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I, wo werd ick denn! Jestern abend gegen Uhre achte ... Heinecke ist übern Lokalanzeiger eingedruselt, den Biber an – ick denk, es is einer von Alma'n ihre vornehmen Bekanntschaften, dem jungen Herrn Curt seine Herren Freunde – –
– Denn die sind jar nich stolz und kommen sich nicht zu schad vor, mal bei uns arme Leute ins Hinterhaus vorzusprechen. – Also das denk ich mir, da hat er auch schon Rock und Hut an die Erde geworfen – einen pikfeinen Celinder einfach an die Erde – und is dicht vor mir uf die Knie gefallen. – Ick denke, mir rührt der Schlag, aber wie er nu ruft: Mutter, Vater, erkennt Ihr mich nich? ... ick bin's, Robert, Euer Sohn Robert ... ach, Frau Hebenstreit, es war zu schön. – Wie ich das überleben werd! ...
Ruhig Blut, Frau Nachbarin. Die Freud' wird sich schon legen. Jede Ratze hat'n Kopp und'n Schwanz, und der Ratzenschwanz ist mehrschtendeels voll Jift.
Zu nobel, Frau Heinecken! Wenn einer in so ville Herren-Ländern gewesen ist und auf lauter Sammet und Seide gelegen hat –
Wird wollen, Frau Hebenstreit! Was ein Mutterherz is, kennt kenen Rang und kenen Stand. – Und Jeses – ich steh hier! Und – wo mein Heinecke nur steckt? – Haben Sie Heinecken nicht gesehen? – Wenn der das Humpeln kriegt mit seinen lahmen Bein!
Der stand vorhin mit 'nen riesenjroßen Plakat bei drei Jrad Kälte in'n schönsten Morgensonnenschein, zum Trocknen, sagt er.
Lassen Sie dem ollen Mann sein Vergnügen. Die halbe Nacht hat er an des Dings rumgekleistert. Haben ja doch nich schlafen können – alle beid'. Denn so'ne Freude –
Und aus meine erst recht nich. Aber das sind nun so an die 17 Jahre – da bekam der aus dem Vorderhause, was unser Brotherr war, die Kommerzienratstitelatur. – Und darum gab's 'ne große Festivität und Eklipagen und Illemination und dergleichen und Freibier fürs janze Fabrikpersonal. – Nu mag mein Mann wol'n bisken angedudelt gewesen sind – und warum auch nich? – Vater, kloppe nich! – wenn's nischt kost't? – kurz, wie die Eklipagen gerad' im Abfahren sind, gerät er unter die Räder und bricht Arm und Bein.
Pfeife nicht. Das hören nu die Herrschaften uf den Balkon und lassen sich erkundigen nach Familienverhältnisse und so dergleichen, und weil's Herz voll war von den neuen Titel, war die Hand ooch offen, und sie versprachen, für uns zu sorgen und unsern Ältesten auf eigne Kosten erziehn zu lassen.
Wie man's nehmen will. Uns loschierten sie hier ins Hinterhaus ein, wo wir ja – Jott sei Dank – noch sitzen, und den Robert schickten sie in die Erziehungsanstalt, wo er sich das Pli und so die Bildung anlernen tat. Und wenn er in den Ferien zu Hause kam, wurde er nach das Vorderhaus geladen zu Schakelade und Schlagsahne und überhaupt als Spielkamerad von's kleine jnädge Fräulein, denn der junge Herr Curt sog damals noch an'n Jummiproppen.
Und späterhin schickten sie ihn nach Hamburg in die Lehre – fürs ausländische Geschäft, wissen Sie – und als er 19 Jahre war, jing's auf die Reise gleich bis ins hinterste Indien rin, wo 'ne janz barbarische Hitze soll sind. Da hat der Kommerzienrat einen Brudersohn zu sitzen, der ist da, um Kaffee und Tee inzusammeln.
Ick geh schon! Adjes! Adjes! Und denken Sie ans Jift in'n Ratzenschwanz. Beiseite. Nette Package! Ab.
Was aus dem Vorderhause kommt, interessiert mich nicht. Der Herr Sohn könnten nu übrigens ausgeschlafen haben. In de Fabrik werden sie gleich zum zweiten Frühstück pfeifen. Liebäugelt mit dem Plakat. Willkommen, teurer – –
Pst! Es hat sich was gerührt – Lauscht. Wahrhaftig, er zieht sich schon die Stiebeln an! Wenn ich denke, dahinter steht er und zieht sich die Stiebeln an, und durch diese Düre wird er gleich rinkommen – –
Dann sag ich nichts weiter als: Willkommen, teurer – hast du ihm ooch von Alma'n ihre feine französche Seife uf 'n Waschtisch gelegt?
Und wie oft hab ick hier gesessen und gedacht: ob er auch sein jutes Bette hat? Und ob die Wilden ihm noch nicht ufgefressen haben. Und nu is er mit ein Mal da, Vater, und wir haben ihn, Vater, – Vater, laß die Rosinen stecken!
Still! ... Er kommt! ... Die Strippe ist dir wieder vorgekrochen ... Man muß sich ja schämen ... Streicht die Schoner der Sessel zurück. Jeses, wie is mir angst ...
Guten Morgen, Vater ... Guten Morgen, Mutter! Umarmt die Mutter und küßt ihr wiederholt die Hand. Ich bin – ganz – unmenschlich – glücklich!
»Willkommen, teurer« – Da Robert sich auf seine Hand niederbeugt, wischt er sie rasch an den Beinkleidern ab. Du willst mir ooch die Hand küssen?
Da wär man also! ... Ich weiß noch gar nicht: Ist es denn möglich? ... Am Ende träum ich wieder mal bloß. Das wär 'ne schlimme Geschichte! ... Ach – und das Heimweh! – Herr des Himmels, das Heimweh! ... Denkt Euch mal, da sitzt man zur Nachtzeit in einem Winkel, und alles, was man verlassen hat, steht lebendig um einen rum, Mutter, Vater – der Hof, der Garten, die Fabrik – und mit einem Male sieht man einen langen, langen Palmenwedel über sich schwanken oder aus der Ferne kreischt ein Papagei, und man kommt zu sich und weiß, man sitzt einsam am andern Ende der Welt ... Brr!
Ja, und wenn Ihr wüßtet, was ich für Angst ausgestanden hab die letzten Jahre hindurch und noch jetzt auf der Heimreise, daß ich alles so finden würde, wie ich es mir in meiner Sehnsucht ausgemalt hab!
Da war einer – ah, sonst ein lieber Freund, mein liebster Freund, müßt Ihr wissen – der versuchte meine Erwartung herabzustimmen. – Du bist fremd geworden, hat er gesagt, und man soll nicht leimen wollen, was Zeit Zärtlich. ein bißchen klapprig geworden – na ja! ... Sich reckend. Aber wozu sind denn diese zwei jungen Arme auf der Welt? Paßt auf! ... Die haben das Goldmachen gelernt ... und die Schwestern werden auch bald da sein! ... Sieh – und hier steht Vaters alter Kleistertopf – ach je ... Streichelt den Topf. Und mein Einsegnungszeugnis – eingerahmt. – Und die Dampfmaschine daneben macht auch immer noch ihren lieben Skandal. –
Hast wohl keen Ooge zugemacht von wegen die olle Maschine ... die bumst ooch die janze Nacht hindurch ...
Ein schöneres Wiegenlied, Mutter, hat mich noch nie in den Schlaf gesungen. Ich war schon halb hinüber, da sagt' ich mir noch immer: Pfauche nur, stampfe nur, altes Tier. Immer fleißig. Aber wenn du dich noch so anstrengst, fleißiger als ich, der ich hier liege, kannst Du am Glanze des Hauses Mühlingk auch nicht schaffen. Denn hier ist ein Hebel, mit dem man rechnen muß. – Ist das nicht ein stolzer Gedanke? ... Und da ist das Herz mir weit geworden für unsere Wohltäter. –
Es war nicht so schlimm, Mutter. Aber nun sprechen wir lieber nicht mehr in diesem Ton! ... Das Mühlingksche Haus hat mir jeden Tag auf's neue Ursach zur Dankbarkeit gegeben. Die Briefe waren beinahe freundschaftlich zu nennen, die der Kommerzienrat und vor allem Curt, der ja jetzt Mitinhaber ist, an mich richteten.
Curt – Alabonheur, das is ein nobler Junge. Aber im übrigen wird's auch hier heißen: der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, wie der Berliner sagt ... Lehr mich die Bande kennen!
Meinen Schnak – so! Wenn ick den teuren Sohn im Vaterhause willkommen heiße, so is dir das Schnak? Führt ihn zum Plakat. He ... Haste Worte?
Pah! Ick mach noch janz andere Dinge! Wenn ick armer Krüppel nicht mal zujriffe, wäre die werte Familie schon längst verhungert ... Wat stehste hier un jaffst, Mutter? Wo bleibt der Kaffee?
Der Arm, hahaha, der Arm! Willst du sehen, wie ich klebe? Zuerst die Pappe – so – dann die Falze – so! Läßt mit großer Geschwindigkeit den Pinsel über ein paar Pappplatten gleiten, die er mit dem Ellbogen des linken Armes fest aneinanderstreicht. Wer macht mir armen Krüppel das nach?
Bin ick ooch! Aber wer erkennt des an? Wer ästimiert mir? Keiner ästimiert mir! Natürlich, wo soll bei de Fräuleins – die eine ist ja nu Madam – die Achtung herkommen, wenn die eigne Mutter mit so schlechtem Beispiel vorangeht?
Ja du, du bist weit vom Schuß! Aus de Ferne sieht sich das allens wunder wie schön an! Da heißt es: teures Mütterlein und holdes Schwesterlein! – Aber sähest du nur zu, was ich alles aus halten muß! Nicht einmal das Pferdebahngeld gibt sie mir, wenn ich in die Stadt zu Biere will.
Nimm Platz, Robertchen! Ne, hier uf den Fotölch! – Wart ein biscken! Reißt die Überzüge herunter. So ein vornehmer Herr muß auf pure Seide sitzen.
Ja, und der andere is ebenso. Zwei Stück haben wir. Und hast du dir den Trimo schon angesehen? Lauter joldene Ranken und das Glas aus einem Stück. Aujustens Mann sagt, der kost't mindestens 200 Mark.
Pscht! Weißt du nich, daß Herr Curt nicht genannt sein will? Laut. Ja, vorigen Weihnachten gab's den Trimo und diesen Weihnachten gab's die Fotölchs. Vater, bohr nicht so im Napfkuchen rum.
Für manchen passen so feine Sachen auch nicht. Aber wenn so noble Besuche einen beehren und man einen so vornehmen Herrn zum Sohne hat und eine Tochter, die so furchtbar talentvoll ist – –
Damit sie eine gute Schule besuchen konnte und dann Putzmachen und Buchführung lernen, so war es ja bestimmt. –
Sie hat sich prüfen lassen bei eine italienische
Jott, bis nach den heißen Indien is es so weit, da vergißt sich dies und jenes. Und dann haben wir dich überraschen wollen.
Natürlich. Sie läßt keen Ooge von ihr ab. Alma ißt bei ihr und übt bei ihr und wenn es abends zu spät wird für die Pferdebahn, schläft sie ooch bei ihr – wie eben diese Nacht.
Da wir sie bei Aujusten so gut ufgehoben wissen! Sie könnten übrigens schon da sein, denn der Milchwagen hat in der Früh' den Brief an sie mitgenommen. Das wird ein Jubel sein!
Im Janzen scheint es ihnen doch recht jut zu jehn. Aujuste hat zwei Zimmer hochherrschaftlich ausmöbliert und an einen feinen Herrn aus Potsdam vermietet, der manchmal dort absteigt, aber bezahlt fürs volle Monat. Das bringt manchen schönen Groschen. Für den Morgenkaffee allein gibt er 'ne Mark. Zum Fenster gehend. Dort kommt sie an, und den Mann hat sie ooch mitgebracht.
