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Das ist reizend von Ihnen, Herr Gellinghausen, daß Sie gleich zu uns herausgekommen sind. Bei Ihrer Braut sind Sie selbstverständlich schon gewesen?
Man konnte mir leider nicht genau sagen, wo meine Braut hier wohnt. Deshalb fragte ich nach Ihnen. Da wollten mich natürlich gleich mindestens zehn Menschen hier nach Ihrer Villa führen.
Ihre Braut wohnt hier gleich gegenüber, mit ihrer alten Mutter zusammen. Wenn Sie sich übrigens nur einen Augenblick gedulden wollen – um vier Uhr kommt sie aufs bestimmteste zu uns hierher – dann könnten wir beide das Geschäftliche vorher rasch zusammen durchsprechen.
Was ist denn das! Zu Gellinghausen. Einen Moment! Wollen Sie bitte Platz nehmen. Er geht rasch zur Gartenpforte.
Ja schauen Sie, die Villa, in der Sie da wohnen, ist mein dreißigjähriges Ersparnis. Und wenn man sie dann vermietet ...
Gewiß, gewiß, Sie bekommen ja Ihr Geld. Nur heute kann ich es Ihnen nicht geben. Ich habe vor acht Tagen eine Segeljacht für zwanzigtausend Mark gekauft. Kommen Sie übermorgen.
Herr Launhart, ich selber wohne in dieser teuren Villa nicht, obschon sie mein Eigentum ist. Warum? Weil ich nicht das Geld dazu habe.
Ich aber habe das Geld dazu! Ich habe mir noch nie in meinem Leben was darauf eingebildet; ich möchte nur nicht, daß Sie um meinetwillen schlaflose Nächte verbringen.
Dann tun Sie, was Ihnen beliebt! Entschuldigen Sie, ich habe in diesem Augenblick Besuch bekommen; ich kann mich nicht länger mit Ihnen abgeben. Kommt rasch nach vorn.
Wir haben hier gestern eine ganz wundervolle Segelpartie gemacht, Ihre Braut, meine Schwester und ich. Wir fuhren in zweieinhalb Stunden zwölfmal quer über den ganzen See, von einem Ufer zum andern. Setzt sich zu Gellinghausen. Ihre Braut setzte übrigens meine Schwester wie mich in Erstaunen durch die Kühnheit, mit der sie das Steuer führte.
Fünf Minuten. – Aber wenn es Ihnen recht ist, dann lese ich Ihnen jetzt eben rasch den Kontrakt vor, den
Das ist mir sehr angenehm. Ich werde mich für meine Mitarbeiterschaft an dem Unternehmen doch noch in verschiedener Hinsicht ernstlich vorbereiten müssen.
Aber darf ich Ihnen nicht vielleicht ein Glas Bier kommen lassen? Sie sind jedenfalls durstig von der Fahrt.
Also – Liest. »Zwischen Herrn Rudolf Launhart und Herrn Heinrich Gellinghausen wurde folgender Vertrag unter Rechtsverbindlichkeit ...« usw. usw. – Sie müssen übrigens entschuldigen, daß ich Sie heute leider mit meiner Frau noch nicht bekannt machen kann. Meine Frau ist auf einige Tage zu ihrem Vater gereist, der sich zufällig gerade hier in der Nähe aufhält.
Ja. – Also Liest. »Paragraph eins: Herr Rudolf Launhart schließt unter heutigem Datum mit Herrn Heinrich Gellinghausen eine geschäftliche Vereinigung, welche die Gründung eines großen, wenn möglich internationalen Institutes für Sozialwissenschaft zum Zweck hat.«
»Paragraph zwei: Herr Heinrich Gellinghausen beteiligt sich an dem Unternehmen mit Einzahlung eines Betriebskapitals von Mark dreimalhunderttausend, in Worten dreihunderttausend Mark, welche Summe binnen heute und sechs Monaten von ihm auf der Reichsbank zugunsten der Firma deponiert werden muß.«
»Paragraph drei: Die Firma lautet Rudolf Launharts sozialwissen
schaftliches Institut.
Verzeihen Sie, ich habe wohl nicht ganz recht verstanden. Sie wollen sich in Ihrer Stellung als Direktor mit einem Salär von tausend Mark begnügen?
Was finden Sie dabei Außergewöhnliches? Ich hielt es für die übliche Bezahlungsweise, wenn mich die Firma mit tausend Mark monatlich honoriert.
Ganz wie Sie meinen. – »Paragraph vier: Der sich ergebende Nettojahresgewinn wird nach Abschluß der jeweiligen Jahresrechnung zu gleichen Hälften auf beide Kontrahenten verteilt.«
Und nun kommt noch Paragraph fünf: »Die Dauer dieses Vertrages ist auf zehn Jahre festgesetzt. Sollte einer der Kontrahenten vor Ablauf der zehn Jahre aus dem Geschäft austreten, so hat er keinerlei Ansprüche an das Geschäftsvermögen auf Rückvergütung seiner der Firma zugute gekommenen Leistungen.« – Das ist alles. Für den Fall, daß Sie den Vertrag selber für sich noch einmal genau durchlesen wollen, übergebe ich Ihnen das eine Exemplar; dann sagen Sie mir, was Sie noch hinzugefügt haben möchten. Er gibt es ihm. Die Sache eilt ganz und gar nicht. Da kommt meine Schwester. Er erhebt sich. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal Gelegenheit hatten, meine Schwester kennenzulernen?
Fräulein Fanny hat mich schon vor acht Tagen mit ihrem Bräutigam bekannt gemacht. – Sind denn die Herren nun endlich über die großartigen Unternehmungen
Meine Braut freut sich darauf, daß unser Unternehmen mit aller Energie für eine durchgreifende Reform der Kindererziehung eintritt.
Ihre Braut hat sehr originelle Ideen über Erziehungsreform. Die Erziehungsfragen fördern aber leider bis jetzt zuwenig Material zutage. Ich bin sehr damit einverstanden, daß wir uns von vornherein nebenher mit der Kindererziehungsfrage beschäftigen. Aber damit allein können wir uns nicht gleich ein ausgedehntes internationales Interessentengebiet erobern.
Das ausgedehnte internationale Interessentengebiet müßte natürlich durch unsere allgemeine soziale Propaganda erobert werden.
Nur möchte ich mich dabei nicht gern zu intim mit der Sozialdemokratie einlassen. Der billige Massenabsatz ist allerdings immer ein glänzenderes Geschäft als der bestgehende Luxusartikel. Aber wer mit Sozialismus ein reicher Mann wird, gilt bei seinen eigenen Leuten als Hochverräter!
Dann muß das Unternehmen meiner Ansicht nach notwendigerweise auf eine entschiedene und gesunde Tagespolitik gegründet werden.
Das geht meines Schwiegervaters wegen nicht. Mit der Politik, die mein Schwiegervater als Staatsminister treibt, lassen sich keine Geschäfte machen. Und stellen wir uns zu ihm in Gegensatz, dann verlieren wir alle geschäftlichen Vorteile, die sein Einfluß für unser Unternehmen haben kann.
Mir haben Fachleute, die etwas von solchen Dingen verstehen, gesägt, daß man mit einer Zeitung überhaupt nur Geschäfte machen kann, wenn man Tagespolitik treibt.
Bei uns handelt es sich aber nicht einfach um eine Zeitung. Um durch eine Zeitung reich zu werden, hat man dreißig Jahre nötig! Wir brauchen etwas direkt Reformatorisches! Wir brauchen Vorträge, Bücherausgaben, alle erdenklichen Veranstaltungen, damit die gesamte Öffentlichkeit sofort gezwungen ist, sich mit uns zu beschäftigen!Zeitung, die wir herausgeben, soll uns dabei hauptsächlich nur zu Reklamezwecken dienen.
Es wird den Herren schließlich eben doch nichts zweckentsprechenderes übrigbleiben als die Frauenbewegung.
Ich weiß, Herr Gellinghausen. Für Ihre Braut ist die Frauenbewegung das Allerverabscheuungswürdigste in dieser Welt.
Ich teile diese Abneigung meiner Braut im vollsten Maße und habe mich eigentlich auch nur durch ihre Pläne über Kindererziehungswesen zur Teilnahme an dem Unternehmen bewegen lassen.
Um der heutigen Kindererziehung mit Erfolg zu Leibe zu gehen, müssen aber doch zuerst die Eltern im Vollbesitz ihrer Rechte sein! Ich habe das Ihrer Braut schon hundertmal begreiflich zu machen versucht, aber bei ihr ist alle Logik umsonst!
Der Frauenbewegung gehört ja ohne allen Zweifel die Zukunft. Als geschäftliche Grundlage für unser Unternehmen wird sie nur leider durch die Häßlichkeit ihrer Vorkämpferinnen entwertet. Sobald sich schone Weiber der Frauenbewegung anschließen, kann sie für uns zu einer Goldmine werden!
Was können wir häßlichen Mädchen in dieser Welt denn besseres tun, als daß wir für die Naturrechte schöner Frauen streiten! Wenn man vom Himmel so ungnädig behandelt worden ist, wie zum Beispiel ich, dann hindert einen schon ein rein menschliches Taktgefühl, auf einem Gebiete zu wetteifern, auf dem andere Mädchen mit all ihren Vorzügen von vornherein als Siegerinnen auftreten. Deshalb ist mir Ihre Braut auch vollkommen begreiflich. In ihrer Verabscheuung der Frauenfrage spricht sich nur ihr Stolz auf ihre Schönheit aus.
Ja, ja, liebe Schwester, du hast ganz recht. Fräulein Fanny ist aber unsere unentbehrlichste Mitarbeiterin. Fräulein Fanny soll mit ihren geschäftlichen Kenntnissen auch das ganze Unternehmen organisieren helfen. Deshalb werden wir ihren Abneigungen Rechnung tragen.
Ja – was ich mir noch zu bemerken erlauben wollte ... Er zieht den Kontrakt heraus und sieht ihn durch.
Bitte, selbstverständlich! Ist Ihnen irgend etwas eingefallen, was Sie noch hinzugefügt haben möchten?
Hm – ich finde es nur komisch, daß Sie sich selbst tausend Mark Gehalt monatlich aussetzen und nicht auch mir, der ich, abgesehen von meiner finanziellen Beteiligung, doch gleichfalls meine volle Arbeitskraft dem Unternehmen widme.
Ach, daß ich so was vergessen konnte! Natürlich! Entschuldigen Sie bitte! – Das können wir hier ja gleich hinzufügen. Indem er ihm den Kontrakt abnimmt. Erlauben Sie bitte. Wo ist denn das ...
Danke, ich habe eine Füllfeder bei mir. Das würde also lauten ...? Zu Gellinghausen. Sie müssen wirklich verzeihen; das ist reine Vergeßlichkeit von mir. Schreibt mit der Füllfeder. »Paragraph sechs: Herr Heinrich Gellinghausen erhält von der Firma ein Gehalt von Mark tausend, in Worten eintausend Mark ausbezahlt.« Zieht sein eigenes Exemplar aus der Tasche. Und hier dasselbe. Während er schreibt. Wenn Sie sonst noch irgend etwas zu dem Vertrag hinzugesetzt haben möchten – bitte, sagen Sie es frei heraus. Ich schreibe alles, was Sie wünschen.
Bitte. – Ihre Braut wird sich außerordentlich darüber freuen, wenn sie hört, daß das Geschäftliche so glatt und prompt zwischen uns erledigt worden ist.
»Den 3. September 1900 und Spricht die Jahreszahl des betreffenden Jahres. Heinrich Gellinghausen.« Gibt den Vertrag an Launhart. Hier, bitte.
Danke, Die Feder nehmend. Darf ich bitten. Er unterzeichnet das andere Exemplar, gibt es an Gellinghausen und steckt sein eigenes in die Tasche. So! Zu Berta. Jetzt könntest du uns ja vielleicht eine Tasse Tee kommen lassen.
Der Tee wird schon fertig sein. Wenn die Herren nur in den Salon gehen wollen. Hier scheint jetzt nämlich gleich die Sonne her. Nach der Gartentür sehend. Sieh, da kommt ja auch Fanny gerade zur rechten Zeit!
Ah, mein liebster Schatz, das ist schön von dir, daß du auf mein Telegramm gleich gekommen bist! Aber warum telegrafierst du uns nicht, mit welchem Zug du kommst! Ich hätte dich dann doch vom Bahnhof abholen und zuerst zu uns hinüberführen können! Wir wohnen hier, gleich gegenüber.
Ich dachte, ich würde mich hier schon allein zurechtfinden. Aber – könnte ich dich nicht vielleicht rasch nur einen Moment allein sprechen?
Du schriebst mir vor drei Tagen, daß der Architekt Padinsky hiergewesen sei und du mit ihm gesprochen habest.
Ich bitte dich, liebe Fanny, mit diesem Herrn in Zukunft nicht mehr zu sprechen. Die Gründe dafür kann ich dir jetzt leider nicht nennen. Ich werde sie dir sagen, sobald wir verheiratet sind.
Aber nein! – – Das ist das Unglück, daß einem dafür die richtigen Ausdrücke fehlen! – – Selbstverständlich, Fanny, hast du Liebesgeschichten gehabt – und wohl mit verschiedenen Herren – wie sie jedes Mädchen einmal hat – wie sie schon in der Schule anfangen. – Aber – aber – aber darum handelt es sich hier nicht ...!
Aber – ich beschwöre dich – Fanny – das ist eine Laune von dir – deine modernen Anschauungen – du willst mich auf irgendeine Probe stellen!
Fanny – ich kann es nicht anders verstehen – als daß du mich um jeden Preis los sein willst! Wie läßt du mir sonst durch diesen Menschen den Brief schreiben?!
Ich habe ihn nicht dazu aufgefordert. Ich habe ihn nur dazu ermächtigt, als er sagte, er habe ein Recht dazu, dir den Brief zu schreiben.
