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Das Schicksal ist ganz einem Buchhändler gleich,
Papier sind die Menschen – sein s' arm oder reich;
Sie sind leere Blätter bei ihrem Entstehn,
's ist anfangs die Farb' nur der Unschuld zu sehn;
Die erste Erziehung ist das Manuskript,
Die schon dem Papiere Bedeutsamkeit gibt,
Dann kommt es zum Buchhändler Schicksal ins Haus,
Sein Druck macht erst fertige Bücher daraus.
Die geistreichsten Menschen gehn oft so herum,
Kein Mensch auf der Welt aber kümmert sich drum,
So gibt es auch Schriften, die sehr geistreich sind,
Wozu grad' deshalb kein Verleger sich find't;
Im Franzband, mit Goldschnitt dazu noch verziert,
So auch mancher Mensch, des Verstandes ganz bar,
Steigt herum illustriert als ein Prachtexemplar.
Ja, wenn man so eine Stellung in der Literatur einnimmt wie ich, wenn man nämlich Kolporteur einer bedeutenden Buchhandlung ist und sozusagen, den wichtigsten Einfluß auf die Verbreitung der deutschen Belletristik hat, da erkennt man die ungeheure Ähnlichkeit zwischen Menschen und Büchern. Die Jahre des Menschen gleichen der Seitenzahl von Büchern; bei guten Menschen und guten Büchern ist es einem leid, wenn es an die letzte Jahres- oder Seitenzahl geht; bei schlechten Menschen und Büchern dankt man seinem lieben Himmel, wenn sie gar sind. Die Fehler der Menschen haben, wie die Druckfehler der Bücher, ihren Grund darin, daß die Korrektur vernachlässigt ist. Ein mittelloses Mädchen gleicht einem Bande lyrischer Gedichte; man findet sie recht nett – recht gefühlvoll, aber es nimmt sie niemand ab und sie kommen ungelesen unter die Makulatur. Das Leben einer sitzengebliebenen Kokette gleicht einem Almanach; – ihr Angesicht ist das bemalte Titelblatt, worauf die Jahreszahl steht – im Innern findet man einen ganzen Namenkalender, ferner nicht sehr erfreuliche Sagen der Vorzeit und Gedichte von verschiedenen Mitarbeitern. Dagegen gleicht das Herz einer braven Frau einem Roman von vielen Teilen, alle voll Schönheiten und voll spannendem Interesse; – wenn man aber auch nur einen Teil davon leichtsinnig verliert, so hat
Wohl möglich; aber was nützt mir das Gold, wenn es im Munde der Morgenstunde und nicht in meiner Tasche ist?
Na, hören Sie, bei meiner Nüchternheit wäre mir eine neugebackene Semmel lieber als so ein altgebackener Spaß.
Schäme dich, ewig dieses Winseln um die Befriedigung leiblicher Bedürfnisse! Hast du denn gar keine Philosophie, um dich darüber zu erheben?
Hahaha! Na, laß gut sein, närrischer Kauz! Sollst dir heute einen guten Tag antun; wir lassen dich mit uns frühstücken.
Mit Ihnen? Für sich, auf beide Fenster deutend. Ein Literat und ein Künstler? Ich glaube kaum, daß ich mir bei diesem Frühstück den Magen verderben werde.
Guten Morgen? Für einen armen Teufel gibt es keinen guten Morgen; für ihn gibt es auf Morgen nur einen Reim. Sorgen! –
Pah! Wer wird schon so früh seinen Sorgen Raum geben! – Der aufgebende Sonnengott zerstreut alle Nebel, also auch die des Kummers.
Ei, laßt mich mit dem Sonnengotte! – Er mahnt mich noch mehr an meine Armut, weil er das vollendete Bild eines herzlosen Reichen ist. Da fährt er in seinem goldenen Wagen stolzierend über den Himmelsbogen, weckt, wie ein Sklavenaufseher, die armen Erdensöhne aus ihren Betten und Träumen empor, zwingt sie zu ihrer Arbeit – preßt ihnen bittere Schweißtropfen
Hab' ich vielleicht nicht Ursache, sie zu hassen? Diese Metallherzen, die ewig wieder nur durch Metall zu erweichen sind! – O ich habe sie kennen gelernt!
Seht – mein Vater, ein armer Förster, sandte mich auf die Universität – ich verlegte mich mit Fleiß und Erfolg auf die Wissenschaften; aber plötzlich setzte der Tod meines Vaters meinem Streben ein Ziel. – Es hätte sich nur darum gehandelt, mir auf zwei Jahre einen dürftigen Lebensunterhalt zu sichern, so hätte ich meine Studien vollendet; aber da war niemand, der sich meiner angenommen hätte.
Einen einzigen, es ist der Bruder meines Vaters, einer der reichsten Kaufleute in Frankreich, er war, wie mir erzählt wurde, schon seit lange feindselig gegen meinen Vater gesinnt, aber ich hoffte, er werde den Haß nicht auch auf den Sohn übertragen. – Ich schrieb an ihn – aber nicht einmal einer Antwort würdigte er mich!
Ja, da kam ich erst an den Rechten; der empfing mich mit den hingeworfenen Worten:
Alle – alle, weil sie sich gar nicht vorstellen können, was Not ist. Aber es sollte nur ein recht armer Teufel, der die ganze Schule der Entbehrungen selbst mitgemacht hat, dem aber das Herz aus dem rechten Fleck sitzt, so plötzlich recht reich werden, dann solltet Ihr schon sehen!
Hahaha! Da gibt es auch noch was zu vermuten! Närrische Leute, die Verliebten! Tragen ihr Verhältnis mit Lapidarschrift im eigenen Gesichte zur Schau und wähnen, es sei dennoch für die ganze Welt ein Geheimnis.
Aber ich bitte, diese Melodie singen je bereits unserm Herrn Nachbarn die Spatzen auf dem Dache, hahaha! Hochmann und Torf lachen mit.
Meine Freunde! Ihr mögt nun vermuten oder wissen, was ihr wollt doch ersuche ich euch, mit diesem spöttischen Gelächter einzuhalten. Wenn ihr mich nicht schonen wollt, so seid doch so gefällig, Henrietten zu berücksichtigen; denn gewiß, Henriette ist eine Blume, die –
Nun, fahren Sie doch fort – Sie waren ja eben im besten Zuge – nun also – Henriette ist eine Blume – nun – was stocken Sie denn wie ein Schuljunge beim Aufsagen eines Spruches?
Ja, sie ist eine Blume – haben Recht – aber eine in einem wohlgehüteten Garten stehende Blume und der Gärtner bin ich – verstanden? Und ich treibe jeden, der sich unberufen dieser Blume nähern will, zum Tore hinaus! Verstanden? – Frechheit!
Ich habe mich so tief herabgelassen, so hoch zu Ihnen hinaufzusteigen, um Sie vor dem Tribunal meiner väterlichen Autorität zur Rede zu stellen. – Also – man rede!
Er will sprechen? Welche Frechheit! Sie wollen noch sprechen, anstatt mit dem Schweigen der tiefsten Beschämung in die Erde zu versinken?
Aber ich bitte Sie, Herr Prinzipal, wenn er da heroben am Dach versinkt, so kommt er ja gerad' ins Zimmer vom Fräulein Henriette –
Halt Er seine Speiseanstalt! Zu Robert. Was wollen Sie denn noch sprechen, was denn? Haben Sie nicht geschrieben Liebesbriefe an meine Tochter – welche Frechheit! Jetzt verteidigen Sie sich – hören Sie – ich fordere Sie auf – verteidigen Sie sich! –
Will sich verteidigen – welche Frechheit! Gibt's da noch eine Verteidigung? So ein armer Schlucker, dem ich aus Barmherzigkeit dreißig Gulden Monatsgehalt dafür bezahle, daß er meine Bücher in möglichster Unordnung erhält, untersteht sich, das Herz meines Kindes, der einzigen Tochter eines Hunderttausendguldners, als ein Album zu betrachten, in das jeder Laffe seinen Namen hineinkritzeln kann! Wie konnten Sie sich so weit vergessen, daß Sie vergessen konnten, daß meine Tochter nie vergessen darf, wie hoch sie über einem Menschen Ihrer Kategorie steht. Wie konnten Sie sich unterstehen – ich frage – und will jetzt einmal Antwort haben – also – Antwort! –
Redliche Absichten? Welche Frechheit! Der Mensch hat so wenig Einsicht, daß er bei seinen Aussichten noch Absichten haben will! – Eine Absicht auf ein Mädchen mit hunderttausend Gulden nennt er eine redliche Absicht – welche Frechheit! Aber ich werde Ihnen jetzt sagen, welche Absicht ich habe. – Ich habe die Absicht, in das Herz meiner Tochter nicht, wie in ein Bauernhaus, Gemeine einquartieren zu lassen, sondern, wie in ein Palais, nur einen vom hohen Stabe – deshalb habe ich auch die Absicht, jeden unberufenen Eindringling hinauszuwerfen. – Ich habe ferner die Absicht, Ihnen augenblicklich Ihre Stelle aufzukündigen, Ihnen Ihren Gehalt auszuzahlen und Sie zu zwingen, heute noch dieses Haus zu verlassen. – Das sind meine Absichten, und das – verstehen Sie – das sind redliche Absichten! Und jetzt – Ihn barsch anfahrend. schweigen Sie und reden Sie nicht weiter!
Herr von Schlenkheim, daß Sie hart gegen mich sind, kann mich nicht befremden; – denn Sie sind reich, ich arm. – Aber, daß Sie auch gegen Ihre einzige Tochter so grausam verfahren, daß Sie unerbittlich ihr Lebensglück zerstören –
Lebensglück? – Mit Ihnen!? Welche Frechheit! Lebensglück! Hahaha! Halten Sie eine Buchhändlerstochter nicht für eine solche Roman-Närrin, die nur von einem Herzen und einem Strohdache schwärmt! – Sie ist ein reiches Mädchen und folglich ein gescheites Mädchen, das sich wohl den Spaß machen kann, einen solchen
Lüge?! Welche Frechheit! Wenn Sie glauben, ich gebe mir die Mühe, Sie blau anlaufen zu lassen, so nehmen Sie's hier Indem er die Briefe hervorzieht. schwarz auf weiß und werden Sie meinetwegen grün und gelb vor Galle! Hält ihm die Briefe hin. Hier sind Ihre Briefe – meine Tochter hat sie mir selbst gegeben und sich über Ihre Geckenhaftigkeit lustig gemacht.
Reden Sie nicht per du von meiner Tochter! – Frechheit! – Jetzt wissen Sie alles und ich will nichts mehr von Ihnen wissen – aus – alles aus!
Suche Sie zwar nicht, aber ist mir angenehm, Sie hier zu treffen. – Hier heroben soll ja einer ihrer Leute wohnen – ein Herr Robert Starr.
Ja, wohnt da – dort – Auf Robert deutend, welcher auf einen Stuhl gesunken ist und starren Blicks die Briefe betrachtet. Der auf den Stuhl Hingegossene!
Wahrheit, Freund – Wahrheit! Ich gehe mit Ihnen jede Wette ein, welche Sie wollen, daß Sie, wenn ich jetzt gleich dieses Aktenstück Das Papier, welches er in der Hand hält, erhebend. laut vorlese, sich augenblicklich eigenhändig zwei wohlkonditionierte Ohrfeigen applizieren.
Würden's tun, Carissime! Würden's tun! Und ich sehe eigentlich nicht ein, warum ich Sie dieses Vergnügens beraube und nicht augenblicklich – Entfaltet das Papier und will in die Mitte treten.
Jede Terminserstreckung kostet bei mir Geld und jede Konsultation noch mehr; – wollen Sie guten Rat von mir annehmen? Aber
Hier ist nicht der Ort, aber wenn Sie wünschen, verfüge ich mich in Ihr Kontor hinab, bespreche mich alldort mit Ihnen und steige wieder herauf; natürlich zahlen Sie mir pro primo für die Unterredung selbst – pro secundo für den Weg hin und zurück den Wagen.
