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Hrn. George Herman von
Schweinitz / Herrn auf Ober-
und Nieder-Crain /
und Rudelsdorff.
Hrn. Hanß Christoph von
Schweinitz / Herrn auf Wiesenthal /
Ludwigs- Frieders- Rudelsdorff
und Gießhübel.
Hrn. Heinrich Wilhelm
von Panewitz / Herrn auf
Peterwitz.
Meinen allerseits Hochgeschätzten
Patronen /
Die Schau-Spiele / welche sich vor kurtzer Zeit auf einer dunckelen Buhne / bey schwachen Lichtern prassentiret haben / wollen numehr auch an dem hellen Tage-Lichte gesehen werden. Und also wünschen sie nochmahls dieselben Zuschauer / derer Anwesenheit auch die geringen Erfindungen kostbar gemacht hat. Es mag- seyn daß die Liebe gegen die interessirenden Anverwandten kräftiger gewesen ist / als die Sache / welche gemeiniglich zur unglückseligen Stunde / das ist / mitten in der Unruhe / und bey ändern Verrichtungen nicht erdacht / sondern geschrieben wird. Allein ich darf mich der allgemeinen Gewohnheit bedienen/da man seinen selb-eigenen Vortheil niemahls ableget: Und ich wil mir die stoltze Einbildung nicht mißgönnen / als wäre solches geschehen /einige Vornehme Affection gegen mich / als einen geringen Diener zu conrestiren. Endlich bin ich in dem versichert / daß Gelehrte / und Adelichen Qvalitäten zugethane Personen / dieses Werck allerdings nicht verwerffen können / darbey die Adeliche Jugend zu einer geziemenden hardiesse auf gemuntert / hiernebenst auch zu einer curieusen Betrachtung Menschlicher und Politischer Begebenheiten angefuhret wird. Die Schule ist ein sdiattiditer Ort / da man dem rechten Lichte gar selten nahe körnt. Indessen darf sich der Schatten mit einigen Vorspielen belustigen / dar bey man des Lichtes nach und nach zu gewohnen pfleget. Ich hätte bald gesaget / das Studieren könne bey manchen Gemüthern einen Eckel erwecken / wenn die Bücher selbst mit dergleichen gelehrter Annehmligkeit nicht recommendiret werden. Uber dieß wie könte ich einen zukünftigen Cavallier von meiner Hand wegziehen lassen / wenn er zwar das Gemüthe mit Lateinischen Gedancken / hingegen aber die Zunge mit keiner anständigen Beredsamkeit / viel weniger das Gesichte und den Leib zu keiner Leutseligen Mine disponirt hätte? Ja weil das Menschliche Leben an sich selbst einer immerwährenden Comödie vergliechen wird/so kan ich nicht besser
Meine Hochgeneigte Patronen lassen sich die Weitläufftigkeit nicht mißfallen / in dem ich einer Sache das Wort rede / welche von hohen und rechtschaffenen Gemüthern niemahls verdammet,wird. Jhre bey wohnende Tugend ist mir so bekand / daß ich dem gegenwärtigen Papiere keinen unglücklichen Anblick prophezeyen darf. Und jemehr ich in der jüngsten Reise durch das redliche / und GOtt gebe lange Zeit gesegnete Schlesien / zu diesen Concepte bin veranlasset worden / desto begieriger muß ich seyn / alle Gelegenheit zu ergreiffen / darinn meine auffwartsame Danckbarkeit möchte / wo nicht erwiesen / gleichwohl in der Sehnsucht bezeuget werden. Gehet demnach der inbrünstige Wunsch zu dem höchsten Urheber aller Hoch-adelicher und Ritterlicher Tugenden/es wolle derselbe an dero allerseits Preißwürdigsten Personen ein vollkommenes Exempel der Menschlichen Glückseligkeit sehen lassen / auch dero Höchstgeliebte Familien mit solchen Wachs-thum erhöhen / als dero eigener Wunsch / und die gegenwärtige Zeit vertragen kan. Und in dem ich durch die Abstattung dieser Pietät wünsche recommendirt zu seyn / übergebe ich diese wenige Arbeit zu nochmahliger Gütigkeit /und nehme im übrigen / auch ehe die Resolution Jhres vornehmen Ortes erfolgen kan / mir die beständige Kühnheit Lebenslang zu heissen
E.E.E. Hoch-Adl. Herrligk.
Zittau den 1. Octobr. 1682.
Zu allen Diensten
ergebenster
Christian Weise.
Alldieweil über Vermuthen hier etliche Blätter ledig verbleiben / so habe ich nur dieses erinnern wollen /daß man sich nicht ärgern dürfte / wenn der Historie dergleichen Umstände angedichtet werden / welche sich weder aus der Bibel / noch aus andern Büchern können beweisen lassen. Zum Exempel ich gebe es vor keine Warheit aus / ob Rahel einen andern Liebsten gehabt / ob sich Labans Kinder der Heyrath wiedersetzet / ob ein Engel mit einer solchen Bothschafft erschienen ist / u.d.g. Doch die Freyheit eines Gedichtes bringet es so mit / daß man das jenige nach Gefallen suppliret, welches bey dem Geschichtschreiber /als unnöthig ausgelassen worden. Denn die Action muß vollkommen seyn / und muß jhre Affecten, jhre Intrigven, und endlich jhren unverhofften Ausgang haben: Also / was möglich ist / und was ohne scheinbare Absurdität hätte darbey geschehen können / das mag man ungehindert einmischen / oder man müste solche Historien gar liegen lassen. Genung daß die rechte Begebenheit an sich selber keinen Abgang leidet / und daß verhoffentlich auch das geringste wird seyn behalten worden. Ein anders ist bey der nachfolgenden Tragœdie vom Masaniello geschehn: Den da haben sich so viel Historici darüber gemacht / daß auch die geringsten Minutiæ nicht vergessen worden /darbey man numehr sorgen müste / was man setzen oder auslassen solte. Allein dergleichen Exempel finden sich nicht allenthalben / und es bleibt darbey /wer sich in diesem Stück wil sehen lassen / der muß nach Anleitung des Griechischen Wörtgens ποιεῖν, das ist dichten / und aus nichts etwas machen können. Solte ins künfftige der verfolgte David aufgeführet werden / bey dem würden viel fremde Gedichte nicht von nöthen seyn / wie etwan bißhero der Jephtha / der Abraham / und anitzo der Jacob erfodert haben: Alldieweil auch diese Historie durch viel Capitel
Neapolis die Haupt-Stadt jhres Königreichs ward mit unerträglichen Zöllen dergestalt beschweret /daß endlich der gemeine Pöfel / dem das Brod zu theuer ward / unter solcher Last zu seuffzen anfieng. Dieser Gelegenheit bedienete sich ein verwegener Fischer Thomas Agnello, oder nach der gemeinen Außsprache Masaniello, und da er sonst ein schlechter obscurer Mensch war / trieb er die Sache gleichwol so weit /daß er die gantze Bürgerschafft auf seine Seite brachte / die Palläste der Vornehmen Bedienten zerstörete /und als ein absoluter Monarch das Generalat über mehr als 150000. Personen behauptete. Es wärete aber wenig Tage / so brachte jhn die continuirliche Arbeit erstlich zu einer Thorheit / hernach zu einer Raserey / darinn er von etlichen Edelleuten mit vielfältigen Kugeln erleget ward. Also kam so wohl der Vice-Roy und die Geistligkeit / als vornehmlich die gantze Noblesse aus der eusersten Furcht / und endigte sich das zehn-tägichte Ungewitter / ehe man den Anfang dessen an den König in Hispanien hatte berichten können.