Nein, nein! Nein, Fanny! Ich kann das nicht glauben! Ich will das nicht glauben! Um Gottes willen, sag mir doch nur, daß es die gemeine Lüge eines niedriggesinnten Schurken ist! – Ein Kerl, der mir schreibt Öffnet den Brief und liest. »Herrn usw. – Sehr geehrter Herr! – Fräulein Fanny Kettler gibt mir die Erlaubnis, Ihnen die Mitteilung zu machen, daß sie vor drei Jahren mit einem Herrn, dessen Name hier unerwähnt bleiben kann, ein Liebesverhältnis hatte. Das anscheinend Ungeheuerliche, das in dieser Mitteilung liegt, wird Ihnen in kürzester Frist verständlich werden ...« – Wie kann ich – wie soll ich einem Wort aus einem solchen Schreiben auch nur die geringste Bedeutung beimessen!
Padinsky hatte mich im letzten Winter gefragt, ob ich seine Frau werden wolle. Um ihm meine Ablehnung erträglicher zu machen, erzählte ich ihm diese Geschichte. Übrigens war es kein richtiges Liebesverhältnis; dazu dauerte es wohl nicht lange genug. Padinsky ließ mich gar nicht zu Ende reden und sagte: »Das sind Dinge, die mich nichts angehen. Sie sind doch seit mehreren Jahren Ihre eigene Herrin ...«
Letzten Dienstag hatte er mit Herrn Launhart hier geschäftlich zu unterhandeln, und da fragte er mich, ob ich dir die Geschichte auch erzählt habe. Ich gab ihm keine
Komm mir nicht mit dieser abgebrauchten Redensart! – Warum hast du mir nichts gesagt, als ich um deine Hand anhielt? – so gut wie du es Padinsky gesagt hast?!
Weil ich glaubte, daß du mich um meiner selbst willen – als das, was ich
bin – zur Frau haben wolltest!
Deswegen also bin ich jetzt nichts mehr?! – Das also war die – Hauptsache an mir?! – Läßt sich eine – schmachvollere Beschimpfung für ein menschliches Wesen er
sinnen? – als deswegen, um eines solchen – Vorzugs willen – geliebt zu werden? – – Als wäre man ein Stück
Vieh!
Du tust mir aufrichtig leid, Fanny. – Gerade dir hätte ich zuallererst ein normales sicheres Lebensglück gegönnt. Du kannst mir glauben, daß ich weit davon entfernt bin, mich über diese unerwartete Wendung zu freuen. Aber deswegen wehren wir uns ja! Ich verdenke es den Männern gar nicht, daß sie nicht leichten Herzens auf ihre Forderungen verzichten! Es handelt sich bei ihnen um die Macht, uns zu den gefügigsten, brauchbarsten Werkzeugen zur Erreichung ihrer Lebensziele auszubilden.
Oh, weniger als das! Das Leben der Tiere wird von den Menschen überwacht, um die Entwicklung ihrer Kräfte möglichst zu fördern; und unser Leben wird von der Gesellschaft überwacht, um unsere geistige und körperliche Entwicklung möglichst zu hindern. Darin stehen wir unter dem Haustier.
Meine Schuld ist es nicht, wenn sich die Herrschaften nicht hereinbemühen wollen. Ich habe meinen Tee getrunken.
Sie können schwerlich ermessen, was in diesem Augenblick hier zwischen uns vorgefallen ist. Die Verhältnisse zwingen mich aber, Sie darum zu bitten, daß
Ich verstehe Sie ohne jede Aufklärung! Sie haben sich hier eben mit Ihrer Braut gezankt, wie das unter Liebenden allgemein Sitte ist. In einer Stunde sinken Sie einander wieder selig in die Arme; und deswegen soll ich als Direktor von Launharts sozialwissenschaftlichem Institut dreimalhunderttausend Mark aufs Spiel setzen? Ich denke nicht daran!
Die Verhältnisse liegen doch vielleicht so, Herr Launhart, daß ein weiteres Zusammenwirken von Herrn Gellinghausen und mir in diesem Geschäft unmöglich ist. Erlauben Sie daher, daß ich um meine Entlassung bitte.
Gestatten Sie mal, Fräulein Fanny! Wenn ich der Mann dazu wäre, mich durch Ihre Herzensangelegenheiten beeinflussen zu lassen, dann hätte ich nicht das moralische Recht, von Herrn Gellinghausen dreimalhunderttausend Mark entgegenzunehmen! – Aber damit kommen wir nicht weiter. Schieben Sie Ihre Liebesgeschichten auf, bis Sie unter sich sind! Wir sind heute hier, um die geistigen Ziele unseres Unternehmens festzusetzen. Nehmen Sie Platz; wir haben keine Zeit zu verlieren. Launhart, Berta und Fanny setzen sich. Wir müssen uns zuerst endgültig über die Richtung einigen, in der wir wirken wollen, und dann sofort darüber nachdenken, welche Mitarbeiter wir dazu brauchen.
Gestatten Sie mir nur, Sie auf Paragraph fünf aufmerksam zu machen: Wer vor Ablauf der zehn Jahre aus dem Geschäft austritt, hat keinen Anspruch auf Rückvergütung seiner der Firma zugute gekommenen Leistungen.
Ich habe also die Wahl, mein Vermögen zu verlieren oder mit anzuhören, wie über die heiligsten Empfindungen hinweggespottet wird! Er nimmt Platz.
Wenn Sie so empfindlich sind, dann hätten Sie sich
Darf ich Sie bitten, meine Frau hier aus dem Spiel zu lassen. – Also, Fräulein Fanny, was haben Sie als das Hauptgebiet unserer sozialen Bestrebungen ins Auge gefaßt?
So! Also doch! – Sehen Sie, Herr Gellinghausen, da haben wir also schon etwas dadurch gewonnen. – Aber, Fräulein Fanny, Jugenderziehung, Arbeiterpolitik, Frauenbewegung, das ist als Beigabe alles schon und gut. Aber damit lockt man den Hund nicht vom Ofen! – Wir brauchen etwas – denken Sie doch mal nach! – etwas, wie soll ich mich ausdrücken – etwas ...
»Karl Hetmann ...« Sich unterbrechend. Was steht da? – Ich träume doch nicht? – Ach, das ist ein Witzbold ...
Hansnarren nehme ich verteufelt ernst! Mit Hansnarren macht man bessere Geschäfte als mit Philosophen!
Ihnen, sowie ich Sie beurteile, beweise ich das wohl am besten durch Er überreicht ihm einen Prospekt. eine Bankabrechnung über die augenblickliche Höhe unseres Vereinsvermögens.
Schönheit! – Unsere bisherige Moral war auf das menschliche Wohl gerichtet; sie war dazu bestimmt, das Unglück zu bekämpfen und hatte in erster Linie die Unglücklichen ins Auge gefaßt. An dieser Moral wird – auch soweit sie sich an die Opferfreudigkeit der Reichen wendet – kein Wort geändert. Für die Reichen aber habe ich, über die alte Moral hinaus, eine neue geschaffen, deren höchstes Gebot die Schönheit ist.
Der Gedanke liegt sehr nahe. Der Durst nach Schönheit ist ein nicht minder göttliches Gesetz in uns als der Trieb zur Bekämpfung der Erdenqual!
Schade nur, daß in der ganzen Welt die Erdenqual noch so übergewaltig ist, daß das Vergnügen an der Schönheit ihr gegenüber kaum als Sonnenstäubchen in die Waagschale fällt!
Um Vergnügen, gnädige Frau, ist es uns nicht zu tun! Unsere Moral fordert Opfer, wie sie noch keine forderte. Die allgemeine Moral steht im Dienste des höchsten menschlichen Glückes, der Familie. Dieses höchste menschliche Glück fordern wir von den Mitgliedern unseres Bundes als erstes Opfer!
Ja, ja, schon gut, liebe Berta; laß jetzt den Herrn sprechen! Zu Hetmann. Verzeihen Sie bitte, ich habe Ihre Moral noch nicht vollkommen verstanden.
Wenn die Menschen dazu emporsteigen, die Schönheit höher zu achten als Hab und Gut, als Leib und Leben, dann sind die Menschen der Gottheit um eine Stufe näher, als wenn der Sieg über die Erdenqual ihr höchster Preis ist!
Das ist selbstverständlich! – Was ich noch fragen wollte – zeichnen sich die Angehörigen Ihres Bundes alle in so hervorragendem Maße durch Schönheit aus wie Sie?
Ich bin natürlich nicht Mitglied des Bundes; ich bin vom Bund nur als Sekretär in Dienst genommen. Die Mitglieder sind ausschließlich Menschen von auffallender, allgemein bewunderter Schönheit. Sie werden vom Großmeister erwählt. Die Mitglieder machen dem Oberhaupt Vorschläge über die Wahl anderer, über deren wirkliche Aufnahme aber natürlich nur der Großmeister entscheidet.
Ei, jetzt geht mir ein Licht auf! Andere Menschen sollen also mit Glück und Leben bezahlen, was Sie in Ihrem Hirnkasten ausgeheckt haben!
Ob dieser Vorwurf Grund hat, weiß ich nicht. Zu Launhart. Ich wollte Sie im Auftrage des Bundes fragen, ob Sie in Deutschland unsere Flugblätter und Zeitschriften herausgeben und die Vorbereitungen für unsere Vorträge treffen wollen.
Ja, ja, davon später, wenn es Ihnen recht ist. – Sagen Sie mal, wo lebt denn Ihr Großmeister? Was treibt er? Wie heißt er? Wie kann man ihn kennenlernen?
Der Großmeister ist ein Mann, der in seiner Erscheinung alle Vorzüge in sich vereinigt, durch die ein Mensch sich auszeichnen kann.
Also mit einem Wort, ein Rassemensch! – Aber ich möchte gern wissen, wie und wo man ihn kennenlernen kann.
Das ist nicht leicht. Die wenigsten Mitglieder des Bundes kennen ihn persönlich, obschon sie seinen Anordnungen unbedingt Folge leisten.
Nein, nein, beruhigen Sie sich doch! Die Geschichte interessiert mich im höchsten Maße! Aber wollen Sie mir nicht vielleicht Ihr Programm auseinandersetzen? Ich darf doch wohl wissen, um was es sich handelt. Paragraph eins, Paragraph zwei, Paragraph drei und so weiter.
Unsere erste Bestimmung lautet: Unter den Angehörigen des Bundes sind die bürgerlichen Gesetze über Ehe und Familie aufgehoben.
Bis jetzt hat sich noch nicht gezeigt, daß sich die Behörden gern darum kümmern, was sich in den höchsten Gesellschaftskreisen unter Herren und Damen abspielt, die sämtlich in der Lage sind, jeden Augenblick ihren Wohnsitz zu wechseln.
Ja, das tun die Behörden nicht gern. Übrigens ließe sich die Einmengung der Behörden ja vielleicht auch ganz gut geschäftlich verwerten. Aber nun weiter, wenn ich bitten darf!
Die Mitglieder des Bundes verzichten durch ein feierliches Gelübde auf das Recht, einander die Bezeugungen ihrer Gunst zu verweigern.
Das ist einfach unerhört! – Und Sie wollen behaupten, daß diese Vereinigung seit einem vollen Jahre besteht?
Seit November vorigen Jahres. Zu Launhart. In der Liebe sind unter den Mitgliedern des Bundes alle Frauen allen Männern und alle Männer allen Frauen untertan.
Das wäre dann also so ungefähr dasselbe, was man bis jetzt mit dem Ausdruck »Freie Liebe« bezeichnete?
Im Gegenteil! In der Liebe haben unsere Mitglieder keine Freiheit. Die Liebe ist ein Recht aller an alle, und wer sich dagegen auflehnt, gehört dem Bunde nicht an.
Dann reißen Sie also die Familie entzwei, hetzen Staat und Bürger gegeneinander und geben Ihre Leute der zweifelhaftesten Zukunft preis!
Diese Opfer nehmen wir nur von Menschen entgegen, die sie bringen können. – Dem Armen zu helfen, der sich vom nackten Leben emporarbeitet, wie es bisher höchstes Gesetz war, bleibt auch für uns erste Menschenpflicht. Um die allgemeine Moral, die dem Armen zugute kommt, aber auch noch für uns zu selbstsüchtigen Zwecken auszubeuten und dem Unglücklichen sein Recht auf Mitleid streitig zu machen, dazu stehen wir gesellschaftlich zu hoch. Soweit wir mit unserem eigenen Glück dafür einstehen, gehen wir zur Moral der Schönheit über. Kein Feigling ist berufen, uns zu folgen!
Mir wird mit dem besten Willen nicht klar, was die Vorschriften, von denen Sie da faseln, mit Schönheit zu tun haben!
Unter den Mitgliedern unseres Bundes steht der freien Fortentwicklung der Schönheit kein Hindernis mehr entgegen.
In dem, was Sie uns hier auseinandersetzen, erblicke ich nichts als Liederlichkeit und geistige Verlotterung! irrsinnig sind.
Ich will keinen zufriedenen Augenblick mehr in meinem Leben haben – was ich von der Welt erhoffte, soll mir verloren sein – nur Unheil soll mir jeder Schritt bringen, den ich dem Glück entgegengehe – wenn ich mich je mit einer Regung gegen die Bestimmungen, die Sie aussprächen, auflehne!
Daraufhin kann ich Ihre Wahl dem Großmeister vorschlagen. Ich zweifle gar nicht, daß Sie zu den Unsern gehören werden.
Wollen Sie mich dann bitte auch gleich als Mitglied vormerken. Ich habe die feste Absicht, dem Bunde beizutreten. Ich möchte die Angelegenheit nur gern vorher noch mit meinem Schwiegervater besprechen.
Unerhört! Zu Fritz. Ich lasse den Herrn bitten, im Gasthof drüben noch fünf Minuten auf mich zu warten!
Aber natürlich, der Großmeister. Zu Fritz. Eintreten lassen! Sofort! Ich lasse aufs dringendste ersuchen!
Er dürfte, finde ich, den Abstand zwischen sich und der Welt etwas peinlicher wahren. Ohne mir ein Urteil anmaßen zu wollen, glaube ich, er brauchte sich nur zu zeigen, wenn man bei ihm um Gehör bittet.
Sie haben wohl schon gehört, daß die Polizei die öffentlichen Versammlungen an unserem Internationalen Kongreß anstandslos gestattet hat?