Welche Frechheit! – Aber Sie haben mich einmal stutzend und neugierig gemacht, – also kommen Sie in Teufels Namen! Hängt sich in seinen Arm; beide gehen die Treppe hinunter.
Da habt ihr wieder die Reichen! O daß ich auch von einem eichen Mädchen Liebe hoffen konnte, – daß ich nicht früher bedachte, daß der Reichtum der Karlsbader Quelle gleiche, welche alles, auch die zartesten Blüten, versteinert!
Meine Herren, er fängt an zu lamentieren! Ich glaub', das werden wir mit nüchternem Magen nicht vertragen können; denn wenn's auch wahr wäre, daß der Anblick zweier glücklich Liebenden ein Schauspiel für Götter ist, so ist doch gewiß der Anblick eines betrogenen Liebhabers ein Schauspiel, das selbst der Teufel auszischte.
Ja, es geht mit dem Liebesschmerz wie mit dem Zahnschmerz; die Leut', die nicht dran leiden, betrachten ihn als ein ganz geringes Übel, aber der, der's selbst hat könnt' oft drüber wahnsinnig werden.
Ich will auch um meiner selbst willen nicht klagen – ich will nicht mehr an sie denken – und ich bitte auch euch, erwähnt ihrer nicht mehr, sprecht kein Wort von ihr.
Ja, zum Frühstück – wir wollen es gerade heute in echter Garçonmanier recht fidel anstellen! – Ich will einen Beitrag dazu liefern, der am meisten dazu geeignet sein wird, unseres Freundes Grillen zu zerstreuen. Der Weinhändler Schwibs, an dessen Porträt ich eben arbeite, hat mir gestern drei Flaschen Bordeaux zum Präsent geschickt.
Wein? Bravissimo! Beim Wein denkt man sicher nicht an die Schwüre einer Geliebten, denn im Wein ist nur Wahrheit.
Ist denn je ein Monat vergangen, in welchem ich nicht in die Stadt gekommen wäre, und wär's auch nur, um dich wieder einmal zu sehen.
Ja, ich weiß es, Ihr denkt immer in Liebe an mich – aber Ihr werdet müde sein? Kommt doch her – setzt Euch! Rückt einen Stuhl zurecht.
Warte nur ein wenig, mein Sohn! Warte! Du weißt ja – ich komme nie ganz leer zu dir. Geht zu dem Bauer mit dem Korbe zurück.
Da sieh her, Robert – ich habe dir ein bißchen von meiner eigenen Armut mitgebracht. Auspackend. Hier dieser Schinken von dem Schweine, das ich selbst aufgezogen habe.
Famos! Eine ganze Idylle spricht sich in der Butter aus – muß eine charmante Person sein, die schwarze Kuh!
Freut mich außerordentlich, Ihre werte Bekanntschaft gemacht zu haben – ich bitte, wie ist der werte Name?
Ach, sind mir durch Ihre Werke schon sehr vorteilhaft bekannt! – Zu den übrigen. Aber sehen Sie, meine Herren, da haben wir eben vom Frühstück gesprochen und nun, Tischlein deck' dich, da ist's! –
Wozu denn in die enge Stube? Hier heraußen auf der Plattform ist's bei weitem luftiger. – Wir tragen einen Tisch und Stühle heraus. Allons, rasch dran! Hochmann, hilf mit!
Aber nun sage mir, Robert! Wie geht's dir denn immer? Bist du gesund? Dein Aussehen ist wenigstens gut. –
Hm! Ich hatte es verloren – aber heute habe ich es zurückerhalten. Mit Bitterkeit. O es geht nichts über redliche Finder!
Ja, wenn wertvolle Dinge verloren gehen, gibt sie ein redlicher Finder zurück; wenn aber ein Mensch das Wertvollste, sein Herz, verliert, so ist der Finder unredlich, der's wieder zurückgibt.
Ich bin auch so frei; – ich war, wie ein Taufpate, schon früher eingeladen, als das Frühstück auf der Welt war.
Mit Wonne! Ich werde überhaupt die Hausfrau machen und aufschneiden; das kann ich trotz einem amerikanischen Journalisten. Schenkt die Gläser voll. So, und jetzt geben Sie den Schinken her! Auf den hab' ich eine eigene Passion! Schneidet den Schinken an, macht Butterschnitte, präsentiert sie usw.
Das ist einmal so eine rechte Junggesellenwirtschaft, – es geht doch nichts drüber!
Sein Glas erhebend. Der Junggesellenstand hoch! – Stoß an, Robert!
Ach sieh da, – die Herren sind beim Frühstück; nun, wohl bekomm's! Helfer erblickend. Auch ein Fremder hier? – Welche Frechh –
Ihr Vetter? Sehr freundlich. Ach, freut mich sehr, die werte Bekanntschaft gemacht zu haben! Zu Helfer, welcher aufstand. O bitte, bleiben Sie sitzen, würdiger Mann, bleiben Sie sitzen! Von woher sind Sie, wenn ich fragen darf? –
Ah – das ist ja – Zu Robert. Ihr Geburtsort; – also sind Sie Zu Helfer. wahrscheinlich auch der Lehrer dieses jungen Mannes? – Nun, dieser Schüler macht Ihnen Ehre. – Zu Robert. Nun, was sehen Sie denn gar so finster d'rein? Kommen Sie doch ein wenig näher, wenn ich bitten darf!
Hahaha! Wie gespannt! Hahaha! Ist mir richtig aufgesessen! Hihihi! War doch ein guter Spaß das! Hahaha! Hat's wirklich geglaubt; hahaha, nun, nun – aber nur nicht böse sei. wollt' ja auch den Spaß nicht Gemütlich. Die Hand darauf! Fast Roberts Hand.
Also, es ist heute mein Geburtstag, und da kam mein Jettchen mir Glück zu wünschen, und da saßen wir denn so gemütlich beisammen und sprachen von meinem Alter, und von dem, was ich noch zu erwarten hätte, und ich sagte ihr, daß ich noch gar zu gern ein Paar Enkelchen auf meinem Schoße schaukeln möchte, und da fing mein Jettchen zu weinen an.
Na – und da – da rückte sie endlich mit der Farbe heraus und gestand mir, Scherzend Robert in die Wange kneifend. der Tausendsappermenter da, sich ganz und gar in ihrem Herzen eingewurzelt habe, so daß, wenn man ihn herausreißen wollte, das ganze Herz mit darauf ginge.
Darüber empört – daß ihr eure Liebe so lange vor mir verborgen hieltet. »Was,« rief ich, »wie konnte mir der Robert das verheimlichen? Wovor fürchtet er sich? Glaubt er, ich wüßte seinen Verstand, seine Herzensgüte nicht zu würdigen? Warte,« sagte ich, »das soll er mir büßen, eine Viertelstunde Verzweiflung ist noch eine geringe Strafe« – und so – hahaha! Wie ich überhaupt ein Spaßvogel bin, ließ ich Sie erst einige Augenblicke zappeln, eh' ich meine Einwilligung gab.
Was – nicht glauben? Welche Frechheit – entschuldigen Sie – wie kindisch, wollt' ich sagen – – aber ich will sogleich alle Zweifel heben. – Zu den übrigen. Ich ersuche Sie, meine Herren, unsere gegenseitigen Zusagen anzuhören – um dieselben nötigenfalls als Zeugen Zu Robert. Ich ersuche also zuerst Sie, sich zu erklären: Ob es Ihr ernster Wille, Ihr unerschütterlicher Entschluß sei, meine Tochter zur Frau zu nehmen?
Wenn es hier noch einer Beteuerung bedarf, so gelobe ich bei meiner Ehre, daß mich nichts glücklicher machen könnte.
Gut – gut – und ebenso gebe ich hiemit mein feierliches Ehrenwort, daß ich der freien Wahl meiner Tochter nie und unter gar keinem Verhältnisse ein Hindernis in den Weg legen will. Zu den übrigen. Haben Sie's gehört, meine Herren?
Nun – sind Sie jetzt zufrieden? Was? Nun wollen wir aber auch gleich ein Glas auf das Wohl meines Eidams leeren. – Sie erlauben Geht zum Tische, nimmt ein Glas und besieht den Wein. Nein, der tut's nicht – nur Champagner ist der rechte Freudenwein. – Christoph!
Geh hinab, der Johann soll einige Bouteillen Champagner in den Eiskübel setzen und sie heraufbringen.
Noch eins! Leise. In meinem Bureau wartet der Advokat Dr. Sandel; – sag' ihm, jetzt könne er mit meiner Tochter auch herauf kommen, es sei alles in Ordnung!
Gut – gut – der Champagner – das Fräulein Tochter und der Advokat sollen heraufkommen in Eiskübeln. Ab.
Siehst du, Robert, der Mensch soll nie verzagen, und wenn der ganze Himmel schwarz umzogen ist – auf einmal zerreißen die Wolken und die Sonne sieht wieder freundlich herein.
Herr Prinzipal – hier Auf Dr. Sandel weisend. ist das Fräulein Tochter, – Auf Henrietten. hier der Advokat und hier Auf Johann zeigend. der Champagner, damit keine Irrung geschieht.
Ja, wenn das Herz zieht, ist's freilich leicht herauf zu kommen; denn das Herz ist das stärkste Lokomotivon
SANDEL. Über Mein und Dein zu verhandeln, ist eigentlich unsere Sache und daher erlauben Sie, Herr von Starr, daß ich mir die Ehre gebe, mich Ihnen selbst vorzustellen. Ich bin Advokat Sandel, juris utriusque Doctor – Punctum!
Nequaquam! Wichtigeres steckt noch im Hintergrunde – das Wichtigste! Sie
Jawohl, den ich aber nie kennen lernte – es wurde mir erzählt, daß er am Tage der Hochzeit meines Vaters plötzlich verschwand.
Ja, davon weiß ich zu erzählen. Zu Robert. Deine Mutter war nämlich ein so schönes Mädchen, daß beide Brüder sie liebten; als sie aber deinem Vater den Vorzug gab, entbrannte der Abgewiesene in Haß gegen seinen Bruder, nahm einen Posten bei einem Kaufmann in Frankreich an und reisete, ohne Abschied zu nehmen, dahin ab.
Er scheint diesen Haß später bereut zu haben und an seinem Totenbette ist der Engel der Versöhnung gestanden.
Es folgt hiebei Wieder auf das Papier deutend. eine genaue Spezifizierung desselben und der Universalerbe –
Um Himmelswillen! Es ist ihm unwohl – nur jetzt noch nicht sterben! Henriette, labe ihn doch – er ist ja noch nicht dein Mann! – Bringt Essig!
Das Glück ist da, ich habe den Augenblick noch erlebt – Himmel! Ich danke – ich danke dir! Jetzt weiß ich, daß alles, was geschehen ist, dir recht war – mein Robert ist glücklich! Aufstehend und zu Robert eilend. Mein guter lieber Robert! Es hat dich zu stark gepackt – ich bitte dich, erhole dich – wie ist dir denn?
Es ist eben so wahr und wirklich, als Sie selbst sind, denn wie Sie aus dem Testament ersehen, wäre nur für den Fall, daß Sie nicht mehr am Leben sein sollten, der Großhändler Toßmann, bei welchem Ihr seliger Onkel zuerst konditionierte, oder dessen rechtmäßige Kinder die Erben; – nun sind Sie aber am Leben –
Also duldet das Testament keinen Einspruch, der unermeßlich Reichtum muß Ihnen eingeantwortet werden.
Reichtum! Welcher Quell des Segens liegt in diesem Worte! Ich bin reich, Freunde, hört es – ich bin reich!
Ja, ich bin jetzt ein Reicher, aber ich will nicht sein wie die Reichen. Ich will nicht mein Vermögen in toller Jagd nach schnöden Genüssen verschwenden; nicht wähnen wohltätig zu sein, wenn die Brotkrume, die von der überladenen Tafel fällt, geringschätzend den Armen zugeworfen wird, will mich nicht verschanzen gegen den Besuch des Unglücklichen. Mein Haus soll, wie die Kirche, jedem Bittenden offen stehen; ja, ich will selbst die Träne aufsuchen, die der Kummer im Verborgenen weint, ich will das Verbrechen hindern, indem ich der Not steuere, ich will den Hemmschuh lösen, welchen das Bedürfnis so oft den tüchtigsten Talenten anlegt,
Vor der Hand machen Sie nur Ihre Braut glücklich – deren Schicksal ich vertrauensvoll in Ihre Hände lege.
