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Welch ein herrliches Konzert,
Wo sich hoch die Kunst bewährt.
Was ist Amphions Geklimper?
Selbst Apollo ist ein Stümper,
Wenn man solche Künstler hört.
Bravo! Bravo! O vortrefflich!
Bravo! Bravo!
Bravo – Bravo –
Mein Herr! das könnte mich beleidigen. Er ist der erste Violinspieler im ganzen Feenreich, er hat einen englischen Meister, der für jede Lektion zweihundert Schillinge bekommt.
Wer kann ihn unparteiischer beurteilen als ich, seine Mutter? Eitel. Obwohl mirs, meiner Jugend und meiner Reize wegen, niemand ansieht, daß ich seine Mutter bin.
O Sie einfältiger Zauberer! Borax weint laut. Pfui! mein Boraxi, mußt nicht weinen. Hörst! mußt gar nicht aufmerken auf die abscheuligen Leute da.
Bleiben Sie. Hat Lakrimosa Sie darum zu sich gebeten, um zu streiten? Sie wird den Augenblick erscheinen, sie empfängt nur ihren Vetter, den sie aus Donau-Eschingen erwartet hat und der wie Sie alle im Hexengasthof abgestiegen ist, weil im Palast hier niemand wohnen darf.
Richtig! wo Sie mir die Bouteille Wein an den Kopf geworfe habe, da hab ich die Ehr gehabt, sie kenne zu lerne.
Genug, meine Herren, diese schönen Erinnerungen ein andersmal. An mir ist die Reihe. Überblickt alle mit Wohlgefallen, dann spricht sie mit Gefühl. Ja, es ist keines ausgeblieben, alle sind sie hier, die mein Schmerz zu sich bitten ließ. Türkische, böhmische und ungarische Wolken haben sie zu mir getragen. Jedem die Hand reichend. Mein Bustorius aus Warasdin, meine Freundin, die Nymphe von Karlsbad, sogar Selima und Zulma, die Feen von der türkischen Grenze. Du stille Nacht, an deren Busen ich so oft mein sinnend Haupt gelegt. Der Morgen und der Abend. Blödsinn und Faulheit et cete
ra, et cetera, alle, alle sind sie hier.
Und nun hören Sie die Ursache, warum ich Sie auffordern ließ, Ihre Wolkenschlösser zu verlassen und mir in meiner bedrängten Lage Beistand zu leisten.
Es sind nun volle achtzehn Jahre, als ich an einem heitern Juliustage auf einem Sonnenstrahl nach der Erde fuhr und mich in Blitzesschnelle in einem angenehmen Tal befand. Vor mir stand ein junger blonder Mann, sein edler Anstand und sein gemütliches Auge bürgten für die Aufrichtigkeit seines Herzens. Ihn zu sehen und zu lieben war das Werk eines Augenblicks. Es war der Direktor einer reisenden Seiltänzergesellschaft, die in diesem einsamen Orte halt machte und nicht mehr weiter ziehen wollte, bis sie für zweihundert Gulden rückständige Gage augenblicklich gesichert wäre. Mein Entschluß war gefaßt: er mein Gemahl oder keiner – ich zauberte ihm schnell einen Beutel Louisdors in die Tasche und flog, in eine girrende Taube verwandelt, in mein Reich zurück. Mein Freund Zenobius sah mich kommen. Erinnerst du dich noch?
Ihm übergab ich geschwinde die Schlüssel Sie weint.
Ja das Seiltanzen, ich habs auch einmal probiert, aber ich versichere Sie, ich bin recht auf den Kopf gfalle.
Von tiefer Trauer erschüttert, nahm ich mein Kind, ein Mädchen von zwei Jahren, und kehrte mit ihr ins Feenreich zurück. Bezahlte schnell die Schulden, die mein treuer Zenobius indessen auf meinen Namen gemacht hatte, und nachdem mein Schmerz vertobt war, erbaute ich meiner Tochter einen Brillantenpalast, ließ sie in dem höchsten Reichtum erziehen und schwur, ihre Hand nur dem Sohne der Feenkönigin selbst zu geben. Kaum hatte ich diesen unseligen Schwur getan, so krachten die Säulen meines Palastes, und vor mir stand die Königin der Geister. Büße deine Frechheit, sprach sie, übermütiges Weib. Einem Sterblichen hast du dich vermählt, und deines Kindes Herz willst du durch Glanz vergiften? So höre meinen Ausspruch: Entrissen sei dir auf Erden deine Feenmacht, so lange, bis die Bescheidenheit deiner Tochter deinen Übermut mit mir versöhnt. In brillantene Wiegen hast du sie gelegt, darum sei Armut ihr Los, und des Reichtums Glanz werde ihr zum Fluch. Meinem Sohne hast du sie bestimmt, dem Sohn des ärmsten Bauers werde sie angetraut. Auf die Erde setze du sie aus, dem Irdischen gehört sie an, dann kehrst du zurück in dein Wolkenhaus, und nur die Tugend deiner Tochter kann dich daraus
Ich sank mit meinem Kinde auf die Erde nieder, in einem düstern Wald, und in der Gestalt eines alten Weibes pochte ich an eine niedre, aber reinliche Hütte. Ein lustiger treuherziger Bauer, ihr einziger Bewohner, sprang heraus, er hieß Fortunatus Wurzel. Ich sank zu seinen Füßen und beschwor ihn, er möchte sich des armen Kindes erbarmen, sie gut und fromm erziehen, sie nie aus dem Walde lassen und mit siebzehn Jahren an einen armen Jungen, den sie lieb gewinnt, verheuraten. Wird er dies befolgen, soll er mich am Tag der Heirat wiedersehen, und ich werde ihn reichlich belohnen. Wer ich sei, dürfte ich ihm nicht sagen. Er schwur, meine Bitte zu erfüllen, und eilte mit dem Kind in die Hütte. Langsam und trauernd schwang ich mich auf, Tränen entstürzten meinen Augen, wurden zu kostbaren Perlen und fielen nieder auf das Strohdach seiner Hütte. Nach einer Pause seufzend. Ob er sie gefunden, weiß ich nicht.
Vierzehn Jahre hat er sein Wort treu gehalten, doch über ein Jahr lebe ich schon in qualvoller Angst. Die mißgünstigen Gesinnungen meiner Dienerschaft verschafften dem Neid Eintritt in mein Exil, und dieser mächtige Fürst der Galle verliebte sich in mich und warb um meine Hand, doch da er von jeher aus meinem Herzen
Kommen Sie, Frau, sein Sie nicht traurig. Waren Sie zwar stolzes Weibsbild, aber sein Sie bestraft, sein Sie doch gute Person, haben Sie Ihr Kind gern, das gfallt mir. Geben Sie mir Bußel. Nimmt sie beim Kopf und küßt sie. Nit wahr, meine Freunde, wollen wir ihr alle helfen?
Was wollen Sie mehr, sein das nicht rare Geister? Verlassen Sie sich auf ungarischen Zauberer. Was Ungar verspricht, das halt er. Hat er festes Blut in sich wie Eisenbad in Mehadia. Wir wollen schon einheizen den vertrackten Purzel oder Wurzel, wie der Kerl heißt.
Ja, das wollen wir, und ich will die ganze Sache dirigieren. Jetzt lauf ich gleich ins Wirtshaus und laß mir was immer für a Vieherle sattle und reit in die Stadt hinunter und werd alles auskundschafte, und außer der Stadt draußen steht ein verrufenes Bergle, das heißt der Geisterscheckel, da kommen wir in zwei Stunden in dem altenAuf die Nacht zeigend. die muß vor uns herfliegen, damit die Sach kein Aufsehen macht, und heut Abend müsse Sie schon Ihr Töchterle habe, und wenn sie auf dem Blocksbergle vermählt werde soll.
So sind Sie, wie ich Sie haben wollte, jetzt ist mein Mutterherz getröstet. Ich verlasse mich ganz auf Sie. Im Konversationstone. Darf ich Ihnen gschwind noch mit ein Glaserl Punsch aufwarten?
Die Wägen herbei. Die Mäntel! Es ist ja noch stockfinster in den Wolken, es muß ein Wetter am Himmel sein.
Kommen S' gut nach Haus! Vergessen S' nicht auf mich! Sie Herr Vetter, ich laß Ihnen einspannen und in den Gasthof führen.
