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Hurtig! Hurtig! Macht doch weiter!
Holt Champagner! Kaffee! Rum!
Bringt den Gästen ihre Kleider,
Tummelt euch ein wenig um.
Alles sei hier vornehm, groß
In des reichen Flottwells Schloß.
Ja blast nur zu! Da könnt ihr noch lange blasen. Die Herrschaften sind erst aufgestanden. Heute wird es eine späte Jagd geben.
Warum denn? Er wills ja nicht anders. Die reichen Leute sollen die Langeweile bezahlen, die sie andern verursachen.
Ah, über den gnädgen Herrn ist nichts zu sagen. Das ist ein wahrhaft nobler Mann. Er bewirtet nicht nur seine Freunde, er unterstützt die ganze Welt. Die Bauern, hör ich, zahlen ja fast niemals eine Abgabe.
Er hat mir nur zu heftige Leidenschaften. Wart, bis du ihn einmal in Wut erblickst. Da schont er weder sein noch eines andern Glück. Da kann alles zugrunde gehen.
Das weiß ich nicht. Das wird sich schon noch zeigen. Für mich gibt es nur zweierlei Menschen. Menschen, die Trinkgeld geben, und Menschen, die keines geben. Das bestimmt meine Dienstfertigkeit.
Da wird er vermutlich sehr wenig geben. Wer mich mit Höflichkeit beschenkt, macht mich melancholisch. Aber wenn mir so einer einen Dukaten hinwirft und zuruft: Schlingel, heb ihn auf! da denk ich mir: Ha! welch eine Lust ist es, ein Schlingel zu sein!
Sogleich, mein Herr! Zu Fritz. Hast du den gehört? Der hat mir in sechs Wochen noch keinen Pfennig Trinkgeld gegeben, und ein solcher Mann hat bei mir keinen Anspruch auf Ruhm zu machen. Den laß ich warten.
Nun, wenn ihn der nicht mag, da kann er sich bald aus dem Schlosse trollen. Der wird ihn schon gehörig zu verleumden suchen.
Du kennst ja seinen Wahlspruch: Alles für den Nutzen meines gnädgen Herrn, und dabei stopft er sich die Taschen voll.
Das wird aber auch eine schöne Wäsche geben, wenn dem seine Betrügereien einmal ans Tagslicht kommen. Ich kenne keinen raffinierteren Schurken. Da ist unsereiner gerade nichts dagegen.
Der gnädge Herr läßt euch verbieten, von den Gästen Geschenke anzunehmen. Ihr habt sie von seiner Freigebigkeit zu fordern.
Er ist noch nicht zurück, obwohl der gnädige Herr befohlen hat, er müßte bei der Jagd erscheinen, damit die Herren auf der Jagd etwas zu lachen hätten.
Da sollten doch der Herr Kammerdiener ein Werk
Gott bewahre mich vor solcher Ungerechtigkeit. Das wäre gegen die Gesinnung meiner gnädgen Herrschaft. Der Bursche ist zwar plump und roh, doch gutmütig und treu. Dann steht er in der Gunst des Herrn, der seine Diener alle liebt wie eigne Kinder. Ja das ist wohl ein seltner Mann, der in der Welt nicht seinesgleichen findet. Und wollte man sein Lob in Büchern schreiben, man würde nie damit zu Ende kommen. Drum dankt dem Himmel, der euch in dies Haus geführt, denn wer ihm treu dient, der hat sich wahrlich selbst gedient. Das Frühstück für den gnädgen Herrn!
Guten Morgen, Herr Kammerdiener, kann ich die Ehre haben, Herrn von Flottwell meine Aufwartung zu machen?
Herr Baumeister, ich muß um Verzeihung bitten, aber Seiner Gnaden haben mir soeben befohlen, Sie bei jedermann zu entschuldigen, denn Sie machen heute eine Jagdpartie.
Wissen Sie nicht, Herr Kammerdiener, ob Herr von Flottwell meinen Plan zu dem Bau des neuen Schlosses für gut befunden hat?
Er hat ihm sehr gefallen. Nur hat sich der Umstand ereignet, daß ihm auch ein anderer Baumeister einen ähnlichen Plan vorgelegt hat und sich erbietet, das Schloß in derselben Größe um zehntausend Gulden wohlfeiler zu bauen.
Das tut mir leid, aber als ehrlicher Mann kann
Es wäre sehr traurig für die Kunst, wenn es mit ihr so weit gekommen wäre, daß die Künstler Opfer bringen müßten, um Gelegenheit zu finden, ein Kunstwerk hervorzubringen. Die Kunst zu unterstützen, ist ja der Stolz der Großen, und eine ökonomische Äußerung wäre an dem geldberühmten Herrn von Flottwell etwas Unerhörtes.
Genug! Morgen will ich mit Herrn von Flottwell selbst darüber sprechen. Glauben Sie aber nicht, Herr Kammerdiener, daß ich ein Mann bin, der nicht zu leben versteht. Sollten Sie sich für die Sache bei dem gnädgen Herrn glücklich verwenden, so werde ich mich sehr geehrt fühlen, wenn Sie ein Geschenk von hundert Dukaten nicht verschmähen wollen.
Sie verkennen mich. Eigennutz ist nicht meine Sache, ich spreche nur zum Vorteil meines gnädgen Herrn!
Den werden Sie durch mich besser bezwecken, als wenn das Schloß von einem andern wohlfeiler und schlechter gebaut wird.
Nun gut. Ich will versuchen, was mein geringer Einfluß zugunsten eines so großen Künstlers vermag, und gelingt es mir, so werde ich Ihr Geschenk nur unter der Bedingung annehmen, daß Sie mir erlauben, es auf eine wohltätige Weise für andere zu verwenden.
Ganz nach Ihrem Belieben. Beiseite. Die Kunst mag mir diese Herabwürdigung verzeihen. Laut. Morgen erwarte ich einen günstigen Bescheid.
Teufel! der andere. Schnell. Wollen Sie nicht so gefällig sein, sich über die Nebentreppe zu bemühen, weil die Bedienten auf der großen Möbel transportieren. Ich empfehle mich ergebenst. Läßt ihn durch eine Seitentür hinausgehen. Wolf allein. Diese Zitrone gibt wenig Saft, jetzt wollen wir die andere pressen.
Guten Morgen, Herr von Wolf! Sie haben mich rufen lassen, ich wäre schon gestern gekommen, aber ich hab ein Haus stützen müssen, was ich vor zwei Jahren erst gebaut hab. Verstanden? Ich sag Ihnens, man möcht jetzt lieber Holz hacken als Häuser bauen. Erstens brennen s' Ziegel, wenn man einen nur ein unbeschaffenes Wort gibt, so fallt er schon voneinander. Nachher wollen s' immer ein Million Zins einnehmen, lauter Zimmer, keine Mauern. Verstanden? Drum sind manche moderne Häuser auch so dünn, als wenn s' bloße Futteral über die alten wären. Hernach hat halt ein Baumeister vor Zeiten auf solide Einwohner rechnen können, aber jetzt zieht sich ja manchmal ein Volk hinein, das nichts als rauft und schlagt, Tisch und Stühl umwirft und das Unterste zu oberst kehrt. Ja wo soll denn da ein Haus die Geduld hernehmen, da wirds halt springgiftig, und endlich fallts vor Zorn zusamm. Verstanden?
Ich habe Ihnen die unangenehme Nachricht zu sagen, daß Sie den Bau des Schlosses nicht bekommen werden.
Hören Sie auf, oder ich stürz zusamm wie eine alte Gartenmauer. Das ist ja nach unserer Verabredung nicht möglich. Verstanden?
Ja, Stampft unwillig mit dem Fuß. Sie haben versprochen, gute Materialien zu nehmen. Fritz, dort hat jemand geläutet. Der Bediente geht in ein Kabinett ab. Aber ich kann nicht dafür, daß ein anderer gekommen ist, der noch größere Versprechungen gemacht hat und das Schloß um zehntausend Gulden wohlfeiler baut.
Aber das ist ja ein elender Mensch, der gar nicht zu bauen versteht. Ein hergelaufener Maurerpolier, ein Pfuscher, und ich bin ein Mann auf dem Platz. Verstanden?
Es macht Ihnen sehr viel Ehre, daß Sie so über Ihren Kollegen schimpfen, aber das kann die Sache nur verschlimmern!
Aber Sie bringen einem ja zur Verzweiflung. Beiseite. Ich kann den Bau nicht auslassen, er trägt mir zu viel ein. Macht gegen das Publikum die Pantomime des Geldzählens. Verstanden? Laut. Liebster Herr Kammerdiener, ich weiß, es hängt nur von Ihnen ab. Der gnädige Herr bekümmert sich nicht darum, er ist zu leichtsinnig. Ich geb Ihnen tausend Gulden Konventionsmünze.
Freilich, ich bin der brutalste Kerl auf der Welt. Aber jetzt bin ich schon in meiner Grobheit drin, ich muß Ihnen noch fünfhundert Gulden antragen.
Ah was Ehre! Es ist einem gerade keine Schande, wenn man ein Schloß baut, aber in Feuer lassen s' einem auch nicht vergolden deswegen. Beiseite. Nur das Geld ist verloren!
Sie sind Familienvater! Sie haben fünf Kinder! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Und der andere Baumeister hat vielleicht keine Kinder.
Jetzt kann ich Ihr Geschenk annehmen. Aber Sie müssen mir versprechen, ein Meisterstück für die Ewigkeit hinzustellen –
Ah! heut kann ich einmal mit Recht sagen: Morgenstund tragt Gold im Mund. Hat mir die Sängerin, die neulich bei unserm Konzert eine chinesische Arie gesungen hat, für das Honorar, was ich ihr von dem gnädigen Herrn überbracht hab, zwei blanke Dukaten geschenkt. Der gnädige Herr hat ihr aber auch für eine einzige Arie fünfzig Dukaten bezahlen müssen. Das ist ein schönes Geld. Aber
Ah, hör auf! Das ist ja nur eine Travestie auf ihr Lächeln. Du wirst dir doch nicht einbilden, daß du das auch imstand bist?
