Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
dankbarer Verehrung
Du, der das herrliche Gefäß mir bot,
Um den Gestaltungsinhalt aufzunehmen,
Den ich gesammelt und der mir gedroht,
In Düfte zu verfliegen gleich den Schemen:
Du thatest viel an mir: mein Leitestern
Warst du am weiten Himmel der Ideen,
Der schwanken Fantasie der feste Kern
In ihrem Hin- und Widerwehen.
Ich danke dir, der du von Jugend auf
Bewegt mir der Empfindung Spiele,
Der du gefördert ihren Lauf,
Bis sie gelangten zu dem Ziele:
Gestalten zu erschaffen, die durchdringt
Des reichen Lebens wechselvolles Loos.
Der Geist allein, der furchtlos ringt,
Ist auch in dem Entbehren groß.
So lächle denn, Olympier, herab
Auf deiner Schöpfung Widerspieg'lung!
Was ich mit Lust dir abgelauschet hab',
Bedarf nicht erst von dir Besieg'lung.
Auch eig'nen Geistes Ranken streben auf
Zu deinem himmlisch hohen Sitze;
Und langen sie auch nicht zu dir hinauf,
Erreichst du sie mit deinem Blitze.
Ich hab' das Ziel erreicht,
Das mächt'ge Ziel, das Dichtung sich gesteckt:
Ich habe die Gewalten aufgeweckt,
Die harrend in der Menschenseele schlafen
Und den Benutzer schrecklich strafen!
Denn die das Licht dem Himmel stahlen,
Vergingen unter seinen Strahlen. –
Das Licht erbleicht!
Ein schön'rer Morgen wird es neu entzünden.
Der Dichter weicht.
Ein Größ'rer soll den neuen Tag verkünden.
Zürich, Juni auf Juli 1898.