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Wie des Adlers Kraftgefieder
Seinen Leib zur Sonne trägt,
Fliegen aufwärts unsre Lieder,
Durch der Freude Schwung bewegt.
Glücklich, wie in Himmelszonen,
Von der Erde Leid getrennt,
Stolz die ewgen Götter thronen,
Herrsch Kreon in Agrigent!
Nie wird er in Wort oder Bewegung rasch, nur einmal ist Nachdruck der Rede angezeigt. Doch das Auge ist kräftig lauernd.
Bin keine von den Rachefurien,
Kann selbst kaum mehr auf morschen Knochen stehn.
Bin nicht Tisiphone! Megär! Alekto!
Nein! nein, ich bin –, vergib, mich schauert so.
's gibt wenig, die so glücklich sind
Wie ich auf dieser Welt,
Ich hab kein Weib und hab kein Kind
Und hab kein Kreuzer Geld.
Ich wüßt vor Freud nicht, was ich tät.
Ich will in voraus nicht stolziern,
Mein Glück fangt erst recht an,
Mir scheint, ich werd mein Gwerb verliern,
Dann bin ich prächtig dran.
Und 's Überraschendste wird sein,
Wenn s' kommen wern, und sperrn mich ein.
Dann schau ich um ein Freund mich um,
Der in der Not mich tröst,
Der macht, daß ich auf d' Festung kumm,
Da sitz ich erst recht fest.
Und wenn s' mich dort vielleicht noch schlagn,
Das war ein Glück – nicht zum ertragn.
Ja, ja, mancher, der mich so reden hört, würde sagen: Oje! da kommt schon wieder einer daher, der lamentiert, daß er kein Geld hat und voller Schulden ist und daß er soll eingsperrt werdn, ojemine, das ist eine alte Gschichte. Hochdeutsch. Ja, wenns aber nicht anders ist, was soll man denn machen? Es ist einmal so, ich hab einmal kein Geld, und sie sperren mich einmal ein, vielleicht auch zweimal, wenn sie in einen guten Humor sind. Lokal. Und wenn das so fortgeht, so komm ich aus den Einsperren gar nicht mehr heraus. Ich bin ein rechtschaffener Mann, doch von was soll ich denn zahlen? Ich bin zwar der angesehenste Schneider hier im Ort, aber ich hab nur eine einzige Kundschaft, und das ist mein Gläubiger, ein Weinhändler, der weint um seine fünfhundert Taler, so oft er mich anschaut. Jetzt bin ich ihm das Geld schon sieben Jahr schuldig. Er ist aber schon lang gezahlt, denn statt den Interessen hat er mit mir ausgemacht, daß ich ihm alles umsonst arbeiten müßt, was in seinen Haus angschafft wird. Da kommen aber die Leut von ganzen Dorf in sein Haus, lassen sich das Maß nehmen, ich muß ihnen umsonst arbeiten, und er laßt sich zahlen dafür. – Da hab Deutet auf sein Haus – geheimnisvoll. der zahlt auch nichts. Ist ein Schmied. Ein Reimschmied. Schreibt jetzt gar ein Theaterstück. Auf die Letzt bringt er mich noch in ein Stuck hinein. Denn ich hör, jetzt können s' gar kein Stuck mehr aufführen, wo s' nicht was von einen Schneider drin haben. Und er gar, er schreibt eins, das heißt: »Die getrennten Brüder«. Das wird doch auf Zusammnähen hinausgehn. Er erwartet immer das Geld von der Post, und jetzt ist ein so ein schlechter Weg, da bleibts halt stecken. Ruft zum Fenster hinein. Guten Morgen, Monsieur Ewald, schon wieder fleißig? Scribendum?
So stören Sie mich doch nicht mit Ihrem unsinnigen Geschwätz. Kommt heraus im einfachen Gehrock mit einem Manuskript und Tinte und Feder. Es ist nicht möglich, daß ich einen vernünftigen Gedanken fassen kann, wenn Sie in meiner Nähe sind.
Gehen Sie doch hinein, ich will hier schreiben.
Lieber Meister, nehmen Sie meine Heftigkeit nicht so auf, Sie sehen, ich bin ein Dichter, ein begeisterter Mensch. Wenn man in Jamben arbeitet – Sie verstehen das nicht so, es sind fünffüßige Verse.
Ja, das ist ja eben das Unglück, wenn die Vers eine Menge Füß haben und keinen Kopf. Das tragt nichts ein. Ich wollt, ich hätt so viel Füß als Ihre Schlampen oder Jamben, was Sie da schreiben! Ich war schon lang davon gloffen, auf meine kann ich mich nicht mehr verlassen.
Sie sprechen dummes Zeugs. Lassen Sie mich ungestört. Er setzt sich auf die Rasenbank und überlegt. Der letzte Akt. Mir fehlts an Stoff.
Mir auch. Wenn ich so ein paar hundert Ellen Gros de Naples hätt, ich wollt Ihnen Ihre Getrennten schon herausstaffiern.
Nun Sie werden doch erlauben, daß es eine andere Aufgab ist, wenn ich einen Rock zuschneid, als wenn Sie da eine halbe Stund nachdenken, und hernach fällt Ihnen erst nichts ein. Wenn Sie einen Vers um ein paar Ellen zu lang machen, so streichen sie s' halt weg, aber wenn ich einen Ärmel um eine halbe Ellen zu kurz mach – Er streift seine Rockärmel hinauf. was gschieht denn hernach?
Nu, nu, nur nicht so heftig, meine schwachen Nerven bitt ich zu verschonen. Überhaupt zwingen mich verhältnislose Umstände, mit Ihnen tragisch zu reden. Ich kann zwar nichts gegen Sie sagen, Sie sind ein ordentlicher Mann, Sie bleiben mir meinen Zins schuldig, wie es sich gehört. Aber Sie sind ein Dichter, der sehr schöne Ideen hat, warum kommt Ihnen nicht auch die Idee, mich zu bezahlen?
Weil ich blessiert bin und nicht ausrucken kann – Deutet aufs Zahlen. Wenn aber das geschieht – wenn sie mich einsperren – Herr von Ewald – Sie sind mir schuldig, ich gebrauch mein Recht – Sie müssen zu mir hinein. Wir sind Männer, wir werden unser Schicksal zu ertragen wissen. Geht gravitätisch ab ins Haus.
Hahaha! Ein gutmütiger Mensch, wenn er nur nicht so unerträglich einfältig wäre. Mich dauert seine
Jetzt wirds nicht mehr lang dauern, so wird die achtzigpfündige Kanon meines Unglücks losgehn. Vor Angst krieg ich noch das gelbe Fieber, das schwarze hab ich so in allen Taschen schon. Wie spät wirds denn schon sein? Ich könnts gleich wissen, ich dürfte nur auf die Uhr schauen, die ich vor zwei Jahren versetzt hab. Um halb zwölf Uhr kommt der Weinhandler, der wird mich anzapfen um sein Geld, und wenn ich ihn nicht zahlen kann, so heißt es: Marsch nach Kamschatka!
