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Ich habe an diesen Ort die Beantwortung eines seltsamen Einwurffes wider das erhabene Gedicht Miltons versparet, der von dem Urtheil des so genannten Publici hergeholet ist. Das ist eben die moralische Person, an welche die Scribenten insgemein ihre Vorreden richten, damit sie sich die Gunst und den Beyfall derselben, als ihres Richters, erwerben, und die ich ebenfals in dieser Hoffnung mit einigen Zeilen zu unterhalten gedencke. Man hat mir eingewendet, die deutsche Nation habe in Miltons Paradiese das hohe Ergetzen nicht gefunden, welches die gerühmte Kunst des Poeten mit einer so grossen Zuversicht verheißt; dieses gebe ein starckes Vorurtheil, daß diese Kunst entweder darinnen nicht vorhanden wäre, oder die Tugenden, die man ihr zueignete, nicht an sich hätte, allermassen die Empfindungen nicht zurükebleiben könnten, wo die Ursachen und Triebräder derselben recht angebracht wären; und weil diese Kunst des Poeten das Hertz angreiffen müßte, welches bey vornehmen und gemeinen, gelehrten und unwissenden Menschen ungefehr von einer Beschaffenheit wäre, so hätte sie, wofern sie nicht betrüglich wäre, auch auf den grossen Haufen der Nation würcken und eine allgemeine Rührung der empfindlichsten Lust verursachen sollen. Dieser Einwurf hat mir Anlaß zu unterschiedlichen Betrachtungen gegeben, welche nicht nur dienen können, denselben zu beantworten, sondern mir auch die Aufmerksamkeit des Lesers für meine Schutzschrift des englischen Poeten zu erwerben. Ich mercke vor allen Dingen an, daß die deutsche Nation ihr Empfindniß und Urtheil von dem verlohrnen Paradieß noch nicht von sich gegeben hat. Dieses Gedicht ist bißdahin allzu wenigen Personen bekannt worden, als daß man diese für die Statthalter und den Mund der Nation ansehen könnte. Das Mittel ein Werk durch den Druck bekannt zu machen, ist etwas langsam, insonderheit in Deutschland, wo wir keine Hauptstadt haben, in welcher der Ausbund der Nation bey einander versammelt wäre, und in ihren Gedancken die Gedancken der gantzen Nation ausdrükete. Bey den Alten geschah dieses ungemein leichter durch ein einziges Exemplar, als iezo durch die tausendfältige Vermehrung derselben, indem gantze Gemeinden sich an einem Orte versammelten, und in einem Haufen ein Gedichte zugleich vorlesen höreten, da die Eindrücke und Würckungen desselben sich in deutlichen Kennzeichen offenbareten; statt daß solche Werke iezo in der Einsamkeit des Cabinets ohne Zeugen gelesen werden, mit leiser Stimme, und ohne Bemühung, daß ihnen durch die Aussprache die gehörige Anmuth und der rechte Nachdruck mitgetheilet werde; wenn auch gleich eine besondere Person auf eine empfindliche Weise davon gerühret worden, so fehlet es ihr an Eifer, den Eindruck, den sie in der Brust fühlet, weiterhin andern Leuten beyzubringen. Daneben muß man sich erinnern, daß sich von dem Befindniß des grossen Haufens nur auf diejenigen Stücke eines Gedichtes mit Grunde schliessen läßt, welche auf den Willen würcken und die Gemüthes-Neigungen in Bewegung setzen sollen; und nicht auch von denen, da der Verstand frey und uneingenommen bleibet, wie alle die Sachen sind, die ihren Grund in der Aehnlichkeit und dem wohleingetheilten Ebenmasse haben, also daß zu ihrer richtigen Beurtheilung ein Erkenntniß ihres Ebenmasses, nicht bloß ein menschliches Hertz, das den Affecten unterworffen ist, erfodert wird. Wie wir denn insbesondere anmercken können, daß unser Poet in seinem Gedichte die Erhabenheit viele mahle in solchen Stücken zuwegengebracht hat, in welchen keine Affecte und Leidenschaften vorkommen. Was mithin die pathetischen Stücke anbelanget, die in dem Verl. Parad. in der That den meisten Platz einnehmen, so kan ich der Kaltsinnigkeit, so man bey der deutschen Nation gegen das hohe Ergetzen derselben zu finden meinet, die Empfindlichkeit der Engelländer gegen eben dasselbe entgegensetzen; auf welche es eine durchgehende und unleugbare Würckung thut. Das Hertz, auf welches diese Würckung geschicht, ist ohne Zweifel bey den Deutschen von einer Art, wie bey den Engelländern; weil es nichtsdestoweniger jene nicht vermag einzunehmen, wenn der Aussage der Mißgünstigen Miltons Glauben zugestellet wird, so muß dieses von einer Ursache herrühren, die nicht in des Poeten Arbeit, sondern dem Zustande der deutschen Leser zu suchen ist. In Absicht auf diese könnte man nun anmerken, daß die Deutschen, die mit so vortreflichen Poeten, wie Milton ist, wenig Bekanntschaft haben, sich in so kurtzer Zeit von dem ungereimten und wunderlichen jedoch ihnen geläuftigen Ergetzen, das sie von ihren gemeinen Poeten empfangen, nicht haben entwöhnen können; sie werden in Miltons Wercke von zu vielen Schönheiten einer hohen Art, die ihnen fremd und unbekannt ist, gleichsam überfallen, und verwirret; gleichwie ein Mensch, der viele Jahre in einer finstern Höle beschlossen gelegen, wenn er einesmahls an das anmuthige Licht des Tages hervorgezogen wird, von den Schönheiten, die ihm in das Gesicht fallen, mehr geblendet als erleuchtet wird, und Zeit und Weile vonnöthen hat, dieselben von Stücke zu Stücke zu erkennen. Sie sind noch in dem Zustand, in welchem die Engelländer viele Jahre gestanden, eh ihnen geschickte Kunstrichter die Schönheiten in Miltons Gedichte nach und nach wahrzunehmen gegeben, und sie damit bekannt gemacht hatten, ungeachtet diese Nation an ihrem Saspar und andern, den Geschmack zu diesem höhern und feinern Ergetzen zu schärffen, eine Gelegenheit gehabt hatte, der unsere Nation beynahe beraubet ist. Wem diese Anmerkung für seine Hochachtung gegen dieses Volck zu nachtheilig scheinet, dem wird verhoffentlich folgende anständiger seyn, welche von der Neigung der Deutschen zu philosophischen Wissenschaften und abgezogenen Wahrheiten hergenommen ist; diese macht unsere Deutschen seit einiger Zeit so vernünftig und so schliessend, daß sie zugleich matt und troken werden; die Lustbarkeiten des Verstandes haben ihr gantzes Gemüthe eingenommen, und diese unterdrucken die Lustbarkeiten der Einbildungskraft. Damit ich dennoch das Auge auf den niedrigern und zugleich grössern Haufen richte, so gebe man, über obiges, Achtung, wie sehr es unsern Landsleuten an einem freyen Geist mangelt, der eben so nothwendig ist, wenn man ein schönes Werck empfinden, als wenn man es schreiben soll. Es fehlt ihrer Einbildungskraft an der Ruh und Stille. Sie leben in einer beständigen Reihe von ungestümen Ergetzlichkeiten oder Bemühungen, die sie beunruhigen, und ihnen keine Zeit übrig lassen. Wem dieses alles nicht anständig ist, dem will ich es nicht verargen, wenn ihm anzumercken beliebet, daß das verlohrne Paradieß nach der deutschen Uebersetzung nicht Miltons Paradieß ist. Wie von allen Uebersetzungen poetischer Wercke auf gewisse Weise wahr ist, daß sie hinter dem Originale zurüke bleiben, so kan dieses vornehmlich von Miltons Gedichte gelten, umsovielmehr, wenn wir annehmen, daß die engelländische Sprache vor den Ausdruck geschickter und geschmeidiger ist, als unsere, und daß ein grosser Theil der Schönheiten dieses Gedichtes in dem Wohlklange der Verse besteht. Alleine beydes wird widersprochen, jenes von den Deutschen und dieses von den Engelländern; und ich muß bekennen, daß mir diese leztere Anmerkung am wenigsten Gründlichkeit zu haben scheinet. Denn ich sehe in dem verlohrnen Paradiese allzu viele Schönheiten, die von dem Plan, den Erfindungen, den Charactern, den Gemüthes-Meinungen herrühren, und schon vor sich alleine, von den poetischen Farben abgesondert, ein wohlbeschaffenes Gemüthe auf das empfindlichste rühren müssen. Ich verwundere mich nicht, wenn eine Uebersetzung eines Werckes nicht gelesen wird, dessen vornehmste Schönheiten in dem Ausdrucke bestehen, wo der Wehrt der Sachen an dem Wehrt der Figuren hängt; da mag entweder der Uebersetzer seine Sprache nicht genug besitzen, oder die Sprache fehlet ihm. Aber die Erfindungen des Plans, der Materie, ihres Zusammenhanges, des historischen Characters, der Entschlüsse, müssen selbst in der ungeschicktesten Uebersetzung einigermassen hervorleuchten; diese Sachen können selbst von einem gemeinen Uebersetzer, insonderheit, wenn er in ungebundener Rede übersetzet, nicht so übel verderbet werden, daß sie einem geschickten Leser nicht in die Augen fallen, und seine Bewunderung erhalten. Es ist mir auch unverborgen, daß unsere deutschen Kunstrichter mehr an Miltons Materie u. Erfindungen auszusetzen gehabt haben, als an der Sprache der Uebersetzung. Und ich will nicht verhalten, daß dieses einem übel befestigten Geschmacke zu einem neuen Vorurtheile wider dieses Gedicht Anlaß geben könnte, wenn er daraus erkennet, daß diese kein grösseres Wohlgefallen daran finden, als der gemeine Leser, ungeachtet sie so viele mehrere Geschicklichkeiten besitzen, dessen Schönheiten einzusehen, indem ihnen nicht nur diejenigen in das Gesicht fallen, so sich den Sinnen empfindlich machen, und von der Bewegung der Affecte entspringen, sondern daneben noch alle übrigen, die ihren Grund in dem Verstande haben. Also könnte man von mir auch die Wegräumung dieses Vorurtheiles begehren, alleine ich habe keine Lust dazu, wenn ich gedencke, daß ein gleiches aus gleichmässigem Grunde von der Ilias, der Odyssea, der Eneis, dem befreyten Jerusalem, gefasset werden kan, vor welche hochgelobete Gedichte unsere Kunstrichter und Poeten selbst keine gründlichere Hochachtung an den Tag legen, als vor das verlohrne Paradieß, indem sie dieselben entweder mit einem verächtlichen Stillschweigen vorbeygehen, oder sie auf eine gantz flüchtige und seichte Weise mit halber Ueberzeugung anpreisen, zumahl da auch unsre Poeten diesen Fürsten der Poesie in ihren Nachahmungen viel geringere Modelle vorzuziehen pflegen. Derowegen kan ich dem Verdacht noch nicht Abschied geben, daß die geringe Hochachtung, in welcher Milton bey den Deutschen steht, nicht dem Mangel oder der Unzulänglichkeit der Kunst auf seiner Seiten, sondern vielmehr dem Mangel an Fähigkeit auf Seite der Leser und Kunstrichter zuzuschreiben sey; und ich bin versichert, daß die Hochachtung desselben destomehr steigen und anwachsen werde, jemehr Deutschland an geschickten Lesern und Kunstrichtern zunehmen wird. Ich hege auch die trostreiche Hoffnung bey mir selbst, daß die neue critische Dichtkunst zu diesem Ende nicht wenig beytragen werde, als in welcher der Verstand zu dieser Art Schriften eben so geschickt als gründlich zubereitet worden; also daß sie meiner Schutzschrift für das verlohrne Paradieß, mit welcher der Verfasser derselben sie auf gewisse Weise verbunden
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hat, vor das beste Creditiv oder Beglaubungs-Schreiben dienen kan. In eben dieser Absicht habe ich des Critikverständigen Joseph Addisons Abhandlung von den Schönheiten in dem Verl. Par. hier beydrucken lassen; diese hat den Engelländern vornehmlich die Augen aufgethan, daß sie die Vortrefflichkeit derselben erkannt haben; und eben dieselbe hat nach einer gantz widerwärtigen Wurckung durch das ungemeine Lob, das sie Milton deßwegen beyleget, den Herren Magny so sehr zum Neide bewogen, daß er die verboßten Einwürffe dagegen ausgegossen hat, welche mich zu einer so ausführlichen Vertheidigung veranlasset haben.
Von der Wahl der Materie aus der
unsichtbaren Welt.
Je weiter ein Werck die menschliche Fähigkeit übersteiget, je behutsamer muß man davon urtheilen. Je weiter ein Werck die Fähigkeit eines besondern Menschen übersteiget, je bescheidener muß ein solcher davon urtheilen. Unermeßliche Verschiedenheit unter den Menschen in den Gemüthes-Gaben. Ausserordentliche Erhabenheit des Geistes und des Gedichtes Johann Miltons. Ursprung vieler verwegenen Urtheile, so vornehmlich über die Materie in demselben aus der unsichtbaren Welt gefället worden. Voltairens Einwürffe, daß der Krieg im Himmel die menschliche Natur übersteige, und daß der Mensch geneigt sey, die Sachen, die nicht in die Sinne fallen, zu verwerffen. Dem Menschen ist die Wissenschaft von der Natur, den Verfassungen und den Geschichten der Engel nicht gäntzlich verschlossen. Selbst die Erzehlungen von Personen, die keine Würcklichkeit haben, bemächtigen sich des Gemühtes, noch mehr aber die Begebenheiten der Engel; als nemlich solcher Wesen, welche in der Natur vorhanden sind; und deren Geschichte die Leser, für welche Milton geschrieben hat, gantz nahe angehet. Voltairens Schluß, daß es vergebliche Arbeit sey, da Milton die Character, Handlungen und Reden der Englischen Kriegs-Häupter so sorgfältig und vollständig vorgestellet hat. Der Christliche Leser hält sie vor seine Freunde, und nimmt darum an allen ihren Sachen Antheil. Zweifel, ob Milton in diesen Vorstellungen den Homer, wie Voltaire davor hält, oder die Natur selbst nachgeahmet habe. Noch ein Einwurff Voltairens, daß Miltons erwehlete Materie den Franzosen schwerlich gefallen könnte, weil sie davon öfters Gassenständgen gemachet haben. Miltons Großmuth, womit er auf die wahre Hoheit seiner Materie gesehen hat.