Ja, schon gut. – Was ich nebenbei noch bemerken wollte: wissen Sie schon, daß unsere Zeitung heute morgen vom Staatsanwalt konfisziert worden ist?
Nein, davon weiß ich nichts! Aber das habe ich Ihnen doch im voraus gesagt, daß das Blatt konfisziert werden würde, wenn Sie meinen Vortrag darin abdrucken!
Ganz recht, die Nummer ist konfisziert wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit, und zwar speziell wegen Ihres Aufsatzes: »Über das Liebesleben in der bürgerlichen Gesellschaft im Vergleich zu demjenigen unserer Haustiere.«
Dreimal schade um diesen Aufsatz! Ich hätte den Aufsatz als Vortrag in hundert Städten halten können, ohne daß ein Mensch auf den Gedanken gekommen wäre, mich daran zu hindern!
Das gebe ich Ihnen zu. Es ist ein großer Unterschied, ob Sie Ihre Lehren in Ihrer begeisterten Sprache zum Vortrag bringen oder ob sie der Staatsanwalt völlig unvorbereitet schwarz auf weiß vor sich sieht. Aber mit Ihren Vorträgen verdienen Sie sich ein warmes Abendessen, während diese Konfiskation, besonders wenn ein Prozeß daraus wird, die Zahl unserer Abonnenten um das Zehnfache erhöhen kann!
Mir ist es aber um die Verbreitung meiner Lebensauffassung zu tun und nicht darum, durch gerichtliche Konfiskationen mundtot gemacht zu werden!
Was zum Teufel regen Sie sich denn auf! Es kann Ihnen ja nicht das geringste geschehen! Erstens weiß
Glauben Sie denn, ich fürchte mich, für mein Lebenswerk einzutreten, wo es mein Werk fördern kann?! Aber Menschensee
len seien der Gewinn! Nicht Zeitungspapier!
Um Gottes willen, Herr Hetmann, mir ist eben ein entsetzliches Unglück begegnet. Gerade kommt ein Kriminalbeamter und fordert von mir das Manuskript des Aufsatzes: »Über das Liebesleben in der bürgerlichen Gesellschaft im Vergleich zu demjenigen unserer Haustiere.« Ich weiß nun so wahr, wie ich hier stehe, daß bei uns alle Manuskripte vernichtet werden, sobald sie aus der Druckerei zurückkommen. Ich lege also dem Kriminalbeamten arglos die Korrekturbogen vor, er schlägt die erste Seite auf und findet darunter das Manuskript Ihres Aufsatzes. Wer es da hineingelegt haben kann, ist mir vollkommen rätselhaft.
Wollen die Herren entschuldigen, ich muß notwendig rasch zu meiner Frau nach Haus. Meine Frau hatte heute morgen die entsetzlichsten Herzkrämpfe. Vergessen Sie doch ja nicht, Herr Hetmann, mit der Fürstin Sonnenburg, wenn sie hierher kommt, noch die Geldangelegenheit zu besprechen. Durch die Mitteltür ab.
Ich bitte Sie inständig, Herr Hetmann, sich das Unglück durch meine angeborne Tölpelei zu erklären! Ich werde für die zehn Stunden Arbeit, die ich hier täglich verrichte, gar nicht bezahlt und gerate nun bei der peinlichsten Gewissenhaftigkeit auch noch in den Verdacht, ein gemeiner Verräter zu sein! Dieser Ungereimtheit gegenüber kommt mein eigenes Geschick gar nicht für mich in Betracht. Herr Launhart gestattete mir, weil ich das Geld für das Unternehmen hergegeben
Ich begrüße dich, mein Freund, im Namen unseres Triumphes über die alte Weltanschauung. Ich habe seit gestern noch zweihundert Anmeldungen zu unserm Internationalen Kongreß erhalten!
Mir ist diese Hochflut des Erfolges verdächtig. Das dauert zwei Winter, dann löst uns irgendeine Tingeltangelspezialität ab!
Du wirst zeit deines Lebens nie zufrieden sein! Was verlangst du denn mehr, als daß uns die Opferwilligkeit in hellen Haufen zuströmt? Du kannst von hier keine zehn Schritte tun, ohne daß sich um dich ein Volksauflauf sammelt, der dich mit der Aufdringlichkeit ausgehungerter Wölfe um ein Wort deiner Weisheit anfleht. – Von mir ganz zu schweigen!
Wenn du wüßtest, wie ich die Abgötterei verabscheue! Aber da sich Menschenseelen nun einmal ohne ein Idol dauernd nicht fesseln lassen, gab ich ihnen in dir ein Götzenbild. Freilich hoffte ich, du werdest etwas mehr auf Wahrung deiner Würde bedacht sein!
Ich bin ein ganz gewöhnlicher Alltagsmensch und sehe mich durch meine einnehmende Persönlichkeit von einem Tag auf den andern zum unverantwortlichen Oberhaupt der gewaltigsten Kulturbewegung erhoben! Wenn du mich nicht täglich von neuem durch unerbittliche Strenge im Zaum hältst und in meinem SelbstbewußtseinSicher
heit unseres Kongresses? Mir stehen die Haare zu Berge bei dem Gedanken, daß die Damen, die sich aus zwei Weltteilen bei uns zusammenfinden, durch ein einziges Machtwort von oben in alle Winde auseinandergejagt werden können!
Etwas Herrlicheres wüßte ich mir nicht zu denken! An unserm ersten Internationalen Kongreß auseinandergesprengt zu werden, das führt unter unserer Vereinigung die Grundmauern auf!
Ich sehe die Dinge im Geiste genau, wie sie kommen werden! Der Mittelpunkt der allgemeinen Anbetung an dem Kongreß bist natürlich du, wie du, ohne es zu wollen, ohnehin schon Weltberühmtheit geworden bist. Und mich, der ich meine Würde wahren soll, sieht man lächelnd über die Achsel weg als Scheingroße an. – Was bin ich schließlich auch anderes als eine Scheingröße! Ein Zwergriese! Ein Baßbariton, der seine Stimme verloren hat! – Ich habe den denkbar redlichsten Willen; aber in meiner pekuniären Abhängigkeit, in der ich dem Bunde jeder Flasche Sekt wegen Rechenschaft ablegen muß, gehört schon eine geradezu übermenschliche Anstrengung dazu, um seine Würde zu wahren!
Ihre Durchlaucht, die Fürstin Sonnenburg- Hohenstein und Den Namen deutsch aussprechend. Misses Mabel Isabel Grant lassen um die Ehre ersuchen.
GRANT. Ein graußes Glück ist es für mich, Herr Morosini, daß du bist hier! Als Graußmaster von die Bund kannst du sagen, welchen Abend von die Kongreß wird stattfinden graußartige Ball in Alhambra-Sälen?
Denken Sie sich, lieber Meister, an allerhöchster Stelle soll der lebhafte Wunsch ausgesprochen worden sein, Sie persönlich kennenzulernen. Man soll gefragt haben, ob Sie nicht der berühmte Philosoph Herbert Spencer wären, worauf entgegnet wurde, Spencer sei tot. Darauf äußerte man, es sei bewundernswürdig, daß sich gleich nach dem Tode des einen ein anderer Mensch von solcher Geistesgewalt aus dem Volke erhübe. – Übrigens fragte mich heute in aller Frühe ein Herr, womit Sie es denn eigentlich verantworten, daß Sie unsere ganze Gesellschaft auf den Kopf stellen. Der Herr behauptete, geradesogut wie Sie, dazu befähigt zu sein, wenn ihn nicht die Achtung vor unseren Kulturerrungenschaften davon zurückhielte.
Mich stieß die menschliche Gesellschaft einst als unbrauchbar aus ihren Kreisen aus. Ich ging nicht zugrunde, kam zurück und bot ihr wieder meine Dienste an. Die menschliche Gesellschaft stieß mich wieder als unbrauchbar hinaus, ich ging wieder nicht zugrunde, ich kam wieder zurück, ich bot ihr wieder meine Dienste an. An ein dutzendmal in meinem Leben hat sich dieser Vorgang wiederholt. Niemanden kann es wundern, daß mich der Kampf draußen mit den Elementen auf andere Gedanken brachte, als man in der bürgerlichen Gesellschaft hegt. Sind meine Gedanken unrichtig, dann beseitigt mich die Welt in ihrer Unerbittlichkeit, ohne sich nach mir umzusehen. Nimmt aber die Menschheit meine Gedanken auf, dann gebührt der Menschheit das Verdienst, nicht mir. Dann ist meine Lehre so wahr Kulturentwicklung wie meine Einsicht nur ein glücklicher Zufall war! – Unsere Enkelkinder werden uns vielleicht einmal darum beneiden, daß wir solche Entwicklungen miterleben durften.
GRANT zu Hetmann. Mir hat gesagt ein Herr heute in aller Frühe, daß du, Mister Hetmann, bist Seelenverführer, daß du bist leibhaftige Teufel, welche seit Schaffung von die Welt immer treibt Spiel mit Menschheit.
GRANT. A-oh, Mister Hetmann, ich habe nicht lassen sprechen weiter! Ich bin so begeistert für Sie, ich schwöre Sie, Mister Hetmann, du kannst nicht finden unter Sonne von die liebe Gott eine mehr heiße Schülerin!
Die verehrten Damen wollen mich entschuldigen. Ich habe noch so wahnsinnig viel Vorbereitungen für unsern Kongreß und besonders für den Ball zu treffen, daß ich gar nicht weiß, wo mir der Kopf steht, geschweige denn – daß ich mit der nötigen geistigen Klarheit an philosophischen Unterhaltungen teilnehmen konnte. Er verabschiedet sich und geht durch die Mitte ab.
Verzeihen Sie, Fürstin, daß ich die Gelegenheit ausnütze, um Sie um ein Opfer zu bitten. Herr Launhart, der Herausgeber unserer Zeitung, kann das Blatt nicht weitererscheinen lassen, weil der Ertrag noch die Kosten nicht deckt. Er fordert gegen die Sicherheit, die er geschäftlich bieten kann, eine Kapitaleinlage von fünfzigtausend Mark. Ihm die Summe aus dem Vereinsvermögen zu geben, bin ich des bevorstehenden Kongresses wegen augenblicklich nicht imstande.
GRANT. Fünfzigtausend Mark, Mister Hetmann?! Ich habe gehört von meine Freundin, daß Geschäft von Mister Launhart ist ausgezeichnet für Anlage von die Vermögen. Willst du nehmen von mir fünfzigtausend Mark für Geschäft von Mister Launhart!
Ich bitte Sie, geehrter Meister, die Summe von mir anzunehmen! Wie viel schulde ich Ihnen nicht! Was war ich, ehe ich unter die Gewalt Ihres Geistes kam! Ein Ausbund menschlichen Elends! Ich war magenleidend, ich war leberleidend, ich war lungenleidend, ich war herzleidend, ich war nervenleidend, ich war gemütskrank, ich war durch und durch hysterisch!
GRANT. A-oh, Mister Hetmann, ich will Sie schenken fünfzigtausend Mark! Nicht Sie will ich schenken! Ich will schenken vor die Bund zu Züchtung von die Rassemenschen! Nie in mein Leben ich will verlangen zurück eine Mark von die Bund zu Züchtung von die Rassemenschen!
Ich wollte Sie fragen, Herr Hetmann, ob der Internationale Kongreß trotz der heutigen gerichtlichen Konfiskation der Zeitung in acht Tagen stattfindet.
Jetzt kommen die Geschäfte, Misses Grant. Jetzt stören wir hier. Wir beide haben ja doch wohl keine Aussicht, Mitglieder des Vereines zu werden.
GRANT. O yes! Of course! Reicht Hetmann die Hand. Well, Herr Hetmann, du willst nehmen von mir fünfzigtausend Mark für Zeitung von Mister Launhart?
... dann wird dieser Internationale Kongreß zum entsetzlichen Unheil! Bei der hirnlosen Begeisterung, mit der jetzt alle Welt für Ihre Gedanken schwärmt, verrennt sich die Bewegung dann in irgendeine bürgerliche Sackgasse, aus der Sie sie nie wieder zurücklenken können, und in der sie wie hundert andere geistige Strömungen klanglos zugrunde geht.
Der Kongreß findet statt und ich leite die Verhandlungen. Es ist mir schlechterdings unverständlich, warum man eines Zeitungsartikels wegen binnen heute und acht Tagen hinter Schloß und Riegel sitzen soll. – Aber was ist mit Ihnen?
Gegen mein Gelübde, keinem Angehörigen unseres Bundes meine Gunst zu verweigern, habe ich mich bis zu dieser Stunde nicht verfehlt. Ich trage nicht die Schuld daran, daß niemanden nach meinen Gunstbezeugungen verlangt.
Daran tragen nur Sie allein die Schuld! Falsche Worte einer verkrüppelten Seele stimmen nicht zu der Art, in der Ihnen vergönnt ist, einherzuschreiten! Oder soll mir das schönste Weib meinen Glauben an den Seelenadel der Schönheit nehmen?! – Dann wird es wohl Zeit für mich, in mich zu gehen! Er erhebt sich. Wer weiß, welchen Jammer ich noch über die Menschheit gebracht hätte, wenn Sie mich nicht zur rechten Zeit zur Besinnung zwängen! Dem Widerstand des tüchtigen Bürgers und tausend Mißerfolgen gelang das freilich nicht, was Ihnen so leichtfällt! Aber deshalb wandeln Sie ja wie die Verkörperung eines Gedankens einher, damit des Erdenwurms dumpfes Hinbrüten ja vor jedem Aufflackern bewahrt bleibe! – – Mein Ausdruck war, daß wir das Opfer nur von denen entgegennehmen, die es bringen kön
nen! Warum drängen Sie sich herzu, wenn Sie eine Zwergseele in sich haben?!
