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Wundert Sie das Herr? So eingesperrt, trotz einer Gefangenen! Keinen Menschen zum Umgang – muß man nicht endlich traurig werden? Ich selbst fühle, daß ich anfange meine Munterkeit zu verlieren.
Und glauben Sie, daß dies etwas beytragen wird, meinen Humor umzustimmen? Es wäre nur vorübergehend, und würde mich dann um so trauriger machen, weil ich mir das Elend der armen Leute dabey vorstelle.
Glaubst Du, daß diese Leute elend sind? Im Gegentheil, sie sind glücklicher als wir, sie fühlen nur ihre eingebildete Größe, ihre Gelehrsamkeit und nicht ihr Elend.
Richtig, ein Narr ist immer glücklicher, als ein Kluger, das sieht man täglich in der Welt, und braucht deshalb nicht erst ins Narrenhaus zu gehen.
Das ist vernünftig gesprochen. Aber hier sieht man sie in ihrem ganzen Glanze, und kann sie nach der Wahl haben. Sieh mein Püppchen, wenn ich mürrisch bin, so laß ich mir die lustigen Narren kommen, die heitern mich gleich auf. Und – ich wünschte, daß Du das auch thun möchtest, denn
Das sag ich auch Mamsel; da Sie einmal bestimmt sind, mit Narren zu leben, müssen Sie sich auch an ihnen zu belustigen suchen. Heimlich. Geben Sie ihm Hoffnung.
Nein, nein, ich will nicht weiter ringen, Du möchtest mir gern meinen Mayenkranz entreißen, um Deine verdorrten Lorbern damit aufzufrischen. Mein wartet Minnesold, den sollst Du mir nicht rauben. Zu Constanzen. Ach Holde! harrest Du schon? O wie beklag ich Dich! schon lang wollte ich Dir dies Roßmarinsträuchgen und dies Blümchen Vergißmeinnicht bringen, aber dieser Eber trat mir in den Weg.
Du! der Du so tief bist unter mir, als der Welten taufende Raum fassen, und als, berechnet nach der Länge, dieser tausendfache Weltenumfang in gerader Linie beträgt; Raupe des Parnassus! Du willst es wagen, Deinen Staubkopf zu messen mit mir dem Adler im Dichterhayn! Ich wäre
Mir traust Du dich das zu sagen, Du Eichelkönig? Mir, der ich die Liebesleyer so gut zu stimmen weiß, und Minnelieder ertönen lasse? Mir? der ich auf Lilien und Rosen schlafe, da Du wie ein Schwein im Eichenlaub herumwühlst? Mir, der ich die Sprache der Götter so vollkommen verstehe? der ich mich so leicht auf den Pegasus schwinge, als eine Lerche im Frühlingsmorgen empor steigt? Aber warte, ich will Dir eine Wunde versetzen, die Dir unheilbar werden soll. Ich will einmal für das Theater schreiben, und der Ruhm, der Reichthum, den ich dadurch erwerben werde, wird Dich lehren, welch ein Unterschied zwischen mir und Dir sey.
Recht so, dahin gehörst Du auch mit Deinem Flötenspielergesang, den Du abgelernt hast den Hütern der Wollenträgerheerde. Das Theater ist eine Gemeinweide, wo das edle Streit
Das spricht der Neid aus Dir, weil Du mit Deinem hochtrabenden gelehrten Unsinn, den kein Sterblicher versteht, dort keine Aufnahme finden wirst.
Flieh' eh' mein gerechter Eifer entbrennt, und mein Donner Dich zermalmt. Du Geschmeiß unter den Insekten des Parnaßus! Wisse, ich bin der Allvater der Barden, aus meinen Lenden entsprang vor tausend Jahren Oßian, ich streute seine Asche in die Luft, und siehe jedes Stäubchen wurde der Grundkeim zu tausend Barden Söhnen. Zu Constanzen.
Ja Tochter Teuts ich walle
Hoch in der Sternen Halle;
Ein Kleid von Mondenglanz
Schwebt um die Schöpferlende,
Von Lichtstrahl ist mein Lorbeerkranz.
Es ist ein barbarisches Vergnügen, das muß ich gestehen, und nur so ein Steinkohlenherz, wie Herr Bast hat, kann daran Freude finden. Unterdessen müssen Sie sich stellen, als wenn es Sie unterhielte, sonst verlieren Sie sogar den Schein der Möglichkeit Ihren geliebten Albert zu erhalten.
Viel. Hören Sie nur. Ich habe ihm eben jetzt durch Nikolo geschrieben: wenn Sie nicht schleunig Hülfe fänden, müßten Sie, wo nicht heute doch morgen gewiß den alten Narrenvater heirathen. Sie setzten also alle Hoffnung auf ihn. Da aber gar kein Mittel vorhanden wäre mit ihm zu sprechen, so sollte er sich närrisch stellen und hieher bringen lassen, wo Sie also mit einander sich besprechen könnten, was allenfalls zu thun wäre. Wenn Sie nun dem Alten glauben machen, Sie fänden Vergnügen die Narren zu sehen, können Sie alsdenn mit Ihrem Albert reden, und wer weiß was alsdenn die Liebe noch ausbrütet.
