht würde aufgenommen haben. Sie war mir viel zu lieb / und es
Ich habe für nötig erachtet / meinen jetzigen zustand euch zu eröfnen: weil niemand solches getreuer und bässer thun kan / als ich selber / und ich besorgen muß / daß das gerüchte die unwarheit von mir berichten möchte. Ich bin / zufälliger weise / in die hände des Königs Eridanus
Cölidiane.
Indem die Königin dieses ablase / stiegen sowol ihr als dem Prinzen die tränen in die augen / und wusten sie beide fast nichts hierauf zu sagen. Was wollet ihr antworten? fragte die Königin. Was sol ich schreiben? fragte er hinwiederüm. In solcher unschlüßigkeit würden sie sich noch lang aufgehalten haben / wann nicht der hereinbrechende abend sie voneinander geschieden hätte. Weil ich weiß / daß es euer wille ist /mein Prinz! (finge endlich die Königin an /) so ermane ich euch nun beim abschied / mir beständig zu bleiben / und euch in den vorstehenden kriegsgefahren also zu wagen / daß ihr gedenket / wie euer leben mir / und nicht euch / zugehöre. Dahingegen gibe ich euch die versicherung / daß keine menschliche gewalt mich hintern sol / dem Prinzen Abimelech dieses zu halten / was ich ihm versprochen habe. Hiemit reichete
Des andern morgens vername sie / daß der Prinz Tiribaces / unwissend wohin / heimlich hinweggezogen wäre / und die Königin von Tyro / seine frau mutter / sich deswegen nicht wolte trösten lassen: weswegen sie dann eilete / nach dieser Königin zu gehen /und ihr in diesem neuen leiden tröstlich zu seyn. Sie fande daselbst die Königin von Elam / und die andern Prinzessinnen und Prinzen: alle hierüber sehr bestürzt. Die Königin von Tyro klagte der schönen Delbois / mit heißen tränen / ihr unglück / daß sie nun auch an diesem sohn erleben müssen. Es wurde aber nicht dieser Prinz allein / sondern auch der Prinz Sadrach aus Elam / und der Fürst Ninias von Ressen /gemisset. Elihu / der viel üm den Tiribaces gewesen /vermeldete / daß er diese beide zwar fleißig bei dem Prinzen hätte ab- und zu gehen sehen / doch nichtes von dieser abreise ausnemen können. Hadoran stellete
Die Königin von Ninive machte ihr hierauf gelegenheit / den Arsas allein zu sprechen / und entdeckte ihm ihren zustand / neben der ursach seiner reise nach Ninive: die er dann / bei solcher bewandnis / für höchstnötig achtete / auch mit aller treu und fleiß zu übernemen verhiese. Hierauf legte er auch völligen bericht ab / von seiner verrichtung in Canaan / und überlieferte der Königin die geschenke des Königs von Salem: womit sie sehr erfreut wurde / und ihr gleich fürname / das buch Jezirah durchzulesen /zumal iezt ihr gemüt also beschaffen war / daß sie gern allein seyn und allen andern belustigungen sich entziehen wolte.
Wie nun etliche tage verstrichen waren / inner welchen Arsas mit dem Borgias nach Ninive abzoge /und bei hof / wegen der abwesenheit des Tiribaces /wegen der Königin von Elam widersetzlichkeit / den Baleus zu
Aramena wolte eben antworten / als Cimber dazu kame / und dißmal sie davon befreiete. Die Königin wolte / daß Aramena dessen gespräche mit anhören solte / und befahle ihr deswegen / bei ihr zu bleiben.
Weil ich in der welt keine größere freundin / als die Prinzessin von Caphtor habe / als erfreue ich mich auch billig ihres ietzigen wolergehens / und der edlen wahl / die der große Eridanus erwiesen / da er so scheinbare zeichen / daß er so unvergleichliche tugend verehre / von sich gegeben. Der gerechte himmel bestätige alles gute fürnemen / und verleihe der schönen Cölidiane die ihr mehr als billig gebürende würde /große reiche unter ihrem gebot zu sehen. Ich werde solche gute post dem dapfern Prinzen Ahusath in Edom hinterbringen / und mein glück in der wolgewogenheit meiner unvergleichlichen Prinzessin also zu gebrauchen verlangen / daß dem großen Eridanus
Abimelech.
Es ist schwer / (sagte die Königin / nach verlesung dieses schreibens) hierinn zu rahten. Bekommet die Prinzessin keine antwort / dürfte es ihr sehr nahe gehen. Entfähet sie aber diese / so sorge ich ein gleichmäsiges: und sehe doch nicht / wie eine andere zu ersinnen wäre / die bei des Prinzen fästem fürsatz /mich zu lieben / bestehen könne. Abimelech thäte unrecht / (antwortete Cimber) wann er anderst verfüre /als er thut / da er sich von der grösten schönheit der welt geliebet sihet. So er / (sagte die Königin) der wahren vernunft folgen wolte / wäre sein wahl viel edler / wann er die Cölidiane vor mich liebete. Allein wir lassen uns nicht immer das nüzligste gefallen /und unser sinn will darinn zum öftern seine freiheit erweisen / daß er keinen raht begehrt anzunemen. Cimber seufzete hierzu / ohne zu antworten: und als die Königin das täfelein bei sich gestecket / fragte sie den Prinzen ferner / ob er nicht die Ahalibama zu Naeman hätte gesprochen? Diese Prinzessin (antwortete er) befindet sich wieder zimlich wol auf / wiewol sie noch des bettes hüten muß / und wird sie von der Calaride bäst bedienet. Sie ist / mit wiederfindung ihres verlornen ritters Dison / wieder erfreuet worden / den man seit dem tage gemisset / da E. Maj. ihren einzug hier in Damasco gehalten / und bezeuget sie darob nicht geringe vergnügung. Indem Cimber dieses erzehlt / feurete Aramena an / daß Delbois so wol /als Cimber / solches warnamen / daher die Königin
Nachdem hierauf der Cimber / nach noch etlichen gesprächen von dem geliebten Abimelech / wieder abschied genommen / und die Delbois sich bei ihrer Aramena wieder allein sahe / ließe sie dieselbe an ihr zu bekennen / ob sie liebe? Aramena hatte sich nie in größerer anfechtung gesehen / und von häftiger liebe zu ihrer Königin übernommen / fiele sie ihr zu fuß /und ganz aus sich selber / sagte sie: wann ich läugnete / daß ich liebe / würde ich die gröste unwarheit reden. Wann ich aber meine liebe eröfnen wolte /würde ich das gröste verbrechen begehen. Sie wolte fortreden / aber die furcht machte sie verstummen. Die mitleidige Delbois / welche aus ihrem thun die häftigkeit ihrer liebe abname / wolte sie nicht mehr nötigen / hube sie derhalben auf / und sagte: Bedenke dich wol / Aramena! ehe du den Assyrischen thron ausschlagest. Mir ist zwar so gut als jemanden bekant /was eine wahre liebe vermag / und wie die nichtes in der welt ansihet noch achtet. Ist nun deine verbündnis mit dem Dison also fäst / so muß ich es geschehen lassen. Ich sage aber nochmals: bedenke dich wol /und beschlaffe es diese nacht! morgen wil ich deine entschließung / und was ich dem Prinzen sagen sol /von dir vernemen.
Mit diesem bescheid wurde Aramena für dißmal erlassen / da sich dann dieser elende Dison nicht sobald in seiner kammer allein sahe / da stellete er ihm sein armseliges
Nachdem er hierauf eine gute weile sich mit seinen gedanken unterredet / und / die unvergleichliche Delbois mit allen ihren vollkommenheiten ihme fürmalend / mit ihm selber sich wol zerkrieget / siegete doch endlich seine vernunft / daß er sich selber überwande / und also herausbrache: Wolan / glückseliger Abimelech! ich überlasse dir den platz / und stehe hiermit ab / etwas zu begehren / das man dir schon so lang hat zuerkennet. Ich verbanne hiemit von mir hofnung und liebe / weil sie die unmöglichkeit zum ziel haben / und meine ehre dabei schiffbruch leidet. Ich wil und muß mich frei machen / und in überwindung mein
Hierzu nun zu gelangen / fiele ihm endlich ein /wann der ritter Dison / den seine schwester bei ihr hatte / mit dem er vordessen / als Aramena / in ein liebesgespräche gerahten / könte dahin vermögt werden /sich mit ihm unter der Aramena namen zu verehlichen: so würde er mit guter art von hof abkommen /der Königin ungnade vermeiden / sein betrug verschwiegen bleiben / und also niemand innen werden können / daß ein Fürst von Seir unter weibskleidern so lang in der schönen Delbois frauenzimmer gelebet. Demnach beschloße er / in der frühe / und ehe noch der morgen anbräche / nach der Timna palast sich zu begeben / dieses sein fürhaben ihr zu entdecken / und sie zu ersuchen / daß sie eiligst nach Naeman zu der Ahalibama reisen / und ihr seine gedanken anbringen möchte / üm durch sie ihren ritter dahin zu vermögen / daß der sie aus dieser noht errette: dann selber kunte er / nach Naeman zu gehen / diesen tag nicht abkommen / weil eben seine aufwartung bei der Königin einfiele.
Timna / die dieses anbringen ihres bedrangten vettern wol eingenommen und erwogen / konte kein bässers ersinnen / ihn aus diesem schimpf und unglücke zu reißen / als eben dieses: verhiese ihm demnach / alsofort nach Naeman zu fahren / und zwar so eilig /daß gegen den mittag / wann die Königin aus den Assyrischen geheimen raht kommen würde / sie wieder hier seyn möchte. Sie zweifelte auch nicht an guter verrichtung / weil der Dison ein freundesstück / dem bruder seiner Prinzessin zu gefallen / leichtlich erweisen könte. Hierauf ließe sie / immittels der wagen angespannet wurde / sich ankleiden / und niemand als eine dirne mit sich nemend / fuhre sie nach Naeman ab / die Aramena in guter hofnung hinterlassend. Weil sie ihren pferden frisch zusprechen ließe / als kame sie mit anbrechendem tag daselbst an / und ware im haus noch niemand auf / als ein bedienter des Fürsten / der die Timna nach der Ahalibama gemach fürete.
Als sie in die kammer eingetreten / fande sie die Astale / neben noch einer ihr unbekanten person / in dem einen bette schlaffen ligen. Sie schliche folgends nach dem andern bette / üm welches ümhänge waren /und hube gar leise einen von denselben auf: da sie dann / mit höchster verwunderung / bei der schlaffenden Ahalibama eine fürtreffliche schönheit ligen sahe / aus der / sie nicht wuste / was sie machen solte. Als sie sich nun ferner in der kammer ümgesehen / wurde sie gewar / daß eine mannskleidung auf einem schamel lage: worüber sie sehr bestürzt / und nicht wissend / was sie hiervon gedenken solte / sich hinter das bette auf der Ahalibama
Ich sage die warheit / (gabe Ahalibama zur antwort /) und wil dir nun zu wissen thun / was ich bisher für dir verschwiegen habe. Hierauf erzehlete sie ihr alles /wie Aramena in mannskleidern / unter Disons namen / mit ihr aus Salem hinweg gekommen / und beim einzug in Damasco verloren worden: da sie nun für etlichen tagen / ganz unvermutlich sich wieder bei ihr eingestellet / aber ihr nicht eröffnen wollen / wie es ihr in diesen sieben wochen ergangen wäre. Sie wil auch nichts davon hören / daß sie für die Syrische Königin erkant / und an den Hemor sei getrauet worden /sondern trägt noch immer verlangen nach der Diana tempel: daß sie also nicht ersinnen kan / was es mit dem / so der Tharsis berichtet / für eine bewandnis habe.
Timna hörte alles dieses mit großer verwunderung an / und wie Ahalibama hatte aufgehört zu reden /brache sie in diese worte heraus: O wunderbare schickung des himmels! Ich komme iezt / für die verstellte Aramena / üm den falschen verstellten Dison zu werben / oder vielmehr wegen des rechten Disons / üm die rechte Aramena anzuhalten. Wie meinst du das? (fragte Ahalibama /) erkläre mir doch diese dunkele rede. Hierauf erzehlte ihr die Timna / wessen der
Wie sie nun dieses werk lang und breit in ihrem gemüte überleget / sagte sie endlich zu der Timna: In warheit / dieses kömt uns nicht von ungefär zu! der himmel wil vielleicht hierdurch / das gefallene glück der Fürsten von Seir / wieder erheben / und uns das in Syrien bescheren / was wir iezt in Seir verlieren. Aramena ist gewißlich die Erbprinzessin dieses reichs /wie mich die Fürstin Calaride / meine jetzige wirtin /ümständlich versichert. Könten wir meinen bruder mit ihr verbinden / und ihn also zum Syrischen König machen / so wäre unsers ganzen hauses wolfart dadurch geschmiedet. Es würde auch alsdann mein vetter vergessen / daß er geschworen / seinen sohn dem Moloch zu opfern. Ich habe dieses schon fürlängst bei mir ausgesonnen / und nun es also kommet / muß ich es billig für eine himmlische schickung halten. Wie kan aber / (sagte Timna /) diese verbindung geschehen /da Aramena / wie ich höre / der Diana sich in den tempel verlobet / und er / üm die Königin von Ninive unverändert zu lieben / ein Priester zu Salem
Wie sie nun der Timna solches erzehlen wolte /trate der schöne Diso zu ihr in die kammer: der dann nicht wenig bestürzte / als er die Fürstin Timna erblickte / welche er daselbst nicht vermutet hatte. Timna aber / die nicht wuste / daß dieser schöne jüngling die Aramena wäre / sahe die Ahalibama an / üm sich hierüber bei ihr zu erkündigen. Ahalibama berieffe hierauf ihren vermeinten ritter für ihr bette / und sagte zu ihm: Entsetze dich nicht / die Timna bei mir zu finden. Ich bin ihrer treu und verschwiegenheit so wol versichert / daß ich ihr sonder gefahr deine heimlichkeit vertrauen dörfen: massen sie weiß / daß du die Aramena bist / und hab ich ihr / weil sie uns beisammen im bette gesehen / zu rettung meiner ehre /deinen stand entdecken müßen. Ist es müglich / (sagte Timna hierauf / und ümarmete zugleich den schönen Dison /) daß ich die schöne Aramena für mir sehe? Weil ich verrahten bin / (antwortete die verkleidete Aramena) so wil ich nicht laugnen / wer ich bin: und achte mich glücklich / die Fürstin Timna zu sehen /als eine von den vertrautesten freundinnen meiner Ahalibama.
Hierauf / nachdem sie einander mit gewönlichen höflichkeiten begegnet / sagte Ahalibama: Ich muß dir kund thun / liebster Dison! warüm die Timna iezt hier ist; dann es dich fürnemlich betrifft. Verschließe aber zuvor die thür / damit uns niemand in unserer unterredung verstöre. Indem nun der angeneme Dison / solches zu verrichten / hinginge / raunete Ahalibama der Timna ins ohr / daß sie sich nach
Du weist / (sagte sie) liebste Aramena! daß die Königin von Ninive eine jungfrau am hof hat / die deinen namen füret / mit der du auch zu Hemath / auf gegebene anleitung des Chaldeers / in ein gespräche geraten / also / daß euch iederman für verliebte personen gehalten. Diese jungfrau hat sich / gleich wie du / in den tempel der Diana nach Ninive verlobet / und ist ja so beständig / ihren irrrigen wahn nicht zu verlassen /unangesehen sie bei einer rechtgläubigen Königin lebet / die mich Gott lob! bekehret / und auf den rechten weg gebracht hat. Weil nun diese Aramena / von dem Prinzen von Assyrien / sehr mit liebe verfolget wird / als hat sie kein anders mittel gewust / diese liebe zu hintern / als daß sie vorgewandt / sie wäre an dich / als an den ritter Dison / ehelich versprochen. Dieses thäte sie in der zeit / da du verloren warest. Nunmehr / da du wiedergekommen / ist sie deshalben sehr beunruhiget: massen sie nicht weiß / wie sie ihr vorgeben / daß ihr miteinander verlobt seit / behaubten soll / da sie besorgen muß / du möchtest / wann du hiervon nicht unterrichtet würdest / das gegenspiel bezeugen / und anderst als sie reden. Um des willen hat die Fürstin Timna diß gewerbe von ihr übergenommen / ihre noht mir anzubringen / und mich zu bitten / daß ich dich / als meinen ritter / dahin vermögen wolte / nicht allein bei ihr liebe fürzugeben / sondern auch
Wenn ich das jenige / (antwortete die verkleidte Aramena /) so du mir / liebste schwester! iezt fürgebracht / recht bei mir überlege / so kan mein gemüte sich nicht gnug darob verwundern / daß mit dieser Aramena es dahin gekommen / in ernst / nach des Chaldeers vorsage / mein aufwärter zu werden /gleichwie sie solches bisher im scherz gewesen. Ich erkenne hieraus der großen Diana regirung / die du zwar verachtest / und von der du abtrünnig worden bist. Weil ich nun dieser göttin hierinn einen dienst thun kan / als bin ich erbötig / dieser guten Aramena vorgeschlagener massen davon zu helfen. Nur fürchte ich / in gefahr zu kommen / sowol weil ich dadurch mich zu des mächtigen Prinzen von Assyrien mitbuler mache / als weil auch / wann ich also meine gestalt öffentlich für allem volk im tempel sehen lasse / ich erkannt werden möchte / daß ich Aramena und nicht Dison bin.
Ich erfreue mich / (antwortete Ahalibama /) über deiner entschließung / und kan dir deine dabei habende
Ahalibama aber fuhre fort / die verkleidte Aramena in ihrer gefasten entschließung zu stärken; und ihr vorhaben zu vollenden / sagte sie: Sie erkenne es nicht für nützlich / daß die andere Aramena erfüre /wie ihr ritter Dison in der that auch eine weibsperson sei; weil dieselbe / als dem Assyrischen hause / und der Königin Delbois gar sehr ergeben / es nicht verschweigen / und also ausbringen mögte / daß sie die Syrische Aramena wäre. Ob ich gleich diese Syrerin nicht seyn wil / noch zu seyn mir einbilde / (antwortete Aramena /) so wil ich iedoch hierinn / wie in allen sachen / deinem einraht folgen. Ich vermeine zwar /meine künftige ordensschwester hätte küner mit mir im tempel sich können trauen lassen / wann sie erfahren / daß wir eines geschlechtes seien: als nun geschehen wird / da sie sorgen muß / ob ich nicht / als Dison / in warhafter liebe gegen ihr entbrennen / und also /durch mein recht / so ich an ihr durch diese trauung erlangen werde /
Wolan dann! (sagte Aramena /) thue mit mir / was dir gefället / und sei versichert / daß du nicht eher und bässer mit mir / wegen des abfalls von deinem gelübde / kanst ausgesönet werden / als wann du mir / wie du vorhast / wirst förderlich seyn / mein langes verlangen nach der Diana tempel zu erlangen / und der Celia die sorge zu benemen / die sie iezt über meiner abwesenheit entfindet. Wann deine trauung (antwortete Ahalibama /) mit der Aramena geschehen ist / so wil ich dir hernach alle mögliche hülfe leisten / dein gelübde zu vollziehen: unangesehen ich / in deinen orden mit einzutreten / niemals verlange. Hierauf / als Ahalibama mit der Timna / welche sehr eilete / allein zu reden / sich begierig erwiese / verließe sie beide der schöne Dison / nachdem er / der Aramena begehrter massen davon zu helfen / ihnen sein versprechen nochmals wiederholet und bestätigt hatte.
Wie nun die beide Seirische Fürstinnen sich wieder allein beisammen befanden / und eine weile einander angesehen / fragte die Timna: was wird dann hieraus werden / und was sol ich deinem bruder wieder sagen? Siehest du nicht / wehrte Timna! (antwortete Ahalibama) was ich zu stiften entschlossen bin? Mein bruder und diese Prinzessin sollen einander heuraten /wider ihr eignes wissen / und hast du ja nun mit angehöret / was ich ihr gesaget / und worzu
Timna hat mir eure entschließung entdecket / neben eurem anschlag / von hofe und von des Prinzen von Assyrien liebe abzukommen. Ich erfreue mich herzlich über euren vorsatz / wie auch / daß ich selbigen bei meinem ritter Dison werkstellig machen können /ohne ihm zu sagen / daß ihr nicht Aramena seit. Er hält euch noch für dieselbige / und weil er ein Isis-priester zu werden gelobet / und ihm eingebildet / daß ihr nach Ninive in der Diana tempel strebet / als machet er ein sonderbares gutes werk daraus / euch als seiner ordensschwester zu eurer erlösung zu dienen /und durch diese heurat euch von dem Assyrischen Prinzen zu erlösen. Ich habe diß für zuträglicher gehalten / als ihme zu offenbaren / daß ihr so lang unter weibskleidern in der Königin von Ninive frauenzimmer
Ahalibama.
Nachdem sie dieses geschrieben / ließe sie es die Timna lesen: die dann hierdurch völlig unterichtet wurde / und nun alles begriffe / wie diese wunderheurat von statten gehen könte / welche sie / mit der Ahalibama / für ihr ganzes haus nützlich achtete: sonderlich wann Aramena die Syrische Erbkönigin seyn solte / dessen sie Ahalibama für gewiß versicherte. Es ist dieses (sagte die Prinzessin) nur der anfang von dem großen fürhaben / so mir der himmel in den sinn gegeben / ünd wird noch viel nötiges dabei zu überlegen seyn / sonderlich / was nach der heurat vorzunemen sei. Ich vermeine / daß der Calaride und ihres herrn hülfe alsdann uns gar nötig seyn werde / dem Dison auf den Assyrischen thron zu verhelfen. Wir können dieses / ohne unsere liebe Königin zu beleidigen / fürnemen: weil wir wissen / daß sie nicht vom Assyrischen hause entsprossen / und also lieber der rechten erbin / als dem Belochus ihrem verfolger /dieses reich gönnen wird. So wäre ja wol dienlich /(fügete Timna hinzu) daß man der Königin gleich hiervon eröfnung thäte. Keines wegs! (wandte Ahalibama hergegen ein) die Königin wird nicht eher / wie Dison sie betrogen / vergessen können / als
Wie sie nun mit dergleichen unterredungen / diesen großen anschlag betreffend / etwas zeit zugebracht hatten / schiede Timna wieder von dannen / nachdem sie zuvor auch die Fürstin Calaride angesprochen /und eilete / was sie kunte / nach Damasco zurücke: da sie die verstellte Aramena / in dem vorsaal der Königin von Tyro / bei welcher die Königin von Ninive im geheimen raht war / mit schmerzen ihrer warten fande. Sie gingen gleich miteinander in ein cabinet / da sie sich verschloßen / üm in ihrem gespräche nicht verhintert zu werden. Es erwiese aber der verkleidte Dison / wie er so wol mündlich von der Timna / als schriftlich von seiner schwester vername / daß sein anschlag auf das bäste von statten ginge / fast mehr unruhe / als er mochte zuvor gethan haben: und gabe er der Timna nicht unklar zu verstehen / daß sich einige reu bei ihm regete / solchermassen seine Königin zuverlassen. Timna bemühete sich / soviel sie konte /dieses wieder-anglimmende feuer auszuleschen: daß also endlich die wahre vernunft völlig die oberhand in ihm behielte / und die ehrsucht seine liebesregungen übermeisterte. Demnach verharrte er in dem vorsatz /seiner Königin diese antwort und erklärung zu bringen: wie daß er / als Aramena / an der Prinzessin Ahalibama ritter den Dison versprochen sei / und nun nichtes mehr / als die vollziehung der heurat / zu verlangen habe.
Mittlerweile aber diese beede hievon sich unterredeten / wurde von eben diesen dingen bei den Königinnen
Wie nun damit diese ratschlagung sich geendet /und die Königin von Ninive nachgehends bei ihrer Aramena sich allein sahe / hatten sie beiderseits nicht
Die viele seufzer und tränen verwehreten ihr / weiter fortzufahren / und wie sie auf befehl der Königin wieder aufstehen müßen / sagte dieselbe zu ihr: Ich bin froh / liebste Aramena! daß deine wahl meinem willen entgegen ist. Dann ich soviel unmögligkeiten sehe / dich Königin von Assyrien zu machen / daß es mir noch näher gehen solte / wann mein zusprechen dich hätte überreden können / etwas zu hoffen / daß ich
Nicht allein des Disons zustand (gabe Aramena zur antwort /) erfordert es / daß er eiligst mich heurate /und mit mir von hinnen ziehe: sondern auch die häftigkeit des Assyrischen Prinzen wil es haben / der nicht eher meiner vergessen wird / als wann er mich nicht mehr sihet. Man muß dem Prinzen / (gabe Delbois zur antwort /) von dieser deiner verheuratung nichtes sagen: damit nicht seine häftigkeit / wider den Dison ihn etwas beginnen mache. Ich wil mit dem statthalter von Syrien hiervon reden / wie es anzufahen sei / daß man den Prinzen solang aus Damasco entferne / bis eure trauung und darauf folgende abreise geschehen sei. Ach grausamer abschied! (hube Aramena seufzend an zu klagen /) wie wird mir doch zu sinne / wann ich an denselbigen gedenke! Wann du / (sagte Delbois /) den Dison recht liebest / wirst du meiner bald vergessen. Ich aber erlange / durch deine entfernung / anders nichtes / als unruhe / und den verlust einer so treuen vertrautin in meiner liebe. Ich liebe meine Königin / (antwortete Aramena /) tausendmal mehr / als den Dison / und wolte
Dieses sagend / ümarmte sie die Aramena: welche dann schier vergessen hätte / wen sie vorstellte / wann nicht / zu ihrem glück / die Timna wäre dazu gekommen. Diese nun begabe sich mit in das gespräche /und eröffnete der Königin den zustand der Ahalibama: welche zu besuchen / sie den folgenden tag benamete. Timna bate für die Aramena üm verlaub / daß die etwas früher nach Naeman sich begeben dörfte: weil Ahalibama sie zusprechen verlangte / und hierzu hernach / bei sovielen leuten / keine gelegenheit erscheinen würde / so wol bei ihr / als bei dem Dison allein zu seyn.
Wie die Königin solches verwilligt hatte / ließe sich der mohr bei ihr anmelden / der von der Prinzessin Cölidiane die briefe gebracht hatte / und nun gern seine abfärtigung haben wolte. Wie nun die schöne Delbois ihn für sich kommen lassen / muste er ihr alles erzehlen / wie es dieser Prinzessin / auf ihrer reise von Damasco / mit dem König Eridanus ergangen: da dann sein ganzer bericht darinn bestunde /daß er nicht genug die häftige liebe seines herrn zu dieser schönen Prinzessin beschreiben kunte / und wie sie seiner so gar mächtig wäre / daß sie alles zu erlangen vermöchte /
Ihr sollet gleich / (sagte die Königin /) eure abfärtigung haben! Damit ließe sie ihn bei der Timna und Aramena / und begabe sich in ihr cabinet: da sie dieser ihrer lieben mitbulerin schreiben / neben des Prinzen Abimelech antwort an sie / zum öftern überlase /und lang unschlüßig verbliebe / wie sie dieser unschuldigen Prinzessin antworten solte. Sie länger in dem betrug zu erhalten / die liebe des Abimelech ihr einzubilden / und deswegen der liebe des großen Eridanus sich zu widersetzen / befande sie für unzulässig und sündlich. Demnach beschlosse sie endlich / ihr alles zu offenbaren / und sezte den griffel an. Es wolten aber die worte nicht nach ihrem sinne fließen / und schmerzte sie es allzusehr / sie also zu betrüben /indem sie ihr fürstellte / wie nahe es ihr gehen würde /wann sie dergleichen post von ihrem Abimelech bekommen solte. Doch
Die liebe / die ich zu meiner wertesten Prinzessin trage / ist dermassen groß / daß / wann es müglich wäre / ich mein leben in ihren diensten dahin geben wolte. Und weil ihre ruhe mir ja so lieb ist / als die meinige / als beklage ich wol von herzen / daß für alle wolthaten / die ich von der unvergleichlichen Cölidiane entfangen / ich gezwungen werde / meine erste dankbarkeit / für die von dem grosmütigen Eridanus erlangte hülfe / darinn zu erweisen / daß ich ihr entdecken muß / wie Abimelech das glück nicht annemen kan / so meine Prinzessin für ihn bestimmet. Keine untreu noch unbeständigkeit dieses Prinzen ist schuld hieran / sondern sein unglück / das er eine andere eher / als die schöne Cölidiane gesehen / und ihr / wegen gar zu wichtiger und nötiger verschwiegenheit / zu Salem nicht entdecken dörfen / was ihn unfähig mache / des Königs Melchisedech und seiner eltern begehren zu erfüllen. Weil es nun scheinet / daß der große Eridanus für meine Prinzessin bestimmet sei /als bitte ich / des Abimelech / nimmermehr aber meiner zu vergessen / und zu gläuben / daß der würdigsten Königin von Cus ergebenste dienerin sterben werde
Delbois.
Zu diesem Schreiben bande sie des Abimelech seines / voll unruhiger betrübnis / und ließe hierauf
Folgendẽ morgens / begabe sich der betrübte Dison / unter der Aramena kleidern / zu pferd / nach Naeman zu reiten / durch etliche von der Königin wacht begleitet. Er fande daselbst seine schwester / die Prinzessin Ahalibama / in erträglichem zustande: indem /die angewandte mittel des wundarztes / soviel bei ihr verfangen / daß sie bereits auf den schenkel wieder treten konte / und nicht mehr des bettes hüten dorfte. Der schöne Dison war eben bei ihr im gemach / als diese Aramena ankame; weswegen Ahalibama zu lachen begunte / und zu ihrem ritter sagte: Sehet ihr wol / Dison! hier kommet euer aufwärter / euch zu besuchen. Ich erweise billig meine freude / (finge Aramena hierauf an zu reden /) den schönen Dison wieder zu sehen. Und weil ich von der Timna verständigt worden / wie eure grosmut / edler ritter! so vollkommen sei / daß ihr wollet die barmherzigkeit an mir erweisen / mir in meinem gelübde zu dienen / und mich fördern zu helfen / daß ich von hinnen weg komme: als lege ich hiemit meine dankbarkeit ab / und erkenne mich dafür ewig eure verbundene.
Ich achte mich schüldig / (antwortete der schöne
Ich solte zwar euch beiderseits (finge Ahalibama hierauf an) mehr ab- als anmanen / eur gelübde zu halten / da ich nun einen und andern bässern glauben angenommen. Allein / weil ich eure hartnäckigkeit sehe / ritter Dison! und mir eure unruhe / wehrte Aramena! lasse zu herzen gehen / als gebe ich nach / daß ihr beiderseits thut / was euch gefället. Ich verlange aber / von Aramenen zu vernemen / ob eure Königin hiermit einstimme / daß euch mein ritter heuraten und von hinnen wegfüren dörfe? Meine Königin (antwortete Aramena /) ist mit allem friedlich / zumal da sie sihet / wie die Assyrier mich verfolgen / solang sie in der einbildung stehen / ich würde ihren Prinzen bekommen. Dannenhero eilet sie mit unserer trauung /und hat ihr fürgenommen / mit den Statthalter alles /was darzu vonnöten seyn wird / abzureden. Sie hat mich aber daneben mit ein- und anderem gewerbe beladen / die ich meiner Prinzessin in geheim anbringen
Ahalibama / die wol merkte / daß es ihrem bruder schwer fiele / sich länger also zu verbergen / winkte ihrem ritter / sie beisammen allein zu lassen. Wie nun dieses geschehen / und der verkleidte Dison künlicher reden dorfte / sagte er: Ach liebste schwester! wie verwirrt und elend ist eures armen bruders zustand! Ich habe erlanget / was ich wil / und erwerbe dadurch nichtes / als die grausamste abwesenheit meiner Königin / und ihren ewigen verlust. Nicht klage ich euch dieses / daß mich gereuet / was ich iezt thue: dann ich wol sehe / daß meine ehre nicht anderst / als auf diese weise / kan gerettet / und der Königin zorn vermittelt werden. Aber / wehrte Ahalibama! was meinet ihr wol / daß Dison nach dieser entfernung beginnen / und wie ihme möglich seyn werde / ohn seine Delbois zu leben / und von ihr zu vernemen / daß sie ein glücklicher mitbuler in seinen armen habe / inzwischen ich todesqual ausstehe? Solte nicht alsdann die verzweiflung in mir die oberhand gewinnen? und kan auch mein zustand mit einigem jammer in der welt verglichen werden.
Was die ehre zum zweck hat / (antwortete Ahalibama) hat auch die tugend zum geleitsman / und ist also mit einem so starken gehülfen vergesellschaftet / daß sie mit demselben auch unmügliche dinge auswirken kan. Euer vorsatz / liebster bruder! hat mich höchlich erfreuet / und bin ich dessen warhaftig versichert / daß ihr alles euer betrübnis und ietziges anligen vergessen werdet / wann ihr nicht mehr hier / sondern bei eurem ordensbruder dem Dison / euch befindet.
Der betrübte Dison beseufzete dieses / ohne zu antworten: und wie sie noch in solchem gespräche waren / kame die Calaride dazu / die Fürstin Mehetabeel mitbringend / welche aus Damasco sich dahin begeben hatte / die Ahalibama zu sehen. Diese vermeldete / wiedaß die Königin von Ninive / und viele andere Prinzen und Prinzessinnen aus Damasco ihr nachfolgen / sie zu besuchen. Es stunde auch nicht lang an /als diese große und fürtrefliche gesellschaft ankame: die der Zophar von Naeman / neben seiner gemalin /mit großer ehrerbietung entfinge / und zu der Ahalibama in die kammer fürete. Die schöne Königin erfreute sich neben andern / die Prinzessin von Seir wieder so wol aufzufinden.
Unter andern gesprächen / kamen sie auch auf den Esau zu reden: da dann niemand war / der sein unglück nicht höchlich beklagte / daß er so jämmerlicher weise seine frauen verlieren müßen. Mehetabeel selber / so verbittert sie auf den Esau war / konte der ihrigen beginnen nicht billigen / und betaurete fürnemlich die Mahalaath / als mit deren sie gar wol bekant gewesen. Mamellus bejammerte den tod der Fürstin Judith / die auch von der Ahalibama beklagt wurde /weil sie ihres Eliesers schwester war. Auch die Timna / ob sie gleich / in so großer gesellschaft / das anteil nicht gestunde / das sie an der Ada als ihrer schwieger mutter hatte / kunte nicht unterlassen / diese
Die warheit zu bekennen / (sagte Baleus /) so dünket mich / daß der große Edom wol zu trösten seyn werde / wann er nur an die Ahalibama gedenket: dann dieselbe so wol ihn seines verlusts vergessen machen / als seine rache gegen dem hause Seir vermindern wird. So begierig ich bin / (antwortete die beschämte Ahalibama) dieses lezte zu verwehren / daß nicht /des Esau billiger eifer / mit den meinigen den garaus spiele / so ungern würde ich ihm ursach geben / daß er nicht seine tugendhafte gemalinnen betaure: und hoffe ich nicht / daß ich / als eine von Seir / werde können in seinen gedanken schweben / nun er von den meinigen so hoch beleidigt worden. Dieser meinung bin ich auch / (sagte Tharasile /) und halte dafür /Ahalibama thue bässer / wann sie dem jenigen keine hofnung in der liebe gibet / der unmöglich den ihrigen kan gewogen seyn. Vieleicht aber / (sagte die Königin Delbois) könte die liebe / so Esau zu Ahalibama träget / seinen haß austilgen / den die ihrigen verdienet /und einen beständigen frieden in Seir zu wege bringen? Ob ich gleich / (versezte Ahalibama /) mein gelübde / nach Ninive in der Diana tempel zu gehen /nicht halten darf / so bleibet dennoch dieser mein vorsatz beständig / nimmer zu heuraten: worinn ich der Prinzessin von Ophir getreulich nachfolgen wil. Unsere
Unter diesem gespräche / sonderte sich Baleus von der gesellschaft ab / üm bei seiner Aramena zu seyn: von deren entschließung er noch nichtes wuste / weil die Königin von Ninive es sehr heimlich für ihm hielte / damit er keine hinterung darzwischen bringen möchte. Zwar hatte sie ihm / ohne den Dison zu nennen / fast alle hofnung schon benommen / in seiner liebe etwas zu erlangen: daher dieser verliebter Prinz sich ganz betrübt zu der Aramena nahete / und ihr ihre härte fürruckte / die sie / in ausschlagung seiner liebe / bezeugte. Ich verneme / (sagte er zu ihr /) daß meine schwester / die Königin / über euer felsenherz nichtes erlangen könne / und ihr ohn erbarmen den Baleus in die grube bringen wollet. Diß ist es eben /was der Prinz von Assyrien mit mir zu thun gedenket: (gabe Aramena zur antwort /) weil dessen liebes-bezeugungen mir aller Assyrier haß aufladen / und ich meines lebens nicht sicher bin / wann der Prinz / solcher gestalt mit mir ümzugehen / fortfahren wird.
Mamellus / der auf alle weise und wege der liebe
Indem dieses also zwischen dem Mamellus und Elihu fürginge / unterhielte die schöne Delbois die Ahalibama noch mit gesprächen / die verheuratung ihrer Aramena mit dem ritter Dison betreffend / und
Wie sie nun unterwegs durch den wald kamen / da der Prinz von Assyrien jagete / ersahe Aramena / welche neben dem Cimber etwas für der Königin und der Prinzessinnen wägen füraus ritte / zwei große bären /die gejaget wurden / und ihren lauf dazu vorbei namen. Sie beredeten sich gleich / diese thiere zu verfolgen: weswegen jeder von ihnen seinen wurfpfeil ergriffen / den bären nachsezte / die sich vonsammen gaben / und also den Cimber und die Aramena auch voneinander sonderten. Weil nun das eine von diesen thieren einen zimlichen fürsprung hatte / als wurde der Aramena pferd schier ganz ausgemüdet / ehe er den bären einholete: welcher / sich in solcher gefahr sehend / sich gegen seinen verfolger ümkehrte / und auf die Aramena mit aller wut los ginge / aber von ihr also entfangen wurde / daß ihme muht und blut auf einmal entginge. Aramena ganz erhitzet / stiege hierauf vom pferd / bande solches an einen baum / und ginge hin nach einem bach / den sie rauschen hörte /um ihren durst zu stillen.
Kaum aber ware sie dahin gekommen / da sahe sie zwo personen / in vollem harnisch / an diesem bache
Sie wurde in dieser einbildung gestärket / als der frömde zu ihr sagte: du must / glückliche Aramena! entweder dein leben / oder den Prinzen von Assyrien verlassen! hiemit schluge er so grimmig zu ihr ein /daß Aramena / wann sie diesen streich nicht bei zeiten ausgeschlagen hätte / eine gefärliche wunde würde bekommen haben. Sie versetzete aber alsofort ihren gegenteil einem so gewaltigen hieb / daß ein teil vom helm auf die erden fiele / und das blut ihme mildiglich über das haubt herunter floße. Weil dieser streich die wut des frömden vermehrte / als konte die vom jagen ermüdete Aramena nit verhüten / daß sie nicht auch eine wunde in das haubt bekommen hätte: welche sie aber mit zweien andern rächete / die sie ihrem feind /in die brust / und in das obere knie / gleich nacheinander schluge. Dieser vorteil der Aramena / setzete ihre
Aramena name / in diesem niederbücken / ihren vorteil in acht / ümfassete ihren feind / und warf ihn zur erden. Sie war iezt eben willens / mit ihm den garaus zu machen / als Baleus mir etlichen der seinigen dazu gerannt kame / und seine Aramena unversehens in solchem zustand antraffe. Seine ankunft / machte sie stutzen / und den arm zurück halten. Er aber / sie voll bluts und fast onmächtig findend / wolte den andern am leben straffen / der sich also an ihr vergreifen dörfen. Wie er aber das übrige teil des helms ihm öfnen lassen / üm diesen verwegenen / der gegen das frauenzimmer so wenig höflichkeit erwiesen / zu kennen / wurde er von unbeschreiblicher bestürzung überfallen / als er seinen geliebten Assur erkante. Seine todtenfarbe und erblassete wangen / benamen ihme nichts von seiner schöne: und wie man ihm den harnisch vorne gelöset / und den hals geblößet / öffneten sich dem Baleus zwo alabasterne brüste / die ihm anzeigten / daß dieser ritter nicht der Assur / sondern die unbekante schöne Prinzessin wäre / die er vordessen beim opfer in Elassar gesehen. Sein eifer ware ihm durch sein entsetzen völlig vergangen / und nun vertriebe das mitleiden guten teils seine bestürzung / also daß er auf eiligste hülfmittel bedacht wurde / diese halbtodte dame zu retten. Die fast onmächtige Aramena / hatte sich nicht weit davon unter einen baum
Endlich schluge die unbekante die augen wider auf: welches als es Baleus / der eben bei der Aramena war / innen wurde / liefe er zu ihr / ihr sowol seine dienste anzubieten / als zu fragen / was ihren eifer gegen die Aramena verursachete? Wie er aber hierzu den mund aufthun wolte / kame sie ihm zuvor / und sagte mit leiser / doch ernsthafter / stimme: Gehe von mir / du undankbarer! und wisse / daß mir nicht der wille /sondern das vermögen manglet / mich an dir und deiner nichtswürdigen Aramena zu rächen. Kaum hatte sie diese worte ausgesaget / da rieffe man: Aramena stirbet! welche donnerworte Baleus nicht hören konte / ohne nach ihr hinzulaufen. Wie er zu ihr kame /funde er sie von neuem onmächtig / auch vielleicht nicht ohne lebensgefahr: wann nicht bald des Prinzen wundarzt / der mit auf dem jagen gewesen / und eben dazugekommen / ihr ein Mittel gebraucht hätte / dadurch sie wieder luft zu schöpfen und atem zu holen begunte.
Indem man aber also mit ihr ümginge / und bei der andern eben ihre leute / mit einem
Aramena sahe sich hierauf nicht lang allein / weil die Königin von Ninive / sie vermissend / ihr den Barzes mit vielen von ihren leuten nachgeschikt hatte: welcher / sie in solcher gestalt antreffend / sie vermanete / mit ihm sich nach Damasco zu begeben. Sie aber / weil sie sich sicherer achtete / wann sie zu Naeman bei der Ahalibama / als wann sie zu Damasco in der Königin Delbois weitläufiger hofstatt / geheilet würde / wehlete den ersten ort / als auch den nächsten. Sie machte der Prinzessin Ahalibama / mit ihrer ankunft / kein geringes schrecken: die dann / als sie vername / wie es zugegangen / sich der reden erinnerte /die sie vor etlichen wochen / zu Damasco im garten /von dem Zameis und einem frömden vernommen hatte. Sie wuste aber doch nicht / wo sie dieses hinaus deuten solte. Man brachte sie gleich / nahe an dieser Prinzessin kammer / zu bette: welche mit ihren leuten die pflege über sich name / da niemand / als Astale und zwo andere getreue
Es ware daselbst / über diesem frömden handel / iederman in voller verwunderung / und wuste man nicht / wo der Prinz von Assyrien geblieben wäre: deme dann / auf befehl der Königin von Tyro und des Mamellus / viele von seinen leuten / wie auch unterschiedliche vom kriegsheerr / nachgesandt wurden /damit er nicht in des feinds hände geraten möchte. Die Königin von Ninive / wie sie ihr den ganzen verlauf von einem / der dabei gewesen / erzehlen lassen /schöpfte daraus die hofnung / diese frömde Prinzessin / deren gegen ihr der Baleus vordessen erwehnet /würde ihn der Aramena vergessen machen. Sie bewunderte aber nichts mehrer / als daß der Cimber /wie er dazu gekommen / sich auch so beängstigt darüber angestellet / und dem Baleus nachgefolget. Sie begabe sich des andern tags nach der Timna palast /in meinung / daselbst die schöne Hercinde noch anzutreffen / und ihr etwan dieses verborgene rätzel abzufragen. Weil aber Timna / wegen des eides / damit sie dem Cimber sich verbunden / nicht alles sagen dorfte / was sie wuste / als berichtete sie nur dieses der Königin / daß Hercinde nicht mehr verhanden / sondern heimlich / nachdem sie ihr ihre abreise nach Basan entdecket / in mannskleidern davon gezogen wäre. Dieser bericht machte die schöne Königin noch mehr wundern: und
Der Statthalter von Syrien / der mich / als die ůberbliebene vom Syrischen hause / in meiner zarten kindheit / seiner schwester der ehrwürdigen Celia / in den Dianen-tempel nach Ninive / zugesendet / entdeckte keinem menschen / als der Oberpriesterin / meine geburt. Niemand im tempel wuste / wer ich wäre: auch mir selber wurde meine herkunft dermassen verheelet / daß ich mehr nicht erfuhre / als daß ich Aramena hiese. Unter diesem namen lebte ich also in der Diana tempel verborgen / und weiß ich nichts von einigen meinen begebenheiten zu sagen / die erzehlens würdig wåren: weil
Wie wir nun wieder allein waren / fragte ich die Oberpristerin / wer ich dan wäre / und von was eltern ich entsprossen seyn müsse / die mir den namen einer Prinzessin angebären k \nnen? Celia / wiewol sie mich sehr liebte / wolte mir doch nichtes entdecken: so gar / daß sie sich bemühte / mich zu bereden / wie daß Tharasile mich damit nicht gemeint håtte. Als ich aber solches widerredte / brachte ich sie endlich so weit / daß sie mir gestunde / ich wäre eine Prinzessin / und zwar eine solche / die vom Assyrischen hause verfolgt würde: daher es h \chst nötig wäre / daß ich geheim verbliebe / massen sie eben üm deß willen /wann der König oder die Königin von Assyrien in den Tempel gekommen / mir anbefohlen hätte / daß ich mich hinter meine ordensschwestern verbergen und mein / gesichte verheelen müssen. Ein mehrers konte ich nicht aus ihr bringen / so hart ich ihr auch anlage. Ich bliebe aber / von dem tage an / so unruhig / daß mir alle die freude vergienge / die ich sonst in so unschuldigem leben genossen. Alle orten und
Was diese meine einbildungen sonderlich gestärket / war dieses / was ich sagen wil. Als einsmals mich die reihe traffe / bey dem heiligen feuer zu wachen /welches alle neumonden auf einem berge bey nacht erhalten wird / überfiele mich unversehens ein schlaff: welcher so lang wärete / daß ich / als ich erwachet /das feuer verloschen fande. Weil nun diß für ein grosses unglück geachtet wird / als entstunde daher im tempel ein allgemeines trauren / und wurde mir nicht allein viel busse auferleget / sondern auch manche opferung angestellet / die erzůrnte göttin wieder zu versönen. Es erfolgte hierauf noch ein anders unglück. Des Statthalters von Syrien tochter / welche bereits einmal aus unserem tempel war entfüret worden /wurde zum andern mal durch ihren vatter aus Ninive hinweggebracht / als sie eben ihre wiederankunft uns entbote / und durch den Fůrsten von Chale / des Reichs unterstatthaltern / sich in den tempel wolte bringen lassen. Der Celia unmut hierüber war so groß / daß sie sich verschwure / weder ihrem bruder dem Mamellus / noch dem K \nig von Assyrien / der hierzu geholfen / solches iemals zu vergeben /
Ungefär nach zweyen monaten / wurden der Celia /als ich eben allein bey ihr war / schreiben gebracht /welche sie mit sonderbarer bewegung ablase / und ihre bestürzung nicht verbergen konte: daher ich mich nicht zu enthalten vermochte sie ům den innhalt zu befragen. Die Antwort / so ich bekome / verheelte mir zwar die ursach ihres entsetzens / stellte mir aber dessen grösse und wichtigkeit noch scheinbarer vor: also daß ich ganz fürwitzig wurde / das jenige zu wissen /was sie vor mir also verborgen hielte. Demnach beobachtete ich / wohin sie die Briefe legte / und als eben ein fest einfiele / welches die Oberpriesterin verbunde / die nacht über im tempel zu bleiben: bediente ich mich dieser gelegenheit / und schliche selbige nacht in der Celia kammer. Ich fande die Briefe / und erlernte aus der unterschrift / daß sie Hemor der Prinz von Canaan geschrieben. Anfangs
Wann ich nicht der fästen hoffnung lebte / daß die Ehrwürdige Celia so gerecht als gottliebend sey /würde ich mich nicht unterfangen / diese zeilen vor dero augen zu bringen: als welche sie ansehen wird /als kämen sie von einem straffwürdigen / der ihren haß damit verdienet / daß er bisher eine geheiligte jungfrau der Diana geliebet. Ich erkenne aber nun meine schuld / und wil hiermit auf hören / des Prinzen Mamellus tochter zu lieben / welche aufgehöret zu seyn / was sie bisher gewesen. Ich wende hingegen meine gedanken zu der königlichen Prinzessin Aramena von Syrien / die an kein gelůbde kan gebunden seyn. Diese Königin von Syrien habt ihr in eurem tempel: welche bisher der ganzen welt verheelet gewesen / und nun endlich von dem gerechten himmel entdecket worden / als des Syrischen reichs einige erbin / damit des grossen Aramenes blut nicht ewig verborgen bleibe. Erlasset demnach / grosse Celia! diese Königin ihres gelübdes / welches sie wider ihr bässeres wissen gethan hat. Erhöret die bitte aller Syrer / als
Hemor Prinz von Canaan.
Ich konte nicht anders thun / als dieses Schreiben auf mich deuten / und erklärte ich mir also das jenige /was er von der Aramena aus Chaldea geschrieben: daß / weil sie ihren weltlichen stand verändert / und also aufgehöret zu seyn / was sie gewesen / er auch aufgeh \rt habe / sie zu lieben. Ich kan nicht ausreden / was bewegungen dieses Schreiben in mir verursachet: wie ich dan eine gute weile das verm \gen nicht hatte / das andere tåfelein zu eröffnen / welches an mich überschrieben war. Tausenderley gedancken stiegen mir auf einmal zu sinne / die alle einander entgegen liefen. Mir ware / die entdeckung meiner geburt / von diesem Prinzen so angenem / daß ich über ihn /um daß er mich liebte / nicht konte unwillig werden. Mir fiele zwar bey / wie eiferig er die andere Aramena von Chaldea geliebet / und daß er dieselbe allein darüm wůrde verlassen haben / damit er durch meine person das reich Syrien
Ihre unruhe ware der meinigen gleich / und wie sie mir hernach bekennet / hatte sie lang angestanden /was sie hierinn thun wolte. Der Vorsatz / das Assyrische haus nicht zu beleidigen / hielte sie sehr zurůcke / in des Hemors begehren einzuwilligen. Die hoffnung aber / ihres bruders tochter / deren beständigkeit sie des Hemors schreiben versichert / wieder in den tempel zu bringen; ferner die begierde / hierdurch an dem K \nig Belochus / und an ihrem bruder / sich zu rächen / üm daß sie ihrer
Ich will iezt nit weitläufig erzehlen / was mit mir fürgenommen worden / sondern allein sagen / daß / so sehr mein wille gleich anfangs hierzu geneigt war / so bewegt wurde mein gemüte / als die zeit heran nahete / da
Der Prinz Hemor zoge füraus / weil seine notwendige geschäfte ihn nach Hierapolis forderten: und gabe man mir etliche weiber zu / die auf der reise mich bedienen solten. Wie nun alles bereitet war / begabe ich mich bey nacht auf die reise: die ich dan so glücklich fortsezte / daß / wegen des Aners treufleissiger aufsicht / niemand von mir etwas erfuhre / und ich anfangs aller orten sicher bliebe. Wegen mänge der kriegsvölker / die auf dem weg hieher / sonderlich in Mesopotamien / aller orten verteilet ligen / musten wir viel ümwege nemen / und dorften die rechte strasse nicht reisen. Wie wir in Syrien kamen / hielte Aner für ratsam / daß wir gar durch die stadt Damasco gehen solten: weil wir da sicherer würden durchkommen / als wan wir mitten durch die Assyrische macht uns wageten. Und einer von diesen beiden wegen můste notwendig genommen werden / weil auser solchen kein anderer uns nach Hierapolis führte. Also gieng die reise hieher / und sandte Aner seine meiste leute auf das gebirge / dem Prinzen unsere ankunft zu berichten / nur zehen derselben bei sich behaltend /die mich in Damasco hinein begleiten solten. Diese verkleideten sich / wie Arabische kaufleute / und hatten meinen wagen / auf dem ich mit meinen weibern sasse / dermassen mit kramwaaren ausgezieret / daß niemand mich darunter vermuten oder suchen konte.
Also kamen wir glücklich durch Damasco / und verblieben unfern davon in einem dorf / daselbst zu übernachten. Ich dankte nun schon dem himmel / und achtete mich auser aller gefahr. Ader unvermutlich /
Indem ich nun aus dieser dunklen frage mich nicht zufinden wuste / und ihnen eben entdecken wolte /daß ich selber die Königin von Syrien wäre / die sie sucheten: kame zu mir in die kammer ein ansehlicher ritter / der mir fast eher zu den füssen lage / ehe ich meinen flor wieder vor das gesicht konte fallen lassen. Vergebet mir / sch \ne Aramena! (redete er mich an /) daß der unglükselige Bethuel sich vor euch darf sehen lassen. Nunmehr / da euer gelübde aufh \ret / werdet ihr ihm auch erlauben / seine ehmalige inbrünstige Liebe wieder fortzusetzen / und dem Hemor seine glůkseeligkeit zu bestreiten. Bedenket / Aramena! bedenket / wie ich euch geliebet / wie mein gehorsam euch in der Diana tempel geliefert: den ihr billig nicht verlassen sollen / als nur
Wie wir nun solcher massen in der Stadt angelanget / brachte uns unser fůrer / wider des Bethuels willen / nach dem neuen tempel den Isis. Ich hörte sie hierüber wortwechseln / und den Bethuel zu einem andern / welchen er Thyson nennete / sagen: Man solte nach des Statthalters hause fahren; der hingegen des Statthalters befehl fürwendete / daß wir nach dem Isis-tempel müsten. Die ungedult / so Bethuel hierüber erwiese / war so groß / daß er / als auf seinen befehl der / so die pferde regirte / nicht stillhalten wollen / aus dem wagen
Sobald ich da hinein gekommen / entfiengen mich zwo alte geistliche frauen / die mir / zum ersten wilkom / den tod ankündeten: darbei aber doch noch die barmherzigkeit hatten / mich zu trösten / und mir gute anleitung gaben / mich zum sterben zu bereiten. Vergebens rieffe ich nach dem Hemor / daß der mich aus dieser todesnoht erretten möchte: der aber allzu weit von mir ware. Ich schrye auch meine reichsstände ümsonst an / unter denen ich nun zwar lebete / sie aber nicht wusten / daß ihre K \nigin ihnen so nahe ware. In solcher angst habet ihr / edler ritter! mich angetroffen: und wie schmerzlich ich euch anfangs für meinen scharfrichter achten muste / so erfreut befande ich hernach das widerspiel / als ihr mir bey dem grab meines herrvattern entdecket / daß ihr nicht kämet / mich zu t \den / sondern zu erretten. Und weil ihr / zu solchem ende / mich eiligst hieder in dieses lusthaus bringen lassen / als hoffe ich hier die erfůllung eurer zusage zu sehen. Ihr habt mich zwar / gleich der Briane / Zimene und dem Bethuel /
Hiemit hörete sie auf zu reden / und Elihu zweiflete nun nicht mehr / daß diese Aramena die Milcaride /des Statthalters von Syrien tochter / seyn müste. Weil ihm die liebe des bisher verlorn-vermeinten Bethuels wol bekant war / als konte er leichtlich ermessen / daß selbiger / gleichwie er selber und Hemor / an ihrer person betrogen worden. Warüm aber Bethuel in den Isis-tempel geraten / und wie Mamellus von diesem allem wissenschaft erlanget / solches verlangte er zu erfahren: vielmehr aber / dem unwissenden vatter den zustand seiner tochter bald zu hinterbringen. Demnach / als er für den gethanen bericht sich bedanket /ersuchte er sie / daß sie ohne verdruß sich daselbst eine weile gedulten wolte: mit versicherung / daß er sie iezt allein verließe / üm etwas fürzunemen / das ihre wolfart fördern würde. Damit begabe er sich / in höchster eile / nach des Mamellus palast: den er in einer sommerläube seines gartens antraffe / so betrübt und verstellt im angesicht / daß er ihm fast unkentlich ware. Liebster Elihu! begunte der Statthalter ihn erstlich anzureden: was anfechtungen entfinde ich doch bey mir / daß ich so unschuldiges blut vergiessen lassen! Ach! verfluchte stats-ursachen / die mich hierzu bewogen! Wie schwer ist es doch / wan man ein rechter statsman seyn wil / ein gut gewissen darbey behalten! Elihu / ganz erfreuet / ihn also reden zu hören /fragte ihn: Ob er dan bei sich eine reue entfinde / üm daß er diese hinrichtung
Euer begehren ist billig / (gabe Mamellus zur antwort /) und ich wil euch alsofort vergnügen. Es hat meiner gemalin bruders sohn / der Fürst Bethuel / ehmals die Aramena / als sie noch für meine tochter gehalten worden / geliehet / und zwar so häftig / daß /als sie ihn genötigt / sie nach Niniive in den Diana-tempel zu bringen / er aus verzweifelung seine eltern und vatterland verlassen / und nach geraumer zeit /inner welcher er in Arabien ümhergewallet / in Egypten kommend / sich daselbst in den orden der Isis priestere begeben: des vorsatzes / solcher massen sein lebenlang die Aramena zu betrauren / als die er nun gleichfalls in den Diana-tempel verschlossen achtete. Nun truge es sich zu / daß / wegen des von unsrem König allhier neu angerichteten gottesdienstes der Isis und des Osiris / von wenig wochen etliche Isis-priestere / zu den andern / die bereits hier in Damasco waren / aus Egypten hieher geschickt worden / da dan auch den Bethuel die reihe und das los getroffen. Unterwegs nun / und als sie Syrien erreichet / begegnete ihnen / unferne von hier / der alte Thebah / mit etlichen seinen vettern: die der Bethuel gleich erkennte /und darüm begierig wurde / sowol mit ihnen die alte kundschaft zu erneuren / als
Nachdem Bethuel diß alles von ihm vernommen /erwachete wieder in seinem herzen die alte liebe / und triebe ihn / daß er den schluß fassete / seinen orden zu verlassen / und von den andern sich abzustehlen: worauf er ihm fürname / dem Hemor nach Ninive zu folgen. Dieses geriete ihm nach seinem wunsch / und seumte er sich nicht / nacht und tag fortzureisen: da er dan eben Ninive erreichte / als der Prinz von Canaan wenig tage vorher daselbst heimlich angekommen war. Auf lange nachforschung / erfragte er endlich den Hemor / und traffe daselbst an den Hadat von Chesed / der bei dem Fürsten von Sepharvaim sich befande /mit dem er vor der zeit in Mesopotamien grosse vertreulichkeit gepflogen hatte. Dieser offenbarete ihm /wiedaß sein herr der Tharsis / als in die Syrische Aramena auch verliebt / zugegen wäre. Er versprache ihm aber / auf alle mögliche weise zu verschaffen / daß sein herr in seiner liebe nichts erlangen solte. Zu dessen versicherung zeigte er ihm einen brief des Tharsis / den dieser an die Aramena im tempel durch ihn bestellen lassen; welchen er von ihr / und darunter diese worte / als wan sie solche geschrieben hätte / zurücke gebracht: Es solte Tharsis nur abstehen von dem rechte / welches allein dem Hemor gebürete. Wie dan Hadat hierdurch
Aber des Bethuels anderer mitbuler ware nicht so leichtlich auszudrengen / und muste er geschehen lassen / daß Aramena an den Hemor getrauet wurde: welcher hierauf / als ihr gemal / nach Hierapolis voraus reisete / und seinem Statthalter / dem Aner / befehl hinterließe / die Aramena hernach zu bringen. Hierbei nun gabe die liebe dem Bethuel diesen anschlag in den sinn / daß er sich in des Aner geleitschaft begabe / des fůrsatzes / im herreisen durch Syrien eine gelegenheit abzusehen / die Aramena ihm zu entfüren. Zu dem ende sonderte er sich von dem haufen ab / als sie hier durch die stadt / in Arabische kaufleute verkleidet / ziehen / und den andern gefärlichen weg durch das Assyrische kriegsheer vermeiden wolten. Er kame / etliche tage vor ihnen / hieher und in meinen palast / da ich mich seiner im geringsten nicht versehen. Ich kennte ihn anfangs nicht / weil ich ihn für längst-verloren gehalten. Als er aber sich mir nennte / wurde ich von ungemeiner freude überfallen /den jenigen wieder zu sehen / den alle die seinige /welche mir iederzeit sehr lieb gewesen / bereits für todt beweinet hatten. Als er mir aber nachgehends sein fürhaben erzehlet / befande ich meine freude in eine grosse bestürzung verwandlet. Er bate mich / daß ich ihm / als meinem nahen blutsfreund / in seinem anschlage dienen / und mit volk an die hand gehen wolte / die Aramena den Canaanitern abzudringen. Ich solte ihm auch behůlflich seyn / daß er dieser Schönen gunst / und dadurch das Syrische reich / erlangen möchte.
So willig ich nun ware / ihm in seinem ersten begehren zu wilfaren / so wenig hatte ich im sinn / sein anderes
Es verliefen hierauf etliche tage / bis endlich die unglückseelige Aramena ankame / und in einem dorf hier nahe vor der stadt die einkehr name. Der verliebte Bethuel / so dieses ihr nachtlager vorher schon ausgekundschaftet / kante die wirtin / welche ehdessen in seiner eltern haus zu Haran gedienet / und redte mit ihr ab / daß sie die ankommende / jungfrau der Diana allein in ihrem haus bewirten / ihre bei sich habende mannspersonen aber etwas weit hintan in einem hause des dorfs einlagern solte: damit / wan er sie zu entfüren käme / dieselben ihme hieran nicht hinterlich seyn möchten. Dieses alles gienge nun wol von statten /und bekame ich also die Aramena / neben zweyen jungen Canaanitern / in meine hände: den verliebten Bethuel aber schickte ich in der Isis tempel / da er itzund den verlust seiner Aramena schmerzlich beklagen wird: mitlerweil diese armselige / durch eure anstalt /ihr leben verlieren müssen. Hierdurch ist zwar Syrien und mein König in frieden gesetzet / mein gemüt aber mit solcher betrübnis beleget / daß ich lieber den tod /als länger diese marter / erdulten wolte.
Ich weiß allein / (sagte der erfreute Elihu /) was meines vettern marter verursachet. Solches ist ein verborgener trieb der natur: weil wir nicht die Königin von Syrien / sondern die Prinzessin Milcaride / in unsre hände bekommen. Ich werde verhoffentlich /wegen meines bezeigten ungehorsams / vergebung erhalten / wann ich sage / daß ich nicht dieser Aramena / sondern der Milcaride von Chaldea / der einigen tochter des
Hierauf reitzete ihn die vätterliche liebe / sein kind zu sehen. Wie er aber dieses werkstellig machen wolte / kamen ihme tausenderlei hinternise in den sinn / die seine begierde aufhielten. Auf was weise sol ich sie sehen / (fragte er sich selber /) da sie mich eher für ihren mörder / als für ihren vatter / halten muß? Was habe ich für zeugnis / sie zu überreden / daß nicht der König Aramenes /
Nachdem endlich der Mamellus dieses auch für gut befunden / name er den Elihu bei der hand / und gienge mit ihm nach seiner gemalin gemach: die an nichts weniger gedachte / als daß sie zeitung von ihrer tochter bekommen solte. Anfangs ware ihr alles / gleich einem märlein / was diese beide ihr erzehlten. Endlich / als sie solches mit vielen worten beståtigten / n \tigte sie ihr mütterliches herz / das zu glauben / was sie so gern wolte / daß es wahr seyn mochte. Hierauf wurde sie mit ihnen schlüssig / daß sie alsofort miteinander
Auf erlangten diesen bericht / ward von dem Mamellus und Elihu / auch von der Tharasile / für gut befunden /
Milcaride zeigte sich nicht wenig erfreut / ihre beide gewesene ordensschwestern bei sich zu sehen. Nachdem sie dieselben ümarmet / und / von wannen sie so unversehens kämen / befraget / fieng Briane an / ihr alles nach der länge zu erzehlen / was Thebah und Calaride von der vermeinten tochter des Statthalters in Syrien ausgesaget / wie sie mit der Milcaride verwechslet worden / wie Hemor dieselbe inbrůnstig geliebet / und darüm / als er ihre rechte geburt von dem Thebah erfahren / nach Ninive gezogen wäre: in meinung / dieselbe im tempel zu finden und von der Celia abzufordern. Sie sezte hinzu / wie solches alles ganz Syrien wüste: und könte sie ihr nicht bergen /daß sie nicht die Syrische Aramena / folgbar auch nicht diejenige sey / die von dem Hemor geliebet würde. Die zeitung des todes / welche zween
Wie sie nun / in solcher verwirrung / nicht wuste /was sie hierzu sagen solte / und es bloß auf das weinen gabe / trate Elihu zu ihr hinein; welchen sie gar erbärmlich anschauete und sagte: Ich weiß nun nicht /mein erlöser! worüm ich euch ferner bitten sol. Ich bin betrogen / wie es scheinet: und sol andere / zu meinem unglück / mit betriegen. Ich stehe bei mir an /ob mich nach dem Hemor verlangen möge: da die erkennung meiner ungestalt ihme kund machen wird /daß er nicht derjenigen / die er liebet / die eheliche hand gegeben. Ich finde mich aber hierinn unschuldig / und habe ihn wissentlich nicht betrogen. Ich habe keine schuld / als daß ich der Celia gegläubet / die eine Syrische Aramena von mir machen wollen. Die håufige zären ersteckten ihr hierauf die rede / da sie dan den Elihu also antworten hörte: Stillet / sch \ne Prinzessin! eure traurigkeit / und danket vielmehr den göttern / daß sie euch also wunderbarer weise eure geburt entdecket / und euch zu euren eltern wiederbringen. Wo sind dan meine eltern? fragte die betrübte Milcaride. Habt ihr dan nicht (antwortete Elihu /) aus der Briane erzehlung vermerket / daß der Thebah und die Fürstin Calaride euch / in eurer kindheit / als des Prinzen Mamellus von Chaldea und der Tharasile tochter / mit des Königs von Syrien tochter vertauschet? da ihr dan / für diese Erbprinzessin / in den tempel der Diana übergeben / und
Indem kame Mamellus und Tharasile auch darzu /die dan beide der Milcaride üm den hals fielen / und eine gute weile an ihr hangend / viel zären vergossen. Hierbei nun stellte sich die natürliche regung auch bei der Milcaride ein / also daß / wie verwirrt sie auch ware / sie dannoch eine ruhe in sich entfande / die ihr ungewönlich war: und fülete sie das herz ihr zusagen /daß diese ihre eltern seien. Nach langem ümhalsen und ümarmen / inner welchen die tränen kein wort hervor gelassen / bestätigten sie beiderseits diese ihre kentnis / und fuhren hierauf miteinander in die stadt: da dan iederman zuliefe / und diese frömde in ihrer geistlichen ordenstracht ersehend / zu wissen verlangte / wer sie wäre / und warüm der Statthalter sie daher brächte. Aber das gerüchte / wiedaß er seine tochter wieder gefunden / breitete sich alsofort überall aus /und floge bald auch nach hof: als eben die Prinzessinnen bei der Königin von Tyro versamlet waren / und von dem wundersamen zufall der Aramena von Seir /auch von andern darbei vorgekommenen begebenheiten / sich bespracheten. Es sezte aber / diese neue zeitung / sie alle in grosse verwunderung: und weil solche unterschiedlich vorgebracht wurde / als schickte die Königin von Tyro den Cosdron nach des Mamellus palast / die warhafte gewißheit hierüber einzuholen. Diesem begegnete eben der Statthalter / nach hofe fahrend: mit dem er dan wieder ümkehrte / und also denjenigen einbrachte / der hiervon selber den bästen bericht geben konte.
Sobald Mamellus vorgelanget / ward er von der ganzen gesellschaft ümringet / und wolte iedes viel von ihm wissen. Demnach sie alle / und sonderlich die Königin
Nachdem die gesellschaft wieder voneinander gegangen / beriete sich die Königin von Tyro / mit dem Statthalter / in ihrem cabinet / was hierbei zu thun seyn möchte: und wurde Belopares / der eben von dem kriegsheer in die stadt gekommen / in diesen raht mit gezogen. Sie hielte für nützlich / daß diese begebenheit alsofort dem Hemor / und insonderheit denen zu Hierapolis und Ober Syrien / entboten würde: damit sie / samt der hoffnung / ihre Erbkönigin zu bekommen / auch den muht verlieren / und also die Syrer von der Canaanitischen seiten abgerissen / hingegen in dem Babylonischen gehorsam erhalten werden möchten. Die beschehene verlobung des Hemors mit der Milcaride / müste man auch bey den Syrischen ständen sonders hoch und für gültig anbringen: üm dadurch zu erlangen / daß sie den Hemor nit ferner /wie sie allbereit in
So vergnügt nun das ganze haus des Statthalters sich befande / daß sie ihre Prinzessin wieder bekommen / so wenig freude ließe sie hingegen blicken: welches man aber ihrer stille und eingezogenheit / wie auch ihrer gähen stands-änderung und dem ausgestandenen schrecken zuschriebe. Um deß willen machte Tharasile ihr keine gedanken hierüber / sondern lebte der hoffnung / es würde / wan etliche tage fürbei / mit ihr schon anderst werden. Es war ihr zwar selber so frömd hierbei zu mute / daß die bestürzung ihr guten teils die freude minderte / und selbige nicht völlig hervorbrechen ließe. Als aber die nacht herbeigekommen / und Milcaride / ganz allein gelassen / ihren zustand recht erwägen konte /
Der morgen brach herein / ehe noch einiger schlaff in der Milcaride augen gekommen. Und weil der Statthalter sie nach hof zu bringen gewillet war / als muste sie zugeben / daß man ihr weltliche kleider anlegte: und liese sie mit ihr machen / was man wolte /weil ihr / in solcher gemüts-verwirrung / alles gleich ware. Dieser weltliche schmuck aber / gab ihrer natürlichen schönheit nicht einen schlechten glanz / also daß solche / ungeacht ihrer tiefen traurigkeit / gar trefflich hervor leuchtete. Wie sie nun nach hof gekommen / wurde sie durch die Königinnen von Tyro /Ninive und Elam wol entfangen /
Es wolte aber der erfreute Statthalter / wegen dieser wiederfindung seiner tochter / ein freudenmal anstellen / worzu die königliche und alle fürneme personen in ganz Damasco eingeladen wurden. Weil solches gegen abend erst angehen solte / als fuhre inzwischen die Königin von Ninive neben der von Elam und den meisten Prinzessiñen (unter denen auch die Timna war /) nach Naema hinaus / sowol die Ahalibama / als die Aramena / zu besuchen. Die erste von diesen / hütete nun nicht mehr des bettes. Aber Aramena / befande sich noch etwas schwach / wiewol ganz auser gefahr: daher die gesellschaft in ihre kammer sich verfügte. Diese gnadbezeugung der sch \nen Königin /gabe dem armen
Der sch \ne vermeinte Dison aber / so neben der Ahalibama / als die K \niginnen hineinkamen / bei der Aramena bette stunde / und sich nit füglich / wie er sonst zu thun gewohnt / für dieser gesellschaft verbergen k \nnen / wurde von ihnen allen bewilkommet /und wolte iederman wissen / wo er sich solang verhalten hätte / seitdaß er in dem auflauf / den die leuen verursachet / verloren worden. Ahalibama antwortete für ihren ritter / wiedaß sie selbst so glückselig nit werden k \nte / dieses zu erfahren: weil er ein sonderbares geheimnis davon mache / was ihme in solcher zeit begegnet. Ohne zweifel ist er (sagte Timna /) in gesellschaft etlicher damen gewesen / welche er zu nennen bedenken träget / um seiner verlobten braut keine eifersucht einzuraumen. Aramena weiß wol /(widerredte der schöne Dison /) daß mein herz sich ihr allein ergeben / und hat demnach keine ursache zu eiferen. Sie hat aber \ber mich sich zu beschweren /daß ich ihr in jüngst-begebener abenteur nicht beigesprungen und die wunden für sie aufgefangen / die meinem geschlechte båsser als dem ihrigen anstehen. Dieser zufall ist doch wol wundersam / (sagte die sch \ne K \nigin Delbois zu ihrer Aramena /) und kan ich nicht aussinnen / wie es hierum bewandt seyn müsse. Dann / wie ich verneme / so ist dein widerpart ein weib gewesen: ist ihr also / die eifersucht gegen dir / nicht zu verůblen. Doch ist auch die ursach ihres hasses nicht zu ergrůnden / der sie gegen dir zu solcher entschliessung genötiget.
Eine unverdiente eifersucht / (antwortete Aramena /) hat sich / in dem gemüte der unbekanten heldin /gegen
Wann man auf des schönen Disons gebärden gesehen håtte / als die Königin von Ninive diese zeitung fürbrachte / wůrde sich an denselben eine grosse bestůrzung gewiesen haben. Weil aber / auser der Ahalibama und Timna / niemand sie betrachtete / als merkte niemand / daß ihr hierbei etwas anlage. Sie hatte bisher fůr gewiß gegläubet / Mamellus und Tharasile seyen ihre rechte eltern. Nun aber muste sie anheben zu zweifelen: zumal weil die Fürstin Calaride bekräftigte / daß sie die wiedergefundene Milcaride / aus liebe zum Syrischen geblüte / mit der wahren Aramena in ihrer kindheit vertauschet hätte: worbei sie zugleich ihre freude bezeugte / daß der Statthalter sie wieder bekommen / und also nicht ewig seines kindes / das sie ihm geraubet / entbären müssen.
Wie hiervon die ganze gesellschaft noch eine weile
Die beide stifterinnen dieser heurat / Ahalibama und Timna / hatten sich dieses anmutens der Königin nicht versehen / und daher ihre beide verliebte dieserwegen nicht unterrichtet: denen es wol anzumerken /daß sie hierüber betretten wären. Gleichwol erholte sich der schöne Dison / und antwortete der Königin: Unser beider liebesgeschichte ist so frömd / und füret solche ümstände / die wir / bevor unsre heurat volzogen sey / niemanden entdecken d \rfen. Demnach wolle E. Maj. bis dahin in gedult stehen / da sie dan alles zum gnüge erfahren sollen. Ihr vermehret zwar hierdurch meine begierde / (sagte die Königin /) in dem ihr eure begebnise
Der armen Aramena ward hierüber / auf ihrem bette / ůbel zu muht: doch muste sie ihren unmut verdrucken / und diese gnade / wie saur es ihr ankame /zu dank annemen. Ich verliere alles / (sagte sie / mit vielem seufzen /) indem ich die bedienung von Euer Maj. verliere. Ich vermag aber nicht gegen mein verhängnis zu streiten / als welches mir nit g \nnet / daß ich långer meiner glükseligkeit geniese. Du gewinnest in verlieren / liebste Aramena! (antwortete die Königin /) indem dir dein Dison zu teil wird. Mir aber schadet deine abwesenheit / in der liebe gegen meinem Prinzen / und raubet mir die jenige / mit der ich dieses mein geheimnis geteilet. Timna kame hierauf der Aramena in der antwort zuvor / und sagte: Was E. Maj. an der Aramena verlieren / das haben sie ja so gut hinwiederüm an der Prinzessin Ahalibama und mir: und wann
Die Königin sahe / bei nennung dieses namens /den sch \nen Dison an / und entfärbte sich vor ihme /daß er dieses mit angehöret. Timna aber / als sie solches merkte / fuhre also fort: E. Maj. entsehen sich nicht / diesen ritter mit in ihre heimliche unterredung zu nemen: massen ich fůr ihn geloben wil / daß er verschwiegen ist / und weil E. Maj. ihm ihre vertraute kammerjungfrau überlassen / mit äusersten kräften dahin trachten wird / E. Maj. in ihrer liebe zu dienen. Ihr rächet euch so wol an mir / (antwortete die sch \ne Königin) üm daß ich zuvor etwas gesagt / so euch etwan zu nahe gelautet / daß ich leichtlich sehe / ich werde nachgeben müssen / wofern ich eure rache nicht ferner auf mich ziehen wil. Ich trage zwar an des ritters Dison verschwiegenheit keinen zweifel / und / da mir freunde nötig seyn m \chten / werde ich nicht vergessen / ihn in die zahl derselben mit zu ziehen.
Der schöne Dison beantwortete dieses mit einer tiefen verneigung / und wurde diese unterredung also fortgesetzet / bis sich die Königin von Elam / neben den
Die Königin von Elam / liese ihr diesen einraht nicht übel gefallen: nur lage ihr noch an / wie der Hadoran /
Was diese allgemeine freude vermehrte / war die wiederkunft des Prinzen Baleus. Und ob man wol an ihm eine sonderbare traurigkeit verspürte / so verhoffeten doch die Assyrier / nun sie nur diesen ihren Prinzen wieder hatten / dessen entwerdung sie so sehr beängstigt / es wůrde mit ihm schon auch wieder gut werden. Er kame zu den Königinnen und Prinzessinnen / als sie eben bei deren von Tyro versamlet waren / und iezt nach des
Hierauf begaben sie sich in gesamt nach des Mamellus palast / der sie in einen grossen mit prächtigen Sidonischen decken belegten und behengten saal einfürete. Daselbst liese die angeneme Milcaride / bei dem scheine vieler lampen / (weil es allbereit nacht war /) sich auf das herrlichste geschmůcket sehen /und name an die glůkwünschungen / von den Königinnen / Prinzen und Prinzessinnen / wie auch von allen anderen grossen aus ganz Damasco: die ihr zugleich ansehliche geschenke brachten / üm ihre freude auch damit zu bezeugen. Hierauf giengen sie / in den tempel der g \ttin Gad oder des Glůkes / (welcher gerad gegen dem palast über
Der Statthalter liese inzwischen / durch seine kämmerlinge / geld auswerfen unter das volk: ům dadurch nicht allein des gemeinen mannes neigung an sich zu ziehen / sondern auch dem ruff / daß / an stat der Syrischen Aramena / die Chaldeische Milcaride wäre wieder gefunden worden / desto läuter und weiter auszubreiten. Und eben ům deß willen liese man ihr auch den namen Milcaride / wiewol sie ihr lebenlang Aramena geheisen: damit / wo möglich / die gedächtnis der Aramena / gänzlich möchte ausgerottet werden.
Nachdem nun alles im tempel verrichtet / und sie aus demselben im palast wieder angelanget waren /wurden sie alsobald alle in einen garten gefůret: da eine lauberhütte von citronbäumen / cedern und cypressen zugerichtet / auch mit grossen gebånden und kränzen von den allerwolriechendsten blumen und früchten behänget ware: woran die bumtlich-vermängte farben / bei der klarheit von vielen huntert liechtern / nicht minder zierlich
So freigebig nun und zufrieden der wirt sich zeigete / so wol waren auch seine gäste mit ihm vergnüget: wiewol / die ruhe des gemütes / bei den wenigsten sich befande. Dann / Milcaride sase / die ganze malzeit ůber / in traurigen gedanken. Der Prinz Baleus /seufzete mehr / als das er redete. Die Königin von Tyro erinnerte sich / bei der vergnügung / die nun Mamellus und Tharasile entfunden / ihrer widerwärtigkeit mit ihrem sohne. So machte auch Milcaride /die sch \ne K \nigin von Ninive an ihren zustand gedenken / daß sie in ihrem herzen wünschete / auch so ein glück wie sie zu haben / und ihre rechte eltern zu erkennen. Indaride / wünschte sich in eine angenemere gesellschaft / nämlich zu ihrem verstorbenen. Die Königin Lantine war auch unvergnůgt / wann sie bedachte / was hinternise ihr noch im weg stunden / in völlige ruhe zu gelangen. Jaelinde belegte / ihr ohndas-beladenes gemüte / mit neuer qual über des Cimbers abwesenheit: als die da immer unlustiger wurde /iemehr mitbulerinnen sich einfanden. Die anwesende Fürsten von Syrien stelleten sich äuserlich vergnügter an / als sie innerlich sich befanden: auser dem einigen Elihu / der unter allen das ruhigste gemüt hatte / weil er nicht allein / indem er der Milcaride das leben gefristet / dieses freudenfestes ein urheber ware / sondern auch seine sch \ne Königin vor sich sahe / von der er in seiner ehrerbietigen verständigen liebe nichts anders verlangte / als daß er ihrer gegenwart geniesen m \chte.
Der vergnügte Mamellus / der bei dem Fürsten von
Mir fället iezt bei / (sagte Elihu /) daß der Fürst Ardeus von Chesed neulich / aus Ninive / die zeitung mitgebracht / wie sich die Oberpriesterin Celia beschweret habe / daß man ihr die tochter meines vettern entfüret: wofür sie die Syrische Aramena wird angesehen haben. So wåre dann etwan von ihr einige kundschaft einzubringen / wo diese Prinzessin hingekommen /
Nachdem diese malzeit ziemlich tief in die nacht hinein gewåret / brachen die gåste endlich von der tafel auf / und mit der prächtigen freigebigkeit des Statthalters mehr als wol zufrieden / begaben sie sich wieder nach dem Hoflager. Es hatte aber Prinz Baleus der K \nigin von Ninive versprochen / ihr folgenden tags / von seiner lezten abenteur / bericht zu thun. Solches nun werkstellig zu machen / kame er zu ihr /sobald sie sich sprechen liese: da er dann die Prinzessin von Ophir bei ihr fande. Ihr werdet euch verwundern / (fienge er an / nach abgelegtem gruß /) wann ich euch bekenne / daß ich abermals verliebt und ungeliebt bin: welches mir dann fast in meinem ganzen leben widerfahren. Ihr saget mir / was das erste betrifft / (antwortete die Königin /) nichts verwunderbares: massen ich leichtlich schliesen konte / daß euch die Prinzessin / die ihr in Elassar gesehen / nun wieder werde angezündet haben. So wisset ihr dann bereits / (fragte der bestůrzte Prinz /) wie es mir mit ihr ergangen? Anders nichtes weiß ich (versetzte sie /) als daß ihr sie / wie man mir erzehlet / mit meiner Aramena streitend angetroffen / auch / auf er \ffnung ihres gesichtharnisches / sie fůr ein weib erkenner / und zwar fůr die sch \ne unbekante / die ihr vordessen in Elassar bei der Königin Mirina opfer gesehen. Weil ich aber solches nicht mit allen ümständen weiß /
Die Geschichte / die ich fůrzubringen mich habe anheischig gemacht / wåre wol würdig / meiner sch \nen K \nigin von einer beredtern zunge / und die da ohne gemütsbewegung etwas freyer reden k \nte / fürgetragen zu werden: wie dan mein erbärmlicher lebenslauf dermassen hier mit eingewunden ist / daß ich / viel davon mit zu berůren / genötigt seyn werde. Weil nun solches ohne wehmut nicht geschehen kan / als wird man mir vergeben / wann man meine threnen diese sonst heroische begebenheiten begleiten sihet.
Die heldin Mirina / welchen namen ich ihr billig gibe / wurde dem grossen Marsius K \nig in Basan /von der Erbprinzessin selbigen reichs der Salamis /geboren. Wie sie nun aus einem volk herstammet /welches wegen dapferkeit und heroischer tugenden weltberůmt /
Bei solcher gelegenheit / bekame Ingermann die Mirina oft zustehen / und gewanne sie so lieb / daß letzlich diese seine neigung nicht so wol / als seinem stand / verbergen konnte. Der getreue Bardus merke zwar wol / daß sich der Prinz sehr veränderte / immer stiller wurde / an stat der gewönlichen freudigkeit /ein saures wesen an sich name: er vermochte aber die rechte ursach nie zu ergründen / und an nichts weniger / als an die liebe gedenkend / bekümmerte er sich nicht groß darum / weil es dem Prinzen / weder an seinen ritterlichen übungen / noch an seiner gesundheit schädlich wäre. Eines tages / als der verliebte Ingerman im schloßgarten allein zu seyn vermeinte /gabe er daselbst seinen gedanken völligen raum / und / wie er seinen zustand überlegte / fielen ihm etliche reimen zu / (in deren wissenschaft er sonderlich geübet war/) die er in ein täfelein / das er bei sich zu tragen pflegte / eingezeichnet diesen inhalts:
Der Prinz Marsius / belachete diese seine antwort /Aber Mirina / die mehr hiervon wissen wolte / und wol
Diese jungfrau / so sonderbares verstands war /nachdem sie von ihrer Prinzessin beredt worden / daß Ingerman sie liebe / begegnete ihm also / daß er nicht merken konte / ob sie von seiner liebe wisse / oder davon hören möchte. Weil er aber sich ihr / wer er wäre / nicht eher entdecken wolte / als bis er ihr gemüte und ihre treu erkennt håtte: gabe er sich endlich verliebt bei ihr an / und richtete in etlichen besuchungen soviel aus / daß sie ihn ihrer gunst versicherte. Hierauf beschenkte er sie mit einem ůberaus-stattlichen kleinod / welches ihr ganz die augen blendete /und sie sagen machte: diß geschenke wäre königlich /welches ihr zu tragen keines wegs gebüre. Hierauf nun offenbarte er sich ihr / wie er auch ein K \nigssohn und zwar ein Erbprinz des grossen reichs der Celtern wäre: der sie mit vielen wolthaten ferner ansehen wůrde / imfall sie ihme getreu seyn / und
Diese entdeckung / sezte anfangs die Simede in nicht-geringe bestürzung. Als sie aber sich erinnerte /wie ihr vatter / aus Celten durch den König Bojus vertrieben / in Basan bei dem König Marsius schutz suchen můssen: stellte sie ihr gleich vor / der Prinz Ingerman würde / wan sie ihm hierinn zu diensten stünde / das verlorne glück ihnen wieder ersetzen können. Sie betrachtete auch / neben dem stand /seine angeneme liebwürdige person / und daß / durch diese heurat / die feindschaft beider brůdere könte aufgehoben werden. Demnach versprach sie ihn alles /was er begehrte / und stunde ihr recht / welches sie nun bereits zu ihme gehabt / gern wieder ab / sich mit seiner gnade und freigebigkeit vergnügend. Sie liesse sich folgends von ihm unterrichten / wie sie sich hierbei verhalten solte. Es wurde lezlich zwischen ihnen beyden abgeredet / daß Simede / wie sie des Ingermans liebe nicht annemen könne / weil sein vatter ein feind ihres vatters gewesen / sich stellen / und zugleich die Prinzessin berichten solte / wie er durch dieselbe / als die ihm solches verheisen / ihre gunst zu erlangen vermeine. Hierdurch / hoffete der Prinz /nach und nach mit der Prinzessin bekanter zu werden / und endlich ihr herze zu gewinnen. Wie nun / dieser abrede gemäs / die Simede gegen dem Ingerman sich gar streng erwiese / als suchete er trost bey der Mirina: die dan / aus liebe zu der Simede / und aus hochachtung für seine person / sehr bemühet war / ihn bey ihr beliebt zu machen. Diese stellte sich aber immer härter an / und der Prinz bekente letzlich der Mirina /wiedaß ihm unm \glich falle / länger also ungeliebt zu leben: wodurch die Prinzessin dermassen zu mitleiden bewegt wurde / daß
Worzu zwingen sie mich / gnädigste Prinzessin? sagte die gleisende Simede. Wie ist mir möglich /denjenigen zu lieben / dessen vatter den meinigen in alles sein unglück gestürzet / und meines hauses todfeind ist? Kan dan der sohn dafür / (antwortete die Prinzessin /) was sein vatter gethan hat? und ersetzet dan nicht / seine aufwartung und libesbezeugung /alles dasjenige / worinn seine verwandten dich und die deinen beleidiget? Nein / grosse Prinzessin! (unterredete der verliebte Ingerman /) die erzůrnte Simede verfäret billig also gegen mir / und thut recht / daß sie / an meinem vatter sich zu råchen / den sohn dergestalt durch ihre strenge tödet. Nein / nein / Riphat! (sagte die Prinzessin /) Simede thut euch unrecht /und ich werde sie schon zur gesunden vernunft zu bringen wissen / daß sie anderst mit euch ümgehe. So möchte ich dan wissen / (redte die Simede /) ob auch meine Prinzessin / wan sie an meiner stelle wäre /also verfahren würde / wie sie mir iezt befihlet. Gesezt / daß der Prinz Ingerman aus Celten / oder der Prinz Baleus von Assyrien / der schönen Mirina mit liebe aufzuwarten kämen: wolten sie nicht in betrachtung ziehen / was das haus Assyrien / oder der König Bojus / ihrem hause zuwider gethan? Nein warlich! gabe Mirina zur antwort. Und da es sich begäbe / daß dieser Prinzen einer mir gefiele / und daß ich seiner treue versichert wäre / so solten mich die betrachtungen / die du hegest / nicht abhalten / ihme gutes zu wollen.
Der verliebte Ingerman konte / auf so gütige erklärung seiner Prinzessin / sich nicht långer halten / sondern hir unversehens zu fus fallend / redte er sie also an: Auf dieses gnädige urteil / stellet sich hiermit ein der Prinz
Mirina mochte damals / als dieses fürgienge / das fünfzehende jahr erreichet haben. Weil nun / in solchem alter / das nachdenken nicht zum håftigsten ist /als fiele es der verschmizten Simede unschwer / bei der Prinzessin sowol ihr selber frieden zu erwerben /als auch den Ingerman wieder auszusünen. Kurz! sie brachte es so weit / daß endlich zwischen diesen beiden eine vertreuliche wechselliebe entstanden: worvon aber / auser der Simede / niemand einige wissenschaft bekame.
Unter solcher heimlicher liebesverståndnis / fiele des Königs von Basan geburtstag ein / worbey der Prinz Marsius ein ritterspiel anstellen wolte: daher /etliche wochen vorher / alle anwesende junge Herren sich hierzu rüsteten und täglich übeten. Mirina / die mehrmals dieser übung zusahe / ließ ungemeine freude blicken / wan ihr Ingerman sich wol hielte / und den andern einen vorteil abgewanne. Der junge Marsius begunte endlich
Diese worte machten den Marsius stutzen / und stårkten ihn in seiner meinung / daß dieser / der sich nun für einen Fürsten zu erkennen gabe / seine schwester lieben müste. Demnach dachte er ihm das schreiben auf andere weise abzufordern / und sagte: Euch zu zeigen / daß ich durch keine gewalt einigen vorteil ůber euch suche / so wil ich / nach eurer bekentnis euch für einen Fürsten achtend / euch das schreiben durch einen kampf anfordern / welches dem überwinder verbleiben sol. Ingerman / der gegen dem Marsius / dessen schwester er liebte / keinen haß hegen konte /ließe sich / durch dieses kampfanbieten / nicht sofort in den harnisch jagen / sondern / ein sittsamers wesen annemend / antwortete er mit låchlendem mund: das geheimnis / das der Prinz Marsius von mir wissen wil / kan eher durch freundschaft /
Marsius befande sich in grosser unruhe / dieses anzuh \ren. Weil man ihme / von jugend auf / viel fůrgesagt / was verfolgung und widerwärtigkeit sein herrvatter von dem vatter des Ingermans erlitten håtte: als ware / der widerwille gegen dem Celtischen hause / in seinem herzen so tief eingewurzelt / daß er / ohne verdruß / diesen Prinzen nicht vor sich sehen konte. Gedachte er dan ferner / daß dieser Prinz seine schwester liebte / und vielleicht auch von ihr wieder geliebt würde / so machte ihn solches noch unlustiger: daher er nicht wuste wie er den erkanten Ingerman anreden solte. Weil er nun mit der antwort verzoge / als volfürte der Celtische Prinz seine angefangene entdeckung / und / den Marsius ganz freundlich anschauend / offenbarte er ihm auch die liebe gegen seiner schwester. Dieser / hierdurch nun völlig entrüstet / brache endlich in diese antwort heraus: Vergebet mir / Prinz Ingerman! daß / da es meines hauses ehre betrifft / ich euch / an stat euch zu bewilkommen / vielmehr ermanen muß / unsern hof / an welchem man euch nicht anderst / als für einen abgesagten feind erkennet / alsofort zu verlassen. Ich sage euch / daß ich / sowenig euer geheimes hier-bleiben / als die liebe gegen meiner schwester / vertragen wil. Ich wil aber / weil ihr euch mir entdecket / euer hier seyn geheim halten /damit euch nichts ungleiches widerfahre. Ihr werdet diese meine verschwiegenheit nicht misbrauchen /sondern bald eure abreise beschleunigen.
Durch diese unvermutete üble begrüßung / wurde des jungen Ingermans geblüte dermassen erhitzet /daß
Wie nun / des andern tags / das ritterspiel gehalten wurde / bliebe der Marsius obsieger / und gewonne ihnen allen ab: welches den Ingerman dermassen verdrosse / daß er also fort den Prinzen zum abgeredten kampf aufforderte. Wie sie nun unvermerkt beide aus dem haufen sich verloren / und im walde scharf aneinander waren / wurden sie durch den Fůrsten Daces /der zeitlich darzu kame / den handel auszufüren behintert. Sie kamen aber nåchsten tags wieder zusammen / neben dem Prinzen von Hemath und dem Daces / die auch unter
Also zoge dieser Prinz unwillig davon / sonder von der Mirina abschied zu nemen. Die Prinzessin liese solches zwar erstlich sich anfechten: aber ihre flůchtige jugend und das frische gemüt wolte ihr nicht zulassen / sich darum dem gram zu ergeben. Sie name ihr aber für / keinen andern zu lieben / und behielte dabei so eine entfindlichkeit über den Ingerman / daß sie /von dem tage an / ihrem bruder abhold wurde / und /soviel m \glich / seine gesellschaft meidete. Wiewol auch der Prinz Daces ihr aufwartete / so vermochte er doch gar nicht ihre gunst zu erlangen: zumal die Simede nie unterliese / ihre Prinzessin mit des Ingermans andenken zu unterhalten; die dan / wiewol sie lang nichtes mehr von ihm h \rte / seiner niemals vergessen können.
Als nach diesem / der Prinz Marsius / neben allen jungen helden aus Basan / in den Assyrischen krieg zogen / und Daces seine Prinzessin verlassen muste /ließe er / deutlicher als iemals / seine liebe blicken: worgegen aber Mirina ihre gewönliche kaltsinnigkeit behielte.
Nicht lang nach der ankunft dieses Prinzens / kame die unverhoffte und betrübte zeitung nach hof / wiedaß des Königs einiger sohn / der Prinz Marsius /neben allen grossen von Basan / in einer schlacht ümgekommen wåre. Niemand kümmerte sich håftiger hierob / als der K \nig: welcher auch / von selbigem tage an / fůr schmerzlichem unmut / bettlägericht wurde. Die K \nigin aber / welche diesen stiefsohn nie geliebet / name es nicht so sehr zu herzen / gleichwie auch nicht die Prinzessin Mirina: die hierbei ihr die einbildung machte / durch diesen todsfall ihres bruders / K \nigin von Basan zu werden. Ihr dapferer muht / stunde dieser ihrer einbildung bei: zumal ihre fraumutter gleichmåsige gedanken hatte / worinn der Prinz von Elassar sie mächtig stärkete.
Diese Königin / liese nun ihren haß / den sie gegen den
Bald hierauf / schoße dieser grosse K \nig die augen zu / und starbe also in der betrůbten einbildung / als wan sein einiger liebster sohn ümgekommen wäre. Sobald nun die Königin Salamis sich witwe sahe / wolte sie in Basan der regirung sich anmassen. Der Fůrst Suevus aber / war ihr zu måchtig: welcher /dem lezten willen seines Herren in allem nachkommend / durch seine klugheit sich / in seinem anvertrauten amte / bei grossem ruhm erhielte. Salamis /auf einraht des Prinzen von Elassar / verbarge ihren widerwillen: sandte aber heimlich zu den Königen der Philister und von Ammon / wie auch zu den grossen in Moab und auf der Amoriter gebirge / dieselben ům schutz anzuruffen. Sobald sie ihrer hůlfe versichert worden / entwiche sie aus Basan / und begabe sich nach Edrei: welche stadt ihr die thore \ffnete / und sie gutwillig aufname. Der Prinz von Elassar / wurde feldherr über ihre v \lker / die
Mirina feirete auch nicht / bei dieser unruhe / ihr bästes in acht zu nemen / indem die kluge Simede ihr den raht gabe / daß sie dem Prinzen Ingerman diesen zustand in Basan kund machen / und ihn / sich ihrer anzunemen / beruffen solte: mit dem versprechen /daß sie / verm \g våtterlicher verordnung / ihn als einen Teutschen ehlichen / und dadurch die krone dieser k \nigreiche für sich und ihn erhalten. Sie dorfte aber / dieses grosse fürhaben / weder ihrer frau mutter / noch dem Suevus entdecken: weil die Königin / als eine abgesagte feindin aller Teutschen / solches nimmermehr zugelassen / und dieser gleichfals / wegen der todfeindschaft / so sein herr gegen den K \nig der Celten getragen / sich darwider gesetzet haben würde. Also wurde nun den Mesek / der Simede bruderen /dieses gewerbe in geheim anvertrauet: wiewol sie /weil diese reise nach Celten eine lange zeit erforderte / keine hoffnung hatten / eher als nach etlichen monden antwort zu bekommen.
Diese heldin folgete inzwischen ihrem kriegerischen muhte / und zoge mit zu feld: da sie zum \fteren solche proben ihrer dapferkeit wiese / daß ihr ruhm überall erhallete. Und eben dieses war die meiste ursach / daß die Salamis aller orten obsiegete. Dan diejenigen / so wieder sie fochten / hielten die Mirina fůr ihre rechte Königin / und liebten sie wegen ihrer dapferkeit: daher die gegenwehr gering ware. Und wie endlich / der Edom und Prinz Abimelech / auch zu der Salamis stiesen / fiele es dieser Königin nicht schwer dahin zu gelangen /
Der stolze Sineab / dem hier alles nach wunsch glückete / hielte sich nun nicht mehr in den schranken voriger eingezogenen bescheidenheit / sondern redete mit der Mirina von seiner liebe viel freier und ungescheuter / als sie ihm bisher verg \nnen und zulassen wollen. Was ihn so kühn machete / war die gnade der K \nigin: welche / in ansehung seiner getreuen dienste / nicht übel aufname / daß er ihre tochter liebte. Daher / wan der Mirina sinn dem willen ihrer frau mutter håtte gleichförmig seyn k \nnen / wůrde dieser Prinz glückseelig gelebet haben. Es zwange aber die Prinzessin ihr gemüte / auf einraht der Simede / also daß sie dem Sineab ihren haß und widerwillen nicht völlig erwiese. Dan / weil er alles bei der Königin vermochte / darbei sehr arglistig und schlau war / als hätte ihre widersetzlichkeit ihm leichtlich die augen \ffnen m \gen / zu errahten / daß ein anderer und zwar mehr-glückseeliger liebhaber vorhanden wåre: welches dan / alles grosse fürnemen der Mirina / würde zu haufen geworfen haben.
Ehe ich aber meine erzehlung verfolge / muß ich mich ein wenig abwenden / und zuvor etwas von dem Prinzen aus Egypten / dem Hiarbas / berichten. Dieser Prinz wurde / ům die zeit / da besagter krieg in Basan angegangen / von meinem herr vattern nach Ophir erfordert: daß er / mich ehlichend / nach seinem tode /K \nig in Ophir werden solte. Um des willen zoge er von Salem aus Canaan hinweg / und name seine reise durch die benachbarte Königreiche: von seiner begierde / nicht allein die welt / sondern auch den krieg in Basan zu besehen und darinn sich zu üben / hierzu angetrieben.
Als sie nun herbei gekommen / und der ansehliche verwundte dem Prinzen von Egypten fůr die erwiesene höflichkeit dankte / dieser hingegen sein beileid über des frömden ritters unglück bezeugte / sahen sie einen grossen haufen reuter den berg herab kommen / und auf sie zueilen. Ein diener des verwundten / so sie zu erst ersehen / erkante sie fůr feind / und ermanete seinen herren / daß er forteilen solte. Wie aber der solchem nachzukommen vermeinte / und vom Hiarbas abschied name / wurden sie von den ankommenden plötzlich ůmringet / also daß sie nirgend auskommen konten. Der mutige Hiarbas zoge gleich vom leder /und gabe damit den seinen ein fürbild / gleichen widerstand zu thun / und den verwundten ritter zu beschützen. Der feind entfande bald dieses Prinzens dapferkeit / und konte ihm / wiewol er weit stärker war /nichtes angewinnen: bis endlich von den völkern des verwundten einige darzu kamen / und sie völlig auf flüchtigen fus brachten.
Der Prinz von Egypten / indem er seine meiste leute
Die Salamis hatte damals ihr lager am fluß Jaboc /und weil die Mirina öfters in scharmützeln sich mit dem feind einliese / gedachte Suevus / wann er diese Prinzessin in seine hånde bekommen k \nte / es solte dadurch des krieges ende beschleuniget werden. Diesen anschlag nun truge er dem Hiarbas auf / und untergabe ihm deswegen einen grossen teil seiner auserlesensten v \lker: der dann das glůck hatte / daß er die Mirina
Mitlerweile sie mit solchen anschlågen ümgienge /lage der Prinz Hiarbas an zweien wunden darnieder /deren die eine und gefärlichste der Mirina schönheit /die andere ihr dapferer arm / ihm geschlagen hatte: dann sie / in seinem überfall / sich so kühn erwiesen und so mutig für ihre freiheit gefochten / daß er das warzeichen am arm davon tragen muste. Aber die andere wunde ließe ihn / wegen dieser / nicht lang der kammer hüten / sondern triebe ihn / seine sch \ne gefangene wieder zusehen: welche / weil man sie königlich ehrte und ihr alle freiheit ließe / täglich auf der stadtmauer spaziren und ihren zeitvertreib suchen dorfte. Wie er
Dieses wort / feindin / schallete dem verliebten Prinzen / als ein donnerschlag / für die ohren / und konte er sich nicht enthalten / ihr also zu antworten: Er achte sich für den unseeligsten menschen unter allen / daß er / sein unglůck zu bef \rdern / so unglückhaft seyn müssen. So haltet ihr dan das für ein unglück / (fragte Mirina /) daß ich bin eure gefangene worden? Daß ich die volkommenste Prinzessin der welt (gabe er zur antwort /) in diesen stand setzen můssen / achte ich für das gröste leid / so mir iemals begegnen mögen. Diese worte brachte er mit solcher gemütsbewegung vor / daß Mirina / wann sie recht håtte darauf achten wollen / die ursach derselben würde haben errahten können. Ich bin darům nicht mehrers eure feindin / (sagte sie darwider /) als aller der anderen / die wider die Königin meine fraumutter die waffen füren. Und gleichwie ich
Der verliebte Hiarbas befande sich dermassen aus sich selber / daß er fast weder sahe noch hörte / was bei ihm geschahe. Als er hiernåchst in seinem zimmer sich allein befande / und niemand / als sein vertrauter waffenträger Lamprides bei ihm ware / fienge er an /sein herz auszuschůtten. Bald klagte er sich selber an / daß er sich also von liebe einnemen lassen. Bald priese er wiederům diese seine neigung / indem er der Mirina schönheit bey sich hochachtete. Endlich nach langer unschlůssigkeit fassete er den willen / dieser seiner liebe beståndig nachzusetzen. Er hielte auch solche / für eine verborgene schickung des himmels: zumal zu Salem die zwo schöne Prinzessinnen Cölidiane und Jaelinde / die
Er trachtete aber nun nach nichtes mehr / als wie er die Prinzessin wieder befreien möchte. Und hierzu erlangte er bald eine gute gelegenheit / indem der Fůrst von Edom an den stadthauptman seinen boten abfärtigte / und üm die befreiung der Prinzessin handelen liese. Demnach gabe er dem stadthauptman die vorschläge / die hernach erfůllet worden: da nämlich der Fürst von Edom / fůr die Prinzessin / in Hazezon Thamar sich gefangen zu stellen sich erbieten müßen.
Mirina / die hiervon nichtes erfuhre / bis alles zwischen dem Esau und haubtman war abgeredet und beschlossen worden / bestůrzte nicht wenig / als einsmals der Prinz Hiarbas mit frölichen gebärden zu ihr kame / und sie also anredte: der himmel zeiget sich mir wieder so g \nstig / daß ich zu befreiung der Prinzessin von Basan nun wieder dienen kan / gleichwie ich zu ihrer gefangenschaft mich můssen gebrauchen lassen. Ich kündige hiemit der dapfren Mirina die freiheit an / und berichte / wie die ihrige iezt mit schmerzen verlangen / ihre unvergleichliche heldin wieder zu sehen. Diese zeitung / an stat daß sie die Mirina erfreuen sollen / ware
Nåchsten tags nach dieser befreiung / bekame er befehl / zu dem Suevus zu kommen. Dieser hatte /durch die Simede / der Mirina fürhaben heimlich erfahren / und wolte sich des Hiarbas hülfe gebrauchen / die Prinzessin zu überreden / daß sie sich nach Basan begeben möchte: da er sie dan / gegen ihrer fraumutter / zur K \nigin und regentin einsetzen wolte. Als aber der betrůbte Hiarbas dem Suevus entdeckte /wie Mirina bereits wieder ledig worden / und sie / an ihrer stat / den berůmten helden Esau in händen hätten: erzůrnte sich derselbe sehr darüber / und drohete /den hauptman in
Suevus / der dem unbekanten Hiarbas sehr wol wolte / ließe / ihm zugefallen / seinen unwillen fahren: und weil er sich ihm gänzlich zu vertrauen gewonet / als entdeckte er ihm der Mirina und sein fürhaben / und entschlosse sich / ihn in der Salamis lager zu senden: da er mit der Mirina abreden solte / ob sie seinen anschlag belieben und nach Basan kommen möchte? Hiarbas name diß gewerbe mit freuden an /und machte sich alsobald auf den weg: inzwischen der dapfere Prinz Abimelech / üm seinen freund / den Esau / wieder zu befreien / Hazezon Thamar belägert hatte. Als er in der Salamis lager angelanget / fiele es ihm nicht schwer / bei der Simede heimlich sich ein zufinden: welche / als sie vername von wem er abgeschikt wåre / ihn alsobald in das gezelt der Mirina /die eben allein war / einfürete / und so begierig als ihre Prinzessin wurde / sein anbringen zu vernemen.
Wan die Prinzessin sich nur wil der nacht bedienen / (sagte Hiarbas /) kan sie wol verborgen aus dem lager kommen. Und weil hier / durch das gebirge /viel wege nach Basan gehen / auch niemand leichtlich / daß
Auf dieser reise / weidete sich der verliebte Hiarbas mit seiner Prinzessin gegenwart / und ward oft willens / sich ihr zu erkennen zu geben. Wie kühn er aber sonst war / so unentschlossen bliebe er doch hierinnen / und verseumte also diese gute gelegenheit / so ihn das glück an die hand gegeben. Zu Salcha / wurde die Mirina von dem Suevus entfangen / der ihr alle königliche ehre erwiese. Es zeigte sich auch an ihm und allen Teutschen eine solche freude / daß sich die Prinzessin damit vergnügt achten konte. Sie hielte aber ihr fürhaben ganz
Weil der Fůrst Suevus / aller der grossen in Basan gemůte / nach seinem willen / der Mirina zum bästen /lenken und gewinnen muste / ehe er laut werden liesse / daß diese Prinzessin / die seite ihrer fraumutter verlassend / dem lezten willen ihres herrn vattern in allem nachleben wolte: als verstrichen hierzwischen etliche tage / die sie zu Salcha hinbringen muste. Wie es aber nun an dem war / daß ihr offentlicher einzug /als einer K \nigin / in Basan geschehen solte: da bekame Suevus die unvermutete post / wiedaß der junge Marsius / seines K \nigs sohn / den man so gewiß für todt gehalten / noch bei leben und in Ammon eingefallen sey / und mit glůckhaften waffen selbigen K \nig demütige / als welcher an diesem krieg und empörung in Basan / und an der Salamis fürnemen /die meiste ursache gewesen. Diese erfreuliche post /machte den Suevus ganz andere gedanken gegen der Mirina fassen. Dan / da er sie zuvor als seine K \nigin angesehen und verehret / hielte er sie nun für die gefärlichste feindin des reichs / und die allein fåhig seyn k \nte / verm \g ihres dapferen muts und ehrsüchtigen geistes / unruhe in Basan anzurichten. Er gienge lang mit sich selber zu raht / wie er die sache angreifen solte. Endlich befande er für das bäste / die Mirina in den tempel der Brachmanen zu verschliessen / welchen die K \nigin Milda / der Salamis fraumutter / in Salcha gestiftet: aus welchem sie allemal wieder k \nte herfürgenommen und zur K \nigin gekr \nt werden /wan dem K \nig ihrem bruder etwas menschliches widerfahren solte.
Dieses ansinnen machte den Hiarbas ganz verstummen / also daß er die ergrimte Mirina allein unbeweglich
Hiemit verliesse sie den Prinzen / und keine zeit zu verseumen / berieffe sie / auf gutheisen der Simede /alle die kriegsbediente / von denen sie wuste / daß sie ihr sonderlich geneigt wären / und versicherte sich ihrer treue: massen sie ihr versprachen / gut und blut bei ihr aufzusetzen. Sie sagte ihnen aber nicht / was sie wider den Suevus fürhatte / weil der von iederman geliebet war. Nur thäte sie ihnen zu wissen / wiedaß gefärliche anschläge wider sie vorhanden wären /worwider sie ihres beistandes vonnöten hätte: üm des willen sie mit einer starken wacht / die niemanden als ihr gehorchete / sie stäts begleiten solten. Mitlerweile sie sich also verwahrete / stunde der verliebte Hiarbas alle die marter aus / die iemals ein sterblicher mag entfunden haben. Er sahe auf einmal / in seiner liebe /die hoffnung und die unmöglichkeit: da jene ihn der tugend / diese aber der liebe /
In solcher unschlüssigkeit fande ihn / meines herr vattern des K \nigs Jaziz Abgesandter / der Heleb: welcher aus Ophir nach Salem gereiset / alda diesen Prinzen gesuchet / und ihn endlich hier in Basan angetroffen hatte. Sein anbringen war / wie häftig seinen König nach ihn verlange / weil er von den Elamiten mit krieg bedrohet werde / und weil er ihn / als seinen künftigen erben und nachfolger am reich / gern bei sich haben wolte: zu welchem ende er etliche huntert wolbewehrter mann an die gränzen des reichs Arabien geschicket / den Prinzen abzuholen und sicher in Ophir zu bringen. Sein hofmeister / der von jugend auf bei ihm gewesen / und bisher / wegen häftigkeit seiner liebe / die er an ihm vermerket / ihn zur fortreise nicht bewegen können / bediente sich dieser ankunft des Heleb sehr wol / und beredte den Hiarbas /sein glück nicht ferner auszuschlagen / sondern demselben zu folgen: daher dieser Prinz endlich der wahren vernunft raum gabe / und zur abreise nach Ophir sich erklärte. Demnach / wie er alles bei sich wol ůberleget / gienge er zu dem Suevus / entdeckte ihm seinen stand und seine liebe / und ersuchte ihn / fůr den dienst / den er / sein leben rettend / ihm geleistet /ihm zu vergönnen / daß er die Prinzessin Mirina wieder nach der Salamis lager bringen möchte.
Da Prinz Suevus entsezte sich häftig / vernemend /
Er wolte ein mehrers reden. Sie aber liesse ihm hierzu keine zeit / sondern eilete von ihm hinweg: ganz ergrimmet / daß ihre hoffnung / die sie auf ihn gesetzet / ihr fehl geschlagen. Sie hatte / seiner liebe /die sie ihm angemerket / wiewol er solche zu bergen vermeinet / sich bedienend / aus ihm ihre creatur machen wollen: wiewol die unwissenheit seines standes /und ihre liebe zu dem Ingerman / bei ihr für diesen Prinzen keiner neigung raum liesse. Sie hatte ihr auch nicht eingebildet / daß Hiarbas / als verliebet / ihrem willen zuwider leben würde: da ihr befehl / sowol seine liebe / als seine ehrsucht / merklich bef \rdern können. Nun sie aber ohne ihrem nutzen / ihm entdecket / daß sie üm seine liebe wisse / und daß sie von derselben einen solchen dienst erwarte: gienge es ihr so nahe / daß sie nicht nur den Suevus / sondern auch den Hiarbas / aus dem weg geraumet wünschete.
Inzwischen nun der verliebte Hiarbas nach Ophir reisete / ware Mirina in der Königin Salamis lager glücklich wieder angekommen: die dan so sehr mit ihrer gegenwart erfreuet wurde / als vorhin ihre abwesenheit sie beunruhigt hatte. Die Prinzessin erzehlte /zwar mit andern ümstånden / als es sich begeben /ihre entfürung und wiedererledigung: ganz geheim haltend / was ihr vorhaben gewesen. Es bekame aber /der krieg / hiernächst eine viel andere gestalt. Dann /obgleich der
Weil nun der haß gegen den Teutschen / durch dieses aufsteigende glůck ihres Erbkönigs / in der Salamis gemüte zum h \chsten wuchse / als liesse sie sich / durch den Prinzen von Elassar und etliche Moabitische herren / verleiten / dem K \nig von Basan nach dem leben stellen zu lassen: da ihrer zehen / die verwegensten und listigsten unter den Moabiten / sich zusammen verschwuren / diesen jungen helden aufzureiben. Mirina / ob sie gleich ihrem stiefbruder /seitdaß er ihrem geliebten Ingerman so feindlich begegnet / nicht mehrgeliebet / wolte iedoch dieses beginnen nicht billigen. Sie gedachte aber den ausgang zu erwarten / und liesse nicht nach / dem Marsius offentlich das reich zu bestreiten / als die Salamis /durch seinen tod / sich dessen heimlich zu versichern trachtete. Es schluge ihr aber auch diese hoffnung üm / indeme Marsius der zehen erkauften mördern sich so dapfer erwehrete / daß sie ihr vorhaben nicht hinausfüren konten. Es wurde hierauf / zu der Salamis
Sie name ihr aber fůr / nach Ophir zu ihrer schwester / als meiner fraumutter / sich zu begeben. Und obschon der Abimelech und Esau / neben dem Prinzen von Elassar / ihr solches widerrieten / so folgete sie dannoch ihrem eigenen willen / und flohe aus Basan hinweg / in gesellschaft der Mirina: welche ihr willigst folgete / weil sie nun alle hoffnung verloren hatte / ihrem Ingerman die kron von Basan zu zubringen. Als diese beschwerliche reise schier vollendet war / vername sie auf der grånze des reichs / daß wir /von den Elamiten und ihren helfern / den Assyriern /bekrieget würden. Weil nun die K \nigin meine fraumutter / samt mir / in Nissa belagert ware / als dachte die Salamis und Mirina / zu meinem herr vattern dem Jaziz nach Havila zu reisen: welcher weg aber sie durch das lager der Assyrier tragen muste. Weil der Prinz von Assyrien bässer / als ich / wird erzehlen können / welcher gestalt er der Salamis den durchzug erlaubet: als will ich meine erzehlung allhier abreissen / und deren fortstellung dem Prinzen auf eine zeitweile ůberlassen.
Die K \nigin von Ninive / welche sehr begierig war / von dieser geschichte ferner zu h \ren / sahe hierauf den Prinzen von Assyrien an: der dan sich nicht seumete / die erzehlung also fortzusetzen.
Indem ich euer verlangen / liebste schwester! den verlauf / sowol der Mirina lebens / als meiner liebe gegen ihr / zu vernemen / vergnügen sol / muß ich notwendig
Mein fürwitz triebe mich an / diesen wunderman auch zu sehen. Als ich nun mich dahin füren lassen /fande ich einen alten greißen / der mehr tierisch als menschlich aussahe. Ich fragte ihn üm seine ankunft /und wie er hier in so gräßlicher wildnis leben könte? Er gabe mir zur antwort: Er sey aus Ur bürtig / und seine liebe zur sternkunst habe ihn alle menschliche gesellschaft verlassen / und / üm ståts in seinen betrachtungen ungehintert fortzufaren / bis gebirge zur wonung erwehlen gemacht / da er von den kräutern der erden lebe; und sey es wol zehen jahre / seit daß er keinen menschen zusehen bekommen. Weil ich nun iederzeit an dieser wissenschaft mich auch belustiget /als fülete ich ein sonderbares vergnügen / mit diesem manne mich im gespråch einzulassen. Er eröffnete mir endlich / durch seine kunst / nicht allein / was mir bereits begegnet / sondern auch / was mir noch künftig widerfaren solte. Solches thäte
Weil ich nun fůrnemlich darin / was meine liebe angienge / unterrichtet seyn wolte / als fragte ich ihn: Ob mir diejenige würde zu teil werden / die ich liebete? Er antwortete mir: Es sey mir weder diese / noch die vorige / bestimmet / und ich würde noch zwei heldinnen nacheinander lieben / von denen ich eine bekommen / und durch sie / dem reich Assyrien / einen beständigen frieden zu weg bringen solte. So unvergnügt / wegen der Eldane / ich hierüber wurde /so begierig forschete ich ferner / ům von den beiden heldinnen ein mehres zu vernemen. Er wolte mir aber nichtes mehr sagen. Also muste ich mit dem erlangten bericht zu frieden seyn / und wieder von dannen scheiden.
Auf der folgenden ganzen hinreise nach Ophir /konte ich niemals unterlassen / dieser profezeiung nachzusinnen. Ich wil hier nicht / wie der krieg in selbigem reich abgelaufen / sondern allein dieses melden. Als ich mit dem Assyrischen heer unfern von Havila lage / da inzwischen unser bundsgenosse / der dapfere König von Elam / Nissa belågert hielte: kame mir die zeitung / wiedaß die Königin von Basan /neben der Prinzessin ihrer tochter / im anzug wåre /und den K \nig Jaziz besuchen wolte. Ich bekame auch / von dieser Königin / einen abgesandten / der mich ersuchete / ihr den durchzug durch mein lager /und daß sie sicher nach Havila kommen könte / zu verg \nstigen. Die ehrerbietung gegen das frauenzimmer / ob diese schon dem feind zugeh \rten / machte mich gleich schlüssig / dem abgesandten also zu antworten: Gleichwie ich ihn versicherte / daß seine Königin ungekränkt durchziehen würde / also ließe ich ihr zugleich alle dienste anbieten / die ich ihr auf dieser reise
Das erste / so ich zu sehen bekame / war die Prinzessin Mirina: die / ganz kriegerisch gekleidet / auf einem mutigen pferd daheritte / welches sie mit so guter art zu regiren wuste / daß ihre sch \nheit und ihr dapferes frisches wesen gleich-herrlich erschiene. Mich verwundete alsobald ihr erster anblick: wiewol ich das wolgefallen / so ich sie anschauend entfunde /anfangs nicht für liebe hielte. Als ich sie wilkom hiese / h \rte sie diese meine begrüssung mit einer sonderbaren majestät an / und zeigte mir darbei zwar ziemliche höflichkeit / doch also / daß ich wol spüren konte /wie sie / als Teutschen geblůtes / einen widerwillen gegen mir / als einem Assyrier / hegete. Die Königin Salamis / welche ihr auf einem wagen folgete / erwiese sich mir gůtiger / und wuste nicht worte genug zu finden / mir ihre erkentlichkeit zu verstehen zu geben. Ich begleitete sie hierauf in das lager / alwo ich ein herrliches gezelt für sie aufschlagen lassen. Weil sie sehr eilete / als konte ich an ihr nicht erlangen / daß sie länger / als selbigen tag und die folgende nacht /sich bei mir aufgehalten hätte. Nach verrichteter mittags malzeit / eröffnete Mirina ihr verlangen / meine völker zubesehen. Demnach ritte ich mit ihr durch das ganze lager: da alle Assyrier die grosse kriegserfarenheit / die diese Prinzessin von sich scheinen ließe /nicht genug bewundern konten.
Ich fande hierbey / des warsagers bericht / meinem sinn so gleichf \rmig / daß ich mich alsofort dieser heldin Mirina gefangen gabe: und behielte Eldane ferner
Es war aber / die belagerung der königlichen stadt Havila fürzunemen / in unserem kriegsraht abgeredet worden. Demnach beschlosse ich / nach dem glück meiner waffen den fortgang meiner liebe einzurichten / und / wann mich der himmel meister dieser stadt machen würde / alsdan gelegenheit abzusehen / wie ich der Mirina / als sodan meiner kriegsgefangenin / die bande / so sie mir vorher angelanget / mit vorteil entdecken könte. Weil ich eine kriegerin lebte / als muste ich auch meine liebeswerbung kriegerisch anfahen /und die betrachtungen hintan setzen / die sonst einen verliebten / nichts wider
Folgenden morgens zoge die Salamis samt der Mirina hinweg / und sagte die K \nigin beim abschied: wie sie die höflichkeiten / die ich ihr erwiesen / in Havila ihrem schwager rümen / und / weil ihr die ursachen dieses kriegs nun bekant worden / sich bemůhen wolte / ihn dahin zu bereden / daß er gegen dem K \nig von Elam sich der billigkeit gemäs bezeigen /ihme die aufrůrere / als den Kajumaras und dessen anhang / abfolgen lassen / und also diesem krieg ein ende geben möchte. Der Mirina verehrte ich ein sch \nes pferd / welches sie von mir anname / darbei sagend: Ich wůrde sie nicht verdenken / wan sie dieses mein geschenke / in fůrfallenden kriegsbegebenheiten / wider mich selbst gebrauchen můste. Meine antwort ware / daß ich meines orts mich nie unterfangen könte / wider die jenige die waffen zu gebrauchen / die ich als eine göttin verehrte. Hiermit reiseten sie fort nach Havila / und kame Zameis / neben noch zweyen meiner leute / mit ihnen glücklich und unvermerkt in die stadt. Ich wil nun ferner erzehlen / was sich alda begeben hat: weil Zameis solches alles mit angesehen / und mir hernach treulich berichtet.
Kurz vor ihrer ankunft / hatte der Prinz Hiarbas bey dem König von Ophir sich daselbst eingefunden /
Mirina / so beherzt sie sonsten war / ließe doch ihre verwirrung über dieser unvermuteten ansprache so sehr / als Hiarbas seine freude / blicken. Mein hofmeister Zameis / welcher / wie gesagt / unbekanter in der K \nigin Salamis geleitschaft sich befande / und alles wol ausname / sahe / im einzug / den Hiarbas die Prinzessin stäts begleiten. Sie aber / nachdem ihre bestürzung vorůber / begegnete seiner aufwartung mit aller kaltsinnigkeit / und sagte / als er fortfure / ihr seine dienste anzubieten / ganz veråchtlich: Sie wäre nun noch weniger / von dem grossen Prinzen aus Egypten / dienste
Weil nun dieser Prinz sich in keinem ding zwunge /als merkte man am ganzen hof seine liebe gegen dieser Prinzessin / und kame es bald dem grossen raht fůr ohren: denen dan nichts unangenemers zu vernemen seyn konte / weil man diesem Prinzen die Prinzessin Indaride / und mit ihr das Ophirische reich /bestimmet hatte. Als auch die Salamis den König Jaziz zum frieden zu vermanen begunte / brachten es des Kajumaras und seines anhangs gute freunde beim K \nig dahin / daß er sich entschlosse / die Königin von Basan / samt ihrer tochter / von hofe zu entfernen / und ihr das land Nod zur wonung einzugeben: weil /in wårendem kriege / sie nach Nissa zu der Königin Rehuma seiner gemalin zu senden / allzu unsicher ware. Die K \nigin Salamis / ware hiermit wol zu frieden. Aber Mirina wurde betrübet / daß sie aus ihrem element dem kriege sich begeben solte. Und wiewol sie hierdurch eines Prinzen / der ihr mit liebesansuchung überlästig war / ledig wurde: so kame sie doch hingegen dem Prinzen von Elassar / weil das land Nod an diß reich gränzete / wieder nåher / welcher sie zuvor / auf der reise aus Basan nach Ophir / wie der K \nig sein herrvatter / (der zwar inzwischen wieder genesen /) damals tödlich erkranket / verlassen hatte /und sie besorgen muste / daß er nun bei ihr sich wieder einfinden m \chte.
Der Prinz Hiarbas / wie sehr er sich bemühet / vermochte diese abreise der Salamis und Mirina nicht zu
Ach grausame! begunte Hiarbas sie anzuschreien: da euer herz fürlängst versagt gewesen / warům begehrtet ihr dan / zu Salcha / so unmögliche proben meiner liebe? warům habt ihr euch damals deren bedienen wollen / da ihr sie doch nicht annemen kontet oder woltet? Denjenigen zum König in Basan zu machen / den ich liebe / überwande ich mich / eurer liebe mich zu bedienen. Wer ist dan dieser glückseelige? fragte der betrübte Prinz. Was nützet euch / (gabe sie zur wiederantwort /) wann ihr dieses wisset? vergnüget euch damit / daß ihr sehet / wie ich nichtes fůr euch / als meine freundschaft / übrig
Weil sie des wegs nicht reiseten / wo ich mit meinen völkern lagerte / als erfure ich diese abreise nicht eher / als bis der Zameis mit seinen beiden gesellen bei mir wieder angelangte. Er hatte alles dieses von einem vertrauten bedienten des Prinzens erfahren /welcher solche liebe seines herren ungern sahe / und gegen dem Zameis / mit dem er alte kundschaft gehabt / kein geheimnis hiervon machete. Ihr k \nnet erachten / liebste schwester! wie diese zeitung mich beunruhigt: massen ich mit dem Hiarbas gleich unglückhaft ware / und nun einen andern unbekanten mitbuler anfeinden muste / der vor uns beiden den vorzug hatte. Mich muste auch schmerzen / daß meine hoffnung / in eroberung der königlichen stadt Havila /meine Prinzessin wieder zu finden / nun zugleich mit erloschen ware. Als hiernächst der Zameis / in versamletem kriegsraht / den bericht von seinen andern verrichtungen abgeleget / und uns die gelegenheit der vestung beschrieben: da wurde beschlossen / dieselbe also fort anzugreifen / und unser heil / wie eben damals der König von Elam mit Nissa thäte / daran zu versuchen.
Welcher gestalt hierauf die beide K \nige frieden gemacht / solches wisset ihr allbereit: und habe ich nur noch dieses zu sagen / daß ich / wie ich iezt in Havila ware / euren brief / den die Dalimire verfälscht / entfangen / und daraus der Eldane vermeinte unbeständigkeit vernommen. Wiewol nun die Mirina selbige liebe zur Eldane in mir gånzlich ausgelescht hatte /so konte ich doch solches ohne befremdung und entfindlichkeit / nicht vernemen. Ich hielte es für eine rechtmäsige straffe / und hätte fast selbige liebe wieder anglimmen lassen / wan nicht die warsagung des Chaldeers diese neue gemehret / und das gedächtnis der Mirina bei mir erhalten hätte. Diese nun wieder zu sehen / name ich / bei meinem
Die Königin von Ninive hat zuvor vernommen /(sagte Indaride /) wie die Mirina / der Simede Brudern den Mesek / aus Basan nach Celten / an den Prinzen Ingerman / heimlich abgefårtigt / und demselben entboten / wie die sachen in Basan stünden / auch daß er kommen und diesen thron / den der tod ihres bruders ihr überlassen / besteigen solte. Dieser Prinz nun machete sich auf die reise / voll süsser hoffnung /sowol seine liebe / als seine ehrsucht / zu vergnügen. Er fande aber / wie er in Basan ankame / alles verkehret / den jungen Marsius regirend / auch die Mirina samt ihrer fraumutter flůchtig und abwesend. Die versagte Kron von Basan krånkte ihn so sehr nicht / als die entfernung seiner Prinzessin: weil das grosse Celten-reich / dessen er ein Erbprinz ware / ihm jenen verlust genugsam ersetzen konte. Demnach ware er mehr geschåftig / zu erfragen / wo seine Mirina geblieben / als wie der König Marsius von seinem thron zu verdrengen seyn möchte.
Der verliebte Celte verzoge sich nicht / an dem bestimten orte zu erscheinen: und / weil die liebe ihn gleichsam beflůgelte / als kame er daselbst etliche stunden eher an / weder die Prinzessin. Er hatte nicht lang gewartet / da sahe er einen ansehlichen ritter /von etlichen dienern begleitet / auf sich ankommen /welcher mit seinen gebärden anzeigte / wie ihm zuwider wäre / einen andern daselbst zu finden. Die begrüssung / ware gar kaltsinnig: und als dieser frömde merkte daß der andere auch daselbst wartete / und nicht verrucken wolte / konte er sich nicht enthalten /ihn zu fragen / was diß orts seine verrichtung wäre? Ingerman / der nun auch einen verborgenen widerwillen zu fülen begunte / gabe ihm zur antwort: Er habe ursach / eben diese frage an ihn zu thun / weil er an diesem orte weder ihn / noch sonst iemanden /
Wie aber nun ihr streit am hitzigsten war / kame die Mirina mit ihren leuten herzu geritten: und als sie beide / aus ehrerbietung / vom kampf abließen / erkennte sie nicht nur den einen / fůr ihren liebsten Ingerman / sondern auch den andern / fůr den Prinzen Sineab von Elassar. Dieser Prinz war eben auf dem weg gewesen / zu Nod die Prinzessin zu besuchen: hatte aber / weil er unterwegs vernommen / daß sie an diesem ort jagen wůrde / sich dahin begeben / und also diese abenteur mit dem Ingerman bekommen. Sobald er die Prinzessin ersehen / ritte er ihr entgegen /sie zu begrůssen. Sie aber war ganz ungedultig / daß sie ihn nicht allein an diesem ort / sondern überdas wider ihren Ingerman in waffen fande. Demnach wandte sie sich von ihm / und sagte: Ich vermeinte /allhier mich heute allein zu ergetzen / und an diesem ruhigen orte nicht solche unruh zu finden / als ihr /wie ich sihe / habt angefangen. Eben meiner Prinzessin vorhaben zu bef \rdern (antwortete Sineab /) habe ich diesen verwegenen fr \mden mit gewalt von hier hinweg treiben wollen / der sich mit worten nicht hat wollen abweisen lassen. Simede / welche mit zugegen war / und besorgte / ihre Prinzessin möchte zuviel reden / antwortete für sie und sagte: Dieser ritter /
Der Prinz Sineab wurde ganz beschämt / seine Prinzessin also reden zu hören. Und damit er nicht noch mehr veråchtliche worte vernemen m \chte / begabe er sich von dannen / und ritte nach Nod / zur K \nigin Salamis. Selbige entfienge ihn gar freundlich / und schöpfte einen grossen unwillen / als er ihr erzehlte / wie übel ihre tochter ihn bewilkommet håtte. Mirina inzwischen / nachdem sie also des Sineab sich entledigt / ihre leute auf das jagen von sich geschicket / und allein die Simede und den Mesek bei sich behalten / ümarmete den Prinzen Ingerman / und sagte: Ich weiß nicht / ob ich / oder das k \nigreich Basan / den Celtischen Prinzen sein entferntes land hat verlassen gemacht. Ist es Basan: so beklage ich billig / die vergebliche herauskunft. Ist es aber Mirina / ohne kron: so befinde ich dafür / dem Prinzen Ingerman / mich hoch verbunden. Ich muß aber das erste besorgen: weil die botschaft / so euch der Mesek gebracht / und nicht euer freier wille / oder das andenken der Mirina / euch aus Celten getrieben hat.
Vergebt mir / grosse Prinzessin! (antwortete Ingerman /) daß ich eure falsche einbildung straffe. Nicht Basan / noch einiger thron in der welt / sondern allein die unvergleichliche Mirina / hat mich den schluß fassen gemacht / mein vatterland zu verlassen. Der Mesek hier zugegen kan sagen / wie er mich in Celten angetroffen / und ob mich mehr erfreuet die hoffnung /die
Es bedorfte aber / weil man ohndas gern gläubet /was man wahr zu seyn wünschet / bei der Mirina nicht vielen überredens / ihres Ingermans beständiger liebe sich zu versichern. Ich unterlasse / alle reden anzufůren / die in dieser ansprache beiderseits fielen. Ich sage allein / daß eines am andern volk \mlich sich vergnügte: und wurde zwischen ihnen abgeredet / daß Ingerman / sich fůr einen befreundten der Simede ausgebend / im land Nod verbleiben / und von der zeit einen guten raht erwarten solte / wie es ferner anzugreifen seyn m \chte. Weil Mirina wol vermuten konte / daß der Prinz Sineab bei der Königin über sie wůrde geklagt haben / als name sie ihr für / ihren widerwillen gegen ihm / ihrer fraumutter zu er \ffnen / und dadurch / auf einmal seiner verfolgungen sich los machend / ihm alle hoffnung zu benemen / daß er iemals ihrer liebe k \nne teilhaftig werden.
Sobald nun das jagen geendet / und Mirina in der stadt Nod wieder eingelanget / fande sie an ihrem hof alles voll unruhe / üm daß sie den Prinzen von Elassar so übel entfangen hatte. Die K \nigin / weil ihre gänzliche
Inzwischen endete sich der krieg in Ophir: da dan die K \nigin verlangte / ihre schwester zu sehen / und /auf erlaubnis des Königs / meines herrvattern / mit der Mirina / nach Nissa kame. Ich hatte nun auch /nach geschlossenem frieden / den Prinzen Hiarbas zu sehen bekommen: von dem aber das gerüchte schon ganz laut war / daß er die Mirina liebte / weswegen
Als die K \nigin von Basan mit der Mirina ankame / waren wir alle in des K \nigs meines herrvattern kammer beisamen: als welcher / wegen etlicher in lezter schlacht entfangenen wunden / noch des bettes hürete. Die begrůssung zwischen meiner fraumutter und ihrer schwester / geschahe nicht ohne threnen: weil sie einander in so langer zeit nicht gesehen / und die Salamis in solchem verlassenen elenden zustand erschiene. Hiarbas änderte gleich die farbe / als Mirina in das gemach tratte. Ich / die ich auf dieser meiner base ankunft mich gefreuet / gewanne sie lieb / sobald ich sie zu sehen bekame: gleichwie sie hingegen zu mir alsofort ein gutes herz fassete / und mir ihre freundschaft zueignete. Hiarbas hatte / bei dieser ersten ansprache / wenig gelegenheit / mit ihr etwas anders zu reden / als was iederman h \ren dorfte. Weil er / als des K \nigs angenommener sohn / die bewirtung verrichten muste / als war er verbunden / dem Prinzen von Elassar / der auch mitgekommen / viel tage gesellschaft zu leisten. Die Salamis eröffnete alsobald meinem herrvattern / daß sie mit diesem Prinzen und ihrer tochter eine heurat fürhåtte: wol wissend / daß es dem König nicht misfallen würde / weil man
Wie diese zeitung dem Hiarbas gefallen / ist leichtlich zu ermessen: und wurde dieser Prinz / der ihm zuvor schon widerlich gewesen / ihm noch unerträglicher / nun er ihn für seinen mitbuler halten muste. Er gienge / sobald er füglich konte / zu der Mirina: die ihme dißmal freundlicher / als sonst / begegnete. Er redte sie ganz betrübt an / und sagte: wie er nunmehr den glückhaften geliebten kenne / den sie ihme in Havila nicht nennen wollen. Er sezte hinzu: Er k \nne sie nun nicht mehr verdenken / daß sie seinen namen verschweigen wollen / weil sie vermutlich sich fůr ihr selber schäme. Meiner wahl (antwortete Mirina /etwas bestůrzt /) darf und werde ich mich nimmmehr schåmen: dan solche ist so edel / daß mir der Prinz von Egypten / wann er der wahren vernunft zuhören wil / wird beistimmen müssen. Wie aber dem Prinzen derjenige / den ich liebe / kund worden sei / solches fållt mir unmöglich zu errahten. Was der ganze hof weiß / (versezte Hiarbas /) das konte ja mir nicht verborgen bleiben. Wer hat uns dan verrahten / (fragte die beängstigte Mirina /) und dasjenige entdecket /wovon ich ein so grosses geheimnis mache.
Indem kame ich zu ihnen in das gemach / und wäre gern zurücke gewesen / als ich ihrer beider verwirrung warname. Weil ich aber nicht schicklich wieder austretten konte / als redete ich nicht viel / zumal auch sie sehr stille waren. Endlich fienge Mirina gegen mir an / und fragte: hat dan die Prinzessin Indaride auch von
Meine ruhe wollet ihr nicht hintern? sagte Mirina. O nein / wehrte Prinzessin! euch ist der Prinz von Egypten bestimmet / und nicht mir. Ihr / ihr seit Erbprinzessin von Ophir. Und sehe ich den Prinzen von Egypten für so verständig an / daß er nichts ungereimtes erwehlen werde. Er mag wehlen / wie er wil / (antwortete ich / ihme hierzu keine zeit lassend /) so weiß ich doch / daß ich fůr ihn nicht erkoren bin. So handelt er auch damit nicht wider seinen verstand / indem er die unvergleichliche Mirina liebet. Wäre ich seines geschlechtes: ich
Es wolte aber die unruhige Mirina / zu ihrer nachricht / ein mehrers hiervon wissen: zoge derhalben den Hiarbas auf eine seite / und beschwure ihn / ihr zu sagen / was er von ihrer liebe wisse. Er / der diese ihre anfrage für eine h \nung ausdeutete / wolte ihr nichts deutliches antworten. Als aber eben der Prinz Sineab ins gemach eintratte / sagte er zu ihr / mit vielem seufzen: Ich muß wol diesem ankommenden glůcklichen liebhaber weichen / damit die grausame Mirina zum wenigsten die freude nicht habe / in meiner gegenwart sich an meinem unglück zu erlustigen. Er wolte damit hinweg gehen. Aber Mirina zoge ihn mit gewalt beim arm zurücke / und auch mich bei der hand fassend / liefe sie mit uns eilends in das nächste cabinet / die thür hinter ihr fůr dem Sineab verschliessend. Hierauf sagte sie ferner / zu dem Hiarbas: So habt ihr dann mich in verdacht / daß ich solte den nichtswürdigen Sineab lieben? Ach nein / mein Prinz! ihr müst von mir anderst gläuben. Wie? ist es möglich / (fieng der erfreute Prinz an /) daß hiesiger gantzer hof / samt mir / geirret? Euer aller irrtum ist so groß / (gabe sie zur antwort /) daß bei mir für den Sineab / nicht allein keine wolneigung / sondern vielmehr ein t \dlicher haß / vorhanden ist. Und euch zu zeigen / wie hoch ich eure verehre / und wie viel ich eurer verschwiegenheit zutraue / so sage ich euch hiermit / daß der Prinz Ingerman aus Celten / bereits
Hiarbas bliebe erstarrt / als ein stein / wie er diese reden anhörte / und sich also aus dem rauch ins feuer geworfen sahe. Ich aber gabe der Mirina zur antwort: Eure verträulichkeit / wehrte Prinzessin! erheischet von mir / daß ich gleicher massen mich euch offenbare. Wan derjenige / der tugendhaft / der edel ist / der uns dienste gethan / und der der erste ist / so üm unsre gunst sich beworben / allen muß fůrgezogen werden: so wird weder die verständige Mirina / noch iemand anders mich verdenken / wan ich den Prinzen Hiarbas / ob er schon seine erste liebesneigung verlassen wolte / nicht annemen kan / weil es mir eben wie der Prinzessin von Basan ergehet / und ich kein freies herz mehr habe. Dieses sagte ich / als eine profezeiung: massen ich dazumal selber noch nicht wissen wolte / daß der Amraphel mein herz nach Elam mitgenommen hatte. Eure erklärung / edle Prinzessin! (hörte ich hierauf von dem Hiarbas mich anreden /) machet mich so kühn / daß ich euch zu meiner fürsprecherin bei dieser unbarmherzigen erwehle. Trösten wil ich euch: (unterfuhre ich ihm /) aber dienen kan ich nicht. Wie solte ich der Prinzessin von Basan rahten können / was ich selber nicht zu thun begehre? Ich ernenne und erkenne euch (sagte Mirina wider
Wolan! (sagte Hiarbas / halb wůtend /) ich wil ihn und mich aufreiben: also werde ich euch / grausame! am bästen dienen. Hierauf / der antwort nicht erwartend / gienge er von uns hinaus / und nach seinem gemach. Sobald er daselbst angelanget / ließe er ohne verzug den Sineab fordern / und beschiede sich mit ihme ganz allein auf einen platz / nahe an der stadt bei einem tempel. Dieser / wiewol es ihm sonst an muht und dapferkeit nicht fehlte / ließe sich zur bestimten zeit daselbst nicht finden. Man weiß nicht /ob diese ausforderung durch ihn / oder sonst / bei hof ruchtbar worden. Diß aber sahe man / daß der König mein herrvatter etliche bediente hinaus schickte / die den Hiarbas anmanen musten / in Nissa wiederzukehren. Hierdurch nun wurde offentlich kund / was man bisher nur gemutmasset hatte / daß Hiarbas die Mirina liebe / und deswegen den Sineab anfeinde / weil sie ihm versprochen ware. Der König / den dieses sehr verdrosse / sandte etliche aus dem grossen raht zu dem Prinzen von Egypten / ließe ihm seine unfug verweisen / und zugleich andeuten / daß er / üm das reich Ophir nicht zu verscherzen / mich lieben müsse: widrigen falls dörfte er ursache geben / daß der König / ihn ganz verlassend / einen andern nachfolger seiner kron erwehlen wůrde. Demnach solte er forthin der Prinzessin von Basan müssig gehen / und sich alsofort erklären / mich zu ehlichen. Ein gleicher befehl wurde auch mir / in gegenwart der beiden Königinnen / entboten / daß ich nämlich den Hiarbas für meinen kůnftigen gemal halten solte. Ich konte mich
Der Prinz von Egypten gewonne zeit und raum /seine erklårung von sich zu sagen / indem er / aus häftigkeit seiner liebe / mit einem hitzigen fieber befiele: welches ihn im haupt so irr machete / daß die ärzte sagten / man můste ihn ganz mit ruhe lassen / wann er wieder genesen solte. Der K \nig / der ihn sehr liebte /ware üm ihn sehr besorget. Inzwischen er aber krank lage / und von seinen sinnen nichtes wuste / redte mein herrvatter mit der K \nigin von Basan ab / daß sie wieder nach Nod reisen / und daselbst die heurat mit Sineab und Mirina / ehe Hiarbas etwas davon erfahren könte / eilends vollziehen lassen solte. Die Salamis seumte nicht / diesem nachzukommen / und damit dem K \nig zu fugen / als dessen gnade sie iezt leben muste. Mirina zoge also halb-verzweiflet von uns hinweg / als die da wol wuste / worauf es angesehen war / und doch keinen weg / diesem unheil zu entkommm / absehen konte.
Als sie aber zu Nod angelanget / gesellte sich bald wieder zu ihr / ihr geliebter Ingerman / der seither ihr abwesen schmerzlich entfunden / und ihr ansonne /daß sie mit ihme nach Celten reisen / und also von dieser zwang heurat sich los machen solte. Sie fragte ihn: ob sie auch wol vor seinen herrvattern / den K \nig Bojus / kommen dörfte / da sie des Marsius /seines todfeindes / tochter wäre? Er / dem des Bojus unversönlicher haß wol bekant war / zoge die schultern und konte sie dessen nicht versichern. Doch sagte er / sie zu bereden: Sein herrvatter müsse nicht eben hierům wissen / und könten sie viel jahre in Celten /als welches sehr groß / verborgen leben / ehe der König etwas davon solte innen werden. Wiewol nun ihr sinn seinem ansinnen gleichf \rmig
Was hatte sie aber indessen zu thun? Sie name ihr für / den Sineab auf ein angestelles jagen / ohne des Ingermans wissen / mit sich zu nemen / ihme sodan die unm \glichkeit / daß sie ihn lieben könte / fůrzuhalten / auch / da er von seinem gedanken und von der gewalt / die ihre fraumutter ihm ůber sie gegeben /nicht abstehen wolte / ihme den kampf anzubieten /und durch raubung seines lebens sich seiner liebe zu entladen. Wie sie nun solches ihr fürnemen ins werk zu stellen begunte / hielte Sineab es für ein gutes zeichen / daß die Prinzessin ihn also mit ihr zu reiten n \tigte / und ware ganz fr \lich / sie also geneigt zu sehen. Wie sie aber anfienge / ihm die warheit zu sagen / schluge er solches in ein hon-gelåchter / vermessentlich sagend: Mit ihrer liebe solte es sich schon schicken / wan sie nur erstlich wůrde gehorchen můssen. Als sie hinwider einwendete / er würde und solte bei ihr / seines lebens keinen augenblick sicher seyn: verlachte er sie darüm ebenmäsig / seinen spott damit treibend. Hierdurch wurde / die ohnedas-erzůrnte Prinzessin noch mehr erhitzet / also daß sie nicht länger sich halten konte / sondern einen sebel /den sie stäts zu füren pflegte / zuckend / auf ihn losgienge / und ihm zurieffe / daß er sich wehren solte. Sineab / sich so unversehens überfallen sehend /wolte nicht länger harren / sondern eilete davon / was nur sein pferd laufen konte. Mirina / ob sie ihn gleich verfolgte / konte nicht allein diesen flüchtling nicht einholen / sondern sie hatte auch das unglück / mit dem pferd zu stůrzen.
Also entkame Sineab in die stadt / und verklagte abermals die Prinzessin bei der Königin: die dan sehr ergrimmet / den schluß fassete / ihre tochter in das Königreich
Unter dieser ihrer reisbereitschaft / kame der Prinz von Assyrien / iezt hier zugegen / aus Ophir nach Nod: der uns allbereit zuvor erzehlet / wie übel dazumal die Mirina sein liebes-anbringen aufgenommen /als welche nun mit anderen und zwar diesen gedanken ümgienge die liebe ihres getreuen Ingermans zu belohnen. Es glückte ihr aber damit bässer / als nachgehends mir / da ich auch mit dem K \nig von Elam heimlich entkommen wolte: dann er sie ganz wol davon brachte / daß niemand in Nod es gewar wurde. Sie hinterließe aber / ein schreiben an ihre fraumutter / die uns dasselbe nach Ophir zu lesen sendete: welches wir dan dieses inhalts befanden.
Weil ich weiß / worzu ich bestimmet bin /
Mirina.
Dieser brief / hatte erwůnschte würkung bei der K \nigin. Dann / ob ihr gleich sehr nahe gienge / was Mirina ihr selbst erlaubet: so ware sie doch zufrieden / daß hierdurch der liebe des Hiarbas gesteuret wurde. Dann solche war ihr gar zu nachteilig / und hätte sie /wie man ihr gedrohet / das fůrstentum Nod entbären /und in grosses elend gehen můssen / wann nicht ihre tochter solchergestalt den Hiarbas verlassen und damit bezeuget hätte / daß sie ihn nicht wieder liebe. Wie sie nun / diese Flucht der Mirina nach Celten / so wol uns / als dem Prinzen von Elassar / berichtet /wolte nicht allein Hiarbas / als er nach ůberstandener seiner Krankheit solches erfuhre / sondern auch der Sineab / schier verzweiflen. Und zwar dieser letzere /folgte ihr alsobald auch ins Celtenland: mehr seine rachgier zu sättigen / als vergnůgung seiner liebe zu suchen. Hiarbas aber /
Wie nun also der Prinz Ingerman mit der Mirina das land Nod verlassen hatten / namen sie ihren weg durch das Bactrianische reich / und begrüsten daselbst den König Oxiartes: dessen gemalin / die Königin Clotis / ihnen alle höflichkeit und freundschaft erwiese / als die da groß werk von ihnen machete / üm deß willen / weil ihr bruder / der K \nig von Hemath / an eine ihnen nah-verwandte teutsche Fürstin war vermålt gewesen. Es wurde auch daselbst ihrer beider eheverl \bnis volzogen: worzu sich die Mirina um soviel eher bereden ließe / weil sie wol vermuten konte /daß sie / mit diesem Prinzen unverehlicht reisend /viel ůble nachrede ůber sich ziehen würde.
Sie hatten aber daselbst in Bactra ein unglück: wovon ein geschrei nachmals ausbrache / als wan Mirina gestorben wåre. Dan / als sie von dannen wieder ab- und fortreiseten / stürzte die Prinzessin / mit dem pferd / von einer hohen brücken herab / in den fluß Sarangis: dessen schnelle fluten sie davon trugen /daß iederman an ihrem leben verzweifelte. Der betrübte Ingerman / ihr gemal / folgete / neben der getreuen Simede und seinen bedienten / dem wütenden strome nach: bekame aber erst nach etlichen tagen die zeitung / daß
Endlich / nach langem saurem reisen / kamen sie in Celten glůcklich an: da der Prinz seine gemalin auf einem bergschloß bey einer seiner wasen hinterließe /und nach der königlichen hauptstadt Trier zoge / in welcher sein vatter hof hielte: von welchem er dan /also unversehens ankommend / mit grosser freude entfangen wurde. Meine erzehlung in die kůrze zu ziehen / wil ich hier nit weitläufig anfüren / welchergestalt Ingerman dem K \nig Bojus / seine vermälung mit der Prinzessin Mirina / beigebracht habe. Ich will allein sagen / daß dieser König / als er seines sohns häftige liebe gespüret / es endlich geschehen lassen / daß Mirina nach Tirer kommen dorfte. Sie ware dem Bojus allerdings angenem / auser nur nicht in dem stücke /daß sie des Marsius tochter ware. Doch verbarge der vatter diesen seinen widerwillen / aus liebe zu seinem sohne. Also lebten diese beide in so vergnügter friedlicher ehe beisammen / daß keines ohn das andere seyn konte. Die heldin Mirina gewonete bald der Celtischen wilden lebens art / und zoge / weil der Bojus mit den benachbarten ståts zu kriegen hatte / immer mit zu feld / fürete auch ein eigenes heer Teutscher weiber: mit denen sie wunderdinge verrichtete / und einen so berümten namen in kurzer zeit erlangte / daß iederman sie fürchten muste. Sie hat auch öfters /sowol den König Bojus / als ihrem gemal / das leben gerettet.
Nachdem sie also gefåsselt lagen / stellete er sich mit einem dolch über den Ingerman / und rieffe damit ůberlaut der Mirina / daß sie sehen solte / was seine rache verm \chte. Von dieser stimme erwachten sie beide / und wusten nicht / wie ihnen geschahe. Aber Mirina erkennte bald den Sineab / und in seiner hand das mördliche gewehr sehend / schrye sie gar erbårmlich / diesen grausamen / wider ihre natur / anflehend / daß er ihres gemals verschonen und seine wut gegen ihr wenden solte. Aber dieser unmensch hatte für sie keine ohren / sondern stieße mit vollen kråftẽ / dem edlen Prinzẽ Ingerman / den dolch in die brust: davon dan dieser held / und zwar mit
Die betrůbnis der trostlosen Prinzessin / ůber diesen an ihrem gemal / angesichts ihrer / begangenen mordthat / bestunde nun nicht in threnen oder wehklagen / sondern in einer grausamen wut: also daß sie /gleich einer ergrimten leuin / deren ihre jungen geraubet worden / an nichts als rache gedachte. Nachdem die Simede sie von ihrẽ banden gelöset / liefe sie zu ihrem todten gemal / sch \pfte mit den hånden das heisse blut aus seinen wunden / und selbiges trinkend /sagte sie: Ich wil dich rächen / unschůldig vergossenes blut! oder ich wil bald bei dir seyn. Hierauf / als der Simede geschrey etliche hirten / so nicht weit hintan hüteten / herzu gelocket / ließe sie den leichnam auf einen wagen legen / den sie herbei schaffeten /und als sie sich darneben gesetzet / fuhre sie also gegen der stadt / die einige hoffnung des Celten reichs also verstorben daher bringend. Die Celten / so ihr in der stadt begegneten / huben an erbärmlich
Rache! Rache! schrye sie / als sie den K \nig ersahe. Des grossen Ingermans blut / fordert blut / und keine threnen. Wofern man nicht bald den verråter Sineab von Elassar verfolget / so wird er uns entkommen. Hiermit / als die bediente des K \nigs den körper aus ihren armen namen und dem halb todten vatter fůrlegten / sanke sie der Simede / welche hinter ihr auf dem wagen sasse / in die arme zurücke / sonder einiges lebenszeichen von sich zu geben. Sie wurde also in ihr zimmer getragen: da man etliche stunden mit ihr zubrachte / ehe man sie wieder zu ihr selber bringen konte. Was klågliches wesen der K \nig inzwischen getrieben / ist leichtlich zu ermessen. Er sandte aber auf alle strassen / den Sineab und des Ingermans entlaufene knechte einzuholen: nachdem er von der Simede ümståndlich erfahren / wie der Prinz von Elassar / so ehmals die Mirina geliebet / aus wütiger rachgier diese mordthat an seinem mitbuler verůbet hätte.
Der unvers \nliche haß des K \nigs wider des Marsius blut / wachete hier nächst bei ihm wieder auf /und maße er der Mirina alle schulde bei / als üm deren willen sein einiger sohn üms leben gekommen. Die einbildung / daß hiermit des Marsius geblüte über sein des Bojus haus gesieget / schmerzte ihn mehr /als der klågliche tod seines sohns. Und seinem grimm an der unschuldigen Prinzessin auszulassen / machte er alsobald ein gesetze / daß forthin die ehefrauen / so ihren verstorbenen
Nachdem nun die Druyden / der Mirina / den willen des K \nigs angekündet / und bald darauf die trauernacht angekommen / da des Prinzen Ingermans begräbnis und ihre verbrenung geschehen solte: wurde in einem dicken wald / bei des gottes Wothans bilde /die leichbegängnis angestellet. Es giengen voran / die geistlichen von allen orden: denen folgten die getreue bedienten des Prinzens / mit allen seinen pferden und kriegswaffen / die dan / mit einem dumpfigen gråßlichen get \ne / den ganzen wald anfülleten. Hiernächst truge man des Ingermans leichnam / herrlich gezieret /auf vielen in einander geschrenkten spießen. Diesem folgte die witwe Mirina / ůmgeben von ihren getreusten kriegsweibern / die über ihren bevorstehenden tod so kläglich schryen / als vergnügt und standhaftig sich hingegen die Prinzessin erwiese. Hierauf kame der König Bojus / mit verhülltem angesichte / von allen seinen bedienten und dem kriegsheer begleitet: dessen schmerz hierdurch gemildert wurde / weil er zugleich nun an des
Wie nunmehr die gewönliche gebräuche mehrernteils verrichtet / des Ingermans körper auf den holzhaufen gelegt / alle dessen pferde ůmgebracht und zu ihme geworfen worden / seine bediente anfiengen einander nieder zu machen / und die Mirina nun eben die arme von sich streckte / von den Druyden sich an den pfal binden zu lassen; da erschienen unversehens etliche huntert pferde / deren fůrer das ůmstehende volk anrieffe: Ob sie dan zugeben wolten / daß eine so grosse Prinzessin so unschůldig und schmålich ům ihr leben kommen solte? Hierauf rennten er und die seinen eiligst auf die Mirina zu / machten sie wider ihren willen ledig / huben sie / wiewol sie sich sehr widersezte / auf ein pferd / und sprengten also mit dieser beute ins holz hinein. Simede / die man mit entfürete /war fr \her / als ihre Prinzessin / über dieser erlösung. Weil das anwesende heer und volk / diese flucht mehr gef \rdert / dann gehintert: als muste es der Bojus geschehen lassen / daß Mirina dergestalt seiner wut entkame.
Die bestürzte Prinzessin wuste nicht / indem man also mit ihr forteilete / wie ihr geschahe / und in wessen hånde sie gerahten: und sahe sie mit unlust sich von dem ort entfernen / da sie in der vergnůgten hoffnung / zu ihrem Ingerman zu kommen / sich befunden hatte. Sie bildete ihr ein / sie werde durch den Sineab entfůret: welches in ihr eine grausame freude erweckte / durch die hoffnung / daß sie nun / an diesem b \swicht sich zu råchen / gelegenheit haben würde. Nachdem sie aber also / bis an den morgen / immer fortgerennet waren / gabe sich ihr zu erkennen der dapfere Assur / ein Celtischer
Mirina hörte / diese des Assurs reden / mit nicht geringer bewegung an: und weil ihr dapferer muht ohnedas zu deme / wovon er ihr gesagt / sie anfrischete /als verlore sie bald die begierde / ům ihren Ingerman zu sterben / da sie für ihn so rümlich leben konte. Wie sie nun ihre entschließung dem Assur hierauf er \ffnet / fürete sie derselbe zu dem heer der streitbaren weiber / die unweit von dar sich in ordnung gestellet hatten / und dieser heldin erwarteten. Als sie derselben ansichtig wurden / erneurete sich bei ihnen zugleich leid und freude: also daß sie / mit weinen und jauchzen / die
Hierauf erfolgte ohn fernere såumnis / der fortzug dieses heeres: und ließe Mirina eine von den weibern zurůcke / die den König Bojus ihren schwiegervatter /in ihrem namen / berichten solten / wie die liebe zu seinem sohn sie entschlossen gemacht / dessen klåglichen tod an allen einwonern in Elassar zu råchen; womit sie ihrem verblichenen ehgemal mehr liebe und dienste zu erweisen vermeine / als wan sie mit ihm sich håtte verbrennen lassen. Weil sie eben den weg vor sich name / auf welchen sie ware hergereiset / als muste sie in Ophir üm freien durchzug / Elassar zu bekriegen / ansuchen lassen. Die K \nigin meine fraumutter ware / neben mir / eben damals / bei den Brachmanen / ihre andacht zu verrichten / als wir die zeitung bekamen / daß Mirina mit einer starken kriegsmacht angezogen kåme. Der K \nig mein herrvatter aber / befande sich zu Nissa / und hatte bei sich den Prinzen Hiarbas: allwo auch mein König von Elam / unter dem namen Sadrachs / (wie der Königin von Ninive bereits bewust ist /) neben dem Abialthon seinem feldherrn / sich aufhielte. Die fast-erstorbene liebe des Hiarbas / entglomme nun aufs neue / als
Nach vielen und weiten tagreisen / kame endlich diese erzürnte Prinzessin bei uns an: und muste / wer sie zuvor gekent / bekennen / daß sie sich sehr geåndert hätte. Wir ersahen sie viel wilder und heroischer als sie vorhin gewesen: und da sonst noch einige gůtigkeit in ihrem wesẽ sich hätte erblicken lassen / so erschiene ietzt aus allem ihrem thun eine sonderbare strengheit / die nichts als unlust schnaubete. Niemand war hierob unvergnügter / als der verliebte Hiarbas. Alles ihr reden handelte / von ihrem verlornen gemal /und von der blutigen rache / die sie / üm seinet willen / dem land Elassar zugedacht hätte. Weil nun Hiarbas sahe / daß er sich ihr mit nichts angenemer machen könte / als wan er diesem feldzug beiwonete: als ließe er nicht ab / beim K \nig meinem herrvattern anzuhalten / bis er ihm solches erlaubete. Es wurden aber die Ophirische v \lker / nicht ihme / sondern dem Assur anbefohlen: damit er daselbst sich nicht zulang aufhalten möchte.
Der Mirina eilfärtigkeit war so groß / daß sie sich nur einen tag bei uns aufhalten ließe. Nachdem sie die gränzen des reichs Elassar erlanget / sandte sie zu dem
Auf solche erklärung / gienge nun der krieg an: in welchem die Mirina wunderdinge verrichtet. Weil sie aber nichts mehr / als den Sineab anzutreffen / verlangete / als suchete sie hierzu allenthalben gelegenheit. Er hingegen flohe / und ließe sich an keinem ort finden / wo er wuste / daß sie wäre. Hiarbas fůrete / auf der Prinzessin begehren / ein eigenes heer: damit der feind an vielen orten zugleich ůberfallen wůrde / und damit sie seine person nicht immer üm sich haben müste. Feuer und schwerd fraße nun alles auf / wo Mirina hinkame. Und wiewol der Sineab dem Hiarbas und Assur dapfren widerstand thäte / so ward er doch endlich von diesem im gebirge eingeschlossen: also daß er nicht entkommen konte / sondern es auf eine schlacht / die er lang vermieden / muste ankommen lassen. Der König Birsa / der mit einem besondern heer wider den Hiarbas zu feld lage / h \rte nicht sobald von seines sohns bedrängnis / da machte er sich auf / und gienge der Mirina und dem Assur in dem rucken / und ward hinwiederüm von dem Hiarbas verfolget. Also sahe sich der vatter / von diesem /
Dieser Egyptische Prinz / der für seine Prinzessin fochte / erwiese doppelte stärke / und drunge / da die dreyfache schlacht angienge / mit solcher wut durch den feind / (den befehl über die ihm anvertraute völker / dem unbekanten K \nig von Elam überlassend /) daß er bis zum haufen der Mirina gelangte. Diese heldin hatte / aus wütiger rachgier sich so weit in den feind hinein gewaget / daß / wan nicht der Sineab allen den seinigen ernstlich anbefohlen hätte / ihres lebens zu schonen / sie ohne zweifel ihren tod würde gefunden haben. Sineab! Sineab! war ihr einiges wort / welches sie unaufhörlich mit gräßlicher stimme wiederholete: und hatte sie / als sie diesen b \swicht unter den seinigen erblicket / so grimmig auf ihn losgerennet / daß sie solcher gestalt mitten unter die feinde gerahten / und von denselben ümringet worden. Es ware nun an dem / daß sie / auf Sineabs zuruffen / solte gefangen werden: als der Hiarbas zu gutem glůck ankame. Allhier verrichtete er alles / was liebe und dapferkeit zu würken verm \gen / und hielte den feind solang auf / bis der Mirina kriegerinnen darzu kamen / und sie befreieten.
Sineab hatte inzwischen sich unsichtbar gemacht /und / die flucht der seinigen vermerkend / sich in das gebirge verloren. Diese seine entfernung brachte so grossen
Nach vielem toben / kame Mirina endlich vor Susan / und belågerte diesen ort / darinn der König lage. Als es zum stürmen kame / erstiege sie mit den ersten die mauren / eroberte also diesen platz / und mit ihm das ganze Elassar / weil der andern ihr heil an dieser hauptvestung hienge. Der König Birsa / als er nicht entfliehen konte / wolte gleichwol nicht lebendig in der Mirina hände kommen: zündete demnach sein schloß an / in meinung / sich zu verbrennen. Weil aber die Prinzessin solches ihrer rache nicht anständig erachtete / als ritte sie mitten durch das feuer zu dem K \nig / und mit einem
Man hörte nun nichtes mehr von diesem Prinzen /und war alle der Mirina bemühung vergebens / ihn auszufragen. Als aber das greuliche brennen und morden im land Elassar also fortwårete / versamleten sich endlich die stände des reichs / die mehrernteils in das land Elam geflohen waren / kamen ingesamt nach Susan / begehrten frieden / und ernennten diese sieghafte Prinzessin zur Königin in Elassar. Also sezte Mirina diese kron auf / und wurde hierauf das fremde kriegsvolk erlassen: da dan auch die unsern in Ophir wiederkehrten. Hiarbas hatte inzwischen mit meinem Amraphel so vertreuliche freundschaft gemacht / daß er ihm bei mir das fůrwort redete: woraus letzlich meine bewilligung erfolget / seine liebe anzunemen und mit gegengewogenheit zu beehren / auch / mit gutbefindung meiner fraumutter / mich durch ihn entfüren zu lassen. Ich wil meine wunde iezt nicht wieder aufreissen / ( sagte Indaride ferner /
Der hierüber beångstigte Hiarbas / reisete verzweifelt aus Ophir hinweg: da ihn die liebe nach Susan truge / alwo er die Salamis bei der K \nigin Mirina antraffe. Diese beide hatten sich / über ihre ehmalige mishelligkeiten / miteinander wieder vers \net / und vernamen / mit sonderbaren leidwesen / den zustand in Ophir: entschlossen sich auch alsofort / zu meiner fraumutter zu reisen / und sie über meinem tode zu trösten. Weil hierdurch der Hiarbas mehr freiheit erlanget / zu lieben / wo er wolte / sonder der hoffnung zur Ophirischen krone verlustig zu werden: als fienge auch Mirina an / sich gegen ihme nicht mehr so hart zu erweisen: wiewol sie kein zeichen einiger gegenliebe blicken ließe. Der verliebte Prinz / dem noch nie soviel gutes widerfahren / ließe ihm dieses in seiner betrübnis zu trost gereichen / und gienge heimlich in den Bactrianischen krieg / seiner traurigkeit / im gedr \sche der waffen / etlicher massen zu vergessen: inzwischen die Salamis und Mirina nach Nissa abreiseten / denen er dahin nicht folgen mochte.
Als diese beide an unsrem hof ankamen / fanden sie alles / sonderlich aber meine fraumutter / in grosser traurigkeit. Der König mein herrvatter / stellte sich zwar auch mitbetrübt an: aber nicht um meinet willen / sondern wegen seines Hiarbas / von dem er nicht erfahren konte / wo er geblieben wäre. Dieses sein anligen klagte
Indem aber / der König und Mirina / also einander mit falscher und wahrer hoffnung speiseten / kame das geschrey / wie daß der K \nig von Elam und der Prinz von Assyrien mit einer grossen kriegsmacht ankämen / Ophir abermals zu überziehen. So wenig man sich dieses kriegs versehen hatte / so ungerüstet befanden sich die Ophirischen. Mirina verhieß dem K \nig ihre hůlfe: der solche / als nun sehr beängstigt /mit beiden händen anname. Sie zoge selber nach Elassar / ihme ein bewehrtes volk zu zuwenden. Inzwischen ließe mein herrvatter aussprengen / wiedaß der Prinz von Egypten / als sein nachfolger im reich / die Königin Mirina haben solte: wordurch er diesen Prinzen / dessen dapferkeit ihm iezt vonnöten war / wieder herbei zu ziehen verhoffete. Diese seine list geriehte ihm nach wunsche: massen nicht lang hernach / als der krieg nun angegangen / dieser Prinz bei hof sich einfunde. Nachdem ihm / diese seine glückseligkeit / des Königs eigener mund / wiewol
Als dieser zweyte Ophirische krieg angienge / (begunte der Prinz diese erzehlung zu ersetzen /) und ich / an den gränzen dieses reiches / mit den Assyrischen v \lkern zu dem K \nig Amraphel stieße: beschlossen wir im kriegsraht / daß er in Ophir hinein gehen / ich aber / weil wir nachricht hatten / daß Mirina dem König von Ophir eine ansehliche hülfe zufůren würde / nach Elassar mich wenden / und ihren anzug verwehren solte. Weil solches der krieg erforderte / dorfte ich mich dessen nicht weigern: wiewol es mich sehr krånkte / daß ich hierin meiner liebe so übel fürstehen / und derjenigen widerstehen muste / die ich in meinem herzen so hoch verehrte. Also wandte ich mich nach Elassar / und ließe den betrübten K \nig von Elam allein: welcher / den vermeinten tod seiner Indaride auf das höftigste zu rächen / entschlossen war.
Indem ich nun vor dem paß lage / und mit meiner liebe zu raht gienge / kame mir zu sinne / weil die Königin Mirina / durch Ingermans tod / ihrer ersten liebe ledig worden / und nun / wie ich geh \ret / den Prinzen von Egypten ehlichen solte: ob ich nicht ihr /das grosse reich Assyrien / neben meiner person / so angenem machen könte / als ihr iezt Ophir und der Hiarbas waren. Ich verließe mich hierbei auf die warsagung meines Chaldeers / und bildete mir für / wieviel gutes fůr das Assyrische reich hierdurch k \nte gestiftet werden. Demnach fassete ich den schluß / einen gesandten
Nächsten tags hernach ritte ich / in geringer geleitschaft / aus meinem lager / die påße zu besichtigen: da ich dan / in einem thal vor mir / eines gefechtes und scharmützels gewar wurde. Durch angestellte erkündigung erfuhre ich / daß es die meinigen wären /welche einem haufen vom feinde / der einen paß zu öffnen sich bemühet / widerstand thåten. Man sagte mir hierneben / daß der fürer des feindlichen haufens sehr dapfer föchte / und die unserige / wo sie nicht bald entsatz bekämen / zu welchen würden gezwungen werden. Ich befahle gleich dem Prinzen Sinear /ihnen mit einem haufen zu hůlfe zu kommen. Ehe aber dieser befehl ins lager gelanget / sahe ich die meinigen den kůrzern ziehen / und nach dem lager die flucht nemen. Weil mir dieses sehr nahe gienge / als rennte ich den flůchtigen entgegen / sie ůmkehren zu machen. Aber das grausame metzeln des feindes / der ihnen nachsetzete / ließe ihnen nicht zu / mir zu gehorchen. Indem sahe ich mich / nur mit zw \lfen der meinigen / von etlich hunterten ümringet / welche rieffen: Diß wäre der Prinz von Assyrien / den müsten sie fahen.
In dieser äusersten noht / wehrete ich mich mit so gutem glücke / daß ich stand halten konte / bis nicht allein der Sinear / sondern auch folgends noch andere darzukamen: die dan meinen haufen also stårkten /daß wir dem feind ůberlegen waren / und alles niedermachten /
Indem ich noch mein glück ům diesen sieg ehrete /kame der Zameis gegen abend aus der Mirina lager zurůcke. Ich ließe ihn alsofort allein in mein zelt kommen / und vername von ihme / wie die Königin Mirina erstlich sein anbringen mit grosser aufmerkung an geh \ret /
Ihr k \nnet nun / liebste schwester! leicht ermessen /in was betrůbnis dieser des Zameis bericht mich gesetzet. Ich ware gesonnen / den Assur / ohne einige entgeltung / ledig zu geben und der Mirina wieder zu zusenden: solches aber wurde mir / von allen meinen kriegsbedienten / widerrahten und verwehret. Als ich ihn nachmals besuchet / fande ich seine gesellschaft so angenem / als sch \n seine gestalt und als dapfer seine faust ware. Weil mir / der üble fortgang meiner liebe / viel seufzer aus dem herzen lockete / und meine gestalt verånderte: als fragte einsmals der Assur / nach der ursache meines unmuts. Ich truge kein bedenken / mich ihme zu eröffnen: allermeist weil ich wuste / daß er ůber der Mirina gemůte sehr viel vermochte. Ich merkte ihm an / daß diese meine
Ich sagte ihm hierauf ferner / von der profezeiung des Chaldeers / wie dieselbe mir einen muht machete und mich hoffen hieße: weil dessen wissenschaft bewåret sei / und er mich fůr gewiß vertr \stet / daß eine von den beiden heldinnen mir zu teil werden / und dem reich Assyrien glück und ruhe bringen würde. Ist diese dan schon die andere heldin / (fragte hierauf der Assur / ganz begierig /) die ihr liebet? Als ich ihm solches mit nein beantwortet / sagte er ferner: Wolan dan! wer weiß / ob der Chaldeer die Mirina geneinet /und ob nicht noch eine andere heldin sei / auf die seine warsagung zielet? Welche aber k \nte dem reich Assyrien bässer die ruhe geben / (versezte ich /) als diese teutsche Prinzessin? würde nicht / durch sie /aller eingewurzelter haß zwischen Assyrien und Basan aufgehoben werden? Wie müssen nicht die deutung machen / (widerredtee der Assur /) ehe die warsagung erfüllet sei. Der Chaldeer profezeite / der Prinz Baleus müsse zwo heldinnen nacheinander lieben: nun dieses noch nicht geschehen / als ist auch die weissagung noch nicht geendet. Dergleichen gespräche / waren fast täglich unsre unterhaltung.
Eines tags kame die nachricht ein / wie daß Mirina auf einen paß / den der Eliphas von Theman besetzt hielte / einen anschlag hätte / üm durch denselben in mein lager einzubrechen. Weil aber die unsrige in vorteil
Indem wir aber zum schärfsten am feind waren /brachte man uns die zeitung / daß Mirina einen paß eingenommen / und auf unser lager anziehe. Laristhenes / den mir der K \nig unser herrvatter von Babel mitgegeben / und ihm / als einen alten soldaten / die fürung dieses kriegs unserseits anbefolen / riete und verschuffe alsobald / daß man den kranken Assur nidermachen solte: weil an dessen person mehr / als an einen ganzen heer gelegen / und weil er versichert war / daß die Celtische soldaten / wan dieser ihr feldherr todt seyn wůrde / ferner von niemanden sich regiren lassen / und also uns in diesem krieg keinen abbruch mehr thun würden. Ich muste / diesen des Laristhenes vorschlag / offentlich gutheisen. Ich verließe aber die schlacht / und rannte mit meiner leibwacht nach dem lager / diese ermordung zu vermitteln. Ich kame eben zu rechter zeit an / da die abgeschickte schon in des Assurs gezelt eingetretten waren / ihn hinzurichten. Ich ließe ihn eiligst zu mir auf meinen wagen bringen / und sandte ihn folgends / mit dem Zameis und der hålfte meiner leibwacht / der Mirina entgegen; der mir / fůr seine freiheit und leben / tausendmal dankte.
Es drunge nun / der Prinz von Egypten / (name die Indaride das wort /) auf des Königs zusage: zumal Mirina selber sich erkläret / daß sie seine lange liebe nunmehr erkennen wolte. Weil nun nichtes mehr im weg stunde / und der krieg / da Mirina selber mit zu feld zoge / solches nicht hintern konte: als wurde mein herrvatter gen \tigt / einen tag zum beilager anzusetzen. Weil er aber viel ein anders im sinn hatte /als kame er / zween tage vorher / zu mir in meinen turn / darinn ich aufbehalten wurde; da ich meines Amraphels verlust unaufh \rlich beweinete; da ich leben muste / weil man mir / den tod zu finden / alle mittel entzogen hatte. Er bemůhete sich / mit vielen guten und b \sen worten / mich dahin zu bereden / daß ich mich / an stat der Mirina /
Wann einige freude in meinem gemüte stat finden könte / so solte es diese seyn / daß der edle Prinz von Egypten der Königin von Elassar herz endlich gewonnen. Aber ich beklage / daß ich noch leben muß / üm dieser keuschen verbindung hinterlich zu seyn: massen man gewillt ist / mich dem Hiarbas / als wan es Mirina wäre / aus dem turn / darinn ich iezt gefangen lige / in das ehebette zu bringen. E. Maj. verwahren diesen betrug / und gläuben von mir / daß ich / nach dem verlust meines getreuen Amraphels / nichtes als den tod verlange.
Indaride.
Simede brachte ihrer K \nigin diese zeilen: welche
Wie er in seinem stillschweigen verharrete / sahe sie ihn gar scharf an / und fuhre also fort: Müsset ihr nicht gestehen / daß ich ursach habe / mich zu rächen? Ehmals in Basan / habt ihr zwar euren beistand mir versaget / als ich des Suevus tod von euch forderte: woltet ihr dan nun auch den undankbaren Jaziz leben lassen / wan ich euch durch unsre liebe darzu beschwöre / mich und euch an ihm zu råchen? Ach grosse K \nigin! (gabe Hiarbas zur antwort /) darf ich dan auch demjenigen / der mir kron und thron anbietet /nach dem leben trachten? Ich habe genug! fiele Mirina ihm in die rede. Geht / geht / verräter! und gläubet mir / daß ihr mich forthin nicht mehr betriegen sollet. Hiermit rennte sie davon / und ließe ihn allein zurücke. Und wiewol er nachmals bei ihr sich wieder eins \nen und ihr seine liebe beteuren wolte / konte er doch kein gehör erlangen: dargegen muste er ansehen / wie Mirina
Sie hatte / auf einem hügel / diesen abzug angeschauet / und / da die lezten ihres heers schon aus dem gesicht entfernet waren / nur etliche von ihren fůrnemsten kriegsbedienten bei sich behalten / mit denen sie dem heer nachzufolgen gesonnen ware. Indem aber kame unversehens / ein grosser haufe wolbewehrter reuter / aus dem nåchsten busch herfür: welche augenblicklich die Mirina ümringten / und /ungeacht ihres dapfren widerstandes / sie in das holz gefangen entfüreten. Der verzweiflete Hiarbas / so ihr aus den augen reiten müssen / und vor der stadt mit seinem waffenträger ümher wallete / vername nicht sobald / was seiner Königin begegnete / da vergaße er ihres befehls / und folgte den räubern sporenstreichs nach / die er auch endlich im wald einholete. Etliche von ihnen / als sie warnamen / daß ihnen zwo einzele personen nachfolgeten / vermeldeten solches ihrem fůrer: der schickte / bei zwanzig der seinen / dem Hiarbas entgegen / die ihn und seinen waffenträger also zurichteten / daß sie / wiewol auch ihrer etliche todt blieben / dieselben fůr todt ligen ließen. Sie lagen beide also in der onmacht / bis gegen nacht: da ihr gutes geschicke etliche hirten auf denselben weg fürete / von welchen sie in die hütten gebracht / und folgends so wol verpfleget wurden / daß sie von ihren wunden wieder genasen und gesund wurden.
Weil Hiarbas / in so verwirrtem zustande / sich niemanden entdeckte / als erfuhre der K \nig / mein herrvatter / nichtes hiervon. Ihn befr \mdete aber /dessen abwesenheit / und der Mirina abzug. Ihm ahnete zwar / sie möchte erfahren haben / wie er sie betriegen wollen. Er konte aber nicht aussinnen / wer ihn müste verrahten
Hiermit verstummete die betrůbte Indaride / und konte ihren threnenbach nicht långer aufhalten / der sich mildiglich ůber ihre schöne wangen ergosse. Nachdem hierauf / auch die Delbois und der Baleus /eine weile geschwiegen hatten / sagte endlich die sch \ne K \nigin von Ninive zu dem Prinzen: Nun wird noch übrig seyn / daß ihr mir saget / wo man mit der entfüreten Mirina hingekommen / und wie ihr von eurer häftigen liebe habt ablassen können. Und ich (thåte die Prinzessin hinzu /) verlange zu vernemen /was ich mir nicht ausdenken kan / nåmlich / womit die Mirina dem Prinzen von Assyrien ursach gegeben / ihrer zu vergessen.
Ich wil / euer beider verlangen zu vergnügen (sagte Baleus /) zu erst sagen / daß Sineab derjenige gewesen / der vor Nissa die Mirina entfůret. Dieser hatte /nachdem er das land Elassar verloren / sich iederzeit heimlich im land Ophir aufgehalten / und dahin getrachtet / wie er sein boshaftiges fürnemen an der Mirina volstrecken m \chte. Es glůckte ihm auch dißmal /gleichwie zuvor
Meine liebe / ließe mir nicht zu / lang nachzudenken / was ich thun solte / sondern hieße mich des wegs hinziehen / wo meine leute die h \le gefunden hatten. Ich fande daselbst / was ich gesuchet / nämlich die Mirina: welche gegen dreissig oder vierzig mann /die / sie zu binden / bemühet waren / mit unbeschreiblicher dapferkeit fochte / und mit einem schwerd / das ihr in die faust gerahten / dermassen üm sich schluge /daß der todten und verwundten die månge für ihren füssen lagen. Ihr fürer ware der Sineab / welcher sie immer mit worten anfrischete und ermannete / ein wildes weib zu bändigen. Ich seumte nicht / dieser bedrängten heldin beizuspringen: da sie dan alsofort /durch meine hůlfe / aus dieser noht errettet worden. Der verzweifelte Sineab / wolte ihm selber einen dolch ins herze stossen: weil er sahe / daß er der Mirina nicht entgehen konte. Sie risse ihm aber das eisen aus der hand / und sich erinnerend / wie
Hierauf wandte sie sich zu mir / und dankete höchlich / fůr diese ihr-erwiesene hůlfe: zugleich aus dieser mordgruben hervortrettend. Im nächsten dorf / da wir abtratten / erzehlte sie mir alles / wie es ihr in Nissa ergangen / wie sie nicht mehr der Assyrier und Elamiten feind sei / wie der Jaziz und Hiarbas sie betrogen /und wie sie / forthin keinem menschen mehr zu trauen / soviel ursachen bekommen. Einen mitbuler in ungnade zu wissen / das muste mir ja wol gefallen: aber der Mirina angehångte entschliessung / konte mir wol diese freude måssigen. Ich befande es unzeitig und nicht schicklich / damals von meiner liebe zu reden: und bote ihr allein meine dienste an / als sie begehrte / ich solte sie nach Elassar / oder zu ihrem heer begleiten lassen. Weil ich mein heer nicht verlassen /und daher selber sie nicht begleiten dorfte / als gabe ich ihr den Zameis / samt einer guten anzal meiner soldaten / zu gefärten: schiede also von ihr mit der grossen hoffnung / daß ich / durch diesen dienst /mich bei ihr in gunst gesetzet / und nun wol niemand einigen vorzug vor mir haben würde.
Ich wil mich nit lang aufhalten / bei dem Ophirischen krieg / und wie endlich beider Könige tod den frieden geboren. Ich wil nur vermelden / wie es mir in Elassar ergangen / dahin ich / nach geendigtem kriege /
Der Assur / so in sonderbarer freundschaft mit mir lebte / üm daß ich ihme vorher das leben errettet / gebrauchte sich aller beredungsgründe / mir diese liebe aus dem sinn zu heben: worinn dan die Simede ihm zustimmete. Als ich eines tags bei dieser mich befande / und ihr hart deswegen anlage / vertraute sie mir /wiedaß ihre Königin / nicht allein ihr herze / sondern auch / ihren leib / einem andern zugeeignet hätte: weswegen sie mir treulich riete / meine gedanken fahren zu lassen. Ich konte solches unm \glich gläuben /und wandte gegen der Simede ein / wiedaß sie solches / mich abzuschrecken / bloß erdichtet habe. Als ich ihr solches etliche tage nacheinander fürruckete /wurde sie endlich aus ungedult bewogen / daß sie sich anheisig machete / mir dessen / was sie geredet / einen augenschein zu zeigen. Zu solchem ende / beschiede sie mich gegen der nacht in ihr zimmer: von dar sie mich in der Königin schlaffkammer füren / und meinen unglauben mit der warheit ůberweisen wolte.
Ich ließe mir solches wol gefallen / und voll unruhiger
Wie nun iederman an mir eine grosse verånderung spürete / also ware Assur nicht der lezte / der meine traurigkeit mir angemerket. Diß gabe ihm ursache /mich zu befragen: Ob etwan seine beredungen bei mir hätten stat gefunden / daß ich / mein eigen bästes beobachtend / von der liebe gegen der Mirina abstehen wolte / und deswegen / mit mir selbstreitend / in heimlicher unruh lebte? Ihr werdet es fast errahten haben / (gabe ich ihm zur antwort /) und ist freilich der schluß bei mir fåst gestellet /
Weil ich / von der zeit an / mit ihme kaltsinniger ümgienge / als begunte auch er sich meiner zu åusern. Wie die Simede / die üm unsere vorige verträulichkeit gewust / solches in acht name / fragte sie mich gar sorgfältig: ob ich etwan gegen ihme mich dessen vermerken lassen / was sie mir vertrauet? Ich versicherte sie / daß niemand / auser uns beiden / wan sie es wie ich verhelet / hiervon wissen würde. Als wir unsere unterredung fortsetzeten / bezeugte sie ihre sonderbare freundschaft / so sie zu mir trüge / und wůnschete / daß ich / an stat dieser ůbel-angewendten liebe /anderwert ein bässers glück finden möchte. Ich kenne auch (sezte sie hinzu /) eine schöne Prinzessin / die der Mirina an dapferkeit gleich ist / aber an schönheit ihr weit fůrgehet: welche ich dem Prinzen von Assyrien wol gönnen m \chte. Als sie mir hiervon zum öftern fürsagte / und selbige Prinzessin also beschriebe /daß sie den Assur gliche: erweckete sie in mir eine begierde / deren ansichtig zu werden. Diß mein verlangen zu erfüllen / berichtete sie mich / wiedaß die Königin / in wenig tagen / ein grosses fest / nach Celtischer gewonheit / der heiligen Jungfrauen (worunter sie die Egyptische Isis verstehen /) zu ehren / feiren /und darbei auch diese Prinzessin sich einfinden wůrde: da wolte sie mich / mit hülfe der Aurinien /(sind der Teutschen heilige weiber /) in den wald bringen / da das fest gehalten wurde / daß niemand etwas davon solte innen werden.
Ich ließe / diesen vorschlag / mir wolgefallen / und /
Ich bekennte nachgehends der Simede / daß mich die schönheit dieser Prinzessin v \llig vergnügt hätte. So sehr ich ihr aber anlage / mir deren namen und stand zu benennen / so konte ich sie doch hierzu nicht bereden. Ich fande / diese schönheit / nachmals nicht mehr am hofe: h \rete auch von keinem menschen /daß eine frömde Prinzessin wäre zugegen gewesen. Ich bate die Simede / daß sie die glückseeligkeit dieser augenlust mir nur noch einmal verschaffen wolte: aber vergebens. Ich geriete endlich in den argwan /der Assur můste sich also verkleidet haben / ům der Mirina / als die fast keine stunde ohne ihn seyn konte / auch bei diesem frauen-gottesdienste beiwonen zu dörfen: welches die Simede / mich zu betriegen / fůr mir also verborgen hielte. Und solches zu gläuben /bewegte mich fürnemlich / daß ich aus dem
Ich zoge endlich / mit diesen gedanken / von Susan hinweg / als die friedenspuncten / so nach Babel / zur bestätigung / waren übersendet worden / zurücke kamen. Die Mirina betrurete mir hoch / beim abschiede / daß sie ihren verstorbenen Ingerman ewig betrauren / und niemals an einige heurat mehr gedenken wolte / nun der Prinz von Egypten / der sie einmal diesen gefassten schluß åndern gemacht / sie also betrogen hätte. Sie versicherte mich hierbei ihrer hochachtung und wol gewogenheit / und ließe solche zeichen einer keuschen tugendhaften Prinzessin von sich scheinen: daß ich mich nicht genug verwundern konte / wie es doch m \glich wäre / sich also vorstellen zu k \nnen. Also schiede ich / was die Mirina belanget /ganz frei aus Elassar: Aber dem unbekanten ebenbilde des Assurs / hinterließe ich mein halbes herze. Endlich habe ich / alhier in Damasco / eure Aramena zu sehen bekommen: die mich / durch ihre dapferes und holdseeliges wesen / dermassen eingenommen / daß ich sie mit håftiger liebe bis ietzo verfolgen müssen.
Ich bitte euch aber / liebste schwester! und euch /wehrtiste Prinzessin! ihr wollet euch fürstellen / wie mir můsse zu muht worden seyn / als ich diese Aramena in einem gefechte fande / und zwar gegen einen widersacher / den ich anfangs fůr meinen alten freund / den Assur / aber nachmals für die sch \ne fr \mde erkante / die ich in Elassar beim opfer gesehen? Ich fülete gleich / voll h \chster verwunderung / mehr als ein schlechtes erbarmen / über den elenden zustand dieser beiden sch \nen / und spürete mein herz geteilet: also daß ich / so wenig die Aramena / als diese fr \mde /verlassen konte. Ich ward aber / an
Als ich / ganz bestürzet / von ihr ab und zu der fast-sterbenden Aramena gegangen / wurde mir bald angesagt / die frömde wåre auf einen wagen gebracht und hinweggefüret worden. Weil mir unmöglich fiele / ihrentwegen in solcher ungewißheit zu leben / als jagete ich ihr nach mit etlichen meinen bedienten. Weil wir im dicken geh \lze / bei sovielen abwegen / die strasse / so sie genommen / nicht gleich finden konten: als ersahe ich / erst mit anbrechender nacht /ihren wagen / von vielen pferden ůmgeben / in einer ebene vor mir hin und einem wol-erbauten schloße zufahren / von welchem einer meiner leute mir sagte /daß es dem Syrischen Fůrsten Rames von Jedlaph zustünde. Weil dieser Fůrst / der die seite der Canaaniter hält und unlangst aus Damasco entwichen /unser feind ist: als stunde ich an / was ich beginnen solte. Offentlich mich kund zu geben / ehe ich / ob auf diesem schloß freunde oder feinde lågen / und wie stark der feind seyn m \chte / nachricht einbringen lassen / fiele mir bedenklich: darbei aber unerträglich /meine sch \ne nicht anzusprechen. Ich muste mich aber in gedult fassen / und erstlich den Zameis / der sich hierzu anerbote / üm kundschaft abschicken.
Die nacht über / bliebe ich verborgen bei etlichen fischern / die am fluß Amana kleine hütten bewonen:
Endlich \ffnete sich / nahe bei mir / eine kleine pforte / aus welcher zwei ansehliche Männer hervortratten: die waren mit tygerhåuten bedecket / auch sonst also bekleidet / daß ich sie für Teutsche halten muste. Indem sie allgemach vor mir über giengen /bliebe ich sitzen und hatte einen mantel vor das gesicht geschlagen / da ich dann h \rte / daß der eine sagte: Wir entweichen billig / weil der K \nig und der Fůrst im garten allein miteinander zu sprechen / verlangen. Ihre unterredung (sagte der andere /) war so håftig / daß sie unser nicht gewar wurden: und h \rte ich wol / daß der inhalt ihres gespråchs unsere Prinzessin angehe. Hiermit waren sie nun so weit von mir / daß ich von ihren reden nichts mehr vernemen konte. Mein fürwitz aber triebe mich auf von meiner stelle /und nötigte mich / ihnen sachte nachzufolgen. Als ich sie erreichet / h \rte ich den einen also reden: Ich kan nicht ergründen / warüm der K \nig
Als ich den ganzen tag / sonder ein mehrers zu erfahren / daselbst zugebracht hatte / gienge ich mit dem abend wieder nach der hůtte / und verbrachte die nacht mit so unruhigen gedanken / daß das aug des himmels eher aufgienge / ehe ich meine augen schliessen k \nnen. Ich gienge am morgen wieder dahin / und hatte dißmal mehr glück / als zuvor: weil / nach wenig stunden / mein Zameis vom schloß herunter kame. Er wurde über meiner künheit nicht wenig bestürzt / als er mich erkennet / und bate / daß ich eilends mit ihm nach der fischerhůtte gehen / und alda von ihm / was er ausgerichtet / vernemen wolte.
Wie wir nun daselbst angelanget / erzehlte er mir /was massen er / als er vor das schloß gekommen /sich einer jungfrauen erinnert / die er an der Mirina hof ehmals in Elassar gekant und geliebet / und es fůr müglich erachtet / daß selbige bei dieser frömden Prinzessin / welche auch daselbst gewesen / sich befinden m \chte.
Wie sehr mich dieser des Zameis bericht erfreuet /kan ich euch / liebste schwester! nicht beschreiben. Als ich ihn ferner fragte / was fůr leute auf dem schloß wären / und ob er von keinem anwesenden K \nig geh \ret? sagte er mir / es wäre ihm anders nichts wissend / als daß für wenig tagen teutsche völker aus Basan daselbst angelanget / die der fürst Suevus fürete / und die die Prinzessin / wie es schiene /nach Basan abholen solten. Der abend / so von der Marpeis hierzu bestimmet worden / hatte kaum sich eingefunden / da waren wir schon vor dem thor: welches uns die wacht willig \ffnete / weil die dame hinab sagen lassen / daß man uns / als ihre bekanten /nicht aufhalten solte. Einer von ihren dienern fůrete uns in ein gemach / darinn diese jungfrau stunde und mich entfienge / sagend: Weil sie ehmals mich zu
Der Prinz (unterredte Marpeis /) antwortet nicht auf meine frage. Man wil hier wissen / ob noch einige liebe gegen der Aramena vorhanden sei. Daß ich diese heldin geliebet / (versezte ich / ganz verwirret /) kan ich nicht leugnen. Daß mich aber auch der unvergleichliche wunderglanz der sch \nen unbekanten Prinzessin / in Elassar beim opfer geblendet / und jůngsthin bei der begegnis im walde von neuem entzündet habe / muß ich gleichfalls bekennen. Stellet dan der Prinz / (fragte Marpeis ferner /) die Prinzessin und die Aramena / in gleichen grad / und hält eine so hoch / als die andere? Ich bin ihrer beider diener: (gabe ich zur antwort /) erkenne aber wol den unterscheid / daß die schönheit der Prinzessin es der Aramena weit zuvor thue. Wünschet aber der Prinz auch meiner Prinzessin gegenliebe? fuhre sie fort zu fragen. Ach gůtige Marpeis! (antwortete ich seufzend /) worzu dienet die beantwortung dieser frage? Zameis hat euch ja eröffnet / mein unbeschreibliches
Hiermit öffnete sich unversehens ein fürhang / nahe hinter der Marpeis / den ich zuvor nicht in acht genommen hatte / von dar die Prinzessin / welche / zu bette ligend / unser gespräche alles mit angehöret / zu mir rieffe: Gehe / unerkentlicher Prinz! aus meinen augen / und hoffe nimmmehr einige gnade. Ich habe in Elassar dich geliebet / weil ich in dir ein königliches gemüte vermutet. Nun ich dich aber so leichtsinnig befinde / daß du / ganz und gar deines standes vergessend / bis zu einer nichtswürdigen Aramena dich herunter lassen k \nnen / mich noch in bedenken ziehest / sie meinethalber zu verlassen: so wisse / daß ich dein und aller Assyrier todfeindin sterben wil /und daß Mirina sich nicht also an Elassar sol gerochen haben / als wie ich mich an Assyrien zu rächen gedenke. Ich / solche harte worte aus einem so zarten munde vernemend / wurde von leid und freude zugleich überfallen / die mich ganz erstaunen macheten. Als endlich ihre sch \nheit mich triebe / ihrem bette zu nähern / und daselbsten auf den kniehen sie zu bitten /daß sie ihren zorn wolte schwinden lassen: name die Marpeis mich beim arm / und fürete mich mit gewalt aus dem gemach / welches sie alsobald hinter mir verschlosse / nachdem sie uns vermanet / daß wir uns ja eiligst hinweg machen solten.
Ich und der Zameis wurden so bestürzt über dieser
Weil ich vermuten konte / daß diese sch \ne teutschen geschlechtes ware / und weil ich wuste / wie eine dapfere heldin sie ware: als machte ich mir die gedanken / sie würde zweifels frei die jenige seyn /die mir der Chaldeer bestimmet hat. Die stäts-erwiesene kaltsinnigkeit hiesiger Aramena / und die sch \nheit dieser unbekanten / die aus liebe gegen mir / und aus eifersucht gegen ihr / diesen streit begonnen / die mich allein darüm hassete / weil sie vermeinte /daß ich sie nicht genug liebte / bewegten mich / des Zameis raht anzunemen. Demnach fande ich ihn / folgenden morgens gar früh / wieder nach dem schlosse /daß er der Marpeis meinen schluß er \ffnen solte. Er konte aber weder hinein-noch vor-kommen / und brachte mir die traurige zeitung zurůcke / daß er sich ganz ümsonst bemühet hätte. Ich ward hierüber so
Alle meine hoffnung zerfiele mir / durch diesen bericht. Ich ließe den hausvogt zu mir kommen / vermeinend ein und anders von ihme zu erfahren. Es war aber alles umsonst / und konte oder wolte selbiger mir nicht sagen / mit seiner unwissenheit sich entschüldigend / wer die Prinzessin und die andere gewesen /die er bewittet / und wohin sie ihren weg genommen hätten. Weil ich mich ihme nicht nennen dorfte / als konte ich das ansehen meines standes gebrauchen /eine andere erklårung aus ihm zu bringen. Als er auch merkte / daß wir Assyrer wåren / wolte er uns in das schloß nicht einlassen. Demnach bliebe für mich nichtes ůbrig / als hieher ohne hoffnung wiederzukehren. Auf dem rückweg / begegnete mir der Opharteus / mit seinem kriegshaufen: der von hier / mich zu suchen /abgeschicket / mir / wegen meines ausernseyens / euer aller sorgfalt bezeugte / und also mich wieder hieher begleitet.
Erkennet nun / liebste schwester! wie es mir ergehet. Ich liebe eine schöne und grosse Prinzessin / die ich nicht recht kenne / wer und von wannen sie sei /und wohin sie sich verwandelt habe. Ich verlasse ům ihrent willen die Aramena / ům deren willen sie mir ihre gunst entzogen. Um sie verschmachte ich in liebes-angst / und muß doch sorgen / daß ihr verbittertes gemůte nur auf lauter rache wider mich / und nicht auf meine ruhe gedenke. Ich kan auch nicht zu frieden leben / ich habe sie dan wieder gesehen / und sei mit ihr ausges \net. Demnach bin
* * *
Hiermit endete / der verliebte Prinz / diese Geschichterzehlung; für welche die K \nigin / ihme und der Indaride / schönen dank sagete / und ferner gegen dem Prinzen also redete: Es schmerzet mich nicht /daß es meiner Aramena / wie der Eldane / ergehet; weil ich bei ihr wenig anzeig gefunden / daß sie ehrsüchtig gewesen wäre / den Assyrischen thron zu besteigen. Daß aber euch / eine so häftige liebe gegen dieser unbekanten Prinzessin / quålen muß / das betrübet mich / und möchte ich euch gern geholfen sehen / wie ihr es selber verlanget. Daß ihr auch die reise nach Basan fürnemen / und den Cimber zu eurem vertrauten in der liebe machen wollet / solches halte ich fůr eine sache / die etwas reifer zu bedenken ist. Dan das erste betreffend / so würde es den ruhm des Prinzens von Assyrien nicht wenig verkleinern /wan er üm diese zeit von hier hinweggienge / da sein herrvatter mit den Canaanitern und Syrern einen schweren krieg bekommen. Wegen des andern / ist man nicht versichert /
Der verliebte Baleus / dankete der K \nigin / für diesen erteilten guten raht und für gethanes versprechen / zu tausendmalen. Nachdem sie noch eine weile hiervon sich unterredet / fragte der Prinz gar sorgfältig nach der Aramena zustand. Solches kame der K \nig in lächerlich fůr / daß er gleichwol ihrer nicht vergessen konte. Sie lässet sich zu Naema an ihren wunden heilen / (sagte sie /) die sonder gefahr sind /und sie verhoffentlich nicht hintern werden / bald hochzeit zu machen. Wie da? (fragte der Prinz / etwas bestůrzt /) an wen sol sie dan getrauet werden. Die Königin / welche diß für die bäste gelegenheit hielte /dem Prinzen alles zu hinterbringen / sagte ihm / wie es mit dem Dison und der Aramena stůnde. Baleus erwiese sich hierauf gar unruhig: ungeacht er ihm fürgesetzet / sich der Aramena zu entschlagen. Als die K \nigin solches vermerket / vermanete sie ihn / daß er so gefärlicher liebsgedanken solte můssig gehen /die nie etwas gutes k \nten nach sich ziehen. Man mag wol (sagte sie) seine zuneigung auf unterschiedliche personen nacheinander / aber nie zugleich wenden /wie Esau und andere zum fürbild stehen: und ist eben darinn ein grosser unterschied zwischen liebe und freundschaft / weil jene nur einen / diese aber viel freunde dultet. Baleus name diese der K \nigin erinnerung mit dank an / und versicherte sie / daß die regung / die ihn Aramena
Nachdem die Königin / üm ihrer Aramena ruhe zu befördern / ihn in diesem seinen vorsatze gestårket /erinnerte sie sich / wie sie ihme / bei dem Cimber wegen dieser fr \mden Prinzessn sich zu erkündigen /versprochen hatte: weswegen sie alsobald ob man diesen Prinzen nicht bei hofe wieder gesehen håtte /nachfrage anstellte / und gleichwol nichtes von ihm vernemen konte. Aber gegen abend / als sie sämtlich in dem k \niglichen schloßgarten sich erlustigten /fande dieser Prinz sich unversehens ein: welches der Fürst Barzes der Königin von Ninive alsofort anmeldete. Selbige sprachete eben dazumal / mit dem statthalter / von diesem Prinzen: dessen fürtreffliche geschicklichkeiten sie unschuldiger weise dermassen heraus preise / daß Mamellus in seiner gesch \pften einbildung / von ihrer liebe gegen diesem Prinzen /dadurch gestärkt wurde. Sie erwiese sich auch ganz fr \lich / ůber dem bericht von seiner wiederkunft /und als sie ihn ersehend / auf ihn zugienge / ihn anzusprechen / name der statthalter war / daß der Cimber sich verwandelte / und mit so ungemeiner tiefer ehrerbietung die Königin begrüssete / daß daraus genugsam erschiene / wie sehr er diese schöne in seinem herzen anbetete. Weil Mamellus zur Königin von Elam / die / vor ihrer abreise nach Elimais / mit ihm reden wolte / zu kommen beruffen wurde: als name er alsobald abschied / seinen platz dem Cimber überlassend.
Dieser Prinz name die schöne Königin bei der hand / und sagte zu ihr / im fortfüren: Ich befinde mich schůldig und straffbar / daß ich meine K \nigin soviel tage allein
E. Maj. benenne ich / (gabe Cimber zur antwort /) der Hercinde und meinen lebenslauf / so bewandt /daß ich unmöglich dero noch zur zeit alles entdecken darf / wie es mit uns beschaffen ist. Doch will ich E. Maj. nicht laugnen / daß die Hercinde / wiewol sie /als wan ich ihr
Indem ihr mir eröffnet und bestätiget / (sagte hierauf die schöne Königin) was ich bereits vermutet /vermehret ihr damit meine verwunderung ob dieser geschichte / weil ihr mir so ruhig berichten k \nnet /wie die sch \ne Hercinde einen andern mehr als euch liebe. Ach! (antwortete er seufzend /) solten E. Maj. in mein herze sehen k \nnen / sie wůrden gewar werden / was marter ich darinn ausstehe / daß ich ungeliebet lieben muß. Ich bin aber hierzu geboren / und muß mit dem schluß des himmels friedlich seyn / der dieses über mich verhänget. Dieses sagte der Prinz mit solcher entfindlichkeit / daß die schöne Delbois nicht ümhin konte / ihme ihr beileid zu bezeugen. Solches bewoge ihn / gegen ihr also fortzureden: das mitleiden / so E. Maj. über meinem zustand fassen /ist allein kräftig / mein jammer-leben mir erträglich zu machen. Und gleichwie ich dieses E. Maj. zu diensten gewidmet / als opfere ich es auch für dieselbe willig hin / und kan in meiner unglückhaften liebe nicht
Wann die Delbois nicht so gar wäre von der meinung eingenommen gewesen / daß Cimber die Hercinde liebte / würde sie aus der häftigkeit / mit der er diese worte fůrgebracht / leichtlich ermerket haben /daß er in ihre person verliebt wäre. Nun aber gedachte sie an nichtes weniger / und weil sie in ihrem herzen ihn hoch verehrte / als gienge es ihr sehr nahe / daß ein so edler held so unglückseelig leben solte. Wan ich etwas erwünschen k \nte / (sagte sie /) so solte es dieses seyn / daß Cimber der sch \nen Hercinde vergessen möchte. Nimmermehr werde ich derjenigen /(widerredte er /) die ich mit so häftiger liebe verehre /vergessen können. Und wiewol ich sonder hoffnung lebe / so liebe ich doch eiferigst: zwar ohne den vorsatz / meinem mitbuler zu schaden. Ihr seit hierinn (sagte sie /) ein viel gefårlicherer mitbuler / als ihr selbst vermeinet. Dan eure unvergleichliche sanftmut /die aus der volkommensten tugend herrůret / d \rfte der Hercinde gemüte viel eher bewegen / als wann ihr eure häftige begierde mit gewalt handeln liesset / euch für euren mitbuler bei ihr in gunst zu bringen. Ach grosse Königin! (widerholte Cimber /) so wenig ich zuvor dem raht E. Maj. folgen k \nnen / meine hoffnunglose liebe zu verlassen / so wenig kan ich mir auch diesen trost zu nutz machen / und hoffen / daß meine gedult mir dereinst etwas erwerben können. Meine geliebte liebet viel zu beständig / und ist darneben ihre wahl so edel / daß mir kein trost / als der tod / übrig bleibet.
Der Prinz von Assyrien / (sagte die Königin /) ist bei der Hercinde in h \chster ungnade / und will ich gegen euch so unvertreulich nicht seyn / als ihr gegen mir seit /
Der verliebte Cimber / welcher / durch diese zweideutige reden / der Königin seinen wahren zustand /ohne sich zu offenbaren / eröffnet / machete sich ihr /wegen so seltner tugend / noch mehr bewunderbar. Und weil sie diese seine antwort dahin deutete / daß er verlange / den Baleus mit der Hercinde wieder ausges \nt zu wissen / und von ihm nicht für einen mitbuler bei dieser Prinzessin erkennet zu werden / als gabe sie ihm zur antwort: Euer wunderbares begehren zu erfüllen / edler Prinz! versichere ich euch / daß Baleus von eurer liebe nichts erfahren sol. Wann ihr aber selbst eures mitbulers bef \rderer
Wann ich es / ohne euch zu betrüben / melden darf / (erwiderte die K \nigin /) so weiß ich den Baleus so verliebt in die Prinzessin / daß ich wol für seine beståndigkeit gut sagen wolte. Und weil ihme bewust ist / daß ihr / nach dem schloß des Rames / dieser Prinzessin gefolget: als treibet ihn seine h \ftige liebesbegierde / von euch zu erkůndigen / was euch von seiner schönen bewust ist / weswegen er mich an euch abgesendet. Wollet oder k \nnet ihr nun euren mitbuler hierinn vergnůgen / so lasset mich etwas wissen. Wan E. Maj. belieben mag / (antwortete Cimber) / den Assyrischen Prinzen zu berichten / daß diese Prinzessin /eine Teutsche von geburt / dem K \nig Marsius nahe befreundet / und eines so hohen geistes ist / daß sie begehret / allein geliebt und bedienet zu seyn; daß der / so ihr aufwarten wil / allen andern bedienungen absagen můsse; daß auch / an ihrer wolfart / der ganzen teutschen nation viel gelegen sey / die dieser Prinzessin beschimpfung / bis auf den lezten blutstropfen / zu råchen nicht unterlassen werden: so vermeine ich / der Prinz werde mehrer nachricht von mir nicht begehren
Mit dieser erklärung des Cimbers / ware die K \nigin wol zu frieden: wiewol sie / die sonderbare liebes-art dieses Prinzens / nicht genug bewunden konte. Hiernåchst kame sie auf ihren eigenen zustand zu reden / und fragte den Cimber: was sie / von der verheisenen hülfe aus Basan / zu erwarten und zu hoffen hätte / und ob der K \nig Marsius / bei seiner heimlichen anwesenheit auf dem schloß des Rames / wovon man ihr berichtet / dessen nicht erwehnet hätte? Er wird / (antwortete Cimber /) unter des Fůrsten Suevus befehl / zu E. Maj. diensten / dreissigtausend mann ins feld gehen lassen: die / durch das fürstentum Nebajoth / und durch Arabien / ihren weg nach Ninive nemen / aller orten aber bereit stehen sollen / auf erhaltenen befehl / dahin zu kommen / wo E. Maj. ihrer benötigt seyn werden. Diese unvergleichliche großmut des K \nigs von Basan / (sagte Delbois /) habe ich allein euch / mein Prinz! zu danken. Ja / edler Cimber! euch bin ich hierüm verbundẽ. Was mir aber an genugsamer erkentlichkeit ermanglen solte / das ůberlasse ich dem Prinzen Abimelech: welcher lebenslang nicht vergessen wird / was er seinem freunde dafůr schüldig sei. Die unvergleichliche K \nigin Delbois /(gabe Cimber zur antwort /) regiret billig ůber die ganze welt: darům gebůret / nicht allein dem König in Basan / sondern allen menschen / der schönsten Delbois zu gebot zu stehen. Was ich hierinn erwiesen /ist nur die geringste wirkung meines willens / E. Maj. nůtzliche dienste zu leisten: und sol mein leben zu nichts anders / als für dero hohe wolfart / angewendet werden. Wann Hercinde solche worte von euch h \rte /(versezte die K \nigin /) wåre es nicht so verwunderlich /
Der verliebte Cimber gedachte in seinem herzen /daß sie recht hätte geurteilet. Er sahe sich aber indem von solchen unterredung befreiet / durch die ankunft der Prinzessinnen von Ophir und Gerar: die sich mit der Königin in ein gespräche von andern dingen einließen / und also diesem Prinzen gelegenheit gaben /luft zu sch \pfen / der schier seine wahre liebe nicht mehr zu bergen vermochte / da doch / in deren geheimhaltung / seine einige ruhe bestunde. Die K \nigin von Elam / der Mamellus / und noch andere /kamen hiermit auch darzu: und sahe man der Lantine wol an / daß das mit dem Mamellus gehaltene gespräche sie unvergnügt gelassen. Dan selbiger hatte ihr nicht allein / vor des Königs ankunft von Damasco abzureisen / gänzlich widerrahten / sondern auch ihre heurat mit dem Baleus ihr dermassen notwendig fůrgemalet / daß sein K \nig alles thun würde / ehe er zugäbe / das diese verbindung und vereinigung beider reiche nicht fortgehen solte.
Die K \nigin von Ninive / so der K \nigin von Elam wol anmerkete / name sie bei der hand / und sich mit ihr von den andern absonderend / fragte sie nach ihrem anligen / und vername von ihr / wessen der Mamellus sie håtte bereden wollen. Weil sie nun / des Belochus unrechtfertigkeit hierinn / üm so viel kůner tadelen dorfte / weil sie ihn nicht mehr für ihren vatter / sonderen vielmehr fůr ihren gefärlichen liebhaber und für den feind ihres reiches halten muste / als ware sie der verbitterten Lantine mehr ein- als abrätig / sich Assyrien zu widersetzen. Und wiewol sie ihr nichtes von dem geheimnis entdeckte / welches sie von ihrem Abimelech erfahren / so
Als nach langem lustwandelen / beide K \niginnen in eine låube sich zusammen gesetzet / kame Hadoran zu ihnen hinein: welcher für der Königin von Ninive sich nicht scheuete / seiner Lantine aufzuwarten / weil sie ihm er \ffnet hatte / daß die sch \ne Delbois ům ihre liebe wüste. Er hatte der Königin von Elam den raht gegeben / auf ihre abreise zudringen: weil er aus des Sadrachs heimlicher abwesenheit nichts gutes vermutete / auch dieses so hitzigen als mächtigen Prinzens gemüt ihm mehr als wolbekant war / und er daher nicht unbillig besorgte / daß die Elamiten / wan sie nicht bald ihre K \nigin zu sehen bekåmen / und wann sie erfüren / daß die Assyrier die hand mit im spiel hatten / und die Lantine an den Baleus verheuraten wolten / sich an diesen Prinzen hängen m \chten. Ich bringe euch / (sagte Lantine) zugleich gute und b \se zeitung. Mamellus hat mir deutlich zu verstehen gegeben / das ich ja nicht an meine abreise gedenken sol / und daß die Assyrier alles daran setzen würden /mich an ihren Prinzen zu verheuraten / um dadurch mein reich mit dem ihrigen zu vereinigen. Hingegen hat die grosmůtige Königin von Ninive / hierzugegen / mir beistand verheisen: und wil sie / ungeacht Belochus ihr vatter ist / mir dennoch wieder ihn beistehen /mein reich frei zu erhalten / und das Assyrische joch von mir abzuwenden. Als die K \nigin von
Lantine / die sich / ohne ihrer fraumutter willen /noch nie hierzu entschliessen wollen / sahe die schöne Delbois an: welche zwar des Hadorans raht fůr gut hielte. In betrachtung aber / daß der guten Königin von Tyro / die durch den tod Amraphels / und durch des Tiribaces heimliche hinwegreise / schon h \chlich betrübet worden / durch gleiches beginnen ihrer tochter noch mehr herzenleid zukommen würde / wolte sie hierzu nicht einstimmen / sondern hielte für das båste / daß Hadoran eiligst nach Elimais reisen / und alles /wieder den Sadrach / in gute ordnung stellen solte: versprechend / inzwischen seiner Königin sich also anzunemen / daß die für der Assyrier gewalt sicher bleiben solte. Weil ich dann / (sagte Hadoran) meine K \nigin alhier unter so grossem schutz in sicherheit weiß / wil ich mich nicht entziehen / diese reise zu übernemen: worzu ich mich sonst / bei so gefärlicher bewandnis / unmüglich håtte entschliessen können. Hierauf sahe er seine Lantine gar sehnlich an / mit stummer bitte sie üm erlaubnis ersuchend; welche /mit schiessung etlicher seufzer / die sie / ihm ihre liebe zu bekräftigen / mit willen nicht verhalten wollen / zu ihm sagte: Ich bin meine meiste lebenszeit genötigt gewesen / meinen Hadoran abwesend zu wissen; werde also in dieses scheiden / zumal es so hochnötig / mich wol ergeben
Delbois bekräftigte hierauf nochmals ihr versprechen / mit vielen versicherungen / und machten beide K \niginnen / in Hadorans gegenwart / einen bund zusammen / daß sie einander in allen fürfallenden nöten / beistehen wolten. Weil indem die nacht eintrate / als giengen sie såmtlich wieder aus dem garten: da folgenden morgens der Hadoran aus Damasco abreisete /ehe iemand etwas davon gewar wurde / und seinen weg nach Elimais name. Die betrübte Lantine / so nun alle ihre zuflucht zu der Königin von Ninive setzete / begabe sich / sobald sie dieselbe angekleidet wuste / in ihren palast / und traffe sie unter ihren Fůrsten an: mit denen sie eben die verordnung abredete / wie der Aramena solte hochzeit gegeben werden. Der Fürst Barzes / der Königin hofmeister / name ůber sich / alles / was n \tig seyn würde / hierbei zu bestellen: massen die K \nigin sonderlich verlangte bei diesem fest ihren königlichen pracht hervor zu legen / und damit zu zeigen / wie bei ihr Aramena in gnaden stůnde.
Weil üm deß willen auch der Mamellus / zu der Delbois zu kommen / war beruffen worden / als stellete der / nicht lange nach der Elamitischen K \nigin /sich auch ein / und vername mit grosser freude von derselben / wiedaß ihre jungfrau Aramena / die man bisher / als eine unglücksbraut für das Assyrische haus / angesehen hatte / an den ritter Dison vermälet /und damit alles besorgliche unheil gedämpfet / auch der Assyrische Prinz zu gesündern gedanken wůrde gebracht werden. Er sezte hierzu / die K \nigin Lantine anschauend:
Die K \nigin von Ninive name hierauf ferner mit dem statthalter die abrede / daß / innerhalb acht tagen die hochzeit des Disons mit der Aramena fortgehen /und er hierzu ein tügliches haus verschaffen solte /worinn alle königliche und fürneme personen in Damasco könten bewirtet werden. Mamellus / nach langem erwägen / fande keinen fůglichern ort / als die Kemuels-burg: weil selbige von der stadt mit mauren abgesondert und wol verwaret war / dergleichen feste / sonderlich bei selbigen zeiten / da man tåglich einen neuen aufstand in der stadt befahren muste / ohne furcht und besorgung / darinn anzustellen. So ware auch der Prinz von Assyrien / der dieses schloß zur wonung inhatte / ohnedas gewillet / weil es ihme daroben zu einsam / selbiges zu verlassen / und in einen dem statthalter zuständigen palast einzuziehen. Die K \nigin von Ninive ließe ihr diesen fürschlag wol gefallen: worauf sie sich ingesamt / nachdem alles / was zu dieser hochzeit n \tig / abgeredet worden / nach der K \nigin von Tyro begaben.
Die Königin willigte gleich in ihr bitten / und wie sie die Casbiane sonderlich betrübt ersahe / vermutete sie / daß die abwesenheit ihres gemals / des Arses /den sie nach Ninive gesendet / solches verursachete. Demnach sprach sie ihr zu / daß sie diese entfernung nicht allzusehr zu herzen nemen / sondern hoffen solte / daß er in wenig wochen wieder bei ihr seyn wůrde. Casbiane wolte nicht gestehen / daß die abwesenheit ihres herrn / oder sonst etwas / sie anfochte: ob gleich ihr äuserliches wesen / als zeuge des innerlichen leidens / ihrem mund widersprachen. Die K \nigin behielte sie beide zum essen / und gabe der Timna in befehl / so wol die Ahalibama /
Wie nun die Timna mit der Casbiane von hof abfuhre / sprache sie / ehe sie nach ihrem palast wiederkehrete / bei der Mehetabeel ein / die sich in der Ahalibama wonung aufhielte / und beredte sie / mit ihr nach Naema hinauszukommen. Sie sagte ihr zwar hierbei von dem verlangen / welches die Ahalibama nach ihr hätte: die eigentliche ursach aber / worum sie diese Fürstin gern mit sich haben wolte / war diese /daß sie / als eine Syrische Fürstin / mit raht geben möchte / wie diese angestellte heurat ihres vettern des Disons / unter der Aramena namen / mit der Syrischen Aramena / als dem vermeinten Dison / könte volzogen werden. Dan / je nåher die zeit heran kame / da dieser sonderbarer betrug vorgehen solte / ie mehr angst und furcht entfunde die Timna: wol erwägend /daß ein so grosses fürhaben / nicht sonder grosse fürsichtigkeit / ins werk zu stellen wäre.
Als sie nun / neben der Mehetabeel / Casbiane /Briane und Zimene / sich zu wagen begeben / handelte / den ganzen weg / ihr gespräche von dieser hochzeit: da Casbiane / Briane und Zimene so grosse verwunderung über dem Dison / als Mehetabeel über Aramena blicken / ließen. Ihrer keine aber meldete die ursach ihrer verwunderung / weil iede der andern nicht sagen dorfte / was sie wuste. Wie sie nun Naema erreichet / sagte man ihnen / wiedaß die Prinzessin von Seir / mit dem Fůrsten Zophar / der Calaride und dem Jothan / im garten wåre: weswegen sie alsofort dahin eileten. Sie fanden diese gesellschaft bei einem teiche / da sie sich mit dem fischen
Als hierauf Ahalibama / neben dem Zophar und der Calaride / die anderen zu der Aramena in die kammer fůrete / bliebe Dison mit dem Tirzis im garten / üm mit ihren erkanten ordensschwestern sich zubesprechen. Wie sie nun sich allein sahe / huben sie an / ihre freude ůber diesem wieder-sehen / durch tausend umarmungen einander zubezeugen. Ach Briane! ach Zimene (sagte die verkleidete Aramena /) so sehe ich euch dan zum andernmal wieder? Nun werden es ja die götter schicken / daß wir endlich unser fůrhaben erreichen m \gen / stäts und ewig beisammen zu bleiben. Wie aber / Aramena! (sagte hierauf Briane /) ist es dan wahr / daß du deine namens-trägerin ehlichen wilst? wie sol ich diese wunderdinge verstehen? Ich kan leicht ermessen / (gabe der schöne Dison zur antwort /) daß euch diese meine heurat / als ihr davon gehöret / werde frömd fürgekommen seyn. Ihr solt aber wissen / daß diese Aramena / gleich uns andern / eine verlobte der Diana ist / und durch dieses mittel / von des Prinzen Baleus liebe / und von hof / abzukommen suchet. Weiß sie aber / (fragte Zimene /) daß du Aramena bist? Nein! antwortete der sch \ne Dison /) solches weiß sie zwar noch nicht / sondern sie hält mich annoch für einem mann: sie sol aber erfahren / wie ich bin / sobald unsere vermeinte trauung wird geschehen
Weil ich kein mann bin (sagte der schöne Dison /) so machet sie sich durch ihren schwur zu nichtes verbindlich: und die g \ttin wird das nicht straffen / was in so guter meinung geschihet. Daß sie aber / bevor wir getrauet sind / nicht erfahren darf / wer ich bin /ist die ursach / weil sie am Ninivitischen hof sehr wol daran ist / und etwan der Königin entdecken m \chte /daß ich die Syrische Aramena bin: durch welche er \ffnung / ich in grosse ungelegenheit geraten würde. Ach ja! ich erinnere mich ja hierbei / (antwortete Briane /) daß wir mit der Syrischen K \nigin reden / und nicht mit unsrer alten Chaldeischen Aramena. Ach Briane! (fiele ihr die verkleidte Aramena ins wort /) gedenket ja nicht /
Ich verlange / diese Aramena zu kennen / (sagte Briane) noch mehr aber / liebste schwester! (weil ich die K \nigin von Syrien noch also nennen darf /) deine abenteur zu vernemen / die dir begegnet / seit daß du beim einzug in Damasco verloren worden: dan ich nicht aussinnen kan / wo du diese zeit ůber dich můssest aufgehalten haben. Ich thåte ein so grosses gelübde / (antwortete der schöne Dison /) niemanden zu sagen / wie es mir der zeit ergangen / daß ich schwerlich deinem ansuchen würde wilfaren können /wann ich nicht / auf inständiges anhalten der Ahalibama / die eben dieses von mir zu wissen verlanget /endlich dieses mittel ersonnen hätte / ohne nennung der personen / bei denen ich gewesen / meine begebenheit zu erzehlen. Weil ich nun diese Prinzessin auf morgen zu vergnügen vertröstet / als könnet ihr sodann zuh \rerinnen mit abgeben: und weiß ich / ihr werdet euch verwundern / wann ihr meine wunderliche zufälle / die ich ausgestanden / vernemen werdet. Mit dieser hoffnung ihr verlangen tr \stend / erzehlten hierauf Briane und Zimene dem schönen Dison und dem Tirzis / wie es ihnen auf ihrer reise ergangen: da sie dan / des Bethuels erwehnend / der mitleidigen Aramena etliche seufzer auslocketen / welche
Nachdem sie lang also miteinander geredet hatten /begunten sie der andern gesellschaft zu folgen: zu mal Briane und Zimene / so wol die Prinzessin Ahalibama anzusprechen / als ihre neue ordensschwester Aramena / welche sie am Ninivitischen hof nicht sonders beobachtet / zu sehen verlangten. Als sie nun der garten tür zu giengen / ersahe die verkleidete Aramena hinter den schattichten bäumen / welche wegen der abendzeit noch mehr dunkelheit / als sonst / von sich gaben / einen alten mann / den sie für den alten Thebah halten muste. Ihr schrecken hierüber war so gros /daß sie stutzete / und gerad wieder ůmkehrete / den andern mit zitterenden gebärden andeutend / ihr zu folgen: da sie dan / auf einem andern weg / dem hause zueileten / und im hingehen von ihr erfuhren / wiedaß sie den Thebah gesehen hätte. Warüm fürchtest du dich mehr fůr diesem Thebah / (fragte Zimene /) als fůr der Calaride? hat er dan scharfsichtigere augen /als diese? Er hålt sich nicht umsonst hier so heimlich auf / (antwortete der sch \ne Dison /) und betrachtete er mich so genau / daß ich fürchten muß / er habe mich erkennet.
Hiermit traten sie in der Aramena kammer / alwo die ganze gesellschaft fůr ihrem bette sich befanden. Ahalibama eilete den beiden jungfrauen der Diana gleich
Indem nun diese dreie in ein gespräche sich einließen / auch die Casbiane mit der verstellten Aramena in einer ecke des gemachs / und Timna mit dem Zophar und der Calaride redete / überkame die Mehetabeel gelegenheit / mit dem verstellten Dison gleichfalls allein zusprechen. Wie / mein vetter! (sagte sie heimlich zu ihm) was für eine heurat gedenket ihr zu thun? ich bin / für verwunderung schier gestorben /als ich gehöret / daß eure hochzeit mit dem ritter Dison angesetzet worden. Ach wehrte Mehetabeel! (antwortete er /) dieses mittel hat můssen ergriffen werden / üm mich aus meinem gefårlichen stand zu erledigen: dan hiedurch komme ich mit ehre von hof /niemand erfåret meinen betrug / und ich wil nachgehends mit diesem Dison mich so weit entfernen / daß man nichtes mehr von mir vernemen sol. Weiß aber Dison / (fuhre jene fort / zu fragen /) wer ihr seit? Nein! (antwortete er /) er hält mich fůr eine geheiligte
Ahalibama name alda die gelegenheit in acht / der Mehetabeel eiligst zu entdecken / wie daß ihr ritter Dison / die Syrische Aramena wåre. Sie bate aber /daß sie ja dessen sich nicht merken lassen / noch auch dieser Aramena offenbaren wolte / daß es ihr bruder Dison sei / der die andere Aramena fůrstellete. Diese Fůrstin bliebe hierüber so bestůrzt / daß sie kein wort herfürbringen kunte. / Sie sahe den schönen Dison mit unverwandten augen an / und konte schwerlich unter solcher tracht / wiewol sie es nun wuste / die rechte Aramena erkennen. Als inzwischen der wundarzt wieder aus der andern Aramena kammer gienge / befragte ihn die Timna / wie er der Aramena wunden befunden håtte? und bekame zur antwort / daß innerhalb dreien tagen sie das bette verlassen / und nach Damasco wiederkehren k \nte. Sie wurden hierüber alle / sonderlich aber Ahalibama / sehr erfreuet: dan diese Fůrstin sich wieder in Damasco wůnschete / weil sie zu Naema /als in einem offenen ort / immer in sorgen lebte / sie möchte wieder in des Beors hände gerahten; unangesehen der Arteman / mit etlich tausend Niniviten / zu ihrer beschirmung / dort ümher
Die alte kundschaft / so ehmals / von der Mehetabeel und dieser Aramena / auf den gebirg Seir gepflogen wordẽ verursachete / daß Ahalibama sich nicht gescheuet / diese Prinzessin ihr kund zu machen: die als dan nicht unterlassen konte / diese ihre erkante freundin zu ůmarmen. Der sch \ne Dison / so nicht vermeinet / daß die Mehetabeel ihn kennen solte / verwunderte sich / voll bestürzung / sehr über dieser ihrer bezeigung: die aber / als sie unterschiedliche mal den namen Aramena genennet / damit an den tag gabe / daß sie wol wüsten / in wessen arme sie gerahten. Wie / Mehetabeel! (fragte die verkleidte Aramena) weist du dan auch / wer ich bin? Wåre es mir nicht gesagt / (antwortete Mehetabeel /) würde es mir schwer fallen / unter dieser kleidung die Aramena zu finden. Hiermit trate Ahalibama herzu / und bekante /daß sie der Mehetabeel ihre base verraten håtte. Worauf an beeden seiten / die freud-bezeugungen / daß sie also einander wider sehen mochten / erst recht angiengen. Nachgehends fragte die verkleidte Aramena: ob Mehetabeel sich nicht verwunderte / daß Dison und Aramena bald ehelich zusammen würden kommen? Mehetabeel wuste nicht / was sie auf diese frage antworten solte / weil sie sich der Aramena warnung erinnerte / die sie kurz vorher ihr gethan
Ahalibama und Timna aber / denen hierbei bang wurde / aus besorgung / die Mehetabeel m \chte / weil sie nicht völlig in diesem geheimnis unterrichtet war /etwas fürbringen / daß zu ihrem handel undienlich wåre / gaben sich mit in dieses gespräch / und erklärten der Mehetabeel / welcher gestalt diese verkleidete Syrische Aramena gesinnet sei / die Ninivitische jungfrau Aramena / durch diese vorgewante heurat / mit guter art von hof / und mit sich in der Diana tempel zu bringen: weil nicht allein der Prinz Baleus mit seiner liebe diese verlobte jungfrau der Diana verfolget /sondern auch die K \nigin von Ninive auser diesem mittel nie würde gestattet haben / daß diese ihre jungfrau in der Diana tempel sich begeben möchte. Die Mehetabeel merkete wol / wie es hiemit gemeinet war: stellete sich demnach / als ob sie üm nichts wüste / was den Dison anginge / und verlangete heimlich ihre beide basen bald wieder allein zu sprechen. Es klagte ihnen aber der schöne Dison / wie daß der Thebah zu Naema wäre / den man im garten gesehen håtte: welches die Ahalibama / als zu ihrem vorhaben nůzlich / gern hörete / wiewol sie sich dessen nicht merken ließe.
Nachdem hierauf diese verkleidte Prinzessin von ihnen gegangen / mit der vertröstung / daß sie ihnen folgenden tags erzehlen wolte / was ihr / seit daß sie verloren gewesen / in Damasco begegnet: ließe die Mehetabeel ihre verwunderung gegen der andern beiden v \llig aus / die sie ob dieser sonderbaren begebenheit gesch \pfet hatte; welche ihr dan / was für ein großes werk sie ůbernommen / auf den andern morgen zu eröffnen /
Es ist / liebste basen! leider aller welt bekant / in was betrübten und fast verzweifelten zustand unser Seirisches haus stehet / daß / allem ansehen nach / der gänzliche untergang unsres geschlechts für der tůr sei / und der billig erzürnte Fürst von Edom / wegen der unserigen unerh \rt verübter grausamkeit / den garaus mit uns machen werde. Bei so elender beschaffenheit /zeiget uns der himmel ein unvermutetes frömdes glück / indem es sich gefůget / daß auf sonderbare weise / mein bruder / mit der erbin von Syrien wird getrauet werden ohne daß sie beiderseits voneinander wissen. Und diese unwissenheit ist hierbei höchst n \tig / weil Aramenen gelůbde / nach Ninive in der Diana tempel zu gehen / und meines bruders liebe zu der K \nigin von Ninive / ihnen so fäst eingepråget ist / daß sie unmüglich davon abstehen würden / wañ es nicht durch dieses frömde mittel geschihet. So ein grosses glück / kan unser gefallenes haus einig und allein wieder aufrichten: und wann einer von unseren Fürsten Syrischer K \nig wird / ist er måchtig genug /hier in Syrien / seinen vettern ihren auf dem gebirge Seir erlittenen verlust zu ersetzen. Weil nun durch sonderbare schickung des himmels / da ich vorhin niemals hieran gedacht habe / dieses sich also angesponnen / als habe ich /
Wisset demnach / liebste basen! daß ich unser grosses fürhaben dem Zophar und der Calaride entdecket: durch diese ursachen hierzu bewogen / weil wir des beistands der Syrischen Fürsten benötigt sind / üm uns bei hiesigem thron zu schůzen / und weil ich den Zophar sonderlich erhitzet wider Assyrien befunden /der neben seiner gemalin öfters gewünschet / daß ihre rechte Erbk \nigin / die Aramena / wieder m \chte gefunden werden. Als ich sie so geneigt sahe / brache ich mit meinem geheimnis gegen ihnen heraus / und sagte ihnen / wiedaß die K \nigin von Syrien / unter Disons namen / bei ihnen im haus wåre. Sie vernamen solches / mit bestürzung und freude: und bestätigte Calaride / mit der gesicht-gleichheit / zwischen dem Dison und der Aramena. Als ich nun fortfuhre / ihnen zu eröffnen / wiedaß die Ninivitische jungfrau Aramena mein bruder wäre / und daß ich vorhåtte / denselbigen mit dieser Königin durch eine list zu vermålen / damit sie / auf solche frömde weise / von ihrem gelübde abkäme: gerieten sie beiderseits in solche verwunderung / das anfänglich ihr stillschweigen mir bange / und für meinẽ bruder mich keine gute neigung bei ihnen
Ich finde / dieses schwere werk / (antwortete Timna /) von dir so wol ausgedacht / und so weislich gefüret / daß ich nichtes daran verbässern kan. Doch habe ich hierbei nur dieses zu sagen / daß ich mich sehr fürchte für dem zorn der Königin von Ninive / wan es nun wird auskommen / daß dein bruder / fast zwei jahre lang / bei ihr im frauenzimer gewesen. Ich kenne ihre grosmut / und sehe schon zuvor / wie nahe es ihr gehen wird / das hierdurch die welt wird k \nnen anlas nemen / üble urteile von ihr zu fällen. Es weiß zwar iederman / daß die Königin
Hiemit kame der schöne Dison / begleitet von der Briane / Zimene und Tirzis zu ihnen in das cabinet /und ihnen sämtlich einen guten morgen wünschend /sagte er låchlend: was gilts / euer gespråche handlet von mir / und sehe ich der Mehetabeel an / daß sie sich über meine künheit verwundert / daß ich \ffentlich in Damasco / da ich vordessen so oft gesehen worden / an die Aramena in der Juno tempel mich will trauen lassen. Hättet ihr weltliche damen auch wol so einen muht / als hierinn Aramena und ich / aus liebe zu unserer g \ttin Diana / erweisen? Sie waget es ja /an ein mannsbild / wofür sie mich hålt / sich trauen zu lassen: üm dadurch
Dieses verlornen Prinzens namen / (erwehnete die verkleidte Aramena /) habe ich etliche wochen / wider meinen willen / füren müssen / und seinetwegen marter gnug ausgestanden. Du erinnerst dich dessen (versezte Ahalibama) zu rechter zeit. Niemand ist hier /der nicht mit mir verlangen trage / zu wissen / wie es dir ergangen. Du hast auf heute mich immer vertröstet: darum lege nur gleich dein versprechen ab! wir können diese morgenstunde nicht båsser / als zu anhörung dieser geschicht / verwenden. Ich bringe auch / eben zu dem ende / (antwortete der schöne Dison) die Briane und Zimene mit mir / als denen ich gleichfalls meine abenteur zu erzehlen verheisen. Bevor ich aber solches thue / muß iede von meinen zuh \rerinnen mir angeloben / wegen der person / von der ich erzehlen werde / weder anfrage zu thun / noch auf sie zu rahten. Dann ich wůrde gar zu treulos
Ich habe etwas so schweres übernommen / meine zwo widrige verheisungen miteinander zu erfůllen / da ich das / so mir begegnet / zugleich verschweigen und offenbaren wil: daß es mich viel mühe wird kosten /alles deutlich zu erzehlen / und dabei die personen zuverhelen / die es angehet. Wie die Königin von Ninive ihren einzug in Damasco hielte / und ich unter der Ahalibama zugeordneten bedienten / als ihr ritter / mit den andern vor der K \nigin wagen ritte / fügete es sich also / daß / wie ich eben unter die ehrenpforte kame / die man / diesen pråchtigen einzug zu zieren /aufgerichtet / mir eine kron von oben in die arme fiele: worüber ich so wol / als die / so bei mir ritten /in verwunderung geriete. Aber das grosse getümmel und geschrei / so hierauf pl \tzlich entstunde / ließe mir nicht zu / diese begebenheit mit der krone zu erwägen / sondern ich muste acht haben / wohin ich mich / neben den anderen / retten wolte für den grimmigen leuen: die so unvermutlich unter das volk kamen / auch menschen und pferde in solchen schrecken brachten / daß sich / wie bekant / dieser ordentliche einzug mit der höchsten unordnung und verwirrung endete.
Mein scheu-gemachtes pferd / rante mit mir eine gasse auf / die andere nieder / bis es sich endlich in den zügel / der mir entfallen wer / verwickelte / und also zu boden fiele. Ich kame noch so glücklich herunter / daß ich nur eine geringe wunde an dem bein davon brachte. Wie nun dieser fall nahe vor eines vornemen Syrischen herrn palast geschehen / als kamen etliche dienerinnẽ / weil sonst niemand
Wie nun also die erste nacht verwiechen / und ich /gegen den morgen erwachend / allein zu seyn vermeinte / sahe ich eine dame / die ich wol kennte unfern von meinem bette bei meinem tische sitzen / welche ihr haupt auf den arm gelehnet / und in ihrem schoß die kron ligẽ hatte / die mir bei gestrigem einzug in die arme gefallen war / und die ich halb-unwissend mit in dieses haus gebracht hatte. Ach frömdes verhångnus! (hörete ich sie zu ihr selber sagen /) das mich dem jenigen in die hände liefert / der leider mehr als zu sehr in meinen herzen wonet! Hiemit seufzete sie etliche mal / und die kron betrachtend / sagte sie ferner: Gerechter himmel! zeigest du nicht hierdurch /daß dieser schöner Dison unser K \nig Aramenes sei? deme du die Syrische kron so wunderbarer weise in den schloß fallen lassen / üm dadurch zu weisen / daß er unser herr werden solle? Als sie diß gesaget / sahe sie sich
Also wuste ich nun / in wessen behausung ich gerahten war: und sorgete ich nicht so sehr / daß diese dame / so meinen eltern befreundet / mich / nach erkennung meiner person / in ihre hånde liefern würde /als bang mir wurde über ihrer verspürten liebe / welche nichts gutes nach sich ziehen kunte / weil sie eine ehfrau war / und ihrer so sehr vergessen hatte. Ich gienge demnach lang mit mir zu raht / was ich beginnen solte / und hielte wol für das båste / wann ich bald zu dir / liebste Ahalibama! wieder gelangen künte. Ich sahe aber kein mittel / ohne erlaubnus meiner wirtin solches zu erlangen: zumal ich / wegen des schadens am schenkel / und wegen zugestossenen fiebers / nicht abzukommen vermochte. In solchen gedanken war ich noch begriffen / als eine dirne zu mir in die kammer trate / die nach meinen zustand fragte /und ihre frau bei mir anmeldete / die da kommen wolte / mich zu besuchen.
Bald darauf stellete sich diese dame bei mir ein /und bezeugte so grosses mitleiden / ůber meinem zustand / als sonderbares vergnügen / daß sie mich bewirten konte.
Gegen abend besuchte sie mich zum andern mal /da sie dan von dem Syrischen zustande weitläuftig zu reden anfienge / und mich nicht allein ihrer natürlichen neigung / die sie / als eine befreundte / zu dem Syrischen haus trůge / versicherte / sondern auch hinzu sezte / wie sie / wan der junge Syrische König solte gefunden werden / sich demselben zu dienen /glücklich schätzen wolte. Ich wandte ihr hingegen allerhand ursachen ein / warum sie nicht befugt wåre /den feind des Assyrischen hauses gutes zu thun: die sie aber alle / als geringschätzig / ablehnte / und ihre grosse zuneigung / die sie gegen dieser Aramenes in sich befünde / herfürlegte. Nach langer unterredung /brachte ich wieder auf die bahn / mein verlangen / daß meine Prinzessin wissen möchte / wo ich wäre / Sie er \tete darüber / und sagte: Es sind so erhebliche
Ich brachte selbige nacht sonder schlaf und sehr unruhig zu / indem ich nicht absehen kunte / was hieraus werden wolte. Weil mir hiebei die ungedult die tränen auspressete / als funde mich in solchem wesen eine von den dirnen / die unter den andern die klůgste zu seyn schiene / und bei ihrer frauen viel vermochte. Diese taurete mein wehmütiges gebärden / also daß sie mich tr \stete / und mir zu dienen versprache. Ich klagete ihr hierauf / wie daß mich dieses so bängete /daß ich die Prinzessin Ahalibama müste in der sorge wissen / als wäre ich ůmgekommen / und wie ich sie gerne eines andern verständigen m \chte / wann es mir nicht verwehret würde: dessen ursach ich nicht ersinnen könte. Sie verhiese mir / hievon mit ihrer frauen zu reden: wie sie dan auch gleich thäte / und zwar mit so guter wirkung / daß kurz darnach die dame selbst zu mir kame / nach einem kurzen gespråche von andern dingen / hiervon zu reden anfienge / und zu mir sagte: wie daß sie k \nte geschehen lassen / daß ich /durch ein schreiben / meiner Prinzessin von meinem leben / nicht aber von dem ort meiner aufenthaltung /bericht thun möchte. Ich begehrte zu wissen / worzu dan diese heimliche aufbehaltung dienen solte? da ich sie doch versichern könte / daß die Prinzessin / von Seir sich ihr tausendfåltig verpflichtet achten würde /wenn sie ihr die barmherzigkeit / so sie an mir iezt erwiese / auch wissend machen wolte. Sie antwortete /mit verwandelung der farbe: Sie glåube solches gar gern / trage aber grosse sorgfalt für meine wolfart /welche
Was solte ich / nach dieser dunkelen erklärung /machen? ich war nun fro / das ich etwas erlanget / dadurch ich dich / liebste Ahalibama! und meine ordensschwestern / als gegenwårtige Briane und Zimene /vergnügen konte. Demnach forderte ich ein tåfelein /und schriebe in ihrer gegenwart den brief / den du am abend selbigen tags entfiengest: worinn ich dir mein leben zu wissen thäte / aber meiner unpäslichkeit nicht erwänete. Die dame fragte mich / üm dessen ursache / deren ich zur antwort gabe: wiedaß ich meine Prinzessin von Seir damit nicht betrüben wolte. Ist dann die freundschaft zwischen euch so groß / (fragte sie ferner /) daß des ritters Dison unpäslichkeit / eine Prinzessin anfechten könne? Dieses sagte sie mit einem hönischen låchlen / und vieleicht befahrend /daß sie / in fernerer unterredung / ihres herzens gedanken gar zu kund machen möchte / gienge sie von mir / mich in der ungewisheit lassend / ob du / wehrteste Ahalibama / mein schreiben auch bekommen würdest. Wenig tage hernach hatte ich das glůck /dich im spazirenfahren / neben den beiden Prinzessinnen von Salem / und der Ammonide / aus meinem fenster zu ersehen.
Weil ich alles von meiner wirtin erfuhre / was in Damasco fürginge / als wuste ich schon von der ankunft der Indaride / Amesses / Cölidiane und Jaelinde / wie auch des Fůrsten von Edom: von dem sie mir erzehlete / daß er der Ahalibama fleissig aufwartete. Ich wiederstritte solches / fürgebend / wie ich zugewiß versichert wäre / das Ahalibama dem Edom keine gegenliebe erzeigen
Nun ist es zeit / (sagte sie zu mir / in derselbigen nacht /) daß ich euch entdecke / was ich weiß / und was ihr bisher so vergeblich für mir verborgen gehalten. Ihr seit Aramenes / der verlorne Prinz / und unser rechter Erbkönig: verberget euch nur nicht ferner für mir / die ich hier in händen habe / was mir eure geburt mit bestätigen kan. Hiemit zoge sie eine breite gůldene armspange herfür / die ich gleich erkante / daß sie mir zugehörte: dan der alte Thebah hatte sie mir gegeben / und mich ermanet / selbige stäts zu tragen. Ich hatte sie von dem tage an vermisset / als ich in das haus dieser dame gekommen; die mir wiese / welches ich niemals in acht genommen / daß man diese armspange \ffnen konte / da ich dan diese zeilen / mit Syrischen buchstaben darinn geschrieben fande:
Sehet ihr nun wol / grosser Prinz! (fuhre sie fort /) daß ich hinter eure geheimnis gekommen bin / und zwar durch sonderbare schickung des himmels: massen ich ein werkzeug seyn kan / daß ihr euren våtterlichen thron wieder ůberkommet. Ich darf iezt nur / mit eurer bewilligung / meinen anverwandten ein wort sagen / so werden die Syrische Fůrsten und der p \vel eure seite ergreifen / und das Babylonische joch vom halse werfen. Sie wissen alle / daß ihr verlorner Prinz wieder verhanden: niemand aber / auser mir / weiß /daß ihr der jenige seit / der dem reiche Syrien seinen vorigen glanz sol wiederbringen. Verhelet euch demnach nicht ferner für mir / und gestehet mir / wer ihr seit. Erkennet auch daraus / grosser Prinz! meine liebe / und sehet wie ich für euer heil sorge trage. Verseumet ihr diese zeit / da die Babylonier im schrecken /und hiesiger p \vel in den waffen ist / dörfte dergleichen glückes-schein euch so bald nicht wieder anlachen. Wann ihr euch aber iezt eurem volk offenbaret /so werdet ihr allen gewünschten beistand von ihnen zu gewarten haben. Dieses ist die ursache gewesen /daß ich euer hierseyn / bisher so verborgen gehalten. Dan / weil fast jederman / bei dem einzug der Königin von Ninive / den sch \nen Dison fůr den Aramenes angesehen; als wůrden die Assyrisch gesinnte euch verfolget und aufgerieben haben / wann ich euch nicht dergestalt für ihrer wut bisher verborgen und bewahret hätte.
Mitlerweile sie also redete / besonne ich mich in der angst / wie ich diese ihre einbildung zu meinen nutzen verwenden wolte: und fiele mir bei / daß ich hierdurch verborgen
So erfreut nun diese dame sich erwiese / daß ich ihr meinen stand entdecket / so grosse bestürzung liesse sie blicken / als sie meine angehångte bitte vernommen. Sie wuste nicht / was sie beginnen solte: bis / zu ihrem glück / iemand von den ihrigen die betrůbte zeitung brachte / wie daß die Königinnen / und ihr ingesamt / wäret von dem pövel gefangen genommen worden. Unser beider entsetzen hierüber war so groß /daß ich nicht mehr daran gedachte / auf diese weise aus ihren händen zu kommen / und auch sie nicht mehr n \tig hatte / eine entschuldigung hierwider aus zusinnen.
Folgenden morgens erfuhren mir / wie es eigentlich euch allerseits ergangen war / und ließe nun meine wirtin und liebhaberin sich vernemen / wie sie den Syrischen Fürsten meinen stand offenbaren wolte. Ich hielte sie aber zurücke / einwendend / daß es noch zu frůh wäre / mich ihnen zu entdecken / und daß ich aus allen ümständen wol spürete / dieser aufstand des volkes
Weil sie merkte / daß ich darob mich veränderte /name sie davon ursach / mich zu fragen / ob ich dan nicht die Prinzessin von Seir liebete? Ich halte sie für meine grosse freundin / (antwortete ich /) aber nicht solcher gestalt / daß ich solte einiger massen verlangen / ihr in ihrem gelübde hinterlich zu seyn: weil ich gar zu wol weiß / wie sehr solches ihre ruhe wird befördern. Diese antwort / vergnůgte sie dermassen /daß sie sich kaum enthalten konte / solches auch mit worten / als wie durch ihre gebärden / an den tag zu geben. Und weil ich hierdurch ihren wahn von einer mitbulerin entledigt / als finge sie an / mit mir ruhiger ümzugehen. Es schiene wol / daß ihre zufriedenheit darinn bestunde / stäts üm mich zu seyn / und mich zu sehen: wie sie dann / wan sie nur konte / keinen augenblick mich verließe. Und solches wesen triebe sie so heimlich / daß niemand im haus / auser ihre drei dirnen / hievon etwas erfuhre.
Ich wil aber zum ende schreiten / und berichten /welcher massen ich aus diesem hause wieder entkommen / und zu meiner freiheit gelanget. Wenig tage vor meiner hieherkunft / kame an einem morgen meine verliebte ganz erschrocken und beängstigt zu mir /und kündigte mir an / wie sie nachricht hätte / daß ihr eheherr / welcher die ganze zeit / seit daß ich bei ihr im hause mich aufgehalten / verreiset gewesen / den folgenden tag wieder in Damasco seyn würde. Ich fragte / warům sie hierob sich so bestürzt anstellete? Sie verzoge hierauf etwas mit der antwort / ließe aber endlich sich dieser worte vernemen: Mein mann ist gar zu gut Assyrisch / also daß ich sorge / er m \chte /wann er des Königs von Syrien hierseyn erfahren solte / nicht solche neigung / wie ich / für des Aramenes wolergehen / fülen. Meine wehrte Fürstin /
Sie wuste / gegen dieses mein begehren / nichtes einzuwenden: nur allein bate sie / daß ich noch selbigen tag bei ihr verziehen möchte. Ich bliebe von ihr unbesuchet / bis gegen nacht: da ich bereits an meiner erlösung zu verzagen anfienge / und deshalben ganz betrübt mich zu ruhe begabe. Ich war aber kaum eingeschlummert / da kame diese Fürstin zu mir / und mich schlaffen findend / legete sie ganz leise sich an meine seite. Sie konte aber solches nicht so behende verrichten / daß ich nicht davon erwachet wåre. Mein schrecken / iemand bei mir im bette zu finden / war so gros / daß es mir die zunge / aber nicht die füsse lämete / indem ich eiligst entspringen wolte. Ich wurde aber von ihr gehalten / und also angeredet: Verzeihet mir / sch \ner Aramenes! und vernemet / in welchen stand ihr mich gesetzet. Diese worte gaben mir zu erkennen / daß es meine verliebte wirtin war: und sahe ich nun allen meinen bisherigen fleis vergeblich angewandt / fůr ihr / als einer so nahẽ befreundtin meiner fraumutter / mein geschlecht ferner zuverhelen. Ich wolte also aus der noht eine tugend machen / und /ihrer verschwiegenheit mich vertrauend / ihr zu
Wie ich aber eben anfahen wolte / sie aus ihrem irrtum zu bringen / trate unversehens ihr ehemann zu uns in die kammer: der zwar / selbigen morgen nach Damasco zu kommen / fůrhabens gewesen / daran aber war verhintert worden / und nun seiner gemalin /durch diese ůberraschung / eine sonderbare freude zu geben vermeinte. Die dirnen / hatten uns nicht warnen können / weil der Fůrst auch ihnen zu geschwind auf den hals gekommen. Meine verliebte bliebe mehr todt als lebendig / als sie zu so ungelegner zeit ihren eheherrn erblickete. Weil mein entsetzen nicht so groß war / als das ihrige / als begriffe ich mich bald / und raunete ihr eiligst in das ohr / sie solte sagen: ich wäre eine dirne / die sich hätte in ihren schutz begeben. Dieser warhaften lügen bediente sie sich gar wol / und ihrem herrn ihre zittrende arme entgegen streckend /verwiese sie ihm / daß er sie / an stat zu erfreuen /also erschreckt hatte. Hiernächst entschuldigte sie sich / wie sie seine ankunft nicht vermutet habe: sonst wolte sie ihr nicht / von ihme / zu dieser jungfrauen gebettet haben.
Der Fürst / so von argwan frei war / und seine gemalin herzlich liebte / stellte sich ja so beängstigt an /daß sie sich ůber ihn so entsetzet / als erfreuet er war /sie wieder zu sehen. Endlich fragte er sie / üm die iungfrau / deren sie erwehnet: da dan die Fürstin / als sie sich nun wieder erholet / ihme ganz beherzt erzehlete / wie daß ich / in seiner abwesenheit / zu ihr gekommen / und / als flüchtig für meinen anverwandten / bei ihr schutz gesuchet hätte: den sie mir auch nicht abschlagen wollen / weil ich dessen wol wůrdig wäre. Sie sagte ferner / wie daß ich mich männlicher kleidung bediente / üm desto verborgener zu
Man ließe mich den folgenden ganzen tag allein /also daß ich weder den Fůrsten noch die Fůrstin zu sehen bekame: und erfuhre ich von den dirnen / daß diese beide eheleute überaus grosse liebe einander verspüren liessen. Am folgenden tag / stellete sich meine Fürstin wieder bei mir ein: wiewol so verändert / daß allein die äuserliche gestalt ihr noch änlich war. An stat voriger freundlichkeit / schluge sie für scham die augen nieder: und da sie sonst sehr beherzt gewesen / mir ihr anligen zu entdecken / hatte sie iezt kaum so viel kraft / mit wenig worten mir ihre reue kund zu machen. Ach grosser K \nig! (hube sie seufzend an zu sagen /) wie können sie nach dem betrug /den ich meinem mann erwiesen / die gute meinung von mir haben / daß ich dem Aramenes in seinem mir-entdeckten geheimnis werde treu verbleiben. Wehrte Fürstin / (gabe ich ihr zur antworte /) urteilet nicht also von mir / sondern gläubet / daß ich eurer verschwiegenheit v \llig traue / und nunmehr verhoffe /ihr werdet mich wieder der Prinzessin von Seir überlassen / damit mein grosses fürhaben einmal zum guten ende kommen möge.
Mein König hat in allem zu befehlen: antwortete
Sie entdeckete mir hierauf ferner / wie sie neulich mit zweien Syrischen Fürsten / als den Husan von Chesed / und dem alten Fürsten von Hus / in ein gespräche gerahten / den Syrischen zustand betreffend: da diese beide Fůrsten solche wolneigung gegen ihrem landsherrn blicken lassen / daß sie sich nicht enthalten können / ihnen zu offenbaren / wie sie wüste / wo dieser Syrische K \nig sich aufhielte Sie håtten solches mit grossen
Ich erschracke / als ich hörete / daß sie mich also verrahten hatte / und besorgete / weil sie mein geheimnis diesen beiden Fürsten entdecket / sie würde es auch der Prinzessin von Salem / als ihrer vertrautsten / nicht verhalten haben. Aber sie schwure mir zu / daß sie zwar mit der Jaelinde von mir / iedoch nicht anderst / als unter des Disons namen / geredet håtte: womit ich dan muste zu frieden seyn. Nachdem ich hierauf für ihre fürsorge mich bedanket / name ich /üm sie bei ihrer guten meinung zu erhalten / diesen raht an / dem Hus und Husan mich kund zu geben /sobald es die rechte zeit seyn würde. Hiermit schiede ich aus meiner gefångnis / da mir meine verliebte einen wagen und etliche zu pferd mit gabe / die mich hieher nach Naema bringen musten / und zwar vor tags / ehe noch ein mensch im haus erwachet. Ihrem herrn hatte sie fůrgebracht / wiedaß die jungfrau / so bisher bei ihr in schutz gewesen / sie nun wieder verlassen håtte / und zu den ihrigen wieder abgereiset wåre.
Ob ich nun / mit meiner unvermuteten ankunft / alhier freude erwecket / davon wird meine Ahalibama reden k \nnen. Es war mein einiges verlangen / endlich einmal nach Ninive zu kommen: da ich dan mit nicht-geringem leidwesen verstanden / (dieses sagte sie zu der Briane und Zimene) daß ihr beide dahin abgereiset. Die erfahrung meines warhaften standes / da ich / aus des statthalters Mamellus / in des K \nigs
Meine gewesene wirtin und liebhaberin / als diese zeitung ihr fůr ohren kame / geriete darüber in nicht-kleine verwunderung: massen ich solches von ihr / auf eine sonderbare weise / die ich hier nicht erzehlen kan / erfahren habe. Ich befriedigte sie damit / als ich sie wisse ließe / wiedaß diese heurat mit der Aramena nur zum schein angestellt wäre: weil diese Ninivitische hofjungfrau auch mit üm den grossen anschlag wüste / welcher unter handen wäre / mir auf den Syrischen thron zu verhelfen. Ich sezte hinzu / diese Aramena /weil sie nicht meines standes / wůrde / sonder K \nigin zu werden / mit dem namen eines kebsweibs zu frieden bleiben. Dieses letzere befrömdete meine wirtin nicht wenig / weil Aramena / durch annemung des Baleus liebe / Assyrische Königin werden k \nnen. Doch / wann sie ihr eigen exempel bedachte / konte sie der Aramena ihre liebe gegen mir nicht verůblen. Ich brachte durch solche not-lügen zu wegen / daß sie sich zu frieden gabe / und / ohn mein wissen den Husan und Hus nichtes mehr von mir zu melden / verhiese. Und ob sie es schon hernach thun m \chte / so wird es doch unschädlich und zu spat seyn / wann wir / nach verrichteter trauung / in geschwinder eile miteinander von hier nach Ninive uns auf- und fortmachen werden. Hiemit wisset ihr nun / wie es mir ergangen: und werdet mit mir gestehen / daß die grosse Diana mich wunderlich bisher gefüret habe. Ich hoffe auch / durch meine beståndigkeit / bei dieser meiner g \ttin zu erlangen / daß sie / wie bisher / alle hinternise
Als hiermit der schöne Dison zu reden aufgeh \ret hatte / sagte Ahalibama: Ich muß ja gestehen / daß der K \nigin von Syrien begegnise recht frömde sind. Ich wil aber / ihr zu gefallen / und sie nicht zu beunruhigen / auf die person / die sich also in sie verliebet / nicht rahten: ob ich gleich ein und andern anzeig finde / die sie mir kentlich machen. Du must (antwortete die verkleidte Aramena /) auch nicht einmal daran gedenken / vielweniger davon reden / wann du mich recht vergnügen wilst. Wie nun Ahalibama ihr solches versprochen / sagte Briane: Wie verlanget mich doch / daß ehe wir in unsern tempel wieder kommen /unsere ehrwürdige Celia erfahren möge / wie es uns ergehet. Man solte aber nun daran gedenken / und davon ratschlagen / wie wir nach Ninive / durch ietzige kriegesflammen / kommen m \gen. Da lasset mich für sorgen: gabe Ahalibama zur antwort. Die Königin von Ninive wird ihrer jungfrau Aramena / nach volziehung der vermeinten heurat / mit einer starken begleitung schon nach Ninive fort helfen / daß man derentwegen sich nichtes wird zu befahren haben. Solte aber nicht etwan die Syrische Fůrstin / (fragte Briane /) die sich in unsern schönen Dison verliebet / ihre zusage brechen / und denen Syrischen Fürsten / unserer heimwegreise zur verhinterung / ihren vermeinten König verrahten? Ich trage deswegen keine sorge: wendte die Timna hergegen ein. Dan / wie wir von dem schönen Dison vernommen / so bauet diese Fürstin so sehr auf ihres vermeinten Königs worte / daß sie ihn / der ihr so lieb ist / wider seinen willen nicht entdecken wird.
Nach diesem und andern dergleichen gesprächen /
Als nun Ahalibama ihr verlangen / selbiges zu wissen / erwiesen / und sie sich darauf zusammen nieder gesetzet hatten / finge der alte Thebah also an zu reden: Ich vermute wol / daß der Fürst von Naema alles ůmständlich zu wissen begehret / was sich in Ober-Syrien zu getragen / seit dem der Prinz von Canaan in Hierapolis
Diese glückseeligkeit aber verkehrte sich plötzlich
Wir erfuhren von derselben / mit noch gr \sserer bestürzung / daß der statthalter von Syrien seine tochter / die Prinzessin Milcaride / wieder bekommen; daß dieselbe / fůr die Aramena / an den Prinzen von Canaan / in der Diana tempel wäre verlobet worden; und daß den abend / im tempel der göttin Gad / für deren widerfindung / ein grosses dankfest wůrde angestellet werden. Es fehlte wenig / daß Hemor nicht rasend /und ich nicht töricht hierůber wurde. Der betrogene Hemor erfuhre sich also verheuratet / an eine unbekante / die er nie gesehen / verlore alle hoffnung zum Syrischen thron / und lebte in schmerzlicher ungewißheit / wo seine Aramena geblieben wåre. Ich / der ich hierdurch mein fürhaben vernichtet sahe / ware nicht weniger bekümmert / und wuste nicht / was ich nun fürnemen
Als sie in den tempel gekommen / schliche Hemor hinter den altar / vor welchem die Milcaride niederkniehete. Weil daselbst niemand auf ihn acht gabe /und er den altar hol befunde / als verkroche er sich in denselben / also das er durch ein gitter / welches unten in den altar gemacht war / ganz nahe die andächtige Milcaride betrachten / und ihre worte / weil sie gar eifrig betete / völlig verstehen konte. Ach grosse göttin! h \rte er sie sagen / du weist allein wie unschuldig ich zu diesen betruge gekommen / und daß ich nicht aus b \sem fürsatz den Prinzen Hemor also angefüret habe. Sei nur deshalben in meiner unschuld gnädig / und lenke sein herze zu mir / daß ich selbiges also möge besitzen / wie er in dem meinigen wonet. Du weist / daß eine keusche liebe / und keine wollustbegierde / mich aus der Diana tempel gebracht / und daß ich dem Prinzen von Canaan die eheliche hand gegeben / weil ich vermeinet / daß ich dieselbe wåre /die er suchete. Ach lasse / grosse göttin! den eid / den wir beiderseits gethan / unaufl \slich bleiben: und gleich wie ich hiermit mich verlobe / dem Hemor beståndig
Weil ich / wegen des Fürsten Thare / mit den Fůrsten von Hus / und mit dem Husan von Chesed /zu reden hatte / als ließe ich diesen neuen verliebten allein / und gienge / in der nacht / nach des Fürsten von Hus palaste. Die ursach dieser besuchung war /daß die beide Fürsten Hus und Husan an den Thare glaubwürdig berichtet hatten / wiedaß ihres K \nigs Aramenes sohn wieder vorhanden wäre: Weshalben ich mich eigentlich erkůndigen solte / weil auf solchen fall / alle ratschlåge sich ändern / und die Syrische Fůrsten ihre sachen anderst anstellen musten. Diese beide Fůrsten bekräftigten mir nun / mit vielen versicherungen / daß gar gewiß der junge Aramenes in Damasco sich auf hielte: und wolten sie darüm ihre brüder / die iezt die Canaanitische seite hielten / ermanet haben / nicht wider ihr eigen båstes zu handelen / sondern sich Damasco zu nähern / üm auf den notfall ihrem König beizuspringen. Ich übername solches treulich zu berichten / und muß gestehen / daß ich nun dem sohn meines K \nigs / als wie der Aramena / die Syrische kron gönnete. Als ich / erst gegen morgen /zu den Hemor wieder kame / fande ich ihn ganz in gedanken vertieft und entschlossen / forthin diese Chaldeische Prinzessin zu lieben: worzu ihn so wol der eid / den er der Milcaride gethan / als ihre gegenliebe /neben der so lang von Aramena erdulteten hartnäckigkeit / gebracht hatten. Den verlust der Syrischen kron / achtete
Nachdem wir Lais erreichet / fanden wir alle Syrer sehr bestürzet über dem / was mit der Milcaride sich zugetragen hatte. Des Hemors liebe gegen ihr / bliebe nicht so verholen / daß man dieselbe ihm nicht angemerket hätte: welches dan verursachte / daß sie mit diesem Prinzen kaltsinniger anfingen üm zu gehen /und ihn nicht mehr / wie zuvor / als ihren K \nig ehreten. Es bestunden aber nun alle unsere sachen in der unschlüßigkeit: weil kein raht sich finden wolte / wie wir bei dieser veränderung uns anstellen solten. Der Babylonier und Niniviten anzug / welche unter fürung des Sinears und Tharsis nach Hierapolis gingen /kame uns auch damit zu ohren: welches dem Hemor nach Hierapolis eilen und schlüßig machete / weil er der Syrischen hülfe allgemach zu mistrauen anfienge /von dem Beor seinen herrvattern / der mit seinem heer unfern Cadytis stunde / geschwinde hülfe zu begehren / und Hieropolis wider diese ankommende zu schützen.
Die Fürsten Thare / Rames / Cyniras / Ezer / Akan und meine vettern der Gahan und Maacha / blieben zu Lais: welche / als ich ihnen / von den Fürsten Hus /die zeitung anbrachte / wie Aramenes der sohn unsers K \nigs sich wieder gefunden hätte / mir hingegen des Fürsten Zophars an sie abgelassenes schreiben zeigete / darinnen gemeldet wurde / daß die lang bisher verborgen-gewesene Aramena / unter månlicher
Ich vermeine / (sagte Ahalibama / nachdem der Thebah seine rede beschlossen /) ich wisse etwas / so des Thebah
Durch diesen bericht / wurde des getreuen Thebah gemüte dermassen wieder aufgerichtet / daß er sagte: Nunmehr erkenne ich daß alles ausgesprengte geschrei von einem noch-lebenden Aramenes falsch und nichtig gewesen: und schliesse fästiglich / daß der Prinz dieses namens / in der Philister lande / mit eilf jahren verstorben seie. Die gleichheit der Aramena mit unsrem verstorbenen König / die in ihren / als des vermeinten Disons schoß / herabgefallene Syrische kron / und die einbildung dieser frauen / welcher die Aramena solches weis gemachet / die es nachmals dem Hus und Husan wieder geoffenbaret / haben dieses gerüchte verursachet. Was ist aber / (fiele ihm Zophar in die rede /) von denen längst vorher ausgestreuten zetteln zu halten / welche gleichwol so gewiß / der ankunft des noch lebenden Aramenes / uns versichern wolten? Wann hieran etwas warhaftes gewesen wäre / (antwortete Thebah /) so wůrde / bei jetziger unruhe in Syrien / dieser vorhandene Aramenes nicht gesäumet haben / den Syrern sich zu zeigen: weil er ja keine bässere gelegenheit / als diese / überkommen k \nnen / sich auf den thron zu setzen. Und gesetzet /er stelle sich noch ein / so kan er ja leichter die kron von seiner schwester / als von des Belochus händen /entfangen.
Der alte Thebah name ihm auch fůr / folgenden morgens nach Damasco zu reisen / üm / mit dem Hus und Husan sich hiervon zu unterreden. Weil er aber inzwischen in Naema verborgen zu seyn verlangte /als begabe er sich allein in den garten: mitlerweile Ahalibama / neben ihrem wirt und wirtin / wieder zu der andern gesellschaft ginge / und mit ihnen das mittagmal hielte. Er ůberlegte daselbst weitläufig bei sich selber / wie am bequemsten dieses grosse werk / fůr Syrien / anzustellen seyn m \chte. Er war derjenige gewesen / der den ietzigen krieg über Syrien gezogen: und fande nun / nach veränderten ümständen / daß dadurch sein zweck nicht war erreichet worden. Demnach gienge nun sein wunsch dahin / wie man der Canaaniter mit ehren wieder los werden k \nte. Bildete er ihm den Beor für / so erinnerte er sich / daß denselben am meisten / die liebe zur Ahalibama / zu diesem krieg antriebe: vermeinte er derowegen / wann man ihm diese Prinzessin / es geschåhe nun gleich mit ihrem willen oder unwillen / k \nte in die hånde spielen / er würde gern dafür Syrien unbekrieget / und selbiges reich seiner Ahalibama brudern überlassen /
Die beide Fürsten Hus und Husan zu gewinnen /kame ihm hiernåchst am schwersten für: massen er sich ihrer ehmaligen gespråche wol erinnerte / da sie fästiglich der meinung gewesen / wann ihre Erb K \nigin sich wieder fände / so můste dieselbe einen vom Assyrischen hause heuraten / damit friede zwischen Syrien und Babel bliebe. Demnach besorgte er / wann er ihnen sagen wůrde / daß Aramena vorhanden / und einen Fürsten vom gebirge Seir heuraten solten / sie wůrden dann alles rükgängig machen. Demnach fassete er nach langem überlegen / diesen schluß / den Hus und Husan / wie auch die andern Syrischen Fůrsten zu Lais / bei ihrer einbildung zu lassen / daß der schöne Dison der junge Aramenes / ihres K \nigs sohn / der Königin von Ninive jungfrau Aramena aber / der Fürst Dison von Seir wåre: da dann die ümstände ferner geben würden / was er hiervon diesen beiden Fürsten fürdichten můste. Er vermeinte auch / wann er sie also gewonnen / daß alsdann der gr \ste stein / von dieser so glorwürdig- als gefåhrlichen unternemung /gehoben seyn / und mit denen übrigen Fůrsten zu Lais / es nachgehends sich leichtlich schicken würde.
Als er nun dieses alles bei sich fäst gestellet / auch dem Zophar entdecket hatte / reisete er am folgenden morgen noch in der demmerung / von Naema hinweg /und erreichete Damasco / kurz nach aufgang der sonne.
Ein allgemeines verwunderungs-geräusche / entstunde bei den Syrischen Fůrsten / als sie dieses vernamen; und wie solches sich wider gestillet / fuhre Thebah
Als nun / mit gleichem eifer / die anderen auch geredet / baten sie den Thebah / ihnen seinen ausgesonnenen anschlag kund zu thun: welcher dann dieser war / daß sie den Cyniras / in der nacht / wann die vermeinte hochzeit des Disons und der Aramena angesetzet wäre / mit seinen v \lkern nahe für Damasco solten růcken lassen; Da der Nahor und Elhanan / so zwei thore in Damasco bewacheten / die Syrer einlassen / und mit denen die Kemuelsburg sonder mühe einnemen und besetzen
Der Nahor / und der junge Elhanan / giengen nach dem grossen k \niglichen garten / alwo sie wusten /daß die K \niginnen neben den andern sich befinden wůrden. Sie erfuhr daselbst / wie die ganze gesellschaft folgenden tags / zu wasser / nach Naema hinaus fahren wolte: massen / zu dem ende / schiffe bestellet wurden / die am morgen solten in bereitschaft stehen. Es vername auch Nahor / wie die schöne Delbois dem Prinzen von Assyrien verwiese / daß er noch nicht die Aramena zu Naema besuchet hätte: welchen fehler zu ersetzen / dieser Prinz ihm fürname / dieser fart mit beizuwonen. Weil er vom Thebah gehöret hatte / wer Aramena wäre / als bestellte er ihm ebenfalls ein schiff / aus begierde / so wol diesen helden /unter der Aramena kleidung / als seinen König unter des Disons namen / zu sehen. Weil man die Prinzessin Milcaride auch mit nemen wolte / als ersuchte die schöne Delbois hierüm den statthalter / der eben auch zugegen war: welcher dan verwilligte / daß seine tochter / der Königin befehl zu gehorsamen / sich einfinden
Weil die jungfrau Aramena nicht mehr / wegen ihrer wunden / der kammer hůten dorfte / als ware sie / neben den andern / mit am ufer / als diese königliche gesellschaft ankame: da sie dan ohne seufzen ihre sch \ne Königin nicht anzusehen vermochte / als welcher sie nun bald auf ewig gute nacht sagen solte. Weil / zwischen dem ufer und des Zophars schloß /eine sch \ne wiesen lage / als gingen sie / ehe sie in das haus eintraten / eine weile daselbst spaziren. Die schöne Delbois name den Prinzen Baleus bei der einen / und ihre Aramena bei der andern hand / da sie zu dieser im fortwandeln sagte: Der Prinz von Assyrien hat meist diese besuchung angestellet / ům zu sehen / wie du dich befindest. Als solches der Prinz bekräftigt hatte / antwortete Aramena: sie danke den himmel fůr ihren zustand / fürnemlich aber darům /daß eines so grossen Prinzen wunden / durch die ihrigen / auf so edle weise / wären verändert und verbässert worden.
Eine schamr \te ůberzoge hierauf des Baleus wangen / und als er zu antworten verweilte / sagte für ihn die sch \ne Königin: Aramena hat nicht durch die wunden / welche sie von der frömden Prinzessin entfangen / den Prinzen von Assyrien geheilet / sondern durch diejenigen / die ihr der schöne Dison gemachet; wodurch er bewogen worden / sich eben so / wie sie /doch auf längere beständigkeit / von der schönen unbekanten verwunden
Dieses unangeneme gespräche abzureissen / begabe sich die sch \ne Königin auf andere dinge zu reden /und zoge Milcaride / Ahalibama und Calaride mit in ihre unterredung: welche letzere sich eben mit der Milcaride bekant machete / und sich gegen ihr entschüldigte / daß / die lieb / zu ihres Königs tochter /ihr ehmals dieses an die hand gegeben hätte / sie an stat der Aramena / in den Ninivitischen tempel zu bringen. Milcaride sagte hierauf: wiedaß sie ihr solches gern vergebe / und allein wünsche / daß ihr vorhaben / in beständiger ruhe zu setzen / daurhafter seyn möge. Die K \nigin von Ninive / widersprache diesem wunsch der Milcarinde; und Calaride sowol / als Ahalibama / sich aus des Thebah erzehlung erinnernd /daß sie der Hemor liebte / sagte ihr soviel fůr von dieses Prinzen geschicklichkeiten / daß Milcaride / die ohndas bekümmert war / durch diese erinnerung zu noch mehrern gedanken gebracht werde.
Weil aber die sch \ne Königin / ihrer Aramena bräutigam / nicht unter der gesellschaft sahe / fragte sie nach dem Dison / und bekame von der Ahalibama zur antwort / daß er sich ein wenig übel befände: Dan dieser sich für der Milcaride / mit welcher er / als Aramena / in Ninivitischen tempel sehr bekant gewesen / nicht viel
Die Prinzessin / deren lebenslauf ich mir zu beschreiben fůrgenommen / stammet her / auf mütterlicher seite / von dem alten Assyrischen geblůte / nämlich von dem Prinzen Trebeta / des Ninias brudern / den dieser K \nig verjaget: daher er sein glůck in entfernten landen suchen muste / und sich in Celten begabe /da er die stadt Trier gebauet / und sie nach seinem namen genennet. Er hatte aber / neben seinen nachkommen / mit den Celtischeñ und Teutschen Königen unaufhörlich zu kriegen: welches dan / zwischen seinem geschlecht und den andern Celten / zur erbfeindschaft gedyen. Zu des K \nigs Bojus und seines bruders des Marsius zeiten / waren des Trebeta nachkommen also herunter gekommen / daß sie die eingeno ene Länder meist wieder verloren / und sich in die wälder und gebirge zu verkriechen / genötigt wurden: da dan ihre haubtstadt Trier der König Bojus einbekame / und das Königliche geschlecht der Trebetier bis auf etliche wenige ausgerottet wurde. Unter den überbliebenen ware auch / die sch \ne Prinzessin Arovinda: in die sich der König Marsius verliebte / und wider den willen des Bojus seines bruders sie heuratete.
Hieraus nun entstunde / der unversönliche haß zwischen diesen beiden brůdern: der endlich dem Marsius anlaß gabe / aus Celten zu fliehen / und seiner gemalin zum Assyrischen thron habendes recht hier in Asien zu suchen. Nicht dieses allein aber ware die ursach dieses bruder-hasses; sondern es kame noch dazu / daß der König
In dieser unruhe wurde von der Arovinda / auf einem bergschlosse / daß der Fürstin Hesperia zugehörte / die Prinzessin Hercinde geboren: und zwar eben zu der zeit / da ihr herrvatter / der K \nig Marsius / der grausamen verfolgung seines bruders / aus Celten / hieher in Asien / entweichen / und seine sterbende Arovinda zurück verlassen muste. Die Fůrstin Hesperia / die einen Teutschen Fůrsten zum gemal gehabt / und denselben / in einem von den lezten kriegen wider den König Bojus / verloren hatte / name die erziehung der kleinen Hercinde ůber sich: die sie dan /so treulich / als heimlich für den Bojus / verrichtete. Es liesse sich aber / bald von zarter kindheit an / bei dieser Prinzessin eine soviel schönheit und eine so dapfre tugend blickẽ / daß man wol von ihr hoffen konte / sie wůrde in beiden stůcken sonderbar werden. Alle ihre belustigung / bestunde in kriegerischen und manlichen ůbungen / als etwan pferde zuzureiten /oder ein wildes thier zu erlegen / oder mit dem bogen zu schiessen / und mit der schleuder zu werfen. Dieses / neben ihrer grossen schönheit / machte weit und breit das gerüchte von ihr reden: dannenhero die Hesperia ihr nicht getrauete / sie långer für dem Bojus zu verbergen / welcher / wann sie ihm wäre kund werden / sie seiner wut würde aufgeopfert haben.
Diese beide / merketen einander bald ab / daß sie an einer krankheit lagen / und fiengen daher an / in ehmaliger vertreulichkeit kalt zu werden / und jeder auf des andern thun und lassen acht zu geben. Sie neideten einander / und kamen doch ståts bei der Prinzessin zusammen. Hesperus / als ein K \nig / und des andern mutter bruder / vermeinte den vorzug zu haben: welchen ihm aber der Prinz der Aborigener bestritte / als ein Prinz voll hoffnung / einen thron zu erlangen / da der andere nichtes zu hoffen und überdas zimlich viel jare auf sich hatte. Es fielen öfters entfindliche und harte worte zwischen ihnen: da aber Hercinde ihre entzweiung /
Sie war von natur eine feindin der liebe / und tadelte nichtes an dem Tuscus Sicanus / als dieses / so sie für ein laster hielte: ihr fåst einbildend / man k \nne unmüglich zugleich dapfer und verliebt seyn. Die K \nigin Valentia wolte / ihrem sohn zum bästen / ihr diese meinung durch ihr eigenes beispiel benemen: weil sie den ruhm einer dapfern heldin hatte / und doch dabei den Lucus / ihren herrn / liebete. Aber Hercinde ließe solches dahin gestellet seyn / und gabe für / sie hätte ein unüberwindliches gemůt / deme nichtes / als der tod / angewinnen solte. Weil Tuscus Sicanus noch jung war / als erwartete Valentia von der zeit die änderung dieser ihrer meinung / und drunge nicht so sehr in die Hercinde / üm nicht dadurch sie noch hartnåckichter zu machen. Hingegen bemühte sie sich / ihrem bruder diese liebe aus dem sinn zu reden: richtete aber anders nichtes damit aus / als daß dieser alter Hesperus in seiner liebe verborgener wurde / und sich für ihr zu hůten anfienge.
Wie es nun an des Lucus hof diese gestalt hatte /erfuhre man daselbst / wie daß der König Italus seine beide Prinzen und Prinzessinnen / den Morges und Sicorus / die Electra und Roma / von Trier abholen ließe / da sie bisher waren erzogẽ worden: und daß des gewesenen
Der grosmütigen Hercinde gienge dieses fürnemen sehr zu herzen / und kunte sie solches nicht billigen: wiewol sie selber dem Bojus nicht gut war / weil er ihr geschlecht auszurottẽ gesuchet; aber auf eine l \blichere art an ihm sich zu rächen verlangete. Sie fassete demnach einen solchen haß gegen dem Hesperus / und hielte ihn für so nichtswert / daß er kaum sich mehr erkůnen dorfte / für ihre augen zu kommen. Dem Tuscus Sicanus war dieses eine hohe freude / der dan / ihr åmsiger als vorhin aufzuwarten / sich befliesse. Und weil er / wie sie / sein misfallen über dem beginnen der seinigen bezeugte / brachte er damit zu wegen / daß sie sich mit ihm in verträulichere gespräche einließe / und endlich mit ihm
Also eileten sie / mit ihren bestellten und zusammen gebrachten leuten / nacht und tag fort / bis sie an das bergschloß kamen / welches mit einer starken wacht beleget war. Tuscus Sicanus / seine Prinzessin für gefahr zu bewaren / vermeinte die kriegsleute sei nes herrvattern zu bereden / daß sie freiwillig eingelassen würden: aber Hercinde befande solches nicht für ratsam / in erwägung / daß man ihnen den rückgang verwehren möchte. Demnach růstete sie sich zum stürmen / und wie solches handwerk gleichsam ihr element war / als glůckte ihr dieser kůne anschlag so wol / das sie / neben dem Prinzen / dieses berghaus erstiege / und alles niederhauend / ihr einen freien paß zu den gefangenen Königlichen personen \ffnete. Diese / so an nichtes weniger / als an ihre erlösung /gedachten / sahen mit bestürzung ihre befreierin zu ihnen in das gemach eintreten / in welches schloß zusammen zu kommen / der haubtman ihnen erlaubet hatte. Als sie vernamen / daß es fürnemlich die dapfere Hercinde wäre / deren sie ihre freiheit zu danken hatten / geschahe solches von ihnen mit ja so grosser verwunderung als erkentlichkeit: und schaueten die beide brüder aus Kitim / der Morges und Sicorus /und der Prinz der Aborigener / einander sonder
Diese Prinzen / neben der erlösten Hermione /Electra und Roma / hafteten noch in bestůrzter freude / und konten ihre so unvermutete erl \sung nicht begreifen: als gegen der nacht unversehens ein neuer auflauf entstunde / und ein ruffen / wie daß die burg abermals erstiegen würde. Wie nun die Prinzen /neben der Hercinde / hinaus und diesem geschrei zu liefen / fanden sie zwar ihre leute fechten / aber mit so schlechtem fortgang / daß die fr \mde ankommende sich eben meister von der maur sahen / als diese dazu kamen. Die mutige Hercinde / so keine gefahr scheuete / eilete dem fürer dieser frömden entgegen / mit demselben sich in einen kampf einlassend: welcher beiden das leben würde gekostet haben / wan man sie nicht / wiewol beiderseits schwerlich verwundet / und fast onmåchtig / von einander gebracht hätte. Es war aber dieser frömder / der Prinz Jethur von Hevila: welcher aus begierde / fr \mde reiche zu suchen / gar biß in das entfernte Celten gereiset / und eine geraume zeit am Trierischen hofe / (wiewol heimlich / und aus sonderbaren ursachen / die in diese erzehlung nicht gehören / unbekant /) sich aufgehalten. Die sch \nheit der Prinzessin Roma hatte ihn so eingenommen / daß er nicht allein ihr daselbst aufgewartet / sondern auch in ihrem abzug ihr nach Kitim zu folgen willens gewesen. Wie er aber nachmals / in der Aborigener land / von ihrer gefängnis vernommen / hatte ihn die liebe zu dieser entschließung getrieben / seine Prinzessin zu erlösen.
Als er nun von der Hercinde solcher massen verwundet worden / erkanten ihn / bei dem schein der herbei
Als die gr \ste gefahr vorbei war / und sich bei ihr das blut gestillet hatte / gedachte sie mehr an das heil der andern / als an ihr eigenes / und triebe sie ingesamt an / ihre reise nach Kitim zu dem König Italus zu beschleunigen / bevor der Lucus / und ihr abgesagter feind der Hesperus / ihrer befreiung innen wůrden. So ungern sie nun ihre woltäterin verließen / so nötig wurde doch solches befunden. Also reiseten / die vier kinder des Italus /
Als der bote in des Lucus hof ankame / und diesen verlauf der erledigung erzehlet / stritte in des Lucus gemüte die verwunderung und der unwille: da leichtlich die erste in ihm die oberhand wůrde behalten haben / wann nicht der Hesperus wåre dazu gekommen. Dieser deutete des Prinzen Tuscus Sicanus beginnen so übel aus / daß der König sein schwager bewogen wurde / seinem sohn auf ein zeitlang das reich zu verbieten. Hercinde aber wurde / wieder nach hof zu kommen / beruffen. Die K \nigin Valentia reisete selber dahin / ihr in dieser krankheit handreichung zu bieten: da sie dan den Prinzen im begriffe fande / dem strengen befehl des K \nigs zu gehorsamen / und sich hinweg zu machen.
Nichtes fiele ihm hierbei schmerzlicher / als daß er die Hercinde verlassen muste: und zwar bei dem Hesperus /
Die grosmütige Hercinde truge hierauf sorgfalt / für den Prinzen Jethur / den ihr die Roma so hoch anbefohlen hatte / und brachte bei der Valentia zu wegen /
Es hatte aber das gerüchte / wie der König Lucus /so wol des Königs von Kitim / als auch des Blascons kinder / welche letzere des Königs Bojus aus Celten schwester / die Martinde / zur mutter hatten / wolte hinrichten lassen / sich überall ausgebreitet: welches dan / wiewol sie schon wieder befreiet waren / ursach gabe / daß die K \nige von Celten und Kitim den Lucus mit heersmacht überzogen / üm dieser wegen an ihm sich zu råchen. Die Aborigener aber waren /wider diese gewaltige feinde / unerschrocken / und teileten sich in zwei haufen: da Lucus den ankommenden Celten / Valentia aber / mit ihrem bruder dem Hesperus / und mit der Hercinde / dem Italus Kitim ihrem bruder entgegen zoge. Diese Valentia / war des kriegens wol gewonet: daher sie ein grosse mänge weiber abgerichtet hatte / welche mit ihr pflegten zu feld zu gehen / und auch diesen zug mit verrichteten. Die freudige Hercinde thåte
Wie nun die beide heere gegen einander zu stehen gekommen / und nur ein weites thal zwischen sich hatten / das sie voneinander scheidete: war die hitze und der eifer bei der Valentia und dem Hesperus so groß / daß sie alsofort auf ihren ankommendẽ bruder /den Italus / wolte los gehen. Dann ihr haß gegen diesen König / war so håftig / daß die länge der zeit sie nicht konte vergessen machen / was ihr und den ihrigen dieser bruder zu leid gethan hatte: wordurch sich dann wahr erwiesen / daß kein haß tiefer in das geblüt einwurzle / als der unter blutsfreunden entstehet. Italus Kitim hingegen / als der noch eine neigung gegen diese seine schwester / wiewol er sie ins elend verjaget / in sich entfunde / erwiese sich nicht so hitzig /wie sein gegenpart / sondern sandte der Valentia einen seiner fürnemsten haubtleute entgegen / und ließe ihr sagen: Es befrömde ihn / daß er nicht den K \nig Lucus / an ihrer stat / hier finde / mit dem er /und nicht mit ihr / es auszufůren hätte / was ihm in der person seiner kinder wäre zu leid geschehen. Valentia ließe ihm hierauf zur antwort sagen: daß ihr herr / der Lucus / seine des Italus kinder gefangen nemen
Wie nun also Valentia / neben ihrem bruder / sieghaft in ihr lager wiedergekehret / wurde Hercinde gemisset / und überall vergeblich gesuchet. Dieser verlust machte den Alborigenern ihren sieg so bitter /weil sie solchen alle dieser heldin zu schrieben / daß /an stat des freudengeschreies / ein allgemeines wehklagen unter dem heer entstanden: welches sich zwar folgenden tags ein wenig wieder stillete / als man erfuhre / daß sie / wie auch der Prinz von Hevila / vom feind wåren gefangen worden. In diese gefängnis war die küne Hercinde gerahten / weil sie sich allzusehr in den feind hinein gewaget: doch erleichterte dieses ihre bande / daß sie sich hierdurch wieder in der Prinzessinnen Electra und Roma gesellschafft sahe / als welche dem K \nig ihrem herrvatter mit ins feld gefolget waren. Die Roma bezeigte sich zwar anfangs gegen dem Prinzen von Hevila gar übel zu frieden / daß er die waffen wider sie gefüret; und liesse daneben nicht eine geringe eiversucht gegen der Hercinde blicken: welche ihr aber solche bald wieder bename / als sie ihr alle ümstånde berichtete / dadurch
Wie nun also der Italus in der klippen lage / berennte Valentia dieselbe / und bemühete sich täglich /dem feinde neuen abbruch zu thun. Eines tags / als sie mit wenigen der ihrigen sich zu nahe an die klippen wagete / brache ein grosser haufe vom feind auf sie los: unter deren månge sie hätte erligen můssen / wan es ohne den schutz eines unbekanten ritters gewesen wåre / der so dapfer für sie fochte / daß / mitlerweil er fast allein den feind aufhielte / die Königin gelegenheit bekame / sich in sicherheit zu entziehen. Dieser frömde / war ihr sohn / der Prinz Tuscus Sicanus /welcher also zu rechter zeit diese kindliche treue seiner fraumutter erwiese. Er hatte / nach seiner verbanuung von hof / noch immer in den benachbarten ländern ümher gewandert: bis das geschrei von diesem krieg ihn hieher gefüret / wo er den seinigen /und sonderlich seiner Hercinde / dienst zu leisten vermeinet. Er muste aber / wegen der vielen entfangenen wunden / und weil er sich vom feind übermannet sahe / sich lassen gefangen nemen: zu unbeschreiblicher freude des Italus Kitim / als welcher nun die beide personen in händen hatte / die der Valentia die liebsten in der welt waren. Weil er aber wol wuste / daß dieser Prinz und die Hercinde die seinigen vom tod befreiet hatten / als erwiese er ihnen alle h \flichkeit /und gewann den Prinzen / als seiner schwester sohn /sehr lieb / daß er endlich auf die gedanken geriete /ihn mit einer von seinen töchtern zu verehlichen / und zwar zugleich hierdurch frieden
Die freimütige Hercinde / bekümmerte sich in dieser ihrer gefängnis üm nichtes / als daß sie aus dem stand gesetzet war / kriegerischen ůbungen obzuligen: dan auser diesem / gienge es ihr gar wol / in gesellschaft der dreien Prinzessinnen und der Prinzen. Es lebete auch der Jethur so vergnůgt bei seiner Roma /und Tuscus Sicanus war so wol zu frieden / seine sch \ne Hercinde / ob schon von ihr ungeliebt / nur zu sehen / daß ihrer keines daran gedachte / daß sie gefangen wåren. Aber die Valentia liesse ihr / diese ihres Sohnes und der Hercinde bande / tieffer zu herzen gehen / und stunde ihrenthalber alle angst aus /welche ihr des Italus Kitim rachgier fürbilden konte. Es wolt auch der verliebte Hesperus schier verzweiflen / wan er an seine Hercinde gedachte. Diese beide gerieten hierüber zu dieser åusersten entschliessung /daß sie einsmals bei nächtlicher zeit / den felsen / darinn der Italus mit den seinigen und mit den gefangenen sich befande / unversehens stürmeten / und dergestalt in den klippen sich verstiegen / daß sie ganz von den ihrigen sich verloren / und bei anbrechendem tage / (als inzwischen / aus mangel eines anfürers / die Aborigener mit grossen verlust wieder abgezogen
Der K \nig Italus / nachdem er also / auch seinen bruder und schwester / in seinen händen sahe / die ihn und die seinigen so håftig verfolgten / besonne sich nicht lang / was nun zu thun wäre / sondern befahle alsofort den seinigen / daß sie nach Kitim auf brechen solten. Solcher gestalt zoge er mit seinen gefangenen davon / die Aborigener in der h \chsten bestürzung verlassend: weil nicht allein ihre Königin / samt dem Kronprinzen / in des feindes händen blieben / sondern auch ihr König nicht im land ware. Es kame aber /nicht lang hiernach dieser ihr K \nig Lucus sieghaft wieder nach haus / nachdem er die Celten gezwungen / sein land zu verlassen / und üm frieden zu bitten. Als er nun / bei seiner ankunft / die betrübte zeitung vernemen muste / wie es seiner gemalin / ihrem bruder und seinem sohn ergangen ware: bote er eilends alles auf / was nur zum krieg sich schickete / und brache in Kitim ein / um die seinige wieder zu befreien. Italus / der solches wol vermutet / aber an stat der rache und feindseligkeit / nur mit friedensgedanken ümgienge / hatte an den gränzen seines reichs / auf ein fästes unůberwindliches bergschloß / mit seiner beute sich begeben: alda er / mitlerweil der ergrimte Lucus zum feindlichen angriff alle anstalt machete /von lauter verheuratungen gehandelt. Er liesse der Valentia antragen / daß er / ihrem sohn seine tochter zu geben / gemeinet wäre. Als er auch seines bruders liebe zu der Hercinde erfahren / bote er sich gleichfalls an / dieselbe an ihn zu verheuraten. Diese unvermutete anwerbungen kamen diesen beiden geschwistern verwundersam fůr / daß sie es für keinen rechten ernst des Italus hielten. Daher die grosmütige Valentia
Der König Italus veranlassete hierauf eine zusammenkunft / da er vorher seine schwester noch nicht besuchet hatte. Das natürliche Blut / welches so viel jahre gegen einander erfroren gewesen / begunte sich an beiden seiten / in dieser ansprache / wieder zu erhitzen: also daß sie mit trånen einander ümfiengen /und unter sich eine v \llige verträulichkeit wieder stifteten / auch zu deren versicherung / ihre kinder alsofort einander versprachen. Hierauf wurde der Hesperus auch zu ihnen beruffen / welchen der Italus mit wenig worten ermanete / die geschehene dinge zu vergessen / und von ihm / einen teil der Janigener landschaft / neben der sch \nen Hercinde / anzunemen. Hesperus besonne sich nicht lang / dieses gütige erbieten seines bruders willigst anzunemen: fürnemlich / da er ihm / die besitzung der sch \nen Hercinde /welche er über alle Königreiche der welt schätzete /daneben verhiesse. Er begabe sich auch gern alles rechtes an Kitim / nun er diese glückseligkeit erlangen solte. Es wurde hierauf abgeredet / daß Valentia dem Prinzen ihrem sohn / und Italus seiner tochter / was sie zusammen geschlossen / fürtragen solten: zu welchem ende der Tuscus Sicanus gleich zu der Königin beruffen wurde / mitlerweil der König die Roma für sich kommen liesse.
Weil die Valentia wol erachten konte / wie schwer es dem Prinzen ankommen würde / seine Hercinde zu verlassen / die er so herzlich und häftig liebete: als gebrauchte
Als nun Italus und Valentia diese widerspenstigkeit ihrer Kinder einander ankůndigten / befunde der König von Kitim für gut / hieriñ die strenge zu gebrauchen / und redete mit seiner schwester ab / daß sie die harte verfarungen / die er zum schein verkehren wůrde / sich nicht solte befrömden lassen. Demnach befahle er / daß Valentia so wol / als die Hercinde und der Jethur / genau bewachet / und ohne sein wissen / niemand zu ihnen solte gelassen werden. Hiernächst liesse er den Prinzen Tuscus Sicanus / und die Roma / für sich kommen / und kündigte ihnen an /daß sie innerhalb dreien tagen sich entschliessen müsten / einander zu ehlichen: widrigen falls solte / nach verlauf derselbigen / die Valentia so wol / als Hercinde und Jethur / es mit ihrem leben bezahlen. Alles klägliche gebärden des verzweifelten Prinzen und der verliebten Prinzessin / ware vergeblich / den K \nig zu einer andern entschliessung zu bewegen: welcher sie wieder in ihre zimmer gehen / und daselbst /
Der erste tag gienge nun ganz unschlůssig fürbei /und ließen sie dem König nichtes sagen. Den folgenden tag aber / als die auslaufende frist-zeit ihnen /wegen der Valentia / Hercinde / und des Jethur / bang und angst machete / baten sie beiderseits üm erlaubnis die Hercinde und den Jethur zu sprechen. Hierauf ließe der König / diese beide / welche bisher die ursach ihrer neuen gefängnis noch nicht erfahren hatten / in einen saal füren / und ihnen / durch einem seiner feldobristen / andeuten: Sie beide / und die Valentia /solten sich alsobald zum tod bereiten / oder den Prinzen der Aborigener und die Roma dahin bereden / daß sie einander ehlichten. Hercinde hörete / dieses anbringen / ganz kaltsinnig und sonder entfindung an: aber der Jethur konte diesen befehl / der ihme schmerzlicher als der tod fiele / sonder grausen nicht vernemen. Gleich darauf brachte man auch den Tuscus Sicanus / und die Roma / zu ihnen / und ließe also diese viere allein beisammen. Sie waren alle / auser der Hercinde / ganz erstaunet von bekümmernis / und redeten allein mit ihren tränenden augen: weil der mund / wegen der grösse ihres leidens / kein wort herfürzubringen vermochte.
Hercinde sahe die drei verliebte eine weile an / und endlich gienge sie zu der Roma / deren sie also zuredete: Wie / liebste Prinzessin! k \nnet ihr euch wol eine so leichte sache / so schwer machen? Und / wie sol sich das reimen: ihr liebet den Jethur / und begehret ihme doch nicht das leben zu retten / welches er /üm eurer liebe
Hiermit gienge sie / von diesen beiden / zu dem Prinzen der Aborigener / den sie also anredte: von euch edler Prinz! habe ich die hoffnung / ihr werdet euch nicht so unbesinnt erweisen / daß ihr lieber eine mutter dahin geben / ja kron und tron verlieren / als eine schöne Prinzessin zu ehlichen einwilligen soltet. Ihr habt mich bisher / und zwar wider meinen willen /geliebet: dieses einige habe ich auch nur an euch gehasset. Ich widerhole euch aber hiemit meine erklärung / die ihr schon oft von
Indem tratte die Roma herzu / samt dem Jethur /mit dem sie bisher allein geredet hatte / und sagte zu dem Tuscus Sicanus: wofern euch / Prinz der Aborigener! eure Hercinde dahin bereden können / sie zu verlassen / so wisset / daß ich ein gleiches zu thun entschlossen bin. Ich erbiete mich / euch zu ehlichen /damit mein Prinz von Hevila beim leben bleibe. Gleichwie ich aber euch iederzeit erinnern werde / die Hercinde beständig zu lieben:
Es hatte aber Italus Kitim / neben dem Hesperus /seinem bruder / in einem verborgenen winkel / alle unterredungen dieser vier personen mit angehöret /und tratten sie beide herfür / als man die Roma solcher massen onmächtig hinweg brachte. Hercinde / als die mutigste / gienge dem Italus entgegen / und überwande sich / ungeacht sie gegen diesem K \nig / weil er solcher tyrannei sich bediente / keine hochschåtzung mehr hegete / ihn also anzusprechen: E. Maj. haben nicht ursach / ihre unschuldige schwester / die Königin Valentia / tödten zu lassen / weil ihr sohn sich bequemen wird / E. Maj. eidam zu heisen; demnach wird / der Prinz von Hevila und ich / auch hoffen dörfen / bässer als bisher geschehen / in E. Maj. schloß gehalten zu werden. Vergebet mir darfere Prinzessin! (antwortete Italus Kitim /) daß ich mich solcher grausamkeit bedienen müssen / üm / den Prinzen der Aborigener / und meine tochter / zur wahren vernunft zu bringen. Euren überredungen / die ich mit angehöret / habe ich alles zu danken / und wil ich euch dafůr meinen bruder geben / als der von eurer sch \nheit fürlängst ůberwunden ist: damit hierdurch völlig / der friede und die einigkeit / 'n unserem haus mö-aufgerichtet werden.