Meine Braut! Jetzt erst macht mich dein Besitz ganz glücklich, weil ich dem Engel sein Paradies bieten kann! Zu den übrigen. Und ihr – ihr meine Freunde! Was steht ihr so fern von mir? Kommt, teilt meine Freude, wie ich mein Glück mit euch teilen will. – Zu Torf eilend und seine Hand fassend. Torf! Deine Sehnsucht ging immer dahin, Italien, die Wiege der Kunst, und ihre Schatzkammer Rom zu besuchen; du sollst die Reise machen – ich bestreite die Kosten – und Ihr, Hochmann! – Wie oft klagtet Ihr, daß die Mühsal des Erwerbens Eure Phantasie lähme; – von nun an sollt Ihr schreiben, wie Euch der Genius gebietet – und Ihr Zu Helfer eilend. mein lieber, guter Vetter – Ihr sollt Eure alten Tage nicht länger mit dem beschwerlichen Unterricht blöder Bauernkinder zubringen – Ihr sollt jeder Sorge überhoben, bei mir und stets in meiner Nähe bleiben! Bemerkt Christoph, welcher sich demütig nähert. Nun – und du, lustiger Christoph! Hast du keine Bitte –?
Eine unsinnige! – Euer Exzellenz! Eure Millionärheit! – Ich wünsche gar nichts, als in Ihre Dienste zu kommen – auf Ehre! Ich will Sie bedienen, wie Sie sich gar keinen Begriff machen können.
Dieser Ausbund von Edelmut, der gleich in der ersten Stunde seine ganze Umgebung beglückt – ist mein Eidam! Jetzt, meine Herren, die Champagnergläser zur Hand!
Feierlich! – Nur recht feierlich! Zu einigen. Ihr stellt euch an den Haupteingang – Zu den andern. ihr stellt euch an die Treppe – ihr andern verteilt euch in die verschiedenen Gemächer des Palastes –
Servus! – – Servus! Zu den Dienern. Nun, was steht ihr noch da – hab' ich nicht gesagt – ihr sollt euch in den Zimmern verteilen.
Nun, Tölpel, warum verteilst denn du dich nicht auch Marsch! Es kommen heute eine Menge unbekannte Leute hieher; – gebt also wohl acht, daß nichts von dem Silberzeug wegkommt.
Robert? Robert? Spricht man denn von Leuten, wie mein gnädiger Herr ist, nur so per Robert? – Feierlich. Der gnädige Herr Robert von Starr, Grund- und Gutsherr auf Gemswalde, beliebten gestern von ihrer Reise glücklich und im besten Wohlsein hier anzukommen.
Nun ja, eine solche Reise, die man nur unternimmt, um eine Erbschaft von zwei Millionen in Empfang zu nehmen, wird schlecht anschlagen!
Ein so glückliches Alter hätte ich kaum zu hoffen gewagt. – Robert hat mich bereits in den Stand gesetzt das Lehramt verlassen zu können; – und nun werde ich immer und immer um ihn sein können – er wird auf meinen Rat hören.
O weh! Immer und immer wollen Sie raten! – Schauen Sie, Herr Schulmeister – das können Sie bleiben lassen; – denn wissen Sie, reiche Leute verlangen gewöhnlich nur einen Rat, um ihn entweder nicht zu befolgen oder
Welch angenehme Überraschung, daß ihr, meine Freunde, die ersten seid, die mich hier auf meiner neuen Besitzung empfangen; seid mir herzlich willkommen!
Ihr Aussehn ist vortrefflich; – die wenigen Monate, welche Sie in Ihren Erbschaftsangelegenheiten in Frankreich zubrachten, haben Sie merkwürdig verändert. Sie kommen mir fast wie ein anderer Mensch vor –
Bin auch ein anderer, lieber Freund, bin ein ganz anderer. Im Wesen des Menschen spiegelt sich immer das Bild ab, als welches ihm das Leben entgegentritt, und das Leben ist wie ein Tautropfen; es zeigt sich bald wie eine Träne, bald wie ein glühender Funke, bald wie ein glänzender Demant, je nachdem der Beschauer den Standpunkt verändert. So erging's mir auch; – matt und farblos, wie trübes Gewässer erschien mir mein Leben früher, jetzt erkenne ich es als schäumenden Feuerwein.
Ich habe mir schon so meinen Lebensplan gemacht. – Ich habe dieses Gut gekauft und will mir hier meine kleine Welt gründen. Hier kann ich nicht nur Gutes üben, ich kann auch die Früchte meines Wirkens gedeihen und reifen sehen. – Christoph!
Nicht doch, liebe Freunde, bleibt bei mir, ihr stört mich nicht. Tritt zu dem Tische seitwärts, Torf, Hochmann und Helfer stellen sich hinter ihn.
Lieber Herr Amtmann! Ich bin im vorhinein überzeugt, daß Sie in Ihrer Rede mir alle möglichen guten Eigenschaften eines Gutsherrn beigelegt haben, und ich will daher diese gute Meinung alsogleich wenigstens zum Teil rechtfertigen. Ich mache Ihnen daher bekannt, daß ich Sie alle in Ihren bisherigen Ämtern oder Diensten beibehalte. Da ich aber weiß, daß die Besoldung unter dem früheren Besitzer nicht im Verhältnis zu Ihrer Bemühung stand, und dies manchen auf Abwege führen könnte, so sichere ich von heute an sämtlichen Beamten das Doppelte von dem, was sie bisher bezogen haben, zu.
Seit fünfundzwanzig Jahren – Prakti
kant, und habe noch gar keine Besoldung bezogen; und nun – nun sichern Euer Gnaden mir das Doppelte von dem zu, was ich bisher bezogen habe – das halt' ich nicht aus.
Ich sehe ein, daß es in Ihrer Lage schwer hält, zufrieden zu sein; – Sie treten von heute an in den Bezug eines Gehaltes.
Dank! Tausend Dank, gnädiger Herr! O Wonnegedanke, ich habe einen Gehalt! Jetzt kann ich vielleicht sogar noch heiraten! Eilt ab.
's ist merkwürdig! – Wie so ein Mensch angestellt ist – denkt er gleich ans Heiraten und doch sagt das Sprichworts: Wem der Himmel ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand.
Sie betracht' ich als den Wichtigsten unter allen meinen Beamten und Sie sollen deshalb auch in jeder Beziehung so gestellt sein, wie der erste derselben.
Keine Demütigung! Es hat mich immer empört, zu hören, daß derjenige, der Pferde oder Jagdhunde dressiert, besser bezahlt wird als der, der aus rohen Bauernjungen Menschen bilden soll! – Ich will deshalb eine Ausnahme machen. Sich zum Förster wendend. Mit Ihnen, Herr Förster, werd' ich am meisten im Verkehr sein; – ich verstehe noch von meinem Vater her etwas von der Forstwirtschaft und liebe die Jagd. Suchen Sie den Holz- und Wildstand reich zu erhalten und seien Sie meiner Erkenntlichkeit versichert!
Ich erkläre sämtliche Rückstände für getilgt und verzichte für das nächstkommende Jahr auf alle Gibigkeiten. Ich selbst werde den Feld- und Weinbau stets im Auge haben und trachten, daß alle neuen Erfindungen im Gebiete der Ökonomie schleunigst auf meinem Gute in Anwendung gebracht werden. Verkündet dies der ganzen Gemeinde und sagt zugleich, daß ich für jeden, den irgend ein Unglücksfall heimgesucht hat, stets zugänglich und bemüht sein werde, nach besten Kräften jedem zu helfen. Lebt alle wohl!
Es lebe unser gnädigster Herr! Hoch! Hoch! Alle entfernen sich, von unten herauf wiederholt der Chor der Bauern diesen Ruf mit Begleitung von Trompeten und Pauken.
Ah – der Bankier, mit welchem ich in Angelegenheiten meines Vermögens zu sprechen habe. – Zu dem Diener. Ich lasse bitten! Zu den übrigen. Liebe Freunde, nun muß ich euch ersuchen, mich auf einige Augenblicke mit dem Manne allein zu lassen. Sucht euch indes die Zeit so gut als möglich zu verkürzen.
Wenn Sie vielleicht die Schönheiten des Schlosses vom Grund aus kennen lernen undZu Helfer. Können auch mitgehen, Herr Schulmeister! Sie finden dort einen verwandten Geist, den von Anno 97. Ab mit Helfer, Torf und Hochmann.
Weil Sie leben! Sie wissen doch, daß Ihr seliger Onkel in unserem Großhandlungshause konditionierte und deshalb in seinem Testament für den Fall, daß Sie nicht mehr am Leben wären, sein ganzes Vermögen uns vermachte. –
Nun ja – Ihr Leben ist – sozusagen – ein fait accompli! – Sie sind durch diese Erbschaft einer der reichsten Männer der Stadt geworden und es ist mir daher sehr angenehm, mit Ihnen in freundschaftlichen Verkehr zu treten.
Je nun – man wird doch nur der Freund eines Menschen seiner guten Eigenschaften wegen und man kann nicht leicht eine bessere Eigenschaft besitzen als zwei Millionen; denn Geld ist alles und alles ist nichts ohne Geld. – Wollen Sie sprechen vom Verstand? – Geld ist Verstand; denn wenn jemand Geld hat, arbeitet er mit fremden Köpfen, wenn er selbst keinen hat. Wollen Sie sprechen von Stärke? – Geld ist Stärke; denn nur wer keines hat, muß bei den meisten Gelegenheiten sagen: das übersteigt meine Kräfte. – Oder wollen Sie gar sprechen von Tugend? – Geld ist Tugend; denn die meisten Vergehen werden begangen aus Mangel an Geld und es gibt so wenig Tugend unter den Leuten, weil es gibt so wenig Geld unter den Leuten. – Oder wollen Sie endlich sprechen von Macht? – Nu sehen Sie, es war eine Zeit, wo nur allein eine tüchtige Faust, ein eiserner Harnisch, ein gewaltiges Schwert Macht war; dann ist gekommen eine Zeit, wo man glaubte, nur ein großer Geist sei eine große Macht und jetzt ist gekommen eine Zeit, wo Geld ist die größte Macht! – Aber man muß auch verstehn, diese Macht zu gebrauchen; und das, nehmen Sie mir's nicht übel, das verstehn Sie noch nicht.
Es ist klar! Um zu wissen, was Geld ist, muß man von Kindheit auf gelernt haben, zu arbeiten mit Geld. Sie aber, – verzeihen Sie mir, Sie sind ein Neuling; – Sie kommen mir vor wie ein Mensch, der in seinem Leben noch nicht einmal hat geschossen aus einer Schlüsselbüchse und der nun auf einmal gestellt
Es mag sein, daß ich die Gebarung mit großen Summen noch nicht recht verstehe; darum eben ließ ich Sie bitten, mir Ihren Rat zu erteilen.
Sie haben schon zu viel getan ohne meinen Rat. – Sie haben das Gut hier gekauft viel zu teuer; – es wird Ihnen wenig tragen. Auch haben Sie, wie ich eben hörte, den Bauern alle Rückstände nachgelassen; – was haben Sie davon? Daß die Kerls Vivat schreien? – Hm, das hätten Sie billiger auch haben können; solche Leute schreien um ein Glas Wein auch Vivat!
Ich kaufte dieses Gut auch weniger, um Gewinn zu haben, sondern es war so eine Lieblingsidee von mir. –
Ein kluger Mann muß bei der jetzigen Zeit keine andere Lieblingsidee haben, als die, sein Geld zu vermehren.
