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Nu, ihr Leute, meine Bulle ist leer, und meine Ficke auch. Ich dächte, wir giengen nun in die Schenke, und trischäkten eins.
Ey, ihr Herren, trinkt so viel ihr wollt. Ich kenn' euch ja. Weiß euch zu finden. Euch geb' ich lieber Kredit, als manchem unsrer schamarirten Stadtherrn, und schreibe keinen Tropfen mehr an, als ihr trinkt.
Du, Jobst, hast du den gnädigen Herrn schon am Tage gesehen? Man konnt' ihn gestern bey der Dämmerung nicht recht erkennen.
Nä, Gevatter, bis dato noch nicht. Ich habe dir über eine Stunde gelauert, ob er etwann spazieren reiten würde.
Ey, der Herr Obriste werden noch zu müde von der Reise seyn, sonst hätten Sie wohl schon den Jahrmarkt besucht.
Zu müde? Er? Was weiß er von Müdigkeit? Sie sind, wie mir der Gärtner sagte, den ganzen Morgen in den Gärten herumgestrichen, er und sein Vetter.
Er mag sich wahren. Ich kenn' ein Paar, die haben's ihm zugeschworen, wenn sie ihn in ihrem Gehäge treffen –
Nein, da lob' ich mir den gnädigen Herrn. Vor dem kann man sein Mädchen in Ruhe haben. Und er sieht doch gewiß gern was Hübsches.
Dafür wird ihm auch der Himmel eine hübsche Frau aufheben. – Kommt, Kinder! das Restchen auf seine Gesundheit!
Mir auch! mir auch! Tcaralala! Sie schlendern Arm in Arm singend ab, und stoßen auf den Obristen und Lieutenant, die aus dem Hintergrunde kommen.
Nun, ihr Sappermenter! Könnt ihr nicht aufschauen, wenn eure gnädige Herrschaft kömmt? Die Bauern nehmen erschrocken und beschämt die Hüte ab.
Setzt auf, ihr Leute, setzt auf! Laßt euch nicht stören! Ich bins nicht, wills heute nicht seyn. Versteht ihr mich?
Seyd Ihr nicht ein wunderlicher Mensch, Vetter! Ich ziehe meinen abgetragensten Ueberrock an, setze meinen ältesten Hut auf, um nicht erkannt zu werden, und ihr laßt euch einfallen, meinen Ausrufer zu machen.
Que diable! Die Kerls müssen Respekt vor ihrer Herrschaft lernen. Der lahme Bengel hat mir den Fuß gequetscht, daß ich kaum in acht Tagen werd' auftreten können, und ich bin übermorgen zur Gräfinn Wachtel auf den Ball gebeten.
Wenn ihr denn auch übermorgen nicht tanzen könntet! Das große Unglück! Ihr habt die Bälle dutzendweise im Jahre, aber jene guten Leute nur zwey oder drey Tage der Freude. Ihnen diese durch den geringsten Zwang zu verderben, wäre Sünde.
Desto schlimmer für euch. – Doch was wissen Euresgleichen von Behagen an Unschuld und Natur? Genug, mir thut es wohl, Vetter, meine Augen endlich einmal wieder von Kriegsspektakel und Hofmaskeraden wegzuwenden, die gesunde Luft meines Geburtsörtchens zu athmen, und ein stiller Zeuge dieses frölichen Getümmels zu seyn.
Ob sie mich gerne wiedergesehen? Kein Kind war im Dorfe geblieben. Als ich noch da oben am Hopfenberge ritt, gieng das Jauchzen schon an.
Hm! Es ist doch sonst ein verzweifelt grobes Volk. Sogar die Mädchen sind so dummspröde, so bäurisch. Ich habe mir alle Mühe von der Welt gegeben, sie ein wenig gesitteter zu machen – aber vergebens.
Ich danke, Vetter, für die
Lieber ein Wildfang – als ein Grandison! All' das übertriebene, affektirte, überspannte moralische Wesen ist mir zuwider, wie der Tod. Und an einem Soldaten vollends!
Darf durchaus kein Kopfhänger seyn, muß schwärmen und mitmachen, so viel und so lang er kann. Ist's nicht von jeher unter uns Helden so hergebracht? War nicht Alexander dem Trunk und Cäsar der Liebe ergeben?