Ich glaubte, Herrin über mich zu sein, und bin es so wenig wie irgendein Weib! Tag für Tag ringe ich, mich zu überwältigen; aber so verzweifelt ist der Widerstand, als koste die Befreiung zehnfachen Tod! – Unsinn, sage ich mir, Tausende wären dann nicht mehr am Leben! Aber hilft das Wort gegen die furchtbarste Beklommenheit, wenn Blick, wenn Rede, wenn Gebärde unbefangen sein sollen?! Freilich bringt die Not den Weibern jede Verstellung bei. Wäre der Durst nach Freiheit eine Meisterin wie die Not! Dann stiege das Flehentlich. Schenken Sie mir noch einmal Glauben! Mir ist meine Schwachheit verhaßter als mir im Leben noch etwas werden kann!
Mir ekelt in dieser kurzen Spanne Daseins vor Possenspielen! Mit Ihren Beteuerungen sind Sie mir verabscheuungswürdiger, als wenn Sie mir ins Gesicht spieen!
Nein, nein! Lassen Sie mich das nicht hören! Gehe ich den Weg, den Sie in Ihrem Kopfe ausgedacht, dann bedarf das größerer Kraft, als wenn ein leichtherziges Geschöpf ihn geht! Fußtritte verdiene ich nicht, auch wenn es genügt, Weib zu sein, um in Ihrem Geiste zu leben! Ich bin Weib und mich soll keine Ihrer Anhängerinnen an Gefügigkeit übertreffen! Keine Ihrer Anhängerinnen soll mich an Liebenswürdigkeit übertreffen! Aber ich stehe nicht auf, ich verlasse diesen Platz nicht, ehe Sie mir ein gütiges Wort gesagt haben! – Ich stehe nicht auf, bevor mir Ihre Blicke etwas anderes als Verachtung zeigen ...!
Herr Hetmann, ich muß Sie leider dringend bitten, auf einen Augenblick herüberzukommen. Eben ist der Untersuchungsrichter in eigener Person bei uns erschienen.
Jetzt also – – dem ersten, der dir entgegentritt – – dem zweiten, dem – – Auffahrend. Will ich es denn so?! Oder will ich es nicht?! – – Entschieden. Nein, es gibt keine Umkehr! Feige zurückweichen? – Nein! Mit dem Bewußtsein kann ich nicht leben!
Ich rechne es mir als ein außerordentliches Glück an, mein gnädiges Fräulein, daß Sie einen Augenblick für mich übrig haben.
Ich habe mit größtem Interesse Ihre Aufsätze über »Liebessklaverei« gelesen. Ich fühlte mich dadurch zu weiteren Ausführungen angeregt, die ich Ihnen, bevor sie im Druck erscheinen, gern unterbreiten möchte, damit ich sicher bin, Sie nirgends mißverstanden zu haben. Er gibt ihr ein Manuskript.
Wäre es denn für uns beide nicht vielleicht anregender, wenn Sie mich mißverstanden hätten oder meinen Ansichten widersprächen? An einem Passus im Manuskript innehaltend. Das kann ich nicht lesen.
Erlauben Sie. Tritt an ihre Seite und liest. »Unfreiheit in der Liebe ist das Ergebnis mittelalterlicher Erziehung, wenn sie nicht auf Qualitätsunterschieden der Rasse beruht.«
An das, was Sie hier schreiben, daß Unfreiheit in der Liebe nichts anderes als das Ergebnis mittelalterlicher Erziehung ist?
Ich wäre sonst wohl schwerlich Mitglied unseres Bundes! – Oder sollten Sie versucht sein, an dieser Wahrheit zu zweifeln?
Ich bitte Sie, davon überzeugt zu sein, daß ich den gewaltigen Ernst nicht verkenne,
Ich könnte Sie zum Beispiel fragen, ob die Bestimmungen unseres Bundes von Ihnen ebenso streng dem Wortlaut nach befolgt werden, wie von anderen Mitgliedern, die ich bis jetzt zu treffen das Glück hatte.
Heute abend! Darauf in leichteren Ton übergehend. Nun sag mir mal, mein Kind, du kennst wohl Karl Hetmann?
Ist dieser Hetmann wirklich der gewaltige Geist, der seine Gedanken aus den Tiefen einer aufrichtigen Oberzeugung schöpft und der auch die Fähigkeit besitzt, sie selber zu Ende zu denken?
Ich habe mich oft gefragt, ob Karl Hetmann nicht eine Art von Naturbursche ist, dem es Spaß macht, mit verblüffend geistreichen Einfallen, die ihm weiß Gott woher kommen, seinen Mitmenschen die Köpfe zu verdrehen!
Kurz und gut, um es mit derben Worten zu sagen: haben wir in Karl Hetmann einen zuverlässigen Geist, auf den sich bauen läßt, oder ist er, was ich immer und immer fürchte, ein sogenanntes Original, eine Reklamegröße, ein Mensch, dem die Befriedigung eigener Eitelkeit höchstes Ziel ist und der sich im stillen über die stets mächtiger anwachsende Bewegung lustig macht, die sein Auftreten zur Folge hat?
Karl Hetmann ist die größte Menschenseele, die seit langer Zeit geatmet hat. Hetmann steht nicht wie – du und ich in diesem Leben. Jeder Gedanke, den er hegt, jeder Schritt, den er tut, zielt über die Grenzen unseres Daseins hinaus. Seinem eigenen Wohlergehen gegenüber ist er von einer Gleichgültigkeit, von einer Teilnahmslosigkeit, die ich bei dem niedrigsten Tier nicht für möglich halte. Aber das Feuer, das ihn beseelt im Kampf um das, was er der Menschheit erkämpfen will, ward unter Millionen nur einem verliehen!
Nein! Nur von einem! Andere Männer kenne ich auch nicht! Aber wenn – du ihn kennst, sprichst du in derselben Weise von ihm! Du vermutest in ihm einen Marktschreier?! Seine Bescheidenheit, seine Hilflosigkeit, sobald er einen Augenblick aufhört, das Werkzeug seines Werkes zu sein, sind förmlich mitleiderregend! Ich habe nicht viel Menschenkenntnis, aber ich halte nur einen Mann für groß genug, wo es den Kampf um Überzeugung gilt, sein Leben wegzuwerfen; und der ist Karl Hetmann!
Warum nicht gleich?! Hier auf der Redaktion muß er doch zu finden sein! Deine Ausdrücke stellen mir in Hetmann ein so anbetungswürdiges Götterbild dar, daß ich ihn wenigstens gesehen haben will, bevor ich mit ihm um solche Vergötterung wetteifere!
Warum sagst du mir denn nicht ganz einfach, daß du Karl Hetmann liebst? – Was solch ein Heros sein eigen nennt, bleibt mir unantastbares Heiligtum, solange ich mich nicht davon überzeugt habe, daß ich dessen mindestens ebenso würdig bin wie er! Deshalb bitte ich dich, um unseres Glückes willen, führ mich zu ihm!
Du hast mich gar nicht gekränkt! Aber soll es mir denn gefallen, mir in den Armen eines Mädchens von Männern vorschwärmen lassen zu müssen, die tausendmal bedeutender sind als ich, ohne daß ich ein vernünftiges Wort darauf erwidern kann?! Ich will ihn sehen, um selber eine Ansicht über ihn zu haben. Derweil du mit dir darüber ins klare kommst, ob ich seiner Bekanntschaft nicht unwürdig bin, gelingt es mir vielleicht selber, den Weg zu ihm zu finden!
Entschuldigen Sie, mein verehrter Herr, aber Sie können hier jetzt nicht hinaus. Unsere Haustür ist durch zwei Kriminalschutzleute besetzt. Bevor der Untersuchungsrichter die Haussuchung beendet hat, darf niemand die Redaktion verlassen. Zu Fanny. Sagen Sie mir, Fräulein Fanny, haben Sie vielleicht eine Ahnung, wo Herr Launhart ist? Fräulein Berta erzählte mir, seine Frau befinde sich zu Hause in der furchtbarsten Aufregung darüber, was aus ihrem Mann geworden sein könnte.
Wenn Sie durchaus hinausgelangen wollen, tun Sie wohl am besten, gleich mit hinüberzukommen und sich direkt an den Untersuchungsrichter zu wenden.
Gott sei Dank sind wir einen Augenblick allein! – Fanny, ich muß eine Frage an dich richten! Denk von mir, wie du willst; das hat für mich von jetzt an keine Bedeutung mehr. Seit Wochen fliehe ich wie ein gehetztes Tier vor dieser Aussprache, aber dieses Elend ertrage ich nicht mehr! Ich muß die Wahrheit wissen, und sei sie mein Tod! Kniet vor ihr nieder. Fanny, versprich mir nur das eine: Antworte mir aufrichtig! Ohne Erbarmen! – Versprichst du mir das, Fanny? Willst du mir die ganze Wahrheit offen gestehen?
Berta, ich – ich habe keine Geheimnisse! Was ängstigt dich denn so entsetzlich?! Sprich doch nur um Gottes willen!
Wirst du mir aufrichtig antworten, Fanny?! – Sprich nur das eine Wort aus: Wirst du alles eingestehen?!
Man sagt – alle Welt sagt es! – und so wird es ja wohl auch sein: – du hast ein Verhältnis mit Karl Hetmann!
Aber mein Bruder sagt es! Meine Schwägerin sagt es! Gellinghausen sagt es! Die Spatzen pfeifen es ja von den Dächern, daß du, Fanny, seine Geliebte bist!
Beruhige dich. Hetmann kennt mich nicht anders als wie hundert und hundert Menschen mich kennen, die hier täglich ein und aus gehen.
O Fanny – ich höre nur noch, wie dem Ertrinken nahe, hoch über mir die Strudel durcheinandertosen. – Daß du ihn nicht lieben kannst, dessen war ich ja gewiß! Du kannst deine Liebe nur einem schönen Menschen schenken! Aber er muß dich lieben und mich verabscheut er! Mich kann er nicht sehen, ohne daß ihn ein Grauen erfaßt! – Aber sag mir, Fanny, läßt sich etwas Grausameres ausdenken, als wenn ein Weib in dem Augenblick, wo es nach langer trostloser Leere menschlich erwacht, wenn dies Weib in dem Augenblick seine herrlichsten Hoffnungen verwirklicht sieht und dann mit all seinem Empfindungsüberschwang zurückgestoßen wird! – durch Fußtritte, die kaum darauf achten, wen sie treffen, zurückgestoßen wird! – – Verdient habe ich mir das wohl! Warum kannte ich ihn nicht gleich! Warum raste meine Mißgunst gegen seine Schön heitsverherrlichung! – Was hat man mit aller Frauenrechtlerei denn je zu erringen gehofft, was nicht ganz und gar in seinen Weltplänen eingeschlossen ist! – – Sie beruhigt sich allmählich. O Fanny, wie dank ich dir! Wie bin ich glücklich! – – Hätte ich nun nur meinem Bruder mein Vermögen wenigstens nicht für seine Spekulationen ausgeliefert! Dann besäße ich doch noch etwas, womit ich ihm nützen könnte und stände nicht mit leeren Händen vor ihm! Da von links Stimmen und Schritte laut werden, sich scheu zurückziehend. Da kommt er ...!
MITTENBACH. Es tut mir unendlich leid, meine Herren, aber ich kann Sie mit dem besten Willen nicht freigeben, solange Sie Ihren Chef nicht zur Stelle schaffen. Der Staatsanwalt hat Herrn Launhart einen Stellungsbefehl geschickt und Herr Launhart hat dem Befehl nicht Folge geleistet. Dadurch werden die Herren ebenfalls fluchtverdächtig.
Ich habe mich telegraphisch an seinen Schwiegervater, den Staatsminister, gewendet. Wissen Sie, was er mir antwortet?
MITTENBACH hat sich, gemütlich auf einen der Schreibtische gesetzt und schlenkert mit den Beinen. Nun, was antwortet er Ihnen denn?
MITTENBACH entnimmt dem Brief ein Telegramm, das er durchfliegt. – Jetzt, meine Herren, so aufrichtig ich diese traurige Wendung bedaure, muß ich Sie bitten, mich zu begleiten.
MITTENBACH. Aber, meine Damen! Den Herren geschieht ja doch nicht das Geringste. Kommen Sie recht häufig, die Herren zu besuchen. Dafür sind sie Ihnen dankbarer, als wenn Sie jetzt unnötigerweise die Aufmerksamkeit auf uns lenken. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann ist die Angelegenheit in sechs Monaten abgemacht. Wir haben jetzt Januar; im Juli wird alles überstanden sein. Das ist doch schließlich kein so furchtbares Unglück.
O durchaus nicht! Ich fühlte als reicher Mann die Verpflichtung, nicht nur mein Geld, sondern auch meine Arbeit in den Dienst meiner Mitmenschen zu
He – Herr – Untersuchungsrichter – – heute in – in acht Tagen wird hier ein großer internationaler Kongreß eröffnet – dessen Verhandlungen ich zu leiten be – auftragt bin ich biete Ihnen – natürlich nur für die Dauer des Kongresses – an Kau
tionen – an Sicherheiten alles – alles – alles ...
MITTENBACH. Kautionen, Herr Hetmann, können in einem Fall, wo das Vertrauen einmal verletzt wurde, nicht mehr entgegengenommen werden. Ihr Chef schickt selbst an die Staatsanwaltschaft dieses höhnische Telegramm hier. Lesend. »Werde heute noch vollkommen in Sicherheit sein. Alle Verfolgung überflüssig. Rudolf Launhart.« Zu Gellinghausen und Hetmann. Warum haben Sie den Herrn auch nicht aufmerksamer bewacht und ihn eventuell mit dem geladenen Revolver hier festgehalten! Zu dem Kriminalschutzmann. Holen Sie zwei Droschken!
Muß doch sehen, ob die Tür verschlossen ist. Ehe er zur Tür gelangt ist, wird geöffnet und Fanny tritt ein, mit einem Fliederstrauß in der Hand. Ei, Fräulein Fanny! Ich danke Ihnen für die schönen Blumen.
Ich weiß zwar, daß Sie gerade keine allzugroße Freude daran haben; aber wenn ich sie hier in dies Glas stelle, sind sie Ihnen vielleicht doch nicht im Wege. Sie plaziert die Blumen auf der Kommode.
Lassen wir das. Machen Sie sich's in diesem Sessel bequem und erzählen Sie mir etwas Liebes, Gutes, Schönes.