Gleich, gleich, nur nicht so schreien, da ist den Herrn sein Schlafzimmer! Zu den Bedienten. Gehts hinunter zun Wagen, der echte Champagner ist kommen. Tragts die Flaschen in Saal hinauf. Morgen ist Punschgesellschaft, da muß er austrunken werden, aller, sonst wird er hin, er halt sich nur ein paar Tage. Zwei Bediente gehen ab. Zum dritten. Und du nimmst ein zehn Flaschen weg und stellst mir s' auf die Seite, ich brauch s' für eine arme Familie, die gern trinkt.
Was man alles zu tun hat, wenn man erster Kammerdiener in ein Haus ist! Wie ich noch Halter bei ihm war, hab ich lang nicht so viel zu tun ghabt als jetzt. Ja, wenn wir auch von Land sein, deswegen sind wir doch nicht auf den Kopf gfallen. Wie ich Bedienter worden bin, hab ich nicht gwußt, warum die Schneider so große Säck in die Livreen machen, jetzt weiß ichs schon: weil die Bedienten von ihre Herrschaften so viel einstecken müssen. Sieht durchs Schlüsselloch. Mir scheint, er steht schon auf. Das war wieder ein Spektakel heut nacht, mit ihm und seine guten Freund. Bis um drei haben s' trunken und gsungen, über achtzig Gläser zusammgschlagen, und so gehts alle Wochen viermal. Mich wundert nur, daß ers aushalt – Und seine guten Freund halten ihn für ein Narren, sie sagen, er wär der gscheideste Mensch von ganz Mamelukien oder wie das Land heißt. Jetzt will er gar ein heimlicher Gelehrter werden, und ich hab schon was wispeln ghört, ein Philosoph auch noch. Ein Bauer, es
Wie viel hundertmal hab ich dich schon gebeten, du sollst bloß Lottchen zu mir sagen. Ich bin nur ein armes Landmädchen.
Was sind Sie? ein armes Landmädchen? das bringt ja einen Tannenbaum um. Sie sind ja eine Millionistin.
Ich will aber keine sein, denn der Schatz, den der Vater gefunden, hat Unglück über unser ganzes Haus gebracht. Ach, wo ist die schöne Zeit, wo der Vater so gut mit mir war, wo ich täglich meinen Karl sehen durfte, wo noch Schwalben unter unserm Dache nisteten, und keine so hungrigen Raben wie jetzt die falschen Freunde meines Vaters! Ach, wo bist du, glückliche Zeit?
Wo seid ihr, ihr Nachtigallen im grünen Wald, ihr wirbelnden Lerchen, ihr funkelnden Käfer? ach! das ist alles vorüber, jetzt kommen keine Schwalben, keine Lerchen, keine Käfer, und mein Karl kommt auch nicht mehr.
Nein, noch heute will ich meinem Vater zu Füßen fallen und ihn bitten, das unglückliche Gold von sich zu werfen, seit dessen Besitz sich seines Herzens ein so böser Geist bemächtigt hat. Ich will gleich zu ihm.
Nur hinein damit. Deutet aufs Schlafzimmer. Habakuk trägt es hinein. Lorenz zu Lottchen. Jetzt haben Sies selbst gesehen, daß er mediziniert. Geht verlegen vor.
Also so kannst du mich hintergehen? Pfui! das hätt ich nicht von dir geglaubt. Geh, du bist ein abscheulicher Mensch! Doch nein, ich will dich nicht böse machen, ich will dir schmeicheln, ich will dir sagen: du bist der beste, der schönste Lorenz auf der Welt, wenn es auch nicht wahr ist, aber laß mich zu meinem Vater!
Und ich darf nicht. Er hats verboten. Er sagt, Sie sind nicht sein Kind, Ihre Mutter war ein Bettelweib.
Himmel! was ist das? So weit ist es mit ihm
Was Verwandte, zu was braucht man die? Unser schwarzaugigtes Stubenmädel ist mir lieber als alle Verwandtschaften auf der Welt. Ab.
Was das für ein schönes Bewußtsein ist, einen guten Magen zu haben. Ich bin mit den meinen recht zufrieden, ein fleißiger Kerl, alle Achtung für ihn. Oh, ein Magen zu sein, ist eine schöne Charge. Sultan über zwei Reiche, übers Tierreich und übers Pflanzenreich. Ein wahrer Tyrann! Hendeln und Kapaunen sind nur seine Sklaven, die druckt er zusammen, als wenn s' nie dagewesen wären. Und doch ein Ehrenmann, der keine Schmeicheleien mag, mit Süßigkeiten darf man ihm nicht kommen, da verdirbt man ihn ganz. Sackerlot, ich bin der fidelste Kerl auf der Welt! Eine Freud hab ich manchmal in mir, da wird mir so wohl ums Herz, so gut, daß ich alles zusammprügeln möcht, so seelenfroh bin ich. Und Geld hab ich, daß mir angst und bang dabei wird. Jetzt hab ich das Haus gekauft, und jetzt kauf ich mir noch einen saubern Weltteil, wo ein kleiner Garten dabei ist, das wird ein Leben werden. Lenzl!
Untersteh dich nicht, daß du ein Wort von ihr redst, ich will nichts wissen von der Wasserprinzessin. Ist das ein Betragen für ein Haus wie das meinige? Statt daß ein vampirenes Kleid anleget und mit ihren Vatern auf d' Promenad ging', bleibt s' das ganze Jahr zu Haus hocken und geht in einem spinatfarben Überrock herum.
Da freu ich mich wieder, da ist Fischmarkt, da kommt der Bursch wieder vom Land herein. Und wenn er seine Fisch verkauft hat, ist er nicht zufrieden, da setzt er sich da drüben auf den Stein und hat Maulaffen auch noch feil, schaut immer auf ihr Fenster herüber wie ein Aff – Mit der Wacht laß ich ihn noch wegführen.
So laßt ihn sitzen, auf d' Letzt sitzt er doch zwischen zwei Stühl auf der Erde. Aber 's Madel wird mir ganz verwirrt. Ich laß ihr Zeichnen lernen und Sticken, nutzt nichts. Statt daß sie schöne Blumen macht, Vasen und solche Sachen, was zeichnet s'? was stickt sie? lauter Fisch. Zu meinen Namenstag stickt sie mir ein Polster – was ist drauf? ein großmächtiger Bachfisch, aber ohne Kopf, – wie ich meinen drauflege, ist der ganze fertig. – Sie muß den reichen Juwelier heiraten.
Ich bin ein gscheider Mensch, aber das versteh ich nicht. So wenig als ich weiß, wo Sie auf einmal das viele Geld hergnommen haben damals, wie mir den Tag drauf die Hütten stehn haben lassen, das Vieh verschenkt, und sein über Hals und Kopf in die Stadt gezogen.
Das werd ich dir jetzt alles erklären, weil ich durch so lange Zeit gfunden hab, daß du ein treuer Kerl bist, der mich nie betrügen wird, Gutmütig. nicht wahr, Lenzl?
Es war so: Vor zwei Jahren, da geh ich so in der Dämmerung zwischen acht und neun ganz verdrüßlich
Nur still. Er sagt, er hätte einen alten Schatz, den er gern los sein möchte, und den wollt er mir schenken, ich müßte aber in die Stadt ziehen und recht aufhauen damit, was ich nur kann, und besonders das Mädel soll ich recht herausstaffieren und solls nur ja nicht zugeben, daß sie den Fischer heirat, soll mich aber nie unterstehen zu sagen, daß ich mein Glück verwünsche, sonst verschwindet alles, und ich müßt betteln gehn. Jetzt möcht ich aber gleich nach Haus gehn, der Schatz wird schon zu Haus sein. Darauf ist er unter die Krauthappeln verschwunden, und ich hab ihn nimmer gesehen.
Ich geh nach Haus, such 's ganze Haus aus – find nichts. Endlich kommt mir der Gedanke, schau auf den Treitboden hinauf. Hörst, ist dir der ganze Boden voll, und mit was? Mit lauter Galläpfel. Jetzt gschieht mir recht, denk ich mir, was kann man vom Neid anders erwarten als Gall und Verdruß, komm in Zorn und beiß einen auf. Was ist drin? Ein Dukaten! Ich nimm noch einen – noch einen – lauter Dukaten! Lenzl, jetzt hättest du die Beißerei sehen sollen. Ich kann sagen, ich hab mir mein Vermögen bitter erworben. Vierzehn Tag nichts als Galläpfel aufbeißen, das wird doch eine hantige Arbeit sein. Mordsakerlot!
