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»Ein armer, aber guter und immer lustiger Mann aus Tilleda richtete einst eine Kindtaufe
Das Mädchen geht, unbefangen in seiner Einfalt, mit einem kleinen Eimer in der Hand, den Berg hinan. – In der Mitte des Berges findet sie, am verfallnen Eingang eines großen Kellers, sitzen eine bejahrte Schaffnerin, in ganz ungewöhnlicher Tracht, mit einem großen Schlüsselbunde an der Seite. Das Mädchen verstummt vor Erstaunen. Doch freundlich fragte die Alte: Gewiß willst du Wein holen aus dem Ritterkeller? Ja, sagte
Sie gingen nun beide durch einen halbverschütteten Gang, und das Mädchen muste erzählen, wie es jetzt in Tilleda aussähe. »Einst, sagte die Alt' hierauf, einst war auch ich so jung und schmuck, wie du, als mich die Ritter, des Nachts, durch einem Gang unter der Erde, aus dem Hause in Tilleda wegholten, das jetzt deinem Vater gehört. Kurz vorher hatten sie, am hellen Mittag, die vier schönen Jungfern, die hier noch zuweilen auf den prächtig aufgeschirrten Pferden herumreiten, und dann wieder verschwinden, mit Gewalt aus Kelbra entführt, da sie eben aus der Kirche kamen. Mich machten sie, als ich alt wurde, zur Aufseherin des Weinkellers; und das bin ich noch.«
Das Mädchen brachte seinem Vater den Wein, der den Gästen trefflich schmeckte, ohne daß sie errathen konnten, woher er kam. – So oft nachmals in dem Hause ein kleines Fest war, holte Ilsabe Wein vom Kyffhäuser,
Aber gegenüber wohnte der Schenkwirth, der mit verfälschtem Wein handelte. Dieser hatte den Ritterwein auch einmal gekostet, und dachte: den Wein könntest du mit zehnfachen Wasser verdünnen, und doch theuer verkaufen. Er schlich dem Mädchen nach, als es zum viertenmal mit dem kleinen Eimer nach dem Kyffhäuser ging, versteckte sich unter dem Gebüsch, als es stehen blieb, und sah es nach einiger Zeit aus dem Gange, der zu dem Keller führte, mit dem gefüllten Eimer heraus kommen.
Den nächsten Abend ging er selbst den Berg hinauf, und schob, auf einer Karre, die größte
Als er an den Ort kam, wo er den Tag zuvor den Eingang zum Keller gesehen hatte, wurde mit einemmal alles dunkel um ihn her. Der Wind fing an fürchterlich zu heulen, und das Ungethüm warf ihn und seine Karre und seine leere Tonne von einer Felsenmauer zur andern. Er fiel immer tiefer und tiefer, und kam endlich in eine – Todtengruft.
Da sieht er vor sich hertragen einen schwarz behangenen Sarg; und seine Frau, und vier Nachbarinnen, die er an ihrer Kleidung und ihrem Wuchs deutlich erkannte, folgen der Bahre nach. Vor Schrecken fällt er in Ohnmacht.
Siehe! da kommt ein Mönch, und trägt ihn eine lange, lange Treppe hinan, schließt eine Thür auf, druckt ihm schweigend etwas Geld in die Hand, und legt ihn am Fuß des Berges nieder. – Es war eine kalte eisigte Nacht.
»Allmählig erholt sich der Schenkwirth, und kriecht, ohne Tonne und Wein, seinem Hause zu. Es schlug Eins, als er es erreichte.
Kyffhäuser, oder Kipphäuser-Berg, der Brocken der goldnen Aue, der auf Atern, Sangerhausen, Wallhausen, Rosla, Stollberg u.s.w. herabsieht, hat seinen Namen von der alten Burg, die noch in ihren Trümmern Bewunderung erregt, und Kyff-Haus hieß, welches Wort ohnstreitig: Streitburg bezeichnete, von dem veralteten: kiff maken, d.h. streiten, zanken, das sich noch in »keifen« erhalten hat. – Am Fuß dieses großen Berges liegen das Städtlein Kelbra, und die Dörfer: Tilleda, Sittendorf, die in diesen Sagen genannt werden.