Na, da bist du ja! Sie küssen sich. Dir is es wohl immer sehr jut jejangen? – Aber wat frag ick? – Wer so nobel in Kleidern daherjeht! – Freilich is auch nich allens Jold, wat jlänzt. – Dies ist mein Mann.
Unsere Prinzessin kamen sich nicht schön genug vor für den fremden Bruder. – Mußten sich erscht die Stirnlocken brennen lassen.
Ick bin ein schlichter Mann und sag meine Meinung frei raus. Ick liebe die Kinkerlitzchen und das Getue nich. Denn wer so schwer arbeeten muß wie unsereins, wem der Hunger und die Peitsche ejal im Nacken sitzen –
Seid Ihr beede schon wieder aneinander? Zu Michalski. Könntest endlich Ruhe halten. Siehst doch, daß er in die Kinderjahre kommt.
Nein, der kommt zu Ihnen. – – – Sind Sie der junge Heinecke? Robert bejaht. Kordial. Das freut mich ungemein, daß wir uns kennenlernen. Will ihm die Hand drücken.
Die gnädigen Herrschaften lassen Ihnen ein freundliches Willkommen sagen und schicken Ihnen diese Blumen. Es ist das Rarste, was das Treibhaus hat. Aber im Vertrauen – die Blumen gab mir eigentlich das gnädige Fräulein und das gnädige Fräulein hat sich überhaupt sehr scharf nach Ihnen –
Verzeih, Mutter! Gibt ihm ein Geldstück. Der Mann hat seine Belohnung. – Bestellen Sie dem Herrn Kommerzienrat, daß ich um zwei Uhr zusammen mit dem Grafen von Trast-Saarberg um die Ehre des Empfangs bitten werde. – Sie können gehn. Wilhelm ab.
Wart, ich werd den Strauß in Wasser stellen! – Den Wilhelm hättst du aber nich so schlecht behandeln sollen, Robertchen. – Des is ein Freund von uns.
Ja, mit dem Wilhelm mußt du dich auch gut stellen. Uns zu Gefallen, Robertchen. – Denn wir haben viel Jutes von ihm. Wie manches Stücksken Braten, wie manche Flasche Wein hat er uns schon zugesteckt. –
Mutter! Ich will meine Kräfte verdoppeln. Ich will Euch überlassen, was ich mir vom Munde nur absparen kann. Aber nicht wahr, das versprichst du mir – von jenem Bedienten nimmst du nichts mehr an? –
Das wäre ja Hochmut und Verschwendung! Eine jute Jabe soll kein Mensch nich zurückweisen. Und mit dir hat er es auch nur jut gemeint, als er dir die Geschichte von's jnädige Fräulein erzählte. Mit die hat es überhaupt 'ne eigentümliche Bewandtnis. Wenn ick ihr uf
Hör mal, Schwesterchen, wenn man so häßlich wäre, wie man hübsch ist, brauchte man noch lange keine Angst zu haben, daß man dem großen Bruder nicht gefallen würde.
Alle Nachmittag hab ich Stunde ... Do, re, mi, fa sol, la si – si, la, sol fa – Ach ja, diese Tonleiter! Gräßlich langweilig! ... Und das ewige Üben! ... Ich bin schon total nervös geworden.
O yes, Ma! Ich hab nämlich auch englisch gelernt! Ich bin nämlich furchtbar gebildet! ... Was ich alles weiß!
Und überhaupt! ... Man lebt nur einmal ... Lustig sein ist die Hauptsache ... Bist du auch lustig, Brüderchen?
Kunststück! Ohne Jrund muß man lustig sein. Wozu ist man jung? Ach, und das Leben ist ja so schön! ... Jeden Tag gibts was Neues! – Und Berlin ist so schön! ... Weißt du – so die Linden! Und das elektrische Licht! Hast du das schon geseh'n? – Das lieb ich über alles! ... Man ist so schön bleich, so interessant! ... Und die Restaurants haben auch schon alle elektrisches Licht! Fabelhaft! ... Da hab ich einen Kronleuchter gesehen, weißt du, in dem neuen Café auf dem Dönhoffsplatz – der war eine große Blumenguirlande, und in jeder Blume saß eine Flamme drin.
Wir sind überhaupt sehr weit in der Kultur. – Einer
Hahaha! ... Ich bin drollig, nicht wahr? ... Hahaha! – Ja, so ist man! Hahaha! ... Geht lachend und sich wiegend zu Augusten hinüber und hält ihr ein Taschentuch unter die Nase, das sie dreieckig gefaltet im Gürtel getragen hat. Riech mal!
Aber nun wollen wir wieder vernünftig sein, Kleine. Komm her ... Setz dich ... Mir gegenüber ... Hier – hier –
Er hat sie singen gehört – durch's Fenster vom Hof aus. Und's nächste Mal meinte er, es wär 'ne Schand und ein Spektakel, daß so'ne Stimme –
Daß so'ne Stimme hier im Hinterhaus verkümmern soll – und daß überhaupt ich hier im Hinterhaus verkümmern soll – denn Sie sind viel zu schade dazu, mein jnädiges Fräulein, sagte er.
Meine Eltern haben für Ihren Bruder gesorgt, sagte er, und ich will für Sie sorgen, sagte er. – Na, und darauf wählte er mir eine Lehrerin aus, die hält einen cercle musical – das heißt auf Deutsch »musikalischer Zirkel« – – da drin sind lauter junge Damen aus den feinsten Familien. – Eine ist sogar mit einem Husaren-Lieutenant verlobt.
Natürlich stimmt alles. Aber ich möchte gern auch aus dem Munde deiner Lehrerin hören, wie's um dich steht.
Gut! – Erhebt sich und geht erregt auf und nieder. Ich will dich nicht kränken, liebes Kind, aber ich muß Euch gestehn, daß ich Eure großen Hoffnungen noch lange nicht teile.
Wie manches junge Geschöpf ist nur durch Eitelkeit und Ehrsucht auf diesen Weg gelockt worden. Und der ist gefährlich! – Gefährlicher, als Ihr ahnt. – Ich bin ja fest überzeugt, daß die Motive des jungen Chefs die reinsten und edelsten sind, aber – – Nun, werd ich morgen aus berufenem Munde hören, daß meine Zweifel unnütz sind, so werde ich, ich selbst, weiter für dich sorgen und verspreche dir, keinen Augenblick zu ruhen, bis du in deiner Kunst des Höchste erreicht hast.
Und wie seltsam, daß wir alles, auch dieses unerhörte Glück, im Grunde dem Hause Mühlingk zu verdanken haben –
Halt mal! Eine Frage! Ich mache die Erfahrung, daß, sobald ich das Vorderhaus oder einen seiner Insassen erwähne, irgendwer von Euch in ein Lachen ausbricht oder eine abfällige Bemerkung folgen läßt. Allenfalls Herr Mühlingk junior scheint Gnade vor Euren Augen gefunden zu haben. Ohne Umschweife! – Was habt Ihr gegen unsere Wohltäter? Worin haben sie Euch Grund zur Klage gegeben? Schweigen. Zum Beispiel dir, Schwager, der du soeben höhnisch auflachtest? Schweigen. Oder
Gütig, die? Eine aufgeblasene Person ist sie, die nicht weiß, wie weit sie den Kopf in den Nacken werfen soll, wenn sie mir begegnet. – Nie richtet sie ein Wort an mich, kaum daß sie sich herabläßt, meinen Gruß zu erwidern. O die!
Aber, Mutter! – Verzeih! Soeben fällt mir ein, daß ich jeder der Schwestern etwas mitzubringen habe. Auch Ihnen – dir, Schwager.
Für Euch, liebe Eltern, ist mir von dem fremdländischen Kram nichts gut genug erschienen. Sagt mir, was Ihr Euch wünscht.
Wenn ich's doch erlebte, daß einer mir das Kanapee, das zu die Fotölchs paßt, schenken tät – Da Robert vor sich hinstarrt. Aber du verstehst mir ja jarnich.
Mein Herz, das trägt man nicht – und versprichst du, es auf der Stelle abzulegen, so hab ich noch eine Extraüberraschung für dich im Kasten.
Es ist das Kleid einer Hindu-Prinzessin, das auf einem Kriegszuge von meinen Freunden erbeutet worden ist. Denk dir! Rosa und golddurchwirkt!
Johann läßt dir sagen, Alma, daß Herr Curt um drei Uhr nach de Stadt will und ob du mitfahren willst?
Janz einfach. Herr Curt hat seine Equipage, und da er ein gefälliger junger Mann ist, so hat er Alma'n ein für alle Male ufgefordert mitzufahren.
Oh, die wissen nichts. Wenn ich mitkomme, hält der Wagen am hintern Torweg, wo nur die Arbeiter aus- und eingehen.
Um so schlimmer! Was für abscheuliche Deutungen muß diese Heimlichkeit – – Hast du denn das nicht gefühlt? – Alma, komm mal her! ... Sieh mir ins Auge.
Du wirst die Equipage des jungen Herrn Mühlingk nicht mehr benutzen. Für Mädchen deines – unseres Standes ist die Trambahn da.
Ist dein Graf jung oder alt? Robert antwortet nicht. Meine Augen sind rot – feuerrot, nicht wahr, Auguste? Und am Ende ist er jung!
Herr Jraf, werd ick zu ihm sagen, nehmen Sie Platz auf diesen Fotölch, werd ick sagen. – Oh, wir verstehen das.
Ein Baron is schon einmal hier gewesen, einer von Herrn Curt seine Herren Freunde. Weißt de noch, Vater? Hat sich nach Alma'n ihr Befinden erkundigt. – Aber ein Jraf noch nie.
Was ist dir? – Hat das Heimatsfieber noch nicht nachgelassen? Laut. Also das sind die Langersehnten!
Schüttelt ihnen die Hände. Wissen Sie, meine Verehrten, daß hier auch so eine Art von Sohn vor Ihnen steht? Die Freundschaft meines lieben alten Kameraden gibt mir beinah ein Recht auf diesen Namen.
Ganz natürlich. – Beiseite. Er lügt! Laut. Sag mal, wie lange gedenkst du hier zu bleiben? Ich will meinen Aufenthalt in dem braven Europa darnach regeln.
Ich werde meinen Chef bitten, mich von nun an im Lande zu beschäftigen. Das indische Klima – du verstehst.
Spotte nicht und frage auch nicht. Und da wir bald auseinandergehn – es muß ja einmal gesagt werden – hab Dank, du lieber, böser Mensch, für alle deine Wohltaten. Das war der gesegnetste Augenblick meines Lebens, als du mich im Club auf Buitenzorg fiebernd hinter meinem jungen Chef stehn sahst, der eine Hundert-Gulden-Note nach der andern auf den grünen Tisch warf.
Warum war ich so dumm, einen Narren an dir
Trast, tu mir nicht weh! Siehst du, dir verdank ich alles. – Als ich damals deinen Namen hörte, den Namen Trast und Compagnie, der allmächtig ist von Yokohama bis nach Aden, da war mir zumute, als stünd' ich vor dem Kaiser selber.