O über die Delikatesse! Er muß einen verliebten Narren vorstellen, und da werden Sie hoffentlich keinen so großen Unterschied an ihm wahrnehmen.
Nichts als Wahrheit. Denn wenn es der Raum zuließe, verdienten die meisten Verlieb, ten wohl eben so gut einen Platz hier, als die beyden Porten, wo der eine immer mit lauter Blitz und Donner, der andere aber mit Rosen und Lilien handelt.
Wenn Du nur einmal verliebt seyn wirst, was gilt's, Du wirst anders reden! – Aber, wie hat er den Vorschlag aufgenommen?
Noch hab' ich keine Antwort. Sie können aber wohl denken, daß er keine Gelegenheit versäumen wird Sie zu retten.
Welche Glückseligkeit! sollte man nicht meynen, eines Frauenzimmers ganzes Wohl auf Erden bestünde in einem Manne? Gott bewahre! Wenn das wahr wäre, ich spränge gleich ins Wasser! Aber so machens die Verliebten. Habe ich also Unrecht, wenn ich behaupte, die meisten verdienten einen Platz hier im Narrenhause? Sie gäbe Ihren Albert nicht für Krowir können nun seufzen, aber nicht aus Liebe, sondern aus Herzenleid. Und so sind sie fast alle, unter Tausenden kaum einer, der die Probe hielte. Den suche man nun heraus.
Kann man wohl in unsern Tagen
Einem Mann zu glauben wagen?
Findet man wohl Redlichkeit,
Aechte Treu und Zärtlichkeit?
Tücken, Ränke,
Lügen, Schwänke;
Und leider trist es richtig ein,
Daß man die muß am meisten scheun,
Die unsrer Ruh gefährlich seyn.
O schwere Zeit!
Sakkerlot gescheid! bin ich etwan ein Narr? Nein Jungfer, das bin ich nicht, denn ich habe die Narren unter mir, und wer die Narren unter sich hat, kann selbst keiner seyn, versteht Sie mich? Also bin ich gescheid, und Sie muß mich zu keinem Narren machen wollen, versteht Sie mich?
Ums Himmelswillen, das will ich ja nicht. Er ist der klügste Mensch auf Gottes Erdboden meinthalben, aber sag' Er mir nur was es mit dem Briefe für eine Bewandniß hat? hat Er ihn abgegeben?
Das glaub' ich, aber was es für eine Bewandniß damit hat, das muß Sie besser wissen, als ich. Genug, richtig ist's damit nicht, das sag' ich Ihr im Vertrauen, wenn Sie ja nichts davon weiß. Denn ich traf den Herrn klug und vernünftig an, wie es ein guter Christenmensch seyn muß; und da ich ihm sagte, daß ich von Ihr einen Brief zu überbringen hätte, war er voll Freuden, und nahm mir ihn selbst aus der Hand; kaum hat er aber ein paar Worte drinn gelesen, so schrie er: Unglücklicher! was bringst Du mir da? Ich wollt' ihm sagen, daß ich's nicht wüßte, er aber riß sich die Haare übern Kopf herunter, schlug sich mit der Faust auf die Stirne, lief wild herum und schrie: Verloren! verloren!
Ja die hängen itzt wie Wixelzöpfe über's Gesicht herunter. Ich lief davon; er lief mir aber nach, und hier beym Hause wurde er wieder ein wenig vernünftig, und bat mich, ich sollt' ihn mit hereinnehmen, weil er nur ein paar Worte mit Ihr sprechen wolle. Das that ich, weil ich mir dachte, wenn er auch hier wieder ein Prarismuß kriegt, so sperrt man ihn gleich ein.
O so laß Er ihn doch daher kommen. Bleib' Er aber in der Nähe, und geb' Er acht, daß uns niemand trist.
Sakkerlot ich werde ja. Aber geb' Sie auch acht, denn wenn er ansängt die Augen zu rollen, so ist's Zeit; da geb' Sie mir nur ein Zeichen, ich werde gleich bey der Hand seyn, und wir packen ihn gerade da ein. Geht ab, und läßt Albert herein, unter der Thüre sägt er zu ihm. Nun, herein, aber gescheid! sonst – – –
Herr Albert seyn Sie vernünftig. Wir haben nicht lange Zeit, nutzen Sie also die wenigen
Nein, ich habe schon an der ersten Zeile genug. Die Ungetreue verbindet sich heute oder morgen – – – was soll ich weiter lesen?
Geben Sie her. Liest. »Ich mache Ihnen zu wissen, daß Mamsell Constanze heut oder morgen unserm alten Narrenvater ihre Hand geben muß –
Still! »Wir sind untröstlich! Das einzige Mittel uns zu retten, ist: stellen Sie sich närrisch und lassen sich zu uns bringen. Wir können dann mit Ihnen sprechen und versuchen, ob uns vielleicht die Liebe ein Mittel an die Hand giebt, diese verhaßte Verbindung zu hintertreiben, und eine andre zu schließen, die Sie und Constanze wünschen.«
Was! Was! Was liest Du da? Er überliest still das Billet. O Du herrliches Mädchen! Fällt ihr um den Hals und küßt sie. Ich bin schon ein Narr.