I.
1. & 2. TENORISTEN.
So scheinet heute neues Glücke /
Das Gestern wunder-günstig war:
Ach ja wir grüssen diese Blicke /
Und stellen uns zum Dancke dar.
1. TENORISTEN.
Sie lieben / was nach Tugend schmecket /
2. TENORISTEN.
Und sehen / was uns gelehrter macht.
1. TENORISTEN.
Weil dieses manchen Geist erwecket:
2. TENORISTEN.
So wirds nicht allerdings veracht.
1. TENORISTEN.
Wil sich die Kurtzweil untermischen /
2. TENORISTEN.
So bricht sie nicht die Erbarkeit.
1. TENORISTEN.
Vielmehr kan sie den Fleiß erfrischen.
2. TENORISTEN.
Drum lachet zu der rechten Zeit.
Es ist eine Furcht / die von Weiblicher Schwachheit entstehet. Wer seinen Halß einmahl der Regiments-Last unterworffen hat / der muß ein solches Ungewitter verachten können.
Ich wolte wünschen / daß meine Furcht aus Weiblicher Schwachheit entstanden wäre; allein / ich höre
Jhr Liebden halten mir es zu Gnaden / daß ich spreche / die Furcht sey etwas langsam: Ach! ich sehe mein Verderben schon vor Augen! und weil doch so viel hundert tausend Menschen nach unserm Blute durstig sind / so gebe doch der barmhertzige Himmel / daß ich zu erst einen tödlichen Stoß bekommen möge / ehe ich den Tod mei ner hertzliebsten Kinder / und so denn auch das euserste Unglück meines Hertzgeliebtesten Ehe-Gemahls anschauen müsse.
Wie hat doch die eitele Einbildung so eine mächtige Operation, daß man dem Tode entgegen lauffen wil / wenn man noch gute Gelegenheit zum Leben hat.
Ich sehe bey dem gegenwärtigen Zustande nichts / als einen geschwinden Tod / oder ein dienstbares Leben. Nun weiß ich wohl / wie mein Stand / meine Ehre und meine inbrünstige Liebe gegen den Hertzgeliebtesten Ehegemahl aus zweyen Ubeln das geringste erwehren sol.
Der Auf-stand wird nicht so gefährlich seyn / und wenn es zum eusersten komt / so wird dem Volcke viel versprochen / das man hernach desto weniger halten darff.
Eben dieses besorge ich / das Volck werde sich ins künfftige mit solchen Versprechungen nicht abweisen lassen. Es ist wahr / wir haben unsern Leuthen zu viel nachgesehen; wir haben dem Volcke manche unnöthige Last auf dem Rücken gelassen / nun wird die Rache zugleich auf uns hereinstürmen / und so werden wir so wohl die eigene / als die fremde Schuld ertragen müssen.
Mein allergnädigster König hat mir eine Autorität beigelegt / welche kein Sclavisches Lumpen Gesinde zweifelhafftig machen sol. Ich bin des Adels versichert / welcher
Desto schlimmer ist es vor uns / wenn uns die Canaille so weit bringt / daß wir von derselben Gnade bitten müssen.
Ich sehe wohl / die Furcht ist eine Kranckheit / die sich so bald nicht vertreiben läst. Wir haben das neue Castell in der Nähe / jhre Liebden machen sich bereit / daß sie mit den furchtsamen Personen daselbst verwahret werden.
Auch dieser Platz wird uns zu keiner steten Sicherheit dienlich seyn: Doch wo das Wasser schon biß an die Seele gehet / da müssen die nähesten und die möglichsten Mittel die besten seyn.
Jhr Excellentz halten mir es zu Gnaden / daß ich so unverschämt herein gehe: Ich begehre meines Amptes erlassen zu seyn.
Und warum dieses? sind unsere Dienste nunmehr zu geringe / daß sie euch nicht weiter vergnügen können?
Wo der Respect und der Gehorsam gefallen ist / da wird ein Hauptmann auf dem Marckte nicht weiter von nöthen seyn. Ich habe vor wenig Tagen Spott und Verdruß genung empfinden müssen / als mich die kleinen Knaben mit faulen Aepffeln / Feigen und Pflaumen von dem Marckte weg steinigten / also daß ich die Früchte nothwendig ohne
Es ist eine Wolcke / die bald verschwinden wird. Wo die Rebellion kein Haupt erwehlen kan / da ist an dem glücklichen Wiederstande nicht zu zweiffeln.
Ach das Unglück hat schon ein Haupt gefunden / der verfluchte Nahme Masaniello, welcher allbereit vor hundert Jahren ein leichtfertiges Gedächtnis in dieser Stadt erworben hat / wil nunmehr wieder lebendig werden.
