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Personen.
Der Bürgermeister.
Rat Klemens.
Roland der Ritter.
Stadtschreiber Femina.
Ein Hauptmann.
Soldaten.
Z.B. BeBesatzung, wo Satzung kaum zum Laut wird. Auch stottert er mehr, wenn seine Rede öffentlich ist. SSo eine Angst! Und mman hat noch nicht einmal getroffen.
Ich habe keine Angst. Aber wozu soll sich der Rat so sehr aussetzen? Wir sein der wichtig Rat für die Bürgerschaft, mein Keller liegt drei dicke Sohlen tief unter dem gewachsenen Boden.
Der Rat muß am wwichtigsten, HHerr Rat Klemens, der BBürgerschaft die Unerschrockenheit und den Mutt zeigen.
Abgesehen gänzlich, Rat Klemens hat einen guten Vorschlag gemacht. Ich schlage auch vor, wir verlegen die Sitzung in seinen ruhigen Keller.
Das denk ich auch. Wenn es regnet, zum Beispiel, da verkriechen sich auch alle Vögel aus dem offenen Himmel.
Ein Vernünftiger widerstrebt eben nicht der weisen allgemeinen Einsicht. Ihr könnt immer hier bleiben, Ritter Roland. Wir brechen auf in den Keller. – Wer folgt mir? – Nun?
Es ist eine absolute Notwendigkeit, daß wir bei dieser ungeheuer feindlichen Bedrängnis den Ritter bei seiner absonderlichen Passion für Wurfgeschosse allein hier lassen. Also wer folgt? – Welches Kuriosum, daß da ein Mensch zögert.
Ich gehe sehr einfach. Ich halte es nicht mehr aus. Er bricht auf, mit ihm jetzt alle außer Roland und dem Schreiber.
Wenn Er dieses Gefühl der Unsicherheit im besonderen sehr behaglich findet, Ritter, gewissermaßen auf der Mündung der Kanone, so kann ich hierin sein vorzugsweises Gefühl nicht teilen. Und ich bitte, uns dies nicht zu verübeln. Sie stimmen mit ein, meine Herren!
Das sind alles sehr schöne Ausdrücke und Redensarten, aber sie erklären mir nicht den vernünftigen Grund seiner Opposition.
Herr Rat Klemens, kommen Sie zurück. Aber es ist eine bittere Brutalität von ihm gegen ein ergrautes Haupt.
Affenmensch! Ganz ohne Nerven! Zum Schreiber gewandt. Und dir, Bürschchen, sollte man die Hödelchen flechten. Warum widersetzest du dich dem Magistrat?
Was! Selber geflohen bist du? Aha, du bist mutig wie der Hase im Sommer. Der Schreiber blickt lachend im Kreise umher.
Schreiberlein, sieh auf mich! – Du willst schreiben? Beide begegnen sich mit den Blicken wie Stahl und Feuerstein.
Mit dem Menschen könnt ihr kein freundlich Wort reden. Er begibt sich zum Schreiber hin und bleibt im folgenden prüfend neben ihm stehen, auch betastet er ihn. Der Schreiber kehrt sich mit keiner Miene daran.
Ich will gleich beginnen. Steht hoch auf. Wir sind hier versammelt, eine Sache zu beraten, die für das Wohl und Wehe unserer teuren Vaterstadt Schorndorf, unseres allergnädigsten Herzogs treuergebener Stadt Los, von ausschlaggebender Bedeutung sein solle. Wie Sie alle wissen, liegt der gefürchtete Feldherr der Franzosen, Melak, als Belagerer vor unseren Toren. Wenn ich mir ihn ansehe! Wenn ich seine Stärke und ungeheure Kriegsmacht, welche er herangeführt hat, den ihm vorangegangenen Ruf bedenke. Er kommt her von der Pfalz, dem schönen Paradies, das er gänzlich verwüstet hat, wo er gebrandschatzt hat, als wenn ein feuriger Drache über das Land speite! Meine Herren! Kanonenschuß. – – – – Sie hören seine Stimme. – Und wenn dieser Furchtbare uns so eine gelinde Bedingung hereinschickt, die uns nichts auferlegt als allein den Hinfall an die französische Ueberherrschaft. Allein!? In den Konversationston übergehend. Wären wir da nicht schändliche Ochsen, wenn wir erst Feuer und Hungersnot über unsere braven Mitbürger bringen würden, anstatt uns mit Freundschaft das liebliche Friedensglück erhielten?
Ja, lassen Sie sich's erklären, das weiß ich nicht. Aber wir können nicht das mindest saure Gesicht machen, wir sind ja gänzlich machtlos gegen ihn.
Kriegen unsere Jungfern nicht alle einmal Kinder? – Ist's nicht ein bloßer Neid, wenn wir sie nicht französisch haben möchten? – Und ob der einen Nacht! Die Schorndörfer dürfen nachher drum doch weiter machen.
Schade, schade. Wir Männer sind nun darin einmal Philosophen, hauptsächlich wir Stadträte müssen's sein. – Und zum Beispiel meinen Weibsleuten zu Hause, denen gönn ich die welsche Einlage, daß sie nur einmal kirre würden vor einem Manneswesen.
Ihr übles Familienleben, Rat Klemens, kann uns aber nicht gegen die ganzen Schorndorfer Weiber verbittern.
Freilich nicht verbittern. Aber es steckt eine tiefe Weisheit in seinem Rat. Zum Beispiel, plagt uns Männer nicht, wenn wir heiraten, eine häßliche Eifersucht auf alles, was unsere Auserwählte unbekannterweise im ledigen Stande getan haben könnte? Ist es da nicht viel befreiender, wenn diesem bösen Uebel die Gewißheit gegeben ist, der Franzose war der Versündiger. Zu demhin ist's ein Fremder, der nachher wieder gänzlich verduftet. Plagt uns im Leben mehr die Gewißheit oder die Ungewißheit – Gewiß die Ungewißheit.
Das möchten wir uns doch ausbitten von ihm, Ritter. Wir sind sehr rührsam um unser Schicksal. Es kommt uns wirklich darauf an, die richtige Antwort an Melak zu binden.
Es handelt sich gar nicht bloß um die Frauenschaften, es handelt sich um das ganze bürgerliche Gemeinwesen.
Dem kann man nicht die Weiber hinopfern. Ich versteh nicht viel ddavon. Aberr wenn ich's mit einer FFrauau
Das ist sehr schön, jedoch sehr weltfremd gesprochen. Es ist nichts mit so einem Ideal ohne die materielle Unterlage. Wer würfe es uns nachher mehr vor als gerade die Frauen, daß wir Schorndorf zu einem leeren Strohhaus gemacht haben.
Gerade der Ritter läuft seit meinem Gedenken ohne Kümmernis um das Weibsstück herum. Warum muß sich er jetzt so dafür aufwerfen?
Dann verteidigen Sie's, Ritter! – Wenn wir noch Minuten zögern, so liegt Melak ungefragt bei uns im Quartier.
Dann weiß Herr Roland, welches Unglück eine ausgehungerte Stadt ist? Der Feind hat ewig Sukkurs. Wir keinen.
Das ist, um uns nachher die ganze Verantwortung aufzuladen. Red er, entsetz er, befrei er uns von Melak!
Wie sonderbar! Wir führen Euch, Herr Ritter, in Kriegssachen besonders gern im Rate der Stadt. Sie nicken und triumphieren sich zu.
Ja, lieber Ritter, soviel Stratege bin ich, darauf kommt es an. Wer länger aushält, der Belagerte oder der Belagerer. Der Blockierte oder der Freibewegliche?
Ja, hat denn irgend einer der Herren Mut? Der Schreiber wird von einem plötzlichen Lachkrampf durchschüttelt. Die Versammlung in heiterer Bewegung.
Dann muß ich meinen Darlegungen hinzusetzen, daß ich für mein Teil rate, unsere teure Stadt solange blockieren zu lassen, bis Rat Klemens selbst nicht mehr die Stärke besitzt, um seine Halskrause steifen zu lassen.
Ich esse Reispudding und ich ergebe mich. Der Rat kann beschließen was er nur will. Man wird schon noch an mich denken, wenn's aber zu spät ist.
Herr Klemens! Stärkepudding und eine französische Sauce dazu! Klemens schnappt nach dem Schreiber herum. Roland klopft dem Schreiber auf die Schulter und fühlt die sonderbare Zartheit.
Die Sitzung scheint einen betrüblichen Ausgang zu nehmen, ich glaubte, hier beraten Männer, die wissen, daß auch Mut dazu gehört, sich aus Vernunftgründen einem harten Schicksal zu unterwerfen.
Ich bin der Mutigste. Ich werde das freundlichste Gesicht machen, aber innen, da laß ich mich von einem Aerger über die Fremdherrschaft verzehren.
Damit kann ich wenigstens vor die Bürgerschaft hintreten und auf unsere Trauer hinweisen, die wir beim Scheiden aus unseres Herzogs gnädiger Huld empfinden.
Ich will reden. Das ist eine gganz niederträchtige Beschlußfassung, welche ich nicht anerkenne. Eine Dummheit.
Wir würden ja seine Wünsche gern berücksichtigen, wenn erweislich wäre, daß meine Frau irgend welche Beziehung zu dem gestellten Verlangen hätte.
Dann mißachte ich mit vollem Hohn jegliche versuchte Einmischung von ihr durch seine buhlerische
Was sie mit mir konspiriert, kkommt aus meinem HHerzen. Frau Künkelün will den Widerstand gegen die Franzosen.
Da kümmert man sich einfach nicht darum. Die Mißgeburt da kennt einer schönen Frau extravagant schöne Gefühle?! So eine lose Behauptung!
Wenn ich so daran denke, wie gerne hat sie bei Hochehren Ladungen sich die Hand von mir küssen lassen.
Meine Frau gerade hat das leicht anpassendste Benehmen. Sie wird den französischen Besuch amüsant finden.
Es schlägt in das Spezialfach der Ehe mit meiner Frau, was der Ritter vorbringt, die ihn rein nichts angeht.
Schreibe er es allgemein: »daß wir die Augen über die Befleckung dieses Ehrenteils schließen wollen, wenn wir nur unsere teure Stadt retten.« Erhält Zustimmung.
Ich habe geschrieben: »Auch wenn ich meine Frau Melak geben müßte, ich würde die Augen zumachen und zugucken.«
Schreib er so weiter: »Daß Ihr Edelmut Herr Graf ›de‹ Melak an unserer Bürgerschaft groß sein wird, bezweifelt nicht –.«
Nur nicht mehr auf ihn hören. Du hast eine gewandte Schrift, Schreiberlein. Laß dir schön sauber diktieren.
Wären wir nicht schändliche Ochsen ... die Franzosen werden sich schon mit unsern Weibern befreunden ...
Schreiberlein, sei nicht ungerecht gegen mich. Ich will die WWahrheit von mir geschrieben, daß ich pprotestiere. Meinen Protest!
Wenn er sich von uns abkehrt, einigen wir uns einfach ohne ihn. Es handelt sich jetzt nur noch darum, wer zu Melak hinausgeht, um der Stadt Uebergabe zu vollziehen. – Herr Klemens!