Ja, Sie. Goldgesäumte Wolken werden uns dem gemeinen Leben hier entrücken und uns in ein herrlich Land hintragen. Lassen Sie Ihren Gläubiger hier rasen. Er hat ja ohnehin nichts mehr zu fordern. Machen Sie sich reisefertig. Sie sind zu großen Dingen bestimmt.
Ich soll ein Land erretten! Ich kann mirs gar nicht anders vorstellen, als daß das Land durch Unruhen zerrissen ist, und ich muß zusammflicken. Oder sie fürchten sich, das Land erfriert, und ich muß ihn einen Povre machen. Und auf einer Wolken sitzen wir? da fallen wir ja durch.
Nun Sie, wenn wir heut durchfalleten, das wär weiter kein Schand. Mir ist jetzt schon, als wenn ich aus den Wolken gefallen war.
Das ist eben unsre Wunderfackel. Was ich durch sie bestrahlt wissen will, erscheint nach meinem Wunsche in der herrlichsten Gestalt. Und rosger Nebel wird das Auge eines jeden lieblich täuschen.
Was das für Erfindungen sein, um die Leut hinters Licht zu führen, das geht über alles. Na wegen meiner, ich bin dabei, ich sitz doch lieber auf einer Wolken als im Arrest. Also gehen wir. Sieht durchs Fenster. Ums Himmels willen, dort kommt der Weinhandler, und zwei Schutzgeister hat er bei ihm mit klafterlange Spieß.
Monsieur Ewald, mir fällt aus Angst etwas ein. Probieren wir die Fackel, richten wir das Zimmer prächtig ein. Tapeziern wirs aus. Vielleicht bekommt der Weinhandler einen Respekt und glaubt, er kriegt sein Geld. Warten Sie, ich sperr die Tür indessen zu, daß er nicht gleich herein kann. Tut es.
Kein übler Gedanke. Doch das geht nicht so leicht, er wird fragen, wo wir die schönen Möbel her haben. Dann wird ihm die Fackel auffallen. Still!
Mich trifft der Schlag! Das wird doch ein schöner Betrug sein. Ich glücklicher Mensch, das ghört alles nicht mein.
Aufmachen kann er nicht, aber Schulden machen kann er. Wart, du ver – Er tritt herein und steht erstarrt.
Was? Mundschließen? um fünfhundert Taler? Um fünfhundert Taler kann man den Mund gar nicht weit genug aufmachen.
Nichts wird geschlossen als der – Auf Simplizius deutend. der wird geschlossen – kreuzweis. Wie stehts, liederlicher Patron? Wird gezahlt oder nicht?
Geh Er zum Henker mit seinem Spleen. Wenn ich nur die schönen Möbel haben könnte, ich bin ganz verliebt in sie. Also was solls sein? Entweder meine fünfhundert Taler, oder ich laß das Zimmer ausräumen.
Herr, unterstehen Sie sich nicht, sich meines Eigentums zu bemächtigen. In diesem Zimmer bin ich Herr, weil ich es gemietet habe, und wenn Sie es nicht an der Stelle verlassen, so werd ich mein Hausrecht gebrauchen und Sie zum Fenster hinauswerfen.
Halt Er sein Maul mit seinem verflixten Spleen. Sie haben sich angeboten zu bezahlen, tun Sie es. Ich bin bereit.
Ich noch nicht. In einer Stunde sollen Sie Ihr Geld erhalten. Ich erwarte die Post. Entfernen Sie sich jetzt, und kommen Sie in einer Stunde wieder.
Es ist ihm nicht beizukommen. Ich möchte rasend werden. Aber die schönen Möbel! diese Möbel allein könnten mich verführen.
So ein miserables Möbel, wie Er ist, kann ich nicht brauchen. Still! Euer Hoheit geruhen zu unterschreiben.
Das können Sie machen, wie Sie wollen. Setzt sich in einen Stuhl. Mich bringt einmal niemand aus diesem Zimmer fort. Ich muß meine Möbel bewachen. Kein Stück darf mir davon wegkommen. Tausend Element!
So lassen Sie ihn sitzen, wir nehmen unsre Fackel, gehen hinaus, sperren ihm ein. Und er soll seine Möbel bewachen.
Ein delikater Einfall. Er nimmt die Fackel von der Kulisse. Nun wohl, bleiben Sie hier und haften Sie mir für alles.
Blitz und Donner, was ist das für eine Bescherung? Bin ich in eine Zauberhöhle geraten? Wo sind die Möbel hingekommen? Zerreißt die Kleider. Nichts als Fetzen sind da, und die Lumpen sind fort. Ha! Ich muß ihnen nach. Die Tür ist verriegelt, ich kann nicht hinaus. Ich ersticke vor Wut. Meine fünfhundert Taler! Sinkt in den Stuhl.
Spitzbubengesind, Räuber, Mörder, Diebe! Schlägt die Fensterscheiben ein. Ich zerplatze vor Zorn. Ich muß ihnen nach. Er will zum Fenster hinaus und bleibt stecken. Ich kann nicht durch, ich bin zu dick, ich erstick. Was seh ich – o höllische Zauberei! sie fliegen auf einer Wolke davon. Die prächtigen Kleider! der Schneider strotzt von Silber, wenn ich ihms nur herabreißen könnt! Meine fünfhundert Taler! Ich werd unsinnig, ich spreng mich in die Luft. Nein, ich sprenge die Tür ein. Tut es. Hülfe, Hülfe! Räuber, Diebe, Wache!
Jammer, sag, wann wirst du scheiden
Von Massanas Unglücksflur?
Große Götter, hemmt die Leiden,
Eure Macht vermag es nur.
Ein sonst so sanftes Roß und schleudert ihn herab, daß von dem Fall die Erde donnert. Die Weiber weinen. So heult doch nicht. Seid ihrs nicht schon gewohnt? Seit sieben vollen Jahren hat Unglück hier im Lande sich gelagert und über diese Stadt sein schwarzes Zelt gespannt. Ich bin schon stumpf gemacht, mich kanns nicht rühren mehr, wenn meines Nachbars Dach auf seinen Schädel stürzt. Nur Weiber können sich an so was nicht gewöhnen.
O Hades, ungerechter Fürst der Unterwelt, der du aus Rache, weil Massana nicht den König hat gewählt, den du durch deine unterirdischen Orakel ihm bestimmen ließest, das arme Reich mit Übel aller Art verfolgst! So daß wir wie auf nie betretnem Eisgeklüft nicht einen Schritt auf breiter Straße tun, wo nicht Gefahr des Lebens mit verbunden ist.
Endlich haben wir wieder das Glück, zwei Fremdlinge in unsrer Stadt zu sehen. Staunt! aus Ägypten kommen die Leute gar, um bei uns Verachtung des Lebens zu lernen.
Glaubt nicht, daß ich der Pyramiden geheimnisvollen Aufenthalt umsonst verließ, ihr werdet die Gestirne hoch verehren, die nach Massana mir geleuchtet. Denn fromme Götter haben mich zu euch gesendet.
