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Als man zalt von Crist Geburt 1500 bin ich, N., durch etlich Personen gebetten worden, daz ich dise Historien und Geschichten ihn zulieb sol zesamenbringen und beschreiben, wie vorzeiten ein behend listiger und durchtribener, eins Buren Sun – waz er getriben und gethon hat in – welschen und tütschen Landen – waz geborn im brunschwigischen Hertzogthum, genant Dil Ulenspiegel. Für solich mein Müe und Arbeit grölten sie mir eer Gunst hoch erbieten. »Solichs zu thun und mer, ich ihn willig war«, antwortet ich. Aber ich wißt mich nit solicher Vernunfft und Verstäntniß, solichs zu volbringen. Und mit früntlicher Bit an sie, mich solichs zu erlassen, manig Ursach darthät; von Ulenspiegel etwaz zu schreiben, so er in etlichen Stätten getriben hat, sie daz verdriessen möchte. Aber mein Antwurt wolten sie für kein Entschuldigen hon. So hon ich mich nach wenig meiner Verstäntniß verpflicht und angenummen, mit Gottes Hilff (on den nüt geschehen mag) mit Fleiß angefangen. Und wil mich auch gegen jederrnan entschuldiget haben, das solich mein Beschreiben nieman zu Widerdrieß beschehen oder jeman damit zu schwächen; daz sei weit von mir.
Nun allein umb ein frölich Gemüt zu machen in schweren Zeiten, und die Lesenden und Zuhörenden mögen gute kurtzweilige Fröden und Schwänck daruß fabulleren. Es ist auch in disem meinen schlechten Schreiben kein Kunst oder Subteilicheit, dann ich leider der latinischen Geschrifft
Bei dem Wald Melbe genant, in dem Land zu Sachsen, in dem Dorff Knetlingen, da ward Ulenspiegel geboren. Und sein Vatter hieß Claus Ulenspiegel und sein Muter Ann
Da nun Ulenspiegel geteufft ward und sie daz Kind wider wolten geen Knetlingen tragen, also wolt die Tauffgöttel, die daz Kind truge, endlich über ein Steg gon, daz zwische Knetlingen und Ampleven ist, und sie hetten dazu vil Birs getruncken nach der Kindtöffe. (Dann da ist die Gewonheit, daz man die Kinder nach der Töffe in daz Bierhuß trägt und sind frölich und vertrincken die Kinder also, daz mag dann des Kinds Vatter bezaln.) Also fiel die Göttel in die Lachen und besudelt sich und das Kind so jämerlich, das daz Kind schier erstickt was. Da halffen die andern Frauwen der Badmumen mit dem Kind wider uß und giengen heim in ihr Dorff und wuschen das Kind in einem
Alsbald nun Ulenspiegel so alt ward, daz er gon und ston kunt, da macht er vil Spils mit den jungen Kindern, wann er waz nötlich. Wie ein Aff domlet er sich uff den Küsn
Also thät der Vatter eins und satzt Ulenspiegel, seinen lieben Sun, für sich uff daz Pferd. Da saß Ulenspiegel Stil, aber er spert das Mul uff und zannet die Bauren an und reckt die Zungen uß. Da luffen die Lüt zu und sprachen: »Sehen zu wol! Ein junger Schalck ist das!« Da sprach der Vatter: »Du bist freilich in einer unglückseligen Stund geborn. Du sitzest stil und schweigest und thust nieman nichts, noch dan sagen die Lüt, du seiest ein Schalck.« Also zoch sein Vatter mit ihm von dannen und zoch mitt Hauß in das Megdburgisch Land uff die Sal, daz Wasser. Da her waz Ulenspiegels Muter. Unnd bald darnach, da starb der alt Claus Ulenspiegel. Da bleib die Mutter bei dem Sun. Also ward die Muter arm. Und Ulenspiegel wolt kein Handtwerck lernen und was da bei sechzehen Jar alt und dumelte sich und lernt mancherlei Geckerei.
Ulenspiegels Muter wonet in einem Huß, und der Hoff gieng an das Wasser, die Sal genant. Und Ulenspiegel begund uff dem Seil ze gon. Und daz trib er uff der Bünin des Huß, wenn er daz vor der Muter nit möcht zuwegen bringen, dann sie wolt die Thorheit nit von ihm leiden, daz er sich dummelte also uff dem Seil, und treuwet, ihm darum ze schlagen. Und einsmals erwust sie ihn uff dem Seil und
In kurtzer Zeit darnach, da Ulenspiegel wolte seinen Schaden und Spot des Bades rächen und zoch daz Seil uß einem andern Huß uber die Sal. Und verwonte die Lüt, wie er aber uff dem Seil wolt gon. Daz Folck samlet sich bald dartzu, jung und alt. Und Ulenspiegel sprach zu den Jungen, das sie ihm geben ein jetlicher seinen lincken Schuch, er wolt ihn ein hübsch Stück uff dem Seil zeugen mit den
Und Ulenspiegels Muter, die waz fro, daz ihr Son so stil waß, und strafft ihn, daz er kein Hantwerck wolt lernen. Da schweig er stil. Da ließ die Muter nit nach, ihn zu straffen. Da sprach Ulenspiegel: »Liebe Muter, wozu sich einer begibt, daz würt ihm sein Lebtag gnug.« Da sprach
»Lieber Got hilf«, gedacht Ulenspiegel, »wie wil ich die Muter stillen. Wa sol ich Brot uberkumen in ihr Huß?« Und gierige uß dem Flecken, da sein Mum in wont, gen Stasfurt in die Stat und vermerckt eins reichen Brotbäckers Handlung. Und gieng zu dem Bäcker in sein Huß und
Der Jung lieff hin und holt ein ander Brot. Dieweil waz Ulenspiegel hingangen und gieng in die Vorstat in ein Huß, da waz ein Karch uß seinem Flecken. Daruff legt er seinen Sack und gieng darneben und ward in seiner Mumen Huß gefürt. Und da der mit dem Brot widerkam, da waz Ulenspiegel hinweg mit dem Brot. Da lieff der Jung zurück und sagt daz dem Brotbäcker. Der Brotbäcker lief bald zu der Herberg, die ihm Ulenspiegel gnant het. Da fand er niman, sunder er sahe, daz er betrogen waz. Ulenspiegel kam zu Huß und bracht der Mumen daz Brot und sprach: »Seh hin und iß, dieweil du etwas hast und fast mit Sant Niclausen, wan du nit hast.«
Nun waz in dem Flecken, darin Ulenspiegel mit siner Muter wonte, ein Gewonhet: Welcher Hüßwirt ein Schwein schlug, so giengen der Nachburen Kinder in das Huß und assen da ein Suppen oder Brei, daz heisset daz Weckbrot. In dem Land wond ein Meier in demselben Flecken, und der waz so karg an seiner Kost und dorfft doch den Kindern das
An dem andern Tag, da der Man ußgieng, so begegnet ihm Ulenspiegel, fragt ihn und sprach: »Lieber Ulenspiegel, wann wilt du zu mir kumen uff daz Weckbrot?« Da sagt Ulenspiegel: »Wann sich dein Hüner umb daz Luder ziehen, je vier umb ein Bissen Brots.« Da sprach er: »Ja, so wilt du langsam kummen uff mein Weckbrot.« Da sprach Ulenspiegel: »Ob ich aber eer käm, dan feißter Suppen Zeit
Uf ein Zeit, da begab sich, daz Ulenspiegel mit seiner Muter gieng in ein Dorff uff die Kirweiung. Und Ulenspiegel tranck sich, daz er truncken ward und gieng und sucht ein End, da er frölich schlaffen möcht und ihm nieman nüt tät.
Also in derselben Nacht kamen zwen Dieb und wolten ein Imen stelen und sprachen da zesamen: »Ich hab allweg gehört, welcher der schwerst Imenstock ist, der ist der best.« Also hüben sie die Körb und Stöck uff, je einen nach dem andern, und da sie kamen zu dem Stock, da Ulenspiegel in lag, der was der schwerste. Da sprachen sie: »Daz ist der best Im«, und namen ihn uff ihr Hälß und trugen ihn von dannen. In dem erwacht Ulenspiegel und hort ihre Anschläg, und es was gantz finster, das einer den anderen kum sehen mocht. Also greiff Ulenspiegel uß dem Stock und greiff den Fordersten bei dem Har und gab ihm einen guten Rupff. Der war da zornig uff den Hindersten unnd meinte, er hät ihn also bei dem Har gezogen, und ward ihm fluchen. Der Hinderst sprach: »Getreompt dir oder gast du im Schlaff? Wie solt ich dich bei dem Har ropffen, ich kan doch kum den Imenstock mit meinen Händen halten!« Ulenspiegel lacht und gedacht: »Das Spil wil sich recht stellen«, und beitet, biß sie aber ein Ackerlängen giengen. Da gibt er dem Hindersten auch einen guten Rupff bei dem Har, das er sich rümpffte. Der ward da noch als zornig und sprach: »Ich gang und trag, das mir der Halß kracht, und du sprichst, ich zieh dich bei dem Har! Unnd du zuchst mich bei dem Har, daz mir die Schwart kracht!« Der Forderst, der sprach: »Das lügst du dein Halß fol! Wie solt
Bald darnach kam Ulenspiegel uff ein Burg zu einem Juncker und gab sich uß für ein Hoffjungen. Also müst er gleich mit seinem Junckern reiten über Feld. Und bei dem Weg stund Hanff, daz heißt man im Land zu Sachsen, da
In dem Land zu Brunschwick da ligt ein Dorff, in dem Stifft zu Megdburg, geheissen Budensteten. Da kam Ulenspiegel in des Pfaffen Huß. Der Pfaff dingt ihn für ein Knecht, aber er kant ihn nit, und sprach zu ihm, er solt gute Tag und ein guten Dienst bei ihm haben und solt essen und trincken das best, als gut als sein Kellerin. Und alles das, daz er thun müst, thät er mit halber Arbeit. Ulenspiegel
Als nun Ulenspiegel in dem Dorff ein Meßner waz, da kunt er nit singen, als dann einem Sigristen zugehört. Als nun der Pfaff bereit waz mit einem Küster, da stund der Pfaff einsmals vor dem Altar und tet sich an und wolt Meß halten. Da stund Ulenspiegel hinder ihm unnd richtet ihm sein Alb zurecht. Da ließ der Pfaff ein grossen Furtz, daz
Nun da es sich nahet den Ostern, da sprach der Pfarer zu Ulenspiegel, dem Meßner, es ist ein Gewonheit hie, das die Buren alwegen zu den Ostern in der Nacht ein Osterspil
Da sie daz hört, daz sie verspottet ward mit ihrem einen Aug, da ward sie gifftig auff Ulenspiegel und sprang uß dem Grab und meint, sie wolt ihm in daz Antlit fallen mit den Füsten. Und schlug her ungewiß und traff den einen Buren, daz ihm daz ein Aug geschwall. Da der ander Buer daz sah, der schlug auch dar und traff die Kellerin an den Kopff, daz ihr die Flügel entpfielen. Da daz der Pfarrer
Got geb, wa sie ein andern Sigristen namen.
Bald nach diser Zeit, als Ulenspiegel ein Sigrist waz gesein, da kame er geen Megdburg und treib vil Anschläg und sein Nom ward davon erst bekant, das man von Ulenspiegel wußt ze sagen. Da ward er angefochten von den besten der Bürger von der Stat, daz er solt etwaz
Zu Megdburg was ein Bischoff, der hieß Bruno, was ein Graffe zu Querfurt. Der hort die Anschläg von Ulenspiegel unnd ließe ihn forderen zu dem Greuenstein. Und dem
Also zoche Ulenspiegel vier Wochen über Feld von dannen und bedacht sich, wie er mit dem Doctor wolt leben.
Der Docter lag und gdacht, daz schmack ich wol, und waz des Geschmacks also vol worden, daz er kum reden kunt. Ulenspiegel sprach: »Ligen nur stil. Ich wil gon, ein Liecht holen, daz ich sehen kan, wie es ein Gstalt umb Euch sei.« Indem als sich Ulenspiegel uffricht, da ließ er noch ein starcken Scheis schleichen und sprach: »O we, mir würt auch schwach, daz hab ich von Euwer Kranckheit uberkumen.« Der Docter lag und waz so kranck, daz er sein Houpt kum uff kunt richten, und danckt Got, daz der Artzt von ihm kam. Da uberkam er ein wenig Lufft, dann wan der Docter in der Nacht uff wolt ston, so hielt ihn Ulenspiegel, daz er nit uff mocht kumen, und sprach, er solt vor gnug schwitzen, da nun Ulenspiegel uffgestund und gieng von der Kamern und lieff hinweg, indem da ward es Tag. Da sahe der Docter den holen Stein an der Wand ston mit dem Treck. Und er waz so kranck, daz sein Anlit von Gestanck besudlet waz.