Vor mir standen Rückberufung und Entlassung. Da nahmst du den armen, landfremden Commis unter deine Fittiche, dein Name eröffnete mir Verbindungen in Fülle, an deinem Rat erwuchs ich zum Manne – während Herr Benno Mühlingk sein lustiges Leben weiterführte, glitt die Leitung der Geschäfte allgemach in meine Hände über –
Und das Ende vom Liede ist, daß das Haus Mühlingk samt seinem sauberen Vertreter durch uns um einige Hunderttausende reicher wurde. Schade! Hätt's dir selber gegönnt! Nun, ich werde deinem Ober-Chef die Augen über dich öffnen. Wenn er dich nicht mindestens zum Compagnon annimmt, so werde ich in meinem Zorne eine solche Kaffee-Hausse heraufbeschwören, daß die wackere Frucht der deutschen Eiche zu ungeahnten Ehren kommen soll. Aber ernsthaft gesprochen, warum kaprizierst du dich, im Dienste dieser Leute zu bleiben? Komm mit mir, mein Junge. Ich biete dir ein fürstliches Gehalt und jeden Weihnachten eine neue Hose.
Die Dankbarkeit allein kann solchen Wahnwitz nicht zustande bringen. Oder sollte am Ende zum Inventar der Firma irgendeine deutsche Jungfrau gehören, die – Beiseite. Aha! Laut. Da wir gerade von Jungfrauen reden! –
Du hörst es ja. Nun pflegt mein Herz stets in dem Takte zu schlagen, welchen die Sitte des Landes verlangt, dessen Gastfreundschaft ich genieße. Denn ich mache mich gern zum Sklaven des Milieus. Im Orient halte ich mir einen Harem, in Italien steige ich bei Mondschein über Gartenmauern, in Frankreich bezahle ich die Schneiderrechnung und – Gott! – in Deutschland weise ich den Rückweg zur Tugend. – Ganz folgerichtig. Im Orient liebt man mit den Sinnen, in Italien mit der Phantasie, in Frankreich mit dem Geldbeutel, in Deutschland aber mit dem Gewissen. Also ich beschloß, dies kindliche Laster zur büßenden Magdalena umzuwandeln. Noch hatte ich mit den Anfangsgründen nicht begonnen, denn der Champagner sollte eben erst aufgekorkt werden, da kommt ein Herr – zur Hälfte Dämon, zur Hälfte Hampelmann – auf mich zugestürzt und reklamiert sie für sich.
Hast du vielleicht 'nen Proppenzieher bei dir? Zu Trast. Meine Tochter Alma wird sich erlauben, mit 'nen Fläschchen Wein aufzuwarten. Es is kein ordinärer Wein, sondern das Feinste, was man hat.
Ich schäme mich des Standes, in dem ich geboren bin. – Die Meinigen gelten mir nichts mehr. – Mein ganzes Wesen zieht sich zusammen in der Berührung mit ihnen ... Ich traue meinem Gehirne nicht, denn ein verrückter Argwohn nach dem andern schießt mir durch den Kopf. – Trast, ich glaube beinah, ich achte den Schoß nicht mehr, der mich getragen hat.
Wenn ich dir schildern wollte, was ich gelitten habe. Jedes ernsthafte Wort erschien mir wie ein Faustschlag, und jeder Scherz wie eine Ohrfeige. Es schien, als wüßte man nichts zu reden, als was mich verwundete ... Ich glaubte, zur Heimat zurückzukehren und stehe einer fremden Welt gegenüber, in der ich kaum zu atmen wage. – Rate, was soll ich tun?
Weißt du – lassen wir das hohe Pathos. Die Sache liegt so einfach wie möglich – für uns, die wir das Kastenwesen an der Quelle studiert haben. – Dieselben Kasten gibt's auch hier, nicht durch Speisegesetze, durch Eheverbote und Regeln religiöser Etikette von einander geschieden. Das wären nur Kleinigkeiten. Was sie unüberbrückbar trennt, das sind die Klüfte des Empfindens. – Jede Kaste hat ihre eigene Ehre, ihr eigenes Feingefühl, ihre eigenen Ideale, ja selbst ihre eigene Sprache. – Unglücklich deshalb derjenige, der aus seiner Kaste herausgefallen ist und nicht den Mut besitzt, sich mit seinem Gewissen von ihr zu lösen. Ein derart Deklassierter bist du, und du weißt, ich war es auch. – Ja, was du heute fühlst, habe ich vor Jahren am eigenen Leibe durchgemacht. Oder wie glaubst du, daß mir, dem flotten, blutjungen Kavallerie-Offizier zumute war, als ich eines Morgens beim Erwachen mich besann, daß ich in der Nacht das Sümmchen von 90000 Talern verspielt hatte, das binnen 24 Stunden bezahlt sein wollte? Was half's, daß ich nach Hause reiste, um mich meinem Vater zu Füßen zu werfen? Er hätte seine Haut verpfändet, um die Ehre meines, seines Namens zu retten, aber diese Haut war schon verpfändet. Und da er mir weiter nichts zu geben hatte, gab er mir wenigstens seinen Fluch.
So merk es dir. Es kann dir vielleicht nützen. Als meine Kameraden sich von mir verabschiedeten, erwiesen sie mir den letzten Liebesdienst, eine Pistole mit gespanntem Hahn schweigend neben mich auf den Tisch zu legen. Ich besah mir das Dings von allen Seiten. Daß ich als Ehrloser nicht eine Stunde länger leben könnte, war mir selbstverständlich. Da, als ich die Mündung gegen meine Schläfe drückte, kam mir plötzlich der Gedanke: Das ist brutal, das ist dumm. Was bist du weniger, als du vor drei Tagen warst? Vielleicht hast du die Rute verdient, da du als dummer Junge Summen versprachst, die du nicht besaßest, den Tod aber nicht. Es haben sich Jahrtausende lang Menschen der Sonne gefreut, ohne sie von dem Phantom der Ehre verdunkeln zu lassen, noch heute leben 999 Tausendstel der Menschheit auf dieselbe Art. Lebe wie sie, arbeite wie sie und freu dich der Sonne wie sie. – Als ich zwölf Jahre später – meine Schuld war selbstverständlich längst getilgt – nach Europa zurückkehrte, kam eine Art Versöhnung zwischen mir und meinem Vater zustande. Äußerlich nur. Hätte er mich als verlorenen Sohn auf seiner Schwelle liegend gefunden, er hätte mich mit seinen zitternden Händen aus dem Kot erhoben und an seine Brust gedrückt. Daß ich trotzig und frei den Kopf erhob, ja daß ich imstande war, ihm mit einer halben Million unter die Arme zu greifen, das verzieh er mir nie. Wenige Wochen später reiste ich ab. Der reiche Kaffeekrämer und der arme Standesherr hatten sich nichts mehr zu sagen. –
Friede werd ihm in dem Himmel, an den er glaubte! Doch nun die Nutzanwendung: Laß den Deinen ihre Weltauffassung, du wirst sie nicht mehr ändern. Gib, wo es not tut, gib im Überfluß und im übrigen – komm mit.
Ich kann nicht. Höre weshalb. Ich hab es dir vorhin verschwiegen, denn ich – schämte mich. – Ich habe eine Lieblingsschwester. Sie war ein Kind als ich fortging. Oh, wie hab ich mich auf das Wiedersehn gefreut! – Und ich bin nicht enttäuscht, denn sie ist schöner und lieblicher aufgeblüht, als ich je hoffte. Aber meine Liebe zu ihr hat sich in Angst und Qual verwandelt. – Ich zittere vor tausend Gefahren, die ich nicht zu nennen wage. Denn was sie tut und mit sich tun läßt, – in aller Unschuld natürlich – widerspricht meinem Ehrgefühl auf Schritt und Tritt. Vorhin, als du von jenem unreifen Laster erzähltest, ein Schauder lief mir da kalt über den Leib, – denn – nein und tausendmal nein. Hier ist mein Platz, hier steh und fall ich!
Ich gebe zu, du hast Gründe, welche sich hören lassen. Aber du bist in überreizter Stimmung. Ich wette, du siehst zu schwarz.
Sieh, lieber Trast, das ist sie. – Nicht wahr, sie ist ein Engel? So, jetzt geh zu ihm, gib ihm eine Patschhand und sag: Willkommen.
Mein Compliment, Mama! ... Ich werde mich also hoch zu Roß meinen lieben Berlinern zeigen. – Du darfst mich auch bewundern, Lori!
Lothar Brandt und Hugo Stengel wollten herauskommen, sich das Vieh anzusehen. Vielleicht interessiert dich das, Lori?
Die kommen wohl bald einmal. Zu tun haben sie ja nichts. Mit einem Blick nach der Uhr, für sich. Mein Gott, wie die Zeit schleicht!
Wir kennen diesen Ton nun schon zur Genüge, mein Kind. Auch der Stolz auf die väterliche Kasse hat seine Grenzen.
Wie soll man die Art sonst nennen, die du seit zehn Jahren an dir hast, reiche und angesehene Bewerber heimzuschicken? ... Ich bin ein schlichter, bürgerlicher Mann ... Ich habe mich durch eigene Kraft aus kleinen Anfängen emporgearbeitet.
Ja, ich hatte es nicht so leicht wie du, mein Sohn. – Nimm dir ein Beispiel! ... Ich liebe es nicht, den Protzen zu spielen und wünsche dies ebensowenig von meinen Kindern. Nur so lebt man geschmackvoll!
Mein Gott, warum laßt Ihr mich mein Dasein nicht gestalten, wie meine Natur es von mir fordert. Ich bin ja bescheiden. – Ich bitte um nichts weiter, als mir selber leben zu dürfen.
Diese Bizarrerien jeden Tag. – Diese Unschicklichkeiten! Was bedeutet das nun wieder, daß du die Gewächshäuser plündern läßt, um einem heimgekehrten Commis Blumensträuße zu schicken.
Hm! Eigentlich hast du recht. – Wenn man gelegentlich zu diesen Leuten herabsteigt, kettet man sie mit ihrem Gemütsleben an die Interessen der Firma. – So etwas bringt oft Tausende ein, Curt. – – Der junge
Und du, Curt, paßt ein wenig auf, daß der junge Mensch keine Fauxpas begeht. Er kommt aus dem Hinterhause. So was färbt ab. –
Ich möchte bitten, daß Ihr mir das erlaßt. Ich kann unmöglich junge Männer aus guter Familie mit dem Sohne des Weist nach hinten. Herrn Heinecke gesellschaftlich bekannt machen.
Dir scheint es nicht zu passen, daß ich mich ein wenig in der Welt umsehe ... Weil du vier Jahre älter bist als ich und mich einmal gehn gelehrt hast, möchtest du mich noch immer am Gängelbande halten. Du – aber gehn kann ich nun ... Es gibt sogar Damen, welche behaupten, ich ginge zu weit ... Bitte, laß mir meine Façon, selig zu werden.
Ich habe dir nie einen Vorwurf gemacht. Spiele den Lebemann, so viel du willst. Aber habe den Mut, es zu bekennen.
Du spielst den gehorsamen Haussohn, um dich hinterher über die Eltern lustig zu machen. – Glaube mir Curt, so richtest du deinen Charakter zugrunde.
Weißt du, was man zischelt und raunt hinten in den Höfen und Werkstätten? Daß du die Schwester Robert Heineckes mit deinen Aufmerksamkeiten verfolgst – daß du –
Curt – nicht diesen Ton! Ich habe dich heut vor den Eltern geschont. Das nächste Mal tu ich es nicht ... Und vor allem eins: Robert ist zurückgekehrt ... Wenn er seine Schwester schuldig fände ... Sei still, ich fürchte es nicht ... ich würde nicht wagen, es zu fürchten ... Aber das Mädchen ist eitel und leichtsinnig ... Wenn es so wäre ... Und durch deine Schuld, Curt, nimm dich in acht! ... Er würde dich zerschmettern.
Lothar Brandt ... Hugo Stengel ... Ach, ich lasse bitten. Wirft die Karte auf das Tischchen rechts. Diener ab.
Ich bitte! Nimmt ein Buch und blättert darin. Curt wirft ihr einen Blick des Unwillens zu. Setzen sich.
Gestern? – Was verlangst du für Leistungen von meinem Gedächtnis. – Ja, was war denn eigentlich gestern? Zuerst war ich im Tattersaal, dann hatte ich Konferenz mit Papa. – Der Kaffee sinkt wieder.