Von der Vorstellung der Engel
in sichtbarer Gestalt.
Einwurf des Herren Constantin Magni, daß geistliche Wesen nicht sollten mit Cörpern bekleidet aufgeführet werden. Recht der Poesie zu einer Art Erschaffung, da die möglichen Dinge in den Stand der Würcklichkeit gesetzet werden. Meinung einiger Weltweisen, und Lehrer, daß die Engel einen organisierten Leib haben. Exempel vornehmer Poeten, welche die Engel in sichtbaren Gestalten vorgestellet haben. Vorzug der menschlichen Gestalt, in welcher sie von Milton vorgestellet werden. Die Verkleidung der Engel in cörperliche Gestalt zieht eine gleiche Verkleidung derer Dinge mit sich, mit welchen sie umgehen. Des Hrn. Magni Einwurf dagegen, welcher alle diese Vorstellungen verwirft, wenn sie nicht hieroglyphisch und allegorisch sind. Daß die Personen und Begebenheiten in dem Epischen Gedichte poetisch-historisch seyn, und als solche alle die Eindrücke thun, die der Poet haben will. Des Hrn. Magni Klage, daß Milton sich von dem Zaum der Vernunft ledig gemachet habe. Unterschied zwischen der Poesie und der Metaphysik. Richtigkeit und Vernunftmässigkeit des poetischen Wahren in Miltons Gedicht. Widerlegung der Beschuldigung, daß dieser Poet die Gräntzen der Ehrfurcht vor heilige Materien überschritten habe.
Von der Wahrscheinlichkeit des Characters
und der Handlungen der Engel.
Miltons Geschicklichkeit den hohen Character der Engel unter ihren sichtbaren Gestalten beyzubehalten. Eines Ungenannten Beschuldigungen, daß Milton den englischen Cörpern solche Zufälligkeiten zugeleget habe, welche mit den himmlischen Tugenden dieser vortrefflichen Geister streiten. Beweiß, daß ihre Verwundung den Begriff von ihrer unvergänglichen Natur nicht umstosse. Ihre Wunden treffen nur die Maßke, die der Poet ihnen lehnet. Ihre Unsterblichkeit rühret von dem Willen Gottes, welchen ihre Verwundung nicht aufhebet. Thorheit, den Höchsten, der die Unsterblichkeit in sich selbst hat, verwundet vorzustellen. Gewohnheit der christlichen Poeten, Gott in dem angenommenen Fleische unter Schmertzen und Wunden vorzustellen. Widerlegung der Bezüchtigung, daß Milton in der Verwundung der Engel Homer nachgeahmet habe. Vortrefflichkeit der miltonischen Engel, selbst in Ansehung des ihnen zugelegten Cörpers, vor Homers Göttern. Kleiner Unterschied zwischen Miltons Teufeln und Homers Göttern. Entschuldigung Homers betreffend die Aufführung seiner Götter. Beweiß, daß das Blut, das aus den Wunden der Engel fleußt, mit der Materie übereinstimme, von welcher sie nach der Vorstellung der Phantasie bestehen. Widerlegung des Vorurtheiles, daß die Verwundung der Engel durch Geschoß mit ihrer Subtilheit und Behendigkeit streite. Voltairens höhnisches Urtheil von der geringen Würckung des satanischen Geschosses, die er mit dem Kegeln vergleicht. Eines Unbekannten Einwurf, daß die Hand-Arbeit der gefallenen Engel in der Verfertigung des Pulfers allzu menschlich wäre. Voltairens Vergleichung der Engel, so Berge durch die Luft schleudern, mit den Dipsoden des Rabelais. Vertheidigung der Wortspiele, die Milton dem Satan und dem Belial in den Mund leget, wider Voltaire. Einwurf wider das Gefecht im Himmel, daß den Engeln in ihrer tiefen Ruh, Seligkeit, und Unwissenheit, was Wunden wären, der Gedancke mit einander zu schlagen, nicht habe in den Sinn kommen können. Einwurf des Hrn. Magny wider den Krieg im Himmel, daß er mit der Glückseligkeit des Ortes streite, wo er geführet worden. Desselben Einwendung, daß Milton hingegen die Hölle nicht unselig genug vorgestellet habe. Rettung des Trostes, den Satan vom Schicksal herholet. Rettung der mühsamen Botschaften, so die Teufel in dem finstern Abgrunde hin und her tragen müssen. Irriger Schluß, den Magny von dem Uebergange des gefallenen Heeres aus dem Feuer-See an das Gestade von festem Feuer-Land zieht, daß das eine neue Strafe sey, welche sie mit keinem neuen Verbrechen verdienet haben. Wie ungeschickt derselbe eine sogenannte Seligkeit der Teufel in der Hölle daraus schleußt, weil Satan die Ohnmacht derselbigen in dem feurigen Pfule mit dem ironischen Nahmen eines Schlafes beleget hat. Seine Beschuldigung, daß Milton der Freude, der Symphonie, der Ruhe, in der Hölle einen Platz eingeräumet habe. Seine Anklage, daß die göttliche Rache den Satan nur gestreifet habe. Wie ungereimt er die Gleichheit der Hölle mit dem Himmel aus dem Golde schleußt, das zu dem höllischen eben so wohl als zu dem himmlischen Palast gebraucht worden. Seine falsche Anmerkung, daß Mammon die Neigung zu Gold und Reichtum schon in seinem himmlischen Stande der Unschuld gefühlet habe. Voltairens Beschuldigung, daß das Pandämonion ohne Nutzen, allzu kunstreich, und allzu klein gebauet worden. Wahrscheinlichkeit der Erdichtung, daß die geringern Fürsten des satanischen Heeres ihre grossen Gestalten in einen kleinern Raum zusammen gezogen haben. Falschheit der Regel des Hrn. Voltaire, daß eine Erdichtung, die in einem epischen Gedicht angebracht wird, verwerflich sey, wenn sie in einem abentheurlichen schön stehen würde. Ungereimter und schädlicher Gebrauch dieser Regel in den sogenannten Parodien. Ubereilter Schluß Magny, daß schwache und träge Engel seyn, weil es starcke und schnelle giebt. In welchem Verstand eine Verrichtung der Engel, die ihnen von dem Höchsten aufgetragen wird, könne widrig und verdrüßlich für sie geheissen werden. Magny Anklage des Ertz-Engels Vriel, und der Englischen Wache des Paradieses, daß sie sich von Satan haben hintergehen lassen. Seine Beschuldigung der himmlischen Heerscharen, daß sie über die erhaltene Zeitung von dem Falle der Menschen ihre Neugierigkeit blicken lassen. Grobe Anschwärtzungen des Poeten, daß er den Engeln die Erkänntniß des Sohnes nicht von der Zeit ihrer Erschaffung an zugeschrieben; und daß er in dem göttlichen Rath von der Erlösung des Menschen die dritte Person der Gottheit mit Stillschweigen übergangen hat.
Von dem Zusammenhang in Miltons
Vorstellungen der Engel.
Verdächtige Merckmahle der critischen Urtheile Magny von dem verlohrnen Paradiese. Widersprüche, welche er in diesem Gedichte zu sehen meint; Daß Milton die Unempfindlichkeit mit der Empfindlichkeit zusammengereimet; Daß er die Flöten und Hautbois der gefallenen Engel nach einer Melodie gestimmet habe, welche noch nicht vorhanden gewesen war; Daß er in der Beschreibung des verdunckelten Glantzes Satans das wenige und das viele in einer Sache und in einem Gesichtes-Puncten vereinbaret habe; Daß er den Vater bitte, einen Willen abzulegen, den er nicht gehabt, und der unveränderlich würde gewesen seyn, wenn er ihn gehabt hätte; Daß er eine Warnungs-Stimme wünschet, welche die ersten Menschen vor Satans Fallstricken bewahrete, da er doch von dem Vater gehöret hatte, daß der Mensch fallen würde. Verstossungen, die Magny sich in dem Traume der ersten Frauen, welcher von Satan in ihrer Phantasie gewürcket worden, einbildet, indem er ihr dadurch Waffen wider ihn selbst in die Hände geliffert habe. Widersprüche in den Gedancken Satans, da er in seiner aufrührischen Rede zu verstehen gebe, daß er von der Stunde seiner Erschaffung des Hochverrathes schuldig gewesen, massen er Gott niemahls für den Monarchen des Himmels erkannt habe; Und da er in der Anrede an seine geflohenen Heerscharen schliesse, daß sie gegen das himmlische Heer ewige Tage werden Stand halten mögen, weil sie einen Tag gegen dasselbe Stand gehalten hätten. Verstoß des Hrn. Magny in der Berechnung der Anzahl beyder Heere, und in dem Vorgeben, daß der Poet die Engel einander an Stärcke gleichmässig gesetzet habe. Widerspruch den Voltaire zwischen dem Befehl Gottes an Michael das satanische Heer aus dem Himmel zu jagen, und dem Mangel in der Vollstreckung desselben, entdecket haben will. Unrichtiger Schluß den Magny darinnen findet, daß Gott durch die Erschaffung neuer Anbeter dem Satan das Rühmen abgeschnitten, daß er ihm Anbeter entführet habe. Vermeinter Widerspruch zwischen Satans Muthmassung, daß Gott nicht früher als nach seinem Abfall auf die Gedancken gefallen, die Welt zu erschaffen, und eben desselben Vorgeben von einem prophetischen Gerüchte, das in dem Himmel von der künftigen Erschaffung einer Welt gegangen wäre.
Von dem Character und den Handlungen
des Todes, der Sünde, der Geister
in dem Chaos.
Joseph Addisons Verwerffung dieser Personen, wenn sie in eine fortgesetzte Handlung verbunden werden, weil es ihnen an Glaubwürdigkeit und Möglichkeit mangle. Die Kunst, die Milton in den kleinsten Dichtungs-Arten erweiset, wo er auf das Zeugniß der Sinne und der Einbildung gebauet, hat Addison in sei nem Urtheil hiervon behutsamer machen sollen. Glaubwürdige Meinung, daß in der unsichtbaren Welt der Geister mehrere Arten seyn, als uns bekannt sind. Wie es für den Poeten genug sey, daß solche möglich seyn, wenn sie gleich nicht würcklich sind. Daß die Sünde und der Tod von dem Poeten als Geschöpfe einer Natur, wie die höllischen Geister haben, vorgestellet werden. Glaubwürdigkeit, welche sie von gewissen bekannten, und von den Heil. Scribenten erwähnten Bildern empfangen. Anmerkung, daß Belial und Beelzebub, die Addison im verlohrnen Paradiese vor höllische Personen gelten läßt, Canaanische Götzen, Schatten und gantz unwesentlich, gewesen, eh ihnen Tempel gebauet worden. Die Erhebung abgezogener Nahmen auf den Grad würcklicher Wesen kostet der Einbildung nicht mehr Müh, als die Bekleidung der geistlichen und unsichtbaren Engel mit Cörpern. Solcher Personen nur kurtz zu erwähnen, oder sie in eine ausgeführte Handlung zu verbinden, lehret den Poeten seine Haupt-Absicht, in welcher er sie aufführet. Voltairens Einwurf, daß dergleichen Personen unerträglich seyn, wenn sie nicht allegorisch sind. Anmerckung, daß sie nicht weiter allegorisch seyn müssen, als wie Nachahmungen von Charactern und Sitten. Grund der Erdichtung von Satans Zuhalten mit der Sünde. Eiteler Verdacht desselben, daß Satan darum zeugend vorgestellet worden sey, weil das Wort Sünde im englischen im weiblichen Geschlechte gebraucht werde. Bedeutung des Wortwechsels zwischen Satan und der Sünde, und der Beschlaffung der Sünde durch den Tod. Beyder Todler, Voltairens und Magny, Einwurff, daß dieses eine unnützliche Abscheulichkeit sey. Untersuchung des Verwundersamen, das Voltaire in seinem Henrich dem vierten durch die Einführung der Zweytracht, der Politick und anderer allegorischen Personen hat hervorbringen wollen. Wie weit diese an Wahrscheinlichkeit hinter Miltons allegorischen Personen zurückebleiben. Anmerckung, daß die Entfernung der Zeit und des Ortes ein grosses helfen, einer wunderbaren Geschichte die Glaubwürdigkeit zu erwerben. Vortheil den unserm Milton seine erwehlete Materie in diesem Stücke mittheilet. Daß die Kühnheit, mit welcher Milton das Nichts als Etwas vorgestellet, eben diejenige sey, nach welcher das Mögliche vor würcklich vorgebildet wird, massen das Mögliche selbst noch Nichts ist. Grade von dem Nichts zum Chaos, und von diesem zur Welt. Vorrückung, daß Milton die Erschaffung aus Nichts geleugnet habe. Wie die lebenden Wesen in dem Chaos, wo man die Natur noch nicht im Gesichte hat, wahrscheinlicher sind, als die Erdichtung der Wasser- und Lufft-Geister. Einwurf, daß die Vorstellung des Anarchen in dem Chaos mit der Herrschaft des Höchsten über alle Dinge streite. Die Erfindung des miltonischen Limbo ist eine Verspottung gewisser Träume des Ariosto, Glaubwürdigkeit, welche diese Erfindung unsers Poeten bey dem gemeinen Mann in der Römischen Kirchen in einem höhern Grade finden muß, als bey Leuten von einer andern Kirchen, derer Einbildung nicht dazu vorbereitet ist.
Von der Wahrscheinlichkeit des Characters
und der Handlungen der ersten
Menschen
Boßhafter Verdacht, in welchen Magny Miltons Adam zieht, als ob er in die Treue seiner Frauen einigen Zweifel gesetzet hätte. Desselben Beschuldigung, daß der erste Mensch den Begriff von der alleserfüllenden Gegenwart Gottes nicht gehabt habe. Ungeschickter Grund, den er zum Beweißthum dessen von der Operation hernimmt, mit welcher Michael dem Adam die Augen geöffnet hat. Erklärung der Erdichtung und der Würckungen dieser Operation. Daß sie nicht unanständig für den Ertz-Engel gewesen sey. Auf was vor eine Weise Adam die Augen auf das künftige geworffen habe. Einwurf des Herren Magny, daß Raphael dem Adam den Krieg im Himmel unter solchen Bildern vorgestellet habe, welche ihm gantz unbekannt gewesen wären. Weitläuftige Menge Bilder, welche Adam in dem Paradiese von den Dingen und ihren Eigenschaften, selbst von den Kunstwercken der folgenden Zeiten, mittelst der Figuren, die er vor sich fand, und mittelst Verbindungen in der Phantasie bekommen können. Begriffe von Werckzeuge, Kleidungen und Waffen, so er von den Engeln der Besatzung empfangen hat. Daß diese Begriffe eben so viel Leichtigkeit und Klarheit gehabt haben, als die Begriffe von dem Tod oder der Fortpflantzung. Reichthum der Sprache Adams an deutlichen Worten, weil er den Thieren Nahmen nach ihren absonderlichen Sitten und Eigenschaften gegeben. Verwerffung der romanhaften Ursache, welche Milton von Adams Fall angiebt; da dieser bey einem gefaßten Verstande wider seine bessere Erkänntniß den unseligen Schritt thut. Wie Dryden diese romanhafte Idee noch höher getrieben habe.
