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Den Werdenden
Mein Prinz, die ersten bunten Sterne,
Schon streute sie Frau Flora aus,
Das Nymphlein äugelt in die Ferne,
Der alte Pan selbst pflückt den Strauß.
Im Hain begann das erste Singen,
Und Amor spann die neuen Schlingen, –
Da lockt' es her vom Petersdom
Den Lenz zum Karneval nach Rom.
Dir, Prinz, hinfloß er am Palazzo,
Und lächelnd winktest du: herein!
Kennst du uns Masken auch? Bajazzo
So schein ich dir, und mag's nicht sein.
Wie unter Floras Blumenkronen
Die Würzen und die Gifte wohnen ...
Die Masken, Prinz, begrüßen dich.
Die Masken, Prinz, bedanken sich.
Viel Zwischenrufe. Nehmt's ihnen nit für ungut, Leut! Begreift: kann der Edelmann brav Geld vom Pfeffersack auf der Straß' nehmen, wenn ihm dann der Stadtbund die Burg zerhaut? Also, was bleibt: muß den Bauern noch mehr schinden! Drum, wenn schon heut traurige Kirchweih ist, ei, so sag ich doch: wart aufs Himmelreich, Bauer! Hungerst du, friß Stein – sollen etwa die Herrn dir abgeben? Sind doch deine Oberkeit, eingesetzt vom Herrn Gott, dich zu binden und zu schinden. Was klapperst? So könnt's nimmer gemeint sein, was in der Bibel steht? Hei, so frag die Doktores drum, die Latein verstehn, Dummbart, – sind gleich alle Menschenkinder getauft und Brüder im Herrn, gelöst durch sein allerköstlichstes Blut, ist doch nur Recht, daß der eine den andern zwackt, bis er sein sterblichen Leib zerknackt. Du da, wer hat dir dein Bein zerschossen?
Und was gab's als Lohn? .. Schweigst still? J, so hat's dein Gnädger auf Zins gelegt, wann du tot bist, kriegst es auszahlt. Dicker da, warum bist du blind?
Der kann nit antworten, ist auch stumm. Sie haben ihm die Augen ausstochen, weil er gesagt hat, die Hirsch auf seinem Acker ärgerten ihn, und die Zung ausrissen, weil er dabei geschimpft hat!
Wollten dir Zung und Aug doch auch bloß verwahren, weil sie noch nit recht brauchen kannst. Die Stimme erhebend. Und die verfluchten Schinder und Henker wollt ihr ansehn als Oberkeit? Meint, unser lieber Herrgott wär's, der sie eingesetzt zu Gewalt über euch? Unser Herrgott, der da ist das Erbarmen, sodaß er geschickt hat sein eigen Kind für euch zu sterben viel schmerzhaften Tod am Kreuz? Der soll sie begabt haben mit Gewalt über euch, – die Hetz
hunde da, die Tiger da? Eia, Brüder, wißt ihr das nit, wer ihnen die Macht gibt? Gott nicht, der Herr Jesus nicht, aber der Höllenfürst! Und hat seine abertausend Trabanten wohl selber in die Seelen geschickt! Die laufen herum zwischen euch, sehen aus wie ihr, laufen über euch, sehen aus wie Herren – sehn wie gottverfluchte römische Juristen aus, die euch prellen um euer gutes Recht, sehn aus wie Pfaffen, die euch schröpfen mit Trug, als gehört sie nit euch, die liebe Gotteserd, darüber der Herr die Sonne läßt scheinen und den Regen fallen und die Ernten aufgehn wem, wenn nit euch? Wem, wenn nit, wer sie beackert hat? Wem, wenn nit euch, die ihr freie Bauern gewesen seid's von Alters und freie Bauern noch heute seid's vor Gott! Herrgott ja, nur noch vor Gott!
Prädikant, so hat mein Bruder zu Waldburg zu einem Mönche gesagt, haben sie ihn in den Turm geschmissen – war ein schöner Knab, ein brav Herz – und dann haben sie ihn befragt und gereckt und ersäuft haben's ihn.
Soll der himmlische Zorn sie selber ersäufen und ihre Jungen! Schaut um – eh noch war Schnee im Land, heute treibt's! O du herzige Ostersonne, die du's meinst, daß die Knösplein aufbrechen, weck Alles auf! »'s ist eine Lust zu leben«, hat's der umsonsten gesagt? Gibt's denn der Hutten im Lande nit mehr? Sein Macht und Reich zerbrochen ist in Roma schon dem Antichrist, wenn er auch noch sitzt auf dem Ablaßkasten ...