So preisen deine Sendung wir. Dein Aug ist sanft und edel deine Haltung, dein Antlitz flößt Vertrauen ein, und deine kühn gewölbte Stirn mag wohl ein Thron der höchsten Weisheit sein.
Nein, was an dem alles bemerken, das war mir nicht im Schlaf eingfallen. Einen Thron hat er auf der Stirn, und da sitzt die Weisheit drauf. Macht die Pantomime des Niedersitzens. Jetzt, was werden s' erst auf meiner Stirn alles sitzen sehen!
Willst du mein Unglückshaus zur Wohnung dir erwählen, so folge meinem scheuen Tritt, doch laß die
Mein Dank grüßt deines Hauses Schwelle. Mit frohem Hoffnungsgrün wird dir der Gast die Hallen schmücken. Simplizius folge bald.
Ich empfehl mich Ihnen. Ah, was die Weisheit für eine langweilige Sach ist, das hätt ich mein Leben nicht gedacht. Ich will einmal lustig sein. Zu Epaminon das. Tut nobel. Sagen Sie mir, mein edelster Massanier, was gibt es denn für Spaziergänge hier?
O Spektakel! Da muß einer ja drei-, viermal auf die Welt kommen, bis er so ein Stück sehen kann. Wer spielt denn mit?
Da muß ja eine Hitz im Theater sein, die nicht zum Aushalten ist. Überhaupt scheinen die Leut hier nicht ausgelassen lustig zu sein. Warum weinen denn die Frauen da?
Unser Schicksal? Was haben denn wir für ein Man trägt eine mit grünem Tuch bedeckte Trag schnell über das Theater. Wen tragen s' denn da?
Erschlagen hats ihn nur? oh, da reißt er sich schon noch heraus. Hier ist eine gesunde Luft. Wer wohnt denn in dem großen Haus?
Nun, wenn es nur eine Farbe hat, ich bin mit allen zufrieden. Eine ebensolche Trag von der entgegengesetzten Seite schnell über das Theater. Sie, da tragen s' ja schon wieder einen?
Nicht mehr so sehr? Hören Sie auf, mir wird völlig Angst. – Ich bitt Sie, mein lieber – wie heißen Sie?
Epaminondas? Das ist auch ein so ein gefährlicher Nam. Also mein lieber Epaminondas, haben Sie die Güte und führen Sie mich wohin. Daß ich eine Ausheiterung hab, denn ich bin sehr miserabel.
Auf den Fremdenkirchhof. Da liegen alle Fremden begraben, die seit sieben Jahren in unsere Stadt gekommen sind.
Einen Platz soll ich mir bestellen? Wie auf einen Gesellschaftswagen? Sie wahnsinniger Mensch! was fällt Ihnen denn ein? Was ist denn das für ein Land? Das ist ja eine wahre Marderfallen, wo man nicht mehr hinauskann. Und das erzählen Sie einen noch, Sie abscheul – Wie heißen S'? Ich hab Ihnen schon wieder vergessen.
Der Nam bringt einem allein schon um. So widerrufen Sie doch, Epaminondas, wenn Sie nicht wollen, daß mich die Angst verzehrt.
Haha, die Toren löschen dort und jammern sich bei fremdem Unglück krank. Da lach ich nur. Ich bin ein Stoiker, wer raubt mein Glück?
Schrecklich, schrecklich, stirbt schon wieder eine Familie aus. Der Stoiker ist gstraft für seinen Übermut. Mich fangt eine Ohnmacht ab. Setzt sich auf die Stufen des Palasts. Wo werden s' da Hofmannische Tropfen haben? Hülfe! Ohnmacht! Hülfe!
Doch nimm dich wohl in acht. Die Treppe ist sehr steil, es haben sich drei Hausgenossen schon das Bein gebrochen.
Um Himmels willen! das nimmt ja gar kein End. Die Knie schnappen ihm zusammen. Ich trau mich gar nicht aufzutreten mehr. Führts mich hinein. Der Diener führt ihn unter dem Arm. Er spricht unter dem Abgehen. O schlechtes Volk! Einen Fremdenkirchhof haben s', das gelbe Fieber, etwas Pest, Epaminondas. – Ein Beinbruch auch! O Angst, wann ich hier stirb, mein Leben sehn s' mich nimmermehr. Schleppt sich ab, von dem Diener geführt.
Du bist gemeldet bei dem König, weiser Fremdling, als unsres Landes wunderbarer Retter. Seit frühem Morgen sind schon die Minister all um ihn versammelt. An unheilbarem Übel liegt der Herrliche darnieder, und wie der Mensch durch höhern Schmerz den minderen nicht fühlt, so klagt das Volk, mit edler Lieb, bei seines Königs hohem Leid, vergessend eignes Mißgeschick.
So liebt der König auch sein treubewährtes Volk, und gleichen Sieg erringt sein edles Herz. Wie glücklich war dies Land, wenn nicht der unbarmherzge Fürst der unterirdschen Schatten –
Beweisen magst du nun, daß gute Götter dich mit wunderbarer Zauberkraft begabt. Du mußt zum
Mein Thestius, leb wohl, Osiris möge dich für deine Güte lohnen. Für sich mit Schmerz. Massana sinkt! – Ich seh ihn nimmermehr. Nun komm, geleite mich, mir winkt ein großer Augenblick.
Ich bin überflüssig satt, mir liegt das ganze Land im Magen, drum bring ich nichts hinein. Ich verhungere noch vor Angst.
Betrachte mich, ich bin ein Mädchen. Wir haben zwar große Ursache, uns zu fürchten. Man hat heute Nacht Erdstöße verspürt, daß die Stadtmauern erzittert haben.
Ich dank ergebenst. Das Mädel war so hübsch. Wenn mir nur nicht die Knie zusammschnappeten! Ich fanget aus lauter Angst eine Amour an.
Wann sie nur in der Geschwindigkeit eine Leidenschaft zu mir fasset, so könnten wir heut Vormittag noch durchgehen und kam ich doch auf gute Art aus dem verdammten Land. Sag mir, liebes Kind, was fühlst du eigentlich für mich?
Damit du mich aber auch verstehest, so will ich dir sagen, wofür ich dich halte: Du bist ein unverschämter, erbärmlicher Mensch, der es wagt, seine vor Todesfurcht bebenden Lippen zu einer Liebeserklärung zu öffnen und einem edlen Mädchen von Massana seine krüppelhafte Gestalt anzutragen. Entferne dich! Mit dir zu reden ist Verbrechen an der Zeit. Und wenn du künftig wieder ein Mädchenherz erobern willst, so stähle das deinige erst mit Mut. Mutige Männer werden geliebt. Mutlose verachtet man.
Da ghört ein Stoiker dazu, um das zu ertragen. Leb wohl, du wirst zu spät erfahren, wen du beleidigt hast. Ha! jetzt kann Massana fallen, ich hebs gewiß nicht auf.