Ueber die Cäsars und Alexanders,
Zu arg? zu arg? Wollte der Himmel, ich könnt' es! Aber wie wäre das in dem Neste möglich, wohin mich das Schicksal gebannt hat? Ma foi, ich wundere mich oft, daß ich noch nicht vor Langerweile gestorben bin. Soll ich's Ihnen einmal schildern?
Schildert's so gefährlich, als Ihr wollt, ich weiß schon, was ich davon halten soll; weiß, daß Ihr dieses Nest mit den umliegenden Landgütern, Forsthäusern und Vorwerkern, nicht um die Hauptstadt vertauschtet, daß Ihr da, wie ein Vicekönig in der neuen Welt, hauset, daß Ihr Mädchen und Weiber, ohne Ansehen der Person,
Lieber Herr Vetter, wollen wir nicht unter die Buden gehen? Die Luft – mich dünkt, die Luft zieht hier entsetzlich –
Hum! Er spricht mir zu wenig. Mit den Leuten ist's nichts. Zum Lieutenant. Nu, Windbeutel, ist's mit dir auch nichts?
Trarare! Wenn ihr mir nichts abkauft, geh ich meiner Wege. Adies. Singend. Kauft doch was! Kauft doch was! Geht ab.
O, fangen Sie Ihr moralisches Kollegium nicht wieder an. Sie hätten sich treflich zum Professor geschickt.
Permission. Es fällt mir eben ein, daß ich mit einer Dame um einen Fächer gewettet habe. A revoir, mon Cousin! Indem der Lieutenant durch die Buden streicht, wird er von verschiedenen Verkäuferinnen angerufen, mit ihnen zu handeln, die er im Vorbeygehen alle beym Namen nennt, und vertraut grüßt.
Geh nur. Du sollst schon erfahren, was du nicht hören willst. Du bist am längsten Werber gewesen, und zu deinem Glück. Noch ist es Zeit umzukehren, ehe dich Müßiggang und Wohlleben ganz zum Dienste verderben. Geht auf und ab.
Er kömmt nicht wieder! Das konnt' ich wohl denken. Leih deinen Freunden nur Geld, oder sag' ihnen die Wahrheit, wenn du ihrer los seyn willst. – Ob ich ihm nachgehe?
Sein Diener! Will ab, erblickt Bärbchen. Sieh, sieh! welch Bleibt stehen, sie zu betrachten.
Sie wollen wohl, aber sie können
Ja, ich bin auch manchmal so ungeduldig, so ängstlich – Als ich noch ein kleines Mädchen war, dacht' ich jedesmal, ich würde die Christbescherung nicht erleben – und jetzt, denk ich – wenn der Vater nicht bald macht – wird mir's noch gehen, wie Mariechen.
Weiß er das Unglück nicht, gnädiger Herr? Schluchzend. Sie war meine Spielkameradinn, wir giengen zu gleicher Zeit in die Pfarre, und das Jahr drauf hielt sie mit Wilhelm Springer Verlöbniß; da tanzten wir noch bis um Mitternacht, und machten uns so lustig –
Fürwahr eine betrübte Geschichte. Aber nimm sie weniger zu Herzen, meine Tochter. Du sollst es erleben, was Mariechen nicht erlebte. Ich will selbst mit deinem Vater reden.
Ey, er packt gleich an, und thut so vertraut, und läßt nicht los. Er hat mir schon ein paarmal mit Lukas Verdruß gemacht.
Ja, käme mir ein anderer so, ich wollt' ihn abführen – Mit einem Knix. aber vor des gnädigen Herrn gnädigem Herrn Vetter muß man denn freylich ein Auge zudrücken.
Mein Vetter ist nicht besser, als ein anderer. Führ' ihn nur ab. Du thust mir einen Gefallen. Er mag dich bey mir verklagen.
Ohne Bedenken, Mädchen! – Also – auf der Hochzeit sehen wir uns wieder. Ich darf doch das Strumpfband lösen?
Sey er nur nicht von den vornehmen Leuten, die viel versprechen und wenig halten! An mir soll's nicht fehlen. – Ha! was wird Lukas zu der Nachricht sagen? Geschwinde zu ihm! Will ab.
Und da schlich ich mich an sein Bette, als er noch im Morgenschlafe lag, und sang ihn mit einem Liedchen an, das mich meine Pathe, die Frau Pfarrerinn, gelehrt hat.