Jhr Exellentz / es ist kein Fürst / aber er ist ein Fischer / der sich rühmt / er wolle den Fürsten die Hälse brechen. Er hat unlängst ein Possen-Spiel mit Kindern angefangen / welche die wohlfeyle Zeit in der Stadt ausruffen solten. Nun stehet er auff dem Marckte gleich als ein Qvacksalber auff einen erhabenen Tische / und wil das gesamte Volck bereden; gleich wie Petrus der Fischer die Stadt Rom aus der Geistlichen Dienstbarkeit gerissen hat: also wolte er als ein Fischer die berühmte Stadt Neapolis von der unerträglichen Dienstbarkeit befreyen.
Ich muthmasse wohl / daß er einen unglückseligen Ausgang zuerwarten hat / indessen kan ich nicht beschreiben / was er vor Macht in sei nen Reden gebraucht / und wie das Volck über seiner unverhofften Kühnheit gleichsam entzücket wird.
Die Gegenverfassung wird sehr geschwinde von nöthen seyn / weil die Raserey noch den blossen Marckt eingenommen
So geht demnach / bringet unsre Ordre an die sämbtlichen Hauptleute / daß sie auff jhren Posten parat stehen / wenn man auf den Nothfall zu einer schleunigen Gegenwehr greiffen müste.
So muß eine Regiments-Person sein Hertz in der Gewalt haben / und was er innerlich gedencket / dasselbe muß er von aussen verbergen. Ich sehe wohl / was vor ein Ungewitter über diese Stadt aufziehen wil / und was der Marggraff von Velez in Sicilien hat erfahren müssen / solches möchte mir auch durch eine verwirrte Tragœdie begegnen. Allein je besorglicher die Sache scheinet / desto hertzhafftiger müssen meine Anschläge seyn / weil ich sonst meine getreuesten Freunde verliehren / und vielleicht bey der allgemeinen Furcht jhre Partie meinen Widersachern zuführen möchte. Wiewohl ich habe nichts verspielet: die guten Worte und die liebreichen Versprechungen sind bey mir zu gewisser Zeit gar wohlfeil.
Jhr Exellentz werden um dero eigenen Wohlfarth willen gebeten / des Unglücks in diesem Pallaste nicht zuerwarten. Ein verdamter Fischer-Knecht unternimt sich einer That / darüber gantz Neapolis zu einem Steinhauffen werden möchte.
Es ist mir schon gesagt worden / daß ein närrischer Fischer-Bube durch ungeschickte Reden den Strang verdienen
Immittels wolle sich jhr Excellentz dero hohen Person versichern. Es ist dem unbändigen Gesinde gar ein leichtes / so geht der gantze Sturm auff den Pallast dergestalt loß / dabey wir alle das euserste Unglück erwarten müsten.
Die Soldaten haben schon jhre Ordre, daß wir einen Anlauff wohl aushalten können. Es stünde mir auch übel an / aus der Stadt in ein Castel zuweichen / da mein Befehl und meine Gegenwart noch das meiste operiren müssen.
Die Sonne operiret von dem Firmament biß in die Unter-Welt: Und ein Vice-Roy kan von dem neuen Castel seine Gegenwart biß in die Stadt bekant machen.
Unterdessen werde doch unsere Flucht den Pöbel kühne machen. Wer mitten in der Gefahr standhafftig ist / der bringet den Feind erstlich in Verwunderung / hernach in einen Zweifel / endlich in eine Furcht / daß er sich der angefangenen Frevelthat nicht unbillich schämen mus.
Die Ursachen sind so wichtig / daß ich Bedencken trage / das geringste darwieder einzuwenden. Aber wenn die schwachen Personen dieses Pallastes / jhr Excellentz verstehen / wen ich meine / bey Zeiten auf das Castell gebracht werden / so möchte solches wol zu entschuldigen seyn.
Die Anordnung ist allbereit gemacht: wir wollen sehen / daß die Gefahr durch keinen Verzug gehäuffet werde / und jhr Fürst Ferrante werdet mich nicht verlassen.
Was wil ich thun? der Vice-Roy verachtet die Gefahr / er trotzet auf seine Autorität, also wil er den Pallast nicht verlassen / das heist / er wil sich und seine Freunde dem Tode gleichsam zu einem Opffer entgegen führen.
Was hat dieser Auffzug zubedeuten / mich dünckt / die Verrätherey wil in den Pallast herein dringen / ehe sich die hohen Personen in Sicherheit begeben können.
Wenn es in der Nacht einem furchtsamen Menschen begegnete / so würde er das Creutze vor sich schlagen; denn es siehet einen Gespenste nicht unähnlich.
Ehrvergeßner Ertz-Bube / hastu noch Zeit solche Possen anzufangen / da es immer an Dienern gebrechen wil / welche das Einpacken beschleunigen: Weiche mir aus dem Gesichte / oder ich wil dich tractiren als einen Rebellen.
Ach! wie sol ich das verstehen? Ein Ehrlicher Kerl wird gleichwol in seinen Amts- und Beruffs-Wegen nicht so tractiret.
Ein schöner Beruffs-Weg / der in den Sack hinein geht. Wir hätten die Wege besser finden wollen / wenn der Sack mit dem unnützen Fleische wäre in das Wasser geschicket worden.
Er gehöret vor unsern Vice-Roy, denn ich höre / es wird sehr viel Geld von den neuen Zöllen einkommen; wenn nun etwan der liebe Mann nicht wüste / wo er alles solte hinthun / so wolt ich ihm mit dem Sacke aushelffen.
Höhnischer Bube / diese Invention stincket nach einem Rebellen. Weistu auch / daß man dergleichen Worte mit dem Strange zubezahlen pfleget?
Herr / da steh ich: der Sack soll mich Stahleysenfeste machen: Denn ich habe schon so viel Millionen Ducaten darinnen / als jhr Herren allzusammen in Gedancken erwuchert habt: ehe jhr mich trefft / so müst jhr 100000. Ducaten durchstossen.
Und ich mercke daß jhr nunmehr klug seyd: Ach wer das Werck mit den hohen Zöllen etwas niedriger gespannet hätte / der dürffte sich nicht in das Castell / als wie eine arme Bestie in jhr Fuchsloch verkriechen.