Wo der Frevler mag auch weilen,
Trifft ihn doch des Orkus Rache,
Und ihr Dolch wird ihn ereilen
Selbst im goldnen Prunkgemache.
Jägerslust müßt bald erschlaffen,
Gält die Jagd nur feigen Affen.
Doch wenn durch der Wälder Stille
Mächtig tönt des Leus Gebrülle,
Hier die grausame Hyäne
Fletscht die mörderischen Zähne,
Dort, eh man den Wurfspieß schwingt,
Aus dem Busch der Tiger springt:
Dann beginnt des Waldes Krieg.
Falle, Jäger! oder sieg!
Verteilt euch, wie ihr wollt. Der König jagt allein. Ihr mögt euch hüten, seinem Feuerblick zu nahen, der zornigflammend durch des Forstes Dunkel blitzet.
Wo mag wohl unser edle König weilen, den seines Hauses Laren treu gerettet haben? Könnt er doch sehn, wie sich sein armes Volk betrübt.
Wer freut sich nun in Agrigent? Der Wahnsinn lacht allein. Gesundes Hirn muß trauern. Ist doch Phalarius selbst, seitdem die Höllenkron auf seinem Haupte brennt, als hätt des Unmuts Dolch sein falsches Herz durchbohrt. Weißt du, warum die Jagd nun tobt? Aspasia ist nicht mehr.
Sie wars allein, der Phalarius an dem verhängnisvollen Tag des schauerlichen Überfalls das Leben ließ. Weil er als Feldherr schon für sie in sündge Lieb entbrannt. Seit er das Reich besitzt, bestürmt er sie mit Bitten und mit Drohungen, sie möchte ihre Hand ihm reichen, er wolle ihr dafür drei Königreiche bieten. Doch wie sie ihn und seine Kron erblickt, da sinkt sie zitternd vor ihm nieder und krümmt den edlen Leib zu dieses Wütrichs Füßen, beschwört mit Tränen ihn, von ihr zu lassen, es gab für seine Kron auf Erden keine Liebe. Doch er reißt sie mit Ungestüm an seine Eberbrust und will dem keuschen Mund den ersten Kuß entreißen, da wandeln sich der Lippen glühende Korallen in bleiche Perlen um, des Auges Glanz erstirbt, des Todes Schauer fassen ihre Glieder, die Angst, daß sie der Kron so nah, bricht ihr das Herz, kalt und entseelt hält sie Phalarius, vor Schreck erbleichend, in den Armen.
Da faßt ihn eine Wut, er tobt, daß des Gemaches Säulen beben. Zur Jagd, ruft er, hetzt mir des Waldes Tiger all auf mich. Die Erd wühlt auf, daß Ungeheuer ihr entkriechen, die sich noch nie ans Sonnenlicht gewagt, gebt Nahrung meinem Pfeil, damit mein Haß umarmen kann, weil Lieb mein Herz so unbarmherzig flieht. So stürzt er fort, zur Jagd, und zitternd beugt vor ihm der schwarze Forst sein sonst so drohend Haupt.
Der Abend kaum. Denn eh der Mond sich noch auf des Palastes Zinnen spiegelt, verbirgt er sich in ein Gemach, aus Marmor fest gewölbt, ganz öffnungslos, damit kein Strahl des Mondes kann sein Haupt erreichen. Weil seine Kron, so sagt Dianens weiser Diener, die Kraft verliert, so lang des Mondes Licht auf ihren Zacken ruht. Und weil in dieser Zeit sein Leben nicht gesichert ist, verriegelt er voll Angst die Tür aus festem Ebenholz. Doch
Du irrst – und irrst doch nicht, es ist Phalarius. Dich täuscht sein Pantherfell. Weh uns! Wir sind verloren, wenn er uns gehört.
Schweig still! Er raset dort hinüber, dem Löwen nach, der ängstlich vor ihm flüchtet. Komm, laß uns auch vor diesem Königstiger fliehn, wenn Löwen weichen, dürfen Menschen sich der Flucht nicht schämen.
Wo sind wir denn? Ich muß erst meine Gliedmaßen alle zusammsuchen. Steigt aus, die Genien helfen. Der Schal fliegt wieder fort. So! Ich dank untertänigst, das sind halt Kinderln wie die Tauberl. Au weh, so ein Erdbeben möcht ich mir bald wieder ausbitten. Ich schau beim Fenster hinaus in meiner Schuldlosität, auf einmal fangts zum krachen an, als wenn die ganze Welt ein Schubladkasten war, der in der Mitten voneinanderspringt, und ich stürz über den siebenten Stock hinunter, die zwei Kinderl fangen mich aber auf und fliegen mit mir davon. Kaum sind wir in der Höh, macht es einen Plumpser, und die ganze Stadt rutscht aus und fällt ins Wasser hinein. O unglückselger Tag! Der arme Dichter hat sich eingetunkt mit seiner Weisheit. Weil nur ich nicht ins Wasser gfallen bin, die SchneiderfischelnKniet nieder. Liebe Kinderl, seids barmherzig, laßt mir etwas zufließen. Sonst muß ich verdursten.
Siehst du, es wirkt, er wird gleich eine andre Sprache führen. Beide nähern sich ihm sanft. Was ist dir, lieber Zitternadel?
Still! Nichts reden auf mich. Ihr Bagatellien! Ich begreif nicht, was das ist. Ich krieg einen Zorn Die Genien lachen heimlich. Ja was ist denn das? Ihr seid ja zwei gottlose Buben übereinander. Ihr seid ja in die Haut nichts nutz. Euch soll man ja hauen, so oft man euch anschaut. Das seh ich jetzt erst.
Nu der soll mir trauen, den hau ich in Jamben, daß die Füß herumkugeln. Jetzt macht fort und schafft mir ein kollerisches Pferd, daß ich durch die Luft reiten kann.
Ha, feige Brut! Steigt auf. Da bin ich ein anderer Kerl. Jetzt kann das Rindfleisch teuer werden, ich bin versorgt. Hotto Schimmel! Das versteht er nicht. Bruaho! Der Stier fliegt ab. Jetzt gehts los.
Vergib, daß meine Nerven ängstlich zucken, noch ist die Greuelsszene nicht aus meinem Hirn entwichen, und nimmer möcht ich solchen Anblick mehr erleben.
Hier wirst du leichteren Kampf bestehn, mein armer König ohne Reich. Nun horch auf mich. Auf dieser Insel herrscht die feine Sitte, daß sich der König und die Edelsten des Volkes am ersten Frühlingstag im Venustempel dort versammeln. Von allen Mädchen dieses Reichs, die zartgeputzt dem königlichen Aug sich zeigen, ernennet er die Schönste als des Festes Herrscherin und schmückt das wunderholde Haupt mit einer Rosenkrone. Dann wählet er aus rüstger Jünglingsschar den Tapfersten, der sich nicht weigern darf, und schenkt ihm ihre Hand, nachdem er ihn zuvor zu einem Amt erhebt. Das Brautpaar wird sogleich an Cyprias Altar vermählt. So endet sich das Fest und dieses Tages Jubel. Du sorgst, daß dieser Preis auf einem Haupte ruht, das sechzig Jahre schon des Lebens Müh getragen. Doch dürfen es nicht Rosen zieren, ein Myrtendiadem muß auf der Stirne prangen, durch Weiber aufgedrückt, die neidisch nach der Krone blicken, nach der sie selbst vergebens ringen. Wodurch du dies bezweckst, wirst du wohl leicht erraten. Die Krone leg nun ab, ich will sie selbst verwahren.
