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Stellt die Jagd ein, luftge Schützen!
Von den steilen Alpenspitzen
Steigt herab ins blumge Tal.
Zählt mit wilder Jägerfreude
Schnell die frischgefällte Beute
Hier im grünen Weidmannssaal.
Ach, das heiß ich gelaufen, wie pfeilschnell doch die Liebe macht! Sieht sich um. Hier ist mein teures Tal. Wie herrlich alles blüht, heut glänzt die Sonne doppelt schön, als wäre Festtag an dem Himmel und sie des Festes Königin. Ach, wie dank ich dir, du liebe Sonne, daß du mir meinen August bringst. Lischen, Lischen! Ruft in die Kulisse. Wo bleibst du denn? Wie ängstlich sie sich umsieht. Was hast du denn?
Aber Sie unglückseliges Fräulein, wie können Sie sich denn heute in
Nun, das tat ich ja. Hier erwart ich mei nen August. Sein letzter Brief nennt mir den heutgen Morgen. Hier schieden wir in Gegenwart meiner Mutter vor drei Jahren mit betrübtem Herzen voneinander. Du weißt, daß mein Vater schon damals gegen unsere Liebe war, obwohl Augusts Onkel starb und ihm einiges Vermögen hinterließ, schlug er ihm doch meine Hand ab, geriet in den heftigsten Zorn und warf ihm Talentlosigkeit in seiner Malerkunst vor. August, auf das bitterste gekränkt, beschloß, nach Italien zu reisen, um seinen Kummer zu zerstreuen und sich an den großen Mustern zu bilden. Hier schwor er mir ewge Treue, meine gute Mutter versprach uns ihren Beistand, doch du weißt, wie es um meinen armen Vater steht. Hier haben wir uns getrennt, hier gelobten wir uns wieder in die Arme zu stürzen. Nach seinen Briefen hat er große Fortschritte in seiner Kunst gemacht.
Was Italien, was Kunst, was helfen mir alle Maler von ganz Italien und Australien! In diesen Bergen haust der Alpenkönig. Und wenn uns der erblickt, so sind wir verloren.
Aber die Schönheit kanns kosten, und der Verlust der Schönheit geht uns Mädchen an den Hals. Und wie innig ist die Schönheit mit dem Hals verbunden, wer halst uns denn, wenn wir nicht schön mehr sind? Wissen Sie denn nicht, daß jedes Mädchen, das den Alpenkönig erblickt, in dem Augenblick um vierzig Jahre älter wird? Ja sehen Sie mich nur an, keine Minute wird herabgehandelt. Vierzig Jahre, und unsere jetzigen auch noch dazu, da wird
Aber wer hat dir denn solche Märchen aufgebunden? Beinahe könnt ich selbst in Angst geraten. Es gibt gar keinen Alpenkönig.
Nicht? Nun gut – bald werd ich Sie wie meine Großmutter verehren. Folgen Sie mir, oder ich laufe allein davon.
So bleib nur, mein August wird bald hier sein, die Sonne steht schon hoch, du mußt mir Toilette machen helfen, der Wind hat meine Locken ganz zerrüttet. Du hast doch den kleinen Spiegel mitgenommen wie ich dir befahl?
So. Setzt sich auf den Baumstamm und öffnet ihre Locken. Lischen steht mit dem Spiegel vor ihr. Halt ihn nur! Weißt du, Lischen, ich muß mich doch ein wenig zusammenputzen, er kömmt aus Italien, und die Frauenzimmer sollen dort sehr schön sein.
Hahaha, warum nicht gar! Ich kenne in der Welt nur ein schönes Frauenzimmer. Sie werden mich verstehen, Fräulein.
Ach ums Himmels willen, nennen Sie doch den abscheulichen Alpenfürsten nicht – Erschrickt. es rauscht ja etwas im Gebüsche, Himmel, ich laß den Spiegel fallen.
Ein Auerhahn fliegt aus dem Gebüsche auf. Sie schreit. Ach der Alpenkönig!
Lischen, Lischen, was schreist du denn, es ist ja nur ein Vogel. Ach du lieber Himmel, sie hat ja den Spiegel mitgenommen, die läuft ganz sicher nach Hause. Lischen, so höre doch! Entsetzlich, meine Locken, wenn jetzt August kömmt und mich so erblickt. Das überleb ich nicht. Ach du lieber Himmel, wie hätt ich mir das vorstellen können, das ist doch das größte Unglück, das einem Menschen begegnen kann. Besinnt sich. Aber pfui, Malchen, was ist das für eine Eitelkeit, August wird dich doch nicht deiner Locken wegen lieben? Ärgerlich. Aber die Locken tragen dazu bei, wenn die Männer nun einmal so sind, was kann denn ich dafür? Und warum heißen sie denn Locken, wenn sie nicht bestimmt wären, die Männer anzulocken? Sieht in die Szene. Ach, dort eilt er schon den Hügel herauf. O welche Freude, Hüpft. welche Freude! Plötzlich stille. Wenn nur die fatalen Locken nicht wären! Ich will mich hinter den Rosenbusch verstecken, vielleicht bring ich sie doch ein wenig zurechte. Verbirgt sich hinter das Rosengebüsche.
Seid mir gegrüßt, ihr heimatlichen Berge! O Erinnerung, wie nah trittst du an mich und reichst mir einen schönen Kranz, geflochten aus vergangnen Freuden. Und doch muß ich bei all dem Schönen hier das Schönste noch vermissen, bei all dem Lieben fehlt mein Liebstes mir. Wo bist du, teures Malchen? Warum erwartest du mich nicht? Sollte sie meinen Brief nicht empfangen haben? Ist sie krank? Vielleicht kann sie so früh vom Haus nicht fort. Sie kömmt gewiß. Ich will indes die Gegend zeichnen hier, die sie so liebt, und zum Geschenk ihrs bieten, wenn sie naht. Er setzt sich auf den Baumstamm und zeichnet. Wie herrlich dort die Alpe glänzt im Sonnenstrahl, die heitre Luft, und hier – der dunkle Fels, der üppge Rosenstrauch – nur eins gefällt mir nicht, die bleichen Rosen machen sich nicht gut, ich wüßte schönere, die auf ihren Wangen blühn. Wär nur Malchen hier, sie sagte mir gewiß, was ich für Farben wählen soll.
Liebes, schönes, gutes Malchen – Plötzlich scherzhaft. böses Malchen, warum hast du mich auch nur einen Augenblick geneckt?
Gott bewahre, räche dich nur. Böse Leute sagen, die Rache sei süß, und auf diese Weise möcht ich es beinahe glauben.
Gutes Malchen! Wie glücklich fühl ich mich, dich wieder zu sehen, nichts soll uns trennen als der Tod –
Und mein Vater, August, der ist noch weit über den Tod. Wenn der gute Vater nur nicht gar so böse auf mich wäre!
Sorge nicht, Malchen, wenn er die Fortschritte meiner Kunst erfahren wird, wenn er sich von der Beständigkeit meiner Liebe überzeugt, so kann uns seine Einwilligung nicht entgehen. Ich will noch heute zu ihm.
Ach, das ist vergebens. Mein Vater spricht niemand außer seiner Familie, nur selten die Dienerschaft. Er ist zum Menschenfeind geworden.
Er besitzt beides. Doch du weißt, daß mein Vater, als er in der Stadt noch den ausgebreiteten Buchhandel hatte, um große Summen betrogen wurde, die er aus Gutmütigkeit an falsche Freunde verlieh. Undank und Niederträchtigkeit brachten ihn zu dem Entschluß, seinen Buchhandel aufzugeben, die Stadt zu fliehen und sich auf seinem gegenwärtigen Landsitz vor der Zudringlichkeit ähnlicher Menschen zu verbergen. Hier liest er nun unaufhörlich philosophische Bücher, die ihm den Kopf verrücken. Sein Mißtrauen hat keine Grenzen. Er hat die unglückliche Weise, gegen jeden Menschen so aufzufahren, daß er die gleichgültigsten Dinge mit einer Art von Wut verlangt. Niemand, selbst die Mutter, kann um ihn weilen. Alles flieht und fürchtet ihn, und darum hat er jeden im Verdacht der Untreue und gönnt doch keinem eine Verteidigung. Sein Menschenhaß steigt mit jedem Tage, und Deinen Namen dürfen wir gar nicht aussprechen, er weiß, daß meine Mutter unsre Liebe billiget, und haßt sie darum bis in den Tod.
O grausames Schicksal, warum vernichtest du all meine glücklichen Träume wieder? Also kann ich dich nie besitzen, Malchen?
Wenn ich nur ein Mittel wüßte, dich zu erringen! Wär ich frei wie jener Vogel, der sich so fröhlich in der blauen Luft dort wiegt, ich zöge mit dir durch die ganze Welt. Glückliches beneidenswertes Tier! Wer darf dir deine Freiheit rauben? Astragalus schießt den Vogel aus der Luft. Man sieht ihn aber nicht fallen. Malchen erschrickt. Ha!