Ich wil einmahl reden als ein Philosophus. Die Tugend beschimpftet niemanden / atqvi et sic conseqventer. Die Warheit ist eine Tugend. Ergo ergius ergissimè so beschimpffet meine Warheit niemanden. Concedo totum argumentum.
Legt euer Geld an Ketten / das jhr ins künfftige haben solt / es möchte sonst so viel Beine kriegen / als Personen
Meine Gebieterin / wofern ich die Ehre habe / die wunderschöne Celinde zubegleiten / so wird gewiß nichts vergessen seyn.
Es ist kein Wunder / daß ich bey dem allgemeinen Unglück gleichfalls unglücklich bin: Indessen sag ich nochmahls / ich werde den Rebellischen Unterthanen dancken / daß sie mir Gelegenheit geben eine schöne Person in das Castell zubegleiten.
Meine Gebieterin / wer sich vor keinen Anlauff entsetzen darff / der ist auch mitten in der Gefahr glückselig.
Den Herrn Vater wird seine Tapfferkeit und seine beiwohnende Autorität beschützen; Aber unsere Vergnügung soll – – – ach! darff ich so kühne seyn die Rede fortzusetzen?
Ich weiß seine Gedancken / er meinet unsere Vergnügung soll hinter einem starcken Walle sicher bleiben.
Ach / ein starcker Wall kan mich wenig vergnügen / das Gesetze der – – Ach! wie sauer kömt mich die Sprache an! ich hätte bald gesagt / das Gesetze der Liebe muß die beste Wirckung haben.
Nicht zu kühne / mein Hertzog / denn daß ich einmahl so frey mit jhm reden kan / solches giebt mir die Confusion in dem Pallaste an die Hand / da wir nicht anders als blinde Leute wieder einander lauffen; Aber in dem Castell sind wenig Logiamenter und viel Auffseher.
Genung / daß ich die Kammer meines Hertzens an keine andern vermieten darff / und also wil ich dennoch unverrathen seyn.
Ich müste nicht sehen / wie meine Frau Mutter die Hände windet / wie sie weinet / und wie sie mich etliche mahl so gar sehnlich geküsset hat.
Mein Hertzog / es ist wohl eher geschehen / daß die Frau Mutter mit jhren Liebkosungen ist frey gewesen.
Ach nein! Ich weiß auch was: die Frau Hofmeisterin hat mich oft mit dem bösen Manne und mit dem Pophanse geschreckt / und da ich nun den H. Christ lerne
Vor kurtzer Zeit haben wir die Warheit von einem Narren gehöret / itzt muß ein kleines Kind den Discurs continuiren: Ach! unglückselige Zeit / da solche Personen über uns urtheilen müssen.
So fahren dann jhr Liebden wohl / und gedenken / daß unsere geliebteste Kinder als der beste Schatz zu gleich in das Castell geflüchtet werde.
Ich bin bereit / alles gehorsam in acht zunehmen: Allein warum bin ich so unglückselig / daß mein Hertzgeliebtester Ehe-Gemahl die Begleitung nicht in eigener Person verrichten wil?
Ein Ehe-Gemahl kan die Sicherheit nicht verachten / wenn nicht zugleich die Gemahlin und die liebsten Kinder aller Liebe unwürdig geschätzet werden.
So wil ich auch dem Gesetze der Liebe folgen / daß ist / ich wil auch in dem Pallaste bleiben / und wil das Glücke oder das Unglücke erwarten / welches über die Helffte meines Hertzens verhangen ist.
Es ist mein Begehren / oder wenn dieses zu wenig ist / so sag ich / es ist mein Befehl / daß jhr euch gesamt in das Castell begebet.
Die Zeit ist köstlich / durch dieses Bitten wird mir die Gelegenheit zu nöthigern Verrichtungen abgeschnitten.
Ich kan nichts erhalten / jhr liebsten Kinder versuchet euer Bestes; vielleicht wird der Herr Vater gern bey euch bleiben wollen.
Ach! ich habe sonst das Glücke gehabt / den Herrn Vater zu bewegen; ist es nicht möglich / was die Frau Mutter gebeten hat?
Hertzog Roccella, euch werden sie anvertrauet: machet Anstalt / daß sie durch das hinter Thor des Pallastes in das neue Castell begleitet werden.
So werde ich noch durch einen Kuß dürffen Abschied nehmen. Ach jhr Liebden schonen jhrer selbst / wo sie nicht gegen so viele Personen wollen ungnädig seyn.
Wir müssen itzund einen Stillstand mit den Complimenten machen / indem andere Personen auf mich warten / derer Anbringen nicht allerdinges nach unserm Wunsche lauffen wird.
Jhr Excellentz wir haben nichts gewissers zu hoffen / als daß nunmehr der rasende Pöbel in vollem Anzuge begriffen ist / den Pallast zu stürmen.
Es ist an dem daß nunmehro zehn tausend Personen beysammen sind welche die Zollhütten mit Feuer vertilgen / auch allbereit etliche Gefängnisse erbrochen haben / damit sie durch allerhand lose Buben die Trouppen verstärcken möchten. Die meisten haben das ietzige kleine Brod auf eine Picqve gestecket / und ruffen: GOtt gebe unserm Könige langes Leben / und beschere uns wohlfeile Zeit / aber das böse Regiment hole ein ander. Bey diesem bleibt es nicht / sondern etliche führen auf den Stangen schwartze Lumpen / und ruffen mit erbärmlicher Stimme; sie wären arme Seelen / die gerne wolten aus dem Fege-Feuer erlöset seyn / nach dem sie von den unbarmhertzigen Zöllnern wären darein verbannet worden.
Sie stehen vor dem Thore / und begehren absolute Erlassung des Frucht- und Mehl-Zolles / und ich besorge / wo jhre Excellentz durch dero hohe Autorität keinen Nachdruck giebet / so möchte hernachmahls die Sache noch schlimmer werden.
Nun hat das Volck auch einmahl die Ehre / daß sich der Vice-Roy an ein Fenster fodern läst: sonst waren die Audientzen nicht so wohlfeil.