Woran kannst denn du jetzt denken? Läufst, sobald du aus dem Bette bist, zu Lukas Mutter, und kömmst nicht eher wieder, bis du zu Bette gehst. Der arme Vater! Wenn er mich nicht hätte! Ich will auch bey ihm bleiben. Ich will unter den ersten zehn Jahren nicht freyen. Leb wohl, Schwester! Der Vater hat meinen Lukas noch nicht gesehen. Das ist ein Kerl! So einen Schnurrbart kriegt dir deiner sein Lebtag nicht. Itsch! Etsch! Geht ab.
Wie ich's nun anfange, daß der Vater meine Vergessenheit nicht übel nimmt? Mit einem Glückwunsch nachgeschlichen kommen, läßt so dumm – ich will Mutter Even fragen. Will in Gedanken ab.
Das ist meine Sorge. Ein seidnes Tuch und eine Perlenschnur zeigend. Sieh einmal, Bärbchen! siehst du?
Ich hätte den Gukuk von seiner Schönen und von seinen Geschenken. – Will
sich wieder losreißen. Auh! Er verrenkt mir die Hand.
Ah! noch Einen zur Strafe! Küßt sie wieder; sie schreyt, will sich wehren, läßt den Hut fallen, und wird doch geküßt.
Blitz! über den Herrn Lieutenant! Ich will ihn bekerlen. Ich will ihn die Bauermädchen küssen lehren. Will auf ihn los.
Was? Du hilfst ihm über? Du bist mir die Rechte. Hatt' ich dir nicht verboten, dich mit ihm einzulassen?
Hab' ich den Spektakel nicht mit Augen gesehen? Und wär' ich nicht just dazu gekommen, wer weiß, was –
Nein, das ist zu arg! Schon gut! Ich will's dem Vater klagen, wie du mit mir und meinem Geschenk umgehst.
Schon gut! Heule nur! Stell dich an, wie du willst! Klag's dem Vater, klag's! Ich frage nicht so viel darnach – Ein Schnippchen schlagend. Es ist aus mit uns.
Hahaha! Wie komm' ich dazu? – Das Glück verläßt doch seine Lieblinge nicht. – Völlig entzweyt! So weit glaubt' ich's nie zu bringen. – Ja, wer nun geschwinde vom Tempo profitiren könnte! aber geschwinde! Denn jetzt geht er hin, sich vollends um den Verstand zu trinken, und morgen hat er Rausch und Bosheit ausgeschlafen. – Da ist guter Rath theuer. Sinnt.
Wenn ich das Mädchen aufsuchte, mich stellte, als thäte Will ab, stößt auf Fikfak.
Du! nimm dir nicht zu viel heraus! Befahl ich dir nicht gestern, keinen Fuß aus dem Thore zu setzen, bis du die Handwerkspursche hättest? wo sind sie, heh?
Ich konnte sie nicht halten. Sie rochen Lunte, so schön mein Kamerad und ich uns auch verkappt hatten, und machten sich mit Tagsanbruch davon. Dafür hab' ich aber einen armen Hungerleider von Maler ertappt, der zeither auf den Dörfern da herum die Kreuzer und Grenzsteine angestrichen hat, und dem ich weiß machte, der König brauchte einen Bataillenmaler. Aber ich werd' ihn wohl wie der laufen lassen, denn der Schlag hat ihm den rechten Arm gelähmt.
St! Sich geheimnißvoll umsehend. Merken Sie nicht Unrath? Darum komm' ich eben. Auf Jahrmärkten giebt's immer was. Meine Pursche sitzen schon in den Schenken und lauern. Da ist der lange Pfefferkuchenmann, ich weiß
Und darum eilen Sie so? – Um Vergebung, Herr Lieutenant. Schalkhaft. Mit dem Herrn Vetter ists nicht richtig. – Theilen Sie mir immer Ihr Plänchen mit! Ich verrathe Sie nicht.
Wer weiß? Ich kann ja den Jemand, der Ihren Absichten im Wege steht, mit in die Schenke nehmen und besaufen.
Um Vergebung, das Schenkenbier taugt
Hm! – Du bringst mich auf einen verzweifelten Einfall. – Lehnt sich ihm auf die Schulter. Höre, Fikfak! Besaufen ist keine Kunst. Wenn du nicht mehr kannst!
Was willst du mit Liesen? hab' ich die Meerkatze nicht schon seit einem Monat aufgegeben? – Bärbchen, Bärbchen – das wär' ein Leckerbissen!