Von Miltons Anbringung der mythologischen Geschichte und Theologie in
seinem Gedichte.
Voltairens flüchtige Verwerfung der Erwähnung der mythologischen Geschichte. Elender und ungereimter Tand in der heidnischen Theologie. Daß es einem christlichen Poeten erlaubt sey, sie für das anzuziehen, was sie ist. Daß es ihm erlaubet sey, sie selbst für Wahrheit anzuziehen, wenn er dramatische Personen redend einführet, oder wenn er ein Gedicht unter der Person eines heidnischen Poeten schreibet. Einwurf eines deutschen Kunstrichters, daß Milton sich auf heidnische Fabeln, als auf wahrhaftige Geschichten berufe. Daß Milton die Entführung der Proserpine eben so wenig vor eine wahrhafte Geschichte gegeben, als dasjenige, was er von den Pygmeen, den Aelfen, dem Leviathan und den Lapländischen Zauberinnen meldet. Wie Milton die mythologischen Fabeln angebracht, seine wunderbaren Erzehlungen wahrscheinlicher zu machen. Wie er sie anderemahl angebracht, damit er seine Kräfte gegen den Poeten des Alterthums prüffete. Wie er sie zur Verkleinerung der heidnischen Götter angeführt. Daß die Vermählung Jupiters und der Juno, welche Voltaire tadelt, nichts mehrers als eine Metapher sey. Daß die Nahmen der heidnischen Götter ohne Sünde mögen gebraucht werden, nach einer Metonymie. Daß Miltons Anruffung der Urania ein poetisches Gebethe sey; wider Magny. Anstössiges Exempel aus Sannazars Gedichte von der Niederkunft der Jungfrauen, wo mythologische Gottheiten mit Ertzvätern und göttlichen Propheten in eine Handlung verbunden werden. Opizens mythologische Abgötterey in seiner Hercynia.
Ich habe diese Arbeit unternommen, so wohl meiner Hochachtung gegen diesen erhabenen Geist ein Genügen zu thun, und auch bey andern eine gleichmässige zu erwecken, als meine Lehren von dem Verwundersamen und dessen nothwendigen Verbindung mit dem Wahrscheinlichen, insonderheit in Absicht auf die unsichtbare Welt der Geister, auf eine angenehmere und lebhaftere Weise vorzutragen. Dieses vortreffliche Gedicht wird mir in der That die bequemsten Exempel lehnen, die ich bey deutschen Poeten vergebens suchen würde, meine Lehrsätze zu erklären, und die Einwürffe, die gegen diese Exempel gemachet worden, werden meinem Wercke eine neue Gestalt und Art geben, die es beleben, und zugleich in sehr absonderliche Aeste ausbreiten wird.
Je weiter die Verfertigung eines Werckes so wohl in Absicht auf die Materie als die Kunst, die Fähigkeit der menschlichen Natur übersteiget, je mehr Behutsamkeit und Bescheidenheit muß man in den Urtheilen darüber gebrauchen. Dieser Grundsatz bedarf keines Beweises, sondern nur einer weitern Ausführung, damit unsere Beurtheilungen in den gebührenden Schrancken bleiben. Die Wesen von einem höhern Stand und einer vornehmern Natur als die menschliche ist, würcken auf eine gantz andere Weise und nach eigenen Gesetzen; was das vor Gesetze seyn, bleibet uns gröstentheils verborgen, ausgenommen in so weit uns die Wercke selbst, die nach solchen Regeln verfertigt worden, einige dunkele Merckmahle und Spuren davon errathen lassen. Von dieser Art sind die Wercke Gottes insgesamt, unsere Kräffte fallen in der Erkänntniß derselben unendlich zu kurtz. Die heilige Schrifft selbst bezeuget von Gott, daß seine Wege nicht seyn, wie unsre Wege, und seine Gedancken nicht wie unsre Gedancken, in so weit,
Eine andere Beschaffenheit scheinet es mit den Wercken der menschlichen Wissenschaft und Kunst zu haben. Diese übersteigen die menschliche Fähigkeit nicht; man muß gestehen, daß möglicher Weise ein jeder anderer Mensch in gleichmässigen Umständen eben dergleichen Werck Quisquis in Arte sua justissimus arbiter; Der ist der beste Richter eines Werckes, der die Kunst, wie es gemachet worden, am besten innen hat; und zum Gegentheil hat man das Sprüchwort in die gemeine Rede gebracht: Ne sutor ultra crepidam. Dieses kan nicht anderst seyn, zumahl eine jede Kunst ihre eigenen und besondern Regeln hat, die man sich durch eine lange Ubung bekannt machen muß; Wie will aber einer von einem Kunst-Wercke urtheilen, wann ihm die Regeln, nach welchen es verfertigt worden, die doch der Grund und die Richtschnur des Urtheiles seyn sollen, verborgen sind? Und dieses gilt nicht nur von den Künsten sondern eben so wohl von den Wissenschaften, die eben so weitlaüftig sind und eben so viel Mühe kosten als die Künste.
Individua des menschlichen Geschlechtes so wohl in Ansehung des Verstandes als ihrer übrigen Gemüthes-Gaben von einander entfehrnen. Die unterste Stafel von dieser Leiter setzet die Menschen bis zu den Thieren hinunter, man wird den Unterscheid zwischen dem dümmesten Menschen, und dem schlauesten Thier sehr klein finden, von da erhebet sich die Leiter nach und nach, eine unendliche Menge Stuffen steiget über einander hinauf, biß zu derjenigen, die auf der Spitze der Leiter stehet, und mit denen Wesen, von dem höhern Rang, der auf die Menschen folget, am nächsten gräntzet. Wie es an dem untern Ende Leute von so groben Sinnen giebt, daß die Kräfte der Seele, von welchen die Würdigkeit des Menschen entstehet, davon unterdrucket werden, und sie mit dem Menschen nichts weiter als die Gestalt, alles übrige mit den Thieren gemein haben, also hat es an dem obern Ende solche Männer, welche in einem menschlichen Leib über die Natur der Menschen erhoben zu seyn scheinen.
Dieses Siegel einer durchdringenden Beredtsamkeit hat das Gedicht Johann Miltons von dem Verlohrnen Paradieß. Ich meine mich keines hyperbolischen Verbrechens schuldig zu machen, wenn ich Milton in den Rang dieser sonderbaren
In der That haben die Französischen Critici sich vor allen Dingen an den Vorstellungen der unsichtbaren Wesen in dem Miltonischen Gedichte gestossen. Dieses weitläuftige Reich von Verwundersamem erweckete bey ihnen keine Neugier es zu verkundschaften; und sie wollten lieber diese gantze grosse Ecke des poetischen Gebiethes, eine gantze Welt, wüst und ungebauet stehen lassen. Der berühmte Herr Voltaire selbst, der als ein Dichter-König vor andern eine Begierde
Der andere Grund, warum Hr. Voltaire den Krieg im Himmel, und damit zugleich die gantze Einführung der guten und bösen Engel verwirfft, beruhet auf der Abneigung, so er den Menschen gegen alle Sachen, die nicht in die Sinne fallen, zuschreibet. Diesen andern Grund verbindet derselbe um etwas plump mit dem erstern, indem er ihn als einen Grund desselben vorträgt, auf folgende Weise: Weil der Krieg im Himmel ein Werck der Einbildung ist, und die menschliche Natur übersteiget, hätte er nur etliche Blätter einnehmen sollen, weil wir von Natur die Sachen, die nicht in die Sinne fallen, verwerffen. Sonst muß ich zum Behufe dieses Kunstrichters anmercken, daß er die Materien, welche die Einbildung hervorgebracht hat, nicht lediglich verwirfft, sondern nur kurtz abgebrochen haben will. In dem
Der muß wahrhaftig ein niedriges und verderbtes Hertz haben, der einige Aufmercksamkeit auf eine solche Schwierigkeit machet, welche die elende Gewohnheit schaler Köpfe, so die Geschichte des Miltonischen Gedichtes zur Materie ihres Gelächters mißbrauchen, zum Grund hat! Diese Leute, die Voltaire mit dem Titel der wohlgezogensten Männer in beyden Religionen beehret, sind vielmehr der Abschaum einer Nation, und die hohe Ehrfurcht, die sie dabey gegen die Religion behalten, erfordert eine starcke Leichtgläubigkeit von uns. Es muß einer sehr unbesonnen und verkehrt seyn, wenn er für solche thörigte Leute schreiben, oder seinen Ruhm auf ihr Urtheil bauen will. Voltaire giebt durch seine Reden zu verstehen, daß ihn die Betrachtung der Schwierigkeit, die er sich von seiten dieser seichten Spötter vorgestellet hat, von der Erwehlung dieser Materie abgeschrecket hätte; aber er verräth dadurch, wie weit er an Großmüthigkeit hinter Milton zurück bleibet. Dieser sah in seiner Wahl alleine auf die Natur der Materie selbst, welche in dem höchsten Grade vortrefflich und einzeln ist; eine solche zu verwerffen, weil sie von solchen Zotenreissern mißhandelt wird, oder eine zu erwehlen, die denselben gefallen könte,
Es ist allerdings an dem, daß Milton die Engel in cörperlichen und zwar in menschlichen Gestalten vorgestellet hat. Er hat in diesem Stück die Freyheit gebraucht, die ihm die poetische Kunst vergönnete, alldieweil sein Vorhaben nicht war, eine metaphysicalische Abhandlung von der Natur und dem Wesen dieser unsichtbaren Geister zu schreiben, sondern nur die Phantasie mit wohlerfundenen und lehrreichen Vorstellungen auf eine angenehme Weise einzunehmen. Darum hat er denen unsichtbaren Geistern sichtbare und cörperliche Gestalten mitgetheilet, ohne welche sie sonst für die Sinne und die Einbildung verschlossen
Die sichtbare und Cörperliche Vorstellung der Engel, läßt sich nicht alleine durch die Möglichkeit und die poetische Schöpfung schützen, sondern ferner durch den Satz von ihrer Würklichkeit. Berühmte Weltweise und Lehrer sind in der Meinung gestanden, daß die Engel würcklich einen gewissermaßen organisierten Leib haben, der nach seinen Mechanischen Gesetzen würcke, und die freyen Entschlüsse der Geister, die ihn bewohnen, ohne Abbruch ihrer eigenen Gesetze vollführe. Bey den Vätern der ersten christlichen Kirche war diese Meinung allgemein, und sie hatten dieselbe von den Lehrern und Weisen der Jüdischen Nation
Wann es nothwendig wäre, unsern Poeten mit dem Exempel vornehmer Vorgänger zu schützen, könte ich gedencken, daß die berühmtesten Dichter, die das Hertz gehabt haben, die unsichtbaren und uncörperlichen Engel aufzuführen, sich kein Bedencken gemacht haben, ihnen die sichtbare Gestalt mittelst des Cörpers mitzutheillen. Die drey Gedichte des Florentinischen Poeten von der Hölle, dem Fegefeuer, und dem Paradies, die vom Anfang biß zum Ende aus der unsichtbaren Welt hergenommen sind, verkleiden alle Wesen derselben in cörperliche Gestalten. Was Tasso und Ceva aus der Welt des Unsichtbaren vorgestellet haben, jener vornehmlich in einem Concilio der bösen Geister
1
, dieser in der Niederlage der Teufel im Thal Hinnon
2
, ist eben so beschaffen. Tasso beschreibet seinen Satan, dem er den Mythologischen Nahmen Pluto giebt, mit folgenden Zügen:
Siede Pluton nel mezzo, e con la Destra
Sostien lo scettro ruvido e pesante;
Nè tanto scoglio in mar, nè rupe alpestra
Nè pur Calpe s'inalza, o'l magno Atlante;
Ch'anzi lui non paresse un picciol colle,
Si la gran fronte, e le gran corna estolle.
Also wendet Tasso so wohl als Milton allen Fleiß an, uns mittelst einer Außmessuug zu vergewissern, daß Satan einen wahrhafften Leib, eine Stirn, Hände, und so gar Hörner gehabt habe.
Was anbelanget, daß Milton die Engel mit Menschlicher Gestalt und Gliedmassen vorgestellet hat, so wird dieses keiner sorgfältigen Vertheidigung bey denen vonnöthen haben, die einmahl dem Poeten die Macht zugestehen, denselben eine Gestalt und Gliedmassen anzuziehen. Es ist zu diesem Ende keine bekantere, keine würdigere, keine bequemere. Es ist die einzige bekannte, welche Seelen, das ist, Geister die mit der Natur der Engel am nächsten verwandt sind, bewohnen. Dieses giebt ihnen schon eine Würdigkeit, weit mehr aber, daß die Engel und Gott selbst, wann sie sich dem Menschen haben auf Erden sichtbar zeigen wollen, eine vertrauliche Gesellschafft, wie ein Freund mit dem andern, mit ihm zu halten, ihm in keiner andern als der Menschlichen Gestalt erschienen sind.