Ah, das ist ein Unterhaltung. Nu, jetzt werd ich den Fischer jagen, wenn sich der noch einmal sehen läßt.
Freilich, ich habe den Doktor so lang sekkiert, bis er mir was geben hat, was mich gscheid macht. Da krieg ich alle Wochen so ein Flaschel voll, das kost vierzig Dukaten, das treibt den Kopf auseinander. Das soll ich nur ein paar Jahr fortnehmen, sagt er, und wenn ich einmal ein paar tausend Dukaten drauf spendiert hab, so wird mir auf einmal ein Licht aufgehen, und da werd ich erst einsehen, wie dumm als ich war.
Ich wünsch Ihnens, es wär die höchste Zeit. Lassen mich Euer Gnaden auch trinken, ich möcht auch recht abgwixt werden.
Das kost zu viel. Ich werd dich schon so einmal recht abwixen, daß du auf eine Weil gwitzigt bist, nachher wirst schon wissen, wieviels gschlagen hat. Ich geh jetzt aus, ich muß mir Sporn kaufen. Und du gehst zum Tandler in die Vorstadt hinaus und laßt die vielen Bücher hereinführen, die ich gestern bei ihm kauft hab, sperrst dann das Zimmer auf, was ich zur Biberlithek bestimmt hab, und schüttest die Bücher ordentlich hinein auf einen Haufen und zahlst ihm s'.
Und daß er mich nicht betrügt, ordentlich messen, ich hab sie buttenweise gekauft, die Butten um fünfundzwanzig Gulden – keinen Kreuzer gibst mehr. Und wennst unten durchgehst, sagst den Koch, daß die Tafel gut ausfällt, heute Mittag im Gartensaal auf zwanzig Personen, und auf die Letzt soll er ein kleines Faßl Punsch machen. Allez! Lorenz ab. Ich mag halt reden, von was ich will, ich komm halt immer aufs Essen zurück. Selbst wie ich noch im Wald war, wenns gschneit hat, und ich bin auf dem Feld gstanden, ist mir die ganze Erden vorkommen, als wenn s' ein großer Tisch wär, wo ein weiß Tischtuch
Der Vater ist an mir vorübergepoltert, ohne auf meinen guten Morgen zu hören, er will in lauter glückliche Augen schaun, er geht aus. Geht an das Fenster und erschrickt. Ach, dort ist Karl! er hat seine Fische schon verkauft. Wer ist denn der fremde Mann, der bei ihm ist? Sie werden doch nicht heraufkommen? Himmel, wenn ihn der Vater sieht! Wie unvorsichtig! Hier sind sie schon.
Ah, was liegt uns an den Herrn, das scheint gar eine ehrliche Haut zu sein. Nicht wahr, lieber Freund, Sie nehmens nicht übel?
Ja, wenn ich mein Lottchen sehe, da vergesse ich auf die ganze Welt. Umarmt sie. Ach Lottchen, was wird aus uns werden? Ich hätte mich noch nicht herauf getraut, wenn du mich nicht durch diesen Herrn hättest rufen lassen.
Ja wohl, dieser Herr kam heute zu mir auf den Markt und sagte, du hättest ihn geschickt, mich zu dir zu führen, wenn dein Vater ausgeht.
Ich will mir aber ein Spaß machen, ich will euch glücklich machen. Ihr Tausendsappermenter! Schlagts ein, verlaßt euch auf mich, ich bin ein ehrlichs Büble. Ich darf euch noch nicht sagen, was ich bin, aber unter uns gesagt – ich bin was. Erstens bin ich ein Schwabe, und dann bin ich noch was, und wenn binne zwei Tagen Zu Karl. Gehen Sie nur getrost nach Haus und warte Sie auf mich in Ihrer Hütte.
Du läufst ihm ja entgegen. Ich will sehen, ob er nach dem Garten geht, dann schnell hinab, sonst sind wir verloren.
Das macht nichts, er wird uns nicht beiße. Aber weil ich das Ding gar fein anstelle will, so schlupfe Sie derweile in den Kasten hinein.
Warte Sie, er wird gleich offen sein! Ich hab ja mein Werkzeugle bei mir. Er zieht schnell einen Zauberkreis, ein kleines Buch und ein kurzes Stäbchen aus der Tasche, stellt sich in den Kreis und schnattert die Worte. Pitschili! Putschili! Frisili! sauf. Kästerle! Kasterle! tu dich doch auf!
Nun, was ist denn für ein Gejage über die Stiegen? Sieht Ajaxerle. Was ist das für eine Figur? Wer hat denn das Gsicht hereingelassen? Nu, was gibts? Sind wir was? Wollen Sie was? mit Ihrer dreieckigten Physiognomie?
Und wegen den soll ich Ihn kennen? Vielleicht weil Er so schlampicht ist wie ein Schneck? Hinaus mit Ihm, oder Er wird mich kennen lernen.
Oh, ich habs schon ghört, Sie sind ein Tiger, mir hats mein Vetter gschrieben, der arme Fischerkarl, daß Sie so unbarmherzig mit ihm umgehen, und darum bin ich herabgereist.
Und will für ihn um das Mädle anhalte. Sie haben ihm vor drei Jahren Ihr Ehrenwort gegeben, und das müssen Sie halten.
Was sind das für Keckheiten? Ich werd unsinnig. Erstlich untersteht Er sich, dem Taugenichts sein miserablicher Vetter zu sein, und zweitens wagt Ers und halt um meine Tochter an, für den liederlichen Fischer?
Ein Fischer – und trübt kein Wasser? und pritschelt den ganzen Tag darin herum. Streng zu Lottchen. Du schweigst! und wenn du dich nicht in meinen Willen fügst und immer vom Wald phantasierst, du melancholische
Just, wenn man eine arme Närrin ist, muß man suchen, auch Millioneurin zu werden, so verzeihen einem doch die Leut die Narrheit leichter. Ein Fischer heiraten wollen – dieses unsichere Metier, bis er einen Fisch fangt, kommen ihm hundert aus. Da heirat lieber einen von den seinen Schnecken, so kriegst doch einen Hausherrn.
Vater, bringen Sie mich nicht auf das äußerste. Hören Sie meinen Schwur: Ich verachte alle Reichtümer Ihrer Stadt und werde nie, nie von meinem armen Karl lassen.
War das ein Donner? desto besser, vielleicht schlagt der Donner drein, so darf ichs nicht tun. Zu Lottchen. Du willst also nicht von den Fischer lassen?
Nein, und recht hat s'! wissen Sie das? Und wenn Sie ihr den Burschen nicht geben, so wirds Ihnen reuen, so viel Haarle Haar Sie auf Ihren Strobelkopf haben, auf Ihren bockbeinigen.
Nun gut, so hören Sie denn auch meinen Schwur, Sie Vorsteher der würdigen Schneckenzunft. In diesem Augenblick kommt hinter Wurzel ein kleiner Satyr mit Pferdefüßen, auf einer abgebrochenen Säule sitzend, aus der Versenkung. Er hat eine schwarze Tafel und schreibt Wurzels Schwur darauf. Nicht eh darf diese Verbindung vollzogen werden, bis aus dem Blut, das wie geschmolznes Eisen glüht, ein Himbeergefrornes wird – bis diese kräftgen Zwillingsbrüder, meine Fäust, so kraftlos sind, daß ich nicht einmal einen Kapauner mehr transchieren kann – bis dieses kienrußschwarze Haupt sich in einen Gletscher verwandelt – kurz, bis ich so ausschau, daß ich auf den Aschenmarkt hinaus ghör! – Dann
So, und jetzt lebe Sie wohl, Sie Herr von Wurzle. Vergesse Sie nicht auf Ihren Schwur, malträtiere Sie nur das arme Mädle da, verachte Sie den ehrlichen Bauernstand, halte Sie sich an Ihre Saufbrüderle. Aber weh Ihnen, wenn Sie den Schneckenhändler aus den Reich wieder einmal zu Gesicht kriege werde. Verstehe Sie mich? Weh Ihne! das merke Sie sich wohl, Sie Hasenfuß.
Nein, ich kann nicht länger bleiben, es schlägt in mir wie der Eisenhammer unseres Gebürgs. Seinen ehrlichen Namen so herabgesetzt zu hören von diesen Faulenzer und ruhig bleiben! Leb wohl, Lottchen, du siehst mich nie mehr. Will fort.