Was – Sie haben genug? Was ist das für eine leichtfertige Rede! Wie der tugendhafte Mensch noch immer zu sündhaft ist, so ist der reichste Mann noch immer zu arm; und wie der leiseste noch immer sagen muß: ich weiß zu wenig, muß der Reichste noch immer sagen: ich habe zu wenig. – Aber es scheint Ihnen der Spekulationsgeist zu fehlen; das hab' ich gemerkt aus Ihrem ersten Offert.
Sie wollen Ihr bares Geld sicher anlegen; da trägt es vier Prozent – da wird sich das Kapital nie vermehren. – Wenn Sie sich aber einließen in großartige Unternehmungen – mit Ihrem Vermögen können Sie dies – so würden Ihre Millionen fruchtbar werden und wieder gebären Millionen. – Sie würden erst Bedeutung bekommen in der Welt; denn, glauben Sie mir, nur Geld haben, heißt noch nichts anderes als ein schönes Schwert in der Scheide tragen; wer aber mit Geld arbeitet, der steht da wie ein gewaltiger Krieger auf dem Schlachtfelde mit gezogenem Schwert; die Schwachen flüchten sich hinter ihn, die Starken fürchten ihn und er allein entscheidet die Schlacht.
Ich will Sie zuerst von einer Unternehmung abhalten, bei der Sie zu Schaden kommen. – Sehen Sie, die Heirat, die Sie da vorhaben – diese Heirat mit der Buchhändlerstochter, das ist das schlechteste Geschäft, was Sie nur machen können.
Ich dachte auch nie daran, meine Heirat als Geschäftssache zu betrachten; ich gehöre nicht zu jenen Verächtlichen, welche den Traualtar zur Krämerbude machen.
Was wollen Sie? – Die ganze Welt ist eine Krämerbude, wo jeder sein Gut so vorteilhaft als möglich an den Mann zu bringen sucht; – der erste sein Talent – der zweite seine Stärke, die verschenkt, der ist ein Wahnsinniger; nehmen Sie mir's nicht übel.
Die Liebe aber scheinen Sie gar nicht in Betracht zu ziehen, oder Sie wissen gar nicht, was Liebe ist!
Nun ja – das weiß ich sehr wohl; – die Liebe ist ein angenehmer Rausch – im Rausche soll man aber nichts Wichtiges unternehmen, folglich soll man das Wichtigste, eine Heirat, auch nicht aus Liebe schließen.
Es gibt nur eine vernünftige Ursache, wenn man aus Vernunft heiratet, das heißt: um seinen Reichtum zu vermehren; und das sollten Sie auch tun. – – Ich wüßte eine sehr vernünftige Partie für Sie –
Eine Verwandte von mir, eine junge, sehr kluge Witwe, die es bewiesen hat, daß sie versteht, aus Vernunft zu heiraten. – Ihr erster Mann war achtzig alt, aber er starb ein halb Jahr nach der Hochzeit und hinterließ ihr ein Vermögen, welches dem Ihrigen beinahe gleichkommt. – Sie kennen diese Dame – Frau von Goldheim –
Goldheim! Ach ja, ich entsinne mich, ich hatte vor einem Jahre ungefähr in ihrem Hause wegen der Zusammenstellung einer Bibliothek zu tun –
Ich sage Ihnen, sie ist eine Verwandte von mir und eine kluge Frau und Sie – Sie waren damals ein armer Kommis – wie werden Sie Eindruck gemacht haben auf sie? – Aber jetzt – jetzt, glaub' ich, würden Sie Eindruck machen; – sie will sich wieder vermählen – aber vernünftig!
Vernünftig – das heißt. wir sollen aus unsern beiden Geldkassen eine machen und uns gegenseitig als Fasson des Metalls hinnehmen. Ich gestehe, ich kann mich zu diesem Grade von Vernunft nicht hinaufschwingen –
Nun ja – sie liebte Sie; – aber hätte sie Sie auch geheiratet, wenn Sie arm geblieben wären? Lieben kann man bald jemanden!
Ich will dadurch Ihnen nur geraten haben, sich mit dieser Mariage nicht zu sehr zu übereilen; prüfen Sie sorgfältig, und wenn Sie Grund finden, dieses Verhältnis zu lösen, so gratulieren Sie sich. Denn sehen Sie, die Liebe ist wie ein überseeischer Wein und die Ehe ist der Äquator; wenn der
Sie werden meine Worte überlegen; und ich sage Ihnen, ich melde vor der Hand Ihren Besuch an. Ich empfehle mich Ihnen. Ab.
Der Mann hat mich ernst gemacht – er sprach nur Ansichten aus, die ich stets verwerflich fand – und doch – in mancher Beziehung hat er recht.
Euer Gnaden, die Nachricht, daß Sie jeden Unglücklichen anhören und ihm helfen wollen, hat sich sehr schnell im ganzen Orte verbreitet und sehr viele Unglückliche gemacht.
Sie kommen zur guten Stunde! – Die Lust am bloßen Besitze des Geldes, welche dieser Geldmensch in mir erweckte, soll ersterben in der schöneren Lust, es zu Wohltaten zu verwenden. Lasse jeden einzeln vor!
O Gott! »Lieber Alter.« Sich zu Christoph wendend. Lieber Alter – haben S' es gehört, daß so ein vornehmer Herr mit unser ein'm gar so familiär und niederträchtig redt, das macht ein'm 's Herz ordentlich butterweich. – Zu Robert. O mein lieber, lieber gnädiger Herr! Sie sind doch einmal ein guter Mensch – und das tut ein'm so wohl – o mein, o mein! Die Leut' sein alle gar so bös.
Alle, gnädiger Herr, alle! – Schaun S', Euer Gnaden, ich bin eigentlich ein g'lernter Tischler – bin der einzige im ganzen Ort, aber ich kann mir nichts verdienen.
Weil die Leut' gar so bös sein. – Schaun Euer Gnaden, da ist d'roben der Holzhandler,
Na, alsdann – der Holzhandler hat mir also 's Holz auf Puff geben und i hab' fleißi g'arbeit' – o Gott! Wieviel Holz hat der an mich abg'setzt – er hat gar keine bessere Kundschaft g'habt; – aber der undankbare Kerl kommt auf einmal und fragt mich, was 's denn mit'n Zahl'n wär'? – Wissen Euer Gnaden! Ich war ihm schon 50 fl. schuldig – und 50 fl. von einem Handwerker zu begehren, das ist doch g'wiß nit schön!
Ah na! So pfiffig war er schon; – teilweis, hat er g'sagt, sollt' ich ihm's zahl'n – so 5 fl.-weis – aber so g'scheit bin ich auch, daß 10 Mal 5 fl. auch 50 fl. sein, und 50 fl. kann ich nit entbehr'n und darum hab' ich ihm's a nit zahl'n können –
Nix mehr hab' ich machen können – ich war a g'schlagener Mann. Und die andern Leut' hab'n mich auch so bös behandelt; – da ist die Gemeind'wirtin – bei der is auch was auf der Tafel g'standen und sie hat g'wußt, daß
Weil ich den Zins für meine Hütten nit zahl'n kann – schon seit drei Jahren peinigt er mich darum – hat er mir jetzt aufg'sagt, Euer Gnaden, was sagen Sie dazu?
Ich sage, daß Euer Unglück mir durchaus nicht unverschuldet erscheint. Ihr scheint ein liederlicher Patron zu sein. Ich sehe übrigens ein, daß Ihr in der gegenwärtigen Lage Euch nicht aufhelfen könnt –
Du lieber Himmel! Mit'n Holz allein ist's nit g'holfen; – ich brauch' Spän. Mit der Pantomime des Geldzählens.
Und zum neuen Betriebe des Geschäfts – sollt Ihr auch 50 fl. erhalten. Ich will Euch auch Arbeit verschaffen.
Aber ich werde mich nach Eurem Tun und Treiben oft erkundigen; ich will sehen, ob Ihr Euch meiner Wohltat wert zeigt.
Gar nicht mehr?! Nein, die Rache wäre zu rachsüchtig, – dazu bin ich zu viel guter Kerl; na – das tu' ich nicht! –
Ich küss' die Hand, Euer Gnaden! Geht, bleibt aber wieder stehen. Euer Gnaden, – haben S' die 50 fl. vielleicht g'rad' bei Ihnen?
So! Jetzt bin ich ruhig! Küss' die Hand! Die Banknote betrachtend, für sich. Fünfzig Gulden – 's ist auch noch nicht das Wahre; – aber 's ist doch was! Hätt' mir aber schon mehr vermut't, hätt' mir mehr vermut't! Ab.
Frau von, – ja – ich bitt' – gnädige Frau – Sie entschuldigen schon – aber der Herr hat diese Stunde bestimmt, um nur die Unglücklichen zu hören; – oder sind vielleicht die gnädige Frau auch ein Bettelweib?
Herr von Starr! Sie glauben nicht, wie unendlich schwer – wie sauer mir dieser Schritt wurde; aber mein Unglück – der Ruf Ihres edeln Herzens – mein Muttergefühl! Ach!
Ich bin die Witwe eines herrschaftlichen Beamten ohne Pension, dies meine Tochter; – unsere gänzliche Armut zwingt uns, hier auf dem Lande zu wohnen und uns von unserer Händearbeit kümmerlich zu ernähren; – wir gönnen uns kaum den Schlaf, – und doch reichte unser Fleiß nicht hin, uns schuldenfrei zu erhalten. Ach! In Aufregung Roberts Hand fassend und mit ihm seitwärts tretend. Herr von Starr, ich wurde einem Manne schuldig, welcher, wie ich nun erst erkenne, mit einem Blicke auf Karoline. unsere Not benützen will! Herr von Starr! Begreifen Sie die Verzweiflung einer treusorgenden Mutter! Retten Sie mich – retten Sie die Ehre meiner Tochter- o Himmel, o Himmel! Will, heftig weinend, zu seinen Füßen stürzen.
Madame, – ich begreife Ihren Schmerz und achte Sie deshalb! – Weisen Sie den Mann mit seiner Forderung an meinen Kassier; er soll befriedigt werden.
O Rettungsengel! – Schutzgeist der Unschuld! – Zu ihrer Tochter. Linchen – Linchen, – komm hieher; – danke diesem edlen Menschenfreunde! Ach! Du kannst es noch nicht fassen, wie unendlich viel er für dich getan hat!
Ach, daß die Sprache so arm ist – aber – der oben sieht in mein Herz; – er allein kann Ihnen vergelten! – Zu Karolinen.
Geht mit Karoline fort, wendet sich aber an der Tür nochmals mit einem seelenvollen Blicke gegen Robert, deutet mit der Hand gen Himmel, dann ab.
Da steht ein Mensch draußen, der alle anderen über die Achsel ansieht und der mir nicht seinen Namen nennen will, weil der, wie er sagt, zu groß wäre, um von den Lippen eines Knechtes ausgesprochen zu werden. – Ich bitt', Euer Gnaden! – Ich – Knecht!! Ich hab' ihn schon wollen eigenhändig zum Fenster hinauswerfen suche aber pflichtgemäß erst um die hohe herrschaftliche Bewilligung an.
In Ihren Zügen liegt so viel Geist, daß ich hoffe – Sie werden mich auch verstehen. Ich heiße Elegius Obenaus!
Was? – Ich sage Ihnen, ich heiße Elegius Obenaus – und Sie fragen mich: »Und sind?« – O Deutschland! Deutschland! – Warum müssen in deinen Gauen Genies geboren werden, um unerkannt unterzugehen! Doch fasse dich, erhabene Seele; großen Männern ziehen die Schmerzen nach – wie hohen Bergen die Gewitter! Heftig. Herr – haben Sie meine Gedichte unter dem Titel »Leuchtkugeln« nicht gelesen, nicht gierig verschlungen?
Dichter, so nannte man uns einst, in jener dunklen Zeit, wo selbst der Begabte durch nichts zum Liede begeistert wurde als durch ein Rauschen des Waldes, durch ein girrrndes Tauben- oder Menschenpaar. – Doch jetzt ist's anders, höhere Interessen nehmen die Lyra in Anspruch; – jetzt holen wir uns Begeisterung aus den Reskripten der Kabinette aus den Noten der Ministerien – aus den Artikeln der »Augsburger Allgemeinen«; jetzt sind wir nicht mehr sentimentale Troubadours, jetzt sind wir Weltverbesserer und unsere Lieder leuchtende Kometen!