Beängstigend, lieber Hugo, ist wohl nicht das richtige Wort. Er sinkt. Wir werden kämpfen. – Dann machte ich Besuche. Dann aß ich im Offiziersverein.
Ich dächte, Sie wüßten das, mein gnädiges Fräulein. – Ich bin Lieutenant der Reserve im Kürassierregiment »Kronprinz«.
Abends? – Da war man eben eingeladen. Wo? das ist mir nicht recht erinnerlich. Sprechen wir nicht darüber. Sie belieben zu lächeln, mein gnädiges Fräulein.
Aber Sie in Ihrer stolzen Zurückgezogenheit haben keine Ahnung, was in unserem geliebten Deutsch das Wort »Saison« bedeutet.
Es sind zwei Monate her, mein gnädiges Fräulein, daß ich zum letzten Male, was man so nennt, geschlafen habe.
Nun, das hat unser verehrter Curt scherzhaft gemeint. Aber wenn Sie wüßten, was es heißt, Märtyrer des Vergnügens zu sein – Sie würden uns verstehn.
Etwas, was die Märtyrer des Vergnügens kaum interessieren wird, denn es dreht sich nur um die Märtyrer – der Arbeit.
Ganz recht. – Geht Ihr nur vor. – Die Märtyrer der Arbeit interessieren mich mehr, als das gnädige Fräulein glaubt.
Mein gnädiges Fräulein, ich sehe mit Bedauern, wie sehr Sie mich verkennen, denn wenn mein Wert auch bescheiden ist ...
Das scheint mir für einen Sohn aus guter Familie selbstverständlich, Herr Brandt. – Und so wenig verdienstvoll, wie daß er einen guten Rock auf dem Leibe trägt.
Verzeihung. – Ich schätze selbst die Schlechtgekleideten nicht gering, nur in den Salon läßt man sie nicht hinein. Doch, Herr Brandt, ich habe Sie unterbrochen. Vielleicht verkenn ich Sie wirklich. Lassen Sie weiter hören.
Ich muß bekennen, mein gnädiges Fräulein, Sie haben mich eingeschüchtert. Und das will etwas sagen! Denn was wäre man, wenn man nicht den Mut besäße?
Ah, das ist schon mehr. – Vor dem Mute hab ich Achtung. Aber worin hat sich Ihr Mut bereits betätigt?
Und wir erfahren's doch. Wir sind ja dazu da, dem Sieger den Lorbeer zu reichen. Aber, sind Sie vielleicht einmal in der Lage gewesen, für eine übel berüchtigte
Nun, dann weiß man auch über Ihren Mut nichts Gewisses, Herr – darf ich Lieutenant sagen? – Erst erproben Sie ihn, und dann vielleicht mehr davon.
So stehen die Sachen! Zum Diener, der durch die hintere Tür rechts hinaus will. Sie, kommen Sie mal her.
Gestatten, die Herren, daß ich Ihnen Herrn Lothar Brandt vorstelle. – Herr Graf von Trast. Herr Robert Heinecke, mein Jugendfreund. Verbeugungen.
Sie stellt mich dem Bruder der Alma – – – das ist günstig! Laut. Die Herrschaften verzeihen, aber meine – Freunde –
Ganz recht! Im Abgehen. Was für 'ne Sorte von Graf ist das? Dreht sich in der Tür noch einmal um, grüßt, die Hacken zusammenschlagend, ab.
Soviel als möglich jedenfalls. Daneben bin ich Spekulant in Kaffee, Gewürznelken und Elfenbein, Elefantenjäger und bei Bedarf auch Elefant.
Bleiben mußt du. Ich habe deinen Chef vorerst allein zu sprechen. Leise. Keinen Widerspruch. Die hast du mir verschweigen können? Laut. Er hat mir zehn Jahre lang in allen Tonarten Ihr Lob gesungen. Ist es nicht billig, daß ich Sie verurteile, zehn Minuten lang auch einiges Gute über mich zu hören?
Hu, was sind Sie feierlich. – Meine guten Worte sind keine Almosen. Kommen Sie her! Führt ihn zum Kamin. Setzen Sie sich – hier ins Warme ... Mir gegenüber. Müssen Sie frieren in dem kalten Deutschland! – Warten Sie, ich fache das Feuer an. Bläst mit dem Blasebalg hinein. Man hat nämlich Kamine jetzt ... Sehr unpraktisch, aber plaudern läßt sich davor ... In Indien braucht man keine Kamine, nicht wahr? Für sich. Bin ich glücklich! Laut. Ach, bin ich froh, Robert! Und nun, da Sie das wissen, heraus mit dem »Aber«, das Sie im Hinterhalte liegen haben – ich pariere.
Sie tun's, wenn Sie in dieser Weise fortfahren, mir den Schatten eines Glückes vors Auge zu zaubern, das für immer begraben ist.
Mein Gott, verstehn Sie mich doch recht. Ich darf ja nicht reden, wie's mir ums Herz ist ... Wissen Sie noch, was Sie mir beim Abschiede ins Ohr sagten?
Sie haben recht, mein Freund. Das schickt sich nicht. Es sieht aus wie Koketterie – und ist doch nur die Freude, Sie wieder zu haben. – Aber Sie zeigen mir deutlich genug, daß unser Kindertraum zu Ende ist.
Es muß wohl sein. Ihr Vater hat mich in einer großmütigen Wallung aus der Niedrigkeit emporgehoben ... Was ich denke und fühle, verdank ich ihm. Damit hab ich das Recht der Selbstbestimmung verloren. Ich bin ein Höriger dieses Hauses ... Ich habe kein Recht, seiner jungen Herrin nahezustehen ... Die Form sei, wie sie wolle ...
Quälen Sie mich nicht. Es ist ja nicht das allein. Denken Sie, wie's mir ergeht. Erst in diesem Augenblick, da ich Ihnen gegenübersitze, find ich so etwas wie Heimat wieder. Aber ich wäre ein elender Egoist, wenn ich diesem Gefühle Raum geben wollte, denn dort hinten auf dem Hofe haust meine Familie ... Vater – Mutter – Schwester ... Und diese Familie ... Ach, Lenore, es geht dort im Hinterhause ein gut Stück anders zu, als Ihre Güte sich vorstellen mag.
Wir schwiegen besser darüber. Ich stehe tief beschämt vor Ihnen da. Ich bin ein gut Teil unbändiger als Sie. All mein Pflichtgefühl hat mich im Stich gelassen. Mit einer Art von dumpfem Groll, der fast Hochmut geworden ist, steh ich den Meinen und allem, was hier drum
Also auf morgen mittag, Herr Graf! – Da ist ja der junge Mann. – Willkommen, willkommen! Reicht ihm die Hand. Wollen Sie schon Abrechnung halten?
Hm. – Aber du weißt doch, daß Mama nach dir gefragt hat. Kommen Sie, junger Mann, ich habe Pläne mit Ihnen, Pläne! Herr Graf, Sie wissen, daß wir vor Ihnen keine Geheimnisse haben.
Mein gnädiges Fräulein! Lenore geht zur Tür, er
sieht ihr nach, als sie sich noch einmal umdreht, droht er ihr lächelnd mit dem Finger.
Ich verstehe Sie nicht, Herr – ah. Lacht auf, geht resolut zurück und streckt die Hand aus. Doch – ich versteh Sie!
Pardon. Zu dienen. Natürlich. – Und, nicht wahr, Herr Graf, wir beide sind Lebemänner genug, um den Vorfall des gestrigen Abends zu vergessen? –
Das Mädchen ist niedlich, das weiß ich am besten.
Das weiß ich noch nicht. Gelingt es mir, ihn von seinen eingebildeten Verpflichtungen gegen Ihr Haus loszulösen und find ich Sie bereit, Ihre Beziehungen auf der Stelle abzubrechen, so darf ich vielleicht schweigen –
Das ist meine Gewohnheit. Herr Heinecke befindet sich augenblicklich bei Ihrem Herrn Vater ... Gestatten Sie mir, mich noch einige Minuten hier aufzuhalten, um ein Begegnen zwischen Ihnen abzukürzen. Ich möchte vermeiden, daß Sie einander die Hand drücken. –
Was hat er nur mit dem da? Wenn ich mich recht erinnere, gab's einmal bei meinem Regimente einen Grafen Trast, der – ein schlechtes Ende nahm. – Paß mal auf!
Ich heiße Lothar Brandt und halte es für nötig, hinzuzufügen, daß ich Lieutenant der Reserve im Kürassierregiment »Kronprinz« bin. –
Vergebung. Man dient in der Reserve nur zu Kriegszeiten. Als ich hierher kam, hoffte ich im Frieden zu leben.
Bei dem Regimente, dem anzugehören ich die hohe Ehre habe, hat vor Jahren ein junger Offizier gestanden, der Ihren Namen trug.
Stimmt, stimmt! Immer liebenswürdig. Und wenn Sie hiermit, mein werter Herr, den Wunsch ausdrücken wollen, mich auf der Straße nicht zu grüßen – ich entbinde Sie von Ihrem Gruße ... Ich kann ihn entbehren! Verbeugt sich und ergreift eine Mappe, um darin zu blättern.
So elegant bin ich noch nie abgefertigt worden. Geht zu Trast mit tiefer Verbeugung. Gestatten – mein Name ist Stengel.
Mensch, was fällt dir ein? ... Das ist ja die allmächtige Firma Trast und Comp ... Willst du das Geschäft deines Vaters ruinieren? –
Und ich gestatte mir, der Freude Ausdruck zu geben, einen Mann, den ich in seinem Wirken seit Jahren hochschätze, persönlich kennenzulernen.
Sie sehen, Herr Lieutenant, es war nicht überflüssig, Sie nach dem »Sonst« zu fragen. In den Sphären der Bürgerlichkeit verstehen wir beide uns gleich. Meine Herren, Herr Brandt junior, der berufene Erbe der ehrenwerten Kolonialwarenhandlung Brandt und Stengel, – wie ich erfahre – mit welcher in Geschäftsverbindung zu stehen mir ein Vergnügen bereitet, hat mir soeben ein Privatissimum über das Thema »Ehre« gehalten. Gestatten Sie, daß ich ihm publice die Antwort gebe. Setzen sich rechts. Im Vertrauen gesagt: Es gibt gar keine Ehre! Erstaunen. Erschrecken Sie nicht. Es tut nicht weh. –
Was wir gemeinhin Ehre nennen, das ist wohl nichts weiter, wie der Schatten, den wir werfen, wenn die Sonne der öffentlichen Achtung uns bescheint. – Aber das Schlimmste bei allem ist, daß wir so viel verschiedene Sorten von »Ehre« besitzen als gesellschaftliche
Sie irren, Herr Graf. Es gibt nur Eine Ehre, wie nur Eine Sonne und Einen Gott. Das muß man fühlen oder man ist kein Kavalier.
Hm. – Gestatten Sie, daß ich Ihnen eine ganz kleine Geschichte erzähle. Auf einer Reise durch Mittelasien kam ich in das Haus eines tibetanischen Großen. Ich war bestaubt und wegmüde. Er empfing mich, auf seinem Thronsessel sitzend. Neben sich sein junges, liebreizendes Weib. Ruhe aus, Fremder, sagte er, mein Weib wird dir ein Bad rüsten und hierauf wollen wir Männer uns zum Mahle setzen. Und er ließ mich in den Händen des jungen Weibes. – – Meine Herren, wenn ich je im Leben Gelegenheit hatte, meine Selbstbeherrschung zu erproben, so geschah es in jener Stunde. – Als ich die Halle wieder betrat, was fand ich da? Die Gefolgschaft in Waffen, dröhnende Stimmen, halbgezückte Schwerter. Du mußt sterben, ruft mein Gastfreund, du hast die Ehre meines Hauses tödlich beleidigt, denn du hast das Wertvollste, was es dir bot, verschmäht. – Sie sehen, meine Herren, ich lebe noch, denn schließlich entschuldigte man mich mit den mangelnden Ehrbegriffen der europäischen Barbaren. Man lacht. Wenn Sie einen unserer modernen Ehebruchsdichter sehn, grüßen Sie ihn von mir, und ich schenk ihm diesen Konflikt.