Sie ziemt nicht deiner Stirn. Gibt sie den Genien. Bewahrt sie wohl, beherrscht sie auch kein Reich, wird sie doch viele Reiche retten. Die Genien versinken damit. Hast du nun einen Wunsch, so sprich ihn aus.
Ob mein Begleiter lebt, dies wünscht ich wohl zu wissen. Auch seiner Sendung Zweck ist mir ein Rätsel noch.
Er lebt. Wozu ich ihn bestimmt, wird sich noch heut enthüllen. Bald siehst du ihn, doch magst du nicht ob der Verändrung staunen, die sein Gemüt erlitten hat, sie währet nur so lang, bis so viel Blut durch seine Hand entströmt, als Wasser er aus meinem Zaubersee getrunken.
Sei ruhig nur, ich lenke seinen Arm. Befolge du nur mein Geheiß und fordre dann den Lohn. Für alles andre laß die hohen Götter sorgen, die oft durch weise Wahl gemeine Mittel adeln, daß sie zu hohen Zwecken dienen.
Dies scheinen mir die letzten Häuser einer großen Stadt zu sein. Ich will an eine dieser Pforten pochen, vielleicht erscheint ein altes Weib, deren Geschwätzigkeit mir schnellen Aufschluß gibt und das ich gleich zu meinem Plan verwenden kann. Er klopft an das Tor des ersten Hauses.
Schönes Mädchen! Eröffne doch die Pforte, ich will so leise über ihre Schwelle gleiten, als schlich' ein Seufzer über deine süßen Lippen.
Er ist ein feiner Mann und hat mich süß genannt. Nun kann ich ihm denn doch nichts Bittres sagen. Gern ließ' ich dich herein, doch darf ich nicht.
Meine Muhm. Sie sagt: Du lassest keinen Mann mir über diese Schwelle treten. Es ist ein hart Gebot,
Nun gut, so komm zu mir heraus. Hat sie dir denn gesagt, du darfst zu keinem Manne über diese Schwelle treten?
Bist du vor allem treu? Bekleidest du ein Amt? Bist du vielleicht ein Held, so geh hinaus und kämpfe mit dem Eber, und hast du ihn erlegt, so kehr zurück und wirb um meine Hand.
Ein mächtig großer noch dazu. So groß fast wie ein Haus, so hat mir meine Angst ihn wenigstens gemalt.
Ei freilich wohl, er nähert sich der Stadt, verwüstet alle Fluren und hat ein Mädchen erst zerrissen, die heute als die Schönste war gewiß erwählet worden.
Ja, heute soll es sein, der Tempel ist schon reich geschmückt, und alle Mädchen dort versammelt, doch als der König eben sich dahin begeben wollte, im feierlichen Zug der hellpolierten Krieger, da kam die Nachricht schnell, daß sich der Eber zeigt und auf den Feldern wütet. Da ließ der König alles, was nur Waffen trug, zum blutgen Kampfe gen den Eber ziehn. Drum findest du die Straßen leer.
Dann ist die höchste Zeit, daß ich zu Werke schreite. Ich bin ein Mann von Ehre und deiner Liebe wert. Doch
Wo finde ich sie nicht, so solltest du mich fragen. Die gibts wohl überall, das hab ich oft gelesen. Obwohl die Frage nicht sehr artig ist, so wirst du gar nicht lange suchen dürfen, wenn du noch eine Weile mit mir sprichst, denn meine Muhm wird bald nach Hause kommen und dich von ihrer Tür verjagen.
Leider ja. Als meine Mutter starb, ward ich ihr übergeben, und vieles Geld dazu, sie mußte mich erziehen. Das tat sie auch, doch von dem Gold, was ihr die Mutter hat für mich zum Heiratsgut vertraut, da will sie gar nichts wissen. Sie schlägt mich auch, wenn sie oft Langeweile hat, erst gestern noch, weil ich mich zu dem Feste schmücken wollte. Das gab sie denn nicht zu, sie sagt, mich braucht kein Mann zu sehen. Das hat mich sehr geschmerzt, ich wünsche mir doch einen Mann, und wie soll mich denn einer frein, wenn mich nie einer sieht?
Ei, frag doch nicht. Glaubst du, ich war zu dir herabgekommen, wenn du mir nicht gefallen hättest? Du stündst noch lang vor der verschloßnen Tür, wenn du durch deinen Blick mein Herz nicht früher aufgeschlossen hättest. Doch jetzt leb wohl und denk darum nicht arg von mir, weil ich dir sag, daß ich dich liebenswürdig finde. Dafür werd ichs auch keinem andern sagen mehr und hab es keinem noch gesagt.
Ich muß. Such deine Alte nur, hörst du! und hast du sie gefunden, Droht schalkhaft mit dem Finger. vergiß nicht auf die Junge. Läuft ins Haus.
Halt Er an! Steigt ab. So! da sein wir alle zwei. Nur wieder nach Hause, ins Bureau. Der Stier fliegt fort. Simplizius ruft ihm nach. Meine Empfehlung an die andern.
Geht Ihnen das etwas an, haben Sie sich darum zu bekümmern? Kann ich nicht reiten, auf was ich will? Glauben Sie, weil Sie vielleicht auf einer flanellenen Schlafhauben herübergeritten sind, so soll ich meine Herkulesnatur verleug
nen? Ah, da hat es Zeit, bei den Preußen!
Was? Mit mir reden Sie von einem Recht? da kommen Sie an den Unrechten. Recht? Wollen Sie vielleicht einen Prozeß anfangen? Oh, wenn ich auch kein Rechtsgelehrter bin, ich laß mich doch nicht links hinüberdrehen. Da irren Sie sich.
Vom Totschießen reden Sie? Wollen Sie sich duellieren mit mir, auf congrevische Raketen? Oder sind Ihnen die vielleicht zu klein? so gehen Sie her, nehmen wir ein jeder ein Haus und werfen wirs einer den andern zum Kopf, damit die Sache ein Gewicht hat. Wollen Sie?
Züchtigen? Ha, beim – wie heißt der Kerl? – Ha, beim Zeus! jetzt gibts Prügel. Bricht mit dem Fuß seinen Baumast entzwei und gibt ihm die Hälfte. Nehmen Sie einen, die andern kommen nach.
Wart, du kommst mir schon unter die Hände. Es ist schrecklich! Ich kann mir nicht helfen, wie ich nur einen Menschen seh, so möcht ich ihn schon in der Mitte voneinander reißen. Wenn ich nur einen Degen hätte, oder ein Stiffilet! Oder wenn ich wo unter der Hand billige Kanonen zu kaufen bekam, ich erschösset die ganze Stadt, und die Vorstadt auch dazu. Da kommen einige. Die sollen sich freun.