Gehen wir weiter, so trägt die Verkleidung der Engel in cörperlichen Gestalten eine gleichmässige Verkleidung aller derer Dinge mit sich, mit welchen sie umgehen, ihres Ortes, ihrer Speise, ihrer Waffen. Wie wollten wir eine cörperliche Gestalt in einem geistlichen Raum begreiffen, die sich von geistlichen Speisen nähret, mit sichtbaren Gliedmassen auf unsichtbare Dinge würckt? Milton hat sich hierüber selbst erklärt. Zuerst läßt er zwar den Engel Raphael, der sich jetzo fertig hält, Adam den Krieg im Himmel zu erzehlen, mit einigem Zweifel sagen: »Wie aber wann die Erde allein der Schatten des Himmels ist, wann in beyden Dinge sind, die weit mehr Aehnlichkeit mit einander haben, als man auf Erden dencket.« Aber hernach setzet er ausdrücklich Hügel und Thäler in den Himmel: »Weder Hügel auf ihrem Wege, noch enge Thäler noch Wälder,
Nach dem Begriffe, den sich dieser critische Kämpfer von dem Vermögen der Poesie unsichtbare Dinge auf eine sichtbare Weise vorzustellen, gemachet hat, kan solches auf keine andere vernünftige Weise geschehen als vermittelst der Allegorie, welches Wort er in dem engesten Verstand nimmt, so fern es sagen will, daß alle die cörperliche Bilder, die von den Engeln und geistlichen Sachen gebraucht werden, irgend eine geistliche Beschaffenheit, eine Metaphysicalische, oder moralische Tugend und Eigenschaft derselben bedeuten sollen. Das Haupt, die Augen, die Füsse Satans, die Speisen, das essen, trincken, schlafen, tanzen, die Rüstungen der Engel, sollten jegliches Stück etwas aus dem geistlichen Zustand derselben in sich verborgen haben, wie in der Metapher der Bliz z.E. die Geschwindigkeit und durchbrechende Macht eines Helden, der Löw dessen Dapferkeit und s.f. andeutet, also daß wir auf diese Weise eine hieroglyphische Metaphysick von den Engeln bekommen hätten. Wie anmuthig dergleichen Arbeit, wie deutlich für den grossen Haufen, für welchen die Poesie, diese Ars popularis, gewiedmet ist, heraus kommen würde, mag der scharfsinnige Leser urtheilen. Miltons Absicht war ein Episches Gedicht
Das Epische Gedicht ist ein erzehlendes, historisches Gedicht, in welchem die Begebenheiten, Character und Personen, wenn sie gleich niemahls würcklich gewesen sind, dennoch auf eine gewisse Weise von dem Poeten zur Würcklichkeit gebracht sind. Sie haben zwar das Siegel der Wahrheit nicht, es fehlet ihnen an Zeugen, die dabey gegenwärtig gewesen wären, und uns davon versicherten; Aber sie haben an dessen statt den Preiß der Wahrscheinlichkeit, weil sie in den würcklichen eingeführten Gesetzen, und dem gegenwärtigen Lauf der Natur und derer Begebenheiten, die fidem narrantis haben, gegründet sind. Episch heißt demnach so viel als poetisch-wahr, und poetisch-historisch. Was absonderlich die Handlungen und Personen Miltons aus der unsichtbaren Welt betrift, so sind sie nicht nur möglich und wahrscheinlich, sondern in ihrem Grund würcklich. Was für glaubwürdigere Zeugnisse will man für die Existenz Raphaels, Michaels, Gabriels, Satans, der Engel und der Teufel fodern, als der göttlichen Scribenten, die uns davon Nachrichten gegeben haben? Diese
Es scheinet sonst aus einer andern Stelle dieses sauersehenden Critici, daß er den Poeten vornehmlich in Absicht auf die Heiligkeit der Materie der Unvernunft beschuldigt habe, indem er sagt. »Milton überschreite mit seinem Flug der Phantasie das Ziel, das die Vernunft in der Abhandlung heiliger Materien vorschreibt.« Miltons Materie ist heilig zu nennen, weil sie von heiligen Personen handelt, göttlichen und englischen, und der erste Stof dazu zuerst von heiligen
Einer von Miltons Richtern, der seinen Nahmen hier nicht will geoffenbahret wissen, hat seine Beschuldigungen der cörperlichen Gestalten und Eigenschaften, die der Poet seinen Engeln zuschreibet, in folgenden Zeilen an mich geschrieben: »Es ist nicht genung, daß die Ausdrücke eines Poeten von den Leuten ohne Mühe können verstanden werden, die Bilder, mit welchen die Poesie unsere Einbildung einnehmen will, müssen überdieß mit der Vernunft übereinstimmen; nun kan ich nicht finden, wie sich dieses in allen Erfindungen des Engelländischen Poeten eräuge; denn ob wir wohl gewohnet sind, uns die Engel unter menschlichen Figuren vorzustellen, so stellen wir sie uns doch nicht so vor, als ob sie uns in allen menschlichen Eigenschaften gleich wären. Wir stellen sie uns vor, als solche, die eine Gestalt haben, so der menschlichen ähnlich ist, aber einen unverweßlichen, feinern und luftigern Leib. Derowegen muß man gestehen, daß das Blut oder der Nectargleiche Saft, der aus ihren Wunden fleußt, was es vor einer seyn mag, weder mit dem Begriffe von ihrer unvergänglichen Natur übereinkommt, noch mit der Materie, von welcher sie nach der Vorstellung unsrer Einbildung bestehen.
impium esse non eum, qui multitudinis Deos tollit, sed eum qui multitudinis opiniones Diis adhibet, hat nur in dem Fall seinen guten Grund, wann man die Poeten als Lehrer der Religion ansiehet, nicht aber, wann sie die Fabeln der Religion nur zu Materialien und Exempeln ihrer Absicht gemäß gebrauchet haben, und auch in jenem Fall trifft sie so wohl die Priester und die Obrigkeiten, welche dieselben Fabeln angenommen und beschützet haben, als die Poeten.
Eben so wenig als die Unsterblichkeit, verwahrete die Subtilheit und Behendigkeit die englischen Cörper vor Wunden und vor Schmertzen. Mein Gegener ärgert sich an dem Nectargleichen Saft, der aus den Wunden der Engel fliesset. Er meint daß solcher mit der Materie nicht übereinstimme, von welcher sie nach der Vorstellung unsrer Phantasie bestehen. Alleine wie er recht hat, wann er überhaupt den englischen Leib als subtiler, reiner und luftiger betrachtet, so irret er hingegen, wenn er nicht alle Theile, Gefässe, und kleinste Substanz, woraus die englischen Cörper bestehen, vor eben so fein in ihrer Art ansiehet; dann sobald man die Materie der englischen Cörper vor Materie nimmt, die mit der menschlichen Materie eine Aehnlichkeit hat,
Auch der Herr Voltaire hat wider das satanische Geschoß einige widrige Urtheile gefället, welche er mit einer höhnischen Art vorgetragen hat. »Die Artillerie Satans, sagt er, ist desto abgeschmackter, weil sie keinen Nutzen hatte, zumahl sie den Feind nicht verletzen sondern alleine von der Stelle heben konnte. Wahrhaftig das ist so viel als kegeln, und die Sachen, die auf Erden so groß und erschrecklich sind, werden in dem Himmel sehr klein und sehr verächtlich.« Ich bekenne daß diese verkehrte Vorstellung sie lächerlich machet, wenn ein solches
Von dem Grade der Scharfsinnigkeit, der zu einer solchen Erfindung gehörete, bitte ich Voltairen nicht zu urtheilen, eh er sich das Exempel des Erfinders der Neuen Welt wohl vorgestellet hat; solchen, welche sie vor ihrer Erfindung vor unmöglich würden angesehen haben, dauchte sie am allerleichtesten zu erfinden, nachdem sie einmahl war erfunden worden. Was vor erhabene Gedancken auch Menschen selbst von dieser erstern Erfindung aus ihren erschrecklichen Würckungen fassen, welchen sie noch unbekannt und verborgen ist, werden ihm die Einwohner derselben neugefundenen Welt sagen können; Opitz erkläret uns ihr Urtheil in dem Lob des Krieges-Gottes v. 782 – – 785.
Ich kan hier nicht ungeantet vorbeygehen, daß Voltaire sich selbst dergleichen lächerliche Gleichnisse über Miltons Vorstellungen erlaubet hat, hingegen aber auf die Wortspiele scharf anziehet, welche Milton dem Satan und Belial in ihren höhnischen Reden über die ersten Würckungen ihres Geschosses gestattet hat: »Ich übergehe mit Stillschweigen, sagt er, die schülerischen und unzeitigen Schertzreden Miltons.« Der Leser mag selbst urtheilen, ob Voltairen abentheurliche Gleichniß-Bilder oder des Teufels auf Schrauben gestelleten Worte von besserm Schrot und Korn seyn, und welchem von beyden dergleichen anständiger seyn; ohne Zweifel dem Vater der Lügen, dem Geist dessen Verstand im Grund verderbt ist, dessen Gedancken und Worte alle lauter Betrug, Irrthum und falscher Schein sind. Was für einen nachdrücklichern Stich konte der Poet denjenigen geben, welche Lust an dergleichen falschen Schertzreden haben, als da er den Ertz-Teufel zum Erfinder derselben gemachet hat? Was betrifft, daß sie unzeitig wären, so sage ich, daß der schmäligste Weg einen zu tractieren das Gelächter und Gespötte ist, weil solches die stärckeste Verachtung zu erkennen giebt, und
Was ich oben zur Erklärung des Begriffes von der Verwundung der Engel und dessen Uebereinkunft mit dem Begriffe von ihrer Unsterblichkeit, Zartheit und Behendigkeit, vorgebracht habe, giebet uns richtig den Begriff von ihrem Gefechte. Denn das ist nichts anders als das Bestreben einander auf die Weise zu verletzen, wie es nach einer poetischen Vorstellung der Phantasie bey unsterblichen Cörpern angehet, und bey einigen zwar nur einige Ungelegenheit verursacht, bey andern aber mit Schmertzen begleitet ist, doch bey allen der Unsterblichkeit unnachtheilig ist; welcher Unterscheid von ihrem ungleichen Stand und Verhalten gegen ihren Schöpfer entstehet. Da fraget sich aber, ob ihnen ein solches Bestreben zuzuschreiben nicht mit dem Begriff von ihrer Seligkeit, und dem unverletzlichen Frieden des Himmels streite. Man könte gedencken, weil die englischen Cörper zwar nach ihrer Art können verletzet werden, doch in der tiefen Ruh des seligen Himmels keine Erfahrung von würcklichen Verletzungen oder Wunden, wenigst solchen, die mit Schmertzen begleitet gewesen wären, bekommen haben, so habe es ihnen nicht in die Gedancken kommen können, mit einander zu schlagen. Wir antworten hierauf, daß die guten Engel von ihrer Glückseligkeit mitten in derselben den Begriff haben, daß sie eine Gutthat des
Der Herr Magny hat seine Einwürffe wider diesen Krieg der Engel vornehmlich auf die Betrachtung des Ortes, wo er geführet worden, gebauet, der Poet selbst hatte ihm Anlaß dazu gegeben, da er im siebenten B. gedencket, »daß Adam voll Verwunderung und Nachsinnens geblieben, als er so hohe und seltsame Dinge vernommen, welche seine Gedancken so wenig zu fassen wußten, als Krieg im Himmel, so nahe bey dem Frieden und der Ruhe Gottes, Krieg, der mit einer solchen Verwirrung geführet wird.« Alleine er läßt auch Adam sich selber antworten: »Da aber das böse fähret dieser fort, bald wieder auf diejenigen,
Nach den unverdauten Begriffen des Hrn. Magny hat der Poet die abtrünnigen Engel nicht nur in dem Himmel, dem Stamm-Hauß der Seligkeit, zu lange geduldet, sondern er hat ihnen in der Hölle selbst eine gewisse Ruh und Stille gegönnet, die für sie eine Seligkeit war. Diese selzame Anklage wird uns die Ordnung zu einer neuen Reyhe Criticken, die an derselben hangen, anweisen. Auf diese Censur führet ihn erstlich der Trost, den der abtrünnige Ertz-Engel dem Beelzebub in der ersten Anrede an denselben, nachdem sie einander in dem Feuer-See liegend erkannt hatten, mitgetheilet hat; da er ihm die Verordnung der Schickung vorgestellet, »nach welcher die Lebhaftigkeit der Götter und das empyreische Wesen keinen Abbruch leiden können.« Hier weiß Magny nicht, was Milton durch die Schickung verstehet, wenn er die Vorsehung meine, so sey die Verordnung der Schickung, auf welche Satan bauet, von eben derselben Macht, welche ihn in die Hölle geworffen, hergekommen, darum könne er keinen Trost daraus ziehen. Weiterhin düncken ihn Beelzebubs Gedancken in seiner Antwort, daß »Gott sie
In welchen Worten eines dogmatischen Gedichtes, ungeachtet der Gegensätze, so darinne stecken, doch derselbe Begriff von der Ursache des Falles der Engel enthalten ist. Denselben machte Milton durch folgende Vorstellungen wahrscheinlicher, welche er in Satans Anrede an das gantze teuflische Heer in der Höllen im ersten B. einfliessen lassen: Keine Gemüthes-Kraft, die aus dem tiefsinnigen Kenntniß des vergangenen und des gegenwärtigen das künftige vorher siehet, oder vorher saget, hätte fürchten können, daß eine solche Heeres-Macht von Engeln den Kürtzern ziehen sollte. Der himmlische Monarche wäre zuvor in voller Stille und Ruh auf seinem Thron gesessen, und hätte seine Stärcke verborgen; die satanischen Engel hätten sich beredet, daß ihn nur ein alter Glaube, oder eine hergebrachte Gewohnheit, oder ein freywilliger Gehorsam darinn bestätiget hätte. Dieses gebahr denn bey ihnen den Zweifel an Gottes Allmacht, und hierauf war der leidige Trost des Ertz-Feindes gegründet, nachdem solcher durch die erlittene
Nach dem Begriff, den wir von den Graden in der Pein der verdammten Engel haben, fällt für sich selbst der folgende Einwurff des Herren Magny, daß das Aufstehen des gefallenen Heeres aus dem Feuer-See und sein hinübergehen an das Gestade von zusammen geronnenen Feuer eine neue Strafe sey, welche die Teufel mit keinem neuen Verbrechen verdienet haben; worauf er die Beschuldigung gründet, daß Milton sie anfangs nur halb verdammet habe. Denn wer siehet nicht, daß diese und andere Arten der Pein mehr, in dem Inbegriff ihres Urtheiles der Verdämmniß enthalten waren, welches sich nach und nach durch verschiedene Absätze an ihnen erfüllete.