Ruhe da jetzt! Kommen Bischöfliche, fünf Reuter, vom großen Rotdorn aus drunten über der Mühl – hat einer davon einen Bauern am Roßschweif.
Bier her! Wein her! Schinken her! Eier her! Potz Donner, tummle dich, Hund, haben die Kehle bis zum Magen runter voll Staub. Wird's? Stößt ihn, alle setzen sich um den Tisch.
Da habt's ihn. Bindet einen Strick, den der Bauer um den Hals hat, an den eingerammelten Bauerntisch, stößt den Bauern. Schau zu, Hund, wie's schmeckt! Wann hast zum letzten Mal gepamst und gesoffen?
Hätt'st heut morgen so manierlich scharwenzt, hättst nit hinterm Roßschweif herlaufen müssen! Zum Wirt. Sind jetzt wie die Bremsen, überall summt's, muß man die vordringlichsten wegfangen. Zum Bauern. Jetzt schau zu, was wir kriegen und was du kriegst! Wird dir dann leicht klarer, ob's schon einerlei ist, Reitersmann und Roßmuck, daß du den Deckel darfst auf den Läusen behalten.
Hat mir aber sonsten der Ritt nit gefallen. Zu viel Gesindel auf allen Straßen. Haben sie immer noch nit genug zum schaffen, daß sie rumlaufen?
Stand da oben einer an der Brücke, grüßte, wie's gehört, sah bescheiden drein. Als wir vorbei sind, dreh ich mich um, ballt er die Faust und husch in Busch.
War so was Großes, daß du's noch mal erzählen mußt! Machen sie Männchen, sind's doch nur Hasen, schmeißt sie ein Stein zusamm.
Mir gefallt's aber auch nimmer so. Wär für den Spaß mit dem da eh nit gewesen ohne den Wein im Kopf! Heimtückisch Volk! Und viel!
Fällst noch in dein eigen Großmaul. Aufruhrgeist überall im Land. Trau auch den Städten nit! Nicht mal den Fürsten! Mag der Luther jetzt Wasser spritzen, das Feuer, damit er die Bullen verbrannt hat, greift um.
Hast das vom Schlupftal drüben gehört, Matz? Wie sich der Bauernrüssel gerächt hat? Treibst du's scharf, besser gleich ausmachen. Nimmst ihn halt mit, unterwegs gibt's Bäume. Aber jetzt auf! Glaub's nit, daß wir nach Tager drei hier noch so sitzen könnten. Mir wird die Bank schon hint heiß. Schleunt euch, daß wir noch vor Nacht heim sind.
Ist eingekerbt und wird bezahlt! Weg mit dir! Stößt sie weg. Aus den Verstecken füllt sich der Raum rasch wieder. Es wird wie vor dem Reiterbesuch.
Wir sind eh fertig. Zu den Kindern. Diesmal hat jedes von euch mindestens zwei Pfund Gescheitheit zu Kropf gebracht. Wißt was? Steckt Erdbeeren dazu, verdaut sich leichter!
Weil's heut ist: von allen Beeten, von allen, so groß der Garten ist, und daß ihr mir aufpaßt Streng tuend. keine einzige Beer darf draußen drauf bleiben. Jubel, die Kinder hinaus.
Wenn das Geheimtun noch vonnöten wär, zwischen Eurem Kindervolk suchte uns keiner. Sind alle nur auf Wirtshäuser aus.
Ihr denkt's, er wird bei jedem vermeinen, das sei ein Bub, der nun verzogen ist, und pflegt er's Nelklein, geht's dem Buben gut.
Träf ich's nit? Und bei Meis' und Rothkehlchen meint er: singen die ihm hell, singt draußen irgendwo ein Dirnel, das eh hier mitgesungen hat. Ich kenn Euch doch!
Hat jeder seine Blumentöpf Aberglauben in Zucht, und schlägt vom Dutzend nur einer gut an, hält er auf alle was.
Ah nein, nur vom Frieden. Wie die Welt ein Paradeisgarten schon hier drunten wird, wenn erst die Leut Korn statt Bilsenkraut, und Pflüge statt Schwerter anbaun ...
Grad jetzt in der Notzeit treiben die. Die Knöpfeln könnt ihr schon an manchem Schulterblatt sehn, wo's spitzig wird.