Also die Reiter und Hoflüt namen des Docters war und botten ihm ein gutten Morgen. Der Docter ret schwächlichen und kunt ihn nit wol antwurten und legt sich in den Sal uff ein Banck uff ein Küssen. Da holten die Hoflüt den Bischoff darzu und fragten ihn, wie es ihm gangen war mit dem Artzet. Der Doctor sprach: »Ich bin überladen gewesen mit einem Schalck. Ich wont, es wär ein Doctor in der Artznei, so ist es ein Doctor in der Leckerei«, und sagt es ihn gantz, wie es ihm gangen wee. Da ward der Bischoff und alle Hoflüt ser lachen und sprachen: »Es ist gantz geschehen nach Euwern Worten. Ihr sagten nun, man solt
Recht bewärt Artznei schücht man zuzeiten umb eins cleines Gelts willen, und man mus den Landlöfferen offt noch so vil geben, als gescha eins im Stifft zu Hildeßheim. Dahin kam auch einsmals Ulenspiegel, und er kame in ein Herberg,
Uf ein Zeit kam Ulenspiegel gen Nürnberg und schlug groß Brieff an die Kirchthüren und an daz Rathuß und gab sich uß für ein guten Artzet zu aller Kranckheit. Und da was ein grosse Zal krancker Menschen in dem nüwen Spital, daselbst, da das hochwirdig heilig Sper Cristi mit anderen mercklichen Stücken rasten ist. Und derselben krancken
So sprach er zu jeglichem allein, dann der letst muß die Ürten bezalen. Solcher Sag nam jeglicher acht und uff
Trüw gibt Brot. Da nun Ulenspiegel den Doctor also bedort het, kam er darnach gen Halberstat und gieng uff dem Marck umb und sahe da, daz es hart und kalt Winter waz. Da gedacht er: »Der Winter ist hart und wegt der Windt darzu saur. Du hast offt gehört, wer Brot hat, dem gibt man Brot!« Und koufft für zwen Schilling Brot und
Da nun Ulenspiegel wider gen Brunßwick kam, zu der Bäckerstuben, da wont ein Bäcker nach darbei. Der rüfft ihm in sein Huß und fragt ihn, was er für ein Geselle wär. Er sprach: »Ich bin ein Bäckerknecht.« Der Brotbäcker, der sprach: »Ich hab eben keinen Knecht. Wilt du mir dienen?« Ulenspiegel sagt ja.
Ulenspiegel wandert in dem Land umb und kam geen Ulsen in daz Dorff. Da waz er aber ein Bäckrknecht. Als er nun bei einem Meister waz, da richt der Meister zu, daz er wolt bachen. Und solt Ulenspiegel büteln in der Nacht, daz es uff den Morgen frü fertig wär. Ulenspiegel sprach: »Meister, Ihr sollen mir ein Liecht geben, daz ich gesehe zu büteln.« Der Bäcker sprach zu ihm: »Ich gib dir kein Liecht. Ich hab meinen Knechten zu diser Zeit nie kein Liecht geben.
Ulenspiegel, der was allezeit gern bei Gselschafft, und dieweil er lebt, da hatt er dreierlei Sach an ihm, die er flohe. Zum ersten reit er kein graw Pferd, sunder alweg ein val Pferd von Gespot wegen. Daz ander, er wolt nienen bleiben, wa Kinder waren, wann man acht der Kinder mer ihr Nötlicheit dann sein. Die drit Sach waz, wa ein alter milter
Nit lang darnach, da kam Ulenspiegel zu dem Grafen von Anhalt. Zu dem verdingt er sich für ein Thurnbläser. Und der Graf het vil Feintschaft, also da er in dem Stätlin und in dem Schloß die Zeit vil Reiter und Hoffolck beieinander het, die man alle Tag speisen must. Also ward Ulenspiegel
Der Graff eilt den Feinden nach und dumleten sich miteinander. Und Ulenspiegel ward wider vergessen seiner Speiß halben. Und der Graff ward ein Weil zufriden. Und holt auch ein Huffen Quecks uff seinen Finden und hüwen zu Mitt, sieden und brieten. Ulenspiegel gedacht uff dem Thurn, wie er auch etwaz von dem Brat möcht bringen, und nam acht die Zeit, wann es Essenszeit wolt sein. Da fieng er an zu rüffen und zu blasen: »Feindaiow, Feindaiow!« Der Graff lieff eilens von dem Tisch (da die Kost uff stund) mit den Seinen und legten Harnisch an und Waffen in die Händ und eilten bald dem Thor zu in das Feld, lugen den Feinden nach. Dieweil liefe Ulenspiegel behend und schnell von dem Thurn und kam uber des Graffen Tisch und nam von der Tafeln Gesottens und Gebratens und was
Ein solicher Hofman waz Ulenspiegel, daz sein Frumkeit vor manchen Fürsten und Herren kam und daz man wol wüßt von ihm ze sagen. Daz möchten die Herren und Fürsten wol leiden und gaben ihm Kleid, Pferd, Gelt und Kost. Also kam er zu dem Künig von Dänmarck und der het ihn vast lieb und bat ihn, daz er etwaz Abentür macht, er wolt
Bei den Zeiten des hochgebornen Fürsten Casmiri, Künig zu Poln, bei dem waz ein Abenteurer, der waz gar seltzemer Schwänck und Gaucklerei und kunt uff der Fidelen wol. Also kam Ulenspiegel auch in Poln zu dem Künig, und der Künig hat auch vil von Ulenspiegel hören sagen, und waz ihm ein lieber Gast und hät ihn und sein Abenteur vor lang gern gesehen und gehört. Auch so het er seinen Spilman gantz lieb. Also kam Ulenspiegel und sein Nar
Des Künigß Schalckßnarr wolt Ulenspiegel nit leiden und wolt sich auch nit verweisen lassen. Daz marckte nun der Künig und ließ sie beid fordern in seinen Sal. »Nun, wolan«, sprach er, »welcher die abentürlichste Narrei thut, daz ihm der andre nit nach thut, den wil ich nüw kleiden und wil ihm zwentzig Guldin darzu geben. Und daz sol jetz geschehen.« Also die zwen schickten sich zu der Thorheit und triben vil Affenspil mit krumen Mülern und seltzamß Reden und waz einer für den andern erdencken kund. Und waz des Künigs Narr thet, daz thett ihm Ulenspiegel als nach, und waz Ulenspiegel thet, daz tet ihm derselb Narr auch nach. Der Künig lacht und all sein Ritterschafft und sahen mancherlei Abenthür. Ulenspiegel gedacht auch: »20 Guldin und ein nüw Cleid, das war fast gut. Ich wil darumb thun, das ich sunst ungern thät«, und sah wol, was des Künigs Meinung waz, das es ihm gleich gült, welcher under ihn den Breiß gewin. Also gieng Ulenspiegel mitten in den Sal und hub sich hinden uff und scheiß ein Huffen mitten in den Sal und nam ein Löffel und teilet den Treck recht mitten entzwei und rufft dem andern und sprach: »Narr, kum her und thu mir die Leckerei auch nach, als ich dir vor wil thun!« und nam den Löffel und faßte den halben Treck darein und ißt den uff unnd böte den Löffel dem Schlackßnarren unnd sprach: »See hin, iß du das ander halb Teil und darnach so mach du auch ein Hauffen und teil den auch voneinander, so wil ich dir auch nachessen.«
Da sprach der Künignar: »Nein, nit also! Daz thu dir der Tüffel nach. Solt ich all mein Lebtag nacken gon, ich iß von dir oder von mir nit also!«
Also gewan Ulenspiegel die Meisterschafft von der Büberei, und der Künig gab ihm daz nüw Kleid und die 20 Gulden. Und reit Ulenspiegel hinweg und bracht von dem Künig das Lob darvon.
In dem Land Lünenburg, zu Zell, da thet Ulenspiegel ein abentürliche Büberei. Also da ihm der Hertzog von Lünenburg daz Land verbot, und wa er darin funden würd, so solt man ihn fahen und dann hencke. Also meidet Ulenspiegel daz Land darumb nit, wann ihn der Weg dar trug, so reit oder gieng er nüt destminder durch daz Land.
Es begab sich uff ein Zeit, daz er wolt reiten durch daz
Und Ulenspiegel sprang eilens uß dem Pferd und sprach zu seinem todten Pferd: »Danck hab, mein liebes Pferd, du hast mir darvongeholffen und mir mein Leben behalten. Und hast mir darzu wider ein genädigen Herren gemacht. Lig nur hie. Es ist besser, das dich die Rapen fressen, dann das sie mich hätten gessen«, unnd lieff also zu Fuß darvon.
Darnach kam Ulenspiegel wider und gieng bei Zel in ein Dorff und wartet daruff, wann der Hertzog wider geen Zell wolt reiten. Da gieng ein Buer zu Acker, und Ulenspiegel het ein ander Pferd uberkumen und ein Sturtzkarch und fur zu dem Buren und fragt ihn, wes der Acker wär, den er zu Acker fur. Der Buer sprach: »Er ist mein und ich hab ihn ererbet.« Da sprach Ulenspiegel, waz er ihm
Also kam Ulenspiegel entlich uß dem Karch unnd sprang uff das Pferd und reit uß dem Land und ließ den Karch vor der Burg ston. Also leigt noch Ulenspiegelns Ertrich vor der Brucken.
Abentürliche Ding trib Ulenspiegel in dem Land zu Hessen. Da er daz Land zu Sachsen fast umb und umb gwandert hat und fast wol bekant waz, daz er sich mit seiner Büberei nit wol ußbringen mocht. Da thet er sich in des Land zu Hessen und kam gen Marckburg an des Landgraffen Hoff.
Ulenspiegel nam das also an, doch so müst ihm der Lantgroff hundert Guldin daruff geben, damitt er Farben kouffte und Gesellen uberkam. Als aber Ulenspiegel mit dreien Gesellen wil die Arbeit anfahen, so dingt er dem Landgraffen an, das niemant solt in den Sal gon, dieweil er arbeitet, dan allein sein Gesellen, damitt er inn seiner Kunst nit verhindert würt. Daz verwilliget ihm der Lantgraff.
Also ward Ulenspiegel mit seinen Gsellen eins und uberleget mit ihnen, daz sie stillschwigen und ließen ihn machen. Sie dorfften nit arbeiten und solten dannocht ihren Lon
Daz wärt also ein Woch oder vier, daz den Lantgraffen verlangt, waz doch der Meister mit seinen Cumpanien mochte malen, ob es doch so gut wolt werden als die Prob, und sprach Ulenspiegeln an: »Ach, lieber Mester, uns verlanget gar ser, zu sehen Euwer Arbeit. Wir begeren mit Euch mögen gon in den Sal und Euwer Gemälts zu besehen.« Ulenspiegel sprach: »Ja, gnädiger Herr, aber einerlei wil ich Ewern Gnaden sagen, wer mit Euwern Gnaden geet und daz Gemäldt beschauwt, wer dann nit recht eelich geboren ist, der mag mein Gemalt nit wol sehen.« Der Landtgraff sprach: »Meister, daz wär großes.«
Indem giengen sie in den Sal. Da het Ulenspiegel ein lang leinin Tuch an die Wand hingespant, da er malen solt, und da zoch Ulenspiegel daz ein wenig hinder sich und zeugt mit einem weissen Stäblin an die Wand und sprach also: »Sehen gnädiger Herr, diser Man, daz ist der erste Landtgraff von Hessen und ein Columneser von Rom geweßen unnd hatt zu einer Fürstin und Frauwen gehabt des milten Justinians Tochter, einer Hertzogin vonn Bayern, der nun darnach Keiser ward. Sehent, gnädiger Herr, vonn dem da ward geboren Adolffus; Adolffus, der gebar Wilhelm den Schwartzen. Wilhelm gebar Ludwigen, den Frumen. Und also fürhin biß uff Ewer fürstliche Gnad. Also weiß ich daz fürwar, daz niemans mein Arbeit straffen kan, so künstlich und auch so von schonen Farben.« Der Lantgraff sach anders nüt dann die weiß Wand und gedacht in ihm selber: »Solt ich ummer ein Hurenkind sein, so sihe ich doch anders nüt dann ein weisse Wand.« Jedoch sprach er (umb Glimpffs willen): »Lieber Meister, uns benügt wol, doch hon wir sein nit gnug Verstant zu erkennen«, und gieng damit uß dem Sal.
Sie ließ Ulenspiegel fordern und begert auch zu sehen daz Gemalte. Ulenspiegel sprach zu ihr wie zu dem Fürsten, wer nit eelich wär, der künd sein Arbeit nit sehen. Da gieng sie mitt acht Junckfrawen und einer Thörin in den Sal. Da zoch Ulenspiegel das Thuch aber hinder sich wie vor unnd erzalte da der Graffin auch das Herkummen der Lantgraffen, je ein Stück nach dem andern. Aber die Fürstin und Junckfrauwen schwigen alle stil, niemant lobt oder schalt das Gemält. Ihr jetlicher was leidt, das ihr unrecht was, von Vatter oder von Muter her, und zu dem letsten, da hub die Thörin an und sprach: »Liebster Meister, nun sih ich nüt von Gemalt, und solt ich all mein Lebtag ein Hurenkint sein.« Da gedacht Ulenspiegel: »Daz wil nit gut werden, wollen die Thoren die Warheit sagen, so mus ich warlich wandern«, und zoch daz in ein Gelächter.