Wenn es weiter nichts ist! Das lohnt sich freilich der Worte nicht! – Nachdenklich. Das ist also heute wirklich schon ein ganzes Jahr her?
Das wundert mich. Jedenfalls war mir, als ich vor einem Jahr aus dem Gefängnis kam, wohler zumute. Ich hatte noch keine Ahnung, daß während der kurzen sechs Monate meiner Haft alles bis auf die Wurzeln zugrunde gegangen war, was ich in zwei Jahren gesät und großgezogen hatte.
Gewiß, aber wie war das in so kurzer Zeit nur möglich! Oft frage ich mich, ob der stürmische Beifall, den mein Auftreten erweckte, nicht vielleicht nur in meiner Einbildung bestanden hat. Aber waren nicht auch die maßgebendsten Persönlichkeiten bereit, meine Pläne zu unterstützen?! – Und all das versinkt in sechs Monaten spurlos im Erdboden, und bei meinem Wiedererscheinen will sich kaum ein Mensch mehr meiner erinnern!
Glauben Sie mir, Ihr Werk wird wieder aufblühen; vielleicht in anderen Formen. Aber die Gedanken, die Sie aussprachen, werden nicht verlorengehen.
Wenn sich heute jemand auf den Markt stellt und preist dem Volk meine Anschauungen an, dann wird er verlacht, als böte er faule Fische und saures Bier feil! – Ich habe meine Zuflucht in Nach dem Schreibtisch zeigend. dieser Arbeit hier gefunden, bei der ich mich außer von Ihnen von niemandem stören lassen würde. Aber was ist bedrucktes Papier gegen die Machtmittel der öffentlichen Rede! Trotzdem wünsche ich nur noch, diese Arbeit beendigen zu können. Nachher komme ich nicht mehr für mich in Betracht.
Sie brauchen keine leidenschaftlichen Frauen, die Sie mit Ihren Gefühlsausbrüchen auf die Folter spannen. Sie brauchen einfältige hübsche Mädchen, und nur nicht eine allein, sondern gleich ein halbes Dutzend, in deren Kreis Sie wieder Leichtfertigkeit und Dummheit und Harmlosigkeit als unsere unentbehrlichsten Freunde schätzenlernen.
Als wäre ich je in meinem Leben auf etwas anderes als nur auf den Genuß ausgegangen! Seit ich zu denken begann, kämpfe ich um Erhöhung meines Lebensgenusses! Aber mir scheint, ich bin am Ende. Nicht einmal Unterhaltung bietet die Welt mehr! – – Freilich ließe sie sich vielleicht noch einen letzten, einen höchsten Genuß abtrotzen! Aber das ist ein kitzliches Unternehmen.
Ich meine die Arbeit, die ich dort liegen habe. – – Ich gehöre nun einmal nicht zu den Menschen, die sich mit dreißig Jahren von ihren Träumen und Erwartungen verabschieden! Ich bin vierzig und meine Träume sind kindlicher, meine Erwartungen sind anspruchsvoller, meine Hoffnungen sind herrlicher als je vorher!
Wie danke ich Gott, daß ich endlich wieder solche Worte von Ihnen höre! Aber nun verlassen Sie auch diese vier Wände! Müssen, Sie die Welt, wie sie geschaffen ist, denn nicht um so genauer im Auge behalten, je höher Sie sich im Geiste darüber stellen wollen?!
Ich behalte sie schon im Auge. – – Mein Werk ist hin. – Ein Mittel gibt es nur! Durch dieses Mittel ließe sich die Saat zu neuem Wachstum, zur Blüte, vielleicht zu unverwüstlichem Gedeihen bringen!
Ich habe, wie Sie sehen, noch alles. – Natürlich müßte alle Welt erfahren, zu welchem Zweck es geschah.
Dazu spreche ich auch nicht Ich berausche mich nur zuweilen an derlei Träumereien, des Abends bevor ich die Lampe anzünde.
Denken Sie einmal, ein Stanley hätte das Innere Afrikas
Selbstverständlich! Das Unternehmen ließe sich auch heute gar nicht mehr leicht ins Werk setzen. Im Kampf mit der Staatsgewalt begegnet einem die Behörde auch im schlimmsten Fall noch mit solcher Förmlichkeit, daß eine Hinrichtung wie eine zu Ehren des Hingerichteten veranstaltete würdevolle Feierlichkeit erscheint.
Das wird wohl das beste sein. – Ich kann mir ja auch kaum mehr verhehlen, daß all meine Überzeugungen auf Irrtümern beruhten. Überall wo Tatkraft und Gesundheit Lebensziele sind, gedeiht die Schönheit ganz von selbst, als die verlockende Blütenpracht, deren schönste Frucht wieder Tatkraft und Gesundheit sind! Ich wollte die Menschen verleiten, Erntefeste zu feiern, ohne daß Ernten eingebracht waren. Ich wollte sie verleiten, Richtfeste zu feiern, ohne daß Häuser gebaut waren ... so wie ich auch darauf ausging, mir mein eigenes Dasein zu einer Reihe von Festtagen zu gestalten. Um sich blickend. Und für diesen Irrtum ist mir nun auch ein so trostloses, so eines jeden Schimmers von Schönheit entblößtes Dasein beschieden, wie es der bescheidenste Tagelöhner kaum ertrüge. Fanny ansehend. Sollte ich nicht wirklich noch einmal den Versuch wagen, eine einfache bürgerliche Betätigung auf mich zu nehmen, in der Zuversicht, daß dadurch wenigstens vielleicht ein kärglicher Schein von Schönheit in mein Leben fiele? – – Da es klopft. Sehen Sie doch mal nach, wer da kommt.
Ich sehe euch beiden an, wie unwillkommen ich mich hier einfinde. Aber ich bringe Neuigkeiten, die vor allem Herrn Hetmann nicht gleichgültig lassen werden.
Wie könntest du für mich hier unwillkommen sein! Aber
Gewiß muß man sich darüber freuen! Ich wenigstens habe mich von Herzen darüber gefreut! Ist es nicht eine Lust mit anzusehen, wie die Gemeinheit überall in der Welt zum Siege gelangt, während das Große, das Gute, wie es hier in diesen vier Wänden geschieht, elend verkümmert?!
Willst du auch jetzt noch behaupten, daß ich mich hier nicht unwillkommen einfinde?! – So will ich mich denn an die Tatsachen halten! Mein Bruder hat sich in Paris eine Wohnung für fünf zehntausend Francs gemietet. Die Abonnentenzahl unseres Blattes ist durch den vorjährigen Prozeß, in dem Sie, Herr Hetmann, verurteilt wurden, auf achtzigtausend gestiegen. Das sichert meinem Bruder ein Einkommen von zweimalhunderttausend Mark im Jahr. Jetzt läßt er durch seinen Schwiegervater alle erdenklichen Notabilitäten bearbeiten, um seines Preßvergehens wegen begnadigt zu werden. – Aber das ist noch nicht das schönste! Pietro Alessandro Morosini, Ihr Großmeister unwiderstehlichen Angedenkens, wenn Sie sich seiner noch erinnern, Herr Hetmann, der führt seit dem Tage Ihrer Verhaftung ein Freudenleben wie der große Mohammed in seinem Paradies. Alles was ihm an holder Weiblichkeit aus den Trümmern des Vereins zur Züchtung von Rassemenschen in den Sprung läuft, muß seiner Großmeisterschaft den schuldigen Tribut zollen. Dabei weiß er das Glück nicht hoch genug zu preisen, daß ihn kein knausriger Vereinssekretär mehr veranlaßt, seine Würde zu wahren. Er rühmt sich, daß ihm sein Amt als Großmeister jetzt höhere Summen Geldes abwirft, als er jemals in seinem Leben mit seinem Baßbariton hätte verdienen können!
Schmeicheleien verstehe ich allerdings nicht auszuspielen. Dazu ist mir das Leben zu ernst. Vielleicht lernen Sie
– Wir könnten doch vielleicht über gleichgültigere Dinge reden, liebe Berta. Herr Hetmann scheint mir heute nicht zur Erörterung von Fragen aufgelegt, die eine so große Bedeutung für ihn haben.
Aus deinen Worten, liebe Fanny, spricht die unverhüllte Eifersucht! Trägst du Herrn Hetmann gleichgültige Dinge vor, wenn du mit ihm allein bist?! – Du hast mir bei allem, was dir heilig, geschworen, daß meine Vermutungen damals unbegründet waren. Ich sage es dir hier ins Gesicht: du hast mich belogen!
Auf diesen Peitschenhieb von Ihnen habe ich gewartet! Wie wohl der tut! Ich kann mir freilich nur einen schwachen Begriff davon machen, wie süß es ist, von Ihnen geliebt zu werden. Wie wonnig es ist, Peitschenhiebe von Ihnen zu erhalten, davon machen Sie sich keinen Begriff! Aber Sie haben mich diesen Genuß gelehrt und deshalb gehe ich jetzt auch noch nicht! Dazu ist mir der günstige Augenblick in seiner Unwiederbringlichkeit zu teuer!
Gott sei Dank, daß Sie kommen, Herr von Brühl! Vielleicht gelingt es Ihrem noch unverbrauchten Geiste, diese brodelnde Gärung überreifer Kulturprodukte etwas zu klären.
Herr Hetmann, ich komme heute zu Ihnen, um über eine für mich sehr wichtige Angelegenheit mit Ihnen zu sprechen.
Um es kurz zu sagen, Herr Hetmann, ich stehe im Begriff, meine Doktorarbeit zu schreiben. Von meinen Professoren wurden mir verschiedene philosophische Streitfragen für meine Arbeit empfohlen. Ich will meine Doktorarbeit aber über Ihre Lehre schreiben und über die philosophischen Voraussetzungen, durch die Ihre Lehren entstanden sind.
Das tun meine Professoren natürlich erst recht. Erlauben Sie mir, Herr Hetmann, daß mir hierin nur meine Überzeugung maßgebend ist. Aber Sie erinnern sich vielleicht, daß Sie in Ihren Gesprächen unsere bisherige Moral als willkürlich begrenzt bezeichneten, insofern als sie nur das Wohl und Weh der gesamten Menschheit ins Auge faßt, während der Kultus der Schön
heit auf Gefahr der eigenen Wohlfahrt hoch dar überstände. – Und dann sprachen Sie oft von drei barbarischen Lebensformen, die sich aus dem Altertum in unsere Kultur hinüber verpflanzt hätten. – Der Zusammenhang, in den Sie diese beiden Tatsachen zueinander brachten, ist mir nicht mehr klar in Erinnerung. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich mit einigen Worten auf die richtige Fährte führen wollten.
Ich nenne die alte Moral begrenzt, weil sie für den Armen erdacht ist und mit unzweideutiger Klarheit den Reichen ausschließt. Unzweifelhaft bedarf der Reiche, bei Wahrung seiner Güter, anspruchsvollerer Gesetze als der Arme. Durch dieses Axiom hoffte ich den Stolz der
begüterten Menschheit zu entflammen und zum Kampfgenossen zu gewinnen. Jeder, so glaubte ich, dem sein Glück es vergönnt, wird das Wagnis, sich einer neuen Denkungsart anzuvertrauen, dem Bewußtsein Die Rechnung war falsch. Der Reiche hat die für den Armen erdachte Moral usurpiert und zieht größeren Vorteil daraus als der Arme, für den sie erdacht wurde. Der Reiche setzt eher sein Leben für seinen Reichtum als seinen Reichtum für sein Leben aufs Spiel.
Und die drei barbarischen Lebensformen, von denen Sie sprachen? – Ich bitte Sie, verdenken Sie es Ihrem Schüler nicht, wenn er aus Verehrung für die Lehre vielleicht die Ehrfurcht vor dem Meister zu verletzen scheint.
Der nächste Freiheitskampf der Menschheit wird gegen den Feudalismus
der Liebe gerichtet sein! Die Scheu, die der Mensch seinen eigenen Gefühlen gegenüber hegt, gehört in die Zeit der Hexenprozesse und der Alchimie. Ist eine Menschheit nicht lächerlich, die Geheimnisse vor sich selber hat?! Oder glauben Sie vielleicht an den Pöbelwahn, das Liebesleben werde verschleiert, weil es häßlich sei?! – Im Gegenteil, der Mensch wagt ihm nicht in die Augen zu sehen, so wie er vor seinem Fürsten, vor seiner Gottheit den Blick nicht zu heben wagt! Wünschen Sie einen Beweis? Was bei der Gottheit der Fluch, das ist bei der Liebe die Zote! Jahrtausende alter Aberglaube aus den Zeiten tiefster Barbarei hält die Vernunft im Bann. Auf diesem Aberglauben aber beruhen die drei barbarischen Lebensformen, von denen ich sprach: Die wie ein wildes Tier aus der menschlichen Gemeinschaft hinausgehetzte Dirne; das zu körperlicher und geistiger Krüppelhaftigkeit verurteilte, um sein ganzes Liebesleben betrogene alte Mädchen; und die zum Zweck einer möglichst günstigen Verheiratung gewahrte Unberührtheit des jun
gen Weibes. Durch dieses Axiom hoffte ich den Stolz des Weibes zu entflammen und zum Kampfgenossen zu gewinnen. Denn von Frauen solcher Erkenntnis erhoffte ich, da mit Wohlleben und Sorglosigkeit einmal abgerechnet war, eine frenetische Begeisterung für mein Reich der Schönheit. – Die Rech
nung war falsch! Das Weib steht sittlich so tief, daß Schönheit heranwachsende
Jugend derart zu fanatisieren, daß schon die nächste Generation die Häßlichkeit so verabscheuen müßte, wie sich die gegenwärtige vor der Armut fürchtet. Die Rechnung war falsch. Die Jugend kennt kein erhabneres Ziel, als vor alle dem, was die Wogen des Lebens aus unergründlichen Tiefen aufwerfen, möglichst rasch in sicherer Behausung geborgen zu sein. – – Von jetzt an langsamer und gelassen. Mein Geschick klage ich deshalb nicht an, weil mir nicht gelang, was auch sonst keinem gelingt. Aber indem sich ergibt, daß alles in dieser Welt gar nicht anders sein kann als so, wie es einmal ist, wächst ins Gigantische die Langeweile. – Kinder ergötzt es, Seeräuber und Gefangene zu spielen, weil ihnen das Treiben der Erwachsenen Achtung abnötigt. Aber uns, die wir erwachsen sind, was nötigt uns noch Achtung ab? – – – Was sollen wir spielen?