Als er dieses gesagt / name er den Hesperus bei der hand / und wolte ihn der Hercinde-zufüren: dieselbe
Hiemit befahle er / die Hercinde wieder nach ihrem zimmer zu bringen / und ja so stark / als zuvor / zu bewachen. Als man nun auch den Jethur wieder abfůren wolte / warfe er sich zu des Königs süssen / und bate / daß er ihn wolte tödten lassen / wofern er sein reich unbeunruhigt / und die zwang heurat seiner tochter unzerstöret verlange. Dieses begehren / (sagte der erzürnte König /) kan leicht erfůllet werden / und hätte wol / sonder diese erinnerung / geschehen sollen. Also wurde dieser verzweifelte verliebte fortgefüret / und bliebe der König entschlossen / ihn der Roma / durch den tod / aus den
Der König Lucus / so von allem diesem nichts wuste / war indessen drunten in grossem eifer begriffen / das schloß in einem sturm zu ersteigen: dessen aber die daroben spotteten / weil nur ein einiger steig hinauf gienge / und die burg sonst allenthalben mit jähen unwegsamen felsen und klippen ümgeben war. Italus wolte den Lucus zuvor noch etwas quålen / ehe er ihm seine friedens-gedanken eröffnete. Es streckte sich / für dem schloß hinaus / ein platter fels / welchen der Lucus recht in den augen hatte / und alles /was man darauf thåte / aus seinem lager absehen konte. Auf diesem felsen / liesse Italus die trauung des Tuscus Sicanus mit der Roma / wie auch des Hesperus mit der Hercinde / und dan die hinrichtung des Jethur / fürnemen. Zuvor aber hiesse er alle zurüstung / zur
Die Aborigener / welche ihr König eben zum sturm anfürete / erstutzeten über dieser traurgeschicht / und der verzweifelte Lucus zerrisse seine kleider / als er seine liebste gemalin / seinen sohn und schwagern /auch die Hercinde / welche er als sein kind liebete / in so betrübtem zustand ersahe. Er ließe eiligst mit dem stürmen inn halten: vermeinend / hierdurch seinen tyrannischen schwager auf andere gedanken zu bringen. Bald aber wurde er gewar / daß man der Valentia /dem Tuscus Sicanus / und dem Hesperus ihre bande auflösete; daß dieser und jene den dritten zwischen sich namen / und dem K \nig Italus zufüreten: welcher die Roma bei der hand hatte / und sie an den Prinzen durch einen priester trauen liesse. Hierauf verschwunden alle tödliche
Hierauf wurde auch Hercinde von ihren banden entlöset / und machete sich der Hesperus schon bereit / ihr die eheliche hand zu bieten. Aber diese heldin /solches zwangs ungewonet / ergriffe mit dapferer entschliessung unversehens ein schwerd von der ümstehenden einem / machete ihr damit raum zu dem Jethur / schnitte ihm die bande von den händen / warfe ihm ein schwerd zu / und winkte ihm / ihr nach zu folgen. Dieser Prinz / aus verzweifelung / daß er seine Roma verloren / håtte gern / wann es ohne diese der Hercinde grosmütige hülfe gewesen wäre / den bestimten tod erlitten. Nun aber leistete er seiner erlöserin dapfren beistand / also daß sie sich bald frei und unbehintert sahen / einen jähen felsen hinab zu steigen. Keiner von den andern wagete sich / ihnen nach zu folgen /auser einer Celtischen dame: welche / unter der Valentia die waffen führend / mit gefangen worden / und / aus liebe zur Hercinde / nicht hinter ihr bleiben wolte.
Weil ich eigentlich allein der Hercinde geschicht erzehle / als wil ich nur kürzlich hier noch anfůren /daß des Lucus sorge und bestürzung sich endlich in eine erfreuliche verwunderung verwandelt / als / ihme dieses frömde gesicht auszulegen / der Italus Kitim /neben der Valentia / dem Prinzen ihrem sohn / und denen andern / zu ihm hinab ins lager kame. Also wurde daselbst friede gemacht / und lebten folgends beide häuser in eintracht und guter verständnis: worbei man hoffete / daß des Tuscus Sicanus und seiner gemalin
Der betrübte Hesperus zoge hierauf nach der Janigener landschaft / die ihm sein bruder eingeraumt hatte. Er fragte auch aller orten / wiewol vergeblich nach seiner verlornen Hercinde / von welcher man nichts erfahren konte / wo sie / nach der herabsteigung von dem felsen / mit dem Jethur geblieben wäre: und ward vermutet / daß sie in diesen greulichen klippen sich zerfallen hätten / oder sonst in den sůmpfen daselbst ůmgekommen wären. Der gerechte himmel aber / so diese schöne heldin nicht so bald der welt entziehen wollen / hatte sie wunderbarer weise bewahret / und wol an ihr und dem Jethur wahr gemachet / daß kein weg / der tugend unwegsam sei: massen sie unbeschädigt die jähe klippen herab gekommen / die kein mensch jemals bestiegen hatte. Als sie sich darunten sahen / eileten sie zwischen dem hohen gebirge und vielen sümpfichten \rtern immer fort / bis sie abends in ein haus kamen / deren inwonere / so kolenbrennere waren / ihnen die herberge verg \nneten. Sie verblieben etliche tage daselbst / weil Hercinde noch unschlůssig war / und der betrübte Jethur noch weniger wuste / sowol was dieser Prinzessin fürnemen seyn wůrde / als was er selber / nach verlust seiner Roma / beginnen solte.
Endlich fassete die dapfere Hercinde den schluß /nach Asien zu ihrem herrvattern zu gehen. Sie eröffnete solches dem Jethur / und gabe ihm zu bedenken /wie wunderbar das glůck mit ihnen gespielet / da es ihn / durch raubung einer liebsten / und sie durch befreiung von zweien aufwärtern / in solchen stand gesetzet / daß sie / weder in Kitim / noch in Celten /noch in der Aborigener lande / sich sicher befanden:
Der Prinz von Hevila befande diese entschließung der Prinzessin so edel / daß er alsofort sich willigst erklårte / ihr einen geleitsman auf dieser fernen reise abzugeben. Und dieses täte er üm soviel lieber / weil nicht allein in Celten für ihn nichtes übrig war / das ihn anhalten konte / sondern auch / weil er eine sonderbare vergnůgung in der schönen Hercinde gegenwart entfande / die wider sein eigen wissen und gedenken / ihme der Roma verlust etwas ertråglich machete. Er hatte zuvor nichts als den tod gesuchet / und sich darein ergeben / vor seiner Roma augen sein leben zu verlieren: wie dann der Italus Kitim willens gewesen / diesen Prinzen / für das heil und die ruhe des reichs / aufopfern zu lassen. Nunmehr aber /wurde er andres sinnes / als er sahe / daß sein leben einer so schönen Prinzessin zu dienst konte angewendet werden. Welcher gestalt er aber diese weite reise anstellen / und fůr die Hercinde eine schickliche schutzgeleitschaft zu sich bekommen möchte / solches fiele ihm schwer auszudenken. Dann seine leute waren am hof des K \nigs Lucus zurücke geblieben /und dorfte er
Es schickte es aber das gute glück / daß / als sie nun ganz sonder raht waren / auf dieser unwegsamen strasse / welche sonst nie bereiset worden / der Celtische Prinz Ingerman ungefär zu ihnen kame. Dieser war nun viel jare in entfernten landen herümgereiset /und wolte iezt nach Trier zu seinem herrvattern wiederkehren. Der Jethur kennete ihn alsobald / massen er ihn ehmals in Hevila an seines herrvattern des Mibsams hof gesehen / als er der orten durchgereiset. Demnach truge er kein bedenken / weil ihm die tugend dieses Prinzen genug bekant war / sich und die Hercinde / mit allen ümständen und zugestossenen begebenheiten / ihme zu entdecken. Ingerman / der damals die Mirina von Basan schon liebte / wurde höchst erfreut / die Hercinde / als eine schwester seiner geliebtin / zu sehen: deren er dann alles sein vermögen zu dienst anbote / sie auch dahin beredte / daß sie / in seinem geleit nach Celten zu gehen / und daselbst zu ihrer fürgenommenen weiten reise sich bässer auszurüsten / verwilligte / worzu er ihr auch selber von seinen leuten etliche mitgeben wolte. Hercinde name dieses anerbieten willigst an: zumal weil er ihr so hohe versicherung gabe / daß sie niemanden verrahten werden / sondern unfern von Trier auf einem schlosse verborgen leben solte.
Also gienge nun die reise nach Celten für sich / da unterwegs die Hercinde einen täglichen streit / wegen seiner stätswärenden traurigkeit / mit dem Jethur fůrete / und es seiner grosmut ungemåß nennete / daß er /
Weil der winter auf dieser ihrer reise eingefallen /da die grimmige kålte / so in Celten herrschet / sie kurze tagreisen thun ließe: als kamen sie langsam fort / musten auch / wegen unpäßlichkeit des Ingermans /der dieser rauhen luft meist entwonet / unterwegs über drei monden stille ligen / und zwar auf einem landgut / welches der Celtischen dame zugeh \rte / die mit der Hercinde aus Kitim die flucht genommen hatte. Wie nun diese dame der Hercinde sehr ergeben war / als sparete sie nichtes / sie und die beide Prinzen auf das båste zu bedienen. Sie gabe auch der Hercinde ihre tochter / die
Ist nun nicht die liebe (sagte auf diesen bericht / die Hercinde zu dem Jethur /) eine feindselige gemüts bewegung / da sie aus verständigen so närrische leute machet / und so unn \tige unruhen verursachet / die keinen andern zweck haben / als das sie uns unser leben verbittern? Um meinet willen quälet sich so vergeblich / der Tuscus Sicanus: und die Roma vermeinet / es laufe wider die gesetze der liebe / der unmůglichkeit weichen / und euer vergessen. Wollet ihr euch nicht hieran spieglen und euren sinn zwingen / der tugend bässer nachzuleben? Wie solte man (gabe Jethur zur antwort /) so edlen und grosmütigen gesetzen / als mir die Prinzessin Hercinde gibet / widerstreben können? Hätte die Roma wahre liebe gegen mir geheget /sie würde eher den tod / als mich zu verlassen / erwehlet haben. Nun dan die unmöglichkeit mich von ihr frei machet / folge ich billig dem einrat der unvergleichlichen Hercinde / und wil forthin dieserwegen keine traurigkeit mehr blicken lassen. Ich habe euch zwar überwunden: (antwortete Hercinde) ihr seit aber noch nicht an eurer krankheit v \llig geheilet. Dan /nicht aus verachtung der liebe / sondern aus einbildung / daß die Roma nicht alle gesetze / so die liebe vorschreibet / v \llig in acht genommen / stehet ihr ab / euch ferner üm sie zu quälen.
Das wäre (antwortete Jethur /) den grossen eltern der sch \nen Hercinde viel zu nahe geredet / deren beispiel erweiset / daß man wahre liebe und tugend wol zugleich hegen k \nne. Meine eltern (widerredte Hercinde) sind zum ehelichen stand ausersehen gewesen /und hat bei ihnen die tugend endlich obgesieget. Weil aber ich nicht also gesinnet bin / und zweien gemütsneigungen / die ich einander entgegen befinde / nicht zugleich mich überlassen kan: als wil ich bei der tugend
Wie nun der Prinz Ingerman wieder gesund worden / reiseten sie fůrter / bis daß sie Trier erreicheten. Hercinde begabe sich / unferne von der stadt auf dem Martis-berg / zu den geheiligten Aurinien; Jethur aber verbarge sich / nicht weit davon / bei den Druyden: bis Ingerman / nach seinem versprechen / zu ihrer bevorstehenden weiten reise / sie nach notturft würde versehen haben. Die freude an des Bojus hof / wegen des Ingermans wiederkunft / war so groß / daß viel tage mit
Weil aber dieses alles eine zeit von etlichen wochen erforderte / als machte die untreu eines dieners /den der Prinz wieder mit in Asien schicken wolte /und der zu so einer weiten reise keine sonderbare lust mehr hatte / daß solche reis-zurůstungen der König Bojus erfuhre. Weil nun dieser besorgte / sein sohn /dessen stätiges sagen und rümen von Asien war /deme Celten / als ein rauhes land / gar nicht beikäme /möchte unvermerkt wieder hinwegreisen: als ließe er heimlich etliche hundert man auflauren / welche befehl hatten / ohne ansehen der person / diejenigen / so mit dieser bereitschaft abreisen wolten / nach Trier einzubringen. Der Dircer / so alles beim K \nig vermochte / und ein böser ohrenbläser war / fürete diesen haufen: und muste also der redliche Ingerman / sein gutes fürnemen gehintert sehen / die dapfere Hercinde aber / neben dem Jerthur / der mänge weichen / und sich nach Trier gefangen füren lassen; wiewol sie beiderseits für ihre freiheit so mutig gefochten hatten /daß ihre überwindere es nicht gnugsam ausbreiten kunten.
Dem Prinzen Ingerman ware der Dircer sehr aufsätzig: weil selbiger gar nicht damit zufrieden war / daß der König so hoch von ihm hielte. Demnach trachtete er auf alle weise / wie er uneinigkeit zwischen vatter und
Ingerman wuste wol / daß er die Hercinde und den Jethur in lebensgefahr stürzen wůrde / wann er sie entdeckete: dan er kennte die wut des Bojus / die er gegen seines bruders kinder erwiesen / welche viel zu groß / als daß er solte barmherzigkeit ůben k \nnen. So wuste er auch / daß Jethur / wegen vieler ůmstände / sich gleichfalls nichts gutes zu dem K \nig versehen konte. Demnach weigerte er sich / dem König zu sagen / was ihm hiervon wissend war / und antete gar entfindlich des Dircers anstiftung / daß diejenige / so er in seinen schutz genommen / also übel gehalten wurden. Hierüber nun beschwerte er sich bei dem König / und vermeinte durch zu dringen / daß er die Hercinde und den Jethur wieder erlassen solte.
Aber der Bojus name hiervon mehrern anlaß / auf ihn eifrig und argwånisch zu werden / und hielte / in allem des Dircers einblasen gläubend / dieses werk für eine verråterei. Die warheit nun herfür zu bringen / ließe er den Jethur und die Hercinde vor sich kommen: die er / in gegenwart des Dircers / befragte / wer sie wåren / und was ihr fürhaben gewesen? Hercinde /die weniger / als der Jethur / sich hiebei erschrocken anstellete / weil er
Es ergezte aber / diese fůrsorge der Hercinde / den verliebten Jethur dermassen / daß er aller gefahr vergasse / und sich auf gleiche weise für seine Prinzessin anzustellen / den Bojus also anredete: Ich finde keine ursach / worüm der K \nig der Celten nicht solte wissen dörfen / daß diese die dapfere Celtin Marpeis sei /welche mit mir nach Asien reisen wollen. Weder Marpeis noch Macres aber / haben hier etwas zu verrichten: und ist ihre heimliche abreis-růstung nicht wider den K \nig angesehen / sondern gegen einen /der sie verfolget / also angestellet worden / welcher von der Marpeis schönheit sich zu sehr blenden und einnemen lassen. Mitlerweil Jethur dieses sagte / betrachteten Bojus und Dircer diese Prinzessin / und wurden beide in sie verliebet / auch darneben eifersůchtig / so wol gegen den Macres / als auch gegen den angegebenen verfolger dieser so genanten sch \nen Marpeis. Als man sie wieder von dem König hinwegfürete / wurde alsofort verordnet / die Prinzessin in ein bässers zimmer zu bringen / damit ihre gefängnis ihr desto leichter ankommen m \chte: Jethur aber muste wieder nach seiner ersten herberge wandern. Der grosmütige Ingerman beworbe sich zwar / sie los
Weil aber nun der Dircer verliebt war / als bemühete er sich sehr / dem König den argwan wieder aus den sinn zu reden / welchen er anfangs / wegen einiger verråterei / ihm beigebracht hatte. Er brauchte hierzu nicht viel ůberredungen / weil der ebenfals verliebte K \nig gern anname / daß die schöne Marpeis unschüldig wäre. Dircer riete hierauf / der K \nig m \chte ihr etwas gütiger begegnen / und ihr alle freiheit an seinem hof / auser der hinwegreise / vergönnen: welches der Bojus bestätigte / und ferner mit ihm abredete / daß der Macres solte von hof geschaffet /dem Prinzen Ingerman aber auferleget werden / einen feldzug zu thun wider die Eusterwoner / als welche sich von ihm abgewendet / und einen eignen König gewehlet hatten. Des Prinzen schleuniger abzug / die begnadigung der Prinzessin / und die fortschaffung des Fürsten von Hevila / geschahen nun zu einer zeit: welches iedem von ihnen unbequem fiele. Dan der Ingerman verlore dadurch alle gelegenheit / der Hercinde zu dienen. Und diese Prinzessin lebte in sorgen /ausgekundschaftet zu werden / und sahe sich behintert / nach Basan zu den ihrigen zu gelangen. Der verliebte Jethur aber wurde / durch diese absonderung von seiner Prinzessin / mit aller marter beleget / die nur auszudenken seyn mag.
Weil man diesen Prinzen / unter des Macres namen / freigestellet / zu reisen / wohin er wolte / nur daß er am k \niglichen hof sich nicht mehr solte finden lassen: als erwehlte er / in dem feldzug des Ingermans wider
Ich würde euch schelten / (redete sie zu ihm /) daß ihr euch weiblicher kleidung bedienet / wann ich nicht wüste / daß man ja so dapfer seyn könne in unseren kleidern / als in den eurigen. Und weil die list nicht allemal der dapferkeit entgegen ist / als wil ich gern von euch hören / was ihr durch diesen betrug anzustellen ersonnen habet. Der Prinz von Hevila / so / in erwägung / wie Hercinde gesinnet / allen muht verloren / hatte kaum das vermögen / sie anzusehen. Er ließe sich aber zu ihren füssen nieder / welche er zum öftern unter vielem seufzen küssete / und / sonder ein wort zu sagen / in solchem wesen eine geraume zeit verharrete: bis Hercinde / unwissend und höchstverwundert / was ihm anläge / ihm ernstlich gebote / daß er reden / und dieses dunkle rätzel ihr eröffnen solte. Ach! grosse Prinzessin? (sagte er endlich) ich ziehe mit dem Ingerman fort / wider die Eusterwoner / und weiß nicht / ob ich iemals wieder vor der sch \nen
Wer damals die Hercinde gesehen hätte / wůrde bald verspüret haben / was widerwillen diese entdeckung des Jethurs ihr verursachet / massen sie ihre lebtage nie so entstellet gewesen / als sie hierüber wurde. Sie hatte / nächst dem Tuscus Sicanus / nie einigen menschen höher gehalten / als diesen Prinzen: und muste nun vernemen / daß der sie auf solche weise liebte / welche sie über alles in der welt hassete. Und da sie voll hoffnung gewesen / Jethur würde / üm ihre erledigung ihr anzukünden / zu ihr gekommen seyn /muste sie nun sich betrogen und zugleich auf das åuserste beleidigt sehen. Gleichwie nun ihn die liebe anfangs stumm gemachet / also konte auch sie / für zorn / lange nicht zur rede kommen. Endlich aber brache sie in diese worte heraus: O leichtsinniger Prinz / als iemals einen der erdboden mag getragen haben! du machest mich beschåmt / daß ich so grosses vertrauen in dich gesetzet. Weil du aber nun / nach dieser that /kaum meiner ungunst wůrdig bist / als
Hiemit gienge sie von dem halbtodten Jethur hinweg / und war sie allein hierin noch barmherzig gegen ihm / daß sie / sonder ihn zu verrahten / ihn wieder aus ihrem zimmer hinweg gehen ließe. Ich wůrde mich zu lange aufhalten / wann ich alle verzweifelte reden und klagen / die der Jethur hierauf gefüret / erzehlen wolte. Er zoge / ganz entschlossen / den tod zu suchen / mit dem Ingerman davon: dem er dieses sein leiden klagte / und nur noch diesen trost erlangte / daß dieser mitleidige Prinz seinen elenden zustand betrauren halfe.
Mitlerweil nun der Celtische Prinz / gleich als von seines vatters hofe verbannet / mit den Eusterwonern kriegen muste / bediente sich Dircer seiner abwesenheit zu Trier gar wol / und sezte sich wieder fäst und völlig in die gnade / deren ihn des Prinzen ankunft bald håtte entsetzen sollen / wann er nicht / zu seinem glück / diese misverstånde angestellt håtte. Demnach beunruhigte nun diesen glůcklichen menschen nichtes mehr / als die liebe / die er zu der sch \nen Marpeis oder verstellten Hercinde gesch \pfet hatte. Er merkte auch bald / daß sein K \nig sein mitbuler wäre: daher er alle seine listen und ränke versamlete / üm so glückhaft in seiner liebe zu werden / als wie er es sonst in allen dingen zu seyn pflegte. Demnach wartete er der Prinzessin fleissig auf / ihr
Sobald nun dieser listige fuchs mit guter art vom
Also bekame / die beångstigte Hercinde / raum und zeit / einen von der wacht / durch hülfe ihrer getreuen Marpeis / auf ihre seite zu gewinnen: der sich bereden ließe / ein schreiben an den Prinzen Ingerman nach dem lager zu ůberbringen / in welchem sie ihm ihren elenden zustand zu wissen thäte / und seiner hülfe begehrete. Der verliebte Jethur war eben bei dem Ingerman im gezelt / als dieser brief ankame: der dan schier verzweiflen wolte / daß er seinen Prinzessin in solcher gefahr wissen muste. Weil Ingerman nicht wol abkommen konte / als versahe er den Jethur mit etlicher bewehrter manschaft von seinen Celten / und schickte ihn / die Hercinde
Jethur hatte das herz nicht / nach dieser that / sich seiner Prinzessin zu nähern. Sie aber / die ihn gleich erkante / gienge auf ihn zu / und sagte: Wann ihr aus andern ursachen / als aus närrischer liebe / mir diesen dienst erwiesen hättet / so wolte ich euch dafůr danken. Nun aber kan ich / über dieser erl \sung aus des Dircers gewalt / mich nicht erfreuen: weil ich dadurch nur meinen verfolger vertauschet / aber nicht vertilget sehe. Haltet mich doch nicht dem Dircer gleich / grosse Prinzessin! (gabe er zur antwort) sondern unterscheidet einen ehrerbietigen liebhaber / von einem grausamen verfolger. Ich halte dieses alles gleich /(antwortete sie hinwiederüm /) und mache keinen unterscheid zwischen dem Macres und Dircer / wofern man mir nicht alsofort meine freiheit gibet / und mich reisen låsset / wohin es mir beliebet. Die habt ihr ja /grausame! (versezte er /) und bin ich nur darům hier /euren befehl zu erfüllen / und euch / mit denen bei mir habenden Celten / dahin zu begleiten /
Hiermit wandte sie ihm den rücken / und ließe den armseligen verliebten also stehen: der dan / aus äuserstem gehorsam gegen ihr / seinen Celten befahle und sie ersuchte / daß sie der Prinzessin gehorchen / und sie hinbringen solten / wohin sie verlangen würde. Er aber machte sich / aus verzweifelung / ganz allein hinweg: wiewol unentschlossen / wohin er gehen solte / üm einen růmlichen tod zu finden. Zu dem Ingerman mochte er nicht wiederkehren: weil ihm / aus unmut /für aller gesellschaft / und also auch fůr der seinigen /eckelte. Hercinde aber / die nun so viel dapfere Celten unter ihrem gebot sahe / wolte mit ihnen nach Asien gehen: wie sie dan alle / ihr zu folgen / sich anerboten / weil zugleich ihre schönheit und grosmut sie sämtlich zu ihren slaven machete. Nachdem sie den Ingerman / für diese zugesandte hülfe / höchlich danken lassen / eilete sie von diesem schloß hinweg: des armen Jethurs verzweiflung wenig achtend / weil sie ihn einmal für unwürdig ihrer hochachtung erkant hatte.
Auf dieser ihrer reise / kame sie durch die landschaft / worinn die Fürstin Hesperia wonete / von der sich Hercinde auferzogen erinnerte. Weil sie nun /diese ihre pflegmutter anzusprechen / verlangte / ließe sie bei ihr / wiewol sie ihrer verfolgere / des Hesperus und Italus / schwester war / sich anmelden. Diese gute Fürstin ward sehr erfreuet / zu vernemen / daß sie noch lebete: massen man sie für gewiß todt gesagt hatte. Sie entfinge dieselbe mit freudentränen / und ließe ihr alles erzehlen / was ihr begegnet /
Wiewol nun diese schöne für dem Bojus verborgen bliebe / so kame doch bald ihr da-seyn / fůr des verliebten Hesperus ohren: welcher bisher in ungewißheit gelebt hatte / wo seine Hercinde müste geblieben seyn. Demnach eilete er ganz heimlich nach der Hesperia fůrstentum / und / wol wissend / daß er nichtes von der strengen Hercinde durch güte erlangen wůrde / gedachte er auf mittel / sie zu entfüren: da er dan auf eine jagt / deren sie fast täglich abwartete / seinen anschlag machete. Es fůgte sich aber / daß eben damals der Prinz von Hevila in den wildnisen selbiger gegend ümher wallete. Wie er nun an einem einsamen ort allein zu seyn vermeinte / und in einer h \le sich schlaffen gelegt hatte / wurde er an seiner ruhe verst \ret durch den ankommenden Hesperus / welcher mit den seinen / in dieser gruft / sonder den Jethur zu ersehen /völlig abredete / wie die entfůrung der iezt beim jagen sich befindenden Hercinde solte angestellet werden. Dieses bewoge den unglückseligen Jethur / daß er / so bald der Hesperus hinweg war / die Princessin zu warnen sich aufmachete. Er eilete nun zu pferd an den ort / da des Hesperus leute gesagt /
Vergebet mir / grosse Hercinde! (rieffe Jethur ihr zu) daß ich mich wieder vor eure augen stelle. Der himmel machet mich so glücklich / euch einen dienst zu thun / indem er mich hersendet / euch zu warnen /daß ihr diesen weg nicht reitet: dan der Hesperus wartet euch allhier vor / des künen vorhabens / euch zu entfüren. Hercinde / die fůr zorn des Jethurs anbringen nicht recht einname / schalte ihn einen ungestůmmen unhöflichen menschen / wolte auch an seine reden sich nicht kehren / sondern rennte ihren weg immer fort: unangesehen Marpeis ihr zusprache / daß sie doch des Jethurs warnung in acht nehmen wolte. Dieser armselige Prinz wolte sie aber nicht verlassen /sondern eilete ihr nach / ům den Hesperus widerstand zu thun: der dan auch bald mit seinem hinterhalt herfür wischete / und auf die Hercinde los gienge. Sie sahe nun zu spat / daß des Jethurs warnung wahr gewesen: stellete sich aber ganz unerschrocken in gegenwehr / des vorhabens / sich nicht lebendig dem Hesperus zu überlassen. Der ererhizte Jethur rante sporenstreichs diesem räuber entgegen / und hielte ihn so manlich auf / indem er / ganz verzweifelt fechtend /nichts als den tod suchete / daß er sowol den Janigenen / als der Hercinde / sich verwunderbar machte. Es beeiferte aber diese Heldin / daß Jethur ihr diesen dienst thun solte: weswegen sie ihm zurieffe / daß er von dem Hesperus abstehen solte. Der ungeliebte Jethur deutete diese worte dahin / als wann der Hesperus geliebet würde: doch gehorchte er alsobald / und begabe sich zurůcke. Hercinde tratte hierauf
Wie aber Jethur sie also überfallen sahe / setzete er in die Janigener / als ein wütender leu. Er konte aber /als ein einziger mensch / den sieg nicht behaupten /sondern muste / von der mänge der feinde ůmringet /endlich neben der Hercinde sich gefangen nemen lassen: wiewol auch diese Prinzessin ihre müglichste kråfte daran gewendet / eher den tod als diese bande zu leiden. Weil Hesperus sich des nachjagens besorget / als eilete er mit seiner beute fort / und war ungläublich vergnüget / daß er nun nicht allein seine Prinzessin / sondern auch den Jethur / welchen er für seinen geliebten mitbuler hielte / in seiner gewalt hatte. Die Hercinde ließe er auf einen wagen setzen /und den halbtodten Jethur / weil er sonst nicht fortzubringen ware / ihr zugesellen: welches sie aber nicht dultete / sondern / voll unerhörter härte gegen diesem Prinzen / ganz ungestüm begehrte / man solte ihr ihn aus den augen schaffen. Also muste der arme Jethur sich wieder zu pferd begeben / und einer von den Janigenern / ihn zu halten / sich hinter ihn setzen. Hesperus brachte seine beute glücklich davon: hatte aber nie den muht / sich dem wagen der Prinzessin zu nähern: die er / wiewol sie in seiner gewalt war / dannoch fürchten muste.
Ich wil hier nicht weitlåufig erzehlen / wie der Hesperia dieser raub misfallen / und wie die Celten /nachdem sie also ihre fůrerin verloren / dieselbe zu suchen / sich auf alle strassen zerstreuet. Ich bleibe allein bei der gefangenen Prinzessin / welche endlich in des Hesperus land angekommen / alda sie mit so grosser fürsichtigkeit /
Mit dieser gienge er bei nåchtlicher weile / wie nun alles zu erlösung der Hercinde / bereitet war / nach der Prinzessing gemach. In erwägung / daß es ihre befreiung antraffe / trate er kůnlich zu ihr hinein / und kündigte ihr an / wie sie nun abermals von ihren banden los wäre / und / wan sie ihm folgen wolte / gar leichtlich den Hesperus entgehen k \nte. Ob nun gleich / diese unverdrossene bedienung des dapfern Jethurs / in der Hercinde gemüt grosse verwunderung verursachte / so deutete sie doch solches alles dahin /daß es wirkungen seiner liebe wären / mit der er sie so beständig verfolgte. Um des willen wurde sie immer zu neuem unwillen gegen ihm beweget / so oft er ihr einen neuen dienst erwiese. Demnach wolte sie diese ihre erl \sung / so er ihr brachte / von ihm nicht annemen / sich auf des bruders
Demnach fiele er ihr zu fus / und sie anfassend / als er spůrete / daß sie ihm entweichen wolte / sagte er zu ihr: Womit habe ich dan immermehr diesen unbeschreiblichen gram verdienet? Ich bin ja niemals aus den schranken der ehrerbietung getreten / habe auch nie von euch etwas begehret / sondern blos euch eröffnet / daß ich euch liebte. Eben das ist es / (fiele ihm die Prinzessin ins wort /) und hätte ich mich nimmermehr zu euch versehen können / daß ihr / da ihr meinen sinn wustet / und soviel zeichen verträulicher freundschaft von mir entfangen / mich so beleidigen soltet / mir eure schwachheiten zu entdecken. Hättet ihr mich geliebet / sonder iemals mir solches zu sagen / so hätte ich unwissend euch gut bleiben k \nnen: nun ihr aber euch mir entdecket / was kan ich anders thun / als euch meiden? Weder der Bojus / noch Dircer /noch Hesperus / beleidigten mich in ihrer liebe also /wie ihr gethan: dan diese mein gemüte nicht / wie ihr /gekennet. Sie konten mich noch mit hofnung lieben: ihr aber wisset / wie beståndig ich sei in meiner entschliessung / niemals einer so ungereimten regung mich zu unterwerfen. Wann einen ein freund beleidiget / gehet solches nåher / als wan uns tausend feinde qual anlegen. Weil ich nun euch für meinen freund gehalten / so urtheilet selber / ob ich in
Ach grausame Hercinde! (sagte er hierauf) seit doch nicht so unvers \nlich / und verzeihet mir / wann ich euch beleidigt habe. Vergönnet ihr mir nicht eure liebe / so nemet doch nur euren haß von mir / und lasset den armen Jethur euch nicht so gar zu wider seyn /daß ihr diesen dienst nicht von ihm annemen woltet /den er euch iezt anbietet. Meinem zorn könnet ihr entgehen / (gabe Hercinde zur antwort) wann ihr euch verpflichten wollet / ewig aus meinen augen zu bleiben / und so weit von mir euch zu entfernen / daß ich nie von eurem thun und wesen hören / und dadurch beunruhigt werden möge. Mehrere dienste begehre ich von euch nicht an zunemen: dan es mir schon marter gnug ist / daß ich euch mehr verpflichtet bin / als ich begehre. Dieses war der bescheid / den der arme Prinz von Hevila bekame. Als er nun sahe / daß alles vergebens war / sagte er halb wütend zu ihr: Nun so gebe der grosse Teutates / den ihr verehret / daß ihr einmal die gewalt und kraft der liebe / die ihr so sehr iezt an mir hasset und verachtet / entfinden / und dadurch zur erkäntnis kommen möget / wie ihr euch an mir versůndiget. Ihr sollet mir aber / wider euren willen /noch mehr verpflichtet seyn / indem ich euch diesen lezten gehorsam erweise / und hiermit den schluß fasse / auf ewig eure gegenwart / und / wo müglich /auch eure gedächtnis zu verlassen. Hiermit gienge er von ihr / und begabe sich mit den seinigen heimlich hinweg: und konte Hesperus nicht das geringste erforschen / wo er geblieben wäre / so wenig man auch sonst hernach in Celten ferner etwas von ihm vernommen hat.
Hercinde / die diesen fluchwunsch des Jethurs damals
O himmel! was verneme ich? fiele allhier der Prinz
Inzwischen kame Ingerman mit seiner Mirina in Celten an: da dan Hercinde / aus begierde / diese ihre schwester / welche ihr eben so tapfer / als sie selber war / beschrieben worden / zu sehen / ihr volk wieder aus Kitim
Ehe sie aber solches werkstellig machen konte /kame das grosse unglück über den edlen Prinzen der Celten / daß er meuchelmördischer weise / in den armen seiner gemalin / durch den Prinzen von Elassar ermordet wurde: worauf der tyrannische Bojus / sein herrvatter / das grausame gesetze gemacht / daß die hinterbliebene witwe
Nachdem ihr diese erlösung der Mirina nach wunsch geglücket / namen beide schwestern ihnen für / nach Asien zu ziehen: die Mirina zwar / an dem mörder ihres ehegemals / in Elassar / sich zu rächen; Hercinde aber / wider Assyrien den krieg zu volfüren /den ihr herrvatter ehmals angefangen. Auf diesem hinzug / mehrte sich nicht allein unterwegs das heer der Mirina mit vielen weibern / sondern es samleten sich auch viel fürneme Celten und Teutschen zu ihnen /welche nach dem tod ihres Prinzen / in Celten nicht bleiben wolten / und hingegen es für eine ehre hielten / unter des dapfern Assurs gebot zu stehen: unter welchem namen / die Hercinde alle diese mitreisende helden fürete. Mirina befande auch mit ihr fůr gut / das sie in dieser ihrer verstellung verharren solte: massen sonst / wann die Celten erfůren / daß ihr feldherr ein weib wäre / sie ihnen nicht mehr von ihr hätten befehlen lassen. Und weil diese völker viel zu grosmůtig /als daß sie einem weib gehorchen solten: üm deswillen muste auch Mirina gar vorsichtig mit ihnen ümgehen / damit sie diesen weiten zug mit ihr thun möchten.
Was ich nun noch übrig zu sagen habe / das auch meinen gnädigsten Prinzen fůrnemlich angehet / solches ist wenigen bekant / und werde ich wol damit die båste und eigentlichste nachricht geben k \nnen. Als Mirina (fuhre er fort / nach kurzem bedenken / seine rede fürnemlich zu der Königin von Ninive richtend /) die königliche kron von Elassar aufgesetzet / und nun der dapfern Hercinde behůlflig seyn wolte / Assyrien anzugreifen / fiele der zweite Ophirische krieg ein: da sich Mirina verbunden befande / dem K \nig von Ophir mit volk beizustehen / weil er ihr auch in eroberung des reichs Elassar / hatte hůlfe geleistet. Welchen kriegszug dan auch die Hercinde ům so viel lieber mitthäte / weil sie dadurch den anfang machen konte / gegen die Assyrer zu fechten: wie wir dan / als bekant / nicht allein den König von Ophir mit bekriegten / sondern auch unsere waffen recht gegen Elassar wenden musten / ům / der Mirina den zuzug zu verwehren. Der Hercinde war es eine unbeschreibliche freude / gegen ihren grösten feind / für den sie damals meinen Prinzen hielte / zu fechten. Sie hatte von ihrer schwester erfahren / daß der Baleus bei ihr ehmals liebe fürgegeben hätte: deren sie dan / solche anzunemen / eiferigst widerriete / nicht vermutend / daß er noch ihr selbst so lieb werden solte.
Hercinde hatte / sobald sie meines Prinzen ansichtig worden / eine veränderung und sonderbare regung in ihr entfunden: weswegen sie in ihrem herzen soviel haß nicht fülete / als sie wol / gegen dem Assyrischen Prinzen / billig haben sollen. Ja es muste hingegen /eine ungemeine hochachtung für seine person / ihr ihre bande leidlich machen / also daß sie eine vergnügung zeigete / wann mein Prinz zu ihr kame / sie zu besuchen. Um aber verborgen zu bleiben / wolte sie nach ihren wunden niemanden sehen lassen / als ihren eigenen wundarzt / der ům ihr geschlecht wuste / und der / auf ihr begehren / aus der Mirina lager geholet wurde. Ihre getreue Marpeis stellte sich / unter manskleidern / auch bald bei ihr ein / in dieser krankheit ihrer zu pflegen: welche sonst sich weiblicher kleidung an der Mirina hof bediente / auch nicht mehr mit zu feld zoge / weil sie gewillet war / sich unter die heiligen Aurinien zu begeben. Diese merkte bald ihrer Prinzessin sonderbare unruhe: welche sie nicht auf ihre gefångnis noch verwundung deuten konte / dan sie dergleichen unglůck öfter / in Celten und Kitim
Als sie nun bei ihr üm dessen ursach angefraget /bekante ihr die Prinzessin / die bisher nie nichtes für ihrer Marpeis geheim gehabt / wiedaß sie nach dem tag / da sie meinen Prinzen gesehen / sich ganz anderst gesinnet befunden: dessen ursach ihr doch unbekant wäre. Da ich zuvor (sagte sie) grossen haß gegen diese verfolger der meinigen in mir gespüret / so sehe ich mich ietzund viel zu schwach / den Baleus anfeinden zu können. Ich befinde mich ganz wol / wann dieser Prinz bei mir ist. Alle seine worte und sein wesen / haben eine besondere macht / mich zu vergnügen. Wann ich ihn nicht sehe / so quälet mich seine abwesenheit / daß mich / unwissend warům? wie der nach ihm verlanget. Und dieses macht in mir die gröste marter / daß ich ihn so gern hassen wolte / und doch hierzu mich untůchtig befinde. Ich schlaffe oder wache / ich denke / oder träume / so ist es Baleus / der mir fürkommet. Ich wolte mich hierüber nicht so verwundern / weil ich ja wol eher den Tufcus Sicanus /wie auch den Jethur / und andere / hoch gehalten: wann es nur dißmal nicht mit solcher unruhe zugienge / da es sonst mich nicht gequälet / ob ich gleich die /so ich zu freunden erwehlet / nicht stäts üm mich sehen kunte. Marpeis / nach angehörter dieser klage ihrer Prinzessin / fienge an zu lachen: und weil sie zu antworten verzoge / fragte Hercinde / was sie hievon gedächte? Dieses / (gabe Marpeis zur antwort /) daß ehmals in Celten die Aurinien / des Trebeta tron /meiner Prinzessin durch profezeiung zugeeignet haben. Die Prinzessin / so gleich merkete / wohin die Marpeis zielete / wurde unwillig / sie also reden zu hören / und verbote ihr / forthin keine solche deutung mehr zu machen. Sie geriete aber
Ich hatte inzwischen / wie meinem Prinzen bekant /bei der Mirina botschaft abgelegt / aber von ihr auf meine anwerbung / abschlågige antwort erhalten: das dan der Prinz dem schönen Assur / neben entdeckung seiner liebe zur Mirina / wie auch der ehmaligen profezeiung des Chaldeers / von seiner liebe zu zweien heldinnen / geoffenbaret. Sobald der Prinz die Hercinde verlassen / und sie sich bei ihrer Marpeis allein befande / sagte sie zu derselben / ihre worte mit vielen seufzern begleitend / dessen sie vordessen in Celten nicht gewonet gewesen: Baleus liebet meine schwester / mit solcher häftigkeit / daß er / ungeacht alles meines zuredens von ihr nicht ablassen wil. Vieleicht sihet meine Prinzessin (antwortete die verschmizte Marpeis /) diese liebe nicht gern / weil solche unserem grossen fürhaben hinternis geben könte / Assyrien zu bekriegen / wann die K \nigin Mirina des Baleus liebe billigen / und also unsere seite verlassen solte. Dieses besorge ich nicht / (antwortete Hercinde / die farbe verånderend /) sondern beklage vielmehr diesen edlen Prinzen / daß er sich so vergeblich quålen muß: weil Mirina meinen gegebenen raht nicht verlassen wird / forthin aller liebe abzusagen / nun sie einmal entfunden / was sie fůr marter verursachet. Bedenke dan nur / Marpeis! ob dieser edle Prinz nicht zu beklagen sei / daß er also ohne hoffnung liebet? Es ist mir auch noch wol im gedächtnis / was verzweifelte marter dergleichen hoffnung-lose liebe ehmals bei dem Tuscus Sicanus und bei dem Jethur gewirket /welches dem Baleus auch begegnen könte. Stürzet die liebe diesen Prinzen in verzweiflung / (gabe Marpeis zur antwort /) so ist es gut für uns /
Wie / Marpeis! (sagte die verunwilligte Prinzessin /) habe ich dan iemals verlanget / unbewehrte feinde zu bestreiten? und kan dieses auch wol meine ehrsucht vergnügen / wann ich einen Prinzen überwinde /der sich nicht zu beschůtzen vermochte? Hiermit wandte sie sich auf die andere seite des bettes / und wolte nichtes mehr reden. Ihr vieles seufzen aber gabe der Marpeis genug zu vernemen / wie ihrer Prinzessin eine sonderbare gemütsqual anligen müste: massen sie auch / in solcher unruhe / weder essen wolte / noch schlaffen konte. Die hierob bekümmerte Marpeis / so die ganze nacht bei ihrer Prinzessin wachete / vername / daß sie mit sich selbst redte / und unter andern also sagte: Ach Jethur! dieses war dein wunsch; der ist nun erfüllet. Der grosse Teutates hat deinen fluch erhöret: ich füle / ich füle die marter / die ich an dir nicht erkennen kunte. Bald hiernach / fuhre sie also fort: wo bleibet / Hercinde! dein unüberwindliches herz? kanst du nicht dich selber besiegen / da du so viel andere bezwungen hast? Vertilge dieses laster /das dich also anficht / aus deinen gedanken / und wende / an stat der liebe / deinen haß / gegen dem Assyrischen Prinzen. Hierauf schwiege sie eine weile /bis sie wie er also fortredte: liebe ich dan den Baleus? und herrschet dieses laster in meinem gemůte? Ach ja! ich muß es bekennen. Doch wil ich für aller welt verhelen / was ich mir selber nicht bergen kan und sol so wenig der rachgierige Jethur / als einiger anderer sterblicher / iemals erfahren / daß die liebe mich überwunden habe.
Mit solchen gedanken / brachte die Prinzessin die nacht zum ende. Und als den folgenden tag mein Prinz
Es werden aber E. Maj. aus der Mirina geschichte /die mein Prinz ihr erzehlet / sich zu erinnern wissen /wie der Prinz Hiarbas aus Nissa angekommen / der Mirina den paß zu \ffnen: da dan / unter wärendem treffen mit dem Hiarbas / der Laristenes den grausamen befehl erteilete / den Assur in unsrem läger nieder zu såbeln. Weil diese unbilligkeit mein Prinz nicht leiden konte / als eilete er / neben mir und etlichen der unsrigen / aus der schlacht nach unserm lager / und befreiete den Assur: den er mir folgends /ihn nach der Mirina lager zu bringen / anbefohle. Wie sehr diese grosmütige that der Hercinde gefallen / hat mir hernach die Marpeis nicht gnug beschreiben können: massen mir / dieser schöne Assur / tausend danksagungen für meinem herrn mit auf den rückweg gabe. Ich fande aber / bei meiner
Die gute Prinzessin wurde hiernächst von tag zu tag trauriger / und begunte ein so stilles wesen zu füren / daß / auser der einigen Marpeis / welche ihr anligen gemerket / niemand die wahre ursach ergründen konte. Mirina / die mit ihr selber gnug zu thun hatte / weil sie den Hiarbas zu ehlichen unschlüßig war / name diese veränderung ihrer schwester nicht so bald in acht: mit der sie in raht stellete / ob sie des Königs von Ophir begehren / den Hiarbas / und mit dem das grosse reich Ophir / anzunemen / erfůllen solte. Hercinde riete ihr solches eiferigst / von allen ihren ehmaligen lehrsätzen abschreitend / womit sie ihrer schwester / sich nimmer zu verehlichen / widerraten hatte. Wie nach diesem / durch der Prinzessin von Ophir schreiben / die list des Königs / der Mirina entdecket / und diese erzůrnte Königin dadurch bewogen worden / mit höchstem unwillen so wol über den Jaziz / als auch über den Hiarbas / ihre völker nach Elassar wieder abzufärtigen: solches kan allhier wol übergangen werden. Und obwol Hercinde diese heurat ungern getrennt sahe / so muste sie sich doch in die zeit schicken / und der Mirina völker / als der feldherr Assur / aus Ophir abfüren. Als sie aber unterwegs
Die freude der ihrigen war unbeschreiblich / als sie ihre Königin wieder sahen. Hercinde aber / als sie vername / daß mein Prinz ihrer schwester diesen dienst gethan / fienge nun auch an zu fůlen / was eiversucht vermag: massen sie dieses / daß Baleus eine andere liebte / so håftig quälete / daß sie / als dergleichen leidens ungewonet / fast gar darunter versinken wolte. Ich überbrachte aber diesem schönen Assur einen gruß von meinem herrn / mit versicherung seiner beständigen freundschaft: welches er alles mit seufzen und verwandelung der farbe anhörete / und mir mit solcher verwirrung antwortete / daß ich solches damals nirgend anders hinaus deuten konte / als daß dieser Assur die Königin Mirina lieben müste /und ein mitbuler meines Prinzen worden wåre. Weil ich befehl hatte / die Königin bis nach Elassar zu bringen / als war ich unterwegs stäts bei ihrem frauenzimmer: da ich dan mit der Simede und Marpeis sonderlich in vertreuliche kundschaft geriete / und mich die annemlichkeit der letzern so sehr übermeistern ließe / daß ich sie lieb gewonnen / und die bescheidene Simede dabei zu meiner vertrauten und guten befördererin bei der Marpeis erwehlete. Ich habe dieses /so nur mich betrifft / hiebei mit erwehnen můssen /weil ich dadurch alles erfahren / was ich iezt erzehle /das E. Maj. zu wissen verlanget / und meinem Prinzen zur nachricht höchst nötig und dienlich ist.
Ach Marpeis! (fiele ihr hier die trostlose Hercinde ins wort /) keines von diesen verursachet mein stillschweigen / sondern allein die scham / iemanden zu offenbaren / was mich quälet / welches ich fůr mir selber verhelen wolte / wan es möglich wäre. Als nun Marpeis ferner in sie drunge / fuhre sie also fort zu reden: Der himmel straffet mich / daß ich dem Prinzen Jethur mit solcher grausamkeit begegnet / und an ihm die liebe nicht dulten k \nnen: da ich iezt wol sihe /daß es nicht in seinen
Die Marpeis neben der Simede / deren sie dieses alsofort er \ffnet / überlegten alles reiflich / und fanden für ihre Prinzessin nůtzlicher / mir dieses geheimnis zu entdecken / als durch verschweigen den tod der grostätigen Hercinde zu befördern. Demnach / auf vorher von mir abgeforderten erschrecklichen eidschwur / dieses geheimnis niemanden gemein zu machen / erfuhre ich von der Marpeis alles / was ich iezt von der Prinzessin erzehlet:
Diesen wunsch nun / an meinem wenigen ort befördern zu helfen / unterließe ich nicht / in der wiederkunft / meinem Prinzen zuzusprechen / daß wir nach Elassar reisen möchten. Als wir nun / nach geendetem Ophirischen krieg / daselbst ankamen / ginge sowol die vertreulichkeit zwischen meinem Prinzen und dem sch \nen Assur / als dessen liebe zu der Mirina / von neuem wieder an: worüber die ungedultige Hercinde endlich wůrde heraus gebrochen seyn / und ihr misfallen anderst / als dem Assur zustunde / erwiesen haben / wan nicht die Marpeis / sich zu zwingen / sie immer vermanet hätte. Sie name ihr auch zum öftern für /den hof ihrer schwester zu verlassen / und nach Basan zu ihrem bruder zu gehen: ům / in der abwesenheit /meines Prinzen desto eher vergessen zu können. Simede und Marpeis waren inzwischen neben mir geschåftig / dieser grossen Prinzessin wider ihr wissen zu dienen. Und weil zuvor die Mirina aus meines Prinzen herzen muste gesetzet werden / ehe man die Hercinde dafůr hinein bringen konte: als fasseten wir einen raht / der zwar der Königin Mirina gutem gerüchte konte schädlich seyn / und daher lang nicht wolte angenommen werden / iedoch endlich / auf unser zureden / beliebet wurde. Es war aber diß unser anschlag / daß die Simede meinen Prinzen bei nacht in ihrer Königin kammer fürete / und ihm den schlaffenden Assur in ihren armen sehen ließe:
Nun bin ich (fiele allhier die Königin von Ninive dem Zameis in das wort /) mit der Mirina wieder zu frieden / weil ich verneme / wer ihr beisch äffer gewesen. Und ich habe dieser Königin / (sagte Baleus) zu nahe gethan / daß ich einen so bösen verdacht von ihr gefasset. Aber erzehlet fort / Zameis! meine begierde ist unbeschreiblich / das ende hiervon zu hören. Nachdem uns dieser gefärliche anschlag / erzehlte hierauf Zameis ferner /) so glücklich von statten gegangen / schritten wer weiter zu der sache / und fårtigten die Simede wieder ab / die meinem Prinzen von einer frömden Prinzessin fürsagen muste / die dem Assur gliche: wodurch mein Prinz begierig wurde / diese schönheit beim opfer der Mirina zu sehen. Bei diesem fest nun / welches die Celtische weiber hoch feiren / erschiene Hercinde in ihrer rechten tracht / unwissend / daß mein Prinz heimlich zugegen wäre: deme dan ihre fürtreffliche wunderschönheit dermassen wolg fiele / daß er sie nachmals der Simede nicht genug preisen konte. Weil nun mein Prinz sehr darauf drunge / daß Simede ihm / diese frömde noch einmal zu sehen / behülflich seyn m \chte: als erkünete sie sich der Hercinde hievon zu sagen.
Sie traffe dieselbe eben an / in gesellschaft etlicher Assyrischen herren / die mit uns gekommen waren: unter denen des Prinzen kåmmerling Abdemon /neben anderen kleinodien / die er von dem Prinzen in verwarung hatte / ihr das bildnis meiner gnädigsten Königin zeigete / und dabei berichtete / wiedaß solches unser Prinz / als dieser Königin bestimter und kůnftiger ehgemal / bei
Der Hercinde kame dieses anbringen der Simede so unvermutet / daß sie ganz betreten darüber bliebe /und sich nicht sobald zu entschließen wuste / wie sie ihr antworten solte. Sie stellete ihr auf einmal viel sachen fůr / die da unterschied iche regungen bei ihr erwecketen: und würde sie sich in alles eher gefunden haben / wann nicht das bild der schönen K \nigin von Ninive bei ihr die meiste verwirrung verursachet hätte. Es befr \mdet mich sehr / (sagte sie endlich /) daß ihr mir ratet / denjenigen zu lieben / den meine schwester ihrer liebe nicht würdig achtet / und der die gröste sch \nheit der welt lieben darf / da ihm als einem Assyrier / erlaubt ist / seine schwester zu ehlichen. Erkůndiget euch vielmehr nach der person /
Sobald Hercinde bei ihrer Marpeis sich wieder allein sahe / schůttete sie gegen derselben alle ihre gedanken aus / die ihr wegen dieser begebenheit waren eingefallen. Bald verdachte sie die Marpeis sie hätte es bei den Aurinien angebracht / daß mein Prinz sie zu sehen bekommen. Bald erfreute sie sich hierüber: wiewol solche freude nicht lang daurete / wann sie das bildnis meiner gnädigsten Königin betrachtete /das ihr der Abdemon hatte in handen gelassen. Ach! (sagte sie) kan diese wundersch \ne den Baleus nicht bewegen / sie allein zu lieben: was hätte dan ich zu hoffen / die ich kein geteiltes herrz annemen kan? Das verlangen des Prinzen / mich zu sehen / wird nur ein fůrwitz seyn / nicht aber ein zeichen einiger liebe. Welche leichtsinnigkeit lässet mich dieser Prinz er blicken / daß er sonder ursach aufhöret / die Mirina zu lieben / und nun nach einer frömden begierig ist /deren stand er noch nicht weiß / und die er etwan einen augenblick gesehen hat. Indem kame mein Prinz dazu: da ich dan das gespräche / so sie mit dem Assur hielten / hieher zu wiederholen / fůr nötig ermesse.
Wie finde ich euch so betrůbt / mein Assur! und so voll gedanken? fragte mein Prinz. Ich bewundere nur /(antwortete Assur / zugleich ihm das bildnis wieder zustellend /) daß der Prinz von Assyrien die sch \ne Königin von Ninive lieben darf / und doch auch bei anderen liebe fůrgibet. Wehrter Assur! (gabe der Prinz zur antwort /) ihr werdet aufhören / euch hierüber
Mein Prinz name hierauf den sch \nen Assur auf eine seite / und offenbarete ihm / was er für eine fůrtreffliche schönheit bei der Königin opfer gesehen håtte: und bate zugleich / daß er / üm ihrer ehmalichen vertreulichkeit willen / ihme doch sagen wolte /wer diese schöne / die ihm so sehr gliche / wol seyn möchte? Hålt sie dan der Prinz für schön / (fragte Assur /) da sie mir gleichen sol? So würdig ihr (antwortete mein Prinz /) den namen des sch \nen Assurs füret / so billig kan man auch dieser unbekanten solches lob geben: und kan es wol nicht anderst seyn /ihr müsset / als ihr verwandter / sie wol kennen. Ich kenne sie ja! (sagte Assur /) ich kenne aber noch nicht soviel
Als sie hierauf wieder allein war / eröffnete sie der Marpeis / wie ihr zu mut wäre / und daß ihr des Assyrischen Prinzen leichtsinniges gemůt / (wie sie es nennte /) sehr misfiele / indem er seine håftige liebe von der Mirina ab / und so geschwind auf eine unbekante gewendet: welches beginnen gar keine beständigkeit anzeigete / die sie doch fürnemlich / an dem /der sie lieben wolte / erfodere. Also machete sie ihr daraus ein leiden / daß mein Prinz sie liebte: welches sie doch so sehr verlanget hatte. Marpeis dorfte aus furcht ihre Prinzessin zu erzürnen / nicht melden /was sie mit der Simede / angestellet: daß nämlich mein Prinz sie / als den vermeinten Assur / in den armen der Mirina gesehen / und daher die liebe zu der K \nigin fahren lassen. Demnach suchete sie andere gründe herfůr / den Prinzen wegen dieser seiner sinnånderung zu entschůldigen: die aber alle bei ihr nichts verfingen.
Also wurde diese gute Prinzessin mit neuer plage gemartert / indem sie einen liebte / dessen wankelmut sie sich befahren muste: worin auch der Abdemon sie stårkete. Dan dieser ließe sich von ihr ausfragen /welcher gestalt mein Prinz seine liebes-neigung oft geåndert / da er anfänglich seine schwester / nachgehends die Lantine von
Es wird aber mein Prinz sich noch erinnern / was massen / als wir unterwegs / auf den gränzen des reichs Elassar / bei dein alten Beleaster / der beim König von Assyrien vordessen oberkammerherr gewesen / einkehrtẽ / sie etliche reimen auf die Königin Mirina verfasset: die diesem Assyrier so wol gefielen / daß er des Prinzen eigne handschrift / solche für sich auf zu bewahren / aus bate. Er ware aber / nach unsrem abzug / hiermit nicht so geheim / als sich wol gebůret håtte / und machte durch seine unfürsichtigkeit /daß dieses gedichte der Königin von Elassar in die hände geriete. Meiner gnädigsten Königin / die ursach des eifers der erzůrnten Mirina wol fůrzumahlen /muß ich die unglückliche reimen hersagen / die also lauteten.
Baleus.
Als diese / der unschüldigen Mirina ehre so hart antastende reimen / am ihrem hof ankamen / waren eben die beide schwestern beisammen. Ich kan wol nicht sagen / welche von ihnen dieses zum höchsten entfunden habe. Die grosmütige Mirina / muste es zwar / als am meisten damit angegriffen / zum häftigsten anten. Die verliebte Hercinde aber / wurde zugleich von zorn und unruhe gerüret: indem sie eines teils so wenig vertragen konte / daß Mirina ihren Baleus hassete / als daß sie ihn liebte; anders teils es zum höchsten ůbelname / daß man ihre schwester / so unverschuldter weise / an ihrer ehre verunglimpft hatte. Ach! (sagte sie zu ihrer Marpeis / als sie nachgehendes bei ihr sich allein sahe /) hat mir dan der himmel auferlegt / einem Prinzen wol zu wollen / der so wenig tugend erweiset / und der unbeständigste und leichtsinninste von der welt ist? War es mir nicht straffe / und dem Jethur rache genug / daß ich lieben müssen? Muste ich noch meine wahl auf einen so unwürdigen werfen? Und wie kan ich / ohne verletzung der tugend / demjenigen ferner gut seyn / der meine schwester so sehr beschimpfet hat?
Als nun diese beide schwestern sich mit einander berieten / was hiebei zu thun wäre / entschlosse sich Hercinde / auf gut befinden der Mirina / unter Assurs gestalt / mit wenig leuten / nach Basan zu ihrem bruder dem König Marsius zu reisen / üm denselben in diesen krieg mit ein zuflechten / den sie wider uns fůrhatten. Auf der hinreise / in Mesopotamien / erkünete die Marpeis / (welche auch unter mannsgestalt /ihrer Prinzessin folgete) ihr zu offenbaren / was sie und die Simede mit mir angestellet hätten / ům die Mirina aus des Prinzen herzen zu bringen / welches nun all dieses unwesen verursacht hätte. Anfangs name Hercinde / dieses küne beginnen ihrer Marpeis /sehr ůbel auf / Allmählig aber ließe sie sich wieder begütigen / und den guten zweck ihrer Marpeis erwägend / vergabe sie ihr / daß sie dieses
Wie sie also noch unschlůßig war / was sie nun fürnemen solte / kame das gerüchte in Haran / woselbst sie damals sich befande / daß mein Prinz / von Babel hieher nach Damasco gehend / daselbst durchreisen solte. Ich würde mich zu lang aufhalten / wan ich alle gespräche allhe o wiederholen wolte / die /dieser ankunft wegen / die sch \ne Hercinde mit ihrer Marpeis gefüret; die man auch selber ihm bässer fůrbilden / als von mir zu hören verlangen kan. Die Prinzessin sahe unsern einzug mit an / und entfande dabei solche ånderung in ihrem gemůte / daß der glanz ihrer wundersch \ne viel herrlicher / als er ein zeitlang geschienen herfůr leuchtete. Kurz! der dapfere Assur / so bisher ganz unlustig und verdrossen gewesen / erwiese sich nun so frisch und munter / daß Gaisus / einer von ihren Celtischẽ hohen kriegsbedienten / der die Hercinde nur als seinen feldherrn kante / diese schleunige änderung dahin deutete / als wan sie von dem kriegerischen eifer herrürete / den der mutige Assur / in ersehung seines feindes des Assyrischen Prinzen / bei sich entfinde. Hercinde ließe den Gaisus bei dieser meinung / ob gleich seiner einbildung ganz entgegen stehende regungen sie beherrscheten. Sie hätte auch wůnschen mögen / daß ihre Marpeis eben ein solches urtheil von ihr gefållet håtte: dan sie schåmte sich / daß iemand etwas solches an ihr merken solte.
Diese getreue Marpeis aber / so allein dahin bedacht
Ich bote mich hierauf an / dem Prinzen Baleus dieses alles zu eröffnen / und versicherte die Marpeis /daß die grosse Hercinde / von meinen Prinzen / auf solche kentnis / mit heftigerer liebe / als ehmals in Elassar die unbekante schönheit / wůrde verehret werden. Sie wolte mir aber solches nicht zugeben / und meines hohen eidschwures mich erinnerend / verpflichtete sie mich zu fernerer verschwiegenheit. Nach langem überlegen / fasseten wir den schluß / folgenden abends zu veranlassen / daß Hercinde / sonder gesehen zu werden / einem gespråche zuhören solte /welches ich mit meinem herrn von ihr
Weil mir nun der ort / alwo sie stunden / von der Marpeis bedeutet wo den / als veranlassete ich / daß mein Prinz an diesen planken sich nidersezte / und alda die schönheiten nach einander betrachtete / die daselbst in grosser mänge zu sehen waren. Der Prinz Sinear / der Nahor / und andere von unsern Assyriern / so zugegen / wehleten ieder eine besondere sch \nheit aus / deren sie den preis zuerkanten: worüber Sinear und Nahor in einen streit gerieten / weil der Prinz von Chaldea des Nahors schwester / die schöne Rahel / dieser aber eine andere schäfe in / so Aprite hiesse /für die schönste unter der gesellschafft behaubten wolten. Sie wehlten meinen Prinzen zu ihrem richter: der dan / wie ihnen / gnädigster Prinz! noch beiwonen wird / dem Sinear beifiele / und die Aprite der Rahel fürzoge / und zwar aus der ursache / weil sie einige gleichheit zwischen der Aprite / und der unbekanten sch \nheit / so sie beim opfer in Elassar gesehen / befanden. Ich bediente mich sobald dieses urteils / weil es gar schicklich zu meinem zweck kame / und ich keine bässere gelegenheit håtte wünschen können /unser
Ich erinnere mich zum teil / (fiele alhier der Prinz von Assyrien dem Zameis ist die rede /) was unser gespräche damals gewesen. Doch wird der Königin /meiner schwester / nicht entgegen seyn / selbiges von euch anzuh \ren / weil es zu erleuterung eurer erzehlung / und zu meiner eigenen nachricht / dienen kan.
Mein Prinz / (fuhre Zameis hierauf fort zu erzehlen /) fiele meiner meinung bei / und sagte: Diese schöne / so mir von stand und namen unbekant / ist in meinem sinn die schönste / so ich nach der Königin von Ninive iemals gesehen. Und wan ich nicht besorgte /daß sie nicht in der welt / sondern nur in dem verkleidten Assur zu finden seyn m \chte / würde ich so freien gemütes nicht seyn / als ich iezt bin / sondern die jenige warhaftig lieben / deren blosser schatten /wan ich daran gedenke / mich fast nicht sonder liebe lassen wil. Vermeinen sie dan / gnädigster Prinz! (gabe ich zur antwort /) daß diese schöne nicht in der that eine dame gewesen? Ich meines theils gläube es sicherlich: dan der Assur eines viel zu edlen tugendhaften gemütes ist / als daß er der Celten heilige versamlung also entehret / und an so heiligem orte sich weiblicher kleidung solte bedienet haben. Ach Zameis! (sagte mein Prinz / und hube an zu seufzen /) wären Assur und diese unbekante eine person: ich sage nochmals / ich würde sie lieben.
Wann mein Prinz / (gabe ich zur antwort /) solche reitzung in sich entfindet / des sch \nen Assurs ebenbild zu lieben / so dörfte die schäferin Aprite vielleicht heute
Es verursachte auch dieses bei der schönen Hercinde / die alle worte mit angehöret / eine sonderbare vergnügung / welche sie / als wir kurz darauf mit dem Prinzen / auf anmanen des Nahors / uns unter die schåferinnen mängeten / und ihren spielen mit beiwonetẽ / gegen der Marpeis ausließe. Wer hätte mir (sagte sie /) ehmals in Celten sagen sollen / mich würde einmal vergnügẽ / wan ich hörete / daß man mich liebte? Ja / Marpeis! dir gestehe ich es allein /daß des Baleus liebe mir angenem sei / und daß ich wünschen m \chte / er wüste / wer ich wäre. Hierzu
Auf dieses vorbringen der Marpeis / geriete Hercinde in tiefe gedanken. Indem sie aber also stilschweigend den schäferspielen zusahe / an denen wir uns zugleich belustigten / wurde sie gewar / daß mein Prinz sich bemůhete /
Den folgenden morgen eilete ich nach dem hause /darinn sie waren / welches mir Marpeis bedeutet hatte; und wie ich / der abrede gemäs / in einen schafstall mich verfůget / alwo Marpeis mich sprechen wolte: kame sie daselbst zu mir / und hinterbrachte mir den gestrigen verlauf / wie ich ihn iezt erzehlt habe. Als wir aber mitten in solcher unterredung waren / schickte es das glück / daß Hercinde / ihre Marpeis suchend / in diesen stall kame / und uns beide hinterwårts ersehend / schliche sie leise hinzu /um zu hören / was wir redeten. Weil der inhalt von ihr und von meinem heren war / wurde sie so unwillig /daß sie sich nicht länger geheim halten konte / sondern mit grossen zorn heraus brache / und die Marpeis eine leichtsinnige verråterin schalte. Wie sie und ich hierob erschracken / ist leicht zu ermessen. Wir beide fielen dem ergrimten Assur zu fuß: da Marpeis ihre treue und sorgfalt für ihrer Prinzessin wolfart / ich aber meine verschwiegenheit / fürschützete / mit teurer versicherung / daß
Die viele trånen der Marpeis wirketen auch so viel / daß nicht allein ihre Prinzessin sie wieder zu gnaden aufname / sondern auch erlaubte / daß ich fůr sie kommen / und für meinen Prinzen reden dorfte. Ich sagte / wie sehr derselbige sie unter dem namen der unbekanten schönheit liebte / und wie seine liebe sich noch häftiger gegen der grossen Hercinde herfürthun würde / wan er / sie zu kennen / die ehre haben solte. Diese geheime unterredungen wäreten / so lang wir in Haran ausruheten. Und weil die Prinzessin auf meine verschwiegenheit sich verließe / deren sie die Marpeis hoch versicherte / als entdeckte sie mir ihren fürsatz /wie sie nach Basan zu ihren bruder ziehen wolte: da ich / sobald sie daselbst seyn / und ich die beståndigkeit in meines herrn liebe erkant haben wůrde / ihr eröffnen solte / daß sein alter freund Assur die Prinzessin Hercinde aus Celten gewesen; und würde / nach solcher entdeckung / mein Prinz von selbst schon wissen / was ihm zu thun oblige.
Ich war mit dieser erklärung der Prinzessin mehr als wol zufrieden / und unterhielte sie stäts mit der versicherung / daß mein Prinz sie håftig liebte. Wir reiseten hierauf von Haran ab / und die Prinzessin folgete uns wenig tage hernach / hieher nach Damasco. Den Gaisus aber und die andern / schickte sie nach Basan füraus / dem König Marsius des Assurs ankunft zu vermelden: dem sie darbei heimlich durch ein schreiben zu wissen thåte / wiedaß sie seine schwester wåre. Die Marpeis bliebe allein bey ihr / die mir dan bald ihr hieseyn
Ihr sehet / (sagte sie zu mir /) daß ich noch gewillet bin / für Assyrien den frieden zu erlangen / wofern euer Prinz beståndig verbleibet / diejenige zu lieben /die er noch nicht kennet: und wil ich dessen proben alhier noch erwarten / ehe ich mich kund gebe / weil ich doch solang hier verharren muß / bis Gaisus von meinem bruder wieder zurücke kommet. Welcher gestalt diese worte der Prinzessin mich gerüret / kan ich nicht mit worten ausdrücken: dan ich hatte dazumal schon die neue liebe meines Prinzen zu der Aramena vermerket / und selbige / durch alles mein zureden /aus dessen gemüte nicht bringen k \nnen. Ich verbarge aber mein anligen auf das båste / und antwortete der Prinzessin mit diesen worten: Ich bin versichert /wann mein Prinz wird wissen dörfen / daß ihm der himmel die grosse Hercinde bestimmet / er werde alles anwenden / so eine vollkommene sch \nheit fůr sich zu erlangen. Ich finde aber hierzu h \chst nötig /daß ich m \gemeines eids erlassen werden / ům meinem herrn seine glückseeligkeit zu offenbaren. Dieses mein ansuchen / wolte das erstemal bei ihr nichts verfangen. Doch bewilligte sie endlich / als ich die Marpeis auf meine seite name / das ich dem Prinzen hiervon sagen m \chte.
Mitterweil ich aber / zu einer so grossen zeitung /meines Prinzen gemůt etliche tage zu vorbereiten /und erstlich
Ich eilete ihr nach / und hörte / daß sie bei sich selber sagte: Du must sterben / Aramena! nichtswürdige Aramena! des Baleus fehler zu bezahlen / daß er dich gelietet. Ich kan diesen unbesonnenen Fürsten nicht härter bestraffen / als wann ich ihn derjenigen beraube / die er liebet / und wann ich mich tüchtig zeige / mit ihr seine liebe zu t \den / gleichwie er fåhig gewesen /in ersehung ihrer person / die liebe gegen mir zu verlieren. Ich trate hierauf näher / und bemůhete mich /sie zufrieden zusprechen. Sie aber wolte von nichtes hören; und muste sie
In diesem zustand / erfuhre der Prinz Cimber / daß die Prinzessin Hercinde in Damasco wäre: dem hatte der König von Basan das gewerbe aufgetragen / sich üm sie anzunemen / und ihre hinreise nach Basan zu befördern. Ich fande denselben bei ihr / als ich / meiner gewonheit nach / sie zu besuchen kame. Er sprache ihr sehr zu / in der Fůrstin Timna palast sich bringen zu lassen / da sie bässere pflege haben würde / als in diesem wirtshause: welchen einraht sie beliebte /und den folgenden tag / nachdem sie weibliche kleider angeleget / so schwach sie auch war / dahin sich fůren ließe. Weil ich daselbst sie nicht mehr besuchen konte / als name sie abschied von mir / mich bei allen göttern beschw \rend / niemals einigem menschen zu offenbaren / was ich von ihr wůste. Sie verlangte aber nichtes / als den tod: massen sie sagte / daß ihr leben ihr nunmehr eine last wäre. Ich vermeinte sie zwar auf eine andere meinung zu bringen / zumal ich mich in meinem gewissen verbunden befande / dieses meinem herrn nicht länger zu verschweigen / worauf Assyriens wolfart beruhete: Hercinde aber so wol / als Marpeis /hielten mir meinen eid für /
Es kamen aber / in der Timna palast / der Prinzessin Hercinde ihre verlorne kräfte bald wieder / also daß nur das gemüt krank verbliebe. Sie fassete endlich den schluß / meines Prinzen / wo müglich / zu vergessen / und nach Basan zu gehen: da / auf des Rames schloß / eine starke Celtische leibwacht ihrer wartete / sie dahin zu begleiten. Auf diesem weg / da sie wieder in manskleidern sich sehen ließe / traffe sie die Aramena an / als sie und Marpeis von den andern sich etwas abgesondert hattẽ: mit der sie dan / vom zorn übermeistert / sich in kampf begabe / von meinem Prinzen daselbst gesundẽ / und erstlich für den Assur / hernach aber für die unbekante schönheit / erkant wurde. Diese erkentnis / so die alte liebesflammen wieder aufwehete / machte uns dem wagen der Prinzessin folgen: und dankete ich in meinem herzen dem himmel / welcher dieses also geschicket / davon wir die vereinigung des Assyrischen und Celtischen hauses wieder hoffen konten. Es ist schon bekant /wie ich / in des Rames schloß / durch bef \rderung der Marpeis / eingelassen worden. Ich kame nicht allein zur Marpeis / sondern auch / (wiewol der K \nig von Basan / zwar mir-unwissend / sich daselbst befunden) vor die Prinzessin selber: welcher ich meines herrn grosse liebe fůrmalete / und endlich durch meine überredungen bei ihr so viel erhielte / daß sie meinem Prinzen die erlaubnis gabe / selber zu ihr zu kommen. Um aber gewiß zu seyn / ob Aramena / mit der sie sein herz nicht zu teilen begehrte / gänzlich aus des Prinzen gemüt gebannet wäre / und sie selbiges allein beherrschen würde / stellte sie es also an / daß mein Prinz mit der Marpeis / bevor sie sich selber sprechen ließe / sich unterreden
Wir sind in Basan / und zwar so unwillig ůber die Assyrier / daß ich mich kaum darf merken lassen / wie ich einem unter ihnen noch gewogen bin. Ich werde aber endlich mich auch můssen feind erklären: wofern euer Prinz nicht bald bässer erkennet / was für ein glück / in erlangung der unvergleichlichen Hercinde /ihm vorstehen möchte. Wofern seine fürgewandte liebe beständig ist / und er der Aramena vergessen hat / wie hier das gerücht erschallet: so erlasse ich euch eures eides / und bin zufrieden / daß Baleus sein gutes geschicke erfahre. Waget aber nicht / einer so grossen Prinzessin ehre und guten namen / auf ein ungewißes /und sehet euch
Marpeis.
Nach vorzeigung dieses briefes / habe ich nichts mehr zu sagen: massen aus meiner abgelegten erzehlung erhellet / daß ich der Marpeis befehl nachgekommen / und wie fäst ich mich auf die beständigkeit meines Prinzen verlasse / indem ich nicht befahre / durch diese entdeckung meinem herrn / meinem vatterland /und meiner liebe zu schaden / sondern vielmehr deren båstes hierdurch zu bef \rdern.
* * *
Ach Zameis! (rieffe hierauf der verliebte Prinz /) was für unheil hat eure verschwiegenheit angerichtet /und wie kontet ihr doch so lang mich gequälet sehen /da euch mein verhångnis kündig gewesen? Wann mein Prinz (antwortete Zameis) alle ůmstände recht erwåget / so werden sie mir dieses verschweigen nicht verübeln k \nnen. Dan / allhier nicht zu er \rtern / wie hart ein eid einen diener gegen seinem herrn / etwas geheimes zu verhelen / verbinde: so ist ja zu betrachten / daß / wann ich dieses zur unzeit entdeckt hätte /mehr schaden / als vorteil daraus hätte erwachsen können. Mein Prinz ware / was das verlieben angehet / bisher zimlich wankelbar: wan nun hierdurch / diese grosse und großmůtige Prinzessin / einiger massen zu zorn und in beschimpfung wäre gebracht wordẽ /håtte ganz Assyrien dasselbe ausbaden müssen. Daher dan ich / ehe ich meines Prinzen beståndigs lieben erkennet / nicht eröffnen dörfen / was widrigen falls ein so grosses übel hätte mögen nach sich ziehen.
Ich falle dem Zameis bei / (sagte die K \nigin /) daß
Die schöne Delbois besanne sich etwas / auf dieses des Prinzen fürbringen / und stunde an / ob sie nicht von dem / was ihr wissend war / ihme teil geben solte. Sie sahe wol / daß sein beistand ihr merklichen vorteil würde bringen k \nnen / gedachte deshalben ihn zu verpflichten / indem sie endlich in gegenwart des Zameis / als dem sie wol trauen konte / ihm alles entdeckte / was Abimelech von des Belochus liebe / seiner eiversucht / und der Dalimire anschlag auf Ninive / ihr geoffenbaret. Sie vertraute ihm auch ihre liebe zu dem Prinzen von Gerar / und verschwiege ihm nichtes / auser nur dieses / daß sie nicht des Belochus tochter sei: dan ihr viel zu bange war / Baleus möchte sie wieder lieben / wan er erfůre / daß er nicht ihr bruder wäre. Ihr sehet nun / (fure sie fort / ihm zuzureden /) daß der verliebte K \nig euch für seinen mitbuler hält /weil er noch nicht weiß / wie ihr gegen mir gesinnet /und das euer angenommener wahrer glaube euch eines bäßern unterwiesen. Und wie die verliebten scharssichtige augen haben / als hat der König dem Prinzen der Philister abgemerket / was
Auf diese er \fnung und erklårung / konte der vergnügte Baleus sich nicht enthalten / seine vermeinte schwester zu ümarmen: und name er nicht allein gutwillig / in allem / ihren raht an / sondern erbote sich auch hingegen / ihr und dem Prinzen Abimelech möglichst zu dienen. Die unnatürliche liebe aber seines herrvattern zu seiner eigenen tochter / kame ihm so ärgerlich für / daß er ohne grausen nicht daran denken konte. Nachdem er nun ferner alles mit der K \nigin abgeredet / wie sie sich in diesen gefärlichen und weit-aussehenden dingen bezeigen wolten / begaben sie sich miteinander nach der K \nigin von Tyro / die eben mit dem statthalter
Es handelte aber der Königin von Tyro und des Mamellus gespräche / von der ankunft des Spiridates /und von der schleunigen abforderung des Prinzen Baleus: da sie beiderseits die eigentliche ursache nicht ergründen konten / die den König hierzu antriebe. Der Statthalter hatte auch / auf seine verschiedene berichte / von verwechselung der Aramena / und von der unvermuteten wiederfindung seiner tochter / so sonderbare antworten (welches ihn und diese K \nigin sehr befrömdete) von hof erhalten / die ganz nicht mit dem ehmaligen eifer übereinstimmeten / den sonst der König wider das Syrische geblůt blicken lassen: dan er mehr sorge als zorn / ůber der verlornen Aramena unbekantem geschicke / darin erwiesen. Hierauf redeten sie ferner von der heurat des Baleus mit Lantine /dazu sie noch von beiden seiten so wenig anzeig eines fortgangs sahen.
Als Mamellus die Königin ferner berichtete / wie er befehl bekommen / dem Cimber anzudeuten / daß er aus Damasco sich hinweg machen solte: betrübte sie sich nicht wenig hierüber / weil sie eine sonderbare hochachtung für diesen Prinzen hegete / und konte sie sich nicht gnug über ihres bruders frömdes beginnen verwundern. Es kame ihr zwar selber / die beständige anwesenheit dieses frömden Fůrsten / gar nachdenklich für: weswegen sie den statthalter fragte / was er wol vermeinte / daß die ursach seines da-seyns wäre? Er lächlete hierüber und sagte: Die schönheit der Königin von Ninive ist noch wol so kräftig / einen teutschen Fürsten hier anzuhalten. Habet ihr dessen grund / mein vetter!
Indem wurde der Königin von Tyro angemeldet /wie daß die K \nigin von Ninive und der Prinz Baleus bereits eine gute weile da gewesen wären / sie anzu sprechen: weshalben sie dieselben alsofort vor sich kommen ließe / aber ihre verwirrung nicht so wol bergen konte / daß diese ihr solche nicht angemerkt hätten. Der Assyrische Prinz name dißmal abschied von seiner mumen / wie auch von der K \nigin von Ninive: weil er folgenden tags in der frühe / nach Acraba zu seinem herrvatter / abreisen wolte. Dieser schleunige aufbruch / nachdem er ruchtbar worden / machte ganz Damasco sich verwundern / und hatten so wol die Babylonier / als die Syrer / ihre eigene gedanken hierüber. Etliche vermeinten / der Prinz entferne sich / ům / der hochzeit des Disons mit Aramena / nicht beiwonen zu d \rfen / weil er vieleicht bei sich noch eine liebe zu dieser jungfrauen fůlete. Andere aber / und sonderlich die Syrische Fürsten / besorgeten / man hätte etwan an Assyrischer seiten etwas erkundschaftet / von ihrem wiedergefundenẽ Aramenes: ům des willen der Prinz zu dem K \nig so eilig erfordert wůrde.
Die schöne K \nigin von Ninive gienge / gegen abend / ganz allein in den schloßgarten / alda sie /weil es an der Ahalibama / Timna / und Aramena vertreulicher gesellschaft /
Als er indem eben dazu kame / bote sie ihm gleich begierig die hand / und sagte: Ihr kommet recht /Prinz Cimber! ich war eben mit meinen gedanken bei euch / und truge mich mit einem zweifel / den ihr allein und am bästen mir werdet benemen können. Ich bin nicht wůrdig / (gabe Cimber zur antwort / zugleich die Königin auf dem spazirweg fortfürend /) in so edlen gedanken zu schweben: dabei aber erbötig /meinen schůldigsten gehorsam zu erweisen / in erklärung desjenigen / was E. Maj. von mir zu wissen verlangen. So seit ihr dan nun verbunden / (sezte die Königin) mir zu er \ffnen / wie ihr die Hercinde so heimlich lieben können / daß kein mensch etwas davon erfaren. Dan ich weiß nunmehr ihren ganzen lebenslauf / und kenne des grossen Marsius unvergleichliche schwester volkömlich / auser in dem / was euch betrifft. Ich kan mich in eure heimliche liebe nicht finden / und lebe in zweifel / wie mir diese Prinzessin solche gestehen k \nnen / da sie doch so häftig dem Prinzen von Assyrien liebet.
Die sch \ne K \nigin forderte hierauf von dem Cimber einen griffel / und schriebe / nach kurzem besinnen / folgende reimen unter die seinen.
Indem er diese der K \nigin zu lesen gabe / sagte er: E. Maj. werden mir vergönnen / daß ich künftig in dergleichen reimen / meine unschuld / daß ich recht liebe / ůmständlicher beweisen d \rfe; dan / wan mein herze sichtbar wäre / solte es sich so von liebe angezůndet zeigen / daß mir hierin kein liebhaber jemals füůrzuziehen seyn würde. Unter den verståndigen liebhabern / (sagte Delbois) wird der Prinz Cimber wol den preis davon tragen. Ja es wäre der / die ganze welt zu beherrschen / wol wůrdig / der sich selbst so verwundersam beherrschen kan. Was aber eure reimen betrifft / wird es mir lieb seyn / dergleichen erfindungen von so seltnem inhalt \fters zu lesen.
Cimber beantwortete dieses lob / wie auch seiner K \nigin angehengten befehl / mit einer tiefen verneigung / worauf sie ferner zu ihm sagte: Nun ich euch /mein Prinz! also von tag zu tag båßer kennen lerne /darf ich nicht sorgen / daß ich euch betrůben werde /wan ich euch den glůcklichen fortgang der liebe eures mitbulers verkündige. Der Prinz von Assyrien ist nun / nach erhaltener / genauer kentnis seiner Prinzessin /in sie so håftig verliebet / und so sorgfältig / sich bei ihr wieder ausgesönet zu wissen / daß er mich dahin vermöget / für ihn an die Hercinde zu schreiben. Ich zweifle nicht / ihr
Hierauf redete die K \nigin mit ihm ab / wie sie folgenden tags an die Hercinde schreiben wolte. Nachdem sie ihn hierauf ferner kůrzlich berichtet / was die ursach von des Assyrischen Prinzen so schleuniger abreise wäre / gienge sie / weil es begunte dunkel zu werden / wieder aus dem garten / befahle noch ein und anders ihren leuten / so bei der morgigen einholung der hochzeitere solte in acht genommen werden / und begabe sich hierauf zur ruhe: alles das jenige / so sie daran behintern konte / auser dem andenken ihres Abimelech / aus dem sinn schlagende.
Kaum war es wieder tag worden / da schickte sich der Prinz von Assyrien zur abreise. Und weil er in stätem
Als er diese reimen in ein täfelein eingezeichnet /sezte er über seinen namen / noch diese zwo zeilen:
Baleus
Diß tåfelein legte er / wol verwaret / auf der Delbois von Ninive nachttisch / neben einem schreiben an diese Königin / darinn er ihr seine angelegenheit bäst entfohle: und schiede er damit / neben dem Spiridates / Zimenes / und seinen leuten / so verliebt als unruhig / aus Damasco / den weg nach Acraba vor sich nemend.
Sobald nun die sch \ne K \nigin die ruhe verlassen /und dieses auf ihrem tisch gefunden / sezte sie sich /nachdem sie sich ankleiden lassen / alsofort nider /ihrer dem Baleus gethanen zusage nachzukommen /und schriebe an die Hercinde wie folget.
Ich habe so viel gütigkeit / in wenigen minuten / da ich meine Prinzessin sehen dörfen / an ihr wargenommen / daß ich um so viel williger erküne / für den Prinzen von Assyrien diese bittzeilen zu schreiben: der aus unwissendheit / und nicht aus fürsatz / eine so grosse Prinzessin hat beleidiget. Ich kan mit warheit zeugen / daß ich niemals den Prinzen Baleus verliebter / noch auch betrübter / gesehen habe. Zu beiden /hat er erhebliche ursachen. Dan / die schöne Hercinde zu sehen / und nicht zu lieben / ist unmüglich. Sie erzürnet wissen / und ihre aussönung nicht hoffen dörfen / ist unerträglich. Vergönnet demnach / werteste Prinzessin! daß der Prinz eure sch \ne anbeten / und die vergebung nächst eurer gnade hoffen d \rfe. Ihr werdet ganz Assyrien / indem ihr ihnen also ihren einigen Prinzen wie von neuem wieder schenket / dadurch erfreuen / und aller welt zeigen / daß die dapfere Hercinde sowol mit ihrem wunderglanz / als mit ihren sieghaften waffen / grosse königreiche einzunemen wisse. Verzeihet mir / schöne Prinzessin / daß ich iezt für den Baleus so künlich spreche. Die ůmstände / welche in der zeit / seit daß ich die ehre euch zu sehen nicht genossen / sich herfür gethan haben /verursachen / daß ich des Prinzen Cimbers diß orts nicht anderst kan erwehnen / als eines verwundersamen
Delbois K \nigin von Ninive.
Als sie dieses kaum verfärtigt hatte / sahe sie in ihrem zimmer / alle Prinzessinnen und fůrneme damen aus Damasco: welche auf das herrlichste geschmückt erschienen / üm / die braut Aramena von Naema abzuholen. Die Königin zu vergnügẽ / wolte keine zurück bleiben / so gar / daß auch die stäts-betrůbte Prinzessin von Ophir sich mit aufsprechen lassen /der hochzeiterin diese ehre zu erweisen. Die leutselige K \nigin erkante sich / für diese bezeigung / ihnen verbunden / und dankte einer ieden mit solcher h \flichkeit / daß ihrer aller begierde dadurch noch gr \sser wurde / der sch \nen Delbois in mehrern fällen gefällige dienste zu erweisen. Die såmtliche herren /so sich in Damasco befunden / stellten hierauf / ům gleicher ursache willen / bei der Königin von Ninive sich auch ein; welche / den Cimber unter ihnen erblickend / ihn zu sich an ein fenster rieffe / ihm das schreiben an die Hercinde zu lesen gabe / und folgends zu ihm sagte: Wofern ich gläuben könte / daß ihr dieses mein beginnen wider die freundschaft / die ich euch gewidmet / deuten m \chtet / würde ich dieses schreiben nicht abgehen lassen. Weil ihr euch aber habt erkläret / euren mitbuler zu dienen / so habe ich mir kein gewissen davon machen können / sowol dieses zu schreiben / als auch es eurer beförderung zu übergeben. E. Maj. gläuben mir (gabe Cimber zur antwort / das täfelein zu sich nemend /) daß ich der Prinzessin Hercinde ruhe zu befördern / mich åuserst bemůhen werde; und daß die sch \ne K \nigin von Ninive ihre verdiente gnade mir nicht wesentlicher zueignen
Daß E. Maj. einige ånderung an mir verspůren /(gabe Cimber zur antwort /) dörfte wol daher rüren /weil ich gleich ietzund die entfindlichste zeitung von der welt vernemen müssen / indem der Prinz Mamellus mir angedeutet / daß man mich nicht mehr hier in Damasco dulten wolle. Wie? was sagt ihr / Prinz Cimber! (unterfuhre ihm die bestürzte Königin /) wie sol das zugehen? Der K \nig von Assyrien / (antwortete er / ganz betrübt /) wil mich von hinnen haben: zweifelsfrei allein durch mein widriges glůck hierzu angereitzet / welches mir nicht länger g \nnen können / der schönsten Königin von Ninive aufzuwarten. So woltet ihr dan (sagte die Königin / ihn ganz beweglich ansehend) mich iezt verlassen / da ich eurer hůlfe so hoch ben \tigt bin? Erinnert ihr euch nicht / wozu die zusage / die ihr dem Abimelech gethan / euch verbindet. Ich denke wol an dieses alles / (antwortete Cimber /) und an noch viel anders / so mich treibet /mein leben der sch \nen Delbois diensten aufzuopferen. Ich sehe aber nicht / wie ich fůr der Assyrischen gewalt sicher alhier verbleiben k \nne / wofern mich E. Maj. nicht in ihren schutz nemen. Das wil ich auch thun: (gabe sie zur antwort /) und erkiese ich euch hiermit für einen meiner hausgenossen / welcher name euch alle sicherheit fůr den Assyriern geben wird. Ich lasse mir aber / dieses ungereimte verfahren das Belochus / nicht verwunderlich fürkommen / nun ich weiß / daß man euch in verdacht hält / als ob ihr mich liebtet: dan der K \nig / so keinen mitbuler leiden kan /
Dieser Prinz / der / die hochzeit des Disons und der Aramena auf das prächtigste anzuordnen / ihm angelegen seyn lassen / ům die Königin von Ninive damit zu vergnůgen / kame eben darüm / ihr anzumelden /wiedaß nun alles / sowol auf der Kemuelsburg / als zum auszug / bereitet wåre. Die K \nigin / die keine gelegenheit / dem Cimber zu dienen / verseumen wolte / sagte zu dem statthalter: dieser Prinz wird / als einer von meinen hausgenossen / die braut auch mit abholen; massen ich ihn gleich iezt an meinen hof /und folgbar in meinen schutz / genommen habe. Sie und Mamellus erröteten / dieses zu reden und anzuh \ren. Nachdem aber der statthalter solches nur mit einer verneigung des hauptes beantwortet / gesellte sich Cimber zu ihme / und sagte leise wider ihn: So billig ich des K \nigs von Assyrien befehl nachkommen solte / Damasco zu räumen / so unwidersprechlich ist hingegen auch meiner K \nigin begehren / allhier in ihrer aufwartung noch långer zu verharren. Ich verneme so gern / (antwortete Mamellus / seinen widerwillen verbergend) daß die Königin von Ninive den Prinzen Cimber allhier aufhalten kan / als ungern ich meines Königs befehl venichtet / und werde ich allemal mich einen diener des Prinzen Cimbers erweisen / er mag auch seyn / wo er will. Und ich (gabe Cimber zur antwort /) verlange gleichfalls /
Nach ablegung dieser höflichkeiten / die die Königin abkürzte / begabe sich die gesellschaft von dannen / auf den k \niglichen schloßhof: alwo der Fůrst Barzes einer ieden Person anzeigte / was ordnung sie /im hinausziehen aus der stadt / halten solten. Zu anfang ritten etliche hundert jünglinge / von den edelsten kindern aus Damasco / alle mit blumenkrånzen geschmücket / und mit allerhand gefåßen zum baden /auch k \rben voll frůchte / versehen. Diesen folgeten eine grosse anzal spielleute / die auf zimbeln / pauken / fl \ten / und harpfen sich gar annemlich hören ließen. Sie ümgaben den brautwagen / der mit herrlichen Sidonischen decken und blumen bezieret / und von vier weißen pferden gezogen wurde. Hinter diesem folgeten in verschiedenen wägen / die Prinzessinnen / Fürstinnen / und jungfrauen aus Damasco. Den ersten bekleideten / Indaride / Ammonide und Jaelinde. Milcaride / weil man sie ansahe / als eine verheuratete Prinzessin von Canaan / war zurück geblieben. In dem andern waren / die Dersine und Zelinde; in dem dritten /die Siringe / Merone und Melinde. In den folgenden /deren an der anzal dreissig / fuhren die ůbrigen Fürstinnen von Syrien / wie auch die damen von hof / und die jungfrauen aus der statt Damasco. Nach diesen kame die reuterei / bestehend in allen den grossen herren / so noch unverheuratet waren / und am Tyrischen und Ninivitischen hof sich aufhieltẽ / wie auch / was von Syrischen Fůrsten / Assyriern / und fürnemen / in Damasco sich befunde. Der wackere Cimber fůrete diesen edlen haufen / begleitet von dem Elihu / Nahor und Elhanan / welche sich fůr allen andern / wegen ihrer guten gestalt und ansehlichen wesens / herfür
Wie sie nun also / in sch \ner ordnung / nach etlichen stunden / Naema erreichet / entfinge diese grosse gesellschaft fůr dem hause / der Fůrst Zophar neben seiner gemalin und den dreien Seirischen Fůrstinnen /und fůreten die Prinzessinnen zu der Aramena in das gemach: welche mit so grosser unruhe diese ehre anname / daß sie fast vergasse / ihnen dafür ihre erkentlichkeit zu bezeugen. Ahalibama ihres orts entfunde auch solche angst / nun es an dem war / daß ihr grosses fürnemen solte für sich gehen / daher sie sich zwingen muste / sich gesellig zu erweisen. Doch gliche sich ihre und der Timna angst nicht / mit des verkleidten Disons marter / weil ihre unruhe mit grosser hofnung begleitet war / er aber in seinem anligen dergleichen nicht entfunde: dann er konte wol ermessen /daß sein fůrhabender anschlag / wan er auch noch so glücklich ausschlüge / doch lauter verdrus nach sich ziehen und ihn traurig lassen würde. Die Prinzessin Ammonide / nebenst der Dersine / Merone und Siringe / die dieser Aramena gespielinnen am Ninivitischen hof gewesen / fingen an / wegen der verspürten traurigkeit / diese falsche braut aufzuziehen: und wolten sie dieselbe teils beschůldigen / daß sie den schönen Dison nicht gnug lieben můste; teils legten sie ihr auf / der Prinz von Assyrien wäre schuld daran / daß sie sich nicht fr \licher erzeigte. Wie nun solches scherzgespräch eine weile gewäret / trate der bråutgam / der schöne Dison / von allen angekommenen herren begleitet / zu ihnen in das zimmer: welcher ob er wol nicht solche qual / als seine braut / in seinem gemůt entfande / dannoch nicht
Nachdem nun die braut auf ihren verordneten wagen gebracht worden / und der schöne Dison zu pferd sich gesetzet / reiseten sie von Naema hinweg: da ihre bisherige wirte / der Zophar und dessen gemalin / tausend glůckwůnschungen ihnen mit auf den weg gaben / die noch von vielen mehrern im herzen begleitet wurden / das nåmlich der himmel der Syrer grosses fürnemen gesegnen / und durch diese heurat das Babylonische joch von ihren hälsen reissen wolte. Weil in Syrien gebräuchlich / daß nur unverheuratete personen bei solchem Hochzeitfesten und einzügen sich musten finden lassen / als ließen auch Zophar und Calaride hierbei sich nicht finden / sondern fuhren und folgeten allein nach Damasco. Solchen gebrauch aber name die Timna nicht in acht / sondern bliebe bei der grossen gesellschaft: weil die meisten unter den Damen nicht wusten / wie es mit ihr beschaffen war.
Als nun diese gesellschaft bis eine meile von Damasco gekommen / fanden sie daselbst / auf einer grossen wiesen / stattliche gezelte aufgeschlagen / in welchen auf das köstlichste die malzeit zubereitet war: und wurden sie von den Ninivitischen bedienten / im namen ihrer K \nigin /
Aber der Thebah / so anderst wuste / konte in seinem herzen sich nicht gnug verwundern / über diese sonderbare verwandelung des bråutgams und der braut / die ihre namen und geschlecht vertauschet hatten. Er hielte es fůr eine verborgene schickung des himmels / der fůr das überbliebene von des grossen Aramenes geblüt auf so fr \mde weise sorgete / und sahe sich dadurch måchtig in seinem grossen fürnemen gestärket: der ungezweifelten hoffnung / die g \tter würden seine gerechte anschläge fördern / und ihn einen guten ausgang erleben lassen. Er war / eben den tag aus ober Syrien heimlich wieder angekommen / und hatte alles in solchen stand gesetzet / daß nun nichtes / als die erfůllung dieses grossen werks / mehr übrig ware. Er verfůgte sich / sobald er kunte / nach des Fůrsten Zophars behausung / (welcher allein ům seinen v \lligen anschlag
So bald die hochzeitere daselbst angekommen / und man nach landesgebrauch / die braut so wol / als den bräutgam / in abgesonderte zimmer gefüret / kamen zw \lf jünglinge / dem schönen Dison / und zwölf jungfrauen / der Aramena im bad-gemach aufzudienen: und bliebe die übrige gesellschaft / in einem darzu bereiteten grossen saal / beisammen / ům die ganze nacht hindurch mit mal-halten / danzen und spielen sich zu ergetzen. Der Ahalibama und Timna aber / wurde nicht wol bei der sache / als sie sahen /wie Aramena und Dison zum baden gefůret worden: dan sie hatten dieses gebrauchs sich ganz nicht erinnert / und daher solche
Der listigen Timna fiele hierauf ein mittel bei / mit guter art zu ihnen zu kommen / und ihnen mit raht an die hand zu gehen / wie sie dem baden entgehen möchten. Sie gedachte / neben der Ahalibama und andern / die man dazu bereden könte / sich als Egyptische warsagerinnen zu verkleiden: und im schein / mit solchem aufzuge die gesellschaft zu ergetzen / wolten sie begehren / daß man sie auch zu der braut und dem bråutgam einlassen solte / ům denen ihr glück und künftiges ergehen zu profezeien. Dieser ausfund der Timna / gefiele der Ahalibama sehr wol: und ob schon sie in anderen begebenheiten / wegen ihres Eliesers tod / zu solcher lust sich nicht hätte bereden lassen / so wolte sie doch iezt alles mitmachen / ům ihrem bruder zu dienen. Sie eröffneten dieses ihr fůrhaben / am ersten der Mehetabeel / Briane / Zimene und Astale: mit denen sie in ein nebenzimmer eileten / da sie mit den decken / so sie üm und auf den bänken und betten fanden / sich so gut verkleideten /als es die zeit und ůmstånde leiden wolten. Weil sie aus der gesellschaft bald gemisset wurden / als kame die Prinzessin von Salem Jaelinde / neben der Siringe / auch zu ihnen / ům zu sehen / was sie fürhatten: welche
Als aber Timna / und die andern / besagtes lied mit sonderbarer annemlichkeit gesungen / eilete diese Fůrstin zu der Prinzessin Ammonide / deren hand sie erwischete / und nach besichtigung ihrer linien zu ihr sagte / auf Egyptische art: Du bist verliebt / und wilst es nicht gestehen. Dein glücksstern wird aber bald aufgehen / wiewol er ihrer viele betrůben wird. O schalkhafte warsagerin! (antwortete Ammonide / die nicht eher / als an der sprache / die Timna erkant hatte /) du solst in dem lezten so unwahr / als in dem ersten / reden. Dan ich so wenig von liebe weiß / als wenig ich verlange / durch mein glůck andere zu betrüben. Deine gespielin wird kündiger / als du / in ihrer wissenschaft seyn: von der wil ich mir lassen mein geschicke entdecken. Hiermit reichete sie die hand der Ahalibama / welche / nach besichtigung derselben /
Weil indem die andern alle ům sie herkamen /konte Ahalibama dieses nicht wieder beantworten. Es wolte aber ein jedes / sein geschicke / von diesen angenemen warsagerinnen vernemen. Jaelinde / so dem Cimber am nåchsten war / ergriffe dessen hand / welches nicht ohne ihrer beider errötung geschahe: weil er wuste / wie sie gegen ihm gesinnet war; und sie /bei dieser abenteur / die warheit nicht sagen dorfte. Nachdem sie die hand eine lange weile / sonder ein wort zu reden / besehen / sagte Cimber: Es scheinet /meine angeneme warsagerin scheue sich / alle das unglück / so sie in meiner hand findet / mir zu offenbaren / ům mich nicht vor der zeit betrůbt zu machen. Weil ich aber der widerwårtigkeit wol gewonet bin /als wird dieses ihr mitleiden allhier nicht stat haben k \nnen. Ich sehe so viel / aus dieser hand / (antwortete hierauf die angeneme Jaelinde /) daß man sein unglůck und glůck selbst machen oder abwenden kan: wan man nämlich wird abstehen / diejenige zu lieben / so die liebe nicht erkennet; und selbige hingegen zu derjenigen wendet / die da fåhiger ist / gegenliebe zu erweisen. Dieses sagte sie so leise / und dabei mit solcher gemütsbewegung / daß / wann Cimber nicht schon vorhin gewust / was ihme mehrmals unruhe machte / er doch aus diesen
Sie musten aber diese ihre unterredung abreissen /weil die andern darzwischen kamen / und Astale dem Cimber warsagen wolte / auch Elhanan ein solches von der Jaelinde begehrte. Astale raunete dem Cimber in das ohr / was sie ihm wolte wißlich machen. Jaelinde aber / so alles ihr lustiges wesen bei dem gespräche / das sie mit dem Cimber gehalten / verloren hatte / sagte dem Elhanam nicht viel sonderliches / und wandte sich bald von ihm ab: weil ein allgemeines gelächter unfern von ihr entstanden / dahin sie dan eilete / dessen
Wie komt es doch / (fragte die Prinzessin von Ophir) daß gegenwärtige warsagerinnen von nichtes als liebe reden? Leben sie etwan alle / unter der regirung des liebessterns / der ihnen allein seine einflüsse mitgeteilet? Oder ist niemand unter uns begierig / von andern zufållen seines lebens nachricht zu haben? In warheit / (sezte Elihu hinzu /) die Prinzessin von Ophir fůret meine gedanken / und weiß ich nicht / ob die schuld bei uns / oder bei den sch \nen profetinnen haftet. Weil die meiste begebenheiten unsers lebens (sagte Altadas) von der liebe herrüren / und einem fast nichts sonderliches begegnen kan / dabei die liebe nicht ihr anteil habe: als hatten unsere schöne warsagerinnen fug und recht / ihre profezeiungen dergestalt einzurichten. Timna sagte hierauf: Sie wolten den Altadas nicht für ihren fůrsprach erkennen / sondern vielmehr der Indaride und des Elihu meinung beipflichten / auch deswegen keinem mehr von der liebe worsagen / sondern den inhalt verändern. Wisset demnach / Altadas! (fure sie fort gegen diesem Meden /zugleich ein profetische gebärde an sich nemend) daß dein glück dir nicht so beständig scheinet / als du wol vermeinest / und daß keine stützen so fäst sind / die deinen fall solten vermitteln können. Hiemit zielte sie auf dieses Meden übermut / der / als ein vetter der Dalimire / seinen hohen
Ahalibama profezeite hierauf / aus des Elihu hand /daß seine tugend ihm alle welt zum freund / auch daß die zufriedenheit seines gemůtes / und die ůbermeisterung sein selbst / ihn tůchtig machen wůrde / ein grosser König zu werden. Sagst du mir dann nichtes / angeneme warsagerin! fragte hierauf Indaride die Ahalibama / und zeigte ihr zugleich ihre hand; welche die Prinzessin von Seir zum mund fůrete / und solche küssend sagte: Ach! was sol ich dir ankůnden? M \chte ich aus den gestirnen ersehen / daß du nicht ewig ursach soltest haben / mir einer von deinen ergebensten dienerinnen üm gleichen verlust zu trauren: wie herzlich gerne wolte ich dir solches offenbaren. Durch diese worte wurden / so wol ihr selber / als der Indaride / die trånen abgelocket. Wie nun auch Mehetabeel / Briane / Zimene und Astale / den meisten in der gesellschaft etwas geprofezeiet hatten / wolten die Prinzessinnen Indaride und Ammonide an die tafel gehen / und diese Egyptische warsagerinnen mit hinzu nötigen. Timna aber / die etwas anders im sinn hatte /sagte darwider: Es sei billig / daß sie dem bräutgam und der braut auch ihr künftiges geschicke profezeiten; weshalben sie ům erlaubnis båten / solang die gesellschaft verlassen zu d \rfen /
Hiemit / als sie sich zusammen gesetzet / und Cimber / sonder ein wort zu sagen / den Dison ansahe /fuhre dieser also fort / zu reden. Ich trage keinen scheu / edler Prinz! euch zu offenbaren / wie es mir bisher ergangen: weil ihr einer von den vererautsten meiner Königin seit / als wil sich gebůren / euch dessen mit-teilhaft zu machen / was deren båstes nunmehr erfordern wil. Die liebe / großer Cimber! die måchtige beherscherin der menschen / war schuld daran / daß ich bisher / der unvergleichlichen Königin von Ninive gegenwart nicht zu verlieren / mein geschlecht verlaugnet / und diese unschuldige Königin teuschend / mich selbst mit einbildung einer glůckseligkeit betriegen dörfen. Ich habe aber nach der hand wargenommen / daß / sonder verletzung der ehre / und ohn fernere beleidigung der unschuldigen Königin /ich länger nicht mein betriegliches leben füren könte. Als ich demnach den Dison / meiner schwester rittern / ersuchet / mich durch diese vorgegebene heurat von hof zuerlösen: hat Ahalibama / neben der Timna und Mehetabeel / es so gespielet / daß ich die durchleuchtige Aramena von Syrien zu bette und in meine arme bekommen habe.
O himmel! (riefe Cimber / ihme ganz erstarret ins wort fallend) Aramena ist in euer bette und arme geraten? Was fůr bestürzung (fragte Dison) erweiset der Celtische Prinz hierüber / da er doch an dieser sch \nen kein teil haben kan? Wie / Dison! (antwortete der erhizte Cimber) habe ich keinen teil an der unvergleichlichen Aramena? Nein warlich / weit gefehlet! ich bestreite dieses vor aller welt / daß mir kein mensch hierin
Jaelinde / welcher nicht unbewust war / wie dieser sch \ne Dison heimlich in Damasco geliebet worden /wolte sich bei ihm / wegen ihres warsagens / in ein sonderbares ansehen setzen / und sagte: du bist hier in Damasco / von einer fůrnemen frauen sehr bedienet worden; doch hat dieselbe nun nichtes mehr / als freundschaft / fůr dich übrig / und beeifert nicht deine geliebte Aramena. Der sch \ne Dison konte hierbei des errötens sich nicht erwehren: nicht darům / weil die Jaelinde solche warhafte sachen herfür brachte /dan ihm wolbekant war / wie sie der Fürstin / die ihn geliebet / ihre vertraute gewesen; sondern deswegen /weil er besorgte / diese Prinzessin würde ihn erkennen / weil sie zu Salem / vor wenig monden / so lang und vertreulich mit einander waren ůmgegangen. Diese sorge aber war unnötig: massen Jaelinde in diesem Dison nichtes weniger / als die Aramena / suchete. Mehetabeel warsagte darauf dem bråutgam / wiedaß er selber nicht wüste / wie verliebt er in seine braut wåre; und daß die ietzige liebe nicht zu vergleichen sei mit der kůnftigen / die noch erfolgen solte. Briane sezte hinzu: es wůrde dieses eine sehr friedliche und vergnůgte heurat werden / aber nicht mit kindern gesegnet seyn. Zimene sagte: der bräutgam würde sehr viel mitbulere bekommen / aber solche sonder eiversucht vertragen können. Siringe / profezeite ihm ein königreich; und lezlich die Astale / ein vers \nliches gemůte / das allen zugefůgten betrug nachsehen werde.
Wie sie nun dergestalt ihre personen alda wol gespielet hatten / giengen sie fůrter und ließen sich auch bei der braut anmelden. Es hatte aber diese vonselbsten
Wie nun endlich die malzeit aufgehoben war / fiengen sie an zu danzen. Aber die Prinzessinnen stelleten diese ergetzung bald wieder ein / solche den andern /die in grosser mänge sich daselbsthin versamlet hatten / überlassend. Um aber aus dem grossen get \se zu entkommen / begaben sie sich in ein nebenzimmer /da sie ein besonderes spiel anfiengen / welches sie nanten
Es befanden sich aber hierbei / die Prinzessin von Ophir / die von Ammon / die von Salem / die drei Fürstinnen von Seir / die Fůrstinnen Zelinde und Dersine / und die Siringe. Die mannspersonen waren / der Prinz Cimber / der Elihu / Nahor / Elhanan / Barzes /Ardeus / Altadas / Arteman / und Opharteus. Diese sezten sich in einen kreis / und fienge die schöne Indaride das spiel an / welches in diesen regeln bestunde /
Ahalibama war die erste / deren das zeichen / mit den beiden worten / schaden / beladen / zukame /wovon sie diese reimzeilen machete:
schaden /
beladen.
Das äuserliche gute an einem menschen / (sagte sie ferner) bedecket \fters dessen bosheit / daß man davor nicht sehen kan / was in seinem herzen verborgen liget: daher ein solcher weniger zu fůrchtẽ wåre / der gar nichts gutes åuserlich an sich håtte.
Wie diese Prinzessin hiermit dem spiel ein genůgen gethan / und die reihe nun an ihr war / ein anders hinwieder aufzufordern / warf sie das zeichen dem Elihu zu / mit den worten / wissen / verdriessen; auf welche / der Fůrst von Ram / folgende verse ersonnen:
wissen:
verdriessen.
Die meisten in der welt (thåte er hinzu) sind also gesinnet / daß sie mit höchster belustigung in anderer ihre verborgene håndel kucken: ob sie gleich h \chstschmerzlich entfinden / wan man auch nach ihren eigenen geheimnisen forschet.
Der Siringe kame hiernächst das zeichen zu / und gabe ihr zugleich Elihu diese worte / vermeinen / scheinen / zu bekleiden; die dan folgender massen dem spiel sein genügen thåte:
vermeinen:
scheinen.
Wir sind in glücklichen tagen ůbermůtig / (sezte sie hinzu) und in b \sen tagen verzagt: darum k \nnen wir / gutes und b \ses / niemals nach seiner eigentlichen größe erkennen. Hiemit / als sie warname / daß der Altadas eingeschlummert / wurfe sie ihm den granatapfel zu / mit den worten / schrecken / wecken. Altadas / so sich sobald nicht erholen konte / wurde eines pfandes verlustig: das er der Siringe zustellen / und /nach endigung des spiels / durch leistung dessen / was sie ihm auferlegen wůrde / solches auszulösen versprechen muste.
Er warfe aber das zeichen der Dersine zu / welcher er diese beide worte aufgabe / betriegen / lügen. Diese Fürstin / reimete hieraus folgendes.
betriegen:
zulůgen.
Wir beschmeicheln uns selbst so gern in unserem thun / (sagte sie /) daß wir daher niemals unsere mångel und gebrechen recht sehen können: daher wir uns \fters betriegen / indem wir andere zu betriegen vermeinen.
Hiemit gabe sie das zeichen ihrem bruder dem Barzes / mit eben den zweien worten / so sie bekommen hatte: welches sie aus schalkheit tåte / verhoffend /dadurch ein pfand heraus zu bringen. Er aber / so ihre list wol merkte / besonne sich nicht lang / und gabe folgende reimzeilen:
Meine schwester / (sagte er ferner /) hat die erklärung
Das zeichen bekame darauf der Nahor / mit den worten / sehen / gehen; welcher sich also l \sete:
sehen
gehen.
Ich kenne solche leute / (erklärte er sich ferner /) die nichts liebers verlangen / als von ihren freunden beleidigt zu werden: damit sie den namen der unbeständigkeit von sich abwelzen / und ohne nachrede ihnen böses thun m \gen.
Hiemit warfe er das zeichen der Prinzessin Jaelinde zu / mit den worten / genossen / verdrossen. Weil aber dieselbe eben fast ganz aus sich selber und in tiefen gedanken sasse / als verseumte sie die zeitweile /in der sie sich auf einen vers bedenken konte: war also gehalten dem Nahor ein pfand zu ůberreichen.
Sie gabe hierauf das zeichen / der Indaride / mit diesen worten / zu ruh; womit sie auf die schlaffenszeit zielete. Die Prinzessin von Ophir aber / reimte dieselben also zusammen:
zu:
ruh.
Solte ich diese meine reimen / (sagte sie folgendst) ferner erklåren / würde ich eher einem leichgespräche / als diesem spiel / sein recht thun.
Hierauf warfe sie den granatapfel dem Opharteus zu / mit den worten / leute / bereite; der dieselben also zusammen bande:
leute:
bereite.
Eine höflichkeit reitzet die andere / (sezte er hinzu) und
Hiermit fiele das zeichen nochmals der Jaelinde zu / die auf diese entfangene worte / willen / erfůllen /also reimdichtete:
willen
erfůllen.
Wan wir diese vollkommenheit m \chten erreichet haben / (sagte sie ferner) uns in allen fürstehenden fållen dem himmel zu lassen / so würden wir niemals unruhig noch betrůbet seyn / wan es nicht nach unsrem sinn ergehet.
Nachdem sie sich etwas bedacht / gabe sie dem Elhanan / mit dem zeichen / die reimwörter / seyn / stein; der sie folgender massen zusammen sezte:
seyn /
stein.
Seine erklärung war: Wer sich nicht wil warnen lassen / der sol auch nicht beklaget werden / weil er närrischer ist / als ein kind / welches ja das licht scheuet /an dem / es sich einmal verbrennet.
Elhanan traffe hierauf mit dem zeichen die Prinzessin Ammonide / deren er zugleich diese worte / gebrechen / stechen / in reimen zu bindẽ gabe / die es also verrichtete.
Gebrechen:
stechen.
Die stralen unserer augen / (sezte sie hinzu) gehen aus uns / nie aber in uns / also / daß wir das ferne bäßer /als das nahe / erkennen können: daher wir so oft andere beklagen / die nicht so sehr / als wir selber / der beklagung würdig sind.
Hierauf warfe sie der Prinzessin vor. Ophir das zeichen zu / mit den worten / friede / Indaride; welche sie also zusammen reimete:
friede:
Indaride:
Ein herz / so der ganzen welt abgestorben / (sagte sie ferner) machet sich weder des leids noch der freude teilhaftig / sondern ist bei allen fürfallenden dingen unentfindlich und leblos.
Ardeus bekame hierauf von ihr das zeichen / mit den worten / kan / an; womit er diese zeilen schloße:
kan:
an.
Keiner meinet es so treulich mit uns / (sagte er) als wir selber / und wird das am besten gethan / was wir in person thun k \nnen.
Hierauf stellte er der Timna / mit dem zeichen /zwei (seiner meinung nach) schwere worte zu / in hofnung / sie ein pfand verlieren zu machen. Sie aber fande sich bald darein / und ließe / von den worten / Schalk / Kalk / diese verse hören:
schalk:
kalk.
Wan jedem (sezte sie hinzu) seine gedanken für die stirn geschrieben stünden / man würde nicht ein so gutes urteil von ihm fållen / als zum \ftern aus unwissenheit geschihet.
Hiemit wurfe sie das zeichen dem Arteman zu / der / weil er eben seitwarts sahe / ihr anlas gabe / folgende worte / Arteman / nemt an! zu benennen. Weil er nun darauf so bald nichtes zu erfinden wuste / als gabe er der Timna ein pfand / der Mehetabeel aber das zeichen / mit den worten / Kunst / Gunst; die von ihr folgender massen in reimen eingeschlossen wurden:
kunst
gunst.
Auf den Cimber ließe sie hiemit das zeichen fallen / samt den aufgab-worten / blasen / rasen; vermeinend dieselben wåren so schwer / daß der Prinz nichtes würde darauf ersinnen können. Er aber besonne sich nicht lang / auf folgendes:
blasen.
rasen
Es ist nichts mislichers noch unbeständigers / (fügete er hinzu) als der hochmut: dan / weil er auf schlüpfrigen grund gebauet ist / als kan ihn das geringste un glücks-windlein zu haufen werfen.
Hiermit gabe er das zeichen / der Siringe / mit den worten / recht / sprecht. Weil sie aber sich dessen nicht versehen hatte / und zweimal ruffen ließe / als wurde sie eines pfandes schüldig / das sie dem Cimber / das zeichẽ aber der Ahalibama zustellete / samt den worten / loben / erhoben; die solche also zusammen reimete:
loben:
erhoben.
Was man gewonet / (sagte sie ferner /) solches achtet man endlich nicht mehr: daher man viel höher schätzet / wen ein böser mensch einmal etwas rümliches verrichtet / als wann redliche leute / immer und ohn aufhören / der tugend nachwandlen.
Schließet / genießet! rieffe sie hierauf der Zelinde zu / die / mit entfang des zeichens / sich also vernemen ließe:
schließet /
genießet!
Wann ich dieses erklåren solte / (thäte sie hinzu) so müste
Demnach wurde / dem Altadas / von der Siringe auferleget / auszusprechen / welches die grösten laster an einer dame wåren? Diese sind es / (gabe er zur antwort /) wann sie nicht so barmherzig als sch \n / und hergegen nicht so sch \n als mitleidig ist. Hiemit bekame er sein pfand wieder / und begehrte Nahor hierauf von der Jaelinde / daß sie / zu einl \sung ihres pfandes / mit den vor-aufgegebenen zwei worten / genossen / verdrossen / die sie damals nicht zusammen bringen k \nnen / noch ein paar reimzeilen schließen wolte / welches sie / nach weniger bedenkzeit / also werkstellig machete:
genossen /
verdrossen.
Hiernächst legte Timna dem Arteman auf / er solte / ům sein pfand / welches eine verschlossene schreibtafel war / wieder einzulösen / dieselbe er \fnen / und sie darin blåttern lassen / üm zu sehen / was darin geschrieben stünde. Dieser Ninivitische bediente wurde hierüber ganz bestůrzet / welches alle / die in der gesellschaft waren / in acht genommen. Wie er nun verzoge zu antworten / stellete sich Timna an / als wolte sie das täfelein selbst erbrechen. Aber Ardeus verwehrte ihr solches / indem er / unter dem vorwand /als wolte er ihr helfen / die \fnung des tåfeleins zu finden / selbiges ihr aus den händen name / und damit dem Arteman winkete: welcher nicht seumete / es gleichfalls dem Ardeus aus den
Die ganze gesellschaft stunde damit auf / der Siringe / ohne entgelt / ihr pfand wieder zustellend / weil sie all zu můd waren / und gingẽ sie fast mit anbrechendẽ morgen erst von einander: da die Prinzessinnen Indaride / Ammonide und Jaelinde / sich nach dem k \niglichen schloß begaben; Ahalibama / Timna und Mehetabeel aber / wie unter ihnen abgeredet worden / auf der Kemuelsburg verblieben / mit fürwand /daß sie die nåchste freunde der beiden hochzeitere wären. Also legten sie sich ingesamt zu ruhe / womit sie den ganzen vormittag hinbrachten: üm folgends desto munterer zu seyn / dem hochzeitfest beizuwonen.
Sobald der abend wieder eingetretten / sandte die Königin von Ninive / ihrer Aramena / einen überaus-köstlichen brautrock: welcher / mit grossem geprånge und gewönlichen gebräuchen / nach der Kemuelsburg gebracht wurde. Die Fürstin Dersine truge denselben /sitzend in der Königin wagen / und begleitet von allen fürnemen herren des Ninivitischen hofs. Wie sie in das brautgemach gekommen / und in gegenwart der Prinzessin Ahalibama / auch der andern Fürstinnen von Seir / der Aramena den rock überliefert hatte /wurde sie gleich damit angekleidet / und nichtes gesparet / diese braut auf das herrlichste auszuschmücken. Wie ihr hierbei zu mut war / gabe der augenschein gnug an tag / und hatten Ahalibama und Timna aller ihrer beredsamkeit vonnöten / dieser sonst so mutigen Aramena
Inzwischen man aber auf der dreien Königinnen von Tyro / Ninive / und Elam / wie auch der anderen eingeladenen / ankunft warten muste name Ahalibama gelegenheit / mit dem bräutgam allein zu sprechen /zu dem sie sagte: Du zeigest dich ja so beängstigt /als deine braut / wiewol sie dessen mehr ursach hat /als du. Dan / da sie vermeinet / sie werde diese nacht einem mann zu bette gebracht werden / kanst du leichtlich ermessen / daß solches bei ihr eine angst erwecken můsse: ob sie gleich hoffet / daß du / als ein Isis-priester / ihrem Dianen-gelůbde dich nicht widersetzen werdest. Demnach / liebste schwester! offenbare dich ihr alsobald / wan ihr nun zu bette gebracht werdet / und sage ihr / daß du Aramena bist / die K \nigin von Syrien / welche bisher den namen des Disons gefůret: dadurch wirst du ihr alle furcht benemen / und ihr ruhe verschaffen. Wann ich dir / liebste Ahalibama! (antwortete der sch \ne Dison /) solte die ursach melden / warům mein herz so beängstigt ist /so wüste ich solches nicht zu sagen. Nicht plaget mich die sorge / vom Mamellus / oder sonst von iemand erkant zu werden / sondern etwas anders und unbekantes / das ich selber nicht begreife: und håtte ich dieses zuvor gesehen / ich wůrde mich schwerlich dazu
Mitlerweil diese beide also zusammen spracheten /hielte Timna mit der braut fast ein dergleichen geheimes gespräche / zu der sie sagte: Wann nun / die ehmalige liebe zu dem schönen Dianen-bild / in euch wieder entzündet wůrde / deme / wie ihr saget / dieser Dison so gleich sihet / wůrdet ihr nicht etwan wünschen / in der that Aramena zu seyn / ům eurer liebe zu genießen? So låcherlich diese frage ist / (antwortete der verkleidte Fürst /) so warhaftig entfinde ich in mir eine sonderbare regung / wann ich diesen sch \nen Dison ansehe / die ich nicht kan liebe nennen / und die doch der liebe eigenschaften mit sich füret. Bin ich nicht hart von dem himmel gestraffet / daß der mich stäts treibet / etwas unmůgliches zu lieben? Erstlich muste ein lebloses Dianen-bild / nachgehends eine verlobte person / als die schöne Königin von Ninive ist / und nun einer meines geschlechtes / mich bezaubern. Dieses habe ich an meinen eltern verschuldet / daß ich mich deren befehl so ungehorsam erwiesen / und die Aramena damals nicht ehlichen wollen /die doch nun zu einem Königreich mir verhelfen können. Ach Timna! beklaget mit mir meinen wunderbaren glůck-stand / der so frömd ist / und solche seltenheiten mit sich fůret / daß mir kein sterblicher darin kan vergleichen werden: massen ja niemand des glückes wunderspiel also / wie ich / erfahren můssen. Wer weiß / mein vetter! (antwortete Timna / die erfreut war / solche worte von ihm zu vernemen /) ob der himmel nicht bald ermüden wird / euch zu verfolgen? und ob eure
Indem wurde angemeldet / wie die Königinnen und Prinzessinnen ankåmen: weswegen sie ihr gespråch einstelletẽ. Der sch \ne Dison / und seine braut / die Aramena / namen ein munteres wesen an sich / und verbargen ihr anligen: üm / keinẽ argwan ihres betrugs bei einem und andern zu erwecken. Als aber die schöne K \nigin von Ninive / in ihrem k \niglichen schmuck / von dem Mamellus gefůret / in das gemach eintrate / veränderten braut und bråutgam beiderseits die farbe: weil dem sch \nen Dison eine furcht / erkant zu werden / zustieße; und Aramena wol fülete / daß die liebe zur sch \nen Delbois in ihr noch nicht v \llig erstorben ware. Diese K \nigin aber eilete / in ihrer unschuld / ihrer lieben Aramena gleich entgegen /ůmarmete sie herzlich / und wůnschete ihr glück zu ihrer vorstehenden heurat: welches hierauf auch von allen den andern geschahe. Hiermit nun ginge man /in ansehnlicher und zierlicher ordnung / nach der Juno tempel / der oben auf der Kemuelsburg von dem K \nig Belochus erbauet worden: in welchem alles von gold und lampen schimmerte / die ihre stralen in die viele kleinodien / mit denen das ankommende frauenzimmer beschmůcket war / warfen / und damit den glanz und pracht noch herrlicher macheten. Vor der Juno altar war ein erhobener tron aufgerichtet /auf welchen die braut und der bråutgam allein gesetzet wurden / und alda von iederman im tempel konten gesehen werden.
Weil man die opfer und andere gebråuche zuvor hielte / ehe sie zu der trauung schritten / als gedachte die
Die schöne Syrerin hatte genug zeit ihre gedanken recht auszureden / weil die bestůrzung dem verkleidten Fůrsten Dison / die zunge gebunden hatte / daß er kein wort herfůr bringen konte. Es bliebe ihm vom gebrauch aller seiner sinlichkeit nichts frei / als die augen / welche unaufh \rlich diesen sch \nen bråutgam betrachteten / und den liebesgift so begierig in sich zogen / daß das herz von håftiger glut angefüllet wurde / ehe der gute Fürst es in acht genommen. Es war ihme das bild der g \ttin Diana nie sch \ner fürgekommen / als dißmal / da er nicht die einbildung /sondern das wesen selber / vor sich sahe. Und ob gleich die schöne Ninivitin Delbois / den vorzug der sch \nheit / dieser Syrerin bestritte: so fande doch der Fürst Dison sich geneigt / das sch \nste licht der welt zu lassen / ům ein geringeres / wiewol auch ůberaus volkommenes / dargegen anzubeten. Alles / was dieser neuen liebe zu vorteil gereichen konte / stellte sich auf einmal seinem gemůte fůr: dan er / die ehmalige durch seine eltern beschehene verlobung; die seltsame verliebung in das Dianen-bild / welches diese Aramena fürgestellet; seinen in seiner angenommenen weiblichen
Wie aber / bestürzung / verwunderung und liebe /dieses Fürsten gedanken noch eingenommen und verwirret hielten / wurde es zeit / nach dem altar zu gehen; dahin dan diese verkleidte Aramena so verliebt als der vermeinte Dison unschuldig sich füren ließe: da das stillschweigen der braut auf solche entdeckung / eine bei ihr darob entstandene verwunderung bezeugte. Indem nun die trauung fortgienge / schickten die anwesende ihre wünsche gen himmel / auf verschiedene art und weise. Die K \nigin von Ninive /rieffe zu Gott / daß er ihr / ům willen sie diese trauung / aus dringender noht / in eineẽ abg \ttischen tempel verrichten ließe / nicht zumessen / und dieses paar in glücklicher Ehe beisa en erhalten wolte! Ahalibama / nebẽ der Timna und Mehetabeel / dem Zophar /der Calaride / und dem alten Thebah (welcher verborgen mit im tempel war) wůnschten zwar eben dieses /aber mit dem unterschied / daß sie wusten / wem sie solches wůnschten / und dabei für das glückliche gedeien ihres grossen fůrhabens / dem Dison die Syrische kron zu erlangen / den himmel anfleheten. Die Syrische Fürsten / welche mehrteils / wie sie Thebah beredet / den bråutgam für ihren König Aramenes /und die braut fůr den Fůrsten Dison von Seir / ansahen / beteten zwar nicht mit / ům eine glůckliche ehe /sondern ein ieder rieffe seinen gott an / daß ihr wiedergefundener K \nig Aramenes / durch dieses mittel /seiner våtter tron besteigen /
Doch vergliche sich nichtes mit der unruhe der beiden hochzeitere selber: massen der schöne bråutgam /mit bebenden lippen dem Juno-priester das ja-wort gabe / und der Aramena die hand mit zittern hinreichte. Dan die ehrfurcht gegen die g \tter war in dem herzen dieser tugendhaften person so groß / daß sie das /was sie allhier fålschlich begienge / für sünde halten muste. Den verkleidten Fürsten betreffend / so hatte der zwar andere gedanken / und wuste nun wol / daß alles / was da fürgienge / durch wunderbare schickung des himmels geschahe. Es konte aber doch bei ihm ohne bewegung nicht zugehen / sich in einem augenblick zugleich verliebt und an die geliebte getrauet zu sehen: zumal auf solche weise / da so vielerlei (wiewol unschüldige) betriegereien mit fürliefen. Wie man nun alle gewönliche gebråuche verrichtet / und beide getraute den hochzeit-becher zusammen
Der Fürst Barzes ordnete alles an / was zu diesem grossen fest vonnöten war / und ließe / sowol seine geschicklichkeit / als seiner Königin ůbergrosse freigebigkeit / in allem blicken. Die braut saße an der obersten tafel / zwischen den Königinnen von Tyro und Ninive: zu denen ferner auch / die K \nigin von Elam / die Prinzessinnen von Canaan / Ophir /Ammon und Salem / eingewiesen wurden. Die statthalterin von Syrien / neben der Prinzessin Ahalibama / der Timna / Mehetabeel und allen Fürstinnen / bekleideten den andern tisch: und wurde das ůbrige frauenzimmer / wie auch alle anwesende manspersonen /an die folgende tafeln verteilet. Der bråutgam muste nach landesgebrauch / mit seinen zwölf jünglingen allein speisen / und / gegen endigung der malzeit die gåste bedienen. Dazumal begunten / teils Syrische Fürsten / diesem ihren vermeinten K \nig fleissig aufzuwarten: welches aber der alte Thebah / der heimlich sich mit in den saal gedrungen / und auf alles ein wachsames aug hatte / bald abstellte / ihnen fürhaltend / daß sie solches / üm allen verdacht zu vermeiden / unterlassen můsten.
Unter wärender dieser malzeit / hatte der verkleidte Fürst Dison aller seiner kräfte nötig / den wunderglanz der beisizenden Königin zu vermeiden / daß der seinen fůrsatz nicht wieder wendig machen m \chte: und risse er mit gewalt die augen von ihr ab / üm sich nicht wieder in sein altes gefängnis zu liefern. Die liebkosungen / so von der Königin / die ganz vergnügt ware / bei ihrer vertrauten Aramena wieder zu seyn / ihm erwiesen wurden /
Wie man nun endlich die tafeln aufgehoben / und sie alle mehr als überflüssig dieser k \niglichen bewirtung genossen hatten / wurde die braut in ihr verordnetes schlaffzimmer gefůret: welches so herrlich ausgeschmücket war / daß sich iederman darob verwundern muste. Die marmorne wände / waren überall /mit kränzen und langen gebänden von Citronen-laub und blüten / auch anderen wolriechenden blumen / bekleidet: wordurch dan / sowol das gesicht / als der geruch / vergnüget würde. Das brautbette / war von kostbarstem helfenbein / mit edelsteinen besetzet /und mit den zärtsten Sidonischen decken behånget: und stunden an beiden seiten / auf langen tafeln /güldne geschirre / die mit herrlichsten
Allhier namen die K \niginnen / auch sämtliche Prinzessinnen / von der braut ihren abschied: da es nicht viel fehlete / als die sch \ne Delbois ihre Aramena ůmarmete / sie wäre in ihren armen onmächtig dahin gesunken; so einen herzstoß entfinge dieser verkleidte Fürst / mit dieser lezten gnade / von seiner K \nigin: den er auch nicht würde haben ausstehen können / wann er noch nicht gewust hätte / an welche er verlobet worden. Die erinnerung aber dessen / erfůllte so gar seine sinne / daß er dafür nicht recht zu sich selbst kommen / und in vielheit der gedanken ganz verwirret bliebe. Als auch Ahalibama und Timna / die auf der Kemuelsburg verblieben / von der K \nigin von Ninive abschied namen / konten sie sich der trånen nicht enthalten: in fůrstellung / wie sie dazu geholfen / daß diese unschuldige Königin betrogen worden. Weil sie auch noch nicht wusten / wie ihr grosses fůrhaben ablaufen wůrde / als anete ihnen nicht unbillig / daß sie wol nicht so gut ihre liebste K \nigin wieder würden zu sehen bekommen. Es name aber die sch \ne Delbois / in dem getümmel / diese wachmütigkeit ihrer beiden freundinnen nicht in acht /und schiede / samt den andern K \niginnen und frauenzimmer / vergnůgt von dannen: unwissend / daß sie diese nacht so übel ruhen würden.
Wie sie nun alle hinweg waren / musten auch Ahalibama / Timna und Mehetabeel die braut verlassen /als welche / durch ihre dazu verordnete jungfrauen /nach landsgewonheit / solte zu bette gebracht werden: und weil sie / in gegenwart derselben /
Nachdem er lang also geharret / hörete er endlich die ka ertůr sich öffnen: worauf eine person zu sich ihm ins bette legte / von der er vermuten muste / daß es seine geliebte Aramena wåre. Weil die kammer ganz finster war / und man also nichtes sehen konte /laurete er / bis daß sie zu reden anheben wůrde; welches dan auch gleich erfolgte / und h \rte er diese holdseelige stimme also zu ihm sagen: Liebste schwester! (dan also werdet ihr mir nun erlauben / euch künftig zu neñen /) wie grosse ursach haben wir doch / der Diana zu danken / daß wir diesen gefärlichen tag ůberstanden haben / der uns ja so
Diese ihre worte waren so weit entfernet von dem /was der verliebte Fůrst verlangte / das sie ihn noch verwirrter macheten. Als er nun zu antworten verzoge / wuste Aramena nicht / wohin sie solches stilschweigen deuten solte. Demnach näherte sie sich der vermeinten Aramena / und als sie dieselbe ümarmet / und gekůsset / sagte sie: wie seit ihr so stille / liebste Aramena! gegen eurem Dison? fürchtet ihr euch noch / in meinen armen zu ligen / nun ihr doch wisset / wer ich bin? Ja / liebste Aramena! (antwortete er / mit bebender stimme) meine unwůrdigkeit erwecket bei mir eine furcht / an stat des Disons / die grosse Königin von Syrien zu ümarmen. Bin ich euch dan nicht lieber /(fragte sie ferner / in ihrer unschuld /) als wann ich noch Dison wäre? Tausendmal lieber! (widerredte er /) aber / grosse Königin! wer weiß .....
Allhier verstummete er / und vermochte nicht weiter zu reden: worůber sie verwundert / ihr ümarmen einstellete / und etwas zu růck weichend / ihn fragte /wie diß gemeint wäre? Der verliebte Dison / so nun ein herz gefasset / sagte ferner: wer weiß / ob der unwürdige Dison von Seir das glůck wird erlangen / der Königin von Syrien so angenem zu seyn / als die vermeinte Aramena
Nachdem er dieses gesaget / wolte er sie ůmarmen. Sie aber riße sich von ihm los / sprunge mehr todt als lebendig aus dem bette / und eilete der tür zu / als sie in der hast ihren nachtrock ergriffen / und den ůber sich geworfen hatte. An der tůr begegneten ihr die Ahalibama / Timna / Calaride / Mehetabeel / und der alte Thebah / die eben ankamen / ihnen den betrug /neben ihrem vorhabenden grossen anschlag / zu entdecken. Als Ahalibama ihrer Aramena so erschrocken und erblasset ansichtig wurde / konte sie wol gedenken / daß ihr bruder sich ihr müste geoffenbaret haben. Sie ůmarmte sie deshalben / und sie herzlich an sich drückend / bate sie ům
Sie warfe sich daselbst auf ein bette / und alles gegen dem himmel ausschüttend / was ihr die ungedult in den mund gabe / wolte sie keine von ihren freundinnen anhören: daher Ahalibama und Calaride sich vergebens bemüheten / ihr einzureden / und sie zu bewegen / daß sie den Syrischen tron annemen möchte. Ihr klagaeschrei und erbärmliches winseln name üm soviel mehr zu / ie mehr sie nachdachte /wie man sie betrogen håtte. Sie rieffe ohn unterlaß ihre grosse Diana üm schutz und hülfe an / nun alle menschen sie verlassen hätten. Die andern weineten mit ihr in die wette / und fiengen an zu bereuen / was sie gethan hatten. Calaride aber / als die beherzteste /sprache ihnen einen mut ein / und sagte: Man müste nicht ablassen / diesem anschlag nachzusetzen / sondern dem reich Syrien / wie man angefangen / einen König geben. Und weil das klaggeschrei der trostlosen Aramena leichtlich / bei denen auf der Kemuelsburg sich befindenden Syrern / alles verderben konte /als wurde Aramena in ein anders von allen leuten abgesondertes zimmer gefůret / und daselbst / von den Seirischen Fürstinnen / keinen augenblick verlassen: da zugleich Calaride die anstalt machte / daß Briane und Zimene in einem gemach behalten wurden / damit sie / dieses erfarend / nicht einen lårmen verursachen m \chten.
Thebah / der inzwischen bei dem Fůrsten Dison in
Der gute Thebah / der dieser antwort sich nicht versehen hatte / wuste fast nicht / was raht er ergreifen solte: zumal indem die Syrer / durch den Nahor und Elhanan / in die stadt / und ferners auf die burg solten eingenommen werden. Doch fassete er in eil diese küne entschließung / und besezte mit etlichen von den Syrischen völkern / die der Altadas / zur wacht / auf die burg gelegt hatte / die auch dem Zophar und ihm in allem gehorchten / des Prinzen von Seir gemach: denen er ernstlich befahle / niemanden aus- oder ein zulassen. Hierauf eilete er nach dem andern zimmer /darinn die Seirische Fürstinnen bei der klagenden Aramena waren: üm einen versuch zu thun / ob diese noch endlich sich wolte gewinnen lassen; wornach er mit dem Prinzen
Weil nun der Thebah alle mühe verloren sahe / und die åuserste gefahr ihm fůr augen stunde / daß alles zurück gehen würde / wofern man nicht eine geschwinde entschließung ergriffe: als fassete er / mit einraht des Zophars und der dreien Fůrstinnen von Seir / den schluß / im namen des Königs von Syrien alle n \tige befehle auszuteilen / und das Syrische volk solang in dem wahn von ihrem neuen König zu erhalten / bis das sie obgesieget håtten / und die måchtigere worden wåren. Demnach gienge er eiligst zu den Syrischen Fürsten / die / auf sein gutbefinden / dem Opharteus / der als hauptman in der burg lage / ankündigten / wie die sachen stünden: daß nämlich ihr König Aramenes vorhanden wäre / und ihm befehlen ließe / die thore den ankommenden Syrern zu \fnen. Kaum war diese zeitung diesem Syrer und seinen untergebenen kund gethan / da erklårten sie sich alsofort für diesen ihren K \nig / und namen das tor ein / ehe die Assyrier auf der burg etwas davon innen wurden. Indem kame auch dem Fůrsten Hus die zeitung / wiedaß der Fürst Cyniras mit zweitausend Syrern vor Damasco angeko en / welchen der Nahor das tor öffnen solte. Man
Als nun / denen Syrischen Fürsten / solcher massen ihr fürhaben glücklich von statten ginge / wolten sie ihren König sehen / und ihn ihrer gehorsamsten dienste versichern / auch nun alles seiner verordnung und befehl anheim stellen. Demnach drungen sie sehr in den Thebah / daß er sie zum K \nig füren solte. Dieser hatte schon hierauf sich vorbedacht / und ginge zu der Ahalibama / die er sehr bate / ihren bruder dahin zu bereden / daß er zu ihnen treten / und ihr gutes vorhaben wolte befördern helfen: dan er / durch ihn / die begierde der Fürsten mit guter art zu stillen verhoffete. Diese Prinzessin / als die anfängerin dieses grossen anschlags / ließe sich leicht hierzu bereden / und fürete ihn alsobald in ihres bruders zimmer: den sie noch zu bette fanden. Sie er \ffneten ihm alles / wie sie diesen handel angesponnen / und brachten ihn endlich durch allerhand gründe auf ihre seite: insonderheit ihme fůrstellend / wie daß er / wan er nicht zu ihnen umtretten wolte / die Aramena / ihr reich / ja gar ihr leben / verlieren machen / auch seine ehre und ansehen verscherzen würde. Wolan! (sagte er / nach vielem widersprechen) so brauchet mich dan ferner zu eurem betrug! seit aber versichert / daß ich alles / was ich hierin thue / nicht meines bästens wegen / sondern allein der sch \nen Aramena zu dienen / thun werde. Wan mein Prinz mir nur folgen will / (antwortete Thebah) so soll dieser K \nigin geholfen werden / und sie auser gefahr verbleiben. Mein leben und alles was ich vermag / (gabe er zur antwort) biete ich willigst dar / dieser K \nigin wol-seyn zu bef \rdern.
Wie erfreuet mich doch dieses / (sagte Ahalibama)
Mein Prinz stelle diese unnötige liebessorgen beiseit / (sagte Thebah) und erwarte / bis unser fůrhaben glücklich gehoben sei. Und weil jezt keine zeit zu versäumen ist / so lasset uns von wichtigern sachen reden / und beratschlagen / wie wir so wol den Assyriern als den Syrern begegnen sollen. Die Syrer vermeinen / sie haben ihres K \nigs Aramenes wiedergefundenen sohn: welches sie so mutig machet / den Babyloniern sich zu widersetzen. Wüsten sie / daß nur die tochter dieses Aramenes verhanden sei / wůrde ihr eifer gleich bei den meisten verleschen. Weil nun diese Königin aus jetziger bestůrzung sich so bald nicht finden kan / so můssen wir / wider ihren willen / ihr bästes beobachten. Es ist demnach hochnötig / daß ihr /mein Prinz! euch alsofort den Fůrsten von Syrien zeiget / und den K \nig entschuldiget / daß der / wegen einer / doch sonder gefahr / zugestossenen unpäßlichkeit / sich diese nacht nicht k \nne sehen und sprechen lassen: da ihr immittels befehl hättet / seinen willen ihnen in allem fürzutragen. Hierdurch werdet ihr / ihr verlangen nach ihrem K \nig / nicht allein stillen und aufhalten / sondern auch alle macht
Wie nun / durch dieses zusprechen / der Prinz endlich gewonnen war / eilete Ahalibama wieder nach ihrer Aramena / und Thebah / der solche schon in vorrat verschaffet hatte / brachte mannskleider: welche der Dison eiligst anlegte / und zu den beiden Syrischen Fürsten / dem Hus und Husan / hinab ginge. Selbige warteten unten am thor / mit h \chstem verlangen / auf die ankunft des Fürsten Cyniras mit seinen zweitausend soldaten: und als sie von dem Thebah erfuren / daß dieser Dison die gestrige braut fürgestellet / auch ein vertrautster freund ihres Königs wäre / entfingen sie ihn mit aller ersinlichen ehrbezeigung. Er sagte ihnen / was ihm zuvor der K \nig in den mund geleget: wiedaß nåmlich der Thebah sich nicht wol befände / und ihm aufgetragen hätte / seine person zu entschuldigen / daß er sie nicht gleich jetzund für sich kommen liesse / ihnen für den eifer zu danken / den sie sehen liessen / ihme auf seinen våtterlichen thron zu verhelfen. Thebah fiele ihm / in diesem fürbringen / getreulich bei / und meldete darneben / wie daß der K \nig / als welcher auser dem krieg von jugend auf erzogen worden / die fürung dieses instehenden kriegs dem Fůrsten von Seir anvertrauen und ůbergeben wolte: wie dan S. Mai. ihnen hiermit andeuten liessen / daß der Prinz Dison feldherr und nach ihm der fůrnemste im reich seyn solte.
Die ankunft des Cyniras erfolgte endlich / welcher seinen einzug durch die stadt so heimlich verrichtete /daß kein Assyrier solches wargenommen. Seine zwei tausend Syrer / wurden gleich auf alle posten der burg verleget. Weil Opharteus sich Syrisch erkläret / als musten die andere Assyrisch-gesinte kriegsbedienten der macht weichen: ward also die burg / ohne verlierung eines manns / eingewonnen. Weil man aber an diesem sieg nicht gnug hatte / sondern / ob möglich /
Es hatte aber der fürsichtige stathalter Mamellus /sonderlich diese nacht wegen des hochzeitfestes /allen aufstand zu verwehren / starke wachten hin und wieder in der stadt ausgesetzet: daher des Fürsten Thare erste völker / bei der Isis tempel / auf deren eine traffen / ůber welche ein unterbedienter des Elhanan / der aber ein Assyrier von geburt / und dem Mamellus sehr ergeben war / zu gebieten hatte. Diese machten lårm / und gingen auf des Thare völker los: von denen das geschrei hiervon erschallete / und so fort durch alle gassen liefe. Weil die Syrer allhier anhuben / einhällig zu schreien: Es lebe her König von Syrien Aramenes! wurden augenblicklich alle häuser wach / und liefen in kurzer frist etliche tausend bůrger zusammen: welche die
Die Fůrsten Hus und Husan achteten für n \tig / die Königin von Ninive in ihre gewalt zu beko en: aus ursachen / die zwar allein ihnen beiden bekant waren. Demnach brachten sie bei dem Prinzen Dison an / wie sie gesinnt wären / mit tausend man diese K \nigin aus dem k \niglichen schloß abzuholen. Er wolte erstlich ganz nicht darein willigen / daß dieser Königin einiger gewalt widerfahren solte. Als sie aber sehr darauf drungen / und fürwendeten / wie daß der Königin von Ninive h \chste wolfart ein solches erfordere /und weil der Thebah (wiewol er die ursach nicht wuste / und es lieber vermieden gesehen håtte /) auch darzu stimmete / muste es der Prinz geschehen lassen: deme das getůmmel und die vielheit der geschåfte / (in dem er bald da bald dort seyn muste / wo man nåmlich / in dieser kriegsunruhe / seiner
Weil bereits der tag herfůr zu brechen begunte / als machte die erkentnis der personen das gefechte desto blutiger. Der dapfere Dison hatte großen zulauf von den bürgern / und machte dem Mamellus soviel zu schaffen / daß er nicht durchbrechen konte / die burg /wie er gewillet war / anzugreifen / und in der hast sich deren zu bemächtigen. Der Stathalter wuste nicht /wer sein dapferer gegner war / weil er der jungfrauen Aramena gesicht /wegen des helms / nicht erkennen konte: und mochte er wol nichts weniger vermuten /als daß er seinen schwester-sohn / den Prinzen Dison / vor sich håtte. Weil er vernommen / daß diesen aufstand fůrnemlich der wiedergefundene K \nig von Syrien verursachet / hielte er diesen helden für denselben: und wol erwågend / wieviel dem Belochus an dessen person gelegen wåre / wan er ihn todt oder lebendig bekommen k \nte / versuchete er sein åusserstes / und schickte auf ihn seine dapferste soldaten. Sie musten aber alle ins gras beißen / und thåte Dison so verwundersame gegenwehr / daß Mamellus ihn zugleich hoch achten und fůrchten muste. Weil aber des Mamellus v \lker sich immer stårkten / hingegen des Disons haufen kleiner wurde / da seine leute meist unerfahrne krieger und bürger
Es hätte aber in die länge mit dem Prinzen keinen bestand haben k \nnen / wan nicht der Fürst Thare mit tausend Syrern ihm wäre zu hülf gekommen / und der Thyson dem Mamellus die post gebracht håtte / daß Husan in das königliche schloß eingebrochen / und also alle königliche personen daselbst in gefahr wåren. Demnach zoge der Statthalter sich alsofort zu rücke; und Dison / der etliche wunden bekommen /begabe sich auch wieder auf die burg: da alle Syrer die ihn fechten gesehen / sein lob bis an den himmel erhebten / und zweifachen muht erwiesen / unter einem solchen feldobristen zu kriegen.
Mitlerweile nun dieser Prinz nach seinen wunden sehen ließe / die ihn zwar nicht des bettes hüten machten / stunde im königlichen schloß alles in höchster verwirrung. Der Prinz Cimber / so bald er diesen auflauf vernommen / hatte mit dem Arteman und dessen in eil zu sammengeraffeten Niniviten / sich alsofort nach dem palast seiner K \nigin verfüget / üm derselben / wan die gefahr auf sie ankommen solte /bei zuspringen. Sie kamen dahin / als gleich der Fürst Husan / mit den bei sich habenden Syrern / so wol die Babylonische / als Tyrische / Ninivitische und Elamitische wachten angegriffen: üm einen freien durchgang zu der K \nigin von Ninive palast zu machen. Ehe Cimber seine Niniviten
Unter diesem grausamen gefechte / eilete die sch \ne K \nigin von Ninive / die / nach dem sie mit schrecken und entsetzen erwachet / ihre nachtkleider angelegt hatte / oben auf das dach des Hauses / begleitet von der Prinzeßin Ammonide / der Fůrstin Perseis / der Dersine / Siringe und Merone: von dar sie dem streit zusehend / nicht anders denken konte / als daß Belochus sie wolte entfůren lassen. Ihren geliebten Abimelech / wie auch ihre dapfere Aramena / rieffe sie in diesen nöten ümsonst an. Doch fassete sie noch einen trost / als sie / bei herfürbrechendem tag /den Cimber für sie fechtend erkante. In dem sie nun /für dessen sieghaften arm / den himmel anflehete /und ihres Gottes beistand in dieser angst sich getröstete: wurde sie gewar / daß ein teil von denen / die sie für ihre feinde halten muste / durch den garten einbrachen / und folgends zu ihr hinauf drungen. Sie konte / für schrecken / nicht alsobald sehen / daß der Husan diesen haufen fůrete; welcher / als er sich ihr genähert und zu erkennen gegeben / sie also anredete: Ich komme / nicht als ein feind / sondern als E. Maj. gehorsamer diener / ům sie in sicherheit zu bringen /weil sie bei den Assyrern nun nicht länger sonder gefahr verbleiben k \nnen. E. Maj. geruhen nur / sich mir künlich zu vertrauen / und g \nnen mir / daß ich sie auf die Kemuelsburg in sicherhrit bringen dörfe; da sie vernemen
Delbois / so kein wort verstunde / von allen dem /was Husan fürbrachte / war doch froh / diesen Fůrsten zu sehen. Und weil ihr von dem aufstand der Syrer /wiewol ohne ümstände / eine stimme vor ohren gekommen: als fiele ihr bei / es würde dieser Fürst vieleicht wissenschaft haben von der Syrischen Aramena / dessen er auch gegen ihr vor etlichen wochen sich vernemen lassen / und es würde üm deren willen diese aufrur entstanden seyn. Demnach fassete sie den schluß / sonder ferneres nachfragen / diesem Fürsten nach der Kemuelsburg zu folgen: da sie dan von ihrer Aramena zu erfahren verhoffete / was die ursache und wer die anfångere dieser unruhe wären. Also ließe sie sich durch den Husan hinunter füren / und fande im garten etliche wägen auf sie warten: auf welche sie /neben der Prinzessin Ammonide und ihrem gesamten frauenzimmer / sich setzete / und im kurzen / durch unwegsame strassen / und mit starker begleitung / in der Kemuelsburg wol angelangte.
Der dapfre Cimber / fochte immittels immer frisch fort / und nicht wissend / daß seine Königin von hinten durch den garten bereits entfůret wäre / gedachte er sie bis auf den lezten blutstropfen zu verteidigen: da dan Barzes / Arteman / und die andere Ninivitische kriegsbediente / ihm treulich beistunden / welche /durch seine verwundersame dapferkeit angefrischet wurden / seinem edlen fürbilde nach zu folgen. Weil aber Husan sein verlangen erlanget / hielte er fůr unn \tig / die Syrer vor dem schloße weiter fechten zu lassen: zumal auch Manmelius mit den seinigen dazukame / und der feind ihnen zu stark wurde. Demnach ließe er sie wieder mit vorteil
Hierauf eilete er zu der Königin von Tyro / ihr von diesem aufstande der Syrer bericht zu geben: wiewol er hiervon selber noch keinen gewissen grund wuste. Der Cimber aber ginge in den Ninivitischen palast /seine Königin zu sprechen: daselbst er / zu seiner h \chsten bestůrzung / alles leer / und die hintertůr zum garten offen fande; und konte er / aus dem gespör der wägen / die ůber alle hecken und buschwerke gefahren waren / leichtlich abnemen / was alda geschehen seyn müste. Er wurde deswegen so unwillig und ergrimmet auf sich selber / daß er / wann er nicht ja so stark von gemůt / als verliebt im herzen gewesen wäre / sich selbst hierům wůrde gezůchtigt haben. Er wuste nun nichtes zu thun / als daß er gleichfalls nach der Königin von Tyro palast eilete: alda er bei ihr /die fast mehr todt als lebendig war / ihre tochter die Königin Lantine / die Indaride und Jaelinde / samt dem frauenzimmer fande / die sich alle dahin versamlet hatten / und den Mamellus von diesem aufstand reden höreten. Sobald er in das gemach eingetreten /rieffe er: Die Königin von Ninive ist entfüret! worüber alle anwesende unbeschreiblich erschracken /und eine gute weile verstummeten. Was raht da? fragte endlich die bestůrzte Königin von Tyro.
O ihr götter! (rieffe die Königin von Tyro /) wie trůbselig endet sich / unsere hochzeitfreude? Wer ist dan aber unser feind? und woher entstehet uns dieses unversehene unglück? Ich kan noch anders nichts erfahren / (sagte Mamellus /) als daß ein geschrei gehet / des K \nigs Aramenes von Syrien sohn sei vorhanden. Ich habe gleich iezt / vor der Kemuelsburg / mit einem gestritten / der so verwundersam dapfer fochte /daß / wan dieser der gestrige bräutgam Dison / und nun der beschryene Aramenes ist / wir warlich nicht mit einem gemeinen feinde zu schaffen haben. Er sei so dapfer / als er wolle / (antwortete der eiversüchtige Cimber /) so soll er doch die K \nigin von Ninive nicht behalten. Wird man mir einige v \lker anvertrauen / so wil ich alsofort die Kemuelsburg angreifen /und nicht eher ablassen / bis deren eroberung / oder mein tod / dem streit ein ende mache. Man hat zweifelsfrei die K \nigin nach dieser burg gefüret / (sagte Mamellus /) weil selbige der feind innen hat. Sofern der edle Cimber uns / in dieser äusersten gefahr / wil seinen beistand zeigen / so sollen alsobald so viel völker / als in dieser eile und verwirrung aufzubringen / bereit seyn / einem so dapfren helden zu folgen.
Hierauf / sonder ferneres zeitverlieren / ordnete der statthalter die hålfte seiner bei sich habenden völker dem Cimber zu / und befahle dem Altadas / der bisher die sechstausend Syrer in Damasco / die nun alle abtrünnig zu den andern Syrern ůbergelaufen / gefüret hatte / daß er alsofort die viertausand Assyrier / über die der Nahor gesezt gewesen / dem Cimber zufůren solte. Der Thyson war noch mit den Gaham / auf dem tempelplatz / im gefechte begriffen: dem schikte der statthalter
Als nun der eifrige Cimber mit diesen ihm untergebenen völkern fårtig stunde / und Arteman noch mit tausend Niniviten zu ihm gestossen war / fürete er /als ein wütender leu / dieses ansehnliche heer nach der Kemuelsburg: da dan unterwegs alles / was ihnen widerstand thun wolte / nieder gemacht wurde. Er berennte nun die burg auf allen seiten / des vorhabens /in der eile / und dem feind keine zeit lassend / die mauren zu ersteigen. Zu dem ende teilete er sein volk in drei haufen: da Altadas den pöbel / welcher in großer mänge / ihren neuen K \nig zu beschůtzen / alda versamlet war / angreifen; Arteman mit dem andernhaufen / ihnen hier und dar zu hülfe zu kommen /stillstehen; er selbst aber / mit dem dritten haufen /die burg stürmen wolte. Der alte Hus / neben dem Husan / war eben willens / zu der Königin von Ninive in der Juno tempel / dahin sie üm sicherheit willen gebracht worden / zu gehen / und die ursach ihrer hieherholung ihr zu entdecken. Weil sie aber dieses des feindes vorhaben vermerkten / als eilten sie / mit dem Thare / Zophar und jungem Cyniras / zu dem Prinzen Dison / der eben ihm seine wunden verbinden ließe /und beredten sich mit ihme / ob es nicht ratsam wäre /daß man / durch zwei thore zugleich / einen starken ausfall auf die Assyrier thåte / und sie also abzuwenden versuchete? Als er solches für gut befunden /wurde alsobald der Opharteus / neben dem Masor /einem von seinen unterbefehlshabern /
Als hiernåchst das stürmen anfienge / und der Dison neben den Syrischen fürsten die gefahr sahe /begehrten sie nicht allein eiligste hülfe von dem Gaham / welcher mit seinem v \lkern vor des Osiris und der Isis tempeln stunde / und daselbst im streit begriffen ware: sondern sie ließen auch / durch die thore / die Elhanan und Nahor besezt hielten / ihren brüdern dem Ezer und Akan entbieten / wie es hohe zeit wäre / daß sie mit ihren v \lkern / welche seither unten am Libanon gestanden / und auf befehl gewartet hatten / in die stadt rücken solten. Inzwischen unter wärendem stürmen / fiele Cyniras / und Badezorus des Thare fürnemer kriegsbedienter / zum drittenmal aus / und stießen auf den Arteman: welchem sie so viel zu schaffen gaben / daß er in eine gasse zurück weichen muste. Altadas / der mit dem pöbel im streit begriffen war / kunte diesem keine hůlfe thun. So ware auch der Cimber so eiverig im stürmen / daß sein heer völlig in unordnung geriete / ehe er ihrer noht gewar worden. Er brachte aber / durch seine gegenwart / alles wieder in vorigen stand / und kame ihm zugleich eine gewaltige hülfe / indem der Thyson und der dapfere Astarinus / nachdem sie den Gaham von dem tempelplatz hinweg getrieben hatten / zu ihme stießen: da dan der
Hierauf wurde auch der p \bel / so bisher mit dem Altadas zu thun gehabt / in die flucht gebracht: die dan auf einen großen platz vor des Ri ons tempel sich versamleten / unschlůßig / weil sie keinen rechten fürer hatten / was sie beginnen solten. Sie waren teils schon so verzagt worden / daß sie sich vernemen ließen / sie wolten unter dem König Belochus bleiben /wan er ihnen friede geben würde. Dieses alles erfuhren und sahen die Syrer in der burg: weil sie / auf der andern seiten / ohne hinternis aus und ein kommen kunten / und also immer ihre kundschaft hatten. Demnach beschloßen sie / nochmals so stark / als sie nur immer könten / auszufallen / und dem Gaham nachricht zu geben / daß er / sobald es müglich / sich erholen und mit seinen völkern zu ihnen stoßen solte. Der Prinz Dison / ungeacht seiner wunden / fürete die Syrer selbst an: da dan er / für das reich seiner K \nigin Aramena fechtend / und Cimber / seine Königin von Ninive zu erlösen / beiderseits solche wunderdinge verrichteten / daß die / so von den mauren zusahen / über diesen zweien helden erstaunt verblieben.
Cimber / der den Dison für den Sirischen König /und auch für seinen mitbuler hielte / welches letzere er aus so schleuniger entfürung der Ninivitischen K \nigin mutmaßen můßen / ware gar froh / daß ihm einmal der himmel einen solchen mitbuler verfůget /an dem er seine wut künlich auslassen dorfte. Demnach gienge er so freudig als grimmig auf ihn los: also daß / wan Dison nicht mit fleis ihm ausgewichen /und seine waffen gegen andere gewendet hätte / es zwischen ihnen einen rechten leuen-kampf würde abgegeben haben.
Die Syrische Fürsten / so von der mauer zusahen /konten wol ermessen / daß der Dison in die långe nicht würde bestehen können: weil der Assyrier mehr waren / und der Gaham zu kommen verzoge. Demnach drungen sie einmütig in den Thebah / sie zu ihrem K \nig zu fůren: weil sie hochn \tig befanden /daß der sich / in dieser äusersten gefahr / dem volk zeigte / sie damit anzufrischen / und zum streit wiederkehren zu machen. Dann sie hatten zeitung bekommen / wie daß der p \bel begůnte kleinmůtig zu werden / und nach dem k \niglichen schloß iemand abgefårtigt håtte / mit dem Mamellus einen frieden zu handeln. Der bestürzte Thebah liefe eiligst zu der Ahalibama und den andern in das zimmer / alwo sie voll schrecken und sorgen beisammen waren / und deutete ihnen an / in was gefahr sie stůnden / wofern sie nicht die Aramena dazu beredeten / sich unverweilt / als Syrischer König / dem volke zu zeigen.
Demnach giengen sie gleich alle mit ihm zu dieser Prinzessin / und ihr sämtlich zu fus fallend / baten sie mit tränen / daß sie doch ihrer und des armen landes sich erbarmen / und nicht / durch ferneres widerstreben / sie und ganz Syrien zu grund richtẽ wolte. Bedenket doch / edle Prinzessin! (sagte Thebah) daß eure eltern euch meiner aufsicht anbefohlen / und in ihrem lezten willen verordnet / euch zu regirung des Syrischen reiches
Ihr habet mich alle betrogen / (finge endlich die betrůbte Aramena an zu reden /) und dörfet noch begehren / daß ich eurem einrat ferner folgen sol. Und was wollet ihr den / daß ich thun solle? Hierauf unterrichtete sie der Thebah ausfůrlich / wie hochnötig es sei /daß sie / unter des Aramenes namen / sich ihren stånden zeige. Sie bewilligte solches endlich: wie wol sie / ihr geschlecht länger zu verhelen / sich schwerlich wůrde entschlossen haben / wan sie nicht ůberstimmet und also fast mit gewalt dazu wäre gebracht worden. Sie hatte allbereit / wegen dieser unruhe / ihre gestrige manskleidung wieder angezogen: damit sie / auf allen fall / nicht nackend m \chte gefunden werden. Demnach seumte der erfreute Thebah nicht / den alten Fůrsten Hus / neben den andern / in
Es begunte schon abend zu werden / als sie auf des Rimmons platz ankamen: da dan der beredte Thebah /dem zaghaften volk den kron-erben ihres verstorbenen K \nigs zeigend / sie beweglichst ermanete / daß sie gut und blut / leib und leben aufsetzen solten / diesem ihrem erbherrn auf seinen våtterlichen tron zu verhelfen. Alles volk wurde / bei ansichtigung des schönen Aramenes / wieder bemutigt und angefrischet / also das sie einhällig und mit grossen freuden rieffen: Es lebe unser K \nig Aramenes! Und ihme ihren eiver zu zeigen / auch zu versicherung ihrer treue / säbelten sie den Abibalus / einen fürnemen ratsherrn in Damasco /vor seinen augen nieder / der ihnen gerahten hatte / zu dem Mamellus üm frieden zu schicken. Wie man sie nun so eiverig und gut k \nigisch befande / säumete man nicht / sie in der hitze anzufüren: da sie dan / viel tausend stark / den Cimber und die Assyrier überfielen / als dieselbe eben den garaus
Der dapfere Cimber / fochte immittels ganz verzweifelt: und weil er ohnedas sein verdriesliches leben wenig achtete / als schluge er es nun fůr eine so edle ursach / nämlich für seine Königin / v \llig in die schanze / und name sich so wenig in acht / daß er viel wunden bekame. Doch verkaufte er sein blut den Syrern teur genug / und metzelte so schrecklich ům sich / daß sie einen ganz blutigen sieg erhielten. Seine wut und stärke verdoppelte sich / als er vername / daß sein bisheriger dapferer gegner nicht der König von Syrien gewesen / und daß dieser nun erst mit der neuen hülfe angekommen wäre. Wolan! (sagte er zu sich selber) gleichwie ich in meinem leben meinem geliebten mitbuler ståts gedienet / also wil ich es auch in meinem tode thun / und / den Syrischen K \nig und mich zugleich aufopferend / den Abimelech von allen seinen mitbulern befreien. Hierauf wehlete er ihm von den Assyriern die båsten aus: die musten sich verschweren / bei ihm zu stehen / und nicht abzulassen / bis sie den Syrischen König todt oder lebendig bekommen håtten. Mit diesen nun drange er in die Damascener hinein / und ihme aller orten raum machend / weil sie wider so rasenden anfall nicht bestehen konten /stieße er endlich auf den K \nig / der den Hus / Husan und Thebah ům sich hatte. Diese stellten sich
Dieser sieg / brachte nun fast ganz Damasco unter der Syrer botmäsigkeit / also daß dem Mamellus und seinen Babyloniern kaum der dritte teil der stadt / in welchem das k \nigliche schloß lage / samt einem thor / übrig bliebe. Demnach / aus der noht eine tugend machend / und ehester hülfe / sowol von seinen K \nig / als von dem Belopares und dem Sinear aus ober Syrien / (zu welchen er auch alsofort reitende boten abfärtigte /) sich versehend / zoge er alle ůbrige manschaft an sich / (deren die meisten / an diesem blutigen tag / dem neuen K \nig von Syrien zu ehren aufgeopfert worden) und ließe die ganze nacht hindurch arbeiten / sich aufs bäste zu verschanzen: weil er keinen augenblick versichert war / daß die Syrer nicht einbrechen wůrden. Seine gemalin und tochter / die diesen tag über mit grosser gefahr in ihrem palast sich aufgehalten / bedienten sich der nacht / und kamen durch abgelegene gassen zu ihm: da sie / in einem von den k \niglichen palästen ihre wonung namen / aber keiner ruhe genießen kunten / weil das geringste geräusche sie erschrekte und ermunterte.
Der Cimber stunde / wegen seiner wunden / die nacht über / eine grosse gefahr aus / weil das erhizte blut sich
Unter diesem gelårme / befande sich die Königin von Ninive / den ganzen tag / im tempel der Juno: und weil allein der Fürst Hus und Husan / neben dem Dison und Thebah / von ihrem daseyn wissenschaft hatten / als verursachte dieser ihre verwunderung /und des Thebah überhåufte geschäfte / daß niemand kame / sie von dar abzuholen. Demnach lebte sie / die nacht durch / mit ihrem frauenzimmer / in sorglicher ungewißheit / was es mit ihnen / bei diesem jåhen auf stand und unverhoften krieg / werden wůrde. Je mehr sie der sache nachdachte / ie weniger kunte sie sich darein finden: und wuste sie gar nicht auszusinnen /wie dieses zuginge / daß sie weder von ihrer getreuen Aramena / noch von Ahalibama und Timna / die doch auf der burg waren / besuchet wurde.
Als nun die nacht fůrbei war / entdeckte der wiederherfürkommende tag / an allen orten der Stadt /sonderlich
Er erinnerte sich auch seiner Königin von Ninive /wie er deren zorn auf sich geladen / indem er unter weiblichen kleidern sie solang betrogen / und nun / da es ganz anderst hinausliefe / als er vermutet / an stat der verborgenen abreise mit dem ritter Dison / in Damasco / wer er wåre / offenbar machen můssen. Dieses gienge ihm nun sehr zu herzen / und fragte er seine schwester / wie es dieser Königin erginge / seit daß der Fürst Husan sie / aus
Ihr gespråche handelte / von dem betrug / womit die Seirische Fůrstinnen sie so unverschuldter weise beleidigt und betrůhet hätten. Als sie nun auch die Ahalibama kommen sahe sagte sie zu ihr: Um dich /üm dich habe ich es am wenigsten verschuldet / daß du mich soltest in solche unruhe stůrzen / da ich doch an dir eine beständige ordensschwester in meiner g \ttin tempel zu haben vermeinte; nun aber erfahre ich / daß du am meisten mir hinterlich gewesen. Kanst du dan / liebste schwester! (antwortete Ahalibama) noch nicht unbescholten lassen / was ich zu deinem bästen habe fürgenommen? Dein stand erfordert ja /daß du dich deines reichs annemest / und den Syrern einen König verschaffest. Da nun dieses hat geschehen můssen / wofern du anderst deine königliche geburt nicht verleugnen wollen / so sage mir doch: was habe ich dan wol gesůndigt / daß ich meinem bruder diese glůckseeligkeit für andern zuwege gebracht / an dich getrauet zu werden? Ich weiß / Gott lob!
O unbeståndige Ahalibama! (rieffe Aramena /) die du weder den g \ttern noch menschen treu verbleibest! Ich stelle dahin / was dir hierinn zu thun beliebet: ich aber wil meine gelůbde nicht brechen / bis das ich sterbe. Weil aber ihr Fůrstinnen von Seir alle diese unruhe darům habt angestiftet / ům eurem vettern und eurem hause die Syrische kron zu erlangen: so wil ich meinen angebornen tron dem Dison gutwillig ůberlassen und abtreten. Erbarmet euch nur meiner / o ihr grausame freundinnen! und helfet mir in den Dianen-tempel. Wann ihr diese barmherzigkeit mir erweiset /wil ich alles vergessen / womit ihr mich iezt beleidigt / und nie aufhören / für den wachstum eures hauses meine g \ttin tag und nacht anzuruffen. Vermeinet dan die Königin von Syrien / (sagte Timna) daß man in Ninive diejenige in den tempel wieder aufnemen werde / die nicht allein an einen man getrauet worden / sondern auch bei ihm im bette gelegen / deren auch die oberpriesterin / wiewol sie an der person gefehlet /aus ihrem tempel zugehen bereits erlaubet hat? Ach grosse Diana! (rieffe Aramena ganz wehmůtig) solte mich dan dieses / in deinem dienst zu bleiben / untüchtig machen / daß ich hinterlistiger weise an einen man getrauet worden? Du kennest mein keusches herz / und wirst mein gelůbde dieserwegen nicht für ungültig erkennen.
Indem sie dieses mit großer bewegung redete / trate Thebah zu ihnen in das gemach: der dan / den inhalt ihrer unterredung vernemend / für nützlich ermasse /das zarte gemüt der Aramena nicht ferner zu erzůrnen / sondern ihr einige bedenk-zeit zu gönnen. Demnach
Weil alle Syrische Fůrsten in dem falschen wahn stehen / (gabe Thebah zur antwort) es sei ein sohn von dem großen Aramenes vorhanden / als sind sie üm seinet willen so eifrig / das Babylonische joch ab zu werfen: welches sie / ům der tochter willen ihres Königs / nicht thun wůrden / aus befahrung / daß hernach erst ihr rechter K \nig erscheinen / und also diese mühe vergeblich seyn m \chte. Nun sie diesen ihren K \nig zu haben vermeinen / treiben sie alles üm so viel eifriger: und wird alsdan erst zeit seyn / den Syrern zu sagen / daß die K \nigin Aramena dem Prinzen von Seir die Syrische kron ůberlassen wolle / wenn wir uns fäst gesetzet / und alle benötigte macht in hånden haben werden. O so gebe der himmel / (rieffe hierauf Aramena) daß sich dieser mein bruder Aramenes einfinden möge: wie frölich wolte ich diese königliche bürde fůr ihn ablegen / die mich an meiner h \chsten vergnůgung verhintert. Sind dan E. Maj. zu frieden / (fragte Thebah nochmals)
Der alte Thebah / so dieser entschließung noch nicht recht trauete / sondern besorgte / sie möchte /aus ungedult / sich dannoch entdecken / sagte ihr so viel gefärlichkeiten für / die ihr wůrden zustoßen /wen sie nicht bei dieser ihrer erklärung beständig verbliebe: daß sie / in betrachtung dessen / und in kein größers unheil zu geraten / gar hoch versprache /blindlings seinem einraten zu folgen. Sie tr \stete sich aber heimlich mit der hofnung / daß sie endlich gelegenheit und die freiheit erlangen würde / sie sämtlich wieder zu betriegen / ihren händen zu entgehen / und nach Ninive zu entkommen.
Wie nun hierauf von dem Thebah gut befunden wurde / daß Aramena als Syrischer König / die beide verwundte Fürsten / den Hus und Husan / besuchen /und daselbst / mit zuziehung der andern / kriegsrat halten lassen solte / begabe sie sich zu pferd / und ritte dahin: da dan unterwegs / von allen orten und enden / ihr tausend glükwůnsche zugeruffen wurden. Die beide Fürsten namen diese besuchungs-ehre / die ihnen der K \nig erwiese / sehr erkentlich auf: die dan in eine kammer sich hatten zusammen tragen lassen /üm dem kriegsrat beizuwonen. Die Fürsten von Haso / der Ezer und Akan / wurden daselbst / den K \nig zu grůßen / auch fůrgelassen. Der Thebah täte / im namen des Königs / den vortrag / wie nåmlich S. Maj. verlangten / ihrer aller meinung
Das eifrige verlangen / (sagte er) welches der mehrere teil von uns Syrischen Fůrsten iederzeit getragen /aus dem schweren joch der Assyrier zuentkommen /gabe uns anlaß / die waffen wider den König von Babel zu ergreifen: als der weiße Thebah uns zu Hierapolis hoffen machte / daß die tochter des großen Aramenes vorhanden wåre. Wir gerieten deswegen an den Hemor von Canaan / und wolten / diese Prinzessin mit ihm verehlichend / ihn auf den Syrischen tron setzen. Die fůrsichtigen g \tter schickten es aber anderst / als wir vermeinet: indem / weil sie gegenwårtigem unserm K \nig die kron fürbehalten hatten / dieser Prinz der rechten Prinzessin im tempel zu Ninive verfehlen / und sich an die Milcaride muste trauen lassen. Und als sowol der Fürst Zophar / als der Thebah / uns der verborgenen gegenwart unsers K \nigs versicherte / verließen wir die Canaaniter / und versamleten uns zu Lais / des fåsten vorsatzes / gut und blut /leib und leben / bei ihm aufzusetzen.
Wir teileten demnach unser heer in zween haufen: deren einen / der Rames Fürst von Jedlaph nach Hierapolis fürete / selbige stadt sowol wider die Assyrier und Niniviten / als wieder die Canaaniter / zu verteidigen; mit dem andern aber eileten wir hieher / üm unserm K \nig beistand zu leisten. Der Rames / wie wir hernach erfuhren / fande in Hieropolis nicht den geringsten widerstand bei den Canaanitern; massen /gleich nach ihrer ankunft / alle Sichemiten davon zogen: daß wir also von ihnen keiner feindseligkeit uns befahren d \rfen.
Als hierauf auch die andere befraget worden / ward von den meisten dem Ezer beigestimmet. Wie aber die reihe an den Husan kame / sahe der den Fürsten von Hus an / und sagte: weil uns beiden allein bekant ist / daß die Niniviten unsere feinde nicht bleiben werden / als finde ich ratsamer / des Tharsis und der zw \lftausend Niniviten ankunft zu erwarten / als unsere gestern schon-abgemattete v \lker ferner zu ermüden. Dan / wan wir erstlich mit den Niniviten uns vereenigt haben / können wir alsdan ein frisches heer wider den Belochus ins feld stellen / welches ihnen gnug gewachsen seyn wird / die eroberung von Syrien zu behaupten. Hiermit schwiege Husan / und ließe die ehre dem Fürsten Hus / das geheimnis von der schönen Königin von Ninive / der versamlung fůrzutragen.
Dieser Fůrst wendete sich zu dem K \nig / und begunte also zu reden. Das glück so bisher Syrien verlassen / scheinet nun gedoppelt herwieder / indem es uns Syrern die durchleuchtige Syrerin Aramena / die bisher die ganze welt fůr des Belochus von Assyrien tochter gehalten. Und wie das ebenbild des grossen Aramenes in unserm K \nig herfür leuchtet / also lässet sich auch die wunderbildnis der Philominde an dieser K \niglichen schwester erblicken. Weil nun der gůtige himmel uns zwei kinder von unsrem lieben K \nig sehen lässt / als wollen wir hoffen / daß dritte / nämlich die jüngere vom Thebah auferzogene Prinzessin Aramena / werde auch bald wieder gefunden / und also unsere große freude ergänzet werden.
Was vergnügung die verkleidte Aramena / in ihrem herzen / ůber diesem unverhofften bericht entfunden /erschiene genugsam aus ihren åuserlichen gebården: und ware sie nicht allein darüm erfreut / daß sie so eine schwester bekommen / sondern auch und noch vielmehr / weil sie hoffete / daß nun ihrer ältern schwester das reich / und folgbar ihr der Diana-tempel / ungekränkt verbleiben würde. Es fehlte wenig / daß sie nicht alsofort sich kund gegeben. Der alte Thebah / der über dieser zeitung ganz betreten war / befahrete dieses / und deshalben sich eiligst erholend / fiele er dem Fürsten von Hus in die rede und sagte: Wofern mein König Aramenes mehr töchter gezeuget / als die jenige / die erst nach seinem tode die welt erblicket /so k \nte man / durch vorteilhafte verheuratung dieser beiden fürtreflichen schönheiten / unsrem Königreich beståndigen frieden zu wegen bringen: wiewol ich nicht gläuben kan / daß mehr als eine Aramena verhanden sei. Der Fürst von Hus (antwortete der
Freilich g \nnet der himmel mir und meinem vettern / gegenwärtigem Fürsten von Chesed / (sagte der Fürst ferner) daß wir dieser durchleuchtigen Syrerin geburt beweisen k \nnen. Und wann die zeit es zuließe / wolte ich alles ausfůrlich berichten / wie es mit dieser Aramena geburt daher gegangen. Es weiß auch der König von Babel wiewol er solches erst neulich erfahren / von wem die K \nigin von Ninive erzeuget sei: daher die liebe / welche ehmals diesen monarchen gegen ihre frau mutter / unsere unvergleichliche K \nigin / entzůndet / in ihme gegen der tochter wieder angeglommen; vermutlich aus gütiger schickung des himmels / damit diese lezte liebe / dem reich Syrien /den frieden und die ruhe wieder gebe / so uns durch die erste so erschrecklich geraubet worden. Daher ist mein raht / man gebe dem verliebten Belochus diese K \nigin / und wende also alles fernere blutvergießen ab / dessen wir hiedurch uns entheben werden. Daß die schöne Ninivitische K \nigin unsers großen Aramenes tochter sei / (sagte Husan) solches ist ganz gewiß: nimmermehr aber ist zu hoffen / daß diese grosmütige K \nigin den todfeind ihrer k \niglichen eltern lieben / noch die Niniviten / die das Assyrische joch als den tod hassen / solches dulten werden; und würden diese deswegen nicht allein ihre K \nigin /sondern auch unsere seite verlassen / und uns also eine mächtige hůlfe entziehen. Wan wir mit Assyrien frieden haben / (wandte der Fürst von Hus dargegen ein) so wird uns kein Ninivitischer beistand mehr n \tig seyn.
Diesem einrat fielen Zophar und Thebah mit bei; der Husan aber / und ihr vermeinter König / beharreten auf der gegenmeinung: und håtte dieser streit unter
Als man hierauf in der beratschlagung fortfure /wurde / nach langem wortwechseln / der schluß gemacht / daß man / bis zu des Tharsis ankunft / stille bleiben / und nichts feindliches wider den Mamellus fůrnemen / indessen aber der K \nigin von Ninive ihre geburt eröfnen solte. Diese verrichtung wurde dem Hus und Husan aufgetragen / sobald sie ihrer wunden halber wieder wůrden ausgehen können: welche beide Fůrsten auch den König und die ander Fürsten auf selbige zeit
Aber auf dem großen platz vor der burg / stieße unversehens auf sie der Mamellus / mit einem großen heer der Assyrier. Dan / als dieser erfaren / daß der Syrische K \nig von der burg / nach des Hus palast /sich begeben håtte / fassete er diesen kůnen schluß /ihn zu überfallen / und / wo müglich / sich seiner person zu bemåchtigen: üm dadurch allen Syrern den mut zu benemen / und dem krieg eine andere gestalt zu geben. Weil nun dieser anschlag von großer wichtigkeit war / als fochte Mamellus neben seinen Assyrern halb verzweifelt / und drunge so grimmig in die bestürzte Syrer / daß / ehe dieselben mit mehrer hülfe sich stärken konten / er den K \nig hinwegbekame /und in guter ordnung mit stätigem fechten sich gemach zu rück ziehend / endlich den schloßplatz erreichete / und also sein großes fürnemen glůcklich volzogen sahe. Der vermeinte Aramenes / wurde alsofort in einen fästen turn gebracht / und alda wol bewachet. Weil auch Mamellus vermuten konte / daß die Syrer und Damascener ihr åuserstes daran setzen wůrden /ihren König wieder zu bekommen: als machte er sich gefasst / ein- und andern sturm auf etliche tage auszu halten / bis entweder von Acraba sein K \nig hülfe schicken / oder der Sinear und Tharsis aus ober-Syrien ihre Babylonier und Niniviten herzu fůren würden.
Dieser unverhofte verlust / sezte die Syrische Fůrsten /
Die herzliche-betrůbte Ahalibama / leistete den klagen ihres bruders / mit ihren milden zären / treue gesellschaft: weil sie nicht allein ihrer Aramena zugestossenes unglůck schmerzlich mit fülete / sondern auch ihr / daß sie bei ihrer K \nigin von Ninive in ungnaden ware / so tief zu herzen zoge / daß sie nicht zu tr \sten war. Dan diese K \nigin hatte nun von der Casbiane erfahren / wer ihre Aramena gewesen / und wie der erkante K \nig von Syrien diese schein-hochzeit mit seinem freund angestellet / ům dadurch sein vorhaben zu erlangen / und den Syrischen tron zu besteigen: dadurch ihr keusches herz und entfindliches gemůt zu solchem zorn bewogen worden / daß / wie Ahalibama und Timna sich darauf angeben lassen /ihr aufzuwarten / sie von ihnen nichts hören noch wissen wollen. Dieses machte / die Ahalibama / und die Timna / so unmutig / daß sie nicht wusten / wo sie sich lassen solten. Und was sie noch mehr schmerzte /so dorfte Ahalibama dieses
Sie überwande sich aber / soviel sie immer vermochte / und weil weder ihr / noch der Aramena /noch ihrem bruder / durch bloßes klagen / geholfen ware / als vermanete sie den bestürzten Zophar / wie auch den trostlosen Thebah / welche in des Disons kammer zu dem Thare / Ezer / Akan / Nahor / Elhanan und den ůbrigen Fürsten / sich versamleten / daß sie doch diesem äusersten unheil raht suchen wolten. Nach langem ůberlegen / ward für das båste gehalten /daß man dem feind keinen augenblick ruhe gönnen /sondern von stund an / wiewol der abend sich nåherte / mit aller macht / den k \niglichen schloßplatz von allen seiten berennen / denselben an vier orten zugleich stürmen / auch nicht ablassen solte / bis sie ihren König wieder befreiet hätten. Der alte Hus und der Husan / wie sie der andern ihre meinung erfuhren / fielen diesem entschluß auch mit bei: und waren sie alle so ungedultig über diesem schimpf / der ihnen /als dem siegenden teil / begegnet / daß sie einiges trostes nicht wåren fähig worden / wann nicht die hoffnung / bald wieder einzubringen / was sie so schändlich verloren / sie erhalten håtte.
Inzwischen nun ganz Damasco und ihre Fůrsten sich eifrigst zu diesen anfall růsteten / auch Mamellus hingegen alle anstalt zur gegenwehr machete / stunde die sch \ne K \nigin von Ninive / in der Juno tempel
O himmel! (sagte sie bei sich selber / weil / die anwesenheit
Aber wie ist es immer müglich / (fure sie fort) daß solche falschheit eure herzen / ô Timna und Ahalibama! hat besitzen können / in dieses bösliche beginnen des Disons einzuwilligen und dasselbe zu befördern /da ihr mich so vielfältig eurer treue versichert? Ja /Timna! auf dich hätte ich wol / als auf felsen / gebauet: und dir / Ahalibama! håtte ich mehr tugend zugetrauet / als daß du fåhig seyn soltest / solche dinge zu verüben. Ach darům / was ist die welt? Töricht habe ich gethan / daß ich menschen getrauet / und durch gutes-thun mir freunde erlangen wollen.
Hiemit trate Casbiane in das zimmer / und brachte die K \nigin aus ihren gedanken: welche / diese Fůrstin anschauend / warname / daß sie / über gewonheit / betrůbt
Was E. Maj. von ihrer gefångnis zu reden beliebet /(antwortete Casbiane) wollen sie mir gnädigst erlauben / daß ich dasselbe anderst erklären d \rfe. Die Syrische Fůrsten beteuren einmütig / E. Maj. seien hier bei ihren freunden / auch keines wegs als gefangen hieher gebracht / sondern dadurch in sicherheit und schutz gesetzet worden. Dieses hat mir zwar der Husan auch gesaget / (fiele ihr die K \nigin in das wort) ich habe aber solches noch nicht begreifen können. Was den Fürsten Dison / (fuhre Casbiane fort zu reden) und dessen freundschaft mit unsrem König betrifft / so kan
Zwinget mich nicht weiter / (sagte die K \nigin /mit einem ernstlichen wesen) meine schwachheit der welt darzuthun / daß ich in einer so herben beleidigung / die euch guten teils selber mit angehet / meine unvers \nlichkeit nicht meistern kan. Mein königlicher stand / mein haus / person / und gesamtes frauenzimmer / ist geschändet / daß wir solang / unter weiblichen kleidern / den Dison von Seir bei uns gehabt. Wer wird uns zutrauen / daß wir diesen betrieger nicht gekant haben? Und was kan einem tugendliebenden ehrlichen gemůte nåher gehen / als seinen guten namen mit solcher b \sen nachrede beschmitzet zu wissen? Ich habe / diesen betrieger / so unschůldig geliebet. Ich konte fast nicht leben / wann ich meine Aramena nicht bei mir hatte. Seine verwandtinen / als die Timna und Ahalibama / liebte ich eben so herzlich: unwissend / daß sie seines geblütes / gleichwie iezt seines betrugs / teilhaftig waren. Wie håtte man mich ärger beschimpfen können / als daß ich / auf so fr \mde weise / dem damals noch-verborgenen
Waren aber diese trostlos und unruhig / so entfunde der getreue Thebah auch das seinige: welcher nicht wuste / was er davon gedenken oder daraus machen solte / daß die Aramena eine und zwar ältere schwester bekommen / deren das reich Syrien billiger zu stunde / und von der er / auser was ihnen nun der Fürst Hus berichtet / niemals das geringste vernommen hatte. Er gienge / so bald diese unruhe es zulassen wolte / ganz allein zu dem Zophar und dessen gemalin / und beschwure sie bei allen g \ttern / daß sie ihm sagen wolten / was ihnen hiervon bewust ware. Zophar / beteurete seine unwissenheit. Die Calaride brache endlich heraus / und sagte: Nun es so weit gekommen ist / kan ich nicht leugnen / daß unsere K \nigin Philominde mir einst entdecket / wie sie zu Babel bei ihrer schwester heimlich eine tochter geboren habe: fůr welche aber die Königin Naphthis also
Ist diesem also / (gabe Thebah / nachdem er der sache eine weile nachgesonnen / zur antwort) so lasset uns ferner unserer Aramen treulich beistehen / üm deroselben so wol eine krone / als wie ihre schwester hat / zu wege zu bringen. Um deß willen / müßen wir alle dazu helfen / daß der K \nig von Babel die K \nigin von Ninive / welche er liebet / bekomme: wodurch dieses reich den frieden / und wir Syrer unseren eignen herrn / behalten. So ist demnach hochn \tig / daß Aramena ihre jetzige person / als Syrischer K \nig /noch långer spiele / und daß man mit dem Belochus diese heurat ehist schließe: damit die K \nigin von Ninive / ihre ankunft erfahrend / sich darwider zu setzen / nicht ihre Ninivitische macht an sich ziehe. Mein raht wäre / man fårtigte alsofort noch diese nacht jemand ab / nach Acraba an den K \nig Belochus / und trüge ihm diese unsers K \nigs schwester an. Ist er so verliebt / wie ihn mir der Fürst von Hus beschrieben /so zweifle ich nicht / er werde uns gern unsern König / und den frieden / fůr unsere Prinzessin geben / und Syrien uns überlassen; welches ohnedas so gut als unser ist / weil wir / ungeacht der gefångnis unsers vermeinten K \nigs / aller orten den meister spielen /und auf einen wink / des Beors aus Canaan hůlfe erlangen können. Dan dieser hat heimlich / mit einem starken heer / dem Libanon sich genähert / üm / auf bedůrfenden fall / uns beizuspringen / und seine Ahalibama abzuholen.
Man füre mich hin / (rieffe er) wo diese grausamkeit sol verübet werden! wir müssen / durch aufopferung aller Syrer / dieses unglück verwehren. Hiemit sprange er aus dem bette / und ließe / weil in dem schrecken / der einen jeden ergriffen / niemand ihm hinterlich war oder einredete / sich ankleiden / warf sich auf das pferd / und rante / im geleite aller Syrischen Fürsten / nach dem schloßplatze. Er ersahe alda seine geliebte Aramena den grausamen schlag von dem henker erwarten / und bildete ihm für / wie sie ihm zurieffe / sie zu retten. Er befande zwar möglich /das schloß alsobald zu ersteigen. Weil aber / sein und seiner Aramena leben / an dem faden eines einigen streichs und augenblicks hienge: als muste er sich entschließen / sie lieber noch länger gefangen / als todt /zu wissen. Er muste sie dißmal verlassen / üm / sie nicht gar zu verlieren; und den sieg fahren lassen / der ihn so ein großes kosten solte.
Haltet ein! haltet ein / unglückselige Syrer! (rieffe er ganz verzweifelt /) euren sieg so teur zu kaufen /und weichet dem grausamen geschicke. Gönnet lieber den Assyriern diesen vorteil / als euch so einen unwiderbringlichen verlust! Hiermit ließe er zum abzug blasen; und weil iederman diesem helden gehorchte /als sahen sich die Assyrier von stund an befreiet: da dan Mamellus den Aramenes wieder hinab bringen ließe / h \chst erfreuet / daß sein anschlag ihm so wol gelungen war. Er hätte
Der kluge Thebah tr \stete immittels die verzagte Syrische Fůrsten / mit der versicherung / daß alles /wan die gesandschaft vom K \nig Belochus zurücke kåme / noch wol für sie ablaufen wurde. Hierbei riete er ihnen / daß sie nur stille sitzen / und ferner den Syrischen statthalter nicht reitzen solten: damit sie ihren K \nig nicht aufs neue in gefahr setzen möchten. Der alte Hus / in dessen palast sie folgenden tags zusammen kamen / stimmete hierinnen dem Thebah bei /und beschriebe des Belochus liebe zu der K \nigin von Ninive so håftig / daß er ihnen / wo nicht Syrien /doch wenigst ihren K \nig / fůr diese ihre Prinzessin wiedergeben würde. Um aber inzwischen nicht müßig zu sitzen / sondern des reiches Syrien sich ie mehr und mehr zu bemåchtigen / wurde gut befunden / daß der haubtman Badezorus mit einem heer vor Aroer rücken solte / üm selbigen und die ůmligende \rter unter seine gewalt zu bringen. Man färtigte hierneben den Gaham an den K \nig von Canaan / und dem haubtman Sachar an den Tharsis ab / mit des Thebah briefen: welcher an den K \nig Beor schriebe / daß er nur kommen / und seinen beistand dem
Inzwischen nun Mamellus so wol / als die Syrer /auf antwort von dem Belochus aus Acraba mit verlangen warteten / bedachte sich der Fürst Husan / wie er die sch \ne K \nigin von Ninive aus des Belochus händen erretten m \chte: dan es ihm sehr nahe ginge / daß diese seine angeborne Prinzessin / gegen ihrem willen / zu dieser heurat mit dem feind ihrer eltern / solte gezwungen werden. Und weil er ohndas gut Ninivitisch war / als konte er wol ermessen / daß auch fůr selbiges reich diese heurat nicht vorteilig seyn würde. Demnach hielte er für höchstn \tig / daß diese K \nigin ie eher ie bässer innen würde / wie es mit ihr stůnde /und daß sie / aus den händen der Syrer / förderlichst in ihr reich nach Ninive zu entkommen / trachten solte: da sie dan folgbar / an stat allhier ihre person /für das heil von Syrien / dem Belochus aufzuopfern /diesem reich und ihrem bruder mit ihrer Ninivitischen macht zu hülfe kommen k \nte. Er sahe aber / hierzu zu gelangen / viel schwere hinternise. Er wuste nicht /wo er die K \nigin / ehe sie von dar abzureisen gelegenheit bekäme / lassen solte. So befande er auch durch seine leibsschwachheit sich angehalten / daß er selber der K \nigin hievon nicht öffnung thun konte.
Nachdem er alles wol und vernünftig bei sich überleget /
Wie er nun im tempel wieder angelanget / bemühete er sich / einen priester durch geschenke und grosse vertr \stungen zu gewinnen: der sich dan bereden ließe / die pforte bei nacht / wann des Husans leute ankommen wůrden / zu öffnen / ihnen das frauenzimmer / so bei ihnen im tempel war / zu überliefern / auch selber mit aus dem tempel zu gehen / und nach Ophir / alwo er zu haus geh \rte / sich hinweg zu begeben. Nachdem Husan diesen guten anfang vom Abdastartus mit freuden vernommen / stunde er nun an / wie und durch wen er der K \nigin dieses sein vorhaben solte hinterbringen lassen. Doch ward er endlich schlüßig /ihr zu schreiben / und den brief durch die Timna / als deren vertreulichkeit bei der Königin ihm wol bekant war / ihr einhändigen zu lassen. Wie er nun den brief geschrieben hatte / schikte
Die Timna / als sie das schreiben entfienge / befande sich sehr betreten / wie sie sich hiebei bezeigen solte: weil / die noch-anhaltende ungnade ihrer K \nigin / ihr bei derselben allen zutritt versagte. Jedoch dem Bubastes ihr anligen zu verbergen / name sie das anvertraute gewerbe über sich / und verhieße / ihm in wenig stunden antwort zu verschaffen: wiewol sie noch nicht wuste / wie sie ihm diese zusage halten solte. Sie ginge erstlich zur Ahalibama / und wiese ihr daß schreiben: von welchem sie beide wol vermuteten / daß der K \nigin hieran viel gelegen seyn muste. Demnach wolten sie solches keiner andern hand vertrauen / sondern es wagen / dasselbe selber zu ůberliefern: zumal ihnen ohndas unerträglich fiele / långer auser ihrer K \nigin gegenwart zu leben / deren ungnade sie nun bis in den zehenden tag mit schmerzen trugen.
Also ergriffen sie diese gute gelegenheit / und giengen / wiewol nicht sonder angst / unangemeldet nach dem tempel: da sie / in der K \nigin vorzimmer / die meiste Syrische Fürsten und herren antraffe / die derselben fleißig aufwarteten / iedoch aber ihre wahre geburt aus stats ursachen / die ihnen der vorsichtige Thebah beigebracht / ihr nicht er \ffneten / sondern dasselbe den Fůrsten Hus und Husan auf bequeme zeit zu verrichten überliessen. Sobald nun diese Syrische Fürsten die Ahalibama
Die Perseis aber ginge diesen beiden entgegen /und beschwerete sich sehr darůber / daß sie / die schüldige ehrerbietung / die ihrer Königin gebůrete /also hintan sezten / unberuffen in das königliche zimmer zu kommen. Dieser verweis ware der Ahalibama so schmerzlich zu vernemen / daß ihre trånen fůr sie antworteten: dan sie ungewonet war / bei der K \nigin von Ninive also entfangen zu werden. Ist dan mein verbrechen so gros / (fragte sie endlich die Perseis) daß ich gar keine aussönung hoffen darf? Die Prinzessin von Seir ist so verständig / (antwortete die Perseis) daß sie von selbst
Unter diesem wortwechseln / erkünete die Timna /der Königin in das cabinet nachzufolgen / die sie am fenster stehen fande / da sie mit einem tuch die augen trocknete. Sie fiele ihr zu fus / ehe sie es verwehren konte / und / ihr die beine ümfassend / sagte sie / mit zubrochenen worten: Sol dan / die arme Timna / also ungehört verdammet werden? Ach Timna! (antwortete die Königin / sich damit von ihr los reissend) wieste het das zu entschüldigen / wessen man sich vor der ganzen welt schůldig gemacht? Da euch meine ehre nicht lieb gewesen / deren zu verschonen / so håttet ihr doch gedenken sollen / was ihr dem Prinzen Abimelech versprochen: nun aber habt ihr / wider dessen bästes / euch gebrauchen lassen. Gehet! gehet! und lasset mich allein / mein elend zu beweinen. Ich finde an euch keine Timna mehr / deren ich von meinem leiden teil geben d \rfte.
Mitlerweil die K \nigin also redte / erseufte sich fast die Timna in ihren tränen / und verlore so gar allen mut / der ihr bisher noch beigewonet / daß sie lange kein wort herfürzubringen wuste. Endlich aber sagte sie: Ich würde die unglückseelige Timna ihrer erzůrnten K \nigin nicht haben für augen gebracht /wan nicht hiesiger brief / an welchem E. Maj. h \chst gelegen / mich dazu veranlasset håtte / den man mir E. Maj. zu ůberliefern anvertrauet / weil man vermeinet / daß ich añoch in meinem ehmaligen glückstand lebte. Diese worte verursachten / daß die K \nigin /welche bisher die Timna nicht ansehen wollen / sich ůmwandte / die hand nach dem täfelein / (solches von dem Abimelech überschrieben
Ich habe E.M. üm sicherheit willen / in den tempel der Juno verholfen: befinde aber nun / daß E. Maj. alda in ja so grosser gefahr / als vorhin bei den Babyloniern / schweben. Die Syrer wollen E. Maj. zu einer unanständigen heurat nötigen. Dieser gewalttätigkeit zu entgehen / ist kein ander mittel übrig / als daß /sonder zeit-verlieren / E. Maj. sich von hier in einen andern sichern ort begeben. Ich hoffe / des Husans ehrliche treu sei E. Maj. so bekant / daß sie kein bedenken tragen werden / dessen fürung sich künlich zu vertrauen. In solcher zuversicht / werde ich diese nacht vor den garten des tempels getreue leute bestellen / die E. Maj. durch beförderung eines dazu gewonnenen Juno-priesters / von dannen füren / und in der Isis tempel bringen sollen: alwo ich innerhalb wenig tagen E. Maj. persönlich aufwarten zu können verhoffe / und so dan von allem ausfůrlich berichten werde / was ich iezt
Husan.
Was kan anders hiermit gemeinet seyn / (sagte die K \nigin hierauf zu sich selber) als was ich befahret /daß man mich nåmlich an des Syrischen Königs freund / dem Dison / übergeben wil? Was fůr eine mir-unanståndige heurat / könte Husan hierunter sonst verstehen? Wolan! (fuhre sie fort / nach kurzer bedenkweile) was sol ich lang wanken? In diesem gefårlichen zustand / darinn ich mich befinde / kan es mir nirgend schlimmer / als hier ergehen. Des Husans ehrlichkeit ist mir bekant: darum wil ich seinem einrat folgen und den Isis-tempel für den hiesigen erwehlen. Nach diesem entschluß gedachte sie auf mittel / solches werkstellig zu machen. Indem sie aber wol beherzigte / wie der Husan ihr die hierbei-hochnötige verschwigenheit entfohlen / fande sie niemand unter ihren leuten / deme sie sich hierin vertrauen d \rfte /und der ihre antwort an den Husan ůberbringen möchte. Weil sie von der Timna vermutete / daß sie auf des Disons seite wåre / als konte sie derselben hierin auch nicht trauen / wiewol sie von ihr den brief entfangen hatte. Weil sie auch selber bekennet / man habe ihr dieses täfelein nur darum zugestellet / da man vermeinet / daß sie noch in der vorigen vertreulichen gnade lebe: als schlosse hieraus die K \nigin / daß Timna bloß eine briefträgerin / und keine mitwisserin / in dieser sache seyn müste.
Wie es nun später abend worden / ließe die K \ni gin ihr frauenzimmer / als die Prinzessin von Ammon / die Perseis ihre hofmeisterin / die Dersine / Siringe /Merone / und etliche gemeine von ihren bedienten / zu ihr kommen / und deutete ihnen an / wie sie nicht länger an dem ort verbleiben möchte / da ihr feind der betrieger Dison / so viel gälte: und wolte sie demnach sich heimlich hinweg machen / einen andern sichern ort zu ihrem aufenthalt erwehlen / und folgends bedacht seyn / zu den Assyriern wiederzukehren. Dieses ihr fürhaben wurde fůrnemlich von der Perseis gebilligt / und ließen sich auch alle die andere bereit finden / der Königin zu folgen. Sie giengen hierauf miteinander / als wan sie beten
Als der vorige K \nig von Salem / meines Melchisedech herrvatter / mit des K \nigs Barzanes von
Aus dieser ursache / muste Adonisedech endlich den hof zu Tosana wieder råumen: da er dan nach Nisibis / zu einem von den weißen Sagen oder Armenischen priestern / sich begabe. Er kame nach der hand in kundschaft / mit der tochter eines fürnemsten unter diesen priestern / die schöne Blisinde genant / einer witwe des fürsten der Myniader / welcher ein reicher Armenischer
Sie / die an jahren ålter als er war / wuste ihm doch so ehrerbietig in allem zu begegnen / daß sie sich im geringsten nicht merken ließe / wie ihre große güter ihr wåren / und sie damit dem armen Adonisedech aufgeholfen hätte / sondern sie ließe ihn damit nach eignem gefallen schalten: der dan auch der herrschaft hierůber / bei solcher jugend / sich so bescheidentlich bediente / daß eines an dem andern ganz vergnügt bliebe. Blisinde wurde bald nach der hochzeit schwanger: das dan ihre ehliche liebe noch mehr ergrößerte / zumal Blisinde / von solchem ehe-segen /in ihrem ersten ehestand nichts gewust hatte.
Weil aber selten das ungewitter / auf gar zu hellen sonnenschein / auszubleiben pfleget / als musten auch diese eheleute solchen wechsel erfahren. Dan die Blisinde nicht so bald einer jungen tochter genesen war /da kame ihrem Adonisedech botschaft / daß er / weil seine brüder im
Weil nun dieser kämmerling den Adonisedech /gleich allen den andern / für todt achtete / als brachte er solche trauer-post der armen Blisinde / wie ihr Prinz so jåmmerlich ům sein leben gekommen wåre. Das klagen und ächzen dieser betrübten dame / die sich nun das zweite mal eine witwe gläubte / ist leichtlich zu ermessen. Indem aber sie ihren verstorbenen Prinzen beweinte / kame derselbe / nachdem er in Syrien / wegen dieser wassergefahr / eine langwürige krankheit ausgestanden / nach Salem zu seinem herrvattern: der ihn dan mit freuden entfienge /weil / nach absterben seiner åltern brůder / die hofnung der kron-erbschaft auf ihm bestunde; weswegen er auch den namen Melchisedech / als den gewönlichen zunamen aller Könige von Salem / an sich name. Bei dieser unverhoft-erlangten hoheit / vergnügte ihn nichts mehrer / als dieses / daß er seiner Blisinde / für alle das gute / so sie ihm erwiesen / zur erkentnis
Sein innigstes verlangen nach ihr / hätte ihn wol selbst nach Armenien gefüret. Weil man aber des K \nigs ableiben tåglich vermuten muste / und auf solchen fall die regirung seine gegenwart erforderte; weil auch der erst neulich auf den tron gesezte König Beor ihnen viel zu schaffen machte / und er deswegen seinen herrvattern nicht verlassen dorfte: als muste er solche reise einstellen / und notwendig im land verbleiben. Demnach sandte er den Asmanath / einen seiner fürnemsten bedienten / nach Armenien / seine Blisinde abzuholen: welcher dan ihm fürsezte / diese weite reise auf das schleunigste zu verrichten. So bald er in Armenien angelanget / fande er iederman frölich über ihres k \nigs heurat: weil / ungefår vor monatsfrist / das beilager zu Tosana war gehalten worden. Als er nun fragte / wer die königliche braut gewesen /muste er mit bestürzung und gr \stem schrecken vernemen / daß die Blisinde / die Fürstin der Myniader /an den König wäre getrauet worden. Anfangs wolte er solches nicht gläuben: befande es aber nur allzu wahr / als er nach Nisibis kame.
Er stunde hierauf lang bei sich an / ob er alsofort wieder nach Canaan zu rücke gehen / oder zuvor diese ungetreue Blisinde ansprechen solte. Doch wehlte er endlich das lezte / und reisete nach Tosana: da alles /wegen dieser hochzeit / noch in vollen freuden schwebte. Er muste aber fast zwei monden lang verziehen / ehe er die neue K \nigin konte zu sehen bekommen: welche / nach
Wie er nun endlich gerad hinter der K \nigin zu stehen gekommen / und eine weile dem thiere-streit mit zugesehen hatte / fůgte es sich / daß man einen leuen loß ließe / wider den ein leopard kåmpfen muste. Als nun dieser streit eine weile gewäret / und der leu endlich matt zu werden begunte / sprange unversehens eine leuin aus dem kasten herfůr / und liefe hitzig auf den leopard los: den sie dan bald ůbermeistert / und also den leuen gerettet. Diß ist ein sch \nes sinbild (sagte Asmanath) eines tugendhaften weibes / und m \chte diese leuin wol ihrer viele schamrot machen /die ihre treu nicht also in acht nemen. Weil er dieses auf Canaanitisch / und wie man zu Salem zu reden pfleget / fürbrachte / wurde die K \nigin bewogen /hintersich zu sehen / und den Asmanath zu fragen / ob er von Salem kåme? Wie er nun diese frage mit ja beantwortet / und tief dazu geseufzet / sahe
Als der Asmanath diese worte geredet / vermochte die arme Blisinde dem schmerzlichen entsetzen nicht ferner zu widerstehen / sondern gen himmel sehend /und die hånde zusammen schlagend / fiele sie onmächtig von ihrem tron auf das gerüste: worüber ein allgemeiner zulauf und grosses jammergeschrei entstunde / also daß der König / so zu pferd unten am platz hielte / voll schrecken selber herzurennte / ihr bei zu springen. Wie die frage entstunde / woher der K \nigin dieser zustand gekommen /
Inzwischen er nun also gefangen lage / bemühte sich die Königin / ihn heimlich zu sprechen / brachte auch / durch geschenke und viele verheisungen / den hůter so weit / daß er den Asmanath in ihr zimmer zu bringen versprache: der aber nicht ermangelte / solches begehren der Königin / dem König anzumelden. Dieser fassete gleich den rat / hierdurch das geheimnis zu erfahren. Er befahle dem hůter / den Asmanath zu der Königin hinein zu fůren: und er begabe sich heimlich hinter eine tapezerei / da er alle reden ihres gespråchs anh \ren konte. Asmanath fande die betrůbte Blisinde auf einen bette ligen / also entstaltet von ihrer vorigen sch \nheit / daß es ihn mühe kostete / sie zu kennen. So bald sie ihn ersahe / finge sie ihr klagwesen wieder an / das ihr kaum zuließe / ihn noch mals zu fragen / ob dan sein herr noch lebte?
Nachdem er ihr solches bekräftiget / und in der kůrze
Der bestürzte Asmanath wuste nicht / was er der K \nigin hierauf antworten und bei solchen ůmständen rahten solte: weil sie ja so stark in Armenien angehalten / als nach Salem gezogen wurde. Ich wil auch (fuhre sie fort) den Prinzen von Salem mit dem unglůckseligen kinde nicht beladen / welches ich von ihm zur welt geboren: sondern es sol dem König von Armenien verbleiben / der mir versprochen hat / selbiges in der Myniader land erziehen zu lassen. Ich bitte und wünsche aber nochmals / daß Adonisedech seiner Blisinde / wie
Der K \nig von Armenien bliebe hierob so betrübt /daß er wünschte / niemals erfahren zu haben / was ihme nun so schmerzliche unruh erweckte. Die schwangere Blisinde zuverlassen / wiederriete so wol die liebe / als die natürliche erbarmung gegen ihrer leibesfrucht. Dieselbe aber zu behalten / da ihr erster gemal noch lebte / schiene auch wider alle erbarkeit zu seyn. Endlich / nach langem selbstreit / beschlosse der König / den Asmanath unter die Sagen nach Nisibis zu schicken / und daselbst ewig verwahren zu lassen: damit er nimmermehr / dem Adonisedech / diese zeitung von seiner Blisinde bringen könte. Indessen wolte er seine liebste K \nigin behalten / und sich alles dessen unwissend stellen / aber ihren tod im land aussprengen lassen / und also allem besorgenden unheil zuvorkommen.
Dieser raht wurde alsofort ins werk gerichtet / und die tod-gesagte K \nigin vom ganzen land betrauret. Der K \nig ware ståts in ihrer gesellschaft / ließe sich gegen ihr nichts merken / und erwiese ihr soviel liebkosungen / daß / wann Melchisedech nicht gelebt hätte / Blisinde sich fůr glůckseelig hätte achten k \nnen. Aber das andenken des Prinzen von Salem /erhielte sie in ståter traurigkeit: daher sie endlich / als die geburt-zeit heran kame / den geist aufgabe / und den König in den traurstand sezte / dessen er vorher zum schein / für den leuten / sich angemasst hatte.
Von allen diesen dingen / erfuhre nun Melchisedech zu Salem nichtes: der sich / ein ganzes jar hindurch / mit der leeren hofnung speisete / daß seine Blisinde ankommen würde. Endlich kame / an ihrer stat / der Asmanath
Wie aber die vergessenheit die tochter der zeit ist /also erholete sich allgemach sein niedergeschlagenes gemüte / und unterwarfe sich in gedult dem willen des himmels. Hiernåchst richtete er alles sein tichten und trachten auf G \ttliche und geistliche dinge / und erneurete / mit bewilligung des alten Königs / zu Salem und Kiriathsepher alles wieder / was seine vorfahren /zu erziehung der jugend / daselbst angeordnet. Er richtete auch das priestertum wieder auf / und begunte selber / als priester / dem höchsten zu opfern und zu dienen. Seine schwester / die verståndige Saradine eure fraumutter / wuchse in solcher zeit bei ihm auf /und dienete ihm / mit zuwachs der jahre und ihres verstandes / in seinem angestellten Gottesdienst / mit großem nutzen.
Ich muß aber / mit meiner erzehlung / mich von Salem wieder nach Armenien wenden / ům desto deutlicher alles fürzubringen. Ihr werdet in gedult stehen /die ümstånde meiner geburt erst hernach zu vernemen: da euch solche / an ihrem gehörigen ort / viel angenemer fürkommen werden.
Zu Nisibis wurde / die Prinzessin Thiphabruma und ich / als schwestern / und kinder des königs Barzanes von Armenien / auferzogen. Weil man uns von jugend auf fůrgesager / wiedaß die K \nigin / unsere fraumutter / in unserer zarten kindheit verstorben wäre / als bekůmmerten
Als nun der schwere krieg / den wir mit dem Syrern bekamen / uns überschwemte / und mit dem K \nig auch das frauenzimmer zu feld zoge: blieben wir beide schwestern zu Tosana / weil wir zu Nisibis nicht trauen dorften / und kamen damit in gewonheit /daß / als folgends zwischen dem Barzanes und Aramenes fried wurde / wir am hofe verharreten; sonderlich weil die flucht der Prinzessin Barsine / die nach Meden sich begeben und alda den K \nig Pharnus geheuratet / ihre stelle zu ersetzen / zu unsrem da-bleiben anlas gabe.
Wie wir nun solcher gestalt / die freiheit und den pracht des Königlichen hofs / ein jahr lang mochten genossen haben / kame zu uns die Prinzessin der Philister / die Andagone / und brachte mit sich den Prinzen Aramenes: welchen der König von Syrien / sein herrvatter / ihr / als der schwester seiner mutter / die mit diesem sohn im gebären gestorben war / zu erziehen übergeben hatte. Diese Prinzessin konte man so schön / als gottselig / preisen. Und ob sie gleich sechs jahre älter als wir war / so erwiese sie sich dannoch so leutselig / und machte mit uns
Der Prinz Thogarma / unser bruder / bliebe / bei ersehung dieser sch \nen Philisterin / nicht ohne entfindlichkeit / der doch bis dahin in stäter kaltsinnigkeit gelebt hatte: und ließe er ihm ihre sch \ne so wol gefallen / daß er seine ruhe darüber verlore / und ein so eifriger aufwärter der Andagone wurde / als jemals ein liebhaber mag gewesen seyn. Weil sie nicht weniger streng als sch \n war / als hatte der Prinz nicht den muht / ihr sein anligen selber zu offenbaren: sondern er gebrauchte mich dazu / ob ich gleich damals kaum in das dreizehende jar gehen mochte / in meinung /ich würde ihm am båsten bei ihr dienen können. Ich fande aber diese Prinzessin so widersinnig / des Prinzen liebe anzunemen: daß mir alle hofnung entsunke /etwas angenemes fůr ihn auszurichten. Weil sie in dem rechten Gottesdienst mich unterwiese / und wol warname / daß ich ihre unterrichte und lehren wol beobachtete / als verhielte sie mir nicht die ursachen /die sie eigentlich antrieben / den Thogarma also zu begegnen / welche dan diese
Etliche jare hierauf / entstunde der blutige krieg zwischen den Babyloniern und Syrern: da der macht des Belochus zu steuren / der K \nig Barzanes für gut befunde / die Könige von Canaan zum bunde mit dem Aramenes von Syrien aufzusprechen. Hierzu nun fůglich zu gelangen / weil man den Belochus sehr fürchtete / dienete gar wol zur schein-ursach / daß der K \nig zeitung bekame / wie sein schwager / der alte König von Salem / verstorben / und der junge Melchisedech seinen våtterlichen tron bestiegen hätte. Diesem nun zu seiner angetretenen regirung glůck zu wůnschen / schickte er den Prinzen Thogarma selber /diese botschaft abzulegen / und heimlich die besagte bündnis mit anzuspinnen. Dieser übername solches gewerbe üm soviel williger / weil er also zu Gerar seine Adagone wieder zu sprechen verhoffte.
Als er nach Salem kame / fande er den neuen König
Inzwischen er aber bei dem bruder seiner sch \nen sich bedient machte / ware dessen gemalin die Saradine / bemůhet / zwischen dem Melchisedech ihrem bruder / und dieser Andagone / eine liebe zu stiften: weil sie dessen einsames leben / welches er nun soviel jare nach seiner Blisinde tod gefüret / nicht länger ansehen konte. Melchisedech ließe sich durch seiner schwester zureden gewinnen / und als er vernommen /daß Andagone eine wallfart nach dem gebirge Ararat in Armenien angestellet / da man / aus andacht / auf diesem hohen gebirge den kasten pflegte zu besuchen / darin sich / nach Gottes befehl / der Noa mit den seinigen / auf der grossen welt-wasserflut / vor mehr als 500 jaren / wunderbarer weise erhalten hatte: entschlosse er sich / zwar unbekant und heimlich / auch dahin zu reisen; zumal er ohnedas seine schwester nach Biblis / welche stadt an den Armenischen grånzen liget / zu begleiten hatte / daselbst sie / solang der krieg in Syrien wärete / ihren aufenthalt haben wolte.
Es muste sich eben fügen / daß / als meine schwester und ich diese wallfart mit verrichteten / und in gesellschaft dieser gottseeligen Prinzessin unsere zeit auf dem gebirge Ararat zubrachten / ungefär der Melchisedech / und Thogarma unterwegs zusammen stießen / beide
Weil er die Andagone nicht kante / als bate er den Prinzen / ihme behůlflich zu seyn / daß er sie / ohn ihr wissen / möchte / zu sehen bekommen: der ihme dan solches versprache. Sie kamen auf das gebirge / als wir eben einer opferung nahe bei dem Noa-kasten beiwoneten / so die Andagone angestellt hatte. Weil daselbst viel bůsche und gesträuche waren / als kunte der K \nig von Salem und der Prinz von Armenien /ganz unvermerkt / unserer opferung zu sehen: da dan Andagone / ich und Thiphabruma / in einer reihe / fůr dem altar niederknieheten / und also unser gebet verrichteten. Melchisedech bekame / durch schickung des himmels / mich
Dem Thogarma fiele / bei dieser des Melchisedech erklärung / alsofort eine list ein / ihn zu betriegen /und ihm zu bekråftigen / daß ich die Andagone wäre. Wie nun hierauf Melchisedech seinen schluß fäst gestellet / mich zu lieben / betrachtete er / mit grosser aufmerkung / auch die andere beide / und fragte den Prinzen / üm die namen dieser seiner zwei schwestern / sonderlich aber der vermeinten ältsten / so die Andagone ware. Diese erkundigung / machte den Thogarma gleich besorgen / Melchisedech hätte auf die Andagone seine gedanken gerichtet. Demnach ihn ferner zu betriegen / verwechselte er auch dieser beiden ihre namen / wie den meinen / und beredte ihn / daß er die Thiphabruma für Eurilinde / und die Andagone fůr Thiphabruma ansahe. Hierauf finge Melchisedech tief an zu seufzen / und sahe die vermeinte Eurilinde mit unverwandten augen an: daß also Thogarma in zweifel bliebe / welche unter seinen beiden schwestern den Melchisedech eingenommen hätte. Dessen nun eine erklärung ihm abzulocken / brachte er den Melchisedech aus seinen tiefen gedanken /
Was konte Thogarma / seiner liebe zum vorteil /gewůnschters h \ren? Und wie er nun / durch betrug dieselbe zu fördern / angefangen / also gedachte er damit fortzufahren: weswegen er gegen dem Melchisedech sich erbote / daß er ihm alle möglichste dienste zu seinem vorhaben leistẽ wolte. Dieser name solches mit dank an / und redete folgends mit ihm ab /wie er unbekant daselbst verbleiben / und durch seine beförderung die gelegenheit / mit der Andagone in geheim zu reden / absehen wolte. Thogarma fande sich /noch selbigen tag / bei mir ein / und mich h \chlich mit seiner ankunft erfreuend / brachte er mir in vertrauen bei / wie der König Melchisedech mit ihm gekommen wåre / des vorhabens / mich zu sehen / und folgends zur ehe zu begehren: worbei er diesen König mir so gut heraus preise / daß ich / die ich diesen bruder als meinen andern vatter liebte / leichtlich überredt wurde / hierin seinem einrat allerdings zu folgen /und des Melchisedech ansprache anzunemen.
Wie er nun dieses bei mir ausgerichtet / kehrte er wieder zu dem K \nig / und sagte ihm: wiedaß die Andagone / aus gewißen ursachen / nicht bekant seyn wolte / daher er viel mühe gehabt / sie dahin zu bereden / daß sie von einen fr \mden sich sprechen zu lassen / eingewilligt. Es můste aber Melchisedech dieses nicht misbrauchen / sondern sich also in seinen reden mäßigen / daß weder seines noch ihres standes darbei erwånet würde. Hierauf seumte er nicht / den König zu mir zu füren: der dan / bei dieser besuchung / so vergnügt von mir als ich /
Der begierige Thogarma verlangte / mit der h \chsten ungedult / zu vernemen / wie wir einander hätten angestanden. Demnach / sobald Melchisedech mich verlassen / gesellte er sich zu ihm / und vername mit freuden / seine beständige entschließung / mich bis in den tod zu lieben. Folgends forschete er auch bei mir / wie Melchisedech mir gefallen håtte: da dan meine antwort auch also lautete / daß er damit zu frieden seyn konte. Solcher gestalt verstrichen nun etliche wochen / die wir in unsern gezelten auf dem gebirge zubrachten: im welcher zeit Melchisedech öfters bei mir ware / und so vergnügt von seiner Andagone verbliebe / als unvergnůgt Thogarma bei der rechten Andagone war / die seine liebe gar nicht annemen wolte. Doch tr \stete er sich / mit der hoffnung / durch diesen betrug endlich noch einigen vorteil zu erwarten. Dieser gute fortgang seines betrugs ward hierdurch mit befördert / daß die Prinzessin Andagone / wegen einer bösen zeitung / so sie aus Syrien bekommen / fast von keinem menschen sich sehen ließe / und also hierbei die geringste hinternis nicht geben konte. Es kame auch dem Melchisedech aus Canaan die nachricht /daß es daselbst zu einer unruhe mit dem Könige Beor sich anlassen wolte: worüm er eiligst nach Salem wiederkehren muste / und also desto bässer bei seiner betrieglichen einbildung / die sonst in die länge nicht bestehen m \gen / konte erhalten werden. Wie er nun /in Armenien unbekant zu seyn / sonderliche ursachen hatte / als wolte er auch mir / der vermeinten Andagone / nicht sagen / wer er wäre / sondern
Diese Prinzessin reisete bald darauf auch aus Armenien wieder ab / und zwar voll betrübnis / weil ihr Syriens elender zustand und unvermeidlicher untergang sehr zu herzen gienge / und ihr liebster bruder /der Prinz Ahusath / in schwere gefångnis nach Babel war hinweg gefüret worden. Zu Biblis besuchte sie gleichfals die betrůbte Saradine / und tr \stete sie / so gut sie vermochte / über dem unglůck ihres gemales. Sie entfienge hingegen von ihr die nachricht / daß der Melchisedech unbekant auf dem gebůrge Ararat gewesen / sie gesehen und lieb gewonnen hätte. Es bedurfte nicht große můhe / der Andagone gemüte zu etwas zu bereden / dazu sie von selbsten so geneigt war: massen sie allemal sich vernemen lassen / wan sie ja sich verheuraten solte / müste ihr gemal dem K \nig von Salem an fr \mkeit und tugend gleichen. Also vermeinte Saradine für ihren bruder ein grosses auszurichten / wan sie die Andagone / (welche noch eine gute weile zu Biblis verbliebe) in ihn verliebt machen / und ihre erklårung zu erlangen / seine anwerbung zu Gerar über sich nemen würde.
Inzwischen aber Melchisedech / wegen der unruhe in Canaan / mit vollziehung seiner heurat-werbung etwas verzoge / war Thogarma immittels in Armenien geschåftig / das / so er angefangen / auch wol auszufüren.
Ich reisete also / in meiner unschuld / nach Canaan: und der verliebte Melchisedech / sobald er seiner vermeinten Andagone ankunft innen worden / kame / mit so grosser verwunderung / als liebe / mir nach Ennon am Jordan entgegen. Der gesandte / als er diese des K \nigs entgegenkunft erfahren / ließe mich auf eine tagreise zurůcke / und zoge füraus / ihme / wegen dieser meiner unvermuteten ankunft / die notdurft zu berichten. Wie nun dieser ein sehr verschlagener man war / als brachte er des Thogarma ursachen dem Melchisedech so scheinbarlich für / daß dieser K \nig mehr als wol zufrieden war / und / von liebe eingenommen / nicht so eigentlich beachtete / was ihme ein und andern zweifel geben können. Die gr \ste von den ausgedachten ursachen war / daß der König Abimelech / als bruder der Andagone / diese
Gleichwie nun Melchisedech / dem König von Armenien sich hierům verbunden erkente / also entfinge er mich / den folgenden tag / mit so unbeschreiblicher freude / daß seine vergnügung nicht zuließe / von andren dingen als vom beilager zu reden: massen solches / noch selbigen abend / zu Ennon vollzogen wurde. Des andern tags / name der Armenische gesandte geh \r bei mir / offenbarte mir alles / was ich iezt erzehlet / und bate mich / im namen meines bruders / ům unserer treuen freundschaft willen / daß ich ihm diesen betrug vergeben / und so lang / als můglich / den König meinen gemal darin erhalten wolte: damit er unterdessen die Prinzessin Andagone zu seiner liebe gewinnen könte. Ich wuste / mein entsetzen hierüber / nicht zu beschreiben / und verh \nete es mich so sehr / ein werkzeug dieses betrugs zu seyn /daß ich lang nicht wieder zu besänftigen ware. Endlich aber ließe ich mich / weil es nun geschehen /dahin bereden / meinen rechten stand und namen dem König zu verschweigen / es kåme dan / daß er mich selbst hierüm fragte: womit der gesandte zufrieden war / und gleich folgenden tags mit seinem gefolge nach Biblis zu seinem herrn abreisete.
Also bliebe ich nun zurücke / und entfienge voll unruhe die liebkosungen / die mir mein gemal erzeigte. Er brachte mich in die Königliche statt Salem / da wir das schloß Sion bezogen / und folgends in so vergnügter und friedlicher ehe zusammen lebten / daß ich nicht glůcklicher seyn k \nnen / wan ich nur Andagone gewesen
Als er zu Gerar ankame / fande er daselbst / bei dem Abimelech / dessen brudern / den Prinzen Ahusath / und dessen gemalin / wie auch seine schwester die Andagone / und den K \nig von Armenien. Weil man dazumal am hof / wegen des Syrischen unwesens / in h \chster verwirrung schwebte / und mit der erl \sung eures herrvattern / des Ahusath / aus der Babylonischen gefångnůs zu thun gehabt / als wusten sie noch nichts von des Melchisedech verheuratung /zumal solche ohn alle weitlåufigkeit war vollzogen worden: und hoffete jederman / auser dem einigen Thogarma / Melchisedech wäre darüm hingekommen / üm die Prinzessin Andagone zu werben. Man unterließe nichtes / diesen König wol zu entfangen / ům ihme zu weisen / daß seine verlangte verbindung mit dem hause Gerar ihnen annemlich wäre.
Wie nun Melchisedech eben bedacht war / sich zu entschuldigen / daß er des Königs schwester ohne vorhergehende anwerbung geheuratet / kame der verliebte Thogarma zu ihm / und entdekte ihm den betrug / den er mit ihme bei seiner heurat gespielet: mit ersuchen / ihme zu vergeben / daß er / aus eigner zu der Andagone tragenden
Thogarma erzehlte ihm hiernächst / wie er diese Prinzessin von Gerar längst geliebet / iedoch ihre huld nicht erlangen k \nnen: und wäre er eben darum iezt an diesem hof / bei dem Abimelech üm sie zu werben / und ihm alle seine Armenische macht wieder seine feinde anzubieten. Melchisedech war nicht allein mit diesem allem zu frieden / sondern er ließe sich auch erbitten / durch entdeckung seiner heurat / dem Thogarma zu der seinigen bef \rderlich zu erscheinen. Die Andagone lebte inzwischen in voller hofnung / ihren Melchisedech nun zu bekommen / und er \ffnete der Saradine / wie sie / ihre doppelte schwägerin zu werden / nicht geringes verlangen trüge. Als aber diese mit ihrem bruder hiervon sprechen wolte / vername sie mit der h \chsten bestürzung von der welt / daß bereits eine andere zu Salem der Andagone stelle bekleidet / und daß / die liebe zu derselben / den Melchisedech der rechten Andagone vergessen machte.
Thogarma / wie abgeredet worden / fande sich bald darauf bei der Saradine auch ein / und beschwur sie
Weder mein ehmaliges entsetzen / noch des Melchisedech und der andern bestürzung / vergliche sich mit der erstaunung dieser Prinzessin / als sie die betrügliche heurat vername / zu der sie den namen herleihen müßen. Sie befande sich ganz auser sich selbst / und konte endlich nichtes / als ihren verbitterten haß gegen dem betriegerischen Thogarma / fürbringen: dem sie auch mit solcher feindschaft aufsetzig wurde /daß weder ihre beide brüder / noch ihre freundin Saradine / sie besänftigen konten. Sie zoge auch alsobald von Gerar nach Gaza / mit dem vorsatz / nimmermehr den Thogarma zu sehen / noch auch an einige heurat ferner zu gedenken: wie sie dan auch beides beståndig bisher gehalten hat. Der arme Thogarma / voll betrůbnis / daß alle seine list so übel ausgeschlagen / reisete wieder nach Armenien. Es ließe auch meinen Melchisedech / das verlangen nach mir / nicht lang in der Philister land verharren / sondern triebe ihn / wieder nach Salem zu eilen: da er so erfreut
Aber ach! wie kurz war diese unsre vergnůgung /und wie pl \zlich verwandelte sie sich in die grausamste unruhe und marter / die jemals zwei treuliebende eheleute mögen ausgestanden haben. Dan / wie mein König zu mir in das zimmer getreten / und mich mit den freundlichsten gebården ümarmet hatte / verwiese er mir scherzweis / den ihme-zugefůgten betrug / und sagte: Muste man so der Andagone person fůrstellen /da eure volkommene sch \nheit mächtig gnug war /ohne diesen betrug meine wahl beständig zu machen? Als er hierauf mich gekůsset / und meiner errötung war genommen / låchelte er / und sagte ferner: Entsetzet euch nicht / daß ich weiß / wie ihr mich betrogen habet. Mir ist dieser betrug gar angenem / und bin ich dem Thogarma doppelt verpflichtet / daß er also unsere verehlichung angestiftet. Diese worte gaben mir den muht wieder / und sagte ich: Mein bruder hat so wol meiner unschuld / als meines K \nigs unwissenheit / gemisbrauchet; massen ich nicht eher gewust /daß er mich fůr die Andagone ausgegeben / als da unsere ehe schon vollzogen war. Meine blödigkeit machte mich sündigen / und bisher verschweigen /daß nicht die wůrdige Andagone / sondern die glůckliche Eurilinde / dem König Melchisedech in die arme geraten.
Kaum hatte ich diese worte ausgeredet / da erblassete der König wie ein tuch / und ließe mich aus seinen armen fahren / die hånde und augen gen himmel kehrend. Ich / die ich diese schleunige ånderung des Königs / einer zugestossenen schwachheit zuschriebe / rieffe gleich üm hülfe / und fassete dem K \nig an /der nun begunte onmächtig zu werden / und also ganz sinlos in mein bette gebracht
Wie nun solcher gestalt die nacht heran gekommen / wolte ich mich zu ihm in das bette verfügen: aber er verbote mir solches / und begehrte / daß ich ihn allein lassen m \chte. Dieser grausame befehl bedrängte mir das herz / und wuste ich nicht was ich hiervon gedenken solte. Tausend verdrůsliche einbildungen / waren die ganze nacht hindurch meine gesellschaft: und schwumme ich schier in tränen / so hoch nahme ich auf / was mir wiederfahren war. Als ich folgenden tags wieder zu meinen König gehen wolte / kame zu mir einer von dessen kämmerlingen / der mir anmeldete: Wie daß der König nicht mehr auf dem schloße Sion wåre / sondern sich in einen palast / der in Jebus läge / begeben håtte / und für gut befände / daß ich auf Sion verbliebe. Ihr k \nnet gedenken / wie dieses meinen kummer vermehret: massen diese pl \tzliche verånderung / zumal ich auch schwanger ginge / mir eine fast-tödliche krankheit verursachet / und ich so håftig befiele / daß jederman an meinem aufkommen verzweifelte. Gleichwie ich nun mich ganz und gar dem gram ergabe / also wolte ich auch keine arznei gebrauchen / und verlangte nichtes / als nur bald zu sterben.
Melchisedech unterließe nicht / in diesem meinem elenden zustande mich zu besuchen / und ließe mich eine solche entpfindlichkeit und herzliche liebe sehen / daß selbige bezeugungen kräftiger waren / als alle arzneien / mich wieder
Der König / den dieses hätte erfreuen sollen / bliebe dannoch bis in den tod betrübet. Er war zwar gern bei mir / dabei aber immer so unruhig / daß es schiene / als wann ihn allemal iemand mit gewalt von mir hinweg z \ge. Oft gingen ganze stunden fůrbei / daß er kein wort mit mir redete / und wie aus sich selber ware. Wann er meinte / daß ich nicht acht darauf gäbe / sahe
Ich kame endlich mit einem sohne nieder / der /nach gewonheit der Prinzen von Salem / Adonisedech genant wurde. Es ließe Melchisedech nicht die geringste freude spůren / als er diesen sohn sahe / sondern er begrůste denselben mit seinen seufzern / als wie er täglich gegen mir tåte: und schiene es / als wann dadurch / daß der ganze hof hierůber seine freude bezeugte / seine qual nur vergrössert wůrde. Wie nun meine sechs wochen geendet waren / und ich / mit dieser meiner leibesbůrde / auch alles mein krankheit-wesen abgelegt hatte / finge der K \nig an / mich seltner als sonst zu besuchen / und sich ie mehr und mehr zu äusern.
Ich name endlich / auf einrat meiner leute / den entschluß / und ginge in einer nacht heimlich in des K \nigs schlaffkammer: da ich / als er bereits schlieffe / mich in sein bette ihm an die seite legte. Als er nicht lang hernach erwacht / und iemand bei sich spürte /erschracke er håftig / nicht wissend / wer es wåre. Ich finge gleich an zu reden / und sagte: Ich hätte meinen platz wieder bekleiden wollen / der mir gebůrte / und könte nicht länger also von ihm getrennet leben. Ach Eurilinde! (rieffe er hierauf) dieser platz stehet euch nicht zu: weil ihr hier nicht im ehebette / sondern auf eures vatters lager liget. Auf meines vatters lager? fragte ich voll bestůrzung. Ja / Eurilinde! antwortete er mir. Es ist endlich zeit / daß ihr auch erfahret / in was grosse sünde und blutschande wir geraten sind: da der grosse Gott verhänget /
Ich bliebe / über diesen reden / ganz bestůrzet / und wuste nicht / ob ich warhaftig / oder nur im traum /geh \ret. Ich vermeinte auch / meiner geburt so gewiß zu seyn / daß die geringste einbildung nicht bei mir haften konte / ob solte nicht Barzanes / sondern Melchisedech / mein vatter gewesen seyn. Inzwischen ich nun / meinen gedanken zuhörend / stum verbliebe /stiege der König aus dem bette / und einen mantel ům sich werfend / sezte er sich bei mir nieder / und als er mich bei der hand gefasset / redete er mich ferner also an: Traget in gedult / was uns von so hoher hand ist auferlegt / und berget allerdings unsere schande /damit kein mensch erfahren möge / wie es mit uns beschaffen ist. Unsere ehe / wie ihr sehet / ist ungültig /und darf ich euch forthin nicht anderst / als wie ein vatter / lieben / wofern wir verhůten wollen / daß uns der erschreckliche zorn und straffe des h \chsten nicht ůberfalle. Ach mein König! (antwortete ich mit trånen und ächzen) vieleicht ist dieses nur also ersonnen /üm den widerwillen damit zu besch \nen / den man gegen mir tråget. Hierauf bestätigte er mir mit vielen schwůren die warheit dessen / was er gesaget / und brachte damit in mich ein solches erschrecken und grausen / daß eine onmacht auf die andere mir zustieße und ich mich halb todt in mein zimmer muste tragen lassen.
Was ist es aber n \tig / euch alles fůrzustellen / was
Ich grämete mich nun mit dem Melchisedech in die wette / da bald er mir / bald ich ihme / mit trost zusprechen muste. Es erfuhre aber niemand an unsrem hof / wie es mit uns beschaffen war. Ich verharrete nun in stätiger einsamkeit / auf dem schloße Sion: der König aber hielte hof in Jebus / und kame selten /mich zu besuchen. Ich ließe aber meine gr \ste angelegenheit seyn / den kleinen Adonisedech wol zu erziehen: und begaben wir beide / der König und ich / uns ganz auf ein geistliches leben / üm in ståter reue unsere jare hinzubringen / wegen der unglücklichen heurat / die wir also getroffen hatten.
Als solcher gestalt etliche jare verflossen waren /stieße dem K \nig eine neue traurigkeit zu / durch die zeitung von Gerar / daß seine liebste schwester / eure fraumutter / die Saradine / gestorben wäre. Ihr und C \lidiane / als deren hinterbliebene kinder / kamet darauf nach Salem / da euch der König meiner zucht untergabe: und mochtet ihr kaum das vierte jar erreichet haben / als mit meinem
Sobald aber der Ahusath wieder hinweg war / finge Melchisedech an zu bereuen / daß er den in blutschande gezeugten sohn an euch verlobet: aus besorgung /daß ihr künftig unglücklich mit einander leben möchtet / weil er schwerlich / wegen seiner trübseeligen geburt / himmlischen segen auf erden erlangen würde. Ich konte nichts darwider sagen / und muste selber diesem armen Prinzen alle zeitliche glůckseeligkeit absprechen. Doch stellte ich alles gedultig dem h \chsten anheim / und fuhre fort / euch zusammen /nach meinem vermögen / wol zuerziehen.
Nach etlichen jaren / entstunde auf dem schloße Sion eine feuersbrunst / die so schnell überhand name / daß wir den schnell-wütenden flammen nicht zu entfliehen vermochten. Die von Salem retteten zwar /was sie konten / und zogen euch und die Cölidiane aus dem feuer. Wie sie aber auch mich und den kleinen Adonisedech herausholen wolten / schoße eine
Ich verbliebe in solcher noht / bis auf den driteen tag: da endlich der himmel mir eine hülfe zuschickte. Es kamen etliche råuber / unter den aschen und steintrümmern dieses schloßes nach schåtzen zu suchen: die endlich auch in diesen keller gerieten. Ihr mitleiden / neben der hofnung / mit mir ihren nutzen zu schaffen / machte sie mir ihre hülfe anbieten / mich von dannen zu bringen: dan sie waren Araber / und gedachten mich zu verkaufen. Sie / als fr \mde / kanten mich nicht: massen ich auch nicht fůr ratsam hielte / mich ihnen zu entdecken. Ich fassete den schluß bei dieser gelegenheit / da nun alle welt mich fůr todt hielte / Salem zu verlassen: dadurch ich des Melchisedech traurigkeit zu stillen / und ihme / anderweit / und zwar mit der Andagone / sich zu verehlichen / anlaß zu geben vermeinte. Wie sie demnach ein und anders von silber und gold in dem verbranten Sion gefunden hatten / zogen sie mit uns davon: und
Meine räuber brachten mich nach Sidon / da meine schwester Tiphabruma dem K \nig Syphon vor etlichen jahren geheuratet / und ihme schon eine tochter /namens Orosmada / geboren hatte. Durch viel anschläge brachte ich zu wegen / daß die Königin mich zu sehen bekame / und von meinen Arabern mich und mein kind mit geld erl \sete. Wie wir nun also bei ihr blieben / entdeckte ich ihr meinen ganzen zustand /und unterrichtete sie von allem / wovon sie und ich in Armenien niemals etwas vernommen hatten. Ihr mitleiden dienete mir nun zu großem trost / und weil der Sidonische hof für mich viel zu laut war / als wehlete ich Zarpath zu meiner wonung / und nennte meinen sohn Adonias / damit er desto verborgener k \nte erzogen werden: meinen eignen namen aber behielte ich /weil der sehr gemein war / und viele in Zarpath denselben füreten. Es war nun meine einige sorge / wie ich diesen jungen Adonias wol erziehen möchte.
Nach kurzer zeit / name mir der himmel auch den trost / den ich noch übrig hatte / nämlich die Thiphabruma: welche / in ihrem lezten willen / ihren gemal dahin beredet / daß er mir / die junge Prinzessin Orosmada / zu erziehen nach Zarpath schickte. Es eräugte sich alsofort zwischen diesen beiden kindern eine liebe / die ich bei ihrem zarten alter nicht beachtete. Als aber nachgehends die zunemende jahre diese verborgene glut mehr zu äusern begunten / widerstunde ich derselben mit allen kråften / und wolte keines wegs zulassen / daß mein sohn einige andere / als euch / lieben solte. Zu dem
Orosmada wurde inzwischen nach dem Sidonischen hof zurůk beruffen / dahin ich / auf ihr bitten /mitreisete. Weil ich weiß / daß euch die Iphis dieser tagen alles erzehlet / was ferner zwischen dem Adonias und dieser Prinzessin fürgegangen / als wil ich selbiges hier übergehen / und allein was ihr noch nicht wisset / zu erzehlen fortfahren. Ich thäte / als ich zu Botris mich aufhielte / ein gelübde / auf das gebirge Ararat zu des Noa kasten zu reisen / üm daselbst /fůr meines sohn wolergehen / den himmel anzuflehen. Adonias war inzwischen zu Sidon / wie ich diese reise übername. Als ich in Armenien und auf dem gebirge angekommen / fügte es sich / daß der König Thogarma sich eben auch daselbst befande. Er hatte mich /bereits vor vielen jahren / als todt beweinet. Ich wolte auch / weil ich alle meine ehmalige bekanten meidete / fůr ihm verborgen beiben: darüm bestellte ich mir /tief im wald / meine wonung / kame auch frůh zu dem kasten / da ich wuste / daß der K \nig sich noch nicht einfinden wůrde.
Weil er aber mein da-seyn vernommen hatte / als kame er eines tags ganz allein / mich zu sehen. Er erkante mich gleich / ungeacht wir so lange zeit nicht beisammen gewesen. So sehe ich dan (riefe er voll bestürzung /) die Eurilinde noch lebendig? und gönnet mir also der himmel / euch eure rechte geburt zu entdecken? Diese wort erinnerten mich meines elendes: daher ich / für månge der tränen / nichts antworten konte / als daß ich mit drei oder vier worten bekente /wie ich ja freilich die unglůckselige Eurilinde wåre. Warům
Ich erzehlte ihm hierauf alles / wie es mir zu Salem und Sidon in etlichen und zwanzig jahren ergangen /und wie ich / wegen der begangenen blutschande mich für aller welt verbergend / mein armseliges leben in der fr \mde zubringen müste. Thogarma konte kaum sich gedulten / bis ich meine mit vielen tränen benezte geschicht-klage geendet; da er mich ganz frölich ansahe / und sagte: Ihr und der gute Melchisedech habt euch bisher vergeblich betrübet / weil ihr nichts weniger / als seine tochter seit. Hierauf ůmarmte er mich inniglich / und die augen voll wasser schöpfend /sagte er ferner: Hier sehet ihr euren rechten vatter! nicht Barzanes / noch Melchisedech / sondern Thogarma / hat euch gezeuget.
Ich wurde über dieser unvermuteten guten zeitung ganz sprachlos / und fůlete in mir zugleich / die freude / die verwunderung / und die natürliche regung /üm den vorzug streiten / nicht wissend / welcher von den dreien ich mich mehr einräumen solte. Diese zeitung war ja so gut / daß ich sie frölich glåuben konte: aber auch so verwunderbar / daß fast der glaube nicht haften wolte. Ich sahe demnach meinen neuen vatter /den ich ehmals als meinen bruder geliebet / begierigst an / und verlangte /
Ehe der K \nig Barzanes die vermeinte witwe des Melchisedech / die sch \ne Blisinde / ehlichte / hatte er zuvor in eine andere von ihren schwestern / welche Eurilinde hieße / sich verliebet. Weil aber dieselbe allbereit ihre treue dem jungen Thogarma versprochen hatte / als ließe sie geschehen / daß sie von ihm auf ein schloß / so dem Prinzen gehörte / entfůret wurde. Sie spielten aber dieses mit so grosser fůrsichtigkeit /daß der K \nig niemals das geringste davon inn wurde / wie sein sohn an der Eurilinde flucht schuldig gewesen. Mitlerweile nun Barzanes / ihrer vergessend /ihre schwester die Blisinde ehlichte / lebten auch diese beide mit einander heimlich in vergnůgter ehe: die aber nicht länger wårete / als wie ich zu leben anfinge / weil meine geburt dieser meiner mutter tod verursachete. Die Königin Blisinde starbe auch nicht lang hernach / und hinterließe dem Barzanes eine tochter / die Tiphabruma: welche dan / auf des betrübten K \nigs befehl / nach Nisibis gesandt wurde /ům alda mit der Blisinde tochter / die sie dem Melchisedech vorher geboren hatte / auferzogen zu werden.
Niemand wuste / wer dieses kind wåre / welches auch Eurilinde hieße: massen alles / was mit dem Melchisedech fůrgegangen / in h \chster geheimnis gehalten wurde. Als kurz darauf die kleine Tiphabruma gestorben / wolten die leute / denen diese kinder zu erziehen anvertrauet worden / diesen todesfall dem König nicht ankündigen: sondern / auf einrat des Thogarma / namen
Alles dieses / erzehlte mir der König Thogarma mit vielen ümstånden / und bezeugte mir dabei seine entfundene große betrübnis / als er vernommen / wie ich neben meinem sohn verbronnen wäre: da ihn nichtes so sehr geschmerzet / als daß ich sterben müßen /ohne zu erfahren / daß er mein vatter gewesen. Ich schöpfte hieraus eine unbeschreibliche freude / indem ich also meinen Melchisedech als seine ehefrau / und nicht als eine tochter / wieder lieben dorfte. Ich vergaße im augenblick alles meines leids / das ich so viel jahre her ausgestanden / und sorgte nun für nichts mehr / als wie ich meinen sohn von der Orosmada abwenden / und meinen Melchisedech mit dieser guten post bald erfreuen möchte: von dem der K \nig mir sagte / daß er die Andagone nicht geehlicht hätte. Ich verlangte demnach sehr / aus Armenien zu reisen. Ich muste aber / meinem neu-erkanten vatter zu gehorsamen / mit nach Toana reisen: und erscholle / diese geschicht von meiner geburt / in kurzem durch ganz Armenien / welches dan ihrer viele nach hof kommen machte / ihrem K \nig / wegen seiner wiedergefundenen tochter / glůck zu wünschen. Einer von den
Demnach eilete ich / so bald ich meine erlassung vom König erlanget / aus Armenien hinweg / und kame so glůcklich als frölich nach Sidon zurůcke. Ich brachte es endlich daselbst zu wege / daß mein sohn die Orosmada aus dem sin schluge / und hingegen euch / nachdem er euch etliche mal gesehen / ganz verliebt in sein herz einschloße. Er ist nun nach Armenien gezogen / üm hůlfe wider den grausamen Beor / zu befreiung unsers Melchisedech / anzusuchen: und versahe ich mich tåglich / daß er mit einem måchtigen heer ankomme. Er weiß noch nicht / wer er ist: so viel habe ich ihm aber gesagt / daß er ein Prinz sei / und daß die bewerbung ům die sch \ne Jaelinde ihm ein reich zu bringen werde. Hiermit habe ich / so wol seine macht / als seine liebe / aufgefrischet / daß er euch mit der ehrerbietigsten liebe von der welt anbetet / und die Orosmada andern überlässet.
Ich wil nun / meine liebste Prinzessin! auf eurer seite keine solche widerspänstigkeit vermuten / daß ihr den sohn des Melchisedech nicht lieben / oder die kron von Salem / das euch von kindheit auf ernehret hat / ausschlagen soltet. Ich bin vielmehr versichert /ihr werdet unser aller ruhe befördern helfen / und euch zu etwas bequemen / das den Melchisedech / den Ahusath / den Adonisedech / mich und das ganze haus Salem vergnügen kan. Gott zeiget mir ja / daß nimmermehr die unglücks-wogen / die soviel jahre über mich zusammen geschlagen / sich legen sollen: und wird Jaelinde / die
* * *
Hiermit h \rte Eurilinde auf zu reden / und horchete / was Jaelinde antworten würde: die aber einen so häftigen streit in sich entfande / daß sie nicht fåhig war / etwas hierauf zu sagen. Sie war innigst erfreuet /die gemalin ihres Königs / den sie mehr als einen vatter liebte / nun zu kennen / auch von dessen einigem sohn und thron-erben nachricht zu haben: sie war aber dabei ganz unruhig / daß sie den Cimber verlassen solte. Ihre Gottesfurcht / neben der waren vernunft /triebe sie zu dem Adonisedech: aber von ihrer blinden liebe / ward sie zu dem Cimber zurücke gezogen. Sie sahe die K \nigin von Salem so beweglich an / daß deren mitleiden dadurch gr \sser wurde. Sie befande endlich für gut / dieser armen Prinzessin bedenkzeit zu geben.
Als sie aber hinweg gehen wolte / ergriffe sie Jaelinde beim rock / und sagte: Ach liebste fraumutter! sie verlassen mich doch nicht / sondern g \nnen mir noch långer ihre angeneme gegenwart. Eurilinde ließe sich hierzu
Es würde freilich Orosmada / (antworte Eurilinde) wann sie geblieben wäre / wie ich sie zu Zarpath unterrichtet / nimmermehr diesen schluß gefasset haben. Aber der verfürische hof zu Sidon / hat allerhand abg \ttische irrtumer aufs neue in ihr zartes gemůt gestreuet: doch hoffe ich / daß solche sich mit der zeit wieder verlieren werde. Ich verneme auch / daß der Prinz Tiribaces diese Prinzessin bereits aus den Ninivitischen tempel hinweg bekommen haben. Diesen Prinzen (antwortete Jaelinde) wil man an mich verheuraten: dessen die Königin von Tyro sich deutlich vernemen lässet. Wåre sowol dieser Prinz / als ich hierzu zu bereden / so wůrde
Bedenket euch! bedenket euch! liebste tochter! (sagte Eurilinde / damit aufstehend) und streitet nur dapfer mit euch selbst: sicher! ihr werdet überwinden. Hiemit ginge sie von ihr / der antwort unerwartet /nachdem sie zuvor sie beschworen hatte / niemanden von ihr etwas zu melden. Die arme Jaelinde hinterbliebe in einem verwirrten zustand / daß sie nicht wuste / was sie beginnen solte. Solang sie den Cimber kunte aus den gedanken lassen / fiele ihr nicht schwer / sich zu der heurat mit dem Adonisedech zu bequemen. Sobald aber dieser sch \ne Celte ihr wieder zu gedåchtnis kame / da verschwanden bei ihr alle vernünftige gründe. Mit solchem selbstreit brachte sie etliche stunden zu: bis sie endlich / ihre sorgen etwas beiseit-setzend / sich ankleiden ließe / zu der Königin von Elam / und folgends mit derselben zur Königin von Tyro / ginge. Sie fande daselbst eine allgemeine freude / wegen des mit den Syrern getroffenen
Weil / nach getroffenem stillstand / beide feindliche parteien einander freundlich besuchten / als ließe auch der Prinz Dison von Seir bei der K \nigin sich anmelden / daß er kommen wolte / ihr aufzuwarten. Sie wurden alle begierig / diesen Fürsten zu sehen: weswegen ihm die Königin zurück entbote / daß er kommen möchte / wann es ihm belieben würde. Dieser verliebte Prinz / in hoffnung / von seiner verlornen Aramena daselbst genauere kundschaft einzuziehen /såumte sich hierauf nicht / nach hof zu kommen: da er von dem Cosdron auf das höflichste entfangen / und in der Königin von Tyro zimmer gefůret wurde. Eine schamröte bekleidete seine wangen / als er alle diese damen ins gesicht bekame / die vordessen mit ihme /als mit der jungfrauen Aramena / vertreulichkeit gepflogen hatten. Es entstunde auch / als sie seiner ansichtig wurden / ein allgemeines gemürmel / da eine zur andern sagte: Ob auch aus der Aramena ein Dison werden k \nnen?
Nachdem er seine begrůssung / bei den beiden Königinnen / und bei allen Prinzessinnen abgeleget /sagte die alte Delbois zu ihme: Die verwunderung /mein vetter! die ich ůber eurem verånderten stand gesch \pfet / ist bei mir so groß / daß ich darüm nicht weiß / wie ich euch recht entfangen sol; und wäre die nunmehr erkante Königin von Syrien hier zugegen /so solte sie mir sagen /
Könnet ihr uns dan nicht berichten / (fuhre die Königin fort zu fragen) wo eure K \nigin hingekommen? Wir leben / ihrent wegen (antwortete er) ja so ungewiß auf der Kemuelsburg / als wie man hier von dem Syrischen K \nig nichtes wissen wil / welcher eben zu selbiger zeit sich verloren hat. Dieser euer sonderbarer vertrauter freund / (sagte die Königin / und hon-lächelte) solte ja billig seiner verlobten braut er \ffnet haben / wo er sich befinde. Und weil ihr nun seinen ehmaligen namen füret / gleichwie die K \nigin euren abgelegten namen angenommen: als erscheinet hieraus nicht unklar / daß sie beide euch ihre geschäfte vertrauen / und man also billig sich an euch zu halten habe / wann man von diesen beiden etwas erfahren wil.
Ich bin nichts weniger / (antwortete Dison seufzend) als ihrer beider vertrautster / sondern habe leider! von ihnen mehr ungnade / als gunst / zu erwarten. D \rfte ich mich deutlicher erklåren / so wůrden E. Maj. befinden / daß ich aus dem grund die warheit geredet. Als ein so gut Syrisch-gesinter / (antwortete die Königin /) könnet ihr nicht anderst thun / als geheim seyn. Doch hoffe ich / ihr werdet euch kůnftig deutlicher erklåren / wann nun mein bruder die schöne Syrerin ihme
Sie kamen hierauf alle üm ihn herüm / und machten viel fragens / seinen vorigen Aramenen-stand betreffend: da unter andern die Azura wissen wolte / wie er doch sein barthaar so wol vertreiben können / daß man daran sein geschlechte nicht erkennet? Dison gabe ihr in antwort zu vernemen / wiedaß er / als er vor dessen in Egypten ein Isis-priester gewesen / von seinen ordensgenossen eine gewisse salbe bekommen / die bis in das dreissigste jar verwehret / daß kein barthaar herfůr ko e. Wie er nun / mit dieser und dergleichen beantwortungen / die gesellschaft nach m \glichkeit vergnüget / name er wieder seinen abschied / des vorhabens / auch seiner mutter brudern den Mamellus / wie auch den Cimber / noch anzusprechen.
Als er zum statthalter gekommen / bezeugte der nicht mindere verwunderung / ihn zu sehen: und nun auch in den wahn gebracht / daß er die Königin Aramena von Ninive liebte / ließe er sich sehr an ihn heraus / so wol diese seine liebe / als / wo diese K \nigin seyn möchte / aus ihm zu bringen. Dison aber ware so bedachtsam im antworten / daß der statthalter sich daraus nicht beklügen konte: und bemůhte er sich /ihn zu bereden wiedaß er noch ein Isis-priester wåre /üm dadurch allen andern argwan von sich abzulehnen. Mamellus
Solches k \nnet ihr leichtlich ermessen / (antwortete Mamellus) sonderlich da die ältere schwester nun an meinen König sol vermålet werden: und weiß ich nicht / was ich wünschen wolte / wann zu hoffen stünde / daß ihr diese Prinzessin / die ehmals meine tochter gewesen / zur liebe ůberreden k \ntet. Dieses sagend / schauete er dem Dison scharf in die augen: der dan / sich getroffen findend / nicht zu seufzen unterlassen konte / und durch verånderung der farbe zu tag gabe / daß die erinnerung dieser durchleuchtigen Syrerin ihn gerůret hätte. Mamellus merkte ihm solches wol an / und als Dison überdas etwas verwirrt antwortete / geriete er gänzlich wieder auf den ersten wahn / daß der Prinz von Seir die schöne K \nigin von Ninive liebte.
Er lenkte demnach das gespräche auf seine vorige lebens-art / die er bei dieser Königin gefüret / und fragte nach den ursachen / die ihn bewogen håtten /also lang
Er ließe damit den Dison wieder von sich: welcher alsofort nach des Cimbers palast eilete. Bei demselben war das verwirrte verlangen / die falsche Aramena zu sprechen / nicht geringer / als des Disons begierde / diesen edlen Celten zu sehen / und mit ihme /von gegenwärtiger unruhe / sich vertreulich zu unterreden. Als sie zusammen gekommen / begrůste Dison den Cimber mit einem ganz freien wesen: der hingegen / sich gar eingezogen und veråndert anstellte /nicht wissend / wofür er den Dison halten solte. Ich zweifle nicht / mein Prinz / (finge Dison an zu reden) daß ihr euch verwundert / die Aramena in dieser gestalt zu sehen. Ihr werdet
Hiemit / als sie sich zusammen gesetzet / und Cimber / sonder ein wort zu sagen / den Dison ansahe /fuhre dieser also fort / zu reden. Ich trage keinen scheu / edler Prinz! euch zu offenbaren / wie es mir bisher ergangen: weil ihr einer von den vererautsten meiner Königin seit / als wil sich gebůren / euch dessen mit-teilhaft zu machen / was deren båstes nunmehr erfordern wil. Die liebe / großer Cimber! die måchtige beherscherin der menschen / war schuld daran / daß ich bisher / der unvergleichlichen Königin von Ninive gegenwart nicht zu verlieren / mein geschlecht verlaugnet / und diese unschuldige Königin teuschend / mich selbst mit einbildung einer glůckseligkeit betriegen dörfen. Ich habe aber nach der hand wargenommen / daß / sonder verletzung der ehre / und ohn fernere beleidigung der unschuldigen Königin /ich länger nicht mein betriegliches leben füren könte. Als ich demnach den Dison / meiner schwester rittern / ersuchet / mich durch diese vorgegebene heurat von hof zuerlösen: hat Ahalibama / neben der Timna und Mehetabeel / es so gespielet / daß ich die durchleuchtige Aramena von Syrien zu bette und in meine arme bekommen habe.
O himmel! (riefe Cimber / ihme ganz erstarret ins wort fallend) Aramena ist in euer bette und arme geraten? Was fůr bestürzung (fragte Dison) erweiset der Celtische Prinz hierüber / da er doch an dieser schönen kein teil haben kan? Wie / Dison! (antwortete der erhizte Cimber) habe ich keinen teil an der unvergleichlichen Aramena? Nein warlich / weit gefehlet! ich bestreite dieses vor aller welt / daß mir kein mensch hierin
Dison bliebe so höchst verwundert / als er niemals gewesen / da er den Cimber also reden hörte / den er kurz vorher zu seinem vertrautsten erkieset / und nun für seinen mitbuler halten muste. Sein trotziges bezeigen machte ihn eben auch hitzig: und weil er ihm so hart unter augen gesaget / daß er sein mitbuler wåre /hielte er für eine notdurft / ihme in gleichem thon zu antworten. Ich verdenke keinen / (sagte er) daß man meine göttin anbete: aber deren besitzung werde ich /bis auf den lezten blutstropfen / gegen aller welt bestreiten. Nun sie in euren armen ist / (gabe Cimber ganz kaltsinnig zur antwort) k \nnet ihr zwar alle welt verh \nen: ihr werdet aber meinen verzweifelten eifer nicht hemmen / euch das zu rauben / was nicht ihr /sondern ein ander / verdient håtte.
Das ist zu viel! riefe Dison / und zoge damit von leder: das dan alsobald der Cimber auch thäte. Aber ihr leztes lautes wortwechslen / wie auch das klingen ihrer schwerter / machte etliche von denen / so vor dem zimmer stunden / zu ihnen hinein dringen / und sie von einander bringen. Unter diesen ware Astarinus / einer von des Mamellus vertrautsten / welcher den ergrimten Dison / im hinausgehen / zum Cimber sagen h \rte: Bei båßerer gelegenheit / wollen wir miteinander besehen / wer von uns beiden würdig sei /sie zu besitzen. Weder Cimber noch Dison ist ihrer würdig! antwortete Cimber. Doch wil ich morgen /mit dem tag / hinter dem Isis-tempel deiner warten /und den kampf wider dich annemen / zu behauptung dessen / was ich iezt geredet.
Diese worte nun / welche Astarinus allein beobachtet / hinterbrachte er alsofort / neben dem / was er sonst vor
Gleichwie aber / die anstalt dieses mordvorhabens /den Mamellus einen teil der nacht schlaflos zubringen machte / also überlegten auch Cimber und Dison / die ganze nacht hindurch / diese ihnen zugestossene abenteur. Der verliebte Cimber wuste sich nicht zu tr \sten / daß seine K \nigin solte in des Disons und der betrieglichen Aramena arme geraten seyn: und fülete er darüm eine doppelte eiversucht / sowol wegen seiner selbst / als wegen seines freundes Abimelech / dessen getreue liebe hierdurch geteuschet worden. Wan er sich dieser schönen K \nigin erinnerte / konte er ihm diese schleunige änderung nicht müglich einbilden: und behielte er für sie
Tausend seufzer / welche er gen himmel sandte /begleiteten diese schmerzliche erinnerung / wodurch auf einmal / und so gar unvermutet / alle seine hofnung in den staub geleget wurde. Sein eifer hierůber /hatte ihm die bekentnis abgetrieben / die er sonst zu verhelen so sorgfältig gewesen. Weil er dan nun ganz verzweifelt handelte / auch wegen seines freundes des Abimelech / den er so wol / als sich / fůr betrogen hielte / keiner gedult platz geben konte / als stunde sein herz und sinn auf lauter rache: und tr \stete ihn allein dieses / daß er hoffete / den Dison das herze zu durchstechen / welches er / zu einer wonung für die schönste Königin der welt / unwürdig achtete. Sein wüten ließe ihm nicht raum / zu bedenken / ob er etwan hiedurch die schöne K \nigin betrüben möchte /deren vergnůgung er sonst allemal / auch mit hintansetzung seiner ruhe / zu bef \rdern getrachtet: sondern er war allein bedacht / wie er sich und seinen Abimelech an dem glücklichen Dison rächen m \chte. Um deß willen name er ihm für / mit aufgang der sonne /einen seiner slaven / die er in Damasco erkauft / auf die Kemuelsburg an den Prinzen von Seir zu schicken /
Der Dison hatte inzwischen auch eine unruhige nacht / und wuste sich nicht darein zufinden / daß Cimber seine Aramena lieben solte / da er doch bisher nicht allein so viel zeichen einer liebe zu der sch \nen Königin von Ninive von sich gegeben / sondern auch selbiger K \nigin gestanden hatte / daß er die Hercinde liebte. Er war in guter meinung zu ihm gegangen /ům sich mit ihm zu bereden / was massen der nunmehr-erkanten Königin von Syrien zu ihrem reich m \chte verholfen werden: dan er nun nicht mehr / ungeacht alles zuredens des Thebah und der andern / üm dieses reich / weil sich die rechte erbin von Syrien gefunden / für sich oder seine Prinzessin sich zu bemühen bedacht ware. Er hatte dieses geheimnis erst erfahren / als die gesandten der Syrischen Fürsten von Acraba wieder zurücke gekommen: welches dan die eigentliche ursache gewesen / die ihn angetrieben /seine gemůtsmeinung dem Cimber / als einem so ergebenen freund der K \nigin von Ninive / zu entdecken. Nun aber dieser ihm so trotzig begegnet hatte /fassete er / neben der eiversucht / die feste einbildung / der Cimber müste diese verlorne Prinzessin heimlich bei sich haben: daher er so begierig ware / den angebotenen kampf mit ihm anzugehen / daß er kaum des morgens erwarten kunte.
Selbiger war noch nicht völlig angebrochen / da ließe sich des Cimbers slave bei ihm anmelden: welcher ihm andeutete / wie daß sein herr bereits / auf den platz hinter
Als er endlich an dem bestimten ort angelanget /fande er daselbst ein ungleiches gefechte / indem ihrer viele einen einigen ritter anfielen: dessen dapfern widerstand sie gleichwol so entfunden / daß derer etliche schon todt zu seinen füßen lagen. Er bestůrzte nicht wenig / als er näher hinzu kommend / diesen fůr dem Cimber erkante. Indem er nun / ungeacht ihrer feindschaft / ihme beispringen wolte / fiele dieser edle held / und gabe ihm zugleich einer einen fang / mit den worten: Dieses geschihet / auf befehl des Fürsten Disons von Seir. Dison / solches h \rend / widerredte dem böswicht / und sezte damit ganz wütend in diese m \rder / üm den Cimber zu råchen. Aber in dem augenblick sahe er sich von einem neuen haufen überfallen / welcher hinter einem gemäur herfür brache / die dan alle rieffen: Man solte diesen m \rder des edlen Cimbers gefangen nemen. Dieses geschahe auch / ungeacht seines dapfern widerstandes / nicht allein ihm /sondern auch denen übrigen / die den Cimber überfallen hatten.
Sie füreten sie nach dem tempel der Isis / da Mamellus / als wan er ungefår käme / ihnen begegnete /und sie anhaltend / sich unwissend und bestürzt anstellte man ihm sagte / daß sein schwester-sohn / der Dison /
Mamellus / üm allen diesen dingen einen bässern schein zu geben / begabe sich ganz betrübt von der strassen / in einen nebenhof des tempels / und ließe dahinein / sowol den Dison / als seine angegebene helfere / neben seinen anklägern / kommen: da / in dieses unschůldigen Fůrsten gegenwart / die andern ihre schuld bekanten / daß sie / den Cimber zu ermorden / sich von dem Dison hätten erkaufen lassen. Wie nun ein grosmütiges herz nichts weniger / als solche ehrenrůrige beschüldigungen / vertragen kan / als vermochte Dison solches auch nicht zu erdulten / sondern erwischte ein schwert von den ůmstehenden /und machte damit den nächsten von denen nieder / die diese lůgen von ihm sagen dorften. Mamellus erfreute sich heimlich hierüber / weil dieser entleibte eben der Thyson war / welcher allein üm seinen anschlag wuste. Er bezeugte aber öffentlich sein misfallen hierüber / und befahle / den rasenden Dison / wie auch diejenigen / die man mit ihm beschüldigte / zu binden / und den entleibten Thyson hinweg zu bringen. Es wurde hierauf / in dieses armen Prinzen gegenwart /den andern anwesenden geld gegeben / und ein mehrers noch versprochen / daß sie diese seine mordthat verschweigen / und / zu rettung seiner ehre / aussprengen solten /
Nachdem er diese damit erlassen / und die andern /so hierzu geholfen / in eine heimliche gefängnis hinfüren fassen / behielte er den gebundnen Dison allein bei sich / welchen er gar beweglich anschauend / also anredte: Ihr sehet / Dison! wie ich bemühet bin / eure ehre / als welche die meinige mit ist / zu schützen /indem ich diesen meinen leuten / sowol durch geschenke / als durch bedrohungen / das maul gestopfet / niemanden zu sagen / was ihr begangen habet. Euren tod aussprengen zu lassen / habe ich für gut befunden: weil ich mir nicht einbilden kan / daß ihr von nun an /mit solchem schandflecken in der welt zu leben / mehr begehren werdet. Ja / grausamer vetter! (fiele ihm der Dison in die rede) ists m \glich / daß ihr mich k \nnet für einen so ehrlosen menschen ansehen? Gläubet mir – – – – Ha / Dison! (sagte Mamellus / ihn nicht ausreden lassend /) dieses ist nicht der weg / die ehre wieder zu erlangen / wan man es auf das verleugnen setzet. Ach nein / unglückseeliger Fůrst! ihr můsset von nun an der welt absterben / und in diesen tempel euch verschließend / auch eurem ehmaligen gelůbde folgend / die übrige tage eures lebens allhier zubringen. Dieses ist das einige mittel / womit euch kan geraten werden: und entschliest euch nur bald gutwillig hierzu / ehe mit euch etwas anders fürgenommen werde.
Wie? (sagte Dison) sol ich mich / gleich einem /der seine ehre verloren / für der welt verbergen / und in diesen tempel mich verschließend / alle gelegenheit verseumen / meine unschuld vor den tag zu bringen? Worin kan dan eure unschuld bestehen / (fragte Mamellus) da die schuld so klar erscheinet? Ich sehe aber wol / daß bei
Hiemit / ungeacht alles widersprechens des schier rasenden Prinzens / ließe Mamellus die obersten unter den Isis-priestern fůr sich fordern / die in Egypten den Dison bei sich in tempel gehabt: welche auf des statthalters befragen / ob sie nicht diesen ihren entlaufenen priester kennten? sich seiner gleich erinnerten / und anfånglich eine freude / nachgehends eine bestürzung wegen seiner bande / lezlich aber einen unwillen über seiner ungebärde / und (auf des Mamellus bericht) über seinem begangenen mord / bezeugten. Sie weigerten sich lang / einen solchen mörder in ihren heiligen orden einzunemen. Als aber Mamellus aus seiner habenden macht / die bei ihnen sehr viel golte / ihnen zuredte / bewilligten sie endlich / daß Dison in ihren tempel aufgenommen werden / zuvor aber allen ihren ordnungen und gebräuchen / die gefängnis und harte reinigungen fůr seine begangene übeltaten auszustehẽ / sich unterwerfen solte / und eher nicht zu ihren opfern zugelassen werden k \nte. Der statthalter beståtigte alles dieses / doch daß sie seines lebens verschonen solten / welches er diesem armen Prinzen noch g \nnte. Also muste Dison leiden / daß man ihn mit gewalt in ein finsteres gew \lbe schleppte: alda man ihm die weltliche kleider abname / hingegen einen hårinen sack anzoge / und also ihn / sein elend zu betrachten / allein verließe.
Mamellus / nachdem er also seinen zweck erreichet begabe sich wieder nach dem schloße: da ihn unter wegs die Syrer / so ihm begegnet / freundlich grüßeten / und / in hofnung des friedens / ihm alle ehre erwiesen. Jederman vermeinte / er hätte / seine andacht im Isis-tempel abzulegen / diesen heiligen ort so früh besuchet. Er
Das gerůchte hiervon / kame bald darauf auch in der K \nigin von Elam palast: da dan die arme Jaelinde mit tödlichem schrecken überfallen wurde / als ihr so plözlich dieser elende tod ihres liebsten Cimbers zu ohren kame. Die allgemeine tränen der andern /machten die ihrigen sonder argwan fließen / und hielte man das an ihr für eine würkung der bloßen erbarmnis / was in der that ihre herzliche liebe verursachte. Als auch Eurilinde solches erfuhre / beklagte sie / daß / das unglück eines so grossen heldens / der Jaelinde ruhe und ihr verlangen befördern sollen: weswegen sie auch hierüber / an stat der freude / sich betrůben muste.
Jederman ware nun begierig / die ümstånde von dieser greulichen that zu wissen: und weil ihrer vielen bekant war / daß den vorigen abend einige harte wortwechselung zwischen dem Cimber und Dison sich begeben hatte / als wurden tausend geschichten / hiervon erdichtet; die aber mit der warheit nicht einstimten. Der statthalter befahle / nach den beiden leichen zu suchen / und des Disons k \rper den Syrern auszuliefern: wiewol er wuste / daß sie diesen nicht antreffen würden. Die abgeschikte fanden daselbst eine grosse månge volkes versamlet /
Wie große klag aber / über den Cimber / die Assyrer füreten / so ware es doch nichts / gegen dem allgemeinen trauren der Syrer in der stadt und auf der Kemuelsburg / üm daß sie ihren feldherrn / den Dison /auf so fr \mde weise verloren hatten. Insonderheit aber war die arme Ahalibama gar nicht zu tr \sten / als sie diesen tod ihres einigen bruders erführe. Die viele onmachten / die ihr in dieser angst zustiessen / verhielten erstlich ihr klaggeschrei. Als sie aber zu bette gebracht / und mit allerhand diensamen mitteln / durch die ebenfallstrostlose Timna und Mehetabeel / wieder ermuntert worden / schüttete sie ihr betrübnis in den kläglichsten worten aus / und fůrete so traurige gebärden / daß das grausamste herz dadurch hätte m \gen zu mitleiden bewogen werden. Dieses allein war noch übrig / grausamer himmel! (sagte sie) deine wut v \llig ůber mich auszuschütten. Du hattest nicht genug /daß du mir meinen Elieser genommen / meines hauses untergang mir gezeiget / mich aus meiner lieben Königin gunst gesetzet / meine freundin mich verlieren und alle meine anschläge rükgängig gemacht: sondern ich muste auch noch diesen herzensriß fůlen / und meines liebsten bruders verlustig werden. Ach Dison! wie ůbel habe ich dir geraten und für dich üm die Syrische kron geworben / da du allhier nicht den tron /sondern dein grab gefunden? Verflucht / verflucht müsse seyn die stunde / darin mir diese betriegliche hochzeit zu sinn gekommen! und wehe mir! daß ich dich nicht von hinnen / von diesem unglücklichen ort / habe hinweg ziehen lassen.
Als sie in solchen klugen begriffen war / kame der alte Thebah dazu: welcher aber fähiger ware / trost zu
Weil man die ruhe für sie zum nůzlichsten erachtete / ginge Thebah wieder von ihr: welcher allbereit /so betrübt und ertäubt er auch war / einen neuen raht für Syrien ersonnen hatte. Er ginge zu den Syrischen Fürsten: die er alle ganz bestůrzt fande / weil sie täglich soviel neues erlebten / indem ihr K \nig und dessen schwester so seltsamer weise sich verloren / und nun ihr feldherr / neben dem Cimber / unwissend /wie und durch wen / ůmgekommen ware. Der kluge Thebah suchte zuvor mit dem Elihu allein zureden: dann er / weil der Dison nun todt war / den Syrischen Fürsten die wahre beschaffenheit ihres K \nigs zu entdecken / für notwendig erachtete.
Der Husan und Arsas begaben sich aus der gesellschaft / die Königin Aramena heimlich zu besuchen /und diese zeitung ihr zu hinterbringen. Als sie im tempel angelanget / fanden sie die sch \ne Königin /ihre zeit zu kürzen / in dem buch Jezirah lesen / welches ehmals Arsas aus Canaan ihr mitgebracht hatte. Sie ergezte sich also mit des erleuchten Abrahams herrlichen schriften / als Husan mit dem Arsas hinein trate / und / nach abgelegter entschüldigung / daß er ihr den vorigen tag nicht aufgewartet / den tod des Cimbers und des Disons anbrachte.
Gerechter himmel! (sagte endlich die Königin) wie hast du können zugeben / daß dieser held / der der welt so nützlich war / ihr so zeitlich und so erbärmlicher weise müßen entzogen werden? teilest du dan umsonst so seltene gaben aus / daß dieselben / ehe sie viel gutes gewirket / zu dir wiederkehren můßen? Hiemit ließe sie ihre teure zären mildiglich fließen / und achtete sich h \chst-unglücklich / daß sie und ihr Abimelech einen so treuen thåtigen freund verloren hatten. Und wiewol sie seither ůber den Dison gar unlustig gewesen / so muste sie doch auch dessen ermordung schmerzlich entfinden: und ware ihr ihre ehmals-vertraute Aramena inzwischen nie so sehr in den sin gekommen / als nun / da sie deren tod erfahren muste. Als sie nun endlich diesen unmut in etwas überwunden / und wieder fåhig worden / von andern dingen zu reden / fragte Husan / ob sie sich entschlossen hätte / nach Sepharvaim zu reisen? Ihre antwort war: Sie wolte seinem raht in allem folgen / und es sei nun in Damasco nichtes mehr übrig / das sie halten könte. Auf diese erkärung / ward abgeredet / daß Husan und Arsas mit den Niniviten in Damasco heimlich sich besprechen / und sie dahin vermögen solten /nach Sepharphaim sich zu wenden. Es wurde auch für nůtzlich erachtet / daß die Königin zuvor den Tharsis / wie auch
Nach dieser abrede verliessen sie die K \nigin: welche / ihrer betrübnis bequemer nachzusinnen / in den garten / der an ihr wonungs-zimmer stieße / sich begabe. Der vorsichtige Abdastartus / hatte seinem andern heimlichen gast / dem vermeinten König von Syrien / welcher in eben diesem gebäude aufbewahret wurde / wegen seines übelaufwesens / erlaubet / dieses gartens sich auch zu bedienen: damit die frische luftsch \pfung seine baufållige gesundheit wiederbringen möchte. Er ließe ihn aber da hinein gehen / wann die Königin zu abends tafel hielte: weil alsdan kein mensch im garten sich befande / und auf der seite / da die K \nigin wonete / alles verschlossen war. Wie demnach dieser abend angekommen / und Abdastartus vermeinte / daß die Königin / nach ihrer gewonheit /beim essen seyn würde / ließe er den Aramenes mit dem Tirzis in den garten gehen / und eilete folgends nach seinem zimmer: weil ein bedienter von seiner schwester / die in Damasco wonete bei ihm sich an melden lassen / den er ungeseumt anhören muste.
Die betrübte Königin / so dißmal / üm allein zu seyn / nicht speisen wolte / hatte allen ihren leuten befolen / ihr nicht zu folgen / und ließe sich bei einem wasserfall nieder: dessen herab-regnende tropfen sie mit ihren zären vergliche / und daher diesen ort / fůr allen andern im garten / ihr belieben ließe. Weil die verkleidte Aramena / mit ihrer Tirza / diesen ort auch zu erkiesen pflegte / als namen sie ihren weg gerad darauf zu. Diese Prinzessin erkante alsofort ihre schwester / die K \nigin von Ninive: auf die sie dan mit h \chster freude zuliefe / und sie ůmarmete / ehe sie sich dessen versehen können. So groß aber ihre freude / so häftig war der Königin entsetzen / sich
Die K \nigin / so fůr verwunderung noch nicht glåuben konte / was sie hörte / verlangte alles dieses umständlicher zu wissen: worinn ihr dan die Prinzessin ein völliges gemůgen gabe. Sie erzehlte ihr nach der långe / alles / was ihr begegnet: wie sie anfangs /als ritter Dison / beim einzug in Damasco / einer Syrischen Fürstin in die hånde geraten / und sie ůberredet / daß sie Aramenes wåre / die dan solches unter die Syrische Fürsten ausgebracht håtte. Der alte Thebah /und die Fürstinnen von Seir / wären hierdurch auf die gedanken geraten / sie an den Syrischen Prinzen Dison zu vermälen / und ihme also die Syrische kron zu erlangen: welchen betrug sie erst erfahren / als sie den Dison in die arme gekommen / den sie / bis er sich ihr geoffenbaret für die jungfrau Aramena gehalten. Sie hätte / auf
Nach ausgang dieser erzehlung / ginge zwischen diesen beiden schwestern das ůmhalsen wieder an: welches die Königin Aramena verdoppelte / und eine innigste vergnügung spüren ließe / daß sie also endlich einmal ihre schwester gefunden hatte. Wie wunderbar (sagte sie) bringet uns heut der himmel zusammen / und wie plözlich finde ich meinen zustand verändert: da eure entdeckung / liebste schwester! mir die Syrische kron / euch aber die Ninivitische zueignet. Dan / weil ihr bisher den K \nig Aramenes / unsern bruder / habt fůrgestellet / und nun aus allen ümständen erhellet / daß dieser nicht mehr im leben seyn můsse: als ist / verm \g unserer eltern lezten willens /mir Syrien / euch aber Ninive / zugefallen. Die gewalt des höchsten wolle behülflich seyn / daß wir diese unsere Erbkönigreiche wider alle feinde
Wir haben iezt nicht zeit / (antwortete die Königin) von dieser eurer einschließung in den Dianen-tempel zu reden: sonst wüste ich euch / liebste schwester! viel starke gründe dagegen anzufüren. Jetzund aber vergönnet mir / daß ich euch fragen m \ge / ob dan der Dison / der bei mir so lang Aramena geheisen / euch geliebet habe. Freylich (antwortete die Prinzessin) hat er mich mit seiner liebe verfolget / und mir dieselbe deutlich gnug zu verstehen gegeben als ich zu ihme /in meinung / daß er / meines geschlechts wäre / zu bette kame. Ich håtte auch diese seine vermessenheit nimmermehr verschmerzen k \nnen / wann er nicht /so wol als ich / durch betrug zu dieser wunderbaren hochzeit geraten wäre: dan sein vorhaben dieses gewesen / daß er hiedurch mit guter art aus dem Ninivitischen frauenzimmer kommen / und folgends von hinnen reisen wolte. Seine schwester aber / neben der Timna / hatten hieran die meiste schuld: welche uns auf so fr \mde weise zusammen zu bringen / und dadurch ihren blutsverwandten / mit hülfe des Thebah /auf den Syrischen tron zu setzen / vermeinet.
So hat euch dieser Prinz geliebet? fragte die K \nigin nochmals / ganz voll gedanken. Was bewegt euch liebste schwester! (antwortete die Prinzessin) so ämsig hiernach zu fragen? habt ihr etwan teil hieran? und ist vielleicht dieser Prinz euch unbeståndig worden? Unbeständig genug / (war der Königin wiederantwort) nicht aber auf solche weise / wie ihr vermutet.
Wodurch dan (fragte die Prinzessin) hat dieser Prinz seine straffe entfangen? Ach leider! (sagte die Königin / und mit einem seufzer) er und der edle Cimber / sind diesen morgen jåmmerlich üm ihr leben gekommen. Kaum hatte sie dieses ausgeredet / da gereuete sie dessen: weil sie verspůrte / daß ihre schwester ganz erblasste / und ein håftiges entsetzen zu tag gabe. Die Prinzessin wuste selber nicht / wie ihr geschahe / daß diese zeitung ihr also an das herze stieße: und da sie niemals vermeinet / daß sie den Dison lieben k \nte / entfande sie nun eine unruhe /dergleichen sie nie gefüllet hatte. Diese lockte ihr die tränen aus den augen: welches die Königin ersehend /sich nicht enthalten konte / ihr mit weinen gesellschaft zu leisten. Sie verharreten in diesem mitleiden / bis die Prinzessin sich wieder erholend / zu der K \nigin sagte: Ich sehe / wir beweinen beide unsern feind /den Dison; wiewol der edle Cimber vielleicht mehr teil haben mag an meiner schwester tränen / als der Prinz von Seir. Ich beweine sie beide / (gabe die K \nigin zur antwort) wiewol mit dem unterschied /daß der eine mich nie beleidigt / der andere aber /durch verhelung seines geschlechtes / gegen mir sich gröblich versehen.
Darf ich mich wol unterstehen / (fragte die Prinzessin /) diesen armen Prinzen zu entschuldigen? Sein
Ihr seit so beredsam / den Prinzen von Seir zu verteidigen / (sagte die schöne K \nigin / mit einem betrůbten lächlen /) daß ich den Dison wider lebendig wünsche: damit ich hinwider ihme bei euch das wort rede;
Also schieden nun diese beide durchleuchtige Aramenen wieder voneinander / und begaben sich in ihre zimmer. Sie hatten auch das glůck / daß ihr sonst-wachsamer hüter / der Abdastartus / nichts von dieser ihrer zusammenkunft innen wurde: welcher inzwischen beschäftigt gewesen / seinen neuen gast wol zu bewirten / den er diesen abend bekommen hatte. Dieser ware der halbtodte Cimber / für dessen lebens-fristung der himmel wunderbarer weise gesorgt hatte: weil dieser großer held / noch viel gutes auf erden zu verrichten / verordnet
Diesen ihren bruder / fande sie hierzu ganz willig: massen derselbe den verwundten Cimber / bei spatem abend / in dieses angebåude des tempels bringen ließe / auch alsobald seine wunden besichtigte. Er fande deren keine t \dlich / und den Prinzen / allein wegen des viel verlornen bluts / entkråftet: da er dan seine bäste arzneien fůr ihn hervorsuchete / welche so heilsam waren / daß sie dem Cimber eine ruhige nacht verfůget håtten / wann nur seine unruhige gedanken ihn hätten schlaffen lassen. Es lage ihme stäts im sinn / daß derjenige / den seine Königin liebte / (wie er aus seinen worten sich beredte)
Die mattigkeit schlosse ihm hiermit mund und augen / und machte ihn gegen dem morgen einschlaffen: als eben Abdastartus kame / ihn zu besuchen. Dieser war erfreut / ihn ruhen zu sehen / dessen er so sehr vonn \ten hatte / und gienge hin nach seinem andern kranken / dem König von Syrien: den er gleichfalls ganz munter und frisch fande. Er schriebe solches seinen arzneien zu / welches doch eigentlich von gestriger abendbesprechung in garten herrůrete: weswegen er ihn zu deren fernerem fleissigen gebrauch vermanete. Aus angeborner verschwiegenheit
Als die zeit / bei dem gottesdienst zu erscheinen /heran gekommen / begabe sich Abdastartus nach dem ort / da man die opfere zu halten pflegte: weil noch nicht der innere tempel und ein oberpriester / in gegenwart des K \nigs von Assyrien / war eingeweihet worden. Er fande daselbst den Fürsten von Ram /neben etlichen Assyriern. Weil er wol wuste / daß Elihu nicht ihres glaubens war / massen er ihm solches vertrauet hatte: als konte er leicht erraten / daß er betens halber nicht angekommen wåre. Demnach gesellte er sich zu ihm / und fragte nach der ursach seiner dahinkunft. Elihu fragte hinwieder / wie es dem Syrischen König erginge? Abdastartus erfreute ihn hierauf mit der zeitung / daß es iezt gar wol üm ihn stünde / und daß er ihn noch nie so gesund an leib und gemüt gefunden hätte / als diesen morgen. Nemet ihn doch wol in acht / mein vatter! (sagte Elihu) dan /die warheit zugestehen / ich bin sehr besorgt / unser statthalter d \rfte gegen diesem unschüldigen Prinzen nichts gutes im sinn haben.
Es ist Aramenes / (antwortete Abdastartus) auf euer und des Mamellus verordnung / von meinen obern mir in hut befolen worden: weil ich nun die aufsicht ůber ihn habe / als wil ich schon gut dafůr seyn / daß
Nachdem hierauf Elihu den opfern beigewonet hatte / und nun wieder hinweg gehen wolte / wurde er unversehens von dem alten Thebah begrüßet: welcher als er diesen Fürsten nach dem tempel fahren gesehen / diese gelegenheit ergriffen / ihme sein großes fürhaben zu entdecken. Elihu freuete sich nicht wenig / diesen alten / den er vordessen wol gekant / wieder zu sehen: von dem er viel dings / die Syrische K \nigliche kinder betreffend / zu erfahren verhoffete. Demnach war er ganz willig / auf sein ansuchen / ihme geheimes gehör zu geben. Zudem ende / ginge er mit ihm in einen abgesonderten ort des tempels / da niemand sie verst \ren noch behorchen konte.
Elihu / ganz verwundert / und nicht wissend / wie er dieses verstehen solte / sagte lächlend zu dem Thebah: Wollet ihr mich vielleicht auf die probe füren? oder wisset ihr nicht / daß ihr mit einem Assyrier redet? Ich weiß gar wol / (versezte der Thebah) daß ihr sehr gut Assyrisch seit. Aber / wie gesagt: Syrien und deren kronerbin ist euer / wann ihr nur selber wollet. Weil er hiemit den Elihu aufmerksam gemacht / als finge er hierauf an / ihm alles nach der länge zu erzehlen / was sich von anfang her mit der Prinzessin Aramena zugetragen / und wie er endlich dieselbe /ům sie an den Prinzen von Seir zu verehlichen / mit hülfe des Zophars und der dreien Fürstinnen von Seir / bisher fůr den K \nig von Syrien ausgegeben håtte: da ihre meinung gewesen / die Syrer / weil sie so sehr nach ihrem König verlanget / durch dieses fürgeben /von Assyrien abtreten zu machen; und håtte nachgehends der Dison / wann er durch beistand der Canaaniter sich auf den thron befästigt /
Weil aber der elende tod dieses Prinzen / (fuhre er fort / nachdem er etliche seufzer geholet) nunmehr diesen anschlag vernichtet hat / und ich / meines K \nigs nachgelassenen kindern bis in den tod treu und hold zu bleiben / so schůldig als geflissen bin /auch nunmehr die Königin von Ninive für des grossen Aramenes åltste tochter erkant worden: als ist iezund mein meistes denken und dichten / daß ihr auf ihren vätterlichen tron möchte verholfen werden. Solte / die vorhabende heurat zwischen ihr und dem König von Babel / für sich gehen / so bliebe Syrien / nach wie vor / unter dem joch eines fr \mden Monarchen: welches die nun einmal aufgeregte Syrer nimmermehr zugeben / sondern dieser heurat / wann sie erfahren /daß es mit ihrem K \nig Aramenes ein betrug gewesen / sich ja so stark widersetzen werden / als eifrig sie nun dieselbe bef \rdern. Ist es wol möglich / (fiele ihm der bestürzte Elihu in die rede) daß der vermeinte Aramenes diejenige Prinzessin sei / die man solang für des statthalters von Syrien tochter gehalten? Wo habe ich dan bisher meine augen gehabt / daß ich diese Prinzessin nie erkennet / mit der ich doch ehmals so grosse vertreulichkeit gepflogen habe?
Das beständige gelübde dieser Prinzessin / (sagte Thebah ferner) hat sie solang unter mannskleidern versteckt gehalten: und kan ich nicht anderst gläuben /als daß sie nach Ninive / dahin iederzeit ihr verlangen gestanden / entkommen seyn werde. Weil nun / der geburt-vorzug / ihrer ältern schwester den hiesigen tron zuerkennet / als müssen und werden alle rechtschaffene Syrer dahin trachten / daß sie diese ihre Erbk \nigin darbei schützen mögen. Ein Syrischer Fürst / muß ihr
Ist es auch n \tig / (antwortete Thebah /) euch ein ding zu erweisen / so ihr schon selbst am bästen wisset / daß es wahr sei? Jedoch / euch hierin zu befriedigen / wil ich euch nur jenes abends erinneren / als die wunderhochzeit des Disons und der Aramena auf der Kemuelsburg fürginge: da ihr / im tempel der Juno /euch an eine seule gelehnet / und mit unverwandten augen die schöne Königin von Ninive betrachtet. Ach! erlaube mir doch / (hörte ich euch damals sagen /) du allm \gendes himmelsgeschicke! daß ich / gleichwie Dison iezt ihm die Aramena vermålen låsset /also auch mein herz und meine gedanken mit der himlischen Delbois verbinden dörfe! Suchet doch meine keusche liebe nichtes / als nur den bloßen augengenuß ihrer anschauung: darům entziehe mir doch nicht meine unschuldige vergnůgung / welche der hohen verehrung / die ich ihr schüldig / nicht das geringste entziehet. Ich betaurete damals bei mir selber / was ich nun für das glück von Syrien halten muß: weil zweifelsfrei der himmel / nicht ohne ursach / euch diese neigung zu unserer Erbk \nigin ins herz gepflanzet. Diese durchleuchtige Aramena ist nun euer /wann ihr nur selber wollet: und wil ich euch alsobald die ganze Canaanitische macht zu hülfe bringen /wann ihr nur den schluß fasset / allhier K \nig zu werden.
Ich sehe / Thebah! (sagte hierauf Elihu) daß ihr
Ich bin ganz mit euch einig / (gabe Thebah zur antwort /) und finde alles recht von euch beurteilet. Die wiederfindung der Königin von Syrien aber zu befördern / müsset ihr euch fůr sie \ffentlich erklären /auch die beschaffenheit ihrer und des bisher-geläubten Syrischen Königs geburt / allenthalben kund machen. Solches wird ihr / sie sei auch wo sie wolle / bald für ohren kommen / und sie / euren guten dienst zu erkennen / verbinden. Denen Fürsten in Syrien / euren vettern / dörfet ihr hierin euch nicht vertrauen: dan euch /teils deren eiversucht / teils ihr mistrauen / mehr hinter-als förderlich seyn würde. Ihr müsset andre hülfe suchen / die sich bereits aus Canaan anbietet: und wird es mich nur ein wort kosten / so soll euch der Beor auf den Syrischen tron erheben.
Man muß (antwortete Elihu) zuvor wol ůberlegen /was von so großer wichtigkeit ist / ehe man darin einen
Habt ihr noch einen Syrischen blutstropfen in euch / (sagte der Thebah ferner / und zwar mit ernsthafter rede / als er sahe / daß Elihu in tiefe gedanken geriete) so erweiset es bei dieser gelegenheit. Bedenket / wie euer eltervatter / der große Nahor / euch aus
Der erfreute Thebah ümfasste etliche mal den Fürsten von Ram / auf diese seine erklärung: welcher ihm hiernåchst vertraute / wie die jüngere Prinzessin Aramena / als vermeinter Aramenes / in diesem tempel von dem Abdastartus aufbehalten würde; mit erzehlung aller ümstånde / wie es damit zugegangen. Der Thebah vername dieses mit unbeschreiblicher freude /und fiele ihm hierbei ein / diese Prinzessin an den Tharsis zu verbinden / und ihm dadurch zum K \nigreich Ninive zu verhelfen: weil er von der Fürstin Calaride vernommen hatte / wie die Königin Philominde es also verordnet / daß wann zwo t \chter nachbleiben würden / die ältere Syrien / die jůngere aber Ninive /haben solte. Er vertraute alsofort diese seine gedanken dem Elihu / der dan alles gut befande: wie er dan nunmehr / da er einmal sich dahin erkläret / die Syrische seite zu halten / ihme ämsig angelegen seyn ließe /dieses große werk wol hinauszufůren. Es ward hierauf abgeredet / daß der Thebah in person alsofort nach dem Beor reisen / und denselben / sich eiligst Damasco zu nähern / bereden solte: mit versprechen /daß ihme sobald die Ahalibama / dem
Mitlerweile nun der Thebah sich zur reise růstete /und Elihu seine ehrsucht und liebe in gedanken weidete / befanden sich Husan / Arsas / Barzes und Tharsis / bei der sch \nen Königin Aramena: da die beide letzere eine unbeschreibliche freude bezeugten / ihre verlorne Königin wieder zu sehen. Sie hatte / durch beförderung des Abdastartus / diese Syrische und Ninivitische Fürsten in den tempel zu sich beschieden /und nachdem sie die freudbezeugungen ihrer Niniviten mit der h \chsten gůtigkeit aufgenommen / sagte sie zu dem Husan: Ich befinde mich gen \tigt / euch /mein vetter! fůr alle gute dienste / die ihr mir bisher erwiesen / eine böse zeitung zu sagen. Aramenes /euer K \nig / ist nicht mehr vorhanden. Wil nun Syrien mich annemen / so stelle ich mich hiermit dar / als eures Königs nåchste erbin zu dieser krone.
Husan wurde so bestürzt / die Königin also reden zu h \ren / daß er kein wort ihr zu antworten vermochte. Sie aber / ihn nicht lang in dieser qual aufzuhalten / erzehlte ihm und den andern / was ihr gestriges abends im garten begegnet / wie sie nåmlich / da sie vermeinet / ihren bruder zu sehen / eine schwester gefunden / und von ihr erfahren / daß sie bisher den Aramenes fürgestellt håtte. Ihr sehet nun / (sagte sie ferner / zugleich das kästlein herfůr ziehend / darin die zeugnise von ihrer geburt
Grosse K \nigin! (sagte hierauf Husan /) es wird verhoffentlich kein Syrer seyn / der nicht mit mir ůbereinstimme / und mit freudigem gemüt diese himmelsgabe / eine so unvergleichliche K \nigin / anneme. Wie ich dan hiemit E. Maj. im namen der andern / die schüldigste pflicht / die unterthanen gebůret / abstatte / und versichere / daß wir gut und blut bei E. Maj. aufsetzen wollen. Nachdem er dieses kniehend gesaget / ließe er den andren auch raum / der Königin zu dem Syrischen tron glück zu wůnschen. Die Niniviten beklagten zwar hierbei / daß Ninive also ihrer fürtreflichen regirung beraubet wurde: doch tr \stete sie sich wieder mit der hoffnung / einen beständigen dienst bei ihr zu behalten. Bei dem Tharsis wachete sein ehmaliges liebesfeuer wieder auf / da er vername / wie es mit der Prinzessin Aramena beschaffen / und daß die erlangung ihrer person ein ganzes königreich konte zu wege bringen.
Es begunte aber / nach dieser eröfnung / die schöne Königin mit ihnen raht zu halten / wie alles nun anzugreifen wåre / und wie man so wol den Assyriern / als den Syrern und Niniviten / begegnen muste. Husan /
Es hat mir unlängst / die freundschaft des unvergleichlichen Prinzen Cimbers / dessen gedächtnis ich niemals ohne tränen verehren werde / von E. Maj. die grosmütige versicherung erhalten / daß sie mir / als damaliger bedrangter Königin von Ninive / durch diesen Prinzen / ihre dapfere Celten und Teutschen zu hülfe schicken wolten: für welche unverdiente
E. Maj.
verpflichtete freundin.
Aramena K \nigin von Syrien.