Indem gieng die Fürstin hinweg wider zu ihrem Herren. Der fragt sie, wie ihr daz Gemält gefiel. Sie antwurt ihm und sprach: »Gnädiger Her, es gefält mir als wol als Euwern Gnaden. Aber unser Törin gefalt es nit; sie spricht, sie seh kein Gemalt. Desgleichen auch unser Junckfrawen, und besorg, es sei Büberei in der Sach.« Daz gieng dem Fürsten zu Hertzen und gedacht, ob er schon betrogen wär, ließ doch Ulenspiegel sagen, daz er sein Sach schickt. Daz gantz Hoffgesind müst sein Arbeit besehen, und der Fürst meint, er wolt sehen, welcher eelich oder uneelich under seiner Ritterschafft wär. Die Lehen wären ihm verfallen.
Also zoch Ulenspiegel inn Behemen gen Brag, da er von Marckburg zoch. Unnd zu der Zeit woneten daselbest noch gut Cristen, zu der Zeit, als Wicklieb uß Egelland die Ketzerei in Behemen thete und durch Johannes Hussen geweitert
Des andern Tags versamleten sich alle Doctores und Gelerten. Indem so kam Ulenspiegel und bracht mit ihm seinen Wirt und etlich andere Burger und ettlich gute Gesellen, umb Uberfals willen, die ihm von den Studenten besehenen möchte. Und da er nun in ihr Samlung kam, da hiessen sie ihn uff den Stul steigen und hießen ihn antwurten uff
Was solten sie sagen, Ulenspiegel was in allen zu bescheid und müsten ihm alle recht geben, und er tobt nitt lang, als er die Gelerten uberwunden het mit Schalckheit. Da was ihm leid, das sie etwas ihm zu trincken geben, dardurch er zuschanden käm, deshalben zoch er sich uß dem langen Rock und zohe hinweg und kam gen Ertford.
Ulenspiegel het groß Verlangen gen Ertford, als er die Schalckheit zu Brag het ußgericht, wann er besorgt sich, daz sie ihm nacheilten.
Als er nun gen Ertford kam, da dan auch ein mercklich grosse und berümpte Universität ist. Daselb schlug Ulenspiegel sein Brieff auch an. Und die Collegaten der Universität hetten vil gehört von seinen Listen und ratschlugen, was sie ihm fürgeben möchten, uff das es ihnen nit gieng,
Ulenspiegel kam in daz Land zu Düringen geen Nigestetten in daz Dorff und bate da umb ein Herberg. Da kam die Wirtin herfür und fraget ihn da, was er für ein Gesell wär. Ulenspiegel, der sprach: »Ich bin nicht ein Handtwercksgesell, sunder ich pfleg die Warheit zu sagen.« Die Wirtin, die sprach: »Die herberge ich gern und bin ihn sunderlich günstig, denen, die die Warheit sagen.« Unnd als Ulenspiegel umb sich sahe, so sicht er, das die Wirtin schilet,
In allen Landen het sich Ulenspiegel mit seiner Boßheit bekant gemacht, und wa er vor einmal gewesen waz, da waz er nit wilkum, es wär dann, das er sich vercleidet, daz man ihn nit kant. Also gieng es an demselben End mit ihm zu, das er sich mit Müsiggon nit mer trüwt zu ernären und waz doch guter Ding von Jugent uff gwesen und Gelts gnug uberkumen mit allerlei Gükelspil. Da aber sein
Ulenspiegel was künstlich in der Schalckeit. Als er nun mit dem Hopt weit umbgezogen waz und die Lüt vast betrogen het, da kam er geen Nürnberg und wolt sein Gelt da verzeren, daz er mit dem Heilthom gewunnen. Und da er nun ein Zeitlang da gelegen was unnd alle Umbständ gesehen het, da kunt er von Natur nit lassen, er müst da auch ein Schalckheit thun. Und sahe, daz die Scharwächter in einem grossen Kasten schlieffen under dem Rathuß in Harnisch.
Mit Listen verdient Ulenspiegel Gelt einsmalß zu Bamberg, als er von Nürnberg kam und waz fast hungerig und da kam in einer Wirtin Huß, die hieß Frauw Künigine, die da ein fröliche Wirtin was, unnd hieß ihn wilckummen sein, dan sie sahe an seinen Kleidern, daz es ein seltzamer Gast waz. Als man nun des Morgens eßsen wolt, da fragt ihn die Wirtin, wie er es halten wolt, ob er ubers Mal wolt
Mit durchtribner Schalckheit was Ulenspiegel geweihet. Als er dann alle Schalckeit versucht het, da gedacht er an das alt Sprichwort: »Gang geen Rom, frummer Man, kum herwider nequam.« Also zoch er geen Rom. Da pflantzt
Nieman sol sich betrüben, daz dem schalckhafftigen Juden ein Oug verhalten würt. Als dan Ulenspiegel von Rom kam, reißt er geen Franckfürd an dem Meyn. Da was es in
Als nun einer das im Mund het, da fraget ihn Moyses: »Lieber Isaac, wie schmeckt es doch?« »Gottes Diener, wir seind von dem Gecken betrogen, es ist anders nüt dann Leutztreck.« Also schmeckten sie all an das Prophetenbeer so lang, bis sie sahen das Holtz, daruff die Beer wachßen solten. Und Ulenspiegel was hinweg und schlempte redlich, dieweil der Juden Gelt wärte.
Alles Dings waren die Leütt etwan nit so schalckhafftig als jetz, sunderlichen die Landlüt. Uff ein Zeit kam Ulenspiegel geen Quedlinburg. Da waz zu der Zeit Marckt. Und het Ulenspiegel nit vil Zerung. Wie er sein Gelt gewan, so gieng es wider hinweg, und gedacht, wie er wider Zerung wolt uberkumen. Also saß ein Landfraw da zu Marckt und het ein Korp vol guter Hüner mit einem Han feil. Also fragt Ulenspiegel, waz daz Par gelten solt. Sie antwurt
Zu Hildesheim waz Ulenspiegel und koufft ein gut rote Wurst under der Metzig und gieng von danen gen Egelßheim. Da waz er wol bekant mit dem Pfarer und es waz uff einen Sontag zu Morgen. Als er dar kam, da hielt der Pfarer die Fronmes, umb daz er zeitlich essen wolt. Also gieng Ulenspiegel in die Pfar und bat die Kellerin, daz sie ihm die roten Wurst braten wolt. Die Kellerin sprach ja.
Und nach dem Ampt, als es uß waz, da gieng Ulenspiegel wider in den Pfarhoff und wolt von seiner Wurst esseß. Und hieß ihn der Pfarer wilkum sein unnd danckt ihm für die Wurst und sagt, wie sie ihm so wol geschmeckt hät, und satzt ihm Speck und Kolkrut für. Ulenspiegel schweig stil und aß, waz da gekocht waz, und gieng am Montag wider hinweg. Der Pfarer rafft Ulenspiegeln nach: »Hörst du, wann du nun herwiderkumest, so bring zwo Würst mit dir, ein für mich und ein für dich. Was du darumb gibst, daz wil ich dir widerumb geben. Und so wöllen wir redlich schlemmen, daz uns die Müler schmutzig werden.« Ulenspiegel sprach: »Ja, Her, es sol geschehen, ich wil Euwer wol gedencken mit den Würsten«, und gieng da wider geen Hildeßheim. Und es gieng nach seinem Willen, daz die Schinder ein todte Suw fürten uff die Schelmengrub. Da bat Ulenspiegel den Schinder, das er wolt Gelt nemen und wolt ihm da zwo rote Würst machen von der Suw, und zalt ihm dar etliche silberin Pfening. Der Schinder thet daz und macht ihm zwo schone Würst. Da nam sie Ulenspiegel und sode die halber gar, als man Würst pfleget zu thun, und gat des andern Sontags wider geen Egelßheim und traff, daz
Also thet die Magt die Würst zu dem Feuer und briet sie. Da die Meß uß waz, da ward der Pfarrer Ulenspiegels gewar und von Stund gieng er uß der Kirchen in den Pfarhoff und sprach: »Ulenspiegel ist hie, hat er auch die Würst bracht?« Sie sprach: »Ja, 2 schöner Wurst, als ich kum gsehen hab. Und sein bald alle beid gebraten.« Und sie gieng und nam die ein von der Glut, und sie ward der Wurst auch lüstig, als wol als der Pfarrer. Und sie setzten sich nider, beide zusamen, und dieweil, als sie so begirig die Wurst assen, so begunden ihn die Müler schmutzen. Daz sah und hort ein ander Man, daz der Pfarrer sprach zu der Magt: »Ach, liebe Magt, sich wie schumpt dir der Mund.« Also sprach die Magt zu dem Pfarrer hinwider: »Ach, lieber Herre, gleich ist Euwer Mund auch also.« Und gleich so kummet Ulenspiegel eingangen von der Kirchen. Da sprach ihn der Pfarrer an: »Sich, waz hast du für Würst bracht? Sich, wie mir und meiner Kellerin die Münder schmutzen!« Ulenspiegel lacht. »Got gesegens Euch«, sprach er, »Euch beschicht nach Euwerm Begern. Als Ihr mir da rufften, ich solt zwo Wirst bringen, davon wolten Ihr essen, daz Uch der Mund müst schmutzen. Aber des Schmutzes acht ich nit, wa nit daz Spüwen hernach kumpt. Ich versich mich wol, es werd bald kumen. Wann, davon die 2 Wirst gemacht seind, daz waz ein todte Suw, darumb müst ich daz Fleisch suffer seiffen, und davon kumpt Euch daz Geschmutz.« Die Kellerin hub an zu balgen und spüwet uber den Tisch ein, desgleichen der Pfarrer auch und sprach: »Gang bald uß meinem Huß, du Schalck!« und ergriff ein Knütel und wolt ihn schlahen. Ulenspiegel sprach: »Daz stot einem frumen Man nit wol an. Ihr hießen mich doch die Wirst bringen
Böser Schalckheit ließ sich Ulenspiegel nit verdriessen zu Ryeßenburg inn dem Dorff in dem Asseburger Gericht. Da wont auch ein Pfarer, der gar ein schöne Kellerin het und darzu ein klein süberlich wacker Pferd. Die hett der Pfarer alle beide lieb, daz Pferd als wol als die Magt. Da waz der Hertzog von Brunschwick zu der Zeit zu Ryßenburg und
Von Stund zoch der Fürst den Rock uß, den er Ulenspiegeln gelobt het, und gieng ihm under Augen und sprach: »Seh hin, mein lieber Ulenspiegel, hie ist der Rock, den ich dir gelobt hab.« Also fiel er von dem Pferd unnd sprach: »Gnädiger Herr, hie ist Euwer Pferd«, und was dem Hertzogen groß zu Danck und must ihm das erzälen, wie er das Pferd von dem Pfaffen gebracht hät. Das lacht der Fürst unnd was frölich davon und gab Ulenspiegeln ein ander Pferd zu dem Rock. Und der Pfarrer betrüpte sich umb das Pferd und schlug die Magt offt ubel darumb, also das ihm die Magt entlieff. Da ward er ihr beide ledig.