Beyleibe! Das gäbe Verdacht. Fort, fort, und längstens in einer halben Stunde lassen Sie sich herbringen. Und, hören Sie, da Sie gut sin en können, so muß Ihre Narrheit im Singen bestehen.
Was das für Zeit braucht, eh' man so einen Menschen zur Vernunft bringt. Mein Satz bleibt richtig, die Verliebten sind Narren.
Er hat recht lieber Nikolo; Er sah mich für eine Prinzeßinn an. Der wird gewiß bald hergebracht werden.
Ach! das macht nichts. Hier wird er's schon vollends werden. Ueberdies sind die halben Narren oft ärger als die ganzen.
Ach! Er ist nicht klug. Ich habe ihm ja nichts geschrieben, als daß – meine Großmutter sterbenskrank sey.
Man muß alles zum Besten deuten. Ihr Bruder, lieber Herr Bast, hat seine Jahre, er kann also schon abfahren.
Das hab' ich schon gethan. Die Königinn Cleopatra wird wohl heute müssen gestrichen werden, sie giebt keine Ruh, und die Jungfer Lukrezia ist auch völlig ausgelassen. Ab.
Ha! ha! ha! Mir Eurer Cleopatra und Lukrezia! Ich freue mich ordentlich darauf, bey Ihnen zu wohnen Herr Bast. Das wird mein größtes Vergnügen seyn, die Narren alle Tage zu sehen – – –
Sie wird's schon lernen. Aber wieder auf unsre Angelegenheiten zu kommen – da Sie zu Ihrem Bruder müssen, so muß, denk' ich, die Verbindung doch schon verschoben werden.
Ach Herr Trübe, Sie erinnern mich wieder an meine traurige Lage. Noch nie haben sich zwey Brüder so geliebt als wir beyde. Wenn er stirbt, bin ich untröstlich.
Ach! sein Vermögen ersetzt mir seinen Verlust nicht. Er hat's zu erwerben gewußt, er soll es also auch genießen.
TRÜBE Er wird es wohl seinem andern vermachen?
Das befürcht' ich nicht; wir haben uns zu sehr geliebt. Aber was hilft mir sein Vermögen, wenn ich ihn verliere.
Du hast doch gegen die Heirath nichts einzuwenden? ich hab' Dir schon gesagt, ein armes Mädchen wie Du, muß trachten gut versorgt zu werden. Herr Bast hat einen guten dauerhaften Dienst, denn er lebt von Narren, und die gehn nie aus; er hat ein kleines Vermögens und erbt itzt seinen Bruder, der durch seine Handlung einen ansehnlichen Reichthum erworben hat.
Noch nicht. Gottlob! er ist aber alle Minuten zum Abscheiden. Und wer weiß ob ich ihn noch lebendig treffe. Ich muß noch heute hin, und werde erst morgen zurückkommen. Ich will mich also gleich mit Dir verbinden lassen.
Das ist ein hartes Begehren. In dem Augenblick, da Sie mein werden, soll ich mich von Ihnen getrennt sehen! das hieße mit Trauern in Ehstand treten. Denn neue Ehleute sind doch wenigstens den ersten Tag gern beysammen. Warum wollen Sie mich also der Unannehmlichkeit aussetzen, mich aus der Stelle zur Strohwitwer gemacht zu sehn!
Ach! das allerliebste Kind! wie Sie mich liebt! Aber sieh' nur liebes Püppchen! Ich bin gern Deines Besitzes gewiß.
Das sind Sie ohnedies. Ich bin ja ganz in Ihrer Gewalt. Sehn Sie nur, es ist doch immer besser mit freyem Herzen, mit Munterkeit in Ehestand zu treten. Wir wollen Ihre Zurückkunft erst abwarten; vielleicht bessert es sich auch mit Ihrem Bruder, stellen Sie sich alsdenn die Freude vor, wenn er unsrer Hochzeit beywohnen könnte.
Man kann nicht wissen. So lange der Mensch noch athmet, ist immer noch Hoffnung vorhanden. Und dann nehmen Sie nur, wie es die Weit auslegen würde, wenn Sie gerade sich verheirathen, da Ihr Bruder am gefährlichsten darnieder liegt. Er selbst, wenn er's erführe, könnte es so übel nehmen, daß er sein Vermögen andern vermachte.
Ach das besorg' ich nicht. Er ist leider schon zu schlecht der gute Bruder, als daß er im Stande wäre etwas zu erfahren, und sein Vermögen kann er seinem andern als mir vermachen.
Man kann doch nicht wissen, lieber Herr Bast – meine Tochter hat darinn nicht Unrecht – – – Sie denkt auf Ihr Bestes.
Ja, das allein hab' ich nur vor Augen. Glauben Sie denn es kränke mich nicht, daß ich Sie auf eine Zeit verlieren soll, und daß sich unsre Hochzeit verzögern muß? aber was ist zu thun – – Ich
Ums Himmelswillen! Nein! Meinetwegen kommen Sie um keine Minute früher zurück, als es Ihre Geschäfte erlauben. Ich würde mir einen ewigen Vorwurf machen, wenn ich Schuld daran wäre, daß etwas versäumt würde!