Dieser Criticus zeiget sich auf gewisse Weise begierig, die Teufel in der Hölle selig zu heissen, wann er ihre Seligkeit aus der Ironie schliesset, womit Satan ihnen, als sie noch in dem betäubenden Teiche lagen, zurufet: »Düncket euch der Schlaf hier eben so süß, als ehmahls in den Thälern des Himmels?« Daß der Poet Satan diese ironischen Worte in den Mund geleget
Mit der Verdammniß der Teufel streitet nach Magny ferner die Freude, welche Milton den Häuptern der gefallenen Engel zuschreibet. Er sagt: »Diese alle und noch mehr kamen schaarweise und mit unter sich geschlagenen trüben point de difference entre le Ciel et les Enfers.
Dieser Mammon wird von dem Poeten für den Baumeister des Pandämonion angegeben, an welchem der Herr Voltaire sehr vieles zu Un vieux palais. Mir gefällt, was der Herr Rolli in seinen Anmerckungen über Voltairen Versuch einer Beurtheilung der epischen Gedichte hievon geschrieben hat. »Die freyen Künste geben dem epischen Gedichte einen herrlichen Schmuck; wenn ihre Wercke da in ihrer Vollkommenheit und Pracht beschrieben werden, so belustigen und unterrichten sie den Leser auf einmahl. Werden übermenschliche Kräfte vorgestellet, die einen Bau ausführen, so müssen die Arbeiter und das Werck auf eine mehr als menschliche Weise vorgestellet werden. Daher entsteht das Wunderbare, das in dem Innés hierüber eröffnet hat, allhier einen Platz einzuräumen. »Die Kunst solcher Verkleidungen ist sehr einfältig, sagt er, sie bestehet nur darinn, daß man die Handlung und den Lauf des Werckes behält, und den Stand der Personen verändert. Nach diesem nimmt man die Verse des Werckes in Besitz, wirft aber von Zeit zu Zeit possierliche Worte und lächerliche Umstände darunter, welche durch den Absatz des ernsthaften und des hertzrührenden, womit sie gegattet werden, noch so lächerlich werden. Also macht man aus dem Werck selbst, das man zum Gelächter machen will, ein neues, das man für seine eigene Erfindung hochmüthig ausgiebt, schier
Wir haben uns mit diesen Tadlern lange genug in der unseligen Gesellschaft der verdammten Geister aufgehalten, lasset uns eine seligere bey den standhaften und getreuen Einwohnern des
Hätte dieser Kunstrichter seinen eigenen Lehrsatz von den Graden in dem Character der Engel, welche mit ihrer eingeschränckten Natur so wohl übereinstimmen, nicht ins Vergessen gestellt gehabt, so wären ihm auch folgende Criticken nicht entfallen, da er an dem Ertz-Engel Uriel tadelt, daß er sich von dem verkleideten Satan übertölpeln lassen, und der gantzen Schaar der englischen Leib-Wache einen gleichmässigen Verweiß
Ich sehe keinen bequemern Ort, als diesen, ein paar der schweresten Anklagen zu beantworten, welche wider Milton können geführet werden, die wenn sie Grund hätten, ihn billig bey allen Bewahrern der reinen Religion anschwärtzen und verhaßt machen müßten. Die erste fällt auf folgende Stelle des Poeten. »Der Unendliche, in dessen Schooß der Sohn in göttlicher Wonne saß, that seine unwiderrufliche Verordnung mit folgenden Worten kund: Höret ihr Engel alle, ihr gebohrnen Söhne des Lichts, Herrschaften, Fürstenthümer, Kräfte. Heut habe ich den gebohren, welchen ich vor meinen einigen à parte ante nicht ewig sind. Aber wie könnten sie selig gewesen seyn, wenn sie bis auf diesen Tag, da Gott ihnen zum ersten mahl anzeiget, daß er einen einzigen Sohn hat, des seligmachenden Anschauens des Wortes beraubet waren?« Milton macht sich bey ihm stets mehr verdächtig, wenn er den Aufstand Satans auf den Neid gründet, mit welchen dieser »denselbigen Tag den Sohn Gottes von seinem Vater ehren und zu seinem gesalbten Messias erklären gesehn, da er gedacht, daß ihm selbst dadurch zu kurtz geschehen wäre.« Diese Anklage zu widerlegen muß man wohl bedencken, daß die Kundmachung des höchsten Wesens unter drey aus einander gesetzten, persönlichen Vorstellungen, eine Offenbarung ist, welche eine absonderliche Absicht auf den Menschen hat. Der Höchste hatte in seinem unerforschlichen Rath beschlossen, sich gegen den gefallenen Men schen und nicht gegen den gefallenen Engel auf diese Weise zu verherrlichen,
Die andere Anklage, die mir zu widerlegen übrig bleibet, betrifft das Stillschweigen des Poeten von der dritten Person der Gottheit, woraus ihm Magny kein geringeres Verbrechen beymißt, als er ihm aus der vermeinten aus Augen setzung
Der critische Advocat, mit dem wir in dieser Abhandlung am meisten zu thun bekommen, hat die Zanck-Kunst, die ihn auf dem Richthause berühmt gemachet, auf den Parnaß gebracht, und das herrliche Gedichte Miltons mit solchen Advocaten-Stückgen aufgezogen, wie er sonst mit den Processen zu thun gewohnet war. Ich rede nicht zu hart von einem Manne der durch seine beissenden Ausdrücke die Wahrheit selbst verdächtig machen würde, wenn er für sie redete; Von einem, der uns bekennet, daß er in der ersten Durchlesung des verlohrnen Paradieses nichts anders gethan habe, als dasselbe bewundert, und das Vorhaben ein Werck, das ihn so vollkommen dünckete, zu tadeln, mit zittern gefasset habe, ja daß er darinn nur durch den Unmuth bestärcket worden, in welchen ihn
Der Herr Magny entdecket nach seiner scharffen Einsicht nicht weit von dem Anfange des Gedichtes einen offenbaren Widerspruch. Der Poet beschreibet den Satan, wie er und seine Gesellschaft nach ihrem Falle vom Himmel sich neun Tage lang in dem feurigen Meerbusem herumgeweltzet haben, der Sinnen beraubet. Dieses heisset der Criticus, »die Beraubung der Sinnen mit den feurigen Wellen zusammenreimen, die Unempfindlichkeit mit der Empfindlichkeit. Das göttliche Strafgerichte, sagt er, hat Satan die Unsterblichkeit gelassen, zu seiner grössern Qual, aber hat sie ihm die Unempfindlichkeit mitgetheilet,« Die Unempfindlichkeit ward ihm und seinem elenden Heer für neun Tage lang mitgetheilet, diese Zeit über lagen sie in dem Feuer-Meer, ohne daß sie den Brand desselben fühleten; Man konte auf gewisse Weise von ihnen sagen, was der geschickte Herr Marivaux von einer in Ohnmacht gefallenen Fräulein sagt: Sie waren nicht todt, doch lebeten sie auch nicht; aber nach der Zeit bekamen sie den Gebrauch der Sinnen und die Empfindung wieder. Dieses düncket mich gereimt genug, nur daß ich es mit Herren Magny Ausspruch nicht wohl reimen kan.
se conforment. Auf dieses fällt die Critick des Kunstrichters. »Wie konten sie, sagt er, nach einer Melodie gestimmet seyn, die noch nicht war; Soll man mit etwas zustimmen, muß man ein Modell, das würcklich da ist, vor sich haben. Also hätte Milton besser gesagt: Von dieser Art war nach der Zeit die dorische Melodie. »Eben dieses saget der Poet. Die dorische Melodie konte schon gewesen seyn, eh dieser Nahme gewesen war; dieses nimmt Milton an, und brauchte zum voraus den künftigen Nahmen. Also hat es Virgil mit den Nahmen der Orte und Völcker und Städte in Latien gehalten, welchen Anchises in der prophetischen Erzehlung von den Thaten und dem Ruhm der Nachkommen Eneas diejenigen Nahmen giebt, so sie erst lange Zeit hernach bekommen haben:
Hi tibi Nomentum, & Gabios, urbemaue Fidenam,
Hi Collatinas imponent montibus arces,
Pomerios castrumque Jnui, Bolamque, Coramque,
Hæc tum nomina erunt, nunc sunt sine nomine terræ.
Und unser Poet hat auf gleiche Weise den gefallenen
Eben so nichtig ist der folgende Widerspruch, den Magny dem Poeten Schuld giebt. »Milton habe erstlich von Satan gesagt, das Unglück habe seinen Glantz ein wenig verdunkelt, und sage hernach von eben demselben, auf seinem Angesicht seyn tiefe Narben gewesen, welche ihm von dem Donner eingegraben worden; Dieses stimme mit einander nicht überein, es heisse das wenige und das viele in einer Sache und in einem Gesichtes-Puncten vereinbaren.« Wenn wir in der Grundsprache des Gedichtes nachsehen, so werden wir finden, daß Milton sich genauer also ausgedrucket hat: Satans Gestalt habe ihren angebohrnen Glantz noch nicht gäntzlich verlohren gehabt, sie habe nicht geringer geschienen als eines Ertz-Engel, der gefallen ist, und an welchem der ehmahls übermässige Glantz sich verdunckelt hat. Milton hatte sein Auge auf den vormahligen unvergleichlich gläntzenden Stand Satans gerichtet, in Absicht auf denselben sagt er, daß das ehmahls übermässige in seinem Glantz sich verdunckelt habe: Bey diesem
Folgende Beschuldigung eines neuen Widerspruchs fällt, so fern sie einigen Grund hat, auf die Uebersetzung des Herren Saint-Maur. Gott der Vater läßt sich im dritten B. gegen dem Sohn, der ihm zur Rechten sitzet, vernehmen, der Mensch werde Gnade finden. Darauf anwortet ihm der Sohn, von dem Ungehorsam des Menschen und dem Urtheil des Ewigen Todes redend, nach dem Frantzösischen dergestalt: Lasset einen solchen Willen fern von euch seyn. »Dieser Wille, sagt Magny hierauf, war nicht da, weil der Vater eben gesagt hatte, der Mensch werde Gnade finden, aber wenn dieser unveränderliche Wille da gewesen wäre, hätte Gott ihn ablegen können?« Absit einerley sagt, und eine Verwerffung oder Mißbilligung einer Sache anzeiget, so mit einem Abscheuen begleitet ist; also daß der Sohn an diesem Ort damit seine höchste Billigung und Genehmhaltung des väterlichen Entschlusses, welcher das Gegentheil von dem ist, den er hier mit Abscheu verwirfft, an den Tag giebt. Und der Vater sagt nach Milton in der Gegen-Antwort: Du hast eben geredet wie meine Gedancken sind, eben wie mein ewiger Vorsatz bestimmet hat. Also war des Sohnes Antwort nichts anders, als eine weitere Ausführung und Befestigung derer gnädigen Gedancken gegen den Menschen, welche der ewige Vater schon durch seinen eigenen Mund zu erkennen gegeben hatte.
