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Wackrer Bote, sei willkommen!
Strahlt aus deinem Auge Sieg?
Ist das Heer zurückgekommen,
Ist geendet unser Krieg?
Ja, es spricht dein froher Sinn:
Du bringst Heil der Königin.
Sieg bring ich euch, so wahr die Sonn auf Indien scheint! Gebt mir Palmenwein dafür. Er nimmt einem eine Flasche von der Seite. Der Krieg trinkt Blut, der Friede Sekt.
Da liegt das Volk, jetzt netz ich meinen Hals. Trinkt. Der König sendet mich voraus, daß ich den Tag der Königin berichte, an dem er seinen Einzug hält.
Spion von Ebenholz! Was hast du nach dem Tag zu fragen? Nacht hat die Sonn auf dein Gesicht gebrannt, das heißt: du sollst im Finstern wandeln.
Schweigt! Zu Omar. Sogleich wird unsre Königin erscheinen, dann stellen wir dich vor. Mit Sehnsucht harret schon Alzind der Rückkehr ihres tapferen Gemahls.
Doch was erblick ich? Moisasurs Tempel eingestürzt, und die Sonne leuchtet noch? Und wer hat diesen aufgebaut? Wozu ist der bestimmt?
Wehe dann dem Diamantenreich! Schon seit Jahrhunderten hat diesen grimmgen Tiger durch unzählge Opfer man gestreichelt. Werft ihm Beute vor, wenn ihr nicht wollt, daß euch sein stets geschäftger Zahn zerreißt.
Die Königin, die, seit der König kriegt, das Zepter schwingt im Reich, hat, weil der Krieg, trotz all den reichen Opfern, die man unsern Göttern brachte, sich doch nicht glücklich wenden wollte, mit den weisen Priestern sich beraten. Und glaubt, daß die guten Götter zürnen, weil neben ihnen und der mächtgen Sonne Moisasurs böser Geist verehret wird. Sie hat Moisasurs Tempel niederreißen lassen, doch wies geschah, da rollte fürchterlicher Donner, die Erde bebt', als hätte das Gewicht der umgestürzten Säulen das ganze Reich in seinem Mark erschüttert.
Doch wie die Erd auch bebt, fest steht der königliche
Wenn nur die Tugend uns vor Moisasurs Rache schützt! Den ganzen Morgen hat der Himmel sich mit Donnerwolken oft umzogen, die in sich brummen, als ob sie Zaubersprüche murmelten, und der Blitze Feuerzungen lecken an der Kuppel dieses Tempels.
Singt das Lob der Schönheitsblume,
Die auf Indiens Flur erblüht
Und die zu der Götter Ruhme
Für das Heil der Tugend glüht.
Sende deinen Strahl, o Sonne,
Nieder auf ihr weises Haupt,
Weil ihr Herz mit frommer Wonne
An der Götter Allmacht glaubt.
Volk meines sieggekrönten Reichs, ich habe dich versammeln lassen, um einzufallen in den großen Chor, den das Gefühl des Dankes an stimmt, weil die Götter uns erleuchtet, daß wir durch Moisasurs Sturz der Sonne Zorn versöhnt, daß sie von diesem Augenblick mit Siegesglück die Pfeile unsres Heeres nach dem Busen unsrer Feinde wendet. Vielleicht, indem wir hier die Götter preisen, hat mein Gemahl, der königliche Held, den kleinen Rest des müdgekämpften Feindes aus den Grenzen dieses Reichs verjagt.
So ist es, du erhabne Tochter der gewaltgen Sonne, die deine Ahnung zur Prophetin weiht. Die Wahrheit deines Worts bestätigt dieser Bote hier.
Der, große Königin, mit seinen Knien den Staub an deinem Thron hier küßt, aus Ehrfurcht teils und teils aus Müdigkeit, weil er im schnellsten Laufe aus des Königs Lager eine holde Last dir bringt, eine Nachricht von dem ungeheuersten Gewicht! Friede, dieses goldne Wort, laß in alle Palmen schneiden, daß mit vollem Recht sie dann Friedenspalmen heißen. Gesiegt hat dein erhabener Gemahl. Noch gestern abends ward die letzte Schlacht gewonnen und in der Nacht der Friede abgeschlossen, durch den ein Teil vom Feindesland noch zu dem deinen fällt. Nur heute ruht das Heer, doch morgen bricht es auf und zieht mit Zimbelklang und Jubelsang im Vaterlande ein.
Dies zu berichten, ward ich abgesendet.
Mein Auftrag ist erfüllt, der Bote hat geendet.
O mein Gemahl, warum kann ich an deine Heldenbrust nicht fliegen? Du edler Sohn der unnennbaren Götter, dessen Lieb ich nicht für alle Kronen Asiens tauschen möchte! Juble, Volk! Sei ausgelassen froh! Ihr Priester, weiht den Tempel ein, der Tugend Macht hat sich bewährt, ein ewig Denkmal sei ihr hier errichtet! Wer sagt mir doch, warum mein Glück mich zu so freudgem Wahnsinn treibt? Warum ist diese Lust so ungeteilt, so allgemein, daß ich kein Stück davon kann eurem Herzen überlassen? O sprecht, wer nimmt mir einen Teil der edlen Bürde dieses Freudenreichtums ab, womit die goldne Sonne mein Gemüt beschenkt? Verdien ich denn, daß ich so glücklich bin? –
Ha! Wer bist du, scheußlich Ungeheuer, des Anblick mir Besinnung raubt? Wie giftig Unkraut stehst du da, das plötzlich aus dem Schoß der Erde treibt.
Moisasur heiß ich, kennst du diesen Namen? mit Flammenzügen hat der große Geist ihn auf das finstre Tor der Hölle einst geschrieben, und aus meinem Auge leuchtet ihre Sendung.
Was hat die Hölle an mich abzusenden? ich habe dich und sie aus meinem Reich verbannt. Die Tugend ist mein Heil, dich hab ich nie verehrt, und jedem Opfer Fluch, das dir mein Land noch bringt.
So nimm denn Fluch gen Fluch, verruchtes Weib, das meinen Tempel umgestürzt! So zieh mein Haß denn einen Zauberkreis um dein verrätrisch Land! So will das Leben ich aus seinen Grenzen jagen und lahmen diesen üppgen Teil der Welt: Vertrocknen soll der Baum, die Frucht, der Strom, verdorren soll das Gras und was in deinem Reich mit Leben prahlt, dein Volk, die Diener deines Hofs! Wem Blut nur in den Adern kreist Mensch oder Tier, das steh erstarrt und wandle sich in Stein! Und jegliches Geschöpf, das dieses Land mit frechem Fuß betritt, das werd ergriffen von Versteinerung und steh als marmorn Denkmal meiner Rache da!
Schau hin und lab dich an dem süßen Anblick! Die Wolken gehen auf, man sieht die Gruppen, wie sie ängstlich standen, nun in buntem Marmor stehen, einige auf Palmen hängen. Doch der Tugend Tempel strahlt im hellen Sonnenglanz. Verdammt, daß ich den Tempel schauen muß als Nebenbuhler meines Ruhms.
Entsetzlich Scheusal, von der Erde ausgespien,
Fluch gegen Fluch! Vernichtung für Vernichtung! An dir ist jetzt die Reih! Ich bin es, ich, der dir nach deinem Wunsch die holde Last der Freude von dem zarten Nacken reißt. Deine Liebe, deinen Reiz, deine Hoffnung, deine Ehre, deinen Ruhm, dein Diadem will ich auf einen Knaul zusammendrücken und ihn in den Pfuhl der Hölle schleudern! Erscheint, ihr Geister bleicher Nacht! Vier schwarze Geister erscheinen und ergreifen die Königin. Seid Zeugen und Vollführer meines Fluchs! Zerstöret ihren Reiz, die Krone reißt von ihrem Haupt, der Locken Glanz verwandelt mir in welkes Grau, die Haut schrumpft ein und überzieht damit ein fleischloses Gebein, das ihr mit halbverfaulten Lumpen dann behängt! Doch laßt die junge Seele nicht aus ihrem morschen Leib entfliehn, damit sie zehnfach jeden Schmerz empfind und die Erinnrung ihres Glücks sie quäle! Doch halt, damit des Menschen Habsucht bis zum Tod sie peinigt, so laßt sie diamantne Tränen weinen als Wehmutzeichen, daß sie Indiens Fürstin war. Nun schleppt sie fort, verwandelt sie, dann schleudert sie dem Nordwind in die eisgen Arme, daß er mit ihr nach einem andern Weltteil rase und dort die alte Ariadne setz auf nacktem Felsen aus! Befolgt, was ich befahl!