Meine Herren, ich wünsche nicht für frivol gehalten zu werden. Den Rätseln der Gesittung nachzuspüren, ist sittlich an und für sich ... Sehen Sie, nun liegt es außerdem im Wesen der sogenannten Ehre, daß sie nur von wenigen, einem Häuflein Halbgötter besessen werden darf, denn sie ist ein Luxusgefühl, das in demselben Maße an Wert verliert, in dem der Pöbel wagt, es sich anzueignen.
Im Gegenteil. Dann könnte ja der erstbeste arme Teufel aus dem Hinterhause kommen und die Kavaliersehre für sich beanspruchen.
Hm? Ja? Darf ich Ihnen eine zweite, noch kleinere Geschichte erzählen? ... Aber ich fürchte, ich langweile Sie.
LOTHAR, HUGO lachend. Nein – nein!
Sie spielt irgendwo in Südamerika, – dort bilden die Spanier die Aristokratie, – die Hefe ist ein Gemisch von Negern, Indianern und allerhand weißem Gesindel. Ein Sprößling dieser unreinen Race – er hieß – hm – Pepe – hatte Gelegenheit, in das spanische Mutterland verpflanzt zu werden und dort an dem echt kastilianischen Ehrgefühl ein wenig Haucht über den linken Ellenbogen. abzufärben.
Als er nach Jahren zurückkehrt, findet er seine eben erblühte Schwester mit einem jungen Aristokraten allzu innig befreundet ... Meine Herren, entrüsten wir uns nicht. Gemäß ihrer Herkunft war das des jungen Mädchens Bestimmung. Der junge Bursche aber untersteht sich, den Geliebten zur Rechenschaft ziehen zu wollen, wie wenn er nicht als Mestize, sondern als Hidalgo auf die Welt gekommen wäre.
Sie sehn, meine Herren, das war Wahnsinn und wie einen Wahnsinnigen wies man ihn zurück. Nun erst entpuppt sich des Burschen wahre Natur. Wie ein Strolch lauert er dem jungen Edelmanne auf und knallt ihn nieder.
Ah, da bist du ja! Ihm rasch entgegengehend, leise. Du kennst hier niemand. Sieh dich nicht um und komm. Drängt ihn zur Tür.
Jetzt faß ich ihn. – Laut. Gestatten Sie noch eine Frage, Herr Graf ... Schneidend. Wenn Sie die Ehre aus der Welt zu schaffen belieben, was sollen Ehrenmänner an ihre Stelle setzen?
Wie – und? – – – Ja, ich vergaß – Sie kennen mich ja gar nicht mehr ... Ich bin ... Will mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
Guten Morgen, mein Sohn. Er antwortet nicht. Erbarmen, er is jar nich ins Bette gewesen! Tritt, sich die Augen wischend, zu ihm. Robertchen!
Jeses, wie du mir anschreist! Und die Zähne klappern dir vor Frost! Willste Kaffee trinken? Er verneint heftig. Robertchen, nimm eine jute Lehre an von deine alte Mutter: Wenn der Mensch auch Kummer hat, schlafen muß der Mensch doch; denn das stärkt die Jlieder! Löscht die Lampe.
Ick hab ihr ehrbar erzogen. In diesen Hause is ihr nie ein schlechtes Beispiel gegeben worden. – Ich hab sie zur Schule angehalten und auch Komfirmieren lassen, obgleich das nich mehr nötig is ... Vor den Altar is sie getreten in einen neuen schwarzen Ripskleide. Hab ick ihr gekauft aus 'nen billigen Ausverkauf, und mein eigenes Hochzeitstaschentuch hab ick ihr in die Hand jejeben, und der Herr Prediger sprach so rihrend, so rihrend –
Was verlangst du noch für Beweise? ... Hat er mir mit brutalster Offenheit nicht alles eingestanden? Oder hat Alma etwa zu leugnen versucht? Zum Überfluß bin ich dann gestern abend noch im Hause der Michalski gewesen. – Alles war aufs Vortrefflichste geordnet. Deine liebe Tochter Auguste hat ihnen ein verschwiegenes Nest hergerichtet, mit Teppichen und Vorhängen und roten Ampeln – sie selbst stand Wache vor der Tür und wurde dafür – bezahlt – hahaha! – – Der Elende war gestern in meinen Händen! Hätt' ich's nur übers Herz gebracht!
Sei still, er hat Genugtuung versprochen. Das wenigstens hab ich erreicht! Er sah, daß ich zu allem entschlossen war. – Da hat er mir beteuert, er werde bis heute Mittel und Wege finden, eine Genugtuung zu schaffen. Ihr selbst würdet damit zufrieden sein. Ich dachte an die Zukunft des unglücklichen Geschöpfes und ließ ihn laufen.
Aber du konntest dir nicht verhehlen, daß sie, um an seiner Seite heimzufahren, irgendwo in der Stadt mit ihm zusammengetroffen sein mußte?
Ins Konzert oder ins Bierlakal – wenn's Jeld reicht, auch ins Theater, zur Sommerzeit in den Jrunewald oder nach Treptow! –
Natirlich! Oder verlangste vielleicht von deine olle Mutter, dat sie auf ihre schwache Benekens hinter des junge Volk herzoddelt?
Aber daß sie – o wer hätte das gedacht! Jeses, wie du zitterst! – Ich muß dir jleich eine warme Stube machen!
Was für eine Art Genugtuung kann er gemeint haben? Eine Heirat? Hahahaha! – und wenn ich mich ehrlich frage, ich weiß nicht einmal, ob ich sie wünschen darf. – Schließlich bleibt mir das Duell! ... Wenn er mich niederknallt, bin ich geborgen. Aber – was wird aus diesen hier?
Und wenn ich ihn töte? Freilich, das wär Erquickung! Aber die Frage bleibt: Was wird aus diesen hier? Ich fürchte, ich darf mir den Luxus nicht gestatten, so was wie eine Ehre zu haben. Aufschreiend. Ah, bin ich schmutzig!
Ja, ja, die Alma! Dazu ist man in Ehren jrau geworden! Aber ick hab's stets gesagt: Das Vorderhaus wird uns ins Unglück stürzen.
Ah, ick weene nicht! Ick bin der Herr im Hause! Ick weeß, wat ich zu tun habe! – Armer Krüppel hält auch auf Ehre! Mir soll das passieren? Meine Dochter? Die soll wat erleben! Schwingt die Ofenkrücke. Meinen Fluch werd ick ihr jeben. Meinen väterlichen Fluch!
Ja du! Du verstehst von Ehre jar nischt. Schlägt sich auf die Brust. Da sitzt nämlich die Ehre. Auf die Straße wer' ick ihr stoßen in Nacht und Nebel hinaus.
Vater, Mutter, rasch noch, ehe sie kommt! Nehmt Euch in acht, zu strenge mit ihr zu sein. Das kann sie leicht verstockt machen.
Du bist viel klüger, mein Sohn, als deine olle Mutter, aber das versteh ich besser. Wie ins Korrektionshaus werd ich ihr halten, wenn mir das Herz auch bricht. – Schuhe putzen, Kartoffeln schälen, Stuben ausfegen, Treppe scheuern, alles muß sie.
Bedenkt, sie ist ja halb ein Kind! Und andere tragen mehr Schuld als sie! ... Die eigene Schwester! ... Ah! ... Wenn Ihr strenge sein wollt, so seid es gegen jene Kupplerin ... Ich hoffe, ja, ich kann's von Euch verlangen, daß Ihr Alma ein für allemal dem Einfluß ihrer Schwester entzieht und Augusten, wie ihrem Manne, die Türe weist.
Sehr richtig! Machen wir reinen Tisch mit die Gesellschaft. Michalski hat mich nu genug geuzt. Da siehst du's, Mutter: Robert muß aus Indien kommen, um
Kind, Kind, ist das der Lohn? Hab ick dir nicht dausend jute Lehren gegeben? Ha' ich dir nich gehalten wie eine Prinzessin? Aber jetzt ist's aus damit! Wat stehste da? Hol den Besen! Feg die Stube aus!
Ich bin dein greiser Vater, werd ick ihr sagen, ich hab dir in die Welt gesetzt. – Ja! ein alter, braver Mann bin ick! Bin ick ooch.
Das ist das wenigste! Ich bin ein alter, braver Mann. Ja! Hier sitzt die Ehre. Weißt du, was ich jetzt jleich werde? – Verfluchen wer' ick dir. Wat sagste nu?
Liebe Eltern. So geht es nicht weiter. Tut mir's zu Liebe und laßt mich eine Weile mit ihr allein. Zieht Euch unterdessen an, denn ich vermute, es gibt Besuch.
Das hat Zeit. Nimmt sie bei der Hand. Sie schrickt zurück. Brauchst keine Angst zu haben ... Ich werd dich nicht schlagen. Und verfluchen auch nicht ... Du sollst nur wissen, daß du von nun an einen guten Freund hast, der bei dir Wache hält ... treu und nachsichtig.
Na, na – nur nicht knien! ... Setz dich auf die Fußbank ... so ... Setzt sich auf den Sessel. und richt dich auf, damit ich dir in die Augen sehn kann. Versucht ihren Kopf aufzuheben, sie verbirgt ihn widerstrebend in seinem Schoße. ... Du willst also nicht? ... So lieg meinetwegen und weine ... Ich werd dich von diesem Platz nicht wegweisen ... Und weinen wirst du noch manchen Tag und manche Nacht, wenn du erst recht begriffen hast, was man aus dir gemacht hat ... Sag mal, das siehst du doch ein, daß dein ganzes künftiges Leben nur der Reue gehören muß?
Ja, ja, Schwester, da hat man sich denn in der Fremde ein Glück für dich zurechtgebaut ... Zehn volle Jahre lang ... Und nun werden zwanzig kaum ausreichen, um nur dies Elend vergessen zu machen.
Hab keine Furcht. Wir werden zusammenbleiben. Wir werden uns in irgendeinen Winkel verkriechen, wie's gehetzte Tiere machen. Ja, das sind wir ... Man hat uns lustig gehetzt und zerfleischt ... Alma sinkt mit dem Gesicht auf den leeren Sitz zurück. Siehst du, nur wir einander können uns heilen ... Du mich und ich dich. Für sich. Wie sie daliegt! Heiliger Gott, mir wird immer klarer, was zu tun ist. – Die Kinderseele, die er in den Schmutz getreten hat, kann er mir nicht wiedergeben, und andere Genugtuung brauch ich nicht! ... Alma!
So ist's recht ... Sei hübsch tapfer ... Man lernt vergessen ... Man lernt's ... Setzt sich. Vor allem wirst du wieder arbeiten. Daß es mit dem Singsang zu Ende ist, versteht sich von selbst. Du hast die Schneiderei gelernt ... Die nimmst du wieder auf. Nur in ein Geschäft gehst du nicht mehr zurück ... Dort gibt es Verführung und schlechtes Beispiel.
Man soll niemand mit Steinen werfen. – Und am wenigsten du! Wohin wir ziehen, weiß ich noch nicht. – Ich bring's nicht über mich, unsere alten Eltern zu verpflanzen, sonst nähm' ich Euch mit mir – ganz egal wohin – bloß weit, weit weg, wo du nur mir gehörst. – Mir und der Arbeit. – Denn das kannst du mir glauben: Ein volles Müdewerden ist schon ein halbes Glücklichsein. – Die Eltern werden natürlich bei uns wohnen. Und du sollst mir helfen, für sie zu sorgen. – Neben der Schneiderarbeit wirst du waschen und kochen. – Wirst sie pflegen und ihre Launen ertragen. Willst du das?