Um die Wache fort! der Bursch ist ein Räuber. Zwei Bediente laufen ab. Er ist in mein Haus eingebrochen. Ich massakrier ihn. Fallt mir der Kerl auf den Kopf.
Du bist Wirft ihr die Kleider hinab. in mein Haus kommst du nimmermehr!
Ja, da muß man halt gut tun, mein Schatz, wenn man von ander Leut Gnaden lebt. Was soll denn unsereiner sagen, der sich vor Kummer nicht aus weiß? da heißts fleißig sein! Im nämlichen Ton fort zu einem vorübergehenden Tischlergesellen. Franzl, wo gehst denn hin?
Also so weit ist es mit mir gekommen? Gibt es denn kein Wesen, das Erbarmen mit mir hat? Oh, daß die Nacht niedersinken möchte, um mich und meine Schande zu verhüllen.
Ende des ersten Aufzuges.
He, die Klepperlpost ist da, aufgemacht! Das Fenster in der Hütte öffnet sich. Illi spricht zum Fenster hinein. Ein Brief aus Wolkenhain vom Geisterscheckel mit Rezepiß. Gleich unterschreiben. Gibt den Brief hinein. Nach einer Pause, während er ein paarmal ungeduldig auf und abtrippelt. Ein bißl gschwind, Eine Hand gibt das Rezepiß zurück. So. Was? Nichts franco! Acht gute Kreuzer. Die Hand gibt ihm das Geld. So. Sieht das Geld an. Keinen Pfennig gibt s' mehr als acht Kreuzer und kein neues Jahr auch nicht. Wann ich nur da keinen Brief herbringen durft, das ist schon mein größter Zorn. Indem er sich aufsetzt. Gar so eine Schmutzerei! Den Stieglitz schlagend. Na weiter, wirst fliegen oder nicht? Der Stieglitz fliegt ohne Musik ab, und unter dem Fliegen räsoniert Illi noch immer fort. Pfui Teuxel, da wollen s' Geister sein, ja – Bettelleut Umkehr!
Wo befinde ich mich? Welch ein angenehmes Tal! Gehör ich schon den Geistern an? Am Eingange des Waldes nahm mein freundlicher Führer von mir Abschied und sprach: Weiter darf ich dich nicht geleiten, doch folge deinem Herzen, und du wirst mich nicht vermissen. Ich ging und ging, und unwillkürlich hat es mich hieher gezogen. Dieses schöne Gärtchen, diese Hütte, wie wird mir so sonderbar bei ihrem Anblicke! Warum wird es auf einmal so stille, so ruhig in meiner Brust? Wer bewohnt sie? Über der Tür erscheinen schnell die transparenten Worte: Die Zufriedenheit. In diesem Augenblicke ertönt ein sehr schmelzendes Adagio von einigen Takten. Die Zufriedenheit? Der Vater sagte ja, die wohne nur in der Stadt? wie kommt sie hieher? Ich weiß es schon, sie wird in der Stadt erkrankt sein und gebraucht jetzt die Landluft. Ich will anklopfen und sie um Beistand bitten, vielleicht braucht sie ein Dienstmädchen, sie wird wohl eine vornehme Frau sein. Klopft an. Euer Gnaden, ein armes Mädchen möchte gern die Ehre haben –
Ihr Anzug ist griechisch, eine einfache graue Toga, unbedecktes Haupt. Sie tritt aus der Tür, einen Brief in der Hand. Was verlangst du von mir, mein Kind?
Nicht? Und doch bin ich noch mehr, ich bin die Königin dieses Tales, und von meiner Stirne strahlt das Diadem der Heiterkeit –
Steh auf! Du bist mir in diesem Brief, den ich vor kurzem erhielt, von mächtigen Geistern schon angekündet, und ich will dich in meine Dienste nehmen. Du hast wenig Geschäfte. Das Aufbetten wirst du ersparen, denn ich schlafe auf einem Stein. Küche und Keller werden dir wenig Mühe verursachen, denn mich nähren die Früchte des Bewußtseins, mich tränket die Quelle der Bescheidenheit.
Glaubst du? Viele Tausende wandern nach mir aus und finden mich nicht, denn der dürre Pfad, der zu mir führt, scheint ihnen nie der rechte zu sein. Siehst du dort oben die bunten Auen, wo des Glückes Blumen farbig winken? Deutet auf den Blumenberg. Dort wollen sie mich finden, und je reizender der Pfad sie aufwärts lockt, desto tiefer entschwindet meine niedre Hütte aus ihrem getäuschten Auge. Denn wer mich ängstlich sucht, der hat mich schon verloren.
Nicht für dich, mein Kind. Du gehörst ins Tal. Siehst du dort den hohen flimmernden Berg? Das ist die Alpe des Reichtums, und ihm gegenüber sein noch glänzenderer Nebenbuhler, der Großglockner des Ruhmes! Das sind schöne Berge, doch sende deine Wünsche nie hinauf, stark und erhebend ist die Luft auf ihren Höhen, aber auch der Sturmwind des Neides umsaust ihre Gipfel, und kann er die Flamme deines Glückes nicht löschen, so löscht er doch den schönen Funken des Vertrauens in deiner Brust auf immer aus.
Glaube das nicht, ich habe dich mir ja erzogen und will nun deine Freundin sein. Der Mann, der heute dich verstieß, ist nicht dein Vater, sonst hätt er es nie getan. Doch eine Mutter hast du noch, die dich innig liebt und die du bald umarmen wirst. Bis dahin reiche mir deine Hand und nenne mich Schwester.
Recht gerne! Ach, was ist das Schönes, wenn man eine Schwester hat. Aber da muß ich hernach auch du zu Euer Hoheit sagen und bin so viel als Euer Hoheit selbst?
Allerdings! Du sitzest neben mir auf meinem moosbewachsenen Thron, und über uns spannt sich der schönste Baldachin, der heitre Himmel aus.
Ja freilich. Doch sei nicht böse, liebe Schwester, seit ich bei dir bin, wünsche ich mir fast gar nichts mehr. Aber wenn ich an meinen Karl denke, kann ich doch mit dem Wünschen noch nicht recht fertig werden.
Das sollst du auch nicht, liebes Lottchen! Tröste dich, ich werde dich mit deinem Karl vereinen. Er verdienet dich, ich kenne ihn genau.
Er war es. Ich war stets um ihn, wie noch der muntere Hirsch das Sinnbild seiner kräftgen Freude war, und nur du hast uns entzweit, du hast ihn mir entrissen.
Komm! Du wirst deinen Karl heute noch erhalten. Er soll uns beide wiederfinden, dich und mich durch dich. Und hab ich euch vereint, geb ich auch meinem Herzen dann ein Fest, durchziehe froh die Welt, und wo ich einen Armen finde, der krank liegt am Verlust der Freude, will ich schnell die Hand ihm reichen und sie überströmen lassen aus meinem Herzen in das seinige! Vielleicht gelingt es mir, ein Bündnis mit der Welt zu schließen, die ich so innig liebe und die so hart mich von sich stoßt.
Ah was da, man hört so keine Uhr, wenn einmal die Gläser fliegen, so weiß man doch, wieviels gschlagen hat.
Aber jetzt ists aus, meine Herren, es ist fünf Uhr, und ich muß heute abend noch geschwind den letzten Akt von meinem Trauerspiel schreiben.
Was Trauerspiel? Lustig wollen wir von unserm teuern Herrn von Wurzel scheiden, dem aimabelsten Mann in der ganzen Stadt. Singen wollen wir, und dazu machen Sie uns Verse, wenn Sie ein Dichter sein wollen.
Lachen? Ihr Spitzbuben! – Seid nichts nütze – alle sind nichts nutz – Herr von Wurzel, alle, bis auf den Auf den Dichter zeigend. – und der ist auch nichts nutz. Aber Sie, Herr von Wurzel, sind ein großer Mann. Aber sind Sie aufrichtig, Herr von Wurzel! Beschwörend. Herr von Wurzel, sind Sie aufrichtig! – Haben Sie – keinen Punsch mehr?
Herr von Wurzel! Fällt ihm um den Hals. Sie sind unser Vater, und wie Sie sich heute auf mich stützen können, so können Sie sich auf uns alle stützen. Punsch her – Punsch! Der Herr von Wurzel soll leben! Er taumelt gegen die Tür und fällt vor Rausch in einen Stuhl.