Nach verfårtigung dieses schreibens / stellte sie dasselbe dem Fürsten von Cale zu / und sagte: Ich beschwere euch iezt unaufh \rlich mit reisen / welches der lohn ist für eure sonderbare treu; doch hoffe ich /mit Gott / eure dienste dermaleins mit ruhiger vergeltung zu erkennen. Hierauf / zoge sie ihn beiseits an ein fenster / und gabe ihm noch ein schreiben / an ihren Abimelech lautend / worin sie demselben ihren ganzẽ zustand entdecket: ihn hoch verpflichtend / solches durch einen sichern boten nach Seir zu verschaffen. Nachdem dieser Fürst / alles aufs treulichste zu
Als sie hierauf die Königin verlassen / und Husan sich nach dem Fürsten von Hus begeben / ließe der Tharsis von stund an / durch den Elimodan und Hadat / die Niniviten / die meist drausen vor Damasco lagen / zusammen ziehen / und verfügte sich auf den abend selber hinaus / üm den folgenden tag in aller frühe fortzugehen: den Zaphis / mit acht tausenden / in Damasco verlassend. Der Arsas rüstete sich auch zu seiner reise nach Basan / und zoge noch selbigen tags hinweg / sonder seiner gemalin / noch auch der Ahalibama und Timna / zu sagen / wohin er reisete / und was er von der K \nigin wuste. Also wurde auf zweien seiten / von dem Husan und Elihu / fůr die sch \ne Königin Aramena gearbeitet / ohne daß einer von dem andern wuste.
Elihu brachte es / in wenig tagen / mit dem Zophar so weit / daß der ihm verhieße / seine seite zu halten /und den Beor in Damasco einzulassen. Husan hingegen hatte nicht minder glück / und beredte die meisten von den andern Fůrsten / daß sie / so lieb die K \nigin von Ninive / als einen König / über sich herrschen zu lassen /
Gleichwie aber / das hohe fürnemen des Elihu /dessen vertreulichkeit gegen dem Mamellus nun sehr vermindert / also fůlete auch hinwieder der stathalter bei sich eine nicht-geringe kaltsinnigkeit gegen diesem Fürsten / den er doch sonst wie sein kind geliebet / und fienge er an / ein mistrauen in ihn zu setzen: welches damals schon sich angesponnen / als Elihu die vermeinte Syrische Aramena beim leben erhalten /wiewol dadurch des Mamellus eigne tochter / die Prinzessin Milcaride / beim leben erhalten worden. Dieses mistrauen hatte bei ihm folgends tief gewurzelt / als Elihu zuviel sorgfåltigkeit für das Königliche Syrische geblüt erwiesen / indem er / üm des Aramenes erhaltung und aufbewahrung in
Weil ihm alles dieses so wol von statten gegangen /als wuchse in ihm die begierde / dem staat zum bästen / mehr b \ses zu verůben und den Aramenes auch auf die seite zu schaffen: welches er nicht für unrecht hielte / weil es zum båsten seines Königs angesehen war /und sein gewissen / durch die gewonheit so ungerechter händel eingeschläfert / ihn unfåhig machte / die in ihm noch-glimmende tugendbegierde aufzumuntern /und von solchen bösen stücken abzuhalten. Es fiele ihm auch so unleidlich / das K \nigliche ansehen / in welchem er soviel jahre bei dem Syrern gelebet / zu verlieren / daß er / zugleich üm deswillen / in Syrien keinen K \nig dulten konte. Er besorgte / wan sein K \nig die schöne Aramena von Syrien geheuratet /ihre überredungen würden bei ihm so gůltig und kräftig seyn / ihrem bruder die Syrische kron zu erlangen. Um nun stathalter in Syrien zu bleiben / und den Babylonischen zepter alda fåst zu stellen / beschloße er /daß Aramenes sterben můste: welches aber werkstellig zu machen / er gar schwer befande. Seines Königs befehl / welchen Elihu von Acraba mitgegebracht; die mitwissenschafft dieses klugen Fürsten / wo Aramenes aufbehalten wurde; des Abdastartus redlichkeit /und der heilige ort des tempels: diß alles waren große hindernise / dieses m \rdliche vorhaben hinaus zu füren.
Doch überwande seine list dieses alles / und fuhre er / eines morgens sehr früh / nach den Isis-tempel: da er von dem obersten unter den priestern / dem weißen Mephris / entfangen wurde / und mit ihm allein sich in ein
Nachdem er hierauf dem Mephris angedeutet / wie er ihme / von seines K \nigs wegen / etwas sonderbares anzubringen håtte / und diesen guten alten nun sehr aufmerksam sahe / redete er ihn also an: Ehrwürdiger vatter! ihr wisset / ohn mein sagen / den jetzigen gefärlichen zustand in Syrien / und wie so gewaltige feinde sich herfür thun / dem großen Belochus zu schaden / und ihme dieses Königreich zu entwenden. Den fůrnemsten unter diesen / habt ihr bei euch in eurem tempel. Der Fůrst Elihu von Ram und ich /haben / auf den scheinbefehl unsers Königs / euch den Aramenes / etwan vor zehen tagen / ůberliefert. Ich nenne es einen scheinbefehl: weil der K \nig von Assyrien / üm diese beide / bei ietzigem gefårlichen zustande / nicht von ihme wendig zu machen / gegen dem Syrer Baracheel und dessen sohn
Als Mamellus hiemit zu reden aufgehört hatte / bedachte sich Mephris eine weile auf die antwort / welche endlich also lautete: So schuldig ich neben allen hiesigen priestern mich erkenne / des großen K \nigs von Assyrien befehlen ein gehorsames genügen zu leisten / so sehr stehet uns hierin unser gesetz entgegen /das nicht zugibet / einiges menschen blut zu vergießen / wan derselbe nicht ein priester ist. Wolan! (fiele ihm Mamellus in das wort) so weihet den Aramenes erstlich zu eurem priester / und lasset ihn alsdan ein opfer werden. Wan es so viel zeit erleidet / (antwortete Mephris) werden wir billig gehorchen müßen. Wie lange zeit ist dan hierzu vonn \ten? fragte Mamellus /etwas ungedultig. Drei tage (antwortete Mephris) werden dazu erfordert / da den ersten die einkleidung /den andern und dritten aber die reinigung und salbung / geschehen muß. Drei tage / (sagte Mamellus) k \n nen uns nicht schaden. Ihr müßet euch aber für allen dingen hüten / daß Abdastartus nichts hievon innen werde: weil derselbe
Wie kan aber / (fragte Mephris) der Abdastartus hiervon ausgeschlossen werden / da er den Aramenes verwaret? Ihr müßet ihm (sagte Mamellus) diese nacht / bei eurer g \ttin / etwas zu thun geben / in seiner abwesenheit den Aramenes aus seiner kammer holen / und ihn in ein anders wol-verwahrtes zimmer bringen: da dan Abdastartus / wan er das ledige zimmer findet / gedenken muß / daß sein gefangener sich ledig gemacht und entkommen sei. Bei des Aramenes einweihung und folgender opferung / habet ihr ja den Abdastartus nicht vonn \ten: inmassen ich mich erinnere / daß er zu diesen allerheiligsten gebräuchen nicht kommen darf / weil er / als euer schaffner / mit zu vielen weltlichen håndeln ůmgehet. Ihr könnet / die von der siebenden reihe unter euren priestern / allein hierzu nehmen / auch solches an einem andern ort /auser dem gew \nlichen / im tempel verrichten / weil doch noch nicht alles bei euch in rechte ordnung gestellet ist.
Diese fürschläge des statthalters / ließe Mephris ihm gefallen / und verhieße / solchem treulich nachzukommen. Der vorsichtige Mamellus / ließe zum überfluß / etliche von den andern priestern / die in die reihe des Mephris geh \rten / vor sich kommen: die er eben so / wie den Mephris unterrichtete. Und / ihre treu gegen dem Assyrischẽ haus noch mehr aufzumuntern / täte er ihnen von köstlichẽ kleinodien /herrliche geschenke / die er zu dem ende mit sich genommen. Worauf er wieder von ihnen ginge / nachdem er zuvor ihrem opfer im tempel beigewonet hatte. Dieses schwere werk / so nun den priestern oblage /machte sie ämsig miteinander ratschlagẽ. Nachdem sie aber endlich in ordnung gerichtet / und die
Sobald dieser sich zu dem bild der Isis in den tempel begeben / sandte Mephris etliche / in geheimer stille / nach des Abdastartus wonung / die den Aramenes / sonder einiges geräusche / abholen solten. Es fiele ihnen nicht schwer / weil sie aller orten die gånge und schliche wusten / zu dem bereits-schlaffenden Aramenes unvermerkt in das zimmer zu gelangen: den sie dan behend weckten / und aufmaneten / mit ihnen zu gehen. Diese gute Prinzessin / die nun solcher abenteuren wol gewonet war / entsezte sich eben nicht sonders / diese graue geistliche månner ům ihr bette zu sehen / sondern ließe ihr durch den Tirzis eiligst ihre kleider anwerfen / und folgte also ihren fůrern / sonder zu fragen / wo man mit ihr hin wolte. Also wurde der vermeinte Aramenes vor den Mephris gebracht / welcher / neben allen seinen priestern von der siebenden ordnung / in einem mit blumen und wolriechenden kräutern bestreut- und beziertem gewelbe / dieses unschüldigen opfers erwartete / und /nachdem er die sch \ne und holdseeligkeit dieses jünglings / bei dem schein der vielen angezündten lampen / höchlich bewundert / ihm ankůndigte / wiedaß er ein Isis-priester werden / und seine einkleidung folgenden tags geschehen solte. Man verließe ihn hierauf in diesem zimmer / seiner antwort unerwartet: doch wurde dem Tirzis / auf vielfältiges bitten / bei ihm zu bleiben / verstattet.
Sobald sie beide sich allein sahen / begunten sie diese ihre neue begegnis zu überlegen. Ich spüre /(sagte
Bedenken sie aber nicht / (sagte Tirza hierwider) daß / die offenbarung ihres geschlechtes und standes /der K \nigin von Syrien / ihrer schwester / nachteilig seyn m \chte? Ich erinnere mich / wie diese Königin fůr hochn \tig erachtet / daß man unter den Syrern und Babyloniern noch zur zeit gläube / es sei ein Aramenes vorhanden. Sind sie dan nicht / gnädigste Prinzessin! dieses ihrem vatterlande schüldig / daß sie das noch ein wenig verschweigen / dessen offenbarung leichtlich schaden bringen könte? In betrachtung meiner schwester / (antwortete die Prinzessin) solte ich billig noch långer schweigen. Um aber die g \ttin Isis nicht also zu betriegen / muß ich notdrünglich reden: und wolte ich gern raht annemen / wann ein drittes mittel vorhanden wäre / daß mich weder schweigen noch reden hieße. Als die Tirza hierauf eine weile sich bedacht hatte / sagte sie: wann ich die gefahr betrachte / darein meine Prinzessin / durch entdeckung ihres geschlechtes / geraten kan / so stehe
In warheit / Tirza! (sagte hierauf die Prinzessin) du bringest mich in neue angst / und werde ich wol / aus zweien übeln das geringste wehlend / üm meiner sicherheit willen / noch länger Aramenes bleiben můssen. Wer weiß / (tåte Tirza hinzu) ob uns nicht unverhoffte hülfe widerfäret? Ist doch die Königin von Syrien iezt voll hoffnung / ihren tron zu besteigen! wann das geschihet / kan meine Prinzessin alsdan sonder gefahr sich kund geben. Die Prinzessin beschlosse hierauf / dem einrat der Tirza zu folgen / und sagte ferner: In was sorge wird meine schwester meinetwegen geraten / wann sie morgen meinen verlust vernemen wird. Der himmel gönne ihr ein bässers geschicke / als mir / daß man nicht etwan auch ihrer person sich also bemächtige. Nachdem Tirza diese sorge ihrer Prinzessin aus den sinn geredet / legten sie sich auf herrliche ausgebreitete teppiche zur ruhe nieder: in gedult erwartend / was man den folgenden tag mit ihnen fürnemen wůrde.
Es war aber die Prinzessin kaum eingeschlaffen /als ein gerassel von fässeln und ketten sie wieder erweckte / welches sie unter ihr zu seyn vername: und weil nur ein düñer breterner boden in dem zimmer war / als schallete
Ach mein bruder! (sagte der erste / und seufzete) was sol ich dir erzehlen? sol ich dir bekennen daß ich noch dein mitbuler sei? Bedenke / wer am meisten ursach habe / sich zu beklagen / du oder ich? Ich liebe noch / so häftig /
Als nun der erste / auf das / so er erzehlen wolte /sich zu bedenken / eine weile still bliebe / hatte inzwischen auch die Prinzessin zeit / dasjenige bei sich zu überlegen / was sie so unvermutet vernommen hatte. Es war ihr / die sti e der ehmaligen Aramena / noch so wol bekant / daß sie / den letzern von diesen beiden / für den Dison halten muste: wiewol dessen so gewiß ausgesprengter tod / sie noch zweiflen machte. Sie fülete in sich eine freude / diesen Prinzen noch im leben zu wissen / die ihr selber fremd fürkame. Wie sie nun ferner nachsonne / wer der andre wol seyn m \chte / hörte sie denselben folgender massen seine erzehlung anfahen. Mein vatterland (sagte er) ist Mesopotamien / und hat Laban / der Fürst von Haran /mich gezeuget: da man mir den namen meines grosvatters / des Bethuels / gegeben. Die ůmstånde
Ich weiß bereits dieses alles / (antwortete der andere /) massen ich es in Arabien erzehlen hören: nur dein stand / und dieses ware mir noch unbekant / daß dein Dianen bild die Prinzessin Aramena fürgestellet /welches ich ja so häftig / als du / geliebet. Meine schwester / (sagte der erste /) die von dieser sch \nen solches bild bekommen / hatte mich damit beschenket / und leider! wie ich nun verneme / damit anlaß gegeben / daß auch du gegen diese Prinzessin verliebt worden. Du wirst mir das vergeben! antwortete der andere. Ich hatte nach diesem / wie ich dir bereits erzehlet / die schöne Königin von Ninive lieb gewonnen: von der mich endlich die unm \glichkeit abgewendet / und zu meiner ersten liebe mich wieder gebracht hat / als auf so seltsame weise das glück / diese schöne / in meine arme lieferte. O fůr mich gar zu grausames glück / (rieffe der erste /) das mein leiden auf die allerhöchste spitze setzet! Was bin ich dessen gebässert / (antwortete der andere /) da ihr felsenherze von keiner liebe hören wil / und vieleicht iezt / da wir hier ům die besitzung ihrer person uns zanken / im tempel zu Ninive unsere qual verspottet. Ach! (dachte die Prinzessin bei ihr selber) möchte es mir doch so gut ergehen / wie dieser von mir urteilet. Sie hörete aber ferner den nun von ihr erkanten Bethuel erzehlen / was ihm nachmals in Egypten / und mit der vermeinten Aramena in Damasco begegnet / und wie er da durch in diesen tempel geraten: da man nun sie beide zwingen wolte /
Durch diese des Disons benennung wurde nun Aramena völlig versichert / daß dieser Prinz noch / und zwar mit ihr in gleichen zustand / lebte: da dan die anregung seines nun angenommenen glaubens / dessen die K \nigin Aramena / ihre schwester / im garten auch erwehnet / ihr sonderlich zu herzen ginge / und ihr anlaß gabe / solchen hohen dingen bässer nachzudenken. Sie schlieffe aber endlich wieder ein / und erwachete nicht eher / als wie die Isis priester hinein traten / diesen Aramenes zu der priesterlichen einkleidung abzuholen. Weil sie in kleidern sich niedergelegt hatte / als war sie auch gleich färtig / mit ihnen fortzugehen. Sie wurde / durch viele finstere gewölbe gefüret / bis sich ein grosses \ffnete / welches voll lampen hinge: bei deren schein man sehen konte / daß dieses gebäude mit sehr herrlichen Egyptischen decken behängt ware.
Der Mephris / in seinem priesterlichen schmuk /entfinge alda diesen unschůldigen priester. Aus besorgung einer abschlägigen antwort / wurde der vermeinte Aramenes nicht befraget / ob er den orden annemen wolte: sondern man ware gleich über ihn her / die heilige kleider ihm anzuziehen; und muste er die hand einem ochsen
Abdastartus hatte inzwischen am morgen den Aramenes gemisset / und war voll sorgen / wie es mit ihme möchte ergangen seyn: massen er fast für unmüglich hielte / daß er aus den tempel entkommen können. Weil er ihn nun nirgend weniger / als wo er war / vermutete / als kame er auf den argwan / ob etwan Aramenes der K \nigin / seiner schwester / wargenommen / und durch den garten in ihr zimmer sich möchte verwandelt haben. Demnach begabe er sich dahin / und forschete fleissig bei der K \nigin leuten /konte aber nicht das geringste von ihm erfahren. Also muste er endlich / mit h \chster unruh und betrübnis /dem Mephris anmelden / daß sich der Syrische König verloren håtte: welcher hierůber / gleichwie auch die andren / so mit ihm hiervon wissenschaft hatten / sich einer grossen bestůrzung anname. Elihu kame eben darzu / und riete gleich / wie er dieses vernommen /auf den Mamellus / daß der mit dem Aramenes einen neuen b \sen rank můste gespielet haben. Mit solcher vermutung / ging er alsofort zu ihm / und diesen verlust des Aramenes ihm ankündigend / beobachtete er ganz genau dessen gebärden: da er dan wol
Was wird unser K \nig sagen / (fragte er) daß wir den Syrischen Prinzen nicht bässer bewahret. Er kan uns die schuld nicht geben / (antwortete Mamellus ganz kaltsinnig) weil wir hierbei das unsere gethan haben. Hiermit risse er diese unterredung ab / und fienge an / mit dem Fürsten von Ram von andern dingen zu sprechen. Diß waren nun grosse anzeigungen /daß er / von dieser böslichen wegzuckung des Aramenes wissenschaft haben můste. Wie sehr ihn nun solches krånkte / so sahe er doch nicht / wie er hinter die warheit kommen möchte. Demnach hielte er für das bäste / die Königin von Ninive / wie er vorhatte / eiligst Syrische Königin zu erklären / und den verstellten Aramenes zu entdecken: damit also Mamellus zu rükgehalten wůrde / etwas m \rdliches an dieser Prinzessin zu verüben. Um des willen wůnschete er mit schmerzen / daß der alte Thebah bald zurücke kommen möchte. Nachdem er den statthalter wieder verlassen / gienge er ganz allein in den K \niglichen schloßgarten: da er sein vorhaben weitläufig ůberlegte / und wol fůlete / daß die liebe ihn hierzu am meisten antriebe.
Bisher hatte er / sonder ihm einige hofnung zu machen / in seiner verehrung gegen der schöne K \nigin von Ninive / sich also erwiesen / daß keine unruhe noch einbildung seine gedanken beherschet; und wuste er sich also zu meistern / daß ihm niemals in den sin kame / seine liebe anderst / als in der bewunderung und im blossen anschauen ihrer unvergleichlichen sch \nheit / zu weiden: dadurch er ein so glücklicher und ruhiger liebhaber bliebe / daß er in höchster gemüts-vergnügung leben konte. Nun aber / da der Thebah ihm seiner K \nigin geburt
Er brachte mit diesen gedanken fast den ganzen tag zu / und vergaße schier darbei / daß er beider Prinzessin Milcaride sich hatte anmelden lassen / derselben aufzuwarten. Wie er demnach zu ihr gekommen / und diese stäts-betrübte Prinzessin mit allerhand gesprächen aufzumuntern sich bemühet hatte / machte er sie durch seine überredung schlůßig / sich zuweilen ümzuthun / und der Prinzessin Ahalibama / wie auch den andern Fürstinnen von Seir und Syrien auf der Kemuelsburg / zuzusprechen: welches er dan zu dem ende thåte / damit er diese Prinzessin / aus dem Königlichen schloß zu gehen / gewönen / und sie also desto leichter / bei ankunft des Hemors in Damasco / wie er versprochen / dem Prinzen von Canaan in die hånde liefern k \nte. Es waren aber diese Fůrstinnen noch nie / seit daß diese unruh wårete / zu den K \niginnen und Prinzessinnen auf das schloß gekommen: weil sie / als anstifterinnen dieses ganzen werks / solches nicht wagen dörfen / und nun / durch Disons vermeinten tod / in unbeschreibliche traurigkeit /
Elihu brachte / die hierauf kommende nacht / ganz unruhig zu: welches auch die meisten in Damasco thäten / sonderlich aber die jenigen / so sich im Isis-tempel befanden. Die nunmehr zum Isis-priester eingekleidte Prinzessin / erwartete mit angst / was man folgenden tags ferner mit ihr vornemen wůrde. Weil sie üm des willen schlaflos lage / vername sie wiederüm ihre beide liebhabere / die man unter ihr in einer gar üblen herberge bewirtete. Was muß doch die ursach seyn / (hörte sie den Dison zum Bethuel sagen) daß man uns heut hat ungeplagt gelassen / und wir keinen Isis-priester haben zu sehen bekommen. Bekümmere dich nicht ům das / (antwortete Bethuel) was uns zum bästen unterlassen worden / und erweise vielmehr deinẽ fürwitz / mir abzufragen / was der priester / der heut so åmsig mit mir allein redte / mir gesaget. Wan es etwas gutes ist / (erwiederte Dison) so wirst du mir / ungeacht wir mitbulere zusammen sind / deine freude nicht verhelen. Wir sind frei / mein bruder! sagte hierauf Bethuel. Dieser Isis-priester /der uns lang in Egypten gekennet / låsset sich unsers elendes jammern / und wil uns in morgiger nacht davon helfen. Die vergeltung / so er fůr solchen Dienst begehret / ist diese / daß wir ihm versprechen sollen / gut und blut / ja unser leben / für das Syrische haus auf zu opfern. Ich vermeine nicht / daß diese bedingnis zu schwer sei / unsre freiheit zu erkaufen.
Als Dison solches bekräftigt / und in seiner antwort eine große freude ůber dieser zeitung bezeiget / kame der Prinzessin Aramena in den sinn / ob es sich nicht thun ließe / durch diese gelegenheit auch mit los zu kommen: zumal ihre angst immer zuname / ie länger sie /
Hiemit nun fassete die Prinzessin ein herz / und begunte erstlich an den bretternen boden zu klopfen: welches die beide Fürsten unter ihr aufmerksam und stille machte. Nach diesem redte und rieffe sie also zu ihnen: Weil ihr / für eure freiheit / euch verpflichtet /dem Syrischen hause zu dienen / so findet ihr hierzu gute gelegenheit; weil des großen Aramenes tochter eben also / wie ihr / alhier gefänglich verwaret wird /und durch euren beistand leichtlich kan erlöset werden. Ihre holdselige stimme / die weder dem Dison noch dem Bethuel unbekant war / schallte diesen beiden verliebten so wundersam in die ohren / daß sie vermeinten / sie wåren bezaubert. Wie nun also ihre bestürzung sie nicht antworten ließe / begunte die Prinzessin noch läuter zu reden / und so wol den Bethuel / als den Dison / bei namen zu nennen; daher endlich Dison diese antwort gabe: Wofern es möglich / daß die stimme / so wir h \ren / der Prinzessin Aramena von Syrien zukommet / so sind wir erbötig /
O himmel! (rieffen sie hierauf beide) so ist es dan wahr / daß wir so glůckselig sind / die Prinzessin von Syrien zu befreyen? Thut gemach! (antwortete sie) damit eure unzeitige freude nicht alles verderbe. Wie sie nun hierauf sich bäßer einfanden / und so wol ihre verwunderung als freude gezämet hatten / versprachen sie gegen folgende nacht / durch des priesters hülfe /die ben \tigte werkzeuge / zu er \fnung des bodens /herbei zu schaffen. Weil aus besorgung / von andern gehöret zu werden / die Prinzessin in ferneres gespräche sich mit ihnen nicht einlassen wolte / als musten diese beide verliebte / bei unaussprechlichem verlangen / sich gedulten / bis die gewünschte stunde erscheinen wůrde / ihrer göttin auf zu dienen / und sie zu sehen.
Sobald der morgen gekommen / fanden sich die alten priester bei ihrem neu-eingekleidten wieder ein /und
Dison und Bethuel verrichteten inzwischen / was sie mit der Prinzessin abgeredet: und als sie nach gewonheit / in der schule der priester den tag über seyn musten / ům von neuem in der Isis geheimnisen unterrichtet zu werden / hatte Bethuel gelegenheit / mit dem priester / der sie erl \sen wolte / deswegen zu reden. Dieser ward h \chst erfreuet / als er erfure / daß bei ihnen im tempel die Prinzessin von Syrien wäre /die er zugleich mit erlösen könte. Es war dieser priester (welcher / als einer aus der fünften ordnung / von der mit dem Aramenes fürhabenden opferung nichts wuste) nicht allein ein Syrer von geburt / sondern auch einer von des Nahors nachko en / und ein befreundter des Thebah: daher ihm die liebe zu seinen vatterland / und die neigung zu dem Bethuel / als seinen verwandten / angetrieben
Dison / der zum ersten in das zimmer gekommen /fiele ihr zu fuß / und ergriffe ihre hand / die er mit großer entzůckung zum mund fürete. Sie hatten einander seit ihrer hochzeit auf der Kemuelsburg / nicht gesehen: daher bei dieser ansprache / Dison ganz aus sich selber / und die Prinzessin beschåmt bliebe. Diese ihre verwirrung machte / daß Bethuel den Dison noch also kniehend und der Aramena hand küssend fande; weßwegen er / voll eifersucht / zu ihr sagte: Ach sch \nste Aramena! gönnet zum wenigsten dem armen Bethuel auch einen gnadenblick / der sich ja so viel ům eure befreiung / als der glückliche Dison / bemůhet. Ich bin euch beiden hoch verbunden / edle Fürsten! (sagte die Prinzessin / und trate damit vom Dison zurücke) daß ihr mir also meine freiheit wieder verschaffet / und werde ich / so wol gegen dem Bethuel / als gegen dem Dison / iederzeit mein dankbares gemüt bezeugen. Hiermit reichete sie ihnen beiden die hånde / üm sich von ihnen die leiter hinab fůren zu lassen. Der priester stutzete anfangs / sie in solcher opfer-kleidung zu sehen. Nachdem sie aber / mit wenig worten / ihm und den beiden Fürsten ihren zustand eröfnet / gingen sie mit einander fort / und
Dison sahe seine Prinzessin an / ům von ihr zu vernemen / wo sie hin begehrte: welche ihr dan vorname / wan es müglich wåre / nach der Königin ihrer schwester zu gehen. Wo sollen wir aber diese K \nigin finden? fragte Dison. Hier im tempel! (gabe die Prinzessin zur antwort /) und wollet ihr mir folgen / so kan ich euch den ort zeigen / wo sie sich befindet. Hiermit ginge sie / beim schein des mondes / füran /und wiese ihnen den weg: da dan der priester sich höchst verwunderte / daß die beide durchleuchtige Aramenen in ihrem tempel wären. Weil er zu dem garten / den ihm die Prinzessin wiese / wie auch zu allen gebåuden des tempels / den haubtschlůßel aus des Mephris kammer mit list überkommen und zu sich genommen hatte / als konte er die gartentůr öfnen: da sie dan miteinander hinein giengen / und von der Aramena erlernten / in welchem zimmer die Königin sich aufhielte. Ihr trachtet beide / (sagte sie hierauf zu dem Dison und Bethuel) nach der aufname meines hauses: darum werdet ihr so gůtig seyn / und nicht allein mir erlauben / daß ich mag zu meiner schwester gehen / sondern auch unser hier-sein in geheim halten. Ich habe von meiner schwester / der K \nigin / verstanden / daß es noch nicht zeit sei / offenbar zu machen / wo sie sich befinde / und was es mit mir / als dem vermeinten König Aramenes / für eine bewandnis habe.
Dison und Bethuel musten / wider ihren willen /diesen schluß der Prinzessin billigen / und ja so pl \tzlich wieder verlieren / was sie allererst so geschwind erworben hatten. Demnach begleiteten sie /voll betrůbnis / die Aramena
Als sie nun droben waren / klopfte sie an der thůr /und horchte / ob jemand sich regen würde. Als sie mit dem klopfen anhielte / kame endlich die Perseis herfür / und fragte / wer an der thůr wäre? Aramena war ganz erfreuet / die hofmeisterin ihrer schwester zu sehen / woraus sie auch die K \nigin anwesend vermuten konte. Ihre antwort war: sie můste zu der K \nigin hinein / und håtte ihr etwas n \tiges anzumelden. Perseis / die üm die geheimnise ihrer K \nigin nichts wuste / gienge für ihr bette / und deutete ihr an / wiedaß zwei priestere / neben noch einer person / vor dem zimmer wåren / und sie zu sprechen verlangten. Das wird gewiß (gedachte die K \nigin bei sich selber) eine botschaft von dem Husan seyn! Als sie hierauf befohlen / sie einzulassen / eilte die verkleidte Prinzessin fůr der K \nigin bette: welche sie / mit ihrem ümarmen / ja so sehr / als wie das erstemal im garten / erschreckte.
Wie / liebste schwester! (rieffe die Königin / als sie die Prinzessin erkante) ists m \glich / daß ich euch sehe / in so verånderter tracht / bei so ungew \nlicher zeit / und an
Wie nun die beide Aramenen allein waren / muste die jůngere sich zu der ältern ins bette legen: da sie ihr dan ausfůrlich erzehlte / wie es ihr in der nächsten tagen ergangen wåre. Die Königin bezeugte ihre angst / darin sie ihrentwegen geschwebet / als sie / ihrer abrede zuwider / sie nicht mehr im garten vernommen /und weder den Abdastartus / noch sonst einigen menschen / hierüm befragen d \rfen. Es war ihr aber sonders angenem / des Disons leben zu vernemen: worbei sie wünschte / daß es auch mit dem Cimber ein falsches geschrei seyn möchte. Sie verbrachten das ůbrige der nacht / in sanfter ruhe. Als aber der morgen wieder angebrochen / und sie aufgestanden waren /ließe die Königin ihrer schwester eines von ihren kleidern bringen: welches sie anzoge / und in solcher tracht so vollkommen sch \n erschiene / daß die K \nigin sich nicht satt an ihr sehen konte. Um aber ihr da-seyn für dem Abdastartus (welcher sie
Nicht lang hiernach / ließe sich Husan anmelden: der dan / mit nicht-geringer bestůrzung / bei der Kůnigin diese fr \mde schönheit antraffe. Und wiewol er sie / als sie den Dison und folgends den Aramenes fůrstellte / zum öftern gesehen: so hatte doch die weibliche kleidung sie dermassen veråndert / daß sie ganz unkentlich ware. Die schöne Königin aber /seine bestůrzung in ein verwunderung zu verwandeln / sagte ihm / wer sie wäre / mit erzehlung alles dessen / was mit ihr seither sich begeben hatte. Der Fůrst seumte hierauf nicht / sie zu begrůssen / und ihr /gleichwie der Königin / ihrer schwester / seine dienste anzubieten. Nun der gůtige himmel / (sagte er ferner) uns so gnädig erscheinet / und unsere beide Erbprinzessinnen uns wieder gegeben / d \rfen wir nicht länger verweilen / den Syrern ihren rechten zustand kund zu machen: zumal ich ohndas die meisten hierzu geneigt finde. Wie ich dan eben darum iezt hiehergekommen / meiner Königin befehl einzuholen / ob derselben beliebig sei / alsofort den Syrern anbringen zu lassen / wiedaß E. Maj. als ihre Königin / neben der Prinzessin / ihrer schwester / allhier vorhanden sei. Dan zu besorgen ist / wan wir länger verziehen /es dörfte / wie geredet wird / der König von Assyrien / ankommen / und uns viel hinternise mitbringen. Ich bin mit allem zufrieden / (gabe die Königin zur antwort / und verlasse mich auf des Husans verstand und gute neigung / der schon mein bästes wird wissen zu beobachten.
Es war / in selbiger nacht / der Thebah von dem Beor wieder angekommen / und hatte mitgebracht /wie daß am morgen dieser K \nig / neben dem Prinzen von Canaan / in Damasco seyn wolte: weswegen der Zophar / mit seinen unterhabenden Syrern / bei dem Libanon tor aufwartete / diese gåste einzulassen. Elihu aber begabe sich nach der Prinzessin Milcaride / und beredte sie / ihrem vorsatze zu folg / die Fürstinnen von Seir auf der Kemuelsburg zu besuchen: die dan / sonder beschwernis / sich dahin von ihm begleiten ließe. Sie fanden die gute Prinzessin Ahalibama auf dem bette / die wegen des ausgesprengten todes ihres brudern / noch trostlos lebte. Sie name aber / neben der Timna und
Indem sie also beisammen waren / entstunde im ganzen schloß ein grosser auflauf / und vername man auch von der stadt her ein lautes get \ne. Wie nun die Timna an das fenster gelaufen / sahe sie ein frömdes volk / so den Canaanitern gliche / auf die burg anziehen / und h \rte zugleich von allen orten ruffen: Es lebe unsre K \nigin Aramena! Indem sie solches dem andern ankündigen wolte / kame die Casbiane zu ihnen hinein / und berichtete / wiedaß der K \nig Beor / und der Prinz Hemor / mit viel tausend Canaanitern / in der stadt wären / und gleich auf der burg seyn würden. Ein ungleiches entsetzen überfiele hiebei die Ahalibama und Milcaride: da die erste für angst / und die andere fůr freude / schier vergangen wäre. Wie sie nun also / teils in furchten / teils voll hoffnung / des ausgangs erwarteten / kame der Beor neben dem Hemor auf die burg / und verstörte der Syrer ihre versamlung: die alle / ganz bestürzet / diesen Canaanitern entgegen eilten.
Nachdem sie den K \nig in einen saal gefüret / trate Elihu herfür / und fienge an mit einer zierlichen rede /den Syrischen Fürsten nach der länge anzukůnden /wie kein Aramenes vorhanden wäre / und allein die Fürstinnen von Seir / ihren bruder und vettern / den Dison / auf den Syrischen tron zu heben / die jüngere Prinzessin Aramena fůr diesen König ausgegeben /und die bekante hochzeit mit ihm angestellet hätten. Es wäre aber damit / sowol durch dieses dapfren Prinzens erbårmlichen
Auf diese rede des Elihu / täte der erfreute Husan die antwort / und sagte: Wie man nun augenscheinlich sehe / daß die g \tter fůr Syrien sorgten / indem dieses zu keiner gewünschtern zeit / als ietzund / sich begeben k \nnen / da er eben / seinen brůdern einen gleichlautenden vortrag zu thun / in werk begriffen gewesen. Er zweifle nun nicht / man werde allerseits / des Königs von Canaan geneigten willen und beistand wieder die Assyrier / schůldigster massen erkennen /auch die Prinzessinnen Ahalibama und Milcaride ihm gerne folgen lassen. Es wäre aber nicht allein ihre K \nigin / sondern auch ihre Prinzessin / im Isis-tempel wol bewaret und in guten zustand: denen man gleich diese freudenpost bringen / und jene auf ihrer vätter tron erheben müste. Der verliebte Elihu konte sich nicht mässigen / seine freude an den tag zu geben / wie er so unverhoft erfahre / daß seine K \nigin sich in der nähe befånde. Es begleiteten aber / alle die andere Syrer / sein freudengeschrei: sonderlich
Wie nun der Beor hierauf von allen Syrischen Fürsten / nach landsgebrauch / sich begrüssen lassen /name er den Elihu bei der hand / und sagte zu den sämtlichen Fůrsten: Es ist billig / erfordert auch solches eure sicherheit und euer bästes / daß ihr euch einen König aus eurem mittel erwehlet / der mit der Königin Aramena euer land regire. So wollet demnach von meiner hand den edlen Elihu annemen: dem ich mit aller meiner macht / wider einen ieden / beizustehen / bei Königlichen glauben versprochen habe. Die art / womit der K \nig von Canaan diese worte herfürbrachte / neben der macht / die er hinter sich hatte / ließe den Sirern nicht zu / ihre erklårung lang aufzuschieben / und seinen vortrag in bedenken zu nemen. Weil auch des Elihu person und stand ihnen lieber war / als alle auswärtige måchtige / als gaben sie einhällig ihre stimmen hierzu: wiewol der alte Hus noch immer gut Assyrisch in seinem herzen verbliebe / auch der ehrsůchtige Cyniras / und Elhanan / ja so nahes recht / als Elihu / üm die sch \ne Aramena zu werben / ihnen einbildeten.
Elihu / ungeacht ihm sein glůck nach verlangen zulachete / konte doch in seinem gemůte nicht ruhig seyn / bevor er wůste / ob auch seine Königin mit einstimmen würde: ohne deren willen / er nichtes von dieser seiner glůckseeligkeit begehrte. Er richtete auch des wegen seine danksagung / gegen dem Beor und den Fürsten von Syrien / hiernach ein / und sagte /wiedaß alles / so sie ihm zugedachten / an dem willen der K \nigin von Syrien hienge: wann der mit dem ihrigen einstimmen würde / wolte er diese höchste
Wer meine eltern gewesen / ist unnötig dir zu wiederholen: weil dir vorhin zur gnüge bekant ist / daß / wie meine fraumutter / die aus dem unglůcklichen hause Moab entsprossen / diese welt gesegnet / ich bei meinen ältern brůdern / die alle hätten meine våtter seyn können / erzogen worden / und mehrteils zu Dedan bei deinem
So groß aber unsere liebe war / so geheim musten wir solche halten: weil die Ada nicht zugeben wolte /daß ihr sohn eine heuraten solte / die nicht sehr großes vermögens wåre. Ihr eigenes beispiel brachte sie auf diesen entschluß / da sie sich erinnerte / was ungemach sie deshalben mit dem Esau erlitten / indem sie beiderseits keine lebensmittel zusammen gebracht /und daher \fters mangel und dürftigkeit / auch streit und widerwillen / ausstehen müssen. Nun war ihr mein zustand zur gnüge
Nun begabe es sich / in selbiger zeit / daß ein vornemer reicher herr aus dem land Cus / der an den Seirischen gränzen wonete / ein grosses fest angestellet: seine freude damit zu bezeugen / daß sein K \nig von Cus / der Scheba / aus der Egyptischen gefängnis ledig gekommen / und zwischen beiden kronen friede gestiftet worden. Hierzu nun lude er alle benachbarte: und weil wir auch gebeten waren / ermanete mich Eliphas durch ein schreiben / daß ich mich ja einstellen wolte. Zu gutem glücke / kame eben der Sobal mit seiner tochter / der Mehetabeel / und die Fürstin Bilha des Ezers tochter / nach Denhaba: in deren gesellschaft ich soviel füglicher / neben dem Lothan / diesen mohren besuchen konte. Ich wil nicht / die herrliche bewirkung / so uns daselbst wiederfaren / die ansehnliche gesellschaft / welche von allen benachbarten orten sich dahin versamlet / und die unzålige belustigungen / die unser artiger wirt angestellet / allhier beschreiben. Ich wil nur kürzlich sagen / daß an pracht und lust nichts ermangelt / und die vier wochen / die wir alda zubrachten / uns wie einzele tage vergingen.
Die Fůrstin Ada / so sich auch daselbst befande /zoge gleich die Mehetabeel an sich / und gewonne zu ihr ein
Diese Fůrstin / wie sie von jugend aus mit mir zu Dedan vertreulich gelebet / konte nicht unterlassen /mir diese der Ada werbung zu offenbaren / und hierüber meinen einrat mir abzuheischen: den ich ihr dan ůbel zu geben wuste / und håtte sie keine schlimmere vertraute in ihrer liebe erwehlen k \nnen. Ich verbarge aber gegen ihr / so gut ich mochte / was grossen anteil ich hiebei hätte / und warnete sie / sich wol fürzusehen / damit die mutter ihr nicht gr \ssere hofnung machte / als sie nachgehends ihr halten k \nte. Weil nun Eliphas nicht so viel / vor andern damen / mit ihr ümginge / daß sie daraus håtte abnemen k \nnen / was ihr die Ada für sagte, als wurde sie dadurch veranlasset / wie einsmals / die Ada wieder anhube / ihr von dem Eliphas fürzuschwätzen / ihr zu bekennen:
Dieses gabe ursach / daß Ada ihr fůrname / dem Eliphas solches ihr fürhaben zu er \fnen. Wie sie dem nach ihn im garten / da die ganze gesellschaft beisammen war / und er eben mit mir allein redte / zu sich beruffen / sagte sie zu ihm: Solte dir auch wol schwer fallen / mein sohn! die Fürstin von Arabath zu lieben / wann ich dir solches ansinnen wůrde? Diesen beinamen Arabath gabe man nun der Mehetabeel / seit daß der Sobal / ihr vatter / an selbigem ort wonete: da vordeme / als mein vatter / der Seir / noch daselbst gewonet / ich die Fürstin von Arabath genennet worden. Weil ich nun diesen namen auch noch fürete / und dem Eliphas nicht bekant war / daß Mehetabeel solchen zunamen bekommen / als vermeinte er / daß die Ada mich hierunter verstünde: weswegen er über dieser frage seiner mutter so voll freuden wurde / daß er ihr mit tausend eiden angelobte / ihrem befehl willigst zu gehorchen / und die Fürstin von Arabath zu lieben.
Wer war nun vergnügter / als die Ada? welche sich nicht halten konte / alsofort die Mehetabeel aus der gesellschaft zu beruffen / und ihr ihres sohns guten willen anzukůnden. Weil nun Mehetabeel in ihrer zuversicht fortfure / mir alles zu entdecken / als vername ich noch selbigen abend von ihr / wessen Eliphas sich erklårt hätte. Ich / viel eines andern von ihm versichert / konte solches nicht für wahr achten / und sagte / dieser guten Fürstin aus ihrem irrtum zu helfen: Sie möchte doch hievon nichtes gläuben / bis es ihr Eliphas selber gesagt håtte / weil der mutter reden mir gar verdächtig vorkåmen. Hierdurch hatte ich / ihre hofnung / ihr guten teils wieder aus dem sinn geredet.
Eliphas / der wegen eines fürfalles sich verspätet /stellte sich erst bei uns ein / als das spielen anginge: da er dan / mich gleich suchend / rückwärts meines rockes gewar wurde / welchen die Mehetabeel anhatte. Weil er nun vermeinte / daß ich es wäre / schliche er hinter ihr zu / und raunte ihr diese worte in das ohr: Wie lang hat mich doch dieser tag gedünket / weil ich meine schöne nicht gesehen! Ich bringe aber eine zeitung mit / von der ich mir die süße hofnung mache, daß sie meine schöne ja so sehr vergnügen werde / als sie mich innigst erfreuet hat. Die betrogne Mehetabeel / den Eliphas
Indem erforderte das spiel / daß Mehetabeel ihre stelle verändern und einer andern dame ihren platz räumen muste / die dan eben ich ware: daher Eliphas /mit höchster bestürzung / seine Timna zugleich doppelt / als von vornen und hinten / zu sehen bekame. Wie ich nun mich in der Mehetabeel stelle gesetzet /fragte er / ganz aus sich selber: ob ich dan zweimal in der gesellschaft wäre? Wie ich ihm hierauf aus dem traum geholfen / und darneben erzehlet / was Mehetabeel von ihm sich einbildete: sagte er mir hinwieder /was ihme wiederfahren / und wie er seiner mutter worte / von der Fürstin von Arabath / auf mich gezogen håtte. Wir blieben hierüber ganz unruhig / weil wir wol absahen / was dieses fůr widerwärtigkeit in unserer liebe nach sich ziehen würde.
Die Mehetabeel kame nachgehends zu mir in mein zimmer / und offenbarte mir / mit großer freude / wie Eliphas ihr nun seine liebe selber entdecket / und sie also gar nicht mehr zu zweiflen hätte. Ich würde mich schwerlich der eiversucht haben erwehren können /wann ich
Ich erkündigte mich demnach / folgenden tags / bei dem Eliphas / was hiebei zu thun wäre / und vername den einrat / daß wir uns in die zeit schicken / und allerdings geheim seyn müsten: weil der Fürst Sobal bereits wüste / was die Ada mit seiner tochter fürhätte / und er sowol / als alle Fürsten von Seir / diese heurat wünschten / daher / wan sie das geringste von unsrer liebe merkten / solcher mit allen kräften widerstehen / auch uns alle gelegenheit / einander zu sehen /abschneiden würden. Hieraus nun erfolgte / daß Mehetabeel die öffentliche liebste des Eliphas fürstellte /ich aber die heimliche und warhafte in seinem herzen verbliebe. Ich bekame nachgehends zu Denhaba /durch beförderung der Mehetabeel / öfter als sonst /die gelegenheit / meinen Eliphas zu sehen / weil Ada ihn immer antriebe / seine liebste zu besuchen: und muste also der unschuldigen Mehetabeel person uns dienen / unsere liebe sicher und heimlich fortzusetzen; und wiewol sie mich deswegen taurete / so wuste ich es doch / ohne grosse gefahr / nicht zu ändern.
Wie nun solcher gestalt eine gute zeit verstrichen /kame zu uns der Fürst von Edom / welcher / nach dem
Ich hatte damals eine Arabische dirne bei mir / Calmana genant / die ich von kindheit auf erzogen / und mir so treu zu seyn vermeinte / daß ich mich nicht scheute / sie bei den heimlichen besuchungen des Eliphas zu gebrauchen. Aber dieses lose stůck erwiese mir die falschheit / und offenbarte der Mehetabeel /wiedaß Eliphas heimlich in Denhaba wäre / und bei spatem abend im garten zu mir zu kommen pflegte. Die greulichste eiversucht entstunde / auf diesen bericht / bei der Mehetabeel / und argwänte sie gleich /es mũste unklar seyn / daß Eliphas / sonder sie zu sprechen / in Denhaba wäre. Dan / (dachte sie) ob er gleich vieleicht für seinem herrvattern verborgen seyn wollen / so wůrde er doch so leicht eine gelegenheit haben ersinnen können / zu mir / als zu der Timna /zu kommen. Sie erinnerte sich hierbei vieler ümstånde / die sie glåuben machten / daß Eliphas mich lieben müste.
Auf anleitung der Calmana / belaurete sie uns selbigen abends im garten / und hörte alle unsere anschläge / wie wir unsere liebe fördern wolten: wiewol wir
Sie brennet doch /
Sie brennet doch.
Ob ich schon muß
Ob ich schon muß.
Das herz bleibt euch:
Das herz bleibt euch!
Erwart der zeit /
Erwart der zeit.
Die erzürnte Mehetabeel / sich zu rächen trachtend / brachte zuwegen / daß / als wir folgenden abends /abgeredter massen / in unschuld wieder daselbst beisammen waren / der Fůrst von Edom / neben dem Lothan / ihr an das ort folgte / und uns behorchte. Weil wir nichts solches vermuteten / wurde weder der Mehetabeel / noch des Esau und Lothans / in unsrem gespräche verschonet: da wir / sowol die leichtglåubigkeit dieser Fürstin / als die einbildung des Edoms /daß man ihn für
Der fürwitz dieser drei personen war ihnen übel bekommen / und wurden sie dermassen in zorn entzündet / daß sie denselben kaum solang verbergen konten / bis sie wieder von dar hinweg geschlichen waren. Der Esau drohete häftig / den Eliphas zu straffen /und seiner kindlichen schuldigkeit ihn eingedenk zu machen. Lothan vermasse sich auch / daß er mich schon zwingen wolte / das jenige zu thun / was man mir raten würde. Die Mehetabeel fande in dem / was uns widriges angedrohet wurde / ihre vergnügung: ob sie gleich von dem Eliphas nun nichtes / als durch zwang / zu hoffen hatte. Wir erfuhren aber bald hierauf / daß wir verraten wären: massen Lothan sich nicht scheuete / mir alles dieses fůrzurůcken. Weil nun also des Eliphas da-seyn kund worden / als muste der auch vor seinem vatter erscheinen / und bekame gleich / zum wilkom / den ernstlichen befehl / die Mehetabeel / als welcher er einmal die hofnung gemacht /zu lieben / und mich fahren zu lassen. Eliphas mochte hierwider einwenden / was er wolte / und unsere einander ewig-geschworne treu fůrschützen / so bliebe es doch bei dem strengen gebot / sich zur hochzeit mit der Mehetabeel zu rüsten: massen er den schimpf / der dieser Fürstin wiederfahren / auf alle weise ersezt wissen wolte.
Zum ůberfluß unsers unglückes / kamen noch zu uns / der Mehetabeel vatter / der Sobal / dein vatter der Ana / und der Zibeon / neben andern unseren anverwandten: da sie dan / ohn zuziehen des Eliphas und meiner / unser beider heurat mit der Mehetabeel und dem Edom abredten / auch einen tag ansezten / da diese ehen solten
Bei diesem zustand / erwehlten wir endlich die flucht: weil uns unmöglich fiele / einander zu verlassen. Ich schickte alle meine köstliche sachen und kleinodien füraus nach Arabien / und folgte dahin mit dem Eliphas / ehe man zu Denhaba sich dessen versahe. Wir selber kamen zwar sicher an des Königs Arieus hof an: aber alles unser geräte ward von denen / die man uns nachgeschickt / wieder eingeholet. Also musten wir / in höchster dürftigkeit und mit vieler gefahr / unsere reise fürter nemen. Nach langer mühseligkeit / kamen wir endlich nach Damasco / alwo die Prinzessin Tirdane / meiner mutter schwester / sich aufhielte / zu der ich meine zuflucht nemen wolte. Ich muß dir aber zuvor / ehe ich weiter schreite / diese Tirdane und ihren zustand beschreiben.
Diese Prinzessin / als die jüngste von den Moabitischen kindern / hatte ihrer eltern gunst doppelt geerbet: so gar / daß alle schätze und güter / die ihre fraumutter / die Königin Mesa / die aus dem hause Seir gewesen / nur zusammen bringen konte / dieser tochter zugewendet wurden. Meines brudern / des Fürsten Zibeons / jůngster sohn / der Ana / wurde am Moabitischen hof erzogen: dessen vatter so jung geheuratet /daß dieser Ana
Diese sch \ne riesin / war / aus dem hause Thalmai / von den Enakim entsprossen: und hätte sie dein herrvatter selbst geehlicht / wan er nicht bereits mit deiner fraumutter zu fäst wäre verknüpft gewesen. Also wurde die Tirdane von dieser Ahalibama ausgestochen: die aber im ersten jahr sturbe / und dem Ana eine tochter hinterließe / welche man / nach der mutter / Ahalibama genennet. Die beständige liebe deines herrvattern gegen der riesin Ahalibama / gabe ihm anlaß / dich nach ihr nennen zu lassen: wodurch es sich begeben / daß wir in Seir zweier Ana töchter / so beide Ahalibama heisen / bekommen haben; da dan /zum unterschied / diese andere gemeinlich die Neffe Zibeons genennt worden.
Ich habe wol niemals / (fiele Ahalibama allhier der Timna in die rede) von dieser Ahalibama / in Seir gehöret. Das machet / (antwortete Timna) weil sie von kindheit auf auser Seir gelebet / und bei der Tirdane
Allhier nun fande ich diese meiner mutter schwester / und die Ahalibama: deren schönheit so volkommen / daß ich wol sagen darf / das gebirge Seir habe /wegen seiner zwei Ahalibamen / für vielen ländern sich zu berümen. Ich wurde von beiden sehr wol aufgenommen / da die eine / als eins mutter / die andere /als eine schwester / mich zu lieben versprache. Als sie nach der ursach meiner ankunft fragten / erzehlte ich /sonder des Eliphas liebe zu erwänen / wie mich / die angemutete zwangheurat mit dem Esau / aus Seir hinweg getrieben hätte. Die Tirdane lobte und billigte diese meine flucht / und sezte mich deswegen noch fäster in ihre gewogenheit. Sie fienge darnächst an / mir den ehlichen stand verhasst zu machen / und wolte mich bereden / in ihr gelübde mit einzutreten / welches / gleich wie der Diana tempel seine jungfrauen /die verlobung zu ewiger keuschheit erfordert. Ich hätte freilich / bei solcher lebensart / vergnügt seyn können / wan mir / des Eliphas zu vergessen / wäre möglich gewesen. Aber dieser hielte mich von solchem gelůbde zurücke / und erinnerte mich einer ältern an seine person beschehenen verlobung / von deren ich nicht zurück treten konte. Um aber bei der Tirdane in gnaden zu bleiben / und / bei unsrem
Nach des Eliphas abreisen / brachte ich meine zeit bei zwei personen zu / die ihme bei mir keinen guten dienst leisteten: massen ich täglich nichts anders h \rte / als was der liebe entgegen war / und hatte Ahalibama der Tirdane lehren so wol eingenommen / daß weder ihre jugend noch schönheit sie abhielten / alle liebe zu verachten und zu verbannen. Ich kan dir meine qual / daß ich mein anligen niemand vertrauen konte / und alles bei mir selber verschmerzen muste /so wenig beschreiben / als sehr ich sie etliche jahre entfunden: zumal ich in so langer zeit nicht erfuhre /wie es dem Eliphas ergienge. Weil der gram endlich meine gesundheit schädigte / merkten mir Tirdane und Ahalibama bald an / daß mir etwas sonderbares anligen müste: daher sie begierig wurden / dessen ursache zu ergrůnden / und deshalben auf alles mein thun und fürnemen fleißige acht gaben.
Wir waren einsmals zu Aroer / alwo die Tirdane ein schönes haus / mit darzu gehörigen herrlichen låndereien / besitzet: da kame eben dieser Asareel / der mir jezt die schöne post gebracht / und des Eliphas waffentråger ist / von Salem / mit briefen an mich von seinem herrn. Weil ihm nun befohlen war mir solche heimlich zu zustellen / also suchte er hierzu gelegenheit / und traffe mich auf der gassen an / wie ich hinter der Tirdane und Ahalibama nach dem tempel ginge. Er steckte mir / sonder
Wie ich nun also diese zeilen mit vergnůgung durchliefe / vergaße ich für freuden der vorsichtigkeit / den brief verborgen zuhalten / und ware so aus mir selber / daß ich der Ahalibama nicht warname: welche / mich hinterschleichend / alle zeilen dieses briefs über meine schultern mit ablase. Sie schliche also /wie sie angekommen / unvermerkt wieder hinweg /und entsahe sich nicht / der Tirdane gleich alles zu berichten / was sie gelesen hatte: die dan deswegen sehr unwillig über mich wurde. Dieses feuer nun in der asche zu dåmpfen / ließe Tirdane mich zu ihr beruffen / und hielte nur mein unbesonnenes beginnen fůr: mir ernstlich anbefehlend / an den Eliphas nicht mehr zu gedenken / auch sein schreiben nicht zu beantworten. Dieses unwesen welches so pl \tzlich auf meine freude gefolget / verstörte nun wieder alle meine ruhe / deren ich kaum einen augenblick genossen: und wuste ich im schrecken mich nicht zu besinnen / was ich thun / und ob ich leugnen oder bekennen solte. Zwar konte mir das erste nicht helfen: weil Tirdane mir nicht verschwiege / daß die Ahalibama meinen brief gelesen hätte.
Ich ginge demnach / sonder ein wort zu sagen /wieder von ihr / und als ich bei mir selber wol überlegte / wie ich /
Wie nun Asareel hinweg war / finge ich an die früchte meiner betriegerei zu genießen / indem ich in der Tirdane gnade mich so fäst sezte / daß ich schier mehr / als Ahalibama / bei ihr zu gelten begunte. Sie beschenkte mich mit so vielen gůtern / daß solche erlangte lebensmittel meine hofnung aufmunterten / Eliphas keusches liebesverlangen desto eher vergnügen zu können. Unter andern bekame ich von ihr / in Damasco / einen palast / den ich noch besitze / den sie mir nach meinem belieben auszubauen und einzurichten verg \nte: wodurch ich dan öfters die freiheit erlangte / hieher allein zukommen / und ihrer aufsicht mich zu entziehen. Die Ahalibama / welche so tugendhaft als schön ist / misg \nte mir dieses glücke nicht / sondern halfe vielmehr dazu / und nennte sich glůcklich / daß sie / des Eliphas schreiben offenbarend / die anfängerin meines wolergehens gewesen.
Es glůckte mir aber meine list nicht so gut bei dem Eliphas / als bei diesen zweien: dan der Asareel verlore mein nebenschreiben / und verschwiege / (aus beisorge / deshalben von seinem herrn ůbel angesehen zu werden) daß ich ihme mehr als ein schreiben zugestellt håtte. Er war eben auf dem weg gewesen / nach Aroer zu kommen. Wie er aber diese unvermutete post von mir entfinge / änderte er seine meinung / und zoge voll unmuts / mit den Prinzen von Assyrien / in den ersten Ophyrischen krieg. Weil ich nun / von einer zeit zur andern / vergeblich auf seine ankunft gewartet / als machte sein ausenbleiben / daß ich von neuem mich dem gram ergabe: den ich aber bässer /als vordessen / für der Tirdane und Ahalibama bergen konte / weil mein haus zu Damasco mir gelegenheit gabe / allein zu seyn / und sonder aufmerkere meinen elenden zustand zu beweinen.
Wie nun also eine geraume zeit verstrichen / kame endlich der Prinz Abimelech mit dem Eliphas nach Aroer: welches uns bald zu ohren kame. So etwas unverhoftes / fande mich unbereitet / mich zu verstellen /und verwandelte ich mich dermassen darüber / daß Tirdane und die Ahalibama solches in acht namen. Ich wil nicht heffen / (sagte Tirdane zu mir) daß noch einige liebesregung in euch diese verånderung errege /sondern lieber gläuben / die erinnerung eurer alten torheit erwecke noch in euch diese schamhaftigkeit /dadurch ihr eure reue wolt erweisen / daß ihr euch also vergehen k \nnen. Inzwischen Tirdane dieses fůrbrachte / erholete
Es unterließe aber der Prinz von Gerar nicht / uns zu besuchen / und brachte den Eliphas mit sich: da ich dan aller meiner sinne vonnöten hatte / mich zuverstellen: massen Tirdane und Ahalibama / auf mein thun genau achtung gaben. Wie Eliphas in das zimmer trate / sahe ich über ihn hinweg; und als er ferner / nach begrüßung der Tirdane / zu mir kame / solche auch bei mir abzulegen / sagte ich heimlich zu ihm: Stellet euch / als hättet ihr mein vergessen! Welche worte aber Eliphas / der ja so verwirrt war als ich /nicht vername / und nur auf mein kaltsiniges wesen sehend / in der einbildung von meiner unbeståndigkeit gestärket wurde. So sehr ihm nun dieses zu herzen ginge / so eifrig ward er gesonnen / sich an mir zu rächen. Demnach finge er an / die Ahalibama mit gespråchen zu unterhalten / mitlerweile der Prinz Abimelech mit der Tirdane redte: das ich alles für ein zeichen seiner vorsichtigkeit aufname / und meines orts auch nicht unterließe / den schein zu fůren / als ob ich des Eliphas nicht mehr achtete. Solches aber kame mir sehr schwer an / und hatte ich immer das eine auge und ohr nach dem Eliphas gerichtet; unterhielte inzwischen denjenigen / der mit mir redte / mit so verwirrten gespråchen / daß ich nachgehends nicht wuste / wovon unsere unterredung gewesen.
Nachdem diese erste besuchung sich geendet /fande Eliphas sich so häftig beleidigt / und dabei die schöne Neffe des Zibeons so angenem / daß er sich äuserst bemühte / meiner zu vergessen / und mir zum hon die Fürstin Ahalibama zu lieben. Also stunden nicht zween tage an / da ließe er sich bei ihr wieder anmelden / sie zu
Demnach / als eines tags Ahalibama / eine von ihren bekantinnen zu besuchen / ausgegangen / und ich wuste / daß sie vor abends nicht wieder einkommen würde / zoge ich einen von ihren röcken an / dessen sie gew \nlich bei hohen festen sich zu bedienen pflegte / und ginge also / mit verdecktem gesichte /nach des Magog tempel / vor welchem die kaufleute markt hielten: alda ům die stunde / als ich hinginge /alle frömde / und also auch der Eliphas / sich einzufinden pflegte. Ich fande daselbst / wie ich gehoffet /den Prinzen von Gerar und meinen Eliphas: welcher /als ich / bei ihnen fürüber / in den tempel gegangen /mir nachfragte / wer ich wåre? Als man ihm die Ahalibama nennte / fůr die ich wegen der bekanten kleidung gehalten wurde / eilete er mir alsofort nach / und redte mich an / ehe ich noch den flor vom gesicht abthun k \nnen.
Ich wuste nicht / wie mir geschahe / oder was ich hiervon gedenken solte. Der schrecken sezte mir so sehr zu / daß ich / fast halbtodt / kaum das verm \gen hatte / wieder nach haus zu kommen. Ich legte daselbst die unglůckliche kleidung der Ahalibama wieder ab / und begabe mich zu bette: da die tränen / die ganze nacht hindurch / meines leidens gesellschaftere waren. Ich mattete mich so sehr ab / daß ich folgenden tags mit einem hitzigen fieber befiele / und nicht geringe lebensgefahr anstunde. Gleichwie nun diese meine erkrankung durch ganz Aroer bald erscholle /also war Eliphas nicht der lezte / so dessen innen wurde: da er dan in seinem herzen
Eliphas / solcher massen abgewiesen / wurde noch begieriger / meinen zustand zu wissen. Demnach vertraute er / dieses sein anligen / dem Prinzen Abimelech: welcher eben von seinem herrvattern aus Gerar /unwissend warům / befehl bekommen hatte / noch etwas zu Aroer sich aufzuhalten / der auch ihm hierinn zu dienen versprache. Dieser Prinz brachte bei einer Syrischen dame / die in Aroer wonete / zu wegen / daß die ihm verhieße / mir einen brief heimlich zuzustellen / daran mir viel gelegen wäre. Ich entfienge das schreiben / welches / wan ich mich recht erinnere / in reimen also gelautet:
Als Eliphas diese meine zeilen durchlesen / und daraus war genommen / daß ich unschuldig an allem dem wåre / worüm er mich bisher in verdacht gezogen / ließe er den Asareel vorfordern / und befragte ihn ernstlich / ob ich selber ihn damals / als er an mich abgeschickt worden / mit dem brief / den er ihme mitgebracht / beladen håtte? Asareel / ům seinen herrn aus seiner unruhe zu bringen / bekante / daß ein nebenschreiben dabei gewesen wäre / welches er aber verloren håtte. Dieses öffnete dem Eliphas die augen /und bediente er sich / mit Abimelechs hülfe / der gelegenheit / mir \fter zu schreiben / und antwort von mir zu erhalten: da wir dan einander völlig erklärten / wie es mit uns beiderseits beschaffen war. Weil uns auch einander zu sprechen verlangte / als machten wir / ungeacht der Tirdane wachsamkeit / einen heimlichen anschlag / daß Eliphas bei nacht zu mir in mein zimmer kommen solte. Ich gienge nun schon im gemache wieder auf und ab: da / die aussönung mit meinem Fürsten / mich mehr gestårket / als alle gebrauchte
Ich muß dir aber ehe ich weiter fortfahre / erstlich berichten / wie es hiemit beschaffen gewesen. Es hatte Ahalibama / nicht allein fürlängst einen verdruß entfunden / in solcher einsamkeit / wie sie bei der Tirdane leben muste / ihre jahre hinzubringen / sondern auch / nachdem Tirdane sie mit dem Eliphas in verdacht fassend / alle ihre güter ihr entwendet und mir geschenket / ihr den vorsatz genommen / wieder nach dem gebirge Seir zu den ihrigen zu reisen. Hiervon nun ihnen eröfnung
Ahalibama wolte nun zürnen / Eliphas sich entschuldigen / und die magd / ihren irrtum zu åndern /dem Eliphas beim arm wieder hinaus ziehen: als unvermutlich zu diesen dreien bestürzten Personen die vierte / nåmlich die Tirdane / ankame. Diese hatte so getreue leute in ihrem dienste / daß dieselben alsofort ausgekundschaftet / wie die hausthůr offen stůnde /worzu Ahalibama die schlüßel heimlich aus der Tirdane kammer entwendet håtte. Demnach gienge sie in nachtkleidern nach diesem zimmer / und den Eliphas allhier findend / schrye sie über gewalt und üm hůlfe /sich seiner zu bemåchtigen. Als der aber entwischte /und glůcklich auf die gassen kame / schüttete sie allen ihren zorn ůber die Ahalibama aus. Es halfe da kein entschuldigen / weil der augenschein wieder sie redte /und muste sie die allerschimpflichste vorwürfe anhören: also daß ihr großmütiges herz die höchste gedult vonnöten hatte / solches alles zu verschmerzen / und nicht aus den schranken der ehrerbietung zu schreiten. Doch ihre hofnung / bald nach Seir zu entkommen /machte sie endlich alles ůberwinden.
Wie nun / fast die halbe nacht hindurch / der Tirdane unfreundliches gespråche mit ihr gewåret / begabe sich diese erzürnte Fürstin wieder nach ihrer kammer: daselbst sie / aus gram und eiver / mit einer gefärlichen krankheit befiele / so sehr hatte sie ihr diesen der Ahalibama
Sobald es tag worden / ließe mich Tirdane zu sich kommen / und klagte mir mit h \chstem unmut / wie es ihr mit ihrer Ahalibama ergangen wäre. Ich konte diese Fürstin nicht entschuldigen / weil ich sie für meine mitbulerin halten muste: hingegen auch auf ihr beginnen nicht schelten / weil ich in eben diesem verbrechen begriffen / und allein glücklicher als Ahalibama gewesen. Tirdane schenkte mir hierauf alles das jenige / was sie vorher der Ahalibama zugewendet. Ich weigerte mich zwar / solches anzunemen / weil ich es mit gutem gewissen nicht thun konte: aber ihr befehl meisterte meinen willen; und muste also diese unschuldige Fůrstin einer schuldigen dienen / deren glück zu f \rdern.
Eliphas gabe mir nachgehends durch ein schreiben zu vernemen / wie dieses sich zugetragen / woraus ich / sowol seine als der Ahalibama unschuld erkante /und zwar einen trost für meine liebe / aber keinen für mein gewissen / schöpfte: massen ich / ohne schmerzen / die unschuldige Ahalibama in der Tirdane ungnade nicht sehen konte; hingegen / sonder in die höchste gefahr mich zu stůrzen / kein mittel zu ersinnen wuste / ihre unschuld an den tag zu bringen. Ich sahe auch nun / meinen Eliphas zu sprechen / mir alle gelegenheit benommen / weil wir es nicht mehr wagen dorften / in der Tirdane haus eine zusammenkunft anzustellen: und muste ich mich mehr als jemals in acht nemen / damit meine mume nichts von meiner liebe vermerken m \chte.
Wie ich nun / wie gesagt / mich endlich hierzu bereden lassen / bate ich / nach verrichteter brunn-cur /die Tirdane üm verlaub / eine reise nach Damasco zu thun / üm in meinem palast / den sie mir geschenket /etwas anzuordnen: welches sie dan / ohne allen argwan / gern geschehen ließe. Also wurde nun daselbst /in beiseyn des Prinzen Abimelech / und einer dame aus Damasco / die mit
Weil es also versehen war / daß alles / was ich begangen / auf sie kommen / und ich hingegen ihr glück erben muste / als stunde es nicht lang an / da wurde der Tirdane fürgebracht / wie daß Ahalibama / in Damasco / heimlich etliche nächte mit dem Eliphas in unzucht zugebracht håtte. Diese lügen hatte so guten schein / daß Tirdane es gläuben muste: massen alle ůmstände mit dem bericht übereinstimten. Dan / Ahalibama war / in der zeit / da Eliphas zu Damasco sich aufgehalten / und wir den brunn bei Aroer gebrauchet / bei etlichen ihren bekantinnen daselbst gewesen / die zu einer jagt / so sie ům Damasco gehalten / sie eingeladen / etliche tage bei ihnen zu verbleiben. Nun war dem Eliphas ein slav entlaufen: der sprengte in Damasco aus / sein herr hätte bei einer Fůrstin von Seir gelegen. Dieses brachte die arme Ahalibama völlig herunter / und mochte Tirdane sie nun weder hören noch sehen. Sie schriebe auch selbst an die ihrigen nach Seir / daß man sie von dieser lasterhaften bald erl \sen wolte / damit sie mich nicht ansteckte.
Ich name mir demnach fůr / mit der Prinzessin von Ammon / die in Damasco war und eben nach Babel reisen wolte / dahin zu gehen: zuvor aber der Tirdane und Ahalibama alles ůmständlich zu offenbaren / was zwischen mir und dem Fürsten von Theman fürgegangen / und wie nicht sie / sondern ich / wiewol ehrlicher weise / dem Eliphas zugeh \rte. Wie ich nun in Damasco alle meine sachen bestellt / schriebe ich nicht allein an die Ahalibama und Tirdane / (diesen brief jenem beischliessend) sondern auch an die beiden Fürsten von Seir / den Aja und Esban / die dieserwegen nach Aroer gekommen waren: denen allen ich /meine heimlich-verehlichung und der Ahalibama unschuld / zu wissen thåte. Nach dem ich einen boten damit nach Aroer abgefårtigt / reisete ich / keiner antwort erwartend / mit der Ammonide aus Damasco hinweg / nach Babel zu gehen. Wir stunden unterwegs viel gefahr aus / und wurden durch
Ich wurde daselbst mit meines liebsten Eliphas anwesenheit erfreuet / muste aber / wie dir nicht unbekant seyn wird / bald erleben / daß die damalige Prinzessin Delbois / auf ernsten befehl ihres herrvattern /mich von sich thun / und mit dem Fürsten von Cale wieder nach Damasco schicken muste. Ehe es aber mit mir hierzu gelangte / hatte ich aus Syrien / von meinem gemal / der dahin heimlich gereiset war / die nachricht erhalten / daß die grosmütige Ahalibama /mein glůck nicht zu verderben / mich nicht melden /noch mein schreiben der Tirdane fürzeigen wollen /sondern damit vergnůgt / daß ihre unschuld denen Fürsten von ihrem hause kund worden / mit ihnen davon gezogen / und zwar / ehe noch mein gemal /ihre unschuld zu retten / nach Aroer ankommen können. Dieser zoge nun in bedenken / sonder noht mein glůck bei der Tirdane zu stützen / unterließe derhalben / bei ihr sich anzumelden / üm sie zu berichten /wie es mit uns beiden beschaffen wåre / und kehrte also wieder nach Babel: da eben der andere krieg in Ophir anginge / dahin er dan mit dem Prinzen Baleus fortziehen muste.
Ich gienge nun auch wieder nach Syrien / da ich /die durch mein abreisen beunruhigte Tirdane / mit einer notlügen zu frieden sprache / vorgebend / wie daß die Prinzessin Ammonide mich / gegen meinem willen / aus Damasco entfüret / ům nach Babel gefärtschaft zu haben: von dar sie und ich zurück geschrieben / und meinen zustand berichtet hätten / welche briefe unterwegs můsten verunglückt worden seyn. Weil Tirdane mich häftig liebte / gläubte sie alles / was ich ihr sagte / und machte mich hierauf zur völligen erbin aller ihrer
In diesem wolstand bliebe ich bisher bei der Tirdane: ohne daß ich / auf inståndiges begehren unsrer Königin / inzwischen einmal bei ihr zu Ninive gewesen. Ich weiß nun nichts mehr meiner erzehlung zu zusetzen / als daß mein gemal / am ende des verwiechenen winters / aus Ophir heimlich zu mir nach Damasco geko en / üm sein verlangen nach mir zu bezeugen: dazumal er / neben mir / durch vermittelung des Prinzen von Gerar / bei seinem vatter wieder ausges \net worden. Nun aber hat er / wegen des Prinzen Cimbers / einen verdacht auf mich geworfen: wordurch seine eiversucht und ehmalige rachgier in ihm wieder erwachet / daß er leider! mit der neffe Zibeons das jenige vollzogen / was er ehmals zu Aroer mit ihr angefangen; und gerate ich deswegen fast auf die gedanken / daß er und Ahalibama nicht so rein von der liebe gewesen seien / als ich wol vermeinet. Zum überfluß meines leidens befinde ich mich nun schwanger / und bin die elendeste von der welt: da ich auf einmal meine ehre / meinen gemal / meine woltåterin /und meine zeitliche gůter verlieren sol.
* * *
Hiemit beschlosse / viel zären vergießend / die betrübte Timna ihre erzehlung: und wiewol die Prinzessin von
Wie nun hierauf alle Fürsten die sch \ne Königin Aramena ihrer beständigen treu versichert / gienge die Prinzessin Ahalibama zu ihrem bruder / den sie neulich fůr todt beweinet / und seither noch nicht wieder gesehen hatte / und gabe ihm ihre freude durch viele ümarmungen zu erkennen / zugleich zu der Prinzessin von Syrien sagend / welche nahe bey ihnen
Sie giengen damit zur malzeit; die dan zimlich auf der hast verrichtet wurde / weil die Königin und Ahalibama in ståten sorgen schwebten / man möchte ihnen aus Damasco nachjagen: wofür anderseits der Prinzessin von Syrien nicht so bange war / weil dieselbe keinen buler zurück wuste / für dem sie sich solcher gestalt zu fürchten hätte. Ich m \chte wünschen /(sagte sie zu der Ahalibama /) daß dein Beor in der liebe so unbeständig / als sein sohn / wäre: so dörftest du dich nicht so quälen / wie du nun thust. Wolte doch der himmel /
Die Prinzessin / so über diesen worten des Bethuels errötete / schluge / sonder zu antworten / die augen nieder / und begunte die Königin / üm sowol ihre schwester / als die beide verliebte / aus ihrer verwirrung zu bringen / mit dem Husan von ihren abenteuren zu reden / die ihr und ihrer schwester in dem Isis-tempel begegnet: die alle die jenigen / so hievon noch keine wissenschaft gehabt / insonderheit aber die boshaftige listen des Statthalters von Syrien / der die blutfreundschaft und andere betrachtungen den staats-ursachen nachsezte / höchlich wunder machten.
Weil die Fürstin Timna bei der tafel gemisset wurde / als fragte die Königin gar sorgfältig nach derselben: und vername hierauf von der Prinzessin Ammonide / daß sie nicht speisen wollen / sondern in einem
Es bliebe aber der Zaphis / mit den Niniviten / die nicht so eiligst fortziehen konten / wie auch der Sachar mit den Syrern / zurůcke / einen paß zu besetzen /damit man aus Damasco ihnen nicht folgen möchte. Der Badezorus / auf erhaltene nachricht von ihrer ankunft / kame mit seinen völkern aus Aroer ihnen entgegen / und begleitete sie in die stadt: alda die Königliche personen sich gleich zu ruhe begaben / als deren sie wol benötigt waren. Die betrübte Timna eilte nach dem hause ihrer mumen / der Tirdane: welche über ihrer ankunft hoch erfreuet ware / und durch ihre liebkosungen gnug zu erkennen gabe / wie ihr von der Timna zustand noch nichtes wißlich wäre.
Der verliebte Bethuel aber / der / für unruhe seines gemütes / der ruhe des leibes wenig genosse / befande seinen zustand elender als iemals / und stunde bei sich an / ob er nicht lieber seine Aramena in dem Dianen tempel / als in des Disons armen / hätte sehen mögen Ungeliebt zu lieben / achtete er für nicht so schmerzlich / als einen geliebten mitbuler zu sehen /und fande er / durch des andern glück / sein unglück verdoppelt. Die verzweiflung
Nachdem er dieses verfärtigt / begabe er sich / sobald der tag anbrache / nach dem zi er / darin die Prinzessin sich befande / legte / da noch iederman in der ruhe lage / das täfelein wol verwaret vor die thür /und schriebe ausen darauf / an wen es hielte. Hiernächst machte er sich ganz allein aus Aroer hinweg /daß niemand etwas davon gewar wurde. Sobald nun die Prinzessin Aramena erwachet / und / nach der Königin zu gehen / sich wolte ankleiden lassen / fande man / bei eröfnung der thür / dieses täfelein / und erriete sie gleich / des Bethuels hand erkennend / was dessen inhalt seyn würde. Nachdem sie es eröffnet /konte sie sonder grosses mitleiden diese reimen nicht ablesen. Sie zeigte es folgends der Kõnigin: die dan neben ihr den edlen Bethuel beklagte.
Als man hierauf zu ratschlagen begunte / ward nicht allein für nötig befunden / alsofort / nach Hierapolis in Ober Syrien / dem Fürsten Rames ihren zustand zu entbieten / sondern auch dem Tharsis nach Ninive / dem Abimelech und Phalacus nach Seir / und dem Fürsten Nahor / eiligst hievon zu berichten: welcher letzere sich wol fürzusehẽ hatte / daß nicht der Canaanite Aner / der bisher bei ihm gewesen / eher /als er / diese trennung erfüre / und ihn verhinterte / zu ihnen zu stossen. Wie man auch noch nicht wuste /was ihre freunde in Damasco / nach ihrer flucht / für sie ausgerichtet / als erwartete man mit höchstem verlangen / daß hiervon nachricht einko en möchte. Man hoffete nun auch täglich auf die hülfe aus Basan / wie nicht weniger auf den versprochenen beistand des Königs Eridanus von Cus: welchen von ihm / wie auch von den Nabatheern und Fůrsten von Hevila / eiligst zu erhalten / der Gaham abgefärtigt wurde.
Die beihabende völker / wurden üm Aroer verleget / und also ein rechtes lager geschlagen: da sich dan befande / daß sie bei zwölftausend stark waren / unter denen Husan und Thare fünftausend Syrer / Barzes und Zaphis viertausend Niniviten / und Badezorus noch dreitausend Syrer befehligte. Hierzu erwarteten sie noch den Nahor / und hoffeten auch / daß Rames ihnen von Hierapolis einige manschaft würde schicken können: weil er daselbst von den Belopares
Als man mit diesen geschäften und abschickungen etliche tage zugebracht hatte / wolte die Gott-fromme Königin von Syrien nicht aus der acht lassen / zuvörderst den Höchsten üm hůlfe und beistand anzuflehen: weswegen sie / unfern von der stadt / nahe bei ihrem aufgeschlagenen lager / auf einem erhabenen hügel /den der Libanon machet / ein herrliches opfer anstellte / da zugleich die Prinzessin / ihre schwester / ihre glaubens-bekentnis offentlich ablegen wolte. Wie demnach die rechtglaubigen / früh morgens / zu pferd / weil man mit den wägen nicht wol hindurch kommen konte / sich begaben / und nach diesem hůgel ritten: fügte es sich eben / daß die Prinzessin Ahalibama / und Dison ihr bruder / gesellschaft machten. Dieses gabe ihnen gelegenheit / sich in ein gespräche von ihrem zustand einzulassen / und sagte Ahalibama unter andern zu diesem Prinzen: Müsset ihr nun nicht / mein bruder! meine sorgfalt rümen / die ich angewendet / euch die Syrische Kron und die Prinzessin Aramena zuzuwenden? Zwar ist / durch der Königin nunmehr-bekante geburt-ümstände / unser fürhaben /was dieses reich betrifft / rukgängig worden: es bleibet euch aber gewiß die hofnung zu dem Ninivitischen thron / und wird nun Aramena euch dieses Königreich / unsrem hause Seir aber grosse aufname / zu weg bringen.
Ich můste unentfindlich seyn / (gabe Dison zur antwort /) wan ich nicht eure unvergleichliche sorgfalt erkennte / da allein ihr / nächst der gnade des himmels /diese herrliche veränderung meines zustandes mir zugespielet. Wolte Gott! daß ich euch dafür wieder dienen / und eure ruhe / liebste schwester! gleichwie ihr die
Vergeltet mir doch nicht mit solcher grausamkeit /(wandte Ahalibama ein) die dienste / die ich euch erwiesen! Und ob ihr gleich einwenden möchtet / ich hätte euch ebenfalls von der liebe zu unsrer K \nigin abgebracht / so müsset ihr doch hiebei betrachten /daß / eine wechsel-liebe und eine einseitige zu trennen / ein grosser unterschied sei. Was einmal der tod getrennet / (versezte Dison) ist frei gemacht / und an nichtes mehr verbunden. O Dison! (antwortete sie) wofern ihr eure Aramena recht liebet / so weiß ich gewiß / daß ihr / in erlebung ihres todes / ihrer nicht vergessen werdet. Ihr bringet mich auf eine harte probe / (sagte er) uñ weiß ich hierauf euch noch nicht zu antworten. Ich bin gar wol zufrieden / (erwiederte sie) daß ihr mir nichtes darauf zu antworten wisset. Wie ich aber wünsche / daß euch dieser unfall nimmermehr begegnen möge / also bitte ich euch: gönnet mir doch / nun ich leider in denselben geraten bin /daß ich also leben möge / wie ihr thun würdet / wan ihr euch in meiner stelle befändet.
Weil sie hiemit auf dem berg angelanget / musten sie dieses gespräche einstellen: da der verliebte Dison die höchste vergnügung genosse / seiner Aramena eifriges
Nachdem sie ferner alle heilige gebräuche verrichtet / auch daselbst angebetet hatten / machten sie sich wieder auf den růckweg / und besahen nicht allein unterwegs ihr lager / sondern sie besuchten auch die Tirdane / in ihrer wonung: von deren kentnis die Königin hoch vergnügt bliebe / da sie an ihr eine dame von ungemeinem verstand und tugend gefunden. Weil sie sich der welt so gar abgethan / als ware zwar alles reinlich und sauber / aber nichtes / das ihren Fürstlichen stand anzeigen mögen / in ihrem hause zu finden: darin sie doch diese Kõnigliche gesellschaft also bewirtete / daß sie alle damit wol zu frieden waren. Wie dan auch die Timna / so betrübt sie auch war /sich gar geschäftig erwiese / und nach aller möglichkeit ihrer Königin aufwarten halfe.
Folgenden tags stellten sie eine allgemeine besichtigung ihrer völker an / dabei die Königin / neben den andern damen / wiederüm zu pferd erscheinen wolte. Das ganze heer wurde / durch ansichtigung dieser unvergleichlichen heldin / dermassen aufgemuntert / daß sie / ihr blut und leben willigst für sie aufzuopfern /sich entschlossen vernemen ließen. Wie sie aber noch hierinn begriffen waren / kame einer mit briefen / die an den Zophar hielten / in das heer: welcher / als er vor den Husan gefüret worden / sich für des Rames waffenträger zu erkennen gabe / und berichtete / wie sein herr ihn aus Hierapolis / mit diesen briefen / an den Fürsten von Naema seinen bruder / abgeschickt hätte. Husan höchstbegierig / hierdurch den zustand in Ober Syrien zu erfahren /
Beikommende schreiben / die der Assyrische feldherr Belopares nach Acraba versenden wollen / sind von den unsrigen aufgefangen worden: und habe ich für nötig erachtet / dir solche alsofort zu ůberschicken /üm unserer Königin und denen Fürsten / unsren brüdern / sie fürzuzeigen. Es erhellet hieraus die ursach /warum allhier der Belopares mir bisher so wenig zu thun gemacht. Und weilich nun Ober-Syrien völlig unter unserer Königin gehorsam sehe / als werde ich meine völker zusammen ziehen / und damit / auf erhaltenen befehl / mich Damasco nähern: alda ich dem reich größere dienste / als hier / zu leisten vermeine.
Rames Fürst von Jedlaph.
Hierauf eröfnete Husan das andere täfelein / welches von dem Belopares geschrieben / und von den Syrern aufgefangen / folgenden inhalt fürete:
Mit höchstem vergnügen habe ich / aus dem bericht /womit meine Fürstin mich beehren wollen / ersehen /daß Sparetes in Ninive seine sache noch wol verrichtet / und daß die abwesenheit des Ninias ihme mehr luft gelassen / der unvergleichlichen Dalimire zu dienen. Und weil mein schlechter einrat begehret wird /bin ich ganz einig damit / daß meine Fürstin nun nicht länger säume / selbst in person sich nach Ninive zu erheben: dahin auch / wie mein bruder mir aus Edom geschrieben / und ich sicherlich traue / der Prinz von Gerar / mit dem ersten sich einfinden wird / üm die kron von der grosmůtigen Dalimire händen zu entfangen. Inmittels stehen alle meine hohe kriegs-bediente zu meiner Fürstin gebot / und ist keiner unter ihnen /der nicht eifrigst verlange / die würdigste Dalimire Königin von Ninive zu sehen. Was ich an meinem ort bisher dabei thun können / ist diß gewesen / daß ich den Syrern allen vorteil gelassen / üm dadurch den König von Assyrien zu bewegen / daß er seine kriegsmacht völlig hieher wende / und meiner Fürstin raum gebe / ohne hinternis ihren grosmůtigen vorsatz hinaus zu füren. Ich ziehe nun meine macht gegen Palmyra zusammen / üm mit derselben ehist überzugehen / und zu meiner Fürstin zu stoßen. Der himmel wolle /zu dem fürhaben der großen Dalimire / alles gedeien geben!
Belopares.
Hiemit berichte ich in eile / daß wir nun auf dem weg nach Ninive begriffen sind. Der Niniviten feldhauptman Phalacus / wie mich der junge Fürst von Ressen berichtet / wird mit seinen völkern / üm der daselbst entstandenen unruhe willen / nach Syrien gehen. Der Prinz Abimelech / ist zu Gerar bei seinem herrvattern: und ist uns anbefohlen / beim gebirge Mescha seiner zu warten. In Edom und Seir / wie auch im Königreich Cus / ist nun alles gestillet. Wir haben / in diesem par monate / viel verrichtet: das ungläublich scheinen würde / wan nicht die ůmstände also wären beschaffen gewesen / daß sie die müglichkeit zu wege gebracht. Ich werde nun nicht wieder schreiben / bis daß wir an das gebirge kommen. Inzwischen darfst du / meiner aufrichtigen treue / dich ewig versichert achten.
Eupales.
Sie waren noch in dieser unterredung begriffen / als der Fürst Barzes eiligst zu ihnen in das zelt kame /und anmeldete / wie daß man von ferne auf dem weg /der nach Damasco gehet / einen großen staub aufgehen sehe / der immer größer wůrde. Dieser bericht sezte alle anwesende in die sorge / daß es ein ůberfall der Assyrier aus Damasco seyn m \chte: wiewol sie nicht vermuten konten / wie der feind / bei dem paß /durch des Zaphis und Sachars völker / ohne daß diese ihnen hiervon etwas entboten hätten / sich durchschlagen k \nnen. Sie stellten sich aber / üm sicherheit willen / in gute verfassung / und
O himmel! kan diß auch m \glich seyn? rieffe die K \nigin / eine ungemeine freude fülend: wiewol solche mit einiger unruhe vermischt war / weil sie nicht wuste / wie ihre liebe Cölidiane gegen dem Abimelech und ihr gesinnet seyn m \chte / nachdem sie dessen und ihre briefe entfangen / die ihr deren wahren zustand von Abimelechs liebe kund gethan hatten. In solcher ungewißheit / erwartete sie dieser schönen Prinzessin / die nicht lang hernach ankame / von vielen mohren und kamelen begleitet: welches die K \nigin mutmassen machte / C \lidiane würde etwan als K \nigin von Cus erscheinen. Indem sahe sie einen ansehnlichen Prinzen / der ihr aus dem wagen geholfen /diese Prinzessin ihr zufüren: deren sie alsofort üm den hals fiele / und dadurch ihre freude / sie wieder zu sehen / an den tag gabe. Nachdem hierauf auch Jaelinde von der K \nigin entfangen worden / ließe sich eine m \hrin sehen / welche die C \lidiane zu der K \nigin brachte / ihr vermeldend / wiedaß diese die sch \ne Prinzessin Danede von Cus wäre. Weil die K \nigin viel gutes von dieser Prinzessin geh \ret / als wurde sie sehr erfreut / dieselbe zu sehen. Hiernåchst gabe sich auch der fr \mde / fůr den Egyptischen Prinzen Amosis / zu erkennen: der dan / neben der Danede /von der Königin alle ihnen-zukommende ehre entfinge.
Sie wandte sich hierauf zu der C \lidiane / und sagte:
Die schöne K \nigin err \tete / solche worte vernemend / und konte sich nicht darein finden: massen ja ihre und des Abimelech briefe / bei dieser Prinzessin /andere gedanken hätten erwecken sollen. Weil aber dieses kein ort war / sich dergleichen sachen zuerkundigen / als versparte sie solches / bis sie beisammen allein seyn würden. Indem wurde sie noch einer ansehnlichen dame gewar die ihr die Jaelinde zubrachte / und zugleich ihr vermeldete / wiedaß diese die wiedergefundene Königin Eurilinde von Salem wäre: weswegen sie dieselbe / des Melchisedech sich erinnerend / gar freundlich entfienge. Es erweckte aber /diese unvermutete ankunft so vieler frömden Königlichen personen / bei der K \nigin
Wie nun allerseits anwesende / von beiden teilen /einander begrüßet / fande man für gut / nach Aroer zu fahren. Weil das dringende volk / welches aus neugierigkeit / die frömde mohren zu sehen / schier der ehrerbietung gegen den hohen personen vergaße / ihnen hinterlich war / ein mehrers im lager miteinander zu reden. Wie demnach die Königinnen von Syrien und Salem / die Prinzessin von Cus / die Aramena und die beide von Caphtor / sich in den wagen der Cölidiane zusammen gesetzet / und die andern auf ihre pferde sich wieder begeben hatten / fragten die Königin Aramena und C \lidiane / unterwegs einander tausenderlei dinge / und waren begierig / zu wissen / was ihnen beiderseits in Damasco und Naphis begegnet / seit daß sie einander nicht gesehen hatten.
Ich wil hoffen / (sagte unter andern die Königin von Syrien) daß der König Eridanus mir den beistand / den mir meine liebste Prinzessin bei ihm zu wege gebracht / bald zusenden werde: wie dan ich / ihn dessen erinnern zu lassen / durch ietzige noht bin gezwungen worden. So haben dan E. Maj. (fragte C \lidiane ganz begierig) meine briefe entfangen / die ich damals zurück geschrieben / und dieser des Eridanus verheisener hůlfe darin erwehnet? Ich habe sie nicht allein entfangen / (sagte die Königin) sondern auch gleich wieder beantwortet. Nachdem C \lidiane der Königin bezeuget / daß sie nichts entfangen hätte /sagte sie ferner: Wolte Gott! der Prinz Eridanus hätte das verm \gen / seine damalige zusage zu halten! wan aber meine K \nigin vernemen wird / wie es ihm iezt ergehet / werden
Sie sahe hierauf die Königin von Salem an / deren sie / wiewol sie ihr unbekant war / aus sonderbarer hochachtung ihres gemals des Melchisedech / alle ehre anthäte. Ich weiß wol nicht / für verwirrung /(sagte sie zu ihr) wie ich hierein mich schicken sol /daß der himmel mich nicht allein so viel freunde auf einmal sehen lässet / sondern auch unter denselben fürnemlich mir der Königin von Salem gegenwart g \nnet / deren ankunft mir dan ja so lieb / als verwundersam ist. Ich kan wol bezeugen / (gabe Eurilinde zur antwort) daß ich diesen tag mir fůr andern glůcklich schätze / der mich in so werte kentnis bringet. Es soll aber meine sch \ne Königin meinen ganzen zustand erfahren / wan wir in Aroer werden angelanget seyn. Unter diesem und dergleichen gespråchen /kamen sie endlich in die stadt: da jederman sich verwunderte / die Königin in so fr \mder begleitung wieder ankommen zu sehen. Es wurden aber / sowol die K \nigin von Salem / als der Prinz aus Egypten / und die Prinzessinnen / in eigene paläste eingewiesen / da sie / ihrem stande gemäs / wol und herrlich bedienet wurden.
Weil die K \nigin von Syrien / neben ihren Fürsten / sehr begierig war / zu vernemen / wie es in Damasco zustůnde / als wurde / nach gehaltener malzeit / die Prinzessin Jaelinde ersuchet / hiervon bericht zu geben: die dan / solches ihr verlangen / durch folgende erzehlung vergnügte. Es m \gen nun sechs tage seyn / (sagte sie) da
Weil man nicht gewiß wuste / ob E. Maj. in oder auser Damasco sich befände / und der Cyniras hierzugegen / neben den andern Syrern / die E. Maj. und des Elihu seite hielten / den tempelplatz eingenommen hatte: als ward vermutet / zumal weil man sich auch des priesters Abdastartus erinnerte / bei dem E. Maj. vorher schon etliche zeit sich verborgen aufgehalten /daß E. Maj. sich dahin würde begeben haben. Demnach versamleten sich alle Assyrier als Canaaniter /und gingen einmütig auf die Syrer los / die den tempel platz innen hatten: welche zwar anfangs sich trefflich zur gegenwehr sezten / aber endlich der gr \ssern macht des gegenteils weichen musten. Der Fürst von Hus und sein anhang / der zwar gut Assyrisch war /aber dabei die Syrische freiheit zu erhalten trachtete /gönnte dem Cyniras und Zophar / zu ihm zu stoßen: daß also diese beide
Wie nun / die Assyrier und Canaaniter / des tempelplatzes meister geblieben waren / durchsuchten sie alle orte und winkel in des Abdastartus wonung / und funden endlich an stat E. Maj. den Fürsten Ninias von Ressen / der an etlichen wunden krank darnider lage: und beteurete Abdastartus / daß er üm dessen da-seyn nicht gewust håtte. Weil dieses Fũrsten liebe zu E. Maj. nicht heimlich war / als erweckte dessen gegenwart in das verliebten Belochus gemůt eine neue unruhe / und brachte ihn in den argwan / daß dieser von E. Maj. etwas wissen würde: weswegen er ihn fleißig auf bewaren / und in den königlichen schloßplatz bringen ließe. Nachdem man aber / so wol bei ihm / als sonsten in Damasco / nach E. Maj. und der Prinzessin von Seir / sich lang vergebens erkůndigt / kame endlich die zeitung wiedaß man E. Maj. neben allen den andern / auf dem weg nach Aroer / in voller flucht gesehen hätte. Weil diese nachricht erst gegen die nacht eingekommen / und kein mondlicht am himmel war /als musten sie bis folgenden tag warten / E. Maj. nachzusetzen. Solches geschahe zwar / durch den Prinzen Sinear: der kame aber / gegen den abend / unverrichter sachen wieder zurůcke / weil er durch den paß nicht durchbrechen k \nnen / den die Syrer und Niniviten besezt gelassen.
Mitlerweile nun beide Könige (auf sich selber h \chst ungedultig / daß sie ihr liebstes also aus den hånden gehen lassen) miteinander ratschlagten / wie sie es ferner angreifen wolten / auch zwischen ihnen und den Syrern in Damasco die vertrags-handlung fürgenommen wurde: gedachte die K \nigin von Salem / welche unbekant bei uns ein zeitlang sich aufgehalten / der gegenwart
Also endete die betrübte Jaelinde ihre erzehlung /und nachdem die schöne Königin ihr dafůr gedanket /sagte C \lidiane: wann ich auch so kürzlich E. Maj. berichten könte / was mir in Cus begegnet / und was meine beide durchleuchtige reisgesellschafter hieher zu kommen beursachet / wolte ich von stund an meine liebste K \nigin damit vergnůgen. Ich muß aber hierzu eine bequemere zeit erwarten / da ich dan / E. Maj. damit zu vergnůgen / bereit seyn werde. Seit versichert / werteste Prinzessin! (gabe die Königin zur antwort /) daß mich h \chlich hiernach verlanget. Ich wil aber / etwas so seltenes zu vernemen / auf eine gute zeit-muße versparen / und euch nicht so schleunig damit beunruhigen: zumal ich eure allerliebste gegenwart länger / als einen tag / zu genießen hoffe.
Nachdem sie hinauf die Cölidiane ümhalset /wandte
Es ward hierauf raht gehalten / was / sowol auf diese / als auf die andere von dem Rames aus Ober-Syrien erhaltene nachricht / ferner fürzunemen wäre. Der schluß ware / daß Cyniras zu seinem herrvattern nach Hierapolis reisen / und die Syrische völker / sobald Belopares Syrien wůrde geräumt haben / herzu füren solte: welches dieser dapfere Fürst willigst übername / auch gleich den folgenden tag sich dahin aufzumachen versprache.
Es bewunderte aber der Husan nicht wenig / daß die Königin von Syrien mit keinem worte des Elihu erwehnet / noch nach ihm gefragt hatte / den er doch für ihren geliebten halten muste. Weil er nun vermutete / daß sie aus schamhaftigkeit solches unterließe /als wolte er hierin für sie das wort thun / und erkundigte sich bei dem Cyniras / wie es diesem ihrẽ vettern ergienge? Selbiger berichtete hierauf / wie sie /durch angestellte genaue kundschaft / so viel erfahren hätten / daß / auf fürbitte seines herrvattern des Baracheeel / der Belochus dem
Wie nun hierauf die gesellschaft sich voneinander begeben / und Cölidiane bei beiden durchleuchtigen Aramenen sich allein befande / fragte sie nach der dritten Aramena / die vordessen der K \nigin vertraute kammerjungfrau gewesen. Die Königin und ihre schwester / erröteten ůber dieser frage / und erzehlten ihr mit wenig worten / wie der Prinz Dison von Seir /der ietzund von ihnen gegangen / diese Aramena gewesen. Die Prinzessin von Caphtor vername solches mit höchster verwunderung / und ließe hierauf der K \nigin von Syrien keinen friede / bis sie ihr erzehlet / was / seit ihrer abwesenheit / in Damasco mit ihnen sich zugetragen. Hiermit liefe nun der abend v \llig zu ende / und versprache diese Prinzessin der Königin hingegen / daß sie ihr folgenden tags auch erzehlen wolte / wie es ihr in Cus ergangen / und wie sie daselbst ihrem liebsten Prinzen von Gerar das leben gerettet hätte. Durch diese lezte worte / ward die schöne Königin nicht wenig beunruhigt: weswegen sie auch /nachdem Cölidiane sie verlassen / sich so sehr mit gedanken schluge / daß sie die ganze nacht hindurch /zu keinem schlaff gelangen konte.
Meine durchleuchtige zuhörer solten wol billig bewundern / wie in so kurzer zeit / die ich in Cus gewesen / die kentnis aller begebenheiten in Arabien so umständlich habe erfahren können. Ich vor-berichte aber / daß nicht allein / weil das glück zu gegenwärtiger Prinzessin Danede mich gefüret / ich von derselbigen viele nachricht erhalten / sondern auch der weiße Cussite
Der so listige als dapfere Nadias / ein bruder des vorigen Königs in Arabien / suchte sein glück in Meden / weil er in Arabien fůr sich nichts funde / daß seine ehrsucht vergnügen können: und hat er / bei dem Könige aus Meden / dem Sisimordacus / sich dermassen eingebrüdert / daß der ihn nicht allein zu seinen Reichsstatthalter machte / sondern ihm auch seine einige schwester zur ehe gabe. Wie aber dieses alles seinen hochmut nicht zu stillen oder zu vergnügen vermocht / also sezte er alle erkentlichkeit und tugend aus den augen / wie er eine bequeme gelegenheit absahe / sich selbst zum K \nig zu machen / und scheuete sich nicht / die greuligste bosheit zu
Wie nun hierauf der Nadias das Medische reich ruhig beherschet / und nach dessen tode / sein tugendliebender sohn / der unvergleichliche aber unglükselige Pharnus / diesen zepter geerbet / trachtete dieser äusersten vermögens dahin / durch gerechte regirung den zorn des himmels von sich abzuwälzen / den er nicht unbillig befahrete. Er stunde auch dem reiche so wol fůr / daß die Meden unter diesem König sich ůberseelig schäzten / und allen bis dahin wegen des Nadias tyrannei und unrechtmäsiger erlangung der krone / gehegten groll / üm dieses seines edlen sohns tugenden willen / meist aus den gedanken sezten. Ihre ruhe und glückseeligkeit wurde / durch die heurat ihres K \nigs mit der Armenischen Prinzessin Barsine / vollends auf den höchsten grad erhoben: maßen diese grosse Königin / ihrem gemal
Die frucht nun dieses keuschen ehebettes / war die schöne Prinzessin Delbora / welche / als eine einige tochter / für die kůnftige Reichs-erbin angesehen wurde: deshalben dan viel frömde Fürsten und herren sich am Medischen hof einfunden / dieser jungen Delbora aufzuwarten. Sie wiese aber / in so zarter jugend / solche seltene gaben und geschicklichkeiten / des leibes und gemütes / daß die anwartung zur Medischen kron die schwächste kette war / so ihre vielfältige aufwärtere in Rages anfåsselte / sondern bloß ihre person das meiste hierbei thåte / und ihr alle ankommende frömden zu slaven machete. Weil Pharnus / als vom Arabischen geblüt entsprossen / auch viel Arabische herren unter seinen geheimen räten hatte / als waren diese / aus liebe zu ihrem vatterland / gar sorgfåltig / daß ein Arabischer Fürst ihre Prinzessin / und folgbar die Medische kron / erlangen möchte. Daher nach Naphis / Petra und Hevila / wie auch nach Jauan an des Arieus hof / vielfältige anmanungen abgiengen / dieses glůck nicht zu versäumen / sondern äusersten fleisses sich darum zubewerben.
Diese zeitung / erweckte gleich an allen diesen höfen eine eifersucht / da jeder besorgte / es möchte ihm der andere zuvorkommen. Arieus sandte den Prinzen Mardocentes / seinen jüngern sohn / ganz heimlich an den Medischen hof: den ältern welcher Parannus hieße / als seinen Kron-erben / bei sich behaltend. Mardocentes / als mit dem König Pharnus nahe befreundet / wurde
Dieser Scheba / so mit der tugendhaften Königin Lilith / der Königin von Saba mutter schwester / gegenwärtige Prinzessin Danede und den Prinzen Eridanus erzeuget / liebte üm selbige zeit die tochter so sehr / als er den sohn angefeindet: und durch diese beide bewegungen angereitzet / ward er entschlossen /die tochter zur erbin seines reichs zu machen / dem sohn aber die Medische kron zu erlangen. Was ihn am meisten in diesem vorsatze stårkte / war die ungemeine eiversucht / die er gegen seinen eigenen sohn zu fülen begunte / weil er den von allen seinen ständen geliebter als sich selbst sahe: und beneidete er an dem Eridanus die tugenden / die sonst diesem Prinzen bei der ganzen welt liebe und bewunderung erweckten. Eliphelet / sein vertrautster freund und schändlicher ohrenbläser / dem in bosheit auch Lucifer selbst nicht kan überlegen seyn / unterhielte meisterlich diese einfälle seines herren: maßen ihm hoch daran gelegen war / daß der Prinz aus dem weg käme /damit er sein verlangen / die Danede zu ehlichen / und also die Cusitische kron aufzusetzen / ungehintert erlangen könte.
Der Prinz / welcher damals zwanzig / und die Prinzessin vierzehn jahre auf sich haben mochte / reisete davon /
Der Fürst Nebajoth / und sein bruder Mibsam von Hevila / wolten nicht weniger / als die andern / ihr heil am Medischen hofe versuchen / und jener den jungen Nebajoth / dieser den Jethur / nach Rages schicken. Die Fůrstin Chinzira / Nebajoths gemalin /vername nicht sobald das fürhaben ihres gemals / da suchete sie solches auf alle weise zu hintern. Dann /ob sie schon mit ihrem gemal einerlei meinung und verlangen fürete / ihrem sohn den Medischen thron zu erwerben: wolte sie doch durch einen ganz andern weg / und nicht durch verbindung mit des Nadias geblüte / sondern durch ausrottung desselbigen / ihn hierzu gelangen machen. Diese grosmütige Prinzessin hegte stäts in ihrem herzen den fästen fůrsatz / die ihrigen an dem Pharnus und dessen samen dermaleins zu råchen. Sie hatte aber ihr absehen auf die streitbare Celten gerichtet / mit denen sie durch ihre verstorbene schwester beschwiegert war. Demnach beredte sie ihren sohn / beschwure ihn auch hierzu mit vielen eiden daß er heimlich / an stat nach Meden zu gehen /in Celten reisen / zu Trier an des Bojus hof üm die gunst der Prinzessin Hermione / die ihrer schwester tochter war / sich bewerben / hierdurch alle ansprüche an Meden auf sich allein bringend / mit hülfe der Hermione anverwandten / den Pharnus bekriegen
Mitlerweile aber diese beide ausen waren / sturbe die Fůrstin Chinzira: erlebte also nicht / die rache über Meden zu sehen / wie sie ihr unaufhörlich gewůnscht hatte. Sie hinterliesse aber eine schriftliche erinnerung an ihren sohn / daß er ja diese rache an des Nadias geschlechte nicht unverůbet laßen solte. Nabajoth und Jethur kamen endlich beide wieder in Arabien / und zwar jener / nach seiner fraumutter wunsch und verlangen / in die Hermione / der Prinz von Hevila aber / in die Roma Prinzessin von Kitim / verliebet: wiewol mit dem unterschiede / daß Nabajoth ungeliebet / Jethur hingegegen h \chstvergnügt / von seiner geliebten abgeschieden war. Wie dan dieser hernach zum andern mal wieder nach Celten gereiset / ungeacht der Mibsam sein herrvatter sich diesem vorhaben sehr widersetzet. Aber Nebajoth / üm so wol seinen herrvattern durch gehorsam wieder zu befriedigen /als seiner fraumutter ermanung nachzukommen / ließe sich bereden / auch nach Meden zu gehen: von dar sie zeitung und nachricht erhalten hatten / daß Delbora noch zur zeit für allen ihren aufwärtern ihr herz frei bewaret hätte. Doch triebe ihn hierzu mehr seine ehrsucht / als der Delbora person: die er damals noch nicht / sondern das Medische reich meinete / welches er ihr / als rechtmäsiger erbe / bestreiten wolte.
Wie er nun zu Rages erschienen / erzeigte ihm der K \nig so wol / als die K \nigin / ungemeine ehre / und erwiesen sich dabei so erfreuet / das Nebajoth alsobald nicht anderst urteilen konte / als daß unter diesen liebkosungen einige Stats-ursachen müsten verborgen ligen. Diesem beispiel des Pharnus und der Barsine folgte der ganze hof / auser dem Mardocentes und Eridanus: welchen beiden es gleich zu anfangs der sin zutruge / das dieser neue ank \mling ihnen eintrag thun würde. Es waren aber diese mitbulere damals sehr eiverig / und meinte ieder von ihnen / der schönen Delbora gunstgewogenheit zugewinnen: zu dem ende sie allerhand dienste aussonnen / und damit bei ihr einer den andern zu übertreffen sich beflisse. Nebajoth / der nicht gewillet war / auf diese art mit ihnen einzuhalten / beklagte in seinem sin nichtes mehr / als daß er den König von Meden so gerecht / die K \nigin so tugendhaft / und die Prinzessin so wunderschön befande. Und weil diese ihn öfters in seiner entschließung / seines grosvatters blut zu rächen / wanken machte: als vermiede er / so kräftigen bezauberungen zu entgehen / alle gelegenheit / die sch \ne
Es hatten aber sie beide diesen Ismaelitischen Fůrsten / als den enkel des Sisimordacus / und folgbar rechtmåßigen erben des Medischen trones / aus trieb der tugend und ihres gewissens / auserkieset / mit der Delbora den Medischen zepter ihm zu zu wenden: auf daß also / mit gutem fug und reinem gewissen / ihre tochter / nach ihnen / dieses reiches erbin verbleiben könte. Weil sie vermuteten / daß Nebajoth dieserwegen / gleich den andern / nach Rages würde gekommen seyn / als erachteten sie fůr unn \tig / ihm alsobald an die hand zu geben / wozu er von selbsten sich antragen wůrde. Inzwischen aber vermaneten sie die junge Delbora / daß sie dem Mardocentes und Eridanus / wie auch den andern anwesenden Medischen Fůrsten / mit gleicher kaltsinnigkeit und sonder verbindlichkeit begegnen solte: die dan / als eine gehorsame tochter und verständige Prinzessin / dieser lehre also wuste folge zu leisten / daß so wol ihre eltern /als auch ihre aufwärtere / ursach hatten / mit ihrem bezeigen wol zu frieden zu seyn.
Gleichwie nun aber Nebajoth fast bei seiner meinung verblieben / sich auf alle weise des Medischen reiches zu bemächtigen / also brachte er / durch hülfe des Sardes / den er zu Nazada kennen gelernet / bald zu wegen / daß viel große des reichs / unter denen Hamram der stathalter in Meden sich selbst mitbefunden / auf seine seite traten / und heimlich zu Rages ihre versamlungen anstellten: alda sie sich beredten /wie ihr großes fürnemen könte werkstellig gemacht werden. Viele unter ihnen / stimten auf die hinrichtung der Königlichen
So bald aber dieses bei hof erschollen / daß Nebajoth mit fort wolte / wurde ihm von wegen des K \nigs angedeutet / daß er dieses fůrnemen einstellen solte.
Wie nun diese beide verliebten mit dem Medischen heer nach Phanaspa abreiseten / des fůrsatzes / sich in diesem zuge dapfer zu halten / damit ihre geleistete dienste in betrachtung gezogen werden / und ihnen die schöne Delbora zu wege bringen m \chten: bliebe der verwirrte Nebajoth in Rages zurücke / und liebte nun die jenige / deren haus er ausrotten wolte. Er fülete auch deswegen in ihm selbst einen häftigen streit / da einerseits seiner
Wie nun Nebajoth etliche tage sich also gequälet /und inzwischen nicht nach hof gekommen / entschlosse er sich endlich / dem Hamram zu folgen /und bestellte bei nacht seine leute / um heimlich hinweg zu gehen. Er wuste aber nicht / daß der K \nig ihn bewachen ließe: welcher / aus fürsorge und befahrung / daß des Fürsten dapferer muht ihn möchte seinẽ befehl überschreiten machen / dieses also verordnet hatte. Der haubtman von der wacht der den Nebajoth anzuhalten befehligt worden / thäte ihm die h \chste versicherungen / daß solches aus keiner ungnade des Königs / sondern blos aus sorgfalt für seine person herrüre / und solte er in Rages alle freiheit
Wie aber / die anhaltung dieses Fürsten / allerhand reden in Rages erweckete / also stunde es auch nicht lang an da erfuhre solches auch der Hamram auf dem hinzuge nach Phanaspa: der dan / besorgend / daß aller anschlag verrahten wäre / in einer nacht / mit seinem leuten / von dem Königlichen heer sich absonderte / und eiligst nach Phanaspa sich begebend / mit des Sardes hülfe / daselbst alles zum öffentlichen aufstand wider den Pharnus erregte / auch sich so stark machte / daß / wie der unterfeldherr / neben den Prinzen Eridanus und Mardocentes / hernachkame / sie den Hamram / fast stärker als sie waren / im anzuge gegen sie begriffen fanden. Dieser aufstand wurde gleich nach hof berichtet / und kame solches dem K \nig ům so viel fr \mder vor weil er niemals des Hamrams treue in einigen zweifel gezogen. Man sandte alsofort / dem unterfeldherrn / mehr völker zu hůlfe: und wie es mit dem Hamram zum treffen kame /
Der K \nig / so von diesem heer sich wieder in die Stadt einbegleiten laßen / wolte gleich dem Nebajoth dieser allgemeinen freude mit teilhaftig machen / und ließe ihn deshalben nach hof erfordern. Er weigerte sich aber / zu kommen / und konte anfangs niemand die ursach deßen ergründen. Bald aber erfure man /durch der gefangenen aussage / daß der Fürst der Nabatheer ein urheber dieser aufruhr in Phanaspa gewesen. Als der stathalter Hamram selbst diesen bericht bekräftigte / wurde der K \nig und die K \nigin hierüber so bestürzet / daß ihnen alle freude über ihrem erlangten sieg vergienge. Auf allgemeines gutbefinden des großen reichsrats / wurde Nebajoth in gefängliche haft genommen / und ihm / der sein verbrechen nicht leugnete / so wol als dem Hamram und den andern /das leben abgesprochen. Weil aber der unvergleichliche Pharnus / in seinem herzen und gewissen / den Nebajoth für den rechtmåsigen erben seines reichs ansahe / auch die mordtaten / die sein vatter begangen /allstäts betaurete / und darum nicht ferner wider des Sisimordacus geblüt zu wüten begehre: als begunte er / miteinraht der grosmütigen Barsine / über den Nebajoth ganz andere gedanken zu fassen.
Wie er diese bei sich selber fåst gestellet / wurde ein
Als er dieses kaum ausgeredet / warfen sich die beide Arabische Prinzen / Eridanus und Mardocentes / unversehens für des Königs thron nieder / und baten üm ihres vettern des Nebajoth leben. Diese unvergleichliche grosmut erwiesen sie / ungehintert ihrer eiversucht gegen diesem Fůrsten / und da sie die stunde / dieses ihres mitbulers erledigt zu werden / vor augen sahen / welches sie selber zu verhintern trachteten. Der K \nig / der das / was sie suchten / allbereit / und zwar båßer für ihn / als sie es verlangten / beschlossen hatte / stiege von seinem thron herunter / und bezeugte öffentlich vor allem seinem volke / daß er des Nebajoht beginnen nicht tadeln k \nte / und håtte derselbe gethan / was ihm / als einem nachkommen des Sisimordacus / zuthun obgelegen. Er wolte ihn hiemit fůr den rechtmäsigen erben des reichs erkennen /
Diese sonderbare begebenheit / setzete ganz Meden / auch den Königlichen hof / in einen andern stand: massen diese grosmütige that des Königs / ihme von neuen aller Meden herzen zu unveränderlicher treue verbande / daß niemand ihn mehr für des Nadias /sondern fůr des Sisimordacus sohn / und fůr Nebajoths vattern / ansahe. Bei hof zwar fande sich solche ruhe nicht / maßen unter den höflingen / die wolgesinnten des Mardocentes und Erydanus / auch teils Medische Fůrsten / sich zu beschweren begunten / daß der König seine tochter vom reich ausgeschlossen und ihr den Nebajoth fürgezogen hatte. Dan dadurch war diesen verliebten auf einmal alle hofnung zu wasser worden / sonderlich dem Mardocentes /welcher mehr / als Erydanus / nach dem Medischen
Dessen aber gewiß zu werden / fassete dieser verliebte Prinz das herz / gienge noch selbigen tag / da solches geschehen / zum Pharnus hinein / und hielte ům die Prinzessin an / sein gewerbe so wol fürbringend / daß der K \nig nicht wenig darob bewegt verbliebe. Alle vollkommenheiten / die einen Prinzen zieren / finden sich bei diesem wackern Eridanus. So kamen auch / sein mächtiges haus und seine der kron geleistete Dienste / in nicht geringe betrachtung. Pharnus / der solche erklärung von dem Nebajoth zuvor noch nicht gehöret / wolte diesem großen Prinzen nicht alle hofnung in seiner liebe abschneiden: demnach versicherte er ihn / daß / ob er zwar geneigt gewesen / dem Nebajoth seine tochter für allen andern zu gönnen / er dennoch / in betrachtung / daß der Prinz Eridanus zu erst üm sie geworben / den willen der Delbora nicht zwingen / sondern ihr frei stellen wolte / ihre wahl auf den jenigen zu richten / der ihr am bästen gefallen möchte; und würde es also bei ihm stehen / sich üm ihre gewogenheit zu bewerben / ob er die für andern erlangen könte.
Der andere mitbuler des Erydanus / der Fůrst Nebajoth / befande sich seines teils noch so verwirrt über seinen begegnisen / daß er nicht sofort an die bedienung der Delbora gedenken konte: und war ohnedas beschäftigt / so wol die glůckwünschungen von den Medischen ständen anzunemen / als auch sonst / seinem veränderten zustand gemäs / sich bei hof einzurichten. Das erste so er thate / war dieses / daß er die übrigen von den jenigen / die wider den K \nig geaufrůret / ledig bate / und sich ihrer hinterlassenen witwen und kinder anname. Aber des stathalters tochter / die Dalimire / wolte solches nicht erwarten / sondern name die flucht nach Assyrien: daselbst sie / in des K \nigs Belochus schutz sich begebend / das erbårmliche unglůck angerichtet / welches nachgehends mit Meden den garaus gespielet. Er thäte auch / nach Petra / seinem herrnvattern sein erlangtes glück zu wissen / und wie er durch solche wolthat sich dahin verbunden befände / seines vatterlands zu vergessen /und üm der Delbora gunst sich ernstlich zu bemůhen /die vor deme nur die schein-ursache
Weil die K \nigin das gemüt ihrer tochter schon vorbereitet hatte / diesen Fůrsten wol zu begegnen /als spürete er an ihr ganz keinen verdruß über seinem beginnen / sondern hingegen so viel gůte / daß er dadurch endlich so kühn wurde / seine liebe ihr völlig zu entdecken. Es geschahe solches in der Königin weinberge / dahin sie / wegen der eingefallenen weinlese / sich eingefunden. Wie er ihr nun sehr anlage /sich gnådig für ihn zu erklåren / erblikte sie beyde der verliebte Eridanus von weiten / schliche demnach hinzu / und erhorchte / daß Delbora dem Nebajoth eben die antwort gabe / mit der Mardocentes und er sich immer hatten abspeisen lassen můssen. Ich solte wol / (sagte sie zu ihm) ůber eure künheit mich beschweren / daß ihr mir dergleichen fürtrag thun dörfen / davon nicht ich / sondern meine eltern zu ordnen haben. Weil aber diese schwachheit / die ihr liebe nennet / so unbesonnen machet / und die sinne eines menschen völlig einnimmet und beherrschet / als halte ich dieses beginnen euch zu gute / und wil darům so grausam nicht mit euch handeln / meine freundschaft euch aufzukündigen.
Hiemit trate Eridanus herfür / und dem Nebajoth verwehrend zu antworten / sagte er zur Prinzessin: Ich muß wider meinen willen / schönste Delbora / dem Nebajoth in seiner liebe dienen. Nicht eurer eltern /sondern euer eigner wille wird erfordert / ihn entweder glücklich oder unglůcklich zu machen. Der König låsset der
Was hilft uns diese güte / (antwortete Eridanus) wan wir hingegen befahren můssen / daß die schöne Delbora ihre gnadgewogenheit / nicht aus freier wahl / sondern aus gehorsam / einem von uns zugewendet? wer wird / auf diese weise / versichert seyn / daß er warhaft solcher gnade geniese / und daß mehr von kindlicher ehrerbietung / als vom freien willen / unser glůck hergerüret. Ich falle des Eridanus meinung bei /(sezte Nebajoth hinzu) und zwar wider mein selbst eigen båstes. Dan / wie der König von Meden die gůtigkeit gehabt / mich für den erben dieses reichs zu erkennen: also k \nte ich mir auch die hofnung machen / daß S. Maj. am liebsten sehen würden / daß die Prinzessin den Medischen thron mit
Hiemit ginge sie von ihnen / und verließe hierüber ihre beide aufwärter / in großer (zwar nicht gleicher) unruhe. Dan der Nebajoth deutete dieses für sich gar vorteilhaftig / als wol versichert / daß der Delbora eltern / fürnemlich die Königin / seine seite hielten: beschloße / mit seiner Werbung bei der Barsine / daher er auch / der Prinzessin begehren gehorchend / den anfang zu machen. Eridanus hingegen / wiewol unruhiger / als sein mitbuler / hielte sich an des K \nigs befehl / und war des sinnes und willens / alle müglichste aufwartung seiner Prinzessin zu widmen / dadurch sie endlich / seine treue liebe anzunemen /möchte bewogen werden. Wie kaltsinnig aber / nach diesem tag / diese beide verliebte Fürsten miteinander ůmzugehen begunten / ist leichtlich zu ermessen. Es zerteilte sich ihrenthalben der ganze hof / da die eine hälfte dem wackern Mohren / und die andere dem edlen Ismaeliten anhinge.
Wie aber Barsine von dem Nebajoth sein anbringen vernommen / erklårte sie sich alsofort auf seine seite: dan sie hatte iedesmal dieses gewünscht /worům er
Der verliebte Eridanus / der nicht wuste / wie unglücklich es ihm in seiner liebe ergienge / wartete inmittels mit unverdroßenen fleiße seiner Prinzessin auf / und ließe keinen tag vorbei gehen / sonder ihr einige dienste zu erweisen: welches alles aber Delbora nunmehr anderst
Dieser handel sezte nun den ganzen hof in lermen /und weil das ganze reich den Nebajoth für ihren rechtmäsigen Kron-erben ansahe / als fande der sonst gütige Pharnus kein mittel / den Eridanus zu retten / sondern muste befehlen / daß dieser Prinz / der sich an dem Medischen geblüt vergriffen / ungeacht der in der Rhea tempel erworbenen freiheit / mit gewalt heraus genommen /
An selbigem hofe stunde es dazumal also / daß man lieber den årgsten feind der krone / als diesen einigin Erbprinzen / hätte mögen ankommen sehen. Dan Eliphelet hatte sich der abwesenheit des Eridanus so wol bedienet / daß er als Kronprinz / nach seinem belieben alles ordnete und gebote / was ihn nur gelüstete / und dabei gegenwärtige Prinzessin Danede mit seiner ungestümen
Mitlerweile es aber also in Naphis daher ginge /und Eridanus das erbärmlichste leben von der welt fürete / fande der Medische unterfeldherr / als er wieder in Meden ankame / alles daselbst in vollen waffen: weil die Assyrier bei Nazada schon eingefallen waren / und also alles dem reiche Meden einen blutigen krieg drohete. Nebajoth / der wieder an seinen wunden genesen / und kaum angefangen hatte / seiner geliebten Prinzessin sonder mitbuler zugeniesen / muste / diesem unwesen zu begegnen / mit dem König zu felde gehen. Weil der Assyrier macht sehr gros / als entstunde nicht ein vergebliches schrecken / daß es übel vor Meden ablaufen wurde. Die ursach dieses kriegs wuste niemand zu erraten / ohne daß eine zeither / zwischen beider Könige bedienten / etliche irrungen an den gränzen waren fürgegangen: welches aber zu solcher weitläuftigkeit keinen anlaß geben können. Aber Dalimire / durch ihre bei dem Belochus erlangte macht / war die einige ursach an diesem krieg / und daraus erfolgtem untergang des Medischen reichs. Man sihet aber / an dieser kläglichen begebenheit / die wunderbare gerichte des Höchsten / der kein unrecht ungerochen lässet / so lang es auch immer anstehen mag / und muß die straffe unvermeidlich kommen / solte sie auch gleich die unschuldigen betreffen. Der gute Pharnus und die unvergleichliche Barsine verloren beide hierůber / wie weltkündig / zu dem reiche / das leben. Von der Prinzessin Delbora aber / erscholle das gerüchte unter den Babyloniern / wiedaß sie im tempel
Der Fürst von Midian / der Hanoch / hatte inzwischen diese Prinzessin heimlich in der Nabatheer land entfüret / da sie in betrũbnis bei dem alten Fürsten Nebajoth ankame / und als die verlassenste von der welt / sich so sehr der traurigkeit ergabe / daß sie darin verschmachtet wäre / wan nicht der höchste sie gestärket und in ihrem elend erhalten hätte. Daß aber /in dieser noht / der junge Nebajoth ihr keinen beistand geleistet / rürete aus einer ihr damals unbekanten ursach her / womit es sich also verhalten. Der König hatte / in wärendem krieg / ein schreiben von dem Prinzen Bildat / als Assyrischen feldherrn / an dem Nebajoth lautend / aufgefangen: darin dieser Fürst angefrischet wurde / des Pharnus / als seines todfeindes / seite nicht länger zu halten / sondern sich zu ihm zu schlagen / und den haubtman von Assisara / der noch dem König Sisimordacus gedienet / nicht zu hintern / daß er ihme diesen platz übergeben möchte / gleichwie ermeldter hauptman sich auf ihn beruffen hätte. Als der König diesen brief dem Nebajoth zeigte / entfärbte der sich darüber / weil er dem König vorher nicht angemeldet / wie daß ihme von dem Bildat schon mehr dergleichen briefe zugekommen wåren. Hiermit gabe er anlaß / daß der König einen kleinen argwahn auf ihn warfe: den er doch verborgen hielte / bis Assisara kurz hernach durch den haubtman / dessen der Bildat erwehnet / übergeben wurde. Weil derselbe / den tag vorher / lang mit dem Nebajoth allein geredet / urteilte Pharnus nun nicht anderst / als daß der Nebajoth so wol sein feind wäre / als die Assyrier: und dieses alles für ein gerechtes gerichte des himmels achtend / der solches über ihn und sein haus verhänget / ließe er
Also wurde dieser dapfere Fürst / den ganzen krieg hindurch / untůchtig gemacht / so wol für seine Prinzessin / als für sein königreich zu streiten: und vername er mit der höchsten ungedult / wie der Medische zustand täglich schlimmer wurde. Als endlich der garaus damit erfolgte / fehlte es wenig / daß dieser Fürst nicht in verzweiflung geraten: allermeist / da er seine Delbora tod zu seyn vermeinte. Die gesunde vernunft wolte fast in ihm zu wirken aufhören / und begunte er sich wie ein unsinniger zu gebärden. Daher die Sagen / als seiner ohnedas ũberdrüssig / und weil er so sehr darauf drange / ihn endlich los ließen: zumal da sie an des Pharnus gebot sich nicht mehr verbunden achteten / weil mit dessen leben der Medische krieg sich geendigt hatte. Nebajoth eilte nun alsofort nach Rages /und ungeacht der gefahr / darein er geraten m \gen /wan er von den Assyriern wäre erkant worden / erkundigte er sich nach den priestern der Rhea / und war so glücklich / daß er etliche derselben antraffe: die ihm die fröliche zeitung ankündigten / daß seine Delbora in sein vatterland / und zwar von dem Fůrsten Hanoch / gefüret worden. Demnach alle andere betrachtungen aus den sin
Der alte Nebajoth höchst erfreuet / seinen sohn wieder zu haben / den er bereits wie verloren beweinet / verbarge seine gedanken / die er von der Delbora fürete: welche er ansahe / als eine unglücksfackel / die den fluch auch in sein haus bringen würde / und üm derer willen er die Assyrische macht ihm auf den hals laden könte / wan man erfüre / daß Delbora bei ihm vorhanden wäre. Weil er seinen sohn innigst liebte /als ließe er sich gegen ihme dessen nicht vermerken: doch spůrete derselbe wol so viel / daß sein vatter ein sonderbares anligen haben müste. Er deutete solches auf eine betrübnis / üm daß die hofnung zum Medischen tron verloren gegangen: darüm er / sein gemüte zu befriedigen / ihn einsmals versicherte / wie er nicht ruhen wolte / bis er eine gelegenheit abgesehen hätte /sich des Medischen reichs wieder zu bemächtigen. Aber dieses hielte der alte Nebajoth nicht allein für unmüglich / sondern bemühete sich auch / mit allerlei gründen seinem sohn solches aus dem sin zu reden: welches auch Delbora täte / die nicht allein Meden gutwillig zu vergessen / sondern auch in ihres Nebajoths lande / ihre lebenszeit vergnügt zu zubringen / diesem glücklichen liebhaber versprache. Weswegen er / ungeacht alles zugestossenen unglücks /sich auf die höchste staffel der glůckseligkeit gestellet achtend / nun nach nichtes mehr / als nach der vollziehung seiner ehelichen liebe verlangen truge.
Der Prinz Eridanus befande sich damals nicht in Cus / wie dieses unglůck seinem herrnvattern / und der Prinzessin / seiner schwester / begegnet. Dan dieser verliebte
Er wurde alda von dem alten Nebaioth höflich empfangen / und fürete ihn gleich zu der Delbora / als von welcher er wußte / daß der Prinz sie in Meden wol gekant hatte. Diese besuchung ginge an beiden teilen sonder große bewegung nicht ab / weil sie einander nach dem tage / da zwischen diesem Prinzen und dem Rebaioth das blutige gefechte fürgegangen /nicht wieder gesehen hatten. Als die ersten begrüssungen abgelegt waren / sagte der prinz: Ach grausame Prinzessin! Muß ich euch nun noch in meines mitbulders händen sehen / da der euch so übel in Meden beschützt / daß ihr eure große eltern samt dem königreich verloren habet? Hat man darüm aus Meden mich verbannet / daß mir das glück entzogen wurde / diesem Trauerfall zu vermehren! Und ist es möglich /daß Delbora / wie ich hier vernehmen muß/
Ihr wisset / Prinz Eridanus! (sagte sie hinwieder) daß meiner eltern befehl den Nebaioth bei mir in den stand setzt / darin er sich befindet / und daß ich /ihrem willen zu folgen / fäst beschlossen habe / wie ich euch dan solches nicht nur einmal zu verstehen gegeben. Wäre die wahl auf euch gefallen / so seit dessen versichert / daß ich mit ja so willigem herzen den Eridanus / als wie nun den Nebaioth / lieben wollte. O grausames wort / ( fiele der verliebte Prinz ihr allhier in die rede) daß ich jetzt vernehme! Diese war noch übrig / mein unglück vollkommen zu machen /daß ich von Delbora selbst muß anhören / wie sie den Nebaioth liebe. Hiermit triebe / die heftigkeit seiner liebe / ihm die tränen häufig aus den augen /
Weil aber Delbora / der treue / die sie dem Nebajoth gelobet / es entgegen zu seyn erachtete / dieses Prinzens lieb-ansuchung immer anzuh \ren / also name sie ihr für / ihm diese gelegenheit zu benemen /und sich eine weile von Petra zu entfernen. Sie eröffnete dem alten Nebajoth ihr vorhaben / wie sie nämlich gewillet wäre / üm des Eridanus verfolgungen abzukommen / heimlich mit der Fürstin Mahalaath / seiner des Nebajoth jüngsten schwester / nach einem landgut zu reisen: der dan ihrem begehren nicht entgegen seyn kunte / und solches geschehen
Er hatte unterwegs den muht nicht / ihr für augen zu kommen: damit ihr klägliches gebården / ihm nicht zu herzen gehen / noch sein mitleiden seine liebe überwågen und ihn zur wiederkehr bewegen m \chte. Wie er aber mit ihr zur stelle gekommen / wagte er es / und ließe sich vor ihr sehen: da er ihr dan zu fuß fiele / und diese erzürnte Prinzessin mit den beweglichsten worten üm vergebung bate / daß er dieses an ihr verůbet. Ach Eridanus! (sagte sie / voll tränen) ist das recht / ist das grosmütig / ist das tugendhaft gehandelt / dem Nebajoth seine braut entfüren / indem derselbe sein leben für euer vatterland dargibet? wo finde ich hier den edlen Eridanus /
Ich klaget mich hart an / sch \nste Prinzessin! (sagte er ganz beweglich) aber erwåget / daß ich euch eine so geraume zeit geliebet / daß ich nie in eurem dienst ermůdet / daß auch der grosse Pharnus meiner liebe gewogen war / und daß die größe derselben mich getrieben / euch wider euren willen von einem ort hinweg zu bringen / da ihr nicht / euren würden nach / bedienet und verehret worden. Der Fürst der Nabatheer ist schuld daran / daß euch nun Naphis in seinen mauren verehret / und hätte ich mich ni ermehr dessen unterstanden / was ich verübet / wan ich nicht / durch seinen einrat und gegen euch tragenden verspürten widerwillen / hierzu wär verleitet worden. Hierauf erzehlte er ihr / alles was zwischen ihm und dem alten Nebajoth hierunter fürgegangen. Er kunte aber mit allem dem / was er fůrgebracht / kein gehör bei ihr erlangen / und bestunde sie so fäst darauf / daß er solte wieder nach Petra reisen / daß sich dieser verliebte / bei aller seiner habenden gewalt / unglückhaft sahe / und alle marter / so die Prinzessin ausstunde /mit erlitte.
Wie nun der weiße Balaat die håftigkeit der liebe /so diesen Prinzen besessen / wol betrachtet und bei sich erwogen / befand er höchst nötig / daß ein geschwindes mittel ersonnen würde / diesen grossem unheil / welches dem lande Cus drohete / zu begegnen: massen alle årzte sagten / der verliebte Eridanus würde solcher gestalt sein leben bald enden müssen. Demnach beschloße er / neben der Prinzessin Sapha /des Eridanus mutter schwester / die im einfall der Egypter nicht mit war entfüret worden / bei der Delbora auf alle weise seine glückseligkeit zu verschaffen. Also waren sie nun ståts ům und bei dieser Prinzessin / und füreten ihr weitläufig zu gemůte / wie nicht allein Eridanus sie långer / als Nebajoth / geliebet /
Alle diese beredungen / beantwortete die Prinzessin allein mit tränen / und wolte von der treu keines wegs abweichen / die sie dem Nebajoth gelobet: worbei sie sich kläglich gebårdete / nacht und tag ůber gewalt schrye / und ihren abwesenden Nebajoth üm hůlf anrieffe / auch damit sich so sehr abmattete / daß sie des bettes hüten muste. Eridanus hatte den muht nicht mehr / zu ihr zu kommen / und name auch täglich an kräften so sehr ab / daß man seinen gewissen tod für augen sahe. Um deß willen fasseten endlich die Sapha und der Balaat den schluß / sie beiderseits zu betriegen: da sie dan dem Prinzen fůrbrachten / wie daß nun Delbora sich gutwillig erkläret hätte / ihn zu ehlichen; ihr aber ward angekündigt / wie daß das ganze land begehrte / daß sie / sonder fernere widerrede / an den Prinzen sich solte trauen lassen. Der verliebte Prinz /dem diese zeitung ganz unglaublich fürkam / wolte solches aus seiner Delbora eigenem munde vernemen. Aber der Balaat verhinterte solches / mit fůrgeben /wie daß das zarte gemüt der Prinzessin leichtlich zu andern gedanken wieder könte gebracht werden /wann er sich eher vor ihr / als es zeit sein wůrde /sehen ließe; und håtte sie selbst gebeten / daß man sie so lang allein lassen möchte / bis sie im tempel vor ihm erscheinen wůrde. Delbora aber / sich hierzu gezwungen sehend / rieffe / als von aller Welt verlassen / den
Wie nun derselbe erschienen / wurde diese höchstbetrübte Prinzessin auf einen Königlichen wagen gesetzet / und also / in begleitung der Sapha / nach dem tempel des Phaetons geführet: da alles volk auf den gassen / dieser ihrer angehenden Prinzessin / tausend glůckwünschungen mit auf dem weg gaben / und die wahl ihres Prinzen / in erblickung ihrer schöne / die der gram an ihr nicht vertilgen kõnnen / für vernünftig erkenneten. Eridanus / der ihrer im tempel erwartet /sähe diese schöne nicht sobald ankommen / da erblasste er / in erkentnis ihrer herfürscheinenden traurigkeit / und reichte ihr folgends mit zittern die hand dar / als des Phaetons priester die trauung verrichtete. Es ware diese Prinzessin / in der zeit / da sie zu Petra gewesen / von dem alten Fürsten Nebajoth im wahren Gottesdienst und rechtẽ glauben unterrichtet worden: daher sie so gedultig diesem ihrem verhängnis folgte /und nicht selber hand an sich legete / wie ihr solches die verzweiflung oftmals riete. Und weil sie sahe /daß alles widerreden vergeblich war / schwiege sie ganz still / und ließe die seufzer für sich sprechen /welche dem Nebajoth tausend guter nacht sagten.
Solchergestalt wurde Delbora des Eridanus gemalin: der / in besitzung ihrer / sich fůr den seligsten menschen von der weit hielte / und nach und nach ihre anhaltende traurigkeit / durch tausenderlei erweisungen seiner liebe / zu überwinden verhoffete. Er name hierauf sich auch eiserigst üm die geschåfte des reichs an / und auf genaue nachforschung / wie sich der krieg zwischen den Cussiten und Egyptern angesponnen / und woher das
Als er endlich mit einem auserlesenen volk im anzug war / zu den andern Arabern / ihren bundsgenossen / zu stoßen / welche bereits in Egypten gegangen / und den König Scheba wieder frey haben wolten: kame die unvermutete post / wie daß der Pharao /die Arabische macht scheuend / den K \nig und die Prinzessin von Cus wieder los gegeben hätte / die er sten tages in das reich wieder ankommen würden /und daß darüm die Araber / Sabeer / Nabatheer und die von Hevila wieder ümgekehrt wåren. Viele und zwar die meisten / von den Cussiten / hätten lieber gewolt / daß der Scheba nimmermehr
Eridanus und Danede fületen unbeschreibliche freude sich wieder bei einander sehend: und weil dieser beider verlangen / sich allein zu sprechen / sehr groß war / als fanden sie bald gelegenheit / hierzu zu gelangen. Eridanus begunte seiner schwester zu erzehlen / wie seine verheuratung mit der Delbora sich zugetragen / und wie er verhoffe / daß ihre gegenwart die traurigkeit seiner gemalin zu stillen tüchtig seyn wůrde / damit sie ihm / wie ihren leib / also auch ihr herz einraumen möchte. Danede / des glückes ihres bruders sich mitteilhaftig machend / verbarge ihm auch nicht / was ihr seitdessen in Egypten
Wie der Prinz Eridanus / erzehlter massen / heimlich aus dem reich hinweg und nach Meden gezogen war / zeigte / weder der K \nig noch der Eliphelet /sich unlustig hierüber: als die vielmehr froh waren /daß der jenige ihnen entgangen / dessen sie mit so grosser sorgfalt hüten müssen / und der ihnen / so onmåchtig er auch war / deñoch viel hinternus machte /alles nach ihrem belieben einzurichten. Die blinde liebe des Königs zu dem Eliphelet war so groß / daß er alle andere betrachtung hintansezte / üm nur diesen seinen liebling zu erbeben / von welchem er gläubte /daß er allein seinen königlichen tron erhielte / und dem Eridanus verwehrte / denselben ihm abzunemen. Weil sie nun wusten / daß dieser verliebte Prinz nach Meden gegangẽ / hoffeten sie / er solte daselbst entweder den tod oder die Erbprinzessin bekommen. Geschähe das erst / so wären sie aller sorgen befreiet. Geschähe dan das andere / so müste der Medische tron des Eridanus ehrsucht befriedigen / daß er nicht mehr nach Cus gedenken dörfte. Um nun dieses Prinzen abwesenheit sich zu bedienen / wurden alle ämter des reichs mit untüchtigen leuten besetzet / die teils des Eliphelet creaturen theils ihnen zu schaden unfähig waren. Es sonderten sich aber alle ehrliche Cussiten vom hofe ab / und vermochte keiner dieser neuen regirung bei zu wonen.
Die verfolgung der Prinzessin Danede gienge damit auch eiferiger an / und lage der König ihr ståts in den ohren / des Eliphelet / als seines treusten freundes /liebe anzunemen: zugleich ihr vertrauend / wie daß er gewillet / sie zur erbin des reiches Cus zu machen. Er unterließe
Als er aber / solches verschmachs endlich überdrüßig / der Königlichen macht wider sie sich bedienen wolte / schickte es der himmel / daß an den gränzen des reichs gegen Egypten eine unruh entstunde: welche zu stillen der Eliphelet selbst hinreisete / aber das ůbel durch seine schlimme bezeigung immer årger machte / also daß die Cussiten selber die Egypter ins land lockten / ům dadurch des jochs abzukommen /das ihnen Eliphelet aufbürdete. Solcher gestalt nun gienge der krieg an / da die Prinzen / Amosis von Egypten / und Armizar von Ophir / unter dem feldherrn Epha / mit großem volk angezogen kamen / und in Cus einfielen. Der König Scheba / wolte diesem mächtigen feinde selber entgegen ziehen: weil aber Eliphelet solches widerriete / als wurde dem Caldis einem vornemen Cussiten / des Eliphelet vertrautestem / der den ruf von einem erfahrnem kriegsman hatte / dieser feldzug anbefohlen: welchen der Eliphelet selbst zu übernemen / ihm nicht getraute / nicht darům / daß er nicht herz und muhts genug hierzu gehabt / sondern weil er bei den Cussiten gar zu verhasst war / die ihn keinen tag
Armizar gienge damit nach dem Egyptischen haubtlager / zu dem feldherrn Epha / und Prinzen Amosis: die dan / über so grossem sieg hocherfreuet / dem unglücklichen K \nig von Cus entgegen kamen / ihn einzuholen. Sobald Amosis die Prinzessin Danede zu sehen bekame / fülete er in sich ein so grosses erbarmen über ihren zustand / daß alsofort die vorhin gesch \pfte freude sich bei ihm verlore / und wurde er sehr unruhig über das / was ganz Egypten für ein so grosses glück hielte. Er verließe sie keinen augenblik / und verseumte niemals / bei ihr zu seyn / wan er nur konte: da er dan immer sein mitleiden ihr bezeugte /und sie beklagte. Hierdurch ward diese Prinzessin zur wolneigung gegen diesem Prinzen / und
Indem die Prinzessin C \lidiane / (fiele ihr alhier die schöne Danede ins wort) von uns nichts sagen will / verhönet sie mich mehr / als sie vermeinet: und wil ich dan selbst dieses erzehlen / was den Prinzen Amosis und mich angehet / ům zu verschaffen / daß die Prinzessin von Caphtor inzwischen / als vom reden ermüdet / etwas ausruhen möge. Weil es der Prinzessin von Cus sehr schwer fället / (versezte Cölidiane) Syrisch zu reden / als will ich gern / meine erzehlung vollfürend / sie dessen überheben / und kürzlich sagen / wie daß der gegenwärtige Prinz von Egypten und diese Prinzessin / ungeacht ihrer våtter feindschaft / einander zu lieben anfiengen / und Amosis ein gefangener seiner gefangenin wurde. Den Prinzen Armizar / machten sie zum vertrauten in ihrer liebe. Mitlerweile aber also diese ihre geheime verständnis zu kråften kame / muste man / auf des Pharao befehl / den K \nig und die Prinzessin von Cus /nach Raemses bringen: da sie dan der Amosis nicht verlassen wolte / sondern heimlich / unter anderm vorwand / mit dahinreisete / dem Epha und Armizar den krieg allein fortzufüren hinterlassend.
Weil Danede / zur ersten probe der warhaften liebe
Wie sie nun also in der K \niglichen stadt Naphis angekommen / war das erste / welches der verliebte Eridanus verrichtet / daß er seine liebste Delbora dem König seinem herrvattern darstellte: welcher / wie er in allem sich über den Prinzen vergnügt erwiesen /auch hierbey sein sonderbares wolgefallen erscheinen liesse / und die Prinzessin von Meden gar gütig entfienge und aufname. Diese Prinzessin hatte / bei ihrer stäts-anhaltenden traurigkeit / gleichwol / von denen ihr beiwonenden kräftigen wirkungen bei iederman sich beliebt zu machen / nichts verloren: massen sie / von allen Cussiten / angebetet wurde. Danede sch \pfte alsofort / gegen diese ihre
Wie es nun am Cussitischen hof also zustunde /daß Scheba / seinem Eliphelet wieder aufzuhelfen / so wol seinem sohn / als seinen ständen / wiewol mit widerwillẽ / liebkosete; daß dieser Prinz und seine schwester / teils gegenwärtig teils abwesend / mit ihrer liebesregung sich unterhielten; und daß Eliphelet alle künste hervorsuchete / sich wieder fåst zu setzen: verbrachte inzwischen / in der Nabatheer lande / der verlassene Nabajoth / das erbårmlichste leben von der welt / weil er / bei seiner rükkunft aus dem Egyptischen krieg / seinen unwiederbringlichen verlust erfuhre / und die bei seinem herrvattern nicht mehr fande / die er bei demselben in so sicherer verwarung hinterlassen zu haben vermeinet. Seine wut triebe ihn alsofort / mit dem kriegsheer der Nabatheer und deren von Hevila / welche er gefüret / in Cus einzufallen und seine Delbora wiederzuholen. Der alte Nebajoth aber / der volkommene unbeschränkte macht und gewalt in seinem land / und eben seines brudern / des Fůrsten von Hevila soldaten / hatte / steurete bald diesem fürnemen seines sohnes / und sezte den dadurch in solchen traurigen stand / daß er aller freude absagend / in den wäldern und einsamen orten seine zeit zubrachte / und bloß eine gelegenheit erwartete / sich an dem Eridanus zu råchen.
Weil nun der friedliebende alte Nebajoth den Cussiten / sich für ihm nicht zu fürchten / ům soviel mehr
Als nun Eliphelet / der / seit ihrer wiederkunft in Naphis / sie noch nicht gesprochen hatte / zu ihr in das zimmer trate / wolte sie / seiner ungestůmen gesellschaft zu entfliehen / sich hinweg machen. Aber er fiele ihr zu fuß / und beteurete ihr bei allen seinen göttern / wie daß er seine ehmalige freiheit / sie zu lieben / nicht mehr bey sich
Danede / die sich gegen ihm nicht heraus lassen wolte / gabe ihm zur antwort: Er solte dem K \nig sagen / wie sie das anbringen wol vernommen / und ehist ihre erklärung hierůber dem K \nig wolte er \fnen lassen. Nachdem sie ihn also abgefårtigt / und nun sich allein befande / ließe sie ihren tränen den freien lauf / und schüttete damit ihre traurigkeit aus / die sie hierbei entfunde / daß sie ihren Amosis verlassen solte. Delbora fande sie in diesem zustand / und als sie ihr anligen vernommen / ware sie bemůhet / diese Prinzessin zu bereden / daß sie den ihr so liebgewesenen Nebajoth ehlichen möchte / den sie keinen in der welt lieber / als ihr vergönnete. Danede bezeugte hingegen die treue / die sie dem Amosis gelobet: welches aber Delbora beseufzte / und ihr eigenes beispiel
Hiemit zogen nun die Nabatheischen gesandten wieder ab / und sahe sich die Prinzessin durch den Eliphelet von dieser angst befreiet. Dieser feirete nicht /ihr bei solcher gelegenheit den Prinzen Amosis zu nennen: als aus dessen thun er zu Raemses wargenommen hatte / daß er ihre sch \ne verehrte. Hierbei bezeugte er ihr / daß dem K \nig sehr lieb seyn wůrde / mit dem Egyptischen haus auf solche weise in bündnis zugelangen. Danede gabe diesen worten geh \r /und mit der weile dem Eliphebet trauend / begunte sie ihm wol zu wollen / und wehrete ihm nicht / ihr zu zeiten von dem Egyptischen Prinzen etwas fürzusagen. Sie brachte ihn also bei dem Prinzen / ihrem bruder / wieder in gnaden / daß der ihn so sehr nicht mehr / als anfänglich / verfolgte. Wie nun dem listigen Eliphelet dieses gelungen / strebte er hiedurch sein glück zu f \rdern / und erwehlte ihm eine dame in der Delbora frauenzimmer / von der die Prinzessin sehr viel hielte: in die er sich verliebt stellte / und durch sie bei der Delbora sich v \llig in gnaden brachte / also daß das ganze Cussitische frauenzimmer seine seite
Dem mutigen Eridanus dorfte dieses nicht zum zweitenmal vom König angemutet werden: massen seine dapfere begierde ihn ohndas dazu antriebe Delbora aber wie sie solches vernommen / wolte ganz nicht darein willigen / sondern lage ihrem Herrn unaufh \rlich in den ohren / daß er sich an Meden nicht vergreisen solte / als welches / durch rechtmäsige straffe und schickung des Himmels / ihrem geschlecht wäre entzogen worden: und můste solches auch / nicht durch sie / sondern durch den Nebajoth / den Assyriern wieder abgenommen werden. Weil Eridanus sich hieran nicht kehren wolte / suchte Delbora ihre Zuflucht zu dem Eliphelet / und bate ihn / es bei dem K \nig in die wege zu richten / daß derselbe nicht ferner seinen sohn hierzu antreiben möchte. Dieser ergriffe gleich einen andern fund / und ware zwar der Prinzessin hierin beförderlich / überredte aber den König anderweit / den Prinzen / zu hůlf dem K \nig Arieus nach Arabien zu senden: dan derselbe mit den wilden Arabern / die sich / unter anfürung des weitberůmten raubers / des Sabnoch /
Der gute Arieus / wurde wol durch ihre ankunft sonders erfreuet / weil er dieser hülfe hoch benötigt war / und seinen sohn / schier auf den tod verwundet /erst neulich aus Saba zurück bekommen hatte. Alda erneuerten nun Mardocentes und Eridanus ihre alte kentnus: zumal jener die Delbora / als nunmehr des Eridanus gemalin / sonder bewegnis ansehen kunte /und er / von dieser liebe ganz ledig / in die Königin Petasiride von Saba sich verliebt hatte.
Er erzehlte dem Cussitischen Prinzen nach der långe / wie es ihnen in Saba ergangen: wie er daselbst diese schöne Königin vergeblich geliebet und ihr viel gute Dienste wider ihre feinde / die Nabatheer (welche aber nicht unter den Nebajoth gehören / sondern ihren namen von dem Nabonnadus / ihrem General / füren) geleistet; und wie er endlich durch seinen glůcklichen mitbuler / der sich Dison Prinz von Seir genennet / in einem kampf also verwundet worden: dem es zwar nun nicht bässer / als ihm / ergangen / indem Nabonnadus diese K \nigin / wider ihren willen / in Saba geheuratet hätte.
Der Sabach / und dieser Nabonnadus / waren gute freunde / und hatten sich / von einerlei begierde wider ihre herren krieg zu füren / aufregen lassen: daher des Nabonnadus erlangtes glück / des Sabach macht anfrischte / und ihme gleichfalls zu gutem fortgang / den er auch / vor der Cussiten ankunft / ziemlich gehabt /gute hoffnung machte. Demnach fande Eridanus nicht geringen widerstand / wie er dem Sabach entgegen gienge / und verzoge sich also dieser krieg bis ins andere jahr: da dan beide Prinzen / weil Mardocentes /nach erlangter gesundheit / nun auch wieder ins feld gienge / viel heldentaten verübten: die ich / als des kriegs unerfahren / allhier mit stillschweigen ůbergehe. Ich wil aber / inzwischen diese helden zu felde ligen / mich nach Javan an des Arieus hof wenden /und erzehlen / was alda den beiden zurůckgebliebenen Prinzessinnen wiederfahren.
Amosis / auf erhaltenen bericht / daß die Prinzessin von Cus abends auf dem fluß fahren wůrde / gesellte sich zu der ruderpursche / welche die Prinzessinnen ůberzufüren pflegten: wozu er gelangte / durch bef \rderung eines seiner bedienten / der mit dem schiffman kundschaft hatte. Nebajoth hingegen / auf erlangte zeitung / daß die Prinzessin Delbora selbigen abend gewiß in dem balsamgarten sich befinden wůrde /stellte mit seinen bei sich habenden alles in bereitschaft / und verschliche sich in den garten: mit der höchsten ungedult / seiner Delbora ankunft erwartend. Der verliebte ruderknecht / so in gleichem verlangen brennte / sahe endlich / wie die
Der verliebte Prinz von Egypten könte seine ungedult båsser / als ich / beschreiben / die er entfunden /als er im schiffe die nicht fande / um deren willen er ein ruderknecht geworden war: und tröstete ihn dieses allein / daß er hoffen konte / auf einen andern tag glücklicher zu werden. Mitlerweil er nun des Nebajoth geliebte Delbora den strom hinab fůren halfe / eilete seine Danede in den garten: da dann Nebajoth /der sie / mit einem flor bedecket / unter den schattichten bäumen ankommen sahe / und für seine Prinzessin hielte / mit seinem hinterhalt herfür brache / auch /um der Danede nicht zuverfehlen / alles frauenzimmer durch die seinigen davon fůren ließe. Die erschrockene Prinzessin / meinte nicht anderst / als daß Eliphelet ihr diesen possen gerissen / und gabe alles auf das schreien; welches ihr aber nicht halfe / und muste sie sich auf einen wagen setzen / und feld-ein fůren lassen: da es sich dann also fügte / daß sie
Der Delbora entsetzen / vergliche sich nicht mit dem schrecken des ruderknechts Amosis / der / alle betrachtungen vergessend / das ruder fahren liesse /sich unversehens in den strom stürzte / und mit allen kräften nach dem ufer zu schwamme. Weil der liebe nichts unmůglich / als kame er durch die schnelle wellen hindurch / und glůcklich an das land: da er / so naß er auch war / ein pferd / welches alda unter vielen in der weide gieng / ergriffe / und sich darauf werfend / den raubern seiner Prinzessin nachrannte. Weil sie in steinigte wege und klippen gerahten waren / da sie nicht geschwind fortfahren konten / als holete er sie endlich ein / und kamen damit / auf sein geschrei /von den feldleuten so viele zusammen / daß sich Nebajoth von allen seiten umzinglet sahe. Er wolte aber in dieser åusersten noht / lieber sterben / als sich gefangen geben: wehrte sich derhalben ganz verzweifelt mit den seinigen / bis er endlich / mir vielen wunden beschlagen / sich gefangen geben / und die Prinzessin muste fahren lassen. Amosis gabe sich hierauf zu erkennen / und erweckte damit bei dieser Prinzessin ein solches freud-entsetzen / daß sie / so unverhofft ihren liebsten Prinzen und nun zugleich ihren erl \ser bei sich sehend / all ihres schreckens vergasse. Als sie nach Javan zu fuhren / ginge Amosis neben ihrem wagen her / und unterhielte sie / den ganzen weg hindurch / mit seiner liebe: da sie auch zusammen abredten / wie Amosis unbekant
Als sie nun in Javan angekommen / und man den täter herbei brachte / erkante Delbora den Nebajoth bei dem schein der fakeln / welcher halbtodt daher geschleppt wurde: daher sie / ihrer ersten bewegungen nicht meisterin verbleibend / mit einem lauten schrei der Danede onmächtig in die arme fiele. Sie erweckte damit / bei allen / ein grosses entsetzen / und wuste niemand / was man davon gedenken solte. Nebajoth /der / bei allem vergossenen blute / noch seine vernunft behalten / sahe dieses wesen der Delbora für ein zeichen ihrer noch zu ihm tragenden liebe an: und /dadurch sehr erquicket / truge er sein unglück mit grosser gedult / als er überdas in einen kerker gestecket wurde. Sobald Delbora wieder zu ihr selbst gekommen / er \fnete sie der Danede / wie dieser ihr entfürer der Nebajoth gewesen. Als dieses vor den König Arieus gekommen / liesse er / noch in selbiger nacht /den Fürsten aus dem kerker in ein zimmer bringen /und fleissig nach seinen wunden sehen: wie er dan das haus Nebajoth hoch hielte / und alle freundschaft bei demselben suchte. Weil aber dieser Fürst so krank am gemůt / als am leibe / sich befande / als befiehle er mit einem hitzigen fieber / und zwar so håftig / daß die ärzte schier an seiner wiederaufkunft verzweifelten. Weil sein einiges reden von seiner Delbora war /als begehrten die ärzte / daß sie ihn besuchen möchte: worzu sie aber sich ganz nicht verstehen wolte / in betrachtung / daß solches der ehelichen treue / die sie dem Eridanus schuldig / entgegen wäre; massen sie auch sehr bekümmert war / daß ihr die bei erkennung des Nebajoth zugestossene
Danede und Amosis / lebten inmittels vergnügter zusammen / und kam er alle tage heimlich zu seiner Prinzessin: da sie allein dieses quälte / daß Amosis gar zubald an seine wiederabreise gedenken muste /weil der zustand in Egypten solches erforderte. Sie redten aber mit einander ab / daß Amosis / bei ehster guter gelegenheit / den Pharao seinen herrvattern dahin verm \gen solte / gesandte nach Cus abzuordnen / und üm sie anhalten zu lassen: worbei sie ihn versicherte / daß der Eridanus / ihr bruder / wie nicht weniger ihr herrvatter / sehr geneigt auf seiner seite wären. Mit solcher vertr \stung schiede endlich Amosis aus Javan hinweg / und erfuhre kein mensch / daß er da gewesen: wie dan jederman das / was mit dem beherzten ruderknecht geschehen / fůr einen trieb von dessen treu und herzhaftigkeit hielte / sondern ferner nachzuforschen / ob jemand anders unter diesem schifferkleid verborgen gewesen.
Auf dieser rückreise / hatte er eine begegnis nahe bei des Mardocentes lager / indem er von etlichen Arabern angefallen wurde: welches verursachte / daß er die kentnis von diesem edlen Prinzen erlangte /weil ihm derselbe zu hůlfe gekommen / und ihm das leben retten helfen. Dieserwegen befand er sich ihme so verpflichtet / daß er ihm und dem Eridanus / seinen stand offenbarte. Also erfuhren diese Prinzen / was sich in Javan zugetragen hatte / und erwiese Eridanus diesem liebhaber
Ach besuchet immer hin / (gabe Eridanus zur antwort) diesen glůckseligen Fürsten: nur verbannet ihn aus eurem herzen. Was nutzet mir der äuserliche zwang / wann innerlich er den sieg bei euch davon tråget. Keines wegs soll er das erlangen! (widerredte Delbora) Ich weiß viel zuwol meine pflicht zu beobachten / als daß ich ein solches in mir gestatten solte. Fůret mich nur alsofort mit von hinnẽ / und lasset mich nicht aus eurer gesellschaft: dan ich schw \re bei dem H \chsten / daß ich nun nirgend lieber als bei euch bin / weil meine pflicht mich darzu verbindet. Ach Delbora! (sagte Eridanus seufzend) lasset hier nicht die pflichtgebůr / sondern allein die liebe herrschen: was gilts / diese wird euch ferne von
Solcher gestalt war die erste besuchung zwischen dem Eridanus und seiner Delbora / abgelaufen / von der sie beiderseits gar unvergnügt verblieben. Indem aber Eridanus bei sich anstunde / ob er den Nebajoth sein da-seyn solte wissen lassen / als über den er höchst unwillig zu seyn befugt war / daß er ihm seine gemalin entfüren wollen: käme der alte Nebajoth unvermutlich in Javan an / welcher / als er seines sohns zustand erfahren / von vätterlicher liebe / ihn zu besuchen / war getrieben worden. Der König Arieus erwiese diesem Fůrsten alle ehre / gienge auch selber mit ihme zu seinem verwundten sohn: sehr betraurend und beklagend / daß ihm dieses ungemach an seinem hofe widerfahren. Nebajoth hingegen entschuldigte /den von seinem sohn verübten frefel / mit seiner häftigen liebe / verwiese auch ihme selber solchen nicht: weil er ihn so schwach fande / daß er ihn für untůchtig hielte / harte reden zu vertragen.
Nebajoth und Delbora sahen eine gute weile einander an / ehe eines von ihnen zu sprachen begunte. Endlich fienge Delbora an / und sagte wider ihn: Was für labsal bringet auch nun dieses / Fürst Nebajoth! daß ihr des Eridanus gemalin habt sehen wollen? vermeint ihr wol an ihr eure alte Delbora zu finden? oder könnt ihr glauben / daß die jenige / die ihr ehmals so sehr
Forschet nicht (gabe sie zur antwort) nach solchen dingen / die euch zu wissen unnötig sind / und stehet ab / um unserer ehmaligen liebe willen / meinen stand hinfüro zubeunruhigen. Die Königin der Janigener /eure ehmalige geliebte Hermione / ist nun wittwe /wie man glaubwůrdig berichtet: diese liebet / als die rechte erbin des reichs Meden / und bildet euch fůr /wan ihr der Delbora nicht vergessen könnet / daß Hermione Delbora sey / gleich wie ich nun den Eridanus liebe / als wan er Nebajoth wäre. So folget dan hieraus / (sagte Nebajoth) daß ihr meiner nicht vergessen wollet. Wan ihr mir verheisen werdet / (wiederredte sie) mich von
Damit eilte sie / seiner antwort unerwartet / zur thür hinaus / und liesse sich alsofort bei dem König Arieus anmelden / um von ihme abschied zu nemen. Hiernåchst sezte sie sich mit der Danede auf den wagen / und fuhre nach dem lager: dahin auch der unruhige Eridanus sich wieder begabe / und nicht wuste / ob er mit dem bezeigen seiner gemalin zu frieden oder unvergnügt leben solte. Weil / durch diese begebenheit / ihre alte wunde wieder aufgefrischt worden /als fůrete sie ein sehr betrübtes leben: darinn ihr auch Eridanus treulich gesellschaft leistete. Und ob der ihr gleich nicht sagte / daß er / bei aller seiner glůckseligkeit / den Nebajoth beeiferte / so zeigte er es doch in der that: befande sich also gnug gestraffet / daß er dieses verliebte paar getrennet hatte. Nebajoth aber wurde zu Javan / gegen aller årzte verhoffen / wieder gesund / und muste seinem herrvattern nach Petra folgen: welcher ihn in genauere obsicht nemend / verhütete / daß er ferner dergleichen nicht wieder anfangen kunte.
Nicht lang hernach endete sich der Arabische krieg mit dem Sabach / und zwar zu grossem vorteil des Königs: massen er diesen rebellen dazubrachte / daß er entfliehen / und alle eingenommene örter ihrem rechtmäsigen
Es erschiene aber / in solcher zeit / sein geliebter mitbuler / der Prinz Amosis / unvermutlich am hof /und suchete schutz / bei dem König Scheba / wider seinen herrvattern: der ihm aufsetzig worden war /wegen dessen /
Weil dieser vortrag der Danede ganz unvermutet kame / wurde sie darob üm so viel bestürzter. Doch erholete sie sich bald wieder / und ein herze fassend /
Inzwischen aber fure er fort / seine bosheit heimlich auszubruten / und ließe / durch seine unterhändler / die wolgeneigten des Eridanus aufwiegelen / nicht allein wider den König und die Prinzessin gefårliche worte zu füren / üm daß die den thron dermaleins bekommen solte / sondern auch dem Prinzen in den ohren zu ligen / daß er auf seine schanze acht haben solte. Hierdurch brachte er zu wege / das Eridanus mistrauig / die Danede unruhig / der K \nig immer verbitterter gegen seinem
Dieses unwesen aber bewegte die Prinzessin Danede / auf mittel zu denken / wie sie aus ihres vatters haus entkommen möchte: weil sie / durch ihre gegenwart / so viel unheil entstehen sahe / da / wegen der häftigen liebe des K \nigs zu ihr / und wegen des entstandenen gerůchtes / daß der K \nig ihr seinen thron bestimmet hatte / sie so wol ihren vatter / als ihren bruder / in lebensgefahr wissen müste. Sie vertraute ihren anschlag ihrer mume / der Prinzessin Sapha /daß sie nämlich / wie sie alle drey jahre zu thun pflegte / in das land Moab nach Rabbath / auf das fest des Chamos reisen / und daselbst der Prinz Amosis sie entfůren und nach Salem zu uns ins land Canaan bringen solte: weil das gerüchte ihr mehr gutes von uns /als wir verdienen / fürgebracht hatte. Die Sapha / weil sie ihre entfernung dem lande Cus selbst für nůtzlich hielte / widerriete dieses fůrnemen ihrer basen gar nicht / sondern begunte sie vielmehr darinn zu stärken. Nachdem sie nun dieses dem Amosis nach Javan heimlich zu wissen gethan / und die zeit nach Rabbath zu reisen / heran gekommen / erhielte die Prinzessin erlaubnis von dem K \nig / und reisete nach Saba zu der Königin Petasiride: die dieses götterfest auch zu besehen pflegte / und sie in ihrem geleit mit dahin nemen wolte. Delbora / als eines andern glaubens / thate diese reise nicht mit / wuste aber wol /daß die Danede nicht wieder kommen wolte: daher der abschied an beiden teilen sehr wehmütig abgienge.
Wie nun diese Prinzessin Saba erreichet / fande sie daselbst die Petasiride / neben ihrem vermeinten gemal /
Als Danede zu Saba angekommen / besorgte Nabonnadus / daß Petasiride dieser Prinzessin ihren rechten zustand eröfnen wůrde. Sie aber ließe ihn /durch den Euriles seinen vertrautsten / versichern /daß sie schweigen / und so lang / als er in den schranken der ehrerbietung gegen ihr bleiben würde / ihn niemals verraten wolten. Diese versicherung machte ihn so unbesorgt / daß er ihr diese reise nach Rabbath gern erlaubte: massen ihm ihr ehrsüchtiges gemüte /und daß sie / durch eröfnung ihres zustandes / sich in die gefahr / die kron zu verlieren / nicht setzen würde / wol bekant war. Mitlerweil sie nun / mit der Danede und allen andern grossen Damen / nach Rabbath reisete / stellte der verliebte Amosis alles an / was / seiner Prinzessin erteilten befehl zu vergnügen / erfordert wurde. Als er auch dem Mardocentes hiervon sagte /kame dem in den sin / mit dieser gelegenheit gleichfalls seine K \nigin aus des Nabonnadus händen zu entfüren. Weil sein herrvatter ihme niemals in dieser seiner liebe hinterlich gewesen / sondern vielmehr dieselbe bef \rdert / ům dadurch Saba und Javan zusammen zu ziehen und ein reich daraus zu machen /als offenbarte der Prinz sein vorhaben dem K \nig: der dan / diesem lieben sohn in allem zu fügen / seinen willen gleich dazu gabe / und anstalt machte / daß /sobald der anschlag in Rabbath glücklich würde von statten gegangen seyn / man zu gleicher zeit in Saba einfallen / und den Nabonnadus bekriegen solte.
Es hinterließe aber Mardocentes seine K \nigin zu Javan / und zoge selbst / neben dem Amosis zu felde. Mitlerweile sie aber Saba bekriegten / wäre der fůrst Nebajoth in Cus eingefallen / seine Delbora von dem
Die Prinzessin von Caphtor vergebe mir / (fiele allhier der Prinz Dison ihr in die rede) wan ich mich unterneme / zu fragen / ob ich nicht teil an diesen bedingnis der Königin gehabt / und ob nicht des Disons haubt habe das mittel seyn sollen / dem Mardocentes die liebe dieser Königin zu weg zu bringen? Der Prinz von Seir / (antwortete C \lidiane) hat die warheit erraten;
Weil / des Mardocentes habende freundschaft mit dem Dison / nicht zuließe / also schlechter dinge dieses der K \nigin zuversprechen / als verwehrte ihm auch seine liebe / es ihr gänzlich abzuschlagen. Er ersonne aber dieses mittel / und sagte ihr für / er glåubte nicht anders / als das Dison bereits todt seyn würde. Gleichwol konte er von ihr nicht erlangen / daß sie ihr herz ihme völlig übergeben hätte / bis er die gewißheit dessen / was er sagte / würde eingebracht haben. Also muste er sich damit vergnügen / daß er hoffen und seiner geliebten Königin gegenwart stäts geniessen kunte. Es fügte sich auch / daß die Sabeer / Araber / und die von Hevila / den Fůrsten von Seir wider den Esau zu hülfe kamen: da den Petasiride selbst mit den Sabeern zu feld zoge / auch den Mardocentes und Jethur zu gefärten hatte / welche die Araber und die von Hevila nach Seir füreten. Der Prinz Amosis war nicht bei diesem feldzug / weil er vom Arieus ein eigen heer Arabischer v \lker bekommen / mit denselben dem König von Cus wider die Nabatheer zu hůlfe zu ziehen. Dieses thäte er / in betracht des Prinzen Eridanus /
Als er in Cus angekommen / erfure er / daß der wütende Nabatheer siegte: welcher / damit er so wol den K \nig / als die Cussiten / die Delbora heraus zu geben / zwingen m \chte / mit dem leuten grausamlich verfahren / und alles in die asche legen und verheeren ließe. Eridanus / thäte hingegen dapfere gegenwehr /seine Delbora zu beschützen; die er in Naphis bei seinen herrvattern ließe / und dem Nebajoth entgegen gienge: welcher aber weit von dañen / in einer andern gegend des landes beim Arabischen gebirge / sich befunden / und daselbst alles unter seine gewalt brachte. Des Nebajoth vatters bruder / der Fůrst Duma / dessen land gleiches namens an Cus grånzet / kame von der andern seite seinem vettern zu hůlfe: gegen deme sich dan der Prinz von Egypten wandte / und zwar mit so gutem fortgang / daß er an selbiger seite das land Cus von allen feinden ganz frei machete.
Eliphelet laurete mitlerweile in Naphis / und bei aller dieser verwirrung seine angelegenheiten in acht nemend / sonderlich was seine liebe betroffen / trachtete er fürnemlich dahin / die Danede wieder in seine gewalt zu bringen. Demnach gabe er dem Amosis so gute worte / daß er ihn in Naphis hinein lockte / die anstalt machend daß er mit großem pracht entfangen /und ihme / wegen der erwiesenen hülfe / grosse ehre angethan wurde.
Als nun Eliphelet dieses erlanget / und der König seine tochter selbst versichert hatte / wie daß er von seinen ersten gedanken abgestanden wäre / warde /auf dieses b \swichts anstiften / beschlossen / die Delbora dem Nebajoth zu übergeben: wodurch er / nicht allein dem lande Cus den frieden zu erlangen / sondern auch den Eridanus zu solcher verzweiflung zu bringen suchete / daß der einen aufstand wider dem K \nig erwecken / oder doch dessen schein von sich geben / und er also / ihm öffentlich beizukommen /ursach gewinnen möchte. Dieses untreue beginnen des vatters gegen seinem sohn / wolten sie nicht eher werkstellig machen / als bis man des Eridanus person sich versichert hätte. Deswegen wurde an den Prinzen geschrieben / daß er eiligst nach Naphis kommen solte: welcher / nichtes weniger als dieses besorgend /alsofort sich einfande / die fürung des krieges indessen
Delbora stellte sich hierbei zum kläglichsten / und konte sie nicht einmal erlangen / daß man ihr / nur noch einmal den Eridanus zu sehen / gestattet hätte /sondern sie muste sich von dem Nebajoth / wie hierzu der bestimte tag herangekommen / aus Naphis lassen hinaus fůren: welcher mit dieser edlen beute / ganz vergnügt aus Cus hinweg zoge. Es verursachte aber sein bruder / der Duma / noch fernere unruhe / welcher die von dem König Arieus hinein gesandte Araber überfiele / und denen so grausam begegnete / daß Arieus / solches zu rächen / den Prinzen Mardocentes aus Edom abfordern / und wider Fürsten Duma muste gehen lassen. Hieraus entstunde ein neuer krieg / der sich ganz aus Cus hinweg nach Arabien zoge / und des Duma jüngere brüder / den Hadar und Jehur /auch mit einflochte: da sie dan ingesamt dem guten Arieus gnug zu schaffen machten. Dieses hatte Eliphelet mit angestellet / und wie er nun so weit gekommen / daß Eridanus auser macht und in verzweiflung gesetzet worden / ließe er aller orten aussprengen /wieder Prinz gegen dem K \nig sich gefårlicher reden vernemen lassen / die einer verräterei nicht ungleich wåren / und daß auch Amosis sich darein mit gemischet hätte. Dieser gute Prinz wurde nun / so wol als
Den Eridanus betrůbte anfangs nicht so sehr sein zustand / als der verlust seiner Delbora: allermeist /da er für gewiß gläubte / daß sie ům diese ůbergebung an den Nebajoth wol gewust / und solches mit ihrem guten willen geschehen lassen. Um des willen / erlitte er die grausamste eifersucht von der welt / auf die ein häftiger zorn gegen die unschuldige Delbora folgte /und diesen raht seinem gemüt erteilte / durch die vergessenheit sich an ihr zu råchen / und die hinwieder zu verachten / die alle seine liebs-bezeugungen so übel belohnt hätte. So schwer dieses fürnemen ihm erstlich eingienge / so tiefe wurzeln fassete es hernach / und machte ihn bei diesem fürnemen beständig verharren. Indem er nun also / mit aller macht / die Delbora aus seinen gedanken bannete / stellte er ihm desto eigentlicher seinen zustand für / darein er geraten war / und entfande es hoch / daß man einen so bösen verdacht von ihm haben solte / der den K \nig zu solcher häftigkeit gegen ihn verleiten können. Er wolte demnach / daß man das / wessen man ihn beschuldigte / auf ihn beweisen solte / und drunge stark daraus / den König selber zu sprechen: weil aber Eliphelet deme schon vorgebauet / als kunte er hierzu nicht gelangen / und war dieser böse mensch bei dem König so mächtig / und galte sein wort so viel / daß der sicherlich glåubte / wie daß sein sohn und der Egyptische Prinz ihme nach dem leben stünden. Er ware nun bemüht / solches aller welt offentlich darzuthun: damit er keiner tyrannei noch
Dieser / sein anbringen desto glaubhafter zu machen / stellte es also an / daß des Prinzen wolgeneigte im lande zusa en rotteten / und mit hellem haufen vor Naphis giengen / des vorhabens / ihren Prinzen zu befreien. Dieses bewoge den K \nig zu solchem eifer /daß er / ungeacht der gefahr / darein er sich damit stürzte / des Eridanus haubt diesen rebellen über die mauren zuzuschicken beschlosse: welches dan Eliphelet einig und allein verlangte. Aber der himmel fůgte es anderst / indem / durch des treuen Hezrai beistand /Eridanus in einer nacht erl \set wurde / da Eliphelet und der K \nig sich dessen am wenigsten versahen. Der Prinz dachte gleich an seine schwester / und an seinen freund / den Prinzen aus Egypten / und wolte dieselben mit los haben / ehe er das Königliche schloß verließe. Demnach / die gefahr nicht ansehend / ließe er die Prinzessin wecken: die er dan samt ihren vertrautesten leuten / ganz unvermerkt in seine gewalt brachte. Wie man aber den Amosis auch befreien wolte / worům die Danede inständig anhielte / und sie von hinten nach seinem zimmer zu giengen / fienge eben der mond an so hell zu scheinen / daß die wacht / so vor des Königs gemach stunde / sie von fernen ersehend / sie gleich anschrye. Auf des Hezrai zu reden / daß er / durch ungewiße befreiung des Amosis /seine eigene freiheit nicht in die schanze schlagen solte / und diesem Prinzen mit seiner macht mehr / als mit seinen banden / würde dienen k \nnen; wiche endlich Eridanus der unm \gligkeit / und machte sich /mit seiner schwester und dem Hezrai /
Aus kindlicher ehrerbietung / fürete er dieselben alsobald von Naphis ab / und gienge mit ihnen nach Thauba / einer festen stadt desselben landes: von dar aus er nicht allein an den König / sondern auch an alle großen des reichs / die ursach schriebe / warum er sich entfernen und in solche verteidigung setzen müssen; die keines wegs wider den K \nig / sondern allein / gegen die heimliche und mächtige / feinde / die er am hof hätte / sich zu schůtzen / angesehen wåre. Die Danede gabe ihre erklärung zugleich mit heraus / wie sie nämlich / üm des reiches ruhe willen / wåre gedrungen worden sich zu entfernen; weil der König ihr den thron zueignen wollen / der nicht ihr / sondern ihrem bruder gehöre: zugleich das ganze land bittend / daß man sie / wie auch den Prinzen von Egypten /der ihrentwegen die ungnade ihres herrvattern erlitte /schůtzen wolte. Alle großen im reiche schlugen sich hierauf zu dem Prinzen / und wurde Hezrai zum andernmal feldherr / weil sie dem Caldis nicht traueten: welcher auch / diese ånderung nicht abwartend / sich nach Naphis begeben hatte.
Der Scheba ware daselbst / fůr großem eifer / erkranket / welches der listige Eliphelet dem Eridanus zu wissen thäte. Der aber / solchem bericht nicht allerdings glaubend / sich immer mehr und mehr verstärkte und in gute verfassung stellte. Wie nun Eliphelet hiermit nichts ausrichtete / und wol sahe / daß er den Prinzen nicht würde k \nnen sicher machen / er dachte er einen andern sund / und bediente sich des Thola / eines cammerherrn beim Prinzen / den er fůrlängst auf seine seite gezogen / und mit ihm heimlich briefe wechselte / den auch Eridanus
Sie hatten zu ihrem schutz-ort Damasco erwehlet: weil meiner liebsten Königin da-seyn ihnen kund worden / und das gerüchte ihnen so viel gutes von E. Maj. gesagt hatte / daß sie nicht allein schutz / sondern auch hülfe wider den Scheba / von ihr zu erlangen verhoffeten. Nach vielen tagreisen / kamen sie eben daselbst an / wie der grosse aufstand in Damasco sich erhoben / der / durch eine sonderbare verfügnis des höchsten / mich dem Eridanus in die hände lieferte: welcher noch selbige nacht mit mir davon ziehen muste / weil Eliphelet ihme die post gebracht /daß der König von Cus gestorben wäre.
Ich kan nicht genug (fienge der Fürst Husan an /) des Eliphelet kluge bosheit bewundern / daß der so listig seine dinge treiben k \nnen / fast sonder einigen argwahn deswegen von sich zu geben. Die b \sgesinten sind warlich in dieser welt allemal klůger / als die frommen: und das darům / weil ihre bubenstůcke eine kůnheit erfordern / die ihnen \fters angehet / und auf welche es ehrliche leute
Indem sahe die Königin von Syrien / daß ihre schwester und Jaelinde in einer geheimen unterredung miteinander stritten / und begehrte den inhalt ihres gespräches zu wissen. Jaelinde (sagte die Prinzessin Aramena) verteidigt mir zu sehr die Petasiride / welches ich nicht dulten kan / daß sie / sonder erstlich geliebt zu werden / sich verliebet hat. Hier låuft wol /(sagte Ahalibama) etwas eifersucht mit unter / und bin ich versichert / daß der Prinzessin von Syrien /nicht weniger dieser Königin ihre liebe / als ihr bitterer haß / gegen meinem bruder / misfalle. Ich höre zwar ungern / (antwortete sie) daß dieser großen Königin ungnade / dem Prinzen von Seir so gefårlich ist: wäre ich aber in der Petasiride stelle / ich weiß nicht /ob ich es würde anderst machen. Dan würde ich auch (antwortete der verliebte Dison) des todes tausendfältig schuldig seyn / wan ich der schönen Aramena zorn dergestalt auf mich laden solte. Man muß meine gründe h \ren / (fienge Jaelinde hierauf an)
Ich möchte wol wissen / (finge ůber eine weile die Ammonide an) ob die Delbora nicht zu schelten gewesen / daß sie sich dazu bequemet / den Eridanus zu ehlichen. Was hätte dieser Prinz / den sie ja tugendliebend kennte / widriges beginnen k \nnen / wan sie beständig bei dem Nebajoth geblieben / und lieber den tod / als diese gezwungene heurat / erkieset hätte? Es ist nicht ohn! (versezte die K \nigin von Syrien) ich schätze zwar die Prinzessin Delbora hoch in meinem herzen / und finde sie sehr vernünftig in ihrem thun und wandel: wan ich aber die warheit sol gestehen /so wüste ich nicht was ich würde gethan haben / wan ich in Delbora stelle gewesen wäre. Ich muß gleichwol (sagte Danede) meine schwågerin verteidigen. C \lidiane / sich der kůrze in ihrer erzehlung befleissigend / hat nicht alle der Delbora betrachtungen angefůret / die sie mir \fters gemeldet: unter denen noch zweye / und diese die erste gewesen / daß sie sich / als die überbliebne von dem unglůcklichen stammen
Wie aber die tafel aufgehoben war / und die K \nigin Aramena in ihrem zimmer sich befande / bate sie die C \lidiane / allein bei ihr zu bleiben / weil ihr nicht wol wäre: weswegen sie / durch die Ahalibama /den andern an die hand geben ließe / daß der Prinz Amosis ihnen diese geschichte zu end erzehlen könte /welches auch in der Königin Eurilinde gemach vollzogen worden. Wie aber diese beide unvergleichliche mitbulerinnen also allein beisammen waren / ümarmte Aramena die C \lidiane / und sie fäst an sich drůckend / weinete sie so müdiglich,
Man m \chte sich wol verwundern / über des Prinzen Eridanus leichtglåübigkeit / daß der sofort / auf Eliphelets bericht / von seines hertvattern tode / aus Damasco gegangen / und diesem b \swicht sich anvertrauet. Aber es hatte alles einen großen schein der warheit / indem / durch des Thola listige anstalt / der Prinz / seit seiner reise aus Cus / immer nachricht erhalten / daß es mit des
Die erste probe / die ich hiervon entfangen / war diese / daß er mich allemal mit der Delbora vergliche / als deren ich änlich sehen soll: welches etwan daher růren mag / daß ihre fraumutter / die Königin Barsine / und meine grosmutter / die Ramestris aus Armenien / nahe befreundet gewesen. Seine mit dieser Prinzessin ihm zugestossene abenteur mir erzehlend /wůnschte er allemal / daß ihr gemůte so edel / als wie er das meinige hielte / håtte seyn mögen / so würde sie so unerhörte untreu ihm nicht erwiesen haben. Danede und ich redten dagegen immer ihr bästes / und entschuldigten sie / als die wir nicht glåuben konten /daß sie an des Nebajoth entfürung teil hätte: welches alles aber bei ihm nichts verfangen wolte / und wurde er ganz ungedultig / wan man sie entschuldigte / weil solches seiner neuen liebe entgegen liefe. Weil ich nun in seinem schutz war / vermiede ich müglichst alle gelegenheit / ihme zu wider zu seyn / und name alles / was er mir gutes erwiese / anderst auf / als er es meinte und von mir verstanden haben wolte. Weil ich ståts über E. Maj. und den K \nig Melchisedech wemmerte / verhieße er mir alsofort / seine hůlf-v \lker / so wol nach Syrien / als nach Canaan zu schicken / und
An den grånzen des reichs entfinge uns nun Hezrai / mit dem ganzen heer und allen großen herren des landes: da die allgemeine freude so groß war / den Eridanus K \nig zu sehen / daß ůberall dessen merkliche zeichen sich blicken ließen / und stunde das ganze land in voller hofnung / daß sie nunmehr glücklicher /als vor deme unter den tyrannischen Scheba / leben wůrden. Das einige / so sie kränkte / war des Eliphelet gegenwart: den sie / als ihren alten verfolger /nicht gern ům den K \nig sahen. Eridanus aber / der es nicht thunlich befande / diesen sobald von sich zu lassen / folgte vielmehr / weil er ihn fůr einen alten verständigen hofman hielte / in vielen dingen seinem einrat. Und noch mehr durch den Thola / als durch ihn /verleitet / machte er / sobald er in Thauba angekommen / diese für ihn selbst unglůckselige verånderung /daß er den treuen Hezrai absezte / und dem ungetreuen Caldis / an dessen stelle / das feldherrn amt wieder gabe: wodurch Eliphelet / sich nun meister von dem kriegsheer sehend / mutig wurde / seine böse anschläge hinauszufüren.
Der einzug in Naphis wurde nun angestellet: da die Danede / mit unbeschreiblichen verlangen / ihren Prinzen von Egypten wieder zu sehen / desselbigen tages
Also ergienge es alles nach Eliphelets wunsch und willen: der nun / die larve abziehend / die bisher seine bosheit
Mitlerweile wir aber also in Naphis unsere zeit erbärmlich zubrachten / der Scheba mit m \rderlichen gedanken gegen feinen einigen sohn ůmgienge / dieser nichts als den tod vermutete / auch Amosis und Danede / sonder einander zu sehen / wie gefangene gehalten wurden: muß ich mit meiner erzehlung mich von ihnen wenden / und berichten / was in den benachbarten orten sich zu getragen. In Seir hatte nicht allein die große macht der Assyrier und Niniviten / die mein Prinz Abimelech
Im lande Nebajoth / war nun auch der zustand sehr verändert. Dan / als der junge Nebajoth zur regirung gekommen / und seiner ersten wut folgend / die Prinzessin Delbora aus Cus hinweg bekommen hatte /fande er sich / nach erlangung eines so teuren schatzes / weit unglückseliger / als er jemals gewesen. Dan /da er zuvor noch immer der gnade seiner Prinzessin sich getr \stet / und hoffen k \nnen / daß sie ihn liebte /muste er nun von ihr sich einen verräter / einen ehrenschänder / und
Diese unverhofte entschließung des Nebajoth / begabe sich eben ům die zeit / als es uns in Naphis so widerlich erginge. Und weil davon das gerüchte überall erschollen war / als kame auch der Delbora zu ohren / wie es mit ihrem gemal stůnde: das dan ihr ursach gabe / dem Nebajoth zu entbieten / wie sie ůber ihrer wieder erlangten freiheit sich nicht erfreuen könte / wan er nicht noch dieses hinzutäte / und den Eridanus von seines vattern tyrranei erl \sete. Der Fürst muste ihr dieses zu thun versprechen / ům ihr damit seinen lezten liebesdienst zu erweisen / indem er sie wieder zu seinem mitbuler förderte. Demnach rüstete sich nun das ganze Nebajoth wider das reich Cus / und machten sie einen bund mit dem König von Basan / welcher dreißig tausend man / zu des landes versicherung / in Nebajoth schickte / mitlerweile sie plötzlich das land Cus überfielen / ehe
Weil Nebajoth / wegen verlust der Delbora / die inzwischen sich nach Thauba begeben / verzweifelt fochte / und nichts mehr wůnschte / als den tod zu finden / geriete er in manche gefahr: daß auch / ohn sonderbare verhütung des höchsten / ihme zu seinem ungedultigen wunsche und vom leben würde geholfen haben. Weil aber mein Abimelech / der allemal zu siegen gewonet ist / neben ihnen fochte / glückte es ihm so wol / daß sie / ungeacht aller gegenwehr / zu uns in Naphis einbrachen / und daselbst / ja so pl \tzlich unsern unglücklichen stand veränderend /als unversehens wir darein geraten waren / den Eridanus und Amosis wieder in freiheit sezten. Es wuste Eridanus nicht / wie ihm geschahe / als er solche verånderung ersahe / und sonderlich / daß er sie guten teils dem Nebajoth zu danken hätte / von dem Mesa erfure: dan Nebajoth hatte / nach eroberung der
Die drei Prinzen kamen / alsobald im ersten lärmen / zu der Danede und mir in das zimmer: da dan meine werteste K \nigin ihr leicht fůrbilden kan / wie ich meinen liebsten Prinzen müße entfangen haben. Des Eridanus gegenwart / wehrete mir nicht / ihme also /wie es meine liebe erheischte / zu begegnen. Nachdem er mir seine freude / mich zu sehen / durch tausend bezeugungen hinwieder zu vernemen gegeben / und Amosis mit seiner Danede sich etwas von uns entfernet / auch Eridanus zu ihnen sich gesellet hatte / sahe mich Abimelech mit unverwandten augen an / und verharrte in solchem wesen / sonder ein wort zu sagen. Ich muste demnach die erste seyn / die da redete. Warům betrachtet ihr mich also / mein Prinz! (sagte ich zu ihme) sehet ihr mich etwan darüm an /ům ohne rede zu fragen / ob ich noch beståndig die eure sei? und habet ihr dan mein schreiben / durch unsere liebste Königin von Ninive / nicht erhalten /darin ich euch dessen so fäst versichert? Und ist dan nicht / meine antwort auf dieses schreiben / (fragte er mit sonderlichen gebården) der Prinzessin eingehändiget worden? Ich habe nichts entfangen / (gabe ich zur antwort) und würde ursach haben / (sezte ich lächlend hinzu) an meines Prinzen beståndigkeit zuzweiflen /wan nicht dessen jezt erwiesene dapfere dienste mich eines andern versicherten. Dieses beantwortete er mit einem tiefgeholten seufzer / und stiegen ihme dabei die trånen in die augen: daraus ich nicht anderst abnemen kunte / als daß er eifersüchtige gedanken über den Eridanus haben müste.
Alles in Naphis ware nun unter des Eridanus gewalt und botmåßigkeit wiewol darům dieser tugendhafte sohn die kindliche ehrerbietung gegen seinem herrvattern und K \nig nicht verlore / sondern nach desselben zimmer eilete / ihme / daß er mit seinem willen frei seyn m \chte / anzukůnden. Es wolte ihn aber der boshaftige Scheba nicht sehen / sondern verrigelte sich mit dem Eliphelet: und von unnatürlicher raserei getrieben / waren sie beide des verzweifelten fürhabens / sich selbst zu verbrennen; welches sie auch / wan nicht des K \nigs und Prinzen leute bald dazugekommen / und das feuer wieder geleschet /vollzogen hätten. Um nun dem König zu solchem wůten nicht ferner anlaß zu geben / fassete Eridanus die entschließung / aus Naphis zu weichen. Gegen die Nabatheer bedankte er sich / (wiewol nicht sonder verwirrung / in erinnerung dessen / was ihme ehmals von ihrem Fůrsten zu wider geschehen /) daß sie / ihm seine freiheit zuverschaffen bemůhet gewesen / und ließe sie wieder nach haus abziehen: dan er wolte nicht / daß sie långer / den K \nig seinen herrvattern zu betrůben / in Naphis verbleiben solten. Alle großen des reichs / die mit ihm waren gefangen worden /machete er frei / und name sie mit sich hinaus: und wurde fast ganz Naphis diesem ihrem Prinzen gefolget seyn / wan er sie
Er erwehlte ihm aber / zu seiner bleibnis und sicherheit / die stadt Thauba / alwo er jederzeit sich gern befunden: daselbst er ein kriegsheer anname /welches bloß zu seiner verteidigung / und nicht wider seinen herrvattern etwas zubeginnen / solte unterhalten werden. Er ware aber sehr bemůhet / ehe er in person nach Thauba verruckte / die mishelligkeiten in Jotis zwischen dem Fürsten von Edom und denen Seirischen Fůrsten / die ihre sicherheit dahin genommen /beizulegen: massen es ihm auch glůckte / daß der friede zwischen ihnen getroffen / dem Esau / auf sein inståndiges begehren / die Fürstin Ahalibama zur ehe versprochen / und alle mishelligkeiten v \llig beigelegt wurden. Hierauf zogen sich die Assyrier und Niniviten aus Cus zurůcke / und kame mein herrvatter neben dem Abimelech / Eridanus / Esau / Amosis und Hanoch / nach Thauba: da wir inzwischen geblieben /und ich mit der angenemen Delbora kentnis gemacht hatte. Es ist unschwer zu ermessen / wie herzlich ich mich erfreuet / meinen herrvatter zu sehen / von dem ich so lang ab-gewesen: welcher / als er des Melchisedech unglück vernommen / sich gleich entschlosse /mit den noch ůbrigen von seinen v \lkern / diesem frommen König zu hůlfe zu kommen: da dan auch Esau / in erwägung / was er von meinem herrvattern gutes entfangen / seinen beistand anbote / und die zusag thäte / sich und uns an dem stolzen Beor zu rächen / und in Canaan so eine trennung zu machen /die nachgehends auch E. Mai. solten mit zugenießen haben.
Es vergiengen / in überlegung dieses neuen kriegs /etliche wochen / da Eridanus inzwischen auch geschäftig war / wider den König seinen herrvattern sich in gute
Ich hatte nun meinem Prinzen alle ursach der eifersucht benommen / und / ihme hierzu nicht ferner anlaß zu geben / noch auch den edlen Eridanus in unmůglichen dingen aufzuhalten / diesem umståndiglich eröfnet / was es mit dem Abimelech und mir für eine bewandnis hätte; ihn dabei sehr hoch bittend / daß er doch nicht meinetwegen die tugend / die allemal seinen wandel vergesellschaftet / verlieren / noch durch blinde liebe / seiner unschuldigen gemalin dergestalt zuvergessen / sich verleiten lassen wolte: von der ich anbei ihm alles erzehlte / was mir von ihr selbst und von andern gesagt worden / daß zu ihrer entschuldigung diente. Mit grosser aufmerkung hörete er meine reden an / und wie
Hiemit kame die Danede dazu / welche ihres bruders vertraute jederzeit gewesen / daher er sich nicht entsahe / in meinem beiseyn zu ihr zu sagen: Die grausame C \lidiane hat mir iezt alle hoffnung benommen / der Delbora platz durch sie zu ersetzen, weil der glückselige Abimelech ihre gute gunst besitzet. Bin ich nun nicht zu beklagen / daß ich iedesmal zu spat komme / und nie ein herz anbeten kan / daß ihme nicht bereits andere opfer bringen lassen. Wan schon C \lidiane (antwortete Danede) diese entschuldigung nicht hätte / eure liebe auszuschlagen / so kan ich doch hier nicht bergen / daß ich sie nicht zur schwägerin verlange / so lang Delbora lebet. Dan / ob sie gleichwol / neben der Delbora / euer ehebette berüren k \nte / so ist sie doch viel zu edel von stand / daß sie dermaleins nicht solte K \nigin von Cus / sondern nur die frau des K \nigs heißen: der Delbora aber gebůret einmal dieser name / den ihr auch kein argwan und ůbelgedeutete
Weil hiemit andere zu uns kamen / als wurde diese unterredung abgerissen. Doch veranlasste dieselbe /daß Danede und ich darauf gedachten / wie wir diese eheleute wieder zusammen bringen m \chten. Nachdem wir unsere gedanken den andern eröfnet / wurden sie alle einig / die Delbora dem Eridanus in sein zimmer zu bringen / und durch eine unterredung sie wieder zu vereinigen. Weil ich wegen meiner ruhe / ein doppel-anteil hierbei hatte / als war ich auch hierüm am meisten bekümmert / und name neben der Danede das gewerbe willigst ůber mich / diese Prinzessin dahinzufüren. Es wuste diese unschuldige nichtes von dem verdacht / den ihr gemal von ihr hegte / gegen dem sie niemals größere liebe in ihrem herzen / als damals entfunden / weil des Nebajoth frevel / alles andenken seiner person / gänzlich in ihr ausgetilget hatte: und wäre sie von uns immer in den wahn erhalten worden / daß Eridanus in Thauba noch nicht angekommen wäre. Demnach erwiese sie große freude / als wir ihr diese angeneme post brachten / und eilte mit uns alsofort nach dem gemach / da Eridanus / in gesellschaft meines herrvattern / des Amosis / Abimelech / Esau und Hanoch sich / befande.
Sobald sie ihres gemals ansichtig worden / liefe sie ihm entgegen / ihn zu ümarmen. Er / der gleich merkte / was wir angestellet hatten / überwande sich in so großer gesellschaft / so viel er konte / und begegnete ihr zwar mit aller h \flichkeit: erwiese sich aber dabei so kaltsinnig / daß Delbora solches bald warname. Wir fingen hierauf alle an / von ihren abenteuren zu reden / und iedes erzehlte etwas / daß zu verteidigung ihrer unschuld dienen konte:
Nach dem ihr gewaltsamer weise / mein liebstes fahren zu lassen und euch zu ehlichen / mich gen \tigt /habt ihr / weder mit der schuldigen ehrerbietung / die ich euch ståts erwiesen / noch mit meiner wahren herzlichen liebe / die ich nachmals zu euch gesetzet /vergnůgt leben / sondern vielmehr darnach streben wollen / mich meiner ehre / als des lezten / so ich noch übrig hatte / zu berauben. Weilich dan gnugsam spůre / daß ihr meiner ůberdrüßig / und nichtes mehr an mir findet / daß euch ergetzen könte / da ihr doch nun / nachdem ich alle andere gedanken verloren /versichert
Delbora.
Dieses bewegliche schreiben hatte solche wirkung /daß Eridanus in sich schlagend / nachdem er genauere erkündigung / von der Delbora verhältnis im lande der Nabatheer / eingezogen / sie völlig wieder lieb gewonnen / und zwar so häftig / daß ihr verlust ihm unerträglich fiele / und er aller orten nach ihr fragen ließe / sie wieder einzuholen. Wir alle leisteten ihm in seiner betrůbnis getreue gesellschaft / und wurde ich nun dieses Prinzen vertraute freundin / da er mir nicht mehr von liebe sagte / sondern alle freundschaft erwiese / und sein bezeigen gegen seiner gemalin so sehr bereuete / daß keines von uns war / das ihn nicht beklagt hätte. Es waren aber alle bemühungen vergebens / von ihr das geringste zu erfahren / und setzete solches den Eridanus in so große verzweiflung / daß er selber / sie zu suchen / von uns zoge / und seinen weg nach Syrien name: dahin / er vermutete / daß Delbora sich würde begeben haben. Seine abreise gienge so schleunig fort / sonder abschied von uns zu nemen / daß er bereits hinweg ware / ehe wir dessen gewar wurden: und brachte seine entfernung der Danede eine neue sorge / als auf die nun alle last walzete / sich gegen ihrem vatter und den Eliphelet in gute verfassung zu
Den lezten abend / wie er eben abschied nemen wolte / nach Gerar zu reisen / und eine sonderbare betrůbnis blicken ließe / die ihm die sprache gehemmet /daß er fast nichtes vorbringen konte / brachte uns aus dieser traurigen und stummen unterredung / ein urpl \tzliches geschrei / welches unfern von uns im schloßhof entstanden. Wie wir nun hiernach zu sehen an die fenster liefen / wurden wir gewar / daß der hof voll frömde kriegsleute war / die die Prinzessin Danede davon füreten. Weil sie mich erblickte / schrie sie mir zu / und Abimelech / von angeborner grosmut getrieben / eilte alsofort hinunter / diesen raub zu verwehren. Der Prinz Amosis / welchen er alda / neben wenigen / zu seinem beistand fůrfande / fochte für seine Prinzessin so verzweifelt / daß er / sein leben nicht
Eliphelet / so allen diesen anschlag wieder die Danede so heimlich als glůcklich angestiftet hatte / war selbst der jenige / der die Prinzessin entfůret: und meinte er nun sicher zu seyn / da er mit ihr bis an diesen tempel gekommen war. Abimelech aber / der / als ein rechtglaubiger / die heiligtume der g \tzen wenig achtete / hielte es für keine sünde / diesen tempel zu stůrmen. Er wurde aber von den abergläubischen Cussiten / die ihn gefolget / verlassen / als welche sich an diesen ort nicht vergreifen wolten. Er kame also mit seinen wenig leuten / oben auf den berg: da der oberpriester des Phaetons / mit seiner geistlichkeit / ihm entgegen eilete / und ihm die waffen niederzulegen gebote. Eliphelet und seine soldaten stunden daselbst /sonder ein gewehr gegen den Abimelelech zu zůcken /weil der ort zu heilig war. Aber Abimelech / der die Prinzessin wieder haben wolte / es m \chte auch kosten / was es konte / brache zu den pfaffen ein / und ihrer etliche erlegend / drange er in den tempel / allwo sie die Prinzessin
Diese frömde begebenheit brache nun gleich überall aus / und wurde das ganze reich aufrůrig / daß ein frömder sich unterstanden hätte / ihren heiligen tempel zu entehren. Was schrecken mich in Thauda ůberfallen / als ich dieses unglůcklichen verlaufs innen wurde / können E. Maj. leicht ermessen / und sahe ich kein menschliches mittel meinen Prinzen zu retten /da die Cussitische gesetze / sonder gnade / den jenigen / wan es auch des Königs sohn selbst wäre / zum tod verdammen / der solches frevels sich unterfangen dörfen. Ihr machet mir angst / liebste C \lidiane! (fiele die sch \ne K \nigin ihr allhier in die rede) daß ich mit zittern das ende von dieser gefahr zu vernemen verlange. E. Mai. (sagte hierauf C \lidiane) können dan mutmassen / wie mir müße zu sin gewesen sein / da nicht ein bloßes mitleiden / wie sich bei meiner gütigen Königin findet / sondern eine so herzliche liebe /mir todes angst erweckte / als ich in dieser gefahr meinen Prinzen so hülflos sahe.
Die ohn unterlaß abgefårtigte boten brachten mir anders nichts mit / als das zu dem großen opfer / welches dem Phaeton gehalten werden / und in der hinrichtung meines Abimelech bestehen solte / das ganze land sich rüstete; und daß der K \nig selber nach dem tempel kommen wůrde / so wol dieser opferung / als der zugleich mit-angestellten trauung der Danede mit dem Eliphelet /
Ich hatte aber zu Thauba kundschaft gemacht mit der Prinzessin Sapha / der Danede mutterschwester: welche mir alle der mohren bei diesem tempel / und opfer ůbliche heidnische gebråuche erzehlte. Also vername ich unter andern / wie daß / nach verordnung ihrer gesetze / wan man diesem Phaeton / ( welcher der Put des
Es erginge mir hierin alles nach wunsch / und kame ich zu pferd heimlich an diesen grausamen ort / wie den folgenden tag das blutfest solte gehalten werden. Wegen menge des vielen volkes / so aus dem ganzen reich dahin gereiset / konte ich nirgend unterkommen / muste also / die nacht / mit meiner, dirne in einer h \le
Ich bekame diesen Prinzen alsofort ins gesicht / der / mit gebundenen hånden und entblöstem leibe / so ruhig daher trate / als wan er ganz nicht zum tod wåre gefůret worden. Wie nun das begierige volk hinzu drange / und mich also weit zurücke brachten / kunte ich nicht sobald / wie ich gewolt / herfür kommen /und muste sehen / daß der oberpriester das beil schon ergriffe / und selbiges aufhube. Ach Prinzessin! (rieffe allhier die Königin / ganz aus sich selber) wie machet ihr mir so bange! Sie errötete aber hierauf / daß sie sich so viel
Jederman sahe auf mich / mit ungemeiner verwunderung / und ward mir bald platz gemacht: da ich dan meinen mantel abwarfe / und zu dem oberpriester mich wendend / mich herzhaft anbote / für den Abimelech das opfer zu werden. Scheba und seine hofbedienten / erstauneten über dieser meiner that / und mich alsofort erkennend / bezeugten sie allerseits ein großes mitleiden / und wolten mich abwendig machen / nicht dergestalt gegen mich selber zu wüten. Ich aber an nichtes mich kehrend / bliebe bei dem oberpriester / und drange auf die erfüllung ihres gesetzes: der dan auch / neben der gesamten geistlichkeit / mich anname / und den Abimelech ledig liesse. Sobald dieser Prinz von seinen banden befreiet / warfe er sich zu meinen fůßen / und mich ganz beweglich anschauend / sagte er: Ach grausame wirkung so unverdienter gewogenheit! warum lasset ihr mich nicht lieber sterben / als so schåndlich leben / da ich mein leben dem tode der C \lidiane sol zu danken haben? Nemet von mir an / werter Prinz! (antwortete ich ihm) dieses lezte zeichen meiner liebe / und misg \nnet mir nicht / für euer so edles leben zu sterben. Keines wegs (widerredte er) wil ich meine freiheit so teuer erkaufen! Hiermit erwischte er unversehens ein opferbeil / mit deme man ihn hinrichtenwollen / und hube an ůberlaut den ümstehenden
Kaum hatte also Abimelech und ich luft gesch \pfet / da ersahen wir den Amosis und die Danede / ůmgeben von einem großen heer mohren / und auf einem wagen sitzend / die uns zurieffen / daß wir solten zu ihnen kommen. Also namen wir eiligst die flucht /entgiengen aus des Scheba händen / und kamen sicher nach Thauba. Daselbst / sobald es unser allerseits bestůrzung wolte zulassen / erzehlte uns Amosis wiedaß er heimlich einen anchlag auf seine Prinzessin gemacht håtte / dieselbe von hinten aus dem tempel zu entfüren / inzwischen die priester und alles volk mit dem Abimelech würden zu thun haben: welches ihm auch geglůcket / und ward unser allerseits vergnügung dadurch vermehret / daß wir sämtlich einander nun wieder frei sahen. Ich wil nun nicht weitläufig erzehlen / was wir hierauf vorgenommen / weil ich ohnedas schon zu lang geredet habe: nur will ich noch mit wenigem sagen / daß die Assyrier und Niniviten / welche ich beruffen / erst den andern tag ankamen / unter fůrung des Zalmon und des Phalacus / und ungemeine freude blicken ließen / ihren General aus dieser gefahr erl \set zu sehen. Meine that wurde h \her von ihnen erhoben / als sie würdig war. Mein Abimelech aber ließe mehr betrůbnis als vergnügung blicken /
Weil Danede / nach diesem überfall des Eliphelet /und in ihres bruders abwesenheit / länger in Cus zu bleiben ihr nicht getraute / als wurde der schluß gefasset / daß wir miteinander nach Syrien zu E. Maj. reisen / da unter dero edlem schutz / der Egyptische Prinz mit seiner Prinzessin / den fernern verlauf ihrer abenteuren abwarten wolten. Wiewol auch mein Abimelech sein unbeschreibliches verlangen bezeugete /diesen gefärlichen weiten weg mit uns zu reisen / so triebe ihn doch die unůmgångliche noht nach Gerar: daher er dan den Sosares / mit sechstausend Niniviten / uns mitgabe / und zogen auch mit uns etliche von dem Cussitischen heer / das dem Eridanus geschworen. Weil Amosis / wegen seiner wunden / und ich wegen meiner ausgestandenen unpåslichkeit / langsam fortkonte / als brachten wir fast einen mond zu /ehe wir Syrien erreichet. Sosares / wie auch die Cussiten / werden nun bald hier seyn / und kommen zu /rechter gewůnschter zeit / da E. Maj. zustand erfordert / sich in starke kriegs verfassung zu stellen / ům ihr K \nigreich wider ihre feinde zu behaubten. Ich danke dem himmel / der mich meine K \nigin wieder sehen lassen / und mir g \nnet / nach so vielen ausgestandenen widerwärtigkeiten / mich in so sicherem und vergnůgten schutze zubefinden.
* * *
Als C \lidiane hiermit ihre erzehlung geendet / ümfasste sie die in gedanken sitzende Königin / und ihr haubt an deren brust lehnend / bezeugte sie dadurch ihre
Hiemit trate die Prinzessin Ahalibama in das immer / und hatte ihre augen so rot geweinet / daß C \lidiane /
Ahalibama seufzete hierůber / sonder darauf zu
Sobald der morgen angebrochen / ließe sich der Fürst Sosares mit dem Ninivitischen heer / und der dapfere Hezrai mit seinen mohren / vor Aroer sehen: welches der K \nigin anlaß gabe / selbige v \lker zubesichtigen. Hierdurch nun wurde / die geheime unterredung zwischen ihr und der C \lidiane / abermals aufgeschoben / und begabe sich die schöne K \nigin /neben ihrer schwester und der Danede / alsobald hinaus nach dem lager: da dan die ankommende Niniviten ihre Konigin / wie auch folgends ihre landsleute /mit großem freudengeschrei begrüßeten. Die K \nigin / erwiese sich gegen einem ieden unter ihnen / gar gnådig / und růmte ihre dapferkeit / die sie in diesem ihrem feldzuge nach Seir erwiesen hatten. Der junge Sosares vermeldete ihr / wie daß der Phalacus / ihr feldherr / innerhalb achttagen auch ankommen wůrde / welches er unterwegs von einen vorausgeschickten vernommen håtte.
Weil der vorsichtige Husan die Königin ermanete /nun sie eben im lager wåre / kriegsrat zuhalten / als wurden zu ihr und ihrer schwester / der Prinzessin Aramena die anwesende Syrische und Ninivitische Fürsten / neben dem Prinzen Dison von Seir / und alle obriste kliegsbediente / ins gezelt versamlet. Husan tåte den vortrag / wie nåmlich hochn \tig wäre / daß man zuvörderst auf einen feldherrn gedächte / der diesen schweren krieg füren / und im namen der K \nigin / den befehl über das kriegsheer haben m \chte: worbei er der Königin / einen hierzu zu erkiesen / heimstellte. Ich solte zwar (sagte hierauf die schöne Königin) meiner Fůrsten einmal beschehene wahl gelten lassen und den Prinzen Dison von Seir in diesem amte beståtigen / welches er / in der lezten unruhe zu Damasco / bereits vertretten hat. Weil ich aber deme /samt meiner schwester / vermög des lezten willens meiner fraumutter / mein reich Ninive ůbergeben habe / und dieses landes bedrangter zustand ihres künftigen K \nigs gegenwart vor allen dingen erfordert: als treibet mich / die liebe zu jenem reich / ihme seinen beschirmer allhier nicht zu vorenthalten. Nun erfordert aber freilich auch die billige sorgfalt fůr Syrien / einen andern geschickten feldherrn bei itzigem zustande auszu wehlen. Ich habe dan mein absehen gerichtet /auf den Prinzen Abimelech von Gerar / dessen ungemeine geschicklichkeiten und tugend niemanden unter euch
Husan ließe / aus ehrerbietung / den Prinzen Dison erstlich antworten: welcher dan / das hohe erbieten der K \nigin von Syrien / mit schuldigster erkentlichkeit anname; so wol ihr / als ihrer schwester / der bestimten K \nigin von Ninive / lediglich heimstellend /an was ort er / bei ietzigem kriege / seinen dienst erweisen solte / daer / so wol in Syrien als in Ninive /fůr das durchleuchtigste Aramenische geblůte zu fechten / bereit wäre. Dieser Prinz merkte wol / daß die schöne K \nigin von Syrien / wegen ihres Abimelech /und ům des willen / was mit ihme in Damasco fürgegeangan / seine abwesenheit verlangte: daher er ihrem schluße / wiewol ihn der seiner Prinzessin gegenwart beraubte / sich nicht widersetzen wolte / zumal seiner Aramena båstes / und die wolfart des reichs / das er regiren solte / ein solches mit erforderte. Es leidet ietziger verwirrter zustand nicht / (sagte die jüngere Aramena) von teilung unserer angestamten reiche zu reden / und wird die sorgfalt für erhaltung des Syrischen und Ninivitischen trones / gleich heilsam und nötig seyn: allermeist / da beide länder einen gemeinen feind bekommen haben. Der Prinz Dison wird demnach / dem bedrangten Ninive / gleich wie diesem reiche Syrien der dapfere Abimelech / nützlichen beistand leisten k \nnen. Nun dan meine schwester (finge die K \nigin hierauf an) in Disons abreise williget ist /wegen Ninive / die sache richtig. Jetzund verlange ich von meinen vettern zu vernemen / wie ihnen mein fürgeschlagener feldherr gefalle.
Husan / der hierauf das wort name / bezeugte völlig
Wie nun hierauf der kriegsrat sich geendet / und sie wieder aus dem zelt zu den andern / unter denen der Prinz von Egypten / die Prinzessin von Cus / und Ahalibama befindlich waren / sich begeben / meldete man der K \nigin an / wie daß gesandte von den Philistern und Ammonitern mit grossem pracht durch das lager nach Aroer gezogen wåren / welche / daß ihre anwerbung auf nichts kriegerischs / sondern auf etwas fr \liches und eine heurat ziele / das gewönliche zeichen / nämlich verschiedene weiße fahnen / deren stangen mit blumen und allerhand zierat ümwickelt /mit sich fůreten. Es schoße der Königin alsofort auf das herz / diese würden von ihres Abimelech herrvattern kommen / üm sie zu werben / zumal sie ihren Prinzen iezt in Gerar zu seyn vermutete: welches ihr dan / bei ietzigem zustand / da Syrien notwendig einen König haben muste / mehr als angenem
Sol dieses nun (fure sie fort / scherzweis fragend) die betrübte post seyn / die ich heut erfahren sollen? und ist es nicht so / daß meine K \nigin von meinem Abimelech ihr etwas anders eingebildet / als sich nunmehr zu tage gibet? Ach C \lidiane! (sagte die Königin / darzu seufzend /) ich zweifele fast / ob die ankunft dieser gesandten euch die ruhe bringen werde /die ihr euch fürbildet / und ist nun keine zeit mehr ůbrig / euch zu verhelen / was bisher / der Abimelech aus schuldigster ehrerbietung / und ich aus recht-mitleidigem gemüte / euch verschwiegen haben. Ja /C \lidiane! der himmel sey mein zeuge / wie gern ich /eure ruhe zu befördern / mein leben fůr euch hingeben wolte / und wie schmerzlich es mir fållet / daß ich die jenige seyn muß / die euch sol bis in den tod betrüben. Die erschrockene C \lidiane / kein wort hievon begreifend / sahe halb erstorben aus / indem zugleich die gesandten sich anmelden ließen / bei der Königin gehör zu erlangen. Wie ihnen nun solche bewilligt worden / ersuchte die Königin die C \lidiane / so lang einen abtrit in ihr cabinet zu nemen: dahin sie / nach abh \rung der gesandten / alsofort zu ihr kommen /und ihr nicht länger
Nachdem hierauf die gesandten von beiden Königen vorgelassen worden / täte der Ammonitische das wort: dessen anbringen / zu erst in einen grus von seinem K \nig / nachgehends in anwůnschung alles K \niglichen wolergehens / bestunde; wobei er anfůrete / wie daß sie in Ammon den verånderten und kriegerischen zustand von Syrien noch nicht gewust /sonst würde sein K \nig nicht ermanglet haben / Ihr Maj. zu der Syrischen kron und zu bevorstehendem krieg / alle glůckseligkeit und guten ausgang anzuwůnschen. Hiernächst dankete er der K \nigin / im namen seines herrn / für die gnade / sie der Prinzessin Ammonide bisher erwiesen / und schloße seine rede mit dem begehren / daß der K \nigin nicht entgegen seyn m \chte / diese Prinzessin zu erlassen / weil der gesandte des Königs der Philister befehl håtte / sie nach Gerar abzufordern. Hierauf trate der andere gesandte alsofort herfür / und gleichmäßige h \flichkeiten im namen seines Königs bei der Königin ablegend / brachte er ihr ferner nichts an / als daß sein König verhoffe / Ihr Maj. wůrden die Prinzessin Ammonide bereden helfen / gutwillig mit ihnen nach Gerar zu reisen. Dieser vortrag / dergleichen die K \nigin gar nicht vermutet / und die dabei herfůrscheinende kaltsinnigkeit des Philisters / der ihr auch von dem Prinzen Abimelech weder gruß noch schreiben mitgebracht / hätte ein weniger standhaftiges gemüt / als das ihrige / leichtlich verwirren m \gen. Sie aber sich ům nichtes annemend / antwortete beiden gesandten mit annemlicher gebårdung und wolredenheit / was die notdurft erheischte /
Nachdem die gesandten sich gebůrend hierfür bedanket / und ihren abtritt wieder genommen / gienge die Königin voll gedanken zu der Cölidiane in das cabinet: bei deren sie / sonder ein wort zu sagen / auf ein ruhbette sich nieder ließe / und so wol / als ihre beångstigte beisitzerin / schweigend / in ihrem gemüt ůberlegte / was doch wol die abforderung der Ammonide sagen / und diese kaltsinnige begrůßung von Gerar auf sich haben m \chte. Oft vermeinte sie / ihr Abimelech håtte die ungemeine treu der C \lidiane /welche ihn vom tod errettet / bei sich so viel gelten lassen / daß er seine liebe zu ihr gewendet / und daher nicht n \tig erachtet / bei dieser gesandschaft an sie zu gedenken. Wan aber schon (dachte sie ferner) diesem also wåre / was hat dan Ammonide zu Gerar zu thun /und was bedeutet diese gesandschaft / die ihrentwegen ist fůrgenommen worden? Indem ihr sol gewaltig durch den kopf gienge / und sie noch in so unruhigem nachsinnen begriffen war / trate die hofmeisterin der Prinzessin Ammonide zu ihr in das zimmer / und /nachdem sie der Königin angemeldet / wie die gesandten von Gerar und Ammon bei ihrer Prinzessin geh \r gesuchet / brachte sie ferner an / wiedaß selbige die Königin ganz flehentlich bitten ließe / sie in ihrem schutze zu behalten / imfall etwan ihr herrvatter sie wolte hinweg holen lassen. Die K \nigin erzehlte ihr hierauf / was dieser wegen mit ihr die gesandten geredet / und wie sie alles lediglich der Prinzessin freiem willen heimgestellet: mit der versicherung / daß wider willen ihr nichts solte angemutet werden. Als diese ihren abtritt wieder genommen / fragte C \lidiane die Königin / wie es hiermit
Also saßen diese beede mitbulerinnen eine gute weile / wie verstummet / beisammen / bis endlich ein klang von allerhand seitenspielen / neben einem gemurmel des vielen volks / sie gleich als aus einem tieffen schlaff erweckte / und sie veranlaßte / an das fenster zu tretten. Sie wurden alda gewar / daß die beide gesandten / in zierlicher ordnung / mit solcher music und freudenszeichen / nach dem hause der Prinzessin von Ammon zu giengen: woraus C \lidiane /deren die Cananitische gebräuche wolbekant waren /alsofort urteilete / daß es auf eine heuratwerbung angesehen wåre. Indem sie nun dieses bedachte / kame kurz darauf Dersine gelaufen / und vermeldete / was massen in der Ammonide behausung / von den hineinkommenden Philistern / der ruff erschalle / daß sie /fůr ihren Prinzen Abimelech / üm diese Prinzessin wůrben.
O himmel! (rieffe allhier C \lidiane / zugleich zurück auf einen schåmel fallend) solte wol Abimelech die untreu begehen / mich zu verlassen und die Ammonide zu ehlichen? Ach allerliebste K \nigin von Syrien! diß ist die betrůbte post / die ich heut erfahren sollen. Hierauf befiele sie mit einer onmacht: weswegen die K \nigin / die in ihrer verwirrung selbst hůlfe nötig hatte / dieser trostlosen Prinzessin beispringen und mehr leute herzu ruffen muste. Man brachte sie alsofort in der Königin bette / alda ihr viele onmachten nacheinander zustießen. Nachdem sie wieder zu ihr selber gekommen / und so wol
Mitlerweile sie aber eine so traurige arbeit bei dieser Prinzessin verrichteten / waren die Prinzessin von Syrien und Ahalibama / bei der trostlosen K \nigin: die in ihr cabinet sich verschlossen hatte / und sich nicht enthielte / in gegenwart dieser ihrer schwester und freundin / ihrem billigen schmerzen völlig den zaum schießen lassen. Sie hatte nun ganz gewiß vernommen / daß man für den Abimelech ům die Ammonide geworben hätte / und konte sie / so gern sie auch wolte / keine entschuldigung fůr diesen Prinzen finden: welches ihr dan so frömd und ungereimt fürkame / daß fiel sie sich dem entsetzen und der entfindlichkeit muste gefangen geben / da sie doch sonst alle unglücksfälle mit ungemeiner standhaftigkeit jedesmal noch vertragen können. Ist es müglich / ist es müglich / ( sagte sie / aus ganz beklummenem herzen) daß dieses sich so verhalte? Wie Prinz von Gerar! verlässest du diese / die du dein lebenlang
Aramena / welche gern ihren Prinzen Dison verantworten wolte / finge hierauf an / der Königin fürzustellen / wiedaß Abimelech jederzeit nichts als hohe tugend an ihr verspůret und wargenommen / und daher / an derselbigen zu zweifeln / weder grund noch fug hätte: můste also / eine andere dringende ursach /diese große änderung bei ihm erwecket haben. Ich bin mir nichts bewust / (antwortete die Königin) kan auch nicht ersinnen / wie einige staats-ursache diese heurat mit der Ammonide begleiten / und daher des Abimelech herz gewinnen können: zumal er auch sonst alle dieselben in betrachtung seiner liebe / hintan zu setzen pflegte. Wie sie hierauf der vorigen zeit sich erinnerte / drungen ihr die zåren so häufig aus ihrem sch \nen augen / daß ihre klage darüber verstummete. Als sie aber in einer marmornen wand / die so hell geschliffen war / daß man sich darin bespiegeln konte /sich in solchem wesen ersehen / verdroße es sie / daß sie seinetwegen sich so kläglich
Hiermit stunde sie auf / des willens / nach der C \lidiane zu gehen. Sie wurde aber hieran behintert /durch der Ammonide plötzliche ankunft / welche /ganz entstellet / über der post / die ihr die gesandten angebracht / der Königin davon er \fnung thun wolte. So hart sich auch die Königin zu halten vermeinte / in ersehung dieser ihrer mitbulerin / so unfähig war sie doch / ihre verwirrung zu bergen: welches gleichwol die Ammonide / als ebenfals verwirret nicht beobachten konte. Ich komme / gnädigste K \nigin! (sagte sie) E. Maj. zu berichten / daß man mir .... Ich weiß bereits (fiele die K \nigin ihr in das wort) was ihr mir sagen wollet. Es bestehet aber / (fuhre Ammonide fort zu reden) lediglich bei E Maj. wessen ich mich entschließen und hierauf erklären soll. Meines rahts (sagte die K \nigin) habt ihr dißorts nicht vonnöten: ihr habt aber meinen willen / daß ihr thun möget /was ihr wollet. Als sie das gesaget / gienge sie / ihrer antwort unerwartet / aus dem zimmer / und nach der C \lidiane.
Ahalibama bliebe allein bei der Prinzessin von Ammon / und fragte dieselbe: ob es dan wahr wåre /daß der Prinz von Gerar ům sie werben lassen? Es ist mehr als zu wahr / (antwortete Ammonide) und weiß ich nicht / weil mir dieses so pl \tzlich kommet / wie ich mich hierein finden sol. Warům thut man dan (fragte die Ahalibama) so bestürzt hierůber? Ich habe / (antwortete sie /) nun etliche jahre das elend in der fr \mde
Dieserwegen bliebe nun Ammonide zurücke / und als sie nach ihrer wonung ůmgekehret / meldete sich jederman bei ihr an / üm ihr / zu der wiedererlangten gnade ihres herrvattern / und zu ihrer bevorstehenden vorteilhaften heurat glůck zu wünschen. Die mitgekommene aus Ammon / stellten sich auch bei ihr håufig ein / ům ihr die freude zu erweisen / die sie ůber ihrem erlangten
In diesen ihren anligen / stieße auf sie die Mehetabeel: welche der külen morgenstunde sich zu bedienen / diesen allgemeinen spazir-platz erkieset hatte. Weil nun die beide eine sonderbare vertreuliche freundschaft zusammen gestiftet / als entsahen sie sich nicht / ihr herz gegeneinander auszuschütten. Wie / meine Prinzessin! (sagte diese Fůrstin zu ihr) muß man noch voll trauriger gedanken gehen / da der glücksstern so vollkommen scheinet? ist es wol möglich / daß man den wackern Prinzen Abimelech mit unlust ehliche? Ach Mehetabeel! (antwortete Ammonide) ich erkenne gnugsam mein glück / und bin auch nicht gesinnet /selbiges auszuschlagen. Aber ach! (sezte sie seufzend hinzu) was wird Ahusath sagen / wan er nun erfäret /wie ich ihn verlassen? Ich bin so oft (sagte Mehetabeel) vertr \stet worden / die ümstånde von des Ahusath liebe
Ich bin so aus mir selber / ůber dem / was mir iezt begegnet / daß ich darům sehr unförmlich werde fürbringen / was ihr von mir zu wissen begehrt. Ich kan mich auch iezt nicht aller der ůmstände erinnern / die hierbei m \gen fürgegangen seyn: doch sollet ihr alles das / so mir noch beifallen wird / vernemen. Wisset demnach / daß / wie der lezte krieg in Basan entstanden /da die Salamis sich von der Teutschen foche zu entreissen vermeinte / mein herrvatter / der K \nig Hanon / sich auch in diesen krieg miteingemischet / und meinen bruder / den Prinzen Baalis / mit einem ansehlichen volk / dieser Königin zu hülf schickte. Diß verursachte / daß der Suevus / welcher gegen die Salamis stritte / uns unversehens ein mächtiges heer Teutschen von der andern seiten ins land schickte / und / uns unbewehrt findend / alles verheeren und verwůsten ließe. Diesem unheil zu steuren / erlangten wir eiligst hülfe von den Philistern / die der Bagastanes gefůret: der den Teutschen verwehrte / daß sie nicht weiter in Ammon eindringen konten.
Zu Carchar bekamen wir diese hülfv \lker zum erstenmal zu sehen / da / unter andern fůrnemen kriegsbedienten / die den Bagastanes begleiteten / der wackere Ahusath sich fürnemlich betrachten ließe: dessen ansehliche person und ungemeines wesen / ihme gleich einen vorzug fůr allen andern verursachte / also daß meine augen långer bei ihm / als bei seinem kriegs gesellen / angehalten wurden. Es ergienge auch also auf seiner seite / daß er mich unaufhörlich betrachtete: massen ich allemal seine augen auf mich gewendet fande / wan ich ihn ansahe. Ich konte mich nicht entbrechen / bei dem Bagstanes nach seinem namen anzufragen: der mich dan berichtet / wie daß dieser Ahusath sein pflegsohn wäre / der zu Gaza bei den K \niglichen kindern erzogen worden. Ich bekräftigte solches / wie man nämlich an ihn warnåme / daß er müste in guter zucht gewesen seyn. Auf des Bagastanes geheiß / muste er sich mir hierauf nähern / und erröteten wir beiderseits / unwissend warům / als er diese seine begrüssung bei mir ablegte. Der inhalt unsers gespråches bestunde darin / daß ich seine bei diesem uns zu hůlfe beschehenem feldzug erwiesene dapferkeit herausstriche / und er hingegen / seine thaten verkleinerend / sich selbst anklagte / üm daß er nicht also / wie er billig thun sollen / sich hierbei erwiesen håtte. Dergestalt ist diese unsere erste zusammensprache abgelaufen. Weil auch die Philister von ihrem K \nig befehl erhielten / zu unserer sicherheit bei uns im lande zu bleiben / verseumte nachgehends Ahusath nicht die geringste gelegenheit / üm mich zu seyn /und mir aufzuwarten: da dan tausend dinge fůrliefen /die seine liebe håtten andeuten
Unter diesen war eine / Aryda genant / welche von sehr gutem hause / und viel nach hof zu kommen pflegte / weil ihr vatter eine fürneme bedienung hatte und des K \nigs herz regiret. Diese nun betrachtete den Ahusath mehr / als alle die andern / und soge den liebesgift so stark in sich / daß es nachgehends eine unm \glichkeit war / desselben wieder los zu werden. Sie hielte auch ihre gewogenheit gegen ihme nicht heimlich / also daß bald der ganze hof davon zu reden begunte. Ahusath mochte wol der lezte gewesen seyn /dem dieses gerůchte zu ohren gekommen. Ich vername / unwissend warum / dieses gar ungern / und g \nte der Aryda nicht / daß sie des wackern Ahusath liebe überkommen solte: war demnach bemůhet / \fters ihre zusammenkunften zu hintern. Ich name auch einsmals gelegenheit / ihn zu fragen / ob er die Aryda liebte. Er wurde über dieser frage ganz berötet / sonder mir zu antworten; daher ich vermutend / daß er sich schuldig fände / wiewol mit widerwillen / zu lachen anhube und sagte: Man d \rfe nun hieran nicht mehr zweiflen /weil ihn seine farbe schon verraten hätte. Hierauf beteurete er mir gar hoch das gegenspiel / und daß er gegen die Aryda keine andere gedanken / als gegen
Nun hatte Bagastanes auch davon geh \ret / daß zwischen dem Ahusath und der Aryda eine liebe obhanden sey. Welches er dan mit grossen ernst zu verwehren suchete / und also ein ding den Ahusath verbote / welches zu unterlassen / er von selbsten mehr als wol geneigt war. Einsmals / wie der Aryda bruder den Philistern ein grosses gastmal / sonder zweifel auf anstiften seiner schwester / angestellet hatte / wobei ich auch erschienen / fůgte es sich / nach dem essen /daß wir allerhand spiele anfiengen / da / in überfarung der spielgesetze / beliebige straffen erkant wurden. Es traffe unter andern auch den Ahusath / deme ich etwas zu verrichten auferlegen muste. Dieses ware nun / daß er uns sagen solte / ob und wo er liebte. Niemanden in der gesellschaft gefiele dieses båsser / als der Aryda: welche nun hoffete / ihren namen nennen zu h \ren. Als aber Ahusath sich lange geweigert / erbote er sich endlich / es mir in geheim zu sagen. Wie ihme nun das vergönnet worden / raunete er mir diese worte ins ohr: Wåre ich ein Prinz / so wolte ich mich nicht fürchten / meine liebe zu bekennen. Hiemit gienge er wieder von mir / und ließe mich so bestürzt / als begierig die ganze gesellschaft war / mir auszufragen /wer des Philisters liebes-ziel wäre. Ich war sonder mein wissen errötet / und Ahusath ebenfals: daher der Aryda
Aryda erblassete ganz ůber diesen meinen worten /und wie sie folgends allein zu mir kommen konte /lage sie mir sehr an / ihr zu er \ffnen / was Ahusath mir vertrauet. Weil ich nun der Aryda macht bei ihrem vattern / und dieses menschen gewalt bei dem K \nig scheuete / sorgte ich / wan ich ihr die hoffnung ihrer liebe benäme / würde ihre darauf folgende todfeindschaft gegen dem Ahusath ihm groß unheil zu weg bringen. Demnach machte ich sie weiß / wie daß er mir hätte ihren namen genennet. Wer war nun fröher / als die Aryda? welche hienåchst kein geheimnis hievon machete / sondern bei allen ihren vertrauten /deren sie sehr viel hatte / ihr gutes glůck ausbreitete. Es lage ihr nun nichtes mehr an / als daß Ahusaths eigener mund ihr die zeitung nicht selbst entdecket hatte. Ahusath war nachdem etwas verzagter / mit mir ümzugehen / weil er spürte / daß ich seine worte nicht zum bästen aufgenommen; und ich sonderte mich mehr von ihm ab / als vordessen / und meldete alle gelegenheit / mit ihm allein zu reden. Wan er dan etwan solche suchen wolte / berieffe ich die Aryda in unsere gesellschaft: wordurch ich sie mir so sehr verbunden machte / daß ich völlig die vertraute ihrer liebe wurde / von welcher nun der ganze hof / als von einer ausgemachten sache / redete.
Den Bagastanes aber sezte solches in so große unruhe / daß er / des Ahusath beständigem vernemen nicht mehr glaubend / seine zuflucht zu mir name /und inständig mich ersuchete / diese liebe zu verhintern: weil er mir fůr gewiß sagen k \nte / daß sein König / der sehr viel
Aryda / als die sorgfåltigste unter allen / lage mir ohn unterlaß in den ohren / dem Ahusath sein anligen auszufragen. Als ich ihr aber solches abgeschlagen /bediente sie sich einer list / mich hierzu zu verm \gen / und ließe den Ahusath durch einen meiner kåmmerer / in meinem namen / zu mir beruffen. Sie hatte mich selbigen tag besucher / und sich zu fleiß bei mir im gemach aufgehalten: da sie dan an der thůr laurete /bis Ahusath ankame. Dieser / sich verwunderend ůber meine gnade / daß ich ihn beruffen lassen / trate nicht sobald in die thür / da sagte Aryda / im hinaus gehen /zu ihme: Die Prinzessin
Ich muß bekennen / daß diese worte mich gerüret. Und weil ich die håftigkeit des leidens / so Ahusath fůlete / aus allem seinem wesen abnemen konte / als fande ich nůtzlicher für ihn / recht heraus zu gehen /als durch ferneres verstellen sein elend zu vermehren. Demnach brache ich gegen ihm in diese worte heraus: Ich weiß zwar eigentlich euer anligen nicht / vermute aber / aus den worten / die ihr mir neulich beim spiel gesaget / daß ihr müsset über euren stand lieben. Weil ich nun viel von euch halte / als rate ich euch / daß ihr euer edles leben nicht
Wan ihr dan (antwortete ich) die hofnung habet /warüm quälet ihr euch dan so ab / und lasset jederman sehen / daß euch ein verzweifeltes anligen naget? Dieses machet meine verzweiflung / (widerredte er) daß ich keine gegenliebe hoffen darf / wan schon der ungleiche stand mir nicht im weg stůnde: und dörfte ich diese furcht fahren lassen / so solte mir wol geraten seyn. Dieses sagend / sahe er mich so verliebt an /daß mein herz noch mehr gerüret wurde / und mich zu ihm sagen machte: Wer einen so großen muht hat / als ihr von euch růmet / wird durch bloße einbildung sein elend nicht gr \ßer machen / und zweifele ich / ob ihr gewiß wisset / daß man euch nicht lieben k \nne / wan ihr eine kron trůget. Diese wenig worte munterten den Ahusath also auf / daß er sich nicht enthalten kunte /mir zu füßen zu fallen / und dieselbige zu küßen. Ich aber / damit ich ihm fernere gelegenheit / sich mir deutlicher zu erklären / benemen möchte / hieße ihn aufstehen / und sagte: daß so eine danksagung mein gegebener rat nicht verdiente / und ich für ihn sehr zutråglich hielte / gegen die hohe person / die er liebte /solche ehrerbietung zu gebrauchen / daß sie nicht
Hiemit schieden wir voneinander / und üm der Aryda abzukommen / stärkte ich sie nachgehends in ihrer liebe / mit dem bericht / wie daß des Ahusath anligen nichtes / als ihre kaltsinnigkeit / verursachte: wodurch ich sie dan noch tausendmal verliebter machte / als sie bereits gewesen / und dem Ahusath mehr qual verursachte / ihrem beginnen mit guter art zu begegnen.
Als es nun solcher gestalt bei uns zustunde / kame uns die unvermutete zeitung / dast der tod-vermeinte junge Marsius von Basan wieder lebendig worden /und mit einem mächtigen heer seiner Teutschen und Celten in anzug begriffen wäre / in Ammon einzufallen: weil mein herrvatter / als aller Teutschen abgesagter feind / fůr die gr \ste ursache angesehen und gehalten wurde / daß die K \nigin Salamis diesen aufstand in Basan wider ihn erreget hatte. Was schrecken dieses bei uns erwecket / ist unbeschreiblich. Es ware aber hierbei niemand beherzter / als Ahusath: der sich freuete / daß es etwas für ihn zu thun geben wůrde /dadurch er zugleich seinen mut und seine liebe hervorlegen könte. Man schriebe nun nach allen orten üm hůlfe / und wurde mein bruder / der Prinz Baalis /aus Basan abgefordert / auch alles / so viel müglich /wider diesen ankommenden feind in gute verfassung gestellet. Es kame auch zu uns der Prinz Bileam von Hemath / fůr uns fechten zu helfen. Wie nun unser heer dem Marsius / der schon bei Rabbath stunde /entgegen zu gehen / in begrif war / namen die Prinzen Baalis und Bileam / neben dem Ahusath und andern fürnemsten kriegsbedienten / von uns den abschied: da dan der Aryda betrübnis so offenbar herfůrschiene / daß sie sich nicht scheuete / vor
Wie nun das heer hinweg / und ich den Ahusath nicht mehr sahe / fülete ich / daß ich unruhiger worden / als ich vordeme iemals gewesen. Ich dultere nun gern der Aryda gesellschaft / weil sie stäts von ihrem Ahusath redete / und ohn unterlaß / fůr sein wolergehen / gen himmel seufzer schickte: die ich dan heimlich mit den meinigen begleitete / und von tag zu tag mehr in mir verspürte / daß Ahusath mir näher / als andere menschen in der welt / wäre. Wir bekamen aber nach und nach zeitung / daß Marsius mit seinem siegenden heer immer weiter in Ammon drunge / und ungeacht des widerstands der unsrigen / bereits Carchar hinweg genommen hätte. Endlich erfolgte gar die betrůbte post / daß man ein haupttreffen gehalten / die unsrige geschlagen / und unter vielen andern todten /auch der Ahusath geblieben wäre. Wir waren zu Ar /als dieses sich zugetragen: da dan / des dapfern helden verlust / uns allen fast so nahe gienge / als wie aller der andern erlittener schaden. Insonderheit war die Aryda nicht zu trösten: welche / auf einrat der årzte / die luft zu ändern / nach Aim auf das gebirge reisete / alwo ihrer mutter schwester sich aufhielte;
Es fügte sich aber / daß ein Hirt den Ahusath / welcher in der schlacht verloren worden / unter den todten fande / und ihn / weil er noch ein leben in ihm vermerket / aus mitleiden mit sich in seine höle name /die ihm an stat einer hütten dienete. Sowol die treue pflegung dieser guten schåferleute / als des Ahusath starke natur / brachte zu wegen / daß er allgemach wieder aufkame. Weil aber dieser hirte / der nach Aim und zwar unter die fraue geh \ret / bei welcher die Aryda sich aufhielte / keine mittel hatte / seinen kranken mit diensamer arznei zu versehen / meldete er solches der frauen an: welche / von mitleiden bewogen /den verwundten in ihr haus bringen ließe. Die Aryda erkante ihn alsofort für ihren Ahusath / und wåre bald für freuden gestorben / den jenigen so unvermutlich wieder ersehend / den sie schon als todt beweinet hatte. Alle pflege / die nur auszusinnen / wurde an ihn verwendet. Weil aber ein hitziges fieber dazu geschlagen / als wårete es sehr lang / ehe er aller lebensgefar entkommen. Niemand erfure / daß er noch lebte: weil das ganze land mit krieg ůberschwemmet war / und sie zu Alim in den bergen sich verstecket hielten / von dar ihrer keines auf das platte land sich herfür wagen dorfte.
Es fiele aber dieser Krieg für uns so unglůcklich /daß alle fäste städte des reichs von dem Marsius erobert / und wir in die mauren von Ar eingeschlossen wurden: da dan unser untergang für augen war / und wir kein bässers glůck / als wie vordeme der K \nig von Moab gehabt / vermuten konten. Der ůberrest von den Ammonitern / hielten zwar / in dieser fästen stadt / getreulich an ihrem König / und waren sie alle entschlossen / ihr leben bei uns aufzusetzen. Was half uns aber solches /
Derhalben fassete ich den schluß / als wir bereits in den dritten tag kein brod mehr hatten / und gienge mit allen frauenzimmer und kindern aus Ar hinaus / zu dem Marsius in das lager: dem wir ingesamt zu fuß fielen und ům gnade baten. Dieser gůtige herr / der die höflichkeit selber ist wurde durch dieses mein beginnen dermassen beweget / daß er alsofort die belägerung vor Ar ließe aufruffen / und seinen leuten gebote / lebensmittel in die stadt zu füren: welche der Prinz Daces / des Königs vetter / selbst hinein begleitete / und dabei meinem herrvattern / nicht allein den frieden / sondern auch die wiedereinråumung seines ganzen landes / anbote. Diese grosmütige that hätte nun billig des Hanons herze bewegen sollen / allen widerwillen und groll gegen die Teutschen faren zu lassen. Aber sein herz ward hierdurch nur noch mehr verhärtet / und täte ihm wehe / daß er also seinem feinde sich verpflichtet wissen solle. Euserlich zwar stellte er sich gar erkentlich / und tåte dem Daces alle ehr an: aber im herzen verbarg er die nůcke / die er nachgehends herfür brechen lassen. Der unvergleichliche
Diese zeitung erschallte zeitlich auch nach Aim /und zwar mit dem zusatz / daß Marsius mich liebte: welches dan im ganzen lande für wahr ausgesprochen wurde. Der kranke Ahusath / solches gläubend / geriete hierdurch in solche betrůbnis / daß die Aryda eine merkliche verschlimmerung an ihm verspůrte /und mit grosser herzens qual sehen muste / daß seine krankheit täglich zuname und ärger wurde. Weil er nun den tod vermutete / zuvor aber seine liebe mir deutlich er \fnen wolte / als bate er die Aryda / ob es ihr nicht müglich wåre / ihm zu verhelfen / daß er die Prinzessin von Ammon / vor seinem sterben / noch einmal sprechen möchte: welches diese barmherzige liebhaberin ihm zuwegzubringen verhieße / auch nicht seumte / alsofort iemand an mich abzufärtigen. Ich entfinge demnach einen brief / in welchem ich von ihr auf die allerbeweglichste art hierům ersucht wurde. Ich kan nicht leugnen / daß ich vorher des Ahusath tod beweinet und beklaget: nunmehr aber / da ich von seinem leben / das doch nun nicht båsser als der tod war / nachricht bekommen jammerte mich seiner so sehr / daß ich ihm diese lezte erquickung nicht versagen konte / und daher mich entschloße / der Aryda bitte zu wilfaren und sie zu Aim zu besuchen. Ich konte sicher dahin kommen /
Als ich zu diesen kranken gekommen / merkte ich wol / daß meine gegenwart ihm ungemeine erquickung brachte und sagte er zu mir / nach abgelegten begrüßungen / mit schwacher stimme: Wollen sie wol / große Prinzessin! nach so vielfältig bezeigten gnaden / noch diese lezte und gröste hinzu thun / daß ich die fürneme person nennen m \ge / die der kůne Ahusath zu lieben sich unterfangen d \rfen? Ich begehre /auser diesem / nichtes mehr in der welt / und wil nachgehends gerne sterben / wan ich zuvor mein herz hiervon werde erleichtert haben. Redet kůnlich / edler ritter! (antwortete ich ihm) und seit versichert / daß ich) / euer geheimnis zu verschweigen / mich getreu erweisen werde. So sollen sie den wissen (fure er hierauf fort zu reden) daß Ammonide schönheit mehr / als ihr hoher stand / mich bezwingen k \nnen; daß ich in betrachtung des lezten / mich nicht abschrecken lassen / daß erste zu verlangen / und zwar mit solcher ehrsucht / daß ich nicht sonder hofnung gelebet / dermaleins den genus von meiner liebe zu erlangen. Ich war so verblendet / schönste Prinzessin! daß ich vermeinte / ich müste sonder zweifel eine kron erwerben: weil mir der himmel in den sin gegeben / eine Königstochter zu lieben. Nun aber spüre ich wol / daß keine irdische kron mir bestimmet gewesen / und daß der himmel dem großen Marsius das glůck ausersehen / welches ein nichtswůrdiger Ahusath begehren d \rfen. Derohalben lebet wol / mit diesem glücklichen liebhaber! Nur gönnet mir / in mein grab den trost mit mir zu nemen /
Die gemütsbewegung / womit er dieses herfürbrachte / mattete ihn dermassen ab / daß ich die lezte worte kaum vernemen konte. Weil ich ihn nun wie einen sterbenden ansahe / als wolte ich ihm / so viel mir müglich / sein leiden nicht schwerer machẽ / sondern vielmehr ihm tr \stlich erscheinen. Demnach gabe ich ihm eine solche antwort: Ihr seit / edler Ahusath! nicht in solchem zustand / daß ich ůber euer beginnen mich beschweren d \rfe; finde euch auch in eurer liebe so venůnftig / daß solche bei mir mehr ein mitleiden als unwillen erwecket. Härte euch der himmel eine kron gegönnet / so solle Ammonide so willig euer / als eines andern / geworden seyn. Marsius aber hat dergleichen gedanken gegen mir nicht / die ihr euch einbildet / wird also dieser mich nicht hintern /euer andenken stäts in meinem herzen zu hegen und zu verehren. O unbeschreibliche güte! (rieffe hierauf der halbtodte Ahusath) wie seelig bin ich in meinem sterben! Alles leiden wird mir hierdurch reichlich ersetzet / so ich in meinem leben ausgestanden: Als er diß gesagt / befiele er mit einer starken onmacht: daher ich / nicht anders vermeinend / als daß er jezt stürbe / voll tränen von ihm gienge / und den leuten im haus rieffe / ihm in seinem tode beizuwonen.
Er erholete sich aber bald wieder / und brache damit die krankheit: daher / von dem tag an / die årzte gute hofnung gaben / daß er wieder aufkommen würde. Aryda wurde hierüber \ffentlich so erfreut /als wie ich es heimlich ware. Nachdem ich etliche tage daselbst zugebracht / und auf die růkkehr gedenken muste / besuchete ich noch einmal den Ahusath /wiewol in beiseyn der Aryda / (damit ich von seinem anligen ihn nit ferner
Als ich ihm erlaubet / in Milcoms tempel mich zu sprechen / erzehlte er mir dieses alles: hinan fügend /wie er es für eine sünde hielte / sich länger also anzustellen und wider seine wahre liebe zu handeln. Weil ich / bei seinen gesunden tagen so ein mitleiden / wie in seiner krankheit / ihme zu erweisen / nicht für n \tig hielte / als bezeugte ich ihm hierauf / daß mir nicht anstünde / hiervon zu h \ren / und m \chte er nun bässere ehrerbietung gebrauchen /
Wenig tage nach seiner abreise / fande ich in meinem cabinet etliche zeilen auf bast geschrieben / von denen ich nicht weiß / wie sie dahin gekommen / welche also lauten:
Es käme in der zeit der K \nig Marsius / mit seinen völkern / aus Moab wieder zurücke / nach Basan zu gehen: da er dan / sein wort zu halten / den Prinzen Daces mit den kriegsheer ließe fůrausgehen / er selbst aber mit wenig bedienten uns in Ar zu besuchen / und den friedensbund zu vollziehen / sich ansagen ließe. Das frolockẽ hierüber an unsrem hofe / war allgemein: wiewol mit dem unterschiede / daß der König von Ammon / mein herrvatter / sich dieser gelegenheit freute / den grossen Marsius in seine falle zu bringen; wir andere aber an der grosmut eines so mächtigen nachbarn / der unser bundsverwander werden wolte /uns unschuldiger weise ergezten. Wie nun Marsius /sich keines bösen versehend / zu uns in Ar kame / da ihn der Prinz mein bruder / mit allem m \gligsten pomp einholen müssen: sahe mein herrvatter diesen K \nig nicht sobald zwischen seinen ringmauren / da ließe er ihn unverantwortlich-tůckischer weise / an stat königlicher bewirtung / in ein gefängnis verschließen / und schriebe so fort an die rebellische in Basan / Moab und auf der Ammoniter gebirge / daß sie nun das joch der Teutschen vom halse werfen und ihme beispringen solten / weil er den K \nig von Basan hätte in seine gewalt bekommen.
Man kan ermessen / wie ich mich an diesen beginnen
Als man am folgenden morgen erfure / daß der König von Basan nicht mehr vorhanden wåre / wolte mein herrvatter über diesem verlust von sinnen kommen. Keine bemühung und nachforschung wurde versparer / ům zu erfaren / wie dieses wäre zugegangen: wiewol alles vergeblich abliefe. Also sahe nun Hanon seine hofnung zu wasser geworden / samt allen den
Ich gläube nicht / daß iemals ein größerer grim einen menschen überfallen / als wie der König bei sich befande / da er dieses vernommen: und bannete er auf einmal alle våtterliche liebe so gar aus seinem herzen / daß er uns verrätere des vatterlandes scholte /und in Rabbath / alwo damals die hofstatt war / in gefångliche haft bringen ließe. Es wurde auch / ům uns von der krone ganz auszuschliessen / von einer anderweitigen verheuratung des K \nigs geredet: massen meine fraumutter fůr längst gestorben und mein herrvatter bisher in einsamen
Es fůgte sich / kurz hierauf / daß unser vetter / der Hadoran von Moab / aus Elam zu dem K \nig nach Rabbath kame / und ihn ům hůlfe ersuchte / sein großes vorhaben wider Moab ins werk zu richten: welches ihm auch zugesagt / und alle anstalt / Rabbath Moab zu überfallen / gemacht wurde. Diesen nun jammerte meines bruders und meiner: daher er uns /fast auf gleiche art / wie wir dem Marsius aus Rabbath / darvon halfe. Wir schieden uns vor der stadt: da Baalis den weg nach Basan vor sich name / ich aber nach Tyro zu unserer mutter brudern reisete.
Weil es aber an selbigem hof mir also ergienge /daß iederman mich ansahe / als eine unglůcksfakel /die leicht ihr land in kriegesbrunst setzen können / befande die Königin Delbois für gut / mich nach Babel zu ihrer schwester zu senden: dahin ich auch / mit der Timna / reisete. Mein herrvatter hatte diese meine reise ausgekundschaftet / und mich bis in Mesopotanien verfolgen lassen: da der Aryda bruder / welcher diese nach mir ausgesandte gefůret / mich antraffe /auch bei nahe hinweg bekommen / wan nicht mein gutes glůck den Prinzen Abimelech und den Ahusath mir håtte zu hülfe geschicket. Diese nun erretteten mich / von ihnen / und brachten mich sicher nach Babel: worbei der erfreute Ahusath mir bezeugte / wie daß er / ungeacht er nichtes sagen d \rfte / dennoch seine alte gedanken gegen mir beständig hegte.
Wie es mir hierauf in Babel / folgends in Ninive /und letzlich hier in Syrien / diese jahre her / ergangen /
Nun aber auf diese unvermutete anwerbung zu kommen / so sollet ihr wissen / daß / wie man mir gestern berichtet / die mishelligkeiten / zwischen Ammon und den Philistern / bisher noch immer gedauret: bis letzlich beider Cronen bediente sich dahin bemühet / durch eine heurat zwischen dem Prinzen Abimelech und mir / das alte vertrauen nicht allein wieder aufzurichten / sondern auch / mit andern Canaanitern / wider den tyrannischen Beor einen neuen bund zu schließen: weil sie dessen erhebung ůber die andere Canaanitische Könige / nicht länger gedulten wollen. Dieses ist ihnen nun geglůcket / und hat mein herrvatter sich bequemet / in betrachtung des Prinzen Abimelech / meinen bruder und mich wieder zu kindern aufzunemen: welches dan verursachet / diese gesandschaft hieher abzuordnen. Nun sehe ich im geringsten kein mittel / dieses zu verhintern: weil hieran / nicht allein mein einiges und höchstes glück / sondern auch die wolfart von Ammon / ja von auch ganz Canaan / hånget und beruhet. Ich weiß wol / daß Abimelech / nicht aus liebe / sondern aus andern stats-ursachen / mich
* * *
Sie beschließen ihre erzehlung (sagte hierauf Mehetabeel / als Ammonibe aufgeh \rt zu reden /) mit einem reim: und zeigen damit an / daß nichtes / als dieses / wie es nun gekommen / sich bässer fůr die Prinzessin von Ammon gereimt hätte. Dieses ist von mir unwissend geschehen: (gabe Ammonide zur Antwort /) massen meine sinne iezt nicht so aufgeraumt sind / verse zu stellen. Wozu dienet aber diese unruhe? (sagte Mehetabeel) Ich sehe nicht / worüber meine Prinzessin sich hierbei sonderlich zubeklagen habe: da sie ja alle die gedanken gegen den Ahusath behalten d \rfen / die sie vordeme gegen ihm geheget /sonder daß dem Abimelech darin einiger abbruch widerfare. Ach Mehetabeel! (sagte Ammonide) mich jammert nicht allein des armen Ahusath / welcher hierbei viel verlieret; sondern auch ich leide verlust /indem ich gegen ihm die gedanken nicht mehr hegen darf / die mir sonst von ihm beigewonet. Diese lezte worte
Woher komt es aber immermehr / (fuhr diese Fürstin fort / zu fragen) daß der mächtige König von Basan meine Prinzessin so hülflos gelassen / und nicht einmal / in diesen jahren / als sie aus Ammon seyn můssen / nach ihr gefraget / da sie doch allein seinet wegen alle diese verfolgungen ausgestanden? Ach! dieser unvergleichliche König (antwortete Ammonide seufzend) hat \fters seine hůlfe wider Ammon mir anbieten lassen / wan ich sie nur hätte annemen wollen / und so lang er gelebet / sich iederzeit meinen sonderbaren freund erwiesen. Ist dan dieser K \nig nicht mehr im leben? (fragte Mehetabeel ganz begierig) und welchergestalt mag dan dessen tod sich begeben haben? Ich darf von diesen dingen / (sagte Ammonide) wegen eines harten eides / der mich bindet /nichtes melden: darum dringet nicht ferner in mich /und seit damit zu frieden / daß ihr wisset / dieser große König sei nicht mehr unter den lebendigen.
Sie stunden hiemit beide auf / weil die Ammonitische gesandten / wie auch die Fürsten Husan und Thaxe / neben der Perseis / Casbiane und Merene /dazu kamen / und dieser braut des Prinzens der Philister aufwarten
Weil durch ganz Aroer / das gerüchte von dieser heurat erscholle / als war die Timna nicht die lezte /so hiervon nachricht erhielte. Wiewol sie nun sich unpåslich befande / welches sie verhintert hatte / daß sie in etlichen tagen nicht zu ihrer Königin gekommen: so vermochte sie doch / nach dieser erhaltenen zeitung / nicht länger der kammer zu hüten / sondern eilete /so matt und schwach sie auch war / gegen abend zu ihrer Königin. Sie fande dieselbe im bette / und wurde gleich vorgelassen / da doch sollst iederman abgewiesen worden. Ihre bestürzung ließe sie kein wort herfůr bringen / weil sie die sch \ne K \nigin so entstellt fande / daß mitleiden und schrecken sich bei ihr zusammen gesellte: daher sie / sonder die gebürende ehrerbietung in acht zu nemen / auf einen sessel niederfiele / und also ihre K \nigin mit unverwandten augen ansahe. Was dünket euch / Timna! (hube diese sch \ne an zu reden) ům euren Abimelech / dessen wort ihr ståts bei mir so treulich geredet? hättet ihr euch wol můglich einbilden k \nnen / dieses zu erleben / was nun geschehen ist? Ach gnädigste Königin! (antwortete Timna) ich glaube es noch nicht / ja es ist unmüglich /
Als die Timna / vor verwirrung / hierzu nichtes redte / fuhre ůber eine weile die K \nigin also fort. Erinnert ihr euch noch wol / als die Prinzessin von Ammon neben euch nach Babel kame / wie sie sowol als Abimelech err \tete / als der K \nig von Assyrien mit diesem Prinzen scherzte / daß man für ihn diese sch \ne Prinzessin fleißig aufbewaren wolte? Solte nicht schon damals Ammonide das in der that besessen haben / wozu ich den namen herleihen müssen? Ja wisset ihr auch noch / wie sie mich verraten / und dem Belochus entdecket / daß Abimelech bei uns in eurem zimmer gewesen? Ach wie war ich doch so gar blind /daß ich diesem betrieger geglåubet! und schmerzet mich nun nichts mehr / als daß ich ihn geliebet habe. Bedenket / Timna! in was unschuld ich mit ihm gelebet / und wie ich ihme mich vertrauet: massen ich noch gestern ihn allen meinem Fůrsten und haubtleuten fůr einen General fůrgeschlagen / in meinung / ihn zum König von Syrien zu machen. Nichtes gehet mir so nahe / als der schimpf / daß Abimelech nun über mich mit seiner Ammonide frolocken sol /und bin ich deswegen mir selber feind: und eben darum bin ich so schwach / indem ich dieses zu herzen fasse. Hat dan der Prinz / (fragte Timna) dieses sein beginnen / bei E. Maj. gar nicht entschuldigen lassen? Nicht ein gruß / (antwortete die K \nigin) nicht ein wort / ist mir von ihm angebracht worden. O grausame undankbarkeit! (rieffe hierauf Timna). Ich erstarre / wan ich diesem recht nachdenke / und finde nicht das allergeringste / womit ich diesen Prinzen entschuldigen konte.
Ach! Timna / Timna! (sagte die K \nigin) euer böser anschlag / die Aramena betreffend / und eure verschwiegenheit / da ihr den Prinzen / euren vettern /in meinem frauenzimmer gewust / und mir es nicht geoffenbaret / sind wol große schulde mit / daß es also ergangen ist. Diese entfindliche fürrůckung sezte die Timna halb in verzweiflung: daher sie / voll trånen / vor dem bette niederfallend und der K \nigin füße kůssend / dieselbe inständig bate / daß sie doch solche t \dende worte gegen ihr nicht mehr gebrauchen wolte. Es mag vielleicht (täte sie hinzu) eher dem Abimelech zu ohren gekommen seyn / daß Elihu sollen Syrischer K \nig werden: weswegen er zu solch einem unvetantwortlichen beginnen sich entschlossen. Weil die K \nigin wol warname / daß die gute Timna ohnedas wegen ihres Eliphas h \chstbetrůbet war /wolte sie nicht leiden zu leiden setzen / hielte ein mit diesem vorwurf / und versicherte die Fürstin / daß sie ja so sehr / wie vordessen / sie liebte und sich ihr vertrauen wolte.
Als nun diese trostworte die Timna wieder aufgerichtet / redten sie beide ferner von diesem fr \mden handel / und sagte unter andern die K \nigin: Ich muß / zu meinem eignen leidẽ / auch das entfindliche anligen meiner liebsten C \lidiane mit fůlen / welche nicht zu tr \sten ist / daß Abimelech sie also verlassen. Ich hätte heut ihr zum trost eröfnet / wie ich so wol / und vielleicht mehr als
Ach Abimelech! (sagte hierauf die Königin bei sich selber) must du nun den namen eines betriegers davon tragen / da du jedesmal in solchem tugend-rum geschwebet? wie mag dieses doch immer zugehen? Scheinet es doch / der himmel habe / mich zu straffen / verhängen wollen / daß du / ô ehemals liebwůrdiger Prinz! hast müssen aufh \ren zu seyn / was du sonst allezeit gewesen bist! Doch was gedenke ich? (finge sie ůber eine weile an / mit stårkerer stimme /) nimmermehr hat in dir wahre tugend gewonet: dan diese ist unendlich / und bleibet / wo sie einmal sitz genommen. Darum leget man dir billig den namen zu / daß man dich einen betrieger nennet. Aber wie? vielleicht ist dein kindlicher gehorsam hieran schuldig / dazu ich dich ja selber so oft ermanet / der dich nun zwinget die Ammonide zu ehlichen? Wol! diese pflicht mag so weit gelten / als sie kan: sie håtte dir aber nicht verwehren k \nnen / mir vorher darvon nachricht zu geben. Nein! Nein! es ist allzu klar / (fuhre sie fort) daß du schuldig bist. Du hast meine verachtung und meinen haß verdienet: die sollen dir auch / weil ich lebe / ja so beståndig / als ehmals meine liebe /verbleiben. Timna h \rte alle diese harte worte der schönen K \nigin / und befande sich selbst so verbittert über den Abimelech / daß es ihr eine grausame freude war / diese entschließung zu vernemen:
Indem wurde der Königin leibarzt angemeldet /welcher / als er fůrgelassen worden / ihren zustand /seit selbigen morgens / gar nichtes verbåssert fande. Er wuste zwar nicht eigentlich ihr rechtes anligen /konte aber wol so viel mutmassen / daß ein großer schrecken diese verånderung in ihrem leibe muste verursachet haben. Demnach riete er der Königin / die warme båder unsern von Aroer zu gebrauchen / und zwar je eher je båsser. Die Königin entschloße sich /diesem rat zu folgen / und die fůrgeschlagene Cur nåchster tagen anzusahen. Weil der C \lidiane zustand mit dem ihrigen gleichf \rmig war / als wolte sie dieselbe auch mit darbei wissen. Demnach / als sie folgenden tags sich etwas stärker befande / fuhre sie zu dieser trostlosen Prinzessin / die nun wieder in ihren eignen verordneten palast sich hatte bringen lassen. Sie traffe vor ihrem bette bei ihr an / die Königin von Salem / neben der Prinzessin Jaelinde: welche beide dieser betrůbten mit trost zusprachen / und deren leiden mit ihrem erbärmnis vergesellschaften halfe. Weil der Königin von Syrien unpäßligkeit so kündig als kentlich war / bezeigten C \lidiane und die andern /desto höhere erkentlichkeit wegen dieser besuchung /und urteileten daraus die herzliche liebe / so die K \nigin zu dieser Prinzessin tragen muste.
Ich komme / allerliebste C \lidiane / (begunte diese schöne Aramena sie anzureden) in der hofnung / euch stärker als vor zween tagen zu sehen / und wolte erfreuet seyn / wan ich von euch hören m \chte / daß ihr des Prinzen von Gerar vergessen håttet. Vergessen! (rieffe Cölidiane) ach weh! wie ist das můglich? Ich liebe den Abimelech / ungeacht seiner untreue / und wil ihme dieses
C \lidiane wurde gleich einem steinernen bilde / als sie diese unverhoffte mähre von ihrem Abimelech
Als Jaelinde / über diesen worten / von der schönen K \nigin angesehen wurde / sagte sie: Ich scheue mich nicht / dieses zu gestehen / daß ich den edlem Cimber in seinem leben / und auch nun nach seinem tode / geliebet / ob gleich eine viel wůrdigere / als ich bin /sein herz eingenommen. Ich wil auch bei dieser gelegenheit / nicht bergen / daß eben diese die K \nigin von Syrien gewesen / die er mit der ehrerbietigsten liebe von der welt angebetet und verehret. Was saget ihr / Prinzessin von Caphtor? (fragte die Königin) wan ihr kentnis von dieses Prinzen begebenheiten habt / so werdet ihr ja wissen / an welchem ort er geliebet. Ich merke wol (antwortete
Ich habe diesen großen Fůrsten (erwiderte die K \nigin) iederzeit so hoch geachtet / indem ich ihn für des Adimelech freund / nicht aber fůr seinem mitbuler angesehen / daß ich nicht wůste / wie ich iemanden meine vertreuliche freundschaft vollkommener zuwenden könte: niemals aber habe ich etwas von deme gemerket / wessen ihr mich überreden wollet. Wan mir vergönt ist / die übergebene schriften zu durchsehen / wil ich künftig mich erklären / wie weit meine beglaubigung diese nachricht verm \ge anzunemen. Wie nun Jaelinde der Königin dieses lådlein ůberlassen hatte / sagte Cölidiane: E. Maj. sehen / wie die beide unglückselige kinder von Caphtor / die gr \ste und sch \nste K \nigin der welt zu ihrer mitbulerin
Die verständige K \nigie Eurilinde / diese edle und betrůbte gesellschaft von ihren traurigen gedanken ein wenig abzubringen / brachte hierauf andere dinge auf die bahn / und veranlaßte / daß so wol die Königin von Syrien / als die C \lidiane / an ihr begehrten /ihren und des Melchisedech lebenslauf ihnen zu erzehlen: welches sie / wie sie der Jaelinde vordeme gethan / verrichtete; womit dan die zeit verliefe / in welcher ihre zuh \rerinnen der betrachtung ihres eigenẽ leidens anstand geben musten. Weil nun Eurilinde /wie sie von dem Ammonitischen gesandten verstanden / zu ende ihrer erzehlung mit hinan fügte / daß iezt die meiste Könige in Canaan / einen bund wider den Beor zu machen / und den Melchisedech zu erlösen / im werk begriffen wåren / sagte die
Ach allerliebste K \nigin! (sagte Cölidiane) was hatte ich dan verschuldet / daß man mir nicht eher entdecken wollen / wie ich mich in meiner liebe betr \ge? da nun diese liebe in mir so fäste wurzeln gesezt /daß / ungeacht des Abimelech untreue / ich doch nicht von ihm lassen / noch ihn hassen kan. Hätte dieser Prinz zu Salem mir gesaget / wie er bei der sch \nsten K \nigin der welt in gunsten stünde: so wolte ich gut zeit abgelassen haben / mir die einbildung zu machen / die nun in mir eine ewigwärende unruhe erwecken wird. Wie hat dieser Prinz (antwortete die K \nigin) meiner Prinzessin seine liebe gegen mir entdecken können / da er dieselbe niemals im ernst gehabt? Daß aber ich damit verschwiegen gewesen / daran ist allein mein mitleiden schuldig: welches ich doch endlich überwinden wollen / in dem ich nach Cus den eigentlichen verlauf geschrieben / so aber meiner Prinzessin nicht ist zu handen gekommen. Ach daß dan (rieffe die betrübte C \lidiane) diese briefe sind verloren worden! lieber wolte ich ja meinen Abimelech E. Maj. als der Ammonide / geg \nnet haben. Und ich (widerredte die Königin) gönne ihn niemanden weniger / als euch: weil seine leichtsinnigkeit ihn / die vollkommene Cölidiane
Selbiger Tag war zur abreise der Ammode bestimmet: und weil nun den Prinzen Abimelech alle Syrer und Niniviten fůr ihren General hielten / wolte ein jeder dieser seiner braut eine sonderbare ehre bei ihrem abzug erweisen. Die gassen in Aroer waren alle mit teppichen und blumen bezieret / alwo sie herdurch kommen solte. Das geth \n der trompeten / harffen /pauken und pfeifen erschallte überall: und weil selbiges / so wol die K \nigin von Syrien / als die hochbetrübte C \lidiane / aus ihrer ruhe gebracht / da sie beide erst gegen den morgen eingeschlummert waren /erinnerten sie sich der glůckseligkeit ihrer mitbulerin. Dieses nun verdoppelte ihre schmerzen / und risse ihre tieffe wunden von neuem auf: also daß sie nicht anders dünkte / als ob sie eine todenmusik vernämen /die alle ihre freude zu grab bringen solte. Niemals war Abimelech
Als indem die Perseis kame / und sie berichtete /wie die Ammonide / abschied zu nemen / sich anmelden ließe / und sie sich erinnerte / daß diese ihr raubte / was sie fast durch ihre ganze lebenszeit so herzlich geliebet: stunde sie lang bei sich an / ob sie dieselbe solte fůr sich kommen lassen. Endlich ůberwunde sie sich / und befahle / ihr ein lädlein auf das bette zu bringen: aus welchen sie verschiedene sehr k \stliche kleinodien hervorlangte / die ihr alle der Abimelech ehmals geschenket hatte / mit denen sie die Ammonide begaben wolte. Sonder trånen / so hart sie sich auch hielte / konte sie von diesen teuren pfanden ehmaliger liebe nicht abscheiden. Es ware unter andern darbei / des Prinzen Abimelech bildnis / in einer diamanten-schachtel verwaret: welches sie \ffnete / und mit verwunderung die diesem Prinzen aus den augen herfürleuchtende treu und aufrichtigkeit betrachtete /welche er doch nun nicht an ihr erwiesen. Sie verschlosse es aber geschwind wieder / weil sie entfande / daß ihr haß gegen ihm sich verminderte / ie länger sie ihn ansahe. Endlich sagte sie zu diesem todten bilde: Nun gute nacht / Abimelech! lebe wol! ich banne dich hiemit ewig aus meinen augen und gedanken.
Nach diesem gesprochenen endschluß / ließe sie der Ammonide sagen / daß sie wol zu ihr kommen möchte. Selbige erschiene nicht lang hernach / und name ihren
Bei der Königin von Syrien war nun der fürsatz fäst gestellet / nicht mehr an den Abimelech zu gedenken. Und ihre gedanken von ihm desto eher abzuziehen / ließe ihr das lädlein mit des Cimbers schriften langen / das ihr von der Jaelinde war zugestellt worden. Wie sie nun solches durchsuchte / fande sie darin nicht allein verschiedene beschriebene täfelein und zettel / sondern auch mit h \chster verwunderung / ihr eigenes bildnis / welches dem jenigen gleich sahe /daß ehmals in Ninive / bei des Ninias angestelltem ritterspiel / ein frömder ritter davon gebracht und gewonnen hatte. Sie gedachte bei sich selbst / ob dieser Fürst wol m \chte der ritter gewesen seyn: konte es aber / allen ümstånden nach / unmüglich glåuben. Sie besahe hiernåchst einen zettel von bast / der ům dieses kleinod gewunden war / und sie folgendes lesen ließe.
Weil die Celten und Teutschen / die heilige jungfrau / unter den namen der Isis / verehrten / als begriffe die K \nigin leicht / was den Cimber / ihr diesen namen beizulegen bewogen hätte. Als sie ferner suchete / kame ihr folgendes in die hände.
Die schöne K \nigin erinnerte sich ganz wol / daß der edle Cimber stäts eine solche liebens-art von sich hatte blicken lassen: die sie aber allein auf die Prinzessin Hercinde / und nicht auf sich selst / deuten können. Wie sie ferner nachsuchete / zeigte sich ihr folgendes:
Von diesen reimen vermutete die Königin / daß sie Cimber wůrde auf die ihrigen gemacht haben / die sie ihm vor ungefär sechs wochen / zu Damasco im garten / zu lesen überlassen. Also wurde sie immer begieriger / die folgende täfelein zu durchsehen / üm ferneres licht von deme / das sie unmůglich glauben konte / zu erlangen: da dan das vierte also lautete.
ô himmel! diese plagen /
Daß die Prinzessin Jaelinde hiemit muste gemeinet seyn / konte die K \nigin leicht ermessen: ob aber sie selbst hierbei sollen verstanden werden / das wolte ihr noch nicht zu sinne / weil Cimber ihr für gewiß seine liebe zur Hercinde beschrieben hatte. Sie fande hierauf ein klinggedicht / das ihr v \llig aus dem traum halfe / und also redte.
O bescheidener liebhaber / (rieffe die K \nigin) deßgleichen kaum jemals der erdboden gehabt. Ich darf mich nicht entsehen / dich zu beklagen: da Abimelechs untreu / und dein tod / mir solches wol erlaubet. Hiernächst zeigte sich ihr eine schrift / welche sie nicht sonder entfindlichkeit lesen konte / die also lautete.
Nun sehe ich erst / (hube die K \nigin seufzend an zu sagen) was den Abimelech wendig machet: nämlich das falsche gerůchte von meiner und des Disons liebe / und daß ich diese betriegliche Aramena / so wol wissentlich bei mir gedultet / als endlich gar soll geliebet haben. Ach Prinz! wan dieses dich bewogen hat / mir unbeständig zu werden / so kan ich dich nicht verdenken / daß du auch / den gehorsam gegen dem König der Philister / dich zu dieser entschließung antreiben lassen. Aber wie? (fuhre sie fort / auf kurzes nachdenken) hast du wol / ô Abimelech! einem so ungegründten gerüchte so bald trauen / und auf so eine rache gedenken können / da du dein leblang mein herz anderst gekant / daß es zu solcher leichtsinnigkeit nie gemeint gewesen? Nein! nein! dieses entschuldiget dich nicht: massen du ja / in solchem fall / wol eher auf die Cölidiane / als auf die Ammonide / würdest gewehlet haben / wan ja andere / als bloße staats-gedanken und eigennützige ränke / dich von mir abgezogen. Wie sie dieses gesaget / griffe sie nach dem siebenden täfelein / daraus sie dieses lase.
Hierauf name sie wieder eines herfůr / dessen überschrift lautete: Als er einen neuen mitbuler besorgte. Sie wurde aber / solches zu lesen / durch die Timna behintert / die wegen ihrer noch anhaltenden unpåslichkeit / und wegen traurigkeit des gemůtes / mit der Ammonide nicht war hinaus gefahren / sondern indessen / ihre liebste Königin zu besuchen ihr fůrgenommm hatte. Mit was für arbeit / (fragte sie die K \nigin) finde ich E. Maj. beunmůßigt? Wol mit recht sonderlicher / (bekame sie zur antwort) und werdet ihr neben mir euch verwundern / wan ich euch sage / daß der edle Cimber / der unlängst so unglücklich sein leben verlieren müssen / mich geliebet habe. Dieses wundert mich darüm / (antwortete Timna) daß ich verneme / wie E. Maj. kentnis hiervon erlanget: sonst aber ist es mir nicht verborgen gewesen / massen dieser große held es mir entdecket. O gar zu verschwiegene Timna! (rieffe die Königin) was hat euch dan immermehr beweget / mir auch dieses zu verhelen? Der schwere eid / (gabe sie zur antwort) welchen Cimber von mir genommen / weil er
Ich kan hiervon (fuhre Timna fort) nichts anders sagen / als wie sie beiderseits mich berichtet. Es bliebe auch nit bei dieser vertreulichkeit / sondern Cimber gienge noch weiter / indem er / durch veranlassung dieser seiner vorgegebenen schwester / die / in meinem beiseyn / seiner liebe gegen E. Maj. erwehnet /mir gestunde / üm mich zur verschwiegenheit zu bringen / daß er die damalige Königin von Ninive liebte. Ich hab mit höchster verwunderung diesen bericht angeh \ret / weil ich üm die große und verbindliche freundschaft zwischen ihm und dem Abimelech wuste. Er aber bedeutete mir / wie diese seine liebe also beschaffen wäre / daß sie dem Prinzen von Gerar keinen eintrag täte; und suchete er / in dieser seiner trostlosen liebe / nichts mehrers als die freiheit zu lieben / sonder einige hofnung der gegenliebe. So frömd mir nun diese liebens-art fürkame / so sehr bewunderte ich diesen grosmütigen Fürsten: der mich auch wie gesagt / mit einen schweren eide / dieses zu verschweigen / verpflichtete. Werden also E. Maj. es nicht ungnädig deuten können / daß ich ihm hierin bis in seinen tod bin getreu geblieben. Ich halfe auch / üm damals meine ehre zu retten / mit auf die bahn bringen / daß der Cimber seine schwester für seine liebste ausgeben muste: welches
Von diesem König / (antworte Timna) wie ich von der Mehetabeel gestern verstanden / sol das geschrei gehen / daß er tod sei: würde es also / auch in diesem stuck / nicht ůberein treffen; wiewol ich sonst nicht wol glauben k \nte / daß dieser große K \nig so lang /sonder erkant zu werden / in Syrien sich aufhalten können. So ist dan ganz gewiß / (fragte die K \nigin) das Hereinde des Cimbers liebste nicht gewesen? Es ist / wie ich sage: (wiederholete Timna) und kan ich mit Gott beteuren / daß ich nie anders von ihm gehöret / als daß sie sich fůr seine schwester ausgegeben. Lasset uns ferner suchen / (sagte die Königin) ob etwan in diesem lädlein / das ich von der Jaelinde entfangen / noch einige erklärung dieser dunkelen dinge sich finden wolte. Solches sagend / zoge sie aus dem lådlein herfür / einen seidenen gewirkten beutel und aus demselben / als sie ihn eröfnet / verschiedene kleinodien. Das erste war ein goldstück / worauf zweier damen brustbilder erhoben getrieben waren: auf der andern seiten stunden in Celtischer sprache ihre namen (die die Königin / als die so viel Celtisch von dem Cimber gelernet / lesen und verstehen kunte) und hiese die vörderste / Valentia Fürstin der Janigener; die andere / Hesperia Fürstin der Janigener. Die Königin erinnerte sich aus der Hercinde erzehlung /daß darin dieser beiden schwestern meldung geschehen war. Sie besahe hierauf das andere klenod / welches ihr zeigte das bildnus
Hieraus erhellet / (sagte die K \nigin) daß Cimber nicht der Marsius k \nne gewesen seyn: weil er so klein aus Celten von seiner fraumutter gekommen /daß sie ihn mit solchem gedächtnis nicht versehen k \nnen. Doch wird vielleicht / (sezte sie hinzu) das folgende kleinod uns etwas mehrers sagen. Dieses war nun ein diamant / (wie man solche in einer Celtischen landschaft findet / die aber an tugend den diamanten aus Ophir sich nicht vergleichen) worin zwei bildnise / als der Hercinde Prinzessin aus Celten / und des Tuscus Sicanus Prinzens der Aborigener / geschnitten waren; auf der andern seite / stunden gegraben diese reimworte:
Nun ist das räzel gelöset / (sagte die Königin) und Cimber ist sonder zweifel dieser Tuscus Sicanus / den die Hercinde zum bruder angenommen: und weil er diese Prinzessin sehr geliebet / als hat er mir darin die unwarheit
Dieser dapfere held / (versezte Timna) mag gewesen seyn / wer er wolle / so bin ich doch versichert /daß er / wan er noch lebte / E. Maj. an dem undankbaren Abimelech hätte råchen sollen / und wolte ich mich so wenig scheuen / diesem unvergleichlichen Prinzen bei der schönen K \nigin von Syrien zu dienen / als sehr ich die zeit bereue / die ich ehmals /wegen des ungetreuen Philisters / bei der Königin von Ninive verloren habe. Nun dieser edle Celte nicht mehr im leben / (antwortete die K \nigin seufzend) kan ich solchen euren vorsatz euch wol zu gute halten: massen ich mich so geneigt finde / die gedächtnis dieses verschwiegenen liebhabers und unvergleichlichen heldens zu verehren / daß mir dessen standhafte ungemeine liebe eines teils zum troste dienet / in meinem jetzigen zustande / da der andere mich so schändlich betrogen. Indem sie dieses sagte / ließe sie zugleich die zären über ihre zarte wangen herab fließen.
Als sie endlich in dem beutel nichts mehr fande /und nun alle kleinodien wieder zusammen hinein gethan hatte / suchte sie weiter nach den schriften / und fande unter andern eines / daß sie der Timna folgendes inhalts fůrlase:
Dieses fürnemen / (sagte die Königin) wird nun dem guten Prinzen nicht mehr beiwonen / da er die eitelkeit abgeleget; er wird auch in der freude / darin er zweifelsfrei iezt wonet / erkant haben / daß er seine liebe zu etwas nichtiges gewendet. Ich wil aber / von nun an / die gedächtnis dieses Prinzen hoch verehren /und wan ich zu ihm / wie ich wünsche und einig verlange / bald kommen werde / ihm in reiner unschuld die liebe erweisen / die er in dieser welt zu genießen vergeblich verlanget.
Als sie dieses gesagt / schloße sie das lädlein wieder zu / weil sie den Prinzen von Seir / neben den beiden Prinzessinnen / ihrer und seiner schwester / an kommen sahe: die nun die Ammonide hinaus begleitet hatten / und ihr verlangen / die K \nigin zu sprechen /hiermit erfüllen wolten. Es war ihrer keinem unbekant / wie es mit dieser schönen Königin und dem Prinzen der Philister vordem gestanden: daher sie leichtlich abnemen konten / was diese unvermutete änderung fůr eine gemüts-bewegung bei der Königin müste verursachet haben. Die nasse augen / mit denen sie diese sch \ne funden / zeigten solches gnug an / und leuchtete ihrer aller mitleiden herfůr / als sie deren qual sahẽ / die aller welt liebe und h \chster verehrung mehr als wůrdig war. Dison fůrnemlich / konte sich hierůber nicht zu frieden geben / als deme
Wan wollet aber ihr / Prinz von Seir! (sagte sie ferner) euren weg nach Ninive fortsetzen? Verlanget euch dan nicht / eurer Aramena ein ruhiges reich zu verschaffen? Dison wurde ganz berötet / über diesen fürruck der K \nigin / und antwortete: Sol ich dan E. Maj. bei ietzigem verwirrten zustand verlassen? und darf ich nicht meine dienste hier anbieten / für dero wolfart zu fechten? Ihr werdet solches (widerredte die Königin) bäßer zu Ninive / als hier / verrichten k \nnen: zumal mir sehr viel daran liget / daß die ganze welt wisse und ehist erfahre / wie daß meiner schwester mein reich Ninive geh \re / und daß sie euch zum gemal und König erkieset habe. Ich werde auch /zu dem ende / morgen-tags / ehe ich von hier nach den warmen bädern abreise / den Ninivitischen zepter und kron / in gegenwart meiner Fürsten / meiner schwester ůbergeben: die dan schon wissen wird / wem sie solche anvertrauen solle. Es begunte zwar / diesem beginnen der Königin von Syrien / so wol die Prinzessin / ihre schwester / als der Prinz von Seir / sich zu widersetzen / und einzuwenden / daß sie doch die Ninivitische
Es mögen nun ungefår vierzehn tage seyn / seit daß ich mit viertausend Syrern / neben dem Canaaniter Aner / der eben so viel ihrer völker mitfürete /beordnet worden / ůber die h \he Amana zu gehen /und gegen Mesopotamien / zwischen Damasco und Acraba / bei einen paß mich zu setzen / üm auf des Belochus beginnen aufsicht zu haben: der aber / ungeacht alles angewandten fleisses / dennoch durch unser volk hindurch gebrochen und Damasco erreicht. Ich verlore wenig leute in diesem gefechte / welches wir mit den Assyriern hielten: weil sie vornemlich auf die Canaaniter getroffen hatten. Um aber diesen schaden /der unsere seite betroffen / zu ersetzen / suchten wir einen vorteilhaften ort aus / da der Prinz Bildat mit dem völligen Assyrischen heer durchziehen muste: welche wir so wol bewaretern / daß dieselbe nicht eher / als ietzund nach Damasco durchgelangen konten. Als ich etliche kundschafter ausgesendet / erfure ich von einem / der gar bis nach Acraba gekommen war / wie daß / alsofort nach des Belochus aufbruch /die Fürstin Dalimire / an stat ihme zu folgen / ihren weg nach
Diese zeitungen / so für uns gut zu seyn befunden wurden / machten / so wol die bei mir stehende Canaaniter / als auch meine Syrer / beherzter / also daß nun mit gr \ßerm muht / dem ankommenden Prinzen Bildat / der paß bestritten wurde: welcher mit dem ganzen heer still stehen / und nicht durch uns herdurch kommen konte. Weil er von unserer gemůts-änderung noch nichtes wuste / und die Syrer ansahe / als wan sie noch in friedlicher handlung mit seinem König stůnden / konte er sich ům so viel weniger in dieses feindliche bezeigen finden. Er sandte auch zu mir / als der ich sein naher verwandter bin / und ließe mich fragen / wie dieses gemeinet wäre? Ich verheelte ihm hierauf die warheit nicht / daß nämlich in Damasco / nach eigentlicher kentnis von E. Maj. person / alles ein anders aussehen gewonnen hätte / und wir nun nicht mehr für einen eingebildeten Syrischen K \nig / sondern für unsere Königin und den von ihr erwehlten Fůrsten Elihu f \chten / auch unsere freiheit wider die Assyrier bestreiten wolten. Dieser bericht machte den Prinzen so erhitzet / daß er mit aller macht in uns drunge: er konte aber nichtes schaffen /weil wir in einem vorteilhaften orte stunden / und mehr mit einem man / als er mit zehen / auszurichten vermochten.
Dergestalt nun hielten wir ihnen stand / bis der abgeschickte von E. Maj. zu mir kame / und die unvermutete post brachte / daß die Assyrier und Canaaniter
Als Nahor hiemit seine rede beschlossen / bedankte sich die K \nigin für seinen angewandten fleiß / und für die anbietung seiner ferneren dienste / sahe folgendes den Prinzen Dison an / und sagte: Wie sie nun fůr noch n \tiger / als zuvor / erachtete / daß er eiligst nach Ninive / ům der Dalimire bösem fürnemen zu steuren / sich wendete / und daß hieran keine stunde zu verseumen wåre. Der Prinz muste ihm dieses gefallen lassen / und wurde er am folgenden morgen /nachdem zuvor die Königin von Syrien / in gegenwart der anwesenden Ninivitischen Fůrsten / ihre schwester / die jüngere Aramena / zur K \nigin von Ninive ernennet hatte / nach Ninive zu gehen / beurlaubet. Die Ninivitische staats-gesetze / so wol auch der K \nigin Philominde leztes schreiben /
Weil diese sch \ne bisher ganz unerfahren in der liebe gewesen / als hatte sie noch nicht entfunden /wie schmerzlich es ankomme / von dem geliebten zu scheiden: daher dan ihre milde zåren / zu höchster vergnügung ihres verliebten Prinzens / hervordrangen / welche ihn so aus sich selber brachten / daß er langsam aus dieser entzückung sich würde haben erholen können / wan Ahalibama ihn nicht angetrieben håtte /hiervon ein ende zu machen. Diese treue schwester /sahe nun mit nicht geringerer wehmütigkeit / als die junge Königin von Ninive / den geliebten Prinzen abscheiden: und ward ihm / von ihnen beiden / tausendfältig glůck auf den weg gewünschet / welchen wunsch auch alle zurückbleibende Niniviten / mit seufzen gegen dem himmel / begleiteten. Tausend Niniviten gingen mit ihme fort / zu schirmung seiner person: denen die übrigen / wan die hůlfe aus Basan angekommen seyn würde / und noch einige von diesen Teutschen völkern / zu unterdruckung der Dalimire und ihres anhanges / folgen solten.
Die Königin von Syrien machte hierauf vorbereitschaft / mit der Cölidiane nach / den warmen bådern abzureisen: welches dan / weil selbige nit ferne von der stadt im gebirge gelegen / erst auf den nachmittag fürgenommen wurde. Alle die Königliche und große personen gaben diesen beiden durchleuchtigen kranken das geleite dahin: und machte der vorsichtige Husan die anstalt /
Der Königin leibarzt stellte alsobald / mit dem ordentlichen arzte / der bei diesen warmen bädern sich stäts befunden / eine beratschlagung an / wie diese drei durchleuchtige personen der Cur sich am bästen und nützlichsten bedienen solten: da dan / keine stunde zu verseumen / n \tig erachtet wurde / und wolten sie gleich den folgenden tag damit den anfang machen. Nachdem sie dieses abgeredet / verfůgte sich der brunn-arzt zu seinen andern kranken: unter denen einer fürnemlich seiner pflege höchst bedürftig war /der vor wenig tagen mit dem priester Abdastartus /seinem alten freund / aus Damasco dahin gekommen /und / üm verborgen zu bleiben / ein ganz abgesondertes haus / mitten in den felsen und klippen belegen /zu seiner wonung ausgewehlet hatte. Dieser war nun /der so wol am gemůte als am leib sehr schwache Prinz Cimber / den der getreue Abdastartus / seine gesundheit zu bef \rdern / heimlich dahin bringen lassen: muste er also diese pflege und wartung wider seinen willen annemen / und zugeben / daß man ihm sein
Dieser bericht verursachte neue beunruhigung in des verliebten Prinzen gemüte: massen er / sonder sich zu verwandeln / den namen seiner Königin nicht konte nennen hören. Abdastartus solches merkend /und des Prinzen gedanken auf etwas anders zu leiten /erzehlte ihm / was er den tag vernommen / wie nämlich der Philister Prinz / die Prinzessin von Ammon /als seine braut / aus Aroer hätte abholen lassen. Wie? Abimelech? (fragte Cimber) solte der wol auf diese weise sich haben rächen wollen? Als er hierauf sich etwas besonnen / stuzte er / und sagte weiter nichts /sondern h \rte nur wunderend alles an / was Abdastartus hiervon berichtete. Weil er allen dingen der welt so abgestorben / daß fast keine entfindlichkeit mehr in ihm ware / als bliebe auch sein meistes sinnen und verlangen nur dahin gerichtet / bald zu sterben. Weil ihme / alles in der welt / nur widerwillen und verdruß erweckte / als ware dieses insonderheit sein gr \ster kummer / daß er noch leben muste: massen auch /wan nicht fůrnemlich der himmel / und dan des Abdastartus sonderbarer treuer fleiß / dieses helden ungedultigen wunsch verhintert hätte / es unmüglich gewesen wäre / daß er so lang bestehen können.
Nachdem also / nicht allein er / sondern auch die andern in gew \nlicher unruhe die nacht hingebracht /und der tag nun wieder angebrochen / auch dieser Prinz das bad / so ihme von dem Abdastartus tåglich bereitet wurde / eben gebrauchen sollen / trate Tubal zu ihm in das zimmer: dessen unvermutete ankunft nicht so verwunderlich war / als dieses / daß er des Cimbers aufenthalt /
Der betrübte Prinz wandte hierauf die augen auf den Tubal / und begriffe leichtlich / daß der / wegen des Abdastartus und der seinen gegenwart / also redete. Er name / sonder zu antworten / das tåfelein aus des Tubals hand / und lase es durch: da er dan fast nicht einige zeile / sonder herzliches seufzen / zu rück bringen kunte. Wie? (sagte er bei sich selbst) kan wol die jenige mein gedächtnis nicht sonder tränen verehren / die mit solcher freudigkeit die zeitung meines todes vernommen? und wil die den Celten / in erinnerung meiner / zu dienste stehen / die den himmel darum gelobet / daß er sie eines solchen bösewichts /als ich seyn sol / entladen hat? O mehr als verwunderbare gleisnerei! Muß ich dan nur darum
Es wůrde dieser Prinz in seinen schmerzlichen nachdenken noch lang verharret haben / wan Abdastartus ihn nicht hätte daraus gebracht / mit der anfrage: ob er das bad gebrauchen / oder zuvor mit seinem angekommenen freunde sich allem besprechen wolte? Ich / habe nichtes mit ihm zu reden / (sagte Cimber) und gehen mich alle welthändel so wenig an / daß es mir ein last ist / davon zu h \ren. Aus diesen worten kunte Tubal wol abnemen / daß die allerheftigste traurigkeit des Cimbers gemüt müste ůberfallen haben /und wuste er sich immer weniger darein zu finden / je mehr er der sache nachgedachte. Weil Cimber das täfelein / so er ihm ůbergeben / unachtsamer weise bei sich niedergelegt / name er selbiges wieder zu sich /und sahe wol / daß er nicht das jenige damit ausgerichtet / was er ihm eingebildet. Demnach wurde er sehr betrübet / und fragte in geheim den Abdastartus /was doch er von des Cimbers krankheit urteilte? der ihme diesen trost gabe / wiedaß noch hofnung vorhanden / und das bad allmählig die traurigkeit des gemütes aufzuheben verm \chte. Ach so lasset ihn den fleißig baden / (sagte der beängstigte Tubal) und verseumet ja nichtes / was diesem helden sein leben fristen kan. Gleichwie nun Abdastartus von selbsten hierzu geneigt war / also triebe er / auf des Tubals ermanung /
Abdastartus / üm ihn aus seinen unruhigen gedanken zu bringen / fragte den Tubal / wie er sie doch immermehr an diesem abwegsamen verborgenen orte finden k \nnen? Weil ich euch vor vierzehen tagen zu Damasco verlassen / (antwortete Tubal) suchete ich /bei meiner widerkehr / meinen freund in dem vorigen hause / als ich / mit Egyptischen gesandten / die der Pharao Uchoreus an die Könige von Assyrien und Canaan geschicket / glücklich in Damasco angekommen. Als ich das leere haus gefunden / erfuhre ich durch nachfragen so viel / daß ihr / ehrwürdiger vatter! mit eurem kranken hieher gereiset. Ich eilete sofort euch nach / und gienge von haus zu haus / meinen freund und euch anzutreffen; da ich endlich / wie keines mehr als dieses ůbrig war / das glůck hatte / euch hier zu finden: dafür ich dem himmel danke / und von herzen wünsche / daß dieser ort so heilsam seyn möge / meinem freunde die gesundheit wieder zu bringen.
Daß wil ich (sagte Abdastartus) von dem gütigen himmel hoffen / nicht zweiflend / mein angewandter fleiß soll nicht vergeblich gewesen seyn. Euch aber hingegen zu berichten / mein herr! wie es uns / nach eurer abreise / in Damasco ergangen / so solt ihr wissen / daß die unvermutete ankunft des Königs von Assyrien / und unserer Königin flucht nach Aroer / daselbst alles in neue unruhe und verwirrung gesetzet: da teils Syrer zu den Babyloniern und Canaanitern fielen / teils noch beståndig unsere seite hielten. In unserem tempel wurde fleißig nach unserer Königin gesuchet / und wir sehr zugesetzet: weil man mich in grossem verdacht hielte / daß ich hiervon mehr wüste / als gestünde. Man fande den Fůrsten
Dieser wolte nun solcher gelegenheit sich bedienen / den zustand von Basan dem Cimber ausfůrlich zu erzehlen: er kunte aber kein gehör erlangen / da der Prinz ihn allein eiferigst antriebe / die angeko ene hülf-v \lker aus Basan der Syrischen K \nigin eiligst zu ůberliefern; und muste er ihm auch bei dem großen Teutates zuschwören / daß er weder der Königin /noch dem Suevus / noch einigem menschen / seinen zustand bewust machen wolte. Der Suevus weiß es aber / (wandte Tubal ein) daß der Cimber noch lebet /dem ich solches in Basan notwendig entdecken müssen. So weiß er doch nicht / (antwortete Cimber) daß ich alhier bin / und wil ich auch nicht / daß er solches eher / als nach meinem tod / erfahre. Tubal zoge hierzu die schultern / und muste sich zum gehorsam bequemen / den Cimber / sobald Abdastartus
Er funde sie / neben den beiden Prinzessinnen von Caphtor und der Ahalibama / bei dem gesundbrunnen / da sie eben zu trinken angefangen hatten. Der erfreute Husan fürete diesen Celten vor seine Königin / ihr mit kurzen worten die ursach seiner ankunft vermeldend. Als folgends der Tubal eben dieses / im namen seines Königs / bei ihr abgeleget / erwiese sie eine geziemende erkentlichkeit über dieser grosmut des Königs von Basan: darbei mit seufzen erwehnend / wie sie solches dem edlen Cimber zu danken hätte / der ihr diese gůte beim grossen Marsius zuwege gebracht. So ist dan / (sagte sie ferner zu dem Tubal) das geschrei Gottlob erdichtet / daß der große Marsius tod sei / wie man mich bereden wolle? Nachdem Tubal sie dessen versichert / befahle die Königin dem Husan / dem Fůrsten Suenus eine Botschaft entgegen abzuordnen / und ihme den ort anzuweisen / wo sie ihr lager stellen solten: welcher dan nicht seumte /solches ins werk zu richten. Es entstunde hierauf überall / so wol bei den anwesenden / als zu Aroer und im feldlager / eine allgemeine freude / daß ihnen eine so ansehliche hůlfe zugekommen. Weil nun Tubal auch zum Suevus wieder abreisen wolte / als name er seinen abschied von der K \nigin: über die er / sie so verändert und in so betrůbtem wesen findend /sich nicht gnugsam verwundern kunte. Sobald er hinweg war / muste die matte C \lidiane sich wieder in ihre wonung bringen lassen. Die Königin aber und Jaelinde / weil sie etwas verm \glicher / und die årzte es nützlich befanden / wolten sich noch ein wenig bewegen / und erkieseten
Welche von uns dreien (fieng die K \nigin an zu reden) ist wol die tůchtigste / die andern zu ergetzen /und aus den traurigen gedanken zu bringen? Ich sorge fast / es dörfte uns allen fehlen. Dan ihr / liebste Ahalibama! seit bekümmert / daß man euch zwingen wil /eures todten zu vergessen. Jaelinde und ich beweinen einen todten / dem diese Prinzessin in seinem leben ihre liebe geg \nnet / und nun nach seinem tode /durch offenbarung seiner gegen mich tragenden liebe /mich bewogen hat / wiewol auf eine ganz unschuldige und zulåssige weise / ihre mitbulerin zu werden. Wan der verdruß / (sagte Ahalibama) den ein undankbarer Prinz E. Maj. verursachet / nicht eine billige betrübnis und unwillen bei deroselben mit erwecket / so muß ich meine traurigkeit höher achten / als E. Maj. und der Prinzessin ihre: massen sie ja noch mit ruhe den jenigen beweinen können / den sie ihrer trånen wůrdig achten / welches mir zu thun so grausamlich wil verwehret werden. Ich gestehe es / (wandte Jaelinde ein) daß die Prinzessin von Seir hierin recht hat: und müste ich nicht besorgen / in ihren orden zu kommen / da man mir den Prinzen Adonisedech / gleich wie ihr den Fürsten Esau / geben wil / wolte ich noch mit meinem unglůck zufrieden seyn.