Ja, aber wer zuletzt lacht, lacht am besten, und die werd ich sein. Ich brauch keinen solchen Liebhaber, der in die Stadt hineinlauft und den Theaterprinzessinnen die Cour macht.
Du hast deine Amouren in der Stadt, und er hat s' im Wald draus. Und wie schaust denn wieder aus? Den ganzen Tag hat man zu korrigieren an ihm! Ist denn das ein Halstuch gebunden, du lockerer Mensch? Geh her! Bindet es ihm.
Nein, das Schnüren ist sehr ungesund. Es wird jetzt ganz aus der Mod kommen. Du sollst dich auch nicht so zusammradeln.
Aber wohl! Das Schnüren hätt sollen gerichtlich verboten werden, aber die Wirt sind dagegen eingekommen.
Wegen meiner! Ja apropos, du stehst ja da, als wann ein Feiertag heut wär? Wirst gleich gehn und dich anziehn auf die Jagd!
Ah, ich jag ja nicht, ich werd ja gejagt. Sie behandeln mich ja gar nicht wie einen Jäger. Ich ghör ja unters Wildpret. Das letztemal hat der gnädige Herr eine Wildente geschossen, und weil kein Jagdhund bei der Hand war, so hab ich sie müssen aus den Wasser apportieren, und wie ich mitten drin war, haben sie mich nimmer herauslassen.
Die verflixte Jagd! Wann man nur nicht so hungrig würd, aber ich versichere dich: Ein Jäger und ein Hund frißt alle Viertelstund.
Du glaubst nicht, was man auszustehen hat. Was einem die Gäst alles antun. Meiner Seel, wenn mir nicht wegen dem gnädigen Herrn wär, ich prügelt sie alle zusamm.
So red doch nicht immer vom Prügeln in einem vornehmen Haus. Da sieht man gleich, daß du unterm Holz aufgewachsen bist.
Jawohl, der gnädge Herr wird gleich erscheinen. Läuft zum Fenster. Heda, Jäger, laßt euch hören! Pagen, führt die Pferde vor! Büchsenspanner, schnell herauf!
Ja, Messieurs, der Natur sein groß. Ick aben wieder geschwelgt in ihren Reizen. Der ganzen Nacht bin ick am Fenster gelegen, um der Gegend zu betrachten. O charmant!
Wir kommen spät zur Jagd. Ich hoffe, daß die Herren, die heut zum erstenmal in meinem Schloß geruht, mit der Bedienung so zufrieden waren, als ichs nur immer eifrig wünschen kann. Gern hätt ich Ihren Schlaf mit süßen Träumen auch bewirtet, doch leider stehn die nicht in meinem Sold.
Ich hab die Gastfreundschaft an einem goldnen Tisch gesehen, und deutscher Lorbeer hat ihr Haupt geschmückt.
Ich habe all mein Glück auf die Coeur-Dame gesetzt, und als ich es verloren hatte, bin ich aufgewacht.
Was mir geträumt hat, kann ich euch noch nicht entdecken. Es war ein süßer Traum, dienstfertig meinem höchsten Wunsch, er hat mir meines Lebens Zukunft rosig abgespiegelt.
Dir hat gewiß von einem Rendezvous geträumt. Spitzbub! Was? Von Augen wie Rubin und solchem dummen Zeuch.
Du kannst etwas erraten haben, Herzensbruder. Es soll ein Rendezvous fürs ganze Leben werden. Doch still davon, mein Herz ist übermütig heut, es könnte sich verraten.
So ist es auch. Jagt euren Freuden nach, um mich braucht ihr euch nicht zu kümmern. Wir haben jeder andre Leidenschaft.
Oh, wär ich überreich! Ich wünscht es nur zu sein, um meine Schätze mit der Welt zu teilen. Was ist der Mammon auch! das Geld ist viel zu sehr geachtet. Drum ists so stolz. Es will nie in des armen Mannes Tasche bleiben und strömt nur stets dem Reichen wieder zu.
Oh, lobt mich nicht zu viel. Ich habe kein Verdienst als meines Vaters Gold. Will mirs die Welt verzeihn, ists wohl und gut, und tut sies nicht, mag sie sich selbst mit ihrem Neid abfinden. Ich kämpfe nicht mit ihm. Mein Glück ist kühn, es fordert mich heraus, darum will ich mein Dasein großartig genießen, und wollen Sorgen mich besuchen, laß ich mich verleugnen. Düstern Philosophen glaub ich nicht. Nicht wahr, Freund Helm, man muß das Leben von der schönen Seite fassen? Der Himmel ist sein herrlichstes Symbol. Die glühnde Sonne gleicht dem heißen Brand der Liebe, der mildgesinnte Mond der innigen Freundschaft, die reiche Saat der Sterne ist ein Bild der Millionen Freuden, die im Leben keimen. Die ernsten Wolken sind zwar kummervolle Tage, doch Frohsinn ist ein flüchtger Wind, der sie verjagt.
Gebt doch ein Glas auch unserm wackern Baumeister. Oh, das ist gar ein wichtger Mann hier, meine Herren, der wird ein neues Schloß uns bauen, und diese Hallen wollen wir der Zeit nicht länger vorenthalten. Flottwells Haus solls heißen, noch ein Glas auf dieses Ehrenmannes Werk! Zu Sockel, barsch. Trinken Sie!
Und nun zur Jagd, Ihr Herren! Werft die Gläser hin und nehmt 's Gewehr zur Hand! Der Wald ist euer Eigentum und all mein Wild. Doch hetzt mirs nicht zu sehr, ich kanns nicht leiden, denn der Hirsch weint wie ein Mensch, wenn er zu Tod gepeinigt wird. Und seit ich dieses Schauspiel sah, hab ich die Jägergrausamkeit verloren. Nun Glück zur Jagd! Der Abend führt uns wieder hier zusammen, dann wollen
Gilts, die Wälder zu durchstreifen,
Hebet freier sich die Brust.
Kühn den Eber anzugreifen,
Ist des Jägers höchste Lust.
Holla ho! Holla ho!
Weidgesellen froh!
Ist die Fährte aufgefunden,
Wälzt er sich im schwarzen Blut,
Spiegelt sich in seinen Wunden
Noch des Abends letzte Glut.
Holla ho! Holla ho!
Jägerbursch ist froh!
Zieht man heim nach Jägersitte,
Winkt die Nacht uns traut zur Ruh,
Sucht man seines Liebchens Hütte,
Schließt das Pförtlein leise zu.
Holla ho! Holla ho!
Jägersbraut ist froh!
Wegen meiner jagt ihr fort, so lang ihr wollt. Ich werd mich da so wildschweinmäßig behandeln lassen. Ich schießet alle zusammen, die Sappermenter, wenn ich nur einen Hahn auf der Flinten hätt. Ich kann gar nicht begreifen, was denn die vornehmen Leut mit der verdammten Jagd immer haben.
Nun hat er bald die steile Höh erklommen und wird den süßen Blick nach Minnas Hütte senden, von der er wähnt, daß sie sein Liebstes stets umschirme. So mag er denn zum letztenmal sich ihres Anblicks freuen.
Heitern Tag, mein teures Mädchen, sei nicht böse, daß ich selbst so spät erscheine, denn meine Sehnsucht ist schon lang bei dir. Doch – sag! was ist dir? Du bist traurig! Wer hat dir was zu Leid getan? Quält dich die Eifersucht? Bist du erkrankt? Betrübt? Sprich! Oder willst du mich betrüben?
So bist du halb nur die, die mich sonst ganz beglückt. Die frohere Hälfte fehlt, und nur die trübe ruht an meiner Brust. Komm, laß uns Frieden schließen, trautes Kind. Du ahnest nicht, was mich so freudig stimmt. Du sollst nicht länger hier in deiner Hütte weilen. Du mußt mir morgen schon nach meinem Schlosse folgen. Zu lange schmückt der Brautkranz deine seidnen Locken, er könnte sonst auf deiner Stirne welken. Die Welt muß als mein treues Weib dich grüßen, du darfst durchaus nicht länger widerstreben.
O, mehr' mein Leid nicht! Zieh mich nicht auf diese Höhe, sie zeigt ein Paradies mir, das ich nie betreten darf. Ich habe dich getäuscht! ich bin nicht das Geschöpf, das du in diesem Augenblick noch in mir suchst.
Sei, was du willst. Hör nur nicht auf, die Liebenswürdigkeit zu sein. Drei Jahre sind es, als ich auf der Jagd mich bis hieher verirrt und dich zum erstenmal erblickte. Befremdend glänzte deine Schönheit in der niedern Hütte wie ein Edelstein in eines Bettlers Hand.
Dir waren sie geweiht, doch blühten sie umsonst. Sie sollten dein Gemüt in ihre duftgen Kreise ziehn und dich den wahren Wert des Glückes lehren. Ich hab es nicht erreicht. Zu wild ist deine Phantasie, zu hochbegehrend. Du willst, dein Leben soll ein schimmernd Gastmahl sein, und ziehst die Welt an deine goldne Tafel. Ach, möchte sie dirs einst mit Liebe lohnen!
Sie wird es tun, zeig nicht so düstern Sinn. Komm, folg mir gleich, du bist durch Einsamkeit erkrankt.
Glaub es nicht! Mein Glück hat Mut, so schnell läßt es sich nicht besiegen. Umschlingt sie. Ich laß dich nicht aus meinem Arm, selbst wenn du treulos bist, ich will dich lieben, bis du zu mir wiederkehrst.