Jhr Gnaden halten mir es zu gute / daß sind gewiß keine Königliche Intraden, davon geringe Personen so grosse Palläste bauen können.
Das Volck ist dessentwegen gebohren / damit es dienen sol. Wenn ein solcher Bube sechs Pfennige mehr im Sacke hat / als er verzehren kan / so wird er hoffärtig.
Und wenn ein armer Mann sechs Pfennige des Tages weniger hat / als er verzehren soll / so wird er ungeduldig / biß die Ungedult zu einer Raserey hinaus schläget.
Gegen rasende Leute gebraucht man sich der Schärffe: Ob Neapolis hundert tausend Köpffe weniger hat / so wird dem Königreiche gar wenig abgehen.
So wollen wir diese hundert tausend Personen ohne Zoll passiren lassen / und damit würde dem Königreiche gleichfals nichts abgehen.
Ich kenne den Staat von Neapolis wohl / man muß hazardiren. Aber es heist / wie bey dem Charten-Spiel / wagen gewint / wagen verspielt.
Wir wollen diese Discurse fort setzen / wenn uns die Zeit bessre Ruhe vergönnen wird: Aber was fangen wir nun an / nach dem der Karn in den Morast geschoben ist?
Ich hätte nimmermehr gedacht / daß der Herr Secretarius so ein ehrlicher Mann wäre; aber nun seh ich wohl / wenn er seine Finantz mit eingezogen hat / so hat er gedacht / wie unser Hund / der brachte uns allemahl das Fleisch auff die Stube: Doch wie einmahl die andern Hunde
Wir müssens erwarten / was jhre Excellentz werden ausgewircket haben / denn das ist gewiß / der Zoll muß abgeschaffet werden.
Ich betaure den Zustand der Könige / daß sie mehrentheils von dem Nutzen nicht viel zugeniessen haben / da sie doch bey der Gefahr allezeit das meiste tragen sollen.
Es ist wahr / das Volck war ziemlich erhitzet / und wofern sich niemand zu etwas resolviret hatte / so möchte das Werck ziemlich schlim abgelauffen seyn. Immittels weil ich einen Schrifftlichen Revers überbrachte / Krafft dessen die Zölle solten gemindert oder gar abgeschaffet werden / so nahmen sie gleichwohl das Werck in Deliberation.
Es ist war / ich traue keinen Zettel der nicht mit Gelde gesiegelt ist. Der Herr Hauptmann schreibst flugs einen Brieff / und lebet hernach zehn Jahr / eh er gedencket / was der Brieff zubedeuten hat.
Das Volck ist gleichwohl furchtsam / und wenn der erste Zorn vorüber ist / so wünschen alle davon zuseyn / weil sie doch die härteste Straffe befürchten müssen. Es fehlet nicht viel / so wil ich mein Leben zu Pfande setzen / daß ich der Friedens-Bothe gewesen bin / und daß mein Brieff die gantze Difficultät wird gemittelt haben.
Rühme dich Kätzgen / die Nachbarn sind dir übel gerathen. Du hast die Sache gemittelt / das heist / du hast sie mitten in den Qvarck hinein geführet: nun wollen wir sehen / wer sie wird wieder heraus führen.
O Unglück über Unglück / nun liegt des Königes Autorität, und des Adels Respect auf einmahl über den Hauffen.
Nicht zu befürchten / sondern zu erwarten / der gantze Schwarm dringet in den Pallast herein / und wo jhre Excellentz die Gemächer nicht verriegeln / oder wo sie nicht bey Zeiten die Flucht nehmen / so weiß ich nicht / was so ein rasender Hauffe wagen dürffte.
Der gute Kerl denckt / es ist nur um einen Brieff zu thun / der den Leuten in die Hände gegeben wird / so ist aller Qvarck aus gemacht. Ja / ja / es wird noch manchen Bogen Papier kosten / ehe die tummen Schelmen jhre Taback-Pfeiffen werden ausgetruncken haben.
Ob sie bezaubert seyn / weiß ich nicht / das weiß ich / daß sie insgesamt jhr Gewehr niedergelegt haben.
Setzt euch in Positur, es soll noch mancher Hund das Blut vor meiner Thür-Schwelle vergiessen / ehe er den Eingang gewinnen soll.
Hier sehen jhr Excellentz wie leicht ein geringer Mensch über dero kostbares Leben hätte triumphiren können. Auff / auff! das freye Thor möchte uns bald verschlossen werden.
Ha! soll dieß der oberste Regente im Lande seyn / der vor seinen Unterthanen die Thüren verschliessen wil?
Und soll dieß der Vater des Vaterlandes seyn / der sich vor seinen Kindern versteckt / wenn sie das nöthigste zu bitten haben?
Wo wir keinen Vice-Roy haben / da ist uns auch kein Pallast von nöthen: man reisse den Plunder über den Hauffen: aus diesem verdamten Hause sind doch die meisten Bubenstücke / als aus einem schädlichen Wespen-Neste heraus geflogen.
Ich helffe mit zugreiffen. Der Stadt Neapolis wird doch niemahls besser geholffen / als wenn die Wohnungen dieser Mord-Geister zustöret werden.
Jhr Brüder / geht im Anfange gemach / wir haben noch mit unserm Könige nichts zu thun / wir schaffen uns Recht wieder die boßhafftigen und ungerechten Diener. Der
Was erhebt sich? ist der Hencker nun so loß / daß ich in meiner Studier-Stube nicht sicher bin. So werde ich meinen Sack zwischen die Ohren nehmen und meinem Herr Vice-Roy als ein langsamer Nachtreter nachspatzieren.
Da hab ich einen gantzen Sackvoll / wolt jhr hinein kriechen und darnach sehen / so stehet auch die Thür offen.
Siqvidem hic saccus, est saccus &in toto sacco nihil est qvam saccus, et hic est omnium saccorum maximus saccus, manet saccus &erit saccus omnium saccorum saccus saccior saccissimus.
Das sind Sachen / die nicht in meine Expedition lauffen / also hat der Herr eine kurtze Antwort: ich weiß nicht.