Wir sind die Verbesserer der Staatenpolitik; – von uns aus geht das Licht; – unser Streben geht dahin, den Völkern zuerst ihre fade Zufriedenheit, diese Mutter der Lethargie, zu nehmen.
Ich komme nicht in meinem Interesse, sondern in jenem der gesamten Menschheit. – Gönnen Sie deshalb dem Dichter ein freies Wort! Sie lassen den Bauern die Abgaben nach, Sie beschenken die Armen mit Geld, um sich Brot zu kaufen; – Sie bedenken aber nicht, daß bereits die Zeit gekommen ist, wo körperlicher Hunger das kleinste Übel ist.
Jetzt hungern die Geister; diesen muß Nahrung geboten werden, und Licht ist diese Nahrung – dieses aber geht von uns aus – den Erkornen, den Berufenen! – Deshalb sollten wir aber auch, wie einst die Druiden und Barden, auf Kosten des Landes erhalten werden.
Sein Sie ruhig, junger Mann, bei Ihren Gesinnungen dürfte Ihnen eine Versorgung in einem Staatsgebäude nicht ausbleiben.
Ich mache Ihnen einen Vorschlag! – Befreien Sie mich von den Lebenssorgen – machen Sie Ihr Schloß zum Musensitze, indem Sie mir einige Zimmer einräumen, mich mit echtem deutschen eine zum deutschen Liede begeistern
Ich danke Ihnen für diese Unsterblichkeit; aber – wenn ich mich schon wie der Zaunkönig auf den Rücken eines Adlers setzen wollte, um mit ihm zur Sonne zu fliegen, so müßte ich ihn doch früher als Adler erkannt haben.
Ihre Dichtungen sind mir noch nicht bekannt; aber die ganze Richtung, welche in neuerer Zeit die lyrische Poesie genommen hat, halte ich für eine verfehlte, eine verwerfliche. Ich wünsche hier nicht mißverstanden zu werden; ich achte den tüchtigen politischen Schriftsteller, welcher, durchdrungen vom Gefühle des Rechts, in klaren Worten zu seinem Volke spricht; aber diese sogenannten politischen
Liedermacher tragen alle den Schild für das Allgemeine und dahinter steckt doch nur der Egoismus, welcher für sich wohlfeile Lorbeern ernten will. – Sie prunken mit ihrer Gesinnung, um den Preis derselben zu erhöhen, wenn sich ja ein Käufer findet – sie lärmen und poltern vor dem Hause – und sind die friedlichsten Gäste, wenn man sie im Hause füttert. Sie wollen das Ruder des Staatsschiffes lenken und sind doch, wenn man sie auf den unbedeutendsten Posten setzt, die unbrauchbarsten Beamten. – Dies ist meine Ansicht – und darum werde ich auch nie zur Beförderung eines solchen Getriebes beitragen.
Nun – ich denke – so Auf seine Kleidung deutend. spricht sich der Wohlstand eben nicht aus; – mein Rock gibt Kunde von den Stürmen des Schicksals und Mit dem Stock auf seine Stiefel weisend. meine Fußbekleidung klagt offen über die Rauheit der Lebenswege.
Schweige, Christoph – Seine Börse herausziehend und sie Elegius in die Hand drückend. Nehmen Sie indes und wenden Sie künftig Ihren Fleiß einem ernsteren Berufe zu! – Kann ich Ihnen dazu behilflich sein – mit Freuden; – es dürften sich bei mir selbst bald Erledigungen von Stellen ergeben –
Nichts davon, mein Herr! Meine Armut kann nie so groß sein, daß sie mich zwingen könnte, den Pegasus als Ackergaul zu vermieten; und wenn ein Dichter auch als Bettler vor Ihnen erscheint, so ist er doch noch immer zu groß, um Raum in einer Ihrer Schreibstuben zu finden. Leben Sie wohl – ich verlasse Sie! Geht gegen die Tür, kehrt aber wieder um. Könnten Sie mir nicht einige echte Havannazigarren mitteilen?
Ich habe sie sogleich in den Trakt des Schlosses, welcher, wie ich hörte, für sie als deine Frau bestimmt ist, geführt.
Die große Wohltätigkeit meines Herrn tut mir nicht sehr wohl; – ich werd' auf diese Art den ganzen Tag Bettelvogt sein müssen; – es geniert mich bedeutend. – Aber kann ichs ändern? Ein Mensch in so subordinierter
Couplet.
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Ein Advokat ist nicht dazu da, Vernunft anzunehmen, sondern um seine Vernunft andern gegen bares Geld zu leihen; und davon habe ich von Ihnen noch nichts gesehen.
Eine Zusage ist noch nicht bares Geld und »Traue niemandem!« ist der oberste Grundsatz eines tüchtigen Rechtsfreundes!
Ihnen am wenigsten! Ich habe Ihnen schon einmal einen sehr wesentlichen Dienst erwiesen,
Was – noch nichts geschehen? Soll nicht heute schon der Ehekontrakt unterschrieben werden? Ist das nichts geschehen?
Was, ganz gut? Ein Meisterwerk juridischer Schlauheit ist's! – Ist der verklausuliert! – Schlingt sich da nicht ein Paragraph in den andern so wunderbar zu einem Netze, aus dem er gar nicht mehr heraus kann, sobald er ihn unterfertigt hat?
Nun ja, und sobald dieser Kontrakt vom Herrn von Starr unterschrieben ist, soll Ihnen, wie ich Ihnen bereits zugesagt habe, ein Honorar von 5000 Gulden werden.
Aha! Post festum – wann ich selbst nichts mehr ändern kann? – Sie sind nicht so dumm, als Sie aussehen! – Nichts da; sie händigen mir alsogleich die Summe von 5000 Gulden ein, oder der bereits fertige Kontrakt wird gar nicht produziert und ein neuer, simpliciter nach Angabe Ihres Eidams, abgefaßt! Punktum!
Ich werde sogleich meine Tochter rufen, aber wäre es Ihnen nicht genehm, zuerst die Kontraktsangelegenheiten –
Hahaha! Über das verliebte Volk! – Gut, gut – sie soll sogleich da sein. Herr Doktor! Kommen Sie doch mit mir! Zieht Sandel mit sich, indem er leise zu ihm spricht. Zum Kuckuck! Es liegt in seinem Tone etwas, was mir vorkommt wie fernes Donnerwetter! – Kurios – sehr kurios! Mit Sandel ab.
Robert! Mein lieber, teurer Freund! Durch Roberts Kälte befremdet. Robert, wie bist du so seltsam – was ist dir?
O sprich! Teile mir deine Leiden mit! Wer anders sollte sonst ein Recht auf dein Vertrauen haben als ich! –
Ja freilich – freilich! Du verdienst mein Vertrauen vor allen! – So will ich dir denn auch sagen, was mich so namenlos quält. – Er deutet auf einen Ring. Sieh hier diesen Ring! –
Ja, welch herrlicher Edelstein! So rief auch ich aus, als ich diesen Schmuck noch in den Händen seines früheren Besitzers sah und eine nicht zu unterdrückende Begierde faßte mich, ihn mein zu nennen. Der Mann stellte aber eine sonderbare Bedingung; – ich mußte, nebst der Bezahlung des Preises, mich mit meinem Ehrenwort verpflichten, diesen Ring nie von mir zu geben und ihn, solange ich lebe, an meiner Hand zu tragen. Diese Bedingung schien mir nicht schwer; – ich schloß das Geschäft ab. – Aber – stelle dir vor, soeben überzeugte ich mich, daß der Edelstein nichts ist als eine künstlich geschliffene Glaskomposition!
Pah! Die Summe kann ich verschmerzen, aber die zweite Bedingung, daß ich diesen falschen Schmuck immer tragen muß, diese vergiftet mein Leben; denn ich hasse – noch mehr – ich verachte das Falsche!
Aber, lieber Robert, die ganze Sache erscheint mir wahrhaftig nicht so wichtig, daß du mir die Freude des ersten Wiedersehens verkümmerst; – welchen Einfluß kann dieser Vorfall auf das Glück unserer Liebe haben?
Du fragst, welchen Einfluß? So höre denn! – Der Mann, welcher mich mit dem Edelsteine betrog, ist – dein Vater! –
Du erschrickst? – Das Blut tritt zurück von deinen Wangen? – Oh – es ging mir nicht anders! – Auch mich durchzuckte es krampfhaft und es war mir, als legte sich eine kalte Totenhand an mein warm schlagendes Herz, als ich, unbemerkt hier eintretend, deinen Vater mit dem Notar sprechen hörte, als ich vernahm, daß eure Sinnesänderung nur durch die Kenntnis meines Reichtums hervorgerufen wurde, daß du in mir nur den Millionär liebst! –
Robert – dieser Verdacht – diese Worte – mir – oh – den Schmerz ertrage ich nicht! Sinkt weinend in einen Stuhl.
Weinen Sie nicht, mein Fräulein! – Sie bedroht kein Unglück; denn Sie haben es mit einem Manne zu tun, dem seine Ehre heiliger ist als sein Lebensglück; ich gab Ihrem Vater mein Ehrenwort – Sie zur Frau zu machen; – ich
Herr von Starr – ich vergebe Ihnen um unserer frühern Liebe willen den namenlosen Schmerz, die tiefe Kränkung, welche Sie mir jetzt bereiten. Sie glauben durch Ihr Ehrenwort gebunden u sein? – Ich gebe es Ihnen hiemit zurück! – Sie sind frei! – Leben Sie wohl! Entfernt sich rasch.
Sie gibt mir mein Wort zurück? O, dieses Spiel durchschaue ich; – dieser anscheinende Stolz der Gekränkten ist nur eine neue Maske – es ist eine glücklich improvisierte Rolle – ein verächtliches Komödienspiel!
Vielleicht eher als ich's selbst vermutete! – Herr von Toßmann – ich mußte Ihnen vorhin in mancher Ihrer Ansichten recht geben; daß Sie aber auch hier, in bezug auf Henrietten, recht haben sollten – dies hätte ich nie geglaubt! Sinkt in einen Stuhl.
Habe ich recht? – Nun sehen Sie, kenn' ich die Welt? Kenn' ich die Menschen? Zu ihm vortretend. Nun – wann fahren wir zur Frau von Goldheim?
O gar nichts Besonderes – das liebe Fräulein wollte eben nichts anderes, als was alle Fräuleins wollen; sie wollte Frau werden – und ich – ich war der Glückliche, der als Zugabe zu seinen zwei Millionen – so als Agio, angenommen worden wäre.
Euer Gnaden, Euer Gnaden, was ist denn das? – Im Saale sind schon alle Gäste zur Verlobung versammelt – und das Fräulein Braut –
Fort! – Ich bitt, Euer Gnaden, was tun wir jetzt – wo nehmen wir in der Geschwindigkeit eine Braut her?
Das ist leicht; wir kündigen an: Wegen plötzlicher Heiserkeit der Braut kann die Vorstellung nicht stattfinden.
Erwähnt ihrer nicht; – sagt, ich sei plötzlich unwohl geworden. – Es ist auch die Wahrheit – ich fühl's, ich bin krank; – laßt deshalb auch niemanden zu mir, ich will allein bleiben.
Sie haben recht, allein darf man ihn nicht lassen; aus seinen Augen schaut ja beinahe ein ganzes Sortiment von Selbstmordgedanken! Aber gehen Sie nur indes hinüber und sehen Sie, daß Sie die Gäste auf eine gute Art fortbringen. – Ich bleibe da.