Hinweg von mir, Für sich. schon fühl ich meiner Macht Vergehen. Siehst du den purpurroten Aar, der sein befiedert Haupt mit einer Kron geschmückt?
Auch nicht die drohenden Gestalten, die mich an meine Heimkehr mahnen? Zieht nur voraus, ich folge bald.
Mein teures Kind, wie bist du schwer erkrankt! Sag an, was sind das für Gestalten? und wer ist der gekrönte Aar?
Illmaha, die Feenkönigin. Sie sinkt nieder und beugt ihr Haupt. Dann fährt sie fort. Wisse denn, kein menschlich Wesen hast du an dein Herz gedrückt. Cheristane ist mein Name, ich bin aus dem Feiengeschlechte, meine Heimat sind die fernen Wolken, die in ewgen Zauberkreisen über Persien und Arabien ziehen.
Ist in den Wolken Lieb Verbrechen, straft sie dort des Schicksals Fluch? dann wär ja die Erd ein Himmel und die Ewigkeit Exil?
Oh, höre mich, bevor du lästerst! Schon dreimal sind es sieben Jahre, daß ich euren Stern betrat. Um Wohltat auf der Erd zu üben, sandte mich die Königin. Sie drückte eine Perlenkrone auf mein ewig junges Haupt und sprach: In jeder dieser Perlen ist ein Zauber eingeschlossen, welchen du benützen kannst in jeglicher Gestalt. Verwende sie mit Weisheit zu der Menschen Heil. Wenn du die letzte Perle hast geopfert, ist auch dein Reich zu Ende, und du kehrst zurück, um Strafe oder Lohn vor meinem Throne zu empfangen. Weh dir, wenn du Unwürdige beglückst und so den edlen Schatz dem Dürftigen entziehst. – Pause, in der sie Julius wehmütig und bedeutungsvoll anblickt. Ob ichs getan, wird mir die Zukunft zeigen! – Ich hatte viele Perlen noch, als ich vor deines Vaters Schloß den siebzehnjährgen Julius erblickte. Du warst so hold wie Frühlingszeit, und ich vermochte nicht, mein liebgereiztes Aug von dir zu wenden. Von diesem Augenblick hatt ich dein Glück in mir beschlossen, und viele Perlen löste ich von meiner Krone ab und streute sie auf dein und deines Vaters Haupt. Daher der unermeßne Reichtum, den er sich in kurzer Zeit erwarb. Oh, hätt ichs nie getan! Er starb. Vom Undank nicht beweint,
O Cheristane! was hast du getan? Ich laß dich nicht und werfe alles hin, wenn du mir bleibst. Und ziehst du fort, nimm auch mein Leben mit.
Oh, du bist freigebig gleich einem König, du könntest eine Welt verschenken, um einer Mücke Dasein zu erhalten. Doch ich will deine Großmut nicht mißbrauchen. Schenk mir ein Jahr aus deinem Leben nur. Ein Jahr, das ich mir wählen darf, auf das du nie mehr Anspruch machst.
Oh, nimm es hin! Nimm alles hin! Nimm dir das glücklichste, das einzige, das die nichtswürdge Seligkeit umfängt, die ich noch ohne dich genießen kann.
Ich danke dir, ich werde dich nicht hart berauben. Und nun bin ich gefaßt, fall ab, du irdscher Tand! Nur dieser Fels mag ein geheimnisvoller Zeuge sein, daß Cheristane einst auf Erden hat geliebt. Wehmütige Musik. Sie verwandelt sich in die Gestalt einer reizenden Nymphe. Zugleich verwandelt sich die Hütte in einen Fels, der mit Blumen umwunden ist, von Palmen gleich Trauerweiden überschattet wird und in welchem der Name Cheristane eingegraben ist. Die praktikablen Blumen neigen sich und aus den Gesträuchen heben sich zarte Genien und sinken trauernd zu Cheristanens Füßen. Die Sonne sinkt, die Blumen neigen ihre Häupter, und meine Genien weinen still, weil sie mit mir die schöne Erde meiden müssen. Die Zeit ist da! Verbannung winkt!
Hab Dank für deine süße Treu, mein teurer Erdenfreund! Was mich betrübt, ich darf es dir nicht sagen, darf dir nicht unser künftig Los enthüllen, doch könntest du des Donners Sprache und des Sturms Geheul verstehen, du würdest Cheristane um dich klagen hören. Oh, könnt ich meine Lieb zu dir in aller Menschen Herzen gießen, ich würde reich getröstet von dir ziehn!
In diesem Augenblick blickt sie noch einmal wehmutsvoll auf Flottwell und ruft. Julius, gedenke mein!
Ende des ersten Aufzugs.
Ich hab dir schon hundertmal gesagt, daß du mit dem Kammerdiener nicht so grob sein sollst. Du weißt, was er für ein boshafter Mensch ist, am End verschwärzt er uns beim Herrn.
Still sei und red nicht, wenn du nichts weißt. Ich muß grob sein, weil ich eine tugendhafte Person bin.
Ah, das ist ja keine Konsequenz. Da müßten ja die Sesseltrager die tugendhaftesten Menschen auf der Welt sein.
Bist du denn gar so einfältig? Merkst du denn noch nicht, daß mir der Kammerdiener überall nachschleicht, daß ich nicht einmal in der Kuchel a Ruh hab.
In der Kuchel drauß? Er soll in seiner Kammer bleiben, wenn er ein ordentlicher Kammerdiener ist. Du gibst ihm doch kein Gehör?
Aber wohl! Das hab ich ja nicht gewußt. Wirf ihm deine Tugend nur an Kopf! Es schadt ihm nicht. Übrigens ist das sehr schön von dir, daß du mir das sagst.
Nun warum soll ichs denn nicht sagen? Ich mag ihn ja nicht. Wenn er mir gfallet, so saget ich nichts.
Bravo! Das sind tugendhafte Grundsätze. Aber der duckmauserische Kammerdiener! Der geht mir gar nicht aus den Kopf.
Es ist nicht mehr zum Aushalten mit ihm. Alles will er dirigieren. Um die dümmsten Sachen bekümmert er sich.
Nu neulich haben s' für unsern Koch Stockfische gebracht, da war er auch dabei. Wenn nur mit unsern gnädgen Herrn etwas zu reden wär, aber der ist seit einiger Zeit verstimmt als wie ein alts Klavier.
Weil nichts aus seiner Heirat wird. Der Herr Präsident von Klugheim gibt ihm seine Tochter nicht. Er kann ihn gar nicht leiden.
Ja wenn sich die Leute alle leiden könnten, die miteinander an einer Tafel sitzen, da wär die ganze Welt gut Freund. Was außer dem Herrn Präsidenten da in unser Haus her geht, das heißt man Tafelfreunde. Das sind nur Freunde von der Tafel, aber nicht von dem, der Tafel gibt.
Bei dem ists ganz ein andrer Fall. Das ist ein Ehrenmann. Der halt ein bessere Ordnung in sein Haus als unser Herr. Ich bin sehr gut bekannt dort, denn das Stubenmädel ist meine beste Freundin.
Ich hör fast jedes Wort. Der Herr Präsident mag unsern Herrn nur darum nicht, weil er so großen Aufwand macht, er fürcht sich halt, er geht zu Grund. Der Baron Flitterstein ist ganz ein anderer Mann und fast so reich wie unser Herr. Den muß das gnädge Fräulein heiraten.
Das darf nicht sein. Da muß ich mit dem Kutscher drüber reden. Einen bessern kann sie gar nicht kriegen als unsern Herrn. Er ist so wohltätig, so gut.
Zu gut ist auch ein Fehler. Ich bin viel zu gut mit dir. Und kurz und gut, der Herr Präsident gibts halt nicht zu.
Sie muß. Da hats schon viele Auftritt geben. Sie kommen immer heimlich zusammen, der Herr Präsident darfs gar nicht wissen. Daß du nur niemand etwas sagst.
Ich werd doch nicht meinen Herrn verraten. Aber warum ladet er denn den Baron Flitterstein heut ein? Er steht ja auf der Liste.
Weil er muß. Der Herr Präsident wär ja nicht gekommen ohne ihn. Drum war schon gestern große Tafel,
Das ist doch erschrecklich, was sie mit dem Herrn treiben. Wann ich nur wüßt, was da zu tun ist. Soll sich denn diese Sach gar nicht ausputzen lassen?
Putz du deine Kleider und deine Stiefel aus und kümmere dich nicht um Sachen, die sich nicht für dich schicken.
Ich fürcht nur, wenn ihm s' der Baron wegheirat, er tut sich ein Leid an. Am End wirds noch das Beste sein, daß ich selber mit dem Herrn Präsidenten vernünftig darüber red.
Du? Nu das wurd ein schöner Diskurs werden. Untersteh dich, das wär ja eine Beleidigung für einen solchen Herrn.
Ja es ist nur, daß man sich hernach keine Vorwürf zu machen hat. Wenn heut oder morgen ein solches Unglück passiert.
Wie stehts mit uns, mein alter Haushofmeister? Ist alles so, wie ichs befohlen habe? Ich will an Glanz durchaus nicht übertroffen werden, und für Amaliens Freude ist kein Opfer mir zu groß.
Ja wohl ein Opfer, gnädger Herr. Da sich das Gastmahl heute glänzender noch wiederholt, so wird die Rechnung ziemlich stark ausfallen.
Drum ists ein Glück, daß Er sie nicht zu zahlen braucht. Der reiche Flottwell wird doch keinen Heller schulden? Wie ist es mit dem Schmuck, den ich bestellt, hat ihn der Juwelier noch nicht gebracht?
Den Augenblick schickt nach der Stadt. Es ist die höchste Zeit, er sollte schon die vorge Woche fertig sein.