Zu Rostock in dem Landt Mecklenburg, da kam Ulenspiegel hin und verdingt sich für ein Schmidknecht. Und derselb Schmid het ein Sprichwort, wann der Knecht mit den Bälgen blasen solt, so sprach er: »Haho, folge mit den Bälgen.« Also stund Ulenspiegel uff denn Bälgen unnd bließ. Da sprach der Schmid zu Ulenspiegel mitt harten Worten: »Haho, folg mit den Bälgen nach!«, unnd er gieng mit den Worten uß in den Hoff und wolt sich seins Wassers entplössen. Also nam Ulenspiegel den einen Balck uff den Halß und
Der Schmit hort, daz er boldert, und gat ihm nach uf die Bün mit dem andern Knecht und sicht, daz er daz Dach hatt uffgebrochen und war durch ußgestigen. Da ward er noch zorniger und sucht den Spieß und lieff ihm nach uß dem Huß. Der Knecht ergreiff den Meister und sprach zu ihm: »Meister, nit also, lond Euch sagen, er hat doch anders nit gethon, denn das Ihr ihn geheissen haben. Wann Ihr sprachen zu ihm, er solt Uch droben uß dem Huß gon. Daz het er gethon, als Ihr dan sehen.« Der Schmid ließ sich berichten, und was wolt er darzu thun. Ulenspiegel waz hinweg, und der Meister müst daz Dach wider lon pletzen und müst des zufriden sein. Der Knecht sprach: »An solich Companion ist nit vil zu gewinen. Wer Ulenspiegel nit kent, der hab nur mit ihm zu thun, der lert ihn kennent.«
Da nun Ulenspiegel von dem Schmid kam, da gieng es gegen dem Winter, und der Winter ward kalt und gefror hart und fiel ein deure Zeit darzu, also daz vil Dienstknecht ledig giengen. Und Ulenspiegel hat kein Gelt zu verzeren. Da wandert er fürter und kumpt uff ein Dorff, da wont auch ein Schmid. Der nam ihn uff für ein Schmidknecht. Aber Ulenspiegel hat kein grossen Lust, da ein Schmidknecht zu bleiben, wan der Hunger und des Winters Not zwang ihn darzu, und gedacht: »Leid, was du leiden kanst. Solang der
Des Morgens begunden sie schmiden, und der Schmid trängt Ulenspiegeln mit dem Hammer und mit den Bälgen hefftigklichen, bis an daz Malzeit, da es Mittag ward. Da het der Schmid ein Prophei in dem Hoff. Und als sie wolten zu Tisch gon, so nimpt der Schmid Ulenspiegeln in den Hoff und fiert ihn zum Prophei und sagt da zu ihm: »Seh hin, du sprichest, du wöllest essen, waz ich wil, uff daz ich dir zu arbeiten geb. Und dis mag niemans essen, daz iß du nun alles«, und gieng in das Huß und aß etwaz und ließ Ulenspiegeln bei dem Prophei ston. Ulenspiegel swig stil und gedacht: »Du hast dich verrent und hast daz vil ander Lüten gethon. Mit dem Maß würt dir wider gemessen. Wa wilt du nun das ihm bezalen? Das muß bezalt werden, und war der Winter noch so hart.«
Ulenspiegel arbeit für sich bis an den Abent. Da gab der Schmid Ulenspiegeln etwaz zu essen, wann er het den Tag gefastet, und ihm steckt das im Kropff, das er ihn het zum Prophei gewißen. Da nun Ulenspiegel wolt zu Bet gon, da sprach der Schmid zu Ulenspiegel: »Stand morgen uff, die Magt sol blaßen, und schmid eins für das ander, waz du hast, und how Huffnägel ab, so lang, bitz ich uffstad.« Da gieng Ulenspiegel schlaffen, und als er uffstund, gedacht er, er wolt ihm daz bezalen und solt er bitz an Knü im Sehne louffen. Er macht ein hefftig Feür und nimpt die
Also nun der Schmid des Morgens uß dem Huß gieng, da fand er daz also, wie ihm die Magt hat gesagt. Wan der Schmid kund die Geschrifft nit lesen. Da gieng er zu dem Kircherren unnd badt ihn, das er mit ihm gieng und leß die
Vor Wiszmar kam Ulenspiegel uff einen heiligen Tag, als er von dem Schmid kam. Da sach er vor der Schmitten ston ein süberliche Fraw mit der Magt. Und was des Schmids Fraw. Da zoch er dargegenuber zu Herberg und brach in der Nacht seinem Pferd alle vier Huffeisin ab und zoch des andern Tags für die Schmidt. Und also da ward er bekant. Als er nun für die Schmidte kam unnd das sie solten sehen, das es Ulenspiegel waz, da kam die Fraw und Magt, kam für daz Huß uff ein Dielen, uff daz sie mochten hören
Eins andern Tags, da waz ein Schuchmacher, der gieng vil lieber uff den Marckt schleichen, wann daz er arbeit, und hieß Ulenspiegeln zuschneiden. Ulenspiegel fragt, was Facon er haben wolt. Der Schuchmacher sagt: »Schneid zu, groß und klein, wie der Schweinhirt uß dem Dorff treibet.« Er sagt ja.
Vil Schalckheit het Ulenspiegel den Schuchmachern gethon, nit allein an einem Ort, sunder an vil Enden. Als er nun dise Schalckheit het ußgericht, kam er gen Staden. Da verdingt er sich zu einem Schumacher. Als er nun des ersten
Cristoffer het ein Stiffelmacher zu Brunschwick uff dem Kolmarck. Zu dem gieng Ulenspiegel und wolt sein Stiffel schmieren lassen. Als er nun zu dem Stiffelmacher kam, da sprach er: »Meister, wa Ihr mir wolten disse Stiffelen spicken, daz ich sie uff Montag wider haben möcht.« Der
In einer Zeit thet Ulenspiegel einem Schuhmacher zu Wißmar grossen Schaden mit Zuschneiden und verderbt ihm vil Leders, daz der gut Man gantz trurig ward. Und daz vernam Ulenspiegel und kam wider geen Wißmar und sprach denselben Schuhmacher, dem er den Schaden gethon het, wider an, wie daz ihm ein Last Leder und Schmaltz kumen würd, da solte er ihm grosse Kauff angeben, das er seinen Schaden wider nachkummen solt. Der Schuhmacher sagt:
Zuthätig macht sich Ulenspiegel wider in sein Arbeit. Uff ein Zeit, als man nun sein mit den Pflumen zu Einbeck, die er beschissen het, vergessen het, kam er wider geen Einbeck und verdingt sich zu einem Bierprüer. Es begab sich, daz
Ulenspiegel sagt ja, er wolt daz best thun. Mit dem gieng der Bruwer mit seiner Hußfrawen zu der Thüren uß. Ulenspiegel begund fast zu sieden, die Magt underweißt ihn, dann sie mer Verstands het daruff dan er. Da es nun kam, daz man den Hopffen sieden solt, sprach die Magt: »Ach Lieber, den Hopffen sieden thust du wol allein, vergun mir, daz ich ein Stund gon mag und den Tantz besehen.« Ulenspiegel sagt ja und gedacht: »Gat die Magt auch hinweg, so hast du einer Schalckheit Macht. Waz wilt du nun disem Bruwer für ein Schalckheit thun?« Nun het der Bruwer ein grossen Hund, der hieß Hopff. Den nam er, als daz Wasser heiß ward, und warff ihn darin und ließ ihn wol versieden, daz ihm Hut und Har abgieng und daz Fleisch aller Ding von den Beinen fiel. Als nun die Magt bedacht, daz wider Zeit wär heimzugon, der Hopff solt nun genug haben, da kam sie und wolt Ulenspiegeln zu Hilff kumen. Da sagt sie: »Sich, mein lieber Bruder, daz hat genug, schlag ab!« Als sie nun den Seihkorp fürschlügen und begunden ein Schoüffen nach dem andern inschlagen, da sagt die Magt: »Hast du auch Hopffen darin gethon, ich vernim noch nit in meiner Schuffen.« Ulenspiegel sagt: »Uff dem Grund würst du den finden.« Die Magt fischet darnach und uberkam daz Reff uff der Schuffen und begund lut schrihen: »Ei, behüt mich Got, was hast du darin gethon? Der Hencker trinck das Bier!« Ulenspiegel sagt: »Als mich unser Bruwer hatt geheissen, das hab ich darin gethon. Und
Als Ulenspiegel kam gen Berlin, da verding er sich für ein Schneiderknecht. Als er nun uff die Werckstat saß, da sagt der Meister: »Knecht, wilt du neigen, so nei wol und näg, daz man es nit sicht.« Ulenspiegel sagt ja und nimbt die Nadel und Gewant darmit und kreucht under ein Bütten und stept ein Nat uber ein Knie und begund, so darüber zu neigen. Der Schneider stund und sah daz an und sprach zu ihm: »Was wilt du thun, das ist seltzam Neiwerck.«
Des Morgens stund der Meister uff und wecket Ulenspiegel ouch und fint disen Wolff im Gaden ston. Der Schneider verwundert sich, doch er sah wol, das es gemacht waß. Mit dem kumt Ulenspiegel darzu. Da sprach der Schneider: »Waß Teufels hast du daruß gemacht?« Er sprach: »Ein Wolff, als Ihr mich hiessen.« Der Schneider sagt: »Solchen Wolff meint ich nit, nur den grawen Baurenrock, den nant ich ein Wolff.« Ulenspiegel sagt: »Lieber Meister, das wüßte ich nit, hät ich aber gewüßt, das Euwer Meinung also wär gewesen, ich hät lieber den Rock gemacht dan den Wolff.« Nun, der Schneider was des zufriden, es was beschehen.
Also schickt es sich uber fier Tag, das der Meister eins Abents müd waz und hät gern zeitlich geschlaffen, doch ließ er sich duncken, das es noch zu frü wär, das der Knecht solt zu Beth gon. So lag da ein Rock, der waz gemacht bis an die Ärmel. So nimpt der Schneider den Rock und die ledigen Ärmel und warff die zu Ulenspiegel und sagt: »Würf die Ärmel an den Rock und gang darnach zu Beth.« Ulenspiegel sagt ja. Der Meister gieng zu Beth und Ulenspiegel
Bei dem Marckt zu Brenburg, da was Ulenspiegel zu Herberg wol 14 Tag. Und hart darneben, da wont ein Schneider, der het drei Knecht sitzen uff einem Laden und neiten. Und wan Ulenspiegel für sie gieng, so spotteten sie sein oder wurffen ihm ein Fetzen nach. Ulenspiegel schweig
Da nun der Schweinhirt ußbließ, das jederman sein Schwein uß lies treiben, da kamen des Schneiders Schwein auch uß seinem Huß und giengen under das Fenster und begunden sich zu reiben an die Ladenpffosten, so das die Pffosten trungen von dem Reiben under dem Fenster uß, das die drei Knecht durmelten von dem Fenster uff die Gassen. Und Ulenspiegel nam ihr war; und da sie fielen, begund Ulenspiegel laut zu rieffen: »Sich! Sich! Der Wind weget drei Schneider von dem Fenster!« unnd rufft laut, das man das uber den gantzen Merckt hort. Unnd die Leut lieffen dazu und lachten und seiten und die Knecht schikten sich und wüßten nit, wie sie von dem Fenster waren kumen. Zuletst wurden sie das gewar, das die Ladenpffosten waren abgesägt, unnd merckten wol, das es ihn Ulenspiegel het gethon. Sie schlugen ander Pfäl darunder und dorfften sein nit mee spotten.
Consilium und ein Versamlung der Schneider beschrib Ulenspiegel uß in die windische Stät unnd in das Land zu Sachßen, als nämlich in dem Land zu Holstein, Bummeren,
Ulenspiegel sprach: »Ja, kumen all zusamen in ein Weißen, das euwer jeder das von mir hören kan.« Sie kamen all zusamen uff ein weiten Plan und Ulenspiegel steige auff ein Hauß unnd sahe da zu dem Fenster uß und sprach:
Da wurden die Schneider zornig uff ihn, die weit harkummen waren, und wären gern bei ihm gewest, aber sie kunden nit zu ihm kummen. Also giengen die Schneider wider voneinander. Ein Teil waren zornig und fluchten und waren gantz unwillig, das sie also den ferren Weg umbsunst gangen hätten, und diejenne, die mit Huß da wonten, die lachten und spottetent der andern, daz sie sich hätten also lassen äffen, und sprachen, daz wär ihr selbs schuldt, warumb sie dem Landthoren und Narren hätten glaubt und gefolgt, dan sie lang wol gewißet hätten, was Ulenspiegel für ein Fogel wär geweßen.
Als Ulenspiegel gen Stendel kam, da thet er sich für ein Wullenweber uß und waz uff ein Sontag. Da sagt der Wullenweber zu ihm: »Lieber Knap, ihr Gesellen halten ein Fiertag am Montag, und welcher daz flegt gern zu thun,
Ulenspiegel war dessen zufriden und feiert den Tag und hielt des Abentz Collation mit seinem Meister. Da sprach der Wullenweber zu ihm, daz ihm wol geling die Woll zu schlagen, sunder er müst sie wol ein wenig höher schlagen. Ulenspiegel sagt ja und stund des Morgens frü uff und spant den Bogen oben an die Latten und setzt daran ein Leiter. Da steig er hinuff und macht, daz die Rüt nachfolgen kund bis uff die Hurt. Und holt dann die Woll von der Hurt, die stund uff der Erden bis an die Bün, und
Einsmals kam Ulenspiegel gen Ascherleue und waz Wintersnot und dürre Zeit und gedacht er: »Waz wilt du nun anfahen, daz du uß dem Winter kumest?« Da was niemans, der eins Knechts bedorfft, sunder da wont ein Kürßner, der wolt ein Knecht annemen, wann einer käm von seinem
Der Kürßner gieng frölich mit seiner Hußfrawen zu Bet. Ulenspiegel nam die bereiten Fel, die uff den Ricken hiengen, und nimpt die trucknen Fel und die geliddert waren und die nassen und treit die zusamen uff die Bün und kreucht mitten darunder und schlafft bis an den Morgen.
Großlistig Lüt sein die Swaben, und wa die des ersten hinkumen umb Narung und die nit finden, da verdirbt ein anderer gar. Doch seind ihr etlich auch mer geneigt uff den Bierkrug und uff daz Suffen dann uff ihr Arbeit, deßhalben ihr Werckstat offt wüst ligen etc.