Auf solche weise (gabe die Königin zur antwort) werde ich dan das geringste leiden tragen / weil ich ungehintert beweinen darf / was ich wil / und nicht zu fůrchten habe / daß jemand komme / der des edlen Cimbers gedåchtnis bei mir ausrotte. Weil ich den hierin / von euch beeden / als die stärkste angesehen werde / so wil ich mich auch bemühen / euch bederseits zu bereden / den
K \nnet ihr aber beide nicht / (versezte die K \nigin) die todten / samt den lebendigen / zugleich lieben? Ach gnädigste K \nigin! (sagte Ahalibama) das dünket mich unmüglich zu seyn. Und ich (tåte Jaelinde hinzu) wil endlich wol dem Prinzen von Salem die eheliche hand geben / wan der mir erlauben wird / das gedächtnis des Cimber / ihme unschådlich / dabei zu verehren. Ein solches (antwortete die Königin) wird Adonisedech
Ahalibama schwiege zu diesem vortrag der K \nigin / und ware es auch der Jaelinde fast leid / daß sie sich so weit hatte heraus gelassen. Diese muste hierauf der Königin erzehlen / wie sie zu dem lädlein des Cimbers gelanget wäre: da sie dan berichtete / wie daß / als / nach der zeitung von seinem tode / niemand sich seiner hinterbliebenen sachen annemen wollen /sie in sein zimmer gegangen und dieses kåstlein heraus genommen / das übrige geräte aber / als seine kleider / geld und gewehr / unter seine slaven verteilet hätte. Wollet ihr dan / (fragte die Königin ferner) daß ich es bei mir in verwarung behalte? Es kommet niemanden billiger zu (antwortete Jaelinde) als E. Maj. und bin ich fro / daß ich meinen zweck erreichet /welcher darin bestanden / daß ich dieses großen helden herzliche und ehrerbietige liebe E. Maj. wissend machen / und ihme hiermit einen dienst erweisen m \chte. Ihr erweiset (antwortete die K \nigin) nicht allein ihme / sondern auch mir / hierin einen gefallen: massen ihr dadurch mir anlaß gebet / auf so unschuldige weise mich an einem Prinzen zu rächen / der eure schwester so wol / als mich / so schåndlich aufgefůret. Ich entsetze mich / (sagte Jaelinde) wan ich an diesen Prinzen gedenke / und kan .... Haltet ein / (fiele ihr die K \nigin in das wort) ferner von ihme zu melden / und helfet mir / durch stätige erwehnung des Cimbers /diesen undankbaren ganz aus meinem gedåchtnis bannen. Wolte Gott! (sagte Jaelinde seufzend) meine arme schwester folgte einer so grosmůtigen entschließung! die sie auch verhoffentlich von den unfehlbaren tod würde retten können. Lasset uns (beschlosse die Königin) diese werte
Selbigen abend / kam der Fürst Arsas von seiner gesandschaft aus Basan wieder an: welchen / weil er von allem dem / was seit seiner abwesenheit sich begeben / nichtes gewust / nicht wenig wunder name /seine Königin zu einer solchen zeit bei dem gesundbrunnen zu finden / da ihr so viel kriegsgeschåfte und verrichtungen auf dem halse lagen. Er erlangte sofort gehör bei ihr / wiewol sie sich bereits zu ruhe begeben hatte. Gleich anfangs / ehe er seine verrichtung erzehlte / überreichte er ihr ein verschlossenes tåfelein: welches sie / in meinung es käme vom König in Basan / alsobald er \fnete. Als sie aber darin des Abimelech hand und unterschrift fande / ginge es ihr so nahe / daß sie es sobald ůber eine glutpfanne hielte /die nahe bei ihrem bette stunde / und es dergestalt /sonder abzulesen / verbrennte. Wie da / gnädigste K \nigin! (fragte der bestůrzte Arsas) verfåret man also mit des Prinzen Abimelech schreiben? Ist euch dan verborgen / (fragte die K \nigin) wie dieser unbeständige sich unlångst bezeiget? Seither wan (fuhre Arsas ganz erschrocken fort zu fragen) hat dieser getreue liebhaber etwas begangen / das ihn in ungleichen verdacht bei seiner Königin setzen kan? Es sind ja nur wenig wochen / daß ich den Abimelech gesprochen habe. Ach! sagt mir nichtes von diesem betrieger! (antwortete die Königin) dan ich entfinde in mir /daß ich zu schwach bin / seinen namen nennen zu h \ren. Wie gehet diß doch immer zu? (sagte Arsas) und darf ich
Indem trate Timna in die kammer / zu welcher die Königin sagte: Ihr kommet gleich eben recht / Timna! erzehlet doch dem Fürsten von Cale / die große liebeszeichen / die mir der Philister-Prinz erwiesen. Timna gabe hierauf dem Arsas ausfůrlichen bericht /von allem dem / was mit der Ammonide in Aroer fürgegangen / und wie dieselbe für wenig tagen / durch die gesandten von Gerar und Ammon / als eine braut des Abimelech / nach Gerar abgeholet worden. Dem Arsas kame diß alles wie ein märlein für / und erstummete er ganz / ja er starbe fast für schrecken und verwunderung / als er so unglåubliche und seinem bedunken nach unmůgliche dinge vername. Wie er nun zu reden verzoge / sahe ihn die Königin an / und fragte: Ob sie nun noch ursach hätte / des betriegers von Gerar briefe zu lesen? und ob er ihr verüblen könte /daß sie disen lezten dem feuer gewidmet? Arsas zoge die schultern / und bliebe so verwirret / daß er sich gar nicht wieder erholen konte. Ihr werdet mir wollen sagen / (sagte die Königin ferner /) daß die hülf-völker aus Basan angekommen. Ja / gnädigste K \nigin! (antwortete Arsas) ich bin in deren geleite hergereiset / und habe iezt meine verrichtung ausfůrlich abstatten wollen: bin aber so aus mir selber gebracht / daß ich /fast gedanken-los / nicht weiß / was ich sagen sol. Weil ich nichtes eiliges dabei vermute / (sagte die Königin) so wird morgen beim brunnen zeit gnug seyn / eure verrichtung anzuh \ren: mag es also bis dahin verschoben bleiben.
Hiemit ließe sie ihn von sich: da er dan die ganze nacht dieser wunderbaren begebenheit nachdachte /und unmüglich glåuben kunte / was er doch notwendig
Weil mir dan vergönt ist zu reden / (finge Arsas hierauf an) so muß ich berichten / daß / als ich / ungefär vor einem mond / von E. Maj. nach Basan gesandt worden ich den großen Marsius im reiche nicht gefunden / und wegen dessen abwesenheit bei dem verweser des reichs / dem Prinzen Trebetes / zu Edrei gehör suchen / auch E. Maj. schreiben an seinen König ihme zu erbrechen einreichen müssen. Ich verspürte wol / daß Trebetes sehr erschrocken / als er das schreiben durchlase. Er ließe sich aber dessen gegen mir nicht vernemen / was die ursach seiner bestůrzung ware / sondern verließe mich bald / mit der vertröstung / daß ich nicht lang solte aufgehalten werden. Mir wiederfure darauf alle ersinliche h \flichkeit / und wurde ich von allẽ großen des reichs fleissig besuchet: die aber sämtlich sich betrübt anstellten / und damit ein sonderbares allgemeines anligen zu verstehen gaben.
Mit diesem unangenemen bescheid / ginge ich nun von Basan hinweg / und eilete / was ich konte / nach den Arabischen gränzen: des willens / zu dem Prinzen von Gerar zu gehen / und ihme E. Maj. schreiben zu überliefern / auch von dero angelegenheiten und gefärlichem zustand mich mit ihm zu bereden. Ich hatte das glück / ihn auf seiner reise nach Gerar / wie er eben aus dem reiche Cus gekommen / anzutreffen: da er dan / nicht allein
Seine eil-reise nach Gerar (sagte Arsas ferner /) war so groß / daß ich kaum etliche wenig stunden ihn aufhalten können: und wuste ich damals nicht / håtte es auch nimmermehr vermuten k \nnen / daß seine angelegenheiten zu Gerar dieses frömde beginnen gebären sollen. Er gabe mir hinwiederum ein antwort-schreiben an E. Maj. mit / dessen inhalt / wie er mir dabei er \fnet / dieser gewesen: daß er / nach abgelegter seiner verrichtung / alsofort von Gerar nach Ninive mit den Assyrischen v \lkern reisen / und alda der Dalimire bösem fürhaben / die ihn dahin zu kommen beschieden / steuren / inzwischen aber den Phalacus /mit den Niniviten hieher zu gehen / abfärtigen wolte. Er sagte mir auch die ursach / warům er nach Ninive Assyrier / hieher aber Niniviten sendete: weil nämlich zu gläuben / daß die Assyrier daselbst wider die Dalimire / als nunmehr feindin ihres K \nigs / båßer fechtẽ / und die Niniviten alhier keinen anlaß haben würden / in die aufrürische håndel / so iezt in selbigem reiche vorgiengen / sich mit einzumischen. Was versicherungen ewiger treue gegen E. Maj. ich darbei von ihm vernommen / solches mag
Wie er nun hinweg war / und auch ich / nach Damasco wieder zu kehren / meinen růckweg name / begegnete ich dem Prinzen Suevus mit seinen dreißig tausend Teutschen / die er hieher füren sollen / aber nun mit ihnen nach Basan zoge. Sie änderten aber plötzlich ihr vorhaben / als sie ganz unvermutet die fröliche zeitung erhalten / daß ihres Königs tod nur ein falsches geschrei gewesen / und derselbe in Basan noch lebe. Ich hatte ja so große ursache / als sie /mich dieser freude mitteilhaftig zu machen: eilete auch alsofort zu dem Suevus und triebe bei ihm E. Maj. angelegenheit. Er ware gleich willig / nach Syrien zu gehen: allermeist weil der Tubal / den ich daselbst beim heer fande / hierzu gar eiferig mit antriebe. Also bin ich nun mit ihme glůcklich alhier angekommen: hätte mich aber eher des himmelfalls versehen / als zu vernemen / was der Prinz der Philister beginnen d \rfen. Wäre es auch nicht / daß alle welt mir diß gegenspiel behauptete / so wolte ich ungescheut sagen / daß ich es unmůglich gläuben könte.
Also endete der Fürst von Cale seinen bericht / und ließe seine durchleuchtige zuhöreriñen in tiefem nachdenken: die ja so gern / als er / das jenige nicht hätten gläuben mögen / was ihnen so unmüglich als warhaft fürkame. Weil die schwache C \lidiane von dannen eilete / als leistete ihr die K \nigin gesellschaft / neben den andern / und begaben sie sich also alle wieder in ihre wonungen. Folgenden tags entschlosse sich die Königin / auf des Husans antrieb / das angekommene heer aus Basan zu besichtigen. Zu dem ende saße sie /nach dem mittag / zu wagen / in begleitung ihrer schwester / wie auch der Prinzessin
Unter dieser musterung / erinnerte sich Husan / der nahe bei der Königin wagen stunde / des Prinzen Abimelech / daher er zu ihr sagte: Ich m \chte wünschen /daß unser General sich bald einstellte / dieses schöne kriegsheer vor Damasco zu fůren / weil wir nun mächtig gnug sind / diese stadt anzugreifen. Solche worte trieben der Königin eine r \te ab / die aberdoch dem Husan / soviel müglich / ihr anligen verhelete / und /als sie sich wieder erholet / ihm antwortete: des Prinzen von Gerar zustand hat sich also verändert / daß ich ihn nunmehr nicht werde zu meinem General bekommen / und habe ich seither vergessen / euch /mein vetter! diese änderung / und daß ich nicht nach ihm geschicket / anzusagen. Husan bliebe hierüber ganz bestürzt / und erwehnte ferner / daß demnach hochnötig seyn würde / einen andern bald zuerwehlen.
Es ist einmal unmüglich / (sagte die Königin) daß der Philister-fürst k \nne mein General werden. Ich wil aber selbst / mit zuziehung euer aller / diesen krieg füren / und alle eiversucht unter euch aufzuheben / die befehle erteilen / und stäts bei euch im felde seyn. Die Cur / die ich wegen meiner gesundheit vornemen můssen / wird keine drei wochen mehr dauren. Inmittels werden die aus Ober-Syrien unter dem Fürsten Rames / ingleichen der Phalacus mit den Niniviten aus Edom / wie auch der Gaham / von den Nabatheern und denen in Hevila / verhoffentlich mit guter erklärung / ankommen: da wir dan / mit gesamter macht / etwas haubtsächliches gegen dem feind anschlagen m \gen. Diese grosmütige entschliessung /(antwortete Husan) ist so edel und unwidersprechlich / daß ich vielmehr deswegen meinem vatterland glůck wůnsche / als daß ich es widerraten solte. Um aber dem feind keine zeit zu gonnen / so k \nnen wir / mit diesen zwei und fünfzig tausenden / die wir nun beisammen haben / wol gleich Damasco berennen
Wie man nun folgenden tags kriegsrat hielte / welchem die Königin / wegen der Cur / in person nicht mit beiwonete / sondern sich nachgehends daraus berichten ließe: wurde einhällig für gut befunden / alsofort Damasco zu berennen / und fiele der schluß / daß Nahor mit achttausend Syrern / Sosares mit sechstausend Niniviten / Gaisus ein Celtischer kriegsbedienter mit zehentausend Celten / und Hezrai mit seinen zweitausend Cussiten / unter anfürung des Egyptischen Prinzen Amosis / (deme sie den kriegserfarnen Hezrai zuordneten) diesen zug fürnemen solten. Der Suevus mit zwanzig tausend Celten / wie auch Zaphis mit drei tausend Niniviten / und Badezorus mit dreitausend Syrern / blieben bei den Königlichen personen / und am paß zwischen Damasco und Aroer: bis daß die K \nigin von Syrien selber mit vor Damasco würde gehen können. Mit dieser Königin gesundheit begunte es von tag zu tag sich båsser anzulassen / und finge sie nun an / auf gutfinden der ärzte / sich des warmen bades zu bedienen / welches sie nur vierzehn tage lang gebrauchen
Wenig tage nach des Prinzen Amosis anzug vor Damasco / kame auch der Fürst Rames / neben dem Cyniras seinem sohne / aus Ober-Syrien mit zw \lf tausend Syrern: welches dan verursachte / daß Badezorus von den alten völkern noch dreitausend man dem Prinzen Amosis nachfüren muste. Der Fürst Rames berichtete / wiedaß ganz Ober-Syrien von den Babyloniern befreiet / auch Belopares mit allem seinem volke das reich geraumet und nach Ninive sich gewendet hätte. Die K \nigin / üm allen ihren völkern sich erkentlich vorzustellen / wolte diesen neu-angekommenen nicht weniger ehre / als den vorigen / erweisen: daher sie nachmittags / von niemanden als der Timna begleitet / an den ort / da sie sich gestellet hatten / zu ihnen hinaus fuhre / und durch ihre angeborne leutseligkeit dermassen ihrer aller herzen eingewonne / daß sie sich überseelig schäzten / eine solche schönheit zu ihrer K \nigin und heerfürerin zu haben. Wie sie nun die schwadern alle wol beschauet / name sie wieder den růckweg vor sich / ließe / in der einsamkeit ihre vergnügung suchend / alle ihre leute von sich / und behielte allein die Timna bei ihr: mit der sie aus dem wagen stiege / durch ein angenemes schattichtes thal nach ihrer wonung gienge / und von ihrem zustand sich mit dieser freundin besprachete.
Wer hätte uns beiden ehemals zu Babel sagen sollen / (sagte sie unter andern zur Timna) daß es uns in unserer liebe also ergehen wůrde / als wie wir es nun erleben müssen? Ich meines teils håtte mich wol ehedessen für unfähig und zu schwach gehalten / das auszustehen /
Wie sie in solchen reden begriffen waren / überfiele sie unversehens ein starker platzregen / und zwar mit solcher häftigkeit / daß augenblicklich das thal / darin sie gingen / mit wasser anflosse / und sie ihren wagen / der
Welch ein unverhofftes glůck / widerfäret mir hier /(redte er sie an) daß meine gnådigste Königin unter mein dach kommet. Wol recht das blinde glück /(gabe sie ihm zur antwort) hat mich hieher gefüret: dan es mein vorsatz nicht gewesen / den jenigen zu besuchen / der meinen årgsten feind zu schůtzen / mir dessen tod hat fälschlich anbringen dörfen. So wissen dan E. Maj. (antwortete er / ganz erschrocken) daß mein kranker noch lebet? Freilich weiß ich solches /(sagte sie ganz unwillig) und håtte dem Abdastartus nimmermehr zugetrauet / daß solch ein betrug bei ihme sich bergen können. Ich erkenne meine schuld /(gabe Abdastartus zur antwort / zugleich der Königin zu fus fallend) und habe nicht vermeint / E. Maj. unwillen und ungnade dadurch auf mich zu laden / daß ich also einen armen menschen dem zorn seiner Königin zu entziehen vermeinet. Ihr habet damit / (antwortete sie) einem meiner ärgsten feinde und gr \sten verfolgere gutes gethan / und wider eure landes-Königin einem solchen gedienet /
Weil / indem sie dieses sagte / die Timna in die kammer hinein gehen wolte / üm alda ein feuer zum abtrucknen zu suchen / und Abdastartus mit dem vorwand / daß ein kranker darin läge / sie zu rück wiese /vermeinte die Königin nicht anders / als daß der Ninias alda vorhanden wäre: weswegen sie wieder zum haus hinaus eilte / und lieber dem ungestůmen wetter /als diesem frechen liebhaber / sich vertrauen wolte. Er ist hier / er ist hier / dieser verwegene / (rieffe sie) der mich lieben dörfen! drum eilet / Timna! ehe er uns weiter überlast mache. Als sie nun in das ungestůme wetter sich wieder gewaget / traffe sie ihren wagen an: auf den sie mit der Timna sich eiligst sezte / und durch die flut / die schon wieder zu verlaufen begunte / hindurch rennte / bis das sie zu ihrer wonung gelanget. Jederman erwiese sich besorget / wegen dieses zufalles / und brachte man gleich die K \nigin zu einem feuer / auch folgends zu bette / damit diese erkåltung / ihrer gesundheit und angefangenem Cur /keinen schaden und nachteil bringen m \chte.
So unruhig sie aber die nacht zubrachte / so wenig genosse auch die ruhe der trostlose Cimber: welcher /zum ůberflusse seines schmerzlichen leidens / seiner Königin grausame donnerworte selbst mit anhören můssen. Abdastartus vermochte ihn nun nicht mehr zu trösten / noch ihn zu bereden / daß er seines lebens schonen möchte; wie er dan / ganz verzweifelt / von keinem arzney oder deren gebrauch mehr h \ren wolte. Sein getreuer Tubal / der keinen tag / sonder ihn zu besuchen / fürbei ließe gehen / kame in spater nacht zu ihme / weil er den tag über bei dem heer zuthun gehabt. Als er seines freundes zustand so verschlimmert gefunden / verlangte er dessen
Diese worte öfneten dem Tubal die augen / daß er verstunde / was bisher des Cimbers anligen gewesen; und darüm sehr verbittert / sagte er: Stehet nicht die ganze Celtische macht zu unsrem befehl? und sind wir nicht stärker / als die Syrer? was hält uns / daß wir uns nicht entschliessen / und aus diesem undankbaren land hinweg scheiden. Nein / Tubal! (sagte Cimber / der es bereuete / daß er sich also entdecket) hůte dich / solche unruhe alhier anzurichten! Es sollen dannoch die von Basan dieser grausamen dienen / ob sie gleich mit mir also verfäret. Weil hier (sagte Abdastartus) keine zeit zu seumen ist / so můssen wir /hinter dem hause / durch die klippen und felsen entrinnen / da mir verschiedene h \len bekant sind / uns zu verbergen. Die gröste schwerigkeit finde ich darin /wie wir unsren kranken m \gen fortbringen. Helfet mir nur von hinnen! (sagte der verzweifelte Cimber) hernach wird alles euer sorgen
Sie befanden sich kaum darin / da kamen der Königin von Syrien abgeschickte in das haus: welche befehl hatten / des kranken / den sie unfehlbar für den Ninias hielte / sich zu bemåchtigen / und ihn in sichere verwarung zu bringen. Sie fanden alles im hause ledig / und wie sie hin und her vergeblich gesuchet /hinterbrachten sie solches dem Barzes: welcher es folgends seiner K \nigin berichtete / und dieselbe in nicht geringe sorge dadurch setzete / aus furcht / daß nicht dieser verschlagene listige Fürst / der noch teils Niniviten sehr beliebt war / einen anschlag auf sie machen / und sich ihrer person bemächtigen möchte. Demnach ließe sie / alle ihre leibwachten / mit lauter Syrern besetzen und verstärken. Es wurde auch noch ferner aller orten fleißige haussuchung gethan / gleichwol aber die h \le nicht gefunden / die den verzweifelten Cimber aufbewarete.
Wie nun dieser also / mit den andern / sich den ganzen tag verborgen gehalten / da der hunger ihre geringste ungelegenheit gewesen / wagte sich der treue Abdastartus mit anbrechender nacht heraus / des vorhabens / von dem brunn-arzt / als seinem vertrauten freund / so wol speisen / als benötigte arzneien zu bekommen: damit seinen kranken so lang aufzuenthalten / bis sie einen gewissen schluß gefasset hätten /was sie fůrnemen wolten.
Dieser treue freund / als er zuvor noch ein- und anders / die Hercinde und den zustand in Basan betreffend / mit ihm geredet / unterließe nicht / den wiederkommenden Abdastartus zu berichten / wie sein kranker nicht allein zu leben / sondern auch hinweg zu ziehen / sich entschlossen hätte. Als er ihn hierauf der fleißigen pflege dieses priesters ůberlassen / begabe er sich von dannen / und wurde so schleunig mit dieser anstalt fårtig / daß er / gegen die folgende nacht / bei ihm in seiner h \le sich wieder
Gleichwie der Teutschen erste ankunft aus den morgenländern gewesen / von dar unsere vorfahren sich nach und nach gegen abend gewendet / und nicht allein das Riphatische gebirge und das reich Ascenas /sondern auch gar Kithim samt den Inseln / und das weite und wüste Celten zu bewonen angefangen haben: also hat der große Teutates bei unseren zeiten es wunderbar gefäget / daß teils der unsrigen zu ihrem ersten ursprung wiederkehren / und hier in Asien einsitzen müßen. Der verstorbene König Marsius / war zu dieser weltberůmten großen verrichtung vom himmel ausersehen: darzu er dan auf so sonderbare weise geleitet wurde / als grosmütig und dapfer / auch mit unsterblichen ruhm / er solches ausgefůret. Dieser König war der jüngste / unter zweien brůdern / die dem Wigewon / dem großen König der Celten / von der Zadis Prinzessin aus Bätica / zu Marsburg geboren worden. Sein älterer bruder Bojus / hatte nichts vor ihme / als die erstgeburt: da hingegen er tausend geschicklichkeiten besaße / mit denen er dem Bojus überlegen war. Es wurde aber / gleichwie die tugend /also auch der neid und die verfolgung / mit ihm geboren: welche ihm von kindheit an auf dem fus nachtraten / und / da sie ihm die liebe und hochachtung aller menschen nicht nemen kunten / ihme doch seine zween nåchste blutsfreunde / den Bojus / und seine schwester / die Martinde / zu feinden erweckten; wodurch er dan stäts geübt wurde / und viel zu leiden von jugend auf gewonete.
Der K \nig sein herrvatter der ihn sehr liebte / sahe wol zuvor / was aus diesem bruder-haß werden würde
Wie nun dieser küne held / durch die beide Prinzen den Bojus und Marsius / an verschiedene orten / mit
Mitlerweile / und wie dieser junge K \nig / ganz ruhm und ehrsüchtig über seinem sieg / den winter ůber in der Marsburg verbleiben wolte / ergienge es seinem bruder nicht so glůcklich: massen deme der Altobrox viel zu schaffen gemacht / und ihn endlich mit seinem
Der König Marsius und wir andere waren eben im anzuge begriffen / wie dieses geschehen solte / und eileten wir / als wir unterwegs davon gehöret / solche tyrannei zu verhůten. Der wald stunde aber bereits in voller glut / als wir zum Bojus kamen / dem der Marsius zuredete: Ob das auch grosmütig gehandelt sei /
Folgenden tags / weil Bojus schwerlich verwundet war / und Marsius an diesem bruder-krieg kein gefallen hatte / zogen wir von dannen / des willens / wieder heim zu kehren: da auch die Trebetier / welche bei der Aroinda gewesen / mit guter art zu rücke gewichen waren. Es wolte aber Marsius vorher des Altobrox tochter ansprechen / und sie nicht dergestalt halbbefreiet
Bei diesem zustand / befiele der alte Wigewon mit einer t \dlichen krankheit / und ordnete / auf einblasen der Martinde / in seinem lezten willen / daß Bojus König nach ihme werden und über ganz Celten herschen solte / allein die landschaften ausgenommen /die er seinem andern sohn / dem Könige Marsius / bereits übergeben
Weil er nun so wenig wider / als fůr sie fechten kunte / wolte er jedoch in dieser schweren belägerung seine Arovinda nicht hülflos lassen. Demnach entschlosse er sich / selbdritte / nämlich mit dem Herman und mir / verkleidet in Trier hinein zu gehen / und die Arovinda heraus zu bringen. Es glücke uns alles hierbei nach wunsch / und kamen wir in die stadt / indem wir sturm mit liefen / der eben bei unserer ankunft zum dritten mal war abgeschlagen worden / nun aber eben glůckte / und den Bojus sieghaft hinein brachte. Wir eileten sofort nach des Altobrox schloße / den wir in den armen der
Sie erkante meinen König gleich für ihren ehmaligen erlöser / und vermeinend / als ob er mit dem Bojus kåme / rieffe sie ihn üm schutz an: worzu er dan mehr als willig war / auch so fort etlichen von des Altobrox bedienten befahle / ihren herrn aufzunemen /und ihn / neben der Arovinda und Aurinia / ihm nachzufüren. Also ginge er allein füraus / dem Herman und mir befehlend / daß wir hinter ihnen bleiben solten / und brachten wir sie also / mitten durch den feind / aus Trier hinaus: da uns zwar zum bästen kame / daß die Celten auf das rauben und plündern mehr / als auf uns / acht gaben. Wir wurden aber doch von ihrer vielen angegriffen / und war es fast ein wunderwerk / daß wir also davon kamen. Wie wir nun drausen waren / namen wir eiligst vor uns den weg nach unsrem lande: da der gute Altobrox unterwegs /nachdem er dem Marsius seine einige tochter / samt ihrem recht an Assyrien / übergeben / mit der vergnügung sturbe / daß er seine Arovinda in eines so dapfren heldens sichrem schutz hinterließe. Der König ließe ihm hierauf diese schöne antrauen / und hielte sich nun für den seeligsten der welt / weil er einen so werten schatz besaße. Trebetes fürte uns hierauf alle übrige Trebetier zu / die nun den Marsius für ihren herrn erkenten: welches dan unsere macht ein wenig stårkte / daß wir dem feindseligen Bojus zimlich gewachsen seyn konten.
In solcher zeit fluchtete der Janigener König Blascon / aus Tuscia in Celten / und warfe sich unter des Bojus schutz: welchen der Hesperus / König in Bätica / von seinem reich verjaget / und sich selbst in Tuscia zum
Unter der zeit / wurde dem Marsius von seiner Arovinda ein sohn geboren / welcher sowol des vatters namen / als dessen helden-tugenden geerbet: also daß / wan er dermaleins in seiner liebe so glücklich als der vatter werden wird / kein vatter iemals einen gleichern sohn mag gezeuget haben. Der edle Fůrst Herman bůssete in diesen krieg sein leben ein / und hinterließe seine betrübte gemalin / mit einem sohn / dem der name Cimber zugelegt wurde / und der / weil er gelebet / an dapferkeit seinem vatter nichts nachgegeben. Die schöne Königin von Syrien seufzete zu dieser erwehnung des dapfren Cimbers / wolte aber des Suevus erzehlung nicht unterbrechen /
Der tod des Fůrsten Hermans / war ein vorbote alles des unglückes / so uns nachgehends zu handen stieße: massen nach dem tage / alle unsere sachen den krebsgang gewonnen / und folgte uns die wiederwårtigkeit so sehr auf dem fuße nach / daß des Boius glück zu- und das unsere abname. Arovinda / die so gottsfürchtig als dapfer war / erkundigte sich / so wol bei den heiligen Aurinien / als bei den warsagern den Vacien / was die ursach dessen sein möchte? da ihr dan zur antwort wurde: Des Marsius glück blühe in Asien / und nicht in Celten / und müsse er sich dahin verwandeln / üm seiner gemalin recht an Assyrien durch das schwerd zu suchen und zu erlangen. Sie lage hierauf ihrem gemal immer in den ohren / Celten zu verlassen / und dieser weissagung nach zu setzen: sie vermochte aber eher bei ihm nichtes auszurichten /als bis er selbst nach dem berůmten hayn auf den brockenberg reisete / alda dem Tuiscon / unsrem ersten stamvatter / eine ehrenseule aufgericht stunde /welche / zu verschiedenen zeiten im jahr pflegt antwort zu geben. Als er nun daselbst sich befraget / vername er diesen /
Dieser ausspruch war so vorteilhaftig für die Arovinda / daß sie endlich bei dem Marsius erhielte / was sie verlanget. Und weil sie eben wieder schweres leibes
Nachdem Trebetes und ich durch des Bojus v \lker heimlich durch gekommen / und der Hesperia schloß erreichet hatten / fanden wir die K \nigin Arovinda nicht mehr im leben / und an ihrer stat die kleine Prinzessin Hercinde / in deren geburt sie ihren edlen geist aufgeben
Sein heldenmut konte ihm nicht verwehren / hierüber bitterlich zu weinen. Wie nun die daselbst anwesende K \nige / als der Aramenes von Syrien E. Maj. herrvatter / der K \nig der Philister / der K \nig von Hemath / und der Prinz von Caphtor / ihme trost einsprachen / war der kleine Prinz Marsius mehr dan sie alle bemühet / seinem betrůbten herrvattern diese traurigkeit zu benemen. Was für verständige grosmůtige reden / von verachtung des todes und der nichtigkeit dieses lebens / dieses kind damals auf die bahn gebracht / ist nicht auszusagen. Mein König fande an ihm seinen einigen trost / und ware nun eifrig bedacht / für dieses kind / der verstorbenen Arovinda recht an Assyrien / bis auf den lezeen odem zu bestreiten. Zu diesem ende ward / zwischen ihm und E. Maj. herrvattern / der damals / durch den Belochus / aus Syrien schon geflüchtet war / wie auch den Philistern und den dreien Canaanitischen Königen / als dem Ephron zu Kiriath Arba / dem Melchisedech zu Salem / und dem Regu zu Jericho / zu Ascalon ein bund aufgerichtet / und beschlossen / daß dem König Aramenes zu hülfe / der Trebetes in Syrien gehen / wir aber inzwischen / den durchzug durch Canaan
Als man sich nun hierzu růstete / kame nach Gerar die Milda / der Königin Eglone fraumutter / und des K \nigs Abinael zu Basan gemalin / neben der Prinzessin Salamis ihrer tochter / wie auch den beiden Prinzessinnen der Moabiter und Amoriter / der Kezia und Ogire. Wie alle diese K \nigliche personen /neben der Aurinia und meiner schwester der Sonna /einsmals auf das herlichste von dem Abimelech bewirtet wurden / und alle / nach gehaltener tafel / in einem grossen saal beisammen stunden / lieffe der kleine Prinz Marsius unter allen diesen damen herum / und war geflissen / eine jede von ihnen / einem von uns zuzufreyen: da er dan dem Trebetes die Moabitische Prinzessin / dem K \nig von Hemath meine schwester / mir die Prinzessin der Amoriter / und der Aurinia den abwesenden Prinzen Zipor / den bruder der Kezia / zu ordnete. Wie wir nun hierůber unsern scherz trieben / fragte ihn der König von Syrien / ob dan sein herrvatter keine haben solte? Hierauf liefe der Prinz alsofort nach der Salamis / und wolte nicht eher davon ablassen / bis er sie dem K \nig Marsius zugefüret. Jedweder in der gesellschaft bliebe ůber dieser wahl des Prinzens vergnüget / und wolte er /von der zeit an / diese anderst nicht als mutter nennen: darin dan zu Gerar ihn jederman stärkte / weil man allerseits nichtes eifriger wůnschte / als daß der Marsius diese heurat thun möchte.
Es schiene fast nicht anders / als wåre der kleine liebesgott / von denen die Asianer so viel dichten / in unseren kleinen Prinzen gefahren: massen alle die personen / die er damals zusammen gefůget / von der zeit an / einander lieb gewonnen. Zwar dem Marsius wolte / das beståndige
Wir gedachten hierauf wieder an den krieg / und machten bald in Canaan von uns reden: also daß /ohne eitelkeit zu reden / unser bloßer name jederman einen schrecken einjagte. Wie aber die K \nige jenseit des Jordans / wiewol sie nun unsere schwiegervåtter waren / auf des Marsius ansuchen / uns nicht allein den durchzug durch ihr land verweigerten / sondern auch aller feindseligkeit sich gegen uns vernemen ließen / ginge der zug zum ersten wider sie / und brachen wir in der Amorite gebirge ein / mitlerweile Trebetes in Syrien war: da dan alles unserer macht wiche / also daß auch selbst der König Emori in einem treffen bliebe / und hierauf die Amoritische kron dem Marsius aufgesetzet wurde. Die freude über diesem unsren sieg / wurde uns durch eine widrige zeitung aus Syrien zimlich versalzen / indem wir von dem Trebetes die nachricht erhielten / wie daß er von den Assyriern / weil die Philister zurücke gegangen / und so wol ihn / als den K \nig von Syrien / verlassen hatten / bis aufs haubt wåre geschlagen worden.
In wenig jahren / hatten wir alle diese länder über den Jordan erobert / und begabe sich Marsius nach Basan: alda er seine hofhaltung anstellte / auch / nach Abinaels tode / die kron von Basan aufsezte / und die andere beide K \nigreiche / als Moab und der Amoriter gebirge / dem Trebetes und mir / als statthaltern /zu regiren übergabe. Wir blieben nun / sonder ferner an Assyrien zu gedenken / eine gute zeit mit diesen eroberten landen vergnügt: zumal uns die riesen zu Astaroth gnug zu thun machten / welche zu bändigen wir alle unsere kräfte anwenden und beisammen behalten musten. Aus Celten bekamen wir inzwischen auch großen zulauf: weil die tyranney des Bojus viele von ihm wegtriebe / die da lieber das weite suchen und unter dem Marsio leben / als jenes grausamkeit ferner dulten wolten. Es kamen nicht allein kriegsleute / sondern auch Druyden und Vacien / in großer mänge: mit denen der König alle eroberte landschaften besezte / und die Celtische gebräuche einfürete /die der berümte Druyde Gambrivius bis noch in gutem stand und aufnemen erhalten.
Endlich / nachdem wir etliche jahre still gesessen /rüsteten wir uns von neuem / die Assyrier anzugreifen / und zogen in Mesopotamien / mit einem gewaltigen
Wie nun folgenden tags dieses treffen / darauf so ein grosses bestunde / angehen solte / bekame der K \nig Marsius die unverhofte zeitung aus Basan /wie daß die riesen von Astaroth in Edrei eingefallen /und so wol die Königin / als den jungen Prinzen Marsius / und die kleine Prinzessin Mirina / gefangen hinweg gefüret. Was håtte wol trübseligers sich begeben können / diesen helden verwirrt zu machen / als eben dieses? das er zu einer solchen zeit erfure / da er den lieben seinigen nicht beispringen konte / und nur bedacht seyn muste / die bevorstehende schlacht / an der seine ehre hinge / wol anzuordnen. Die betrübte worte / die er hierüber gegen den himmel ausgeschůttet /gehen mir noch zu herzen / wan ich mich deren erinnere: und wurde er aller dinge überdrüßig weil er nicht wuste / für wen er sich nun bemühete /
Wiewol nun alles dieses uns keinen sieg profezeien konte / so fügte es dennoch der himmel / der nicht mit zweyen ruten auf einmal schläget / daß wir meister im feld blieben / und Belochus in Edessa entwiche. Wir hätten hierauf unser glück verfolgen sollen / welches auch alle unsere haubtleute rieten. Aber Marsius / ungeacht aller einrede / gieng zu růcke / und machte sich färtig / nach Basan zu eilen: den Trebetes hinterlassend / der das feld inbehalten / und auf der Assyrier ferneres beginnen acht haben solte. Aber diese boten den frieden an / weil ihnen der K \nig von Ellassar war ins land gefallen: welchen der betrübte Marsius mit beiden händen anname. Also endete sich für dißmal der krieg mit den Assyriern / oder / recht zu sagen / es geriete zum stilstand auf etliche jahre / weil ein gewisser fäster friede nicht kunte aufgerichtet werden. Wir waren nun eiferigst bedacht / auf die riesen und råuber los zu gehen: welche aber die Königin und die Königliche kinder / viel bässer hielten / als wir gehoffet / und nur darnach auswaren / ein gutes stůck gelds und einige freiheiten zu erobern. Sie erlangten auch ihren wunsch: massen der besorgte Marsius / seine liebe gefangene wieder ledig zu sehen / ihnen alles einwilligte / was sie begehrten.
Die freude war beiderseits unaussprechlich / wie die K \nigin / neben dem jungen Marsius und der kleinen Mirina / nach Basan wieder kame: nur an dem Prinzen erschiene eine traurigkeit / der es ihm für einen grossen hon achtete / daß er sich lassen gefangen nemen / und
Man wendete nun alle sorgfalt ein / diesen edlen Prinzen wol zu erziehen. Alle fürnemste Celtische kinder / wurden ihme / zur aufwartung und gesellschaft / zugeordnet: unter denen der Prinz Daces / des Trebetes sohn / fürnemlich einer mit war / und die gunst des jungen Marsius vor allen andern an sich zoge. Es wurde nun der Basanische hof einer von den berümtesten in Asien / da wir / zu jedermans verwunderung / mehr angenemheit und h \fliches wesen / als viel unsere nachbaren / blicken liessen: welches niemand von den wilden Celten vermuten können. Weil ich meist ům und bei dem K \nig seyn muste / der auch / zu erweisung seiner sonderbaren / freundschaft / mich mit dem namen eines brudern bewürdigte / als erlangte auch meine einige tochter / die Amorite / die gewogenheit / mit der Prinzessin Mirina
Dem edlen Suevus stiegen hierbei die tränen so häufig in die augen / daß er nicht fortreden konte. Weil sich die K \nigin wol erinnerte / was mit dieser Prinzessin und dem König von Hemath fürgegangen /billigte sie nicht allein des Suevus betrůbnis / sondern sie ward auch aus mitleiden bewogen / ihme mit trost zuzusprechen. Sie sagte / wie daß sie gewiß wüste /daß seine tochter noch in Mesopotamien lebe: daher er sich zufrieden geben / und fůr sie ein bessers glück / als sie vor dem gehabt / erwarten solte. Diese unbesonnene / (antwortete Suevus) hat zwar / wie ich erfahren / nach Mesopotamien gewolt: es sind aber rauber und böse unmenschen an sie geraten / die sie erwürget / und ihr die bei sich habende kleinodien abgenommen / von denen mir etliche / die ich vordessen wol gekant / zu handen gekommen / und hat der fluch / den ihr grosvatter der K \nig Emori / in seiner lebensletze / auf die arme Ogire / ihre fraumutter / geleget / über uns haften müssen / daß wir nämlich lauter unglůck an unsern kindern erleben solten / üm willen / daß er den Amoritischen tron verlieren muste. Ich lasse dahin gestellet seyn / ob dieser fluch mit recht oder unrecht sei ausgesprochen worden: dieses aber hab ich erfahren / daß der eltern fluch nicht leer abgehe / wie solches mein eignes beispiel erweiset. Aber ich komme von meinen fürgesezten ziel zu weit ab /und habe fast vergessen /
Als nun dergestalt unser hof in grossen ruff gekommen / und daselbst der friede mehr / als der krieg regirte / wolte endlich / die der Atovinda vom König gethane teure verheisung / nicht zugeben / also müssig zu sitzen / sondern es erforderte die ehre / daß wir wieder einmal anfingen von unsrem recht an Assyrien zu reden: daher ein neuer krieg wider sie beschlossen wurde / und waffnete sich alles / was nur fähig war /das schwerd auszuziehen. Wie nun der König der haubtmusterung beiwonete / und durch alle glieder des heeres ritte: weiß ich nicht / wie es zuginge / daß das pferd mit dem König strauchelte / und im fallen ihm ein bein brache. Jederman hielte solches fůr ein böses zeichen / und verlosche also der vorige eiver /zu diesem kriege. Dessen aber ungeacht / wolte der K \nig / daß der Trebetes mit dem heer fortgehen muste. Dieser hatte kaum drei tagereisen gethan / da kame die pest so plötzlich unter das heer / daß in kurzen etliche tausend dahin fielen.
Dieser zweite zufall / brachte den ersten wieder zu gedächtnis. Es wurden die Vacien beruffen / und sonderlich der oberste Druyde / der Gambrivius / befraget: die widerrieten alle dem König für dißmal / und stimmeten dahin / daß einer von den Druyden nach Celten zu des Tuiscons seule solte abgeschickt werden / einen ausspruch einzuholen / ob unser König Assyrien ferner angreifen / oder solche ausrichtung seinen sohn überlassen solte? dan es war in dem ersten ausspruche nicht enthalten / daß Marsius selbst in Assyrien die kron tragen / sondern nur / daß er in Asien ein K \nig werden wůrde. Wiewol nun unsere kriegshelden auf diesen einrat der geistlichen so groß nicht absahen / so ließe doch der König
Sie kamen nach langer zeit wieder zu haus und brachten mit sich diesen
Wir wusten aus diesen dunklen worten nichtes zu schliessen / weil auf eine heurat zwischen unsrem Prinzen und E. Maj. als damals vermeinter Prinzessin von Assyrien / niemand gedenken dorfte / nach dem die Trebetier / in denen meist unsres Königs geheimer raht bestunde / wider die Assyrier einen unversönlichen haß hegten. So wolte auch / wie ich zuvorhin erwehnet / mein König zwischen meiner tochter und seinem sohn eine heurat haben: weswegen auch ich des Lucus / Königs der Aborigener / ansuchen ausschluge / der / durch die wiedergekommene aus Celten / für den Tuscus Sicanus / seinen kohn / üm dieselbe anwerben lassen. Also wurde nun des Tuiscons antwort nicht recht gedeutet / und rieten wir alle dem König / weil dazumal eben der krieg zwischen den Assyriern und Meden einfiele / dieses zeitglůck nicht zu verseumen / sondern den Assyriern den kopf zu bieten. Der König zoge selbst zu feld / mich bei dem Prinzen seinem sohn hinterlassend: der sich nicht zu frieden geben wolte / daß er diesen feldzug nicht mit beiwonen dorfte. Er befiele auch / (ich weiß nicht / ob es dieser unmut / oder sonst eine schickung des himmels verursachet) mit einer t \dlichen hitzigen krankheit / also daß alle
Als endlich des Prinzen starke natur dessen schwere krankheit übermeistert / und er seine gesundheit wieder erlangt hatte / gönte ihm der König alle freiheit / und ließe ihn / seinen dapfern muht zu zeigen /wider die aufrürische Amoriter mit ziehen / welche zu bändigen / ich vom König befelicht worden. Dieses waren aber nur kleine kriege von wenig monden / und vergienge damit die zeit: bis endlich / auf des Prinzen starkes antreiben / der schluß von neuem gefasset wurde / Assyrien anzugreifen / und diesen krieg nicht länger auszusetzen. Unser Prinz erhielte / durch vieles bitten / die erlaubnis / unter dem Trebetes mitzuziehen. Der K \nig beschlosse anfänglich / zu haus zu bleiben / weil sein auszug nun so oft unglůcklich gewesen / und ware willens hernachzufolgen. Nun schickte es der schluß des himmels / daß nach Basan der ruff von unsers Prinzen tod erschallen muste: welcher das grosmütige herz unsers K \nigs dermassen niederschluge / daß er / dem gram sich v \llig ergehend / in meinen armen den geist aufgabe. Håtte ich damals nur dieses vom himmel erwünschen sollen /daß mein K \nig / vor seinem ende / das leben seines sohnes noch erfaren m \gen / so wolte ich in diesen todesfall noch eher mich gefunden haben. Es ließe wol jämmerlich / daß der vatter mit dem schmerzlichen leiden / als wan sein einiger sohn / die hofnung aller seiner anschläge / dahin wåre / dieses leben verlassen / und so betrübt abscheiden
Wollen nun auch E. Maj. daß ich ihr die innerliche kriege in Basan / die sich nach meines K \nigs tod angesponnen / erzehlen sol / so wil ich damit den anfang machen: Wie die witwe meines Königs / mit der gewalt / die mir mein K \nig hinterlassen / nicht zufrieden / einen aufstand erreget / und nach Edrei mit ihrer tochter Mirina sich begeben. Ich weiß dieses allbereit mit allen ümstånden / (fiele ihm die Königin allhier in das wort) und ist mir nichtes verborgen / was / unter abwesenheit des jungen Marsius / in Basan fůrgegangen. Was aber nach seiner wiederkunft sich begebẽ /und was seither dieses dapfern helden verrichtungen gewesen / solches verlange ich zu vernemen. Es wird zwar Cyniras diese meine begierde erfůllen k \nnen /und mit eurem erlaubnis / mein Prinz! an dem ort wieder anheben zu erzehlen / wo ihr aufgeh \ret. Weil es E. Maj. also gefället (sagte Suevus /) auch niemand bässer / als dieser Fůrst / solches werkstellig machen kan / als werde ich mich seelig schätzen / einen zeugen abzugeben / daß die sch \ne Königin von Syrien meines jetzigen Königs lebenslauf zu wissen verlanget habe. Diese worte brachte der Suevus mit einer sonderbaren gebärde vor / die der Königin allerhand nachdenken verursachte.
Wie nun Cyniras eben seine erzehlung anfahen wolte / kamen die Königinnen von Ninive und Salem / neben den andern: welche die K \nigin von Syrien verloren hatten / und sie nun / nach vielem suchen / in dieser grotte fanden. Es kommet diese gesellschaft /(sagte
Wie sie nun daselbst angelanget / und dieser tag bald zu ende war / kame der verkleidte Arteman an den benanten ort vor der Merone thůr / dahin ihn die Perseis beschieden hatte: und gelangte er ungehintert durch die wachten / weil jederman ihn für ein armes bettelweib ansahe. Perseis wartete daselbst seiner mit der Merone / und sobald er bei ihnen im zimmer allein war / finge ihre begrüssung mit einem gelåchter an / als sie diesen Niniviten so verstellt sahen. Perseis verwiese ihm hierauf / daß er sie in solche gefahr sezte / und in diese seine oder vielmehr Assyrische anschläge sie mit einwickelte. Sie sehen / edle Fůr stin! (antwortete er /) wozu mich / der eifer fůr das haus Assyrien und für die ruhe aller dieser reiche /treibet: und weil ich dißorts noch gleichmäßige neigung vermute / als hat mich das so kůn gemacht /mein hier-seyn und dessen ursach auch beiden zu er \fnen. Seit versichert / Arteman! (antwortete Perseis)
Wie nun Merone solches bekräftiget / und sie sich zusammen niedergesetzet / fienge Arteman an / ihnen den zustand in Damasco / und die ursach seiner hieherkunft zu berichten. Ich achte fůr unn \tig / (sagte er) mit ümständen zu erzehlen / wie jezt der König von Assyrien / und der von Canaan / miteinander für einen man in höchster einigkeit stehen / nicht allein Syrien wider unsere K \nigin / die nunmehr erkante Aramena / zu beschůtzen / als äuserst dahin sich zu bemůhen / wie sie so wol diese sch \ne / als die Prinzessin von Seir / wieder überkommen m \gen. Dieses lezte ist in ihrem raht fäst beschlossen / und vermeinet man dem krieg ein ganz anders ansehen zu verschaffen / wan / nicht durch gewalt / welches wir für un můglich halten / sondern durch list und geschwindigkeit / das gesamte Königliche frauenzimmer in Damasco k \nte hinein gebracht werden. Ich. darf auch hier wol sagen / daß so wol die Assyrier / als Canaaniter / sich zu schwach befinden / hiesiger gewalt /nun die von Basan dazu gekommen / zu widerstehen: und erhalten sie tåglich widerliche zeitungen von allen orten her / die ihnen sehr ihre anschläge verrůcken.
Es ist die Fürstin Dalimire unvermutet nach Ninive gegangen / da sie den Belopares und Spacetes / wie auch den Prizen Abimelech / mit ihren untergebenen Assyriern / an sich gezogen / und die Ninivitische kron aufzusetzen sich d \rfen gelüsten lassen. In Meden
Bei so gestalten sachen / ist / wie ich anfangs erwehnet der raht genommen worden / auf alle weise dahin zu trachten / wie man / durch erlangung wenigst beider Aramenen und der Ahalibama / das jenige ausrichten m \ge / was sonst einen langwierigen krieg erfordern wůrde. Dan / wan diese in der K \nige hånde wåren / so könte sonder mühe / durch eine zwang heurat / Syrien an das Babylonische haus befästet /und der verliebte Beor / nach eroberung seiner Ahalibama / den angehenden feuer in Canaan zu steuren /gef \rdert werden. Dieses nun ist die ursach meiner ankunft / daß ich nämlich mich mit euch bereden sol /wie man hierzu am füglichsten gelangen möge. Durch eure nach und nach erteilte berichte /
Es ist warlich ein schweres / (sagte Perseis) hierzu sich zu entschließen. Doch / weil es meiner Königin bästes ist / und die ruhe von ganz Asien kan zu weg bringen / so gehe ich endlich diesen vorschlag mit ein / und wil sie lieber zu ihrem nutzen betrůben / als ihr zu ihrem schaden dienen. Wie k \nte unsere Königin vorteilhafter heuraten / (sagte Merone hierzu) als wan sie diesen Monarchen der welt ehlichte? Es kan ja auch hierdurch allein / unser liebes Syrien / den frieden erlangen. Merone redet / (sagte Arteman) wie einer Syrerin gebüret. Ist aber auch die K \nigin zu dieser heurat zu bewegen? oder hat es wol einen schein / daß sie sich hierzu werde zwingen lassen? Ich gebe ganz genaue acht auf alles ihr thun / (antwortete Perseis) und kan nicht finden / daß ihr gemůt von einiger liebes-regung angefässelt sei: allermeist nun / da der Prinz der Philister die Prinzessin von Ammon geheuratet. Weil dan dißfalls kein widerstand zu besorgen / so kan der natůrliche widerwille gegen dem Belochus / wegen ihrer eltern / hierbei wenig hintern /und wird endlich die liebe sich wol einstellen / wan das eheliche band sie dazu verbindet.
Wie můssen wir es aber anfahen? fragte Arteman. Dieses (wiederredte sie) will ich von euch vernemen: dan ich mich zu schwach befinde / hierinn einen raht zu geben. Ich bin aber erbötig / einen gefassten anschlag ausfüren zu helfen. Ich will wol (fuhre Arteman fort) meiner Fürstin eröffnen / wohin
Als nun Arteman / im namen des Königs / sie dessen versichert / und sie ferner hiervon sich unterredet hatten / kamen sie auch auf des Ninias zustand / da ihnen Arteman erzehlte / wie daß man diesen Fürsten in der Isis tempel krank gefunden / und gefänglich einziehen lassen: da aber Ardeus so wol bei ihm gethan / ihn wieder frei gemachet / und ihm aus Damasco geholfen. Demnach
Ist aber dem also / (fragte Merone /) daß Ardeus dem Ninias in Damasco wollen behůlflich seyn / unsere Königin nach Ninive zu entführen? Ich bin dessen nicht in abrede: (gabe er zur antwort) doch müsset ihr wissen / daß damals alle dinge ein anders ansehen gahabt / und jetzo die wissenschaft von der Königin geburt nicht mehr leidet / für den Ninias zu sorgen. Wir denken iezt vielmehr / Syrien und (so zu sagen) die ganze welt zu beruhigen / auf das jenige / davon iezt unsere unterredung gehandelt. Es war schon zimlich weit in die nacht hinein / als Arteman solcher massen bei der Perseis und Merone sich befande: daher er / ům sie nicht ferner zu beunruhigen / endlich abschied name / und also verkleidet / wie er gekommen / sich wieder davon machte / seine gute verrichtung in Damasco zu bringen.
Die unschuldige Königin wuste nichtes von diesen gefärlichen anschlågen / die wider sie geschmiedet
Weil aber solche einsamkeit jemehr und mehr ihrer gesundheit schadete / als ward sie durch die schöne Königin von Syrien und die andern genötigt / daß sie eines nachmittags / als der himmel sonderlich heiter war / mit ausspaziren muste / und zwar / nach der Königin von Syrien grotte: die nun diesen zunamen bekommen / weil diese Königin selbige täglich zu besuchen pflegte. Findet ihr / liebste Prinzessin! (sagte die Königin von Syrien zu der Cölidiane / als sie dahin gelanget) diesen ort nicht sonderlich sch \n und bequem für unsere sinne? Ich gestehe solches gern /(antwortete C \lidiane heimlich) wan ich mit E. Maj. hier allein seyn k \nte. Versprechet mir nur / (versezte die Königin) ståts mit mir auszugehen: so wollen wir schon \fters uns hier allein befinden. Meine liebste K \nigin weiß ja zuvor schon / (widerredte Cölidiane) daß ich nirgend lieber / als bei ihr
Weil indem die Prinzessin von Cus fürbrachte / wie sie nåchster tagen einen sonders schönen ort gefunden hätte / da der Königin von Syrien grotte nicht bei käme: wurden sie alle einig / denselben zu suchen und zu besehen. Also folgte nun die schöne Syrerin / alle die andern zu rücke lassend / mit ihrer schwester / und den Prinzessiñen Cölidiane / Jaelinde und Ahalibama / der Prizessin Danede: von der sie / durch diese grotte / einen zimlich rauhen ungebahnten weg / in ein thal gefüret wurden / welches rund ůmher mit hohen spitzigen klippen ümgeben war. Wie sie nun dieses thal zurücke gebracht / öffnete sich ihnen eine rundung von lauter felsen: da ein starker wasserfall mit so lautem geräusche hernieder brausete / das kaum eines des andern wort dafůr vernemen kunte. Dieses wasser ergosse sich zusammen in einen see / und floße über große steine / mitten durch diesen runden platz. Drůben am see / in der ferne / ließen sich verschiedene h \len sehen / dergleichen die Syrer für wonungen der wassernymfen zu halten pflegten. Danede zeigte der gesellschaft einen ausgehauenen sitz in einem felsen / der zum ruhen sonderlich bequem war: alda sie dan sämtlich sich niederließen / und mit sonderbarem vergnügen dem wasserfall ein zeitlang zusahen.
Der jungen Königin von Ninive dünkte endlich /als wan sie jenseit des wassers in den h \len etliche weibspersonen erblickte. Sihest du wol! (sagte sie zur Ahalibama) dort lassen sich wasser-Nymfen sehen. Wie nun Ahalibama ihre augen dahin gewandt / und diese hervorkommende auch ins gesichte gefasset /bekråftigte sie der Aramena meinung / daß es Nymfen seyn müsten: weil es nicht das ansehen hatte / daß zu diesen
Indem sie also miteinander redten / kamen diese fr \mde immer näher aus den h \len herfür / und waren ihrer dreie: die sich zusammen auf eine schmale klippe / welche in das wasser hinein sich streckte / und gleichsam eine halb-insel machte / niedersezten / und also ferner sich beschauen liessen. Die mittlere von ihnen / deutete durch ihre klägliche gebärden an / daß sie den andern beiden ihr leiden erzehlte. Nachdem Danede / die zimlich scharf sehen kunte / durch die hole hand eine zeitlang diese frömde betrachtet / rieffe sie unversehens auf: ô himmel! ich sehe die Delbora! Diese worte / machten die C \lidiane aufstehen / da sie auf einen aus dem wasser hoch herfürragenden stein sich stellte / und etwas aufmerksamer dahin sahe. Weil ihre augen der Danede meinung beståtigten /und sie solches den andern sagte / regte sich bei der Prinzessin von Cus ein ungedultiges verlangen / dieser ihrer schwågerin näher zu kommen. Wegen des starken geråusches vom wasserfall / war ihr ruffen vergebens / und konten sie von ihnen drůben nicht gehöret werden:
Danede befahle endlich einem kleinen moren / den sie bei sich hatte / und der wol schwimmen kunte /daß er über das wasser setzen / und der Prinzessin Delbora ihr da-seyn anmelden solte. Wie nun dieser zum überschwimmen / durch ablegung der oberkleider / sich bereitet / und schon im wasser ware / wurden jene gewar / daß sie ersehen worden / stunden demnach eiligst auf / und liefen wieder nach den h \len: daher der mohr / ob er schon hinůber kame /doch niemand finden kunte / auch vergeblich in den hölen nach ihnen ümsuchete. Er kame mit diesem bericht wieder herüber / und blieben deswegen die Danede und Cölidiane ganz unruhig: weil sie keinen weg wusten / zu dieser Prinzessin zu kommen. Es wird das bäste seyn / (sagte die K \nigin von Syrien) daß man sich bei den leuten hierüm erkundige / wo der weg zu diesen hölen gehet: dan weil die Prinzessin Delbora dahin gekommen ist / so wird ja der weg auch für uns noch offen seyn. Nachdem solches die andern bestätigt / rieffe die Königin von Syrien einem von der wacht / und befahle / daß er einen in dieser gegend wonhaften man suchen solte. Er fande gleich einen hirten / und n \tigte ihn / vor diese Königliche gesellschaft zu kommen.
Dieser / als man ihn befraget / berichtete / wie daß auf jenseit kein andrer weg / als ůber das wasser /ginge: wan man aber über land dahin wolte / můste man etliche meilen / und zwar durch Aroer reisen /und über den fluß Pharphar setzen. Ist dan in jenen hölen / (fragte die K \nigin von Syrien ferner) etwas zuthun / und wonet jemand darinnen? Diese frage jagte dem hirten eine r \te
Es wiesen sich ihnen alda verschiedene h \len / die ohn ende durch die tieffe felsen hindurch lieffen. Der hirte / den sie mit ůbergenommen / solte sie durch die gänge hinein füren: weil der aber sich mit seiner unwissenheit entschuldigte / als übername solches der Fůrst Arsas / und folgte etlichen mensch-fusstapfen /die er auf der erden im sand wargenommen. Wie sie nun eine gute weile gegangen waren / \ffnete sich ihnen an der rechten seiten eine höle: welche / weil oben / durch den durchgebrochnen
Dem gedächtnis des Cimbers / ist dieser ort gewidmet.
Die K \nigin von Syrien und Jaelinde / die allein dieses lesen konten und Celtisch verstunden / wurden hierüber sehr bestürzt / und erklärten den andern diese worte: in welchen aber für Danede und Cölidiane nichtes enthalten war / das ihnen / die Delbora zu finden / ein licht geben können.
Sie giengen aber fürter durch diese thür / und fanden ein zimmer / gleich als ein tempel rund ausgehauen / und überall mit grünen moß bewachsen. In der mitten stund eine seule / von verschiednen siegs- und kriegszeichen mit Celtischen gewehren aufgefůret /und gar künstlich in stein ausgearbeitet. An den wänden umher / stunden schriften in Celtischer sprache eingehauen / die die Königin von Syrien und die Prinzessin Jaelinde begierig ansahen / und folgende reimen daraus lasen.
Es waren / bei überlesung dieser reimen / die K \nigin von Syrien und die Prinzessin Jaelinde / sehr aufmerksam und åmsig / und vergossen beide ihre milde zåren / als sie so unvermutlich des edlen Cimbers ehrengedächtnis allhier antraffen. Weil auch die sch \ne Syrerin / wegen dieses todes / sich beschuldigt fande /gab ihr solches anlaß / zu der Jaelinde heimlich zu sagen: Haltet dan auch ihr / werte Prinzessin! wie diese unsere neue
Als Jaelinde hierauf wieder antworten wolte /kamen die andern dazu / und wolten von ihnen wissen / was in diesen reimen / ihre tränen zu verursachen /enthalten wäre: da sonderlich Danede / üm von ihrer Delbora etwas zu h \ren / begierig anfragte. Die Königin erklårte ihnen / wie daß diese reimen einem Celtischen Fůrsten zu ehren aufgesetzet / und die gedächtnisseule ihm gewidmet: und dieser wåre der Cimber /den meisten unter ihnen bekant / dessen frůhzeitigen tod sie håtten beweinen müssen. Ich habe diesen Cimber auf einen angenblick gesehen / (sagte Danede) und zwar in Damasco /
Wie sie nun endlich / ůber selbigen platz / in lauter klippen und berge gekommen / und nun fast nicht weiter zu gehen wusten / wurden sie von fernen eines weibs gewar / die einen korb auf dem rücken truge /welcher / wie es schiene / mit allerhand mundkost angefüllet war / und damit in eine höle hinein gienge: deren sie dan auf der spur nachfolten. Der mit hinein gebrachte hirte / dieses weib ersehend / stellte sich erschrocken an / und wolte ihr zuruffen: es wurde ihm aber solches verwehret / und er mit etlichen soldaten zu růcke galassen / die acht auf ihn haben musten. Wie sie nun dem weib nacheilten / kamen sie lezlich in eine kůche / die in einen felsen gehauen war. Die leute / so darin waren / erschracken so sehr / als sie so viel fr \mde ankommen sahen / daß sie sofort / was sie in dem händen hatten / fallen ließen / und entlieffen. Nur eine m \rin / welche die Danede kennte / bliebe stehen / und fiele dieser Prinzessin zu fus / ihre unbeschreibliche freude bezeugend / sie wieder zu sehen. Wo ist deine Prinzessin
Wie nun die K \nigin solches fůr gut befunden / eileten Danede und C \lidiane mit der dirne fort / und wurden von ihr in ein gewölbtes zimmer gefůret: darin sie diese Prinzessin / neben noch zweien frömden / antraffe. Die erfreute Danede lieffe gleich / der erschrockenen Delbora üm den hals zu fallen: die sie eher küssete / ehe sie wuste / wer ihr diese liebe erwiese. Wie sie aber ihres gemals schwester / von der sie in Cus jederzeit so hoch geliebet worden / erkant hatte / verwandelte sich ihr entsetzen in eine freude /die ihr die tränen aus den augen triebe. Diese beide freundinnen lagen ein ander lang in den armen / sonder ein wort zu sagen: daß also C \lidiane / die immittels die andere beide schönheiten bewundert / eine weile zurůck stehen muste. Sie wurde von der Delbora gleich erkent / aber nicht so herzlich entfangen: weil diese Prinzessn sie mit ihrem Eridanus in nicht-geringem verdacht / und für eine ursacherin alles ihres unglůcks / hielte. Wie aber Danede die andere zwo sch \nen / so im zimmer sich mit befandẽ / auch ansprechen wolte / und nicht wuste / wofůr sie dieselben ansehen solte / sagte Delbora zu ihr: Diese beide Celtische Königinnen g \nnen mir allhier meinen aufenthalt / und ist diese die Königin Hermione / eine witwe des Morges Königs in Kitim /
Wer hat dich (begunte Delbora die Danede zu fragen) diesen verborgenen unwegsamen weg / und was fůr ein gutes oder b \ses geschicke hat dich aus Cus hieher / gefůret? Ich verspare auf die lezte von deinen fragen zu antworten / (sagte Danede) bis wir hierzu mehr zeit und gelegenheit ůberkommen: was aber C \lidiane und mich hieher bringet / das wil ich dir sofort er \fnen. Hiemit erzehlte sie ihr kůrzlich / wie sie vorigen tags jenseit des sees wären ersehen worden. Als sie endlich erwehnte / wie daß die K \nigin von Syrien / neben andern hohen Frauenspersonen / in diesen h \len sich befände / und sie zu suchen ausgegangen wäre / bestůrzte fůrnemlich Hermione darüber /und kunte sich lang nicht entschließen / von dieser Königin sich sehen zu lassen. Wie aber sowol die Roma / als Delbora / ihr zuredten / und es eine unhöflichkeit zu seyn ermassen / diese grosse K \nigin / in deren lande sie waren / und die / sie zu suchen / sich so viel bemůhet / nicht anzusprechen: waren sie zu frieden /
Die K \nigin Eurilinde erkante alsofort die Delbora / an der gleichheit / die zwischen ihr und ihrer fraumutter / der K \nigin Barzine / sich befunden: und weil sie deren große freundin in Armenien gewesen /als bezeugte sie sonderbare freude / diese ihre tochter zu sehen; weshalben sie auch gleich zu ihr eilete / und sie ůmarmete. Delbora / so sie anfånglich nicht erkante / erfuhre bald / von wem diese liebkosungen herrürten: daher sie nicht weniger erfreuet war / eine so gute freundin ihrer fraumutter zu sehen. Als sie hierauf zu der K \nigin von Syrien gekommen / sagte sie: E. Maj. sehen hier vor sich eine verlassene / die wider ihr wissen in dero reiche schutz gesuchet; den sie auch / E. Maj. weltbekanter güte versichert / noch ferner hier zu finden verhoffet. Das gerüchte (antwortete die K \nigin von Syrien) hat mir schon långst soviel gutes von der Prinzessin Delbora gesaget / daß ich mich seelig schåtze / selbige nun in person zu sehen. Ich biete euch auch / sch \ne Prinzessin! hiermit alles / was in meinem reiche ist / zu euren diensten an / und werde mich beglükt achten / wan ich euch in einigem dinge erweisen kan / wie hoch ich eure tugenden verehre. Wan das gerůchte (widerholete Delbora) meine abenteuren E. Maj. hat bekant gemacht / so
Ich widerspreche euch dieses / sch \ne Prinzessin! (antwortete die K \nigin von Syrien) als die ich dem Prinzen von Cus viel zu hoch verbunden bin / dan daß ich ein solches zugeben solte. Es wird so wol die Prinzessin Danede / als Cölidiane / meinem bitten zu hülfe kommen / daß man sich nicht allein aus diesem felsen hinweg begebe / sondern auch zulasse / dem Prinzen von Cus diese erfreuliche post von seiner gemalin / üm die er beångstigt ist / kund zu machen. Delbora sahe / auf dieses zureden / die K \nigin gantz wehmůtig an / und die augenbrunnen \ffnend / vermeinte sie / wie daß man / allein sie zu trösten / also mit ihr von dem Eridanus redete. Wie aber Danede solches merkte / trate sie hinzu / und beteurete ihr gar hoch des Eridanus reue / auch wie er / sie zu suchen /das reich Cus verlassen håtte / und nun zweifelsohn aller orten nach ihr sich befragen würde: welches auch die C \lidiane beståtigte. Wie man nun gern das jenige glåubet / was man wünschet / als fiele es diesen beiden Prinzessinnen nicht schwer / den Eridanus bei seiner Delbora wieder einzus \nen; massen sie / ganz wunter aussehend / zu der K \nigin von Syrien sagte: Wan mein gemal das unrecht / so er mir gethan / er kennet / bin ich nicht gewillet / meine gegenwart ihm länger zu entziehen / sondern verlange vielmehr / wiederum bei ihm zu seyn / als bei dem allein ich mit ruhm und ehre mein leben zubringen kan. Ich werde aber doch / diese wonung zu verlassen / mich eher nicht entschliessen dörfen /
Diese worte der Delbora verursachten / daß die Königin von Syrien ihre augen auf die Hermione und Roma warfe / und aus deren majestätischem wesen ihren hohen stand urtreilend / fragte sie die Delbora ganz begierig / wer diese wären? E. Maj. überheben mich dieser frage / (antwortete Delbora) weil ich /ohne ihren willen / sie nicht nennen darf. Daß eine unter ihnen (sagte die sch \ne K \nigin) müsse Hermione heißen / haben mir / unweit von hier / in des Cimbers ehren-tempel / etliche Celtische reimen zu erkennen gegeben. Weil ich auch mich erinnere / daß der Adonias / gegenwärtiger K \nigin Eurilinde sohn /vor wenig jahren / aus Kitim / neben der K \nigin Hermione / auch die K \nigin Roma habe nach Asien übergefüret: als vermute ich / daß die Königin der Aborigener allhier auch zu finden sey. Hermione /über diesen reden ganz errötet / trate hierauf herfür /und sagte: Wan wir Celten viel götter glåuben dörften wolte ich denken ich sehe die gr \ste göttin hier vor mir; weil nicht weniger dero himlischer glanz / als ihre profetische stimme / mich solches vermuten machet. Ich sehe auch nicht / wie wir ferner uns bergen k \nnen / da bereits unsere namen sind erraten worden. Ich bin die unglückliche Hermione / und meine gefärtin ist die K \nigin Roma. Wir haben Kitim verlassen můssen / ům hier in Asien die unbeständigkeit der welt kennen zu lernen: die uns dazu getrieben / daß wir / so zu sagen / aus der welt zu gehen / und in dieser einsamkeit die übrige zeit unsers lebens hinzubringen / uns entschließen müßen. Niemals aber håtten wir besorget / in dieser einsamkeit gest \ret zu werden. Zwar hat es dem himmel zu meinem glücke gefallen / durch hieherkunft der Prinzessin
Wol recht saget die Königin von Kitim / (antwortete die von Syrien) daß sonder mein wissen ich ihre ruhe allhier verst \ret; massen ich daran so unschuldig bin / als am tode des edlen Cimbers: und möchte ich wůschen / dieser held håtte meinen Basilisken-blick nie gesehen / weil solcher an dieses Prinzen unbeständigkeit ursach seyn můßen. Ach große K \nigin! (gabe Hermione zur antwort) ich bekenne meine schuld /daß ich solcher worte in dem ehrengedåchtnis des Cimbers mich bedienet. Was thut aber nicht der entfindlichste gram? und was wird nicht / einer bis in den tod betrübten gut gehalten? Ich sage auch dieses nicht fürrückungs-weise / (widerredte die K \nigin von Syrien) sondern deute nur damit an / wie ich mein unglück beklage / daß ich einer so sch \nen Königin unruhe / und eines so edlen Prinzen wankelmütigkeit bef \rdern müssen. Nun ich die schönste Delbois gesehen / (wandte Hermione hinwider ein) unter welchem namen der Cimber sie angebetet / verdenke ich ihn nicht mehr / daß er die Hermione verlassen können: und muste es auch ein solcher wunderschein seyn / der / die vergessenheit meiner / in ihm erweckte. Ich beklage nun nicht mehr so sehr / (widerredte die K \nigin von Syrien) den tod dieses Prinzen / als seine an der K \nigin von Kitim erwiesene unbeständigkeit: und hätte ich diese nicht erfahren / solte ich mich wol nicht haben erwehren k \nnen / mich eine mitbulerin der sch \nen Hermione zu nennen. Nun ich ihm dieses verziehen habe / (sagte Hermione) bitte ich noch fůr ihn / daß die K \nigin von Syrien ihre hochachtung
Es ist aber die wankelmůtigkeie (erwiderte die K \nigin von Syrien) kein geringes gebrechen / und weiß ich nun / das Cimber nicht allein die sch \ne Hermione / sondern auch die Prinzessin Hercinde aus Celten lieben und verlassen k \nnen. Wie? des großen Marfius tochter? (fragte Hermione ganz verwundert) wie solte das m \glich seyn können? Diese sch \ne (hube Roma hierauf seufzend an zu reden) hat auch einen andern Prinzen seiner treue k \nnen vergessen machen / daß wol noch ungläublicher geschienen. Zweifelsfrei (antwortete ihr die K \nigin von Syrien /) wird hierdurch der Prinz von Hevila verstanden? Ich verneme / (versetze die angeneme Roma) daß alles hier bekant ist / was unser beider unglück / und die hiesige freiwillige einsperrung / hat verursachen können. Ich weiß hiervon so viel nicht / (sagte die Königin von Syrien) als ich wol zu wissen verlange. Ich wil hoffen / da mir das glůck die kentnis zweier so großen K \niginnen erworben / ich werde auch in ihre vertreuliche freundschaft aufgenommen und tüchtig erkant werden / ihnen allhier in Syrien dienste zu leisren / auch ihres wol- und wehstandes mich teilhaft zu machen. Unser zustand (widerredte Hermione) ist also beschaffen / daß wir ungern diese wonung werden verlassen k \nnen: und wird uns nur hier das freie leben ferner geg \nnet / so genießen wir dardurch alle die guttaten / die wir zu entsahen fåhig sind. Wofern auch die sch \ne K \nigin von Syrien verlanget / die ursache die uns beide zu diesem schluße gebracht / eigentlicher zuvernemen / sind wir sie hierinn zu vergnügen erb \tig.
So groß mein verlangen ist / (antwortete die
Gleichwie das widrige glůck mir / fast so lang ich gelebet / keine ruhe gegönnet / also muste ich auch / ehe ich geboren worden / dessen tůcke entfinden / und mit meinen eltern / noch in mutterleibe / aus Tuscia / nach des Bojus hof in Celten flüchten gehen: da / wegen vielen schreckens und ungemach der reise / die Königin Evechoa / meine fraumutter / kurz nach ihrer ankunft / in Trier mich zur welt gebare / und darbei den geist aufgabe. Sie befahle mich aber vorher einer Medischen dame / die mit ihr aus Rages gekommen / als sie von dar neben ihrer schwester / für des Nadias wut / die weltkůndig ist / entfliehen müssen: von der sie begehrte / daß sie mich ehist zu ihrer schwester in Arabien / die an den Fürsten der Nabatheer verheuratet war / bringen solte; damit in ehlichung des jungen Nebajoth / meines vettern / ich wieder an den Medischen tron zu gelangen die hofnung haben k \nte. Es war auch diese verlobung zwischen dem Nebajoth und mir / vor unser beider geburt / von unsern můttern / auf ihrer flucht aus Meden abgeredet worden. Als nun die Königin / nach eröfnung dieses ihres lezten willens / die welt gesegnet / name die verständige Mesahab (so hieß die dame) sich meiner getreulich an /als wie eine mutter / und ware des fåsten vorhabens /ihrer Königen befehl / nach äusersten verm \gen / dermaleins zu erfůllen.
Weil der Blascon / mein herrvatter / von land und leuten verjaget / und wider den K \nig Hesperus / der aus Bätica gekommen und ihn vertrieben / bei dem Bojus schutz und beistand gesuchet / erlangte er zwar solche /
Nach verfließung etlicher jahre / inzwischen er /sonder einige Hofnung / in Trier sich aufgehalten / als die Königin Bombis / und meine stief fraumutter die Martinde / nun vertraute freundinnen worden / richteten sie es in die wege / daß der Italus Kitim seine vier kinder / den Prinzen Morges / den Sicorus / und die Prinzessinnen
Weil man / in dieser austeilug / dem jůngsten Prinzen aus Kitim / dem Sicorus / wie auch dem jungen Tubal / nichtes zuerkant hatte / wehlten diese selber ihnen von uns welche aus: massen der Tubal die Roma Sicorus aber meine person / mit mehrer håftigkeit / als unsere verordnete liebhabere / zu bedienen anfinge. Also gabe es manchen streit unter ihnen /indem Sicorus seinem åltern bruder / dem Morges / in bedienung meiner / etwas zuvor thun wolte / oder Tubal \fters / wegen des Prinzen Ingerman / ům die Roma nicht seyn kunte.
Es fügte sich / daß in solcher zeit der junge Cimber unbekant nach Trier kame: welcher diese reise / ům den berümten hof des Bojus zu sehen / übernommen /und die gefahr / aus antrieb der frischen jugend / nicht scheuete / die ihm / wan er wär erkant worden / håtte zuwachsen k \nnen: dan man bei uns / sowol seinem vatter / dem Fürsten Herman / als fürnemlich seiner mutter / der Hesperia / todfeind ware / und daher zweifelsfrei den sohn ůbel wůrde angesehen haben. Sein vorwitz / seine anverwandten zu sehen / (weil der Prinz Ingerman ihm nahe befreundet / des Italus Kitim kinder mit ihm geschwisterkind / und Tubal seines vatters brudern sohn
Nun begabe es sich eines tags / daß wir / indem wir etlichen bären nachjagten / uns allerseits voneinander zerstreuten: da ich mich dan ganz allein sahe / ohne daß dieser unbekante Cimber mir folgte. Weil ich ihn für einen von unsern leuten hielte / beachtete ich sein nachfolgen nicht / sondern rante meines wegs fort. Indem wischete plötzlich ein grosser bår aus dem dusch herfür / und liefe auf mich zu / den ich zwar mit etlichen bogensch \ssen grüste / aber ihn damit nicht abwendete: und war diß das ärgste / daß mein scheues pferd sich mit mir båumte / und mich herunter warfe. Ich würde ohn zweifel des todes gewesen seyn / wåre Cimber nicht zu rechter zeit dazu gekommen / welcher sofort vom pferd sprange / und sich zwischen mich und den båren stellte: da dan diß ergrimte thier auf ihn los ginge / aber seine dapfere und kůne faust bald entfinden muste / und zu seinen fůßen tod danieder fiele. Diese küne that / die ich mit angesehen /machte mich diesen frömden genauer betrachten: und wie er kame / mir seinen sieg anzukünden / auch daneben sein beileid zu bezeugen / daß dieser unfall mich in schrecken gesetzet / zeigte sich mir seine gestalt mit solcher heroischen annemlichkeit / daß ich ganz darob verwundert bliebe. Nemet an / große Prinzessin! (sagte er zu mir) dieses erste zeichen meiner bedienung / die ich euch
Hiermit kamen etliche von unsren leuten dazu / und st \reten unsere fernere unterredung: und indem diese üm mich besorgt waren / verlore sich Cimber in das gehölze / also daß ich ihn selbigen tag nicht wieder zu sehen bekame. Als aber die K \nige und Prinzen erfuren / was vorgegangen / ware ihr entsetzen ůber meinem zufall nicht gr \ßer / als die begierde / diesen fr \mden zu kennen / der so dapfer mich erl \set hatte. Die Prinzen Morges und Sicorus / erwiesen sich hiebei mehr beschåmt / als begierig / diesen frömden zu kennen; und ersonnen tausend entschůldigungen / die ihnen in den weg kommend sie behintert hätten / mir diesen dienst zu leisten. Sobald ich aber bei der Mesahab mich wieder allein befande / und ihr meine abenteur erzehlte / machte ich sie damit glåuben / daß dieser fremde zweifelsohn der Nebajoth seyn můste: weil sie aus Asien / von der Fürstin Chinzira seiner fraumutter / die nachricht erhalten hatte / daß er ehist in Celten kommen würde. Ich sagte ihr: wan dieser der Nebajoth wåre / wůrde mir nicht schwer fallen /ihn zu lieben. Dieses gefiele ihr nun sehr wol: weil sie hoffete / daß Nebajoth gewiß vorhanden wäre.
Cimber / gantz verwundert / die Mesahab also reden zu hören / hielte es fůr ein sonderbar gutes zeichen / und sagte / sie ganz beweglich anschauend: Nicht das gerůchte / sondern meine augen haben mich zu der Hermione gefangenen gemacht; und wůrde ich solches so künlich hier nicht bekennen / wan ich nicht hoffen d \rfte / dieses fragen geschehe zu meinem båsten. Hoffet / edler Fürst! (antwortete sie ihm) und seit versichert / daß ich euch dienen werde. Es fehlete nicht viel / Cimber wåre ihr / nach solcher guten versicherung / zu fus gefallen / so erfreut bliebe er hierůber. Er schiede damit von ihr / in der meinung / Mesahab håtte allein / ům sich ihme zu erkennen zu geben / Arabisch geredet: gleichwie auch sie mit den gedanken zu mir wiederkehrte / daß dieser ganz gewiß der Nebajoth wåre. Tausend gutes sagte sie mir hierauf vor / von diesem Fůrsten / wie gros sie nämlich dessen geschicklichkeiten fånde / und wie ein ungemeines helden-ansehen ihn begleitete: daher ich / meiner verstorbenen fraumutter gehorsamend / und meiner eigenen neigung nachfolgend / unschwer zu bereden war / diesen Fůrsten zu lieben. Nachdem die hierob erfreute Mesahab meine gute erklårung vernommen / seumte sie nicht / ihrem vermeinten Nebajoth /den sie zu ihr zu kommen beschieden / solches wißlich zu machen. Sie brachte ihn auch verborgen zu mir / damit wir miteinander die notturft abreden möchten / bevor er öffentlich in Trier und bei hof sich sehen ließe: welches sie zwar so sehr fürchtete / als verlangte / und \fters den raht gabe / (weil sie besorgte / der König mein herrvatter m \chte mich ihm nicht geben / sondern
Wie er nun zu mir gekommen / fiele er mir gleich zu fus / und wuste nicht worte gnug vorzubringen /seine erkentlichkeit wegen der unverdienten gnade /die ich ihm widerfaren ließe / zu bezeugen. Ich sagte zu ihm: Wie das ich nimmermehr / sonder wissen meiner obern / ihn zu sprechen mir die freiheit wůrde gegeben haben / wan ich nicht den lezten befehl meiner fraumutter vor mir hätte / der mich zu dem / was ich täte / so wol aus gehorsam / als aus eigener neigung / antriebe. Diese verbindliche worte sezten ihn fast gar aus sich selber: wiewol er nicht begreifen konte / was ich mit meiner fraumutter wolte verstanden haben. Und wie er mich hierüm gefraget / erwehnte ich gegen ihme / ganz unschudiger weise: Er würde ja bäßer als ich wissen / wie jederzeit unsrer beider mütter wille gewesen / daß Hermione den Nebajoth / und Nebajoth die Hermione lieben solte. Der name Nebajoth öffnete dem Cimber die augen / daß er so wol meinen als der Mesahab irrtum erkante / und wol verspůrte / wie wir ihn fůr einen andern ansähen: daher er so betreten wurde / daß er nicht wuste / wozu er sich entschließen solte. Sich von mir geliebt zu wissen / hielte er damals für seine höchste glückseligkeit: nun aber muste er fürchten / wan er mir seinen namen nennte / (weil sein vatter und mutter der meinigen abgesagte feinde waren) er m \chte alle erlangte gunst auf einmal wieder verscherzen / und alsdan nimmer für meine augen kommen d \rfen. Demnach beschloße er bey sich selber / diesen betrug / ob er ihn gleich nicht angefangen / unschuldig fortzusetzen /und / seiner liebe zum bästen / zu verschweigen / daß er nicht Nebajoth wäre. Demnach gabe er mir solche zweideutige antworten /
Es kame / nicht lang hiernach / der rechte Fürst Nebajoth / neben dem Prinzen Jethur von Hevila /und ließe sich \ffentlich an Trierischen hofe sehen: da sie dan / als frömde Fürsten / von dem König Bojus wol aufgenommen / und in betrachtung / daß sein sohn sich auch in ihren landen aufhielte / ihnen sonders gütig begegnet wurde. Ich wuste nicht / als ich ihre ankunft vernommen / was ich von dem Nebajoth gedenken solte / daß der es mir nicht zuvor gesaget /wie er \ffentlich bei hof erscheinen wolte. Indem ich aber mit der Mesahab hiervon redte / meldete man mir an / wie daß Nebajoth und Jethur mich zu besuchen kommen wolten. Als ich sie nun fůrgelassen / wurde ich von unbeschreiblicher entsetzung ůberfallen / als ich meinen Nebajoth unter diesen beden nicht fande /sondern zweier ganz frömden gestalten ansichtig wurde. Sie küsseten mir den rock / und der erste / so Nebajoth war / ůberreichte mir ein schreiben von der Fürstin Chinzira / seiner fraumutter: die mir darinn diesen ihren sohn aufs bäste anbefohle / und darbei erwehnte / wie sie herzlich wůnschte / daß das mit ihme und mir m \chte erfůllet werden / was sie und ihre schwester / meine fraumutter / mit einander so fåst abgeredet und gelobet
Nachdem ich diese erste besuchung / die gar kurz war / ůberstanden / und mich bei der Mesahab wieder allein sahe / begunten wir einander zu fragen / wie es mit dieser fr \mden begebnis müße beschaffen seyn. Weil der Mesahab die hand der Fürstin Chinzira wol bekant war / als musten wir glauben / daß eher mit dem ersten als mit diesem lezten Nebajoth / ein betrug vorgehen müste. Sie fienge nun gleich an die seite des lezten zu halten / und wolte mich ůberreden / alsofort den andern fahren zu lassen. Gleichwie mir aber solches / bevor ich mehrere erkundigung hievon eingezogen / so unmüglich als unbillig fůrkame / wolte ich den bishergeglåubten Nebajoth erstlich sprechen / und von ihm selber die aufl \sung dieses rätsels vernemen. Als er demnach gegen den abend fůr mich gekommen / fande ich ihn so verändert und erschrocken aussehend / daß ich nun nicht mehr zweifelte / er würde mich betrogen haben. Was sol ich hierzu sagen / (redete ich ihn an) daß zween Nebajoth alhier sich einfinden? Der Nabatheer Fůrstin / die Chinzira / bietet mir iezt / durch ein schreiben / ihren sohn an: für den ich euch nicht halten darf / weil ein anderer mir den brief ůberliefert hat. Demnach so helfet mir aus dem traum / und saget mir / welcher der Nebajoth sei / den ich lieben můße?
Als ich diese kurze frage gethan hatte / sahe ich unversehens den Cimber zu meinen fůßen niederfallen /welche er ümfassete / und so håufig mit seinen zären benezte / daß er lang kein wort herfürbringen kunte. Endlich wie ich ihn von der erden wieder auszustehen genötigt / sagte er: Wan Hermione keinen andern / als
Diese klagworte brachte er so beweglich für / daß sie mich rüren musten / und fülete ich wol / daß Cimber mir so angenem als vorher ware / da er noch Nebajoth hieße. Zwar stellte ich mich anderst gegen ihm an / als ich es im herzen meinte / und entfande es hoch / daß er mich also hintergangen hatte. Gleichwol ihm nicht zu einer verzweifelung anlaß zu geben / fårtigte ich ihn also ab / daß er wol spüren konte / wie ich ihm nicht alle hofnung benemen wollen. Aber die Mesahab erzeigte sich ihme nicht so gůtig / sondern schalte ihn häftig aus / und
Mitlerweile nun der Nebajoth \ffentlich bei mir suchte / was Cimber heimlich besaße / finge der Jethur auch an / der Prinzessin Roma fleißiger / als den andern / aufzuwarten. Er hatte / der abwesenheit des Ingermans sich bedienend / fůr den diese Prinzessin von der Königin Bombis seiner fraumutter bestimmet war / so gewůnschten fortgang in seiner liebe / daß er das bei dieser Prinzessin erhielte / wornach der Tubal sich bisher so vergeblich bemühet / und das auch dem Ingerman noch nicht zu teil werden können. Der König Bojus war dazumal nicht in Trier / sondern hatte eine ferne reise in der Eusterwoner landschaft fürgenommen / wie dieses alles bei uns sich also zutrage / und waren der Nebajoth und Jethur nicht ůber zweimal beim K \nig zur aufwartung gewesen: welche des Bojus abwesenheit / sowol diesen zweien / als dem verborgenen
Nun trug es sich zu / daß ich / wegen eines gethanen gelübdes / auf etliche wochen / bei den heiligen Aurinien auf ihrem berge / den sie unweit von Trier haben / mich verschlosse / und alda ihren heiligen gebräuchen mitbeiwonete. Dieses gabe allen meinen vier aufwartern anlaß / in geheim daselbst zu mir zu kommen / und an diesem heiligen orte / da keiner seines herzens gedanken verhelen / noch sich anders stellen darf / als wie er es meinet / aus mir zuerforschen /was jeder von ihnen zuhoffen hätte. Dem Morges fiele dieser anschlag am ersten ein / welchen er der Electra / seiner vertrauten schwester / eröfnete: die es dan sehr gut befande / und ihm heimlich hierzu zuverhelfen verhieße. Roma / die ihrer beiden vertraute unterredung / sonder ihr wissen / mit angehöret / er \fnete solches ihrem bruder dem Sicorus / und machte sich bei ihm anheisig / ihn gleichfalls unvermerkt zu mir zu bringen. Weil sich eben alles hierzu so schicken muste / als fiele gleicher Anschlag dem Nebajoth und Cimber ein: da jener von begierde /
Es wehlten aber alle diese viere zugleich einen tag hierzu aus / als an einem grossen festtage / die K \nigin Bombis / wie auch die K \nigin Martinde / meine stieffraumutter / (die auch den königlichen namen fůrete / ungeachtet mein herrvatter keine kron mehr hatte) neben den beiden Prinzessinen / und der Fürstin Galathea / meines vatters schwester / des Bodus gemalin / auf den berg kommen wolten / die Aurinien zu besuchen: da dan Electra / Roma und Mesahab / ihre beide brüder und den Nebajoth / unvermerkt unter den hofbedienten mit sich namen / sonder daß einer von dem andern wuste / und dieselben hinter die bäume verbargen. Daselbst verblieben sie / wie die Königin samt den andern wieder hinweg waren / und in der nacht kame jeder aus seinem winkel herfür / des willens / bei dem feuer / daß im walde / der heiligen jungfrauen / die wir in Celten anberen / zu ehren angezündet war / mich zu finden und anzusprechen /und folgenden tags / wan die Königinnen würden wieder kommen / in ihrer geleitschaft sich von dannen zubegeben. Sie hatten die nachricht / daß ich an seibigem ort mich einfinden würde: wie sie mich dan
Die eiversucht triebe sich allerseits / das beginnen dieses fr \mden / so der Cimber war / zu beobachten: daher jeder an seinen orte stehen bliebe. Sie h \rten demnach alles / was wir mit einander redten. Ich fragte diesen verliebten / als er sich mir kund gegeben /und diese seine freiheit aufs båste entschuldiget / mit etwas unwillen: Was ihn bewöge / also ohne not meinen guten namen und seine person in gefahr zusetzen / und sich daselbsthin zu wagen / wo keine mansperson sonst gedultet wurde? Er antwortete: Wie daß die liebe ihn / alle gefahr aus den augen zusetzen / beredet / und ihn angetrieben im hätte / auch an dieser heiligen stelle die versicherung meiner gegenliebe aus meinem munde zu h \ren / und mich hierům zu ersuchen. Wie nun / Cimber! (war meine wiederantwort) verratet ihr nicht hiemit einen kleinen zweifel / den ihr von mir heget / indem ihr also mich gedenket auf die probe zusetzen? Ach! dörfte ich an diesem heiligen ort anders reden / als ich es meine! so wolte ich euch zur straffe sagen / daß ich den Cimber nicht liebe /sondern den Nebajoth ehlichen wolle. Nun aber wisset ihr / daß ich nicht lügen darf / und muß ohne meinen dank euch gestehen / wie Cimber / des Fůrsten Hermans sohn / der jenige allein sei und bleiben werde / der der Hermione aus Tuscia herz und gegenliebe
Ach ja! dieses waren damals (fuhre Hermione seufzend fort) des Cimbers worte. Mitlerweile wir aber also zusammen redten / litten Nebajoth / Morges und Sicorus alle die marter / die unbeliebte personen anzustehen pflegen / und fassete jeder von ihnen einen sonderbaren schluß / wie er sich hiebei verhalten wolte. Nebajoth / der ungeliebt nicht lieben mochte /name ihm für / durch åmsige aufwartung sich zu bewerben / daß Cimber aus meinem herzen möchte ausgetrieben werden. Sicorus aber / der eines sehr rachgierigen herzens war / entschloße sich / böslicher weise dem Cimber zu schaden / und eilte so fort von dannen / üm der wacht anzumelden / die unten am berge die heilige Aurinien bewachte / wie daß des Königs Erbfeind / des Hermans und der Hesperia sohn / an diesem verbotenen ort sich befände: damit sie kämen / und ihn in gefängliche haft brächten.
Indem nun dieser hinginge / und der betrübte Morges sich auch von dannen begabe / fassete Nebajoth die entschließung / mich anzusprechen: kame also aus seinem verborgenen winkel herfůr / und sezte damit / so wol mich als den Cimber / in große bestürzung. Verůblet mir nicht / Hermione! (redte er mich an) daß ich hieher komme / eure und des Cimbers unterredung zu stören. Ich bin aber vielmehr gewillet /dieselbe durch meine erklärung ruhiger zu machen /und er \fne euch hiemit / daß
Nebajoth hatte gut reden / da weder Cimber noch ich uns sobald aus unsrem entsetzen erholen kunten. Indem wir aber also beisammen waren / kame der b \sliche Sicorus mit der gesamten wacht zurůcke: die alsofort den Cimber / wie auch den Nebajoth / überfielen / und ungeacht ihrer dapfren gegenwehr / sie gefänglich hinweg fůreten. Weil Sicorus / nach dieser that / keinen guten willen von mir hoffen konte / als bemühete er sich nicht / mich zu sprechen / sondern ließe allein seine rache herschen. Ich wurde hierdurch so gar aus mir selber gesetzet / daß ich onmächtig meinen dirnen in die arme fiele / und sinnlos hinweg gebracht wurde. Weil nun dieses einen grossen auflauf und schrecken verursachte / als wurden alle Aurinien wach / und vernemend / daß zween fr \mde /mich zu überfallen / sich erkünen d \rfen / schrien sie noch eifriger rache / als Sicorus gethan / ůber den armen Cimber und Nebajoth / und dorfte ich des ersten / wie ich gern gewolt / mich nicht annemen. Folgenden morgens breitete sich dieses gerüchte überall aus / und entsezten sich fůrnemlich sehr hierůber die Prinzessinnen Electra und Roma / wie auch die Mesahab / sonderlich die zwo letzere / welche höchlich beklagten / den
Roma ware die erste / die sich erklärte / wie daß sie ihrem jüngern bruder auf den heiligen berg verholfen hätte: welches hierauf auch Electra und die Mesahab /wegen des Morges und Nebajoth / gestunden. Ich verwiese ihnen hierauf / daß sie so übel gethan: muste aber von der Mesahab / als sie allein zu mir kommen kunte / mir viel häftiger zureden lassen / die nun aus allen ůmständen ermerken muste / wie ich den Cimber dem Nebajoth vorzöge / und nicht üm des lezten willen / diese viele tränen vergöße. Demnach verhelete ich ihr nun nicht mehr meine zu dem Cimber tragende neigung / und achtete nicht so sehr ihr schelten / als die gefahr / worin mein Cimber schwebte. Diese triebe mich auch meine zuflucht zu der Roma zu nemen: deren ich vertrauete / wie es mit mir und den Cimber stůnde / und sie bate / daß sie ihren bruder Sicorus /nicht allein mich ferner vergeblich zu lieben abmanen / sondern auch dahin bereden solte / dem Cimber davon zu helfen. Die mitleidige Roma erbote sich gleich / mir hierin zu dienen: und so wenig ihres bruders verůbte grausamkeit billigend / als nun ferner sein wort bei mir zu sprechen gesonnen / bemůhete sie sich sofort / diesen Prinzen dahin zu bereden / daß er den Cimber so wol / als den Nebajoth / wieder in freiheit setzen m \chte.
Aber der boshaftige Sicorus wolte hiervon nichtes hören / und war es auch fast nicht mehr in seinen måchten: massen / zu allem unglück / der König Bojus /
Es bedorfte hierzu / bei diesen zweien Fůrsten /keiner großen beredsamkeit / weil ihre angeborne grosmut / der unschuld beizustehen / ihnen ja so sehr /als die sch \ne Roma / anbefohle: und triebe ůberdas den Tubal die nahe anverwandnis / ům den Cimber sich anzunemen. Dieses nun werkstellig zu machen /brachten sie eine gute anzal wolbewehrter junger unverzagter männer zusammen / brachen mit den selben bei nächtlicher weile in des Cimbers gefängnis / und hatten das glück / ihn zu erlösen.
Die Prinzen Morges und Sicorus / nach dem sie also / durch des Nebajoth und Cimbers entfernung /luft bekommen / mich ungehintert mit ihrer liebe zu verfolgen / waren nun stäts meine verdrůßliche aufwarter: wiewol der boshaftige Sicorus kein gůtiges wort von mir bekame / und ihme weh zu thun / redte ich mehr mit dem bescheidenen Morges / als ich sonst würde gethan haben / ließe auch / auf zusprechen des Prinzen Camboblascon / meines brudern / der des Morges ältere schwester die Electra liebte / geschehen / daß er mir von seiner liebe fürsagte / ob gleich mein herz dem Cimber beståndig verbliebe.
Etliche jahre strichen dergestalt vorbei / bis unvermutlich
Sie erschienen bei uns in der gestalt und tracht auslåndischer kaufleute / kamen auch / weil sie zu solchem / ihnen haar und bart hatten wachsen lassen / so unkentlich / daß wir über eine stunde mit ihnen ümgingen / ehe wir wusten / wer unsere kaufleute waren. Wir musten durch einen dolmetscher mit ihnen reden lassen / und stellten sie sich so unwissend unserer sprache / daß wir meinten / wir könten alles künlich vor ihnen reden / sonder von ihnen verstanden zu werden. Die fr \mde und sch \ne waaren / die sie mitgebracht / blendeten uns so sehr die augen / daß wir mehr auf dieselbe / als auf deren verkåufere / sahen. Sie zeigten uns auch verschiedene gemålde von bunten farben / welche wir dan / als in Celten etwas unbekantes und fr \mdes / nicht gnugsam bewundern kunten. Wie aber Roma und ich / etwas abgesondert von dem frauenzimmer / dergestalt diese gemålde durchsuchten / fande ich unvermutlich meines Cimbers bildnis: das ihme dan änlicher war und mehr gliche /als er damals selbst aussahe. Ich kunte nicht umhin /solches der Roma zu zeigen / und zu ihr zu sagen: Sihe / liebste schwester! was mir allhier das glůck in meine hände liefert / da ich so unverhoft
Diese antwort machte mich den kaufman genauer betrachten / und weil / er seine verliebte augen unverwandt auf mich warfe / fande ich in demselben meines Cimbers wesen so eigentlich / daß ich ganz errötet mich ihm näherte / und ihn heimlich fragte / ob ich meinen augen trauen d \rfte? Der verliebte Prinz / der sich nun nicht länger halten kunte / fürnemlich da er meine beständige liebe erkennet / gabe sich mir hierauf zu erkennen: und fehlte es nicht viel / wir hätttn beiderseits vergessen / daß
ô sch \nste! von uns kaufen?
Dieses habe ich (sagte Roma zu mir) in einem lädlein voll herrlicher kleinodien gefunden / das mir einer von diesen kaufleuten in die hände geliefert / und ist es meines Jethurs hand: welches mich dan mehr als sehr befrömdet. Weil ich wuste / wie es ům den Cimber stunde / fiele mir nicht schwer / dieses råtsel aufzul \sen: demnach begehrte ich von der Roma / daß sie mir den kaufman zeigen solte / der ihr das lådlein überliefert. Dieser nun war der Jethur / wie ich so fort ihn an den augen erkante: und besorgend / Roma m \chte sich / in erkennung seiner / nicht zwingen und bergen k \nnen / name ich sie bei der hand / und eilete mit ihr in ein anders zimmer; alda ich ihr solches entdekte / und damit so große freude in ihr erwekte / als ihre furcht war / daß diese liebe kaufleute m \chten verraten werden. Wir gingen sofort wieder zu ihnen /blieben aber nicht lang / allen verdacht zu verhůten /sondern machten uns bald von dannen: nachdem wir zuvor diesen kramern einen kleinen zedel zugestecket / den ich in dem nebengemach geschrieben hatte /darin wir ihnen andeuteten / daß sie des andern tags /in der Fůrstin Galathea wonung / uns wieder finden wůrden. Dieses kame nun sehr wol / weil Tubal / ihr sohn / der auch einer von diesen kaufleuten
Wie nun Roma und ich abgeredter massen dahin kamen / hatten wir keine hinternis / mit unsren geliebten Prinzen nach genügen uns zu unterreden. Unser gespräche handelte von allen denen begegnisen / die wir / seitdeß wir voneinander gewesen / erlebet hatten: da uns dan die liebe tausenderlei dinge zu erzehlen in den mund gabe / die sonst des werts nicht gewesen / deren zu gedenken. Weil aber der Cimber /seine fraumutter zu besuchen / an des K \nigs Lucus hof reisen wolte / und Jethur / der als kaufman in die länge in Trier nicht bleiben kunte / auch mit dahin gienge / als wurden wir / der gegenwart dieser unserer geliebten Prinzen / bald wieder beraubet: doch redten wir vorher zusammen ab / daß / solang sie noch in Celten sich aufhalten würden / wir zuweilen gelegenheit suchen wolten / einander in geheim zu sprechen. Diß geschahe auch nachgehends / zu verschiedenen malen / und trugen sich dabei viel abenteure zu / welche hier zu erzehlen unn \tig ist.
Wie aber der dapfere Cimber seine besuchungen abgelegt / und inzwischen den fürruck des Nebajoth noch nicht vergessen hatte / da er ihn ermanet / ům einen tron fůr mich / sich mit ihm in die wette zu bemühen: als fassete er endlich den schluß / wieder nach Asien zu gehen / und daselbst in den kriegen des großen Marsius wider die Assyrier / sich dapfer zu halten; ob es etwan ihme / in eroberung selbigen großen Königreichs / den Chaldäischen
Wie es nun also bei uns zustunde / kame ein gesandter des K \nigs Italus Kitim nach Trier / und begehrte / daß seine vier kinder / neben meinem bruder und mir / zu ihm in Kitim kommen m \chten: weil er vor seinem ende / da er / zwar mehr von ungesunder natur / als von alter / sehr schwach wurde / alles unter seinen kindern in richtigkeit zu bringen gedachte. Er war aber des vorhabens / weil ihn sein gewissen růrete / und er befande / daß mein bruder und ich / an dem tron von Kitim mehr anteil als er hätte / seine kinder mit uns zu verehlichen / und nach seinem tode sowol den Morges als den Camboblascon zu Königen in Kitim zu machen: da dem Sicorus / seinem jüngsten sohne / Celtiberien zu beherschen bestimmet bliebe. Wie wir nun / zu dem ende / von Trier abreiseten /stieße uns unterwegs ein zufall auf / der unsern zustand ganz veränderte. Wir wissen guten teils alles /(fiele alhier die Königin von Syrien der Hermione in die rede) was auf dieser reise euch begegnet /
Weil dan (fuhre die augeneme Hermione fort zu reden) alles dasselbe schon hier bekant ist / so muß ich nun meine ůbrige erzehlung teilen / und berichten / was der unglücklichen Roma an des Lucus / und mir an des Italus Kitim hofe / nach diesem begegnet ist. Es war der Italus Kitim auf die gedanken gekommen /seine jüngere tochter an den Prinzen Tuscus Sicanus zu verehlichen: weil man ům diese zeit den Prinzen Ingerman fůr todt hielte / der noch nicht aus Asien zurůcke gekommen war / und er also das gewiße fůr das ungewiße wehlen wolte. Wie nun / als ihnen hier wissend / diese zwang-heurat mit dem Tuscus Sicanus und der Roma fůr sich gegangen / und dieser beiden ihre geliebten / die Hercinde und der Jethur / unserer damaligen vermutung nach / ůms leben gekommen waren / füreten so wol Tuscus Sicanus / als die
Solang ich noch in ihrer geselschaft bleiben dorfte /ehe sie nach der Aborigener land / und wir nach Kitim gingen / leistete ich der Roma treulich gesellschaft in diesem ihrem fammerstande. Wie wir aber uns scheiden müßen / beklagte ich abwesend diese meine herzens freundin / und konte lang nicht gewonen / nicht mehr bei ihr zu seyn / und nun niemanden zu haben /mit dem ich von meinem Cimber reden können: massen ich der Prinzessin Electra / ihrer schwester / nichtes davon sagen dorfte / als die bei mir ihres bruders Morges seite alzugetreulich hielte. Es war auch mit dessen liebe nun so weit und mir so nahe gekommen /daß man bereits von der hochzeit bei hof redte / und würde dieselbe / wan nicht der K \nigin Harsia / der gemalin des Italus / todsfall wåre darzwischen gekommen / angesetzet worden seyn. Weil ich aber / nach endung dieser traur / dasjenige wieder befahren muste / was hierdurch mir zum bästen nur war verschoben worden / als warfe ich meine zuflucht auf den abwesenden Cimber / und berichtete ihn von meinem zustand / mit bitte / eiligst zu kommen und mich nach Asien ůberzuholen. Einen treuen Celten / der ehmals dem Cimber gedienet / färtigte ich damit zu wasser ab / weil die stadt Veij / da Italus Kitim hof hielte / am mecre liget: und versprache mir dieser / innerhalb vier oder längst fůnf monden / gewiß wieder bei mir in Kitim zu seyn. Wie fleißig zehlte ich doch damals alle tage und stunden / ehe diese zeit der fůnf monden zum
Wan dieses einiger massen mein verbrechen könte geringer machen / daß ich die größe desselben zur gnüge erkenne / und mich für den allerleichtsinnigsten und strafbarsten von der ganzen welt achte / so wolte ich küner / als wie nun geschihet / diese zeilen an diejenige lassen abgehen / die mir mehr gnade und güte erwiesen / als einiger sterblicher würdig seyn können. Ja / schöne Hermione! eure beståndige treue liebe erforderte billig viel ein anders / als daß ich euch gestehen muß / daß mein grausames geschicke mich treibet / euch zu verlassen: da alhier in Asien / die ůberjrdische ja göttliche sch \nheit der Assyrischen und Ninivitischen Erbprinzesisin Delbois / mir so grausame fåsseln angeleget / daß ich überwunden /widerwillens deren slaven mich nennen / und einig und allein sie anzubeten / mich beqwemen můßen. Gedenket aber nicht / Prinzessin! euch dieser wegen an mir zu råchen: massen der Himmel euch bereits vollkömlich gerochen / indemich armseliger sonder einige hofnung lieben / und keine änderung / als den tod / in meiner ausstehenden marter zu gewarten habe. Lebet demnach wol / mit dem glückseligen
Cimber.
Ist es müchlig / (fiele die sch \ne K \nigin von Syrien Hermione alhier in das wort) daß Cimber an der K \nigin von Kitim solche leichtsinnigkeit verůben k \nnen? Eben diesen namen (sagte die betrübte Hermione) gab ich ihm damals: nun ich aber diese sch \nheit gesehen / die meines Cimbers unbeståndigkeit verusachet / verdenke ich ihn darům nicht mehr /sondern erkenne wol / daß er zu schwach gewesen /diesen kräftigen wunderstralen zu widerstehen. Er hat auch seine untreu gnugsam gebüßet / wie ich ferner berichten werde. Die andern baten die Königin von Syrien / in gedult zu stehen / bis die K \nigin Hermione ihre erzehlung hätte zu ende gebracht: weswegen sie auf diese lobreden der schönen auslånderin nichtes antwortete / sondern ihrer erzehlung ferner zu zuhören sich bequemte.
Ich ward einem steinernen bilde gleich / (fuhre die Hermione fort in ihrer geschichte /) wie ich dieses schreiben abgelesen und konte erstlich nicht glåuben /daß meine augen recht gesehen hätten: weswegen ich diese grausame zeilen zum öftern durchlase. Als ich nun allemal einerlei gefunden / ergabe ich mich endlich dem
Nun aber sein andenken mir aus dem sin zu bringen / ließe ich mich endlich vom König in Kitim / wie auch von dem Camboblascon meinem bruder / und von der Prinzessin Electra / überreden / des Prinzen Morges liebe anzunemen / und ward also unser beilager / neben des Camboblascons und der Electra ihrem / auf einen tag angesetzet. Sicorus / der diese glückseligkeit seines brudern nicht ansehen kunte / zoge betrůbt hinweg / und verschaffete der König sein herrvatter / üm seine traurigkeit zu stillen / das er nach Celtiberien gehen muste / alda die kron aufzusetzen /die / durch seiner mutter bruders tod / dem Italus Kitim heimgefallen ware. Sobald er abgereiset / ward / mit frolocken des ganzen landes / meines bruders und meine hochzeit angestellet: worbei
Ich verharrte in solchem stilstande meines unglücks / bis der tod uns den König Italus Kitim hinweg name: welcher alles in Kitim ůber einen haufen warfe / und aus freunden feinde machend / die gepflogne vertreulichkeit unter seinen kindern aufhebte / und einen ieden / sein eigen båstes in acht zu nemen / aufmanete. Morges sezte nun die kron auf / und überließe meinem bruder den andern teil von der Janigener lande / der ihm / vermög des Italus Kitim lezten willens / zukommen kunte. Dieser aber / hiemit unvergnügt / fassete in seine gedanken / wie daß er /als des Blascons sohn / rechtmäßiger erbe von dem ganzen lande der Janigener wäre: daher er / gegen seinem schwager sich aufzulehnen / sich nicht entsahe. Also muste ich das unglück erleben / daß mein bruder und mein gemal wider einander krieg fůreten / und zwar so häftig und blutig / daß die ganze abendwelt davon zu sagen bekommen. Wir erlangten / unter andern / auch aus Celten hůlfev \lker / von dem damals-berümten dapfern Assur: welcher / nur mit etlich hunderten / wunderdinge in Kitim verrichtete. Doch dieses verwehrete nicht / daß nicht Camboblascon endlich wåre meister geblieben: nachdem der unglückselige König Morges / zugleich von ungedult und grosmut / lieber sein leben als seine kron zu verlieren / angetrieben / alles auf das äuserste wagte / und darüber tödlich verwundet / in meinen armen
Die betrübte Roma kame / ům selbige zeit / zu uns in Kitim: von deren verändertem zustand ich zuvor mit wenigen reden muß / ehs ich weiter fortfahre. Diese hatte / in ihrem eheleben mit dem Tuscus Sicanus / keine fröliche stunde genossen: da sie immer ihren Jethur beklaget / er aber unaufhörlich den verlust seiner liebsten Hercinde beweinet / und sich also dem gram ergeben / daß endlich gar eine solche schwachheit des leibes und des gemütes dazu geschlagen / die dem Lucus / seinen herrvattern / aus bekůmmernis hierüber / und nachgehends ihm selber das leben gekürzet / als er eine kleine zeit den tron der Aborigener besessen / und sich K \nig gesehen hatte. Valentia / seine fraumutter / ům sein niedergeschlagenes gemüte mit einigem trost aufzurichten / hatte sich einer erfindung bedienet / und ihren sohn / in wärender dieser krankheit / beredet / wie daß er / als der Hercinde bruder / diese Prinzessin niemals hätte überkommen k \nnen: weil sie ihm nun nicht ferner bergen wolte / daß er / nicht ihr und des verstorbenen Lucus rechtes kind / sondern nur ihr angenommener sohn wäre /
Die K \nigin Roma / hierdurch in den witwenstand gesetzet / ůberließe der betrůbten Valentia die regierung des Königreichs / und kame in Kitim / wie ich erwehnet. Es diente uns zu merklichem troste / daß wir einander wieder zu sehen bekamen / und unser elend miteinander überlegen kunten. Jethur und Cimber hatten / bei unseren unterredungen / das meiste anteil. Weil Roma damals noch nicht wuste / wie Jethur sie üm die Hercinde vertrauschet / als hoffete sie noch immer / daß dieser treue liebhaber sich bei ihr einfinden wůrde. Ich aber konte vom Cimber nichts solches vermuten / weil dessen änderung mir mehr als zu wol bekant war: und bejammerte ich wol herzlich dieses edlen Fürsten elenden zustand / der auf so er bärmliche weise sein leben hinbringen muste.
Es wolte uns aber das unglück / auch in dieser einsamen ruhe / nicht länger lassen / sondern erweckte den König von Celtiberien / den Sicorus: welcher sich rüstete /
Es wird niemand in der gesellschaft seyn / (sagte die Köngin von Syrien) der nicht wissen solte / was dem Adonias und dem K \nig Sicorus damals begegnet /
Nachdem wir den dapfem Adonias solcher massen verloren / und uns von des Sicorus soldaten los gerissen hatten / änderten wir unsere erste meinung / und wandten uns nach Joppen: da wir zu land stiegen /und unsere herberge bei einem Celischen kaufman /einem verswandten des jenigen / der mir ehmals des Cimbers schreiben ůberbracht / und nun diese reise mit uns überkommen hatte. Ehe wir nun diesen ort wieder verließen / wolten wir zuvor von unserer schweren reise recht ausruhen. Weil wir in eine ganz andere und wärmere luft gekommen / als verursachte solches in uns keine geringe ånderung: also daß wir gehalten waren / etliche monden daselbst zu verbleiben. Mitlerweile sandten wir unsren Celten aus / den eigentlichen zustand in Basan zu erkundigen / und machten alle unsere mitgebrachte kleinodien zu gelde / üm davon in der fr \mde zu zehren. Von unsrem wirte erfuhren wir nun alles / was sich in Canaan bisher begaben: wie es der Ahalibama von Seir mit dem Beor ergangen / wie die Orosmada von Sidon / durch den König von Jarmuth / aus Tiro entfüret / und bei uns in Joppen durch den Adonias wieder befreyet worden / auch wie es sonst in den benachbarten låndern zustunde.
Wie teuer bezahlte aber die gute Roma diesen ihren fürwitz / als sie mit der gr \sten bestůrzung anhören muste / daß Jethur / den sie ihr so getreu zu seyn erachtet / dem Prinzen von Gibeon nach der långe erzehlte / wie er in Celten die sch \ne Hercinde lieb gewonnen / wie er ihr tausend dienste erzeiget / und mit unbeschreiblicher unbarmherzigkeit von ihr wåre abgewiesen worden: welches allhier umständlich zu wiederholen / viel zeit erfordern würde / wiewol es vermutlich allhier schon bekant seyn mag. Er beschlosse seine rede mit den worten / wie er noch der fåsten hofnung lebte / an dieser grausamen
Nach ihrem abzug / stellte sich unser ausgesandter Celte auch wieder ein: welcher berichtete / daß der junge König Marsius / nach seines vattern tode / in Basan regirte / und daß alles daselbst in guter ruhe wåre. Von dem Cimber sagte er mir / auf mein befragen / wie daß der himmel mich an dessen unbeständigkeit gerochen håtte / indem er nicht mehr unter den lebendigen wäre. Diese unvermutete zeitung sezte mich so aus mir selber / daß ich alle sinnen verlierend / onmåchtig der Roma in die arme sanke / und damit zu tag legte / daß ich den Cimber annoch mehr liebte /als ich selbst vermeinet hatte. Nachdem man mich wieder zu recht gebracht / beklagte ich diesen Prinzen nicht anderst / als wan er niemals einige untreu mir erwiesen hätte. Ich wolte nun ausfůrlich die umstände von seinem tode wissen: da der Celte / des Cimbers vertrauten waffentråger / den er mit sich gebracht /mir vorstellete. Dieser
Hiermit ließe ich den waffenträger wieder von mir /und berieten die Roma und ich uns miteinander / was fůr eine lebensart wir erkiesen wolten / und ob / nach Basan / oder wieder zurück nach Kitim zu gehen / fůr uns zutråglicher seyn m \chte. Wir konten aber keines von diesen beiden erwehlen: weil so wol der Roma als mir unerträglich fiele / uns in Basan sehen zu lassen /da der Heecinde bruder / und des Cimbers blutsfreunde woneten; weil auch in Kitim meine alte plage mit dem Sicorus wieder angehen würde / wan der etwan sein leben / gleichwie der Adoniasaus / dem meer errettet håtte. Demnach fasseten wir endlich den schluß / uns nach Salcha im land Basan zu wenden / und zwar in den tempel der Brachmannen uns zu begeben / wovon uns die Mesahab vordessen so viel fürgesagt hatte. Diese riete nun måchtig mit ein / in der hofnung / weil Salcha an den Arabischen grånzen liget / von dem Nebajoth desto
Es wolte uns aber auch in diesem tempel das unglück nicht in ruhe lassen / und muste es sich fůgen /daß der K \nig Sicorus / den die seinigen aus dem wasser errettet / uns solang nachforschte / bis er endlich erfuhre / wo wir uns aushielten. Die schuldige ehrerbietung gegen diesem heiligen ort / der uns zur sicherheit diente / und gegen uns als weibs personen /kunte diesen tollsinnigen K \nig nicht abhalten / daß er nicht seinen begierden geh \r gegehen / und einen anschlag auf uns gemacht hätte / uns zu entfůren. Wie unbillig nun dieses vorhaben war / so schwer fiele ihm auch / dasselbe ins werk zu richten. Er wendete viel zeit und gelt daran / bis er es so weit brachte /daß er etliche von den Brachmannen auf seine seite gewonne / und durch deren hülfe / in ihre tracht verkleidet / in den tempel kame. Wie er nun daselbst alle gelenheit abgesehen / und wargenommen / daß mein und seiner schwester zimmer nahe an der mauer gelegen war / liese er / drausen an der mauer / alle zu seinem vorhaben dienliche bereitschaft zusammen bringen. Wie nun die nacht angekommen / stiege und brache er / neben den Brachmannen / die ům seinen anschlag wusten / deren einer des obersten priesters naher blutsfreund
Wie nun dieser handel ein großes geschrei verursachte / und die andere mitgekommene / mehr nach dem verwundten Sicorus und todten Brachmanne / als nach uns / sich ümsahen / erlangten wir inzwischen luft zu entrinnen / und eilten / was wir konten / nach den andern junfrauen / denen wir unsere begegnis erzehlten. Hierauf wurde alles im tempel wach / und wie der Oberpriester dazukame / und seinen vettern tod fande / bekümmerte er sich nicht so sehr ům dessen mishandlung / als wie er an den tåterinnen rache ůben m \chte. Demnach befahle er / an stat er des Sicorus leute hätte sollen verfolgen lassen / daß man die Roma und mich in haft nemen solte / damit wir / als m \rderinnen / k \nten abgestraffet werden. Also sahen wir uns nun von denen gefangen / die uns billig schůtzen solten / und erfuhren am folgenden morgen /mit nicht geringer bestůrzung / daß mein schwager und der Roma bruder dieses spiel angefangen / und daß dieser K \nig / auf den tod verwundet / seine schwester verlangte zu sehen. Die natürliche liebe zu einem bruder / und die zu mir tragende große freundschaft / stritten anfangs in der Roma / ob
Das erbarmen triebe hiermit die Roma / mir dieses zu hinterbringen / und mich zu bitten / daß ich ihn besuchen wolte: welches ich ihr dan / mit des Oberpriesters erlaubnis / zu willen tåte / und also diesen unglůcklichen verliebten / mit der zufriedenheit / daß er mit mir ausges \net / und mein mitleiden aus vergießung meiner zären erkant hatte / in der Roma armen sterben sahe. Diese betrůbte schwester wolte sich über so einem erbärmlichen tod ihres bruders nicht zu frieden geben / und wachete alle ihre schwesterliche liebe wieder in ihr auf / mit der sie vor diesem ihme sonderlich war zugethan gewesen: daher sie / alles leides / so er nachgehends uns zugefůgt / vergessend /sehr klåglich sich gebårdete / und eine m \rderin ihres einigen bruders sich nennend / viel erbärmliche klagworte gegen den himmel ausschůttete; welches dan auch mich nicht wenig ängstete / da ům meinet willen dieses unglůck sich zutragen můßen.
Wir kamen hierauf wieder in unser gefångnis / und ließe so fort der ungerechte Oberpriester unsere sache durch ja so ungerechte richter / als wie er selber war /vornemen: von denen wurden wir nun einhällig zum feuer verdammet / weil wir hand an die heilige
Wiewol uns unsere wieder-erlangte freiheit lieb war / so sahen wir doch ungern / daß Trebetes / und folgbar der hof zu Basan / uns kennen solte. Doch musten wir ihm nach Basan folgen / und durften dessen begehren nicht widersprechen / der uns unser leben erhalten hatte. Weil / wie gesagt / der König nicht zugegen war / als diente uns solches zum vorteil / nicht von vielen leuten gesehen zu werden. Wir kamen daselbst in kentnis mit dem Jokes / der ein vertrauter des Cimbers gewesen / und mich darüm liebte / weil er mein gemüte gegen seinem verstorbenen freund erkante. Dieser nun erzehlte mir alle ůmstände / von meines Cimbers leben und tode; und unser beider verlangen erkennend / in der einsamkeit zu leben /war er uns behülflich / daß wir / ohne des Trebetes wissen / aus Basan hinweg kamen. Wir hinterließen aber / ům nicht undankbare gåste zu heisen / ein schreiben / darinn wir ihme
Roma und ich / håtten keinen ort in der welt zu unsrem vorhaben tüchtiger finden können / als diesen: daher wir den schluß fasseten / unsere übrige lebenszeit allhier zuzubringen / auch den Cimber / Jethur wie auch den Morges / Tuscus Sicanus und Sicorus /zubeweinen / und uns für ferneren unglücks-anfällen zuverwahren. Des Jokes schwager / der Nebod / welcher unweit von hier ein landgut hat / wurde zum mitwisser dieser unserer entschließung erkieset: der dan etlich wenigen von seinen untertanen solches entdeckte / die uns / die ganze zeit ůber / seit daß wir hier gewesen / mit lebens-mitteln versorgen můßen. Ich kan wol sagen / daß unser lebenlang wir solche ruhe und vergnügung nicht genossen / wie uns dieser ort widerfahren lassen. Wir můssen aber befahren / nun wir so unversehens hier gefunden worden / daß der himmel wieder ein neues unglück über uns beschlossen habe.
Die Prinzessin Delbora war die erste / die vor wenig wochen aus der welt zu uns käme. Und ob wol
* * *
Also endete die sch \ne Hermione ihre erzehlung /und war niemand in der gesellschaft / der nicht dieser beiden K \niginnen zustand von herzen bejammert hätte. Ich versichere die K \niginnen von Kitim / im namen aller anwesenden / (sagte die sch \ne Königin von Syrien zu ihnen) daß keine von uns iemals werde gesinnet seyn / ihre ruhe fürsezlich zu zerstören: und wolte ich selber die eifrigste mit seyn / ihr ferneres geheimes hierbleiben zu bef \rdern / wan ich befände /daß solches ihnen die länge widerfahren k \nte. Nun aber wissen alle
Cölidiane beantwortete dieses mit etlichen seufzern / und tratten hierauf Delbora und Danede zu der noch wankenden Hermione und Roma / sie zu bereden: die endlich selber befanden / daß fůr sie nichts båssers seyn wůrde / als sich in die zeit zu schicken / und diesen aufenthalt zu verlassen. Wie sie demnach ihre entschließung kund gemacht / sagte Delbora: Ich werde nun ům soviel lieber diesen ort verlassen / da meine beide wirtinnen mit von hinnen wollen; und wünsche ich von herzen / daß / gleichwie die ankunft dieser durchleuchtigen gesellschaft mir so unverhoft meine ruhe gebracht / selbige
Sollen wir dan nicht auch wissen / (sagte die Königin von Salem zu dieser Prinzessin) wie die sch \ne Delbora aus Cus an diesen ort geraten sei / der ja fast aller menschlichen gesellschaft bisher verborgen geblieben. Dieses kan ich mit wenig worten verrichten: (gabe die angeneme Delbora zur antwort) dan weil ihnen allen bereits kündig ist / was den zweifelmut in mir erwecket / und mich bewogen / aus Cus hinweg zu reisen / als habe ich anders nichtes hinzuzuthun /als zu berichten / wie ich es anschluge / daß ich entkommen und hieher gelanget. Ich vertraute mich einem von meinen getreuen kämmerlingen / der noch aus Meden mit mir gekommen war: welcher / bei nåchtlicher weile / mich samt etlichen meinen dirnen und dienern / aus Thauba hinweg brachte. Ich ware gänzlich gesonnen / so einen verborgenen ort in der welt zu suchen / da kein mensch / am wenigsten der Eridanus / nachricht von mir erhalten solte. Mein angenommener glaube verwehrte mir / selber hand an mich zu legen: sonst hätte der häftige schmerze / da ich das liebste in der welt / nämlich meine ehre / angetastet fande / mich zu selbst-mördlichen gedanken getrieben. Ich erkiesete / zu meinem aufenthalt /
Als ich aber unterwegs / durch Syrien gehend / unweit von hier / von einem starken haufen kriegsvolk verfolger wurde / verandassete mich die noht / in diesen felsen mich zu verbergen / bis sie fůrbei seyn wůrden. Ich bliebe die ganze nacht / mit meinen leuten / voll t \dlicher furcht / in diesen hölen / hatte auch folgenden tags den muht nicht / mich hervor zu machen / sondern schickte etliche der meinen aus auf die wege / üm kundschaft / ob sicherheit da wäre / fůrter zu reisen. Diese stießen auf einen hirten / welcher getränke in einem krug / auch dabei etliche brode unter den armen truge. Weil sie mich nun sehr heilig wusten / boten sie diesem menschen an / das / so er bei sich hatte / ihnen für geld zu überlassen: der aber dessen sich weigerte / und wie er sahe / daß man ihn dazu zwingen wolte / in die höle entlieffe. Er verursachte damit / daß etliche meiner leute seiner spur folgten: da sie ihn dan endlich einen nicht gar großen stein abwålzen und also hinein kriechen sahen. Dieses sagten sie mir gegen abend wieder / und deuteten mir daneben an / wie das kriegsheer sich hierům gelågert håtte / und ich / bevor sie wieder aufbråchen / schwerlich würde fůrter reisen k \nnen. Also muste ich zulassen /
Der Himmel liebet den Prinzen Eridanus viel zu sehr / (sagte hierauf C \lidiane) als daß er ihn länger in ietziger unwissenheit hätte sollen leben lassen / und hat es demnach also geschicket / daß seiner Delbora aufenthalt kund werden müßen / damit dieser edle Prinz an seinem ängstigen nachsuchen ein ende sehen m \ge. Verüblet mir nicht / sch \ne Cölidiane! (erwehnte die Delbora) wan ich euch bis her fůr eine ursach meines unglücks mitgehalten: massen ich nicht in abrede seyn kan / daß ich euch beeifert habe. So wenig ich solches verdienet / (antwortete Cölidiane) so begierig bin ich / dafůr nun der Prinzessin von Cus gunstgewogenheit volkomlich zu erlangen. Die ist und sol euch / schönste Prinzessin (sagte Delbora) ganz eigen verbleiben. Du wirst mir aber auch meinen teil lassen: sagte Danede /
Die ganze gesellschaft dieser durchleuchtigen personen beschlosse hierauf / weil es begunte abend zu werden / sich von dar nach den brunn-wonungen zu begeben. Wie sie nun aus dieser h \le hervorgingen wurden die drei fr \mde von allen den andern mit verwunderung beschauet: da dan die sch \ne K \nigin von Syrien die Hermione / die K \nigin von Ninive die Roma / und die von Salem die Delbora ander hand fürete. Die bedienten dieser dreien / vernamen mit h \chster freude den entschluß ihrer obern / sonderlich die getreue Mesahab / die hierob am meisten ihre vergnůgung blicken ließe. Es wurde die anstalt gemacht /daß die meiste dieser bedienten die nacht alda verblieben: denen der Thare eine starke wacht zu verordnete / damit sie fůr allem frevel der kriegsleute sicher bleiben möchten. Der hirte und die andere landleute / die bisher ihre narung hiervon gehabt / weineten / als sie die K \niginnen sahen hinweg scheiden: wiewol Hermione sie vertröstete / daß sie nur auf ein zeitlang diese ihre wonung verließen / und bald wieder zu kommen gesonnen wären. Sie zoge aber einen statlichen ring von finger / und schickte ihn dem Syrischen landherrn / welcher bisher ům ihre verpflegung sich angenommen hatte. Es muste auch die Mesahab /unter diese gute leute / überflüßig geld austeilen. Sie schiede aber / neben der Roma / nicht sonder tränen aus dieser höle. Nachdem sie ůber den see gefahren /und bei spatem abend zu den wonungen der andern angelanget waren / wurde ihnen alsofort ein eignes haus eingeraumet / und nichtes gesparet / nach gelegenheit des ortes sie wol und k \niglich zu bewirten.
Folgenden morgens / als die K \nigin von Syrien
Diese bezeigung des Cimbers / (finge Jaelinde an) ist der Königin von Salem måchtig zu statten gekommen: massen sie daher anlaß ergriffen / mich håftiger /als jemals / zu der liebe ihres sohns zu bereden; wie ich dan deshalben / fast diese ganze nacht / keine ruhe vor ihr haben können. In warheit / (antwortete C \lidiane) Eurilinde erweiset euch viel gůte / mich zu einer sache zu bereden / die ihr von selbst erwehlen soltet. Dan bedenket doch selber / liebste schwester! ob in dieser welt euch etwas vorteilhafters / und eurem hause wolanständigers / als eben diese heurat /widerfaren k \nnen. Ich erkenne dieses sehr wol / (widerholte Jaelinde) sehe auch darneben / daß ich der wahren vernunft widerstreben würde / wan ich nicht endlich / hierzu mich zuentschliessen / den vorsatz ergriffe. Aber / wie kan ich lieben / was ich nie gesehen? und hassen / was mir / so lange zeit / mehr als lieb gewesen? Das gerüchte von beiden (sagte die K \nigin von Syrien) kan euch zum lieben und vergessen bewegen / wan ihr nämlich einerseits die weltkündige tugenden des sogenanten Adonias / und anderseits das unbeständige gemüt des Cimbers betrachtet /die euch schon lehren werden / was ihr wehlen sollet. Aus E. Maj. reden (erwiderte Jaelinde) låsset sich gnugsam spůren / daß ich mein fürnemen nicht erreichet / den armen Cimber nach seinem tode bei seiner K \nigin geliebt zu machen.
Ich gestehe / (antwortete diese sch \ne) daß ich bis
Als Jaelinde hierauf wieder antworten wolte /kamen der K \nigin leibårzte dazu / die von andern dingen zu reden anlaß gaben / und die gute wirkung erkenten / die das bisherige viele bewegen bei dieser Cur gethan hatte. Daher vermaneten sie fleißig / damit fortzufaren: sonderlich weil in drei tagen diese brunn-und bad-cur sich enden solte. Sie hatten aber viel mühe / die stäts betrübte C \lidiane hierzu zu bringen: welche / wen
Wie aber / durch zureden der beiden K \niginnen /die sie begleiteten / solcher brast sich ein wenig gestillet hatte / kame sie auf den Tuscus Sicanus zu reden: von deme / die K \nigin in Syrien / der Roma bericht gabe
Endlich finge die Königin Hermione an / und sagte: Ich halte es fůr unbillig / daß man vor der K \nigin von Syrien ferner verhele / was in gestriger gesellschaf nicht dorfte entdecket werden / nämlich / daß Tuscus Sicanus und Roma niemals eheleute zusammen gewessen seyn. Wie? was verneme ich? rieffe die bestůrzte Königin von Syrien. Es ist also / wie sie saget: (tåte Roma hinzu) und trage ich keinen scheu /die wahre beschaffenheit hiervon meiner sch \nen K \nigin zu er \fnen. Wie sie nun von derselben hierům ersuchet worden / finge sie folgender gestalt an zu erzehlen.
Weil aber / bei dieser wunderbaren lebens-art / der gram an uns beiden zehrte / als konte dem K \nig Lucus und der Valentia / zu ihrer h \chsten herzens qual / die traurigkeit ihres sohns nicht verborgen bleiben: wie er dan auch sich nicht scheuete / sie m \rdere seines lebens zu nennen / weil sie ihm seine Hercinde entwendet hatten. Sie hoffeten auch vergebens / daß die zeit endlich eine vergessenheit und sinn ånderung mit sich bringen m \chte / und verlangten wir beiderseits nichtes mehr / als den tod: da wir dan die abrede namen / daß / wan der himmel eines von uns zu grab f \rdern wůrde / das hinterbliebene /
Valentia / wie sie also ihren gemal verloren / sorgte nun / mehr als jemals / ům die erhaltung ihres sohns /und ersonne endlich dieses mittel / indem sie ihn mit scheinbaren ůmstånden beredte / zu glåuben / daß er der Hercinde bruder / und der jůngste sohn des K \nigs Marsius wår: wie solches gestern die K \nigin Hermione umståndlich erzehlet hat. Weil die Valentia mich taurete / und ich überdas wuste / daß alles / was Tuscus Sicanus tåte / die unentfindliche Hercinde für nichts achten würde / fiele ich mit auf deren seite /diesen König beim leben zu erhalten: und arbeiteten wir also / neben dem gesamten hofe der Aborigener /bis wir den Tuscus Sicanus solches glåuben machten. Dieses beruhigte ihn nun zwar nicht wenig / erweckte auch in ihm wieder die begierde zu leben. Aber es war leider zu spat / und das ůbel so eingesessen / daß dieser tugend liebende herz doch sterben / und die regirung des K \nigreichs seiner mutter / der dapfren Valencia / hinterlassen muste. Nach seinem tod / begabe ich mich nach Kitim / und halfe meine schwågerin die Hermione bereden / hieher nach Asien zu gehen: weil ich es dem geiste der Tuscus Sicanus schüldig zu seyn erachtete / der
Ich bleibe ůber dieser nachricht ganz verwundert /(sagte hierauf die K \nigin von Syrien) und weil die Prinzessin Hercinde anietzo den Prinzen Baleus von Assyrien liebet / weiß ich nicht / ob Jethur / der nur aus unwissenheit gegen seine erste liebe gesündigt /nicht zu der sch \nen Roma wiederkehren würde / wan er wissen solte / wie es mit ihr und dem Tuscus Sicanus beschaffen / und daß sie ihm iezt so nahe lebet. Wan Jethur (antwortete Roma seufzend) mich also /wie ich ihn / geliebt håtte / würde er niemals mich zu lieben aufgeh \rt haben: und kan ihn meine eingebildte heurat nicht entschuldigen / weil gar wol / sonder hofnung und genuß / eine wahre liebe seyn und dauren kan. Es ist aber / (widerredte die sch \ne Syrerin) dem Jethur sein verbrechen eher zu vergeben / als dem Cimber / der ohne ursach seine erste liebe verlassen hat. Ach große Königin! (antwortete Hermione) redet nicht also scharf wider den gnug-gestraften Cimber! hat er doch sein verbrechen selbst erkant / und wåre der Aramena wundersch \ne nicht so måchtig / würde er wol diese untreu nicht begangen haben. Ich beklage / (versezte die sch \ne K \nigin) wan mir die natur solte vor andern etwas verliehen haben / daß solches /den sonst tugendhaften und grosmůtigen Cimber / zu so einer vergessenheit sein selbst
Nachdem sie hierauf / vom gehen und erzehlen ermüdet / unter etliche schattichte båume sich nieder gelassen / kam der Fürst Husan / neben dem Arsas und noch entlichen andern / auf sie zugegangen: und waren diese letzeren anfånglich der K \nigin von Syrien unbekant / bis sie im näher-kommen gewar worden / daß es der Ninivitische feldherr Phalacus / und der Fürst Pannias ware. Sie erfreute sich / dieselben wieder zu sehen: sonderlich da sie des Phalacus treue versichert zu seyn vermeinte / und seinen beistand / den er mitbringen wůrde / für so n \tig als nützlich hielte. Wie nun Husan diese angekommene vor sie gestellet /fiele Phalacus auf ein nieder / seiner K \nigin den rock zu küssen. Ihr findet mich sehr veråndert wieder /Phalacus! (redte sie ihm zu) massen ich euch als K \nigin von Ninive ausgesendet / und nun wieder als K \nigin von Syrien wilkomm heiße. Es waltet aber zwischen beiden reichen eine so große einigkeit / daß ich / als eine Syrerin / die vorige dienste von den edlen Niniviten darf gewårtig seyn: und ob ich selber in Ninive nicht mehr gebieten werde / so regiret doch mein geblůte darinnnen / weswegen ich mir / das bäste sowol von Ninive als Syrien zubeobachten / jederzeit werde angelegen seyn lassen. E. Maj. seien versichert / (gabe Phalacus hierauf zur antwort) daß
Habet ihr dan in Seir noch nicht gewust / (fragte die Königin) daß sich diese große änderung allhier zugetragen? Das gerůchte (antwortete er) hat wider seine gewonheit so wenig hiervon geschwåtzet / daß wir nichtes / als nur von einer großen unruhe / die sich in Ninive und Syrien solte angesponnen haben /erfahren konten. Sehet alhier / (sagte die Königin von Syrien / als sie ihre schwester erblickte / die eben herzukame /) eure neue Königin! und weil ich sie als mich selbst liebe / werdet ihrleicht erachten / daß Ninive mich noch ja so sehr / als zuvor / angehe. Hiermit eilte Phalacus / wie auch der Pannias / dieser jungen K \nigin entgegen: welche / von ihrer schwester unterrichtet / wer sie wären / mit erweisung großer h \flichkeit sie entfinge / und die versicherung ihrer ergebnen treue mit solcher leutseligkeit anname / daß sie / ůber diesen wechsel sich zu beschweren / keine ursach fanden. Weil aber Phalacus / in so großer gesellschaft / die nach und nach sich verstårkte / seinen bericht / was ihre verrichtung in Seir gewesen / wie es mit seinen v \lkern beschafen / auch was ihnen unterwegs begegnet / nicht wol abstatten konte / Husan aber mächtig darauf drunge / ům / als ein vorsichtiger Fůrst / alles wol in acht zu nemen / was bei ietziger beschaffenheit ihnen konte zu nutzen gereichen / als stellten die Königinnen ihren spazirgang ein / und begaben sich wieder nach den wonungen: da man dan /noch selbigen abend /
Welcher gestalt wir / neben den Assyriern / unter dem dapfern Prinzen von Gerar / dem unvergleichlichen Abimelech / dem Fůrsten von Edom nicht allein zu seinem lande wieder verholfen / sondern auch ihme ganz Seir unterworfen / solches wird der junge Fůrst von Arvad / der Sosares / bereits berichtet haben. Gleichwie diesem unůberwindlichen helden der sieg allenthaben nachfolget / also waren wir kaum in Seir angekommen / da sahen wir uns schon des feindes meister. Nach endung dieses kriegs / als auch unser General nach dem Philister-land zu seinem herrvattern eiligst abreisen muste / bekame ich diesen befehl / mit meinen unterhabenden / deren / samt des Sosares v \lkern / sechzehen tausend sind / hieher nach Syrien zu eilen / weil die alhier entstandene unruhe ein solches erforderte. Ich reisete dan so fort von dem gebirge ab / meinen weg hieher nemend / und erlangte durch die voraus-gesandte kundschafter die nachricht / daß der König Pharao Uchoreus in person / mit einem heer von mehr als zwanzigtausend Egyptern /vor uns herz \ge / und eben auch den weg nach Syrien näme.
Dieses nun machte mich nicht wenig bestürzt / weil ich nicht wuste / ob der König von Egypten unser freund oder feind wäre. Ich muste das lezte vermuten /wan ich mich erinnerte / wie sehr die aufnemung der Prinzessin Amesses / seiner tochter / diesen König misfallen / die er etwan aus dem Ninivitischen tempel mit
Diese zeitung håtte mir nicht gewünschter kommen k \nnen / weil ich also das Egyptische heer getrennt erfure / und demnach / alle furcht verlierend / auch mich stärker als sie befindend / an stat des bisherigen langsamen reisens / tag und nacht forteilete / bis ich bei Palmyra die Egypter einholete. Wiewol ich nun des Pharao heer mit leichter mühe hätte zerstreuen k \nnen / so hielte ich doch nicht fůr rätlich / ohn gewißere nachricht
Diesem zu folge / habe ich nun / neben dem Fürsten Pannias / mich eingefunden / und wird der Elimadan / längst in zweien tagen / mit dem heer hernachkommen. Vor Damasco stehet es noch alles wol / und lästet sich der feind durch ausfälle selten vernemen. Der Prinz von Egypten / ům nicht gehalten zu seyn wider seinen herrvattern zu fechten / wird mit dem Ninivitischen heer herüber kommen / und dem Gaysus und Hezrai den befehl überlassen: welche / dem Pharao den einzug in die standt zuverwehren / sich gefasset halten / und wird ehist zeitung einkommen / was sie wider die Egypter ausgerichtet. Wie man mich gestern unterwegs berichtet / so sollen die Araber / Cussiten und Sabeer auch im anzuge seyn / sich zu den Assyriern zuschlagen; und wird deren hülfe sehr stark gemacht / wiewol das gerůchte davon vieleicht gr \ßer / als die warheit / seyn mag. Dieses ist mit wenigem der bericht von meiner hieherreise aus
Wie Phalacus hiemit aufgeh \ret hatte zu reden /und damit unter den anwesenden hohen kriegsleuten die beratsch agung angienge / ward beschlossen / je eher je bässer / mit der völligen belägerung vor Damasco den anfang zu machen / und gleich folgenden tags zehentausend Syrer unter dem Fürsten Rames /und soviel Celten / die der Prinz Suevus selber fůren wolte / denen vor der stadt zu zuschichen / üm auch der Araber zuzug zuverwehren. Und weil in dreien tagen der Königin brunncur sich enden solte / als ward sie entschlossen / sodan auch mit den ůbrigen v \lkern aufzubrechen / und vor Damasco zu rücken. Demnach befahle sie dem Phalacus / mit gutbefinden ihrer schwester / nach abgelegter danksagung / fůr seine in Seir erwiesene dienste / daß er seine Niniviten nicht fůrter gehen / sondern ihrer ankunft solte er warten lassen. Die junge K \nigin von Ninive erinnerte hierbei / ob man nicht / der abrede gemäs / dem Prinzen Dison nach Ninive hůlfv \lker nachsenden wolte; welches sie zwar sonder errötung nicht fürbringen kunte. Es wurde solches fůr notwendig erachtet /und daher beschlossen / daß der Zaphis mit seinen dreitausend Niniviten / die bisher den paß zwischen Damasco und Aroer bewahret / wie imgleichen einige von des Phalacus mitgebrachten v \lkern / sobald diese ein wenig würden ausgeruhet haben / dahin gehen solten. Phalacus berichtete ferner / wie daß vierzehntausend Assyrer / unter des Zalmons fürung /von dem Prinzen Abimelech /
Die K \nigin von Syrien schluge / zu diesen des Phalacus versicherungen / die augen nieder / und selbige unbeantwortet lassend / sagte sie: Es wird das K \nigreich Ninive von niemanden bässer / als von den Niniviten selber / k \nnen beschützet werden /weswegen ich sehr mit zuraten werde / daß / sobald unser hiesiges grosses fürhaben und die belågerung der stadt Damasco in rechte ordnung wird gebracht seyn / ihr ingesamt nach Ninive gehet ům so wol der Assyrier / als der Dalimire und des Ninias / beginnen zu begegnen. Diese benennung des Fürsten Ninias /machte den Pannias / seinen bruder / der mit zugegen / ganz beschåmet / und wolte er eben aufstehen / seine entschuldigung / daß er üm seines bruders böse händel nichts wůste / vorzubringen / als ihm die K \nigin von Syrien zuvorkame / und sagte: Gedenket / nicht Fůrst von Ressen! daß ich eures bruders beginnen an seiner ganzen freundschaft hasse / sondern ich werde den unschuldigen von den schuldigen wol zu unterscheiden wissen. Eure treu / die ihr meiner schwester hinfůro leisten werdet / kan alles das jenige wieder ersetzen / womit euer bruder mich beleidiget. Jederman priese diese grosmut der K \nigin von Syrien / und wuste Pannias seine erkentlichkeit nicht gnugsam an den tag zu geben. Hierauf / weil es nun daher nachtete / und der K \nigin leibårzte schon zu verschiedenen malen / wie daß es zeit wåre zu ruhe zu gehen / angereget hatten / ließe man die
Die morgenr \te war kaum herfürgebrochen / da befande sich der wachsame Suevus schon im felde bei seinen dapfern Teutschen: unter denen er siebentausend auswehlte / die / unter befehl des Fürsten Isters /bei der K \nigin bleiben solten; er selbst aber wolte /mit den ůbrigen zw \lftausend / (davon zweitausend /mit dem haubtman Altobor / bereits am paß bei Aroer stunden) zu den andern Celten vor Damasco / die der mutige Gaisus fürete / stossen und die belågerung mit anfangen. Der alte Fůrst von Jedlaph / der Rames /war gleichfalls geschäftig / seine zehentausend Syrer in ordnung zu bringen. Hiemit verginge der halbe tag / also daß sie erst gegen den nachmittag aufbrechen konten: worbei dan / das gesamte frauenzimmer / sich zu pferd sehen ließe. Als Cyniras von dem Suevus abschied name / sagte der heimlich zu ihme: Vergesset nicht / mein Fürst! meines K \nigs bästes bei eurer sch \nen K \nigin zu bef \rdern! welche ermanung den Cyniras gelegenheit suchen machte / die K \nigin von Syrien mit des Marsius lebensgeschicht zu unterhalten. Er ritte / zu dem ende / als sie nach den wonungen wiederkehrten / der schönen Königin stäts an die seite; welches sie wol in acht name und daher zu ihrer schwester / die neben ihr ritte / sagte: Der Cyniras verlässet mir kein auge; ich bin versichert / daß solches / ům mir des K \nigs von Basan lebenslauf
Ich wolte aber doch / (antwortete die Königin Ninive) wan ich in eurer stelle wåre / die wahre gewißheit dessen vom Cyniras einnemen: weil man hiernach /nicht sonder grossen nutzen / sich richten k \nte. Dan /ist es wahr / daß dieser König euch liebet / der euch iezt so måchtigen beistand leistet / so habt ihr hohe ursach / euch wol zu bedenken / wie ihr diese liebe aufnemen wollet: damit nicht euer hartes bezeugen diesen grosmůtigen König bewege / seine guttaten wieder einzuziehen. Solches aber zu verhüten / (gabe die Köngin von Syrien zur antwort) wolte ich lieber das nicht wissen / was mir Cyniras sagen wil. Solches kan aber hierbei wenig nutzen: (sagte die K \nigin von Ninive) weil der grosse Marsius darum seine liebe nicht einstellen wird / ob ihr sie gleich vom Cyniras nicht erfahren habet. Ach! was neue widerwärtigkeiten (sagte hierauf die sch \ne Syrerin seufzend) wird mir diese liebe noch verursachen / die ich schon wie im spiegel zuvor sehe. Wan ich die warheit reden sol /(widerredte die von Ninive) so sehe ich so sonderbare widerwärtigkeiten hierbei nicht / nun euch des Abimelech treulosigkeit euch selbst überlåsset / und werdet ihr doch den Syrern einen König geben müssen.
Ach liebste schwester! (antwortete hierauf die K \nigin von Syrien) ich bin unfähig / iemals einigem sterblichen mein herz wieder einzuraumen / wie es Abimelech / der treulose Abimelech / besessen hat; und ist solches mit so viel haß und verachtung gegen das mänliche geschlecht
Als sie das geredet / wandte sie ihr pferd nach dem Cyniras / winkte ihm mit der hand / und sagte: Erinnert ihr euch auch / mein vetter! eurer verheisung /mir des K \nigs von Basan lebenslauf kund zu machen? Gnädigste K \nigin! (antwortete Cyniras) ich habe seither täglich diese gnade zu erlangen erwartet /und stehe bereit / E. Maj. befehl nachzukommen. Weil ich weiß / (widerredte die Königin) daß ihr niemanden / als mich allein / zum zuhörer verlanget / als wil ich morgen
Die freiheit / deren ich iezt mich unterfange / E. Maj. des Königs von Basan begegnise und geheimen lieben zu entdecken / entstehet daher / weil ich / als ein treuer Syrer und unterthan von E. Maj. es für eine unbilligkeit ja treuvergessenheit gehalten / etwas / das E. Maj. so nahe angehet / zu wissen / und solches nicht /zu nützlicher nachricht / deroselben zu offenbaren. Es ist E. Maj. so wol / als dem ganzen Syrien / hoch daran gelegen / daß sie erkennen / was für gedanken der grosse und mächtige König von Basan / wie auch dessen fůrnemste Fürsten /
Ihr håttet dan wol gethan / Fůrst Cyniras! (sagte die Königin von Syrien) wan ihr dem beispiel des höflichen Königs von Basan gefolget / und ferner euch der verschwiegenheit beflissen håttet. Wan E. Maj. (erkůnete sich Cyniras hierauf zu antworten) den großen K \nig von Basan / und dessen grosmůtige hůlfe / die er anietzo E. Maj. und dem reiche Syrien erwiesen /betrachten / so zweiflet mir nicht / E. Maj. werden so gnådig seyn / mir nicht zu verůblen / daß ich ihr dieses Königs leben / auf dero befehl / ümständlich kund mache: welches ich aber nicht thun können / sonder seine liebe zu eröffnen. Wie kan dan dieser K \nig (fragte sie) mich so häftig lieben / wie ihr fürgebet /da er mich ja niemals gesehen hat? Wan meine gnådigste K \nigin (antwortete Cyniras) nur die gedult wolte nemen /
E. Maj. werden sich annoch erinnern (fuhre Cyniras hierauf fort) wie der dapfere Prinz Marsius / von dem K \nig seinem herrvattern erlaubnis bekommen / in den Assyrischen krieg unter dem Prinzen Trebetes mit fortzuziehen. Wiewol nun sein angeflamtes herz anders nichts als krieg verlangte / so muste es doch sich fůgen / daß auf diesem zug ein anders feuer sich in sein herz hineinspielte. Er hatte kurz vorher / bei dem Prinzen Cimber seinem vettern / das bildnis von E. Mai. als damals geglaubter Prinzessin Delbois von Ninive / zu sehen bekommen: welches ihn sobald bezaubert / daß nacht und tag die sch \ne Delbois ihm vor augen schwebte. Es hinterte ihn auch gar nicht /E. Maj. zu lieben / daß sie damals für seindes tochter gehalten wurde. Zwar stritte noch eine weile in ihm wider neue regung / der ihm angeborne widerwille gegen dem haus Assyrien: doch behielte die liebe noch die oberhand / und deutete er zu seinem vorteil /den vom Tuiscon erlangten ausspruch / der also galautet.
Dieses / (sagte er / zu seinem vertrautsten freunde /dem Prinzen Daces) hat Tuiscon dahin verstanden /daß ich die wunder sch \ne Delbois verehren solte /und werde ich damit der Arouinda / meiner fraumutter / keinen ungehorsam erweisen / wan ich gleich diese schöne feindin liebe.
Als nun dieser schluß fåst gestellet war / gebare
Inzwischen ginge nun der zug fort wider die Assyrier / und erwiese sich der Prinz von Basan einen ungemeinen helden / in allen begebenheiten / also daß lauter erwünschte und fr \liche zeitungen von ihm an dem hof zu Basan erschollen. Wie endlich der K \nig Belochus von Assyrien / unfern von Acraba / dem Trebetes entgegen zoge / und es zu einer offenbaren feldschlacht
Ich entsinne mich noch wol / (fiele alhier die Königin dem Cyniras in die rede) aller dieser begebenheiten / hätte aber nimmermehr vermeinet / daß der sonst so bescheidene Cimber diese that an mir zu begehen fähig seyn k \nnen / noch daß ich damals meine erl \sung dem Marsius zu danken gehabt. Es waren ja freilich diese beide verliebte (fuhre Cyniras fort) die also E. Maj. betrüben und erfreuen musten. Und da solcher gestalt der verliebte Marsius E. Maj. zum erstenmal gesehen / ware ihm völlig seine freiheit vergangen /also daß er nun noch mehr / als iemals / den beständigen schluß fassete / E. Maj. bis in den tod zu lieben. Was unbeschreibliche freude entfunde er die zeit über / als er E. Maj. nach
Als er nun an stat der belonung / von den Assyriern / die ihn für einen rauber ihrer Prinzessin hielten / so übel zugerichtet / mit harter noht entkommen k \nnen /erquichten ihn diese seine wunden mehr / als daß sie ihn schmerzten / weil er seiner Delbois misfallen hierůber wol erkennet. Er konte aber / wegen des vielen verlornen bluts / der schlacht nicht ferner beiwonen /und ließe sich halb onmächtig / durch seine leute /samt dem Prinzen Daces / in die hütte etlicher fischer bringen / deren gutherzigkeit / ob sie schon feinde waren / dieser beiden helden edles leben erhielte. Nach etlichen stunden / brachte man auch den tödlich verwunden: Cimber / neben dem Tubal seinem vettern / aus der schlacht / in diese fischer-hůtte: die zwar den sieg der Teutschen und der Assyrier niederlage anmeldeten / aber dabei ihr leben einbůßen musten. Cimber erkante / vor seinem tode / alles sein verbrechen / daß er nicht allein gegen E. Maj. und dem Marsius es gr \blich versehen / sondern auch die K \nigin Hermione so unschuldig verlassen hatte. Er überreichte dem Marsius einen beutel voll kleinodien / worunter auch war das bildnis der sch \nen Delbois. Diesen schatz / neben seiner liebe / ihm überlassend / gabe er also den geist auf: und kame ich eben darzu / diese zween helden / den Cimber und Tubal / sterben zu sehen.
Die K \nigin von Syrien konte sich nicht enthalten /alhier abermals dem Cyniras in die rede zu fallen. Dieser Cimber (sagte sie) hat noch lang nach dieser zeit bei uns gelebet / und mögen es kaum sechs oder sieben
Ich war ongefår von Babel / da ich / unter dem Prinzen Bildat / von jugend auf die waffen zu füren /mehr glůck als meine vettern gehabt / daselbst angelanget: und weil ich vorher den Cimber gekant / auch zwichen uns eine sonderbare freundschaft aufgerichtet war / h \rte dieser sterbender nicht sobald meinen namen nennen / da erwiese er eine sonderbare freude /mich noch einmal zu sehen / und erweckte in mir eine grosse betrůbnis / ihn so nahe beim tode zu finden. Er entsahe sich nicht / den Prinzen Marsius mir zu nen nen / und zu sagen / wie daß er dem die sch \ne Delbois zu lieben überlassen / und daß er mit ganz vergnůgtem gemůt sterbe / weil er also der marter abkäme / die ihn sein trübseliges leben hätte füren gemacht. Ich verwunderte mich nicht wenig / den sohn des grossen K \nigs von Basan / unsers feindes / von deme man so gewiß gesaget / daß er in der schlacht ůmgekommen wäre / lebend / und an seinen wunden meist genesen / vor mir zu sehen. Ich war so betrübt und bestürzt / daß ich nicht wuste / was ich sagen solte / als Marsius / der nun / nach des Cimbers entdeckung / sich nicht länger bergen konte / mir selber gestunde / was ich von dem Cimber geh \ret / doch dabei mir die
Es starbe der Prinz Cimber noch selbigen abend /da ich am morgen angekommen; und folgte ihm sein freund / der Tubal / in selbiger nacht. Man konte nicht spůren / daß dieser Cimber des Marsius mitbuler gewesen: massen der edle Prinz ihn und den Tubal also beweinte / als ob sie seine brůder wären. Nachdem wir ihren leichnamen / so viel zeit und ort leiden mochte / den lezten dienst wiederfahren lassen / ergabe sich der Prinz Marsius dermassen seiner neuen liebe / daß kein zusprechen seines vettern / des Daces / ihn bewegen konte / die gegend ům Acraba zu verlassen / darin damals E Maj. mit dem König von Assyrien sich befunden. Weil ich auf die v \lker / die der Prinz Bildat von Babel dem K \nig zufüren wolte /warten muste / als verharrete ich inzwischen bei dem Marsius: da ich dan diesem helden mein beileid bezeigte / und der vertraute in seiner liebe wurde. Weil ich E. Maj. \fters zu Babel gesehen / als muste ich ihn ståts mit gespråchen von der schönen Delbois unterhalten.
Wir spazirten einsmals in dergleichen unterredung /bei nachtzeit / miteinander an den Phrat / und sahen beim schein des mondes etliche schiffe den strom hernieder fahren: die aber unfern von uns / an denen daselbst befindlichen klippen scheiterten / und einen erbårmlichen schifbruch litten. Dem verliebten Marsius sagte gleich das herze / daß er etwas liebes hierbei håtte / massen auch das geschrei sofort erscholle: man solte den Königlichen
Indem aber diese frauen E. Maj. etwas ungestům den überrock abrissen / fiele aus demselben eine diamantene schachtel: die im fallen sich öffnete / und ein gemaltes bild sehen ließe. Des Marsius vorwitz / dieses gemälde zu beschauen / war so groß / daß er eiligst damit an das feuer liefe / und darin die gestalt eines sch \nen bräunlichen jůnglings ersahe / mit der ůmschrift / Abimelech Prinz der Philister. Weil er aus meinen erzehlungen sich erinnerte / daß dieser Prinz am Babylonischen hof erzogen worden / und daher stäts ům E. Maj. gewesen / und ůberdas des sterbenden Cimbers bericht / wie daß E. Maj. als er dieselbe aus dem lager entfůret / zum öftern den namen Abimelech geruffen / ihm zu sin kame: entstunde so fort eine betrůbte eiversucht in seinem gemüte / indem es ihm auf das herze schoße / daß dieser Prinz von E. Maj. mit gegenliebe můste bewůrdigt werden.
Er legte dieses kleinod gleich wieder an seinen ort /
Der Prinz von Basan zeigte sich viel betrůbter / als er zuvor gewesen / und offenbarete mir / was er gesehen / und wie des Abimelech bildnis ihn beunruhigte. Daces machte ihm dieses zu nutze / ihn von seiner liebe abzumanen: ihme noch ůberdas vermeldend /wie daß E. Maj. bereits an den Prinzen Baleus / ihren bruder / verlobet wåren. Er konte aber damit nichtes ausrichten / und diente diese neue hinternis mit dem Abimelech / nicht seine liebe / sondern seine ruhe aufzuheben. Er befande sich / nun er E. Maj. gesehen /häftiger als jemals verliebet: daher er / ungeacht aller gefahr und ungelegenheit / die den seinigen daraus zuwachsen konte / nach Babel E.M. heimlich zu folgen sich entschloße / und zu dem ende / neben dem Daces und mir / sich auf die reise machte. Ich konte sonder bedenken mit hinreisen / weil ich
Es kame ihm aber die verdrüßliche und betrůbte zeitung aus Basan / wie daß sein herrvatter / weil man ihn fůr todt gehalten / vor kummer gestorben wåre /und seine stiefmutter / die Salamis / eine gefärliche empörung angefangen hätte. Dieses nun machte des Marsius vernunft seine liebe ůbermeistern / also daß er mit grosser reue in sich ginge / und håftig beklagte / daß seine verborgenheit / soviel unheil in Basan hatte angerichtet. Oft beschuldigte er / aus ungedult /E. Maj. selber / daß die / als die feindin seines hauses / von dem himmel hierzu ausersehen wäre / ihn unglücklich zu machen. Doch gereuete ihn dessen alsobald wieder / und schriebe er dieses seinem eignen unglück zu / welches die Assyrier auf alle weise über des grossen Trebeta nachkommen wolte triumfiren machen. Also schiede er betrübt aus Babel hinweg: und weil ich wegen meiner kriegsdienste / die mich nach Bactra trieben / diesen grossen helden verlassen muste / als tr \stete ich ihn mit dem versprechen / daß ich ihm von E. Maj. zustand allemal fleißig berichten / und sonderlich genaue erkundigung einziehen wolte / ob der Prinz von Gerar E. Maj. liebte; massen er sich mehr vor diesem / als vor dem Baleus / fůrchtete.
So verneme ich dan / (fiele die sch \ne Syrerin / die sich ganz entfärbt hatte / dem Cyniras alhier in seine
Ich spüre / mein vetter! (sagte die K \nigin lächlend) daß ihr mir sonst nichtes von diesem König wollet bewust machen / als was ich billig nicht wissen solte / und daß ihr in eurer erzehlung eher den namen eines kuplers / als eines geschichtschreibers / verdienet. E. Maj. mögen mich nennen / (antwortete Cyniras) wie sie wollen: wan ich nur meinen zweck erreichen mag / welcher dieser ist / daß E. Maj. des grossen Marsius von Basan liebe wissen und erkennen. Es ist mir lieb / (widerredte die K \nigin gar ernstlich) daß allein ein so bescheidener Fürst als der Cyniras ist / diese kentnus hat: weil ich dadurch versichert bin / daß er damit in den schranken der verschwiegenheit sich halten werde. Ich wil demnach eure erzehlung nicht mehr unterbrechen / sondern euch nun bis zum ende zuh \ren. Weil dan / (fuhre Cyniras fort) E. Maj. gütigkeit mir erlaubet /
Es ist nur allzuwahr / mein freund! daß Abimelech von unserer grossen Prinzessin geliebet wird: und kan ich ihren hohen verstand und gutes urteil daraus abnemen / daß sie einen so tugend-vollkommenen Prinzen erwehlet hat. Ja / Cyniras! ich finde alles an diesem Prinzen edel und unvergleichlich / und wůnsche nicht häftiger / ein beständiger liebhaber der überirdischen Delbois / als ein ergebner freund des Abimelech zu leben. Sehet / Cyniras! auf was weise ich liebe: da das / was von meiner schönen geliebt wird / in so hoher verehrung bei mir schwebet / daß ich auch lieber tausendmal sterben / als einer so wůrdigen liebe hinternus bringen wolte. Gleichwol werde ich bis in den tod / die Assyrische Prinzessin / ob schon sonder einige hofnung / anzubeten und zu verehren / nicht ablassen.
Marsius.
Diesem schreiben folgten noch viele gleiches inhalts / und erfuhre ich nach und nach / wie des Marsius waffen in Ammon / Moab und Basan siegten: daher ich ursach gewonne / ihm hierzu glůck zu wůnschen und darauf diese antwort entfinge.
Ach! warum wůnschet ihr mir glück / daß ich / in jetzigen kriegen wider die Salamis obgesieget? warum beklaget ihr mich nicht vielmehr / daß ich den tod in allen diesen gefärlichkeiten nicht finden können / der allein meine glückseligkeit mir zu geben vermöchte? Was helfen mich soviel siege / da die tugend / des Abimelech und der Delbois liebe ganz unüberwindlich machet / und ich sie nimmermehr bestreiten darf? Weil ihr dan wisset / daß ohne der Delbois besitzung / nichtes in der welt sei / das mich vergnügen könne und ich doch dieselbe niemals verlangen darf / so helfet mir den himmel erbitten / daß das ende von meiner qual bald kommen möge.
Marsius.
Es ware mir wol hochschmerzlich zu vernemen /den tugendhaftesten König von der welt in solcher qual zu wissen: und suchete ich alle meine beredsamkeit hervor / ihn von solcher beschwerlichen lebensart abzubringen. Ich richtete aber nichtes damit aus / als daß Marsius seltner an mich schriebe / ům ůberhoben zu seyn / meine so vielfåltige abmanungen zu lesen. Es waren ihm auch meine schreiben nicht mehr angenem / als ich / seiner liebe die narung zu entziehen /von E. Maj. zustand ihm nichtes mehr berichtete: massen ich ihm auch dieses verschwiegen / wie der Prinz Abimelech nach Babel zu E. Maj. wieder gekommen / weil solches doch nur seine qual vermehrt hätte. Es wurde aber nach der zeit / wie etliche jahre verflossen / dem unglücklichen
Weil ich solcher gestalt dem reiche Basan wieder nåher gekommen / triebe mich mein verlangen / dem K \nig Marsius aufzuwarten / sobald ich nur von den meinigen mit fug abkommen kunte. Ich fande ihn / bei meiner dahinkunft / nicht anheimig: und hatte er / inzwischen er ausen seyn wůrde / dem Prinzen Trebetes die regirung aufgetragen. Ich vermutete gleich / daß diese reise ihn nach Ninive zu E. Maj. wůrde getragen haben. Ich beklagte / aus ungedult / bei einer unterredung mit dem Trebetes und Suevus / dieses großen K \nigs zustand / und brachte damit diese beide Prinzen in den argwan / daß sie mich der geheimnise ihres K \nigs mit-wissend mutmaßeten / und dahero mir hoch anlagen / zu des ganzen reiches bästem / ihnen hievon etwas zu eröfnen. Ich weigerte mich lang /ihrem ansuchen stat zu geben. Wie sie aber die an den K \nig bei der abreise verspürte betrůbnis mir so häftig beschrieben / hielte ich dafür / ich würde nicht wider die freundschaft handlen / wan ich diesen beiden fürnemsten des reichs offenbarete / was ihres Königs anligen ware: demnach sagte ich ihnen / wie daß der Marsius die schöne K \nigin von Ninive liebte.
Ich merkte / daß dieser bericht dem Prinzen Suevus näher zu herzen ginge / als dem Trebetes / weil jener noch immer eine kleine hofnung übrig behalten /
Als ich nun / auf der ruckreise / Hierapolis erreichet / stunde es nicht lang an / da bekam ich / durch bef \rderung des kaufmans in Babel / ein schreiben von dem König Marsius / darinn er mir sein anwesen in Ninive kund machte / und was erquickung er von E. Maj. anschauen entfinge. Wie ich nun solches /meiner zusage gemås / dem Trebetes und Suevus gleich wissen lassen / folgete allein Trebetes / weil sie beide zugleich nicht wol abseyn kunten / dem Sesai nach Ninive: welcher bereits den verliebten König daselbst angetroffen / und bei ihm das aufgetragene gewerbe angebracht
Es liefe aber eine gefårliche zeitung ein / daß nåmlich Valentia / die K \nigin der Aborigener / ein mächtiges heer zusammen bråchte / des willens / ůber das Riphatische gebirge zu gehen / und dem reiche Basan den krieg anzukünden: weil sie / ihres gemals halber /der des vorigen K \nigs von Basan / des Abinael / älterer bruder gewesen / und den Lucus verjaget / eine scheinbare forderung an das reich Basan hatte. Dieses machte nun den Marsius von Ninive abreisen / und nach Basan ůmkehren: da dan alle seine ungnade auf mich fiele / ům daß ich sein verräter gewesen. Er stellte nicht allein die vorige briefwechselung ein /sondern er wurde auch nachgehends in allem seinem thun geheimer gegen mir / als gegen einigen menschen: welches er mir fatsam zu erkennen gabe / als ich wieder nach Basan eine reise tåte / und ihm aufwartete. Weil ich diesen K \nig herzlich liebte / und alles / was ich seinet wegen gethan / aus treuer wolneigung fůrgenommen hatte / fiele mir diese seine kaltsinnigkeit unertråglich / und suchte ich solche auf alle weise wieder von mir abzuwenden: ich vermochte aber nicht zu erlangen / daß er ferner mich gewůrdigt eåtte / der vertraute in seiner liebe zu heißen. Doch ließe er inzwischen nichtes erwinden / worinnen er mir Königliche gnade und guttaten erweisen kunte: womit
Wie ich nun endlich von Basan wieder nach Syrien abreisete / bekame ich den Prinzen Suevus / als er zuvor in seinem geschåften zu Hesbon gewesen / zum gefårten: der dan / wie man zu Basan beschlossen hatte / durch Syrien nach dem Riphatischen gebirge gehen wolte / üm alda mit den heranziehenden Aborigenern sich zu bereden / ihre forderung zu vernemen /und / wo m \glich / sie zu befriedigen. Er gedachte aber / bevor er diese ferne reise ůbername / zu seiner tochter nach Hemath zu reisen / ům dieselbe zu bereden / daß sie den König Jobad ehlichte: worüber / dieses K \nigs gesandte / bereits die erklärung von Basan eingeholet hatten / die ihnen der Trebetes / kurz vor des K \nigs und des Suevus widerkunft von Ninive /auf gut befinden des großen rahts / erteilt hatte. Es kame aber dieser gute Fůrst eher von dieser reise zurůcke / als er vermutet. Er ware / nach vollendtem hochzeit fest / noch wenig wochen von Hemath hinweg gewesen / da bekame er die traurige zeitung / wie elend es daselbst den beiden unglücklichen verliebten / der Amorite und dem Apries / ergangen ware: welches / als nun etwas weltkůndiges / E. Maj. zu erzehlen ich eine unnot erachte. Um des willen unterließe dieser betrůbte vatter seine reise nach dem Riphatischen gebirge / und kame zu uns nach Hierapolis: da er dan so klåglich sich gebårdete / daß der Rames /mein herrvatter / und wir alle / zu innigstem mitleiden bewogen wurden.
Sein sonst großmůtiges herz befande sich viel zu
Dieses wurde von dem Suevus sofort nach Basan berichtet / und stunde es nicht lang an / da kame der
Es war damals eben ům die zeit / wie E. Maj. ihren einzug in Damasco halten solten: da dan / wie leicht zu ermassen / der verliebte Marsius nicht zu rück
In hofnung / daß ihr in den dingen / die meine freundschaft angehen / euch geheimer / als
Marsius.
Was hätte mir wol erfreulichers wiederfaren k \nnen / als diesen kleinen dienst dem grossen Marsius zu erweisen? Wiewol nun damals bei uns in Ober-Syrien alles in h \chster unruhe stunde / so brache ich danoch so viel von meinen geschåften ab / und eilte selbst nach dem benenten lusthause: doch hatte ich zuvor / begehrter massen / meinem bedienten daselbst befehl erteilet / wie er sich verhalten solte. Ich kame aber zu spate dahin / weil meine große gäste schon angelanget waren / und fande ich die sch \ne Prinzessin Hercinde bettlågericht: daher ich deren wundersch \nheit nicht eher / als wie sie wieder abreisete / zu sehen bekame. Es war auch bei ihnen / neben dem Prinzen Suevus / der K \nig der Aborigener: der dan ja so voll betrübnis / als der Marsius / zu seyn schiene. Ich konte vor ihrem ståtigen seufzen nicht zur frage kommen / woher sie kämen / wohin sie
Es geschahe dieser aufbruch bei nacht / und so schleunig / daß ich es bald verseumt håtte. Weil ich eiligst nach Lais zu unsrem heer zu kommen beruffen worden / als reisete ich auch noch selbigen morgen von dannen / und war ůber dieser bezeigten unvertreulichkeit des K \nigs von Basan so unlustig / daß ich mich nicht zu frieden geben kunte. Aber der Syrische krieg ließe mir nicht zeit / hieran so viel zu gedenken / als ich wol sonst wůrde gethan haben / und brachte mich der in selbiger nacht nach Damasco / wie eben die wunder-hochzeit mit E. Maj. schwester und dem Prinzen Dison sich begeben hatte. Ich verharrete daselbst / bis die dinge so wunderbar sich verändert /daß ich vor dreien wochen / nach Hierapolis zu kehren / von E. Maj. befehligt worden. Unterwegs unfern von hier / traffe ich unversehens den Tuscus Sicanus wieder an / und zwar ganz erkranket: wiewol seine schwachheit mehr im gemüte als im leib herschete /und kunte ich aus ihm anders nichtes bringen / als daß ihn die grausame liebe in solchen stand hätte gesetzet. Auf ämsiges zureden des arztes / der immer
Von dem König Marsius konte ich gar nichtes vernemen / bis ich / meine růckreise mit den v \lkern hieher nemend / ungefär den alten Elamiten Sesostris antraffe / welcher einer von den treusten bedienten des Suevus war / und vordessen den Amoritischen Königen gedienet hatte. Dieser berichtete mich / wie daß der K \nig von Basan / seit daß er E. Maj. einzug in Damasco mit angesehen / in seinem reiche nicht mehr gesehen worden / sondern stäts verborgen geblieben: welches dan keine geringe betrübnis unter den grossen in Basan erwecket / und hätte insonderheit sein herr / der Prinz Suevus / sich sehr darob bekümmert /weil er / als hochverständig / wol absahe / worzu in die länge dieser gram erwachsen k \nte / wan deme nicht beizeit gewehret und geraten würde. Er erzehlte mir daneben / von dem tod der Prinzessin Amorite /der tochter seines herrn / die auf ihrer reise nach Mesopotamien ümgekommen: welches ich / ob es gleich in meine erzehlung eigentlich nicht geh \ret / doch darüm mit anfüre / damit E. Maj. sehen / wie der himmel alles / was des grossen Marsius liebe hintern k \nnen / aus dem weg habe räumen wollen. Weil ich diesen edlen Fůrsten iederzeit hoch verehret / als hat dieser bericht von dem verlust seiner einigen tochter /nicht weniger / als die lebensart des großen Marsius /mich betrüben k \nnen.
Ich veruame allhier / bei meiner ankunft / daß der Prinz von Gerar die Prinzessin von Ammon geehlicht / und also dieses grossen K \nigs eingebildter mitbuler nicht mehr vorhanden war: weswegen ich wieder auf
Nun habe ich / große Königin! nichtes mehr übrig zu sagen / als dieses / daß E. Maj. die kentnis / die ich ihr von der grossen ungemeinen liebe des K \nigs von Basan gegeben / ihr wolle zum antriebe dienen lassen / ihre grosmütige erkentlichkeit zu erweisen / und die ganze
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Als Cyniras hiermit seine erzehlung beschlossen /schauette er die sch \ne Syrerin mit unverwandten augen an: welche / das gesicht zur erden kehrend /eine geraume zeit in tiefen gedanken verharrete. Endlich aber / nachdem sie sich erholet / sahe sie den Fůrsten von Jedlaph an / und sagte: Wan ich euer ietziges beginnen recht überlege / so finde ich / daß ich nicht so große ursach habe / mich ůber euch zu beschweren / als eure sorgfalt zu loben. Ihr habt es eine notwendigkeit zu seyn erachtet / und ich erkenne es auch dafůr / mich wissend zu machen / wie der große König
Der mehr als iemals erfreute Cyniras / war mit dieser erklärung der K \nigin båst zufrieden / und unterließe nicht / noch mehr bewegliche ursachen anzufůren / die die K \nigin hierzu bereden m \chten. Sie fragte ihn unter andern / ob er nie nichtes von dem Cimber und Tubal geh \ret / die sich in Damasco bei ihr hätten aufgehalten / durch deren beförderung ihr auch die ansehnliche hůlfe aus Basan zugekommen wåre? Cyniras antwortete: Er hätte / als ståts abwesend / von dem ersten nichts geh \ret; von dem andern aber wüste er / daß der bei dem König der Aborigener sich aufgehalten / mit dem er auch / ungefär vor zehen tagen / von dar hinweg gereiset wåre. Dieser bericht sezte die K \nigin in neue verwunderung / und als Cyniras vermerkte / daß sie allein zu seyn verlangte /name er wieder seinen abtritt / nachdem er ihr verheißen / dieses / so er ihr entdecket / vor aller welt geheim zu halten.
Kaum ware er von ihr gegangen / da stellte sich Ahalibama und Timna bei ihr ein: von denen die lezte so erblasst aussahe / daß die K \nigin sich fůrchtete /nach ihrem zustand zu fragen. Sie erfuhre aber von ihr / wie daß der ståts-anhaltende gram / üm bewuster ursachen
Ach Timna! (antwortete die Königin) wer einmal wie ich geliebet / der ist zum andermal hierzu nicht fähig. Meine rache sol darin bestehen / daß ich / üm Abimelechs willen / mich an keinen andren begehre trauen zu lassen / auser an den Cimber / wan der noch lebte: als welchen seine treu und seltene tugend / die er bis in seinen tod erwiesen / von allen ůbrigen menschen auch ausnimmet und absondert. Wie kommet der Cimber (fragte Ahalibama) zu dieser neuen gnade? Ich erinnere mich ja / daß / seit der K \nigin Hermione kentnis /
Hierauf erzehlte die Königin / diesen beiden Fůrstinnen von Seir / nach der länge alles das / was ihr der Cyniras berichtet. Wie nun die Timna den sachen ein wenig nachgedacht / sagte sie: was gilt es / ob nicht der König von Basan dieser Cimber ist? E. Maj. sind seines todes nicht so gewiß versichert / daß ihn nicht ein zufall håtte können beim leben erhalten. Ich erinnere mich / daß / wie ich berichtet worden / fast ům selbige zeit / als man den Cimber bei uns todt gesaget / auch in Basan dergleichen gerůchte von ihrem K \nig erschollen sei. Als der Arsas (sagte die K \ni gin / der Timna gedanken zu bekråftigen) mit meinem an den K \nig Marsius abgegebenen schreiben in Basan angekommen / brachte der inhalt desselben /von des Cimbers tod redend / eine allgemeine traur in Basan / welche solang gewäret / bis der Tubal bei dem Suevus ankame / und zweifelsfrei mitbrachte /daß diese zeitung falsch gewesen. Dieses (tåte Ahalibama hinzu) sind zwar gute grůnde / fůr den König von Basan. Wan ich aber alles
Ist Tuscus Sicanus der Cimber / (sagte die schöne Aramena) so berge ich euch nicht / daß dieser tugendhafte K \nig bei mir nicht in gemeiner betrachtung schweben wird. Ist aber Marsius derselbige / so sage ich ebenfalls / daß der allein wird können fåhig seyn /das vom Abimelech verlassene herz wieder zu bestreiten. Ich vermeine aber den tod des edlen Cimbers nur all zugewiß zu wissen / weil sein freund / der Tubal /mich dessen selber versichert hat. So wird es demnach unnötig seyn / diesen verstorbenen mit den noch-lebenden zu vergleichen / und muß ich / weil ich Cimbers leben nicht hoffen darf / mich mehr gefasst machen / mit guter art des K \nigs von Basan liebe abzuweisen / als dieselbe aus ungewißer einbildung zu erkiesen. Dan / wan der unvergleichliche Cimber ein anderer / als des Hermans sohn / etwan der Marsius oder Tuscus Sicanus ist / gleichwie sein sehr vermutlicher tod / und die zeit von dessen ableiben / mich dessen vergewißert / so gestehe ich ohne scheu / daß keiner in der welt die hochachtung bei mir erwerben sol / die ich ihme zugewendet / und die er auch schwerlich so vollkommen / wan er noch lebte /wůrde erlanget haben / als nun / da sein tod mir die versicherung gibet / daß er sich nicht mehr werde åndern können. Es ist nicht ohn / (sagte Timna) daß ich E. Maj. wahl / den tugendhaften Cimber belangend /sehr edel und gut befinde. Weil aber derselbige todt ist / und E. Maj. ihm niemals ihre treue gelobet / auch der König Marsius von Basan / vermög des allgemeinen
Liebste Timna! (antwortete die K \nigin darzu låchlend) kurz zuvor woltet ihr den Cimber nicht todt haben / und aus selbigem grunde mich bereden / des K \nigs von Basan liebe anzunemen / in erwägung /daß er der Cimber seyn m \chte: nunmehr aber / tretet ihr davon ab / und bekůmmert euch nicht mehr ům des Cimbers leben oder tod / wan ihr nur den K \nig von Basan mir ins herz bringen könnet. Wan dieser Cimber / wie ihr selbst mutmaßet / noch bei leben wåre / woltet ihr mir dan nicht raten / ihme meine wahl vor allen anderen zu zuwenden / wan er gleich weder Marsius noch Tuscus Sicanus wäre? Ich weiß hierbei nicht zu raten / (gabe Timna zur antwort) wofern der unvergleichliche Cimber noch lebet: ist er aber todt / so bleibet meine stimme für den Marsius. Und die meinige / (sezte Ahalibama hinzu) weil die Roma und er nicht eheleute sind / fůr den Tuscus Sicanus. Und die meinige / (sagte die sch \ne Königin) für niemanden / weil Abimelechs beginnen mir alles lieben zuwider gemacht. So sol dan (fragte Timna) der weltberůmte Marsius sterben / weil Abimelech /sonder dieses K \nigs schulde / ist unbeständig worden? Die liebe t \det sobald nicht / (antwortete die Königin) und ist deren håftigkeit / oft mehr gestellet /als warhaftig. Ich bestehe fåst darauf / daß ich nicht fåhig sei / mehr als einmal zu lieben. Ich habe einen lebenden geliebet: weil nun der mir ungetreu worden ist / so liebe ich einen todten / von dem ich versichert bin /
Weil aber Cyniras (finge die Timna wieder an) des Königs von Basan zustand so gefärlich machet / so wird er zweifelsfrei sehr auf E. Maj. erklärung dringen / und wird an deren inhalt gar viel gelegen seyn. Weil dieser bescheidene K \nig / (antwortete die sch \ne Syrerin) so lang geschwiegen / als werden er oder die seinigen / die dieses ohne sein wissen also treiben / mir auch nicht verůblen / daß ich nicht gleich mit der antwort fårtig stehe. Weil auch die zeit ein arzt gefårlicher dinge ist / als wil ich hierinn langsam gehen / und diese meine erklårung / die ihr beide iezt von mir vernommen / nicht eher offenbar machen / bis es die höchste notwendigkeit erfordern wird.
Mit diesen und dergleichen gespråchen unterhielten sich / diese schöne Königin und ihre beide vertraute freundinnen: bis die nacht sie hieße von einander gehen. Die durchleuchtige Aramena verharrete in unruhigem nachsinnen / ůber dieser begebenheit / und stellte ihr tausenderlei sachen von dem noch-lebenden Cimber vor: die aber alle ihr keine vergnůgung geben kunten / wan ihr widerwillens der Abimelech dazwischen einfiele / und sie daneben glauben muste / daß doch der Cimber gar gewiß todt wäre. Ihre qual / die sie hierůber ausstunde wärete die ganze nacht hindurch / und mattete
Es liefe selbigen abend eine zeitung von dem heer vor Damasco ein / mit deren zugleich der Prinz Amosis angekommen: und verursachte deren wichtigkeit /daß so fort / neben diesem Egyptischen Prinzen / alle anwesende fůrneme kriegesbedienten in der K \nigin gemach sich zusammen tåten / üm dem bericht mit beizuwonen / der alda solte abgelegt werden. Sobald Amosis die Königin ersehen / eilte er / ihr den rock zu küssen / und legte sofort seine entschüldigung ab /daß er / aus kindlicher ehrerbietung gegen seinem herrvattern / die völker vor Damasco verlassen hatte. Nachdem die Königin ihn mit kurzen worten wilkom geheisen / sahe sie den Fürsten Nahor an / der von dem heer war abgeschicket worden / und / sowol in seinem / als des Husans angesicht einigen unmut lesend / ließe sie ihr schwanen / daß sie nichts gutes vernemen würde. Redet / Fůrst Von Haran! (sagte sie zu ihm) und scheuet euch nicht / unsern zustand / wie schlecht er auch seyn mag / mir zu er \ffnen.
Gnädigste K \nigin! (antwortete er) was ich zu berichten habe / macht eben unsren zustand nicht schlechter / sondern dienet uns nur zur warung / und zur aufmunterung / unsern dapfren muht zu erweisen /und für
Als aber indem auch zeitung einlieffe / wie daß von jenseit der stadt die Araber in großer månge ankåmen / zogen wir uns alda zusammen / und stellten den Sosares mit seinen Niniviten an eine brůcke / den feind abzuhalten. Gaisus verlegte sich / mit seinen Celten /an des gebirge / üm aller orten acht zu haben / wo die Araber durchbrechen wolten. Wir andren aber / nämlich Hezrai / Badezorus und ich / blieben bei unsren posten / üm auf den feind in der stadt ein wachendes auge zu haben: wie sie dan / sonder zweifel nachricht habend / daß hülfvölker fůr sie im anzug wären / mit ståtigen ausfållen / das sie sonst nie gethan / uns zu schaffen gaben. Der Pharao Uchoreus ginge nun /
Weil wir eben im handgemånge mitten Assyriern begriffen waren / nachdem der Prinz Sinear einen starken ausfall gethan hatte / kunte ich von meinen bei mir habenden keine wol entraten / und ließe demnach dem Tabrinnon / welcher tausend von denen mit der Prinzessin Danede angekommenen / Cussiten fůrete / entbieten / daß er doch den unsrigen zu hůlfe kommen m \chte. Nun hatte es diesen verdrossen / daß sie anfangs nicht mit waren befehligt worden / den Egyptern entgegen zu gehen: daher weigerten sie sich hierwider / und wolten erst deswegen von dem Hezrai befehl erwarten. Als ich hiernächst den Celten Hesion aufmanete / ward ich mit gleichem abschlag beantwortet. Inzwischen brachte Pharao durch / und kame /mit zimlicher niederlage der unsrigen / in die stadt. Wie nun dieses keinen geringen verdruß unter uns erwecket / als wurden die Syrer so verbittert / daß / wie am folgenden morgen / der Eliphelet mit den Cussiten und teils Arabern / auf die Celten stieße / kein einiger ihnen begehrte zu hülfe zu kommen. Es machte auch des Sosares unzeitige dapferkeit / daß er den posten verlore / auch der K \nigin Petasiride und dem Prinzen Mardocentes anlaß gabe / ůber den strom zu kommen. Dan / wie dieser Ninivite sahe / daß die Sabeer heran zogen / welche / in warnemung seiner v \lker / sich anstellten / als wan sie fliehen wolten / sezte er über die brücke zu ihnen hinůber / und vermeinte sie zu schlagen: er hatte sich aber des mächtigen
Dieser zufall machte mich hieher reisen / da ich unterwegs zu Aroer den Prinzen Amosis gefunden: üm allhier zu erinnern / wie daß wir unmůglich sonder einem General / dem alle und jene völker gleich gehorchen můssen / etwas gutes werden ausrichten können. Was ich aber sonst hierbei suchen wollen / nåmlich eilige hůlfe / das habe ich mit höchster freude allbereit auf dem weg angetroffen: massen nicht allein der Prinz Suevus / neben dem Fürsten Rames mit zwanzig tausenden / sondern auch das Ninivitische heer unter dem Elimodan / mir begegnet / die nun auch E. Maj. durch mich ersuchen lassen / eiligst in person nachzufolgen / und diesem heer einen obersten fůrer zu geben / ohne welchen dieses große werk kein gutes ende gewinnen kan. Es sind noch sechstausend Sabeer / vier tausend Araber / und so viel Cusiten /für den feind unterwegs: denen die vereinigung mit den andern zu verwehren / h \chstn \tig seyn wird.
Es ist nun meine sache (antwortete hierauf die sch \ne K \nigin von Syrien) etwas erhitzet: darum wil ich selbst mit zu felde gehen / und euren General fůrstellen. Der große Gott / und meine sache ist gerecht: darům zweifle ich nicht / an gutem ausschlag dieses kriegs. Weigert euch nicht / ihr dapfren helden (sagte sie ferner / sich zu ihnen allen wendend) einem weibe zu gehorchen! Von euch ingesamt sol der raht gegeben / von mir bestätigt / und sodan von euch volzogen werden. Und weil
Dieser Prinz eilte hierauf nach seiner geliebten Prinzessin / die er bei der Delbora / zwar so befr \mdet / als erfreuet / antraffe. Das geschrei von der Syrer niederlage / hatte sich in der Prinzessin von Cus wonung gr \ßer ausgebreitet / als sie an sich selbst war /und erschiene deswegen dem Egyptischen Prinzen seine Prinzessin mit nassen augen: die da betraurete /daß man dem Hezrai und ihren Cussiten die meiste schuld beilegen wolte. Wie aber Amosis die ursach ihres unmuts vernommen /
Es hatte / dem beispiel der dapfren Syrerin zu folge / alles frauenzimmer sich kriegerisch gekleidet / und mit pferden versehen: da auch C \lidiane / ob es gleich ihrem leben und sin zuwider ware / eine heldin mit abgabe / und sich so stark befande / daß sie das reiten wol auszudauren vermeinte. Als die schöne K \nigin diese ihre liebste mitbulerin zu pferd erblickte / sagte sie zu ihr: Wolan Cölidiane! der unmut muß uns zu kriegern machen / und wollen wir darin glůcklicher /als in der liebe / werden. Ich bin ein soldat / (antwortete C \lidiane) der kein glůck begehret / sondern nur den tod verlanget. Dieses ungedultigen wunsches (versezte die K \nigin) ist unser treuloser nicht würdig / und begehre ich seinethalben nicht zu leben / noch weniger aber zu sterben. Hiemit / weil alle die andern dazu kamen / ginge der aufbruch fort: da diese heldin / ein verwundersames heer der meisten sch \nsten damen von der welt auffůrete.
Ihr majestätisches wesen / daß sich / bei dieser handlung /
Die K \nigin von Ninive / ihre schwester / die des reitens / als sie den Dison fůrgestellet / zimlich gewonet hatte / ließe sich nächst ihr mit nicht geringerer anemlichkeit sehen: deren dan die Königin Eurilinde zur seiten ritte / die / ob sie schon mit den andern ungleicher jahre war / dannoch diesen sch \nen haufen nicht verunzierte. Nach ihnen kamen die beide Celtische K \niginnen / ferner die zwo Prinzessinnen von Cus / sodan die C \lidiane und Jaelinde / folgends die Ahalibama und Mehetabeel / und dan alles der K \niginnen frauenzimmer / auch die gemalinnen und t \chter der Syrischen / Ninivitischen und Celtischen Fůrsten und vornemsten soldaten. Dieser aufzug gabe nun so ein sch \nes aussehen / daß das kriegsheer /welches sich in zierlicher schlachtordnung fůr das lager gestellet / mit einem himmel-anschallenden geschrei sie bewunderte und bewillkommete.
Die Königin von Syrien besuchte / gleich nach ihrer ankunft in Aroer / die weise Tirdane: welche eben etliche tage zuvor / durch des Eliphas waffenträger den Asareel / von der Timna zustande / nachricht erhalten hatte / und nicht wuste / was sie fůr bekůmmernis beginnen solte. Timna / die stäts unpäslich war / und daher fůraus nach Aroer sich fůren lassen /hatte ům dieses neue unglůck nicht gewust / als sie in der Tirdane haus geko en: daher ihr schrecken / wie sie dessen innen worden / der Tirdane ihrem gliche. Sie lagen beide zu bette / als die Königin mit der Ahalibama ankame: deren dan die ungedultige Tirdane nicht verheelete / was sie schmerzte / und so entfindlich ihren darob gesch \pften verdrus fürzubringen wuste / daß die Königin von Syrien / vor dißmal und bei solcher eilfärtigkeit / die arme Timna bei ihr auszusönen keine můglichkeit ersahe. Doch sprache sie ihr beweglich zu / das / so Timna gethan / nicht also übel zu deuten / und zu erwägen / daß der Fůrst von Theman von einem geschlecht wäre / dessen sie sich nicht schämen
Wie sie aber vorher auch zu dieser trostlosen in die kammer gekommen / fande sie dieselbige in so elendem und erbårmlichen zustand / daß sie mehr mit ihr zu weinen / als sie zu tr \sten / vermochte. Weil deren herannahende geburt-zeit / neben ihrer aus der betrübnis geschöpften unpäslichkeit / dieser Fürstin verwehrte / mit der Königin für Damasco zu ziehen / verdoppelte solches ihr leiden / und war der abschied so schmerzlich / daß Timna in ihrer K \nigin armen onmåchtig wurde. Es verließe sie aber die schöne Syrerin / mit der fästen vertr \stung / daß sie vor ihr båstes nach aller m \glichkeit sorgen / und sie so wol mit dem Fürsten Eliphas / als mit der Tirdane / bald wieder auszusönen trachten wolte.
Sobald die Königin in ihren verordneten palast wieder angekommen / meldete ihr der Fürst Jothan von Chesed ihr kammerherr an / wie daß man den priester Abdastartus in Aroer gefunden / und zu gefångnis gebracht håtte / der bisher in großem verdacht gewesen / als wan er es mit dem Fůrsten Ninias von Ressen gehalten hätte / von dem er dan vermutlich wůrde nachricht zu geben wissen. Weil die K \nigin /so wol des Abdastartus ihr-erwiesene gute dienste /als was er ihr mit dem Ninias zuwider gethan / bei sich in gleiche erwägung zoge / wolte sie nicht / daß man ihm einiges leid anthun solte / und verlangte /ihn selber zu sprechen: der meinung von ihm zu erfragen / wo ihr feind der Ninias wåre / und was ihn doch bewegte / diesem veråter /
Abdastartus! (h \rte er sie endlich reden) ist es wol müglich / daß ihr / nach so vielen mir erwiesenen gut taten / den fästem fürsatz haben könnet / mich zuverfolgen? warum zwinget ihr mich / solcher massen /wie nun geschihet / mich gegen euch undankbar zu erweisen? und womit habe ichs verschuldet / daß ihr meinem feinde / mir zum schaden / also wol wollet? Der himmel sol mein zeuge seyn / (antwortete Abdastartus) daß ich / sonder einiges b \ses fůrnemen / dem Cimber die bisherige pflege erwiesen / und hat mich anfangs .... Was sagt ihr / Abdastartus? (fiele ihm alhier die sch \ne Aramena in die rede) was wollet ihr damit / daß ihr den Cimber nennet? Dieser unglückselige (gabe er zur antwort) ist ja der jenige / der mich bei E. Maj. gleichwie sich selber / in solche ungnade gestürzet. Ich begreife es nicht / was ihr saget / (sagte die K \nigin) weil hier nicht die rede ist von einem Cimber / sondern von dem verwegenen Ninias / meinem verfolger / den ihr geschůtzet / und wider meinen willen / auch mir zum schaden / so wol in dem tempel zu Damasco / als nachgehends bei dem saurbrunn /ihme heimlichen aufenthalt gegeben. Ihr habt auch anfangs / mich zu betriegen / von ihm ausgeben d \rfen /daß er todt wåre: da doch hernach / verm \g
Es fehlte wenig / daß der schönen K \nigin von Syrien nicht alle sinnen vergangen / so ein freudiges entsetzen hatte diese unvermutete zeitung von des Cimbers leben in ihr erwecket. Sie kunte es auch anfangs unmůglich glauben / als der treue und warhafte Abdastartus ihr ausfürlichen bericht gabe / wie seine schwester ihm den verwundten und in das wasser geworfenen Cimber in den Isis-tempel zugeschicket / da er ihn so traurig von gemůt / als verlezt am leib gefunden; wie er ihm daselbst / auf sein inständiges bitten / verholfen / daß er sie einsmals / bei spatem abend / durch ein fenster gesehen / welches ihm aber so ůbel bekommen / daß er onmächtig in sein zimmer wieder gekehret / und ganz trostloß sich angestellet; wie er hierauf / ihrem befehl zu folg / seinen kranken aus den tempel schaffen můssen; wie er / auf dessen begehren / und ihn von fernerer verfolgung zu befreien / ihr seinen tod fůrgesagt / und ihre darauf erfolgte herbe antwort ihm wieder hinterbracht / die seinen grossen kummer sehr vermehret; wie er dessen ursach vor seinem bästen freund / dem Tubal / so lang heimlich gehalten / bis er neulich / als sie in sein haus beim saurbrunn gekommen / in der nebenkammer /ihre harte
Die schöne K \nigin hatte bisher / mit gedultigster aufmerkung / dem Abdastartus zugeh \ret / konte aber nicht långer sich halten / ihre verwunderung zu bezeugen. Welche wunderdinge (sagte sie) verneme ich von euch / mein vatter! und wie unschuldig habe ich mich doch in den verdacht gesetzet / daß der edle Cimber mich fůr seine feindin geachtet. Alles / was ich widriges gegen euch von eurem kranken geredet / das ware von dem Ninias zu verstehen / und ist mir niemals in den sinn gekommen / diesen helden / den ich stäts für meinen freund geachtet / zu verfolgen. Aber ist es auch wol můglich / daß Cimber noch lebet? und haben sich diese irrungen also begeben k \nnen / daß ich nicht zeitiger die rechte warheit hiervon ergründen können? Ich entfinde / gnädigste K \nigen! (antwortete Abdastartus / des edlen Cimbers halber / von dem E. Maj. nur gewiß glauben m \gen / daß er noch lebe /eine solche freude / daß ich alle augenblicke beklage /die ich versaumen muß / ihme sein glůck zu hinterbringen / auf welchem seine gesundheit / ja die erhaltung seines lebens / beruhet. Ist er dan so nahe / (fragte sie) daß ihr so gleich euer verlangen erfůllen k \ntet? Wan E. Maj. (antwortete er) den fernern verlauf unserer reise nach Basan / und erfolgter wiederkehr /anh \ren wollen / wil ich sofort berichten / wo sich Cimber iezt befindet / und wie es ům ihn stehet.
Wie nun die K \nigin ihr håftiges verlangen / nach dieser erzehlung bezeuget / fuhre Abdastartus also
Es fůgte sich aber / durch sonderbare schickung des himmels / wie es nun der erfolg lehret / daß wir eben in ein dorf kommen musten / wobei das ganze heer der Cussiten stunde / welche Damasco zu entsetzen /im anzug waren. Weil diese råuberische leute nicht gern etwas vorbei lassen / sonder es anzusprechen /als fielen sie bei nacht mit etlich tausenden in unsere wonungen
Es hatte aber noch ein anderer / der so wol als Cimber unbekant leben wolte / diese reise nach Basan mit uns gethan / welches ich bis dahin nicht gewust: ům dessen zustand der Tubal sich sehr besorget erwiesen / weil er ihn fůr verloren hielte. Doch risse ihn aus dieser bekůmmernis ein mir unbekanter mensch /der dem Tubal / indem wir durch das Cussitische heer gefůret wurden / in Celtischer sprache von einem baum zurieffe: Sein herr sei nicht gefunden / und halte sich in einem keller verborgen; sie wolten / sobald sie nach Basan kåmen / unsern zustand daselbst kund machen / damit wir eiligst hülfe bekämen / und wieder befreiet wůrden. Uber diesem bericht stellte sich /so wol Tubal / als der Cimber / sehr erfreuet an / und damals nicht
Nachdem wir zum andern heer der Cussiten wieder gelanget / musten wir also mit ihnen den rückweg nach Syrien nemen: da der eingebildte reichtum / den unser Cussite von uns verhoffte / uns alle gute pflege und wartung zuweg brachte. Es wolte unser gutes glůck / daß die Cussiten / unfern von Damasco / die stadt Asora überfielen / alda ungefär unser Cussite eine seiner schwestern antraffe / die einen Syrischen kaufman geehlicht / welcher mir langsther wol bekant gewesen. Ich machte mir dieses zu nutze / und beredte den Syrer / daß der seinem schwager / auf ein großes geld / für uns gut sagte / und wir also in Asota blieben / weil der kranke Cimber unmüglich weiter fort kunte. Solcher gestalt erlangten wir wieder unsere freiheit / und nachdem Tubal den kaufman ganz gewiß versichert / daß das fůr unsere befreiung versprochne geld sich einstellen solte / machten wir uns auf den weg / hieher nach Aroer zugehen: da wir dan vor wenig tagen angekommen / und ganz nahe bei E. Maj. palast unsere wonung genommen haben. Meine unvorsichtigkeit / oder vielmehr mein und des Cimbers gutes glůck / haben mich folgends in diese haft gebracht / da jemand von E. Maj. leuten / weil er mich auf der gassen heut ersehen / und / vielleicht vermeinend / daß ich mit dem verråterischen Ninias mich allhier aufhielte / meine verhaftung verursachet. Ich danke nun zu förderst dem gůtigen himmel
Die schöne Syrerin / die dem Abdastartus mit großer aufmerkung zugeh \ret / blieb eine geraume zeit in unschlüßigen gedanken / was sie hierzu sagen solte: zumal sich auf einmal ihren sinnen alles vorstellte / so hierbei zu bedenken seyn mochte. Sie fande endlich notwendig / vor allen dingen den großen Cimber aus seinem irrtum zubringen / und befahle deshalben dem treuen Abdastartus / daß er so fort zu ihm gehen und ihm die wahre bewandnis dieser ganzen sache er \ffnen solte. Wan ich für meinen kranken (antwortete Abdastartus) eine gnade begehren dörfte / so solte es diese seyn / daß er aus dem holdseligen munde seiner Königin selbst die versicherung anhören möchte / wie mit dieser ungnade nicht er / sondern der Ninias / gemeinet gewesen / und daß E. Maj. die erhaltung seines lebens verlangen. Die Königin err \tete / als sie dieses begehren des Abdastartus vername: weil sie es aber nicht ungereimt befunde / als wolte sie es ihm weder ab-noch zusagen / und ließe ihn damit von sich / daß er dem Cimber erstlich diese post bringen / und sein eingenommenes gemůt vorbereiten solte / ihre besuchung / nicht als von einer feindin / sondern als von seiner freundin aufzunemen. Hierauf wurde dem Jothan anbefohlen / den Abdastartus auf freien fus zu stellen / und ungehintert gehen zu lassen.
Wie wan er aber (fuhre Ahalibama fort) in solcher geheimen liebesart verbleibet? Das schadet nicht! (antwortete die K \nigin) es ist gnug / daß ich es weiß. Auf diese weise (sagte Ahalibama) wäre der Cimber glůcklicher in seiner liebe / wan er todt wåre / als nun / da er noch lebet. Versichert euch / liebste Prinzessin! (erwånete die K \nigin) daß oft solche ungereimte wůnsche bei mir aufsteigen / daß ich / mit mehr ruhe /des Cimbers tod / als sein leben / wissen wolte. Woher kommet aber dieses? (erkůnete die Prinzessin von Seir zu fragen) finden sie dan bei sich einigen widerwillen gegen diesem Cimber? und erkennen sie sich unfähig / eine so treue liebe von diesem K \nig der Aborigener (dafůr ich ihn gewiß halte) anzunemen? Wie dringet ihr doch in mich / Ahalibama! (gabe die sch \ne Königin zur antwort) und warům wollet ihr mich zwingen / etwas zu gestehen / daß ich meinen eigenen gedanken nicht gut heiße? Ihr wisset /daß ich einmal geliebet / und daß nun der betrug / den ich erleben můßen / mich abhält / zum zweitenmal diese gefahr zustehen. Zudem weiß ich ja noch nicht /wer Cimber ist / und bin dessen nicht gewiß versichert / daß nicht des Fůrsten Hermans sohn der jenige sei / der mich nun liebet / und dessen treubrůchigkeit /an der Hermione erwiesen / ihn meiner hochachtung /wil geschweigen eines mehrern / unfähig machet.
Daß ist leichtlich zu erfahren: (sagte Ahalibama) man fůre die Königin Hermione mit zu dem Cimber /so wird es sich leicht weisen / ob er der oder ein anderer
Indem sie also redten / ließe sich Tubal bei der K \nigin anmelden: dem sie dan / vor sie zu kommen /nicht versagen dorfte / wiewol dessen ankunft ihre verwirrung nicht ům ein geringes vermehrte. Als er ins gemach eingetreten / gabe sein munteres aussehen genug zu erkennen / daß Abdastartus ihnen bereits die fr \liche post von der Königin gnade hinterbracht hatte. Er kniehete aber so fort zu der K \nigin f \ßen /und als er die geküßet / sagte er: Ich komme und verrichte dieses / im namen und von wegen des Prinzen Cimbers / der vom Abdastartus erfahren / wie daß ihm die gnade der K \nigin von Syrien noch nicht entzogen sei / gleichwie sein widriges glück ihn ein zeitlang hat wollen glauben machen. Seine unbeschreibliche freude ist hierüber so groß / daß er sich nicht enthalten k \nnen / so fort mich hieher zu senden / üm E. Maj. für diese erwiesene gůte zu danken: und hat des priesters Abdastartus bericht in
Die sch \ne K \nigin hatte zeit genug / unter dieser rede des Tubals sich von ihrer verwirrung zu erholen /deme sie / als sie ihn aufstehen heißen / diese antwort gabe: Es thut mir sehr leid / wann ich mich erinnere /verursachet zu haben / daß der Prinz Cimber in den wahn geraten / als ob ich die undankbarste und unerkentlichste person von der welt wäre / indem ich seiner freundschaft also begegnet. Mir geschihet aber hierin groß unrecht / und bitte ich / den Prinzen Cimber zu versichern / daß ich seinen vermeinten tod von herzen beweinet / und daß alle reden / die bei ihm so widrige einbildungen erwecket / nicht ihme / sondern dem Ninias zuvermeint gewesen. Der Prinz Cimber hatte auch nicht ursach / wegen dieser von mir gesch \pften einbildung sich also abzumatten: und wåre ich seiner fernern freundschaft nicht würdig / wan ich eine solche gewesen wäre / wie er mich ihm eingebildet. Wan mein wünschen zu eiligster wiedererlangung seiner gesundheit etwas beiwirken kan / so versichert ihn / daß ich den himmel eifrig für ihn anruffen werde: weil mein eigen-bästes ein solches erfordert /
Als Tubal / nach erlangtem diesen bescheid / hinweg zugehen verzoge / merkte Ahalibama / was er wolte / sagte deshalben zu der Königin: Es scheinet /dem edlen gemüte des Prinzen Cimbers sei diese einbildung von E. Maj. ungnade so fåst eingedrucket /daß solche schwerlich ihm wird völlig können benommen werden / wofern E. Maj. nickt selbst ihm die gütigkeit erweisen / ihn dessen pers \nlich zu versichern; massen ich nicht anders glåube / als daß der Abdastartus ihme hofnung hierzu gemacht habe. Der Prinzessin von Seir gůtigkeit / (tåte Tubal hinzu) gibet mir die kůnheit / ům eben dieses E. Maj. anzuflehen / und wird solches das einige mittel seyn den Cimber wieder aufzurichten. Wan ich hiermit (sagte die K \nigin / sich nicht wenig entfårbend / ) zu des grossen Cimbers wiedergenesung etwas f \rderlich seyn kan / wil ich nicht ermanglen / morgen vor mei nem aufbruch ihn zu besuchen. Mit dieser erklärung /(antwortete Tubal) werde ich den Cimber so weit bringen / daß ich hoffe / E. Maj. sollen ihn morgen mehr dan halbgesund antreffen. Ich erkenne mich unwůrdig / (widerredte die K \nigin) daß der große Cimber ům meine gnade und ungnade sich so håftig annimmet: und wolte ich wol vermeinen / dieses wůrde nicht viel zu seiner wiedergenesung thun können /wan ich gleich mich seines ergehens nicht teilhaftig machte.
Als Tubal das wiederspiel weitlåufig erwiesen /und nun hinwegeilen wolte / dem Cimber so gute post zu bringen / ersuchete er noch zuvor die K \nigin / so gütig zu seyn / und des Cimbers geheimhaltung zu befördern / dessen grosse ursachen sie kůnftig erfahren würde: welches dan die K \nigin zu thun verhieße /und sagte / daß sie
Als er endlich ihren wagen vor sein haus fahren hörte / fehlte es wenig / daß er ihr nicht entgegen gesprungen / wie sie neben der Hermione und Ahalibama zu ihm in die kammer trate. Diese sch \ne sahe nun zugleich auf den Cimber / und auf ihre beigeherin die K \nigin Hermione / in meinung / daß an diesen beiden / wan sie einander ansichtig wůrden / sich eine verånderung herfůrthun solte: welches aber nicht erfolgte / und wuste Hermione nicht / warum die K \nigin von Syrien sie mit hatte dahin genommen. Die änderung aber / so die Königin Aramena der Hermione absehen wollen stieße ihr selber zu / wie sie sich dem bette des Cimbers nåherte / und diesen Prinzen lebendig sahe / den sie so gewiß fůr todt beweinet / und in seinem tode mit keiner gemeinen
Hermione sahe hoch auf / wie dieser name / den sie so sehr geliebt / genennet wurde. Wie sie aber ihren Cimber nicht daselbst fande / gabe sie ferner nicht so genau achtung / und redte mit der Ahalibama; inzwischen der verliebte Cimber / schier aus sich selber /seiner K \nigin also antwortete: So unwürdig ich dessen bin / daß die schönste K \nigin der welt meinem tod beklagen wollen / so seelig schätze ich mich deswegen / und weiß mich in mein unvermutetes glůck nicht zu finden / das so plötzlich meinen zustand verkehret. Ich kan nicht laugnen / daß ich die güte / wie ich iezt verspüre / bisher von E. Maj. mir nicht eingebildet / und hatte der wahn mir ein anders so fåst eingedrucket / daß ich iezt kaum fåhig bin zu glåuben /was meine sinne sehen und hören. Ja / schönste Königin! ich vermeinte ganz gewiß / aus dero eignem munde / das urteil meines todes geh \ret zu haben / als sie dem Prinzen Dison von Seir dankten / daß er den jenigen wollen aus den weg raumen / der ihr mehr als iemand unter allen ihren feinden zu wider wåre: daher ich auch billig in zweifelmut geraten müssen. Wie nachgehends Abdastartus mir anbrachte / daß E. Maj. mich nicht mehr in dessen tempel-wonung leiden wolte / kunte ich nichts anders daraus schließen / als daß ich der allerverhasteste bei meiner Königin wäre: dessen eine
Womit habe ich doch verdienet / gedachte ich damals oft bei mir selber / daß mich die selbste gůtigkeit also verfolget / und daß sie aufhöret die jenige zu seyn / die sie jederzeit gewesen / ům mein elend zu bef \rdern. Wan ich meinen ganzen gefürten wandel überlegte / so fande ich nichtes / so hierzu ursach geben k \nnen. Ich stellte mir fůr / wie ich ja stäts E. Maj. mit der h \chsten ehrerbietung verehret / üm meines freundes Abimelech willen den Prinzen Dison zum kampf ausgefordert / und wissentlich nichtes iemals verlanget oder begangen / das der K \nigin von Ninive und Syrien entgegen seyn k \nnen. Weil ich nun / dessen allen ungeacht / mich so sehr gehasset sahe / als wurde ich meines lebens ganz ůberdrůßig /und wuste / E. Maj. diesen lezten dienst zu leisten /nichtes höher als den tod zu verlangen. Ich sagte: wan ich todt bin / so wird ja ihr zorn sich legen / und sie aufh \ren / wider einen schatten zu wůtẽ. Ich wuste aber damals nicht / daß die meinen tod beweinte / von der ich gläubte / daß sie mein leben und gedåchtnis nicht leiden k \nte. Nun! allergütigste K \nigin! ich bin / mit grossem vorteil fůr mich / betrogen worden /und genieße die ůbermaß gutes / für meine ausgestandene qual. Ich wil auch E. Maj. befehlen / so viel an mir ist / nachkommen / und so ich ferner das leben haben sol / dasselbige zu diensten der K \nigin von Syrien und zu ihres reichs bästem aufzuopfern / mir angelegen seyn lassen.
Als Cimber diese rede gethan / welche die sch \ne Syrerin mit ja so grosser bewegung / als er sie fürgebracht / angehöret / sagte sie zu ihm: Ich håtte wol
Wie er demnach sich erholet / und seine gemütsbewegungen båsser in zaum gefasset / sagte er ferner zu ihr: Ist es můglich / daß der Prinz Abimelech / die gr \ste schönheit der welt verlassend / sein mehr als irdisches glück also verscherzen k \nnen? In warheit ich erstaune darob / und halte es für eine unmöglichkeit /daß mein freund sich solcher massen verändern können. Uber diese frage ward die sch \ne K \nigin etwas ungedultig / und schwiege eine weile / sonder zu antworten; endlich aber
Die schöne Königin / besorgend / daß ein ferneres gespråche undienlich seyn möchte / wandte sich hierauf zu der K \nigin Hermione / zu der sie sagte: Ich wil nun nicht mehr bergen / warum ich die Königin von Kitim / mit mir hieher zu gehen bemůhet; massen ich vermeinet / sie solte alhier den jenigen lebendig finden / den sie so lang für todt beweinet. Ich spůre aber nun wol / daß gegenwårtiger Prinz Cimber derselbe nicht sei / der vordessen mit der K \nigin Hermione so bekant gewesen. Diese nennung der Hermione / machte den Cimber ganz aufmerksam / und als der Tubal sich zu ihm an das bette genähert / und ihme von ihr bericht erteilet / grüssete er sie mit sonderbarer ehrbezeigung: welche aus ihrer verwirrung sich nicht entwicklen konte / darein die nennung des Cimber und Tubals sie gesezt hatte. Weil nun Cimber verborgen zu bleiben begehrte / und die Königin von Syrien ihme / sich zu entdecken / als worauf die eröfnung seiner liebe hätte folgen mögen / keinen anlaß geben wolte / als vermieden sie beiderseits dergleichen gespräche.
Wie nun die beide K \niginnen / neben der Ahalibama / sich wieder zu wagen gesetzet / und im schein / als hätten sie einen tempel bei so früher morgen zeit besuchet / wieder nach ihrem palast fuhren / fragte die schöne Syrerin die Hermione ganz begierig / ob sie sich nicht erinnern k \nte / ehedessen in Celten eine solche gestalt / wie dieser Cimber hatte / gesehen zuhaben? womit sie auf den Tuscus Sicanus zielte / von dem sie wuste / daß er dieser K \nigin nicht unbekant gewesen. Meines behalts / (sagte Hermione) wůste ich wol nicht / wohin ich dieses gesicht bringen solte: man můste dan einige gleichheit zwischen ihm und dem verstorbenen K \nig der Aborigener machen /welcher fast ein so liechtes haar / auch solche feurige augen / wie dieser fr \mder / gehabt. Von dem K \nig der Aborigener (antwortete die K \nigin von Syrien) sagt man fůr gewiß / daß er noch im leben sey / wie mich glaubhafte personen berichtet. Wäre aber dieser (wandte die Hermione ein) der Tuscus Sicanus / so würde er sich ja gegen mir / als die ich ihn wol gekennet / nicht also bergen. Er sol verlangen / (antwortete die schöne Syrerin) verborgen zu leben / und mag er darüm / weil ich zugegen gewesen / seiner alten freundin sich nicht haben kund machen wollen. Wan ich der Roma erzehlung bedenke / (widerredte die Hermione / ) wie warscheinlich sie des Tuscus Sicanus tod beschrieben / so erachte ich für eine unm \glichkeit /
Hiermit kam sie wieder zu ihrem palast / da schon alles zum aufbruch sich bereitet und gerůstet hatte. Wie nun / unter andren damen / die sich daselbst versamlet / die Roma auch mit zugegen war / zoge die K \nigin von Syrien / in gegenwart der Hermione /dieselbe auf eine seite / und er \fnete ihr / wie sie den Tuscus Sicanus / ihren vermeinten gemal / gesehen zu haben / sich bedůnken ließe: welches aber der Roma ganz ungläublich fürkame / und wie sie darum / den Cimber / den sie für diesen König hielten / zu sehen und anzusprechen / ganz keine begierde zeigte / also fiele es auch der schönen Aramena gar nicht schwer /sie von dessen besuchung abzuhalten. Es spürete nun jederman eine sonderbare änderung an der K \nigin von Syrien / und kunte sie nicht aus Aroer scheiden /ohne an den tag zugeben / daß ihr darinn etwas sonderbares můste widerfaren seyn. Ihre nåchsten und liebsten / wie ihre schwester und die Prinzessinnen C \lidiane und Jaelinde waren / merkten dieses nicht zum lezten: weswegen sie so wol ihr
Unter andern befande sich die K \nigin Hermione bei beiden Prinzessinnen / der Delbora und Danede: von welchen sie mitten eingenommen / und ihr eifrigst zugeredet wurde / den Fürsten Nebajoth zu lieben. K \nte ich dieses glůck (sagte Delbora) von Gott erbitten / den Nebajoth an die Hermione verbunden zu sehen / so wolte ich sagen / daß meinem gemůt / in dieser welt noch eine wahre ruhe zu genießen / bescheret gewesen: massen mein herz / eh solches geschihet / sich nicht kan zu frieden geben. Ich verspüre satsam hieraus / (antwortete Hermione) daß mich Delbora sonderlich lieben müße / weil sie mir ihr liebstes in der welt / nämlich den Nabatheer Fůrsten / ůberlassen wil. Aber / werte Prinzessin! es können sich nicht alle dergestalt von ihrer ersten liebe entledigen / daß sie fåhig werden / sich einer andern zu übergeben. Daß Nebajoth / (gabe Delbora zur antwort) mein liebstes in der welt gewesen / leugne ich nicht: nun mir aber der schluß des himmels einen andern zu lieben befolen / kenne ich / so zusagen / den
Ich bin bemůhet gewesen / (antwortete Hermione) meinem ehegemal alle schuldige ehrerbietung zuerweisen / und habe ihn geliebet / wie es von mir die gebür erfordert. Wan ich aber sagen solte / ich hätte in der zeit den Cimber gehasset / ob ich gleich dessen untreu erfaren / würde mir solches sehr schwer fallen: und habe ich darinn meinen willen nicht bestritten /was ich nicht fůr unrecht gehalten. Weil Cimber (versezte die Prinzessin Delbora) seine Hermione nicht mehr geliebet / und also von deme / was dem Morges allein gebürte / nichts gefordert / als ware diese grosmütige gütigkeit der K \nigin / gegen diesem ungetreuen / sonder gefahr und unschådlich. Hätte aber der Cimber diese liebe verlanget / wie der unglückliche Nebajoth bei mir gethan / so zweifele ich nicht / es wůrde ihm dieselbe versaget / und er gånzlich seyn abgewiesen worden. Es leget mir hiermit (sagte Hermione) die Prinzessin Delbora eine schwere frage fůr /und glaube ich wol nicht / daß ich den Cimber bis auf das hassen wůrde abgewiesen haben / wan er schon /in wårender meiner ehe / mir seine beståndige liebe bezeugt hätte. Ich sage auch hier nicht vom hassen /(antwortete Delbora) und erweise / daß ich dem Nebajoth wol wil / indem ich mich bemůhe / ihm
Ich falle meiner schwester bei / (finge Danede an zu reden) und wůnsche ebenfalls / wegen meines brudern / daß eine liebe zwischen dem Nebajoth und meiner schönen K \nigin zu stand kommen möge / die ich / in betracht aller ümstånde / und wegen des versprechens ihrer beider müttere / fůr höchst-billig erkenne. Ich widerstreite der billigkeit nicht (gabe Hermione zur antwort / ) und habe längst in gedanken mein unglůck aus dieser quelle geschöpfet / daß ich / wie ich thun sollen / des Nebajoth liebe nicht angenommen /als ihn der befehl seiner mutter deshalben nach Trier gefüret. Aber warům dringet ihr in mich / da bei mir nicht stehet / mein glück nunmehr meinen andren stand zu setzen. Solches stehet einig und allein (antwortete Delbora) bei der sch \nen Hermione / und wird / wan ich deren willen und entschließung habe /schon alles gethan seyn / was hierzu vonnöten ist: massen Nebajoth seinen willen so völlig meinem gutbefinden unterworfen / daß ich alle macht habe / seine freiwerberin zu werden. Wie sol das zugehen k \nnen /(fragte Hermione) dann ja ihme so wenig / als uns beiden / einfallen m \gen / daß wir iemals mit einander wůrden in kentnis geraten.
Wie Nebajoth (antwortete Delbora) seine unzeitige liebe sich ůbermeistern lassen / und mich nach Petra entfüret / brachte ich ihn endlich so weit / nach vieler angewendten bemůhung / daß er abließe / seine unmůgliche liebe ferner gegen mir zu hegen / und / sich überwendend / mich wieder in das reich Cus lieferte. Wir bekamen unterwegs nachricht / daß die beide Königinnen
Wie sie das gesagt / kamen Ahalibama / C \lidiane / Jaelinde und Casbiane zu ihnen geritten / und mengten sich mit in ihre unterredung. Es war unter denselben fast ein gleichmåßiger streit entstanden / von annemung eines zweiten liebhabers / welches Casbiane wider diese drei Prinzessinnen verfechten wollen: und ob schon Jaelinde in etwas sich drein ergeben / so war doch C \lidiane unbeweglich in ihrer meinung geblieben. Und dieser wurde nun auch von der Ahalibama /wiewol
Eben dieses ist auch meine gånzliche meinung /(tåte Ahalibama hinzu) und befinde ich bei mir / daß /wan ich ja / meinem haus und meinen eltern zu dienen / des Fürsten von Edom liebe solte annemen müßen /mich hierzu bloß die gebür / und keine liebe / wůrde antreiben können. Ich widerstreite auch dieses nicht /(gabe Delbora hierauf zur antwort) und bin eurer meinung nicht entgegen: nur allein gedenke ich dieses zu behaubten / daß es nicht sol und muß in unsrer freien wilkür stehen / das jenige / so unsre gebür erfordert /zu
Eure meinungen in eins zu bringen / (ließe Danede sich vernemen) so muß man die liebe zu unterscheiden wissen. Die liebe / die aus freier wahl kommet /ist unånderlich: die aber / so aus der gebůr und tugend entstehet / kan nach den ümstånden sich veråndern /und herrschet über die freie liebe / ob sie gleich nicht fåhig ist / dieselbe zu vertilgen. Solcher gestalt hat die K \nigin von Kitim / aus freier wahl / den Cimber geliebet: die gebůr und tugend aber haben sie den König Morges lieben gemacht / die nun auch fåhig seyn werden / einen andern in dessen stelle zu bringen. Aus freier wahl / genoße
Wolte Gott! (sagte Ahalibama seufzend) daß ich hierbei nicht zum beispiel dienen solte! dan ich wol absehe / daß diese liebe / die uns iezt die Prinzessin Danede beschrieben / gar sauer eingehen můße / dessen ich gern ůberhoben bleiben möchte. Weil meine unglückselige eltern / (finge Delbora an) fast üm dieses Fürsten willen / ihr leben enden můssen / möchte ich wol wünschen / daß ihme nicht eine so liebe Prinzessin zu teil wůrde / deren tugend ihme glůck und segen bringen wird: das ich ja billig ihme / als den mitverheerer meines hauses / nicht gönnen sol. Ich finde mich gehalten / (antwortete Ahalibama) den Fürsten von Edom hierinn zu verteidigen: weil er /sonder fůrsatz / des Königs Pharnus ermorder worden / und / als ein soldat / hierbei seine obligende pflicht erwiesen hat. Dieses ist (sagte Hermione scherzweise) das erste zeichen / daß die Prinzessin von Seir / von der andern liebes-art / die uns Danede iezt beschrieben / schon etwas anhebe zu entfinden.
Ahalibama beantwortete dieses mit vielem seufzen / und kamen sie damit såmtlich an den ort / welcher zum mittag-ablager verordnet war. Nachdem sie daselbst etliche stunden ausgeruhet / ginge der zug wieder fort nach Damasco / dessen pråchtige spitzen und ansehnliche
Es hatten auch der Marsius und Abimelech ihr anteil / bei dieser ihrer gedanken-unruhe: da die unbekante liebe des ersten / und die erwiesene untreu des letzern / ihr stäts fürkame / und sie quålete. Dessen ungeacht / ware sie gleich munter / als die morgenr \te herfürzubrechen begunte / und ihre andere sorgen von sich legend / richtete sie nun alle gedanken auf ihr iezt fůrendes amt / und auf die kriegsgeschäfte. Wie die wachsamkeit nicht eine von dem geringsten eigenschaften eines kriegshelden ist / also erwiese auch diese heldin / daß ihr dieselbe beiwonete / indem sie fast die erste sich zu pferd befande / üm nach den schanzen zu reiten / die sie vor der stadt aufwarfen. Die Prinzen Amosis und Suevus / wie auch die Fürsten Husan / Thare / Rames / Nahor / Cyniras / und die Kriegsbediente Phalacus / Pannias / Hezrai und Gaisus / begleiteten die K \nigin neben dem andern frauenzimmer daselbsthin: und wurden / durch die gegenwart dieser heldin / die arbeitere / wie auch die soldaten / nicht wenig aufgemuntert / mit aller ämsigkeit ihre gebür zu verrichten. Weil sie sich zimlich nahe an die tore der stadt wagte / schossen die belagerten anfånglich scharf mit pfeilen heraus: welches aber bald eingestellt wurde / als sie die K \nigin von Syrien erkanten. Sie achtete aber diese gefahr nicht /und wolte ůberall mit darbei seyn / weil alles allein ům ihre angelegenheiten zu thun ware.
Wie sie nun / von einem posten zum andern / ganz Damasco rund ůmritten / da / vor die neun tore der stadt / das ganze heer / bestehend in dreißigtausend Syrern / neun und zwanzig tausend Celten / dreizehentausend
Wie sie nun folgends im kriegsrat zusammen kamen / wurde beschlossen / daß / ům dem feind keine zeit zu lassen / sie / sobald můglich / die stadt an der seite gegen der Kemuelsburg stůrmen wolten: üm / wan sie diese burg erobern k \nten / desto eher meister von Damasco zu werden. Zu diesem ende wurde nun alle dienliche bereitschaft dahin gefůret: und vermeinten sie / in wenig tagen dazu den anfang zu machen. Weil auch gewiße nachricht eingelaufen /daß der König von Cus in person / wie auch der Araber Labdeon / mit viertausend Cussiten und achttausend Sabeern und Arabern / ůber das Arabische gebirge / zu ihren feinden zu stossen / im anzug wåren /und Petosiris mit zwölftausend Egyptern von Elam wiederzurůck käme / welcher unterwegs die Prinzessin
Wie nun / unter solchen beratschlagungen / fast der halbe tag verflossen war / bate die K \nigin von Syrien alle die grossen in ihr gezelt zur malzeit / da der Fůrst Barzes / ihr hofmeister / alles auf das pråchtigste zurichten und anordnen lassen: und erwiese sich jederman sehr freudig / daß sie so glückselig waren /unter der sch \nsten K \nigin von der welt die waffen zu füren. Nach der malzeit / růsteten sich so fort der Prinz von Egypten / wie auch der feldherr Phalacus und Hezrai / neben dem Thare / Badezorus und Hesion / zu ihrem abzug: da dan / beim abschied-nemen /der Prinzessin Danede bitte diese ware / daß ihr Prinz sich nicht zuviel in gefar begeben
Nachdem hierauf diese gesellschaft sich voneinander begeben / und Roma bei der Königin von Syrien und der Prinzessin C \lidiane allein im zelt verblieben war / name die schöne Aramena anlaß / mit dieser K \nigin wieder von dem Tuscus Sicanus zu reden: da dan Roma sie mit solchen ümständen des todes dieses K \nigs versicherte / daß sie nicht wuste / was sie daraus schließen oder davon gedenken solte. Vielleicht (sagte sie zur Roma) hat der himmel wunderbarer weise den
Hieran wolte ich wol nicht zweifeln / (antwortete Roma) wan ich nicht wůste / daß Hercinde sich geändert: weswegen sie auch schwerlich / bei dem Tuscus Sicanus / die hochachtung fůr ihre person wird erhalten können. Wåre dieser unvergleichliche K \nig noch im leben / so wolte ich ihm die schöne K \nigin von Syrien zugesellen: weil ich versichert bin / daß der erdboden kein edlers par jemals würde getragen haben. Doch ist nicht zu vermuten / daß eine so unvergleichliche sch \nheit sonder viele anbetere seyn k \nne / und mag vielleicht schon der platz berennet seyn / den ich für meinen todten erkieset. Es versichere sich die schöne Roma / (versezte die K \nigin von Syrien) daß mein herz iezt frei ist / und in solcher ruhe beståndig zu verharren verlanget: wiewol ich nicht leugnen kan / daß ich ehmals / aber sehr unglücklich / geliebet. Diese worte gaben der Roma anlaß / hiernach sich weiter zuerkundigen: und verhieße ihr die schöne Aramena / mit dem ehsten ihren lebenslauf ihr zu erzehlen. Hierauf / weil sie von der vielen tags-bemühung
Mitlerweile diese beide betrůbte schönheiten solcher gestalt der ruhe genoßen / würde dem Fůrsten Husan durch dem haubtman Heldai / der die äuserste wacht versahe / angemeldet / wie daß der Prinz von Gerar / der Abimelech / mit wenig personen ins lager angekommen wåre / und die Königin zu sehen verlangte: welche post diesem Fůrsten ůberaus angenem war / und ihn sofort dem Philister-Prinzen / ihn zubewilkommen / entgegen eilenmachte. Nachdem er ihn in sein zelt gefůret / und der Prinz daselbst seine reiskleider mit andern verwechselt hatte / ließe er sich von dem Husan nach dem gezelt der K \nigin bringen / und war so unfähig / sein verlangen zu bergen / daß man die sonderbare bewegung seines gemütes leichtlich aus dem åuserlichen thun abnemen konte: massen er alles / was Husan ihm erzehlte / oder ihn fragte /mit kurzen worten beantwortete. Wie sie nun vor das gezelt gekommen / und die wacht sie eingelassen /fanden sie darin die Fürstin Perseis / neben dem andern frauenzimmer der K \nigin: welche / den Prinzen Abimelech ersehend / ihn alle wilkom hießen / und nach seinem zustand fragten. Wie er nun mit gewönlicher h \flichkeit ihnen begegnet / und nach der K \nigin sich erkundigt / sagten sie ihm / wo sie wäre. Er name sobad die kůnheit / ihr in diesen baumhof zu folgen: ganz gewiß ihm einbildend / daß sein ůberraschen ihr nichtsanders / als ein ungenemes entsetzen /verursachen wůrde. Weil der Fürst Husan sonst etwas n \tiges zu
Die hohe verpflichtungen / die er von dieser sch \nen Prinzessin truge / neben der verborgenen reitzung / die ihn triebe / ihr wol zu wollen / verursachte /daß er auf sie den weg zu name: da dan sein geråusche sie erwachen machete / als er nun ganz nahe vor ihr stunde. Weil seine gestalt ihr im wachen und im traume stäts vor augen schwebte / als erkante sie ihn gleich / und dieses fůr einen traum achtend / weil sie noch halb im schlaff war / sagte sie / mit betrübter stimme: Komst du wieder / treuloser Prinz! deine C \lidiane aufzufůren? Diese worte / welche ihn vermuten machten / C \lidiane wüste wissen / wie es mit ihm und der K \nigin stunde / gingen ihm nicht allein tief zu herzen / sondern sie veranlasseten ihn auch /seine auf diesen fall fůrlångst ersonnene entschuldigung bei ihr abzulegen. Demnach ließe er sich auf ein knie vor ihr nieder / und sagte: Der himmel sol mein zeuge seyn / unvergleichliche Cölidiane / wie schmerzlich es mich quålet / daß ich meine glůckseeligkeit also teuer kaufen müßen / und daß ich meine beständigkeit nicht ůben k \nnen / sonder eine so tugendhafte Prinzessin zu beleidigen. Ja / Cölidiane! das meiste / so mich wider euch sündigen machet / ist meine verschwiegenheit / daß ich euch nicht eher meinen zustand er \fnet: welches ich aber / in erwågung aller ümstände / unm \glich thun können. Vergesset meiner / himlische Prinzessin! und bennet mich gänzlich aus euren gedanken; nur allein hasse mich nicht: dan ich dieses so wenig würde ertragen k \nnen / als unfåhig ich eurer huld und wolgewogenheit gewesen bin.
Es war aber dieses gebots / ům Abimelechs willen /ganz unvonnöten: dan der selbst hierůber von einem so tödlichen entsetzen war ůberfallen worden / daß er eine gute weile nicht im vermögen hatte / einen fus aus
Wie nun dieser elende Prinz sich also quålete /sahe er die Prinzessin Ahalibama auf ihn zu kommen: worůber er sich sehr verwunderte / weil er sie in Edom zu seyn vermutet hatte. Es gabe ihm aber ihre ankunft einen sonderbaren trost / weil er wuste / in was vertreuligkeit die K \nigin mit dieser Prinzessin lebte: und verhoffete er / daß sie ihm / von der ursach seines unglücks / wůrde nachricht geben k \nnen. Aber sie kame / sein unglück zu mehren: massen sie von der Königin befehl hatte / ihm zu sagen / daß er sich m \chte von dannen begeben. Wie sie nun dieses gewerbe mit sonderbarer kaltsinnigkeit abgeleget /sahe der betrůbte Abimelech sie ganz erbärmlich an /und sagte: Bin dan ich / mit diesem gebot der K \nigin gemeinet? Kein anderer / (gabe sie ihm zur antwort) als der Prinz Abimelech: und lässet sie euch zum überflus inständig hierum bitten / damit ihr sie überheben m \get / aller welt ihre schwachheit sehen zu lassen. Delbois lässet mich bitten / (widerredte er ganz verwundert) daß ich von hinnen gehen sol /damit
Sie fande dieselbe bei dem bette der Cölidiane / mit der sie von dieser des Prinzens verwegenheit redte. Wer håtte denken sollen / (sagte sie voll unmuts / ) daß Abimelech sich unterfahen dörfen / so frech uns unter augen zu kommen; und hat er mich damit so gar aus mir selber gesetzet / daß er meinen zorn mehr / als er wert ist / erkennen můßen. Welch eine freude muß ihme das nun seyn / daß er meinen verdruß über seiner anderwårtigen heurat gesehen: weswegen ich ihme bloß meine verachtung / und keinen zorn / zu zeigen gesonnen gewesen. Er hat aber auch hierin ůber mich siegen / und durch diese überraschung meine schwachheit erkennen můßen: die er nicht hätte sehen sollen / wan ich / mich zu erholen / hätte zeit haben m \gen. Was sol dan ich hierzu sagen / (finge die bis in den tod betrůbte C \lidiane an) da ich erkenne / wie hohe ursach E. Maj. haben / dem Prinzen von Gerar also zu begegnen? Er hat bei mir seine verhåltnis / soviel meine bestůrzung von seinen worten mich vernemen lassen / sehr entschüldigt / auch alle schuld auf seine gezwungene verschwiegenheit geschoben: und kan ich nicht begreifen / was er damit sagen wollen. Freilich ist das schweigen / (antwortete die
Er stellet sich / (sagte Ahalibama) ůberaus bestůrzt an / und habe ich ihn fast mit gewalt müßen aus dem gezelte ziehen. Das verstellen (gabe die Königin zur antwort / ) ist seine andere natur / und hätte ich nimmermehr geglaubet / daß die erde einen solchen schein-frommen erzbetrieger herfůr bringen k \nnen. Aber wolan / Cölidiane! lasset uns auch dieses ůber winden! quålet euer edles herze nicht mehr üm dieses menschen willen / und růstet euch hingegegen mit grosmůtiger verachtung! Ich werde solches auch thun / und wan die unümgångliche gelegenheit es ferner geben solte / daß wir ihn hier sprechen můßen / so verfaret mit ihme / als mit einem fr \mden / den ihr niemals gekent / und lasset ihn nicht merken / daß euch der Ammonide erwehlung verdrieße. Folget hierin meinem beispiele: und wie wir beide seine liebhaberinnen gewesen / also lasset uns nun miteinander auch seine veråchterinnen werden. Die weichmütige C \lidiane beseufzete diese lehren der Königin / und antwortete nichtes darauf: weil sie wol bei sich fůlete / daß ihr gemůt unfåhig wär / ihren haß oder verachtung dem Abimelech zu zuwenden.
Dieser verzweifelte befande sich mitlerweile in dem verwirrtesten und elendsten zustand von der welt /und hatte aller seiner kräfte vonn \ten / vor andern zu bergen / wie es ihm ergangen war. Er fande / vor der K \nigin gezelt / alle große kriegsbediente: welche /nachdem sie seine ankunft vernommen / ihn zu entfangen sich dahin versamlet hatten; und wolten insonderheit die Niniviten von ihm erfahren / wie es ihme in selbigem reich /
Er warfe sich auf ein bette / und niemand von seinen mitgebrachten leuten / als den einigen Mitreus /ům sich leidend / überlegte er mit großen nachsinnen /seinen ganzen lebenslauf und gefürten wandel: da er dan auf seiner seite nichts fande / daß ihn anklagen oder einiger untreu gegen seine K \nigin überfüren mochte. Er erinnerte sich anderseits / wie sie / solang er sie gekant / die gůtigkeit selbst gewesen / und niemals ungehört jemand verdammet hatte. Ihre vollkommene tugend ließe ihm auch nicht zu / sie einiger unbeständigkeit zu beschüldigen: und wie er sie immer ihm fürstellte / so kunte er doch ihrerseits eben so wenig eine ursach dieser ungnade finden. Daß die C \lidiane ihm diesen haß erwecket / war ganz nicht glåublich: weil er nicht allein deren edles gemůte dieser bosheit / sondern auch die K \nigin / dergleichen angebungen anzunemen / unfähig kennte. Er wuste ihm auch nicht einzubilden / daß ein von ihm widrig-erschollenes gerůchte solches verursachen können /weil dißfalls alle anwesende im lager ihm solche liebkosungen nicht wůrden erwiesen haben: auser daß er sich besorgte / die boshaftige Dalimire möchte heimlich hieran schuldig seyn.
Er war noch in solcher unruh begriffen / als ein wagen vor ihm fůrbei fuhre / auf welchem zwei manspersonen saßen: deren der eine sich in einen mantel gehůllet / der andere aber sein gesichte sehen ließe /und von ihm für den Tubal erkant wurde. Er erfreute sich / diesen vertrauten seines gewesenen freundes gefunden zu haben / und rieffe ihm alsofort bei namen: der dan den wagen halten hieße / und den Prinzen von Gerar erkennend / zu ihm heraus sprange. Indem sie aber einander
Cimber und Abimelech sahen eine gute weile einander an / ehe sie zur sprache kamen: und betrachtete sonderlich der Cimber / mit höchster bewunderung /an dem Abimelech / dessen unbeständigkeit; welche /ob sie gleich die einige ursach seines glůckes war /ihm dannoch an ihme höchst misfiele. Ich habe so viel zu fragen / (begunte endlich Abimelech zu reden) /daß ich nicht weiß / wovon ich sol den anfang machen. Weil aber mein anligen mich am meisten treibet / als verzeihe mir / wertester freund! wan ich dich zu erst frage / ob du mir nicht weist zu sagen / worin ich gegen unsrer unvergleichlichen Königin mich versůndigt habe. Diese frage des Abimelech erweckte sowol bei dem Cimber / als bei dem Tubal / ein ô allwissender! meine unschuld an den tag bringen. Kanst du dan (finge Cimber an ihn hinwieder zu fragen) dich unschuldig preisen / da du die sch \nste K \nigin betrůbet hast? Womit dan? fragte der ungedultige verliebte. Damit / (antwortete Cimber) daß die Prinzessin von Ammon in dein ehebette aufgenommen worden / welchen platz die unvergleichliche Aramena bei dir zu nennen / vor allen sterblichen dich beseeligen wollen. Gläubet man dan dieses alhier von mir / (fragte der hierob erfreute Prinz) und rüret daher meiner K \nigin ungnade? Ist dan das (antwortete Cimber) auch fragens würdig? So sei dan dem himmel gedanket / (brache hierauf der Philister-Prinz heraus / zugleich die hände zusammenschlagend) daß ich nun weiß / was alle diese verwirrung alhier verursachet! Ich bin aber hieran ganz unschuldig / und ist Ammonide nicht an mich verehlicht / wol aber an den Prinzen Abimelech / meinen ältern bruder / fůr den der Ahusath / den du oft bei mir gesehen / zu Gerar ist erkant worden. Nun spůre ich / daß der zorn meiner liebsten K \nigin / aus ihrer zu mir tragenden beständigen liebe / hergerůret / und bin ich dir / wertster freund! tausendfåltig verbunden / daß du mich aus dieser t \dlichen qual gerissen hast.
Dem armen Cimber wurde hierbei nicht anders zu mute / wie er seines mitbulers unschuld vername / als wan man ihm sein herz hätte aus der brust gerissen /und
Nachdem der Cimder allerhand diensame står kungs-mittel zu sich genommen / und den Abimelech vor seinem bette sitzen sahe / streckte er die hand gegen ihm / und sagte: Versichere dich / allerliebster freund! daß / nicht die zeitung von deiner unschuld /sondern eine verborgene schwachheit / die mir noch anhänget / und mich noch nicht v \llig verlassen wil /mir diesen zufall verursachet. Ich bin üm deiner / wie auch der unvergleichlichen Königin von Syrien / ruhe willen / von herzen erfreuet / daß ich deine tugend unbeschmitzet / und dieser schönen ihren zorn gestillet sehe: und finde ich den himmel gerecht / der alles dieses noch zu rechter zeit an den tag hat kommen lassen. Deine versicherung / wertester Cimber! (antwortete Abimelech) sind unnötig und ůberflůßig / weil mir mehr als wohl bekant ist / wie treulich du mich
Niemand kan båßer (sagte Abimelech) meine unschuld meiner K \nigin fůrbringen als der Cimber: und weil sie mir / auf ewig aus ihren Augen zu gehen / befohlen / als wil ich diß gebot / vor ihrem widerruf / nicht ůberschreiten / sondern ihr auch meinen gehorsam erweisen. Ich weiß und kenne dein verlangen /(sagte Cimber / mit großer standhaftigkeit) daß alle augenblicke dir wie jahre dünken werden / bis deine unschuld der Königin kund worden sei: darum wil ich alsobald mit dir nach dem lager reisen. Und weil ich gewiße ursachen habe / mich alda nicht von jederman sehen zu lassen / als wird es gut für mich seyn / wan wir in der nacht dahin kommen: da verhoffentlich in deinem gezelt ein räumlein für mich wird übrig seyn /da ich mich verborgen aufhalten könne. Nicht allein mein gezelt / (antwortete Abimelech / seinen freund damit ůmfassend) sondern auch mein herz / und alles was ich habe / ist zu meines Cimbers diensten: und wünsche ich nur / daß mir der himmel wolle gelegenheit fůgen / mich an dir mit treuen gegendiensten zu rächen.
Als er diß gesaget / stunde er auf / ům dem Cimber raum zu lassen / sich wieder anzukleiden: der dan /weder durch den Tubal / noch durch den Abdastartus /noch durch den arzt / sich von dieser reise wolte lassen abwendig machen. Lasst mich nur reisen! (sagte er zum Tubal / ) mein vorsatz ist / so lang ich noch leben werde / der
Er wolte / ihr solches zu erzehlen / eben anfahen /als Abimelech zu ihnen in die kammer trate. Weil Timna im bette war / kunte sie dieser widrigen besuchung nicht entfliehen: doch gabe sie mit ihren gebården an tag / wie sehr ihr diese seine freiheit zuwider wåre / sonderlich / da sie ihn lachen sahe / als der nun / dessen ursach wissend / ihren unwillen wol vertragen kunte. Werte Timna! (redte er sie an) erzürnet euch nicht so sehr über den gemal
Er erzehlte hierauf ihnen beiden ausfürlich / wie es ihme in Damasco mit dem Dison / und nachgehends im Isis tempel / und mit allen den misverständen wegen der K \nigin von Syrien ungnade / ergangen ware: wuste aber doch sich so wol dabei in acht zu nemen / daß Abimelech nichtes von seiner liebe verspüren oder merken kunte. Diesem Prinzen kame alles dieses / sonderlich die verwandelung der Aramena in den Dison / sehr frömd für / als wovon er noch nie die rechte ümstände vernommen hatte. Um auch die Timna zu vergnůgen / tåte er ihr bericht / daß es dem Fürsten von Theman
Wie der große Edom / so wol von E. Maj. als dem K \nig von Assyrien / in seiner bedrängnis / die ansehnliche hůlfe der vierzig tausend Niniviten und Assyrier bekommen / und wir damit nach Edom und den Seirischen gebirge gingen / fanden wir / bei unserer ankunft / die seite der Seirischen Fürsten sehr schwach: weil sie keinen beistand mehr hatten / als die einige der Cananiter / von denen doch auch der Prinz Ephron sich abgesondert / und / wegen der unerh \rten tyrannei / die man an des Esau dreien gemalinnen verübet / nicht länger für sie fechten wollen. Der dapfere Prinz von Caphtor / stunde vor Bean /einem fåsten ort in Edom / und als wir mit unserer großem macht zu ihme gestossen /
Wie nun Bazra / Arabath / Dedan / und alle andere festungen / sich ergeben hatten / und alles durch die schärfe des schwerds gefallen war / was noch von Canaanitern und denen von Seir fechten k \nnen / namen alle Fürsten von Seir die flucht nach Ezeongaber /alda sie vermeinten über das rohte meer zu entkommen / und ihren schutz in Egypten zu finden. Sie wurden aber von unserer geschwinden nachfolge hieran verhintert / und sahen sich also in ihre mauren eingeschlossen. Nach zweitågigem stůrmen / wurde die stadt erobert / und kamen also alle Seirische Fürsten und Fůrstinnen in des Esau hände. Ich will / die Prinzessin Ahalibama nicht lang zu ängsten / nur kürzlich melden: wie daß der Lothan / samt seinen s \hnen dem Hori und Heman / wie auch des Sobals zwei söhne der Sephi und Onam / neben dem Esban / Jethran /Chran und Aran / weil sie verzweifelt gefochten / in eroberung der stadt todt geblieben; die andern aber /als der herrvatter von der Prinzessin Ahalibama /neben ihrer fraumutter / wie auch der Fürst Sobal mit seinen beiden übrigen söhnen / dem Alian und Manahath / ingleichen der Zibeon und dessen beide söhne /und die übrigen Fürsten unsere gefangene worden.
Bei diesem zustand wachete / die nie-erloschene liebe des Esau gegen die Prinzessin Ahalibama /håftiger als iemals auf / und hegte er deswegen / bei aller seiner verbitterung
Weil wir / vieler bedenklicher ümstånde halber /wider Egypten nichts fürnemen dorften / zumal /sowol die Assyrier / die ich fůrete / gegen diesem bundsverwandten des Belochus nicht fechten / auch E. Maj. v \lker den mächtigen Pharao dem reiche Syrien nicht auf den hals ziehen wolten: als wandten wir uns nach Cus / und stießen zu dem Nebajoth / der eben in Cus ginge / und also den krieg hinein brachte. In Jotis / daß der König Scheba den Seirischen Fůrsten eingeraumet / wurden sie nun dermassen von uns beängstigt / das ohnzweifel ihr garaus erfolget / wan nicht das andenken der schönen Ahalibama das mittel gewesen wäre / so wol ihrem hause den frieden / als auch ihrem herrvattern die stadt Ezeongaber zu seinem aufenthalt zu erlangen. Diesen sieg ůber des Ana und der Poliphide gemůte / die nun dem verliebten Esau ihre einige tochter versprochen hatten / hielte dieser held viel höher / als alles / was er sein lebenlang erworben. Und weil man ihn glaubwürdig
Ihr rächet euch an mir / Prinz von Gerar! (fiele alhier Ahalibama ihm in die rede) auf sonderbare art /üm daß ich / von unsrer K \nigin befehligt / euch vor zwei tagen allhier die tůr weisen můßen: dan / wan es ohn diese meine unschuldige verschuldung wåre /würde ich iezt nicht so viel verdriesliches h \ren dörfen. Weil nicht allein solches (verantwortete sich Abimelech) in meine erzehlung laufet / sondern auch ich vermeinet / daß es meinem freunde / dem Fůrsten von Edom / zum båsten gereichen / auch von der grosmůtigen Ahalibama würde beliebig aufgenommen wurden / habe ich nicht unterlassen können / dieses wenige hiervon zu melden: welches die Prinzessin von Seir nicht mit dem titel einer rachgier bekleiden wollen /massen ich hierin für sie nichts widriges finde. Wan ich aber eine rache zu verüben hätte / würde solche darin bestehen / daß ich ihr den großen Edom misg \nte: welches aber in warheit meine meinung nicht gewesen. Als Ahalibama dieses wieder beantworten wolte / verwehrte ihr solches die Königin / sagend: sie hätten wenig zeit ůbrig / des Abimelech erzehlung hinaus zu hören / weswegen man ihn nicht ferner aufhalten můste. Als nun Ahalibama ihr solches gefallen ließe / fuhre Abimelech fort seinen bericht zu erstatten / folgender massen.
Welcher gestalt Esau / neben dem Prinzen von Caphtor / dem K \nig Melchisedech zu hůlfe zu kommen / sich nach diesem entschlossen / auch was mir in Cus mit der mehr als grosmütigen Prinzessin Cölidiane begegnet /
Diese zeilen (unterredte allhier die schöne Syrerin) musten damals meine wut entfinden / indem ich sie /sonder zu ůberlesen / verbrannt habe: weil sie mich in der fästen einbildung antraffen / daß mein Abimelech mir unbeståndig worden wäre. Wan meiner sch \nsten K \nigin ungnade (antwortete der verliebte Prinz) mit diesen flammen nun völlig erloschen ist / so werde ich das geschicke meines briefes nicht beklagen: und ist deme nichts anders widerfaren / als was alle meine ehmals abgegangene küne briefe verdienet hatten. Ihr wisset / liebster Prinz! (gabe sie ihm mit einem sůßen blick zur antwort) daß alles / was von euch kommet /mir das angenemste in der welt ist: und habe ich gegen euch nur damals / als ich euch nicht mehr fůr den meinigen halten d \rfen / also gewůtet. Aber ich begehe iezt selber / was ich zuvor an der Ahalibama gestraffet: darům werdet ihr nun eure erzehlung / ohn fernere hinternis / zum ende fůrẽ.
Ich / der ich endlich aus meiner bestůrzung mich etwas erholet / gabe / über diese erlangte kentnis meines bruders / ihme und den andern meine innige freude zu verspůren: und gleich an E. Maj. gedenkend /befande ich / daß nichtes wäre / so mein hiesiges glück eher befördern k \nte / als eben dieser glůckfall /der / mich von der krone zu Gerar los machend / mir allhier eine weitbäßere / durch E. Maj. gůtigkeit /würde zueignen k \nnen. Gleichwie ich nun vordeme den unbekanten Ahusath herzlich geliebet / also vermehrte sich dieselbe gegen dem nunmehr bekanten Abimelech ům ein großes / und erschienen wir bei hof / eine solche vertraulichkeit erweisend / daß der K \nig und die Königin / wie auch des K \nigs schwester die Prinzessin Andagone / eine große vegnůgung
Wie mein herrvatter die Königin Eglone / meine fraumutter / geehlicht / und dieselbe keines wegs von ihrem falschen g \tterdienst abstehen / sondern bei ihrem Astaroth beståndig verharren wolte / kame ihr in den sinn / ihren erstgebornen sohn / ihrem herrvattern / dem König Abinael / nach Basan zuzuschicken / damit er daselbst in ihrem glauben m \chte auferzogen werden. Diesem nun / als es zu Gerar kund worden / zu steuren / ersonne die verständige Prinzessin Andagone das mittel / und name zu Gaza der Königlichen kinder ihre erziehung über sich: da dan / aus dem ganzen lande / wie auch von frömden orten / die knaben von gleichem alter / zur gesellschaft mit uns auferzogen / und uns in allem so gleich gehalten wurden / daß so wenig wir selbst / als die K \nigin Eglone / noch sonst jemand am hof / eigentlich wissen kunten / welche die K \nigliche kinder wären. Hierdurch wurde nun verhütet / daß Eglone / ihre kinder nicht kennend / deren abschickung nach Basan einstellen muste: es diente auch wol zu unserer erziehung / daß wir alles desto ämsiger von unsern belehrern aufnamen / weil die kentnis unserer hohen geburt uns keine hohfart und hinternis bringen kunte. Unser rechter stand aber ware allein meinem herrvattern und der Andagone bekant / die aus rümlicher sorgfalt und gutem fürsatz dieses also angestellet hatten.
Wie nun der König von Babel / einen sohn von
Das frische gemüt des Ahusath / wolte ihn in die länge nicht zu Gaza lassen: und ward er vom K \nig /dem weißen Bagastanes / meinem hofmeister / in seine aufsicht und erziehung anbefolen / weil Andagone mit ihm / wegen seiner wilden natur / nicht mehr zu recht kommen konte. Er erlangte auch endlich die erlaubnis / nach Babel zu gehen: da wir dan zum erstenmal / als erwachsen / einander wieder sahen / und / wiewol unwissend daß wir brüder wären / gleichwol mit brüderlicher liebe einer dem andern begegneten. Er lebte neben mir / als des Bagastanes sohn: welcher dan / so viel er kunte / unsere freundschaft nehren und befästigen halfe / auch algemach einen andern sitsamern menschen aus ihm erzoge. Er verliebte sich nachgehends in die Prinzessin von Ammon / wovon ihn sein ungleicher stand nicht abhalten kunte. Als /in dem damaligen Ammonitischen kriege mit dem K \nig von Basan / mein herrvatter dem K \nig Hanon hülfe gesendet / kame ein geschrei nach Gerar / daß Ahusath im treffen geblieben wäre; welches große bekůmmernis bei dem K \nig und der K \nigin erweckte / die auch etliche jahre gewehret / weil Ahusath / nicht wissend / was zu Gerar an seinen leben gelegen wäre /in der welt ümherreisete / und oft üm mich ware. Endlich / ungefär vor etlichen monaten / als ich ihn von Damasco
Seine gedanken trugen ihn hierauf gleich zu der Ammonide: und wie dem König nichtes lieber seyn kunten / als durch solches mittel die stäte anwesenheit seines ältsten sohnes zu verschaffen / als wurden gesandte nach Ammon abgeordnet / und daselbst alles richtig gemacht / auch beschlossen / daß von beiden höfen nach Damasco eine botschaft abgehen solte /üm die Ammonitische Prinzessin zu werben und sie abzufordern. In solchem zustand hatte ich Gerar gefunden / und erwartete mein bruder täglich antwort von seiner Ammonide / mich inzwischen mit gesprächen von dieser seiner liebe stäts unterhaltend: welches ich dan hinwieder täte / und ihme meine freude eröffnete / daß durch die kentnis seiner geburt mir die gelegenheit wäre gegeben worden / in meiner liebe zu hoffen. Dieses nun war die ursach / warům man mich nach Gerar fordern lassen. Weil die Andagone mich von jugend auf herzlich / und mehr / als meinen bruder / geliebet / als war ihre sorgfalt meinetwegen nicht gering / und wolte sie mir immer etwas sonderliches und hochangelegnes offenbaren / daran sie aber allemal verhindert wurde. Weil sie mir sehr anlage / die Prinzessin C \lidiane zu ehlichen / als bewoge mich solches / gegen ihr geheim zu seyn / und lieber dem K \nig meinem herrvattern in vertrauen zu entdecken /was gnadgewogenheit E. Maj. mir erwiesen; der dan mit diesen worten seine einwilligung gabe: Ziehe hin /mein sohn! und erlange dieser schönen ihr reich Ninive wieder / ům dadurch dich wůrdig zu machen / daß sie dieselbe kron mit dir teile. Wir wusten damals zu Gerar den rechten hiesigen zustand noch nicht / und hatte ich ihnen nur von der Ninivitischen unruhe gesaget: daher mein herrvatter also allein
Ich eilete nun / wie ich diese gute erklärung erhalten / von Gerar hinweg / üm Ninive so wol wider die Dalimire / als wider den Belochus und Ninias zu schützen / und dasselbe unter E. Maj. gehorsam zu bringen: weil mir damals noch nicht bekant war / daß dieses reich E. Maj. jüngerer schwester zuerkant worden / ich auch die Ninivitische gefahr fůr gr \ßer / als die hiesige / achtete / und meine gegenwart daselbst am nötigsten erkante. Dalimire und ihr ergebenster Belopares / hatten mich durch schreiben inständig ermanet / mit meiner überkunft zu eilen: weil sie den Ninivitschen tron nur mit zuwenden wolte / der ihr doch selber nicht zukame. Weil nun / bei solchen ůmstånden / ich mich mehr der list als der macht wieder sie zu bedienen hatte / als muste ich gegen meine natur mich zwingen / und diesen auftrag annemen: üm dadurch sie sicher zu machen / und mein vorhaben desto eher zu erreichen. Weil ich nacht und tag fortreisete / als kame ich geschwind bis an das gebirge Mescha: dahin ich den Zalmon mit der Assyrischen macht hatte fůrausgehen lassen / der noch nicht wuste / wozu ich sie gebrauchen wolte. Daselbst aber offenbarte ich heimlich allein ihme und dem Mitreus / weil ich dem Eupales / als des Belopares brudern / hierin nicht trauen kunte / wie es in Ninive stünde: wie alda die Dalimire und der Belopares wider den K \nig von Assyrien sich aufgeworfen, auch der Sparetes / den der König dahin gesendet / von seinem
Wie ich nun auf solche weise mich dieser achtzehntausend Assyrier versichert hatte / stellte ich eine andere geheime unterredung mit dem Eupales an / und dieses ganze werk mit gezwungener falschheit treibend / eröfnete ich ihme / wie sein bruder mir die Ninivitische krone neben der Dalimire zueignen wolte; und gabe ihm darbei zu verstehen / wie ich verhoffte /daß er mir hierin nicht entgegen seyn / und seines bruders vorhaben befördern wůrde. Nachdem er mir solches mit vielen eidschwüren versprochen / bediente ich mich seiner / ihn an die Dalimire und Belopares füraus zu senden / und ihnen meine ankunft zu verkünden. Ich schäme mich / wan ich daran gedenke /was h \fliche schreiben ich an diese Fürstin müssen abgehen lassen: wie ich dan / als ich / hier ankommend / E. Maj. ungnade verspüret / öfters vermeinet /es müße / ein dergleichen schreiben / E. Maj. ungefär in die hånde geraten seyn / und mir solchen unglimpf erwecket haben.
Wie nun Eupales abgefärtigt war / welches ich dem Zalmon und Mitreus nicht verhelet / folgete ich mit dem ganzen heer hernach / und sezte mich unfern von Ninive: da ich den zustand also befande / daß Dalimire / Sparetes und Belopares / (welcher aus ober-Syrien mit siebenzehentausend man zu ihr gestoßen /) meister
Ich entschlosse mich demnach / in die stadt zu gehen / den Mitreus mit etlich tausend Assyriern mit mir nemend; und muste ich leiden / daß in allen gassen mir zugeruffen würde: Es lebe Abimelech und Dalimire in glücklicher regirung! welche worte mir durch das herze schnitten / und hatte ich aller meiner standhaftigkeit vonn \ten / meinen verdrus zu verbergen. Ich hätte aber schier dieselbe verloren / wie ich die Dalimire zu sehen bekame: die / auf E. Maj. tron ganz übermütig sitzend und zum prächtigsten gekleidet / mich entfinge / und sich soviel demütigte / mir etliche schritte entgegen zu gehen / auch mich / auf den tron an ihre seite zu sitzen / nötigte. Ich gedachte bei mir selbst / wozu es mir doch der himmel
Endlich hörte ich sie also zu mir sagen: Ihr sehet /edler Prinz / wie gerecht die götter mein fürhaben finden / indem sie es also glücklich lassen von statten gehen. Wie nun solches fürnemlich zu euren diensten geschehen / also nemet auch nun von mir diesen tron an / den ich fůr euch erlanget / und helfet mir den undankbaren Belochus ferner bestreiten / der üm Aramenen willen mich so liderlich verlassen d \rfen. Eine tiefe verneigung ware alles / was ich hierauf antwortete / und hielte ich / auch nur dieses / strafbar genug /weil ich damit meine genem haltung der Dalimire beginnens anzeigte. Wie ich nun ferner mich in ein gespräche mit ihr einlassen muste / welches wol die saureste verrichtung gewesen / die ich mein lebenlang gehabt / redte ich mit ihr ab / daß sie / zu erhaltung ihres zweckes / der ietzigen unruhe des Belochus sich bedienen / und / ům diesen K \nig desto kraftloser zu machen / seinen feinden beispringen solte; welches dan in Meden gegen dem Fürsten Nebajoth geschehen k \nte und můste. Sie ließe ihr alles wol gefallen / und verübelte mir nicht / daß ich nicht von liebessachen /
Man sahe mich nun an / als den K \nig von Ninive /und stunde mir alles zu gebot. Demnach / vermög meiner mit der Dalimire genommenen abrede / ließe ich sofort den Oneballus und Ascasapes mit zehntausend man nach Meden gehen / und diese hülfe dem Nabatheer-Fürsten zufüren: wordurch des Belopares und Sparetes macht geschwächet wurde / und ich also samt meinen mitgebrachten Assyriern der stårkste verbliebe. Ich zoge dieselben nach und nach in die stadt /ům / wan es zeit seyn würde / mich ihrer zu bedienen. Weil in dergleichen fällen an der geschwindigkeit alles gelegen / und ich meine anschlåge nicht in die länge schalten dorfte / auch mit der h \chstẽ unruhe von der welt diese mir-unanständige person spielete /versicherte ich mich so fort des Mitreus / und warnemend / daß der mich liebte / vertraute ich ihme meinen rechten anschlag: wie ich nämlich Ninive für E. Maj. als die rechtmåsige K \nigin / wieder zu erobern / meine h \chste angelegenheit seyn ließe. Ich bate ihn hierauf / daß er mit seinen unterhabenden meine seite halten / auch daneben sich gebrauchen lassen wolte /dem Oberstathalter Peldas / wie auch dem Tharsis /meine meinung in höchster geheim / zu entdecken. Er name solches alles über sich / und war so glůcklich in dessen verrichtung / daß durch ihn warlich alles geschehen ist / was meinen zweck also zum guten ende hat bringen können. Weil mir nun Peldas und Tharsis heimlich alle nachricht gaben / wie Cale beschaffen war / als musten des Belopares haubtleute /
Hierauf erklärte ich mich unversehens fůr den K \nig von Assyrien / und ließe den Belopares / Sparetes und ihren anhang für rebellen ausruffen. Innerhalb acht tagen nach meiner ankunft in Ninive /brachte ich es in solche wege. Wie ich nun also die erste larve abgezogen / muste ich der Dalimire selber ankůnden / wie sie war betrogen worden: weil sie /dem gerüchte nicht glaubend / zu mir kame / dessen warheit von mir zu verdernemen. Ihre verzweifelte reden darf ich hieher nicht widerholen. Gleichwol ihre mir erwiesene guttaten nicht mit gar zu vielem undank zu belonen / ließe ich mir genügen / daß ich ihr die kron / so ihr nicht gebürete / abgenommen / und verschaffete / daß sie mit sichrem geleit nach Meden in ihr vatterland reisen konte: dahin auch Belopares /Sparetes und die anderen / auf ihr begehren / mit zugehen erlassen wurden. Weil ich sie schon mehr als zuviel gesehen hatte / wolte ich sie nicht ferner sprechen. Ich wurde aber berichtet / daß sie häftig über mich verbittert geblieben / und nichtes mehr gewůnschet / als den tag zu erleben / da sie ihre rache völlig gegen mir auslassen könte.
Solcher gestalt ware nun / die erste befreiung von Ninive / glůcklich abgelaufen / aber damit der schwerste stein zu ihrer völligen erlösung noch nicht gehoben. Weil ich / dem getreuen Zalmon / daß er seines herrn seite hielte / mit betrug ůbel abzulonen /nicht tugendhaft befande / auch die leute / die mir der König von Assyrien anvertrauet / gegen ihm selbst mit gutem gewissen nicht gebrauchen kunte: als gedachte ich zwar / sie ruhig von
Nachdem die zeitung hiervon im land erschollen /kamen die hin und wieder verschüchterte Niniviten auch wieder vor den tag / und unter denselben des Fürsten Arsas reu-tragender herrvatter / der Fürst von Cale: deme ich / auf E. Maj. verhofftes gutbefinden /die freiheit / in Ninive zu bleiben / vergönnet habe. Wie nun also Ninive / so wol von den Assyriern / als von des Ninias anhange / gånzlich gereinigt war / und alles in guter verfassung stunde / überließe ich dem verständigen Peldas die fernere fůrung dieses werks /und eilete hieher: ům so wol meiner sch \nsten Königin dieses alles zu er \ffnen / als auch zu sehen /worzu ich etwan hier möchte nützlich erfunden werden. Hier hätte ich nun bald den tod / an stat einer eingebildeten vergeltung / entfangen: und würde ich /wan es ohn den beistand des treuen Cimbers / den ich ungefär und unvermutet in
Diese list / großer Prinz! (sagte hierauf die Königin von Syrien) war die wirkung eines dapfern muts /ohne welchen ihr nimmermehr so was großes würdet gewagt haben / und hatte allein dieses růmliche absehen / sonder beistand dieses reich von dessen vielen feinden zu befreien. Ich bin demnach euch hierum hoch verbunden / und danke dem gütigen himmel /der mir einen solchen helden zugeschicket / der in so wenig tagen ein ganzes K \nigreich befreien können. Ist aber nicht daselbst der Prinz Dison von Seir / wie auch der Zaphis mit seinen Niniviten / angekommen /oder sind sie euch nicht unterwegs begegnet? Sie sind beide dahin abgereiset / und hat dem Dison meine schwester / als ernante Königin von Ninive / selbige kron bestimmet. Ich habe ihrer keinen gesehen / (antwortete Abimelech /) auch weder in Ninive / noch auf dem weg / etwas von ihnen gehöret. Diese seine antwort beunruhigte / sowohl die Königin / als die Ahalibama: doch tr \steten sie sich mit der vermutung /daß sie / wegen der streifenden feinde / sich
Weil die kentnis von dem Ninivitischen zustand fürnemlich ihre schwester anginge / als muste der Arsas nach dieser K \nigin gehen / und dieselbe aus ihrem zelt / welches nahe bei diesem war / herůber holen: die dan sobald sich einstellte / und dem Prinzen Abimelech / in ihrer person / den sch \nen ehmaligen Dison vorstellte. Sie verwunderte sich aber nicht wenig / den Prinzen von Gerar bei ihrer schwester /und zwar also ausges \net / zu finden: bekame aber bald von allem völligen unterricht / da die Königin von Syrien ihr kürzlich seine unschuld / und dan auch den zustand in Ninive erzehlte. Die K \nigin von Ninive / erkente sich / vor diß letzere / verbunden / ihm höchlich zu danken: der hingegen sich seelig schäzte /der schwester seiner K \nigin einen dienst erwiesen zu haben. Sie konte nicht unterlassen / wiwol nicht sonder errötung / nach ihrem Prinzen Dison zu fragen: bekame aber gleichfalls die unvergnůgte antwort / daß er von ihm nichts wüste.
Die sch \ne Königin von Syrien / beschloße hierauf von neuem / nicht allein ihren Abimelech zum feldherrn zu bestellen / sondern auch / damit sie dem Belochus alle hofnung in seiner liebe benemen möchte /diesem geliebten Prinzen / mit dem ehisten / die Syrische kron aufzusetzen. Es verbitterte ihr aber ihre zufriedenheit / die erinnerung der C \lidiane und des Cimbers: worüber sie dan tief zu seufzen / sich nicht enthalten kunte. Als nun der verliebte Abimelech ům dessen ursach fragen wolte / kame sie ihm zuvor / und sagte: Ach Gott! wie tauret mich doch / bei diesem unsren glücklichen zustande / die tugendhafte Cölidiane / die eure unschuld liebster Prinz! sonder vergnůgung vernemen wird / nun
Indem sie aber noch hiervon redten / entstunde vor dem gezelt ein ungew \nliches geräusche / und wie der Arsas nach der ursach sich erkundigt / kame er mit dem bericht zurücke / wie daß der feind aus Damasco einen starken ausfall gethan / und mit den Cyniras im gefechte stünde. Die Königin von Syrien / üm hierbei mit zu seyn / forderte alsofort ihr pferd; und ob gleich der Prinz Abimelech sie inständig bate / ihrer zu schonen / und ihn fechten zu lassen / wolte sie doch nicht von ihrem fürhaben abstehen / einwendend: Sie wolle und můße / bis sie ihm ihr ganzes heer \ffentlich anvertrauet håtte / inzwischen die feldherrn-stelle vertretten. Als sie nun ihn auch beritten gemacht /saßen sie zu pferd / und ließen sich im lager sehen /da schon alles in waffen stunde. Sie bekamen eben nachricht / wie daß der feind in zwölftausend stark herausen wåre / auch bereits den dapferen Cyniras aufgerieben håtte / und nun auf den posten des Altobors loß ginge. Suevus / Husan und Pannias / wie auch der Tubal / begleiteten die Königin und den Abimelech nach dem ort des treffens: da ihre gegenwart gewünscht kame / und dem streit gleich ein anders ansehen gabe.
Der Prinz Sinear hatte mit sechstausend
Wie man nun wieder nach dem lager ritte / beschwerte sich Abimelech gegen seiner Königin zum höchsten / und sagte / wie daß er nimmer fechten wolte / wan sie ferner sich darbei befinden würde. Hiervon name sie gelegenheit / zu dem Fürsten Suevus / der ihr an der andern seite ritte / zu sagen: Der Prinz von Gerar hålt es ihm für einen hon / unter einem weibe zu fechten. Ich werde demnach wol thun / wan ich die waffen niederlege / und die fůrung meiner völker diesem helden anvertraue: der keine ehr-eiversucht erwecken wird / weil ihm alle diese verschiedene nationen gleich gelten / und nicht zu befahren stehet / daß er eine der andern vorziehen /
Diese worte brachte Suevus mit einer sonderbaren betrübnis vor / und merkte die K \nigin gar wol / daß die auss \nung des Prinzen Abimelech ihme / wegen seines Königs / nicht behagte / sich erinnerend / was der gute Fürst Cyniras ihr erzehlet / wie nåmlich der Prinz Suevus vor andern ihn angetrieben / des K \nigs von Basan wort bei ihr zu reden. Sie ließe sich aber dessen nicht merken / und sich zu dem Abimelech wendend / sagte sie: Ihr habt geh \ret / wie der Prinz von Celten meine wahl auf eure person fůr gut erkennet; darům werde ich mein fũrnemen fåst stellen / das vollkommene gebiete über dieses ganze heer euch morgen anzuvertrauen. Wiewol E. Maj. (antwortete Abimelech) unter sovielen helden / viel tüchtigere /als mich / erwehlen könten / so wird doch keiner in dem eifer mir vorgehen / E. Maj. und diesem reiche mit muht und blut zu dienen: wie ich dan / in annemung dieses hohen amtes / mein leben für E. Maj. wolergehen aufzuopfern / mich hiermit verbündlich mache. Ihr müßet aber dergestalt (sagte hierauf die schöne K \nigin) dieses amt versehen / daß ihr stäts darbei erwäget / wie viel mir und dem ganzen Syrien an erhaltung des Prinzen Abimelech gelegen sei / und darům
Nachdem sie im lager wieder angekommen / da man wegen der Syrischen Königin in großer sorge gewesen / begunte sowol die Königin von Ninive / als die von Salem / wie auch die Prinzessin Ahalibama /sich über sie zu beschweren / daß sie dergestalt ihre person in gefahr stürzte: sie ließen aber hiervon ab /als sie vernamen / daß sie nun das leztemal sich in dem streit mit befunden hatte / und forthin der Prinz Abimelech / als feldherr / ihre stelle vertretten würde. Wie aber diese schöne / unter allen alda sich befindenden damen / die C \lidiane nicht ersahe / vermutete sie bald / daß ein neuer gram sie zurůcke halten müste. Demnach / sobald sie gespeiset / und von der großen gesellschaft sich los machen kunte / auch als sie den Abimelech bei den andern gelassen hatte / ům ihnen den Ninivitischen zustand zu eröfnen: ginge sie nach dieser lieben Prinzessin / die sie im bette nicht sobald ansichtig wurde / da zeigten gleich alle gebärden der C \lidiane an / daß sie wissen müste / was mit dem unschuldigen Abimelech fürgegangen. Sie vermochte demnach kein wort hervor zu bringen / und wie sie mit augen voll tränen / diese Prinzessin herzlich ümarmet / und sich auf ihr bette gesezt hatte /sahen diese zwei freundinnen und mitbuleriñen / eine geraume zeit / einander
Endlich brache Cölidiane dieses stillschweigen am ersten / und sagte: Ich bin mir selber gram / daß ich E. Maj. bei ihrer jetzigen vergnügung muß unruhe verursachen / und daß ich in mir die nårrische regung nicht ausbannen kan / die mir das angedenken des Prinzen gibet. Liebste Königin! (fuhre sie fort / als sie die augen abgetrocknet) hasset mich nicht / daß ich den Abimelech noch lieben muß / und lasset mich in der vergnugung sterben / daß ich mit reiner unschuldiger liebe bis in mein grab ihme bin zugethan verblieben. Ach wertste C \lidiane! (antwortete die betrůbte Königin) warum hasset ihr mich nicht / daß ich die einige hinternis eurer ruhe seyn muß? und warům wünschet ihr mir nicht den tod / ům eure so edle liebe gekrönt zu sehen? Dieser haß und ein solcher wunsch /(gabe C \lidiane zur antwort) můße auf mich kommen. E. Maj. nemen mir meine ruhe ganz ohn ihre schulde /und können dafůr nichtes / daß ich mir des Abimelech liebe eingebildet. Abimelech (sagte die K \nigin) ist aber auch ja sonder schuld / und betauret wol von herzen / daß er dazu müßen geboren werden / die vollkommenste tugend zu betrüben. Ach! seine zu große verschwiegenheit (antwortete C \lidiane) setzet mich in diesen jammer. Hätte er das erstemal zu Salem mir eröffnen mögen / wie es mit ihm und E. Maj. beschaffen gewesen / so wůrde nimmermehr die liebe so tiefe wurzeln / die nun nicht mehr auszurenten sind / in mir gefasset haben.
Was kunte er aber sagen / (widerredte die Königin) da / an der geheimhaltung unserer liebe / seine und meine wolfart hinge? Ach liebste Prinzessin! seufzet nicht über den armen Abimelech / daß ihr ihn nicht unglücklich
Wie hierauf die schöne Syrerin wieder antworten wolte / trate die Königin von Salem / neben der Delbora / Danede und Jaelinde / zu ihnen hinein: die / auf anregen der weißen Eurilinde / mit fleis die unterredung dieser zwei unvergleichlichen mitbulerinnen störten / als welche ihnen beiderseits nicht anders als verdrůslich seyn konte. Sie wusten nun allerseits / wie es mit dem Abimelech und der Königin von Syrien stunde: daher niemand war / der nicht das geschicke der schönen Cölidiane beklaget / und doch dabei sowol die K \nigin von Syrien / als den Prinzen von Gerar / unschuldig erkant hätte. Wie nun diese gesellschaft / von andren dingen zu reden / anlas gegeben /und man fürnemlich des edlen Cyniras tod beklaget /schieden sie bei spatem abend wieder von dannen /und ließen die C \lidiane
Aber der nunmehr als hoch erfreute Abimelech entfunde nichtes von dieser bekümmernis / weil seine sinne unfähig waren / an etwas anders / als an seine bevorstehende glůckseeligkeit / zu gedenken / zu welcher sich nun alles so scheinbarlich anließe. Er befande sich / in seinem gezelt / bei seinem herzens freunde / dem Cimber: dessen zustand ihm allein in seiner vergnügung unruh erweckte / zumal er sich schůldig hieran achtete / daß der sich ůbel aufbefunden. Dieses war ja wol die warheit / ob schon nicht auf die weise /wie es Abimelech ihm einbildete: dan dieser wuste nicht / daß Cimber sein mitbuler wåre / und konte demnach auch nicht vermuten / daß dieses Prinzen schwachheit mehr aus dem gemüt / als von dem leib /herrůrete. Also vermehrte er unwissend dessen marter / indem er unaufh \rlich von seiner vergnügung redte /wie er in wenig tagen zu seiner h \chsten glückseligkeit zu gelangen verhoffete / und wieviel gnadenzeichen seine K \nigin ihm gegeben håtte / daraus er abnemen k \nnen / daß sie ihme das / so er verlangte /nämlich die volziehung ihrer Ehe / widerfaren lassen wůrde. Tubal der mitzugegen war / und wol sahe /wie solche zeitung den Cimber ie mehr und mehr anfochte / erinnerte zum öftern / daß es zeit seyn würde /zur ruhe zu gehen. Aber beide verliebte / so wol der unglůckliche / als der glückliche / beachteten solches nicht / und ward also ihr gespräche bis in die mitternacht erstrecket.
Nachdem sie hierauf / in einem zelt / zusammen sich zur ruhe geleget / und der vergnůgte Abimelech eingeschlummert war / erwoge der armselige Cimber seinen zustand / und von anfang bis zum ende seine liebe überlegend /
Wie nun unter solchen seinen gedanken die nacht verstrichen war / und das sch \ne morgenlicht herfür brache / schlummerte Cimber erst ein / als ein feind des tages / und ermunterte sich hingegen der vergnügte Abimelech: welcher / seinen freund schlaffen sehend / mit leisen schritten von ihm ginge / und sich auf das herrlichste / wider seine gewonheit / heraus schmůckte / ům sowol dem ganzen heer / dem er solte vorgestellet werden / als seiner Königin / desto mehr zu gefallen: wiewol er dessen nicht n \tig hatte / weil ohnedas sein annemliches wesen alle welt bezaubern konte / daß er hierzu keinen äuserlichen zusatz bedurfte. Wie er nun also vor dem gezelt seiner Königin erschienen / fande er / daß diese schöne allschon für ihn ihre sorgfalt blicken ließe / indem / auf ihren befehl / alle die großen aus dem ganzen heer / sich daselbst bereits versamlet hatten / ům bei seiner
Als sie nun ingesamt zu pferd sitzen wolten /wurde der Prinzessin Ahalibama ein schreiben gebracht / in welchem sie ihrer mutter hand erkante /und daraus sich berichtete / wiedaß ihr herrvatter /zwar t \dlich krank / zu Aroer angekommen wäre /und sie zu sehen höchst verlangte. Dieses nun machte / daß sie die K \nigin von Syrien ům erlaubnis bate /zu ihm zu reisen: dahin dan die Königin von Ninive /ům ihres Disons vattern zu sprechen / wie auch die Mehetabeel / sie begleiten wolte; welches ihr die K \nigin von Syrien gefallen ließe. Mitlerweile nun diese / nach Aroer zu gehen / sich fårtig machten / ritten die andren nach dem heer: da das volk / mit allgemeinem freudengeschrei und glück-zu-ruffen /
Der getreue Fürst Husan / der dieses vor andern merkte / kunte hierüber in seinem herzen sich nicht genug erfreuen / und hielte diese der K \nigin wahl für so edel / er nachgehends / wie sie wieder in ihrem gezelt und zwar allein sich befunde / mit ihr davon zu reden / gelegenheit suchte. Weil die ümstände nicht mehr erforderten / daß die Königin / wie bisher / ein geheimnis hiervon machte / als offenbarete sie diesem Fůrsten die ganze beschaffenheit ihrer zu dem Abimelech tragenden liebe / und beschlosse: wiedaß sie in der hoffnung stünde / die Syrer würden diese ihre wahl genem halten / und nichts dagegen einzuwenden haben. Husan / nachdem er sie dessen teuer versichert / gabe ihr den raht / nicht allein alsofort \ffentlich diesen Prinzen fůr ihren geliebten zu erklären / sondern auch mit volziehung der heurat zu eilen: damit man denen in Damasco alle hofnung benäme / durch ihre person mit dem hause Assyrien iemals vereinigt zu werden. Der sch \nen Königin wangen wurden ganz mit schamr \te bedecket / als sie diesen vortrag des Husans anhörete. Sie folgte aber seinem einrat / gabe auch ihm und dem Arsas das gewerbe an den Prinzen Abimelech / ihm diese fröliche
Dieser Prinz befande sich eben bei dem Cimber /der sich / ohne iemands wissen / in seinem zelt noch immer aufhielte / als Husan und Arsas / ihn zu sprechen / sich ansagen ließen. Wie er nun zu ihnen hinaus gegangen / und diese gewůnschte botschaft vernommen / ůmarmete er einen nach dem andern zu tausendmalen / und wuste nicht worte zu finden / seines herzens vergnügung gegen ihnen satsam auszureden. Sobald er nur von ihnen gekommen / eilete er erstlich zu dem Cimber / ihn seiner freude teilhaft zu machen. Hiernächst konte er sich nicht enthalten / seiner schönen K \nigin dafůr in person dank zu sagen. Als er zu ihr hinein kame / ward sie ganz er \tet / und stellete sich dabei gegen ihm so fr \mde / daß er anfangs nicht wuste / was er daraus schließen solte. Wie er aber verspürte / daß die schamhaftigkeit und ihr ehrbares gemüt sie also handlen machte / ließe er ihm diese bezeugung nichtes von seiner entzückenden freude benemen / und ergriffe ihre sch \ne hand: die er unzehlige-mal küssete / und dabei mit den allerbeweglichsten worten seine glückseligkeit priese / darein er von ihr gesezt würde.
Betauret ihr aber nicht / (fragte sie ihn / unter vielen andern gesprächen) daß hiedurch eine so tugendhafte Prinzessin / als wie die C \lidiane ist / wird müßen betrübet werden? Meine glückseligkeit (antwortete Abimelech) wůrde unaussprechlich seyn /wan mich nicht dieses andenken ein wenig zurück hielte. Doch bitte ich / meine liebste Königin wolle mir iezt keine erinnerung derer dinge geben / die meine ruhe verhintern k \nnen. Wan ihr aber nicht undankbar heißen wollet / (wiederholete die Königin) so müßet ihr diese tugendhafte
Nachdem er sie verlassen / überlegte diese tugendhafte Königin bei sich / ob sie des Königs von Basan / und des Tuscus Sicanus oder Cimbers liebe nun länger dem Abimelech verhelen / und was sie mit dieses lezten seinen schriften und kleinodien vornemen solte / die ihr von der Jaelinde zugestellet worden. Weil Cimber nicht wuste / daß sie dieses sein kästlein in hånden / noch auch / daß sie kentnis von seiner liebe hätte / als befande sie ratsamer / ihme so wol / als dem Abimelech / dieses zu verhelen. Sie kunte auch /wiewol sie noch eine ungemeine hochachtung und ein großes mitleidẽ für diesen Prinzen in sich entfunde /nicht nachgeben / daß Cimber ferner ihr bildnis / mit ihrem wissen / besitzen solte. Also beschlosse sie /ihren Prinzen vor dem K \nig von Basan zu warnen /des Cimbers kleinodien aber in das lådlein
Abimelech entfienge inzwischen in seinem gezelt /von allen großen aus Syrien / die unter dem heer sich befunden / die glückwünschungen wegen des Syrischen trons / und wegen bevorstehender heurat mit ihrer schönsten Königin: massen er auch / in betracht dieser ůmstände / bereits als ihr König angesehen und verehrt würde. Der lehre seiner K \nigin nach zukommen / zwunge er sich / soviel er konte / von ihr zu bleiben / und ritte / mit dem Husan / Nahor / Sachar und andern Syrern / nach des Rames Fürstens von Jedlaph gezelt: welcher über den tod seines einigen sohnes / des wackern Cyniras / sich nicht zu frieden zu geben wuste. Diese ehre von seinem künftigen König / erquickte ihn nun nicht wenig / und machte /daß er / seinen ku er möglichst verbergend / seine grosmut zu erweisen / sich nachgehends / wie Abimelech wieder von ihm ritte / mit zu pferd sezte / und ihm zeigte / was seine leute an den schanzen arbeiteten / und wie weit sie damit gekommen wären.
Als sie hiermit / gerade gegen einem tor von der stadt ůber / vorbei kamen / öffnete sich dasselbe unversehens / und vermeinten sie anders nicht / als daß es wieder einen ausfall bedeutete: demnach wurde so fort des Rames v \lker zusammen gezogen / und dem Gaisus /
Die gütigkeit der durchleuchtigen Syrerin Aramena ware gleich bereit / den Ardeus und Arteman aufzunemen / und sagte sie: Sie håtte / mit dem namen der K \nigin von Ninive / die gedåchtnis alles dessen /was ihr ehmals zuwider geschehen / hinweg gelegt /und wolte sie hoffen / daß ihre schwester / die K \nigin von Ninive / die ihr angebotene treue dienste vor Damasco zu leisten / ihnen gern erlauben würde. Hierauf ginge sie vor das gezelt hinaus / alle mit gekommene hohe kriegsbediente zu grüßen: da sie sonderlich dem Altadas und seinen
Welcher gestalt der verschlagene Ninias von Ressen uns verfüret / und ursach gewesen / daß wir /ihme zu dienst / uns bisher Assyrisch erklåret / solches ist leider genug am tag / und daher unnötig / dessen mit mehrern zu erwehnen: massen auch / die himlische gütigkeit der großen Aramena / uns dieses schon verziehen hat. Wir fületen aber also fort eine håftige reue / wie wir allein in Damasco zurück blieben / und uns auf deren seite befanden / die nicht allein unser vatterland zu zerstören / sondern auch unsere K \nigin so unbillig alhier zu bekriegen / sich angelegen seyn ließen. Auf diese reue folgte nun der fůrsatz / uns des Assyrischen jochs zu entladen / und bei erster gelegenheit / wie auch nun erfolget ist /ůberzugehen / und zu E. Maj. völkern zu stoßen. So geschwind ließe sich dieses zwar nicht thun / und musten wir eine rechte bequeme zeit erwarten / da der Assyrier sicherheit unserer freiheit m \chte zu statten kommen. Unter solchem harren / musten wir nun mit verdrus ansehen / wie den beiden K \nigen von Babel und Canaan eine ansehnliche hůlfe / von den Egyptern / Sabeern / Arabern und Mohren zukame / die bei vier und zwanzig tausend man zusammen brachten: worbei der Pharao
Die sch \nheit der Perasiride stunde dem Belochus so wol an / daß man fast sprechen wolte / als wäre die fähig gewesen / ihn von seinen gedanken / E. Maj. betreffend / abzubringen: wiewol ich solches so gewiß nicht sagen kan. Doch ist dieses unlaugbar / daß /nach der Sabeischen Königin ankunft / der Belochus sich weniger unruhig ůber E. Maj. abwesenheit erwiesen / und hat man ihn von der sch \nen Aramena nicht mehr so viel / als vordessen / reden hören. Der K \nig Beor ist schwerlich krank / daher ich von ihm nicht sagen kan / ob seine unzeitige liebe zu der Ahalibama etwas habe abgenommen. Aber der verliebte König von Egypten hoffet / von einem tag zum andern / auf die ankunft seiner tochter / der Prinzessin Amesses /welche mit zw \lftausend Egyptern / und achttausend Assyriern / die der Laristenes aus Elam füret / erwartet wird. Und weil sie in Damasco sich wol einbilden können / daß man im lager allhier dieser ankommenden starken hülfe den durchgang bäßer / als das erstemal geschehen / bestreiten würde / als hat man ihnen entgegen gesandt / und sie warnen lassen / nicht den geraden weg aus Elam hieher / sondern durch das land Hus auf Palmira zu gehen. Weil nun überdas auch des K \nigs Scheba von Cus anzug mit zwölftausend man vermutet wird / als ist des frolockens in Damasco kein ende.
Es hat zwar diese freude sich zimlich vermindert /nachdem vor zween tagen der Chaldeische Prinz Sinear / mit so großen verlust / in die stadt zurücke geschlagen
Es wird zwar dieser Prinz (fuhre Ardeus hierauf fort) wol gehalten / weil ihn Belochus der Petasiride zum gefangenen geschenket: die anfangs von einem t \dlichen haß gegen ihm gesaget / aber nachgehends mildere gedanken geschöpfet / und nun nicht mehr so streng wider ihn verfäret. Weil er gehen darf / wohin er wil / als haben wir / diese gelegenheit nicht aus handen lassend / uns bei ihm angemeldet / und unser großes fürhaben ihm entdecket: da er dan begierig wurde / zugleich mit ůber zu gehen. Weil er aber große gefahr hierbei sahe / da man ihn / bei seiner freiheit / dennoch genau in acht nimmet / und nie ohn eine wacht von der Petasiride
Der Fůrst Zophar lässet hierneben seinen ergebensten gehorsam E. Maj. vermeiden: und ist er ursach daran / daß Altadas mit zweitausend Syrern samt uns ist übergegangen / wozu wir auf solche weise geraten sind. Als heut ein allgemeines fest / der großen Isis zu ehren / angestellet worden / worbei alle fürnemste Assyrische kriegsbediente erscheinen musten / wurde dem Arteman daß tor / wo wir heraus gekommen / zu verwaren eingeraumet / und die daselbst gestandene Assyrier auf dem tempelhof zu erscheinen beruffen: daher uns leicht fiele / mitlerweile alles in h \chster andacht war / mit des Artemans hülfe / durch dasselbe tor zu entkommen. Wir sprengten dabei aus / üm desto leichter durch zu kommen / wie wir einen ausfall thun wolten / inzwischen die andern in ihrem gottesdienst begriffen wären. Dieses hat nun der himmel glůcklich lassen von statten gehen / und biete ich hiemit / im namen aller mitgekommenen Syrer und Niniviten / unser blut an / solches in E. Maj. diensten aufzusetzen: versicherend / daß wir forthin / mit getreuster ergebenheit / dasjenige wieder einzubringen uns befleißigen werden / was bisher unser unglück uns hat verseumen gemacht.
Hiemit beschloße Ardeus seinen bericht / und erweckte bei seinen zuh \rern allerhand nachsinnen: da sie
Sobald aber der spate abend eingetreten / suchete er gelegenheit / die Fůrstin Perseis zu sprechen: die dan mit gleicher begierde seiner wartete. Wie sie nun ganz unvermerkt zusammen gekommen / sagte Perseis zu ihme: In was ängsten bin ich doch euretwegen gestanden / daß ihr so lang zukommen verzogen: massen ihr nur noch drei tage ausbleiben m \gen / so würde von diesem unsern grossen fürhaben nichtes geworden seyn / weil die Königin / dem Abimelech alsdan die ehliche hand zu geben / sich beschlossen hat. Ich habe unmüglich eher (antwortete Ardeus) hierzu gelangen mögen / und danke den göttern / daß noch zeit übrig ist: weil dieses das einige mittel seyn wird / den frieden zu verschaffen / und vieler tausend menschen blut zu verschonen. Ist aber allem dem also / (fragte Perseis) was ihr uns heut berichtet?
Wie wan man aber hier erfåret (wandte Persis ein) daß ihr soviel dings nur erdichtet? Bis dieses geschihet / (gabe Ardeus zur Antwort) můßen wir schon in Damasco seyn. Ihr machet mir aber angst / (sagte die Perseis) mit eurem bericht / von der großen hungersnot / die schon in Damasco seyn sol. Meine Fürstin gläube das nicht! (erwiderte er) massen ich es zu dem ende ersonnen / üm sie hier dahin zu bereden / wie es mir auch schon eingetroffen / daß sie in allem langsam gehen / und wider die stadt nichtes mit voller macht anfahen. So wird auch dieses erdichtet seyn (sagte die Fürstin) daß der Prinz Dison von eurem übergang zuvor gewust habe? und wird der Zophar auch wol keine geheime unterredung deshalben mit euch gepflogen haben? Der Prinz Dison (gabe er zur antwort.) ist
Geehrte Fürstin! (antwortete Ardeus) dafür lasset nur mich sorgen. Es gehet alles so wol von statten /daß ich an dem guten ausgang nicht zu zweiflen habe. Man vertraute mir und meinen v \lkern / sobald ich nur angekommen / einen gewißen posten: wodurch ich die bäste gelegenheit erlanget / den weg nach der stadt offen und frei zu behalten. Wan nun der angestellte hochzeit-tag einen ieden nichts als zu freuden aufmanen wird / werde ich nicht feiren / nach der stadt das abgeredte zeichen zu geben / daß es nun zeit sey /unsren anschlag zu vollfüren: da dan ihr und Merone daß eure hierbei werdet zu thun wissen. Ich werde (antwortete Perseis) mich zu allem bereit finden lassen / und weiß / daß Merone eben also gesinnet ist. Ich vermag aber / mein Fürst: für dismal nicht länger bei euch zu bleiben / weil ich in der Königin kammer schlaffe / und mein längeres verziehen mir leichtlich einigen verdacht erwecken k \nte.
Folgenden tags kame von Aroer die Königin von Ninive / neben der Ahalibama und Mehetabeel / wieder ins lager / und als sie bei der K \nigin von Syrien abgestiegen / erkante die sofort / an der Ahalibama betrübtem wesen / die unzufriedenheit ihres gemůtes: und mochte sie nicht gleich nach dessen ursache fragen / als besorgend / daß etwan der Fürst Ana / ihr herrvatter / todes verblichen wäre. Ahalibama aber /bename ihr diese gedanken / indem sie selbst wehmütig ihr erzehlte / daß sie aus staats-ursachen / (wie vordessen auch mit dem Beor geschehen) die zwischen ihr und dem Esau aufgerichtete heurat-verschreibung unterzeichnen / und also ihre ruhe für das heil der ihrigen dahin geben müßen. Die K \nigin von Syrien war hierauf bemühet / ihr gemüte dieserwegen zu frieden zu sprechen / und wie sie allemal des Fürsten von Edom seite gehalten / also täte sie solches nun noch vielmehr / da es eine ausgemachte sache ware. Sie erfure folgends von ihnen / wiedaß des Ana unpäslichkeit so gefärlich nicht wäre / auch daß derselbe den ehmaligen groll gegen seinem sohn fahren /und große vergnůgung blicken lassen / als er vernommen / was es nun mit ihm und der K \nigin von Ninive für eine beschaffenheit hätte. Wie nun die Königin von Syrien ihnen hinwider erzehlet / was sich seit ihrer abwesenheit begeben / wie Ardeus ihnen zu hůlfe gekommen / und wie über zween tage ihr beilager mit dem Abimelech seyn wůrde / bezeigten
Der verliebte Abimelech / der / üm wolstands willen / seine liebste K \nigin / bis auf den hochzeit tag /nicht sehen dorfte / befande sich inzwischen bei seinem bis in den tod betrůbten Cimber / dessen anligen er nicht merken konte / weil seine sinne von freuden ganz eingenommen waren / und unterhielte ihn unaufh \rlich mit gespråchen von seiner K \nigin: über nichts anders klagend / als über sein ungedultiges leiden / daß noch soviel stunden dahin waren / ehe er den lohn für seine treue liebe entfangen solte. M \chte ich doch (sagte er unter andern) von dem himmel erbitten / daß deine schöne Hercinde iezt auch hier und des willens wäre / dir deine liebe also zu vergelten! ach! wie herzlich wolte ich dir doch diese höchste vergnügung g \nnen! Du beseufzest zweifelsfrei deren ietzige abwesenheit / und bildest dir / mich betrachtend / den unterschied für / der sich iezt zwischen deinem und meinem zustand befindet. Diesen
Verheele mir doch nicht länger (sagte der Prinz von Gerar) die ümstände dieser deiner liebe / und laß deinen Abimelech nicht also deiner lebens-geschichten unwissend leben. Gedulte dich bis morgen / liebster freund! (gabe Cimber zur antwort) so solst du alles erfaren / was ich bisher vor dir so geheim halten müßen. Diese kurze zeit (sagte Abimelech) wil ich noch gerne warten / und wünsche ich / daß du / aus dieser meiner begierde / deine begebenheiten zu wissen / die herzliche freundschaft abnemen m \gest / die ich zu dir trage: massen meine ietzige freude mich allein darům nicht völlig vergnůget / weil ich dabei an meinen betrübten Cimber gedenke. Wie herzlich ich dich hingegen liebe / (widerredte Cimber /) solst du morgen erfaren / wan ich dir die ursachen bekant mache / die mich bisher bewogen haben / also geheim gegen dir meinem herzensfreunde zu leben. Diese worte des Cimbers machten den Abimelech noch begieriger / ein mehrers hiervon zu vernemen: weil aber Cimber nur bis morgen üm aufschub bate / zwange er sich / bis dahin in gedult zu stehen.
Wie nun inzwischen die sinkende nacht eingetreten / suchten sie die ruhe: wiewol deren allein der Prinz von Gerar genoße. Dann der Cimber sahe sich nicht sobald mit dem Tubal allein / da růstete er sich zu seiner beschlossenen abreise. Er bestürzte aber nicht wenig / als Tubal die von dem Arsas ihm zugesteckte kleinodien herfürzoge / und er erkente / daß es diejenigen wären / die er in Damasco hinterlassen hatte. Der himmel / (sagte er /) gibt mir noch diese vergnůgung / die er mir ståts in meinem unglückseligen lieben gegönnet / daß ich das
Der große Teutates sei mein zeuge / (gabe Tubal zur antwort /) daß ich nicht weiß / wie ich zu diesen kleinodien komme / und daher das bildnis der K \nigin von Syrien nicht entwenden können. Ich achte es fůr eine schickung des himmels / der also E. Maj. derjenigen üm so viel eher wil vergessen machen / die nicht ihr / sondern dem Prinzen Abimelech / von der ewigen versehung bestimmet ist. Wie nun Tubal mit tausend eidschwüren diese seine unwissenheit bekråftigt / fuhre der trostlose Cimber fort / sein mehr als grausames verhängnis zu bejammern / das ihme auch nicht die geringste vergnügung in der welt mehr gönnte: und fürete er so klägliche worte / daß nicht allein der Tubal / sondern auch Abdastartus und der arzt /welche / wie es eben tagen wolte / dazu kamen / ob wol diese beide lezte sein anligen
Wie alles zur abreise färtig war / trate er zu dem noch-schlaffenden Abimelech in die kammer: den er ümfinge / und dadurch aus einem sůßen traum erweckte. Wie nun Abimelech seinen freund vor sich sahe / beschwerte er sich über ihn / daß er ihn aus den armen seiner K \nigin gerissen hätte. Ich komme eben / (gabe ihm Cimber zur antwort) dich / mein liebster freund! den armen deiner sch \nen ruhig zu überlassen / und dir auf ewig gute nacht zu sagẽ. Wie! (fragte der bestůrzte Abimelech) was ist damit gesaget? Als nun Cimber sich zu ihm auf das bette gesetzet / fuhre er fort / sich / ihm zu offenbaren.