Ich soll ihn aufheitern! – Das ist leicht gesagt, – aber wie? Wenn mir nur was einfallen möchte! – Ich brauchte jetzt ein paar gute Gedanken so notwendig wie einen Bissen Brot; – ich werd's probieren. Geht ihm nach. Euer Gnaden! – Für sich. Er hört mich nicht! Etwas lauter. Euer Gnaden! Für sich. Mir scheint, das Herzübel hat sich auf seine Ohren schlagen. Zieht ihn am Rockschoß. Euer Gnaden! –
Euer Gnaden! Wenn Euer Gnaden jetzt allein bleiben, so sind Sie ja in der schlechtesten Gesellschaft!
No ja, mit so ein'm närrischen Ding da – allein im Zimmer auf- und abrennen – das ist ein schlechter Spaß!
Recht so; machen Sie mich aus – zanken Sie recht mit mir – heißen Sie mich meinetwegen was – ich halt' an – ich geb' mich zum Blitzableiter Ihrer üblen Laune her. – Mir ist's lieber, Sie wüten gegen mich als gegen sich selbst; gehen Euer Gnaden, sein Sie recht grob mit mir!
's ist noch nicht vorbei; und solange es nicht gedonnert und geblitzt hat, ist kein heiterer Himmel zu hoffen.
Aber, Euer Gnaden – was ist das für ein Einfall? – Bei den Gästen lassen Sie sich krank melden und dann wollen Sie spazierenreiten; – sollen denn die Leute glauben, daß Sie eine Roßkur brauchen?
Du hast recht – ich kann nun nicht aus – und doch – doch ist mir hier die Luft so drückend – die Mauern so enge – ich kann mich hier der empörenden Gedanken nicht erwehren.
Ich hab's! Einen prächtigen Gedanken, das beste Mittel, Sie zu zerstreuen; – wir stellen eine Maskerade an.
Ja, Maskerade! Schauen Euer Gnaden, im Grunde ist die Welt nichts als eine Redoute; jeder sucht anders zu erscheinen, als er wirklich ist! Einer neckt den andern und der Kluge könnte jeden mit dem beliebten Maskenwitz ansprechen: O du, ich kenn' dich! Und darum wär' mein Rat, Euer Gnaden sollten einmal die allgemeine Mode mitmachen.
Ich will Euer Gnaden so zurichten, daß Sie, wenn Sie sich im Spiegel sehen, sich
Nun ja, mitunter findet ja auch eine blinde Henne ein Körndl. – Also, wollen Euer Gnaden von diesem Erzeugnisse meines Gehirns Gebrauch machen?
Bravo! Bravo! Jetzt kann's angehen! Aber nicht wahr, Euer Gnaden, ich, ich darf auch verkleidet mitgehen? – Dazu hab' ich ein außerordentliches Talent, schon von frühester Jugend her; – schon als zwölfjähriger Bube habe ich, als auf unserem Stadttheater: »Der Diamant des Geisterkönigs« gegeben wurde, einen ehrenvollen Ruf erhalten, einen der im Stücke vorkommenden Pudel darzustellen, und ich konnte von meiner Leistung als solcher stolz sagen: »Jeder Zoll ein Pudel!« O geben Euer Gnaden nur acht, diese Maskerade soll uns Stoff zum Lachen auf ein paar Jahre geben.
Das Mißtrauen hat sich in mein Herz eingeschlichen; ich hielt die Welt bisher für sie für gut hielt, denn in ihr erkannte ich meine Welt. Blickt wieder trübe vor sich hin.
Aber, wer wird denn in einem Frauenzimmer seine Welt finden; da ist doch gar keine Ähnlichkeit! Bedenken Euer Gnaden nur, wie viele tausend Jahre besteht die Welt schon, und bleibt sich doch immer gleich und beständig und hängt durch ewige Zeiten treu an ihrer Sonne; das soll einmal ein Frauenzimmer probieren! Wenn uns're Welt da – die Erde, wie ein Frauenzimmer wär', so hielte sie's schon lange nicht mehr in diesem angewiesenen Gange um die Sonne aus, – sondern wär' schon der Neuheit wegen, dem nächsten besten Kometen nachgerennt. Nein, Euer Gnaden! – Statt in einer Geliebten seine Welt zu erkennen, ist es besser, die ganze Welt als seine Geliebte zu betrachten.
Wo nur der Schnapper bleibt? – Ich sehe mir fast die Augen blind. Geht ans Fenster. Ich habe dir eine Unruhe, Kind, eine Unruhe – wenn er nun das Geld nicht brächte?
Ach zweifeln Sie doch daran nicht – Herr von Starr hat es ja unbedingt zugesagt.
Viel? – – Er ist ein Millionär, er kann's tun; – und wenn man schon einmal einen solchen Schritt tut, so muß es doch der Mühe wert sein.
Sie werden aber doch während Ihrer ganzen Karriere als dramatische Künstlerin für keine Rolle ein so glänzendes Honorar erhalten haben als für diese kleine Rolle, welche Sie im Palais des Gutsherrn spielten?
Hahaha! Du hast recht – aber hab' ich sie auch gespielt! – Sage selbst, Kind, war ich nicht ganz zärtliche Mutter? Hahaha!
Und eine Beamtenwitwe, hahaha! In der Tat, Mama – es ist doch schade, daß Sie nicht Schauspielerin geblieben sind.
Wär ich's nicht geblieben, wenn der Direktor nicht so ungalant gewesen wäre – nachdem ich zwanzig Jahre lang als jugendliche Liebhaberin ihm Geld verdient hatte, mir zuzumuten, daß ich Anstandsdamen und Mütterrollen spielen solle?
Statt Worten spreche die Tat! – Zieht seine Brieftasche und aus derselben einen Pack Banknoten heraus. Hier sind die Trophäen meines Zuges! –
Ach spaßig – sehr spaßig! Ich ging, wie Sie befohlen hatten, mit dem von Ihnen unterfertigten Schuldschein zum Kassier des Herrn von Starr; derselbe gab mir das Geld und sagte: »So, nun lassen Sie aber die Unschuld unangefochten! Der gnädige Herr wird das Haus der Frau von Brigge vor Ihrer Zudringlichkeit zu schützen wissen.« – Ich war ganz verblüfft und begriff gar nicht, was der Mann da von Unschuld sprechen wollte; – aber ich hatte doch das Geld und so – so eilte ich her. –
Freilich, Holdeste! Nimmt den Korb und packt aus. Hier ein delikates Fasänchen – hier
Charmant! – Es wird eine herrliche Soirée; in dergleichen Arrangements war ich von jeher berühmt. – Aber wo haben Sie denn hier auf dem Lande alle diese Delikatessen bekommen können?
Hihihi! Freilich etwas schwer – aber ich bin ein Schlaukopf – ich weiß überall Rat. Ich ging zum Koch des Herrn von Starr und zu seinem Kellermeister und brachte mit des Herrn von Starrs Geld – Herrn von Starrs Eigentum an mich. – Hihihi! War das nicht klug? –
Wer ist hier? – Sieht sich um, die beiden erblickend. Fremde hier? – Wer sind Sie, meine Herren? Was wünschen Sie?
ROBERT leise zu Christoph Nun, so sprich! –
Ja so! – Zu Frau von Brigge. Wissen Sie – ich und hier – Auf Robert weisend. mein Kompagnon, wir haben in der Stadt eine Handlung mit weiblichen HandarbeitenIndem er seinen Blick auf den mit Eßwaren bedeckten Tisch richtet. und da – da wollen wir etwas in Augenschein nehmen und dann Bestellungen machen.
Weibliche Handarbeiten? Hm – nun ja – meine Tochter macht so manchmal zum Zeitvertreibe Stickereien – aber – Stolz. von einem »Davon leben« ist, Gott sei Dank, noch nicht die Rede!
Mama – der Leutnant – und der Herr Förster – sie bringen noch ein paar Offiziere mit. Grüßt zum Fenster hinaus.
An mein Herz. Herzensmädchen! Drückt sie an seine Brust. Auf Ehre, ein Prachtmädel! Zu den übrigen. Na, sagt 'mal, Kameraden: kann man sich eine bessere Station wünschen als ein Dorf, wo solche Blumen wachsen?
Warum nicht gar! – Bleiben Sie nur den Winter über hier! – Für die Leute
Ich sehe, die Menschenkenntnis ist der teuerste Kurs auf der Hochschule des Lebens; – aber, ich hoffe, mein Gedächtnis wird mir so treu sein, daß ich diese Lektion nicht zu wiederholen brauche! – Komm!
Ist das ein Volk! – Aber nicht nur das Volk hier, sondern dieser Koch, unser Kellermeister! Aber ich werde ein Kriegsgericht veranstalten, werde meine haushofmeisterliche Autorität zeigen. Damit aber das Corpus delicti nicht fehlt – nehm' ich hier die sprechenden Beweise ihrer Schandtaten. Nimmt zwei Champagner-Bouteillen
von Tisch, steckt sie in die Rocktasche und geht mit Robert ab.
Er gibt uns doppelten Gehalt – das wäre ganz gut; – aber haben Sie nicht gehört – er wird immer hier auf dem Gute bleiben, und geben Sie nur acht, das ist einer von denen, die ihre Nase in alles hineinstecken – die jede Rechnung nachrechnen – sich überall selbst überzeugen.
Immer, immer, Herr Rentmeister; dieser Guckindiewelt wird ein Paar so alte Praktiker, welche ehrlich aneinander halten, nicht zu Schanden machen. Wendet sich gegen das Wirtshaus und erblickt Hager.
Ecce! Herr Hager, was machen denn Sie da?
Sie haben mich so lang' in der Kanzlei sitzen lassen, daß ich jetzt außerhalb derselben ausruhen muß. Wozu wäre ich denn sonst wirklicher Beamter, als um von den Praktikantenfatigen auszuruhen?
Was das ist? Ein guter Ehemann, der Freud und Leid mit seinem Weibe teilt! – Weil's mir heute gut geht – soll's der Familie auch gut gehen.
Ist schon da, der bessere Geist; sonst hab' ich 36ger getrunken, heute trink' ich 48ger – der Geist ist schon um 12 Kreuzer besser.
Das Holz ist schon verarbeitet! Der Wagner hat mir's um 15 fl. abgekauft; – wie lange hätt' ich sonst gebraucht, bis ich mit dem Holz fertig worden wär'! Es ist reine Zeitersparnis! Ab mit dem Weib und Kindern.
Solche Leute unterstützt unser superkluger Gutsherr und macht sie insolent gegen die Obrigkeit! – O – es ist eine schöne Wirtschaft – eine herrliche Wirtschaft!
Ich bin Ökonom und hier – Auf Robert weisend. der Herr, ein Engländer, der leider nicht deutsch sprechen kann, ist Master Jonbum, der Erfinder mehrerer Ackerbaumaschinen. – Der Besitzer dieses Gutes hat uns hieher verschrieben – um zweckmäßige Verbesserungen in der Feldwirtschaft vorzunehmen.
Ich erstarre! Was? Fremde werden verschrieben zur Feldwirtschaft – wozu bin ich da? – Herr, wozu bin ich da? Daraus wird nichts!
Ei was – der Gutsherr ist ein junger Naseweis, der versteht selbst einen blauen Teufel davon, was zum Nutzen und Frommen seines Gutes ist. Woher denn auch; wir wissen ja seine Geschichte – ein ehemaliger Handlungskommis; ich muß da d'rein reden und hier Auf die Bauern
rufend. diese Leute, welche die Felder teils besitzen, teils gepachtet haben. – Heda, Leute!
Aber hier sind zwei Fremde; der eine gar aus England – die haben's weg, die werden euch lehren, wie ihr die Felder auf neue Art bebauen, wie ihr auf neue Art düngen, mit neuen Pflügen ackern und eggen, mit neuen Sicheln ernten und mit neuen Flegeln dreschen sollt.
Was wär' das? Wir sollen was Neues lernen und gar von einem Engländer? – Da wird nichts draus – wir bleiben beim Alten, wir brauchen keine Neuerungen – da hat allemal der Teufel sein Spiel damit.
Aber ihr werdet doch die neuen englischen Maschinen versuchen? – Tut's doch dem Gutsherrn zu Liebe, er hat euch ja die Abgaben nachgelassen.