Hätten Euer Gnaden ihn bei dem braven Mann bestellt, den ich Euer Gnaden empfohlen habe, so würden Sie ihn schon besitzen. Er würde schön und billig ausgefallen sein. Allein der Kammerdiener hat –
Die Meinung steht Ihm frei. Doch lieb ichs nicht, wenn meine Diener mir als Lehrer dienen wollen. Dies für die Zukunft. Nun den Juwelier.
Ein altes Möbel aus des Vaters Nachlaß. Der Mann ist immer unzufrieden mit allem, was ich tue. Die alten Leute sind doch gar zu wunderlich. Ich bin so schlecht gelaunt. Heut wird ein heißer Tag auf Flottwells Schloß, ein groß entscheidender. Ich kann Amalie nicht verlieren, sie nicht in eines andern Arm erblicken, ich hab es ihr geschworen; und gelingt es mir nicht, ihren Vater zu gewinnen, läßt er nicht ab, sein Kind dem Starrsinn aufzuopfern, so müßte ich zu einem bösen Mittel greifen. Schon gestern hab ich einen Brief erwartet. Gott! wenn sie wanken könnte. Erblickt den Bettler, der nachdenkend mit seinem Stabe in den Sand schreibt. Was macht der Bettler dort! Ich
Es ist die letzte Aufgabe meines Lebens, beides zu vergessen. Das einzge Mittel, das mich vor Verzweiflung retten kann.
O gnädger Herr, schenken Sie mir mehr, schenken Sie mir eine Summe, welche Ihrer weltberühmten Großmut angemessen ist.
Soll Schmeichelei denn nur ein Vorrecht reicher Menschen sein? Sie stammt von Bettlern ab, weil sie von Geistesarmut zeigt.
Ich frag dich nicht, um deines Mißmuts Spott zu hören. Beiseite. Mir ist so bang in dieses Mannes Nähe. Du kannst mit dem Geschenk zufrieden sein. Will gehn.
Nein, gnädger Herr! ich bin es nicht, ich darfs nicht sein. Erbarmen Sie sich meiner Not. Nicht Habgier ists. Nicht Bettlerlist. Beschenken Sie mich reich, ich werde dankbar sein!
Ich nenn ihn nicht. Der Armut Rost hat meinen Schild zernagt, wer frägt darnach, was ihn einst für ein Sinnbild zierte. Ich weiß es, ich begehre viel, und meine Forderung kann mich in Verdacht des Wahnsinns bringen. Doch ist er fern von meinem Geist, und werd ich noch so reich bedacht, so hab ich einst viel größere Summen selbst gegeben.
Oh, schäm dich, so um Geld zu jammern, es ist das Niedrigste, was wir beweinen können. Du hast genug für heut, ein andermal komm wieder.
Von Amalie, von meiner himmlischen Amalie. Liest. »Mein teurer Julius! Verzeih, daß ich Dir gestern nicht geschrieben habe, allein der große Kampf in meinem Herzen mußte erst entschieden sein. Doch nun gelob ich Dir, Dich niemals zu verlassen. Ich willge nicht in meines Vaters strenge Forderung, und kann kein Flehen sein sonst so edles Herz erweichen, so mag geschehen, was wir beschlossen haben.« – Amalie mein! oh, könnt ich doch die Welt umarmen! He du! Der Diener kommt. Ruf mir den Bettler dort zurück, der eben sich in jene Laube setzt. Zeigt in die Kulisse.
Ich habe eine frohe Botschaft hier erhalten, und Flottwell kann sich nicht allein erfreun. Verzeih, ich habe dich zu karg behandelt. Nimm diesen Beutel hier, auch diesen noch. Wirft sie ihm in den Hut. Nimm alles, was ich bei mir habe. Was ich verschenken kann, hat eines Sandkorns Wert gen den unendlichen Gewinn, der mir durch diesen Brief geworden ist. Nach dem Garten ab.
O Mitleid in des Menschen Brust! Wie bist du oft so kränkelnder Natur, als hätte dich ein weinend Kind gezeugt. Begeistrung ists, die alles Edle schnell gebiert, sie hat mit des Verschwenders Gold des Bettlers Hut gefüllt. Geht ab.
Ach, wie sein ick doch vergnügt! Ein ganzer Jahr hab ich der Gegend nicht gesehen. Die Nacht war mir zu lang. Ich hatte fünfzig Dukaten auf eine Karte gesetzt, hatt sie gewonnen, da schlug der Nachtigall, ich lief davon, der Geld blieb stehn und war perdu. Doch was sein Dukatenglanz gegen Morgenrot! Prächtiger Tag! Die Natur legen heut aller ihrer Reize zur Schau. Blickt durch die Lorgnette in die Szene. Da kommt ein altes Weib!
Ah, es is schon schön von ihm. Das ist halt im Gebirg bei uns der Brauch. Ein schlechter Haushalt, wo s' nicht raufen tun.
Unschuldige Freuden der Natur. Von dieser Seit muß sich das Bild noch schöner machen. Stell dich dort hin. Ich will dich gans von ferne sehen.
Hören S' auf! Was sehen S' denn jetzt an mir? Hätten S' mich vor vierzig Jahren angschaut. Jetzt bin ich schon ein altes Weib.
Das machen deiner Schönheit eben aus. Du sein vortrefflich alt. Au contraire, du sollen noch mehr Falten haben.
Jetzt ists recht. Der sammelt sich die alten Weiber, und die andern wären froh, wenn sie s' losbringeten.
O quel contrast! Das Schloß! Der Wald! Der Weib! Der Ochsen auf der Flur! O Natur, Natur! Du sein groß ohne H'Ende.
Ah Spektakel! Ah Spektakel! Jetzt schenkt er mir gar ein Dukaten. Euer Gnaden, das ist ja z'viel, ich trau mir ihn gar nicht zu nehmen. Für was denn? sagen S' mirs nur.
Nein, das hätt ich meinen Leben nicht geglaubt, daß ich mich in meinen alten Tagen sollt noch ums Geld sehn lassen. Ich dank vieltausendmal. Küßt ihm die Hand. Euer Gnaden verzeihen S' – Ich bitt Ihnen – hab ich Ihnen denn wirklich gfallen?
Hören S' auf, Sie konnten ein altes Weib völlig verruckt machen. Nein, wenn das mein Mann erfahrt, der erschlagt mich heut aus lauter Freud. Ich sags halt. Wenn man einmal recht schön war und man wird noch so alt, es bleibt doch allweil noch a bissel was übrig.
Ha! wie sie schwankt. Wie ein alter Schwan! Ich sein so aufgeregt, daß mir jeder Gegenstand gefallen.
Oh, Sie kommen nicht so schnell von mich. Der Alt sein charmant, aber der Jung gefallen mir doch noch besser. Das sein Malerei für der Aug, das sein Malerei für der Herz.
Oh, Sie dürfen nicht. Ich sein zu en
chanté. Dieser Wangen! Dieser Augen! Dieser Augenblicken! O Natur, was haben du da geschaffen, ich kann mick nicht enthalten. Ich mussen Sie embrasser.
Was sagen Sie da von Häßlichkeit! Der Natur sein der höchster Poesie, und wahre Poesie kann nie gemein noch häßlich sein. Ich wollen mich für ihrer Schönheit schlagen, und schlagen lassen; und fallen ick, so schreib der Welt mir auf mein Grab:
Weich Sie den Gästen aus, wenn sie Champagner
Still sei! oder – Reibt auf und will ihm eine Ohrfeige geben, wird aber plötzlich schwach. Weh mir! mich trifft der Schlag.
Das ist ja dein Verbrechen eben. Du hättest gar nichts sagen sollen, wenn du siehst, daß meine Tugend auf dem Punkt steht, ihre Rechte zu verteitigen.
Das ist schrecklich. Da darf ja eine noch so viele Untugenden haben, so kann man nicht soviel Verdruß haben als wegen derer ihrer unglückseligen Tugend. Und ich weiß mich gar nichts schuldig. Ich muß nur grad das Gesetzbuch aufschlagen lassen, um zu erfahren, was denn das für ein Verbrechen ist: Wenn einer sagt, der Juwelier ist da! Ab.
Wo haben Sie den Schmuck? Geben Sie! Ich freue mich schon wie ein Kind! Wie wird sich erst Amalie freuen!
Nein, nein, nein, nein. Mißmutig. Er ist zu altmodisch, auch sind es nicht die Steine, die ich ausgewählt.
Zu spät. Er ist ja ein Geschenk zum heutgen Fest. Sie haben meine schönste Freude mir gemordet durch Ihre Ungeschicklichkeit.
Bedauern Sie nichts – An mir ist das Bedauern meiner unverzeihlichen Heftigkeit. Mein Blut spielt mir manch tollen Streich. Ich muß zur Ader lassen nächster Tage.
Nicht wahr, Sie nehmen es nicht übel, lieber Freund – und Sie vergessen es – Sie sprechen auch nie mehr davon? Ich wünschte nicht, daß Sie es irgendwo erzählen möchten.
Ja, ja, ich weiß, ich kann mich ganz auf Sie verlassen. Auch werd ich Ihre Kunst gewiß sehr bald in Anspruch wieder nehmen. Gewiß, gewiß, ich werde bald etwas bestellen lassen. Sehr bald. Und nun Adieu, mein Freund, und keinen Groll.
Wie könnt ich das, ich bin so tief gerührt. Im Abgehen. Wenn er doch nur bald wieder etwas machen ließe! Ab.
Ach liebster gnädger Herr! Wie hat der Juwelier doch seine Sache schlecht gemacht, ich hab ihn eben ausgezankt. Doch stellen Sie sich vor, der Schmuck ist weg, und niemand will ihn aufgehoben haben.
