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Entstanden um 1574 als Erklärung zu den satirischen Tiergestalten am Straßburger Münster.
Johann Fischart: Werke. Eine Auswahl. Teil 1, Herausgegeben von Adolf Hauffen, Stuttgart: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1895.Fischart, Johann422-Stuttgartverse
Thierbilder
Im Mönster zu Straßburg, gegen dem Predigstul vber,
neben dem Chor, ober dem Gang, da etliche Adeliche
Schildt hangen, in Stein in ein Capitalseul gehawen,
Vnd in betrachtung, das deß Mönsters Fundament
im Jahr Christi 1015. gelegt vnd folgenden 1277.
Jahre biß an den Thurn vollendet
worden, Vor mehr dann drey
hundert Jahren dahin
für ein Seul
Pasament
gesetzt.
Es fragen allzeit die Papisten,Wo da waren die ware Christen,Vor drey oder vier hundert jahren,Da allsampt vnterm Papstumb waren,So frag ich sie hinwiderumb,Wo war Gotts Volck vnd Heyligthumb,Da Elias sich klaget sehr,Wie er allein sey, der Gott ehr?Was ward aber für Antwort jhm?Sagt nicht zu jhm deß Herren Stimm:Es sind noch sieben tausent plieben,Die nicht den Gottsdienst Baal trieben.Wiewol sie nicht Elias kandt,Kandt Gott die seinen doch im Landt.Wa war die Kirch zu Noe zeiten,Da Acht waren, sie anzudeuten?Wa war sie, da Esaias klagt,Gotts Statt sey worden ein gmein MagdVnd hab von Füssen biß zum HauptNichts gantzes noch gsund, welchs recht glaubt?Ja wa wars, da Christus dorfft sagenZun Phariseern inn sein Tagen,Daß sie machten ein MördersgrubenAuß Gottes Haus als Mördersbuben?War sie beym grösten Hauff vorhanden,Den Priestern, so die Kirch sich nantenVnd hatten äusserlichen Schein,Daß sie dieselb auch solte sein?Nein warlich, sie war nicht beym Pracht,Sondern versteckt vnd vngeacht;Sie stack beym kleinsten Hauffen zwar,Der von der falschen Kirch lidt Gfahr:Welche, da jre Hirten irrten,Sich hielten an den waren Hirten,Christum, sein Stimm vnd wort allein,Einfältig als die Schäfflin rein.Also hat allzeit Gott gehabtErwölte, mit seim Geyst begabt,Die nicht inn Irrthumb verführt worden,Vnd kandten den falsch Baalsorden,Den Esel in der Löwenhaut,Den Wolff im Schaffskleidt, die falsch Braut.Wie sehr die Wölff herumbher zogen,Mit List vnd Gwalt sehr viel betrogen,Warn Gott sein Schäflin doch bekandt,Vnd riß jhms niemandt auß der Hand.Drumb sollen vns die KirchenrühmerMit jhrer Frag nun klämmen nimmer,Dann weil sie nach warn Christen fragen,Ist klar, daß sie den Nam nicht tragen;Vnd weil jhr Kirch steht auff dem Schein,Muß sie die Phariseisch sein,Fürnemblich da sie ab ist gwichenVon Gottes klaren Wort vnd Sprüchen.Vnd zu bewärung deß hieoben,Daß Gott pflegt etlich zubegoben,Den nicht der Grewel gfallt im Tempel,So seh man hie diß schlecht ExempelVon den Bildhawern, die diß habenZu Straßburg ghawen vnd erhabenIm Münster vor dreyhundert Jahren,Da im schwang Römisch mißbräuch waren.Dann da die Priester worden Stöck,Mußten die Stein eh Reden Keck:Vnd weil das Römisch PriesterthumbGern gieng mit Puppen Bildern vmb,Han die Künstler, die diß angaben,Ihnen zum Spiegel diß gegraben;Wie etwann, als Agrippa meldt,Die Maler auch han fürgesteltDen Teuffel, der Christum versucht,Inn einer Münchskutt, halb beschucht.Vnd wiewol ich eim jeden laßSein vrtheil, was bedeute das,So muß ich doch nur etwas rühren,Was sich hiezu nun mag gebühren.Man trägt alhie für HeyligthumbEin schlaffend Fuchs, deut Heuchelthumb:Die Heuchler stellen sich wie Schaf,Vnd lauren wie ein Fuchs im Schlaf.Allweil der Fuchs sich schlaffend stelt,Hielt jhn für Gänßfrom die gantz Welt,Vnd fraß die Gänß doch stäts gantz hel,Wie das Opffer die Pfaffen Bel,Aber da man ihn heut erweckt,Da wird sein Fuchslist klar entdeckt,Vnd will nun nicht mehr scheinen schlaffend,Sondern mit Gwalt als befügt straffend.Das ist zu Rom der Hellisch Fuchs,Aller Füchs Vatter, der Welt Crux,Der durch sein Ränck so hoch kam an,Daß jhn anbettet jederman,Vnd jhn für Heyligthumb vmbtrug,Weil er den Schwantz durchs Maul jhn zug,Vnd konnt in seiner Fuchsgrub TräumenGesetz, die sich zum Schein fein reimen.Heut, da man seine Füchs thut kennen,Vnd will den Fuchs auß der Hell brennen,Da wüt er vnd wehrt sich zu letzWie ein Wild, das schon steckt im Netz.Nun diß Römisch Fuchs HeuchelthumbTragen zween sauber Gsellen vmb,Ein wüst Saw vnd ein stinckend Bock,Ist