Ich rat's dem Herrn, schau' sich der Herr bald um einen Landkutscher um, der'n wieder in sein England z'ruckführt, oder wir werden dem Herrn zeigen, daß uns're alten Dreschflegeln noch immer ihre Schuldigkeit tun!
Ja, ja, das werden wir tun – jagt's die Kerls hinaus aus'n Ort – fort mit ihnen! Sie dringen auf Robert ein, einige erheben ihre Stöcke andere ergreifen die Stühle vor dem Wirtshause.
Und wenn euch der Gutsherr auch sagt, daß er nur das Bestreben habe, euch zu beglücken – auch darin liegt Tyrannei!
Es ist jetzt nicht mehr die Zeit, wo die Herren ihre Untertanen beglücken dürfen! – Diese sind reif geworden, sie können sich selbst beglücken.
Ihr seid kluge Leute – seid erfahrene Männer. Ihr müßt unter euch selbst beraten, selbst Beschlüsse fassen und dann darauf dringen, daß der Gutsherr die Mittel schafft, eure Beschlüsse auszuführen – denn nur dazu ist er Gutsherr.
Ja, Leut'! Der Herr da hat echt, – das ist ein gescheiter Herr! Alles das hab' ich mir auch schon denkt, aber nur so sagen hab ich's nicht können.
Ha – es naht für mich ein großer Augenblick, das Ziel meiner Wünsche ist erreicht – ich bin Agitator, kommt!
Ja – das ist mein Platz. Ihr aber, Hochmann, Torf, – Ihr mögt vor Scham vergehen! Ihr wollt freie Künstler sein und findet euch behaglich, im Trosse eines Millionärs zu sein und dafür, daß er euch füttert, seine kurzsichtigen Gedanken groß und erhaben zu finden? Schämt euch! Schämt euch!
Hahaha! – Wir machten eben unsere Glossen darüber, daß er sich darin gefällt, den Rudolphe aus den Mystères de Paris zu spielen.
Robert dient mir als Studie zu einem satirischen Romane, den ich anonym herausgeben will. Ich hoffe, der Roman wird Absatz finden.
Ich hab's auch nur so nach der Idee entworfen. Die Figur wäre wohl komisch genug aufgefaßt, aber das Gesicht will mir nicht recht gelingen.
Wenn ich mir ihn nur so recht vergegenwärtigen könnte – aber er hat ein so nichtssagendes Gesicht und ist deshalb so schwer sprechend zu treffen. Sieht gerade vor sich hin und somit auf Robert.
Nun so zeichne – zeichne – lege den ganzen Ausdruck in das Bild, den du jetzt in meinen Mienen siehst; – doch zeichne auch die ganze Gruppe dazu, die vor Angst, Beschämung und Verlegenheit verzerrten Gesichter!
Schweig – nenne mich nicht Freund, – es gibt keine Freundschaft, keine Liebe, keine Dankbarkeit! Sie aber, Herr Hochmann, schreiben Sie Ihren Roman, stellen Sie mich hin als einen aberwitzigen Toren – Sie haben recht – Sie haben vollkommen recht; ich überschätzte mich selbst und meine Kraft, als ich das Ziel, die Beglückung der Menschen, anstrebte – denn zwei Riesen, die Torheit und die Schlechtigkeit, verwahren den Eingang zu diesem Ziele. Ich geb' es auf, danach zu ringen! – Wenn ich aber von nun an hart erscheine – so fällt auf euch die Schuld. Ihr habt das glühende und in der Glut so weiche Erz in das Eiswasser der Enttäuschung gestoßen, nun ist's zum harten Stahl geworden. Komm, Christoph! Stützt sich auf Christophs Arm und geht dem Schlosse zu.
Der gnädige Herr belieben nach dem Frühstück einen Spazierritt zu machen. – Leopold, die englische Stute satteln!
Matthias! Man bedeute dem Portier, daß Seine Gnaden für niemanden zu Hause zu sein wünschen – außer wenn Herr von Toßmann käme.
Charles! Er geht zum Juwelier Glanzberg und fragt, ob der bestellte Schmuck heute noch geliefert wird.
– So, meine Ordres sind gegeben, und daß sie pünktlich befolgt wer den, dafür bürgt mir die unumschränkte Vollmacht: zu entlassen und aufzunehmen, sozusagen, jus glachi, welches der gnädige Herr in meine Hände gelegt hat, weil er sich selbst um das niedere Domestikenvolk nicht kümmern will.
Folglich ist der Portier der Schuldige – und du gehst gleich hinab und sagst ihm, daß er binnen vierzehn Tagen entlassen ist. – Allez!
Aber seit wann muß denn ich – ich mich auch melden lassen, wenn ich mit Robert sprechen will? – Gewiß – Robert hat das nicht befohlen!
Mit Worten nicht aber ich habe es in seinem Gesichte gelesen, daß ihm Ihre Besuche nicht immer angenehm sind, und ich habe daher diese Verfügung getroffen.
Nun ja; – Sie können sich aber auch gar nicht in den Ton fügen, der seit neuerer Zeit in unserm Hause herrscht.
Der Herr will nur Besuche empfangen, die ihm Vergnügen machen, und Sie – Sie kommen ihm immer mit Ihren guten Lehren und Ermahnungen. – Sie kommen mir gerade vor wie der alte Burggeist, von dem ich einmal in einem Roman gelesen habe, der immer mitten unter einem lustigen Bankette mit dräuend erhobener Hand erschienen ist und »Wehe! Wehe!« gerufen hat.
Na, so rufen Sie: »Wehe«! wenn's Ihnen Vergnügen macht, aber nicht hier in diesem Palais. – Horchend. Aber still – der gnädige Herr kommt – ich bitte Sie – gehen Sie hinaus!
Nun ja – ja – ich werd' sehen, was sich tun läßt, ich werde Sie melden, aber jetzt Drängend. gehen Sie hinaus, ich riskiere sonst seine Ungnade. Gehen Sie, antichambrieren Sie einige Minuten! Drängt Helfer hinaus, tritt dann zum Glockenzuge und läutet.
Wenn ich ein Mädchen wäre, möchte ich nichts anders sein als diese Zigarre – so immer an Euer Gnaden Munde zu hängen, nur für Euer Gnaden zu glühen – und in dieser Glut langsam hinzusterben – o Seligkeit!
Ich bemerke, daß du seit einiger Zeit dich eifrig auf die Kunst der Schmeichelei verlegst, und du machst gute Fortschritte –
Euer Gnaden! Schmeichelei ist keine Kunst, wenn man nur die Wahrheit zu sagen braucht, um schon etwas Schmeichelndes zu sagen.
Bravo – immer besser! Ich sehe schon, du lernst dies von meinen Freunden und Gästen – denn wie du – so sprechen alle – freilich nur mir gegenüber, das weiß ich. – Aber es macht mir Spaß, zu sehen, wie sich dieses Volk krümmt und windet, es macht mir ein Vergnügen, ihre Erbärmlichkeit zu studieren.
Euer Gnaden! Es fällt mir zwar nicht ein, einer Ihrer Ansichten zu widersprechen – Euer Gnaden behaupten, die Menschheit ist schlecht – gut – so sage ich auch: sie ist schlecht. – Aber Euer Gnaden, gewisse Ausnahmen gibt es doch.
Hahaha! Nun wir wollen sehen! Steht auf und tritt dicht an Christoph. Sieh, ich sage
Ich muß Euer Gnaden gegenüber schweigen – das ist die individuelle Ansicht – was kann ich da anders tun als gekränkt schweigen.
Was du tun könntest? – Sieh – wenn du ein Mann wärest, so müßtest du – wenn ich dich einen Schurken hieße, mir ins Gesicht schlagen.
Du müßtest mein Haus augenblicklich verlassen, und wenn du auch außer demselben betteln müßtest! – Aber sieh – du tust es nicht – du stehst gekrümmt und läßt dich von mir beschimpfen, weil du weißt, daß dich kein anderer so bezahlen kann wie ich.
Zorn hahaha! – Bin ich zornig? – Es war nichts als ein kleines Experiment, um dir zu beweisen, daß du keine Ausnahme bist. – Im übrigen bin ich dir so gewogen, wie sonst, und ich sage dir sogar, daß ich nicht gern einen andern Kammerdiener haben möchte als dich.
Ja, nun ist alles wieder gut! – Benimmt sich so ein Kerl nicht gerade wie mein Jagdhund, den ich schlagen und treten kann und der doch – wenn ich nun wieder mit dem Finger schnalze, wedelnd und schmeichelnd zu mir heraufspringt!
Jetzt ist ihm das auch nicht recht! Heute ist's wieder rein nicht auszuhalten mit ihm; – so ist er immer, wenn er in seinen philanthropischen Betrachtungen ist! – Jetzt schick' ich den Schulmeister über ihn – Strafe muß sein! Laut. Euer Gnaden – Ihr Herr Onkel, der Schulmeister Helfer, wartet schon eine Stunde im Vorzimmer und bittet, aufwarten zu dürfen.
Guten Morgen, Vetter, – setzt Euch! – Nun, was bleibt Ihr denn so fern? Und was ist dies wieder für ein klägliches Gesicht? Ihr seht mich ja mit einer Miene an, als ob ich auf dem Sterbebette läge!
Ihr nehmt einen verdammt ernsthaften Anlauf zu Eurem Gespräche – aber, ich merke, Ihr verspürt ein Verlangen, einmal wieder einen moralischen Vortrag zuhalten; – nun – ich bin gefällig – ich will ruhig zuhören; – also sprecht, lieber Vetter, sagt alles, alles, was Euch auf dem Herzen liegt.
Erinnere dich an den Tag, an welchem das Glück zuerst sein Füllhorn über dich ausschüttete; erinnere dich der schönen Vorsätze, welche du damals aussprachst. Nun hast du das liebe Gut Gemswalde verkauft, hast dich hieher in die üppige Residenz gezogen; du lebst nur den sinnlichen Freuden, du bist so wie jene Reichen alle, die du früher verachtetest – du hast dein besseres Selbst verloren. Robert! Weich werdend. Ich suche ängstlich einen Grund aufzufinden, welcher die Veränderung entschuldigt, die mit dir vorgegangen – und ich glaube, ich habe ihn gefunden.
Die erste Ursache ist die üble Meinung, welche du vorschnell und ungerecht von deiner Braut, deiner Henriette faßtest. Sieh, ich habe sie gestern erst gesehen und gesprochen – sie schwur mir, daß nur ihr Vater – nicht sie – früher als du selbst von jenem Testament gewußt habe!
Ihr geldsüchtiger Vater wollte sie auf jede Art dazu bestimmen, daß sie auf die Erfüllung deines vor Zeugen gegebenes Eheversprechens
Hm! – Soviel ich weiß, stammt ja der größte Teil des Vermögens ihres Vaters von ihrer Mutter; – dies kann er ihr nicht vorenthalten; – schön ist sie auch, da wird es ihr an Freiern nicht fehlen.
Sie wird sich nie vermählen; sie hat nur dich geliebt, sie liebt dich noch. Denn gerade sie, die von dir so tief Gekränkte, ist die einzige, welche dich entschuldigt! Robert! Um deiner selbst willen beschwöre ich dich, kehre wieder zu ihr zurück, – sprich noch einmal mit ihr!
Aha! Da hinauswill also?– Ich soll zu ihr gehen? Wieviel hat sie Euch denn versprochen, wenn Ihr diese Ehe doch zu stande bringt?
Ich traue niemandem mehr – niemandem! Übrigens irrt Ihr sehr, wenn Ihr glaubt, die eine Täuschung mit Henrietten habe meine Gesinnungen geändert; – dem Himmel sei Dank, ich bin ein Mann und sieche nicht hin am Liebesschmerz. – Aber mir ist die Welt in ihrer ganzen Verächtlichkeit entgegengetreten – ich habe nur einmal unrecht und vorschnell geurteilt, das war, als ich, selbst noch arm, die Reichen ihrer Hartherzigkeit wegen verachtenswert fand. Nun habe ich diese Schule selbst durchgemacht und habe erkannt: die Reichen sind nicht hart geworden durch ihren Reichtum, sondern
Wie kann ein Mann, wie Sie, sich ärgern über so einen armen Teufel? Ich komme als Postillon d'amour. Zieht ein zierliches Briefchen hervor.