Er muß sich finden, ich sah ihn aus dem Fenster fliegen. Niemanden gewahrt ich in der Nähe als das Kammermädchen Rosa. Ich eilt sogleich herab, da war sie fort, und als ich sie befragte, wollt sie nichts gesehen haben.
Wie der Himmel doch die Menschen oft verläßt! Es ist schon alles zu dem Fest bereitet, die Gäste sind im Gartensaal versammelt. Ich habe die schöne Aussicht nach dem Tal mit Traperien verhängen lassen. Wir wollen warten, bis die Sonne untergeht, und wenn sie plötzlich schwinden, wird es einen imposanten Anblick geben.
Der Baron? Schändlich, daß ich meinen Nebenbuhler noch zu Gaste bieten muß. Was soll ich nun Amalien verehren, der Schmuck ist fort.
Schenken Sie ihr die kostbare Vase, die Sie erst gekauft haben, das ist doch ein Geschenk, das eines Millionärs würdig ist.
Sie ist von großem Wert, doch eben recht, der Präsident ist ein Freund der Künste. Vielleicht gewinnt ihn das.
Beruhige dich doch, meine Tochter, und laß mich nicht bereuen, daß ich so schwach war, deinen Bitten nachzugeben.
Nun seh ich erst, du hast mich durch erzwungne Fröhlichkeit getäuscht. Du solltest ihn nicht wieder sehen.
Mein verehrungswürdiger Herr Präsident! Die höchste Gunst, die ich vom Glück erlangen konnte, ist die Ehre, Sie auf meinem Schlosse zu begrüßen. Mein holdes Fräulein! Flottwell wird es nie vergessen, daß Ihr edles Herz es nicht verschmähte, seines kleinen Festes Königin zu sein.
Herr von Flottwell, jeder Ausfall auf frühere Verhältnisse ist gegen die Bedingung, unter welcher ich Ihre heutige Einladung angenommen habe.
Was soll das sein? Ist ein Komplott gegen mich im Werke? hat man mich hieher geladen, um eine Sache zu erneuern, die ich für beendet hielt?
Ist eine Schwärmerin. Ihres Lebens Glück ist mir von Gott vertraut, und niemand kann es mir verargen, wenn ich sie nicht in ihres Unglücks Arme führe.
Ist die Ursache, daß Sie mir die Ehre Ihres Besuches schenken. Ich bin von allem unterrichtet. Nach einer Pause, durch welche sich die Verlegenheit aller ankündigt. Ist es nun gefällig, sich zur Gesellschaft zu begeben?
Froh entzückte Gäste wallen
Durch die reich geschmückten Hallen.
Will sich Lust mit Glanz vermählen,
Muß sie Flottwells Schloß sich wählen.
Nur in seinen Sälen prangt,
Was das trunkne Herz verlangt.
Sehen Sie doch, Baron, hier die berühmte Vase, welche ein Franzose dem Minister um zwanzigtausend Frank anbot.
Ick brauchen sie gar nick zu sehen, ick brauchen nur zu hören de Paris, kann gar nick anders sein als magnific.
Nun kann ich nicht zurück. Laut. Es
Nicht doch, mein Kind! Verzeihen Sie, Herr von Flottwell, das geb ich nicht zu. Das Geschenk hier ist durchaus zu kostbar, um es anzunehmen.
Das ist es nicht, mein Herr Baron. Die Welt erfreut sich keines Edelsteines, der zu kostbar wäre, ihn diesem Fräulein zum Geschenk zu bieten.
Ich beschenke so! ich bin der König meines Eigentums. Dieses Kunstwerk hatte seinen höchsten Wert von dem Gedanken nur geborgt, daß diese schöne Hand es einst als ein erfreuend Eigentum berühren werde, es soll nicht sein! Ich acht es nicht. Wolf! Wolf tritt vor. nimm sie hin! Ich schenke diese Vase meinem Kammerdiener.
Dies soll unsere Freude nicht verderben. Da Frankreichs Kunst so schlechten Sieg errungen, will ich
Gibt es eine schönere Aussicht? Er erschrickt, als er den Bettler sieht. Ha! welch ein Bild. Ein sonderbarer Zufall!
So laß mich aus, ich muß ja sehen, was geschehen ist. Alles lauft davon, und die Fräulein Amalie, sagen s', ist umgefallen wie ein Stückel Holz. Sie hat Konfusionen kriegt.
Da bleibst. Mein Schicksal ists, um das du dich zu kümmern hast. Weint bitterlich. Ich bin die gekränkteste Person in diesem Haus.
Aber nur Geduld! Morgen geh ich zu Gericht. Alles wird arretiert. Der gnädge Herr, der Kammerdiener. Alle Gäst, das ganze Schloß und du.
Der Kammerdiener hat mir Ohrfeigen angetragen. Hat mich eine Diebin geheißen, hat einen Schmuck von mir verlangt. Uns im Namen des gnädgen Herrn den Dienst aufgekündigt und hat mich wollen durch die Bedienten hinauswerfen lassen.
Und ich geh morgen, und klag heut noch! und wo? beim gnädgen Herrn, denn das ist eine Beschuldigung, die man nicht auf sich sitzen lassen darf!
Nein! Du bist zu tugendhaft. Du gehst nur auf die Augen los, nicht auf die Diamanten. Doch jetzt mach dich auf.
Die Livree bleibt da, die gehört dem Herrn. Mir ghört mein Tischlerrock, den ich mit hergebracht hab. Die andere Bagage brauch ich nicht, ich bin mit dir allein zufrieden.
Den Kammerdiener werd ich in die Arbeit nehmen. Ah, der ist zu ungehobelt. Über den muß ein Tischler kommen.
Oh, du kennst mich nicht, ich bin der beste Mensch, aber wenn es sich um Ehr und Reputation handelt, so kann ich in eine Wut kommen wie der rollende Rasand. Ich will dem Kammerdiener zeigen – Der Kellermeister eilt über die Bühne. He! Herr Kellermeister, wo gehn Sie hin?
Ah Spektakel! Jetzt muß sich der ein Spitzel antrinken, wenn er eine Courage kriegen will. Nein, was das für miserable Mannsbilder sein bei der jetzigen Zeit, das ist nimmermehr zum Aushalten. Ab.
Heilger Gott, mein Freund! Bleib Sie bei meiner Tochter hier! Kommen Sie, Herr Doktor! Ach, ich bin an allem schuld.
Wie ein Mann, der seinem Schicksal trotzt. Doch noch ist nicht mein Glück von mir gewichen, weil ich dich nur sprechen kann. Jede Minute droht. Du mußt mit mir noch diese Nacht entfliehn.
Heute oder nie! Schon lang ist deine Dienerschaft von mir gewonnen. Nimm Laura mit und nichts von deinem Eigentum. Dein Vater ist erschöpft, er wird sich bald zur Ruhe legen, und wenn auch nicht, verbotne Liebe ist erfinderisch. Ich harr auf dich, nah an der Stadt, bei der verfallenen Kapelle, wo wir uns oft getroffen haben.
Ja! oder Nein! Nein! ist ein Dolch, den du ins Herz mir drückst. Ja! eine Sonn, die uns nach England leuchtet.
Kummervoll. Sie sind zu gütig gegen mein Haus. Komm, meine Tochter, der Wagen wartet, dann geleit ich den Baron. Mein Herr! Sie haben uns zu einem Fest geladen, Mit Wehmut. und wir danken Ihnen mit gebrochenem Herzen für die großen Freuden, die Sie uns bereitet haben. Führt seine Tochter ab.
O Starrsinn eines alten Mannes! Was rufst du doch für Unglück auf so vieler Menschen Haupt. Wolf tritt ein. Ha Wolf! Gut, daß du kommst. Der Augenblick ist da, wo du mirs danken kannst, daß ich dir mehr ein Freund als Herr gewesen bin. Ich will in dieser Nacht noch mit Amalien nach England fliehen. Es steht dir frei, ob du uns auf der Flucht begleiten willst.
O mein gütger Herr! Mein Wille ist an Ihren Wunsch gekettet. Und wo Sie hinziehn, find ich meine Heimat.
Ich habe große Summen in der englischen Bank liegen. Was ich von Gold und Kostbarkeiten retten kann, will ich jetzt zu mir nehmen. Was ich in meinem Pulte zurück noch lasse, verteilst du unter meine Diener – doch Ab.
Du schiffst nach England. Günstgen Wind! Ich bleibe hier und will mein Schifflein in den Hafen lenken. Wie doch die Sonne auf und nieder geht. Wer ist nun zu beneiden? Er? der stolze, der gepriesene Mäzen, der seines Glückes Reste, mit zerfallenem Gemüt, dem ungetreuen Meer vertrauen muß? oder ich, der sanfte, der bescheidene Kammerdiener, der sein still erworbnes Schäfchen demütig ins Trockne bringen kann. Und wem verdank ich diesen Sieg? Schlägt sich an die Stirn. dir, Klugheit! vielseitigste der Göttinnen! Die Natur hat mir nur eine starke Gallenblase gegeben, die nicht zerplatzt ist bei all dem Unsinn, den ich seit fünf Jahren in diesem Haus hab sehen müssen. Aber die Klugheit hat mich lächeln gelehrt. Oh, es ist eine große Sache um das Lächeln! Wie viele Menschen haben sich ihr Glück erlächelt, und ein Schwachkopf kann eine Minute lang für einen vernünftigen Mann gelten, wenn er mit Anstand zu lächeln weiß. Darum will ich lächeln über die Erbärmlichkeit, so lang ich noch zu leben habe, und dann eine laute Lache aufschlagen – auf welche Grabesstille folgt. Ab.