Nein, du mußt wollen. – Mit freudigem Herzen. Sonst ist kein Segen dabei. – Ich frag dich noch einmal: Willst du?
Also ich darf nicht? Weinerlich. Nicht einmal das? Nicht einmal zum Abschied soll man ein kleines Vergnügen haben?
Ich weiß janz jut, was ich spreche ... Ja, bin jar nicht so dumm! Ich kenn das menschliche Leben ... Warum haste dich so? ... Ist das nicht ein Unsinn, daß man hier sitzen soll wegen jar nicht? – Kein' Sonn', kein Mond scheint rin in so 'nen Hof. – Und rings um einen klatschen se und schimpfen! ... Und keiner versteht was von Bildung ... Und Vater schimpft und Mutter schimpft ... Und man näht sich die Finger blutig! ... Und kriegt fünfzig Pfennig pro Tag ... Das reicht noch nicht mal zu's Petroleum ... Und man ist jung und hübsch! ... Und möcht jern lustig sein und hübsch angezogen jehn ... Und möchte gern in andre Sphären kommen ... Denn ich war immer fürs Höhere ... Ja, das war ich ... Ich hab immer gern in de Bücher gelesen ... Und wegen's Heiraten! Ach, du lieber Gott, wen denn? – So einen Plebejer, wie sie da hinten in de Fabrik arbeiten, will ich jar nich ... Der versäuft doch bloß den Lohn und schlägt einen ... Ich will einen feinen Mann, und wenn ich den nicht kriegen kann, will ich lieber jar keinen ... Und Curt ist immer fein zu mir gewesen ... Da hab ich keine ruppigen Worte gelernt ... Die hab ich hier im Haus gelernt. Und ich will raus hier. Ich brauch dich überhaupt nicht mit deine Wachsamkeit ... Mädchen, wie ich, jeht nich unter!
Und jetzt frag ich Vatern, ob ich nicht ... Da er drohend auf sie zustürzt. Ja, ja, ich geh schon! Ab.
So. – Also das ist sie! Ah, was für ein weichlicher Narr ich war! ... Fing schon an, mir diese Gemeinheit mit Wehmut und Poesie zu überzuckern. – Das kann Verführung nicht! ... Das hat im Blut gelegen. So, jetzt heißt's handeln. Pietätlos – roh, meinetwegen. – Sonst ist alles verloren! –
Vater, Mutter – seid mir nicht böse – Ich muß Euch – in Euerm Leben muß – und wird – eine große Umgestaltung vor sich gehn.
Ich habe mich überzeugt, daß Alma rettungslos
Ganz egal, wohin. Vielleicht auch nach Indien. Der Einfluß Trasts reicht weit. Wir sind in der Lage, wählen zu können.
Es wird Euch schwer ... Ich seh ja das ein. Aber verzagt nicht. Es scheint nur so schlimm. Man lebt in den Tropen tausendmal bequemer, als daheim. Ihr werdet Diener haben, so viel Ihr wollt.
Ich dank Euch! – Ich dank Euch! Beiseite. Gott sei gelobt, daß ich sie nicht zu zwingen brauchte! Laut. Und nun keine Zeit verloren! Wo ist Feder und Papier?
Ah! – Nun bin ich doppelt begierig auf die Genugtuung, die er anbieten wird, und die ich – ablehnen werde. – Ablehnen, wie das Duell. – Sie werden mich feige und ehrlos schelten! Ach, was! Ich brauche ihre Ehre nicht, ich habe den Meinen Brot zu schaffen.
Auch den Spiegel und die Fauteuils? Frau Heinecke bejaht. – In Rührung. Ich an Eure Stelle, anstatt sie für ein Butterbrot zu verschleudern, würde sie Eurer einsam zurückbleibenden Tochter zum Andenken jeben. Da wäret Ihr doch sicher, daß man sie in Ehren hielte.
Oder, wenn Ihr sie doch verkaufen wollt, so sind wir immer diejenigen, die Euch die höchsten Preise zahlen. Damit's in de Familie bleibt.
Wat sollen wir tun? Wir sind nu janz von ihm abhängig. Wenn er befiehlt, müssen wir folgen, oder sollen wir Euch zur Last liegen?
Robert! Zärtlich. Liebes Jotteken, er ist auf 'n Stuhle eingeschlafen ... hat nämlich kein Auge geschlossen diese Nacht ... Robertchen, der Herr Kommerzienrat! ... Schläft janz fest.
Schlingel! Laut. Beiläufig: Ihr lieber Sohn hat sich nicht gerade gebührlich gegen den meinen benommen. Offen gesagt: Ich hatte anderen Dank erwartet! Sie können ihm mitteilen, daß er entlassen ist, und daß ich bis vier Uhr nachmittags seine Abrechnung erwarte.
Ah! Es ist immer erhebend zu sehn, wenn Kinder ihren Eltern Freude machen. Nur eins will mir nicht gefallen: Ihre liebe Tochter hat den Aufenthalt, den
Um jedes Verhältnis zwischen Ihrem Hause und dem meinen aus der Welt zu schaffen, biete ich Ihnen ein Abstandsgeld, das Sie, mein wackerer Herr Heinecke, mit Ihrer Tochter Alma zu teilen haben würden, dergestalt, daß die eine Hälfte ihr als Heiratsgut zufällt, sobald sich jemand findet, der – Lächelt diskret. Nun, Sie verstehn mich wohl. Bis dahin würde die Nutznießung des Ganzen Ihnen verbleiben. Sind Sie einverstanden?
Ich habe die Summe ungewöhnlich hoch bemessen, um ein unbedachtes Versprechen einzulösen, das Ihr lieber Sohn gestern dem meinigen abzunötigen wußte ... Sie beläuft sich auf Zögert und schluckt. fünfzigtausend Mark.
Ich habe zu hoch taxiert! Laut. Ich frage Sie noch einmal, sind Sie mit vierzigtausend Mark zufrieden?
Ich kann's nicht glauben, Herr Kommerzienrat. Auch diese vierzig! So ville Jeld jibt's nicht ... Das ist Unsinn. Zeigen Sie mir das Jeld!
Und der Herr Kassierer wird nicht sagen: Setzt den alten Kerl vor die Düre – er ist übergeschnappt. – Oh,
Noch eins: Morgen abend wird ein Möbelwagen vor Ihrer Türe halten, und zwei Stunden später werden Sie freundlichst meinen Grund und Boden verlassen haben. Hernach hör ich wohl nichts mehr von Ihnen. –
Sagen Sie das nich, Herr Kommerzienrat! Wenn Ihnen der Besuch eines alten, braven Mannes nicht lästig fällt, so mach ich mir manchmal das Vergnügen. Ja, ein alter, braver Mann, das bin ich!
Mutter! Vierzigdausend! Michalski will ihn umarmen. Drei Schritt vom Leibe, mein Sohn! Sucht in den Taschen, findet ein Schnupftuch, breitet es auf dem Knie aus, legt den Schein hinein, faltet das Tuch sorgfältig darüber und steckt es in die Brusttasche. So, jetzt kannste zärtlich sein!
Mir ist weh vor Freuden! Sie umarmen sich weinend. Wenn ick bedenke: Ich brauch nu nich mehr ohne Jeld uf'n Marcht zu gehen, und wenn mir friert, kann ich nachmittags ohne schlechtes Gewissen noch einmal einheizen – düchtig! – Und abends essen wir kalten Uffschnitt.
Beese? Sich besinnend, strenge. Das heißt eigentlich sehr. Aber wir wollen noch eenmal Jnade vor Recht ergehn lassen. Sich umwendend. Das hab ich fein gemacht? Was?
Laß das liebe Kind sitzen. Das besorg ich! Geht zum Wäscheschränkchen und holt ein Gestelle mit Likörgläsern. Zu Auguste. Was meintest du vorhin mit Robert? –
Meine Herrschaften, Fräulein Alma Heinecke, unser Glückskind, und vor allem das Haus, das sich immerhin nobel erwiesen hat –
Willst du mir nicht erklären, Mutter, wie kommen diese beiden Leute dazu, sich an unsern ehrlichen Tisch zu setzen?
Und damit du's weißt: Auf Indien mach dir keene Hoffnungen. Ich zieh es vor, meine Jelder in Deutschland zu verzehren.
Mein Sohn! – Man sieht es manchem Mann nich an, was er is ... Er trägt es gewissermaßen in sich ... Darum soll man Achtung vor ihm haben, denn man kann nie wissen, was unter so einem schlichten Rocke verborgen ist ... Biberpelze kann jeder tragen.
Erklären? – Wat is da viel zu erklären ... Sieh mir nich so an. Wat sieht er mir so an, Mutter ...? Das brauch ich mir nicht mehr gefallen zu lassen ...
So? ... Erstens: Weil's nicht der junge Herr Mühlingk war. Wenn dein Freund kommt, kannst du ihn ja in Empfang nehmen. Der alte Herr ist mein Freund ... Wir haben versprochen, uns künftig zu besuchen ... Und zweitens: Weil ick mir von meinen Sohne keine Vorschriften machen lasse ... Jetzt ist's aus damit! ... Verstanden?
Komm mir nich zu nahe, wenn ich meinem Sohne väterliche Ermahnungen gebe. Ick lasse jetzt nich mehr mit mir spaßen. –
Erstens war von dir die Rede. Du bist aus seinen Dienst entlassen – wegen ungebührlichen Benehmens. Offen gesagt, ich hatte andern Dank erwartet.
Ja, ich, dein alter, braver Vater ... Mir ist es nicht ejal, wenn meine Söhne als stellenlose Commis in de Welt rumloofen. Und bis vier Uhr nachmittags sollst du ihm die Abrechnung schicken, sonst jeht's dir schlecht!
Jott steh ihm bei! Es ist nicht richtig bei ihm! Legt die Hand auf seine Schulter. Mein Sohn, nimm eine jute Lehre an von deine alte Mutter: Man soll sein Jlück nicht mit Füßen treten, denn Hoffart stirbt auf dem Stroh!
Das wäre nicht das Schlimmste, Mutter! ... Auf dem Stroh ... am Grabenrand will ich sterben ... Verrecken will ich, wie ein Hund! – Nur gebt das Geld zurück! ... Seht mal, ich will ganz ruhig, ganz vernünftig mit Euch reden. – Ich will Euch an den zehn Fingern beweisen, daß Ihr es tun müßt. – Jene haben uns in Schande gebracht. – Gut. – Aber wir waren ohne Schuld. – Wir brauchten uns vor niemandem zu schämen. – Man kann mir meine Ehre stehlen, wie man mir mein Portemonnaie stiehlt. – Dagegen ist man wehrlos. – Aber wenn wir uns unser bißchen Ehre bezahlen lassen – mit barem Geld – dann sind wir ehrlos gewesen von jeher. Und dann geschieht uns recht – Heinecke dreht sich nach Michalski um, der zeigt mit dem Finger nach der Stirn. Mein Gott, ich seh ja alles ein. – Ich mach Euch keine Vorwürfe. Wahrhaftig nicht. – Ihr seid arm und wart es von jeher. – Würgend. Ach, der Ekel! – Man erstickt ja darin! –
Und glaubt doch nicht, daß es Euer Schade sein wird, wenn Ihr mir folgt. Seht mich an. Ich hab doch was gelernt, nicht wahr? ... Ich bin doch gesund, nicht wahr? ... Ich bin doch nicht verwahrlost, nicht wahr? Die paar Jahre, die Euch noch zu leben übrigbleiben, könnt Ihr mir doch ruhig anvertrauen, nicht wahr? Seht, ich will ja nichts, wie für Euch arbeiten! ... Reich will ich Euch machen! ... Reich! ... Ihr könnt mit mir tun, was Ihr wollt. Euer Sklave, Euer Packesel will ich sein. Aber gebt das Geld zurück!