Noch nicht! In deiner Rache wütgem Eifer hast du vergessen, ihr ein Ziel zu setzen. Ewig darfst du nicht verfluchen, wie du es von dem ewgen Geiste bist. Drum sprich, wie lang an diesem Zauberfluch ihr Glück gefesselt bleibt und wann und wie sich lösen können diese Schreckensbande?
Weil du mich mahnst an meine Pflicht, verruchter Geist, so höre meinen Spruch: Nur dann, wenn sie im Arm des Todes Freudentränen weint, kehrt ihr zurück,
Pfui, – das sind undankbare Leut, nicht einmal pfänden wollen sie sich lassen. Gluthahn, wie wirst jetzt das Geld ersetzen? Ich schmierete gern einen andern wieder an, aber ich brings nicht übers Herz. Ich bin zu gut. Aber mir soll noch einer kommen und ein Geld begehrn! Da grab ich eh meine Taler siebentausend Klafter tief in d' Erden ein und zund mein Haus an all vier Ecken an, eh ich ein Silbergroschen eim auf fünfzig Schritt nur zeig. Einen eignen Hund richt ich mir ab, daß er s' vom Haus weghetzt. Ich muß anders werden, ich bin alls zu gut. – Wo ist denn nur das Weib schon wieder? Trautel, hörst denn nicht?
Ein guts Weib ist s'. Ich hätte das Weib nochmal so gern, wenn s' nur um das jünger wär, was zu alt ist, und um das besser, was z' schlecht ist. Spricht leise, als wenn er jemand etwas anvertraute. Vor dreißig Jahren hat s' mich einmal um fünf Gulden betrogen, daß vergiß ich ihr noch nicht, ich bin gut, ich hab ein einzigs Herz, aber vergessen kann ich nichts. Ich hab so ein kleines Büchel, da schreib ichs hinein, Deutet hinters Ohr. da hint ists. Trautel bringt Mütze und Pfeife. Du lieber Himmel, wie gut könnten ein paar Ehleut miteinander leben, wenn eins den andern nachgäbe. Fährt sein Weib grob an. Kriechst immer untern Füßen herum? Was willst?
So lang noch 's Herz schlagt, stirbt man nicht. Rheumatisch bist, sonst nichts. Egel setz dir, da wird alles gut. Hab erst einen zusammgetreten unt beim Bach, so kommen s' weg.
Ich muß ihm nur schmeicheln, den Böswicht, sonst ist gar nichts z' haben von ihm. Schmeichelnd. Mann, meines Lebens Lust –
Weib, meines Lebens Last! Was willst denn außerbrateln von dein Mann, den du aus List nennst deine Lust?
Nun, so hol dir ihn, aber wann du bis morgen nicht gsund bist, so darfst mir dein Leben nimmer krank werden.
So muß man sich s' abrichten, nachdem weiß man, wer der Herr im Haus ist. Ich hätt nicht nachgeben Trautel kommt mit einer leeren Flasche. Bist da? Da hast Geld, jetzt zieh dich.
Du lieber Himmel, befrei mich von mein Leiden, ich will ja gern sterben, daß ich nur den Mann nimmer sehen darf. Geht gegens Dorf ab.
Wenn man den Weib so erlaubte, auf ihr Faust krank zu sein, die machte einen Aufwand damit, der nicht zu erschwingen wär. Schlagt sich vor die Stirn. Wann ich nur das Geld nicht ausgliehen hätt! Ein Sturmwind erhebt sich. Öh! Blas, du dummer Wind! Blas auseinand die grau muntierten Wolken, der Himmel ist schon vierzehn Tag als wie ein Aschenweib. Windstoß. He, he, he, he, sei nur kein so Narr! Die Kälten von den Wind! Windstoß. Holla, der nimmt die Bäum beim Kopf und beutelt s' recht, als wie ein Meister seine Lehrbuben. Weil er kein Kopf hat, kann er auch kein andern leiden. Windstoß. Nicht rauchen laßt er mich, der Schlaprament! Da sollst mich nicht sekkieren, du lüftiger Patron! ich geh jetzt hinein, just! Kriegst mich nicht. Er geht unter die Tür und streckt den Kopf heraus. Blas mich an jetzt, wannst dich traust. Höhnisch. Ja, auf d' Wochen, dummer Wind! Schlagt die Tür zu.
Wo bin ich wohl? wohin hat die Gewalt des Sturmwinds mich getragen? – Wie heißt die Unglückswelt, auf der ich mich befinde? – denn das ist nicht mein Reich, zu meinem Auge sprechen niegesehene Dinge, fremde Hütten, fremde Berge, ein fremder Himmel ohne Sonne, Sie setzt sich an den Rand des Beckens und sieht in den Wasserspiegel, springt auf. Welch häßliche Gestalt schaut aus dem Spiegel dieses Quells? Doch nicht mein eignes Bild? Nicht möglich! Streckt die Hand aus und erschrickt davor. Wem gehören diese welken Hände, diese abgelumpten Kleider, wessen Stelle muß ich hier vertreten? ich bin das nicht! Widerrufe, Quell! Besieht sich noch einmal, erstarrt. Er wiederholts, ich bins, ich bins, Fällt verzweifelnd auf den Rasen hin. ich Unglückselige! Richtet sich auf und lacht verzweiflungsvoll. Das ist Alzind, die Schönheitsblume Indiens, in eine welke Distel nun verwandelt. O du mein stolzer Geist, verjagt aus deinem üppigen Palast, was mußt du jetzt für ein verächtlich Haus bewohnen! Ich duld es nicht! verzweiflungsvolle Seele, sprenge doch die Riegel dieses morschen Kerkers! Ängstlich. Eilt mir zu Hülfe, Große meines Reiches! wo seid ihr, meine Diener, Stark rufend. meine Sklaven! Echo ruft: Sklaven. Es ist umsonst, das Echo ist der einzge Sklave meines Rufes. Ich bin allein, verbannt von meinem Volke, meinem Gott. Was rauscht? Ha! Ein Geschöpf aus dieser Welt. O du erbärmliche Gestalt!
Wenn du ein Mensch bist, wie die Sprache michs vermuten läßt, so sage mir, wie heißt die Welt, in der du lebst?
Aha, die brennet mich aus Dankbarkeit auf den Buckel hinauf. Du laßt mich aus mit deiner Sonn, die kenn ich nicht.
Er kennt die Sonne nicht! Weh mir! Hab Mitleid,
Was willst du haben, einen Reis? Ein Bettelweib ein Reis! Sie schafft sich nur gleich an, was sie lieber ißt.
Einen Zucker will sie. O du süßes Goscherl du! Wo hab ich denn gschwind was, ich gib ihr eine hinauf, daß einen Zucker macht, an den s' langmächtig schlecken hat.
Jetzt halt ichs nimmer aus, jetzt will s' noch gar ein Gwürz. Ich komm in Narrenturm mitsamt den Weib. Ich hab kein Gwürz noch gsehn, solang ich auf der Welt noch bin. Die geht herum und bettelt um ein Gwürz.
Was unterstehst du dich, an meiner Tür willst du da sterben? A solche Unglegenheit, daß ich dich noch begraben lassen kunnt! Gehst hinunter überm Berg und schaust dich um ein Platzel um, wost hinwerden kannst.
Jetzt is heraußen, das Weib ist närrisch. Sie ist Indiens Königin! ich lach mir noch einen Buckel, größer als der ihrige. Wenn du jetzt nicht gleich von meiner Tür weggehst, so jag ich dich übern Berg hinunter, marsch! Er stößt sie von der Türe fort, sie sinkt ins Knie. du verzuckertes indianisches Bettlweib du! Schlagt die Tür zu.