Da müssen Steine sich erbarmen selbst. Hab Mitleid, Fels, und öffne schnell dein Herz! Er stoßt mit dem Kolben des Gewehrs an den Fels. Der Fels öffnet sich, man sieht einen kleinen Wasserfall, der über Rosen sprudelt, an dem zwei Genien lauschen, sie fangen mit goldnen Muscheln Wasser aus der Quelle und besprengen Malchen damit. Erwache, Törin, die sich Flügel wünscht und so die Erde höhnt!
Ach, wie kann mir sein! Ich habe den Alpenkönig erblickt. Jetzt bin ich gewiß um vierzig Jahre älter geworden. Erkennst du mich noch, August?
Ach, Falten habe ich, lieber August, viele tausend Falten. Ich muß entsetzlich aussehen. Sieh mich nur nicht an!
Ach du lieber Himmel, wie danke ich dir! Nein, eine solche Angst hab ich in meinem Leben noch nicht ausgestanden!
Wir wollen seinem Worte glauben. Und obwohl ich seine Existenz für ein Märchen hielt, muß ich sie für wahr erkennen, wenn ich nicht ungerecht gegen meine Sinne handeln will.
Komm, wir wollen meiner Mutter alles erzählen, ich werde schon sehen, daß du mit ihr sprechen kannst. Laß uns vertrauen auf den Alpenkönig. Er scheint nicht bös zu sein, ich hab ihm auch dreist ins Auge geblickt, und es hat mir nicht geschadet, nicht wahr, lieber August? Ich bin um gar nichts älter geworden?
Um eine Stunde nur? Ihm sanft ins Auge blickend. Nun, eine Stunde kann ich schon verschmerzen, – und es war eine glückliche, denn ich habe sie mit dir verlebt.
Euer Gnaden sind so gütig,
Doch wir haltens nimmer aus.
Unser Herr ist gar zu wütig,
Und das treibt uns aus dem Haus.
Niemand kann bei ihm bestehn,
Und wir wollen alle gehn.
Seid nur ruhig, liebe Leute, verseht euren Dienst, nur kurze Zeit noch, es wird sich vielleicht bald alles ändern.
Ei, was nutzt denn das, Euer Gnaden, er solls wissen, wir könnens nicht mehr länger aushalten mit ihm, wir tun unser Schuldigkeit, und er kann uns nicht leiden.
Es wird sich alles ändern, ich habe an meinen Bruder nach Venedig geschrieben, ihm meines Mannes Seelenkrankheit und ihre üblen Folgen vorgestellt, er wird vielleicht noch heute ankommen, um alles zu versuchen, seinen Menschenhaß zu heilen – oder mich von meinem armen Mann zu trennen.
Na, das ist die höchste Zeit, Euer Gnaden schauen sich ja gar nimmer gleich. Drei Weiber hat er schon umbracht, er ist ja ein völliger blauer Bart.
Diese gemeinen Äußerungen hören zu müssen! Habakuk, ist mein Mann auf seinem Zimmer? Ist Malchen schon zu Hause?
Der gnädige Herr ist schon wieder im Gartenzimmer, er hat sich selbst seinen Schreibtisch und seinen Stuhl hinübergetragen und geht mit sieben Ellen langen Schritten auf und ab. Ich versichere Euer Gnaden, ich war zwei Jahr in Paris, aber ein solcher Herr ist mir nicht vorgekommen.
Nu da habe wirs, jetzt trau ich mich nicht in den Garte hinaus, er hat den Schlüssel von der Hofgartetür abgezogen. – Ich kann nicht koche –
Ja wer traut sich denn hinein? Wenn der Herr drinne ist? Da geh ich ja eher zu einem Leopard in die Falle. Er jagt ja alles hinaus. Wenn er in die Kuchel kommt, so wärs notwendig, ich schliefet unter den Herd.
Oh, da ist er noch in seinem besten Humor, aber neulich nimmt er seine goldene Uhr, ich glaub, er macht mir ein Präsent, derweil wirft er mir s' an den Kopf. Hochdeutsch. Ja, das sind halt Berührungen, in die man nicht gern mit seiner Herrschaft kommt, ich war zwei Jahr in Paris, aber das hab ich nicht erlebt. Zu was brauch ich zwei Uhren, ich hab meine Uhr im Kopf, aber am Kopf brauch ich keine.
Also wollt ihr eure Frau, die euch immer so menschenfreundlich gewogen war, so plötzlich verlassen, da ihr doch seht, daß sowohl ich als meine Tochter eine gleiche Behandlung zu erdulden haben? Ich kann euch nicht fortlassen, weil zwischen heut und morgen mein Bruder ankömmt, der vieles über meinen Mann vermag. So lange müßt ihr die Launen eures Herrn noch ertragen.
Nun, so nehmt dieses kleine Geschenk Sie gibt jedem einige Silberstücke. und stärkt eure Geduld damit, vielleicht geht es doch.
Euer Gnaden sind halt eine gscheide Frau. Ich sag immer, Euer Gnaden sind einmal ein Kutscher gwesen, weil Euer Gnaden so gut wissen, daß man einen Wagen schmieren muß, wann er fahren soll.
Ich versichere Euer Gnaden, ich war zwei Jahr in Paris, aber ein Herz, wie Euer Gnaden zu haben belieben, das ist wirklich, wie man auf französisch sagt, nouveau!
Von allen dem weiß ich keine Silbe, gnädige Frau, ich weiß gar nichts, als daß der Mädchen verfolgende Alpenkönig eine Jagd gegeben hat, daß mich an dem Ort des Rendezvous eine Angst befallen hat und daß ich über Hals und Kopf zurückgelaufen bin.
Aber wie kann Sie sich unterstehen, meine Tochter allein zu lassen? Sie leichtsinnige Person, der ich mein Kind anvertraut habe! Ich muß nur gleich Leute hinaussenden. Wenn ihr ein Unglück widerführe! O Himmel, was bin ich für ein gequältes Geschöpf!
Nein, das ist nicht zum Aushalten, das Haus ist ja eine wahre Folterbank. Wie man nur die Dienstleute so herabsetzen kann?
Es ist aber auch ein Volk. Ich bin ein Bedienter, aber wenn ich mein eigner Herr wär, ich jaget mich selber fort.
Ich bin kein Menschenfeind, aber ich habe einen Stubenmädelhaß. Was mir diese Person zuwider ist, bloß weil sies nicht glauben will, daß ich in Paris gewesen bin. Boshaft. Gschieht Ihr schon recht, Mamsell Liserl!
O Er erbärmlicher Wicht! Er verdient gar nicht, daß sich ein Stubenmädchen von meiner Qualität mit Ihm unter einem Dache befindet.
Oh, prahlen Sie nicht so mit Ihrer Stubenmädelschaft, Sie haben auch die Stubenmädlerei nicht erfunden. Ich versichere Sie, ich war zwei Jahr in Paris, da gibt es Stubenmädel, – wenn man die ins Deutsche übersetzen könnt, das gäbet eine Stubenmädliade, wo sich die ganze hiesige Kammerjungferschaft verstecken müßt. Und Sie schon gar, meine liebe Exkammerjungfer.
Er zwei Jahre in Paris gewesener Einfaltspinsel, Er kommt mir gerade recht, wenn Er sich noch einmal untersteht, Seine unverschämte Zunge zu meinem Nachteil zu bewegen, so werd ich Seinen Backen einen Krieg erklären und Ihm den auffallendsten Beweis liefern, auf was für eine kräftige Art ein deutsches Kammermädchen die Ehre ihres Standes zu rächen weiß.
Nein, was man in dem Haus alles erlebt – ich war zwei Jahre in Paris, aber so etwas ist mir nicht vors Gesicht gekommen. Geht ab, indem er sich den Backen hält.
Es ist aus! Die Welt ist nichts als eine giftge Bella Donna, ich habe sie gekostet und bin toll davon geworden. Ich brauch nichts von den Leuten, und sie kriegen auch nichts von mir, nichts Gutes, nichts Übles, nichts Süßes und nichts Saures. Nicht einmal meinen sauren Wein will ich ihnen mehr verkaufen. Ich habe Aufrichtigkeit angebaut, und es ist Falschheit herausgewachsen. Es ist schändlich, ich bin auf dem Punkte durch meinen eignen Schwager zum Bettler zu werden. Er hat mich überredet, mein Vermögen einem Handlungshause in Venedig anzuvertrauen, das jetzt dem Sturze nah sein muß. Ich erhalte keine Interessen, keinen Brief von meinem heuchlerischen Schwager, den ich verkannt und der vielleicht im Bunde steht mit dem betrügerischen Volk. Und so täuscht mich alles! alles! Darum will ich keinen Kameraden mehr haben als die zanksüchtige Erfahrung.
Ich hab zu viel ausgestanden in der Welt. Mich hat die Freundschaft getäuscht, die Liebe betrogen und die Ehe gefoltert. Ich kanns beweisen, ich hab vier Attestaten, Sieht zur halboffenen Eingangstür hinaus. Aha! Da schleicht das Stubenmädel herum. Die hat schon wieder eine Betrügerei im Kopf. Die wär nicht so übel, das Stubenmädel, das ist noch die säuberste, – aber ich hab einen Haß auf sie, einen unendlichen – ich werd sie aber doch hereinrufen, bloß um sie auf eine feine Art auszuforschen. He! Lischen! Schreit. Herein mit ihr!