Das ist allens janz schön und jut. Aber die Taube in de Hand ist mir lieber, als ... Wollt' ich sagen ...
Wahrhaftig, et stimmt! ... Also, mein Sohn, geh du hübsch auf die Sperlingsjagd, ick behalte meine Taube und werde ihr gleich versilbern jehn!
Und du, Mutter? ... Sie wendet sich ab. Auch du! ... Mein Gott, was kann ich noch? ... Alma, es handelt sich um dich! ... Ich will dir alles abbitten! Aber hilf du mir! Ergreift sie bei der Hand, sie sträubt sich, er zieht sie nach der Mitte. Du hast dich verschenkt! Meinetwegen denn! ... Mag das dein Recht sein. Aber du verkaufst dich nicht! ... Deine Liebe ist nicht dazu da, daß man damit auf die Märkte fährt! Alma, sag ihnen das!
Ah, du Kuppler. Auf von deinem Sitz. Da Michalski sich nicht rührt, packt er den Sessel an der Lehne. Auf, sag ich! Und hinaus mit dir! Hinaus Ihr alle beiden!
Da habt Ihr ihn! Stößt ihn auf den Fußboden, daß er zerschellt, wirft ihnen die Trümmer vor die Füße.
Mein schöner Fotölch! Kniet nieder und sammelt die Stücke, die sie nach links hinüberträgt. Dann sinkt sie auf den Schemel.
Dann bin ich fertig mit dir! Und auch mit dir, Mutter ... Da ist man also in die Welt gesetzt worden und hat die Ehrlosigkeit gleich mitbekommen wie ein Muttermal. Nun gut! ... Wenn ich durchaus geschaffen werden mußte, warum ließt Ihr mich nicht in dem Kote, in den ich hineingehöre? ... In dem ich mich wälzen muß mein lebelang, weil meine werte Familie es so verlangt?
Nein, Mutter, hör nicht! Neben ihr auf den Knieen. Ich habe nichts gesagt ... Wenn ich was sagte, war es Wahnsinn! Mir ist, als lös ich mich heute los von allem, was menschlich und natürlich ist. Mutter, erbarm dich ... Du kannst mich und dich retten! Komm mit mir mit! ...
Zurück! Sieht den Alten und die Schwestern, die ihn mit zornigen Rufen umringen, bricht in gellendes Lachen aus. Ach so, man wirft mich hinaus!
Was willst du hier? ... Hier ist eine Spelunke! ... Weißt du, wer wir sind? ... Wir verkaufen uns! ... Haha ... Sieh mich nicht an ... Das ertrag ich nicht! Verbirgt ächzend das Gesicht in den Händen.
Er hat sich ungebührlich benommen, Herr Jraf! Erscht hat er uns nach Indien schleppen wollen. Dann sollten wir das Jeld nich nehmen ... Und nu jeh ich jrad nach de Kasse. – Volle vierzigdausend Mark, Herr Jraf. Habe die Ehre, Herr Jraf! Ab nach rechts.
Eine Nimmt ihre Hand.
Ich hab mich an den Müttern versündigt und muß ihnen Abbitte tun. Nicht zum mindesten der meinigen. Es gibt nämlich noch schlechtere Söhne, als der dort, liebe Frau.
Danke für gütiges Vertrauen. Herr Heinecke ist in meiner Begleitung. Ich übernehme die Verantwortung. Wir werden den Herrn Kommerzienrat erwarten –
Was ziehn Sie vor, Courant oder Papier? Indem er nach einem Scheine sucht. Ist denn das ganze Haus leer?
Herr Kommerzienrat ging nach der Fabrik hinüber, gnädige Frau haben Migräne, gnädiges Fräulein fuhr nach der Stadt – Herr Curt auch.
Ich? Du weißt ja, ich will nie was. Ich lasse mich von den Ereignissen schaukeln. Aber die Frage ist: Was willst du hier – an diesem Platze?
Natürlich ... Das wissen wir ... Da du aber auf den großmütigen Händedruck, der einem braven Arbeiter in solchen erhebenden Momenten zuteil wird, sowieso verzichten willst, so seh ich nicht ein, warum du die Bücher nicht einfach aufs Comptoir schickst – und basta.
Das, was du deine Ehre nennst, dieses Gemisch aus – Scham, aus – Taktgefühl, aus – Rechtlichkeit und Stolz, das, was du dir durch ein Leben voll guter Gesittung und strenger Pflichttreue anerzogen hast, kann dir durch eine Bubentat ebensowenig genommen werden, wie etwa deine Herzensgüte oder deine Urteilskraft. Entweder sie ist ein Stück von dir selbst oder sie ist gar nicht ... Mit jener Sorte von Ehre, die schon der lässig geworfene Handschuh irgendeines fashionablen Rowdys zu zerschmettern vermag, hast du nichts gemein ... die ist gerade gut als Spiegel für die Laffen, als Spielzeug für die Müßiggänger und als Parfüm für die Anrüchigen.
Ich versteh dich wohl ... Das ist das Zucken des Nervenstrangs, dessen Zubehör man amputierte ... Laß dich nicht beirren ... Wenn auch die Zehe noch weh tut, das Bein ist weg.
... Sag mal, muß ich, der Aristokrat, dich, den Plebejer, Duldung gegen die Niederen lehren? Mein Lieber, verachte die Deinen nicht. Sage nicht, daß sie schlechter sind als du und ich ... Sie sind anders, weiter nichts ... In ihren Herzen wohnt ein Empfinden, das dir fremd ist, in ihren Köpfen malt sich ein Weltbild, das du nicht verstehst. Sie darum verurteilen, wäre vorwitzig und beschränkt ... Und damit du's endlich weißt, mein Sohn, in dem Kampfe gegen die Deinen bist du von Anfang bis zu Ende im Unrecht gewesen.
Ich erlaube mir ... Du kommst aus fremden Ländern, wo du dich im Verkehr mit Gentlemen neunmal gehäutet hast, und verlangst von den Deinen, daß sie dir zu Liebe von heut auf morgen einfach aus der Haut fahren sollen, die ihnen von Anbeginn glatt und schlank auf dem Leibe gesessen hat ... Das ist unbescheiden, mein Junge ... Und deiner Schwester ist vom Hause Mühlingk tatsächlich die Ehre wiedergegeben worden, die Ehre nämlich, die sie gebrauchen kann. – Denn jedes Ding auf Erden hat seinen Tauschwert ... Die Ehre des Vorderhauses wird vielleicht mit Blut bezahlt – vielleicht, sage ich – die Ehre des Hinterhauses ist schon mit einem Da Robert zornig gegen ihn auffährt. Iß mich nicht auf ... Ich bin noch nicht fertig ... Welchen andern Sinn hätte die Jungfrauenehre, um die es sich hier handelt, als dem künftigen Gatten eine gewisse Mitgift von Herzensreinheit, von Wahrhaftigkeit und Neigung zu verbürgen? Denn nur zum Zwecke der Heirat ist sie da ... Nun frage gefälligst in der Sphäre nach, der du entstammst, ob deine Schwester mit dem Kapital, das ihr heut in den Schoß fiel, nicht eine weit begehrenswertere Partie geworden ist, als sie jemals gewesen.
Roh, wie die Natur, grausam, wie die Wahrheit. Nur die Trägen und die Feigen bauen à tout prix Idyllen um sich herum. Du aber hast mit all dem nichts mehr zu tun, drum gib mir die Hand, schüttle den Staub der Heimat von deinen Füßen und sieh dich nicht mehr um.
Altmodisch – mag sein ... Vielleicht gerade, weil ich als Plebejer zur Welt gekommen bin und mir die Ehrbegriffe äußerlich aufgeimpft wurden, hab ich nicht die Kraft, mich zu der Höhe deiner Anschauungen emporzuschwingen. Laß mich also an meiner Beschränktheit zugrunde gehn.
Aha! Für sich. Dazu der Revolver! ... Noch eins, mein Junge. Wenn du durchaus willst, daß Herr Curt dir eine Kugel auf den Pelz brennen soll, so muß ihm doch erst jeder Vorwand genommen sein, dich zu refüsieren.
So schreib ich's in den großen Schornstein, in welchem das Konto der Freundschaft geführt wird! Seinen Kopf streichelnd. Na, es wird so schlimm nicht sein! Hm – mein Junge – eins, was du ganz vergessen hast.
Bin ich nicht auch ein sogenannter Ehrloser? Und hast du mich nicht als wackern Kerl gekannt? Und trag ich nicht den Kopf so hoch wie irgendeiner auf der Welt? Schäm dich!
Es war doch vielleicht unvorsichtig! – Falls der Bengel heimkommt, fang ich ihn ab und halt ihn zu rück. – Aber jetzt handelt es sich um anderes. – Ist dieses Mädchen hier das, wofür ich sie taxier – – –
Herr Graf, wissen Sie, woher ich komme? Von Ihnen ... Wirft ihre Sachen
ab. Sie entsetzen sich über meine Kühnheit. Aber nur von Ihnen kann ich erfahren, was hier vorgeht. – Daß mein Bruder auf dem Wege war, jenes junge Wesen ins Unglück zu stürzen, fürchtete und argwöhnte ich ... hat Ihr Freund das erfahren?
Nun denn. Die Ihrigen haben es für nötig erachtet, jene armen Leute ihre Schande vergessen zu machen, und sie packten sie da, so sie am leichtesten zu packen waren, bei ihrer – Armut.
Versteh ich Sie recht? Man hat meinen Bruder von jenem Mädchen losge – kauft? Trast bejaht. O mein Gott!
Es versteht sich von selbst, daß ich mich jeder Kritik enthalte. Zudem ist das Mittel, dessen man sich bediente, das landläufige, um dergleichen Verbindungen aus der Welt zu schaffen. Aber ich fürchte für unsern Freund!
Ob ich sie fühle! Mein ganzes Wesen bäumt sich gegen die abscheuliche Praxis auf, die in meinem Elternhause herrscht. – Bezahlen – immer bezahlen – Ehre, Recht, Liebe – alles bezahlen! – Wir können's! Wir haben's ja dazu! ... Wirft sich in den Sessel, dann aufspringend. Vergeben Sie – ich bin außer mir ... Ich spreche von den Meinen, als ob sie Fremde wären.
Gut, so erwart ich ihn – Mein Fräulein, eine Bitte! ... Mein Freund verläßt heute mit mir dieses Haus, morgen die Stadt und, ich hoffe, bald auch Europa.
Aber heute möchte ich ein Zusammentreffen zwischen ihm und Ihrem Herrn Bruder vermieden wissen. – Sollt' es doch dazu kommen, ohne daß ich dazwischentreten kann, so bitte, sein Sie in der Nähe!
Jemand, der mir befreundet ist, ist von Ihnen an seiner Ehre schwer gekränkt worden. – Auf meinen Rat und mir zuliebe verzichtet er darauf, eine Genugtuung von Ihnen zu fordern.
Lassen wir diese Frage fallen, Herr Mühlingk. Mein Freund befindet sich in diesem Augenblicke, wie ich vermute, bei Ihrem Herrn Vater, weil er darauf bestand, seine Abrechnung mit Ihrem Hause persönlich ins reine zu bringen.
In einer Stunde wird mein Freund dieses Etablissement verlassen haben ... In Anbetracht der begreiflichen Erregung, in der er sich befindet, wäre es zweckmäßig für beide Teile, wenn während dieser Zeit ein Begegnen zwischen Ihnen vermieden würde.