Uff ein Zeit wonte ein Kürßner zu Berlin, der waz ein Schwab und waz seins Amptes seer kunstreich und auch guter Anschläg. Und waz auch reich und hielt ein gute
Demnach gab er ihm ein Stüblin in und legt ihm für vil Wolffshüt, die gehäret unnd zu Beltzen bereit waren, und gab ihm die Maß von jetlichen Beltz, groß oder clein. Also begund Ulenspiegel die Wolffsfell anzegon und schneid zu und macht uß allen den Fellen eitel Wölff und füllet die mit Hew unnd macht ihn Bein von Stecken, als ob sie lebten. Da er nun die Fel all verschnittn het und die Wölff uß gemacht het, sprach er: »Meister, die Wölff sein bereit, ist auch etwaz mer zu thun?« Der Meister sprach: »Ja, mein Knecht, näg sie, als vil du daz imer thun kanst.« Mit dem gieng er ussin in die Stub, da lagen die Wölff uff der Erden, klein und groß, die sahe der Meister an und sagt: »Was sol
Schnel kund Ulenspiegel einer guten Schalckheit geraten, als er wol beweise zu Leipsig den Kürßnern an der Fastnacht Abent, als sie ihr Gelag oder Ürtin zusamen hielten. Da begab sich, das sie gern Wiltpret hätten gehabt. Das vername
Aber Ulenspiegel het sein Kleider ußgezogen und sich verandert, das sie ihn nit kanten.
Indem als Ulenspiegel von Lipzig reißte, kam er geen Brunschwigck zu einem Gerwer, der daz Leder gerbt den Schuchmachern, und es waz Winterzeit. Da gedacht er: »Du solt dich mit disem Gerber disen Winterleiden«, und verdingt sich zum Gerwer. Als er nun 8 Tag bei dem Gerwer geweßen waz, da schickt es sich, daz der Gerwer wolte zu Gast essen. Und uff den Tag solt Ulenspiegel Leder gar machen. Da
Der Gerwer hietet sich niergen für und tranck den Tag und gieng des Abens vol zu Beth. Des Morgens verlangt ihn, wie sein Knecht daz Leder gemacht hät, und stund uff und gieng in daz Gerbhuß und fand daz Leder also gar gesotten und findet weder Bänck noch Stül in dem Hauß noch Hoff und ward gantz mißtröstig und gieng in die Kamer zu seiner Frauwen und sprach: »Frauw, hie ist ubel zu gesehen. Ich habs darfür, das es unser nüwer Knecht Ulenspiegel sei gewesen, wann er pfleget alles das zu thun, als man ihn heisset. Er ist hinweg und hat all unßere Stül und Bänck in das Feür gehawen und hat das Leder damit allzu gar gesotten.« Die Fraw ward weinen unnd sprach: »Folgen ihm hefftigklichen und schnel nach und holen ihn wider.« Der Gerwer sagt: »Nein, ich beger sein nitt wider, er bleib nur uß, bitz ich nach ihm schick.«
Ulenspiegel sah sich cluglichen für, als er gon Lübeck kam, und hielt sich gebürlich, daz er da nieman kein Büberei dät, wann es ist zu Lübeck ein scharpfes Recht.
So waz zu der Zeit zu Lübeck ein Weinzäpffer in des Rats
Lambrecht, der Weinzäpffer, achtet der Wort, als Ulenspiegel sagt, da er uß dem Keller gieng, und get hin und uberkumpt ein Botten und loufft Ulenspiegel nach unnd uberkumpt ihn uff der Strassen. Der Büttel greiff ihn an und fanden sie zwo Kanten bei ihm, die ledig Kant und die Kant, darin der Wein waz. Da sprachen sie ihn an für ein Dieb und furten ihn in die Gefänckniß. Also ward von etlichen ein Urteil geben, er hab den Galgen darumb verdienet,
Aber die Ulenspiegeln gram waren, die sprachen, daz wär Dieberei, er müst darumb hangen; also das uber ihn daz Urteil ward geben: der Tod des Galgens. Als nun der Gerichtestag kam, daz man Ulenspiegel ußfieren solt und solt ihn hencken, daz waz ein Gerühel uber die gantz Stat, daz jederman zu Roß und zu Fuß uff waz, also das dem Rat von Lübeck leid was, das er ihn abgetrungen wurd und verschuffen, das er nit gehangen wurd. Etliche wolten sehen, wie er sein End wolt nemen, nachdem er ein abentürlich Mensch waz gewesen. Etliche meinten, er kunt mit der schwartzen Künst und daz er sich damit ledigen würd. Und daz merer Teil gunten ihm, daz er ledig würde. Und in der Ußfierung waz Ulenspiegel gantz stil und sprach nit ein Wort, so daz sich jederman sein verwundert und meinten, er wär verzweiffelt. Das wäret bis an den Galgen. Da thet er den Mund uff und heischt den gantzen Rat zu ihm und bat ihn gar demütigklichen, daz sie ihm wolten ein Bit gewären. Er wolt sie weder umb Leib noch Leben bitten oder umb Gelt oder Gut, sunder etwas Guts nachzethun, noch ewige Meß, noch ewige Spenden, noch ewige Gedächtniß, sunder ein ringe Sach, daz on Schaden wol zu thun stund und daz der eerlich Rat von Lübeck
Ulenspiegel, der sprach: »Die Artickel, die ich vor gezält habe, will ich Euch nit bitten, sunder wöllen Ihr mir daz halten, darumb ich Euch bit, so thun mir die Händ da uff.« Daz theten sie allzumal und gelobten ihm daz mit Hand und mit Mund. Da sprach Ulenspiegel: »Ihr eerlichen Herren von Lübeck, so Ihr mir gelobt haben, so bit ich Euch darum und ist mein Bit: Wann ich nun gehangen bin, daz dann der Weinzäpffer wöll kummen all Morgen, 3 Tag lang, der Schenck zu dem ersten, der Greibenschinder darnach und mich küssen mit dem Mund nüchtern in den Arß.« Da spuwten sie uß und sprachen: »Daz wär nit ein zimliche Bit.« Ulenspiegel sprach: »Ich halt den eerlichen Rat zu Lübeck so redlich, er wöll mir halten, daz er mir zugesagt hat mit Hand und mit Mund.« Sie giengen all darüber zu Rat, so daz mit Gunst und andern zufallenden Sachen ward beschlossen, daz sie ihn liessen gon. Also reißte Ulenspiegel dannen geen Helmstet, und man sach ihn nit mer zu Lübeck.
Mit einer Deschen richtet Ulenspiegel aber ein Schalckheit zu. Dann zu Helmstet, da wont ein Deschenmacher, zu dem kam Ulenspiegel und sprach, ob er ihm wolt ein grosse hübsche Deschen machen. Der Deschenmacher sprach: »Ja, wie groß sol sie sein?« Ulenspiegel sagt, daz er sie groß genug mecht, dann es was zu der Zeit, das man groß Deschen trug, die waren breit unnd weit. Der Deschenmacher machte Ulenspiegeln ein grosse Desch. Als er darnach kam
Ulenspiegel kunt sein Schalckheit nit laßen, als er gen Ertford kam, wann er ward bald bekant von Burgern und Studenten. Er gieng eins bei die Metzig, da daz Fleisch in feil was. Da sprach ein Metziger zu ihm, das er etwaz koffen solt, daz er mit ihm zu Huß trüg. Ulenspiegel sagt zu ihm: »Was sol ich mit mir nemen?« Der Metziger sprach: »Ein Braten.« Ulenspiegel sagt ja und nimpt den Braten bei dem End und gieng damit dahin. Der Metziger lieff ihm
Uber acht Tag kam Ulenspiegel wider under die Fleischbänck. Da sprach derselbig Metziger Ulenspiegel wider an mit Speiworten: »Kum wider her und hol einen Braten.« Ulenspiegel sagt ja und wolt nach dem Braten datschen. Da was der Meister endlich und nam den Braten bald zu ihm. Ulenspiegel sprach: »Beiten, lassen den Braten ligen, ich
Bald hub sich Ulenspiegel uß dem Land zu Hessen geen Dreßen für den Böhemerwald an der Elbe und gab sich uß für einen Schreinerknecht. Den nam da ein Schreiner an, der bedorfft Gesellen zu Notturfte, dan seine Gesellen hetten ußgedienet und waren gewandert.
Des Abentz kam der Meister heim und het wol getruncken und fragt Ulenspiegeln, waz er den Tag gearbeit hät. Ulenspiegel sagt: »Meister, ich hon die vier Dischbretter uff daz gnawest zusamen in den Leim bracht ond bei guter Zeit Feirabent gemacht.« Daz gefiel dem Meister wol und sagt zu seiner Frawen: »Daz ist ein rechter Knecht, dem thu gütlich, den wil ich lang behalten«, und giengen da schlaffen. Aber des Morgens, da hieß der Meister Ulenspiegeln den Tisch bringen, den er bereit und gemacht hät. Da kam Ulenspiegel mit seiner Arbeit von der Büne ziehen. Als nun der Meister sah, daz ihm der Schalck die Bretter verderbt het, sprach er: »Knecht, hast du auch Schreinerhandtwerck
Zornig unnd zwiträchtig waren die Churfursten undereinander, also das kein romischer Keiser oder Künig waz. Da begab sich, daz der Groff von Supplenburg von menglichem Churfürsten zum Romischen Künig gekoren ward, so
Da zogen die Herren uß allen Landen. Da begab sich in der Wederau bei Fridburg, daz der Bischof von Trier mit seinem Volck Ulenspiegel uff dem Weg gen Franckfurd fand. Als er nun seltzam gekleit waz, da fragt ihn der Bischoff, waz er für ein Gesel wär. Ulenspiegel antwurt und saget: »Gnädiger, ich bin ein Brillenmacher und kum uß Brabant. Da ist nüt ze thun, so wolt ich nach Arbeit wandern, so ist es gar nichts uff unserm Handtwerck.« Der Bischof sprach: »Ich meint, dein Hantwerck solt von Tag zu Tag besser werden, ursach daz die Lüt von Tag zu Tag je kräncker werden und am Gsicht abnemen, deßhalben man vil Brillen bedarff.«
Ulenspiegel antwurt dem Bischoff und sagt: »Ja, gnädiger Her, Euwer Gnad sagt war, aber einerlei, das verderbt unser Hantwerck.« Der Bischoff, der sprach: »Was ist das?« Ulenspiegel sprach: »Wann ich daz dörfft sagen, daz Üwer Gnad darüber nit zürnen wolt.« »Nein«, sprach der Bischoff, »mir seint daz wol gwont von dir und deinsgleichen. Sags nur frei.« »Gnädiger Her, daz verderbt daz Brillenmacherhantwerck und ist zu besorge, daz es noch abgang,
Recht in der Strassen, als man von dem Hewmarckt wil gon, wont ein reicher Kouffman. Der gieng uff ein Zeit vor demselben Thor spacieren und wolt uff seinen Garten gon. Underwegen uff einem grünen Acker fand er Ulenspiegel ligen. Den grüßt er und fragt ihn, was er für ein
Als nun die Fraw den seltzamen Gast von Cleidung sahe, fragt sie ihren Haußwirt, waz das für ein Gesel wär und waz er mit ihm thun wolt und ob er besorgt, das Brot würd schimlig. Der Kauffman sagte: »Fraw, sei zefriden, er sol dein eigner Knecht sein. Er ist ein Koch.« Die Fraw sprach: »Ja, lieber Man, er solt wol gut Ding kochen.« »Dan sei zufriden«, sprach der Man, »du solt morgen wol sehen, was er kan.« Und rufft Ulenspiegeln: »Doll!« Er antwort: »Junckher!« »Nim ein Sack und gang mir nach
Als sie assen und trunken und waren guter Ding des Abentz, sprach der Kouffman: »Dol, richt den Wagen zu
Schimpfliche Schalckheit thet Ulenspiegel einem Roßdüscher bei dem See zu Wißmar. Wan dahin kam alzeit ein Roßdüscher, der koufft kein Pferd, nur das er da kouffschlagt und nit koufft und zoch dan die Pferd bei dem Schwantz. Das thet er den Pferden, die er nit koufft, und
Daz ward Ulenspiegeln zu wissen und gedacht daruff: »Dem must du ein Schalckheit thun, es sei, waz es wöl, daz der Irtum uß dem Volck kum.« So kunt Ulenspiegel etwas mit der schwartzen Kunst sich behelffen und uberkam ein Pferd und macht daz mit der schwartzen Kunst, als er daz haben wolt. Und zoch darmit zu dem Marckt und bot das Pferd thüer, uff daz sie ihm daz nit abkaufften, solang daz diser Kauffman kam, der die Pferd bei dem Schwantz zoch. Dem bot er daz Pferd gutes Kauffs. Der Kauffman sah wol, daz daz Pferd schön waz und gut für daz Gelt und gat auch harzu und wolt ihm hart an dem Schwantz ziehen. Und Ulenspiegel het daz also gemachet: Sobald daz er dem Roß den Schwantz zuge, daz er ihn in der Hand behielt, und waz dem Pferd daz also geschaffen, als ob er dem Pferd den Schwantz hät ußgezogen.
