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Zu der Zeit, da König Karl dem Achten beifiel das Schloß Amboise auszuschmücken, kamen mit ihm viele italienische Steinmetzen, Bildhauer und Maler dorthin, deren schöne Arbeiten an den Galerien später ob arger Vernachlässigung beschädigt worden sind. Damals also lebte der Hof an diesem vergnüglichen Orte und wie jeder weiß hatte der junge Herrscher seine Freude dran, den Leuten bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Unter diesen war ein gar verdienstlicher florentiner Bildhauer Angelo Cappara, dessen Können ob seiner Jugend manchen Scherz zeitigte. Sprossen
Trotz seines jugendlichen Aussehens war Angelo immerhin schon seine zwanzig Jahre alt; verwunderte sich oft genug über mancher Blödköpfe Erfolg und glaubte darum, wohl selbst mißgestaltet an Leib und Seele zu sein. So beklagte er, ein derart heißes Herz zu haben, und meinte, daß die Damen sich davor wie vor glühendem Eisen hüteten; wälzte sich in schlummerlosen Nächten mit seinen Gedanken: wie er eine schöne Geliebte beglücken würde, welch holde Spiele das Gewölk seines wehmütigen Sinnes zerstreuen sollten, kurz schuf sich in Gedanken ein Bildnis, das er küßte, liebkoste, schleckte und herzte, gleich wie ein Gefangener in Gedanken durch Wald und Feld eilt; sprach gar rührend zu seiner eingebildeten Liebsten, preßte
Die Damen vermeinten sich in diesen Schönheiten wiederzuerkennen und hatten nur noch Meister Cappara im Kopfe. Eine von ihnen aber, von gar vornehmer Abkunft, fragte eines Tages den hübschen Florentiner über ihn selber aus, warum er sich so wild stelle und ob denn keine Dame ihn zähmen könne, und lud ihn huldvoll für den Abend zu sich. Angelo begoß sich natürlich mit Duftwässern, kaufte sich einen gefranzten, atlasgefütterten Sammetmantel, lieh sich einen Rock mit weiten Ärmeln, ein geschlitztes Wams, und eilte hoffnungsgeschwellt wie über glühende Kohlen die Stufen empor. Sein Herz hüpfte bereits vor heißer Liebe wie ein Zicklein und der Schweiß rann ihm den Rücken hinab. Kein Zweifel, die Dame war bildschön, das wußte er als Künstler besser denn jeder andere, und sie hatte obendrein eine Stimme, die einem das Herz umdrehen, Kopf, Seele, alles in Hitze bringen konnte. Kurz, sie zauberte einem die lockendsten Bilder
Der Bildhauer fand sie am Kamin in einem hohen Lehnstuhl und flugs begann sie nach Herzenslust zu plaudern. Aber er konnte nun kaum ein ander Wort als ja und nein vorbringen, sein Kopf war wie vernagelt und er hätte den wohl am Kamin zerschmettern mögen, wenn er sich nicht an ihrem Anblick und Plaudern so innig ergötzt hätte, derweile sie sichs vor ihm wohl sein ließ wie eine Mücke in der Sonne. Aber trotz seiner stummen Bewunderung verblieben die zwei bis Mitternacht zusammen und tänzelten zierlich auf der Blumenwiese der Liebe. Dann ging er hochbeglückt heim und sagte sich: wenn eine Edelfrau ihn während vier Nachtstunden bei sich dulde, so bedürfe es keines großen Drängens, daß sie ihn auch bis zum Morgengrauen bei sich behielte. Und daran knüpfte er etliche wonnige Gedankenschlüsse und faßte den Plan, sie wie eine schlichte Frau um die bewußte Sache zu bitten. Beschloß weiter alles zu töten, wenn er nicht mit seiner Spindel ein Freudenstündlein erfädeln könnte, und war bis zum kommenden Abend so in seine Gedanken vertieft, daß er darob beim Meißeln manche Nase verdarb. So ließ er denn auch lieber am Ende seine Arbeit ruhen, staffierte sich aus und eilte zu der Dame in der schönen Hoffnung, ihre liebevollen Worte in Taten zu wandeln. Aber kaum stand er vor ihrer weiblichen Majestät, da wars mit seinem Blutdurst aus, und der Anblick seines Opfers verblödete ihn gänzlich.
Kurz, der arme Kerl sah mit der Zeit ein, daß er nicht einer edlen Liebe gegenüberstand, einer von der Art, die nicht ihre Freuden zählt wie ein Geizhals seine Batzen, sondern daß die Dame nur ihr Spiel mit ihm trieb und ihn an der Leine tanzen ließ. Und darüber ward er so rasend, daß er alles töten wollte. So beauftragte er seine Freunde und Gefährten, dem Ehemann auf seinem Heimgange den Weg zu verlegen und eilte dann wieder zu seiner Dame. Und als ihre zärtlichen Liebesspiele im schönsten Zuge waren, nämlich Küsse wohl ausgekostet, Haare verwirrt und geordnet, Hände und Ohren glühend gebissen wurden und was es sonst gibt, außer der einen Sache, die von tugendsamen Autoren mit Recht abscheulich genannt wird, da sagte der Florentiner zwischen zwei etwas langen Küssen: »Liebst du mich über alles Schatz?«
»Gewiß!« sagte sie, denn Worte kosten ja nichts.
»Also dann,« sprach er, »gehöre mir ganz an«.
»Aber mein Mann wird kommen!«
»Ist das deine einzige Sorge?« – »Freilich.«
»Ich habe Freunde, die ihm den Weg verlegen und nicht eher loslassen, bis ich ein Licht an dieses Fenster stelle. Wenn er sich beim König beklagt, werden sie sagen, daß sie geglaubt hätten, es sei einer ihrer Gefährten.«
»So laß mich sehen, ob alles im Haus schläft.« Und
»Ich will Euch nicht töten; aber ich will Euch das Gesicht zeichnen, damit es Euch vergeht, mit armen, liebenden Jünglingen zu spielen. Ihr habt mich schändlich genarrt: so wisset denn, daß ein Kuß niemals aus dem Leben eines Mannes gelöscht werden kann, der wahrhaft liebt; daß ein Kuß alles andere nach sich ziehen muß! Ihr habt mein Leben zerstört, daran möget Ihr ewig denken und dafür sollt Ihr Euch nimmer im Spiegel beschauen, ohne auch mein Bild vor Euch zu sehen.«
Dann schwang er den Degen, um ihr ein Stück jener frischen, schönen Wangen abzuhauen, die noch seiner Küsse Spur trugen. Darob rief sie, er sei ein ehrloser Kerl, aber er schrie sie an: »Schweigt! Ihr habt gesagt, Ihr liebtet mich über alles! Jeden Abend habt Ihr mich aus himmlischen Freuden in die Hölle hinabgestoßen und glaubet nun, Euer Weiberrock könne Euch vor eines Liebhabers Zorn retten?«
»Ach, ich bin dein!« rief sie, denn seine mannhafte Wut riß sie in Entzücken. Aber er wich drei Schritte zurück und donnerte: »Ha, du herzlose Puppe, dein Gesicht ist dir teurer als dein Herzliebster?! Zeig her!«
Und erbleichend bot sie in Demut ihr Angesicht dar, denn sie begriff, daß ihre bisherige Falschheit ihre jetzige Liebe Lügen strafte. So versetzte Angelo ihr einen Streich über