Ich werd alle möglichen Feinheiten gebrauchen. Roh. Da geh Sie her! Lischen nähert sich verzagt.
Rappelkopf betrachtet sie verächtlich vom Kopf bis zu den Füßen. Infame Person!
Sie kann alles. Es gibt keinen Betrug, der Ihr nicht möglich wäre. Sie ist eine Mosaik aus allen Falschheiten zusammengesetzt. Beiseite. Ich muß mich zurückhalten, damit ich nur nicht unhöflich mit ihr bin.
Sie, Sie wird s' sich sagen lassen. Und wird keinen Laut von sich geben. Was hat Sie für eine Betrügerei vorgehabt? Sie will mich bestehlen?
Ach, was soll ich denn mein Leben riskieren! Kniet nieder. Lieber gnädiger Herr, ich will alles bekennen.
Ich habe gelauscht, ob das Fräulein nicht aus dem Alpental zurückkömmt, die gnädge Frau hat mich ausgezankt, weil ich nicht bei ihr geblieben bin, da sie ihren Liebhaber erwartet, der heute ankommt. Die gnädige Frau ist mit ihr einverstanden, doch weil sie mich so mißhandelt hat, so verrate ich sie.
Entsetzlicher Betrug! O falsche Niobe! Und
Nein, nicht umsonst. Du Krokodil von einem Stubenmädel – du sollst eine Menge dafür haben: meine Verachtung, meinen Haß, meinen Schimpf, meine Verfolgung und deinen Lohn. Wirft ihr einen Beutel vor die Füße. Nimms und geh aus meinem Haus. Mach dich zahlhaft, oder ich zahl dich auf eine andre Art aus. So nimms, warum nimmst du es denn nicht?
Hat ihn schon! O ihr Welten, stürzt zusammen, dieses weibliche Insekt wagt es, mich zum besten zu halten! O Rappelkopf! Wie falsch diese Menschen mit mir sind, und ich bin so gut mit ihnen! Ha! Dort kommt mein Weib, entsetzlicher Anblick – meine Haar sträuben sich empor, ich muß aussehen wie eine Stachelschwein.
Dich will ich, aus der gesamten Menschheit dich! und von dir mein Fleisch und Blut, mein Kind! Wo ist sie?
Jetzt bin ich heftig, und ich bin ganz erstaunt über meine Gelassenheit. Im Wald ist sie draußen. Also auch mein Kind ist verloren für mich?
Und darf nicht aus sein, denn das Glück und die Ruhe deiner Tochter stehen auf dem Spiele. Sie wird ihn ewig lieben.
Alles! Ich hasse die Malerei, sie ist eine Verleumderin der Natur, weil sie s' verkleinert. Die Natur ist unerreichbar. Sie ist ein ewig blühender Jüngling, doch Gemälde sind geschminkte Leichen.
Weil du dir die Pflicht aufgelegt hast, mich zu hassen, zu betrügen, zu belügen et caetera. Wendet sich von ihr ab.
Nein, ich hab meinen Augen jedes Rendezvous mit den deinigen untersagt. Lieber Kronäugeln als Liebäugeln. Aus meinem Zimmer!
In jeder Hinsicht. Weil du alles hinter meinem Rücken tust, so red auch mit mir hinter meinem Rücken. Ich bin kein Janushaupt, ich hab nur ein Antlitz, und da ist nicht viel daran, aber wenn ich hundert hätt, so würd ich sie alle von euch abwenden. Darum befrei mich von deiner Gegenwart! Hinaus, Ungeheuer!
Mann, ich warne dich zum letzten Male. Diese Behandlung hab ich weder verdient, noch darf ich sie länger erdulden, wenn ich nicht die Achtung vor mir selbst verlieren soll. Niemand ist deines Hasses würdiger als dein Betragen. Es ist ein Feind, der sich in seinem eignen Haus bekriegt. Und es ist wirklich hohe Zeit, daß ich mich entferne, damit ich mich nicht durch den Wunsch versündige, der Himmel möchte dich von einer Welt befreien, die deinem liebeleeren Herzen zur Last geworden ist und in der du keine Freude mehr kennst als die Qual deiner Angehörigen.
Das ist eine schreckliche Person. Alles ist gegen mich, und ich tu niemand etwas. Wenn ich auch manchmal in die Hitz komm, es ist eine seltene Sach, wenn ich ausgeredt hab, ich weiß kein Wort mehr, was ich gsagt hab. Aber die Menschen sind boshaft, sie könnten mich vergiften. Und dieses Weib, gegen die ich eine so auspeitschenswerte Liebe ghabt hab, ist imstande, mich so zu hintergehen. Und doch fordert sie Vertrauen. Woher nehmen? Wenn ich nur einen wüßt, der mir eines leihte! Ich wollte ihm dafür den ganzen Reichtum meiner Erfahrung einsetzen. Stellt sich an die Gartentür. Dieser Garten ist noch meine einzige Freud. Die Natur ist doch etwas Herrliches. Es ist alles so gut eingerichtet. Aber wie diese Raupen dort wieder den Baum abfressen. Dieses kriechende Schmarotzergesindel. Sich höhnisch freuend. Freßts nur zu. Bleibt in den Anblick versunken mit verschlungenen Armen stehen.
Jetzt wollen wirs probieren. Sieht Rappelkopf, erschrickt. Sapperment, da steht er just vor der Gartentür! Wie komm ich denn jetzt hinaus? Ich trau mich nicht vorbei. Er fahret auf mich los als wie ein Kettenhund. Ach, was kann denn mir geschehen! Ich war zwei Jahr in Paris. Euer Gnaden erlauben, daß ich –
Den Augenblick gesteh! Packt ihn und entreißt ihm das Messer. Ist dieses Messer für mich geschliffen?
Ah, das wär ja rasend, wenn Euer Gnaden so was glauben könnten – Ich hab ja Euer Gnaden nur fragen wollen –
Untersteh dich und komm mir auf den Leib. Ich glaub, er hat noch ein paar Messer bei sich. Der Kerl ist ein völliger Messerschmied.
Genug, ich brauch nicht mehr zu wissen. Entsetzlich! Habakuk will reden. Rappelkopf schreit. Nichts mehr! Mein Weib will mich ermorden lassen! Sinkt in einen Stuhl und verhüllt sein Gesicht.
Ah, das ist schrecklich! ich hätt sollen einen Zichori ausstechen, Ringt die Hände. und er glaubt, ich will ihn umbringen. Ah, das ist schrecklich, das ist schrecklich!
Ja, es ist schrecklich – es ist entsetzlich, es ist das Unmenschlichste, was die Weltgeschichte aufzuweisen hat. Nimmt den Stuhl. Hinaus, du Mörder! du Abällino! du Ungeheuer in der Livree!
Weil wir hungrig sein. Ich weiß schon, warum wir so wenig z' essen kriegen, weil der Vater so viel trinkt.
Aufs Kind schau! Salchen wiegt. Eine Butten voll Kinder und so einen liederlichen Mann. Kein Pfenning Geld im Haus. Die Großmutter niest im Bett. Hört d' Mutter zum niesen auf. Man hört sein eignes Wort nicht.
Nein, die Gall bringt mich um. Du verdammter Bub du, wart, ich will dir deine Mutter ausspotten lernen!
Holla, da gehts zu, nur hinauf auf die Köpf! Das ist ein Gesindel. Geht in die Mitte des Zimmers und klatscht in die Hände. Schadenfroh. Bravo! Bravissimo!
Sie will ich nicht. Sie Altertum! Was kost die Hütten da? Was muß ich zahlen, wenn ich euch alle hinauswerfen darf?
Halt 's Maul! Zu Rappelkopf. Was hat denn Er zu befehlen, ich kann meine Kinder schlagen, wie ich will.
Still! kein Wort reden! Zieht zwei Geldbeutel hervor und klingelt damit. Geld ist da! Dukaten sind da! Die gehören alle euch. Verstanden? Also freundlich sein. Die Zähn herblöcken. Euer Gnaden sagen. Gschwind! Bagage! Gschwind!
Euer Gnaden, wir bitten um Verzeihung. Gehts, Kinder, küßt den gnädigen Herrn die Hand. Kriegts was zu schenken.
O mein, Euer Gnaden! So viel Geld kanns ja gar nicht geben auf der Welt, da wären wir ja versorgt auf unser Lebtag.
Aber die Mutter wird doch nicht die Hütten verkaufen? Was wird denn mein Franzel sagen, wenn ers hört?
Du Mann! Für sich. Nein, die Schand vorn Leuten! Während dieser Rede liebkost der Hund Rappelkopf, welcher ihn mit dem Fuß von sich stößt. Der Hund bellt auf ihn. Marthe laut. Die Hütten kannst verkaufen, stell dir vor, zweihundert Dukaten kriegen wir dafür.
Der Mann weiß gar nicht, was er redt. Sie können s' habn, Euer Gnaden, es ist schon alles in der Ordnung.