Herr vergiest jhr Blut / ich wil den Sack aufhalten / wenn der Plunder voll ist / so verkauffen wir es vor eine Blut-Wurst.
Ich sehe wohl / wer sich in diesem Kriege fürchtet / der hat verspielt. So kom doch her du Blutvergiesser. Gehe du mit deiner Plempe auff den Stoß / ich wil mit meinem Sacke auf den Hieb gehen.
Das heist / wer den andern vermag / der steckt jhn in Sack. Aber nun ist mein Weg der weiteste / und so viel ich aus allen umständen mercken kan / so möchten die Dienste bey dem Herrn Vice-Roy künfftiger Zeit verdrießlich seyn. Ich werde mich zu den Rebellen schlagen: hat nun jemand Lust und Liebe / daß er sich wil unter das Narren Regiment werben lassen / der mag sich im Wirths-Hause zum goldenen Hasen-Fusse / bey mir angeben. Du Bruder / wie stehts / ist dir die Weile im Sacke lang? Doch mause mir keine Ducaten / sonst mustu mir das Zehlbret lecken / wo es stachlicht ist.
Ha / das denn heist Anfang zur Neapolitanischen Freyheit gemacht! so müssen die jenigen gezüchtiget werden / welche den verfluchten Werckzeug jhrer Wollust durch armer Leute Schweiß und Blut erkauffen wollen.
Ich hätte nimmermehr gedacht / daß der harte Marmorstein in so viel stücke zerspringen solte: doch der rundte Tisch darüber der Vice-Roy unser Blut oftmahls in sich gesoffen hat / der gab mir eine gute Probe.
Und der Crystalline Spiegel / darin er sein unbarmhertziges Gesichte offtmahls besehen hat / der ist um so weit gebessert / daß er sich in einem Blicke tausendmahl wird bespiegeln können.
Wie hab ich die kostbaren Teppiche zerstümmeln
Wie stoben die köstlichen Polster und wie sollen die ungerechten Flocken in der freyen Neapolitanischen Lufft herum fliegen.
Der Hencker soll dir das Liecht halten / du leichtfertiger Vogel / ich wil noch heute meine Hände in deinem Blute waschen.
Wo sind nun die verzagten Neapolitaner, welche meine Worte bißher in Zweifel gezogen haben? ist es nicht so weit kommen / daß der Königliche Pallast vor unser Macht erzittern muß. Doch jhr Brüder / das Spiel ist angefangen /
Es ist nicht genug / daß sie die Abschaffung des Mehl-Zolls gewilliget / weil doch die Worte auff Schrauben gesetzet werden / die man leichte wieder umstossen kan. Caroli V. Privilegia müssen uns überantwortet werden / damit wir also nach deren Inhalt die Sache in den alten Stand wiederum versetzen können.
Ich habe Nachricht / daß der Vice-Roy seiner Gemahlin auf das Castel hat folgen wollen. Allein die Brücke ist schon aufgezogen gewesen / und also hat er seine Retirade zu der Lorentz Kirche genommen.
Er muß auf dem Wege angehalten werden / wil er nicht mit guten / so zwinget jhn mit blossen Gewehr / daß er so lange in des Volckes Gewalt bleibet / biß wir das rechte Privilegium in Händen haben.
Es sind gewisse Personen darzu bestellet / welchen der Vogel auch mit Adlers Flügeln nicht entwischen soll.
Jhr Exellentz haben sich vor keiner Gewalt zubefahren / wenn in unser Begehren eingewilliget wird / so sind wir die besten Freunde.
Hier ist das getreue Volck von Neapolis, welches vor den König Gut und Blut aufsetzen wil. Allein daß wir auch ins künfftige von den Ministern als Bürger und nicht als Hunde tractiret werden.
Jhr ehrlichen Leute solt euch was zu Leide geschehen seyn / so mag ein ieder versichert leben / daß jhm der Schaden soll ersetzet werden.
Es sind Personen genung / die es finden werden / jhr Excellenz bleibe an stat des Privilegii in unser Gewalt.
Jhr werdet schon seine hohe Person in acht
Wir sind alle Diener von jhrer Excellenz, und werden in allen gehorchen: nur in einem Stücke müssen wir ungehorsam seyn / biß das Privilegium ankömt.
Ich dencke das Privilegium wird in alle Welt geflogen seyn / es ist doch auf Pergament geschrieben gewest und so hat ein Vice-Roy seine Kleinodien drein wickeln können / die er in wehrendem Ampte erschachert hat.
Ach! was bewegt doch das Volck zu diesem einfältigen Argwohn / als wenn jemand von den Grossen dem Volcke iemals die Wohlfahrt mißgönnte. In Warheit / eh ich diesen Schimpff auf mir wolt ersitzen lassen / und eh ich den Nahmen eines Vaters nicht in diesem Königreiche verdienen wolte / ehe wolt ich mein Gut und mein gantzes Reichthum dahin werffen.
Die Worte sind gut / aber die Ducaten sind noch besser. Wer vor etlichen Wochen von solcher Materie geschwatzet hätte / der möchte bey mir und meines gleichen besser Audientz gefunden haben.
So hab ich meinen Zweck / weil das Volck nach dem Gelde greifft / werde ich mich unsichtbar machen: das Kloster S. Laurentii. wird mir so lange Sicherheit geben / biß ich was bessers schaffen kan.
Jhr Pursche / jhr sehet alle wo das Geld herkömt / jhr sehet aber nicht / wo unser Vice-Roy geblieben ist.
Hätt ich sein Geld so gewiß / als mir seine Person nicht entwischen soll / so wolt ich ein gut Kerl seyn.
Ein schöner Bernheuter magstu seyn / wo ist er denn? Jhr Leute ist kein Gehöre bey euch / wird sich die Blindheit verantworten lassen / daß wir bey dem schönen Anfange / so einen höflichen Pfuidian eingeleget haben? seid jhr bezaubert / daß jhr noch nicht hören wollet?
O verfluchte Thorheit / daß wir unser Glücke und die wunderschöne Gelegenheit um etliche kahle Ducaten dahin fahren lassen! es ist nicht anders er ist in einem Kloster; haben wir seinen Pallast gestürmet so wird er gewißlich bey den elenden Mönchen nicht sicher seyn. Auf folget mir / wer ein redlicher Kerl ist / der vergeust auch sein Blut vor die Freyheit.
