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Gott sei Dank, daß wir den alten Quacksalber los sind, wir haben gar mancherlei zu besprechen. Die alte Schachtel also – wollte sagen: das Fräulein – Eure Braut –
Was nützt das? Sie läßt Euch nicht aus dem Garne und wird alles aufbieten, Eure Pläne zu vereiteln. Sie ist bei unserem Verbündeten, dem Gastwirt, abgestiegen.
Versteht mich recht. Daß Ihr Euch in die Tochter eines Waffenschmieds verliebt habt, darin liegt nichts Entsetzliches, auch nicht, daß Ihr mich veranlaßtet, meinen schlanken Leib in dies rußige Wams zu stecken; aber daß Ihr mich verleitet habt, um Euretwillen meine Ehrlichkeit zum Teufel zu jagen, falsche Lehrbriefe zu schmieden, damit uns der Meister aufnehmen konnte, o Herr Ritter, diese Sünde lastet schwer auf Euch.
Die Liebe? Ach, bester Herr Ritter, wie mancher böse Bube hat schon seine schlechten Streiche auf ihre Rechnung geschrieben, der in seinem Leben nicht wußte, was Liebe ist.
He, Kamrad! Du wirst doch Spaß verstehen. Verzeiht, es war ein dummer Scherz. Also ernsthaft: Glück auf, Herr Ritter! Mögen sich immerhin Eure Vorfahren den Knebelbart ausraufen, Ihr macht Euch und Euer Weib glücklich. Nun aber: Euer Plan?
Morgen tret ich vor den Alten als Graf von Liebenau und begehre offen und ehrlich seiner Tochter Hand.
Ich werde mein Heil versuchen! Heute abend will ich als Ritter die Treue meines Mädchens noch einmal auf die Probe stellen; denn betrügt sie den Schmiedegesellen Konrad, so betrügt sie auch den Ritter Liebenau.
Ich gehe, mich zu verwandeln, es ist spät. Lächelnd. Du wirst mich doch nicht mit Lanz' und Schwert empfangen, wenn ich zurückkehre?
Das will ich auch hoffen, denn obwohl ich meiner Profession nach eigentlich vom Amboß stamme, so möchte ich doch all die Strapazen nicht umsonst mitgemacht haben! Jetzt will ich erst anfangen zu leben, zu genießen! Das heißt aber: mit Verstand, nicht wild in den Tag hinein! Ich will mir das Leben schon angenehm machen!
Hans Stadinger, berühmter Waffenschmied und ausgezeichneter Tierarzt; wollen Euer Gnaden von seinen Talenten Gebrauch machen – von seinen Waffen und Harnischen – meine ich.
Dazu kann Rat werden. Eigentlich aber bin ich aus andern Gründen da – Er ist verwandt mit dem Waffenschmied?
Ich will mich deutlicher ausdrücken, damit Ihm die Sache klar wird. Ich bin der Ritter Adelhof aus Schwaben.
Das wohl auch nebenbei, aber – Er scheint mir eine ehrliche Haut, mit Ihm kann man von der Leber weg reden. Vertraulich. Kennt Er den Grafen von Liebenau?
Nun hat das Fräulein erfahren, daß der Ritter Liebenau dem jungen Mädchen hier im Hause nachstellt; ein leichtsinniger Zeisig soll er sein –
Mein Fräulein aber, die Sittenhaftigkeit selbst, kann solchen Unfug nicht zugeben, darum wünscht sie, daß der Geselle Konrad –
Ich meine nur. Die Sache ist wirklich äußerst schlau ausspekuliert; denn wenn der Geselle Konrad das Mädchen heiratet, so ist der Ritter –
Und wie! Er muß mit langer Nase abziehen. – Beide lachen. Die Hauptsache ist aber nun, daß wir den Alten für die Heirat gewinnen.
Deswegen bin ich ja hier. Und wenn Er meine Sache unterstützen will, so gibt Ihm das Fräulein hier im voraus – Er gibt ihm eine Börse.
Die edle Dame besitzt eine ausgezeichnete Bildung – untertänigsten Dank – Wollen Eure Gnaden sich hier etwas auswählen, während ich den Alten rufe –
Nun bin ich im klaren. Das Fräulein ist aus Eifersucht unserm Grafen nachgereist, und, um sich seinen Besitz zu sichern, soll nun – die Sache ist sehr komisch – hahaha! – Und dieser schlaue Kundschafter – o guter Schwabe, du scheinst mir ein sehr dummer Schwabe. Er will lachend zur Seite ab.