Das brauchst du nicht, weil ich die Antwort dir nicht schuldig bleibe und sie auf deinen Rücken legen werde.
So? nur gleich? Für sich. Ist schon gut unterdessen. Der wird schon umgebracht. Das ist der erste, den ich expedier. Ich muß mir nur einen Knopf ins Schnupftuch machen, damit ichs nicht vergeß. Tut es.
Ich soll die Straße reinigen? Er muß mich für einen Gassenkehrer halten. Das hat mir niemand zu befehlen, ich bleibe hier. Er setzt sich auf einen Stein. Und wer nur einen Laut von sich gibt, der geht nicht gsund mehr von dem Platz da weg.
Du irrst dich, Freund, das bin ja ich. Zu Simplizius.
Zu Astrachan. Ja was werd ich? geschwind!
Die Kehle schnüren? Das ist ein Schnürmacher. Nu, den können wir ja auch mitnehmen. Macht einen Knopf. Detto. Er macht die Bewegung des Erdolchens.
Du hast dich gut gehalten. Jetzt laß mich reden. Hör, Kerl, wenn du jetzt nicht augenblicklich gehst und dich in unserer Stadt noch einmal blicken lassest, so wirst du sehn, was unsere Gerechtigkeit an einem solchen Lumpenhund für ein Exempel statuiert.
Wir haben unsern Spaß mit diesem Burschen da. Das ist der dreisteste Kerl, den ich noch gesehen habe.
Ja ja, das ist ein abgefeimter Schurke. Für sich. Jetzt sind wir unser vier, jetzt soll er mir nur trauen.
Bravo, nur zu, sind schon vorgemerkt. Deutet
auf sein Tuch. Werden schon Exekution halten, bleibt nicht aus.
Jetzt kommen mir schon zu viel Knöpf zusammen. Ich weiß schon, was ich tu, ich mach einen großen, der gilt für vier. Das wird ein Massaker werden, wie ich die zusammenendeln werd.
Ah, jetzt muß ich doch Rebell schlagen. Laut. Was glauben denn Sie so? Glauben Sie, ich bin Ihr Narr, daß Sie sich über meine Phisiognomie lustig machen? Was fehlt denn meinem Gesicht? Die Häßlichkeit vielleicht? die ist ja nirgends mehr zu finden, weil Sie s' alle auf den Ihrigen haben.
Nu, da haben wirs, nicht einmal ordentlich lachen können s', mit den Gsicht. Da lach ich mit den linken Ellbogen besser als die mit dem Maul. Sagen Sie mir, wer hat Ihnen denn die Beleidigung angetan, eine solche Phisiognomie aufzubürden? Die Natur vielleicht? Die setz ich ab, wenn sie mir noch einmal solche Gsichter macht. Das sind Keckheiten von ihr, ich brauch sie nicht, wenn sie so schleuderisch arbeitet. Was brauchen wir eine Natur? Die Welt ist lang genug unnatürlich gewesen, sie kanns noch sein.
Spartaner? Das wird wieder ein anderes Vieh sein. Ich kenn mich gar nicht mehr vor Zorn. Heraus, wer Mut hat! Einen muß ich spießen. Faßt Olimar. Was ists mit Ihnen? wollen Sie sich mit mir schlagen, oder wollen Sie sich schlagen lassen?
Jetzt reißt mir die Geduld. Er haut auf Abukar ein, der ihm die Lanze entgegenhält, welche er ihm aus der Hand schlägt. Ihr verdammten Callidalianer! Jetzt wird's Leben wohlfeil werden!
Ha! Pompeja ist erobert. Sieg über die Kalmuken.
Da gibts Waffen. Er setzt sich den Helm auf. Her da mit dem Helm! Nimmt das Schwert, steckt es in die Binde und hebt den Spieß auf. Das ganze Zeughaus häng ich um. So! Jetzt ist der Stephan Fädinger fertig. Rache! Rache! Alles muß blutten. Einen Haß hab ich! Ich glaub, es dürft mich einer spießen, mir wärs nicht möglich, ihn zu küssen. Die ganze Welt ist mir zuwider.
Nein, nein, mein lieber schmucker Herr! Das geht nicht so geschwinde, das Mädchen ist zu jung, sie braucht noch keinen Freier. Ach du keusche Göttin Diana, kaum bin ich eine Stunde aus dem Hause, um die tapferen Männer zu bewundern, so fängt das Mädchen Liebeshändel an. Wo habt Ihr denn das ungeratne Kind gesprochen?
Seht doch. Und glaubt Ihr denn, man heiratet bei uns die Mädchen gleich vom Fenster nur herunter? wie man Zitronen pflückt? Laßt Euch den Wunsch vergehen. Ich
Ich hörs nicht gern, wenn man von meinen Reizen spricht. Es ist mir nicht mehr neu. Gewohnheit tötet unsre schönsten Freuden. Doch weiter nun? Ach, mein Gedächtnis ist so schwach.
Wovon habt Ihr zuletzt gesprochen?
Seid Ihr von Sinnen? Bin ich erschrocken doch, als hätt mich Amors Pfeil getroffen. Ich bin schon eine ausgeblühte Rose, die nicht im Frühlingsschein mehr glänzt.
Ich will durch meine Kunst Euch diesen Glanz verleihn. Vor allen Töchtern dieses Reichs sollt Ihr den Schönheitspreis erringen. Doch Eure Nichte ist dann mein, ich führ sie mit mir fort.
Ihr könntet das, ein Sterblicher, bewirken, wofür ich
Warum denn nicht? Wenn Aloe, die Pflanze, mit hundert Jahren neue Blumen treibt, warum soll Aloe, das Weib, mit sechzig nicht erblühen?
Mit sechzig, ja, da habt Ihr Recht, das ist die wahre Blütenzeit. Mir ist, als blüht ich schon, ich fang schon an zu duften. O Himmel, welch ein Glück, ich fühle mich schon jung, mich hindern bloß die Jahre.
So mäßigt Euch. Es ist ja noch nicht Zeit. Erwartet mich im Haus. Ich muß mich erst dem König zeigen. Geht nur hinein und sagt Atritien, daß sie mein Weib soll werden.
Ja ja. Ihr sollt Atritien haben. Ich schenk sie Euch. Ach, wenn ich eine Herde solcher Mädchen hätte, Ihr könntet alle sie nach Eurem Lande treiben. Nur fort damit, nur fort, die Schönste bleibt zurück. Die Schönste – eine Welt von Wonne liegt in diesem Namen. Und bin die Schönste ich, wird mir der schönste Mann. Der schönste Mann, ach, wie viel Welten kommen da zusammen. Gegen das Haus. Atritia, Atritia, wir kriegen beide Männer. O Götter, steht mir bei, das kostet den Verstand. Eilt freudig ab.