Nu, der hats überstanden. Habakuk! Habakuk tritt vor. Führts ihn hinüber ins rauschige Zimmer und legts ihn in das Bett, was ich hab herrichten lassen, wenn einem von meinen guten Freunden übel wird.
So legts ihn ins blaue Zimmer hinüber, wo der
Die Phantasie hat mich begeistert. Herr von Wurzel! Schlägt in auf die Achsel. wollen Sie ihre Stimme hören?
Das war ein prächtiges Mittagmahl heut. Ich bin so gut aufgelegt, heut Nacht leg ich mich wieder nicht schlafen. Habakuk, bring einen Champagner herauf. Habakuk ab. Lorenz, jetzt trinken wir erst recht.
Was ist denn das? Zwölf Uhr? Hat denn die Uhr einen Rausch? Es ist ja erst sechs Uhr und der schönste Abend. Schauts auf die Uhr.
Ich glaube gar, ihr macht euch einen Spaß mit mir? Redet! Man hört an der Tür stark pochen. Was ist denn das? Schau hinaus! Es pocht stärker. Mir scheint, der schickt die Grobheit voraus, daß sie statt ihm anklopfen soll. Lorenz geht hinaus. Jetzt weiß ich nicht, bin ich im Narrenturm oder zu Haus?
Euer Gnaden! ein junger Herr ist gfahren kommen in ein goldenen Wagen, der voller Blumen ist, und zwei Rappen vorn, die er kaum erhalten
Ah, ein Jugendfreund wird er gsagt haben. Gleich laßt ihn herein. Das ist a prächtige Visitt. Champagner tragts rauf, ihr verdammten Kerls! Ich bin doch ein glücklicher Mann, die schönsten Leut kommen zu mir.
Grüß dich der Himmel, Brüderchen! Du nimmst es doch nicht übel, daß ich dir meine persönliche Aufwartung mache?
Das ist ein prächtiger Mensch! hundsjung und geißnarrisch! Hat mich noch nie gsehen, und gleich Brüderl.
Ja – nimm es nicht übel, Brüderchen, aber mit uns ists aus. Ich bin hier, um dir meine Freundschaft aufzukünden.
Nun, das wär nicht übel, Bruder, jetzt lernen wir uns erst kennen, Bruder, und sollen schon wieder bös aufeinander sein, Bruder, das wär gfehlt.
Haha! Was fällt dir ein, Brüderchen? Fehlgeschossen,
Wir sind auch miteinander in die Schule gegangen. Weißt du denn das auch nicht, wir sind ja auf einer Bank gesessen.
Nun ja, was das für Sachen waren, aber wir haben nichts dergleichen getan. Oh, wir waren ein Paar feine Kerls! Für sich. Ich hab ihn mein Leben nicht gsehen noch.
Und wie wir beide zwanzig Jahr alt waren, haben wir die ganze Gemeinde geprügelt. Oh, das war ja prächtig, Brüderchen!
Du hast mich ja in alle Wirtshäuser herumgeschleppt, wir waren ja alle Tage sternhagelvoll besoffen. Kurz, wir waren ein Paar wahre Lumpen.
Er muß doch eine Spur von mir haben, er kennt mich doch. Laut. Bruder, wir wollens noch sein! schlag ein, Bruderherz!
Bruder, nein! Jetzt ists gar. Du mußt jetzt solid werden, du mußt dich um sieben Uhr zu Bette legen, darfst dir keinen Rausch mehr trinken, – kurz, was du zu tun hast, das wirst du von einem anderen hören, der dir alles pünktlich auseinandersetzen wird.
Bruder, was wär denn das? – Ich keinen Rausch – und das ist das Edelste an mir. Ich bin so gsund, daß ich mit einer Armee raufen könnt.
Ja Brüderchen, jetzt solang ich noch bei dir bin. Stark. Doch den ersten Schritt, den ich aus diesem Saal mache, wird dich die Lust verlassen, auf eine so unedle Weise dein Schicksal ferner zu versuchen.
Ich fang mich völlig zum fürchten an. Auf die Letzt kann der Kerl hexen! Das wär eine hantige Bruderschaft.
Also adieu, lieber Bruder! Verzeihe mir, was ich dir Leids getan hab, du lieber guter Kerl du! Ich bin gewiß ein fideler Junge, habs lang genug mit dir ausgehalten, du warst mein intimster Freund, aber du bist gar ein lüderliches Tuch, darum leb wohl, Brüderchen! sei nicht böse auf mich und sage mir nichts Schlechtes nach.
Ja ich glaubs, es fangt ja zum schneien an. Ah, das ist gspaßig! Da schauen S' naus in den Garten, alles ist weiß, und die Bäume, alle Blätter werden gelb.
Marschierst! Einen Kamillentee laßt mir machen, und einheizen, man möcht ja erfrieren. Es wird im Kamin eingeheizt. Die Turmuhr schlägt Eilf. Jetzt hats elf Uhr gschlagen! Erst wars zwölf, jetzt ists wieder elf Uhr. Hat denn die Zeit einen Krebsen verschluckt, daß die Stunden rückwärts gehen? Es wird ja stockfinster, bringts Lichter! Es wird Nacht. Von außen Katzengeschrei: Miau! Miau!. So! jetzt singen die vierfüßigen Nachtigallen, das ist eine falsche Stund! Heftiges Pochen von außen. Ist schon wieder wer da? Verdammtes Gesindel! Ist denn keine Ruh! Schau hinaus. Wird wieder geklopft. Und das Klopfen! Wollen s' denn aus meinem Haus eine Stampfmühle machen?
Sie verzeihen, daß ich so frei bin, meine mühselige Aufwartung zu machen. Ich weiß nicht, ob Sie mir es ansehen werden oder nicht, ich bin das hohe kranke Alter, Ihnen miserablicht zu dienen. Ich hab da ein Einquartierungszettel bei Ihnen.
Wird schon eins werden, wenn ich eine Weile da bin. Sein S' nicht bös, daß ich so unerwartet komm, gewöhnlich korrespondieren die Leut schon vorher mit mir, aber Sie haben ein braves Kind, die 's mit Ihnen gut gmeint hat, aus dem Haus gjagt, und da haben s' mich dafür gschickt. Nehmen Sie mich an Kindesstatt an.
I bewahr! wir werden uns schon miteinander vertragen, ich bin ein spaßiger Kerl. Ich mach noch an mancher Tafel, bei manchen Hausball meine Lazzi, ich hupf noch bei manchen Eccossais mit, bis mir einen rechten Riß gibt, hernach setz ich mich gschwind nieder.
Wenn wir eine Weile bekannt sind, werden schon meine Verwandten auch ihre Aufwartung machen. Mein liederlicher Vetter, der verdorbene Magen, das wird der erste sein, der Ihnen die Honneurs machen wird, und meine Cousine, die Gicht, die hat mich schon versichert, sie kanns gar nicht erwarten, Sie an ihr gefühlvolles Herz zu drücken. Oh, hören S', das ist eine unterhaltliche Person, ich sieh Ihnen schon ordentlich nach Pistyan ins Bad mit ihr reisen, und treu ist sie –
Und was tun Sie denn, mein lieber Herr von Wurzel? Was gehen S' mir denn so kühl herum? Werden S' gleich ein Schlafrock anziehen? Sapperment hinein! so schauts doch auf euren Herrn! Ist ja ein alter Herr, müßt ja hübsch acht geben auf ihm. Wenn er euch stirbt, seids brotlos. Gleich bringts ihm ein Schlafrock!
Nicht unterstehn und schlagen. Die Pferd schlagen aus, nicht die Leut. Damit Sie aber nimmer ausschlagen Berührt sein Haupt, und Wurzel bekommt ganz weißes Haar. – So, jetzt ist aus dem Bräunl ein Schimmel worden. So! hato! mein Schimmerl! Nu, nichts hato?
So, mein lieber Herr von Wurzel! Tun S' mich nur gut pflegen, damit wir lang beisamm bleiben, mit mir muß man gar haiglich umgehn.