Also da ist 's Geld. Wirft ihnen Geld hin. Und jetzt augenblicklich hinaus. Alle miteinander. In zwei Minuten will ich keins mehr sehen.
O lieber Franzel, schau nur den Fremden an, dem hat die Mutter die Hütten verkauft, er wirft uns alle 'naus. Er hat s' schon zahlt.
Warum nit gar – das gib ich nimmer her, keinen solchen Narren finden wir nicht mehr. Seids still, von dem Geld könnts euch heiraten.
Ich geh nicht fort, bis ich das Geld nicht hab. Ich bin ein Mann, ich hab etwas im Kopf, so will ich im Sack auch was haben.
Ich hab schon 's Geld, Zieht ihm den Rock an und setzt ihm den Hut auf. so geh nur zu! Jetzt Kinder, packts zusammen. Hansel nimmt den Hund an einen Strick. Der Christoph führt die Großmutter. Sie heben die Alte aus dem Bett und geben ihr die Krücke in die Hand. Auf Hänschen. Du führst den Hund, und ich mein Mann.
Trösten Sie sich, teure Mutter, der Vater wird schon wieder zurückkehren, wenn er ausgetobt hat. Wie oft verließ er nicht das Haus und lief den Bergen zu.
Ach Kinder, es ist eine böse Ahnung in meinem Busen, die mir jede Hoffnung raubt, daß wir ihn gesund und wohlbehalten wiedersehen.
Wenn Sie mir nur erlauben wollten, ihm nachzueilen, ich wollte alle Mittel anwenden, ihn zu besänftgen.
O lieber August, Ihr Anblick würde ihn nur noch mehr erbittern. Eben weil er Sie hier weiß, ist sein Unmut zur Raserei geworden.
Da komm Er herein, Er abscheulicher Mensch, und erzähl Er der gnädgen Frau den ganzen Vorfall! Stellen sich Euer Gnaden vor, mit dem Habakuk hat er den letzten Auftritt gehabt. Wegen dem Habakuk ist er fort.
Auf den Kornboden hat er sich versteckt, aus lauter Angst vor den gnädgen Herrn. Er hat ihn ja ermorden wollen.
Nicht möglich? Er hat es ja selbst gestanden. Sehen Euer Gnaden nur diese Mörderphysiognomie, er bringt noch das ganze Haus um.
Ah, das ist ja eine schändliche Person. Euer Gnaden, ich bitt, daß ich mich an ihr eine halbe Stund vergreifen darf. Das kann ich ja nicht leiden.
Aus lauter Zorn, ich benimm mich gegen alle Présence d'esprit, ich war zwei Jahr in Paris, und mir schnappen die Füß zusammen.
Ich kann mich nicht anders erklären, als daß ich, wie Euer Gnaden geschafft haben, einen Zichori hab ausstechen wollen, und wie der gnädige Herr ein Messer bei mir erblickt, so hat er behauptet, ich hätt ihn gschwind unter der Hand umbringen wollen. Laßt mich nicht zu Wort kommen, schüttelt mich wie einen Zwetschkenbaum und fragt mich, wer mich gedünget hat. Ich wollt antworten: Die gnädige Frau braucht einen Zichori. Wer aber diesen Zichori gar nicht aus mir herauslaßt, das war er. Denn kaum hab ich das Wort: »Die gnädige Frau« gesagt, so ist er schon mit beiden Füßen bis auf den Blavon hinauf gsprungen. Hat immer geschrien, meine Frau will mich ermurden lassen, hat mich einen Habällino hin, den andern her geheißen, und hat mich mir nichts dir nichts bei der Tür hinausgeprügelt. Von wo ich mich
Daß Sie eine niedrigdenkende Seele ist, die einen Mann von meinen Meriten ins Unglück hineinstürzen will.
Genug jetzt, mit diesen Albernheiten. Also das ist die Ursache, die meinen Mann in solche Wut geraten ließ? Des Mordes hält er mich verdächtig? So ungereimt diese Zumutung auch ist, so gibt sie doch einen Beweis, wie gemein er von meinem Charakter denkt.
Der gnädge Herr hatte immer etwas Düstres an sich, selbst wie er noch Buchhändler war, seine Bücher waren immer gut aufgelegt, er aber nie.
Ach du lieber Gott, mir bangt um sein Leben, ich kann nicht ruhig bleiben mehr, ich muß selbst hinaus –
Du Wunderwesen, dessen Macht wir nicht erklären können und die doch unleugbar, weil sie dem Auge und dem Herzen sich zugleich verkündet, du hast uns deinen Schutz gelobt. Und doch ward diesem Haus so tiefes Leid, daß ich beinahe fürchten muß, du könntest meiner Liebe Glück durch ihres Vaters Unglück nur bezwecken.
Ich verstehe meiner Kinder Worte nicht, doch wenn meines Mannes Herz in deinen Zauberbanden liegt und darum sich von uns gewendet hat, so gib es frei, wir werden dich dafür stets als ein gutes Wesen ehren.
Hoher Alpenkönig! Ich traue mich zwar nicht, meine Augen zu dir zu erheben, warum? das weiß ich schon. Aber wenn du ein galanter Herr bist, so wird auch die Bitte einer hübschen Kammerjungfer etwas bei dir gelten.
So unerklärbar dieses Phantom mir ist, so hat es doch Trost in meine Seele gesendet. Begleitet mich nach dem Gemach, das uns die Aussicht nach dem Wald hin bietet, vielleicht sehen wir schon einige von den Boten zurückkehren, welche ich nach meinem Manne ausgesendet habe. Dort sollt ihr mir auch Aufklärung über den Alpenkönig geben.
Sie hat mich auf das Schaffot bringen wollen, darum hab ich Ihr in dieser Welt nichts mehr zu sagen, als –
Und ich werde mich in des gnädgen Herrn Zimmer verfügen und mich in den zerbrochenen Spiegel
So! – Der Timon ist fertig, nun fehlt nur noch sein Kompagnon, der Esel – und wenn ich der auch jetzt nicht bin, so war ichs doch – ich war zu gut, das ist mein größter Fehler. Die Leute wollen es nicht. Es gibt manche Menschen, wenn ihnen einer begegnet, der ihnen noch so viele Wohltaten erwiesen hat, so sagen s' höchstens zu einander: Oh, das ist ein guter Kerl, der tut kein Menschen was, der ist froh, wenn man ihm nichts tut. Gleichgültig grüßend. Servus! Servus! Lassen wir ihn leben. Wenn aber einer kommt, von dem sie glauben, daß er ihnen schaden könnt, da stoßen s' einander: Oh! das ist ein böser Kerl, vor dem muß man sich in acht nehmen. Freundliches tiefes Kompliment. Tänigster Diener! Tänigster Diener! hab ich die Ehr, mein Kompliment zu machen. Wann der anfangt, der kanns. Gleich wieder: Tänigster Diener! Oh, es wird mich noch zum Wahnsinn bringen. In meinem Haus bin ich nicht sicher mehr, mein Weib will mich ermorden lassen. Habt ihrs gehört, ihr verfolgten Geräusch in den Blättern. Ha! wer rührt sich da? ist es ein Mensch, so soll er hervorkommen, damit ich meinen ganzen Vorrat von Impertinenzen in sein Antlitz werfen kann. Heraus da, wer ist hier? Qui vive?
Ein Stier streckt aus dem Gebüsche, hinter dem er gefressen, seinen Hals gegen Rappelkopf und brüllt sehr stark. Ohn!
Diese Antwort hab ich nicht erwartet. Reißt einen Baumast ab und jagt den Stier fort. Gehst hinaus! Eine solche Gesellschaft möcht ich mir noch ausbitten.
Gib der Herr auf seine Kinder besser acht. Hier ist mein Territorium, und da leid ich weder etwas Vierfüßiges noch etwas Zweifüßiges. Also weiter, Vater und Sohn!
Du irrest, wenn du wähnst, daß du auf eignem Boden herrschest. Mein ist das Tal, in dem die Alpe wurzelt. Drum frag ich dich, wie du es wagst, schamlose Flüche auszuhauchen hier, daß sie wie giftger Reif an diesen Blättern hängen, und eine Welt zu schmähn, in der du Wurm, aus Schlamm gezeugt, in eines Waldes dunklem Busen dich verkriechst, weil du den Strahl des heitren Lebens fürchtest?
Was kümmerts dich? Beiseite. Der Kerl sieht aus, als wenn er von Gußeisen wär. Dem geb ich gar keine Antwort, den laß ich stehen. Will in die Hütte.
Du hast dich ausgeschlossen aus der Menschen Kreis. Gib Losung, ob du es noch bist. Bist du gesellig wie der Mensch? Du bist es nicht. Hast du Gefühl? Du fühlst nur Haß. Hast du Vernunft? Ich finde keine Spur.
Drum sprich, zu welcher Gattung ich dich zählen soll, der du des Tieres unbarmherzge Roheit mit dem milden Ansehn und der Sprache eines Menschen paarst.
Ah, das ist eine gute Geschichte, der führt einen logischen Beweis, daß ich ein Tier bin und noch dazu eins von der neuesten Gattung.