Wertester freund! (sagte er) es ist nun nicht mehr zeit / dir zu bergen / wo ich seither geliebet. Ja / Prinz von Gerar! die stunde ist gekommen / daß meine verschwiegenheit aufhören / und ich dir entdecken muß /daß du bisher an mir einen mitbuler üm die sch \ne Königin Aramena gehabt. Was mich bewogen / sie zu lieben / solches darf ich dir nicht erst sagen: weil du an dir selbst befindest / wie mächtig ihre sch \nheit ist / unauflösliche
Hiemit bückte sich Cimber nochmals zu dem Abimelech aufs bette / ihn ümarmend / und mit seinen tränen benetzend: worauf er / dessen antwort nicht erwartend / aus dem zelt hinaus ginge / zu pferd saße /den mantel / ům nacht erkant zu werden / üm sich schluge / dem Tubal gute nacht gabe / und ihm ins ohr raunete / was er der K \nigin von Syrien und dem Prinzen Suevus sagen solte. Er ritte aber vor dem zelt der K \nigin
Der vom entsetzen halb-todte Abimelech / konte sich so spat aus seiner bestürzung ermuntern / daß /als er seinen nachtrock üm sich werfend / dem Cimber nacheilen wolte / er weder ihn / noch von den seinen iemand mehr sande / als den Abdastartus: welcher in dem nebenzelt das gedåchtnis des großen Cimbers noch beweinte / und die von diesem helden ihm geschenkte kleinodien vor sich auf einem tisch ligen hatte. Wo ist mein Cimber? (fragte so fort der Abimelech /) ach! wisset ihr nicht / mein vatter! wo er geblieben ist? Dieser unvergleichliche held (antwortete der betrůbte Abdastartus) ist gleich hinweg gereiset /und sind hier die zeichen seiner k \niglichen freigebigkeit / die er mir hinterlassen hat. Dieses sagend / zeigte er auf die kleinodien: welche Abimelech begierig beschauete. Er fande am ersten das bildnis des Tuscus Sicanus / in einen teutschen diamant gegraben: welches er genau betrachtend / dem Cimber ähnlich zu seyn vermeinte / und daher den Abdastartus ferner befragend / von ihm erfuhre / wie Cimber selbst beim abschied sich einen großen König genennet. Dieses nun machte ihn vermuten der Cimber müste gewiß der Tuscus Sicanus seyn / von welchem bisher so verschiedene reden gegangen. Dieses konte aber seine gedanken so sehr nicht einnemen / als die lezte worte /die dieser sein herzensfreund zu ihm gesaget / da er sich für seinen mitbuler zu erkennen gegeben. Es
Nichtes in der welt (sagte er bei sich selber) hätte mir begegnen k \nnen / meine ietzige glückseeligkeit zu beunruhigen / als eben dieses / daß ich an dem Cimber so ganz unverhofft einen mitbuler finden muß / den ich bisher für den vertrautsten in meiner liebe gehalten. Aber unvergleichlicher freund! was ungemeine tugend zeiget sich in dir / die die überwindung dein selbst in dieser schwersten sache wirken k \nnen! und wie sehr beschämet mich dein sieg / worinn ich dir wol nicht nachzufolgen wüste. Warum fliehest du aber / liebster Cimber! deinen Abimelech / und wilst den nicht mehr sehen / der sonder eiversucht dich / als seinen mitbuler / hätte lieben wollen? Warům hast du nicht vielmehr ihm dein lieben ferner verschwiegen /wie du bisher mit so verwundersamer tugend gethan hast? Ach wärest du nur noch bei mir / ob ich schon dein anligen weiß! wie seelig wolte ich mich doch schåtzen! da ich nun hingegen / in meinem glück-stande / deine abwesenheit mit schmerzen dulten muß / und kein mittel zu ersinnen weiß / dir einige linderung in deinem leiden zu verschaffen.
Indem nun Abimelech mit dergleichen gedanken diesen neuen zufall bei sich beklagte / und sich inzwischen eiligst ankleiden ließe / üm kundschaft einzuziehen / wo sein Cimber geblieben wåre: brachte ihm der Fůrst Arsas von seiner liebsten Königin ein verschlossenes täfelein / welches er begierigst eröffnete /und darinn noch zwei andere fande / beide von der Prinzessin Cölidiane / und zwar eines an die K \nigin von Syrien / das andere
Sehet / liebster Prinz! was ich diesen augenblick von unserer unvergleichlichen Cölidiane entfange! welches mich also beweget / daß ihr mir nicht verůblen werdet / wan ich euch gestehe / daß mir dasjenige unruh und betrůbnis erwecket / was ich eurer liebe einzuwilligen mich entschlossen. Zwar sage ich nicht / daß ich solches bereue: weil ich allzu wol weiß /was ich euch / mein Prinz! und dem ganzen reiche schůldig bin. Ich kan aber nicht bergen / daß ich / an stat ůber unserer bevorstehenden ruhe mich zu erfreuen / eine ungemeine angst in mir entfinde / wan ich an die stunde gedenke / darin ich euch sol die eheliche hand geben. Um alles unglück / so mir ahnet / von uns abzuwenden / bin ich entschlossen / morgen in aller frühe dem Allerhöchsten im himmel ein opfer anzustellen / und ihm unsere Ehe vorzutragen. Wollet ihr hierbei erscheinen / so hat Arsas befehl / euch dahin zu begleiten. Inzwischen helfet mir unsere C \lidiane beklagen / und gläubet / daß ich / sie vergnügt zu wissen / ihr unglück gern übernemen wolte / wan es mir / an stat des Abimelech / mein leben solte kosten. Nun es aber diesen gilt / finde ich mich zu schwach / mich so ferne zu überwinden /
Aramena.
Abimelech küssete diese lezte zeilen / die bei ihm alle / durch den anfang dieses schreiben erweckte /unruhe wieder stillten: wiewol dieselbe / in erinnerung der Cölidiane / sich nicht ganz verloren. Er \ffnete hierauf dieser Prinzessin an seine Königin überschriebenes täfelein / das ihm folgende zeilen zu lesen gabe.
Es treibet mich mein unglück von hinnen / große Königin! weil ich finde / daß meine gegenwart an dem orte nichts nützen wird / wo der Prinz von Gerar die eheliche hand von E. Maj. entfangen sol. Nicht sage ich dieses / daß ich die fügung des weißen himmels tadlen oder einige unzeitige eiversucht wolte blicken lassen: sondern weil ich ermesse / daß E. Maj. und des Prinzen ruhe nicht bäßer kan befördert werden /als wan Cölidiane sich allhier unsichtbar machet. So neme dan E. Maj. diese meine entfernung für ein zeichen meiner ergebenen treuen liebe und freundschaft auf / und verüble mir nicht / daß ich nicht persönlich meiner liebsten Königin die lezte gute nacht sage: welches zu nichts anders gedienet håtte / als meine schwachheit / und E. Maj. mitleiden / aller welt kund zu machen. Der himmel ůberschütte E. Maj. und ihre vorhabende Ehe mit ewigem segen!
E. Maj. ergebenste
Cölidiane.
Die trånen stiegen hierůber dem Prinzen Abimelech so häufig in die augen / daß er lang nicht vermochte /das an ihn haltende schreiben zu er \ffnen. Wie er sich aber endlich hierzu genötigt / fande er folgenden inhalt.
Verdenket mich nicht / daß ich / bei eurer ietzigen glůckseligen zufriedenheit / euch diese zeilen lesen lasse: weil solches in der meinung von mir geschihet /eure beständige ruhe dadurch zu befördern / indem ich euch die warhafte versicherung hiermit gebe / daß ich nimmermehr / über euch zu seufzen / oder euch die ursach meines unglůcks zu nemen / mir in die gedanken kommen lassen / sondern vielmehr unaufhörlich den himmel anflehen wolle / euer vergnügtes wolergehen beständig und unendlich zu machen. Entschüldiget meine leichtglaubigkeit / die ihr durch eure verschwiegenheit befördert / daß ich mir das zugeeignet /was allein der grösten und schönsten Königin gebüret und urteilet darům nicht widrig von meiner tugend. Ich berge euch hierbei nicht / daß ich euch noch liebe. Damit
Cölidiane.
Der Prinz Abimelech wurde durch diese zeilen dermassen beweget / daß er / ům dem Arsas nicht seine weichmütigkeit zu zeigen / von ihme in sein nebengezelt eilete: da er dan sein unglůck mitten in seiner glückseligkeit betrachtete / und nicht verschmerzen kunte / daß er an dieser so schönen / als tugendhaften / Prinzessin unglück ursach seyn muste. Er fülete in sich eine so starke regung / sie zu lieben / daß er auf etliche minuten / seiner K \nigin von Syrien vergaße: deren ihr bezeugtes mitleiden er auch ganz nicht misdeutete / weil er sich selbst also gesinnet befande. Die begebenheit mit dem Cimber / und diese mit der Cölidiane / die nun deren ganz gleich und in einer stunde garauf gefolget / waren zween harte stöße wider seine gemütsruhe: und glaubte er / daß der himmel ihm darům / zu eben der zeit / da er sich höchstglückselig schäzte / dieses zuschicke / üm ihn niedrig zu halten /damit er sich seines glückes nicht überheben möchte. So fülete er auch / gleichwie seine K \nigin ihm geklaget / eine herzens-angst / die ihm eine erschaurung austriebe / wan er an den morgenden tag gedachte. Um aber erkundigung einzuziehen / wo der Cimber und die Cölidiane möchten geblieben seyn / eilete er /seiner K \nigin zu antworten: welches er / so gut es ihm seine verwirrung vergonte / in nachfolgenden zeilen verrichtete.
Ich verdenke meine schönste Königin so wenig / ům ihr erwiesenes mitleiden / als gewiß ich hingegen mich versichere / daß mir nicht werde verůbelt werden / wan ich gestehe / wie unruhig auch ich mich hierüber in meinem gemüt befinde. Dörfte ich alles sagen / und verböte mir nicht der freundschaft gesetze das reden / so solten E. Maj. erkennen / daß nicht Cölidiane allein die jenige ist / die mich iezt beunruhiget. Es war meine glückseligkeit zu groß: darům musten sich solche Dinge einfinden / die mir dieselbe verwirrten. Aber wie dem allen / so wil ich diese unruh überwinden / wan ich nur meiner liebsten Königin unänderliche gnade behalte. Ich werde morgen nicht ermangeln / am bestimten ort bei E. Maj. opfer aufzuwarten: üm mich dabei zu erinnern / auch dem gůtigen himmel nochmals zu danken / daß ich dazu ehemahls ausersehen gewesen / E. Maj. den rechten Gottesdienst zu zeigen. Dieser Gott den sie verehren /wolle auch nun alles unheil abwenden / und der tugend volkommensten Königin von der welt / ihrer würdigkeit nach / ein beständiges glück blühen lassen. Nimmermehr aber verlange ich zu erleben / das ende eines so schönen lebens: weil ich meine freiheit dadurch allzu teuer wůrde kaufen můßen.
Abimelech.
Hierauf ließe er alsofort den Fürsten Nahor beruffen / und truge ihm / wie auch dem Sachar / auf /diese nachforschung anzustellen. Nachdem er folgends dem Arsas die schreiben zugestellet / auch morgen frü bei dem opfer zu erscheinen / und sich durch ihn dahin füren zu lassen / versprochen / sezte er sich selbst zu pferd / und ritte von
Er vergaße aber hierbei nicht / alles / was ihme als den General und feldhaubtman oblage / wol in acht zu nemen / und was in einer so namhaften belägerung n \tig / anzuordnen. Weil er / eben ům mittag / in der gegend / da der Celte Gaisus seinen posten hatte /sich befunden / hielte er daselbst malzeit; und als er von dannen fürter geritten / sahe er zur linken hand einen zederwald ligen / den die soldaten fast ganz hernieder gehauen hatten. Daselbsthin begabe er sich /um etwas auszuruhen / und gebote allen kriegsbedienten / die ihm in großer mänge gefolget / ihn daselbst allein zu lassen. Seine fůrgenommene ruhe solte nun darin bestehen / daß er seinem zustand / und der abenteur / die ihme diesen tag zugestoßen / recht nachdenken wolte. Er fande ursach / sich zugleich für den seeligsten und unseeligsten menschen von der welt zu halten / und vermochte über der ehesten besitzung seiner schönen Königin sich nicht recht zu freuen / wan ihm dabei einfiele / daß solches ihn seinen liebsten freund und seine liebste freundin kostete / denen er mehr als einmal sein leben zu danken hatte.
Warüm aber (fragte Suevus weiter) hat dieser König vor mir so verborgen / als wie sonst vor aller welt / leben wollen / da er doch wol weiß / wie herzlich ich ihn wegen seiner fraumutter liebe? Er scheuete sich (hörte Abimelech den Tubal antworten) seine liebe dem grossen Suevus zu offenbaren / welche die einige ursache seines bisherigen geheimen hier-seyns gewesen: weil er wol erkennte / was große verpflichtung er dem Prinzen Suevus schuldig / indem derselbe ihm seine tochter / die Prinzessin Amorite / wan die hätte sollen wieder gefunden werden / zu-ehlichen wollen; und darum hat er / seine andere liebe so geheim zu halten / sich entschlossen. Er hat ja dessen (versezte Suevus) nicht n \tig gehabt / in betrachtung /
Weil hiermit Abimelech viele von des Suevus leuten auf sie zukommen sahe / scheuete er sich / ferner also verborgen ihnen nachzugehen / und bliebe zurücke: zumal er gnug vernommen zu haben vermeinte /und / ob er es schon nicht alles begriffen / nunmehr so viel wuste / wer sein Cimber wäre / und wohin derselbe sich gewendet hätte. Wie er nun wieder in sein zelt gekommen / und alle / die er / nach dem Cimber und der Cölidiane sich zu erkündigen / ausgeschicket / mit der nachricht wiederkehrten / daß niemand von allen wachten hierum etwas wissen wolte: vermehrte solches seine verwunderung / nicht wenig / und kunte er sich die ganze nacht hierüber nicht zu frieden geben /da auch die träume ihn erschreckten / und in seinem gemüt eine unbekante bangigkeit verursachten. Seiner geliebten Königin erginge es nichtes bässer: massen selbige / die ganze nacht / sich in solcher unruhe befunden / daß ihr nicht wenig ahnete / es muste ihr ein grosses unglück bevorstehen.
Der morgen des großen tags / da die Königin dem
Sie knieheten nun beide / und nach ihnen alle andere anwesende / vor den altar nieder. Als aber / unter dem gebet und gesänge / die opfer angezündet wurden / wolten dieselbe keines wegs brennen / noch einige flamme geben: welches sofort von allen fůr ein sehr b \ses zeichen gehalten wurde. Die feurige andacht /darin die
Abimelech / fast aus sich selber / ergriffe seine K \nigin bei der hand / und nachdem er sie etwas auf die halbe gefüret / sagte er zu ihr: Ich wůste nicht /worinn ich mich versůndigen können / da ich ja an der Prinzessin C \lidiane zufall eine unschuldige ursache seyn müßen. Und ich (antwortete die wehmütige K \nigin) vermeine ebenfals nicht / an dem Cimber mich versündigt zu haben / da dessen liebe ihn in zweifelmut gestůrzet. Weiß dan meine sch \nste Königin (fragte Abimelech) von des Cimbers liebe? Freylich ist mir solche bekant / (antwortete sie) und achte ich nun nicht mehr nötig / dieses zu bergen / da ich aus eurem gestrigen antwortschreiben so viel wargenommen / daß ihr seine liebe wissen müsset. Er hat mir / bei entdeckung derselben / (gabe Abimelech zur antwort) hart verboten / meiner Königin ja nichts hiervon
Hierauf erzehlte er ihr / auf ihr begehren / was ihm dieserwegen mit dem Cimber begegnet: daß dan ihr die tränen häufig ablockte. Sie eröffnete ihm aber hinwider / wie sie nicht allein / durch den Cyniras / des K \nigs von Basan / sondern auch des Cimbers liebe erfahren: zugleich kürzlich mit anfürend / was es mit ihme / als dem vermeinten Tuscus Sicanus / und der Roma / fůr eine bewandschaft håtte / und wie Tubal nun dessen abreise bei ihr entschuldigen lassen / die er unümgånglich hätte übernemen müßen. Vieleicht hat es dan (sagte Abimelech) der himmel also versehen / daß Cimber / oder der unter diesem namen verborgene Tuscus Sicanus / der Königin von Syrien gemal werden sol? Vielleicht ist auch dieses (antwortete sie) durch den unwandelbaren ratschluß des höchsten verordnet / daß Abimelech und C \lidiane einander ehlichen sollen. Ach schönste K \nigin! (sagte er hierauf) wollen dan E. Maj. dieses zugeben? Wollet dan ihr / liebster Prinz! (versezte sie) gestatten / daß Tuscus Sicanus eure Aramena heuratete? Sie seufzeten hierauf alle beide / und beantworteten diese fragen mit ihren augen: aus deren sprache sie dan beiderseits wol begriffen / was ihre herzen wolten. Weil der wolstand und ort ihnen nicht gönte långer beisammen zu bleiben / als beteten sie nochmals daselbst / sich dem Höchsten zu befehlen / und schieden also / wiewol sehr unruhig / wieder voneinander.
Die sch \ne Syrerin begabe sich hierauf in ihr gezelt / daselbst man ihr einen gerollten und verschlossenen
ô wunder-lieb! selbst hintern den genuß.
ô wunder-treu! dem freunde das zu gönnen /
ô himmel! überstanden
Nicht ohne tränen wurden diese zeilen abgelesen /und wuste sie nicht zu erraten / von wem solche wåren verfasset worden. Sie hielte es / besag der lezten zeilen / für eine halbe weissagung / und zweifelte fast / aus mitleiden gegen der Cölidiane und dem Cimber / ob sie solches nicht wůnschen solte: zumal der himmel beim opfer solche vorzeichen gegeben /die hiermit einzustimmen schienen. Doch hatte ihre neigung gegen dem Prinzen von Gerar so tief gewurzelt / daß sie die glůckliche volziehung ihres vorhabens ängstig wünschen muste.
Die anwesende K \niginnen und Prinzessinnen hatten inzwischen / ihren k \niglichen schmuck in ordnung zu bringen / übernommen. Und ob gleich der krieg verwehrte / daß sie sonst in Syrien übliche gebräuche bei diesem k \niglichen beilager nicht ordentlich kunten in acht genommen werden / so war doch alles nach müglichkeit aufs prächtigste angestellet /und hatten der
Aber alles dieses ließ der listige Ardeus und sein anhang sich nicht irren / und hatte er die gewiße zuversicht / daß er die Königin von Syrien in Damasco liefern wolte. Weil ihm hierzu gleichsam alles fugen muste / als schickte es sich eben / daß Arteman mit viertausend man / am selbigen tag / vor der K \nigin gezelt die wacht hatte. Hinter diesem gezelt floße der Pharphar / welcher einen furt hatte / der sonst wenigen / auser den Ardeus und seiner rotte / bekant ware. Demnach hatten sie die abrede miteinander genommen / daß / wan Ardeus durch ein gewißes zeichen denen in der stadt das los geben würde / sie nicht allein vor allen toren lärmen machen / sondern fürnemlich vor seinem tor / da er die wacht hatte / einen starken ausfall thun / auch Arteman sofort die K \nigin /unter dem schein / sie zu retten /
Mitlerweile nun die menschen also heimlich sich bemüheten / hinternis in diese heurat / zu bringen /schiene der himmel nicht weniger diesem königlichen par entgegen zu seyn: indem unversehens / in begleitung eines starken platzregens / ein ungewönlicher sturmwind sich erhube / welcher alle gerüste und andere zubereitungen / samt dem königlichen tron / über einen haufen wurfe / und damit alles in die höchste unordnung gesetzet. Man ware zwar gleich wieder bemühet / und geschäftig / alles in vorigen stand zu bringen / und ward dieses einem ungefären zufall zugeschrieben: aber ein jeder machte ihm hierüber seine gedanken / und hielte man es heimlich / vor der K \nigin / üm dieselbe nicht damit zu beunruhigen.
Der Prinz Abimelech aber hatte solches alsofort erfahren / und ware noch in großer bestůrzung deswegen begriffen / als man ihm einen frömden in sein gezelt brachte / den er gleich für den Philister Asdod erkante. Weil ihme diesen tag alles zuwider schiene /was ihm begegnete / als fürchtete er sich / den Asdod üm die ursach seiner ankunft zu fragen. Dieser aber /nachdem er dem Prinzen die fůße geküsset / finge gleich an zu berichten / was für ein geschicke ihn ins lager gefüret. Ich komme / gnädigster Prinz! (sagte er zu ihm) aus dem lande der Philister / und zwar / dem vorsatze nach / in gesellschaft der Prinzessin Andagone / meines Königs schwester: die mit höchster eilfärtigkeit hieher nach Syrien eine reise ůbernommen /aber hierin so unglücklich
Weil nun solcher verzug sie fast in verzweiflung gestůrzet / massen sie erwehnte / daß die ruhe / ja die wolfart dieses ganzen reiches / daran haftete / meinen Prinzen bald zu sprechen: als bote ich mich an / ein schreiben von ihr hieher zu ůberbringen / welches sie ihr gefallen lassen / und mir diß wichtige werk anvertrauet. Sie gabe mir / als ich von Abela abreisete /tausend vermanungen mit auf den weg / mich keinen augenblick zu seumen: welches ich auch gethan / auch glücklich durch die Cussiten durchgekommen bin. Ich muß aber beklagen / daß ich das schreiben von der Prinzessin Andagone / nicht volståndig und verschlossen / wie es gewesen / alhier überliefern kan: massen / als ich diese nacht mit dem pferd in einen graben gestürzet / das tåfelein zerbrochen / und ich /wegen dunkelheit und schlammes / aus dem wasser nicht alle stücke wieder zusammen bringen k \nnen. Was nun noch daran übrig / daß ůberliefere ich hiermit: in der zuversicht / mein Prinz werde diese verwarlosung mehr dem unfall / als meiner verschuldung / beimessen.
Hiemit zoge Asdod das zerbrochene täfelein herfür / und überlieferte solches dem Prinzen: der es mit zittrenden händen zu sich name / und das siegel noch unverrückt fande / also daß nichtes davon hatte können gelesen werden. Er er \fnete aber solches / und fande diese gebrochene zeilen darinnen.
Alle / die im gezelt bei dem Abimelech waren /merkten ihm wol an / daß dieses schreiben etwas sonderliches in sich halten müste: massen der Prinz / bei iedem worte / so er lase / bald bleich / bald roht wurde / und so bestürzt bliebe / daß er nicht wuste /was er sagen oder den Asdod fragen solte. Gleichwol seine bestůrzung zu bergen / rieffe er endlich dem Asdod in sein inneres gezelt / und ihn scharf anschauend / stellte er ihn zur rede / ob er nicht wüste / was ihm die Andagone schreiben wollen. Asdod entschůldigte sich beståndig mit seiner unwissenheit / und beteurete hoch / daß ihm nichts anders hiervon bekant wäre / als daß diese Prinzessin / wie nach Gerar das gerüchte bei ankunft der Prinzessin Ammonide erschollen / daß die Königin Delbois von Ninive für die Erbk \nigin von Syrien wäre erkant worden / alsofort mit dem König gar eifrig zu raht gegangen / und herüber
Als er nun wieder allein war / ůberlegte er der Andagone zerstümmeltes schreiben von wort zu wort /konte aber die ursach / warům die heurat mit der K \nigin von Syrien nicht zu vollziehen / gar nicht begreifen noch ausdenken. Er beklagte hierbei / daß das schreiben / so ihm hiervon ein mehrers licht geben sollen / zu schaden gegangen: welches er doch bald darauf ihm wieder gefallen ließe / weil der bericht nur fåhig wůrde gewesen seyn / ihme / durch vorstellung dieser unmüglichkeit / sein elend zu ergr \ßern. Demnach bediente er sich dessen zu seinen trost / indem der himmel es so wunderbar gefüget / daß dieses täfelein müßen zerbrochen werden. Endlich mit gewalt alles widrige aus dem sin schlagend / stellte er ihm allein seine glückseeligkeit für / die er in selbiger stunde antreten solte. Nachdem er nun ein ganz munteres wesen angenommen / zeigte er sich den Syrern und den andren / die sich in sein zelt versamlet hatten: unter denen der einige Suevus eine verborgene betrübnis / wegen seines K \nigs / blicken ließe / die doch niemand in acht name. Es waren fůrnemlich der Husan / Rames / Nahor und Ardeus / als Syrische Fürsten und der Königin blutsverwandten / in die wette beschäftigt / die königliche kleidung dem Abimelech anzuziehen / und ihn als einen k \niglichen bräutigam auszuschmůcken.
Wie nun Ardeus merket / daß das fest bald angehen solte / und der abend herein brache / stahle er sich heimlich hinweg / und eilete nach seinem posten: von dar er seinen
Wie man dieses dem General angemeldet / der iezt mit andren gedanken ůmginge / befr \mdete ihn solches nicht / massen er es wol vermuten können: und befohle er dem Rames / die zu dem ende zusammen gefürte zehentausend man dem feind entgegen zustellen. Wie aber nach und nach berichte einliefen / daß der feind begunte schaden zu thun / legte der dapfere Abimelech seinen k \niglichen schmuck ab / und mit helm und panzer versehen / sezte er sich zu pferd /und rante selbst dahin / alwo der streit am häftigsten war. Er rieffe den seinigen freudig zu / und sezte mit solcher herzhaftigkeit in den feind / daß alle die andere / durch sein beispiel aufgemuntert / ihrem neuen König dapfer nachfolgeten. Abimelech und Mardocentes traffen verschiedene mal aufeinander / wurden aber allemal von ihren dazwischen-kommenden
Wie dieses alles der schönen Königin von Syrien zu ohren gekommen / und sie vername / daß ihr Prinz sich selbst mit in den streit begeben / ůberfiele sie ein tödliches entsetzen: und deutete sie das am morgen übel-verrichtete opfer dahin / daß dem Abimelech ein unglück wiederfahren solte. Die Perseis und Merone /so mitgeschäftig waren / ihre K \nigin zu schmücken /entfanden allein unter allen eine innerliche freude /daß ihr anschlag sowol begunte von statten zu gehen: und wan man damals auf ihr wesen håtte acht gegeben / wůrde man erkant haben / daß ihnen eine sonderliche angelegenheit auf den herzen schwebte.
Indem kam der verschmizee Arteman / ganz erschrocken sich anstellend / zu ihnen hinein / und deutete der K \nigin von Syrien an / wie daß fůr sie keine sicherheit allhier länger seyn würde: massen ein großes heer vom feinde sich bereits durchgeschlagen hätte / und nun auf das K \nigliche gezelt losginge. Die Ahalibama zeigte sich über dieser nachricht / die erschrockenste / weil sie augenblicklich fürchtete /dem Beor in die hände zu fallen. Es war eben niemand bei der K \nigin im gezelt / als die K \nigin von Ninive / die Prinzessin Danede von Cus / und Ahalibama: weil die andere K \nigliche personen / ům gegen bevorstehender K \nglicher trauung sich an zu kleiden / in ihre gezelte sich begeben hatten. Diese viere nun entschlossen sich in der eile / auf des Artemans und der Perseis zureden / das zelt zu raumen /und anderswo sich so lang zu verbergen / bis dieser streif fürüber seyn wůrde: da dan Arteman nicht seumete / sofort etliche von den Königlichen wägen anspannen zu lassen.
Wie nun solche färtig waren / warfe sich die sch \ne
Sie wolte eben der K \nigin von Syrien solches ansagen / als ihr wagen von vielen ansehnlichen manspersonen angehalten und ůmziegelt wurde: unter denen sich der Prinz Bildat / der Ahalibama mutter bruder / der Fürst Hus / der Baracheel / und der Aner / zu erkennen gaben / auch die beide K \niginnen /samt den zweien Prinzessinnen / n \tigten / in Damasco hinein zu kommen. Alles / was die K \nigin von Syrien bei diesem schrecken sagen kunte / war dieses / daß sie dem Arteman seine untreu verwiese /und damit die augen und
Der dapfere Abimelech fochte inzwischen immer fort / und / üm desto eher wieder zu seiner K \nigin zu gelangen / auch deren die ehliche hand zu reichen /verdoppelte er seine streiche / und eilte / den sieg zu behaupten: da dan in kurzer frist der feind genötigt wurde / wieder in die stadt zu kehren. Es würde aber ein viel-gr \ßers metzeln entstanden seyn / wan nicht die einfallende nacht sie voneinander geschieden hätte. Ardeus / als er erfahren / daß sein anschlag glůcklich von statten gegangen / begabe sich mit den andern nach der stadt. Wiewol nun die niederlage der belågerten hierbei gr \ßer / als der Syrer ihre / gewesen / so bliebe doch der sieg den Assyriern: weil sie die allergr \ste beuten / so sie jemals verlangen k \nnen / davon getragen. Wie nun der siegende verliebte wieder ins lager angelanget / und ihm die sůße hofnung machte / wiedaß nun alles widrige / daß ihm dieser tag gedrohet / mit diesem ausfall der feinde unterdruckt und ůberstanden wäre / eilte er / seine blutige waffen abzulegen / und die jenige kleider wieder anzuziehen / mit denen er vor seiner schönen Königin erscheinen solte.
Er wurde aber bald mit der zeitung beunruhigt /
Er solte bald / im eifer / des rechten pfads verfehlet / und sich in die tiefe des stroms verloren haben. Doch truge ihn sein irisches pferd noch heraus / und rante er damit / wie ein unsiñiger / nach dem posten des Elimodans / der eben / die seinigen wieder zusammen zu bringen / im werk begriffen war / und sich nicht wenig verwunderte / in so ungewönlicher zeit den General des heers im feld zu sehen. Wo ist die Königin von Syrien geblieben? war das erste wort / so er von dem Prinzen vername: und wuste er hiervon keine nachricht zu geben / weil in der zeit / da sie Arteman nach der stadt gefüret / alles bei ihnen / wegen des ausfalles / in h \chster verwirrung gewesen. Also muste der ungedultige Prinz / ja so unwissend / als er angekommen / wieder ůmkehren / und hielte er still bei jedem geräusche das er vername: in meinung / von seiner Königin etwas innen zu werden. Alle / die er bei sich hatte / sandte er einen nach dem andern von sich / und nach allen toren der stadt / üm sich zu erkundigen / ob nicht jemand in heer etwas von seiner Königin wüste: und behielte er / auf die letze / fast keinem mehr ům sich / so
Bei seiner widerkunft ins lager / fande er die beide K \niginnen von Kitim / neben deren von Salem / und die Prinzessinnen Delbora und Jaelinde / wie auch die Casbiane / Mehetabeel und alles andere frauenzimmer / in der Königin von Syrien gezelt versamlet / und zwar alle miteinander voll trånen / über diesem wunderbaren zufall. Es war nicht eine unter ihnen / die nicht zu verschiedenen malen von dem ungedultigen Abimelech wäre befraget worden / ob sie nicht wůste / wo seine Aramena sich befände? Ihrer aller trånen und einstimmiges nein / verdoppelten seine wut / also daß er fast nicht wůste / was er täte. Als er hierauf wieder von ihnen eilte / befahle er / den Ahasbai gefangen zu nemen / und ihn peinleich zu befragen / ob er hiervon keine nachricht zu geben wuste. Gleichwie aber dieser befehl wider seine natur war / als gereuete ihn dessen alsobald wieder / und hieße er solches unterlassen Er wurde aber noch unlustiger / als alle seine ausgeschickte / mit einerlei bericht wieder kamen / nämlich daß sie von der K \nigin nichts erfraget håtten.
Er geriete hierauf in die gedanken / ob nicht etwan der K \nig von Basan / dessen liebe zu seiner K \nigin er nun wuste / einen anschlag auf sie machen / und sie hätte hinweg fůren lassen? Demnach begab er sich nach dem gezelt des Prinzen Suevus: der ihn / mit grosser höflichkeit entfinge / und nicht wuste / was diese spate besuchung auf sich hätte. Es wuste dieser Prinz noch nicht / in was sorgen man wegen der K \nigin von Syrien stünde: weil er / nach ausgang des gefechtes / sich in sein gezelt begeben / um alda allein seines Königs zustand / wegen dessen liebe zu der sch \nen Syrerin / zu betrauren / die nun
Hiermit sahe er den Suevus stark in die augen: welcher durch diese reden in zweifache bestürzung gesezt wurde / daran die offenbarung von seines Königs person / und die entfürung der sch \nen Aramena / zu gleich ihren teil hatten. Wissen sie dan / (fragte er hingegen) daß mein König die Syrische Königin liebet? Freilich weiß ich solches / (antwortete der ungedultige verliebte) und hat mir meine K \nigin nichts verhelet / was ihr Cyniras davon eröfnet. Diese antwort des Abimelech sezte den Suevus wieder etwas in ruhe / und sagte er hierauf: wan mein Prinz die bescheidene liebe meines Königs weiß / so wird er sich auch leicht vorstellen k \nnen / daß der tugendhafte Marsius nicht fähig sei / eine solche gewalttätigkeit an der jenigen zu verüben / die er stäts mit so großer ehrerbietung angebetet: und setze ich hiemit mein leben zu pfande / daß an diesem raube mein K \nig und alle unsere Celten unschůldig seien. Was mir das gerüchte (antwortete Abimelech) von des großen Marsius tugenden beschrieben / käme hiemit nicht überein / wan er hieran schüldig seyn solte. Ich weiß aber auch / daß mein Cimber / der dem Fürsten Suevus nicht unbekant / ganz unfåhig ist / die K \nigin von Syrien und mich also zu / betrüben. Weder Marsius noch Cimber / (sagte Suevus) sind hieran schůldig;
Was hilft mich elenden dieser trost? (rieffe hierauf der verzweifelte Abimelech) und warům ist Marsius nicht schůldig / damit ich wüste / wohin ich mich zu wenden hätte? Als er das gesagt / eilete er wieder von dannen / und zwar nach dem orte / da das treffen mit dem feind geschehen war. Als er daselbst nach dem Ardeus fragte / ward er innen / daß auch dieser nicht mehr vorhanden / und die gesamte Niniviten / die er aus Damasco gebracht / mit ihm wieder durchgegangen wären. Hiemit fiele ihm der Ninias ein / dessen seite Ardeus vordessen gehalten: daher er / für gewiß vermutend / daß der seiner Aramena rauber wäre /gleich alle wege verlegte / die dieser böswicht mit seiner edlen beute vor sich nemen k \nnen / und da tausend / dort wieder tausend man abordnete / ihn zu suchen. Er selbst ritte mit einer starken begleitung /gegen Aroer zu: weil er vermeinte / der Ninias m \chte da hindurch den weg nach Ninive genommen haben. Die sonne ginge nun wieder auf / bei seinem so schmerzlichen suchen / und erfreute in etwas diesen bis in den tod betrůbten: weil er nun bäßer üm sich sehen / und alle wege in acht nemen kunte.
Wie er nun also / wegen zu vieler gedanken halbsinlos / bald da / bald dorthin ritte / wurde ihm angemeldet / wiedaß der Prinz Jethur von Hevila mit fünfzehntausend man angekommen / und daß der Prinz von Egypten / neben dem Phalacus / sich auch mit dabei befunden: welche post / die ihn zur andern zeit wůrde hoch erfreut haben / er fast gar nicht beachtete /als er / auf nachfrage / hierbei nichtes von seiner verlornen Königin
Es gehet nun in die zweite woche / seit daß ich nach dem Senirischen gebirge / die Egypter mit ihrer schönen beute daselbst aufzuhalten und ihnen den anzug zu verwehren / mit viertausend man von hier abgeschicket worden. Ich kame / zu gutem glůck /einen tag vor des Petosiris ankunft / an das gebirge /und besezte aller orten die påße mit meinen wenig leuten / so gut ich kunte / also daß der feind unmüglich durchzukommen vermochte: wiewol dessen macht / durch des Laristenes v \lker verstårket / sich in zwänzigtausend man erstreckte. Weil
So habt ihr dan (fiele alhier der Husan dem Phalacus in die rede) den feind beim gebirge Senir noch angetroffen? der ehrvergessene Ardeus wolte uns ja hier eines andern berichten! und setzet mich dieses in den argwahn / er habe mit den Assyriern zugehalten / und ihnen wol gar unsere Königin in die hände geliefert. Abimelech / als aus einen tiefen traum erwecket /hörte nicht sobald seine K \nigin nennen / da vermeinte er / Phalacus müste von ihr wissen / und fragte deshalben ganz eifrig: ob solches gewiß wäre / daß sie sich in Damasco befände? Phalacus beantwortete dieses mit seiner unwissenheit / und vollfůrte seine erzehlung / als Abimelech sein fragen einstellte.
Wie nun / auf diesen unsren großen sieg / der Prinz von Egypten begierig war / die Prinzessin seine schwester zu erlösen / eilte er sofort nach des feindes lager. Als er aber so wenig sie selber / als einige nachricht von ihr erhalten kunte / auch weder den Petosiris noch den Laristenes gefunden / ward er nicht wenig betrübet: da ihme / an wiederfindung seiner schwester / soviel gelegen war. Weil mir die liebe / so unsere Königin zu dieser
Der bediente machte uns ferner wissen / daß / wie wir also den feind geschlagen / der Petosiris die beide Prinzessinnen / als die Amesses und die Orosmada von Sidon / mit ihren leuten / hinweg gefůret / und ihn in der hast zurůcke gelassen håtte: und k \nte er nicht anders vermuten / als daß er äuserst bemühet seyn würde / die Prinzessinnen in Damasco zu bringen. Dieser bericht bewegte den Prinzen von Egypten / daß er den Prinzen von Hevila ům etliche tausend man ansprache / mit denen er den Petosiris suchen und verfolgen wolte / ům verhoffentlich seine schwester zu erl \sen. Als ihme nun hiermit wilfaret worden / eilete er also fůr aus / mitlerweile wir andern gemächlich unsren rückweg hieher namen. Er erhielte zwar die gewiße kundschaft / das Petosiris mit den Prinzessinnen vor ihm wäre. Dieser aber / sich vom Amosis verfolget sehend / gebrauchte sich der list / und n \tigte beide Prinzessinnen / wie auch ihr
Wiewol nun endlich Amosis auf diese getroffen /fande er doch das nicht / was er gesuchet. Als aber die Egypter ihren Kronprinzen erkanten / den sie sehr liebten / schlugen sie sich gleich zu ihme: wie auch vorher viele von den andern gethan hatten / die auf dem gebirge Senir zu uns ůbergegangen. Weil nun diese ihm entdeckten / wie es Petosiris mit seiner schwester angefangen / h \rte er nicht auf / ihn zu verfolgen / und auf alle wege / die nach Damasco gingen / ihm seine leute nachzuschicken. Es war aber alles vergeblich / und wie wir gestern / drei meilen von der stadt / jenseit des Flusses / uns gelagert / da auch Amosis wieder zu uns gestoßen / brachten unsere kundschafter uns gegen dem abend die nachricht / daß der feind aus zweien toren einen starken ausfall gethan hätte: woraus wir uns die vermutung machten /daß Petosiris diese gelegenheit ergriffen haben / und mit seinen verkleidten frauenzimmer in die stadt würde entkommen seyn. Hat dieser (fiele alhier Abimelech dem Phalacus ins wort) einen weg / in Damasco zu kommen / finden können / so ist solches dem Ardeus und Arteman auch nicht unmüglich gewesen. So ist es dan wol nicht anders / unsere Königin wird dem grausamen Belochus in die hände geraten seyn. Die vorbildung dieses unglückes / sezte ihn hierauf aus aller gedult / und vermochte er des Phalacus ferneren bericht nicht anzuhören: der auch zu seiner erzehlung nichtes mehr hinzu zu fügen hatten / als dieses / daß noch diesen abend des Prinzen von Hevila völker im lager ankommen würden.
Wie nun / bei solcher verwirrung / darinn sich
Der Prinz Amosis wuste noch nicht / daß seine Danede mit der Königin von Syrien wäre verloren worden. Weil nun ihn nach dieser seiner Prinzessin / auch den Eridanus zu seiner Delbora zu füren / verlangte /namen sie bald ihren abtritt / und wurden von dem Husan in die für sie zubereitete gezelte geleitet. Mitlerweile aber der Prinz Jethur mit dem Husan abredte / wohin seine ankommende völker solten verleget werden / eileten Eridanus und Amosis nach den zelten der beiden Pinzessinnen von Cus / und vermeinten beiderseits dieselben durch ihre unvermutete ankunft in angeneme bestürzung zu setzen. Weil noch niemand ihnen des Eridanus da-seyn angekündet / so hatte die Delbora sich nichts weniger versehen / als mit dieses ihres gemals gegenwart erfreuet zu werden. Sie befande sich eben in
Vergebet mir / liebste Delbora! (redte er sie an /) daß ich mich so grausam gegen euch erwiesen / und schreibet alles meiner häftigen liebe zu / die mich zu solcher eiversucht gereitzet. Diese worte entdeckten der Delbora völlig / in wessen arme sie geraten. Und weil sie nun / nicht allein aus schůldigkeit / sondern auch freiwillig / diesem ihrem gemal eine herzliche liebe zutruge / als kunte diese zusammenkunft nichts anders / als sonderbare große freude / bei ihr erwecken: wie sie dan solches ihme auch äuserlich zu erkennen gabe / indem sie ihn so fäst in ihre arme schlosse / daß es schiene / als wan sie ihn wieder zu verlieren besorgte. Wisset ihr nun / (sagte sie zu ihme / wie die erste freud-bestürzung fürbei war /) daß eure Delbora unschůldig ist / und daß ihr zu viel gethan /euch also gegen ihr zu erweisen? Ich erkenne solches nicht allein / (gabe ihr Eridanus zur antwort /) sondern finde mich auch unwürdig / eure huld hinwieder zu erlangen / wan ihr mit mir nach recht verfaren woltet. Ihr seit versichert / wertester Prinz! (sagte sie hingegen) daß meine huld euch ewig ganz eigen verbleibet / wan ihr / der meinige zu seyn / euch entschließen werdet. Nimmermehr (versezte er) sol mein herz /auser Delbora / eine andere verehren. Und nimmermehr (fügte sie hinzu) sollet ihr von mir anders h \ren / als daß ich den Eridanus lieben werde.
Die K \nigin Hermione schauete / neben dem Prinzen von Egypten / diesem edlen par mit sonderbarer vergnůgung zu: aber es wurde dem Amosis endlich zu
Nachdem sie hiermit den ganzen tag vergeblich verbracht hatten / stießen sie abends auf die ankommende völker des Prinzen von Hevila: die dieser dapfere Fürst dem betrübten Abimelech / wie auch den anwesenden Syrischen Fürsten / überlieferte. Es mangelte nichtes / als die Königin von Syrien / die freude hierüber v \llig zu entfinden: massen auch ihr zu willen diese ansehnliche
Bei dieser allgemeinen / fülete nun die schöne Roma auch ihre besondere unruhe / indem / die zeitung von des Prinzen Jethurs ankunft / ihr gemůt so sehr eingenommen hatte / daß alles auf einmal bei ihr wieder reg wurde / was sie iemals wegen dieses Prinzen für qual ausgestanden. Sie kunte auch seine vergessenheit nicht verschmerzen / und suchte vergeblich dieses hülfmittel / durch gegen-verachtung sich seiner zu entschlagen. Die K \nigin Hermione / die stäts bei ihr war / auch leid und freude mit ihr gemein hatte /merkte ihr dieses ihr anligen bald ab / welches sie auf ihrem ruhbette / die ganze nacht / in unaufhörlichem ächzen hervorlegte. Hierdurch nun bewogen / ihr zuzureden / stellete sie ihr vor / wie sie nicht allerdings befugt wäre / wegen des Prinzen Jethur sich also zu bezeigen: da ja dessen unbeständigkeit sich nicht blicken lassen / als er in seiner liebe zu ihr noch hoffen dörfen. Da er aber diese hofnung / durch ihre verheuratung an den Tuscus Sicanus / verloren / da hätte ihn allererst der Hercinde schönheit eingenommen: worinn er darům noch zu entschuldigen wäre / und sähe sie kein bedenken / wofern er zu seiner ersten liebe wieder ůmkehren würde / warům sie ihn nicht wieder annemen solte.
Roma fůlete wol in ihrem herzen / daß diese meinung der Hermione ihr nicht entgegen war: massen des angenemen Prinzen von Hevila ehmalige treue liebe / so starke wurzeln gesasset / daß sie vergeblich sich bemůhte / dieselben auszureuten. Sie vermochte aber hierbei
Als diese beide freundinnen mit dergleichen gesprächen fast die ganze nacht zugebracht / und gegen dem morgen kaum eingeschlummert waren / vernamen sie sich bald wieder erweckt / durch die vor ihr zelt fürüber gehende v \lker aus Hevila: welche auf die posten / die sie besetzen solten / gefůret wurden. Weil seit der beiden Aramenen und Prinzessinnen verlustes / iederman / sonderlich aber das frauenzimmer / in schrecken und furcht lebte / als vernamen /diese beide Königinnen aus Kitim / dieses gedrösche /nicht sonder neue angst: welche aber nicht lang wårete / als ihre leute sie berichteten / was dessen ursache gewesen. Sie entschlossen sich aber / nachdem sie angekleidet waren / die Prinzessin Delbora zu besuchen / und ihr wegen ankunft ihres gemals glück
Werteste K \nigin! (sagte Delbora / nach etlichen andern gespråchen / zu der Hermione) es findet der Prinz meine wahl sehr wol ausgedacht / indem ich dem Nabatheer-Fůrsten die sch \ne Hermione zuzubringen verlange / und gestehet er mit mir / daß dieses ein vorteilhafter tausch fůr den Nebajoth seyn wůrde. Diese worte jagten / sowol der K \nigin von Kitim /als dem Eridanus und seiner Delbora selber / eine r \te ab / die doch aus unterschiedenen ursachen entstunde: massen bei dem mohren ein kleiner rest von seiner vorigen eiversucht / bei seiner tugendhaften gemalin die strenge überwindung ihrer selbst / und bei der Hermione die schamhaftigkeit / ein solches gewirket hatte. Wie aber diese Königin der Delbora hierauf zu antworten verzoge / trate die von Salem hinzu / und sagte: Es ist so billig / daß die Königin von Kitim der Prinzessin Delbora vorhaben erfülle / daß ich mich mit auf ihre seite schlagen / und fůr den Nebajoth zu sprechen / mich bemühen werde. Ob des Cimbers tod / (antwortete Hermione) und der Delbora verehlichung / meiner und des Nebajoth fraumutter einigen wunsch zu stand bringen sol / solches stehet lediglich bei des himmels schickung: wan der es versehen hat /so werden sich unsere gemůter beiderseits / auch schon darnach schicken müßen / daß sowol der Prinzessin von Cus / als der K \nigin von Salem wolgemeintes verlangen
Eridanus fragte folgends die Delbora heimlich /wer diese wåre / die mit der K \nigin Hermione zu ihnen gekommen? und hatte er nicht sobald ihren namen erfaren / da eilete er / sie zu begrüßen. Ich achte mich seelig / (sagte er) die K \nigin der Aborigener zu sehen / weil ich weiß / wie hoch ich damit einen freund / den ich mir neulich erworben / werde erfreuen können / wan ich dem die post bringen darf /daß die sch \ne Roma alhier vorhanden sei. Wer k \nte wol (antwortete sie / mit sonderbarer annemlichkeit) der freund seyn / den eine frömde und verlassene alhier erfreuen solte? Ist dan der Prinz von Hevila (versezte Eridanus) so gar vergessen / daß man sich dessen nicht mehr erinnert? Ich sorge / (fiele alhier Hermione der Roma ins wort) meine schwester möchte zu kaltsinnig auf diese frage antworten; darum wil ich es vor sie verrichten / und sagen: daß / wan Jethur noch der jenige ist / der er ehmals zu Trier gewesen / die Roma wol leiden könne / daß ihre anwesenheit ihn erfreue. Er ist mehr / als jemals / (antwortete Eridanus /der Roma nicht g \nnend / dazwischen zu reden) der verliebte Jethur / gleichwie er sich zu Trier erwiesen hat / und kan ich bezeugen / daß er mehr als tausendmal die stunden verfluchet / darin er die Prinzessin Hercinde geliebet: welches auch nimmermehr würde geschehen seyn / wan Tuscus Sicanus ihme nicht seine Roma genommen hätte. Es hatte aber / nach dieses Königs tode / (sagte die angeneme Roma) der Prinz von Hevila dannoch nicht abgelassen / die Hercinde zu lieben. Wie kunte sobald
Vielleicht hat (versezte Roma) die stäts-daurende verachtung der Hercinde / und deren wahl auf den Assyrischen Prinzen verursachet / daß Jethur müde worden / ihre sch \nheit ferner anzubeten? Meine schöne Königin (gabe Eridanus zur antwort) suchet allzu genau / eine ursach an dem Jethur zu finden. Es wird ja sein begangenes verbrechen nicht unter die jenige geh \ren / die nicht zu vergeben sind: sonst wůrde Delbora mir auch nicht haben verzeihen können / daß ich die Prinzessin C \lidiane geliebet / mitlerweile ich sie ungetreu zu seyn vermutet. Daß Cimber eine andere geliebet / (sezte Hermione hinzu) solte mich nicht abgehalten haben / ihn wieder anzunemen / wan nicht sein tod / darzwischen kommend / seine reue und wiederkehr verwehret hätte. Die Königin der Aborigener (sagte Eurilinde) sihet ja alle ihre einwendungen ausgeschlagen / und wird uns müßen gewonnen geben. Weil ich den Prinzen von Hevila kenne / muß ich hier sein wort reden / und mein verlangen bezeugen / ihn vergnůgt zu wissen / welches er mehr als wol verdienet. Die schöne Roma schluge hierauf zu diesen worten die augen nieder / sonder sie zu beantworten.
Als Delbora merkte / daß sie / sich zu erklären beschämet war / wollte sie ihr behülflich seyn / mehr bedenkzeit zu fassen / und sagte: Es war mein Prinz /was ihme / zeit seiner abreise aus Cus / begegnet /eben wie meine beide
Wie sol ich beschreiben (hube er an / zu den drei Königinnen zu reden) die håftige bekümmernis / die mir zu Thauba / der Delbora entfernung / und ihr hinterlassenes schreiben verursachet? da dieselbe so häftig mich angegriffen / daß ich / fast meiner sinnen beraubet / alle meine angelegenheiten im Königreich Cus zurück sezte / und davon zoge / üm / wo müglich / die verlorne Delbora wieder zu finden. Ich muste auf lauter ungewiße vermutungen meine reise anstellen /und begabe mich erstlich hieher nach Syrien / vermeinend / alhier eher / als anderswo / etwas von ihr zu vernemen. Aber alles mein suchen war ůmsonst / und verwehrte mir der hiesige krieg / genåuere erkundigung einzuziehen: der mich auch glauben machte / es wůrde Delbora eher in ihr vatterland Meden gegangen seyn / als in diesem unsichern
Inmittels nun dieser den befehl verrichtete / erlangte ich die kentnis des wackern Prinzens Jethur / der mir so wol anstunde / daß die gleichheit unsrer sinne zwischen uns eine ånge freundschaft hegte / und uns beiderseits antriebe / daß ich ihm offenbarte / wer ich war / und er hingegen aller seiner geheimnise mich kündig machte. Also erfuhre ich dieses Prinzen ganze liebe / und wie es ihm / so wol mit der Roma / als mit der Hercinde / ergangen war: und kan ich mit warheit-grunde bezeugen / daß er der schönen Roma mit der höchsten ehrerbietung gedachte. Weil auch Hercinde noch damals ihr anteil in seinem klagen mit hatte /und er dieser Prinzessin verübte grausamkeit nicht vergessen kunte / als erwehnte er allemal dabei / daß der gerechte himmel es also gefüget / ihn zu straffen /ům daß er eine andere schönheit / als seine Roma /verehren wollen.
Mit der weile kame nun mein ausgeschickter wieder zurücke: welcher nicht gar nach Meden gewesen
Ich rieffe hierbei gleich auf / daß meine Delbora die andere Prinzessin seyn můste / die mit der Prinzessin Amesses / wegen der liebe / die deren bruder / der Amosis zu meiner schwester Danede truge / wůrde kentnis gemacht haben. Ich triebe nun den Prinzen von Hevila eifrig an / den aufbruch seiner v \lker zu beschleunigen /
Wir befanden fůr gut / iemand an sie abzuschicken: worzu der Prinz von Hevila den Elika / seinen vertrautsten und fürnemsten bedienten / erkiesete / und ihn weitläuftig unterrichtete / was und wie er die botschaft ablegen solte. Wie nun dieser hinweg war / verschanzten wir uns aufs bäste: üm auf allen fall bereit zu seyn / ihren angriff auszuhalten. Wir warteten aber beide / mit großer ungedult / auf des Elika wiederkunft:
Als hierneben der Jethur von dem Elika erfuhre /daß Baleus und die Hercinde einander liebten / und also diese Prinzessin von ihrer ehmaligen strenge nachgelassen hatte / verhönete ihn solches dermassen / daß er seinen ohndas-gefassten schluß noch fäster stellte / ihrer zu vergessen / und der sch \nen Roma /als nunmehr witwen / sich völlig wieder zu ergeben. Es ersturbe aber hierbei nicht so gar sein fürwitz / daß er nicht eine begierde solte gefület haben / zu wissen /wie doch die Hercinde sich angestellet / als sie von ihm diese botschaft vernommen. Der Elika stillte dieses sein verlangen / und beschriebe
Dieses alles / wie gesagt / stårkte den verh \nten Jethur in dem vorsatz / nicht mehr nach ihr zu fragen /und reisete er mit so freiem gemüte von dar ab / als wan er niemals die häftige liebesregung entfunden håtte / die diese Prinzessin ihm ehmals verursachet. Alle seine unterredungen / die er mit mir pfloge /waren von der sch \nen witwe des Tuscus Sicanus: da er dan mir alles erzehlte / wie es mit dieser zwang-heurat zugegangen / und wie ihre keusche liebe dadurch wäre getrennet worden.
Wir kamen hiernach an das Senirische gebirge / da wir den Prinzen von Egypten / neben dem feldhaubtman Phalacus / vor uns fanden / die den Egyptern und des Laristenes völkern den durchzug verwehrten: worzu wir dan sehr gewünscht kamen /massen es schon an dem war / daß des feindes macht durchdringen wollen. Der Prinz Amosis erfreute mich alda / mit der unverhoften zeitung von eurem hier seyn / liebste Delbora! und sahe ich mich also gar angenem betrogen: indem ich euch unter den Egyptern gesucht / und nun wieder verhoffen allhier finden solte. Wir erfuhren auch nachgehends / daß die Prinzessin / für welche man euch angesehen / die Orosmada von Sidon gewesen. Ach meine Orosmada! (fiele hier die Königin von Salem dem
Er beschlosse hierauf seine erzehlung mit dem bericht / von ihrem sieg wieder die Egypter und Assyrier / wie auch von der gewißen vermutung / daß die beide Prinzessinnen / von dem Petosiris / in Damasco gebracht worden: deren unglücklichen zufall sie dan sämtlich beklagten und betaureten / weil zu der Amesses ihr vatter eine unziemliche liebe truge / und die Danede nun wieder in des Eliphelet händen ware. Wie komt es aber / (fragte hiernächst die K \nigin Hermione) daß der Prinz von Hevila sich bei uns nicht einfindet / da er doch hier sein liebstes von der welt zu finden hat? Es ist ihm so wenig / als mir / (antwortete Eridanus) bekant gewesen / daß alhier die K \nigin der Aborigener sich aufhalte: massen der Prinz von Egypten ihrer mit keinem wort erwehnet.
Indem trate Abimelech zu ihnen in das gezelt / welcher den Cussitischen feldherrn Hezrai an der hand fürete / und ein freudigers wesen / als man nun an ihm gewonet war / erweisend / in diese worte heraus brache: Wir wissen nun / wo unsere K \niginnen und Prinzessinnen geblieben; man hält sie in Abela gefangen / und hat der edle Hezrai uns diese post mitgebracht. Sie waren alle erfreut / dieses zu vernemen. Wie aber Hezrai
Auf diesen bericht / schauete Eridanus seine Prinzessin an / und sagte: Wir sind erl \set / liebste Delbora! wiewol nicht sonder schmerzen / da ich hierbei einen vatter zu betrauren habe / der uns so viel plage zugezogen. Hiermit drungen dem tugendhaften Prinzen die trånen aus den augen: und eilete er von dieser großen gesellschaft / die durch ankunft der andren Fürsten und kriegsbedienten gemehret wurde / mit seiner Delbora und den Hezrai / in ein neben-zelt /sich ein wenig zu erholen. Als hierauf die K \niginnen den Abimelech fragten / wie es mit den beiden durchleuchtigen Aramenen /
Nach unsrem glücklichen treffen mit dem Scheba und Labdeon / als wir vor zwei tagen / unfern von Abela / da diese große schlacht geschehen / uns gelagert / brachten uns etliche von unsren ausgestellten wachten diesen bericht / daß sie in den nahgelegnen weinbergen einen haufen frömder reuter ersehen / die etliche wägen mit frauenzimmer bei sich gehabt /unter denen sonderlich eine sehr sch \n gewesen / und / wie sie von ferne ausnemen konten / unserer K \nigin geglichen håtte. Diese nachricht bewoge den Hezrai /unsren feldhaubtman / sich dessen eigentlicher zu erkündigen: daher wurde ich mit etlich hunderten beordnet / diesen frömden nachzufolgen / üm zu vernemen / wer sie wären. Wie ich nun auf ihre spur gekommen / und sie meiner ansichtig worden / namen sie eiligst die flucht / und ranten so stark nach Abela zu / daß ich sie nicht einholen kunte. Die zu Abela öffneten ihm die tore: aber mir / als ich auch davor kame / wolten sie nichtes zu willen wissen. Weil eben damals von hier aus dem lager / etliche auf uns stießen / die uns die betrübte post brachten / daß man unsere Königin entfüret / zweifelten wir nicht / daß Abela diesen großen schatz in seinen mauren haben würde. Demnach hießen wir den Celten Hesion / mit etlich tausenden / Abela berennen / ließen das übrige volk im lager / und eilten herůber / dieses hier anzumelden. Wir können aber doch nicht sagen / wer der Königin entfürer sei / oder wie die leute in Abela / die doch stäts gut Syrisch gewesen / zu dieser bosheit seien verleitet worden.
Wolan / ihr edle Syrer! (rieffe hierauf der verliebte Abimelech) wir haben keinen augenblick zu verseumen /
Indem nun also zween liebhabere ihre zufriedenheit zu tage legten / wurde inzwischen der dritte / der Prinz von Hevila / mit dem anschauen seiner Roma /gleich wie von einem blitz überfallen / und kame ihm solches so unvermutet / daß er ganz aus sich selber bliebe / und seine bestürzung allen anwesenden zu erkennen gabe. Und wiewol / diese unversehene gegenwart des Prinzen / bei seiner schönen nichts solches erweckte / so fülete sie demnach bei sich eine große bewegung / als sie denjenigen so pl \tzlich wieder zu sehen bekame / den sie
Ist es můglich / (h \rte sie ihn reden) daß ich die unvergleichliche Roma soll hier finden? Ist es m \glich /(antwortete sie / ihn damit von der erden aufhebend) daß der Prinz von Hevila / eine unglückseelige noch kennet / die schon längst vergessen worden? Weil Jethur durch diesen fürwurf sich getroffen fande / stiegen ihm die tränen häufig in die augen / und wuste er nicht / ob er sich solte schuldig geben oder nicht. Aber die Hermione halfe ihm aus dieser verwirrung /die ihn ümarmend / zu ihm sagte: Sind euch dan eure alte freundinnen so gar aus dem sinn gekommen / daß ihr sie nicht mehr möget in die augen fassen? Jethur /hiermit des Blascons sch \ne tochter erkennend / unterließe nicht / sie zu begrüßen / und ihr sein vergnügen zu bezeugen / daß er sie so unvermutlich angetroffen. Hierauf trate auch die Königin von Salem hinzu / und erinnerte ihn der kentnis / die sie zu Sidon mit ihm gepflogen: da er dan die weiße Eurilinde so fort erkante / und mit verwunderung von ihr vername /daß sie des Melchisedech von Salem gemalin wäre.
Abimelech / dem seine K \nigin alles / wie es mit diesem Prinzen und seiner Roma / wie auch mit dem Tuscus Sicanus beschaffen / entdeckt hatte / erwiese hierob seine freude / den Prinzen von Hevila / den er nun anfinge sehr wert zu halten / so vergnügt zu wissen / und ersuchte ihn / daß er / neben dem Prinzen Suevus / in seiner abwesenheit / bei der belägerung bleiben / und dadurch
Wie nun alles zum aufbruch nach Abela in bereitschaft stunde / wurde Zameis / des Assyrischen Prinzen hofmeister / vor den Abimelech gebracht: welcher sagte / wie daß er / von seines herrn wegen / bei dem dapfern General des Syrischen heers etwas sonderliches anzubringen hätte. Wie nun der Prinz mit ihm auf eine seite getreten / brachte ihm Zameis weitlåufig vor / wie sein herr / neben den beiden schwestern des großen Marsius / und der Hiarbas / zwischen Babel und Syrien frieden zu machen / bemühet wären / auch deshalben Baleus und Hiarbas in Damasco zu kommen / den paß durch das lager begehrten. Der eilfärtige Abimelech / keine ursach findend / ihnen dieses zu versagen / färtigte den Zameis alsofort mit gewůriger antwort ab / und saße hierauf / (sonder jemanden in der eile zu sagen / was des Zameis anbringen gewesen) mit dem König Eridanus / mit dem Amosis / und allen anwesenden Syrischen Fürsten / zu pferde. Also zogen sie / mit einem heer von achttausend auserlesenen Syrern / nach Abela fort: da dan / wie geschwind es auch fortginge / die beide verliebte dannoch über des zuges langsamkeit klagten.
Unterwegs kamen dem Abimelech tausend gedanken
Nachdem sie anderthalben tag und eine nacht auf diesem weg zugebracht / kamen sie folgenden abends vor Abela: da dan / ungeacht der soldaten müdigkeit /alsofort alles zum stůrmen bereitet wurde. Weil aber dieser ort so dapfren helden / die ihn angriffen / zu widerstehen nicht vermochte / als ginge gegen morgen die stadt über / und fiele alles über die schneide des schwerdes / was sich zur gegenwehr sezte. Als sie hierauf nach dem entfůrten frauenzimmer fragten /musten sie mit h \chster bestürzung vernemen / daß die nicht mehr vorhanden / sondern / so bald man vor die stadt gekommen / wären hinaus gebracht worden. Es fehlte nicht viel / daß Abimelech nicht von sinnen gekommen / wie er dieses vername. Als er aber / ein mehrers hiervon zu erfaren / bei den gefangenen ůmfragte / fande sich endlich einer / dessen ansehnliches wesen anzeigte / wie er mehr / als ein gemeiner mensch seyn müste / massen auch den Abimelech dünkte / daß er ihn ehedessen gesehen håtte. Sage mir /
Der Prinz von Gerar / (gabe dieser zur antwort) irret sehr / wan er ihm einbildet / daß allhier die jenigen vorhanden gewesen / die er iezt benennet: massen auser seiner geliebten Prinzessin Cölidiane / die mein herr der Prinz von Hemath entfůret / und der Prinzessin Andagone / wir kein frauenzimmer alhier gesehen. Wie! (rieffe der verliebte Prinz) ist dan die K \nigin von Syrien nicht hier gewesen? Weder sie / (antwortete der andere) noch die benannte manspersonen /haben wir hier gesehen: und so der alte BaalHanan bei dem Prinzen Abimelech noch glauben findet / so wil ich hoffen / man werde diesen meinen bericht nicht in zweifel ziehen. Abimelech erinnerte sich hierauf / wie dieser BaalHanan zu Salem des Bileam hofmeister gewesen / der / nicht allemal mit dem unartigen wesen seines herrn friedlich / sein misfallen darüber öfters bezeuget hatte: daher er / bei seiner damaligen höchsten ungedult / dannoch sich erfreute / daß ihm der himmel diesen menschen in die hånde geliefert hatte / von deme er die warheit zu erfaren hoffen konte. Ach BaalHanan! (sagte er zu ihm) haltet mich nicht lang auf mit eurem bericht / und er \fnet mir bald / was ihr wisset.
Ich wolte mich seelig achten / (antwortete BaalHanan) wan durch den bericht / den ich dem Prinzen von seiner Cölidiane thun kan / ich zugleich das mittel könte weisen / sie aus meines herrn händen zu erretten / der iezt diese tugendhafte Prinzessin / mit der gr \sten lift von der welt / in seine gewalt hat bekommen. Wir waren
Ich must nun mit fort / ungeacht alles meines einredens und abmanens / und kamen wir unbekant in Naphis an / da wir unsre herberg namen bei einem / namens Tabrinnon / der eine Medin namens Sephra gsheuratet / die wir vordem auf unsren reisen nach Bactra wol gekant hatten / und die uns allemal sehr viel gutes erwiesen. Weil bei ihr geschenke und gaben viel verrichten / als wurde sie bald des Bileams leibeigne / und bote sich an / ihme zu verhelfen / daß er die Cölidiane davon bringen könte. Sie ginge viel bei der Prinzessin Danede ab und zu / mit deren die C \lidiane in großer vertreulichkeit lebte: daher sie nicht fůr unmůglich hielte / durch hůlfe des Tabrinnon /ihres mannes / dem Bileam wol zu dienen / als welcher bei hof sich sehr viel vermochte /
Ich wil hier nicht erzehlen / was dieses fůr unmut und verzweifelung in seinen gedanken erwecket / da er meinen gnädigen Prinzen / als seinen glůcklichen mitbuler / so vorteilhaft bei der Prinzessin eingeschrieben sahe. Ich wil auch nicht sagen / wie nahe es ihm gegangen / daß sie ihrem lieben Abimelech / mit verachtung des lebens / so ungemeine liebeszeichen erzeiget. Ich wil aber / ům die gedult meines Prinzen nicht zu misbrauchen / nur dieses sagen / daß / wie die Prinzessin Cölidiane mit der Danede hieher nach Syrien / unter andern auch von dem Hezrai begleitet /gesandt worden / der von dem Bileam erkaufte Tabrinnon auch mit ginge / und mit beirat seiner frauen zu verschiedenen malen bemühet war / uns / die wir unbekant immer mit-reiseten / die unschuldige Cölidiane unterwegs in die hände zu liefern: welches doch / durch tausend hinterungen / allemal vermieden bliebe / und muste Bileam zu Aroer / alwo wir uns immer heimlich aufhielten / von einem tag zum andern harren / bis Tabrinnon und Sephra ihr versprechen würden halten köñen. Oefters redte ich ihm zu / von solchem unfruchtbaren beginnen abzustehen: zumal er ja nicht glücklicher mit der C \lidiane / als ohne sie /seyn würde. Es wolte aber alles nicht verfangen / und tröstete ihn das beispiel der Prinzessin Delbora von Cus:
Weil nun im lager die Sephra stäts üm die Prinzessin war / als vertraute ihr dieselbe / nun ungefär vor sechs oder sieben tagẽ / (doch die ursach / so sie dazu triebe / verschweigend) wie sie gewillet wäre / heimlich ins land Caphtor nach Mazaca zu reisen / und bate sie / ihr dazu behülflich zu seyn. Die Sephra befande solches recht gewünscht für meinen herrn / und tåte es uns gleich nach Aroer zu wissen / mit benennung des tags / da wir auflauren solten. Bileam / voll unbeschreiblicher freude / ermanglete nicht / diesen handel aufs klüglichste anzustellen. Etliche von des Tabrinnons Cussiten begleiteten nun die Prinzessin /die ganz heimlich bei nacht aus dem lager sich hinweg gemacht. Wie nun derẽ fürer / der Cussite Mebunai / dieselbe unter Aroer uns auslieferte / wurde sie von tödlicher angst überfallen / sich in dessen hånden sehend / den sie mehr als den tod hassete. Des Mebunai frau / wie auch die andern weiber / so ům sie waren / fanden gnug mit ihr zu thun / sie lebendig fortzubringen: massen sie ohndas von einer uns-unbekanten betrůbnis angefochten wurde / also daß kein schmerzlichers leiden / als daß ihrige / könte beschrieben werden. Weil aber alles dieses den Bileam nicht zu bewegen vermochte / daß er sie håtte von sich gelassen / als muste diese trostlose mit uns fort /und an stat nach Caphtor den weg zu nemen / mit uns auf Hemath zu reisen.
Wir stießen aber / unfern von Abela / auf ein grosses kriegsheer: vor deme wir uns erstlich in den weinbergen versteckten / aber / weit wir daselbst nicht verborgen blieben / in Abela entweichen musten. Diese stadt /
Als BaalHanan hiermit seine erzehlung geendet /befande sich der Prinz sehr unschlüßig / ob er wieder ümkehren / oder zuvor die Cölidiane zu erretten sich bemühen solte? Doch zoge ihn endlich die Königin von Syrien nach sich / sie ferner zu suchen. Gleichwol hierneben auch der Prinzessin von Caphtor beizuspringen /
Dieser verzweifelte Prinz / vermochte nun zu Abela nit länger zu bleiben. Demnach truge er dem Nahor auf / nach der Cölidiane ferner fleißige kundschaft anzustellen. Den Mitreus aber schickte er / in begleitung BaalHanans / nach Hemath / selbigem reiche den krieg anzukůndigen / wofern man die Prinzessin C \lidiane nicht alsobald wieder auf freien fus stellen wůrde. Weil er die mitgebrachte achttausend Assyrier wegen müdigkeit / nicht mit sich nemen konte / ließe er dieselben unter dem befehl des Nahors stehen / und musten ihm hingegen die zehentausend man folgen /welche der Hezrai von Celten / Syrern und Cussiten zusammen gebracht hatte: mit denen er folgends sein heer üm ein merkliches verstärket. Weil sie nacht und tag fort eileten / als konten sie / den andern nachmittag nach ihrem aufbruch von Abela / das feldlager wieder erreichen. Daselbst nun verursachte ihr leeres wiederkommen eine neue algemeine
Es waren aber / an deren stat / die beide dapfere schwestern des K \nigs von Basan / die Mirina und Hercinde / unversehens im lager angekommen: welche Abimelech / gleich nach seiner ankunft / zu besuchen keinen ümgang nemen kunte. Er fande bei der K \nigin von Elassar / neben ihrer fürtreflichen schwester /alle edle Celten und Teutsche / auser dem einigen Suevus / versamlet / und hatte niemand nötig / nach seiner verrichtung zufragen / weil sein betrübtes wesen ihnen gnugsam ankündigte / daß er vergeblich zu Abela gewesen wäre. Doch machte ihn solches nicht der ehrerbietung gegen dem frauenzimmer vergessen: massen er die beide heldinnen mit großer höflichkeit bewilkomte / und seine erkentlichkeit zu tag legte / üm daß diese durchleuchtige Fürstinnen / wie er hoffe / gleich ihrem bruder dem K \nig von Basan /die Syrische seite zu halten angekommen wären. Sie antworteten ihme mit gleicher h \flichkeit / und beklagten dabei zum höchsten / daß die Königin von Syrien / ům deren willen sie meist angekommen /nicht vorhanden ware: welche erinnerung dem armen Prinzen viel seufzen auspressete / und damit seine häftige betrübnis genugsam zu vorschein brachte.
Er konte aber die sch \nheit der Hercinde nicht gnug betrachten / noch begreifen / warům sein Cimber dieselbe zu lieben / sobald aufgeh \ret / massen er sie /noch vor wenig monden / in Damasco als verliebte beisammen gesehen hatte. Es ware ihm unwissend /was die Roma seiner Königin erzehlet / welcher gestalt die Valentia ihren sohn / den Tuscus Sicanus /überredet hatte / daß er der Hercinde bruder wåre: sonst wůrde er / gleich wie seine Königin / leicht die ursach gefunden
Die betrübte Hercinde bliebe mitlerweile allein /und überlegte mit ihrer getreuen Marpeis / ihren gegenwärtigen zustand. Ach! (sagte sie zu ihr) es ist bereits der dritte tag / seit daß Baleus sich in Damasco befindet / und / gegen unsrer abrede / uns nichtes von seinem zustand wissen lässet. Was kan ich andres hieraus schließen / als daß er entweder meiner vergessen habe / oder zu unglück gekommen sei. Das lezte ist nicht so leicht zu vermuten / als wie das erste: massen ich mich noch wol erinnere / wie sich Baleus angestellet / als er erfahren / daß die Königin von Ninive nicht seine schwester / sondern für die Syrische Aramena wäre erkant worden; es folgte eine entfärbung auf die andere / und bliebe er so aus sich selber /daß ich zu verschiedenen malen
Keine liebe (antwortete hierauf Marpeis) ist iemals sonder eiversucht: darům auch meine Prinzessin solche entfindet / weil sie den Prinzen von Assyrien liebet. Gleichwie aber meist die einbildung eine mutter der eiversucht ist / also hoffe ich / daß nur sie in der großen Hercinde gemůte diese unruh ietzund gebäre. Es ist so unmüglich / daß der Prinz von Assyrien /was er meiner Prinzessin schůldig / vergessen solte /daß er eher zu leben / als sie zu lieben / aufhören wird. Die ursach aber / die diese bestürzung / in erfarung von der K \nigin von Ninive wahrer ankunft / bei dem Prinzen erwecket / kan leichtlich erraten werden; dan selbige ist nichts anders / als der verlust des Syrischen reiches: massen ein Monarch nicht sonder bewegung vernemen kan / daß er ein so großes K \nigreich / wie dieses ist / verlieren sol. Warüm bekomme ich dan keine post? (fragte Hercinde) und was ist die ursach / daß Baleus mir von seiner verrichtung nichts vermeldet? Wie viel tausend hinternisen (antwortete Marpeis) k \nnen solchen verzug verursachen? Wer weiß auch / wie der Prinz von Assyrien den König von Babel gefunden / und was ihme sonst in Damasco mag zugestoßen seyn? Deine liebe zu dem Zameis /(versezte Hercinde /) machet dich so gut Assyrisch /und heiset dich / wan du denselben treu befindest /auch also von dem Baleus urteilen.
Ach Suevus! (widerredte sie) woher wisset ihr /daß des Tuiscons worte also müßen gedeutet werden /und daß mich Assyrien sol seine K \nigin sehen? Vermeinet
Aber / große Prinzessin! (fuhre er fort zu reden) darf ich dan nicht ümständlich wissen / wie es eigentlich / so wol mit endung des Babylonischen kriegs /als mit ihrer herüberkunft / zugegangen? und was befehlen sie / daß man hiervon an den K \nig nach Basan berichte / der täglich von allem / was hier sich begibet / post zu haben verlanget? Eure erinnerung ist billig / mein vatter / (antwortete sie) auch nötiger / als ihr wol vermeinet: weswegen ich ganz bereit bin /euch hierin alsofort zu vergnůgen. Wie nun die Prinzessin dem Suevus einen stul setzen lassen / erzehlte sie / was er verlanget / und vername er also den.
Es gehet nun ongefär in den vierten mond / daß ich nach Basan kame: und könnet ihr selber zeugen / wie verbittert ich über den Prinzen von Assyrien gewesen / daß der / auf des Rames schloß / sich so vorteilhaftig für die damalige jungfrau der Königin von Ninive /in meiner gegenwart / erklären dorfte. Ich triebe auch deshalben / meinem ersten fůrnemen gemäs / das mich aus Elassar gebracht hatte / so eifrig an der kriegsrüstung wider Assyrien / daß ich schon in zehntausend Celten / die meiner schwester solten zugefüret werden / völlig in bereitschaft hatte. Es kamen aber schreiben von der Königin zu Ninive / und von dem König /meinem bruder: die nicht allein den Baleus in allem entschüldigten / massen er in beigefügten reimen selbst mit gethan hatte / sondern auch mir befohlen /diese Prinzen liebe anzunemen / und damit des Tuiscons profezeiung zu erfůllen. Ein so angenemer befehl / der mir von meinem König kame / neben der h \flichen fürbitte der schönen Ninivitin / und der entschüldigung des Prinzen / konten keine andere wirkung bei mir haben / als wie sie es verlangt hatten.
Ich zoge nun zwar mit meinem heer fort / nicht aber in meinung / Assyrien zu bekriegen / sondern zwischen meiner erzürnten schwester und dem Prinzen Baleus frieden zu machen. Weil ihr meine schwachheit wisset / darf ich euch nicht beschreiben / was ich alles auf diesem weg in mir entfunden / und wie Marpeis keinen tag vorbeigehen lassen / darin sie nicht des Baleus wort bei mir gehalten hatte: wozu ihr dan der Königin von
Meine ankunft erweckte anfänglich nicht geringe freude / wie man mich noch ja so verbittert / als wie die Mirina war / gegen den Baleus ansahe. Als ich aber meiner schwester dieses Prinzen unschuld zu entdecken begunte / und daß mein name Assur / den ich fůrete / alles dieses angerichtet håtte / auch wie ihre jungfrau Simede / neben meiner Marpeis / mich dem Baleus in der Mirina armen ligend bei nacht gezeiget: erbosete die K \nigin dermassen gegen die arme Simede / daß / ungeacht aller ihrer treuen dienste / und meiner inständigen vorbitte / sie vor ihre augen nicht mehr kommen / sondern den hof verlassen muste. Sie bliebe auch ja so verbittert gegen dem Baleus / als sie zuvor gewesen / und beharrete auf ihrem fürhaben /seinet wegen wider Assyrien den krieg anzufahen: massen sie ihme das nicht wolte zu gut halten / daß er / was er ihm ůbels von ihr eingebildet / also kund gemacht hatte. Ich wuste bei solcher beschaffenheit nicht / wie ich mich bezeigen solte: dan ich mit meinen zehntausend Celten mich zu schwach befande /der macht von Elassar zu widerstehen. Demnach hielte ich es fůr rätlicher / gemach zu thun / als durch unzeitigen eifer alles zu verderben.
Der hi el schickte aber eine sehr gewünschte gelegenheit /
Was håtte Mirina scheinbarers / als eben dieses /ihren ständen vorbringen k \nnen? welches / so tyrannisch es
Indem nun / unter den ben \tigten zurüstungen / etliche wochen verstrichen / kame inzwischen / das gerüchte hiervon / auch dem verliebten Hiarbas nach Ophir zu ohren: welcher ungeacht er das leztemal von der Mirina sehr ůbel abgewiesen worden / dannoch gegen ihr in beständiger liebe verharret. Er hatte seine heimliche kundschafter hinterlassen / die ihm nach Ophir alles berichteten / was in Elassar vorginge. Sobald nun dieser gehöret / daß durch ůberwindung des drachen seine Mirina zu erlangen wåre / bedachte er sich keinen augenblick / und fassete gleich die entschließung / unbekant nach Elassar zu gehen / und für einen kämpfer sich anzumelden. Er hatte aber einen schweren krieg auf dem halfe / mit dem Prinzen Armizar / der ihm die Kron von Ophir bestritte /
Er kame an den ort / wo dieser kampf geschehen solte / eben den tag als wir und das ganze Elassar alda versamlet waren. Ich muß euch aber / mein vatter! zuvor diesen ort beschreiben / da der drache sich aufhielte / üm mich in meiner erzehlung vernemlicher zu machen. Es machet der fluß Euleus eine halbe Insel / ungefär auf ein viertel wegs groß / die auf der einen seite an dem erschrecklichen gebirge hänget /welches Ophir von Elassar unterscheidet: und ware dieses fr \mde tier / aus den hölen daselbst / etwan vor dreien monden am ersten hervor gekommen. Dieses ungeheur pflegte den ab- und zufluß des stroms / der sich mit dem mond vermehret und vermindert / in acht zu nemen / und allemal auf das land zu gehen / wan das wasser klein wurde: da es dan alles ůmher verheerte / und folgends / wan der strom wieder anliefe /sich zurůck in seine vestung begabe. Weil nun solches mit großem schaden der anwoner geschehen / als ware jederman furchtsam / sich vor diesem greulichen tier sehen zu lassen: zu geschweigen / daß iemand sich an dasselbe hätte reiben sollen.
Man hatte nun eine zeit benennet / da das wasser alle ufer anfüllte / und eine erhabene schaubůne an dem strand des Euleus für uns aufgerichtet: die aber /so kämpfen wolten / solten aus schiffen in die Insel fahren / und entweder zu dem tier in seine höle hinein gehen /
Hiarbas / der unbekant sich herzu gemacht / besorgte / seine noch unsichtbare mitbulere möchten /ehe es an ihnkäme / das glück erlangen und den sieg davon tragen. Demnach erwartete er nicht / bis das zeichen solte gegeben werden / sondern eilete / weil iedem überzufaren erlaubt war / auf seinem bestellten schiffe unversehens gegen der Insel. Seine ansehnliche gestalt / neben seinem freien wesen / erweckte ihm gleich bei dem ganzen volk eine wolneigung / aus welcher dan ein großes erbarmen entsprunge / und die furcht / das dieser küne held in so gefårlichem streite unterligen m \chte. Indem er nun an der Insul ausstiege / sahe ich meine schwester an / und fragte: Ob sie nicht betaurete / daß ein so ansehnlicher ritter ihrentwegen so jämmerlich sein leben verlieren solte? Sie beantwortete dieses gar kaltsinnig / und sagte: Es sei solches seine eigne schuld und sein freier wille / und hätte sie darüm sich dahin erklåret / weil sie nicht geglaubet / daß iemand so nårrisch seyn wůrde / sich eines solchen zu unterfangen. Indem sie aber / wer dieser seyn möchte / sich begierig erwiese / und niemand sie berichten kunte / sahen wir das ungeheur /aus seiner höle hervor
Niemand hatte vermutet / daß dieses tier schwimmen kunte / weil es sich nie ins wasser gewaget. Der schrecken wurde so groß / daß iederman sich auf die flucht begabe. Mirina und ich / blieben allein auf unsren stellen / und machten unsere b \gen färtig / die wir zu füren pflegten / üm den drachen damit zu entfangen. Aber der Hiarbas wolte uns diesen sieg nicht gönnen / sondern sezte / mit unser aller bestürzung /dem drachen in das
Man risse ihm gleich den helm vom gesichte / und ward er also für den König Hiarbas erkennet. Alle vorige bestürzung ware mit dieser nicht zu vergleichen /die hierüber bei allen anwesenden entstunde. Mirina selbst wuste solches nicht zu bergen / und sahe man wol / daß ihr dieser sieg lieber von dem Hiarbas / als sonst von jemanden / wäre. Man sorgte nun gleich für seine wunden / und ward er / als man ihn wieder erquicket / vor die ärzte gebracht: die zu unaussprechlicher freude des volks beteureten / daß keine von seinen wunden t \dlich oder gefärlich wäre. Ganz Elassar sahe ihn nun an / als seinen König / und feirete ich nicht / der Mirina so eifrig / als wie ihre stände / zuzureden / daß sie doch gutwillig sich dazu verstehen wolte / worzu sie nun von rechtswegen verbunden ware. Demnach entzoge sie sich nicht / den verliebten Hiarbas zu besuchen: da sie dan / durch die hofnung /die sie ihm gabe / sein gemüte dergestalt erquickte /daß sein leib dessen mit zu genießen hatte / und er also in weniger zeit wieder zu völligen kräften gelangte. Der ungehorsam / welchen Hiarbas ehmals seiner Mirina
Aber diese seine ruhe ward ihm verstöret / durch die widrige zeitung aus Ophir / daß Armizar aller orten obgesieget / und nicht allein Havila / die k \nigliche haubtstadt / eingenommen / und die seinigen, so ihm noch angehangen / in die flucht geschlagen / sondern auch bereits die königliche Kron aufgesezt hätte. Der verlust dieses großen reichs / schmerzte ihn nicht so sehr fůr seine eigne person / als wegen der Mirina: massen sein tugendhaftes gemüt ihm wol sagte / daß er doch dem Armizar das reich Ophir mit unrecht wůrde vorenthalten haben. Er beklagte nur / daß er nicht seiner Königin / gleichwie sie ihm / eine kron zubringen solte: wiewol solches bei ihr die liebe gegen ihm nicht verminderte / und tröstete sie ihn damit / daß er den Ophirischen verlust an Assyrien hinwieder könte ersezt bekommen / wan er selbiges reich ihr wolte bekriegen helfen. Hierzu erklärte er sich willigst / weil nun / in allen dingen der Mirina zu fugen / und / durch verweigerung / nicht zum dritten mal ihre ungunst auf sich zu laden / seine höchste angelegenheit ware.
Solcher gestalt vermochte ich nicht länger zu hintern / daß der zug nach Assyrien nicht fortgegangen wäre. Es kame zwar Zameis von dem Assyrischen Prinzen nach Susa / und entschüldigte auf das beweglichste / was sein herr ihr hatte zuwider gethan. Aber diese demůtigung wolte auch nichts verfangen / und steifte sie sich auf dem einmal gefassten schluß /durch verheerung des Babylonischẽ reichs / an dem Baleus sich zu råchen. Bei dieser beschaffenheit /wuste nun Zameis nicht / wie
Wie nun Zameis hinweg war / ginge unser zug nach Assyrien fort / und redte ich meiner schwester nichts mehr entgegen / weil ich es für unzeitig erkante / sondern wartete nach einer bequemen gelegenheit /mein vorhaben ins werk zu setzen. Hiarbas muste mir hierzu am meisten dienen / dem ich vorstellte / wiedaß Mirina ohnzweifel den Baleus noch liebte / weil sie nicht verschmerzen könte / daß er sie verlassen hätte: m \chte er demnach acht haben / daß er nicht seinem mitbuler diente / indem er vermeinte / ihm schaden zu zufügen. Der verliebte
Dieses nun ins werk zu stellen / täte ich heimlich dem Baleus / durch einen meiner getreusten Celten /zu wissen / daß er solte gelegenheit suchen / unbekant zu mir in unser lager zu kommen: welches ein befehl war / den er mit der höchsten vergnůgung ins werk sezte; und ginge es so ganz unvermerkt zu / daß niemand / als die es wissen dorften / seine ankunft erfuhren. Das erste / so er tåte / wie er mich ersehen / war dieses / daß er mir zu fus fiele / und durch tausend bezeugungen mir erwiese / wie ihn diese meine gnad-huld ganz auser sich selbst gesetzet. Ihr könnet leicht ermessen / mein vatter! wie mir müsse zu mut gewesen seyn / diesen angenemen zerstörer meiner ruhe dergestalt mein eigen zu sehen / und nun von aller andern liebesneigung frei zu wissen. Was wir alles geredet / ist unnötig hier zu wiederholen: und k \nnet ihr selbst euch solches leichtlich vorstellen / wan ihr zurück denket / wie ehmals eure unterredungen mit der schönen Ogire gelautet. Ich eröfnete ihm aber meinen anschlag / wie er die Mirina begütigen solte: das ihme dan alles wol gefiele. Nachdem wir länger / als ich anfangs
Folgenden tags / da eine schlacht solte gehalten werden / ware die erhizte Mirina mit dem tage auf /alles selber in ordnung zu stellen: und verrichtete ich solches auch bei meinen Celten / wiewol nicht üm einerlei zwecks und ursache willen. Es stunden nun schon beide kriegsheere gegen einander / und solte indem das treffen angehen / als der Assyrische Prinz /abgeredter massen / mit niedergebogener lanze / dergleichen auch sein ganzes heer thun muste / auf uns zugerant kame / und vom weiten absteigend zu der Mirina eilte / sich gegen ihr bis auf die erde neigte /und zu ihr sagte: Ich finde mich schüldig / große Königin! und bezeuge vor aller welt / daß ich der tugendvolkommenen Mirina zu nahe gethan; weswegen ich auch gutwillig mich samt meinem heer überwunden erkenne / und alle die straffe auszustehen mich anheisig mache / die man wird von mir begehren können. Hiermit kehrte er sich zu mir / mir ebenfalls vor allem volk solche ehre zu erzeigen: mich ersuchende / daß ich meinen zorn fahren lassen / und seine unterwerfung willigst aufnemen wolte. Das hitzige gemüt der Mirina wankte noch im zweifel / was sie hiebei fürnemen solte / als Hiarbas und alle hohe kriegsbediente des heers herzu traten / und diese demůtigung des großen Baleus dermassen erhoben / daß ich fast nicht nötig hatte / etwas dazu zu sagen: dan sie richteten damit soviel aus / daß Mirina vom pferd sprange /und in gegenwart beider heere den Prinzen von Assyrien ůmarmete.
Hiarbas und ich / wären hierüber fast eiversüchtig worden. Aber die Mirina fürete den Baleus bei der
Wir zogen hierauf miteinander nach Sephar / und hielten raht / was wir ferner vorzunemen hatten. Baleus ware / bei aller seiner vergnügung / sehr unruhig / wan er bedachte / daß der König sein herrvatter /seine heurat / in betracht der K \nigin von Elam / die man ihme mit gewalt geben wolte / nicht billigen /und also der zwischen Basan und Babel aufgerichtete friede von den seinigen hintertrieben werden möchte. Hierzu kam noch dieses / daß von allen orten her soviel widrige zeitungen einliefen / die nicht gut für Assyrien waren: unter denen der aufstand in Meden / wie auch hiesige unruhe in Syrien / den Prinzen nicht wenig bekümmerten. Wir vernamen auch von hier so viel seltsames und ungewißes / daß wir nicht wusten /was wir gläuben
Wie nun Baleus vername / daß seine bisher-geglaubte schwester / die schöne Delbois / die Syrische Aramena wäre / entfärbte er sich ganz darüber / und geriete in so tiefe gedanken / daß er lang aus denselben nicht wieder zu bringen ware. Ich / die am meisten solches an ihm beobachtet / redte ihm deswegen zu / und sagte: woher komt es / mein Prinz! daß /diese zeitung von der Königin Aramena / euch so bestürzt lässet? Thut dan solches etwas zu verschlimmerung eures zustandes / nun ihr wisset / daß ihr an dieser sch \nen keine schwester mehr habet? Mein zustand (antwortete mir Baleus /) wird hierdurch nicht bäßer / daß die rechte erbin von Syrien sich wieder gefunden hat: massen wir üm des willen dieses mächtige reich nicht mit recht behalten k \nnen / durch dessen verlierung aber den Babylonischen tron sehr geschwächt sehen werden. Der König von Basan (widerredte ich ihm) liebet diese schöne nunmehr-erkante Syrerin / wie ich euch vertrauet: werdet ihr ihm nun verhelfen / ihre huld zu erlangen / so hat Babel sich niemals vor Syrien zu fůrchten; weil ich für den Marsius gutsagen wil / daß der forthin eures hauses treuer bundsgenoße seyn und bleiben werde. Der Prinz von Gerar / (antwortete er mir / und / wie mich důnkte / nicht sonder seufzen) stehet so fest in
Solche und dergleichen reden fürete damals Baleus / deren ich zu dem ende hier erwehne / damit ihr daraus abnemet / wie meine jetzige unzufriedenheit nicht sonder grund sei / und ich nicht ohne ursach an des Assyrischen Prinzen beståndigkeit zu zweiflen habe: massen ich nochmals noch mehr dergleichen ůmstände beachtet / die mir dieses mehr dan zu viel angedeutet. Meine Prinzessin vergebe mir / (fiele alhier der Prinz Suevus ihr in die rede) wan ich hierinn ihr widerspreche / und sage: wiedaß ich aus deme / was ich noch geh \ret / keine solche unbeständigkeit des Baleus abnemen kan / dergleichen sie daraus erzwingen wollen.
Ach Suevus! (antwortete Hercinde) dieses saget ihr mir nur zum trost / und machet euch darin meiner schwachheit gefällig / die ihr hierdurch angefochten spüret. Um aber euch zu erweisen / daß ich nicht sonder ursach mit dem Baleus eifere / so wisset ferner /wie daß
Wie nun sie / diese gedanken ihm aus dem sin zu bringen / beschäftigt war / und ich andersteils den Baleus ferner zu beobachten mir angelegen seyn ließe /fande ich ihn eines tags in einem walde ganz allein /da er sich an einem bach niedergesetzet / und ganz betrübt seinen sinnen geh \r gabe. Als er mich ersehen /name er zwar ein freudigere wesen an sich: selbiges aber ware so gezwungen / daß ich ursach genug hatte / ihn zu fragen / was ihn doch so sehr betrübte? Solte ich nicht / (antwortete er mir / seufzend) herzlich beklagen / daß ich mein haus in solchen zustand finde /und keinen raht zu ersinnen weiß / wie ich ihm dienen könne? Syrien / gehet verloren. Meden / stehet in gefahr. Und diejenige / die
Diesen meinen raht name der Prinz ganz freudig an / und veranlaßete solcher / daß unter uns folgends hiervon unterredung gepflogen wurde. Nach ůberlegung aller ümstånde / fiele dieser schluß / daß wir alle dreie / Mirina und Baleus iedes mit ihren zwanzig tausenden / und ich mit meinen zehn tausend Celten /uns zusammen vereinigen / und / weder die Babylonische noch Syrische seite haltend / schiedsleute abgeben / und an die Syrische gränze uns setzen / auch beiden teilen / mit vorschlagung gewißer puncten /solches unser vorhaben alsofort ankünden wolten. Es ginge aber kürzlich unser vorschlag dahinaus / daß man an Syrischer seite das k \nigreich Ninive abtreten / und an das haus Babel ewig einverleiben / und zwar sofort der Prinz
Wie nun dieses fäst gesetzet war / kame die zeitung / daß der Zalmon aus Ninive mit zw \lftausend Assyriern in das Babylonische angelangt wäre: welches uns unsren aufbruch beschleunigen machte / weil Baleus befahrte / daß mit der weile die macht der andern Babylonier zu sehr wachsen / und dadurch ihme sein ziel verruckt werden möchte. Es war aber die Mirina darüm hierbei mit ihrem beistande so willig / weil sie vernünftig überlegte / daß guten teils die ruhe von Elassar hierinn mit bestehen würde / wann Asien dergestalt den frieden erlangte. Ich wil aber hier in vertrauen euch nicht bergen daß ihr absehen heimlich zugleich mit auf Basan ginge / welches sie / als ihr grosvätterliches erbe / wider den Tuscus Sicanus verfechten wolte / wann der / im fall unser bruder / der Marsius / nach Celten gehen solte / als bei uns die rede sich ausbreitete / ům das reich Basan sich würde annemen wollen. Zwar sie hat mir diese ihre gedanken niemals er \fnet / weil sie wol weiß / wie hoch ich den Tuscus Sicanus liebe: massen ich zwischen dem und meinem bruder fast keinen unterscheid zu machen weiß / und daher des einen wolergehen so hoch als des andern wünsche. Ich habe es aber von dem Hiarbas erfahren / und werde euch solches ümståndlicher
Diese nachricht / (sagte hierauf Suevus) die mir meine Prinzessin hat gönnen wollen / ist warlich nicht aus der acht zu lassen. Es ist ja an deme / daß meines K \nigs unglückliche liebe ihn auf die gedanken gebracht / Asien zu verlassen / und in sein entferntes Celten zu gehen / üm desto eher die jenige aus seinem sinne zu bringen / die ihm alle seine ruhe gestöret /und ist er vorhabens worden / dem Tuscus Sicanus das reich Basan abzutreten: weswegen dan wol nötig seyn wird / auf der Mirina thun ein wachendes aug zu haben. Weil ich mit dem König der Aborigener briefe wechsle (antwortete Hercinde) als habe ich schon vor etlichen wochen / ihn dieserwegen / doch sonder die Mirina noch einige person zu nennen / gewarnet / üm sich in acht zu nemen / und sein volk auf dem Riphatischen gebirge zusammen zu ziehen / weil ihm eine sonderbare gefahr drohete. Dieses wird dan ursach gegeben haben (versezte Suevus) daß dieser K \nig sofort von hier nach dem Riphatischen gebirge gezogen: und hielte ich bisher dafür / daß allein seine verzweiftlte liebe ihn so weit hinweg getrieben hätte. Ob wol diese (sagte Hercinde) seine betrübnis måchtig bef \rdert / so hintert sie jedoch nicht seine fůrsichtigkeit / acht auf seine schanze zu geben / und seine angelegenheit zu bedenken.
Wir wollen aber (fuhre sie fort) hiervon hernach reden / und habe ich iezt / meine erzehlung zu volfüren / euch noch zu sagen / daß wir also mit fůnfzig tausend man aufgebrochen / und hieher uns wendend /bis an das gebirge Singara in Mesopotamien gelanget: alda wir eine weile ausruheten und auf die nachkommende
Es hatte aber diese eiversucht daher gerüret / weil ich mich nicht überwinden konte / zu vertragen / daß Baleus / üm daß er der K \nigin von Syrien bildnis verloren / sich nicht zu frieden geben / sondern den kåmmerling Abdemon / der bei diesem verlust seine nachläßigkeit erwiesen / nicht eher wieder vor seine augen wolte kommen lassen / bis er dieses kleinod wieder gefunden håtte. Ich konte nicht ůmhin / dieserwegen mich zu beschweren / und sagte: wie daß ich nicht glaubte / daß er sich solcher massen wůrde betrüben k \nnen / wan er mein bildnis verloren hätte. Er widersprache zwar solches mit vielen h \flichen worten / ließe aber doch darbei den eifer nicht blicken /den ich dazu erforderte; und verdroße mich das am meisten / daß er / sich stellend / als ob er mein misfallen nicht merkte / gleichwol fortfuhre / seinen verlust zu beklagen. Ich sprache ihm trost ein / wiewol er nicht von herzen ginge / und sagte: wie daß ja sein verlust ihm wieder könte ersetzet werden / wan er zu der sch \nen Aramena
In solcher unruhe fande mich nun der Elika / den ich ehmals in Celten gekennet / und stunde Baleus bei mir / als mir der den grus von seinen herrn brachte. Weil ich zu dieser besuchung mein gemüte schon vorbereitet hatte / als ließe ich keine bestürzung blicken /wol aber eine gr \ßere freude / als ich in der that entfunde: üm einiger massen an dem Baleus mich zu rächen. Mitlerweile ich nun den Elika üm den zustand seines herrn fragte / gabe ich achtung auf des Baleus gebården: der aber nichts weniger / als eine eiversucht / die ich von ihm erwartet / erscheinen ließe / und ganz kaltsinnig anhörte / was ich vorteiliges für den Prinzen Jethur redete. Als auch der Elika abgefärtigt war / fuhre ich fort / den Prinzen von Hevila gegen dem Baleus zu rümen: der mir dan sich nur gar zu gefållig hierin erwiese / und wegen des guten gerůchtes /daß er von ihme geh \ret / ihn bis an den himmel mit erhube / und ferner ganz keine eiversucht noch sorgfalt erwiese / daß dessen ehmalige liebe ihm schaden möchte. Alle diese dinge vermehrten nun meine vermutung / daß die alte unbeständigkeit bei dem Baleus sich wieder eingefunden hatte.
Mitlerweile ich aber mich damit in geheim quälte /entfunde der Hiarbas auch sein leiden / da Mirina /keine geringe unversönlichkeit hierdurch bezeugend /ihren alten groll gegen euch / mein yatter / wieder hervorsuchte / und
Es hat diese K \nigin / nach ihrer flucht aus Basan /jederzeit heimlich einen grossen anhang im reiche behalten: massen fůrnemlich die riesen noch auf ihrer seite sind / sonderlich die Hazorim und Aim in Moab. Es ist auch der Gaisus / wie auch der Ister / und mehr andere von den grossen bei hof / ihr so ergeben / daß sie von ihnen bisher alles erfahren hat / was auch in dem geheimesten raht des Trebetes fürgefallen. Die schwürigkeit / so die Celten / wegen der ståtigen abwesenheit ihres Königs / erwiesen / kame der Mirina auch treflich zu statten / ihren anhang immer größer /und ihre person dem volk beliebter zu machen. Weil sie / wie gesagt / alles erfuhre / als bliebe ihr auch die ankunft des Königs der Aborigener nicht verborgen /noch weniger der zwischen
Die große kriegszurüstungen in Elassar / hatten fürnemlich dieses absehen / und war der Assyrische krieg nur die schein-ursache: massen sie / auf solche weise mit dem Baleus sich zu vergleichen schon beschlossen gehabt / wan er nåmlich / daß er ihr zu viel gethan / erkennen würde. Die hůlfv \lker / die ich ihr zugefüret / wie auch die dreißigtausend mann / so hier in Syrien unter eurem gebot stehen / helfen ihr fůrhaben sehr stärken und bef \rdern / weil deren abwesenheit Basan sehr schwächet. Nachdem auch alle fůrnemste Amoritische geschlechter / nämlich die Evi /Reken und Reba / ihr zu gebot stehen / und sie vernommen hat / daß unser bruder nach Celten gedenket / als ware ihr vorhaben / wie wir noch auf dem Singarischen gebirge stunden / (welches sie dem Hiarbas /und er mir / entdecket) daß sie / sobald wir hier wie der angelanget / und unsere friedenshandlung zwischen den Babyloniern und Syrern würden fürgenommen haben / den lärmen zu Hazezon Thamar wolte angehen lassen: da Hiarbas die Egypter auf ihre seite zu bringen / sich bemůhen / euch aber / mein vatter! vorher auf die seite raumen solte / als denjenigen / der ihrem vornemen die meiste hinternis bringen könte.
Ich entsehe mich / dieses von meiner schwester euch zu offenbaren. Weil aber ihre grosmut / oder vielmehr
O unversönlicher haß / (rieffe alhier der Prinz Suevus) den ich mit recht-thun erlangt habe! Wie unterschieden ist doch diese Königin von ihrem edlen bruder / der niemals dergleichen zorn gegen einigem menschen hegen k \nnen. Weil sie in der ehrsucht sich also vertieffet / (antwortete Hercinde /) und ihr / mein vatter! dieselbe ihr verstöret / als kan solches von ihr nicht verschmerzet werden: und fůrchtet sie sich / wie vielleicht nicht unbillig / daß ihr ferner ihrem fůrhaben große hinternis bringen möchtet. Das werde ich versichert thun /
Wie nun Suevus / durch sein stillschweigen / zu tag gegeben / daß er solchen raht zu hören verlangte /sagte Hercinde ferner: der könig von Basan ist mir lieb; ich liebe auch den König der Aborigener / als einen bruder; Mirina / ist meine schwester; und euch verehre ich / als meinen vatter: daher euer aller wolfart mich angehet / und ich solche zu befördern wünsche. Weil nun Marsius nach Celten zu gehen / und dem Tuscus Sicanus seine eroberte reiche in Asien zu ůberlassen / gewillet ist: so thut dan so wol / und helfet beide K \nige bereden / daß sie / der Mirina ehrsucht zu vergnügen / ihr das gebirge der Amoriter /oder Moab / einraumen. Sie hat solches einiger massen / als eine tochter des alten Marsius / zu fordern: und werde ich ihr / auf den fall / auch mein anteil willigst abtreten. Sie wird / durch diese grosmut ůberwunden / sich entschließen / alles ihr vorhaben fallen zu lassen. Ihre macht / so wol aus Elassar / als auch in Basan selbst / und die sie aus Egypten zu hoffen hat / ist nicht gering noch zu verachten: und da sie /bei ietziger allgemeinen unruhe in ganz Asien / ihr fürhaben zu werk färtigen solte / würde solches unaussprechlich viel unheil nach sich ziehen: und sehe ich nicht / von wem und wie ihr solches zu wehren wäre. Zwar habe ich / wie ich bereits erwehnet / an den Tuscus Sicanus geschrieben / und denselben vermanet / sich mit seinen Aborigenern zu nåhern. Ich bin auch
Was! (sagte Suevus hierauf) sol ich / der ich über dreißig tausend man hier zu gebieten habe / vor einem weibe fliehen / und derjenigen bei dem Marsius und Tuscus Sicanus ein k \nigreich zu wege bringen / die mein blut so dürstiglich begehret? Edler Suevus! (antwortete Hercinde gar sanftmůtig) ich verdenke euch nicht / üm euren billigen eiver / der euch also reden machet. Wan ihr aber solchen ein wenig beiseit setzet / und dieses werck recht ůberleget / so werdet ihr sicherlich andere worte füren. Es ist wahr / ihr habet dreißig tausend man zu eurem gebote. Wisset ihr aber nicht / daß unfern von hier bei funfzig tausend / der Mirina zum beistande / bereitet stehen / und daß /unter euren Celten / vieleicht wol die hälfte dem Gaisus / und folgbar meiner schwester / anhangen? Wollet ihr wider sie euch regen? Was würdet ihr dadurch für eine unruhe hier im lager anstiften? und was großen vorteil würdet ihr damit dem feinde einraumen /hiesiger verwirrung sich zu bedienen? Meinet ihr /daß ich alsdan
Dieser grosmütigen Prinzessin zu ehren / (rieffe hierauf Suevus) wil ich dero rate folgen / und es also anschlagen / wie sie es verlanget. Weil ich aber / bei ietziger beschaffenheit / mein heer alhier nicht wol verlassen kan / zumal ich nun weiß / wie wenig ich mich zu dem Gaisus zu versehen habe / als werde ich nur noch wenig tage verziehen müßen. Ich erwarte alhier den Prinzen Baalis / mit zehntausend Celten: wan dieser angekommen / will ich so fort nach Basan gehen / und der schönsten Hercinde befehl ausrichten. Ehe und bevor der Hiarbas (sagte die Prinzessin) aus Damasco wiederkehret / ist eben die eilfärtigkeit so nötig nicht / weil ohne denselben die Mirina nichts beginnen wird. Doch ist dieses wol in acht zu nemen /daß ihr eure leibwachten mit treu-erkanten leuten besetzet / und euch wol vorsehet / daß nicht tůckischer weise / (dan \ffentlich hat es keine gefahr) euch nachgestellet werde. Diese gůtige vorsorge und erinnerung / (antwortete Suevus /) werde ich nicht aus der acht lassen. Weil wir aber / wegen
Dieses kan ich / (gabe sie zur antwort /) mit wenig worten verrichten. Als unser heer an dem Singarischen gebirge ein zeitlang ausgeruhet / ginge der fortzug gerad hieher: da wir / im näher-kommen / einen schluß fassen musten / wie wir uns alhier bezeigen /und welcher gestalt wir unsere friedens-vorschläge beiden teilen ankünden wolten. Hiarbas riete / man solte ihn lassen nach Damasco reisen / da er den K \nig Pharao / seinen herrvattern / bald hierzu zu bereden verhoffete. Baleus beliebte solches / und erbote sich / hieher in das lager zu gehen / üm der Königin Aramena einen gleichmäßigen vortrag zu thun. Aber meine eiversüchtige liebe triebe mich / diesem vorhaben des Baleus zu widersprechen: und / die rechte ursach verhelend / welche war / daß ich ihn nicht bei der sch \nen Syrerin wissen kunte / ersonne ich etliche andere / brachte es auch / mit hülfe der Assyrier / die üm den Prinzen waren / zu diesem schluß / daß sie beide nach Damasco / meine schwester aber und ich hieher ins lager gehen solten: und wurde zu dem ende der Zameis abgefärtigt / bei dem Prinzen Abimelech / als hiesigem General / für beide Prinzen urlaubnis zu begehren / daß sie mit ihren leuten / durch das lager /nach Damasco gehen möchten.
Er kame bald mit gewüriger antwort zurücke / und ginge darauf die reise fort / die wir mit tausend Celten / tausend Assyriern und so vielen aus Elassar verrichteten: das übrige heer / unter dem befehl des dapfern Heleb aus Ophir / zu rück lassend / welcher stäts bei dem Prinzen Hiarbas geblieben war / und zur zeit seines
Wusten sie dan schon / (fragte Suevus) wie sie herkamen / daß die Königinnen von Syrien und Ninive uns entfüret worden? Das geringste nicht! (gabe die Prinzessin zur antwort /) dan der Zameis / weil er hierům sich nicht bekümmert / auch allein den Prinzen Abimelech ansprechen dorfte / hiervon keine nachricht erlangen k \nnen. Der himmel verleihe /(sagte Suevus) daß solches das mittel seyn möge /diesen landen den frieden zu geben. Und weil ich der Mirina wiederkunft augenblicklich vermuten muß /als
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Wie nun Suevus der Prinzessin / für diese eröfnung / nochmals gedanket / auch daneben sie ermanet / der traurigkeit / die aus bloßer einbildung herrůrte / sich nicht so sehr zuergeben / verließe er sie / und begabe sich nach seinem gezelt / alda er sofort mit seinen wachten eine andere anstalt machte. Er kunte nicht genug bei sich überlegen / wie es doch müglich wäre /daß sein alter K \nig / der ihn so herzlich geliebet /eine tochter hinterlassen können / die ihn mit so ungemeinem haß verfolgte? Und in solchem seinem nachsinnen verharrete er nicht allein selbigen abend / sondern es ware auch inzwischen ein großes teil der nacht verflossen.
Er wolte nun eben einschlaffen / als Sesostris / sein alter und treuster bedienter / zu ihm in das gezelt kame / und ihm ansagte / wiedaß der Fürst Thare aus Ober Syrien mit etlichen tausend neu-geworbenen völkern vor dem lager angekommen und bei der åusersten wacht der Celten / welche Hesion mit versahe / eine Prinzessin aus Canaan / die mit dem Thare angelanget / sich anmelden ließe / und ihn zu sprechen verlangte. Eine Prinzessin aus Canaan! (sagte der Suevus bei ihm selber) solte auch wol die Jerode sich eingefunden haben? Solches nun zu erfahren / ließe er sich alsobald ankleiden / und erteilte befehl an den Hesion / daß er diese ankommende frei durchlassen /und sie in sein zelt bringen
Mein vatter verüble mir nicht (redte sie ihn an) daß ich bei so ungelegner zeit komme / die der ruhe gewidmet ist. Mein verhängnis treibet mich hierzu und mein vertrauen macht mich so kün / daß ich an dem Prinzen Suevus noch meinen alten woltäter zu finden /und seines schutzes mich zu getrösten verhoffe. Befehlet mir nur / liebste Prinzessin! (antwortete ihr Suevus) worin ihr wollet / daß man euch hier dienen solle / und gläubet sicherlich / daß ich so fro als verwundert bin / euch an diesem ort zu sehen. Eurer bewunderung (gabe sie hierauf zur antwort /) bin ich würdiger / als eurer freudbezeugung. Doch wünsche ich / daß diese lezte niemals aufh \ren möge / gleich wie die erste thun möchte / wan ich euch meinen zustand werde eröffnet haben. Nichts geringes muß es seyn / (versezte er) das euch bei dieser zeit aus Canaan / und zwar hieher in diese kriegs-flammen / treiben können. Doch / so begierig ich bin / solches von euch zu erfahren / so besorget bin ich auch für eure ruhe: die ich euch zuvor zu verschaffen bemühet seyn werde / ehe ich mein verlangen erfüllt zu sehen begehre. Mein vatter erlaube mir / (sagte Coricide) daß ich d \rfe bei der Prinzessin Ahalibama mein lager nemen / die ich zu sehen / innigst verlange: und wil ich morgen
Diese eure große freundin (antwortete Suevus) ist hier im lager nicht vorhanden / sondern vor etlichen tagen mit der Königin von Syrien hinweg gekommen /und zweifels ohn ihrem verfolger / dem Beor / in die hånde geraten. Muß ich dan / (rieffe Coricide seufzend) gleich bei meiner ersten ankunft / etwas so unglückseliges vernemen? und ist der himmel noch nicht ermüdet / diese armselige zu verfolgen? So lang unser leben dauret / (sagte Suevus) wird diese ümwechselung des glůckes auch wåren / und haben wir auf erden anders nichts / als eine stäte verneuung unsrer plagen zugewarten. Es ist wol also / (widerredte sie) wie mein vatter saget / und gibet zweifelsfrei meine gegenwart anlaß / dessen zu erwehnen. Ihr verstehet hierdurch (antwortete er) meine Amorite / von der ich weiß / daß ihr sie zu lezt gesehen habet: und ist es nicht ohne / daß diese armselige mir eingefallen / wie ich euer bin ansichtig worden. Was ich von der zu sagen habe / (erwehnte Coricide /) wird noch wol würdig seyn / daß ich darüm ein absonderlichs geh \r bei euch erlange. Nun / da diese unglückselige nicht mehr verhanden ist / (sagte Suevus /) kan mir / viel von ihr zu hören / zu nichtes nützen / und werden dadurch meine wunden mehr erfrischet als geheilet. Ach! sol ich dan hier nichtes hören / (rieffe die Prinzessin) als lauter unglückseligkeit? und muß ich nun auch deren tod vernemen / die ich als mich selbst geliebet? Der armen Amorite (widerredte er) war auch nichtes bässer / als der tod / und hat der himmel wol gethan / daß er sie mir hinweg genommen.
Coricide beantwortete / diese des betrübten vatters reden / mit ihren tränen / und stunde nun / da die Ahalibama
Mitlerweile nun diese schöne ausruhete / befande sich der wachsame Abimelech mit seinen leuten an dem ort / da die stadt solte gestürmet werden / und leisteten ihm / der dapfere Eridanus / der verliebte Amosis / und der wackere Jethur / getreuen beistand. Sobald die sonne hervor gebrochen / kunten die Damascener / von den mauren ihrer stadt / die gewaltige zurüstungen sehen / die ihnen den sturm droheten. Als hiermit eben der Thare / mit seinen Syrern / zu gewünschter zeit ankame / besezte Abimelech mit denselben die posten der andern / die er hingegen zusammen zoge / üm den sturm mit ihnen zu verrichten. Und weil der Thare anmeldete / daß der K \nig von Hazor aus Canaan / mit einem großen heer / ihn in Ober Syrien verfolgt hätte / als wurde anstalt bei allen posten gemacht / ům einem befahrenden einfall gewachsen zu seyn.
Weil dieses des Abimelech fůrhaben das ganze lager wach machte / als kame es auch bald fůr der K \nigin Mirina und der Prinzessin Hercinde ohren: die dan hierüber nicht wenig erschracken / weil es ihrem anschlage ganz entgegen ware. Demnach schickten sie eiligst an den Husan / und ließen durch ihn dem Abimelech zu gemüte fůren / daß er doch nur so lang mit dem
Er hatte wegen der verwirrung / darin er / seit daß er seine liebste Königin verloren / sich befunden / an nichts anders gedacht / als wie er dieselbe wieder finden m \chte / und daher nicht in sonderbare betrachtung gezogen / warüm die Prinzen Baleus und Hiarbas in Damasco sich befänden / und daß üm gleicher ursache willen die beide schwestern des großes Marsius bei ihnen im lager wären. Nun aber wurde dieses etwas näher von ihm angesehen / als Husan ihme hochvernünftig dartäte und erwiese / wie ihnen an beibehaltung dieser mittelspersonen sehr gelegen wäre /und daß sie denselben freundlich begegnen müsten /üm zu verhüten / daß sie nicht / zu ihrem nachteil /auf die seite der feinde treten möchten. Weil nun alle anwesende dem Husan beifielen / daß man nämlich mit dem stůrmen etwas inhalten můste / bis man erfůre / was für erklårung der Baleus und Hiarbas aus der stadt mitbrächten: als muste der ungedultige Abimelech sich auch darein ergeben.
Indem er nun den sturm wieder abkünden ließe /kamen die beide dapfere schwestern des Marsius selbst herzugerennet: des vorhabens / auf den fall / da des Husans bitte nichts verfangen wůrde / dem Abimelech selber zuzureden / und die gefahr / die hierbei ihren beiden liebsten
Indem sie aber also beisammen waren / täten die aus der stadt unversehens einen starken ausfall / ům das vorhabende stürmen zu verwehren / und fürete sie der dapfere Mardocentes. Er fande aber die Syrer nicht unbereitet / weil sie ein solches vom feind wol vermuten
Sie hatten aber / bei diesem ausfall / verschiedene gefangene vom feind bekommen: die der Abimelech /in gegenwart der Mirina und Hercinde / wie auch der andern / wolte abhören lassen / was sie von seiner K \nigin wüsten. Wie sie nun alle in deren gezelt vorgefůret worden / erblickten Abimelech und Husan unter ihnen / den Fůrsten Elhanan / den sohn des alten Fürsten Hus: welchen der Prinz / als einen vettern von seiner K \nigin / loszulassen befahle / folgends ůmarmte und zu ihm sagte: Wie komt es immermehr /werter Elhanan! daß ich euch wider eure Königin und vatterland muß fechten sehen / und daß ihr nicht vielmehr dem edlen beispiel eurer vettern und brůder folget / die / vor die Syrische freiheit ihr gelt und blut aufzuopfern / sich verbunden haben? Elhanan errötete zu dieser frage / und schluge die augen für sich nieder.
Als aber der Prinz die andere gefangene abfüren
Wie ist es dan mit ihrem zustand bewandt? riefe und fragte der begierige Abimelech / der sich nicht zu zwingen vermochte / den Elhanan ausreden zu lassen. Sie befindet sich (berichtete er) auf der Kemuelsburg. Und wie ist es mit der Prinzessin Danede? fragte Amosis. Diese befindet sich in Damasco / (sagte Elhanan) Ahalibama aber und Amesses leisten iezt der Königin gesellschaft. Wisset ihr uns nicht zu vermelden / (fragte Hercinde) wie es dem Prinzen von Assyrien ergehet? Mehr als übel (antwortete Elhanan) ist dessen und des Prinzen von Egypten růmliches vorhaben aufgenommen worden. Hierauf triebe die ungedult den Abimelech / nach seiner Königin; den Amosis / nach seiner Prinzessin und schwester; den Eridanus / gleichfals nach seiner schwester; und die Mirina und Hercinde / nach ihren beiden Prinzen / zugleich und auf einmal zu
Husan hat recht / (sagte die Königin Mirina) und wird unser schweigen uns mehr erfahren machen / als unser unzeitiges reden. Redet dan / mein Fůrst! (sagte zu ihm der ungedultige Abimelech) doch gebrauchet euch / in der erzehlung / keiner weitläuftigkeit. Es wird aber nötig seyn / (versezte Husan) daß uns Elhanan etwas ümständlich berichte / wie es seither / nach unsrem abzug aus der stadt / in Damasco eigentlich zugegangen. Dan das / was uns Ardeus neulich davon vorgesaget / keinen glauben verdienet. Ach! des h \sewichts! (rieffe Abimelech) was hält doch meine rache / daß ich die nicht alsofort wieder ihn und meine an dere feinde wüten lasse? Wan mir zu reden erlaubet ist / (antwortete Elhanan) und man mich nicht mir dem betrůglichen Ardeus vergleichen wil / so werde ich / durch abstattung eines warhaften berichtes / hiemit darthun / daß ich meine treue / ja mein leib und leben / meinem erwehlten König aufzuopfern gesonnen bin. Dieses sagend / neigte er sich vor dem Abimelech: welcher aber / in seinem eiver / solche anerbietung nicht so sehr beachtete / als wie er die schleunige ablegung von Elhanans bericht verlangte: worüm er ihn auch nochmals bate / denselben ohne seumnis abzustatten.
Wie nun Elhanan alle seine zuhörer aufmerksam sahe / und ihn der Husan erinnert hatte / seine erzehlung von dem tag anzuheben / da die vereinigung zwischen
Dieses war die ursach / daß die in Damasco befindliche Syrer / auf zureden meines herrvattern / sich mit den Assyrern und Canaanitern vereinigt haben. Weil ich nun also bei diesen Königen einen freien zutritt erlanget / als kan ich auch am bästen davon zeugen /mit was
Es stehet unschwer zu ermessen / wie der Belochus / als er von dem Zaphis erfahren / daß Dison ernanter König in Ninive wäre / sich müße ergetzet haben /denselben nun in seiner gewalt zu sehen. Es kame aber diesem Prinzen nichtes zu statten / daß Bildat und Mamellus / als beide seiner fraumutter brůder /bei dem König so wol daran waren / noch daß der König von Canaan seine schwester liebte: massen er dessen unbetrachtet / in schwere bande sich muste schließen lassen. Es war keine gr \ßere ursach / daß man gegen ihm so hart verfuhre / als die erinnerung /daß er in Aramenen gestalt an unserer Königin hofe sich so lang aufgehalten hatte: weil der eiversüchtige K \nig nicht in seine gedanken bringen konte / daß Dison dieselbe nicht solte geliebt haben. Wie hingegen der große Pharao /
Wenig tage nach dieser ankunft / begaben sich alle königliche personen in den Isis-tempel / üm alda die gottheit / wegen glücklicher ausfürung dieses kriegs /anzuflehen: da dan / nach verrichteten opfern / die zween stiftere dieses tempels der Pharao und Belochus / wie auch die Petasiride / die alte Delbois und der Beor / neben vielen von uns anderen / die wir ihnen aufwarteten / die prächtige arbeit dieses neuen gebåudes zu besehen / von dem Mephris allenthalben ümher gefüret wurden / und wünschten sie / daß / bei einweihung der beiden bilder des Osiris und der Isis /die nun / da der bau so weit verfärtigt / in kurzem geschehen könte / sie an ihre geliebten zugleich sich m \chten trauen lassen.
In diesem ümgange kamen sie auch in eine kammer / darinn die wände mit traurteppichen behånget / und ein kleiner altar aufgerichtet war / auf welchem ein von sonderbaren kräutern angezůndtes feuer brennte. Belochus / als höchst begierig / alle diese ihm noch ungewönliche und unbekante gebräuche kennen zu lernen / erkůndigte sich hiernach bei dem K \nig von Egypten. Als aber auch dieser seine unwissenheit hierin bekante / muste Mephris die deutung dieses fr \mden Isis-dienstes erklåren. Dieser nun hube ganz wehmůtig an zu erzehlen / wie unglůcklich es ihnen unlängst in ihrem tempel ergangen / da zween von ihren priestern nicht allein
Als Belochus dieses vernommen / gedachte er die Isis damit auszusönen / wan er ihrem tempel diesen Dison wider schenkte / und bote ihn derhalben dem Mephris wieder an: der aber sich weigerte / ihn zum priester aufs neue zu bestellen / einwendend / selbiger hätte sich eines so heiligen amtes unwürdig gemacht /und k \nte nicht lebendig unter ihnen gedultet werden. So gebe ich ihn euch dan todt / (sagte der grausame König /) als ein opfer der großen Isis / ihren zorn durch sein blut auszus \nen. Wie nun der Mephris /hiervor sich bedankend / das geschenke annemen wolte / verwehrte ihm solches die Königin Petasiride /welche an den König von Babel / ganz bewegt und erhizt / begehrte /
Weil ich / dieses zur nachricht alhier bekant zu machen / für nötig ermesse / als werde ich verhoffentlich meiner durchleuchtigen zuhörer ungedult nicht erwecken / wan ich dieses ferner zum ende erzehle: massen guten teils / alles / was ich vorzubringen habe / hierauf sich grůndet. Also geriete nun Dison in die hände der erzürnten Petasiride / und wurde auf die Kemuelsburg gebracht / alwo sie hof hielte. Der Prinz Mardocentes / der die Königin häftig liebet / und doch auch den Dison für seinẽ herzensfreund hålt / wuste hiebei nicht zugleich seiner liebe und freundschaft zu raten /und ware ihm beiderseits angst / sowol üm des Disons leben / als üm dessen aussönung mit der Königin: auf welche letzere / er besorgte / daß ihre liebe sich wieder einstellen würde. Weil Hemor und er gute freunde sind / und ich bei dem Prinzen von Sichem einen großen zutritt hatte / als erfuhre
Die Prinzessin von Saba / die Sapha / welche sich bei der Königin aufhålt / hatte diesen vertrag zu wege gebracht / und erscholle es bald überall / daß der Prinz Dison nicht allein frei wäre / sondern auch in sonderbarer hulde bei der Petasiride schwebte. Den Babylonischen hof befr \mdete zwar solches / und gabe es viel gespräche. Weil man aber in nichtes der Petasiride entgegen seyn wolte / und das Assyrische haus keinen nachteil noch schaden dabei fande / zwischen dem Dison und der K \nigin von Saba eine heurat zu vermuten / als ward hierdurch der haß und die feindschaft wider ihn aufgehoben / die zuvor die anwartung zur Ninivitische kron / und die sorge / daß er die sch \ne Königin von Syrien liebte / erweckt hatten: und richtete sich nun ein jeder nach diesem seinem glücke / ihme liebkosend / den sie zuvor todt haben wolten. Mamellus selbst / als der allerlistigsten staatsk \pfe einer / erwiese ihm sein sonderbares vergnůgen / und entschůldigte sein voriges rauhes verfahren gegen ihme: das dan Dison also hingehen ließe / weil seine gedanken allein dahin gerichtet stunden /diese seine erlangte freiheit den Syrern alhier im lager zum bästen anzuwenden.
Ich hatte in der zeit / da er bei voriger unruhe in Damasco unser General gewesen / seine huld erlanget: darům finge er nun wieder an / dieselbe gegen mir zu erweisen / also daß ich täglich bei ihm ware / und durch seine unterredungen je mehr und mehr darinn gestärkt
Mitlerweile es also in Damasco stunde / schmiebeten Ardeus und Arteman ihr listiges fürhaben an des Belochus hofe / die entfürung der K \nigin von Syrien betreffend / und wurde alles / was diesen grossen anschlag f \rdern solte / zu werke gerichtet. Sie kamen mit den Niniviten und Syrern so eilig aus der stadt /daß weder Dison noch ich einige gelegenheit erlangen kunten / wie wir vorhatten / mit ihnen jemanden hieher zu senden / der die Königinnen gewarnet hätte. Zur bestimten zeit / die Ardeus durch heimliche posten andeuten ließe / musten Sinear und Mancaleus durch das Libanonische tor den ausfall thun / da sie die Königinnen hinein bringen wolten / mitlerweile der Hemor und Mardocentes auf der andern seite /durch einen starken ausfall / ihnen alhier zu schaffen machten: und glückte es alles so wol / daß Dison und ich mit großem leidwesen ansehen musten / als diese verråtere die beide sch \ne Königinnen von Syrien und Ninive / samt den beiden Prinzessinnen von Cus und Seir / in Damasco hinein brachten.
Sie sahe (antwortete Elhanan) den K \nig von Assyrien mit einem sonderbaren verdruß an / doch sonder einige furcht dabei blicken zu lassen / und ware sie die erste / die also zu ihm redete: Es thut mir leid /daß / da ich E. Maj. stäts als einen vatter geehret / ich nun solche bezeugung erleben muß / die mir mehr als zu gewiß andeutet / daß ich dem verfolger der meinigen bin in die hände geraten / und muß ich daher ůber denjenigen weh und ach schreien / den ich bisher wie ein kind geliebet. Doch weil dieses ůber mich und das arme Syrien verhångt ist / daß ich meiner eltern glück ererben / und mein land die Assyrische dienstbarkeit noch ferner erdulten sol / so wil ich auch nicht dagegen murren / noch weniger mich grämen / daß ich meinem grösten feinde durch diese verübte list bin zu teil worden: massen ich versichert bin / daß der große Gott / der allen tyrannen
Ich betrachtete hierauf den verliebten Beor und die Ahalibama / die fast eben also gegen einander sich bezeigten / wie der Belochus und unsere K \nigin gethan hatten. Der verliebte Prinz Dison / als er seine sch \ne K \nigin ankommen sahe / verbarge sich vor derselben hinter die leute: üm / in gegenwart der Petasiride / ihr keinen anlaß zu geben / daß sie ihm ihre gnadgewogenheit erwiese. Als ich der Königin von Saba gebården / bei ansichtigung dieser jüngern Aramena / beobachtet / sahe ich sie stutzen: vielleicht weil sie ihre mitbulerin schöner befande / als ihr lieb ware. Weil man auf dem schloßplatz / nahe bei der Königin von Tyro / unserer Königin einen herrlichen palast zu bereitet hatte / als begabe sich die ganze gesellschaft dahin: und wolten sich die andere dreie von unserer K \nigin nicht absondern lassen / ob gleich eigene häuser auch fůr sie zugerüstet waren. Sie blieben bei einer stunde daselbst beisammen / da die Königin von Tyro das bäste tåte / sowol die betrůbte Aramena / als ihren
Weil selbige nacht gleichsam bestimmet war / alle verliebte K \nige in Damasco zu erfreuen / als fůgte es sich also / daß der Petosiris / des K \nigs von Egypten oberkämmerer / neben dem Laristenes / dem Pharao ganz unvermutlich / die Prinzessin Amesses / seine tochter / und zwar in manlicher kleidung / überlieferte / als eben selbiger K \nig von den andern sich abbegeben und in seinem palast zur ruhe gehen wolte. Sein freud-entsetzen håtte bald dasjenige bei ihm erwecket / was bei dieser tugendhaften Prinzessin die angst verrichtete: welche / ihren herrvattern ansichtig werdend / wie todt zur erden fiele / und fast kein lebenszeichen mehr von sich blicken ließe. Ihre schöne beigängerin /die eben also / wie sie verkleidet war / nämlich die angeneme Prinzessin Orosmada von Sidon / erwiese sich bei diesem zufall die beherzteste / und indem der hierob-erschrockene König / neben den andern / verweilte / der Amesses beizuspringen / brachte sie dieselbe wieder zu rechte. Pharao / als er sahe / wie seine gegenwart sie erschrecket / wolte dißmal mit ihr gelind verfaren / und sich selbst der vergnügung berauben / die / so er zu seiner straffe lieben muß / anzuschauen: demnach ließe er sie in ein abgesondertes zimmer bringen / und sie / neben der Orosmada / die bei ihr bleiben wolte / alda bedienen.
Am folgenden morgen erscholle überall / daß nicht allein unsere Königin und ihre schwester / sondern auch die Prinzessin aus Egypten / neben der von Cus /Sidon
In solchem zustande ließen / ongefär vor vier tagen / die beide Prinzen von Assyrien und Egypten sich anmelden /
Der entrůstung des Königs von Assyrien / kame der unwille des Pharao gegen seinem sohne nicht ungleich / weil er denselben / K \nig in Ophir zu seyn / geglaubet hatte / und nun das widerspiel erfahren muste. Doch ließe er mit zu / daß er möchte in Damasco kommen:
Dieses harte verfahren årgerte jedermånniglich /und bediente sich der Prinz Dison / neben mir / dieses unwillens der Assyrier und Egypter / üm / wan es zeit seyn würde / uns dessen zu unsrem vorteil zu bedienen. Es erregten aber sofort des Prinzen Baleus wolgesinnte / als der Spiridates und Abdemon / in vorgestriger nacht / ehe man sich dessen versahe / einen aufstand in der stadt / und befreiten zugleich diese Prinzen und die Königinnen; die sie nach dem Isis-tempel füreten / sich daselbst verschanzten / und dem Belochus sagen ließen: Er solte seinem sohn die K \nigin von Syrien ůberlassen / ům also diesem reiche und ganz Asien den frieden zu gönnen. Dieses machte nun ganz Damasco aufrůrisch / und sezte alles in große verwirrung: massen uns gewundert / daß hiesige wachten dieses geschrei nicht geh \ret / und daß man eines so grossen vorteils sich nicht bedienet hat. Ich ware damals abwesend / (sagte Abimelech) meine
Ich befande mich eben (fuhre Elhanan fort) bei dem Dison auf der Kemuelsburg / wie das geschälle hiervon sich erhube; und als wir dazu kamen / waren die Königinnen / wie auch die Prinzen / allbereit auf dem Isis-platze / und auf allen gassen lårmen / da jederman rieffe: Man solte dem Baleus ihre K \nigin geben / und frieden machen. Es war aber dieses von dem Spiridates und Abdemon zu unzeitig angefangen worden / und kunte den nachdruck nicht haben / weil sie keinen fästen ort / zum aufenthalt wider die große gewalt ihrer feinde / erwehlet hatten: daher der Prinz Bildat / der Hemor / Mardocentes / Eliphelet und alle andere kriegshåupter / die mit diesen aufstand keine gemeinschaft gehabt / durch die gegenwart ihrer K \nige angefrischet / mit hellem haufen zu ihnen einbrachen. Der küne Dison / seinen anschlag / den er mit mir geschmiedet / einmal werkstellig zu machen /und hierzu dieser unvermuteten gelegenheit / die gleich als vom hi el uns zukame / sich bedienend /fiele mit den Sabeern von der Kemuelsburg herab /als wan er diesen aufstand mitstillen wolte / nachdem er zuvor die K \nigin von Saba / sich nach deren von Tyro auf den K \niglichen schloßhof zu begeben / beredet hatte. Mitlerweile eilte ich mit dreitausend Syrern / die gänzlich zu meinem gebot stunden / in die Kemuelsburg / und besezte dieselbe / der rükkunft des Prinzen von Seir daselbst erwartend.
Dieser dapfere Prinz seumte nun nicht / mit seinen Sabeern in des Baleus heer zu setzen / und hatte er das glück / daß er eher als alle die andern an den ort kame / da beide K \niginnen / neben den vier Prinzessinnen und ihrem frauenzimmer / sich befanden. Er rieffe alsofort unserer
Aber die Amesses und Ahalibama / namen zween von des Disons leuten vor sich / und ranten dem Casban nach / der unsere K \nigin nach der Kemuelsburg fürete / inzwischen der armselige Dison das nachsehen hatte / und seine Königin wider willens muste fahren lassen. Weil er aber die in solcher gefahr nicht wuste / wie ihre schwester / als folgte er / wiewol ganz betrübt / unserer Königin /
Weil man die Königin von Ninive und etliche Prinzessinnen wieder beko en hatte / als vernamen die verliebte Könige nicht eher ihren verlust / als bis sie ihre geliebten / nach völlig gestillter unruhe / besuchen wolten. Die empörung auf der Kemuelsburg wurde damit auch ruchbar / und sezte des Disons beginnen / so wol den Belochus / als die Petasiride / in die verzweifeltste eifersucht / also daß sie beide in person ihre leute anfüreten / diese burg zu stůrmen. Weil aber der Prinz sich dapfer wehrte / als kunten sie uns nichts angewinnen. Wie wir nun diesen morgen vernamen / daß man sich im lager zum stürmen růstete / befande Dison für gut / bei dem ausfall / den der Prinz Mardocentes deswegen täte / mich heimlich mit heraus zu senden / üm alhier den iezt-erzehlten zustand in Damasco kund zu machen / auch
Urteilet nach eurem leiden / wertester Prinz! von meiner qual / die unsere so plötzliche trennung bei mir erwecken können: da / an stat euch die eheliche hand zu reichen / ich mich in meiner ärgsten feinde gewalt habe sehen müssen. Ich habe deren viele zu nennen: weil nicht allein Belochus mein verfolger ist / sondern auch der Prinz Baleus sich einen solchen hat erwiesen / und von neuem euer mitbuler worden ist. So ko et dan bald / und reißet mich aus ihren klauen: worzu euch der Fürst Elhanan den weg wird zeigen können /welchen der Prinz von Seir / zu dem ende / an euch abgeschicket. Nicht allein ich / sondern
Eure getreuste
Aramena.
Mit nichten (rieffe hierauf der verliebte Prinz) wird der himmel die unbilligkeit verüben / noch geschehen lassen / daß diese hůlfe mislingen solte. Er \ffnet nur gleich / Elhanan! was ihr wisset / das hierzu erfordert wird. Wie nun der Fürst fortreden wolte / winkte ihm Husan: weil er nicht ratsam befande / daß in gegenwart der andern / sonderlich der Königin Mirina und Prinzessin Hercinde / ein mehrers hiervon geredet würde; welches der Prinz vermerkend / sich auch begriffe / und hiervon still wurde. Die h \chstbeleidigte Hercinde aber / vermochte ihre schmerzen / ůber des Baleus unbeständigkeit länger nicht auszustehen noch zu bergen / dachte deshalben nach ihrem gezelt / üm ihre tränen / welche zorn / mitleiden und verh \nung in ihr erregte / ungehintert auszuschütten. Demnach ware sie die erste / die den aufstand machte: welches Abimelech bef \rderte / desto eher mit dem Elhanan allein zu seyn. Er muste ihn aber doch / indem sie alle wieder nach dem haubtlager ritten / bei der Mirina lassen: welche auf dem ganzen weg ihn üm den Hiarbas fragte / weil er dessen / am ende seiner erzehlung / nicht weiter gedacht hatte. Sie vername auch von ihm / nicht sonder grosse zufriedenheit / daß er bei dem Pharao / seinem herrvattern / nach diesem / weil er seine unschuld erwiesen / in bäßeres vernemen geraten /
Hercinde ritte / mitlerweile ihre schwester dieser vergnügung genoße / in größer betrůbnis daher / und sahe endlich den Prinzen von Hevila ihr nähern: welcher im verwichenen treffen / da sie am ersten waren zusammen gekommen / wegen der verwirrung / sie nicht ansprechen k \nnen. Weil ihm ihre liebe nicht unbekant war / als kunte er die ursach ihrer traurigkeit leicht ergrůnden: welches ihm dann eine grausame vergnügung erweckte / sie damit gequälet zufinden /was er ihr beim lezten abschied in Celten / aus verzweifelter ungedult hatte angewůnschet. Sehe ich mich iezt nicht gerochen / große Hercinde! (redete er zu ihr) und deuten diese tränende augen nicht an / daß der verachtete Macres seinen wunsch erlangt habe? Um / euch unsres lezten abschiedes zu erinnern / und darneben euch zu sagen / daß ich von dem laster der liebe / so weit es die Prinzessin Hercinde betrift / nun mehr befreiet bin / breche ich das gelübde / so ich damals gethan / euch nimmer wieder unter die augen zu kommen / und hoffe / meine gegenwart werde euch nun nicht mehr so widerlich sein k \nnen / nun ich keine schwachheit dabei blicken lasse.
Hercinde / unter dieser ansprache / des Prinzen von Hevila sich erinnerend / den sie / ob er gleich Elhanans abgestattetem berichte mit beigewonet / für großer aufmerkung / und begierde / von ihrem ungetreuen Baleus etwas zu hören / nicht gesehen hatte / fande sich sehr gerůret / wegen dieser seiner fürrückung /und daß er nun eben zugegen seyn müßen / da es ihr also erginge: daher sie / für rasender ungedult / fast nicht wuste / was sie beginnen solte. Ihr anligen zu verbergen / war unmůglich; solches aber dem Jethur zu gestehen / ihr unleidlich.
Die Hercinde warfe sich inzwischen auf ein bette /und sahe sich sobald nicht bei ihrer Marpeis allein /da verhielte sie nicht mehr ihren häftigen schmerzen /sondern ließe denselben vollkömlich aus / und fürete so verzweifelte reden / daß Marpeis / als sie des Baleus verhältnis in Damasco / auch was sonnenklare zeichen seiner neuen wankelmütigkeit er von sich blicken lassen / ůmständlich vernommen / nicht mehr sein wort bei ihrer Prinzessin zu halten vermochte /und so bestürzt / als mitleidig / ihrer Prinzessin teure zären mit den ihrigen begleitete / auch ihrem beispiel zu folge / eben also auf ihren Zameis schalte / als wie die Hercinde über den Assyrischen Prinzen sich beschweret. Es verlangte aber diese trostlose Prinzessin den Prinzen Suevus zu sprechen / den ihr abgeschickter eben auf dem weg antraffe / da er zu der neu-angekommenen Prinzessin von Canaan ginge: dan er hatte seine verheisene besuchung seither
Weil ich an dem Prinzen Suevus nicht einen zuhörer habe / der darinn ein vergnügen suche / wan ich ihm alle ümstånde beschriebe / die sich in der liebe / zwischen dem Prinzen Ephron und mir / von kindheit auf zugetragen: als wil ich nur mit wenigem anfüren / daß so lang ich denken kan / ich den Prinzen Ephron geliebet / der / als meines herrvattern bruder-sohn / auch meiner fraumutter schwester-sohn / zu Hebron bei uns erzogen worden. Weil dieser Prinz seines vattern liebster sohn / als hatte er auch auf dessen versorgung viel mehr mühe verwendet / als an den Elieser / und mit gutem vorbedacht ihn nach Hebron gesendet: üm dereinst / durch unser beider verheuratung / ihme einen großen vorteil / wo nicht gar die kron von Kiriatharba / zu zuschanzen. Der Fürst Beri / sein herrvatter / ist viel zu bekant / als daß ich dessen gemüte zu beschreibẽ n \tig hätte. Er ist zwar nicht so gar boshaftig / wie seine schwester / die Jerode / welche unwürdig die ehre hat / des Prinzen Suevus gemalin zu heißen: gleichwol regiret der eigennutz alle seine werke dermassen / daß er wenig thut oder fůrnimmet /worbei dieses laster nicht am meisten teil habe. Ich bin so unglůcklich / daß alle meine verwandten / auch die allernåchsten / viel an sich haben / so mehr zu schelten als zu rümen ist: und vermag ich deren mängel / wie sonst meine schüldigkeit wåre / nicht wol zu verschweigen / wan ich anders eine warhafte geschicht erzehlen wil.
Die Prinzessin Jerode / die mich so sehr liebte / als wie sie meine arme fraumutter gehasset / ließe ihr meine erziehung sehr angelegen seyn: wiewol sie die meiner fraumutter schůldige ehrerbietung mir nicht aus dem sin schwetzen konte / sondern das gerade wiederspiel damit
Dazumal / als dieser Prinz / neben seinem ältern bruder / dem Elieser / aus dem Medischen krieg wieder zu haus gelangte / kame es so weit mit unsrer liebe / daß / auf der Königin anregen / der Beri / sein herrvatter / bei dem König ům mich / für seinen sohn anhielte. Ihr erinnert euch nicht / liebste tochter! ( fiele alhier der Suevus ihr in die rede) daß ihr mir dieses einsmals / im garten zu Hesbon / ausfürlich erzehlet: und entsinne ich mich daraus noch wol / wie übel euer herrvatter diese anwerbung aufgenommen / und wie der Beri nach Sichem zu seinem stiefbruder /seine s \hne aber nach dem gebirge Seir / sich begeben müßen. Ich weiß alles / was sich alda zugetragen: nur dieses ist mir noch unbekant / wie es euch mit dem Prinzen von Hazor / und mit dem Merotas von Tyro ergangen / die den abwesenden
Weil dan der Prinz Suevus albereit weiß / (fuhre Coricide fort) was damals so wol den Beri / als seine söhne / von unsrem hof gebracht / als wil ich nur sagen / wie die Jerode sich bei dieser entfernung bezeiget. Diese hätte es nicht gewünschter sehen können / als es nun ergangen war. Dan / wie sie also den Ephron hinweg getrieben hatte / ware sie gleich bemůhet /andere in dessen stelle zu bringen: massen sie anlaß dazu gegeben / daß des alten K \nigs von Hazor einiger sohn / der Madon / an unsren hof kommen muste /üm eine heurat mit mir zu schließen. Dieser Prinz /der nun schon zimlich bei jahren war / schickte sich so wenig für meine jugend / als schlechten lust er selbst zeigte / ungeliebt zu heuraten: und konte man an ihme wol spüren / daß er / mehr seinen herrvattern zu vergnůgen / als aus eignem belieben / an unsrem hof erschienen war. Wie nun dieses sich bald geäusert / wiewol es die sonst-scharfsichtige Jerode nicht merkte / als verursachte solches zwischen uns beiden eine sonderbare geselligkeit / und ward er / an stat
Mitlerweile ich mich nun hierüm bemůhet / schickten die g \tter einen andren liebhaber mir auf den hals / dessen ungeschicke und unerträgliche ungestümigkeit die gůtigkeit des ersten dermassen verbitterte /daß alle meine genossene ruhe mir dadurch auf einmal entginge. Dieser ware der Prinz von Tyro / der unartige Merotas: welcher / auser seiner hohen ankunft /nichts von der welt an sich hatte / das ihn konte gefållig machen. Seine äuserliche gestalt / vergliche sich mit seinem innerlichen gemüte: und war er wenig tage bei uns gewesen / da hatten wir dasselbe schon so ungeschickt / als gleich anfangs seine person / befunden. Weil er nichtes bergen konte / als brache gleich sein liebesfeuer herfůr: welches aber mit lauter groben h \lzern angelegt war / und ganz ungereimt vor den tag kame. Die Jerode / als dem Prinzen Madon von Hazor nicht ungeneigt / hatte meinem zureden / so ich ihr gethan / so viel gehör gegeben / daß es ihr nicht unangenem vorkame / diesen Prinzen zu lieben. Solches nun desto eher zu stand zu bringen / wolte sie /daß ich den Merotas ehlichen solte: weil sie / ungeacht ich zwischen dem Madon und ihr freiwerberin war / dannoch eine eiversucht gegen mir truge / und unsere ståtige vertreulichkeit / wenigst auf seiner seite / für eine liebe ausgedeutete; zumal weil er auch gegen ihr sich nicht also erwiese / wie ich ihr von ihm fürgesagt hatte.
Weil der ganze hof ůber den Merotas sein gesp \tte triebe / als war mir dieser befehl der Jerode nicht wenig låcherlich: massen ich auch nicht gläubte / daß sie es ernstlich meinte. Demnach alles in scherz aufnemend / verharrte ich in meiner vertreulichkeit mit dem Madon / und halfe ihm den Merotas verlachen. Dieses verdroße nun die Jerode höchlich / und / meinen ungehorsam zu straffen / brachte sie es bei dem K \nig ihrem bruder dahin / daß ich \ffentlich dem Merotas / in beiseyn der Tyrischen gesandten / als braut zugesaget wurde. Das gerůchte hievon / erweckte bei dem Ephron diese eiversůchtige rache / daß er die Melistea heuraten / und also verachtung mit gegenverachtung vergelten wolte: da ich doch / mitlerweile er mich so unschüldig hassete / äuserst bemühet war / meine treu ihm unverbrůchlich zu halten. Wie ich dan den Prinzen Madon für meinen einigen beistand erkennend / ihn anflehete / mich von dem Merotas zu erlösen: der mir auch solches verhieße / wiewol er mir nicht sagte / wie er es anstellen wolte. Seine verrichtung ware nun hierinn diese / daß er ihn eines tags / ohne mein wissen / bei des Baals tempel / verwartete / und ihn zu kampfe forderend / todt zu erden fårtigte. Weil des Madons vermumte dienere / des Merotas bei sich habende gleich verjaget / als wusten dieselben hernach nicht zu sagen / wer ihren herrn entleibet hatte. Das gerůchte hiervon kame bald nach hof / und folgbar auch mir zu ohren: da ich dan nicht wuste / ob ich diese sonderbare art meiner erlösung dem Prinzen Madon / oder iemand anderem / zu zuschreiben håtte.
Jerode stunde nun hinter dem teppich verborgen /und weil der Prinz mich allein zu seyn vermeinte /sagte er freudig zu mir: er hätte mich von dem Merotas erl \set; und erzehlte hierauf ůmståndlich / wie es damit zugegangen. Ich dorfte ihm hiervor nicht danken / weil Jerode zuhörte / und muste mich vielmehr beschweren / daß er eines so gewaltsamen mittels sich bedienet / das ich ja nicht an ihn begehret hätte. Um aber hiervon ihn abzubringen / kame ich gleich auf die Jerode zu reden /
Weil die Königin noch beständig des Ephrons seite hielte / auch die vertreulichkeit zwischen dem Madon und mir wol wuste / als verheelten wir ihm nicht / was fürgegangen: die uns hinwieder zu erkennen gabe /wie erfreut sie wäre / mich also von dem unartigen Merotas erl \set zu wissen. Sie sorgte aber dabei nicht wenig für den Prinzen von Hazor / weil des Merotas tod ein grosses wesen bei hof machte: dessen ůmstände die erboste Jerode nun schwerlich verschweigen würde. Aber diese listige Prinzessin erwiese sich ganz anderst / als wir vermeinet / und folgenden tags zu mir kommend / stellte sie
Als ein zeitlang hernach / der reuige Ephron / mit dem Elieser und ihrer beiden herrvattern / sich bei uns wieder einfanden / welche höchstbeleidigt und erzürnet von Sichem waren abgegangen / versönten Ephron und ich uns wieder miteinander / und schiene uns der himmel etwas geneigter / indem der König / mein herrvatter / unserer liebe nicht mehr so sehr entgegen sich erweisend / geschehen ließe / daß Ephron hierinn hoffen
In solcher zeit / da ich eben auch meiner liebsten fraumutter durch den tod beraubet worden / verhångten
Fahr wol / meines lebens leben!
fahr wol!
Sei mein / wie ich dein mich nenne.
sei mein!
Wie bald kan die zeit sich zeigen /
wie bald!
Wie bald die vergnůgte tage
wie bald.
Sei mein! wird uns gleich gewehret /
sei mein!
Fahr wol! sch \nste aller sch \nen!
Fahr wol!
Ich håtte zwar wol etwas nötigers / als dieses /mein vatter! euch zu erzehlen. Weil aber die Jerode hinter diese reimen gekommen / und dieselbe in meinem nachtlådlein / neben dem entwurf der meinigen /gefunden / habe ich es melden sollen: ům euch desto deutlicher fürzustellen / wie die Jerode anlaß hiervon genommen / so wol die beharrlichkeit meiner liebe gegen diesem Prinzen mir zu verweisen / als auch aus seinen reimen zu erzwingen / und mir einzubilden /daß er mich seiner beständigkeit mit keinem worte versichert / und ich also mich viel verliebter gegen ihme / als er sich gegen mir / heraus gelassen hätte. Dieses nun gereichte mir zu keinem geringen spott /und ward ich zugleich darüber unmütig! weil ich / ob ich
Ihr wisset / mein vatter! wie diese boshaftige anlaß dazu gegeben / daß ich / neben eurer tochter der Amorite / euren hof verlassen / und nach Hemath / nach dem unglůckseligen Hemath / reisen muste: da dan der bekante klågliche fall sich begebẽ hat. Ich entschlosse mich hierauf / mit der Ardelise und Amorite glůck und unglůck auszustehen / und mit ihnen nach Mesopotamien zu gehen / welches land sie erkieseten / ihr armseliges leben daselbst unbekant zuzubringen: massen Amorite sich scheute / vor eure augen ferner zu kommen / und ůber sich selbst so beschämet war /daß sie vor aller welt sich verbergen wolte. Ich fande Mesopotamien / wie es mir beschrieben worden / meinen sinnen so gleichf \rmig / daß ich lieber daselbst /als bei dem König meinen herrvattern / die ånderung meines glücks erwarten wolte. Aber die zeitung / die ich zu Canaan erhielte / daß mein herrvatter t \dlich krank danieder läge / brachte mich zu andren gedanken / und achtete ich es der kindlichen schüldigkeit entgegen / ihme in solchem zustand nicht beizuspringen. Der armseligen Amorite muste ich versprechen /den ort ihres aufenthalts niemanden zu benennen: welches ich auch nun halten wollen / wan nicht teils der Prinz Suevus mich gejammert håtte / solcher gestalt von dem zustand seines kindes unwissend zu leben /und ich ůberdas iezt erfahren můssen / daß diese meine herzensfreundin / dem von ihr so sehnlich verlangten tode zu teil geworden. Sesostris / den ihr kennet / (unterredte alhier der Prinz Suevus) hat mir ihren und der Ardelise tod für ganz gewiß und ümståndlich berichtet / das ich euch zur andern
Als ich in Canaan ankame / (vollfůrete die Prinzessin ihre rede) fande ich nicht allein zu Hebron meinen herrvattern schwerlich krank / sondern ich vername auch gleich die betrůbte zeitung von meinem Ephron /daß ihn der König Beor / neben seinem bruder Elieser / weil sie die Ahalibama entfüren wollen / nach Salem in schwere gefångnis bringen lassen. Die freundschaft und liebe wirkten beide deswegen in mir eine ungemeine kümmernis. Es verursachten aber des K \nigs liebkosungen / damit er mich bewůrdigte / daß ich dessen anhaltende schwachheit noch häftiger entfunde / und daher / ům seiner wol zu pflegen / weder tag noch nacht von seinem bette kame. Er klagte mir /daß guten teils der Ahalibama verlust ihm diese krankheit verursachet / die er nun ja so sehr / als wie sein bruder der König Beor / liebte. Um meiner liebe zu dienen / widersprache ich in keinem dinge dieser liebe des K \nigs / ob ich schon selbige in meinem herzen nicht billigen kunte. Ich vergaße auch nicht /bei vorkommender gelegenheit / des Ephrons zu gedenken / und brachte in abwesenheit der Jerode / den König so weit / daß er abermals in dieses Prinzen liebe einwilligte.
Nach dieser erlangten erklårung / ware ich nun freier und \ffentlicher / als zuvor / mit meinem klagen über den zustand dieses Prinzen: richtete es auch / mir
Der Prinz Suevus / der leider! mehr als zuviel diese boshaftige kennet / kan gedenken / wie / eine so unfreundliche begrůßung / von ihrem so lieben bruder /ihr
Er finge nach diesem tag an / unvertreulicher mit mir ům zu gehen / und täte der Jerode viel heimliche botschaften / weiche / wie ich von etlichen am hof /die ich mir gewonnen hatte / erfahren / darin bestunden / daß er ihr stark anlage / ihm zu entdecken / wer dan seine feinde wåren / die ihn mit gift oder sonst hinrichten wolten. Es war aber / dieses ihm zu offenbaren / der Jerode noch nicht gelegen / und hielte sie ihn immer auf mit der bitte /
Inzwischen wurde dem gefassten schluß / die Ahalibama und die beide Prinzen von dem Beor abzufordern / nachgesetzet / und zu dem ende / ům nachdrücklich mit ihm zu reden / eine heimliche verfassung mit den benachbarten K \nigen wider ihn gemachet: worzu fürnemlich der alte König von Hazor / als des Beors abgesagter feind / wie auch die K \nige von Jericho / Jarmuth und Gibeon / sich willigst finden ließen. Diese
So billig dieses ware / so willig wurde es auch von dem König beliebet: massen er in die Prinzessin von Seir so verliebt war / daß er / dieselbe zu erlangen /und seinem bruder schaden zu zufügen / wol ein weit mehrers / als dieses / würde eingegangen haben. Demnach bekame der Mamre befehl / in des K \nigs namen / und in gegenwart der Canaanitischen gesandten / in des gottes Berith tempel vor dem Altar / \ffentlich zu schwören / daß / wer hieran wůrde schüldig erfunden werden / ohne ansehen der person / dem Moloch zum opfer / und dem vergossenen blute des Prinzen Madons zur versönung / solte geschlachtet werden. Wie dieses geschehen / ließe man dem Ahiam / als gesandten von Hazor / volle macht / nach seinem belieben sich in Hebron zu erkundigen / und die nachfrage anzustellen: der dan / als von der boshaftigen Jerode / wie sie zu Hazor gewesen / schon unterrichtet und voreingenommen / neben seiner K \nigin / in dem fåsten argwan schwebte / daß ich wäre die m \rderin dieses Prinzen gewesen / und daher / die erforschung darnach einrichtend / alle meine bediente / die ich damals in Hebron mit gebracht / ernstlich und hernach peinlich befragen ließe / ob sie von dieser mordthat nichtes
Nun hatte die verboste lasterhafte Jerode diesen mord an dem edlen Prinzen von Hazor begangen / und aus ungemeiner rache / da sie sich von ihm nicht geliebt gesehen / selber hand mit angeleget / ihn zu ermorden. Sie ware hiezu gelanget / durch ihre damals-habende macht / da ein jeder ihr zu gebot stunde. Sonderlich aber hatte ein vetter des Madons / der Fůrst Achsaph / hierüm gewust / welcher an unsrem hof sich aufhielte / und die Jerode geliebet: aber nachgehends / als sie seine liebe nicht erkante / ihr aufsätzig worden / und darüm / sich an ihr zu råchen / mir diese unthat er \ffnet. Nun dan meine und meiner armen leute unschuld an den tag zu bringen / bate ich ihn /daß er mit mir zum K \nig hinein gehen / und ihm diese that seiner schwester erzehlen wolte. Er name zwar solches willig ůber sich: damit er aber hierauf der gefahr entfliehen / und dem gesandten des Königs von Hazor nicht in die hand kommen m \chte / ließe er seine pferde in den garten des K \nigs bringen / in welchen man gleich aus dessen kammer gehen kunte /üm alsofort sich hinweg zu machen. Wie er nun zum K \nig gekommen / und ihm diese that ůmståndlich berichtet / eilete er nach der garten-tůr / und kame also davon / den König in grosser bestürzung hinterlassend.
Weil ich mit zugegen gewesen / unterließe ich nicht /
Dieser war immittels zu Sichem / und hatte befehl /unter dem Fůrsten von Bethel / die Canaanitische hülfvölker den Fürsten vom gebirg Seir zu zufüren: und wurde er / so wol von seines herrvattern / als von des Beors leuten / so genau bewachet / daß er zu mir nach Hebron nicht kommen konte. Doch bemühete er sich / mir seinen und den Sichemetischen zustand schriftlich
Zu dem ende kame auch die Jerode / die nun vermeintlich wieder gesund worden war / nach Hebron: und zwar sich h \chst beleidigt befindend / daß der K \nig sie in verdacht von einer solchen unthat ziehen d \rfen. Sie begehrte deshalben ihren bruder nicht zu sehen / und da ihr nun / so wol als mir / vergönnet war / unsere verteidigung fůrzubringen / unterließe sie nicht / alles / was zu behauptung ihrer unschuld dienen mochte / herfür zu suchen. Weil aber solche nicht båßer / als durch meine schuld / konte erwiesen werden / als finge sie an / mit allen den bosheiten öffentlich heraus zu brechen / die sie bisher heimlich geschmiedet und wieder mich ersonnen hatte.
Wie nun dieses alles dem K \nig hinterbracht wurde / grausete ihm recht vor mir / daß er ein solches ungeheur zur welt erzeugt hatte. Doch ließe er zu /daß ich
Wie man dieses der Jerode wieder fürbrachte / ware sie gleich erbötig / das begehrte schreiben vorzuweisen: massen sie auch sobald dem K \nig ein tåfelein /von meiner hand überschrieben / zusandte. Weil selbiges schiene im feuer gelegen zu haben / und daher hin und wieder ganze w \rter und zeilen ausgeleschet waren: als ließe sie dabei berichten / wie daß sie aus erbosung / diese schrift sofort ins feuer geworfen /nachgehends aber wieder herausgenommen / und bisher aufbewaret hätte. Als man mir diesen zerstůmmelten brief brachte / muste ich meine hand gestehen /besonne mich aber nicht gleich / daß dieses mein lezter brief an den Ephron gewesen: darin dan alle zeilen vom gewaltsamen tode / von gift / von des vatters
Weil eure freude und leiden mir gemein ist / als lasse ich euch urteilen / was fůr ein entfindlicher schmerz meine vergnůgung begleitet habe / zugleich eure freiheit und den tod eures edlen bruders zu vernemen. Ja liebster Prinz! dieses gewaltsame hinopfern des tugendhaften Eliesers / nimmet mir meine sinne also ein / daß ich bald darüber mein eignes leiden euch zu klagen vergesse / welches mir iezt in meines vatters hause begegnet: das aber euer waffenträger / und zugleich meine hofnung erl \st zu werden / die ich auf euch allein gesetzet / dem dapfren Ephron wird er \fnen. Eilet demnach / eure Coricide zu erretten / die hier so wenig vor gift als vor gewalt
Coricide.
Als ich nun ihre bosheit dergestalt gemerket / forderte ich gehör bei dem K \nig: der sich lang weigerte / mir solches zu erteilen / endlich aber / auf zureden etlicher von seinen bedienten / die noch meine seite hielten / mich vor sich kommen ließe. Ich zeigte die abschrift meines briefes / dabei entschuldigend / daß ich an den Ephron begehret / mich zu erretten. Ich richtete aber damit nichtes aus / und muste anhören /daß der K \nig mich auf das håftigste ausscholte / und mir fürrůckte / daß ich ihme bereits einmal mit gift hätte vergeben wollen. Meine unschuld machte mich dieses kůner beantworten / als ich gegen meinem König und vatter thun sollen / und da er mir sonderlich verwiese / daß ich seinen tron dem Ephron angewůnschet / machte mich die ungedult mit diesen worten heraus brechen: Ich hätte wol ursach solches zu wůnschen / weil ich sodan so elend nicht / wie nun /würde gehalten werden. Hiemit war nun alles verderbet / und alle K \nigliche gnade mir auf einmal aufgesaget: so gar / daß meine widerwärtige / dieser gelegenheit sich bedienend / durch meine schuld der Jerode unschuld beweisend / es dahin brachten / daß der K \nig sie wieder nach hof kommen ließe. Meine erzehlung zu kůrzen / wil ich nicht weitlåufig ihre gånzliche aussönung hier beschreiben / wie listig sie es damit angestellet. Ja sie brachte es bald so weit / daß der K \nig ihr sehr nachgehen muste / ihre v \llige gewogenheit wieder zu erlangen: massen sie ihn mehr /als vor der zeit / wieder in ihre stricke bekame /
Ich wurde nun angesehen / als wan ich aller der mir aufgedichteten laster / nämlich der ermordung des Prinzen Madons / der vorgehabten hinrichtung des Königs / und der verůbten unzucht mit dem Prinzen Suevus / völlig wåre ůberfüret worden. Jerode feirete auch nicht / bis sie es dahin brachte / daß ich des K \nigs von Hazor leuten ůberantwortet / und solcher gestalt / als die årgste ůbeltåterin / nach Hazor geschleppet wurde. Ich entsetze mich / (fiele ihr Suevus alhier in die rede) über diese unerhörte bosheit der Jerode. Ich würde aber solche noch mehr bewundern /wan nicht auch ihre brüder mir ursach gäben / ihre harte und tyrannische sinne zu betrachten / die sie wider ihr eigen fleisch und blut verübet haben. Aber saget mir doch / liebste tochter! was tåte Ephron hierbei? Mir ist bange für euch / ob ich euch gleich iezt frei bei mir sehe.
Dieser treue Prinz (sagte Coricide) war damals in Seir / und zwar meinetwegen sehr unruhig / weil er keine antwort von mir erhalten. Und ob man wol / als er noch in Canaan gewesen / alles mit mir sehr geheim angestellet / so hatte ihn dannoch mein übler zustand geahnet. Demnach / und weil auch eben damals die Fůrsten von Seir / an des großen Edoms dreien gemalinnen / unter denen auch seine schwester gewesen / die greuliche mordthat verůbet hatten / eilete er aus Edom hinweg / und kam eben in Canaan / als ich meinen betrůbten einzug in Hazor hielte. Wie es nun mit mir kein geheimnis mehr war / als erfuhre er alsobald / wie es mir erginge und daß er mich in gleicher grausamen todesgefahr anträffe / wie die / so auf dem Seirischen gebirge seine schwester aufgerieben hatte. Er eilete fůrter nach
Wiewol nun Ephron / bei solchen ümstånden /keine \ffentliche hülfe von seinem hervattern wider den K \nig von Hazor / erlangen kunte / beredte er ihn dannoch dahin / daß er ihm / zu seinem ersonnenen anschlage / tausend man hergabe: mit deren hůlfe er /durch eine list / weil ihm hierbei mit gewalt etwas fůrzunemen verboten war / mich aus des Königs von Hazor klauen zu retten verhoffete. Er hatte durch kundschaft erfahren / daß
Mein Ephron / für vergnügung fast aus sich selber /brachte mich nach Thapua zu seinem herrvattern: der aber / so froh er auch / ůber diesen glůcklichen ausschlag von dem fůrhaben seines sohnes / sich erwiese / dannoch in bedenken zoge / mir meinen aufenthalt bei ihme zu g \nnen. Die ursach dessen ware / daß er besorgte / er m \chte dadurch noch ferner den Canaanitern anlaß geben / in des Beors land einzubrechen /da vorhin schon des Melchisedech verhaftung / wie gesagt / alle benachbarte Könige aufgeregt hatte. Demnach schluge er fůr / ich solte mich heimlich nach dem König von Sidon begeben / als dem nähsten und sichersten hof / da ich willigst wůrde aufgenommen werden: weil der K \nig gelegenheit gnug hätte / mich verborgen zu halten / wan er etwan / mich \ffentlich zu dulten / in bedenken ziehen möchte. Um den Beri bei gutem sinn zu erhalten / musten wir ohn widerrede dieses eingehen / ob ich gleich tausendmal lieber meine flucht nach Basan hätte nemen mögen / alwo ich eures beistandes / mein vatter! mich hätte versichern können. Weil demnach kein widerreden
Der K \nig zu Sidon name mich nun willigst auf /und versprache man mir daselbst ruhe und sicherheit /alwo damals die gr \ste unruh regirte. Dan ich befande / bei meiner ankunft / die Königin und den Kronprinzen gefangen sitzen / weil sie in offenbarer blutschande beisammen waren ertappet worden: und redte man bei hof von nichtes / als von der Prinzessin Orosmada / die man iezt wieder herbei verlangte / und gegen ihr eine grosse liebe und hochachtung bezeugte / weil sie vor ihrer stiefmutter von hof entfliehen můssen / und nun durch deren erkante schuld unschůldig war erfunden worden. Es muste aber der Prinz Ephron mich daselbst wieder verlassen / weil die unruhe in Canaan ihn nach haus beruffen: und stunde / bei seiner rükkehr / bereits alles in vollen flammen / indem der K \nig / mein herrvatter / neben dem König von Hazor und seinen andren bundsgenossen / in das k \nigreich Sichem eingefallen ware / üm / wie sie vorwendeten /den unschüldigen K \nig von Salem zu befreien / eigentlich aber / des Beors gewalt zu brechen / und ihn zu verhintern / daß er die Prinzessin von Seir nicht er langen m \chte / auch mich / die sie zu Sichem sucheten / wieder in ihre hånde zu ůberkommen.
Meinem Prinzen / deme das verhängnis auferleget /allemal für die sache zu fechten / deren er zuwider war / muste sich zum General wider die Könige von Canaan bestellen lassen / und also des Beors land /den
Diesen lezten hatte die Jerode / nicht aus wahrer treue / sondern aus einem erschrecklich-bösen beginnen / hierzu beredet. Dan dieses unmensch ware /nicht vergnůgt an der rache / die sie über mich erhalten / auch selbigem ihrem leiblichen bruder im herzen feind
Ich weiß gar nicht / was ich hierzu sagen sol /(finge der bestůrzte Suevus an zu reden / mitlerweile die Coricide ihre tränen abtrocknete) daß der himmel eine so boshaftige creatur mit solcher klugheit begaben wollen / die da fähig wäre / mit ihren listigen erfindungen die ganze welt ůber einen haufen zu werfen. Nunmehr ist mein verlangen unbeschreiblich / zu vernemen / wie es dieser neuen Königin ergangen sei. Der Simron / (fuhre Coricide fort) welcher an unsrem hofe stäts die bedienung eines feldhaubtmans versehen / war derjenige /
Der K \nig von Hazor war mitlerweile in das land Sidon eingefallen / und begehrte / daß man mich ihm solte folgen lassen: worzu zwar der großmůtige K \nig Siphon sich nicht verstehen wolte / gleichwol mir an die hand gabe / daß ich / indem die gesandten von Hazor in Sidon geh \ret wurden / heimlich entfliehen solte; massen er mir auch leute zuordnete / mich dahin / wohin ich verlangte / zu begleiten. Diesem nach wehlte ich Syrien zu meinem schutz-orte / und kame glůcklich bis nach Hierapolis: da ich den Syrischen Fũrsten Thare angetroffen / welcher ein neues heer Syrer samlete. Ich erfuhre von ihm allen hiesigen zustand / und von dem Achsaph / (den das glůck ungefär dahin gefůret) was verånderliches seither in Canaan war fürgegangen. Weil dieser sich bisher sehr bemühet hatte / meine unschuld wider die Jerode völlig an den tag bringen
Weil sie ůberdas berichteten / das Jerode iezt darauf aus wåre / den Beri / ihren bruder / als rechtmäßigen K \nig von Kiriath-Arba / und dessen sohn den Prinzen Ephron / aus dem weg zu raumen / und daß ihrer viele hierzu heimlich erkauft wåren: wurde mir sehr angst fůr den Ephron / zumal ich nicht wuste /wo er sich befände. Ich tåte aber hierwider soviel / als ich konte / und schickte gleich den Achsaph / mit dessen bei sich habenden / zu den Canaatischen Königen und dem von Armenien / der Jerode bosheit ihnen kund machen: in hofnung / sie dadurch zu bewegen /daß sie ihre seite verlassen / und sie also machtlos machen m \chten. Wenig tage hernach / als diese abgefårtigt waren / bekame ich zeitung von meinem Prinzen / daß derselbe / neben dem Beri seinem vatter / einen aufstand in Kirath Sepher erreget / und sich desselben ortes bemåchtigt håtte / auch ůberall aus dem lande zulauf bekäme / und wider die aufgeworfne Königin Jerode sich stårkte: welches mir dan keinen geringen trost gabe / in hoffnung / daß / bei solcher bewandnis / des Achsaph abfårtigung an die gesamte K \nige zu rechter zeit kommen / und alles fernere unheil dadurch wůrde gestöret werden.
Ich reisete nun wolgemut mit dem Thare hieher warts / als der seine neue völker beisammen hatte /wurde aber in neue angst gesetzet / als wir auf dem wege nachricht erhielten / daß uns der König von Hazor mit einem
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Euer gethaner bericht / liebste Prinzessin! (sagte Suevus hierauf) ist uns allen alhier sehr dienlich / und wird es nötig seyn / daß man sofort den zustand von Canaan im kriegsrat fůrbringe und ůberlege. Euer ausgestandenes und recht ungemeines leiden / wird der himmel bald mit glücke verwechslen: und wie eure unschuld schon an den tag gekommen / also wird auch forthin die ruhe und ein vergnůgter wolstand euer leben beständig begleiten. Wan ich ům die Jerode mich noch annåme / wolte ich mich bemühen / sie zu entschüldigen. Weil aber diese unholdin nicht wert ist / daß sie eures vattern schwester und meine frau heisset / als wil ich mehr / als iemand anders / sie verfolgen / und ihre gebürende abstraffung helfen bef \rdern. Hierauf erinnerte er sich der Prinzessin Hercinde / die ihn so nötig zu sprechen verlangt hatte. Solches nun zu vollziehen / gleichwol aber die Prinzessin von Canaan nicht im gezelt allein zu zuverlassen / bote er ihr an / ob sie nicht zu dem andren frauenzi er / das sich im lager bei ihnen aufhielte /
Demnach ließe Suevus seinen wagen bespannen /sezte sich mit ihr darauf / und fuhre / in begleitung einer starken wacht / deren er sich / seit der Hercinde warnung / bedienet / nach dem gezelte der Königin von Salem. Unterwegs begegnete ihm der waffenträger des Prinzen Baalis / der dessen ankunft aus Basan mit zehntausend Celten berichtete: welches er der Hercinde / als eine gute zeitung mitbringen / und nun / seine abreise zu beschleunigen / ihm vornemen konte. Sie fanden aber / in der Eurilinde gezelt / eine grosse gesellschaft / nåmlich die Königinnen Hermione und Roma / den Prinzen von Hevila / die Fürstin Mehetabeel / und die Prinzessin von Caphtor /beisammen. Wie nun Suevus seine schöne frömde der Königin von Salem überliefert / die von der Jaelinde alsobald erkant worden / eröfnete er ihr mit wenig worten / wer die Coricide wäre / und was sie dahin brächte: daher Eurilinde diese schöne Canaaniterin auf das freundlichste entfinge / und ganz begierig /nach dem zustand in Canaan und nach ihrem liebsten Melchisedech / sich erkundigte. Ihre freude war unmeßlich / als Coricide ihr erzehlte / daß der König von Salem / durch ihren herrvattern / den König von Armenien / wäre erlöset worden / wozu auch der dapfere Adonias viel geholfen håtte. Weil sie also von den dreien personen / die ihr die nächsten und liebsten waren / gewünschte zeitung erhalten: erwiese sie nun /mehr als iemals / eine herzliche begierde
Indem aber hiervon die gesellschaft ihre unterredung / auch der verliebte Jethur seiner Roma zu er zehlen / begunte / was für ein gespräche er mit der Hercinde gehalten / eilete Suevus wieder von ihnen nach dieser Prinzessin / die er in einem erbärmlichen zustand antraffe: massen sich dieselbe also dem entfindlichsten schmerzen ergeben hatte / daß Suevus zu grossem mitleiden bewogen wurde / ehe er noch die ursach ihres anligens von ihr vername. Sie hatte sich auf einen ausgebreiteten teppich / und ihr haubt in den schoß ihrer getreuen Marpeis / die bei ihr kniehete /geleget / die ihre milde zären unabläßig abtrocknete: und gabe sie / durch ihre vielfältige seufzer / ihre herzens-bangigkeit so sehr hervor / daß der Prinz hierüm so grosses entsetzen als erbarmen in sich fülete. Was ist immermehr hier geschehen (singe er an zu reden) das die grosmütigste Prinzessin der welt hat also können herunter bringen? Ach Suevus! (antwortete sie ihm) warům seit ihr nicht eher gekommen / da ich noch mehr wut als weichmůtigkeit in mir entfande /und mehr gesinnet war / mich zu rächen / als durch tränen meine schwachheit an den tag zu geben? Wer ist dan derjenige / (fragte er weiter) wider den diese rache ergehen sol? Der ungetreue Baleus! (sagte sie) der mich nur geliebet / so lang er nicht gewust / daß Aramena seine schwester wäre: nun er aber solches erfahren / setzet er die unglůckselige Hercinde hintan / und machet die ganz verächtlicher weise aller welt zu spotte / indem er ihre leichtglaubigkeit einer an dern schönheit aufopfert.
Haben sie dan (fragte Suevus) dessen einen wahren grund? Wie solte ich nicht haben / (antwortete die
Ihr wisset / mein Prinz! (antwortete hierauf die Prinzessin) daß ich euch ein mittel fürgeschlagen /sowol der Mirina grim zu entgehen / als Basan vor ihren anschlägen zu bewahren / wan ihr nämlich eilen werdet / dem König meinem bruder bewust zu machen / was ich euch er \ffnet / und ihme meine vorschläge vorstellet /
Alhier nötigten diese beleidigte Prinzessin / die viele tränen und seufzer / daß sie zu reden einhalten muste: und verhiesse ihr Suevus / alles fũr sie in Basan auszurichten / was zu ihrer billigen rache dienen konte; sie daneben
Der Prinz Suevus aber / als er urlaub von ihr genommen / begabe sich nach dem gezelt des Abimelech / ům demselben / sowol die ankunft der zehntausend Celten mit dem Prinzen Baalis / als den Canaanitischen zustand und des K \nigs von Hazor näherung / anzumelden / auch wie er fůr seine person eine n \tige reise nach seinem K \nig ůbernemen můste. Er fande diesen helden unter seinen Syrischen Kriegs-bedienten / denen
Sobald er hinweg war / und es bereits abend zu werden begunte / sezte sich der verliebte Abimelech zu pferd / und ritte von dem Arsas und sonst wenigen der seinen begleitet / gegen der stadt: unterwegs / mit diesem treuen Fürsten / von seiner liebsten K \nigin /und von der glückseligkeit redend / die er nun bald in ihrer gegenwart zu genießen hoffete. Werter Arsas! (sagte er zu ihme) dünket euch nicht / daß nun einmal das wankelbare glück aufh \ren werde / meiner liebe und ruhe so mancherlei hinternisen zu bringen? da ich nun hoffen darf / ehest unsere Königin wieder zu erl \sen / und meister von Damasco zu werden? Arsas /den diese worte höchst erfreuten / wuste nicht / woher diese hofnung růrete weil ihme unbekant war / was Elhanan heimlich berichtet. Wie er nun hierům den Prinzen ganz begierig fragte / entzoge derselbe sich nicht / ihme mit wenigem zu entdecken / was der Prinz Dison fůr sie gutes angestellt hatte. Dieser edle Prinz / (sagte er) wil sich an mir råchen /
Dank sei dem Höchsten! (rieffe hierauf der getreue Arsas) daß es so gut ům unsere sachen stehet: und wundere ich nun nicht mehr / dieses vernemend / daß ich so ungemeine munterkeit an meinem Prinzen verspůret. Wie lang wird mir doch die zeit / (antwortete Abimelech) ehe die nacht einbricht / ům den glůckseligen ort zu suchen der mich nach meiner K \nigin fůren sol? Warům muß man dan hierzu der nacht erwartẽ? fragte Arsas. Die beschwerliche gegenwart der beiden schwestern des K \nigs von Basan / (widerredte Abimelech) wie auch der andern Celten und frömden völker / die sich hier befinden / verwehret mir / dieses offenbar zu machen. Dan weil Mirina und Hercinde / zwischen den Assyriern und uns / mittelspersonen abgeben wollen / als werden sie es hintern /der stadt meister zu werden / ehe sie wissen / wie ihr
Ich lebe dem grossen Abimelech (antwortete Arsas) üm soviel mehr verpflichtet / daß ich dieses geheimnises / ungeacht ich ein Ninivite bin / dörfen teilhaft werden / und befinde alle angeregte ursachen / dieses werk
Indem Abimelech also redte / begegnete ihm der Elhanan / welcher ausgewesen war / den geheimen ort zu suchen / der nach der Kemuelsburg fürete. Der begierige Prinz ritte sofort mit ihm an eine seite / ům zu vernemen / was er ausgerichtet: da er dan h \chst erfreut von ihm h \rete / wie daß er ein altes gemäuer gefunden / das er für den ort hielte / wo man ehmals durch diesen verborgenen gang aus der stadt gekommen. Er erwartete deshalben / mit unbeschreiblichem verlangen / der nachtzeit / und beschloße abends in dem zelte des Rames zu speisen / als deme dieser ort nächst angelegen war: wiewol sein vorhaben ihn an kein essen gedenken ließe / und bediente er sich dessen nur zum schein / wegen seines abwesens vom haubtlager / keinen verdacht auf sich zu laden. Weil ihme auch wissend war / daß seine K \nigin in der Kemuelsburg hart bedrånget wurde / als hatte er viel kundschaftere bis gar an die stadtmauren ausgeschicket /
Als dieses endlich erfolget / machte er sich ungeseumet auf / mit tausend man von des Rames leuten /die sich alle mit hacken und schaufeln versehen hatten / und eilete neben dem Elhanan / als seinem wegweiser / in aller stille / zu der alten mauer / die Elhanan gefunden hatte. Wie sie nun dieselbe durch suchet /fanden sie / an einer seite / ein kleines gew \lbe / und darin / neben einem zeltbette / allerhand anderes geräte: welches anzeigte / daß dieser ort můste bewonet seyn. Solches nun vermehrte seinen fleiß / diese einwonere anzutreffen: und name er aus dem weibergeråte ab / daß er auf einem tische / ligen sahe / das frauenzimmer daselbst vorhanden seyn můste. Wie sie aber lang vergebens gesucht / und weil sein vorhaben ware / daselbst nicht menschen / sondern einen verborgenen gang nach der stadt zu finden / als bemühete er sich nur üm dieses / und traffe endlich eine h \le unter der erden an / die nach dem augenmas und nach dem urteil etlicher bauverståndigen / die er bei sich hatte / nach der stadt fůren muste. Seine unbeschreibliche begierde / machte ihn zu einem von den ersten /die sich in diesen gang wageten. Sie waren aber kaum zwanzig schritte hinein gegangen / da fanden sie alles mit steinen und erden dermassen verfallen / daß sie nicht weiter kommen kunten.
Der neue K \nig von Cus / wie auch der Prinz Amosis aus Egypten / befunden sich immittels / neben dem Hezrai und andren grossen von den Cussiten und Egyptern / versamlet / üm zu raht zu gehen / was ihnen bei diesem zustande zu thun seyn m \chte. Hezrai / und der angekommene weiße Balaat / den dieser feldherr der Cussiten / nach des Königs Scheba niederlage / mit den anderen Cussiten ins lager gebracht hatte / gaben dem Eridanus zu bedenken / daß /da nun sein herrvatter todt wåre / alle betrachtungen sich verlören / die ihn bisher wider die Assyrier fechten gemacht; und såhen sie nicht / wan ihme die Assyrier einiger massen ein genůgen täten / mit was recht und billigkeit sie wider diese
Kaum hatte Balaat dieses lezte wort ausgeredet / da fiele ihm der verliebte Amosis bei / und fande Eridanus auch nichtes dagegen zu sagen. Er billigte auch ferner des Amosis erinnerung / den Prinzen Hiarbas seinen bruder betreffend / daß man den zugleich / in dieser abschickung nach Damasco / abfordern solte. Weil nun dieses die K \nigin Mirina mit anginge / und ihrer aller zweck war / nach ihrem von den Assyriern erlangtem begehren / sich neben der Mirina zu mittelspersonen gebrauchen zu lassen / eilten sie ohne zeit-verseumen / zu dieser heldin in ihr gezelte. Sie fanden dieselbe in gesellschaft der dapfren Hercinde /ihrer schwester: die eben / von der untreu des Baleus redende / der K \nigin von Elassar versprochen hatte /dieserwegen nicht von ihr auszusetzen / sondern ihr gefallen zu lassen / was sie in angefangener sache /die friedenshandlung betreffend / fůrnemen würde. Weil nun Mirina / die in ihrem herzen den grossen anschlag auf Basan und alle
Hercinde / die keine scheu mehr truge / von des Baleus unbeståndigkeit frei und öffentlich zu reden /ließe sich hierauf also vernemen: Ich weiß meine eigene sache / die mich den Baleus bis in den tod zu hassen n \tiget / von dem bästen des allgemeinen wesens so wol zu unterscheiden / daß ich / diese nicht zu hintern / jene gar gern bis zu seiner zeit wil ruhen lassen. Demnach bleibe ich / mit meinen Celten / in der aufgerichteten bůndnis / und kan geschehen lassen / daß fůr den Assyrischen Prinzen / wie auch fůr den Prinzen aus Egypten / unsren andern bundsverwandten /m \ge geredet werden. Diese sonderbare grosmut /(sagte Eridanus) so die sch \ne Hercinde erweiset /machet des Baleus verbrechen noch grösser / und aller menschen gemüte noch williger / der grossen tochter des Marsius wider diesen Assyrier zu dienen / wan zuvor der zweck wird erlanget seyn / der uns treibet /die allgemeine ruhe in Asien zu bef \rdern. Des edlen K \nigs von Cus hohes anerbieten / (sagte Hercinde) neme ich dankbarlich an: wiewol wir / wie gesagt /diese rache aufschieben můssen / bis bässere zeit und gelegenheit sich dazu wird eingefunden haben. So ist dan (sezte Amosis hinzu) kein augenblick
Nach diesen und dergleichen gesprächen / wurde abgeredet / daß der weiße Balaat / in ihrer aller namen / an die Könige von Assyrien und Egypten in die stadt abgehen / und die Prinzen Baleus und Hiarbas / wie auch die Prinzessin Danede / und Eliphelet mit den Cussiten / abfordern solte: mit dem versprechen und bedrohen / daß sie / da man ihnen diese würde abfolgen lassen / zwischen beden kriegenden teilen schiedsleute abgeben / widrigen falls aber sich hiermit für ihre feinde erklären wolten. Wie nun dieses fäst gestellet war / wolten sie auch dem Abimelech / als welcher im lager allein zu befehlen hatte / hiervon eröffnung thun lassen / und dessen einwilligung fordern. Also wurde sobald der Hezrai an ihn abgefårtigt / welcher ihn antraffe / da er eben von seinem kurzen schlaff wieder erwachet / sich ankleiden ließe. Weil er dieses bereits vermutet hatte / als befrömdete es ihn nicht so sehr / und gabe er die erklärung von sich /daß im kriegsraht / der gleich iezt solte gehalten werden / man hievon reden und einen schluß fassen könte.
Wie nun alle hohe kriegsbediente / auch Eridanus und Amosis selber / insonderheit der Prinz Suevus /der Jethur von Hevila / der Husan / Thare / Phalacus und Hezrai / in sein zelt sich versamlet hatten /
Keiner hatte unter ihnen so eifrig zu diesem stůrmen geraten / als der Prinz Suevus / weil der nichtes lieber / als das ende von diesem kriege / sehen mögen: wordurch er sich dan in nicht geringen verdacht bei dem verliebten Abimelech sezte / als wan unter dieser wilfärigkeit etwas anders / das des Königs von Basan liebe zuträglich seyn können / verborgen läge. Wie nun / nach geendtem kriegsrate / der Balaat nach Damasco abgefärtigt worden / name Suevus urlaub von ihnen allen / weil er noch selbigen tag nach Basan abzureisen gesonnen war / massen der Prinz Baalis / seine stelle in seiner abwesenheit zu bekleiden / bereits angekommen. Ein jeder begabe sich hierauf von dannen / die antwort aus Damasco mit verlangen erwartend / als nach welcher sie alle ihre anschläge richten wolten: wiewol Abimelech solches nicht so sehr / als seine geheime arbeit / beachtete /die er nun bald zu besuchen gedachte.
Ich kan nicht gnug die wunderbare regirung des Höchsten betrachten / die derselbe hiernieden auf erden / bei den hohen dieser welt und in ihren k \nigreichen / erscheinen låsset: da deren glück-wechsel so seltsam / und die fůrsorge vor deren erhaltung öfters so verborgen und weislich waltet / daß man satsam daraus ersehen und abnemen kan / wie nichtes alhier von ungefär geschehe / und dieser weiße regent alles zuvor wol geordnet und versehen habe. Diese höle muß iezt der ort seyn / darinn Aramenes zu erst erfahre / wer er sei; in deren er gezeuget ist / und die ehmals seiner fraumutter gedienet / ihren falschen götzendienst dem Dagon hier zu halten: und es muß nun dieser verborgene erdgang / dem sohne / den eingang in seine k \nigliche stadt er \ffnen / der von dessen fraumutter / ům durch ihren abfall / das unglůck über Syrien / und ůber ihren gemal und sohn zu füren / also zubereitet worden.
Es ist aller welt bekant / daß der grosse Aramenes erstlich die Philistina meine schwester geheuratet: mit der er dan bis in das zehende jahr lebte / sonder eine eheliche
Weil die königliche hofhaltung damals auf der Kemuelsburg war / als ließe Philistina diesen verborgenen gang vom schloß bis zu dieser h \le füren / welcher fürter / auf der Manabath angeben / in das feld hinaus geleitet wurde: da sie unvermerkt ihre priester aus der Philister lande / die der König unser bruder von dannen verjaget / hinein kommen ließe / welche ihrem abgotte diesen ort zum tempel v \llig ausrüsteten. Weil Manabath mir nicht trauete / als verbote sie der K \nigin / mir hiervon etwas zu eröffnen: das dan der lieben schwester kein geringes leiden war / weil wir ståts so vertreulich mit einander gelebt hatten. Doch folgte sie gerne der
In solcher zeit entsponne sich der krieg mit dem König in Armenien: da dan Aramenes höchst betrůbt mit seiner gemalin in ein gespråche sich einließe / und mehr als iemals ihre unfruchtbarkeit beklagte / einwendend / wiedaß dieses dem K \nig von Armenien zu solchem krieg bewege / weil er unbeerbt wåre /und daher Barzanes hoffete / daß die Syrer nicht so eifrig fechten würden / weil sie keinen Erbprinzen håtten. Dieses ginge der K \nigin so nahe / daß sie ihr geheimnis nicht länger verschweigen konte / sondern ihrem gemal eröffnete / daß sie wol einen sohn bekommen könten. Was håtte Aramenes erfreulichers /als dieses / vernemen können? welcher / nach fernerem unterricht / von der Manabath / die die K \nigin zu dem K \nig fůrete / sich ůbereden ließe / diesen tempel des Dagons zu besuchen. Es war in Syrien bereits die abg \tterei so sehr eingerissen / und fande sich bei so wenigen der wahre
Was in diesem krieg vorgegangen / und wie sich der geendigt / gehöret zu meiner erzehlung nicht: demnach wil ich solches übergehen / und nur sagen /daß die K \nigin / meine schwester / nach geendigtem kriege / durch einen unglücksfall / wieder nach Damasco gekommen / und darauf euch gegenwårtigen meinen vettern zur welt geboren. Wiewol bei der hierob-entstehenden allgemeinen freude / nichts solches in ihr herz kame / und sie / gleich nach der entbindung /so traurig wurde / daß iederman darob sich verwunderte. Sie vertraute mir aber ihr anligen / wie nåmlich ihr gewissen
Ich wehlte zwar / lieber nach Caphtor / als nach Gerar / zu gehen / weil an diesem orte die Königin Eglone sich befande / die auch sehr abg \ttisch ware. Wie ich aber dahin nicht gelangen kunte / muste ich euch doch in der Philister land bringen. Als ich mit euch zu Gerar angekommen / hatte eben die Königin Eglone meinem bruder auch einen sohn geboren. Sie /die den göttern ůberaus ergeben war / wolte diesen ihren sohn heimlich nach Basan / zu ihrem herrvattern dem König Abinael / schicken: damit er daselbst im aberglauben
Es schickte aber der himmel etwas in den weg / das mir diese vergnůgung auf die allerschmerzlichste art entziehen und mich eurer berauben muste. Es ware /nach dem unglücklichen krieg in Syrien / der eurem herrvattern und der K \nigin Philominde das leben gekostet / auch Syrien den Babyloniern in die hånde gespielet / wegen dessen / daß mein bruder Ahusath und die Philister eurem herrvattern in diesem kriege gedienet / ein vergleich zwischen dem Belochus / und meinem bruder dem König Abimelech / aufgerichtet worden / des inhalts / daß der Philister K \nig seinen einigen sohn zur
Trage dieses band / zu deines vatters Aramenes gedåchtnis: bis dir der himmel dermaleins gönnet / dessen reich einzunemen.
Ahalibama / dieses hörend / fande in ihrem gedåchtnis / wie die K \nigin von Ninive / die jůngere Aramena / ein solches band gehabt / welches ihr der alte Thebah gegeben / und berichtete dessen die Andagone; welches dem erkanten Aramenes anlaß gabe /zu sagen: Ich erinnere mich ganz wol / daß der K \nig von Syrien mir zu Gaza ein band gegeben; ich wuste aber nicht / daß es von meinem vatter mir ware geschenket worden / und habe ich dasselbe zu Babel verloren. Man fande fůr gut / (antwortete Andagone) euch so wol / als dem kleinen Abimelech / eure rechte geburt beståndig zu verhelen / üm dadurch keinen ůbermut in euch zu erwecken / noch euch tråge zu ma chen / alle wissenschaften mit solchen fleiß / wie ihr tåtet / anzunemen. Dan ihr lebtet in der einbildung /daß ihr mittelmäßigen standes wäret / und n \tig håttet /
Eure freude / ein K \nigs-sohn zu seyn / war in euch nicht so gros / als die zeitung / nach dem entfernten Babel zu reisen / und sahe ich mit verwunderung / wie freudig ihr zu diesem weiten weg / da auch die entfernung solang dauren solte / euch gerüstet. Der weiße Bagastanes wurde euer hofmeister / deme dan eure geburt wol bekant war / und befahle ich ihm eifrigst die aufsicht ůber euch. Ich gabe euch auch eine büchse mit / darin das bildnis eurer fraumutter samt einer verborgenen schrift von eurem herkommen / so kůnstlich verschlossen / daß / wer den handgriff nicht weiß / es nicht wird eröffnen k \nnen. Indem Andagone dieses sagte / lösete Aramenes diese bůchse von seinem halse ab / und überreichte sie dieser Prinzessin: welche sie sofort erkante / und mit leichter mühe er \fnete. Die ganze gesellschaft beschauete nun darin der K \nigen Philistina bildnis / und die Andagone zoge daraus einen zettel herfůr / aus deme sie folgendes ablase.
Wisset / daß ihr Aramenes / der erbe von Syrien /auch dieses Königs und der Philistina von Gerar sohn seit. Euer widriges verhängnis wil nicht leiden / daß ihr zu eurem nutzen eure
Andagone.
Warum aber / liebste Mume! (fiele alhier Aramenes ihr in die rede) muste ich so lang unwissend leben /wer ich wåre? Darüm / (antwortete die Prinzessin) weil euer grosser leuenmut euch zur unzeit håtte wider den Belochus aufregen m \gen: und weil ihr ja an dessen hofe leben mustet als ware euch båßer / nicht zu wissen / daß ihr an eures abgesagten feindes hof lebtet / als wan / durch solche kentnis / ihr euch ein unglück sonder nutzen hättet auf den hals geladen.
Wie ihr nun / mein vetter! (fuhre sie fort zu erzehlen) erwehnter massen für den Prinzen Abimelech nach Babel fortgesandt waret / bliebe der warhafte Abimelech (unter dem namen des Ahusath / aus furcht vor Babel) noch ferner in meiner zucht: wiewol nachdeme mit so ůblem fortgange / daß dessen ungedult /von euch geschieden zu seyn / ihn zu allen dingen verdrüßig machte. Er erwiese sich so wild / und sehnte sich so häftig / in die welt zu kommen / daß er / wie er das achtzehende jahr erreichet / sich nicht länger wolte halten lassen / sondern dem König / der Königin und mir / so häftig anlage / daß die endlich fůr gut befanden / ihn unter dem namen Ahusath / nach Babel an den Bagastanes zu schicken. Also seit ihr beide wieder zusammen gekommen. Wie ich nun hiernåchst nach nichtes mehr trachtete / als euch zu eurem reiche wieder zu verhelfen / als
Zwischen solcher zeit kame der Abimelech / unter des Ahusath namen / wieder nach haus / mit dem Bagastanes / welcher euch zu Salem bei der Prinzessin Cölidiane hinterlassen hatte: da der König / so wol als ich / erfreulich verstanden / daß zwischen euch und ihr eine liebe entsprungen; massen wir auch keiner Prinzessin lieber / als dieser / den Syrischen tron zu-g \nneten. Ich sahe mich aber in dieser hoffnung sehr betrogen / als bei eurer wiederkunft ich das gegenteil verno en / und ihr mir er \fnet / daß die schöne Delbois von Assyrien euch eure freiheit genommen hätte. Weil ich sie damals fůr eures hauses abgesagte feindin hielte / als bemühte ich mich sehr / euch von dieser liebe abzubringen: wiewol ich damit nichts ausgerichtet. Als ihr nachgehends in den Basanischen krieg ginget / bekamen wir nach Gerar die betrübte zeitung aus dem reich Ammon / daß der Ahusath /welcher alda unter dem Bagastanes die waffen gefůret / in einer schlacht mit den Teutschen / ůmgekommen wåre. Es würde ein überfluß seyn / das leiden des Königs und der Königin ůber dem verlust dieses ihres einigen sohnes hier fürzustellen. Mein bruder fassete hierauf den schluß / euch / mein vetter! der ihr bis dahin seinen sohn fürgestellet / forthin beståndig dafůr zu halten. Um des willen / schwatzte er mir aus dem sinn / euch ferner in meinen gedanken zum K \nig in Syrien zu machen; zumal solches ja ohnedas unmůglich schiene /
Dieserwegen stellte ich nun auf ein zeitlang mein vorhaben ein / des willens / wan ihr dermaleins die kron von Gerar würdet aufgesezt und also mehr macht und gewalt gewonnen haben / alsdan euch kund zu machen / wie ihr noch ům ein größers reich euch anzunemen hättet. Also bliebe euch nun verborgen / daß ihr nicht Abimelech wåret / und verliefen also wieder etliche jahre: inner welchen der rechte Abimelech unter des Ahusath namen / nicht wissend / was für qual sein ausgesprengter tod dem Gerarischen hofe gemachet / in der welt ůmher schwebte; bis / ungefår vor sieben monden / die unvermutete zeitung nach Gerar erscholle / daß er noch lebte / und aus dem Bactrianischen krieg nach Babel glůcklich angekommen wäre. So gros vorher das leiden gewesen / so gros war nun auch die freude / und kunte man sich kaum bei uns darin mäßigen / welches doch / wegen des Königs von Babel / den man stäts hierin gefůrchtet / höchstn \tig ware: und muste Bagastanes jemand nach Babel absenden / der den Ahusath / nach Gerar zu kommen /beruffen solte.
Die freude des K \nigs / gabe mir nun auch die freiheit wieder / für euch zu sorgen / und ließe er zu / daß ich / durch verschiedene zetel / die ich ůberall in Syrien heimlich ausstreuen ließe / den Syrern dorfte zu wissen thun / wie ihres Königs Aramenes sohn noch vorhanden wåre: wodurch ich zu erfahren suchete / ob sie in Syrien beherzt gnug seyn wůrden / einen aufstand wieder den Belochus anzufahen. Inzwischen ich nun hierauf laurete / kame Ahusath zu Gerar an / und erregte mir solche freude / daß der K \nig und die K \nigin / ihrer ehmaligen regeln / sich zu bergen /vergessend / sich ihrem sohn entdeckten /
Wie nun / nach dieser kentnis / der Prinz Abimelech seine liebe zu der Prinzessin von Ammon kund machte / erhielte er alles / was er hierbei suchte / und wurde zugleich hierdurch die mishelligkeit / so bisher zwischen Ammon und uns geschwebet / gänzlich aufgehoben: da dan gesandten von beiden K \nigen nach Damasco abgefårtigt wurden / die Prinzessin Ammonide abzuholen. Der verliebte Prinz wolte hierbei seine Prinzessin průfen / ob sie ihn unter dem namen des Ahusath noch liebte / und verbote den gesandten /in Damasco nicht kund zu machen / was mit ihme sich zugetragen / sondern blos in des Prinzen Abimelech namen die anwerbung abzulegen: da sie / auf den fall / wan Ammonide sich mitzuziehen weigern wůrde / alsdan erst ihr alles entdecken / und erzehlen solten /wie ihr geliebter Ahusath eben dieser Abimelech wäre. Immittels kamet auch ihr zu uns nach Gerar / da ihr dan diesen euren vermeinten bruder fůrfandet. Ihr habt aber / wegen der liebe zur Königin von Ninive /und des fürhabens / ihr reich wieder zu erobern / solches nicht geachtet / daß ihr hierdurch die erstgeburt zu
Wir beide / der König zu Gerar und ich / wolten damals diesem eurem fürnemen nicht widersprechen: in hoffnung / weil nun in Syrien die unruhe stark anginge euer anschlag auf Ninive solte die erste staffel seyn / euch auf den Syrischen tron zu erheben. Durch ein sonderbares verhångnis / mustet ihr uns zu Gerar nicht eröffnen / daß die K \nigin Delbois fůr die Aramena von Syrien erkant worden: welches wir erst erfuhren / als unsres Abimelech braut / die Ammonide /sich eingefunden / und uns diese zeitung mitbrachte. Ihr kont gedenken / wie ich mich entsetzet / hiedurch zu vernemen / daß ihr in eure leibliche schwester /eures vatters tochter / verliebt wäret. Ich fassete demnach alsbald den entschluß / selber eilends hieher zu reisen / und euch zu entdecken / wie es mit eurer geburt beschaffen: massen auch keine bequemere / als diese gegenwårtige unruhige zeit / sich herfůr thun können / mein lang-gehegtes fůrnemen nach wunsche werkstellig zu machen.
Ehe ich aber abreisete / muste ich zuvor die unruhe stillen helfen / die bei der Prinzessin von Ammon ankunft zwischen den beiden verliebten entstunde: massen Abimelech ganz ůbel zu frieden war / daß die Prinzessin / ohne ihn fůr den Ahusath zuerkennen /diese werbung angenommen; und sie hinwieder es ungleich entfunde / daß der Prinz sie in solche versuchung gesetzet / und nicht zugleich die wahre beschaffenheit seiner person ihr håtte zu wissen gemacht. Wie aber die gesandten dem Abimelech / seiner braut ståts-verspürte traurigkeit / so sie unterwegs erwiesen / sattsam beschrieben / und ich / wie erwehnt / sie beide wieder zu vereinigen / mich gebrauchen lassen / wurde endlich dieser liebesstreit aufgehoben /und
Indem ich nun h \chst begierig auf antwort wartete /kame gegenwärtige Prinzessin von Caphtor / mit dem Bileam ihrem entfůrer / in Abela / und wurde so sehr über mein da-sein erfreuet / als ich über ihre ankunft bestůrzt und betrübt worden. Bileam / wie er erfuhre /daß ich der C \lidiane blutsfreundin wåre / verwilligte / daß wir zusammen kommen dorften: wiewol er ja vermuten k \nnen / daß unsere unterredungen ihm zuwieder seyn würden. Ich erfure von dieser meiner basen alles / was sie / aus dem lager vor Damasco hinwegzugehen / gen \tigt hatte / auch wie es alhier zustünde / und wie sie dem Baleam so unversehens in die hände geraten. Diß alles hatte mich sehr gerüret /nichtes aber so häftig / als daß ich befahren muste /euer beider heurat mõchte schon vollzogen seyn. Meine ungedult kame hierůber ganz aus schranken /und beklagte ich wol tausendmal / daß ich gegen euch so verschwiegen gewesen / und also zu dieser sůnde mitgeholfen hatte.
In solcher meiner gemůts-unruhe / die ich der C \lidiane nicht verhelete / wůrden wir in Abela von den eurigen belagert: welches dem Bileam anlaß gabe /mit der C \lidiane sich davon zu machen. Ich wolte diese trostlose nicht verlassen / und wie wir also miteinander vor euren siegreichen waffen flohen / stieße der Fürst von Haran / der dapfere Nahor / auf uns: der uns nicht allein befreiete / und den Bileam schwerlich verwundet in
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Hiemit endete Andagone ihre erzehlung / und zweifelte Aramenes nun nicht mehr / wer er ware / daher er / die schöne Aramena seine schwester ansehend / zu ihr sagte: Nun ich ja meine K \nigin verlassen muß /so vergnůget / mich dannoch / daß ich dieselbige forthin als ihr bruder lieben darf. Euren einrat aber zu folge / liebste schwester! der meinem eignen willen ganz gleichförmig / werde ich das herze / welches bisher Delbois und Aramena besessen / der sch \nen Cölidiane ůbergeben / in hofnung / daß deren gůtigkeit /durch die eure erwecket / dieses anerbieten nicht aus schlagen werde. Meine unverruckte freundschaft (antwortete die sch \ne Eyrerin) bleibet ewig euch zu eigen / und wie ich gerne den Abimelech der sch \nen Cölidiane ganz überlasse / also wil ich hingegen den Aramenes mit ihr teilen / und sie zwar die besitzerin seines
Er erinnerte sich indem seines liebsten freundes /des Cimbers / den er bisher mit solcher marter fůr seinen mitbuler erkant hatte / und dessen glůckseligkeit nun auch zu befördern / sagte er zu seiner schönen schwester: Mir hat der himmel den verlust / den ich an euch erlitten / durch die ůberkommung der schönen Cölidiane ersetzet. Gleichwie nun dieselbe forthin meine Delbois und Aramena seyn sol / also bitte ich euch / meine schwester! auch den edlen Cimber / den wir nun fůr den Tuscus Sicanus erkennen / in des glücklich-gewesenen Abimelechs stelle anzunemen /und dessen unvergleichliche treue zu belonen. Eine häftige röte ůberzoge der schönen Syrerin zarte wangen / als sie diesen fürtrag anh \rte; doch erholete sie sich bald wieder / und sagte: Weil ich einmal so unrechtmäßig geliebet / als stehe ich billig an / mich zum zweiten mal aus meiner freiheit zu setzen? Wan ich / als euer König / (antwortete Aramenes) euch gebieten solte / den Tuscus Sicanus allen Potentaten in der welt vor zu ziehen / so wolte ich nicht zweiflen /daß dieser mein erster befehl von euch willigst wůrde angenommen werden. Nun ich euch aber / ům
Wie nun hierauf die zeit sie erinnerte / zu beratschlagen / was bei so-gestalten sachen / so wol auf der Kemuelsburg / als im lager / fůrzunemen seyn möchte / triebe Dison / als bei diesem handel der ruhigste von gemůte / die andre an / auf die Kemuelsburg zu kommen: welches sie auch beliebten. Es kame auch der Nahor eben wieder zu ihnen / mit dem bericht / wiedaß nun der gang geraumt / und bei tausend Syrer schon hindurch nach der burg gegangen wären. Wie sie nun vor die tür dieser höle kamen /und der Sabeer Casban in dem verborgenen gang sie fortfůrete / fügte es sich / daß die sch \ne Syrerin /neben der Amesses und Ahalibama /
Der Fürst Nahor und seine Syrer / die hinter dem König Aramenes / dem Prinzen Dison und beiden Prinzessinnen hergegangen / erschracken über alle massen / so unvermutlich eine wand von der herabgeschossenen erde vor sich zu sehen / welche ihren König und dessen liebste Prinzessin / ihrer meinung nach / samt allen den andren / bedecket und lebendig begraben hatte. Ein so ungemeiner zufall / der sie aus der grösten hofnung in die h \chste verzweifelung gestürzet / erregte auch billig ein ungemeines entsetzen bei ihnen allen / und triebe sie endlich die furcht /damit sie nicht auch vom erdfall erschlagen wůrden /eiligst heraus zu laufen: da sie dan allen / die sie vor der h \le antraffen / ankůndigten / was sich begeben hatte. Sie machten hiemit die Syrer erstutzen / welche nach und nach / sich in die Kemuelsburg zu werfen /im anzuge waren / und erregten ein solches schrecken und klaggeschrei unter ihnen allen / daß in kurzer frist von einem zelt zum andern / und endlich durch das ganze lager / diese betrůbte post erscholle / wiedaß der neu-erkante König der Syrer / ihr gewesener General Abimelech / neben der Königin / dem Prinzen von Seir / und etlichen Prinzessinnen / wäre von der erden ůberfallen und erschlagen worden.
Der ort / wo diese erschreckliche begebenheit am
Wie ich gestern (sagte er) von hier aus dem lager in Damasco ankame / wurde ich so fort für die Könige von Assyrien / Egypten / und Canaan gefůret: die /neben der K \nigin von Saba / dem Prinzen von Arabien / und dem Eliphelet / in des Belochus palast mich anh \ren wolten. Ich richtete meinen vortrag an den Assyrischen K \nig / und unterließe nicht / auch den Eliphelet / ob er schon zugegen war / im namen meines K \nigs abzufordern. Ich vermerkte nicht undeutlich / daß der K \nig von Assyrien sich sehr bewegte / mich so küne reden zu hören / und schiene es nicht / daß ich eine gewůnschte
Es erginge also / wie er berichtet / und war die nacht kaum angebrochen / da kamen die Könige in person vor die Kemuelsburg / und trieben ihre soldaten dapfer an / wiewol dieselben häufig ins gras beißen müsten: in hofnung / diesen verlust / durch eroberung der burg und deren schöner beute / ersezt zu bekommen. Ehe sie aber sich dessen versahen / wurden sie drausen zugleich an vier orten der stadt hinwieder angegriffen / und zwar mit solchem nachdruck und eifer / daß sie zu zweiflen anfingen / ob sie solcher gewalt würden widerstehen k \nnen. Wie nun die gefahr immer gr \ßer zu werden begunte / ließen mich die Könige vor sich fordern / und wolten mich anfangs einer verräterei beschüldigen / als wan ich ům das / so hierausen im lager wider sie fůr genommen worden / wissenschaft hätte. Weil dieses wenig zur sache täte / wan es schon wäre wahr gewesen / als hielte ich fůr unnötig
Die Prinzessin Danede wurde mir hierauf bewilligt / wie auch / auf vieles zureden der Egypter / der Prinz Hiarbas. Wie es aber an den Prinzen Baleus kame /wolte Belochus lange nichts von dessen befreiung h \ren / auch den Eliphelet und die Cussiten nicht fahren lassen. Endlich aber / wie die gefahr immer größer wurde / erlangte ich auch dieses Prinzen freiheit. Der Prinz Mardocentes sprache auch den K \nigen zu /daß sie die freundschaft meines Königs / deß großen Eridanus / nicht ům den leichtfårtigen Eliphelet verscherzen wolten: welches so gewůnschte wirkung hatte / daß alfort die Cussiten auf einen großen platz zusammen gefüret / Eliphelet aber mit ihrer aller frolocken gefangen genommen / und befehl erteilet wurde / diese Prinzessin und Prinzen vor die K \nige zu bringen. Ich name das gewerbe selber auf mich /meines K \nigs schwester aus ihrem palast abzuholen; die ich so sehr mit der zeitung von ihrer freiheit erfreute / als sehr sie durch den bericht von endschaft ihrer verfolgung betrůbt wurde: weil sie den tod ihres herrvattern noch nicht gewust hatte / und / aus antrieb ihrer edlen natur / sonder tränen dieses nicht vernemen kunte / was ihr doch so große ruhe erworben.
Mirina / über diesen worten ganz err \tend / kunte sich nicht enthalten / dem Balaat hier in die rede zu fallen / und sagte: Man wird aber so falschen schwůren dort eben so wenig / als hier geschehen wůrde / glauben zugemessen haben. Diese worte öffneten dem verliebten Baleus die augen / die ursach zu erraten / warüm seine Hercinde nicht zugegen ware. Demnach beantwortete er / fůr den Balaat / diese der K \nigin von Elassar entfindliche reden / und sagte: wie ich verneme / so hålt man mich alhier fůr so schüldig / als in Damasco / und hat des Spiridates und Abdemons unbesonnene hülfe mir nichts als verdrus und ungelegenheit zuwegen gebracht. Ist es aber wol müglich / große K \nigin! daß man mich fůr so leichtsinnig halten kan / von mir zu glauben / daß ich die unvergleichische Prinzessin Hercinde so bald vergessen k \nnen? Daß ich ehmals die Aramena von Syrien geliebet / wie ich noch vermeinte / daß sie meine schwester wåre / solches laugne ich nicht. Daß aber nach deme / wie mich das glůck die wundersch \ne Prinzessin von Celten sehen lassen / und ich deren huld und gewogenheit bin gewůrdigt worden / mir dieselbe ehmalige liebe zu der K \nigin Aramena solte wieder in den sin gekommen seyn: solches hat nicht den geringsten grund
Es wird wol n \tig seyn / (antwortete Baleus) daß ich hier eben die grůnde / die ich diese nacht in gegenwart des Balaats / dem König von Assyrien fürgestellet / wiederhole / und zu erweisung meiner unschuld erzehle / was es mit diesem irrtum fůr wahre bewandnis habe. Als ich / neben dem Prinzen von Egypten /so übel in Damasco entfangen / verhaftet worden / ärgerten sich die meisten unter den Assyriern an dieser verfarung / und war insonderheit der Spiridates bemühet / mir hierinn seine treue und liebe zu erweisen. Weil er mit dem Abdemon viel ůmginge / der vordeme mein kåmmerling gewesen / und von mir wegen seiner nachläßigkeit war abgeschaffet worden / da er unlängst der K \nigin von Syrien bildnis / samt andern briefsachen / die er in verwarung gehabt / liederlicher weise verloren hatte: als stiftete dieser es an / in meinung dadurch die verlorne gnade wieder zu erlangen /daß der Spiridates / mit den auf seine seite gewonnenen Assyriern nicht allein mich / sondern auch die Königin von Syrien / in einer nacht zu befreien / sich unterwunden / und dabei aller orten ausruffen ließen /daß Aramena von Syrien
Ich kan mit höchster warheit sagen / (finge Hiarbas hierauf an zu reden) daß ich den Prinzen von Assyrien nie verliebter / als wie diese zeit über / in die Prinzessin Hercinde von Celten / erkennet: und haben wir täglich dieses in Damasco unsere unterredung seyn lassen / einander die unruhe vorzubilden / die / wegen unsers zustandes / die beide unvergleichliche schwestern alhier im lager ausstehen würden. Wan diesem also ist / (sagte Eridanus) so haben wir dem Prinzen von Assyrien zuviel gethan / einen solchen verdacht von ihm zu fassen: und ist billig / daß jeder von uns ihm dafůr seine dienste anbiete / seine aussönung bei seiner Prinzessin wieder zu bef \rdern. Wie angenem ist mir doch (rieffe Baleus) die ursach dieser ungnade / die eine wahre liebe andeutet / mit der diese sch \ne mich beseeliget! und důnken mich
Wie der Prinz von Assyrien (fuhre Balaat demnach fort) fast dieses inhalts / wie er iezt gethan / gegen dem K \nig seinem herrvattern sich entschuldiget /wolte der / zur probe seiner unschuld / daß er / die Königin Lantine von Elam zu ehlichen / sich erklären solte. Dieses gabe dem Prinzen ursache / seine wahre liebe zu er \ffnen / und frei zu bekennen / daß er die Prinzessin Hercinde aus Celten liebte. Man sahe wol /was grosses misvergnügen diese entdeckung dem Belochus erwecket. Er zwunge sich aber / und gabe dem Prinzen mit diesem beding seine freiheit wieder / daß er solte schw \ren / nicht über einen tag im lager zu bleiben / und mit den völkern / die er in Babel finden würde / dem Nebajoth in Meden entgegen zu gehen: üm durch wiedererlangung dieses reichs / sein verbrechen auszusönen / und also darzuthun / daß er an der liebe zur Aramena von Syrien unschuldig wäre. Wiewol nun hiergegen viel einzuwenden ware / auch Baleus und Hiarbas ihre friedenspuncten fürbringen wolten / woraus dan wůrde erhellet haben / daß der Prinz von Assyrien / als eine fůrneme mittelsperson / bis zu austrag solcher handlung / notwendig zugegen bleiben můste: so litte es doch weder die zeit / noch des Belochus erhiztes gemüte / ihme solches vorzustellen.
Als Balaat hiemit seine rede geendet / trate Hezrai zu ihnen in das gezelt / der voll entsetzung ihn anmeldete / was für ein gerůchte im lager erschollen wåre /wie nämlich in einen verborgenen gang / der unter der erden nach der Kemuelsburg fůrete / und den der Abimelech heimlich gefunden / derselbe samt der K \nigin von Syrien / der Prinzessin aus Egypten / der C \lidiane / Ahalibama und dem Prinzen Dison / unversehens ůberfallen und erschlagen worden. So unglåublich nun diese zeitung ihnen vorkame / so sehr werde dieselbe gleich darauf durch den Celten Hesion bekräftigt / der noch diese ůmstände hinzutäte / daß Abimelech fůr den K \nig Aramenes von Syrien wäre erkant worden / und zwar kurz vorher / ehe dieses erschreckliche unglück sich zugetragen. Niemand in der gesellschaft / konte dieses sonder grausen und entsetzen anhören. Eridanus und seine schwester / betaurete am meisten / den dapfren Abimelech / und die C \lidiane /welche der Danede in Cus waren bekant worden;
Mirina war bei ihrer aller bestůrzung / die beherzteste / weil sie keinen von diesen durchleuchtigen sonderlich gekennet: wiewol ihr dieses unglück nicht weniger / als den andren / zu herzen ginge. Aber / an stat die zeit mit klagen zu verlieren / sagte sie / man müste dieser schickung des himmels sich bedienen / und nun mit den Assyriern den frieden zu schließen / auch hierzu die bestürzte Syrer zu zwingen / nicht aus der acht lassen. Es konte aber diesen vorschlag ihrer keiner / auser dem einigen Balaat / vor entsetzen beachten oder beantworten / und eileten sie ingesamt aus dem gezelt / ům mehrere nachricht von diesem unerhörten trauerfall einzuziehen. Sie sahen / daß hier ein haufen / dort ein haufen erschrockener Syrer liefen /und die hånde zusammen schlagend / das erbårmlichste geschrei von der welt anstimmeten / auch ihren k \pfen so wenig die helme / als die haare / långer zu tragen g \nten / welche sie halb wůtend ausrissen /und in allem ihrem klåglichen thon dartäten / daß ihr verlust unersetzlich wäre. Husan / Rames und die übrige Syrische Fůrsten / saßen zu pferd / und bemůheten sich / dieses verzweifelte volk beisammen zu halten. Sie sprachen ihnen mit diesem troste zu / daß es ja noch ungewiß wåre / ob dieser erdfall die Königliche personen erschlagen håtte: und auf allen betrübten fall / so wåre ja noch die jüngere Aramena ůbrig / fůr die sie die waffen ferner füren und ihr den Syrischen tron erhalten solten. Aber dieses zureden wolte bei ihnen gar nichts verfangen.
Weil bei solcher unordnung man nicht unbillig zu befahren hatte / daß der feind sich deren bedienen /einen ausfall thun / und das ganze lager aufschlagen m \chte / als zogen die Ismaeliter / unter dem dapfren Jethur / ihrem Prinzen / sich zusammen / und machten eine
Diese trostlose befande sich inmittels auf der Kemuelsburg / dahin sie der Sabeer Casban / samt der
Amesses / die / aus tugendhaftem erbarmen / alles leiden der Königin und der Ahalibama / als eigen mit entfunde / besonne sich vergebens auf einen trost /diese beide betrůbte damit aufzurichten / weil die wunde zu frisch und viel zu tief war: daher sie für ratsamer befunde / mit ihnen zu weinen / als so billige trånen zur unzeit abzustillen; wiewol ihre eigne angst / durch des dapfren Disons verlust / und durch den abschnitt der gehofften hülfe aus dem lager / in der K \nige hånde und gewalt wieder zugeraten / sich daneben bei ihr einstellte. Nachdem sie / gegen den abend / ihre beide leidensgefärtinnen ein wenig verlassen / gesellte sie sich zu dem betrübten
Wie sie nun also auf der maur stunden / und in die stadt hinunter sahen / wurde Amesses neben ihnen gewar / daß auf allen gassen die soldaten haufenweis zusammen liefen / und wie es schiene / zum streit sich růsteten. Sie besorgten erstlich / es wůrde nun wieder ihnen gelten: sahen aber folgends / daß sie sich auf die stadtmauren verteilten. Demnach verwendete sich ihre furcht in eine verwunderung / und kame es ihnen frömd für / daß / bei der ungezweifelten verwirrung im lager / von dar ein abermaliger sturm solte erwartet werden: zumal auch / die angebotene friedenshandlung / beiderseits ein andres riete. Um nun hiervon /auch sonst von allem / was in Damasco fürginge / einige gewisheit / zu ihrer nötigen nachricht / zu erlangen / und erkundigung einzuholen / wurden sie schlüßig / den Argob / einen verschlagenen Syrer / der dem Fůrsten Elhanan lang gedienet / und durch tausenderlei beweistum seine treue kund gemacht hatte /sobald es wůrde nacht werden / in einem korbe an der mauer herab zu lassen. Dieser ließe / ganz beherzet /sich willigst hierzu gebrauchen: und wurde abgeredet / daß er alle nacht an die mauer der burg kommen /
Dieser getreue Argob seumte nun nicht / dasjenige auszurichten / wozu man ihn gesandt hatte / und nachdem er also bei nacht in die stadt gekommen / fande er die gassen aller orten voll volks / und vername /daß sie einen abermaligen sturm von den Syrern befahreten: weil sie von der stadtmauer abgesehen / daß sich im lager alles in ordnung gestellet / und daraus vermuteten / daß sie etwas gr \ßers im sinn haben müsten. Hierbei ließe sich ihrer aller furcht nicht wenig blicken / und gaben sie gnug zu erkennen / daß sie sich nicht getrauten / des feindes gewalt aufzuhalten: da auch die geborne Syrer nicht unklar zu vernemen gaben / daß sie / fůr das glůck ihrer brůder im lager /den himmel anfleheten. Wie nun Argob auf den mauren alle ihre gegenverfassung angesehen / da sie doch die ganze nacht vergeblich gewachet hatten / weil es zu keinen stůrmen gekommen / schliche er mit dem anbrechenden tag in des Zophar von Naema behausung / alda er sich zu erkennen gabe. Nachdem er etliche wenig stunden ausgeschlaffen / machte er sich wieder herfůr / und fande ůberall noch die vorige wachsamkeit.
Er konte aller orten ohne verdacht frei durchkommen / weil er allen denen / die ihn kanten / andeutete /wiedaß sein herr / der junge Fürst von Hus / ihn im stiche gelassen / als er die verräterei mit dem Prinzen von Seir auf der Kemuelsburg angefangen: und wurde er hierbei / wo er / seit daß die burg und die Königin von Syrien in Disons und Elhanans hånde geraten /sich aufgehalten hätte / von niemanden befraget. Weil er sich zu den leuten des alten Fůrsten von Hus gesellet / kame er mit ihnen in den k \niglichen schloßhof /und fande alda
Er verfügte sich hierauf nach dem k \niglichen garten / alda / wie man ihm gesaget / die Königin von Elam / neben der gefangenen K \nigin von Ninive /die man in Damasco nur Prinzessin von Syrien nennte / wie auch die Prinzessinnen von Ophir und Sidon /anzutreffen. Weil etliche von des alten Hus bedienten bei ihme waren / als wurden sie von der wacht ungehintert eingelassen / und war sein fůrsatz / der K \nigin von Ninive / wofern er dazu gelangen könte / den betrübten zustand der K \nigin ihrer schwester zu eröffnen. Nachdem er aller orten nach ihr sich ůmgesehen / ward er endlich gewar / daß diese sch \ne / von der andern gesellschaft abtretend / mit zwei jungfrauen / auf die sie sich gelehnet / in eine an einen weinberg gebaute laubhütte ginge /
Nachdem dieses eine zeitlang gewäret / finge Aramena also an zu reden: Ach ja! solche unbeständigkeit muste ich erleben / zur straffe / daß ich mein gelůbde gebrochen / und der schnöden liebe gehör gegeben. Ach Briane! ach Zimene! bespottet mich nicht / sondern erweiset vielmehr euer mitleiden / daß es mir also ergehet. Wen solte dieses (gabe Briane zur antwort) nicht håftig dauren / da es mit der geheiligten Aramena dazukommen müßen / daß die zum abfall bewegt worden / die sonst allezeit so ungemeine beständigkeit blicken lassen? Des Disons erwiesene leichtsinnigkeit ist wol die geringste straffe / so hierauf erfolget: maßen ich diese viel h \her achte / die unsere große g \ttin dieserwegen über ihren weltberům ten tempel hat ergehen lassen. Solte ich dan wol (fragte Aramena) die ursach seyn / daß dieses herrliche gebäude und wonhaus unserer ehmaligen ruhe / also müßen in die asche gelegt werden? Wer wolte hieran zweiflen? (h \rte Argob die Zimene antworten) es muste ja die große Diana solches hoch empfinden /daß eine von den nachkommen ihres geschlechtes solcher maßen sich ihr ungetreu erweisen wollen. Man bildete mir (sagte die K \nigin von Ninive) all zu fäst ein / daß es mit unserer großen Diana nichtes /
Meine schwester / (antwortete Aramena) bemühete sich üm diese meine bekehrung am meisten / und muß ich wol bekennen / daß ihre fürgebrachte grůnde mich haben bewegen können / dieselbe ohne des Disons betrachtung anzunemen. Die Königin von Syrien (sagte Zimene) hat wol den Dison zum zwecke gehabt / ům deme zu seiner Aramena zu verhelfen: weil auser dieser beredung keine müglichkeit gewesen / dem Prinzen von Seir einiges gehör bei ihr zu erwerben. Du sagest die warheit / Zimene! (gabe die Königin zur antwort) und wäre ich nimmermehr dazu gekommen / wan mich nicht mein vermeinter irriger glaube dazu gebracht håtte. Wie fein büße ich aber nun mein verbrechen / da dieser betrieger dergestalt mich geteuschet / und mich fůr die Petasiride verlassen / nun aber dieselbe wieder / für die K \nigin meine schwester / verstoßen hat. Sihe / wie dieser unbeständige uns alle dreie betrübet / da er der Petasiride und mir seine liebe wollen einschwåtzen / und solche nun so gewaltsamlich der K \nigin meiner schwester erzeiget / welches nichts anders / als großen verdrus / bei ihr erwecken kan: maßen ich weiß / wie sehr sie den Prinzen Abimelech liebet / und wie sie sich bemůhet /aller welt darzuthun / daß Dison sie niemals geliebt habe. Ihr werdet billig alle dreie (sagte Zimene) durch ihn gestraffet: massen Petasiride einen / der ihr zuvor keine liebe erwiesen / nicht lieben / die Königin von Syrien niemand von unserer großen Diana abwendig machen /
Dank sei der großen Diana / (rieffe hierauf Aramena) daß ich wieder bekehret worden / und meinen alten orden aufs neue angenommen habe. Wer ist dan ursach / (fragte Briane) an dieser neuen bekehrung? Das ist guten teils die Prinzessin von Sidon / (antwortete Aramena) die mir die wunderwerke beschrieben /so / bei der kläglichen einäscherung unsres tempels /sich mit dem bildnis der großen Diana begeben: und da nun euer beider gegenwart dazu gekommen / hat dieselbe / neben meinem verdrus / daß ich einen betrieger geliebet / in mir die begierde wieder angezůndet / mein voriges unschüldiges leben aufs neue zu erkiesen. Was elende saure zeit (finge Briane hierauf an zu klagen) haben wir auf der Kemuelsburg / von dem tage an / ausgestanden / da diese betriegliche hochzeit so gar anderst / als wir vermeinten / hinaus geschlagen / und da wir täglich mit ungleichen zeitungen /von dem ergehen unsrer Aramena abgespeiset werden: bis es endlich sich fügte / daß / nach eurer flucht aus Damasco / wir unsere freiheit erlangten / und gehen dorften / wohin wir wolten. Nun aber hat der gütige himmel / nach so langem und bittrem scheiden / uns wieder zusammen gefůret: wiewol in betrübtem zustand / weil der verlust unsres tempels / auch mit blutigen tränen / nicht gnug von uns kan beweinet werden. Als hierauf die beide ordensschwestern ihr klaggeschrei von neuem anfingen / tr \stete sie Aramena /und sagte: Gebt euch zu frieden / liebste schwestern! Gönnet mir der himmel mein reich / so sol dieser tempel-bau das erste werk seyn / so ich fůrnemen werde: und alsdan wil ich / meine regirung dem Bethuel / zur erkentnis seiner erwiesenen treuen liebe / ůberlassend /
Alle diese reden h \rte Argob mit an / und aus den selben abnemend / daß / dieser Königin / bei diesem gefassten entschluß / den zustand auf der Kemuelsburg zu entdecken / unnůtzlich seyn würde / änderte er seine meinung / sich ihr zu offenbaren. Doch hoffete er / vor seinem weggehen / noch etwas seinem herrn dienliches auszuforschen / als er die Königin Petasiride neben der Prinzessin von Sidon in die hůtte tretẽ sahe. Demnach verharrete er in seiner stelle / und horchete / was weiter fůrgehen wůrde / da er dan / die Königin von Saba / die von Ninive also anreden hörte: Wie / meine Prinzessin! wollen sie stäts einen betrieger beweinen / und ihm den willen thun / sich seinetwegen so betrübt zu erzeigen? Warům waltet nicht viel mehr ein grosmütiger haß in eurem herzen? und warům folget man nicht meinem beispiel / die ich mehr an rache als an einigen verlust gedenke? Wolten die Könige meinem willen folgen / so solte mir dieser verwegene nicht so lang auf der Kemuelsburg ruhig bleiben und unsere leichtglåubigkeit belachen. Nun aber muß ich gedult üben / da der staat es anderst erfordert. Ich versichere euch aber / Prinzessin von Syrien! ich wil euch råchen / sofern mir die götter mein leben fristen.
Ich bin bereits gnug gerochen / (gabe Aramena zur antwort) da ich seine qual mir fürstelle / die er wird entfinden / wan er sich ungeliebt sihet / und von der Königin / meiner schwester / den verweis anh \ren muß / den seine leichtsinnigkeit verdienet. Dieses ist mir rache genug / und begehre ich nicht / daß ihme etwas härters widerfahre. Ich aber wil ihn todt haben (antwortete
Es wurde aber diese nacht / eben wie die vorige /mit stätiger wachsamkeit und bereitschaft verbracht /und als der morgen wieder angebrochen / ließe Baracheel / vom lager wiederkehrend / am tore sich anmelden. Diese post machte ganz Damasco munter /und wurde er von einer unzäligen mänge des p \bels bis vor die Könige begleitet: welche / in das Belochus palast versamlet / sein anbringen mit häftigen verlangen erwarteten. Wie ihme nun / in ihrer und der Petasiride / und aller anwesenden Prinzen gegenwart / zu reden erlaubet war /
Wie ich / vor zween tagen (sagte er) von E. Maj. mit den beiden Prinzen und den Cussiten ins lager abgeschickt worden / ům so wol den Syrern einen stilstand der waffen anzubieten / als die vorgeschlagene friedenspuncten von dem König aus Cus und der K \nigin von Elassar anzuhören / ware ich wenig stunden im lager gewesen / da entstunde in selbigemô himmel! ich entsetze mich /es zu sagen) daß man vor etlichen tagen / unfern vom lager / einen verborgenen gang unter der erden gefunden / der nach der Kemuelsburg gefůret / den ihr General der Prinz Abimelech ausraumen lassen / und durch solchen weg die Königin von Syrien / wie auch die Prinzessin von Egypten und Seir / aus der burg hinaus holen / dargegen volks genug herein werfen und also der stadt sich bemächtigen wollen. Wie sie nun beide in diesem gange zusammen gekommen /und eben die Prinzessin Andagone von Gerar ihm eröffnet hatte / daß er nicht Abimelech / sondern Aramenes der erbe von Syrien / wåre / sei jählings die erde über sie såmtlich herunter gefallen / und habe sie alle pl \tzlich erstecket und erschlagen.
O ihr götter! (riefe der König von Canaan) ware Ahalibama auch mit hierbei? Dieser Prinzessin / (antwortete Baracheel) wie auch deren von Egypten und dem Prinzen Dison von Seir / ist / neben der K \nigin von Syrien und ihrem erkanten bruder / dieses unglück zugestossen. Eine allgemeine stille entstunde hierauf in dem Königlichen zimmer / und hatte niemand das herz / die drei Könige anzuschauen: die gleich den steinernen bildern unbeweglich blieben /und als ihrer sinnen beraubet / anzusehen waren. Petasiride / den tod des Disons vernemend / der ihn eben zu der zeit betroffen / da
Ich finde unnötig / (sagte er) mit beschreibung meiner hierůber entfundenen bestürzung die zeit zu verlieren. Wie mir nun hierauf oblage auf alles ein wachendes auge zu haben / was diese große änderung im lager zu wege bringen konte / vername ich / daß im ganzen lager die uneinigkeit und das mistrauen nicht geringer als wie der schrecken wurde: massen sich alle völker / als die Niniviten unter den Fürsten Barzes und ihrem feldherrn Phalacus / die Ismaeliten unter den Prinzen Jethur / die Cussiten unter den Hezrai / der Celten ein teil unter den Gaisus / das andere unter den Prinzen Baalis / und die Syrer unter ihre Fůrsten sich rotteten / und ein volk für dem andren sich hůtend / ein iedes acht auf seine eigne schanze gabe / ům den abgang des Generals durch ihre vorsicht zu ersetzen. Ich konte demnach selbigen ganzen tag zu keinem gehör gelangen: weil der schrecken und die verwirrung viel zu gros war / als daß man håtte an mich gedenken
Als ich hierauf wieder in mein gezelt gekommen /fanden sich der Husan von Chesed / der Prinz von Hevila /
Ach! gar zu großer verlust! (rieffe hierauf Belochus) der mich unfähig machet / hierin einen raht anzunemen oder zu geben. Als er diß gesagt / stunde er auf / und folgten ihme die beide gleichbetrübte Könige: da sie dan in verschiedenene cabinete sich verschlossen / ům alda ganz allein ihren klagen den freien lauf zu geben / die Belochus ůber der schönen Philominde und Pharao über seiner eignen tochter / Beor aber ůber der Ahalibama verlust / in sich entfunden. Bald hernach begaben sich Pharao und Beor in ihre eigene paläste: da sie sich zu bette warfen / und niemanden / als ihren vertrautsten / g \nnen wolten / selbigen tag vor ihr angesicht zu kommen. Unter diesen ware / bei dem Könige von Canaan / der Thahas und sein bruder / der alte Thebah / der bisher so treulich für des grossen Aramenes geblůte gearbeitet / und mit allen kräften darnach gestrebet hatte / seines verstorbenen K \nigs hinterbliebenen kindern ihrem verlornen tron wieder zu erlangen. Dieser nun wolte schier von sinnen kommen / als er eine so erschreckliche post vername: und da er bisher sich heimlich in seinem herzen genaget / daß es mit der Königin von Syrien nicht nach seinen wunsch ergangẽ war / vermeinte er nun gar zu verzweiflen / da er dieses unglück vernemen müßen. Gleichwie er aber anfangs für die noch ůbrige Aramena gearbeitet / also beschlosse er in dieser bestürzung noch ferner zu thun: wiewol er nicht sahe / wie ohne des Beors hülfe hierzu würde zu gelangen seyn / mit deme doch / wegen so frischer wunde / diesen tag noch nichtes konte geredet werden.
Diese betrübte post breitete sich nun bald ůberall
Wiewol nun diese entschlossen waren / bis auf den lezten blutstropfen sich zu wehren / und durch die erlangte hůlfe der tausend Syrer sich stårker wusten / so sahen sie doch wol daß sie in die länge nicht würden bestehen köñen: weil sie von ausen / bei dem zustand / da der erkante
Des Prinzen von Arabien entsetzung war unbeschreiblich / als er diese so gewiß todt-gesagte drei sch \nheiten ins gesicht bekame: von denen er anfangs schier glauben wolte / daß es der verstorbenen ihre geister wåren. Wie nun die schöne K \nigin ihn also stutzen und sie unbeweglich anschauen sahe / sagte sie zu ihme: Entsetzet ihr euch etwan dafůr / Prinz von Arabien! daß ihr darzu ausersehen seit / mir meine erst-abgelegte bande wieder anzulegen? so wisset daß ich den himmel danke / daß ich in eines so tugendhaften Prinzen hånde geraten bin / der / wan er ja mir meine freiheit nicht erlangen kan / daß ich zu den Syrern hinaus in mein lager komme / dannoch meine fåssel mir hier tragen helfen / und bei aller begebenheit zeigen wird / daß ihme nicht lieb sei / mich
Diese lezte worte sagte er heimlich / weil viel Assyrier dabei stunden / die sich mit bei diesen stůrmen gebrauchen lassen: die dan / aus unaussprechlicher freude / der K \nigin zu fus fielen / und einer noch håftiger als der andere seine vergnügung erwiese / sie lebendig zu sehen. Diese eileten auch / was sie kunten / nach dem K \niglichen schloßhof / solche gute post den Königen zu hinterbringen: die dan als im traum anhörten / was man ihnen nicht allein von dem leben ihrer liebsten / sondern auch von deren überkommung / fürsagte. Es hatte dieses freud-entsetzen fast so gefärliche wirkungen bei ihnen / als vordern tags die betrübnis: daher sie / weil beides so geschwind aufeinander ankame / fast zu schwach werden wolten / so häftige bewegungen zu ůbertragen. Sie ließen sich eiligst von ihren kammerherren zu wagen bringen / und rennten nach der Kemuelsburg / alwo Mardocentes bei diesen sch \nen gefangenen ihrer erwartet: der dan sich schåmte / diese edelste beute den Königen zu überliefern / die er lieber aus ihren klauen hätte reißen m \gen. Demnach machte er sich gleich unsichtbar /wie er diese alte verliebte ankommen sahe / und beschäftigte sich / seine
Belochus / sobald er seine Aramena ersehen / eilete ihr entgegen / und war so voll freuden / sie lebendig und in seinen hånden zu wissen / daß er schier nicht wuste / was er tåte. Ist es müglich / (fragte er ohn unterlaß) daß euch / meine schöne! der tod nicht aufgerieben? Der h \chste Gott (antwortete sie ihm / mit großer standhaftigkeit) wil noch nicht / daß ich durch solches mittel meines elends sol entladen werden. Die götter wissen / (versezte dieser verliebte) daß ein so sch \nes leben der welt noch großes vergnügen bringen kan / darum sorgen sie billig fůr dessen erhaltung. Inzwischen die K \nigin von Syrien also mit dem Belochus in widrigem gespräche begriffen war / erginge es der Amesses und Ahalibama nicht båsser: wiewol mit diesem unterschiede / daß Pharao mit jener / als mit seiner tochter / wenig h \flichkeit gebrauchte /massen er / seine väterliche gewalt zu erweisung seiner liebe anwendend / diese seine sch \ne tochter ungescheut küßete; Beor hingegen / ob er gleich fürlängst einen bräutgam bei der andren Prinzessin abgegeben / ihr dannoch alle ersinlichste ehrerbietung bezeigte / und fast unter diesen dreien der furchtsamste liebhaber war / wiewol er das meiste recht fürzuschůtzen hatte. Weil sie aber alle dreie ungeliebt waren / als schiene bei jedem die unzufriedenheit herfür: welches auch die Königin von Syrien mit einer grosmůtigen verachtung / Amesses mit ihren bittren tränen / und Ahalibama mit widrigen gebärden bezeugten. Doch gingen sie gedultig mit zu wagen / und ließen sich wieder nach ihrer alten herberge bringen: da überall / wo sie durchkamen / ein freudgeschrei auf den gassen erscholle / daß man sie nun wieder lebend wuste.
Nun mein feind Dison gewiß todt ist / (antwortete Petasiride) wil ich der K \nigin Aramena bitte nicht entgegen seyn / sondern auf ihren befehl dem Casban seine straffe erlassen: wiewol es mir sehr schwer fällt / daß er sich von dem verräterischen Prinzen verleiten lassen / der mich vor meinen leuten also zum gesp \tte und gelåchter machen d \rfen. Es hat ja mein armer bruder (sagte Ahalibama) mit dem tode gebůßet / was er wider seinen willen / ům seinen freunden zu dienen / der K \nigin von Saba zu wider thun můßen: darům solte ich wol vermeinen / daß deren unwille sich nun endlich legen
Sie waren nicht lang allein gewesen / da kame die jůngere Aramena neben der Orosmada zu ihnen in das zimmer: von denen die erste ihrer schwester mit ausgespanten armen zuliefe / und die andere solches bei der Amesses verrichtete. Ihre freudentrånen / sie wieder lebendig zu sehen / täten zu erst das wort für sie /die aber nachgehends in trauerzären sich endeten: in betrachtung / was elender zustand sie wieder zusammen brachte. Weil Argob in seinen kundschaften auch erwehnet
Wir beide (sagte Orosmada / auf die K \nigin von Ninive zeigend) wüsten wol ein mittel / wie sowol die K \nigin von Syrien / als die Prinzessin von Seir /ihren verfolgern entgehen möchten / wan solches nur meiner Königin anständig seyn k \nte. Was du damit meinest / (fiele ihr die Königin von Ninive / nicht sonder err \tung / in die rede) kan meine schwester /wegen ihres reichs Syrien / nicht annemen / wol aber Ahalibama / wan sie klug wåre. Worinn dan (fragte Ahalibama) solte wol dieses bestehen? Darinn (antwortete Orosmada für die Königin von Ninive) daß man der Diana gelůbde annåme / und durch solchen guten zweck gestärket / auf mittel bedacht würde /von hier zu entkommen. Dieses lezte / (gabe Ahalibama zur antwort /) ließe sich wol ohn das erste thun. Wie kan aber die K \nigin von Ninive dieses mittel fůrzuschlagen gesinnet seyn / da sie ja viel eines bäßern unterrichtet ist? Ach Ahalibama! (antwortete diese K \nigin seufzend)
Muß ich dan / (finge hierauf die K \nigin von Syrien an) bei aller meiner widerwärtigkeit auch noch diß erleben / daß meine schwester / nach ihrer erleuchtung / wieder vom liecht abfalle und den irrweg ergreife /den sie einmal verlassen? Weder Dison / noch einige weltliche betrachtung / hat mich bewogen / eure bekehrung so begierig zu suchen / sondern der eifer gegen dem himmel / und euch zu dem wahren licht zu bringen / sind ursach hieran gewesen: und wäre gleich Dison unbeständig worden / dessen er doch mit unrecht beschůldigt wird / so solte man sich doch solcher gestalt nicht rächen / da man selber den gr \sten schaden / und zwar an der seele / zu gewarten hat. Vermeinet dan die K \nigin von Ninive / (tåte Ahalibama hinzu) daß mein bruder fåhig seyn können /seine Aramena zu verlassen? Hat es dan nicht die that erwiesen / daß er / ům seine Königin und uns befreien zu können / der K \nigin von Saba geliebkoset? und ist dieses die belonung fůr meinen armen bruder / daß / indem er für uns stirbet / seine Aramena ihren glauben åndert / üm seiner zu vergessen? Ich halte dafůr /(antwortete die K \nigin von Ninive) daß Petasiride so wol / als ich / sei betrogen worden / und daß Dison uns beide nicht gemeinet / sondern meine schwester /die er eher als mich geliebet. Ihr stecket / liebste schwester! (sagte die sch \ne Syrerin) voll gemüts-und seelen-irrtümer / und thut dem edlen Dison / euch selbst und uns allen / gleiches unrecht an. Beweinet
Diese worte gingen der K \nigin von Ninive nicht wenig zu gemůte / und beunruhigten sie dermassen /daß sie / an stat der antwort / håftig zu weinen anhube: und stellte sich ihr damals der unschuldige Dison /mit allen seinen sch \nen geschicklichkeiten / so volkommen für / daß ihr der haß gegen ihm auf einmal verginge / und sie nur / fůr den andern ihre liebe zu bergen / sich bemůht erzeigte. Weil aber / wegen des ausgestandenen schreckens / und aller erlittenen angst / die K \nigin von Syrien zu ruhen verlangte / als redte man hievon nicht mehr / und wurde sie mit ihrem frauenzimmer allein gelassen: welches / solang sie auf der Kemuelsburg gewesen / alda beisammen geblieben war / und nun mit innerster freude sich wieder bei ihrer Königin befande. Sie erteilte ihnen allen / auser der Perseis und Merone / einen gütigen blick: diese beide aber / weil sie ihre verråterei erfahren / schaffte sie aus ihren augen. Amesses und Ahalibama folgten ihrem beispiel: bei welcher lezten dan die Königin von Ninive verbliebe / als die sich ja so schwach als die anderen / und die ruhe ihr gleich nötig / befande.
Dieses ausruhen hielte die K \nige ab / ihre geliebten nach mittag / wie sie willens gewesen / wieder zu besuchen: und blieben sie also / fůr übermäßiger freude / so plötzlich ihr glück veråndert zu sehen / ganz unentschlossen / was sie beginnen solten / bis auf den andern morgen: da / auf fleißiges zureden der Assyrischen räte / und sonderlich des Syrischen stathalters Mamellus / bey dem Pharao Uchoreus eine zusammenkunft veranlasset
Es sorgten zwar die drei verliebten nicht / daß diese zwangheuraten unglücklich seyn m \chten / weil dergleichen geschichten / sonderlich des Königs von Cus / vor augen waren / da solche heuraten nachgehends wol geglücket. Die gr \ste schwerigkeit fande sich /wo man mit der jůngern Aramena bleiben wolte / die das reich Ninive begehrte. Doch machte endlich der König von Assyrien diesen schluß / daß er sie und mit ihr das reich Hemath / an welches der Baracheel einen billigen zuspruch hatte / dem Elihu / des Baracheels sohne / geben wolte: fůr welche unvermutete gnad-bezeigung der Fürst von Bus nicht worte gnug finden kunte / seinem K \nig zu danken / und seine erkentlichkeit satsam an den tag zu geben / daß er / seinen gefangenen
Nachdem diese beratschlagung sich geendet / ware nun ůbrig / das beschlossene zu werk zu richten. Baracheel übername / wieder hinaus ins lager zu gehen / und sowol den Syrern und ihren bundsverwandten / als den Cussiten / anzubringen daß man sich an Assyrischer seite / dieser lezten gethane friedens fůrschläge (doch sonder des reichs Ninive dabei zu erwehnen / welches Baleus sofort regiren solte) gefallen ließe / und der Syrer begehren / ihnen die überbliebene schwester der Königin von Syrien abfolgen zu lassen / wan erst der friede unter ihnen völlig würde aufgerichtet und beschlossen seyn / auch erfůllt werden solte. Ehe Baracheel sich auf den weg machte / verbote er zuvor bei lebensstraffe seinen leuten / die er mit ins lager name / daß sie niemanden / von der Königin von Syrien / noch von der andern beiden Prinzessinnen leben / etwas er \ffnen solten.
Wie dieser hinweg war / name Mamellus ůber sich / mit den Syrern und einwonern in Damasco zu reden / und seines K \nigs verlangen ihnen anzutragen: weswegen der alte Fůrst Hus / wie auch der Zophar / und die fürnemsten aus der stadt / in seinen palast zu kommen / ersuchet wurden. Daselbst nun stellte er ihnen mit großer beredsamkeit für / wie sie den gůldenen
Wie Belochus diese gute verrichtung des Mamellus vernommen / begabe er sich nach seiner schwester /der K \nigin von Tyro / eröffnete ihr alles dieses / und bate sie / seiner schönen anzutragen / daß sie ihm nach dreien tagen / bei angesezter einweihung der beiden tempel des Osiris und der Isis / die ehliche hand geben wolte. Die K \nigin von Tyro / so ihren bruder in allem gern fugte / gabe ihm hierauf zu bedenken /ob nicht diese angesezte zeit zu kurz seyn würde / der K \nigin von Syrien gemüte zu einer solchen entschließung zu bewegen? massen der todesfall ihres bruders des Aramenes / ihr wenigst neun tage die traur zu halten vergönte. Sie entfinge aber zur antwort: wiedaß der zustand es iezt nicht anderst erlitte /weil / wan man so lang warten wolte / bis Hiarbas /der nach seinen v \lkern gereiset / mit denen zu
Der Königin von Tyro konte / wegen einer sonderbaren andacht / die sie eben auf selbigen tag / im tempel der göttin Gad / abzulegen ihr fürgenommen hatte / der K \nigin von Syrien nicht gleich diese unlustige botschaft bringen / und muste solches bis gegen abend versparen: sie verhieße aber den Belochus / die g \ttin üm glücklichen fortgang dieses seines fürhabens mit anzuruffen. Dieser K \nig wolte solches auch von seinen göttern erbitten / und ginge neben dem Pharao und Beor / nach den Isis-tempel / daselbst anzubeten / auch zugleich alles anzuordnen / was bey der einweihung dieses tempels / der nun v \llig färtig /auf das ansehnlichste und prächtigste solte fůrgenommen werden.
Die sch \ne gefangene befanden sich inzwischen /zu ihrem vergnügen / beisammen: da dan ihre ergetzung meist darin bestunde / daß sie ståts von ihrem elende redten / und selbiges beweinten. Die Fůrstin Dersine / so
Als die Prinzessin von Egypten / vor der nie-erh \rten wut ihres bulerischen vatters / nach Ninive fliehen müssen / stunde es nicht lang an / daß ich gleiche entschliessung zu fassen / durch die K \nigin von Tyro gedrungen wurde: welche / ihren sohn zu heuraten /mich unwürdig erkennend / durch den Cosdron mir an die hand geben ließe / daß ich meine einmal-gefaste meinung nicht ändern / sondern den tempel von Ninive zum aufenthalt erkiesen solte. Dieses nun stårkte mich in meinem vorsatz / und machte mich entschlossen / der bösen welt auf ewig abzusagen / und eine geheiligte jungfrau der Diana zu werden. Ich hatte sobald nicht Ninive erreichet / da er \ffnete ich der ehrwürdigen Cölia mein fůrnemen / und werde nicht allein von ihr und den gesamten jungfrauen freundlich entfangen / sondern auch willigst meiner bitte gewåret / in ihren heiligen orden treten zu
Wir lebten nun also in guter ruhe / bis das unwesen in Ninive sich angesponnen / welches so sehr überhand name / daß auch unser heiliger tempel nicht verschonet bliebe: massen Ninias / der Fůrst von Ressen / seinen schutz und sicherheit darin suchte / wider den Fürsten von Cale / der ihn belagerte / und die heiligkeit des orts nicht ansehend / seinen feind in allen winkeln zu verfolgẽ / fůr seine kriegsregel achtete. Also wurde in den heiligen platz zu uns hinein gedrungen / da die zu uns geflůchtete nicht weniger angst / als wir im tempel / ausstehen musten. Wie wir nun / diese allgemeine noht von uns abzuwenden /einsmals bei nachtzeit alle / auser der Amesses / die da nicht hinein kommen dorfte / in unsrer heiligen innern capelle / da der großen Diana bild stunde / versamlet waren / und beteten / entzůndete sich pl \tzlich der åusere bau dieses herrlichen wunder-tempels / und geriete sofort in volle flammen: welches uns bewegte /vom gebet abzulassen / und nach diesem unglücke zu sehen.
Sobald wir mit der Cölia den vorderplatz betreten /
Ist diß das große wunderwerk / (fiele alhier die K \nigin von Syrien der Orosmada in die rede) das meine schwester von neuen bewegen k \nnen / abgöttisch zu werden. Ist dan das kein grosses wunder /(verantwortete diese frage / die schöne Niniviten) daß Diana ihre gottheit damit zu erkennen gegeben /indem so ein heller strahl von ihr geschossen / daß die erde gebebet? Ein gr \ßers wunder (versezte die sch \ne Syrerin) solte es gewesen seyn / wan Diana euch beide fůr euren entfůrern håtte schützen k \nnen: dan daß sie solches thun wollen / bezeuget das erdbeben / und der von ihr geschossener blitz / welchen eine onmåchtige gottheit / und zweifelsohn der feind des wahren Gottes / ům die irrende in ihrem unglauben zu stårken / muß hervorgebracht haben.
Indem die jůngere Aramena hierzu stillschwiege /volfürete Orosmada ihre angefangene erzehlung. Amesses und ich (sagte sie) waren fast halb todt / wie wir mit unsrem schiffe über den Hidekel sezten / und /mitlerweile der edle tempel ganz und gar abbrente / in der nacht unsren entfůrern folgen musten: die dan alleben \tigte anstalt dazu gemacht hatten / wågen in bereitschaft zu halten / ům damit uns aus den reich Ninive nach Elam hinweg zubringen. Weil diese gewalt sich keines wegs entschuldigen ließe / als entfinge Tiribaces so wenig bei mir / als Sadrach bei der Prinzessin Amesses / ein gnädiges gehör; und wiewol sie / zu ihrer entschuldigung / die gr \ße und håftigkeit ihrer liebe fürschüzten / so verfinge doch solches alles bei uns nichtes: massen ich auch dem Prinzen von Tyro /nicht die ehmalige hochachtung fůr seine person /sondern vielmehr / der
Solche ihre hoffnung / war auch die meinige / daß nåmlich ihre befreiung meine erl \sung wůrde mit zu wegen bringen. Mitlerweile wir nun einander trost einsprachen / und uns mit gedult rüsteten / kame auch Laristenes mit Assyrischen völkern in Elam; deme der verschlagene Sadrach / also zu begegnen wuste / daß sie beide eins wurden: massen er sich anstellte / wiedaß alles / was er in Elam fürgeno en / dem Assyrischen König zum bästen gemeint wäre. Wie aber der Hadoran / von wegen der K \nigin Lantine / in Elam erschienen / und die Elamiten dadurch aufgemuntert wurden / ihrer rechten K \nigin zu dienen / fielen nach und nach die großen stätte in Elam dem Sadrach ab /und spielte der dapfere Hadoran überall den meister: daß dan uns in Elimais keine geringe freude zu vernemen war / und musten unsere ungeliebten mit höchstem schmerzen hören wie wir ihren widersachern alles gute glůck anwůnscheten.
So willig ich nun diesen raht anname / so lächerlich kame mir darbei für / daß des Tiribaces eigener bedienter mir ein solches anbringen täte. Wie ich nun mit der Amesses hierauf alles abgeredet / die wol nichtes
Das Königreich Elam / wie wir unterwegs erfahren / stehet nun seiner K \nigin v \llig zu gebot / und ist Sadrach / wie man sagt / in einer schlacht / die er dem Hadoran geliefert / ůmgekommen. Aber der Prinz Tiribaces sol auf dem weg seyn / mit einem ansehnlichen heer Elamiten zu uns zu stoßen: wiewol ich hieran zweifele / und eher glåube / er werde zu den Syrern ůbergehen. Die Königin von Tyro / die wegen seiner wiederkunft in fr \licher hoffnung schwebet / würdigte mich nicht ihrer ansprache: onzweifel aus beisorge /sie m \chte von mir vernemen / daß ich ihren sohn liebte / dafůr ich ihr doch gern eine versicherung geben wil; massen ich nimmermehr mein der großen Diana gethanes gelůbde zu brechen begehre / und die welt so böse finde / daß
Hat dan die weiße Eurilinde (finge hierauf die Königin von Syrien an) die Prinzessin Orosmada in ihrer jugend nicht bäßer unterrichtet / noch sie gelehret /daß wir nur einen Gott haben / den wir verehren müssen? Die Eurilinde / deren königlichen stand die K \nigin von Ninive mir eröffnet / (antwortete Orosmada) hat mir freilich von diesem Schöpfer der welt viel fůrgesaget: weil ich aber nachgehends am Sidonischen hofe mehrern unterricht bekommen / daß nåmlich unter ihme die gerecht-verstorbene tugend-menschen k \nnen vergöttert werden / als vermeine ich nicht / daß dem grösten Gott an seiner ehre etwas abgehe / wan auch ich die unter-g \tter und g \ttinnen verehre. Wer versichert euch aber / (fuhre die K \nigin von Syrien fort zu fragen) daß diese verstorbene /g \tter seien / die ihr dafür erkennet / und daß die ehre / die ihnen erwiesen wird / dem höchsten Gott gefalle. Der gebrauch / (antwortete Orosmada) und die ganze welt! Habt ihr aber (fragte die schöne Syrerin) dieser wegen kein eigenes gebot auf zu weisen / das euch köñe sicher in eurem glauben machen?
Wie nun Orosmada hierauf nichtes fürzubringen wuste / fuhre die Königin also fort: Unsres vatters Noe gesetze / so noch bei uns vorhanden / welches er seinen kindern auf dem gebirge Ararath gegeben / lehret hievon viel anders / und gebeutt ernstlich / daß wir einen Gott allein ehren sollen / und daß den / der andren g \ttern folget / der H \chste straffen wolle. Vermeinet ihr dan / es wisse iezt die welt den willen Gottes bäßer / als damals / da Noa / sein auserwehlter /gelebet? Wie nun Orosmada hiergegen nichtes zu sagen wuste / schauete die Königin von Ninive sie an / und sagte:
Nicht allein die harte mutter / (antwortete Orosmada) ist hierinn entgegen / sondern noch mehr der ehmals-geliebte Adonias / den man mich solang für todt beweinen lassen / und dessen leben ich erst kürzlich wieder erfahren habe. Als ihr / werte Prinzessin! (versezte die Königin von Syrien) in Ninive euer gelůbde annamet / wustet ihr noch nichtes von dem Adonias: und hätte damals die K \nigin von Tyro ihres sohnes liebe gebilligt / wůrdet ihr euch schon gütig für ihn erkläret haben. Was ihr nun einmal für ihn zu thun gewillt gewesen / davon lasset euch ein so geringes /das sich bald ändern wird / nicht abhalten. Wir kommen ganz ab von dem ersten zwecke / (sagte Orosmada) ha wir von dem rechten Gottesdienst redten. Weil meiner schwester liebeseifer (antwortete die Syrische Königin) sie den rechten glauben verlassen gemachet / auch
Wolte der Himmel / (finge die K \nigin von Ninive hierauf seufzend an) daß man / dem armen Dison zum båsten / mir auch etwas fůrsagen k \nte! wie gern wolte ich doch meinem begangnen fehler erkennen /und bereuen! Solches werdet ihr ja / liebste schwester! ohne das thun / (antwortete ihr die von Syrien) und so wol von euch selbst / als von unsrem K \nigreiche / den zorn des Höchsten / durch herzliche bereuung eures begangenen groben versehens / abwenden helfen. Der himmel ist schon mehr als zu viel /wegen abgötterei / über das arme Syrien und ůber unser haus / ergrimmet / wie solches / nicht allein aus ietziger kriegsflamme / sondern auch aus dem klåglichen fall des liebsten Abimelech / unsres erkanten bruders / und des edlen Disons / erhellet / welche uns also entzogen worden / nun Syrien ihrer hülfe am höchsten benötigt ware: und wan der himmel uns nicht sonderlich hilft / auch ehest einige rettung uns zuschicket / so ist es mit uns allen gethan und verloren.
Indem wurde ihr von der Siringe angemeldet / wiedaß die K \nigin von Tyro / sie zu besuchen kåme. Es schoße ihr gleich auf das herz / daß diese K \nigin ihr etwas widriges würde anzubringen haben. Wie sie nun die augen getrocknet / weil des Abimelech wertes angedenken / ihr am ende ihrer rede die tränen häufig ausgepresset / machte sie sich bereit / die Delbois zu entfangen. Selbige stellte sich auch bald ein / und /soviel andere bei ihr antreffend / name sie die Syrerin bei der
Kan ich dan dieses / (antwortete die schöne Aramena ganz beängstigt) ohne befrömdung anhören /daß mein und der meinigen todfeind bei mir darf liebe fůrgeben / und in der hoffnung stehet / dieselbe zu erlangen? Fället kein solches urteil / (antwortete die K \nigin von Tyro) von dem K \nig zu Assyrien / als solte der euer und eures hauses todfeind seyn. Ob schon vergangene dinge euch dessen erwehnen machen / so ist doch nun alles veråndert / und dieses kein zeichen einiger feindschaft / daß Belochus die schöne Aramena in sein ehbette begehret. Wie kan ich einige liebe daraus erkennen / (gabe die schöne Syrerin zur antwort) da man mich hier gefangen hält / da man mein K \nigreich mit kriegesmacht überzogen / da man auf Ninive einen gefärlichen anschlag gehabt /und noch neulich meiner schwester / selbige für den Aramenes von Syrien haltend /
Was! (sagte die Königin von Syrien / ganz entrüstet) wil man mir / einer freien K \nigin / vom zwang fürsagen / die ich so viel tausend Syrer / neben vielen meinen großen bundsverwandten / hier nahe an den mauren stehen habe / welche noch nicht / uneracht ihres großen verlustes / so onmächtig worden sind /daß sie mich nicht solten wieder in freiheit setzen können? Nein warlich! Belochus kennet des großen Aramenes tochter noch nicht recht / wan er vermeinet / daß sie sich schrecken lasse. Seit ihr eine große K \nigin / (antwortete Delbois) so wisset / daß Belochus noch ein gr \ßerer König ist / weil ihm das glück die große Königin von Syrien in seine gewalt geliefert. Es thut mir leid / daß ich euch überdas verkündigen muß / wie daß es drausen im lager nicht also zustehet / als ihr wol vermeinet / sondern daß die Assyrier daselbst ja so viel gute freunde als die Syrer haben. Bedenket euch demnach wol / was ihr durch mich für eine erklärung meinem bruder erteilen wollet: der mich an euch schicket / und euch zu wissen thut / daß / bei des Osiris und Iris großer tempel-einweihung / er euch zur Babylonischen Königin machen
Nachdem die Königin von Syrien diesen vortrag eine weile bei sich ůberleget und erwogen / seufzte sie tief / schauete gen himmel / und sagte: Ach dapfrer Abimelech! mutiger Dison! wer hilfet mir nun / da ihr nicht mehr verhanden seit? O küner Cimber / der du neben diesen beiden der dritte warest / mich dortmals von den grimmigen leuen zu erretten! wo bleibest du iezt mit deiner hůlfe? sihe / wie deine Aramena von aller welt verlassen ist / und ůberdas sol genötigt werden / dasjenige / so ihr bittrer als der tod ist / einzugehen! Indem diese schöne also klagte / erweckte sie ein so großes mitleiden in der Königin von Tyro gemůte /daß sie / so gern sie auch diese vereinigung zwischen Babel und Syrien sahe / dennoch darüber weinen muste. Weil es aber nicht anderst seyn kunte / fuhre sie fort / ihr zu zureden / und sagte: Eure weltbekante grosmut wird euch dißmal nicht stecken lassen / und wisset ihr ohndas wol / daß unsers gleichen nicht nach wilkůr / sondern nach erforderung des staats /heuraten můßen. Ich wolte solches gern wissen und übernemen (versezte die Syrische K \nigin) wan es der staat von Syrien erforderte: deme aber hingegen /durch dieses beginnen / mehr geschadet als geholfen
Hiermit schauete sie die K \nigin von Tyro ganz beweglich an / und sagte ferner: wan ich von der gunst / die ich vor deme bei der Königin von Tyro gehabt / noch das geringste zu genießen habe / so bitte ich / üm derselben willen / sich meiner zu erbarmen /und diesen zwang von mir abzuwenden; massen ich mich lieber / zu sterben / als dieses einzugehen / erklåren werde. Versichert euch / liebste K \nigin! (antwortete Delbois) daß / wan es in meiner macht stůnde / ich euch hierzu nicht zu bereden begehren wolte. Nun aber ein verliebter Monarch / der hierbei nichtes als seine liebe anhöret / hierinn zu walten hat / so kan und weiß ich euch unmüglich zu helfen / als blos mit diesem einrat / daß ihr euch ůberwindet / und durch ein unzeitiges nein euren zustand nicht schlimmer machet. Hierauf name die schöne Aramena ein ganz andres wesen an sich / und sagte zu der K \nigin von Tyro: Wolan! so wird man mir doch eine nacht bedenkzeit g \nnen / und morgen sol der König von Assyrien meine erklärung vernemen. Diese worte erfreuten die alte Delbois so sehr / daß sie zu verschiedenen malen die K \nigin von Syrien ümarmte / und ihr zu dieser bedenkzeit gute gedanken anwünschend / von ihr abschied name / üm dem König ihrem bruder diese vor-antwort zu ůberbringen.
Dieser verliebte wartete ihrer mit unbeschreiblichen verlangen / und hatte ihm keine so gute erklärung / als er nun vername / nicht eingebildet: wiewol sein fürsatz fäst bliebe / auf ermanglende und nicht zureichende gůte / sich seiner gewalt zu bedienen. Wie er dan / zu dem ende / alle wachten üm der Königin palast verstärken lassen / und hart anbefohlen / keinen einigen menschen
Belochus sahe diesen beiden verliebten an / daß sie übel zufrieden seyn můsten / und fragte nach dessen ursache / sobald die Königin von Tyro abgetretten. Er h \rte hierauf den Pharao klagen / wiedaß er gleich iezt von seiner tochter kåme / die er auf keinerlei weise bereden k \nte / sich mit ihme trauen zu lassen /und hätte sie sich dergestalt kläglich erwiesen / daß er nicht länger bei ihr verharren k \nnen. Eine gleichmäsige beschwerung fůrete Beor / über seine Ahalibama. Endlich dienete diesen dreien verliebten Königen dieses zum troste / daß ihre habende gewalt das ersetzen k \nte / was man ihnen mit gutem willen versagen wolte. Wie sie nun den abend beisammen verblieben /und auf des Baracheel wiederkunft aus dem lager vergeblich gewartet hatten / der ihnen durch seinen waffentråger bei spatem abend hinein entbieten lassen /wiedaß / wegen eines sonderbaren fůrfalles / er den folgenden tag erst wieder hinein ko en k \nte / begaben sie sich in ihre paläste zur ruhe: mit den süßen gedanken sich weidend / die ihnen die eheste besitzung ihrer so geliebten sch \nheiten vorstellte.
Die K \nigin von Syrien immittels / die keinen trost hatte / als an ihre beide trostlose leidgesellinnen /
Wie sie nun / in diesem ihrem unglůck / alle menschliche hůlfe zerrinnen sahe / wandte sie sich lediglich zu dem himmel / und begunte ihr niedergeschlagenes gemüte damit aufzurichten / daß ihrem Gotte kein ding unmöglich wäre / und er sie gar leicht durch ein wunderwerk
In solchen gedanken verlangte sie nun nach dem tode / den sie ihr ganz süße fürstellte / in betrachtung / daß der sie zu ihrem Abimelech und zu ihrer C \lidiane wieder bringen wůrde. Das einige andenken des Cimbers / machte sie noch etwas unruhig: doch schluge sie auch solches aus dem sinne / ihr fürbildend /daß es doch dem Cimber erträglicher seyn wůrde / sie in des todes / als in des Belochus armen zu wissen. Wie sie aber / als eine rechtgläubige / ohne sünde den tod suchen solte / das war das meiste / so sie unschlůßig machte. Es ware ihr / in gegenwart der K \nigin von Tyro / eingefallen / wie sie an dem g \tzenbilde der Isis / wan deren einweihung geschehen wůrde /sich vergreifen und also den unvermeidlichen tod auf sich ziehen wolte. Dieses fürnemen zoge sie nun in reifere und fernere betrachtung / und fande endlich /daß ihr glaube ein solches erforderte / und daß sie /ohne große sünde / nicht ferner den heidnischen gebråuchen beiwonen / noch vor dem Isis-bild niederfallen könte / welches / wie sie wuste / durch ein allgemeines gebot / bei lebensstraffe / wůrde anbefohlen werden.
Sie hatte eben / nun ganz ruhig und getrost / dieses
Uber diesen vortrag der Königin blieben sie beide stum / und gaben ihr damit zeit / sich ferner zu erklären. Es ist (sagte sie) über drei tage / bei einweihung beider Egyptischen tempel / unsere ungereimte trauung an die drei K \nige angesetzet: da dan / wie ich gewiß weiß / ein gebot ergehen wird / daß iederman vor dem Osiris und der Isis niederfalle / und sie als götter anbete; mit der bedrohung / daß der / so sich dessen weigern würde / wer er auch sei / ohn alle gnade sol verbrant werden. Dieses gebot haben die in Damasco sich befindende Syrer schmieden helfen /ům also die verehrung dieser Egyptischen g \tter ernstlich einzufůren: und weil solches die drei Könige mit beschworen / als können sie ihren eid nicht wiederruffen. Seit ihr nun gesinnnt vor diesen
Da aber der tod (widersprache Ahalibama) gewiß hierauf erfolgen sol / wie kan die sch \ne K \nigin von Syrien also ihr anvertrautes reich verlassen? Ich diene Syrien hierin / (antwortete sie) weil dadurch der tyran von Babel den zweck verlieret / durch ehlichung meiner person sich dieses trones meister zu machen: welcher durch meinen tod auf meine schwester fållet / die vielleicht ein båßeres glůck als ich erleben wird / üm Syrien wieder von seinem joche frei zu machen. Wil man aber (fuhre Ahalibama fort zu fragen) so fürsetzlich den getreuen Cimber betrůben? Welches wird ihm größere qual seyn / (fragte sie hinwieder) die Aramena als die seinige tod / oder lebendig eines andern / zu wissen? Vergnüget euch nicht mehrers /Prinzessin von Seir! daß euer Elieser todt ist / als wan er lebte und ein andre liebte. Ich gestehe solches gern: (versezte Ahalibama) wan aber hier noch hülfe zum entkommen vorhanden wåre / solte man gleichwol sich also in den tod stürzen? Wan ich alles / (sagte Aramena) und meine obliegende gebür erwåge / so finde ich nicht / wie ich bei der tempel-einweihung
Man könte aber wol / (versezte hierauf Amesses) von den heidnischen gebrauchen hinweg bleiben / und vorher seinen glauben kund machen. Wůrdet ihr aber / sch \ne Prinzessin! (erwiderte die Königin) hierdurch euch von der heurat des Pharao erledigen? Wan ganz keine hülfe vorhanden / (versezte jene) so wil ich lieber den tod / als diese schändliche ehe / begehren. Habt ihr beide dan hoffnung / (fragte hierauf die K \nigin) daß einige hůlfe uns widerfahren k \nne? Ich bin (antwortete Ahalibama) so mancher gefahr meine lebtage entkommen / daß ich iezt noch nicht allen mut kan sinken lassen: doch begehre ich willigst zu sterben / wan meine K \nigin bei diesem fůrsatze verbleibet. Lasset zu deme uns entschließen / (sagte die schöne Syrerin) was uns obliget und gebüret: wil uns dan der H \chste erretten / so wollen wir etwas so unvermutetes von seiner hand annemen / sonst aber uns freudig erweisen / dieser eitlen welt gute nacht zusagen. Was mich auf dieser welt zu bleiben reitzet /(gabe Ahalibama zur antwort) ist so gering / da ich meine liebste freunde verloren / daß ich deswegen keine stunde zu leben begehre. Aber die grausamkeit eines gewaltsamen todes schrecket mich nicht wenig /und machet mir vor der qual / nicht aber vor dem tode / grausen. Um die ehre seines Gottes sterben / (antwortete die Königin) ist so rumwürdig / daß alle marter dargegen gering zu halten. Und wer sich dem himmel opfert / achtet nicht / wie er von dem leib komme. Eine so grosmütige fůrgångerin / (versezte Ahalibama) als wir haben / ist tüchtig / alle menschliche furcht zu benemen: und bin ich meines teils ganz
Kaum ware das taglicht wieder herfür gekommen /als der verliebte Belochus seine schwester antriebe /bei seiner sch \nen die lang-verlangte antwort abzuholen; und sandte / zu gleichem zweck / der furchtsame Beor die Prinzessin Milcaride / seines sohns gemalin /zu der Ahalibama / und der König von Egypten den Petosiris zu seiner tochter: da dan diese drei abgesandten jede von den betrübten bråuten ruhiger fanden / als sie vermeint hatten. Die Syrische Königin ersahe nicht sobald die von Tyro / da kame sie ihrer frage zuvor / und sagte: Ich sehe wol / daß es mir / wan ich meine rechte gemůtsmeinung hier eröffne / zu nichtes nützen wůrde; darüm bin ich entschlossen / mich in allem gedultig finden zu lassen / was man mit mir fürzunemen beschlossen hat / und wird verhoffentlich der König von Assyrien mit dieser erklårung zu frieden seyn k \nnen. Die K \nigin von Tyro / so hiemit mehr als wol vergnůget war / ůmarmte ihre künftige bruders-gemalin / mit bezeugung sonderbarer liebe /und eilte so fort wieder von ihr / ihrem bruder diese gute antwort zu bringen. Milcaride
Weil sich diesen gekr \nten verliebten das glůck auf einmal ganz gůnstig zeigen wolte / als kame selbigen mittag der Fůrst Baracheel auch wieder aus dem lager an / da eben die drei Könige bei der Königin von Saba aufder Kemuelsburg / alwo sie wieder ihre wonung genommen / sich befanden / und wurde Baracheel daselbst vorgelassen: der dan sofort durch sein munteres freudiges aussehen den K \nigen zu erkennen gabe / das er gute zeitung bråchte. Gnädigster K \nig! (sagte er) Die götter segnen so scheinbarlich alles beginnen von E. Maj. daß ich nicht vermeinte zu irren / wan ich gleich E. Maj. zu dem Syrischen trone von neuem glůck wünschete. Eröfnet uns dan / (sagte der erfreute K \nig) was euch so gute einbildung fassen machet.
Als ich gestriges morgens (fienge Baracheel hierauf an zu erzehlen) von E. Maj. hinaus ins lager geschickt worden / fande ich daselbst alles in einem so verånderten zustande / daß ich mich fast nicht mehr kante /
Sobald die unglückliche geschicht mit dem Abimelech oder erkanten Aramenes sich zugetragen / hatte das gesamte frauenzimmer / so noch im lager vorhanden / als die Königinnen von Cus / Salem / Kitim und der Aborigener / ingleichen die Prinzessinnen von Cus / Caphtor und Kiriath-Arba / nach Aroer sich begeben. Die lezte von diesen / die Prinzessin Coricide /war vor wenig tagen im lager angeko en / und zwar flüchtig für dem König von Hazor: der sie mit einem starken heer beståndig verfolgend / und unferne vom Libanon sich befindend / durch seine kundschafter erforschet / daß sie / neben andren / in Aroer sich aufhielte. Demnach hatte dieser König sich eilends herzugemacht / die stadt unversehens ůberrumplet / und also dieses ganze fůrneme
Dieses alles eigentlich zu erforschen / hielte ich mich mit fleis diese nacht im lager auf / und diente mir dieses zur schein-ursache / daß ich / wegen etlicher puncten / die friedenshandlung betreffend / diesen morgen noch eine unterredung mit den Syrischen Fürsten veranlasset: da sie mir dan weitläufig fůrgetragen / auch schriftlich mitgegeben / welcher gestalt sie den beståndigen frieden mit E. Maj. zu schließen /erb \tig wären. Es wird aber ietzo solches zu erörtern unn \tig seyn / weil die instehende heurat mit der K \nigin von Syrien / die sie noch als todt beweinen /den sachen eine ganz andere gestalt gibet. Dieses ist aber nicht alle die gute post / die ich bringe / sondern es eräuget sich noch ein neues glück / das vorige erst recht zu befåstigen / indem nicht allein der Zalmon mit zwölftausend Assyriern unferne von hier stehet /sondern auch Oneballus und Ascrasapes mit zehntausend man aus Meden dazu gestoßen / und beide förderlichst alhier vor der stadt seyn werden. Dercylus hier zugegen / hat mir diese nacht / da er mich im lager ausgekundschaftet / diese gute post gebracht /und bittet der / im namen der andern / ům gnade / daß sie sich von der Dalimire und dem Belopares verfüren lassen / und zu dem Nebajoth in Meden ůbergangen: wie sie dan
Als Baracheel hiermit seinen bericht geendet / stellte er den Dercylus vor den Belochus: der dem König zu fus fiele / und also auf begnadigung wartete. Die ümstände ließen nicht zu / dieselbe ihm und denen /die ihn abgeschickt hatten / zu versagen: deshalben der König ganz gnådig ihm aufzustehen gebote. Wie man nun über diesem allem sich hoch erfreuet / ward ferner beschlossen / mit den angestellten dreien hochzeiten fortzu fahren / auch / nach deren volziehung /die larve abzuziehen / und sich den Syrern anderst zu zeigen. Hiernächst richteten sie alle ihre sinne und gedanken dahin / die tempel-einweihung des Osiris und der Isis aufs herrlichste zu begehen: massen selbigen nachmittag / von den gesamten Isispriestern zu der wahl des hohenpriesters geschritten / und in allen tempeln zu Damasco deswegen opfer und gebete angestellet und gehalten wurden: worbei die K \nige und alle vorneme / wie auch die Königinnen von Tyro und Saba / und die andere / sich mit einfanden / üm von den göttern zu erbitten / daß diese wahl / daran so viel gelegen / wol und glůcklich ablaufen m \chte.
Der ehrsůchtige Mamellus / welcher wol wuste /daß ihm dieses hohe amt werden wůrde / massen er heimlich alle Isis-priester auf seine seite erkauft hatte / trachtete hierdurch in Syrien sich rechte fäste zu setzen / und also wider alle besorgende ungunst der K \nigin von Syrien / deren er nicht trauete / sich zu versicheren / weil sie nachgehends über ihn keine gewalt mehr haben / da er nicht allein von dem König /sondern auch von der g \ttin Isis / seine ehre fůren wůrde / die ihm dan kein mensche nemen konte. Er ware eben bei dem König
Man h \rte nun in Damasco von keinem kriege mehr / und ertönete allein auf allen gassen die freudenstimme über die bevorstehende Königliche heuraten / wie auch über die einweihung des großen Isis-tempels: der dan hinkünftig / neben der Egypter g \tzendienste / die richtschnur seyn solte / wornach man in Syrien den glauben von den himlischen dingen / und ihre geistliche satzungen und gebräuche / richten můste. Es ware dem blinden volke fäst eingedrucket / daß sie nun den rechten reinen gottesdienst ůberkommen / und solcher allen segen über ihr land und stadt bringen würde: welche vorbildung künftiger glückseligkeit iederman munter und wacker machte. Gegen die nacht / sahe man auf allen gassen lustfeuer leuchten / die freude über des Mamellus
Weil aber solches eher zu wůnschen als zu hoffen war / besonnen sie sich auf andere hůlfmittel / und hielten für ratsam / den Syrern drausen zu wissen zu thun / daß ihre K \nigin noch lebe / und sie dadurch mutig zu machen / ihr leztes heil an der stadt zu versuchen. Dieses nun werkstellig zu machen / schriebe der verschmizte Thebah auf verschiedene zetel ihren zustand / und schoße dieselben / an pfeile gebunden /bei finstrer nacht / über die mauren hinaus: der hofnung lebend / daß zum wenigsten einer den Syrern in die hände geraten wůrde. Dieser anschlag hatte auch nicht fehl geschlagen / wie aus der Syrer unversehener entschließung folgenden tags erhellte: dan sie begunten / ehe man in Damasco dergleichen vermuten können / an zwei orten die mauren zu stürmen / und brachten dadurch die ganze stadt in einen neuen lärmen. Die sicherheit verwandelte sich nun in einen großen schrecken / zumal man nicht wuste / wie der feind aufs neue so mutig worden wåre. Hemor und Sinear musten einen ausfall thun / ům dergestalt dem feind eine hinternis zu bringen: inzwischen die andern auf den wållen / unter des Prinzen Bildat anfürung /ihren möglichsten fleis täten / die fast schon auf
Wie nun die beide Prinzen von Canaan und Chaldea in das feld kamen / fürete das glück ihme ganz unversehens den Zalmon mit zwei und zwanzigtausend Assyriern zu / die in voriger nacht jenseits der stadt gestanden / und sich bemůhet hatten / durch der Syrer verschanzungen sich durchzuschlagen / nun aber / durch ihre kundschafter diesen ausfall erfahrend / sich hieher gewendet hatten. Diese fielen mit solcher wut in das lager ein / auf des Prinzen Baalis seine Celten los gehend / daß / nach langem harten gefechte / der sieg und das feld den Assyriern verbliebe. Es sezten auch die aus der stadt ihrem angefangenen sieg so dapfer nach / daß sie die Syrer ganz aus dem lager verjagten / und etliche meilen bis an das Libanonische gebirge zu růcke fliehen machten. Diese große niederlage spielte mit den Syrern den garaus / und verwandelte der K \nige furcht in noch gr \ßere sicherheit: massen sie / durch diese des Zalmons und Oneballus zugefůrte hülfe / so mutig wurden / daß sie ganz keine gefahr mehr achteten / sondern nun den krieg als geendet ansahen / und deshalben alle ihre gedanken zum frieden und zur liebe kehrten / deren sie nun in wenig stunden zu genießen verhoffeten.
Wie demnach solcher grosser tag erschienen / sahe man / bei herfůrbrechender sonne / auf allen gassen /von dem K \niglichen schloßplatz bis an den Isis tempel / die häuser mit den herrlichsten teppichen behånget / und stellten sich die soldaten / so in Assyriern /Niniviten / Sabeern / Egyptern / Canaaniten und Arabern bestunden / an beiden seiten in ordnung / mit ihrer růstung und gewehr. Es waren auch sonst alle plåtze / wie auch alle thore / so
Zu erst ritten dreitausend wolgewaffnete månner /von der leibwacht der drei Kõnige / der K \nigin von Saba und Tyro / und des Prinzen von Arabien / welche der Fürst Abdeel fürete. Hierauf kame / nach einer starken musik von mehr den huntert jungen leuten /die ganze geistlichkeit der alten priester vom Isis-tempel: denen der Prinz Mamellus auf einem wagen nachfolgte / von vielen edlen aus Damasco begleitet / die auf das herrlichste sich gekleidet hatten. Seine leibwacht von tausend pferden / ritte nächst hinter dem wagen / und an beiden seiten desselben ließen sich zu pferd sehen / der Prinz Bildat von Chaldea / des Mamellus bruder / und der Prinz Sinear dessen sohn / die als nächste befreundte des neu-erwehlten hohenpriesters / denselben begleiteten. Hierauf folgte der Prinz Mardocentes / und der Hemor / zu pferde: deren der erste ein so unruhig betrübtes wesen fůrete / daß alle welt solches an ihm warnemen kunte; doch riete niemand auf die eigentliche ursache dessen / welche war / das große misfallen / die sch \ne K \nigin von Syrien in solchem zwang zu wissen / und daß er / seinen fůrsatze nach / da alles dieses so schleunig gekommen / ihr nicht helfen kunte. Es ümgabe sie beide ein
Alles volk warfe nun begierig seine augen auf das /so hernachfolgte. Dieses war der aufzug der drei Königlichen bråute / die beisammen auf einem erhobenen wagen saßen. Vierhundert knaben mit k \rben voll frůchte / wie auch fackeln und allerhand rauchwerk /gingen vorher; und an beiden seiten begleiteten sie alle jungfrauen aus Damasco / die mit instrumenten und gesånge sich auf das lieblichste h \ren ließen; jedannoch der zuschauenden ohren nicht also einnamen / wie deren augen / durch den wunderglanz der schönen K \nigin von Syrien und ihrer beiden beisitzerinnen / bezaubert wurden. Diese Königin saße in der mitten / eben also gekleidet / wie sie in Damasco am tag ihrer mit dem Abimelech angestellten trauung /gefangen angelanget war. Und ob man ihr wol ansahe / daß sie betrůbt war / so leuchtete doch ein solcher glanz von ihr / daß ein großes wundergeschrei ůberall erscholle / wie sie daher gefahren kame. Ihre sch \nste augen / die ståts nach dem himmel
Die beängstigte Prinzessin Amesses / so ihr zur rechten saße / fande so wenig ursach / ihre trånen zu bergen / daß sie solche ungescheut über ihre sch \ne wangen herab laufen ließe: und seufzete sie vergeblich nach ihrem Armizar / daß der kommen und sie erlösen solte. Ahalibama auf der andern seite / lehnte sich an der K \nigin linken arm / und stellte ihr alle ihre wunderbegegnise für / da es ihr ehmals schon so nahe wie nun gewesen / und sie dannoch davon gekommen wäre / womit sie sich in etwas tr \stete: wiewol / das verlangen nach ihrem Elieser / solchen zeitlichen befreiung-wunsch ihr sofort wieder bename /und gedachte sie deshalben mehr / sich zum tod zu fördern / als von dem Beor erlöset zu werden. Eine starke wacht von zweitausend Assyriern / die der Laristenes fürete / folgete diesem wagen / ům alle feindliche anschlåge abzuwenden. Hiernåchst kamen die K \niginnen von Saba / Tyro / Elam und Ninive / wie auch die Prinzessinnen Tharasile / Milcaride / Indaride und Orosmada / neben allen Syrischen Fürstinnen /und dem sämtlichen frauenzimmer aller dieser K \niginnen / auf wågen hernach gefahren: und wurde endlich dieser pråchtige einzug mit einer ansehnlichen reuterei von vielen tausenden beschlossen.
Sie zogen in solcher schönen ordnung / durch die stadt / bis sie den tempel der Isis erreichten: da der Mephris / in seinem priesterlichen zierat / an der åuseren pforte die ankommende entfinge / insonderheit aber / mit seinen priestern von allen sieben orden /den Prinzen Mamellus aufname / und ihn in den hohenpriester-tempel
Man fürete hierauf den neuen hohenpriester in die capelle / woselbst die bilder des Osiris und der Isis seitdaß sie aus Egypten hieher gewandert / und mitlerweile man am tempel gebauet / aufbewaret gestanden. Diese wurden / mit großer verehrung / von ihm gekůsset / und folgends / auf sein geheis / von acht fürnemsten unter den priestern aufgehoben und unter einem k \stlichen himmel fortgetragen: da er mit einem rauchfaß voran und nach dem innern tempel ginge /alwo ihnen eine stelle verordnet war / da sie künftig solten stehen bleiben. Im fůrůber tragen / fielen die K \nige / wie auch alle anwesende / auf ihr angesicht zur erden / und verehrten also diese neue g \tter: denen aber die Königin von Syrien und
Wie nun alle anwesende / auser den dreien schönen bräuten / solches mit großem getöne verrichtet / rieffen etliche königliche herolde / in- und auser dem tempel / mit heller stimme dieses gebot aus / daß iederman in Damasco wan sie wůrden trommeten h \ren / bei lebensstraffe / auf sein angesicht niederfallen solte: weil alsdan / wie sie fåst glaubten / die beide g \tter hernieder kommen und diese ihre bildnise beziehen würden. Jederman richtete sich nach diesem gebot / und wie die junge priester von der heiligsten ordnung in die trommeten stießen / fiele alles / so wol in- als auser dem tempel / wie auch auf allen gassen /nieder / und hießen also die Isis und den Osiris willkommen. Weil nun hierbei die K \nigin von Syrien /wie auch die Prinzessin Amesses und Ahalibama / auf ihren tronen sitzen blieben / entstunde darüber ein großes entsetzen im tempel / und ginge der hohepriester / auf anregen der andern priestere / zu diesen dreien bräuten / sie ihrer gebůr zu erinnern: da dan die drei bestůrzte Könige nicht wusten / was sie hiervon gedenken
Diese unvermutete that / sezte alles anwesende volk in solchen schrecken / daß ein allgemeines geheule und zettergeschrei entstunde / sonderlich unter den priestern / die ihre kleider zurissen / ihre haare ausrauften / sich an die erde wurfen und so übel gehuben / daß nichts erbårmlichers konte gesehen werden. Der hohepriester / so im herzen sich ja so sehr hierüber freute / als er äuserlich sich betrübt anstellte /befahle seinen priestern / sich diese unsinnigen zu bemächtigen / ehe sie sich noch weiter auch an des Osiris bilde vergriffen. Wie nun also diese drei sch \nheiten von den Isispriestern / wiewol mit aller ehrerbietung / gehalten wurden / drunge die junge K \nigin von Ninive / und die Prinzessin Indaride von Ophir /durch das volk / und rieffen überlaut: wiedaß sie auch den Gott der Königin von Syrien bekenten / und deme zu ehren / die Isis und den Osiris / als abgötter / verfluchten. Hiermit ergriffen sie der Isis abgefallenes haubt / und warfen dasselbe / mit aller stårke / mitten unter das volk. Diese verdoppelten den ersten schrecken / und fehlte es wenig / daß nicht der ergrimte pövel / sonderlich die vergiftete Egypter / hinzu gedrungen / und selbst hand an diese sch \ne zerst \rerinnen ihres neuem g \tzendienstes geleget. Mamellus und Mephres / samt den obersten unter den priestern /eine gr \ßere entheiligung dieses ihres heiligsten ortes zu verhůten /
Die verliebte Könige wusten hierbei nicht / wie ihnen geschahe / und waren eben also aller sinne /gleichwie ihre g \tter ihrer ehren beraubet: weil sie /da sie in dem augenblicke die allerglückseligsten in ihrer liebe zu werden gehoffet / durch ein so unerh \rtes grausames mittel sich aller hoffnung entsetzet sahen / worüber sie schier håtten verzweiflen mögen. Belochus / wie auch der Pharao / die sehr der abg \tterei ergeben waren / entfanden diese beschimpfung ihrer götter so ůbel / daß ihr eifer anfånglich alle liebe aus ihren sinnen verbannte / und sie auf nichts als auf rache gedenken machte. Der Beor aber / der weder einen / noch viel götter glaubte / achtete nicht so gros der Isis entheiligung / als seiner Ahalibama beståndigen vorsatz / lieber zu sterben / als ihn zu ehlichen: daher auch dieser verliebte der erste war / der sich bei diesem schrecken erholte / und den andern beiden zusprache / dahin zu sehen / daß von der ergrimten priesterschaar ihren schönen kein leid noch gewalt zugefügt würde. Demnach rieffe Belochus / gleich als aus einem traum erwecket / seinem haubtman von der wacht / dem Nechias / und ließe dem hohenpriester sagen / bei seinen priestern darvor zu seyn / daß der Königin und den andren kein leid wiederfüre. Mamellus verfügte sich hierauf selbst zu den K \nigen / und åuserst betrůbt sich anstellend / daß bei seiner einweihung ein so großes uno frömdes unglück sich zugetragen / und ihm die ehre / die Syrische Königin an den Assyrischen Monarchen zu trauen / so plötzlich benommen worden. Er versicherte
Diesemnach eileten die betrůbte K \nige / und begaben sich aus diesem tempel in ein nebengemach /dahin allbereit die erschrockene K \nigin von Tyro /neben der Petasiride und den andern / dem tobenden p \vel / der nun auf das ganze frauenzimmer übel zufrieden war / und rache an allen üben wolte / üm des willen / was nur etliche unter ihnen begangen hatten /entflohen waren. Als Belochus die Delbois / seine schwester / weinen sahe / kunte er auch die lang-verbissene tränen nicht weiter aufhalten / sondern ließe denen den freien lauf / und mit ihr in ein fenster allein tretend / sagte er ganz wehmůtig zu ihr: Bin ich nicht unglücklich / liebste schwester! daß auch Aramena muß tugendhaft zu seyn aufhören / üm mich zu quälen? Wer håtte sollen gedenken / daß / bei aller meiner habenden macht / mir dannoch diese so boshaftige als schöne entgehen solte. Als er in dieser seiner klage fortfaren wolte / trate der Prinz Bildat hinein / anmeldend: wie daß der p \bel sich noch nicht wolte bändigen lassen / da fürnemlich die Araber und Egypter das gew \lbe zu stůrmen sich bemůheten / darin die K \nigin und Prinzessinnen verschlossen waren. Was ist dan hier zu thun? fragte der erschrockene Belochus? Mein bruder hält für ratsam / (gabe Bildat zur antwort) wan E. Maj. sich selbst vor dem volk sehen ließen / und sie vertr \steten / daß das / so an dem heiligen bilde der Isis begangen worden / ernstlich solte gerochen werden. Wolan! (antwortete Belochus) so lasset uns dan gehen / und thun / was unser grausames verhängnis erfordert.
Also wurde der tempel vom volke geraumet / den der Mamellus alsofort verschließen ließe: doch blieben sie ausen rund üm den tempel / üm acht zu haben / daß die K \niginnen und Prinzessinnen nicht entkommen möchten. Wie nun hierauf das gerüchte von dieser begebnis / durch ganz Damasco / sich ausgebreitet / verwandelte sich dadurch die allgemeine freude in ein klågliches winseln und wehklagen / und stritten die Syrer in ihrem gemüte / ob sie mehr liebe gegen ihrer K \nigin / als
Die K \nigliche personen befanden sich indessen noch im tempel / und verlangten ihre drei bräute zu sprechen / üm die ursach dieser ihrer begangenen freveltat von ihnen zu erfragen. Mamellus widersezte sich zwar sehr diesem beginnen / muste es aber / wie er ihren ernst sahe / geschehen lassen. Demnach wurde von den priestern das gewölbe ge \ffnet / und die drei K \nige samt der Königin von Tyro eingelassen. Sie fanden sie alle fůnfe ganz unerschrocken beisammen sitzen / da sie einander zur beständigkeit /den tod beherzt anzustehen / vermaneten: und war die Königin von Syrien über der grosmütigen bekehrung ihrer schwester so erfreut worden / daß ihr keine größere erquickung / bei ietzigem zustand / håtte wiederfaren k \nnen. Die Isis-priestere / die mit ihnen in diß gewölbe gegangen waren / stunden von ferne / und waren so vergaffet in ihre sch \nheiten / daß fast die verwunderung die betrůbnis überstiege / die sie wegen entheiligung ihres tempels bei sich entfanden.
Wie nun Belochus seine schöne K \nigin erblicket /
So ordentlich und freudenvoll nun der hinzug nach dem tempel gewesen / so verwirrt erfolgte nun die růkkehr nach den K \niglichen palästen: und wolten die K \nige den tag sich nicht ferner sprechen lassen /sondern ein ieder / sich verschließend / schůttete alles das gegen die götter und wider ihr grausames verhängnis aus / was ihnen ihre große ungedult in den sin gabe.
Ihr wisset (finge hierauf Mamellus an / sich ihme zu erklären) wie besorgt ich bisher gewesen / mein amt / auch meine große macht und gewalt / die ich so lange zeit in Syrien ruhig besessen / zu verlieren /durch die ungunst der wieder gefundenen Königin von Syrien: die nimmermehr / wan sie an meinen König wåre verehlicht worden / mir dieses würde gelassen haben / was ich bislang genossen; und ist mir der weiber heimliche macht viel zu bekant / als daß ich hoffen können / daß mein König beståndig in der alten gnade gegen mir würde verharret seyn / wan Aramena in seine arme gekommen wäre. Solches vorstehende unglůck zu verhüten / habe ich nach dem hohenpriester-amte getrachtet: das mir
Der Mephres / welcher / durch des Mamellus geld geblendet / alles billigte / was derselbe wolte / ließe sich dieser antwort vernemen: Ich habe dieses werk also / wie ich es nun erkenne / noch nicht ůberleget; wiewol ich / wan es ohn so große beschimpfung unsres tempels hätte zugehen m \gen / hierbei ruhiger seyn wolte. Wie
Indem sie also zusammen redten / kamen etliche von den priestern / sich befehls von dem hohenpriester zu erholen / wie sie sich / in bewirtung der gefangenen K \niginen und Prinzessinen / fürnemlich aber mit ihrer so schrecklich zernichteten und zerbrochenen g \ttin / verhalten solten. Wie nun dieses zweierlei fragen waren / als verordneten Mamellus und Mephres auch zweierlei art priestere dazu / und befahlen / daß die jenigen / so mit weltlichen händeln zu schaffen hatten / die versorgung der Königlichen personen ůbernemen solten. Also kamen sie in eben selbige gemächer / darinn beide Aramenen vordessen von dem Abdastartus waren bewirtet worden: und weil man einer ieden eine aufwarterin gönnte / als wurden Siringe / Tirza / Astale / Zamede und Melinde / zu ihnen hinein gelassen / üm ihnen die benötigte handreichung zu thun. Wegen des zerfallenen Isis bildes / aber begabe sich Mamellus selber / mit den allerheiligsten unter den priestern / in den tempel: da dan / mit großer ehrerbietung / das zerstůmmelte bild aufgenommen / und etlichen priestern zur wieder-ergånzung ůbergeben wurde. Hierauf stellten sie besondere klag-opfer an / denen der Mamellus bis fast üm mitternacht in person beiwonete: wornach er sich wieder nach seinen palast begabe / welchen er / als
Er verbrachte aber das übrige der nacht / sonder zu schlaffen / und sahe sobald den tag nicht wieder herfůr kommen / da beschiede er zu sich den Petosiris /wie auch den Egypter Busiris / der bei dem volke viel vermochte / und stellte ihnen mit großem klagwesen vor / wie schmerzlich er es entfünde / daß ihren g \ttern eine so große beschimpfung widerfahren wåre /die nicht allein durch ganz Egypten / sondern durch die weite welt erschallen / und eine unausleschliche verachtung zu wege bringen / wan nicht nach gebůr die göttin gerochen / und diese unthat bestraffet /wůrde. Darüm solten sie ja / mit ihnen den priestern /beständig darauf beharren / daß man / da es die ehre der großen Isis erforderte / kein Königliches geblüt ansehen müße / und auf allen besorglichen fall / wan die verliebte K \nige hinternis hierein bringen wolten /fäst zusammen halten / daß der eid / den der König von Assyrien gethan / nicht gebrochen / sondern erfüllet wůrde. Petosiris und Busiris / welche eiferer ům ihre g \tter waren / ließen sich leicht von dem Mamellus bereden / als ohnedas hierzu mehr als geneigt /und namen über sich / sowol das volk / als ihren K \nig / zu vermanen / daß sie die ehre der Isis allen betrachtungen in der welt fürziehen solten. Mamellus / nachdem er diese von sich gelassen / redte eben dergleichen mit den Assyrischen hohen kriegsbedienten /dem Laristenes / Eldaa / Abdeel / Oneballus und mehr andren: welche gegen seine grůnde nichts einzuwenden wusten. Ascrasapes der fůrnemste unter den Arabern / ließe sich auch beschwatzen / sein volk / des Mamellus wunsche nach / zu der Isis rache zu bewegen.
Wie er nun also dreier völker gemüter auf seine
Diesen verliebten ware der erste eiver nunmehr vergangen / und fületen sie bei sich mehr liebe als zorn:
Dieser erriete gleich / was sein bruder ihm anbringen würde / verstellte und erklärte sich auch / als er es
Mitlerweile nun dieselbe den opfern beiwoneten /welche wegen dieser bekehrung angestellt waren /
Endlich / wie es fast wolte abend werden / kame er wieder hervor / und fande die K \nige / die augenblicklich seine wiederkunft verlangten / in des Beors palast: da ein frömder allein bei ihnen im cabinet ware / und åmsig mit ihnen redte. Sie ersahen ihn nicht sobald / da kamen sie alle dreie üm ihn her /seine verrichtung zu vernemen. Wie stehet es / mein vetter! (fragte Belochus) d \rfen wir hoffen / das unsere schönen sich bekehren werden? Es ist sonst hohe zeit / hiermit zu eilen / weil dieser Canaanite uns iezt die zeitung bringet / daß der König von Basan mit einem mächtigen heer im anzuge sei / die K \nigin von Syrien zu befreien / und besorglich innerhalb zwei tagen hier vor den toren stehen möchte. Diese zeitung / deren sich Mamellus nicht versehen / machte ihn so eifrig / als bestürzt / mit desto gr \ßerm nachdrucke zu reden / und sagte er: Wan deme also ist / muß man keine zeit versåumen / die große Isis zu rächen / wofern wir deren beistandes wider die feinde uns getr \sten wollen.