Von Frau von Goldheim; sie nimmt meine Bewerbung an und bittet mich, die einzelnen Punkte des Ehekontraktes mit Ihnen zu besprechen.
Danke verbindlich! Nimmt eine Zigarre. Kann ich Ihnen gleichfalls dienen? Zieht ein elegantes Zigarrenetui hervor.
Ich hoffe, Sie werden sich amüsieren. – Ich habe gesucht, die Gesellschaft recht pikant zusammenzustellen und habe deshalb auch die ersten Mitglieder der hiesigen Operngesellschaft geladen.
Ja, ich liebe das Theater; und die dramatischen Künstler sind mir schon deshalb lieb, weil sie die einzigen Menschen sind, die es wenigstens offen bekennen, daß sie von der Täuschung ihrer Mitmenschen leben.
Die Liebe zur Kunst kann doch nur im Theater befriedigt werden; – aber Sie sollen sie ja auch besuchen?
Eben aus Liebe zur Kunst! Sehen Sie – an dieser Sängerin wird eben mit Recht getadelt, daß sie zu wenig Schauspielerin ist; aber ich versichere Sie – in ihrem Hause – einem Millionär gegenüber – ist sie die vortrefflichste Schauspielerin. Zu Christoph. War der Juwelier noch nicht da? –
Aufzuwarten! Er öffnet ein Samtetui und läßt die Agraffe sehen. Ich hoffe, sie ist nach Ihrem Geschmacke. –
Mein Haus ist gut bewacht, wie ich sehe! – Zu Madame Flor. Sprechen Sie, sprechen Sie, meine Zeit ist gemessen!
Ich bin die Frau des Malers Flor, welchen Sie öfter mit Aufträgen beehrten. – Er litt seit längerer Zeit schon an einem Augenübel, welches sich durch die fortwährende Anstrengung verschlimmerte, und – gestern – namenloses Unglück – war es plötzlich Nacht vor seinen Augen – er ist erblindet!
Kann es ein größeres Unglück geben? – Gnädiger Herr – wir haben drei Kinder und der ernährende Vater erblindet!
Wie soll ich mich überzeugen? Ich bin weder ein Augenarzt noch ein Armenkommissär. – Es ist merkwürdig; man sollte entweder mit der halben Überzeugung, daß man betrogen wird, in den Säckel greifen, oder man hätte den ganzen Tag über nichts zu tun, als in den dumpfigen Behausungen des Elends herumzugehen. Dazu sind die Armenväter in den Gemeinden und die Armeninstitute. Ich gebe jährlich an diese eine Summe; sie mögen nun damit gebaren, wie sie's für gut befinden. Also wenden Sie sich an eine solche Anstalt. – Adieu!- Adieu! Will fort, bemerkt aber Glanzberg, welcher die Rechnung in der Hand hält. Ja so, Ihre Rechnung, Besieht sie. 1500 fl.? – Nun – 's ist nich überhalten. – Eine Bleifeder!
So – mein Kassier wird Ihnen die Summe sogleich auszahlen. Christoph, diese Agraffe wird noch heute an Fräulein Morheim mit meinen freundschaftlichen Grüßen überbracht! Kommen Sie, lieber Toßmann!
Tausendfünfhundert Gulden für eine Kokette und diese Arme – Auf Toßmann zueilend und ihn zurückhaltend. Herr von Toßmann! Sie sind einer der reichsten Männer! – Man spricht allgemein von Ihrer Großmut – erbarmen Sie sich! –
Spricht man von meiner Großmut? Das ist mir lieb! – Aber wißt Ihr, warum man spricht von meiner Großmut? Antwort: weil ich nie etwas gebe, als wenn ich weiß, daß es kommt gedruckt in die Zeitung. Wenn diese Frau wird machen lassen einen öffentlichen Aufruf an die Wohltätigkeit in der Zeitung, so werden Sie Tags darauf lesen in der Zeitung: »Bankier Toßmann hat gegeben hundert Gulden!« Aber so privatim gebe ich nichts; die Wohltätigkeit ist eine sehr schöne Tugend, aber man muß selbst etwas haben davon. Ab.
Ich hatte die Rechnung etwas höher gestellt, weil ich dachte, er würde etwas abbrechen wollen; aber so ist's desto besser! Ich wünsche mir keine andere Bestellung als für die Geliebten der Reichen. Ab.
Er ist verloren – keine der schönen Hoffnungen, die ich von ihm hegte, wird erfüllt! – Wenn's aber zum Äußersten kommt – dann – o Himmel! Ich zitt're selbst vor dem Gedanken; – aber ich fürchte, ich fürchte, es bleibt nur der eine Ausweg über! – Herr Christoph – sagen Sie mir – wenn ich nicht irre, war die Sprache von einer Vermählung? – Hörte ich recht?
Wissen Sie das noch nicht, wovon schon die ganze Stadt voll ist? – Wir heiraten die Frau von Goldheim –
Wie? – Was? Diese Frau – die als übermütig, stolz und hartherzig bekannt ist? Diese Heirat wäre der Schlußstein seines Verderbens. Indem er diese Ehe schließt, versperrt er sich selbst den Weg zur Rückkehr – nein – nein, er darf nicht!
Hahaha! Das kostet mich eine Portion Hohngelächter. – Er darf nicht! 's ist nur schade, daß er Sie wahrscheinlich nicht um Erlaubnis bitten wird.
Noch einmal – und hört er mich nicht, will er seinem Verderben entgegen eilen, dann reiße ich ihn mit Gewalt zurück; es kostet mich ein Wort – ein einziges Wort, und so wahr ich einst ruhig sterben will, ich spreche dieses Wort aus! Eilt ab.
Der wächst sich ganz auf den Solon hinaus, der gegen einen gewissen Krösus auch so impertinent diskuriert hat. – Mein Gott! Was sich die Leute immer nach Beispielen aus der Geschichte richten wollen! Da sind s' übel daran; denn es gibt eine Menge Ereignisse, die zwar historisch wahr, aber doch heutzutage nicht anwendbar sind.
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Hieher meine Herren! – Setzen Sie sich! Sie kennen meine Weise; bei den Festen, welche ich gebe, suche ich mir immer soZu einem Diener. Schenkt ein! Schenkt ein! Es wird eine bereits gedeckte Tafel herausgetragen und Champagner kredenzt.
Frau von Goldheim hat von diesem Feste gehört; sie ladet sich selbst dazu ein und erlaubt Ihnen, sie der Gesellschaft als Ihre Braut vorzustellen.
Nur wünscht sie, um sich selbst mit Sicherheit als Ihre Braut betrachten zu können, daß der Kontrakt früher unterzeichnet sei.
Jawohl! Frau von Goldheim hat ihn bereits unterfertigt und es kostet Sie nur einen Federzug – Zieht den Kontrakt hervor.
Hahaha – recht so! – Mitten im Freudengelage einen Ehekontrakt unterschrieben, gut – gut! – Ein mutiger Schwimmer, stürz' ich kopfüber in den reißenden Strom. Tritt zu einem Tische und ergreift eine Feder. Ja so – ich muß auch zwei Zeugen haben. Zur Gesellschaft. Meine Herren – wer von Ihnen ist wohl sogefällig, sich hier als Zeuge mit zu unterfertigen? – Es ist mein Ehekontrakt. Er will unterschreiben.
Was? Ihr schon wieder hier? Ich denk', Ihr solltet es doch selbst fühlen, daß Ihr in solche Zirkel nicht paßt.
Die Angst hat mich hieher getrieben. – Robert, unterschreibe den Kontrakt nicht; – denk' an Henrietten!
Du darfst nicht, Robert – du darfst nicht – beim Himmel! Hastig, aber leise im bittenden Tone. Robert! Ich beschwöre dich – unterschreibe nicht – nur jetzt nicht – laß mich früher noch allein mit dir sprechen. Hält Roberts Hand mit beiden Händen fest.
Unverschämtheit ohnegleichen! Reißt seine Hand los. Verlaßt mich, Wahnsinniger, oder bei Gott! – Erhebt im Zorne die Hand gegen ihn.
Was ist das – lieber Alter? Herr von Starr ist nicht der Sohn des verstorbenen Försters Simon Starr? Wie kommt dies?
Als der wahre Sohn des Försters Starr noch kaum ein Jahr alt war, mußten seine Eltern eine Reise unternehmen. Das Kind aber war sehr krank und wurde deshalb meiner Frau übergeben; aber an dem Tage, an welchem der
Das ändert den Kurs gewaltig. Tritt zu Robert. Herr Helfer, können Sie beweisen, daß Sie doch sind der Sohn des Försters Simon Starr?
Sie wissen die Klausel im Testament. Wollen Sie sich daher freiwillig Ihres unrechtmäßigen Vermögens zu meinen Gunsten begeben oder soll ich richterliche Hilfe in Anspruch nehmen?
Haben Sie gehört, meine Herren? Er entsagt! – Durch dieses Wort bin ich Herr dieses Hauses. Sie werden einsehen, daß in meinem Hause nur ein von mir veranstaltetes Fest stattfinden kann – und daß daher der heutige Ball sein Ende hat. Ich empfehle mich Ihnen!
Der rasche Wechsel scheint den jungen Mann etwas angegriffen zu haben. Bringt Ab.
Mein Sohn! – Ich habe den Tempel deines Glückes zertrümmert und mein Herz blutet; – doch es war ein Götzentempel – der Himmel ist mein Zeuge – ich konnte nichts anders! – Ermanne dich! – Was jetzt dir als ein namenloses Unglück erscheint – das ist vielleicht der Grundstein deines wahren Glückes. Eilt ab.
Ich bin allein! – Wie schnell haben mich alle verlassen, die mich, wie Bienen einen blühenden Strauch, umschwärmten! – Die Blüten sind abgefallen, es gibt keinen Honig mehr zu holen – ich bin allein – hier – allein in der Welt! – Keinen Freund, der seine Hand mir reicht – kein Herz – das für mich schlägt! – Doch – warum faßt der Gedanke jetzt mich so eisigkalt an? – Habe ich nicht längst erkannt, daß es keine Freundschaft, keine Liebe gebe? – Doch da war ich reich – da konnte ich im Genuß mich übertäuben; – ja – nur der Reiche kann mit leerem Herzen leben – aber arm und hilflos hinaustreten in die Welt – mit einer Brust – die nichts ist als eine Grabesstätte gemordeter Gefühle, ich vermag's nicht! – Bedeckt, wie vernichtet, das Gesicht mit beiden Händen.
Roberts Situation gewahr werdend, stößt sie einen heftigen Schrei aus, eilt auf ihn zu und klammert sich an seinem Arm. Robert!
Ja, jetzt erst kann ich dir nahen – weil ich dir jetzt erst meine Liebe beweisen kann. Dein Reichtum hätte sie immer verdächtigt; – jetzt aber – wo du allein, arm und verlassen stehst, jetzt wirst du mir doch glauben, wenn ich dir sage: Ich, ich allein habe dich wahrhaft und uneigennützig geliebt – ich liebe dich noch und werde dich lieben, bis mein Auge bricht.
Liebe? Liebe? O das Wort fällt in mein Herz, wie des Himmels Tau auf dürre Erde! Henriette! – Meine Henriette! Mir, dem Bettler, bekennst du deine Liebe! Sinkt ihr an die Brust.
Werden auch nicht stolze Säulen das Dach unseres Hauses tragen, so wird es doch schöner noch das Immergrün der Liebe umranken.
Henriette, wie konnt' ich mich an dir versündigen! – Kannst du mir verzeihen? Sich erhebend. Mein Vater! Du gibst mir tausendfach, was du mir genommen. – Behaltet eure Millionen, den Reichtum Helfer und Henriette umarmend. wiegen sie nicht auf! Während der letzten Szene ist im Park der Vollmond aufgegangen und beleuchtet die Gegend mit sanftem Lichte.
Ende.