Jetzt muß ich vor dem eine Rechenschaft ablegen, und ich möcht ihn lieber massakrieren. Laut. Die Flinte weg. Ich bin ein Mensch, und das ein besserer, als ich sein hätt sollen.
Weil ich hab blinde Mäusl gespielt mit ihr, die Treue hab erhaschen wollen und den Betrug erwischt, der mir die Binde von den Augen nahm.
Dann mußt du auch dem Wald entfliehen, weil er mißgestalte Bäume hegt, die Erde meiden, weil sie giftge Kräuter zeugt, des Himmels Blau bezweifeln, weil es Wolken oft verhüllen, wenn du den Teil willst für das Ganze nehmen.
Was nützt das Ganze mich, wenn mich ein jeder Teil sekkiert. Ich bin in meinem eignen Haus des Lebens nicht mehr sicher.
Das ist nicht wahr, ich bin ein Mensch, so süß wie Zuckerkandel ist. Nur mir wird jede Lust verbittert, und ich trage keine Schuld.
Das ist auch alles, was du von dir weißt. Doch daß du störrisch, wild, mißtrauisch bis zum Eckel bist, vom Starrsinn angetrieben, hin bis an der niedern Bosheit Grenze, und wie die üblen Eigenschaften alle heißen, die du für Vorzug deines Herzens hältst, das ist dir unbekannt, nicht wahr?
Mir ist nur eins bekannt, daß du ein Lügner bist, der eine Menge Fehler mir andichtet, die ich doch nicht hab.
So geh die Wette ein, daß du weit mehr noch hast. Ich führe den Beweis, wenn du dich meiner Macht vertraust und mir gelobst, daß du dich ändern willst.
Das hätt ich lang getan, wenn ich das gefunden hätte. Ich vertrau mich keinem Menschen an, Betrug ist das Panier der Welt.
Glaubst du, die Welt sei darum nur erschaffen, damit du deinen Geifer auf ihr Wappen speien kannst? Die Menschheit hinge nur von deinen Launen ab? Dir dürften andre nur, du andern nicht genügen? Bist du denn wahnsinnig, du übermütger Wurm?
Saprerment, nicht lang per Wurm, das Ding fangt mich zum wurmen an. Ich gib nicht nach, du
Das ist ein schrecklicher Kerl. Und ich tu doch, was ich will. Just! Du sollst mich nicht um meinen Schlaf heut bringen. Gute Nacht, Freund Wald, ihr Eicheln, lebet wohl, zum Frühstück finden wir uns wieder.
Himmel! das ist mein erstes Weib, die erkenn ich, weil sie die Herrschaft noch im Grab behauptet. Da bringt mich niemand bei der Tür hinein. Die hat den Satan in den Leib. Wenn nur das Fenster offen wär! Es donnert. Jetzt fangts zum donnern an. Am Fenster zeigt sich, ebenso wie Victorinens, Wallburgas Geist und sieht heraus. Wer schaut denn da heraus?
Entsetzlich! Schaudervolle Nacht, zeigst du mir auch die zweite noch, die sich durch Eifersucht verrät? Sie modert schon und will nicht leben ohne mich. Welch schreckenvolle Lag! Es rieselt kalt durch mein Gebein. Es blitzt. Der Donner brüllt, die Blitze leuchten fürchterlich. Könnt ich doch nur durchs Dach ins Haus! Mut! ich versuchs. Er steigt hinauf. Währenddessen erscheint Emerentias Geist, auf dem Dach sitzend. Rappelkopf erschrickt. Weh! Hier die dritte noch, dem Kirchhof ungetreu wie mir! Will fort.
Jetzt grinzt mich auch die vierte an. O teuflisches Quartett! Mich würgt die Angst! Ha! laß mich fort! Mich wandelt Ohnmacht an. Rachsüchtge Hölle, warum hast du das getan? Ich bleib nicht da. Ich muß hinab. Springt über das Dach. O Himmel, sei gedankt! daß deine Erd mich wieder trägt. Doch, was beginn ich nun? Der Sturm heult. Der Sturm heult immer schrecklicher. Es gießt, und doch verschwinden nicht die gräßlichen Gestalten. Regen strömt herab. Nun platzt ein Wolkenbruch! ich rette mich auf diesen Baum, sonst reißt die Flut mich fort. Er steigt auf den Baum. Die Weiber verschwinden, es schlagt in die Hütte ein, sie steht in hellen Flammen. Wenn das so fortgeht, bricht die Welt in Trümmer. Die Hütte brennt fort. Heftiger Regen, Sturmgeheul und Donner. Die Wasserflut schwillt immer höher, bis sie Rappelkopf, der sich auf den Gipfel des Baumes rettet, bis an den Mund steigt, so daß nur die Hälfte seines Hauptes mehr zu sehen ist. Zu Hülfe, zu Hülfe! ich ersauf!
Hehr zu schauen auf dem Throne
Bist du, Fürst der Alpenflur,
Denn dich schmückt der Tugend Krone,
Du vertilgst des Lasters Spur.
Du bist die Wette mit mir eingegangen, du wollest dein Gemüt in edleres verkehren, wenn du die Fehler deines jetzigen erkennst.
Das hab ich gsagt im Angesichte von vier Zeugen: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Nun gib mir Überzeugung, oder laß mir Ruh in meinem Wald.
So hör mich an. Damit du kannst in solchem Seelenspiegel schauen, so will ich deinen Geist aus deinem Leib entführen und ihn in eines neuerschaffnen Körpers Haus verbannen.
Das will sagen, mein Geist wird von einer Bouteille in die andere hinübergefüllt, das ist schon nichts, da kann schon eine Spitzbüberei geschehen, bei dieser Füllung muß ich dabei sein. Da kann er ausrauchen, oder verwechselt werden. Ich traue niemand mehr.
Er wird es nicht. Ich schwör es bei des Chimborassos einsgekröntem Haupte. Du wirst dein Denken, Wollen, Handeln, Fühlen genau in eines andern Bild erblicken.
So ists. Dadurch kannst du dich überzeugen, wie gegen dich dein Weib, dein Kind und der von dir gehaßte Maler denken. Doch daß du auch an deinem Ebenbild den höchsten Anteil nimmst und dich in ihm genau ergründest und betrachtest, so hängt dein künftig Schicksal ganz von dem freien Handeln dieses Doppelgängers ab. Und was zu deinem Nutzen oder Nachteil wird durch ihn in deinem Haus geschehn, das wird, wenn er verschwindet, unveränderlich dir bleiben.
Also wenn er mir mein Haus verkauft, kann ich nachher auf der Straße wohnen? Ah, das ist eine schöne Einquartierung.
Auch ist dein Leben selbst an seines festgebunden, und wenn er es verliert, solang er statt dir lebt, stirbst du mit ihm und wirst durch ihn erkranken auch, wenn es der Zufall fügt, daß ihm ein bös Geschick Gesundheit raubt.
Zwei Menschen und nur ein Leben! Jetzt fangt sogar die Natur zum ökonomisiern an. Da hats der Tod kommod, der nimmt s' gleich Paar und Paar. Nun gut, so laß denn sehen, was deine Taschenspielerei vermag. Der Prozeß ist eingeleitet. Ein unendlich verwickelter Fall, der wird in hundert Jahren nicht aus. Also was gschieht denn jetzt? Hab ich noch meinen Geist, oder hat ihn schon ein anderer? Bin ich schon mein Schwager, oder bin ich noch der Schwager meines Schwagers?
Es wird dich jeder für den Bruder deines Weibs erkennen. Darum hab ich in deinem Äußern dich gestaltet so wie ihn. Ihr Alpengeister, führt ihn fort und bringt ihn an des Berges Fuß. Dort werdet ihr ein leichtberädert Fahrwerk finden, zwei rüstge Maultier vorgespannt, mit Staub bedeckt, als kämen sie von weiter Reise aus dem Land der welschen Glut. Sie bringen schnell ihn vor sein
Nun gut, so will ich dies Asyl der Falschheit noch einmal betreten. Ich geh und übergeb dir meinen Geist, von dem ich weiß, daß er so wenig Fehler hat, als die Donau Linienschiffe trägt, als Eicheln auf dem Kirschbaum wachsen und blondes Haar in deinem grauen Bart.
Sein Starrsinn ists, der mich zu festen Hoffnungen berechtigt, denn hat er sich erkannt, wird ihn mit gleicher Heftigkeit der Trieb zur Besserung erfassen, als seine kräftge Phantasie den Wahn des Hasses jetzt umklammert hält. Alpanor! Hast du den Bruder seines Weibs zurückgehalten, daß er nicht heute morgens schon von seiner Reise in des Menschenfeindes Schloß eintrifft?
Es geschieht in diesem Augenblick. Der Alpengeist Linarius leitet seiner Pferde Zügel und setzt ihn aus in einer wüsten Felsengegend, so lang, bis, großer Alpenkönig, du die Ankunft ihm erlaubst.
Halt! Halt! Was treibt Er denn, Er verwünschter Kerl, ich bin ja des Todes, wo führt Er mich denn hin?