Denkt doch! Lukasens Bärbe? Kein schlechter Geschmack, in der That. – Aber wie wollen Sie der beykommen?
Und du fängst ihn, greifst du's nur halbweg gescheut an. Alles ist vorbereitet. Er hat schon einen Hieb, hat sich schon mit seinen: Mädchen auf mein Anstiften überworfen. Mach ihn vollends toll und voll – und er ist unser.
Wär's keine Sünde, einen armen Teufel, in der Besoffenheit, um seine Freyheit, um sein Mädchen, um alles zu prellen?
Ja, Herr Lieutenant. Ich bin des Gemäkels müde. Das Gewissen wacht auch einmal auf. Wo es mit rechten Dingen zugeht, laß' ich mir weder Mühe noch Wege in meinem Dienste
Unverschämter Pursche! Mache mir den Kopf nicht warm, oder ich fuchtle dich, daß es eine Art hat. So ein Schleicher! Mich erst auszuholen, um hernach – Ich will nichts mehr von dir wissen. Morgen sollst du zum Regimente zurück. Meine Uhr heraus! Eher wollt' ich sie auf die Gasse werfen, als dir lassen.
So holterpolter in Eifer zu kommen? Um des albernen Lukas willen! – Ich dächte, wir kennten uns. – Ihre Hand, Herr Lieutenant!
Wenn die Braut mit ihrem Anhang aufwacht, und die Sturmglocke zieht, und mich beym Herrn Obristen verklagt, der über gewisse Dinge ganz anders denkt, als wir.
Das giebt sich. Schaff ihn nur erst fort. Da läßt sich schon ein Deckmantel finden. Und hernach, meynst du denn, daß ich das Mädchen auf dem Halse behalten will? Sie soll ihn wiederhaben, aber erst von mir erkaufen. Für Lukas bleibt sie immer gut genug. – Du hast doch noch Geld?
Ich will mein Möglichstes thun, Herr Lieutenant. Indessen – schreiben Sie lieber wieder frisch um Vorrath!
So Schlag auf Schlag? Das geht nicht. Sie wollten mir schon meine letzten Rechnungen nicht passiren lassen. Ich weiß nicht, was den alten Perrücken anwandelt. – Laß sie brummen! Nur diesen Streich noch durchgesetzt! Das wird mich nicht ruiniren. Dann will ich aber auch anfangen zu wirthschaften – daß du deine Freude sehen sollst. Geht ab.
Zu wirthschaften? Ja, wie bisher. Eine schöne Wirthschaft! – Was kümmert's mich? Ich schmiede das Eisen, weil's glüht. Aber – aber der Krug geht zu Wasser, bis er bricht. – Immerhin. Bricht er, so bricht er. Ein Soldat muß sich in alles finden. In der Garnison ist's auch fein. Da sitzen wir auf den Wällen und schmauchen, und singen Gassenhauer. Will trällernd ab.
Um Vergebung. Haben Sie die französischen Deserteurs schon gesehen, die sich auf dem Jahrmarkt aufhalten sollen?
Ein andermal. Ich bin eilig. Trällert wieder im Abgehen, steht still. Halt! war das nicht die Melodie vom Rekrutenliede? – Das könnt' ich just brauchen, um meinen Mann fidel zu machen – Wie geht's doch? Trällert. Falsch! – Ey, es fällt mir wohl im Gehen ein. Will ab kömmt wieder. Ich hab's, ich hab's.
Ey mey! Ihr Leut, habt doch Gerechtigkeit mit einem ehrlichen Jud. Ist das ein Spektakel und ein Rumor! Das hab' ich mein Tage nit gesehn und nit gehört. Was wollt
Was? Hör mir einer an die Streiche! Ist das doch nur mein Brustlatz. Hab' ich müssen vormachen ein Küssen, weil ich hab' den Husten gar sehr. Bey meinem Leben! der Hals war mir doch heint Morgen, wie zugeschnürt.