Halt! Barbar, wo willst du hin? Du kommst nicht von der Stell. Wie kannst du dich unterstehen, meine Geliebte zu verleumden? Was hat sie dir getan? Sie hat deine Liebesanträge nicht angenommen, weil du ihr zu häßlich bist. Kann es eine größere Tugend geben? Sie ist meine Verlobte, und du hast geglaubt, ich bin der Gfoppte! Sie soll einen Schmuck gestohlen haben. Diese schmucklose Person? Pfui, schäme dich!
Oh, ich hab Zeit genug! Ich hab eigentlich gar nichts mehr zu tun auf dieser Welt, als Ihnen meine Meinung zu sagen. Glauben Sie mir, Herr von Kammerdiener – ich will Ihnen nichts Unangenehmes sagen, ich versichre Sie, Sie sind ein niederträchtiger Mensch. Sie haben zwei arme Dienstboten aus dem Haus gebracht, die von ihrer Herrschaft treu und redlich bedient worden sind. Schluchzt. Aber der Himmel wird Sie dafür bestrafen.
He Bediente! Bediente kommen. Jagt dieses Lumpenpack hier aus dem Haus. Ich befehl es euch im Namen unsres gnädigen Herrn. Geht ab.
Er soll sich nicht für den Kammerdiener ausgeben. Dieser Mensch, der in die Kammer gar nicht hinein darf.
Die Nacht ist kühl. Auch zieht in Westen ein Gewitter auf. Wenn es nur bald vorübergeht! Was rauscht? Bin ich hier nicht allein? Wer kauert in der Ecke dort? Hervor!
Was tritt mir dieser Bettler heut zum drittenmal entgegen? Der Bettler tut einen Schritt vor, nun bescheint ihn der Mond. Ha! wie der Mond sein Antlitz graß beleuchtet. Was willst du hier von mir, du grauenhaftes Bild des selbstgeschaffnen Jammers?
Ach, das verzweiflungsvolle Los meines geheimnisvollen Elends und meine Herzensangst, daß Sie dies Land verlassen, zwingen mich, den morschen
Hinweg von mir! je länger ich dich schaue, je greulicher kommt mir dein Anblick vor. Dring ihn nicht auf, ich will dich nie mehr sehen.
Es steht bei Ihnen, gnädger Herr, mich gänzlich zu verscheuhen. Doch müßten Sie dafür ein großes Opfer bringen. Oh, geben Sie die Hälfte dieses Schatzes nur, den Sie auf Ihrer Brust verbergen, und niemals hören Sie mich mehr zu Ihren Füßen wimmern.
Habgieriges Gespenst! Hat Satan dich verflucht, daß du der Erde Gold sollst nach der Hölle schleppen? So ein frech Begehren kann ja Wahnsinn kaum erfinden. Ein Bettler, der um Millionen flehet!
Dies gräßliche Geschrei wird mich am End verraten. Schweig doch und nimm dies Gold, um deine Gier zu stillen.
Laut jammernd. Zu wenig ists für mich, mein Elend ist zu groß. Ich laß nicht ab, der Welt mein Leid zu klagen Zwischen dem Eingang. und ruf die Menschheit zwischen uns zum Richter auf.
Mörder! Dein Wüten ist umsonst! Du hast mich nicht verwundet. Was ich begehrt, kann mich versöhnen nur. Nochmal bittend. Oh, möchtest du doch jetzt in meine Bitte willgen.
So flieh, Verschwender, flieh! Doch mir entfliehst du nicht, und an der Themse sehen wir uns wieder! Ab.
Als ich ihm dort im Mondlicht in das bleiche Antlitz starrte, ergriff es mich, als säh ich meines Vaters Geist. Die Nacht wird stürmisch. Ha! Ein Schatten fliegt daher!
Ich konnte keine meiner Dienerinnen bewegen, das ungewisse Los mit der Gebieterin zu teilen. Mein Vater wacht bei dem Baron. Drum laß uns schnell entfliehen, wenn er nach Hause kommt, so wird er mich zu sprechen wünschen.
Es tut mir weh, den treuen Wolf zurückzulassen. Doch drängt uns die Gefahr. Wenn wir nur das Gewitter nicht zu fürchten hätten!
Wenn man am Morgen gleich ein altes Weib erblickt, die brummt, da führt der Henker stets ein Wetter her.
Potz Sturm und Klippen denn, es gilt. Doch hört, daß uns das Frauenzimmer da nicht etwa schreit. Die See ist wie mein böses Weib, wenn man sich fürchtet, treibt sies immer ärger, doch schlägt man mit dem Ruder tüchtig sie aufs Maul, da gibt sie nach. Nun kommt!
Ende des zweiten Aufzugs.
So seh ich dich nach zwanzig Jahren wieder, du stolzer Freudentempel meines sommerlichen Lebens. so dich wieder grüßt? Seit ich dich nicht gesehen, hat sich mein Schicksal sehr geändert. Ich habe Gattin, Kind und all mein Gut durch eigne Schuld verloren. Verfolgung hab ich hier wohl nimmermehr zu fürchten, denn Flitterstein, mein größter Feind, ist in der Schlacht gefallen. Doch wo soll ich in dieser Lage nun um Beistand flehen? Der edle Präsident – er hat uns ja vor seinem Tode noch verziehn – ist lang hinüber. An einige Freunde hab ich schon geschrieben, doch niemand will den armen Julius mehr kennen. Drum will ich noch das letzte wagen. Ich will nach Bettlerweise einem Fremden mich vertrauen. Will dem Besitzer dieses Schlosses sagen, daß ich der erste war, dessen Aug mit Herrenblick in diesem holden Eigentum geschwelgt, und daß ich nun nichts mein zu nennen hab als diesen Bettelstab. Vielleicht, daß ihn die Größe meines Unglücks rührt. Hier kommt der Gärtner auf mich zu! den will ich doch befragen.
Guten Morgen. Für sich. Muß doch den großen Hund von der Kette loslassen, weil gar so viel Gesindel immer kommt.
Mein lieber Freund, wollt Ihr so gut sein, mir zu sagen, wie Euer gnädger Herr wohl heißt und wie lang er dieses Schloß besitzt?
Scheint doch nicht, daß er etwas stehlen will. Laut. Es mag jetzt ohngefähr zwölf Jahre sein. Rechnet nach. Der Flottwell hats gebaut, der wischt nach England durch. Da kaufts ein Graf, der starb, und dann nahms unser Herr, und der wirds wohl auch bis an seinen Tod behalten.
Was fällt Euch ein? Für sich. Der Mann muß nicht in Ordnung sein? Deutet aufs Hirn. Jetzt will der Lump gar einen Kammerdiener haben. Laut. Bei Flottwell, sagt ich, der in Amerika gestorben ist.
Nichts hat er gemacht! Den Flottwell hat er tüchtig übers Ohr gehauen. Da kommt sein Reichtum her. Der war so dumm und hat ihn noch dafür beschenkt. Hat ihn gehätschelt, und Unserer hat ihn dann brav ausgelacht und sagt ihm noch im Tod nichts Gutes nach. So gehts den jungen Herrn, die nur vertun, und nichts verdienen können. Da hängen sie den Schmeichlern alles an, die andern Leute sind nicht ihresgleichen, und wenn sie in die Not dann kommen, lacht sie alles aus. Gibt ihm Tabak. Wollt Ihr eine Prise nehmen?
Nun wenn Ihr ihn in guter Laune findet, vielleicht schenkt er Euch etwas. Greift in den Sack. Ich will Euch auch auf ein Glas Branntwein geben.
Ei, seht einmal! Wenn man ein armer Teufel ist, da muß man jeden Groschen nehmen. Doch Ihr werdet wohl am besten wissen, wie Ihr mit Eurer Kassa steht.
Ich dank Euch sehr für Euren Unterricht. Mich wundert aber, daß Ihr das so alles ungescheut von Eurem Herrn erzählt.
Früher hätt ich nichts gesagt. Jetzt geh ich aber so in einigen Tagen fort. Da liegt mir nichts mehr dran!
Flottwell? Fühlt in die Seite. Das hat Für sich. Er lebt noch. Und kommt so zurück? So straft der Himmel seine Sünder.
Herr von Flottwell, ich fühle mich sehr geehrt, daß Sie sich Ihres alten Dieners noch erinnern, und bedauere nur, daß meine Krankheit, die mich schon seit vielen Jahren quält, mir nicht erlaubt, meine Freude über Ihre Ankunft so glanzvoll an den Tag zu legen, als Sie von mir es fordern könnten.
Ich habe nichts zu fordern, gar nichts mehr. Was ich mit Recht zu fordern hatte, ist mir durch einen Höhern Blickt gegen Himmel. schon geworden. Ich wollte nur den Besitzer meines Schlosses sehen.
Ja, es ist ein ganz besondrer Zufall. Ich habe dadurch eine wahre Anhänglichkeit an Ihr Haus bewiesen. Der Himmel hat mich mit Gewinn gesegnet, aber ich habe jetzt große Verluste erlitten. Verzeihen Sie, der Arzt erlaubt mir nicht, so viel zu sprechen; ich weiß die Ehre Ihres Besuches sehr zu schätzen. Zu den Bedienten. Geleitet mich zu jener Aussicht hin. Doch nein! Ins Schloß zurück. Auch das nicht. Nach dem Garten. Der Garten ist so schön. Nur schade, daß die Rosen schon verwelken. Wird nachdenkend. Wie oft werd ich sie wohl noch blühen sehen? Schauert. Heut ist ein kalter Tag.
Mich friert. Geht doch hinab ins Dorf und ruft den frommen Mann, den ich so gern jetzt um mich habe. Daß er mir ein moralisches Buch vorliest. Ich hör so gern moralsche Bücher lesen. Die Welt ist gar so schlecht, und man kann seinen Trost nur in der Zukunft suchen. Schleicht in den Garten.
Er ist ein geiziger Filz, den niemand leiden kann, und in einigen Wochen wirds wohl mit ihm zu Ende gehn. Adieu! Folgt den andern in den Garten nach.