Das wird auch mich interessieren! Ich bin FFeuer, FFlamme, rasender SSturm für Frau Künkelün. Mit hochgezücktem Schwert.
Darum fürchtet Euch!! Tritt an den Tisch, um seinen Handschuh aufzunehmen. Wo ist mein Handschuh? Ich will gehen. Wer hat ihn aufgehoben?
Wartet! Versteckt ihn nur, ich werde meine HHand mit Eisen umgießen, dann hüt' sich von Euch ein jeder. Macht nur voll den FFrieden, dann werd ich mit meiner HHand in eure Suppen tauchen.
Ich bin ein Mann! Freies Wort jeder Partei! Ich gebe ihm noch einmal Gelegenheit zum Ausschlag. – Der ganze Rat richtet sich nach ihm.
Wenn der Ritter nicht will, so sind wir leider durch ihn gezwungen,
durch Herrn Roland gezwungen, Frieden zu schließen.
Frau Künkelün, du holder verklärter Engel, du wirst an den Feind fallen! – Aber ehhe! ehhe! ehe werd ich dich an mich reißen und mit dir entfliegen!
Es ist gut, daß ich auf der Hut sein kann, mein Täubchen vorher in den Schlag bringen. Der Schreiber hustet sehr stark.
Ich werde dich zwischen den Ritzen der Wände hindurchreißen, mit den blanken Krallen meiner Hand! Frau Künkelün wird nicht eine Nacht ffranzösisch. – Mit Bewußtsein zu der Versammlung gewandt. Woll's Gott schschaffen, daß auch Schorndorf württembergisch verbleibe! So bin ich ffortan Bürgermeister und die Künkelün! Sein Blick zehrt wie nasse Glut.
Und wenn ich nach vorwärts auf die Franzosen hauen werde, so werd' ich nach hinten eure allen Köpfe abschlagen. Sein Schwert saust über seinen Kopf.
Dann setzt man den Schreiber auf den Stuhl und rasch ist's geschehen. Los Schreiber! Wir brauchen deine Stimme.
Er hat Stimme gehabt, nur hat er kein Geschick gehabt, nur war er zu trotzig, die Macht seines Sitzes zur Geltung zu bringen.
Nun, Herr Femina, gleich zur Tagesordnung. Er hat in allerdings untergeordneter Stellung die heutige Verhandlung mit angehört. Es handelt sich darum, eine zuverlässige Stimme für uns zu bekommen. Ihr Vorgänger hat bei seinem Ja einen Hinterhalt gestellt, den ich ala verantwortlicher Leiter des Magistrats nicht annehmen kann. Sagen Sie uns nun, jüngstes Mitglied, dürfen wir mit gutem Gewissen, Melaks Friedensofferte akzeptieren? Ja oder nein?
Dann – ich sage – Krieg! Es ist den Räten, als schlüge man ihnen sämtlich das Genick ab. Roland schreitet auf ihn zu, als würde er ihn erkennen.
Wenn Friede gemacht wird, ist's eine absolutistische Handlung des Präsidenten, die sich der Stadtrat nicht bieten lassen darf.
Ist es nicht erwiesen, daß Künkelün am meisten der Friedensmacher ist? Er hatte sich als von der Meinung der Räte geleitet hingestellt. Er will die Akten zusammenraffen und gehen.
Laßt mich los, ich habe von Frau Bürgermeister die strenge Weisung erhalten, ihr sofort nach Schluß der Sitzung die Akten zu bringen.
Sie selbst? – Seid Ihr am Ende doch nicht ganz gescheit? Ich kriege Furcht vor ihm. Roland sieht ihn unverwandt an.
Bist du's nicht, für die ich rase wie der Sturm. Für die ich nicht Mißgestalt sein kann. Oder sagst du auch Affenmensch zu mir?
Knabe wie ein Fisch! Sieh, wir sind allein in dem weiten Saal. Sieh dich um. Ich kann mit dir anfangen, was ich will. Ich kann dich metzeln, damit ich's weiß. Sag's schnell! Mann oder Weib?
Sag mir's! Gewiß! – Ich fasse mich nicht mehr. Es ist schwül in meiner Brust, wie in einem blutdürstigen Tier.
Hinaus. – – Himmel und Höll!! Was hab ich von meinem Mut, wenn ich nicht frech genug bin, dir die Hosen auszuziehen!
Ritter, das tut Ihr nicht, ich bitt Euch, es geschieht ein Verbrechen. Wenn Ihre Bestie erst am Fleisch ist, könnt Ihr das Zerreißen nicht mehr lassen.
Eure Liebe zu ihr kennt aber schon der ganze Rat. Wenn sie noch weiter herum kommt, so will ich dafür nicht schuldig sein.
Ritter, seht her ... dreht Euch einmal um zu mir, seht wirklich her, 's ist der Mühe wert. Da, seht doch, ich habe da Euren Handschuh, den trag ich zu ihr hin.
Bei ihr holen? – Halt! – Wart, da steckt etwas dahinter. – Mhm! Will's, daß ich hinkomme. – War's doch selber? – Nein. – Ja. War's. Merk's. Er läuft der Türe zu.
Personen.
Femina, Frau Künkelün.
Roland.
Bürgermeister.
Marie.
Ein Hellebardier.
Da drin hat's der Bürgermeister mit den Räten verkonspiriert, daß die Schorndorfer Weibsleute die Franzosen an sich her lassen müssen. Statt daß die Franzosen ihre Spitzpfähle sich an den Mauern abknicken und beschämt wieder abziehendu, glotzendes Blökschaf, morgen träumst, was dir ein Franzose eingibt. Du träumst morgen französisch.
Ich spaße fein nicht. Du bist morgen eine Französin, wirst du's bringen? Hast du Unterhosen? Mit Spitzen?
Es ist aber wahr, wenn ich es sage. Ich habe Roland bestanden. Das wäre doch, wie man's mir schon hat durchblicken lassen, z' Schorndorf eine Art Heldentat von mir, womit ich mich ganz gut eingeführt hätte.
Ach! der seid Ihr? Der Herr Femina? Guck auch, da mach ich heute gleich noch eine Bekanntschaft. Ja darum, sonst könntet Ihr ja nix so unsinnig's über ihn, den Roland, sagen. Denn, daß Ihr's gleich wißt, eh Ihr ihm begegnet, das ist schon mehr ein Dingerich wie ein Ochs von Urbach.
So? Vielleicht mein ich den Falschen. Wer ist denn der, den im Kriegsrat heut alle so schlecht behandelten? Er sieht aus wie'n halbes Tier, bloß sein Aug' hat recht den Glanz vom Menschengeist.
Mit dem Maule also! Das macht Ihr gut! Drum sonst, der, wenn's Händel gibt, zerreibt alles wie Brei. Faßt Femina derb an.
Au! – Was hast du für derbe Tatzen! Da wundert's mich aber, daß er sich so wegwerfend behandeln läßt.
Ja, das ist's eben. Er ist halt verschüchtert und die Räte haben von sich auch immer die größten Mücken im Kopf.
Nein, nein, der verlangt etwas ganz anderes wie mich. Meine Frau, müßt ihr wissen. Die ist eher ungefähr seine Absicht.
Du freust mich. Da scheinst du ja eine Frau zu haben, die würde mich nun auch interessieren, wenn die noch grobklotziger sein soll als du.
Nein, was ich nach deiner Beschreibung bedaure, leider nicht. Es muß eine sehr interessante Figur sein, wenn sie nach deiner Meinung gerade passend wäre, die Auserlesene für
Ach – ich wollte mir auf die Bekanntschaft mit dir schon etwas einbilden. Nun erweckst du schon wieder Gelüste in mir.
Die Ehefrau meines Bürgermeisters hat den Geschmack? Da will ich bald eine gewisse Beobachtung aus der Sitzung begreifen. Da hat nämlich der Ritter, immer von Zeit zu Zeit geschrieen mit gezogenem Schwert: »Ich bin Feuer, Flamme, rasender Sturm für Frau Künkelün«. Kann ein Lächeln nicht verwinden.
Dann hat's mit ihr geschnackelt. Das hat er bisher noch nie gewagt. Dann kann ich 's Euch ja anvertrauen, – das ist jetzt aber ein Geheimnis – An seinem Ohr redend.
ein geheimes Verstehen ist schon lange zwischen den Beiden.
Weiter, schwätze. Die Frau meines Obern interessiert mich. Also ein Verstehen ist zwischen Beiden, das du beobachtet hast. Was hast du denn beobachtet? – Hat sie ihm schon früher geschrieben? – Schreiben sie sich Briefe?
Wenn du mir nix weiter sagst, dann schrei ich einfach die falschesten Sachen über sie herum. Hat sie ihm schon früher etwas gesagt?
Sie sagte in den Tagen oft zum Künkelün, Himmel was bist du für ein Mann. Es täte Not, man machte den Ritter zum Bürgermeister. Und hinten nach kam dann der Seufzer, daß ich gemeint hab, es müßte ein ganzer Steinbruch von ihrer Brust rutschen.
A! Was du nicht sagst! Wie verstündest du dann das aber von deiner Frau, daß sie zu so einem Menschen einen Zug verspürt?
Wenn du nicht mehr sagen kannst, gerade komme ich von der Sitzung, da hat es sich gerade darum gedreht. Er wollte von einer Uebergabe nix wissen, der Künkelün aber und so hat man den Ritter zu seinem Liebesgeständnis bewogen. Ich hatte gemeint, dem liege etwas wie eine intimere Herzensbeziehung von beiden zu Grunde. Will gehen.
Wartet ein wenig. Man sagt auch, das weiß aber niemand genau, seit der Hochzeit der Frau mit dem Künkelün, sei er geharnischt und lasse sich auch mehr sehen.
Das ist mir auch nicht mehr neu. Ob du deiner Frau nachsagen kannst, sie habe eine unlautere Sache mit ihm gehabt? Das hätt ich wissen wollen.
Nein, nein. Das sind bloß ich und meine Frau, die so's Gefühl für ihn teilen. Aber natürlich kann man sich denken, daß ich zurückstehen muß.
Warum denn? Da kann ich dir bloß raten, lauf ihr den Rang ab. Stelle dich vor deine Frau, vielleicht läßt sie dir ihn. Das kann wohl sein.
Meint Ihr? – Verschämt. Mir hat er einmal, wie ich noch ein Kind war, eine Schlüsselblume geschenkt, weil ich allein nicht vor ihm ausgerissen bin.
Na also, sehr einfach, das erzählst du deiner Frau und dann ist sie vielleicht so eifersüchtig, daß sie die Rosinen von ihm an die Wand schmeißt.
Wenn ich etwas darin tun kann, will ich es wenden, daß der Ritter seine Leidenschaft dir zukehrt. Will gehen.
Herr Femina ist gut angeschrieben, oben. Beim Bürgermeister ganz hauptsächlich. Da gratuliert man dir nur, wenn man uns je dabei erwischt.