Der Schmerz, der aus Ihren Worten spricht, ist so beklemmend, daß ich einen Versuch, Sie zu trösten, nicht wagen könnte.
Höre mich an, Fanny! Er ist ein Mensch, dem das Bewußtsein, geliebt zu werden, die furchtbarsten Qualen bereitet! Trotz meiner Häßlichkeit spreche ich diese Erleuchtung, die mir heute aufgegangen, mit ruhigen Worten aus. Wer ihm ein Geschenk bringt, wird ihm zum Abscheu. Dich schützte bis jetzt deine Schönheit vor dieser Entdeckung, aber sie bleibt dir so wenig erspart wie mir!
Herr Hetmann – ich gedachte Sie noch über verschiedene andere Dinge zu fragen. Aber mir scheint, ich habe die Stunde nicht gerade günstig gewählt.
Wie lange soll ich noch widerstandslos der Willkür alles erdenklichen Menschengelichters preisgegeben sein!
Erlauben Sie mir, gnädiges Fräulein, Sie zu begleiten?
Das bliebe also meine Entschädigung! – Kommen Sie in Gottes Namen! – Herr Hetmann entsetzt sich vor Frauen, die ihn lieben. Er sehnt sich nach Dirnen, die ihn mißhan
deln! Darauf beruht seine ganze Philosophie! Meine Freundin Fanny wird das noch früh genug erfahren!
Sie fragen natürlich, warum ich Ihnen das mitteile. Solche Entschlüsse, finden Sie, behält man für sich.
Aber ich muß sicher sein, daß mir die Nächststehenden im entscheidenden Augenblick nicht in die Arme fallen. Wenn das Mittel nicht wirkungslos bleiben soll, muß es das Ansehen unerläßlicher Notwendigkeit wahren. Es darf nicht als ein klägliches alltägliches Mißgeschick erscheinen.
Um solcher Aufregung willen vertraue ich mich Ihnen allerdings nicht an! Sie kön
nen ruhig bleiben; deshalb spreche ich mit Ihnen. Ich kenne sonst niemanden, der eine so robuste Seele hat wie Sie. – Ich brauche Umgebung, wenn ich das Vorhaben ausführe, erstens um nicht daran gehindert zu werden und zweitens, damit ich nicht wie ein Regentropfen im Weltmeer verschwinde und mich nachher kein Mensch gesehen haben will. Verstehen Sie mich wohl! Ich brauche eine Schranke, die mich, bis es zum Abschluß kommt, von der Menge trennt. Diese Schranke sollen Sie mir schaffen.
So sprechen Sie jetzt. Ich rechne damit, daß Ihnen kein Opfer zu groß ist. Sie werden dazu kommen, mit noch höherer Selbstverleugnung das Gegenteil zu beteuern. Sie selbst den ungestörten Verlauf der Begebenheit zu überwachen haben.
Das gelingt Ihnen nie! Dazu bringt mich all Ihre Überredung nicht! Behüte Sie der Himmel davor, daß Sie sich von Ihren Gedanken ins Verderben treiben lassen! Sie wären schon der Mensch, der sich achtlos wegwirft! Sinkt vor ihm in die Knie. Wie befreie ich Sie aus diesem Labyrinth! Ich flehe Sie an, lassen Sie diesmal Ihre allergewöhnlichste Vernunft Herrin sein! Ihre Gedanken sind herrlich! Was sind wir Augenblicksgeschöpfe dagegen, an die Sie in Ihren Plänen denken! Die Klugen verspotten Sie als Dummkopf; die Dummköpfe bejammern Sie als Unglücksmenschen! Ich beschwöre Sie – bei dem Werk, das Sie zu vollenden haben – lassen Sie sich nicht in dieses entsetzliche Netz verstricken!
Ihre Gefühlsausbrüche sind kindisch! Stehen Sie auf! Er hebt sie empor. Achten Sie auf mich! – Hörten Sie gerne sagen: Der Geck wußte nicht zur rechten Zeit abzuschließen! Der Hanswurst nahm des schönsten Abganges, der sich ihm bot, nicht wahr! Der Schwächling war der Größe seiner Bestimmung nicht gewachsen!
Suchen Sie sich neue, größere Aufgaben! Es muß deren welche geben! Wenn es Ihnen nur ernst darum ist, sie zu finden!
Vielleicht sehen Sie sich statt meiner um; und haben Sie etwas Geeignetes gefunden, dann teilen Sie es mir mit. – – Mein Lebenstrieb ließ sich von jeher nur durch die außerordentlichsten Reizmittel wach erhalten; und so bin ich nun folgerichtig bei dem alleräußersten angelangt. Wie soll ich mich über Selbstverständliches wundern: – der Tod wird zur unerläßlichsten Lebensbedingung.
Aber wie stellt sich denn das Entsetzliche in Ihrem Kopfe dar? Sie selber sagen: Im Kampf gegen Staatsgewalten
Für die Ware, die ich zu Markte treibe, gibt es außer dem Staate noch einen dankbareren, einen hungrigeren Abnehmer; einen Abnehmer, mit dem man im Handumdrehen handelseinig wird. Das ist der Straßenpöbel! – Solange Sie inmitten dieses Pöbels Ihre Ruhe wahren, wagt es keiner unserer Bekannten, eine Hand zu meinem Schutz zu erheben. Der Straßenpöbel ist leicht zu reizen und fürchtet keine Verantwortlichkeit! Der Straßenpöbel ist schlagfertig! – Anderntags hat dann jeder, im Bewußtsein, daß ihm unversehens etwas zum Opfer fiel, das Gefühl einer seltsamen Weihe, das ihn zeit seines Lebens nicht verläßt.
Und mich haben Sie dazu ausersehn! Mich halten Sie für das grauenvolle Ungeheuer, das eine Ermordung kalten Blutes miterlebt?!
Dafür halte ich Sie! Sie fühlen auch jetzt schon, daß ich mich in Ihnen nicht täusche! Höhnisch. Zum Tränenvergießen sind Sie doch wohl kein so schönes Weib! Ich habe, seit ich auf dieser Welt bin, nie mit unbelastetem,
freiem Herzen ein Fest gefeiert. Einmal in
meinem Leben soll mir das aber
noch vergönnt sein!
Der Saal ist schon – Nach der Uhr sehend. – wir haben gerade noch zehn Minuten Zeit – bis auf den letzten Platz besetzt. Es werden fortwährend noch Stühle hereingetragen. Die Feuerpolizei hat schon sämtliche Notausgänge öffnen lassen. Soll ich Ihnen eine Flasche Sekt bestellen, Herr Hetmann? Bismarck trank vor großen Debatten immer Sekt. Zurückrufend. Fritz, eine Flasche Schaumwein!
Ich trinke keinen Alkohol, wie Sie wissen. Glücklicherweise hat sich das Publikum zahlreicher eingefunden als vor acht Tagen!
Der Saal ist dreimal größer als der Kasinosaal, in dem Sie vor acht Tagen sprachen; trotzdem fällt kein Apfel mehr zur Erde. Ich verstehe noch immer nicht, Herr Hetmann, wie Sie diese zwei Jahre so sündhaft verbummeln konnten! Ihre Popularität ist fast so groß wie die meines Schwiegervaters; und wenn man mich unseres Preßvergehens wegen nicht zufällig begnadigt hätte, dann wäre Ihre Popularität einfach als totes Kapital
Ich bin aufs äußerste gespannt, wie Sie die Herausforderungen noch überbieten wollen, die Sie der Versammlung im Kasinosaal ins Gesicht schleuderten. Eine empörendere Beleidigung läßt sich doch eigentlich schon nicht mehr ausdenken als der Hohn, mit dem Sie die triefäugigen Bürgersleute ihrer Häßlichkeit wegen überschütteten; vor allem der unverfrorenen
Schamlosigkeit wegen, mit der sie ihre Häßlichkeit zur Schau tragen! Jedenfalls hat man Ihren Angriff nur deshalb nicht ernst genommen, weil Sie selber nicht gerade schön sind. Hoffentlich gelingt es Ihnen heute abend, ernst genommen zu werden!
Was ich heute sage, hat seit Bestehen der Welt noch niemand ausgesprochen. Und das Wort braucht nur ausgesprochen zu werden, um in den Ohren der Menschen nicht mehr zu verstummen.
Sie müssen die Versammlung vor allem in einem Punkte aufs Korn nehmen, in dem Sie selber vollkommen unantastbar sind. Die ganze letzte Nummer unseres Blattes besteht aus Notizen über Ihr Wiederauftreten! In achtzigtausend Exemplaren ist dem Publikum Ihre Berühmtheit wieder vor Augen geführt. Den prompten Erfolg dieser Reklame sehen Sie in der tausendköpfigen Menge, die heute kampfbereit auf Ihre Angriffe wartet.
Selbstverständlich! Kommen Sie! Ihren Sekt trinken Sie nachher! Oben rechts ist eine vergitterte Loge, aus der man einen herrlichen Überblick über den Saal hat!
Ich, meine Damen und Herren, sehe mit dem besten Willen nicht ein, wie solch lebensgefährliche Veranstaltungen dem Verein zur Züchtung von Rassemenschen zu neuem Leben verhelfen sollen!
GRAUT. Ich denke, daß Verein hat erreicht alles, was Verein hat gewollt erreichen. Aber wo sind Früchte von die Verein? Endlich wir wollen haben Früchte von die Verein!
Ich finde, der Verein hat seit seiner Gründung die reichlichsten Früchte getragen! Schützen wir ihn vor abenteuerlichen Experimenten, die sein Fortbestehen unmöglich machen!
Ich bin beauftragt, meine Damen und Herren, Sie vor Eröffnung der Versammlung noch einmal daran zu erinnern, daß wir uns durch unser Wort verpflichtet haben, nur darüber zu wachen, daß Herr Hetmann seinen Vortrag ungehindert zu Ende führen kann, uns aber jeder Parteinahme für Herrn Hetmann nach Beendigung seines Vertrages zu enthalten.
Fräulein Fanny Kettler muß gewaltig viel von unserem persönlichen Mut halten, daß sie Ihnen noch extra diesen Auftrag erteilt hat!
Wir haben uns verpflichtet, uns jeder Parteinahme für Hetmann zu enthalten in der Voraussicht, daß wir ihm dadurch erst recht zum Siege verhelfen! Schlechterdings handelt es sich heute aber wieder einmal darum, einer großangelegten internationalen Geldspekulation auf die Beine zu helfen!
Ich finde es unverantwortlich von Ihnen, Fräulein Launhart, daß Sie sich in diesem Augenblick einer so gehässigen Bemerkung nicht enthalten können!
Mein Bräutigam und ich sind zum wenigsten ebenso treue Freunde Karl Hetmanns wie Sie, der Sie mit Ihrem ganzen Vermögen an den Spekulationen meines Bruders teilnehmen! Mein Bräutigam hat seine Doktorarbeit über die Hetmannsche Lehre geschrieben und ist heute trotz der rasendsten Angriffe, die ihm seine Überzeugung eintrug, Privatdozent an der Universität ...!
Ich finde es nur höchst sonderbar, daß dieser Herr, der
Ich habe sechs Monate im Gefängnis gesessen! Ich habe der Hetmannschen Lehre außer meiner Arbeit und meinem Vermögen meine Freiheit geopfert! Nennen Sie mich einen noch nie dagewesenen Dummkopf, dann haben Sie recht! Ihre Verdächtigungen meines Charakters aber weise ich auf das allerentschiedenste zurück!
Auf jeden Fall, Fräulein Berta, hat sich Ihr Bruder durch seine unverhoffte Begnadigung als ein Glückskind erwiesen, wie es kein zweites unter der Sonne gibt! Ohne Besinnen hätte ich jeden Moment zehn Flaschen Pommery gewettet, daß Herr Launhart nie wieder unter uns auftauchen würde!
Herr Launhart wandte sich auch an mich mit der Bitte, an allerhöchster Stelle ein Wort zugunsten seiner Begnadigung einzulegen. Er vergaß dabei, daß man mir meiner geschiedenen Ehe wegen an allerhöchster Stelle nicht gerade das größte Vertrauen entgegenbringt.
GRANT nach der andern Seite, zu Gellinghausen gewandt. An mich hat sich gewandt Mister Launhart mit gleiche Bitte. Ich ihm schrieb ganz kurz: Herkommen! Strafe in Gefängnis absitzen!
Das glaubte Herr Launhart nicht wagen zu dürfen, weil die Gesundheit seiner Frau durch seine Gefängnishaft hätte gefährdet werden können.
Mein Bruder meinte, Ihnen und Karl Hetmann käme es als unverheirateten Männern nicht so genau darauf an, im Gefängnis zu sitzen!
Aber ist es denn nicht geradezu staunenerregend, meine Damen und Herren, wie das Wiedererscheinen Rudolf Launharts sofort einen frischen Zug in die Ereignisse bringt?! Was leistet Hetmann dagegen! Im Kasinosaal vor acht Tagen wäre er zu Brei zerstampft worden, wenn ich ihn nicht vom Podium gerissen hätte! Worauf geht dieser Schwärmer eigentlich aus! Sollen denn mit Gewalt alle übrigen Menschen auch schön sein?!
Ich danke sehr! – Ich behaupte und sage: Das einzige Unheil, das uns droht, sind die Hirngespinste dieses Schwärmers, der um alle Schätze Europas nicht begreifen will, daß sich seine Weltanschauung auch auf friedlichem Wege verbreiten läßt!
Wir sind erkannt worden! Hetmann wurde sofort erkannt, und man versuchte, ihm von unten einen Streichholzständer an den Kopf zu werfen. – Wollen Sie mir denn nicht doch vielleicht noch in letzter Minute verraten, Herr Hetmann, womit Sie die erregte Menge jetzt zur Gewalttätigkeit reizen werden? Herr Gellinghausen läßt dann an die Zeitungen, die morgen früh erscheinen, rasch noch eine kurze Notiz über den voraussichtlichen Verlauf des Abends abgehen.