Herr Lieutenant, ich habe mir nicht erlaubt, das Wort an Sie zu richten. – Herr Mühlingk, überlegen wir genau. Sie sprechen zu jemandem, dem in diesem Augenblicke Ihr Wohl – nicht aus Sympathie, wie ich freimütig bekenne – von hohem Werte ist ... Ich darf darum wie ein Freund zu Ihnen sprechen. Lassen Sie sich von diesen Herren nicht einschüchtern –
Und geben Sie dem Gefühle Raum, das Ihnen sagt: Ich darf auf das Unrecht nicht trotzen, das ich jenem Manne angetan habe. Sie schweigen. Nicht wahr – Sie erfüllen meine Bitte?
Ich schweige, Herr Graf, weil ich nach Worten suche, um Ihnen mein Erstaunen über Ihr seltsames Auftreten gebührend zu kennzeichnen.
Also ein Gewaltsmittel! Laut. Ja, ich zweifelte daran, denn ich hegte noch eine leise Hoffnung, es mit einem Ehrenmanne zu tun zu haben ... Pardon – ich täuschte mich.
Morgen? Schläft man bei Ihnen mit – dergleichen? Ich bin gewohnt, einen Schimpf auf der Stelle zu sühnen.
Immer korrekt, lieber Curt! Du als Kontrahierender hast mit dem Herrn nichts mehr zu verhandeln! Scharf.
Erstens, Herr Graf, verlangt der Ehrenkodex, daß der Forderer sowohl wie der Geforderte vierundzwanzig Stunden Frist erhält, um seine Angelegenheiten zu ordnen. – Wir – mein Mandant und ich – würden von diesem Rechte Gebrauch machen, wenn wir nicht – und nun komme ich zum zweiten Punkte – auf das Vergnügen verzichten müßten, so etwas wie eine Genugtuung zu verlangen, denn Sie, geehrter Herr, haben uns nicht beleidigt ...
Erinnern Sie sich gefälligst, daß der Graf von Trast-Saarberg am 25. Juni 1864 – wie ich nunmehr aus den Registern ersehen habe – wegen nicht bezahlter Spielschulden Verneigt sich nachlässig. Herr Graf! – –
Meine Herren, ich danke Ihnen herzlich für die empfangene Lektion ... Ich habe sie vollauf verdient ... denn das größte Verbrechen auf Erden ist die Inkonsequenz ... Und vor allem lern ich eins. Man mag sich über die moderne Ehre noch so erhaben wissen, man muß ihr Sklave bleiben, und sei's allein, um einem armen Teufel von Freund aus der Patsche zu helfen. – Meine Herren, ich habe die Ehre! ... Pardon, ich habe sie nicht! ... Sie sprechen sie mir ab ... So bleibt mir also nur das ganz gemeine Vergnügen, mich Ihnen zu empfehlen – doch das ist um so größer. Verbeugt sich lachend – ab.
Man muß sich seine Ehre etwas kosten lassen, mein Lieber. Es freut mich, daß ich dir diesen Dienst habe leisten können, lieber Curt ... Was hättest du ohne mich wohl angefangen? – Auf heute abend also!
Soll sich der Graf ins Fäustchen lachen? – Jetzt ist es sogar deine Pflicht, eine Begegnung herbeizuführen.
Was fällt dem Menschen ein, mich in meinem Comptoir zu belagern? – Guten Tag, meine Herren ... Lassen Sie ihm die Bücher abfordern und sagen Sie ihm, er soll sich zum Teufel scheren! ... Wilhelm ab. Curt, warum weichst du mir aus? ... Wir haben ein Hühnchen zu pflücken, das weißt du doch!
Ich habe diesmal die Angelegenheit noch glücklich ins reine gebracht. – Mit welchen Opfern, weiß der Himmel! Ich werde damit dein Konto belasten. – Nun zu der moralischen Seite der Sache!
Du hast deinen Eltern viel Kummer bereitet, mein Sohn. Daß dein alter Vater gezwungen war, mit solchem Gesindel zu unterhandeln, Lenore von links. wie ist das schmutzig, wie ist das erniedrigend für uns! Zu Lenoren. Was willst du hier?
Nein, Papa. Ich kann die Rolle der schweigenden Haustochter in diesem Falle nicht spielen. – Bin ich ein Mitglied der Familie, so will ich auch zu Rate gezogen werden.
Ihr braucht mir nichts zu verheimlichen. Es schickte sich wohl nach den Gesetzen der Heuchelei, die man uns sogenannten jungen Mädchen auferlegt, daß ich die Augen niederschlage und die Nichts-Verstehende spiele. Aber das geht in diesem Falle nicht an. Ich habe alles erfahren.
Hab ich mich im Ton vergriffen, so vergebt mir. Ich will Euch ja weich stimmen und nicht erzürnen ...
Ich will dich gar nicht einmal fragen: was geht dich der Mensch eigentlich an? aber sag mal – was verstehst du darunter: die Ehre wiedergeben?
Mein Gott, wenigstens den guten Willen müßt Ihr haben, wiedergutzumachen, dann werden wir Mittel und Wege schon finden.
Meinst du? Setze dich mal nieder, mein Kind. – Ich will meiner Gewohnheit gemäß auch diesmal Milde walten lassen und dich mit Gründen zur Vernunft zu bringen suchen, wiewohl ein strenger Verweis vielleicht mehr am Platze wäre ... Sieh dir einmal diesen grauen Kopf an. Darauf hat sich viel Ehre zusammengehäuft, und doch habe ich mich mit dem sogenannten Ehrgefühl niemals abgegeben ... Ach, was muß man alles im Leben einstecken und darf nicht »Hum« sagen, wenn man in die Höhe kommen will. Da ist nun ein junger Mensch, dem ich, wie du sagst, die Ehre genommen habe. Nehmen wir an, du hättest recht ... Ich beklage tief den Leichtsinn deines Bruders ... Aber, wer heißt dem jungen Menschen eine Ehre haben? Wo hat er sie her? Etwa aus seiner Familie? Oder aus meinem Geschäft? ... Meine Commis sind keine Malteserritter ... Gut, du sagst, er hatte sie ... und ich soll sie ihm wiedergeben ... Wodurch? Etwa dadurch, daß ich das Mädchen zu meiner Schwiegertochter mache?
Dadurch würde ich mich und mein Haus ins Unglück stürzen. Der junge Mann hat's dagegen in seiner Hand, sich über die Geschichte hinwegzusetzen. Tut er's
Vater, ich fühle, daß ich in allem Unrecht habe, ich fühle, daß ich Unmögliches von Euch verlange. Ich müßte die Welt ganz anders kennen, um dir gewachsen zu sein – aber – Hält plötzlich inne und lauscht hinaus – Stimmen auf dem Korridor.
Sie waren etwas dringlich, lieber Herr ... Nun, ich tadle Pflichteifer nie, am allerwenigsten, wenn er noch in der letzten Minute eines Dienstverhältnisses vorhält ... Setzen Sie sich nur.
Ganz wie Sie wollen ... Von meinem Neffen ist mir schon gestern berichtet worden. – Es geht ihm gut ... er amüsiert sich ... ein wenig zu sehr, wie Graf Trast mir sagte ... Nun, das Kavaliertum liegt den Herren aus guter Familie im Blute ... Sie haben die Jahresabschlüsse hoffentlich schon mitgebracht?
Hier das Spezialconto. Ich war in der Lage, die Kaffeekrisis, die durch die brasilianische Konkurrenz hervorgerufen worden ist, vorhersehen zu können und habe infolgedessen 5/6 des Areals mit Tee bebaut.
Als gewinnbringend haben sich erwiesen die Versuche mit Sumatratabak Reicht ein Blatt hinüber. und vor allem der Übergang zur Teekultur.
Nach der Art und Weise, wie Sie sich hier benehmen, scheint es, oder soll es scheinen, als ob Sie auf Java die Geschäfte meines Hauses selbständig geführt haben. Wie verhält sich das?
Über das Privatleben meines bisherigen Vorgesetzten Auskunft zu erteilen, fühl ich mich nicht berufen.
Also, mein lieber Herr – Heinecke, ich wünsche Ihnen viel Glück für Ihren ferneren Lebensweg ... Bleiben Sie ein tüchtiger Mensch und vergessen Sie nicht, was Sie meinem Hause schuldig sind.
Nein, Herr Kommerzienrat, das vergesse ich nicht. Hier sind 40000 Mark, die Sie die Güte hatten, meinem Vater zu übergeben.
Findest du es nicht interessant, Papa, daß unser Herr Heinecke Ersparnisse in dieser Höhe hat machen können?
Als Dieb, nicht wahr? Bewegung Lenorens. Ja, Lenore, damit Sie's wissen: Ersparnisse hab ich gemacht! Ein Dieb bin ich!
Gut. Dies ist der Tag der Abrechnung. Machen wir also das Konto klar ... Das Konto zwischen den Vorder- und den Hinterhäusern. Wir arbeiten für Euch ... wir geben unsern Schweiß und unser Herzblut für Euch hin ... Derweilen verführt Ihr unsere Schwestern und unsere Töchter und bezahlt uns ihre Schande mit dem Gelde, das wir Euch verdient haben ... Das nennt Ihr Wohltaten erweisen! – Ich habe mit Nägeln und Zähnen um Euern Gewinnst gerungen und nach keinem Lohne gefragt. – Ich habe zu Euch emporgeschaut, wie man zu Heiligen emporschaut ... Ihr wart mein Glaube und meine Religion ... Und was tatet Ihr? – Ihr stahlt mir die Ehre meines Hauses, denn ehrlich war es, wenn's auch Euer Hinterhaus war. – Ihr stahlt mir die Herzen der Meinigen, denn ob sie auch schmutzige Bettler sind, lieb hatt' ich sie doch – Ihr stahlt mir das Kissen, auf dem ich mein Haupt niederlegen wollte, um auszuruhn von der Arbeit für Euch – Ihr stahlt mir den Heimatsboden – Ihr stahlt mir die Liebe zu den Menschen und das Vertrauen zu Gott – Ihr stahlt mir Frieden, Schamgefühl und gutes Gewissen – die Sonne vom Himmel habt Ihr mir herabgestohlen – Ihr seid die Diebe – Ihr!
Er wird freiwillig und ungekränkt von dannen
Lassen Sie, Lenore! ... Ich werde mit – Dankbarkeit an Sie denken, solange ich lebe ... Ich laß in Ihnen das zurück, was man Heimat nennt ... Seien Sie gesegnet für alles ... Und nun leben Sie wohl! ...
Laß mich nicht allein! Mich friert zwischen diesen Wänden! ... Du bist meine Heimat auch! ... Du bist sie immer gewesen! ... Sieh, ich hab mich dir an den Hals geworfen! Du kannst mich nicht mehr von dir stoßen!
Lieber Vater, wir wollen nicht auf einander wüten. Ich liebe diesen Mann. Für das, was Ihr ihm nahmt, biet ich ihm zum Ersatz das an, was ich habe. Halb zu Robert. Ich habe zwar nichts mehr, als mich selbst. – Will er das – – –
Ich danke Ihnen, mein verehrter Freund, Sie haben mir den rechten Weg gewiesen. Robert, schaffen wir uns eine neue Heimat, eine neue Pflicht!
Vater, Mutter, ich bitt Euch nicht um Verzeihung, denn was ich tue, muß ich tun. Ich fühl's, das kann kein Unrecht sein. Aber ich fleh Euch an: Denkt in Frieden an mich.
Nicht doch, Herr Kommerzienrat. – Warum wollen Sie sich mit Fluchen strapazieren? Leiser. Und übrigens im Vertrauen: Ihre Tochter macht keine so schlechte Partie. Der junge Mann da wird mein Sozius und da ich keine Anverwandten habe, auch mein Erbe!