Da! Geht voll den Gang hinter! – Bloß nie herauskommen! Außer der Gans könnt Ihr alles fressen! Marie durch die linksseitige Tür der Hinterwand. Unter der Türe begegnet ihr schon der Bürgermeister. Beide treten ein.
Du hast wohl schon von den Franzosen gehört, wie sie Elan! besitzen allem Weiblichen gegenüber. Wie sie küssen Wurfkuß. Marie darauf bereite dich vor.
Kehr ich mich an euch Weibsleute? Laß Frau Künkelün ruhig nach Hause kommen, ich habe ein pima Gewissen. Den Schlafrock!
Der Stadtrat hat es so beschlossen. Da schweige man mir zu Hause mit jedem Wort! Es wäre vielleicht gut, wenn du die Frau daraufhin vorbereiten würdest, um jeglichen unnötigen Zank zu vermeiden.
Ach Herr, ich würde mir's doch nun im langen Lauf der Jahre angewöhnt haben, daß ich's nie anders durchsetzte, als es die Frau will.
Was! Das sind vergangene Zeiten. Die Franzosen werden, hoff ich, das nötige Quantum raison mitbringen. Diese traurige Pantoffelwirtschaft hat ein Ende, ein für allemal!
Nein, aber du wirst aufhören, gegen mich mit ihr zusammenzuhelfen. Soviel Vernunft eben wird die bittere Notwendigkeit, hoff' ich, in dir erzeugt haben. – Er sieht die Akten. War denn jemand hier? Offen, frei heraus, hat sie meine Frau schon gelesen?
Nein, nein, Herr, ich kann mir nicht denken, wie so sie auf einmal ruft. Bis jetzt war sie noch nicht da.
Kein Mensch, keine ärmliche Seele ist draußen in
Nun, ich habe ein Primagewissen, ich brauche mich nicht zu scheuen, mich von der Wahrheit ihrer Anwesenheit zu überzeugen. Will hinaustreten.
Besser, ich trumpfe vornherein auf. Er tritt hinaus, indem tritt Femina mit katzenbuckliger Haltung vor ins Zimmer.
Panis, piscis, grinis, finis, Katzenkadaver und Höllenauswurf!
Das ist nicht fatal, das ist verbrecherisches Darinhineinschüren in meine heilige Ehe. Wer hat dir geheißen, die Akten mit deinen Kratzpfoten in mein gutes Zimmer auf den Tisch hinzupräsentieren!
Zu deinen Gunsten? Diesmal werde ich anfangen, aufzuhören mit verrückter Milde. Ich habe das Recht, diese Handlungsweise als Landesverrat aufzufassen.
Ganz gut, daß du mich zur Eile selbst ermahnst. Geht an die Ziehglocke. Meine Frau könnte dich Kriegsnarr erst noch angenehm finden.
Das ist die Praxis von dem Beschluß! Marie, da kannst du's verstehen, wie's mit dir gehen wird. Du wirst eine welsche Dampfnudel.
Jetzt sag ich voll alles, der Künkelün ist ein großer Schweinigel, daß er seine Frau an die Franzosen vermietet! – So geht dir's auch! Marie.
Schweigt doch still, Bester! Ich habe meine zwei feste Fäust, die Frau Bürgermeister hat auch ihre zwei Händ. Das kann man noch nicht im voraus wissen! Mit Glut in der Stimme.
Die Franzen strecken die Büxen vor und wer nicht hopst, fliegt darüber. Sieh doch deinen Herrn bloß schadenfroh lachen und die Hände auf dem Rücken drehen!
Ruhig, ruhig, Lieber. Seht meine Arme an, fett wie Keulen. Beruhigt Euch! Meine Brust fest und solidd meine Schenkel, Männichen, weh den Franzhöseln!
Frisch los, Marie, fang bei dem an! Bürgermeister zieht sich an die Wand, dann reißt er heftiger die Glocke.
Oh so sehr habe ich nicht Angst. Ich hätte fast das Recht, mich vor den Räten hervorzuheben. Ich persönlich war mehr der Gedrängte. Das war eine hochinteressante Sitzung diesmal!
Dieser Aufmunterung bedarf es gar nicht.
Befehlend. In den Turm mit ihm! Aber in den, welchen die Franzosen am heftigsten beschießen!
Aber Euer Bürgermeister läßt es nicht zu, dummer Kerl. Stadtrat Femina, hast wohl schon davon gehört, bin ich. Den sollst du verhaften.
Ich, ich folge. Aber Herr Künkelün, wenn er mich unsanft anrührt, so bekommt Eure Frau blaue Flecken. Wenn ich in den Turm komme, so werdet Ihr heute Nacht keine Frau haben!
Das kann wohl sein, aber sie wird dann das Künkelünbett zu langweilig finden, darum feiert noch einmal möglichst Eheorgien mit ihr!
Nur schnell, sonst bleibt's beim Turm. Ich liebe die Zuhörer. Ich kann ihr dann den Standpunkt klar machen, besser.
Dann aber gestattet, daß ich mir's dazu bequem mache. Er reißt sich den Umhang ab und steht in Weibesglorie auf der Szene. Marie schreit auf und rennt hinaus. Der Hellebardier zieht den Fuß an und räuspert sich wie ein Tanzlehrer. Der Bürgermeister sieht aus, als wollte er sich Charon
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übergeben.
Willst du mich nicht dem Auge dieses Menschen entziehen oder bist du so schamlos geworden, daß dir dies nichts ausmacht?
Du bist der erste Feind und Gefangener. Oder mit energischem Deuten. du begibst dich sofort zu neuer Beschlußfassung auf's Rathaus!
Gut. Deine Frau streitet nicht mehr mit dir. Ich werde meine Unschuld zu schützen wissen, wenn sie dir nichts wert ist.
Dein weibischer Eigensinn mag das glauben, aber ich sage dir: »Melak, Melak ist ein grausamer Wüterich!«
Dann finde er in mir keine Gelegenheit, ein Wüterich zu sein. »Du würdest die Augen zumachen, um dadurch die Stadt zu retten.«
Wörtlich steht es hier drin! Ich verzeihe dir das nicht. Und wenn es mir gelingt, den Sieg über den Feind zu gewinnen, so bist du der Letzte, welcher zu mir kommt. Dann ist es dieser. Sie platscht ihm Rolands Handschuh vor die Füße, daß der Bürgermeister erstarrt.
Zieh's ins Lächerliche! Aber ich bin dem Ritter nicht weniger enthusiastisch ergeben, als er mit ist.
Es ist nichts, als daß du meine Gesinnung, die für Schorndorfs Wohl ist, verkennen mußt, um
Du machst mir ihn eher genießbar, den Mann, der mich liebt wie rasendes Feuer und heulender Sturm! Du bist eine Quetschkartoffel.
Ich möchte nicht in Visiten gewesen sein, denen du präsidiert hast! Es ist keine Kunst, jemand in die Schlinge zu ziehen.
Vom Stadtoberhaupt Worte in offener Sitzung soll ich nicht ernst nehmen? Im Gegenteil, ich beabsichtige, dich dafür sogar einkerkern zu lassen.
Was ist's mit unseren »specketen« Armen, Marie? – Aufgeguckt! – Jawohl ich bin's. – Unsere »gespecketen« Arme, Marie, werden die nicht Kraft haben? – Rüstest du dich mit mir in den Kampf?
Renne was du kannst bei allen Weibern in Schorndorf herum. Gieb die Losung aus! »Frau Künkelün will Schorndorf mit den Weibern befreien«! Laut mit der Trommel!
Frau. Jetzt höret auf mit Spiel! Die Hosen ärgern mich. Frau, ich liege vor Euch, möcht Euch zu Boden reißen und zerkrallen. Gebt mir den Handschuh, lasset mich hinaus!
Roland, Ritter, vernehmen Sie es ernstlich, was Sie ganz öffentlich von mir in schwärmerische Worte fassen, ist also ein Verbrechen Ihrer Phantasie.
Hier liegt Ihr Handschuh. Nehmen Sie ihn auf. Sie sehen, daß ich ihn in lauterer Absicht für mich behielt. Nehmen Sie ihn, gehen Sie!
Um Eure hohe Begeisterung als einen Schwerenötertrick zu erkennen, hat er mir gut gedient, entlasten Sie mich also von dem eisernen Gewicht.
Weil alles Lüge ist, was Ihr von mir denkt. Bückt sich nach dem Handschuh. Ich nehm den Handschuh jetzt, daß ich's beweis. Daß ich's beweis, daß mir dran liegt, daß Ihr im deutschen Bette ruhig schlafen könnt.
's gefällt Euch nicht, Ihr seid kein Bürgermeister. Aus Eurem Aug tut's mich verlangen, daß ich Euch b'schütze. Mit meine Eisenhänd! Er hat den Handschuh über seine Hand fallen lassen.
Lernt erst, wie man mit Frauen redet, dann kommt wieder zu mir. Es ist wahrhaftig viel, daß ich mit Ihnen rede.
Ich weiß es, Sie sind ein armer Mann. Allein, was Sie mir sagten, hieß auch nichts anderes, als daß ich sei wie alle, denen Ihr Haß gilt. Verzeihen Sie mir darum. Nun sage ich Ihnen aber, ich bin ein Weib. Und hüten Sie sich vor sehr erbärmlichen Gedanken!
Sie ha-haben von mir Gedanken, wie alle Schorndörfer, daß ich der Affe bin. Der Affe, mit dem niemand redet. Vor dem die Kinder ausreißen, wenn sie ihn sehen.
Sie fühlen es als ungerech
te Verfolgung, daß jedermann den Verkehr mit Ihnen scheut ...? Die Leute prüfen ja nichts auf den Kern.
Machen Sie sich keine Gedanken darüber. Kinder sind wohl die eigentlichen Welterkenner, aber unter den Röcken vor von ihren Müttern.
Nein Frau Künkelün, ich bin reich. Reich, daß es mich zerplatzt. Darum muß ich einem Panzer tragen, weil mich mein Herz in Stücke sonst sprengt, Frau Künkelün.
Meinetwegen? Der Liebe
Als ich damals bei Eurem Einzug als Braut in das Stadtschultheißenhaus auf der Mauer oben hockte, bin ich gleich nachher zum Gießer gegangen und habe mich so angetan.
Merkwürdig, bei dem bloßen Anblick? – War das am Ende die Vorbedeutung für den Bürgermeister, daß er an mir ein kaltes Eisen haben werde?
Du bist mein wahrscheinlichster Liebhaber. Du machst mir wirklich Freude. Von dir habe ich aber schon viel flammendere Worte gehört. Und ich habe dich auch schon ziemlich nahe kennen gelernt, im Rathaussaal.
Ich habe nie einen unrechten Gedanken gegen Frau Künkelün gehabt. Das Heilige an Euch hätt' ich nie so berührt, wenn Ihr Euch mir kenntlich gemacht hättet.
Vor Glück! Es kracht und klirrt. Sein
Panzer fällt wie aufgeknackte Schalen von ihm. Frau Künkelün weicht zurück. Ich kann's nicht länger tragen. Ich bin erlöst!