Schönsten guten Abend, verehrtester Herr Brenner. Er sucht den Meister Stadinger, aber alles ausgeflogen, alles ins Freie. Der Abend ist zu schön, kein Wölkchen am Himmel, kein Lüftchen weht, ich ginge gar zu gern auch noch ein wenig ins Grüne, aber du lieber Gott, man hat zu viel zu tun, der letzte Tag in der Woche, das ganze Hauswesen ruht auf mir – morgen ist Sonntag –
Morgen ist Sonntag, dazu das Fest, welches er morgen veranstaltet draußen auf dem Weinberge – Zu Brenner ach, Er war wohl lange nicht draußen – der Weinberg ist viel größer – der Alte kaufte doch im vorigen Jahre –
Ja, doch, Jungfrau Irmentraut, ich kenne die ganze Geschichte. – Also mein Schwager ist nicht daheim?
Nicht daheim! Die Unpäßlichkeit der lieben Tiere macht ihm jetzt viel zu schaffen. Des Herrn Nachbars ganze Familie vierfüßigerseite befindet sich –
Ei freilich, morgen ist auch noch ein Tag und welcher Tag; es heißt freilich, was du heute tun kannst, verschiebe nicht auf morgen, aber wenn die Notwendigkeit –
Euer Gnaden sind gewiß ein Fremder,
Das ist ein recht ungehobelter Klotz, dieser Herr Euer Gnaden; hat er nur ein einziges freundliches Wörtchen mit mir gesprochen? Was haben die Männer jetzt für Sitten, wenn sie einer zarten Jungfrau gegenüberstehen! Wie anders waren sie zu meiner Zeit – vor einigen Jahren noch, will ich sagen – aber es ist, als ob sich die Welt rein umgedreht hätte.
Nicht einwilligen sollen, da muß ich lachen! Ich weiß, wie wir Mädchen sind, ich habe mich oft gesträubt, aber es hat nichts geholfen. Das weiß ich besser.
Ihm ein Liebeszeichen zu geben, ein Ringelchen oder so etwas dergleichen, und – das wird ihm gar nicht unangenehm sein, wie dein Vater immer zu sagen pflegt.
Nicht doch, den Abschied will ich dem Ritter geben, denn er ist ein böser Mensch, der keine guten Absichten haben kann.
Still! – Das ist des Ritters Tritt! Freudig. Er kommt, er kommt! Sie eilt ihm entgegen und öffnet ihm die Tür.
Ich weiß in der Tat nicht, wie ich mich bis zur Zeit der Entdeckung gegen Marie benehmen soll. Am besten ist's, ich plage sie mit Eifersucht, vielleicht gesteht sie mir bei der Gelegenheit, was sie gestern abend mit dem Ritter – mit mir nämlich – gesprochen hat. Da ist sie! – Frisch, Konrad, sei eifersüchtig.
So, mein feines Jüngferchen, wo es sich um Ihre Zukunft, Ihr Glück handelt, spielt Sie die Spröde, die Zimperliche, läßt sich aber von den Gesellen Ihres Vaters herzen und küssen, daß es eine Freude ist.
Jungfrau Dorothea Scholastika Irmentraut bin ich für Ihn, Er küsseriger Schmiedegeselle. Und Sie, Jüngferchen, macht mir Vorwürfe, weil ich ein Verständnis begünstige, das Ihr nur Glanz und Ehre bringen kann, und nun muß ich sehen, daß Sie sich wegwirft! He? Und ich soll nicht Zeter schrein!
Das tu ich auch nicht, denn Er hat mir nie einen Beweis davon gegeben. Warum, wenn Er mich wirklich lieb hat – küßt Er mich denn nicht? Ich bin ein gesetzter, solider Gegenstand und weiß mich dabei zu benehmen.
Das probier Er noch einmal, Er Schlingel, mich mit Gewalt zu küssen. Oh, man ist vor den Zudringlichkeiten der Männer nirgends sicher!
Küßte er sie heut dafür? Ich glaube, der Mensch küßt ums tägliche Brot. Auf Irmentraut. Hier hab ich ihm nichts zu verbieten, denn der Geschmack ist verschieden in der Welt; aber bei meiner Tochter drück Er seinen Dank künftig anders aus, sonst marschiert Er aus dem Haus. Das muß Ihm aber nicht unangenehm sein.
Fürs erste erlaubt, daß ich mich setze. Man gibt ihm einen Stuhl. Für sich. Ich muß die Sache schlau einfädeln. Laut. Ihr seid doch derselbe, der sich um das Wormser Tierreich so verdient gemacht hat?