Geschworen und geweiht. Aber die Liebe kam. Konnt' sie nit zwingen. Was tun? Gelübd' brechen? Nein! Meß lesen mit einem Lockenkopf innen im Aug vor dem Sterbenden da am Kreuz? Ging auch nit. Sie, ja, die zog in weitfernes Land. So wurden wir zwei, meine heimliche Lieb und ich miteinander, was ich bin.
Ja, kriegsmännische Zuverlässigkeit ist auch was Guts. Davon wissen nur meine Altgedienten was. Jetzt gilt's aber nehmen, wer hilft. Die Bauern haben sich nicht selber gemacht, und wenn sie kindisch sind, und wenn sie hündisch sind, ist's unsere Schuld auch mit.
Die seh ich nit, hör ich nit, spür ich nit. Höre nur ganz im Fernen das Kindeskind, das sagt: der Ahn tat recht.
Den Urahnen auch, den Besten von uns, auch ganz im Fernen, aber auch ganz klar. Immer das Herz auch dahinten und immer das Herz auch voraus, und immer dabei doch eins – mich dünkt, das ist Adel.
Er hat auch noch eine Melancholie gemacht, die hab ich nicht, hätte ehdem für Euch gepaßt, jetzt, hoff ich, nit mehr. Aber das da ist auch von ihm, das nehm ich mit: den heiligen Hieronymus im Gehäus. Den leg ich mir unter's Wams, da hab ich die Heimat bei mir.
Da fliegt! Pfeift sich doch wohl besser im Freien. Fliegt weit! Fliegt hoch! Durchs Fenster zu den Kindern draußen. Und ihr geht heim, Kinder, brav graden Weg, heut ist's besser, und grüßt mir all eure Leut recht schön, und wenn wieder Schule sein kann, sag ich's an. Ade! Ade! Sie kommen zu ihm und geben ihm von draußen die Hand. Ade! Kleine Pause, er sieht ihnen nach, dann zu Faust und dem Ritter. Nun gehör ich zu euren Leuten. Nehmt mich mit. Nütz ich Alter nit viel, werd ich nit schaden.
Das nit, Deix! Sie haben sich vollgesoffen aus dem Keller – war heiße Arbeit vorher, mag hingehn! Aber das kannst nit durchlassen, daß sie so stehlen und unsinnig all's kreuz und klein schlagen, was s'nit mögen! Sind kein Raubgesindel wir, ist hier christliches Heer! Die Mehrzahl gegen ihn, aber seinen Part hält ein andrer, Franz. Und das geht erst recht nit, daß sie's mit den Mägden treiben wie Schandbuben und mit den Männern wie Mörderpack! Hab ihrer drei bei 'nem zehnjährigen Dirndl erwischt. Mach Ordnung, Deix, hier ist christlich Heer!
Audiatur et alters pars, sagt der Magister, frag auch das Roß, wenn's ausschlägt, warum. Ist euch die Sanftmut ausgangen, lieben Leut? Haben euch die Pfaffen noch nit genug eintrichtert gehabt und die Doktores römisch ins Recht geschraubt und die Junker auf eure Rücken gebläut?
Gegen den geehrten Herrn Ritter
Lüpft ironisch die Mütze, wie hätt ich vor so vornehmem Herrn keinen Respekt – aber leider, der speisen wohl grad mit den Hochmögenden in Protzenburg, wenn sie nit schon beim Ratswein sind. Ihr müßt's entscheiden, ihr seid hier! Daß ich mir was herausnähm gegen die Mehrheit, ich füg mich. Beim Weib ist die Sanftmut, fragt die Zarten, die Frauen, da ist ja eine.
Sollt's etwa ein Schwindel sein, daß neue Herren die alten wegdrängen wollen und auch in Zukunft kujonieren wie die? Sind zwar nur lauter Bauern im obersten Rat. ...
Da, eine Gottesmutter dazu in blauem Mantel mit Goldlätzlein und Edelstein-Klunkern, wie die Frau Bürgermeistrin beim Tanz ...
Greif ich untern Altar, find ich das! Stoß ich's auf den Spund, grunzt's: »Gnade, Gnade!« Warum versteckst dich, Luderpfaff, wenn du gutes Gewissen hast?
He, die Klobennas, Hochwürden, kennt ich die nit? Bockmaul du, hätt ich dich noch nit blecken gesehn? Warst nit in Untersbach ehdem? Warst nit in der Kindslehre, gell? Bei meinem Kind, gell? Und wie ich dich sprechen wollt, weißt schon warum – plötzlich weg? Zu seinen Schutzheiligen Ausbrechend in unbezähmte Wut.
ins Feuer
mit ihm!
Ende