Jhr Excellentz erwegen jhr hohes Amt / sie sind Feldmarschall über die Neapolitanischen Völcker: also werden sie auch die höchste Ehre davon tragen / wenn das gantze Volck durch dero vielgültige Autorität zu der alten Freyheit gebracht wird.
Ich bedancke mich vor das gute Vertrauen / ist es
Nicht so / nicht so / jhr lieben Kinder / wer etwas gutes suchen wil / der muß sich nicht verhast machen.
Die Freyheit habt jhr gewiß / ich verspreche bey meinen Hertzoglichen Worte / daß jhr alle Satisfaction von dem Vice-Roy empfangen solt: ich wil selbst mein euserstes wagen / biß jhr vollkommen befriediget seyd: nur steht so lange in Ruh / und vergreiffet euch an keinem Hause / biß wir dem hohen Wercke einen rechten Außschlag geben mögen.
Jhr Excellentz die Meel- Wage stehet in vollem Brande / Männer / Weiber und Kinder tragen Holtz / Stroh und Pech genung zu / damit das Opfer desto schleuniger könne vollzogen werden.
Ach ich habe doch um GOttes Willen gebeten / sie möchten eines bessern Außganges erwarten / und in wehrender Zeit dergleichen unverantwortliche Beginnen unterlassen.
Warum ist der Vice-Roy so langsam / und warum thut er uns den Possen / daß er nicht bey uns bleiben wil / so müssen wir jhm doch weisen / daß wir in diesem Lande auch was zubefehlen haben. Aber ich muß an die Ecke lauffen / das Feuer von dem schönen Hause / wird sich treflich schön præsentiren.
Dieser Weg wird vor jhre Excellentz der sicherste seyn / die Stadt befindet sich in der höchsten Gefahr.
Es ist an dem: doch ich schwere dem jenigen / der diese Tragœdie angefangen hat / daß er seinen Ausgang nicht wissen soll.
Last mich in den Stand treten / daß ich mich einem Delphin vergleichen kan / so wil ich hoffen / es sollen hundert tausend Sardellen geschlachtet werden.
Die Tugend pflegt zuverderben / wenn sie keiner Versuchung unterworffen ist: doch wehe demselben / der uns itzo versuchen will. Mons. Ristaldi begleitet uns.
Also müssen wir in unserm Kloster vor das jenige büssen / was die Weltlichen Personen gesündiget haben.
Ich fürchte nur der Pöbel möchte uns die Köpffe entzwey schlagen / ehe wir die Bezahlung fördern könten.
Oder das Kloster wird uns über den Halß angestecket / daß wir die Bezahlung an keinen Orte verwahren können.
Was wollen wir thun? der Vice-Roy sucht seine Zuflucht bey uns / vielleicht wird er etwas gutes operiren / nachdem er mit dem Volcke aus dem Fenster geredet hat.
Der Papst kan zwar eine Benediction durch das Fenster geben; Doch wenn ich ein Bürger wäre / und solte mit dem Vice-Roy durch das Fenster tractiren / so weiß ich nicht / wie mir die Benediction bekommen würde.
Es wäre zuwünschen / daß jhre Excellentz sich an diesem Orte wohl befinden möchte / allein wir sind unbewehrte Leute / wo die Gewalt auff uns zudringen wil / so vermögen wir nichts. Unsere Heiligen müssen das beste thun.
Jhr Excellentz sind um GOttes Willen gebeten / sie verziehen nicht / den schrifftlichen Revers wegen ablassung der Zölle schleunigst auszufertigen.
Aber die Conseqvens scheinet noch gefährlicher / wenn der rasende Pöbel dem Vice- Roy das Messer an die Gurgel setzet.
Das Volck wil mich todt haben / wenn ich den Adel durch den Revers wieder mich errege so bin ich in gedoppelter Gefahr.
Der Adel wird der Sache nicht zu wider seyn: denn wo dieses nicht erfolgt / so werden jhre Häuser schändlich zustört.
Nachgeben hat seine Zeit. Vielleicht erleben wir die Zeit / da man sich wieder auffrichten kan. Und etwas im Vertrauen gesagt: Ein Vice- Roy kan leicht im Versprechen freigebig seyn; Denn hat er zu viel gethan / so mag es der König oder der Successor ändern.
Doch wenn solches geschehen ist / so eilen sie doch
Euer Eminentz haben Autorität genung / das Volck zubesänfftigen; sie werden auch den Ruhm haben / daß sie als ein Erhalter des Estaats bey jhrer Königl. Majestät gepriesen werden.
Die Noth hat kein Gesetze. Bey so gestalten Sachen / mag ein Geistlicher eine Weibes-Person auch in seiner Zelle beherbergen.
Jhr Herren Patres, was sollen wir nun anfangen? das Kloster stehet in Gefahr / die Kirche ist eröffnet / der Pöbel möcht etwas weiter greiffen und seine Gewalt an unschuldigen Personen mißbrauchen: ich bitte euch um unser bisherigen Freundschafft willen / welche dieses Kloster von dem gesamten Adel bißher genossen hat / lasset euch dieses Frauen-Zimmer zu guter Sicherheit recommendiret seyn. Ich folge dem Vice-Roy auf das Castell.
Jhr Gnaden diese Personen kommen gar unrecht bey uns an / wir haben zwar beiderseits lange Kleider / allein wie stehets um unsre Ordens Regel?
Die Ordens-Regel geht nicht so weit / daß man dem Frauen-Zimmer keine Wohlthat erweisen soll: ich habe schon so viel Nachricht / daß sich niemand an jhren Zellen vergreiffen wird: wollen sie die Eintheilung machen / daß ein jedweder eine Person beherbergen kan / so wird es gewißlich mit hohem Dancke jederzeit verschuldet werden.
Diese hohe Personen werden jhnen nochmahls anbefohlen: denn ich darff die Zeit meiner Wohlfahrt nicht versäumen.
Nun wolan / wir werden zuvor unsre Zellen etwas ordentlicher ausbutzen / damit sich das Frauen-Zimmer nicht schämen dürffe / darinn zuverharren.