Diser Kauffman stund und ward zaghafftig, und Ulenspiegel ward rieffen: »Rabio uber dise Bößwicht! Sehen, lieben Burger, wie er mir mein Pferd verhönet und verderbet hat!« Die Burger kame darzu und sahen, das der Kauffman den Pferdßschwantz in der Hand het und das es seinen
Zu Lünenburg wont ein Pfeiffentreier und der waz ein Lantfarer gewesen und was mit dem Lotterholtz umbgeloffen. Da saß er zu Bier, und Ulenspiegel kam in daz Gelach und het vil Geselschafft da. Da lud diser Pfeiffentreier Ulenspiegeln zu Gast in diser Weiß, daz er ihn äffen wolt, und sagt zu ihm: »Kum morgen zu Mittag und iß mit mir, ob du kanst.« Ulenspiegel sagt ja und verstund des Wort
Die Fraw und Magt giengen zu Marckt, und der Pfeiffentreier kam underwegen und sprach zu ihn, waz sie ze lauffen hätten. Sie sprachen, Ulenspiegel wär in daz Huß kummen und hät gesprochen, wie daz ihm ein grosser Stör wär
Da gienge der Pfeiffenmacher von Stund zum Schelmenschinder und sagt, in der Herberg sei ein frum Man, der heißt Ulenspiegel. Dem sei ein Pferd gestorben, das solte er außfüren, und zeigt ihm das Huß. Der Schelmenschinder sah wol, das es der Pfeiffenmacher waz, und saget ja, er
Vor alten Zeiten, da wont zu Gerdaw im Land zu Lünenbürg ein par alter Leut, die bei 50 Jaren im eelichen Stat beieinander gesessen waren und hetten grosse Kinder, die sie fürter beraten und ußgeben hetten. Nun was zu der Zeit ein gantz listfindig Pfaff uff der Pffar daselbst, der allezeit gern was, wa man praßt und schlempt. Derselbig Pfaff macht es mit seinen Pfarleuten also, das uff daz
Nun heten die zwei alten Leut in vil Jaren kein Kirchwei, Kindtouff oder Gastung, da der Pfaff ein Schlamp von haben möcht, das ihn verdroß, und gedacht uff ein Sin, wie er den Bueren darzu brächt, das er ihm ein Colation gäb. Er sendet ihm ein Botten und fragt ihn, wie lang er mit seiner Hußfrawen im eelichen Stat gesessen wär. Der Buer antwurt dem Pfarrer: »Lieber Her Pfarrer, das ist lang, das ich das vergessen hab.« Dem der Pfarrer antwurt: »Das wär ein gefärlicher Stant zu euwer Selenheil. So ihr nun fünfftzig Jar beieinander gewesen sent, so wär die Gehorsam des eelichen Stats uß als eins Münichs in einem Gloster. Des underred dich mit deiner Hußfrawen und kum wider zu mir und bericht mich der Ding, uff daz ich uch helff raten zu euwer Selen Selikeit, daz euch und alle meinen Pfarkinden pflüchtig bin.« Dem thet der Buer also und uberschlug das mit seiner Hußfrawen und kunt doch nit gruntlich Zal ihres eelichen Stats dem Pfarrer anzeigen. Und kamen beid mit grosser Sorgfältigkeit zum Pfarrer, ihn umb ihrer Unwirdikeit willen guten Rat zu den Dingen zu geben.
Der Pfarrer sagt: »Nachdem sie kein gewisse Zal wißte und umb Sorgfältigkeit willen ihrer Seelen wil ich euch des nächstkünfftigen Sontags uff ein nüws wider zesamen geben, ob ihr nit in eelichem Stat wären, daz ihr darein kämen. Und darumb schlagen ein guten Ochßen, Schaff und Schwein, bit dein Kind und guten Fründ zu deiner Kost und thu den gütlich, so wil ich auch bei dir sein.« »Ach ja, lieber Pfarrer, dem thun also, es sol mir an einem Schock Huner nit lige. Solten wir so lange beieinander gewesen sein und nun erst uß dem eelichen Stat sitzen, das wär nit gut.« Er gieng damit hauß und richtet zu. Der Pfarrer lud zu solicher Kost
Bei dem was Ulenspiegel ein Zeitlang geweßen. Zu dem sprach der Probst: »Sitz uff meinen jungen Hengst und reit mit, du solt wilkum sein.« Dem thet Ulenspiegel also. Da sie nun dar kamen, assen und trancken und frölich waren, da waz die alt Fraw, die die Braut sein solt, oben an dem Tisch, als Bräut pflegen ze sitzen, daz sie müd was und ihr ward schwach. Also ließ man sie uß. So gieng sie hinder ihren Hoff bei das Wasser Gerdaw unnd setzt die Füß in das Wasser. Indem ward der Probst mit Ulenspiegel gen Epsdorff heimriten, also hoffiert Ulenspiegel der Brut mitt dem jungen Hengst, mit schonen Springen. Und macht diser so vil, das ihm sein Desch und Gürtel von der Seiten fiel, als man zu der Zeit pflag zu tragen. Da für das die gut alt Fraw sah, da stund sie uff und nam die Desch und gieng zum Wasser daruff sitzen. Da nun Ulenspiegel ein Ackerläng hinweggeritten was, da vermissett er allererst sein Desch unnd rant kurtzumb wider gen Gerdaw, fragt die gut alt Bürin, ob sie nit ein alte ruhe Desch vernumen oder funden hät. Die alt Fraw sprach: »Ja, Fründ, in meiner Hochzeit uberkam ich ein ruhe Desch, die hab ich noch und sitz daruff, ist es die?« »Oho, daz ist lang«, sprach Ulenspiegel, »da du nun ein Braut warest, das muß vonnöten nun ein alte rostige Desch sein. Ich beger deiner alten Deschen nit.« Aber Ulenspiegel, wie schalckhafftiger und listig er was, so ward er dennocht von der alten Bürin geäfft und müst seiner Deschen entberen. Dieselb ruhe Brutdeschen haben die Frawen zu Gerdaw noch. Ich glaub, das die alten Witwen daselbst die inn Verwarung haben, wem etwaz daran leg, der möcht danach fragen.
Gesottens und Gebratens wolt Ulenspiegel allzeit essen, darumb muste er sehen, wa er das neme.
In der Badstuben zu Honower vor dem Leinthor wolt der Bader nit das, das es ein Badstuben heißen solt, sunder es hieß ein Huß der Reinikeit. Des ward Ulenspiegel inen, und als er gen Hanower kam, so gieng er in dise Badstub unnd zoch sich uß und sprach, als er in die Badstuben drat: »Got grüß Uch, Her, und Euwer Husgesind und alle, die ich in disem Reinhuß find!« Dem Bader was es lieb und hieß ihn wilkumen sein und sprach: »Her Gast, Ihr sagen
Seltzame unnd lächerlich Ding treib Ulenspiegel zu Bremen. Wan einsmals kam Ulenspiegel daselbest uff den Marckt unnd sah, das die Bürin vil Milch zu Merckt brachten. So wart er eins daruff uff einen Merckttag, da kam vil Milch. Da uberkam er ein groß Büten und setzt sie uff den Merckt und koufft alle die Milch, die dar uff den Marck kam, und ließ sie alle in die Büdt schütten und schreib ein jetliche Frauw uff, zu Ring har, die ein so vil, die ander so vil
Als nun Ulenspiegel ein Land uff wandert, das ander nider, da kam er uff ein Zeit wider gen Hanouer, und da treib er vil seltzamer Abenthür. Da reit er ein Zeit für das Thor ein Ackerläng Wegs spacieren. Da begegneten ihm 12 Blinden. Als nun Ulenspiegel gegen ihnen kam, da sprach er: »Waher, ihr Blinden?« Die Blinden stunden und horten
Da sie nun in die Herberg kamen, sprachen dise Blinden alle, daz ein gut Man hät für sie hingeritten und hät ihnen 12 Guldin umb Gots willen geben, und die solten sie umb seinen willen verzeren, biß das der Winter hinweg wär. Der Wirt was gricht nach dem Gelt und nam sie so für an und gedach nit daruff, daz er sie gefragt hät und gesehen, welcher Blind die zwölff Gulden hät, und sprach: »Ja, mein lieben Brüder, ich wil euch gütlich thun!« Er schlug und hüw zu und kocht den Blinden und ließ sie zeren, solang daz ihn ducht, daz sie zwölff Guldin verzert hätten. So sprach er: »Lieben Brüder, wöllen wir rechen, die zwölff Guldin seint gar bei verzeret.« Die Blinden sagten ja, und je einer sprach den andern an, welcher die 12 Gulden hät, daz er den Wirt bezalt. Der ein het die Guldin nit, der ander hat sie auch nit, der drit
Ulenspiegel sagt: »Wie, Her Wirt, möchten sie keinen Bürgen uberkumen?« Der Wirt gedacht: »O hät ich jetz einen«, und sprach: »Fründ, künt ich einen gewissen Bürgen uberkumen, den näm ich an und ließ die unseligen Blinden louffen.« Ulenspiegel sprach: »Wolan, ich wil die gantz Stat umb hören und sehen, daz ich Uch einen Bürgen uberkum.« Da gieng Ulenspiegel zu dem Pfarer und sagt: »Mein lieber Herr Pfarer, wöllen Ihr nun thun als ein gut Frunt. Hie ist mein Wirt, der ist besessen mit dem bösen Geist in diser Nacht, und der laßt Uch bitten, daz Ihr ihm die woltten ußbeschweren.« Der Pfarrer sagt ja, sunder er muß ein Tag oder zwen harren, solich Ding möcht man ubereilen. Ulenspiegel sagt ihm sunder: »Ich
Des driten Tags gieng die Fraw hin und mant den Pfarer umb die 12 Gulden, daz die Blinden verzert hätten. Der Pfarer sagt: »Liebe Fraw, het Euch Euwer Hußwirt daz so geheißen?« Die Fraw sagt ja. Der Pfarer sprach: »Daz ist der bössen Geist Eigenschafft, daz sie Gelt wöllen hon.« Die Fraw sprach: »Daz ist kein böser Geist, bezalen ihm die Kost.« Der Pfarer sagt: »Mir ist gsagt, Üwer Huswirt sei besessen mit dem bösen Geist, holen mir ihn, ich wil ihm helffen darvon mit der Gotshilff.« Die Fraw sagt: »Das pflegen Schälck zu thun, die Lügner sein, wan sie bezalen sollen. Ist mein Hußwirt gefangen mit dem bösen Geist, das sollest du täglich wol befinden!« und lieff zu Huß und sagt das ihrem Wirt, was der Pfarer gesagt hät. Der Wirt ward bereit mit Spiesen unnd mit Halparten und lieff ihm zu dem Pfarhoff. Der Pfarer ward des gewar und riefft seinen Nachburen zu Hilff und segent sich und sagt: »Kumen mir zu Hilff, mein lieben Nachburen, sehent, diser Mensch ist besessen mit dem bösen Geist.« Der Wirt sagt: »Pfaff, gedenck und bezal mich.« Der Pfarer
Als nun Ulenspiegel dise Büberei zu Bremen het ußgericht, ward er gantz wol bekant. In der Stat zu Bremen waz so, das ihnn die Bürger wol leiden möchten unnd ihn in allen Schimpffen haben wolten. Unnd Ulenspiegel was da lang in der Stat. Da was dann ein Sammelung von Bürgern und auch von Inwoneren, als dann Kouflüt, die hetten ein
Bald darnach kam Ulenspiegel zu der Weßer in ein Stat und sah alle Händel under den Bürgern und waz ihr Anschläg waren, so daz er ihr aller Weiß inen ward und wie es umb ihren Handel ein Gestalt het, wan er da het 14 Herberg. Was er in einem Huß lehent, daz fand er in dem
Einsmals da kam Ulenspiegel gen Hamburg und kam uff den Hopffenmarckt und stund und sah sich umb. So kumpt gon ein Bartscherer, der fragt ihn, wa er harkäm. Ulenspiegel sagt: »Ich küm da einhar.« Der Meister fragt ihn: »Was bist du für ein Handtwerckßknecht?« Ulenspiegel sagt: »Ich bin ein Barbierer, mit kurtzem gesagt.« Der Meister