Das ist ja keine Möglichkeit, der Kerl ist besoffen wie eine Kanone, er muß glauben, da unten ist ein Weinkeller. Ich massakrier Ihn, Er verflixter Lumpenhund. Was treibt Er denn mit Seinen gottverdammten Schimmeln?
Wer wird denn da viel Sprünge machen? das Trinkgeld ist mir ein für allemal zu schlecht. Adieu, mein Herr!
Ich reite durch die Luft – Die Pferde bekommen Flügel. Linarius erhebt sich mit ihnen bis in die halbe Höhe des Theaters. Der Wagen bleibt stehen, zugleich fällt der hintere Teil des Felsens herab, und nur das Stück, worauf die Kutsche ist, bleibt stehen. Du bleibst zurück auf diesem Fels und genießest hier die Luft. Zur rechten Zeit spann ich die Pferde wieder vor. Dann bitt ich mir ein tüchtig Trinkgeld aus. Bis dahin lebe wohl und unterhalt dich gut. Juhe! Zum Alpenkönig heißt das Postbaus hier. Ihr Schimmel, hi! stoßt euch an keinen Stein! Lebt wohl, Herr Passagier, und bleibt mir fein gesund! Fliegt fort und blast das Posthorn dabei.
Verdammter Hexenspuck! Der Kerl fliegt herum wie eine Fledermaus. Flieg zum Geier, falscher Rabe! Ich brauche deine Pferde nicht. Er will heraussteigen. I potz Hagel, was ist das? Ich kann ja nicht heraus. Der Wagen hängt ja in der Luft. Das ist ja aufs Verhungern abgesehen. Verflixter Kerl, komm zurück! Es rührt sich nichts, ich sehe keinen Menschen, nicht einmal Ochsen weiden hier. Ich bin der einzge in der ganzen Gegend. Schreit. Hört mich denn niemand?
O du Geistergesindel, du unsichtbares Lumpengepack, komm herauf zu mir, ich schlag dich tot. Das ist eine verflixte Geschichte.
Entsetzlich! Diese Natter liegt an meiner Brust. Sie kennt mich wirklich nicht. Nimm dich zusammen, Rappelkopf! Freundlich. Endlich seh ich dich wieder, liebe Schwester. Beiseite. Ich kann s' nicht anschaun. Wieder freundlich. Wie gehts dir denn, du liebe Schwester du?
Daß ich dich recht bedaure, und zwar auf eine ganz besondere Art. Denn ich weiß alles, liebe Schwester, dein Mann ist ein schändlicher Mensch.
Fünf Jahre bist du abwesend. Die Ursache meines Unglücks wird dir schon aus meinen Briefen bekannt sein.
Wenn du nur die Geduld hättest sehen können, mit welcher ich seine Launen ertrug, die Sanftmut, mit der ich ihn behandelte.
Ja, das hätt ich sehen mögen. Beiseite. Es ist zum Durchgehen, wie sie lügt, ich bin schon völlig blau auf dieser Seite.
In einem Anfall von Wahnsinn zerschlug er alle Möbel, glaubte, der Bediente wolle ihn ermorden, und rannte wütend aus dem Hause.
Sie kennt mich doch. Laut. Aber wie ist er denn auf den Gedanken gekommen, daß man ihn ermorden will?
Auf die unsinnigste Weise von der Welt. Ich befahl meinem einfältigen Bedienten, er sollte nach dem Garten gehen und Zichorien ausstechen, und das Messer in seiner Hand läßt meinen unglückselgen Mann glauben, er wolle ihn ermorden.
Das ist nicht möglich, oder ich wär der einfältigste Mensch, den die Sonne noch beschienen hat. In Nachdenken versunken. Zichorien hat er ausstechen wollen?
Weil mir der Kaffee einfällt, den ich im letzten Wirtshaus getrunken hab. Der war auch mit Zichorien vergiftet.
Ach Bruder! Sinkt an seine Brust. Wenn mein Mann imstande wäre, sich ein Leid anzutun! Weinend. Ich hätte mir nichts vorzuwerfen, aber ich könnte diesen Vorfall nicht überleben.
Das Weib martert mich, ich schwitz schon im ganzen Leib. Und sie weint wirklich, mein ganzes Schapodl ist naß. Aber ich glaub ihr nicht, die Weiber können alles. Laut. Beruhige dich nur, liebe Schwester, es kommt jemand.
Ist es wahr, ist der Onkel angekommen? Sieht ihn. Ach liebster, bester Onkel! mit welcher Sehnsucht haben wir Sie erwartet.
Ich muß mich fassen, damit ich allen auf den Grund komme. Laut, mit Zwang. Verzeihen Sie mir, mein Herr, sein Sie mir willkommen.
Das ist es eben – Faßt sich. was mich nichts angeht. Sehr freundlich. Sind Sie nur nicht so kindisch, ich hab nur einen Spaß gemacht. Für sich. Verstellung, steh mir bei! Laut. Endlich sind wir alle recht froh beieinander, meine lieben Kinder. Lacht boshaft. Das ist ein freudiger Tag heute. Für sich. Ich möcht zur Decke hinauffahren.
Wir wollen dich jetzt allein lassen, lieber Bruder. Damit du eine Stunde ausruhen kannst. Du bist zu angegriffen. In diesem Zimmer findest du ein Ruhebett, unterdessen werden wir die Nachforschungen nach meinem armen Mann verdoppeln, denn es gibt keinen ruhigen Augenblick für mich, solange ich in Ungewißheit über sein Schicksal leben muß.
Wenn meines Malchens Vater sein Haus wieder betritt und es Ihnen gelingt, ihm mildere Gesinnungen gegen die Welt einzuflößen, so vergessen Sie auch meiner nicht! Versichern Sie ihm, daß es keinen jungen Mann auf Erde gäbe, der mit einer so unwandelbaren Treue an seiner liebenswürdigen Tochter und mit einer so innigen Dankbarkeit an ihrem edlen, aber unglücklichen Vater hinge als der von ihm so ungerecht verfolgte August Dorn.
Lieber Onkel, wenn Sie mei nen Vater sprechen, was ich gewiß nicht darf, so sagen Sie ihm, daß er seine Amalie unendlich gekränkt hat, daß ihn niemand so sehr liebt wie seine Tochter, aber daß ihr auch gewiß das Herz brechen wird, wenn sie ihren August verlieren müßte.
Du bist halt doch mein Kind, wenn ich auch jetzt nicht dein Vater bin. Nimmt sie am Kopf. Was nützt denn das, das läßt sich nicht verleugnen. Ich muß dich küssen, Malchen.
Das ist schön von dir, das freut mich. Legt ihren Kopf an seine Brust. Sie hat mich lieb! So hab ich doch eine Seele auf der Welt, die mich liebt.
Nein, ich verstoß dich nicht, ich will dich noch einmal küssen sogar, aber geh hinaus, sonst muß ich mich vor mir selber schämen, geh hinaus.
O Schande! ich bin ein Menschenfeind und komm da in eine Küsserei hinein, die gar kein End nimmt. Das war der einzige vergnügte Augenblick, den ich seit fünf Jahren erlebt hab. Aber wie ist mir denn? bin ich betrunken? Das ist ja keine Möglichkeit. Wenn das alles wahr wäre, was die Leute zusammenreden, so wären sie ja völlige Engel. Das ist Betrug, da muß etwas dahinterstecken. Das ist ein Einverständnis. Mein Weib ist eine Schlange. Zu was braucht sie einen Zichori? wenn so viel Kaffee aufgeht. Aber meine Tochter ist brav. Über die laß ich jetzt nichts mehr kommen. Auch den jungen Menschen trau ich nicht, den haben sies einstudiert. Er wär ohnehin bald steckengeblieben. Ha, da kommt der Habakuk, der große Bandit. Der soll mir Licht geben.
Ja! was ich sagen wollte – Beiseite. Ich trau dem Kerl nicht. Laut. Hat Er nicht ein Messer bei sich?
Untersteh Er sich, ich brauch keins mehr. Ich hab nur etwas abschneiden wollen. Für sich. Er wär imstand, er holet eins.
Nun da haben wirs ja, das ist ein routinierter Mörder. Laut. Lieber Freund, ich werd Ihm ein gutes Geschenk machen, geh Er mir ein wenig an die Hand. Er weiß, ich bin der Bruder Seiner Frau.
Oh, das ist ein sekkanter Mensch, der glaubt, die Leut sind nur wegen ihm auf der Welt, daß er s' mit Füßen tretten kann.
Nun bei dem hört man doch ein wahres Wort. Der redt doch, wie er denkt. Laut. Ja, es soll nicht zum Aushalten sein. Darum kann ihn aber auch meine Schwester nicht ausstehen. Nicht wahr?
Ah, was fallt Euer Gnaden ein, sie weint sich ja völlig die Augen aus um ihn. Ich kann sie nicht genug trösten.
Ich? warum nicht gar, ich fall in Ohnmacht, wenn sie nur ein Hendel abstechen. Er war im Gartenzimmer, und kein Mensch hat sich hinausgetraut, und die Köchin hat einen Zichori gebraucht, und die Frau hat gschafft, ich soll einen ausstechen.
Das ist ein impertinenter Bursch. Ein Verleumder. Laut. Und sag Er mir, ist denn Sein Herr ein gescheiter Mann?