O Du Goldkind! Nun ich will alles thun was Du verlangst. Und damit Dir die Zeit nicht lang wird, will ich Deinen Vater bitten, daß er indessen hier bleibt
Das ist wirklich unnöthig. Das Andenken an Sie wird mich beschäftigen genug. Ma
Recht meine Tochter. Aber ich bleibe doch da; ich kann auf die Art einen ganzen Tag die Freude haben alle Narren zu sehen.
Das ist ein guter Geiger, der sich aber in sein Geigen so verliebt hat, daß er darüber verrückt worden ist; er bildet sich ein, er könne durchs Geigen seine Gedanken ausdrücken, und spricht daher sehr wenig. Itzt kam er, wünschte mir einen guten Morgen, und fragte mich wie ich geschlafen habe, und auf meine Frage an ihn wollte er mir sagen, daß er vor Kopfweh nicht viel geschlafen habe.
Er glaubt deswegen auch, daß er der berühmte Musikus Orpheus sey, der mit seiner Musik die Teufel gebändiget hat. Sonst ist er aber ganz gut, legt Niemand was in Weg, und darf auch frey herumgehn.
Herr, die drey römischen Menscher geben mir heute gat keine Ruhe, ich habe sie also ein wenig in die Luft gelassen.
Ha! ha! ha! ha! Sie hatte einen großen Hern zum Liebhaber, von dem sie sich große Glückseligket versprach; er verließ sie aber, das schmerzte sie so, daß sie darüber zur Närrin wurde, und sich nun einbildet, sie sey die Lukrezia.
Nicht doch mein Kind, Du darfst Dich nicht fürchten. Frauenzimmern thut sie nichts, aber auf die Männer geht sie los.
Das seh' ich nicht ein meine Tochter. Sie war die Buhlschwester eines vornehmen Herren. Stolz auf ihre Schande, bildere sie sich ein durch ihn eine große Dame zu werden, und da dies fehl schlug, wurde sie aus Schaam zur Närrinn, ich sehe also nur ihren Stolz bestraft.
Das ist eine reiche Bürgerstochter. Sie hatte einen Liebhader, der sie hätte heirathen sollen. Ein vornehmer Herr verliebte sich aber in sie; das gefiel ihr und sie wollte ihren Liebhaber deshalb fahren lassen. Allein ihr Vater entfernte sie, und benahm ihr alle Mittel mit dem Kavalier zu sprechen; das schmerzte sie so, daß sie vor lauter Boßheit darüber zur Närrinn ward. Sie hatte einigemal ein berühmtes Trauerspiel gesehn, wo der Vater, seine Töchter von der Schande zu retten, ersticht, und gehört, daß dies die Geschichte der Virginia sey; es schien ihr immer unnatürlich daß sich ein Frauenzimmer deshalb erstechen läßt, weil sie ein großer Herr liebt, sie spielt also in ihrer Narrheit itzt die Virginia.
Ha! Sieh mein Appius
Der Vater will mich morden,
Weil Du mich liebst.
Und schätze mich beglückt, wenn Du mich liebst.
Mein Vater trockne Deine Thränen,
Sieh nur, wie Tausende sich sehnen
An meinem Platz zu seyn;
Ich bin nur zur Größe geboren,
Denn Appius hat mich erkohren;
Er liebt mich von allen allein.
Wie in der Welt Freund. Der eine lacht über sein Schicksal, der andre weint.
NIKOLO, welcher einigemal ab- und zugegangen, kommt von der Hauptthüre, zu Bast. Eben bringen Sie einen neuen Gast, Herr. Da ist ein Zettel wegen ihm.
Ha! ha! ha! Das ist ein ganz neuer Narr. Hört nur Er liest. »Gegenwärtiger Mensch hat sich durch die Opernmusik so hinreißen lassen, daß er seit drey Wochen kein Wort mehr spricht, sondern immer singt. Uebrigens ist er keiner Raserey unterworfen, man bittet also ihn nicht hart zu halten.«
ALBERT bleibt ein wenig stehen, und sieht sich forschend um
Wo bin ich?
Welch fürchterlichen Ort betritt mein Fuß?
Wie! Dich sind ich hier, Dich reines Mädchen,
Reiner als der Schnee!
BAST, TRÜBE UND NIKOLO aus vollem Halse lachend
Ha! ha! ha!
Nur stille! Mein alter Bräutigam verreißt den Augenblick und kommt vermuthlich erst morgen zurück; wir haben also Zeit zu rathschlagen.
Nur stille davon. Itzt müssen wir denken, wie wir von meiner List den Nutzen ziehen, daß Sie Ihre Geliebte den Klauen des alten Drachen entreissen können.
Wie das? Ein Liebhaber kann das fragen? Wir müssen in Kompagnie durchgehn. O weh! da kommt mein Anbeter, zur ungelegensten Zeit.
Das ist's Mamsell! Fühlen muß man; mit dem Gefühl sympathisiren; so versteht man mich gewiß. Denn indem ich einen Gedanken ausdrücken will, so fährt er wie ein Blitz aus dem Kopf ins Herz, und aus dem Herzen in die Fingerspitzen. Wie ich nun mit den Fingern den Bogen und die Saiten, berühre, so theilt er sich durch die Reibung des Bo
Richtig Monsieur Orpheus. So geht mir's auf ein Haar. Wenn ich Sie spielen bore, so ist's als wenn mir jemand Ihre Gedanken ins Herz schriebe.