Ja gnädigste Könige! (fuhre er fort / ihre entsetzung warnemend) es ist zeit / daß man hier alle liebesentfindlichkeit ablege / und k \niglich / das ist / gerecht handele / damit wir nicht selbst unglůck auf unsren hals laden. Was fůr greuliche gottslästerung und nie-erh \rte hartnäckigkeit sich bei denen findet / die ich amtshalber nicht anders als die allerverfluchteste weibsbilder nennen kan / solches lässet sich nicht aussprechen: und
Wollen dan E. Maj. (sagte er zu ihnen) dieses nicht zu herzen nemen / daß die große Isis beleidigt worden? welche / wan wir sie nicht völlig versönen / uns weder glück noch segen forthin wird erleben lassen. Wollen sie die gefahr nicht achten / die ihnen die ůbelzufriedenheit des ganzen volks androhet? welche /von göttlichem eifer getrieben / die verlezte ehre der Isis gerochen sehen wollen. Oder wollen sie wenigst nicht erwägen / daß ihrer liebe damit gar nicht wird geholfen seyn / wan sie schon diesen unwürdigẽ wolten das leben lassen. Dan wie könten E. Maj. von denen sich etwas gutes versehen / die den göttern nicht treu verblieben / und aus unmenschlicher künheit so ein großes wagen d \rfen / welches nicht wird geschehen seyn / solang die welt gestanden? Welchen tag / welche stunde werden E. Maj. ihres lebens versichert seyn können / bei solchen weibspersonen / die aus einem angebornen haß und widerwillen lieber vor aller welt die schändlichste creaturen heißen / als ihre ehliche liebe annemen wollen. So begehren sie dan
Wan ja / die große Isis zu versönen / (sagte Belochus) blut muß vergossen werden / wäre es dan nicht genug an einer person? Lasset uns die Indaride von Ophir verdammen / üm die andern zu erretten. Wofür sol aber (erkünete Mamellus hierwieder einzuwenden) diese rettung nůtzen / wan sie schon thunlich wåre /da die Königin von Syrien so wenig / als die andren /zu leben begehren / und ihr leben blos zu schaden ihrer K \nige / von denen sie angebetet werden / anwenden würden? Wie wan man noch einmal versuchte / (wandte Belochus hiergegen ein) sie auf einen båßern weg zu bringen. Um zu weisen / (antwortete Mamellus) wie gern ich E. Maj. vergnůgung m \chte bef \rdert sehen / so wil ich meiner eignen tochter erlauben / bei der K \nigin und den Prinzessinnen sich hierunter zu bemůhen: die vielleicht / als ein weibsbild / mehrern zutritt bei ihnen finden / und ein geneigters geh \r erlangen m \chte. Dieses erbieten namen die drei Könige für bekant an: wiewol der Pharao in seiner liebe sehr zu wanken anfienge. Hierauf wurden der Bildat und Baracheel beruffen / und mit ihnen abgeredet / daß man den verbrecherinnen noch den morgenden tag / sich zu bedenken / überlassen
Diesem neuen feinde einhalt zu thun / riete der Prinz Bildat / daß man ihm ein ansehnliches heer entgegen schicken / und es auf eine schlacht ankommen lassen / ingleichen die ledige schanzen der Syrer besetzen / und also den feind von der stadt abhalten solte. Dieses werkstellig zu machen / wurde dem ratgeber anbefohlen: welcher auch die ganze nacht mit kriegsverfassung zubrachte / und muste der Prinz Sinear / mit dem Zalmon und Epha / vierzig tausend man aus Damasco füren / da niemand als sie dreie wusten / daß es dem Marsius gålte. Inzwischen wurde / die widerspånstigkeit der Königinnen und Prinzessinnen / durch ganz Damasco ruchtbar: darein dan niemand sich zufinden wuste / und verlangte jederman / was nun die Prinzessin Milcaride bei diesen verstockten ausrichten / und wie dieser lezte streich gelingen würde.
Diese kame nun / bei anbrechendem morgen /neben dem Mephres und sechs andren priestern / zu den fünf sch \nen in den tempel: da Mephres ihnen allen den tod des feuers / wan ihre beståndige verhärtung erfolgen solte / ankündigte / und hierauf die Milcaride / sie eines bäßern zu erinnern / allein bei ihnen ließe. Diese mitleidige Prinzessin / finge nun an / viel ernstlicher / als ihr der Mamellus ihr herrvatter anbefohlen / ihre im tempel erlernte grůnde / die vielheit der götter betreffend / herfür zu suchen / und solche den K \niginnen und Prinzessinnen fürzuhalten. Diß ware der gottseligen Aramena keine verdriesliche unterredung / weil sie dadurch gelegenheit
Milcaride / dieser lehre nach zu kommen / begehrte nicht wieder aus dem tempel / sondern wolte gleiches glück und unglück mit den andern anstehen: und wiewol die Königin ihr hierinn gewaltig abriete / ihr die lebensgefahr fürstellend / darein sie sich stůrzen würde / achtete sie doch solches nicht / sondern beteurete hoch / daß sie ohnedas des lebens satt und überdrůßig wäre. Bin etwan ich hieran schuldig / (sagte die Königin von Ninive) weil es geschienen / als ob des Prinzen Hemors ehmalige liebe gegen mir wieder anglimmen wollen. Dieses thut zwar etwas (antwortete Milcaride) zu meinem sterbensverlangen: das fůrnemste aber mag ich nicht melden / da ich mich vor mir selbst entsehe / daß ich solches weiß. Weil nun ferner keine hierüm fragte /
Wie nun der Mephres nachmittag mit seinen priestern wiederkame / ům ihre endliche erklårung zu vernemen / wornach die Könige und das volk so sehr verlangte / bestürzte er nicht so sehr / als er der beiden Aramenen / und der andern drei Prinzessiñen beharrlichen sterbvorsatz vername / als über die schleunige ånderung der Milcaride / die ganz verächtlich ihn ansehend / ihm ankündigte / wiedaß sie der andern ihr beginnen billigte / und als eine verächterin der Isis mit ihnen zu sterben verlangte. Weil in den gesetzen der Isis enthalten / daß / wan in dem geschlechte der priestere / sonderlich des hohenpriesters / eine person gefunden würde / die wider die ehre dieser g \ttin handelte / dieselbe ohn alle gnade zum feuer solte verdammet werden: als konte ihm der Mephres leichtlich fůrstellen / wie es dieser tochter des hohenpriesters ergehen / und welche herzensqual ihr vatter darůber anstehen wůrde. Demnach begabe er sich betrůbt von dannen / und mit dem wagen der Milcaride / der vor dem tempel aufwartete / nach des Mamellus palast eilend / verschwiege er unterwegs gegen dem volke nicht / wie es im tempel stunde: dadurch alles in neuen lärmen geriete.
Mamellus fülete nicht geringen schrecken / wie er den Mephres so allein und so beångstigt ankommen sahe. Sein herz / das ihme sein unglück ankündigte /machte ihn ganz kraftlos / den Mephres zu fragen: und dieser hatte auch den muht nicht / das bewuste anderst / als durch ståtes seufzen / fürzubringen. Endlich kame die Tharasile dazu / und diese beide also stum findend /
Hierauf färtigten sie den Mephres wieder ab / und verwilligten / daß man auf morgen zum rach-opfer der grossen Isis / alle bereitschaft machen solte. Hiernåchst wandten sie alle ihre gedanken auf den krieg /üm dapfere gegenwehr zu thun / und sandten den Dercylus
Diese unterließen nun nicht / in der růkkehr / den betrůbten hohenpriester in seinem palast anzusprechen: und fanden bei ihme den Prinzen Hemor / welcher auf
Die K \niginnen und Prinzessinnen wurden inzwischen / von einer großen mänge der priester / mit brennenden fakeln / auch bei anstimmung eines klagliedes / mit traurigem thon und gebården / aus ihrer wonung / in einem besondern tempel gefůret: darinn sie die nacht
Gedenket / liebste Prinzessinnen! (sagte sie zu ihnen) was / auf diese angst / die uns iezt betroffen /fůr eine unendliche ruhe uns bereitet ist / und wie uns so wol seyn wird / wan wir in seeliger ferne das betrachten können / was wir iezt / und sonst in unsrem leben / haben erdulten müßen. Morgen üm diese zeit /wissen wir nichtes mehr von der qual / die man uns bereitet / sondern schweben in der freude / von deren Henoch so viel sůße beschreibungen in seinem schriften uns hinterlassen / und die er doch so vollkommen nicht fürbilden k \nnen / als wir sie in der that befinden werden. Solte ein augenblickliches leiden nicht zu ertragen seyn / worauf ein immerwårendes wolergehen erfolget? Scheuet man auch wol eine bittere arzenei /die uns kan zur gesundheit verhelfen? Und wie verlanget man doch zu bette / wan man von der arbeit müde ist! solte dan nicht uns nach der ewigen ruhe gelüsten / die wir dieser welt leiden so vielfältig gekostet haben? Lasset uns / durch ein augenblickliches feuer / dem angstfeuer entfliehen / das uns bisher gequälet hat / und mit diesem zeitlichen leben ablegen alle verfolgungen / die uns so häufig darin zugestossen!
Wan ich nichts (versezte Indaride) den trost haben solte / meinen Amraphel dort für zu finden / wůrde mir / wo es müglich / auch in der seeligkeit / die ruhe ermanglen. Ach nein! dieses edlen Königs tugend war viel zu gros / als daß ihme der himmel die wonung der seeligkeit hätte versagen können! Meinem Hemor wünsche ich / (sezte Milcaride hinzu) daß mein tod ihn zur erkentnis bringe / mir die liebe zu erweisen /die er mir in meinem leben versaget. Und meinem Dison (sagte die Königin von Ninive) wird mein tod in jener welt anzeigen / wie ich bereue / daß ich auf ihn unschüldigen einen haß geworfen. Kommet /(sagte die K \nigin von Syrien) und lasset uns / das übrige der nacht / mit heilsamer zubereitung zu unserer morgigen reise / verbringen! Und weil die einsame stille betrachtungen die bästen sind / als wehlet euch /meinem beispiel zu folge / von diesen erkern iede einen aus / deren eben sechse sind / als wan sie fůr uns erbauet wären / und begrabet darinn alle eure weltliche gedanken und sorgen: üm nachgehends
Als sie diß gesagt / begabe sie sich ganz allein in ein ausgebäude des tempels / da ihr / die klarheit der vielen hin und wieder angezůndten lampen / eine marmorne bank zeigte / auf die sie sich niederließe. Indem die andern in den ůbrigen auslagen dergleichen täten / überlegte sie bei sich ihren ganzen lebenslauf /wie so nichtig und flüchtig das wenige gute gewesen /daß sie darin genossen / und wie hingegen das widrige ihr so lang und häufig zugestoßen. Die unwissende ungerechte liebe zu dem Aramenes ihrem bruder /dem sie unter des Abimelech namen so herzinnigst gewogen gewesen / bereuete sie nicht weniger / als wie sie auch die fůrsorge des H \chsten hierbei prieße / die allemal ihrer vermålung so viel hinternise in den weg geschicket. Das lezte / worüm sie ihre lezte tränen vergoße / war der schleunige tod dieses ihres mehr dan lieben bruders / und das gedåchtnis des Cimbers / den sie hinter ihr lassen muste. Wie aber dessen andenken einen widerwillen zum tode in ihr erwecken wolte / bannete sie diesen treuen liebhaber aus ihren sinnen / und gabe ihm tausend guter nacht: nichtes mehr beklagend / als daß sie / vor ihrem sterben / nicht die gelegenheit haben sollen / dem Tuscus Sicanus / als ihrem geliebten Cimber / bewust zu machen / wie sie seine liebe wol erkant / auch ihres bruders leztem befehl gemås / ihm wieder liebe zu erweisen bereit gewesen.
Hierauf wandte sie sich ganz von der welt ab / und schwunge sich mit ihren gedanken in den himmel: da dan die sch \nheit desselben / und die beständige ruhe / welche sie darinn zu gewarten hatte / ihr die sinne dermassen einname / daß sie nun sich recht glůcklich zu achten
In diesen schönen sterbensgedanken / wurde sie durch die ankunft der Isis-priestern gestöret: welche ihnen eine herrliche malzeit auftrugen / und sie n \tigen wolten / sich zu setzen / und von den speisen zu genießen. Wie sie sich aber dessen geweigert / machten diese priestere sich darüber her / und verzehrten alles an ihrer stat / worbei die gefangene große angst anstunden: weil die Königin von Ninive / als deren ihre weise wol bekant war / die andern warnete / vor diesen betrunkenen / die ihnen etwas ungebürliches ansinnen m \chten / sich fürzusehen. Die fünfe namen demnach ihre zuflucht hinter die K \nigin von Syrien: welche ein messer herfür zoge / üm / auf bedürfenden fall / ihre und der andern ehre damit zu beschirmen. Es ware aber hierinn ihre sorge vergebens: weil die ehrerbietung bei diesen priestern / ungeacht sie sich angesoffen / soviel gewirket / daß sie / sonder den gefangenen etwas zu sagen / ihres wegs wieder fortgingen / nachdem sie wol gezechet und gezehret hatten.
Die Könige hatten unterdessen in ihren palästen sich etwas zu ruhe begeben / konten aber deren nicht lang genießen: massen der Prinz Bildat die unglückliche post anmeldete / wiedaß der Prinz Sinear / sein sohn / mit dem gesamten heer geschlagen / und vor dem K \nig Marsius flüchtig / mit den ůbrigen in die stadt entronnen auch der feind nun schon an der stadt wäre / und zum stůrmen alle anstalt machete. Wie der Bildat noch also redte / kame der verwundte Sinear dazu / und dem König von Assyrien zu fus fallend /beklagte er sein unglůck / daß er einem so großen heer der Teutschen nicht långer wiederstand thun /noch seinem König mehr
Es hat mein herr / der König von Basan / (sagte er) fürlängst / wiewol ganz heimlich / sich hier in Syrien aufgehalten / und zwar aus liebe zu der Königin von Syrien: deren zu dienst alle manschaft in Basan und auf dem Amoriter gebirge aufgeboten / und also bei huntert tausend man zusammen gebracht worden. Von diesen hat der Suevus erstlich dreißig tausend / nachgehends der Prinz Baalis zehen tausend / und nun unser König selber sechzig tausend / zu hülfe den Syrern / hieher gefůret. Dieses lezte heer / stunde an den grånzen von Basan und Syrien / als vor einem paar wochen / unser K \nig / ganz betrübt aus Syrien zu uns kame / und dem Prinzen Trebetes befahle / uns nach Syrien zu füren. Aber bald darauf ånderte sich dieser schluß / weil zeitung einliefe / daß die K \nigin von Syrien in Damasco hinein wäre entfüret worden: daher unser König selber mit uns nach Syrien ümkehrte. Im nåher-kommen erfuhre er / daß die Königin / wie auch ihr erkanter bruder / der vermeinte Prinz Abimelech von Gerar / in einer gruft befallen wären: da er dan seine bisher-geheime liebe nicht långer zu bergen vermochte / sondern mit so häftiger gemüts-bewegung hervor brache / daß er schwure / zu rächung des todes dieser beiden / keinen stein in Damasco auf dem anderen zu lassen.
Wir gingen also in Syrien: da weder des Prinzen
Wie hiermit dieser Egypter seinen bericht beschlossen / fragte ihn der Pharao / weil Belochus in tiefen gedanken stunde / ob die seinen nichtes von dem anzuge des Armizars aus Ophir wůsten? Dieser K \nig (antwortete der Egypter) ist bereits mit einem großen heer in Mesopotamien / und wird auch der Fürst Esau / von Aroer her / morgen bei uns erwartet. Wir wissen nun gnug! sagte hierauf Belochus / und befahle diesen gefangenen abzufüren. Hierauf sahe dieser bestůrzte König die andren wehmütig an / und sagte: Was raht ist hier zu fassen / da die verteidigung dieser ringmauren das lezte ist / so Babel / Egypten und Canaan von einer nie-erh \rten beschimpfung ihrer K \nige erretten kan? ô verfluchte liebe! die uns in dieses elend stürzet / und solchen abbruch unsrer ehre uns leiden machet!
Gnädigster König! (sagte Bildat) E. Maj. stellen bei diesem handel ihr gemüt zu ruhe: es ist noch mancher treuer und dapferer soldat hier in Damasco / der seinen kopf daran wagen / und solchen lieber verlieren wird / als daß er seines Königs freiheit notleiden sehe. So viel tausend Assyrier / Egypter / Canaaniter und
Durch dieses mutige zureden des Prinzen von Chaldea / wurden die niedergeschlagene gemüter der Könige wieder aufgerichtet. Und weil sie nun / die liebe und alle andere betrachtungen hintangesetzet / ihre gröste vergnügung seyn ließen / sich an ihren feinden gerochen zu sehen / als ließen sie geschehen / daß /gleich bei anbrechen des tages / die hinrichtung der schönen verurteilten / (die sie / da sie sich von ihnen beständig verachtet sahen / nun auch tödlich zu hassen begunten) in dem Isistempel solte vorgenommen werden / ehe der verliebte K \nig von Basan / wie auch der Armizar und Esau / es verhintern könten: und war ihre wut so groß / daß sie selbst in person solchem blutigen opfer beiwonen / und also ihre rachgierde bůßen wolten. Weil immittels post über post einliefe / daß die gefahr sich größerte / und sie bereits drausen zu stürmen anfingen / begabe sich alles / was fechten kunte / auf die türne und mauren / ihre stadt bis auf das äuserste zu verteidigen.
Dieses verstörte des Prinzen Mardocentes und Hemors anschlag / den sie mit dem Elhanan und Thebah
Sie gingen zu den Königen / und suchten viel vernůnftige gründe hervor / sie zu ůberreden / daß es mit dieser hinrichtung im tempel so lang anstand haben möchte / bis man den feind von den mauren würde haben abgetrieben. Sie richteten aber nichtes aus /und musten geschehen lassen / daß die K \nige / nachdem sie dem
Mardocentes / dem seine jugend und sein frischer muht nicht zuließe / bei diesem zustande mit den Königen müßig nach dem tempel zugehen / muste / weil auch die K \nigin Petasiride zu pferd daher kame /und ihn aufmanete / ihr zu folgen / den fürsatz fahren lassen / die gefangenen zu erl \sen. Wie man ihme nun sein pferd gebracht / und er die Petasiride nach den mauren / da sie den stürmen mit zusehen und ihre Sabeer anfrischen wolte / begleitet / erlitte er solchen verdrus in seinem gemüte / und ward in seiner unschlůßigkeit / so verdrossen / daß seine Königin nicht wuste / was sie von ihm gedenken solte. Er dorfte ihr /auf ihr befragen / weil sie schon mit der Königin von Ninive geeivert / sein anligen nicht entdecken. Er konte aber / als die Petasiride des elenden zustandes der beiden Königinnen und vier Prinzessinnen
Ihr beseufzet billig diese unglůckseligen (sagte sie zu ihm) und gestehe ich mit euch gerne / daß der klägliche untergang der kindern des hauses Syrien sehr frömd und beklagens wůrdig sei. Aber Mardocentes! da es der götter ehre betrift / und diese elenden nicht allein selbst vorsetzlich in diß unglück sich gestürzet / sondern auch hartsinnig dariñen verharret haben: sehe ich nicht / wie man / sonder die götter zu beleidigen / dieses tadlen dörfe / was iezt mit ihnen geschehen sol. Gleichwol ist nicht erhöret / (antwortete Mardocentes) daß eine solche metzelung an so hohen Königlichen personen jemals fürgenommen worden. Weil auch die zwangheuraten sie guten teils / wiewol nicht alle / zu dieser verzweiflung getrieben / den tod auf so fr \mde art zu suchen: finde ich nicht / daß wol gethan sei / der göttin rache durch verheißung dieses K \niglichen blutes zu fördern. Unser blut (gabe Petasiride zur antwort) ist vor den g \ttern nicht edler / als das blut anderer menschen: und da eine solche entheiligung geschihet wie man hier erlebet hat / muß die straffe billig sonder ansehen der personen / vorgenommen werden. Weil sie damit zu den mauren kamen / bliebe Mardocentes überhoben / dieses verdriesliche gespråche zu erlängern. Als er nun seine K \nigin auf die mauren gefüret / sahen sie / bei der morgendemmerung / das gewaltige heer der Celten /wie solches ům Damasco her sich ausgebreitet / und wie nicht weit von ihnen eine poste / die die Araber besetzet hielten / gewaltig gestürmet wurde. Weil diese nicht zum dapfersten fochten / rante Mardocentes dahin / sie anzufrischen: da dan die Petasiride ihren Sabeern auch zusprache / und
Die drei K \nige befanden sich indessen bei dem Mephres in tempelbau der Isis / und warteten mit verlangen auf den anbrechenden tag: weil nicht / verm \g ihrer gesetze / als beim sonnenscheine / dergleichen blutopfere kunten verrichtet werden. Man hatte / im innern hof des tempels / sechs unterschiedene holzhaufen / und vor iedem einen altar / aufgerichtet /auch alle opferbereitschaft darzu geleget. Wie man aber lang auf den hohenpriester / den Prinzen Mamellus / vergeblich gewartet / üm die neue einweihung der g \ttin Isis / welche vorhergehen muste / vorzunemen / schickten endlich die Könige den Abdeel zu ihme / ihn anzutreiben / daß er bei dieser großen verrichtung sich einfinden solte. Wie dieser in des Mamellus palast gekommen / und fürgelassen worden /fande er den hohenpriester auf dem bette / mit so verstellten augen und gråßlichem aussehen / daß er sich sehr dafür entsezte.
Nachdem er seine anwerbung gethan / gabe Mamellus ihm dieses zur antwort: Saget dem K \nig von Babel / daß ich mich unwürdig erkenne / das hohepriesterliche amt zu fůren / weil ich / als ein Königsm \rder / nicht wert bin / mit meinen händen heilige dinge zu verrichten. Meine ehrfucht nicht allein Syrien unter meine gewalt zu bringen / sondern auch des grösten weltreiches mich endlich zu bemächtigen / hat mich gereitzet / dem grossen Belochus ein langsames gift beizubringen / daß ihn in wenig tagen tödten wird. Die zeit leidet es nicht / ist auch nun nicht mehr nötig / alle anschläge / die ich hierbei im sinn gehabt /hier kund zu machen. Alles / was geschehen / hab ich gethan / um meine einige tochter gros zu machen. Weil aber / die gerechte rache und
Abdeel war so erschrocken und entstellt ůber diese greuliche bekäntnis und begebnis / daß er lange nicht wieder zu sich selber kommen kunte. Das geschrei der bedienten im hause / erweckte die Tharasile / und machte sie aus ihrem schlafgemach herzu laufen: da sie dan ihren gemal in so elendem zustand antraffe. Man hatte ihr verhelet / was es mit ihrer tochter / der Milcaride / fůr eine bewandnis hatte: daher befande sich die Prinzessin in zimlicher gemüts-ruhe / als ein so großes unglück sie so pl \tzlich daraus setzete. Daher war ihr schrecken ům so viel größer / also daß sie / wie todt / bei ihres herrn leiche niederfiele.
Indem nun dieses unglück alles im ganzen palast wach machte / und man der Tharasile beizuspringen bemühet ware / entstunde unversehens auf der gassen ein großes getümmel / und wurde geruffen: wiedaß die stadt gewonnen und von den Celten erstiegen wäre. Abdeel / hierdurch vollends in t \dlichen schrecken gestürzet / eilte aus des Mamellus palast / üm den Königen diese unglückliche botschaft zu bringen. Auf der gassen sahe er alsobald den augenschein dessen: massen die feinde schon über all haufenweis liefen /die håuser
Die ergrimte K \nige befahlen also fort / daß man /mit der hinrichtung der Königinnen und Prinzessinnen fortfahren solte / sonder die sonst bestimte und ůbliche gebräuche dabei zu begehen: damit der feind diese nicht lebendig in seine hände bekåme / üm derer willen er dieses stůrmen vorgenommen hatte. Die priestere / so die hinrichtung verrichten solten / eilten hierauf zu diesen unschüldigen hinein / und schleppten sie ohn alle ehrerbietung / deren sie doch bisher gegen ihnen sich gebraucht hatten / auf den platz: da die unsinnige K \nige mit unmenschlicher belustigung zu sahen / wie man diese schönen auf die holzhaufen sezte / auch ihre zarte hände und arme mit ketten an die pfäle anfässelte. Die priestere gingen folgends /die fakeln / welche sie auf dem altar der Isis im inneren tempel anzünden musten / herbei zu holen / üm damit diesen scheiterhaufen das feuer zu geben / welches die edelste und schönste creaturen der welt verzehren solte. Die Königin von Syrien die mit ihrem geiste schon aus der welt war / seufzete ohn unterlaß /in dieser lezten todesnoht / zu ihrem Gotte: deren herrlichen beispiele die andere eifrig nachfolgten.
Inzwischen hatten die siegende Celten das heer der Assyrier zertrennet / und ließen sich eben auf den platze bei den Königen sehen / als diese mordfakeln ankamen / und der schönen Aramena scheiterhaufe schon angezündet wurde. Der dampf begunte ihr allbereit
Der so genannte Cimber / (sagte Indaride) hat freilich die K \nigin von Syrien errettet / massen ich ihn selbst gesprochen: und befahle er mir die sorge für seine K \nigin / die er verlassen müste / sowol / weil er schwerlich verwundet / als weil ietziger zustand ihn / bei den soldaten zu seyn / antriebe. Und mir sagte er / (sezte Amesses hinzu) daß wir uns nicht fůrchten solten / weil wir an diesem orte sicher wären. Es stehen aber etliche tausend man / hier vor dem eingange / zu unserer sicherheit: von denen ich zwar nicht sagen kan / ob sie dem K \nig von Basan / oder dem König der Aborigener / zugeh \ren. Gott gebe / daß sie des lezten seien / (sagte
Indem trate ein ansehlicher großer ritter zu ihnen hinein / den keine von ihnen kante / welcher zu der K \nigin von Syrien eilend / sie bei der hand name /und sagte: Ich komme / auf befehl des K \nigs von Basan / meines herrn / E. Maj. von hier / aus dieser abermaligen feuersgefahr / in sicherheit zu bringen /und ihr anzukünden / daß sie von allen ihren feinden befreiet / und alle Celten zu ihrem gebote stehen / sich deren / wie ihrer Syrischen untertanen / zu gebrauchen. Vergebet mir / unbekanter ritter! (gabe ihm die Königin zur antwort / sich ihme zu folgen weigerend) daß mein schrecken mir iezt hinterlich ist / nach gebür für so gute zeitung zu danken / und daß ich mich erkündige / wo man mit mir hinwolle? Mein König hat verordnet / (sagte dieser hinwieder) E. Maj. und die anwesende Prinzessinnen auf die Kemuelsburg zu begleiten / die von allen feinden geraumet ist / weil S Maj. vermeinen / sie werden daselbst am bästen und ruhigsten sich aufhalten können. Alhier ist / aus gerechter rache des himmels / der tempel
Diese worte befriedigten die besorgte K \nigin /und truge sie ferner kein bedenken / dem Sesai zu folgen: der sie mit den andren auf wägen sezte / und in begleitung einer starken reuterei / nach der Kemuelsburg fürete. Im abfahren zeigte sich ihnen so fort der große brand des tempels / wie auch die blutige niederlage der Assyrier über deren todte leichname sie herfuhren / und auch die drei Könige / ihre verfolgern / in ihrem blut ausgestrekt ligen sahen. Dieses traurschauspiel / kunten die Königinnen und Prinzessinnen sonder grausen nicht ansehen. Die tugendhafte Amesses / der geilheit ihres vatters auf einmal vergessend / ließe ihrer kindlichen entfindlichkeit den freien zaum schießen / und schickte / in ihrer befreiungs-freude / ihr klaggeschrei gen himmel. Die grosmütige Syrerin folgte dem beispiel dieser Prinzessin mit den andern / und beweinten also diese schönen / der dreien K \nige unglůckliches ende / baten auch ihre begleitere / zu verschaffen / daß die k \rpere so großer Könige auf die seite gebracht und ferner unbeschimpft bleiben möchten. Nachdem solches durch den Sesai befördert worden / und die Königin von Syrien / im fürbeifahren / das plůndern und morden ersahe / rieffe und bate sie / daß man mit solcher grausamkeit einhalten wolte: welches dan mehr kraft und nachdruck bei den Celten hatte / als alle dieserwegen vorher von ihren obern beschehene scharfe bedrohungen. Es schiene demnach / als wan allein die gegenwart dieser sch \nen den
Unter solchem glůcks-zuruff / kamen sie auf die burg / woselbst sofort der alte Hus / der Zophar und Elhanan / und der getreue Thebah / neben der Königin frauenzimmer sich einfunden / ihrer erlösten K \nigin ihre freude zu bezeugen. Der alte Fůrst von Hus / bate mit trånen und auf den kniehen üm vergebung / wan etwan sein bezeigen der K \nigin misfallen håtte. Der Thebah aber konte für freudentränen kein wort hervor bringen / seines K \nigs Aramenes beide töchter in diesem unvermuteten glückswechsel zu sehen. Wenig stunden hernach / stellten sich auch die übrige Syrische Fůrsten in Damasco ein: da der Husan / Nahor /Thare / Rames und die andern schier für freuden gestorben wåren / als sie ihrer Königin ansichtig wurden. Der verwirrte zustand g \nnte ihnen nicht / dißmal einander ausfürlich zu berichten / wie alles dieses zugegangen / und vergnügten sich die Syrer damit /des Königs von Basan / als ihres erlösens / lob und ruhm himmel-an zu heben / und ihn den befreier von Syrien zu nennen: das dan der K \nigin von Syrien nicht wenig nahe ginge / weil man ihres Cimbers dabei ganz vergaße / welcher / was die errettung ihres lebens betraffe / den meisten dank billig davon tragen sollen. Gleichwie sie aber sich scheute / öffentlich dessen zu erwehnen / also ware sie daneben in geheim sehr bemühet / von diesem vermeinten K \nig der Aborigener etwas zu erfragen. Sie wurde aber mit so großer angst als verwunderung ümgeben / wie sie bei dem Prinzen Baalis / welcher ihr
Als wir im lager (erzehlte er) nach dem wir etliche tage E. Maj. todt beweinet / durch einige herausgeschossene pfeile die fr \liche nachricht erhalten / daß E. Maj. noch lebte / und uns dabei die gefahr / darin sie schwebten / entdecket worden / fasseten wir den schluß / Damasco zu stürmen: waren aber so unglůcklich / daß / weil eben zu den Assyrern ein neues heer stieße / wir abkehren / unser lager verlassen / und an den Libanon uns zurück ziehen musten. Dieses unser unglück / tåte ich sofort meinem König nach Basan zu wissen: wiewol er es bereits unterwegs erfahren hatte / und darům seine hieherkunft beschleunigt. Also haben wir zu rechter zeit zusammen gestoßen: da dan der Prinz Sinear das treffen gestern verloren /und der unvergleichliche Marsius nun meister von dieser mächtigen haubtstadt des Syrischen reiches worden ist. Es haben diesen Monarchen keine betrachtungen von der welt k \nnen abhalten noch wendig machen / dergestalt die K \nigin von Syrien von ihren feinden zu erlösen. Und ob gleich die Königin von Elassar / seine schwester / unversehens einen gefährlichen aufstand bei uns erreget / auch der König der Aborigener / von dem Riphatischen gebirge /seine völker nähret / und durch viele ůmstände nicht wenig argwan von sich gibet / daß er eher unser feind als freund seyn wolle / so ist doch / E. Maj. heil zu bef \rdern / seine einige sorge gewesen: wie er dan auch iezt / da ich gleich von ihm komme / so gefårlich er auch an seinen wunden krank liget / für nichts anders sorget / als daß er seiner Königin wolergehen /und sie der ruhe / die er ihr mit seinem blut erlanget /nach wunsch genießen m \chte.
Wie sie aber nachgehends allein sich befande /stellte sie ihrem gemüte alles grausamste von ihrem Cimber fůr / und bildete ihr nicht anders ein / als daß er ümgekommen wäre: zumal die Prinzessinnen Indaride und Amesses ihn hart verwundet gesehen hatten. Ist mir nur darům mein leben gefristet / (sagte sie bei sich selber) daß ich noch des treuen Cimbers tod erfaren / und dieser neuen sorge unterworfen seyn müste /
Mit solchen trostworten richtete sie ihr niedergeschlagenes gemůte wieder auf / und nachdem sie sich hierbei fast ganz in tränen ertränket / gönnte sie ihren leuten / ihre halb-verbrante kleider ihr abzunemen /und sie zu bette zu bringen. Sie ließe auch zu / auf deren inständiges zureden / daß ihr die ärzte / für den ausgestandenen schrecken / etwas zubrachten: wiewol solche arzenei nicht fähig war / ihrem gemüte die kräfte / so der leib davon entfande / mitzuteilen. Diese erste nacht / nach so unvermuteter erlösung / wurde nun von diesen schönen / auser der Königin von Syrien und der Milcaride / zimlich ruhig verbracht: da indessen das wůrgen und metzeln in der stadt / die ganze nacht hindurch / gewäret.
Nachdem er etlichen seinen leuten / bei dem körper zu bleiben und den / bis auf weitere verordnung / zu bewachen / anbefohlen / ritte er fůrter / von der stathalterin bei der Königin von Tyro etwas zu vernemen. Er fande / vor deren palast auf dem königlichen schloßplatz / eine starke manschaft von etlichen tausend Celten: welche / mehr die königliche personen wider alle besorgende gefahr vor den unbändigen soldaten zu beschützen / als sie wie gefangne zubewachen / dahin gestellet waren. Wie er nun frei hindurch gelassen worden / und in den vorsaal der Delbois sich eingefunden / meldete
Ach! Fürst Nahor! (sagte die Königin von Tyro) wie teuer kostet euch und uns die eroberung dieser stadt / da ihr nicht allein eure Königinnen verloren /sondern auch eure dienstbarkeit nur verwechslet / und / an stat der Assyrier / die von Basan zu herren bekommen! Wie / gnädigste Königin! (antwortete Nahor /) stehen sie dan in dem wahn / als solte unsere Königin samt unsrer freiheit verloren seyn? Ach nein! der so gerechte als gütige Himmel gönnet uns annoch beides / und ist der große Marsius nicht gemeinet /unser herr auf andere weise / als mit gutem willen unserer Königin / zu werden. Wie nun die Königin von Tyro hievon ausfürlichern bericht begehrte / eröffnete ihr Nahor alles / wie es in Damasco zustünde / und sagte: Es ist die hülfe des Königs von Basan uns zu so rechter zeit erschienen / daß / wann er noch einen augenblick gesäumet hätte / unsres grossen Aramenes tochter der grausamen
Die halbtodte Tharasile / erholete sich nicht wenig / dieses von dem Nahor vernemend / welcher / als er die andern noch aufmerksam ersahe / in seiner erzehlung also fortfuhre: Der König von Basan ist auch schwerlich verwundet / weil er mehr als menschlich gefochten / und hat ihm niemand gr \ssern widerstand gethan / als der Prinz Mardocentes / welcher bis auf das äuserste wider die Celten gestanden: doch hat unsere gerechte sache uns den sieg erobert / und liget nun dieser dapfere Prinz / wie auch der Prinz Sinear /an vielen wunden darnieder. Soviel man sonst bei jetziger verwirrung erfahren können / so sind nächst den dreien Königen / von fürnemen kriegsbedienten / auf der walstat geblieben / der Prinz Bildat von Chaldea /der Laristenes / Oneballus / Ascrasapes / Aner / Epha / Ardeus / Arteman und Zaphis / der Fürst Abdeel und der Abieser.
Also endete Nahor seinen bericht / und hatte damit seine zuhörerinnen in nicht geringe zufriedenheit gesetzet. Die Königin von Tyro / ob gleich ihre tränen /über den tod ihres lieben bruders / und ihrer beiden vettern / des Bildat und Mamellus / noch i erflossen / befande sich doch nun etwas ruhiger / da sie der Königin von Syrien und der andern ihr leben vernommen / deren besorgter erbärmliche tod ihr so nahe / als alles ihr andres leiden / gegangen ware. Sie hoffete auch eine leidlicher gefängnis / weil Aramena noch lebte / und daß die / üm ehmaliger freundschaft willen / sie nicht verlassen würde. Die Königin von Elam /muste hierher sich zwingen / ům ihre freude nicht so völlig kund zu
Er wolte eben wieder von ihnen gehen / als der Prinz von Ammon sich anmelden ließe / wegen des Königs von Basan ihnen etwas anzubringen. Wie dieser fürgelassen worden / begrůste er sie alle im namen des grossen Marsius / der ihnen sein misbehagen ließe zu erkennen geben / daß er solcher massen sie beunruhigen müssen: worfůr er ihnen anderweit seine dienste anbote / und hiermit ihnen zu wissen gabe / daß sie in Damasco so frei als zuvor wären / ihnen heimstellend / ob sie auch hierüm die schöne Aramena / als nunmehr gebietende Königin von Syrien / begrüßen wolten. Diese höflichkeit des Königs von Basan / sezte sie alle in eine sonderbare hochachtung für seine person: und gaben sie hingegen ihre erkentlichkeit / dem Prinzen Baalis zu verstehen / bezeugten auch ihre sorgfalt für den zustand ihres grosmütigen überwinders. Sie folgten auch alsofort / nachdem Baalis seinen abscheid wieder genommen / des Marsius erinnerung / und schickten den Cosdron an die Königin von Syrien ab / derselbigen zu ihrem wolveränderten zustande glück zu wünschen / und ihre freiheit auch von ihr zu begehren.
Der Fürst von Haran begleitete diesen gesandten
Wie nun diese / gleichwie auch die Königin von Ninive / neben der Amesses und Indaride / die Orosmada anzusprechen / hinweg gegangen waren / blieben die Königinnen von Syrien und Tyro / neben der von Elam und der Ahalibama / eine weile allein beisammen; da dan / unter andren gesprächen / die von Tyro die schöne Syrerin erinnerte: Ob ihr nicht gefällig / den König von Basan zu besuchen? so wolte sie ihr dahin eine gefärtin abgeben. Diese ansprache sezte die Königin von Syrien in nicht geringe beunruhigung: massen die billigkeit erforderte ihrem erl \ser diese höflichkeit zu erweisen / die sie aber der liebe gegen ihrem Cimber entgegen zu seyn befande. Die Delbois und ihre tochter merkten gleich / daß diese frage bei der schönen Aramena eine bestürzung erwecket: die sie doch nirgend hin zu deuten wusten /weil ihr anligen ihnen nicht bekant war. Endlich sagte diese Königin zu der von Tyro: Sie hielte es für noch zu frühe / durch diese besuchung den K \nig von Basan zu beunruhigen / weil
Nachdem sie folgends / neben der Königin von Ninive und den Prinzessinnen / in der Königin von Tyro palast gespeiset / begabe sie sich mit ihren gefärtinnen wieder nach der Kemuelsburg. Sie war nicht lang daselbst gewesen / da wurde ihr durch den Husan angemeldet / wie daß ihre ganze ehmalige k \nigliche gesellschaft / die sie in lager vor Damasco gehabt /neben den andern Canaanitischen K \nigen / in Damasco angekommen wären: welches sie dan mit sonderbarer freude vername. Weil diese gesellschaft verlangte / die Königin von Syrien wieder in so glücklichem zustande zu sehen / als unterliessen sie nicht /so fort bei ihr sich einzufinden: da dan der König Eridanus seine Delbora / der König Amosis die Prinzessin Danede / der Melchisedech seine liebste Eurilinde / der Fürst von Edom die Königin Hermione / der Prinz von Hevila die Königin Roma / der Ephron seine Coricide / und der Prinz Adonisedech die Jaelinde / in der Königin von Syrien gemach hinein füreten / denen der König Thogarma von Armenien / der Ahusath von Caphtor / und die andere Canaanitische Könige / wie auch die Mehetabeel und Casbiane folgten / und das zimmer also anfüllten / daß man sich fast nicht darinn regen kunte.
Eine jede von diesen ankommenden Damen / wolte
Die Prinzessin Jaelinde (sagte die schöne Syrerin) wird / als ich spüre / des Prinzen Adonisedech liebe aufgenommen haben / wie seiner fraumutter verlangen allemal gewesen? Wir haben beiderseits (antwortete Jaelinde) unsere erste liebesneigung verlassen / und der wahren vernunft gefolget. Diese worte jagten / so wol dieser Prinzessin / als dem Adonisedech und der sch \nen Königin / eine röte ab: welche / bei der Aramena die erinnerung des Cimbers / verursachte. Dieser Königin fiele hiermit die Cölidiane wieder ein /daher sie / diese ihrer freundin schwester ganz beweglich anschauend / zu ihr sagte: Ach werte Jaelinde! wie finden wir einander wieder? welchen grossen verlust haben wir indessen beiderseits erlitten? Der himmel (versezte Jaelinde) hat bei diesem traurfalle / dennoch erwiesen / daß er es in allen
Hiemit brachte Ahalibama die Coricide zu der Königin / welche sie / als ihr unbekant / noch nicht begrüsset hatte / und sagte ihr / wer sie wäre; daher die Königin / der Jaelinde zu antworten / verhindert wurde / und dieser Prinzessin von Canaan also zusprache: Ich bin erfreut / eine so liebe freundin meiner Ahalibama kennen zu lernen / und zwar dieselbe /weil ich ihre lezte verfolgung vernommen / nun wieder frei zusehen. Mein unstern / (antwortete Coricide) der fast alle diese königliche personen in Arror mit betroffen / würde mich die unglückseligste von der welt gemacht haben / wenn dadurch das unglück / so der Königin von Syrien gedrohet / völlig zugeschlagen wäre: dan / wie dieserwegen der König von Cus und die andren aus dem lager giengen / haben sie damit verursachet / daß alhier der Assyrier gewalt wider E. Maj. gewachsen ist. Ich habe (sagte der Prinz von Hevila) meinen aufbruch aus dem lager hoch zu entschuldigen / dadurch den Syrern / und ihrer grossen Königin / so ein mächtiges unheil zukommen können. Und ich / (sagte Eridanus) misgönne dem König von Basan diese ehre / der alhier das gethan hat / was ich zu thun mich schuldig befunden. Wan E. Maj. (sezte der Esau hinzu) von mir nach dieser meiner lezten bezeigung urteilen / so werde ich den namen des allerundankbarsten davon tragen / daß ich nicht mehr geeilet / E. Maj. als meine höchste woltäterin / aus dieser grossen gefahr erretten zu helfen. Es hat niemand von euch ursach / (antwortete die sch \ne Königin) dieserwegen einige entschuldigung zu machen:
Nachdem diese unterredung noch eine weile gedauret / und der abend anfinge einzutreten / begabe sich diese gesellschaft wieder voneinander: wiewol die beide K \niginnen von Kitim / wie auch die Coricide /Jaelinde / Mehetabeel und Casbiane / auf der Kemuelsburg verblieben. Aber der junge K \nig von Egypten / der K \nig von Cus samt dessen gemalin und schwester / der König von Armenien / der K \nig und die Königin von Salem / der dapfere Ahusath / der große Edom / Prinz Ephron / die K \nige von Jericho /Jarmuth / Lachis und Gibeon / wie auch die Prinzen von Hevila und Salem / wurden / auf verordnung der Syrischen Königin / durch dero Fůrsten / in verschiedene paläste der stadt Damasco verleget: und verschoben sie / bis auf den andern tag / ihre besuchung bei dem K \nig von Basan abzulegen.
Wie aber nun die unruhige K \nigin von Syrien wieder allein war / und durch alle ihre ausgeschickte kundschaftere nicht das geringste von ihrem Cimber erfahren hatte / legte sie sich endlich h \chst-betrůbt zu bette. Als aber kein schlaff in ihre augen kommen wolte / vermeinte sie ihr ruhe zu schaffen / wan sie von ihrem neuen leiden mit der Jaelinde redte. Demnach ließe sie dieselbe vor ihr bette kommen / und nachdem sie sich
In diesen vorsatz wurde sie durch die Jaelinde måchtig gestärket: von welcher sie hierauf begehrte /ihr zu erzehlen / was ihnen in Aroer mit der Coricide und sonst begegnet wåre; üm damit für dißmal ihre schlafflose unruhe zu kůrzen. Ich werde dißorts (begunte die Prinzessin / ihr wilfarend / zu erzehlen) E. Maj. nicht weitlåufig fůrbringen / was für ein schrecken uns sämtlich im lager überfallen / als wir die zeitung von dem jämmerlichen erdfall erfuhren: massen solches E. Maj. als denen unsre treu bekant ist / vonselbst leicht ermessen können. Einmal ware dieserwegen unsere traur so groß und allgemein / daß wir /nach Aroer zu ruck zu ziehen / uns entschloßen: ům alda sůglicher in der einsamkeit / als im lager / unsren verlust zu beweinen.
Die Prinzessin Coricide / die wenig tage vorher zu uns ins lager gekommen / tåte mit uns diese reise. Nun verfolgte sie der K \nig von Hazor / der / sie in seine gewalt zu bekommen / ihr mit einem großen heer aus Canaan bis in Syrien nachgesetzet. Wie nun dieser zu Aroer sie ausgekundschaftet / wardselbige stadt von ihme / den anderen tag nach unserer dahinkunft / überraschet und eingenommen. Dieses pl \tzliche schrecken / neben der vor-ausgestandenen betrůbnis / verursachte bei der Fürstin Timna / die wir da selbst angetroffen / daß sie zu den geburt-wehen griffe / und mit einem jungen sohne / den sie Amaleck nennen lassen / niederkame. Wiewol nun diese trübselige / vieler ursachen wegen / nichts als den tod verlangte /da E. Maj. und der Ahalibama
Indem er nun mit dieser rache ümginge / hörten der König von Cus / der Prinz von Egypten / und der Jethur von Hevila alhier im lager / wie es uns ergangen; daher sie / ihre geliebte K \niginnen und Prinzessinnen wieder zu erlösen / in der eile vor Aroer rückten /und dem K \nig von Hazor sagen ließen: Er solte das frauenzimmer alsobald heraus geben / oder gewärtig seyn / daß er und alle die seinige durch die schärfe des schwerds aufgerieben würden. Der Fůrst von Seir /der Ahalibama herrvatter / der sich in Aroer aufhielte / ware mittelsperson zwischen beiden teilen / und håtte der König von Hazor uns andere / auser der Coricide / wol fahren lassen / wan der böswicht Eliphelet nicht wäre aus seinen banden entronnen / und in Aroer gekommen: welcher / als ein ehmaliger aufwärter der Prinzessin Danede / sofort des Königs von Hazor gemüte einname /
Immittels stießen / die Könige von Canaan und der von Armenien / wie auch mein herrvatter / und der Fůrst von Edom / der Prinz Ephron und der damals so-genante Adonias / mit einem großen heer zu den Cussiten. Als sie auch die gefahr der Coricide vernommen / sandten sie den Fůrsten Achsaph / einen verwandten des Königs von Hazor / zu ihm in die stadt: welcher ům alles wuste / wie der Coricide zu nahe geschahe / und daß nicht sie / sondern die Jerode des Prinzen von Hazor tod angestiftet hatte. Achsaph / solches in Canaan laut machend / hatte damit alle K \nige / so bisher der Jerode und ihren lügen glauben beigemessen / von ihr abgewendet / also daß sie / von iederman verlassen / aus Hebron / (alwo sie / nach heimlicher ermordung ihres brudern / sich zur K \nigin aufgeworfen) unwissend wohin / entfliehen müßen. Dieses verursachte / daß alle Canaanitische K \nige / mit dem Beri / als rechtmäßigem K \nig zu Kiriath Arba / frieden gemachet / folgends mit dessen sohne / dem verliebten Ephron / und mit ihren bundsverwandten / hieher ihren zug genommen / üm sowol die Coricide und uns andere zu befreien / als hier in Syrien E. Maj. wider die Assyrier beizuspringen.
Als Achsaph bei dem König von Hazor gehör erlanget / und mit der Jerode eigenen briefen / auch mit dreien lebendigen zeugen / deren bosheit ůmständlich erwiesen
Wir waren alle in des K \nigs palast beisammen /wie unsre erlösere hinein kamen: da ich dann nicht gnug die freude beschreiben kan / die der gute Melchisedech und Eurilinde / einander wieder sehend /bezeigten: massen diese große vergnügung gleichsam der andern ihre geringscheinend gemachet. Weil der K \nig Thogarma / der Eurilinde herrvatter / bereits in Canaan gegen dem Melchisedech sich für der Eurilinde vatter zu kennen gegeben / und dadurch dieses frommen K \nigs gemüte / das soviel jahre unruh erlitten / zufrieden gestellet / erkeñte er sie gleich / ungeacht sie so lang von einander gewesen / und fehlte es nicht viel / sie wären eins in des andern armen verschieden / so häftig ware hierbei ihre gemůtsbewegung. Endlich trennete sie der Adonias welcher seiner fraumutter zu fus fiele / und dergestalt ihr dankte /daß sie sich seiner erziehung so wol angenommen. Sie gedachte / in dieser ihrer großen freude / alsofort an mich / und indem ich mich nicht enthalten kunte /bald meinen herrvattern / bald meinen pflegvatter / zu ůmarmen / fürete sie mir diesen ihren sohn zu / und sagte: Sehet hier / Jaelinde! den Adonisedech / der euer verlobter von kindesbeinen an gewesen. Lasset nun meine freude vollkommen seyn / die mir iezt der himmel gönnet / und erkläret euch fůr meine tochter /in annemung meines sohnes / der eure schönheit anbetet. Hiemit fiele mir der Prinz zu
Solcher massen verginge nun selbiger glůcklicher tag / in welchem auch der große Esau mit seiner besuchung die Timna noch erfreute / und ihr gute vertröstung gabe / den Eliphas bald wieder zur wahren vernunft zu bringen: und sagte man damals / wiedaß er in Edom sich befånde. Weil alle freude / wegen E. Maj. und der andren vermeinten todes / unvolkommen ware / als musten wir / dieselbe zu ergänzen / mit der zeitung von E. Maj. leben noch selbigen abend beseligt werden / das dan uns allen / sonderlich aber dem Fürsten von Edom und dem alten Ana / wegen seiner tochter / eine angeneme botschaft war. Der große Esau ginge / E. Maj. aus hiesiger gefahr zu erlösen /mit einem heer füraus: deme wir andere in gesamt den andern tag folgeten. Wir behielten unterwegs tausend widrige zeitungen / bis uns endlich der augenschein selber wiese / was wir nun glauben können. Weil in dieser welt nichts vollkommen seyn kan / als muß des Abimelech / des Disons und meiner schwester ableiben / neben der ungewißheit
Am folgenden tag kamen auch in Damasco unvermutlich an / der K \nig von Ophir / der Prinz von Tyro und Hadoran: welche / da sie mit einem måchtigen heer aus Ophir und Elam im anzuge gewesen /auf erhaltene nachricht von dem zustand in Damasco /fůraus geritten waren. Sie verteilten sich in der stadt /wie einen jeden seine neigung triebe / und eilte der Armizar nach des Amosis palaste / Tiribaces und Hadoran aber gingen nach der K \nigin von Tyro: die von ungemeiner freude überfallen wurde / als sie ihren sohn so unvermutlich ersahe. Sie hatte eben iemanden von Tyro bei sich / durch den ihr gemal ihr zu wissen tåte / wiedaß man in Sidon die Königin samt dem Prinzen Sidon heimlich hinrichten lassen / weil man wahr befunden / was Orosmada ehmals von ihnen beiden ausgesaget: daher der verliebte Tiribaces nicht gewünschter hätte kommen k \nnen / da hierdurch der K \nigin / seiner fraumutter / aller groll gegen der Prinzessin von Sidon vergangen war. Daher sie ihm auch gern erlaubte / nach der Orosmada zu gehen: welche er aber nicht in ihrem zi er fande / weil sie /sobald sie am morgen vernommen /
Er fande seine Orosmada / in gesellschaft des Melchisedech / der Eurilinde und des Adonisedech: und gerieten diese zwei / neben der Orosmada / in nicht geringere bestürzung / als er selber / wie sie solcher gestalt wieder zusammen gekommen. Tiribaces wuste nicht / wen er von diesen vieren zu erst ansprechen solte / und stunde noch in solchem zweifel / als Melchisedech / wie ihm Eurilinde seinen namen gesaget /ihm entgegen eilte / ihn zu ümarmen. Der Prinz von Tyro / (redte er ihn an) kommet zu recht-gewünschter zeit / ům den streit aufzuheben / der sich zwischen meinen sohne und meiner tochter kinde / gegenwårtiger Prinzessin von Sidon / angesponnen. Es haben diese / unwissend wer sie waren / einander geliebet; und weil man sie beiderseits betrogen / indeme man den Adonisedech überredt / Orosmada liebte den Jethur von Hevila / ihr aber fürgesaget / als wan ihr Adionas todt wäre / als wollen sie nun einander die schuld geben / daß eins dem andern ungetreu worden. Ungetreu! (antwortete der verliebte Tiribaces) kein gewünschters wort håtte ich vernemen können. Ich wil auch nicht hoffen / daß / wan Orosmada den ehmals-geliebten Adonias verlässet / ein ander / als Tiribaces / seine stelle werde bekleiden d \rfen. Wie er diß gesagt / warfe er sich zu der Orosmada füßen /und diese noch wankende Prinzessin desto eher zu bewegen / er \ffnete er ihr / welcher gestalt der himmel sie an der Naema und dem Sidon gerochen / und sie ihre bosheit / welche ruchtbar worden / mit ihrem leben hätte bezahlen lassen. Dieses war der Orosmada eine erfreuliche
Wie / Orosmada! (sagte Eurilinde) ist das meiner treuen unterrichtung gemäs / also abg \ttisch wieder den reinen glauben zu reden. Es hat mir Eurilinde (sezte Melchisedech hinzu) gerůmt / wie glücklich sie allezeit in eurer erziehung gewesen: welches aber diese eure reden keines wegs erweisen. Eur grosherrvatter / (sagte Eurilinde ferner) befihlet euch / sowol als ich / daß ihr den Prinzen von Tyro lieben sollet. So einen befehl (antwortete sie) bekommet aber der Prinz nicht von seiner fraumutter. Vergebet mir /schöne Prinzessin! (versezte Tiribaces) daß ich euch dessen gegenspiel erweise: die Königin / meine fraumutter / wünschet nichts häftiger / als dieses. Wollet dan ihr / Prinz von Salem! (sagte Orosmada zu dem Adonias) daß ich euch meine treu / gleichwie ihr mir gethan / aufsage? Da der himmel wil / (antwortete dieser) daß wir uns als schwester und bruder lieben müßen / so verüble ich der sch \nen Orosmada nicht mehr / wan sie dem Prinzen von Tyro meinen platz gibet. Weil nun Orosmada sich von allen seiten geschlagen sahe / gabe sie endlich ihren willen darein /und machte den Prinzen von Tyro ihre liebe hoffen: wordurch dieser getreue liebhaber in eine solche freud-enzůckung gesezt wurde / daß er fast nicht wuste / wie ihm geschahe. Adonisedech begabe sich hierauf von dar nach der Kemuelsburg / zu seiner Jaelinde: üm diesen verliebten nicht hinterlich zu seyn /ihre gemütsneigungen einander zu entdecken. Der verliebte Armizar befande sich immittels in eben solcher vergnügung /
Die K \nigin Rehuma / meiner gnådigen Prinzessin fraumutter / (sagte er) ist aus antrieb ihrer rumwürdigen grosmut / die einige ursach gewesen / daß dero herrbruder sich iezt kan K \nig in Ophir sehen: womit sie das unrecht ersetzen wollen / welches vordessen dem Armizar angethan worden als derselbe / in seiner zartesten kindheit / aus seinem vatterlande nach Egypten / entweichen muste. Die abwesenheit des Hiarbas / beförderte nun auch nicht wenig den glücklichen fortgang unsrer waffen in Ophir / und wie der Armizar seinen våtterlichen tron eingenommen / ward diese seine erlangte glückseligkeit gemäßigt durch die widrige zeitung aus Elam / wiedaß alda die Prinzessin Amesses in des Sadrach hände geraten wäre. Dieses machte den verliebten König andere betrachtungen hintan setzen / und bewegte ihn / den Migdol als stathalter im reich hinterlassend / mit einem heer in Elam einzufallen. Wir kamen daselbst an / als nicht lang vorher die Prinzessin hinweg gekommen. Weil der siegende Hadoran / der in einer
Als Ascadates dieses beantworten wolte / kam der König Eridanus mit seiner Delbora zu ihnen in das zimmer: der den Armizar auf das höflichste entfinge /und über dessen wolergehen / auch der vergnügung seiner Prinzessin / sich hoch erfreute. Diese fůrete folgends ihren Armizar zu der sch \nen K \nigin von Syrien hinein: die auch ihre freude erwiese / daß ihr also dieses weltberümten helden kentnis zu teil wurde. Nicht lang hernach / stellte sich auch der Prinz Tiribaces ein: daß also in ihrem zimmer alle diese fürneme gesellschaft endlich zusammen kame. Nachdem sie eine weile von allen vorgefallenen begebenheiten sich unterredet / und nun / bei den K \niginnen von Tyro /Elam und Saba / auch bei den K \nigen Marsius und Hemor / den Prinzen Mardocentes und Sinear / ihre besuchung abzulegen / sich wieder von einander begaben / bliebe Ephron mit seiner Coricide bei der betrůbten Ahalibama allein: die ihr ihres Eliesers verlust von neuem fürstellte / sobald sie dieses seines lieben bruders war ansichtig worden. Dieserwegen handelte ihre ganze unterredung von dem Elieser / und wolte sie schier in trånen
Der Prinz Ephron wurde endlich von dannen beruffen / einer unterredung mit beizuwonen / die in des K \nigs von Cus palast solte gehalten werden: worbei / neben dem Eridanus / und den vier Königen der Canaaniter / die Könige von Armenien / Salem / Egypten und Ophir / wie auch die Fůrsten von Caphtor / Seir /und Hevila / samt ihre räten und kriegsbedienten /sich bereits eingefunden hatten. Die beratschlagung ware / wie man beständigen frieden in Syrien / auch in den benachbarten landen und Königreichen / stiften und erhalten m \chte: da Eridanus und Amosis / als bundsverwandten des hauses Babel / für den abwesenden Baleus sorge trugen. Gleichwie sie nun bereits dem K \nig von Basan / als welcher / durch die Prinzessin seine schwester / ein schwager des Baleus /werden solte / und den andern verwundten / die sie besuchet / verheißen hatten / ingesamt dahin zu trachten / daß die Babylonier mit den Syrern ausgesönet wůrden / also warẽ etliche / die dem Baleus auch wider die Meden beizustehen sich anheisig machten: wiewol der Jethur / und Esau als nächste blutsfreunde des Nebajoth / hierzu nicht einstimmen konten. Nach diesem kamen sie auf den Hemor zu reden / dessen land die andere K \nige von Canaan meist hinweg hatten: und wurde / auf zureden des Melchisedech / die sache dahin verglichen / daß ihm das Königreich Sichem / wie es vordem gewesen / wieder eingeraumt werden und unverruckt verbleiben solte. Zwischen dem Armizar und Hiarbas / wie auch
Weil das fürnemste / so zur beständigen ruhe dienen konte / dieses war / daß sich die schöne Königin von Syrien / den Marsius von Basan zu heuraten bequemen möchte / als wurde fůr gut angesehen / dieses / neben dem ersten punct / den Syrischen Fůrsten anzutragen. Demnach wurde der Hus / Husan / Rames /Thare / Elhanan / Nahor / Gahan und die andren hinein beruffen / und solches ihnen fürgestellet: welche mit h \chst-erfreutem gemüte dieses annamen / und es selbsten für h \chstbillig erkennend / den Königen angelobten / ihre Königin hierzu zu bereden. Weil der Prinz Suevus dieses bereits vorher / aus äuserster sorgfalt / die ruhe und glückseligkeit seines Königs zu bef \rdern / den Syrischen Fürsten hatte zu verstehen gegeben / als ließen sie sich hierzu dißmal desto williger finden. Wie diese hinweg waren / ließen die Könige auch den Prinzen Suevus fůrfordern / und gaben ihm diese ihre meinung an den großen Marsius zu hinterbringen: der dan / dessen liebe zu der schönen Aramena / ihnen nicht gnugsam zu beschreiben wuste / die auch mit solcher ehrerbietung begleitet wäre / daß er / ungeacht seiner habenden gewalt /auch der ihr und dem reiche Syrien erwiesenen dienste / sich dennoch niemals vonselbsten wůrde erkünet haben / seine häftige liebe der Königin Aramena fürtragen zu lassen. Dieser treue Prinz erfreute sich darüm üm soviel mehr wegen seines K \nigs / daß nun durch andere der schönen Syrerin solte angebracht werden / was der große Marsius von ihr verlangte.
Wie man hierauf / den Zalmon an dem König Baleus / den sie in Basan bei der Hercinde zu seyn vermuteten / und den Petosiris zu dem Prinzen Hiarbas
Wann Tuscus Sicanus (finge der Fůrst von Hus an) die dienste / so der K \nig von Basan gethan / unsrem reich erwiesen hätte / und mit gleicher macht sich in Syrien befände / wolte ich nichts dagegen sagen. Nun aber spricht alles für den unvergleichlichen König von Basan / und wollen wir nicht unsren völligen untergang auf uns laden / so kan und muß es nicht anders seyn / als daß E. Maj. sich hierzu bequemen /was ihr die wahre vernunft / die sorgfalt für ihre unterthanen / und die schuldige erkentlichkeit rätet und lehret. Das arme Syrien (sezte Rames hinzu) seufzet nun so lange nach dem edlen frieden / daß es unmüglich ist / daß unsere so gůtige Königin / uns denselben zu verschaffen / solte können in bedenken ziehen. Wir sind verloren / (sagte Thare) wan E. Maj. nicht die Celten / welche mächtiger als wir sind / in einer so billigen sache vergnůgen. Nun die kentnis des Aramenes (redte Husan dazu) und dessen tod E. Maj. von der / dem Abimelech gelobten / liebestreue ledig spricht / finde ich je keine schwerigkeit dabei / dem unvergleichlichen Marsius die ehliche hand zu geben: zumal / da Syrien einen K \nig fordert / dieser aber der würdigste unter allen menschen ist / unsere Aramena zu lieben / und Syrien zu beherschen. Ihr seit alle (gabe hierauf die betrübte Königin zur antwort) auf des Marsius seite. Nicht wir allein (fiele ihr der alte Hus in die rede) sondern auch das ganze volk wil den Marsius / der sie aus der Assyrischen dienstbarkeit erl \set / zum König haben: weil / wan es wäre ohn diesen helden gewesen / es uns ewig an der hoffnung fehlen wůrde / das / so wir nun besitzen / iemals zu erlangen. Uber diesen reden des alten Hus / bliebe die schöne Syrerin eine
Wie sie nun hierauf die K \nigin verlassen / ginge dieselbe zu ihrer schwester / der Königin von Ninive /bei denen sie die Casbiane ganz allein antraffe. Es überlegte die sch \ne Niniviten / mit dieser ihrer vertrauten freundin / ihren ganzen lebenslauf / und den tod ihres Prinzen Disons dabei herzlich beweinend /sagte sie / als eben die Königin von Syrien zu ihr in das gemach trate: Dessen wåre ich gånzlich gesonnen / mich in der Diana tempel zu verschließen / und den Niniviten den Bethuel zum König zu geben. Wie /liebste schwester! (redte ihr sobald die Königin von Syrien ein) sprechet ihr noch von dem g \tzentempel der Diana? Ich spreche von demselben / (antwortete diese K \nigin) weil ich denselben ehmals verehrt habe / solches aber nun nicht mehr thue / gleichwol aber wünsche / daß ich / bei meinem ietzigen glauben / eine solche absonderung von der welt / wie dieser tempel ware / finden m \chte: alsdan wolte ich doch noch mein fůrhaben erfüllen / dem Bethuel / zur vergeltung seiner ungemeinen liebe / mein reich zu überlassen / und meinen Dison in solcher einsamkeit stäts zu beweinen. Wie gleichförmig sind doch unsere sinne! (gabe die åltere Aramena zur antwort) und komme ich iezt eben / euch zu eröffnen wie es mir ergehet. Als hierauf Casbiane / aus ehrerbietung / hinaus gegangen /
Ich bin zu schwach / (gabe die jüngere Aramena hierauf zur antwort) gegen diese gründe etwas einzuwenden: zumal ich an mir selbst befinde / wie unmüglich es mir fallen würde / den Bethuel zu lieben / da ich den Dison verloren besorge: Ich halte aber dafůr /der König von Basan / wan er häftig liebet / werde damit nicht zu frieden seyn / wan er Syrien sonder seine Königin ůberkommet. Man hat mir diesen K \nig (antwortete die åltere) von solchem gemüte beschrieben / daß seine bescheidenheit ihm nicht zulassen wird / wider die unmůglichkeit etwas von mir zu verlangen. So beklage ich dan billig diesen helden /(versezte die andere) daß der himmel nicht ihn / an stat des Tuscus Sicanus / zum
Die sonne war nicht sobald wieder herfürgekommen / da ließe sie ihre Fürsten beruffen / und befahle dem Hus / die Syrische kron und zepter ihr zu bringen / die er in seiner bewarung hatte. Wie nun solches geschehen / sandte sie den Elhanan nach dem K \nig von Basan / und ließe ihm sagen / daß sie kommen wolte /ihn zu besuchen. Dieser brachte die antwort zurücke: daß er solcher gnadbezeugung der Königin sich unwert erkenne / und seine wunden anklage / die ihn des bettes hüten hießen / und ihn hinterten / dieses / so er zwar fůr sein h \chstes glůck hielte / wegen seiner unwürdigkeit bei ihr abzuwenden; er můste aber geschehen lassen / was ihrer gütigkeit hierin fürzunemen beliebte. So lasset uns dan gehen! (sagte die Königin /mit sonderbarer bewegung) üm für das heil von Syrien zu sorgen. Hiemit stiege sie zu wagen / und folgte ihr der Fürst Hus / mit der K \niglichẽ krone / auf einem andern wagen / wie auch alles ihr frauenzi er /und ihre gesamte Fürsten. Weil bereits durch ganz Damasco erschollen war / daß die Königin von Syrien zu dem König von Basan fahren wolte / und sich erklårt hätte / den zu ehlichen / als drunge das volk von allen nationen /
Es ware darin ganz dunkel / weil die årzte es also geordnet / und sahe sie den König von Basan im bette ligen mit verbundenem haubte / welches er / wegen einer geschwulst / so ihm das halbe gesicht bezogen /mit tüchern also bedecken můssen: üm deß willen sie seine gestalt nicht erkennen kunte. Nachdeme man ihr einen sessel gebracht / und sie auf denselben sich niedergelassen / auch alle anwesende / in das andre ecke des zimmers / weit von ihnen sich begeben hatten /sagte er zu ihr mit schwacher stimme / weil er nicht wol sprechen kunte: Womit habe ich solche gütigkeit verdienet / die mich meine schönste K \nigin iezt genießen lässet? da billig meine begangene kůnheit /daß ich die unvergleichliche Aramena lieben dörfen /dessen kein sterblicher würdig ist / anderst hätten sollen angesehen werden. Dieses sagte er / weil ihme von den Syrischen Fürsten bereits er \fnung geschehen /wie die K \nigin üm seine liebe wůste / und dieselbe billigte.
Er entfienge aber diese antwort: Ich bin dem großen K \nig von Basan so viel schůldig / als deme ich mehr als einmal mein leben und meine freiheit zu danken habe / daß / wan ich mehr in meinem vermögen håtte / als dieses / so ich zur erkentlichkeit hier überliefern
Nachdem sie ausgeredet / schluge der K \nig von Basan die hände über sich zusammen / und brache in die worte heraus: O Abimelech! ô Tuscus Sicanus! erkenne ich euch also? Hiermit wurde er etwas stille /endlich aber die Königin anschauend / die doch das herz nicht hatte / sich nach ihm ůmzusehen / sagte er zu ihr: Ich habe genug geh \ret! es ist nun fůr mich nichtes mehr übrig / als der tod: diesen / und nicht die kron von Syrien / verlange ich / zu meiner beruhigung. Weil Marsius leise redte / und die sch \ne K \nigin voll verwirrung war / als hatte sie diese worte nicht eigentlich vernommen. Aber dieser sonderbaren besuchung ein ende zu geben / womit ihnen beiderseits nicht gedienet war / stunde sie auf / und ginge zu dem Fürsten von Hus / der an der tür des gemaches sich befande / name kron und zepter von ihm / und legte dieselbe auf des Marsius bette / der eben onmächtig zu werden begunte. Hierauf eilte sie aus dem zimmer hinaus / und die Celten / wie auch ihre Fürsten / im vorsaal antreffend / wandte sie sich zu ihnen / und sagte: Ihr habt nun euren König von Syrien /
Als sie daselbst angelanget / beschiede sie so fort den Fůrsten von Edom zu sich / dem sie entdeckte /was sie gethan hatte: worüber dieser held in solche verwunderung geriete / daß er nicht wuste / was er ihr solte zur antwort geben. Sie bate ihn ferner / daß er /auf allen notfall / mit seinen Edomiten sie schützen wolte / wan etwan der Marsius / mit dieser ihrer erklårung nicht vergnůgt / wider ihre person etwas beginnen wolte: worzu er sich willigst erbote. Es bliebe hierauf nicht lang heimlich / was für eine ungemeine grosmut die sch \ne K \nigin von Syrien erwiesen /und wie sie / lieber ihr Königreich abtreten / als dem Tuscus Sicanus / den sie liebte / untreu werden wollen. Ganz Damasco truge sich mit dieser zeitung / und vergaßen alle anwesende Könige und herren ihrer eigenen angelegenheiten / üm dieses zu bewundern. Indem aber iederman das ende hiervon zu erfaren verlangte / erscholle am folgenden morgen das unvermutete gerüchte / daß der kranke König von Basan / selbige nacht / in einer sänfte davon gereiset wäre. Der darauf folgende aufbruch der Celten / die häufig aus Damasco zogen / bekräftigte diese
Behaltet / grausame Aramena! euer kron und zepter: dan nicht diese / sondern eure wunder-schöne / hat mich geblendet. Da ihr nun mir / als einem sterblichen / solche nicht gönnen wollet / so bewaret sie auch /mit gleicher strenge / vor dem Tuscus Sicanus; weil er ja so wenig / als ich / würdig ist / dieser himlischen schönheit zu genießen. O wunderbares verhängnis! wie kanst du doch zugeben / daß dieser in seiner liebe so wankelmütige / mit dem herrlichsten lohn der allergetreusten liebe sol bekrönet werden: der kaum einen augenblick sich üm das bemühet / wornach ich mit so großer gedult so lange zeit getrachtet: Ist es wol möglich / daß mein unverdrossenes lieben und meine kaum-angeglommene
Marsius König von Basan.
Dieser des briefs inhalt / erweckte bei der schönen Syrerin allerhand besorgliches nachsinnen. Die bedrohungen / fůr den Tuscus Sicanus / gingen ihr sehr zu herzen. Dessen wankelmütigkeit / womit er beschuldigt wurde / deutete sie darauf / daß er ehmals die Hercinde / und nachgehends / des Marsius einbildung nach / die Roma geliebet. Es thut mir leid / (sagte sie zu dem Prinzen von Ammon) daß ich ursach seyn muß / an der beunruhigung dieses großen K \nigs /und daß mein freies bekentnis / so ich von meiner liebe gethan / zween so edle helden sol in feindschaft setzen / die sonst seither einander mit wahrer freundschaft gemeinet. Daß ich fůr die gutthaten / die ich von dem K \nig aus Basan genossen / erkentlich seyn wollen / das habe ich damit erwiesen / indem ich ihme mein Königreich gutwillig ůbergeben.
Auser derselben / (sagte Baalis / ganz betrübt) ist nichtes in der welt / so diesen unvergleichlichen K \nig vergnügen könte. Er ist so zweifelmůtig hinweg gezogen / daß ich sorge / die eheste post von seinem tode / werde die große hoffnung nicht allein in Basan / sondern auch in dem entfernten Celten-lande /in den staub legen / und zu wasser machen. Keiner von allen seinen Celten und Teutschen / konte diese schleunige abreise verhintern / und sagte er zu verschiedene malen: Lasset mich aus Syrien ziehen / üm der großen Aramena die sorge und unruhe zu benemen / die ihr meine anwesenheit verursachet. Als sich / etliche von den hitzigsten / ungedultiger dräuworte verlauten ließen / daß wir ja Syrien in unserer gewalt hätten / färtigte er die mit harten worten ab / und gabe nicht allein dem Prinzen Suevus befehl / mit allen Celten von hinnen aufzubrechen und ihme zu folgen /sondern sie musten ihm auch zu-schw \ren / daß / wan er unterwegs sterben würde / sie dannoch Syrien raumen solten. Hierauf wehlte er mich aus / E. Maj. dero kron und zepter wieder einzuhändigen / neben ieztverlesenem schreiben: und wüste ich sonder tränen die reden nicht zu wiederholen / die dieser verzweifelte liebhaber dabei ausgestoßen. Ich habe nun befehl /alle hier anwesende Könige / wie auch die Syrer / zu vermanen / E. Maj. in allem beförderlich zu seyn. Er überlegte auch zuvor allerdings / ob er / sonder E. Maj zu schaden / von hinnen reisen k \nte: dessen er den sich beredte / in betracht sovieler völker / die E. Maj. hier zu gebote stehen / auf den fall / wan ein überrest von der vorigen
Versichert euch / Prinz von Ammon! (antwortete hierauf die K \nigin von Syrien) daß mir die unruhe des großen Marsius so sehr / als einigem menschen in der welt / zu herzen gehet / und stůnde es in meinen kräften / ihm seine vergnügung zu verschaffen / ich wolte wol nichtes an mir erwinden lassen. Dieses stehet ja (sagte Baalis) lediglich bei E. Maj. güte Keines wegs / mein Prinz! (gabe sie zur antwort) dan euch ja nun wissend ist / daß mir Tuscus Sicanus / wan er noch lebet / auser ihm aber sonst kein mensche / zu lieben bestimmet ist. Diese liebes-entdeckung (antwortete Baalis) hat den K \nig von Basan in so häftige bestürzung gesetzet / daß wir ihn onmåchtig fanden /als E. Maj. von ihm abgingen. Nichts weniger / als dieses / hat er iemals können vermuten: und nunmehr des Aborigener-Königs bisher-gespürte kaltsinnigkeit begreifend / ist er auch dermassen über diesen K \nig erbittert / daß / wofern der himmel nicht sonst ein mittel dazwischen schicket / diese beide helden unfehlbar einander aufreiben werden. Die besorgte K \nigin wolte hierauf nicht melden / daß sie den Tuscus Sicanus in Damasco zu seyn vermutete / ům nicht dadurch die ergrimte Celten zuruck zu ziehen. Endlich färtigte sie den Baalis ab / und ließe dem König von Basan sagen: daß sie kron und zepter / die er ihr wieder geschicket / zu seinen diensten zu füren / ihr iederzeit wolte angelegen seyn lassen. Gleichwie sie auch unwürdig wåre / daß zween so große helden / als er und Tuscus Sicanus / ihretwegen in feindschaft
Hierauf begabe sich / dieser wegen seines K \nigs betrübter Prinz / von dannen / nach denen in Damasco anwesenden Königen / die er bei dem K \nig von Armenien versamlet antraffe / über diesen frömden dingen sich zu unterreden. Mit ungemeiner verwunderung hörten sie diesen fürtrag des Prinzen an / und da sie zuvor die grosmut der K \nigin von Syrien / in so gutwilliger ůberlassung ihres reiches / mit bestürzung angehöret / befr \mdete sie nun diese des Königs von Basan nicht weniger. Es ware keiner unter ihnen / der diesen großen K \nig in seiner liebe nicht beklagte /und es gern anderst hätte sehen mögen. Es erbote sich aber ein jeder / der vermanung dieses unvergleichlichen liebhabers nachzukommen / auch der Königin von Syrien båstes zu bef \rdern und in obacht zu halten. Und hiervon der Königin selber versicherung zu thun / begaben sie sich alle / nach des Baalis abzuge /(der zuvor auch bei den Syrischen Fůrsten sein gewerbe abgeleget) auf die Kemuelsburg. Wie sie nun der K \nigin von Syrien zusprachen / bezeugten sie zugleich verwunderung / daß Tuscus Sicanus der K \nigin liebhaber wäre: weil den meisten unter ihnen /dessen begebenheit mit der Roma / nicht anderst bekant war / als daß dieselbe an ihn verheuratet gewesen. Die sch \ne Roma / so zugegen war / bekante hierauf / vor der ganzen gesellschaft / daß sie noch unverheuratet / und Tuscus Sicanus sie nie berüret håtte: welches alle anwesende / sonderlich
Mein fürsatz ist zwar niemals gewesen / (redte hierauf die sch \ne Syrerin zu den anwesenden) dieses unvergleichlichen liebhabers gegen mir habende gedanken aller welt sobald zu offenbaren / ehe er selber iemals aus meinem munde diese versicherung gehöret / daß ich seine liebe aufnemen wolle. Weil aber die bekante ůmstände / so sich herfür gethan / mich dazu gen \tigt / als finde ich mich verbunden / vermög des lezten willens des Aramenes meines brudern / wie auch wegen meines gewissens / den Cimber / unter welchem namen dieser König der Aborigener sich so lang bei mir aufgehalten / seine liebe zu vergelten /und ihme / neben meiner person / das K \nigreich Syrien zu übergeben. Zwar war dieses letzere dem großen Marsius zugedacht / und hätte ich / ům mein wort zu halten / dem Tuscus Sicanus gerne nach Celten gefolget. Nun aber des Königs von Basan grosmut es anderst gefüget / als wird ihm diese meine öffentliche erklårung nicht können entgegen seyn: und hoffe ich /alle diese große helden / die ich hier üm mich sehe /werden den K \nig von Basan dahin bereden helfen /des Tuscus Sicanus freund zu bleiben / und alle rache gegen ihm / als einem unschůldigen / einzustellen. Zwar erweise ich vielleicht diese sorgfalt vergebens /(fuhre sie seufzend fort) und mag es wol seyn / daß dieser held / den ich iezt zum König von Syrien ernennet / nicht mehr im leben sei: weil ich / nachdem er mich aus dem feuer errettet / nichtes mehr von ihm erfahren k \nnen.
So hat dan dieser / und nicht der K \nig von Basan /
Sie ware noch in dieser erzehlung begriffen / als
Wer håtte uns sagen sollen / (finge Ahalibama hierauf an zu reden) daß wir den Tuscus Sicanus / unter des Cimbers namen / so lange zeit bei uns gesehen? Nimmermehr kan ich solches glauben / (fiele ihr die Roma in das wort) daß es dieser Tuscus Sicanus
Wie nun die schöne Syrerin also allein gelassen /sich in eine hütte begeben / und alda mit ruhe ihren jetzigen zustand bei sich überdachte / fande sie den so elend und verwirret / daß ihr alle ruhe des gemütes darüber verginge. Tausendmal wünschte sie / daß sie im Isistempel vom leben gekommen wäre: weil der tod sie zu ihrem liebsten bruder wider gebracht / und jetziger sorge
Nachdem sie also ihr gemüte gefasset / ersahe sie durch das gebůsche einen menschen in priesterlicher kleidung / den sie / nach dem sie ihn wol betrachtet /fůr den
Wie / liebster Cimber! (sagte die Königin / fast ganz aus sich selber) was hat dich immermehr bewogen / dieses zu schreiben? womit t \de ich dich? womit erweise ich meine strengheit? da ich ja aller welt meine zu dir tragende liebe entdecket. Redet /Abdastartus! was euch hiervon wissend ist / und er \ffnet mir / wie mein Cimber auf solche gedanken ge kommen. Wan mir erlaubet ist zu reden / (antwortete er) so wil ich E. Maj. berichten / wie ich zu dem Cimber gekommen / und was ich alles bei ihm gesehen und gehört habe. Als ich gestriges tages / von Aroer kommend / in einem dorf unfern von hier übernachten muste / weil ich Damasco nicht erreichen kunte / traffe ich daselbst keinen menschen an / weil jederman wegen des kriegs hinweg geflohen / behalfe mich demnach / mit dem Sephar / einem priester von Salem / so gut wir konten. Nachdem wir in ein wüstes haus eingekehret / zündeten wir daselbst ein feuer an / üm darbei zu kochen / was wir von speisen mit uns gebracht hatten. Als wir nun solcher gestalt bis nachmitternacht uns allein befunden; entstunde unversehens nahe bei uns ein geräusche / und kame bald darauf einer zu uns hinein / der uns fragte: ob wir nicht einen kranken / nur auf ein par stunden / aufnemen / und deme seinen großen durst stillen wolten? Nachdem wir uns zu diesem werk der barmherzigkeit alsofort erboten / stunde es nicht lang an / da brachten sie eine sänfte vor das haus / aus welcher sie diesen kranken heraus huben: den
Wie wir nun ihn auf eine streu geleget / und ich ihm zu trinken gebracht / dadurch sein geist ein wenig wieder zu ihm gekommen / ersahe er endlich / wer bei ihm stunde; daher er mir die hand bote / und zu mir sagte: Ich sterbe / liebster Abdastartus! nicht aber an den wunden / die ihr sehet / sondern an denen / die mir die grausame Aramena geschlagen hat. Diese unbarmherzige verlässet mich / da ich in der süßesten hoffnung lebte / ihre huld zu erlangen / und gibet ihr herz einem andern / von dem ich nimmermehr / daß er mein mitbuler wäre / hätte glauben k \nnen. Gleichwie ich nun üm alle diese dinge nichts wuste / als konte ich ihm auch nicht darauf antworten: wiewol er auch so schwach ware / daß ich / mit viel-reden / ihn nicht plagen sollen. Wie er nun eine weile also gelegen /fragte er mich / ob ich hieher zu E. Maj. reisen würde? wie ich solches mit ja beantwortet / forderte er von mir ein tåfelein / in welches er / mit überaus-großer můhe / die reimen schriebe / die E. Maj. iezt verlesen haben / und mir selbige zustellend / sagte er: Erfüllet diese meine lezte bitte / bringet der K \nigin diese zeilen / und saget ihr / daß ich ihr getreuster liebhaber sterbe / und daß sie ni ermehr an dem Tuscus Sicanus .... Allhier befiele ihn eine onmacht / die so håftig war / daß ich mit den ůmstehenden nicht anders vermeinte / als daß er todt wåre. Indem wir aber uns bemůhten / ihn wieder aufzubringen / entstunde unversehens eine feuerflamme / die / unser haus augenblicklich in volle flammen setzend / uns nötigte /mit diesem so gut als todten K \nig hinaus zu eilen: da ihn die seinigen wieder in die sänfte brachten / und also mit ihme fortreiseten / mich in der ungewißheit
Die schöne Syrerin bliebe ganz unbeweglich / als Abdastartus seine rede beschlossen / und wie sie zu verschiedenen malen das tåfelein überlesen / sagte sie endlich zu dem Abdastartus: Wisset ihr / was ihr mir für eine post gebracht? Ihr habet mir den tod des jenigen angekündet / dem ich heute / allen meinen stånden / und den anwesenden Königen / zum K \nig in Syrien / und zu meinem gemal / ernennet habe. Verüblet mir demnach nicht / wan ich gleich einer witwe /diesen meinen König beklage / und ruffet meinen leuten / daß sie mir helfen / von hinnen zu kommen. Der bestůrzte Abdastartus / so an der Königin schwacher stimme und erblassung warname / daß ihr begunte eine onmacht anzustoßen / eilte von ihr / um jemanden zu ihr zu bringen. Wie nun / auf mein ruffen / die Dersine und Siringe: sich bei ihr eingefunden / winkte sie mit dem haubte / daß man sie hinweg bringen solte: deshalben diese beide sie unter den armen ergriffen / und also mit ihr aus dem garten eilten. Ihr übel-aufseyn erscholle gleich ůberall / und nachdem man sie zu bette gebracht / wurden die ärzte geholet. Ihre starke natur / so sie nicht gar die sinnen verlieren lassen / gönnte ihr / alles in acht zu nemen / was bei ihr in der kammer fůrginge. Wie sie nun üm ihr bette /die K \nigin ihre schwester / die Königin Hermione /die Prinzessin Indaride / und die Ahalibama / stehen sahe / welcher viere ihr geschicke sie ihrem zustande ganz gleichförmig wuste / sagte sie zu ihnen: Ihr gesellet euch billig zu mir / weil der himmel uns einerlei leiden zugeschicket? undwie ihr den Dison / Cimber /Amraphel und Elieser beweinet / also muß ich nun den Tuscus Sicanus beklagen.
Die viere begleiteten der sch \nen Königin reden mit ihren heißen tränen / und als man sie nachgehends / bei eingetretner nacht / üm der ruhe zu genießen / allein verlassen / stellte sie ihr für / was doch den Cimber dazu bewegen können / solche gedanken von ihr zu fassen. Sie bildete ihr ein / daß die bei dem König Marsius abgelegte besuchung solches müste verursachet haben: weil auch ganz Damasco daraus vermutet / daß solches besuchen eine heurat mit dem König von Basan bedeuten würde. Dieserwegen beweinte sie selbiges ihr fürnemen / womit sie doch alles gut zu machen vermeinet. Sie dachte auch / wie sie sich eher in diesem leiden zu frieden geben wolte / wan sie sich damit nicht quälen dörfte / daß ihr Cimber mit solchem unwillen gegen ihr gestorben. Diese ihre betrübnis erscholle folgenden tags durch ganz Damasco /und kame ein jeder / sich nach ihrem zustande zu erkundigen und ihr sein mitleiden zu bezeigen. Unter andern kamen auch die Königinnen von Tyro / Elam und Saba / sie zu besuchen. Sie fanden sie aber in einem viel erträglichern zustand / als sie vemutet: dan Abdastartus / und die anwesende K \nige / hatten ihr den gewißen tod des Tuscus Sicanus aus den gedanken geschwatzet / auch die Fürsten Nahor und Elhanan abgeschicket / dem weg nachzufolgen / den seine leute mit ihm genommen / üm eigentliche kundschaft von ihm einzuholen.
Weil Ahalibama eine n \tige reise nach Aroer zu thun hatte / und ihre liebste K \nigin in solchem zustand sahe / daß sie wol auf etliche tage von ihr abseyn konte / als name sie dieserwegen urlaub: und gabe ihr die K \nigin von Syrien an ihre liebste Timna viel gewerbe
Diesem beispiel nachzufolgen / befahle die schöne Syrerin / ihres bruders / wie auch des Prinzen von Seir / der Prinzessinnen Andagone und C \lidiane körper /in dem gange / darin sie so elender weise befallen waren / aufzugraben. Diese betrübte verrichtung ůbername der Fůrst
Als sie dahinein traten / zeigte sich ihnen ein so unvermutetes als angenemes gesichte / indem ihnen nicht anders fürkame / als sähen sie den Aramenes und die C \lidiane: da zugleich diese Prinzessin / von einer andern dame / mit einem t \dlichen gewehr angefallen wurde / welches aber nicht sie / sondern einen andern traffe / der dazwischen gesprungen / den sie /indem er fiele / fůr den Prinzen Bileam erkenten. Wie nun auf dessen geschrei / aus der nebenhöle der Prinz Dison und die Andagone herzu sprangen / liefe in dem augenblick die K \nigin von Syrien dem Aramenes / ihrem bruder / in die arme dergleichen auch die jüngere Aramena mit ihrem Dison täte. Als auch Thogarma seine Andagone / und der dapfere Ahusath seine tochter C \lidiane erkante / eilten sie denen auch entgegen. Keines von diesen vier paren /
Wie nun der Fürst Husan und die andre anwesende / welche häufig hinzu drangen / mit gleicher erstarrung diese wunderdinge ansahen / zoge endlich die Dame / welche den Bileam also verwundet / ihrer aller augen und ohren an sich / indem sie folgender maßen zu reden anhube. Verwundert euch nicht / ihr anwesende! über das / so ihr alhier sehet / und wisset / daß es Dalimire sei / die alles dieses angestellet. Ich hatte / meinem hohen muht folgend / und an dem Assyrischen Monarchen mich zu rächen / den tron von Ninive mir erworben: den mir aber dieser treulose Prinz / verräterischer weise wieder entwendet. Ich ward hierdurch bewogen / meine rache wider ihn zu suchen: weswegen ich ihm heimlich bis hieher in Syrien nachgefolget. Diese höle in welche mich eine alte priesterin / die Dagone / aufgenommen / diente mir /meinen verborgenen aufenthalt in wärendem kriegswesen hieselbst zu haben. Indem ich nun eine bequeme gelegenheit zu meiner rache suchte / schickten es die götter / daß die Königin von Syrien mit dem Prinzen von Seir / und bald darauf gegenwärtige Prinzessinnen und Prinzen / in eine dieser hölen kamen. Durch eine verborgene tür / sahe und hörte ich alles /was geschahe / und wie Andagone von des Aramenes geburt erzehlte. Indem ich nun herfürspringen / und diesem erkanten König von Syrien das verräterische herze durchstoßen wolte / kamen die elemente selber meiner rache zu hülfe / daß dieser erdgang einschließend /
Was thut nicht die verfluchte liebe? Ich sahe kaum diesen mehr den angenemen böswicht in meiner gewalt / da entfiele mir die macht und der wille / ihm zu schaden / und ließe ich mich vor ihm sehen / nicht als eine feindin / sondern als eine / die da vermeinte durch alles das / so ich seinetwegen gethan / ihn zu bereden / daß er mir die Syrische kron / weil er mir die Ninivitische genommen / aufsetzen möchte. Dieser verächter zoge mir aber unbedachtsamer weise die Cölidiane vor / und wurde ich / wegen meiner sicherheit / genötigt / den Belopares und Sparetes / die mich hieher begleitet / zu hülfe zu ruffen / üm den Aramenes und Dison von der Andagone und Cölidiane abzusondern. Inzwischen kame der Prinz Bileam von Hemath / durch sonderbare schickung / auch in diese höle / auf anleitung der Dagons-priestere: welche jenseit des gebirges ihre verborgene zugänge hieher haben / auch uns die ganze zeit über mit speise und narung versorgen musten. Sein geschicke war dem meinigen ganz gleich / indem er die Cölidiane eben also / wie ich den Aramenes / verehrte / und gleich so übel von ihr / als ich von ihm / gehalten wurde. Alle unsere bemühungen sind bishero vergebens gewesen /sie auf andren sinn zu bringen. Belopares und Sparetes berichteten uns täglich den zustand in Damasco: da ich dan mit freuden des Belochus tod vernommen. Wie wir nun endlich auch gewar worden / daß man zu dieser höle raumte / täten ich und Bileam den lezten versuch / unsere unerkentliche auf unsere seite zu bereden. Weil aber solches nichts verfangen wolte / als triebe mich endlich die wut / wenigst meine mitbulerin hinweg zu raumen. Ich bin
Als Dalimire dieses ausgeredet / stieße sie ihr den Dolch in die brust / und verursachte damit bei den anwesenden ein neues entsetzen: massen sie so viel verwundersames auf einmal hörten und sahen / daß sie fast dadurch aller ihrer sinne beraubet blieben. Es hatte aber / der Dalimire bericht / die hocherfreute Syrerin und ihren noch-lebenden bruder nunmehr versichert / daß sie nicht im traum / sondern warhaftig / ein ander leben sähen. Liebster Aramenes! liebste Aramena! hörte man hierauf durch die ganze höle erschallen / worunter auch des Disons name zum öftern vernommen wurde: und hätte dieser liebhaber / seine Königin ihm so gnädig ersehend / für freuden fast vergehen m \gen. Der Cölidiane vergnügung ware auch unbeschreiblich / ihren herrvattern und ihre liebste Königin / welche sie bisher als todt so schmerzlich beweinet / bei sich zu sehen. Sie liefe demnach / aus den armen des Ahusath / in die arme dieser ihrer Königin / und schrånkte die ihrigen so fäst üm dieselbe / daß es schiene / als wären sie ein leib geworden. Als auch die Andagone noch nicht wuste / wer ihr gleichmäßige liebkosung erwiese / gabe sich ihr der König von Armenien zu erkennen: und rürte diß nicht wenig ihr herz / als sie erkante / daß dieser Monarch / in so langer zeit / seine neigung gegen ihr nicht verloren.
Das gerücht von dieser wundergeschichte / erscholle alsofort durch die ganze stadt / und hielte es jederman für einen traum: daher die begierde / hiervon eigentlichere
Sie beschlossen endlich / nach der stadt wieder zukehren: da dan Aramenes / zwischen seine schwester Aramena und die Prinzessin Cölidiane / als seine zwei
Gleichwie aber zuvor die schöne Aramena 'ihr cron und zepter dem König von Basan zuwenden wollen /also übergabe sie nun / mit mehrerm recht und grösserer vergnůgung / dieselbe an ihrem liebsten bruder: welcher aber solche nicht anderst annemen wolte / als dieses mächtige reich mit ihr zu teilen / massen er ihr das reich Mesopotamien / als einen teil von Syrien /ann \tigte / und muste sie geschehen lassen / daß man sie forthin die Königin von Mesopotamien nennte. Sie erinnerte sich aber der warsagung des weißen Chaldeers Nebozar / und machte ihr die hoffnung /weil nun alles das andere so wol eingetroffen / daß auch das übrige noch würde erfüllet werden / da einem von des Aramenes kindern die regirung des Celtenlandes war profezeiet worden: welches sie dan dahin deutete / daß ihr Tuscus Sicanus dieses mächtige reich einnemen und dermaleins mit ihr beherschen solte. Hiemit
Es ware nun alles in Damasco voll freude / ungeacht sie zwischen ihren mauren so viel königliche leichen hatten: zu denen sie auch des Bileams und der Dalimire körpere bringen liessen. Unter solcher wonne / kame der Fürst Esau von Seir / mit seiner Ahalibama und ihren eltern / wieder in die stadt: die zu Aroer diesen unvermuteten glückwechsel vernommen / und deshalben herüber geeilet hatten. Die freude ginge bei dieser ankunft von neuem an / indem der Esau seinen liebsten freund / und zwar in solcher glückseligkeit / wieder zu sehen bekame / und der alte Ana / neben der tugendliebenden Poliphide / ihren todbeweinten sohn / nunmehr ernennten Ninivitischen König / begrüssen kunten.
Esau und Ahalibama hatten zu Aroer / auf inständiges anregen des Ana / ihre heurat vollzogen: deren beispiel dan zu folge / alle verliebte in Damasco auch ihren liebsten anlagen / sie nun völlig glückselig zu machen. Weil dan deren wille ihrem verlangen gleichförmig ware / als wurden auf einen tag / nach der königlichen krönung des Aramenes und Cölidianen /dessen beilager mit derselben / wie auch des Disons mit der jüngern Aramena / des Amosis mit der Danede / des Armizar mit der Amesses / des Mardocentes mit der Petasiride / des alten K \nigs Thogarma mit der Andagone / (die hierzu von dem Ahusath / ihrem bruder / war beredet worden) und des Hadorans mit der Lantine / (darein die Königin von Tyro ihren willen gegeben / und dem Prinzen Sinear die erteilte zusage wieder abkündigen lassen) angestellet: welche krönung und sieben königliche trauungen / der gottselige König Melchisedech / in einem grossen saal / mit allem ersinnlichen pracht verrichtet. Folgenden tags wurden die
Wie man nun etliche tage mit diesen königlichen beilageren zugebracht hatte / sahe man die Fürsten Nahor und Elhanan in Damasco sich wieder einfinden: deren ankunft die schöne Königin zwischen furcht und hoffnung sezte / also daß sie das vermögen nicht hatte / diese beide fürsten vor sich kommen zu lassen. Aber der König Aramenes / ihr bruder / verrichtete solches an ihrer stat / und kamen also / in gegenwart der meisten von den anwesenden königlichen personen / nicht allein der Nahor und Elhanan / sondern auch der Zalmon / Petosivis und der Mitreus /von denen der erste an den Baleus nach Basan / der andere zu dem Hiarbas nach dem heer / und der dritte nach Hemath verschicket gewesen / in das gemach hinein getreten. Die schöne Aramena sahe den Nahor mit unverwandten augen an / üm aus dessen wesen ihr wol oder weh abzunemen und zu erkennen: der aber zuvor / neben dem Elhanan / ihrem neuen König zu eilte / ihm die fůße zu küssen. Wie nun ihnen zu reden erlaubt worden / begunte Nahor diesen seinen bericht abzulegen.
Gleich wie wir (sagte er) auf unserer hinreise den zum Syrischen reich ernanten König sucheten / also haben wir / bei unserer wiederkunft / unsern angebornen K \nig gefunden / und können auch nun melden /daß wir von dem grossen Tuscus Sicanus gewünschte
Wie wir Edrei erreichet / fanden wir daselbst allein die Prinzessin Hercinde: massen Baleus nach Assyrien / und Tuscus Sicanus zu seinen völkern auf das Riphatische gebirge / abgereiset waren. Weil wir /wegen bekanter ümstände / in bedenken zogen / uns vor der schwester des Königs von Basan sehen zu lassen / hielten wir uns heimlich bei einem Syrischen kaufman auf / der uns die gelegenheit verschaffte / mit dem Bato / einem von den fürnemsten feldobersten aus dem heer
Weil wir also genug nachricht hatten / als verzogen wir nicht / wieder üm zu kehren: da der Petosiris /Zalmon / und Mitreus unterwegs zu uns gestossen: die dan selbst am bästen werden berichten können /was sie ausgerichtet. Wir stellen nun unsres Königes hohem nachsinnen heim / wie man dem König der Aborigener werde begegnen müssen / da unser gethanes versprechen / Syrien betreffend / ihm nicht kan gehalten werden. Wan ich den unvergleichlichen Cimber recht kenne / (sagte hierauf der König Aramenes) so wird ihm der verlust der Syrischen kron keinen verdrus erwecken / und er deshalben nicht ablassen / die Königin von Mesopotamien zu lieben. Weil / meines liebsten bruders begehren zu folge / (sagte die schöne Königin)
Der Zalmon legte hierauf / den Königen von Cus und Egypten / auch den andren / die ihn ausgeschicket / seinen bericht ab / was er in Basan verrichtet: wie nämlich der Baleus den tod des Königs / seines herrvattern / sehr zu sinne genommen / dabei aber den Syrern ihr glückliches wolergehẽ / als eine billige sache / von herzen gönnte / und mit allen friedens-puncten einig wäre. Er sei nun mit der Prinzessin Hercinde völlig wieder verglichen / und wolle nach seinem reiche Babel aufbrechen / üm alle übrige unruhe daselbst zu stillen / und die waffen gegen Meden zu wenden. Petosivis brachte / dem König in Egypten / ein schreiben / von dem Prinzen Hiarbas / darin er ihm anmeldete / wie er mit seinen völkern zu der Königin Mirina ginge / des willens / sie zur billigkeit für ihren bruder anzumanen. Mytreus / der aus Hemath wieder kame / vermeldete / wie daß selbiges reich / nun der König Jobal todt / sich gutwillig unter Syrien begeben wolte. Aramenes / den Baracheel / so mit zugegen /anschauend / sagte zu ihme: Ich weiß eure beschwerung / mein vetter! die ihr wegen Hemath billig füret. Eurem sohne / dem edlen Elihu / sei dieses reich geschenket / nun der gerechte himmel / durch den untergang des Jobals kinder / selber anzeiget / wer rechtmäßiger erbe von Hemath sei. Baracheel / der solche güte von dem Syrischen König ihm
Wie nun also der friede und die ruhe in Syrien gestiftet war / und die anwesende Könige / als der Dison / Amosis / Eridanus / Armizar / Thogarma / Melchisedech / Hemor / Mardocentes / Hadoran und die Canaanitische Könige / ingleichen die Fůrsten Esau /Ahusath / Jethur / Tiribaces / Adonisedech / Ephron und Sinear / nach ihren reichen und landen wieder abzureisen gedachten / ließen sie / wegen des einfallenden winters und beschwerlichen reisens / ihre liebste Königinnen und Prinzessinnen in Damasco: die alle /auser den Königinnen von Tyro / Sichem und Saba /bei der Aramena verblieben / und an jener stat die Timna / und des Abdeels witwe / die Eldane / sich wieder einfanden. Wie sie nun also abschied namen /machte ein jeder sich anheisig / gegen künftigem früling wieder zu kommen / üm alsdan die schöne Aramena nach Mesopotamien zu begleiten. Inzwischen verbliebe / auch diese Königin / in Damasco und halfe dem König den wahren Gottesdienst wieder aufrichten: der hingegen täglich des Cimbers gedächtnis bei ihr erneurete; wiewol solches von selbst in ihrem getreuen herzen so tief gewurzelt hatte / daß diesem geliebten König bei ihr keine abwesenheit schaden kunte.
Gleich wie ich von jugend auf das einsame feldleben /so die meinigen treiben / mit sonderbarem widerwillen angesehen / also ware mein ståtig- und einiger wunsch / daß ich m \chte von dieser lebens-art erl \set werden. Ich konte lang nicht darzu gelangen. Weil meinem vatter nichts mehr / als eben dieses / entgegen ware / daß ich nämlich den krieg mehr / als das schåferleben / beliebte / wolte er mit aller gewalt mich anhalten / der verordnung des Bethuels unsers grosvattern zu folgen / in den hůtten zu bleiben und bei den schafen meinen zeitvertrieb zu suchen. Sein ernster zwang / vermehrte erst meinen eckel / und folgte ich hierinn der unart der meisten leute / die das verbotne am eifrigsten suchen und verlangen. Mein sinnen und trachten gienge nur dahin / wie ich mit guter art in Syrien zu dem Prinzen Mamellus / als meines vattern schwestermann / kommen / und bei ihme vorschub finden möchte / in ritterschaft mich ůben zu können.
Inzwischen ich aber auf eine bequeme gelegenheit hierzu wartete / stellte es mein vatter mit eben diesem
In den ersten tagen / wurde mir nichts hievon gesaget / weil sie hoffeten / der Eulea schönheit solte den anfang dessen wirken / was nachgehends ihrer aller vortrag solte zu endschaft bringen. Sie ließen uns demnach alle gelegenheit / viel beisammen zu seyn: da sie aber mit höchstem misfallen meine kaltsinnigkeit vermerkten / und wie ich nichts weniger als liebe / an mir spüren ließe. Meine mutter war die erste / die mir dieser wegen zuredte / und kan ich nicht sagen /wie ungereimt es mir vorgekommen / daß eine Königs-tochter solcher gestalt das landleben mit uns führen sollen: wie ich dan einsmals / in einem gespräche mit dieser Prinzessin / das landleben aufs h \chste verachtet. Sie hielte
Wie nun dieses gleich überall kund worden / als gebare es mir / bei meinem vatter und den andren /einen starken verweis / und brache es damit herfůr /warüm und aus was ursachen Eulea nach Haran gekommen wäre / und daß ich mich entschließen müste /diese K \nigs-tochter zu ehlichen. Meine entschuldigung war / daß / sonder einen zepter zu führen / ich diese ehre nicht begehren k \nte / und wie ich es für die h \chste unbilligkeit hielte / k \nigliche personen in unsere schåferhůtten zu bringen / und also ihren stand zu verkleinern. Man finge hierauf an / mir fürzustellen / wie diese lebens-art von dem Fůrsten Bethuel / unsrem grosvatter / nicht aus noht / sonderen aus sonderbarer beliebung / wäre fürgenommen worden / und daß die beispiele der Prinzessin Milca von Chaldea /unserer grosmutter / wie auch der Fürstin Semira von Hus / unserer mutter / genug bezeigten / wie es Prinzessinnen kein schimpf sey / den schäferstab zu führen. Es wolte aber solches alles bei mir nichts verfangen / und bliebe ich bei dem schluß / man solte mir zuvor erlauben / mich der Prinzessin Eulea würdig zu machen / ehe man mich zwingen wolte / sie zu heuraten.
Wie unlustig mein vatter / und die andern dieser wegen über mich worden / stehet nicht zu beschreiben / und zoge es ihm der Prinz Bildat am meisten zu sinne / weil er dieser heurat anfånger gewesen.
Die Prinzen Bildat und Mamellus / zogen mit der Eulea
Weil üm selbige zeit etwas vorfiele / so den K \nig von Babel antriebe / dem König Birsa hülf-v \lker nach Elassar / wider seine aufrůrische unterthanen /zu zusenden / als traffe es eben mich / diese hůlfe dahin zu fůhren. Also sahe ich nun wieder / zu Susa /die Prinzessin Eulea / deren damals von dem Elamiten Berug / welcher einer von den vier regenten in Elimais war / aufgewartet wurde. Ich machte bald wieder meinen frieden bei ihr / wie sie mir verg \nnte / daß ich ihr dorfte meine ursachen můndlich fůrtragen / die mich bewogen aus Mesopotamien zu gehen. Weil sie mir nicht übel wolte / auch mich in meiner damaligen rittertracht wol so angenem / als zuvor in der hirtenkleidung befande / gabe sie nicht unklar zu verstehen / daß ich ihr wol so lieb / als der Berug seyn solte /wann ich dessen platz bei ihr zu vertreten mich entschließen würde. Wie mich nun solches annoch zu frůhzeitig důnkte / und ich erst recht
Wir wurden damals eben wider die kinder Eden zu feld gefůhret / die der Birsa bekriegte: daß ich also die Eulea verlassen muste. Ich war aber nicht lang von hofe gewesen / da thäte sie mir zuwissen / wie der König ihr herrvatter gånzlich gewillt wåre / sie dem Berug zu geben: deshalben ich kommen m \chte / sie zu erl \sen. So ungern ich nun solches hörte / so unmüglich fande ich es / diese ihre befreiung werkstellig zu machen. Und ob ich sie schon entführen können /so wåre mir doch mit keiner Prinzessin auf solche weise gedient gewesen. Ich verzoge derhalben etliche zeit / ehe ich ihr antwortete: inzwischen ich immer von ihr mehr und stärkere anmahnungen bekame. Also ward ich endlich bewogen / von dem feldherrn Belopares verlaub zu begehren / üm nach Susa zu reisen. Ich wuste selber nicht / was ich daselbst thun wolte / und mehr von ehrsucht als liebe getrieben /volführte ich meinen weg bis etliche stunden von Susa: da ich die nachricht erhielte / daß des Berug beilager mit der Eulea schon volzogen wåre. Daß mich dieses solcher massen solte betrübt haben / wie es die verzweifelte liebe erfordert / kan ich nicht sagen. Ich kehrte zwar traurig zurůcke / doch dergestalt / daß ich mich bald wieder
Was mir nun an ihrer person entzogen worden /solches ersezte mir das glück anderweit / durch erlangung vielen geldes und gutes / also daß ich mit reicher beute aus Elassar hinweg zoge. Um nun den zorn meiner eltern zu tilgen / und ihnen in erstattung des entwandten meine gethane zusage zu halten / kame ich /nachdem etliche jahre verlaufen waren / unvermutlich in Haran wieder an / und theilte den meinigen von meiner erlangten beute so reichlich mit / daß ich dadurch ihre huld bald wieder gewonne / und alles vorgegangene vergessen machte. Wie auch der Laban sahe / daß meine neigung gånzlich dahin gerichtet bliebe / dem krieg ferner nachzufolgen / gabe er seinen willen darein / und g \nnte mir / daß ich zum andermal dorfte von ihm ziehen. Ich ginge / mit dem Prinzen Baleus / in den Ophirischen krieg: welcher als er sich / wie weltkundig / geendet / und wir nun mit dem Assyrischen heer zu Babel wieder angelanget / wurde mir / neben andern kriegsbedienten / von dem König die landschaft Mesopotamien angewiesen / mit unsern v \lkern uns dahin zu verlegen / bis wir / nach ankunft des Assyrischen Prinzen / mit dem v \lligen heer weiter zu gehen / wůrden befehligt werden. Ich war fro / daß mich / bei dieser v \lker verlegung / die reihe eben traffe / nicht nach Haran / sondern hieher nach Amida zu kommen: weil ich also den meinigen keine plage seyn dorfte.
Ich wuste aber nicht / daß es der himmel also versehen hatte / üm die gegen der Eulea erwiesene kaltsinnigkeit an mir so sehr abzustraffen / und zu Amida mir meine freiheit zu nehmen. Ja / liebster bruder! und
Wie nun hierdurch die stille ruhe / deren die schäfere bei ihren heerden genossen / gånzlich aufgehoben /und alles üm Amida in die h \chste verwirrung
Nachdem ich ihr befohlen / sich zu verantworten /sahe sie mich mit solcher herzhaftigkeit an / zugleich ihren unmut erweisend / daß sie båßer die stelle des richters / als eines beklagten / hätte bekleiden m \gen. Ich habe zu der verantwortung nichtes hinzuzufügen /(sagte sie) die meine anklågere bereits fůr mich gethan / und verhält es sich allerdings / wie sie zu meiner rechtfärtigung erzehlet haben. So haltet ihr das (fragte ich sie) für ein geringes / an einen k \niglichen haubtman hand anlegen? Um meine ehre
Es will aber der thon eurer sprache anzeigen /(sagte ich ferner) daß ihr nicht in diesem lande bürtig / und das ein anderer ort / als Amida / so kůhne dirnen herfůr bringe. Ich bin hier freilich fr \md / (widerredte sie) doch habe ich unter denen von Mesopotamien soviel tugend und erbarkeit / als schande und laster unter den Babyloniern / gefunden. Wofern aber der Fůrst Nahor mich und die andere bedrangte hirtinnen nicht schützen wird / so wil ich sagen / daß er unwürdig sei / zwei so tugendhafte schwestern zu haben /als der himmel ihme gegeben. So sind euch (fragte ich) meine schwestern bekant? Ich habe zu Haran (antwortete sie) so viele gůte von des Fürsten Labans kindern entfangen / daß ich niemals ihre gesellschaft wůrde verlassen haben / wan nicht eine sonderbare ursach mich dazu bewogen hätte. Ich erzehle euch alle diese kleine gespråche / die ich mit der schöne Aprite geführet / ům euch dadurch fürzustellen / welcher gestalt ich den liebesgift / wiewol unvermerkt / in mich gesogen habe.
Ich ließe sie hierauf wieder abfůhren / und fande zwar in ihrer that viel mehrers / das lobwůrdig / als das strafbar ware: ich muste aber / den Assyriern zu gefallen / diese meine gedanken verbergen / und / des entleibten Mesistus fürneme verwandten zu
Alles was ich erhalten k \nnen / ware dieses / daß man ihr das leben geschenket: im ůbrigen solte sie aus Amida schimpflich verwiesen / und vorher / andern zur abschreckung / an einen pfal gestellet werden /welches in Mesopotamien für die höchste beschimpfung und fůr unehrlich gehalten wird. Ich muste also wieder abziehen / und damit zufrieden seyn / daß ich der Aprite zum wenigsten das leben gerettet hatte. Sobald ich nach Amida wieder gekommen / verzoge ich wol acht tage / ehe ich / dieses urtheil ergehen zu lassen / mich entschließen kunte / und geriete in die h \chste betrůbnus: wie dan jederman eine große ånderung an mir verspůrte. Ich hielte aber alles das / so mich hierbei krånkte / für ein sonderbares mitleiden gegen der tugendhaften Aprite / und wolte mir selber nicht gestehen / daß ich
Weil nun solche / durch ihr anschauen / immer gemehret wurde / als name ich mir vor / sie nicht mehr zu sehen: zumal ich auch nicht wuste / was ich ihr sagen solte / nachdem ich gehalten war / das beschlossene urteil über sie ergehen zu lassen. Ich befahle demnach einem von meinen treusten kriegshaubtleuten / das urteil an der Aprite zu volstrecken / und sie folgends nach Haran zu meinen schwestern zu bringen: die ich bitten ließe / sich ihrer anzunemen. Ich stellte auch diesem haubtman eine stuck geldes zu / die er der Aprite / wan sie wůrde in Haran angekommen seyn / von meinetwegen zustellen solte. Ich selber reisete von Amida hinweg: weil mir unmüglich fiele / dabei zu seyn / wan man mit der Aprite also verfahren wůrde. Indem ich nun zu Samosata in schmerzlichster unruhe mich aufhielte / wurde / auf dem großen markte zu Amida / die unschůldige Aprite an den schandpfal gestellet / und folgends /gleich den schåndlichsten mißtätern / aus selbiger landschaft verwiesen. Man kunte mir nicht gnug beschreiben / wie freudig sie sich hiebei erzeiget / und wie sie es für die h \chste ehre gehalten / üm solcher that willen solche schmach zu leiden. Sie hatte auch die und ümherstehende und håftig weinende hirtinnen
Als der haubtman / den ich ihr bis nach Haram mitgegeben wiederkame / erzehlte mir der auch / wie willig man in Haran diese schöne aufgenommen / wie Lea und Rahel sie gleich als in einem triumf eingeholet / und sich im geringsten an ihrer erlittenen beschimpfung nicht geårgert håtten / sie in ihre gesellschaft nicht kommen zu lassen / und sie anderst als lieb und wehrt zu halten. Ich kan nicht beschreiben /was ungemeine vergnügung mir dieses erwecket. Als er mir aber ferner sagte / wie daß Aprite das geld / so ich ihm für sie mitgegeben / keines wegs annehmen wollen / und er daher genötigt worden / es der Rahel zu hinterlassen / welche über sich genommen / es der Aprite noch beizubringen: bekame meine vergnůgung eine starke beunruhigung zur begleiterin / indem ich mir fürstellte / daß diese schöne einen haß auf mich müste geworfen haben / weil sie / bei ihrer bekanten grossen dürftigkeit / von meiner hand etwas anzunemen / verschmähete. Ich bildete mir vor / daß diese schöne mich vielleicht für die ursache ihrer beschimpf- und verbannung halten würde: wiewol ich /durch meinen hauptman / sie eines andern versichern lassen / und daß ich zu allem diesem gezwungen würde.
Ich entschlosse demnach selbst eine reise nach Haran zu thun / ům mir die vergnůgung wieder zu geben / die mir das anschauen der schönen Aprite erwecken kunte. Bei den meinigen aber die wahre ursach dieser meiner hinreise zu bergen / kame mir sehr wol zu statten / daß der damalige Kron-prinz von Babel / Baleus / ůber Haran nach Syrien reisend /bald dahin kommen wolte: deme ich dann entgegen /und mit ihm vollends nach
Der fürwitz triebe mich / weil ich sie mit meiner schwester ämsig reden fande / ihrer unterredung heimlich zuzuhören. Demnach schliche ich hinter den baumen hinzu / und als ich ganz nahe gekommen / h \rte ich eben die Aprite also reden: Dringet nicht ferner in mich / sch \ne Fürstin! euch zu entdecken / was meine tränen verursachet! massen ich / sonder an meinem Gott / bei dessen namen ich / solches niemanden zu offenbaren / geschworen / treubrüchig zu werden /nicht wůrde thun k \nnen. Weiß doch die Baalise euer anligen? h \rte ich Rahel antworten: Liebet dan diese euch mehr / als ich thue? Baalise (fuhre Aprite fort zu reden) ist allezeit und ůberall in meinem leiden zugegen gewesen: daher ich ihr das nicht vertrauet / was sie selbst mit belebet / auch daran nicht wenig anteil hat. So folget dann hieraus nicht / daß ich meine Für stin / die mir so viel gutes thut / weniger lieben solte /als die Baalise. Nachdem sie biß gesagt / wolte sie der Rahel die hånde küssen: die ihr aber / an deren stat / den mund darreichete.
Indem wischete ich hinter den bäumen herfůr / und ganz vergnůgt / sie in solcher freundschaft beisammen
Aprite schluge zu diesen worten / aus schamhaftigkeit / die augen nieder / und kame damit mehr gesellschaft zu uns / die mich bewillkommeten / worunter auch etliche von unsern brüdern waren: daher ich mich entsahe / vor so vielen aufmerkern mit der Aprite ferner zu reden. Ich nam derhalben die Rahel bei der hand / und sonderte mich von den andern ab / ům allein mit ihr zu reden und von der Aprite zustand etwas ůmståndlichers zu erfahren. Weil Rahel mich /von Kindesbeinen an / vor allen ihren geschwistern geliebet / als konte ich
Als Rahel mir dieses sagte / kunte ich mir nicht wehren / ihr in die rede zu fallen / und sie zu fragen: warum dan / der Oberpriester Telecles / dieser liebe seines sohnes so entgegen wäre? Ist das auch fragens würdig? (antwortete mir Rahel / mit verwunderung) Telecles hat ja mehr als grosse ursach / dieser liebe seines sohns zu widerstreben / weil sie seinem ehrenstand und hohem haus ein ewiger schimpf seyn würde. Diese worte der Rahel machten mich err \ten /und sie / die meine änderung beachtet / mich üm deren ursache befragen. Ich wurde ůber mich selbst ungedultig / daß ich also mein gemüt entdecket / und daß meine jůngere
Keines wegs wolte ich (gabe mir Rahel zur antwort) ihr dieses misg \nnen / wenn es ihr håtte werden m \gen. Sie ist aber selber so hochverståndig / daß sie dergleichen / was ihr nur haß und verfolgung erwecken wůrde / nicht begehret; und überdas allem heuraten so gar zu wider / daß der ihr freund nicht bleibet /der ihr solche dinge fürsaget. Ich habe ja diese tage mit ihr gescherzet / das ich sie wolte meinem manne zum kebsweib geben: daß ihr aber so entfindlich zu h \ren gewesen / daß ich gnug mit ihr zu schaffen hatte / es ihr wieder aus dem sinne zu bringen. Solte dann das (fragte ich / mit nicht minderer verwirrung /als zuvor) dem Fürsten Jacob / oder euch selbst /nicht nachteilig seyn / eine solche ehegesellin zu bekommen? Keines wegs! (antwortete Rahel) weil ein kebsweib von herkunft seyn darf / wie sie wil / und zu keinem geschlechte gerechnet wird. Diese worte brachten mir in die gedanken / auf solche weise die Aprite für mich zu begehren: und offenbarete ich hierauf der Rahel diese meine meinung / ihr nichts verhelend / von allem dem / was ich in mir entfunden / seit daß ich diese sch \ne zu Amida gesehen. Weil Rahel mich liebte / und die Aprite sonders verehrte / als wůnschte sie / dieses mein verlangen erfüllet zu sehen. Sie verschwiege mir aber nicht / daß auf der
Nachdem ich ihr hierauf dieses mein anligen båster massen anbefohlen / und mich folgends allein befande / erwoge ich meinen gefassten entschluß: der mir eher entfahren war / ehe ich ihn recht bedenken k \nnen. Ich hatte mir selbst noch nie gestehen wollen / daß ich liebte / muste es aber nun gern nachgeben / und fande meine liebe so häftig / daß ich mich selbst dafür entsezte. Mein hoher geist verkleinerte mir die Aprite dermassen / daß ich sonder err \ten an sie nicht gedenken konte: da hingegen meine liebe sie dermassen erhube / daß ich sie weit ůber die Eulea und alle k \nigliche Prinzessinnen schätzete. Ich halte mich aber mit allen diesen kleinen sachen so lang auf / daß ich besorge / meinen zuh \rern damit einen verdruß zu machen. Ich wil mit wenigem nur noch dieses sagen /daß nach meiner ankunft in Haran / ich keinen tag verabseumt / die Aprite zu suchen und mit ihr zu reden. Einsmals name ich anlaß / gegen ihr es zum höchsten zu beklagen / daß ich nicht lieber alles mein glück bei den Assyriern verscherzet / als daß ich zu gelassen / daß man dergestalt zu Amida mit ihr verfahren. Worauf sie mir zur antwort gabe: Ich håtte ihr keinen gr \ßern gefallen / als eben diesen / erweisen k \nnen. Als ich nun inståndig bei ihr anhielte / mir dieses zu erklåren / sagte sie endlich: Håtte der Fůrst von Haran sich anderst hierin gegen mir erwiesen / so möchte meine ehre gar leicht eine böse nachrede bekommen haben / als wan diese barmherzigkeit des Nahors
Diese meine freie erklärung setzete sie in åusersten zorn / und sagte sie / mich ganz verächtlich anschauend: Eben also redete mit mir Mesistus / und wie ich deme den lohn gegeben / den er verdienet / so bin ich auch fähig / gegen die ganze welt meine ehre zu verteidigen. Hiemit ginge sie von mir / und hatte ich nicht den muht / ihr zu folgen / ware auch so gar aus mir selber / daß ich wol fühlete / wie ich nicht fähig wäre / ihren zorn zu ertragen. Ich ginge / des andern tags hiernach / zu meiner schwester / ům die anzutreiben / daß sie der Aprite den vortrag thäte / wie ich sie zum kebsweibe begehre. Ich muste aber von ihr vernemen / wie die Aprite bei ihr gewesen / und sich zum höchsten ůber mich beklaget / daß ich sie so hoch beleidigt; und als sie hierauf meine meinung ihr entdecket / sey sie mit solchem widerwillen abgewiesen worden / daß sie die geringste hoffnung für mich nicht übrig sehen k \nte. Alle diese widrige bezeigungen der Aprite vermehrten nur meine liebe / und name darbei meine ehrerbietung gegen ihr also zu / daß ich soviel herze nicht mehr hatte / mich ihr zu nåhern / sondern sie / gleich der höchsten K \nigin der welt /
In solcher zeit / kame der Prinz Baleus in Mesopotamien / und war ich gehalten / mit demselben nach Damasco zu reisen: da ich dan / vor unsererm Aufbruch / nochmals gelegenheit suchte / mit ihr von meiner liebe zu reden. Ich fand sie / den abend zuvor /bei meiner schwester / da sie sich meiner ansprache gar nicht versehen. Ich lage ihr zu füßen / ehe sie und die Rahel meiner gewahr geworden. Alles / was nur eine heftige liebe hervorzubringen vermag / wurde dieser unempfindlichen angebracht: die aber mit solchem hochmut mich abwiese / daß auch Rahel / so lieb ihr sonst die Aprite war / zu unwillen gegen ihr darduch bewogen wurde. Ich mußte nun also sonder hoffnung hinweg scheiden / und weil unwille und liebe mich zugleich besaßen / fühlte ich nachgehends manchen kampf in mir / welches von diesen beiden überwinden sollte: da dan / bald die liebe / bald der haß / die oberhand bei mir behielten. Mit solchen anfechtungen verbrachte ich in Syrien die ganze zeit. Es verursachte zwar die große unruhe in Damasco / daß ich zuweilen der Aprite vergessen / uns wichtigere Dinge beobachten mußte: wiewohl allemal / so oft ich meinen gedanken gehör geben kunte / ihr bild sich meinem gemüte / und zwar mit dem größten annehmlichkeiten / fürstellete / wodurch meine liebe stäts bei nahrung erhalten wurde.
Wie nun / in vergangenen herbst / diese große änderung in Syrien sich begaben / und wir so unvermutlich / des Babylonischen jochs entledigt / unsern rechten
Ich spürete nachmals / weil ich für die ehre der götter zeimlich frei geredet / daß des Königs und der Königin angesicht gegen mir nicht war / wie sonsten /und wurde ich endlich bewogen / den hof zu verlassen: zumal mir auch / in der gesandschaft an den König der Aboriginer / des Mitreus fürgezogen wurde / da ich die ehre gesuchet / diesem König die heurat unserer Königin anzutragen. Also begabe ich mich/im anfang des winters hieher in Mesopotamien /meine schöne Aprite zu Haran noch zu finden vermeinend. Ich wurde aber bei meiner ankunft innen / daß sie / und zwar meinet wegen / sich von dar hinweg begeben: weil der Laban / unser vatter / etwas von meiner gegen ihr tragenden Liebe erfahren / und darum durch schimpfliches reden sie veranlasset habe / unser gegend zu verlassen. Wie dieses mich geschmerze /kann ich nicht beschreiben: wiewol ich / gegen die meinigen / außer der Rahel / solches nicht ausließe. Nach fleissiger kundschaft / erfuhre ich endlich / daß Aprite in dieser Landschaft
Meine liebe triebe mich so fort / hieher zu kommen: und werdet ihr / mein Demas! euch noch wol erinnern / wie ich heimlich die herberge bei euch genommen / und durch eure vermittelung allhier verborgen geblieben / daß niemand / wer ich war / erfahren m \gen. Wie ich nun unter der hirten-tracht / des folgenden tags nach meiner ankunft / den unseren von hie belegenen tempel des Teraphim besuchet / hatte ich das glůck / daß ich in demselbigen die Aprite unter anderen hirtinnen erblicket. Hatte nun bisher /die abwesenheit / meiner liebe nit schaden k \nnen / so werde dieselbe nun ům soviel mehr vergr \ßert / da ich diese sch \ne wieder in die augen bekame / die ich noch eben so liebreitzend als vor dem befande: massen alle die große unvergleichliche schönheiten / die ich entzwischen in Damasco gesehen / die verwunderung vor die Aprite in mir nicht vermindert hatte. So sch \n aber ihre gestalt war / so armselig sahe ich sie herein gehen. Ich stellte mich unter den andern hirten /und fragte einen meiner beistehern / auf die Aprite zeigend / ob ihm selbe schåferin bekant wäre? Dieser berichtete mich hierauf ümståndlich / wie Aprite bisher / neben noch einer andern frömden / bei ihnen gewohnet / und eine eigene schåferei geheuret / aber derentwegen / weil sie nicht bezahlen können / mit einem schäfer / namens Oromedon / im recht lebte: worüber folgenden tags / vor dem verweser Demas /da die sache anhängig / ein urteil solte gesprochen werden / welches wol für diese beide frömde nicht zum bästen ablauffen wůrde.
Was hatte da diese grausame zu thun? An stat / daß sie mir hiefůr dancken / und über so unverhofter hülfe sich fr \lich anstellen sollen / ließe mich ein erzůrntes unwilliges gesicht sehen / und sagte mir frei in die augen: Es wůrde ihr die armut und herzens not nicht so unerträglich seyn als / daß sie mir auf einige weise verpflichtet leben solte. Ich vermeinte sie auf einen gelinderen sin zu bringen: aber es vermochte alles nichts
Ich spürete nun hieraus / daß Aprite nicht zu bereden wåre / und bewunderte die ungemeine grosmut dieser hirtin. Bald hernach vername ich mit nicht geringer befrömdung / daß Aprite und Baalise sich für mågde an die Almesia / des Liches witwe / verkaufet: die dafůr den Oromedon bezahlet / und den schäferhof eingenommen / welchen den sie solang besitzen und geniessen wolte / bis Aprite und Baalise so viel würden verdienet haben / daß sie ihn selbst wieder annemen k \nten. Wiewol ich nun hierdurch von meiner liebe hätte sollen abgeschrecket werden / so fůhlete ich doch zum gegenspiel / daß Aprite mir gleich angenem verbliebe / sie mochte magd oder Königin / reich oder arm / veracht oder geehret seyn: wie ich dan hierauf aus dieser landschaft so verliebt wieder hinweg zoge / als ich jemals mochte gewesen seyn.
Ich schämte mich aber in Haran / der Rahel / nun ferner zu gestehen / daß ich Aprite / als eine magd /noch liebte: und / ům so wol meiner eltern verlangen /als meine liebe zu vergnůgen / folgte ich dem beispiel meines brudern / des Bethuels / (welchen die liebe zu gleicher entschließung gebracht /) und begabe ich mich in das hirtenleben / das ich zuvor mein lebenlang gehasset.
* * *
Als der verliebte Nahor hiemit seine rede geendet /und mit fleis die neue eifersucht / die ihme sein erkanter mitbuhler verursachet / verschwiegen hatte / ům diese beide Fůrsten / welche daselbst ganz unbekant seyn wolten / nicht melden zu d \rfen / stunden Bethuel und Demas an / in erwågung / wie håftig dieser Fürst seine liebe fürgebracht / ihn so fort davon abzumahnen. Indem wurden sie alle dreie gewar / daß unfern von ihnen / ein wagen mit etlichen reisenden personen / durch den fluß Masca setzete / und zwar an einem orte / da der strom gar tief war: daher / weil diese fr \mde / so der furt nicht recht kündig / daß auch die schnelle flut den wagen ůmwiegte / und also diese reisfahrende in leib- und lebens gefahr stürzte. Diese dreie nun / vom mitleiden gereget / liefen ungesäumet den berg hinab / und
Dieser unbekanten waren fünfe / und unter denselben drei weibspersonen: von welchen die eine / die wegen ihrer pråchtigen kleidung und aus anderen anzeigungen die fürnemste zu seyn schiene / mit solcher fürtrefflichen sch \nheit herfür leuchtete / daß der schrecken und die ausgestandene todes-angst solche keines wegs zu verdunklen vermocht hatten. Und Nahor von dem wunderglanz seiner Aprite eingenommen war / ingleichen der Bethuel eine von den fůrnemsten sch \nheiten der welt geliebet / auch annoch ein dergleichen wunderwerck der natur liebte / so blieben sie doch beide / neben dem Demas / ganz verwunderet / als ihme diese frömde zu gesicht kame: und musten sie gestehen / daß sie wenig ihres gleichen gesehen / und daß / auser den beiden Syrischen Aramenen und der K \nigin von Syrien / keine den vorzug ůber sie mit fug begehren k \nte. Weil sie von dem bereits-eingeschlukten wasser ziemlich geschwächet / und von der nässe schier verklummen war / als bedankte sie sich gegen ihre erlösere / fůr
Hierauf wandte sie sich nach ihren beisichhabenden / und fragte / ob der Megadostes noch nicht bei ihnen wäre? Indem aber dieselben ihr bescheid geben wolten / ersahen sie ihn eben / wie mit etlichen seiner dienern zu pferd er durch den strom sezte / und auf sie zukame / auch / weil er die rechte flut getroffen /glücklich hindurch kame. Dieser gabe seine ansehnliche Majestetische gestalt / im nåher kommen / den anwesenden Mesopotamiern vollk \mlich zuerkennen /truge seinen arm in einer schårpe / und bezeugte mit gebärden seine bestürzung / diese fr \mde dame in solcher gestalt zu finden. Nachdem er vom pferd gestiegen / und diesen unfall mit wenigem vernommen /wandte er sich zu dem Nahor und den andern / und sagte: Ihr habet / edle hirten! diese guthat keinen undankbaren erwiesen / und werdet auch / gegen versicherung gewißer erkentnüs / fernere gütigkeit einwenden / dieser sch \nen euren hůlflichen beistand zu leisten. Wir bieten alles an / was wir verm \gen / (gabe Nahor zur antwort /) einiger massen durch unsere dienste die ungelegenheit zu ersetzen / so dieser sch \nen von den unbescheidenen wellen zugezogen worden: massen die hirten unseres standes / ohne entgelt gastfrei und dienstfårtig zu seyn / alhier gewonet sind.
Weil die zunemende schwachheit der fr \mden nicht vergönnte / sich alda länger aufzuhalten / als brache der unbekante das gespräche ab / fassete diese dan unter den arm / und hube sie mit des Nahors hůlfe auf den wagen / den inzwischen die hirtenknaben aus dem strom herbei
Wem solte nicht bekant seyn / ( antwortete der frömde) wovon der ganze erdboden mit verwunderung redet? daß aber eben der heutige tag den Mesopotamiern ihre weltberümte K \nigin bringen wůrde / solches ist mir / als einem fr \mden / unbekant gewesen: und finde ich in mir / ungeacht meiner sonst-schlechten begierde nach allen händeln der welt / ein ungemeines verlangen / diesen königlichen einzug mit anzusehen. Es ist solcher (sagte Nahor) der beachtung eines fr \mden noch wol würdig / zumal die fůrnemste und sch \nste gesellschaft / so jezt lebet / heute zugleich in Mesopotamien erscheinen wird. Es ist darum auch fůr etwas sonderbares zu achten / daß diese sch \ne / welche wir jezt
Unter solchen gespråchen / gelangten sie in des Demas behausung: der so fort befohle / ein feur anzuzünden / daß dabei die frömden sich wårmen und abtruckenen könten: welches dan gleich / in einer bequemen kammer vollzogen wurde. Es funde sich / zu gutem glůck / eine wase des Demas / die vor weniger Zeit aus Aroer zu ihm gekommen / noch im hause / da alle die andern im feld waren: die dan / die bewirtung dieser ankommenden / ůber sich nemen kunte. Als sie nun hand mit anlegte / die fr \mde abzukleiden / inzwischen Demas mit den andern in ein nebenzimmer gegangen war / dünkte sie diese sch \ne zu kennen /wie sie dan endlich anhube zu ruffen; Ihr götter! ist es wol möglich daß ich meine Ahalibama habe. Diese worte veranlasten die sch \ne / die sich also nennen hörte / der andern recht unter augen zu sehen: die dan auch von ihr erkant / und mit ihrem namen Sataspe genennet wurde. Hierauf fielen sie einander üm den hals / und war diese angekommene üm ruhiger als zuvor / weil sie so bekanten leuten war in die hände gerahten. Als aber ihre erste freude vorbei war / bate sie die Sataspe / ihren namen und stand heimlich zu halten / weil ihr sehr viel daran gelegen wåre: welche ihr solches verhieße / gleichwol
Inzwischen nun dieser Fůrstin alle pflege / deren sie auch mehr / als ben \tigt / widerfuhre / erfuhre auch der fr \mde ritter / im gespråche mit dem Nahor und Demas / was dieser Fürst und der Bethuel für schäfere waren: daher er noch mehr / als zuvor / ihnen so wol seine erkentlichkeit als höflichkeit erwiese. Dem Demas wurde von dem Nahor aufgetragen /diese seine neue gåste / der K \nigin und ihrer fürtrefflichen gesellschaft einzug / mit aller bequemlichkeit anschauen zu machen. Weil nun damit der mittag einfiele / namen Nahor und Bethuel / wegen der angelegenheiten dieses tags / ihren abschied von dannen: und musten sie / wie begierig sie auch waren / diese frömde zu erkennen / sich mit gedult fassen / auch hierzu einer bequemen zeit erwarten.
Wie sie nun hierauf nach des Nahors Hůtte giengen / üm alda das mittag brod zu essen / wandte sie der Fürst Elihu von ihrem fůrhaben ab: welcher ihnen begegnete / und sie n \tigte mit ihm zu speisen. Sie fanden bei demselben / die fürnemsten aus Amida / und erzeigten sie sich alle sonders fr \lich / auser dem Elihu / Nahor und Bethuel: welche mehr ihren eigenen gedanken / als den fůrfallenden gesprächen gehör gaben. Oromedon der fůrnemsten und reichsten schåfern einer / der diese traurigkeit fůr allen andern in acht name / und die begebenheiten / welche Elihu und Bethuel in Damasco gehabt / guten theils wuste /name daher gelegenheit \ffentlich also zu reden: daß der Fürst von Ram / wie auch der Bethuel / an diesem freuden-tag so still und voll gedanken sich befinden /bewundere ich nicht / weil es sonder grosse verånderung bei ihnen nicht zu gehen
Weil nun durch diese freche worte alle drei fůrsten zugleich angegriffen worden / als wolte zu erst keiner unter ihnen dem andern vorgreiffen / solche zu beantworten / ob schon iedem tief zu herzen gangen. Weil aber Nahor gegen dem Oromedon / wegen der seiner Aprite erwiesenen unh \flichkeit / einen alten groll hegte / als brache er zu erst heraus / mit diesen worten so wol sich / als die andern zu verantworten: Sei versichert / Oromedon! daß die ankunft unserer K \nigin und der andern K \niglichen gesellschaft / als ihrer blutsfreunde / uns näher als euch angehe / und wir daher / unserer vergnügung ein åuserliches zeichen von uns zu geben / nicht nötig haben. Welcher gestalt Elihu und mein bruder ihre freiheit bei den beiden durchleuchtigen Aramenen verloren / oder wieder gewonnen / davon gebůret euch nicht zu urtheilen. So werde auch ich dem Oromedon von meinen gedanken keinen zoll geben d \rfen / dem ich ja mit keiner schuld verhaftet bin / ům deren willen von ihm angeklagt zu werden / mich befahren müsse. Alle anwesende gönnten dem hochmutigen Oromedon / diesen verweis des Nahors / sonders gern: der aber darům nicht nachgeben / sondern mit harten widerreden sich weiter zu verantworten wolte. Weiln nun Nahor sich auch je mehr und mehr erhitzete / als wåren sie wol mit harten worten an einander gerahten / wan nicht Athamias heimlich bestellt hätte / daß man mit den waldhörnern und schalmeien / hinter der tafel angestimmet: welches grosse gethön die fernere wortwechselung einstellen machte.
Wie nun die malzeit verrichtet / begab sich die gesellschafft
Wehrter Bethuel! (antwortete Elihu) nicht allein mein gehorsam / der K \nigin Aramena in ihrer ruhe forthin keine hinternus zu bringen / und die anmahnung der wahrn vernunft / von einer unmüglichen liebe abzustehen / sondern auch der wunderglantz dieser dreier unbekanten / haben euch fürnemlich von unserer Königin frei gemachet / und nun in andere hande geleget: die üm so viel verwundersamer sind /weil sie mein herz zugleich zu dreien fůhren / die ich mit gleicher liebe und ehrerbietung anbete und verehre. Es musten auch / (setzte Nahor hinzu /) ihrer dreie seyn / daß sie der gr \sten schönheit die gegenwage halten k \nten. Und wie ihr sie wol ehe beschrieben /so můste nichtes vollkommenes in der natur zu finden seyn / wan dieselbe eine person aus diesen dreien gemacht håtte. Wan das geschehen wåre / (sagte Bethuel) so würde ich nicht mit solcher ruhe / als wie ich thue / den Fürsten von Ram für meinen mitbuhler
Ich bekenne / (sagte Nahor /) daß der weiße Elihu uns andere entschuldigen kan / wan wir ungereimt lieben. Jedennoch (gabe Bethuel hierauf heimlich zur antwort) ist unter deiner und unserer wahl ein großer unterschied. Du darfst mein bruder! (antwortete Nahor gantz laut / daß es Elihu h \ren kunte) vor dem Fürsten von Ram wol öffentlich von meiner liebe reden / weil / dieselbe gegen aller welt zu gestehen /ich kein bedenken mehr habe; und wil ich diesen klugen Fůrsten zu unseren richter erkiesen / und die frage seinem urteil untergeben / ob ich nicht bäßer / als er und du / in der liebe gewehlet. Bethuel err \tete / seinen bruder also reden zu h \ren / weil er sich fůr dem Elihu schåmte / daß der diese ungereimte liebe gegen der Almesia magd erfahren solte. Wie er demnach zu antworten verzoge / verrichtete Elihu solches an seiner stat / und erwiese keine geringe begierde / des Nahors liebesbegebenheiten zu erfahren: die ihnen dan dieser verliebte Fürst / mit eben den ůmständen erzehlete / als er den vormittag seinem bruder und dem Demas gethan hatte.
Wie nun dieses zum ende / und Bethuel dem Elihu eben einen wink geben wolte / seinem bruder in dieser ungereimten liebe einzureden / erlangten sie post / wie daß die gantze königliche gesellschaft ankåme: daher sie / diese
Nachdeme sie durch die ehrenpforte gefahren / trat der höfliche Fůrst Bethuel / mit etlichen von den fůrnemsten selbiger landschaft / zu der Königin an den wagen / und bewilkommte sie mit einer kurzen rede / ihr zugleich / im namen der ganzen schäffergesellschaft / einen ůberaus köstlichen triumfwagen anbietend / und sie bittend / daß sie ihr / auf selbigem ihren einzug zu halten / wolle belieben lassen. Nachdem die K \nigin Aramena / dem Bethuel / mit sonderbarer hochachtung fůr seine person / seine rede beantwortet / sahe den König ihren bruder und dessen gemalin an / sie mit den augen fragend / ob sie solches für gut ansahen: welche es nicht allein mit einem wink bejaheten / sondern ihr selbst behülflich waren /von dem ihrigen ab- und auf den andern wagen
Der Fůrst Bethuel begrůßete hierauf ferner die nachfolgende königliche personen: unter denen / als der K \nig und die K \nigin von Syrien in ihrem wagen vorbei waren / auf dem dritten die jůngere Aramena / Königin von Ninive / sich zeigete: welche diesen ihren ehmals treu eifrigen und beståndigen aufwårter nicht sonder entfårbung und große bewegung anschauen kunte: Wiewol er hingegen sie mit einem so freien wasen entfinge / daß niemand / der ihn vordessen so verliebt betrachtet / ihn nun mit solcher liebe noch behaftet glauben konte. Dieser sch \nen Königin saße zur seiten / ihre alte freundin die Ahalibama / die gemalin des großen Edoms: welche / bei diesem einzug / an ihrer seite die stelle des Königs von Ninive vertrate / weil der und Esau / ihrem versprechen zu wider / sich nicht eingefunden håtten. Auf dem vierten wagen / folgete die K \nigin von Ophir /die angeneme Amesses und Lantine die Königin von Elam und Moab: die auch / mit schmerzlichen verlangen der ankunft / ihrer geliebten K \nige erwarteten. Ingleichem unvergnůgen saße die Roma / des Jethurs gemalin / auf dem fůnften wagen / vergesellschaftet
Nach diesen / erschienen alle die Könige mit ihren gemalinnen / welche bei antretendem früling / abgeredter massen / in Damasco eingelanget waren / als der K \nig Amosis von Egypten mit seiner geliebten Danede / der König Eridanus von Cus mit seiner tugendhaften Delbora / der junge Tiribaces mit seiner nunmehr ihm ganz ergebenen Orosmada / (welchem sein herrvatter / selbigen winter zu Tyro sterbend /diese kron hinterlassen hatte) der Mardocentes aus Arabien / mit Petasiride / seiner dapfren Königin von Saba / der gottsfürchtige K \nig von Salem mit seiner grosmůtigen Jaelinde / und dan der Prinz Ephron von Canaan / mit seiner getreuen Coricide. Diese königliche reihe beschlossen endlich / die Mehetabeel aus Seir / die Fůrstin Eldane und viele von den Syrischen Fürstinnen / samt dem frauenzimmer aller dieser K \niginnen: daß dan einen so unvergleichlich prächtigen einzug machte / dergleichen niemals vorher in der welt gesehen worden. Neben den K \nigen von Ninive / Ophir / und Elam / auch den Fürsten von Edom und Hevila / waren noch ausen geblieben / der Thogarma K \nig von Aramenien mit seiner Milcaride / die alte Königin von Tyro / und Ahusath der Prinz von Caphtor. Aber alle diese wurden so sehr nicht vermisset / als der geliebte Cimber: welchen iederman / an diesem ehrentag / seiner unvergleichlichen Königin hatte mögen an die seite wůnschen.
Wie nun diese G \tter gesellschaft / unter dem zuruff der Mesopotamier / die das wort / Es lebe Aramena! tausendfältig und unaufhörlich gen himmel schikten / zu dem andren haufen / dem der Fürst Nahor
Diese unschüldige gesellschaft / begleitete sie bis an die dritte ehrenpforte / da ihrer der Fůrst Elihu wartete: welcher / mit niedergeschlagenen augen / üm nicht von neuem der Königin wunderkraft zu entfinden / sie gleichfalls im namen des Mesopotamischen volkes entfinge. Die K \nigin entfunde keine geringe bewegung / als sie diesem Fůrsten erblikte. Nachdem er seine rede / mit der einladung zu einem nahe darbei in einer Låube angestelten gastmal beschloßen / sagte sie zu ihm: Ich habe mir heut das glück nicht vermutet / den König von Hemath allhier zu sehen. Gleichwie die unvergleichliche gůte
Im annåheren / sahe sie eine große schaar der Mesopotamischen schäferinnen / alle in weiß gekleidet /und mit kleinen blumen-hüten bedecket / ihr entgegen kommen. Weil ein ebener anger diese schöne gesellschaft truge / da es ganz bequem zu gehen war / wolte die K \nigin auch nicht ferner auf dem wagen fahren /sondern stiege aus / und ginge diesen schåferinnen gleichfalls entgegen: da dan alle die andere königliche personen ihrem beispiel folgeten / und damit / sich unter diese gesellschaft mängend / eine angeneme unordnung machten / und sich also von selbigen sch \nheiten / die nicht gemein waren / bewilkommen ließen. Almesia / die witwe des vorigen verwesers in Amida / und die Aneriste / des verwesers Demas hausfrau / waren die jenigen / welche ihre K \nigin /im namen der anderen / entfingen: von deren sie hinwieder / nicht als schäferinnen / sondern als wan sie ihres standes gewesen wären / mit der gr \sten leutseligkeit aufgenommen wurden. Die sch \ne Amphilite /wie auch die angeneme Artainte und Sandanise /schienen am meisten herfür / und hatten das glück /den preis der sch \nheit für allen andren
Die Königin von Ninive fragte mit großer begierde / nach den beiden schönen t \chtern des Fürsten von Haran / und vername / daß sie noch zu Haran wåren: Wie dan auch Ahalibama nach den Prinzessinnen Ardelisie und Amorite sich vergeblich ümsahe / welche sie noch lebend glaubte / ob man sie schon ganz gewiß todt gesagt hatte. Indem sie aber also ümschauete / sahe sie unversehens zu ihren füßen den Demas ligen / der mit tausend freud-bezeugungen sich ihr für den jenigen zu erkennen gabe / den sie ehmals / neben der Aramena / aus ihrem gefångnüs zu Salem erlöset. So lieb ihr nun ware / diesen ihren getreuen landsman / der ihr so große dienste gethan / nun wieder zu sehen / so schmerzlich stieße ihr dabei an / die gedächtnůs ihres so lieb gewesenen Eliesers: daher sie / mit augen voll thrånen / ihres damals-erlittenen verlusts sich erinnerend / den Demas entfinge. Die junge Königin Orosmada von Tyro / die ihr eben zur seiten stunde / verwiese ihr diese thränen / und sagte: Sie müste solche entfindlichkeit gegen den Elieser nicht mehr hegen / nun sie des Edoms gemalin wäre. Worauf diese betrůbte Prinzessin zur antwort gabe: Es gehet dem Edom hiebei nichtes ab an der treue / die ich ihm gelobet / und wůrde er selbst / wan er zugegen wäre / meine thränen billigen. Dieses gespräche h \rte der Prinz Adonisedech mit an / der dan zu der Orosmada sich nahete / und ihr in das ohr raunete: So höre ich wol / sch \ne Orosmada! daß fůr den armen Adonias kein erbarmen übrig wåre / wan er dessen vonn \ten hätte. Zu diesen worten errötete die Orosmada / welches
Diese königliche gesellschaft kame endlich / durch anführung der hirtinnen / an den ort / da von laub und allerhand wolriechenden gesträuchen eine große hůtte aufgebauet stunde / und darinn die malzeit auf das herzlichste angerichtet stunde. In blauen irdenen Schüßeln / die man aus Ophir bringet / wurden alle speisen / und in dergleichen schalen allerhand milch zwischen den speisen aufgesetzet / auch alles / was nur selten und sonderbar / herbei geschaffet: daß also diese malzeit so wenig / als die übrige entfahung / zu gemeinen hirten sich reimte.
Wie nun alle königliche personen sich gesetzet /und nicht allein von den hirten und schäferinnen bedienet / sondern auch von viel tausend menschen /durch die allerseits gemachte \ffnungen / angeschauet wurden / gesellte sich Demas inzwischen zu seinem gaste / den er selbigen vormittag / in sein haus aufgenommen / und ihm versprochen / ihn alles / was diesen tag vorginge / sehen zu machen. Zu dem ende fürete er ihn hinter die tafel / und zwar an einen ort / da eben eine mit blumen ümwundene seule stunde / hinter die er sich bergen / und also ungesehen alles mit anschauen kunte. Er war eben gerad gegen die sch \ne Königin von Mesopotamien ůber / zu stehen gekommen: deren wunderschein er / bei seiner sonst-gew \nlichen traurigkeit / nicht genug betrachten kunte. Er war noch in diesem anschauen vertiefet / als unversehens nahe bei ihm / etliche hirten hervor sprangen: von denen einer der jenigen dame / an der tafel üm den hals fiele / die den rücken zu ihm gekehrt hatte. Gleicher freiheit gebrauchten sich noch
Es vergingen aber / dem fr \mden gaste des Demas zugleich fast alle sinne / als er dieses mit ansahe / und kunte er auf die freude nit acht haben / so die unvermutete ankunft dieser drei lezten / bei den Königinnen / ihren gemalinnen / auch bei der ganzen gesellschaft /erwecket. Es fehlte nicht viel / daß er nicht / gleich ihnen / an die tafel hinzugedrungen. Doch begriffe er sich wieder / zu sich selbst sagend: Ach nein! meine augen triegen mich / ich sehe die nicht / die ich zu sehen vermeine. Indaride und Ahalibama wandten hierauf ihre angesichter nicht mehr herüm / weiln sie zwischen sich und der K \nigin Lantine für den Hadoran raum gemacht hatten; daher dieser unruhige zuschauer den Demas / seinen beisteher / mit bebender zunge fragte / wer die personen wåren / welche iezt von der K \nigin Lantine sich abgesetzet hätten. Die eine (antwortete ihm Demas) ist die Prinzessin Indaride von Ophir / des Königs Armigar schwester: welcher iezt / mit den Königen Dison und Hadoran / und mit dem Fürsten Jethur / sich hier eingefunden; die andre aber ist die Fůrstin Ahalibama / die gemalin des Fürsten Esau von Seir. Diese nachricht setzete den fr \mden fast vollends aus sich selber / und wolte er daselbst nicht
Die freude inzwischen / so der Dison / Armigar /Hadoran und Jethur bei ihren geliebten erwecket / ist nicht zu beschreiben / und hatte das fragen kein ende /wie es ihnen in der zeit ihrer abwesenheit ergangen wäre? Weiln aber ort und zeit nicht zuließen / solche befragungen ausfůrlich zu beantworten / als ward solches auf bequemere zeit ausgesetzet / und erzehlten sie vor der hand nur kůrzlich / was gestalt die anderen dreie zu den K \nig Dison nach Ninive gekommen /und daselbst miteinander die abrede genommen hatten / sich als schäfere zu verkleiden / und also ihre liebste gemalinnen in Mesopotamien zu entfangen. Hierbei beschriebe ein jeder seiner K \nigin / wie sie kaum das verm \gen gehabt / sich so lange zu bergen / bis die malzeit angegangen.
Wolte Gott! (sagte die vergnůgte Königin von Ninive /) daß / ům diesen freuden-tag volkommen zu machen / der Aborigener König sich hier auch einfinden möchte / auf dessen ankunft wir nun so lang gehoffet. Dieser wunsch / jagte dem König Aramenes und seiner gemalin / auch der Königin von Mesopotamien / eine röte ab / die aus unterschiedlichen ursachen entstunde / die auch ihrer jedes an den andern in acht name. Euren wunsch / liebste schwester! ( sagte die åltere Aramena) wird der höchste zu seiner zeit erfüllen / wan er es für nůtzlich erkennet / daß des Königs meines brudern und eurer andern wille und begehren in dieser sache geschehe. Indessen ist dieser tag schon seelig zu preisen / weil er so wol euch / als die K \niginnen von Ophir und Elam / neben der Prinzessin von
Diese versicherung des Prinzen von Hevila / brachte die K \nigin Hermione vollends aus aller bis dahin erwiesenen kaltsinnigkeit / und schöpfte insonderheit die K \nigin Delbora hierob ein wolgefallen / ihre freundin also unruhig zu sehen / welches sich satsam aus allen ihren gebärden zu tag legte. Aber der König Eridanus / ihr gemal / beobachtete ganz genau / wie der
Wie nun / nach eingenommener malzeit / die tafel aufgehoben worden / und bereits die sonne unterzugehen begunte: sezte sich die ganze k \nigliche gesellschaft wieder zu wagen / und wurden sie / von der gesamten hirtenschaar / durch lauter lustige auen und thäler / nach Samosatha gefůret und begleitet. Unweit vom thor daselbst unten am berg / auf welchem dieses schloß lage / erschienen / der Oberpriester des Theraphim / der ansehnliche Telecles / mit der sämtlichen priesterschar / wie auch die vier richtere von Amida mit ihren frauen / ihre neue K \nigin zu entfangen und einzusegenen. Weil in Damasco die gar zu zeitig angefangene ausrottung der götzen-tempel keine geringe gefahr nach sich gezogen / als ward / mit gut-befinden des frommen K \nigs Melchisedech für ratsam gehalten / daß die K \nigin Aramena anfänglich / diesen aberglaubischen leuten in
Die Könige und K \niginnen von Syrien / neben Ninive und Salem / neben dem Adonisedech / den Prinzessinnen Jaelinde und Ahalibama und der Timna /blieben bei der Aramena auf dem schlosse. Die andern aber / als die K \nige von Egypten / Ophir / Elam / Tyro / Cus und Saba / neben den Prinzen von Hevila und Hebron / wurden samt ihrem frauenzimmer / auch die K \nigin Hermione und Prinzessin Indaride / in die stådte Amida und Edessa / die nur ein feldweges von Samosatha entlagen / eingewiesen und daselbst bewirtet. Weil die nacht bereits eingetreten / begaben sie sich alle zur ruhe / mehr als wol vergnüget mit der ehre / die ihnen von den Mesopotamischen hirten wiederfahren. Es ließen aber diese / die gantze nacht hindurch / im felde ihre freude / durch anstimmung ihrer hirtenmusik / erschallen. Insonderheit hörte die K \nigin Aramena / ehe sie sich der ruhe ůberließe / unten am schlosse / durch etliche schäferinnen / in den thon etlicher harffen / ihr dieses lied zu ehren singen:
Aramena /
Aramena unsre sonne.
Aramena / unsre sonne / gieng uns heut hochleuchtig auf /
Aramena unsre sonne.
Aramena / unsre sonne / wird mit ihrer stralen-huld
Aramena unsre sonne.
Aramena / unsre sonne / wird mit ihrem Götter-tritt /
Aramena unsre sonne.
Aramena / unsre sonne / sol forthin der innhalt seyn
Aramena unsre sonne.
Aramena / unsre sonne / sey wilkommen tausendmal!
Aramena unsre sonne!
Das wenige / so mir noch zur zeit davon wißend ist / (antwortete Sataspe) kan ich leicht berichten / nåmlich / daß ich niemand von diesen reisenden kenne /als die fr \mde dame: und ist selbige die Ahalibama /Fürstin von Seir / die Nefe Zibeons / die man von der andern Ahalibama / welche an den Esau getrauet / sie zu unterscheiden / weil ihrer beider vätter Ana geheissen / also zugenennet. Was ihre abenteuren sind / hat sie mir zu er \fnen
Indem kam eine von der fr \mden ihren mitgebrachten slavinnen zu ihnen / welche die Sataspe ersuchte /zu ihrer Fůrstin zu kommen: die dan sich nicht seumete / ihr so fort in deren zimmer zu folgen. Sie fande daselbst bei ihr / den fr \mden ritter / der sie zu ihrem bette hinfůhrete / und folgends neben ihr / auf der Ahalibama befehl / sich niderließe. Ihr habt / wehrte Sataspe! (finge die Fůrstin an) verlangen getragen /die ursachen zu wissen / warüm ich iezt alhier in Mesopotamien mich befinde / und was mir / seit daß wir einander nicht
Ihr sollet / edler Megadostes! am ende meiner erzehlung die ursach vernemen / warum ich euch meinen lebenslauf gleich iezt erzehle / da ihr von mir eine erklärung auf euren gethanen vortrag erwartet. Und ihr /geliebte Sataspe! werdet hiebei erkennen / wie sehr ich mich eurer verschwigenheit vertraue / indem ich euch nun solche geheimniße kund mache / die / wan sie nicht bei euch vergraben blieben / mir und vielen andern große ungelegenheit verursachen k \nten. Es ist bekant / daß meine fraumutter Ahalibama / die von dem riesen aus dem hause Thalami entsproßen / durch den tod mir frůzeitig abgegangen: wodurch der fürst Ana / mein herrvatter bewogen wurde / mich nach der Tirdane in Syrien zu schicken / die mich erziehen solte. Ich achte für unn \tig / allhier weitläufig zu berichten / was mich von derselben hinweg / und wieder in Seir zu meinen verwandten gebracht: weil ihr / Sataspe! alles solches zu Damasco und Aroer mit belebet / und der Megadostes dieses bereits vordeme von mir vernommen hat.
Meine Wiederkunft auf das gebirge / brachte dem
Daß ich bei dieser flucht / die nach Ezeongaber ginge / nicht mit zugegen gewesen / kame daher / weil ich damals / mit einem eignen heer / in Edom mich aufhielte / allwo der Fürst Eliphas von Theman / mich von den andern abschnitte / und mich zwange / auf das Edomitische gebirge die flucht zu nemen. Ich enthielte mich
In so zweifelhafter hofnung / kame ich vor meinen ůberwinder: welcher gleich anfangs mir mehr höflichkeit erwiese / als ich von dem sohne des erzernten Edoms vermuten k \nnen. Weil ich seinetwegen ehemals zu Aroer bei der Tridane / und zwar unschuldig /viel erlitten / auch ihre erbschaft verloren hatte / finge er seine unterredung davon an / und beklagte solches zum höchsten. Er entschuldigte zugleich sein itziges beginnen / daß er mich in solches ungemach stürtzen můßen / mit der unůmgånglichkeit des krieges / bate mich üm vergebung / und beteurte / daß er solches nicht ändern k \nnen. Ich stellte ihme dagegen fůr /wie er gar nicht ursach håtte / mit einer unglůckseligen so höflich ümzugehen / als deren anverwandte diesen krieg angesponnen / und seine fraumutter so jåmmerlich zum tod gefördert. Er beantwortete solches mit seufzen / und sagte lezlich: man müste die unschuldigen von den schüldigen absondern / und könte ich da nicht für / womit die meinigen ihn betrübet. In solchen und dergleichen h \flichen bezeigungen verliefe dieses erste ansprache / und wurde ich / an statt meines gefängnus / in ein wolausgeschmücktes gezelt gefüret / und / (wie er mir durch den Asareel seinen waffenträger sagen lassen) bloß wider den frefel der ergrimmten Edomiten bewachet / damit sie keinen mutwillen noch gewalt an mir verůben möchten.
Er fande mich folgenden tags in solcher verrichtung: und weil er mich warhaftig liebte / kunte er mich also nicht sehen / sonder meine traurigkeit v \llig mit zu entfinden. Weil ich solche anfangs nicht erwiesen / urteilte er gleich / daß mich etwas anders / als meine bande / kränken můste. Er richtete aber / mit allen seinen fragen / bei mir mehres nicht aus / als daß ich inständig anhielte / mich
Es war aber Eliphas / in diesem gefechte / so schwerlich verwundet worden / daß man ihn für todt in sein zimmer truge. Weil er nun alles dieses ům meinetwillen ausgestanden / kunte ich nicht anders thun / als ihn besuchen: ob mir gleich seine liebe håftig entgegen ware. Ich fande ihn in einen schlechten zustande / und gaben die wundärzte wenig hofnung /seiner genesung. Diß bewoge mich / mit ihme gütiger / als ich sonst wůrde gethan haben / ümzugehen. Und wiewol ich in der zeit von seinen leuten / die ům seine geheimnůß wusten / ůmständliche nachricht erlangte /wie er die Timna wegen ihrer keuschheit in verdacht hielte / auch
Dieses sein beginnen ward offenbar / ehe ich das geringste davon innen worden / und hatte er bereits den Asareel damit nach Syrien abgefårtiget / wie man es mir zu wissen thate. Ich ginge gleich zu den Eliphas in das zimmer / üm solches zu wiedersprechen /fande ihn aber nicht in dem zustande / daß ich viel mit ihm hätte reden k \nnen: und baten mich seine freünde mit thrånen / ich möchte doch dem sterbenden Eliphas wenigst diese gütigkeit erweisen / meinen widerwillen verbergen / und ihn mit der vergnügung / daß ich seine liebe nicht ungütig aufgenommen / abscheiden lassen. Hierbei lagen mir auch meine leute stäts in den ohren / daß ich doch meinen armen und verdorbenen zustand betrachten / und das Fůrstentum Theman nicht ausschlagen solte / ům damit nicht allein mir selber / sondern auch den meinigen / aufhelfen zu k \nnen. Dieses alles bewegte mich / ohne widerrede zu dulten / daß man mich des Eliphas erbin und gemalin nennte. Als aber / über alles vermuten der ärzte / des Eliphas krankheit sich brache / und man unversehens an ihm spürete / daß er
Inzwischen liefen täglich die zeitungen ein / wie es den meinigen in Ezeongaber erginge / und wurde ich nicht wenig erfreuet / als man endlich mir die post brachte / wiedaß / nach dem Ezeongaber an den dapferen Esau übergegangen / und alle meine verwandten in seine hände gerahten / er die ungemeine grosmut erwiesen / und heimlich ihnen såmtlich davon geholfen / daß sie über meer entrinnen können. Ich unterließe nicht / diese erzeigte gůtigkeit des großen Edoms gegen seinen sohn zu rühmen: der sich damit nicht wenig vergnügte / weil er vermeinte / ich ließe gegen seinen vatter / als eine schwieger-tochter / solche zuneigung blicken. Als aber etliche zeit hernach /in welcher die langweilige krankheit des Eliphas /wiewol mit ståtiger bäßerung / immer anhielte / dieses unvermutete gerůchte in Edom erscholle / daß wir mit dem großen Esau frieden bekommen / und daß die Ahalibama / des Ana tochter / in dieser friedenshandlung / ihme ehelich wäre zugesaget worden: fühlete ich hierob eine solche bewegung / die ich vordessen in mir nie entfunden. Das große gerůchte von dieses helden unvergleichlichen thaten / die den meinigen erwiesene grosmut / und deren wille / vermeinten
Wie nun diese zeitung täglich / von allen orten her / beståtiget wurde / daß ich nicht mehr daran zweiflen dorfte / hielte ich es fůr unverantwortlich / den Eliphas långer in seinen bisherigen wahn zu erhalten sonderlich da auch gewiße nachricht mit einlieffe /daß der große Esau in Edom kommen / und seine versprochene braut besuchen wolte. Ich scheuete mich demnach nicht / dem Eliphas dieses alles zu entdecken / wie ich nåmlich / dem willen der meinigen zu gehorchen / deren befehl ich mir ståts eine richtschnur meines thuns seyn lassen / den Fůrsten Esau ehlichen müste: bate ihn deshalben / hierinn sich nicht zu widersetzen / sonderen der unmöglichkeit zu weichen /zumal ich ohnedas / seine erwiesene liebe allein mit freundschaft zu beehren / mich tůchtig befände. Wan ich noch daran gedenke / wie der arme Eliphas sich hierbei gebärdet / kan es in mir ein erbarmen erwecken: und håtte ihn / weil er meiner gunst sich versichert geachtet / dieser unvermutete abschlag schier zum tode bef \rdern sollen. Er sparete weder worte noch thrånen / meinen sin hievon abzulenken / und wolte mich bereden / wiedaß sein herrvatter die andere Ahalibama / meines grosvatters bruderstochter liebete / und ich also hiemit nicht gemeinet wåre. Er richtete aber mit alle diesen bei mir nichtes aus / und weil ich / von dem tage an / ihn weniger besuchte /bliebe ich überhoben / sein stätswärendes klagen anzuh \ren: wiewol mir überflüßig berichtet wurde / wie er ein unbeschreibliches elend triebe / und von neuen schwerlich befallen wåre.
Es stellte sich aber / wenig tage hernach / der Fürst
Ich erfuhre mit der weile / daß er / von meinet wegen / mit seinem sohne sich hart überworfen / und den mit aller macht überreden wollen / von mir abzustehen / und
Allhier verstummete er wieder / und sahe mich mit vielen seufzen an / daher ich ihn fragte / was er mit diesen abgebrochenen worten hette sagen wollen? Sonder hierauf zu antworten / fuhre er fort / mich seiner liebe zu versichern / und sagte: Niemals habe ich mich in so glückseligen stande / als wie iezt / gesehen / da ich glauben darf / daß mich die schöne Ahalibama liebe. Ich liebe den Fürsten von Edom / (fiele ich ihme in das wort) weil es meine eltern haben wollen /massen derselben gutachten iederzeit eine richtschnur meines willens
Wenig tage hiernach / fande ich ihn ganz allein in dem weinberge / der vor Bean liget: da er sich unter die trauben gesetzet / und den kopf in beide hände geleget. Ich stunde eine gute weile bei ihm / ehe er mein gewar wurde / und machten seine tieffe gedanken ihn viel bei sich selbst reden: davon ich aber nichtes vernemen konte / auser daß er meinen namen zum öftern genennet. Endlich erblickte er mich / und so fort von seiner stelle aufstehend / name er ein freieres wesen an sich / und entschüldigte sich hoch / daß er mich nicht eher ersehen hatte. Des Fůrsten von Edom anligen (antwortete ich ihm) ist also beschaffen / wie ich sihe / daß ihm nicht zu verdenken stehet / wessen er sich ietz entschüldigen wollen. Dafern ich aber glauben sol / daß man mich liebe / so muß ich dieses anliegens teilhaftig werden / und wil iezt vernemen /was es sey / das ein so großes gemůt also kränken kan. Nachdem Esau hierauf sich eine weile besonnen /sagte er: Liebste Ahalibama! solte es einen verliebten nicht betrüben / daß ich von euch vernemen müßen /wie ihr / allein auf befehl der eurigen / meine liebe annemen könnet? dan hieraus muß ich stäts befahren /euch wieder zu verlieren / wan eure verwandten euch geb \ten / einen andern zu lieben. Wozu dienet diese sorgfalt / (gabe ich zur antwort /) da mich die meinigen einmal an den großen Edom versprochen? und wil ich fůr sie wol gut sagen / daß sie ihr versprechen unverbrüchlich halten werden.
Ich ließe mir dieses alles wol gefallen / forschete auch nicht nach der ursache / warum er nicht so fort mit mir die heurat volziehen wolte. Und / seiner verordnung in
Wann ich nicht / liebste Fürstin! auf euer versprechen mich verließe / daß ihr mich / ohne der eurigen gebot /aus eigenen freien willen lieben wollet / wůrde ich nicht mit so guter zuversicht / als wie ich nun thue /diese botschaft an euch schicken / und euch endlich eröffnen laßen / was ich euch bisher notwendig verhalten müßen. Erteilet demnach dem Azron ein gnädiges gehör / und beurteilet / nach allen meinem verfahren / die größe meiner liebe / die in mir eure schönheit erwecket / eure gütigkeit ernehret / und der himmel selbst gestiftet hat. Dessen schlus beständig nachzuleben. Ich achte mich so wol
Esau Fürst von Seir.
Meine begierde war nicht gering / als ich diese dunkle worte gelesen / selbige erkläret zu wißen. Wie ich demnach dem Azron erlaubet hatte zu reden / vernam ich von ihme mit der gr \sten bestürtzung / daß der Fürst von Edom meine base / die andere Ahalibama / in Syrien geliebet / die ihme auch / bei den zwischen ihm und unseren verwandten aufgerichteten friedenschluße / zu Sotis im lande Cus / von dem Ana und der Poliphide ihren eltern versprochen worden: daher / als man ihn für gewis berichtet / daß diese Fürstin sich zu Bean aufhielte / er ins land Edom gekommen / und mich an deren statt alda gefunden hätte. Bis hieher hörte ich dem Azron gedultig zu: als ich aber mir fürstellete / wie ich / durch meine falsche einbildung / dem Esau anlaß gegeben / mich liebend zu glauben / kunte ich meinen zorn nicht bergen / üm daß er nicht sofort sich mir eröffnet. Ich schalte seine leichtsinnigkeit / daß er / bei solchen ümständen / bei mir liebe fürgeben d \rfen. Aber der Azron entschuldigte solches alles aufs bäste / und erzehlte mir ůmständlich / was Esau fůr einen streit in sich gefühlet / als er das erste mal von mir gekommen / und wie ihn nicht allein meine person / sondern auch / daß ich ihn so unschuldig meiner liebe versichert / bewegen müßen / mich der andren Ahalibama fůrzuziehen /weil selbige niemals seine liebe annemen wollen. Hierbei laugnete er mir
So ist es dan meiner eltern wille / (fiele ich ihm alhie in das wort) und tritt des Ana tochter mir den Fůrsten von Edom ab? das erste / (antwortete mir Azron) verhoffet mein Herr zu erlangen / weil sich das andere also begeben / und es mit der andren Ahalibama einwilligung / ja h \chsten wunsch und verlangen zugehet / daß mein herr die sch \ne Nefe des Fürsten Zibeons lieben darf. Als er dieses gesagt / überreichte er mir ein schreiben von der Ahalibama / der tochter Ana / das ich / ungeacht meiner großen verwirrung / dennoch eröffnete und diese zeilen daraus lase.
Es vermeinet unser überwinder / der große Edom /daß er ein gůtiger gehör bei der schönen Nefe Zibeons erlangen werde / wen ich diese zeilen den seinigen zufüge / und euch nicht allein seiner wahren und ungefärbten liebe versichere / sondern auch daneben beteuret / daß mir in
Ahalibama Ehegemalin des
großen Edoms.
Diese wunderbare bitte der Ahalibama / befr \mdete mich nicht weniger / als die schleunige volziehung ihrer heurat zu vernemen: Und war ich nicht långer fåhig / des Azrons gegenwart / nach dem ich so viel wunderliches auf einmal vernommen / für dißmal zu erdulten. Ich verschloße mich ganz allein in mein Cabinet / und überlegte bei mir / was ich auf einmal vernommen hatte. Daß mich das gerüchte anfänglich betrogen / der Esau mich darin erhalten / meine eltern von dieser meiner versprechung nichtes wusten / und Esau nun bereits geheuratet hatte: solches alles gienge mir nicht so nahe / als wie dieses / das ich in mir fůhlete / wie ich den Esau noch liebete; daß ich / von dessen liebe abzustehen / mich zu schwach befande; und daß mein vorsatz mir schmerzlich ankame / forthin von dem Esau nichts mehr anzuh \ren / und nach meinen verwandten in Egypten mich zubegeben. Doch siegte ich noch über mich selber / und bliebe fäst / bei dem schluße / ob ich gleich den Esau aus
Wie ich nun bei mir zu raht ginge / wie solche meine reise nach Egypten / sonderlich in den angehenden wintertagen / anzuschlagen / fůhrete der himmel von ungefår den Eliphas nach Denhaba / der nun erst völlig genesen / war / und unbekandter ům mich zu suchen / sich daselbst eingefunden hatte. Weil er /durch eine meiner vertrautesten slavinnen / sich in geheim bei mir anmelden lassen / ům / wie er sagen ließe / auf ewig bei mir abschied zu nemen / fiele mir sofort ein / mich dieses Fůrsten zu meiner flucht zu bedienen. Ich wil euch nicht lang die reden beschreiben / die seine liebe ihn machte herfürbringen / sondern es kurz machen / und nur dieses melden / daß ich auf seinen liebesvortrag weder ja noch nein gesaget /sondern ihn zwischen forcht und hoffnung setzend /ihn dahin beredet / mir behülflich zu seyn / daß ich meine vorhabende reise nach Egypten vollziehen k \nte. Niemand von der welt håtte hierzu sich williger finden lassen / als eben dieser Fürst thäte. Wie ich nun alles / was zu meiner reise vonnöten war / herbei geschaffet / hinterließe ich in Denhaba ein schreiben an die Ahalibama / so der Azron / an stat seiner abfärtigung / mit nach Syrien zurücke nemen solte / dessen inhalt etwan also gelautet:
Es ist genug / wehrteste base! daß ihr mich / ob gleich sonder schuld / einmal verfůhret habt / den fürsten Esau zu lieben / zum andern mal wird es euch nicht so leicht / noch mir so verantwortlich seyn: massen ich nicht begehre / eine liebe zu nehren die durch betrug hat ihren anfang gewonnen. Behaltet demnach den großen Edom fůr euch allein / weil ihr / und nicht ich / dem hause Seir den frieden dadurch geben sollen; und glaubet / daß meine eltern mich davon frei erkennen / in mehrerm als in diesem euch gleich zu seyn /daß ich die ehre habe / euren namen zu fůhren
Ahalibama Fürstin von Seir.
Wie es mir unterwegs auf dieser mühseligen reise ergangen / sonderlich in Gesellschaft eines liebhabers / dem ich alle hofnung laßen muste / üm mein vorhaben zu bef \dern / solches könnet ihr euch selber fürstellen / und kam ich endlich nach Sais in Egypten /alwo ich den alten Zibeon / wie auch den Ana meinen herrvatter / wiewol den ersten sehr unlustig / (weil meine abwesenheit ihn gekrånket) beysammen antraffe: und erweckete es bei ihnen eine große freude / daß sie mich wieder sahen. Sie wusten nichtes von allem deme / was mir begegnet war / sint der zeit wir voneinander gewesen / und vermochte ich nicht / sonder schamröte ihnen zu erzehlen / wir es mir mit dem Fürsten Esau ergangen. Sie priesen
Es ware nun noch übrig / den Eliphas von mir zu weisen / den ich nach Sais nicht \ffentlich mitbringen wollen / ům ihn nicht / mit schlechten dank für seine erwiesene dienste / bei den meinigen in gefahr zu stůrzen / die sich / ungeacht des friedens zwischen uns und den Edomiten / etwan an ihm håtten rächen m \gen. Ich beschiede ihn heimlich zu mir zu kommen / und er \ffnete ihme meine rechte und lezte meinung /wie daß ich nämlich unfåhig wäre / seine liebe anzunemen / und wie unrecht er thåte / an der Timna / seiner gemalin / sich also zu rächen begehrend / massen ich gewiß wüste / daß er sie unschůldig in so b \sen verdacht hielte. Weiln ihme diese erklårung nicht gefiele / muste ich endlich / auf sein ferneres anhalten /die unh \flichkeit begehen / und ihn also allein stehen lassen: und habe ich nachdeme weil er von Sais hinweggezogen / weiter nichts von ihm erfahren.
In solcher zeit kam der neue König der Egypter /der Pharao Amosis / aus Syrien an / welcher mit großem gepränge in Tanis eingeholet worden: da dan die gesamte
Der Fůrst Ana mein herrvatter / neben seinem bruder und etlichen andern von unsern vettern / um nicht mindern muht als die Egypter zu erweisen / waren auch mit von dieser gesellschaft / und hatte ich / nicht weit von dem König / bei den Egyptischen Fůrstinnen / meinen platz / üm dieses gefechte mit anzusehen. Weil hiebei nicht geringe gefahr / als håtte ich lieber selber mitmachen / als meinen herrnvattern dabei wissen mögen / und schwanete mir nicht vergebens / daß für ihn nichts gutes vor-wäre: maßen / das gr \ste Crocodil unter dem hauffen / auf ihn loß ginge / und ihm so viel zu schaffen machte / daß er / als solches kåmpfens ungewohnet / das leben håtte einbüßen můßen: wan nicht / der dapfere Megadostes hiezugegen / von der schaubühne / da er unter
Er wolte sich zwar nachgehends wieder unter das volk verbergen / aber die meinigen ließen ihm solches nicht zu / sondern begleiteten ihn nach unsrem palaste: da der alte Zibeon anfinge / durch tausend bezeigungen / diesem frömden sein erkentliches gemůt kund zu machen. Er muste die herberge bei uns nemen / und verg \nnen / daß seine bei sich habende auch zu uns kamen. Unter diesen befande sich ein Chaldeischer Sternseher / der / wie es nachmals Megadostes erzehlet / fürnemlich die ursach gewesen /daß er sich in diesen Crocodil-kampf begeben / und ware es damit also beschaffen. Es hatte unlängst der edle Megadostes ein sonderbares anliegen / welches ihn den tod unaufh \rlich wünschen gemacht. In solchem seinem zweifelmut / stieße auf der reise ungefär dieser Chaldeer auf ihn: welcher mit ihm sich bekant machend / ihm profezeite / daß er nicht so unglücklich wäre / als er wol vermeinte / und daß er in Egypten /zwischen den Crocodilen / den anfang seiner ruhe finden solte. Als er demnach / in Egypten kommend /diesem
Megadostes konte sich nicht enthalten / bei dieser der Ahalibama lobrede ihr in das wort zu fallen: sie aber winkte ihm mit der hand / daß er schweigen /und ihre erzehlung nicht abreissen m \chte. Also lebten wir nun zu Thanis (fuhre sie fort) in ståter gesellschaft dieses unbekanten Ritters / und seines Chaldeers: welcher / wegen seiner wissenschaft / und daß er dem Fůrsten Dison / als jetzigem König von Ninive / zuvor gesaget / daß er die Prinzessin Aramena / wie nun am tag / heuraten würde / in großen ruffe gekommen. Ich wurde darum auch vorwitzig /mein glück von ihme zu wissen / und forschete einsmals von ihm / wie es mir wol künftig ergehen wůrde? ich bekame den bescheid / ich würde eine der glücklichsten frauen von der welt werden / wan ich nach dem willen und gefallen meiner eltern heuratete /und müste ich den krieg nachfolgen / der da mein element wåre / wan ich mich und die meinige in recht ruhigen stand
Wie wir nun so lebten / kame der große Edom unvermutlich selber nach Thanis: da er dan alle ersinliche ehre von dem König Amosis entfangen. Die ursach seiner hinkunft war / mich wieder suchen und zu seiner liebe zu bereden: Daher er / wenig tage nach seiner ankunft / bei meinen eltern / die zu besuchen /sich einfande. Weil der friede / so zwischen ihm und den meinigen aufgerichtet / es erforderte / kunten wir ihm diese besuchung nicht abschlagen: wiewol sie /an des Zibeons und Ana seiten / sehr kaltsinnig abging / da hingegen er sich also erwiese / daß gnugsam daraus abzunemen war / wie sehr er unsere freundschaft suchte. Wie er / bei mir allein zu seyn / gelegenheit erlanget / ware wol unser beider verwirrung gleich groß: weil wir beiderseits nicht wusten / was wir reden und wovon wir das gespräche anheben solten. Wir meinten an beiden theilen befugt zu seyn /uns übereinander zu beschweren: er nämlich / daß ich / wider meine zusage / seine liebe ausgeschlagen; und ich / daß er mich durch sein verhelen also betrogen /hatte: doch wolte keines / hiervon zu reden / den anfang machen.
Endlich ůberwand ich mich / ihn fragend. Was die Fürstin Ahalibama / seine gemalin machte? Er errötete hierüber / und mich ganz verliebet ansehend / antwortete er: Ihr wůrdet / grausame Ahalibama! solches selbst am bästen wissen können / wan ihr diesen namen zu führen begehrtet. Ich besorge / (gabe ich ihm zur wiederantwort /) daß dißfalls die tochter Ana von der Nefe Zibeons wůrde vernemen müssen / was ich ietzt von ihr
Hier muß ich euch nun die rechte geheimnüße offenbaren / worzu eure verschwiegenheit höchst vonn \ten ist / und werdet ihr / wehrte Sataspe / ob ich schon eurer treue wol versichert bin / zu meiner beruhigung / mir zu schw \ren / daß ihr alles / was ihr nun vernemen werdet /
Dieses letzere heer / welches auch zu eroberung Seir soll angewendet werden / auszuführen / ward von den Enakim meinem herrvattern aufgetragen: der aber / sich entschuldigend / mit bewilligung des Zibeons /gegenwärtigen Megadostes dazu erkiesete / und ihme zugleich anbote / mich zu heuraten / und also herr von Seir zu werden. Megadostes ließe sich nicht mercken /daß ihm dieser fürsatz mißfällig. Ich aber / die ich /eine gehorsame tochter zu seyn / mich lebenslang beflissen / ware gleich
Welcher gestalt dieser Fürst solches mein verfahren entfunden / legte sich hierauf sattsam zu tage: massen sofort der ganze hof seine betrübnüs vermerket. Weil
Weil nun der Zibeon mir meinen gram bald anmerkte / als ware dieses / unter andern / eine ursache mit / daß wir unsere abreise aus Egypten zu beschleunigen bedacht wurden: wiewol die eigentliche ursach diese war / daß die zeit sich näherte / da wir auf dem Taurischen gebirg / neben den beiden Königen von Basan und der Aborigener / die in der Riesen bunde mit begriffen /
Als nun / zu anfang dieses frůlings / der König von Egypten nach Syrien abreisete / ům die K \nigin Danede / seine gemalin / von dar abzuholen / die sich den winter über in Damasco aufgehalten / massen er gestern mit ihr und andren Königlichen personen / die Königin von Mesopotamien hieher einbegleiten helfen: bliebe der Esau noch zu Thanis / weil ihme unmüglich fiele / mich zu verlassen / und bekamen wir wind davon / daß nicht allein er damit ümginge / mich in sein Fürstentum zu entfüren / sondern auch / daß der Amosis seinem reichsstathalter / dem Esau hierzu alle hůlfe und vorschub zu thun / anbefohlen hatte. Diese seine vermessenheit schmerzte mich so sehr /als wie es den meinigen verdrossen. Und weil wir der Egyptischen macht nicht gewachsen waren / erwehlten wir heimlich die flucht / und gingen Zibeon / Ana /Megadostes und ich / mit unseren leuten und nötigstem geräte / bei nacht aus Thanis hinweg / ehe ein mensch das geringste davon gewar wurde. Wir stelleten hierauf unsere reise nach dem Thamischen gebirge an / und als der weg uns durch Mesopotamien führte /kamen wir / vor ungefär fünf tagen / glücklich nach Phalaga an: da wir über den phrat setzen / und fürter unsere reise hieher nemen wolten.
Desselbigen abends nach unserer dahinkunft / wie ich an dem strande des phrats mit einer meiner slavinnen
Nun hatte Megadostes alle meine worte mit angehöret / und als meine dirne mit ihrem geräusche / so sie im hinweggehen machete / bei ihm die einbildung erwecket / daß ich mich von dar begeben hätte / brache er in diese worte heraus / die ich ganz deutlich vernemen kunte: Habt ihr gehört / mein vatter! was die unvergleichliche Ahalibama / (also beliebte ihme /mich zu nennen) itz geredet hat? Ach! es wäre ja höchst billig / diese volkommene tugend zu lieben /wan nur mein herz einige andere liebe anzunemen fåhig wäre. Ich begehre nicht / edler Megadostes! (hörte ich den Chaldeer antworten /) in euren geheimnůßen zu forschen: dieses aber
Hiermit stunden sie beide auf / und gingen hinweg. Ich / ganz voll bestürzung / hatte keine zeit / dieses /was ich gehöret / recht zu überdenken / weil indem einer zu mir in meine höle kam / und mir / da ich ihm entgegen ginge / die hand bote / mich heraus zu fůhren. Weil
O verwegener Esau! (rieffe ich hierauf / ihn an seiner stimme erkennend) solt ihr euch auch unterstehen dörfen / mich dergestalt zu beleidigen? und habet ihr nicht bäßere gedanken von meiner tugend / als daß ich nicht tausendmal lieber den tod als diese ehrenrürige entfůrung erleiden solte? Hiemit war ich bemühet / mich los von ihm zu reißen / er aber setzete bei solcher gelegenheit die blödigkeit auf die seite / und /weil er sich zweifels frei darauf verließe / daß er wuste / wie ich ihm nicht abhold wåre / fuhre er in seiner angefangenen künheit fort / und mich auf seine arme fassend / truge er
Ich hatte deren kaum etliche stunde genossen / da kame Megadostes mit seinen leuten auf einem schiffe den phrat herrunter fahren: welcher / sobald er meine entfürung / durch einen von des Esau dienern / der in der eile sich verspätet / vernommen hatte / uns nachgefolget. Er ländete eben an / als der Esau seinen wagen wieder bespannen ließe / und gleich am ufer stunde. Ihr wortwechselung bestunde beiderseits in entbl \ßung der schwerder: da sie / mit gefolge der ihrigen / aufeinander los gingen / und ein getůmmel erregten / daß nicht allein ich davon erwachte / sondern auch ganz Anzora zugelauffen kame / ům die ursach dieses unwesens zu erfahren. Ich bedachte mich hiebei nicht lang / was mir zu thun wäre / sondern entschloße mich sofort / diesen beeden helden ihr leben zu erhalten / und mit dem Megadostes nach Phalaga wieder zu kehren / demnach ließe ich mich unter die menge des zulauffenden volkes / und rieffe ihnen zu /daß sie mir folgen solten / diese streitende mir voneinander bringen zu helffen. Als ich nun bald ein zimliches heer hinter mir sahe / die ich / meiner alten kriegerischen gewonheit nach / wol anführen konte /drunge ich mit ihnen / mit denen zwischen den Esau und Megadostes ein / ihnen beederseits und ihren leuten den frieden gebietende. Sie legten sowol aus ehrerbietung als weil ich mit dem volk aus Anzora die stårkste war /
Hierauf bote ich dem Megadostes die hand / und sagte zu dem Esau: Sehet / wie der himmel eurem ungerechten verfahren entgegen ist / indem er mich also aus euren hånden errettet. Ich will es ferner seiner rache befehlen / wie ihr mich beleidigt / und werde ich von diesem tage an / euch als meinen ärgesten verfolger zu fürchten / mir åuserst angelegen seyn lassen. Als er diese worte von mir vernommen / erblasste er /gleich einer leiche / welches dan auch seine entfangene wunden mit verursachten. Ich aber wandte mich damit zu den bürgeren von Anzora / die ich ersuchte /diesem wůtrich zu steuren / daß er mir nicht hinterlich seyn möchte / mit dem Megadostes nach Phalaga wieder zu kehren. Weil die vornemsten unter diesen leuten den Fürsten von Edom kennten / als erfüllten sie dieses mein begehren mit großer bescheidenheit / und baten ihn üm das / was sie ihm wol verwehren konten / nämlich daß er mich ungehintert m \chte reisen lassen. Er war aber von wut / unwillen und beschamung so eingenommen / auch daneben so schwach wegen des verlohrnen Blutes / daß er das vermögen nicht hatte / sich daselbst länger sehen zu lassen. Demnach begabe er sich / so wol dem pövel aus dem wege zu kommen / als meinen abzug nicht mit anzuschauen /sonder mir ein wort zu sagen / mit den eltisten der stadt in ihren tempel. Ich aber ginge / ohn ferners såumen / mit dem verwundten Megadostes zu schiffe /und kamen wir erst gegen den abend / weil wir gegen den strom fuhren / wieder nach Phalaga.
Ich muß euch nun auch wol die unterredung erzehlen / die ich unterwegs mit meinem erl \ser auf dem
Mit solcher wechsel-versicherung / die zwar mir /wie ich nun gestehe / saur ankame / kehrten wir wider zu dem besorgten
* * *
Hiemit beschloße diese angeneme Fürstin ihre rede / und ließe Megadostes der Sataspe keine zeit / hierůber etwas zu sagen / indem er für der Ahalibama bette nieder kniehete / und mit den bewegligsten worten / die er nur ersinnen kunte / ihr zu verstehen gabe /wie sie in der welt keinen ergebeneren diener als ihn haben solte / und wie er äuserst bemühet seyn wolte /ihre eltern dahin zu bereden / daß sie in die liebe des großen Edoms einwilligen möchten. Ich habe euch (antwortete Ahalibama) auf meiner eltern befehl geliebet / verhoffe auch / wan sie eure ursachen nun h \ren / daß ihr mich nicht etlichen könnet / sie damit werden friedlich seyn / daß ich meine liebe wieder zurücke genommen / und dieselbe in eine freundschaft gegen euch verwandelt habe. Wollen sie dan den Esau zu ihren schwiegersohn nicht haben / werde ich auch ihren willen niemals widerstreben / dabei aber euch nicht verwehren / euer můglichstes bei ihnen für den großen Edom anzuwenden / damit durch euch / dieser trostlose seine Ahalibama wieder erlangen möge / die ihr ihm zuvor entwendet. Diese worte konte sie sonder thränen nicht vorbringen / und wurde Megadostes dadurch nicht wenig gerüret: Der ihr auch verhieße /seine eigne glückseligkeit so lang hintan zu setzen /und ungeseumt nach Anzora zu kehren / um den Fürsten von Edom in seiner unruhe zu tr \sten. Dieses wolte sie aber nicht zugeben / bis es ihre eltern verwilligt hätten. Sie widersprache auch lang seinem fůrnemen / daß er
Als diese endlich zu worten kommen konte / bezeugte sie ihre verwunderung über die sonderbare liebe dieser beiden / und beteurete der Ahalibama nochmals / daß sie keinem menschen etwas hiervon entdecken wolte / was sie von dem fůrhaben der riesen vernommen håtte. Daß dieses sehr geheim seyn müße / (sagte Ahalibama) läßet sich daraus abnemen /weil alle die K \nige / unter denen die Riesen zerstreuet wohnen / dieses werk hinteren würden / wan sie es zu früzeitig erfahren solten / da keiner gern sein land / durch ihren abzug / wird wollen sehen \de werden / und dörfte man sonderlich hier in Mesopotamien / als nächste nachbaren / dieses zu verhinteren suchen / damit unsere macht nicht zu groß werde / andren gesetze fürschreiben zu können. Ich begreife dieses gar wol: (antwortete Sataspe) damit aber mein vetter der Demas / einiger maßen erfahren möge / wer seine gäste seien / so werde ich ja ihme / als einen vom gebirge Seir / und der überdas dem Fürsten Zibeon ehmals so viele dienste erwiesen / meiner Fůrstin namen nicht verschweigen / noch auch ihren weg nach dem Taurischen gebirge verhelen müßen? Dieses stehet euch frei / (sagte Ahalibama) nur daß das übrige bei euch bleibe / und verlange ich selber dem getreuen Demas meinen namen zu entdecken und deswegen ihn zu sprechen.
Wie nun Sataspe der Fürstin willen wuste / säumete
So angenem mir meine Fůrsten sind / (sagte Demas zu ihnen) so unvermutet kommen sie mir: maßen ich mir eingebildet / nun der hof zu Samosata ist / es wůrde diese auen unserer fürstlichen schäfere gånzlich wieder seyn beraubet worden. Wir suchen beide nichtes (antwortete Nahor /) in Samosata / was unsere sinne vergnügen kan: doch hätten wir / dessen ungeacht / unsere aufwartung bei hof ablegen wollen / wan man uns nicht gesaget / daß die königliche personen sich heute nicht sehen lassen / sondern von ihrer reise ausruhen wolten. Hiemit grüßete Nahor / sowol als der Bethuelden ansehnlichen Megadostes / und wie sie sich mit einander zu tische gesetzet / fragte Nahor diesen frömden / ob er gestern den königlichen einzug mit angesehen hätte / welches als er es bekråftiget /gabe solches anlas / hievon weitlåuftiger zu reden. Wan der edle Megadostes (sagte Bethuel) nicht selber eine so fürtrefliche sch \nheit in unser land gebracht hätte / so wolte ich wol vermeinen /
Er bliebe hierauf / dieses ferner zu beantworten ůberhoben / und kamen sie nun auf den unterscheid der sch \nheiten zu reden / da Megadostes zu sagen angelassen wurde / welche fůr die sch \nste / nach den Königinnen Aramena und Cölidiane / (als welche billig den preis vor allen den andern behielten) zu achten wäre? Wan ich schon mein urteil (antwortete Megadostes) von so unvergleichlichen schönheiten geben wolte / so wůste ich doch ihre namen nicht zu sagen /weil ich keine kenne / als die beide Prinzessinnen /die mir der Demas gestern genennet. Die eine von denselben (sagte Bethuel) um die / wie ich hörte / der Demas befragt wurde / war die schöne Prinzessin Indaride aus Ophir / die / nach ihres Königs Amraphel tode / in ihrem unglücke das glück gehabt / daß keiner sie mit neuer liebe betrůbet oder gequälet hat. Ihre sch \nheit ist doch wol so groß / (antwortete Megadostes /) daß sie ihr leichtlich anbetere erwerben
So folget dan daraus / (unterredete Demas) daß Megadostes den preis der schönheit dieser Prinzessin gibet / darůber ietzt sein urteil begehret worden. Ich wüste in warheit nicht / (widerredete Megadostes) ob etwas ungerechtes bei solchem urteil seyn wůrde / unterneme mich aber darum nicht / über so hohe personen meine gedanken zu eröffnen. Das wolgefallen (sagte Bethuel) ist der sch \nheit richterin / und verursachet dieses die wahl bei dem Megadostes: welche ich meines teils auf die jüngere Aramena / die Königin von Ninive / richten můste / ob ich schon iezt von ihren banden befreiet lebe. Sol ein ieder (thäte Nahor hinzu) eine besondere schönheit preisen / so wil ich die Ahalibama / des Esau gemalin erwehlen. Ihr nemet mir / mein Fůrst (fiele ihm Demas in das wort) die meine aus dem munde / massen auch ich dieser den preis der sch \nheit geben
Mit diesen und dergleichen gesprächen verbrachten diese viere die malzeit / und konten Nahor und Bethuel weder aus des Megadostes noch aus des Demas reden erfahren / wer dieser ungemeine fr \mde seyn můste: zumal auch die Nefe Zibeons / um unbekant zu bleiben / sich nicht sehen ließe. Demnach namen diese beide Fürsten wieder ihren abschied / nachdem sie den Megadostes und seine bei sich habende sch \ne ihrer möglichsten dienste versichert. Sie gingen hierauf nach ihren heerden / da ihre hirtenknaben an stat ihrer im thal weideten / und stimte / im fortgehen / der Bethuel folgendes lied an / das er auf seinen zustand gerichtet.
Als Bethuel dieses lied geendigt / sagte sein bruder zu ihme: du hast mir hiermit anlaß gegeben / daß ich auch auf meinen zustand ein lied zu dichten verlange. Es fehlet mir aber an der wissenschaft / die reimen recht zusammen zu setzen. Ich wil dich demnach ersuchen / daß du deinen poetischen geist mir hierzu leihen wollest. Ach Nahor! (sagte Bethuel / ihn zugleich gantz beweglich ansehend) solte ich ein lied von deinem lieben aufsetzen / so wolte ich darinn melden /daß du der Aprite auf ewig gute nacht sagtest / oder doch sie nicht so ehrerbietig liebtest. Hüte dich / Bethuel! (antwortete Nahor) mich also zu betrüben / und achte die Aprite nicht so geringe / bevor du sie gesehen hast. Wie kan man sie h \her ehren / (wandte Bethuel ein /) als es ihr zustand mit sich bringet / und habe ich alle hochachtung fůr sie / die eine magd der Almesia von rechts wegen erfordern kan.
Indem Bethuel also redte / fuhre unweit von ihnen ein mistwagen vorbei / den sie gleich / an den pferden / der Almesia zustehend erkanten / welche ihn auf ihren acker schickte. Weil zwo mågde mit mistgabeln hernach gingen / schwanete gleich dem Nahor / daß Aprite eine von ihnen seyn würde. Ob es ihn nun wol verhönete / daß sein bruder seine liebste also solte aufziehen sehen / so überwande doch die liebe bei ihm alle betrachtungen /
So werde aber ich / liebste Aprite! (sagte Nahor sie bei der hand fassend) euren guten namen nicht verkleinern / wan ich euch zur Fürstin von Syrien zu machen / und in die fürnemste freundschaft der welt euch zu bringen / hiermit verheiße. Machet demnach zwischen mir und andern einen unterschied / und erkennet meine eheliche liebe / die ich zu euch trage / so die heurat zum ziel hat / und eure ehre auf die höchste staffel zu setzen bemühet ist. Diese entdeckung thäte Nahor mit so verliebten gebärden / daß gnugsam erhellte / wie es ihme ein rechter ernst wäre. Aber Aprite hatte solches mit gleicher und ihr-gewönlicher kaltsinnigkeit angehöret /
Aprite schwiege zu diesen klagen des Nahors / und begegnete ihme damit ein wagen / auf welchem die Ahalibama mit der Timna und Casbiane saßen / des willens / den Demas und die Sataspe zu besuchen: als von denen Ahalibama und Casbiane den ersten /Timna aber die andere / gar wol kenneten / zumal diese eben die jenige war / in deren hause sie sich zu Damasco an den Eliphas trauen lassen. Weil diese Fürstinnen so fort den Nahor erblicket / rieffen sie ihm zu / daß er ihnen den weg zeigen solte: der aber anfånglich zu ihren stimmen taub ware / bis Aprite /die sich neben der Baalise vor diesen ankommenden sehr verbarge / dem Nahor zuredte / von ihr ab und dahin zu gehen / wo ihm geruffen würde. Weil nun dieser verzweifelte liebhaber die höflichkeit nicht gar hintan setzen durfte / als muste er seine Aprite verlassen / und nach den andren eilen / gabe aber in allen seinen gebärden gnugsam an den tag / daß er bis in den tod betrübt und unruhig wäre. Die drei Fůrstinnen sahen ihm dieses an / daher
Es fehlte wenig / daß sie nicht die Sataspe und den Demas / bei der Nefe Zibeons und dem Megadostes angetroffen: welche kaum aus dem zimmer entkommen kunten / als jene schon in das haus eintraten. Aneriste / des Demas hausfrau / entfinge und hielte sie so lang auf / bis die andren beide zu ihnen hinab kamen. Der Sataspe freude war übergroß / die Fůrstin Timna wieder zu sehen; und als sie hörte / daß das kind /welches sie auf dem arm truge / der Amalek / ihr und des Eliphas sohn wäre / kunte sie sich nicht enthalten / ihr solches aus den armen zu nemen / und es an ihre brust zu drücken / dabei sagende: der himmel sei gepreiset / der mich den tag erleben lassen / die frucht von dieser heurat zu sehen / die ich habe volziehen helfen. Ach Sataspe! (antwortete die betrübte Timna) wie ist diese heurat für mich so unglůcklich hinaus geschlagen / und wie sehr hat sich des Eliphas liebe gegen mir geåndert! diese worte sagte Timna / indem sie den windelsteig hinauf traten / und wurden solche von der Nefe Zibeons in ihrem zimmer mit angehöret / weiln sie ganz nahe für ihrer thür über gingen: daher ihr nicht geringe anregung
Dieses ihr verlangen eröffnete sie einer ihrer slävinnen / die noch allein bei ihr im zimmer war /weil Megadostes auch von ihr gegangen / und sich /üm nicht von diesen ankommenden gesehen zu werden / in seine kammer verschlossen hatte. Diese verschmizte slåvin / üm ihrer Fürstin willen zu erfüllen /ersahe eine gelegenheit / zu der Sataspe allein zu kommen / als sie eben / den kleinen Amalek noch auf dem arm tragend / von der Timna aus dem gemach ginge / ům ihr etliche begehrte schriften von arzneien / darinn sie sonderlich erfahren war / zu holen. Wie nun Sataspe das verlangen der Nefe Zibeons vernommen / eilete sie mit dem kinde in das gemach und fůr das bette dieser Fürstin / üm ihr selbiges zu zeigen: die dan eine solche gleichheit zwischen den kleinen Amalek und dem großen Edom fande / daß sie sich nicht entbrechen kunte / es herzlich zu küßen / und ihm zu liebkosen. Weil aber das kind / sich unter lauter frömden sehend / häftig zu weinen und zu schreien anfinge / h \rte Timna solches in dem nebengemach /liese deshalben / von mütterlicher sorgfalt getrieben /in dasselbe zimmer / und zwar so geschwinde / daß es Sataspe nicht verhinteren kunte. Von ungemeinem entsetzen wurde sie ůberfallen / als sie so fort ihre glůckliche mitbulerin erkente / und zwar solcher gestalt / daß
Sie sahen beiderseits eine weile / ganz sonder bewegung / einander an / bis endlich Sataspe / die / fůr der Timna ruhe / diese unvermutete zusammenkunft nicht ungern sahe / also anfinge / nachdem sie den Amalek zu sich genommen / und sagte zu der Nefe Zibeons: Beschüldiget mich nicht / werte Fürstin / als hätte ich euch verrahten! der himmel hat es also gefüget / damit ihr dieser trostlosen Fürstin / wegen des Eliphas / aus dem irrigen wahn helfen k \nnet. Allerliebste Timna! (sagte hierauf die Nefe Zibeons) wie herzlich bin ich doch erfreuet / dich wieder zu sehen! sonderlich da ich dir sagen kan / daß ich deinen Eliphas dir nicht geraubet. Glaube mir solches zu / werteste freundin! daß ich an diesen verdacht unschůldig / und daß es nirgend anliget / als daß Eliphas deine unschuld erfahre / üm wieder zu dir zu kehren. Ein starker tränen-bach ergoße sich hierauf ůber der Timna wangen / der so wol von leid als freude herrürte / und kunte sie nicht glauben / daß Ahalibama wahr redte / noch auch was håftigers verlangen /als daß es wahr seyn möchte. Sie sahe bald diese ihre bisher-geglaubte mitbulerin / bald die Sataspe an /und schůttelte das haubt / zum zeichen ihrer kleingläubigkeit; weswegen Sataspe sowol / als die sch \ne Nefe Zibeons / fortfuhre / sie mit so vielen eidschwüren / auch mit kurzer erzehlung von des Eliphas begebenheiten / dessen zu versichern / daß sie endlich glaubte / und daher diese ihre alte freundin / sonder groll und unwillen / mit herzlicher freudbezeugung ůmarmte und an ihr brust drukte.
Damit schiede sie so vergnügt von ihr / daß / wie sie zu den andern wieder kame / dieselbe eigentlich eine änderung an ihr spůren konten / und ware sie gar nicht fähig / ihre vergnügung zu verbergen. Man berichtet mich iezt / (redte sie zu des großen Edoms gemalin) daß mein Eliphas noch nicht an die Nefe Zibeons getrauet sei / und daß ich hoffen dörfe / ihn wieder zu bekommen. Warüm muß dan (antwortete Ahalibama / die inzwischen mit dem Demas geredet) die Sataspe / die dir / wie ich vermute / diese gute post wird gebracht haben / bei dir mehr glauben / als ich / finden; habe ich dir diese zeitung nicht fürlångst gesaget; Sataspe weiß es bäßer / (gabe die erfreute Timna zur antwort / und redet solches nicht aus bloßer freundschaft / gleich wie du gethan hast / sondern aus grunde der warheit). Ich gönne ihr diesen fürzug gerne / (sagte Ahalibama) und bin schon zufrieden /nun ich deine gemüts-beruhigung nur hoffen darf. Ich weiß aber sonst noch etwas / (finge die Timna wieder an /) das diese meine vergnügung zimlich verringern kan. Wie nun Ahalibama hiernach gefraget / fuhre sie fort / und sagte ihr / welcher gestalt der große Edom /ihr gemal / verwundet und krank zu Anzora låge. Ahalibama / weil Demas zugegen war / entfärbte sich nicht wenig hierüber: dan sie hatte sich eben / in ein gespräche von ihrem liebsten Elieser mit denselben so vertieffet / daß alle ihre gedanken damit waren erfüllet worden.
Dieses anbot namen sie zu dank an / und beschlossen folgenden tags abzureisen: wovon Nahor / ob er gleich ståts zugegen war / bei seinen vielen gedanken / nichtes vernommen hatte / und deswegen / als sie von der Sataspe und Aneriste beglückwůnschet wurden / mit verwunderung fragte / wohin sie zu reisen gedächten? Es ist nicht anders / (sagte scherzweis die Casbiane) ihr müßet lieben / mein vetter: Weil eine von den eigenschaften der liebe ist / daß sie taub und blind machet. Daß ich liebe / begehre ich nicht zu leůgnen / (antwortete Nahor /) aber diese leidenschaft erzeiget sich so grausam gegen mir / daß ich dieses für eine ihrer geringsten eigenschaften gelten ließe /wan sie mich also / wie ihr saget / meiner äuserlichen sinne allein beraubte. Es war niemand unter den anwesenden / als Demas / der üm des Nahors zustand wuste: daher diese reden bei allen / den andern eine große verwunderung verursachten / weil man den Nahor sonst allemal als einen unentfindlichen feind der liebe angesehen hatte. So hat dan Mesopotamien nicht ohn ursache das glůck
Weil der folgende morgen zur abreise / sowol der gäste des Demas / als seiner selbst mit den beiden Prinzessinnen von Edom bestimmet war / brache die sonne sobald nicht wieder herfür / da namen die sch \ne Nefe Zibeons / und der ansehnliche unbekante Megadostes ihren abschied von ihren tugendhaften gastfreien wirten / und n \tigten die Aneriste / so wol auch die Sataspe / etliche schöne kostbare klein oder /für ihre bemůhung / von ihnen anzunemen. Sataspe /die den Megadostes sehr gerne kennen m \gen / fragte die Ahalibama / ob sie dan gar nicht wüste / wer er eigentlich wäre: die aber ihr zu schwure / wie sie ihn noch nicht kennte / und er ihr verheißen håtte / sich ihr so fort zu offenbaren / sobald sie auf dem Taurischen gebirge würden angekommen seyn. Sataspe fragte ferners / warům sie / da sie ja den großen Edom liebte / sich so erfreut angestellet / als sie erfahren /daß die andere Ahalibama nach ihm hinreisen würde? Die Fürstin antwortete / wiedaß sie ihr solches nicht bergen wolte / hube auch sofort ihre erzehlung
Der Demas / nachdem er in seinem hause alles in gute ordnung gestellet / begabe sich nach Samosata /ům / seiner zusage zu folge / die beide Prinzessinnen von Edom nach Anzora zu begleiten: die dan bereits reisefärtig waren / und schon urlaub / von der Königin in Mesopotamien / wie auch von den andern / genommen hatten. Der K \nig von Ninive / der Ahalibama bruder / wie auch dessen gemalin / die jüngere Aramena / wolten sie ein feldwegs mit hinaus begleiten: zu dem ende sie sich gesamt zu wagen sezten /und ihren weg durch das lustige thal vor Samosata /namen. Dieses war von so manchen wollen-heerden angefůllet / die hier und da in der weide gingen / daß es dem gesicht eine sonderbare vergnůgung brachte. Es ließen sich auch die stimmen der schäferinnen /neben den fl \tender hirtenknaben / in die wette h \ren / daß die ůmliegende welder davon erschallten. Solte nicht / liebste schwester! dieses vergnügte leben /(finge der König Dison an) eure wiederkehr beschleůnigen können? Wofern der Fůrst Edom (antwortete Ahalibama) sich in solchem zustande befindet / daß ich ihn bald verlaßen kan / werde ich nicht lang verziehen / mich allhier wieder einzufinden. Wie lange wilst du doch / (sagte die K \nigin von Ninive) den großen Edom / nicht deinen gemal nennen? Du sagest allemal nur seinen
Dieses sagend / ümhalsete sie den K \nig Dison ihren gemal / der dan mit gleicher freundlichkeit ihr begegnete / und sagte: die schöne Aramena sol auch dagegen meine Königin einig und allein verbleiben. Wan ich meinen König nicht kennte / (versezte die Ninivitin) so könte ich diese versicherung von der Aramenen auch wol auf meine schwester deuten. Das sind vergangene dinge / (antwortete Dison) und habe ich / seit daß ich nicht mehr Aramena geheißen / keine andere Aramena / als euch / meine Königin / geliebet. Dannoch ist / (sagte Ahalibama scherzweis) die Petasiride / in der lezten belagerung der stadt Damasco /geliebet worden. Wie gerne wolte doch Ahalibama (sagte die Königin) unter uns eine unruhe anrichten /blos / ům / sich zu råchen / daß ich ihr vorgeworfen /wie sie nicht gnugsam den großen Edom liebe. Ich liebe den Edom / (antwortete Ahalibama) wie er es von mir verlanget und begehret / und bezeuge ja gnugsam damit meine schüldigkeit / indem ich ihn iezt besuche. Håtte nicht die Timna (versezte die K \nigin) zu dieser reise dich beredet / nimmermehr wäre dir es von selbsten eingefallen. Ach daß ich doch nur (sagte Ahalibama) den Bethuel hieher wünschen könte! der solte mich an der verwehnten K \nigin von Ninive rächen. Diese worte jagten / so wol dem Dison / als seiner Aramena / eine r \te ab; doch unterließe
Ich trage dessen keine scheu / (finge die schöne Ninivitin an) und sol Ahalibama dennoch hierdurch nicht erlangen / daß sie uns könne zusammen hetzen. Hierauf erzehlte sie ihrem gemahl alle ihre gehabte eifersucht / wie sie in den Dianatempel sich begeben /und dem Bethuel ihr kron und zepter / zur erkentlichkeit / für seine liebe / überlaßen wollen: welches ich (fuhre sie schließlich fort) dem edlen Bethuel / nicht aber mein herze / geben wollen / weil dieses keinen besitzer mehr begehrte / da es mein Dison / meiner einbildung nach / verschmähet håtte. Was für iammer (sagte Dison hierauf) triebe ich damals in meinem herzen / als ich diese ungnade meiner Königin vernemen müßen / ohne daß ich deren ursach ergrůnden können! und eiferte ich nicht so sehr über den Hemor von Sichem / als ůber den Bethuel / als welchen ich mehr fůr den jenigen achtete / der mir eure huld entwendet hatte. Lasset uns nicht mehr (versezte die Königin) von so verdrießlichen dingen reden / welche Ahalibama / üm uns zu quälen / auf die bahn gebracht hat / weil es sie verdriest / daß wir einander mehr liebe / als sie und ihr gemahl / erzeigen. Warum sagst du nicht vielmehr / (fügte Ahalibama hinzu) daß ich mit meinen bruder eifere / ům daß er dich mehr / als mich / liebe? Dieses ist wiederům ein stich / (antwortete die K \nigin) womit du auf meine schwester zielest / die solche beschuldigung leiden muß / als g \nnete sie der C \lidiane nicht den vorzug
Es ist gut / (finge Dison hierauf an) daß ihr hievon gedenket. Ich finde ja große traurigkeit an den dreien k \niglichen personen / der Aramena / dem Aramenes und der Cölidiane: solte dem wol also seyn / wie meine schwester jezt erwehnet / daß der K \nig von Syrien seine schwester noch liebet? Ich weiß hiezu nichtes zu sagen / (antwortete die Königin) als daß mein bruder von herzen betrübt ist / daß meine schwester ihr deßwegen allerhand zu sinne ziehet /und daß die Königin C \lidiane ebenfalls nicht recht weiß / was sie hiebei gedenken soll. Wan ist dan solches angegangen? (fragte Dison) wie ich aus Damasco reisete / war ja alles sehr ruhig. Seit daß der Mytreus (antwortete die K \nigin) von seiner gesandschaft an dem K \nig der Aborigener / deme / wie mein König weiß / die Königin meine schwester durch ihn angetragen worden / wieder zurucke gekommen / hat man diese unruhe an meinen bruder verspüret / die nachmals auch seine Königin und meine schwester eingenommen / sonder daß man recht ergründen kan / was eigentlich die ursach sei. Ich befahre aber / Aramenes vergeße zu zeiten / daß er nicht mehr Abimelech heiße. Wan dem also wäre / (sagte Dison) so wåre hinwider zu wünschen / daß der Tuscus Sicanus sich bald einstellen m \chte: üm / durch volziehung der heurat mit der Königin / ferneres unheil zu verhüten.
Ich kan nicht ersinnen / wo doch dieser K \nig so lang
Diese kamen / auf dem růckwege / von den Ninivitischen zustand zu reden / da der vergnůgte Dison seiner K \nigin ůmståndlich erzehlen muste / wie er es in selbigem reiche gefunden und verlaßen hatte. Er verrichtete solches mit höchster freude / weil in diese erzehlung nichtes widriges mit einliesse / sondern alles zu seiner schönen Aramena v \lligen zufriedenheit gereichte: dann sie erfuhre damit / den beständigen frieden in ihrem reiche / wie auch den untergang aller aufrůrere / als des Ninias / Pannias / Zaphis und anderer; sie wurde auch dadurch der liebe ihrer unterthanen / gegen diesem ihrem neuen K \nig / völlig versichert. So gönnet uns dan
In dieser ihrer keuschen vergnůgung / stießen sie auf des Königes von Salem leute / welche nach einem walde ritten / der zur seite bei Samosata gelegen ist. Wie sie nun von ihnen vernommen / daß der Melchisedech mit der Königin Cölidiane in selbigem walde spazirend sich befånde / beschlossen sie / mit diesen hofbedienten sich auch dahin zu verfůgen. Also stiegen sie von ihrem wagen ab / ům zu fus diesen beiden königlichen personen zu folgen: welche sich ganz allein mitten in den wald hinein
Als er dieses gesaget / kamen sie an den ort / alwo sie den K \nig von Salem / und die C \lidiane unter einen schattichten baum / die rücken zu ihme kehrend / sitzen sahen. Sie schlichen demnach leise hinzu / üm diese beide in ihrem gespråche nicht zu verst \ren /und auch dessen inhalt mit anzuh \ren. Und diese behorchung vermeinten sie ohne laster zu verrichten /weil es / nicht ihnen damit zu schaden / sondern vielmehr sie zu trösten / angesehen ware. Als sie ganz nahe an sie gekommen / hörten sie die Königin Cölidiane von Syrien also reden:
Habet ihr aber / meine tochter! (fragte Melchisedech /) dessen rechten grund / was ihr euch einbildet? erzehlet mir doch mit wenigem / woher ihr dieses mutmaßet? Ich wil ganz gerne (antwortete sie) meinem vattern hierin ein genügen leisten / und bin leider! mehr als zu gewis versichert / daß ich nicht irre. Meine erzehlung nun etwas weit herzunemen / so sol mein vatter wissen / daß / als durch die ietzige K \nigin von Armenien / die Andagone / offenbar worden /daß der Prinz Abimelech Syrischer König / und ein bruder seiner
Es ist nicht zu beschreiben / mit was freude die post erschollen / als Mitreus von seiner fernen reise von dem Riphatischen gebirge wieder gekommen. Weil Aramena und ich / eben den tag / uns im bade bei einander befunden / waren wir nicht dabei / als Mitreus bei dem K \nig seine verrichtung abgelegt. Wie ich aber nachgehends zu meinen herrn in die kammer eintrate / funde ich ihn so erblasst und verstellet / daß ich / ganz erschrocken / mich nicht entbrechen kunte / ihn zu fragen / ob etwan der Cimber tod wäre? wolte Gott! (h \rte ich ihn hierauf / mit halb gebrochenen worten / bei sich selber sagen) daß deme also seyn möchte! Wie / mein K \nig! (rieffe ich hierüber) wünschen E. Maj. ihres
Indem kame die Königin Aramena auch dazu: die verursachte mit ihrer gegenwart / daß der König sich auf ungemeine weise entfärbte / und ganz entstellt verbliebe. Aramena / die solches so fort / wie auch mein verändertes wesen / erkennte / befiele gleich mit tödlichen entsetzen fůr ihren Cimber / hatte aber den mut nicht / hiernach zu fragen / und thäte nichtes / als daß sie / bald ihren bruder / bald mich / ansahe. Sie bliebe in solcher bestürzung / bis der K \nig sie fragte: Ob Mitreus nicht bei ihr gewesen wåre? Ein ganz erschrockenes nein / war ihre antwort: worauf der König sie so wol als mich bei der hand fassete / und mit uns in der K \nigin Hermione gemach ginge / alda Mitreus sich befande / und dieser K \nigin erzehlte /was er bei den Aborigenern von dem zustand in Kitim / und von ihrem bruder dem Camboblascon vernommen hatte. Wollet ihr nicht euer gewerbe / (sagte der K \nig zu ihme / mit einer gezwungenen freudigkeit /) bei meiner schwester ablegen? hierauf trate Mitreus herzu / und erzehlte der Aramena seine ganze reise /und berichtete von dem König der Aborigener / daß er / wegen vieler hinternůßen / vor dem früling nicht würde zu uns kommen können. Er vergaße dabei nicht / dieses Königs verlangen und häftige liebe der Königin aufs bäste fůrzustellen. Sie aber / hiermit vergnůget / fragte den Mitreus / ob er
Eine kleine errötung der Aramena / gabe mir hierauf zu erkennen / daß sie dieses nicht völlig glaubte: wie dan auch ich thäte / und mir gleich einbildete /daß es hierům anders seyn müste / als mein König sagte. Unser beider unruhe nun zu stillen / bliebe der K \nig / selbigen ganzen abend / bei uns in der Hermione zimmer / da ein danz angestellet worden / und machete er sich über sein verm \gen lustig. Ich konte nachgehends / wie wir zusammen zu ruhe gingen / aus seinem stäten seufzen abnemen / daß ihn ein großes anligen drucken müste. Ich wartete bis gegen den morgen / die ganze nacht schlaflos hinbringend / ehe ich nach der ursache seines anligens mich erkundigte. Wie ich aber solches endlich / mit vergießung vieler tränen / verrichtet / und er anfänglich alles auf das leugnen gesetzet / gestunde er mir lezlich / daß ihn was sonderliches betrübte / welches zu verschweigen höchstn \tig wäre. Er bate mich auch / nicht ferner in ihm zu dringen / sondern mit dem vergnügt zu seyn /was er mir hievon er \fnet: und muste ich ihm angeloben / niemals beiden Aramenen / seinen schwestern /noch einigem andern menschen zu melden / daß er mir seine betrübnis gestanden håtte.
Ich war anfangs mit dieser seiner vertraulichen erklärung zu frieden / in hofnung / ich wůrde nach gerade immer mehr erfahren. Wie aber solches nicht erfolget / und die betrůbnus des Königs mehr zu- als
Weil sie / ob sie gleich niemals mit mir hievon geredet / in eben den gedanken stunde / die ich führete /daß ihr bruder sie von neuem lieben möchte / finge sie an / und meidete alle gelegenheit / um meinen K \nig allein zu seyn. Sie begunte eben also sich innerlich zu nagen / wie mein K \nig und ich thåten. Dieses wårete so hin / bis dieser früling uns hieher in Mesopotamien hat geführet. Weil vielleicht die Königin die abwesenheit fůr das bäste mittel hielte / den König ihren bruder von seiner liebe zu heilen / als bestunde sie anfånglich gar sehr darauf / daß mein K \nig und ich in Damasco
Ich / dieser beständigkeit warnemend / ward endlich bewogen / auf ein mittel zu gedenken / wie ich diese beide unglůckselige verliebte m \chte vergnůgt machen. Es kame mir ungefär dieser tagen / als wir auf der herreise begriffen waren / das geschichtbuch der Philister-Könige zu handen / darinn ich funde /wie der Ebreer Fůrst Abraham gegen dem damaligen König Abimelech erwehnet / wie die Sara / seines vatters tochter / nicht aber seiner mutter tochter gewesen / und doch sein weib geworden wäre. Hierbei fiele mir nun gleich ein / daß Abraham und Sara ja so nahe / als der K \nig Aramenes und die Aramena befreundet / und also diese beide / so wol als jene / wol zusammen heurahten könten. Ich überdachte dieses eben bei mir / als die K \nigin Aramena zu mir in das zimmer trate / und das buch in meinen händen findend /begierig wurde / zu sehen / was ich låse. Weil ich es zu ihrer ruhe dienlich erachtet / und viele anzeigungen dahin deutete / als ob ihr der Cimber nicht mehr so lieb wäre / als der ehmalige Abimelech / weigerte ich mich nicht / dieses ihr so fort zu zeigen: da sie dan zu erröten / auch eine besondere unruhe von sich blicken zu lassen / sich nicht erwehren kunte. Sihest du wol /liebste schwester! (sagte ich zu ihr) daß die brůder-und schwester-liebe nicht allerdings verboten ist / wie wir uns ůberreden. Mit bestůrzung (antwortete sie mir) lese ich diese geschichte / die mir doch sehr ungläublich fürkommet.
Weil nun der schwerste punct gehoben scheinet /daß solches ohne sünde geschehen kan / und ich meinen K \nig in diesem gram nicht långer sehen kan /auch mir selber die hierob entfindende schmerzen gern lindern
Die milde tränen dieser schönen K \nigin / verwehrten ihr / ein mehrers zu sagen. Als aber der König Melchisedech hierüber sich ferner wolte vernemen lassen / hörten sie nahe hinter ihnen ein geschrei; das war die stimme der Königin von Ninive / die sich rückwarts von der Königin / ihrer schwester / ůmarmet spürte / und / ehe sie dieselbe erkant / vor schrecken also geruffen hatte: daher Melchisedech und Cölidiane so fort aufstunden / sich ihnen zu nåhern. Es hatte aber die sch \ne K \nigin von Mesopotamien /ihre schwester eben also beschlichen / gleichwie selbige die C \lidiane belauret: deren sie auch verwiese daß sie also vorwitzig sich erzeiget /
Soltest du also (sagte Aramena zu C \lidiane) mich zu Samosata allein lassen / und / sonder mich / dieser spazierlust genießen? weist du nicht / daß ich die stunden für verloren halte / darinn ich dich nicht sehen darf? Weiln ich dich bei deinem bruder wuste /(antwortete C \lidiane) wolte ich eure unterredung nicht zerst \ren. Ich gedachte auch nicht / so lang auszuseyn / daß ich von dir solte gemisset werden. Mein bruder (antwortete Aramena) hat nichtes mit mir zu reden / das seine liebste Cölidiane nicht hören d \rfe /und entschuldiget dich dieses nicht / daß du mich nicht hast mit hieher genommen. Hiemit fassete sie die C \lidiane bei der hand / und weil man sahe / daß sie gerne mit ihr allein reden wolte / fugeten ihr die andern darinn / indeme Melchisedech sich zwischen den König und die Königin von Ninive begabe / auch die Jaelinde Casbiane und Eldane aber / die mit der Königin von Mesopotamien gekommen waren / von ihnen entfernet blieben.
Als nun Cölidiane und Aramena eine weile / sonder ein wort zu reden / fortgegangen waren / sagte endlich diese letzere: Weist du auch Cölidiane! wovon heute dein gemal mit mir geredet? er hat sich abermals bemůhet / mir seine vermutung fůrzustellen / daß er nåmlich des Cimbers langes aussenbleiben nirgends hin / als
Halte ein / Cölidiane: (fiele Aramena ihr in die rede) mich also zu betrüben. Du hegest eine falsche einbildung / von deinem gemal: deine vollkommenheit / und sein gewissen / sprechen ihn frei von diesem verdacht / den du von ihm führest. Du verdoppelst mein leiden / wan du mich dergleichen worte hören lässest. Nun Aramena! (sagte Cölidiane / und sahe ihr scharf in die augen) ich beschw \re dich bei dem lebendigen Gott / daß du mir
Diese lezte reden begleitete ein heißer trenen bach /der dan auch die sch \ne Aramena verhinterte / so fort hierauf zu antworten. Nachdem aber / diese beide herzfreundinnen / eine weile in die wette zusammen geweinet hatten / erholete sich Aramena zum ersten wieder / und sagte zu der Königin von Syrien: Was beweget dich doch immermehr / so unmügliche dinge zu begehren / die wider Gott / wider das gewissen /wider die erbarkeit und den wolstand lauffen wůrden? Bist du dan nicht unterrichtet / daß man seinen bruder nicht lieben müße? Bist du dan nicht bereits Königin von Syrien / welchen namen nur eine vertreten kan? und glaubest du von mir / daß ich den K \nig der Aborigener und mein reich Mesopotamien verlassen wůrde / ům des Syrischen K \nigs frau zu werden? Ist dan das wider Gott / (antwortete C \lidiane) was sein treuester
Deine ungemeine tugend (gabe ihr Aramena zur antwort) machet dich also reden. Ich kan dich aber versichern / daß ich nimmermehr den Cimber verlassen werde / wofern derselbe mich nicht zuvor verläßet. Wan auch solches auf ihn wird erwiesen seyn /wil ich dennoch lieber sterben / als dir deinen ehrenstand rauben / und durch sünde und unrecht des Aramenes leben zu erhalten begehren. Ich liebe diesen bruder / als mich selbst: ist es aber wahr / daß er mich anderst als eine schwester lieben solte / so wil ich lieber seinen tod / als seine und meine unehre erleben. Ich bitte dich deshalben / allerliebste C \lidiane! sage mir nimmermehr davon wieder / und schlage dir diese einbildungen aus den sinne. Ist es ia / zu unser aller unglůck / wahr / so wil ich schon ein mittel finden /das diesem unheil steuren könne. Cölidiane thäte hiezu nichtes / als weinen / ob sie gleich / wider ihren willen / eine große ruhe in sich fůlete / daß Aramena sich also gegen ihr erklärt hatte.
Indem kamen diese beide unvergleichliche Königinnen / aus dem wald / auf eine wiesen / da sich ihnen eine große schaar der hirten und schäferinnen zeigete / die sich alda versammlet hatten / üm ihre Königin zu sehen / und ihr aufzuwarten. Sie ware /nach dem tag ihres prächtigen einzugs / aus Samosata noch nicht gekommen:
Unter allen diesen / behielte Amphilite den fůrzug /die bereits am ersten tag von der Königin war in acht genommen worden. Sie muste aus dem hauffen der andern herfür kommen / und den königlichen personen sich näheren. Ihre schamhaftigkeit / die doch mit keiner blödigkeit vermischet war / gabe ihrer natürlichen schöne keinen geringen zusatz. Als auch die K \nigin mit ihr sich in ein gespräch eingelassen / erwiese sie nicht weniger einen großen verstand / und beantwortete alle fragen mit so vernünftiger bescheidenheit / daß die Königin ein sonderbares vergnügen an ihr sch \pfte. Weil Nahor / Elihu und Bethuel eben dazu kamen / und die K \nigliche gesellschaft begrüsten / sagte die sch \ne Königin zu ihnen: Ich wundere nun nicht mehr / daß sich allhier Fürsten im hirtenstand befinden / nun ich solche angeneme schåferinnen ansehe / die wol würdig sind / von ihnen verehrt zu werden. Elihu kame dem Nahor zuvor / dieses zubeantworten / und sagte: E. Maj. glauben mir / daß der vorsatz / keine schönheit mehr zu sehen / als
Elihu errötete / zu dieser freien rede der Sandenise. Aber die Königin Aramena / so von dieses Fürsten neuer liebe noch nichts wuste / und darum auch aus diesen worten der Sandenise nichts machen kunte /scheuete sich / ferner hier nachzufragen: üm allen schein zu vermeiden / als wan sie / des Elihu händel zu wissen / vorwitzig wäre / da zu Damasco dieses Fůrsten liebe zwar ihr so kündig gewesen. Sie sahe demnach den Nahor an / und sagte: Allhier manglen nur noch eure beede schwestern / ům die völlige zierde diesem gefilde zu geben / und hat mir das gerüchte von diesen zweien Fůrstinnen so viel gutes fürgesaget / daß ich nicht wenig verlangen trage / sie dereinst auch zu sehen. Es würden E. Maj. (antwortete Nahor /) ihrer vielen in dieser gegend unrecht thun / wan sie der Lea und Rahel wolten den vorzug geben. Ich will iezt nicht von andern sagen / sondern allein von der jenigen / die das ungeschickte glück hier zu Amida in dienstschaft gebracht hat / die doch wůrdig ist / von aller welt bedienet zu werden. Kan die jenige / die ihr also rühmet / (antwortete Aramena) wol angenemer seyn / als gegenwårtige Amphilite?
Wie gerecht und gütig ist doch der himmel / (sagte hierauf Sandenise) der uns nun einmal erl \sen wollen von den drangsalen / die wir bisher so vielfältig erlitten. Sprich nun / Amphilite! und klage deine noht unserer Königin: die stunde ist nun vorhanden / da der himmel deine tränen und seufzer erh \ren will. E. Maj. vergeben einer verblendten freundin ihren unzeitigen eifer / (finge hierauf Amphilite an zu reden) die / unsere schäfer-händel für so hohe ohren zu bringen /
Wie sie aber nachgehends annoch verzoge zu reden / fuhre Sandenise fort / ihr anwalt zu seyn / und sagte: Wan E. Maj. von mir allergnädigst anhören wollen /was der Amphilite ist begegnet / so wil ich für sie sprechen: Weil ich wol spüre / daß viele neben-absehen sie noch stumme machen. Ich bin hiemit friedlich / (antwortete die Königin) und weil ich mir fůrbilde /daß dieser schönen schåferin nichts gemeines begegnet sei / als lade ich hiemit die ganze gesellschaft /diese geschicht mit anzuhören; Als sie das gesaget /name sie die Amphilite selber bei der hand / und ginge also / mit gefolge
Wan Amphilite so viel herz als schönheit håtte /würde sie / viel bässer als ich / ihre sache fürbringen /und ihr ein mitleiden erwerben können. Nun aber gleichwol ihre unschuld so hell am tage ist / hoffe ich nicht / daß ihr eine so üble fůrsprecherin / als ich bin /sol können schaden bringen: sondern ich bin dessen vielmehr versichert / daß / ungeacht meiner ůbelredenheit / ich dannoch meiner durchleuchtigsten zuhörern herzen bewegen werde / meiner verlassenen freundin beizustehen / und ihr recht zu verschaffen. Amphilite ist bürtig aus jenem dorfe / das da nahe fůr uns lieget. Ihr vatter
Das erste jahr beschiene seinen ehestande mit lauter glücke / indem die Danis sofort gesegnet wurde. Als aber ihre geburtzeit sich näherte / brachte sie zwar gegenwärtige Amphilite glücklich zur welt /muste aber dabei selber die augen zuschließen. Also sahe sich Chebron / durch diesen großen verlust /schier aller hofnung beraubet / die er von dieser vorteilhaften heurat vordem genossen hatte. Die kleine Amphilite erhielte dieselbe noch ein wenig: massen der richter Reba / ihrer mutter bruder / sich sofort ihrer anname / und / seine zu der Danis getragne liebe völlig zu erweisen / sie zum einigen erben aller seiner güter ernennte / auch in seinem hause sie auferziehen ließe / da sie nicht anders / als des richters Reba tochter / genennet wurde. Ob nun wol die Berinthe / des Reba noch lebende schwester / dieses glůck der Amphilite beeiferte / und lieber ihren beiden töchtern /der Phalerinthe und der Tilidee / solch ein großes gut gegönnet hätte / so dorfte sie doch nichtes dagegen sagen / sondern muste dem / Reba / ihrem bruder /seinen
Unser Oberpriester / der Telecles / hatte eine tochter und einen sohn / die Halida und den Chersis / von denen jene schon zehen / dieser aber sechs jahre alt war / wie Amphilite gebohren worden. Weil nun dieselben stets in des Targas hause aus- und eingingen /auch öfters / wan der Oberpriester in amts geschäften verreiset war / ganze halbe jahre bei diesem ihres vatters brudern verblieben: als gewoneten Chersis und Amphilite von kindheit auf zusammen / also daß sie einander liebten / ehe sie noch die liebe verstunden. Der Reba / als der Amphilite pflegvatter / förderte dieses nicht wenig / weil er eine so große heurat niemand lieber / als der Amphilite / g \nnete. Telecles selber / als er hiervon erfuhre / ware diesem beginnen nicht zuwider / und hatte auch Chebron ganz keine ursach / hierin entgegen zu seyn. Also wurde / nicht allein durch dieser kinder eigene neigung / sonderen auch durch das wollen der ihrigen / diese liebe zwischen ihnen angezündet: die auch / mit den zunemenden jahren / so ungemeine proben der beständigkeit und treue zu tag legten / daß sie / in dieser ganzen gegend / allen verliebten zur nachfolge und beispiel /fůrgestellet wurden.
Gleichwie nun selten ein glůck ohne neid sich findet / also misg \nnten auch / die meiste schäfer hierüm / dem guten Chebron und seiner tochter diesen vorteil / und ware sonderlich der Liches / damaliger verweser in Amida / wie auch sonst ein schäfer / namens Orimedon / hierbei bekůmmert / daß Chebron hierdurch das ver / weser-amt an sich ziehen / und so dan des alten grolles / der zwischen ihme und dem Orimedon ware / gedenken wůrde: dan dieser schåfer war dem guten Chebron
Weil Telecles / aus herzlicher liebe zu seinem sohn / ihme in allem fugete / als dorfte ihm / weder seine tochter / noch sein schwiegersohn / noch auch sein bruder / und der Sineab / der seines bruders tochter gefreiet / wider die Amphilite etwas fürbringen: daher dachten sie an den Chersis selber sich zu machen /und des Targas jůngste tochter / die Tilidea / ihm anzufreien. Tilidea / so von herzen einfältig und gar nicht sch \n war / hatte wol schlechte gaben / die Amphilite auszustechen: daher
Ich billige zwar nicht / daß sie diese unschůldige also aufgeführet: was thut aber nicht die verwehnte jugend / wan sie / von lauter guten tagen angefüllet /nicht weiß / wo sie genug lust suchen sol? Tilidea hielte sich nun / ihrer einbildung nach / des Chersis ganz versichert / und war dieses ihr fůrnemstes leiden / daß sie so geheim damit sein muste: wiewol sie es mir und meinen gespielinnen / wie auch dem Abinael / vertraute / und gegen diesem sich anerbote ihme bei der Amphilite mit einem
Man kan erachten / mit was schrecken dieser vernommen / daß seine pflegtochter einen andern / als den Chersis / und zwar einen gemeinen schåfer liebe. Helidor und dessen schwager der Oromedon / imgleichen der verweser Liches / feireten nicht / den Reba ferner zu verhetzen / und ihme zu gemüt zu fůhren /daß auf diese weise sein groß erspartes gut unter fr \mde und dazu gemeine hirten kommen würde. Reba entschlosse sich in der hitze / selber zu heuraten / üm damit an der Amphilite sich zu rächen / und ihme andere erben zu schaffen. Zu der Amphilite grossem unglück / war sie damals nicht zu hause / wie dieses fürlieffe / sondern mit uns nach Haran verreiset: und ob gleich Chersis sie sonst nie zu verlassen pflegte / so hatte er doch dißmal nicht mit reisen können / weil der Oberpriester etwas unpäßlich worden /und daher ihm nicht erlauben wollen. Wie nun derselbe bei seinem vatter sich befande / brache Tilidea ihr versprechen / geheim zu bleiben / und eröffnete dem Targas und der Berinthe / wie die sachen mit ihr
Dieser vername mit bestürzung die sin-änderung seines sohnes / und håtte lieber gesehen / ob gleich Tilidea seines bruders tochter war / daß Chersis bei der Amphilite geblieben wåre / weil die von dem Reba ein so großes gut zu hoffen hätte. Als er aber den Chersis hierüber zur rede stellte / eröfnete der ihm alles / wie es stunde / wie sie / die Tilidea aufzufůhren / dieselbe bei ihrer einbildung bisher gelassen håtten: und versicherte er hierneben seinen vatter / daß er lieber sterben / als die Amphilite verlassen wolte. Telecles verwiese ihm hierauf sehr / daß er ursach dazu gegeben / daß sein bruder und andere der Tilidea befreundte dieses von ihme glaubten. Um aber dem unlust / der hieraus entstehen konte / bei zeiten vorzukommen / reisete er selber / wie matt er noch von seiner krankheit ware / nach Amida / den Chersis nicht mitnemend / und vermeinte / den Targas und die Berinthe dieser wegen zu befriedigen. Als er / nach dreien tagreisen / den abend in Amida angelanget / fande er niemand in seines bruders hause / und sagten ihme die leute / daß der / neben allen fůrnemen leuten in Amida / bei dem verweser Liches zu gast wåren /massen alda der richter Reba / mit der Sireme / des Liches tochter / hochzeit machte.
Eine so unvermutete zeitung / kunte nicht anders /als große verwunderung bei dem Telecles erwecken. Er wuste nicht / was er davon gedenken solte / daß Reba so schleunig seinen sin geåndert: auser daß er diß für die ursach achtete / daß er seines sohnes und der Amphilite
Weil die andere / so üm diesen betrug wusten / wol vermutet hatten / daß es also kommen / und Chersis sich entschüldigen wůrde / traten sie alle fůr einen mann / und redeten dem Telecles zu / diese beschimpfung der Tilidea nicht zu dulten / sondern seinen sohn dahin zu halten / daß er sie ehlichen müste. Weil Amphilite die Hoffnung zu des Reba erbschaft verloren /welches große gut den Telecles am meisten bewogen hatte / sie zu einer schwiegertochter zu wehlen / als kostete es die vier richtere / ihre weiber und verwandte / keine sonderbare mühe / den Oberpriester zu ihrem willen zu bringen: der dan mitbeliebte / daß Tilidea seine schwiegertochter werden solte. Als Telecles diese erklårung von sich gabe / kame eben Amphilite mit mir / von der reise aus Haran / wieder nach Amida: dahin ich sie nicht
Bei solcher ihrer bestůrtzung / kame Reba selber dazu: der dan / wegen Abinaels sie noch für schuldig haltend / mit einem hönischen wesen sie grüßete / und gegen ihr seine heurat mit der Sireme entschuldigte /daß nämlich seine verschwiegenheit aus der ihrigen geflossen wåre / indem sie eben so geheim mit ihrer liebe gewesen / und er von anderen erfahren můßen /wie sie ihr hätte den Abinael auserwehlet. Sie wolte zwar hierauf sich entschuldigen / fande aber kein gehör / und muste sie bei mir ihren trost suchen: den ich aber anderst nicht zu geben wuste / als daß ich ihr unglück mit beweinete. Es bliebe auch nicht bei diesem unstern / und musten wir gleich darauf erfahren /daß Telecles seinen sohn an die Tilidea verlobt håtte. Der Amphilite wurde auf einmal zu schwer soviel zu ertragen / und war alles ihr anderes leiden gegen diesem fůr gering zu achten / weil sie den Chersis so herzlich liebte: wiewol sie auf dessen beständigkeit nun noch ihren ůbrigen trost sezte. Er erfuhre bald zu Nisibis / was in Amida fürginge: das ihn dan bewoge / ungeseumt zu uns zu kommen. Er besuchete / alle andere betrachtungen hinten setzend / seine Amphilite am ersten / und machete damit ihrer viele von sich
Unsere beide verliebte / achteten dieses anerbieten nicht sonders / ausser daß es den Telecles bewegen konte. Sobald aber Chersis von seiner Amphilite abzukommen vermochte / eilete er zu seinem vatter /welchem er soviel fürweinete / daß er sich gleich wieder bewegen ließe / auf seines sohnes seite gegen die anderen zu treten. Dieses verursachte nun in ganz Amida einen großen lårmen / da nicht allein der Tilidea eltern / sondern auch ihre verwandten / als der Sineab und andere dieses hoch entfunden / und schlůßig wurden / bei den K \nig zu Babel / als unsrem damaligen herren / hierůber zu klagen / weil die richtere in Amida / als die es mit anginge / in dieser sache nicht selber sprechen kunten. Telecles bemůhete sich dagegen mit allen kräften / dieses abzuwenden / auch gingen Reba und Helidor dazwischen / wiewol sie beide mehr nach des Targas seiten hingen. Inmittels wurde dem guten Chebron / dem vatter der Amphilite / so bange gemacht / daß er / die gerichts-unkosten zu ersparen /
Wie nun also wieder eine angst vorbei war / und indeme man noch in solcher verwirrung lebte / riete gegenwärtige schåferin Eidania der Tilidea / eine priesterin in des Teraphim tempel zu werden: weil doch vermutlich wåre / daß Chersis mit ihr nimmermehr wol leben würde / und sie also / einer bösen ehe zu entgehen / dieses mittel nůtz- und růhmlich ergreifen würde. So einfåltig Tilidea sonsten war / so begriffe sie doch dieses wol / und kame pl \tzlich mit dieser ihrer erklärung herfür / als niemand von uns im wenigsten daran gedachte. Man kan ermeßen / mit was freuden ganz Amida dieses vernommen: Weil dieses das einige mittel war / ohn fernere weitlåuftigkeit und rechts-fürung / aus diesem handel zu kommen. Und wiewol ihre eltern / wie auch ihre schwester / und die andere wiedersacher der Amphilite / es lieber anders gesehen håtten / so musten sie doch nun aus der noht eine tugend machen / und ihren unwillen
Wie treuherzig und verbůndlich ware doch der abschied / den sie in Amida voneinander namen / und befohle mir der Chersis die aufsicht über seine Amphilite / die ich tåglich seines andenkens erinneren solte. Auf einen tag geschahe aus Amida dieser dreifache auszug / da Tilidea mit allen ihren anverwandten und dem Oberpriester / nach des Teraphim tempel /Chersis nach Ur / und Amphilite nach ihrem dorfe reisete. Alle unsere hirten und schäferinnen / wurden über ihrer ankunft erfreuet / und stellte sich des Orimedons frau / die Eunome / da doch ihr man / als ein abgesagter feind des Chebrons / neben ihr / zu der Amphilite verfolgung viel geholfen hatte / zum allerhöflichsten gegen ihr an / bewarbe sich auch fůr anderen ům ihre gunst / vorgebend / sie müste sie / als kůnftige Oberpriesterin dieses landes / und ihre näheste schwågerin / da ihr bruder / der Helidor / des Chersis schwester geehliget / vezehren und ansehen. Weil ein gutes gemüte leichtlich glaubet / als fiele es der Eunome nicht schwer / die Amphilite zu gewinnen. Also waren diese beede stäts beisammen / und folgte Amphilite der Eunome raht in vielen stücken /so gar / daß sie / auf ihr gut-befinden / zu verschiedenen malen den hirten / bei
Dergestalt verstriche nun die zeit / die Chersis ausbleiben sollen / und brachte uns Eunome eines tags die post / wie er in Amida angekommen wåre. Wie nun die verliebte Amphilite mit der Artainte (die hier zu gegegen) und mir / in diesem holze / gegen der abendzeit / spaziren ginge / und uns beiden ihr verlangen nach dem Chersis bezeugte / kame der Eunome hirtenknab gelaufen / welcher uns anmeldete / wiedaß des Oberpriesters sohn ankåme. Amphilite eilete mit uns beiden dem knaben nach / der uns den weg zeigete. Wie nun / unter den schattichten bäumen / drei mannspersonen uns begegneten / vermeinten wir / daß der Chersis darbei seyn würde. Indem lieffen uns diese dreie mit ausgespannten armen entgegen / und kůßeten uns / ehe wir uns ihrer erwehren kunten: Es waren aber / diese personen / drei verkleidte weibsbilder / als die Eunome / welche des Abinaels båstes kleid / so er bei den festagen zu tragen pflegte / angeleget / und Eidania / und Melidia / so hier beide gegenwärtig sind: und waren diese beide von der Eunome aufgesprochen / der Amphilite eine lust zu machen / die sich dan auch in ihrer männer kleider verstellet hatten. Wie nun dieser aufzug viel lachens gabe / also vertrate ferner die Eunome die stelle des Chersis / und sagte der Amphilite
Wie nun Melidia und Eidania bei der Artainte und mir verblieben / legten sich Eunome und Amphilite /unweit von uns / in das gras / weil Eunome fürgabe /daß sie můd wäre / und hörte daselbst der falsche Chersis nicht auf / ihr zu liebkosen. Dieses wårete so lang / bis Amphilite im schummern / weil die sonne bereits unterzugehen begunte / einen mann erblikte /der durch das holz ginge. Dieserwegen sprange sie eiligst auf / indem ihr einfiele / was es ihr für einen bösen namen geben könte / also bei einem manne /den die Eunome fürstellte / gefunden zu werden / und hube an nach dem dorfe zu lauffen / da ihr die Eunome nachliefe / und wir andere ihnen folgeten / in meinung / daß etwan Amphilite ein wildes thier möchte gesehen haben. Als wir in das dorf gekommen / ginge unser gelächter von neuem an / als wir vernamen / wie die große fürsorge der Amphilite diese unsere flucht verursachet håtte. Also schieden wir den abend voneinander / und dachten nicht ferner hieran / auser daß wir des rechten Chersis mit schmerzen erwarteten.
Am folgenden morgen / verreisete Eunome mit ihrem manne / dem Oromedon / nach Aphadana / und begleitete sie der Abinael / nachdem er zuvor von der Amphilite abschied genommen. Wir erfuhren bald darauf / daß Chersis / neben seiner schwester und ihrem manne / dem richter Helidor / der der Eunome bruder ist / vorigen abends / in unserem dorfe gewesen. Amphilite wuste nicht / was sie hievon denken solte / daß Chersis sie nicht angesprochen / doch schluge sie
Weil Eidania in Amida noch etwas zu thun hatte /als kehrte ich allein wieder nach unsrem dorfe: daselbst ich anfangs der Amphilite verhelen wolte / was ich geh \ret. Ich konte es aber endlich nicht mehr verschweigen / und merkten wir bede wol / daß der Amphilite feinde eine plauderei von ihr und dem Abinael můsten ersonnen haben / die diese eiversucht bei ihrem Chersis erwecket. Ihre unschuld darzuthun /ware sie so begierig / als betreten sie ware / wie sie es anschlagen solte: und beklagete sie der Eunome abwesenheit / als die am båsten / wie sie vermeinte / von ihr würde zeugen
Amphilite / voll sorgen und unruhe / überbrachte diese schreiben ihrem vatter selber: der dan in beiden einerlei inhalt fande / und zwar diesen / daß Chebron m \chte dahin bedacht seyn / ie eher ie bässer seine tochter an den Abinael zu verheuraten / üm dadurch die schande und nachrede von ihr zu nemen / so sie beide / der Reba und die Berinthe / mit verdrus von ihr / als ihrer verwandtin / håtten erleben müßen. Es schriebe auch der Reba / er wolte / ob es schon Amphilite nicht üm ihn verdienet / ihr doch ein ungewißes stuck geldes geben / damit der Abinael sie desto williger möchte wieder zu ehren bringen. Ich kan nicht sagen / ob der vatter / oder die tochter / nach verlesung dieser briefe / mehr zu beklagen gewesen: dan sie beiderseits sich so jämmerlich gebärdeten /daß ich / die ich allein zugegen gewesen / fast ohne trånen nicht daran gedenken kan. Es fiele nicht allein hiermit alle hofnung des guten Chebrons auf einmal in den brunnen / sondern er muste auch diese
Hierauf lage sie ihren vatter an / daß er doch diesen schandflecken nicht auf seinem haus sitzen lassen /sondern öffentlich für ihre ehre sprechen wolte: worzu auch alle unsere nachbaren ihren beistand versprachen. Sie macheten sich auch also fort mit dem Chebron auf den weg / bei dem richter Reba und der Berinthe in Amida zu erforschen / woher Amphilite diesen bösen namen bekommen hätte / dessen gegenspiel sie bis auf das äuserste verfechten wolten. Den Chersis fanden sie nicht mehr in Amida / sondern vernamen / daß er / aus zweifelmut und ungedult wegen seiner Amphilite leichtsinnigkeit / hinweg gezogen /und sich nach Haran begeben hätte. Wie sie aber für den Reba kamen / auch auf den grund und beweis der Amphilite übel verhaltens drungen / weigerte sich derselbe anfånglich sehr / dem Chebron hierinn ein genügen zu thun. Endlich aber / wie er und seine
Sie kamen / voll trånen und betrübnůs / wieder nach unserem dorfe / und wie Amphilite ihrem vatter wolte entgegen laufen / ihr zu bewilkommen / stieße er sie von sich / und gebote ihr / von nun an sein angesicht zu vermeiden. Sie kame hierauf halbtodt in meiner mutter haus / und wuste nicht / was sie für elend beginnen solte / da ihr nun auch dieser lezter trost benommen war. Sie überdachte ihr ganzes leben / und kunte nichtes darinn finden / das sie anklagte: da sie doch / bei solcher unschuld / sich / als die gröste übeltåterin / verlassen und verfolgt sahe. Meine mutter / die sich ihr unglůck jammeren lassen / ginge zu ihren vatter / ům zu vernemen / was er dan von seiner tochter gehöret / das ihn zu solchen unwillen bewegen können? und / als sie solches von ihm erforschet / kame sie / die Amphilite dessen zu berichten. Es ware / dieser armseligen / die angenemste post /als sie nun auf die feine kame / woher
Es würde ein überflus seyn / des Chebrons freude allhier zu beschreiben: der die Amphilite sobald wieder in sein haus aufname / und gleich nach Amida /seinem schwageren / diese freuden post zu entbote /aber kaum eine antwort darauf entfinge. Als auch ich bald hernach in Amida gekommen / üm hievon mit der Halida zu reden / wolte die solches gar nicht annemen. Wir merkten also / daß der Amphilite neidere über diß ihr unglück frölich waren / und zu ihrer unschuld keine bef \rderung zu thun begehrten. Daher ward / mit zuziehung der gesamten freundschaft beschlossen / daß man bei allgemeinen gerichtstage / der alle vier wochen einmal in Amida / die sachen / die der verweser nicht zu recht bringen können / zu er \rtern und zu schlichten / gehalten wird / der Amphilite unschuld öffentlich darthun / und für dem ganzen volke beweisen solte.
Wie nun derselbe tag angekommen / da der Targas / Helidor / Reba und Sineab / in ihrem richterlichen schmuck / unter dem thor der stadt Amida saßen / und eben / zu der Amphilite glücke / sehr viel volkes alda fůr gericht versamlet war / worunter auch der Oberpriester Telecles / (weil sachen für waren / die in sein amt liefen) sich mit befunden: erschienen Chebron und Amphilite / von der Melidia / Eidanie / Artainte und mir / wie auch von unserer ganzen dorfschaft /auser den
Die vier richtere gaben gleich ihre unrechtfärtigkeit an den tag / indem sie die angegebene zeugen erstlich nicht annemen wolten / und sagte Helidor: er håtte warhaftig den Abinael gesehen / und sei es ein gedichte / daß seine schwester / die Eunome / diese verkleidung angestellt. So wil ich es dan / (finge Amphilite an) mit euch / ô Helidor! zu thun haben / und heiße euch aus dem gerichte aufstehen / weiln ich euch hiemit zum beklagten mache / und euch auffordern / mir die große unthat zu beweisen / deren ihr mich beschůldiget. Diese künheit der Amphilite machte alles volk bestürzt / und muste Helidor / vermög der rechte / von seinem stul aufstehen / und als beklagter gegen die Amphilite sich verantworten. Dieser nun rieffe zu zeugen / den abwesenden Chersis /dessen schwester / als seine frau / die Halida / und des Sineabs fraue. Dagegen drunge Amphilite in die richtere / uns viere zu verh \ren: das
Wie wir nun wieder in unser dorf angelanget /schikte der Oberpriester den hirten Athamias / der viel bei ihm ab- und zuginge / zu der Amphilite / und ließe ihr sagen: daß / dafern sie unschüldig wåre / als er hoffete / er ihr seinen sohn wieder bringen wolte. Aber die Amphilite wolte diß erbieten gar nicht annemen / sondern ließe ungescheut dem Telecles antworten: Sie verlange / nicht ům des Chersis willen / ihre unschuld aller welt darzu thun / sondern wegen ihrer eigenen ehre / die niemand h \her / als eben der Chersis / beleidigt hätte / indem er solchen verdacht und so b \se einbildung von ihr haben können. Wir andere /gleichwie auch Athamias / entschüldigten alle den Chersis bei ihr / daß er / sie mit der verkleidten Eunome ersehend / nicht anders verfahren k \nnen. Es wolte aber alles bei ihr nichts verfangen / und muste Athamias mit dieser ihrer
Telecles reisete hierauf selber nach Haran / da sich sein sohn befande / üm ihn in seiner betrübnus zu tr \sten / mit derer / wegen Amphiliten eingebildten untreu / aus Amida geschieden ware / Er fande aber /daß sich der Chersis bereits an der Amphilite gerochen / und eine frömde schäferin zu lieben angefangen hatte / die sich bei des Fůrsten Labans töchtern aufhielte / und eben die Aprite ist / deren allererst der Fůrst Nahor erwehnet. Weil nun eine so ungereimte liebe / da Aprite ganz arm und unbekant / dem Telecles nicht gefiele / als hinterte er dieselbe mit allen kräften / und brachte bei dem Fůrsten von Haran zu wegen / daß der die Aprite aus seinem brod hinweg schaffte. Selbige begab sich nun hieher in das gebiete von Amida / zoge aber den Chersis bald nach sich: da dan der Amphilite leiden / durch seine gegenwart /vermehrt wurde.
Wie nun endlich der gewönliche gerichtstag wieder erschienen / fande sich keine Eunome / aber wol der Abinael ein: welcher / der Amphilite ehre zu retten /hoch beteurete / wiedaß Eunome damals von ihm seine kleider entlehnet / und daß er niemals von der Amphilite die gerinste gunst genossen oder entfangen hätte. Helidor wandte hiergegen ein / wiedaß den Abinael die liebe also reden mache: und wurde Amphilite nun wieder auf den künftigen gerichtstag vertr \stet. Inzwischen reisete der alte Chebron mit großen unkosten nach Aphadana / und brachte daselbst zu wege /daß die Eunome zu Amida fůr gericht erscheinen muste. Alle welt war nun begierig / hievon das ende zu sehen. Und ob gleich Chersis die Aprite häftig liebte / auch die Amphilite ganz gewiß fůr schůldig hielte / so thåte er es doch
Wie nun Eunome befragt wurde / die warheit von dieser begebenheit auszusagen / leugnete sie alles /und verschwure sich / daß ihr niemals in den sin gekommen wäre / von dem Abinael kleider zu borgen /oder die Amphilite also zu verführen / oder scherz mit ihr zu treiben. Kein mensch ware nun zugegen / auser die jenigen / so es bässer wusten / der nicht die Amphilite schuldig gläubte. Artainte und ich / wie auch Eidania und Melidia / neben den Abinael / wolten hierauf die meineidige Eunome des gegenteils überweisen: aber die richtere ließen uns weiter nicht reden / und wie wir in gesamt einen abtritt nemen müßen /schmiedeten sie immittels ein urteil / welches wir / als man uns wieder fůrgefordert / dieses inhalts vernamen: Wie daß nåmlich Helidor / so wol als die Eunome / von aller anklage loß zu sprechen / die Artainte /Melidia / ich und Eidania / dem alten Chebron die gerichts unkosten zu bezahlen / auch der Eunome ein gewißes stuck gelds zu geben / verfallen / Amphilite aber den Abinael zu ehlichen solte gehalten seyn.
Gnädigste Königin! E. Maj. beherzigen einmal diese ungerechtigkeit / so uns hier wiederfahren / und urteilen / ob wir nicht allerseits hierüber uns zu beschweren mehr als befugt seien. Die furcht brachte den alten Chebron dazu / daß er für uns nicht ferner klagen / noch an diesen rechtshandel etwas wenden wolte. Auch Abinael / von der liebe beredet / war mit diesem urteil mehr als wol zu frieden. Also musten wir anderen viere gedultig / wiewol unschůldig / die zuerkennten strafgelder erlegen / und zu deren behuff etliche meierhöfe verkauffen / üm den geitzigen Orimedon / der
Weil nun ihr vorher-geführter guter wandel allen in dieser landschaft bekant war / als beklagte sie iederman / und murrete man heimlich ůber das unrecht / so ihr wiederfahren. Sie ůberwand endlich alles mit grosmut / und / nachdem sie den Abinael beredet / ihrer müßig zu gehen / der / aus liebe / ihre ehre dadurch zu fördern / solchen zwang über sich name / lebte sie seither ruhig / mit uns andern / in diesem dorfe / und kehrte sich an den Chersis nicht mehr: welcher / auf befehl seines vatters / nach Ur reisen muste / üm der schönen Aprite zu vergeßen. Solches aber würde ihm nicht so viel geholfen haben / von ihr abzulassen /wan nicht dieses dazu gekommen wåre / daß Aprite /wegen eines begangenen mordes / wiewol sie deswegen mehr zu loben als zu tadeln war / hier öffentlich an den schandpfal gestellet und sofort wäre verwiesen worden. Diese beschimpfung leschete in dem hohen gemůte des Chersis alle liebe aus / und schriebe er solches seinem vatter zu / erlangte auch von ihme /fůrter in Ur zu bleiben: da er sich noch iezt befindet /und / wie man glaubhaft berichtet / sol er öfters der Amphilite noch gedenken / und wůnschen /
* * *
Als Sandenise / nicht sonder vergießung vieler zehren / ihre erzehlung also geendet / und sich damit zu ihrer gespielin gestellet / erwiese die K \nigin von Mesopotamien nicht geringen unmut über diese augenscheinliche ungerechtigkeit der richtere / und verhieße / nicht allein der Amphilite ihr recht zu verschaffen / sondern erklärte sich auch / vor der ganzen gesellschaft dahin / daß sie selbst in person den gerichtstägen forthin beiwohnen / und ihren unterthanen das recht sprechen wolte. Alle anwesende ließen hierůber eine solche freude spüren / daß sie auch des öffentlichen jauchzens sich nicht enthalten kunten: und gabe iederman der Sandenise viel lobes / die durch ihre künheit solches zu wegen gebracht hatte. Weil aber / der Sandenise freunde / der richtere gewalt deswegen befahreten / als gaben sie ihr an die hand / die K \nigin ům schutz anzuflehen / wen man etwan an ihr sich rächen wolte / daß sie iezt wider die regierung geredet. Sie erhielte dieses so gut bei der K \nigin /daß sie ihr und der Amphilite anbefohle / unter ihrem frauenzimmer zu bleiben / und sich mit nach Samosata zu begeben: dahin nun alle königliche personen aufbrachen / weil die mittagszeit heran nahete / und sie den K \nig Aramenes nicht långer allein laßen wolten.
Ich trage kein bedenken / (gabe Nahor zur antwort /) E. Maj. zu gestehen / daß ich die Aprite / ungeacht aller dieser ümstände / liebe. Dan / daß sie / ihre ehre zu retten / ihren verfolger getödtet / durch ein unrechtmäßiges verurteilen der Assyrischen kriegsleute von hie verwiesen worden / und nun / aus armut / der Almesia dienet / solches kan mich nicht abschrecken /sondern vielmehr anfrischen / neben ihrer großen schöne / auch ihre unvergleichliche tugend / von der dieses alles herrůret zu lieben und zu bewundern. Wan sie so tugendhaft / wie ihr sie beschreibet / (antwortete die Aramena) so wird sie eure liebe nicht wol aufnemen / weil sie nimmermehr hoffen darf / eure ehgemalin zu werden. Es manglet nur
Bethuel aber und Elihu / die alle diese reden mit angehöret / entfunden darob keinen geringen widerwillen / und befästeten deswegen / ihren zuvor schon abgeredten schluß / alle ersinliche hinterung / und zwar eiligst / dazwischen zu bringen / und dieses ungereimte fůrnemen ihres vettern und brudern zu verwehren. Redet dieses euer bruder in ernst / (begunte die Königin von Ninive den Bethuel heimlich zu fragen /) was er iezt gegen meiner schwester hat vorgebracht? Man solte schier daran zweiflen / (antwortete ihr Bethuel) wen ich nicht aus der erfahrung wůste /daß der blinden liebe nichts ungereimt fürkommt. Wer so vernünftig ist / wie der Fürst Bethuel / (widerredete sie) wird der liebe solchen raum nicht lassen. Ich weiß zwar nicht / (gabe er zur antwort) wie weit sich hierin meine kraft erstrecket: dessen bin ich aber versichert / daß ich die Aprite nicht lieben würde /wann ich Nahor wåre.
Es ist dennoch gewiß / (sagte der K \nig von Ninive) daß die liebe nichts ansihet / auch weder unmüglichkeit noch ungleichheit scheuet: massen mein blindes verlieben in der Diana bild / hiervon zeugen kan /welches mich schier meiner selbst vergessen gemacht. Nachgehends liebte ich eben so ungereimt die iezige Königin von Mesopotamien / von der ich doch nichts zu hoffen wuste: und weiß ich nicht / ob ich iemals von dieser krankheit genesen wåre / wen nicht der gůtige himmel mir so unvermutet meine liebste Aramena in die arme gegeben håtte. Mein beispiel /(sagte der bescheidene
Ich kenne selber die jenige nicht / (antwortete Bethuel / der erfreuet war / daß er nun gelegenheit erlanget / seine neue liebe zu offenbaren /) die ich liebe. Dieses aber weiß ich / daß sie keine dienstmagd ist /wie die Aprite / und k \nnen solche geschenke / als ich von meiner unbekanten bei mir habe / nichts anders als eine hohe gedurt andeuten. Dieses sagend / zoge er das kleinod herfür / welches eine gůldene armspange war / mit so überaus großen diamanten versetzet /dergleichen die Königin von Ninive vorhin nicht gesehen hatte. Die ümstände / (sagte diese schöne K \nigin) welche sich bei dieser euren neuen liebe zu tage geben / machen meinen vorwitz noch gr \ßer / hievon ein mehrers zu wissen / und beschw \re ich euch / üm unserer alten freundschaft willen / daß ihr mich zur vertrauten in eurer liebe machen wollet. Diese lezte worte hörte die K \nigin von Mesopotamien mit an /und name daher gelegenheit / zu fragen / was dieses zu sagen hätte.
Wie nun ihre schwester mit wenig worten es ihr erkläret /
Ob wol die schöne Aramena nichts angenemers /als eben dieses / h \ren k \nnen / so befr \mdete sie dennoch / als Elihu mit seiner neuen liebe so unvermutet herfür brache: dan es důnkte sie / als håtte der Fürst von Ram dieses mit etwas verächtlichkeit geredet / ům sich an ihr zu råchen / daß sie ehmals seine liebe nicht angenommen. Doch schluge sie es so fort wieder aus den sin / und ganz freudig den Elihu ansehend / sagte sie zu ihme: Nun wird es offenbar /warum diese schäferkleidung die Fůrsten alhier bedecket. Wie ich aber alles dessen / was den Fürsten von Ram angehet / mich gern wolte mitteilhaftig machen /also vermag ich mein verlangen nicht zu bergen / das ich trage / die ůmstånde von des Elihu und Bethuels neuer liebe zu erfahren / welche gewiß ganz ungemein seyn werden / den Fůrsten Nahor beschwöre ich ebenfalls / mir ein mehrers von dem zu eröffnen / was er mir iezt gesaget / und hielte ich es für eine
Wie nun endlich die Königliche personen / vom gehen ermůdet / sich zu wagen gesetzet / verließen sie die schäfergesellschaft / und wurden von Elihu /Nahor und Bethuel vollends nach Samosata begleitet: da sie den König Aramenes / in gesellschaft der Königin Emilinde / wie auch seiner Syrischen Fürsten / antraffen. Er entfinge seine liebste C \lidiane mit ausgespanten armen / und bezeugte damit öffentlich seine herzlich zu ihr tragende liebe. Den K \nig Melchisedech erfreute solches ůber alle maßen / weil es gegen der C \lidiane einbildung lieffe: wiewol er dabei auch in acht name / daß der Aramenes sich nicht wenig verwandelte / als er hierauf seine schwester / die K \nigin Aramena / entfinge / da er sich über sie beschwerte /daß sie allein sonder ihn aus Samosata lustwandelen gefahren wäre. Ich vermeinte / (antwortete ihm hierauf die sch \ne Aramena) mein bruder wåre bei der Königin Cölidiane / darum wolte ich nicht allein daheim bleiben / sondern euch suchen / wo ich euch billich håtte finden sollen. Wie artig bringet ihr mir doch diesen verweiß bei / (gabe der König von Syrien zur antwort) den ich billich verdienet hätte / wan ich nicht eurethalben / liebste schwester! zu haus geblieben wåre. Es solte mir leid thun / (antwortete sie / sich in etwas entfärbend) mich die ursach zu sehen / daß Aramenes und Cölidiane nicht allemal könten beisa en seyn / und bin ich zum wenigsten ganz unschüldig hieran schüldig. Ich habe (sagte hierauf Aramenes) mit den Syrischen Fůrsten abgeredet / was zu einrichtung eurer neuen regirung alhier n \tig sein
Als der König solches gesaget / name er diese seine beide liebste freundinnen bei der hand / und fůhrte sie in den Eßsaal: da sie das mittagmal hielten. Nach endigung dessen / versamleten sich die Syrische Fůrsten in der K \nigin von Mesopotamien zimmer / worbei auch der König / ihr bruder / sich befande. Selbige waren der alte Hus / der Husan / Rames / Thare / Zophar / Elhanan / wie auch der Elihu / Nahor und Bethuel / samt den getreuen Thebasch: und wurde daselbst von der Aramena krönung / auch von andren dingen / ihre neue regirung betreffend / geredet / und der schluß gefasset / daß nach zwei monaten die Königin gekrönet / und alle anwesende königliche personen / bis dahin in Mesopotamien zu bleiben / solten eingeladen werden. Als hierbei die Königin auch eröffnete / wie sie fůrhabens wåre / forthin den gerichtstägen selber bei zu wohnen / und zugleich erwehnte /wie alles volk über die ungerechtigkeit der richtere sich beschwerte / hielte der alte Hus für ratsam / daß man mit diesen leuten zu anfang h \flich verfahren möchte / weil sie einen großen anhang hätten / und mächtiger wären / als sie wol schienen: zumal der Reba / als ein verwandter der Enakim / die iezt auf dem Thaurischen gebirge / unwissend warům / in großer månge sich versamlet hielten / durch ihre beförderung leicht einen aufstand erregen könte. Dieser guten erinnerung des Fürsten von Hus / fiele der weise Elihu mit bei / und sagte: wiedaß an keinem ort in Mesopotamien so ein aufrůrisches volk / als eben in der landschaft Amida anzutreffen wåre / und wůste er gewiß / daß dieses einen großen
Habt dan ihr / meine vettern! (sagte hierauf die K \nigin zu den dreien fůrstlichen hirten) allhie eure gewalt nicht brauchen / und der ungerechtigkeit dieser richtere euch widersetzen k \nnen? Was mich betrifft /(antwortete Elihu /) so habe ich / auser dem fürstentum Bus / in diesem gebiete von Amida nichtes zu sagen / und lasse mir daran genügen / daß ich unter die zahl der fürnemsten schäfern mich rechenen darf. Eine gleichmåßige bewantnüs (sagte Nahor) hat es auch mit mir und meinen bruder / die wir mehr in Haran / als hier in Amida / zu sprechen haben / und ein richterliches amt alhier zu üben nicht befugt sind. So mus es den (sagte der K \nig von Syrien /) sonst eine verborgene ursach haben / die meine vettern also hierzu wohnen / kan veranlassen. Ich weiß dieselbe /mein bruder! (antwortete für sie die K \nigin Aramena) und werde euch dessen mitteilhaftig machen /wan diese drei verliebte mir hiervon werden ausfůrlich / wie sie versprochen / werden erzehlet haben. Dieser zuname / (gabe der Aramenes zur antwort) den ihr ihnen beileget / verursachet in mir keinen geringen fůrwitz / hiervon ein mehrers zu wissen / und biete ich euch / meine vettern in euren angelegenheiten allen beistand an / den ihr nur von mir verlangen werdet. Diese ihres Königs
Wie nun Elihu übernommen hatte / die jenigen schäfere zu befriedigen / die etwan durch der hirtin Sandenise freien bericht mochten seyn beleidigt worden / name der Zophar neben den alten Thebah gleichfalls über sich / nach Amida zu den richtern zu gehen / ihnen alle gute meinung von ihrer neuen Königin beizubringen und sie zuversehen / wie es ihrem richterlichen amt keinen eintrag / sondern vielmehr zierde geben würde / daß die Königin in person bei ihnen sich forthin einfinden wolte. Hierauf ginge Aramenes und die K \nigin von Mesopotamien wieder zu der andern gesellschaft / und redte mit ihnen ab / wie sie ingesamt nach Amida und Edessa fahren wolten /üm die alda sich befindende königliche personen zu besuchen: und wurde dieses so fort zu werk gerichtet. Aber Nahor und Bethuel sonderten sich von ihnen ab / und eilten wieder nach ihren schåfer hütten / und zwar / wiewol nicht auf gleiche weise / durch das andenken der Aprite hierzu bewogen: dan der Nahor truge sich eiferigst mit den gedanken / wie er diese sch \ne / und zwar bald / in seine hånde und gewalt bekommen m \chte: da hingegen Bethuel darauf sonne / wie er diese dirne aus Amida hinwegschaffen / und also das ärgernüs / welches sein bruder gegeben / aus dem weg räumen k \nte.
Sie brachten beiderseits / über diesem vorhaben /selbigen abend und die folgende nacht / unschlůßig zum ende. Wie aber das tagelicht wieder angebrochen / begabe sich Bethuel ungeseumt nach Edessa / zu den Fürsten von Hus / seinen vettern / und klagte demselben / wie es mit dem Nahor stünde: der dan / als sehr grosmütig /
Dieser anschlag ginge nun glücklich von statten; massen die Aprite und Baalise / ihrer gewonheit nach / als Bethuel den ganzen tag / bei dem Fürsten Hus /auf sie gewartet / gegen abendzeit / sich einfunden /und in dasselbe haus ihre sachen zu kauf brachten. Die schönheit dieser dienstmägde / sonderlich der Aprite / schiene dem Bethuel so verwundersam in die augen / daß er in seinem herzen die liebe seines bruders entschuldigen muste. Als er aber hierbei ihren stand erwoge / ließe er alle solche betrachtungen auf einmal wieder fallen / und verharrete bei seinem vorhaben / diese liebesglut
Also blieb Aprite allein im hause / und befahle ihr die Jetura / daß sie ihr in den keller nachfolgen solte /dahin auch der Bethuel / neben dem alten Hus / sich begeben hatte. Sie ware nicht sobald darinn / da kündigten sie ihr an / daß sie sich entschließen müste /ins land Ausitis zu reisen / ům fůr des Fůrsten Nahors liebes verfolgungen sicher zu leben. Aprite ward anfang hierůber etwas bestürzet: wie sie aber vername /daß sie dadurch dem Nahor entkommen / und in die gesellschaft der t \chter des Königs von Uz kommen solte / erholte sie sich bald wieder / und mit sonderbarer herzhaftigkeit den Bethuel anschauend / welchen sie / ob er gleich nie auf sie acht gehabt / dannoch wol kennte / sagte sie zu ihm: dieses wird ohne zweifel von dem Fůrsten Bethuel herrůren / daß man allhier diese dinge mit mir fůrnimmet / ům dadurch das haus von Haran für schimpf zu bewahren. Es wäre aber solcher gewaltätigkeit nicht nötig gewesen / weil ich von selbsten kräfte gnug hatte / dem Nahor zu wider stehen /
Was wird aber (widerredte Aprite) die Almesia von mir sagen? Wird die nicht aller orten mich ausruffen /daß ich von ihr betrüglich entlaufen sei; Was hier geschihet / (sagte die Fůrstin Jetura) ist alles ohne euer wissen fůrgenommen / und kan sich euer gewissen wol zu frieden geben / in einer sache / daran ihr unschüldig seit. Ach! daß ich nun (finge Aprite wieder an und seufzete) die Baalise bei mir haben m \chte! mit freuden wolte ich ins land Ausitis reisen. Wisset ihr ihren sin / (fragte Bethuel) daß sie gutwillig diese reise mit euch thun wůrde? Sie liebet mich so sehr /(gabe Aprite zur antwort) gleichwie ich auch sie liebe / daß meine entfernung ihr tod seyn würde / wan sie mich für verlohren achten solte. Der Hus / Jethura und Bethuel sahen hierauf einander an / und beschlossen /die Baalise aus des Zophars hause holen zu lassen. Also ward nach ihr gesendet: da man sie wieder einholte / weil sie eben aus dem thor gehen wollen. Sie kame eilends herbei / und
Der verliebte Nahor hatte inzwischen von seiner liebe sich dermassen meisteren lassen / daß er / die hartnåckigkeit seiner Aprite betrachtend / auf den sin gerahten / sie mit gewalt zu entfůren und zum weibe zu nemen. Demnach wartete er / bei dem berg Masius in einen busche / mit seinen dieneren und hirtenknaben des vorhabens / die Aprite auf dem rückweg von Edessa hinweg zu nemen. Nachdem er aber / bis in die sinkende nacht / vergebens gewartet / kunte er nicht ergründen / was sie in Edessa aufhalten müste: auser daß ihm beifiele / es möchte ihr etwan sein anschlag seyn entdecket worden. Dieser zufall nun war fast fåhig / ihn in verzweiflung zu bringen: massen er wol erriete / wie wenig für ihn würde zu hoffen seyn /wan ihm dieser anschlag mislingen / und es daneben auskommen solte; daher er alles / was ihm die ungedult nur in den sin brachte / wider seinen unstern ausschüttete. Wie er nun seine Aprite vergeblich bis für das thor von
Die art / mit welcher der Nahor diese worte herfür brachte / zeigeten sattsam den verliebten Daces / (der sich Elisa nennte) daß das gerüchte / von dieses Fůrsten liebe gegen der Aprite / nit unwahr wäre / und er also an ihm einen mitbuler bekommen hätte. Indem er aber ihrer beder gleiches elend ihm fürstellte / er wiese er keine eiversucht / sondern sprache vielmehr dem Nahor selbst noch ferner auf / in suchung und ausforschung der Aprite an sich nichtes ermanglen zu lassen. Hierauf teilten sie sich von einander / und weil sie alle hirten / die ihr vieh austrieben / fragten / ob sie die Aprite und Baalise nicht gesehen hatten? machten sie es bald damit in der ganzen gegend ruchtbar / daß diese beide schöne dienstmågde der Almesia wären verloren worden. Weiln Almesia des richters Reba schwiegermutter war / und darüm unter den hirten zu Amida
Es verliefe dieser ganzer tag in solchem nachsuchen / und war so wol in Amida / als in Edessa und Samosata / kein haus übrig geblieben / darinn der Nahor nicht nach ihnen gefragt hätte. Dieser kam endlich ganz matt und kraftlos / gegen die nacht / wieder in seine wohnung: da er die nachtstunden sonder schlaff zubrachte. Er hatte kaum die morgenr \te erwartet / da machete er sich wieder ganz allein auf den weg / wiewol er nicht wuste / wohin er gehen solte. Wie er nun auf dem berg Masius / da derselbe am h \chsten ist / herrům irrte / geriete er an zwei personen / die ihm anfånglich unbekant waren / und gar åmsig mit einander redten. Er gedachte so fort / diese můsten etwas von seiner Aprite wissen / schliche demnach hinter sie her / ům aus ihren worten was zu erforschen. Er h \rte / daß der eine also zu dem andern sagte: Wie sie den ort vernamen / wohin sie solten /wurde es meinem herrn mit ihrer entfürung gar nicht schwer / sondern es schiene fast / als wan sie lieber daselbst hinreisen / als hier verbleiben wolten. Der ungedultige Nahor / wolte ihnen nicht ferner zuhören /weil er bereits genug zu wissen vermeinte / konte auch sich nicht enthalten / diesen frömden anzufassen / und mit großer ungestüm ihn zu fragen: Wo ist dan der ort / dahin dein herr diese sch \ne geführet hat? gestehe mir so fort die warheit / oder wisse / daß du dein leben verlohren habest. Indem drohete er ihm / mit seinem in
Nahor / über dieser kentnůs hoch erfreuet / hielte auch innen / dem andern zuzusetzen / und diesen Retheus ümarmend / sagte er zu ihm: Wie zu rechter zeit führen euch die g \tter zu mir / wehrter Retheus! saget mir doch / an welchen ort man diese hingeführet / die ich iezt so sehnlich suche? Retheus sahe hierauf seinen gefårten an / als wolte er von ihm urlaub bitten /dieses geheimnis zu eröffnen. Dieser aber gabe sich für des Prinzen Sinears von Chaldea waffenträger zu erkennen / und truge kein bedenken dem Nahor das jenige zu eröffnen / so er zu wissen verlangte / weil er solches seinen herren nicht schädlich erachten konte. Mein Prinz (sagte er zu ihm) hat diese sch \nen / von denen er die ältere liebet / ins land Ausitis zu den König Hiob geführet / und ist eigentlich dieses sein beginnen / fůr keine gewalttåtige entfůrung zu achten / weil es alles mit ihrem guten willen geschehen ist. O himmel! (rieffe hierauf Nahor) so beko e ich noch einen vielmåchtigern mitbuler / als ich bereits gehabt / der auch von der Aprite geliebet wird / daher die verachtung meiner wird entstanden seyn. Wie? lieben sie dan (fragte Retheus ganz verwundert) auch diese unbekanten? ich vermeinte / allein die Fürsten Elihu und Bethuel håtten bei ihnen liebe fůrgegeben? Was beweget euch / (fragte Nahor) dieses zusagen / da Elihu und Bethuel niemals die Aprite geliebet? Wie sie heiße /
Ach weh! (rieffe hierauf Nahor) nun h \re ich erst /daß ich betrogen bin / und ihr mir nichtes von der Aprite zu sagen wisset / die ich allein suche / und nicht die drei schönheiten / die bisher zu Sarug sich haben aufgehalten. Der waffentråger / nun ganz erfreuet /daß er seines herrn geheimnis keinen er \ffnet / der teil hieran hatte / bekräftigte den Fůrsten von Haran / mit den gr \sten eidschwüren / daß sein herr von dieser Aprite nichtes wůste / sondern daß diejenigen / die er nach dem K \nig von Uz gefüret / die so-genante schönheiten von Sarug wåren. Der verliebte Nahor /wiewol er nun sich wieder beruhigt sahe / weil der Prinz von Chaldea sein mitbuler nicht ware / geriete nun wieder in seine vorige unwissenheit / und klagte dem Retheus / wie es ihme ergangen war / ihn bittend / daß er doch auch seines orts nachricht einziehen wolte / ob er etwas von dieser Aprite erfahren möchte. Retheus / der sich hiebei erinnerte / daß gemeldte Aprite zu Haran bei der Rahel gewesen / und / wegen des gespråches mit dem Fürsten Nahor / von dannen entweichen müßen / hätte lieber diesem verliebten zugeredet / von seinem beginnen abzustehen. Weil er aber wol sahe / daß dieses dem Nahor gar zu häftig müste anligen / fugete er ihm in allen / und erbote sich /überall in Sarug / da er wohnete / nachfrage anzustellen. Er n \tigte auch diesen verliebten so lange / daß er endlich sich nicht erwehren kunte / auf sein begehren /mit ihm nach Sarug zu gehen / und das mittagbrod in des Retheus haus einzunemen.
Weil Nahors gedanken allein nach seiner Aprite
Gleichwie nun diesen verliebten / der Aprite verlust / in solche unruhe gesetzet / also entfanden solche auch nicht weniger / der so genante Javan und Elisa: welche / nachdem sie aller orten vergebens nach Baalise und Aprite gefraget / ganz trostlos und sonder hoffnung / nun wieder in ihrer frauen / der Almesia hause / zu Amida sich eingestellt hatten / weil sie /verm \g ihres angenommenen standes / die geringste hausarbeit zu thun gehalten waren / als musten sie auch die camelen allemal ům mitternacht
Diese worte hörete der Prinz Daces alle mit an /und weil er / als ein Celte / dieselben wol verstunde /und daneben sich dünken ließe / daß er die stimme des jenigen kennete den der eine mit den K \nigs-titul beehrt hatte / schoße es ihm auf das herze / ob es nicht der K \nig Tuscus Sicanus seyn m \chte. Demnach fassete er den schluß / und redete diese fr \mde in Celtischer sprache also an: Wan meine landsleute alhier in dieser frömde von mir einige dienste entfangen können / so biete ich mich hiermit an / und wolte mich sonders glücklich
Der ort und die zeit erlitte es nicht / alda weitläufig einander zu fragen / was ihre angelegenheiten wåren. Demnach ersuchte der Daces den Aborigener-König /daß er für seine person mit in die stadt kommen / und in der Almesia hause das übrige der nacht in ihrer kammer zubringen wolte: da sie dan ein mehrers wůrden abreden k \nnen. Tuscus Sicanus liesse ihm solches gefallen / und befahle seinen bei sich habenden leuten / mit anbrechenden tage des verwesers Demas wonung auszufragen / und selbigem ein schreiben / welches er zuvor schon aufgesetzet / heimlich zu ůbergeben / sonst aber niemanden seinen namen zu eröffnen. Also ginge er mit den beiden Prinzen nach Amida: die auch / ungeacht
Wovon sol aber wol zuerst (sagte er unter andern zu dem Daces) unser gespräch handeln / da ich so mancherlei zu fragen und zu sagen habe? Von unsrem grossen Marsius / (antwortete Daces /) massen ich gar zu großes verlangen trage / zu vernemen / wie es ihm ergehe? Ach! dieser große held / (gabe Tuscus Sicanus zur antwort /) verzehret sich eben also / wie ich /in dem feuer der tyrannischen liebe. Hat dan die zeit und vergessenheit / (fragte Daces) noch nicht vermocht / meinen liebsten König von seiner krankheit zu heilen? Gleich wie in meinen augen / (sagte Tuscus Sicanus) unaufhörlich das bildnis der jenigen schwebet / die meiner / wiewol ohne laster / vergeßen hat /also gehet es auch dem großen Marsius mit seiner Aramena. Ich habe denselben etliche tagreise hinter mir verlaßen / und ist er / so wol als ich / gewillet /nach dem Taurischen gebirge ům einer gewißen zusa enkunft willen / mit den riesen zu reisen. Mich aber hat dieses einen absprung hieher nemen machen / weil ich / nicht zu meiner ruhe / sondern zu vermehrung meiner qval / die jenige noch einmal zu sehen verlange / die ich noch lieben muß / ob gleich ihre heurat mir auf ewig alle hofnung / sie zu erlangen / entzogen hat. Euch beide allhier zu finden / waren wol meine
So h \re ich dan / (rieffe Baalis / mit höchster verwunderung /) daß der König der Aborigener und der K \nig von Basan keine mitbulere seien? Keines wegs / (antwortete Tuscus Sicanus) und spüre ich aus dieser eurer unwissenheit / mein Prinz! daß Daces sein wort gehalten / da er dem Marsius und mir auf dem Riphatischen gebirg angelobet / niemand zu sagen /was zwischen uns beiden damals fůrgegangen. Dieses habe ich freilich gehalten / (sagte Daces) gleich wie ich auch willig von meinem liebsten Könige mich entfernet / in hofnung / daß es ihm etwas fruchten solte. Nun ich aber leider vernemen muß / daß nichtes diese betrůbte beständigkeit zu zerrütten vermag / achte ich alle augenblicke verloren / die ich nicht bei meinem König zubringen kan / und werde E. Maj. ich ganz willig einen gefårten nach dem Taurischen gebirge abgeben / weil ich meinen K \nig daselbst zu finden hoffe. Dieses sein freies anerbieten / begleitete der Daces mit etlichen seufzern / indem er des verlustes seiner Aprite sich erinnerte: worinn ihme dan auch Baalis / wegen seiner geliebten Baalise / gesellschaft leistete. Tuscus Sicanus name daher anlaß / diese beide zu fragen / was dan diese ihre hirtentracht bedeute / und worinn ihr anligen / das er ihnen wol anmerkete / eigentlich bestůnde?
Als die beide Prinzen / ihre knechtische arbeit im hause zu verrichten / von ihm gegangen waren / zoge er immittels von ihren hirtenkleidern / die er an der wand hangen fande / eines an: in welchem er sich ihnen zeigte / als sie wieder hinein kamen / ihn zu besuchen. Ich bin
Welcher gestalt von mir die sch \ne Prinzessin von Hemath / die Ardelise / geliebet / und ihr erbårmlicher tod beweinet worden / solches wissen E. Maj. guten teils / und sind dessen / an unsers Königs von Basan hofe / ein sichtlicher zeuge gewesen. Ich würde auch ganz überflüßig mich bemůhen / alles das klagen und trauren zu beschreiben / so der unglücklichen Ardelise elender tod aus mir gelocket: das dan so beståndig gewesen / daß ich mit deren betrůbten erinnerung täglich aufgestanden und zu bette gegangen. Dieses kummerwesen triebe ich / bis ich / ungefär für zweien monden aus Meden kommend / meinen weg hier durch Mesopotamien auf Amida zugenommen / und daselbst / gerade gegen dem haus über / darin wir heute gewesen / mit meinen leuten übernachtet. Weil ich / nach meiner gewonheit / die nacht nicht schlaffen kunte / legte ich mich ans fenster / und sahe auf die gassen: da ich dan / gegen mir ůber / zwei weibsbilder an der haustür erblikte / die sich daselbst nieder gesetzet / und bitterlich zusammen weineten.
Der helle mond / der ihnen gerad in die augen schiene / gabe mir gelegenheit sie wol zu betrachten: und důnkte mich nicht anders / als wan ich / an der einen / das wahre ebenbild meiner todten Ardelise er blikte. Weil mein gedächtnüs mir ihre gestalt stäts für augen stellte / als bildete ich mir selber ein / diese gleichheit müste nur in meiner einbildung bestehen. Wie ich sie aber ferner auch reden hörte / das mir die stille der nacht und die änge der gassen erlaubet /fande ich den thon sowol / als die gestalt / meiner Ardelise so ganz gleich / daß ich schier darüber aus mir selber kame. Als ich fürter auch
In solcher süßen einbildung / kunte ich kaum den morgen erwarten / und wie ich mich gekleidet / und wieder an das fenster getreten war / wolte mein glück mir nicht weniger bei tag / als bei der nacht / gůnstig seyn. Dan als ich kaum das fenster eröffnet / da öffnete sich zugleich die hausthür gegen über / und sahe ich meine vermeinte Ardelise / neben der Amorite / in gemeiner mägde tracht heraus treten / und trugen sie auf den schultern drescheflegel / womit sie anzeigten /was ihre arbeit seyn solte. Sie sahen beide nach meinem fenster hinauf / und blieben deshalben / wie ich mir einbildete / etwas stehen / sahen auch / da sie fürter gingen / sich etliche mal nach mir üm. Weil dieses in meinen gedanken und glauben mich gestårket / als eilete ich so fort ihnen nach / und traffe sie auf der dreschtennen an / da sie / neben den andern knechten und mågden der Almesia / das korn ausschlugen. Ich sahe ihnen mit verwunderung zu / und stellte mich gerad gegen ihnen über / ům sie recht in augenschein zu nemen. Ich verharrete solang in dieser augen weide / bis diese / die ich fůr die Amorite ansahe / vom dreschen ermůdet / üm etwas auszuruhen / sich niedersezte. Ich name so fort
Ich stellte mich demnach zu der vermeinten Ardelise / die sich aber kaum nach mir ümsahe. Weil ich solches dahin deutete / daß sie für den andern begehrte unbekant zu bleiben / redte ich sie auf Celtisch an /welcher sprache ich die Ardelise wol kündig wuste /und sagte: wie / sch \ne Ardelise! kennet ihr dan euren Baalis nicht mehr? und wollet ihr ihm nicht g \nnen /daß er sich über euer leben erfreue? Diese worte sagte ich etliche mal zu ihr / ehe ich eine antwort bekame. Endlich / wie ich nicht wolte nachlassen / sahe sie mich an / und sagte: Ich weiß nicht / frömdling! was ihr mir wollet / ich verstehe keine andere sprache als die Syrische. Diese rede ware der Ardelise ihrer so gleich / daß ich / zu lachen anhebend / in Syrisch zu ihr sagte: O schalkhafte Prinzessin! vermeinet ihr euch also mir zu bergen? Wie! (erwiderte sie ganz ernstlich) nennet ihr mich eine Prinzessin? Man ich diese wäre / d \rfte ich nicht also / wie ich thue / mein brod verdienen. Pflegen dan / in eurem lande / die Prinzessinnen solche arbeit zu thun? die Prinzessinnen bei uns / (antwortete ich ihr) sehen eben also aus /wie hier die schäferinnen / und hat die schöne Ardelise / mit der kleidung / ihr königliches wesen nicht ablegen können. Wer ist diese Ardelise? fragte sie. Eben die jenige (antwortete ich / und lachte) die
Indem ich hierauf eine antwort von ihr erwartete /kame die andere / welche der Amorite gliche / auch dazu / und fragte mich / ob ich müd wåre? Als ich solches mit nein beantwortet / name sie ihrer gespielin den drischel aus der hand / und sagte: es sei billig /daß sie auch etwas ausruhete. Wie sie nun / an ihrer stat / neben mir fort drasche / machte ich es eben also mit ihr / als wie mit der vorigen / und redte sie auf Celtisch an / zu ihr sagend: Ich habe von dem Prinzen Suevus einen grus an seine tochter. So wenig diese worte sie bewegt hatten / so deutlich zeigte sie an /daß sie hiervon nichtes verstünde / und h \rte sie sich verschiedene male von mir Amorite nennen / sonder daß sie sich nur nach mir ümgesehen hätte. Dieses bewoge mich / in Syrisch zu ihr zu sagen: was beweget euch und die Ardelise doch immermehr / euch solcher gestalt für eurem båsten freunde zu bergen? Sie sahe mich hierauf verwundert an / sonder zu antworten; und indem ich eine weile auf ihre erklärung wartete /verharrete sie in ihrem stillschweigen / und fuhre in ihrer arbeit fort / ohne ferner auf mich acht zu geben. Bald wurde sie / von einer andern dirne mit namen /und zwar Aprite / geruffen: wodurch ich noch mehr gestårket wurde / sie für die Amorite zu achten / in meinung / daß sie / in gedåchtnis ihres liebsten Apries / diesen namen würde angenommen haben. Ich ersonne demnach diese list / ob ich sie /
Indem ich hierauf antworten wolte / hörte ich hart hinter mir ein geschrei / und als ich mich ümgesehen /erblickete ich die Baalise / die mit beiden händen ihre blutige stirn hielte: dan ich hatte ihr / mit dem drischel eine wunde geschlagen / indem sie mir zu nahe gekommen / und sich / indem ich den schlägel gehoben / nicht fůrgesehen hatte. Man kan erachten / wie mir dieses zu herzen gegangen. Ich ward / indeme ich meine entschüldigung bei ihr verrichtete / von den andern knechten und mågden wol ausgelachet / daß ich /als ein unerfahrner in dieses handwerk mich einmischend / an stat diesen beiden sch \nen zu dienen / der einen soviel schadens zugefůget håtte. Weil die wunde häftig blutete / als wurde sie von ihrer gespielin in der Almesia haus geführet. Ich wuste fast nicht /für unwillen / was ich thun solte / und war ungehalten auf mich selber; bliebe auch / selbigen ganzen tag /voll unruhe und in meiner herberge / und schikte ohn unterlas hin / ům zu fragen / wie es ihr erginge; Man brachte mir ganz wunderliche und ungereimte antworten / und als ich es zuviel machte / wurden meine diener endlich gar abgewiesen: daher ich auch des trostes beraubt bliebe / etwas
Weil das kriegsheer / so ich aus Meden zurück brachete / sich nåherte / war ich gehalten / bei selbigem mich wieder einzufinden. Also muste ich Amida verlassen / unwissend / ob ich die Ardelise oder nicht gefunden håtte. Ich schickete der Almesia / als der frauen dieser sch \nen dienstmägde / ein ansehliches stuck geldes / üm dafür die Baalise heilen zu lassen. Es hatte nun niemand in Amida erfahren / wer ich gewesen: Weil ich unbekant in der stadt mich aufgehalten /ům alles verdriesliche gepränge zu verhüten / so man mit mir würde angestellt haben. Ich habe nicht das vermögen meine unruhe E. Maj. fürzubilden / die ich in mir / auf der hinreise / bis in Basan / gefület. Solche war nun ungleich größer / als zuvor / da ich die Ardelise fůr todt beweinet: dan ich muste nun zwischen furcht und hofnung stehen / was ich von ihr mir einbilden solte. Eines teils hielte ich es für unmüglich / daß zwo personen zweien andern so ganz ånlich und gleich seyn könten / sonder die jenigen zu seyn /denen sie glichen. Anders teils aber muste ich daran zweifelen / wan ich nicht allein dieser beider dienstmäge zustand betrachtete / sondern auch an ihre reden gedachte / die sie gar zu unschüldig fůrgebracht / und ich daraus nicht schließen kunte / daß sie mich betriegen wollen.
Als ich nach Basan kame / fande ich den Marsius in eben der traurigkeit / darinn ich ihn / vor meinen hinzug in Meden / verlassen hatte. Sein einiges dichten und reden / handelte von seiner unglückseeligen hoffnunglosen liebe / und musten Daces und ich / den hof zu Basan auf ein jahr zu verlassen / uns darüm verpflichten / damit die nötige vergessenheit der Aramena
Wie? (sagte er heimlich zu mir) ist wol der geringste zweifel hierbei zu hegen / daß diese sch \ne nicht die Amorite sei? solte ein solcher bei mir sich regen /so můste er daher kommen / daß ich diese / so sich Aprite nennet / schöner als meine base befinde. Und ich (antwortete ich) ersehe die so-genannte Baalise keines wegs sch \ner / als die Ardelise / wůrde auch diese nicht lieben k \nnen / wan ich bei ihr einen fůrzug sehen solte. Wie / Baalis! (antwortete mir Daces) wolltest du dan wol diese lieben / wan sie schon nicht Ardelise wäre? Ich seufzete zu dieser frage / weil ich nicht eigentlich wuste / was ich für eine erklärung hierüber von mir geben solte: wiewol ich mich fåhiger fůhlte / dieses mit ja / als
Dieser gewünschten gelegenheit uns zu bedienen /wischeten wir / als die knechte weit genug hinweg waren / hinter unsern bäumen herfür / und eilete Daces zu der vermeinten Amorite / ich aber begabe mich zu der Ardelise ebenbild: und beschwerten wir uns beiderseits ũber sie / daß sie uns nicht also / wie wir sie / erkennen wolten. Sie blieben beide bestürzt und sehr befr \mdet / sowol ůber unsere schleunige ankunft / als auch / unser freies reden zu vernemen. Es wolte aber Aprite so wenig von dem Daces / als Baalise von dem Baalis / wissen: daher wir endlich glauben musten / wir såhen die jenigen nicht / die wir vor uns sahen. Seit ihr dan nicht Ardelise und Amorite? fragten wir sie von neuem. Worauf Aprite / für sich und ihre gespielin / uns also antwortete: Es muß zwischen uns beiden / und denen die ihr benennet /eine große gleichheit seyn: weil nicht ihr allein euch so betrieget / sonderen auch vordessen dergleichen uns begegnet ist / daß ein frömder uns / für diese unbekanten / hat angesprochen. Der bin ich gewesen /(antwortete ich) und habe ich noch hohe ursach / es zu entschuldigen / was ich damals der schönen Baalise für schmerzen verursachet. Seit ihr der jenige / (sagte hierzu Baalise / und sahe mir genau in die augen) der mit uns zu Amida das korn gedroschen? Ach! wie ist es můglich / (antwortete ich / auf meinen alten wahn wieder gerahtend) daß ihr mich nicht mehr
Wie? Meiner gnade? (antwortete Baalise / und lachete) diese kan ich allein meinen schafen erweisen /und glaube ich fůrwar / daß dieser mensche rase. Dieses lezte sagte sie zu Aprite / die dan auch also dem Daces antwortete / welcher es ihm nicht wolte ausreden lassen / daß sie Amorite wåre. Also stritten wir viere miteinander / allerseits unwissend / ob wir allerseits in scherz oder im ernst redten. Der Almesia knechte und andere mågde / kamen mitlerweiln mit den ledigen wågen zu růcke / und als sie uns beide fr \mdlinge erblicket / fragten sie die Aprite / wer wir wåren / und ob sie uns kenneten? Worauf diese mit nein antwortete / und neben der Baalise / sonder ferner an uns sich zu kehren / das holz aufladen halfe /und damit nach dem orte fortginge / da die Almesia ihre hürden wolte aufbauen laßen.