Weh mir! so bin ich Sinkt auf die Knie und ruft stark. O Sonne, rette mich! Echo: Rette mich. Umsonst! Sie hört mich nicht. Das Echo höhnt mich aus. Ihr Strahl dringt nicht auf dieses fluchbeladne Land. Welche Angst ergreifet mein Gemüt, von allem bin ich hier verlassen, und auch zu ihr kann ich nicht flehen. Entsetzliches Geschick! was ist der Mensch, dem man die Hoffnung auf das Höchste raubt? Mein Aug wird trüb, mir ist, als hätten diese Berge Licht und Farbe eingebüßt und flössen mit des Himmels schauerlichem Grau zusammen. Die Welt zerrinnt vor meinen Blicken, ich sehe nichts als jenen Strom, der konvulsivisch sich durch dieses Chaos windet und seine nassen Arme nach mir streckt. Hinweg von mir, du schrecklicher Gedanke, der mich ergreift und nach dem Strom hinzieht. Ich folg dir nicht! – umsonst, ich muß – Verzweiflung, freu dich deines Siegs, ich muß hinein. Sie eilt gegen den Strom, plötzlich bricht die Sonne aus den finstern Wolken herrlich strahlend hervor, beleuchtet die Gegend und spiegelt sich im Strom. Alzinde erblickt sie zuerst im Strome und fährt zurück. Ha, der Sonne Bild! Blickt empor, ihr ganzes Wesen löst sich in zitternde Freude auf. Sie ists, Steigend. sie ists, die – Mit zitternder Stimme. die Sonne! meine Sonne, meiner Seele höchster Trost! Sinkt auf ein Knie, dann springt sie freudig auf. Freude, Freude, sie ist hier! Ihr Wälder, Klippen, Bäume, Quellen, meinen Blicken neu geboren, grün gekleidet wie mein Hoffen, hört es, ich bin nicht verlassen, nicht verstoßen von der ewgen Sonne! oh, wie ist mir wieder leicht, wie hat ihr Strahl mein Innerstes gelichtet! Nun hab ich Mut zum Dulden, Mut zum Tragen.
Geh, geh, ich soll recht bös auf dich sein. Du bist ein sauberer Mann, laufst voraus und schaust dich gar nicht um um mich. Wie ich noch ledig war, da bist hinter mir her gwesen auf einen jeden Schritt, jetzt – aber die Nachbarin hat mirs vorausgsagt. Das ist das sicherste Zeichen, daß ein Paar verheuratet sind. Heute werden s' kopuliert, da geht sie voraus, den andern Tag laßt er sie schon hintnach gehn.
Willst dus etwa leugnen? Zuerst kommst du, hernach dein Spitzel, nachher ich, ich und der Hund, wir gehen immer miteinander. Au contraire, seinen Spitzel pfeift er doch manchmal, aber bei mir da denkt er sich, du kommst mir so nach Haus, dich verlier ich nicht.
Ich weiß gar nicht, ich hab den Hund recht gern bei mir, ob wir jetzt unser zwei ausgehn oder unser drei?
Nu, neulich sind wir gar unser vier gwesen. Da hast zwei Spitzeln mitghabt. Einen hast du aus den Wirtshaus nach Haus tragen, und der andere ist so mitglaufen.
Aber jetzt hören wir einmal auf, wir disputieren wegen die Spitz wie die kleinen Buben, das ist eine völlige Spitzbüberei.
Ich bin ja schon wieder gut, das ist ja nur mein Spaß, ich hab dich viel zu lieb. Du bist ja mein guter Mann.
Laß nur gut sein, der liebe Gott wird uns schon helfen. Haben wir doch jetzt unser Grundsteuer wieder zum Amtmann hineintragen. Acht Gulden alle Jahr ist kein Spaß. Schau nur, wie die Sonn so freundlich scheint. Schau dich nur um. Erblickt Alzinde. Du, was liegt denn dort für ein altes Weib? die wird krank sein, sie weint, ich werd s' trösten.
Weißt, sie ist taub. Zu Alzinde ins Ohr laut. Wir haben kein Geld! wie kannst denn das nicht verstehn, das kann ich mit Händen greifen, wann ich in den Sack fahr.
Das ist eine gute Explikation. Weißt, wir sind arme Steinbrecher, wir arbeiten im Steinbruch da hint und leiden oft Hunger, daß sich ein Stein erbarmen möcht. Aber nur im Winter, im Sommer gehts uns besser.
Nein, mir gfallt s', sie hat zwar noch nichts gredt, aber ich find, daß sie recht eine unterhaltliche Person ist. Zu Alzinde. Weißt, ich und mein Weib haben uns halt gar so gern, und das ist unser Glück.
Weh mir, und ich lebe noch – sie stirbt für diesen Bettler, und ich lebe noch – Weint heftig. O mein Gemahl, mein königlicher Herr!
Jetzt, warum weinst denn? Jetzt weint sie mir gerad in den Hut hinein. Du Mirzel, schau, was ist denn das,
Mich trifft der Schlag, das hab ich noch mein Leben nicht ghört, daß eine Amanten weint. Wann s' noch wegen einen Amanten weinet, aber einen Amanten selbst, das ist entsetzlich.
Nun, ich wills hoffen. Unser Herr, bei dem wir arbeiten, hat einen Ring, da ist ein einziger Stein mehr wert als sein ganzer Steinbruch.
So hört mich an, vielleicht kann ich durch meine Tränen euch beglücken. Des einen Glück bedingt ja leider oft des andern Unglück. Behaltet mich bei euch, gebt mir nur magern Unterhalt. Schützt mich vor der Mißhandlung eurer Brüder. Und nehmet meine Tränen hin als Eigentum, welche reichlich fließen werden, weil ich mein Schicksal nicht genug beweinen kann.
Was ich euch nun entdecke, ist wahr. So wahr, als dieser Sonnenstrahl, der sich in meinen Tränen bricht. Ich bin die Fürstin eines indschen Reichs. Der Tugend hab ich mich geweiht wie ihr, und weil ich einen bösen Geist aus meinem Land vertrieben, hat er aus Rache mich nach eurer Welt verbannt. Ich ward geehrt von meinem Volk, das meine Schönheit, meinen Geist bewunderte, geliebt von meinem zärtlichen Gemahl. Und alles, was des Glückes Großmut mir verliehn, hat dieser Dämon mir entrissen. Weint.
Doch meine Jugendkraft hat er mir nicht geraubt, und heftiger fühl ich den Schmerz, als ich die Freude früher hab empfunden. Ihr glaubt mir doch?
Das kann ja sein, ich hab schon viel von verwunschenen Prinzessinnen ghört. Nu, trösten sich Euer Gestreng nur, wir werden schon für Euer Gstreng sorgen.
Was sagst denn Euer Gstreng, glaubst denn, du redst mit dem Verwalter? Weiß die Fürstin was? Wir bhalten die Fürstin bei uns. Und was wir haben, das bekommt die Fürstin auch.
Ah, wann s' alle Jahr nur einmal weint im Frühjahr, wenn der Schnee weggeht, so leben wir das ganze Jahr davon. Freudig. Die Fürstin macht noch unser Glück.
Und da braucht sie nicht einmal einen Schmerz, der sie weinen macht, ich reib ihr halt einen scharfen Kren. So weint sie ihren diamantenen Fleck her und lacht uns alle aus.
Ja, das ist prächtig, lieber Hans. Die Tränen, die du im Hut hast, trägst du morgen gleich in die Stadt. Jetzt geht die Fürstin nur in unsere Hütten hinein, da findt die Fürstin Milch und Brot. Wir müssen jetzt in Steinbruch hinaus. Wir haben nur unsern Werkzeug gholt. Auf den Abend kommen wir nach Haus. Da wollen wir recht vergnügt sein alle drei.
Ja mein liebe gute Fürstin, jetzt geh die Fürstin hinein, und gib mir die Fürstin auf meinen Spitzel gut acht, und sperrt die Fürstin von innen die Tür gut zu. Unser Nachbar ist gar ein böser Mann. Dem muß die Fürstin nicht traun, mache ihm die Fürstin gar nicht auf.
Geh in den Abgrund, Volk! Ob denn ein guter Mensch, wie ich bin, ein Glück hat? Erwischen die das Weib mit ihrer diamantenen Tränenfabrik! Gluthahn, da kannst du dein Geld hereinbringen. Ich bin ein guter Mensch, aber das Weib laß ich nicht aus. Die muß mir alle Sack voll weinen. Hab schon meinen Plan ausgedacht indessen. Sechs Stunden weit, im Alpenmarkt drin, da kenn ich einen Herrn aus der Stadt, er hat ein Landhaus in Alpenmarkt drin und war in meiner Hütten öfter über Nacht, wenn er auf die Alm hinauf ist. Das ist ein vermöglicher Mann, er handelt mit guten Steinen und reist herum damit, er kauft Holz von mir. Da führ ich s' hin und laß sie etwas weinen, daß ers untersucht, ob s' wirklich Diamanten weint, ob s' nicht etwa böhmische Steine weint, oder so Zeugs. Und wenns was wert ist, so machen wir einen kleinen Überschlag, und ich verkauf ihm das ganze Weib wegen ihren Tränen um ein Pauschquantum. So ist das arme Weib versorgt, kommt auf Reisen und hat das schönste Leben. Ich kann mir halt nicht helfen, ich find, daß ich ein edler Kerl bin, ich mag schon anstellen, was ich will. Wenn ich s' nur herauslocken könnt! ich
Du mußt! potz Himmeltausendsaprament, ich werd dich lernen raisonnieren, du alte Blendlaterne, den Augenblick spannst ein und gehst in den Garten hinaus und brockst ein Korb voll Äpfel ab. Für sich. So bring ich s' fort.