Aber man muß ein feines Gefühl haben. Denn wie wär es sonst möglich, daß ich mich, ohne Beschwörung, in die Hölle hätte wagen können, wie ich meine Euridice gesucht habe.
Gethan? Ha! ha! ha! Mit einem einzigen Bogenstrich, hab' ich sie gefesselt, sie haben ans Herz geschlagen, sind vor Thränen über meine Empfindung zerschmolzen, und Pluto hat sich zu meinen Füßen geschmiegt, wie ein bologneser Hündchen. Aber ein feines Gefühl muß man haben.
Glauben Sie mir, die Teufel sind manchmal eher zu rühren, als mancher Mensch; es giebt so viel dickohrichte Geschöpfe – besonders unter den Männern, daß der heulende Ton einer Posaune keinen Eindruck auf sie macht.
Weil Sie ein feines Gefühl haben. Ich versichre, ich habe noch keinen Menschen getroffen, bey dem ich so viel Eindruck gemacht hätte, als bey Ihnen.
Gut daß er geht. Bey alle dem ist's Schade um den Menschen! Nun? haben Sie sich mir einander verabredet?
Das nicht. Aber sieh' nur Clärchen, ich kann den Gedanken nicht ertragen, Constanzen vielleicht elend zu machen. Ich weiß nicht wer ich bin; werde von einem mir unbekannten Gönner unterstützt, ohne daß ich nur weiß, wohin ich mich sei
Sie sind wahrhaftig der erste Liebhaber, der so weit hinaussieht. Verliebte denken sonst weder an Essen noch an Trinken, und sie bringen da solche Bedenklichkeiten hervor, die sich für einen funfzigjährigen Bräutigam schickten. Lassen Sie das gut seyn – Wir können Putz machen – wollen uns also schon, bis Sie Doktor sind, durchbringen.
Alle Versicherungen von Treue und außerordentlicher Liebe, sind itzt überflüßig. Die Zeit wird's zeigen. Trachten wir lieber, daß wir unser Projekt zu Ende bringen. Der Alte Herr könnte uns noch einmal über den Hals kommen –
Das denk' ich auch. Und er hat eine ziemliche Portion Verdacht mit fortgenommen – es könnte also leicht seyn, daß er seinen geliebten Bruder hinscheiden ließe, der ihm ohnehin mit der Erbschaft nicht entlaufen kann, und sich lieber Ihrer Hand versicherte.
Das fürcht' ich nicht Clärchen. Sein Geiz ist stärker als seine Liebe. Und mein Vater hat ihm die Besorgniß in Kopf gesetzt, sein Bruder könnte leicht sein Vermögen andern vermachen, wenn er ihm nicht in den letzten Augenblicken an der Seite säße.
Besser ist aber besser. Ein verliebter Alter ist furchtsam, mithin geht er behutsam zu Werke. Und die Liebe überwindet alles, also auch den Geiz.
Wir müssen so bald als möglich fort. So lange aber Nikolo im Hause ist, geht's nicht. Den will ich also mit einem Auftrag an meine Schwester schicken – – –
Ja singen kann er wohl, das ist wahr. Aber, Sackerlot, der Herr hat mir aufs schärfeste befohlen, ich soll ihn nicht bey der Mamsell lassen, soll ihn einsperren – – –
Einsperren? Was fällt Ihm ein? das ist der einzige Mensch mit dem sich die Mamsell die Zeit vertreiben kann.
Aber Sackerlot! der Herr will nicht, daß er ihr die Zeit vertreiben soll. Er hat mir's ausdrücklich aufgeboten, ich soll ihn zum Orpheus sperren. Da kann ich also nicht helfen.
Mach' Er doch keine Possen. Der Herr hat der Mamsell besonders anempfohlen, sich an den Narren zu belustigen; und das ist der einzige an dem sie etwas findet so sie aufheitert.
Sackerlot mach' Sie lieber keine Possen. Ich bin doch Gottlob bey Verstande und weiß was er mir gesagt hat – Zu Albert. Mein Freund, komm' Er mit mir.
Nun meinetwegen. Aber Er wird sehen wer von uns Recht hat. Heimlich zu Albert. Nur Kourage! Verstellen Sie sich auf's äußerste.
Hören Sie nur, entweder Sie sind noch nicht recht verliebt, (denn die Liebe öfnet den Verstand, heist's,) oder die Liebe macht bey Ihnen eine Ausnahme, und macht Sie, statt verschlagen, nur dumm, Sie wissen sich ja weder zu rathen noch zu helfen.
Ha! – – – Nun glaub' ich's zu haben. Ich schicke den Nikolo weg – – Und will sehn, daß er mir die Schlüssel giebt. Wir setzen also Albert auf freyen Fuß und sogleich fort mit ihm. Nur lustig, es wird schon gehn – – Ich will gleich hin. läuft springend ab.