Man sagt so. Ich habe allerdings eine bedeutende Praxis. Erst gestern habe ich bei meinem Nachbar zwei Ziegen –
Ganz recht. Für sich. Das schmeichelt ihm. Nur immer schlau. Laut. Ihr habt ja auch eine schöne Tochter?
Nun, gestrenger Herr Ritter, so weit hätten wir es denn gebracht; Ihr seid von morgen ausquartiert, und ich, als Euer getreuer Schlafkamerad, muß gehorsamerweise Euer Schicksal teilen.
Das ist Euch nicht klar? Ach, werter Herr Ritter, ich glaube, die Liebe und der Schmiedehammer haben Euch stumpfsinnig gemacht. Ein Kunststückchen von Eurer Braut. Sie hat erfahren, daß Ihr in Worms verborgen seid, und will Euch das Mädchen vor der Nase weg verheiraten. Unglücklicherweise oder auch glücklicherweise trifft sie gerade den rechten Mann.
Hörtet Ihr nicht, was er sagte: er hätte mit dem Mädchen einen andern Plan? Was mag er damit gemeint haben?
Herr Ritter, ich habe einen Einfall, ein Plänchen, das ließe sich prächtig beim heutigen Feste ausführen.
Habe ich mich nicht geärgert! Konrad erblickend. Gut, daß ich dich sehe, du hast deinen Laufpaß. Ich kann keinen Gesellen brauchen, der in meiner Familie besser Bescheid weiß als in meiner Werkstatt.
Du bist mein Mann, das freut mich. Zum Grafen, der sich zurückgezogen hatte. He – du – du bist ja ein gelehrter Schmied – lies den Brief, aber deutlich, daß ich dich verstehe – Von wem ist er?
»So frage ich Euch zum letztenmal, ob Ihr sie mir gutwillig zu meinem Eheweib geben wollt; oder ob ich mit Macht und Ansehn sie Euch entreißen soll! Nehmt mich zu Eurem Feind – was mir aber lieber ist – zu Eurem Sohn an. Graf und Ritter Liebenau.«
Ei, so wollte ich doch, daß du ersticktest. Das ist eine ganz neue Art, von dem Vater die Tochter zu begehren. Wenn das Mode würde, möchte der Teufel Vater sein. Wenn dir das gelingt, so will ich keinen Tropfen mehr trinken. Der Himmel verzeihe mir den hohen Schwur. Aber da will ich einen Riegel vorschieben. Zum Grafen. Du gehst hinaus, ich habe mit Georg allein zu reden.
Georg, ich habe mit meinem Schwager Brenner um drei Ohm Hochheimer gewettet, daß der Ritter Liebenau nie mein Tochtermann wird, und diese Wette muß ich gewinnen. Georg, du bist mein Trost! Wie alt bist du?
Das weiß ich nicht gewiß, es sind achtzehn Jahre, daß ich die Blattern hatte, und ich weiß nicht, war ich damals zehn oder zwanzig Jahre alt.
Also – du wirst die Ehre zu schätzen wissen – ich mache dich zu meinem Schwiegersohn; es muß dir aber nicht unangenehm sein.
Fehler hat jeder Mensch, die lassen sich abgewöhnen; hab ich mir zum Beispiel mein dummes Sprichwort abgewöhnt –
Daß dich das Wetter! – Na, ruf mir gleich zu, ich laß es schon. – Also wiederum zur Hauptsache zu kommen!
Allerdings. – Eure Tochter! Aber nicht mit dem Gesellen Konrad, sondern – habt Ihr nicht auch einen namens Georg in Eurem Hause?
So? Es ist mir nur lieb, daß Ihr mich gleich darüber aufklärt. – Mein lieber Herr Ritter aus Schwaben, ich muß Euch rundheraus sagen, daß ich Herr in meinem Hause bin und die Hand meiner Tochter gebe, wem ich will. Verstanden? Bekümmert Euch also ferner weder um meine Tochter noch um ihren Zukünftigen.
Aber, lieber Herr Ritter, dabei bleibt's. Es muß Euch aber nicht unangenehm sein. Er ruft. He, Marie, Marie!
Finde ich Euch endlich, Herr Ritter, ich sucht Euch überall. Das Fräulein erwartet Euch, sie hat Euch Wichtiges zu verkünden. Guten Tag, Schwager.
Gut. – Zu Adelhof. Herr Ritter, ich kann nicht nachtragen. Wollt Ihr mir die Ehre geben, mich heut auf meinem Weinberg zu besuchen, ich feiere ein kleines Fest.