Jetzt weint die auch. Das ist ein völliger Klagbaum heut. Geh her. Trautel kehrt um. Was weinst denn? Schaut. Die weint keine Diamanten, höchstens weint s' mein Geld als Medizin. Gleichgültig. Geh, spann ein, so kommst mir aus den Augen. Trautel ab. Der Wagen wird etwas aus der Kulisse geschoben. Werden wir zu der Alten fensterlgehn. Er klopft an das Fenster der Hütte. Liebe Alte, komm heraus, ich muß dir was entdecken.
Mein, mein, ich war halt so im Zorn, ich bin gähzornig, das hat mich gereut, ich hab schon gweint deswegen, und möcht ich dirs vergelten. Drum komm heraus, wir trinken ein Glas Wein.
Ich traue deinen Worten nicht. Eh glaub ich, daß der Hai des Meeres Schutzherr wird, der Falke um die Taube freit, Hyänen um ein Menschenleben weinen, der Wolf aus Gram vergeht, weil er ein Lamm getötet hat: eh ich dirs glaub, daß du mich trösten willst.
Sie beißt nicht an. Ich werd ihr etwas Süßes auf die Angel schmieren. Zu Alzinde. Sei nicht so mißtrauisch, du hast ja selbst ein gutmütiges Gsicht. Du mußt einmal kurios schön gwesen sein, man sieht dirs noch ein wenig an, du hast noch recht verliebte Augenbrauen. Geh, komm herüber, liebe Alte, zu mein Weib, die hat eine schöne Hauben, die wird dir prächtig stehen.
Das muß kein Weibsbild sein, weil sie das nicht rührt. Werden wirs auf eine andre Art probieren. Laut. Schau, du tust ein gutes Werk, wenn du dir was Guts erweisen laßt. Ist ja deine Pflicht. Ich kann nicht ruhig schlafen sonst, ich mach mir solche Vorwürf in meinen Innern, daß ich dich so behandelt hab. Hält die Hände zusammen. Ich bitte dich, geh heraus, tu mich nicht so kränken, ich bin ja ein kranker Mann, ein alter, der nicht lang mehr leben wird. Weint.
Was hab ich in dein Geburtsort zu tun? In den Garten geh und Äpfel brock. Trautel geht. Heraus muß sie, und wenn ich's Haus anzünden sollt. Klopft an. Alte, gschwind machst auf, der Hans schickt herauf, er hat einen Arbeitszeug vergessen. Der Hund bellt. Pause. Sie Pocht stärker an. Obst du aufmachst, frag ich, oder nicht? ich schlag euch alle Fenster ein, ihr schlechtes Gsind. Er schlägt die Fenster ein, man hört den Hund drin stark bellen. Das Fenster hat ein eisernes Kreuz. Den Hund, den schlag ich tot. Bist still, du Teuxelsvieh! Er wirft mit einem Stein hinein.
Heraus gehst, sag ich, oder ich zünd 's Haus in allen Ecken an. Ich kenn mich nicht vor Zorn, au weh, mir wird nicht gut, ich armer Mann, wer hilft mir denn? Er sinkt in den Stuhl und löst sein Halstuch. Wasser, Wasser, mir wird übel. Ich stirb, wenn sich kein Mensch erbarmt. Oh, oh!
Götter, welch ein Mensch! Er liegt bewegungslos, – was soll ich tun, wenn er nun stirbt? so bin ich schuld, ich könnte ihn erretten – er ist ein böser Mensch zwar –aber doch ein Mensch, die Sonne scheint auf ihn, so wie auf mich, und fordert mich zu seiner Rettung auf, ich will der Tugend dieses kleine Opfer bringen. Öffnet die Hütte, bringt in einer Schale Wasser. Alter, Alter, hier ist Wasser.
So. Aufgepackt ist s'. Währenddem bellt der Spitz, der um Fenster heraus will, schrecklich durchs Gitter heraus. Gluthahn kommt zurück. Bist still, du Rabentier! Lustig, jetzt fahren wir auf den Küritag, Schatz. Geht ab. Hotto! Das ist ein Leben.
Was bellt denn der Hund so? Spektakel! dort fahrt ja mein Mann und hat ein alts Weib auf sein Wagen. Du gottloser Mensch! wann er nur nichts Schlechts vorhat! Wie er ausjagt, das geht nicht mit rechten Dingen Lauft mit Lament ab.
Fort von mir, verruchter Traum, der seine Schreckensbilder auch noch dem Erwachten zeigt! willst Hoanghu du ermorden? was klammerst du dich so an meine Phantasie? laß los! Reißt erzürnt das Schwert aus der Scheide und haut in die Luft. Du freche Truggestalt! Träume sendet uns die Sonne, darum glaub ich ihrem Wink. Götter, sendet mir ein Zeichen, ob euch dieser Traum gehört oder ob die giftge Spinne Moisasur ihn gewebt? Doch was brauch ich hier zu fragen in dem antwortslosen Wald, ich will meine Fragen stellen an die Überzeugung selbst. Es donnert. Ha, des Donners Warnungsstimme spricht, der Schreckenstraum ist wahr. Auf, ihr Krieger, reißt die Zelten nieder! Kündigt den Gehorsam auf dem Schlaf!
Ordne schnell dein ganzes Heer! Siehst du meines Reiches Grenze? Deutet in die Szene. Nach der Hauptstadt ziehen wir, denn ein Traum hat mir verkündet, meiner Gattin droht Gefahr. Schnell, wie ihr den Feind verfolget, so verfolget jetzt die Zeit. Eure Waffe ist die Eile, haut damit den Tag in Stücke, metzelt Stunden zu Minuten, daß in wenigen Sekunden ihr Alzindens Antlitz schaut. Darum zeigte uns der Morgen rotgeweinte Augenlider, netzt' die Erd mit blutgem Tau, seine Tränen flossen um mein Weib. Brechet auf, und welcher Bote mir den Flug des Pfeils beschämt, wer am Tore meiner Hauptstadt mit der Nachricht von Alzindens Leben freudig mir entgegeneilt, dem laß einen Turm ich bauen in des Reiches schönstem Teil, und was von seinen goldnen Zinnen überschaut sein gierig Auge, schenk ich ihm als Eigentum.
Laß mich los, du entsetzliches Weib! Tritt auf. Was willst du denn von mir, du Drachenzahn? ich muß ja laufen, daß die Sohlen brennen.
Du kommst mir von der Stelle nicht, bis du mir sagst, was du für ein Geheimnis mit dir trägst, du bist ein falscher Mann. Du entlaufst dem Heer und deinem Weib. Du hast etwas angestellt. Boshaft. So sag mirs doch.
O Götter, leiht mir einen Pfeil, daß ich ihre Sucht umbringe, mich zu halten! Sonne, brenn ihr beide Arme ab! Ich muß ja fort, es ist ein Preis gesetzt, wer unserem König Nachricht bringt, ob seine Gattin lebt.
Der Satan wacht in dir. Da komm ich eh von Kniet nieder, sie läßt das Kleid los und hält ihn an den Händen. Sie knien einander gegenüber. Liebe Ossa, laß mich los!