Das glaub' ich. Und, Sackerlot hab' Sie nur nicht so viel Mitleiden mit ihm; es könnte Ihr einmal übel bekommen. Weiß Sie wohl was ich Ihr heute von ihm erzählt habe? Wie er gegen mich geraßt hat? Kann's ihm nicht einmal kommen, wenn er bey Euch allein ist? Wer hilft Euch hernach? Ihr seyd ihm beyde gewiß nicht stark genug. Denn Sackerlot, ein Narr ist stärker als ein Gescheiter.
Recht gern, wenn's seyn kann. Ihr zu lieb' alles in der Welt. Kneipt sie in die Backen. Sie ist so ein liebes Mauserl.
Sackerlot! itzt hör' Sie auf – mir wird über und über warm. Ihre Fingerln sind so allerliebst kitzlich, daß ich auf dem ganzen Leib eine Gänsehaut kriege. Nun was will Sie? alles Mauserl.
Er soll mir geschwind zu meiner Schwester mit diesem Brieschen gehn, es ist mir außerordentlich viel dran gelegen.
Verdammt's Mädel! sie kann einem den letzten Tropfen Blut herausstreichein. Nun so geb' Sie nur her. Aber Sackerlot, wenn unter der Zeit was vorfällt?
Geb Er mir die Schlüssel. Ich weiß ja schon ohngefähr was zu thun ist. Es ist ja der Mamsell Vater hier und – und die übrigen Leute – was kann denn also geschehn.
Nun meinethalben, da hat Sie die Schlüssel – aber sey Sie gescheid, und laß' Sie nicht etwan den Sänger heraus, das sag' ich Ihr.
Ach! eben recht, mein Freund. Laß Er mich doch ein wenig die Narren sehen – – ich habe so eine Freude an ihnen.
Ja, herauslassen darf ich sie nicht, denn ich muß ausgehn – und so ist ihnen nicht zu trauen, denn der Mond fängt heute an zu wachsen.
Ey was! Mein Schwiegersohn hat mir's ausdrücklich erlaubt – – schick Er jemand andern statt seiner, oder geh' Er später aus. Gnug, die Zeit wird mir lang, und hier kann ich keinen andern Zeitvertreib haben
Laß Er mich nur machen – – Zu Trübe. Nikolo kann niemand anders schicken – und Er muß eben itzt gehn. Ich will Sie aber doch befriedigen. Wir wollen Ihnen die Fenster aufmachen – so können Sie sich mit ihnen unterhalten und es ist keine Gefahr dabey.
Trübe und Clärchen.
Ein außerordentliches! das ist eben ein Hauptbewegungsgrund, warum ich meine Tochter Herrn Bast verheirathe, damit ich täglich Gelegenheit habe, die Narren zu sehen.
Ein sonderbares Vergnügen! Aber ich dächte, das könnten Sie haben, ohne hieher zu kommen. Sie schließt ein Fenster auf, es erscheint am Fenster der erste Poet.
O Apollo! verzeih, daß ich Dich nicht gleich erkannte. Du kommst mein Unheil zu strafen? Wisse, ein wilder hungriger Eber, der ihn für Eichenlaub ansah, hat mir ihn vom Kopfe gefressen. Indeß hat Clärchen ein ander Fenster geöfnet und es erscheint der zweyte Poet.
Puh! Nach einer
kleinen Pause etwas leise zu Clärchen. Dirne von Tusko, führe mir jenen Ziegenbock her
Ja, läugne es nicht, Du Zunftmeister der Schneider. Wenn Du nicht stehlen kannst Flecke, so erholst Du Dich am Kameelhaar. Aber wisse, mein Bart war weder von Wolle noch Bockshaaren, sondern zusammengesetzt von Weisheitskeimen; und in die Länge gezogen von tausend Jahren.
Apollo! Winkt Trüben. Bst! Bst! Geheimnißvoll. Das ist einer der Barden, die durch Plumpheit und Rauhheit den angenehmen Ton Deiner Leyer untönend machen wollen. Er hat vor Wuth meinen Kranz gefressen, um mich schweigen zu machen.
Guckguck! ha! ha! ha! ha! ha! Zu Trübe. Siehst Du Vater! ich lache nur Deines Gefängnisses, und liebe immer noch meinen Appius, er wird mich gewiß desrey'n, sobald er nur weiß wo ich bin.
Bst! Bst! Apollo Zu Trübe. Das ist eine Mezgers Tochter, sie versteht sich vortreflich auf's Schweinschlachten, drum hat sie der Barde einsperren lassen, weil er vor ihr seines Lebens nicht sicher ist.
Ums Himmels willen! Clärchen, Orpheus und Albert reden heimlich, man sieht aus ihrer Pantomime, daß Orpheus versichert ruhig zu seyn.
Bst! Bst! Apollo! Glaubs nicht. Es ist Philomela von ihrem Schwager dem Wiedehopf Tereus eingesperrt.
Unschuld geht über alles, lieber sterben, als zuchtlos leben – O Collatin! – – Einen Dolch! einen Dolch! – Puf!
Geschwind Herr Albert, gehen Sie hier linker Hand in das kleine Stübchen und warten Sie dort, die Mamsell wird gleich zu Ihnen kommen.
Dafür bin ich Ihnen verbunden. Aber Sie irren sich lieber Herr Orpheus – – wenn ich wüßte Ihnen einen Gefallen zu erzeigen, ich würd' es mit dem größten Vergnügen thun.