Nein, das ist nicht zum Aushalten. Gibt ihm Geld. Da hat Er, mein lieber Freund, Er hat mir schöne Sachen gesagt, ich bin sehr zufrieden mit Ihm, aber geh Er jetzt.
Küß die Hand! Für sich. Aha, den freuts, daß ich über den andern schimpf. Er kann ihn nicht recht leiden. Ich muß noch ärger anfangen, vielleicht schenkt er mir noch etwas. Laut. Ja sehen Euer Gnaden, ich war zwei Jahr in Paris, aber ein so zuwiderer Mensch ist mir nicht vorgekommen, und es gibt ihm alles nach, das ist gar nichts nutz, da wird er nie kuriert. Ich versteh nichts von der Medizin, aber ich glaub, wenn er einmal recht durchgewassert wurd, es müßte sich seine ganze Natur umkehren.
Jetzt hat Er Zeit, daß Er geht. Den Augenblick hinaus, Er undankbarer Mensch, wie kann Er sich unterstehen, so von Seinem Herrn zu reden? Gleich fort, oder ich schlag Ihm Arm und Bein entzwei.
So ists recht, jetzt fängt der auch an. Im Abgehen. Nun, den sag ich bald wieder was, das ist eine schreckliche Familie. Na, das ging' mir ab. Geht brummend ab.
So kann man seine Leute kennenlernen. Von meiner Frau redt er nicht so schlecht, er getraut sich nicht, weil er mich für ihren Bruder hält. Aber für einen Mörder ist er doch zu dumm, ich hab ihn für pfiffiger gehalten. Es wird doch auf den Zichori hinauskommen. Was mich das für eine Überwindung kostet, mit all diesen Menschen zu reden! Aber ich muß meine Untersuchung vollenden, weil ich sie begonnen habe und weil ich in nichts zurücktrete, wenn ich nicht muß, wie heut im Walde.
Nun, das wäre der Wahre, er wagt es ja kaum, ein anderes Mädchen anzusehen. Das wird ein handfester Pantoffelritter werden. Ich glaube, er hat mir bloß darum noch keinen Heller zum Geschenke gemacht, damit er nur meine Hand nicht berühren darf. Er und mein Fräulein taugen ganz zusammen, und es ist himmelschreiend, daß der gnädge Herr seine Einwilligung nicht gibt.
Ei bewahre, er schätzt ihn weit mehr – verzeihen Euer Gnaden, wenn ich so von Ihren Herrn Schwager spreche – aber weit mehr, als er es verdient.
Es ist, als ob sie sich alle verschworen hätten wider mich. Geduld, verlasse mich nicht! Laut. Ich will Ihr etwas schenken, aber sag Sie mir in der größten Geschwindigkeit alle üblen Eigenschaften Ihres Herrn.
Es ist schon genug, daß er ein Menschenfeind ist. Ich begreife gar nicht, wie man bei einem so großen Vermögen, einer gutmütigen Frau, einer wohlerzogenen Tochter und einem so hübschen Stubenmädchen ein Menschenfeind sein kann.
Schrecklich! Muß ich mich auch noch ansingen lassen! Das sind Beleidigungen nach den Noten, und ich darf den Takt nicht dazu schlagen. Und alles bleibt auf einem Wort! Wer kommt?
Ich komm! Schlägt sich begeistert an die Brust. Endlich einmal. Solang die Welt steht, war noch niemand so neugierig auf sich selbst als ich.
Hol Sie welche! hat Sies gehört? Hinaus mit Ihr, Sie Schlange, Sie Basilisk, Sie Krokodil, Sie Anakonda!
Testament? Nu wär nicht übel. Den Entschluß muß ich gleich unterbrechen. Laut. Grüß Sie Gott, lieber Schwager. Eben bin ich angekommen.
Was machen Sie hier? Warum haben Sie nicht geschrieben? Haben Sie meine Intressen mitgebracht? Wie stehts mit meinem Vermögen?
Ha! Dieser Mörder wagt es, vor meine Augen zu kommen! Nimmt den Stuhl vor und retiriert sich. Komm mir nicht an den Leib! Bandit!
Wenn Er es noch einmal wagt, dieses unerträgliche Sprichwort in meinem Haus ertönen zu lassen, so – zahl ich hier Seinen Lohn in vorhinein.
Gschieht Ihnen recht. Zu Habakuk. Wenn Er also dieses Wort noch einmal sagt, so geht Er an der Stelle aus meinem Dienst. Wenn ich auch nicht dabei bin. Nehm Er!
Euer Gnaden, um diesen Preis kann ich mich nicht darauf einlassen, denn ich habe keinen Stolz, als daß ich zwei Jahr in –
Ich find doch, daß ich etwas Abstoßendes in meinem Betragen habe. Wenn das so fortgeht, so käm ich mit mir selbst nicht draus. Ja so! Mein Geld muß ich wieder einstecken. Wir haben ja eine Kassa, das ist kommod, wenns der eine wegwirft, hebts der andere auf. Und wenn nur das nicht wär, daß, was ihm geschieht, auch mir geschehen muß. Und wie lang er draußen bleibt, ganz erhitzt, wenn er sich erkühlt, so kriegen wir die Kolik.
Weil ich im Wald keine Ruh hab, so sollen sie auch vor mir keine haben. Denn sie sind boshaft, sie könnten mich vergiften.
Ah, das ist impertinent, diese Grobheit hätt ich mir nicht zugetraut. Und doch erinnere ich mich auf ähnliche Worte.
Halt, wer schleicht da zur Tür hinaus? Donner und Blitz, das ist der junge Maler, der war bei meiner Tochter.
Ich bin ja ein rasender Mensch. Ich fang mir ordentlich an selbst zuwider zu werden. Das hätt ich meinen Leben nicht gedacht.
Und wie er schreit! und das geht alles auf meine Rechnung. Bis die Gschicht ein Ende hat, ruiniert er mir noch meine ganze Brust.
Herein, du Verführer meines Kindes! Wie können Sie es wagen, mein Haus zu betreten? Wer gibt Ihnen ein Recht dazu?
Und es ist eine Frechheit von Ihnen, daß Sie sich gegen meine Erlaubnis in mein Haus zu schleichen suchen, um mein Kind von dem Gehorsam gegen seinen Vater abzubringen.
Herr von Rappelkopf, ich beschwöre Sie bei allen Gefühlen, welche Ihr leidenschaftliches Herz je bestürmten, haben Sie Nachsicht mit den meinigen. Ich kann ohne Ihre Tochter nicht leben, ich war drei Jahre abwesend, und meine Gesinnungen haben sich nicht verändert. Ich besitze ein kleines Vermögen, habe mich in meiner Kunst verbessert, schenken Sie mir Ihre Einwilligung, nie werde ich Ihre Gnade vergessen, und Sie werden einen dankbaren Sohn an mir gewinnen.
Ich traue Ihren Worten nicht, denn Falschheit blickt aus Ihrem Auge. Darum wagen Sie es nicht mehr, meine Schwelle zu betreten. Eh steht mein Tor hungrigen Wölfen offen, eh laß ich Raben unter meinem Dache nisten, eh will ich giftge Schlangen an dem Busen nähren, eh laß ich alle Seuchen hier im Hause wüten und will die Pest zu meinem Tische laden, eh ich nur Ihrer Lunge einen Atemzug in meinem Schloß erlaube.
Herr von Rappelkopf, wenn Ihnen das Leben eines Menschen etwas gilt, so reizen Sie meine Leidenschaft nicht auf das höchste – Herr von Silberkern, nehmen Sie sich meiner an.
Schweigen Sie! Sie sind auch im Komplott mit ihm, aber ich schwöre es Ihnen bei dem glühenden Eingeweide des Vesuvs: wenn Sie es wagen, mein Kind in dieser Leidenschaft zu unterstützen, wenn Sie nur eine Miene machen, meine Ansichten zu mißbilligen, so werden Sie ein Andenken nach Venedig mit zurücknehmen, daß ganz Italien darüber in Entsetzen geraten soll. Ab ins Nebenzimmer.
Nein, das ist nicht mein Ebenbild. Der übertreibt. Das ist ein schauderhafter Mensch, ich krieg einen ordentlichen Haß auf ihn. Wenn der so fortwütet, in acht Tagen sind wir alle zwei hin.
Er will schon, der Vater, sorgen Sie sich nicht. Gehen Sie jetzt unterdessen fort, ich werde alles ausgleichen, und wenn Sie Liebesbriefe haben, so geben Sie s' mir, ich werd sie schon besorgen.
Ach bester Onkel, ich muß Sie umarmen, o Freude, Freude, verlassen Sie mich nicht, sagen Sie meinem Malchen –
Auf Wiedersehn! Allein. Das ist ein passabler Mensch. Den hab ich beinahe verkannt. Überhaupt fängt es bei mir an, etwas Tag zu werden.
Euer Gnaden verzeihen, daß ich meine Zuflucht zu Ihnen nimm, mit meinen gnädigen Herrn zu reden, ist zu halsbrecherisch. Da sind Euer Gnaden viel gütiger. Euer Gnaden haben mir doch nur Arm und Bein entzwei schlagen wollen, und unter zwei Übeln muß man das kleinste wählen, und da bin ich also an Euer Gnaden geraten.