Ich komm nicht auf mit ihr und nicht davon. Da bring ich eher einen Elefanten durch ein Nadelöhr als dieses Weib zu ihrer Pflicht. O meine Aussichten! was hätt ich auf dem Turm für schönes Land gesehn, jetzt seh ich nichts als dieses häßliche Gesicht. Doch wart, du sollst mich kennenlernen! Nimm dich zusammen, Carambuco! Fort mit dir, du Drachenweib! Er schleudert sie mit Gewalt von sich, so daß sie über den Grenzstein fliegt und in einer drohenden Stellung gegen ihn auf die Erde fällt. Sie wird in dieser Attitüde zu einem grauen Stein als ausgehauene Figur. Was ist das? Bin ich versteinert, oder ists mein Weib? Diesmal ist sies. Götter, was habt ihr für Wunder getan, dieses Weib zum Schweigen zu bringen! Da gehört etwas dazu. Springt vor Freude. Götter, die Freud, mein Weib ist von Stein, von Stein! Ha! Jetzt hab ich Mut, jetzt schmäl ich sie recht. Du Hydra, du Drache, du indische Mumie! Freudig. Sie kann mir nichts sagen, o glückliche Ehe, jetzt freuts mich erst, daß ich verheuratet bin. So rede, wenn du dich traust, schlag, wenn du kannst. Beiß, beiß! Springt. Ihr Götter, ich dank euch, sie kann nimmer beißen. O du steinerne Bosheit, wie bist du so gutmütig jetzt. Wenn doch jeder Er stellt sich zum Laufen an.
Bitt um Vergebung, da spiel ich den Krebs. Geht rückwärts. Also der Boden versteinert? da scheid ich von ihm. Doch was seh ich, was fällt mir jetzt ein, mein ganzes Vermögen, was ich erspart und gestohlen, alles ist hin, sie hat alles im Sack und im Bündel da drin. Alles ist Stein, Weib und Vermögen, alles versteinert, ich hab alles verloren, und bin doch ein steinreicher Mann.
Bei der ewgen Sonne, bleib zurück! Ein einzger Schritt bringt Tod. Sieh hier mein marmorverblichenes Weib, dieser Boden lithographiert. Wer ihn betritt, den gibt er als Steinabdruck heraus. Laß dein ganzes Heer einziehen, und du wirst jeden Krieger durch ein Monument verewigen.
Zurück, du Mörder, der durch Warnung tötet. Diese Grenze schließt Alzindens Unglück ein, ohne sie kann ich nicht glücklich sein, und jedes Schicksal will ich mit ihr teilen. Nicht außer diesem Reiche steht mein Leben, es ist in ihm, in ihr, ich trag es nicht hinüber, kann es nimmer retten, weils mit ihr vergeht. Weg mit der Schale, wenn der Kern verloren ist. Ist Alzindens Herz versteinert, ists doch meines nicht und sucht ihr Grab. Mein ist dies Reich, und wenns mit Unglück kämpft, so darf der König auch nicht fehlen. Folg, wer will! Will über die Grenze.
Ich bin die Tugend, deiner Gattin, deines Landes Schutzgeist. Deine Gattin hat in deinem Reich mir einen Tempel auferbaut. Drum hat Moisasur sie verflucht, wie sie dein Traum gemalt, so lang, bis die Unmöglichkeit erfüllt, die zur Bedingung er gesetzt.
Alles kann die Gottheit wenden. Und zum Werkzeug hat sie dich ersehen. Die höchste Probe hast du diesen Augenblick bestanden. Du kannst Reich und Gattin retten, weil du dein Leben unter deine Liebe stellst. Verwandlung. Wolkenhain. Die Statue der Tugend, vor ihr ihr Opferaltar. Die Geister der Tugend in Gruppen. Im Hintergrunde eine große diamantne Sonne. Schwöre hier am Weihaltar der Tugend auf ihrer Lilie heilgen Kelch, daß du ihr jedes Opfer bringest, wenn sie es gebeut.
Ich schwörs, und wenn ich breche diesen Eid, so soll die Quelle meinem Durst versiegen, der Baum die Früchte selbst verzehren, so will ich König sein in menschenleerer Wüste, will schlaflos mich im heißen Sande wälzen, und wenn mein Leib an solcher Glut vergeht, soll die Sonne meinen Geist aus ihrem Reich verbannen und Moisasur ihn an seine Ferse heften!
Ich habe euch rufen lassen, um euch zu warnen. Der gnädge Herr ist nicht auf einige Tage aus der Stadt herausgefahren, er wird dies Jahr drei Monate in seinem Landhaus hier verweilen, darum nehmt euch zusammen, stoßt eure Bequemlichkeit in die Rippen, seid flink, damit er sieht, daß ich auf Ordnung halte als Inspektor. Wenn er fort ist, kann ich euch manchmal durch die Finger sehen, doch so lang er hier ist, muß ich euch auf die Finger klopfen. Habt ihr mich verstanden?
So schreit nicht so und packt euch fort an eure Arbeit, und wenn der gnädge Herr euch fragt, wie man im Hause hier mit meiner Anordnung zufrieden ist, so antwortet als treue Diener Wahrheit und sagt, was ich seit vierzehn Tagen jedem eingelernt: Unser Herr Inspektor ist ein Engel. Dies merket euch, geht eures Wegs und bleibt fein dabei stehn.
Für mich gibts nichts Bequemers auf der Welt als das Befehlen. Fast jeder hat Talent dazu, der Mensch ist ein geborner Kommandant, am besten seh ich das bei meiner Frau. Ich für meinen Teil, wenn ich nicht Inspektor wäre, ich würde mir wenigstens einen Jagdhund halten, damit ich zu ihm sagen könnte – Es wird geklopft. Herein!
Euer Gstreng verzeihen, ich möcht – Zu Alzinde. So geh herein, mein liebe Alte, laß dich nicht so ziehen, es nutzt dir nichts. Er zieht Alzinden herein.
Sein Euer Gstreng nicht gar so ungnädig, ich bin der alte Gluthahn von der Windalm hint, ich möcht gern mit den gnädigen Herrn von Haus reden, er kennt mich schon, ich bin sein Holzlieferant, und wenn er unser Alm besteigt, so bleibt er bei mir über Nacht.
In solchem Aufzug laß ich niemand vor. Was hast du mit dem Weib da, was drückst du ihr die Hände so zusammen?
Nichts von dir, gar nichts, Freund, ich habe dich verkannt. Setzt sich in einen Stuhl und seufzt tief. Ach! Und verhüllt ihr Antlitz.
Er wird gleich kommen. Euer Gstreng haben halt ein kaltes Gemüt, ich sehs schon, ich werd Euer Gstreng morgen ein sechs Stoß harts Holz hereinführen. Das gibt ein rechte Glut, da taut der Mensch schon auf. Euer Gstreng, mir scheint, ich höre ihn reden drin, auf die Letzt ist er doch zu Haus.
Das ist nicht möglich. Geht an die Tür und sieht hinein. Meiner Seel, er ist zu Haus! wie man sich irren kann. Ich will jetzt für Ihn sprechen. Doch daß Er sich nicht untersteht und schickt mir einen Splitter Holz, ich laß mich nicht bestechen. Wenn Er es morgen bringen will, so laß er sich den Keller zeigen und leg Er es hinein, mich gehts nichts an, ich will nichts davon wissen. Abgehend. Das ging' mir ab, das wär nicht schlecht. Ab.
Ah, ist ein Ehrenmann der Herr Hänfling, er meld kein Menschen an, aber so sechs tüchtige Stöße, die Zu Alzinde. Nu, was machst denn, du mein altes Kapital? Beiseite. Wenn ich s' nur zum weinen bringen könnt.
So sei nur nicht so kindisch, liebe Alte, du verkennst mein Herz, ich meins ja gut mit dir, du kriegst das schönste Leben. Sei still – der gnädge Herr.
I du lieber Himmel, mein Herz! Euer Gnaden wissens ja, wir leben wie die Kinder. Ich gib ja acht auf sie wie auf mein Augapfel, was braucht, das hat s', ich opfer mich ganz auf für sie.
Das ist ein eignes Weib, Euer Gnaden, kein solches hat noch gar nicht gelebt. Zu Alzinde. Geh, setz dich nieder, liebe Alte! Führt sie zu einem Stuhl. Dann heimlich zu Rossi. Die möcht ich gern Euer Gnaden verkaufen.
Die ist gscheidter als eine Junge. Wenn eine Junge weint, so braucht sie ja was, und wenn die Alte weint, so bringt s' noch was. Das alte Weib weint Diamanten.
Versteht sich, in mein Sack. Euer Gnaden werdens gleich sehen. Ich laß jetzt Prob weinen, an der Stell. Euer Gnaden rechnen aus, was die ganze Weinerei unter
Bist still du – Faßt sich plötzlich. Setz dich nieder, liebe Alte! Zu Rossi. Mein, sie ist verrückt, sie weiß gar nicht, was sie redt. Das macht Euer Gnaden nichts, wenn s' auch dumm redt, wenn s' nur gscheidt weint.