Soll mir lieb sein. – Zu Irmentraut. Ich gehe jetzt voraus, Sie kommt mit Marien nach. Daß ihr mir aber keine Schleichwege macht, sonst –
Behüte mich der Himmel! Noch eins, Meister. Nennt mich draußen vor den Gästen nur nicht alte Irmentraut oder alte Schachtel, ich bitte Euch.
Es muß Ihr aber nicht unangenehm sein. – Auf Wiedersehn, Herr Ritter! Leb wohl, Schwager! Er geht mit Irmentraut ab.
Wie ich Ihm sage: ich glaubte meinen Auftrag recht schlau ausgeführt zu haben, da rief sie wütend: »Der Konrad darf nun und nimmermehr des Mädchens Gatte werden.«
Nun freilich, aber sie meinte, den Grund würde ich später erfahren. Welcher Teufel mag nur so plötzlich ihren Sinn geändert haben?
Ich gehe schon. Am Ende ist ihr der Georg jetzt auch nicht recht. O Katzenstein, wenn deine Goldgulden nicht wären, so ließe ich dich sitzen, aber so – Verstand hab ich, aber kein Geld.
Lauf nur, guter Schwabe, du wirst noch mehr Lauferei haben. Die Sache ist ganz einfach. Der Graf Liebenau bezahlt mich, daß ich ihm zu dem Mädchen verhelfe. Das reiche Fräulein bezahlt mich, daß ich ihm nicht zu dem Mädchen verhelfe. Da ist Verdienst auf beiden Seiten – und als Familienvater! – Jetzt hab ich ihr gesteckt, daß der Schmiedegeselle Georg und der Knappe des Grafen eine Person wäre. Das trug etwas ein. – Nun entdecke ich ihr wieder, daß der Schmiedegeselle Konrad und der Graf eine Person sind, da setzt's wieder etwas, und so opfert man sich für die Menschheit auf, um nur einigermaßen redlich durch die Welt zu kommen. Er geht ab.
Wie herrlich ist's, im Grünen,
im traulichen Verein,
bei Wein und frohen Mienen
des Lebens sich zu freun,
des schönen Lebens sich zu freun!
Deine Krankheit kenne ich, soll ich dir etwa ein Rezept verschreiben? – Frisch, sing uns ein Lied, da wird dir besser werden.
Sie müßten doch zum Kuckuck längst hier sein! – Na, werden wieder viel anzuputzen haben. Jetzt, Georg, mach keine Umstände, sing uns was, es muß dir aber nicht unange –
Nun möcht ich aber doch ernstlich wissen, wo mein Mädel bleibt. Ja – weil ich gerade von ihr rede, ihr Freunde, da muß ich euch einen Spaß erzählen. Heut kommt ein närrischer Kauz, ein schwäbischer Ritter in mein Haus und will mit Gewalt meine Tochter verheiraten. Erst wollte er ihr den Konrad geben, dann sollte Georg sie haben, und ich stehe doch nicht dafür, daß, ehe es Abend wird –
Alter Freund, nur ein paar Worte, denn ich muß gleich wieder fort: Der Georg darf auf keinen Fall Eure Tochter heiraten, denn –
Herr Ritter, bedenkt Ihr, daß Ihr Euch in einem fröhlichen Kreise befindet, der ebensowenig wie ich von Euren Narrheiten etwas wissen will.
Es geht nicht. Ich bringe nichts Gescheites zustande. Alle Augenblicke reißt der Faden. Das tut die Unruhe, die Angst, das böse Gewissen – ich habe wahrhaftig ein gutes Gewissen. Und vor des Vaters Drohung bin ich auch nicht bange; er will mich bei jeder Gelegenheit ins Kloster schicken – ich weiß doch, daß nichts daraus wird. Aber das Gerede der Leute, wie werden sie mit Spottreden über mich herfallen – und mit Unrecht, denn ich bin unschuldig, und wenn man von einem ganzen Haufen Männern überfallen wird – hat man doch manchmal mit einem schon seine liebe Not!
Ich sage dir, Schwager, du wirst den Ritter nicht anders los, als wenn du das Mädel verheiratest. Ist sie einmal unter der Haube, wird sich seine Leidenschaft auch abkühlen.
Hatt ich denn etwas andres im Sinn? Das Mädel sollte den Georg heiraten, aber der Strohkopf will ja nicht.
Sei still und laß mich gewähren. Laut zu Stadinger. Mit deinem Georg! Da ist doch aber der Konrad ein ganz anderer Mann.
Schweig mir nur von dem Kapitel still. Jetzt will ich erst die ganze Entführungsgeschichte klar wissen. He, Konrad! Denn gestern abend – der Ärger war mir so zu Kopfe gestiegen, daß ich mich nicht mehr auf alles besinnen kann.