Wie mans nehmen will. Aber jetzt leben Sie wohl, ich hab mein Post ausgerichtet. Wenn S' mich auch nicht mehr sehen, Sie werden mich schon spüren. Für einhundert und dreißig Jahr können Sie sich ausgeben, auf mein Wort. Adieu! Umarmt ihn. Also schön merken: In der Früh ein Schalerl Suppen und ein Semmerl drinn, um ein elf ein bisserl in der Sonn spazierengehen, aber immer ein Hafendeckl auf den Magen legen, daß Sie sich nicht erkühlen. Z' Mittag ein eingmachts Henderl und ein halbs Seiterl Wein, und auf d' Nacht eine halbete Biskoten. Und gleich ins Betterl gehn. So! jetzt pa! pa! alter Papa, und befolgen Sie meinen Rat. Kein Tee müssen S' nicht trinken, den haben S' so schon. Er steigt in den Wagen. Hansel! langsam fahren, daß wir kein Unglück haben, mit die Teufeln von Rosser. Macht Pa aus dem Wagen. Gute Nacht! mein lieber Herr von Wurzel! gute Nacht!
Ja wohl gute Nacht. So weit hab ichs gebracht! Lorenz, gib mir einen Spiegel! Lorenz gibt ihm den Spiegel, er sieht hinein. Ah, die Positur! jetzt kann ich in der Häßlichkeit Lektion geben. Nein, ich halts nicht aus, ich geh durch! Will fort. Es geht nicht, ich hab 's Podagra! Lacht verzweifelnd. Haha, nichts mehr hoto!
Nu, und das was für ein, als wenn S' einen Suppentopf gschlückt hätten. Ui je! jetzt haben S' einen buckeligen Hals!
Der Neid? das ist ein schöner Spitzbub. Ja, der ist an mein Unglück schuld, und jetzt laßt er mich sitzen. Was hab ich jetzt von dem verdammten Geld? Ich kanns ja nicht genießen. Ich wirfs zum Fenster hinaus, vielleicht wird wieder alles wie vorher.
So sein S' doch gscheid. Wann S' Ihren Reichtum verwünschen, so ist er ja hin. Sie haben mir es ja selbst erzählt.
Und er soll hin sein, ich will ihn nimmer haben, hab ich meine Schönheit verloren, so will ich auch nimmer reich sein, ich will lieber arm sein und gsund. Hör mich, du verdammter Neid, nimms, dein Geld, ich mags nimmermehr. Oh, wär ich nur, wo ich hingehör, wär ich nur bei die Meinigen!
Die haben doch eine Freud über mich, wenn s' mich sehen. Gelts, meine Kinder? Ochsengebrüll. Ein Gaisbock meckert auf einem Felsen. Das ist eine rührende Anhänglichkeit. Alle Ochsen weinen über mich!
Hast denn kein Gefühl? Schamst dich denn nicht vor die Ochsen? die werden sich was Schönes denken von dir, du undankbarer Bursch du!
Was wär das? Kein Geld mehr haben und grob auch noch sein? Ah, jetzt muß ich andre Saiten aufziehen. Was glaubst denn du, grober Mensch? Du hast ja nichts Weinerlich. Ich bin nur ein armer Dienstbot, und er bringt mich um das Meinige. Ist denn das eine Herrschaft? Jetzt hab ich ihn drei Jahr lang betrogen, und jetzt hab ich nicht einmal was davon.
Wenn du dich noch einmal unterstehst, und kommst mir unter die Augen, so reiß ich einen Felberbaum aus und wichse dich damit herum, daß d' an mich denken sollst, du verdorbener millionistischer Waldhansel du!
Ich! Was hast du getan? Schurke! warum hast du das Mädchen nicht schon lange vermählt, wie ichs befahl? Fort aus meinen Augen, Mißgestalt, oder ich schleudre dir eine Natter in deinen hohlen Schädel, daß dir der Wahnsinn zu allen Knopflöchern herausspringen soll.
Gelt, jetzt hast leicht reden mit mir, du gelbzipfeter Ding du. Jetzt kommst erst daher, du – du Eiernschmalzbruder du! Neid und Haß lachen. Wurzel verzweifelnd. Ja lachts nur, ihr habt es Weint heftig. Drucken laß ich mein Unglück und lauf selber damit herum und schrei: Einen Kreuzer die schöne Beschreibung, die mir erst kriegt haben, von dem armen unglücklichen Mann, Schluchzend. der aus einen jungen Esel ein alter worden ist. Geht heulend ab.
Was soll ich jetzt tun? Ich kanns nicht erdulden, daß diese Lakrimosa, die mir einen Korb gegeben hat, nun triumphieren soll. So nahe am Ziel, und nun dies Komplott.
Und wenn ich auch dagegen etwas unternehmen wollte, so kann ich nicht. Es ist nur mehr die heutige Nacht und der morgige Tag übrig, und ich muß nach England, dort ist eine große Kunstausstellung, wo wenigstens fünfhundert Künstler um den Preis kämpfen, und da kann doch der Neid nicht wegbleiben. Ich habe auch schon eilf Zimmer gemietet, damit man sich doch ein bißchen ausbreiten kann.
Der Neid ist doch ein erbärmlicher Wicht, da ist der Haß ein anderer Mann. Ich will hier bleiben, ich will ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.
Alles! Die Geister haben heute mittags auf der Spitze des Geisterscheckels folgendes beschlossen: Sie werden sich an dem Bauer durch die Erfüllung seines frechen Schwures rächen. Er hat das Mädchen aus dem Hause gejagt, doch die Nacht hat sie in Schutz genommen und sie in die Arme der Zufriedenheit geführt. Den Fischer hat der Magier Ajaxerle über sich, der bestellte auf heute abend eine geflügelte Wurst, damit wird er den Fischer und die beiden Weiber aus ihrer Wohnung abholen, und alle vier werden nach dem Scheckel fliegen, wo die Geister ihrer harren und Hymen sie um Mitternacht verbinden wird. Dies alles habe ich durch meine Geliebte erfahren, die Kammerjungfer bei der Fee Antimonia ist.
Doch der Magier muß dem Fischer noch nichts davon entdeckt haben. Der Tag ist bald vorüber, und er sitzt noch vor seiner Hütte und verzweifelt.
Ich küß die abgezehrte Hand dafür. Küßt ihm die Hand, dann im Abgehen für sich. Vergiften könnt ich ihn damit! Geht ab.
Triumph! fertig ist der Plan. Seine Liebe ist zu heftig, er muß durch List in meine Hände fallen, sonst vermag ich nichts über ihn. Schwingt seine Fackel. Erscheine, Zauberhain! Donnerschlag. Der Haß deutet in die Kulisse. Was siehst du dort?
Den laß ich oft erscheinen in der Welt, er ist ein Geschenk des bösen Dämons, dem wir beide dienen. In dem Lusthause dieses Gartens wird ein Brillantring, der unermessene Reichtümer gewährt, von neun bösen Geistern bewacht. Ihre Büsten aber sind als Kegel aufgestellt. Wer diese neun Kegel trifft, stürzt dadurch die neun Geister und gewinnt den Ring, den ihm keine Zaubergewalt entreißen darf. Doch trifft er weniger als neun, stürzt er tot zur Erde nieder. Wenn er aber diesen Ring neun Tage besitzt, erfüllen ihn die Geister mit dem höchsten Menschenhaß, und er ruhet nicht, bis er sich und Tausende zu Grunde richtet. Nur wenn er ihn vor dieser Zeit freiwillig von sich wirft, ist er gerettet, doch Macht und Reichtum ziehen als Nebel fort. Nun höre meinen Plan. Lakrimosens Tochter muß bis morgen um Mitternacht mit diesem armen Fischer vermählt sein, sonst bleibt ihre Mutter ewig verbannt. Wir locken also den Fischer nach der Kegelbahn, fehlt er die Kegel, ist er verloren, und Lakrimosa mit ihm. Trifft er sie, ist er von dem Augenblick, als er meinen Ring am Finger trägt, ein reicher Mann, und kein armer mehr, selbst die Geister haben ihre Gewalt über ihn verloren, und dann werd ich schon Mittel anwenden, daß er entweder im Besitz seines Reichtums sich mit ihr vermählt, oder die Vermählung zu verhindern suchen. In beiden Fällen ist Lakrimosa gestürzt.
So komm, du ohnmächtiges Ungeheuer, ich will dich mit der Rache vermählen! Du bist ein seltner Bräutigam, dich führt der Haß ins Brautgemach.