Es stört uns nichts. Ich werde endlich ggeliebt! Er streckt die aneinandergelegten Hände von sich, den Kopf zwischen die Arme gesteckt. So bleibt er lange stehen. Frau Künkelün betrachtet ihn, legt sacht eine Hand auf ihn. Roland durchschüttelt ein Schauer, er Schauer, er ringt und wirft den Kopf zurück, wie ein brüllender Hirsch. Ha! Ich bin frei. So verharrt er lange.
Roland, wenn ich dich jetzt annehme, du bist ja nicht häßlich, du bist wunderbar schön. Sie sehen sich lange starr an, bis endlich Roland die Tränen aus den Augen fallen, ohne daß sich eine Muskel seines Gesichts verzieht. Und du weinst schon wieder. Roland was hast du so unsagbar gelitten, daß du nur mit Tränen reden kannst?
Rede nicht Roland. Halte deine bebenden Lippen fest. Halte sie fest. Sie reckt sich auf die Zehen und küßt ihn.
Das ist wie nichts. Wie man das Salz streut, zwischen den Fingern reibt, so streu's wieder auf sie, den vielen Schmerz, der sich in dir gesammelt hat. Es ist immer so, der wo am meisten was nutz ist, wird am geringsten geschätzt. Du bist doch der Mut selber. Ich weiß was du bist, vergeß den Schorndörfern ihre Verachtung.
Entschuldige dich nicht, Roland. Streichelt seine rauhe Wange. Es ist mir eine heilige Offenbarung von deinem kostbaren Innern. Und jetzt ist's vorbei. Wir müssen uns beide zusammennehmen. Es steht noch viel mehr vor uns, als was wir hinter uns haben.
Hähähä, so haben's sich die Stadträte nicht eingebildet, daß ich's ihnen alleinig versalze, dein Bürgermeister, wie ich ihm die Taube aus dem Schlag reiße. Gehst mit?
Nein, Roland. Ich will mit Melak reden, ich und die Weiber. Wir wollen uns selber für unsere Betten regen. Wir wollen sagen, ob ein Franzose Beischlaf halten wird. Da es die Männer nicht tun, müssen wir uns selber beschützen. Wir wollen die Männer beschämen, mit Schande strafen, die soweit umkommt in der Welt, daß mein Bürgermeister lieber in einem Mausloch regierte, als auf seinem geschnitzten Polsterstuhl.
Nein, Roland. Ich bin der Oberbefehlshaber von Schorndorf. Ich lasse schon das Heer zusammentrommeln. Horch nur einmal! Sie hält Roland, daß er horche. Ganz in der Ferne einzelne Trommelschläge. Ganz in der Ferne, hörst du? Die Dienstmagd ist jetzt Adjutant und Hoboist. Alles in einem.
Nichts damit, wieder! Der Feldplan ist entworfen. Du kannst mir bloß noch raten, von jetzt an weiter.
Da zieh ich schnell den Panzer an. Das ist ein dummer Einfall von dir gewesen. Da hat es noch Eile. Was wollt ihr Weiber auf einer Mauer, wo die Kugeln aufhopfen.
Gieb ihn her, ich hätt' nicht heulen sollen. Es ist zur Unzeit über mich gekommen. Die mutig Frau muß ich gleich selber wieder bändigen.
Ja wart, wenn du jetzt auch ein herrisch Mannsbild sein willst. Daß jeder Mann gleich, wenn's ein Weib betrifft, ein Horn sich aufsetzt! Dein Panzer lachend. ist jetzt unser Ehegut. Bekanntlich wenn man Lieb und Liebster ist, da teilt man alles, oder jedes von beiden hat was dem andern ist.
Darüber gibt's ja nichts. Was nützt dem Bürgermeister heut die Eh' mit mir? Stehst du mir nicht viel näher?
Ja schon. Aber den Panzer kann ich doch nicht vermissen. Auch wenn ihr Weiber jetzt den Krieg macht, kann ich ihn auch ganz geschickt gebrauchen. Man weiß ja nie, was kommt.
Ja ja, schwätze nur recht viel, aber kriegen tust du ihn doch nicht mehr. Du bist jetzt frei, du gefällst mir nur so, du kriegst ihn also nicht.
Ganz ohne Spaß jetzt, ich will heut noch meiner ZZiege das GGras unterm Remstor mähen, da ist's dann besser, wenn ich was festes dabei anhab. Verhält das Lachen.
Wieso denn? Du willst ihn nur. – Geh nur, du hast mir einen großen Liebesdienst erwiesen. Gibst du mir in dem Panzer denn nicht genügenden Schutz, der mich über den Kampf hinweg erhält? Für dich erhält zur Freude unserer Liebe?!
A so! a so! Ja mein Panzer, der schützt und b'hüt't dich gut. Behalt ihn gewiß! 's wird mich zwar kein Mensch wieder erkennen, draußen.
Ist das nicht ein recht guter Schutz für dich. Kein Mensch wird dich mehr verspotten. Ist dir's kein Schutz, wie mir der Wechsel mit dir eine treffliche Waffe ist.
Zitter' nicht so vor Zorn, Roland. Geh an ihm vorbei wie an einem Kleiderständer. Sie küßt noch obendrein Roland zum Abschied. Roland geht. Nachdem Roland verschwunden ist, tritt Künkelün rasch ein, mit Hitze.
Du scheinst dich auf die Franzosen gut vorzubereiten. Manöverierst geschickt wie eine welsche Dame mit einem Handschuh. Nein, Frau Künkelün, ich habe ein ganz herrliches Gewissen, nun. Es fiele mir nie in den Sinn, das Leben der Bürger deinetwegen zu opfern.
Der Kurier läuft? Stürmt, wuchtiges Gewicht, ans Fenster, reißt es auf. Die Sturmglocke!! Der Bürgermeister wehrt ab, aber zu spät. Sturm!! Gegen Künkelün gewandt. Es ist Krieg.
Personen.
Frau Künkelün.
Bürgermeister.
Roland.
Marie.
Rat Klemens.
Die Räte.
Ein Weib.
Weiber.
Hellebardier.
Frau Klemens.
Frau Künkelün hat den Rolandpanzer um, sie ist damit ins Zeughaus gegangen, zehn Schritt von mir. Wie ein schwarzer Hornschröter, der einem zum Schreck zwischen die Finger krabbelt. Mich überläuft's Grausen, wie wenn ich den Seeknecht noch einmal aus dem Schlamm zöge! Nicht mittun müßt ihr, wenn sie den nicht ablegt. Schande ist's für alle Weiber, daß sich eine mit dem Affen seinem Narrenkleid auch noch anzieht. Wir vertrauen uns ihrer Führung so nicht!
Sie ist nicht mehr ganz recht, die Frau. – Wer weiß, wie die Sitzung im Rat gewesen ist. – Man weiß nichts anderes als von der Marie. – Die in ihrem Leibdienst ist. – Wir machen nicht mit. –
Nur wenn sie das Narrenkleid auszieht. Die Zustimmung überschreiend. Durch den Panzer soll sie unverwundbar sein. Unter höhnendem Gelächter. Glaubt eins den Unsinn, den Das Lachen wird rauher, leiser. Diese Grille kann ihr bloß durchs Ueberschnappen gekommen sein. Und in dem, ihrem übergeschnappten, Zustand hat sich der Affe für uns, für die Weiber, aufgemacht. Der für die Weiber! Sie reißt wieder zum Hohnlachen hin. Der meint wohl jetzt, das schieb ihn rein! So dumm ist er gar nicht, er weiß, warum er sich gerade an eine mehr feine Frau wendet. Die weiß nichts von der Trottel, mit der sein Abscheu aufgewachsen ist. 's ist darum aber auch unsere Pflicht, der schönen Frau 's nackig Gemälde von ihm zu zeigen, womit ihn der Riedel verulkt hat. Schallende Lache. Das wird, denk ich, wohl helfen. Hilft's aber nicht, dann ist die Frau Wird ganz leise. bloß schön am Kopf und ist wie Molch im übern.
Die müßt Ihr zu fühlen geben, damit sie ihn ablegt. Lärmend. Und legt sie ihn nicht ab, wir weigern uns einfach. Keinen gotten Streich gegen die Franzosen, wenn sie das empörte Gefühl von allen Weibern nicht achtet. Ist's nicht, als hüpfte es in einem, wenn man sich die schöne Künkelün in dem Haßeisen steckend denkt, in dem Haß
eisen, in dem man dem Affen Hohn und Spott nachgejagt hat, wo er sich damit blicken ließ.
's ist wahr. Sie muß es ablegen. Weg mit dem Anblick, 'r ist wie zwölf Löffel Rizinus. Da kommt ihre Marie.
Wer kann das leugnen? – In den Saal springend. Habt ihr Roland nicht damit um Johanni vor
Wir können an deiner Frau alles recht schön leiden. Bloß das nicht. Den Melak selber, der auch ein schöner Mann sein soll, täten wir ihr sogar leiden.
Gut, wir ätzen's ihm ein. Bloß soll uns deine Frau nichts einätzen wollen, das sag ihr. Sonst weigern wir uns.
Weißt du etwa nicht, was mit ihm los ist? Das riecht man schon beinah. Mit gezogenen Nüstern. Er soll mit etwas wie mit Leichen – wenn ich's sacht ausdrücke – den Götzendienst feiern.
Es freut mich nicht. Was ist denn an dem Mann, der mir ihn gab, dem ich ihn nahm, so schandenvoll? Sein großer Mut? – So ist's. – Den Mut verabscheut ihr. Es ist euch peinlich, daß der verachtete Kriegsritter – oder wie ihr ihn heißt Zwischenruf: »Affe!«. – den Kampfaufruf erfunden hat. Ihr hieltet lieber mit den Männern wahrscheinlich. Widerspruchsregung. – 's beweist mir leider nichts von Mut, daß ihr's nicht aufgeben könnt, den »Affen« zu ächten.
Wir wollen nichts von ihm. – Daß Frau Künkelün den Menschen liebt, das spottet uns, das widerspricht dem Anstand.
Frech nenne ich dich, verbohrt. Ich kenne ihn. Seinem Herzen verdank ich's, daß ich Entschlossenheit bekam.
Was unterschiebt ihr mir? Furcht! – Ihr mir?! Mir, die sich entflammt hat! Zuerst. – Das ist zum Lachen! Ihr maßt Euch ein Verdienst an und habt noch nichts getan als, wie ich seh', Gewehre fortgeworfen. Schrill. Aber irrt Euch! Gleich hebt sie auf Es geschieht. und vorwärts jetzt hinaus mit euch ins Zeughaus zum Appell! Weh', fehlt ein Name! Auch die alte Rosine, die an Krücken krackelt, muß mit, 's ist auch ein Weib. Mit den Krücken soll die auf den Feind einschlagen. Ich kriege alle. Auch die mit ihrer Gicht muß mit, sie reit auf ihrer Gais! Es kommt drauf an. Die ganze Weibschaft voraus! Ein Regiment mit Ochsenschwänzen, das euch antreibt, stell' ich zuhinterst. Spürt meinen Stachel solang, bis es mich Senkung der Stimme. trifft. – Ernst. Dafür der Harnisch, damit die Kraft beharre, die euch treibt. Nun habt ihr mich soweit gebracht, daß ich ihn ablegte. Ich will kein Lebensvorrecht vor Euch. Seht dann eben zu, ob ihr Schorndorf behaltet.