Ih Lukas, du wirst dich doch nicht eines Diebes annehmen? – Er stiehlt wie ein Rabe. – Er hat's – Ich seh' ja, daß er's hat –
Ich will nun aber nicht, daß er's haben soll – Ich laß ihm nichts zu Leide thun, das sag' ich euch – Drohend. Der erste, der ihm zu nahe kömmt –
Und mir hat er neulich einen Rock abgeschachert, und soll mir das Geld noch bringen. Man hört eine Trommel; Ein Ausrufer, Hannswurstartig gekleidet, erscheint mit der Trommel, und geht über das Theater, indem er ausruft: Heh! Allhier ist angekommen, und logirt im schwarzen Bär der weltberühmte Tausendkünstler Giovanne Macaroni, item der Hochgelahrte Doktor Amadeus
Quinola, Seiner allerchristlichen Majestät etc.
Was zu sehen! Was zu lachen! im schwarzen Bären! Laufen alle nach, so daß der Hintergrund des Theaters in den folgenden Scenen leer bleibt.
Uff! Das ist mir ein Bauernvolk! Erst wollen sie prügeln einen armen Jud, weil sie ihn halten für einen Schelm, und dann tragen die Narren ihr Geld zu einem Preller, weil er ist privilegirt. An den Kirschleber Markt soll ich denken, so lang' ich hab' ein Haar auf meiner Scheitel. Zu Lukas. Dank dem Herrn, daß er sich so hat angenommen meiner Unschuld! Kann ich dem Herrn wieder dienen, will ich's auch thun. Da hab' ich ein Paar schöne Kamaschen; rar sind sie; sie kosten mich, so wahr ich lebe, meine baare zwey Gulden. Aber dem Herrn will ich sie lassen für einen halben. Nu?
Nein, Kerl, so haben wir nicht gewettet. Prügelt ihn.
Auweih! Auweih! Für was schlagt ihr mich? Bin ich doch unschuldig, als ein kleines Kind: weiß es der Himmel! Ueber dem Bestreben, sich loszureißen, fährt der Pelz auf, und das Stück Kattun fällt zur Erde.
Da lag die liebe Unschuld! Reiß aus, Spitzbube! Laß dich nicht wieder auf dem Kirschleber Markt blicken, oder ich bin der erste, der dich todtschlägt.
Was soll ich thun? Nu! ich will gehen weg, will lassen den Kattun im Stiche. Bring mich der Herr nur nicht um meine Kundschaft. Aber ich will nicht heißen Nathan, wenn's nicht ist mein Kattun.
Da, junge Frau, bringe sie einmal den Kattun dem Kaufmann wieder. Er sitzt oben am Amthause. Sage sie nur, Lukas Stark hätt' ihn dem Dieb abgejagt.
Was ist das? Ein Hut! noch nagelneu! noch gar nicht auf dem Kopf gewest! Versteckt ihn, und reißt aus.
Da hab' ich gestanden, und mit Bewunderung zugesehen, Ey, Herr Lukas, auf die Motion schmeckt ein guter Trunk. Mit Gunst, heute muß ich ihn traktiren. Wir haben schon
Possen! Wenn ich mich mit meiner Frau gezankt habe, schmeckt's immer am besten. An die Trinkbude gehend. He, Herr Greif! Ihr Diener!
So etwas sollt' ich auf meinem Lieutenant sitzen lassen? Dankt dem Himmel, daß ihr's seyd, Lukas. Für euch hab' ich zu viel Freundschaft. Ich will thun, als hätt' ich's nicht gehört. Aber verschont mich mit solchen Reden. Einschenkend. Hübsch aufgeräumt! Stoßt an! Alle hübsche Mädchen!
Die Memmen von Bauern! warum schlugen sie denn nicht zu? Ich hätte mich so gern herumgeprügelt. Warum schlugen sie auch nicht zu?
Pfuy, Herr! Was kömmt aus solchen
Ja, ich bin auch heute so desperat, so rappelköpsisch – daß ich gleich Soldat werden möchte. Trinkt hastig.
Ey was! Einschenkend. Wer so warm sitzt, als ihr, wird auch dem Kalbsfelle nachlaufen? Wo könnt ihr's denn in der Welt besser treffen? Habt ein feines Gütchen und ein feines Mädchen –
Ich wundere mich, daß ihr nicht eher hinter die Schliche gekommen seyd. Ich hatte den Herrn Lieutenant gewarnt –
Hoho! Mit dem Brauchen hat's gute Wege. Setzt euch, Lukas! Brauchen? Ich muß lachen. Nach einem so hübschen und noch mehr so braven Purschen liefe sich unser einer wohl die Beine ab.
Was Lieutenant? den ließen wir Lieutenant seyn. Ich brächt' euch morgen mit dem Transporte nach der Hauptstadt, und dort kämt ihr zu einem andern Regimente.