Kein schlechters Brot kanns schon nimmer geben als ein Genius, der als Buchhalter bei einer Kegelstatt angstellt ist. Das Passen, und 's kommt niemand. Da werden die Leut Narren sein und werden bei der Lotterie das Leben einsetzen, ist oft um zehn Gulden schad. Keiner hats troffen, so viel noch gschoben haben. Um den letzten war mir gar leid, das war ein Tischlergsell, der hat mir noch vorher seine letzten zwei Gulden gschenkt, hat sich angstellt, scheibt ein Loch, pums! gar wars. Da steht er aufgschrieben: Michael Koch, ein Loch. – Sapperment, dort kommt einer, und unser Paperl, der die Leut herlockt, voraus. Wer muß denn das sein?
So warte doch, kleiner Spitzbube! Ist schon fort! Sonderbares Tier, kömmt zu meiner Hütte geflogen, verspricht mir Lottchens Hand, lockt mich hieher und fliegt mir jetzt vor der Nase davon. Wo bin ich denn? Ist vielleicht hier ein Schatz vergraben?
Was liegt mir an dem Leben, wenn ich mein Lottchen nicht habe. Ich habe ja auf jedem Kirchtag die Neun getroffen. Her mit der Kugel!
Ende des zweiten Aufzuges.
Jubelt hoch, des Hasses Geister!
Freue dich, erhabner Meister!
Fertig ist der Bau!
Bravo! das heiß ich Temperament des Hasses! In einer Nacht haben meine Geister dieses Werk vollendet, und ehe noch um den Preis der höhern Röte der Abendstrahl mit den blutigen Streifen dieses Marmors ringt, kann er einziehen in dies glänzende Haus, der Dieb, der aus dem Reiche des Neptuns die floßbewachsenen Bewohner stiehlt. Was ist sonst vorgefallen? Habt ihr den Magier nicht gesehen?
Merkt es euch, ich stelle seinen Haushofmeister vor. Was glaubst du wohl, Tophan, wird uns der Streich gelingen?
Sonderbar. Als er gestern abends des Ringes Eigentümer wurde, befahl er den Furien, schnell diesen Palast zu erbauen, um seine Braut heute im Triumphe einzuführen. Wir andern Geister aber mußten am frühesten
Himmel, wie soll das enden? Gestern abends versprachst du mir, daß mein Karl an des schwäbischen Kaufmanns Hand mich zur Vermählung holen würde. Den ganzen Abend und die lange Nacht warten wir vergebens, erst heute Mittag kömmt der kleine Knabe geflogen, bringt dir einen Brief, und ohne ein Wort zu sagen, verkleidest du dich und ziehst an der Hand des Knaben mit mir bis hieher. Ich kenne die Gegend, doch stand hier seine Fischerhütte, und kein Palast. Was ist aus ihm geworden? Wo ist er?
Behutsam! Sei nur ruhig. Ich will dir den Brief lesen, den die Geister mir durch Amor gesendet haben. Liest. »Hochzuverehrendes Wesen! Beneidenswerte Zufriedenheit! In größter Eile berichten wir Ihnen: der Magier Ajaxerle hat durch Unvorsichtigkeit unsern Plan vernichtet, indem er die Zeit versäumte, Sie und den Fischer abzuholen. Wir müssen nun zu einem neuen schreiten. Der Fischer befindet sich in der Gewalt des Hasses, der seine Hütte in einen Palast umzauberte. Reisen Sie daher schnell in Verkleidung an Amors Hand nach seiner neuen Wohnung. Vor dem Hause wird der Magier Sie erwarten und Ihnen alles aufklären. Den Fischer werden wir sogleich nach Hause expedieren. Wir Geister dürfen uns dem Haß nicht nähern, sonst entzweit er uns, und wir kommen nicht zum Zweck, darum halten wir uns verborgen und verlassen uns ganz auf Ihre Klugheit, denn nur die Zufriedenheit kanns mit dem Haß aufnehmen. Bis Mitternacht muß die Sache beendet sein. Mit ausgezeichneter Achtung und namenloser Verwirrung Dero ergebenster Geisterverein auf dem Scheckel.« Ja wohl Verwirrung! So viele Geister und ein so geistloser Plan. Welche Unsicherheit? Der Magier ist ja wieder nicht hier. Arme Lakrimosa, warum besitze ich keine Zauberkräfte? Was für armseligen Geistern hast du dein Glück vertraut! Doch stille, hier kömmt ein Diener. Wenn ich nur Karl sprechen könnt, dann würde ich mich schon in die Sache finden. Tophan geht über die Bühne. Pst, Freund, ist der Herr des Hauses nicht zu sprechen?
Das will ich tun, aus Mißgunst meld ich an, aus Liebe nicht. Ärgerlich. Wenn es nur keine Frauenzimmer auf der Welt gäbe.
Euer Gnaden verzeihen, wir sind zwei arme Verwandte des Herrn vom Hause, die zu ihm gereist sind, ohne von seinem Reichtum noch unterrichtet zu sein. Unser Bruder ist im nächsten Dorfe zurückgeblieben und wird gleich nachkommen.
Haltet! Ich war zu rasch! Hm! Ein hübsches Mädchen. Kneipt sie in die Wange. Ich vergesse beinahe, daß ich der Haß bin! Nun, womit kann ich euch dienen?
Nein! zum Fortjagen sind sie zu hübsch und zum Betrug zu unschuldsvoll. Zu den Dienern. Zeigt ihnen das Domestikengebäude, dort können sie ihn erwarten. Wo kommt ihr her?
Wirklich? glückliches Salzburg, ein zweites Sachsen, wo die hübschen Mädchen wachsen. Für sich. Das ist ein Nachdenkend. Das ist doch fatal, daß ich der Haß bin, jetzt wär ich viel lieber ein Salzburger. Adieu! schöne Salzburgerin.
Plötzlich hört man. Halt! wer da? Rufen. Er sieht in die Kulisse, erschrickt, schreit. Gut Freund! Und springt mehre Stufen zusammennehmend über die Stiege in den Palast. Nachdem er darin ist, springt gleich eine Furie, mit einer Keule, die ihn bemerkt hat, in größter Eile ihm nach und auf die nämliche Weise wie Ajaxerle über die Stiege und ins Tor. Man hört in der Kulisse Wurzels Stimme. Ein Aschen! Ein Aschen! Wurzel tritt ein als Aschenmann mit einer Butte auf dem Rücken und einer Aschenkrücke in der Hand.
Ein Aschen! Au weh! Stützt sich auf die Krücke. Was bin ich für ein miserabler Mensch! Ein Aschen! Was war ich, und was bin ich jetzt? Ein Aschen! Hört denn kein Mensch? Die Köchin hat gwiß ein Amanten bei ihr, weil s' nicht hört. Schreit aus vollem Halse. Ein Aschen!
Der Aschenmann ist da, Euer Gnaden Fräulein Köchin. Sie werden noch nicht die Ehre haben, mich zu
Ja wohl, arm bin ich, und ein Narr bin ich auch gewesen! Ja mein liebe Köchin, ich hab schön abgekocht, mit mir ists vorbei.
Ich hätte sollen die Vierziger kriegen, aber die Zeit hat sich vergriffen und hat mir einen Hunderter hinaufgemessen, und den halt der Zehnte nicht aus. Die Zeit ist ein wahrer Korporal, der mit die Jahr zuschlägt. Im Anfang hat s' ein Rütchen von lauter Maiblümeln, da gibt s' einem alle Jahr so einen leichten Tupfer, das gfreut einem, da springt man wie ein Füllerl. Hernach kommt s' mit einen Besen von lauter Rosen, da sind schon Dorn dabei, nach und nach schlagen sich die Rosen weg, ist der Haslinger da. Endlich kommt s' mit einem Wiesbaum daher, laßt ihn nur umfallen, aus ists. Aber es gschieht mir recht, warum bin ich kein Bauer geblieben? Den Fischer da drinn wirds akkurat so gehen.
Freilich. Er hätt ja mein Schwiegersohn werden sollen. Wenn ich ihm s' nur geben hätte! Viel tausendmal hats mich schon gereut.
O mein liebe Jungfer Köchin, wenn Sie mein verwurlte Geschicht wußten, so täten S' nicht so dumm fragen.
Um kein Schloß nicht! Den wirds reuen, das ganze Dorf redt davon. Ich kenn s' schon, die Geister, die einem solche Häuser schenken. Heut nacht haben s' ihms aufgebaut von Diamanten und rote Rüben, glaub ich. Wie s' ihm erwischt haben, weiß ich nicht.
Um kein Preis. Erstens weil ich s' nicht habe, zweiten weil s' mit den Reichtum eine unglückliche Person würde.