Ich hätt' denen, ihren Zungen, womit sie Kaktus fressen könnten, wie die Kameler, nie nicht nachgegeben. Sotten teigen Birnen! – Das kann Ihnen den Tod kosten.
Dabei – wäre eine von diesen in seinen Harnisch geschlupft?! Welche von Ihnen wagte nur im Gedanken dieses Tier über sich! Denn er ist ein Tier. So grausig, daß man ihm wirklich den Tod vorzieht, um ihm auszuweichen. – Wenn das auch feig zu nennen ist, sie die andern sehen's nun einmal anders an.
Ja wahr. Der Arme wollt er
löst sein. Ich kann's nun nicht. – Doch was kümmert's mich, wie nach mir auf Schorndorfs Pflaster getreten wird.
Nein. Aber er darf und wird ihn glauben. Gehoben. Ich habe mich aus Liebe, aus Freude, daß dieser Haßmensch den Mut und dies Herz hat, an ihn wie ganz verkauft.
Was weiß ich. – Manchmal, ich will dir's sagen, da zuckt in mir eine Lust, allen Verstand zu vergessen. Ich habe noch nichts so wie ihn gesehen und gehört. Pause. Darum kann es wohl sein, wenn ich nun sterbe, verfällt er in Verzweiflung.
Da ist das Geschwätz der Weiber daran schuld. Ich bin gezwungen worden durch ihren Unverstand und ihr Mißtrauen.
So siehst du's an? – Auf keinen Fall! Daß ich mich um die Fordernis der Liebe drücken will? Daß mich ein Schauder nachträglich vor ihm befiel? Daß mir der Widerspruch des Weibervolks ein geschickter Vorwand sei, ihn wieder von mir zu bringen? Niemals. Das hieße: es sinkt mir schon der Mut.
Wer sieht in's Herze meiner Frau! Sie fängt die Leute gern. Ich bin auch mit einem Kuß gefangen worden.
Das paßt jetzt gar nicht. – Doch, will ich dir sagen, wage du, du verwendest dich gerade so sehr für ihn, die Liebe mit ihm. Erlös ihn du!
Nun also, du liebst ihn vielleicht
Wir machen ein Tauschgeschäft mit ihm. Sieh, du bist rauher aufgewachsen als ich. In deinem Dorf, wo bist her? Aus Hohengären, da gibt's vielleicht noch manchen so?
Tu's! Es ist mir eine Last vom Herzen. Nimm du den Panzer. Er hat dann's Aug auf dich. Du fällst dann nicht, weil er dich feit. Und nachher heiratet ihr!
Ich weiß nicht. In den Panzer mag ich nicht hinein. Und nachher noch den, der 'reingehört! – 's schüttelt mich.
Was sagt ich denn, er mißt den Mut bei einem Weib! Nicht wahr, man geht leichter auf die Mauer als mit ihm zu Bett.
Ich glaube es schon lange und gern jetzt. Nein, ich mache das nicht. Wenn ich auch die Neigung oft hätte, aber dann 's Nackete in Tatsache!
's Nackete in Tatsache. – Man wird den Ritter wohl im Stich lassen müssen; wenn zur Täuschung sich nicht noch etwas findet. Etwas, das ihm den Trost der Liebe läßt und ihm doch die Erfüllung nicht gibt.
Aber es heißet: Wer »a« sagt, muß auch »b«
Ganz in Ruhe lassen, wäre besser gewesen, als das an ihm kitzeln. Auf die Leute, die einem halbes tun, wird man viel falscher.
Schon kommt er wie die Hummel zum Löwenmaul, komm vorbei an ihm, der Zufall gibt das ein. Während sie hinausgehen kommt Roland, geht verächtlich abwinkend an ihnen vorbei.
Macht nix aus! So. So! Leichtsinnig bist. Warum du ihn ausgezogen hast, weiß ich. Du willst mir auswitschen. Zu was machst du dann die ganze Geschichte vorher mit mir! Das ist grausam! Vom Gerührtsein in höhnende Pfiffigkeit übergehend. Aber du weißt etwas nicht, das wird dir geschehen!
Kommt nur herein, Bürgermeister. Ich tttu keinem Menschen etwas. EEEs ist mir ganz recht, daß Sie kommen.
Es muß etwas geschehen. Diese Frau ist im Geiste trostesbedürftig. Es ist ein Wahnwitz, was sie will.
Nicht wahr, nicht wahr. Mit Ihrem Schutzpanzer hätt ich mir's noch gefallen lassen. Aber nun, ist sie ganz blos. Die Frau hat keine Ahnung von Melaks Gewalt.
Eine ungeheure Freigebigkeit mit dem Fleisch ihres Leibes gegen den Feind ist es. Sie wird zu Gänseklein zerstückelt werden. Die Wut Melaks ist jetzt furchtbar.
In der Frau habe ich mich beinah ein Ehejubiläum lang getäuscht. Sie ist ein Vogel ohne Magen. Nicht zu beschreiben was sie ist.
So wär's das Gescheiteste, mein ich, Bürgermeister. Frau Künkelün kriegt keinen Franzosen. Und ihr habt sie wie sie ist. Und ich geh vielleicht auch nicht ganz leer aus.
So meint ich's, wär's gut. 's macht ja nichts, wenn man sie jetzt wegfängt. Zum Schorndorf Befreien taugt sie, wie sie verfaßt ist, doch nicht.
Nur keine Kopfschmerzen deswegen! Wenn ich nichts einwende. Sie sind ein Ritter von Ehren. Ein Dienst ist einmal des andern wert; helfen Sie mir zur Durchsetzung des Friedensschlusses, so mach ich ganz gern diese Abtretung. Nicht die Bohne von Verdruß gegen Sie ist in mir. Im Gegenteil, ich triefe vor Wonne wie eine heiß stehende Kerze. Kämen sie nur gleich, die Esel von Räten, wir nähmen sofort zu Protokoll!
Was verlangen Sie meine tausendfachste
Was sollen wir dann auf die andern lang warten? Ich geh' und tu mein Ding. Ich will sehen, daß ich sie gleich fange.
Also Sie sind mein Freund. Machen Sie keine Umstände. Ich reiche Ihnen, wenn es möglich ist, selbst den Zipfel des Leintuchs, auf welchem sie schlummert. Packen! Nur fest packen! Sie ist stark.
Schorndorf's Jubeltag ist nah. Der Frieden der unverletzten Bürger und Bürgerinnen. Da werde ich dem Meister der Stadtmusik sagen: »Jetzt Française«!
Pipe?! – Ihre verfluchte Hexe, warum haben Sie ihr in Friedenszeiten nicht gelegentlich die Zähne eingeschlagen?! – Jetzt streckt sie sie heraus.
Entsagend? – Die entsagen sehr leicht. Ich sage Ihnen, meine Frau hat mich in der letzten Nacht mit einem nassen Lappen überrascht. Allgemein entsagen schon alle Weiber. Entsagen nicht bloß, prügeln sogar.
Ich habe einen Verbündeten. Einen nie versagt habenden Freund, der den Beschluß des Rates durchzusetzen auf sich genommen hat.
Ihr scheußlicher Schatz wird sie verstricken und sie mit einem Netz überwerfen, und dann ist sie gefangen.
Woher aber? Es lacht ja der Erdball wie ein wassersüchtiger Bock! Es könnte Herkulanum und Pompeji zum zweitenmal überspeien!
Er fürchtet sein Liebchen im Kampf zu verlieren. Und der arme Mensch hat eine italienische Nacht von ihr im Kopf.
Ist dir's nicht gut genug? Heute nacht bekommt ihr dann noch Strohsäcke herein. Da wird's dann ganz behaglich.
Höre Weib! Ich habe noch Mut, dir zu trotzen. Dein Gebahren ist unverschämt. Was erlaubst du dir! Laß mir die Fenster helle, ich habe mit dir allen Ernstes zu reden.
Also Weiber, hört seinem Ernste zu! Laßt solange noch offen. Kommt, folgt meinem Beispiel, setzt euch auf den Boden. Wir essen hockend seinen Dessertkäs. Frau Künkelün hottert hin, wie sie, der ganze Haufen.
Meine Herren, ich habe das Gefühl, ich stehe mit den Füßen bis über die Waden in einem Tümpel voll Wollgras.
Ich gehe wie der Storch im Salat. Meine Herren, was machen wir denn da? Diese Weiber überbieten jedes Kuriosum. Auf unserer Alb gibt es Gegenden, wo die Felsblöcke umherliegen wie kauende Büffel. So zum Beispiel im Eselsburgertal. Dieses Bild haben wir hier.
Du wirst sehr anzüglich. Bedenke, bedenke, du hast eine kleine Gnadenfrist, uns deine Predigt zu halten.
Umso begreiflicher wenn ich sie auszudehnen versuche. Doch will ich mit Ernst reden. Lieben Weibelein, ihr habt euch etwas ganz Undurchführbares in den Kopf gesetzt. Ja leider, durch die Unvernunft meiner Frau seid ihr fanatisiert. Ich muß um Entschuldigung bitten, wenn ich mit aller Strenge gegen Sie vorgehe. Erstens einmal ist die Versammlung nicht polizeilich angemeldet, Aufkichern der Weiber. und zweitens sodann nenne ich sie Landesverrat und verrücktes Spiel. Und darum verlange ich jetzt die schleunige Räumung, Gesteigert. sonst treten wir Sie mit Füßen und Ihr fliegt mit Hundstritten hinaus.
Ich zähle eins ... zwei ... und eins ist ... auf drei muß ich die Anstalten zur Räumung getroffen sehen. Eins, zwei, und eins ist, regt sich niemand? drei.
Es ist meine Pflicht, den Weiberhaufen
Ihr denkt wirklich häßliche Dinge gegen uns aus, Rat Klemens. Und tun wir denn etwas gegen das Wohl der Stadt?
Nein, Feuer anstecken! Wenn ein mal die Flammen um die Rocksäume lecken, werden diese Frauen schon den Eigensinn abschütteln.
Du weißt doch, daß ich soviel Böses gegen dich nur gesagt habe, um dich zu bewegen. Nun bewegt dich's ja schon, da komme ich noch am liebsten mit Liebe. Sieh liebes Weib, du kannst dir gar nicht denken, was für eine Zähigkeit dazu gehört, gegen solchen Feind zu bestehen.
Was gehört dazu, diese Kinder zu zeugen? Diese Kunst entspricht weit mehr eurem schnellen Verzagen. Ihr guten Männelein!
Nichts da. Beweiset eure Liebe und nehmt die Waffen! Wir haben mutige Männer von Herzen lieb. Eine andere Brücke gibt es aber nicht zu uns.
Wir reden nicht von dem. Daß, ehe Schorndorf frei ist, nicht davon die Rede ist, das wird euch die verwichene Nacht klar gemacht haben. Die Weiber lachen.