In den Reden und Gedancken Satans findet Miltons feindseliger Gegner ein paar mahl Widersprüche, erstlich wenn Satan im fünften
Ich habe hier Anlaß einen Verstoß dieses allzu fertigen Critici in der Berechnung der Anzahl beyder Heere, die in dem Himmel gegen einander zu Felde lagen, auszusetzen. Bey Gelegenheit der Rede, in welcher der Vater den Sohn abfertiget, den Krieg zu beendigen, der sonst keine Endschaft hätte gewinnen können, so lange sie sich selber überlassen waren, weil sie in ihrer Erschaffung einander gleichmässig waren gemacht worden, und noch waren, ausgenommen was die Sünde von dieser Gleichheit weggenommen hatte, welche doch bisdahin nur unvermercket gewürcket, weil Gott die Straffe diser Aufrührer noch verschoben, verhauet sich unser unbesonnene Tadler also: »Es ist kaum ein Ausdruck, den Milton hier dem ewigen Vater in den Mund leget, welcher nicht strafbar wäre. Wenn Gott die Kämpfenden zu beyden Theilen ihrer eigenen Macht überlassen hat, warum hat der Sieg sich nicht auf die Seite gewendet,
Der Herr Voltaire hat eine andere Ursache angegeben, welche den Sieg auf die Seite der
Ich füge zu diesem noch hinzu, wenn man je Lust hat, aus des Poeten Worten einen Befehl
Um derer willen, welche den Eigensinn und die Dreistigkeit eines Tadlers vor sichern Geschmack und Erleuchtung halten, will ich noch zwoer Unrichtigkeiten gedencken, die Magny in Miltons Schlüssen gefunden, die aber sowohl als die schon angeführten, nur in dem Gehirne des übereilten Kunstrichters Platz haben; Wenn man nicht sagen will, daß der schlimme Wille desselben eben so viel als die Uebereilung daran gearbeitet haben. Die erste findet er, da der Poet den ewigen Vater vor eine Ursache der Erschaffung der Welt anbringen läßt, damit Satan nicht prahlete, er hätte den Himmel entvölckert, in der Einbildung Gott hätte dadurch einigen Abbruch gelitten. Der Herr von Saint-Maur giebt dieses, damit er sich in seinem Hertzen nicht rühmete, daß er Gott Anbeter entführet hätte; Und darauf gründet Magny seine
Die andere Unrichtigkeit, von der ich noch reden will, soll in den Worten stecken, da Satan im neunten B. in der Rede, die er mit sich selbst geführt hat, eh er in die Schlange gefahren war, vor die muthmassliche Ursache der Erschaffung der Welt eben diese Verminderung der Anbeter Gottes angiebt. Vielleicht, sagt Satan, hat er nicht früher auf die Erschaffung gesonnen, als seit ich in einer Nacht, beynahe die Helfte Engel von der Herrschaft befreyet, und dadurch die Anzahl seiner Anbeter vermindert habe. Magny meinet, dieses streite mit dem was Beelzebub im zweyten B. gesagt hat, eine alte Weissagung habe ihnen in dem Himmel geoffenbaret, es sollte eine neue Welt aus dem Nichts entspringen. Auf diese Weise giebt es die französische Uebersetzung, die englische Grundsprache des Gedichtes sagt etwas wenigeres, nemlich: Wofern ein altes prophetisches Gerüchte, das in dem Himmel gegangen ist, nicht ohne Grund sey. Dieses prophetische Gerüchte war also gantz dunckel, und ungewiß, vor eben so ungewiß trägt Satan seine Muthmassung von der Ursache der Erschaffung vor, vielleicht, sagt
Ich habe unter denen Personen, die Milton aus der unsichtbaren Welt einführt, und welche ich bißdahin wider die Beschuldigungen des Herren Magny und Voltaire vertheidigt habe, etliche von einer sonderbaren Art ausgelassen, damit ich sie in einem eigenen Abschnitte betrachtete, nachdem diese nicht alleine von besagten Französischen Criticis, die sich mit Fleisse vorgesetzet hatten, in dem Gedichte von dem verlohrnen Paradiß Fehler zu suchen, sondern auch von Addison selbst verworffen worden, welcher zu seinem Zwecke genommen hatte, alle Schönheiten in demselben der unempfindlichen Achtlosigkeit mit dem Finger zu weisen. Ich meine die
Die Wahrscheinlichkeit ist ohne Fehl in der Poesie eben so nothwendig, als die Wahrheit in der Historie, und wie der Historicus, wenn er dieser verfehlet, zum Lügner wird, so wird der Dichter, der seinen ungemeinen Erfindungen den Schein des wahren mitzutheilen versäumet, stat verwundersam abentheurlich. Und diese Regel gilt nicht nur in den grössern Theilen der Erfindung, sondern selbst in den kleinsten Stücken, und den absonderlichsten Redens-Arten; Aber es ist auch an der Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit genug. Also schützen sich die metaphorischen Ausdrücke, Furcht und Flucht, sind zween unzertrennliche Gefehrten; die Stunden brachten Apollo seinen Lohn; der Sieg saß ihm zur rechten Hand, und dergleichen mit dem Zeugniß der menschlichen Sinnen und Einbildung, welchen es also vorkommt, daß die Leidenschaften, die Mittel und Werckzeuge, die Zufälle und s.f. dasjenige gethan haben, was entferntere Ursachen gehabt hat. Gleichwie Milton in diesen kleinesten Dichtungs-Arten nach der Beschaffenheit des Ortes, wo er sie setzet, und seiner Absicht gemäß, die Kunst seiner Poesie erwiesen hat, also
Zuvor muß ich, die Vertheidigung der Personen der Sünde und des Todes vollkommen zu machen, noch des Hrn. Voltaire Censur derselben untersuchen. Denn ob dieser Criticus gleich zuzugeben scheinet, daß die Erdichtung von der Sünde und dem Tod vortreffliche Schönheiten in sich habe, so kehret er dieses doch gleich wieder um, wenn er hinzusetzet, und gro
sse Fehler zugleich. Er findet diese in dem Satz, daß »solches keine Personen, sondern nur Schatten und Hirngespinste seyn,« welchen er dem Herren Addison abgeborget hat, und er thut von dergleichen den Ausspruch, »daß sie unerträglich seyn, wenn sie nicht allegorisch sind, denn die Erdichtung sey nichts anders als die verkleidete Wahrheit.« Ich habe oben gezeiget, daß diese Personen, die man vor Schatten ausgiebt, in dem Systema unsers Poeten vor mögliche und würckliche Wesen eingeführet werden, daß ins besondere die Sünde und der masculini generis gewesen wäre, so ist das ein eiteler Verdacht, denn es fehlet dieser Sprache eben so wenig als einer andern an einem Wort, welches sich solchenfalls Non omnia, sagt er, quæ in figuris finguntur, significare aliquid putanda sunt, multa enim propter illa, quæ significant, ordinis & connexionis gratia adjuncta sunt; solo vomere terra proscinditur, sed ut hoc fieri possit, cetera quoque huic aratri membra junguntur. Eben dieser Criticus findet noch eine Schwierigkeit darinnen, daß die Beschlaffung der Sünde durch den Tod keine Bedeutung habe, und eine fruchtlose Abscheulichkeit sey. Meines Bedünckens kan dieses bedeuten, daß diejenigen, die zu guten Wercken, die das wahre Leben ausmachen, todt sind, der Sünde
Die Dreistigkeit, mit welcher der Herr Voltaire Miltons allegorische Personen verworffen hat, veranlasset mich übrigens die Personen von dieser Art, die er in demselben Gedicht von Henrich dem vierten eingeführet hat, aus bessern Gründen zu tadeln. Man wird in der Untersuchung bald finden, daß sie um etliche Grade Wahrscheinlichkeit Fanaticismi aus der Höllen hervorruffet, den Mörder zu vergesellschaften; wenn der Poet der Liebe einen Tempel bauet, zu welchem er die Zweytracht führet, derselben Macht anzuruffen; wenn endlich diese Personen mit den Helden des Gedichtes in sichtbarer Gestalt Umgang haben:
La Discorde saisit seize seditieux
Signalez par le Crime entre les factieux.
Ministres insolens de leur Reine nouvelle
Sur son Char tout sanglant ils montent avec elle
Mayenne en fremissant le void à ses cotès.
Elle entraine d'Aumale aux portes des Paris.
Die Geschichte, die der Poet besinget, hat sich in unserm Welt-Alter zugetragen, unsre Väter und Großväter sind dabey gegenwärtig gewesen, nun sind wir nicht gewohnet, die Gesellschaft, oder Freundschaft dergleichen Personen zu haben, oder ihre Feindschaft zu besorgen. Und die
Aber am allerweitesten hat er sich von der Erden entfernet, wo er Himmel und Hölle selbst aus dem Gesicht verlassen, und sich in das Nichts gestürtzet hat, ich will sagen, wo er das Nichts selbst als etwas vorgestellet, und mittelst seiner Erfindungskraft eine Erschaffung vor der Erschaffung beschrieben hat. Dieses Vornehmen bleibet mir übrig in diesem letztern Theil der gegenwärtigen Abhandlung zu beschützen. Nihili nula sunt accidentia, das Nichts kömmt nicht unter die Sinnen, noch unter die Einbildung, man kan darinn nichts erkennen noch unterscheiden. Wenn also der Poet das Nichts vorstellen wollte, mußte ers vor allen Dingen zu etwas erschaffen, und ihm Sachen zulegen, die darinn wären. Das Recht dieses zu thun hatte er von seinem Ammt, es ist keine grössere Kühnheit das Nichts als etwas vorzustellen, als es ist, das Mögliche vor würcklich vorzubilden; denn das Mögliche ist eben sowohl noch nichts, und was ist, was etwas ist, war zuvor nur möglich. Indessen sollte das, was er aus dem Nichts machen wollte, noch nicht die Welt selber seyn, es war ihm genug, daß ers als etwas vorstellete, das in die Einbildung fallen konte. Also konte es eigentlich nichts anders seyn, als eine Vorstellung dessen, was unmittelbar auf das Nichts folget, eine Vorstellung des ersten Schrittes der Natur aus dem Nichts, des unreiffen Saamens der Welt, der Materialien der Natur. Diesen Begriff zu machen, mußte er aus der Welt alles das abziehen, und durch eine Metaphysicalische Handlung hinauswerffen, was sie zur Welt machet, nemlich das Licht, die Ordnung, die
Ich hätte über der Bemühung, das Chaos und seine Personen zu rechtfertigen, schier des Limbo der Eitelkeit vergessen, dessen die Critick nicht vergessen hat. Diese Erfindung zu beschüzen, muß ich vor allen Dingen bitten, daß man sie in dem Gesichtes-Puncten ansehe, in welchen sie der Poet gesetzet hat. Es ist nichts anders, als eine Verspottung der Träume, die der Italienische Poet Ariosto in dem vier und dreissigsten Gesang von dem rasenden Orlando angebracht hat, wo er den Ritter Astolf auf dem Hippogrifen
Ove mirabilmento era ridotto
Ciò che si perde o per nostro diffetto,
O per Colpa di Tempo, o di fortuna,
Ciò che si perde qui la si raguna.
Là fù infiniti preghi e voti stanno
Che da noi peccatori à Dio si fanno.
Le Lagrime e sospiri de gli amanti,
L'inutil tempo, che si perde à giuoco,
E l'ocio lungo d'uomini ignoranti,
Vani disegni, che non han mai loco. Etc.
Die Vergleichung der Beschreibung unsers Poeten von dem Limbo der Eitelkeit mit des Ariosto Erfindung, läßt uns nicht zweifeln, daß Milton nicht sein Auge darauf gerichtet gehabt, und er deutet es selber an, wenn er sagt: Alle unvollendeten Wercke fliessen hieher, nicht in den benachbarten Mond, wie einigen geträumet hat. Diesen und dergleichen eiteln Dingen hat der engelländische Poet ihren Platz auf der äussersten Gräntzen der Welt-Scheibe, wo sie an das Chaos stößt, von welchem sie wenig unterschieden ist, angewiesen; mit mehr Verstand und Bedachtsamkeit, als der Florentinische sie in den Mond gesetzet hat, dem er doch daneben Enoch, Elias, und Johannes zu Einwohnern giebt. Was an Miltons Erdichtung am meisten zu tadeln seyn mögte, ist wohl dieses, daß er sich erniederigt
Die Beschuldigungen der Unwahrscheinlichkeit, welche ich in den vorhergehenden Abschnitten widerleget habe, giengen auf Dinge und Personen, die ausser der Sphär der menschlichen Sinnen in der unsichtbaren Welt ligen. Derselbe unbesonnene Criticus, der mit unserm Poeten in diesen Stücken so übel gehandelt hat, greiffet ihn auch in denen Dingen und Personen an, die er in seinem Gedichte aus der sichtbaren Welt eingeführet hat, und welche den Sinnen nicht verschlossen sind. Lasset uns derowegen mit ihm in diesen niederern Kreiß der menschlichen Wissenschaft hinuntersteigen und untersuchen, ob seine Einsicht in menschlichen Sachen gewisser und richtiger sey, als in geistlichen Handlungen.
Wenn der erste Vater im neunten B. Even vermögen will, bey zu ihm bleiben, führet er unter andern Vorstellungen seine Furcht an, der Feind,
Qui sçait si le Serpent ne le trompa qu'en pomme?«
Die Boßheit selbst hat diesem Critico eine so schändliche Auslegung der sorgfältigen Warnung Adams in den Sinn gegeben. Der von ihm angezogene häßliche Verß, mit welchem Boileau seine boßhafte Muse in den Augen aller nüchteren und wohlgesitteten Leute gebrandmahlet hat, verräth solches offenbar. Dem Poeten war der Sinn nicht daran gekommen, seinem Adam dergleichen Verdacht zuzuschreiben, oder seiner Even beyzumessen, daß sie solchen aus Adams Reden gezogen habe. Man beliebe nur für das erste anzumercken, daß die Gefahr, vor welcher Adam von dem Ertz-Engel gewarnet worden, überhaupt in der Beraubung seiner Glückseligkeit bestuhnd Die Beobachtung des göttlichen Geboths war das sicherste Mittel ihn vor dieser Gefahr zu bewahren, wie hingegen die Uebertretung ihn mitten in dieselbe stürtzete, daß er sich daraus nicht mehr helfen konnte. Da Satan das unselige Vorhaben gefasset hatte, ihn seines glückseligen Standes zu berauben, konte er zu diesem Zwecke nicht besser gelangen, als wenn er ihn von dem Gehorsam gegen Gott abführete. Alleine diese Haupt-Absicht zu befödern konte ihm die Störung der ehlichen Liebe zwischen beyden ersten Menschen ein bequemes Mittel abgeben. Dieselbe stuhnd zwischen Adam und Eva auf dem vollkommensten Grade, daher hieß bey Adam dieselbe stören, wenn die geringste Mißhelligkeit, per Abstractionem, mittelst abgezogener Gedancken. Lasset uns über dieß anmercken, daß Adam seine Liebe zu Even und ihre Gegenliebe vor einen vornehmen Theil der Glückseligkeit ansah, welche er würcklich besaß, daher bildete er sich vor, daß selbige den Satan vor andern Theilen seiner Glückseligkeit zum Neid bewegen könnte; und dieses machte natürlicher Weise, daß er sich fürchtete, Satan mögte bey diesem Stücke versuchen, ihn derselbigen zu berauben. Ich muß endlich auch erinnern, daß Adam kein grösseres Mißtrauen gegen Even zu verstehen giebt, als gegen sich selbst, er nimmt und hält sich selber so wenig vor sicher, als Even, er erinnert sich, daß er zwar tüchtig zum stehen gemachet ist, doch daß er seinem eigenen freyen Willen, der veränderlich ist, überlassen war, wie Eva gleichfalls. Wie er war gewarnet worden, gegen sich selbst auf der Hut zu stehen, also warnet er jetzo Eva, und saget ihr, was er sich selbst gesagt seyn läßt. Ungeachtet er sich innerlich seiner Treue und Aufrichtigkeit auf das beste bewußt war, lag ihm doch das Exempel der verführten und gefallenen Engel
Adam sagt in seiner Antwort auf den erhaltenen Befehl, daß er aus dem Paradieß ziehen
Der Herr Magny übersiehet dieses, und erblicket hingegen einen Schein für seinen Argwohn in Miltons Erzehlung, daß der Ertz-Engel den Flecken, den die falsche Frucht, die das Gesicht aufzuklären verhieß, auf Adams Augapfel gezeuget hatte, davon weggerücket habe. Er meinet hier die Ursache der Unwissenheit Adams entdecket zu haben, nemlich daß das Essen von dem verbothenen Baume sie verursachet habe. Alleine ohne daß dasselbe eine so grobe Unwissenheit und Vergessenheit, die sich bis zu dem Begriffe der Allgegenwart Gottes erstreckete, in Adam verursachet habe, ist seine Würckung ohne dem schlimm genug, indem dadurch sowohl das leibliche Auge, als der Verstand des Menschen. Das Auge der Seelen, an ihrer vormahligen angebohrnen Schärffe verkürtzet worden. Diese beyden Schwächungen nicht des leiblichen alleine, wie Magny vorgiebt, sondern zugleich des Verstandes-Auges, deutet der Poet mit dem Worte Flecken an, und zu beyder Stärckung qu'à la faveur de ce Collyre il porta la vûë dans l'avenir.« Dieses ist in so ferne wahr, als der Ertz- Engel Michael durch Hervorbringung mit Leben und Bewegung begabeter Bilder die Geschichten, die erst künftighin geschehen sollten, vor Adams Augen auf eine Theatralische Weise aufgeführet hat. Der erste Vater sah eigentlich nicht in das künftige, als etwas künftiges, welches einen Widerspruch in sich fasset, sondern er sah das Künftige, wie es vor der Zeit ihm als gegenwärtig vor Augen gebracht worden. Das ist etwas, was auch die Kunst des Mahlers zuwegebringet, wenn sie entfernte und vergangene Dinge als gegenwärtig vor Augen leget; und wenn sie Weissagungen schildert, so kan man nach unsers Critici Ausdruck von ihr sagen, daß sie uns die künftigen Zeiten zu sehen gebe. Indessen ist in Miltons Gesichtern mehr als Mahlerey, massen dem Mahler nicht vergönnet ist den Personen die Bewegung mitzutheilen. Das Vornehmen unsers Poeten war wahrhaftig gantz neu, und überaus schwer ins Werck zu setzen; eine so gemischte, aus so vielen Stücken zusammengesetzte Historie durch sichtbare Gegenstände aufzuführen!