Ich muß klar sehen in der Sache. Lauf. Gut, überzeuge mich von deinen Worten, wir wollen sehen, was zu machen ist.
Euer Gnaden kaufen s' also? Holla jetzt gehts recht. Jetzt nimm dich zusammen, Alte, wein, was Zeug hält.
Nu das will ich hoffen, das ist ihr schönste Unterhaltung. Nicht wahr, mein liebe Alte, gelt, du weinst uns schon ein Stückl? Kriegst hernach einen Zucker, nicht wahr, Euer Gnaden? ein Zucker kriegt s'. Heimlich zu Rossi. Auf den Zucker geht s' wie ein Kanari.
Gemeiner Sklav, auf den die Sonne mit Verachtung schaut und dessen Anblick mein Gefühl empört! Wie hoffest du ein Aug zu finden in der Welt, das sich mit Tränen für dich füllt? für dich darf keine Träne fließen, selbst an deinem Sarge nicht, denn die Götter sind gerecht.
Jetzt frag ich dich zum letztenmal, ob du weinst? Beiseite. Wenn ich sie nur recht kränken könnt! Laut. Da schauen s' Euer Gnaden nur an wie s' da steht, so eine miserabliche Figur. Die rote Nase und die hunderttausend Falten, als wenn s' für jede Sund ein Strichel hätt im Gsicht. Und Augen hat s' als wie ein Katz, pfui Teuxel! hahaha! ich tat mich schämen. Leise zu Rossi. Helfen Euer Gnaden ein wenig mit, machen wir sie marb, damit sie uns weint.
Komm her, es lohnt die Müh, dich näher zu betrachten. Sag mir, bist du denn wirklich ein Geschöpf, gebaut in deinem Innern wie der edle Mensch? O Sonne! sende deinen Blitz und spalte diese Felsenbrust, damit mein Blick zu seinem Herzen kann gelangen, ob es die Form hat eines menschlichen? Götter, stärket meinen Geist, damit ich mich an Eurem Werke nicht versündige und diese Menschen hier für redende Hyänen halte.
Das ist ein schreckliches Weib, ich komm halt nicht zum Zweck. Wenn du jetzt nicht weinst, so nimm ich dich mit fort und sperr dich ein, so lang du lebst. Siehst du meinen Zorn? schau her, er brennt, Wasser brauch ich, lösch, lösch, mit zwei Tropfen kannst dich retten. Nicht? – So komm mit mir, in tiefsten Keller wirf ich dich hinunter, kein Sonn soll auf dich scheinen mehr. Er will sie fortziehen.
Laß sie los, du Schurke! Springt an den Glockenzug und reißt heftig an, man hört stark läuten. Zwei Bediente springen augenblicklich herein. Rossi sagt einem heftig etwas ins Ohr, worauf
der Bediente schnell abläuft. Stark. Augenblicklich, hörst du, schnell!
Sonne, wenn in diesem Augenblick du deinen Donner schmettern willst auf dies verräterische Haupt, so rufe ihn zurück und lasse meine Stimme dafür gelten, damit du sie auf deinem Throne hörst. Straf nicht durch Tod, vielleicht ist er noch zu bekehren. Durch Reichtum strafe.
Heil dem ewgen Himmelslichte,
Heil dem unnennbaren Geist,
Heil, Heil, Heil!
Niedersteig ich zu Alzindens Rettung in dies lichtberaubte Reich und begrüß zum erstenmal das schaurige Gestade dieses unermeßnen Meers, Vergänglichkeit genannt. Sag an, du fleißiger Geselle: Was schaufelst du dort auf und senkst es in den Grund des Meers?
Wir haben einen harten Herrn, der niemals freundlich blickt. Doch sind wir fröhlich, herzensfroh. Lustig, Kinder, auf die Welt! es leb die Pest, es leb der Krieg!
Zieh hin, du grauser Bienenschwarm, bring Lebenshonig heim, ich suche deinen Weisel auf. Er schlägt dreimal mit der Lilie an das Tor, bei jedem Schlag ertönt es mächtig von innen, indem man auf eine aufgehängte Metallplatte schlägt. Heraus aus deinem finstern Haus, du Schreckensfürst, der du Vernichtung in dem Wappen führst!
Siehst du über jenem Zackenfels, der dunklen Grenze deines Moderreichs, die ewge Morgenröt erglühen? Dort ist der Tugend Vaterland, der Thron des großen Geists, und ich ein Bürger seines Staats.
Aus dem hohen Wunderland
Bin ich zu dir hergesandt,
Du sollst von Moisasurs Bann
Indiens Herrscherin befrein.
Nur in deinen Armen kann
Sich ihr Lebensglück erneun.
Das ist ein ganz besondrer Vorfall, den Gluthahn kenn ich schon, das ist der abgefeimtste Schurke, den ich je gesehn. Da muß man rasch verfahren.
Den Steinbrecher und sein Weib! Gerichtsdiener ab. Das sind zwei herzensgute Leute und so gewissenhaft wie eine Waage, ihrer Aussage kann ich vollkommen glauben.
Jetzt komm Er her, mein lieber Hans, und gebe Er genau und umständlich zu Protokoll, wie sich die ganze Sache zugetragen hat. Zum Aktuar. Setzen Sie ihre Feder in Bewegung.
Sehr wohl, Euer Gnaden Herr Amtmann. Sehen Euer Gnaden Herr Amtmann: Mein liebs Weiberl da will nicht gern aufstehn in der Früh. Da hab ich denn heut morgens zu ihr gsagt: Liebe Mirzel, steh doch auf, wir müssen den Herrn Amtmann die Steuer nach Alpenmarkt tragen. Da sagt sie ja und kehrt sich nochmal um –
Euer Gnaden Herr Amtmann verzeihen, daß ich so mitten ins Protokoll hineinfall, aber was mein Mann zusammenredt, das begreift kein Mensch, viel weniger der Herr Amtmann, mit Respekt zu sagen. Die Sach war so. Wie wir heut morgen den Herrn Amtmann unsere Steuer bezahlt haben, sind wir auf unser Alm zurück und haben das alte Weib bei unserer Hütten liegen gfunden. Ganz betrübt und scheu, weil s' der Gluthahn fortgjagt hat. Endlich haben wir s' getröstet, und sie hat uns erzählt, sie wär eine verwunschene Fürstin aus – du, wie heißt das Land?
Du nimmst dich um was an und weißt am Ende gar nichts. Aus Indien, hat s' gsagt. Dort hat s', glaub ich, einen Gemahl und hat ein Volk. Drauf hat s' uns gebeten, wir möchten sie bei uns behalten und ernähren, sie will uns etwas dafür weinen. Und wie mein Weib so eine schöne Schilderung von mir gmacht hat, hat sie sich an ihren Herrn erinnert und hat diamantene Tränen in mein Hut hineingweint.
Drauf haben wir das alte Mutterl in unser Hütten gsperrt und sind in den Steinbruch hinaus. Doch in einer halben Stund kommt den Gluthahn sein Weib halbtot und lamentiert, daß ihr Mann mit einem alten Weib auf den Wagen über Stock und Stein davongfahren ist, und wir möchten nur nach laufen und schauen, was er denn macht, denn ein Kohlbauer war ihm auf der Alpenmarktstraßen begegnet, und wie sie so lamentiert, so wird ihr nicht gut, sie fällt uns in Arm und stirbt, das arme Weib.
Dann haben wir s' zum Bader ins Dorf hinuntertragen, und der hat ihr den Puls gegriffen und hat gsagt, ein Schlag hat s' getroffen.
Nu, dann sind wir auf der Straßen fortglaufen, bis wir in Alpenmarkt bei einen Haus den Gluthahn sein Leiterwagen stehn haben sehen, und da haben wir ein Herrn gfragt, der die Pferd ghalten hat, ob der Gluthahn bald kommt, so sagt der: er kommt gleich, er ist in Arrest. Dann sind wir zum Herrn Amtmann hergegangen, und das ist die ganze Gschicht.
Woher hast du das Weib, das du Herrn von Rossi verkaufen wolltest? Wenn du lügst, wirst du gezüchtigt.
Das ist Unwahrheit, ich selbst bin Zeuge, wie das Weib dir sagte, du hättest sie geraubt, gebunden und zu mir geschleppt.