Bliebe sitzen – wäre beschimpft – würde von den Jungen ausgezischt, wenn sie in die Kirche gienge – Auf den Tisch schlagend. Ihr zum Schur, Herr, werb' er mich an!
Schier möcht' ich euch beym Worte nehmen. Doch nein – ich kann's nicht über's Herz bringen. Wenn's euch morgen gereute –
Nun sollst du auch die Ehre haben, des Königs Hut zu tragen. Her mit deinem Deckel! Sie wechseln die Hüte. Herr Wirth, sehn Sie einmal, wie dem Herrn der Montirungshut steht!
Dacht' auch so, Kamerad. Der Geyer hole! bey der ersten Affaire war mir's nicht anders, als ob mich der Leibhaftige beym Schopfe hätte. Aber nun – ob's zur Bataille geht, oder zum Bier, es gilt mir gleich. Prosit, Herr Bruder! Sie trinken.
Du weißt nicht, wie mir um's Herz ist. Ich lebte so zufrieden, als ein König, und
Das wird sie, die Hexe, wenn du als Hauptmann oder Rittmeister wiederkömmst, deine Mutter zu besuchen.
An Kourage soll's nicht fehlen, Kamerad,
Glück muß freylich auch dabey seyn, und damit ist's wunderlich bestellt. Den einen sucht's, den andern flieht's. Hätt' ein Anderer die Hälfte von dem gethan, was ich gethan habe – Puh!
Ach, Kamerad! es wird mir schon allmälich besser. Die Ehre! die Ehre! Es ist doch eine schöne Sache um die Ehre.
Ließen wir uns sonst dafür todt schiesen? Aufstehend. Aber laß uns die Flasche ausleeren, Kamerad. Wir müssen zur Stadt, eh' es Nacht wird.
Soll sie dir das Herz schwer machen? Hier sind funfzig Thaler, dein Handgeld. Laß ihr die Hälfte davon zurück. Das ist der beste Abschied.
Ich wünsche, daß er sie gesund verzehren möge. Alles, was ich habe, steht zu Diensten: Weine, gebrannte Wasser, Kaffee, Schokolade, Bratwürste, Servelatwürste, Kringel, Waffelkuchen, etcetera, etcetera.
Tausendsasa! Bist glücklich gewesen, Gauner. So einen braven gesunden Bruder! Nimmt das Glas, und klopft Lukas auf die Achsel. Glück zu, Herr Soldat! Trinkt.
Macht er doch ein Gesicht, als ob er schon zehn Jahre mitgelaufen wäre! Zu Fikfak. Hör' einmal, du! Halblaut. Der Lieutenant schickt mich her. Ob ich dir vielleicht helfen könnte? Du brauchtest dich nicht zu übereilen. Er sey mit dem Obristen spazieren geritten.
Wenn's der Kamerad zufrieden ist. – Höre doch, Lukas. Die Trutschel muß diesen Abend wie der nach der Stadt, und fürchtet sich, allein zu gehen. Wir möchten sie doch mitnehmen. Wollen wir?
Es ist eine gute Trutschel. Der Weg wird uns nicht lang werden. Nicht wahr, Lenchen? Will sie liebkosen.
Da könnt' ich lange warten. Nein, Dicker, du schickst dich nicht für mich, und ich schicke mich nicht für dich.
Mir wär's schon vor Jahr und Tag recht gewesen. Aber ein Soldat kann nicht immer, wie er will. Laß mich nur erst von der Hauptstadt
Von meiner alten Frau? Hahaha! – So wahr ich von keiner alten Frau weiß, so gewiß sollst du Frau Fikfakinn werden. Noch diesen Abend wollen wir Verlöbniß halten. Der Kamerad soll Zeuge seyn. Aber morgen sobald der Tag grauet – Sieht nach der Uhr.
Ih Lukas, der Henker wird dich doch nicht plagen, Hab' und Gut und Freund' und Mädchen im Stich zu lassen?
Das wollen wir, Bruder – das wollen wir. – Besinne dich indessen, Lukas – werde wieder vernünftig – ich rathe dir's –
Ja – ich rathe dir's – Zu Fikfak. Aber besoffen bin ich nicht – du Eisenfresser dort – besoffen bin ich nicht – Taumelt mit Jeremis ab.