So, wenn ich das gewußt hätte, wäre ich nicht auf dem Rathaus geblieben. Brutal, respektlos. Du hast ja so groß getan, mit deiner Geringschätzung von den Weibern. Da stehst du unter ihnen wie ein schmelzender Schneemann.
Was soll ich hervorstoßen?! Frau Künkelün, du weißt etwas nicht. Ja so, jetzt fällt mir's ein. Das Reservoir meiner Weisheit war warm gelaufen, jetzt tröpfelt es wieder.
So, das genügt, weiter nicht sagen! Zu Frau Künkelün. Du Weibsbild, dein Mann versteht's ja nicht mit dir, du wirst wie eine Schwalbe gegen eine Glasscheibe fliegen und dir den Schnabel einstoßen.
Ja hört einmal, wenn wirklich ein dann nachgebe.
Und schon vorher. Und der Feind wird auch trotzdem hereinkommen, ob wir gefangen sitzen oder nicht. Darum gib lieber alles auf. Denn wenn du uns Männer einsperrst, wird Melak desto frechlustiger mit Euch verfahren, weil er glauben wird, wir sitzen fest, damit ihr getroster Schäferei mit dem Feinde treiben könnet.
Besser noch im Anfang, als mitten drinne. 's ist gerade, wie wenn man mit einem Karren am Berg oben steht. 'z Anfang hält er sich leicht ober.
Dann unterbleibt alles, ich will's wissen. Anklagender Ton. Dem Umstand, daß ihr meine Neugier stachelt, verdankt ihr das Schicksal Schorndorfs. Ihr verantwortet's! Ihr Männer.
So gehört es sich auch, die Weiblein sehen in aller Welt wie Rosengesichtchen in ihre Sonnen, die Männer.
Ist es nicht wunderbar der Lichtung ihres Geistes zuzusehen? Beseht Euch ihre Stirne, wie die Sonne durch Wolken bricht.
– Verzweifeln, verzweifeln! – Das schwächliche Geschwätz! So wenig echt ist die Begeisterung der Weiber.
Welche? – Ich will dir sagen, es ist noch Zeit, die Verhältnisse zu ma
chen. Mein Verhältnis zu Roland, das ist dein Geheimnis, ich sage es aber fest, das wird abgeschlossen. – Blickt Euch um Räte! Wo ist meine Musketentruppe? – Auf der Jagd nach deinem Geheimnis, Bürgermeister. Ich habe ganzen Willen. Schorndorf, ihr Weiber, ich nehme euch noch einmal den Schwur ab, wird frei. Auf!
Es scheint eben doch, daß wir erst den Geschlechterkrieg führen müssen. Ich lasse mich nicht einsperren von Weibern. Du Bürgermeistertropf, es ist nicht wahr, daß du einen Verbündeten hast, der die Weiber bezwingt. Nun wehr dich selber!
Geht weg von mir! Ich stoße überall Jetzt kriegt ihn seine Frau mit einem geschickten Griff am Kragen und legt ihn über. Eine andere traktiert ihn auf dem Hinterteil mit dem Säbel.
Dann wären wir im Reinen. Die Läden sind verschlossen. Die Herren Räte machen sich in den Ecken behaglich. Damit könnten wir abziehen.
Personen.
Frau Künkelün.
Marie.
Roland.
Zwei Frauen.
Was! Darüber, wie sich ihre Toilette vor Melak ausnimmt, kriegt sie Krämpfe? – Wir schießen, schießen, auf die Franzosen.
Nein, nein, das ist ganz eins. Vielleicht wird man doch handgemein. Sinkt um. Der Hosenrock ist Mode in Paris!
Wir blamieren uns mit den altmodischen Kleidern furchtbar. Oh hätte ich mir das früher überlegt, nie, nie hätte ich den Schwur getan!
Ein Hosenrock wäre das mindeste. – Wieder gefaßter. Vielleicht Frau Künkelün ziehen wir wenigstens die Uniformen der eingesperrten Soldaten an, die so massenhaft
Nie und nimmer! Wir Fährt im Bett hoch, kniet, schlägt die Brüste. – Weiber! Der Männer haben wir uns soeben glücklich entledigt! Jetzt sollen wir eine Erinnerung an sie hervorziehen?! Pause. Schäme dich! Fällt in die Kissen zurück.
Natürlich. Wir haben sauber Geschirr gemacht. – Aber vielleicht findest du dort eine Büchse mit der Aufschrift: »zerstoßene Maueresel«, die holst du ihr zum Essen.
Lieben Kinder, ich muß aufstehen. Das halte ich nicht aus. Wirft das Bett zurück. Ausgeschlafen! 's ist mir auch zu langweilig. Wenn ich auf bin, erwarte ich den Morgen viel ruhiger. Marie das Morgenkleid!
Zum Heraussteigen seht ihr vielleicht ein bißchen auf die Seite! Spricht's lächelnd gegen die Rampe. Sie entsteigt dem Bett und zieht das weite, mantelartige Kleid mit leichter Mühe
über. Ich bin fertig. Jetzt redet!
Ihr Kinder, 's ist keine Maskerade, auch kein Faschingsscherz, was wir vorhaben. Ein wahres Fastnachtspiel, bei dem 's zum ew'gen Fasten geht.
Jawohl, das bin ich. Es kommt darauf an, daß wir auch nett sind, wenn wir Gewehre tragen. In den gewöhnlichen Röcken, wie sieht man denn da aus!
Man hat sonst bloß wieder die alte Herabsetzung, daß man ein Weib ist, daß sie nicht einmal einen anpacken.
Ihr meint wohl, damit habe ich die Kleidung gut geheißen? Ich sage das Gegenteil. Sind die Melaksoldaten so töricht, und treiben Galanterie gegen unsere Weiberröcke, gut, dann ist's unser Gefechtsvorteil.
Je galanter der Feind, desto furienhafter fahren wir auf ihn. – Auch möchte ich keinen Teil des Ruhm's den Männern in der Huldigung an ihre Kleidung zuerkennen. Das sind ebenso zwei schwere Gründe dagegen.
Zwei gegen zwei. Und Ihr entscheidet? – Oh, saget ja, ich renne gleich bei allen herum, gleich plündern wir die Rüstkammer nach Soldatenkleidern aus! Jubelt und stampft. 's steht mir so totschick!
Wenn dir einmal der Tod geschickt ist, denkst du auch nicht mehr an Hosen, so wenig wie an die alte Mode. Wir bleiben
wie wir sind.
Jetzt freut mich garnichts mehr. – Ich kann nicht mehr. Schwach, flügellahm. Wie soll ich jetzt noch Waffen führen! mit so gelähmten Gliedern. –
Nun habt ihr wohl genügend Generalstabssitzung bei mir gehabt. Ich bitte euch, zu gehen und tüchtig auszuschlafen, damit ihr morgen frisch seid.
Ich werde mir aber heute Nacht doch noch einen Hosenrock nähen! Gegen den An der Türe. könnt Ihr nichts haben, Frau Künkelün! Und wenn ich den habe, dann weiß ich, werde ich morgen alles in Fetzen hauen! Stürzt hinaus zur Türe.
Jetzt tragen's die Weiber seit Adam und Eva
Ich schleife das ganze wie eine Schleuder, die ich nicht schwingen kann, gegen den Feind. Dies Schorndorf! Die Männer hört man noch Bock hopfen auf dem Rathaus, so fidel sind die.
Ja die, die haben's schön. Eigentlich sind wir ja so saudumm. Im Gehirn gehören wir vergant't. Setzt sich. Die Mannsleute machen Bockhopfen und nachher müssen erst wir wieder hinhalten.
Beschrei es nicht! Ich fürchte mich. Ich klappere schon die ganze Nacht wie im Frost, weil ich ihn noch nicht in sicheren Gewahrsam gebracht habe.
Ich begreif nicht, was er gegen Sie haben sollte. Das ist Ihre unnötige Angst. Wenn Sie einer liebt, dann ist's der.
's Haus ist ja gut zu, da kann niemand ungerufen herein. Aber ich sage mir eben, der Bürgermeister ist heute, heute ganz gewiß festgesetzt.
Da! Den Panzer habt
Läßt man ihn helfen, sind wir alle künftig frohgemut, und 's Schorndorf wird sicher gerettet. Dann braucht's heute Nacht nicht die unsinnige Angst vor der gutmütigen Unschuld.
Diese Ruhmsucht sieht nicht wie Sieg aus. Hättet Ihr ihn eben wirklich lieb, nicht bloß so ein hochnäsiges Mitleid mit ihm, dann würd's Euch nix antun, hätt' der verachtete Tropf 's Halbteil vom Ruhmeskranz einmal redlich verdient.
Selbstverständlich das! Auf was anderes hat er seinen Kreuzblick gar nicht gerichtet. Ihm ist der Ruhm einerlei, mir die Liebe.
Was heißt Ruhm! Daß man nachher von den Männern, die so feig gewesen sind, recht schön gelobt und gepriesen wird? Das ist schal.
Du magst recht haben. Aber den Affen zu lieben, wirst du mich darum doch nicht lernen. Darum ist's das einfachste, ich wehre mich, so gut ich's allein kann, wie's eben dann geht.
O nein, Frau Künkelün. Ganzen Mut haben, ganzen Mut, er ist der Mutmesser mit seiner Wüste. Einmal den Sprung zu ihm, wie in den Tod, und nachher dafür wieder mit meiner Frau Künkelün, wieder das schöne Leben.
Ich kann's nicht. Das Ueberwinden ist für mich zu groß. 's ist so weit bis zu ihm hinunter, der im Aussehen beinah' ein Tier ist.
Ach, das wird schrecklich sein, aber seht Frau Künkelün, das ist jetzt bloß eine Tiefstimmung. Morgen steht Ihr ganz anders.
Meine Zähne klappern ppacken, überwerfen wie einen Mehlsack. ZZappelt sie, drück ich sie, wie eine Schlange einen Vogel samt den Federn in den Hals preßt, wie ein ZZauberer zzwei Haasen in einen zusammenquickt. – Ichch kkönnt aber auch, ich könnt aber auch, iich hhab's aber dem BBürgermeister vversprochen, daß ich sie ffange und einsperre. VVor allzugroßer Liebe biin ich auch nicht fertig dazu uund zum Warten neben ihr bin ich nicht schön genug. – IIch ppack sie uund ddrück sie. Er beugt sich dicht über die Schnarchende.
Sie schläft wie Waldmoos. Jetzt hört man einen kropfigen Ton, ein Aechzen des Betts. Man sieht eine Verschlingung zweier Gestalten.
Da fliegt ja das Geheimnis. Wollt Ihr ihn nicht behalten, Verräter? – Dein Hemd ist, zum Kennzeichen für dich, zerschlitzt. Mit Eifer. Du fängst mich nicht und nun wird's nie!
Wenn ich nun nach keiner Rücksicht mehr guckte. Kopf gegen Marie wendend. Ich könnt auch sagen, ich habe das Recht.