Das ist gar ein dummer Mensch, ich kann gar nicht begreifen, wie mich etwas beleidigen hat können von ihm. Nu was hat Er denn?
Euer Gnaden wissen, daß ich das Bewußte nicht mehr sagen darf, und wenn das nicht anders wird, so muß ich zugrunde gehen.
Unendlich viel, es hat alles viel mehr Achtung vor einem. Das hab ich schon viel hundertmal an andern bemerkt. Kurz, wenn ich das verschweigen muß, ich bekomme eine Gemütskrankheit, ich geh drauf.
Ich unterdruck es immer, und das macht mir Beklemmungen. Denn ich war zwei – Setzt ab. Sehn Euer Gnaden, mir wird völlig nicht gut.
Schimpft in einem fort über mich und weiß es nicht. Was ich für Grobheiten einstecken muß! Scharf. Wenn ers befohlen hat, so muß Ers tun, ich kann Ihm nicht helfen.
Also keine Rettung. Ich empfehl mich Euer Gnaden! aber es wird eine Zeit kommen, wo es zu spät ist. Ich habe meinen Dienst ordentlich versehen, ich hab keinen Kreuzer veruntreut, aber das ist meine Leidenschaft, von der kann ich nicht lassen.
Nun so versichre ich Euer Gnaden, ich war zwei Jahr in Paris, aber das werd ich Ihnen nicht vergessen. Atem schöpfend, als fühlte er sich erleichtert. Das ist eine Wohltat, die nicht zu beschreiben ist.
Also ich erlaub es Ihm, von diesem Augenblick an, es wieder zu sagen, unter der Bedingung, daß Er nicht mehr über seinen Herrn schimpft.
Oh, das ist ein Mann, wies gar keinen mehr gibt. Und jetzt erlauben Euer Gnaden, daß ich Euer Gnaden umarmen darf. Euer Gnaden sind mein Wohltäter, mein Vater! Heut bringt kein Mensch mehr ein anderes Wort aus mir heraus als: Ich war zwei Jahr in Paris.
Es ist unglaublich, der eine möcht gern ewig verliebt sein, und dieser ist wieder zufrieden, wenn man ihm erlaubt, daß er sagen darf, daß er zwei Jahr in Paris gewesen ist. Es ist lächerlich, und doch findet er seinesgleichen. Es hat halt jedermann sein Steckenpferd.
So tröste dich, Malchen! Beiseite. Nur um das Kind ist mir leid, an den andern allen liegt mir nichts.
Ich geh schon, gnädge Frau. Steckt den Kopf zur Kabinettstür hinein und ruft. Was befehlen Ihro Gnaden?
Wartet nur, ich werd es selbst hineinrühren. Tut es. Für sich. Ich muß ja schauen auf mich, was wär denn das?
Also so werden meine Befehle respektiert? Zu Sophie. Was machst du hier? Was hat der Maler hier im Hause wollen? Wir sprechen uns schon noch.
So gib denn her. Er nimmt das Glas. Hölle, was ist das? der Trank ist trübe. Gesteh, du hast ihn mir vergiftet.
Mein Weib ist eine Mörderin. Darum herab mit euch, ihr Früchte, die für meinen Haß gereift. Entreißt Sophien ihre Halskette, woran sein Porträt hängt. Was trägst du hier am Hals? hinweg damit, du sollst kein Angedenken von mir tragen als den Fluch, womit ich deine Bosheit krönen will. So hör mich denn, du mörderisches Weib –
Verlaß mein Schloß, ich will allein hier hausen, und mein Geschäft heißt Menschenhaß. Ich will von dir und von der Welt nichts wissen mehr, verwünsche dich, verwünsch mein Kind –
Geh hin zu deinem Maler, treib es bunt, wie
Das leid ich nicht – potz Donnerkeil und Wolkenbruch – Nun hab ichs satt, ich muß mich um meine Familie annehmen. Der Mensch ruiniert mir Weib und Kind. Saperment! Sie sind kein Mensch, ein Teufel sind Sie, der mich schwärzer darstellt, als ich bin.
Du kommst mir eben recht, du schändlicher Betrüger! Gib mir Genugtuung dafür, daß du Komplotte hinter meinem Rücken schmiedest. Gib Rechenschaft – Er packt ihn an der Brust. wie mein Vermögen steht.
Wir sind die besten Freund, jetzt sind wir erst Zählt und zielt. Eins, zwei –
Was? Himmel, jetzt fallt mir was ein, ich kann mich gar nicht duellieren mit ihm! Wir haben nur alle zwei ein Leben. Wann ich ihm erschieß, so schieß ich mich selber tot. Wenn ich jetzt losdruckt hätt, jetzt wärs schon gar.
Weil mich meine Schwester dauert – ich will sie nicht zur Witwe machen –, und ihr Kind, und ihr Schwager, und die ganze Freundschaft. Beiseite. Das ist eine Schande, ich weiß gar nimmer, was ich sagen soll.
Ich will mein Leben nicht für sie erhalten, und dir will ichs am wenigsten verdanken. Es gilt mir nichts, ich werf ihn weg, den unschmackhaften Rest des altgewordnen Seins, ich brauch ihn nicht.
Doch deine Feigheit will ich nicht hier dulden,
Jetzt wirft er mich gar aus meinen eignen Haus? Der Mensch spielt noch Ballon mit mir, und bring ich ihn recht in Zorn, so trifft uns alle zwei der Schlag. Ich weiß gar nicht, was er noch immer will, ich sehs ja ein, ich war ein unvernünftig Tier, ein Tiger, drum will ich wissen, was denn jetzt noch kommt.
Ja so! Jetzt darf ich meine eignen Briefe nicht lesen! Verdammter Doppelgänger du! Astragalus wird während des Lesens unruhig und bleich und zittert. Das muß eine schöne Nachricht sein.
Nein, mein Schwager ist an allem schuld! Wo ist der Brief? Liest. Erstarrt. »Mein Herr, ich berichte Ihnen, daß das Handlungshaus, bei welchem Ihr Vermögen liegt, ge – ge – fallen ist.« Ich lieg schon da – ich streck schon alle vier von mir.
Hülfe! Hülfe! der gnädge Herr ist fort, er ruft, er wolle sich ersäufen, er stürzt sich in den Strom.
Halts ihn auf, den unglückselgen Kerl, was der Mensch mit meim Leben treibt! Ich komm aus einen Tod in den andern hinein. Die Knie brechen ihm. Ich kann nicht fort, er springt hinein. Er ist schon drin, ich fang zum schwimmen an. Schleppt sich fort. Der Himmel steh mir bei, dasmal ein Menschenfeind, in meinem Leben nimmermehr. Verzweiflung, gib mir Kraft, sonst muß ich untergehn. Ab.
Haltet ihn, haltet ihn!
Seht, er will entrinnen.
Laßt ihn nicht, laßt ihn nicht,
Denn er ist von Sinnen!
Willkommen hier in der Erkenntnis hellstrahlendem Tempel, im wahrheiterleuchteten Saale. Ich sehe dich beschämt und reuergriffen vor mir stehen.
Und künftig nur für euch. Umschlingt sie beide. Wenn ich euch nicht zu schlecht bin, daß ihr für mich auch lebt.
Und ist er denn wirklich hin, dieser verwünschte Lebenskompagnon, dieses Zerrbild meiner Unverträglichkeit?
Nu das waren ein Paar saubre Leute, ich bin froh, daß ich sie losgeworden bin. Aber weil Eure Hoheit gar so viel vermögend sind, könnten Sie denn nicht auch etwas über mein verlornes Vermögen vermögen. Damit ich auch meinem Schwager verzeihen könnt, weil er der einzige ist, den ich noch hasse.
Sie sind mir schon der liebste Schwager, jetzt kommt er erst daher, wenn schon alles vorbei ist. Sie sind an meinem Unglück schuld, ich bin ein Bettler.
Von einmalhunderttausend Gulden Münze, die ich ohne Ihre Einwilligung bei dem Bankier erhoben
Ach, das ist ein Schwager, den laß ich mir gfallen, der bringt doch was ins Haus. Umarmt ihn, Silberkern umarmt Sophie. Kinder, mein Vermögen, die Menge Wechsel, ich bin völlig ausgewechselt vor lauter Freuden. Herr Schwager, das werd ich Ihnen nie vergessen.
Freund, das werden wir Ihnen morgen früh erzählen, sonst möcht es den Leuten zu viel werden. Denn ich hab heut schon so viel geredet, daß ich nichts mehr sagen kann als: Zu August. Sie sind mein Schwiegersohn. Nehmen Sie sie hin. Aber Sie sind ein Maler, schmieren Sie s' nicht an. Lieben Sie s' so, wie ich sie unrechterweise gehaßt habe, dann kann sie schon zufrieden sein.
Kinder, ich bin ein pensionierter Menschenfeind, bleibt bei mir, und ich werde meine Tage ruhig im Tempel der Erkenntnis verleben.
Ende.