O Flottwells Schloß, was beherbergst du für Menschen jetzt! Was soll ich nun beginnen? Die wenigen Taler, die ich noch besaß, hab ich auf meiner mondenlangen Wanderung verzehrt. Ich hab gespart und trocknes Brot gegessen, und doch besitze ich nicht einen Pfennig mehr. Dort mein altes Schloß! Sieht nach der Ruine in der Ferne. Es ist zum Sinnbild meines jetzgen Glücks zusammgestürzt. Er bleibt mit verschränkten Armen nachdenkend stehen.
Schau, schau, da ist ein armer Mann. Ich muß ihm doch was schenken. Er nimmt einen Groschen aus dem Sack und will ihn Flottwell reichen, doch stutzt er, als er ihn erblickt. He Alter! Flottwell kehrt sich gegen ihn. Was ist – Ich weiß nicht, dieses Gsicht – das Gsicht ist mir bekannt – Jetzt trau i ihm fast den Groschen gar nicht zu geben –
Die Stimm – das wird doch nicht? Er zittert. Sie, hören S' – das wär entsetzlich – Bitt um Verzeihung! Sie, kennen Sie das Schloß?
Mein gnädger Herr! Eine Mischung von Freude, Wehmut und Erstaunen macht ihn erzittern, er weiß sich nicht zu fassen. Ruft noch einmal. Mein gnädger Herr!
Der Valentin. Kennen mich Euer Gnaden denn nimmermehr? Der Tischlergsell, der einmal bei Ihnen gearbeitet hat und den Sie als Bedienten aufgenommen haben, weil er Ihnen so gut gfallen hat.
Ob ich mich erinnere? O Gott! Euer Gnaden waren ja so gut mit mir und haben mir ja so viel geschenkt. Einen Dukaten hab ich mir noch aufgehoben, Gutmütig. aber die andern hab ich alle ausgegeben.
Nu mein! Wies halt einen armen Tischler gehn kann. Auf dem Land ist ja nicht viel zu machen. Ich bin zufrieden.
Nu, man nimmts halt mit, solang als Gott will. Aber Euer Gnaden scheinen mir gar nicht zufrieden zu sein.
Ah nein! nein! Euer Gnaden schauen gut aus – gut – recht gut. A Bissel strapaziert, aber – Beiseite. Das kann man ja einen solchen Herrn nicht sagen.
Beschenken? Euer Gnaden werden mich doch jetzt nicht mehr beschenken wollen. Da müßt ich Euer Gnaden richtig völlige Grobheiten antun. Faßt sich. Bitt um Verzeihung! Ich red manchmal, als wenn ich Hobelschatten im Kopf hätt. Seit ich wieder Tischler bin, hab ich meine ganze Politur verloren.
Nein! Ich soll im Wirtshaus drüben die Tür zusammnageln, weil s' gestern einen hinausgeworfen haben, und da ist er ihnen a bißel angekommen an die Tür,
Wo wollen denn Euer Gnaden hin? Euer Gnaden werden mir doch nicht wieder davonlaufen? Jetzt hab ich ja erst die Ehr gehabt zu sehen. Beiseite. Wann ich nur wüßte, wie ich das Ding anstellen soll?
Euer Gnaden verzeihen – Aber – Sagen mir Euer Gnaden aufrichtig: Sein Euer Gnaden heut schon eingeladen?
Nichts kommen. Ah beleib. Ich laß Euer Gnaden nimmer aus. Die sollen sich ihre Tür selbst zusammennageln. Ich muß mit meinen gnädigen Herrn nach Haus gehn jetzt.
Aber das sag ich gleich, so gehts bei mir nicht zu, wies einmal bei uns da Aufs Schloß deutend. zugegangen ist – Ah – Schlagt sich aufs Maul. Schon wieder so ein Hobelschattendiskurs.
Nichts! Nein! Wird nicht so schlecht ausfallen, ich koch ja selbst. Ah, wir werden uns schon zusammnehmen, ich und meine Alte. Wird sich schon wo ein übertragens Geflügelwerg finden. Solang der Valentin was hat, werden Euer Gnaden nicht zu Grund gehen. Jetzt werden wir unsern Einzug halten. Ah, so kanns nicht ablaufen. Euer Gnaden müssen eine Auszeichnung haben. Ich geh voraus, und Euer Gnaden kommen nach; und
Wart, du Spitzbub, wann die Mutter nach Haus kommt! Ich werd dir naschen lernen. Kaum kommt er nach Haus, so hat man schon wieder Gall.
Den Buben hebts auf! Sie hebt ihn auf, er hat noch das Kinderröckchen an, und stellt ihn auf den Tisch. Jetzt ist er noch nicht angezogen. Sie zieht ihm sein Kamisol an.
Nein, wenn die Buben aus der Schul zu Haus kommen, ists nicht zum Aushalten. Hiesel hämmert. Hörst nicht zum hammern auf?
Spazieren Euer Gnaden nur herein! Hansel geht vom Fenster weg. Fallen Euer Gnaden nicht über den Buben. Wer hat ihn denn da mitten ins Zimmer hergesetzt? Ich bitt um Verzeihung, es ist alles in Unordnung. Einen saubern Sessel heraus! Michael lauft ins Kabinett und bringt einen holzernen Stuhl. Jagts die Gans hinaus! die Hobelschatten weg! Hiesel tut es. Valentin zu Michael. Einen Polster bring! Michael läuft fort und stolpert. Jetzt wirft er das Leimpfandel um. Wie gfallt Euer Gnaden denn die Wirtschaft? Michael bringt einen Bettpolster. Was treibst du denn, hättest gar eine Tuchet gebracht. Jagt ihn fort damit. Zu Flottwell. Ich bitt, Platz zu nehmen. Lieserl, wo bist du denn? Komm doch herein. Alle Kinder! Liese, alle Kinder bis auf Hans. Wo ist denn der Hansel?
Da hab ich die Ehre, meine Familie aufzuführen. Eins – zwei – drei – vier, und der fünfte sitzt auf den Taubenkobel oben. Mein Weib wird gleich nach Haus kommen. Die wird ein Vergnügen haben. Hansel! komm herein geschwind.
So fall herunter. Jetzt da gehts her, Kinder. Da stellt euch im Kreis herum! Hansel kommt. Da schauts den Herrn an. Das ist mein lieber guter gnädiger Herr, von dem ich euch so viel erzählt hab. Der hat euren Vatern und viel hundert Menschen Gutes getan. Gehts hin und küßt ihm alle die Händ.
Euer Gnaden! Unser Herr Vater hat uns halt so viel Gutes, Liebes und Schönes von Euer Gnaden gesagt, daß wir uns recht freuen, Euer Gnaden kennenzulernen.
Tuts nicht dergleichen, wir werden schon darüber reden! Liese geht ab. Gehts jetzt, Kinder, gehts ein wenig in den Hof hinaus. Zu Hiesel. Du schaust dich drauß um die fetteste Enten um. Zu Michael. Und du suchst dein Mutter auf. Sie soll gleich nach Haus kommen. Kinder ab. Mein Gott, die Kinder, die wissen noch nichts von der Welt. Seufzt. Ja ja! Sein Euer Gnaden nicht so betrübt. Ich hab selbst nicht zu viel. Aber Euer Gnaden dürfen mir nicht zu Grunde gehen. Aber erzählen mir Euer Gnaden doch einmal, wie ist denn das Unglück so gekommen?
Ich lebte durch acht Jahre mit meiner edlen Gemahlin, die mir in London einen Sohn geboren hatte, ganz glücklich. Jedoch auf einer Reise nach Südamerika, von welcher sie mich vergebens abzuhalten suchte, als hätte sie mein Unglück geahnet, entriß mir der Tod beide. Ich ging nach London zurück, suchte Zerstreuung. Mein Aufwand stieg. Ich ließ mich in großartige Spekulationen ein, die mir nur Ruhm, aber keinen Gewinn bringen konnten, und nach mehreren Jahren sah ich mein Vermögen bis auf einen kleinen Rest geschmolzen. Nun ward mir bange, ich beschloß, nach meinem Vaterland zurückzukehren, mit dem festen Vorsatz, mich in jeder Hinsicht einzuschränken. Ich kam nach Deutschland – ein unglücklicher Gedanke hieß mich Wiesbaden besuchen. Hier war
Das ist freilich eine traurige Geschichte, aber es ist halt notwendig, daß man s' erfahrt. Aber verzeihen mir Euer Gnaden, Euer Gnaden sein doch ein bissel selber schuld. Es schickt sich nicht, daß ich das sag. Aber ein Herr, der so dagestanden ist wie Euer Gnaden – Es ist zum Totärgern – Ich kann mir nicht helfen, ich red halt, wie ichs denke.
Du hast recht. Oh, jetzt erst treten alle Warnungen vor meine Seele, die ich aus Stolz und Übermut verschmähte, Cheristane und das grauenvolle Bild des geheimnisvollen Bettlers, der mich so lange verfolgt und dessen Abkunft ich wohl nie enträtseln werde.
Nun sein Euer Gnaden nur beruhigt. Wie ich gesagt hab. Alles, was in meinen Kräften steht. Haben Euer Gnaden nur die Gnad und gehen Euer Gnaden derweil allergnädigst in das andere Zimmer hinein, daß wir da ein wenig zusammenräumen können. Es schaut gar so innobel aus. Schauen sich Euer Gnaden ein wenig um drinnen. Da werden Euer Gnaden etwas darin sehen, was Euer Gnaden gewiß erfreuen wird.
Verdruß habt ihr mir schon genug gemacht. Seid mit dem Herrn da drin recht gut und höflich. Er wird bei uns im Haus bleiben. Ich laß ihn nimmer fort. Und redet der Mutter auch zu, sie ist eine gute Frau, aber manchmal ein wenig gäh.