Der Eber ist erlegt! Des Landes borstge Plage. Da kömmt Simplizius! Voll Angst! Ist seine Wut verdampft?
Jetzt ists recht. Wenn einem einmal was gerät, so sagen Sie, es muß einem einer geholfen haben. Es hat ja nur einen Stich, das kann man doch gleich sehen.
Ganz kurz, denn wer wird sich mit einem Eber in einen langen Diskurs einlassen. Sie wissen, daß heut große Jagd auf ihn veranstaltet war. Alles war versammelt, drauß beim grünem Baum, da kommt der Eber alle Tag zum Frühstück hin. Alle Krieger waren voll Feuer, und in mir hats gar schon gekocht. Auf einmal wird einer totenblaß und ruft: Der Eber kommt, jetzt rauft! rauft! Aber das Wort rauft muß in der hiesigen Sprach eine andere Bedeutung haben und muß heißen lauft. Denn kaum war das Wort heraus, sind sie alle davongelaufen. Ein Hasenfuß nach dem andern, ich war der letzte auf den Platz. Kaum waren sie fort, wer kommt? der Eber. Ich erseh ihn kaum, faßt mich eine Wut, ich stürz mich auf ihm los und stich ihn auf der unrechten Seiten hinein und der rechten wieder heraus.
Dann bin ich auch davongloffen, was weiter geschehn ist, weiß ich nicht. Vermutlich haben sie eine Schwein aufgehoben.
Versteht sich, das ist ja eben das Großartige. Vorher ists keine Kunst. Kaum ist der Eber in seinem Blut dagelegen, ist er mir noch zwanzigmal so groß vorkommen als vorher, so daß ich zum zittern angfangt hab, und hab ihn gar nicht ansehn können mehr. Alles hat zwar geschrien: Halt, verweil, du großer Held! Aber ich hab mir gedacht, schreit zu, so lang ihr wollt, ich bin nicht der erste Held, der davongelaufen ist, und werd auch nicht der letzte sein, und bin fort.
Glauben S', daß was herausschaut? Ich werd ihnen schon einen rechten Konto machen: Was ich an Eberarbeit geliefert hab. Oder sie sollen mich nach den Pfund zahlen. Ich laß ihn beim Wildprethandler wiegen, was er wiegt, das wiegt er. Punktum.
Hören S', sie schreien schon wieder. Gibt kein Ruh das Volk. Aloe zeigt sich am Fenster. Doch sagen Sie mir, wenn werden wir denn einmal das Reich erretten? wenn immer etwas dazwischen kommt. Bald ein Erdbeben, bald ein Eber.
Das wird der Zauberschein der Fackel tun. Der König muß den Preis ihr reichen, drum stellen Sie als Ihren Freund mich bei ihm vor, damit er mir Gehör verstattet. Sehen Sie nur, dort nahen sich die Krieger im feierlichen Marsch. Man suchet Sie.
Ich bitt recht sehr, machen Sie kein solches Aufsehen, es ist ja gar nicht der Müh wert, wegen der Kleinigkeit da, wegen dem bissel Eber.
Ja, das ist eben das Hasardspiel der Natur, wenn man eine Austerschale öffnet, und es kommt ein Elefant heraus.
Ja, ich müßt da erst einen Überschlag machen. Das dauert alls zu lang. Ich überlaß das ganz der Indiskretion Euer Majestät, wir werden keinen Richter brauchen.
Dieses Mannes Ausdrücke versteh ich nicht. Laut. Ihr Krieger, deren oft bewiesner Mut der Heldenstärke dieses Jünglings weichen muß, sagt selbst, verdient die Tat, daß sie ein Lorbeer lohnt?
Einen Lorbeer wollen s' mir geben. Da war mir ein Spenat noch lieber. Mir scheint, sie wollen mich prellen, was?
Was fällt Ihnen denn ein! Der Lorbeer ist die höchste Auszeichnung, nach der die größten Männer aller Zeiten ja gerungen haben.
Nach den Lorbeer? Nu der muß schön heruntergekommen sein, jetzt nehmen sie ihn schon gar zum Lungenbratel.
Für sich. Die haben mich schön erwischt. Das ist ein undankbares Volk. Ich muß aussehn wie ein Felberbaum.
Ah, das ist schrecklich, er ist schon wieder Zu Ewald. Das Tier nimmt gar kein End. Schauen Sie ihn nur an, mir scheint, er rührt sich noch, er ist nicht tot.
Sie, halten S' mich, mir wird nicht gut, ich verlier meinen Lorbeerkranz aus Angst. Der packt mich an, er hat ein Aug auf mich. Sehen Sie ihn nur an.
Reden S' nur nicht vom Fassen, sonst ist er gleich da. Ich halts nicht aus. Schreit. Euer Majestät! schaffen Euer Majestät den Eber fort.
Aus lauter Kraft, das ist der überflüßge Mut. Eine Lanze! Man reicht ihm eine – leise. Daß ich mich halten kann, sonst fall ich zusamm. Fort mit ihm, nur fort, ich stech ihn noch einmal zusammen, den Saperment, ich kenn mich nicht vor Wut. Beiseite. Und vor Angst.
Gleichviel. So lohnen wir die Tat, nicht den, der sie beging. Erhebet ihn und tragt ihn im Triumphe nach dem Tempel. Dort schmückt ihn, wie die Sitte es erheischt. Leb wohl, mein Held, ich folge bald. Die Krieger bilden mit ihren Schildern eine Treppe.
Nein was sie mir für Ehren antun! Zuerst Steigt hinauf.
Jetzt haben s' mich auf einen Schild, da heißts beim grünen Kranz. Eine schöne Aussicht hat man da heroben. Nur Obacht geben, sonst heben wir noch was auf. Der Marsch beginnt, man will ihn forttragen – er schreit. He sapperment, ich hab noch was vergessen! halt! die ganze Armee soll halten. Man hält. Euer Majestät, ich bitt auf ein Wort.
Sie, kommen S' ein bissel her. Euer Majestät erlauben, daß ich Euer Majestät bei meinem Freund aufführ, er wünscht Dero Bekanntschaft zu machen, und aus lauter Triumph hätt ich bald darauf vergessen. Hahaha! Empfehl mich! Zu den Kriegern. Nur vorwärts mit dem Zug.
Was soll ich sagen? Laut. Das bin ich, edler Fürst. Für sich. Die Schande drückt mich fast zu Boden, daß ich des Dummkopfs Freund sein muß.
Er ist ein Held, wie mir noch keiner vorgekommen ist, und hat dem Lande Wichtiges geleistet, drum magst auch du auf die Gewährung eines Wunsches rechnen.
Es ist ein Wunsch, der sich mit dieses Landes Ehre wohl verträgt. Ich will dein Aug auf deines Reiches höchste Schönheit lenken, die nur bis jetzt in stiller Abgeschiedenheit gelebt.
Bring sie zum Fest, verdienet sie den Preis, soll er ihr nicht entgehen. Doch ungerecht darf ich nicht handeln.