Du, das Ding geht schief. Lauf und ruse meine Pursche. Im Mops und in der Tonne triffst du sie gewiß. Sie sollen sich in die Nähe machen.
Nur noch einen Augenblick! Vielleicht kömmt sie. Du sollst deine Freude an dem Abschied haben. Wie ich ihr begegnen, wie ich sie anlassen, wie ich sie heruntermachen will!
Sie verdient nicht, daß du sie noch im Weg ansiehst. Komm! – Bärbchen erblickend. Da haben wir das liebe Unglück.
Den Augenblick zuvor hatt' ich ihm die Unverschämtheit seines Vetters geklagt, und da befahl er mir, ihn bey erster Gelegenheit abzuführen.
Komm mit zum gnädigen Herrn, und frag ihn. Komm mit zum Gerichtshalter, und ich will's beschwören. Ich bin so gewiß ein ehrliches Mädchen, als ich wünsche
Was wollt ihr, ihr Leute? was räsonnirt ihr? Ich hab' ihn weder besoffen, noch beschwatzt, noch beym Oehrchen gekriegt. Er hat sich freywillig angegeben, freywillig den Hut aufgesetzt, freywillig das Handgeld genommen. Der Herr Wirth dort kann's bezeugen. Greif, der diese Scene über, den Hals aus der Bude gestreckt hatte, um alles zu sehen und zu hören, fährt geschwinde zurück. Heh, Herr Greif! Stärker rufend. Herr Greif! – Sind Sie taub?
Wie? Was? Ich kann von nichts sagen, von gar nichts, ich habe nichts gehört, nichts gesehen, ich menge mich in nichts, geb' auf nichts Acht, als was in meiner Bude vorgeht.
Spitzbube! Ein andermal kannst du deinen sauern Wein selbst saufen. – Rede du, Lukas! gieb der Wahrheit die Ehre! Hast du dich mir nicht aufgedrungen?
Was einen braven Kerl nie reut. Welch ein großes Glück schlägt er denn dabey in die Schanze? Was soll er hier? Tag aus, Tag ein hinterm Pfluge gehn, sein Vieh abschinden, und sich wieder vom Gerichtsherrn schinden lassen? Sey ruhig, Mädchen! Wenn du so ehrlich bist, als du sagst, soll's dein Schade nicht seyn. Er kömmt zurück, er holt dich. Nicht wahr, Lukas? und wenn du auch Hauptmann oder Rittmeister wurdest, du kämst doch wieder, dein Bärbchen zu holen?
Sey er billig, Herr Fikfak. Billigkeit kömmt durch die Welt. Laß er muß sich handeln. Auf die Art kriegt er zwey Rekruten für einen.
Alle Hagel! Ich glaube, der Herr Patron hat uns noch obendrein zum Narren. – Das kömmt vom Komplimentiren. Das Rauhe herausgekehrt! Er muß ihn losgeben.
Holt ihn ein! Dort läuft er! Seht ihr nicht? Dort! um die Ecke! Rechts um die Ecke! Die Soldaten laufen voran, Fikfak nach.
Du nicht, bey Leibe nicht, mein Kind. Wenn das Volk anfängt, ist's ärger als Panduren und Kroaten. Ich will hin – sehn, wo er geblieben ist – ob ich ihm durchhelfen kann. Such indessen deinen Vater auf. Er soll auch kommen. Ruf die ganze Freundschaft zusammen. Gebt ab.
Meinen Vater? – eh' er aus seinem Großvaterstuhl aufkommt – Unsere Freundschaft? – eh' sie eins wird, was sie thun soll – Lieber will ich beym Herrn Pfarrer Rath holen – Will ab, steht still. Ich hin ganz irre – hier geht's ja nach dem Schlosse – nach dem Schlosse? – Sinnt. Wie? wenn ich dießmal der Nase folgte? – Der gnädige Herr wird mich nicht abweisen – Kann uns am ersten helfen – Sey's gewagt! Will ab.
Werber? – Werber? – Weiter nichts? – Dem Himmel sey Dank! – Ich dacht', es wäre gar Feuer. – Wie ist denn das Ding zugegangen?
Seht doch, was da vorgeht, lieber Vater! – Ich muß aufs Schloß – Daß der Himmel sich erbarme! Geht ab.