Ich kann's nicht finden. Ich bin verhältnismäßig ruhig. Das heißt, wird man denn viel noch denken, wenn einen eine Kugel trifft?
Meinst wohl? dann sei's herum, wenn du tot bist. Dann siehst's Unendliche. Bloß alles, was man dazwischen hält, siehst du nicht. Du zwitscherst darum nicht mit den Augen, wenn mein Kopf vor dich kommt. Eine Wand geht durch deine Nase, an der vorbei siehst du links 's Unendliche und rechts 's Unendliche, zweimal die ganze Welt geht in deinen Kopf, daß die eine die andere aufhebt. Darum siehst nix. Und ich kann dich ruhig stehlen. Vorher hängt dein Köpfle herunter von der Mauer und nachher hängt's mir von der Schulter wie von einer gehackten Taube Die Kleider kann man dir abziehen, wie die Schalen von einer Banane, dann läßt man die Raben hinfliegen, daß sie dich picken, wie zwicken. Weißt nicht, ob's nicht Küsse sind über den ganzen Leib, dem ich die Arme schieb' unter den warmen Rücken, zum Verstecken bei mir in der Aepfelkammer. Schleich nachts immer hin. Hähähä. wenn morgen stirbst.
Wenn's aber diesmal auf der Kirche läutet, daß man dich mit einsammelt, dann zünd ich diesmal 's Schorndorf an. Lacht gräßlich. Daß es brennt und im Backofen kracht. Hähähä. Wendet sich das zweitemal zum Gehen.
Roland, nach der Schlacht sehe ich anders, wenn ich den ringenden Greuel gesehen habe, dann kann ich auch dein Gesicht aus der Nähe vertragen. So scheußlich du bist!
Dann gewöhn dich in mein Gesicht, dann ist alles viel kleiner morgen was du siehst. Lacht. Du solltest dann einmal sehen, wie du auf die Männlein einhaust wie mit einer Weide auf Federvieh.
Anders hatten wir's nicht gesagt. Du hättest den Panzer antun sollen, damit du unverletzt geblieben wärest und mir dann danken könntest.
Ich will nun Wort halten, merke es doch! – Du hast mir etwa erzählt, das entsetzlicher ist als ein lebendiges Erschaudern vor dir.
Du hast ja meine Hilf mit dem Panzer und anders sei's nicht möglich, hast du auch schon gesagt. Frau Künkelün schüttelt den Kopf. Also ich soll doch helfen?
Sieh, in dem Panzer ist es nicht gegangen, erstens höhnten dich die Weiber darin, neu in mir. Und zweitens wird mein Ruhm für die Tat auch durch den Panzer, der dein ist, noch verringert.
Daß du auch nur in einem Stäubchen als Roland erkannt neben mir, mit mir im Kampf stehst, duld ich absolut nicht.
Es ist aus alter Zeit, vererbt von Großmutter zu Großmutter. 's ist schon viel hundert Jahr alt und nie mehr benutzt worden.
Da ist etwas mit los, nein, nein, die nehm ich nicht. Nimm sie mir ab, nimm, nimm. Da ist etwas mit los.
Das Heiligtum, mein altes Erbstück. Bedenke doch, die hatte Siegfried auf, als er Gunther geholfen hat.
Eine ganz giftige Schlange sogar. Du kommst erst jetzt damit. Daß du nicht unpfiffig bist, habe ich auch schon gemerkt. Ja, nach der Schlacht, du willst mich damit betrügen. Du hast dich in der Not darauf besonnen und ich nehme die Kappe nicht.
Ist diese nicht genug, daß du dein Zaudern überwindest? – Aufwallend. Aha, du willst mir gar nicht helfen, weil du mich Stockt ... schreit auf. tot haben willst.
Mh mh, eine Geschäftssache habe ich noch vorher mit dir. Wo hast du meinen eisengeschmiedeten Panzer hingelegt?
Unter der Kappe tut mir doch der Schutz gut, denn wenn einer haut und zufällig das Unsichtbare trifft, was dann?
Der Wert der Kappe liegt ja darin, daß, weil man unsichtbar ist, man geschickt ausweicht, und unerwartet da ist. Du brauchst keinen Panzer.
Die zwei Schalen! – Du kriegst sie nicht mehr. Meinst du, ich wollte an meinem Geliebten nachher noch solch Spottkleid sehen?
Wie steht es da mit dir? Sie sehen einander lange an, endlich spricht Roland, seine Stimme zittert. Wenn es dein Wille ist, ddann setz' ich sie doch auf.
Frau Künkelün ... Hörst du denn nichts mehr vorher? – Ich ich habe das Gefühl einer Versuchung ... Ich fühle es als Unglück. Ich ich mein'. Wir verlieren, wenn meine Kraft ein Grammgewicht verliert heute, morgen die Schlach.
Ich bin ganz trostlos. Roland will ein paar Schritte zu ihr machen. Frau Künkelün schreit, wehrt ab. Keinen Schritt näher, ohne die Kappe. Ich will's nicht sehen.
Ich fühl's als Unglück. Ich bin verdammt zum Meidenmüssen der Liebe. Ich bin verdammt. Ich bin der Mut.
Feig? Das wühlt mich um wie mit einer Pflugscharre. Mit brennendem Blick zu ihr. Das sagst du, der ich helfen soll, zu mir. Feig.
Nein, helf mir nicht! Ich will sterben. Die Liebe krieg ich nicht als Kampfpreis. 's ist wahr, was ist der Ruhm! Der nur, weil's feige Würmer gibt, besteht. Lacht. Könnt ich jetzt die Männer auf ihren feigen Strohsäcken im Rathaussaal sehen, während ich hier wache. Während der Schreier um Erlösung zaudert, bis – er kann.
Ich zaudre nicht, ich führe Kampf. Ich kämpfe rasend. Es tost in mir, daß man's auf Meilen hört. Wie das Ventil von einem Gebläse. Melak schläft nicht. Er hört den Druck von meinem Herzen, ob es beharrt. Du Frau, wenn ich dir nachgebe, so –
Dann mach ein End! Was ich jetzt an dir vollbring, ist die Grenze meiner Kraft. Die muß ich überschreiten, dann bin ich stark genug, allein morgen.
Ist's dann nicht herrlich, auf Leben oder Tod bedrängt sein?! Roland, komm bedeckt auch unbedeckt, jetzt her.
Ja, glaub mir, heute nicht. Morgen. Ich setze, wie du sie mir gabst, zum Zweck der Schlacht die Kappe
Soll ich sie aufbehalten etwa? Frau Künkelün, willst du mich auf diese Art erlösen? Wenn ich verschwunden bleibe, so meinst du, hab ich keine Schmerzen. Die hab ich doch. Wenn ich verschwunden bliebe, so müßtest du, denk, den daran.
FFrau Künkelün. Was gäb das für ein Leben, für Sie? – Sieht ihr listiges Lächeln. Schmerz Roland, war die Kappe schon einmal verschenkt?
Wissen wir das noch nicht? Du bist ein von mir unsinnig Gebarmherzigter, du bist was häßlich Aufgehäuftes. Wie griff ein wahrer Mensch nach Liebe von mir, ihm so hingehalten.
Mir zerrinnt das Gehirn im Warten wie laufender Käse, ich erlebe den Morgen nicht, heißt es nicht halt, fest, hart. Heut ist die schauervolle Nacht vor großem Morgen.
Ich muß doch wissen, ob sie auch noch tut. Es könnt doch sein, daß sie durch's lange Liegen die Kraft verloren hätte.
Ich weiß schon, das Liegen hat ihr nicht geschadet. – – Oh oh, da ist sogar noch ein Haar von Siegfried daran.
Personen.
Sämtliche bisher vorgekommenen.
Melak.
Franzosen.
Nix da, mir war's, als spräng ein Iltis auf meinem Bauche herum, ich wollt ihn allfort fangen. Nachher hab ich Licht gemach, da springt's ruhig weiter, aber sehen tu ich nix, auf einmal rasselt 's ab und durch die Tür hinaus.
Mich hat's ständig auf den Fußfohlen gekitzelt. Ich bin darnach hinuntergefahren, aber gesehen hab ich nix.
Schon oft allein verbracht hab ich, aber diesmal war mir's, als wollte mir einer die Gedärme austrommeln.
Helft mir! Ich habe die ganze Nacht Maschine genäht. Da den Hosenrock. Zeigt ihn hoch. Beim letzten Stich surrt auf einmal etwas ins Rad, es knackt und 's bricht die Nadel ab und mir wischt 's eins über die Backen, zweimal rechts und einmal links und dann noch küßt's mich. Ich hab aufgeschrieen und stürz, wie ich da ankomm' hinaus, da
Nein, nein, ich hab' mir den Kopf ins Wasser gesteckt, daß ich klar werde, da hat mich's von hinten noch tiefer hineingetunkt.
Gott sei Dank, hab ich ihn doch fertig gekriegt! Das ist mein einz'ger Trost dabei. Meinen Hosenrock, wie die Mode in Paris ist, seht ihn blos an!
Oh, der ist etwas passiert! Ich habe sie heute Nacht verlassen und da war einer bei ihr. Ich kann's nicht sagen, wer. Es ist ein Unglück mit ihr passiert, sie ist verschwunden! Es krabbelt mich wie ein Maikäfer am unverschämtesten Ort, das ist's Zeichen. Wo ist meine Frau? Will fortstürzen.
Der Krabbler? Wie soll er's blos? Ich habe Licht gehabt und eine ganze Stunde hab ich's ausgehalten und nix gesehen.
Ja, schwätz noch mal Gespenst! Vielleicht können wir dir eins für's Krabbeln abgeben. Wird von den andern vorn hingeschupst.
Euch krabbelte der Mut, heut nacht. Nichts anderes, holt nur gleich Spieß und Flint, es geht gleich los.
Nur fort, besinnt euch über's Wunder nicht zu lang, folgt lieber dessen Trieb aus den faulen Federn. Und laßt's euch weiter krabbeln, dann siegen wir.
Da seid Ihr, Gott sei's Dank! Hatt' ich 'ne Angst um Euch! Ich hatt' gefürcht't, Ihr wär't ihm heimgefallen. Habt Ihr schon gehört, wie's bei mir zuging?
Ja, du bringst mich schön in Mißkredit, bei den Weibern. Sie meinen wieder wunder was mit Roland. Und es war gar nichts. Er ist als rechter Trottel fortgegangen.
Daß er so nötig geliebt sein will, ich glaube, 's ist Getue von ihm, damit man ihn nicht auch noch darin auslacht.
Ich hatt' geglaubt, das gäb' so einen festen Bund mit ihm für heut'. Deutet hinaus gegen den Feind. Melak ist doch ein großer Schlingwurm. Hackt man ihm einen Kopf ab, heißt es, wachsen ihm sieben andere nach. So, so ist's Ihnen gegangen Frau Künkelün? Wie erklär' ich mir's dann aber, ich hatt' bei heller Ampel gern eine Stunde 's Gefühl als wär's etwas.