So kühn ist meine Bitte nicht. Nur magst du sie nicht selbst mit einem Kranz von Rosen schmücken, es müßten edle Frauen deines Landes ein Myrtendiadem auf ihren Scheitel drücken.
Es soll geschehen. Find dich nur bald im Tempel ein, denn eh noch Phöbus' Rosse aus Poseidons Fluten trinken, muß unser Fest beendet sein, damit die Nacht, die aller Schönheit Glanz verdunkelt, dem ruhmbedeckten Tag nicht seinen Sieg entreißt.
Es kränkt mein Herz, daß ich dich, edler König, täuschen muß, weil dir ein kühner Augenblick erschütternd zeigen wird, wie sechzig unbarmherzge Jahre der holden Schönheit Bild in Häßlichkeit verwandeln. Geht ab in Aloes Haus.
Bleib du nur im Gemache Sie verschließt die Tür. er darf dich noch nicht früher sprechen, bis ich mit meinen Reizen ganz in Ordnung bin. Kniet. Götter! die ihr tausend Himmel ausgeschmückt mit Schönheit habt, öffnet eure Vorratskammer, und das Füllhorn zarter Jugend gießet auf mein Haupt herab. Alles will ich gern erdulden: Werft
Wer wäre dazu nicht bereitet? Erwartung spannet jede Faser, und Ungeduld zersprengt mir noch das Herz.
Weil es hier zu dunkel ist, laßt mich erst die Leuchte schwingen. Er schwingt die Fackel und steckt sie in einen Ring des Pfeilers, doch so, daß die Halle links beleuchtet wird, die andere dunkel bleibt. Augenblicklich verwandelt sich Aloe in ein junges, reizendes, rosig gekleidetes griechisches Mädchen, mit weißen Rosen geziert. Nun beseht Euch in dem Spiegel. Er hält ihr einen Handspiegel vor, der auf einem Tischgen liegt.
Nun ihr Weiber, die die Welt, blind genug, für schön erklärt, wagt es, euch mit mir zu messen! Bettlerinnen seid ihr alle. Ha, so groß ist meine Freude, daß ich dich umarmen muß. Küßt ihn.
Sie gefällt mir selbst beinah, doch mich kann sie nicht verführen, denn will ich meine Lieb vernichten, lösch ich nur die Fackel aus. Gezogen. Hört mich, schöne Aloe.
Wartet nur, ich hab sie fest verschlossen. Na, die wird vor Galle bersten, wenn sie meine Schönheit sieht.
Ach Himmel, was erblick ich! Das ist die Göttin Venus selbst. Fällt auf die Knie. Nein, solche Schönheit hab ich nie gesehen.
Du ungezognes Kind, du wagst es, häßlich mich zu nennen? Geh mir aus den Augen, oder ich vergreife mich an dir. Der Ärger bringt mich um.
Ja, du hast schon recht, sie ists. So spricht die Göttin Venus nicht. O sag, wirst du mich auch verschönern?
Doch nun leb wohl. Küßt sie. Kehr ich zurück, wirst du mein Weib und folgst mir in mein Vaterland. Lucina! Weih ihr deinen Schutz.
Ja, ich will mich mäßigen, denn meine Schönheit geht mir über alles.
Ich folge Euch. Wieder auffahrend. Aber wenn ich zurückkomme! Zu Ewald. Geht nur voraus, ich bin die Sanftmut selbst. Wieder auffahrend. Gottloses Kind! ich –
Faßt sich. nein, du sollst mich nicht um meine Schönheit bringen. Geh nur voraus, ich folge sanft – ganz sanft. Trippelt steif und wirft einen wütenden Seitenblick auf Atritien. Mich alt zu nennen! Zittre, wenn ich wiederkomme! Ganz sanft – ganz sanft.
Seht, die Göttin ist uns hold,
Lieblich strahlt der Locken Gold,
Und ihr anmutsreicher Blick
Kündet unserm Lande Glück.
Die Göttin ist uns hold. Sie nahm die Opfer gnädig auf. Nun führt den Helden dieses wichtgen Tags vor meinen Thron.
Was mit mir alles treiben! Jetzt nähen s' mich mitten im Sommer in eine Eberhaut ein, da möcht einer doch aus der Haut fahren.
Ihm ward das Glück, das Untier zu besiegen, das unser Land verwüstet hat. Nun könnt ihr kühn den Wald durchstreifen, und eurer Felder Saaten sind durch ihn gerettet.
Schon ruht auf seiner Stirn das Zeichen höchsten Ruhmes, und seine Schultern deckt des Tieres rauher Panzer. Nichts gleichet seinem Mut.
Bald wird der Krieg mit Agrigent beginnen und das Schlachtfeld sich mit Kriegern füllen. Besteige jenen Thron und künde selbst, wozu ich dich ernannt.
O verflixt, mir verschlagts die Red, und ich soll eine halten. Ah was, ich red halt einen unzusammenhängenden Zusammenhang, das gfallt oft besser als was Gscheids Steigt auf den Thron und seufzt. Also. Volk über alle Völker hinüber, der König hat mich unters Militär gegeben, und obwohl ich nicht die rechte Maß hab, so fühle ich mich Setzt sich.
Ich hab zum Unterfeldherrn ihn ernannt. Du bist ein größerer Held, als du ein Redner bist. Nun reicht den Frauen das Myrtendiadem, wie ich es heute angeordnet habe, und laßt die Mädchen um den Preis der Schönheit buhlen.
Jene ists, die einer diamantnen Rose gleich die zarten Perlen überschimmert. Er steigt vom Thron und führt Aloe vor. Ihr Frauen, krönet sie, nur ihr gebührt der Preis.
Simplizius, jetzt kann ich erst nach Würde dich belohnen. Nimm dieses Mädchens Hand. Sie sei dein Weib.
Wegen meiner schon. Steigt vom Thron – für sich. Ich will doch lieber die Feldschererei verlieren, als die Schererei mit der Alten haben.
Hören Sie auf, ich will ein Weib haben, die auch in der Finster schön ist, nicht eine, die man erst illuminieren muß. Laut. Ich nehm sie nicht. Will s' vielleicht ein andrer nehmen?
Noch nicht genug. Um zu beweisen, wie man im Kallidalos Schönheit ehrt, erwähl ich selbst zu meiner Gattin sie.
Die Täuschung geht zu weit, legt ab die Kränze, die euch nicht gebühren. Sie nimmt der unter ihr stehenden Aloe den Kranz, ab, und Simplizius' Lorbeer fliegt ihr in die Hand. Nun fort nach Agrigent.
Heil meinen edlen Freunden. Es stürmt mein Herz, mein Auge perlt Freude. Nehmt eures Königs frohen Dank, der sich in eurer Mitte überglücklich fühlt.
Ich habs ja gleich gsagt, daß mir das der liebste ist. Laut. Ich küß die Hand, Euer Majestät. Beiseite. Jetzt richt ich eine Schneiderwerkstatt auf und heirat die Göttin. Das wird ein himmlisches Leben werden.