jmmer schad vmb den Chorrock.Die Saw zeigt an die Epicurer,Die Pfründsäw, Mastschwein, Bauchknecht, Hurer,Wie gmeinlich ist der Pfaffenherd,Die dises Heyligthumbs sich nehrt.Hinter demselben Schwein jhr findenDie vnverschämpt Besti, die Hündin,Welche dem Schwein greifft vntern Schwantz,Für solche Braut ein rechter KrantzDas deut die Pfaffen krawerin,Eheschänder vnd Leibkellerin,Die jhnen helfen jhr liebs PfündlinDurchschwenden mit den Bankartshündlin.Der Bock deut die hoch GeistlichkeitMit der stinckenden Fleischlichkeit,In jhren zweyhörnigen Hüten,Die wie stoltz Böck in der Herd wüten,Vnd alles vmb sich her erstänken,Vnd die Kirch zum Bockstall erdenken.Der Bär tregt den Weyhkessel vor,Vnd ainen Sprengwadel empor,Welchs deut den Grimm vnd Bärentratz,Dadurch man schirmt die Menschen Gsatz,Vnd besprenget die Leut mit Blut,Wann man nicht jhren Willen thut.Noch ist der Fuchs nicht gnügt am Bären,Sonder, sich baß noch zuerwehren,Muß jhm der Wolff das Creutz vortragen,Weil er die Schaff kan dapffer jagen,Vnd wann sie vnters Creutz nicht wöllen,Sie dazu Creutzigen vnd Quelen.Sonst deuts, daß, die sollen predigenDen Creutzigten, sindt Wolff, die schädigen,Schonen der Herd nicht vnd verirrten,Welche sie hielten für war Hirten,Werden dabey gantz vnersättlich,Je mehr S. Peters Erb wächst weydlich.Folgends, so tregt der Haß die Kertzen,Welchs deuten soll die liechte Hertzen.Aber was hilffts Liechts Hertz die Hasen,Wann sies auß Forcht nicht scheinen lassen?Also ists mit den Glehrten gstanden,Die wol das Liecht etwas erkanten,Aber auß blödem Hasen hertzenLiessen die Finsternus sie herrschen.Noch ist kein Bild, das besser trifft,Welchs man gleich kennt ohn dise Schrifft,Als der Meß Esel mit seim Kelch,Der von den Todten hat Befelch,Daß er sie auß dem Fegfewr murmelVnd vor dem Altar vmbher turmel,Welchs, weil es für ein Hirtz viel achten,Wollen wir es hernach betrachten.Sonst zwar sindt solche OpfferknechtVnkunst halb wol grob Esel recht,Nicht allein weil sie jhr MeßstrudelnSelbst nicht verstehn, was sie da hudeln,Sonder auch, weil sie nicht verstehn,Was für ein Grewel sie begehn,In dem sie den wölln opffern stät,Der einmal sich auffopffern thetFür die Sünd, vnd darzu den LayenStelen deß Herren Kelch ohn schewen;Vnd wissen die Palm Esel nicht,Daß jhn der Kelch reicht zum Gericht,Weil sie jhn anderswo zu üben,Als Christus jhn hat fürgeschrieben,Vnd drumb der Hurenkelch drauß würd,Welcher dem Antichrist gebürt,Damit er die Leut zaubern kan,Wie Circe deß Vlyssis Gspan.Sonst die es für ein Hirtz ansehen,Der Meynung ist auch nicht zuschmehen,Dann jhm abbrochen ist das Ghürn,Welchs sonst dem Hirtzen sterkt das HirnVnd wider das Gifft jhn verwart.Diß deut, daß die Meßbrüller ArtKein Hirn noch Witz hat vnterm Lesen,Vnd alls vergifften mit den Messen;Sind doch gantz stoltze Hirtz darbey,Vnd brünstig zu all Lastern frey.Wem darff man demnach erst außlegenDen Esel mit seim Buch zugegen?Dieweil je keiner nicht vermeint,Daß man hie die Chor Esel meint,Welche das Predigampt hand gmachtZu eim Geheul bey Tag vnd Nacht.Disem schönen Epistel EselDient ein Katz für ein Pultbrett Sessel,Welchs deut die schleckhafft Klosterkatzen,Die Käßjäger, die heuchlisch Fratzen,Die fornen lecken, hinden kratzen,Vnd durch den Bettel die Leut schatzen,Auch sich haben gantz vnverschamptEindrungen in das Predigampt,Verführen durch süß Wort vnd SchwetzenVnschuldig Hertzen zu jhrn Gesetzen,Treiben von Keuscheit viel Geschnatter,Vnd rammeln doch wie Mertzenkatter.Hiemit sey gnugsam angedeut,Was gegenwertig Gmähl bedeut,Darauß man sicht, wie Gott mit trewenEtlich erleucht, wie gring sie seyen,Vnd das sein Kirch nie außlescht gar,Ob sie schon lang nicht scheint vor Gfahr.Auch soll es hie befrembden kein,Die falsch Kirch durch Thier angbild sein,Weil nach S. Johannis VerstandtIhr höchst Haupt wird ein Besti gnandt,Welche gleich wie Meduse HauptDie Leut hat aller Sinn beraubt.Aber Gotts Lämlin wird diß ThierMit seinen Schuppen stürtzen schier.Darumb folgt dem, so David bitt,Vnd seyt wie Roß vnd Mäuler nit,Welche nimmer han kein verstand,Vnd werden gzäumpt mit Gbiß vnd Band,Auff daß jhr nicht in Pful gstürtzt werdMit dem Thier zu sampt seiner Herd,Dafür vns Gott wöll stäts bewarenVnd samblen zu seins Lämblins scharen.