Sich begab uf ein Zeit, das ein Hoff solt werden, und Ulenspiegel wolte dar reiten. Da ward ihm sein Pferd hincken. Da gieng er da hin zu Fuß, und es was gar heiß, und ihn begund zu hungern. Und da was ein klein Dörflin underwegen, und da was kein Wirtßhauß in dem Dörflin und es waz umb Mittag. Da gieng er in das Dorff, und er was daselbest wol bekant. Da kam er in ein Hauß, da saß die Fraw und machet Käß und het ein Klumpen Molcken in
Grosse Schalckheiten thet Ulenspiegel einer Bürin, uff das er daz Weißmuß allein äße. So er gieng in ein Hauß und was hungerig. Da fand er die Fraw allein, die saß bei dem Feuer und kocht ein Weißmuß. Daz schmecket Ulenspiegel so wol under Augen, das ihn daz lust zu essen, und bat die Fraw, das sie ihm daz Weißmuß wolt geben. Die Fraw sagt: »Ja, mein lieber Ulenspiegel, gern, und solt ich das selber enberen, so wolte ich Euch das geben, das Ihr das allein eßen.«
Hefftig wandert Ulenspiegel und kam gen Nürnberg und waz da 14 Tage. Und in der Herberg, da er in was, da wont ein frum Man, der was reich und gieng gern in die Kirchen unnd vermöcht sich nit wol der Spilleutt. Wa die waren oder kamen, da er was, da gieng er davon. Da hett derselb Mann ein Wonheit, das er des Jares eins sein Nachburen
In Ißleven wont ein Wirt, der war speiig und hielt sich kün und tröst sich, das er ein grosser Wirt was. Da kam Ulenspiegel in sein Herberg, und es was in Winttertagen, das ein grosser Schne lag. Da kamen drei Kouflüt uß Sachssen, die wolten gen Nürnberg unnd kamen in der finster Nacht in die Herberg. Und so waz der Wirt gantz behend in dem Mund und hieß dise drei Koflüt wilkumen
Gar bald darnach kame Ulenspiegel gen Cöln in ein Herberg, und er truckte sich zwen oder drei Tag, daz er sich nit zu erkennen gab. Und in den Tagen merckt er, daz der Wirt ein Schalck waz. Da gedacht er: »Wa der Wirt ein Schalck ist, da haben es die Gäste nit gut, du soltest ein ander Herberg suchen.« Des Abens merck der Wirt an Ulenspiegeln, das er ein ander Herberg het. Da weiß er die andern Gäst zu Bet und ihn nit. Da sprach Ulenspiegel: »Wie, Her Wirt, ich bezal mein Kost so thüer als die Ihr zu Bet weisen, unnd ich sol hie uff der Benck schlaffen?« Der Wirt sprach: »Sehe, da hast ein par Leilachen!« und ließ einen Furtz und uff der Stet noch einen und sprach: »Sehe, da hast du einen Houptpfulwen!«, und zum driten ließ er aber einen her dretten, daz er stanck, und sagt: »Seh, da hast du ein gantz Bet, behilff dich biß morgen und leg sie mir zu Hauff, daz ich sie beieinander widerfind.« Ulenspiegel schweig stil und gedacht sich: »Das merckest du wol, du must den Schalck mit einem Schalck bezalen«, und lag die Nacht uff der Benck. Da het der Wirt ein süberlichen Dischtaffel mit Fligelen. Die det Ulenspiegel uff und scheiß daruff einen grosen Huffen und thet daz wider zu. Des Morgens taget es ihm frieg und gieng für des Wirts Kamer und sprach: »Her Wirt, ich danck Euch für die Nachtherberg!« und ließ mitt dem einen großen Scheiß und sagt zu ihm: »Seint, das seint die Federen von dem Beht. Den Houptpfulgen, Leinlachen, Decken mit dem Beht hab ich zusamen in einen Huffen gelegt!« Der Wirt sagt: »Her Gast, das ist gut, ich wil darnach lugen, wann ich uffstee.«
Lang Zeit was Ulenspiegel zu Coln in der Herberg, da begab es sich, das die Kost, die ward also spat zum Feür bracht, so daz es hoch Mitag ward, ee die Kost gerecht ward. Daz verdroß Ulenspiegel ser, daz er so lang solt fasten. Da sah der Wirt wol an ihm, daz es ihn verdros, und der Wirt sprach zu ihm: »Wer nit beiten kund, bis die Kost gerecht würt, der möcht eßen, waz er het.« Ulenspiegel gieng und aß ein Simlen uff und gieng da sitzen uff den Hert. Und da es 12 schlug, der Tisch ward gedeckt, die Kost ward daruff bracht, der Wirt gieng mit den Gästen sitzen, und Ulenspiegel bleib in der Küchin. Der Wirt, er sprach: »Wie, wilt du nit zum Disch sitzen?« »Nein«, sprach er, »ich mag nit essen, ich bin des Geschmack von dem Gebrates vol worden.« Der Wirt schweig und aß mit den Gästen und nach Essenzeit bezalt die Urten. Der ein wandert, der ander bleib, und Ulenspiegel saß bei dem Feür. Da kumpt der Wirt mit dem Zalbret und was zornig und sprach zu Ulenspiegel, daz er ufflegt 2 Cölisch Weißpfenning für daz Mal. Ulenspiegel sprach: »Her Wirt! Seint Ihr ein solich Man, daz Ihr Gelt von einem nemen, der da Üwer Speiß nit ißt?« Der Wirt sprach fentlich, daz er das Gelt geb. Hät er nit gessen, so wär er doch des Geschmacks vol worden. Er wär da gesessen uber dem Braten, daz wär so vil, als wär er uber der Taffelen gsesen und hät darvon gessen, daz wolt er ihm für ein Mal rechen. Ulenspiegel zoch herfür ein Cöllisch Weißpfenning und warff den uff
Mit Ernst reißt Ulenspiegel von Rostock, als er die Schalckheit gethon, und kam in ein Flecken zu Herberg. Und in dem Huß was nit vil zu essen, dann da was eitel Armut, und der Wirt im Hus het vil Kinder und dabei was Ulenspiegel gantz ungern. Da band Ulenspiegel sein Pferd in den Stal und gieng dahin in daz Huß und kam zu dem Feür und fand einen kalten Herd und ein lere Wonung. Da verstund er wol, daz nüt dan Armut was. Da sprach er:
Nun begab es sich, daz Ulenspiegel kam an ein Ort zu Huß und findt die Wirtin allein. Und da het die Wirtin ein zöttigs Hündlin, den het sie gantz lieb und der must allezeit uff der Schoß ligen, wan er müßig was.
Als nun Ulenspiegel bei dem Feur saß und tranck uß der Kannen, da het die Fraw den Hund darzu gewent, wann sie Bier tranck, so müst sie dem Hund Bier in ein Schüssel geben, daz er auch tranck. Als nun Ulenspiegel saß und
Horen, was Ulenspiegel zu Stasfurt getriben het, wan dabei leit ein Dorff, da kam er hin zu Herberg und zoch ander Kleider an und gieng in sein Herberg und vernam, in dem Huß da ston ein Rad. Da legt er sich oben daruff und bot der Wirtin ein guten Tag und fragt sie, ob sie nit etwas gehört hät von Ulenspiegeln. Sie sagtt, was sie von dem Schalck hören solt, sie möcht ihn nit nenen hören. Ulenspiegel sprach: »Fraw, waz het er Uch geton, das Ihr ihm so gram seint; doch wa er hinkam, da schied er on
Bosse und zornig Nachred bringen bösen Lon. Als Ulenspiegel von Rom reißt, da kam er in ein Dorff, da waz ein groß Herberg und der Wirt waz nit zu Huß. Da sprach Ulenspiegel zu der Wirtin, ob sie auch Ulenspiegeln kandt. Die Wirtin sagt: »Nein, ich ken sein nit, aber ich hab wol von ihm gehört, daz er sei ein ußgeleßner Schalck.« Ulenspiegel sprach: »Liebe Wirtin, warumb sagen Ihr, daz er ein Schalck ist, und Ihr kennen ihn nit?« Die Fraw sprach:
Bese Schalckheit richt Ulenspiegel zu zu Franckfurd an der Adern. Da kam er hin wandern mit einem Pfaffen und zochen beid in die Herberg. Uff den Abent so thet ihn der Wirt gantz gütlich und gab ihn Fisch und Wilbrecht. Als sie nun zu Disch sitzen wolten, setzt die Wirtin den Pfaffen oben an, und waz Guts in der Schüsseln waz, legt die Wirtin dem Pfaffen für und sagt: »Her, daz essen Ihr von meinentwegen.« Ulenspiegel saß unden an dem Tisch und sahe den Wirt und Wirtin fast an, aber niemans legt ihm etwaz für oder hieß ihn essen und müst doch gleich viel gelten. Daz Mal ward volbracht, und als es nun Schlaffenszeit was, da ward Ulenspiegel und der Pfaff in ein Kamer gelegt und jetlichem ward ein schön Beth bereit, daruff sie schlieffen. Nun des Morgens zu guter Zeit stund der Pfaff uff und bet sein Zeit und bezalt darnach dem Wirt und zoch fürter. Ulenspiegel bleib ligen, biß daz es 9 wolt schlagen, und scheiß in daz Bet, daruff der Pfaff gelegen waz.
Da fragt die Wirtin den Hußknecht, ob der Pfaff oder die andern Gäst uffgestanden wären oder ob sie auch gerecht und bezalt hätten. Der Knecht sprach: »Ja, der Pfaff stund vor einer guten Zeit uff und betet sein Zeit und bezalt und wandert fürter, aber den andern Gesellen hab ich disen Tag nit gesehen.« Die Fraw besorgt, er wär kranck, und gieng in die Kamer und fragt Ulenspiegeln, ob er nit uffston wolt. Er sagt: »Ja, Wirtin, ich was nit wol zu pas.« In dem wolt die Fraw die Leilachen von des Pfaffen Beth nemen. Da sie nun daz uffdeckt, da lag ein großer Treck
Die Wirtin flucht dem unschuldigen Pfaffen und sagt, wann er widerkäm, er solt fürter gon, aber Ulenspiegel, den frumen Knecht, den wolt sie gern herbergen.
Recht und redlich bezalt Ulenspiegel einen Hochländer. Wann es begab sich uff ein Zeit zu Antdorff in einer Herberg, da waren holändische Kouflüt in, und Ulenspiegel ward ein wenig kranck, daz er kein Fleisch möcht, und kocht ihm weich Eiger. Als nun die Gäst zu Disch sassen, da kumpt Ulenspiegel auch zu dem Tisch und bracht die weichen Eier mit ihm. Und der ein Hohländer sah Ulenspiegeln für einen Buren an und sprach: »Wie, Buer, magst du des Wirts Kost nit, sol man dir Eiger kochen?«, und mit dem nimpt er die Eier beid und schlächt sie uff und schütet eins nach dem andern zu Halß und legt die Schalen für Ulenspiegeln wider und sagt: »Seh hin, leck daz Vaß, der Dotter ist heruß.« Die andern Gäst lachten des und Ulenspiegel mit ihn. Uff den Abent koufft Ulenspiegel ein hüpschen Apffel, den hülecht er inwendig uß und stieß den vol Fliegen oder Mucken unnd briet den Apffel müßlichen und schälet den Apffel und bezettelt den ußwendig mit Imber. Als sie nun des Abentz wider zu Disch sassen, da bracht Ulenspiegel uff einem Deller den gebraten Apffel und kert sich von dem Disch, als ob er mee holen wolt. Als er nun den Rücken wendet, so greifft der Holänder zu und nimpt ihm den gebraten Apffel von dem Deller und schluckt den bald in. Von Stund ward sich der Holänder brechen und brach sich
Da nun Ulenspiegel dise Schalckheit het ußgericht, reißt er wider gen Bremen zu dem Bischoff. Der het mit Ulenspiegel vil Schimpffs und het ihn auch lieb, und allezeit richt er ihm ein schimpflich Abentür zu, das der Bischoff lacht und hielt ihm sein Pferd kostfrei. Da thet Ulenspiegel, als ob er der Büberei müd wär und wolt gon in die Kirch.