Als wir wieder zu unsern leuten gekommen / die wir mit den pferden unten im thal warten lassen /kehrten wir folgends bei einen hirten ein / der uns nach gelegenheit all gütlich thäte / und von vielen sachen / wornach wir fragten / uns guten bescheid erteilte. Dieser erzehlte uns / daß Baalise und Aprite / zwo frömdlinge / bei ihnen wären / und wuste viel von ihren abenteuren zu sagen: das zwar zu dieser meiner erzehlung nicht geh \ret / uns aber so viel zu erkennen gabe / daß wir in unserer einbildung gestårket wurden / daß sie Ardelise und Amorite seyn můsten / wan sie es gleich nicht gestehen wolten. Wie dieses mich gekränket / kan ich nicht gnug beschreiben: da ich fürdeme mit der Prinzessin von Hemath so vertreulich gelebet / und nun eine so frömde
Gleichwie nun ich hiermit meine zeit in nicht geringer qval hinbrachte / also ergienge es auch dem Daces / wegen der schönen Aprite / nicht bäßer: wiewol mit diesem unterschied / daß in ihm eine neue glut angeglommen / in mir aber nur die alte sich wieder erneuret. Wir liebten nun / kurz zu sagen / alle beide: doch golte es dem Daces endlich gleich viel / ob die jenige / so ihm sein herz abgewonnen / Aprite oder Amorite heissen mochte. Mich aber nagete es / wan ich zuweilen mir fůrstellte / daß Baalise nicht die Ardelise seyn m \chte. Unser wirth / der sich Athamias nennte / führete uns nun aller wegen mit aus / wo sich eine schäfergesellschaft beisammen befunde: da wir dan / nicht allein in wenig tagen fast alle hirten in dieser gegend kennen lernten / sondern auch verschiedenlich unsere beide schönheiten dabei zu sehen bekamen: wiewol sie nicht unter die fürnemste gezehlet wurden / sondern sich zu den knechten und mågden halten musten.
Weil uns nun nicht aus dem sin zu bringen war /daß diese die Ardelise und Amorite seyen / als gabe uns die liebe in den sin / gleich ihnen / den knechtstand zu erwehlen / und zwar zu ihrer frauen / der Almesia / uns zu verdingen: weil wir also / tåglich mit ihnen ümzugehen die gelegenheit haben / und also endlich auf die warheit wůrden kommen k \nnen. Gegen den früling / geschihet allemal diese erlassung der alten / und eintretung der neuen knechte: daher wir / weil eben die zeit da ware / uns bei der verweserin Almesia anmeldeten / und unter den namen Elisa und Javan ihr unsere dienste anboten. Weil wir zimlich gros und stark von gliedern /
Eines tags / wie wir beisammen waren / die horden zu binden / sagte ich zu dieser: Wie lang sol es dan noch währen / bis ihr euch bequemen wollet / wiederum Ardelise zu werden? Ich weiß ja / daß ihr diese seit / und kennet ihr mich so wol / als ich euch kenne: wozu sol dan immermehr dieses verstellen dienen? Wann es euch also gefället / Javan! (antwortete sie mir) so wil ich mich wol Ardelise nennen. Daß ich aber fůr eine andere mich ausgeben solte / darein kan ich / sonder euch zu betriegen nicht willigen. Die unschuldige weise / mit der sie diese worte fürbrachte /machte mich ganz irre / und sagte ich hierauf: wie ist es den immer möglich / daß der erdboden zwei schönen von solcher gleichheit hat können herfürbringen? Diese Ardelise / (redete sie mir ein) muß eine liebe person gewesen seyn / weil ihr alståts ihren namen im munde führet. Ja / schöne Baalise! (antwortete ich ihr /) diesem ist freilich also / und laße ich euch daraus urteilen / wie lieb mir Ardelise můße gewesen seyn /weil ich euch / als ihr ebenbild / ja so häftig / als sie selber / liebe / und dieserwegen den hirtenstand angeno en habe / ům euch solches zu entdecken / und um euch leben zu können. Baalise name diese meine liebs-entdeckung geneigter auf / als ich gehoffet / und gabe mir zur antwort:
Wen euch Ardelise so lieb gewesen / so kan ich nicht wol glauben / daß ihr eine andere zu lieben tüchtig seit. Wan ihr auch nicht (widerredete ich) der Ardelise so
Ich erzehlte meinem gesellen / dem Elisa / mein gutes glücke: der dan begunte auf mich eiversichtig zu werden / daß ich mehr muht als er blicken laßen / und bereits in meiner liebe so weit gekommen wer. Er wolte deshalben nicht ferner warten / sondern bediente sich der ersten gelegenheit / der Aprite seine liebe zu entdecken. Er wurde aber nicht so gütig / wie ich /entfangen. Und ob er gleich in hofnung / daß der baum von mehrern streichen fallen würde / täglich fortführe / üm ihre gute gunst sich zu bewerben / so richtete er doch ganz nichtes bei ihr aus: also daß er lezlich seine zuflucht zu mir und der Baalise nemen /und uns ansprechen muste / ihm in seiner liebe beförderlich zu seyn. Baalise war so gütig / daß sie ihm alle gute dienste bei ihrer gespielin verhieße. Er gewonne auch überdas noch eine schåferin / die in unserm haus diente / nåmlich die Rodine: die dan / fůr ihn / der Aprite ståts in den ohren lage / und sie / den
Wan ihme / gleichwie auch mir / zu zeiten einfiele /daß wir nicht die Prinzessinnen Ardelise und Amorite / sondern zwei schlechte dienstmägde / liebten / so entsahen wir uns wol ein wenig: doch richtete ihre sch \nheit unsere liebe gleich wieder empor / und dachten wir an nichts weiter / als sie zu lieben / den zweck und das ende / so unsere liebe haben solte / uns aus den gedanken schlagend. Wir h \reten hiebei nicht auf / sie öfters auf die probe zu stellen / ob wir aus ihnen bringen möchten / daß sie die beide Prinzessinnen wåren. Einsmals redten wir miteinander ab / in ihrer gegenwart / ůber dem essen Celtisch zu reden: da mir Elisa erzehlen solte / wie er gewiße zeiturg aus Basan bekommen / daß der Prinz Suevus / für betrübnüs ůber den verlust seiner tochter gestorhen; und aus Hemath / daß der Prinz Apries nicht todt / sondern an seiner stat einer von des K \nigs unrechten söhnen /der ihm gleiche / wäre gerichtet worden. Wiewol wir nun dieses meisterlich ins werk stellten / kunten wir doch an beiden nicht die geringste bewegung warnemen: massen sie inzwischen mit der Rodine ihren scherz trieben / und so freien gemůts blieben / daß wir endlich aufh \ren musten / sie in den verdacht dieser verstellung zu halten.
Demnach liebten wir sie nun / als Aprite und Baalise / und war ich der vergnügteste liebhaber von der welt / Elisa aber der häftigste. Auf solche weise verbrachten wir seither unser hirten-leben: bis endlich der
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Der Prinz Baalis endete hiemit seine erzehlung /die der verliebte Daces oder Elisa mit tausend seufzeren begleitet. Der König der Aborigener befände dieser
Ich stehe nun fast bei mir an / (antwortete der betrübte Daces /) ferner E. Maj. zu zureden / daß sie von ihrem unendlichen gram ablassen sollen / wie ich vordessen in Syrien und Basan gethan habe: Weil der himmel mich nun selber schmecken lässet / wie kråftig die liebe sei. Ich erkenne also nunmehr des K \nigs der Aborigener anligen / kan aber dabei nicht in abrede seyn / daß mich důnket / mein leiden und unglůck sei viel gr \ßer: weil ich / in meiner liebe / nicht die geringste gegenliebe iemals genossen / und also mit nichtes mich tr \sten kan. Ach saurer trost! (sagte der König der Aborigener) mich kränket eben nichts mehr / als dieses /
In solchen gespråche kamen sie fůr des Demas behausung / da einer von des Tuscus Sicanus bedienten stunde / und ihme anmeldete / wiedaß gedachter Demas verreiset / und also nicht einheimisch wåre /weswegen er das an ihn haltende schreiben nicht hätte von sich gegeben. Dieses bekräftigte des Demas frau /die Aneriste / wie auch die Sataspe / die dem König /den sie nicht anders / als einen freund des Demas /kennten / und wegen seiner tochter fůr einen schäffer hielten / ihr haus zu beziehen anboten: welches er /der söhnen Jared nante / willigst anname / und etliche kammeren des hinter gebåudes sich anweisen ließe /da er so lang mit seinen leuten bleiben wolte / bis der Demas wůrde wieder zu haus gekommen seyn. Die zween betrůbte hirten der Almesia / ließen ihn nun daselbst / üm so wol fernere kundschaft wegen ihrer verlornen einzuziehen / als ihre feldgeschäfte abzuwarten. Sie verhießen aber dem frömden Jared / daß sie gegen den nachmittag wieder kommen / und ihn auf die große wiese vor Samosata führen wolten /allwo täglich die ganze königliche gesellschaft / zu gewißer stunde / aus Samosata / Edessa und Amida zusammen zu kommen / und sich mit einander zu ergetzen / pflegte / da er dan auch seine betrübte augenweide wůrde haben k \nnen. Wie nun Javan und Elisa sich unter die andern hirten im feld begeben / fragten sie bei allen ankommenden ům die Aprite und Baalise / erlangten aber eben dergleichen antwort / als sie hierüber von sich gaben / wan sie von
Elihu und Bethuel kamen indem auch des wegs von Edessa her: vor denen die beide knechte der Almesia sich nicht wolten sehen lassen / sondern so fort feld-ein gingen. Diese blieben auch bei den andern hirten stehen / üm nach dem verlust dieser beiden schäferinnen / von dem sie doch bäßer als iederman zu berichten wusten / wie auch nach dem Fürsten Nahor zu fragen: von welchem letzern / dessen zurück gelassenen knaben berichteten / daß er diese nacht verreiset wåre. Zweifelsohn (sagte Elihu heimlich zu den Bethuel /) wird dein bruder die Aprite zu Ur suchen / und vermeinen / der Chersis sei an ihrer entfürung schuldig. Mich jammert in warheit die qual / (antwortete Bethuel / indem sie beide von der gesellschaft fůrter gingen) die ich dem guten Nahor verursachen můßen / und kan ich / als in der liebe erfahren / leichtlich abnemen / wie ihme bei diesem verlust zu mut seyn müße. Doch stunde es nicht zu åndern / da Nahor seiner so gar vergessen / und die ehre des Syrischen hauses es also erforderte. Du hast mir gesagt / (versezte Elihu) daß diese dienstmagd / neben einer ungemeinen tugend / auch eine fürtrefliche schönheit besitze. Deme ist also / (gabe Bethuel zur antwort /) massen von dem ersten ihre verůbte thaten zeugen / und habe ich das lezte mit verwunderung an ihr gesehen.
Weist du / mein Bethuel! was ich hiebei gedenke? sagte Elihu / dazu lachend. Sonder zweifel dieses /(antwortete er /) daß du woltest / Aprite håtte mir so wol gefallen / daß du allein die drei schönheiten von Sarug lieben m \chtest. Nicht viel gefehlet / mein Bethuel! (versezte der Fůrst von Ram) und kenne ich dich zwar eben also gesinnet / massen du vielleicht woltest /
Die drei schönheiten von Sarug zugleich / wilst du sagen: (fiele Bethuel ihm in das wort) und vermeinest du / deinen schaden reichlich zu ersetzen / an stat der beiden ersten / die dir nicht geworden / dreie mit einander zu erlangen. Sage mir / Bethuel! (fragte Elihu) welche von diesen dreien schönen liebest du am meisten? damit ich mich / in meiner wahl / darnach richten möge. Eben dieses verlange ich von dir zu wissen / (antwortete Bethuel) und gebüret billig dem Fůrsten von Ram der fůrzug / nach seinem gutbedünken zu wehlen. Wan ich nun (sagte dieser hinwieder) die jenige nåme / die dir zum båsten gefiele / woltest du mich sodan ungehintert lieben lassen? Unsrem streit ein ende zu machen /
Deinem ausspruch zu folge / (sagte Elihu) will ich dir die wahl für mich überlassen / und bin zu frieden /daß du die håßlichste für mich erkiesest: ich hingegen wil mich bemühen / die schönste fůr dich auszusuchen. Ach Elihu! (sagte Bethuel) thue diesen sch \nheiten nicht ein solches unrecht an / eine unter ihnen fůr schöner / als die andern / oder auch fůr håßlicher zu erkennen. Ihre gleichheit ist so groß / daß sie einen solchen unterscheid nicht erleiden kan. Weil wir dan das wissen / (antwortete Elihu) so wollen wir unser bisher gefůhrte lebens-art verändern / und uns lassen gleich viel seyn / welche wir von diesen dreien zu unserer gegenliebe bereden können. Ich bin dessen zu frieden / (erklärte sich Bethuel /) und ůberlasse dir hiemit die beide erste: die lezte / von der ich dieses armband trage / für mich ausbedingend. Was! diese holdseelige / (sagte Elihu /) die nicht dir allein / sondern auch mir / ihre erkentlichkeit in der that hat genießen lassen? Wolan?
Elihu bliebe hierauf lang sonder antwort / endlich hube er in sich selbst an zu lachen / und sagte: Ich hab allemal die liebe für eine torheit gehalten / und werde es nun an mir selber mit schaden innen / daß sie toll mache. Ich finde mich zu schwach / liebster Bethuel! für dich und mich zu wehlen. Diß wollen wir aber thun / wan wir nach Sarug kommen / dahin / wie ich sehe / du / so wol als ich / gedenkest: Es sol die jenige / von den dreien dir allein zu lieben frei stehen / die uns zu erst in der hausthür begegnen wird: und wil ich dir angeloben / von derselben mich ganz abzuwenden. Hingegen versprich du mir wieder / an die übrige zwei dich auch nicht mehr zu kehren. Auf solche weise (antwortete Bethuel) bekämest du zweie /und ich nur eine. Wilst du dan mehr als eine; fragte Elihu. Wie nun Bethuel diese frage mit nein beantwortet / sagte Elihu ferner zu ihm: Ich gelobe dir zu /daß ich auch / von den ůbrigen beiden / allein die jenige bedienen wil / die unter ihnen zu erst mit mir wird zu reden anheben; und wil ich alsdan / wegen der dritten / weder dich noch Prinzen Sinear / beeiferen. Wan aber keine von den beiden mit dir reden wolte / (fuhre Bethuel scherzweis fort /) so wůrde ja dein gelübte aufgehoben seyn? Vielmehr alsdan /(antwortete Elihu /) wan ihrer keine uns würde in der hausthür entgegen kommen. Fürwar / (sagte Bethuel) wan iemand diese unsere unterredung anh \ren solte /man würde ein wunderliches urteil von uns fällen. Weil unser wesen anzeiget / (antwortete Elihu) daß wir recht verliebet sind / so gibet sich der
Unter solchem gespräche / kamen sie an die stadt Sarug / die nur ein feldwegs von Amida und nahe bei Edessa gelegen ist. Wie sie in das stadthor eintraten /begegnete ihnen die angeneme schåferin Melidia /nebst ihrem bruder / dem Ausicles / und dessen frauen / der Eidania: die voll betrübnis diese beide Fürsten grůßeten / und dieselbige in ihrem herzen / wegen dessen / so sie wusten / beklagten. Weiln Elihu und Bethuel an diesen hirten und schäferinnen schon gewohnet waren / daß sie / nach dem schmerzlichen todesfall der tugendhaften Suriane / ihrer schwester /immer traurig aussahen / als gaben sie nit acht auf diese ihre gebärden. Elihu fragte den hirten Ausicles: warüm er und seine schöne gesellschaft so bald ümkehrten / und nicht långer in Sarug verharreten; Es thut mir leid / (antwortete dieser schäfer) daß ich /hierüm befraget / die betrübte post bringen muß / daß in Sarug nicht mehr diejenige vorhanden sind / die bisher die gröste zierde unsrem Mesopotamien gegeben haben: und verdoppelt dieses unsren unmut / daß wir / mitten in friedenszeiten / eine solche gewalt erleiden und erleben můßen. Elihu und Bethuel blieben gleich den mauren unbeweglich stehen / aus bestürzung ůber dieser frömden mähre: und als sie darauf /in den augen der drei schäferinnen / die tränen ersahen / fehlte es nicht viel / daß sie auf der stelle für unmut vergangen wären.
Weil nun jene wol erkanten / daß es båßer seyn würde / diesen beiden verliebten alles frey heraus zu sagen / als sie lang in ungewißer qval aufzuhalten /finge Melidia an / den Elihu und Bethuel also anzureden: Wie wir heut / unserer gewonheit nach / die so-genanten drei
Nachdem er biß gesaget / eilte er in die stadt / und wolte Ausicles / in dieser bekümmernüs / weder ihn noch den Bethuel verlassen: daher er ihnen folgte /und seine frau und schwester allein nach ihrem dorfe wieder kehren ließe. Dieses unglück / (gedachte und redte Bethuel bei sich selbst) habe ich an meinen bruder verschuldet / und zeiget mir nun der himmel satsam / daß ich mit dieser meiner vorsichtigkeit ein unrecht begangen habe / indem ich so fort mit gleicher straffe heimgesucht werde. Hierüber stiegen ihme / so wol als dem Elihu / haufenweis die tränen in den augen. Weil auch allen leuten in Sarug ihre liebe bekant worden / als ware niemand / der sie sahe vorüber gehen / der nicht herzlich mit ihnen geweinet håtte. Sie gingen / fast aus sich selber / nach dem meierhof /der bisher ihre
Wie sie nun / nach aller erkundigung / nichtes mehr erfahren k \nnen / als was sie / zu ihrem großen jammer und unglück / bereits mehr als gewiß wusten /gingen sie / gegen den mittag / in begleitung des Ausicles / aus Sarug wieder nach ihren wonungen / und waren so voll kummer / daß sie nicht wusten / was sie beginnen solten. Wäre ihnen / wie dem Nahor / des Teraphim tempel zu sin gekommen / sie würden ohnzweifel gleich dahin geeilet haben / sich dessen ausspruchs zu bedienen. Wiewol dem Elihu / als einem rechtglåubigen / dieses mittel nicht beifallen k \nnen: der sich dafür in seinem gemüte mit tausend gedanken qvälte / und mit denselbigen ganz Mesopotamien /auch alle benachbarte K \nigreiche durchlieffe / üm seine verlorne alda wieder zu finden. Er riete / neben dem Bethuel und Ausicles / auf
Er wurde daselbsthin von ihnen begleitet / weil sie nirgend rasten oder ruhen konten: und fanden sie noch einige vergnügung bei der Eidania und Melidia / weil diese beide schåferinnen die meiste kentnis mit ihren unbekanten schönen gehabt / und bei ihnen in sonderbarer hochachtung gewesen waren. Ob diese beide verliebte nun gleich nicht speisen wolten / so sezten sie sich doch zur gesellschaft mit zu tische. Die verweserin Aneriste sandte ůber der malzeit zur Eidanie /und ließe ihr sagen: daß ihre beide t \chter / die Briside und Rodope / gegen den nachmittag zu ihr kommen solten / wan sie dieselben mit sich auf die königliche wiesen nemen wolte. Dieser ort / so nahe vor Samosata gelegen / ward also genennet / weil daselbst die k \nigliche gesellschaft sich täglich gegen den abend zu versammlen pflegte. Weil Eidanie der Aneriste nicht wol etwas versagen dorfte / als ließe sie ihr zur antwort wissen: wie daß Briside und Rodope ihr allemal wilkommen seyn solten / und ihre schuldigkeit sei / dieselben nach dem versamlungs-platze zu begleiten. Es verbliebe aber solches / weil / wie nachmals die Aneriste sagen ließe / die königliche personen einen fürfall bekommen hatten / üm des willen aus ihrer zusammenkunft selbigen tag nichtes wurde.
Der betrůbte Elihu verschlosse sich nun ganz allein in des Ausicles kammer / ům von der gesellschaft sich abzusondern / die ihm iezt alle ganz widrig war. Inzwischen nun Bethuel mit der Melidia von seinem unglück redete / und Ausicles / gegen der nacht in der kůhle fortzureisen / alle anstalt machte / fande der Fürst von Ram / nachdem er etliche stunden mit seinen gedanken sich gequålet / ein lådlein auf dem tische: welches er / weil es nicht verschlossen / er \ffnete / und darin allerhand kleine und große beschriebene täfelein fande. Die lange weile triebe ihn mehr / als der fürwitz / etliche von denen heraus zu nemen / und zu lesen. Er fande / daß es reimen von allerhand hånden und von verschiedenem inhalt waren: welches ihm / als einem großen freunde der versekunst / mehr begierde gabe / diese verse zu durchsehen. Er ware noch in fleissiger durchlesung begriffen / als Bethuel /neben ihrem wirte / dem Ausicles / dessen frauen und schwester / wie auch der Artainte / zu ihm in die kammer traten / und ihn also unter diesen ausgestreuten schriften sitzen fanden. Verüblet mir nicht / mein Ausicles! (sagte Elihu zu diesem hirten) daß ich hier eure geheimniße lese: ihr seit selbst schuld daran / daß ihr sie nicht bäßer bewahret.
Indem der Fürst dieses sagte / erblickte Melidia etliche
Uranie.
In warheit (sagte Bethuel) dieses reimgedicht ist über-wol gemacht / und zeiget diese person einen überaus hohen geist an: ich habe aber / meines wissens / diese Uranie nie nennen h \ren. Sie wohnet in Babel: (antwortete Ausicles) und wiewol ich / gleichwie auch Eidanie / und meine verstorbene schwester /sie niemals gesehen / so hat sie doch / durch etliche von unsern schriften dazu bewogen / die sie durch einen meiner freunde zu lesen bekommen / solche freundschaft zu uns geworfen / daß sie auch der lieben Suriane ihren tod durch diese trost- und klagschrift beehren wollen: daher ich solche / bei diesen andern reimen / des aufbewahrens wol würdig ermessen. Sonst ist Uranie von fürtrefflichem verstande / wie nicht allein dieses gedicht / sondern auch ihre andere schriften ausweisen. Sie suchet auch ihre einige ergezlichkeit / in dergleichen hohen gemůts-übungen:
Uranie.
Es wåre unbillig / (sagte Elihu ferner) daß dieser fürtrefflichen dichterin ihr wunsch sobald solte erfůllet
Suriane und ich haben / von kindesbeinen an / einander herzlich geliebet / und so gar einerlei sin gehabt / daß solches auch fast an der äuserlichen gestalt zu sehen gewesen / indem wir von bildung einander zeimlich glichen: wiewol Suriane bräunlich war / und schwarze augen hatte. Weil das neidische glück wuste / wie fähig ihr edles tugendhaftes gemůt war / viel gutes in der welt zu stiften / wan sie dereins zu einer vorteilhaften heurat gedeien würde / als legte es /gleich in ihrer zarten jugend / eine hinternüs in den weg / üm zu verhüten / daß nicht ihre äuserliche sch \ne der innerlichen zierde gleichen möchte / und fügte es also / daß sie von den sogenanten kinderblattern sehr verstaltet wurde. Sie betrübte sich zwar nicht darüber / weil sie allem heuraten entgegen war /und wandte sich desto mehr zu den freien künsten: massen sie in stätigem lesen guter schriften / und selbst eigener verfassung derselben / ihre ergetzung suchte / und also ihre junge jahre in großer vergnügung zurück brachte.
Gleichwol mochte dieses bei ihr eine ursach mit gewesen seyn / daß sie / wie der reiche Calcas aus Haran sich bei uns anmeldete / und sie heuraten wolte / keinen widerwillen / wie ehmals / zum ehestand spüren ließe / sonderen / ungeacht der schlechten geschiklichkeiten dieses hirten / demselben die ehliche hand gabe. Sie mochte auch / wie ich mir einbilde / aus liebe gegen mir / zu dieser heurat geschritten seyn /üm mit den mitteln / die sie dadurch erlangte / meinem schlechten zustand aufzuhelfen / auch mir ruhe zu schaffen: weil sie vermeinet / daß ihre ståte gegenwart mir anfinge verdrieslich zu werden / und ich es fůr eine last halten möchte / nun ich Eidanien hatte /auch ihr noch ferner meine liebe zu bezeugen. Woferen die himlische Suriane einigen mangel in ihrem leben gehabt / so ist es diese einbildung gewesen /und dan die gar zu große ehrsucht: die aber / von
Zwar hatte sie das letzere nicht von nöten / weil sie von dem himmel mit dieser tugend dermassen versehen war / daß sie darinn aller welt zum fürbilde dienen k \nnen. Sie konte so gar nicht dulten / daß man dieserwegen ihrem manne solte feind werden / daß sie mich öfters mit tränen bete / ihn üm ihret willen zu lieben / mich nach ihrem tode seiner an zu nemen /und nimmer gegen ihm zu anten / daß er sie in diesen elenden zustand gesetzet. Um auch mich zu tr \sten /stellte sie sich lustiger gegen mir / als sie im gemüte war / und vertraute nur allein der Eidania ihr herz /mit der bedingung / daß sie / ům mich nicht zu betrůben / mir nichtes hiervon sagen solte. In solchem jammerhaften zustand muste sie etliche jahre leben / bis endlich der himmel sich ihrer erbarmet / und sie von der welt name: deren sie so freudig gute nacht sagte /daß ich weiß / wan sie aus jenem Elyser-felde zu uns schauen könte / sie wůrde mich und die Eidanie darům verdenken / daß wir uns durch diese trånen vermerken lassen / wie wir / ům eigennutzes willen /und ihrer gesellschaft und trostes nicht beraubet zu seyn / sie aus ihrer ietzigen glůckseeligkeit wieder zu uns erwünschen möchten.
ô Mond! mit deinen flecken.
Diese reimen (sagte die angeneme Eidanie) sind /von einem guten freunde meines mannes / auf mich gemacht / der in Babel wohnet / und Belisar heiset. Solche zu verstehen / (fügte Ausicles hinzu) so můßen noch andere von eben diesem fürtrefflichen poeten gelesen werden / dessen gleichen ich in unserer sprache nicht zu nennen wüste / so sich allhier finden möchte. Hiermit suchte er sie aus dem kästlein hervor / und gabe sie dem Elihu / der sie / folgendes inhalts / ablase:
Ach! m \chten auch wir dieses sagen können /(sagte Bethuel) daß diß gewölk / so itzund unsre sch \nen vor uns unsichtbar machet / auch bald werde fürbei ziehen. Wer will hieran zweiflen? (antwortete Melidia) alle hofnung ist ja nicht verloren / diese verlornen wider auszufragen. Was hat dan (fragte Elihu den Ausicles) den Belisar bewogen / auf euch beide diese trostgedichte abzufassen? Ein sonderbarer zufall (antwortete Ausicles) der mir vordessen begegnet / da in Sarug / woselbst ich wohnte / als mein vatter noch lebte / ich einsmals eine widrige begebenheit mit Faladias meinem nåchsten blutsfreund gehabt / die mich bewogẽ / ob ich gleich / auf geheiß meines vatters /und auf gutbefinden meiner freunde / mich mit ihm vertragen můßen / seine gesellschafft fürter nach m \glichkeit zu meiden / sonderlich bei meines vatters leben: um dadurch zu verhůten / daß er mich nit ferner beschimpfen / und ich / gewalt an ihm verůbend /mehr betrůbnis unter unsren anverwandten anrichten m \chte. Dieses mein gutes fürhaben aber deuteten meine widerwärtigen so übel aus / daß sie meinen alten vatter zu großem unwillen gegen mir bemůßigten: und
Wieviel dieses der Eidanie tränen gekostet und mir unmut verursachet / kan ich nicht beschreiben: und verhönte mich dieses am meisten / daß man mich meinem vatter und andern also abbildete / als wan ich selbst nit wüste / wie ich meinen erlittenen schimpf rächen solte / und solches von einer frauen lernen müste. Daher kame nun / daß ich / gleich der guten Suriane / sehr gedemütigt wurde in meiner angebornen ehrsucht / und mich dem gram viel ergebend /meinem freunde / dem Belisar / mein unglück klagte: der dan / die Eudanie und mich zu tr \sten / und unsre nidergeschlagene gemüter wieder aufzurichten / diese klinggedichte aufgesetzet. Ich vermeinte (finge Bethuel hierauf an) es fånde sich unter euch schäferen nicht soviel widriges / und ihr gen \ßet für anderen einer vergnügten ruhe. Es m \chte wol also scheinen / (sagte Eidanie) aber das unglück und die widerwärtigkeit weiß uns sowol / als die hohen der welt / in unsren schlechten hůtten zu finden / und seine misgunst uns sehen zu lassen. Wan nicht / die liebe zu meinem manne / mich erhielte / würde wol nichts in der welt sich finden / das mir mein leben ertråglich machen k \nte.
Du hast aber vor mir noch grossen vorzug / (unterredte ihr Melidia /) die ich keinen mann mehr habe /ům dessen willen ich zu leben verlangen solte. Ihr habt wol gewiß / sch \ne Melidia! (sagte Elihu) auf eure ehmalige liebe diese reimen gestellet / die ich hier mit eurem namen unterzeichnet finde. Hierauf lase er solche / sonder ihre antwort zu erwarten / und waren es diese:
Diese reimen / (sagte Eudanie) sind gemacht auf den Wigestes / einen hirten in Chaldea / der sich vergeblich bemühet / die Melidia zu ůberkommen: und wird der Fürst von Ram derer hier noch mehr finden /die die grausamkeit dieser schäferin gegen dem Wigestes anzeigen können. Melidia / die sich schåmte /daß man solte ihre reimen lesen / erwischte derselben soviel / als sie mit beiden händen auf einmal fassen konte / und liefe mit denselben hinaus / da sie solche im kůchenfeuer verbrennte Die andren beschwerten sich zwar hierůber / sonderlich ihr bruder Ausicles. Weil es aber nun geschehen war / als suchte Elihu mit so grösserm fleiß nach den übrigen. Er fande bald eines / von des hirten Wigestes hand unterzeichnet /welches er den andern fůrlase.
Wigestes.
Diesen des Wigestes reime-brief (sagte Ausicles) verståndlich zu machen / muß ich melden / daß dieser hirt meiner schwester einen kleinen hund geschenket: die / auf mein veranlaßen / (weil ich nicht laugnen kan / daß ich ihm in seiner liebe bei ihr gedienet) etliche dankreimen ihm dafůr zuschikte / welche zweifelsohn der Melidia grausamkeit iezt mit ins feur wird geworfen haben. Es ware / meines behalts / des schwitzens darinn gegedacht / welches Fillis nun bei ihr ausstehen würde: wovon der Wigestes anlaß genommen / an seinen gewesenen
Melidia.
Diese reimen (sagte Ausicles /) sezte Melidia / als sie sich an den Aulidor verheuraten wolte. Warüm aber (fragte Elihu) ware dieser glůcklicher / als Wigestes? Des Aulidors haus / (antwortete Ausicles) der in Samosata gewohnet / ware fürnemer / als des
Hiemit zeigten sich ihme noch andere täfelein / die er / unerwartet der Melidia beantwortung / herfürname / und deren viere mit dem namen Gerontas unterzeichnet fande. Er fragte den Ausicles / wer dieser wäre? Es ist Gerontas (berichtete Ausicles) ein hirte aus dem Babylonischen lande / und / wie mich dunket / mit der fůrtrefflichen Uranie etwas befreundet. Sein artiger geist und guter verstand lässet sich aus diesen gedichten erkennen / die er mir einst / als er bei uns zu Sarug war / geschenket. Weil Suriane alle dergleichen sachen fleißig aufbewahret / als habe ich sie /nach ihrem tode / wieder in meine hände bekommen. Elihu name und lase hierauf das erste von diesen vieren / welches also lautete.
Elihu und Bethuel / fanden dieses liebesgedichte ihrem sinne so änlich / daß / auf anregung des einen /jener es nochmals ablase: und begehrten sie an den Ausicles / ihnen zu sagen / was ihme von des Gerontas håftiger liebe bewust wäre. Als aber Ausicles mit seiner unwissenheit sich entschüldiget / griffe Elihu nach dem nåchstfolgenden; welches ein klinggedichte dieses inhalts ware.
Gerontas.
Diese reimen zu stellen / (sagte Melidia / und lachte dazu) sol / wie uns Gerontas erzehlet / eine sichere schäferin verursachet haben / welche / aus beisorge /daß er sich in sie verlieben möchte / sich von ihm nicht sehen lassen / auch nicht in einige gesellschaft hat kommen wollen / so lang er sich zu Nisibis aufgehalten. Wie kaltsinnig aber diese lauten / so lieb-entfindlich ist hingegen das andere / so mein Fůrst iezt in händen hält. Elihu lase dasselbe / und fande diese zeilen.
Gerontas.
Ja warlich! (rieffe Bethuel) dieser Gerontas hat recht geredet / wan er jemals recht geliebet. Ich befinde mich jezt eben also / wie er sich hier beschreibet /und ist es mehr als zu wahr / daß mein geist von mir aussetzet / und nun nirgend zu haus ist. Lasset uns das lezte auch vernemen! (sagte Elihu /) und lase damit / wie folget.
Gerontas.
Wie hätten wir (sagte hierauf Bethuel) etwas bäßers finden können / unsere betrůbte sinne zu ergetzen / als eben diese sch \ne gedichte? die da verursachen /daß ich den Gerontas / ob er mir gleich unbekant ist /lieben muß. Er ist solcher liebe (antwortete Ausicles /) mehr als zu würdig / und finden sich wenige seines gleichen / die also vollkommen die tugend / wie er /besitzen.
Nach diesen und dergleichen unterredungen / als der spate abend eingebrochen war / machte Ausicles sich auf den weg / nicht mehr als einen seiner hirtenknaben mit sich nemend: da die beide verliebte Fůrsten ihm / bis ienseit des berges Masius / das geleite gaben. Nachdem sie hierauf ihre angelegenheit ihm nochmals båst anbefohlen / verfůgten sie sich nach ihren hůtten: da sie die nacht so betrůbt und voll sorglicher gedanken hinbrachten / daß folgenden tages alle hirten eine gewaltige änderung an ihnen verspůrten. Weil sie ihr leiden nicht heimlich hielten / auch fast iederman in der gegend von Amida um ihre frömde liebe wuste / als wurden sie von allen beklaget /auch der verlust der dreien schönen von Sarug betauret. Doch trösteten sie sich alle mit der hoffnung / daß diese gewaltsame entfůrung nicht lang verborgen bleiben / sondern bald würde ausbrechen müssen.
Das gleichmäßige geschicke der Aprite und Baalise / so zu eben selbiger zeit sich begeben / machte in der ganzen gegend von Amida viel redens / und wurden diese beide von iederman beklaget: weil sie / ungeacht ihres geringen standes / aller menschen liebe an sich gezogen hatten.
Wie nun diese dreie solche fernere nachsuchung ganz willig über sich genommen / und jene zween miteinander von ihrer liebe / worinn Rodine ihre vertraute war / sich bespracheten: sahen sie einen unbekanten menschen auf sie zu ko en / welcher gleich die magd der Almesia fragte / ob sie nicht die Rodine wåre? Nachdem sie sich hierzu verstanden / überreichte er ihr ein tåfelein / und liefe damit eilends wieder von ihnen feld-ein / also daß sie ihn gleich aus dem gesichte verloren. Rodine öffnete ganz verwundert diesen brief / und fande / in der unterschrift / der Baalise namen / auch dabei noch ein eingeschlossenes tåfelein / welches an den Javan überschrieben war. Sie verzoge nicht / solches / mit freuden / diesen beiden vermeinten hirten vorzulesen / die dan aus den ersten dessen inhalt vernamen.
Weil du die Aprite und mich liebest / so kan ich leicht erachten / daß du dich ietzund üm uns betrüben werdest. Wir beide thun auch eben also / daß wir dich nicht bei uns haben. Sofern du etwan des Javans vermutliche traurigkeit so groß befinden soltest / daß kein trost bei ihme haften wolte / so stelle ihm diß beigelegte schreiben zu / und diene ihm ferner / wie du bisher gethan / in seiner liebe. Ich darf dir nicht sagen / wo wir hinreisen / noch was uns aus Amida gebracht habe. Dieses aber hilf / so wol bei der Almesia / unserer frauen / als bei allen andern / verfechten /daß wir nicht / ihren schaden zu fördern / aus ihrem dienste gegangen / sondern daß wir hierzu seien genötigt worden.
Baalise.
Liese doch / du glücklicher liebhaber! (sagte hierauf der Elisa / zu seinem gefärten /) das schreiben der Baalise: ob etwan auch ein trostwort fůr mich darinn zu finden seyn möchte. Javan eröffnete demnach höchst begierig das an ihn haltende schreiben / aus welchem er / den andern beiden / folgende zeilen fürlase.
Ihr habt mich / edler Javan! euer beständiges wolwollen so vielfältig lassen erkennen / daß ich undankbar handlen wůrde / wan ich euch in eurer jetzigen unruhe ließe / die zweifelsohn meine unvermutete entfernung in euch erwecket hat. Wisset demnach / daß es der Aprite und mir wol ergehet / und daß man uns an einen ort
Baalise.
Javan fůrete wol tausendmal diesen brief zum munde / mitlerweile der betrübte Elisa fast ganz in tränen zerfloße. Doch mäßigte sich / so wol des ersten freude / als des andern leidwesen / als sie diesen dingen ferner nachdachten. Dan die ungewißheit / wo Baalise hingekommen / name dem Javan alle ruhe aus den herzen; der ungeliebte Elisa aber tr \stete sich mit der zeit / die eine mutter vieler änderungen ist / und hoffete / daß diese endlich seiner schönen einen gütigern sin verleihen würde. Dergestalt zeigte sich der ungeliebte ruhiger / als der geliebte / und hatte Rodine mehr ursach / dem Javan trost einzusprechen / als dem Elisa. Sie beklagten allerseits / daß sie den fr \mden brieftråger nicht bößer beobachtet / sondern also entwischen lassen. Sie kunten auch nicht ersinnen / wo die Baalise und Aprite můsten hingekommen seyn / und sahen nun wol / daß ihre fernere erkündigung bei der beiden Fürsten von Haran leuten vergeblich seyn wůrde. Demnach der Rodine diese vergebliche nachfrage ůberlassend / gingen sie nach des Demas hause / üm den K \nig der Aboriginer wieder anzusprechen.
Der verliebte Tuscus Sicanus weidete sich eine gute weile mit dieser herrlichen fürstellung der månge von allen diesen gr \sten schönheiten der ganzen welt / und bewunderte fürnemlich die unvergleichliche Aramena in seinem herzen: bis endlich seine unveränderliche liebe / die jenige vor allen zu betrachten / ům deren willen er dahin gekommen war / seine augen allenthalben herüm irren machte: doch suchte er vergebens / und kunte unter diesem ganzen haufen die jenige nicht finden / die ihme so wol abwesend als gegenwårtig große und stäte qual verursachete. Ach gönnet mir dan der himmel /
Es hatten aber die gesamte schåfer / der königlichen gesellschaft zu ehren / ein wettlaufen angestellet / da sie / an stat des ziels / nach einem hamel liefen: den der jenige / neben dem aufgesezten kränzlein / gewinnen solte / der den hamel am ersten ergreifen würde. Die Königin von Mesopotamien wolte selbst dem gewinner den kränz überreichen / welchen sie /ihre königliche freigebigkeit zu erweisen / mit perlen und diamanten hatte ausbinden lassen: daher alle junge hirten desto eifriger und begieriger wurden /diese ehre / dabei so großer nutze war / zu erlangen. Wie sie sich demnach alle an einen ort zu ende der lauf-bahn versammlet / und das zeichen ihnen war gegeben worden / liefen sie mit solcher geschwindigkeit fort / daß es schiene / als wan sie alle gewinnen wolten. Je mehr sie aber dem ziel nåherten / ie mehr verminderte sich die gleichheit / und eilten ihrer viere /als der Abinael / der Timonax / der Athamias und der Nisan / den andern vor / die einander die wage hielten:
Dieser erfreute schåfer / sahe so fort seine geliebte Sandenise / die neben der Amphilite unter der Königin Aramena frauenzimmer stunde / ganz rumsůchtig an / und wie ihn der Barzes vor der K \nigin thron gefüret / entfinge er kniehend / von so sch \nen händen /den kranz: welchen er so fort auf sein haubt sezte /und dadurch bei allen seinen gesellen keine geringe misgunst erwekte. Hierauf hielten die hirten und hirtinnen einen danz / ům den gewonnenen hamel / den der überwinder mitten im kreis am strick füren / und verwehren muste / damit die andern von des hamels wolle nichtes bekommen m \chten: die dan straf-fållig wurden / wan sie / nach endigung des danzes / keine wolle darzeigen kunten. Diese schäfer-lust / war den königlichen personen nicht unangenem / und hielten sich die danzende schäfere so wol / daß ieder von der wolle etwas hinweg brachte.
Auf der Königin befehl und begehren / musten die schäferinnen nun auch ihre gewönliche spiele vornemen / die dan unter anderen eines anfingen / daß in fůrstellung einer gewißen geschicht bestunde: welche eine partei von ihnen / durch gebården und stumme handlungen fürbilden / und die andere errahten / oder in straffe verfallen seyn muste. Sie hatten sich dißmal also geteilet / daß Eidania den ersten / Melidia aber den andern haufen fůrete: und machten insonderheit die angeneme Briside und Rodope / des verwesers Demas töchter / welche Eidania mit unter ihre gesellschaft genommen hatte / ihnen hierbei ein ansehen. Sie spielten den anderen zu / die geschichte der Königin Semiramis / wie die den K \nig Ninus / ihren gemal / üm
Die Königin Aramena befunde diese art zu spielen so angenem / daß sie / den König ihren bruder zu ergetzen / die ganze königliche gesellschaft dazu vermochte / auch dergleichen spiele anzufůren: worinn die schäferinnen Amphilite / Melidia und Eidania sie unterrichten / und anfüren musten. Es wolten aber so wol die manns- als frauen-personen / dieses spiel mitmachen / und teilten sie sich in drei haufen / weil ihrer so viel waren. In den ersten befanden sich / die beide Aramenen / der K \nig und die K \nigin von Egypten /wie auch der Armizar und die Amesses aus Ophir /neben der Casbiane / Zelinte / Eldane / Dersine / Siringe / Tirza / Zamede / neben dem Arsas / Barzes /Petosiris / Ascadates / Elhanan / und den beiden schäferinnen Amphilite und Sandenise. In dem andern waren / der König von Syrien mit seiner gemalin der Cölidiane / der K \nig von Ninive / der König und die Königin von Cus / die Prinzessin Indaride / der Adonisedech und die Jaelinde / mit der Mehetabeel und Melisse / wie auch der Mitreus / Tharsis / Balaat /Hezrai / Husan / Thare / und die schäferin Eidania. Den dritten machte der K \nig Mardocentes und seine Petasiride / der K \nig und die K \nigin von Elam / der König und die K \nigin von Tyro / die Sapha / Calaride / Jethura
Nachdem der erste hause sich abseits begeben / und die notturst mit einander abgeredet / spielten sie die geschichte der Fůrstin Sara / welche ihr in Egypten widerfahren / samt der opferung des Isaacs / ihres sohnes. Die andere gesellschaft so dieses gleich errahten / machte die begebenheit des Zoroasters / des alten Bactrianischen K \nigs / fůrstellig / mit dessen angerichteten zaubereien: auf welches sich keiner von den zusehenden besinnen kunte / und also straf-pfånder zu geben schüldig wurden. Die dritten bildeten ab / das gedichte des Phaetons / wie der die erde mit seines vatters sonne-wagen verbrennet / und darüber ůmgekommen: welches auch lange nicht errahten worden /bis es endlich der K \nigin Danede beifiele / die also sich und die andern von abermaliger bestraffung befreiete.
Es ward ihnen ingesamt zu einlösung der ersten pfande / auferleget / eine solche geschicht zu ersinnen und fůrzustellen / die man unmüglich errahten k \nte. Die K \nigin von Mesopotamien name solches an /und wie sich die vom dritten haufen auch zu ihnen gesellet / als welche in gleicher straffe waren / redten sie zusammen ab / eine feldschlacht fůrzubilden / da das frauenzimmer von dem siegenden teile solte hinweg gefüret werden. Wie sie nun dieses also ins werck richteten / rieten die zusehende vergebens / was für eine entfůrung oder schlacht hiemit solte gemeinet sein: massen die spielende alle die begebenheiten /welche die andern anzogen / nicht für diese annemen wolten. Endlich gewonnen sie damit /
Unter solchen belustigungen trate nun der abend herein / und brachte Cölidiane / wie sie sahe / was sonderbares vergnügen der König / ihr gemal / aus diesen spielen gesch \pfet / auf die bahn / üm ihn bei dieser aufmunterung zu erhalten / daß dergleichen spiele / ob schon also das errahten davon bliebe /noch annemlicher fallen würden / wan man dabei redte. Die K \nigin Aramena fiele so fort diesem einfall der Cölidiane bei / und solches zu werk zu bringen / beredten und verglichen sie sich sämtlich / in diesen dreien haufen / wie sie sich dißmal abgeteilet /zu verbleiben: da ieder haufe eine geschichte reimweise fůrzubringen / sich bereiten solte: und wurde von den schwächern ausbedungen / daß sie die K \nigin Hermione / und die andere / die iezt abwesend / in ihren haufen nemen / auch sechs tage zur zurüstung zeit haben möchten. Es fügte sich eben / daß diese benamte zeit das erste mal auf den tag einfiele / da die Königin von Mesopotamien zum ersten mal in Amida gericht zu sitzen / beschlossen hatte: das dan die ganze gesellschaft gar füglich befande / ům also die lust und ergetzlichkeit mit ernstlichen geschåften zu untermängen.
Weil Elihu und Bethuel vermisset wurden / die man / als gute dichtere / gern mit hierbei haben und gebrauchen wollen / als kame damit deren leidwesen vor den tag: daß dan die ganze k \nigliche gesellschaft / voraus beide schöne Aramenen / begierig machte /dieser beiden fürsten ihre sonderbare begebenheiten zu vernemen. Sie gingen hierauf wieder voneinander /iedes nach seinem orte: da dan auch der Tuscus Sicanus /
Ist iemals iemand gewesen / der die liebe verachtet /deren nichtige wirkungen erkant / und sich für ihr mit äuserster sorgfalt gehütet / so kan ich wol sagen / daß ich derselbe gewesen sei. Wann aber auch iemals iemand tief in der liebe stricke gefallen und von derselben hart verfolgt worden / so muß ich ebenfals bekennen / daß ich denselben fůrbilden k \nne. Ich wil zwar / dieser durchleuchtigsten gesellschaft nicht verdrießlich zu seyn / meine jugend allhier ůbergehen / muß aber doch davon nur dieses sagen / wiedaß mein herrvatter / der Baracheel / mich so fleißig in allen göttlichen wissenschaften unterrichten lassen / daß ich mich nicht gescheuet / als ich sechszehen jahre alt war / bei meinem vettern / dem weitberümten K \nig von Ausitis / den Gott-ergebenen Hiob / mich in einen scharffen wortstreit einzulassen: dessen hier weitlåufig zu erwehnen unnötig ist / weil solches alles in ein buch ausfůrlich ist zusammen getragen worden / und wenigen von dieser königlichen gesellschaft unbekant seyn wird. Ich habe es aber darüm berůren wollen /üm die verwunderung ůber mich zu mehren / daß ich /mit zuwachs der jahre / so weit an verstand abnemen können / weniger / als in meiner ersten jugend / mein selbst meister zu bleiben / und so gar den liebesregungen unten zu ligen.
Die sch \ne Rahel von Haran / die schwester gegenwårtigen Bethuels / war die erste / die mich mit ihrer sch \nheit geblendet. Als ich derselben aufzuwarten
Also verstriche unsere zeit in Haran / ohne sonderbare widerwårtigkeit / und blieben wir so lang vergnüget / bis die Lea mit einer t \dlichen krankheit befiele: welches uns alle / fürnemlich aber den Prinzen Sinear / in höchste unruhe stůrzte. Er ware nacht und tag bei ihr / und kehrte sich nicht daran / daß ihr ihre sch \nheit gänzlich verginge: weil er hoffete / daß ihre genesung solche wieder mitbringen würde. Als aber nachgehends die gesundheit erfolgte / die schönheit aber ausbliebe / verlore sich bei ihm die liebe / gleichwie die hoffnung von tag zu tag erlosche / daß die Lea iemals ihre vorige gestalt wieder erlangen möchte. Sie und ich merkten am ersten diese seine kaltsinnigkeit /und als sie solches / das ich doch von selbst bereits ersehen / mir klagte / war ich hingegen bemůhet / es zu verheelen / und ihr diese einbildung aus dem sinn zu bringen. Daher unser vielfåltiges unterreden und vertrauliches ůmgehen die Rahel eifersüchtig / und den Sinear schlüßig machte / auch einige eifersucht fůrzuwenden / üm desto bequemer die Lea zu verlassen. Wie er nun ein geschrei hierüber ausgebracht /also daß ganz Haran von der Lea und ihm zu reden begunte / zoge er hinweg / und ging zu kriege.
Dieses thun wårete nun viel zeit / bis meine angelegenheiten mich wieder nach unsrem Fürstentum Ram zurůck forderten / und ich also wieder gelegenheit bekame / die Rahel zu sehen. Ich fande sie schöner als iemals / wie ich ihrer wieder ansichtig wurde; und was mich hierneben hoch erfreuet / ware dieses / daß auch die Lea sich sehr veråndert hatte / und hůbscher geworden war: worüber ich so wenig meine freude bergen / als meine verwunderung über der Rahel schönheit / verhelen kunte. Lea name mich viele gůtiger auf / als die Rahel: und weil der himmel sie mit sonderbaren gaben des gemütes versehen / beliebte ich ihre gesellschaft dermassen / daß ich mich allemal bei ihr erquickte /
Es bemühete sich diese grosmütige allemal / ihre schwesteer bei mir zu verteidigen: da hingegen die eifersůchtige Rahel sie meinetwegen in verdacht fassete / auch üm des willen / daß Lea und ich freundschaft zusammen hielten / mich anzufeinden / ja endlich recht ernstlich zu hassen begunte; da doch meine liebe / als wie ihre ungnade / tåglich wuchse. Als ich nun fast ohne ihre gegenliebe nicht mehr zu leben vermochte / erwiese sie mir ihre v \llige ungunst / indem sie dem aus Canaan ankommenden Fürsten von Heber / dem Jacob / ohne widerreden / ihre treue gelobte /und ihn nach verlauf sieben jahre zu ehlichen verhieße.
Wie dieses mich verh \net / nachdem ich die gr \ste traurigkeit überstanden / kan ich damit zu erkennen geben / daß ich / von dem an / dem beispiel der tugendhaften Lea zu folge / nicht mehr zu lieben mich entschlosse / welches auch sie / nach der unbeständigkeit des Sinears / gelobet hatte. Ich war auch nun so glůcklich / daß ich / ob ich gleich die Rahel ståts fůr mir sahe / doch mit der grösten kaltsinnigkeit ihr begegnen kunte / und gegen ihr so wenig unwillen als liebe verspůren ließe / daß ich daher / in ganz Mesopotamien / den namen eines unentfindlichen erlangete.
Wie ůbel ich nachgehends diesen glůcklichen zunamen in Syrien verwahret / ist allhier zu erzehlen unnötig. Es war meine ehrsucht hierbei so wol gegründet /und meine wahl so edel / daß ich mich dieselbe verleiten lassen / etwas zu begehren / daß kein sterblicher mit fug verlangen kunte. Ich wurde aber / für meine verwegenheit / viel zu wenig gestraffet / da man / mir noch den
Weil mir zuvieles glück auf einmal verdächtig war / als dachte ich meiner wiedererlangten freiheit lieber allhier in stiller ruhe zu genießen / als ferner mich der unbeständigen welt zu ergeben: und vermochte ich meinen herrvattern dazu / daß er für mich die kron von Hemath anname / und mir die vergnügung gönnte / so lang er leben wůrde / allhier in stiller einsamkeit mich aufzuhalten. Auf diese weise vermeinte ich das zu ersetzen / was ich vordessen in der welt übersehen hatte. Ich erlangte / an gegenwärtigem Bethuel / einen gefärten: welcher / gleichwie ich / mit den flügeln sich am feuer verbrennet / und forthin sich hüten wolte /einiger liebe sich wieder zu untergeben / da ihme die erste so ůbel bekommen war.
Was kunte wol seinem und meinem sinne anständiger seyn / als diese unsere gleichf \rmige gesellschaft? da ich ihn / und er mich / immerdar stärken muste /bei unsren fürsatz unverrückt zu verharren / und nichtes / als die gedåchtnis der beiden durchleuchtigsten schwestern / forthin zu verehren: die wir / üm unserer eigenen ruhe willen / nicht mehr zu sehen / zugleich beschlossen hatten. Mit dergleichen betrachtungen /die wir oft durch reimen einander zu erkennen gaben /
Wie wir nun eine ecke fortgegangen / fanden wir bei einem brunn eine dame sitzen / fůr welcher der Prinz von Chaldea auf der erden lage / und aus seinen verliebten gebården uns errahten ließe / was der inhalt seines gespräches seyn müste. Der tag / so dieser sch \nen gerad in das gesichte fiele / gönnte uns / sie v \llig zu betrachten: und werde ich ihre himlische schönheit / meinen durchleuchtigen zuhörern / nicht båßer beschreiben oder fůrbilden können / als wan ich neben dem Bethuel gestehe / daß wir / ungeacht wir beide die zwei gr \ste
Wir schaueten dieses wunderbild sonder bewegung an / die das haubt auf ihren linken arm / über des brunnens lähne / gestützet hatte / und in der rechten hand einen schåferstab hielte: welcher aber einen geringen stand nicht andeuten kunte / weil so wol ihr haubtschmuck / als die ganze kleidung / von köstlichsten edel-gesteinen glimmerte. Ihr haar hinge ihr in zierlichen locken bis auf die schultern: und indem es glinzend schwarz war / gleich ihren angenemsten augen / gab eine perlenschnur / die allenthalben durch ihre locken geflochten war / demselben keine geringe zierde. Ein kleiner strohut / der aber überall mit diamanten beworfen war / bedekte oben ihr haubt / ließe aber doch ihre stirn ganz offenbar sehen / welche /gleich den andren stůcken ihres angesichtes / neben ihrer herfürblůhenden jugend / auf das herrlichste daher glänzte.
Wir hätten wol / einen fus ferner zu verrucken / uns nicht entschließen können / wan wir nicht ersehen hätten / daß / nachdem ihre unterredung lang gewåret / die schöne unbekante endlich / und zwar jälings /aufgestanden / und davon geeilet / und ihr der Prinz von Chaldea nach gelaufen: da dan Bethuel und ich ihnen auch nachfolgten / unwissend / was uns zu diesem fürwitz triebe. Wir sahen / daß Sinear / als er sie ereilet / sie wider ihren willen anfassete / und / wie es schiene / ihme zu folgen / sie n \tigen wolte: da sie aber sich von ihme los risse / und uns beiden /
Ach ihr hirten! (rieffe sie / uns fůr solche wegen unsrer kleidung haltend) schützet mich / und haltet diesen menschen auf / der mir wil gewalt anthun. Wir hätten das / was sie an uns forderte / auch sonder diesen angenemen befehl gethan / weil wir bereits ganz in sie verliebt waren: und scheuete ich mich nicht /meinen alten freund etwas zuwider zu thun / da es dieser sch \nen konte zu gefallen gereichen. Als Bethuel und ich sie demnach zwischen uns durch gelassen /stellten wir uns dem Sinear mit unfern wurfpfeilen in den weg / und rieffe ich ihme so fort zu / daß er innhalten / und diese nicht ferner verfolgen solte / die wir beschützeten.
So verwirrt er ware / so erkante er mich doch sofort an meiner stimme / und sagte: wie / Elihu! must du der jenige seyn / der mich an meinem fůrnemen hintert? Verdenke mir dieses nicht / ô Sinear! (antwortete ich) weil ich dein beginnen nicht recht befinde. Ach Elihu! (fuhre er fort / und wolte sich zwischen uns durch drengen) du weist nicht / was mich hinzu treibet: laß mich / ehe sie mir entwischet! Ich lasse dich nicht / (versezte ich) sondern bin gewillt / bis in den tod diejenige zu beschützen / die du verfolgest. Als er hierauf / ungeacht dieser meiner warnung / dannoch durchbrechen wolte / fasseten wir ihn in die arme /und hielten ihn dergestalt eine geraume weile / bis wir alle drei darob ermůdeten / und von des Sinears leuten etliche dazu kamen: die ihren herrn und uns also findend / nicht wusten / was sie davon gedenken solten.
Mein anschlag ist vergebens / (sagte zu einem unter
Diese frömde begebenheit / die uns so ganz unvermutlich zugestossen / sezte uns in die unschlüßigkeit /daß wir anstunden / was wir hiernåchst beginnen solten: und war Bethuel ja so begierig / als ich / von dieser schönen etwas mehrers zu wissen / die da mehr /als es zu unserer ruhe dienlich war / uns wol gefiele. Wir sagten zwar einander hiervon unsere gedanken nicht / doch triebe uns einerlei fůrsatz / noch etwas im holze zu verharren / ehe wir nach unsren leuten ümkehrten.
Wie wir nun also den rückweg für uns namen / erblikten wir von ferne / durch die båume / eine weibsperson / die wir / im näheren / wegen gleicher långe und kleidung / fůr die vorige hielten. Unsere freude ward mit einer verwunderung begleitet / daß wir diese / die wir erst so voll schreken und flüchtig gesehen /nun so ruhig fanden spaziren gehen. Und was noch mehr war / wir sahen eine harffe in ihren händen / und hörten / daß sie spielte und darein sange. Oben an den harffenknopf hatte sie einen zettel geklebet / auf welchem das lied geschrieben stunde. Wir wurden beide /von
Wir folgten ihr langsam nach / bis der wind den zedel ergriffe / von der harffen abriße / und mir gleich in die hände wehete. Ich hatte solchen kaum aufgefangen / da sahe diese schöne herüm / und zeigte uns ganz eine andere sch \nheit / als die vorige gewesen. Dan / an stat der schwarzen haare / ersahen wir an dieser das schönste silber-haar / welches mit grossen smaragden-körnern durchflochten war. Sie ließe ein paar dunkel-blauer augenlauf uns schießen / und zwar mit solcher kraft / daß wir beiderseits die andere wunde von ihr entfingen / und dieser / in unsren herzen / den fůrzug fůr ihrer vorigen gestalt zu geben begunten. Ich gebrauche mich dieser redensart / weil wir / als ganz verbast / diese beide damals fůr eine person gehalten / und sie das erste mal nicht recht betrachtet zu haben vermeinten. Wie wir sie nun also voll bestürzung anschaueten / lächelte sie uns an / zu mir sagende: ob mir gefiele / ihr den zedel wieder zu geben /den ihr der wind geraubet hätte. Ehe ich allhier meine antwort erzehle / muß ich zuvor dieses lied wiederholen / welches also lautete:
Indem ich hierauf wieder antworten wolte / kam eine alte frau gelaufen / die ganz beängstigt dieser sch \nen etwas in das ohr raunete: Worüber die sich nicht allein bestürzt anstellte / sondern auch so fort von uns abschied name / und mit der alten forteilete. Beim abschied-nemen sagte sie: Wan ihr den Ausicles und seine freundschaft kennet / so grüßet sie / wan es euch gefället / von derjenigen / deren sie / dieses sch \ne lied des fürtrefflichen poeten Belisars / mitgeteilet. Ich kenne diesen hirten Ausicles sehr wol /(antwortete ich /) werde auch nicht ermanglen / solchem befehl gehorsamst nachzukommen: den ich aber noch deutlicher würde ausrichten und bestellen k \nnen / wan ich den namen meiner schönen wissen dörfte. Sie kennen mich schon / (antwortete sie) und bedarf es keiner ůmstände. Hiemit schiede sie davon /und hinterließe / den Bethuel und mich / so vergnügt als betrübet: da sonderlich dieser mein neuer mitbuler mein glück zu beeifern anfinge / daß ich mehr / als er / in ihre kentnüs gerahten war. Sein verlangen ware nun nicht geringer / als das meine / den hirten Ausicles in unserer wiederkehr zu sprechen / weil wir hoffeten / von demselben dieser unbekanten ihren namen zu erfahren.
Wie wir nun / nach dieser andren begebenheit / auf dem rückweg begriffen waren / h \rten wir / unferne von uns / ein geschrei einer zarten weibsstimme / die da rieffe / daß man doch m \chte zu ihr kommen. Diß bewegte uns beide / nach dem thon zu eilen / und brachen wir so lang durch die bůsche und d \rner / bis wir die ins gesicht bekamen / die uns also geruffen hatte. Wird es aber wol können geglaubet werden / wann ich sage / daß wir
Er wuste so wenig / als ich / den weg nach diesem orte / den wir vorher niemals hatten nennen h \ren: dannoch gabe ihm die liebe dieses kůne anerbieten in den sinn / üm also desto länger bei dieser schönen zu verbleiben. Sie war ůber dieses sein verheisen h \chst erfreuet / und ließe so fort ihre grosmůtigkeit blicken /indem sie ein überaus köstliches diamantenes armband von der hand zoge / und selbiges / zur vergeltung / dem Bethuel verehrte. Hatte er nun zuvor / über mein glück / das ich bei der vorigen genossen / zur eifersucht ursach gehabt / so stellte sich nun diese liebesgefårtin auch bei mir ein / und konte ich / sonder beunruhigung / an des Bethuels arm nicht sehen / was ihm eine so schöne hand geschenkt hatte. Ich bedachte nun aber bei mir selbst / wie dieses ablaufen / und wie Bethuel bestehen wůrde / wann er
Wir wurden durch diese nachricht höchlich erfreuet / und hoffeten / es solte ferner heraus kommen / wer sie wåren / und wie sie hießen: das sie aber / bei aller ihrer vertraulichkeit / meisterlich zu bergen wuste. Endlich kamen wir für ihr haus / wie es bereits begunte abend zu werden: da dan viele vom gesinde uns entgegen kamen / die so wol ihre angst als ihre freude bezeugten / als sie / nach so langem ausbleiben / diese sch \ne wieder zu sehen bekamen. Weil wir ihr gesagt hatten / wie wir ihre åltere schwester von der verfolgung des Prinzen aus Chaldea gerettet / auch daß wir ihre mitlere schwester gesehen håtten / als zoge sie daher ihre verpflichtung so groß an daß sie mir ebenfalls / wie dem Bethuel / zur erkentlichkeit / eine statliche diamantene armspange schenkte / und uns beiden die zusag abn \tigte / morgen zu ihr zu kommen und sie zu besuchen. Mit solchem versprechen schieden wir ganz vergnůgt von ihr / und fůr liebe alle andere dinge vergessend / gedachten wir selbigen abend nicht an unsere zurůckgebliebene leute / die vor dem holz unser warteten / sondern sahen uns nur üm nach einem hause / da wir übernachten k \nten / das wir auch bald ůberkamen.
Wie nun der morgen angebrochen / und wir / bei unsern schönen uns anzumelden / es zeit zu seyn erachteten / gingen wir nach ihrem hause: da uns eine ansehnliche alte dame / neben den beiden sch \nheiten / die Bethuel und ich fůr uns ausgewehlet hatten / wilko en hieße. Diese kunte uns ihre dankbarkeit und erkentliches gemüte nicht gnug an den tag geben / um daß wir die åltere von diesen schwestern / welche sie ihre basen neñte / von dem unbescheidenen Prinzen der Chaldeer errettet
Wie wir hierauf zum essen gehen solten / dazu sie uns / ob wir gleich von ihnen für gemeine hirten gehalten wurden / aus großer höflichkeit dannoch einluden / kamen unsere leute / die uns die ganze nacht gesuchet / in Abarne / und gleich unsern namen ausbringend / verursachten sie dadurch / daß unsere schöne wirtinnen erfuhren / wer wir waren / und daher keine gemeine freude blicken ließen / sonderlich daß sie mit den Fůrsten von Ram / (als ihre worte lauteten /) in kentnůs gerahten. Des Bethuels entdeckter name machte auch große freude / wiewol solche sich mehr bei den jungen / als bei der alten / blicken ließe: welche nicht aufh \ren konte / den himmel zu preisen /daß der sie den tag erleben lassen / des Baracheels sohn zu sehen. Wir gingen nun / nach dieser kentnis /zum essen / da alles königlich / so wol was die geschirre / als was die speisen anbelanget / daher ginge. Bethuel und ich hatten die vergnůgung / unsere
Nachdem wir aufgestanden / begaben wir uns wiederzusammen in der kranken ihre kammer / da die alte des Sinears beginnen nicht gung auszuschelten wuste / und dermassen auf ihn schmähete / daß auch endlich die schöne kranke sich nicht enthalten kunte / zu ihrer mumen zu sagen: Ich habe wol ehe von dem Prinzen Sinear geh \rt / daß der Fürst von Ram und er große freunde seien / daher wird es diesem unsrem gaste wol kein angenemes h \ren seyn / daß hier sein alter freund also durchgezogen wird. Er hat verdienet / (antwortete ich) daß man auf sein freches beginnen schelte / und sage ich ihm alle ehmalige freundschaft auf / nun er sich solcher that wider meine sch \ne unterfahen d \rfen. Er hat aber (versezte sie) auser diesem seinem lezten beginnen / viel edle tugenden an sich / die wol wert sind / daß man darum sein freund verbleibe. Diese worte sagte sie mit so sonderlichen gebården /daß sie mich vermuten machte / es můste Sinear bei ihr noch geliebet / oder wenigst nicht in solcher ungnade seyn / wie bei ihrer alten mume. Daher erweckte in mir die liebe den eifer / diesen platz anzugreifen / den ich zum schwersten erlangbar vermuten muste: und liebte ich also selbigen tag die ältere unter diesen dreien schönen.
Bethuel folgte mir hierinn / und ginge neben mir /als unsere unterredung noch lang gewäret / so verliebt in diese åltere / von dannen / daß er nachgehends /wie wir allein waren / solches mir nicht gnug beschreiben kunte. Ich vermeinte ihn zu bereden /
Was sol ich sagen? wir fanden beide damals diese schönheit so fürtrefflich / daß ich seinem vorigen raht folgen wolte / die ältere ům diese zu verlassen: gleichwie auch er / ům mir zu gefallen zu seyn / nun diese für jene erkieset. Wir ergezten uns etliche stunden /mit anh \rung ihrer himlischen stimme / und der sch \nen geistreichen lieder / die sie selber gedichtet /und uns fůrsange / schieden auch nicht eher von ihr /als bis uns der wolstand dazu vermanete. In unsrem wirtshause vermeinte ich den Bethuel sonderlich zu erfreuen / als ich ihm die nachricht gabe / daß ich seinem raht gefolget / und nun / dieser sch \nen aufzuwarten / beschlossen håtte. Aber er offenbarete mir eben dergleichen / und wolte mich bereden / bei meiner ersten entschließung zu bleiben /
Wir gingen hernach zum dritten mal wieder an diesen zauber-ort / und traffen / neben der alten / die beide jüngsten zusammen an: da ich dan / die dritte eigentlich zu betrachten / mir fürname / und sie ja so sch \n als die andern erkennend / dem Bethuel zu fugen gedachte / indem ich mir gewalt anthåte / die augen von der zweiten ab / und dieser allein zu zuwenden. Damit aber unser nårrisches geschicke volkommen würde / muste Bethuel eben also denken: dergestalt blieben wir mitbulere / so sehr wir auch /solches zu verhüten / uns bemüheten. Als wir wieder allein waren / erkenten wir dieses durch unser beiderseits offenbarung / die wir einander hiervon thäten /und fanden wir so wol die torheit / die wir begingen /als die unmüglichkeit / davon abzustehen. Unsere sinne waren auch dermassen hievon eingenommen /daß unsere leute nicht wusten / wie sie mit uns daran wåren / und vergeblich uns etliche mal anmaneten /ob wir nach Mambuta die reise fortsetzen möchten. Wir verschoben aber selbige von einen tag zum an dern / und fanden immer entschüldigungen / die uns zu Abarne anhielten. Weil aber unser verlangen groß war / diese drei sch \nheiten zu kennen / als erkundigten wir uns deswegen zu erst bei unsrem wirte: der wuste uns keinen andern bescheid zu geben / als daß diesen damen viel landgüter in der Gumathener gebiete zustůnden; daß alle ihre leute sagten / sie wåren k \nigliche personen; und daß sie / zu ende des vergangenen herbstes / so bald der friede erschollen / mit ihrer
Gleichwie dieses unsere verwunderung mehrete /also name auch unsere unruhe merklich zu / als wir almählich nicht mehr so wol gelitten / als anfangs / in ihrem hause waren / und die alte uns \fters allein für sich kommen ließe / sonder daß eine von den dreien schwesteren für das taglicht kame. Es gabe uns auch die alte nicht unklar zu verstehen / wiedaß wir wol thun wůrden / wan wir unsere reise fortsetzeten / weil ein långeres bleiben leichtlich einen b \sen verdacht würde k \nnen verursachen / und wären sie in ihrem hause solcher vielen besuchungen nicht gewonet. Dieses muste uns willig oder unwillig zu dem schluße bringen / nach Mambuta fortzureisen. Wir hielten vorher an ům erlaubnis / daß wir von ihnen mochten abschied nemen. Weil die alte nun unser los zu werden hoffete / willigte sie in dieses unser begehren /mit aller h \flichkeit. Wir fanden / die drei überirdische schwestern / in einem schönen garten / den sie hinter ihrem hause hatten / da sie in einem herrlichen ausgezierten cabinet stunden / und uns entfingen. Wir hatten sie noch nie beisammen gesehen / und da uns /der glanz von einer allein / zuvor die sinne bemeistern k \nnen / ware es nun auch nicht zu bewunderen / daß ihrer dreie mehr als eine vermochten:
Weil wir die jůngere lezlich am häftigsten geliebet / sahen wir anfangs am meisten nach derselben. Wie aber die andere zwo / mit ihrer verborgenen macht /unsere augen auf sich zogen / wurden wir ganz irre /also daß bald die erste / bald die andere / und dan bald wieder die dritte / bei uns den fürzug behielte. Es ware sobald keine wahl von uns verrichtet / so gedachten wir / wir thäten dadurch den andern beiden unrecht: daher wir / alles wehlen einstellend / dißmal in alle dreie zugleich verliebet blieben / und also mit der gr \sten unruhe von der welt / bei dieser besuchung / gequålet wurden. Dan der Bethuel / wan er mit der einen redte / konte nicht leiden / daß mich die anderen mit gespråchen unterhielten; und mich verdroße es ebenfalls / daß ich die jůngere mit dem Bethuel so åmsig reden sahe / ob ich gleich der beiden andren gesellschaft hatte. Weil die åltere nicht viel redte / sondern uns andere / indem sie an ein fenster ginge / allein ließe / erzehlte mir die zweite die ursach / warüm sie so unbekant in der Girmathener land lebten: daß nämlich ihre alte base / neben ihr / aus den gestirnen ersehen / wie ihnen in Mesopotamien ein großes unglück zustoßen wůrde / wan sie daselbst solten bekant werden. Und üm deß willen lebten sie also einsam in den klippen / ihre zeit mit erlernung des himmelslaufs zubringend / und darbei mit dem landleben sich ergetzend.
Diese vertraulichkeit name ich mit der h \chsten erkentlichkeit und vergnůgung auf / zugleich aber / mit der grösten eiversucht warnemend / des Bethuels gleichmåßiges glůck bei der jüngern / und die
Auf der hinreise nach Mambuta / erzehlte mir Bethuel / was ihm die jůngste er \ffnet / daß sie nåmlich fürneme Prinzessinnen wären / die aus ihres vatters hause sich nach der Girmathener land mit ihrer mutter schwester begeben müßen / weil ein großer herr in der nachbarschaft die ältste unter ihnen lieb gewonnen: dem sie aber die ihrigen nicht geben / sondern sie ihm aus den augen bringen wollen / ům ihn desto eher zu bewegen / daß er von ihr ablassen m \chte. Um des willen můsten sie also verborgen leben. Worzu noch käme / was sie aus dem gestirne / deren wissenschaft sie sich von jugend auf beflissen / wargeno en / daß nåmlich Mesopotamien ihnen ein großes unglůck drohe / wan daselbst
Wir hielten uns zu Mambuta nicht lang auf / weil uns verlangte / in der wiederkehr / zu Abarne wieder einzusprechen. Wie wir aber wieder dahin kamen /fanden wir das leere nest / und erfuhren in der nachfrage / daß die alte mit ihren dreien basen / gleich nach uns / aufgebrochen und von dannen gezogen wåre. Niemand wuste uns zu sagen / welchen weg sie genommen / oder wo sie hin gekommen / und kame uns alles dieses so fr \md für / daß wir oft anhuben zu zweiflen / ob es nicht bloß ein zauberisches gesichte gewesen sei. Wir eileten / als wir wieder hieher in die landschaft Amida gekommen / so fort zu dem hirten Ausicles / ům bei deme etwas von unsern dreien schönen zu erfahren. Wir erhielten von ihme die erfreuliche nachricht / daß sie zu Sarug / und also uns ganz nahe / sich befänden: dahin sie sich begeben / weil sie / vor dem Prinzen von Chaldea / in einer stadt sicherer zu seyn vermeinten / als auf den offenen lande. Wir hatten dieses kaum zu ende gehöret / da gaben wir der Melidia und Eidania / wie auch der schåferin Sandenise alhier zu gegen / die auch in
Weil wir sie alle dreie beisammen funden / hatte ihre macht die alte wirkung in uns beiden / daß wir in sie alle drei gleich håftig verliebet blieben / auch so gar / daß unsere bis dahin gepflogene vertraulichkeit anhube kälter zu werden / und die eiftesucht uns triebe / gegen einander geheim zu seyn: da dan ein ieder für sich / auf alle mügliche weise einen vorteil in dieser fr \mden liebe zu erjagen / bemůhet bliebe. Dieserwegen suchete Bethuel / so wol als ich / gelegenheit /wie ein ieder allein bei unsern schönen seyn m \chte: das uns aber sehr selten anginge / weil das gleiche geschicke uns fast allemal zugleich triebe / auf eine zeit und stunde in Sarug zu kommen. So bekant nun / in kurzer zeit / die drei sch \nheiten von Sarug in dieser ganzen gegend geworden / so offenbar wurde auch dabei unsere liebe: an deren entdeckung zu allererst die vorwitzige Sandenise schuld hatte / die dessen gegen ihre andere gespielinnen gedachte / welche davon ihren vertrauten wieder erzehlten / und es also unter alle einwohner dieser gegend ausbreiteten. Weil Bethuel damals eine unůmgängliche reise nach Haran thun muste / hatte ich etliche wochen luft / bei unseren schönen allein zu seyn.
Ich feirete dazumal nicht / der åltsten / des Sinears unbeständiges gemüte / zu beschreiben / welches er nicht allein gegen der Lea / sonderen auch darinn erwiesen / da er eine große K \nigin hierzugegen / im verwichenen Syrischen kriege / heuraten sollen / und solcher glückseligkeit / als er deren beraubet worden /sobald vergessen
Nachdem ich dergestalt / bei diesen dreien / das vergnůgteste leben ein zeitlang gefüret / verst \rte der wiederkehrende Bethuel meine ruhe. Ich fůlete nun mehr als iemals meine eiversucht / als ich diesen mitbuler bei meinen sch \nen wieder sehen muste. Weil in allen dingen unser geschicke gleich seyn solte / als fügte es sich / daß / den dritten tag nach des Bethuels wiederkehr / ich notwendig nach meinem fůrstentum Ram reisen muste: in welcher zeit er alles das nachholete / was er zuvor verseumet hatte. Ob er mir nun zwar / was den Sinear betraffe / bei der ältsten keinen schaden thåte / so erzehlte er doch der zweiten / meine ehmalige liebe / und bemůhete sich die dritte / als die ihn damit zu vexiren anfinge / zu bereden / wiedaß er nicht mehr an vorigem hohen ort liebte.
Wie ich / nach verlauf einer wochen / wieder nach Sarug kame / fande ich den Bethuel / bei diesen dreien sch \nen / hierüber im kriege: die den mich alle zum beistand rieffen / ihnen zu sagen / ob es nicht wahr wåre / daß Bethuel am bekanten ort noch liebte. Es schmerzte mich / daß ich / durch entdeckung der warheit / meinem mitbuler dienen solte / und sagte ich demnach / wiedaß ich es nicht wůste. Bethuel name daher gelegenheit /
So ungereimt und låcherlich nun diese ware / so gabe sie uns doch beiderseits in den siñ / etwas freier als bis dahin geschehen / unseren schönen / unsere liebe in versen kund zu machen / die wir ihnen / und zwar auf einen tag / und fast auf einen schlag (massen wir / zu meiner verwunderung / einerlei reimung auf die dreie / und doch keiner des andern reimwörter /gefůret) ůberreicheten. Des Bethuels seine liebes-entdeckung / lautete also:
Unsere sch \nen / hielten diese unsere reimen fůr rätseln / und legten mir demnach auf / des Bethuels schrift / und ihm / die meine zu erklären. Wir wurden hierob beiderseits beschåmet und betreten / und wůrden einander in unser liebe gedienet haben / wan wir einer des andern verse ihnen recht hätten ausgeleget. Ich wandte aber dieses ihr begehren von mir ab /mit der entschuldigung / wie sie selbst so hocherleuchten verstandes wären / daß sie keines anderen erklärung bedůrften. Bethuel aber sagte: Er wolte sich wol deutlicher gegen sie erklären / wan sie es begehrten. Weil sie nun dieses nicht verlangten / als haben sie auch nicht ferner in uns dringen wollen. Viel dergleichen dinge begaben sich zwischen uns / welche hier zu erholen / viel zu weitlåufig fallen würde. Gleich wie wir nun nie vermochten / sie zu bereden /daß sie aus Sarug kommen möchten / also konten wir auch nicht ihren stand von ihnen erfahren. Wir fuhren also in dieser lebens-art fort / bis diese königliche gesellschaft mit unserer Königin alhier ankame: die dan / wiewol verborgen / zu sehen / unsern drei schönen ein großes verlangen erwiesen / und gleichwol dem Bethuel und mir dise ehre nicht gönnen wolten / daß wir ihnen hierinn gedienet hätten / sondern den hirten Ausicles dazu erkieseten.
Wie nun dieser mit seinem frauenvolke / ongefår vor acht tagen / nach Sarug kame / ům diese sch \nen
Elihu hatte kaum dieses lezte wort gesaget / da traten die richtere von Amida / nebst ihren frauen und andren bei sich habenden / in den saal: das dan die k \nigliche gesellschaft verhinterte / von der izt-angehörten wundersamen liebesgeschichte des Elihu und Bethuels / ihre gedanken zu eröffnen. Die K \nigin von Mesopotamien gienge diesen leuten gleich entge gen / und begrůste sie auf das allerleutseligste: ob man gleich den verdrus / den diese ungerechte leute /wegen des fůrnemens ihrer Königin / in sich entfunden / an ihnen satsam verspürn konte. Die Berinthe /Halida / Sireme und Phalerinte / als die ehefrauen der vier richtere / wurden auch von der K \nigin zum h \flichsten entfangen: und leuchtete dieser frauen ihr stolz und ůbermut gnugsam hervor / massen sie mit k \stlichern kleinoden / als die Königinnen und Prinzessinnen selber / ausgezieret waren. Die schäferin Sandenise / die neben der sch \nen Amphilite unter der K \nigin frauenzimmer stunde / sagte / diesen pracht ersehend / zu ihrer gespielin: sihe / wie unsere richterinnen / von der armen Mesopotamier schweis und blute / glånzen! Die furchtsame Amphilite / die ohne das beångstigt war / weil sie wuste / daß ihre sache fůrkommen würde / steurete dieser ihrer lustigen freundin / so viel sie kunte / und befohle sich dabei dem himmel / ihr / in ihrer gerechtsame / hülfe widerfahren zu lassen. Als nun die K \nigin Aramena an ihren wagen / welcher eben der jenige war / den ihr die gesamte Mesopotamier geschenket / von den richtern sich begleiten lassen / folgte sie denselben / in gesellschaft des K \nigs / ihres bruders / und ihrer liebsten Cölidiane / und fuhren hierauf auch alle die andren / in zimlichster ordnung / aus Samosata / bis unter das thor von Amida: alda ein erhabener
Wie nun das begierige volk häufig herzu drange /muste der alte Thebah / auf befehl der Königin / eine rede zu demselben thun / welches dieser treue Syrer mit freuden-tränen verrichtete. Der inhalt dieser rede war / daß den Mesopotamiern hiemit nochmals angedeutet wurde / wie hinfůro die Königin in person alle gerichtståge bei ihnen halten / ihre klagen anh \ren /und einem jeden sein recht wolte widerfahren lassen. Hierauf / als Oromedon / im namen der gesamten schåfere / dafůr gedanket / wurde von dem Fůrsten Barzes ausgeruffen / wie daß nun das verh \r geöffnet / und ein jeder kläger herfůrtreten möchte. Als der betrůbte Nahor solches thun wolte / kame ihm die verweserin Almesia zuvor / und nachdem sie an den ort /der für die klågere gewidmet / sich gestellet / begunte sie ihre klage also anzubringen.
Ich schåtze mich wol seelig in meinem unglücke /grosmächtige Königin! daß ich die erste mich nennen werde / die alhier von E. Maj. rechtliche hůlfe erlanget. Dan / ob gleich ein Fürst / ja gar ein vetter von E. Maj. der jenige ist / den ich anklage / so zweifle ich doch darüm im geringsten nicht / daß mir nicht solte recht wiederfahren. Ich leide gewalt / große K \nigin! und zwar die gröste / die man bei der friedensruhe ausstehen kan: indem der Fürst Nahor von Haran sich nicht entfärbet / fůr weniger und zwar eben in dieser zeit / da bereits E. Maj. gerechtester glanz diese unsere gegend beschienen / meine zwo dienstmågde / namentlich die Aprite und
Als Almesia hiemit ihre rede geendet / sahe alle welt auf den Nahor: welcher / auf erhaltene erlaubnus / nachdem er sich auf der beklagten platz hingestellet / also antwortete. Ich håtte mich wol eher des himmelfalls versehen / als daß ich aus einem kläger / den ich hier fůrstellen wollen / nun ein beklagter werde / und zwar in eben der sache / in welcher ich E. Maj. üm recht anzuruffen vermeinet. Die entfůrung der sch \nen Aprite gehet mir selber / und versichert sehrer / zu herzen / als der Almesia / meiner anklägerin / und wolte ich wůnschen / daß der Almesia ihr verdacht wahr / und ich an der Aprite entfürung schuldig seyn m \chte: weil ich als den hoffen könte / daß meine gnädigste Königin mir / in ansehung der großen liebe / die ich zu der Aprite trage / diese begangene that nicht verüblen wůrde. Allein / gnädigste Königin! ich bin so glůcklich nicht / als mich Almesia machen wil / sondern lebe leider! mit ihr in gleicher ungewißheit /wo die Aprite und Baalise m \gen hingekommen seyn. So wird demnach Almesia ihren argwan von mir müßen fallen lassen / und vielmehr mein
Die K \nigin Aramena / dieses begehren des Nahors ganz billig befindend / erlaubte ihm / auf den platz der klägere zu treten / da er den seine anklage also fůrbrachte. Ich solte / in betrachtung der hohen geburt / die ich mit meiner gnädigsten K \nigin gemein habe / nach einbildung ihrer vieler / mich wol billig entsetzen / allhier offentlich vor so fůrnemer hoher gesellschaft zu bekennen / daß ich eine schåferin / ja eine dienstmagd der Almesia liebe / und zwar mit einer solchen liebe dieselbe verehre / die die heurat zum zwecke hat / und sie in den fürstenstand zuheben gemeinet ist. Weil aber / der Aprite schönheit hintan gesetzet / ihre unvergleichliche tugend sie schon zur fůrstin machet / und sie ganz nicht gemeines in diesem nidren stande fürstellet / als finde ich keine ursach / die mich abhalten solte / allhier vor meiner Königin / vor allen anwesenden königlichen personen / vor meinen anverwandten / und vor diesem volke zu gestehen / daß ich die Aprite liebe und lieben werde / solang ich lebe. So ist dan unn \tig /meine verzweifelte betrůbnus alhier fürstellig zu machen / die ihr verlust in mir erwecket / als ich denselben vernommen. Ich wuste nicht / wen ich den ursacher dieses unsternes nennen / oder an wen ich mich halten solte: bis mir endlich einfiele / des Teraphim ausspruch hierůber zu vernemen / der
Ich reisete demnach / ja ich floge / zu diesem berůmten tempel / und wie ich der gottheit mein anligen er \ffnet / bekame ich diesen ausspruch:
Mit dieser zwar-dunklen antwort / muste ich wieder abziehen / und vermochte ich / nachdem ich recht bei mir alles überleget / aus diesen worten / Dein nächstes blut! nichts anders zu schließen / als daß mein bruder Bethuel / der meiner liebe zu der Aprite sehr widersprochen / hieran schüldig seyn müße. Mich stärket auch nit wenig in meiner vermutung / daß dieser gottes-ausspruch ferner saget / es habe die liebe mich bereits gerochen: dan ich deute solches dahin /daß ich den Bethuel nun mir gleich unglücklich finde / indem er auch den verlust seiner liebsten erfahren müßen. Diesemnach ist es der Bethuel / Große Königin! den ich hier \ffentlich anklage. Es ist mein nåchstes blut / so ich dessen beschuldige / was mir Almesia aufbůrden wollen. So flehe ich dan E. Maj. gerechtesten tron an / dem Bethuel aufzulegen / daß er hier sagen müße / wo die schöne Aprite geblieben /und ob er nicht / üm meine liebe zu hintern / sie habe wollen aus dem wege schaffen.
Hiemit schwiege Nahor / und muste Bethuel sich verantworten / der dan solches folgender massen verrichtete. Ich gebe / in meines bruders iezt-fürgebrachter klage / dieses gerne nach / daß ich auf alle ersinliche weise gehinteret / daß die ungereimte liebe / die er zu einer dienstmagd der Almesia geworfen / nicht zum stande / wie er es verlanget / geraten möchte: daher ich auch nicht schamrot stehen wolte / wan er mich dieser that
Wie nun hierauf die Almesia / wider den Nahor /ferner nichtes anbrachte / sagte dieser ungedultige verliebte zu seinem bruder: Wie kanst du doch / O Bethuel! gegen mir dich so grausam erweisen / da du eben das erleidest / was ich so schmerz-entfindlich ausstehe. Ich weis / wohin die drei schönheiten von Sarug entfůret sind: ich wil dir aber das nicht eher er \ffnen / bis du mir auch meine qual wirst benommen haben. Du bist schůldig / Bethuel! du magst sagen /was du magst. Wilst du aber dir in deiner liebe geholfen sehen / so gestehe mir / was du gethan hast / und mache dich und mich dadurch gluckselig. Als Bethuel dieses vername / wåre er schier durch liebes-trieb heraus gebrochen / und håtte sich kund gegeben. Der vorsichtige Elihu aber / kame ihm in dieser verwirrung zu hůlfe / und für der K \nigin tron eiligst nieder kniehend / rieffe er dieselbe an / den Nahor bei seinen worten zu fassen / und dahin zu halten / daß er sagen müsse / was er von den dreien sch \nheiten von Sarug wůste.
Wie nun also / in dieser ersten sache / der vortrag und die verantwortung der klagenden teile sich geendet / traten die richtere zu der K \nigin / üm von derselben zu vernemen / ob es ihr gefällig / in eine kleine kammer / die gleich hinter ihren tron war / mit ihnen abzutreten / und sich daselbst eines ausspruches zu vergleichen. Aber die K \nigin weigerte sich dessen / und sagte: sie
Jederman war mit dieser entscheidung der K \nigin wol zu frieden / auch die klagende teile selber: weil Almesia wol sahe / daß Nahor unschůldig war / und dieser Fürst / aus den worten der Königin / die hoffnung schöpfte / daß sie die einwilligung seiner verwandten nicht verhintern / und Bethuel nach solcher /dafern er etwas von der Aprite wüste / ihm ferner kein geheimnis davon machen wůrde. Der K \nigin befehl aber ein genůgen zu thun / erzehlte er / was ihme von den dreien schönheiten wissend war / und wie der Prinz Sinear von Chaldea dieselbigen / nach dem König
Wie nun so weit diese erste sache zum ende war /kame Oromedon herfür / und klagte zum höchsten ůber die Sandenise / daß die neulich seine frau / die Eunone / in der Amphilite geschicht-erzehlung /gegen der K \nigin so ůbel beschrieben hätte / weswegen er gebůrlich recht von ihr begehren můste. Diese klage brachte Oromedon so frech herfůr / weil er sich auf seine schwägere die richtere verließe / daß man vermeinen sollen / er hätte das gr \ste recht gehabt. Wie aber die K \nigin der Sandenise geboten / sich zu verantworten / stellte diese dem Oromedon und der Eunone ihren unfug so sonnenklar fůr augen / daß die K \nigin gute gelegenheit bekame / der Amphilite unterdrůcktem zustande auf zu helfen. Und um die richtere / welche einen gr \ssern anhang hatten / nicht \ffentlich zu beschimpfen / woraus eine gefårliche unruhe håtte entstehen k \nnen / muste Amphilite nur blos die Königin üm recht anflehen / sonder alle ümstände zu benennen. Worauf sie / mit den vier richtern / in das zimmer hinter ihrem tron abtrate / daselbst sie ihnen ůmständlich fübildete / wie
Weil Oromedon sich billig seiner frauen annemen můßen / da ihme nicht anders bekant gewesen / als daß die beschüldigungen / womit die Sandenise sie beleget / unwahr wären / als hat er rechte ursach gehabt / sich ůber die Sandenise zu beschweren. Weil aber diese schåferin in ihrem gewissen versichert ist /daß sie die warheit geredet / auch Eunone iezt alles gestanden / was sie bisher gelaugnet / als ist billig Sandenise von der klage los zu sprechen / Eunone aber auch zu entschůldigen / weil sie / aus furcht für ihrem manne / das verhelet / was sie aus keiner b \sen meinung / sondern zur lust / mit der Amphilite angestellet. Und weil nun auch / nach diesen er \ffneten ümstånden / die vorhin den richtern unbekant gewesen / erhellet / daß das wider die
Ein großes allgemeines freuden-geschrei des ganzen volkes entstunde / ůber diesem urteil der Königin / und verbargen die richtere / wie auch ihre frauen und anverwandten / ihren innerlichen verdrus hierüber / so gut sie kunten: dabei in ihrem herzen bewunderend /daß die Königin es so glimpflich in die wege gerichtet hatte / sie bei ehren zu erhalten. Die sch \nheit der Amphilite / glänzte hierauf noch eins so herrlich herfůr / nun sie also vollkomlich ihre ehre wieder erlanget. Und ob sie wol mit dem Chersis so wol nicht stunde / daß sie deme gutwillig die eheliche hand geben k \nnen / so durfte sie doch wieder das gesprochene urteil nicht reden / und vermeinte sie solches hernach noch wol bei der K \nigin wieder zu hintertreiben. Der verliebte Abinael / der / aus ungemeiner grosmut / sich mit erfreute / daß die Amphilite nun v \llig wieder war zu ehren gekommen / gabe seine freude nicht weniger an tag / als alle ihre andere freunde.
Es wolte aber diese sch \ne schåferin / auf eine sonderbare weise / diesem hirten ihre erkentlichkeit dafůr sehen lassen / indem sie seine anklågerin wurde / und folgender gestalt ihre klage der Königin fůrbrachte. Gnädigste
Diese sonderbare klage der Amphilite / wurde von iederman mit großer belustigung angeh \ret / und wie die K \nigin dem Abinael befehlen lassen / hierauf zu antworten / thäte er solches folgender massen. Es ist grausam / daß Amphilite meine ietzige lebens-art mir
Als die K \nigin hierüber den ausspruch thun wolte / drunge eine junge schåferin durch das volk / und warfe sich für den richterstul nieder / mit weinenden augen bittende / daß man sie vorher hören m \chte. Man erkante sie gleich fůr die Briside / des verwesers Demas åltste tochter / und war sie eben die jenige /die ihrer mutter bruder / dem Abinael ihrem vettern /neben dem erbe / hatte zugefreiet. Weil nun ihr einwenden muste gehöret werden / als erlangte sie so fort erlaubnis / folgendes fůrzubringen. Ich werde alhier /gnädigste K \nigin! gleichsam feil geboten / ohne daß man meinen willen begehret zu wissen / ob ich auch damit einig sei oder nicht? Ich bin die jenige / die meiner mutter bruder / auf seinem todbette / an sein gut gebunden / und selbiges nicht ohne mich verwenden wollen. Ich bin die jenige / die die Amphilite dem Abinael aufdringen wil / dessen sie selber nicht begehret. Ich bin die jenige / die der Abinael / nach erhaltenem urteil / entweder heuraten wil oder nicht. Und lezlich bin ich die jenige / die weder mit des verstorbenen leztem willen / noch auch
Es hatte Abinael noch niemals die angeneme Briside also betrachtet / wie dieses mal / und fande er sie unter ihrem weinen so sch \n und gefällig / daß er / so wol die Amphilite zu vergnůgen / als durch diese heurat sich in guten stand zu setzen / nun mit gutem willen thäte / worzu er kurz vorher / bloß dem ausspruch der Königin zu gehorsamen / sich entschlossen hatte. Und nun / bei dieser neuen liebe / eine neue unruhe entfindend / erwartete er mit angst der Königin ferneren urteil-spruch / welcher dieses lauts erfolgte: Gleichwie Amphilite billig / so wol fůr ihr eigen båstes / als fůr ihres freundes wolergehen / sorge träget /also ist auch nicht unbillig / was sie iezt wegen des Abinaels gesuchet. Wird demnach diesem hirten hiermit rechtlich auferlegt / die schåferin Briside forthin zu bedienen / und sich ihr durch alle ersinnliche dienste gefällig zu machen: um also / mit ihrem freien guten willen / des vermachten erbgutes sich habhaft zu machen. Alle anwesende waren mit diesem urteil der Königin mehr als wol zu frieden: und machte sich Abinael so fort zu der Briside / ům dadurch den anfang seines gehorsams zu erweisen.
Als hierauf die hirten noch so viele klagen vorbrachten / daß sie nicht alle den vormittag kunten entschieden werden / als bestimte die K \nigin hierzu den nachmittag:
Wie nun die malzeit sich geendet / und die Königin hierauf / den nachmittag noch ferner gericht gesessen /auch sehr viele streitsachen abgethan hatte / fuhren sie / gegen den abend / wieder nach Samosata: da aber die schöne Aramena sich so ermůdet befande / daß sie / an stat der fürgenommenen geschicht-spiele / gleich zur ruhe gehen / und solche auf den andern tag aussetzen muste. Es war hiermit sonderlich die Zelinte / des Fürsten Rames tochter / wol zu frieden / als welche /bei diesem
Des andern tags wurde / im garten hinter dem schloße von Samosata / durch den Fürsten Barzes /alle anstalt zu den geschicht spielen gemacht / und ein weiter platz / der gegen den nachmittag / da die spiele anheben solten / ganz schatticht war / sowol für die spielende als für die zusehende / zubereitet. Es solten / allein die fůrnemste hofleute / hierzu eingelassen werden: weil der weiße Hus / und die andere Syrische Fůrsten / nicht ratsam fanden / solche belustigung in \ffentlicher versamlung vorzunemen / indem hiedurch leichtlich / dem königlichen ansehen / einiger abbruch hätte wiederfahren können. Wie nun / gegen erwehnte zeit / so wol von Amida / als von Edessa / die k \nigliche personen sich eingefunden / und diese / so nicht mitspielten / auf ihre verordnete stellen sich niedergelassen hatten / begunte / hinter den båumen / eine verborgene musik von trompeten und pauken zu ert \nen / und zwar auf eine solche weise / daß die zuh \rer hierbei eine feldschlacht ihnen fůrbilden musten. Weil diese noch wårete / ließe der Jothan / der Königin kåmmerer / sich sehen: welcher den königlichen personen viele beschriebene zedel ůberreichte / auf denen der inhalt des spieles / und die spielende personen /verzeichnet waren / die dan der K \nig Aramenes laut ablase / wie folget.
Inwarheit / (sagte hierauf der König von Syrien) die verzeichnis dieser personen / wie auch der Titel dieser geschicht / erwecket eine sonderbare begierde / sie spielen
Oxiartes Sila.
Nachdem sie diß geredet / begaben sie sich wieder von dem schauplatze / und ließe sich hierauf eine sanfte musik vernemen / die stille nacht vorzubilden. Hierauf kamen / aus einem von den gezelten / herfůrgetreten / diejenigen / so da fůrstellten die
Morine / Macresilea / Dalene und Giris.
Oxiartes Rodias.
Als diese waren abgetreten / h \rte man von weiten eine sehr traurige Feldmusik anstimmen: worauf sich ein gezelt zu beiden seiten öffnete / in welchem der Jaboth / an ketten gefåsselt / sich sehen ließe.
Jaboth im gefångnůs.
Dieses lied wurde von dem K \nig Armizar / der den gefangenen Jaboth fůrstellte / in ein verborgenes seitenspiel gar beweglich gesungen / massen dieser herr überaus wol die musik verstunde: und wurden alle zuhörer dadurch beweget / sonderlich aber seine schwester / die Prinzessin Indaride / welcher die tränen häufig in die augen stiegen. Dieses wurde zwar von wenigen in acht genommen / weil sie alle sehr aufmerksam waren / zu vernemen / was die beide durchleuchtige Aramenen fůrbringen würden / welche sie zu dem Jaboth / unter den namen der Morine und Macresilea / in das gefångnis treten sahen.
Morine. Macresilea. Sicania. Jaboth.
Hiemit wurde das gefängnis wieder geschlossen /und stimmeten die trompeten an / als zum feldzuge.
Oxiartes. Sisiphus. Rodias. Sila.
Hiemit war das spiel zum ende / und gingen alle spielende personen zu den zusehern / von ihnen zu vernemen / ob sie ersinnen k \nten / was sie fůr eine geschicht fürgestellet. So wol zufrieden und vergnůgt sich diese nun allerseits erzeigten / ůber das / so sie geh \ret und angesehen hatten / so unmüglich fiele es ihnen / diese geschicht zu errahten. Sie dachten alle geschichtbůcher durch / so sie jemals gelesen / und wusten sich doch nicht zu besinnen / daß ihnen dergleichen wåre fůrgekommen. Dieses erfreute die spielende höchlich / und gabe der Königin von Mesopotamien anlaß / zu der Königin von Kitim / der Hermione / zu sagen: Ich habe eure person / sch \ne Hermione / so übel fürgestellet / daß daher euch und den andern das rahten schwer fället. Meine person! (antwortete Hermione) wie komme ich in diese geschichte? Ihr habt ja / (wiederholte die K \nigin von Mesopotamien) das gröste teil / an des Nebajoth begebenheit. Dieser bin ich gewesen / (sagte der K \nig Armizar) und wůnsche ich von herzen / daß sich der rechte Medische K \nig bald einstellen m \ge. Ich habe wol /(finge hierauf der Prinz von Hevila an) die vermutung zuweilen gehabt / ob nicht diese geschicht / die begebenheit des Nebajoth mit dem K \nig von Babel und der Prinzessin Hercinde / fürstellen sollen: die künstliche einfürung aber der beiden Prinzessinnen Morine und Macresilea / haben mich wieder irr gemachet.
Also wurde nun offenbar / daß der lezte Medische krieg / und was sich darinn begeben / dieses geschichtspiel gewesen: das dan ein jeder ganz deutlich darauf ziehen kunte.
Zelinte err \tete / aus schamhaftigkeit / ůber diesem lob / so ihr ihr König gabe. Und als Elhanan / der den Baleus fürgestellet / sich ihr nåherte / ům ihr seine freude hierůber zu verstehen zu geben / sagte dessen vatter / der alte Fůrst Hus: Nun ist mein traum so weit wahr worden / den ich vor etlichen nåchten gehabt /daß ich nåmlich meinen sohn würde König sehen /und sagte man mir dabei / daß alsdan unfehlbar seine glůckseeligkeit angehen solte; welches letzere aber noch nicht erfůllet worden. Es kan aber wol erfüllt werden / (antwortete der König Dison) wan der Fürst von Hus und der Fůrst von Jedlaph damit zufrieden sind / daß Elhanan und Zelinte forthin in ernst solche liebesworte einander fůrsagen dörfen / als wir von ihnen anitzo mit sonderbarem vergnůgen angehört haben.
Ich hoffe / (sagte nach diesem der König von Syrien zu der K \nigin seiner schwester) daß wir uns an euch wollen råchen / und es euch ja so schwer fallen sol / die geschicht zu errahten / die wir euch fůrstellen wollen. Vor übermorgen kan aber nichtes daraus wer den / weil ein und andere zurůstungen von n \ten / die noch nicht bei der hand sind. Dieses warten / (antwortete die sch \ne Aramena) machet mein verlangen üm so viel gr \ßer. Doch wil ich mich zwingen / und nicht vor der zeit darnach forschen. Ich habe / bei unsrem spiel / (sagte der K \nig von Cus / zu der Königin Danede / seiner schwester) eben so wenig als ihr / zu reden gehabt / und scheinet es / sie finden alhier die mohren nicht tůchtig / ihr gedåchtnis sonderlich anzugreifen. Daran solte es mir (antwortete die Königin von Egypten) wol eben nicht manglen / nur fållet mir /die Syrische sprache in reimen zu reden / all zu schwer / und habe ich darüm den zuh \rern mit mehrerm nicht beschwerlich fallen wollen. Diese entschůldigung habe auch ich einzuwenden / (sagte die K \nigin Amesses) üm damit meine hartlehrigkeit zu besch \nen: doch habe ich mich noch bässer angegriffen / als meine jungfrau die Zamede gethan / welche gar nichts geredet. Zamede / die
Als aber die nacht vorbei / und die sonne am himmel wieder zu sehen war / erschienen in selbiger gegend die beide Fürstinnen von Edom / die Ahalibama und Timna: welche ihre reise abgeleget / und nun mit ihrem fürer / dem Demas / nach seiner wonung zu růcke kamen / ům seinem bitten ein genügen zu thun /und bei ihme das morgenbrod zu essen / ehe sie nach Samosata sich wendeten. Briside und Rodope / die beide t \chter des Demas / verließen sofort ihre heerden / die sie bereits in der frůhstunde ausgetrieben hatten / und eileten ihrem vatter entgegen / der vor dem wagen der Prinzessinnen herritte / und sie mit nach haus name / daß sie ihm seine gåste bewirten hůlfen. Unterwegs fragte er nach allem / was sich inzwischen zugetragen / und erfuhre von ihnen alles /auser was zwischen der Briside und dem Abinael fürgegangen / welches sie selber ihm nicht vermelden wolte. Daher dieser schäfer / der mit zugegen war /und sie hin begleitete / zu dem Demas anfinge: die sch \ne Briside vergisset sich selber in dieser erzehlung / und hat sie / von unserer Königin / bei neulichem gerichtstage / ein urteil bekommen / daß sie mir sol dazu behülflich seyn / die erbschaft zu erlangen /die mir der
Demas bliebe verwundert / ůber diesen des Abinaels worten / massen er denselbigen nicht anders / als einen liebhaber der Amphilite / bis her gekennt hatte. Als er nun auch sahe / wie sich Briside hierob entfärbet / fragte er die Rodope / seine jüngere tochter / die am nåchsten bei ihm ginge / was doch dieses / so Abinael fůrgebracht / zu sagen hätte? Diese berichtete ihm nun von allem / was fůrgelaufen war. Und ob wol Abinael des Demas beifall und einwilligung wol hoffen durfte / so beobachtete er doch ganz furchtsam und genau dessen gebården; die er dan ihme nicht entgegen spürte / zumal als Demas / nach eingenommenen bericht / ihn freundlich ansahe / und zu ihm sagte: Weil ich verneme / was die Königin meiner tochter auferleget / so wil ich auch nicht der jenige seyn / der ihren willen hintere / noch euch ům eure erbschaft bringe. Abinael bükte sich tief zur erden / als er diß wort von der Briside vatter vernommen / und wurde darauf beherzter / mit dieser schäferin ümzugehen /nun ihme / in ihrer gegenwart / diese gute erklärung widerfaren war.
Es vergnügte dieser handel den Demas so sehr /weil er allemal hoch von dem Abinael gehalten / daß er dafůr nicht sonderlich beachten kunte / was ihm seine töchter von ankunft eines fr \mden gastes vorsagten / sondern demselben nicht ferner nachsinnend /n \tigte er den Abinael mit in sein haus / als er auch die Ahalibama und Timna hinein fůrete: die dan / von der Aneriste und Sataspe / wie auch von allen hausgenossen / aufs höflichste bewilkommet und entfangen wurden. Es kame / das gerůchte von ihrem da-seyn /bald fůr des Königs Tuscus Sicanus ohren: der / ob
Also h \rte er / die Sataspe / zu der Timna sagen: darf ich fragen / liebste Fůrstin! wie sie zu Auzora den großen Edom gefunden haben / und wie es nun diesem Fůrsten ergehe? Die Ahalibama / seine gemalin / (antwortete Timna) solte und k \nte wol dieses billig und bäßer / als ich / beantworten. Weil ich aber darüm gefragt werde / so muß ich sagen / daß der leib nicht so schwach sei bei meinem schwehervatter / als krank und bekümmert sich dessen gemůte befindet. Warüm aber das? fragte Sataspe. Meines wissens /(gabe Timna lächlend zur antwort) ům keiner anderen ursache willen / als weil ihm die Ahalibama nicht soviel liebe erweiset / als er von ihr verlanget. Glaubet dieses nicht / Sataspe! (sagte Ahalibama hierauf) was euch hier die Timna fürbringet. Ich liebe den großen Edom / als ich sol / und wie er es von mir erfordert. So růret auch seine betrübnis gar nicht daher / sondern hat viel eine andere ursach / die ich nicht darf offenbaren.
Es kunte dem armseligen Tuscus Sicanus nichtes schmerz-entfindlicher fallen / als eben aus seiner
Ahalibama ware stäts ům und bei ihme / auser bei nacht nicht / mit vorwand: es wůrde sich nicht wol schicken / mich auf einer reise / die ich ihr zu gefallen übernommen / allein zu lassen. Aber eine sonderbare begebenheit
Dieses nun brachte zu wegen / daß Ahalibama meine schlafgesellin nicht bleiben kunte / sondern widerwillens sich dazu bequemen muste / bei ihrem manne zu bleiben: wiewol ich nicht weiß / ob es wahr ist / daß sie / selbige nacht / bei einer der priesterinnen im tempel ihr lager genommen. Sie war so unvertreulich gegen mir / daß ich nicht das geringste von ihren geheimnisen erfahren k \nnen. Es geschahe so fort / den tag nach des Eliphas ankunft / unser aufbruch / da wir / in gesellschaft unserer beiden månner / bis nach Phalaga gingen: woselbst sie uns aber wieder verließen / und uns
Der himmel sei gepreiset / (sagte hierauf Sataspe) der mich diese post h \ren lassen / daß der Fürst von Theman und deßen gemalin wieder verglichen sind. Was die geheimnise der Prinzessin von Edom betrifft / werde ich mich nicht erkůnen / nach selbigen zu forschen / sondern vielmehr damit vergnůgt seyn / daß ich / als ein getreues Seirisches landkind / ům glůcklichen fortgang aller vorstehenden anschlåge / gen himmel möge seufzen dörfen. Es beschuldiget mich die Timna / (finge hierauf Ahalibama an) daß ich den Fürsten Esau / meinen gemal / nicht gnug liebe / und beschweret sich doch daneben / daß ich ihr dessen geheimnise nicht entdecken wil. Ist aber eben dieses nicht ein zeichen meiner ehrerbietigen liebe / daß ich dasjenige verschweige / was mir / verborgen zu halten / anbefohlen worden. Alles aber hier zu verantworten / wessen mich Timna angeklaget / so habe ich mich nie geweigert / zu meinem herrn ins ehebette zu kommen / sondern / in unterlassung dessen / seinen befehl erfüllet: massen ich hiemit der fůrwitzigen Timna trotz biete / ob sie ihrem manne mehr gehorsam / als ich dem meinigen / erweisen könne.
Demas und Aneriste kamen hiemit dazu / und n \tigten die Prinzessinnen zur malzeit: dadurch ihre unterredung abgerissen / und also der betrůbte Tuscus Sicanus dieser grausamen vergnůgung / der Ahalibama
Was wůrde doch (sagte er bei sich selbst /) die Ahalibama liebers sehen k \nnen / als wann ich /gleich wie sie gethan / mich verheuratete? üm aller welt den argwahn / der ihrem guten namen nachteilig seyn k \nte / zu benemen / daß ich nåmlich sie noch liebte? Was kan Basan / oder vielmehr das große Celten-land / eher in ruhe bringen / und ihm seinen König lassen / als eben dieses / wan ich die Aramena heurate? die er zu lieben / und sich ihrentwegen auszumerglen / nimmermehr abstehen wird / so lang noch das geringste hofnungsfũnklein in ihm ůbrig bleibet /daß er sie erlangen könne. Erkläre dich dan / O verblendter Tuscus Sicanus! deine glückseligkeit
Nachdem dieser getreue leibarzt / mit solchen vermanungen etliche stunden / bei ihme zugebracht /trate der Demas zu ihnen in die kammer: welcher / als er seiner andern gäste aus seinem hause ledig worden / sich dieses seines fr \mden gastes erinnerte / den seine leute in seiner abwesenheit aufgenommen hatten / und deshalben kame / ihn anzusprechen. Der leibarzt / der / gleich dem König / als ein hirte gekleidet war /kame ihm zu erst in die augen / und hatte er den zu Salem / auch sonst in Canaan / viel zu oft gesehen /als daß er ihn nicht so fort / für den Midaspes / des Königs Beor gewesenen leibarzt / hätte erkennen sollen. Wie finden wir einander hier / Midaspes? rieffe er / ihn zugleich ůmarmend. Midaspes eilete nach der thůr / die er zumachte: üm zu verwehren / daß niemand zusehen m \chte / wie Tuscus Sicanus und Demas einander entfangen wůrden. Dieser K \nig sprange so fort vom bette auf / und dem Demas ům den hals fallend / gabe
Wie / mein Demas! (redte der K \nig ihn an) entsetzet ihr euch dergestalt fůr euren Elieser? Wie? Elieser! (antwortete der erschrockene Demas) ist es můglich / daß ich den für mir sehe? Es ist můglich /mein werter freund! (gabe ihm der zur antwort) und hat mein unglůck nicht gewolt / daß mein leiden so bald aufhören / und ich warhaftig / wie die welt vermeinet / durch den tod / meines jammers abkommen sollen. Ich stelle mich iezt hier ein / üm euch zu bezeugen / wie daß mein veränderter name und zustand mich gegen euch gar nichts verwandlet habe / sonderen daß mich / nach wie vor / der Demas einen ergebenen freund finden werde. Demas / der sich inzwischen etwas erholet / und nun glauben muste / daß er den Elieser und Midaspes vor sich sahe / kunte / für verwunderung / sich noch nicht recht hierein schicken / deshalben Midaspes zu ihm sagte: Es ist kein wunder / daß unsere / und sonderlich des Eliesers ankunft / euch / mein Demas! fr \md fürko et / dan ihr / so wol als alle welt / betrogen worden / indem ihr seither geglaubet / daß dieser große held des todes wåre. Ich sehe aber wol / daß kein anderes mittel sei / euer gemüte dißfalls in ruhe zu setzen / als die erzehlung dessen / was bei der lebens-erhaltung dieses K \nigs sich zugetragen: welches dan euch den glauben völlig in die hand legen wird. Wan ich gleich / ( sagte hierauf Demas) durch solchen bericht /
Es ist solches freilich zu bewunderen / mein Demas! (antwortete der K \nig) und fürnemlich deswegen / daß ich in meinem unglück so lang dauren können. Ihr wisset / wie herzlich ich die Ahalibama geliebet / auch was große zeichen einer ewigen treue ich von dieser Prinzessin entfangen: und könnet daher abnemen / wie grausam ihr verlust mich schmerzen můße. Ja / Demas! was ich stündlich und augenblicklich erleide / ist ärger / als der tod: den ich nur einmal anstehen d \rfte / und der mich ruhig von der jenigen abscheiden ließe / die nun ihres treuen Eliesers also vergessen hat. Ach! håtte Midaspes / wie ich tausend mal gewünschet / mich damals sterben lassen! wie glůckselig wåre ich doch gewesen / und wie ruhig håtte Ahalibama als dan ihren Esau lieben k \nnen? Demas wuste auf diese billigmåßige klagen nichtes einzuwenden / und wolte dem Elieser nicht entdecken / daß seine Ahalibama / ungeacht ihrer heurat / ihn dennoch liebte: weil er wol bei sich ermasse / daß diese wissenschaft ihme mehr betrůbnis / als vergnügung / erwecken würde. Weil er nun nichtes sagte /name Midaspes das wort / und / so wol seinen K \nig in etwas von seinen klagen abzubringen / als auch damit er des Demas verlangen / dieß wundergeschichte von wiederbelebung des Eliesers zu wissen / abstillen mochte / bate er diesen seinen herrn / ihm zu erlauben / daß er dem Demas hiervon erzehlen möchte. Der begierige Demas muste so fort / auf des Königs bewilligung und befehl / sich zu ihm auf das bette setzen / da er dan den Midaspes folgender gestalt erzehlen hörete /
Als die beide Prinzen von Basan / der Lucus und Abinael / des riesen Astaroth kinder / wegen der k \niglichen hoheit / in streit und gefårliche kriege gerieten /zoge hierbei der Lucus den kůrzern / daß er dem Abinael / seinem jůngern bruder / das k \nigreich Basan ůberlassen / und fůr demselben über meer / bis gar in Tuscien hinein / flüchtig wurde: da der Janigener K \nig / der Hesperus / ihm seine schwester / die Prinzessin Valentia zuheuratete / nachdem er zuvor /durch seine dapfere faust / der Aborigener landes sich bemächtigt / und die kron von selbigem reiche aufgesetzet. Weil aber Hesperus / so wol ihn / als die Valentia / sehr liebte / als hielte sich der König Lucus stäts bei diesem schwager auf / und stunde ihm treulich bei / in seinen kriegen wider den Blascon: bis die unglückseelige veränderung fürlieffe / daß der Italus Kitim in das land einbrache / und seinen bruder / samt dem ganzen k \niglichen geschlechte / eben also nach Celten verjagte / als wie der zuvor den Blascon / den ehmaligen K \nig der Janigener / dahin vertrieben hatte.
Ein s \hnlein von dem Lucus und der Valentia /bliebe in dieser flucht zu růcke / und geriete dem grausamen Italus Kitim in die hånde: welches / ungeacht es seiner schwester kind war / des todes sterben solte / solchem auch schwerlich entgangen wäre / wan ich nicht eben dazu gekommen / und diesem kleinen Prinzen sein leben gerettet håtte. Es hatte der gerechte himmel es also versehen / daß ich schon damals diesem zarten Königs-kinde / als nunmehr gegenwärtigem König der Aborigener / dem Tuscus Sicanus /sein leben fristen
Ich gabe ihm den namen Elieser / und kame mit ihm in das k \nigreich Kiriath-Arba: da der Fürst Beri / welchen damals sehr nach einem sohn verlangte /weil der König / sein bruder / auch keine erben hatte /und also das land auf ihn sahe / wegen meiner kunst mich \fters üm raht fragte / wie er eine gesegnete ehe bekommen möchte. Weil / aus allen ůmstånden / die er mir erzehlte / ich anders nicht abnemen kunte / als daß der mangel an seiner gemalin seyn můste / wiewol sie etliche jahre hernach den Ephron geboren / als sprache
Ist es wol můglich / (fiele alhier der Demas dem Midaspes ins wort) daß der Prinz Elieser nicht des Fůrsten Beri sohn gewesen? Der hi el / (fuhre Midaspes fort) hatte den Tuscus Sicanus viel zu lieb / als daß er ihm einen so unartigen vatter solte gegeben haben. Es hat ja auch nachmals dieser Beri / in allem seinem thun / genugsam zu erkennen gegeben / daß er kein fůnklein våtterlicher liebe gegen diesem tugendhaften sohn in sich hegte: massen ja euch und aller welt mehr als bekant ist / wie er ihn selbst dem Beor gefänglich eingebracht / und auf das åuserste verfolget. Und wiewol sein rechter sohn / der Ephron / solches allemal mit anstehen můßen / so ware doch der Beri dessen versichert / daß dieser / als der am wenigsten schůldig / nicht so hart / als Elieser / wider den es ům die Ahalibama zu thun war / von dem Beor wůrde gehalten werden: massen auch in der that geschehen / und Ephron gleich wieder los gekommen /als Elieser vermeintlich sein leben gelassen.
Die tugendhafte mutter des Ephrons / wie auch mein stätiges zureden / da ich dem Beri immer fürhielte / was beschimpfung ihm darauf stůnde / wan er dem Elieser den sohnes-namen rauben wolte / verursachte / daß er ihn / nach des Ephrons geburt / in seinem hause noch so fort gedultet: wiewol er nachmals nicht betrübt darüm war / als er vermeinte / daß der himmel /
Daselbst nun trachtete ich / durch dienliche båder und andere mittel / den Elieser wieder zu sich selbst zu bringen: das mir auch glůcklich gelunge / wiewol es viel arbeit machte / und langsam daher ginge / ihm seine gesundheit wieder zu erstatten / weil die natur sehr war
Der himmel fůgte es damals also / daß ein arzt /einer von meinen alten bekanten / eben aus Chitim zu mir nach Salem kame / der mir allen zustand von selbigen reichen erzehlet: wie nåmlich der Aborigener K \nig Lucus / nach dem er mit der Valentia noch einen sohn gezeuget / der / zu gedåchtnis des åltern sohnes / auch Tuscus Sicanus genennt worden / so wol als dieser / für betrübnis gestorben / und also der Aborigener land der Valentia zu regiren hinterlassen håtte; wie auch diese / mit einem måchtigen heer / auf dem Riphatischen gebirge angekommen / und einen anspruch auf Basan machen wolte. Dieses reizte den Tuscus Sicanus nicht wenig / seiner fraumutter und den Aborigenern sich kund zu geben / und ihr in ihrem dapfern beginnen beizustehen. Als ich diesen růmlichen fůrsatz an ihm gemerket / feurete ich denselben noch
Also machte ich mich / mit meinem todten / bei nacht auf den weg / und kame glücklich mit ihm in Syrien nach Hierapolis: alda wir den Prinzen Suevus fürfunden / der mit den Aborigenern auf dem Riphatischen gebirge sich besprachen / und ihre anforderung auf Basan vernemen solte. Ich ware bei diesem Celtischen Fůrsten vor deme in kentnis gewesen / und zwar an dem hofe des Italus Kitim da er der Prinzessin Valentia fleißig aufgewartet / und üm ihre gute gunst / wiewol vergeblich / sich bemühet. Diesem entdekte ich demnach / wie ich den sohn seiner eh mals-geliebten Valentia bei mir hatte / und daß darům der König von Basan fürnemlich mit diesem / als mit dem rechten Aborigener-K \nig / seine handlung anstellen müste. Es wäre diese zeitung dem Suevus ein mårlein gewesen / wan er mich nicht / von so vielen jahren her / für ehrlich und aufrichtig gekant / auch an den Tuscus Sicanus das wahre leibhafte ebenbild der Valentia / seiner fraumutter / gefunden hatte: daher er / mir glauben beimessend / solches so fort nach Basan berichtete. Ich aber ůbername inzwischen die reise /nach dem Riphatischen gebirge zu gehen / und der Königin / wie auch den Aborigenern / dieses ihres noch lebenden sohnes und K \nigs zustand zu er \ffnen.
Diese nachricht / verdrengte in meines verliebten Königs herzen alle staatsgedanken / und kunte ich kaum so viel erlangen / daß er seine liebe heimlich hielte: wiewol daran höchst gelegen war / und er allen beistand aus Basan / sonderlich des Suevus freundschaft und nůtzliche hůlfe verscherzen k \nnen / wan diese seine neue bundsverwandten erfahren hätten /daß er ihre Prinzessin /
Also ginge nun unser weg nach Damasco / und ob gleich beide Könige einander den zweck dieser ihrer reise noch nicht entdekten / so waren sie doch sonst sehr viel bei einander / und sezten große liebe zusammen. Diese freundschaft erstrekte sich auch auf den Prinzen Daces / der allein mit reisete / und sonderliche hochachtung fůr meinen König bezeugte. Um aber ganz unbekant zu bleiben / hatten der Marsius sich Cimber / und der Daces Tubal genennet: welche namen zween ihrer vettern gefüret / die im lezten Assyrischen kriege waren ümgekommen. Weil mein K \nig seinen namen auch ändern solte / nennte er sich ebenfalls Cimber / welches ein gemeiner name ist bei den Celten: üm damit fũrnemlich auch die einigkeit anzudeuten / die er mit dem andern Cimber zu halten gesonnen war. Nahe vor Damasco / stieße meinem König ein fieber zu / damit er / seit seiner wiederbelebung / noch immer behaftet gewesen: welches ihn n \tigte / etwas zurück zu bleiben. Wir kamen aber nur einen tag später / als
Ich habe daselbst eine verwandtin wonhaft / bei der ich dan mit meinem König einkehrte: und weil ich unterwegs dem andern Cimber und dem Tubal hievon nachricht gegeben / stunde es nicht lang an / da kamen diese beide / uns zu besuchen. Wir erfuhren von ihnen / daß sie in dem haus einer Fůrstin von Seir eingekehret / und daß der Marsius mit der ankunft seines alten freundes / des Prinzen Abimelech / der nunmehr König in Syrien ist / erfreuet worden: welcher ihn / ungeacht ihrer großen vertraulichkeit und freundschaft / die sie ehmals zu Salem mit einander gestiftet / dennoch nicht anders / als unter den namen des Cimbers / kennte. Diese ihre fleißige ansprache sezten sie fort / bis auf den tag / da der einzug geschahe: welchen wir aus unserem hause / als welches abgelegen /nicht sehen kunten / aber bald erfuhren / was wegen losbrechung der Löuen sich dabei begeben hatte. Die angst des verliebten Tuscus Sicanus ist nicht zu beschreiben / die er hiebei fůr seine Ahalibama hatte /und stillte sich seine unruhe nicht eher / als bis der K \nig von Basan zu uns kame / und uns erzehlte /wie es abgegangen wäre.
Die art / womit dieser verliebter Cimber solchen bericht abstattete / und die weise / mit deren es von dem andern Cimber / meinem K \nig / angeh \ret wurde / öffnete ihnen beiden die augen / daß sie einander anmerkten / wie sie beiderseits liebten. Sie wurden hierauf nach und nach so vertreulich zusammen /daß sie einander ihr ganzes herz er \ffneten / und nichtes von ihrer liebe verhåleten. Der K \nig von Basan name es meinem König gar nicht für übel / daß er seine Ahalibama noch liebte / unangesehen er in der zeit / da er sie an den Beor verheuratet
Als er nun nicht mehr der kammer hüten dorfte /suchte er gelegenheit / die Prinzessin Ahalibama zu sehen / und begabe sich demnach / neben mir / der ich ihn niemals verlassen wolte / mit einen mantel wol verhůllet / auf den großen spazirplatz in Damasco / da die K \nigin / neben allen anwesenden Prinzessinnen und dem andern frauenzimmer / eben lustwandlen fuhre. Wir sahen daselbst die Prinzessin Ahalibama /in dem zweiten wagen / mit andren damen sitzen / und ritte ihr der Fůrst von Edom an der seite / der die ganze zeit über mit ihr sprachte: da sie sich so h \flich hinwider gegen ihm bezeigte / daß eine kleine eifersucht / die allen verliebten gemein ist / bei meinem K \nig anzuglimmen begunte. Ihn dünkte / Ahalibama wåre nicht betrübt genug über seinen tod / und fande er sie auch sch \ner / als sie billig der gram über ihren Elieser håtte lassen sollen. Mit dieser unruhe kehrte er wieder in das haus / und half ich seine eifersucht mit fleiß vermehren: weil ich auf sein bästes sahe / und also nicht wünschen kunte / daß diese verbindung mit dem hause Seir geschähe / die meinem König schiene mehr schädlich als nůzlich zu seyn. Als ihme nun hierauf in den sinn gekommen / ehe er die Ahalibama anspråche / zuvor erkundigung einzuziehen / wie sie mit dem Esau lebte / höreten wir nicht allein von allen orten / sondern auch
Dieses hatte zwar / meinem wunsche nach / die glůckliche wirkung / daß es meinen König mehr als eifersüchtig machete: es schwächte aber dabei auch seinen leib dermassen / daß er abermals zu bette ligen muste. In erwägung aller ümstånde / und der notwendigkeit / die heurat mit der Prinzessin Amorite / des Suevus tochter / möglichst zu befördern / brachte ich den König von Basan / wie auch den Tubal auf meine seite / und finge mit ihnen beiden an / meinem K \nig fürzustellen / wie / eine so schleunige vergessenheit der Ahalibama / mit gegenvergessenheit zu bestraffen wäre. Weil der Marsius und Daces / ihrer eignen angelegenheit halber / wünschten / daß Amorite Königin der Aborigener werden m \chte / als halfen sie mir hierinn treulich / also daß kein tag verginge / in welchem nicht meinem K \nig eine neue geschichte von der Ahalibama liebe zu dem Esau fůrgebracht wurde. Ich sahe gern seinen leib hierdurch sich abmatten / in hoffnung / daß sein gemüt allgemach von dieser liebe wůrde geheilet werden. Und weil die entfernung das båste mittel zu seyn schiene / als triebe ich es tåglich /daß man doch niemal an die růckehr nach Basan gedenken möchte: womit ich aber bei dem verliebten Marsius nichtes ausrichtete / unangesehen ich hierinn auch den Daces auf meiner seite hatte. In solcher zeit kame ganz verborgen / die ietzige Königin von Babel / als damalige Prinzessin von Basan / die Hercinde /unter månnlicher kleidung / zu Damasco an / und geriete ganz ungefår in das haus / darinn wir woneten. Sie hatte bei sich viel fürneme Celten / welche selbst diese Prinzessin nicht anders / als unter dem namen Assurs / kennten. Weil ich erfuhre / daß sie
Mein K \nig hatte hierauf die ehre / diese damals von liebe und eifer gegen dem Baleus erkrankte heldin / nicht allein in ihrem weiblichen schmucke zu sehen /sondern auch in ihre vertreuliche kundschaft zu geraten: da sie ihm dan / in gegenwart ihres bruders / alles erzehlte / was sie wider den Baleus hatte / und welcher gestalt sie die jungfrau Aramena / aus welcher nun der K \nig von Ninive geworden / beeiferte. Ihren damaligen haß gegen den Baleus auch darzuthun / beweinte sie herzlich den Tuscus Sicanus / den bruder meines Königs: und weil sie denselben als eine schwester geliebet / als name sie auch meinen K \nig zum bruder an / und nachdem sie kürzlich seinen zu stand erfahren / vermanete sie ihn so sehr / die Ahalibama ferner nicht zu lieben / als sehr sie selbst sich vermaße / forthin den Baleus
Ich berůre dieses alles nur mit wenigem / weil ich wol weiß / daß euch / mein Demas! diese begebnise zwischen dem Baleus und der Hercinde nicht unbekant seyn können; und ist das gefechte so weit erschollen / welches Baleus / Aramena und Assur vor Damasco miteinander gehalten / daß ich unnötig hiervon viel worte machen wůrde. Ich will allein sagen /daß dieses damals geschehen / als Marsius / neben meinem König / die Hercinde / bis auf das schloß des Syrischen Fürsten Rames / begleiten wolte / dahin der Prinz Suevus gekommen war / üm die Prinzessin abzuholen und sich mit seinem K \nig zu bereden. Sie kame verwundet zu uns / und mitlerweile wir alda waren / ließe ich nichtes an meinem fleiß erwinden /beide Könige zu bereden / daß sie doch mit der Hercinde nach Basan gehen möchten. Aber die ungemeine liebe des Marsius war in ihm so mächtig / daß weder ich / noch der Suevus / etwas bei ihm auszurichten vermochten: und muste ihm dieser Fürst zuschwören / sein da-seyn in Basan ganz geheim zu halten / und ihm in seiner liebe nicht einzureden. Ich zwar / hatte mit meinem König etwas mehr glück /indem derselbe / für dem Suevus sich bergend / auf dessen zureden / so wol als auch aus natürlicher begierde / den schluß fassete / die reise nach seiner fraumutter / der Königin Valentia / nicht länger aufzuschieben: zumal weil er versichert ware / daß inzwischen ihm in seiner liebe kein eintrag geschehen könte / da der Esau / sein glůcklicher mitbuler / aus Damasco hinweg gezogen war / und wider die vom hause Seir krieg fürete.
Also beschlossen wir nun / auf des Fürsten Rames hause / gerade nach dem Riphatischen gebirge zu gehen /
Wie wir endlich das Riphatische gebirge erreichet /und die Aborigener ihren neuen König sahen / entstunde unter ihnen eine unaussprechliche freude; und ware wol niemand / der an der warheit dieser geschichte zweifelte / weil der Valentia wahres ebenbild / neben der leibhaften gestalt des tapferen Lucus / sich an ihme ganz scheinbar herfürthåte. Also beehrten sie ihr glůck / das ihnen der himmel g \nnte / mit großer erkentlichkeit / namen ihn auf einen großen schild /und trugen ihn also mitten durch das heer / bis nach dem gezelte der Königin: die schier für freuden onmåchtig wurde / einen sohn /
Wie wir nun also eine weile unter den Aboriginern uns befanden / und mein König in den kriegen / welche sie mit ihren benachbarten fůreten / viel dapfere thaten erwiesen / auch dadurch sich noch beliebter bei seinem volke gemacht hatte / bekamen wir aus Basan die betrůbte zeitung / daß der K \nig Marsius todt wåre; und bald darauf / etwan nach zwei oder dreien wochen / schriebe auch die Prinzessin Hercinde / daß mein König acht auf seine schanze haben / und sich Basan zu nåhern / sein volk zusammen ziehen solte. Diesem einraht zu folge / zogen sich die Aborigener gegen Canaan. Mitlerweile aber Valentia wieder nach Celten reisete / ginge mein König / mit mir und wenig anderen / unter des Cimbers namen / unbekant nach Basan / ům sein bästes nicht zuversåumen / und / als rechter erbe / wahren grund von diesen dingen einzuziehen. Auf dieser reise hatte mein König / unfern von Edrei / einsmals bei nächtlicher zeit eine sonderbare begebenheit: die ich darum hier mit erzehlen muß /weil sie zur erlåuterung dienen kan / warům der jetzige K \nig in Syrien nachgehends / meinem König / als ich bald sagen werde / in anbietung der Königin Aramena / seiner liebsten schwester / solche sonderbare gewogenheit erweisen wollen.
Wir stellten aber / wegen des Marsius vernommenen todesfalls / genaue nachfrage an / und erfuhren
Ist dan Ahalibama / (fragte mein betrůbter K \nig) hiermit einig? Sie sol / (antwortete Daces) wie ich hier von Basan vernommen / nach Edom gereiset /und der Esau ihr bereits dahin gefolget seyn. Hat sie dan (fuhre mein K \nig fort zu fragen) keine freude oder einige verånderung von sich blicken lassen / als sie mein leben aus meinem schreiben ersehen? Keines wegs! (antwortete Daces / wie ich mit ihm hatte abgeredet / daß er sagen solte) und scheinet sie ganz geneigt / ihrem vatterlande zum båsten / dem Edom die eheliche hand zu geben. Wolan! (sagte ich hierauf) so erweisen sich dan E. Maj. nicht geringer / als Ahalibama / und sorgen auch fůr ihr vatterland / gleichwie sie gethan / in ehlichung der Prinzessin Amorite /welche heurat ihr merklich dienen kan / den tron von Basan fůr sich fäst zu stellen. Ich erlangte mit dieser anmanung so viel / daß mein betrůbter König mir folgte / und neben dem Daces seinen weg nach dem Prinzen Suevus vor sich name / der mit einem gewaltigen heer damals im anzuge ware / in Syrien zu gehen.
Inzwischen kame ihm unvermutlich von der Prinzessin Hercinde ein schreiben aus Assyrien / welches ungefår also lautete.
Ich habe so viel gutes / von der Königin Valentia /ehmals in Celten genossen / zu dem daß ich eine ursach an dem unglücklichen tod ihres jüngern sohns gewesen / daß ich ganz unerkentlich seyn müste / wan ich nicht / in allem / dem großen Tuscus Sicanus dafür dienete / und also einiger maßen ersezte / was ich so wol dem vorigen König der Aborigener zu leide gethan / als auch was ich der Valentia fůr ihre wolthaten schuldig bin. Diesem nach / mein bruder! warne ich E. Maj. für unsrem nächsten blutsfreunde /und bitte / sie wollen / nach entfahung dieses / keinen augenblick seumen / in Basan zu gehen / und dahin ihre Aborigener zusa en zufůren. Ein mehrers darf ich nicht melden. Es bestehet aber hierinn der ruhestand von Basan / daß E. Maj. diese warnung wol aufnemen von ihrer getreusten schwester
Hercinde.
Weil / wie gesagt / diese Prinzessin meinen König sehr liebet / ob sie gleich wenig ům ihn gewesen / als wurde auch diese ihre sonderbare warnung von uns desto bedachtsamer erwogen: und kunten wir hieraus nichts anders schließen / als daß / durch diesen blutsfreund / der Marsius selber můße gemeinet seyn / der etwan / auf anstiften seiner großen / die getroffene friedens handlung ůmstoßen / und meinem K \nig von dem reiche Basan und den zugewandten landen auszuschließen
Weil der K \nig Marsius / unter Cimbers namen /eben zu selbiger zeit / wie er ihm einbilden muste /von der K \nigin Aramena war ausgekundschaftet /und ganz feindlich verfolget worden / reisete er mit uns in einer nacht hinweg: da gleichwol noch große vertraulichkeit bei beiden K \nigen zu spůren war / ob gleich mein König von dem Marsius solche widrige einbildungen gefasset. Wir gelangten auf dem wege in ein dorf: in welches bei nåchtlicher weile die Cussiten / so dort herüm lagen / einen starken einfall thåten /und den König Marsius / wie auch den Daces / gefangen bekamen.
Dieses nun verkehrte alle ratschläge der königlichen geheimen rähte in Basan. Trebetes / seinen K \nig nun als Syrischen Monarchen betrachtend / liesse mit voller macht werben / üm hůlf-v \lker wider die Babylonier und Cananiter vor Damasco zu schicken. Ich deutete dieses mit dahin / daß diese macht meinem K \nig schådlich seyn wůrde / und bearbeitete mich also hin und wieder / wo ich es n \tig erachtete /meines K \niges gerechtsame nach möglichkeit in acht zu nemen. Ich ließe auch deswegen den Batto / der Aborigener feldherrn / von dem gebirge zu uns kommen / üm mit ihme alles in raht zu stellen. Der Prinz Baalis von Ammon / so sich in Basan befande / geriete in der zeit mit meinem König in sonderbare vertraulichkeit / und macheten sie / wegen der gleichheit ihres zustandes / da dem Baalis die Prinzessin Ardelise von Hemath / und
Wir hießen zwar / dessen ungeacht / als der Batto ankame / die Aborigener sich von dem Riphatischen gebirge herunter ziehen / wurden aber / den raht der Prinzessin werkstellig zu machen / behintert: weil in dem reiche Ascenas / so an das Riphatische gebirge stoßet / sich eine unruhe entsponne / die der K \nig von Kitim / der Camboblascon / daselbst angerichtet /indem er die unsrigen / so diß land inn hatten / zu verjagen vermeinte. Indessen kame der betrübte Marsius wieder in Basan / der von neuem alle hoffnung in seiner liebe verloren / und den tag aus dem lager vor Damasco abgereiset war / als der K \nigin Aramena trauung mit dem Prinzen Abimelech geschehen sollen. Er klagte meinem K \nig / mit der erbårmlichsten art /alles dieses / und wie ihn sein unglück so gar auch der vergnůgung / das bildnis dieser sch \nen ferner anzusehen / beraubet håtte. Dieses bildnis der sch \nen Aramena / hatte der Marsius / von dem Prinzen Cimber / des teutschen Fürsten Hermans und der Hesperia sohn / in dessen tode / neben andren kleinoden / entfangen: welche alle ein zeitlang verloren gewesen /nun aber / auser diesem bildnis / sich wieder eingefunden hatten.
Alle diese übrige kleinode / die dem verstorbenen Cimber angehöret / schenkte der Marsius dem Tuscus Sicanus: weil die meisten von seinen blutsverwandten
Diese zeitung machte nun meinen K \nig von neuem schlůßig / seiner Ahalibama ohn einigen genieß zu dienen / und sie aus seines alten feindes / des Beors / klauen zu erl \sen. Demnach zoge er mit dem Marsius also fort vor Damasco / ob gleich / der zu stand im reiche Ascenas / billiger seine gegenwart und hülfe erfordert håtte. Diesen seinen Syrischen feldzug aber vor den abwesenden Aborigenern zu verhelen / ward beschlossen / daß solcher / unter dem einmal-angenommenen namen Cimber / geschehen solte. Also erfuhre niemand / daß Tuscus Sicanus mit bei den Celten ware. Wie
Mein König wurde / in diesem gefechte / dermassen verwundet / daß er die vergnügung / so der Marsius hatte / nicht erlangen kunte / seine Prinzessin vom scheiterhaufen zu erretten / welches der Prinz Baalis fůr ihn verichtete / und muste er fast halb-todt sich in ein haus bringen lassen: da ich / weil mir das glůck unbeschädigt in die stadt geholfen / so fort nach seinen wunden sahe / und deren keine tödlich fande /ob er gleich viel blut verloren hatte. Sobald er wieder zu sich selber kame / war dieses seine erste frage / ob auch die Ahalibama zu rechter zeit wäre gerettet worden? Wie er nun den verlauf von allen / und unter andern auch des Königs von Basan gute hoffnung / die er / wie bekant ist / wegen des Abimelech vermeinten todes / auch wegen seiner dißmal geleisteten dienste /in seiner liebe erlanget / vernommen hatte / erfreuete ihn zwar solches üm seines freundes willen: aber er stellte ihm selber hierbei desto mehr sein elend für /da er dergleichen von der Ahalibama nicht hoffen kunte / als die / ungeacht sie / wie er glaubte / sein leben aus seinem brief erfahren / doch nicht nachgelassen hatte / den Esau fůr ihn zu erkiesen / und seiner zu vergessen.
Der Baleus / so nun mit seiner Hercinde wieder ausgesönet / befunde sich neben ihr auch daselbst. Diese war h \chst erfreuet / meinen K \nig zu sehen /und erklärte ihm ihr schreiben / daß sie nåmlich damit / nicht den Marsius / sondern die Mirina / ihre schwester / verstanden hätte: wie dan dessen erfůllung sich schon öffentlich verspüren ließe / indem diese Mirina / in Moab und auf der Amoriter gebirge / alles bereits in unruhe gesetzet / und es zum offenbaren kriege
Es erscholle sofort / nach unserer ankunft / unter den Aborigenern / daß mein König die K \nigin Aramena von Syrien liebte / und von ihr wieder geliebt würde: worüber den eine allgemeine freude entstunde / weil iederman vermeinte / daß die an ihm bisher-verspürte traurigkeit / von dieser liebe hergerüret / und nun so glücklich sich geendet hätte: dan der Batto / so nach uns in Edrei geblieben / hatte dieses von den beiden Syrischen Fürsten / dem Nahor und Elhanan /verstanden. Inzwischen wir nun allerseits hierinn bei unsrem K \nig arbeiteten / daß er doch sein herrliches glůck nicht ausschlagen wolte / kame eine gesandschaft von dem neuen K \nig aus Syrien / dem Aramenes / nåmlich der Mitreus / der uns / die wundersame wiederhervorkunft dieses ihres K \nigs aus den verfallenen hölen / erzehlte / und in dessen namen / dem Tuscus Sicanus / die Aramena / seine schwester /neben dem königreich Mesopotamien / antruge / zugleich auch / einen ewigen bund zwischen beiden K \nigen zu stiften / und den Aborigenern allen beistand zu ihrer künftigen
Er h \rte des Mitreus anbringen mit aller h \flichkeit an / und ließe ihn folgends etliche tage auf das herrlichste bewirten. Endlich wurde der eines morgens allein in des Königs gezelt beruffen / da ihm Tuscus Sicanus die abfärtigung ungefär mit diesen worten gabe: Saget dem König von Syrien / eurem herrn / wiedaß ich mich für den allerunglückseeligsten menschen achte / indem nicht allein meine unwürdigkeit / sondern auch die unmůglichkeit / mich abhålt / eines so unvergleichlichen heldens schwager / und ein besitzer der grösten schönheit der welt zu werden. Ich vermag aber meinen unstern nicht zu meistern / der mich zwinget / eine unerkentliche schönheit beständig zu lieben: welches die ursach ist / daß ich des Königs /eures herrn / erkentlichkeit nicht annemen kan / die er vielleicht dem Tuscus Sicanus vermeinet schüldig zu seyn / für das jenige / so er ihm ehmals unter des Cimbers namen erwiesen. Weil er die macht der liebe wol erkennet / als wird er diese meine erklärung dergestalt aufnemen / daß ich dadurch sein mitleiden /nicht aber seinen haß / mir erwerben m \ge: welcher mir unertråglicher fallen würde / als alles unglůck /womit mich der himmel beleget. Den angetragenen bund neme ich daher willigst an / und so ich den König von Basan dörfte fürschlagen / ihm die mir-angetragene glückseeligkeit zu zuwenden / und ihn zum besitzer der sch \nsten Aramenen zu machen /
Also lautete des Syrischen gesandten abfärtigung /die mit vielen herrlichen und kostbaren geschenken begleitet wurde: und hielte mein König dieses fůr seinen rähten heimlich / ümwillen nicht allein dieselben /sondern auch das ganze volk / nicht anders meinten und wůnschten / als daß diese vorteilhafte heurat ihren fortgang solte gewonnen haben. Weil ich es nicht wider meine treu zu seyn erachtete / meinen König zu behorchen / was er dem Mitreus sagen wůrde / als hatte ich mich in seinem gezelt verborgen / und h \rte mit dem gr \sten misfallen an / wie er also wider sein eigen båstes redete. Ich folgte sofort dem Mitreus in sein gezelt nach / üm ihn zu bereden / daß er noch etwas bei uns verziehen möchte: verhoffend /es noch in die wege zu richten / daß mein K \nig sich anders erklåren solte. Ich fande aber diesen abgesandten so unwillig / als bestůrzt / über meines K \nigs antwort / und sagte er: daß man sich eher in Syrien des himmelfalls / als dieser ausschlagung so übergroßer glůckseeligkeit / versehen würde. Als er hinweg war / bemühete ich mich vergeblich / meinen K \nig auf andere gedanken zu bringen / und muste fast besorgen / der himmel müße es also beschlossen haben /daß Tuscus Sicanus / gleich seinen bruder / durch eine unmügliche liebe vom leben kommen solte. Dan der Ahalibama andenken / quälte und kränkte diesen getreuen liebhaber ohn unterlaß: und ob er gleich seine reichsgeschåfte dabei nicht verseumte / so waren doch alle seine einsame und můßige stunden seiner Ahalibama gewidmet.
Bald hierauf erscholle bei uns das gerůchte / wiedaß
Marsius / der meinen König unzweifelich fůr seinen mitbuler hielte / kunte sich kaum zwingen / diese zusammen
Mein K \nig h \rte ganz gedůltig / sonder sich zu bewegen / diese des verzweifelten Marsius harte reden an / die er folgends also beantwortete. Du bist / liebster bruder! in deiner einbildung betrogen / und hast so großen unfug / also gegen mir zuverfahren / als großes recht du hierinn zu haben vermeinest. Daß mich der K \nig von Syrien erwehlet / seine schwester zu ehlichen / und daß diese K \nigin ihren willen darein gegeben / ist das wol genug / mir den krieg anzukünden / und mich einen ungetreuen freund zu schelten? Worinn bestehet
Ist es müglich / (sagte hierauf dieser verliebte K \nig) daß du / mein bruder! die Königin Aramena nicht liebest? und hast du fůr ihrem wunderstrahl dich verbergen können? kanst du auch ein so großes glůck verschlagen? Du weist / mein bruder! (antwortete Tuscus Sicanus) daß ich / der Ahalibama zu vergessen / so unfåhig / als / dich zu betriegen / untůchtig bin. Hat dir ja Midaspes / aus vermeinter treue / andere gedanken zu Damasco in den sinn gebracht / so glaube doch sicherlich / daß ich hierinn ganz unschůldig gewesen. Hast du dan nicht / (fragte Marsius) mit dem Aramenes / und mit der Aramena / geheime kundschaft in Damasco gepflogen / als du / gleich wie ich / unter des Cimbers namen alda gelebet? Woher wuste Aramena dein da-seyn / und was bewegte sie /dich ihres bruders ander-ich zu nennen? Dan also lauteten ihre worte / als sie mir den grausamen absag /mich nicht
Marsius bliebe ganz betrůbt / als sich mein König dergestalt erklåret. Und ob er gleich nun allen seinen zorn und rache fallen ließe / auch öffentlich vor beiden heeren / den Tuscus Sicanus ümarmete / und damit zwischen den Aborigenern und ihren brůdern im augenblick frieden und ein heer machte / so verminderte sich doch sein anligen deshalben gar nicht /sondern er wurde fast noch trauriger / als zuvor: weil er alles dieses bezeigen der Aramena dahin deuten muste / daß niemand in der welt ihr so zu wider als er wåre / und sie lieber einen ihr ganz frömden und unbekanten zu ehlichen erkiesen wollen / als ihn / der ihr doch so viele und große dienste erwiesen hatte. Es kame niemand in diesen raht der beiden K \nige / als der einige Prinz Daces: der dan / mit zuthun des Tuscus Sicanus / so viel zu wege brachte / daß der verliebte Marsius sich etwas bäßer zu fassen / und alle ůmstände ůberlegend / zu hoffen begunte / daß der König Aramenes / in erinnerung ihrer alten freundschaft / für ihn sprechen / auch / wan er alle ümstände seiner liebe erfüre / ihm bei der sch \nen Aramena dienen / und die auf seine seite bewegen wůrde. Dieses machte den Marsius halb wolgemut wieder nach Basan kehren: dahin ihn mein K \nig nicht begleiten kunte / weil er aus der Aborigener lande / von der Königin Valentia / seiner fraumutter /
Weil ich wol vermute / daß ihr / mein Demas! werdet begierig seyn / zu vernemen / wie des Königs von Basan vornemen / eine gesandschaft nach Syrien / seiner liebe halber / abzuschicken / abgelaufen sei: als wil ich / bevor ich erzehle / was uns in Celten begegnet / hiervon einen kurzen bericht geben. Es sandte der Marsius / den Prinzen Suevus / wie auch den Daces / gleich nach seiner wiederkunft / gen Damasco / und zwar den ersten an die Königin Aramena von Mesopotamien / den andern aber an seinen alten freund den Abimelech / als nunmehr K \nig in Syrien. Weil unterwegs / unferne von den Syrischen gränzen /der Prinz Suevus ein unglůck hatte / indem er mit dem pferd gestürzt / als muste er seine fürter-reise etwas aufschieben / und den Daces allein laßen voran gehen: der auf den Suevus nicht warten wolte / weil er sehr eilte / und begierig war / seines Königs gewerbe wol auszurichten. Wie er Damasco erreichet / war der K \nig von Syrien allein daselbst / die K \nigin Aramena aber / neben allen bei ihr sich befindenden K \niginnen / nach Aroer zu der Prinzessin Tirdane gereiset. Weil die gesandschaft mit ihrem völligen staat bei dem Prinzen Suevus geblieben / als wolte Daces sich nicht als einen gesandten von Basan lassen angeben / sondern / als er vername / daß der König sich allein befände / trate er zu ihm in das zimmer / ehe man ihn kaum / unter des Tubals namen /den er ihm selbst noch gabe / anmelden kunte.
Der K \nig / der doch vordeme diesen Tubal bei dem Cimber wol gekennt / bezeugte nicht die geringste
Hiemit ginge Daces aus des Königs zimmer / und reisete noch selbigen tag wieder aus Damasco. Er kunte aber / wie er fürhatte / zu dem Suevus nicht gelangen / üm ihm zu warnen / daß er seine reise zur Königin nicht fortstellen solte: weil von dem vielen regen die wasser sich also ergossen hatten / daß er
Es kame aber Daces eher wieder nach Basan / als der Suevus / und berichtete / wie es ihme mit dem König in Syrien ergangen war. Marsius konte nicht aussinnen / wie es doch immer zugehen můste: zumal da er und Aramenes / als dieser noch Abimelech geheisen / einander so sehr geliebet / als iemals zwischen freunden mochte geschehen seyn. Wie nun Suevus auch dazu kame / und mit seinem bericht den verliebten K \nig vollends hoffnung los machte / ergabe er sich so gar dem gram / daß fast eine t \dliche krankheit / mit der er befiele / den garaus mit ihm gemacht hätte. Daces begunte zum krieg wider Syrien zu rahten; aber Marsius wolte davon nicht hören / weil er seinen alten freund und die Königin von Mesopotamien viel zu hoch verehrte / als daß er auf solche weise an ihnen rache suchen / und die
Es haben die gesamte riesen / die unter hiesigen königreichen überall zerstreuet wonen / und bisher schwere schatzungen geben musten / durch den zu Astaroth angesessenen Sesai / der sehr viel beim K \nige Marsius gilt / sich zusammen verbunden /ihres joches sich frei zu machen / und alle miteinander nach Kitim zu gehen / um alda das Vesuvische gebirge / als ihrer vorfahren land / wieder einzunemen. Diese entschließung er \ffneten sie meinem K \nig /als er eben mit dem Camboblascon einen schweren Krieg bekommen / der ihn auch / nach dem lande der Aborigener / wie zuvor erwehnet / zu reisen / bemůßigt hatte. Wir fanden uns daselbst gegen dem Camboblascon zu schwach / daher wir desto williger in diesen bund mit eintraten: der eigentlich wider diesen K \nig / als den besitzer des Vesuvianischen landes /gerichtet war. Wie nun / unter den puncten selbiger verbůndnis / auch dieser enthalten / daß das gebirge Seir den Fürsten selbiges namens wieder werden soll: als beschloße mein König / mit dazu zu helfen / und also beides den verwandten seiner Ahalibama /
Es begunten / neben mir / alle die großen in Basan / meinem K \nig zu zureden / daß er doch / die vorteilhafte heurat / mit hiesiger sch \nen K \nigin / die sich /ungeacht seiner dem Mitreus gegebenen widrigen antwort / für ihn erklärte / nicht ausschlagen wolte / üm die macht der Celten und Teutschen / durch herzubringung des reiches Mesopotamien / zu vergr \ßern /auch zugleich ihrem König damit zu dienen. Dieses wůnschte der Marsius selber / wiewol mit großem widerwillen und trauerwesen. Also gingen diese beide Könige auf eine recht sonderbare weise mit einander üm / da Marsius / sich aller seiner wůnsche begebend / meinem König verwiese / daß er sein glück nicht båßer beachtete; hingegen Tuscus Sicanus dem andern zusprache / daß er die hoffnung nicht fallen lassen / und seiner habenden gewalt hiebei sich bedienen solte / durch die er / wan der riesen anschlag würde geendet seyn / die Königin in seine hånde bekommen könte / zumal die måchtigsten unter hiesigen schäfern mit in den bund der Enakim treten wůrden. Man hat mir auch dieses auftragen wollen / so wol mit euch /als mit andern euren anverwandten / dieser bůndnus halber / zu reden.
Sesai sprache hierneben den Marsius so sehr zu /daß er endlich sich gewinnen ließe / mit nach den Taurischen gebirge zu gehen. Und ob er gleich / aus großer tugend / nicht alles billigte / was ihm Sesai /seine Aramena zu
Der zug beider Könige / mit den fürnemsten bedienten / ginge nun nach dem Taurischen gebirge fort / und schieden wir von dem Marsius / auf der grånze von Mesopotamien / mit diesen wenigen bei uns habenden hieher gehend: damit mein K \nig sein verliebtes verlangen / des großen Edoms gemalin allhier zu sehen / vergnügen / und ich mein vorerwehntes gewerbe bei euch / mein Demas / ablegen könte. Damit uns aber bei euch die einkehr offen stünde / schikte mein K \nig an euch ein schreiben / darinn er euch die ankunft eines von euren alten freunden zu wissen thäte. Wie wir aber eure abwesenheit vernamen / verharreten wir
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Hiemit schwiege Midaspes / und bliebe der aufmerksame Demas über allem deme / was er geh \ret /so verwundert / daß er sich nicht sobald begreifen konte / ein wort hierzu zu sagen. Endlich aber erinnerte er sich seiner gebür / den nun-erkanten großen König anzusprechen: das er dan kniehend verrichtete /und sowol seine schůldigkeit / als seine freude / zugleich an den tag gabe. Tuscus Sicanus hube diesen seinen alten freund so fort auf / und wolte solche ehrerbietung von ihm nicht annemen / daneben zu ihm sagend: Ihr wisset nun / werter Demas! mein ganzes leben / und meinen zustand. Můsset ihr dan nicht bekennen / daß das glůck seltsam mit mir spiele / und mich mit seinen großen gaben gleichsam erstecke /ům mich desto elender zu machen? Es ist alles / (antwortete Demas) was ich von E. Maj. leben vernommen / ganz verwundersam / und daher unmůglich /daß der himmel so fr \mde schickungen nicht lezlich mit einem guten ende beseeligen solte.
Wie kan dieses geschehen / (sagte Tuscus Sicanus seufzend) da Ahalibama fůr mich nicht mehr lebet? Ihr wisset / wie wir einander geliebet / wie sie weder kronen noch glůckseligkeit geachtet / ům ihrem Elieser beständig zu bleiben / und was fůr heldenthaten sie deswegen verůbet: und nun / ach leider! durch meinen vermeinten tod betrogen / liebet sie einen andern / und
Indem kamen die beide vermeinte hirten / der Javan und Elisa / in das haus / und fragten nach dem frömden Jared / welchen namen der Tuscus Sicanus fůrete. Einer von des verwesers leuten / meldete sie an / und verursachte damit / daß die unterredung sich endeten. Wie nun der Tuscus Sicanus zu diesen beiden hirten ginge / blieben Midaspes und Demas allein beisammen / und spracheten von der großen bůndnus mit den riesen: welche auch / wie Midaspes sagte / den Teutschen in Basan / und den Aborigenern / großen nutzen schaffen solte / nåmlich in erlangung der Mesopotamischen
Demas nun von allem unterrichtet / fande nicht allein sehr thulich / durch diese bündnis die freiheit zu erlangen / die er / als einer von der riesen geschlechte / bei ihrem allgemeinen unglücke / mit verloren hatte /sondern erkennte auch der Aborigener vorhaben fůr billig / die heurat mit der Aramena zu befördern /zumal die Königin selbst / neben ihren bruder / hierzu geneigt wåre. Er wünschte auch / vor allen andern /den K \nig Tuscus Sicanus / als seinen alten Elieser /König in Mesopotamien zu sehen. Um nun keine zeit zu verseumen / versprache er dem Midaspes / noch selbigen nachmittag / den richter Reba und seine andere anverwandten / die vordessen auf dem gebirge Seir gewonet / in sein haus zu bringen / und mit denen / sonder von des Tuscus Sicanus anwesenheit etwas zu gedenken / diese sache und den fůrtrag des Midaspes zu überlegen / und darinn einen schluß zu machen.
Die drei verliebte k \nigliche schäfere / befanden sich
Was das erste betrifft / (antwortete Daces / so weis ich gewiß / daß mein K \nig von Basan ni ermehr gewalt brauchen wird / die Königin von Mesopotamien in seine hände noch auch zu seiner liebe / zu bringen /weil die ehrerbietung für diese schöne bei ihm all zu tief eingewurzelt ist: und gesezt / daß er sich von seiner liebe also übermeistern ließe / so werden doch wir Teutschen ni ermehr eine zu unserer K \nigin annemen / die da / neben ihrem hause / fůr die ihr erwiesene große dienste / uns also mit schimpfe gelonet. Ich sol zwar billig mit aller ehrerbietung
Ich muß bekennen / (sagte hierauf Baalis) daß es fůr mich ein harter kampf seyn würde / wan ich mich in des Königs der Aborigener platz befinden / und also / wie er / der grösten glückseeligkeit widerstreben solte / ům beständig in meiner ersten liebe zu verharren. Daß ihr / mein Prinz! (antwortete ihm Tuscus Sicanus) nicht also gesinnet seit / erweiset euer beginnen / indeme ihr der Prinzessin Ardelise sobald vergessen können. Diese beschůldigung (versezte der Prinz von Ammon) verdiene ich nicht / weil Baalise /die ich liebe / der Ardelise ander-ich / wo nicht sie selber ist. Es ist aber doch (sagte Tuscus Sicanus) dieses euer beider lieben verwundersam / und weiß ich nicht / was ich davon urteilen sol: da es schier wider die natur zu seyn scheinet / daß eine so gleichförmige änlichkeit bei zwei personen sich finden soll. Es ist aber dem also / (gabe Daces zur antwort) und möchte allein dieser unterschied sich finden / daß Aprite der Amorite an schönheit ůberlegen ist. Dieses kan ich (sezte Baalis hinzu) von der Baalise nicht sagen / muß aber gestehen / daß ich sie nicht weniger / als die Ardelise / liebe. Mir würde auch ihre unbekante entfernung ganz unerträglich fallen /
Des Teraphim ausspruch / (sagte Daces) so er dem Nahor gegeben / zeiget an / daß Bethuel / oder ein anderer von den Syrischen Fürsten / an der entfürung unserer schönen schüldig sei ob er schon deshalben vor gerichte sich weis brennen wollen. Ich hatte wol damals aller meiner gedult von nöten / üm mich zu zwingen / daß ich nicht öffentlich für gericht trate /und / gleich dem Nahor / den Bethuel angeklaget. Ich habe auch / daß es die Almesia / unsere frau / nicht gethan / ihr gnugsam verwiesen / und bin versichert /daß man / wan diese sache båßer wåre geregt worden / etwas gewißers hätte erfahren können. Es sol der Nahor (antwortete Baalis) nach Haran / zu seinen eltern gereiset sein / ům von ihnen die verg \nstigung zu erlangen / daß er die Aprite ehlichen möge: worauf er eher zu erfahren vermeinet / wo diese hirtinnen m \gen geblieben seyn. Wollet ihr aber / ( fragte Tuscus Sicanus diese bede verliebte) auf dessen wiederkunft hier warten / und nicht vielmehr eure reise mit mir nach dem Taurischen gebirge fortsetzen? Weil unser König / (antwortete Daces) unser begehret / und wir doch allhier auf lauter ungewißheit warten würden / so bleibet unser fůrsatz fåst gestellet / den K \nig der Aborigener auf dieser seiner reise zu begleiten. Eine gleichmåßige erklärung gabe auch der Prinz Baalis von sich / und wurden sie also zusammen schlůßig /so fort mit einander hinweg zu reisen / wan die fürgenommene entdeckung des Tuscus Sicanus gegen seiner Ahalibama würde geschehen seyn: worzu dieser verzweifelter verliebter folgenden tags zu gelangen verhoffte.
In solchem gespräche / stießen sie auf eine gesellschaft /
Die Königin Delbora und die Prinzessin Indaride /die mit unter diesen spielenden seyn solten / wurden von den anderen dreien / wie auch von dem Ephron /im scherz angefochten / ihnen zu sagen / wovon dieses spiel handlen würde: die aber sich nicht weiter wolten heraus lassen / als daß sie ihnen ihre namen /welche sie
Mitlerweile sie nun / mit der Amesses und Roma /hiervon redte / gingen Delbora und Hermione etwas fůr aus / und gerieten auf das andenken des Nebaioth: welchen die tugendliebende Delbora der Hermione beliebt zu machen / ståts äuserst bemühet war. Zu solchem ende / hatte sie die schöne Hermione zur liebsten angenommen / und nennte sich ståts / unter dem namen Nebajoths / ihren aufwärter: also daß sie / wan sie bei ihr allein seyn kunte / gleich als Nebajoth mit ihr redte / und sie dessen liebe versicherte. Dieses thåte sie auch für dißmal / zu ihr unter des Nebajoth namen sagende: Versichert euch / schönste Hermione! daß euch Cimber niemals / vor seiner untreu / also geliebet / noch auch Delbora / vor ihrer verehlichung /von mir also geliebet worden / als wie ich iezt euch anbete und verehre. Wendet demnach euer herze zu dem jenigen / den euch der himmel bestimmet hat /und gebet den Meden ihre rechte K \nigin / die fůrlängst von ihnen ist verlanget worden. Edler Nebajoth! (antwortete Hermione / in gleichmåßigem scherze) wan mir der lieben Delbora ihre eigene ruhe nicht so wårt wäre / so wolte ich euch ermanen / diese eure obgleich hofnunglose liebe gegen ihr
Nicht ům der Delbora willen / (gabe diese Königin / als Nebajoth / zur antwort) müsset ihr / meine schöne! eure gunst mir zuwenden / sondern aus eignem freien willen mich und das ganze Meden also glückseelig machen. Rahtet mir nicht / die Delbora ferner zu lieben / deren ich ganz vergessen habe / die auch an eure sch \nheit bei weitem nicht kommet / auch wegen ihrer ungerechten vorfahren billig den Medischen tron hat verlieren müssen. Rächet euch auch nicht ferner an mir / daß ich ehmals / unvergleichliche schöne! euer vergessen / und diese Medin lieben k \nnen: da ich doch wuste / daß ich für euch bestimmet ware. Wan solcher gestalt / (antwortete Hermione) die unvergleichliche Delbora von dem Nebajoth verachtet wird / so fållet billig bei mir alle hochachtung fůr ihn / und muß ich mich eben dergleichen befahren. Also werde ich dan båßer thun / wan ich im anfang nicht glaube / als wan ich hernach / mir zu spatt / meine leichtgläubigkeit bereue. Da sei der himmel für / (sagte die den Nebajoh fůrstellende sch \ne) daß meine reden bei der unvergleichlichen Hermione so übel wirken solten! Alles / was ich fürbringe / zielet allein dahin / ihre gegenliebe zu erlangen: und werde ich dan sicherer forthin das jenige denken / dessen heraussagung meiner sch \nen ein misfallen erwecket.
Als hierauf die Delbora wieder antworten wolte /kamen die andern dazu / und mängten sich mit in ihr gespråche: das dan ursach gabe / dasselbe abzureissen / und den übrigen weg mit andren reden zu verbringen / bis sie endlich nach Edessa gelangten. Es begegneten ihnen daselbst / unter dem thor / zween hirten / die sich / bei der Delbora / Hermione und Roma / fůr den Jokes und Nebod zu erkennen gaben. Diese waren die jenigen / die in Syrien / in den h \len bei Aroer / diese drei sch \nheiten bewirtet / nachgehends aber für den krieg flůchtig worden / und unter die Mesopotamische hirten in die landschaft Amida sich begeben hatten. Ihre
Delbora kunte hierauf nicht antworten / weil indem das gemach der K \nigin von Saba sie entfinge: die dieser ansprache sich nicht versehen / und eben mit der K \nigin von Elam und Tyro / wie auch mit ihrem frauenzimmer / beschåftigt ware / gewiße kleidungen in ordnung zu bringen / die sie nicht gerne vor den ankommenden wolten sehen lassen. Darům ließen sie sofort / durch ihre leute / dieselben hinweg bringen /als diese in das zimmer traten. Kommen wir etwan (fragte Delbora) der K \nigin von Saba zu ungelegener zeit? Keines wegs! (antwortete diese) und sind gute freunde zu ieder zeit angenem. Warüm verbirget man dan vor uns (fragte die schöne Amesses die Orosmada) die dinge / mit denen ihr / vor unserer ankunft /
Die Prinzessin Coricide / des Ephrons gemalin /trate hiermit in das gemach / als eine hirtenmagd gekleidet: welche / die Delbora und Indaride / wie auch die Amesses / ersehend / zu schreien anfinge / und wieder hinweg laufen wolte. Sie wurde aber durch die Königin von Egypten angehalten / die ihr verwiese /daß sie ihr und den andren nicht gönnen wolte / sie in solcher kleidung / die ihr nicht ůbel kåme / zu sehen. Coricide wuste nicht / was sie hiergegen fůrbringen solte. Die K \nigin Petasiride aber / erklårte dieses geheimnis / und sagte / wie sie gewillt wären / wan ihr bestimter tag käme / ein schåferspiel fürzustellen /und sich dabei zu verkleiden: da dan die Delbora /wie auch Amesses und Indaride / den andern in Samosata und Amida solches nicht zu entdecken / angelobten / ům selbigen dadurch die ergezlichkeit so viel gr \ßer zu lassen. Es sonderte sich aber bald hierauf die Coricide von den andern ab / und gesellte sich zu dem Ephon ihrem gemal: mit dem sie in ein fenster allein ginge / und eine zimliche weile
Ich beschwere mich ůber meinen gemal / (sagte Coricide) daß der so saumselig ist / sein eigen båstes zu befördern / indem er seine freunde so wenig in acht nimmet / und sich ihrer gar nicht / wan er kan / zu sei nen nutzen zu bedienen begehret. Coricide hat recht /(sagte Mehetabeel / die mir zugegen war) und ist es nicht anders / als wie sie saget. Ich muß immer diesen fürwurf leiden / (antwortete Ephron) als wan ich meine freunde nicht wůste zu beobachten oder zu erhalten: da ich doch in meinem gewissen befinde / daß ich ein nur gar zu treuer freund bin / und gerne diene /wan sich gelegenheit dazu eräuget. Das ist zwar wahr: (gabe Coricide zur antwort) ich kan aber auch nicht laugnen / daß / dessen ungeacht / alle freunde meines herrn sich über ihn beschweren / daß er so unentfindlich sei / und so wenig die freundschaft recht in acht zu nemen wisse. Dieses / wovon sie reden / (widerredte Ephron) bestehet in liederlichkeiten / die nichtes zur wahren freundschaft helfen: da ich sonst / wie gesagt / keinem weichen werde / wan sich die tätliche freundschaft erzeigen sol. Was beweget euch immermehr / (fragte die Königin Lantine / die Prinzessin Coricide) diese beschwernis nun auf die bahn zu bringen?
Coricide låchelte hierzu / sonder zu antworten / und sahe ihren herrn an / der dan fůr sie das wort name /und sagte: wan ich deutlich erklåren solte / was zu diesen reden anlas gegeben / so můste ich der Fürstin Mehetabeel liebesgeschichte erzehlen / deren einwilligung
Es wird keinem von meinen zuh \rern unbekant seyn /wie des alten K \nigs von Hazor einiger sohn / der Prinz Madon / durch beförderung der boshaftigen Jerode / zu Hebron üms leben gekommen / und wie dieses nachgehends viel unruhe und ungelegenheit in Cnnaan erwecket / auch meiner liebsten Coricide sonderlich große gefahr verursachet. Weil dan solche ganz kund ist / als wil ich nur sagen / daß dieser todesfall des wackern Madons / den K \nig seinen herrvattern so sehr geschmerzet / als wie es seine vettern erfreute. Dan er hatte / von vier schwestern / s \hne /die nun den tron von Hazor zu besteigen verhoffeten. Seiner ältsten schwester sohn / war Ariates / nunmehr König zu Gibeon; der zweiten ihrer / der Jehus /K \nig von Jericho; der dritten / Abinab / K \nig zu Jarmuth; und der jüngsten ihr sohn / Saphiel König zu Lachis. Dieser viere ihre ehrsucht / wurde / wie gesagt / durch des Madons tod aufgewecket / daß sie alle hoffeten.
Dieser wegen machten sie sich nicht allein beliebt bei dem K \nig von Hazor / sonderen sie sucheten auch beistand / so wol an des Beors / als an meiner Coricide herrvatters hofe: da der Beor / weil er mit den gedanken ümginge / selber ein erbe von dem k \nigreich Hazor zu werden / dem K \nig von Jarmuth / wie auch dem damaligen Prinzen von Gibeon /sehr liebkosete; gleichwie auch zu Kiriath Arba / den K \nigen von Joricho und Lachis / wiederfahre. Doch merkten Abinab und Ariates bald / daß Beor mit ihnen betrieglich ůmginge: daher sie Sichem verließen / und / auf einrat des K \nigs von Hazor / nach Tyro gingen / allwo damals ein bündnis wider den Beor /weil der so vielen gewalts ůber die andere Cananitische Könige sich anmassete / solte geschlossen werden. Ehe sie dahin reiseten / erklärte sich der K \nig von Hazor \ffentlich / für den jenigen von seinen vier vettern / der sich bequemen wůrde / die Mehetabeel /seiner tochter kind / zu heuraten; heimlich aber versicherte er dem Prinzen von Gibeon / daß ihme keiner lieber als er seyn solte / und er so sehr die andere /daß sie bei der Mehetabeel nichts ausrichten möchten / verhintern / als ihm zu der Mehetabeel gunst beförderlich seyn wolte. Er zeigte aber öffentlich gleiche gütigkeit gegen alle viere / ům aller besorglichen unruhe und zweitracht vorzukommen. Also waren sie nun såmtlich wolgemut / am meisten aber der Prinz von Gibeon / wie diese erklårung hervor kame.
Als nun derselbe / neben dem König von Jarmuth /nach Tyro reisete / vermeinte der Saphiel / König von
Dieser hatte selbigen tag eben / von Tyro / zeitung erhalten / daß der Ariates / an stat fůr die Mehetabeel seine liebe zu sparen / in die K \nigin Lantine hierzugegen / die damals noch Prinzessin von Elam hieße /sich verliebet: welches ihn dermassen auf den Prinzen von Gibeon verdroße / daß er / diese andere nachricht von dem Saphiel / nicht mit solchen widerwillen / als wie
Dieser Jebus / hatte fůrlängst die Prinzessin Rahabine von Tyro geliebet / welches er aber heimlich hielte / ům die kron von Hazor nicht zu verscherzen: massen er sich willigst anstellte / des K \nigs begehren ein genügen zu thun / und sich ům der Mehetabeel gewogenheit zu bewerben. Wie er aber die reise nach dem gebirge Seir von einer zeit zur andren aufschobe / ward es zu Hazor endlich kund / daß Jebus die Prinzessin von Tyro liebte. Nichtes entfindlichers / als eben dieses / hätte dem K \nig begegnen können / weil er nun
Daher vername er auch gern die zeitung / die ihm der Sobal / der Mehetabeel herrvatter / zuschriebe /daß nåmlich diese seine tochter an den Fürsten von Theman / den Eliphas / verlobt wåre: und gabe er hierzu seine einwilligung / vermeinend / weil dieser Fůrst des großen Edoms sohn war / es wůrde dessen gewalt und bekante dapferkeit / dermaleins seinen tron / fůr die Mehetabeel / wieder ihre vettern / behaupten k \nnen. Es daurete aber auch diese vergnůgung nicht lange / weil / wie bekant / auf dem Seirischen gebirge bald ausbrache / wer des Eliphas rechte braut war / und wie die Mehetabeel hintergangen worden. Dieses war nun der lezte streich / den alten König vollends toll zu machen / der eben damals auch von dem Beor und den andern Canaanitischen K \nigen sich so gezwakt sahe / daß er kaum so viel luft schöpfen kunte / seine haus-verdrieslichkeiten recht zu ůberlegen. Es kame ihm nun / der verlust seines einigen sohnes / wieder zu gedåchtnis / als welcher ihm alle diese andere verdrůße meist verursachte. Darům name er ihm kräftig vor / dessen tod zu rächen / und rükte in die bündnis / die er und der K \nig von Kiriath-Arba / meiner Coricide herrvatter / wider den Beor miteinander aufrichteten / mit ein / daß daselbst die mördere des Madons solten ausgeforschet /
Es werden alle meine zuh \rer wissen / wie es hierbei meiner gemalin ergangen: massen sie teils / bei der belägerung zu Aroer mit gewesen / wie der K \nig von Hazor / durch den Fůrsten Achsaph recht unterrichtet / seinen unwillen und zorn fallen lassen / und v \llig mit uns ausgesöhnet / nach Canaan wieder gekehret. Er hatte zu Aroer die vergnůgung / seine geliebte Nefe / die Mehetabeel / zu sehen / deren er vorher nie in seinem leben genossen: begehrte er von ihr /daß sie mit ihm nach Hazor reisen / und alda / solang er noch lebte / weil doch nun in Seir / wegen der daselbst geschehenen verånderung / fůr sie nichts mehr übrig wäre / bei ihm verharren solte. Sie verhieße ihm / ehist dahin zu folgen / und bate / ihr nur noch zu g \nnen / daß sie mit der andren gesellschaft nach Damasco kehren / und von den Königinnen urlaub nemen m \chte. Er bewilligte ihr solches / iedoch mit dem ernstlichen verbot / daß sie weder dem K \nig von Gibeon / der nun nach seines vatters tode solchen namen angenommen / noch den von Jarmuth oder Jericho / die mit nach Damasco gingen / einigen guten blick verleihen solte / wan sie etwan sich gereuen ließen / daß sie / ihr aufzuwarten / vordessen so liderlich sich ausgedrehet. Dieses hatte sie ihm zwar versprochen / hielte es aber nicht länger / als es der himmel ihr zuließe: massen derselbe versehen hatte / daß der wackere Ariates sie lieb gewinnen / und ihre gegenhuld erlangen solte.
Es hatte dieser K \nig sie vordeme noch nie gesehen / und ware also wol zu entschůldigen / daß er eine ihm unbekante nicht geliebet. Nun er aber / wegen der Königin von Elam verheuratung / selbiger liebe abgesaget /
Des Ariates vergnügung / gliche der anderen beiden ihrer verzweifelung / als er solcher gestalt die gewogenheit seiner sch \nen erlanget / und name ich über mich / fůr ihn zu Hazor ein gutes wort zu reden: bis dahin Mehetabeel in Damasco verharren / und ihre vorgehabte reise / mit der Königin Milcaride von Sichem / ins land Canaan aufschieben solte. Als wir nun vergangenen winter ingesamt aus Damasco / und zwar ein jeder nach dem seinigen abreiseten / begabe ich mich / sobald nur meine eigene angelegenheiten mich von
Dieser wurde von unaussprechlichen eifer überfallen / als er den anhaltenden ungehorsam der Mehetabeel / auch der verachtung seiner person / indem sie nicht auf seine / sondern nur auf des Sobals einwilligung zielte / vernemen muste. Er fassete sofort diesen unbarmherzigen schluß / sie so wol / als seine vier vettern / zu enterben: und hierbei die augen auf mich werfend / wehlte er mich zu seinem nachfolger im reich / weil ich seiner verstorbenen gemalin / der Mesamia /
Die ursach der blödigkeit dieses Königs war / daß er ihm einbildete / wie er an des Eliesers / meines liebsten bruders / tode schuldig wäre: das ihn dan also nagete / daß er weder tag noch nacht ruhe hatte. Von den Aborigenern / die auf dem Riphatischen gebirge mit großer heerskraft sich zusa enzogen / machte er ihm die sorge / daß die des Eliesers tod bald råchen wůrden; und hörte er den Tuscus Sicanus niemals nennen / daß ihm nicht ein kalter schweis ausgebrochen wäre. Weil nun diese einbildungen aus einer gemütskrankheit herrüreten / als wurden alle berümte ärzte hierzu beruffen / und nichtes gesparet / was zu seiner gesundheit dienen kunte: wie sie es dan so weit mit ihm brachten / daß ihme zu gewißen zeiten ganz wol war / und man ihme nichts anmerkte; wiewol er bald darauf wieder in die vorige traurigkeit fiele / und also bei unbeständiger gesundheit lebte. Weil hiedurch / wie erwehnt / das K \nigreich in verwirrten zustand geriete / als wolten die stånde und fürnemsten in Kyriath-Arba / daß mein herrvatter mir die regirung anvertrauen / und sich in ruhe begeben solte. Er ware zwar \fters hierzu geneigt / und begunte
Ich muste endlich / diesem immer-zunemenden ůbel zu wehren / mir freunde schaffen / um deren hůlfe und einrahts mich zu bedienen. Der K \nig Ariates von Gibeon war einer von diesen / wie auch der fůrst Achsaph: deren der erste mit seiner eigenen macht / der andere aber mit gutem einraht und vorspruch bei seinem herrn / dem König von Hazor / mir seine dienste anbote. Dieses geschahe eben ům die zeit / als diesem König einfiele / mich zu seinen nachfolger im reich zu ernennen: das dan dem Ariates /wegen seiner habenden ansprůche / nicht gefallen /und also leichtlich unsere freundschaft baufällig machen k \nnen. Ich erklärte mich aber gegen dem Ariates dahin / daß / wofern er wůrde auf dem sinn verharren / mir zu dem reiche Kiriat-Arba zu verhelfen / ich hingegen ihm den tron von Hazor überlassen wolte /sobald ich selbigen betreten wůrde. Diß ware nun ja ein freundesstůck / und thun mir daher die Mehetabeel und Coricide groß unrecht / indem sie mich einer kaltsinnigkeit gegen meine freunde beschuldigen. Wie dieser vergleich unter uns beiden in vertrauen aufgerichtet war / sahe Ariates / ohne eiversucht / meinen wachstum im k \nigreich Hazor / und ließe mich daselbst machen: mitlerweile er / wiewol ganz unbekant / eine reise nach Damasco thäte / um aus seiner Mehetabeel eignem munde die versicherung ihrer gegenliebe anzuhören. Er hatte mit mir verlassen / ich solte /ihm abwesendem / fieißig von allem bericht senden /was in Hazor fürginge: zu welchem ende er eigene boten unterwegs verleget / üm desto geschwinder die briefe hin und wieder zu
Aber die andere K \nige von Canaan / sahen mein glück nicht mit solcher ruhe an / sondern erweckten im k \nigreich Hazor tausenderlei unruhe und aufruhren: die zwar allemal zu rechter zeit wieder gestillet wurden / aber vor-anzeigten / was ich / nach des Königs von Hazor tode / für ein unruhiges regiment haben würde. Diesem nach fiele dem alten König ein /bei seinen lebzeiten mich auf seinen tron zu setzen: worzu der Achsaph mächtig rahten halfe / dem K \nig fůrstellend / wie dieses das rechte mittel seyn würde /nicht allein ruhe in seinem reiche zu schaffen / sondern auch meinen herrvatter desto eher dahin zu bewegen / daß er / seinem beispiel zu folge / die regirung auch von sich lege. Um nun den König Beri /meinen herrvattern / hierzu zu bringen / wurde Achsaph öfters nach Hebron geschicket / und ihme fürgestellt / wie måchtig er seinen sohn machen k \nte /wan er in die abtretung seines regiments einwilligte: weil allein mit diesem bedingnis / auch der K \nig von Hazor mir seinen tron zu ůbergeben gesonnen wåre. Mein herrvatter ließe / wegen dieser vorteilhaften
Auf solche weise ist es nun in Canaan beschaffen /von dannen ich / meine liebste Coricide zu sehen /und sie nach Hebron abzuholen / mich auf etliche wochen gleichsam abgestolen habe: massen ich sonder schaden fast keinen augenblick abseyn kan / und werde ich / nach hiesiger kr \nung / ferner nicht verweilen dörfen / mich alda wieder einzufinden. Die ursach aber / warüm der verliebte Ariates nicht mit gekommen / ist diese / daß er / in meiner abwesenheit /auf alles ein wachsames auge halten muß / üm dem König von Jarmuth und den andren / die ům das reich Hazor buleten / zu wehren / daß sie nicht eine unruhe anfingen / wan etwan der alte König inzwischen sterben solte. Warům aber meine liebste Coricide / wie auch die Fůrstin Mehetabeel / mir fürgerücket als wüste ich nicht gnug meine freunde in acht zu nemen /so ists folgendes / das sie auf diese gedanken bringet.
Der Fürst Achsaph / so / bei der lezten belägerung von Damasco / unter des K \nigs von Hazor v \lkern zu Aroer mit ware / zoge / aus begierde / die viele k \nigliche personen in Damasco beisammen zu sehen / mit uns dahin: und als er daselbst mit der K \nigin Aramena
Es ist dieses nicht meine meinung (fiele Coricide lächlend dem Ephron in das wort) und weiß ich gar wol / daß mein gemal daran nicht schůldig sei. Ich wünsche aber nur / daß ihm gefallen möchte / fůr den leuten in dieser sache sich eifriger anzustellen. Dan /wir haben nicht allein von des Fůrsten Achsaphs vertrautesten bedienten etliche bei uns / die alles genau in acht
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Mehetabeel hat recht / (finge die Königin von Saba hierauf an zu reden) und wůrde der Prinz von Canaan nicht ůbel thun / wan er an des Gahams gemalin erwiese / daß der Achsaph sein freund sei. Daß man aber diesen Prinzen beschůldigen wil / als wan er die freundschaft nicht recht ůbete / darinn bin ich ganz der gegenmeinung / und muß vielmehr gestehen / daß nicht viel solcher freunde / wie der Ephron / gesehen werden / die ein königreich hinweg geben / ům ihrem freunde damit auf zu dienen. Diesem urteil der Petasiride fielen die andern alle bei; und bezeugten auch diejenige / so den wackern Ariates kennten / daß die Mehetabeel wol gewehlt hätte.
Sie hatten hiervon ihre fernere unterredung / bis die Könige von Tyro und Cus zu ihnen in das haus kamen: fůr welchem letzern die verkleidete Coricide zu verbergen / damit der ihr vorhaben den andren von seiner spielgesellschaft nicht verriete / schoben sie dieselbe eiligst in ein nebengemach; worbei Deldora und Orosmada
Solche muste auch folgends bei dem Tiribaces zunemen / als ihm die Orosmada verlaugnete / daß Adonisedech / den er doch auf den wege nach Edessa angetroffen / bei ihnen sich befunden hätte. Zwar zwunge er sich / wegen der andren anwesenden K \niginnen / so viel er kunte / seinen liebes-eifer nicht blicken zu lassen. Als aber bald hernach Adonisedech durch eben die thůr zu ihnen hinein trate / durch welche die Coricide von der Delbora und Orosmada war hinaus gelassen worden / hielte er nun seine einbildung für wol gegrůndet / und glaubte / der Adonisedech ließe sich darům wieder sehen / weil ihn etwan seine gemalin in dieser verborgenen kammer gefunden: massen ihm dieselbe auf den fus nachfolgte / und auch herein kame.
Der aufmerksame Eridanus hatte dieses mit angeh \ret / und wurde dadurch in seiner eifersüchtigen einbildung gewaltig gestärket: massen er auch sofort die gesellschaft wieder verließe / ům nach Amida ům zu kehren. Delbora entschlosse / ihn dahin zu begleiten / weil sie einige änderung an ihm warname / die sie der ankunft des Nebajoth zuschriebe. Dieser aufbruch machte / daß auch alle die andern sich aufmachten / und den weg nach Amida vor sich namen: auser dem Prinzen Adonisedech / der mit seiner Jaelinde nach Samosata sich wandte. Unterwegs spracheten diese beide /
Am folgenden morgen / in aller frůhe / ware / unfern von Samosata / auf einem lustigen hügel / durch den K \nig von Salem ein großes opfer angestellet /bei welchem alle anwesende königliche personen / die dem wahren glauben beipflichteten erschienen / und also allein die K \nige von Egypten / Cus / Elam /Tyro und Arabien / neben der Königin Lantine und Petasiride / wie auch die meisten von den Syrischen Fürsten / die noch an dem falschen gottesdienst hingen / davon blieben. Der K \nig von Meden fande sich auch daselbst ein / und wurde von allen und ieden auf das höflichste entfangen / auch von der Königin in Mesopotamien selber zu der angenemen Hermione gefüret: die / in gegenwart so vieler aufmerkere / keine gebårde zu fassen wuste / diesem ihrem bestimten liebhaber zu begegnen. Weil aber hierbei geistliche verrichtungen fürgingen / als ware sie ůberhoben /lang mit ihme zu sprechen / und sahe vielmehr / mit den andern / auf die opfere / die des frommen Melchisedechs priestere / unter denen der Abdastartus auch einer mit ware / alda verrichteten. Die sch \ne Aramena / diesen getreuen
Dieses lied wurde / von wenigen in dieser fürnemen gesellschaft / ohne tränen mit gesungen / sonderlich aber hatte es die betrübte Indaride und die Ahalibama sehr beweget / die an ihre todten gedachten / und es schmerzlich entfunden / daß die vergessenheit im tode den Amraphel und Elieser hintern solte / ferner an sie zu gedenken / oder ihrer zu achten: wie sie dann auch / die ganze opferzeit hindurch / im weinen verharreten. Weil die hirten håufig waren hinzu gedrungen / diese opferung / als die ihnen frömd und ungewonet war / mit anzusehen / als ware der unter des Jared namen und kleidung verstellte Tuscus Sicanus auch nicht dahinten geblieben / sondern mit seinem wirte / dem Demas / dahin gegangen: ům eine gelegenheit abzulauren / da er sein vorhaben werkstellig machen / und sich seiner Ahalibama offenbaren könte. Er sahe die über ihre wangen herab fliessende trånen nicht für solche an / die ihme gälten / sondern urteilte vielmehr / daß sie die für ihren abwesenden Esau vergöße. Inzwischen er also seinen kummer mit verdrieslichen gedanken nehrte / und die opferungen zum ende kamen / trachtete auch Demas darnach / wie er dem König der Aborigener seine zusage halten möchte. Wie er nun sahe / daß die k \nigliche
Er verbarge sich / üm nicht eher / als wan es zeit seyn würde / sich sehen zu lassen / und zwar in eine kleine str \herne schåfer-hütte: da / durch sonderbare fügnis / die Aramena und Ahalibama sich hart daran nieder ließen / und vermeinend / daß sie allein wären /in ein vertrauliches gespräche sich einließen / wovon Tuscus Sicanus alles vernemen konte. Wann ich (finge die sch \ne K \nigin von Mesopotamien an zu reden) des Tuscus Sicanus oder meines Cimbers sinn und gemůte recht bei mir ůberlege / so befinde ich /daß er ein båßerer freund als liebhaber sei / und daß es ihm iezt eben also mit dem K \nig von Basan / als zuvor mit meinem bruder / wie der noch Abimelech hieße / ergehe. Ich kan nicht ůmhin / (antwortete Ahalibama) / diesen K \nig zu vertåtigen / ob ich gleich alles das auch also befinde / was E. Maj. von ihm gedenken / und sage / wie ich nicht vermeine / daß Cimber gegen einem ungeliebten liebhaber sich also bezeigen werde / wie er ehmals gegen einen geliebten gethan hat. Wie kan man es aber anders ausdeuten /(erwiderte die Königin) da Tuscus Sicanus und Marsius auf dem Riphatischen gebirge ihrer sachen sobald eins geworden / und nun dieser erste verziehet hieher zu kommen / da wir doch die nachricht von ihm haben / daß er schon lang in Basan gewesen? Kan man daraus / und aus der unruhe des K \nigs /meines bruders / wol etwas anders schließen / als daß Cimber meiner nicht achte / daß er dem Mitreus eine andere antwort gegeben / als er zurücke gebracht /und
Ich bin versichert / (fiele Ahalibama der K \nigin in das wort) daß E. Maj. ihrem getreuen Cimber hierinn unschuldig verdenken. Sie erwägen doch bei sich /und stellen ihr diesen liebhaber fůr / wie große proben einer ungemeinen liebe er E. Maj. erwiesen / da er sie nicht allein von den l \uen errettet / sondern auch nachmalszu verschiedenen malen sein leben fůr sie gewaget. E. Maj. bedenken doch die viele reimen / die er auf seine liebe gedichtet / so alle E. Maj. sind fůr augen gekommen. Sie wiederholen nur das lezte klinggedicht / so ihr der Abdastartus von ihm gebracht / als er in der einbildung lebte / daß er bei seiner K \nigin in ungnaden wåre: wie beweglich stellte er doch darinn seine liebe für! und haben nicht / die zween lezte reimen / also gelautet;
Ist wol / auf solch bekentnis / an des Cimbers treue zu zweiflen? und thun E. Maj. ihm nicht unrecht / indem sie von ihm solche gedanken füren? Solte ja einige andere ursach seines so langen ausenbleibens / als die ihm vieleicht der staat an die hand gibet / vorhanden seyn / so ist es wol diese / daß diesem ehrerbietigen liebhaber die einbildung noch nicht v \llig vergangen ist / die er von E. Maj. ungnade gefasset: und mag er /die abschickung
Ach Ahalibama! (gabe die K \nigin zur antwort) ihr urteilet hiervon / wie ihr es mir gerne g \nnet / ob ihr gleich in eurem herzen mit mir einig seit. Tuscus Sicanus hat wol eher in so håftiger liebe / als er nachgehends mir erwiesen / gelebet: und ist das ein großer anzeig / da er der schönen Hercinde zu vergessen fähig gewesen / ob er gleich ům deren willen die schöne Roma zu ehlichen sich geweigert / daß er noch einmal solcher vergessenheit fähig seyn könne. Man wil aber fůrgeben / (sagte Ahalibama) Cimber sei nicht der Tuscus Sicanus / der die frömde heurat mit der Roma getroffen / sondern ein anderer / massen jener ganz gewiß sol gestorben seyn. Wan nun dem also wäre / so fiele ja diese beschüldigung von sich selbst / und Tuscus Sicanus würde unschůldig erfunden. Wan dem schon also wåre / liebste Ahalibama! (versezte die K \nigin) so ist doch darům mein anligen nicht geringer: dan wan Cimber unschůldig ist / so wird mein bruder desto schůldiger. Allhier verwehrten / die viele seufzer / der Königin das fernere reden /und sagte Ahalibama: Ich verstehe wol / was E. Maj. hiermit meinen / und weiß ich zu des Königs von Syrien entschüldigung nichtes einzuwenden / sondern muß bekennen / daß ich glaube / es sei Abimelech wieder aufgewachet.
Zum großen unglůck für mich! (antwortete die K \nigin) und wolte ich mir dieses gern selber aus dem sinn reden / wan es müglich wåre: Ich bekomme aber leider! täglich mehr proben / die mich dieses glauben machen. Bin ich nun nicht unglücklich / Ahalibama!
Weil sie beide hierauf etwas innhielten / also daß der verborgene Tuscus Sicanus ferner nichtes / als ihre seufzer / vernemen kunte / überlegte er / mit großer verwunderung / was er gehöret / und erriete aus allen ůmstånden / daß manche irrung fürlaufen / und er derjenige Tuscus Sicanus nicht seyn müste / dan die schöne K \nigin von Mesopotamien liebte. Aber seine sonderbare bewegung / die er / wegen so naher anwesenheit seiner Ahalibama / in sich fůlete / ließe ihm nicht zu / diesem verwirrten handel genauer nach zu sinnen: und war er nur bedacht / wie er es anschlagen solte / der Ahalibama sich zu zeigen / die er /nach solchem stillschweigen / wieder zu reden anfahen hörte. Ach! wolte Gott! (sagte sie) daß ich den wunsch / den iezt E. Maj. gethan / auch an mir erfůllt sehen könte! wie viel lieber wolte ich doch / im grabe / meinem liebsten Elieser gesellschaft leisten / als iezt auf der welt den namen füren / daß ich dieses Prinzen ungemeiner treu und liebe also vergessen können. Liebet ihr dan (fragte die K \nigin) euren Elieser an noch so sehr / daß euch gereuen muß / dem großen Edom die ehliche hand gegeben zu haben? Was ich /den Esau betreffend / gethan habe / (antwortete Ahalibama) dessen muß mich / in betracht der dienste / die ich den meinigen dadurch geleistet / niemals gereuen. Daß ich aber deshalben aufhören solte / den Elieser zu lieben / das kan ich mir nimmermehr gebieten /und werde ich wol an diesen edlen Fůrsten gedenken /solang ich lebe. Er hat mich nun / zu verschiedenen malen / im traume mit seiner liebsten gegenwart erfreuet / da ich ihn fůr mir gesehen / als wan er warhaftig lebte: welche kurze freude aber nur mein trauren
Es fehlte nicht viel / Tuscus Sicanus wäre / dieses h \rend / so fort herfůr gesprungen / und håtte sich seiner Ahalibama / als ihr Elieser / zu füßen geworfen. Er wurde aber hiervon zurůck gehalten / wie er die Königin also reden hörte. Es wůrde nunmehr / liebste Ahalibama! (sagte sie) nicht gut fůr eure ruhe seyn /wan Elieser von den todten wieder kåme: dan / da ihr nun alle eure liebe dem Esau zuwenden müsset / würdet ihr sonder qual dem Elieser nicht sagen k \nnen /daß ihr fůr ihn nichtes mehr übrig habet. Ahalibama antwortete nichts hierauf: doch vername ihr Elieser so viel / daß ihre häufige tränen das bejaheten / was die K \nigin vorgebracht hatte. Diesem nach ånderte er alsofort seinen schluß / sich ihr zu zeigen / und / ihre ruhe dieser seinen kurzen vergnügung fůrziehend /wolte er lieber damit zu frieden seyn / daß er sich noch von ihr geliebt wuste / als sie damit beunruhigen / wan er ihr eröffnete / daß er noch lebte. Demnach schliche er / wiewol nicht ohne großen gedanken-streit / heimlich von dannen / weil er ihrem gespräche nicht länger zuhören wolte. Als er den Demas wieder angetroffen / welcher von weiten aufgelauret hatte /wie dieses ablaufen wůrde / ginge er mit demselben nach haus / und erzehlte ihm unterwegs / was er gehöret und wie er sein vorhaden geåndert hätte.
Demas kunte nicht anders thun / als dieses beginnen des Tuscus Sicanus rümen: deme nachgehendes der getreue Midaspes auch beifiele. Es beschloße aber dieser unglückseelige liebhaber / sofort nach dem Taurischen gebirge zu dem König von Basan zu reisen / und nicht allein diesem seine vermutung zu entdecken / daß
Der Demas / so diese beide verkleidete Prinzen zuvor nicht gekennt hatte / entsezte sich nicht wenig /sie hiervon reden zu hören: massen sie nun vor ihm keine heimlichkeit mehr davon machten / wer sie wären. Nachdem sie ihre sachen in Amida zu richtigkeit gebracht / und / nach einer abwesenheit von etlichen stunden / bei dem Demas sich wieder eingefunden / stellten sie diesem verweser ein ansehnliches stuck geldes zu / solches / nach ihrem abreisen / der Almesia einzuliefern / üm dadurch ihr den schaden zu ersetzen / der ihr verursachet wurde / indem also /auser der gewönlichen zeit / diese ihre beide hirtenknechte aus ihrem dienst getreten waren. Gegen den nachmittag / ginge nun nach dem Taurischen gebirge
Die k \nigliche gesellschaft war mitlerweile im garten beisammen / und weil der Husan die anordnung bei diesem spiel ůbernommen / als hatte er die zusehende an das ufer des Flußes Euphrates gefüret / der daselbst am garten herfloße / und eine kleine insel machte / die rund ůmher mit hohen klippen und felsen ůmfangen / der strom aber / zwischen dieser insel und dem ufer / nicht zehen schuhe breit ware. Alda stunde nun der schauplatz / auf welchem sie spielen wolten: denen die andere disseits gemåchlich zu sehen / und /wie wol das wasser zwjschen ihnen / alles eigentlich vernemen kunten.
Dieses ist fr \md genug ersonnen / (sagte die K \nigin von Mesopotamien) indem sie ihre eigene namen behalten / und mit denen die rechten verbergen wollen /die sie vorzustellen gedenken: wird also das errahten zwar schwer fallen / iedoch sehr angenem seyn / sonderlich / da es uns so einen guten inhalt verspricht /den die überschrift im munde füret. Die K \nigin Eurilinde von
Delbora. Dison.
Hiemit ginge Adonisedech hinweg / und wurde Cölidiane von dem Tharsis / auf die andere seite in die felsen abgefüret / und darauf die vorige musik mit flöten gar beweglich wiederholet. Alle zuschauere spareten ihr urteil hierüber / bis sie ein mehrers von dieser geschicht würden vernommen haben. Sie gaben demnach / mit großer begierde / ferner acht auf den erfolg / da der König Aramenes von Syrien / mit ketten gebunden / von dem Balaat herfür gefůret wurde / und zugleich die K \nigin Cölidiane auf der andern seite neben dem Tharsis sich sehen ließe.
Aramenes. Cölidiane. Balaat. Tharsis.
Hiemit verlore sich Adonisedech in die klippen /und ward wieder die vorige musik angestimmet: nach deren endigung / sich auf dem schauplatze sehen ließen
Jaelinde. Hezrai. Tharsis.
Indem ließe sich auf einem schiffe sehen / der Eridanus und Mitreus / die Indaride und Mehetabeel / der Husan / und viele soldaten / die an das land stiegen. Zu gleicher zeit kame auf der andren seite die Cölidiane herfůr / von dem Tharsis gefůret / wie auch der Aramenes / mit ketten gebunden.
Indem der Adonisedech hiermit niederfiele / und aus einer blase voll blut / die er unter den kleidern verborgen gehabt / das blut hervor springen ließe /entsezte sich die Königin von Tyro / die Orosmada /darůber / daß sie ůberlaut anhube zu schreien: wornach sie doch sofort sich wieder begriffe / und diese ihre vergebliche furcht mit siner schamröte entschüldigte. Aber dieses stiege / so sehr
Die Königin von Mesopotamien kunte kaum so lang verziehen / bis Husan diese lezte reimen gesaget / da gabe sie sowol den zusehern / als den spielenden zu erkennen / wie sie diese geschicht errahten hätte /hinzu fügend / es wåre ihr noch viel zu gegenwårtig /wie Dalimire den Bileam und sich selbst erstochen /als daß sie selbiger klåglichen begebnis sich hiebei nicht erinnern solte. Alle die andern fielen dieser meinung der schönen Königin bei / und wie die spielende es gestanden / daß es errahten wäre / fůreten sie / auf kleinen nachen / die ganze gesellschaft hinüber zu sich in diese felsichte insel: da der K \nig von Syrien /in einer angenemen grotte / ein herrliches abendessen fůr diese k \nigliche gesellschaft zubereiten lassen. Ihrer keines bliebe zurück / als nur der einige König von Tyro: welcher / ehe man dessen sich versehen konte / von den andren hinweg und nach Eoessa sich verstahle. Niemand / als seine gemalin und seine schwester / vermuteten die eigentliche ursache dieser absonderung: wiewol solche dem Printzen Adonisedech auch nicht allerdings unbekant ware. Weil nun keine sondere nachfrage nach ihm geschahe / als bliebe die ganze gesellschaft frölich beisammen / bis in die spate nacht / von diesen spiel sprachende.
Wan die begebnis / (antwortete Nebajoth / nicht sonder err \ten) die ich ehmals am Trierischen hofe mit dieser schönen Königin gehabt / alhier ist fůrgestellet worden / so bin ich fro / daß ich nicht zum andernmal dabei hab müßen gegenwärtig seyn / da ich so unbarmherzig abgewiesen worden / und dem Cimber weichen müßen. Dieses war es nicht / (sagte Delbora) sondern man hat hier den krieg des Königs von Meden / mit den K \nig
Wiewol nun / aus diesem freien fůrbringen / so die Delbora gethan / der Eridanus abnemen sollen / daß sie an dem auf sie geworfenen verdacht unschüldig wåre / so bliebe er doch in seinem wahne: welchen er damit stårkte / daß man ihm verlaugnet / wie vorigen tags der Nebajoth bei seiner gemalin gewesen / da er doch das gegenspiel aus der Hermione geheimen reden / wie er es auslegte / vernommen hatte. Sein stilles wesen / das ihme sonst eben nicht gewönlich war / ärgerte bald die ganze gesellschaft und sagte die scherzhafte
Ich würde mich müssen schüldig erkennen / (antwortete der K \nig von Ninive / als welcher den aufsatz dieses spieles gemachet) wann mir hätte beifallen wollen / wovon die Prinzessin Indaride / in fůrstellung der Königin von Mesopotamien / reden können: weil aber dieselbe keinen liebhaber dabei hatte /maßen der Tuscus Sicanus nicht mit zugegen gewesen / als muste ich meine schöne Prinzessin stu bleiben laßen. Dieses ist ůbel verantwortet! (sagte die K \nigin / seine gemalin) es redte ja die Mehetabeel / die meine person fürgestellet / noch weniger / als die Prinzessin von Ophir / ob gleich ihr liebhaber mit zu gegen war / und bestunde alle ihre freude / als sie denselben wieder lebendig sahe / allein darinn / daß sie diese wenig worte / Ach mein Dison! herfür brachte. Ich wolte meine liebste Aramena / (verteidigte sich Dison) nicht eiversüchtig machen / darum habe ich mein gespråch mit der Mehetabeel so schleunig abgebrochen. Mit dieser angenemen verantwortung ihres Disons / bliebe die schöne Königin von Ninive mehr als wol zufrieden. Unter solchen und dergleichen
Die unruhige Orosmada / sezte sich bei ihres herrn schwester / der Königin Lantine / mit ein / und fuhre also mit ihr nach Edessa: da ihr dan / ie näher sie der stadt kame / ein herzschlagen zustieße. Sie eilete /nicht sonder furcht / nach ihrem hause / da der Ledor /ihr alter hofmeister / sobald sie in ihr zimmer getreten / ihr von ihres herrn wegen ankůndigte: Sie m \chte diese nacht in ihrer kammer verbleiben / weil er beliebet / allein zu schlaffen. Dieser befehl / desgleichen sie nicht gewonet war / důnkte sie ganz unerträglich /und hielte sie dafůr / sie würde im gehorsam mehr sündigen / als wan sie solches gebot überschritte. Daher wagte sie es / und ginge / nachdem sie sich abgekleidet / zu dem Tiribaces in die kammer / und legte sich ganz leise zu ihm in das bette / vermeinend / daß er schlieffe. Es konte aber diesem unruhigen König so gut nicht werden / ob er gleich / als er seine gemalin ankommen sahe / sich also stellte. Weil ihre unruhe der seinigen gliche / als verharrte sie / gleich ihme /im ståten wachen: da dan ihre vielfältige seufzer / die ihm ihre unschuld darthun sollen / hernach seiner einbildung vorkamen / als wan sie nach ihrem geliebten Adonias abgingen. Gleich wie er sie håftig liebte /also waren auch alle wirkungen der liebe / unter welche auch die eifersucht gehöret / bei ihme ůbermåssig / und wuste er sich so wenig zu zwingen / nun er einmal seiner
Weil Orosmada ihn belaurete / als kunte er sich so wol nicht zwingen / daß er nicht zu zeiten geseufzet hätte / daß ihr dan sein wachen anzeigte: daher sie es wagte / wie es schon zu tagen anfinge / und ihn ganz beweglich fragte / was doch sein anligen wäre? Anfånglich schwige er hierzu stille; wie sie aber etliche mal dieses fragen wiederholte / sagte er endlich: Ihm läge nichtes an / das sie nicht bässer als er wüste /und es thue ihm leid daß er sie můste beunruhigen /weswegen er auch ihr bedeuten lassen / in ihrer kammer zu bleiben / damit sie ihre ruhe desto bequemer haben k \nte. Diese fr \mde reden krånkten die unschůldige Orosmada bis in die seele / und als sie /sich zu entschüldigen / ihr angefangenes gespräche fortsetzen wolte / stunde er gehling von ihr auf / und sagte: sie hätte der ruhe von n \ten / darüm wolte er sie allein lassen. Damit eilete er so geschwind von ihr hinaus / daß sie ihm nichtes dawider sagen kunte. Mitlerweile sie nun ganz in trånen sich netzete / ließe er sich geschwind ankleiden / und begabe sich zu pferde: da er / allein von dem Borgias und seinem waffenträger begleitet / feld ein ritte / und / sonder sein wissen / des weges / der nach Sarug ginge / forteilete.
Borgias / der vermeinte / sein herr wůrde daselbst etwas sonderliches zu thun haben / ware allein bemůht / ihme auf dem fus nachzufolgen. Er verwunderte sich nicht wenig / als er sahe / daß sein herr / nahe vor dem thor der stadt / stutzete / sein pferd ůmwandte / und wieder růckwarts gedachte. Seine freiheit / da er von jugend auf den Tiribaces erzogen / erlaubte ihm / zu fragen / wohin dan die reise gehen solte? Der König von Tyro gabe ihm zur antwort: Er wisse es selber nicht /
Hierauf verwehrten ihm die viele seufzer / diese einsame unterredung fortzusetzen / und kamen eben auch etliche reisende hirten dazu / die ihn hierin verstörten. Diese / so des Königs von Tyro an diesem orte sich nicht versehen / begaben sich hieher / weil es mittag war / in den schatten / und langten die kalte kůche aus ihren taschen herfůr / malzeit zu halten. Ob nun gleich selbige in wenigem bestunde / so bekame doch der abgemattete Tiribaces einen lust / sich bei ihnen zu gaste zu bitten: das dan diese gutherzige leute gern geschehen ließen. Unter dem essen erzehleten sie ihme / wie sie nach dem tempel des Teraphim zu reisen gedåchten / ům die gottheit daselbst ůber eine sache zu befragen / die sie sämtlich gleich nahe anginge. Kan dan die gottheit daselbst (fragte der König /) alles entscheiden / und alle zweifelhafte sachen erklären? Ihr můsset (sagte einer von ihnen / der sich Athamias nennte) kein einheimischer seyn / weil ihr diese frage fürbringet: dan in Mesopotamien wird niemand sich finden / deme nicht die ungemeine kraft des großen Teraphim bekandt seyn solte. Diese antwort gabe dem verliebten Tiribaces anlas / darauf zu sinnen und zu gedenken / wie er die schuld oder unschuld seiner Orosmada von dieser gottheit erfahren möchte. Demnach ließe er sich mit diesen hirten in ferneres gespräche ein / und begehrte von ihnen etwas deutlichere erklärung / was es mit diesem Teraphim /davon man in andren landen nichts wüste / fůr eine bewandnus hätte.
Der ietzige Teraphim / (sagte Timonax ein anderer hirte) ist mein bruder gewesen / und hat nun sechs jahre
Von dem eigentlichen Ursprung des Teraphim /weiß ich euch / mein herr! keine gewiße nachricht zu erteilen: dieses aber kan ich sagen / daß schon / etliche huntert jahre her / unser land mit diesen göttern beglückseeligt gewesen / und hat es mit selbigen diese beschaffenheit. Es wird ein erstgeborner / der sich freiwillig dazu anbietet / geschlachtet / und dessen haubt wol balsamiret / folgends mit edlen steinen besetzet / und ihm eine besondere heilige schrift / auf einem zedel / in den mund geleget. Dieses haubt stellen die Teraphim-priestere in ihren tempel / und werden denselben / neben vielen andern gebräuchen /nacht und tag liechter gebrennet. Dieser Teraphim kan so lang aussprüche geben / als die schrift in seinem munde unverweset bleibet: die dan zum wenigsten zehen jahre zu dauren pfleget. Mein bruder ist bereits sechs jahre in dieser g \ttlichen wůrde gestanden / und sind wir alle seines geschlechtes / vor allen und anderen hirten / in dieser gegend deshalben in ansehen /daß wir so hohe ehre genießen. Wie kame dan euer bruder (fragte Tiribaces) zu dieser sonderbaren ehre? Aus zweifelmut / (antwortete Timonax) als er die sch \ne Fůrstin von Haran / die Rahel / geliebet / ohne
Die liebe / (antwortete Tiribaces seufzende) hat wunderbare wirkungen / man sie in einem menschen den meister spielet. Dieses entfinden wir tåglich in dieser gegend / (sagte Athamias) und verursachet eben dieselbe / daß wir iezt diese reise ůbernommen. Tiribaces / der nicht vorwitzig war / anderer ihre händel zu wissen / da er mit seinen eignen so viel zu schaffen hatte / erkundigte sich nicht ferner / nach ihren liebes-begebenheiten / sondern fragte allein nach der weite des wegs / und nach allen ůmstånden /die bei erfragung des ausspruches von n \ten wären. Hierauf entschlosse er sich jälings / mit ihnen die reise nach diesem tempel zu verrichten. Borgias bestürzte nicht wenig ůber dieser entschließung seines herrn / und als er mit ihme von den hirten etwas abseits gegangen / gebrauchte er sich seiner alten ůber ihn habenden freiheit / und sagte: Welche entschließung ist dieses / gnädigster König? was haben E. Maj. fůr ursach / den ausspruch des Teraphim zu suchen / und deswegen die königliche gesellschaft zu verlassen? wissen sie nicht / daß diesen abend das spiel sol gehalten werden / worzu ihre person erfordert wird? was wůrde das für ein aufsehen erwecken /wann E. Maj. davon blieben / und also diese k \nigliche lust zerst \rten?
Ach Borgias! (antworte Tiribaces / mit tränenvollen
Ihr sehet dan / Borgias! (sagte Tiribaces / als er ihn beseits gezogen) daß hier kein vorschub platz habe /und müste ich in meinem kummer vergehen / wan ich so lang verziehen solte bis diese gottheit wieder redend wůrde. Vermeinen aber E. Maj. (fragte Borgias /) daß ihr dieser ausspruch des Teraphim ein sonderbares licht werde geben können? Diese antworten sind gewönlich sehr dunkel / und fůren einen doppelten verstand mit sich. Was halfe es den Fürsten Nahor / als er sich daselbst rahts erholet? ist er dadurch auch klüger worden? bliebe er nicht vielmehr in voriger ungewißheit / wegen des verlusts der schåferin / die er suchete. Dem ist zwar also: (wiederholte Tiribaces) ich wil aber alles erstlich versuchen / ehe ich die Orosmada v \llig verdamme. So harre man wenigst noch heute / (widerredte Borgias /) damit die k \nigliche gesellschaft durch unser ausenbleiben nicht geärgert werde. Dünket euch dan / (sagte Tiribaces /) daß ich bei meinem jetzigem gemůte / zu solcher spiel-lust geschickt seyn k \nne / und daß ich nicht dabey mehr verderben / als gut machen wůrde? Was wird man aber (versezte Borgias) von unsrem ausenbleiben urteilen? Der wolstand erfordert ja / daß man es denen mitspielenden von unserer gesellschaft anmelde. Tiribaces / der besorgte / wan er dieses dem Borgias zuließe / er m \chte an seinen fůrnemen gehintert werden / bestunde mit großer eigenwilligkeit darauf / daß diese reise / ohne zurůcksendung / fůr sich gehen solte. Er fragte die hirten / in wie viel zeit sie den tempel zu erreichen vermeinten?
Weil Borgias von neuem einwendete / wie daß sie nicht gnug reisegeld bei sich hätten / sandte der K \nig seinen vertrauten waffenträger nach der stadt / und unterrichtete ihn / wie er sich / bei abholung geldes /verhalten solte. Inzwischen nun dieser nach Edessa fortjagte / bate Tiribaces die hirten / ihme zu sagen /was sie eigentlich bewegte / den ausspruch des Teraphim zu verlangen? weil er aus diesem bericht ein mehrers liecht zu erlangen verhoffete / was hülfe er von diesem fůrhaben zu gewarten hätte. Die schåfere weigerten sich gar nicht / diesem ihrem freigebigen reisgefårten zu wilfahren: massen Athamias so fort diesen bericht abstattete.
Um die zeit / als des Timonax bruder / der Pasicles / sich freiwillig zum Teraphim machen wolte / lebte ich so wol / als meine gefärten / der Nisan und Timonax / in einer unglůcklichen und widerwärtigen liebe /indem die schönheit der Sandenise uns alle drei verletzet / und zu ihren / wiewol ungeliebten / aufwärtern gemacht hatte. Diese schäferin / die / ich weiß nicht aus was fůr einem eigensinn / keinen unter uns lieben wolte / hielte uns dennoch alle dreie mit so guter art auf / daß keiner von uns sagen kunte / er wåre von ihr gehasset; und schiene es / als wan sie eine ehre darinn suchete / daß sie viel aufwårtere hatte / die alle gleich wenig bei ihr gälten. Dieses nun begunte uns zu verdrießen / und / meiner meinung nach / verachtung mit gegenverachtung zu vergelten / wartete ich einer andern hirtin auf / die sich
Wie sehr mich solches erfreute / so großen verdruß erlitten darüber der Timonax und Nisan: da dieser üm eben das mittel / dessen ich mich unschůldig bedienet / zu gebrauchen / auch von der Sandenise abginge /und der Amphilite / die iezt bei hofe / wegen ihrer begebenheit mit dem Chersis / und wegen des guten urteilspruchs / den sie erlanget / sich zimlich bekant gemacht / aufzuwarten begunte. Weil Sandenise / mit guter art / nicht zween auf einmal unterhalten kunte /als ließe sie mich fahren / und kame auf den Nisan: es für einen gr \ßeren sieg haltend / wan sie der Amphilite / als wan sie der Artainte / einen aufwarter abspånstig machte / indem die letzere nicht in solchem ruff wegen ihrer sch \nheit ware / als wie die andere. Solcher gestalt hatte Timonax den schlechtsten dank / fůr seine beståndige liebe: da hingegen der Nisan und ich unsere unbeständigkeit båßer erkennet sahen. Weil ich mehr aus rache / als aus liebe / angefangen hatte /der Artainte aufzudienen / als hatten der Sandanise liebkosungen mich leichtlich wieder zu ihr gezogen. Dieses bewoge nun auch den Nisan / ihr sich v \llig wieder zu ergeben: und erlangte er so große hoffnung ihrer gegenliebe / daß seine mutter dadurch veranlast wurde / bei der Sandenise mutter ům sie anwerbung zu thun. Dieses geschahe in eben der zeit / da auch mein vatter / zu der Sandenise vattern ginge / und fůr mich diese schäferin begehrte.
In solcher zeit ginge die opferung des Pasicles für sich / da ganz Mesopotamien in des Teraphim tempel versamlet und zugegen ware: und wurde dieser neue Teraphim nicht allein beweinet / sondern auch höchst beehret / und dessen hinterbliebenen freunden / wie gebråuchlich / alle hochachtung erwiesen. Timonax /des Teraphim bruder / genoße solcher ehre am meisten / und wurde ihm von dem Oberpriester an die hand gegeben / etwas zu begehren / so er verlangte /daß ihm nicht solte versaget werden: üm also den verlust / den er an einem so lieben bruder erlitten / desto leichter zu verschmerzen. Die liebe gabe diesem hirten so fort in den sinn / was er
Dieser ausspruch ware nun für uns alle / und weil des Teraphim gebot daß heiligste ist / so wir verehren und in acht nemen / als lebten wir nach der zeit / wie uns befohlen worden. Wir verharrten in unserer liebe /und speiseten uns mit der hoffnung / dereinst in unserer liebe ein gewůnschtes ende zu erleben / ob wir gleich solches
Sehet aber / mein herr! wie es uns hiebei ergehet. Der verdruß / so sich stäts bei mir gefunden / eine hirtin selb dritte zu bedienen / ůberwältigte mich endlich / der Artainte heimlich aufzuwarten / und ihr das allein zu sagen / was Sandenise in allen gesellschaften von mir h \rte. Weil das unglůck ihrer verwandten sie mitbetroffen / daß sie zimlich verarmet / als bewegte sie dieses / meine liebe nicht also / wie das erstemal /auszuschlagen / und erhielte ich von ihr allen geneigten willen. Gleich also verfuhre auch Nisan bei der Rodope / der jüngsten tochter unsers verwesers: die ihn auch gütiger /
Tiribaces hatte / mit sonderbarer aufmerkung / des Athamias erzehlung angeh \ret / und erinnerte sich ganz wol / daß er mit zugegen gewesen / als Timonax in dem von dem hirten angestellten wettlauf den siegeskranz gewonnen / und von der Königin Aramena damit gekr \net worden. Inzwischen er aber diesen dingen nachsonne / fragte Borgias die schäfere / wie es dan käme / daß / da der Teraphim alles so deutlich entdeckte / die Amphilite und ihre anverwandten /ihre unschuld wegen des hirten Abinacles zu retten /dieses mittel
Der betrůbte König von Tyro / dieses hörend / entfunde in sich keinen geringen streit / ob er nicht auch sein unglück fåst glaube / und also vergeblich nach dem tempel reisen wůrde. Doch name er ihm vor /hieran noch zu zweiflen / damit er sein vorhaben erfüllen könte. Also wartete er / mit großer ungedult /auf die wiederkehr seines waffentrågers / immer das jenige / so der Borgias heimlich hoffete / befahrend /daß nämlich iemand dazwischen kommen / und ihme sein fürnemen zerst \ren würde. Endlich stellte sich derselbe wieder ein / hatte aber für seinen herrn alles wol ausgerichtet / also daß er von niemand befraget worden. Diesem nach seumten sie nicht ferner / sich auf den weg zu machen / und gingen zu erst nach dem hause / da sie die camele geheuret / deren sich die drei hirten bedienen solten / üm desto geschwinder fortzukommen.
Diese betrübte Königin wolte fast gar verzweiflen /wan sie ihr fürstellte / daß der Tiribaces / aus zweifelmut / wol gar möchte ům sein leben gekommen seyn. Niemand ware fähiger noch geschikter / ihr trost einzusprechen / als die Timna / weil die angleicher krankheit gelegen hatte: die dan ihr beispiel ihr fürhielte / daß ihr eifersüchtiger man doch endlich wieder zu ihr gekehret wäre. Delbora / die auch mit zugegen / kunte nicht mit
Und wan es auch wåre / (sagte Timna) was håtte man dan damit gesůndiget? Es thut mir von herzen leid / (sezte die Coricide hinzu) daß ich also hieran ursach worden / und durch mein verstecken zu einer solchen eifersucht anlaß gegeben. Wir erfahren nun also / (sagte die Königin von Mesopotamien) was ihr zusammen fürgehabt / und für uns ander verbergen wollen: das wir aber lieber nicht wissen m \chten / als daß eine so betrübte ursach uns solches kund machen müßen. Ach mein unglůcklicher schrei / (finge Orosmada an) hat mir dieses unheil zugezogen / woraus mein gemal etwas b \ses vermutet / so es doch von mir aus rechter und lauterer unschuld geschehen ist. So hat
Indem die Hermione dieses sagte / war Nebajoth in das zimmer gekommen / und hatte diese reden mit angeh \ret / daher er sofort das wort name / und sagte: Ich wil darům mit der Königin von Cus nicht eifern /daß sie bei der sch \nen Hermione meine stelle vertreten / sondern ihr vielmehr deswegen hohen dank wissen / daß sie sich dergestalt fůr mich bemühen wollen. Der König von Meden weiß / (antwortete Delbora /mit grosser standhaftigkeit) wie viel mir daran gelegen / daß mein gemal der König von Cus / und alle welt wisse / wie nunmehr die sch \ne Hermione meine ehmalige stelle bekleide: deshalben ich auch dazu alles / was ich nur vermocht / habe wollen herbei tragen / üm diese liebe fäst zu setzen. Es ist auch die h \chste billigkeit (gabe Nebajoth mit gleichmäßiger ernstlichkeit zur antwort) daß ich / dem befehl der sch \nen Delbora / dem willen meiner eltern / und der glůcklichen fügnis meines geschickes / enach lebe /und mich üm die huld der himlischen Hermione bewerbe. Dieses sagend / fiele er der K \nigin
Weil aber die listige Timna / die alles genau zu beobachten pflegte / an diesem König die eifersucht wol vername / brachte sie wieder auf die bahn / von dem laster der eiversucht zu reden / und wie solche personen wert wåren / daß ihnen das widerfůre / womit sie ihre geliebten so unschůldig belegten. Solte so ein gesetze gegeben werden / (sagte die K \nigin Cölidiane) so wůrde manche ehrliche person die tugend müssen fahren lassen: massen der Timna selbst wůrde auferlegt gewesen seyn / sich mit unrecht-thun an ihrem Eliphas zu rächen. Ich sage nicht / (verantwortete sich Timna) was die beleidigten thun sollen / sondern nur /was die beleidiger zu erleiden würdig wåren. Ich für meine person / (sagte der K \nig von Syrien) wůrde ungestrafft davon kommen / dan ich von keiner eifersucht weiß / und mich an der C \lidiane tugend håftig versůndigen wůrde / wan mir die liebe / einen b \sen argwahn von ihr / solte in den sinn bringen wollen. So würde ich ebenfalls frei ausgehen / (antwortete diese schöne) dan die eifersucht so weit von mir entfernet ist / daß mein K \nig lieben d \rfte / wen er wolte /sonder deswegen meinen zorn zu befahren: dan ich lasse allein dessen vergnügung die meinige seyn / und da ich gleich solte dabei hintan gesetzet werden /wolte ich doch zufrieden seyn / in betrachtung / daß es mein K \nig also begehrte. Ich
Weil aber indem die Königin Eurilinde / und ihr sohn der Prinz Adonisedech / dazu kamen / als ånderte sich das gespråche / und bezeugten diese beide ihr inniges mitleiden gegen der betrübten Orosmada /sonderlich der Prinz / als welcher eine wiewol unschüldige ursach dieses handels ware. Er erbote sich auch sofort / dem K \nig von Tyro zu folgen / und ihm / wan er ihn fånde / seine unfug fürzuhalten: das aber alle anwesende ihm wiederrieten und aus dem sinn redten / weil davon ein widriger ausschlag zu befahren stunde. Es verrichteten aber alle bediente vom Tyrischen hof dasselbe / worzu der Adonisedech sich erboten / und verteilten sich durch die ganze landschaft Amida / üm ihren herrn zu suchen. Wie nun / selbigen abend / der trostlosen Orosmada von allen königlichen personen zugesprochen worden / also geschahe solches nachgehends bei ihr täglich: daher des K \nigs von Tyro palast der beständige sammelplatz war / da sie sich allerseits einfunden. Wie nun etliche tage mit der nachsuchung üm den Tiribaces verstrichen
Wie nun / diese zeitung / die ganze gesellschaft wieder aufgemuntet / als gedachten sie von neuem an ihr schäferspiel / das sie den andern fůrstellen wollen / und ward beschlossen / solches nun werkstellig zu machẽ. Weil aber die Orosmada nicht mit machen wolte / und also / neben ihrer person / der K \nig ihr gemal / wie auch der Borgias und Ledor / als mitspielende / ermangelten / als bote sich die Timna an / der Orosmada reden auswendig zu lernen / gleich wie der Nebajoth / und zween von seinen mitgebrachten hofbedienten / der drei andere ihre stellen zu vertreten /sich anheisig machten. Es verstriche hiermit bei nahe eine woche / ehe sie konten färtig wurden: weil dem Nebajoth die gesellschaft seiner Hermione so lieb ware / daß er / von ihr zu bleiben / und seine aufgegebene reimen zu lernen / ihm wenig zeit geben kunte.
Wie aber endlich diese gesellschaft sich bereit fande / und eines nachmittags die zuschauere an den gewönlichen ort / nämlich in den garten bei Samosata / sich versamlet hatten / stellten sich die spielende /als hirten und hirtinnen såmtlich verkleidet / bei der feld-musik der
Jacob. Rahel.
Bethuel. Regu. Nabal.
Laban. Jacob.
Nahor. Tharah.
Laban. Semira.
Laban. Semira. Lea.
Jacob. Rahel. Lea.
Egla. Naema.
Rahel. Naema. Thamar. Egla.
Die drei schäferinnen danzen in eine feldmusik.
Jacob. Jabal. Boas. Nabal. samt den vorigen.
Laban. Semira. Lea. Nahor. Bethuel. Thara. Regu. der Oberpriester. samt den vorigen.
Hinten im garten / ist ein baldaquin oder zelthimmel von laub und blumen aufgerichtet / dahin gehet der Oberpriester voran / ihm folget Jacob mit den mannspersonen / und diesen die braut mit den weibspersonen. Die schäfere und schäferinnen /spielen und singen ůmeinander / und machen gleichsam zween Ch \re
1 CHOR.
Indem der Oberpriester mit beiden verlobten unter dem zelthimmel stehet / sie mit dem handgelůbde zusammentrauet / einen Becher mit wein segnet und ihnen auszutrinken reichet / und Rahel dem Jacob einen ring anstecket / wird von den Ch \ren ferner gespielet und gesungen.
1 CHOR.
Die Schäfere und Schäferinnen / gegeneinander über stehend / singen wechselweis ein loblied der beiden vertrauten.
JABAL.
Laban. Semira. Lea. Rahel.
Silpa. Bilha.
Jabal. Nabal.
Jacob allein.
Jacob. Rahel.
Jacob. Lea. Rahel.
Laban. Semira. Jacob. Lea. Rahel.
Nahor. Bethuel. Thara. Regu. Jabal. Boas. Nabal. Naema. Thamar. Egla. Silpa. Bilha. samt den vorigen.
NAHOR.
daß Jacobs Sam' auf erd sich nimmer ende.
Der K \nig von Ausitis als herrvatter meiner dreien Prinzessinnen / sonderte sich sofort in seiner jugend von seinen verwandten ab / und im land Ausitis allein wonend / stellete er alda ein so gottseliges leben an /daß man ihn mit recht den andren Enoch hette nennen mögen. Die abgötterei / so üm ihn eingerissen / thåte er / für seine person und unter seinen leuten / gänzlich ab / und ware auch derselben so gar zu wider / daß er keines wegs sich wolte abbilden lassen / wie sehr auch solches der stathalter von Syrien verlanget: weil er besorgte / daß solches eine sůnde seyn oder einfüren m \chte. Er verheuratete sich / wie er schon zimlich alt war / mit des Königs von Gesur tochter / der Palmis / und hatte mit derselben eine fruchtbare ehe: wie ihn dan Gott / in allem / gesegnet hatte. Ich zweifle nicht / es werde allen meinen durchleuchtigen zuhörern bekandt seyn / was
Ich will demnach solches übergehen / und nur sagen / wiedaß ich eben zu diesem gottseeligen K \nig gekommen / als dessen zustand sich geåndert / und er seine vorige glückseeligkeit wieder erlanget. Es war damals / der königliche hof zu Ausitis / von allen des Hiobs anverwandten angefůllet / die mit ihme ůber seiner glůcklichen veränderung sich erfreuten: und bekame ich also zu sehen / den Fürsten Hus seinen bruder / ingleichen den Prinzen Bildat von Chaldea / den schwager meines Königs / wie auch den Fůrsten Laban hier zugegen / der ebenfalls eine schwester von meinem König geheiratet. Es waren auch daselbst der Eliphas von Theman / der damals noch sehr junge Fůrst von Bus / der verständige Elihu / und der Zophar von Naema: die alle / auser denen Fürsten von Hus und Haran / teil haben an der geschicht-beschreibung deren ich erst habe erwehnet. Ob nun gleich mein K \nig ein vatter dieser seiner anverwandten seyn und heisen können / weil er bereits das hunderte jahr überlebt hatte / so waren doch seine kråfte noch so frisch / und sein gemůt so munter / daß er an dieser gesellschaft / und sie hinwieder an ihme / sich erlaben und vergnügen kunten. Sie blieben auch so lang beieinander / bis der Prinz Bildat / als feldherr / nach Babel beruffen wurde / Eliphas und Elihu aber nach Ur gingen / und die andere gleichfalls nach ihren landen und geschäften wieder abreiseten.
Die hierauf erfolgte einsamkeit / wurde sowol durch die glůckselige geburten unserer fruchtbaren Königin / die
Solcher gestalt wurde nun auch / der hof zu Ausitis eine rechte hohe schule / da / zu iedermans verwunderung / die kinder lehrmeistere waren und die alten unterrichteten: daher auch / von allen benachbarten orten / die weltweißen an unsrem hofe sich einfanden. Der fürwitz triebe nun auch den Prinzen von Zoba / unsren nåchsten nachbarn / daß er sich bei unsrem hof einstellte. Gegenwärtige Prinzessin Jemima / die åltste von ihren schwestern / mochte damals kaum funfzehen jahre haben / als der Cesias ankame: der sich dan gleich von ihrer schönheit dermassen einnemen lassen / daß er mehr
Also wurde diese Prinzessin von der Calmana sehr angefochten: die aber ja so grossen widerwillen gegen den Prinzen von Zoba / als ihr herrvatter / erwiese. Es halfe nicht / daß ihr Calmana aus den gestirnen zeigte / wie ihr die kron von Zoba bestimmet wäre: weil solches / wie sie sagte / nicht mehrers auf sie / als auf ihre beide schwesteren deutete / oder auch wol auf ihre brüder k \nte gezogen werden. Was nun Calmana für ihn nicht auszurichten vermochte / das wurde auch dem verliebten Cesias selber unmüglich: massen der vergebens / so wol seine seufzer anfangs fůr sich reden ließe / als nachgehends dieselbe mit worten erklärete / und bliebe sie bei ihrer weise / ihm zwar h \flich / aber daneben ganz kaltsinnig / zu begegenen. Dieses sezte den Prinzen in die tiefste traurigkeit /und die Calmana in ein solches mitleiden / daß sie schlůßig wurde / dem K \nig von Zoba schriftlich zu entdecken / wie es mit seinem sohn stünde. Weil Cesias ein einiger sohn / und grosse
Als er die Jemima ersahe / fülete er eben dasjenige / was seines sohnes anligen verursachet / und von einerlei verhängnis getrieben / verliebte er sich in diese junge Prinzessin ja so sehr / als sein sohn / und wurde / an stat dessen fůrsprach zu seyn / sein eigener freiwerber. Weil er ein måchtiger K \nig war / und die sitsamkeit seines sohnes nicht hatte / als entdekte er gleich sein anligen dem Hiob: der über so etwas ungereimtes bestürzend / weder ja noch nein sagen wolte /weil er das erste nicht zu thun vermochte / und das andere nicht thun dorfte / wegen der grossen gewalt dieses tyrannen; weswegen er ihn mit guten worten aufzuhalten beschlosse. Calmana sahe nun / obwol zu spate / wie wenig ihr anschlag dem Prinzen genutzet: massen der / auf befehl seines eifersüchtigen vatters /sofort Ausitis raumen muste. Wie nun dieser stachel aus dem wege gebracht war / sezte er mehr / als zuvor / an die Jemima: die aber / ungeacht ihrer jugend und der ihrigen furchtsamkeit / dannoch mit solcher strenge ihm begegnete / daß er ihr nichtes angewinnen kunte. Doch zwange er sich / in hoffnung / sie endlich noch zu erobern / und reisete also wieder davon / weil die geschäfte seines reiches ihme kein längeres ausbleiben verstatteten.
Zu Zoba brante nun sein liebes feuer nicht minder /als zu Ausitis / und machte ihn seine g \tter üm raht fragen / wie er dazu gelangen solte / daß des Hiobs tochter möchte Königin von Zoba werden. Er bekame
Ehe wir aber einen raht ersinnen konten / wie allen besorgenden unfällen möchte begegnet werden / vernamen wir / daß zwar des Königs von Zoba liebe zu unserer Prinzessin erloschen / hingegen aber ein bitterer haß in dessen und aller einwonere von Zoba herzen / gegen diese unschůldige entstanden wäre: wel che sie \ffentlich die ursach von dem verlust ihres Prinzen nennten / und sich der bedrohlichen reden vernemen ließen / wie sie das vergossene blut des Cesias rächen / und also das land wieder aussönen wolten. Dieses bewegte meinen König / auf die entfernung seiner töchter zu gedenken: dan die von Zoba droheten auch den andern beiden / weil ihrer götter ausspruch also gelautet /
Daselbst nun / und zwar zu Abarne / stellten wir unser hauswesen an / und / ům desto heimlicher zu bleiben / veränderten wir zum öftern unser hausgefinde: massen von allen / die üm uns waren / kein mensch unsere herkunft wuste. Die drei Prinzessinnen kleideten sich wie schäferinnen: worbei aber / auf der Calmana verordnung / k \niglicher schmuck seyn muste / üm sie von andern zu unterscheiden. Wir lebten dergestalt ganz vergnügt / und von aller frömden gesellschaft abgesondert / dazu uns die klippen und das abweg same gebirge beförderlich war: und hätten wir uns nicht glůckseeliger wünschen können. Der Ausicles / neben seiner frauen / der Eidanie / und seiner schwester / den Melidia / die sich nun unter hiesigen schäfern befinder / waren von unsern bästen nachbaren / mit denen wir auch kentnis macheten. Und weil diese auch auf den himmelslauf sich verstunden /als namen wir unser studiren
Wie nun dieser nächste winter schier vorbei war /und eines tags die drei Prinzessinnen / neben mir /den hirtinnen Melidia und Eidania das geleite gaben /die hieher nach Mesopotamien reisen wolten / stieße unversehens der Prinz Sinear von Chaldea auf uns: der / wol recht durch schickung des himmels / diese sonstabwegsame strasse reisen / und in den klippen sich verirren müssen / üm solche ungemeine wegweiserinnen fürzufinden. Weil uns / frömde leute zu pferd zu sehen / gar ungewönlich war / massen / wie gesagt / wir von aller gesellschaft und ansprache befreiet lebten / als erweckte die furcht in uns sofort die flucht /als wir den unbekanten Sinear erblickten. Wie der aber uns nachsezte / und uns leichtlich einholend /bloß nach dem weg sich erkůndigte / fasseten wir wieder einen muht / ihme zu stehen / und antwort zu geben. Ausicles / der ehmals diesen Prinzen in Chaldea gesehen / erkante ihn endlich / und / dessen namen und stand uns anmeldend / gabe er uns anlaß /ihm / als dem schwester-sohn meines Königs / wol zu begegnen / und / ob wir uns gleich nicht zu erkennen gaben / ihn zu bitten / daß er mit seinen leuten in Abarne bei uns einkehren möchte. Es bedorfte nicht viel můhe / den Prinzen hierzu zu bereden / welcher nichts lieber thäte / als bei denen länger zu verbleiben / die ihme / im ersten anblick / alle begierde fůrter zu reisen benommen: massen die schönheit
Calmana / als sie uns mit dieser frömden gesellschaft ankommen sahe / erwiese sofort einen unwillen / daß wir den Prinzen Sinear eingeladen / und wäre ihr lieber gewesen / daß wir uns seiner geäusert hätten. Weil es aber eine geschehene sache war / als verbarge sie / sonderlich für ihme / ihr misfallen / und erwiese ihm alles / was das recht der wirtschaft mit sich bringet: in hoffnung / daß er bald / und zwar den folgenden tag / wieder abreisen würde. Es kame aber gar anders / als sie gedachte: massen der Sinear so wenig den ersten / als den andern tag / vom fortreisen sagte /und sich so verliebt / als begierig diese schönheiten zu kennen / erweisend / ein eigenes haus in Abarne mietete / und also / einigen fürwand ersinnend / der ihn daselbst aufhielte / ein beständiger einwoner unseres gebirges wurde. Dieses frömde beginnen / zumal da wir wusten / und es ümständlich von ihm erfahren hatten / wie der tod seines herrvattern ihme die regirung über Chaldea überlassen / und also seine gegenwart daselbst hochnötig war / öffnete uns die augen /daß Calmana und ich anhuben zu merken / was den Prinzen bei uns aufhielte: weswegen wir beiderseits einen ungleichen schluß fasseten / wie wir uns hierbei bezeigen wolten.
Ich meines teils fande keine ursach / dem großen Sinear in seinem beginnen entgegen zu seyn: weil ich nicht sahe / wie meines Königs tochter vorteilhaftiger wůrde heuraten können. Aber die Calmana / die das Assyrische haus / daraus der Sinear entsprossen / üm deß willen hassete / weil Armatrites / seines grosherrvattern bruder / ihren herrvattern / den König von Gesur / sehr gedemütigt / und ihn zimlich eingeschränkt
Der Prinz Sinear war hoch erfreut / wie er also in seiner liebe sich glücklich hoffen dorfte / und unterließe nicht / hievon gegen der Jemima zu erwehnen: die dan endlich sich auch nicht länger bergen kunte /sondern dem Prinzen / auf sein inständiges anhalten /gestunde / wie sie / sich dem befehl der ihrigen gutwillig zu unterwerfen / gesonnen wäre / wan diese wolten / daß sie ihn / den Prinzen / lieben solte. Wiewol nun dieses / einen liebhaber vollkömlich zu vergnügen / nicht gnug ist / so machte doch meine verheisung / die ich ihm hierbei thäte / daß er sich glücklich achtete. Er erbate mich auch letzlich / daß ich ihm verhieße / an die eltern
Mitlerweile wir nun auf dessen wiederkunft vergeblich harreten / fiele in Chaldea etwas für / das den Prinzen nötigte / dahin zu reisen: und schiede er zwischen furcht und hoffnung von uns / weil ihm die Jemima keine andere versicherung geben wolte / als die aus dem befehl ihrer eltern herrüren würde. Zwar kunte sie / bei aller eingezogenheit / sich so völlig nicht bergen / daß man nicht hätte warnemen sollen /wie sie dem Sinear gern möchte geholfen sehen: welches dan auch diesen liebhaber einig und allein erhielte / üm mit etwas hoffnung von uns zu scheiden; da ich ihm auch versprache / sobald mein bote wieder kommen würde seyn / ihme davon bericht einzusenden.
Die verschmizte Calmana merkete alle diese heimliche handlung / und gebrauchte sich eben dieses mittels / dieselbe zu hintertreiben / indem sie gleichfalls iemand nach Ausitis abfärtigte. Ihre botschaft glückte ihr bässer / als mir die meinige: und weil sie von des Sinears person ganz widrig berichtet / als wirkte sie soviel aus / daß mein König / im zurück schreiben /hierinn der Calmana fürung und ordnung alles anheim stellte. Der gute König wolte ihrem einraht nicht mehr wiederstreben / da es mit dem Cesias / weil er ihrem raht nicht gefolget / so unglücklich abgelaufen ware. Als der Calmana diese gewünschte antwort u-kame /zeigte die sofort der Jemima / was ihr her
Ich muste nun auch meines Königs befehl bei mir gelten lassen / und glauben / weil ich keine antwort bekommen / daß der Sinear zu Ausitis gar nicht angenem seyn müste. Als nun dieser hoffnung-volle Prinz wieder kame / verhelete ich ihm nicht / wie sich seine sachen verändert / und daß ich ihme / so gern ich auch wolte / ferner nicht zu helfen wüste. Mein bericht machte ihn noch nicht so völlig verzweiflen / als wie es nachgehends geschahe / da Jemima ihn ganz ernstlich abwiese / auch / auf befehl der Calmana / ihn ersuchte / sie nicht mehr zu sprechen. Dieser befehl dunkte den Sinear unerträglich / und bemühete er sich hierauf bei der Calmana vergebens / in ihre gute gunst zu kommen: die aber weder seine tränen / noch seine hohe tugenden betrachtete / sondern ein für allemal ihm gebote / ihr haus und gesellschaft zu meiden. Weil nun die Prinzessinnen nicht dorften aus dem zimmer kommen / solang der Sinear in Abarne war /als triebe ihn die höflichkeit endlich von uns: weil er vernommen / wie die Prinzessinnen sich über ihn beschweret / daß er sie als gefangen hielte. Seine entfernung erstrekte sich aber nicht all zu weit / massen er in den nächsten klippen verbliebe / weil er unmůglich den ort völlig verlassen kunte / da sein leben lebte: und erfuhre er / durch
Wie er nun einsmals vername / daß die drei Prinzessinnen / bei einer hirtin / die zu ende des waldes unferne von Abarne wonete / zu gaste gehen würden /belaurete er sie mit seinen bei sich habenden leuten: von denen keiner / als sein waffenträger / üm seines herrn fürnemen wuste. Selbiges ware / daß er / die ältere von den dreien Prinzessinnen / nach Ur entfüren /und also mit gewalt der Calmana diese gar zu gehorsame Nichte entwenden wolte / die nicht aus eigenem widerwillen / sondern aus kindlicher schůldigkeit /ihm in seiner liebe entgegen ware: und diese meinung / die er von der Jemima hatte / entschüldigte einiger massen seine gewalttätigkeit. Wie er nun den dreien Prinzessinnen / fast bis gegen den abend / vorgelauret / und endlich wargenommen / daß iede von ihnen ihr einen spazirgang im wald erkieset / ware er so glücklich / daß er auf die spur der ältern Prinzessin kame: die er sofort auf das höflichste anredte. Er bekame zwar von ihr einen verweis / üm daß er ihr gebot brache / und sich vor ihr sehen ließe: doch vermerkte er darbei / daß sie so eiferig nicht war / als wenn die Calmana wäre zur stelle gewesen. Und dieses bemutigte ihn / nicht allein von seiner liebe ausfůrlich mit ihr zu reden / sondern auch ihr zu eröffnen / wie er gesinnt wäre / sie nach Chaldea zu entfůren / und daselbst ihm antrauen zu lassen.
Alle gedult verginge der Prinzessin auf einmal /wie sie den Sinear also reden hörete; und da sie zuvor seinen liebesreden ein zimlich-geneigtes ohr verliehen / stellte sich nun bei ihr die reue ein / indem sie vermeinte / ihre erwiesene gůte håtte den Prinzen also frech gemachet. Solche nun verfluchend / begunte sie hingegen ersinlichste
Was kan aber der wachsamen liebe verborgen bleiben? Die dem Sinear sofort eröffnete / wo sich seine liebste Prinzessin befånde. Und wiewol er in seinem ersten anschlage so unglücklich gewesen / so ware ihm doch deshalben der muht nicht gar entsunken / es noch einmal auf diesem wege zu versuchen. Er thäte aber solches mit größerer vorsichtigkeit / und erkiesete mich hierinn zu seinem ratgeber / ům mit desto bäßerm fortgang diese sache anzugehen. Also kame er ganz heimlich und unversehens zu mir nach Sarug /ehe ich mich dessen versehen / und wuste mir so gute worte zu geben / daß ich endlich mich bereden ließe /auf seine seite zu treten / und ihm in seiner liebe zu dienen. Er wurde von einem einwoner zu Sarug / der sich Retheus nennet / heimlich beherberget / dahin ich oft zu ihm kame / und mit ihm
Wie nun alles / was hierzu benötigt / von des Prinzen leuten und mir / war herbei geschaffet worden /begabe er sich in der ersten nachtwache / durch den garten / in
Also ginge nun aus Sarug die reise in der nacht fort / daß kein mensch daran hinterlich ware. Die Calmana erwiese unterwegs dem Sinear so viel liebkosungen /daß er nicht wuste / wohin er solche plötzliche ånderung
Der gůtige Hiob / welcher schon gute gedanken von diesem seinem vettern fürete / an stat der Calmana zu folgen / erwiese sich ganz gütig und geneigt gegen ihme / und stellte es der Jemima anheim / was die für eine straffe hiefůr dem Sinear auferlegen wolte. Die Prinzessin / ganz verwirrt und beschamet / stritte in ihr selbst / ob sie mehr ihren zorn / als ihre freude solte blicken lassen / daß diese ihre entfürung also ware abgelaufen. Es kunte aber der verliebte Sinear von ihr kein gutes wort erlangen / noch seinen begangenen fehler bei ihr aussönen / bis es der König ihr selbst befohle / und mit dieser bedingnis
Es wolte aber bei derselben kein liebkosen verfangen / und wurde sie vollends ganz ůbel zu frieden / als der König für gut ansahe / daß die Prinzessinnen wieder hieher nach Mesopotamien reisen / und unter dem schutz von E. Maj. als der preiswürdigsten Königin dieses landes / sich begeben solten. Sie beteurete auch hoch und eiferigst / daß / wofern die drei Prinzessinnen in Mesopotamien kämen / ihnen unfehlbar ein großes unglůck zu handen stoßen müste. Der gottseelige König / üm zu erweisen / daß sein vertrauen auf Gott viel steifer gegründet wäre / als daß er dieses fürchten solte / verlachte diese warsagung der Prinzessin von Gesur / und sagte: Er wäre versichert / daß es seinen töchtern / bei einer so Gottliebenden Königin / zu deren er sie nun schickte und unter deren botmåßigkeit ihre erbgůter lägen / kein leid noch arges wiederfahren könte. Also ginge nun diese unsere reise fort / und zwar eiligst / weil wir zu Ausitis erfuhren /daß man zu Zoba ein großes heer
Weil auch dem K \nig nicht verborgen bliebe / mit was ungemeiner liebe / die Fürsten Elihu und Bethuel / zu Sarug den Prinzessinnen / seinen töchtern / aufgewartet / als gabe er / in zurůckdenkung / wie er den verståndigen Elihu vordem gekant / und in erinnerung der blutfreundschaft mit dem Bethuel / diese sachen /der verordnung von E. Maj. lediglich anheim / und verlanget er / daß sie / für diese ihre basen sorge zu tragen / sich möchten gefallen lassen: massen mein König alles genem halten wird / was E. Maj. hierin /auch in volziehung der heurat des Prinzen von Chaldea / schließen werden. Dieses / habe ich sonderlich im befehl gehabt / E. Maj. fürzutragen / und weiß ich nun ferner meiner erzehlung nichts mehr zuzusetzen /als dieses / daß wir ohne die Calmana / welche kurz um nicht mit uns gewolt / hieher abgereiset. Und haben wir nun ursach / dem himmel zu danken / daß wir diese reise so glücklich und wol geendet / und in den lang verlangten sichern schutz von E. Maj. gerahten sind: der meinen Prinzessinnen so kräftig erscheinen wird / daß sie nicht mehr / wie vordem / nötig haben werden / fůr dem wüterich zu Zoba verborgen und heimlich zu leben.
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Hiemit neigte sich der Alte zur erde / und hörte auf zu reden: alle seine zuhörer über dem / was er ihnen gesaget / vergnůgt verlassend. Sonderlich erwiese solches die K \nigin von Mesopotamien / die sowol dem Prinzen Sinear / als diesen dreien sch \nen Prinzessinnen / ihre dienste anbote / und ihnen verhieße / dem guten vertrauen gemäs / so der König ihr herrvatter in sie gesetzet /
Die K \nigin von Ninive gabe solches mit folgenden worten zu verstehen: Ich muß / die warheit zu sagen / nun wol bekennen / daß ich mich daran geärgert / wie ich die ungemeine liebens-art des Fürsten von Haran vernommen; nun ich aber diese drei unvergleichliche sch \nheiten zu sehen bekommen / die so eine fr \mde wirkung verursachet / wundert es mich nicht mehr / sondern ich gestehe / daß ich es nicht anders machen wůrde / wan ich Bethuel wäre. Und wåre ich Elihu / (sagte die K \nigin von Mesopotamien zu ihrer schwester) so würde ich einen mitbuler bei euch abgeben. Es sind diese meine beide vettern (erwehnte der K \nig von Syrien) nach Ausitis gereiset / üm ihre entfůrete schönen wieder zu finden / und habe ich in dieser erzehlung zu vernemen gehoffet / daß ihr unterweg einander wůrdet haben angetroffen. Lea und Rahel / die hiemit sich nåherten / um von ihrem bruder etwas zu h \ren / erlangten von der Prinzessin Jemima diese nachricht / wie daß Bethuel / neben dem Elihu / einen tag nach ihrer abreise aus Ausitis / daselbst angekommen
Warüm aber hat man (fragte Lea / die den Bethuel sonderlich liebte / und um seine liebe wol wuste) meinen armen bruder zu beruhigen / ihme nicht zurück entboten / und zu wissen gethan / daß ihm seine Prinzessin so nahe war? Welche von uns dreien (antwortete Kerenhapuch mit sonderbarer annemlichkeit) solte diese nachricht wol angeschaffet haben / da Jemima den Prinzen von Chaldea liebet / aber Kezia und ich nicht wissen / welche unter uns beiden von dem Bethuel gemeinet sey? Ich vermeine / daß ihr es wol seyn werdet / schönste Kerenhapuch! (gabe Lea zur antwort) die mein bruder am meisten verehre. Und ich glaube sicherlich / (sezte Rahel hinzu /) daß die Prinzessin Kezia für den Elihu bestimmet sei. Für euren alten liebhaber? fragte die Königin von Ninive. Ja /liebste K \nigin! (antwortete Rahel) dan also muste es seyn / daß Lea und ich einerlei geschicke mit diesen schönen Prinzessinnen haben solten. Jederman / der dieses h \rte / vermerkte gar wol / was sie hiemit wolte / und daß sie solches auf den Sinear geredt hätte. Dieser Prinz / sich getroffen findend / kunte des errötens sich nicht erwehren / und die Lea anschauend / sagte er zu ihr: Werteste base! es erscheinet / aus deme / was eure schwester jezt vorbringen wollen /daß sie / mit dem glücklichen wechsel / den ihr getroffen / nicht zufrieden / mir noch alte geschichte fůrrücken wolle / deren eure grosmut långst vergessen hat. Ihr saget die warheit / mein Prinz! (antwortete Lea /) und da ich für den Fůrsten der Hebreer / ihr aber fůr die sch \ne Prinzessin von Ausitis / bestimmet gewesen / haben wir beiderseits einander wol vergessen k \nnen. Ich wolte euch auch wol meines Jacobs reichtum an
Ich bin nicht so geitzig / wie diese eure beide freunde / (antwortete Sinear /) und da mir die Prinzessin Jemima ihre huld g \nnet / wil ich den Bethuel und Elihu allein dieserwegen beeifern / daß sie meine Prinzessin / neben der Kezia und Kerenhapuch / zu lieben sich unterfangen dörfen. Nahor / der mit zugegen war / wolte seinem bruder / wie auch seinem freund / einen dienst hiebei thun / und sagte: Ich bin dessen versichert / und habe es vielfältig aus meines brudern / wie auch des Fürsten von Ram / reden wargenommen / daß sie / als sie von der Prinzessin Jemima vermutet / was sich iezt an tag leget / den schluß gefasset / ihrer unm \glichen liebe ein ziel zu setzen /und die andere beide Prinzessinnen allein zu bedienen; und wird es nun bei meinen schönen stehen /welchen iede unter ihnen erwehlen wolle. Es ist wol auf diese art sonderbar geliebet / (finge die Prinzessin Kezia an) und wann unsere wahl hierzu erfordert wird / d \rfte es vieleicht lang anstehen / ehe ein gewißer schluß erfolge. Ich werde / von meiner basen herrvattern / (sezte die K \nigin von Mesopotamien hinzu) mit dem auftrag gewürdigt / in dieser sache nach gutdünken zu verfahren: wie ich dann / auf erste wiederkunft dieser beiden Fůrsten / mich bemühen werde /fůr den Elihu zu sorgen / gleichwie meine schwester fůr den Bethuel / thun wird; dadurch zu erkennen und völlig zu ersetzen / daß sie uns beiderseits geliebet /auch deshalben viel anstehen und erleiden můßen.
Wer weiß / (antwortete Kezia) ob E. Maj. vorsorge dem Fůrsten von Ram anståndig seyn d \rfte? und glaube
Selbiger ganzer tag wurde nun / von den königlichen personen / fast nur mit schlaffen zugebracht: und weil der darauf folgende / zur abreise der Mesopotamischen K \nigin nach dem großen tempel des Teraphim / bestimmet war / als hatte kaum die nacht der morgenröte wieder platz gemacht / da ware in der ganzen gegend Amida jederman wach / und zur abreise oder wallfart nach dem tempel gerüstet. Alle königliche personen begaben sich nach Samosata / üm der K \nigin Aramena auf etliche meilen das geleite zu geben: da dan keines unter allen ware / so nicht / über dem abreisen dieser ihrer
Der Jacob gesegnete auch seine beide frauen / und sonderlich seine liebe Rahel / die sich vernemen ließe / den großen Teraphim inståndig anzuruffen / daß sie möchte mit einer leibesfrucht gesegnet werden: welches er ihr aber nicht gut sprache / sondern sie vielmehr an den warhaften Gott verwiese / von deme man allein etwas erbitten könte. Die sch \ne Königin kame eben dazu / wie Jacob und Rahel in diesem gespråche waren / und verhieße sie dem Hebreer-fürsten / ihr bästes anzuwenden / daß er an der Rahel eine rechtglaubige frau zurücke bekommen m \chte. Sie ersuchte hierneben diesen gottseligen Fürsten / fůr sie zu beten / daß ihr / diese reise nach dem falschen g \tzen-tempel / nicht möchte zur sůnde gereichen: in hoffnung /daß Gott / der das herze kennt /
Wie nun alles zum aufbruche fårtig / und die Aramena / neben der ganzen k \niglichen gesellschaft /sich zu wagen begeben / reiseten sie / in begleitung der gesamten schåfere und schåferinnen / wie auch der richtere und ihrer weiber / von Samosata hinweg: da dan von ihnen / als wie von einem großen kriegsheer /das blache feld zwischen Samosata und Amida bedeckt wurde. Die vier neue verheuratete hirten und hirtinnen ließen sich hiebei auch mit finden: und vermeinten sie hierzu fürnemlich ursache zu haben / um dem großen Teraphim für ihre erlangte glůckseligkeit zu danken. Zu mittag legten sie in einem dorfe ab /alda sie / wegen übermäßiger hitze / etliche stunden auszuruhen beschlossen. Und weil von dar die meiste k \nigliche personen / auser dem König Aramenes /der C \lidiane / dem Dison / der jüngern Aramena /auch der Ahalibama und Timna / (welche sechse das erste nachtlager mit der Königin noch halten wolten /) wieder ümzukehren gedachten / als erschiene deshalben bei allen keine geringe traurigkeit: welche dan verursachte / daß die gesellschaft sehr stille war / und fast niemand / sowol über dem essen / als nachgehends / wie sie in einen schattichten wald / der das dorf ümgibet / sich begeben / ein wort zu reden belieben truge.
Dieses scheiden / (sagte endlich die K \nigin Amesses) stellet uns für / wie uns einmal wird zu mute seyn / wenn wir auf lange zeit einander werden gute nacht sagen. Sonderlich wird solches mich treffen / wenn ich erst in dem entfernten Ophir seyn werde / da mir wenig hoffnung übrig bleiben kan / jemals diese werte gesellschaft / und meine liebste Aramena wieder zu sehen. Dieses zeiget die eitelkeit aller dinge an / (antwortete die Königin
Wie nun die ganze gesellschaft in die Timna drunge / sich deutlicher zu erklären / sahe sie den Tharsis Fürsten von Sepharvaim an / und sagte: Wann diesem Fürsten auferleget würde / uns allhier seine geheime liebesgeschichte zu erzehlen / die wol niemanden in dieser gesellschaft / als mir und derjenigen / die es am meisten angehet / mag bekant seyn / so kan ich versichern / daß die traurigkeit uns allen bald vergehen solte. Die K \nigin von Ninive entfärbte sich hierůber nicht wenig / in erinnerung / wie der Tharsis sie geliebet. Wie sie aber indem ungefär die Fůrstin Eldane /des Abdeels witwe / ins gesichte bekame / merkte sie wol / aus deren hervorscheinender verwirrung / daß sie mehr anteil an dieser geschicht haben müste. Demnach erholete sie sich wieder / als eben der Tharsis folgendes fürbrachte: Ich glaube nicht / daß in der welt eine lösere person lebe / als
Eure worte / Timna! (sagte hierzu die K \nigin von Mesopotamien /) lassen mich ganz verwundert / und wüste ich nicht / wie der Fürst Tharsis so heimlich lieben k \nnen / daß es niemand unter uns solte gemerkt haben. E. Maj. verwunderung / (antwortete Timna /) wird sich üm ein großes vermehren / wan sie / neben des Tharsis geheimer liebe / auch die ůmstån de erfahren werden / wie er geliebet. Seit dan versichert / Tharsis! (sagte die K \nigin von Mesopotamien /) ihr werdet nicht davon kommen / uns ferner zu bergen / was die fůrwitzige Timna hat ausgekundschaftet: und wird die ganze gesellschaft vermutlich hierinn mit mir einig seyn / daß ihr / zur straffe dessen / daß ihr eure liebe für der Timna nicht heimlich halten können / uns andren dieselbe auch entdecken müßet: doch habet ihr / an stat fernerer bestraffung / zu erwarten / daß wir / in diesem euren liebesanligen /euch alle bef \rderung thun werden. Eine so gůtige straffe / (antwortete Tharsis / sich zur erden neigend /) solte mich billig E. Maj. befehl gehorchen machen /wann nicht Timna selbst hierin mein wort geredet /
Wann man auf die schöne Eldane håtte acht gegeben (sagte hierauf Timna /) so würde man dieser meiner offenbarung nicht benötiget seyn: dann ihre unruhe so satsam zu tage leuchtet / daß sie bereits dadurch ihren eid gebrochen / indem sie / eher als ich / bekant machet / daß sie dem Tharsis seine freiheit genommen habe. Jederman sahe hiermit auf die schöne witwe des Abdeels / und fande sich an ihr eine große verånderung: welche daher entstunde / weil nun auf einmal offenbar wurde / was sie so lang hatte heimlich gehalten. Sie schluge die augen für sich nieder / und indem alle ihre gebården an ihrer stat redten / die sich doch ůbel verantworteten / ergienge es dem Tharsis nicht viel båßer: maßen der / ungeacht seiner sonst-gewönlichen herzhaftigkeit / nicht wuste / wie er hierbei sich bezeigen solte. Er war eines teils frölich / daß es /sonder brechung seines gelůbdes / also gekommen; anders teils aber wolte er / sonder Eldanen einwilligung / ferner nichts gestehen / und sahe doch nicht /wie er dem befehl so vieler königlichen personen entgegen thun könte. Weil nun diese ingesamt eine ungemeine begierde erwiesen / hievon mehr zu wissen /und nicht abließen / so wol in sie / als in ihn zu dringen / sagte Arsas / der Eldane bruder / den sie als einen vatter liebte / zu dieser seiner schwester: sie solte sich nicht ferner
Mein gewissen machet mich dieser wegen nicht roht / (antwortete die schöne Eldane /) und lehret mich daneben mein gehorsam / wie ich königlicher personen befehl nachkommen solle. Weil aber / wan dasjenige / so die fürwitzige Timna auf die bahn gebracht / solte erzehlet werden / es nicht wol ohne verkleinerung meines gemals / des Fůrsten Abdeel / geschehen könte / als bitte ich dafür / daß man mich dessen überheben wolle. Abdeel war ja unsers vatters bruder / (sagten der K \nig Nebajoth von Meden und der Prinz Jethur von Hevila) doch wissen wir / so wol als andere / daß er die Fürstin Eldane zu besitzen nicht wůrdig gewesen / und daß sie keine ursach habe / fůr uns oder andern zu bergen / was diesem unbesonnenen / seine torheit / wieder sie hat begehen gemacht. Dem sei wie ihm wolle / (widerredte Eldane) so bin ich dannoch seine witwe / und wann es ja nicht kan verboten werden / so mag Tharsis erzehlen / was er weiß: nur allein bitte ich / daß ich so lang aus dieser gesellschaft abtretten dörfe / üm nicht gehalten zu seyn / das jenige noch einmal in anhörung dieser geschichte zu leiden / was ich bereits einmal habe anstehen můßen. Hiemit begabe sie sich / unerwarteter antwort / von dannen / und wurde ům deß willen von ihnen allen gerümet. Wie nun aller augen auf den Tharsis verwendet blieben / und er wol sahe / daß er sich nicht långer entziehen könte / diese königliche gesellschaft zu vergnůgen / machte er sich anheisig /was sie wissen wolten / zu erzehlen: nachdem er zuvor ausbedungen / daß
Gleichwie / der Eldane und mein herrvatter / im Königreich Ninive die zwei höchste bedienungen verwaltet / da der meinige stathalter des reichs / der ihrige aber unterstathalter zu Ninive gewesen / als gabe solches gelegenheit / daß Eldane und ich von kindheit auf beisammen seyn kunten und wir die liebe / so zu sagen / fast mit der muttermilch in uns gesogen. Wir gewoneten auch so gar zusammen / daß wir auf die letze fast nicht mehr von einander seyn kunten. Weil diese unsere liebe oder freundschaft von niemand gehintert / vielmehr von iederman befördert wurde / als liebten wir ohne einige sorge oder anligen / die sonst gemeinlich die liebe zu begleiten pfleget. Dieses wärete solang / bis die Fürstin Perseis / der Eldane vatters schwester / diese ihre Nichte nach Babel holen ließe: da sie der jetzigen K \nigin von Mesopotamien /als damaligen Erbprinzessin von Ninive / zur aufwartung gegeben wurde / und an deren hofe leben solte. Wie dieses scheiden nun vor ware / fületen wir beiderseits am ersten / was uns die liebe noch nie hatte entfinden lassen / und kunten an diese entfernung nicht sonder grausen gedenken.
Damit wir aber beieinander bleiben möchten / lage ich dem stathalter meinem herrvattern an / mich auch mit nach Babel zu schicken / daß ich / gleich der
Diesen meinen feldzug / thåte ich sofort der Eldane nach Babel zu wissen / und verlangte von ihr diese gunst / daß sie mich mit einer feldbinde / so sie selbst gewirket / beschenkte und mir dabei tausend ermanungen zuschriebe / daß ich / in deren anschauung /ståts an sie / und dabei dieses gedenken solte / wie ich ihr rechenschaft von meinem leben zu geben schůldig wäre / und darům dasselbe nicht zu viel wagen můste. Hierauf kame ich nun in den krieg / und wurde so glücklich / daß ich
Ich entfinge einsmals briefe von Babel / in gegenwart des edlen Fůrsten von Jedlaph / des Cyniras / der mein kriegsgefärte und mein vertrauter in meiner liebe ware / die mir die unvermutete zeitung brachten / wie daß der Assyrische Prinz Baleus meine Eldane zu lieben begünte. Eldane hatte mir dieses nur erzehlungsweise geschrieben / sonder dabei zu melden / ob sie dieses betrübte oder beruhigte. Weil ich aber das erste ganz sicher vermutete / als schriebe ich ihr hinwieder / ich könte so wenig den Prinzen Baleus verdenken /daß ihre wunder-schöne ihn geblendet / als versichert ich mich achtete / daß ihre beständigkeit dieser großen versuchung wůrde widerstand zu thun verm \gen. Auf dieses mein schreiben / erhielte ich nur eine můndliche antwort / da mir entboten wurde / wie sie unmüglich schreiben können / weil der Prinz sie fast keinen augenblick verließe. Mich jammerte deswegen ihrer / weil ich vermeinte / daß sie hievon großes ungemach würde auszustehen haben.
Der Prinz von Assyrien / bietet mir kron und tron an. Und ob ich wol zuvor euch üm raht fragen solte / vermög unsrer stäts-gepflogenen vertrauten freundschaft / ob mir dieses anzunemen sei oder nicht / so habe ich doch / unerwartet dessen / dieses hohe glůck nicht ausschlagen wollen: weil ich ganz versichert bin / daß ihr mir nicht anders rahten könnet / wofern ihr / als ihr oft beteuret / mein bästes zu suchen / begehrt. Ich kan hierdurch / nicht allein meinem ganzen haus /sondern auch allen meinen freunden / aufhelfen. Daher ist leicht zu vermuten / was großen teil Tharsis an meiner künftigen gewalt haben wird / wofern er sich vernünftig bezeigen / und mir von nun an gelegenheit lassen wird / daß ich mich erweisen könne seine
erkentliche freundin Eldane.
Kein donnerschlag hätte mich also zu boden werfen k \nnen / als diese unversehene nachricht fähig war /
Die ankunft des Prinzen Baleus überhobe mich /daß ich ihr nicht versprechen dorfte / diesem grausamen befehl nachzukommen. Er fragte sofort nach der ursach ihrer traurigkeit / und manete sie auf / mit ihm in der Königin garten zu kommen. Ganz freudig folgte sie diesem ansinnen des Prinzen / und verlore auf einmal / ihn ersehend / alle traurigkeit: die dan desto häftiger und gedoppelt mich ůberfiele / als ich / alleine gelassen /
Ich fande hierbei eine ruhe / daß ich meinen mächtigen mitbuler nun nicht bei der Eldane wuste / und hoffete ich eine ånderung von der zeit: massen auch solche / wiewol ganz anders / als ich gewünschet /sich bald herfür thäte. Weil ich in Babel immer einen hatte / der mir alles schreiben muste / als erfuhre ich /wie daß die Eldane unversehens / und zwar den Fürsten Abdeel / den erzkåmmerer des Königs / geheuratet hätte. So wenig / als ich mir dieses müglich einbilden kunte / so sicher muste ich es glauben / weil ich eben das an des Baleus hoflager vername / und diesen Prinzen deswegen so betrůbt und abgegrämt sahe /daß daraus seine große liebe / die er zur Eldane getragen / satsam abzunemen war. Ich solte wol an dieses meines mitbulers leiden mich erg \tzet haben / wann es mich nicht eben so /
Mit diesen gedanken quälte ich mich sofort ab / bis wir / nach geendigtem kriege / nach Babel wieder kamen / und ich daselbst erfuhre / wiedaß die arme Eldane / so wol von den k \niglichen personen / als von ihren eltern / zu dieser heurat wåre gezwungen worden: ům dadurch zu hintern / daß der Prinz in seiner liebe nicht fortfahren m \chte. Wie es sich nachdem geäusert / so waren der Eldane verwandten so gut Assyrisch / daß sie deswegen alles thåten / was dem Babylonischen hof gefallen mochte: und sahe ich nun also der Eldane ihren hochmut gestraffet. Ich litte aber hierbei so sehr / als zuvor / und fůlete mich noch häftiger / als iemals / geneigt / sie zu lieben / ob ich gleich die geringste hoffnung nicht mehr ůbrig hatte /und mich schon längst ihrer begeben / als ich vermuten müssen / daß sie Assyrische Prinzessin werden wůrde. Aber Baleus fůlete nicht solchen schmerzen /wie ich / der fast nicht mehr an sie gedachte. Wie kaltsinnig er sich aber ihrentwegen erwiese / so wolte doch der eifersůchtige Abdeel ihm nicht trauen: daher er / sobald der Prinz wieder nach Babel kame / seine Eldane einsperrte / und allen müglichsten fleis anwendte / daß
Ich bekame sie / das erste mal / im tempel der Juno zu sehen / da alles frauenzimmer in Babel / zum angestellten geburtstag-feste des K \nigs / erscheinen muste: und fande ich diese schöne so entstellet und betrübt aussehen / daß ich sie schier nicht mehr gekennt hätte. Alle ihre kleidung / womit sie sonst so nett und sonderlich gewesen / hinge ihr ohne ordnung am leibe. Ihr haar war mit keinem fleiße aufgesetzet /und der köstliche schmuck / den sie aus befehl des Abdeels anlegen můßen / saße in solcher unordnung /daß man wol sahe / wie sie niemanden zu gefallen begehrte. Sie gefiele mir aber darům nichts desto minder / und da erbarmung und liebe in mir zusammen kamen / zůndete das erste das letzere so håftig an /daß ich wol nie mag verliebter gewesen seyn. Weil ich sie stäts in den augen hatte / als wurde ich gewar /daß sie den Baleus keinen augenblick verließe: das dan in mir die dritte bewegung / nämlich die eiversucht / erweckte / und schmerzte es mich / daß sie sich nicht vielmehr nach mich ümsahe / der ich gegen ihr in so beständiger liebe brante. Baleus gabe auf sie ganz keine acht / dessen kaltsinnigkeit ich so gern sahe / als wie sie der Eldane schmerzlich fiele: welche / neben dem Prinzen / von dem Abdeel aufs genäuste betrachtet wurde. Ich werde hiemit / der tugend dieser schönen / nicht zu nahe geredt haben / wan ich hinzu setze / wie sie allein dieses geschmerzet / daß sie mit list / und zwar durch einen
Wie nun / beim ende des gottesdienstes / der Abdeel / als erzkämmerer des K \nigs viel geld unter die armen austeilen muste / und inzwischen die K \nigin von Mesopotamien / als unsere damalige Prinzessin Delbois / neben dem Baleus / zur Eldane ginge /maßen alle hofleute sich unter das frauenzimmer verteilten: machte der Prinz dieser armseligen eine kaltsinnige mine / und redte kaum etliche worte mit ihr /woraus jederman / der acht darauf gehabt / wol absahe / daß kein fünklein der vorigen liebe bei dem Prinzen noch übrig wåre. Dieses bezeigen / ob es wol die Eldane verhönen mochte / so beruhigte es doch dabei ihr gemüte: weil ihr bisher angelegen / wie sie ihre heurat gegen den Baleus entschuldigen solte /welches sie nun zu thun nicht mehr ursach hatte / da sich der Prinz nicht mehr an sie kehrete.
Wie nun der bald von ihr ab- und zu den andern damen ginge / name ich die gelegenheit in acht / und nåherte mich der Eldane / zu ihr heimlich sagend: Ich vermeine nicht / grausame Eldane! daß euer befehl an mich / euch nicht mehr zu sehen / noch gelten werde /nun ihr nicht von dem Baleus mehr geliebet / noch Assyrische Prinzessin worden seit: sonst wolte ich mir noch ferner gewalt angethan haben / euer angesicht zu fliehen. Jezt aber suche ich dasselbe / üm euch mein mitleiden zu bezeugen / das ich ům eures ietzigen zustandes willen füle / und daß ich noch der alte Tharsis bin / dessen beständige liebe indessen /weder euer vorteil noch nachteil hat verändern können. Diese wenig worte / die der Eldane ihre
Wie ich nun / dieser gelegenheit mich ferner zu bedienen / ein mehrers mie ihr reden wolte / gabe mir der Abdeel selber die båste gelegenheit hierzu / indem er / durch einen seiner leute / mich bitten ließe / ob ich seine frau aus dem tempel begleiten wolte / weil er noch lang alda verbleiben müste / und nicht abkommen k \nte: wobei den auch sie befehl bekame / die gesellschaft zu verlassen / und heim zu gehen. Diesem nach bote ich ihr ganz freudig die hand / und mit ihr durch das volk dringend / sagte ich zu ihr: Ich glaube ja nicht / daß Abdeel ursach habe / für dem Prinzen sich zu fůrchten / und deshalben sein grausames manns-recht auszuüben sich befugt achte / die schöne Eldane aus der gesellschaft hinweg zu schicken. Abdeel (antwortete Eldane) ist alles / was er wil / zu thun befuget: und ob gleich der Prinz so vernünftig ist / daß er erweiset / wie man müße mit eheweibern ümgehen / so glaubet doch der erzkåmmerer / ich habe noch zu kurze zeit einen mann gehabt / üm recht zu begreifen / wie ich / in meinem jetzigen stande / unter leuten mich bezeigen müsse.
Sie wolte eben antworten / als Abdeel bei uns stunde: der sein amt dem Eldaa aufgetragen / und uns aus dem tempel gefolget war / als bereuend / daß er seine gemalin meiner aufsicht anbefohlen hatte. Unser beider verwirrung war so gros / daß seine eifersucht / die ihn sehr scharfsichtig machte / sofort argwänte / wie wir etwas unrechtes můsten miteinander geredt haben: daher er zur stund eine trennung zwischen uns machte / und mit einem paar verdrieslichen worten fůr meine ůbernommene můhe sich bedankend / mich stehen ließe. Die arme Eldane / wurde hierauf von ihme mit so harten worten heimgeleitet / daß ihre profezeiung gleich selbigen tag begunte wahr zu werden / wie sie nämlich /
Mein tichten und sinnen ginge nur dahin / wie ich die Eldane wieder sehen möchte. Aber sie kame ferner nicht von hause / und wurde so wol bewahrt / daß mir unmöglich fiele / eine botschaft an sie zu bringen. Endlich gewonne ich / durch geld und viel geschenke / einen von des Abdeels fürnemsten bedienten auf meine seite: der mir nicht allein alles sagte / wie elend es der armen Eldane erginge / sondern mir auch versprache / mein schreiben an diese sch \ne zu überliefern. In diesem ersuchte ich sie / unter andern / ům erlaubnis / daß ich sie sprechen m \chte: das ich dañ endlich von ihr / wiewol sehr schwerlich / erhielte. Ocledes / der gewonnene diener / fürete mich / als sein herr bei hofe war / durch den keller heimlich in der Eldane gemach. Ich wil mich nicht / aufhalten /unsere unterredung hier zu erzehlen: die darauf hinaus lieffe / daß sie mir erlaubte / zu zeiten zu ihr zu kommen / und auf so unschüldige weise mich mit ihr zu besprechen.
Weil diese unsere geheime unterredung zwei oder dreimal wol ablieffe / wurden wir hiemit immer sicherer: bis einsmals Abdeel / wegen eines fůrfalls / eher /als Ocledes vermutet / wieder nach haus kame / wie ich noch bei der Eldane mich befande. Ocledes kunte uns
Als er hierauf ihr befahle / so fort an ihre arbeit zu gehen / bekame sie neue angst: weil die rame / in welcher sie an einem seidenen teppich nehen muste / nahe bei mir hinter der tapezerei stunde. Um nun mich nicht zu entdecken / wolte sie lieber / durch unnůtzes widerreden / seinen zorn ferner auf sich laden: welcher dan / weil er dessen an ihr nicht gewont war /diesen wüterich triebe / eine peitsche von der wand zu nemen / um diese sch \ne damit zu züchtigen / massen solche zu diesen gebrauch / wie sie mir nachgehends bekant / ståts an der wand hinge / und zwar recht vor mir / da ich verborgen stunde. Unmüglich kunte ich mich zwingen / dieses geschehen zu lassen: daher fassete ich / die peitschen / durch die decke / und hielte die so lang / bis Eldane die thür ergreifen und hinaus laufen
Und da ich mir ihren unglückseligen zustand vorher nicht so gar arg eingebildet / jammerte es mich anitzo um soviel mehr / eine solche sch \nheit unter eines solchen unmenschen gewalt zu wissen. Am folgenden tag / brachte mir Ocledes von der Eldane ein schreiben / darinn sie auf das höchste ihren herrn entschuldigte / und mich ůberreden wolte / daß er ihr vordem niemals also begegnet håtte / und daß er üm meine gegenwart müste gewust haben: weswegen sie mich auch ersuchte / daß ich ihre ansprache ferner nicht mehr begehren wolte / üm sie bei gutem namen und bei guten tagen zu erhalten. Aber mein klågliches bitten und flehen / so ich hierauf in etlichen schreiben an sie abgehen ließe / bewegte sie endlich / diese gefärliche ansprache mir noch einmal zu erlauben / und zwar an einem festtage / da der König von Babel alle seine großen und gewaltigen / folgbar auch den Abdeel / zum essen geladen hatte. Es ginge / durch des Ocledes haus / ein verborgener gang in des Abdeels keller / der mich dan dißmal zu der Eldane fürete. Unsere meiste unterredung war / daß sie mich beschwure / niemanden zu sagen / wie der Abdeel mit ihr ümginge / noch auch sie an ihme zu rächen / sondern sie als eine elende zu verlassen / und nicht mehr an sie zu gedenken.
Weil Abdeel trunken war / liebkosete er der Eldane mehr als sonst / und fürete sie an der hand in den keller: da ich dan / durch die ritzen des faßes / alles sehen kunte. Wie nun in dem nächsten faße / so bei mir lage / und etliche eimer wein in sich hielte / der rechte wein gefunden worden / befahle er / daß man aus demselben zapfen / und das leere faß / darinn ich lage / damit erfůllen solte. Man stellte ihm fůr / daß dieses faß hierzu untůchtig / auch voll ritzen und löcher wåre. Weil er aber gantz beräuschet war / und auf seinen befehl verharrete / als musten sie anfahen einzufüllen. Dieses thäte mir aber keinen andern schaden / als daß es mich ganz feucht machte: massen der wein so fort durch alle ritzen wieder ausliefe. Dieses der Abdeel ersehend ließe er ab von
Ocledes verschwiege nachgehends diesen zufall der Eldane nicht / die / so lächerlich er auch war / dannoch in tödliche furcht darüber geriete / und ihr nun gänzlich vorname / diese gefahr nicht mehr zu stehen /sondern alle fernere ansprache mir zu versagen. Ich schriebe / ich bate / ich klagte: nichts wolte bei ihr verfangen. Daher ich endlich / weil es mich unmüglich dünkte / in Babel zu leben / sonder sie zu sehen /ohn ihr wissen / mich bemůhete / zu ihr zu kommen. Ich redete mit dem Ocledes ab / kame unter bauren-gestalt in ihren garten / und begunte mit den andern tagl \nern zu graben. Weil Eldane erlaubnus hatte /des tags zwo stunden in den garten zu gehen / als ermangelte sie auch dißmal nicht / dahin zu kommen. Weil mich Ocledes schon in allem unterrichtet hatte /als wuste ich / daß sie pflegte in ein gewisses garten-cabinet zu gehen / das / von marmor aufgefüret / in einem kleinen See stunde / und ware nur ein eingang zu selbigem / mit einer zugbrücke. Wie ich nun wargeno en / daß sie da hinein gegangen / eilete ich sofort hinter ihr her / und fande sie sitzen: da sie herzlich weinete / und dem himmel ihr elend klagte. Sie erschracke nicht wenig / als sie mich sahe und erkante / und verwiese mir höchlich meine verwegenheit / daß ich mich nicht scheuete / sie also oft in gefahr zu setzen. Ich wandte dagegen meine liebe vor / und wie ich deswegen käme / sie aus ihrer noht zu erretten: wan sie meinem raht folgen /
Sie wolte aber von diesem vortrag nichts hören /und waren wir noch in solchem streit begriffen / als mein wunderbares verhängnis wolte / daß Abdeel muste in den garten kommen. Weil nur ein ausgang ůber die zugbrůcke aus diesem cabinet fürete / und man aus den fenstern / die mit eisen vergittert / nicht ko en kunte / als ware da kein anderer raht zu fassen / als sich wieder zu verbergen. Dieses geschahe in einer schlaffbank / welche Eldane ůber mir zumachte /und sich darauf sezte. Als nun Abdeel zu uns in das cabinet gekommen / und die zugbrůcke hintersich aufgezogen / entschuldigte Eldane ihr sitzen-bleiben mit einer unpäslichkeit. Aber Abdeel / dessen ungeacht /wolte sie n \tigen / mit ihm zu bette zu gehen / und zwar in eben der schlaffbank / darinn ich verborgen lage: wie er sie dañ auch zum aufstehen n \tigte / und die schlaffbank aufmachen wolte. Ihre todesangst /verursachte ihr eine warhafte schwachheit / daß sie onmåchtig bei ihm zur erde nieder fiele: daher er abliesse / die schlaffbanck zu \ffnen / und aus dem fenster rieffe / daß eine von den weibern der Eldane herzu kommen / und ihrer frauen beispringen solte. Ich hatte inzwischen / in der ruhebank / mich unter die decken und kůßen verkrochen: daher / als man dieselbe er \ffnet / die halbtodte Eldane hinein zu legen / man von mir nichtes gewar wurde.
Wie angenem ware mir damals diese liebe last zu tragen! und daurete ich also etliche stunden aus / bis die Eldane sich v \llig wieder erholte; da sie dan sich meiner erinnerte / und mich ni er gegenwärtig glåubend / nicht wuste / wie ich davon gekommen wäre. Ihre angst ließe sie nicht fůlen / wie hart sie lage. Als sie zu schlaffen
Er begabe sich in das cabinet / da ich noch in meiner alten stelle lage. Seine faule glieder ausruhen zu lassen / öffnete er die schlafbank / und legte sich mit kleidern und allem hinein: da alles hausgesinde fůr ihn ko en muste / ům bericht abzustatten / was seine gemalin / seit er nicht im hause gewesen / gethan und fůrgeno en hätte. Er erwehnte dabei / wie er / sie wol zu zerpeitschen / willens gewesen / wan sie nicht wäre krank worden: und zwar deswegen / daß die Prinzessin von Ninive begehrt hätte / er solte sie nach hof kommen lassen / welches er von ihr angestiftet achtete. Weil nun / dieser so wol von leib als gemüte grober mensch / mir eine schwerere
Wie ich hernach erfahren / so hat er / neben allen anwesenden / ob sie mich schon gesehen / mich für ein gespenst gehalten: und machte dieses gartengespenst in Babel einen solchen ruff / daß niemand mehr den garten bewonen wolte. Jederman deutete dieses also aus / daß es den unfehlbaren tod der Eldane nach sich ziehen würde. Es halfe aber hingegen diese zeitung / als sie solches erfuhre / zu ihrer wiedergenesung. Doch entschloße sie sich deswegen /mich auf ewig von ihr zu bannen: wie sie dan sofort /durch den Ocledes / mir ein schreiben zubrachte / und darinn ganz ernstlich gebote / aus Babel zu ziehen /und in etlichen jahren nicht wieder zu ko en. Ocledes sagte mir dabei / wie daß er befehl håtte / keine antwort von mir anzunemen: und vermanete er mich für sich selbst / aus liebe zu seiner frauen / daß ich diesen ihren willen erfůllen / und ihn nicht ferner hierinn gebrauchen möchte / weil es ihm sonst sein leben kosten würde. Also verließe mich Ocledes ganz trostlos / und wurde ich endlich bei mir schlüßig / ihr zu gehorchen / und Babel zu verlaßen. Es fiele mir aber unmůglich /sonder schriftlichen abschied / da der můndliche mir verboten war / hinweg zu scheiden. Demnach setzte ich / meine liebesgedanken hierüber / in diese reimen.
Dieses klinggedichte / so ich in ein mit edelsteinen verseztes täfelein geschrieben / name ich mit mir / und laurete auf / als Eldane bei hof war / das dan sehr selten geschah: da ich ihr solches / im vorbeigehen / in den ermel steckte / und darauf zur abreise mich färtig machte. Dieses hatte / zu großen unglůck der Abdeel ersehen: der dan kaum erwarten kunte / bis er mit ihr nach haus gekommen. Da muste nun diese armselige das täfelein vorzeigen / und ginge damit über sie ein solche peinigung / daß sie alles bekennte / was ich bisher erzehlet. Ob sie nun wol hierbei unschůldig war / so wolte es doch dieser tyrann nicht also aufnemen / sondern die erschrecklichste nie-erhörte list aussinnend / üm recht auf den grund der warheit zu kommen / ob nämlich Eldane schuldig wåre / oder nicht / zwange er diese seine gemalin / mir folgenden brief zu schreiben.
Ihr seit viel zu unerfahren in der liebe / wertester Tharsis! indem ihr meinem gebote gehorchen wollet /das euch aus Babel treibet.
Eldane.
Diesen brief brachte mir ein knab von der Eldane /mit bericht / wie daß seine Fürstin ihm befohlen hätte / auf keine antwort zu warten. Mit unaussprechlichen freuden begunte ich diesen brief zu lesen / wurde aber ůber dessen ende so bestürzt / daß ich nicht wuste /ob ich traumte oder wachete. Die tugendhafte Eldane (sagte ich bei mir selber /) schreibet an mich solche worte / deren ich gegen ihr zu gedenken / mir nicht habe lassen in den sinn kommen / und die so sehr gegen die erbarkeit laufen. Ich dachte / es möchte etwan eine betrůgliche schrift seyn: aber die hand ware mir viel zu wol bekant / daß ich also nicht daran zweiflen konte. Daher erleschte dieses auf einmal in mir alle liebe gegen der Eldane / und hielte ich sie in meinem gemůte so gering / als hoch ich sie vordem geschåtzet hatte. Weil ich nun alles zu meiner abreise / verm \g ihres ersten befehls / färtig hatte / als seumte ich nicht långer / wiewol mit höchstem verdrus / aus Babel abzureisen: kehrte mich auch nicht
Der boshaftige Abdeel / der nicht anders vermutete / als daß ich zu der bestimten zeit kommen würde /hatte viel bewehrte månner bestellet / die mir aufpaßen und den rest geben solten. Hierbei ließe er es nicht bewenden / sondern / die Eldane noch båßer zu probiren / name er ihm für / in meine gestalt vermu et und bewehrt zu ihr zu kommen / und zu sehen /wie sie sich gegen ihrem geliebten Tharsis anstellen würde. Eldane / von allem diesen nichts wissend /hatte dem Abdeel die gewiße versicherung gegeben /daß ich nicht kommen würde / und ihn zugleich gebeten / nahe bei ihr zu bleiben: damit / wañ ich mich ja einfinden solte / er vernemen könte / was sie mit mir reden wolte. Dieses lezte verhieße er ihr zwar / kunte es aber nicht halten / weil er selber meine person hierbei fürzustellen beschlossen hatte. Wie nun die bestimte nacht angebrochen / kame Abdeel mit etlichen bewehrten knechten / gantz vermu et / in die kammer der Eldane / und machte dieselbe nicht anders vermuten / als daß ich es wäre.
Weil sie sich nicht abkleiden wollen / als fande sie Abdeel nicht auf dem bette / und hörte / wie sie ihm /ihn
Alle demütige liebkosungen der Eldane / hatten ehdessen den Abdeel nie so sehr vergnůget / als süße ihm nun die schläge dieser seiner eifrigen gemalin waren: die er dan ganz gedultig hinname / und sich entschuldigte / wie daß er / fůr meinen bewehrten vielen leuten / sich nicht herfür wagen d \rfen. Hierauf finge er an / sie zu frieden zu sprechen / und sagte: wiedaß sie ihm so lieb / ja noch lieber / als vorhin seyn solte / weil er nun versichert wäre / daß sie den Tharsis nicht liebte / den sie forthin / neben ihme / auf das äuserste und bis in den tod zu verfolgen / ihr m \chte angelegen seyn lassen. Er vermochte aber hiermit die verzweifelte Eldane keines wegs zu befriedigen / und verursachte ihre grosmut / daß sie mich wegen meiner vermeintlich-verůbten verwegenheit /den Abdeel aber wegen seiner verächtlichen zaghaftigkeit /
An diesem letzern fehlte es ja bei mir nicht / massen ich nachdem keine person in meinem hertzen mehr verachtete / als eben die Eldane. Dieser mein argwahn von ihr wårete so lang / bis ich das lezte mal von meiner gnädigsten Königin aus Syrien nach Ninive abgeschickt worden: da ich ungefär in meinem palast / meine sachen untersuchend / ein noch-verschlossenes päcklein fande / das der Ocledes an mich ůber schrieben hatte. Ich vername / in der nachfrage / von meinem verwalter / wie daß vor langer zeit dieses päcklein von Babel dahin gekommen: und weil ich damals von haus gewesen / auch darauf die unruhe in Ninive angegangen / als wäre es unter mein andres geräte geworfen / und den krieg hindurch nicht ferner beachtet worden. Ich erbrache hierauf
Ihr werdet von selbst urteilen / daß von dem / was ich euch heut / einem eigenwilligen manne zu gehorchen /schreiben müssen / mein gemůte weit entfernet sei. Lasset euch demnach nichtes abhalten / eure abreise aus Babel fortzusetzen / und höret damit endlich auf /mir unerträgliche verfolgungen aufzubürden / die ich nacht und tag von demjenigen erleiden muß / den mir der himmel zu lieben hat auferleget.
Eldane.
Wie schmerzlich und zugleich erfreulich mir dieses zu vernemen ware / kan ich nicht ausdrůcken. Ich vermochte auch den himmel nicht genug zu danken / als ich dabei vername / wie derselbe / durch absterben des Abdeels in Damasco / diese unschůldige tugendhafte Fürstin von ihrer marter erlöset hätte. Meine alte liebe / die hinzwischen durch andere und höhere gedanken eingeschläfert worden / erwachete nun wieder: zumal sie iezt von der hoffnung begleitet wurde. Ich liebte nun die Eldane häftiger / als jemals / und wartete mit schmerzen auf die zeit / da mein König hieher reisen wůrde.
* * *
Wie nun Tharsis seine erzehlung hiermit geendet /bekante Timna / daß sie ihn und die Eldane neulich behorchet / und alles aus ihren reden abgelauret håtte / was Tharsis iezt fůrgebracht: und hierauf wendete sie sich zur K \nigin von Mesopotamien / üm bei ihr des Tharsis wort zu reden. Aber diese kame ihr zuvor / und verhieße von selbsten dem Fürsten von Sepharvaim / wiedaß sie ihm bei der Eldane alle gute dienste thun wolte. Husan und Arsas / als ihrer beider nächste anverwandten /
Inzwischen nun Nebajoth und Jethur / neben den andern / die wunderbare lebens-art des Abdeel / zum h \chsten tadelten / eileten Timna und Casbiane nach der Eldane / die sie in gesellschaft etlicher hirtinnen antraffen / und kůndigten ihr an / wie ihre sachen stůnden: wie nämlich nicht allein Husan und Arsas /sondern auch die K \nigin von Mesopotamien / verlangte / daß sie dem Tharsis zu teil würde. K \nte ich nur an der Timna mich rächen / (sagte Eldane) so wolte ich mich zu frieden geben. Ich fordere vielmehr eine vergeltung / (antwortete Timna /) daß ich eure sachen in so guten stand gesetzet. Hiemit namen Casbiane und sie die Eldane zwischen sich ein / und fůreten sie wieder zu der gesellschaft: da diese schöne sich schåmte / die augen aufzuschlagen / weil nun ihrer so viele wissenschaft davon hatten / was ihr alles bei ihrem manne begegnet war. Ich bewundere eure verschwiegenheit und gedult / (redte die K \nigin von Mesopotamien ihr zu) daß ihr niemals über dieses grausame verfahren des Abdeel geklaget /
Wie sie nun noch eine weile beisammen geblieben /und also mit allerhand gesprächen sich ergetzet hatten / kame die zeit heran / wieder fort zu reisen: da es dan an ein betrůbtes scheiden ginge / und sagte ihnen schier der siñ zu / daß sie so ruhig nicht wieder zusammen kommen m \chten. Der gute Melchisedech gabe der K \nigin tausend segen mit auf den weg / und mitlerweile die k \nigliche personen voneinander abschied namen / gesellte sich die Calaride / des Zophars gemalin / zu der åltesten Prinzessin von Ausitis: bei deren sie sich heimlich erkundigte / ob nicht vor weniger zeit zwo hirtinnen / die der Fůrst Hus / ihres herrvattern bruder / an ihren hof geschicket / daselbst angekommen wären? Jemima eröffnete ihr hierauf /wie daß dem also wäre / und sie dieselben in geheim wieder mit sich zu růcke gebracht / auch zu Samosata bei ihren anderen leuten / bis zu ihrer rükkunft / gelassen håtten. Daß nur der Nahor / (sagte
Indem trate der betrübte Sinear herzu / ům von seiner Prinzessin abschied zu nemen / weil er mit den andern wieder zurück muste. Ach! warům bin ich nicht auch ein schåfer / (sagte er) üm dieses betrůbten scheidens ůberhoben zu seyn? Mein Sinear eilet mehr / (antwortete Jemima) als er nötig hat / massen ja die K \nige von Syrien und Ninive heut noch bei uns bleiben werden. Es bedorfte keiner mehrern worte / den verliebten Prinzen zu bereden / daß er noch ein nachtlager mit ihnen halten wolte. Wie er nun / als die andern abgeschieden / neben den K \nigen und Königinnen von Syrien und Ninive / wie auch der Ahalibama und Timna / bei der Mesopotamischen schåfergesellschaft geblieben / reiseten sie fürter / gegen dem Taurischen gebirge. Weil sie die meiste zeit / wegen des steinigten und bergigten weges / an stat zu fahren /das gehen erkieseten / als hatte sich die K \nigin von Mesopotamien zu dem Sinear und den dreien Prinzessinnen von Ausitis gesellet / mit denen sie in ein angenemes gespråche geriete: mitlerweile die jüngere Aramena die Lea und Rahel zu sich genommen / der K \nig von Syrien ganz allein ginge / und Cölidiane /neben dem Dison / der Ahalibama und Timna / unter die andere hirtengesellschaft sich gemengt hatte.
Saget mir doch / Prinz von Chaldea! (sagte die Königin Aramena) wie wurde euch zu sinne / als ihr eure schöne beute nach Ausitis brachtet / und alda so jählings erfuhret / daß ihr dem vatter unwissend seine t \chter zugefüret. Wäre Hiob nicht meiner mutter bruder gewesen /
Ihr habet / mein vetter! (sagte Aramena scherzweise / der Jemima nicht zeit lassend / dazwischen zu reden) mit mir noch keinen abtrag gemachet / daß ihr in meinem lande diese gewaltsame entfůrung angestellet / dadurch der schutzfriede ist gebrochen worden. Um des willen / große Königin! (gabe er zur antwort) stellte ich mich in person hier wieder ein / um mich aller der straffe gutwillig zu unterwerfen / die mir E. Maj. dafür werden zuerkennen. Diese straffe soll seyn / (versezte die K \nigin) daß der Prinz forthin der sch \nen Jemima seine liebe und aufwartung beständiger erweise / als er bei der Fürstin Lea / bei der K \nigin Lantine / und wan
Euer fürsatz / mein Prinz! wåre wol gut / (sagte Jemima) wan ihr nicht / durch diesen gethanen schwur /alles håttet über einen haufen geworfen. Wisset ihr nicht mehr / mit was beding der K \nig mein herrvatter mich euch gegeben hat? daß ihr nämlich (sezte Aramena hinzu) die falsche g \tter verleugnen / und folgbar nicht bei denen so vergeblich schw \ren soltet. Ich bin noch ein schüler in diesem neuen glauben /(antwortete Sinear /) und habe sonder fürsatz / blos aus gewonheit / die götter genennet. Weil ihr bisher so viel g \tter verehret /
Daß ich wieder (sagte die Königin /) auf euren falschen aberglauben ko e / so wundert mich nichts mehr / als warüm der Bildat / euer herrvatter / euch in demselben erziehen lassen / da er doch für seine person den wahren einigen Gott erkennet: welches gnugsam aus den aufgeschriebenen gesprächen erhellet /die er mit dem König von Ausitis gepflogen hat. Ich weiß dieses nicht zu beantworten / (versezte Sinear /) weil ich / so lang ich lebe / meinen herrvattern nicht anders gekant / als in dem glauben / darinn ich bin erzogen worden. Zu der zeit / wie dieses sonderbare streit-gespräche zu Ausitis fürgegangen / hat mein herrvatter auf seinem gute Suah gewohnet / und ist vom Babylonischen hof verbannet gewesen / um daß er gesuchet / Chaldea zum Königreich zu machen /wozu es ihme damals mehr an verm \gen / als an recht / gefehlet hat. Es kan dan wol seyn / daß / wie er nachgehends zu Babel wieder ausgesönet worden / er den hofglauben angenommen / und dadurch in des K \nigs gute gunst sich fäster setzen wollen. Er hat damit sehr ůbel für sich gethan / (antwortete Aramena) und möchte ich von herzen wünschen / daß er seinem gott mehr beståndigkeit erwiesen hätte.