Ach, warum soll ich's Ihnen nicht gestehen. Mit Tränen. Ich war so sterbensglücklich, ich glaub, Frau Künkelün, mir ahnt's. Schluchzt. Ich sterb.
Ich wünsche dich noch nicht. Schleich mir nicht auf jedem Wege nach. Ich hab es schon vernommen, was du angestellt hast, damit.
Rache war das, Rache für die lange Verachtung. Jetzt gehör ich allen. Bloß du, bloß du, vor dir schlag ich aus. Du bist mir nicht erreichlich, 'z heilig, 'z heilig bis zuletzt.
Ich bin nicht traurig, 's ist mir schon als ob's
Setzt die Gewehre! Befehl weiter geben! Es kommt Regung in alles. Der Platz leert sich. Der Befehl läuft durch. Nach einer Weile. Feuer! Es prasselt wie an einer Kette.
Dann macht so weiter, ihr seht, 's heißt flinke Arbeit, das Zucken der roten Masse auf uns zu geht ruhig weiter.
Sind alle fertig? Wie vorhin. Setzt die Gewehre! – Feuer! Es geht eine freudige Bewegung über die Mauer.
Hussah! Dort sprenkelt ein Schimmel, seht ihr ihn? Hinter den Bäumen wie ein Schulreiter. Im hellen Uebermut. Das ist Melak! Alle auf ihn gehalten. – Feuer! Blickt gespannt. Die Salve kracht. Wer hat getroffen?
Er wälzt sich am Boden. Dort kommt der Feind zum Stillstand. Schüttet das Feuer hinaus wie die Frühsaat!
Dort führt Marie. Deutet nach rechts. Hole von dort zehn Musketen. Wir können noch warten. Die Leiter muß geworfen werden. Weib ab. Wendet sich wieder um. Kinder, wie steht es hier?
Je suis très étonné. Des femmes?! Da gönnen wir nicht schießen weiter. Lacht mit Zähnen. Müssen uns schieße lassen alle tot von so schöne Frauen. Ist ein süßer Tod, durch schöne Frau sterben. Wo sind ihr Männer?
Aben gesehen mit eine gute Fernglas, daß es müssen seien lauter Weiber, aben sofort eingestellt das Feuer und Zieht die Mütze. Melak läßt bitten um pardon.
Die haben wir eingesperrt, richten Sie das mit einem Gruß an Ihren General aus, wenn er nicht Schande erleben wolle, soll er seinen Gegner ernst nehmen.
Mais, mes femmes! Voulez – vous être tuées? Mes belles femmes. Par Dieu! Mon général est très fou de votre beauté.
Sehr im Eifer. Mein General schlägt mich, wenn ich komme ohne den Frieden mit solchen schöne Frauen, die voll Rücksicht auf uns schon aben die Männer eingesperrt.
Soll ich ihm keins auf den Schädel schmeißen? Er hat nicht einmal von meinem Kleid Notiz genommen. Das wird gerochen. Will werfen.
Das Rathaus! Eile schnell, hier Schlüssel, los! Die Männer abgeführt in Klemens Keller! Weib ab. Die Leitern werfen! Sie stößt und hilft. Beide Leitern stürzen um. Noch währenddessen stehen schon wieder neue. Flink! Flink! Von überallher Krachen, Stürzen und Brechen. Du Hosenrock, so los! Wieder stürzt eine Leiter. Haß, Haß, Haß! Geschrei: »Hurra!« über die Mauern. Die Unsern sind schon im Sieg. Hier stehe ich, hier wird der Drang am größten.
Ich will es dir versprechen. Nur eure Männer gebt mir, ich lasse sie in meine Kanonen laden. Und zum Hohn vor euren Augen an die Mauern schießen. Zu Beider Freude.
Wir hätten an den Männern durch unsern Ungehorsam schändlich gefrevelt! Er schießt sie nicht an Schorndorfs Mauern!
Wo er auf der Straße begegnet wird, sei mit ihm Gruß und Gegengruß. Das Vorurteil, das gegen uns Weiber geherrscht hat, das hoffentlich gefallen ist, es soll auch gegen den Verachteten fallen.
Du stellst zu großen Unfug an damit.
Was heißt das? – Marie soll tot sein? Dann gingest du zu ihr? Kannst du dich gar nicht zum Schicklichen emporraffen.
Zu deinem wahren Gesicht kriegst du gar kein Vertrauen mehr? – Roland, kämest du nicht wenigstens her zu mir?
Ja, solang es Kampf und Not gab, waren wir wohl Freunde. Aber zum Hausfreund hast mich, sauber, nicht ernannt.
Ich weiß schon, wie du's meinst. Du findest immer einen Ausschlupf. Gar jetzt, wo du die Kappe wieder hast. Ich kenn dich schon.
Wir können, glaub ich, miteinander wetteifern, wenn sich's um die Erfindung eines Auswegs handelt.
Willst auch noch dabei sein, wenn die Männer kommen? Dann komm herauf zu mir und setz dich, zum Verdruß meines Mannes, hier neben mich.
Recht, daß du kommst. Ich würd mich recht viel zeigen, fortan, dann fällst bald nicht mehr auf. Wenn dir ein Unrecht wo geschieht, dann kommst zu mir. Das alte Klatschnest Schorndorf muß dein unbespottet Storchnest werden. Die Marie, hoff ich, wird sich wieder regen und aufleben. Die gib mir heraus!
Ja, geb sie mir. Bei mir kann sie wieder zu Kraft kommen. Du mußt das Alleinleben in deiner Kammer aufgeben.
Du kriegst eine neue Wohnung eingeräumt. In dem ganz andern Geist, der jetzt über Schorndorf kommen muß, baust du dich gut ein. Marie nimmst du dir zur Frau, wie's überall der Brauch ist.
Paß auf, wenn sie noch lebt, dann kriegst du auch noch Kinderlein von ihr, eine ganze Schar junger Mut.
Wenn dann wieder ein Melak kommt, braucht man, hoff' ich, dann keine Weiber mehr. Dann kämpft ein neues Geschlecht, das von dir kommt.
Unund wenn dder Feind kommt, blas ich mit der Tute Sturm, daß alles mit muß, aller junger Mut, und hilft. Ah.
Dein Nachwuchs, der letzte Nacht ersproß, wird schon wieder ein bißchen ansehnlicher. Die Leute haben dann immer weniger weit zum Entschluß, dein Geschlecht als 's höchste zu achten.
Frau Künkelün! Stürzt an ihr nieder und weint in ihren Schoß. Mutt, Mutt, ich bin er immer gewesen! Durch deine vürnehme Hilf' hab' ich's Obdach gefunden. Ich lauf in der Verachtung seit ich auf der Welt bin. Oh Oh!
Sei jetzt nur still, alles versammelt sich unten, tu ihnen nicht die Wohltat, daß sie dich heulen sehen.
Vor meinen Augen Königin wie die von Holland oder England mit einem kleinen Mann, dem Prinzgemahl, laß den mich bleiben! Ich lieg' im Staub vor dir wie eine teige Zwetschge. Laß dir's zuschwören. Hebt die Hände. Wir wollten nie Franzosen gern, die Angst um Schorndorf's Schicksal. Das Wort wird ihm abgeschnitten.
Angst, das stimmt. Wir wollen and're Männer. Schweigt! Kein Wort weiter! Sonst muß die redelüsterne Zunge doch vor die Hunde. – Kein Wort von solchen Männern. – Ihr findet noch zerstreut manch braves Weib im Blute liegen. Wie? Konntet ihr nicht höflicher gegen unser schwaches Geschlecht in diesem Falle sein? Sonst seid ihr unnütz höflich. Beim Kampf ums Leben stehen die Weiber in aller Welt sonst sehr gerne nach. Dafür allein wird uns're Anmut auch so willig auf der ganzen Erde an den Mann verteilt, dafür, daß er uns schützt. Darum, weil ihr's nicht so getan habt, werdet ihr künftig keine Anmut mehr vom Weib erfahren.
Wie machtet ihr's?! Ihr hocktet in einem Keller zuletzt und wir durften bluten. Die Frau verliert ihr Blut gerad genug für's ganze Menschengeschlecht. Dann ist's nur ausgeteilt gerecht, verlieret ihr's, ihr Männer, in Schlachten beim Gefecht. Ihr habt zu blut'ge Leistung auf uns aufgebürdet.
Ich zweifle sehr, ob wir so anmaßende Kerle weiter anerkennen wollen. Denn 's nächste Mal kommen Schweden oder ein anderesmal Russen oder die ganze Internationale, die sollen wir dann immer von Schorndorf's Mauern werfen? Ihr Mannsleute könnt weit laufen, bis ihr wieder solche Weiber findet, die so 's Heiligtum für euch schützen.
Das glaub ich schon, aber uns fällt es nicht ein, euch auf den Buckel zu nehmen wie uns're Kolleginnen in Weinsberg. Wir lassen die Finger von euch. Wenn wir uns durchgehauen haben, so wollen wir auch Männer haben.
Das ist auch die einzige Bedingung, die
Ihr müßt voll ganz entehrt sein, dann, wenn die Pflänzchen welk liegen wie frisch gepflanzter Salat, bespritzen wir sie sorgfältig mit erquickendem Tau und ziehen sie auf, bis sie groß und stark stehen zu unserem Wohlgefallen, so herrlich, daß wir sie essen möchten.
So versteht sich, daß künftig kein einz'ger Mann mehr das Züchtigungsrecht über seine treue Hälfte hat, sondern im Gegenteil, daß fortab der Prügel in unsern Weißzeugtruhen für euch bereit liegt. Einverstanden?
Damit hätte ich mein Programm für Schorndorf's Weiterführung abgewickelt. Häuft euch zunächst zurück noch in die Gassen! Die Männer und Weiber bewegen sich rückwärts in die Gassen. Nur du, Spitze dieser Kniekompagnie, Künkelün, erwarte hier noch ein besonderes Strafgericht. Bleibe du hier, Roland! Gegen die zurückgehenden Haufen. Dort hinter's Haus steh eine, die meinen Wink zum Anmarsch weiter gibt, es kommen dann zuerst die Frauen in zwei Gliedern, und stellen sich Spalier, hernach die Männer zum Gassenlauf!
Hat Roland?!
Wann gabst du sie ihm denn? Oh, oh ich ahne grausig, Wischt sich den Schweiß von der Stirn. die letzte Nacht war ich gefangen.
Dann seh dich vor! Ich habe die Kappe wieder. Ich trag' sie künftig häufiger, ihre Kommodenzeit ist um. So merke dir, bei jedem Wort, das du sprichst, bin ich dabei.
Nun halt! Ah du Marie! Gesegnet seist du, die Lust, sie durchzuprügeln, macht dich wieder frisch. Stell' du dich darum vorne an! So. Und sieh daher, nennst du nicht den da einen Mann?
Künkelün, begebe dich zur Anführung in die Gasse, ich hoffe, der Mut zum Anlauf wird dir nicht gebrechen.
Die Stadträte sollen längere Zeit Sitzschmerzen haben! Damit ihnen die Sitzungen etwas vergehen! Künkelün, wirst du kommen!
Ende.