So? Ja was die Eltern jetzt den Kindern für Kummer und Sorge verursachen, das ist außerordentlich. Also geht hinein zu ihm. Ich komm gleich wieder, ich muß nur die Tür in Wirtshaus machen. Und vergeßt nicht, was ich gesagt hab. Er ist unglücklich. Mit unglücklichen Menschen muß man subtil umgehen. Die glücklichen können schon eher einen Puff aushalten.
Nein, wenn man solche Sachen erlebt, da wird man am Glück völlig irre. Was nutzt das alles! Der Mensch denkt, der Himmel lenkt.
Wie freut mich das, mein Bild in eurem Haus zu finden. Ich könnt es nicht in bessern Händen wissen. Wie ist es an euren Vater gekommen?
Möchten Euer Gnaden noch viele solche Blumen auf Ihrem Weg erblühen! Das wünschen wir alle von ganzem Herzen.
Ich dank euch, liebe Kinder! Und legt ihn auf den Tisch. Ach, warum kann ich euch nur mit Worten danken!
Was dableiben? Erhalten ein fremden Menschen? Wenn man so viel Kinder zu ernähren hat! Ist dein Vater närrisch? Das ging' noch ab! Erblickt Flottwell. Da ist er ja. Für sich. Nu, der sieht sauber aus!
Guten Tag, Herr von Flottwell! Freut uns, daß Sie Ihre alte Dienerschaft aufgesucht haben. So können Sie sich doch wenigstens überzeugen, daß wir arme, aber ehrliche Menschen sein. In unserm Haus hat nie ein Schmuck existiert, wie Sie sehen. Wir haben
Ich verstehe Sie nicht ganz, liebe Frau. Ich erinnere mich nicht genau an alle Ereignisse meines Hauses. Nur das weiß ich gewiß, daß keinem meiner Diener, mit meinem Willen, eine Ungerechtigkeit widerfahren ist.
Ah was! Verhältnisse bestimmen die Äußerungen der Menschen. Ich kann Ihnen gar nichts sagen, Herr von Flottwell, als: Sehen Sie sich bei uns um! Können Sie von uns fordern, daß wir in unserer eingeschränkten Lage noch einen Mann erhalten, dem wir nichts zu danken haben als unsern richtigen Lohn, so steht es Ihnen frei, bei uns zu bleiben. Mein Mann ist ein guter Lappe, der läßt sich zu allen überreden. Der nähmet die ganze Welt ins Haus, aber ich bin die Hausfrau, ich hab zu entscheiden, ich kenn unsere Verhältnisse, unsere Ausgaben und unsere Einnahmen. Ich muß für meine Kinder sorgen, wenn sie nichts zu essen haben, und ich kann meine Einwilligung nicht geben. Es wird uns freuen, wenn Sie uns heut auf Mittag beehren wollen. Wir werden uns nicht spotten lassen. Aber für immer? Verzeihen S'! das kann ich nicht zugeben! Heut in meinem Haus und nimmer!
Nein! Ich hab es nicht gehört! Es war ein Traum! So sprach sie nicht zu Julius von Flottwell, ihrem einstgen Herrn. Zu jenem Flottwell, der im goldumstarrten Saale hundert Schmeichler an der Tafel sah! Zu dem gepriesnen Vater seiner Diener! Zum edelsten der Freunde! Zum besten, schönsten, geist- und goldbeglücktesten der Menschen, und wie die Lügen alle heißen, die ihre Süßigkeit ans volle Glas hinschrieb. So sprach sie nicht zu mir, den dieser Blumenstrauß schon zu so heilger Dankbarkeit entflammen konnte, als hätte ihn ein Engel in des Paradieses Schoß gepflückt? O Weib! Könnt ich den zehnten Teil meines verlornen Glücks Geht ab.
Das wär eine schöne Wirtschaft! Und wie der Mensch schreit in einem fremden Zimmer! Und er hat ja was von einem alten Haupt gsagt. Hab denn ich ein altes Haupt? Der Mensch muß gar keine Augen im Kopf haben. Das nutzt einmal alles nichts, reden muß man um seine Sach. Wer 's Maul nicht aufmacht, muß den Beutel aufmachen. Ah, da kommt mein Mann nach Haus, den werd ich meine Meinung sagen.
So! Jetzt ist die Tür auch wieder in der Ordnung. Ah, bist schon zu Haus, liebes Weib? Das ist gscheid.
Ja zum Glück bin ich noch zur rechten Zeit zu Haus gekommen, um deine voreiligen Streiche wieder gut zu machen.
Nur Geduld! Ich hab dich nicht vor den Kindern beschämen wollen, wie du mich! Was ist dir jetzt lieber? Willst du meinen gnädigen Herrn im Haus behalten, oder ich geh auch fort.
Ist er dir fremd? Mir nicht! Einen Menschen, den ich Dank schuldig bin, der kann mir gar nicht fremd werden.
Das werds schon sehen. Auf die Schleifen gehn wir nicht. Nehmt alles mit. Eure Studien. Das Namenbüchel. Die ganze Bibliothek. Den Hobel. Das ganze Arbeitszeug. Alles!
So geh zu ihr! Liese geht hin. Buben, gehts her zu mir! Die Buben treten auf seine Seite. Das sind die Stützen meines Reiches. Die gehören mir zu. Machts euch fertig!
So, jetzt ist der Auszug fertig. Jetzt gebts acht. Jetzt werd ich kommandieren: Rechtsum, kehrt euch, marsch!
Mir scheint, die Mutter gibt doch nach. Ja, wann wir Männer einmal anfangen, da muß es brechen oder gehn.
Nichts überlegen. Heut muß er noch ins Haus, und eine Mahlzeit muß hergerichtet werden, daß die ganze Menschheit die Händ über den Kopf zusammenschlagen soll.
Was sagst? Er verdients nicht? Wer ist denn schuld, daß wir so friedlich miteinander leben? Daß ich hab Meister werden können und das Häusel da gebaut
Ist nicht wahr! Der Kammerdiener hat dich nur verschwärzt bei ihm. Sonst wären wir noch in seinem Haus.
Er hat mich bei jeder Gelegenheit heruntergesetzt. Einmal hat er sogar vor einer ganzen Gesellschaft gesagt –
Nu, das mußt ihm halt verzeihen. Mein Himmel! Ein junger Mensch. Er hat halt damals lauter so schiefe Ansichten gehabt. Dann ists ja auch nicht wahr. Du bist ja gebaut wie eine ägyptische Pyramiden. Wer könnt denn dir in deiner Gestalt etwas nachsagen? Das wär ja wirklich eine Verleumdung erster Gattung.
Gelt, Alte, ja, wir behalten ihn da im Haus. Du wirst es sehen, ich werd recht fleißig arbeiten. Es schadt uns nichts. Im Gegenteil, 's geht mir alles besser von der Hand.
Bravo Rosel! das hab ich auch von dir erwartet. Ich hätt dich nicht verlassen, wenn ich auch heut fortgegangen wär. Oh! morgen auf die Nacht wär ich schon wieder nach Haus gekommen. Jetzt Alle Kinder. Kinder, legt alles wieder hin. Wir ziehen nicht aus. Ich hab mit der Hausfrau da einen neuen Kontrakt abgeschlossen. Vater und Mutter sind versöhnt. Der gnädige Herr kommt ins Haus.
Drum lauft, was ihr könnt. Kein Mensch darf zu Haus bleiben. Ich nehm den kleinen Buben mit. Er nimmt Pepi auf den Arm. Geht zu alle Nachbarn. Fragt, ob sie ihn nicht gesehen haben. Sie sollen euch suchen helfen. Und wenn ihr ihn findet, so bringt ihn her.
Der Bub kann einmal ein großer Mann werden, wenn er so fortwachst. Weib, jetzt komm! Du hast mir viel Verdruß heut gmacht, aber jetzt ist dir alles wieder verziehen. Kein Mensch ist ohne Fehler, wenn einem nur zur rechten Zeit der Knopf aufgeht. Wer weiß, wers noch vergilt, und ich denk mir halt, wenn ich einmal recht alt werd, so möcht ich doch auch andere Erinnerungen aufzuweisen haben, als daß ich einen Stuhlfuß geleimt hab und einen Schubladkasten gemacht. Jetzt komm!
Was ich will? Mein Wort will ich Euer Gnaden halten und um Verzeihung bitten für mein ungeschliffnes Weib. Gehst her, Verbrecherin, und kniest dich nieder da.
Lieber gnädiger Herr! Ich hab mich sehr vergessen heut. Doch mach ich meinen Fehler wieder gut. Sie dürfen nimmermehr aus unseren Haus. Ich werd Sie gwiß wie eine Tochter pflegen.
Steht auf, ihr guten Leute! Ich habe schon verziehen. Und freue mich, daß ich eure Treue nun vergelten kann. Ich bin kein Bettler mehr. Unter diesen Mauern hab ich einen kleinen Schatz gefunden, den mein Vater hier für mich bewahrte.
Ah, das ist ein Malheur, und ich hab mich schon gefreut, daß Euer Gnaden nichts haben, damit ich Euer Gnaden unterstützen kann.
So ist es besser, lieber Valentin. Du kannst dein Leben nun in Ruh genießen. Ich nehme dich und deine Frau nun in mein Haus und will für die Erziehung deiner Kinder sorgen!
Ich werd der Haustischler bei Euer Gnaden. Ich wix und politier das ganze Haus. Aber eins muß ich noch sagen. Eine Menge meiner alten Nachbarn haben sich auch hier angetragen, Euer Gnaden zu unterstützen. Und freuen sich, ihren vorigen Gutsherrn wieder zu sehen. Euer Gnaden haben ja allen Guts getan, und einen guten Herrn vergißt man nicht so leicht.