Mein, mein, Euer Gnaden, wie man halt das nimmt, mit ein jeden Weibsbild ists eine Schlepperei, weils nicht so gschwind kann gehn als wie ein Mann. Und das ganze Weib kann gegen mich nicht zeugen, die ghört in Narrenturm und nicht vors Gricht, ah, so viel kenn ich schon, Euer Gnaden, wenn ich auch kein Juri hab und kein Just nicht.
Nein, halten Euer Gnaden, ich hab ja nicht glogen, sie war in der Hütten, aber die Hütten steht ja im Wald, so hab ich s' ja gfunden im Wald.
Wart, du abgefeimter Schurke. Du hast sie also aus der Hütte geraubt, auf den Wagen gebunden und hiehergeführt?
Euer Gnaden, da brächet ja mein Herz, ich hab s' nur auf den Wagen hinaufghoben, weil s' alls zu schwach war, das arme Weib, mir hat s' erbarmt, aber bunden hab ich s' nicht, ich werd doch nicht ein solcher Unmensch sein, da verdienet ich ja, daß mir Euer Gnaden einen hölzernen Haarzopfen anhängen ließen.
Ja, ja, der ists, den hab ich gsehen, gstrenger Herr Amtmann, ich hab ihm noch zugrufen, was er da macht? Er hat gsagt, wenn ich ihn verrat, so schlagt er mich tot. Darauf kann ich schwören.
Aber Euer Gnaden, Euer Gnaden, das ist a Verschwärzung, wie man s' nur von einen Kohlbauer erwarten kann. Losgebunden hab ich s', das ist wahr, aber gebunden hab ich s' nicht.
Sie hat sich selbst gebunden, Euer Gnaden, damit sie nicht herunterfallt, das arme Weib, ich hab ihr nur mein Halstuch gliehen dazu.
Aber du hast ihr doch hilfreiche Hand geleistet, denn selber konnte sie das nicht? Das hast du doch getan, nicht wahr?
Mein, Euer Gnaden, man unterstützt ja doch ein Menschen, wann er so was vorhat, und mein Herz, Euer Gnaden! Sie hat mir so erbarmt, gholfen hab ich ihr, aber gebunden hab ich s' nicht, das sag ich gleich, Euer Gnaden, das wär gfehlt, das weiß ich schon.
Du hast sie dem Herrn von Rossi verkaufen wollen, vielleicht billig, nicht wahr, du sagst ja, das ließ' schon dein Herz gar nie zu.
Ich hab ein einzigs Herz, ich hab das Weib versorgen wollen, Euer Gnaden, und hab ihm s' gebracht und hab nur um ein Trinkgeld beten, nicht wahr? mein lieber gnädiger Herr, Leise. helfen mir Euer Gnaden, ich schenk Ihnen mein schönsten Acker.
Du wagst es, mir so einen Antrag zu tun? Du Schurke! Hast du die Alte nicht in meiner Gegenwart mißhandelt? nicht mit mir abgehandelt und mir ihren Schmerz verkauft? Dich soll man so lange hauen, bis dir Diamanten vor den Augen flimmern.
So ist denn alles wider mich verschworen, wegen meiner gehs, wies will, ich sag jetzt nimmer nein, ich siehs, ein rechtschaffener Mann, wie ich bin, hat kein Glück.
Das ist ein Leichtsinn ohnegleichen, stirbt, und ist kein Mensch im Haus, jetzt tragen sie mir das ganze Geld davon.
Ein jeder Pfennig brennt auf ihrer Seel. Ich unglückselger Mensch, hätt ich nur mit kein alten Weib was angfangt. Ab.
Oh, spotte nicht des Alters! Achtung jedem Menschen, der mit Ehren trägt den Orden hoher Jahre, womit die Zeit die Mäßigkeit belohnt.
Warum verschonest du die Frage nicht, wenn du der Antwort Unwert kennst? Warum besprichst du mit dem Wahnsinn dich? Wirst du mir glauben, wenn ich dir entdecke, daß mich ein böser Geist mit einem Zauber hat belegt, der mir mein Reich verschließt und unter euch mich elend macht?
Sie klagt sich selbst der Zauberei an, diese Hexe. Kennst du diese beiden? Auf Hans und Mirzel deutend.
Meine Wohltäter, ob ich sie kenne, fragst du mich? Mir ist, als ob ich in Arabiens Wüste zwei fruchtbeladne Bäume fände, deren Schatten mich erquickend kühlt. Ihr guten Menschen, wüßtet ihr doch, was ich alles hab gelitten, seit man mich von euch gerissen hat.
Das ist ein sonderbares Weib. Hieher trete! Zeigt ihr die Diamanten, die auf einer Tasse liegen. Sag. Gehören diese Tränen deinen Augen, hast du sie geweint?
Wer gab Euch diese Wundertränen hier? Nein!
Nein, nein, dies wirst du nicht erleben, eh brenn ich diese Augen aus mit glühendem Stahl. Rühren soll die Träne, dazu hat die Sonne sie bestimmt, und könnt ich sie auf eure Herzen weinen auch, so fiele Stein auf Stein und bliebe wirkungslos.
Du brauchst sie schon, du heuchelst nur, wenn euer Geiz hier Tränen preßt aus der Bedrückten Auge, deren Wert nur in der Größe ihrer Wehmut liegt, oh, wie unendlich muß die Wollust sein, mit der ihr diamantne fallen seht!
Vergiß die Achtung nicht, die du mir schuldig bist. Sehr zornig, doch edel durchaus. Sie ist nicht wahnsinnig, der Satan spricht aus ihr. Zum letztenmal, hast du die Tränen hier geweint? Wenn du nichts antwortest, so werd ich anders dich behandeln.
Anders? Stolz. Vergiß dich nicht, du Sklave! denke, ich bin eine Königin! Sinkt in einen Stuhl, an dem sie steht. Ach, – Matt. ich war eine Königin! Du beweisest mir, daß ich es nicht mehr bin. Nicht länger will ich mich entweihen. Stark. Ja, ich habe sie geweint, ich schwör es bei der ewgen Sonne dir.
So beweisest du mir, daß du eine Hexe bist. Ins Gefängnis, fort, das Landgericht wird bald dein Urteil fällen, und vielleicht ist schon die nächste Sonne die dein Blick begrüßet, auch die letzte, die dir scheint. Verstehst du mich, verwegnes Weib?
Ha, seht den stolzen Pfau, wie er mit schönen Federn prahlet und wie so häßlich seine Stimme tönt. Leb wohl und glaube nicht, du hättest mich gerichtet, die Götter sinds, und du ein Werkzeug ihres großen Plans, darum vergeb ich dir, du übtest deine Pflicht, du hast mich nur verkannt. Und nun erlaube mir, daß ich zu diesen sprechen darf. Zu diesen, deren schlichtes Kleid ein Herz bedeckt, das sich die Tugend hat zum Heimatland erwählt. Wie soll ich euch, ihr Teuren, danken, daß ihr mich aufgenommen und getröstet habt, als mich die Grausamkeit von ihrer Schwelle stieß? O Sonne, deren Strahl beglücken kann! Tritt in ihre Mitte und nimmt sie beide an der Hand. wenn du vergelten willst, was ich erdulden muß, so vergilt an diesen hier. Schenke Frieden ihren Herzen und laß ihre Ehe glücklich sein, wie es die meine war – Bricht plötzlich ab, mit Schmerz. lebt wohl, ich bin bewegt, Leise. ich will bewegt sein, muß es sein, o ihr Götter, laßt mich weinen, Weint, leise. seht, es fließen meine Tränen, hascht sie heimlich auf, damit es jene nicht bemerken. Hans hält den Hut auf und Mirzel die Schürze. Im Vordergrund sind alle drei, damits der Amtmann nicht bemerkt, doch vermeide man allen Anstrich des Komischen. So – so – behaltet sie, verberget sie, und wenn ich nicht mehr bin, erinnert euch der unglücklichen Königin Alzind. Zu den Gerichtsdienern stolz. Nun folg ich ins Gefängnis euch.
Sie wird verbrannt, wie sies verdient. Zu Hans und Mirzel. Geht jetzt nach Hause und nehmt ein Beispiel euch an diesen unglückselgen Menschen hier.
Der Gluthahn ist ein schlechter Mensch, das haben wir lang schon gwußt, Herr Amtmann, aber was das Weib betrifft, verzeihen Euer Gnaden, das Weib ist gwiß
Und wenn s' verbrennt wird, lieber Gott, so laß nur regnen Tag und Nacht, damit sies sehen, daß du ihrn Tod nicht willst, und wenns doch gschehen soll, lieber Hans, so nehmen wir ihr Aschen und bauen s' in unsern Gartel an, da werden viel tausend schöne Blumen draus entstehn.