Schweig Leyermann! – die Dirne von Tusko wirft die Fackel ihres Antlitzes nicht auf solche Zwergenbruth.
Mich befreyen! – – Aber vor allem sagen Sie mir doch, warum Sie mich Orpheus nennen? das ist ja mein Name nicht.
Ach! – – – Ich glaube also, ich bin krank gewesen. – – Ich weiß überhaupt nicht recht wo ich bin? Sieht sich forschend um. und warum man mich hieher gebracht hat?
Sie setzen mich in Erstaunen. Wissen Sie denn nicht, daß Sie beständig auf der Violine gespielt, fast nichts gesprochen, und statt zu reden gegeigt haben?
Ums Himmels willen – warum denn so laut? Auf Orpheus deutend. Sehen Sie denn nicht! – – Nach einer kleinen Pause, in welcher sie ihre Verlegenheit äußert, laut. Jetzt können wir ohnmöglich ausgehen. Wir müssen warten bis Nikolo zurückkommt.
Liebstes Clärchen, fodern Sie alles von mir – – nur das nicht. Mir träumt so was von Ihrem Vorhaben – – erlauben Sie mir also,
Hier nehmen Sie die Schlüssel, ich werde ihn fortführen, und dann gehn Sie indeß voraus, lassen Sie die Schlüssel stecken – ich komme gleich nach.
Geschwind, gehen Sie mit diesem Herren auf Ihr altes Zimmer und bleiben Sie dort. – Stößt Albert und Orpheus fort. Gehn Sie! gehn Sie hurtig!
Nun ist alles verloren! Nicht wahr Clärchen?
CLÄRCHEN, die aufzuschließen im Begriff ist. Was weiß denn ich! Mein Gott! ich weiß selbst nicht wo mir der Kopf steht.
Ist tod! Und was das ärgste dabey ist, ich glaube er ist verdammt; denn er hat ein Testament gemacht, und mir keinen Pfennig darinn vermacht.
Nichts! Nichts! – Was man nichts heißt. Der Teufel hat ihn ganz gewiß in Klauen! – Ach! wenn er nur wenigstens am Galgen gestorben wäre! Der Betrüger! – – Was das für eine Kohlbrandtschwarze Seele ist! Mir nichts zu vermachen! Dreyßig Jahre war der Schurke so arm wie eine Maus – und es geht nimmermehr richtig zu – ich hab's oft gedacht, er hat ganz gewiß falsches Geld gemacht, denn er hat erstaunend viel hinterlassen. Ach! wenn nur das Gericht so klug wäre, seine ganze Verlassenschaft in Beschlag zu nehmen und seinen Rumpf an Galgen zu hängen!
Konnt' ich mir vorstellen, daß er so eine abscheuliche Seele hätte! – – Mir nichts zu vermachen! – – – Der Advokat, der ihm das Testament gemacht hat, begegnete mir eine Stunde von hier und erzählte mir, daß er ihn ausdrücklich erinnert habe, er solle nicht auf mich vergessen; der Teufelsbraten hat ihm aber geantwortet: »Mein Bruder ist ohnehin reich und bedarf meiner Erbschaft nicht; ich habe nothdürftigere Anverwandte, auf die ich zu denken habe.«
Das weiß der Teufel, der ihn itzt ohne Zweifel dafür zausen wird. Ich habe vor Aergerniß nicht gefragt, und bin nur gleich wieder umgekehrt und wieder nach Hause gefahren. – – Aber itzt
Das thun Sie. Nehmen Sie alles weg was Sie fortbringen können – Was man hat, hat man, – her nach führen Sie erst Prozeß.
Das thun Sie lieber Herr. – – Ich bin hier wie auf Kohlen gestanden. Das ist ein abschculicher Mensch, Ihr Bruder – – Wir waren so froh, daß Sie so geschwind wieder kommen – – denn wir glaubten es wäre alles in guter Ordnung, und hofften heute noch Hochzeit zu haben – – und itzt – sehen Sie nur wie sich die arme Mamsell betrübt. – – Denn nun ist nicht dran zu denken – – Sie müssen wieder fort – – da ist keine Zeit zu verlieren.
Ach! was kann ich mich trösten! kaum seh' ich Sie, muß ich Sie wieder verlieren, und wer weiß noch wie lange.
Ich geb' Dir mein Wort, ich komme morgen Abends oder spästens übermorgen Mittags zurück. Zu Trübe. Das Engelskind! Wie sie mich liebt! Es ist unglaublich!
Machen Sie nur daß Sie fortkommen. Sie kommen desto geschwinder wieder! der abscheuliche Leise. liebe Bruder! Was er uns für einen Streich spielt.
Ja! Es ist eine saubre Composition! Unterdessen seyn wir froh, daß wir ihn sobald wieder los geworden sind. Wahrhaftig, wenn das Ding noch lange so fortgeht, daß bald dieß bald jenes Hinderniß dazwischen kömmt, so werd' ich über lauter Dichten noch selbst zur Närrinn.
Ich glaub' Dir's liebes Clärchen. Ich bin so erschrocken, wie ich seine Stimme hörte, daß ich glaubte, ich würde auf der Stelle sterben.