Ich bin gelaufen, daß ich keine Luft bekommen kann – Setzt sich vorne an die Trinkbude. Wenn mir's nur nicht schadet! – Ich hab' eine starke Mahlzeit gethan – und sollte mich da noch ereifern und abäschern, und vielleicht gar ein Unglück nehmen? – Da müßt' ich mein Leben gestohlen haben. – Sie werden ihm den Kopf nicht abreißen. – Warum ist er so dumm gewesen, sich fangen zu lassen? – Ich kann ihm nicht helfen –
Meine Bärbe kriegt immer wieder einen Mann – Es ist ein reiches Mädchen – die gehen ab, wie neue Heeringe –
Wie er aussieht! – Ey, wenn ich's wäre, eh' ich mich so zerzausen ließe, lief ich frisch mit. Hinkt auch wieder zurück.
Ob ich bleibe? – Aber bey Leibe darf ich mir nicht merken lassen, daß ich der Schwiegervater bin – So von weiten! – Zieht sich zurück. Daß dich! Ist mir meine Pfeife ganz ausgegangen! Setzt sich in eine der hintern Buden, schlägt Feuer auf, und fängt an zu rauchen.
Als ob ich meine Alte hörte. Die stellte sich auch an, da man mich fortschleppte, wollte sich das Haar ausraufen, schrie, daß es durch's ganze Dorf schallte –
Heraus mit der Sprache! Ist's wahr, was dieses Mädchen gegen dich ausgesagt hat? Ist Gewalt oder Betrug mit untergelaufen?
Keines von beiden, Herr Lieutenant. Ist es meine Schuld, daß der Pursche über einen Zank mit seinem Mädchen desperat worden war? Er mag selbst sprechen. Rede, Lukas. – Sehn Sie, gnädiger Herr, daß er nichts vorbringen kann.
Mit nichten, Herr Lieutenant, mit nichten. – Ich sag' es Ihnen auf den Kopf zu, daß es ein abgekartetes Spiel war, daß Sie sich den verliebten Zwist der beiden
Sagen Sie, was Ihnen beliebt, Herr Vetter. Der Transport geht morgen ab. Ein Mann fehlte noch daran, und hier ist er. Können Sie ihn in der Folge vom Regimente losbitten, desto besser für ihn. Aber fort muß er. In mein Werbegeschäffte darf mir kein Mensch reden.
Lesen Sie, Herr Lieutenant. Mit dem Augenblick meiner Ankunft sollte Ihre Worbordre zu Ende gehen. Sie sind verrathen. Man weiß Ihre ganze Art zu leben und zu werben, und lader Sie nach der Hauptstadt zu einer kleinen moralischen Vorlesung ein. Es giebt dort noch bessere Professoren, als ich bin. Bereiten Sie sich nur, mit dem Transport abzureisen.
Verdammt! Will ab, kömmt beschämt wieder. Herr Vetter, ich darf doch wohl noch übermorgen zur Gräfinn Wachtel auf den Ball?
Uebermorgen philosophirt der Herr Lieutenant schon seit vier und zwanzig Stunden auf dem Marsche. – Was wollt' er auch mit seinem gequetschten Füßchen auf dem Balle?
So etwas befehl' ich nicht. Aber es geschähe mir ein Gefallen, und am liebsten säh' ich, wenn die Hochzeit noch heute seyn könnte.
Wohlan! Ich will kommen, um dem Tanze zuzusehen, und dir das Strumpfband zu lösen. Daß aber Lukas nur nicht einen neuen Stoß von Eifersucht bekömmt, und sich zum zweytenmal anwerben läßt!
Ernstlich, mein Sohn. Könnt' ich vorhersehen, daß du ein eifersüchtiger Ehemann würdest, ich schickte dich auf der Stelle fort, und Bärbchen sollte mir's danken.
Stellt euch nur unschuldig. Ich lese doch auf eurem Gesichte, daß ihr um den Zusammenhang gewußt habt. Wann der Befehlshaber Unrecht verlangt, hört die Subordination auf. Ihr hättet es mir sogleich anzeigen sollen. Also, junger Herr, ins Gefängniß! Bringt ihn nach dem Schlosse! Fort mit ihm! Marsch!
Gnädiger Herr, ich habe dreyßig Jahre gedient, und dem König manchen schönen Rekruten verschafft. Ich bin ein Unterthan von Ihnen, und nur aus allzugroßer Ergebenheit für Sie und Ihre hohe Familie hab' ich mich so weit verleiten lassen. Ich schwör' Ihnen –