Wiewohl der Herr Magny sich oben angestellet hatte, als ob er für den Ruhm der Wissenschaft des Ersten Menschen eiferte, so ist er doch selbst derjenige, der ihn über diesen Punckt tief hinunter setzet. Er giebt dem Engel Raphael auf Miltons Rechnung Schuld, daß er den Krieg im Himmel unter solchen Bildern vorgestellet habe, welche Adam gantz unbekannt gewesen. »Adam, sagt dieser Kunstrichter, hat niemahls verheerendes Eisen, noch güldene Schilde, noch ährine Wagen gesehen, nichts von alle dem, was ihm der Engel erzehlet, kan mit seiner Art zu gedencken übereinkommen, und dieses machet die Bilder, welche ihm Raphael vorstellet, recht ungereimt. Die Materie, welche der Poet erwehlet hat, führet ihn wider seinen Willen auf hundert scientiam infusam oder eingegossene Wissenschaft vorausgesezet habe, so wäre dieses zulänglich, weil es sich auf eine Meynung gründet, die von vielen vornehmen Auslegern und Kirchenvätern angenommen und geglaubet worden: Alleine es wird sich finden, daß Adam auch ohne dergleichen ausserordentliche Gabe nur mittelst des allgemeinen Vermögens der menschlichen Einbildungs-Kraft, wo nicht nette, doch ziemlich klare Begriffe von allen denen Bildern hat haben können, mit welchen der Engel Raphael den Krieg in dem Himmel vorgestellt hat. Man wolle erstlich nur überhaupt betrachten, was vor eine weitläuftige Menge Bilder der erste Mensch von denen Dingen und ihren Eigenschaften bekommen mußte, welche ihm nur der Garten der Glückseligekeit vor das Gesicht legete. Ich glaube nicht, daß eine Art von Figur sey, die er nicht in den
Damit wir unserm raschen Critico den Mund auf einmahl stopfen, wollen wir ihm nur zu betrachten geben, daß der göttliche Geschichtschreiber Moses in die Critick, die er gegen unsern Poeten macht, miteinverwikelt würde. Vor Adam und Even, diese unschuldigen und unsterblichen Wesen, war gewiß nichts fremders und schwerers zu begreiffen, als der Tod und die Sterblichkeit; indessen schreibet Moses, daß der Schöpfer ihnen mit diesem Wort gedrohet habe, wenn sie das einzige Geboth überträten. Gesetzet, daß sie keinen bestimmeten Begriff davon hatten, so erkenneten sie doch durch die Abziehung, die sie in den Gedancken anstelleten, sehr wohl, daß der Tod etwas gar schlimmes seyn müßte. Milton hat Adam im vierten B. sich darüber folgendergestalt vernehmen lassen: »So nahe bey dem Leben wächßt der Tod, was der Tod je seyn mag; ein fürchterlich Ding sonder Zweifel!« Und der Poet Dryden hat in seinem Drama von dem Stande der Unschuld und dem Fall des Menschen die erste Mutter sagen lassen: »Der Tod ist irgend ein Uebel, welches wir zwar nicht kennen, aber da es uns angedrohet worden, müssen wirs uns nothwendig als groß vorstellen.« Von dieser undeutlichen Art war auch die Idee der Vermehrung und Fortpflantzung,
Wenn es mir vergönnet ist, nach so vielen Anmerckungen, die ich zur Vertheidigung des Characters Adams angebracht habe, etwas weniges darinnen auszusetzen, das der Poet nach meinem Begriffe demselben zuwider eingeführet hat, so muß ich sagen, daß ich eine romantitische Leichtsinnigkeit in der Ursache finde, die Milton von seiner Theilnehmung an der Uebertretung des Weibes anführet. Eva hatte den unseligen Mißtritt gethan, Adam erkannte denselben in seiner gantzen Häßlichkeit, sowohl in
Unter den Mitteln, womit unser Poet einige kleine Umstände seiner Erzehlung erhöhet, und in andere wunderbare mehr Wahrscheinlichkeit gebracht hat, sticht vor andern sein Gebrauch der mythologischen Geschichte hervor; daher aber seine Widerwärtigen Anlaß genommen haben, eine neue Reyhe Klagen wider ihn zu formieren. Der Herr Voltaire hat solche in folgenden Worten verfasset: »Ich will mich hier nicht über gewissen kleinen Fehlern aufhalten, welche ein jeder Leser wahrnehmen kan, ich meine Miltons häufige Allusionen auf die Heidnische Theologie, ein Fehler der an ihm destoweniger zu entschuldigen ist, weil er in seinem ersten B. gesagt hatte, die heidnischen Gottheiten wären Teufel, die unter verschiedenen Nahmen angebetet worden; dieses hätte ihm verbieten sollen, die Entführung der Proserpina, die Vermählung Jupiters und der Juno, und anders mehr dergleichen anzuführen.« So verdrüßlich und unnützlich es ist, wenn die Criticken auf eine so flüchtige und unbestimmte Weise vorgetragen
Es hat in dem Polytheismo der heidnischen Theologie, und in den fleischlichen Lüsten und Affecten, denen sie ihre Götter unterwürffig machet, ein solches Gemenge von unvernünftigem Zeuge, daß sie billig als das schimpflichste Opprobrium des menschlichen Verstandes anzusehen ist. Wenn sie von ihrem Wesen und ihren Eigenschaften lehret, macht sie dieselbigen zwar unsterblich, unendlich, allmächtig, allweise, aber sobald sie von ihren Handlungen erzehlet, werden sie den grösten Schwachheiten unterworffen, und mit keinen Thorheiten, oder Boßheiten verschonet. Es ist keiner von ihren Göttern, der nicht die Menschen in das gröste Unglück stürtze, oder sie zu den schlimmsten Uebelthaten verleite; es ist auf dieser untern Welt nichts so verdammenswürdiges, das nicht von ihnen befohlen, oder mit ihrem Exempel bekräftiget worden. Und eben dieses hat die Secte der Epicurer vornehmlich aufgebracht und vermehret. Epicurus hat sich auf gewisse Weise um die Götter Sed poetarum, inquiunt, figmenta sunt hæc, & ad voluptatem compositaæ lusiones. Non est quindem credibile homines minus brutos & vetustatis remotissimæ vestigatores aut non eas inseruisse suis carminibus fabulas quæ in nutionibus hominum superessent, atque in auribus collocatæ; aut ipsos sibi tantum licenciosi juris voluisse asciscere, ut consingerent per stultitiam res eas, quæ nec ab insania
procul essent remotæ, & quæ illis à Diis metum & periculum ab hominibus comparare possent. Sed concedeamus, ut dicis, deformitatum tantarum concinnatores esse atque inventores poetas, immunes tamen à Deorum male tractatione nec sic estis, qui talia cessatis maleficia vindicare, aut non legibus latis & severitate pœnarum tantæ itis obviam temeritati; constitumque à vorbis est, ne quis posthoc hominum id quod esset turpitudini proximum, aut eorum indignum majestatibus loqueretur. Einmahl hat diese schändliche Theologie bey gantzen und wohlgezogenen Nationen, in etlichen Welt-Altern, geherrschet, und Männer, welche in andern Sachen vor weise gehalten worden, haben sich in ihrem Leben, in ihren wichtigsten Unternehmungen, wenn es ihr eigenes, oder das Wohl des Vaterlandes galt, nach der Vorschrift derselbigen geachtet. Und dieses ist für einen Poeten einer solchen Nation schon genug gewesen, daß er auf diesen Tand und Wahn bauete, und durch die Ausputzung und Zusammensetzung dergleichen Zeuges neue Gedichte hervorbrächte. Seit dem das Christenthum sich ausgebreitet, hat der Verstand bey dem reinen Lichte desselben so viel Erleuchtung empfangen, daß heutiges Tages einer, der sich zu den Lehren der mythologischen Theologie bekennen würde, sich eben so lächerlich machen würde, als gottloß sein Glauben wäre, er würde in den Zusammenkünften der
Ein Paar vorläuftige Anmerkungen sollen uns zum Fundament dienen. Die erste ist, daß der ärgste Irrthum und die schlimmste Ketzerey nicht beflecken, weil sie gehöret und erwähnet, sondern weil sie geglaubet und gelehret werden; die andere daß die Poeten ein Recht haben, die Personen von allen Zeiten, Ländern, und Religionen aufzuführen. Es hat des erstern halben keine Gefahr daß die Erzehlung der mythologischen Fabeln jemand verführe; man thäte ihnen zu viel Ehre an, wenn man sie vor gefährlich oder drohend für unsre reine und vernunftmässige Religion ansehen würde; oder man thäte unsrem erleuchteten Seculo unrecht, wenn man unsre Leute vor so unsinnig halten würde, daß sie zwischen der lautern Wahrheit der einen, und der trüben Verwirrung der andern zweifeln könnten. Wenn man sagen wollte, daß diese Theologie des Heidenthums zu Rettung der Ehre des menschlichen Verstandes und deren Nationen, die sich dazu
Alleine meine andere Anmerkung führet uns noch weiter, und ich darf vermöge derselben dem Poeten erlauben, die mythologischen Fabeln selbst als Wahrheiten vorzutragen, die geglaubet werden; nemlich in allen denen Fällen, da dramatische Personen von der mythologischen Religion eingeführet werden, für welche der Poet das Wort nimmt. Da hat dieser keine weitere Verantwortung, als die Personen nach ihrem
Je reconnus Venus & ses feux redoutables,
D'ung Sang qu'elle poursuit tourmens inevitables.
O haine de Venus, o fatale colere,
Dans quels egaremens l'amour jetta ma mere!
Es wäre seltsam, wenn ihn iemand deswegen für gottloß oder für einen Heiden ausschreien wollte.
Hieher gehören unfehlbar auch die Nachahmungen der Poeten, da sie ein gantzes Gedicht in einer fremden Person schreiben. Also hat der Herr Fenelon die Person Homers an sich genommen, da er dessen Odyssea in gewissem Verstande vermehret hat. In dem gantzen Gedichte redet dieser christliche Erz-Bischof nach den Lehrsätzen der heidnischen Theologie, welcher der Poete, den er nachahmete, zugethan war. Gleich im Eingange wird eine falsche Abgöttin vorgestellet, welche sich beschweret, daß sie unsterblich ist, weil dieses ihre Sehnsucht verewigte. Und diese Sehnsucht entstuhnd über den Verlust einer sehr fleischlichen Wollust. In kleinen Gedichten geschicht dieses von unsern Poeten sehr oft, und zwar ohne daß sie den Leser zuerst davon berichten; sie stehn ohne Zweifel in den Gedanken, daß solches überflüssig wäre, weil ihre Sprache, ihr metrum, ihre Reimen, den Poeten
Viderat Adriacis Venetam Neptunus in undis
Stare urbem – – etc. etc.
In andern Fällen, wo der Poet in seinem eigenen Nahmen redet, oder wenn er christliche Personen aufführet, würde er sich selbst und die Wahrheit verleugnen, wenn er den Lehrsätzen der Mythologie beypflichtete, wie geschehen würde, wenn er die Eigenschaften, Character und Thaten der himmlischen und heiligen Personen unsrer wahren Religion den homerischen Gottheiten und falschen Halb-Göttern zueignete, oder wenn er die hohe Würde derselben mit den Schwachheiten und den Uebelthaten dieser letztern entheiligte. Dadurch würden zwey ungleiche Systemata fidei durch einander gemischet, und Dinge von ungleicher Natur und Character in ein Gewebe gebracht. Eines würde das andere umstossen, und alles sich selber widersprechen. So gottloß und verdammlich dieses wäre, eben so ungereimt wäre es auch; und wenn ein mahometanischer Poet dergleichen Vermischung seiner lügenhaften Religion mit der Mythologie vornehmen sollte, würde er sich bey allen gescheiten Kunstrichtern nicht nur seiner sondern auch unsrer Religion eben so sehr zum Gelächter machen.
Lasset uns zuerst die Exempel betrachten, die von dem Herren Voltaire angeführet worden. Das erste von der Entführung der Proserpine stehet im vierten B. »Das schöne Feld Enna, heißt es da, wo Proserpina Blumen las, und selbst, als die schönste Blume, von dem finstern Dite gepflücket ward, welches der Ceres so grosse Mühe verursachete, sie in der gantzen Welt zu suchen.« Der Poet beschreibet an diesem Orte das Paradieß, und weil solches der Platz ist, wo die Haupthandlung vorgehet, und uns einen grossen Begriff von der Glückseligkeit machen soll, welche unsre ersten Eltern darinnen genossen haben, hat er einen wunderschönen Plan davon gezeichnet, und endlich unsrer Einbildung aufzuhelffen, uns die schönsten Stücke Landes, derer von den Poeten und den Geschichtschreibern gedacht wird, vor Augen geleget, die Castalische Quelle, den Hayn Daphne, den Berg Amara, das Feld Enna, und doch zulezt geschlossen, daß sie mit dem Paradiese nicht streiten dörften. Ich habe hier erstlich anzumercken, daß in dieser Vergleichung das Gleichniß-Bild ein würcklicher in der Natur gelegener Platz ist, nemlich das Thal Enna
Nachdem Milton im vierten B. Adams Sommer-Laube beschrieben, sagt er: In einer heiligern und einsamern Schatten-Laube hat Pan oder Sylvanus niemahls geschlaffen, oder die Nymfen und Faunus sich aufgehalten; wiewohl solche Lauben nur von den Poeten erdichtet worden. Wenig Zeilen weiterhin setzet er die nackende Eva gegen die wohl ausgerüstete Pandora: Sie war in ihrer nackenden Schönheit geschmückter als Pandora, welche die Götter mit allen ihren Gaben beschencket hatten; die sonst an traurigem Geschicke der Eva
Ihr sehet, daß diese Mythologischen Dinge alle in Vergleichungen angebracht werden, ausser dem Zusammenhange mit der Materie des Gedichtes, gestalt sie ohne einen scheinbaren Nachtheil derselben könten weggelassen werden; und daß sie allezeit hinter den Urbildern des Poeten, auf welche sie gerichtet sind, weit zurücke bleiben; daraus kan man von der Achtung, in welcher er sie gehabt hat, leicht urtheilen. Pan, Sylvan, und Faunus, Götter der Heiden, haben eine schlechtere Wohnung, als Adam, ein blosser Mensch; Eva ist ungekleidet schöner als Pandora mit allen denen Gaben gezieret, womit sie jeder Gott des Heidenthums absonderlich
Es ist Zeit daß wir auch das andere Exempel von denen, die der Herr Voltaire als tadelhaft anziehet, betrachten. Dieses ist die Vermählung Jupiters und der Juno, von welcher im vierten B. stehet: Adam unser erste Vater, bey dem die Schönheit unserer allgemeinen Mutter und ihre ihm ergebene Pracht eine innerliche Wollust gebahren, lachte sie von oben mit einer Liebe an, wie Jupiter von oben Juno anlachet, wenn er die Wolcken fruchtbar macht, welche die May-Blumen ausstreuen. Der französische Criticus hätte ohne Zweifel einen weit
Vere tument teræ & genitalia semina poscunt.