Ich bitte Sie, jetzt keinerlei Auseinandersetzungen mehr von mir erwarten zu wollen, bis mein Vortrag zu Ende ist.
Selbstverständlich! Ihr Bedürfnis nach Sammlung empfinde ich Ihnen lebhaft nach. Mein Schwiegervater sagte gestern, daß Sie in Ihrem ganzen Leben keinen genialeren Gedanken gefaßt hätten als diesen Kunstkniff – entschuldigen Sie, es fällt mir augenblicklich kein höflicherer Ausdruck ein – mit dem Sie Ihrer öffentlichen Wirksamkeit einen würdigen Abschluß geben wollen. Ich gestehe Ihnen auch offen, daß ich während all der Jahre gezittert habe, Sie könnten noch durch irgendeine fürchterliche Dummheit den ganzen Erfolg Ihrer Lehren in Frage stellen. Gelingt es Ihnen aber heute, diesen genialsten Einfall Ihres Lebens, wie ihn mein Schwiegervater einschätzt, zu ver
wirklichen, dann werden ja meine Befürchtungen vollkommen hinfällig!
Ja, ja, ich weiß schon, was Sie sagen wollen. Der Tod wird zur unerläßlichsten Lebensbedingung. Wissen Sie, was ich schon längst gern mal möchte? Ich möchte ein Eisenbahnunglück mitmachen, bei dem zwanzig Personen zu Krüppeln zerdrückt würden, während ich mit heiler Haut davonkäme. Das wäre eine Riesenreklame für mich. Die Menschen würden sagen: Gott hält seine schützende Hand über Launhart. – Was ich noch sagen wollte, wo in aller Welt ist denn Fräulein Fanny heute hingekommen? Ich habe sie noch den ganzen Abend nicht gesehen!
Fräulein Fanny hält sich, seit der Saal geöffnet wurde, im Publikum auf, um Leute, die gleich zu Anfang Skandal machen wollen, möglichst im Zaume zu halten.
Es ist acht Uhr. Herr Hetmann muß mit seinem Vortrag beginnen. Sie bleibt in der geöffneten Tür stehen, bis die andern ihr folgen.
– Sie halten es doch auch für vernünftig, meine Damen, wenn wir hier in Ruhe abwarten, welche neue Gestaltung der Verein zur Erziehung von Rassemenschen dort drüben annehmen wird?
Wenn Sie jetzt ein Viertelgramm Gehirn unter Ihrem prachtvollen Lockenhaar haben, dann lassen Sie alle Rassemenschen Rassemenschen sein und heiraten mich!
GRANT. Ich habe Kenntnis von Fürstin, daß ich halte für viel mehr praktisch, nicht heiraten Fürstin, aber heiraten mir!
GRANT aufspringend. A-oh, ich nicht lasse gefallen Beleidigung! Fürstin sagt, daß Verein hat gegeben Früchte! Ich nichts weiß Früchte, was Verein hat gegeben!
Den Kampf muß ich von der Tribüne aus ansehen! Wo ist der Sekt? Er füllt das bereitstehende Glas, steigt auf den Mitteltisch und nimmt auf dem Sessel Platz. Das Wohl der Siegerin! Er trinkt. Schaumwein! Brrr! – Hier mein Taschentuch! Er wirft sein Taschentuch vor sich zur Erde.
GRANT zur Fürstin. Mich fragen, warum ich mische in Privatangelegenheiten?! Weil du nehmen Geld für Privatangelegenheiten, wo ist kein Geld! Weil du sind Bettlerin! Bettlerin!
Wenn der Stuhl nur nicht zusammenbricht! Sie steigt auf den Sessel neben dem Tisch und flüstert Morosini zu. Reich mir deinen Arm und führ mich aus dem Saal, dann hast du meine Hand!
GRANT steigt auf den Sessel, auf dem sie vorher saß, und flüstert Morosini zu. Ich liebe Sie mit ganzer Seele, Morosini. Ich will zeigen Papiere von Einkünfte, daß ich habe zwanzigtausend Dollar in jede Jahr, das ist mein!
Beneidenswerter Engel! Von jetzt an in steigender Erregung. Aber welchen Zweck hat jetzt noch ein Opfer, das der Hetmannschen Lehre gebracht wird! Wozu heiraten wir uns, wenn die Gesetze der bürgerlichen Gesellschaft aufgelöst werden sollen! – Da kommt mir eine Erleuchtung! Der Mensch ist ja wahnsinnig! Der Verein zur Erziehung von Rassemenschen war das Werk eines Wahnsinnigen! Und wir arglose Kinder ließen uns widerstandslos in den Abgrund reißen! Aber vor der wahnsinnigen
Ausgeburt seines Wahnsinns werde ich die Menschheit retten! Sich für seine wahn
sinnige Moral totschlagen zu lassen, das soll ihm nicht gelingen! – Oh, ich fürchte mich nicht vor einer tobenden Volksmenge! Solange die Bogenlampen brennen, tut mir niemand ein Leid! Ich stelle mich mitten in den Saal und rufe: Der
Mensch ist wahnsinnig! Der
Mensch ist wahnsinnig!
Er eilt hinaus, die Tür hinter sich offen lassend.
GRANT nähert sich sehr langsam der Tür. – – Soll ich nicht auch gehen in die Saal? – – No! Ich nicht liebe verrückte Volk! – – Jetzt – ich höre Stimme von Morosini! – Ich nicht verstehe. – Sich die Ohren zuhaltend. A-oh! Geschrei! Geschrei! Was ist los?!
Hätte ich geahnt, daß sich Hetmann im entscheidenden Augenblick für wahnsinnig erklären läßt, dann hätte ich die Versammlung vielleicht gar nicht veranstaltet! Kommen Sie doch nachher noch ins Café und erzählen Sie mir, was die Versammlung für ein Ende genommen hat!
Ich bleibe nur so lange hier, bis Hetmann, wenn er mit dem Leben davon kommt, vor dem rasenden Pöbel in Sicherheit gebracht ist.
Sein Erscheinen wirkte, wie wenn ein Kamel in einen Ameisenhaufen tritt. Die Prügelei war schon im Gang. Hetmann lag am Boden. Aber Morosinis Gebrüll verschlang das tausendstimmige Chaos, wie ein Hund eine Fliege verschluckt. Man ließ Hetmann liegen und jauchzte Morosini zu. – Ich bin heute abend der einzige, der sich an das feierlich von ihm gegebene Versprechen gehalten hat; und ich bin vollkommen sicher, daß man mich deshalb wieder der niederträchtigsten Verräterei bezichtigen wird! Was soll ich tun?! – Gott sei Dank, da kommt jemand!
Gehen Sie doch rasch in den Saal. Fräulein Fanny hat eben einen Schlag mit einem Stuhlbein über den Kopf bekommen. Wir bringen derweil Hetmann hierher. Es ist schon ein Arzt bei ihr; aber sorgen Sie doch dafür, daß sie nach Hause gebracht wird.
Lassen Sie mich zurück! Lassen Sie mich zurück! Eben sah ich vor mir ein anderes Menschenkind um meinetwillen halbtot zusammenbrechen!
Dieser Zwerg
riese! Eine neue Moral will er gründen und ist zu zart, einen Rippenstoß zu erwidern! Zum Polizeileutnant. Ich frage Sie, hätte der Mensch nicht wirklich verdient, totgeschlagen zu werden?! Das eherne Fundament, die Familie, macht er zum Gegenstand seines Spottes! Nein, nicht die Familie! Die Unberührtheit des jungen
Weibes! Die nennt der Zwergriese eine schmachvolle Spekulation! Die nennt er ein jeder sittlichen Bewertung unwürdiges Sklavenmerkmal! Die nennt er die Vergötterung der
Selbstverachtung! Das war das seit Erschaffung der Welt noch nicht Dagewesene! Damit wollte er die heutige Versammlung zum Totschlag reizen! Das war das Wort, das, einmal ausgesprochen, in den Ohren der Menschen nicht mehr verstummen sollte!
Schweigen Sie! Sie haben genug geredet! Jetzt rede ich! Ich, Pietro Alessandro Morosini, werde dafür sorgen, daß nicht ein Hauch von Ihrer Wahnsinnsmoral bestehen bleibt! Ihnen sollte die ganze Schöpfungspracht dafür büßen, daß Sie als Krüppel geboren sind! Weil Sie zu schlecht sind für andere Menschen, sollten andere Menschen so schlecht werden wie Sie! Oh, wie schlau haben Sie Ihre Moral ausgeklügelt! Zu schwächlich, um mit anderen Männern ehrlich um ein Weib zu kämpfen, zu eingebildet, um sich selbst um ein Weib zu bemühen, wollten Sie Ihre Person so hoch postieren, daß sämtliche Zwergriese sich Ihrer erbarmen!
Ihr widersinniges Geschwätz erklärt sich aus Ihrem absoluten Mangel an Bildung; aber Ihr Mangel an Schamgefühl nimmt mir den letzten Rest von Achtung, den ich vielleicht noch für Sie hegte!
Nehmen Sie, milchbärtiger Knabe, Ihre Brille herunter, wenn Sie den Zwergriesen kennenlernen wollen, über den Sie zeitlebens Bücher zu schreiben gedenken! Dann sehen Sie hinter diesem Jammergesicht das giftige, grinsende,
teuflische Hohnlächeln des Wahn
sinnigen, der nur darauf lauert, sich über die gläubigen Opfer lustig zu machen, die seinen Wahnsinn als Offenbarung verherrlichen! Für dieses Hohnlächeln ist ihm freilich kein Preis zu hoch! Ich aber sage und behaupte – ich, Pietro Alessandro Morosini –: Wäre dieser Zwergriese heute wirklich ums Leben gekommen, es wäre trotzdem nur aus Trug und Verstellung geschehen! Um das Leben so tief zu verachten, muß man freilich so verworfen sein wie dieser Zwergriese!
Zu von Brühl. Sie hätten ihn dann natürlich als größten Weltbeglücker gepriesen und vielleicht hätten es Ihnen Tausende geglaubt. Aber Sich zu Mrs. Grant wendend. vor diesem Unglück habe ich die Menschheit heute gerettet!
Ich bin dafür haftbar, daß der Herr nicht noch einmal überfallen wird. Der Überführung dürften wohl keine Schwierigkeiten mehr entgegenstehen.
Vorderhand nur zum Polizeipräsidium. So, wie ich die Sache ansehe, steht für den Herrn durchaus nichts zu befürchten. Voraussichtlich wird man ihn zur
Zur Beobachtung meines geistigen Zustandes?! – Ist ein Mensch wahnsinnig, der ausspricht, was mit aller Bestimmtheit doch endlich einmal von einem Menschen gesagt wird?!
Ich hörte, Herr Hetmann würde es nicht gern sehen, wenn man ihn an der Anstalt abholt. Deshalb komme ich her, um ihn hier zu seiner Freilassung zu beglückwünschen. – Außerdem komme ich allerdings noch aus einem anderen Grunde.
Ich hoffe nur, Sie werden Hetmann nicht dazu beglückwünschen wollen, daß ihn die Irrenärzte für geistig gesund erklärt haben.
Eine solche Vierschrötigkeit trauen Sie mir doch wohl auch im Ernst nicht zu. Aber es ist doch wohl Grund genug vorhanden, jemanden zu beglückwünschen, der nach vierteljährigem Aufenthalt hinter verschlossenen Türen endlich seine Freiheit wiedererlangt hat. Übrigens führt mich, wie gesagt, noch ein anderer Grund her. Da Sie auf der Redaktion nicht zu sehen waren, ging ich in Ihre Wohnung. Dort sagte man mir, was ich mir ohnehin hätte denken können, Sie erwarteten den Befreiten hier in seiner Behausung. Nun frage ich Sie, Fräulein Fanny, wollen Sie wirklich Ihre schönsten Lebensjahre in den Wirrnissen mit diesem bemitleidenswürdigen Toren aufgehen lassen? – Ich habe Sie seinerzeit in unerhörter Weise beleidigt; aber die Ereignisse haben seitdem einen völlig anderen Menschen aus mir gemacht, und Sie glauben nicht, um wie viel höher ich Sie dabei schätzen und verehren gelernt habe! – Ich bin heute kein reicher Mann mehr. Törichterweise zog ich mein Vermögen gerade in dem Augenblick aus dem Geschäft zurück, wo es plötzlich zu blühen begann. Damals ergab sich natürlich, daß von meinem Geld so gut wie nichts übriggeblieben war.Arbeit verdiene ich in der ganzen Welt so viel, daß Sie vor jeder Sorge gesichert wären. Und dabei hätten Sie wenigstens das Bewußtsein, das Ihnen in Ihrem jetzigen Leben fehlt, das Bewußtsein, einen Menschen über alle menschlichen Begriffe hinaus glücklich zu machen.
Ich kann Ihnen zu meinem Bedauern nicht anders als mit dem entschiedensten Nein antworten. – Jetzt kommt Hetmann! Sie eilt zur Tür.
Noch ganz die alte Herrlichkeit! – Guten Tag, mein Herz! – Guten Tag, Herr Gellinghausen! Er reicht beiden die Hand.
Ich danke Ihnen, Herr Hetmann. Ich wollte Ihnen nur meinen Glückwunsch zu Ihrer Befreiung aussprechen. Erlauben Sie mir, daß ich mich gleich empfehle. Ich fühle mich hier doch nicht recht an meinem Platz.
Und du bist also immer noch das herrliche Weib, auf dessen Stolz ich meine uneinnehmbaren Luftschlösser baute!