Ihr wackern Leute, nehmet dies Gold, ich gebe es euch, weil es mich innig freuet, daß ihr das alte Mütterchen bedauert, denn das muß ich auch.
Wir küssen d' Hand Euer Gnaden tausendmal, und Euer Gnaden Herrn Amtmann 's Kleid. Komm, Mirzel, geh, heut ist ein trüber Tag.
Ergebenen Dank, Herr Amtmann, heute bin ich zu bewegt, der Auftritt hat mich angegriffen, ich will die grüne Wiese suchen und den blauen Himmel, um ihn zu befragen, ob man, wie dieses Weib, so edel sein kann und so schuldig auch. Geht ab.
Will er mir das Mahl verbittern? Hätt ich denn nicht Recht geübt an diesem Weibe? Wenn ich darüber mein Bewußtsein spreche, sagt es mir, du hast noch nie verletzt des Richters noch des Menschen Pflicht und hast deinen Platz behauptet, auf den Bestimmung dich gestellt. Er fragt den Himmel, ich will alle Menschen fragen. Hier steht ein altes Weib, mit tätger Jugendkraft, das Haupt voll Eis, das Aug voll Glut, spricht wie ein Xenophon und gilt für wahnsinnig, ist eine Bettlerin und schwärmt von einer Krone, hat ein Gemüt wie Samt und Tränen hart wie Stein, beschwört die Sonne und verklagt die Hölle, und alles dies bestätigt durch vier unparteiische Zeugen, eigne Augen, eigne Ohren: nun setz ich Solon hin an meinen Platz, ob er nicht sprechen wird: »Dies Weib ist eine Hexe.« Philipp! trag Er auf. Geht ab.
Hier kerkert man mich ein, und zur Gefährtin gibt man mir die Finsternis. Seid mir gegrüßt, ihr Unglücksmauern, aufgebaut, um Elend zu betrachten! Du feuchter Boden, von den Reuezähren der Verbrecher naß! Sei mir gegrüßt, du melancholscher Ort, ich weihe dich zu meinem Prunksaal ein. Hier will ich meinen Gram mit düstern Bildern säugen, hier will ich herrschen über kriechendes Gewürm, von meinen Tränen will ich eine Krone flechten und denken, daß ich sei des Schmerzes Königin. Ich leb allein von allen meinen Lieben. Mein Volk ist tot, versteinert ists, und mein Gemahl – o mein Gemahl, der Erste stets an deines Heeres Spitze, betratest du den mörderischen Boden deines Reiches? – ja, auch er ist tot, alles tot, alles! Springt auf. So ists recht, Alzinde, so ists recht – denn herunter muß das Leben, wenn der Geist sich schwingen soll. Oh, wie stärkt ein rein Gewissen! Götter, fordert meinen Geist, jetzt bin ich dazu bereitet.
So kehre heim zu ihm. Reich mir deine Hand, Alzind. Ich bin kein Jüngling, der die Ewigkeit zum Liebesschwur mißbraucht. Sieh, unsere Locken sind sich gramverwandt, darum schenke mir die teuren Reste des Vertrauens, die dein Unglück dir gelassen hat. Sieh hin! Die Hälfte der Hinterwand bildet einen Kerkerbogen. Diese Wand geht auf, und man sieht durch den finstern Bogen eine kleine Insel von einem See umgeben, auf welcher ein indisches Monument steht mit dem blaß transparenten Namen Alzinde, von Zypressen umgeben, die Gegend ist vom Mondlicht hell bestrahlt. Der Kerker bleibt finster. Nach jenem Eiland führ ich dich, das kein lebendger Schiffer noch geschaut. Nichts wird dort deine süße Ruhe stören. Was immer dich auf dieser Welt betrübt, gekränkt, Verfolgung, Neid und Undank bleiben fern von dir. Dort leget unter einsamen Zypressen der Ruhm beschämt die goldnen Kränze ab. Der wutentbrannte Haß und alle Leidenschaften dieser Erde löschen ihre Fackeln schweigend aus. Irdsche Freuden werden dir nicht winken, doch milde Sterne werden dein verklärtes Haupt umglänzen, und der lichte Engel deiner reinen Tugend führet deinen Geist auf Himmelswolken zu dem Thron der ewgen Wonne hin.
Ja, ich verstehe dich, ich kenn dich nun, es sinket eine mächtge Stunde nieder und gebietet einer Königin. Du bist der Friedensengel, der den bösen Streit beendet, den der Mensch mit seinem Glück hier führt. Du bist das große Ziel, zu dem uns alle Wege führen.
Ich bin der kräftige Magnet, der alles Leben an sich zieht, wie du dich auszuweichen auch bemühst, es ist umsonst, denn könntest du durch tausend Sonnen wandeln, du trittst auf einen Pfad, und eh du es noch ahnst, gelangst du in mein Reich.
So nimm mich mit dir, guter Vater, an jenen Ort, wo ewge Freude herrscht, ich werde meinen Hoanghu dort sehn und alle meine teuern Lieben, die meinen herben Leiden sind vorausgeeilt. Komm, ich folge dir.
Fast erblinden meine Augen, da ich statt den goldnen Wolken, die ich erst mit dir durchsteuert, dieses Abgrunds Tiefe schaue. Und hier muß Alzinde schmachten?
Er ist ihre eigne Wahl, weil sie dich verloren wähnte. Suche, sie ihm abzuringen, schnell, es ist die höchste Zeit.
Sag, Alzinde, bist dus wirklich, denn ich kann dich nicht erkennen, sehe nur die Truggestalt, die mein Traum mir drohend wies.
Ja, ich bins, mein Hoanghu! Laß mich los, du grauer Riese, der sich jetzt dem Blick erst zeigt! Laß mich hin in seine Arme, nur dem Gatten schlägt mein Herz, warum hältst du mich umklammert, niemals werd ich deine Braut!
Nein, dies wendet den Vertrag. Du warst nur ein Rettungsmittel, meinen Gatten wollt ich suchen in den Himmelsräumen dort, doch ich hab ihn hier gefunden, nun gehör ich dieser Welt. Ha, wie sich der düstre Kerker jetzt mit holden Farben schmückt, wie das schaurige Gewölbe nun auf goldnen Säulen ruht, wie mir seine dunkle Kuppel hell erglänzt wie Chrysolith, und dies alles schafft Hoanghu, der wie eine zweite Sonne neu für mich die Welt bestrahlt. Und ich soll ein Leben lassen, erst geboren durch die Liebe, soll mit dir, du düstrer Alter, in dein
Armer, sinnverlorner Kämpfer, mit dem Tod drohst du dem Tode, durch mich selbst willst du mich morden? senk die Waffe, denn der leichtgewebten Luft kann sie keine Wunden schlagen.
O du stolzgesinnter Prahler, du bist dennoch meinesgleichen! Bist ein Feldherr, ausgesendet, um das Leben zu erobern, bist ein Held, der sein Panier hin auf Leichenhügel pflanzt und das grause Siegerhaupt sich mit Rosmarin bekränzt. Und so willst du an mir handeln, du des Undanks echter Sohn, willst ihr Leben mir versagen, eines schwachen Weibes Leben, und ich habe so viel tausend kräftge Männer dir geweiht?
Was war Indiens Schlachtfeld anders als dein blutger Opferherd? Warst du nicht in meinen Siegen stets das große Losungswort, das die Chöre der gefallnen Krieger wimmerten zu deinem Lob? Hat die blutbespritzte Fahne deinen Ruhm nicht stolz verkündet? Und die giftgen Pfeile, die wir rauchend aus dem Leib der Feinde rissen, daß mit offnem Munde dich unheilbare Wunden priesen? Sieh, so habe ich gehandelt an dir, undankbarer Geist, hab das rüstge Sein bestohlen und den Schatz dir zugesendet. Darum forder ich ihr Leben als mein rechtlich Eigentum.
Du hast nur dein Recht beschirmet. Dies gibt dir kein Recht an mich. Von dem Leben magst du fordern, Leben fordern darf nur ich.
Nun, so will ich mit dir handeln, Wuchrer, der so bittre Zinsen nimmt. Schenke mir Alzindens Leben, und ich will von meinem dir gern die beßre Hälfte geben.