Tum pater omniparens fœcundis imbribus Aether
Conjugis in græmium lætæ descendit, & omneis
Magnus alit magno commistus corpore fœtus.
Nur ungelehrte sehen hier nicht, daß der englische Poet so wohl als der lateinische durch Jupiter die Luft und durch Juno die Erden verstanden hat; und daß diese Vermählung und Schwängerung eine deutliche Metapher in sich enthält. Hätte Milton statt Jupiter die Luft, und statt Juno die Erden gesetzet, so wäre sein Gedancke nicht schlimmer geworden, ohne daß denn das Heidenthum damit zu thun gehabt hätte; wiewohl ich auch jetzo nicht sehe, was für Antheil es in diesem Ausdruck fodern könne, es Luft und Erde gesetzet werden, insoweit solche andere Begriffe erwecken als diese. Alleine wir können hier nichts anders dadurch verstehen, denn wenn der homerische Jupiter auf dem Berg Ida die Juno seine Schwöster und Gemahlin küsset, so entstehet aus dieser Paarung kein saamenschwangerer Regen, der die Frühlings-Blumen erzeuge. Bey den heidnischen Poeten ist die Metonymie nichts ungewöhnliches, nach welcher sie unter den Nahmen ihrer Götter die Eigenschaften oder Würckungen derselben verstanden haben; z.E. wenn sie gesagt haben: Cererem corruptam undis, Venerem nefandam, receptum terra Neptunum, vario Marte pugnatum. Die Frage ist demnach, ob nicht unsere Poeten sie ebenfalls in diesem figürlichen Verstande gebrauchen dörffen. Ich finde kein grosses Bedencken, soferne es ohne Zweydeutigkeit geschiehet. Wenn ein Nahme den rechten Begriff machet, den man haben will, so thut er, was er thun soll. Wer so schwürig seyn wollte und den Gebrauch dieser Nahmen darum verbiethen, weil sie ehmals falschen Gottheiten beygeleget worden, der muß aus derselben
Der Herr Magny, den wir eine Zeitlang aus dem Gesichte verlohren, hätte sichs selbst nicht verziehen, wenn er die Anklage wider die mythologischen Anzüge unsres Poeten zu wiederholen versäumet hätte; weil er aber seine Meinung
Nunmehr habe ich in dieser Vertheidigung der mythologischen Allusionen in Miltons Gedichte fast alle angezogen, die darinnen sind, und wenn ich etliche wenige ausgelassen habe, so wird man leicht sehen, daß sie mit den angeführten von einerley Natur sind. Wir sehen also wie entfernt dieser verständige und gottselige Poet gewesen, die heidnischen Fabeln der Mythologie vor wahrhaftige Geschichten auszugeben, oder sie mit den geoffenbarten Geschichten von Engeln oder heiligen Menschen zu verwechseln, wie geschicht, wenn die Character, die Eigenschaften und Handlungen der Mythologischen Götter ihnen zugeschrieben, oder gegentheils ihre Sitten
Interea manes descendit fama sub imos
Pallentesque domos veris rumoribus implet,
Optatum adventare diem quo tristia linquant
Tartara, & victis fugiant Acheronta tenebris,
Immanemque ululatum & non lætabile murmur
Tergemini canis. – – –
Der Königliche Prophet David wird eingeführet, wie er ihnen den Untergang des plutonischen Reiches und den Ausgang aus der tartarischen Wohnung verkündigt:
Tum verò Heroes lætati animæque piorum
Ad cœlum erectas coeperunt tendere palmas,
Atique hic insignis funda citharaque decorus
Attonita fubitos concepit mente furores.
Ipse catenato fessus per Tartara collo
Ducetur Pluto etc. etc.
Hieher gehören die Redens-Arten eines gewissen Poeten, der von einem Ertzvater gesagt hat, daß Lachesis ihm den Lebensfaden abgeschnitten habe, und daß Charon einen solchen in seinem Schiff über den Styx geführet habe, und wenn Petrarcha in einem Sonnet gebethen hat, daß er in den Ort der Wonne und des Heiles gesezet werde, damit er vor dem stygischen Schiffmann, nicht erzittern müsse. Unser Opitz hat sich vor disem Fehler nicht frey bewahret, wenn er in der Hercynia sich selbst mit seinen Gefehrten bey wachenden Sinnen eine Erscheinung unsterblicher Nymfen zuschreibet, und sich von denselben allerley Lectionen aus der Mythologie geben läßt, welche sie vor bekannt und wahr annehmen, wo das schlimmste ist, daß sie beym Abschiede sich gegen der Grotten wenden, und die Nymfe und den Ort ehren, darinnen sie so merckliche und wunderbare Sachen gesehen und erfahren hatten.
Character der Engel wird unter ihren sichtbaren Gestalten beybehalten. Seht den gantzen Abschnitt von dem Character der Engel.
Einbildung, ob der Krieg im Himmel ein Werck der
blossen Einbildung sey 14.
Engel, die Materie von den Geschichten der Engel übersteigt die menschliche Wissenschaft nicht schlechterdings 16 ist dem christlichen Leser nicht gleichgültig 22. 24. sie werden durch ihre sichtbare Vorstellung nicht erniedriget 33 Meinung einiger Lehrer, daß die Engel einen organisierten Leib haben 34 Unterschied zwischen ihren Verwundungen und den Verwundungen der Menschen 60. 61. ihre Verwundungen vertheidiget 62 ihr Gewehr, und ihre Waffen sind den unsrigen nicht gleich 67 Einwurff wider die Verarbeitung des Pulvers der bösen Engel 71 Vergleichung der mit Bergen bewaffneten Engel mit den Dipsoden 73 ob ihr Bestreben einander zu verletzen mit dem Begriffe von ihrer Seligkeit und dem Frieden des Himmels streite 75 daß es in der Pein der verdammten Engel Grade gebe 85 Art ihrer Freude 89 die gefallenen Engel haben nicht alle ihre Herrlichkeit verlohren 93 ihre Zusammenziehung ins kleine hat nichts lächerliches an sich 101 Grade in ihren Charactern 104.
Episch, was ein episches Gedicht sey 41.
Erdichtung ist mehr als ein leeres Hirngespinst 18 ist nicht Unwahrheit ibid.
Glaubwürdigkeit, wie die Entfernung der Zeit und des Ortes dazu helffe 162.
Gottsched, seine Censur der heidnischen Fabeln in dem verl. Par. von Voltaire entlehnet 206 widerholt die Critick dieses Poeten über Miltons Bau des Pandämonium 97.
H
Himmel in irdischer Gestalt vorgestellt 37 und folg. ob der Begriff von dem Frieden im Himmel nicht den Begriff von einem Krieg in demselben zerstöre 75. 81 Magni Einwurff wider diesen Krieg 78.
Homer, was seine wunderbaren Erdichtungen glaubwürdig gemacht habe, ungeachtet sie unlängst vor seinem Leben begegnet waren 163.
K
Künste, so viel Künste sind, als Menschen sind 7 Behutsamkeit, so in ihrer Beurtheilung zu gebrauchen ist 8.
Magny Einwurf wider die cörperliche Vorstellung der Geister 30 wider die irdische Vorstellung des Himmels 39 Eindruck, den das v.P. auf ihn gemacht hat 44 sucht in dem Poeten den Metaphysicus 47. bezüchtiget Milton der Unheiligkeit 49 Einwurff wider den Krieg im Himmel 78 daß Satan in dem höllischen Feuerpful noch hoffe und fürchte 83 daß den verdammten Engeln in der Hölle neue Straffen angethan werden, welche sie durch kein neues Verbrechen verdienet haben 87 zeiget sich schier begierig den Teufeln in der Hölle eine Art von Seligkeit aus Miltons Worten zu erzwingen ib. will Milton zum Ketzer machen, weil er die Teufel nicht genug verdammt habe 88 versteht die Freude unrecht, so der Poet den Teufeln zuschreibt 89 hält die Pein der Teufel vor unendlich in ihr selbst 90 sieht die symphonische Musick in der Hölle vor eine Seeligkeit an ibid. findet keinen Unterscheid zwischen Miltons Hölle und Himmel 94 und folg. Beschuldiget Milton, daß er schwache, träge, verdrüßliche, unvorsichtige, Engel aufgeführt habe 104. 105. 106 desgleichen daß er den Engeln vor ihrem Abfall die Erkenntniß des Sohnes verjagt habe 109 will ihn des Irrthums des Arius verdächtig machen ibid. Ungeschicklichkeit des Grundes, den er von Satans Neide, als der Ursache seines Abfalles, angiebt, und Miltons entgegensetzet 111 er hat böse Gedanken von Miltons Glauben in die dritte Person 112 beschuldiget Milton vieler Widersprüche in seiner Vorstellung der englischen Personen. Sehet den gantzen vierten Abschn. Ungereimter Ausspruch von der Vorstellung der chaotischen Personen 169 Beschuldigungen Adams 174. 178 Censur des Collyrii Michaels und der Würckung desselben 184. 185 der Bilder, mit welchen Raphael den Krieg im Himmel dem Adam beybringen will 185 einer mythologischen Allusion 217.
Menschen, unermeßliche Verschiedenheit unter denselben 9 Merckmähler der ausserordentlichen Menschen 10 die menschliche Gestalt ist die anständigste für die Engel 36.
Milton, ein ausserordentlicher Mensch 11 seine Materie übersteigt die Fähigkeit der Menschen nicht gäntzlich 15 ob er in der umständlichen Vorstellung der Engel Homer gefolget habe 26 Geschicklichkeit die höchsten Eindrücke gehörig zu erregen 43. 44 überschreitet in Abhandlung Heil. Materien das Ziel nicht 46 seine Teufel übertreffen an Hoheit Homers Götter 64. Nutzen, den die Erfindung des satanischen Geschützes in seinem Gedichte thut 69 er hat den verdammten Engeln ihre englischen Vorrechte gelassen 93 nicht er, sondern Satan macht sich des Irrthums Arius verdächtig 110 wider verschiedene Beschuldigungen von Widersprüchen vertheidiget; Sehet den gantzen vierten Abschn. Vortheil seiner Materie wegen ihrer Entfernung von der menschlichen Sphär 163 Kunst in seiner Vorstellung des Nichts 164 Vertheidigung seiner chaotischen Personen 167. des Limbo der Eitelkeit 170 sein Adam gerettet 174. 178 Rettung des Gesichts Adams auf die Helfte des Erdbodens 180 der Bilder, womit der Poet den Krieg im Himmel dem Adam begrifflich gemachet hat 186 Leichtsinnigkeit der Ursache, welche er von Adams Theilnehmung an der Eva Ubertretung angiebt 191 Rettung seiner Allusionen auf die Mythologie 207 und folg.
La Motte, seine Gedancken von der Parodie 102 Lection über die Leichtsinnigkeit einiger Tadler 135.
Möglich, in die Welt des Möglichen gehet eine Menge Sachen hinein 171.
Mythologische Theologie ein Opprobrium des menschlichen Verstands 198 verführet heutzutage niemand mehr 201 ihre Fabeln dörffen für das, was sie sind, angeführt werden 202 dörffen heidnischen Personen in den Mund geleget werden 203 dienen dem Poeten, eine Vorstellung zu beleben und das Wunderbare zu beglaubigen 211 Erlaubniß die mythologischen Nahmen zu gebrauchen 215.
Petrarcha angezogen 221.
Poeten, ihnen ist erlaubet im Nahmen heidnischer Personen nach dem Wahne der Mythologie zu reden 204.
Poetisch, poetische Erschaffung 166.
R
Rolli, wirfft Voltairen vor, daß er Miltons Leser vor Indianer ansehe 23 seine Vertheidigung des Pandämonium wider Voltaire 99 Beantwortung einer Beschuldigung Widerspruches, die Magny gegen Milton gemacht 131.
Unsichtbar, die Französischen Critici ärgern sich an der Vorstellung des Unsichtbaren am meisten 12 des Poeten Recht das Unsichtbare sichtbar vorzustellen 32 Wahrheit der cörperlichen Vorstellungen der Engel ibid.
Urtheil, dem menschlichen sind göttliche Wercke nicht unterwürffig 5 dem Urtheil eines Menschen ist nicht ein jedes menschliche Werck unterworffen 7 Ursache der ungeschickten Urtheile von der Materie des v.P. 12.
V
Voltaire, sein Einwurff, daß Miltons Materie ein blosses Werck der Einbildung sey 14 daß die Men schen eine Abneigung gegen die Sachen haben, die nicht in die Sinnen fallen 19 halt die Abschilderung der Engel vor eine überflüssige Sache 23 elende Schwierigkeit, welche ihn abgeschrecket hätte, Miltons Materie in einem Gedichte abzuhandeln 27. Einwurff wider Satans Geschoß 68 Vergleichung der mit Bergen bewaffneten Engel mit den Dipsoden 73 seine Schertzreden über gewisse Einfälle Miltons nicht besser, als Satans und Belials 74 tadelt den Bau des Pandämonion 97 und dessen Gebrauch ibid. untüchtige Regel, so er vorschreibet, wie man das wahrhaftig Lächerliche erkennen könne 101 Censur der Vorstellungen der Sünde und des Todes 153 unwahrscheinliche Einführung allegorischer Personen in seinem Henrich dem vierten 159 seine Klage über Miltons mythologische Anzüge 197 seine Exempel derselben werden beurtheilet 207. 213.