Das Fräulein zahlt nichts mehr, folglich diene ich dem Grafen wieder mit Leib und Seele. Wenn mir nur der Schwabe keinen Querstrich macht, denn er weiß jetzt alles.
Als wir unten am Weinberge angelangt waren und in das Gebüsch traten, hörten wir flüstern, und ich vernahm deutlich, wie einer sagte: »Ich kann es meinem Herrn nicht verdenken, die Dirne ist hübsch!« – Anfangs glaubte ich, das ginge auf mich –
Da plötzlich drang Konrad aus dem Gebüsch hervor, nahm mich in seine Arme, entwand einem der Räuber die Waffe und befreite mich. Ach, du guter, edler, tapferer Konrad! Wie soll ich dir danken? Wie viele Wunden wirst du davongetragen haben.
Ja, ohne ihn wäre dein Kind verloren gewesen, drum mußt du dich dankbar gegen ihn beweisen. Gib ihm das Mädel, sonst nimmt sie dir der Ritter mit Gewalt. Zum Grafen und Georg. Legt euch aufs Bitten!
Ihr Gesindel alle miteinander, ihr überrumpelt mich ja förmlich. Es fehlte weiter nichts, als daß der dicke Schwabe auch noch dazukäme!
Das ist ein närrischer Kauz; hoffentlich kommt er mir nun nicht wieder über die Schwelle. Zu Marie und Irmentraut. Ihr beide macht euch fertig, zu meiner Schwester nach Speyer zu fahren. Zu Marie. Da bist du fürs erste geborgen!
Du bist und bleibst doch ein rechter Dickkopf. Meinetwegen, wenn du denn durchaus Krieg haben willst, ich gehe meiner Wege. Leise zum Grafen. Eure Leute?
Wohlan denn, Meister, da Ihr durchaus halsstarrig seid, so gehe auch ich meiner Wege; leb wohl, Marie, und Ihr, mögt Ihr nie bereuen, meinen redlichen Antrag von Euch gewiesen zu haben.
Hab ich's nicht gesagt, daß der Teufel losgehen wird! Unten in der Straße blitzen Harnische und Pickelhauben. Der Graf ist im Anzuge.
Meister, Meister, wir sind geliefert. Viele tausend Reisige sind im Anmarsch mit Lanzen und Schwertern.
»Es ist ein Aufstand zu befürchten. Wir bitten und widrigenfalls befehlen wir Euch, zur Aufrechterhaltung der Ruhe unserer lieben Stadt, den Gesellen Konrad sogleich zu verheiraten.«
Stahl und Funken – freilich, wenn sich nun gar der hochweise Rat in die Sache mengt – so heiratet euch in Kuckucks Namen!
Ich meine nur so – aber es mag sein, wie es will – Er schüttelt ihm die Hand wir bleiben gute Freunde.
Wir bleiben gute Freunde. Ihr seid zwar zuweilen grob, aber das abgerechnet – doch eine gute, ehrliche Haut.
Nicht böse werden, Meister; nur eine Frage: Ihr kennt doch die Geschichte von dem Absalom, der mit seinem Zopf am Baume hängen blieb?
Dieser Biedermann hatte einen langen Zopf, der aber, den sie Euch gedreht haben, hahaha – der ist noch viel länger – hahaha – auf Wiedersehn, Meister. Er geht lachend ab.
Was schwatzte der Bursche da vom Zopf? Das habe ich nicht verstanden. Wird wohl so eine Schnurre sein wie gewöhnlich. Es ist und bleibt doch ein aufgeweckter Kerl, der Georg, und wenn ich ihn ansehe, so gedenk ich stets meiner eigenen Jugendzeit. Nur verliebter war ich als er, und das ist doch – wenn man jung ist – mit die Hauptsache.
Du Glücklicher! Der Graf naht, aber in Lieb' und Eintracht mit Rittern und Vasallen, um sich bei dir zu bedanken.
Verzeiht, teurer Vater! Meine kindliche Liebe und Achtung sollen Euch überzeugen, daß ich Eure Tochter verdiene.
Wie, Georg – du auch? Jetzt wird mir die Geschichte mit dem langen Zopf klar. O ihr Spitzbubengesindel alle miteinander. – Ich bitte um Verzeihung, Herr Graf –
Herr – Sohn – hm – das Wort will noch nicht so recht rutschen – nun, da es denn der liebe Gott einmal so beschlossen, seid glücklich miteinander und nehmt meinen Segen. Es muß euch aber nicht unangenehm –