Ich bin ein schlichtes menschliches Geschöpf wie alle andern. Ich weiß nicht, ob ich Ihr Lob mit Entsetzen anhören soll, oder ob ich es mit Entzücken aufnehmen darf? – Sie sind so unberechenbar, daß mir der Laut auf den Lippen erstirbt, den Ihnen jedes andere Weib in diesem Augenblick Mund auf Mund zuflüstern würde! – Aber haben Sie jetzt nicht erkannt, daß sich die Fesseln, in die wir Menschenkinder geschmiedet sind, nicht zerreißen lassen, ohne daß wir uns der entsetzlichsten Hilflosigkeit preisgeben? – Ich gelte seit Jahr und Tag als Ihre Geliebte. Wie selig wäre ich – ich sage es offen und ohne Scheu – wenn ich mich solchen Glückes rühmen dürfte!
Trotz meiner Überzeugungen haben mich eben erst die größten ärztlichen Autoritäten für geistig gesund erklärt. Soll ich den Herren ihren Unverstand nun in Flammenschrift demonstrieren, indem ich dem Unerläßlichsten, worauf ich vor ihnen schwor, einen Faustschlag ins Gesicht gebe?! Meiner scheußlichen, grauenerregenden Mißgestaltung soll ich deine leuchtende Schönheit verkuppeln?! Alles was mich an Erkenntnissen, an Kraft, Elastizität und Zuversicht erfüllt, soll ich im Stich lassen, nur um dich als Weib in den Armen zu halten?! Habe ich noch nicht einmal erreicht, daß ich mir meine eigene Verdammung nicht mehr zumuten zu lassen brauche?!
So verfluche ich alles, was du Schönheit nennst, weil ich vor der Mißgestaltung besinnungslos auf den Knien liege! Laß dich aus deinen Himmeln vollends zu mir herab, nachdem du mich aus der Welt, in der andere leben, halb zu dir emporhobst! Unter deinem steinernen Mantel von Selbstlosigkeit schlägt ein Herz, das sich kindlich freuen kann, ein Herz, dem Tränen Wohltat sind! Gib ihm sein Teil, dann bist du vor Hilflosigkeit gesichert! Gib mir, ich umfasse deine Knie darum, gib mir den Anteil, den ich mir an dir verdient habe! Gib mir dein Vertrauen! Laß mich an den Kämpfen teilnehmen, die deine Seele durchtoben! Nimm mich, um über meine Niedrigkeit zu lächeln, dann bist du mein! Gönne mir den Sieg, dir Tränen von der Wange zu trocknen, so kommst du zu mir zurück! Fürchte bei Gott nicht, ich wolle dich aus deinen Himmeln herabziehen! Aber jeder große Mensch hatte zwei Naturen, deren keine ohne die andere sein konnte. Feste erwarte ich ja nicht! Freudentaumel finde ich in deinem Wohl! Gleichviel, ob mein Leben Schrecken sei oder Ruhe, aber von dir muß mein Leben kommen! Von dir muß es kommen! Von dir! Das habe ich um dich verdient! Und kein ander Weib darf sonst daran teilhaben! Sie ist vor ihm in die Knie gesunken.
Steh auf, mein Kind! Ich war mir augenblicklich nicht bewußt, wie tief ich in deiner Schuld stehe! – Modulationen, Variationen, die ich Ton für Ton auswendig Sie emporhebend. Steh auf, wenn es dir gelingt, mich lächeln zu machen, um so besser für mich! Dann gehör ich dir mit Leib und Seele! Aber dazu mußt du auch bei mir bleiben! Trotz meiner Häßlichkeit! Hörst du? Immer bei mir bleiben! Sie streichelnd. Du schönes Geschöpf! Da an die Tür gepocht wird. Da kommt schon jemand, um uns zu stören!
Ich bringe Ihnen das Buch, Herr Hetmann, das ich über Sie geschrieben habe. Es wird dem Buch vielleicht vergönnt sein, Ihnen einige Stunden angenehmer Unterhaltung zu bereiten. Sollte ich es darin überschätzen, dann bitte ich Sie, wenigstens mein ehrliches Wollen nicht zu verkennen.
Sie haben sich verheiratet, Herr von Brühl, wie ich zu meiner großen Freude gehört habe! Überdies sind Sie kürzlich zum Außerordentlichen Professor ernannt worden!
Meine Ernennung zum Professor hat mit den Arbeiten, die mir wirklich am Herzen liegen, wohl nur sehr wenig zu tun. Nachdem beide Platz genommen, das Buch aufschlagend. Ich habe mich in dem Buch in erster Linie an die Gespräche gehalten, die Sie mit den Personen Ihrer Umgebung führen. Von einer eingehenden Besprechung Ihrer Schriften glaubte ich absehen zu müssen. Ich bitte Sie, das nicht mißzuverstehen. Es kam mir im wesentlichen darauf an, der Welt die Gedanken zu erhalten, die Sie selber keiner Aufzeichnung würdigen.
Fürchten Sie denn nicht, Herr von Brühl, sich und der Welt damit einen schlechten Dienst geleistet zu haben?
Je gewissenhafter ich das Urteil bei mir überlege, das die ersten ärztlichen Autoritäten vor kurzem über mich abgaben, indem sie mich für geistig vollkommen normal erklärten, um so unerschütterlicher wird die Überzeugung in mir, daß sich die Herren getäuscht haben.
Ich kann Ihnen kaum sagen, wie hoch es mich beglückt, Sie in so göttlicher Laune über den Schimpf, den man Ihnen angetan hat, spotten zu hören!
Dann lösen Sie mir selber das Rätsel! Wie kann ich mich als normaler Mensch seit frühester Kindheit in einem so abgrundtiefen, unüberbrückbaren Gegensatz zur normalen
Welt befinden?! – – Mögen mich daher die Professoren beurteilen, wie sie wollen, ich weiß, was ich von mir zu halten habe. Deshalb habe ich mich auch entschlossen, von heute ab über die normale Welt als über etwas hinwegzusehen, was für mich gar nicht mehr vorhanden ist!
Es ist bedauerlich genug, daß der Hetmannismus voraussichtlich noch Jahrzehnte auf die ernste Anerkennung warten muß, die ihm gebührt.
Sind Sie, Herr von Brühl, denn wirklich schon betört genug, um aufrichtig daran zu glauben, daß zum Beispiel die drei barbarischen Lebensformen, von denen ich sprach, jemals von der Menschheit allgemein als solche beurteilt werden?! – Daß zum Beispiel meine Behauptung: » Die Bewertung der Jungfräulich
keit ist unsittlich«, jemals als der Gedanke eines vernünftigen Menschen angesehen wird?!
Ich nicht! Aber mich kümmert Gott sei Dank keine Anerkennung mehr! Bei meiner jetzigen Selbsterkenntnis muß mir jede Anerkennung, komme sie von wem sie wolle, von vornherein verdächtig sein! Ich weise sie zurück! Ich verfolge von heute ab nur noch das eine Ziel, mir meine Freiheit zu wahren! Meine durch nichts beschränkte Freiheit! Meine unantastbare Freiheit! Sobald ich den Vorzug anerkenne, von irgendeinem Menschen – auch von Ihnen – anerkannt zu werden, setze ich dadurch einen Tyrannen über mich ein, der mich nach Auf Fanny deutend. ist ebenso aufrichtig wie Sie: Sie hat alles bis auf den letzten Buchstaben widerrufen, was sie für ihr ganzes Leben beteuert hatte! Und trotzdem ist sie eines der herrlichsten Menschenkinder, die die Natur geschaffen! Und wenn dies Buch, das Sie hier geschrieben haben, keine Anerkennung findet, wendet sich Ihr Groll dann nicht berechtigterweise gegen mich? Werden Sie mir nicht vorwerfen, daß ich Sie verführt und um den Ertrag Ihres Lebens betrogen habe?! Und trotzdem bleiben Sie einer der vornehmsten Menschen, die mir in dieser Welt begegnet sind! Gehen Sie, wenn Sie ein Ziel erreichen wollen, Ihren eigenen Weg! Gehen Sie nicht meinen Weg! Ich möchte von heute ab meinen Weg gerne allein gehen!
Ich kann Ihnen nicht ausdrücken, Herr Hetmann, wie furchtbar es mich schmerzt, gerade heute einem solchen Mißtrauen bei Ihnen zu begegnen.
Lassen Sie mich doch nur vor allem erst meine Freiheit wiedergewonnen haben! – Dann, Herr von Brühl, werden Sie einen umgänglicheren, vielleicht auch – ich könnte mich beinahe erwürgen, bevor ich das Wort ausspreche – einen dankbareren Menschen in mir finden! – Leben Sie wohl!
Mein Name ist Cotrelly, Kommissionsrat Cotrelly. Ich möchte Sie gern in einer wichtigen Angelegenheit um ein – Selbstgespräch ersuchen.
Darf ich Sie bitten, einen Augenblick bei meiner Hauswirtin drüben eintreten zu wollen. Ich habe leider kein zweites Zimmer zur Verfügung. Er geleitet Fanny über den Korridor hinaus. Zurückkommend. Wollen Sie bitte Platz nehmen.
Ich wollte Sie fragen, mein lieber Herr Hetmann, ob Sie geneigt wären, ein Engagement bei mir anzunehmen. Damit über den für Sie wichtigsten Punkt kein Zweifel obwaltet, erlauben Sie mir die Mitteilung, daß ich für Ihr Auftreten jedes erdenkliche Opfer zu bringen bereit bin – natürlich innerhalb der Grenzen der bei uns üblichen Gagen.
Darüber brauchen Sie nicht zu erröten, mein lieber Herr Hetmann! Der Agent Magdeburger hat meine Blicke auf Sie gelenkt. Endlich hat sich Magdeburger dadurch als ein mit Vernunft begabtes Geschöpf gezeigt! Ich bin der Direktor des Zirkus Cotrelly. Dem Namen nach ist Ihnen der Zirkus Cotrelly wohl bekannt.
Ich gestehe zu meiner Beschämung, Herr Direktor, daß ich noch in meinem Leben auf keinem Pferderücken gesessen habe.
Aber ich bin doch kein Botokude, mein lieber Herr Hetmann! Magdeburger hat mir haarscharf erklärt, womit Sie sich abgeben. Sie wollen, wenn Magdeburger kein hinterlistiger Lügner ist, die – Nachdenklich. die Unberührtheit des – des jungen Weibes als – als Verachtung der Selbstvergötterung – wieder in Mode bringen. Solch eine Spezialität ist für Ihr Auftreten unbedingt notwendig. Aber mit Hoher Schule, Kaskadenreiten und Parterrespringen haben Sie natürlich nichts zu tun.
Magdeburger, du bist ein Genie! Diese Gewohnheit allein sichert uns jeden Abend einen tobenden Beifallssturm! – Würden Sie das bitte nicht vielleicht gleich noch mal machen?
Ausgezeichnet! Unbezahlbar! Magdeburger, du bekommst Gewinnanteil! Ich forderte von Magdeburger mit der Peitsche in der Hand eine Nummer, mit der sich das Weltwunder, mit dem mir mein Kollege Salamonsky Konkurrenz macht, überbieten läßt. Magdeburger hat drei Tage nachgedacht. Am dritten Tag telefoniert er: Ich hab's! Lassen Sie Karl Hetmann als dummen August auftreten! – Salamonskys Sensation ist nämlich ein Schimpanse, der die C-Dur-Tonleiter singt. Ich bin nicht sehr musikalisch und will mir über die Gesangsleistung kein Urteil herausnehmen. Aber nachdem ich Sie, mein lieber Herr Hetmann, gesehen habe, darf Magdeburger mein legitimer Schwiegersohn werden! Wenn Sie bei uns als dummer August auftreten, haben wir die Schimpansen von ganz Asien und Afrika nicht zu fürchten!
Das beweist den echten Künstler! – Sie kommen einfach in langem Gehrock in die Manege. Alles übrige geschieht durch mein Personal. Der dumme August fällt, wie Sie wissen, über jedes Hindernis, kommt überall gerade im richtigen Moment zu spät, will immer Leuten helfen, die es zehnmal besser verstehen als er, und weiß vor allem nie, weshalb das Publikum über
ihn lacht. Aus diesem Grunde dürfen Sie mir auf keine Probe kommen! Salamonskys Schimpanse weiß auch nicht, weshalb das Publikum über ihn lacht, und darin liegt das Großartige seiner Kunst! Dadurch werden
Unsinn! Dafür kann man nicht dumm genug sein! Magdeburger lasse ich in Gold fassen! Reicht Hetmann die Hand. Also, Herr Hetmann, fünfhundert Mark pro Abend! – Abgemacht!
Sie gehören mir! – Ich lasse Ihnen morgen meine Kontrakte zugehen. Sie brauchen nur »Hetmann« darunter zu setzen.
Wo ist er denn? – Herr Hetmann! – Für sich. Sie sind doch nicht zu zweit fortgegangen! – Sie geht zur Tür zurück und ruft in den Gang hinaus. Herr Hetmann!
Es war mir leider nicht möglich, ihn von der Anstalt abzuholen, weil sich meine Frau nicht ganz wohl fühlt.
Nein, Ich komme nämlich wegen seines Werkes, das er damals im Gefängnis geschrieben hat. Wissen Sie nicht, wo das liegt? Ich möchte es jetzt gern herausgeben. Er wird doch gleich wieder von sich reden Er hat alle Tische abgesucht und öffnet die Schreibtischschubladen. Wo mag denn das sein?! Hetmann schließt doch bekanntlich nie in seinem Leben was weg! – Zu Fanny. Haben Sie denn gar keine Ahnung, wo er das Manuskript hingelegt hat?
Es hat ihn doch nicht am Ende gar der Teufel geholt! Zieht ein dickes Manuskript aus einer Schublade. Da ist es ja! Liest den Titel. »Hidalla oder Die Moral der Schönheit.« Er blättert darin.
Was hat er sich? Eilt zum Alkoven und blickt hinein. – Sie hat ihm die Schlinge schon abgenommen. Kommt rasch nach vorn. Jetzt fliegt der Name Hetmann wie ein Lauffeuer um die Erde.
Hat Ihnen Hetmann nicht eben noch gesagt, daß ich die Herausgabe seines Nachlasses besorgen soll?! Grob. Sie sehen doch selber, daß da nichts zu helfen ist! Mit ihr ringend. Ich lasse Sie nicht von der Stelle, bevor Sie mir antworten! Besinnen Sie sich doch!!