Als nun Ulenspiegel hinweg waz, da saß der Bischoff mit seinen Rittern und Knechten uber dem Tisch und sprach zu ihnen, wie er die Kunst kunt, wie er die Fraw auch darzu wolt bringen, das sie all ihr Häfen entzweischlüg. Die Ritter und Knecht begerten nit zu sehen, daz sie die Häffen entzweischlieg, sunder daz sie die Kunst möchten wissen. Der Bischoff sprach: »Wil mir Üwer jeder geben ein guten feißten Ochsen in mein Kuchen, ich wil Uch die Kunst alle leren.« Da waz daz nun im Herbst, daz die Ochsen bei dem Feisten seint und jeder gedacht: »Du soltest ein par Ochsen wagen, sie kumen dich doch nit hart an, uff das du die Kunst möchst leren.« Und die Ritter und Knecht boten dem Bischoff ein jeder ein feißten Ochsen und brachten sie zusamen, so daz der Bischoff uberkam 16 Ochsen und ein jeder Ochß waz 4 Guldin wert, so daz die 30 Guldin, die er Ulenspiegel gab, waren dreifältig bzalt. Und dieweil kam Ulenspiegel reiten, als die Ochsen beieinanderstunden, und sprach: »Von diser Büt gehört mir daz Halb.« Der Bischoff sagt zu Ulenspiegel: »Halt du mir, als du mir gelobt hast, ich wil dir auch halten, als ich dir gelobt hab, und laß deine Herren auch bei ihrem Brot bleiben«, und gab ihm ein feißten Ochsen. Den nam Ulenspiegel und danckt dem Bischoff. Nach, so nam der Bischoff dieselben sein Diener, hub an unnd sprach, das sie ihm zuhörten, er wolt ihn die Kunst sagen, und sagt ihn alle Ding, wie sich Ulenspiegel forhin mit der Frawen vertragen hät und er die Häffen vor bezalt hät. Als er nun das zu dem Bischoff sprach, sassen alle sein Diener, als ob sie mit List betrogen wären und ihr keiner dorfft vor dem andern etwas reden. Der ein kratzt uff dem Kopff, der ander kratzt den Nacken, der Kouff het
Uf ein Zeit hielten die durchlüchtigen und hochgebornen Fürsten von Brunschwick ein Rennen und Stechen und Tornieren mit vil frembden Fürsten und Herren, Ritter und Knechten in der Stat zu Einbeck, und mit ihren Hindersassen. Nun waz es in dem Sumer, das die Pflomen und ander Ops zeitig waren. Da waz zu Oldenburg bei Einbeck ein frumer, einfältiger Buersman, der het ein Garten mit Pflumenbeimen. Der ließ brechen ein Karch vol Pflumen und wolt damit gen Einbeck faren, als dan da vil Folcks waz, und meint, deren da bas abzukumen dan zu andern Zeiten. Als er nun für die Stat kam, da lag Ulenspiegel under einem grünen Boum in dem Schatten unnd het sich in der Herren Höff ubertruncken, daz er weder essen noch trincken möcht und einem todten Menschen gleicher dan einem lebendigen was. Als nun der frum Man bei ihm har fur, da sprach Ulenspiegel den Man an gantz krancklich, als er kund, und sprach: »Ach, gut Fründ, sich, hie bin ich so kranck drei Tag und Nacht on aller Menschen Hilff hie gelegen, und wa ich noch einen Tag also ligen sol, so möcht ich wol Hunger und Durst sterben. Darumb für mich umb
Da nun Ulenspiegel ein Weil gefaren waz, zoch er daz Straw von den Pflumen und stigt hinder seinem Rücken heimlich uff und bescheiß dem armen Man sein Pflumen und zoch daz Strow wider darüber. Als nun der Buer in die Stat kam, da rufft Ulenspiegel: »Halt, halt! Hilff mir von dem Karch, ich wil hie ussen vor dem Thor bleiben.« Der gut Man halff dem argen Schalck von dem Karch und fur sein Straß den nächsten Weg zu dem Marckt. Da er daruff kam, spant er sein Pferd uß und reit daz in die Herberg. Indem kamen vil Burger zu dem Marckt. Under ihnen was einer, der allzeit der erst waz, wann dahin etwas zu Marckt kam, und doch selten etwaz koufft. Der kam auch dazu und zoch daz Strow bei halber herab und bescheiß die Händ. Indem kam der Man wider uß seiner Herberg. Ulenspiegel het sich verkleidet und kam auch ein ander Weg har gon und sagt zu dem Buern: »Was hast du zu Marckt bracht?« »Pflumen«, sagt der Buer. Ulenspiegel sagt: »Du hast bracht als ein Schalck, die Pflumen seint beschissen, man solt dir daz Land mit den Pflumen verbieten!« Der lugt darnach und sah, das es also waz, und sprach: »Vor der Stat lag ein kranck Mensch, der sah gleich als der, der hie stat, dann daz er ander Kleider anhet. Den fürt ich umb Gots willen für daz Thor. Derselb Schalck hat mir den Schaden gethon.« Ulenspiegel sagt: »Der Schalck wär wol Schlahens wert.« Also müst der frum Man die Pflumen hinweg füren uff die Schelmengrub und dorfft sie niergen verkouffen.
Nun bei der Zeit, als Ulenspiegel alle Land umb louffen het und was alt und verdrossen worden, da kam ihn ein Galgenruw an und gedacht, wie er sich wolt in ein Closter
Ellend unnd vast kranck ward Ulenspiegel, als er von Mariental gen Mollen kam. Da zoch er zu dem Appotecker in zu Herberg umb Artznei willen. Da waz der Apotecker auch etwaz geil und gemelich und gab Ulenspiegeln ein scharpff Purgatz. Da es nun gegen den Morgen gieng, da ward die Purgatz würcken, und Ulenspiegel stund uff und wolt der Purgatz ledig werden. Da waz daz Huß allenthalben beschlossen, und ihm ward Angst und Not, und er kam in die Appoteck und scheiß in ein Büchß und sprach: »Hie kam die Artznei uß, da muß sie wider ein, so verleurt der Appotecker nit, ich kan doch sunst kein Gelt geben.« Da daz der Appotecker inen ward, da flucht er Ulenspiegeln und wolt ihn im Huß nit haben und ließ ihn in den Spital (der hieß Der helig Geistt) bringen. Da sagt er zu den Lüten, die ihn hinfurten: »Ich hab da vast nach gestanden und Got allezeit gebetten, das der heilig Geist solt in mich kumen, so sendt er mir das Widerteil, daz ich nun in den heiligen Geist kum und er bleibt uß mir und kum in ihn.« Die Leüt lachten sein und giengen von ihm. Und als eins Men schen Leben ist, so ist auch sein End. Das ward seiner Muter kuntgethon, daz er kranck wär. Die ward bald gerecht und kam zu ihm und meint, von ihm Gelt zu uberkumen, wann sie waz ein alte arme Fraw. Da sie nun
Dieweil ward Ulenspiegel ser kranck, das die Leüt ihn ansprachen, das er beichtet und Gots Recht neme. Das thet Ulenspiegel, dan er befand wol, daz er des Lägers nit uffkäm.
Ruw unnd Leid solt Ulenspiegel haben umb sein Sünd in seiner Kranckheit, das ihm die Gotzrecht werden möchten, daz er dester süsser sterben mocht, sagt ihm ein alt Begin. Zu der sagt Ulenspiegel: »Daz geschicht nit, das ich süß sterb, wan der Tod ist bitter, auch warumb solt ich heimlichen bichten? Das ich in meinem Leben gethon hab, daz ist vil Landen und Leüten bekant. Wem ich etwas Gutes hab gethon, der wirt mir es wol nachsagen, hab ich einem etwaz Böses gethon, der wel daz uber meinen Rüwen nit schweigen. Mich ist dreierlei berüwen und ist mir leid, daz ich es nit gethon habe und thun kunt.« Die Begin sprach: »Lieber Gott, das lassen Euch lieb sein. Ist daz etwaz Böß, das Ihr daz gelassen haben, und lassen euch leid sein Euwer Sünd.« Ulenspiegel sagt: »Fraw, mir ist leid, daz ich doch dreierlei nit gethon hab und kund es auch nie uberkumen.« Die Begin sprach: »Waz seint die Ding? Seint sie gut oder böß?« Ulenspiegel sprach: »Es seint drei Ding, daz erst ist das: In meinen jungen Tagen, wan ich sah, daz ein Man uff der Strassen gieng und dem der Rock lang under dem Mantel ußhing, dem gieng ich nach und meint, der Rock wolt ihm entpfallen, daz ich möcht den uffheben. Wan ich dan zu ihm kam, so sahe ich, daz ihm der Rock so lang waz. Da ward ich zornig und hät ihm gern den Rock so ver abgeschnitten, als er under dem Mantel ußhieng, und daz ich daz nit kund, daz ist mir leid. Die ander ist: Wann ich sah jeman sitzen oder gon, der mit einem Messer in seinen Zanen grübelt, daz ich ihm nit mocht das Messer in den Halß schlahen, daz ist mir auch leid. Das drit ist, das ich nitt mocht allen alten Weibern, die ob ihren Jaren seint,
Mercken geistlich und weltliche Persone, daz Ihr Euwer Händ nit verunreingen an Testamenten, als Ulenspiegels Testament gescha.
Ein Pfaff ward Ulenspiegeln zugebracht, das er ihm beichten solt. Als nun der Pfaff zu ihm kam, da gedacht der Pfaff in ihm: »Er ist ein abentürlich Mensch gewesen, damit hat er vil Gelts zusamenbracht; es kan nit felen, er mus ein mercklich Sum Gelts haben, daz solst du ihm abziehen in seinen letsten End, villeicht würt dir auch etwas darvon.« Als nun Ulenspiegel dem Pfaffen begunt zu beichten und kamen zu Worten, under anderm sprach der Pfaff zu ihm: »Ulenspiegel, mein lieber Sun, bedencken Üwer Sele Seligkeit in Euwerm End. Ihr seint ein abentürlich Gesel gewesen und haben vil Sünd getriben, das lassen Uch leid sein und haben Ihr etwaz von Gelts, ich wolt daz wol geben in die Eer Gots und armen Priestern als ich bin. Daz wil ich Euch raten, wan es ist gar wunderlich gewunen, und wan Ihr dan solich thun wellen, daz Ihr mir daz offenbaren und geben mir solich Gelt, ich wolt daz bestellen, daz Ihr sollen in Eer Gots kumen. Und wolten Ihr mir auch etwas geben, so wolt ich Euwer alle mein Lebtag gedencken und nachlessen Vigilien und Seelmessen.« Ulenspiegel sagt: »Ja, mein Lieber, ich wil Euwer gedencken und kumen nach Mittag wider, ich wil Euch selber in die Hand geben ein Stück Golts, so seint Ihr gewiß.« Der Pfaff ward fro und kam nach Mittag wider lauffen. Und dieweil daz er uß waz, da het Ulenspiegel ein Kanten, die thet er halber vol Menschendrecks und zettelt ein wenig Gelt daruff, so daz daz Gelt den Treck bedeckt.
Als nun Ulenspiegel je kräncker ward, setzt er sein Testament und gab sein Gut in drei Teil. Ein Teil seinen Fründen, ein Teil dem Radt zu Mollen und ein Teil dem Kirchherren daselbst, doch mit dem Bescheid, wan Gott der Her uber ihn gebüt und von Todts wegen abstünd, so sol man seinen Leichnam begraben uff das gweicht Erdtreich und sein Seel begon mit Vigilen und Selmessen nach cristlicher
Nachdem als Ulenspiegel sein Geist het uffgeben, da kamen die Leüt in den Spital und bewunden ihn und setzten ihn uff ein Bar uff Dielen. Da kamen die Pfaffen unnd wolten ihm Vigilen singen und huben an. Da kumpt des Spitals Saw mit ihren Ferlin und gad under die Bar und begund sich zu jucken, das Ulenspiegel von der Bar durmelte. Da kamen
Da kamen die Beginen und legten den Todtenboum wider uff die Bar und kam unrecht zu ligen, daz er den Buch gegen die Erden und den Rücken uffwärts kert. Als nun die Pfaffen hinweggiengen, sprachen sie: wolten sie ihn begraben, daz wolten sie gern lassen geschehen, aber sie wolten nit widerkumen. Also namen die Beginen Ulenspiegeln und trugen ihn uff den Kirchoff unrecht, als er uff dem Buch lag, als der Boum verwent war, so setzten sie ihn nider zu Grab. Da kamen die Pfaffen wider und sprachen, was Rats sie darzu geben wolten, wie man ihn begraben solt, er möcht nit liegen in dem Grab als die andern Cristenmenschen. Mitt dem wurden sie gewar, das der Boum umbkert was unnd das er uff dem Buch lag. Da wurden sie lachen und sagten: »Er zeigt selber, das er verkert wil ligen, dem wöllen wir also thün.«
Bei Ulenspiegels Begräbtnis gieng es wunderlich zu. Wan als sie all stunden uff dem Kirchoff umb den Todtenboum, da Ulenspiegel in lag, da legten sie ihn uff die beiden Seil und wolten ihn in daz Grab sencken. Da brach das Seil entzwei, das bei den Füßen was, unnd der Boum schoß inn das Grab, das Ulenspiegel kumbt uff die Füß zu ston in dem Stock. Da sprachen sie alle, die dabeistunden: »Lassen ihn ston, wan er ist wunderlich gewesen in seinem Leben, wunderlich wil er auch sein in seinem Tod.« Also wurffen sie das Grab zu und liessen ihn also ston, das ober also zu den Füssen recht uff, und setzten den einen Stein oben uff das Grab und hüwen uff das Halbteil ein Eul und einen Spiegel, den die Eul in den Clowen het, und schriben oben an den Stein: »Disen Stein sol nieman erhaben, hie stat Ulenspiegel begraben. Anno domini M.CCC.L. Jar.«
Dissen Stein sol niemans erhaben
Ulenspiegel stat hie begraben.
Getruckt von Johannes Grieninger in der freien Stat Straßburg uff Sant-Adolffo-Tag im Jar M.CCCCC.XV.