Ja, hätt' er den Kopf nicht so voll von seiner verlornen Erbschaft gehabt, er hätte alles entdeckt; ich war auch völlig weg.
Ja! was fangen wir an? wenn nur der gute Orpheus nicht seine Geige zerschlagen hätte, denn weil er itzt nicht mehr geigen kann, so wird er gescheit, verliebt, und will mir nicht mehr von der Seite gehn.
Nur nicht verzweifeln, sonst kommen wir gar nicht vom Flecke! Sinnt nach. Ich darf mich nicht bey ihm sehen lassen – – – Gehen Sie also hin. Sehen Sie daß Sie mit Herrn Albert entwischen können, und schließen Sie den Orpheus ein, ich will hier auf Sie warten. Aber so bald als möglich.
Sagen Sie es nur dem Herrn Albert heimlich, der wird schon Mittel finden. Nur geschwind. Drückt sie fort.
Ich will alles gern thun, aber ihr zu Liebe will ich doch wahrhaftig keinen Narren heirathen. Es ist freylich ein ganz artiger Mensch – – und wenn er so bliebe – – – aber wer steht mir davor, wenn er wieder eine Geige zu
Unerhört! Abscheulich! – – – Denken Sie nur was Ihre Tochter einmal von ihm zu erwarten hat! Seine ganze Glückseligkeit ist Geld, und Ihre Tochter ist arm!
Was nützt das? Sind Sie sicher, daß sie je Besitzerinn davon werden wird? Sie sehen seinen Charakter. Wird er sie nicht zu tode quälen? Ein Geizhals ist eine immerwährende Folterbank für die Seinigen. Ich möchte ihm meine Hand nicht geben, wenn er noch einmal so reich wäre.
Vortreflich! der bekommt Grillen! Eine Hoffnung von einer andern Seite! Vielleicht gelingts uns hier, wenn die Flucht nicht gerathen sollte. Besser wär's freylich, wenn der alte Herr seine Einwilligung gäbe, als daß ich etwan aus Diensteifer den Orpheus heirathen müßte! Ha! ha! ha! Närrischer könnte man sich nichts träumen lassen.
Es ist mit Klugen nichts zu richten
Was fängt man erst mit Narren an?
Wer kann auf alle Fälle dichten
Worauf ein Narr verfallen kann.
Doch halt! Hat nicht ein jeder seinen Sparren?
Und find't nicht wohl die Frage Statt:
Ob man bey Klugen oder Narren,
Mehr Unheil zu erwarten hat?
Der Kluge ist zu schlau,
Herrscht und befiehlt der Frau;
Den Narren kann man trügen,
Auf seinen Conto lügen; – –
Traun! es ist nicht so sehr gefehlt,
Wenn man sich einen Gimpel wählt.
Werden Sie nicht böse, liebstes Clärchen. Die Liebe macht viele zu Narren, mich macht sie vernünftig. Erlauben Sie also, daß ich mein Glück verfolge – – – Albert hat mir Ihr ganzes Vorhaben entdeckt – lassen Sie mich Theil dran nehmen – ich kann Ihnen sogar nützlich dabey seyn. – Ich besitze Vermögen und will sie unterstutzen. – – Vielleicht gelingt es mir auch Ihre Liebe zu gewinnen, dann wär' ich vollkommen glücklich. Ich will keine Violine mehr anrühren, Sie sollen der einzige Gegenstand seyn, dem ich meine ganze Aufmerksamkeit widmen will.
Soll ich mich verlieben? soll ich mich verheirathen? da ich keinen Trieb dazu in mir spüre? Das hieße die Gefälligkeit wahrhaftig zu weit treiben.
Geh lieber Nikolo, sieh' Dich nach einem Wagen um, damit wir ohne Aufsehen fortkommen; wir wollen sehen, daß wir ihn unterdessen wegbringen.
Nichts, eigentlich. Es fuhr mir so heraus. Wenigstens siehst Du ihn doch lieber als die andern Narren?
Aus einer ganz natürlichen Ursache. Sein Verstand ist nicht so ganz zerrüttet als bey andern; daher ist das Mitleid, so ich für ihn fühle, auch nicht so schmerzhaft, als bey den andern.
Sie hat eben die nämliche Bemerkung wegen Herrn Bast gemacht, wie Sie. Und da war ihr eine Zerstreuung wahrhaftig sehr nothwendig.
Soll ich aufrichtig seyn? Ich hatte immer die größte Abneigung – aber – um Ihnen zu gehorchen, unterdrückte ich meine Empfindungen.
Ja Sackerlot, man muß nicht weilen. Der Herr könnte wohl gar kommen – denn – er ist wieder in der Stadt – –
Kein ander Mittel, Nikolo muß die Narren herauslassen, daß er sich mit Ihnen abgeben kann; so können wir entwischen.
Ach! bestes Kind! Du hast mir durch Dein Geständniß viel Kummer gemacht! Ich dachte Dich zu versorgen – – –
O dürft' ich ganz offenherzig seyn! Lassen Sie den Gedanken fahren – – ich werde dem ohngeachtet nicht Noth leiden.
Nun ist es klar, mein Bruder brennt,
Hier ist das Teufels-Testament.