Unter solchen gespråchen gerieten sie wieder auf einen guten weg: daher der König von Syrien zu ihnen kame /
Aramenes schwiege eine weile / auf diese rede der Königin / fassete aber endlich den schluß / sich ihr völlig zu entdecken. Demnach / sie ganz beweglich anschauend / sagte er zu ihr: Wer hätte denken sollen / liebste schwester! daß des Cimbers bäster freund noch derjenige seyn
Ich vermeine nicht / (antwortete die Königin / mit unverwandten augen ihren bruder ansehend /) daß ihr mühe findet / den Cimber von eurer ehmaligen freundschaft
Inzwischen / da der K \nig Aramenes dieses alles nach der långe vorbrachte / begriffe sich die Königin völlig wieder / und / wiewol nicht ohne großen zwang / sich anstellend / daß sie alle diese treulosigkeit ihres Cimbers
So unruhig aber die schöne Aramena hierüber wurde / so sehr entfande auch solches der König ihr bruder / als er seinem alten treuen Cimber diesen üblen dienst geleistet. Alle die freundes-gutthaten /die er seine lebtage von ihm entfangen / wurden auf einmal in ihme wach / und machten ihm bange / daß er ihn aus seiner
Um auch ihre gedanken auf etwas anders zu bringen / ånderte er den inhalt dieser unterredung / zu ihr sagend: Ich muß euch nun / liebste schwester! nach des Teraphim tempel also allein hin ziehen lassen /üm der Mesopotamier gebräuche nicht zu brechen. Mir ist aber bei dieser sache eben nicht zum bästen zu mute / weil ich nicht allein die aufwieglerische inwonere der gegend Abagara / darinn der tempel liget /wol kenne / sondern auch mich dessen noch erinnere /was uns der Nahor / von dem stolzen und nadenklichen gespräche der richterin Phalerinte mit der Almesia / neulich erzehlet hat: woraus satsam erhellet / daß die riesen auf dem Taurischen gebirge wider uns etwas gefärliches schmieden / und nicht ohne wichtige ursache die Könige an sich gezogen haben. Die tiefsinnige Aramena überlegte eben in ihrem herzen / was doch ihr Cimber auf dem Taurischen gebirge machen müste / als der König dieses sagte: daher sie auch bald anlaß name / ferner hiernach zu fragen. Hat man dan dessen grund / (fragte sie) daß
Seit ihr dan gesinnet / (fragte die Königin /) den Aborigener-König zu bekriegen? Dieses / liebste schwester! (antwortete der K \nig /) stehet bei euch /und soll meine rache sich nach eurem wollen schicken. Die sch \ne Aramena / schwiege zu diesen worten ihres bruders / und in ihrem geschöpften argwahn fortfahrend / hielte sie dieses alles fůr gefårliche vorschlåge / die ihre und des Cimbers keusche liebe zerst \ren solten. Er hingegen schloße / aus diesem stillschweigen / eine in der Aramena herzen noch übrige gewogenheit gegen dem Tuscus Sicanus / und sagte: Mich wundert nicht / daß die beståndige Aramena noch wanket in ihrer billigmäsigen rache / da ich weiß / was ich bis ietzo dieserwegen erlitten / und wie die freundschaft und beschimpfung in mir gestritten haben. Ich habe den Cimber bisher geliebet / als mich selbst: ich liebe aber die K \nigin von Mesopotamien nicht weniger / und muß billig / da diese also geteuschet worden / den schuldigen verlassen / um der unschuldigen beizustehen.
Die verwirrte Aramena / sahe den König unaufh \rlich an / und beobachtete sein unschůldiges wesen /damit er diese reden fürbrachte: daher sie endlich anhube zu
Indem kamen sie sämtlich an den ort / da sie ihr nachtlager halten wolten. Jederman kunte / so wol an den K \nig von Syrien / als an der schönen Königin von Mesopotamien / eine große ånderung verspüren /sonderlich an dieser / die so entstellet war / daß C \lidiane und die K \nigin von Ninive ihn öfters zweimal ein wort sagen musten / ehe sie es hörte / und ihnen antwort gabe. Sie deuteten beiderseits diese traurigkeit dahin / daß etwas von des Aramenes liebe wůrde fůrgefallen seyn. Dieses machte nun fürnemlich die C \lidiane betrůbt und unruhig / wiewol die nicht so eifersůchtig als besorgt sich erwiese / daß Aramena nicht also möchte geantwortet haben / wie es wol der K \nig ihr
Verüble mir es nicht / liebste schwester! (redte Cölidiane sie an /) daß ich komme / dich zu beunruhigen. Es verursachet solches die herzliche liebe zu meinem König / und daß ich gern dessen unfehlbaren tod verhüten m \chte / weil ich wol vermerke / wovon ihr miteinander geredet / und daß du dem Aramenes alle hoffnung werdest entzogen haben. Bedenke doch /Aramena! wie unglücklich dieser treue liebhaber dich verlieret / darum / daß er dein bruder ist erkant worden: dieses einige machet sein verbrechen / und hebet bei dir die beständige liebe auf / die du sonst fůr ihm zu hegen pflegtest. Es kan aber / weder dieser name eines halbbruders / noch unsere verehlichung / dir anlas geben / ihme treulos zu werden: weil der von Gott selbst erwehlte Fůrst Abraham also geheuratet /und ich dir gern und gutwillig den vornemsten platz unsres ehebettes / neben dem Königlichen tron in Syrien / abtreten und überlassen wolte. Wie qvålest du doch dich und mich / werteste Cölidiane! (antwortete ihr die Aramena /) mit solchen nie erh \rten fürschlägen / die du aus großer liebe / wiewol sonder noht /also ersinnest. Mein bruder füret ja nicht gegen mir solche gedancken / wie du dir einbildest / und hat er mir gleich jezt geoffenbaret / was seine bisherige unruhe und betrübnis verursachet. Der Cimber liebet mich nicht /
Deine kaltsinnigkeit / (widerredte C \lidiane /) mit der du dieses fürbringest / gibet mir zu vernemen /daß du solches nicht gläubest / oder doch wenig achtest. Gläubest du es nicht / so kanst du ja leicht ermessen / warum Aramenes dir solche dinge fůrsage. Achtest du es aber nicht / so ergibe dich ům so viel williger deiner ersten liebe wieder. Erhalte damit /dem reich Syrien seinen K \nig / und C \lidianen ihr leben: das du ja ohne sünde thun kanst / wan du es nur recht bedenkest. K \nt es gleich ohne sünde zu gehen / (widerredte Aramena /) so wolte ich doch lieber sterben / als dir deinen König rauben. Nun aber hält mich / alle andere betrachtungen hintan gesezt /mein gewissen hiervon ab / und lässet sich des Fürsten Abrahams beispiel nicht hieher ziehen / da Sara seines bruders tochter gewesen / und er neben ihr keine frei-geborne zur ehe gehabt.
Als C \lidiane solches widerreden wolte / kame der König von Syrien zu ihnen: der dan / unwissend wovon ihr gespräche gehandelt / sich gegen seiner gemalin entschuldigte / daß er vor ihr so verschwiegen gewesen / und ihr nicht entdeckt hätte / was diesen winter hindurch sein betrůbtes anligen verursachet. Ich weiß / (sagte er ferner) wie herzlich ihr einander liebet: darum habe ich lieber unvertreulich seyn / als zu eurer mitbetrůbnus anlas geben wollen. Beide Königinnen sahen hierauf den Aramenes scharf in die augen / und lächelte C \lidiane ihn an / ob ihr gleich dabei die trånen aus den augen stießen / zu ihme sagend: Ist diß die rechte und einige ursach von meines K \nigs anligen gewesen? Ach!
Hebet darüm eure freundschaft mit ihme nicht auf /(sagte Aramena /) daß er mich verachtet hat / sondern überwindet euch / gleichwie ich thue: wenigst vergesset desjenigen / der unser vergessen hat. Ist es möglich / (widerredte der K \nig / seine schwester ganz verwundert anschauend /) daß ihr solch ein unrecht / das euch widerfahren / so bald verschmerzen könnet? Einem bruder zu gefallen / (antwortete sie /) auch dessen reich und lånder in ruhestand zu erhalten / wolte ich / wan noch was gr \ssers zu erdulten wäre /alles gern und willig über mich nemen. Ich werde auch eure brüderliche freundschaft hieraus erkennen /wan euch wird gefållig seyn / auf keinerlei weise dem Cimber euren unwillen kund zu machen / sondern noch wie vor ihn als euren freund zu lieben. O unvergleichliche tugend! (rieffe der König /) die nichts menschliches bei sich heget / und die würdig wäre /daß man sie båßer verehrte! Hätte ich dieses vermuten d \rfen / ich wolte nicht so lang verschwiegen haben /was bisher mein herz gequålet. Ich kunte mir ja nicht anders einbilden / als daß eure billige rache mich sofort antreiben wůrde / den unerkentlichen König der Aborigener zu bekriegen. Keines wegs! (antwortete
Wie die K \nigin von Mesopotamien diß gesagt /kame Nahor dazu: welcher / neben seinem vatter /dem Fůrsten Laban / der wirtschaft fürstunde / weil von der Königin bedienten niemand zugegen ware. Dieser meldete an / wiedaß die abendmalzeit bereitet wåre. Die Königin Aramena hatte so wenig lust zu essen / daß sie die andern ließe zur tafel gehen / und sich mit der Timna in ihre schlafkammer verfügte /sich daselbst abkleidete und zu bette legte. Sie erzehlte hierauf dieser ihrer vertrauten freundin / was ihr den tag begegnet ware: die dan åuserst erschracke /solche fr \mde dinge zu vernemen / und nicht wuste /so beredt sie auch sonst ware / was sie dazu sagen solte. Haltet ihr wol den Cimber für schuldig? fragte die Aramena. Was soll ich sagen / gnådigste K \nigin? (antwortete Timna) dieses ist so unmůglich zu gedenken / wan ich die unvergleichliche Aramena und den edlen Cimber betrachte / daß vielmehr zu glauben / der K \nig von Syrien – – – liebe die unglückselige Aramena! volfürete die K \nigin der Timna rede / und finge damit so häftig an zu weinen / daß eine träne der andern folgend / sie fast gar erstecken wolte. Betrachte ich den tugendhaften Abimelech oder Aramenes /(sagte Timna) so ist ebenfalls unmüglich / was E. Maj. von ihme mutmaßen / und liebet er ja die gottselige Cölidiane / nicht zum schein / sondern recht herzlich / daher ich versichert bin / es habe die unmüglichkeit alle andere gedanken bei ihme ausgebannet.
Ist Aramenes unschuldig / (sagte die K \nigin /) so
Aber der schönen Aramena / wolte solche einbildung noch nicht aus dem sinn. Und ob sie gleich bis in den tod betrübt und unruhig war / so ůberwande sie sich dannoch in dieser gesellschaft / und dieselben /da sie üm ihr bette stunden und sie beweinten /freundlich und wolgemut anlachend / sagte sie: Sehet dann ihr / meine liebsten / mich für so kleinmütig an /daß ich in diese änderung / davon iezt das gespräche handelt / mich nicht solte finden können? die ich doch / eine zeit her / von dem himmel gnugsam gehärtet worden bin / alle weltliche zufälle auszustehen und zu ertragen. Ihr sehet und findet mich auch nicht dieserwegen im bette / sondern weil ich mich ohn das nicht wol befunden / auch morgen frühe reisen / und sonder euch eine verdrießliche wallfart thun muß / als hat mich der unmut / eher als sonst / die ruhe suchen gemacht. Wollet aber ihr / mein bruder! und ihr / meine werteste freunde! befördern helfen / daß ich in dieses neue anligen mich desto bässer möge schicken
Der morgen brache endlich wieder herfůr: da dan /wie die Königin gekleidet war / die andre hinein kamen / und abschied von ihr nemen wolten. Es kan nichts berrübters zu sehen seyn / als dieses scheiden ware: weil sie die K \nigin von Mesopotamien zu einer solchen zeit verlassen musten / da ihr ihrer freunde trost sonders n \tig gewesen. Der K \nig von Syrien erwiese einige reue / daß er sein geheimnis entdecket: in betrachtung aber der ůmstånde / befande er / daß er es nicht anders machen können. Indem sie aber sich scheiden wolten / kame unvermutlich Elihu und Bethuel mit ihren leuten daher geritten / welche /als sie vor den Königlichen personen erschienen / sofort von der Königin in Mesopotamien mit einer sonderbaren munterheit gefragt wurden / wie ihre reise abgelaufen / und ob sie sich nun vergnůgt achteten. Wir kommen zwar / (antwortere Elihu für sich und den Bethuel /) vergnůgter von Ausitis wieder / als wir dahin gezogen: es fehlet uns aber noch an der vollkommenen zufriedenheit / die unsere liebe
Wiewol nun Elihu vermuten konte / daß die Königin mehr / als sie selbst / von dieser ihrer geschichte wüste / so gehorchete er doch / und hube also an zu erzehlen. Als wir das Königreich Uz erreichet / erkundigten wir uns sofort aller orten / nach dem Prinzen Sinear von Chaldea / und erlangten bald die gewůnschte nachricht / daß er mit bei sichhabendem frauenzimmer nach Ausitis gekommen wåre. Wir eileten ihme nach / so geschwind als uns můglich / und als wir den königlichen hof erreichet / erfuhren wir /daß Sinear / den tag zuvor / schon wieder hinweg gereiset wåre. Gleichwie uns nun dieses sehr beunruhigte / also unterliessen wir nicht / dem alten K \nig aufzuwarten. Dieser entfinge uns mit höchster freude /und bezeugte öffentlich seine vergnügung / daß er den Bethuel / als seiner schwester sohn / und mich / als seinen alten bekandten / zu sehen bekommen. Die lieblosungen / die wir von ihm entfingen / waren unzehlig: daher wir ihm auch unser anligen nicht verheleten / das uns dahin zu kommen bewogen hatte. Er hörte unsere sonderbare liebens-art mit lust an / die wir ihm / auf sein begehren / ümständlich erzehlten. Nachdem wir ganz ausgeredet / gabe er uns zu verstehen / wie daß der Prinz Sinear unsere drei sch \nheiten ihme zu gefůret: dem er auch beförderlich gewesen /der ålteren ihre gegenliebe zu erlangen. Es wäre aber der Prinz / mit seinen des Königs t \chtern und diesen dreien sch \nheiten / nach Samosata zu E. Maj. wieder abgereiset: da er üm uns in unserer liebe bef \rderlich zu seyn / an E. Maj. uns ein schreiben mitgeben wolte / welches / wie er hoch versicherte / die kraft
Nachdem Elihu der Königin von Mesopotamien das täfelein übergeben / fuhre er also fort: Die ruckreise nach Samosata ginge eilig von statten: alwo wir aber / bei unserer ankunft / niemand fanden / weil alle welt E. Maj. hieher begleitet hatte. Die leute / so auf dem schloß daselbst geblieben / berichteten uns / wiedaß sie von keinen andern sch \nheiten geh \ret hätten / die der Prinz Sinear mitgebracht / als von des Königs Hiob dreien t \chtern. Dieses brachte uns nun nicht geringe unruhe / und vernamen wir / nach fernerer erkundigung / daß etliche weibspersonen / die mit den Prinzessinnen von Ausitis geko en / daselbst im schloße sich heimlich aufhielten / und / auf sonderbare verordnung dieser Prinzessinnen / von einem torhüter / zeit ihrer abwesenheit / gespeiset würden. Wir gedachten sofort / wir hätten nun unsere sch \nen gefunden / und gewonnen den torhüter mit gelde / daß er uns / wider verbot / hinein ließe / wo diese frömden verborgen waren. Wir fanden aber ganz andere schönheiten / als wir gesuchet: und uns also betrogen findend / erlangten wir von diesen so viele nachricht /daß wir unfehlbar unsere schönen bei E. Maj. antreffen würden. In dieser hoffnung sind wir nun herůber gekommen. Unterwegs erfuhren wir von dem troß des Königs aus Egypten / welcher mit den andren
Es wäre nicht recht / (sagte hierauf die schöne Aramena / mit sonderbarer annemlichkeit /) daß ihr beide / ohne zuvor ein wenig zu leiden / euch so fort solte glückselig sehen. Verziehet aber alhier bei der Ahalibama und Timna / bis ich mit meinen brůdern und schwestern einen kleinen abtritt genommen: ich wil bald wieder bei euch seyn / und euch des K \nigs von Ausitis willen eröffnen. Als sie dieses gesagt / raunete sie den beiden Fůrstinnen von Edom heimlich ins ohr / daß sie diesen beiden verliebten nichtes von der warheit entdecken solten / und ginge sofort mit den beiden K \nigen und K \niginnen von Syrien und Ninive aus ihrem zimmer / ůber einen gang nach dem gemache der drei Prinzessinnen von Ausitis: die sich in gesellschaft des Sinear / des Nahor und dessen beider schwestern befanden / und nicht wusten / daß Elihu und Bethuel angekommen waren. Daselbst verlase sie \ffentlich das schreiben des K \nigs von Uz / dessen inhalt dieser war: daß der Hiob / die Königin ersuchte / sich seiner t \chter / wie auch ihrer beiden vettern /anzunemen / und dem Fürsten von Ram die Prinzessin Kezia / dem Fürsten von Haran aber / die Prinzessin Kerenhapuch / zu geben / weil er an diesen beiden Fürsten wargenommen hätte / daß ihre neigungen
Als die beide schöne töchter des großen Hiobs dieses vernamen / fanden sie ihres herrvattern wahl der ihrigen so gleich / daß sie ihre daraus geschöpfte zufriedenheit nicht bergen konten. Wie sie nun hierauf in allem sich der Königin verordnung ergeben hatten /redte die mit den andern ab / was sie den beiden verliebten Fůrsten anbringen wolten. Die Königin von Ninive ließe / neben ihrer schwester / sich hierzu gebrauchen / und gingen also / diese beide ehmals-geliebte des Elihu und Bethuel / wieder zu ihnen: da die Königin von Mesopotamien den Fürsten von Ram /die jůngere Aramena aber den Bethuel / für sich name / und iede mit dem ihrigen sich absonderlich beredte.
Es ist zeit / edler Bethuel! (sagte die K \nigin von Ninive) daß ich euch aus dem traum helfe / und euch entdecke / daß ihr bisher keine wahre menschen / sondern nur gespenster / geliebet. Der erschrockene Bethuel wolte hierzwischen reden / die K \nigin ließe es ihm aber nicht zu / sondern fuhre also fort: dieses hat den Gottseligen König von Ausitis bewogen / damit er euch von dieser krankheit heilen möchte / eine seiner t \chter euch anzubieten; massen er auch also dem Prinzen von Chaldea geholfen / und ihm seine ältste tochter / an stat des dritten gespenstes / gegeben hat. Ich entsinne mich noch gar wol / was ich euch schuldig bin / und bin deshalben froh / daß ich euch einiger maßen hiebei dienen kan / da ich euch eine sehr schöne tugendhafte Prinzessin erworben: die / auf mein zureden / und verm \g ihres herrvattern befehls / euch zu lieben geneigt ist / und die ihr / so
Wie sie dieses kaum gesaget / traten die beide Königinnen wieder zu ihnen in das gemach / und fůrete jede eine von den zweien jüngern t \chtern des Hiobs an der hand. Die beide verliebten erkanten sie so fort für ihre sch \nheiten / und eileten ihnen entgegen / sie zu entfangen. Hier habt ihr / edler Elihu! (sagte die schöne Aramena zu diesem) den lohn eurer tugend und eurer liebe! Nemet an von meiner hand / die Prinzessin Kezia / die der himmel für euch hat aufgehoben. Eben solcher worte gebrauchte sich die jüngere Aramena gegen dem Bethuel / indem sie die sch \ne Kerenhapuch ihm überlieferte. Es hatten diese beide verliebte noch nie so eigentlich / wie dißmal / erkant /daß zwischen diesen neuen und ihren alten geliebten eine so grosse gleichheit wäre: massen sie nicht anders dünkte / als ob sie / an diesen schwestern / das wahre ebenbild ihrer beiden
Der alte Laban fande sich zu dieser allgemeinen freude auch mit ein / und genosse derselben nicht wenig mit / wie er sahe / daß / sein zweiter sohn eine so schöne Prinzessin / die auch landgüter und schäfereien unferne von Haran besasse / überkommen solte. Gleichwie ihm nun dieses bässer / als des Nahors wahl / gefiele / in welche er zwar auch schon meist gewilligt hatte / also entfande unterdessen dieser in die Aprite verliebte Fürst / bei aller der anderen vergnügung / sein geheimes leiden / und deshalben mit der Rahel an ein fenster besonders tretend / überlegte er mit ihr sein anligen: die ihme dan keinen andern trost / als diesen / zu geben wuste / daß er seine fürhabende reise auf das Taurische gebirge fortsetzen / und mit der hoffnung sich aufrichten solte / wie er bei dem Prinzen Daces nachricht von seiner Aprite finden würde. Daß dieser Prinz / neben dem Baalis / bisher in Mesopotamien verborgen gelebet /
Man gedachte nun / an den aufbruch / und dorfte die Königin von Mesopotamien sich nicht länger säumen / weil sie noch weit zu reisen hatte. Um des willen kame es nun zum abscheid-nemen und gute nacht-sagen: und ob sie gleich / innerhalb acht tagen wieder zusammen zu kommen / vermuten dorften / so kame doch dieses scheiden beiden teilen sehr schmerzlich an: da der König von Syrien die beschirmung seiner schwester / dem Nahor / Elihu und Bethuel anbefohle / und endlich diese sch \ne verließe / zuvor aber sie heimlich bate / wegen des Cimbers untreu sich nicht zuviel dem gram zu ergeben. Es sol dieses / mein bruder! (antwortete ihm die Königin) was ihr mir eröffnet / keine andere wirkung in mir haben / als daß ich forthin aller liebe absagen / und ferner nicht meine freiheit verspielen werde. Mich aber zu lieben / (antwortete er / sie ümarmend) werdet ihr dabei nicht verreden. Als ein bruder / (gabe sie zur antwort) sollet ihr mir der liebste auf erden bleiben. Hiemit / üm dieses gespräche abzureissen / trate sie von ihme zu der C \lidiane / deren sie heimlich sagte: hüte dich / eine kupplerin bei deinem gemal fůrzustellen / und erwehne ja dessen gegen ihme mit keinem worte / was wir mit einander geredt haben. Cölidiane / die nun voll hoffnung stunde / wie sie in ihrer einbildung geirret hätte / ware ganz willig / ihrer Aramena hierinn zu gehorchen: und wie sie / mit den andern königlichen personen / und dem betrůbten Sinear / wie auch der Ahalibama und Timna / sich zu
Die K \nigin von Mesopotamien / mit den dreien Prinzessinnen von Ausitis / den beiden Fürstinnen von Haran / den vier fürstlichen hirten von Syrien /den richteren und richterinnen von Amida / und dem gesamten heer der Mesopotamischen hirten und schåferinnen / die in vielen tausenden bestunde / sezte nun auch ihre reise fort nach dem tempel des Teraphim: da sie die Prinzessin Jemima / und die Fürstin Lea / zu sich auf ihren wagen genommen. Weil sie mit diesen beiden / die ihr zwar angenem / aber noch frömd waren / von ihren angelegenheiten nichtes reden kunte / als schwiege sie die meiste zeit / und überdachte nur bei ihr selbst / in was verwirrten zustand sie gerahten ware. Weil sie auch das Taurische gebirge / dahinwarts der tempel lage / stäts in den augen hatte / konte sie nicht unterlassen / dasselbe anzuseufzen / als den ort / da sich ihr Cimber nun solte aufhalten. Warüm ist er so nahe / (gedachte sie bei ihr selbst) und kommet nicht / mich zu besuchen? Warüm schreibet er mir nicht zum wenigsten / und lässet so viel monate verstreichen / sonder mir die geringste nachricht von seinem aufenthalt zu geben? Ach wehe! (sagte sie ferner in ihrem herzen) Aramenes hat die warheit geredet: Cimber achtet der Aramena nicht mehr / gleichwie er auch der Hercinde und Roma bald vergessen können. O leichtglåubige! warüm hast du dir ein bessers glück fůrgebildet / als diese beide sch \nheiten hatten / welche der Cimber ja so hoch als dich verehret? Und ist er nicht allemal / so lang du ihn kennest /ein båsserer freund als liebhaber gewesen / der seines freundes ruhe der seinigen weit fürgezogen? wer wolte dan bewundern / wan er auch iezt
Hiemit ruhete sie in etwas von fernerem nachsinnen / bis sie ihr endlich wieder die lezte begegnise von dem Cimber fürstellte / wie er im argwahn ihrer ungunst gelebet / und solches so wol schriftlich / als mündlich durch den Abdastartus / ihr andeuten lassen. Solte wol / (sagte sie deshalben bei sich selbst) dem Cimber diese einbildung noch nicht benommen / und er daher ermüdet seyn / mich ferner zu lieben? Unmüglich ist ja dieses / da nicht allein ich vor dem ganzen Syrien meine öffentliche erklärung gethan / daß Tuscus Sicanus / vor dem Marsius / zu meinen gemal und König ernennt seyn solte / sondern auch deswegen eine \ffentliche abschickung / von den König meinem bruder / an den Aborigener-König / geschehen ist? Darum kan es nicht fehlen / Cimber muß meiner můd geworden seyn / und die zeit bereuet haben /die er vordeme bei mir in Damasco verschwendet. Sie hatte aber kaum diese beschüldigung bei ihr bedacht /da bereuete sie solche beschüldigung wieder: weil sie nicht glauben kunte / daß der tugendhafte Cimber einer solchen leichtsinnigkeit fähig seyn k \nte; und stellte sie ihr damit auf einmal vor / alle dessen tugenden / die ihn eines solchen lasters mehr dan frei und ledig sprachen. Die vorbildung seiner unschuld brachte aber ihrem gemůte nicht sobald einige erquickung /da warfe dieselbe wieder über einen hausen / der vermeinte bösliche betrug / den ihr sonst so lieber als grosmütiger bruder angestellet / ům von dem Cimber sie abzubringen: daran sie nicht gedenken kunte / sonder bis in den tod sich zu betrüben.
Sie vermochte / für ihre beisitzerinnen / nicht also die trenen / als wie die zunge / zu zwingen: massen die so
Die K \nigin hörte / mit sonderbarer vergnügung /diesem gesange zu / und straffte sich selbst / daß sie in ihr so viel fůnde / das die volkommene Gott-gelassenheit noch nicht anzeigte. Sie ließe sich auch hierauf / mit ihren beiden beisitzerinnen / in ein gespräche ein / von dieser hohen sache: womit ihr nicht allein der weg verkürzet /
Wie sie nun ihren gefärten den von diesem g \tzen erlangten ausspruch erzehlten / und sie / inzwischen man ausruhete / (massen auch ihre K \nigin solche zeit / nach verrichter malzeit / zum schlaff / dessen sie h \chst ben \tigt war / erkieset) sich hievon mit einander unterredten / h \rte Oromedon / wie auch der Abinam / Jezer und andere / die die seite der richtere hielten / solches auch mit an / und urteilten nichts gutes aus diesen des Teraphim worten /
auch daß ihnen ein grosses unglück vorstůnde. Hierbei gaben sie nicht unklar zu vernemen / wiedaß solches ihre unglaubige K \nigin / die einen eigenen und fr \mden gottesdienst hielte / verursachen müste. Also entstunde hierüber kein geringer streit unter den hirten / der doch endlich / durch des Labans zwischenkunft wieder gestillet /
Weil die meisten von den vornemsten / die sich auf dieser reise der wägen bedienten / abgestiegen waren /und zu fus gingen / als kame Bethuel mit seiner Prinzessin eben dazu / wie Laban in der grösten entrüstung ware. Weist du / mein sohn! (redete dieser ihn an) wie man neulich so wol dich / als deinen vatter /bei hofe hat herdurch gezogen / und unsere personen durch andere schimpflich fůrgestellet? Ich bin zwar (antwortete Bethuel) damals nicht zu Samosata gewesen: ich weiß aber wol / daß / bei fůrstellung des Jacobs und meiner beiden schwestern / nichts fürgefallen / so uns verkleinerlich seyn könte. Man hat aber (widerredte Laban /) wie ich verneme / nicht vergessen / auf das sp \ttlichste vorgestellet / die art und weise / wie ich den Jacob üm meine töchter dienen lassen / und wie der geitz mich behersche. Das muß (gabe Bethuel zur antwort) der verfasser
Bethuel spazirte nun mit seiner Prinzessin fürter /und vollfürete seine angefangene erzehlung / wie es ihm auf der reise nach Ausitis ergangen ware. Er verseumte hierbei nicht / ihr auf das beweglichste fürzustellen / wie ihr verlust ihn angefochten hätte. Diese angeneme Prinzessin widersprache ihm hierinn / und sagte: wiedaß sie hiebei die geringste unruhe in ihm wůrde erweckt haben / weil er sie nicht allein / sondern auch ihre beide schwestern / geliebet und gesuchet. Ob ich wol dieses nicht laugnen kan / (erwiderte Bethuel /) so hat doch mein herz allemal mehr der sch \nen Kerenhapuch / als den andern beiden / angehangen / und truge es mir der sinn zu / daß mir eure schöne zu teil werden solte. Wůrdet ihr aber wol (antwortete diese schöne) euch geweigert haben / wan der König / mein herrvatter / euch / an meiner stat / die Kezia hätte zuerkennet / welches ja leicht geschehen mögen? massen es nur / menschlich zu reden / etwas recht ungefäres ist / daß ich bin die eure worden. Meine sch \ne Prinzessin (gabe Bethuel zur antwort) stellet mich so gar auf die probe / daß ich nicht weiß /was ich antworten soll. Die g \tter kennen aber mein herz / welches mir saget / daß es / wider mein eignes wissen / die Kerenhapuch am meisten geliebet. Als er dieses sagte / ümarmte er seine Prinzessin: die dan keine schwerigkeit davon machte / ihme auch zu gestehen / daß sie allemal
Nachdem er in seiner erzehlung vorgebracht / wie sie zu Samosata / auf der růckreise / sich nach ihnen erkundiget / und im nachsehen die Aprite und Baalise gefunden / berichtete er ferner / wie deren antreffung ihn bestürzt gelassen / weil er der urheber ihrer entfürung nach Ausitis gewesen / und sie in Mesopotamien wieder anzutreffen nicht vermeinet. Die Prinzessin gabe ihm hierauf zu vernemen / wie daß diese zwei schöne schäferinnen zu Ausitis nicht zurück bleiben wollen / als sie von ihrem herrvattern wieder nach Mesopotamien gesendet wurden: doch håtten sie dabei sehr ausbedungen / daß man sie ja heimlich halten wolte / damit ihr verfolger / der Nahor / ihre wiederkunft erfahren möchte. Der ungereimten liebe meines brudern zu steuren / (sagte Bethuel /) ersonne ich dieses mittel / sie hinweg zu schaffen: und wolte ich wol nicht gerne / daß meine liebste Prinzessin eine solche schwägerin bekommen solte / die von knechtischer geburt ist / und unsrem ganzen haus einen schandflecken anhången wůrde. Der Nahor war ihm so nahe / als Bethuel dieses sagte / daß Kerenhapuch nicht darauf antworten kunte: und gesellte sich dieser verliebter zu ihnen / üm / wo můglich / von seinem bruder zu erfragen / ob er nichts von seiner Aprite wůste.
Du sihest dich nun in der h \chsten vergnügung /mein bruder! (redte er ihn an /) und kanst den unterschied deines jetzigen und vorigen zustandes erkennen. Laß demnach auch den meinigen dir zu herzen gehen / und da ich / der Königin ausspruch gemås /unsrer eltern
Der betrübte Nahor ginge hierauf wieder von ihnen / die ihn so wenig getr \stet / und seine übrige hoffnung darauf setzend / daß er auf dem Taurischen gebirge von seiner verlornen schäferin etwas erfragen würde / begleitete er die Königin / bis an das feste schloß Amida: welches / mit der landschaft und der stadt Amida gleiches namens / auf einem berge belegen / und von dem schiffreichen fluße Tigris ümfloßen war. Man hatte daselbst / für sie und die fůrnemsten von ihrer geleitschaft / das ablager zubereitet: da die gesamte hirtenschaar / auf den ümligenden wiesen sich behalfen / und
Wie nun die nacht vorbei / und die K \nigin mit ihrer schönen gesellschaft sich eben auf den weg begeben wolte / ward Mitreus bei ihr angemeldet: welcher von dem Taurischen gebirge zurück kame / und nicht vorbei reisen wolte / sonder einen befehl an seinen herrn von der Königin mit zu nemen. Sie ließe ihn / so begierig / als unruhig / vor sich kommen und verlangte so sehr / seinen bericht zu hören / als sehr ihr dafür grausete. Er / der wol vermutete / daß der K \nig ihr dasjenige würde entdecket haben / wovon er bisher ein so großes geheimnis gemachet / entsezte sich nicht / als die Königin ihn fragte / ob der Tuscus Sicanus vordeme / auf dem Riphatischen gebirge /ihm eine solche antwort gegeben / wie ihr der K \nig ihr bruder erzehlt hätte? So wissen dan E. Maj. (antwortete er /) was mir mein K \nig bisher auszusagen so sehr verboten hat? Ich weiß es / (gabe sie zur antwort /) vermeine aber nicht / daß Tuscus Sicanus fähig sei / ohn gegebene ursach oder anleitung also zu reden. Was diesen König hiezu bewogen / (gabe Mitreus zur antwort /) ist mir unbewust. Weil nun dieses E. Maj. nicht mehr verborgen ist / als bitte ich demütigst / mir zu vergeben / daß ich / bei meiner damaligen wiederkunft / die unwarheit
Mitreus! (sagte die K \nigin / und name alle ihre majeståt an sich / ům ihren ernst ihm sehen zu lassen) redet ihr die warheit / oder hat der K \nig mein bruder euch dazu erkauft / mich also zu teuschen? Verberget mir ja nicht den grund / wie es hierüm stehet / und glaubet / daß ich des standhaften gemůts sei / die zeitung / von dem verlust so wol eines tugendhaft-geglaubten liebhabers / als eines getreuen brudern / anh \ren und vertragen zu können. Wie? gnådigste Königin! (antwortete Mitreus / mit großer standhaftigkeit /) vermeinen dan E. Maj. daß mein K \nig fåhig sei /etwas zu ersinnen / das seinem liebsten freund schädlich seyn / und seine so werte schwester betrüben k \nne? Nein warlich! der große Aramenes und alle dessen treue bediente sind bisher anders erkant worden / und lasse mich der gerechte himmel nicht lebendig von hier gehen / wan ich E. Maj. nicht reine war heit sage.
Uber diesen bericht verstumte zu anfangs die Königin / die augen himmel-auf wendend / und nachdem sie endlich sich erholet / sagte sie: Vergib mir dan /werter Aramenes! daß ich von dir einen so unrechten verdacht gefasset. Ich vermeinte nicht / daß Cimber dessen fähig seyn könte / was ich nun erfahren. Ich will aber lieber / daß er sich gegen mir unbeständig erzeige / als daß mein bruder aufhöre / der große Aramenes zu bleiben.
Wie sie nun ferner nachricht begehrte / was er auf dem Taurischen gebirge für einen zustand gefunden hätte / gabe er ihr nachfolgendes zu vernemen. Es sind nunmehr fünf tage / daß mein herr / der K \nig /von Samosata nach dem Taurischen gebirge mich abgeschicket / ům daselbst geheime kundschaft einzuziehen / ob das gerůchte die warheit rede / daß die König von Basan und der Aborigener / mit den riesen / sich daselbst aufhielten / und was dieses eigentlich bedeuten m \chte. Weil ich nacht und tag forteilete /üm wieder bei meinem herrn zu seyn / ehe E. Maj. hieher sich verwandelten / als kame ich in zwei tagen auf das gebirge. Ich hielte mich ganz heimlich und verborgen / um nicht vor einen kundschafter angesehen und erkant zu werden / und fande in der that / daß das ganze gebirge mit Celten / Aborigenern und riesen angefüllet war. Mein glück fůrete mich zu dem Batto / einem von den fůrnemsten Aborigenern / mit dem ich vordessen auf dem Riphatischen gebirge / ehe ich die unglůckliche gesandtschaft
Nimmermehr (fiele alhier die beleidigte K \nigin /dem Mitreus in das wort) sol dieses geschehen! worauf sie sich aber wieder begriffe und den Mitreus also fortreden ließe. Der Batto sagte mir auch hierbei /wiedaß die andere hälfte der Teutschen aus Basan /die auch etliche von den hiesigen riesen an der hand håtten / hingegen sich bearbeiteten / E. Maj. fůr ihren K \nig / den grossen Marsius / zu erlangen: welcher für seine person / mit der häftigsten liebe und tiefsten betrübnis fortfüre / E. Maj. zu verehren. Es hätte aber einer von des Tuscus Sicanus vertrautsten leibärzten /den er mir Midaspes nennte / ihm die versicherung gethan / daß ihr König nunmehr sein glůck bäßer / als bisher / erkennen / und die angetragene heurat belieben wolte. Ich erfuhre ferner von ihme / welcher gestalt diese änderung bei ihrem König sich verspüren lassen / daß er / mit dem Daces / des Prinzen Trebetes sohn / vor wenig tagen auf dem gebirge bei ihnen angelanget / und von dar / unwissend wohin / bisher verreiset gewesen / üm die jenige sch \nheit noch einmal zu sehen / die er / ob sie schon verheuratet / dennoch bis iezt hätte lieben můssen.
Sonder zweifel (sagte die K \nigin) ist er nach Babel gereiset / ům die K \nigin Hercinde zu sehen: und gaben mir nun alle ümstände klar zu verstehen /daß bei
E. Maj. erlauben mir / (sagte Mitreus) etwas hiergegen
Wan gleich mein bruder / (sagte hierauf die K \nigin) hierzugegen wäre / so wůrde ich doch keinen anderen schluß als diesen fassen / daß ich nämlich weder den Tuscus Sicanus / noch den Marsius / noch iemals einigen andern / zu ehlichen begehren / und daß / wan es zum kriege kommen soll / ich mit freudigen mute / denselben wider die Aborigener zu fůren /mich entschließen würde. Dieses saget meinem bruder / berichtet auch ihn und die K \nigin seine gemalin dabei / daß sie ja meinetwegen ihnen nicht zu viel sorgen machen sollen: weil ich / nächst der hůlfe Gottes / dieses widrige / so wol als alles vorige / zu ůberstehen verhoffe; ob ich wol nicht leugne / daß dieses das härtste ist / so ich iemals entfunden habe. Hiemit hatte Mitreus seine abfärtigung / und weil diese unterredung heimlich lang gewäret / als machte es bei den anderen allerhand nachsinnen: sonder / ich bei den richtern / die immer in argwahn lebten / daß die entdeckung ihrer anschlåge zu zeitig geschehen möchte.
Hierauf ginge nun die wallfart nach dem tempel fort / und sahen alle / die üm die Königin waren / daß ihre betrůbnis ungemein seyn müste / weil die aus allen ihrem thun und wesen herfür schiene. Sie ließe sich aber dadurch nicht hintern / auf das höflichste denen zu begegnen / die nach und nach ihr entgegen kamen / sie einzuholen und zu bewilkommen. Die ersten von ihnen
Wie nun diese / bei dem thon ihrer feldmusik / ihre Königin also daher begleiteten / erschienen alle priesterinnen des tempels / in ihrer geistlichen kleidung /die sonst / auser diesen sonderbaren fasttägen / ståts verschlossen lebten / und sich nie sehen ließen. Unter diesen ware Tilidea / des Oberpriesters tochter / die die Amphilite der Königin zeigte. Es befanden sich auch daselbst die Briane und Zimene / die beide jungfrauen des Diana-tempels zu Ninive: die sich unter diesen orden / seitdaß ihr tempel abgebrant / begeben hatten. Sie entfingen die Aramena mit einem gewönlichen gesang / darinn sie die göttin Gad anrieffen / daß ihrer K \nigin ankunft ihnen gedeulich erscheinen möchte. Sie gingen also singend vor der K \nigin her /bis sie der weg zum ersten tempelbau fürete / alda beim eingange dieses prächtigen gebåudes / der Oberpriester Telecles mit der gesamten priesterschar / sich sehen ließe: welcher von Samosata füraus gereiset war / üm alhier die Königin zu entfangen.
Weil diese opferungen etliche stunden wäreten / als suchten die drei Prinzessinnen / neben der Lea und dem Fürsten Elihu / immittels ihren zeitvertreib darinn / daß sie alle die ordensjungfrauen oder priesterinnen des Teraphim / aus ihren gesicht-bildungen beschrieben / wie sie gesinnet oder genaturet wären: daß dan / nach aussage der beiden hirtinnen Melidia und Eidania / denen die meiste bekant waren / sehr eigentlich und wol zutraffe. Die sch \ne Aramena / die dieses von ihrem tron wargenommen / wolte / ům ein wenig ihrem
Jene / (sagte sie ferner) die keine geringe sch \nheit von sich blicken lässet / ist so gütig von äuserlichem wesen / als neidisch dabei im herzen. Sie scheinet viel verstand zu haben: sie verderbet aber denselben / mit ihrer rumredigkeit. Sie ist auch nicht wenig voll einbildung und argwahn: daher sie alles zum årgsten /selten aber etwas zum guten deutet. Sie unterlässet hiebei nicht / guttätig zu seyn / und / wo sie / treue zu erweisen / ihr vorgenommen hat / hält sie ja so beståndig daran / als unbeständig sie sonst ist / wan sie meinet / daß es ihr båstes erfordere. Schon genug er raten! (finge die Lea an) und wüste ich wol nicht / wie man diese frau båsser beschreiben k \nte. Die neben dieser stehet / (fuhre Jemima fort) und / wiewol sie noch jünger als die vorige scheinet / dannoch fast wenigern glanz von sich gibet / hat gar keinen verstand /aber grosse rumredigkeit. Sonder lügen / von denen die meisten fast boshaftig sind / wird sie selten anzutreffen seyn. Sie ist im h \chsten grad unbarmherzig; und feindet niemand mehr an / als gegen welche sie die gröste verbindlichkeit hat. Sie beneidet und verachtet alles / was ihr nicht angehöret: erhebet hingegen in den himmel / was ihr zukommet.
Es ist heute das erste mal / (antwortete Jemima) daß ich alle diese personen sihe / und gibet mir die äuserliche bildung ihrer gesichter / wie auch ihre gebärde / zu erkennen / was ich von ihnen berichte. Wie ist dan wol diese untersezte kleine person gesinnet /(fragte die Königin) die so sch \ne schwarze augen hat / und eine sonderbare annemlichkeit von sich scheinen låsset? Auf E. Maj. erlaubnis / (antwortete Kezia) will ich dieselbe beschreiben. Es ist dieser ihr sinn so hoch / und eitel / daß / wie sie noch weltlich gewesen / sie ihre gr \ste ergetzlichkeit darinn gesuchet / fůr allen andern / in kostbaren kleinodien und herrlichen kleidern daher zu prangen. Es manglet ihr dabei nicht an rumredigkeit: und ob sie gleich sich demütig stellet / will sie doch gerne ůber alle andere geehret seyn. Sie ist ein wenig unbeståndig / und weil sie gerne grosspricht / kan sie nicht allemal die warheit reden. Hiebei hat sie aber auch viel gute geschicklichkeiten /und ist nicht unverständig: daher sie nicht wenig der leute gute gunst gewinnen kan. Dieses letzere / (erwehnte die K \nigin) finde ich schon wahr zu seyn /massen ich in mir selbst
Sind dan / (fragte die K \nigin) unter diesen geistlichen keine ohn solche haubtmångel / zu finden? Dort stehet eine / welche ein feines angesicht und frommes wesen hat: solte die auch wol etwas bergen / das die åuserliche gestalt nicht an den tag gibet? Ist mir eine iemals (gabe Kezia zur antwort) fürgekommen / die ich habe můssen böse erkennen / so ist es diese. Ich wolte auch wol behaubten / daß sie nicht eifrig von sinnen / sondern auch sehr verliebter art sei / und / so erbar sie scheinet / dannoch nicht immer von der liebe sei frei geblieben. Sie scheinet dabei freigebig zu seyn / auch wol über ihr vermögen. Sie ist sehr heimlich in ihren sachen / und ihren freunden sehr getreu. Warlich! (sagte Elihu) ich fahe schier an / schönste Prinzessin! mich für euch zu fůrchten / weil ihr erweiset /daß ihr fast allwissend seit. Es verhält sich mit dieser person allerdings also / gnädigste K \nigin! wie die schöne Kezia berichtet: und wer diese priesterin / in ihrem weltlichen stande / wie ich / gekennet / wird müssen gestehen / daß sie nach allen farben abgemalet sei.
Weil ihr mich / mein Elihu! (antwortete Kezia) fůr so allwissend haltet / so k \nnet ihr ja auch leicht erachten / daß ich euch kennen müsse / und folgbar wol wisse / daß eure vorgegebene furcht in einer herzlichen liebe bestehe / damit ihr eure Kezia beehret. Für diese verbindliche worte / kunte der verliebte Elihu sich nicht entbrechen / seiner Prinzessin ohn unterlas den rock und folgends die hände zu kůßen / und sagte die sch \ne Kerenhapuch zu ihr: wie glücklich bist du doch / für uns beiden! da
Ich gedenke iezt (sagte die Königin) an meiner basen sonderbare wissenschaft in verborgenen dingen: welche aber doch zuweilen triegen muß. Ich besinne mich ja / daß man mir erzehlet / wie ein grosses unglück / das euch / wan ihr in Mesopotamien bekant leben wůrdet / gedrohet / euch bewogen / zu Abarne /und nachgehends zu Sarug / verborgen zu bleiben: da doch nun / dieses besorgte unglück / zu so glücklicher ånderung ausgeschlagen / daß ihr nicht sobald in Mesopotamien bekant worden / da habt ihr auch euch wunsch-vergnügt gesehen. Diesem ist freilich also /(gabe Jemima zur antwort /) und wolte auch der K \nig / unser herrvatter / sich gar nicht daran kehren /als unsere mume / dieses längst-gesehene unglůck zu verhüten / unsere hieherreise sehr wiederriete / massen er / solches fůr eine sünde achtend / uns der aufsicht des starken Gottes / der über die gestirne regiret / und nicht an deren einflüße oder anzeigungen gebunden ist / anbefohlen / und hat es sich / zu unser aller vergnügen / nun also ausgewiesen. Es ist aber doch nicht ohne / (sezte Kerenhapuch hinzu) daß
Lasset uns vielmehr (sagte der verliebte Elihu) unsere vorige verrichtung wieder fürnemen / als von diesen fůrchtbaren dingen reden! Und eröffnet mir doch /werteste Kezia! wan es euch beliebet / ob ihr mir wol könnet sagen / wie jene priesterin gesinnet sei / die da fast über alle die andere / wegen ihrer länge / herfůrraget / die auch / ob sie gleich nicht zum vollkommensten gebildet / dannoch nicht unterlässet / schön zu scheinen. Dieses äuserliche scheinen / (antwortete Kezia) zeiget das innerliche gemüte an / welches von sonderbarer tugend und heiligkeit leuchtet / ob es gleich im grund viel anders mag damit bewandt seyn. Sie hat den ruff von einer sonderbaren klugheit / besitzet dabei aber mehr åuser- als innerliches / und redet lieber b \ses als gutes von andern: wiewol sie ihre worte allemal also zu kehren weiß / daß sie den schein einer sonderbaren andacht behalten möge. Weil sie sich fůr sonderlich klug hålt / gehet solches ohne falschheit nicht ab / die sie dabei zu gebrauchen für nötig erachtet. Sie weiß sich in allerlei sinne zu schicken / tritt aber zu zeitẽ über die weisheit hinaus /also daß sie darum fůr töricht angesehen wird. Ihr wesen stehet nicht jederman
Auf solche weise / (erwehnte die Königin) findet sich / unter diesem grossen haufen / noch keine / die nicht ihre merkliche mängel habe / und m \chte ich wol auch eine gute beschreiben h \ren. Es werden wenige leben / (antwortete Lea) die / wan man sie genau betrachtet / nicht ihre mångel haben. Weil aber E. Maj. eine gute beschreibung vernemen wollen / so wird diese / die jezt hieher sihet / und das lichte haar hat / dazu anlaß geben k \nnen. Wer die Eidanie kennet / (sagte Jemima) der kennet auch diese priesterin /und sind diese beide von sinnen einander so gleich /als wan sie schwestern wåren. Es ist / in ihnen beiden / eine wahre ungefärbte Gottesfurcht: ob gleich diese priesterin den rechten Gott nicht erkennet. Sie sind rechtfärtig in allem ihrem thun / auch so gar / daß sie deshalben von denen / die sie nicht recht kennen / für b \se gehalten werden. Aufrichtigkeit / milde und erbarmen / erscheinet in allen ihren thaten. Und ob sie gleich etwas argwänisch / so sind sie es doch nicht /andern zu schaden / sondern sich für andern fůrzusehen. Es wonet in ihnen / eine klugheit / sonder aufblasen. Wan sie einmal betrogen worden / trauen sie hernach nicht leichtlich wieder: ehe sie aber den betrug erkennen / trauen sie oft all zu bald / und vermeinen /die ganze welt sei so ehrlich / als wie sie sind; daher sie oft selbst ursach sind / daß man sie teuschet. Worauf sie ihre begierde fallen lassen / das wollen sie haben: entfehlern aber damit ihren lüstrenden sinn /daß sie niemals etwas böses begehren / oder was zu verlangen nicht erlaubet ist. Sie
Meine Prinzessin vergisset sich / (fiele ihr die schåferin Eidania in die rede) indem sie hiervon so viel worte verlieret. Wie jene priesterin von gemůt und sinnen sei / solches wil ich nicht verfechten: von mir aber weiß ich wol / daß meine Prinzessin mehr aus der freundschaft / die sie auf mich geworfen / als aus dem sternen-hi el / geweissaget habe. Wann ich demnach von der sch \nen Jemima hinwieder eine beschreibung machen d \rfte / so wolte ich sagen / daß sie keinen mangel habe / als nur diesen / daß sie zuweilen auch die freundschaft sich blenden lässet. Wann ihr / werte schäferin! (antwortete diese Prinzessin) auf den himmelslauf und auf die gesicht-beschreibung / euch verstündet / würdet ihr viel ein mehrers an mir finden / das mir fehlet.
Als Eidania dieses wieder beantworten wolte /ward sie durch die K \nigin daran verhintert: welche so wol iezt / auf diese gute beschreibung / als vorher schon / eine sonderliche huld auf diese hirtin geworfen hatte. Demnach verlangte sie von ihrem und der Melidia zustand / mehrere wissenschaft / und fragte sie / woher sie wären? weil sie nicht dünkte / daß rechtglaubige unter den Mesopotamiern sich befinden k \nten. Wir sind Canaaniter / (antwortete Eidania) und haben nicht allemal im schåfer-stand gelebet. Der Hebreer Fůrst Isaac / hat uns zum rechten Gott bekehret; und das verlangen / das übrige unsers lebens in stiller ruhe zuzubringen / machte uns / für etlichen jahren / unser vatterland verlassen: welches uns dan wol geglücket / indem wir dadurch unter eine so gewůnschte regirung geraten sind. Diese
Sie erblickte indem / unter den haufen der priesterinnen / eine / die der sch \nen Melidia in etwas gliche: daher sie anlaß name / auch nach dieser schäferin gemüte zu forschen / und die Prinzessin Jemima zu fragen: ob sie / zwischen der Melidia und dieser priesterin / auch eine solche änlichkeit des gemůts / als wie in der åuserlichen gestalt / fände? Auf alle weise! (antwortete Jemima) und weil ich sehe / daß es E. Maj. zu wissen verlangen / als sage ich / daß diese beide eine so schöne seele / als die åuserliche zierde ist / besitzen. Sie sind verståndig / halten aber damit sehr zu rücke. Es ist bei ihnen eine besondere bl \digkeit / die sie eines stolzen geistes beschůldigt / den sie doch nicht haben. Es ist ihnen üm der leute gunst zu thun / ob sie sich gleich åuserlich nicht darnach bemühen. Sie sind / von natur / lustig an sinnen / so erbar sie auch von ausen scheinen. Sie erkiesen ihnen wenig freunde: die sie aber haben / die halten sie lieb und wert. Man kan sie eher karg / alt verschwendisch nennen. Was Melidia angehet / solte sie wol ein wenig noht von der eifersucht haben / wan ihr der himmel wieder einen mann geben wolte. Trifft dieses auch ein / schöne hirtin! (fragte die K \nigin die Melidia) was unsere profetin von euch geweissaget? Es ist fůr mich (antwortete Melidia) gar zu vorteilig gesprochen worden: ohne was das lezte betrifft / daß ich so wenig mehr nötig zu haben / als damit behaftet zu seyn / vermeine. Jemima raunete hierauf der Melidia etwas ins ohr / welches dieser schäferin eine r \te ausjagte.
Weil es nun das ansehen gewinnen wollen / als ob /die gleichheit der åuserlichen gestalt / allemal auch einerlei gemůte anzeigen müste / wie solches aus den beispielen
Wann aber (sezte Elihu hinzu) aus den äuserlichen linien das urteil zu fällen ist / so würden wol meine schöne Prinzessinen nicht fehl-schlagen / wann sie diese Babylonierin beschreiben solten. Es verhålt sich anderst hiemit / (antwortete Kezia) und pflegen wir unsere anmerkungen nicht hieraus allein / sondern auch aus den gebärden und aus einen gewissen natur-wesen zu nemen / daß man anderen / die diese wissenschaft nicht haben / unmüglich bedeuten kan / und das bei gleich-sehenden personen / dennoch unterschieden ist. Haben dan
Als Jemima hierauf antworten wolte / wurde sie /durch die ankunft der vornemsten hirten selbiger gegend / davon abgehalten: welche / weil die opfere nun geendigt waren / von der K \nigin zu vernemen kamen / ob ihr gefällig wäre / ihr ablager bei den priesterinnen
Wie sie aber / gegen die nacht / allein seyn kunte /überdachte sie ruhiger / zu bef \rderung ihrer unruhe /alles das jenige / so ihr der Mitreus erzehlet: und wurde sie immer verwirrter / ie mehr sie solchen dingen nachsonne. Weil der helle mond ihr gönnte / daß sie wie bei tage sehen kunte / als forderte sie von der Amphilite / die bei ihr in der kammer schlieffe / ihr kåstlein / darinn sie des Cimbers reimschriften aufbewahret hatte: welche sie / eine nach der andern / herfür name / und durchlase. Das erste / so ihr in die hände geraten / ware das / so er auf ihr bildnis gemachet. Ach treuloser Cimber / (sagte sie) du meldest hierinn / als hätte ich dir deine freiheit gebeuget: welches ich nun bässer / als vordem / verstehen kan. Weil ich deinen sinn gebogen / aber nicht
Eitles vergnügen! (finge sie / nach einer guten weile / wieder an) was ist es nun / daß ich noch lebe /und sehe / wie ich betrogen worden? dieses muste ich noch kosten / und darüm von meinem feinde beim leben erhalten werden. So will ich ihm dan auch den willen nicht thun / die gedult zu verlieren / die mich stäts in allem unwesen begleitet: ich will den mit verachtung überwinden / der mich verachtet hat. Hierauf kame ihr in den sinn / wie beståndig Marsius der berůmte K \nig von Basan sie liebte / wieviel der ihrentwegen gethan / und
Mit solchen gedanken verbrachte sie die ganze nacht / und weil dieses fůrnemen sie etwas wieder beruhigt /
Man fürte sie damit in den tempel / zu ihrem thron / den man fůr sie / unferne von der seule / darauf das haubt des Teraphim stunde / zubereitet hatte. Mitlerweile nun alle nachfolgende und das ganze volk einen lobgesang dem Teraphim zu ehren anstimmeten /seufzete die schöne Aramena zu ihren Gotte / daß er diese arme blinde leute bekehren / und ihr selbst es nicht zur sünde rechnen wolte / daß sie / ům ihr untergebenes volk zu gewinnen / diesen abg \ttischen gebråuchen mit beiwonete. Wie nun alles volk in diesen weiten tempel sich befande / rieffe der Oberpriester dreimal mit lauter
Wie nun eine allgemeine stille unter dem volk entstanden / und der Telecles / neben den andern priestern / den Teraphim mit statlichem weirauch beråuchert hatten / thåten sich auf einmal die lichter aus /so fůr seinem haubt angezůndet waren: da es zugleich lautete / als wan ein erdbeben entstanden wåre. Das ganze volk sahe und vername dieses mit grossem entsetzen / und drange hinzu / zu vernemen / was der heilige todtenkopf / der etliche mal das gebiß růrete /sagen würde: der dan also anfinge.
ô liebes vatterland.
Endlich doch begriffe sie sich / und den mittelweg /nåmlich eine kaltsinnigkeit mit untermengter sorgfalt annemend / winkte sie dem tobenden volk mit der hand / daß sie schweigen möchten / und begehrte /daß man diesen frömdling für ihren tron bringen solte. Wie nun dieses geschehen / das getümmel aber nicht still wurde / sagte sie zu ihm in Celtischer sprache /(die
Hiemit drunge der Oberpriester mit den fürnemsten des volkes herzu / ům zu vernemen / was dieser miståter der Königin vorgebracht håtte: und weil so wol an ihr / als an ihme / eine nicht-geringe bewegung verspüret wurde / wuchse daher bei ihnen die begierde / ein mehrers hievon zu wissen. So viel ich aus diesen fr \mdling bringen können / (sagte zu ihnen die Königin) so muß ihn der blosse fůrwitz hieher an diesen verbotenen ort gebracht haben: daher ihr wol thun werdet / wan ihr ihn so fort / durch etliche aus eurem mittel / auf das Taurische gebirge schicket / zumal er angelobet / einen grossen schatz geldes zu eures tempels unterhalt herzuschießen;
Die schåfere von Abagara / neben den abgöttischen Horiten / fielen diesen worten des Telecles so fort bei / und sich grosser dreuworte vernemen lassend / bewegten sie die K \nigin dazu / daß sie der gewalt wieche / und / um desto bässer ihre meinung zu bergen /ganz kaltsinnig dem Oberpriester gebote / diesen fr \mden in seine verwarung zu nemen / und ihren gesetzen gemäs / wan die sache reiflich würde unter ihnen erwogen seyn / mit ihm zu verfahren. Also wurde Cimber den priesteren ůbergeben / und in ein gewölbe unter der erden gefüret / dahin man die körper von denen / die zum Teraphim geschlachtet und zubereitet worden / zu begraben pflegte. Dieser frömde handel / brachte nun alles in unordnung und verwirrung / und hielte man mit der ferneren gewönlichen opferung / zurůcke / bis die frage unter den geistlichen / dazu sie auch etliche von den fůrnemsten
Weil aber kein augenblick zu verseumen war / den gefangenen König zu erretten / als welchen Aramena /ohngeacht ihres zorns / in dieser noht nicht lassen wolte: als sandte sie sofort / wie sie in ihrem zimmer allein war / nach dem Nahor und Elihu: welche / als sie erschienen / von ihr befraget wurden / ob sie den gefangenen kennten / der in das fest diese verwirrung gebracht hatte? Wir haben (antwortete Nahor fůr sich und den Elihu) den großen Cimber so oft in Syrien gesehen / daß dessen gedåchtnis uns sobald nicht entfallen k \nnen. Was beweget aber immermehr diesen K \nig / sich in solche gefahr zu stůrzen? Wir haben ja schon längst / (sagte Nahor /) wiewol nicht auf solche weise / dieses unsers künftigen Königs ankunft erwartet. Die sch \ne Aramena err \tete zu diesen worten / die sie aber nicht / ihren gedanken nach / beantworten wolte / sondern vielmehr auf des Cimbers erl \sung gedenkend / erwehnte
Wann ich mich wolte entschuldigen / daß ich einen so tugendhaften edlen bruder in so bösem argwahn halten können; wann ich gedächte zu beschreiben / die bewegungen meines gemůtes / die sich bei mir eingestellet / seit daß ich des Cimbers treulosigkeit glauben müßen; oder wan ich iezt mit allen farben fürbilden wolte / wie mir zu muht ist / daß ich meinen ärgsten feind alhier einfangen gesehen / und ihm sein leben zu retten / mich verbunden finde: so würde ich zuviel
Aramena.
Es ist wol nie ein brief verwirrter geschrieben /noch mit gr \ßerer eile / als eben dieser / abgefärtiget worden. Wie nun Nahor hinweg geschieden / und bei seinem vatter / auch den andern / fürgegeben hatte /daß er nach Nisibis gehen und in wenig tagen wieder zugegen seyn wolte / redte Aramena ferner mit dem Elihu und Bethuel ab / daß sie auf alles / was fůrgehen würde / wol acht haben / und so viel hirten / als immer můglich / auf ihre seite bringen solten: üm sich deren / in fall der noht / zu bedienen. Sie hielten fůr ratsam / auch den Demas zu gewinnen / als der nicht allein unter den Horiten viel galte / sondern auch sonst eines guten gemůtes war / also daß man auf seine redlichkeit sich wol verlassen kunte. Gleichwie nun der verständige Elihu / dieses bei den hirten auszuwirken / ůbername / also wolte Bethuel sein heil bei den priestern versuchen / weil er im tempel etliche
Sie verfügten sich demnach beiderseits an ihre bestimte \rter / und ließen die sch \ne Aramena allein: die nicht gnug ihr wunderbares geschicke betrachten kunte / welches sie n \tigte / in erwägung aller ůmstände / so wol in ihrem reich ihre habende gewalt zu bergen / als für dessen erhaltung zu sorgen / den sie zu hassen so sehr befugt zu seyn vermeinte. Es verdroße sie auf sich selber / daß ihr des Cimbers gefahr solche angst verursachte. Wann sie betrachtete / was diesen König doch möchte bewogen haben / nicht nur in den tempel also allein zu kommen / sondern auch /auf des oberpriesters dreimalige warnung / darinn zu bleiben / konte sie nicht anders urteilen / als daß er sie noch lieben můste / zumal seine mit ihr gewechselte reden ein solches bestätigten. Es fiele ihr aber unmüglich / diese seine liebe mit seinem bezeigen auf dem Riphatischen gebirge zu vereinigen: und wolte sie / üm ihrem gemůte keine zweifache unruhe zu erwecken / nicht wieder auf die gedanken kommen / ob auch hieran ein ander / als der Cimber / schuldig seyn möchte / sondern vielmehr ihr die einbildung machen / es m \chte den Cimber gereuet haben / daß er sie dem Marsius überlassen wollen. Diese gedanken milderten nun nicht wenig ihren zorn / und ware sie auf solchen fall unschlüßig / ob sie ihn darüber vernemen solte / oder nicht? Weil es in ihren måchten stunde /mit vorwand / daß sie ihn selber verh \ren wolte / ihn fůr sich kommen zu lassen / als wurde sie des sinnes /durch solches mittel die warheit zu erfahren. Doch hielte sie damit wieder an sich / wan sie ihr die hohe beschimpfung und verachtung fürstellte / die ihr der Cimber erwiesen / da er sich
Indem die schöne Königin in solchen betrachtungen begriffen war / kame die Amphilite zu ihr in das zimmer / und sahe so erschrocken aus / daß Aramena / ein neues unglůck / und zwar wider den Cimber / besorgend / nicht ümhin konte / sie ängstiglich darum zu fragen. Gnädigste Königin! (sagte diese schöne hirtin) der Chersis ist ursach an meinem verstörten gesichte / der / wider meinen willen / mich etliche stunden mit gesprächen unterhalten hat: und ist Sandenise schuld hieran / die ihn heimlich in eine kammer / darinn ich mich befande / gefüret / da ich ihme nicht entkommen können. Ist nur dieses euer leiden? (antwortete die K \nigin / dazu låchlend) wisset ihr nicht / wozu euch und den Chersis mein ausgesprochenes urteil verbindet? Dieses urteils (widerredte Amphilite) wil sich Chersis zu seinem vorteil bedienen / und vermeinet / ich sei schuldig / ihm alles vergangene zu vergeben / und zu vergessen / was er mir zu wider gethan hat. Chersis hat recht / (sagte die Königin) und kan es nicht anders seyn / ihr müsset euch solchen urteil gemäs bezeigen. Solte ich
Sandenise / die hinter der Amphilite stunde / und ihr in das zimmer nachgefolget / liefe gleich / diesen verliebten herbei zu holen: der dan / wie er ankame /mit so guter art die K \nigin begrüste / daß sie daraus / wie auch aus seinem andern feinen wesen / seine innerliche gemüts gaben erraten kunte. Chersis! (sagte sie zu ihm) ihr habt große ursach / dasjenige bei der Amphilite zu entschuldigen / womit ihr sie bisher betrübet: und könte ich mein urteil widerruffen / so wůste ich wol nicht / ob es noch so vorteilhaft für euch hinaus schlagen wůrde / sonderlich wann ich nicht eine wahre reue bei euch solte vermuten d \rfen. Wem diese reu / (antwortete er) die alles mein verbrechen auss \nen sol / sich nicht so völlig / als wie ich sie im herzen entfinde / kan zu tage legen / so bin ich nicht schuld daran / sondern meine große freude / die in mir erwecket die hoffnung / daß ich / durch E. Maj. gůtigkeit / zu meiner vorigen glückseligkeit wider gelangen werde. Was wollet ihr mehr / Amphilite! (sagte hierauf die Königin) wollet ihr wol die erste in meinem reiche seyn / die mir ihren ungehorsam erweise? Chersis warfe sich zu der Amphilite füßen / und die augen mit trånen füllend / beschwure er sie / ihm zu glåuben / daß er / bei allen diesen widerwärtigkeiten / sie allemal in seinem herzen verehret und geliebet. Amphilite / so wol von ihm als von ihrer Königin überwunden / hube ihn von der erden wieder auf / und hingegen sich fůr der K \nigin niederwerfend / verhieße sie derselben / sich gehorsam zu
Dieses lezte sezte den Chersis in die h \chste vergnügung / und wie darauf diese beide in gegenwart der Königin / einander ůmarmen / auch zu beståndiger wechsel-liebe sich verpflichten můssen / bote der verliebte Chersis sein leib und leben / ja alles sein vermögen / der K \nigin an / üm zu bezeugen / was hohe gnade und guthat sie ihm hiedurch erwiesen hätte. Ihr könnet gleich ietzund / (sagte die Königin) mir einen guten dienst thun / wan es euch ein ernst ist / was ihr mir anbietet. Wie nun Chersis hierauf sein versprechen mit eidschwuren bestätigt / und seiner Königin ewige treue angelobet / eröffnete sie ihm / wie sie dieses fůr einen von den gr \sten diensten / die er ihr erweisen k \nte / halten wolte / wan er mit seiner macht / die er bei dem Oberpriester seinem vatter hatte / es dahin vermittlen hůlfe / daß mit dem gefangenen / der heute das grosse fest zerstöret / nicht zu eilig verfahren / und er in seinem gefängnis wol gehalten würde. Chersis versprache dieses / nach allen müglichsten kräften / zu werk zu richten.
Der Fůrst Bethuel kame eben darzu / als es bereits zum abend ginge / der inzwischen bei den priestern im tempel gewesen war. Der Königin verlangen /seine verrichtung bald zu vernemen / neben der zuversicht / die sie in des Chersis treue gesetzet / verursachte / daß sie sich nicht scheuete / in seiner und der beiden schåferinnen gegenwart / den Fürsten von Haran zu fragen / wie es im tempel stünde? Bethuel wolte anfangs / wegen dieser ihrer anwesenheit / zurück halten: als er aber unterrichtet worden / das sie auf ihrer seite wären / stattete er der Königin folgenden bericht ab. Ich bin dißmal glückhaft / daß ich von meinen alten bekanten / die ich
Diese nachricht erfreute die K \nigin nicht wenig /und als sie an dem Chersis warname / daß der sich über den vernommenen K \nigs-titel verwundert bezeigte / wolte sie ihn / üm ihn desto mehr zu gewinnen / zu ihren v \lligen vertrauten machen. Demnach entdeckte sie ihm / wiedaß der Aborigener König der jenige wäre / den sie im tempel des Teraphim gefangen hielten. Chersis ware der vorgegangenen geschichten nicht so unkündig / daß ihm håtte sollen unwissend seyn / was es mit diesem König und der schönen Aramena fůr eine bewandnis hatte. Demnach verwunderte er sich nicht mehr über deren erweisende sorgfalt / wol aber ůber dieses Königs bezeigen / der /seiner einbildung nach / nicht n \tig gehabt / so heimlich und mit solcher gefahr dahin zu kommen / allwo er als kůnftiger K \nig solte verehret werden. Was beweget doch
Ob Mesopotamien (antwortete die Königin) iemals von dem Aborigener-König wird regiret werden / ist eine frage / die hieher nicht gehöret. So erachte ich es auch für unnötig / die ursach zu erforschen / warüm Tuscus Sicanus dergestalt sich hier in gefahr stürzen wollen. Daß ihr aber vermeinet / mein Chersis! es wůrde sofort / wan man hier kund machte / wer des Teraphim gefangener sei / seine erl \sung erfolgen /daran muß ich sehr zweiflen: massen mir bekandt ist /wie man hier des Teraphim ausspruch verehret / und was grober natur die Horiten neben den hirten von Abagara sind / die keinen K \nig / und vieleicht diesen am wenigsten / achten und erdulten können. Es ist nicht ungemein / (gabe Chersis zur antwort) daß des Teraphim ausspruch oft anders / als er lautet / müsse verstanden werden / und eine geheime ausdeutung erfordere: daher ich wol sagen wolte / das schlachten zum Teraphim sei also zu verstehen / daß man diesen fr \mden zum Teraphim in Mesopotamien / das ist /zu unsern Obersten und K \nig machen sol / der würdig ist / also von uns verehret zu werden / als wan er ein Gott oder Teraphim wäre. Ich zweifele / edler Chersis! (antwortete Bethuel) ob eure auslegung mit der andern ihrer meinung ůbereinkomme: massen mir meine bekandten unter den priestern entdecket / was dieserwegen bei ihrer beratschlagung fürgefallen.
Es hat dieselbe (fuhre er fort) diesen ganzen nachmittag gewäret / und sind / neben den priestern / die riefen von Abagara / die Horiten / die richtere von
So ist es dan mit dem Cimber aus / (sagte die K \nigin) weil ich eurem gotte seinetwegen nichts gutes zutraue. E. Maj. fassen einen båssern mut! (antwortete Chersis) der himmel ist gerecht / und die hinrichtung eines so grossen K \nigs wäre hingegen h \chst unbillig: darüm weiß ich gewis / der heilige Teraphim wird sich in dieser andern antwort also erklären / wie es die gerechtigkeit erfordert / und uns einen irdischen Teraphim / das ist / einen K \nig verleihen / der uns so wol regire / daß wir forthin nicht nötig haben / ům unsers landes wolfart in diesem tempel anzufragen / und uns an so dunkle aussprüche zu binden. An Gottes gerechter regirung zweifele ich auch nicht: (gäbe die K \nigin zur antwort) wir wissen aber nicht / was der öfters über uns verhången will. Ob aus eurem Teraphim der wahre Gott rede / darůber kan ich mich iezt nicht erklåren: dieses aber muß ich besorgen / daß / wan ihr es lediglich auf des Teraphim ausspruch ankommen lassen / und sonst eure beihülfe dem König nicht erzeigen wollet / es mit ihm verloren / und mir damit nichts gedienet seyn werde / daß ich hiebei eure hülfe begehrt habe.
Gnädigste Königin! (antwortete Chersis / und zwar mit grosser bewegung) ich habe zu Ur in des grossen Aramenes / der damals noch der Prinz von Gerar hieße / wie auch in des Fürsten Eliphas und weisen Elihu gesellschaft / so viel zeit belebet / daß ich E. Maj. gedanken von der wahren einigen Gottheit wol vernomen habe. Weil aber die weisen
Elihu kame eben in das zimmer / als die schöne Aramena dieses sagte: der dan nichts ausgerichtet hatte / weil er den Demas nicht finden können / wie sehr er sich auch darnach bemůhet. Er erkante sofort den Chersis / und erfreute sich nicht weniger ůber sein da seyn / als zu vernemen / wie geneigt er wåre / seiner K \nigin zu dienen. Wie man nun hierauf ferner von dieser sache geredet / fiele endlich der schluß dahin / daß
Endlich triebe die nacht diese verliebte von einan der / und so bald Chersis beide Fürsten heimbegleitet / verfügte er sich nach dem tempel: da er / als des Oberpriesters sohn / einen freien zugang hatte. Alle die jenigen / so den tag miteinander raht gehalten /waren nun daselbst beisammen / und als sie / mitgew \nlichen gebräuchen / ihre befragung verrichtet hatten / wurde wieder ein erdbeben im tempel verspůret /und hörte Chersis / neben den andern / den Teraphim also antworten:
Wiewol hierauf der Telecles und die andern bemühet waren / durch verschiedene fragen aus dem Teraphim ein mehrers zu bringen / so wolte doch der nichtes mehr sagen. Daher begaben sie sich wieder von dannen / und gingen zu raht / was sie nun weiter beginnen
trieben sie zu so grosser eilfärtigkeit / daß sie gleich folgenden morgens sich hierzu růsten wolten / üm den zweiten tag darauf färtig zu seyn / die opferung und das schlachten des neuen Teraphim fürzunemen. Daß / auf versaumung dessen / ihr freier stand sich wenden solte / solches reizte am meisten die Horiten und die riesen von Abagara / sich ferner kein bedenken hierüber zu machen: wie dan auch der Laban und alle die andern hierzu schwiegen / und alles ohn widerrede ergehen ließen / weil sie des Teraphim unänderlichen willen vernommen / und wie der Mesopotamier freiheit darauf beruhete / diesen hohen und fůrnemen fr \mdling aus der menschen zahl unter die götter zu schicken.
Weil Chersis / sonder verdacht / allen diesen beratschlagungen beiwonete / fůgete es sich eben / daß sie ihn / als einen jůngling / kieseten / nach ůblichem gebrauch / dem neuen Teraphim den tod anzukündigen. Er bekame dabei befehl / von ihm zu erforschen / wer er wol seyn m \chte / und was die ursach gewesen /daß er sich dergestalt in ihren tempel gewaget? massen sie nicht anders glaubten / als daß er gutes willens / etwan von den g \ttern hierzu erleuchtet / sich dahin begeben håtte / ům ein Teraphim zu werden. Weil nun alles hiemit eilfärtig zugehen solte / als muste / noch in selbiger nacht / diese ankůndigung geschehen: und hielte es der Chersis für ein gutes zeichen / daß eben er hierzu war
Der verliebte Cimber / war eben in ämsiger betrachtung der schönen Aramena begriffen / und vermochte kaum dafür an seinen eigenen zustand und an die gefahr zu gedenken / darein er sich gestůrzt hatte /als Chersis zu ihm hinein kame. Dieser / wiewol er ihm / nicht den tod / sondern das leben anzukünden bedacht war / wolte gleichwol den anfang seiner ansprache von seinem aufgetragenen gewerbe machen /und redte ihn also an: Kůner frömdling! der du dich gewaget und unterfangen / die heilige gebräuche unsers tempels zu brechen / und den grossen Teraphim zu entehren: wisse / daß du dafür dein leben lassen must! Du wirst aber dadurch in einen weit-herrlichern stand geraten / indem die götter dich ausersehen / daß du ihres gleichen werden / und hinfüro unser heiliger Teraphim seyn sollest. Ich bin darüm an dich hiemit abgesendet / dir deinen tod und diese ehre anzukündigen. Ich vermute an dir für dem tod kein entsetzen /weil der die thůr seyn wird / dadurch du zu der höchsten seligkeit und wůrde gelangen wirst. Die / so mich abgeschicket / begehren deinen namen und stand /neben der ursach deiner ankunft / zu
Hiemit schwiege Chersis / und erwartete des Cimbers antwort / der solche / sonder einige bewegung /also von sich gabe: Es ist so lange / seit daß ich den tod wünsche / daß dessen ankündigung mir kein entsetzen erwecken kan. Und weil ich vermute / daß eure K \nigin diesen meinen tod mit-beschlossen / als weiß dieselbe / ohn mein zuthun / zu berichten / wer ich bin / und was mich bewogen / in euren tempel zu kommen. Aber / ům ihres und eures reiches ruhestand willen / bitte ich euch / die K \nigin dahin zu verm \gen /daß sie nimmermehr melden wolle / wer ich gewesen: weil mein volk und meine unterthanen alles daran setzen wůrden / ganz Mesopotamien samt diesem euren tempel ůmzukehren / wan sie erfahren solten / daß ich alhier zum Teraphim dienen můsse. Ich will auch wider solche ehre gebetten haben / weil ich nicht sagen kan / ob nachgehends die verschwiegenheit / als wie nun / bei mir wohnen k \nne / wan ich euer Teraphim worden wäre.
Chersis / ůber diese grosse standhaftigkeit sich verwunderend / änderte hierauf seine rede / zu dem Cimber sagend: dieses vorige habe ich / als ein abgeschikter von den Mesopotamiern / fůrgebracht; nun ist es auch zeit / daß ich unserer Königin gewerbe anbringe. Dieselbe ist nicht zu trösten / über dem unglück / daß E. Maj. hieher gefüret / und bearbeitet sich / den grossen Cimber zu erlösen! Wie / mein freund! (fiele ihm Cimber in die rede) wollet ihr noch euren spott mit einem sterbenden treiben? habe ich nicht selbst angehöret / wie mich die grausame Aramena euren priestern übergeben? und schweben mir nicht / von ihr /tausenderlei erinnerungen eines ganz-unversönlichen hasses gegen meine zu ihr
Indem Chersis dieses redte / h \rte ihm der Cimber mit großem aufmerken zu / und / wiewol er allerdings zweifelmütig war / wolte er doch sich nicht weigern /seinen unterthanen und Königreichen zum båsten /ferner zu leben / sonderlich da seine K \nigin sein leben verlangte. Demnach schluge er nicht aus der acht / was ihm angebracht wurde / und antwortete also dem Chersis: Ihr kennet mich / mein freund! wie ich verneme: doch wisset ihr nicht alles / was da mein gr \stes anligen machet / woraus ihr wůrdet absehen können / daß mir die ankündigung meines todes oder lebens gleich angenem sei. Um aber derjenigen allen gehorsam zu erweisen /
Hiemit name Chersis wieder seinen abtritt / und ehe der tag völlig anbrache / redte er mit den auf ihre seite gebrachten priestern ab / was zu des Königs erlösung erfordert wurde / und was er denen / so ihn aus dem raht der geistlichen zu dem neu-bestimten Teraphim abgeschicket / zur antwort bringen solte. Hierauf ginge er / mit aufgang der sonne / fůr der K \nigin gemach / ům deren alles anzumelden. Sandenise war die jenige / die ihm die thür \ffnete / weil seine Amphilite die übrige nacht bei den Prinzessinnen von Ausitis geblieben. Die schöne Aramena ließe sich bereits sehen / deren unruhiges gemüt ihre munterkeit befördert: daher Chersis sofort zu ihr hinein gelassen /und gleich von ihre ehe er seinen fůrtrag thäte / befragt wurde / wie des Teraphim ausspruch gelautet hätte. Chersis erstattete hierauf völligen bericht von allem / und wie willig er den großen Cimber zum sterben gefunden / auch was massen derselbe sich ůber ihre grausamkeit beklaget / und sie
Chersis wuste nichts / von allen den dingen / die zwischen der sch \nen Aramena und dem Cimber waren fůrgegangen / und alles nur darnach beurteilend / was die ganze welt von dem König der Aborigener und von der Königin in Mesopotamien sagte / zweifelte er nicht / daß er hierinn seiner K \nigin einen großen dienst würde geleistet haben: und ware er deswegen voll freuden / daß ihme der himmel sobald eine gelegenheit erteilet / seine treuste erkentlichkeit für die erlangung seiner Amphilite blicken zu lassen. Er fuhre demnach fort / der Königin sein fürhaben / die erlösung des gefangenen Cimbers betreffend / fůrzustellen. Die beide fůrsten Elihu und Bethuel / die nicht weniger bemühet waren / diesen großen K \nig zu retten / kamen eben darzu / wie Chersis sich bei der Aramena befande. Diese bekråftigten nicht allein /was jener von der vorstehenden opferung des gefangenen erwehnet / massen solches bereits unter allen hirten erschollen war / sondern es erzehlte auch Elihu /wie der verweser Demas nicht bei der hand / auch bereits gestern frů / ehe das fest angegangen / verreiset /und / so viel er erfahren können / seinen weg nach dem Taurischen gebirge genommen / folgbar nicht einmal bei dem ausspruch des Teraphim zugegen gewesen wåre. Hiemit fiele nun die hoffnung / die sie auf die
Ich wil / (sagte Chersis) sobald die sonne untergegangen / den Aborigener-König zu E. Maj. hieher bringen / auch pferde und diener färtig halten / die ihn folgends von hinnen fůren. Er wird wol nicht ganz allein gekommen seyn / daß ich dan von ihm werde vernemen können: üm seine hier-verborgene leute auszufragen / daß sie mit ihm wieder abreisen. Die schöne Königin errötete / wie Chersis dieses fürbrachte / und weil Elihu und Bethuel / neben ihme / solches in acht namen / als sagte der Fůrst von Ram: Ich kan leicht urteilen / es můße E. Maj. königlichem gemüt nahe gehen / daß sie / in ihrem eignen reich / denjenigen heimlich sprechen / und ihme mit list davon helfen müßen / den der himmel zu unsren K \nig ausersehen hat. Allein / zu rechter zeit nachgeben k \nnen / ist die höchste kunst im regiren: und weil E. Maj. ihre teils-unbåndige untertanen / durch gůte / zur wahren vernunft gewinnen wollen / ist hierzu kein bäßerer weg /als dieser / den E. Maj. gehen / zu erkiesen gewesen. Es befr \mdet mich auch dieses nicht / mein vetter! (antwortete Aramena) und bin ich mit allem einig was ihr mir fůrgeschlagen / auser / daß ich den Cimber sprechen sol.
Wan das nicht geschihet / (antwortete sofort der Chersis) so sehe ich keine hoffnung zu des Königs erledigung: dan die fåste einbildung / daß er in seiner Königin ungnade lebe / machet ihn den tod erkiesen /davon er auch nicht wird abzubringen seyn / wan E. Maj. ihn
Sie färtigte eben den Bethuel und Chersis mit solchem bescheid ab / als der Telecles und die richtere /neben den fürnemsten von der gegend Abagara / sich anmelden ließen / ům ihr das anzubringen / was ihr bereits von dem Chersis war angedeutet worden. Wie nun Chersis heimlich hinweg gegangen / und diese fürgelassen worden / sagten sie ihr: wiedaß man gerne / ihrem befehl gemås / in dieser sache langsam verfahren wollen / wann nicht der neue ausspruch des Teraphim ein anders geboten håtte / dem sie nachkommen müsten / weil darinn des ganzen reiches wolstand beruhete. Die K \nigin ließe solches in seinem wert und unwert
Telecles und die andern / hielten sich bei der Königin nicht auf / sondern begaben sich so fort wieder nach dem tempel / üm hierzu fernere anstalt zu machen / auch von dem Chersis zu vernemen / was er bei dem geheiligten gefangenen ausgerichtet. Weil Chersis schon mehr als halb / zur erkentnis der falschen gottheit des Teraphim
Weil nun hierauf iederman fr \lich wurde / und nicht allein im tempel die gew \nliche fest-opfer gehalten / sondern auch die gew \nliche vorbereitschaft zur schlachtung des Teraphim gemacht wurde / als sahe man in der ganzen gegend eine große veränderung: maßen nun von keiner traurigkeit mehr zu hören war / und holeten sie mit ihrem wolleben dasjenige zweifach wieder ein / was sie den ersten fest-tag verseumet hatten. Weil die K \nigin / ihren unterthanen sich auf das äusserste gefällig zu zeigen / gesonnen war / als ließe sie bei
Bei keinen hielte sich die K \nigin långer auf / als bei dem haufen / darinn die hirtinnen von Amida mit waren: woselbst ein spiel gehalten wurde / welches sie die Götter aussprüche nennten / weil folgenden tags / die hinrichtung des zum neuen Teraphim gewidmeten gefangenen geschehen solte / worbei dieser gottheit zu ehren dergleichen spiele zu halten gebråuchig ware / ům damit anzudeuten / wie sie viel gutes von des Teraphim aussprüchen genößen. Es bestunde aber die art dieser spiele darinn / daß man unter der gesellschaft eine person auswehlte / die den ausspruch auf alle fůrkommende fragen / einem jeden / entweder mit einem wort / oder mit einem reime /thun muste: welcher hernach / von dreien oder mehrern unter den mitspielenden / die die fragende person dazu erkiesete / erlåutert / und dessen dunkelheit erklåret wurde; und musten diese ein strafpfand geben /wan sie den eigentlichen verstand / wie es der ausspruch gemeinet / nicht erraten können.
Die / so eben den andern den ausspruch gabe / als
Weil die drei prinzessinnen von Ausitis / die neben der Königin stunden / ein sonderbares vergnügen an diesem spiel fanden / beredten sie die sch \ne Aramena / daß sie / so betrübt und unruhig sie in ihrem herzen ware / auch mitzumachen ihr gefallen ließe /und durch solche gůtigkeit bei dieser hirtengesellschaft nicht wenig freud erweckte. Artainte wolte ihr amt ihrer K \nigin überlassen: die sich aber weigerte /solches anzunemen / und lieber /
Die deutung dieser reimen / forderte die K \nigin von der Eunome / Sataspe und Seladia: welche letzere aus Haran bůrtig / und mit den beiden frauen des Fůrsten Jacob gekommen war. Eunome gabe diese erklärung; weil wir den himmel angeruffen / als hat der uns den raht gegeben / zu unsres landes bästem / morgen das sonderbare opfer des neuen Teraphim anzustellen. Sataspe sagte: ob gleich dieses beginnen / daß wir künftig zween Teraphim verehren sollen / uns ungew \nlich und frömd důnken m \chte / so můßen wir uns doch dem willen des himmels untergeben / der båßer weiß / als wir / was uns nutzen k \nne. Weiß der himmel zu allem raht / (sagte Seladia) so wollen wir nicht für unm \glich halten / daß dieses unschuldige blut noch wol morgen könne beim leben ethalten werden. Die Seladia (rieffe hierauf Artainte) hat es errahten /und bin ich ja so wenig blutsůchtig / als sie / auch mit unsrem ietzigen Teraphim wol zufrieden. Weil der dir und mir (sezte Sandenise lächlend hinzu) hat einen mann bescheret. Die K \nigin ergezte sich sehr an diesem spiel / das ihren ernstlichen gedanken so gleichf \rmig kame / und schöpfte gute hoffnung daraus /daß ihr ihre frage also war beantwortet worden.
Die Prinzessin Jemima / begehrte hierauf von der Artainte zu wissen / was iezt wol der Prinz von Chaldea machte? Ihre antwort war / daß sie jähling auffuhre / und feuer feuer rieffe. Die ümstehende sich hierüber
Der lustigen Sandenise werde dieser scherz von allen zu gut gehalten / und urteilte darauf diese spielgesellschaft / daß Artainte solte von ihrem amt entsetzet seyn / weil sie so unbedachtsam den ausspruch gegeben. Sie erwehlten dagegen einhällig ihre Königin: welche / wiewol
Melidia / Ausicles / und Athamias / wurden erwehlet /dieses zu erklåren / da die erste sagte: Unserer K \nigin worte sind so klar / daß ich denen nichtes weiß zu zusetzen. Glückliche liebhaber / sind allemal die fåulste aufwärtere. Unsere Königin / (sagte Ausicles) verweiset der Fürstin Lea / ihre sorgfalt fůr drei sorgenlose liebhaber. Unsere Königin (sezte Athamias hinzu) hat hiermit andeuten wollen / es seien wichtige geschäfte / die diese drei verliebte nötigen / von unserer gesellschaft weg zu bleiben. Ich vermute / wie Athamias gesagt / (sagte die Königin) und ist er also meinen gedanken zum nåhsten gekommen.
Hierauf stellte sich Kezia ein / und fragte: Es hat gestern der Teraphim / im tempel / zweier fürstlicher schwestern gedacht; solte er damit nicht die schöne Rahel verstanden haben / die etwan / aus alter liebe zu dem Pasicles / diesen raub an ihm zu begehen verlanget? Nichtes ist der Bosheit zuviel! gabe hierauf die K \nigin den ausspruch. Kerenhapuch / neben den schäferen Nisan und Nebod / solten dieser worte deutung sagen /
Ich bedarf (sagte Rahel und lächelte) keiner weitern erklärung von andern / was dieser ausspruch lehren wolle. Warüm nicht? (versezte Jemima) meine base neme mich an / dieses auszulegen. Ich bin damit friedlich / (antwortete Rahel) und wil / auser meiner Prinzessin / sonst niemand mehr hierzu erkiesen. Die sch \ne Rahel wil wissen / (sagte demnach Jemima) ob sie noch kinder tragen solle. Unser mehr dan heiliger ausspruch antwortet / die guten tage seyn schwer zu tragen: anzudeuten / daß solche bald bei der iezt-ruhigen Rahel aufh \ren / und dagegen die bösen mit den kindern sich einstellen sollen / die sie so gar voll plage finden wird / daß wol der tod davon ko en m \chte. Ich frage nichts nach demselben / (antwortete Rahel) wan ich nur kinder bekomme. Hiernächst kame Oromedon / und wolte
Wie nun also die zeit / bis gegen den abend / mit diesen spielen verbracht worden / und die Königin nach ihrem palast wiederkehrte / begegneten ihr alle anverwandten des Oberpriesters / als die richtere und richterinnen von Amida / und andere seine freunde: welche / dem herkommen gemås / mit ihm zu nacht speisen wolten / ům sich mit ihm zu erfreuen ůber der ehre / die er nun abermals erlebet / einen neuen Teraphim zu schlachten Chersis war mit unter diesem haufen / der dan die schöne Amphilite / sie unter den nachfolgerinnen der K \nigin erblickend / bei diesem gastmal / als eine neue anverwandtin / mit haben wolte: und wiewol sie für ihren gehåssigen schwågern und schwiegerinnen sich scheuete / so muste sie doch dem Chersis folgen; welcher der Königin mit augen-winken / zu verstehen gabe / weil er vor so vielen aufmerkern es nicht sagen kunte / daß ihre anschläge noch wol gingen. Es bekräftigte solches nachgehends der Bethuel / der bei der K \nigin in ihrem zimmer sich einfunde / und ihr seine verrichtung vermeldete: die darinn bestunde / wie nun alles zu des grossen Cimbers flucht färtig stunde; wie der Chersis mit ihme bei diesem König gewesen / und deme die freuden-post gebracht / daß er die K \nigin sprechen solte / welches er mit unbeschreiblichem vergnůgen hätte angehöret; wie er hierauf ihnen nachricht gegeben /daß sie zween seiner bedienten / in einer h \le / die
Sagte dan der K \nig nicht / (fragte die beunruhigte K \nigin) was ihn bewogen / solcher gestalt hieher zu kommen. Diß war die häftige liebe zu der sch \nsten Aramena / (antwortete Bethuel) und die besorgung ihrer ungnade: welcherwegen er der glückseeligkeit /E. Maj. offentlich / mit ihrem vorwissen / sehen zu dörfen / sich nicht versehen können. So ist er ihm dan bewust / (sagte die K \nigin) daß ich / ůber ihn zu zůrnen / befuget sei? Weil unsere unterredung (versezte Bethuel) sehr eilfårtig zuginge / und die hiervon mit-wissende priestere uns wenig verließen / als kunten wir ein mehrers nicht / als was ich iezt wiederholet / von ihm erfahren. Soviel erhellet aber aus allen ůmstånden / daß er seiner Königin höchste ungnade ihm eingebildet: massen er von unglaublichem freud-entsetzen überfallen worden / als wir ihn des gegenteils versicherten. Was habt ihr gethan / mein vetter? (fragte die K \nigin ganz bestůrzt) wie wisset ihr / ob Tuscus Sicanus bei mir in gnaden sei? zum wenigsten vermute ich solches / (antwortete Bethuel) und weiß ja mit der ganzen welt / daß E. Maj. diesen K \nig erwehlet haben / diß land neben ihr zu regiren. Daß aber inzwischen irrungen entstanden seien / solches erscheinet aus allen ümstanden. Ich / zwar als deren unwissend / kan hiervon nicht erteilen: doch vermeine ich nicht / daß E. Maj. befugt seien / gegen einem so ehrerbietigen liebhaber ihr herze zu åndern / der ja nicht bässer lieben könte / als er in reden und gebärden verspüren lässet.
Wie sagtet ihr dan / (fuhre die K \nigin fort zu fragen)
Viele und mancherlei anfechtungen stunde sie nachgehends aus / als sie sich allein sahe / da ihr bald der reuende Cimber / bald der mishandlende Tuscus Sicanus fürkame: und wurde sie immer irriger und unschlůssiger / ie nåher die zeit heran kame / daß sie ihn sprechen solte. Sie / die sonst die beredsamkeit selbst ware / studirte nun vergebens auf eine unterredung /die sie mit dem Cimber halten wolte / und důnkte sie alles / was ihr deswegen einfiele / entweder zu hart /oder zu gelinde seyn. Hierzu kame auch die ångstliche sorge /
Unter solchem ihrem gedanken-quälen / kame der Elihu zu ihr / welcher bei verschiedenen hirten / und zwar mit großem nutzen / sich bearbeitet hatte / derer auf bedürfenden fall versichert zu seyn / wan etwan des Cimbers entkommung misglůcken solte: wovon er dan der K \nigin ausfůrlichen bericht abstattete. Allen argwahn zu vermeiden / ginge er mit zu dem abend-essen / dazu er die Horiten eingeladen worden / dahin auch der Fürst Laban seine beide töchter zu erscheinen vermocht hatte. Also bliebe niemand bei der Königin / als die drei Prinzessinnen von Ausitis: welche ohne sie nirgend hin zu gehen begehrten / und also /gleichwie sie gethan hatte / bei den priesterinnen / mit ihnen zu speisen / sich entschüldigen lassen. Also ware nun / in der ganzen gegend des tempels und der landschaft Abagara / ein allgemeines wolleben / und wurden / nicht allein im tempel / in den schlößern und häusern / gastereien angestellet / sondern die schäfere hielten auch malzeiten im freien feld / und zecheten /auf ihres neuen Teraphim gesundheit / so dapfer drauf / daß in der ganzen gegend fast keiner mehr nüchtern anzutreffen ware.
Wie nun die mitternacht einfiele / da Bethuel und Chersis ihren großen anschlag wolten werkstellig machen / verschliche sich dieser lezte aus der gesellschaft / die in seines vatters hause versamlet war / als er es zeit zu seyn merkte / und den Bethuel / wie sie zusammen abgeredt
Damit ließe er sich von ihnen hinaus füren / und namen ihn die priestere mitten unter sich / daß niemand / zumal es auch nacht war / seiner gewar wurde. Unterwegs / ehe sie an der K \nigin wonung gerieten /fragte Cimber den Chersis: ob sie dan / wie er aus seinen reden verstanden / mit ihm reisen wůrden? Worauf dieser antwortete: Er fůr seine person / wåre solches zu thun gesinnet; aber der Fürst Bethuel würde nach Samosata gehen / üm dem König in Syrien von diesen dingen bericht zu thun. Ohne zweifel (sagte Cimber)
Dessen aber ungeacht / und von seiner feurigen liebe angetrieben / warfe er sich jählings zu der schönen Aramena füssen nieder / und sagte zu ihr / fast aus sich selber: Was darf oder sol ich hoffen / von dieser gnade / die mir iezt gegönnet wird / meine Königin zu sehen? solte es wol eine anzeig seyn / daß man dem unerkentlichen König Tuscus Sicanus die ehmals-angebotene glůckseeligkeit zu entwenden /und einen erkentlichern damit anzusehen gedenket /der / weil er gewust / was lieben ist / die unvergleichliche Aramena verehret? Weil die Königin das lezte von diesen worten nicht eigentlich in acht name / und durch die trånen des Cimbers sich erweichen lassen /ihm zu vergeben / was sie von ihm unrechtes
Der arme Cimber / seine Königin also reden hörend / hatte damit das lezte end-urteil seines todes vernommen / und verließen ihn auf einmal alle seine kräfte / daß er / wie todt / zur erden nieder sanke. Weil auch eine unvermutete freude dergleichen wirkung verursachen kan / als vermeinte die Königin nicht anders / diese schwachheit wåre dem Cimber daher entstanden: weswegen sie bereuete / daß sie sofort mit so guter erklärung herfůr gebrochen / und nicht vielmehr etliche verweise lassen füran gehen /üm sein gemüte zu der nachfolgenden freude zu vorbereiten. Sie muste aber nun auf schleunige hůlfmittel denken / diesen verliebten wieder aufzumuntern. Bethuel und Chersis / die inzwischen bei den dreien Prinzessinnen sich befunden / und mit ihnen in ein gespräche sich einließen / liefen auch eilig hinzu / ům zu sehen / was dem Cimber fehlte: da sie dan / über diesen zufall ganz entstellet / dem onmächtigen K \nig die brust blößeten / ům ihme dadurch luft zu schaffen.
Es wurde aber ihrer aller entsetzen üm ein großes vermehret / als sie in dem augenblick ein geschrei und auflauf
Sie fragte sofort: was sie hiermit wolten? und bekame endlich / wiewol sehr verwirret / zur antwort: wie daß ein fr \mder / durch hůlfe und vorschub dieser alten / eine vor etlicher zeit hier angekommene priesterin entfüret hätte. Aramena wolte hierauf befehlen /gemachsamer mit ihr ümzugehen: es ware aber zu spat / weil indem / einer von den tollen riesen / ihr das haubt abrisse / und also seine mitgesellen anfrischte /folgends auch wider
Sobald nun die Königin mit den Prinzessinnen und dem Bethuel wieder alleine war / eilete sie nach der kammer-thür / ům zu sehen / wie es dem Cimber erginge. Sie fande aber daselbst alles leer und ledig: welches sie vermuten machte / sie würden unter diesem auflauf sich hinweg gemacht haben und entkommen seyn. Sie entfinge auch bericht hierüber / von dem Fürsten Elihu / welcher / wie spat es auch war /bei ihr sich anmelden ließe / und ihr eröffnete: wie daß er / sobald er den
Man setzet demjenigen nach / (sagte die beängstigte Königin) der alhier den raub an der priesterin verůbet hat: wie leicht kan es nun ko en / daß sie auf den Cimber stoßen / und alles damit verraten werde? Dieserwegen (gabe Elihu zur antwort /) seien E. Maj. nur unbesorget: dann / ehe diese trunkene auf die pferde kommen / deren auch hier wenig an der zahl sind /haben die andern bereits etliche meilen in das gebirge voraus gerucket: und werden sie nicht still halten / bis sie sich v \llig in sicherheit sehen. So müßen sie auch bald auf die vermutlich herabkommende Aborigener stoßen / die der Nahor / zu rettung ihres K \nigs / wird aufgesprochen haben. So eilet dan nun auch / mein vetter! (sagte die K \nigin zum Bethuel) ehe euch die gefahr alhier überfalle / und saget dem K \nig / meinem bruder / fůrnemlich aber der Cölidiane / wie es mir ergehet / und wie ich mich bewegen lassen / den Cimber wieder anzunemen:
Dieser Fürst / der auch nichts an sich wolte erwinden lassen / seiner Königin nützliche dienste zu leisten / gabe ihm selber kaum so viel zeit / etliche stunden auszurechnen: weil er wol vermuten kunte / was fůr eine unruhe folgenden tags entstehen wůrde. Er verfůgte sich / mit aufgang der soñen / zu denen ihm-anhangenden hirten / deren er bei vierhuntert beisammen hatte: mit denen er dan dem palast der Königin sich nåherte / ům desto bässer auf alles ein wachendes auge zu haben. Indessen kamen auch alle andere schäfere und hirtinnen / nach ihrer art auf das båste bezieret / und lagerten sich ům den tempel her: da gleichfalls die Horiten / die von Zoba / und alle hirten aus Abagara erschienen / und mit verwunderung die spate öffnung des tempels warnamen. Die ursach ware / daß der Telecles und die andere geistliche / von dem nachtgeschwälge sich noch nicht ermuntert hatten /sondern noch der ruhe pflegten. Doch musten sie dieselbe endlich verlassen / und zu dem vorhabenden
Sobald der Telecles und seine schaar in den tempel gekommen / gingen sie gerades fußes dem gefängnis zu: alda sie aber so wenig die verordnete hůter / als nachgehends den gefangenen selber / fanden / und nach ihme vergeblich alle orte im tempel durchsuchten. Ihr schrecken und entsetzen war hierüber so häftig / daß sie / gleich den marmornen seulen / auf denen das gew \lbe ihres tempels ruhete / stehen blieben / und / sonder ein wort herfürzubringen / einander ansahen. Doch erholte sich der Telecles am ersten /und / diesen zufall fůr dem volk heimlich zu halten /für h \chstnötig erachtend / stellte er / in alle pforten des tempels / priester / ům vor jederman den eingang zu verwahren. Er fůr seine person / ginge vor das haubt des Teraphim: da er zur erden fiele / und die gottheit inbrünstig anrieffe / sich vernemen zu lassen /wie es mit dieser entkommung des zum neuen Teraphim bestimten gefangenen zugegangen wåre. Aber sein eifriges gebet / das von den andern mit gewönlichem rauchwerk von köstlichem weirauch reichlich begleitet wurde / bliebe unerhöret / weil der Teraphim nichts antwortete / sondern ganz stumm verbliebe: ob gleich seine zeit / still zu schweigen / noch nicht anginge / und er bis zu ausgang des festes reden sollen. Dieses verdoppelte nun den ersten schrecken / und musten
Wie er daselbst ein wenig sich erholet / überlegte er mit den verståndigsten unter ihnen / was hiebei zu thun seyn m \chte: da dan einhellig geschlossen wurde / man müste / mitlerweile nach den verlornen gefangenen ümgesuchet würde / dieses alles dem volk verhelen / und fürgeben / wie daß man den gefangenen noch nicht also befunden håtte / ihn vor etlichen tagen zum Teraphim schlachten zu können / und daß der ietzige Teraphim geboten håtte / alles volk nach haus zu lassen / und bis auf ferneren bescheid sich des opferens zu enthalten / auch inzwischen mäßig zu leben. Dieser ratschlag / ob er gleich nicht auf die daure angesehen / wurde dannoch vor der hand fůr das bäste mittel gehalten: ům alle aufstände zu verhüten / und das ansehen des Oberpriesters bei ehren zu bewahren. Also trate nun Telecles / seine innerliche angst verdruckend / zum volk heraus / und thäte ihnen die ankündigung / daß aus der opferung heute nichtes werden würde. Er ginge folgends zu der Königin: die fast eben so unruhig als er war / und den ausgang dieses handels mit schmerzen erwartete. Wie sie nun vername / was er ihr fürbrachte / und daß er ihr die warheit / davon ihr doch die ůmstånde båßer / als ihme / bekant waren / verhelete / bezahlte sie ihn mit gleicher münze / in deme sie alles glaubhaft anname / und ihn also wieder von sich ließe Die beruhigung aber des volkes / ware hierbei nicht so groß / als die ihrige: maßen ein sonderbarer schrecken sie alle überfallen /als sie diesen unversehenen aufschub vernommen.
So viel sinne und neigungen unter ihnen waren / so viel meinungen entstunden auch hierůber. Die / so die
Weil man mithin den Fürsten Nahor / wie auch den Bethuel / Demas und Chersis vermissete / gabe es allerhand fr \mde urteile: daher sie einhållig darauf
Der König von Tyro / mein herrvatter / zeugte mit der Königin / meiner fraumutter / die des Oxiartes Königs von Bactra tochter war / drei kinder / den unglücklichen Merotas / mich und die Zoroastra / meine jüngere schwester. Unserer fraumutter tod stürzte uns in dieses erste unglück / daß auf unsere erziehung nicht zum båsten acht gegeben wurde. Solches aber änderte sich nachgehends / als der K \nig zur andern heurat schritte / und die Delbois von Assyrien / die witwe des Königs von Elam / zur ehe name / die uns in allen tugenden fürleuchtete / also daß ihr nicht beizumessen gewesen / was etwan Merotas oder wir beide nicht haben annemen wollen. Welcher gestalt unser bruder in Canaan ümgekommen / solches kan E. Maj. nicht unbekant seyn: und kame uns dadurch die hoffnung zu / auf das Bactrianische reich zu gedenken / weil der Oxiartes / unser grosherrvatter / keine s \hne hatte /auch meine schwester und ich seine nächste unverwandten waren: daher die / so üm uns waren / unsern hohen geist immer damit aufbliesen / daß der thron von Bactra unser wartete / und in unserer wahl stehen wůrde / selbigem reich dermaleins einen K \nig zu geben.
Weil hierbei meiner schwester hoffnung gr \sser war / als die meinige / da sie noch frei / ich aber von dem König zu Jericho so lang war bedienet worden /als eignete
Es wolte aber mein unglůck / daß eben ům selbige zeit der Jebus nach Tyro kame / und also selbst mit ansehen
Als ich / von meinem herrvattern abgieng / fande ich den K \nig von Jericho vor dem gemach / der mir die hand bote / mich nach meinem zimmer zu füren. Ich sagte ihm / was massen seine offenhertzigkeit / so wol zu Tyro / als zu Hazor / ihme geschadet / und dorten die anwartung des königsreichs / hier aber meine person / geraubet hätte / das er demnach ihm selber beimessen möchte. Er wurde ganz bestůrzt /mich also reden zu hören: und ob es mich wol im herzen schmerzte / daß ich
Weil der Prinz von Sidon unsere liebe auch vernommen / als unterließe er nicht / mit mir zu scherzen / daß ich fůr ihm so geheim seyn k \nnen / und sezte seufzend hinzu: wiedaß er die gaben nicht hätte /wann er liebte / solches also zu verbergen. Wie nun hierauf ein wort das andre gabe / merkte er gnugsam /daß ich seiner liebe glaubte / und erwiese sich darüber so vergnůgt / als jemals ein liebhaber håtte seyn k \nnen. Zoroastra / die nicht am lezten den verlauf von allen diesen dingen erfahren / wolte schier verzweiflen / daß sie von dem Sidon sich also auffüren lassen: und verwiese sie es ihm sehr / als er nachdem zu ihr kame / seiner gewonheit nach sie zu besuchen. Weil er die kunst / sich zu verstellen / meisterlich gelernet / schwazte er der Zoroastra so viel fůr / daß sie ihm von neuen glaubte / und sich bereden ließe / er müste dem König das nur zu gefallen thun / daß er mich bediente / da doch sein herz sie allein verehrte. Hiermit bewegte er diese armselige / daß sie an die K \nigin Naema nach Sidon schriebe / und ihr vertraute / wie es mit ihr und dem Prinzen stůnde. Diese antwortete meiner schwester hinwieder auf das verbůndlichste / wie lieb ihr diese schwiegertochter seyn solte / und legte einen nebenbrief an den Prinzen mit ein /darinn sie ihn
Inzwischen sie heimlich solchen brief-wechsel trieben / schriebe der K \nig mein herrvatter dem König Siphon / seinem bruder / und thåte ihm zu wissen /daß ich fůr seinen sohn bestimt wåre. Er brachte damit zu wege / daß der König von Sidon mir \fters schriebe / und seine freude ůber dieser verbindung mir bezeugte: darneben seinen sohn vermanend / hiermit fort zu fahren / und dadurch aller welt seine unschuld / wegen der Königin / noch beglaubter zu machen. Weil aber dieses dem Sidon kein ernst war / als ůberredte er mich / wie ich wenig gute tage bei seiner stiefmutter haben würde / wann ich zu Sidon wonen solte: daher er bemühet wäre / die stadt Biblis zu seiner hofhaltung zu erlangen. Und wiewol sein herrvatter ungern daran kåme / ihm etwas eigenes bei seinen lebzeiten einzuraumen / so hoffete er iedoch / solches bei ihm auszuwirken. Ich ließe mir alles gefallen / und lobte diese seine gute fürsorge / dadurch meine kůnftige ruhe gef \rdert würde.
Wie ich nun also vergnügt lebte / geriete Zoroastra ungefår über des Prinzen geheimnise / die ihr alles entdeckten / wie er mich und sie betrogen hatte: das dann also zuginge. Sie beide hatten immer ihre heimliche zusammenkünfte / so gar / daß sie / ům nicht entdeckt zu werden / \fters zu ihme in sein zimmer kame / wann sie wuste / daß ich mit dem König in tempel ware. Eines tags nun / als sie dieses thäte /fande sie den Prinzen nicht zur stelle: weil er / nachdem er sie dahin beschieden / eiligst zum K \nig war beruffen worden / dem opfer mit beizuwonen. Sie ginge demnach in des Prinzin cabinet / und weil er ihr den schlůßel vertrauet / der alle seine thüren schloße /triebe sie der fůrwitz / seine sache durchzusehen / ob sie etwas finden könte / worůber sie nachgehends
Zoroastra / voll bestürzung / steckte dieses kleinod bei sich / und suchete ferner: da sich ihr endlich ein eisernes kästlein zeigte / darein sie wol etwas sonderbares verschlossen vermutete. Weil sie es aber nicht öffnen kunte / als name sie es zu sich / und eilete /nachdem sie alles wieder wol verschlossen / nach ihrem zimmer; da sie dañ einen schmied kommen ließe / der ihr das kåstlein aufbrechen muste. Sie fande nun darinn eine große månge schreiben / alle von der K \nigin Naema hand: die ihr sofort die augen \ffneten / und zu lesen gaben / wie die Prinzessin Orosmada die warheit geredet / und dieser Prinz der K \nigin buler wäre. In den lezten schreiben spottete Naema / ůber der Zoroastra und meine einfalt / und über die einbildung / die wir uns machten: und dieses geschahe mit so h \nischer art / daß Zoroastra schier alle gedult verlore. Ihre rachgier aber riete ihr / sich zu bergen: und name sie ihr ernstlich für / nicht zu ruhen / bis daß sie / dem Sidon und der Naema zum schaden / ausgebracht håtte / was sie beide so heimlich miteinander getrieben.
Sobald der unglückselige Prinz wieder in sein zimmer
Der Sidon seumte inzwischen nicht / so fort der Naema zu entdecken / wie unglücklich es ihm ergangen wåre. Diese befiele hierüber mit nicht geringerer angst / und auf die Zoroastra argwänend / hielte sie fůr das beste mittel / daß Sidon die liebe / die er bei ihr bisher fůrgegeben / nicht allein offenbar machen /sondern es auch gar zur Ehe solte kommen lassen: ům damit meine schwester / die ihn geliebet / schweigen zu machen. Damit auch hierinn keine zeit verseumet würde / sagte sie dem
Weil der Prinz allem dem folgte / was seine bulerische stiefmutter wolte / als gehorchte er gleich ihren rat / und ginge zu der Zoroastra: deren er diese er \ff nung thåte / wiedaß er nun seine liebe gegen ihr ausbrechen lassen / und des Königs seines herrvattern beistand dazu erfordern wolte / damit der unsrige hierein willigen m \chte. Dieses anbringen / welches Zoroastra eben also deutete / wie er alle seine vorige liebesreden verstanden / übermeisterte ihre gedult so gar / das sie vergaße / sich zu verstellen / und mit etlichen stichelworten heraus fuhre: die dem Prinzen versicherten / daß sie üm seine und der Naema håndel wissen müste. Diesem nach brache er gegen ihr los /und vertraute ihr alles / was zwischen der Naema und ihm ware fürgegangen: sagte aber dabei / wie daß er solches alles herzlich bereuete / und eben / ům sich von ihr völlig abzuthun / an das heuraten gedåchte /auch sie hierzu erkieset hätte / ihn völlig von der liebe gegen die Naema abzubringen. Diese offenherzigkeit bewegte die Zoroastra so sehr / daß sie ihrer alten liebe wieder platz gabe / und mit ihrer gegenvertraulichkeit heraus brache / wie daß sie nåmlich ům alles wuste / und in ihren händen håtte / was die K \nigin von Sidon und ihn betraffe. Der listige Prinz hielte darauf inständig bei ihr an / diese sachen und schriften
Sein herrvatter kame eben den tag zu uns / als er dieses bei der Zoroastra hatte ausgerichtet: da ich voll hoffnung wurde / diese ankunft wůrde mir die volziehung meines beilagers mit dem Prinzen bringen. Der König von Tyro bildete ihm eben solches ein / vername aber / die folgende tage / nicht sonder befr \mdung / daß nicht ich / sondern meine jůngere schwester / die braut fůrstellen solte. Weil ich ståts / vor der Zoroastra / einen vorzug in seinem herzen gehabt / als wolte er diese beschimpfung nicht dulten / die mir damit widerfuhre / sondern stråubete sich sehr dawider / durch die Zoroastra mir den bråutgam entwenden zu lassen. Wie verdrüßlich auch mir dieses fůrkame / kan ich nicht beschreiben / und konte ich diese wankelmütigkeit und große falschheit des Sidonischen Prinzen eher nicht glauben / als bis ich es selbst aus seinem mund geh \ret. Weil er mich nie recht gemeinet / als fiele es ihm gar nicht schwer / mir den kauf aufzusagen. Er ware / böses zu thun / so gar gewonet / daß er für ein geringes hielte / meiner tränen zu spotten und meine leichtglaubigkeit zu verlachen. Ich machte mir vergebliche arbeit / seine vielfältige eidschwüre ihm fürzurůcken / weil er kein gewissen fülete / das ihn deswegen schamrot machen konte.
Als er überdrüßig wurde / mein weinen länger an zusehen / ließe er mich allein / mir raum gebend /meine beschimpfung recht zu überdenken / und ginge nach der
Das beilager des Prinzen mit meiner schwester /ward nun angesetzet / und zwar in aller stille: weil ganz Canaan / und das benachbarte Syrien / in voller kriegesflamm stunde. Es fehlte aber doch an keiner ergetzlichkeit / da die schiffere von Tyro und Sidon /die nacht vor der angestellten trauung / auf dem meer ein lust-rennen auf kleinen dazu bereiteten schiffen angestellt: denen die ganze königliche gesellschafft /auser den beiden hochzeiterin / am ufer / in sonderbar-ausgebauten artigen grotten zusehen wolte. Diese grotten waren zubereitet / daß es schiene / als wären es natürliche cabinete in ausgehauenen felsen: darinn auch ein jedes seinen platz allein hatte / da es der angestellten lust zuschauen kunte. Die viele lampen / die hin und wieder in den ausgehölten steinen verstecket waren / machten einen angenemen tag mitten in der nacht. Der Prinz von Sidon war erfinder dieses werks / durfte aber nach landesgebrauch / nicht \ffentlich mit zusehẽ / sondern muste / den tag ůber / mit der braut allein im schloße sich enthalten.
Ich hatte mich kaum gesetzet / diß freuden-fest mit meinen tränen feiren zu helfen / da hörte ich mich /aus dem verborgnesten orte der grotte / also anreden: Kommet ihr / liebste Naema! euren Sidon / zu guter letze / noch allein zu sprechen? Was sage ich aber? der eurige werde ich wol allein verbleiben / ob ihr gleich mit Zoroastra meinen leib teilen můßet. Ich kame so aus mir selber / als ich diese worte gehöret /daß meine erstaunung mir hierbei zu dem nötigen stillschweigen diente. Wie er nun sich mir nåhern wolte / ward er zweimal bei namen geruffen. Er erkante so fort diese stimme fůr der Naema ihre / und erschracke / die jenige von ferne zu vernemen / die er so nahe bei sich vermutet hatte. Indem er nun dieser stimme zueilete / gewonne ich zeit / wieder hinaus zu wischen. Meine rache triebe mich nun / ohn langes nachsinnen / diesem betrieglichen Prinzen einzutränken / was er an mir verübt hatte. Also liefe ich nach
Ich name eine lampe aus einer von den grotten zu mir / und fürete diesen betrogenen König an den ort /da er seine ehebrecherische gemalin und seinen sohn beisammen fande. Ich verließe ihn daselbst / und eilte auf das k \nigliche schloß / um die freude zu haben /und meiner schwester anzukünden / wie sie / so wol als ich / von dem Sidon war betrogen worden. Sie /die / wegen seiner vorgewandten reue / bisher alles verschwiegen / eröffnete mir hierauf / was ich bisher erzehlet / und / nunmehr nicht weniger / als ich / verbittert / beschloße sie / des Sidons fall zu befördern. Solcher ware auch nun über diesen armseligen bestimmet / auch seine und der Naema straf-zeit heran gekommen: maßen der erzürnte K \nig Siphon / diese beide bulende auf sichtlicher that ertappend / durch seine leute / die er sofort zusammen rieffe / anfassen /und gefånglich setzen ließe. Hiermit brache nun aus /die warheit dessen / was die Prinzessin Orosmada vordem entdecket / und deshalben aus Sidon fliehen müßen.
Man kan nun erachten / wie hierdurch das hochzeitfest verwirret / und alle freude verkehrt worden: indem der hochzeiter vermisset / und an stat der beehrung / in ketten geschmiedet / nach Sidon geschickt wurde: dahin man die Naema auf gleiche weise fortgeschaffet. Zoroastra unterließe nicht / alle bulerei-briefe / und der Naema bildnis / herfůrzubringen: das dan diese unglückselige vollends zu grund richtete. Also endete sich
Wann ich bisher / in verlassung des Königs Jebus /und in annemung des Prinzen Sidons / gesündigt / so habe ich auch straffe gnug dafür erlitten: indem es mit dieser vorgewesenen heurat sich also geendet / wie es am tag und nun weltkündig ist. Mein kindlicher gehorsam hat verursachet / daß ich also treubrüchig scheinen müßen. Nun aber werde ich forthin keinen andern in meinem herzen verehren / als den König von Jericho. Ich muß solches darüm vermelden / weil man mich von neuem zwingen wil /
Rahabine.
Mit diesem briefe fårtigte ich einen meiner getreusten kämmerlinge ab / der zu Jericho den König antraffe: dahin selbiger / gegen vergangenen winter /neben den andern Canaanitischen K \nigen / wieder zu rück aus Syrien gekommen war. Es stunde nicht lang an / da kame mir von ihm diese antwort zurücke.
Es hat mir / schöne Prinzessin! euer schreiben / damit ihr einen unglůckseligen bewürdigen wollen / euren jetzigen zustand zur gnüge bekant gemacht. Ich beklage demnach sehr / daß euch dergestalt die hoffnung zur Sidonischen krone fehlen můßen. Wir beide leben unter einerlei verhängnis / maßen es mir eben so widrig ergehet / da ich / die krone von Hazor zu erlangen / die Fůrstin Mehetabeel von Seir / wiewol ganz vergeblich / zu Damasco bedienet / und mich üm deren gute gunst beworben habe. Ich fordere nichtes von euch / als daß ihr mich dieserwegen beklagen wollet: gleichwie ich auch unfähig
Jebus König von Jericho.
Dieser brief schnitte mich durch das herz / und geriete ich daher in eine solche bekůmmernis / daß ich den fůrsatz fassete / der welt abzusagen / und mich unter diese geistlichen in des Teraphim tempel zu begeben. Daß ich von den Prinzen Sidon verlassen worden / ware mir nicht so nahe gegangen / als dieses verächtliche bezeigen des Königs von Jericho. Es beredte mich aber zu dieser welt-absagung eine Mesopotamierin / die ich bei mir im dienst hatte / welche die hiesige sitten und gebräuche alle wol verstunde /und darinn mich unterrichtete. Zu meinem zweck nun zu gelangen / wurden viele ümstände erfordert / da man nicht allein heimlich gehen muste / sondern auch der instehende winter / und die weite des weges / in nötige erwågung kamen.
Es stellte sich / in der zeit / neben der K \nigin von Tyro und dem damaligen Prinzen Tiribaces / meinem bruder / der König von Jarmuth bei uns ein: der dan /wiewol ganz verborgen / eine dame mit sich fůrete /die etliche zeit in Tyro sich befande / ehe wir die geringste vermutung haben kunten / daß selbige die weltbekante Jerode wåre. Diese / so sich kurz vorher zur K \nigin in Kiriath-Arba aufgeworfen / und endlich von Hebron entfliehen müßen / hatte sich zu dem Abinab K \nig von Jarmuth gewendet / der sie heimlich mit nach Tyro brachte / und ihren klugen anschlägen folgend / es in allen dingen also machte / wie diese Prinzessin es gut befande. Ihr einraten machte auch / daß er zwar / auf des Königs meines herrvattern begehren / mit dem fürhaben bei uns sich einfunde / eine seiner t \chter zu ehlichen /
Weil in Canaan fůr die Jerode nichtes mehr übrig ware / alda man sie nun zu wol kennte / als fiele ihr gleich ein / ihrem vorteil hiebei zu machen. Demnach / sich an den König Abinab hängend / brachte sie ihn nach Tyro: wiewol sie / wie ich bald melden wil / viel andere dinge / als sie fürgabe / heimlich im kopf brütete. Weil der König von Jarmuth / in ersehung meiner schwester / gleich gerůret wurde / sie zu lieben /als bliebe ich nicht allein von der befürchteten liebes-verfolgung befreiet / sondern ich beredte auch meinen herrvatter / ihme nicht entgegen zu seyn lassen / daß Zoroastra abermals vor mir den vorzug behielte. Also wurde nun meine schwester öffentlich an den K \nig von Jarmuth verlobet. Wie aber das königliche beilager fortgehen solte / schickte der himmel eine traur dazwischen / indem der König mein herrvatter mit tod abginge / und also mit Tyro der zustand sich ånderte. Also wurde / die vollziehung dieser heurat / bis zu des Tiribaces krönung ausgesetzet.
Inzwischen machte der König von Jarmuth meine schwester mit der Jerode bekant / die \ftmals heimlich
Jederman bei uns / ausgenommen Zoroastra / verwunderte sich über dieser schleunigen abreise. Es vergingen aber wenig wochen / da kame die post / wiedaß der K \nig von Jarmuth unterwegs wäre ermordet worden. Dieses hatte Jerode also angestellet / und durch ihre creaturen dem Abinab auflauren lassen: die ihn dañ überfallen / und als todt / an der gränze von Armenien / in dem gebirge / verlassen hatten. So lieb nun dieser boshaftigen ware / daß ihr der anschlag geglücket / so sehr und fleißig bemůhete sie sich / die hierüber betrübte Zoroastra zu trösten. Als auch diese / auf mein zureden / sich entschloße / neben mir geistlich zu werden und aus der welt zu gehen / sprache sie mächtig zu solchem fůrhaben / und erbote sich / uns auf dieser reise eine gefårtin
Wir waren nun so glücklich in unsrem anschlage /daß wir / ungefär vor zwei monden / in diesen tempel ankamen: da uns die priesterinnen willigst aufnamen /und uns die geistliche tracht anzuziehen erlaubten. Jerode stellte sich åuserlich / als ob sie mit uns gleiches sinnes wäre / eine priesterin des Teraphim zu werden: heimlich aber triebe sie mit ihren creaturen ihren anschlag immer fort / der dahinaus liefe / daß sie die zur aufruhr geneigte Bactrianer / wan es zeit seyn würde /besuchen / ihnen eine von uns / als ihre angeborene Prinzessin / zeigen / und nachgehends / weil ihr keine bosheit zuviel war / dieselbe vom brete bringen / und die Bactrianische krone selbst aufsetzen wolte. Als sie nun mit dem vortrage / mat mir nach Bactra zu gehen / gegen mir zu erst ausbrache / ließe ich mich hierzu zimlich geneigt finden / in hoffnung / daß alsdan der König von Jericho zu mir wieder kehren wůrde / wan ich ihm die Bactrianische kron erlangen könte. Ich eröffnete ihr / in vertrauen / diese meine gedanken: da sie sich zwar anstellte / als ob sie solches sehr gern h \rte / im herzen aber fürchtete sie sich für diesem meinen starken anhang / und wurde darum
Bevor ich aber diese meine erzehlung vollfůre /muß ich mich nochmals zu dem König von Jarmuth wenden / und berichten / wie es deme / nach seiner verwundung / an den Armenischen grånzen ergangen. Belgar und sein anhang / hatten diesen König für todt ligen lassen: und weil sie den verfolg von den seinen fürchteten / blieben sie nicht lang daselbst / sondern eileten zurůcke / der Jerode heimlich hievon eröffnung zu thun. Es war aber einer von den Bactrianern / der im gefechte von dem König verwundet worden / und von allen anschlägen der Jerode wissenschaft hatte /neben demselben auf der walstat ligen geblieben. Wie sie nun beide von seinen / des K \nigs / leuten gefunden und wieder zu sich selbst gebracht worden / er \ffnete dieser lezte alles / was die Jerode angestellet. Hierdurch wurden dem Abinab die augen aufgethan /daß er hinter alle ihre bosheiten und betriegereien kame. Demnach / list mit list zu vergelten / volfürete er / sobald er gesund worden / seinen weg nach Bactra / und machte sich mit der Königin Clotis bekandt /daß es niemand erfuhre. Wie nun diese ihn alles dessen berichtete / was Jerode ferner triebe / kame er endlich auch dahinter / wie sie / mit einer von uns beiden / aus des Teraphim tempel nach Bactra sich wolte entfůren lassen. Mit großer list gewonne er eben die jenigen auf seine seite / deren
Von ungefär schliefe ich selbige nacht bei meiner schwester / und weil Jerode vorher gegen mir erwehnet / wie sie vermute / daß bei gegenwärtigem feste des Teraphim / die Bactrianer / als unsere entfůrere /ankommen würden / schwanete mir gleich / wie ich das geräusche vername / und darauf die Jerode mit gewaffneten männern erblikte / daß es diese seyn würden. Ich sprange sofort auf / ihnen anzudeuten / daß ich gesonnen wäre / mit ihnen zu gehen. Ich muste aber / wider vermuten / von der Jerode vernemen /daß meine schwester / und nicht ich / hiermit gemeinet wäre. Weil Zoroastra und ich noch in kleidern waren / als bedorfte es keins wartens / die Zoroastra zu entfüren: die aber anfinge zu ruffen / wiedaß sie mit ihnen nicht fort-wolte. Als nun ich / so wol ihren widerwillen / als der Jerode betrug / erkante / liefe ich von ihnen / machte überall im palast lårmen / und rieffe / daß man uns helfen solte / weil uns gewalt geschähe. Es wurde hierauf alles wach / und kame nicht allein sofort die wacht / sondern es fanden sich auch viele von den hirten herzu / die in der nacht auf das fest gezechet hatten. E. Maj. waren selber dabei / als die unglückliche Jerode für die verräterin des heiligen palastes erkant wurde / und geriete sie / weil Abinab /sie mit weg zu füren / sich geweigert / dem
Eine von ihren aus Canaan mitgebrachten dirnen /thåte mir darauf alles dieses / so ich iezt erzehlet /ausfürlich zu wissen: massen auch ein knab des Königs von Jarmuth / der in dem getümmel von seinem herrn abgekommen / und sich in unsren tempel verkrochen / mir den ganzen aufstand in Bactra erzehlet. Ich halfe diesem unvermerkt wieder hinaus / und gabe ihm briefe mit / an den König Abinab und an meine schwester: darinn ich widersprache / was sie zu meinem nachteil fürgenommen / und wie ich mich meines rechtes an Bactra keines wegs begåbe. Diß ist nun alles das jenige / was ich E. Maj. eröffnen wollen: und schließe ich mit der demütigsten bitte / daß sie /wie sie allen bedrangten und verlassenen zu helfen pflegen / auch mir wollen hülfe wiederfahren lassen /daß die Bactrianer durch E. Maj. erkennen lernen /wie ich / und nicht Zoroastra / ihre rechte Königin seyn k \nne / und sie mich vor meiner schwester erkiesen sollen.
* * *
Als die Prinzessin Rahabine ihre rede hiemit beschlossen / vermochte die Königin Aramena Gottes gerechte gerichte nicht gnug zu bewundern / die er so wol an der Naema und dem Sidon / als an der Jerode /erscheinen lassen. Wie sie nun hierauf der Prinzessin von Tyro verheißen / daß dieser unglůckseeligen ihr zerrissener körper solte gesuchet und unter erde gebracht werden / versprache sie ihr ferner / daß sie /was sie nur immermehr zu ihrer vergnügung thun könte / herzlich gern vor die hand nemen wolte. Aber an die aufrürische Bactrianer für euch zu schreiben /(sagte sie)
Ihr eigenes anligen aber / nämlich die ungewißheit / darinn sie lebte / und das verlangen / etwas von dem Cimber und ihrem bruder zu erfaren / schikte sie endlich wieder nach ihrem zimmer / dahin sie den Elihu /gegen selbige zeit / beschieden hatte. Sie fande diesen getreuen Fůrsten bereits alda zur stelle / als sie mit ihrer schönen gesellschaft ankame / der ihr dan diese post brachte / wiedaß der Reba / einer von den vier richtern aus Amida / vom Taurischen gebirge / neben dem verweser Demas und den gesandten der riesen angelanget / und daß sich sofort / unter den Horiten und den andern riesen / eine grosse freude verspüren lassen: die auch / seit deren ankunft / ja so fleissig /als vorher die geistlichen / zu raht gegangen / und sei man / wegen des verstumten Teraphim / noch zu keinem schluß gekommen /
Weil sie / fast alle abend / ihre bekandte schäferinnen / die mit ihr in selbigem palast woneten / zu besuchen pflegte / als wolte sie dißmal zu der Sataspe /des Demas basen / gehen / in meinung / ihren vetter /den verweser / bei ihr anzutreffen. Demnach ließe sie / wie sie abends gespeiset / durch den Elihu sich dahin fůren: deme sie auch auftruge / wegen der entleibten Jerode erkundigung einzuziehen / daß deren körper m \chte zur erden bestattet werden. Es waren eben bei der weißen Sataspe / die hirtinnen Melidia und Eidania / als die schöne Aramena in ihr zimmer hinein trate: die dan / aus schüldiger ehrerbietung /abtreten wolten / aber von der gütigen Königin angehalten wurden. Bleibet / meine freundinnen! (sagte sie zu ihnen) ihr hintert mich in keinem dinge / was ich mit Sataspe zu reden habe. Hierauf / als sie sich gesetzet / fragte sie diese schäferin: wie es käme / daß sie den verweser Demas / ihren vetter / nicht bei ihr fände? massen sie ja wol wüste / was sie ihm fůr eine liebe base wäre. Mein vetter (antwortete Sataspe) hat / nach seiner wiederkunft / so fort den hiesigen beratschlagungen müssen beiwonen / die da / wegen der in unsrem fest entstandenen unruhe / täglich
Solte dan auch den Demas (fragte die Königin) betrüben können / was hier fürgegangen? Ich vermeinte / er wäre viel zu lang in der schule zu Salem gewesen / als daß er noch an den Teraphim glauben solte. Es wäre unrecht / (gabe Sataspe zur antwort) wan man für seiner obrigkeit / wie bisher vor andern / ein geheimnis hiervon machen wolte. Ich werde demnach E. Maj. nicht laugnen / daß Demas und ich den wahren Gott verehren / daß auch mein vetter / meist deswegen / diese versamlung verlassen / und sich unsichtbar gemachet hat / üm ihme selbst und andren kein ärgernis zu geben. Warüm aber (fragte die Königin ferner) folgen er und ihr nicht / dem beispiele des Ausicles / und gegenwärtiger beiden hirtinnen / die ungescheut sich zu mir gesellten / als die opferungen fůr den Teraphim verrichtet wurden? Weil er verweser von Amida ist /(antwortete Sataspe) dorfte er dieses nicht wagen: daher wolte er sich lieber gar davon absondern: wie dan auch ich / eine unpäßlichkeit fürschützend / mit meines vettern beiden töchtern zurůck geblieben. Abinael und Nisan (versezte die Königin) vermeinen aber dem Teraphim viel zu sehr verpflichtet zu seyn /als daß sie solten gern sehen können / daß ihre frauen mit ihnen nicht diesen vermeinten Gott verehren wollen. Weil wir / wie erwehnt / (wiederholte Sataspe) bisher mit unsrem glauben sehr geheim gewesen / als wissen diese beide hirten nicht darüm / daß ihre frauen einen andren Gott verehren.
Hiermit kamen sie auf die frage: ob es auch ohne sünde geschehen könne / seinen glauben zu bergen /oder für den menschen / ũm zeitlichen nutzens willen / sich zu
Unter solchen gespråchen / begunte es schier zu nachten: daher die Königin nicht länger auf des Demas
Weil ihr bereits wisset / werte Sataspe! daß alle /die von dem geschlechte der riesen sind / den bund mit den K \nigen von Basan und der Aborigener / wie auch mit den Fürsten von Seir / aufgerichtet / und so wol in dem entfernten Kitim gegen den Camboblascon / als auch gegen dem Fürsten von Edom / krieg füren / und daneben ihrer dienstbarkeit / mit deren sie bisher unter allen v \lkern belegt gewesen / sich entledigen wollen: so habe ich nicht ursach / euch dieses erst zu entdecken. Der K \nig Tuscus Sicanus / der neulich unter des Jared namen bei uns im hause gewesen / war der erste / so mir dieses zu wissen thäte. Unser richter / der Reba / ůbername deshalben / nach dem gebirge zu reisen / und im namen der Mesopotamischen riesen mit den beiden Königen / und den Fürsten von Seir / zu schließen. Ich folgte ihm / als wir hieher auf dieses fest reiseten: zwar nicht allein dieser ursache halber / sondern weil ich des fürhabens war / die heurat zwischen unserer K \nigin und dem Tuscus Sicanus / zugleich mit stiften zu helfen / welcher eben der Elieser ist / so vordessen die Ahalibama / des grossen Edoms gemalin / so herzlich geliebet.
Was höre ich / mein vetter! (rieffe alhier Sataspe) vergebet meiner billigen verwunderung / die mich zwinget / euch in die rede zu fallen / und zu fragen /ob es immermehr
Es hatte Tuscus Sicanus / vor seiner abreise von hier / die Ahalibama / mit unserer Königin sprechend / heimlich behorchet / und aus allen ümständen ihres gespräches soviel abnemen wollen / daß die Königin /den Tuscus Sicanus liebend / in dem namen irren /und nicht ihn / sondern den König von Basan / den Marsius / verstehen müsse. Demnach bliebe er entschlossen / solches dem verliebten Marsius / zur guten zeitung / auf das gebirge zu hinterbringen: da er zugleich mit dem vorsatz abreisete / den verlust seiner Ahalibama auf ewig zu beweinen. Aber sein leibarzt /der Midaspes / fürete / neben mir / hiervon viel andere gedanken: massen die gewiße ümstände / da unsere K \nigin mit dem
Dieses nun triebe mich fürnemlich auf das gebirge: zumal ich überdas auch erfaren hatte / daß viele von unsern hirten / ja unsere richtere selbst / mit den gedanken ůmgingen / unsere Königin an den König von Basan zu bringen / ům dadurch diese löbliche regirung / die uns iezt der himmel gönnet / die aber ihnen eine last ist / von sich zu schieben / und auf solche weise unsere unvergleichliche Aramena in das weit-entfernte Celten gleichsam zu verbannen. Wie ich das gebirge erreichet / fande ich daselbst / an stat des Königs von Basan und des Königs der Aborigener / die beide dapfere schwestern des Königs von Basan / mit ihren gemalen / dem K \nig Baleus von Assyrien / und dem König Hiarbas / die diese beide Könige zu besuchen angekommen waren. Aber die Celten / neben den Aborigenern / und den riesen unseren brüdern / gingen fleissig zu raht / und schlossen eben mit dem Reba den grossen bund / der sie dorthin zusammen beruffen hatte. Ich erkundigte mich / wo dan beide Könige wären? da mich Midaspes berichtete / wie er nicht anders wůste / als daß sein herr / neben dem Prinzen Baalis und Daces / den K \nig von Basan suchte / der sich / aus
Als ich nun / etliche tage nach meiner ankunft / da es fast schon gegen den abend ginge / und ich vorher den beratschlagungen / unsre bündnis betreffend / beiwonen müssen / in das gebirge fürter reisen wolte /kame der Fürst von Haran / der Nahor / auf der post an / und brachte uns die zeitung / daß Tuscus Sicanus allhier im tempel gefangen worden / und in lebensgefahr / üm zum Teraphim geschlachtet zu werden /stünde / wan die Aborigener nicht bald ihn zu erledigen kämen. Das ganze gebirge geriete hierüber in lärmen / und waren nicht allein die Aborigener / sondern auch ihre brüder / die Celten / färtig / mit voller heereskraft einzufallen / und diesem König das leben zu retten. Der Sesai und Reba hingegen wiegelten die mächtigen riesen auf / welche den Teraphim hoch verehren: die dan kurzum nicht leiden wolten / daß so eine entheiligung des grossen tempels geschehen solte / dabei aber
Der Midaspes und ich / waren mit unter dieser botschaft / gleichwie auch etliche fürneme Assyrier und Celten / die der Prinz Suevus in person fůrete. Wir beide wusten nicht / was wir daraus erraten solten /daß sich Tuscus Sicanus in diese gefahr begeben hatte / auser daß wir es aus zweifelmut beschehen glaubten / üm dergestalt vom leben zu kommen: welches ich doch auch / wegen seines reinen glaubens / nicht vermuten kunte. Nahor / weil er nun sein gewerbe verrichtet / und dabei / wie er mir vertraute / nachricht erlanget hatte / was massen der Prinz Daces / tief im gebirge / mit etlichen damen wäre gesehen worden /unter denen er seine geliebte Aprite zu finden vermeinte / reisete er dahin / wohin ihn seine liebe triebe. Dieses nun befrömdete mich noch mehr in meinem nachsinnen / als ich ůberdas vernemmen muste / daß Daces nicht bei dem Tuscus Sicanus wäre: der doch /mit diesem König / aus der landschaft Amida die reise nach dem gebirge gethan hatte. Es ist aber / der Almesia knecht der Elisa / eben dieser Celtische Prinz gewesen / den ihr öfters in unsren gefilden gesehen habet.
Wie wir nun hieherwärts eileten / begegneten uns vor morgens in der demmerung / als wir die nacht durch gereiset / im blachfelde zwischen den gebirgen /der Chersis auf einem wagen / von vielen priestern aus hiesigem
Indem entstunde / nahe bei uns / ein geschrei / welches eine dame verursachte / die in geistlicher ordens-kleidung auf einen wagen sich sehen ließe / und die pferde selbst regirend / dem Chersis also zurieffe: Ihr / der ihr seit der vorsteher unsers tempels! schützet mich wider diese Bactrianer / die ihr dort von ferne ankommen sehet / mich zu verfolgen. Hiemit rante sie auf uns zu / und wie wir diese für eine priesterin aus hiesigem Teraphim-tempel erkanten / fande Chersis /als dessen vorsteher und beschirmer / welches amt allemal dem sohn des Oberpriesters zukommet / sich sowol als wir verbunden / sie zu erretten. Demnach eileten wir denen / die sie verfolgten / entgegen / ům sie zurücke und abzuhalten. Es ritte vor diesen ankommenden her / ein gewaffneter ritter: der / wie wir hernach erfuhren / bei dieser priesterin erstlich auf dem wagen mit gesessen / aber durch ihre geschwindigkeit war hinab gestossen worden; welches auch folgends dem widerfahren / der die pferde regirte /daher sie selber den wagen leiten müssen. Sein und seiner bei sich habenden ermüdete pferde /
Chersis / der nun zu fus war / entfinge sofort eine sehr gefärliche wunde von diesem ritter / daß er als todt zur erden fiele; worauf das gefechte an beiden teilen scharf anginge / und erhielten wir endlich die oberhand / weil die unsrige immer verstärket / und also diesen frömden überlegen wurden. Die anwesende Celten und Aborigener / hatten immittels den wagen des K \nigs / wie auch der angekommenen priesterin / ümringet: und als wir sieghaft den fůrer der Bactrianer gefangen brachten / öffnete der so bald nicht seinen helm / da hube die priesterin an zu schreien / und mit höchster bestürzung den namen des Königs Abinab von Jarmuth etliche mal zu nennen. Wir wusten nicht / was ihr ankame / als sie mit ausgespannten armen diesem König entgegen liefe / und ůber dessen leben grosse freude blicken ließe. Liebster Abinab! (rieffe sie) den ich fůr todt beweinet: ist es müglich / daß die götter dich mir wieder gegeben? Wie kan euch dessen leben erfreuen / (antwortete er ganz unwillig) gegen den ihr euch iezt so feindlich erwiesen? Ach! wan ich doch wissen solte / (sagte sie) daß der tod-geglaubte Abinab der jenige sei / der mich aus den tempel entfüren wollen. Als er dieses beantworten wolte / trate ein Assyrier aus unserer gesandschaft herzu / der sich Zalmon nennte / und bei den vorigen kriegen in Assyrien sich sehr bekant gemacht: der / im namen seines Königs / den König von Jarmuth mit seinen bei sichhabenden leuten und Bactrianern / als gefangene anname / und grosse freude spůren ließe / daß der himmel den feind seines Königs ihm so unvermutlich in die hände geliefert hatte. Er erklärte auch kůrzlich uns ümstehenden / wie es hiemit beschaffen
Wie wir aber abreden wolten / was ferner anzufahen wäre / traten die mitgekommene Teraphim-priestere herzu / und eröffneten uns / mit allen ümständen / daß dieser / den sie mitgebracht hätten / der jenige wäre / den man hier im tempel gefangen bekommen /und zum Teraphim schlachten wollen / und der / auf der Königin von Mesopotamien geheis / von dem Chersis mit list wäre hinweg gebracht worden. Ja /diese grausame (finge der betrůbte König hierauf an zu reden / der allen diesen bericht der priestere mit angehöret) hat mich darüm vom tod erretten wollen /damit ihr sieg desto herrlicher über mich werden / und sie in meiner qual mich länger wissen möchte. Die meisten von den ümstehenden / wusten nicht / was hiermit solte gesaget seyn. Aber der Prinz Suevus trate zu seinem König / und redte ihm heimlich zu /nicht so offenbar den Celten seine schwachheit sehen zu lassen. Nachdem er hiemit sich zu ihm auf den wagen gesetzet / und seine schwachheit vermerkend /den Midaspes auch dazu vermocht hatte / ginge unsere rückreise nach dem gebirge zu: da man allerseits sich höchst glückseelig schäzte / daß sich dieses dergestalt geendet / und so wol der grosse
Wir ließen den verwundten Chersis bei etlichen riesen / die daselbst woneten / und zogen auf dem gebirge gleich als in einem triumf ein / indem wir nicht allein den Marsius / sondern auch den gefangenen König von Jarmuth mit seiner Prinzessin in das Celtische lager füreten. Die K \nige Baleus und Hiarbas /mit ihren geliebten K \niginnen / als den beiden schwestern des Marsius / entfingen diesen ihren schwager und bruder mit unaussprechlicher freude: wiewol sie dabei dessen herz entfindliche traurigkeit mit betrůbnis erkennten / die ihn aller andern entfindung unfåhig machte / also / daß er nicht die geringste freude blicken ließe / bei seinen liebsten blutsfreunden sich wieder zu befinden. Jederman ware nun für witzig / zu wissen / wie dieses mit dem König sich zugetragen / daß er in solche gefahr geraten: und urteilten fast die meisten die warheit / daß ihn / die liebe zu der schönen Mesopotamierin / an solchen verbotenen ort müste geleitet haben.
Ich erfuhre die eigentliche ümstände / von dem Midiaspes / der / indem er zu des Königs cur mit gebrauchet worden / von ihm selbst alles vernommen hatte /um es seinem K \nig / dem Tuscus Sicanus / wieder zu hinterbringen. Er erzehlte mir demnach / welcher gestalt dieser verliebte und ungeliebte K \nig / ob er gleich des beständigen fůrhabens gewesen / nicht mehr an unsere K \nigin zu gedenken / dannoch sich nicht ůberwinden können / als er sie so nahe gewust /sie nicht noch einmal zu sehen. Deshalben hatte er /nur mit zweien dienern / sich heimlich aufgemacht /und / am tag der großen opferung / in den tempel des Teraphim sich gewaget / auch alda diese wunder-schöne beschauet: die ihn / als er verraten
Dieses stårkte nun mächtig / so wol den Midaspes /als mich / in unsrem vorhaben / den König der Aborigener an unsere Königin zu bringen: womit auch aller Celten und Aborigener / auch selbst des Baleus und Hiarbas / der Hercinde und Mirina / meinungen einhållig einstimmeten / um durch solche heurat den großen Marsius an seiner liebes-krankheit zu heilen. Es ist auch allein dieses / das der Celten verbitterung stillen kan / die sie wider Syrien und unsere Königin gefasset: massen sie / den Aborigenern zu gefallen /an unserer herrschaft / wegen der erlittenen beschimpfung / sich nicht zu råchen begehren / wofern Aramena den Tuscus Sicanus heuraten wird. Der Marsius selbst ware nun hiemit einig / und ließe ihm gefallen /daß nach dem Aborigener-König so fort geschicket würde / hierinn eine richtigkeit zu treffen: von deme man post hatte / daß er / unfern von dar / in einem andern teil des gebirges sich befände / und den K \nig von Basan daselbst bisher gesuchet hätte.
Wie nun selbiger sehr nahe war / so vermochte doch der Marsius / so grosmůtig er sich auch erwiesen / nicht gegenwärtig zu bleiben / und seines mitbulers glück ihm selber anzukůnden: wie er dann heimlich /die nacht vorher / mit dem Sesai und wenigen seiner leute / hinweg
Es bliebe aber Sesai und sein anhang mehr als jemals darauf versteuret / unsere Königin auf alle weise und wege ihrem K \nig zuzubringen. Demnach schickte er iemanden / noch in selbiger nacht / wie er mit dem Marsius hinweg ginge / an den Reba und mich /und ließe uns ersuchen / daß wir ungeseumt ihm nachfolgen wolten. So gern ich nun des Königs Tuscus Sicanus ankunft erwartet håtte / so h \chstnötig erachtete ich auch / des Sesai anbringen zu vernemen. Ich ůberließe demnach / die fürung dieses werks / dem Midaspes allein / und machte mich mit dem Reba auf den weg / dem Marsius zu folgen: der sich in ein unůberwindliches berghaus / so einem von des Sesai vettern zuståndig / und unfern von hier liget / begeben hatte /und alda ganz verborgen für aller welt leben wolte /üm in seiner tiefsten traurigkeit / und in dem fůrsatz /also zu sterben / nicht verst \ret zu werden. Wie uns Sesai fůr sich kommen lassen / fanden wir viel tausend der vornemsten riesen bei ihm versamlet / und thäte er uns weitlåufiger / als ich nun sagen kan / diesen vortrag / daß wir zu seinem anschlag / unsere K \nigin von hier zu entfůren / behůlflich seyn m \chten. Der Reba / war hiezu gleich erb \tig.
Mit dieser vertröstung / sind wir nun von dem Sesai abgereiset / und zwar in gesellschaft der gesandten von den Enakim an hiesige priesterschaft und die Horiten / welche abgeordnet sind / ihr leidwesen /wegen der entstandenen unruhe in hiesigem feste /ihnen zu bezeugen / und dabei ihnen kund zu machen / wie der verliebte K \nig von Basan ihr gefangener gewesen: worbei sie sich dann zu erfreuen hätten /daß sie an diesem ihrem großen bundsverwandten sich nicht in unwissenheit vergriffen / und dadurch den gänzlichen untergang auf sich geladen hätten. Diesen nachmittag ist nun alhier der vortrag geschehen / und hat sich hiesige unruhe dadurch sehr gestillet. Nun wird man morgen ingesamt zu raht gehen /wie / dem ausspruch des Teraphim zu folge / derselbe anderweit möge ausgesönet werden. Weil wir mit dem Sesai verlassen / daß ich morgen wieder bei ihm seyn / und ihm die erklärung unserer hirten bringen wolte /zumal / vieler ursachen halber / kein augenblick hierinn zu verseumen ist / als habe ich meinen schwieger-s \hnen / wie auch den andren / denen ich mich vertrauen dörfen / zugeredet / daß sie nimmermehr in die entfürung ihrer K \nigin willigen / sondern ihr leib und leben bei ihr aufsetzen m \chten: die mir dan nicht allein dieses / sondern auch / ihre mitgesellen auf ihre seite zu bringen / versprochen haben. Das widerspiel hievon / habe ich dem Reba vermeldet / der dan alle Horiten /
Diese erklärung muß ich ihm nun morgen früh überbringen / und habe ich euch / liebe Sataspe! von diesem allen er \ffnung thun wollen: damit ihr sofort unsere Königin dessen berichten / und sie warnen k \nnet / sich hierbei fůrzusehen. Dan ich scheue mich / selber zu ihr zu gehen: üm keinen verdacht auf mich zu laden. Euer guter verstand wird euch schon an die hand geben / was ihr von allem dem / so ich euch erzehlet / der K \nigin sagen sollet: und muß man ihr ja bergen / sowol die häftige liebe des Marsius / als daß der Aborigener-K \nig seiner Ahalibama noch nicht v \llig vergessen hat / damit sie nicht ihre entschließung åndere / und den K \nig von Basan dem andren fůrziehe. Viel nůtzlicher werdet ihr ihr von des Tuscus Sicanus ihr zu-tragenden liebe sagen / die so brůnstig sei / daß ich sie euch nicht gnug beschreiben k \nnen. Vor allen dingen aber můßet ihr dahin trachten / daß die Königin ja nicht seume / von hier nach dem schloß Amida aufzubrechen / ehe diese zween tage vorbei seyn werden.
Demas schwiege hiemit / und h \rte die Sataspe sagen: Ich bin so voll verwunderung über allem / was ich von euch vernommen / daß ich mich fast nicht zu erholen weiß. Wan ich aber die warheit gestehen sol /so tauret mich der grosse Marsius so sehr / daß ich lieber fůr ihn / als für den Tuscus Sicanus / sprechen m \chte. Die wolfart aber unsres landes / (antwortete Demas) wie auch die ruhe der gemalin des grossen Edoms / als unserer Ahalibama / die ihr mit mir gleich hoch verehret sprechen fůr den Tuscus Sicanus: wie dan auch unsere
Sobald nun die sonne an den Taurischen gipfeln sich wieder sehen lassen / eilete Sataspe nach der Königin zimmer / üm sie alles dessen zu berichten / was ihr der Demas aufgetragen. Nachdem sie von der Amphilite angemeldet worden / muste sie fůr der Königin bette kommen: weil diese gleich ahnete / daß solche frůzeitige besuchung etwas sonderbares auf sich haben wůrde. Habt ihr den Demas gesprochen? fragte sie / als Sataspe in die kammer trate. Nicht allein /gnädgiste Königin! (antwortete sie) habe ich denselben gesprochen / sondern er ist auch ursach / daß ich iezt hieher komme. So saget dan heraus / (sagte die K \nigin / voll grosser begierde) was ihr fürzubringen habet. Mein vetter (finge die Sataspe an) hat auf den Taurischen gebirge eine verråterei wider E. Maj. ausgekundschaftet / indem der riese Sesai und seine gehülfen damit ůmgehen / E. Maj. für den K \nig von Basan zu entfüren. Viele von den hiesigen Horiten /wie auch von den richtern und schäfern aus Amida /ligen mit unter diesen anschlag / und soll übermorgen / wan sich das
Mich befr \mdet nicht wenig / (sagte die K \nigin) was ihr mir anbringet / weil ich so einer gewaltthat /weder von dem h \flichen K \nig in Balan / noch von hiesigen meinen unterthanen mich versehen können. Ich m \chte aber wol wissen / ob der Aborigener-K \nig zur stelle sei: der verhoffentlich diese gewaltsamkeit zu verhintern wüste. Wie Sataspe / auf diese der K \nigin worte / etwas stillschwiege / fuhre sie also / fort zu reden: Hat euch Demas nichtes von dem Tuscus Sicanus gesaget? oder ist ihme die begebnis mit dem entkommenen gefangenen unbewust / den sie hier zum Teraphim schlachten wolten? Sataspe / die ihr fürgenommen hatte / von diesem allem nichtes zu erzehlen / ům sich nicht zu verreden / wandte fůr /Demas håtte / wegen der eilfårtigkeit / von diesen dingen ihr nichtes sagen k \nnen / und wůste sie allein dieses aus seinem bericht / daß Tuscus Sicanus auf dem gebirge / und zwar sehr wol / sich befånde. Hierauf erzehlte sie / ům die Königin hiervon abzubringen / was Demas ihr von der entfüreten priesterin er \ffe net / und wie selbige / neben ihrem entfürer / unter den Assyriern nun gefangen säße. Sie verschwiege aber hierbei die verwundung des Chersis / die Amphilite nicht zu betrüben / die mit in der K \nigin kammer ware.
Die schöne Aramena wurde etwas ungedultig / daß Demas eben davon zu melden vergessen hatte / was sie zum nächsten anginge. Wie sie demnach sich ankleiden lassen / wurde nach dem Fůrsten Elihu geschicket:
Gnädigste Königin! (antwortete Thebah) die ganze gegend von Amida schiene bisher traurig / seit dem ihre sonne sich nicht bei ihnen sehen låsset; und hat man fast die minuten gezehlet / bis hiesiges fest m \chte seine endschaft erreichen. Es kamen zwar /wenig tage nach E. Maj. abzuge / die Canaanitische K \nige / als der Hemor von Sichem / Ariates von Hazor / (woselbst dieser nun regiret / nachdem der alte K \nig von Hazor gestorben) der Jebus von Jericho / mit der K \nigin Milcaride und ihrer fraumutter /der alten Syrischen stathalterin Tharasile / nach Samosata: aber sie vermochten
Der verliebte Sinear thäte die reise mit dem K \nig /und wie wir unferne vom schloß Amida waren / stieße Bethuel auf uns / und kůndigte dem König an / wie es E. Maj. mit dem so-genanten Cimber ergangen ware. Ich kan wol sagen / daß ich den König / seitdaß er in Mesopotamien gewesen / nie so freudig gesehen habe. Er machte auch vor uns andren kein geheimnis davon / was die liebe dieses K \nigs zu der großen tochter meines verstorbenen herrn betraffe / und was sich dabei zugetragen: woraus dan ich insonderheit unbeschreibliche freude sch \pfte / und dem gerechten himmel dankte / der mich dieses übrige von meiner verlangten glückseligkeit nun auch noch erleben lassen /E. Maj. völlig vergnügt
Er muste aber / mit nicht-geringer befrömdung /vermen / daß alle wege hieher von den Horiten abgeschnitten waren / und dieselbe keinen menschen diese straße wolten reisen lassen. Seine herzbrůdeeliche liebe zu E. Maj. machte ihn gleich für sie das widrigste fůrchten. Er ware zwar willens / wie ihme dan leicht zu thun gewesen / mit gewalt durch zu brechen /worzu der verliebte Sinear stark riete: doch beschlosse er / ein gůtlichers mittel zu erwarten. Endlich bote ich mich an / in hirten-kleideren mich hieher zu wagen: welches ich ohne sonderbare gefahr thun k \nnen / weil ich / diesen stand anzunemen / ohndas entschlossen bin / und unferne von hier bereits landgüter erkauft habe / daher man mir / wan ich solte verraten werden / nichts wird anhaben können. Mein fůrnemen ist mir nun geglůcket / und erkennen also E. Maj. wie es uns ergehet / was sie ferner von meinem König zu begehren / oder ihme hinwieder zu entbieten haben / so ich mit gleicher treu und sorgfalt zu bestellen / mich erbiete.
Ihr hättet wol / mein vatter! (sagte hierauf die Königin) zu keiner gewünschtern zeit / als nun / euch hier einfinden k \nnen: und erkenne ich hieraus die sonderbare fůrsorge des h \chsten / der euch eben zu mir schicket / da mir hůlfe und raht so hoch vonn \ten ist. Wisset demnach / (sagte sie ferner / den Elihu und Thebah anschauend) daß man hier einen raht ůber mich beschlossen hat / mich dem König Marsius von Basan ein zu lieferen / und hält allein das noch-wärende fest die
Elihu und Thebah blieben hierůber sehr bestůrzt /und sahen als im spiegel / was dieses fůr weitlåufigkeit und unruhe nach sich ziehen könte. Also befanden sie beiderseits für das zuträglichste und båste /daß die K \nigin / sonder ferneres zeit-versaumen /nach Amida sich davon machen / und also dieser drohenden gefahr zuvor ko en solte. Demnach wurde abgeredet / daß Thebah von stund an nach dem K \nig von Syrien wieder ümkehren / und einen wagen mit einer starken anzahl von seiner leibwacht / im nächsten holz fårtig stellen solte / die Königin / folgenden morgens in der frühe / von hinnen zu fůren. Die drei Prinzessinnen von Ausitis / kamen eben dazu / als dieses beratschlaget wurde: da der Thebah / der åltsten und jüngsten / briefe vom Sinear und Bethuel überreichte / deren inhalt war / daß sie ihr ausenbleiben entschůldigten / und dabei ihr verlangen andeuteten / ihre schöne Prinzessinnen bald wieder zu sehen. Wie nun diese von dem / was fürgegangen war / nachricht erhalten / wolten sie nicht dahinten bleiben / wan die Königin abreisen würde: welches sie / in ihren antwortschreiben / ihren geliebten fürsten zu wissen thäten.
Wie nun Thebah / von der Königin und diesen dreien / mit briefen wieder abgefärtigt war / und vom hofe des tempels wieder hinab ginge / ersahe ihn Oromedon:
Es verfůgten sich aber / die vier richtere / nach des Oberpriesters palast / ům dem großen raht beizuwonen / der alda von allen geistlichen / auch von den vorstehern des tempels / und etlichen fůrnemsten unter den Mesopotamischen hirten / deren auch Laban einer war / solte gehalten werden: ům endlich / da nur noch ein tag vom Fest übrig war / einen end-schluß zu machen / wie der große Teraphim k \nte ausgesönet /und also dieses Fest fr \lich beschlossen werden. Die von den Enakim gestriges tags angekommene gesandten / weil sie auch hirten waren / wurden gleichfalls mit hierzu gezogen. Wie nun ihr bericht / daß der große Marsius der Mesopotamier gefangener gewesen / ihnen v \llig die wieder-einholung dieses bestimt-gewesenen Teraphim und die versönung der gottheit /aus dem sinne gebracht / wendeten sie alle ihre gedanken auf den gegebenen ausspruch / welcher also gelautet: daß hirtinnen aus fůrstlichem geblůte vorhanden wären / die den großen Teraphim gedåchten hinweg zu rauben / und daß wider dieselben die rache ergehen solte / wenn man den fr \mden
Diesen fiele bei / wie eben den tag / als man den Marsius zu ihnen gebracht / die Prinzessin von Tyro /die Zoroastra / als eine priesterin des tempels / auch dahin gekommen / deren schwester / die Rahabine /ihrer aussage nach / ebenfalls priesterin alhier wäre: daher vermeinten sie / weil die gottheit von einem schwester-paar geredet / und Zoroastra bereits durch ihre flucht erwiesen / daß sie fåhig seyn könne / dem großen Teraphim seine ehre zu rauben / es müste dieselbe / oder die Rahabine / welche von beiden die sch \nste wäre / der gottheit zum sůn-opfer / geschlachtet werden. Nach diesem / redten die Horiten: welche die gedanken ihrer brüder / der Enakim /darum verwarfen / weil der Teraphim seine rauberinnen ausdrücklich hirtinnen genennet / welchen stand die Prinzessinnen von Tyro niemals angeno en / und also hiermit nicht k \nten gemeinet seyn. Sie stimmeten aber hingegen / wiewol sie es ungern vorbrachten / auf die Lea und Rahel / und zwar auf diese letzere /als die sch \nste: massen bekant wäre / daß der jetzige Teraphim / als er noch Pasicles gewesen / die Rahel geliebet / und werde er sie nun / durch den tod / näher zu sich rucken wollen. Den Fůrsten Laban überfiele ein kalter schaur / wie er die Horiten also reden h \rte: dorfte und wolte aber doch hierwieder / weil er dem g \tzendienst des Teraphim sehr ergeben war / nicht das geringste sagen /
Wie nun auch an ihn und die richtere aus allen landschaften von Mesopotamien die reihe zu sprechen kam / fielen ihre stimmen dahinaus / wie der Teraphim ihre K \nigin / die ihm seine ehre dadurch geraubet / indem sie dem gefangenen Marsius davon geholfen / gemeinet / und / unter dem wort der rache / dieses wolle verstanden haben / daß man sie zwingen můste / den König Marsius von Basan zu lieben /deme sie stäts / in ihrer wahl / den König der Aborigener fůrgezogen. Wiewol nun keiner in der versamlung war / der dieses nicht gebilligt / daß man die heurat ihrer K \nigin und des großen Marsius befördern müste / so wolte doch den andern nicht einleuchten / daß der Teraphim hierdurch würde k \nnen ausges \net werden.
Als endlich auch die von Zoba zu sprechen hatten /fürete der Harad das wort / und begunte also zu reden: Ich verwundere mich billig / daß keiner von so vielen hocherleuchten geistern / die ich hier vor mir sehe /erraten können / was unser großer Teraphim doch so deutlich von uns heischet. Er spricht:
ô liebes vatterland!
Weiß dan niemand von euch allen / daß wir die fůrstliche hirtinnen / des Hiobs töchter / hier bei uns haben? die nicht / wie Rahel thut / den großen Teraphim anbeten / sondern eine fr \mde gottheit verehren / von der wir nichtes wissen. Solte auch hier unbekant seyn k \nnen / wie man / aus dem lande Uz / alle altåre / tempel
Diß sind des Teraphim worte. Die rache / bedeutet die hinopferung; und das folgende wort / die / will sagen /daß mehr als eine zu solchem sůn-opfer dienen müße.
Hiemit h \rte Harad auf zu reden / und entstunde sofort eine allgemeine stille in der versamlung / die da anzeigte / daß dieser fürtrag des Harads ein allgemeines nachdenken erweckt håtte. Dieser Harad / ware des Prinzen Cesias von Zoba hofmeister gewesen /und hatte / gleich allen von Zoba / seitdaß sein Prinz wegen der Jemima ümgekommen / einen unvers \nlichen haß
Der Reba und die andern / die den anschlag gemachet / daß ihre Königin dem Sesai solte ůberliefert werden / fanden dieses zu ihrem fürhaben nůzlich /und daß dadurch alles leichter von statten gehen wůrde / was sie dem Sesai versprochen hatten. Also endete sich dieser grosse ratgang: unter welchem alles volk / so auf dem fest erschienen / mit schmerzlichem verlangen geharret / was doch endlich der schluß seyn würde. Demnach wurden die heraus kommende hier und da befraget: die dan allerseits den guten bescheid gaben / daß folgenden tags die grosse auss \nung ihres Teraphim geschehen solte. Hierbei ließe auch der Oberpriester den schåfern sagen / daß sie nur sich frölich bezeigen / und länger nicht eingezogen leben solten / weil nun das
Hierauf kamen zu ihr / die abgesandten von den kindern Enak / wie auch die fůrnemsten aus Abagara: die alle gegen ihr verheleten / daß sie darüm wůsten /wie sie dem König Marsius håtte davon geholfen. Die / so sie vor deme noch nicht gesehen / bewunderten nun nicht mehr die häftige liebe dieses K \nigs / da sie ihre wunder-schöne erkanten. Die drei schöne t \chter des Hiobs / so mit zugegen / und nicht wusten / was ihnen bereitet war / erweckten auch kein geringes mitleiden bei diesen riesen: und wandte der Telecles die augen von ihnen ab / üm nicht / wider sein amt /weichmůtig für sie zu werden. Es vergliche sich nun /dieser tag / mit dem ersten im feste / und war ein allgemeines wolleben allenthalben zu spüren / welches fast die ganze nacht hindurch gewäret: weil der oberpriester den hirten so gute vertr \stung gegeben hatte.
Es finge nicht so bald wieder an zu tagen / da stellte sich Elihu bei der K \nigin ein / ům dieselbe /neben den
Dieser war hierzu gleich willig / hatte aber kaum etliche mal in sein horn gestossen / da kamen von den Horiten und denen aus Zoba etliche herzu: dan sie hatten / bei ihrem nachtgeschwelge / einander diese losung gegeben / daß sie / wan sie das horn frů morgens würden blasen h \ren / sich versamlen wolten /ům sodan ingesamt nach dem tempel zu gehen. Zum unglück / befanden sich unter diesen etliche / die da wissenschaft davon
Die Königin / ginge nun mit dem Elihu und den Prinzessinnen / stark fort / also daß sie fast das holz erreichten / da sie den wagen und die Syrer finden solten. Weil aber die vorsichtige riesen alle zugånge zu ihrem tempel mit wachten besetzet / als hatten sie bereits nachricht erhalten / daß ein haufe Syrer im holz angekommen wåre: da zugleich etliche Horiten anmeldeten / wie sie die K \nigin mit dem Elihu und den dreien Prinzessinnen / auf dem weg nach dem holz /im feld angetroffen hätten. Die geistlichen versamleten demnach sofort das volk nach den tempel / üm ihnen / durch den
Wie diese bei vielen tausenden ankamen / fanden sie ein håftiges gefechte / zwischen den frömden Syrern und den Horiten: da jene der dapfere Sinear fůrete / und diese den Tilador zum obersten hatten. Neben diesem pferd-gemånge / ware auch zu fus der streit angegangen / da die hirten / so auf der K \nigin seite waren / unter anfürung des Elihu und wieder-angekommenen Bethuels / dem Oromedon und seinem anhange gnug zu schaffen macheten. Die Königin und die drei Prinzessinnen / stunden / mitten zwischen diesem gefechte / auf einem hügel / und vermochten nicht / wie sie gewillt waren / hindurch und zu ihren wägen zu kommen / ům auf denselben davon zu fahren. Wie nun / zu dieser verwirrung / da die Königin ihrenthalber unter ihren unterthanen ein solches blutbad angehen sahe / ein
Weil sie nicht anders vermeinte / als daß dieses ihr allein gälte / üm sie für den K \nig von Basan zu erobern / und weil sie üm der Prinzessinnen gefahr nicht wuste / als gedachte sie nur an ihre selbst-eigene freiheit / und ritte / als sie das grosse volk ersahe / das mit dem Oberpriester angekommen war / auf dasselbe zu / in hoffnung / dieses heer auf ihre seite zu bringen. Sie sagte ihnen: Sie vermeine nicht / gegen ihren unterthanen sich also verhalten zu haben / daß man sie an einen fr \mden König solte verråterlich übergeben wollen. Wer nun unter ihnen seine treu und liebe ihr wolte sehen lassen / der solte ihr helfen / daß sie / mit diesen angelangten Syrern nach Amida zu ihrem bruder kommen m \chte. Weil die meisten unter dieser großen hirten-schar von dem vorstehenden verraht nichts wusten / und nun ihre Königin also reden h \rten / erboten sie sich alle für einen man / bei ihr zu stehen / und drungen sofort in die Horiten / zugleich ruffend: daß man wider ihre große K \nigin nichtes beginnen / sondern ihr alle freiheit lassen müste. Die seite derjenigen / die die entfůrung der Königin befördern wollen / fande sich viel zu schwach / dieser großen volk-mänge zu widerstehen. Wie sie nun sahen /daß ihr fürnemen nicht fortgehen konte / verneinten sie beständig / so wol gegen dem volke / als vor der K \nigin / daß sie etwas anders vorgehabt / als des großen Teraphim ehre zu retten: weil sie ihnen eingebildet / der Prinz von Chaldea wäre darüm /
Inzwischen Tilador und Reba also zur K \nigin redten / riefe Harad unter das volk: wir vergreifen uns keines wegs an unserer Königin / sondern wir fordern nur die bestimte opfere unsres gottes / die drei Prinzessinnen von Ausitis: mit denen wir alle wolfart unsres tempels / ja des ganzen landes / verlieren würden. Dieses wiederholte auch der Telecles und die andere mitgekommene geistliche / und wurde hierdurch das volk so eiferig gemacht / daß sie ganz laut und inständig riefen: man můste dem großen Teraphim sein opfer lassen. Es hatte die K \nigin kaum luft geschöpfet / als nunmehr allem widrigen entgangen zu seyn vermeinend / wie dieses neue unwesen herfůrbrache: welches sie / so wol als die drei verliebte Fürsten /mit h \chster bestůrzung anhörete. Sie begehrte unterricht von dem Telecles / wie es hiermit bewandt wäre. Inzwischen ihr nun der erzehlte / was über diese drei unschüldige nach des Teraphim ausspruch war geschlossen worden / sahe sie / daß das volk auf die drei Prinzessinnen eindrunge: die dan einander ůmfasset hielten / und also ihr geschicke mit grosser standhaftigkeit erwarteten. Die K \nigin rante sofort dahin /und riefe: man solte sich an denen nicht vergreifen /die in ihrem schutz wären.
Der halbtodte Sinear / wie auch der erschrockene Elihu / und der bestũrzte Bethuel / frischeten immittels die ihrigen an / die Prinzessinnen beschůtzen zu helfen: da aber keiner / als der Sinear / gehör erlangte / weil die hirten ingesamt / auser zween oder dreien /die
Aramena bliebe / ůber diesem zufall / so erstorben und aus sich selber / daß sie fast nicht wuste / wie ihr geschahe. Und als sie den verzweifelten Sinear erblickte / der vergeblich seinen mitgebrachten Syrern zuriefe / noch einmal in das volk zu setzen / brache sie gegen ihm in diese worte heraus: Ach Sinear! wie übel bewahre ich euch diese / die ihr in meinem schutz gebracht habet! Er / der für verwirrung hierauf nichts antworten konte / rante
Die K \nigin wurde fro / bei solcher ihrer unruhe diese beide zu sehen / und fragte sofort den Thebah: ob er es nicht fůr nützlich hielte / daß sie wieder nach dem tempel ůmkehrte / ům durch ihre gegenwart zu verwehren / daß den Prinzessinnen von Ausitis nichts widriges begegnete? E. Maj. gegenwart / (antwortete Thebah) wird im tempel den Prinzessinnen nichts mehrers / als wie iezt geschehen / vorteilig seyn künnen. Sie eilen dafůr nach unsren König / und reden mit ihm ab / was zu geschwinder befreiung dieser Prinzessinnen wird vonnöten seyn. Ich versichere aber E. Maj. daß die Teraphim-priestere in etlichen tagen mit der vorhabenden opferung nicht fortfahren k \nnen / weil mir ihre gebräuche wol bekant sind / und sie /nun durch das heutige gefechte
Wie sie nun nach dem wagen zuritte / stieße sie auf die hirten: welche den Elihu und Bethuel mit mund und hand abhielten / sich nicht in gefahr zu stůrzen. Dieser beiden verliebten zustand taurete sie nun von grund der seele / und zwar meist darum / daß dieses in ihrem reiche geschehen / und doch von ihr nicht konte gewendet werden. Sie riefe ihnen zu / ihr zu folgen: das sie dan / wiewol mehr todt als lebendig thaten. Wie nun auch die andre hirten sie begleiteten / sagte Aramena heimlich zu dem Ausicles / daß er auf alles /so da fůrgehen wůrde / wol acht haben / und dan kommen solte / ihr solches in Amida anzusagen. Hierauf /nachdem ihr der hirte solches versprochen / begabe sie sich zu wagen / auf welchen Elihu / Bethuel und der alte Thebah sich zu ihr setzen musten.
Mitreus aber teilte sein volk in zween haufen / um so wol von hinten als vornen alle gefahr abzuwenden. Wie er dan / dessen n \tig zu haben / bald befande /als Reba und sein anhang / wie sie mitten im holze waren / auf sie los ginge / und die Königin vermeinte davon zubringen. Die hirten / welche vor dem holze wieder nach dem tempel ümgekehret / wurden hievon nichtes gewar / und sezten die Horiten so dapfer an /daß / wan Mitreus und seine Syrer nicht auf dergleichen ůberfall sich hätten versehen und färtig gemacht / die K \nigin nochmals große gefahr håtte anstehen m \gen. Es zogen aber hiebei die Horiten den kürzern / und musten den
Redet / Thebah! (sagte sie ferner / diesen alten anschauend) und stårket / in diesem troste / mich und diese beide verliebte / die sich noch nicht so viel / als wie ich / begreifen können. Gnädigste Königin! (antwortete dieser alte) es ist zwar gegenwårtiger handel mehr als frömd / und scheinet sehr gefårlich / weil die Prinzessinnen in solcher leute hånde geraten / die /den Teraphim zu verehren / ihres eigenen lebens nicht verschonen / und unfehlbar mit der opferung fortfahren werden / wan man es ihnen nicht mit gewalt verwehret. Solches kan aber wol geschehen / und haben wir wenigst / wie ich schon vorhin erwehnet / noch zween tage frist: in welcher zeit nicht allein die Niniviten mit den Chaldeern / sondern auch die hier in der nähe sich befindende Aborigener
Bethuel sahe den Thebah ganz verfåret an / wie er ihn also reden h \rte; der dan leicht urteilen kunte /warüm sein reden ihn befr \mdete / und deshalben zu ihm sagte: Glaubet ihr dan / mein Fůrst! noch an den Teraphim / nun ihr sehet / wie der g \tze so wenig nůtz- und löbliches wirket? Von einem Gott / uns ja lauter gutes komme: k \nnet ihr aber diß für gut halten / was der Teraphim im lezten ausspruch zu thun befohlen hat? Ach Thebah! (sagte Bethuel) d \rfte ich meines herzens gedanken er \ffnen / ihr soltet sehen /daß ich mit euch gleicher meinung lebe. Aber – – – Ich weiß / mein vetter! (fiele ihm die Königin in die rede) was euch noch wanken machet / diesem falschen götzendienst abzusagen. Unser aller bestůrzung lässet jezt nicht zu / euch v \llig zu bekehren. Glaubet mir aber / daß / wan ihr nur den fürsatz fassen werdet /den wahren Gott zu kennen / so wird solches schon eine große beförderung und hůlfe zu eurer Prinzessin errettung bringen. Könte ich damit (sagte der verliebte Bethuel) die himlische Kerenhapuch erlösen / so wolte ich gleich den Teraphim verfluchen / der uns in solchen jammer stůrzet. Der müße stäts verflucht bleiben / (sezte Elihu hinzu) weil kein guter geist ihn reden machet / und fůrchte ich nicht so viel sein grausames maul / als die macht und gewalt der priester und Horiten / die ihm folgen / und unsere sch \nen in ihren händen haben.
Solcher gestalt verbrachte diese betrübte gesellschaft die zeit ihrer hinreise nach Amida / und indem der wachsame Mitreus ståts ům sich sahe / ob auch neue verfolgere sich möchten blicken lassen / ersahe er von fernen einen
Die heiße zåren / mit denen die sch \ne K \nigin diese worte herfürbrachte / růreten dem Aramenes dermassen das herz / daß er ein mitleiden fülete / ehe er von diesem handel wissenschaft erlangte. Der alte Thebah seumte sich nicht / als unter ihnen der ruhigste von gemůte / dem K \nig ausfůrlich zu erzehlen /alles was sich mit ihnen und den Prinzessinnen von Ausitis zugetragen hatte. Die tränen des Elihu und Bethuel bekråftigten des Thebah worte / und ob diese beide schon nicht nötig hatten / den König ům hůlfe anzuflehen / weil er
Es wurde so fort der Mitreus an diesen K \nig abgeschicket / und waren sie kaum eine tagreise von dannen / wo die Aborigener auf dem gebirge ihr lager aufgeschlagen hatten. Werde ich auch bey dem K \nig der Aborigener / (fragte Mitreus) sonder ein schreiben von seiner K \nigin / glauben finden? Befahrest du etwan / (beantwortete dieses / der König von Syrien) daß es dir wieder so unglůcklich / als auf dem Riphatischen gebirge / ergehen m \chte? Nein / Mitreus! der Cimber hat sich nun geändert / und wil forthin die liebe der freundschaft fürziehen / wie ich / mit unaussprechlicher freude / von euch / werteste schwester! vernommen habe. Saget dem K \nig / (fůgte die sch \ne Aramena hinzu) daß es seine Aramena sei /die ihn ům diese schleunige hülfe ersuchen lässet /auser welcher ihr nichts angenemers von ihm wieder fahren könne. Und weil mir der König von Basan also zusetzet / so werdet ihr das auch / ihn zu bereden / gebrauchen k \nnen / daß er desto eiliger komme / mit seiner macht mich zu schützen. Hiemit hatte Mitreus seine abfårtigung / und mitlerweile die beide verliebte Fürsten ihn ferner / hierinn zu eilen / anmaneten /
Wie verwundersam ist es mir doch gewesen / (sagte der K \nig von Syrien) dieses zu vernemen / wessen der Marsius / der sonst in aller welt so höflich und tugendhaft beschryene K \nig / sich hat unterwinden dörfen / daß nåmlich eine große Königin / durch ihre eigene unterthanen / ihme sollen zugefůret werden. Alle hochachtung für ihn / beginnet deswegen in mir zu erleschen. Und ob gleich die liebe viel entschüldigen kan / so vermeine
Sie kamen hiemit in das schloß / alda die K \nigin in ihr zimmer gefůret wurde / und man bald darauf zur malzeit ginge / weil Aramena den tag noch nichtes genossen hatte: wiewol die angst ihr den hunger so sehr vertrieben / daß sie wenig genießen kunte / und nur stäts zu rücke nach dem tempel gedachte / wie es daselbst den guten Prinzessinnen ergehen möchte. Mit dieser ångstlichen sorge verbrachte sie auch folgends die ganze nacht / da des schloßhaubtmanns frau bei ihr die aufwartung verrichtete / weil sie niemand von ihren eignen frauenzimmer bei sich hatte: daher diese mehr mit ihr sprechen und wachen / als der ruhe pflegen kunte. Sobald es nur wieder tagete / stunde sie von ihrem lager auf / und wolte eben zu ihrem bruder gehen / ům zu vernemen / ob noch keine nachricht von den vermuteten Niniviten und Chaldeern zurůcke gekommen wäre / als dieselbe / den Ausicles bei der hand fůrend / da der Elihu und Bethuel ihnen folgten /zu ihr in das zimmer trate.
Wir haben nichtes zu befahren / liebste schwester! (redte er die K \nigin an) maßen dieser bote uns gute
Gnädigste K \nigin! (antwortete dieser hirte) als ich / E. Maj. befehl gemäs / auf alles fleissige acht gabe /was mit den dreien gefangenen Prinzessinnen / und dem Prinzen von Chaldea fürgehen wůrde / sahe ich diese unglückselige durch die priestere in den tempel schleppen / und sie alda / mit großem jubelgeschrei /vor die seule des Teraphim stellen. Das volk drunge /durch alle thore / häufig mit hinein / ům den verlauf mit anzusehen: da dan unsere hirtinnen ingesamt / fürnemlich aber des Labans beide töchter / und diejenige / so diese Prinzessinnen vordeme zu Sarug gekennet /bei aller freudbezeigung der andern / ein erbårmliches weinen und klagen trieben. Der Oberpriester / der vor den Teraphim kniehend sein gebet verrichtet / stunde endlich wieder auf / und sprache dem volk zu / daß sie zu diesem sonderbaren opfer sich zu heiligen håtten / welches zwar erst in zweien tagen solte gehalten werden / weil zuvor / wegen des vergossenen blutes der entleibten / der heilige platz üm den tempel wie der můste gereiniget werden. Aber der Harad / neben den andern von Zoba / wiegelte
Der Oberpriester und die geistlichen hätten sich vielleicht bereden lassen / die vorhergehende gebråuche einzustellen / wan nicht etwas frömdes dazwischen gekommen wåre / das dem ganzen werk ein andres ansehen gegeben. Es ware der gefangene Sinear auch mit in den tempel gefüret worden. Dieser begunte nun unversehens überlaut zu ruffen: Wiedaß er sich hiemit anb \te / für die Prinzessinnen zu sterben / und / als ein erstgeborner / zu einem Teraphim sich schlachten zu lassen / wovon ja die Mesopotamier größere vergnůgung haben würden / als wan sie dieser unschüldigen ihr blut vergössen. Dieser vortrag des Prinzen von Chaldea / erregte bei allen anwesenden verschiedene meinungen / und hielte es der Oberpriester mit seiner schaar für hochn \tig / daß hierůber der große raht gehalten wůrde / weil vom Teraphim keine antwort mehr zu hoffen wäre. Man name demnach den Sinear / als einen / der sich zum Teraphim willig anerboten / mit ehrerbietung auf / und fürete ihn in das verordnete gewölbe: wie dan auch die drei Prinzessinnen / unter denen die Jemima erst anhube sich kläglich zu gebården / als sie ihren Prinzen in solcher gefahr sahe / in einen besondern ort des tempels gebracht / und etliche priesterinnen ihnen zugeordnet wurden / ihnen an hand zu stehen.
Weil / auser denen von Zoba und dem mehrern teil der geistlichen / alle die andern ein mitleiden gegen die drei sch \ne Prinzessinnen in sich entfanden / als kame es in der versamlung / die gestern abends noch gehalten worden / zu einem gewaltigen streite: und wolten fůrnemlich
Wie låsset sich alles dieses so wol an / (sagte hierauf die K \nigin) unsren Prinzessinnen ihre freiheit zu verschaffen / und müste ich euch beiden / mein Elihu und Bethuel / unrecht geben / wan ihr nun nicht auch hoffnung schöpfen woltet. Die zween verliebte seufzeten / an stat zu antworten / und fületen / bei ihrer sorge / auch eine eifersucht / daß Sinear / zu befreiung der Prinzessinnen / mehr als sie gethan hatte. Daher fasseten sie den schluß / die nächstkommende nacht mit dem Ausicles nach den tempel zu gehen: ům wenigst mit dabei zu seyn / wan die hirten ihren fürgenommenen aufstand werkstellig machen würden / und also fůr ihre Prinzessinnen ihr leben mit zu wagen. Weil sie vermuten konten / daß der König von Syrien und die K \nigin Aramena dieses ihr fürhaben ihnen widersprechen m \chten / als hielten sie es heimlich /und machten sich / gegen den abend / ohne iemands wissen / mit dem Ausicles auf den weg / üm dieses ihr vorhaben ins werk zu stellen. Der K \nig Aramenes /hatte inzwischen reitende boten nach Ninive / Ur und Samosata abgehen
Sie hatte aber auf diese vergnügung vier oder fünf tage zu warten / von denen nun schon zween vorbei waren / als mit frühem morgen der Tharsis / so nach Ninive verschickt gewesen / mit sechstausend auserlesenen Niniviten / und der Chaldeer Belhaddon mit vier tausenden / neben dem Tigris / am fuße des bergschloßes Amida / sich fast zugleich sehen ließen /auch der Aborigener Batto / und der Ausicles / vom tempel zu pferd ankamen. Weil sie alle viere zu einer zeit angemeldet wurdẽ / als erlangte der lezte am ersten verh \re / auf dessen wiederkommen man schon des vorigen tags / wiewol vergeblich / gehoffet hatte. Stehet es noch wol / Ausicles! (fragte der K \nig) oder kommet ihr / unsere hülfe zu begehren? Die ist so hochnötig / (antwortete der hirte / der sich fast aus dem odem geritten hatte) daß kein augenblick zu versaumen ist / wan die Prinzessinnen und der Prinz Sinear sollen beim leben erhalten werden. Es ist / nach langem streiten und gezånke / der schluß dahin gefallen / so wol den Sinear zum Teraphim zu schlachten /als die Prinzessinnen zum sůn-opfer hinzurichten. Heute / gegen den abend / sol beides volzogen werden. Weil Mitreus / mit etlichen tausend Aborigenern / diese tage in der nähe gestanden / und zu uns hirten geschicket / es ihme wißlich zu machen / wan wir seiner hůlfe
Es ist unter der gemeine fåst gestellet / daß man /wan die opferung angehen wird / in den tempel einfalle / ům die Prinzessinnen zu erledigen / und den Sinear zum Teraphim fůr sie schlachten zu lassen. Elihu und Bethuel / die unsere schåfer anfüren / haben dieses / nur der gemeine zu gefallen / mit bejahet: und soll es / wan Gott glück gibet / mit dem Sinear sich auch wol schicken / daß er erlöset werde. Batto / der iezt auch angekommen / hat von seinem König befehl / E. Maj. beiderseits zu begrůßen / und mehrere hülfe / unangesehen er mit den Enakim im bunde ist / anzubieten / wan es solte begehret werden. Weil die Horiten und die andern aus Abagara / von uns einen aufstand / wie auch hülfe von hier / fůr die Prinzessinnen / gewiß vermuten / als haben sie sich in großer månge zusammen gethan / und alle zugånge des tempels wol besetzet und bewahret. Wir werden auch unser gutes vorhaben schwerlich allein ins werk richten / woferne von hier aus der sache kein schleůniger nachdruck gegeben wird.
Nachdem der Ausicles seinen bericht abgelegt /wurde darauf der Batto eiligst vorgelassen / üm dessen anbringen zu vernemen / bevor man anstalt machte / ihre gesamte heers-macht nach dem tempel zu schicken. Batto erstarrete schier / als er der Königin ansichtig wurde / die seinen herrn / fůr allen andren potentaten der welt / ausgewehlet hatte / ihn zum besitzer ihrer unvergleichlichen sch \nheit zu machen. Gleichwie nun sein und aller Aborigener h \chstes verlangen ware / daß es bald mit dieser fůr sie vorteilhaften heurat möchte zu stande kommen / also unterließe er nicht / seines K \nigs liebe der Aramena auf das håftigste fürzubilden / und
Demnach brache sie kurz ab / und wurden der Tharsis und Belhaddon in das zimmer gefordert: denen man andeutete / daß sie alsofort / unangesehen das volk etwas ermůdet seyn m \chte / nach dem Teraphim-tempel gehen solten. Der dapfere Aramenes wolte sie selber anfüren / und Aramena auch nicht dahinten bleiben / weil sie hierbei / als Königin des landes / das gr \ste anteil hatte. Sie ließe ihr demnach eines von ihres brudern pferden vorfůren / und zeigte sich / neben ihme / den Niniviten und Chaldeern so mutig / daß sie / durch ihre ansichtigung aufgemuntert / von keiner ausgestandenen arbeit mehr wusten / sondern diesem k \niglichen geschwister-par ganz freudig folgten / die aus so l \blicher ursache diesen kriegszug verrichteten.
Als sie an die grånzen des tempels kamen / ließen sie sofort die wachten daselbst auffangen / damit ihre ankunft nicht zu frů lautbar würde: und also thäten sie folgends mit allen / die ihnen begegneten / bis sie nahe an die åusere ringmauren des pråchtigen tempels gelanget. Sie vernamen daselbst / daß im inneren hofe der streit bereits angegangen war. Die häftige liebe des Elihu und Bethuel hatte diese eilfärtigkeit verursachet: massen es fast noch zwo stunden dahin hatte /da die opferung angehen sollen / als sie mit den Aborigenern auf den tempel los gegangen. Die Horiten und die von Zoba / wehrten sich treflich gegen diesem ersten einbruch. Als aber der K \nig Aramenes und seine unvergleichliche
Weil der boshaftige Harad nur fůrnemlich damit ůmginge / wie er sich möchte an den Prinzessinnen von Ausitis rächen / als eilte er / mitten unter dem gefechte / wie er sahe / daß die von seiner seite beguntẽ den kürzeren zu ziehen / in den tempel / des vorsatzes / die Prinzessinnen zu ermorden. Er kame eben dahin / als Sinear sich bei ihnen befande / der aus seinem gefängnis ausgebrochen / und von den fliehenden priestern erfahren hatte / wo seine Prinzessinnen anzutreffen wären. Die wut / mit deren Harad und seine nachfolgende auf sie zusprangen / gabe dem verliebten Sinear bald zu verstehen / worzu diese kåmen: demnach stellte er sich für seine Prinzessin / und wehrte sich so lang mit einem stuck eisen / welches er aus seiner gefängnis-thür gebrochen / bis Elihu und Bethuel dazu kamen: die den Harad mit den seinen nieder gemacht / und also ihre Prinzessinnen erl \set.
Mitlerweile nun diese drei par verliebte ůber solchem ihren glůck-wechsel sich erfreueten / brachen die Chaldeer in den palast der priesterinnen / woselbst auch alle schåferinnen bei diesem lärmen sich verkrochen hatten: und wurden sie nichts gutes daselbst angestellt haben / wan die Königin von Mesopotamien nicht / zu guten glück / dazu gekommen wäre / und sofort / alle priesterinnen samt den hirtinnen in den tempel zusammen zu bringen / und denselben aller orten mit starken wachten zu besetzen / befohlen hätte. Sie wandte sich hierauf nach der andren seite des tempels / da es noch ein scharfes gefechte zwischen den Horiten und den andren schåfern abgabe: und rieffe sie den streitenden zu / daß sie beiderseits einhalten / und die waffen niederlegen
Weil aber ein geschrei entstanden war / als wan der Chaldeer-Prinz zum Teraphim-priester bereits geschlachtet wåre / brachte dasselbe eine solche verbitterung unter die Chaldeer / daß sie in des oberpriesters palast einbrachen / dahin alle priestere nebẽ ihm sich verkrochen hatten / und in solcher wut dieses gebåude anzündeten. Weil an kein löschen kunte gedacht werden / als namen die flammen jählings überhand: und ward also nicht allein dieser herrliche palast ganz eingeäschert / sondern auch der tempel von dem feuer ergriffen. Die meiste priester verdurben in der fla e / oder fielen durch das schwerd der Chaldeer: und ware es der mitleidigen K \nigin keine můglichkeit / dieses zu verwehren / weil die Niniviten / die den wůtenden Chaldeern hätten steuren k \nnen /nicht bei der hand waren / sondern mit dem K \nig von Syrien unsichtbar worden waren.
Wie nun also auch der tempel zu brennen anfinge /kamen Sinear / Elihu und Bethuel mit ihren dreien Prinzessinnen herfür / und machten das toben der Chaldeer sich in eine ungemeine freude verwandeln /als sie ihren herrn wieder lebendig sahen. Wie nun alle priesterinnen und schäferinnen aus dem tempel /dessen dach bereits in vollen flammen stunde / heraus liefen / stahle die Rahel heimlich den Teraphim hinweg / und verbarge ihn unter ihren rock / als eben der Fürst Laban dazu kame / und keine geringe klage fürete / daß also der große
Inzwischen er nun also in geheim sich hierůber ergezte / und mit dem Teraphim sich auf die seite machte / ware der Königin freude nicht geringer / welche sie über der sch \nen Prinzessinnen von Ausitis wieder-erlangten freiheit hatte. Sie begabe sich mit denselben und ihren geliebten Fůrsten / auch allem frauenzimmer / in den großen vorhof des tempels /weil der brand sie nicht mehr im inneren hofe dulten wolte. Die Aborigener / so wol als die Chaldeer / halfen zwar den hirten nun fleißig leschen: es war aber alles vergebens / und fielen / in frist etlicher stunden /alle diese schöne und herrliche gebåude über einen haufen. Die gottselige K \nigin ware zwar fro / daß hiermit der abg \tterei in Mesopotamien gesteuret wurde: sie håtte aber wol wünschen mögen / daß es nicht durch ein so grausames mittel geschehen wåre.
Die große verwirrung / welche dieser brand überall verursachet / ließe anfangs die K \nigin nicht an ihren bruder gedenken. Wie aber nach und nach kleine haufen von den Niniviten sich wieder einstellten / und bei keinen der K \nig Aramenes zu sehen war / fragte sie endlich / wo dan ihr bruder bliebe? Niemand wuste ihr hierauf rechten bescheid zu geben / und erfuhre sie allein dieses / daß / gleich im anfang des gefechtes /der K \nig
Als nun die K \nigin dieselbe zu sehen begehrte /und man solche vor sie gebracht hatte / wurden sie fůr kinder Enaks vom Taurischen gebirge erkennt; und da die K \nigin sie scharf befragte / woher sie kämen /und was es hierüm für beschaffenheit hätte? gestunden sie / daß sie von dem riesen Sesai / der auf dem nächstbelegenen bergschloße sich befånde / wåren befehligt worden / in zweien haufen hieher zu gehen: da drei tausend von ihnen sich dem tempel genåhert / andere sechstausend aber / eine meile von hier / an dem ufer des Tygris stehen geblieben. Zu was end aber? fragte die K \nigin? Solches wissen wir nicht / (gaben sie zur antwort) und lassen dafür unsere obere sorgen / die uns zu befehlen haben. Diese nachricht brachte nun der K \nigin neue unruhe / und weil alle Horiten /auch die richtere von Amida / und fast die meisten von den fürnemsten aus Abagara /
Sie ward aber durch einen neuen aufstand beursachet / alle ihre gedanken dahin zu wenden. Diesen erregten die gesamte hirten / welche / als sie ihres großen Teraphim tempel in die asche sitzen sahen /deswegen ůber die Chaldeer / als dieses brands urhebere / ungedultig wurden / und sich vernemen ließen /wie ihre meinung nur gewesen / die drei Prinzessinnen von Ausitis / nicht aber den Chaldeer-Prinzen zu erretten / als welcher billig ein opfer des großen Teraphim werden sollen. Die abergläubigste unter ihnen /bildeten sich ein / daß der brand noch wůrde zu leschen seyn / wann man die opferung des Sinear fortgehen ließe. Daher kamen sie unversehens / von dem Abinam / Oromedon und Jezer gefüret / er \ffneten dieses ansinnen der K \nigin / und gerieten so fort mit dem Sinear und seinen Chaldeern in ein handgemånge und blutiges gefechte.
Die Königin sahe nicht / wie sie hierbei ihre unterthanen schůtzen / und die Chaldeer begůtigen solte /und stunde daher in großen sorgen: als unvermutlich der Nisan / Athamias / Chebron und Abinael eine kůpferne tafel daher brachten / die sie in einer vom brand zerfallenen seulen des tempels gefunden hatten / und ihrer Königin vorzeigten. Man fande diese worte darein gegraben:
Auf der andern seite / gaben sich folgende worte zu lesen:
Die große Sambethis / unsers vatters Noa ehefrau / hat diese warsagung ihren nachko en hinterlassen: die / bei erbauung des fůrtrefflichen tempels des Teraphim / von der Königin Semiramis zu Babel / in diese seule / zu ewig-wärendem gedächtnis / vermauret / und der nachwelt auf bewahret worden.
Nichts erwůnschters / als dieses / hätte damals der K \nigin kommen k \nnen / und hoffete sie hierdurch ihre hirten zu befriedigen: wie sie dan gleich unter die streitende ausruffen ließe / daß sie aus ihren mittel etliche zu ihr senden solten / ům diese gefundene tafel zu lesen. Timonax und Nebod stellten sich darauf ein / welchen almåhlich mehrere folgten / indem der innhalt dieser warsagung sich nach und ausbreitete: da die verwunderung / ihrem fůrwitz gleichend / sie sofort die waffen niederlegen / und der großen Sambethis glauben machte. Es erfolgte eine plötzliche gemůts-beruhigung / als sie vernamen / daß / bei verstummung ihrer g \tter / wie auch bei einäscherung ihrer tempel / ihre wahre glückseligkeit erst angehen solte. Sehet / meine lieben! (sagte die Königin zu ihnen) ihr gewinnet / bei eurem verlust /
Man sahe hierauf keinen so großen eifer mehr / den brand zu löschen / und muste die K \nigin durch die finger sehen / indem sie das silber und andere herrliche geråte / so im schatz des tempels aufbehalten worden / unter sich teilten / und alles preis machten. Weil die Königin den ganzen tag keine speise zu sich genommen / auch das heer sehr abgemattet war / als wurde die verordnung gemacht / daß man im blachen felde sich zum essen lagerte: da die jenigen / so kurz vorher feindlich auf einander los gegangen / einander auf das freundlichste bewirteten / und alles / was sie kunten / herbei trugen. Es brache bereits der abend herein / wie diese feld-malzeit gehalten wurde / die zwar den gemeinen bäßer schmeckte / als den vornemen personen: maßen die ausgestandene todes-angst der drei sch \nen Prinzessinnen / und ihrer drei liebhabere große furcht für sie / auch der
Endlich kame Tharsis / mit einer zimlichen anzahl seiner Niniviten / daher gerennt: welcher / wie er vor die Königin gekommen / ihr diese betrübte post brachte / daß der K \nig von Syrien gefangen wäre. Die sch \ne Aramena erblassete allerdings / wie sie diese zeitung vername / und hatte nicht das verm \gen / den Tharsis zu fragen / wie solches wäre zu gegangen: der aber von selbst ihr hiervon folgenden bericht abstattete. Als der K \nig von Syrien / (sagte er) vier tausend meiner mitgebrachten Niniviten / gegen das heer der vermeinten Horiten anfürete / die an dem hintern thor des tempels sich sehen ließen / traffen wir auf dieselbe mit solcher gewalt / daß / nach langem gefechte / sie den stand nicht hielten / sondern die flucht nach dem gebirge erkieseten. Der K \nig sezte /mit uns andren / ihnen dapfer nach. Weil er aber an E. Maj. zurück gedachte / als musten / zu den zwei tausend hier-gebliebenen Niniviten / sich viele von unsrem haufen absondern / und den růckweg nemen. Hierdurch wurden wir nun so geschwächet / daß / als uns an des Tigris ufer unvermutlich ein neues heer der Enaks-kinder begegnete / wir denselben nicht zu widerstehen vermochten: weil sie uns gleich an allen seiten ũmringten / und mit denen / die wir bisher gejaget / ein heer von acht in neun tausend machten.
Ungeacht dessen / stritte der König Aramenes / wie ein ergrimmter leue / und verrichtete wunderdinge unter diesen riesen / die ihn aber gefangen bekamen: und weil es ihnen üm des Königs person allein zu thun war / als ließen sie uns alle ungehintert unsres wegs reiten / fůrgebend / wiedaß sie wider die Niniviten nichtes håtten / sondern derer freunde verbleiben wolten. Weil
Es ist / sonder zweifel / (antwortete hierauf die K \nigin) hiebei verräterei fürgegangen / und weiset es sich nun aus / was die geheime zusammenkunft auf dem Taurischen gebirge bedeute. Hiermit sich zu den Aborigenern wendend / welche neben andren / als Tharsis angekommen / hinzu gedrungen waren / sagte sie: Wollet dan ihr oder euer K \nig dieses dulten /daß man mit dem großen K \nig von Syrien also verfahre? und wird Tuscus Sicanus / da er die schwester liebet / den bruder in der riesen händen lassen k \nnen? Batto und die andere anwesende kriegsbediente der Aborigener / beteureten hierauf einmůtig / daß man dieses an den riesen rächen und den K \nig los machen müste. Die Niniviten brachten damit etliche gefangene herfůr / die / in scharfer verh \r / aussagten: wiedaß der Sesai den verweser von Amida / den Demas / lassen gefangen nemen / und zwar deswegen wie verlauten wollen / weil er entdecket / wie man gesonnen gewesen / die K \nigin zu entfüren. Es hätte auch gemeldter Sesai / nach erhaltener nachricht / wie man die Prinzessinnen von Ausitis erl \sen würde /diesen anschlag gemacht / und ein heer von neun tausenden nach dem tempel geschicket / ům / wie nun geschehen / sich des K \nigs von Syrien zu bemåchtigen / und ihn auf ein vestes bergschloß zu entfüren / alwo der K \nig von Basan sich aufhielte.
Die K \nigin ginge sofort mit dem Sinear / Elihu /Bethuel / Tharsis / Batto / Mitreus / Belhaddon und dem alten Thebah / in ein gezelt: da sie sich berieten /was hiebei würde fürzunemen seyn. Der schluß ginge einhällig dahin / daß man / mit anbrechendem tag /das bergschloß berennen und stürmen / auch durch den Mitreus / den Königen von Babel / Elassar und der Aborigener / wie auch den Celten / des Sesai unfug fůrstellen / und hůlfe von ihnen / oder wenigst von dem Tuscus Sicanus / begehren solte. Also wurde / an stat der ben \tigten ruhe / die ganze nacht hindurch / zu dem beschloßenen fůrhaben anstalt gemacht / und blieben alle soldaten in den waffen / ům gegen allem ůberfall fårtig zu seyn / wan etwan die benachbarte riesen etwas feindliches beginnen wolten. Um auch den unruhigen Mesopotamieen alle gelegenheit zu neuem lärmen zu benemen / ward auf einer langen stange / die gefundene tafel mit der Sambethis warsagung aufgestellet / und
Also name Laban / neben seinen beiden t \chtern /noch ehe es tagete / seinen abschied von der Königin /welches an seite der Lea und Rahel nicht ohne trenen abginge: und weil sie auf Samosata reisen wolten / als gabe sie ihnen dahin verschiedene befehle mit / an die k \nigliche personen; wiewol sie vermutete / daß selbige bereits auf der herreise begriffen seyn würden. Abinael / Timonax / Ausicles / Athamias und Nisan /wolten dem beispiel des Elihu und Bethuel folgen /und soldaten mit abgeben; das dan ihren jungen schåferinnen kein geringes leiden verursachte / welche gerne bei der Königin geblieben wåren / aber sich dessen nicht dorften merken lossen. Die priesterinnen des Teraphim / gaben sich alle mit unter die schäfergesellschaft / üm nach Edessa zu gehen / und bliebe von denen allein die Prinzessin Rahabine zurůcke /die / neben den dreien Prinzessinnen von Ausitis / nirgend sicherer / als bei der Königin von Mesopotamien / sich aufzuhalten wusten. Telecles und die frauen der richtere / auch alle die / so unter das geschlechte der Horiten sich rechneten / auser der betrůbten Sataspe und Aneriste / waren schon in das gebirge geflohen. Diese růckreise / wurde zugleich mit dem aufbruch der K \nigin angetretten / als die morgenröte nun wieder begunte herfůr zu brechen. Es ware / das fest des Teraphim / wol nie / als dieses lezte mal / so unruhig beschlossen worden: und truge man die gefundene tafel / gleich als im triumfe / voran / ům sich / bei deren anschauung /
Mitreus / der zu den K \nigen üm hůlfe reisen solte / begleitete die K \nigin einen guten weg / und h \rete tausend versicherungen aus der holdseligen Aramena munde / die er von ihrer beståndigen liebe / dem Tuscus Sicanus / als ihrem einig-geliebten Cimber / ůberbringen solte. Weil er / wegen der bande seines Königs / von etwas anders zu reden unfåhig war / auch sonst nit nützlich befande / die K \nigin von neuem irre zu machen / als verschwiege er ihr / wie er den Tuscus Sicanus / von deme er vor dreien tagen ge kommen war / gefunden hatte / und kunte in seinem herzen nicht gnug bewundern / daß er so große liebe bei der K \nigin / und hingegen so schlechte erkentlichkeit bei diesem König verfpůren můssen. Wie er nun endlich seinen abschied genommen / da ihm der Batto verschiedene junge Aborigener zum schutzgeleite mitgegeben / ritte er mit denselben auf die andere seite eines hohen berges / da er das ganze heer eine gute weile vor sich im thal sehen kunte.
Auf diesem weg ließe er von einem jungen Aborigener / mit dem er auf der herreise kentnis gemacht /ihm erzehlen / was ihme von ihres K \nigs zustand kündig ware: ům etwan daraus abzumerken / woher die kaltsinnigkeit des Tuscus Sicanus gegen der K \nigin
Als wir zu den riesen an die grånze des berges Ararat gekommen / fanden wir den K \nig von Basan nicht daselbst / und vernamen anderweit / daß bei denen Fůrsten von Seir / die unferne von dar ihre gezelte aufgeschlagen / der große Edom sich befinden solte / da auch von einer Ahalibama geredet wurde /die dieser held liebte. Dieses kame allen / die es hörten / gar fr \md vor / weil die Seirische Fürsten zu dem ende auf das gebirge gekommen / wieder diesen besitzer ihres landes mit den Enakim einen bund zu schließen. Es hatte aber / der name Ahalibama / bei meinem K \nig die sonderbare kraft / ihn dahin eilen zu machen / üm dieselbe zu sehen. Aber ein schreiben von den Celten / neben etlichen abgeschikten von den unsern / hinterten ihn an diesem fürnemen / und machten uns auf die rükkehr gedenken.
Wir fanden bei uns die Könige von Babel und Elassar / mit des Marsius beiden schwestern / die den
Inzwischen kamet ihr / mein herr! zu uns / ům hülfe für die Prinzessinnen / die man dem Teraphim opfern wolte / zu erlangen. Weil die anwesende riesen ein mehrers nicht wolten geschehen lassen / als gingen der unsrigen nur viertausend hieher: da dan Midaspes den K \nig åuserst / aber vergeblich / bate / seiner K \nigin zu gefallen / selbst mit zu gehen / und ihr /zu bezeigung seiner liebe / diesen dienst zu erweisen. Was die ursach dieser seiner unentschlossenheit sei /das kan ich nicht sagen. Es erscheinet aber / daß / die freundschaft zwischen ihme und dem König von Basan / große reitzung hierzu gebe / und daß / das mitleiden fůr den Marsius / die liebe gegen die Königin überwågen müße. Wan dan euer König
Mit dergleichen gespråchen kůrzten diese reisende einander den weg / und weil in der eilfårtigkeit viel bestunde / als namen sie unterwegs im gebirge frische maulthiere / um desto geschwinder fort zu kommen. Weil sie / den ganzen tag / also darauf jagten / als gelangten sie / gegen antretender nacht / an das heerlager der Königin: alda sie / in vielen gezelten / den Baleus mit der Hercinde / den Hiarbas mit der Mirina /und den Tuscus Sicanus / neben den fürnemsten der Enaks-kinder / und das heer der Aborigener / beisammen fanden. Mitreus wolte nicht verziehen / bis der tag anbrechen möchte / sondern ließe sich gleich bei dem K \nig der Aborigener anmelden: bei dem er seine gewönliche gesellschaft / den getreuen Midaspes / und ihn / an stat der ben \tigten ruhe / sich mit ihm unterredend / fande. Dieser König vermeinte /wie Mitreus sich anmelden ließe / daß dessen anbringen seyn wůrde / von der hülfe / die er nach des Teraphim tempel geschicket. Als er aber ihn vor sich kommen lassen / vername er / mit nicht-geringer bestůrzung / die gefängnis des K \nigs in Syrien / und daß daran der König in Basan schuld haben solte: welches ihn so unmůglich dünkte / als höchst es ihn befrömdete. Er fande auch diese sache von so großer wichtigkeit / daß sie so fort eine beratschlagung erforderte. Demnach / weil
So sehr er zuvor selbst darůber erschrocken / so sehr erschreckte er auch damit den Baleus: der es anfangs nicht glauben kunte / bis Mitreus es ihme mit allen ůmstånden erzehlte. Die K \nigin Hercinde wolte ihren bruder / von deme sie bis dahin nichts gewißes erfahren können / verteidigen / mit dem vorwand seiner großen liebe / die er jederzeit zu dem K \nig von Syrien getragen: weswegen er unmöglich hierum wissen könte / und zweifels ohn alles allein von dem Sesai würde angestellet seyn. Dieses kame aber den andren nicht glaublich für / und erforderte man ferner den König Hiarbas / wie auch von den Celten die beide Prinzen Suevus und Trebetes / (Baalis und Daces waren nicht zugegen / und hatten sich tiefer in das gebirge befunden) neben etlichen der fůrnemsten von den Enakim / als den Gelanor und Hur / üm hierüber raht zu halten. Wie nun diese in des K \nigs von Babel gezelt gekommen / muste Mitreus in ein eignes gezelt / daß sie ihm einraumen ließen / abtreten / und er \ffnete hierauf der Baleus / was ihn bewogen / sie in so spater nacht ersuchen zu lassen. Keiner unter ihnen allen ware / der nicht anfangs große bestürzung und verwunderung hierüber blicken ließe: und so fro die beide Celtische Fürsten wurden / daß sie nun erfuhren / wo ihr K \nig geblieben / so wenig kunten sie sich darein finden / daß er dieses wider den König von Syrien solte angestellt haben. Wiewol auch
Die Königin Mirina kame indem auch zu ihnen /die dan sofort / als sie dieses vernommen / zum krieg riete / und behaubten wolte / daß ihr bruder / der Marsius / durch verweigerung der Aramena / genug wåre beschimpfet und veranlasset worden / solcher gestalt seine rache fürzunemen. Aber Tuscus Sicanus widersprache dieses / wie auch Baleus / und sagte der erste: Er befånde sich verbunden / der K \nigin von Mesopotamien / zu wiederbefreiung ihres bruders / auf alle weise und wege beizustehen. Suevus und Trebetes baten den Tuscus Sicanus / hierinn sich nicht zu ůbereilen: und ob sie es gleich nicht deutlich meldeten / so merkte man doch so viel / daß sie der Mirina meinung beipflichteten. Gelanor und Hur aber / in betracht /daß ihre brůder unter dem Sesai dieses zu werk gerichtet / widersprachen dem Tuscus Sicanus \ffentlich / und boten sich an / daß sie gleich nach dem Sesai schicken / und ehe man etwas schlöße / von diesem handel erkundigung einziehen wolten. Trebetes und Suevus fielen dieser meinung bei / und kame es also /bei dieser ersten unterredung / zu keinem gewißen schluße / welcher bis auf den anderen tag ausgestellet wurde.
Sobald nun derselbe erschienen / ließen die riesen Avi und Rekem / von dem Sesai abgeschicket / sich anmelden: deren anbringen zu vernemen / man höchstbegierig wurde / und darům sie sofort in des K \nigs von Babel gezelt fürete / dahin alle anwesende Könige und große sich versamleten. Als nun / die riesen / unter denselben den K \nig der Aborigener erblikten / wolten sie /
Es befindet sich dieser große held / der Marsius /der seine lebtage in allen dingen unüberwindlich gewesen / auser daß ihn die liebe übermeistern müssen /auf meinem berghause: dahin er so heimlich gekommen / damit niemand von den seinigen ihn abhalten oder hintern m \ge / in den schmerzlichsten gram sich zu vertiefen / und darinn / seinem verlangen nach /bald den geist aufzugeben. Die ursach seines grams ist / die Mesopotamische Königin: welche / ob er sie gleich dem K \nig der Aborigener / weil der von ihr ihme fůrgezogen wird / gutwillig überlassen / dennoch aus seinem gedächtnis nicht kan gebannet wer den / sondern fähig ist / diesen großen Monarchen in das grab zu bringen. Dieses hat den getreuen Sesai bewogen / auf mittel zu gedenken / damit dieser unvergleichliche held beim leben erhalten werde.
Es war zwar keiner unter des Avi zuh \rern / der nicht in seinem herzen gewůnscht håtte / daß / durch dieses beginnen des Sesai / der unvergleichliche Marsius hätte können in ruhe gebracht werden. Es wolte aber keinem in den sinn / daß dieses das rechte mittel wäre: daher zwischen ihnen ein großes fragen und ratschlagen entstunde. Der Avi und Rekem blieben dabei / sich deutlicher erklärend / daß Sesai bei verlust seiner ehre / in wenig tagen das halten wolte / was er hiemit versprochen hatte. Sie berichteten auch ferner /wie des Avi berghaus von der K \nigin zu Mesopotamien vorigen tags berennet worden / solches aber zu eroberen eine unmůglichkeit wåre. Es befänden sich auch daroben / neben den beiden Königen / alle flüchtige Horiten aus Abagara / wie auch der Oberpriester Telecles / und etliche der richtere aus Mesopotamien: die alle einhällig dahin zielten / daß nicht Tuscus Sicanus / sondern der Marsius / ihre Königin haben solte und müste. Haben dan die beide Könige (fragte Baleus) die vordeme in so vertraulicher freundschaft gelebet / einander nicht gesprochen? Der große Marsius (antwortete Rekem) weiß von allen diesen fůrgegangenen dingen noch nichtes / kommet auch nicht aus seinem zimmer / und darf niemand /
Wie nun dergestalt diese beide abgeschickte ihr gewerbe allerdings angebracht / hieße man sie hinaus gehen: und fiele nach langer beratschlagung / ihrer aller einhellige meinung dahin / daß / unangesehen man nicht begreifen k \nte / was Sesai eigentlich vorhätte / man doch ihme nicht hinterlich seyn / und inzwischen den Tuscus Sicanus aufhalten solte / mit der hůlfe nicht zu sehr zu eilen / die er der K \nigin Aramena zuzuschicken gewillet war / weil ja dieser handel sich in wenig tagen enden solte. Die K \nigin Hercinde ůbername / dem König der Aborigener beizubringen / was fůr neue beschwernise in seiner liebe sich herfürthåten: und ward ferner beschlossen / daß mit dem Avi und Rekem etliche zu dem Sesai zurücke gesendet / hingegẽ Mitreus bei ihnen aufgehalten /und dabei auf alles ein wachsames auge solte geschlagen werden. Den riesen Gelanor traffe die wahl / diese reise nach dem Sesai zu übernemen: und ob wol der Suevus und Trebetes ein herzliches verlangen nach ihrem K \nig erwiesen / so dorften sie doch an diese mitreise nicht gedenken / weil Avi und Rekem nicht gut dafůr sagen wolte / daß Sesai sie einlassen wůrde. Wie nun diese drei riesen miteinander abgereiset / beschlosse man / der gesandten anbringen heimlich zu halten / ob gleich die belagerung des schloßes / und dessen ursach /
Weil inzwischen die K \nigin von Mesopotamien das bergschlos nåher ůmlagert / als fanden die gesandten den paß verrennt / durch welchen sie heraus gekommen waren daher sie fast nicht sahen / wie sie es angreifen solten / wieder hinein zu kommen. Weil sie aber in allen kriegs-rånken wol geübet waren / als verbargen sie sich / bis die nacht anbrache: da sie /durch die wacht der Aborigener glücklich durchkamen / und fürter auf die Syrer stießen. Sie hörten / vor dem gezelte / etliche miteinander reden / und schlichen /sie zu behorchen / ganz leise hinzu / da sie dan folgendes gespräche vernamen. Wie hat doch / (sagte einer) des Sesai anmuten die Königin erschrecket! sie sol / ungeacht sie sonst so wachsam gewesen / heute noch nicht aus ihrem gezelte gekommen seyn. Ich zweifle nicht / (antwortete ein andrer Syrer) sie werde / unsrem K \nig das leben zu retten / sich dazu verstehen / was ihr die riesen angesonnen. Ich aber zweifle sehr daran / (sagte der dritte) und besorge / sie werde den Tuscus Sicanus nicht verlassen wollen: auf welchen fall ich dann anstehen müste / ob wir Syrer nicht gehalten wären / aus pflicht gegen unsrem K \nig /selbst dahin zutrachten / daß die K \nigin von Mesopotamien zu der fürgeschlagenen heurat gebracht wůrde. Die Mesopotamier (antwortete der erste) wolten wir wol auf unsere seite bringen / die sind aber hier nicht viel stärker als wir; und müßen wir die Aborigener scheuen / die da nimmermehr das recht /so ihnen an der K \nigin Aramena zustehet / werden fahren lassen.
Weil hierauf ein und andres geräusch den Avi und seine gefårten hinterte / ein mehrers zu vernemen / als begaben
Wie nun die haubtleute zusammen gekommen / und einen ůberfall vom feind befahreten / blieben sie auf ihrer hut / bis der tag anbrache: da sie im sande die fusstapfen derer erkenten / die den berg hinauf gegangen waren. Man urteilte gleich daraus / daß dieses einen geheimen zugang bedeuten wůrde. Man brachte solches alsofort vor die K \nigin: welche / gleichwie den vorigen tag / also auch die ganze nacht hindurch /in t \dlicher qwal um ihren liebsten bruder geschwebet / und stäts die grausame worte des Sesai ihr wiederholend / in der wahl sich abängstete / welchen sie von ihren beiden liebsten
Als er diß gesagt / name er seinen schild über den arm / und ůberlaut ruffend / daß ieder ihm folgen solte / der den namen eines dapfern helden begehrte davon zu tragen / ginge er den felsen hinan / da das ganze lager / ihm nachzufolgen / sich aufmachte / und also das stůrmen anhuben. Die K \nigin ware selbst mit zugegen / und achtete nicht den gewaltigen hagel der pfeile und steine / die die riesen auf einmal ließen auf diese stůrmende herab fallen: massen auch ein pfeil /der Königin rechte schulter dergestalt růrete / daß sie /dadurch verwundet / und also abgemattet / in ihr gezelt sich zurücke begeben muste. Der eifer / ihren bruder zu erlösen / ließe ihr kaum zu / daß sie erlaubte /nach der wunde zu sehen / und muste man ihr immer post bringen / wie
Dieses brachte ihr / aus ungedult / die tränen in die augen / und sahe sie indem / ganz unvermutlich /zehen K \nige / als den von Ninive / Egypten / Ophir /Cus / Elam / Saba / Meden / Sichem / Hazor und Jericho / und die Prinzen Adonisedech / Jethur und Ephron / samt den Syrischen Fůrsten / zu ihr in das gezelt treten: die von Samosata kamen / und sie in solchem unmut findende / dessen ursache ihnen bekant war /sie höchlich beklagten / und ihr zugleich ihre dienste /so wol in eigener person / als mit ihrer macht / anboten. Werte helden! (sagte sie zu ihnen) was hilft mir euer anerbieten / da keine menschliche macht mir förderlich seyn kan / den Aramenes aus seinen banden zu befreien. Das müste nicht gut seyn / (antwortete Dison) daß menschen nicht solten dahin gelangen k \nnen / was menschen hände gemacht haben: und getraue ich mir / wann ich nur die geringste \ffnung finde / hindurch zu kommen. Auf solche weise redeten auch die andern: und wie der Hemor / neben dem Ariates und Jebus / die die Königin noch nicht in Mesopotamien gesehen hatten / ihre begrůßungen nach beschaffenheit damaliger ůmstånde eiligst bei ihr abgeleget / folgten sie / såmtlich dem Dison nach / üm dieses berghaus zu stürmen / und den Aramenes zu befreien. Alle die verwundte / so zurücke kamen / vermochten sie nicht von diesem kůnen fürhaben abzuschrecken / und wurden sie von ihrem muht angefeuret / auch gar wider die unmůglichkeit zu streiten /und sich solcher dinge zu unternemen / die kein mensch ausrichten kunte.
Weil der König von Ninive am hitzigsten daran
Es thut mir leid / (wiederantwortete Sesai) daß E. Maj. mir etwas befehlen / so ich einzugehen unfåhig bin. Zwar kan der König von Syrien diesen augenblick seine freiheit wieder erlangen / wan nur die K \nigin von Mesopotamien etwas darzu thun wil: die sich erklären muß / ob sie verlange / zweien großen K \nigen ihr leben zu erhalten. Es ist grausam / (versezte Dison)
Darf man dan (fragte der ungedultige Dison / den diß gespräche zu verdrießen begunte /) euren König von Basan nicht sehen? Sesai schůttelte hiezu das haubt / weil er solches fůr ehrerhietiger achtete / als wan er dieses begehren des K \nigs mit Nein beantwortet hätte. Doch diesen abschlag in etwas zu begütigen / sagte er zu ihme: Gefället E. Maj. den König von Syrien zu sprechen / so sol dero begehren von stund an erfüllet werden. Dison wurde fro / daß ihme Sesai dieses anbote / was er zu begehren sich gescheuet hatte. Wie er nun sein verlangen hiernach erwiesen / begleitete ihn der Sesai nach dem ort / wo der König Aramenes gefangen saße. Es war aber das gefängnis / darinn dieser große König an ketten geschlossen lage / in einen felsen gehauen / und vermochte Dison die trånen nicht zu bergen / als er diesen unvergleichlichen helden in solcher gestalt zu sehen bekame.
Weil dieser fůr wehmut schwiege / wurde er von dem Aramenes also angeredet: Ach! mein bruder! fůret dich nun das verhångnis an eben den ort / dahin ich geraten bin? und hat der himmel uns beide zumal in die hände unsrer feinde übergeben wollen? Dich zu retten / liebster bruder! (antwortete Dison) haben wir ingesamt diese burg gestürmet: da dan mein eifer gr \ßer / als mein glück / gewesen ist. Wiewol ich diesem letzern noch dieses danken muß / daß es mir /dich zu sehen / verg \nnet. Was traurige vergnügung kan das erwecken / (sagte Aramenes) da mein zustand also beschaffen ist / daß ich augenblicklich den tod erwarten muß. Zwar ich fůrchte mich nicht für demselben / wan ich allein auf mich sehe. Gedenke ich aber an die arme Cölidiane / wie auch an meine schwestern / und an mein land / so tauret es mich /daß ich die durch mein sterben in großes ungemach und leidwesen werde stürzen müßen. Wir alle (versezte Dison / mit vergießung vieler tränen) würden einen unwiederbringlichen verlust an dem großen Aramenes erleiden / wan der Königin von Mesopotamien schleunige erklärung / oder unsere glückliche waffen /ein solches nicht verhůten. Beides ist nicht zu hoffen /(sagte Aramenes) weil ich mein leben durch meines freundes unglůck nicht zu kaufen begehre / und dieser ort also beschaffen ist / daß er mit nichtes / als durch hunger / kan bezwungen werden / solcher aber / weil er auf etliche jahre mit lebensmitteln versehen / nicht zu befahren ist. Ach! was wollen wir von jahren sagen! (sagte der verzweifelte Dison) es sind / wie ich höre / nur noch etliche tage dahin / da die Königin von Mesopotamien
Weiß dañ auch die Cölidiane / (fragte Aramenes /nicht sonder seufzen) was hier fůrgehet? Als wir (antwortete Dison /) von Samosata abreiseten / lebten wir alle in der hoffnung / die Königin von Mesopotamien in der vergnügung auf dem schloß Amida anzutreffen / darinn wir sie verlassen hatten. Als wir aber noch eine tagreise von dar waren / kame uns die zeitung entgegen / wie der König von Syrien den riesen in die hånde geraten. C \lidiane fiele meiner gemalin und der Ahalibama onmächtig in die arme / wie sie dieses vername / und wolte nachgehends bei ihr kein trost etwas fruchten / weil ihr der sinn die gefahr so häftig fürstellte / daß menschen-hülfe dagegen nichtes verfangen wůrde. Alle Könige und Prinzen eileten hierauf /neben mir / ins königliche lager / üm mehrere gewißheit hiervon zu erlangen. Wir waren aber kaum heute früh angelanget / da sprache uns die trostlose Königin Aramena auf / diesem sturme beizuwonen / der schon vor unserer ankunft war angefangen worden: der mich nun lebendig auf diesen felsen bringen müssen / damit meine augen selbst ansehen möchten das unrecht /daß der himmel ůber dich / mein liebster bruder! ergehen lässet. Der himmel ist gerecht / (antwortete Aramenes) und dessen ursachen erheblich / ob wir sie schon nit allemal sehen und verstehen können. Aber /mein bruder! an welchem ort ist die trostlose Cölidiane geblieben? Sie wird / (antwortete Dison) neben allen K \niginnen und Prinzessinnen / diesen abend im lager erwartet / und bilde ich mir schon die qual für /die diese beide herzens-freundinnen entfinden werden / wan sie nun das verhångnis zusammen fůret. Meine schwester /
Wofern dem Sesai zu trauen ist / (antwortete Dison) so kan ich meine freiheit erlangen / wan ich wil. Doch begehre ich solche nicht anzunemen / wan ich alhier dem K \nig von Syrien mehr dienste / als im lager / werde erweisen k \nnen. Größere dienste (gabe Aramenes zur antwort /) erwarte ich von dem K \nig zu Ninive / an dem orte / da meine trostlose freundinnen sich befinden / als hier / da ich mein unglück wol allein überdenken kan. Was sol ich aber / (fragte Dison) diesen freundinnen sagen / das ihnen könne trost geben? daß ich (antwortete Aramenes) der Cölidiane danken lasse / für alle die sonderbare liebe und treue / die sie mir erwiesen / und daß ich sie ersuche /ja nicht meinen tod dergestalt zu herzen zu nemen /daß ihr solches an der leibesfrucht k \nne schaden bringen / mit der sie der himmel gesegnet hat. Nim dich dieser trostlosen an / wertester bruder! und verlasse sie nicht in dem großen leidsturme / darein mein tod sie versetzen wird. Der Königin Aramena sage /daß sie ja meinetwegen ihre großmut nicht verlieren müße / sich zu einer heurat zwingen zu lassen / die ihr / ihre treue zu brechen / würde anlaß geben. Ich begehre nicht / mit des Cimbers ewigem verlust / ihrer freundschaft ferner zu genießen / deren ich ohndaß genug versichert bin / und gewiß weiß / daß sie mein tod nicht weniger / als die C \lidiane / ängsten werde. Meine jůngere schwester dir anzubefehlen / ist unnötig / weil ich weiß / wie herzlich du sie liebest. Verharre also / wertester Dison! und hilf / nach meinem tode / m \glichst befördern / das diese königreiche in ruhestand verbleiben.
Der K \nig Dison kunte sich über die standhaftigkeit des Königs von Syrien nicht gnug verwundern /die er in diesem zufall blicken ließe / und weil er fůr seine person sich nicht so hart befande / als vermochte er diese lezte reden des Aramenes mit keinem worte zu beantworten / sondern wurde so weichmůtig / daß er / nach dem er verschiedene male seinen schwager ümhalset / von ihm aus der gefångnis eilete / auch dem Sesai und den anderen ein gesichte sehen ließe /daß von tränen ganz übergossen / eine innerliche todes angst vorzeigte. Ha tyrann! (redete er den riesen an) scheuest du dan nicht den herrn des himmels / da du dich für keinem weltlichen König zu fürchten begehrest? vermeinest du wol / daß du dessen straffe entrinnen werdest / wan es schon sich also begeben solte / daß dieses raubschloß dich ein zeitlang fůr so vielen Königen schůtzen k \nte? Gehe in dich / Sesai! und åndere dein mehr als grausames beginnen. Ich gelobe dir / an stat aller der andren K \nige / daß dieser frefel nimmermehr an dir und deinem geschlechte sol gerochen werden / hingegen alles was dein herz begehret / dir widerfahren sol / wan du den Aramenes wirst ledig lassen. Großer König! (antwortete Sesai /mit aller bescheidenheit) es liget nicht an mir / daß der K \nig von Syrien seiner bande sich nicht befreiet sihet. E. Maj. selbst verm \gen viel hierbei zu thun /
Hiemit neigte sich Sesai mit dem haubte bis zur erden / fůr dem König von Ninive / und begabe sich hintan / alle seine bediente und die andere fürneme riesen / seine anverwandten / bei ihm lassend / die ihre aufwartung ihme anboten / ob er etwan speisen /oder die unůberwindliche vestung besehen / oder aber wieder nach dem lager sich begeben wolte? Es war aber Dison so entstellet in seinem gemüte / daß ihm ůber diesen bezeigenden h \flichkeiten die gedult verginge. Weil ihme angeboten worden / nach dem lager zu gehen / und er verschiedene seiner mitgefangenen /als den verwundten K \nig von Jericho / den Prinzen Adonisedech / den Tharsis und andere / stehen sahe /erbate er ihnen die freiheit / und ließe folgends mit ihnen sich hierunter füren. Tharsis der da wuste / daß auch der Prinz Sinear gefangen war / raunete solches dem König ins ohr: der dan sich ůberwande / dem riesen Avi / der zu nächst bei ihm ginge / zu zureden /ob der Chaldeer Prinz nicht auch k \nte los kommen? Wir můssen hierinn / (antwortete Avi) die zu uns aus Abagara geflůchtete Horiten / und die priestere des Teraphim / vergnůgen / die dem Chaldeischen Prinzen und seinem volke die schuld geben / daß ihr berůmter tempel zerst \ret worden / und daher bei uns ausgeboten haben / keinem Chaldeer das leben zu schenken. Solte aber der Königin von Mesopotamien erklärung /
Dison schwiege zu diesem erbieten / erkante mit dem h \chsten verdrus der welt / im hinab-gehen / die unmůglichkeit / diese vestung zu erobern / und kame endlich / mit den andren / wieder in das lager: da jederman / ungeacht der allgemeinen bestůrzung / große freude blicken ließe / daß sich diese verlorn-geschåzte Könige und Prinzen wieder einfanden. So fr \lich aber die Niniviten waren / so kläglich stellten sich hergegen die Chaldeer an / als sie ihren Prinzen unter diesem haufen vermisseten / und daneben die große gefahr erfuhren / darinn er schwebte. Dieses gerüchte breitete sich bald aus / bis in das gezelt / alwo die drei schöne Prinzessinnen von Ausitis sich bei der Prinzessin Rahabine befanden / und von der betrůbten Königin Aramena / weil dieselbe schlieffe / sich abbegeben hatten. Die schöne Jemima hatte kaum von der ersten angst sich wieder erholet / die sie in des Teraphim tempel für ihren liebsten Prinzen entfunden / als diese neue nun dazu stieße: die ihr vollends allen mut und trost bename / also daß ihre rosenwangen erblasseten / und sie / sonder ein wort zu sagen / auf das nächste ruhbette niederfiele. Ihre beide schwestern sprangen in dieser noht ihr zwar treulich bei / fanden aber ihren schmerzen so rechtmåßig / daß sie ihr mehr mitleiden / als trost / zu bezeigen vermochten.
Wie sie nun in solcher betrübten verrichtung sich befanden / schauete ohn unterlas die Prinzessin Rahabine aus dem gezelt: weil sie wuste / daß der K \nig von Jericho mit in das lager gekommen war / und doch nicht erfahren konte / wo er geblieben / und wie es ihm ergehen m \chte. Ihr verhängnis wolte / daß sie ihn
Sie ware kaum daselbst angelanget / da erscholle
Sie ware eben erwachet / als diese ankame; und weil sie vermutete / daß Cölidiane auch zugegen seyn wůrde / ware dieses ihre erste frage: wo die K \nigin von Syrien wåre. Timna berichtete / in was zustande man sie
Ach Timna (sagte sie) was důnket euch bei diesem neuen leiden / so mir der himmel zugeschicket? gehet dieses nicht noch über alles / was ich meine lebtage habe ausgestanden? Bedenket doch den zustand des armen Cimbers / den ich verlassen muß / wan ich anders meinen bruder erretten wil: und urteilet / wan ihr je geliebet / wie in mir nun die freundschaft und liebe kämpfen und streiten. Ich gerate so pl \tzlich in dieses unglůck / daß ich nicht weiß / wie mir geschihet: und weil ich stündlich die ankunft des Tuscus Sicanus erwarten muß / der kaum eine tagreise von hier ist / und durch den Mitreus des Aramenes gefängnis nun erfahren hat / als lasse ich euch ermessen / wie mir zu sinn seyn k \nne / wan ich mir diesen treuen liebhaber und dabei die armseelige C \lidiane / zugleich vorstelle. Ach! wolte Gott / (antwortete Timna) der Cimber wäre so unbeständig gewesen / als ihn der K \nig von Syrien am
Wie sie sich demnach bei ihr auf das bette gesetzet / sagte sie zu ihr: Was gedenkst du wol von mir /C \lidiane! daß ich dir noch nicht deinen Aramenes habe wieder verschaffet? Weil ich dich aus mir selbst erkenne / (antwortete diese) so kan ich dich nicht verdenken / daß du den Cimber einem bruder fürziehest. Aber / Aramena! du weist noch nicht / was das sei /einen man lieben: dan da kommet freundschaft und liebe zusammen. Du kanst deshalben dich nicht zu mir vergleichen / da du lange nicht so viel an dem Cimber verlieren würdest / als viel mir mit meinem gemal wird entwendet werden. Wir wollen jezt (widerredte Aramena) nicht er \rtern / wer von uns beiden den grösten verlust hiebei leiden werde /
Alhier verwehrten ihr die trånen / in ihren klagen fortzufahren / und fande sich Aramena darob so gerüret / daß / wann es müglich gewesen / sie gerne sofort hätte von der welt scheiden m \gen. Was vermochte sie / da sie selber trostlos war / ihrer freundin für trost mitzuteilen / da solcher in nichtes anders bestehen kunte / als daß sie sich dahin erklåren sollen / den Cimber zu verlassen? welches sie zwar selbst für das einige mittel erkante / so dem K \nig Aramenes möchte das leben fristen / aber doch / zumal sie noch zween tage bedenkzeit hatte / noch nicht von sich sagen konte. Man gibt mir noch ein paar tage frist: (sagte sie endlich / die C \lidiane ümarmend /) wer weiß / was Gott indessen noch schicket. Ich bin
Hiemit kamen der König von Ninive / wie auch die Könige und K \niginnen von Egypten und Ophir /dazu: da die Danede und Amesses / mit bezeugungen herzlichen mitleidens / die Königin von Mesopotamien ansprachen. Mit der weile / wie es bereits spater abend war / versamleten sich auch alle die andere königliche personen dahin: da die Milcaride / und ihre mutter Tharasile / in begrüßung der sch \nen Aramena / höchlich beklagten / daß sie in solcher verwirrung sie antreffen müßen. Wer håtte uns sollen sagen / (begunte diese sch \ne die gesellschaft anzureden /) daß wir einander in solchem zustande wieder finden wůrden / und wie wenig stunde uns doch dieses fůr /was wir nun erleben müßen? Alle hoffnung ist noch nicht aus / (sagte hierauf der König von Cus) und baue ich sehr auf die weltbekante grosmut des K \nigs von Basan / welcher nimmermehr zugeben wird / daß man die Königin Aramena / und zwar auf so grausame weise / ihn zu ehlichen zwinge. Man bedenke doch / wie dieser bescheidene K \nig /
Gleichwol (antwortete die betrübte Aramena) erweiset er jetzund das gegenspiel. Er weiß nichts üm dieses alles / (finge Dison an zu reden) wie mir Sesai selbst gestanden. Um nun diese seine worte glaubbar zu machen / erzehlte er / wie es ihm auf dem schloß ergangen: da dan / in erwehnung / wie er den König Aramenes gesprochen / C \lidiane so wol / als die beide Aramenen / sich sehr aufmerksam bezeigten /und sich von neuem den entfindlichsten schmerzen wieder ergaben / als sie vernamen / wie kläglich dieser beiden K \nigie unterredung gelautet. Dison thåte es mit fleis / und wolte dieses nicht verhelen / weil er in seinem herzen ganz dahin zielte / daß die Königin von Mesopotamien alles eingehen solte / üm ihren bruder zu erretten / weswegen er auch seine erzehlung also beschlosse: Ich sehe meines bedunkens kein andres mittel / den großen Aramenes beim leben zuerhalten / als daß man den K \nig von Basan ehliche. Sesai handlet nicht allein hierinn / als ein verzweifelter mensch / und der die künftige gefahr ganz nicht achtet / sondern er hat auch aller riesen ihren beifall /und also eine große macht: daher wir ihm unmüglich etwas anhaben können. So bin ich auch dessen versichert / Tuscus Sicanus werde selbst der K \nigin von Mesopotamien eher rahten / ihn zu verlassen / als durch ihre treue den großen Aramenes ums leben zu
Nachdem hierauf die K \nigin von Mesopotamien eine weile in gedanken gestanden / brache sie jälings in diese worte heraus. Nun ich glauben darf / daß der K \nig von Basan nichtes hierům wisse / so beginnet meine hoffnung wieder aufzuglimmen / und bin ich entschlossen / den Marsius selber zu sprechen: welches begehren mir ja der grausame Sesai nicht wird versagen k \nnen. Alle / die im gezelt waren / bestätigten dieses fůrnemen der Königin. Es hatten die K \nige ohndas beschlossen / in ihrer aller namen eine botschaft an den Sesai und die riesen abzuschicken /wozu sie den weißen Cussiten Balaat erwehlet / ům ihme seine unfug fůrstellen zu lassen. Diesem nun wurde auch das ansuchen der Mesopotamischen Königin mit aufgetragen / und befanden sie für gut / daß / wiewol es schon nachtete / er dannoch sofort nach dem feinde sich begeben solte: üm keine zeit zu verseumen / und denen im schloß desto längere bedenkweile zu verschaffen. Also ginge dieser sofort nach der burg / da zugleich der Fůrst Husan / von allen Königen / auf das gebirge zu den andern Königen / als dem Baleus / Hiarbas und Tuscus Sicanus / abgefärtigt wurde / über diesen fr \mden handel sich mir ihnen zu bereden / und den abgeschickten Mitreus wieder ümzuholen / dessen langes ausenbleiben keiner begreifen kunte.
Die unruhige Aramena wuste nicht / was sie bei dieser botschaft dem Aborigener-König zu entbieten solte / und sagte sie dem Husan / als er abschied name / wiewol
Weil / den abend vorher / die K \nigin Orosmada von Tyro vernommen hatte / wie ihres gemals schwester / die Prinzessinn Rahabine / auch im lager wäre /als wolte sie / ům auf alle weise die hochachtung für ihres herrn freunde darzuthun / diese Prinzessin sofort mit anbrechendem morgen besuchen: daher sie /neben der Fürstin Mehetabeel von Seir / die sich zu ihr hielte / sich aufmachte / und nach dem gezelte der drei Prinzessinnen von Ausitis ginge / alwo die Rahabine sich auch befande. Die beide verliebte Fůrsten /Elihu und Bethuel / leisteten eben ihren betrůbten Prinzessinnen gesellschaft / als die Königin von Tyro mit der Fürstin ankame: die
Diese lezte worte / kamen dem K \nig Ariates zu ohren / der eben / als er seine Mehetabeel in ihrem gezelt nicht gefunden / sie allhier zu suchen kame. Was für ein heilsames pflaster (sagte er sofort) könte für meines vettern wunden erdacht werden / als eben diese gütige erklärung der Prinzessin von Tyro? und bin ich versichert / wan er solche selbst hören solte /daß er gleich seine gesundheit wieder erlangen wůrde. Ich bin von ihm abgeschicket / seinetwegen die danksagung abzulegen / daß die schöne Rahabine gestriges tags auf so gůtige weise offentlich ihr mitleiden wollen sehen lassen / das sie für seinen zustand heget: welches ihn auch dergestalt erquicket / daß er in wenig tagen sich starck hoffet / seine schůldigste erkentlichkeit pers \nlich dafür abzustatten / und seiner Prinzessin eben die verehrung zu erweisen / die sie vordeme zu Tyro von ihm so gůtig hat aufgenommen. Rahabine beantwortete dieses anbringen des jungen Königs von Hazor / wie es ihr die liebe in den mund gabe: und indem sie hierauf anhube zu erzehlen / was ihr im tempel begegnt war / kamen eben der Prinz Ephron und die Prinzessin Coricide dazu / die an dieser erzehlung den gr \sten teil hatten. Weil ihnen / der so gerechte als grausame tod ihrer verfolgerin / der Jerode / noch nicht ware kund worden / als h \rten sie mit sonderbaren entsetzen der Rahabine zu / und kunten nicht
Nachdem sie hiervon / zu fernerer unterredung /anlaß genommen / wurde solche von der Fůrstin Zelinte gestöret / welche dazu kame / und ihnen ankündigte / wiedaß ihr abgesandter / der Balaat / neben andren abgeschickten von den riesen / auch vielen wägen mit brod und allerhand lebens-mitteln / im lager angelanget wäre. Die bis in den tod betrůbte Jemima vername diese zeitung nicht sobald / da verlore sich an ihr die bisherige stille / und sprange sie jählings von ihrem ruhbette auf / alle anwesende ersuchend / ob sie nicht wolten mit ihr nach der K \nigin von Mesopotamien gehen / ům die verrichtung des Balaats / und das anbringen der riesen / zu vernemen? Sie waren alle hiezu gleich willig und begierig / und als sie hinaus getreten / sahen sie im lager die viele wägen halten / üm die das volk sich häufig herüm machte / und den mangel / den sie bereits in dieser wildnis zu fůlen angefangen / durch diese unvermutete hülfe / die ihnen vom feind zukame / zu ersetzen begunten. Wie spottet doch unser der verwegene Sesai /(sagte Elihu) der hierdurch zeigen wil / daß er gar wol eine langwůrige belagerung aushalten k \nne. Vieleicht wird diß ein zeichen seyn / (antwortete die schone Kezia) daß er friede machen und sich bequemen wolle. Jemima wůnschte dieses mehr in ihrem herzen / als sie es hoffete. Wie sie nun / durch das zusammengelaufene volk / schwerlich zu der K \nigin Aramena gezelt gelanget / fanden sie darinn / auser der K \nigin Cölidiane und der Prinzessin von Salem /welche letzere bei dieser ihrer trostlosen schwester geblieben war / alle die andere königliche und fürstliche personen versamlet / die üm den Cussiten Balaat / wie auch um die
Weil E. Maj. einig und allein diesem jetzigen verwirrten handel abhelfen können / als statte ich billig an dieselbe diesen bericht ab / und sage / daß ich dem Sesai / im namen aller anwesenden Könige / als mir befohlen worden / weitläufig fürgestellet / wie er aller dieser måchtigen potentaten haß und feindschaft / zu seiner und seines ganzen geschlechtes äuserster vertilgung / auf sich laden würde / wann er in diesem fürnemen verharrte / auf so unerh \rte weise an den K \nig von Syrien sich zu vergreifen / und dadurch der großen Aramena freiem willen gewalt anzuthun. Er h \rte diß alles so kaltsinnig / als bescheidentlich an /und thäte mir darauf große versichrungen / wie er sich unglückselig schäzte / daß die treue gegen seinem K \nig / und die ungemeine liebe / die er zu demselben trüge / ihn unfähig mache / so vieler Könige befehl anzunemen / und sich anders / als er nun thäte / zu bezeigen. Sein einiges vorhaben sei / dem großen Marsius / durch der K \nigin Aramena gegenliebe / das leben zu retten. Wolte man nun dazu hiesiges ortes sich nicht bequemen / sondern seinen liebsten K \nig /den unvergleichlichen Marsius / als ein opfer der Aramena grausamkeit / (wie seine worte lauten) sterben lassen / so müste der K \nig von Syrien ihm gesellschaft leisten / solte auch deswegen die ganze welt ümgekehret werden. Ich sagte ihm hingegen / wie ich nicht glauben k \nte / daß der König von Basan hieran gefallen hätte / oder solcher gestalt E. Maj. gegenliebe verlangen würde.
E. Maj. vergeben mir / (fiele ihm hier Sesai in die rede) daß ich diese losgebung des Aramenes nicht kan geschehen lassen. Fehle ich hierinn an dem schüldigen gehorsam gegen meinem K \nig / so thue ich doch dabei / was zu E. Maj. bästem dienen wird. Ha! grausamer freund! (riefe der ungedultige Marsius) wie wenig bef \rderst du durch diese deine habende macht mein båstes / da du den haß meiner K \nigin mir damit noch völliger erwirbest / und alle welt glauben machest / daß ich dieser unthat mit habe fähig seyn können? Saget eurer K \nigin / (sprache er ferner /sich zu mir wendend) wie ich alles mein unglück / so ich jemals ausgestanden / ja ihre eigne bisher-erlebte ungnade / gegen diesem leiden gering achte / daß ich sie in solcher unruhe meinetwegen wissen muß. Und weil Sesai alles aus blinder liebe zu mir begehet / als hoffe ich / er werde sich noch erweichen lassen / von diesem seinem beginnen abzustehen. Und ihr Rekem und Zur! (finge hierauf der verbitterte Sesai an zu reden) ihr sollet den Balaat nach dem lager begleiten /und der K \nigin von Mesopotamien sagen: daß / wo sie nicht morgen im tage hierunten am berge erscheinen / und in gegenwart unser aller / durch den ober priester Telecles / an den K \nig von Basan sich
Ha tyrann! (riefe Marsius /) was beginnest du? meinest du dan / daß ich mich hiezu bequemen werde /mich pers \nlich daselbst einzufinden / wo du diese zwangheurat zu schließen gedenkest? Da mich die verzweifelung einmal getrieben / (antwortete Sesai) auf die frömdeste art und weise meinem König zu dienen / so wird mir auch hiebei wol erlaubet seyn / den åusersten zwang / auch gegen meinen herrn selber / zu gebrauchen. Demnach so saget ihr / der unbarmherzigen Aramena / daß / wan gleich des Marsius blödigkeit ihm verwehren solte / der K \nigin die eheliche hand willig zu geben / so muß sie doch mit der unterzeichnung ihres teils fortfahren / wan sie nicht ihres bruders tod / auch Syrien und alle reiche der welt in die höchste unruhe wil gestürzet sehen. Als der ungedultige Marsius ferner hierwider reden wolte / hieße der Sesai uns sofort hinaus gehen / und gebote / in unserer gegenwart / der wacht / sonder sein wissen und befehl den König von Basan nicht aus dem zimmer zu lassen: woraus den satsam zu tage leuchtet / welcher macht der Sesai sich anmasset. Diese beide von ihm abgeschikte werden / was ich iezt fůrgebracht / bekråftigen k \nnen: und habe ich weiter nichtes zu sagen / als daß ich hiermit meine abfårtigung von dem Sesai bekommen habe.
Große Königin auch alle alhier versammelte K \nigin! (finge der riese Rekem hierauf an zu reden) der schluß / den uns der mächtige Sesai zu überbringen gegeben
Hiermit neigten sich Rekem und Zur / vor allen anwesenden königlichen personen / bis auf die erde /und wie sie von der Königin Aramena einer antwort erwarteten / befande sich dieselbe so untüchtig / ein wort herfůr zu bringen / daß sie dem Fürsten Barzes befehlen muste / diese gesandten abzufüren / bis man / wegen der erklärung / sich wůrde miteinander beredt haben. Wie nun solches geschehen / sahe sie die anwesende K \nige nacheinander an / zu ihnen sagend: Wan es mein leben antråffe / und Sesai dasselbe haben wolte / solte es mir nicht schwer fallen / mich von stund an zu entschließen. Aber bei dieser bewandnis / weiß ich nichtes zu thun / als mein über-großes unbegreifliches elend zu beweinen / daß mir der himmel hat zugeschicket. Niemand war im gezelt /den diese worte nicht beweget håtten.
Sie hatten auch ohnedas ursach / von dannen zu eilen / weil es unter dem kriegesheer begunte ein ansehen zu gewinnen / als wan es zum gefårlichen aufstande der Chaldeer und Syrer wider die Mesopotamier und Aborigener geraten wolte. Es hatten diese untereinander angefangen / über die entschließung zu wortwechslen / welche die K \nigin von Mesopotamien von sich zu geben befugt seyn wůrde. Die Aborigener / neben den hirten aus Amida / redten für den Tuscus Sicanus / die andere aber für den Marsius / und war es schon unter ihnen zum handgemänge geraten /als die zwischenkunft der K \nige dieses feur in der asche sofort dåmpfte / und wieder beilegte. Sie waren nun allerseits gleich betrübt und bestürzt ůber diesen handel / und weil sie wusten / daß das meiste frauenzimmer bei der K \nigin von Egypten sich versamlet hatte / begaben sie sich auch dahin / um alda ihre betrůbte stunden zu verbringen. Es ware daselbst alles in tränen / und behaubteten eben die K \niginnen Delbora / Hermione / Petasiride und Orosmada / wider die andern / daß die
Daß ihr viere (sagte hinzu die angeneme Amesses) dieses also verfechtet / solches růret lediglich daher /weil ihr wol mehr aus staats-ursachen euch verheuratet / als daß die wahre liebe euch darzu håtte bewegen sollen. Petasiride / die solchen fürwurf in gegenwart des Disons h \ren muste / entfande solches am allermeisten / und daher für die andre dreie / welche ihrer meinung waren / das wort nemend / sagte sie: Ich bin gar nicht in abrede / daß ich den König Mardocentes /meinen gemal / aus staats-ursachen geehlicht / und ihn vordeme nicht also / wie iezt / geliebt habe. Ich finde aber / daß ich k \niglich / und wie mir obgelegen / darinn gehandlet / und daß ich mich lasterhaft würde erzeiget haben / wan ich nicht mehr meines reiches båstes / als etwan meine eigene vergnügung / håtte dabei beobachten wollen. Meine K \nigin (sagte hierzu Mardocentes) hat durch diß einige wort / daß man mich iezt mehr / als vordem / lieben wolle / verursachet / daß ich nichtes hiergegen zu sagen habe. Wer verteidigt aber uns? (finge Delbora an zu reden) die K \nigin von Ophir thut mir unrecht / daß sie mich beschüldigen wil / ich habe den Eridanus nicht aus liebe geehlicht. Ach liebste Delbora! (antwortete ihr der König von Cus) ihr k \nnet nicht in abrede sey / daß Amesses euch getroffen habe: erklåret euch demnach nur also / wie die Königin von Arabien gethan hat /so wil ich mehr als wol vergnügt leben. Diese erklärung / (gabe sie zur antwort) solte ja mein König täglich aus meinem wandel ersehen können:
Dieses gabe dem Nebajoth anlaß / seine Hermione anzusehen / und zu sagen: Ich weiß wol nicht / wie die K \nigin von Ophir es verstehe / daß sie unter die K \niginnen von Cus / Saba und Tyro / meine K \nigin hat mit gerechnet; massen ich ja versichert bin / daß die sch \ne Hermione mir aus bloßer liebe ihre huld habe zugewendet. Es verstehet die Königin Amesses hierunter nicht mich / (antwortete die Königin von Kitim) sondern den König von Meden selber / der /aus gehorsam / und weil er es seinem reiche zuträglich findet / euch zu bedienen hat angefangen. Was fůr unruhe (sagte Armizar zu seiner gemalin / und wolte dem Nebajoth nicht zeit lassen zu antworten) habt ihr / meine sch \ne! doch angerichtet / daß diese vier K \niginnen dergestalt angegriffen! wir wollen alle auf ihre seite fallen / und ihre meinung wider euch behaubten helfen. Wolan! (antwortete Amesses) ich neme es an / und wil gleich průfen / ob mein König dieses in ernst meine. Ich setze den fall / ich hieße noch Amesses von Egypten / und wåre die schwester meines K \nigs / die Indaride gefangen / die da sterben solte / wofern mein Armizar nicht sofort mich verlassen würde: wolte mein König wol das thun / und seiner Amesses solcher gestalt vergessen?
Armizar stutzete ůber diesem vortrag / und indem er zu antworten verweilte / sagte Petasiride zu dem König von Egypten: H \ren sie wol / was weniges sie sich zu ihrer schwester zu versehen haben / die lieber den bruder würde sterben sehen / als ihren geliebten verlassen? Ich kan die Amesses (antwortete Pharao Amosis)
So bleibet aber wahr / (widerredte Amesses) daß die Königin von Mesopotamien nicht anders thun kan / als daß sie den König von Syrien verlasse / und ihrem Tuscus Sicanus getreu verbleibe. Welche grausamkeit wäre das / (antwortete Hermione) einen solchen mord geschehen lassen / den man doch verwehren kan? Woltest du dan wol (fragte sie Roma) den Cambo-blascon / deinen bruder retten / und den Nebajoth verlassen / wan ein solcher fall mit ihnen sich zutrüge? Ich vermeine es nicht: sagte Jethur. Und ich besorge es: widerredte Nebajoth. Sorget nichts / mein K \nig! (antwortete Hermione / ihn ganz freundlich ansehend) ich wůrde euch fůr den Camboblascon
Wie sie nun allerseits bei dem K \nig von Egypten gespeiset hatten / verteilten sie sich / sowol die betrůbte Aramena / als die trostlose Cölidiane / zu besuchen: da der K \nig von Egypten neben seiner gemalin / der K \nig von Cus mit der Delbora / Mardocentes und Petasiride / auch die Prinzessin von Ophir / nach der Königin von Syrien / die andere aber nach der Königin von Mesopotamien / gingen. Bei der ängstigen Cölidiane traffen sie an / den König und die K \nigin von Salem / wie auch die meiste Syrische Fürsten /und die Prinzessin Jaelinde ihre schwester: da dan nichts klägliches kan zu sehen seyn / als wie diese Königin sich gebärdete.
Gnådigste Königin! (antwortete Rames) dieser handel ist noch nicht so gar verzweifelt / als er wol scheinet / daß man zu dem åusersten mittel / nämlich zum tod / schreiten müße: dan wir haben ja in den hånden /was uns helfen kan. Die K \nigin Aramena vermag gutes willens den schluß nicht zu fassen / die treue /welche sie dem Aborigener-König gelobet / zu verlassen: sie wird aber von allen diesen großen und måchtigen K \nigen dazu können erbetten werden / die ja ein großes von ihrem königlichen ansehen verlieren wůrden / wan sie solten
C \lidiane war diejenige / so sich am längsten widersezte / dieses mittel zu billigen: das sie aber endlich gut hieße / iedoch erst auf den fall / wan auf ihr inståndiges flehen und bitten / welches sie zuvor zur hand nemen wolte / die Königin Aramena sich nicht bequemen würde. Demnach beschloße sie / mit allen anwesenden K \nigen und Syrischen Fürsten dahin zu gehen. Weil sie von gram ganz kraftlos worden war /als namen Delbora und Petasiride sie unter die arme /und füreten sie dergestalt aus dem gezelt: da ein allgemeines klaggeschrei unter den Syrern entstunde / als sie ihre K \nigin erblickten. Die mitgehende Syrische Fůrsten / trieben sie und die Chaldeer an / ihnen ingesamt zu folgen / weil dieser gang dem Aramenes und Sinear das leben retten solte. Diese lezten ließen sich hierzu ganz willig finden / weil sie ohnedas / auf anregung der Prinzessin Jemima / schon entschlossen waren / bei der K \nigin von Mesopotamien fůr ihren Prinzen zu bitten / massen
Diese schöne wolte eben / mit der gesellschaft / so sie zu besuchen gekommen war / zu der C \lidiane gehen. Wie sie nun dieselbe ankommen sahe / und ihr entgegen eilte / ließ diese trostlose sich unversehens vor ihr nieder bis auf die erde / und ihre beine ůmfassend / rieffe sie mit kläglicher stimme: Ich flehe / ům meines Aramenes leben! und weil selbiges allein in den händen der Königin / seiner schwester / stehet /als will ich / von deren gütigkeit / mein leben / oder meinen tod / erwarten. Eine große stille aller ůmstehenden entstunde hierauf / weil ihre aufmerkung sehr gros war / was die K \nigin Aramena antworten würde. Diese / die augen gen himmel kehrend / schlug beide hände ineinander / und sagte: wolan dan / man muß sich selbst ůberwinden! ich opfere mich zum anderen mal fůr der Cölidiane ruhe / und erkläre mich hiemit / daß ich den K \nig von Basan ehlichen wolle. Weil sie / zu dieser harten entschließung / aller ihrer kräfte vonnöten gehabt / ům solche herfůr zu bringen /als verließen sie dieselben auf einmal / also daß sie /sonder hülfe der Ahalibama und Timna / zur erden gesunken wåre. Als aber diese sie begriffen / fassete sie alle ihre noch-übrige stärke zusammen / um / vor so vielem volke / keine schwachheit blicken zu lassen. C \lidiane lage ihr hierauf ohne ablaß üm den hals /und vergoße / so wol vor freuden / als aus mitleiden /ihre milde zåren: darinn ihr alle die andere folgten /auser dem volk / welches seine hierob geschöpfte freude himmel an erschallen ließe.
Dieses kame nun bald für die ohren der gesandten
Sie wolten eben abziehen / als die schöne Jemima durch das volk drange / und / der Königin von Mesopotamien auch zu fus fallend / bei dieser bewandnis /auch ům des Prinzen von Chaldea freiheit bate. Liebste Prinzessin! (antwortete ihr die K \nigin / sie zugleich aufhebend) ich vermeine nicht / daß ihr mehr zu sorgen ursach habet / weil an meines bruders erlösung auch diese hanget. Ob es zwar (sagte hierauf Rekem) mit dem Chaldeischen Prinzen eine andere gestalt hat / als mit dem K \nig von Syrien / so wil ich dannoch hoffen / daß auch er seine freiheit wieder erlangen werde. Die betrübte Jemima wurde durch diese erklårung nur halb getr \stet / und entschloße Belhaddon / selbst mit den gesandten nach der burg zu gehen / und fůr seinen Prinzen zu sprechen: wie er dan zugleich ůbername / des Sesai erklärung / wegen der begehrten drei tage-frist / mit zurücke zu bringen. Also schieden sie voneinander / und
Wie aber der Batto mit seinen Aborigenern vername was vorgegangen war / versamleten sie sich alle für der Königin von Mesopotamien gezelt / und sandten / sehr ůbel zufrieden / den Batto zu ihr hinein /ihre untreu / so sie ihrem Könige erwiese / ihr fürzuhalten. Wann es Ahalibama nicht gemittelt und ihn angemeldet hätte / so wäre dieser Aborigener nicht für die K \nigin gelassen worden. Wie er nun / wider der andren willen / fůr die K \nigin gekommen und seines volks beschwerung ihr anbringen wolte / kame sie ihm zuvor / und sagte: Ach Batto! ihr sehet / wie es mir ergehet. Das unverhoffte ausenbleiben eures K \nigs / der nur eine kleine tagreise von uns ist / verursachet mit / daß ich diese erklärung von mir geben müßen. Ich habe damit seinem liebsten freunde / den er jemals in der welt gehabt / das leben gerettet / und ist er bereits gewonet / seine Aramena zu verlassen: darum wird er sich auch nun ům so viel eher darein finden / da er mich / üm seiner beiden liebsten freunde willen / verlieren muß. Zwar hoffe ich nicht lang auf dieser welt zu leben: welches der einige trost ist / der mir bei diesem zufall kan ůbrig bleiben. Weil die tränen / neben der herzens-angst / dieser schönen verwehrten / ein mehrers zu reden / als verstummete sie mit diesen worten / und wuste Batto fast nicht / was er dazu sagen solte. Demnach / an stat mit ihr sich in ein weitläufiges gespräche einzulassen / fragte er sie nur / ob ihme und den Aborigenern erlaubt wäre / zu seinem herrn wieder zu kehren? weil er nicht sehen künte / was
Hierauf winkte sie ihme mit dem haubt / anzudeuten / daß er sich von dar begeben m \chte: welches er dan / nicht ohne große verwirrung / thäte. Als er in das vorder-gezelt kame / begegnete ihm die Roma /welche ihn ehmals in der Aborigener land gekennet /und erneuerte / durch ihre entdeckung / seine alte schmerzwunde / über den todesfall seines vorigen herrn / des Tuscus Sicanus / den sie vermeintlich hatte zur ehe gehabt. Weil sie sehr verlangte / von dem eigentlichen zustande der Aborigener und ihres jetzigen K \nigs etwas zu vernemen / zoge sie den Batto an eine seite / und ließe sich ausfůrlich hiervon unterrichten: da sie dan alles / was mit diesem K \nig war fůrgegangen / erfuhre / auser deme / wie er vor seiner erkentnis genennet worden / welches dem Batto selbst nicht bekandt war. Die Ahalibama gesellte sich hierauf zu ihme / die / durch sonderbare ursachen bewogen / den Batto ersuchte / mit seinen v \lkern erst den andern tag aufzubrechen: das er ihr dan verhieße / und zu den Aborigenern sich wieder verfügte / ům dieselben zu dem morgigen aufbruche sich rüsten zu heisen.
Selbigen abend kamen auch ins lager / die Aneriste / des Demas hausfrau / und ihre beide töchter / neben der Aprite und Baalise: welche zwei letzere ganz heimlich mitgereiset waren / und so fort / durch beförderung der Briside / in das gezelt der Prinzessinnen von Ausitis sich begaben / als die andern von dem Abinael und Nisan aufgenommen und entfangen wurden. Die ursach
Es ist billig / (gabe Baalise zur antwort) daß wir unsren Prinzessinnen erzehlen / was uns eigentlich hieher getrieben habe. Wie wir zu Samosata unlångst allein zurůcke verblieben / genoßen wir / bei den bedienten unserer Prinzessinnen alle die gutthaten / so wir verlangen m \gen / und blieben ganz heimlich und verborgen /
Weil ich gros bedenken hatte / mich ihme kund zu geben / als sezte ich mein laufen fort / sonder ihm zu antworten / entkame auch mit Aprite aus dem garten und in unser zimmer: da wir uns versperrten / um alda so sicher für diesen / als für den vorigen / königlichen personen zu bleiben. Weil aber Baracheel / sowol als Jonadas / vermeinten / daß ihnen viel / ja ein großes /daran gelegen wåre / uns auszuforschen / als stellten sie die genåuste nachfrage an / und machten unsrem torwårter
Werte Baalise! (sagte Jemima hierauf) ihr findet uns freilich viel anders wieder / als wir zu Samosata sind voneinander geschieden / und muß ich noch zwischen furcht und hoffnung leben / ob ich den Prinzen Sinear werde retten k \nnen? Ach! dieses unglůck hat der edle Prinz ihme damit aufgeladen / indem er / aus gar zu großer liebe / sich so vergessen / daß er die sünde begangen / sich zum Teraphim anzubieten /weshalben ihm
Indem kame der Belhaddon wieder von der burg /in begleitung des Gelanors: der aber gleich durch das lager reisete / um nach den andren Königen und riesen / die ihn abgeschicket / sich wieder zu begeben Belhaddon aber / weil er der Jemima eine so gute zeitung zu bringen hatte / eilete am ersten zu ihnen hinein /und machte diese halbtode Prinzessin gantz wieder lebendig / ihr verkůndigend / wie man dem Prinzen von Chaldea auf der burg bässer zu halten angefangen /als die gesandten die erklårung der Königin von Mesopotamien dem Sesai hinterbracht / auch daß der riese nicht allein die begehrte drei tage verwilligt /sondern auch sich sehr frölich erwiesen: vermutlich deswegen / ům den König von Basan in solcher zeit dahin zu bewegen / daß er diese fůr ihn erworbene glückseligkeit annemen möchte. Habet ihr dan (fragte die erfreute Jemima) den Prinzen selber gesehen. Ich habe ihn nicht allein gesehen / (antwortete Belhaddon /) sondern ich bringe auch diese reimen von ihme / die er seiner liebsten Prinzessin zu überreichen / mir aufgetragen hat. Die Prinzessin name dieselben zu sich /und fande sie folgenden inhalts:
Ach! (sagte sie / nach verlesung dieser reimen /voll unruhiger vergnügung) wären doch diese drei tage vorbei! ich muß noch immer befahren / daß die zeit etwas widriges dazwischen bringe. Ihre beide schwestern sprachen ihr hierauf einen muht ein / und weil Belhaddon der K \nigin von Mesopotamien muste bericht abstatten / als eilete er von ihnen / und ließe sich bei der Aramena anmelden: da dan diese bis in den tod betrübte vername / wie der Sesai ganz freudig die verlangte drei tage-frist bewilligt hätte. Es brachte ihr aber dieses / wiewol sie es begehrt hatte /keine beruhigung: wie sie dan auch hierüber nicht die geringste freude blicken liesse. Cölidiane weinete nun mit ihr in die wette / üm daß sie ursach dazu geben müßen / daß Aramena ihrem Cimber ungetreu werden solte. Weil die nacht indem einfiele / als scheidete dieselbe diese beide K \niginnen voneinander. C \lidiane ware zwar des vorsatzes / die nacht über bei der K \nigin von Mesopotamien zu bleiben: aber Ahalibama hinterte solches / unter dem vorwand / daß der Aramena nichts nötiger wäre / als die ruhe / zu welcher sie bei gesellschaft nicht gelangen könte.
Sobald aber Cölidiane hinweg war / und Ahalibama sich allein bei der Aramena sahe / trate sie zu ihr für das bette / und sagte: Wollen sie wol / gnädigste Königin! meinen einfall vernemen / der verhoffentlich E. Maj. aus allem diesem leidwesen / setzen / und sie / ihrem Cimber treu zu bleiben / wird fähig machen k \nnen? Ach liebste Ahalibama! (antwortete die betrübte Königin) was ist wol zu ersinnen / das mir in meinem anligen
Wollen E. Maj. mich gedultig anhören / (antwortete Ahalibama) so wil ich mich recht erklären / wie meine reden müßen verstanden werden. Die K \nigin schwiege hierzu stille / und bezeugte damit / wie ihr nicht entgegen wåre / daß Ahalibama sich deutlicher er \ffnete: die dan / auf der K \nigin bette fůr ihr sich nieder lassend / also zu reden fortfuhre. E. Maj. müßen es mir fůr keine unvertraulichkeit ausdeuten /daß ich mit deme / was ich iezt offenbaren wil / bisher so verschwiegen gewesen. Die ümstånde haben es nicht anders erleiden
Er h \rte / mit so großer verwunderung / als dabei herfürscheinender vergnügung / diesen meinen vortrag an / und gabe mir dieses zur antwort: Nun sehe ich /werte Prinzessin! wie der himmel es nicht haben wolle / daß ich sol der eure werden: maßen er alles dazwischen schicket / was dieser meiner liebe muß entgegen stehen. Zudem ende habe ich auch müßen eure base / die Fůrstin Ahalibama / die Nefe Zibeons /auf dem gebirge Seir zu sehen bekommen: die mich liebet / und meine gegenliebe schon besitzen würde /wan ich diese eure erklärung daß ihr mich unmüglich lieben k \nnet / hätte erfahren mögen. Weil ihr dan /den todten Elieser / dem lebenden
Ach Ahalibama! (sagte die K \nigin) wan mein gemüte iezt tüchtig wäre / auser betrachtung meines leidens / etwas zubewunderen / so würdet wol ihr es seyn / da ihr mir solche frömde dinge von eurem zustand erzehlet.
Was einem angenem ist / (sagte Aramena) das nimmet man gerne an. Ich wolte mir wol die süße hoffnung machen / und dieses für thunlich achten / wan nicht sofort vielerhand ümstände diese anglimmende hoffnung wieder in die asche legten. Marsius weiß bereits meine erklärung: meinet ihr nun wol / daß er solchen widerwillen gegen dem Sesai / wie bisher / noch hegen werde / da er mit so großer häftigkeit liebet /daß ihn solches auch fast gar sein selbst hat vergessen gemacht? Ach nein / Ahalibama! ein verzweifelter liebhaber wird eine so gute gelegenheit nicht leicht verscherzen / die ihme nur einmal wiederfahren kan. Ware nicht schon damals (widerredte die Ahalibama) eine solche gelegenheit vorhanden / wie der große Marsius in Damasco /
Der Fürst von Edom (fuhre die Königin fort) konte wol einem todten mitbuler dieses zu gefallen thun: aber hier ist ein lebendiger. Desto mehr grosmut (antwortete Ahalibama) kan Marsius erweisen / wann er sich nichts destoweniger überwindet. Wie lang aber (fragte Aramena ferner / deren dieses allgemach begunte thunlich fůrzukommen) můste dieser betrug wären? Långer nicht / (versezte Ahalibama) als bis man den K \nig von Syrien aus des Sesai händen errettet hätte. Was wird aber (ware abermals der Königin frage) der arme Cimber hiervon gedenken? Was gedenket er nun / (sagte Ahalibama) wan ihme seiner Aramena entschließung ist fůr ohren gekommen? Ach Ahalibama!
Es kan alles also seyn / (versezte Aramena) wie ihr saget. Aber / ob ihr mich schon beredet / dieses lezte hülfmittel zu versuchen / so vermag ich doch solches /ohne vorwissen meines Cimbers / nicht anzusahen. Ich bin auch dieser meinung: (gabe Ahalibama zur antwort) aber es kan ihme so fort geschrieben werden. Wie kan ich / (sagte die Königin) da mich der schwulst von der entfangenen wunde hintert / den schreibgriffel zu füren. So will dan ich solches verrichten! (versezte Ahalibama) und ist damit keinen augenblick zu verweilen:
So kůhn ich mich erweise / diese zeilen an einen großen K \nig zu schicken / so leichtlich hoffe ich dafür vergebung zu erlangen / wann E. Maj erwägen werden / daß dieses auf befehl dero liebsten Königin geschihet: die ihren zustand selbst nicht berichten kan /weil sie bei neulichen stürmen einen zufall an der hand bekommen / der ihr das schreiben verwehret. Dieser wegen muß ich E. Maj. sagen / daß sich die K \nigin niemals in einem erbärmlichern zustand befunden / als wie sie sich genötigt gesehen / ihrem liebsten bruder das leben zu retten / und darüm so wol dem grausamen Sesai / als denen bei ihr sich aufhaltenden Königen versprechen můßen / dem K \nig von Basan / innerhalb dreier tage / die eheliche hand zu geben. Ich weiß / wie dieses den großen Tuscus Sicanus befr \mden wird. Doch werden sie davon auch groß freude schöpfen / wann E. Maj. vernemen werden / daß dieses eben das mittel seyn soll / dem Cimber seine Aramena zu lassen: massen die Königin von Mesopotamien entschlossen ist / auf keine andere weise dem Marsius die ehliche hand zu geben / als wie es der Aborigener K \nig / E. Maj. bruder / und die Prinzessin Roma gemacht haben; ja wie ich selbst / neben dem großen Edom / zum lebendigen beispiel dienen kan / da wir zum schein getrauet sind und er mir gönnet /
Ahalibama Fürstin von Seir.
Es wurde dieser Prinzessin so wunderlich zu sinne / als sie diesen brief vollendet / daß sie selbst nicht wuste / wie ihr geschahe. Sie brachte ihn der Königin für das bette / die ihn selbst durchlase / und nichts dabei zu erinnern fande / als nur dieses / woher sie wüste / daß der Roma ihr Tuscus Sicanus / der bruder ihres Cimbers gewesen wåre? Ahalibama erzehlte ihr hierauf / was ihr vorigen abends der Batto hiervon berichtet hatte. Wie es nun zur frage kame / wer das schreiben überbringen solte / befanden sie keinen hierzu tüchtiger / als den Fürsten von Cale / den treuen Arsas. Dieser wurde nun / ům mitternacht / in der K \nigin zelt beruffen: da sie ihm das schreiben zustellte / mit n \tigem unterricht / was er darneben / so wol dem Aborigener-König / als den andren / sagen solte. Weil dem Arsas niemand an treu und fleiß vorginge / als saumte er keinen augenblick / sich zu dieser reise färtig zu machen / und begabe
Er kame / unter andern / auf die nun eine geraume zeit her an seiner gemalin verspürte traurigkeit zu reden / und beklagte / daß er nichts in der welt ersinnen künte / so da fåhig wäre / seiner Casbiane die betrübnis zu benemen. Ich weiß wol / (sagte dieser alte) was der Fürstin von Cale anligen verursachet: es ist aber nicht nůtze / daß mein herr kentnis hiervon erlange / weil unbekante dinge uns am wenigsten quålen. Mir wird diese wissenschaft (antwortete Arsas) keine gr \ßere unruhe bringen können / als ich bereits in mir entfinde / da ich diese betrübnis muß täglich fůr augen sehen: drum verhele mir nicht / was dir hiervon kündig ist. Ich habe bereits zu viel gesaget / (gabe der alte zur antwort) und håtte wol vermuten sollen / daß man mich von fernerer entdeckung nicht frei lassen werde. Ich wil aber dem befehl gern gehorsamen / iedoch dabei bitten / daß man sich / nach als vor / der unwissenheit bedienen / und der Fürstin nie zu erkennen geben wolle / wie man von ihren geheimnisen nachricht habe. Der begierige Arsas versprache solches zu thun / und hörete darauf seinem diener zu /der also zu erzehlen begunte. Als die jetzige K \nigin von Ninive / unter Disons namen / in Canaan lebte /und für einen ritter der Prinzessin von Seir von aller welt angesehen wurde / bezauberte dieses holdseligen
Was verneme ich? (fiele alhier der wundrende Arsas dem alten in die rede) ware das die Königin von Ninive / die ich bei meiner gemalin im bette an getroffen / und die sich gleich darauf aus unsrem hause wieder verloren / unter dem vorwand / daß ihre verwandten sie hätten abholen lassen? Es ist also /wie ich sage: fuhre der alte fort. Es entstunde aber hiernächst eine so häftige reue in der guten Fürstin ihrem gemüte / daß / ob sie gleich hernach / auf entdeckung der Aramena / ruhiger werden sollen / sie dennoch fortfuhre / uns zu beweinen / daß sie sich also verleiten lassen / und ihren lüsten nicht stårker widerstanden. In solcher traurigkeit verharret sie nun noch / und lässet / sobald sie allein seyn kan / ihr anligen aus / ruffet auch unaufh \rlich den himmel an /daß der ihr diß verbrechen verzeihen wolle. Sie hat aber sonst gegen keinem menschen sich hierüber ausgelassen / als gegen der Königin von Ninive / mit der dieser handel fürgegangen / wie auch gegen der Prinzessin Jaelinde von Salem / und meiner frauen / welche ihre amme gewesen / und von ihr als eine mutter geliebet wird. Von dieser lezten habe ich dieses alles /und kan mir die nicht gnugsam beschreiben / was für qual diese reuende Fürstin in sich entfindet: daher der grosmütige Arsas unrecht thun würde / wann er / nach dieser kentnis / anders als vordem / mit seiner gemalin verfahren wolte.
Dieser ware nicht bei den andern im rahte / weil seine Aboriginer diesen tag über solchen fleiß bei ihm angewandt hatten / daß / ungeacht der Königin Hercinde zuredens / und seiner selbst-eignen bisher-gehabten meigung / die K \nigin von Mesopotamien dem großen Marsius zu überlassen / und die Ahalibama beståndig zu lieben / er schlüßig worden ware /die huld der sch \nsten Königin der welt anzunemen /und mit seinen Aborigenern / ohne der andern wissen / ungeseumt nach der
Wie er nun diesen abgesandten zu sich kommen lassen / ließe der / in das königliche gezelt eintretend /eine große bestůrzung von sich blicken: weil er den Cimber / den er in Syrien so oft gesehen / daselbst nicht fande. Jedoch / auf des Baldons antrieb / der ihn hinein gefůret / trate er fort / und vermeldete dem K \nig / nach abgelegter gebräuchlicher verehrung /daß er zwar / an den Tuscus Sicanus / ein schreiben von der Prinzessin Ahalibama mitgebracht hätte /aber solches an den Cimber gerichtet achte / der sich vordem in Syrien bei ihm håtte aufgehalten. Wie /mein Fürst! (fragte Tuscus Sicanus / ganz begierig /ja schier aus sich selber) bringet ihr mir ein schreiben von der unvergleichlichen Ahalibama? haltet mich doch nicht auf / dessen inhalt zu erfahren. Hiemit name er dem Arsas / der bei sich anstunde / ob er das tåfelein diß orts von sich geben solte / dasselbe aus den hånden / und es eiligst erbrechend / fůrete er es etliche male zum munde / wie er die schrift seiner ehmals-geliebten Prinzessin erkante. Er thäte fast gegen seinem willen also / und folgete den ersten bewegungen / die ihn seines fůrnemens / sein herz von der Ahalibama ab- und zu der Aramena zu lenken / vergessen machte.
Er lase hierauf / h \chstbegierig zu vernemen / was ihm die Ahalibama sagen wolte / und geriete in unbeschreibliche
Weil er nun deshalben mit der antwort verzoge / als lase der begierige K \nig das schreiben zu ende / und von der versicherung vernemend / die er in des Teraphim tempel von der Königin von Mesopotamien solte entfangen haben / finge er an / die augen recht aufzuthun / und einen irrtum hierunter zu vermuten. Hierauf nochmals das ganze schreiben mit bedacht durchsehend / bewunderte er nicht allein / daß seine Ahalibama diejenige war / die ihm zu erlangung der Aramena verhelfen wolte / sondern er fande auch die irrung / und daß er dieser
O gütiger himmel! (riefe Tuscus Sicanus / den Arsas nicht fortreden lassend) wie wunderbar wicklet sich nun dieses rätsel auseinander! nun erkenne und begreiffe ich alles. Der K \nig von Basan / der große Marsius / ist dieser geliebter Cimber / der in Damasco gelebet: und sehe ich ganz klar / wie der irrtum / indeme man diesen Cimber für den Aborigener K \nig gehalten / zu wege gebracht / daß der Mitreus / in gesandschaft / auf dem Riphatischen gebirge mir die Königin Aramena antragen můßen / und daß diese sch \ne / in meinung / sie thue alles für ihren liebsten Cimber / bisher unwissend gegen ihrer eignen liebe gestrebet / und mir das zugeeignet / was sie allein dem großen Marsius zugedacht hatte. Nicht ich / sondern eben dieser K \nig ist bei ihr im tempel des Teraphim gewesen: und da sie ihm die erklärung gegeben /daß sie dem Tuscus Sicanus wolle bis in den tod getreu verbleiben / hat sie damit nicht mich / sondern den Marsius verstanden / aber damit bei diesem unvergleichlichen liebhaber / der es aufgenommen / wie es gelautet / zu wege gebracht / daß er in eine onmacht / ja schier gar in den tod gestůrzet / das doch zu erhaltung seines lebens angesehen gewesen.
Was das erste betrifft / (antwortete Baleus) so hat Gelanor hierzugegen uns schon davon berichtet: wiewol man den zwang / den die K \nigin von Mesopotamien ihr dieserwegen anthut / keine liebe nennen kan /und sol auch der große Marsius nicht zu trösten seyn /ům daß er seiner Aramena diese qual verursachen muß. Daß aber der Fůrst von Edom gestorben / wie hieraus folgen muß / weil Ahalibama sich anders nicht frei sehen kan: solches ist eine zeitung / davon man hier noch
Sie gingen sofort zu raht / was nach dieser kentnis vorzunemen wäre / und wurden schlüßig / sich nach dem bergschloße zu erheben / und den verliebten Marsius aus seiner qual zu setzen. Und ob wol des Tuscus Sicanus verlangen unbeschreiblich gros war /sich seiner Ahalibama lebendig zu zeigen / so folgte er doch dem willen und gutbefinden der andern: die an ihn begehrten / daß er sich noch die wenige zeit gedulten / und mit ihnen vorher nach dem Sesai gehen m \chte / üm dadurch / wie sie es fürhatten / die wahre liebe der sch \nen Aramena noch bäßer zu erkennen /und dem verliebten Marsius diese vergnügung zu g \nnen / daß er selbst aus seiner sch \nen eignem mund seine glückseligkeit vernemen m \chte. Demnach stellten sie es also an / daß Mitreus /
Aber keine solche ruhe / als Aramena ůber dieser vorsorge des Aborigener-Königs in sich entfande /hatten auch die andere Könige im lager / wie ihnen diese ankunft der Aborigener zu ohren kame: maßen sie besorgten / Tuscus Sicanus würde der befreiung des Aramenes / und der vorstehenden vertrauung der Aramena mit dem König von Basan / eine hinternis bringen wollen. Wie dan dieses ihnen anlaß gabe /noch in der nacht raht zu halten / und ihre völker zusammen zu ziehen / ům den Aborigenern zu wehren /wenn sie etwas beginnen wolten. Diese waren aber viel anders gesinnet / und wie sie nun in dem gebirge post gefasset / machte sich Gelanor / der die Könige mitgebracht / bei dunkler nachtzeit auf den weg / üm ůber den verborgenen steig
Aber Gelanor hintertriebe dieses vorhaben / indem er die zeitung brachte / wie glücklich sich alle sachen verändert / und wie die K \nige auf die burg begehrten / üm diesem ganzen handel ein gewůnschtes ende zu geben. Weil Sesai ursach zu haben vermeinte / auf alles mistrauisch zu seyn / als wolte er lange nicht daran / daß die Könige / und sonderlich Tuscus Sicanus / zu ihm auf die burg kommen solten. Endlich aber / sich auf seine macht / die er auf dem schloß hatte / verlassend / bewilligte er / daß Baleus / Hercinde / Hiarbas / Mirina / Tuscus Sicanus / Suevus und Trebetes / mit wenig dienern / zu ihme hinauf kommen möchten: und schwebete er zwischen furcht und hoffnung / ob Gelanors bericht von dieser glücklichen ånderung wahr seyn m \chte. Mitlerweile nun dieser riese wieder den felsen hinab ginge / ům die k \nigliche personen hinauf zu füren / ermanete Sesai seine bei sich habende Enakim zur beständigkeit / und daß sie treulich bei ihme stehen m \chten / üm dieses werk / so dem großen Marsius solte das leben erhalten /
Die Könige und Fůrsten / fanden sich / sonder von jemand im lager gesehen zu werden / auf dem schloß ein / und wurden von dem beherzten Sesai wol entfangen / auch / auf ihr begehren / gleich zu dem Marsius in die kammer / da er bisher bewachet worden / hinein gefüret. Es ware niemand mit ihnen / als die drei abgeschickte / der Mitreus / Husan unb Arsas / wie auch der Zameis / die Marpeis und Simede / und der Midaspes: die dan in des Marsius zimmer mit eintraten /und den fortgang dieses wunderhandels absehen wolten. Der betrůbte Marsius lage / wiewol in den kleidern / auf einem ruhbette / als diese unvermutete gesellschaft ankame: und dünkte ihm / als ob ihm traumte / als er von dem Tuscus Sicanus / der vor die andere aus gedrungen / sich ůmarmet sahe. Sei wolgemut / mein bruder! (riefe der Aborigener-K \nig) ich gibe dir deine Aramena wieder / und sol der treue Sesai nicht den dank allein davon haben / daß dir diese K \nigin zu teil werde / sondern ich wil auch meine hülfe dabei erweisen. Ach Tuscus Sicanus! (antwortete Marsius) Sesai ist mein årgster feind / den ich habe / und kan er mir / so wenig als du / zu wege bringen / daß die grausame Aramena mich liebe. Der große Cimber / (finge der erfreute Arsas hierauf an /der sofort / in der person des Marsius / seiner Königin geliebten Cimber erkante) urteile anders von meiner Königin / die E. Maj. mit beständig-treuer liebe bis in den tod ergeben verbleibet.
Hiemit traten des Marsius beide schwestern / wie auch seine schwäger / hinzu / und bekråftigten ihm das jenige / was er iezt mit ungemeiner befr \mdung vernommen hatte. Man wiese ihm ferner der Ahalibama
Zweifelt ihr dan noch / mein bruder! (fragte ihn die Königin Hercinde) daß eure Aramena euch liebe? Wie kan ich (antwortete der verliebte Marsius) ein solches glück hoffen / der ich meine lebtage bin unglücklich gewesen? hat nicht Aramena mir selbst / zu zweien unterschiedenen malen / entdecket / daß sie den Tuscus Sicanus lieben wolle? Weil sie (sagte der Aborigener-König) in der einbildung lebte / ihr Cimber wåre Tuscus Sicanus / als liebte sie meinen namen /aber dabei deine person. Hierauf muste Arsas berichten / woher es gekommen / daß man bei ihnen in die gedanken geraten / den Cimber fůr den Tuscus Sicanus zu halten: weil man nämlich / unter des Cimbers sachen / dieses K \nigs bildnis / neben einem armband von der Königin Valentia / auch deren und der Hesperia abbildungen /
Es kan nichts vergnůgbarers zu sehen seyn / als wie diese beide freunde einander entfingen / und was sie für herzensfreude bezeugten / da sie erfuhren / in was irrigem wahn sie bisher gestecket. Aramenes thåte nichtes / als sich höchlich entschüldigen / daß er seinen treuen Cimber in so b \sem verdacht haben können. Und wie er den Arsas erblicket / muste ihm der von seiner C \lidiane erzehlen: deren angst dan zu stillen / er so fort verlangte / daß man im lager diese glückliche änderung kund machen möchte; welches auch Tuscus Sicanus für gut ansahe. Aber der verliebte Marsius / so / nach gewonheit der wahren verliebten / noch stäts das ärgste befahrete / wolte aus seiner Aramena an den Sesai erteilten erklärung schließen /daß sie nun anders sinnes gegen ihrem Cimber müste worden seyn: demnach beliebte er den vorschlag / den seine schwester die Hercinde thäte / daß man nåmlich des angesezten tags erwarten / und aus der sch \nen Aramena eignem munde ihre rechte meinung vernemen solte / üm durch so angenemen betrug ihrer aller freude desto vollkommener zu machen. Weil dem Tuscus Sicanus hierbei einfiele / daß er / durch solchen betrug / die wahre neigung seiner Ahalibama auch probiren konte / als ließe er ihm diesen schluß mit gefallen: und gabe er hierinn dem Marsius nichtes nach / seine håftige liebe damit zu erweisen / indem er in ein- und anderem zu grůblen anfinge / und viele selbst-erdichtete mutmaßungen
Es wurde heller tag / ehe diese k \nigliche gesellschaft aus des Marsius zimmer ginge / und / üm etwas auszuruhen / voneinander schiede. Der Sesai erlangte / auch bei dem K \nig von Syrien / seine auss \nung: worauf er gleichfalls dem Prinzen Sinear / wie auch dem Demas / ihre freiheit wieder gabe. Die anwesende Horiten / neben denen von Abagara / und des Teraphim priestere / auch die richter aus Amida / sahen zwar ungern / daß der Chaldeische Prinz der verhofften aussönung ihres gottes dergestalt entrinnen solte: sie dorften aber nichts dagegen sagen / weil sich nun alles geändert hatte / und musten vielmehr sorgen /wie sie sich selbst bei diesen ůmstånden erhalten k \nten. Die meiste zeit dieses tages / wurde mit schlaffen / oder wenigst mit innhaltung in den gemächern / geendet: da dan Marsius / Aramenes / Tuscus Sicanus und Sinear / wegen häftigen verlangens nach ihren geliebten / in so unruhig- als vergnůgten gedanken ihre stunden zubrachten. Aber der wachsame Sesai ordnete immittels alles an / wie es den folgenden tag solte gehalten werden / und ließe / unten am berge / verschiedene gezelte aufschlagen / wo die unterredung der K \nigin von Mesopotamien mit dem Marsius / worüm sie nochmals anhalten lassen / und folgends deren vertrauung / geschehen solte. Mit todesangst / vername diese sch \ne solche zurůstungen /und harrete von einer stunde zur andern / wan der Arsas wiederkommen würde. Weil C \lidiane sie keinen augenblick verließe / als ware sie auch der vergnügung beraubet / von ihrem anligen öffentlich zu reden: und sahe sie nur zu zeiten die Ahalibama an /die durch ihr kopfwinken zu verstehen gabe / daß sie von des Arsas rükkunft noch nichts wüste.
In vielen tagen / war die sonne / nicht so hell und schön ausgegangen / als wie dieses mal: und da vorhin die trůbe wolken die hohe gipfel des Taurischen gebirges umzogen hatten / schienen diese nun in der heitern luft ganz herrlich herfür; gleich als wan sie mit ansehen wolte / was sich in ihren tälern verwundersames zutragen würde. Die trübselige Aramena deutete es aber viel anders aus / und vermeinte / weil ihr himmel und erde zu wider schiene / es erzeigten beide sich darum so munter / üm ihr unglůck mit anzuschauen. Sie wolte sich mit ihrem alltåglichen schäferrocke bekleiden: aber die K \niginnen / so zu ihr kamen / redten ihr dagegen ein / mit fürwenden /daß / wan Sesai sie nicht als eine braut würde geschmückt sehen / er leicht an der beständigkeit
Wie nun endlich die bestimte stunde angekommen /auch alle K \nige und Fůrsten in der Königin von Mesopotamien gezelt sich eingefunden hatten / kündigte ihr Dison an / wie es nun zeit wåre / dahin zu gehen. Wan er ihr ihren tod håtte angesaget / würde sie nicht also erschrocken seyn / wie sie thåte. Doch übermannte sie sich / und bote dem K \nig von Ninive die hand / der sie aus dem gezelt fürete: und stüzete sie sich mit dem rechten arm auf die Ahalibama / die ihr solcher gestalt muste gehen helfen. Alle königliche personen folgten ihr in ordentlicher
Großer König! wan ich nicht wůste / daß E. Maj. edelmütigkeit und tugend ja so vollkommen / als ihre liebe / die sie zu mir gefasset / ihr gemüt beherschten / so wolte ich mir keine hoffnung machen / dasjenige zu erlangen / worüm ich iezt diese geheime unterredung gesuchet. Es ist unnötig / E. Maj. meine zu dem König der Aborigener tragende liebe nochmals anzukünden / da ihr ja / als aller welt / bekant ist / wie dieser König / unter des Cimbers namen / mich geliebet /und meine gegenliebe erlanget hat. Nichtes / als des Sesai grausamkeit / ist fähig gewesen / meine beständigkeit zu fällen / und mich zu zwingen / üm des K \nigs von Syrien leben zu retten / E. Maj. für meinen gemal zu erkiesen. Ach ja! ich bin des großen Marsius verlobte / und muß den Tuscus Sicanus verlassen / wan E. Maj. darauf beharren / eine unbeständige / eine ungetreue zu lieben / die wegen dessen /das sie aus zwang begangen / mit stätswůrigem gram ihr leben abquälen / und E. Maj. keine andere ergetzlichkeit / als mit unaufh \rlichen ächzen sie zu beunruhigen /
Kaum hatte sie dieses ausgeredet / da \ffnete sich eine tapezerei / aus welcher der Cimber herfůr sprange / und sich jählings zu seiner Königin füßen nieder werfend / zu ihr sagte: Soferne es wahr ist / schönste Aramena / daß man den K \nig von Basan nicht zu lieben verm \ge / so ist Cimber des todes / weil an dieses K \nigs glücke sein leben hanget. Aramena wurde so entstellt / ihren Cimber an diesem orte zu sehen / daß sie nicht wuste / wie ihr geschahe. Wie sie ihn aber nun also reden h \rte / erinnerte sie sich sobald der großen freundschaft dieser beiden K \nige /und vermeinte / des Cimbers ausenbleiden hätte daher gerůret / daß er heimlich auf dem burgschloße bei dem Marsius gewesen / und dasjenige / wessen der Sesai sich unternommen / mit beliebet hätte. Demnach geriete sie von neuem in eine große verbitterung gegen ihme / daß er sie also / wiewol er ihrer beständigen liebe versichert war / zum andern mal einem andren ůberlassen können. Um des willen / ihn keiner antwort würdigend / entschloße sie sich pl \tzlich /den K \nig von Basan zu ehelichen / und nahete sich deshalben zu dem vermeinten Marsius / so der warhafte Tuscus Sicanus ware /
Indem die K \nigin von Mesopotamien diesen zweiten abschlag / mehr bewunderte / als sich darüber betrůbte / und ganz bestůrzet stehen bliebe / traten die beide schwestern des Marsius / die sch \ne Hercinde und dapfere Mirina herfür / welche die verwirrung dieser verliebten nicht länger dulten könnend / dazu kamen / üm von allen diesen dingen der sch \nen Aramena wahren bericht zu geben. Wie sie demnach diese K \nigin ümarmet / fůrete Hercinde ihren bruder zu ihr / und sagte: dieser ist der warhafte Marsius /deme unter des Cimbers namen die sch \ne Aramena bisher ihre huld gegönnet; und weil man den König der Aborigener fůr diesen glůcklichen Cimber gehalten / als sind alle diese irrungen daraus entstanden /die bisher sich zugetragen. Marsius ließe hierauf seiner K \nigin nicht zeit / dieses zu beantworten / sondern ihr ferner zu fuß fallend / sagte er / mit h \chster freud-enzückung: Ist es wol müglich / daß man den unwůrdigen Cimber also lieben k \nne / wie man mich dessen ůberreden will? und soll ich die versicherungen / die dem Tuscus Sicanus geschehen / auf mich deuten d \rfen? Redet / sch \nste Aramena! und lasset mich selber / aus eurem holdseligen munde / meine glückseligkeit vernemen. Mitlerweile er dieses
Demnach / ihren Cimber nicht mehr mit erzürnten augen ansehend / hube sie ihn ganz freundlich von der erden auf / und gabe ihm / wiewol mit wenig worten /die versicherung / daß sie ihn / nach der kentnis des Abimelech / einig und allein geliebet / und ihre liebe ihm auch bis in ihr grab / er m \chte nun Tuscus Sicanus oder Marsius seyn / beständig lassen wolte. Eine schamröte ümzoge ihre wangen / als sie ihrem Cimber so \ffentlich diese erklärung thäte: und stellte sich indem ihre volkommene wunder-sch \ne auf einmal bei ihr wieder ein: worüber der nun v \llig-glůckselige Marsius schier für freuden / wie lezthin bei des Teraphim tempel für traurigkeit / vergangen wäre. Baleus und Hiarbas / die ebenfalls im gezelt verborgen gewesen / gesellten sich nun auch zu ihme / und machten sich der vergnügung dieses unvergleichlichen pares mit-teilhaftig: da sie dan der sch \nen Aramena von allen bericht gaben / wie es hiemit zu gegangen / und wie sie / dem noch-zweiflenden Marsius alle furcht zu benemen / es also angestellt håtten / daß der Aborigener K \nig des Königs von Basan person fürstellen můßen / damit dieser verborgne selbst mit anh \ren könte / wie der Königin erklärung / der Ahalibama abgelassenem schreiben / ganz gleichlautig wäre.
Tuscus Sicanus entschuldigte hierauf / daß er zu diesen / wiewol unschuldigen betrug sich gebrauchen lassen / und fügte hinzu: weil er der Königin nun zu ihrem wahren
Mit diesem auftrag ginge die schöne Aramena / von dem Rekem und Hur gefüret / aus dem gezelte: da sie dan der anwesenden bisheriges verlangen / welche ihr langes ausbleiben befr \mdet / nun noch mehr anfeurete / als sie / zwar ganz munter / aber so allein und sonder den Marsius / daher kame. Die beångstigte C \lidiane vermutete hieraus für sich nichts gutes /und wäre schier für entsetzen gestorben / als sie / zu gleicher zeit / oben auf dem felsen / ihren Aramenes von vielen kriegsknechten
Alle anwesende verwunderten sich ůber diesem vortrag der sch \nen Aramena / welcher die Ahalibama in große bestůrzung sezte / also daß sie ganz erblasset ihre K \nigin ansahe / und kein wort herfür zu bringen wuste. Weil sie schon so lang beharret /ihrem Elieser / ob sie den gleich todt glaubte / ihre liebe nicht zu entwenden / als fiele es ihr um soviel schmerzlicher / also unvermutlich diesen antrag zu vernemen. Wie sie nun zu antworten verzoge / wolte es der K \nigin Aramena und den andern zu lang werden: daher fasseten sie die unschlüßige Ahalibama unter die arme / und eileten mit ihr nach dem gezelte. Die ungedult fürete gleichfalls den verliebten Elieser ihnen entgegen: der dan viel zu tief in seiner Ahalibama herzen abgebildet war / als daß er nicht gleich hätte sollen von ihr erkant werden. Ach Elieser! riefe sie / dieses fůr ein gesichte haltend / und sanke damit den beiden Königinnen von Mesopotamien und Syrien / die sie füreten / in die arme: welche sie diesem verliebten König überließen / der sie so herzlich ümfinge / daß endlich ihr geist wieder
Aber Cölidiane und Jemima freueten sich nur halb /bei allen diesen vergnügen der andern / weil Aramenes und Sinear noch nicht bei ihnen waren / und schaueten ohn unterlas nach dem felsen / da sie den K \nig von Syrien noch immer stehen sahen. Es hatte der mistrauische Sesai noch nicht allerdings diesem handel wollen glauben beimessen: weswegen er noch nit von dem schloß herab ginge / sondern auf seiner hut stunde / auf allen fall / wan etwan ein betrug hierunter walten solte / mit seinem blutschluße fort zufahren / wie er dan / als er vergeblich darauf gehoffet /daß die trauung des Marsius und der Aramena durch den Telecles geschehen solte / bewogen wurde / den riesen Avi / dem er am meisten vertrauete /
Es ließen die beide Aramenen / sonderlich die K \nigin von Mesopotamien / der C \lidiane kaum so viel raum / ihren König zu entfangen / und wolte auch unter dem K \nigen immer einer näher als der andere seyn / üm den großen Aramenes seine freude über dessen erlösung zu bezeugen. Nichts vergnüglichers konte anzusehen / oder anzuh \ren seyn / als was Marsius / Aramenes / und Tuscus Sicanus / und ihre geliebte K \niginnen zusammen redten / da sie in die wette eines ůber des andern glůckseligkeit sich erfreuten / und dafür den himmel priesen. Sinear befande sich in gleichmåßiger vergnügung bei seiner Jemima. Es wurden aber / dergestalt nicht allein die Königliche personen / sondern auch die anwesende hirten von Amida erfreuet / indem der Demas sich ebenfals wieder einfande / und seiner Aneriste / wie auch allen seinen anverwandten und freunden / mit seiner gegenwart ihre bekümmernis bename.