Nachher soll er s' haben, aber suchen muß er s' zuerst, denn die ist vielleicht gar in der chinesischen Schweiz.
Er wird sie finden, und ist er ihrer Liebe würdig, so seid ihr alle gerettet, und auch du wirst wieder glücklich werden.
Wär das möglich! Ausgstanden hätt ich mir schon genug. Aber was können Sie wissen? Reden wir von was Gscheiden. Haben S' keinen Aschen?
O mein liebe Mamsell Köchin, das war eine schöne Gegend. Ein jedes Stammerl kenn ich davon, der einzige Baum da drauß ist stehn geblieben. Sehen S' den Baum? da dran ist die Fischerhütten gstanden, da ist just ein Rosenberg darüber zaubert, der Gipfel ist grad so hoch, als das Dach von der Hütten war.
Gut, auf die Spitze dieses Hügels setze dich und erwarte meinen Wink. Siehst du die Sonne untersinken, und ich habe dich noch nicht gerufen, so sehe es als ein Zeichen an, daß dein und andrer Glück mit ihr
O du mein Himmel, was reden Sie für eine schöne Sprach, als wie ein verkleideter Professor. Gelten S', Sie sein keine Köchin?
Ja, ich wills gern tun. Aber wenn ich etwa ein paar Monat oben sitzen muß, bis Sie mich rufen, so bringt mich der Hunger um. Haben S' denn gar nichts für meinen aschgrauen Magen?
Das ist eine gute Person. Wenn ein Herr so eine Köchin hätte, wär s' manchen lieber als der gschickteste Koch.
Ich hab die Ehre zu sehen. Wenn s' nur nicht auf mich vergißt, daß ich etwa aufs Jahr um die Zeit noch oben sitze. Wegen meiner, ich bleibe halt oben sitzen, schau hinunter, auf die Leut, und wenn ich was Dalkets sieh, so schrei ich: Einen Aschen!
Umsonst, der Abend kömmt und er noch nicht. Wär ich nicht die Zufriedenheit selbst, ich würde
Warte Sie, ich komm gleich. Friesele, sauf, Öfele, tu dich gschwind auf! Donnerschlag. Der Ofen teilt sich in der Mitte auseinander, so zwar, daß das rußige Innere des ganzen Ofens sichtbar wird. Der gemauerte Herd in der Mitte bleibt aber stehen, auf welchem Ajaxerle auf einem eisernen Dreifuß sitzt und das kleine Zauberbüchlein und den Stab in der Hand hält. Nun dem Himmel sei Dank, daß wir uns einmal sehe! Ich sitze schon über eine halbe Stunde da im Ofen und tu auf Sie passe.
Ein schönes Kompliment von die Geister, und der Fischerkarl hat von dem Spitzbuben, von dem Haß, einen Ring bekommen, der ihn so reich macht, und Sie sollen alles aufbiete, daß er ihn wegwerfe tut. Und dann sollen Sie die zwei Leutle gleich herunter vermähle, sonst ist alles verloren. Sein Reichtum tut nur so lange dauern, als er den Ring am Finger hat. Kurz, wenn Sie die Geister brauchen sollten, so möchten Sie da die Schnur Perle voneinander reiße, da sind zwölf Geister angefädelt, die werden alles vollbringen. Die andern stehen auch schon auf der Paß.
Weil ich mich verschlafe hab. Ich hab mich über den Bauer so zürnt, daß mir völlig übel war, und da bin ich nach dem hohen Berg, nach dem Geisterscheckel, und hab mit die Geister erst den Plan abgemacht, bin wieder fortgloffe und hab ein Würstle bestellt, und dann hab ich aus Müdigkeit mich auf ein paar Minute niedergelegt und bin erst heute in der Früh munter worde, und derweile
Wie ich da über die Stiege herauf bin, ist mir einer mit einem Prügel nachgelaufe, und da bin ich geschwinde in den Ofen hineingschlupft und bin nimmer heraus. Ich hab mir gedacht, Sie müssen schon zufälligerweise heraufkomme.
Das kann ich ja nicht. Ich bin ja nur ein Magier, ich bin ja kein Geist. Ich muß mich ja in etwas verwandle.
Ja, das geht ja nicht so geschwind, ich lern ja die Zauberei erst drei Jahr, ich bin ja nicht freigesprochen noch. Ich muß erst nachschlagen. Wissen Sie was? Ich Deutet auf den Ofen. und verwandle mich drinnen in ein Ofenruß. In einer halben Stunde kommt der Rauchfangkehrer und kehrt mich hinaus. So, jetzt lebe Sie wohl. Er steigt in den Ofen, welcher sich wieder schließt.
Er kommt! Er kommt! Sie öffnen hastig das Fenster. Er ists! Er ist allein! Sie streckt die Arme nach ihm aus. Ach Karl!
Schweig, sag ich dir! Wer waren die Mädchen, welche hier am Fenster standen? Warum sind sie entflohen? Sprich!
Ja, ja. Nur erlauben mir Ihro Gnaden vorher, Sie noch einmal zu warnen, diesen Ring ja nicht abzulegen, wenn Sie nicht mit ihm Ihre Geliebte und Ihren Reichtum auf immer verlieren wollen.
Besorge es nicht, er macht mich klug. Doch, um die Mädchen fort, und komme nicht ohne sie zurück, das rate ich dir.
Nein, die Erscheinung hat mich nicht getäuscht. Als ich verzweiflungsvoll den leeren Platz betrachtete, wo gestern Wurzels Haus noch stand, da füllte sich die Luft mit Dampf, und aus einer Rauchwolke von echten Knaster trat, meinen Dienern unsichtbar, ein ungarischer Geist, der mir befahl, ich möchte schnell nach Hause reisen, wo mein Lottchen mich erwartet, um heute noch mein Weib zu werden, und er hat wahr gesprochen, ich habe sie erkannt, es ist mein Lottchen.
Karl, aus meiner Hand nur kannst du dein Lottchen erhalten, der Bauer hat sie nur erzogen, ich bin die Bevollmächtigte ihrer Mutter, doch wenn du deinem Reichtum nicht entsagst, wirst du sie nicht erhalten.
Du lügst! Mit Gefahr meines Lebens hab ich ihn errungen. Du bist ein böser Geist, der mir mein Glück entreißen will! Fort! ich erkenne dich nicht.
Glaub es nicht. Sie hat dich nur betört. Lottchen, wenn du mich liebst, so eilst du zur Vermählung. Alles ist bereit. Sieh mich zu deinen Füßen, ich habe jahrelang um dich gelitten. Kannst du mich verlassen?
Nein, nein, das kann ich nicht! Verzeih mir, teure Freundin, aber mein Karl ist mir das Teuerste auf dieser Welt, ich folge ihm.
Sukkurs ist da! Da hab ich kleine Windbüchsen, sein zwölf Geister drinnen, wie ich losschieß, fahrt einer nach dem andern heraus. Du Paidás, wirst parieren oder nicht? Was ist dir lieber, Geld oder Madel?
Wie, sprichst du irre? mich, deinen Karl! Er schlägt mit der rechten Hand, an welcher er den Ring hat, an die Brust. Lottchen erblickt den Ring, stoßt einen Schrei aus und fällt in Ohnmacht. Die Zufriedenheit fängt sie auf. Was ist das? Hülfe! Hülfe! Zauberei! Bediente kommen. Entreißt ihr das Mädchen und schützt mich vor der Macht dieser Zauberer!
Ich habe sie bezaubert, ja! Solange sie lebt, wird sie keinen lieben, der auch nur einen Edelstein besitzt, und beim Anblick eines jeden Brillants wird sie ohnmächtig zu Boden stürzen. Wirf den Ring von dir, wenn du sie erhalten willst, oder ich entziehe sie auf immer deinen Augen!
Karl! du siehst unsere Macht, zum letztenmal ruf ich dir zu: Wirf den Ring von dir, oder du siehst sie nie wieder – du zauderst? Wohlan, lebe wohl!
Alloh! Jetzt bin ich wieder in mein Element! Mein Schönheit war im Versatzamt, jetzt haben s' mir s' ausglöst.
Der Schneckenhändler ist da, was du geschworen hast, ist geschehen. Jetzt sind wir wieder gute Freund. Punktum!
Brillanten darf ich dir nicht zum Brautschatz geben. Aber das schönste Fischergut mit ewig reichem Fang sei dein. Winkt.
Ende.