Jhr Schwestern / wer hätte das gemeinet / daß wir an solchen Orten unsere Sicherheit suchen solten / da sonst dem Weiblichen Geschlechte der Zutrit verboten ist?
Es ist ein Wunder / daß die Feinde des Weiblichen Geschlechts uns wieder die jenigen beschützen sollen / welche durch jhre Heyrath die Affection zu dem Frauen-Zimmer deutlich genung erwiesen haben.
Ach! wenn ich nur den schändlichen Graubärtigen Kerl nicht etwan anbefohlen werde! Ich fürchte mich doch zu tode / wo ich zu dem garstigen Narren in die Zelle kriechen soll.
Schwestrichen / die Noth muß alles entschuldigen / und wer weiß was vor Heiligkeit auß seinem heiligen
Es wäre gewiß ein Possen: so führen wir mit den Geistlichen Herren in Himmel / und müsten sie vielleicht in Ewigkeit neben uns sitzen lassen.
Schwestrichen / du hast eine glückliche Natur / in dem du auch bey so betrübter Zeit freymütig schertzen kanst.
Und wer weiß / ob sichs der Mühe verlohnet / daß jemand furchtsam gethan hat. So lange mir kein Messer an die Gurgel gesetzet wird / so lange dencke ich / es wird gut werden.
Ich wolte ich wäre hier im Kloster / und solte mich in eine Zelle verstecken! Gelt / jhr Schwestern: ich bin die Frömste? denn mein Wunsch wird am ersten erfüllt.
Ich höre die Sache wird allzeit gefährlicher / wo sich das Frauen-Zimmer in Sicherheit begeben wil / so dürffen sie nicht verziehen.
Der Weg ist gar sichtbar: darf ich so kühne seyn / jhre schöne Hand zu berühren / so wil ich mich zum Wegweiser gebrauchen lassen.
Mein Herr Pater, er ist itzund mein Schutz- Engel / wird er mich wohl aufheben / so wil ich gehorsam folgen.
Jhr Gnaden sorgen nicht / es wird sich niemand an unsern Zellen vergreiffen / und in wehrender Zeit wollen wir schon etwas Heiliges finden / daß uns die Zeit nicht lang wird.
Na / Na / hier können wir nicht gut davor seyn / wenn eine Kriegs Gurgel mit dem blossen Gewehr herein dringen wolte. Aber vor unser Zelle steht ein Engel / daß kein solcher Bube zu uns hinein kan. Jhr Gnaden geben mir die Hand.
Aber es ist meiner Ordens-Regel zu wieder / daß ich eine so vornehme Person muthwillig verterben lasse.
So wird auch unser Glück unschätzbar seyn / daß wir in unserm Kloster solchen schönen Personen das Leben erhalten können.
Es wird keines Danckes bedürffen / vielmehr wird uns obliegen sehr schön zu dancken / wofern die geringen Zellen jhr Gnaden nicht unangenehm gewesen.
Ich bin mit allem Glücke zufrieden. Warum solte mir die Conversation so eines stattlichen Mannes zu wieder seyn?
Ha / ha / jhr Gnaden schertzen mit dero Diener / doch jhr Gnaden geben mir die Freyheit / dieselbe bey dero Hand zu führen.
Ach nein / es war eine Höfligkeit / die ich noch im weltlichen Stande gelernet habe. Wenn ich aber wissen solte / daß jhr Gnaden dadurch wären beleidiget worden / so könt ich meinen Kuß wohl wieder zurücke nehmen.
Der Herr Pater hat ein kurtzes Gedächtnis: er hat der Hand was genommen / und wil es dem Gesichte zahlen.
Mein Herr / ist es doch Schade / daß er seine schwartze Kappe nicht mit einem Cavallier Habit vertauschen soll.
Jhr Gnaden das Kleid macht keinen Cavallier,
Wer in ein geistlich Hauß kömt / der muß auch der Geistlichen Manier gewohnen / und muß sich dergestalt in die Armen der Christlichen Liebe schliessen lassen.
Und jhr Gnaden hab ichs zu dancken / daß ich in diesem einsamen Orte die Christliche Liebe nach meinem Wunsch erfüllen kan.
An einen geringen Ort: doch welchen eine vornehme Person nunmehr so berühmt machen wird / daß ich alle vornehme Stiffts-Kirchen dagegen verachten wil.
Seine Wohnung wird ohne dem berühmt seyn / weil er ohne Zweifel unterschiedene Heiligen wird zu Patronen angenommen haben.
Ich habe meine Patronen gar höflich gebeten / sie möchten mich auff eine Zeit verlassen / weil ich eine unverstorbene Heilige zu meiner Beschützerin annehmen wolle.
Der Herr Pater beschämt mich mit seinen Worten / und aus allen Umständen kan ich schliessen / daß Geistliche Personen auch schertzen können.
Hey sa! nun bin ich ein ehrlicher Kerl / und wer mich vor des Vice-Roy seinen Diener ansieht / den heiß ich einen Schelm. Nun wil ich helffen rauben / brennen / todschlagen / und was sonst vor sieben freye Künste in der Welt mehr sind. Aber einen Mangel hab ich noch / dem ich von Hertzen gern abhelffen möchte. Denn die Bürger machen ein Regiment zusammen / die Weiber haben jhre Compagnien, die Bauren fahren jhre Svadronen auff: ja die Kinder marchiren in jhrer Ordnung daher / daß man seine Freude an den jungen Leckern sehen muß. Nun bin ich der Narr allein / und muß in meinem Regiment zu Fusse / Obrister / Rittmeister / Cornet / Corporal / Mußqvetirer / Drummelschläger und Profoß zugleiche seyn. Und ich halte / wer mein Regiment wird in die Winter-Qvartier kriegen / der darff mich nicht böse machen: denn wo ich einen Soldaten hencken lasse / so muß ich selber dran / und damit ist das Regiment ruiniret. Aber hört doch jhr Leute / könt jhr mir keinen Narren zuweisen / der unter meinem Commando mit aufziehen wil? Jhr Herren / ich bitte helfft mir aus / ich wil euch gerne wieder zu Ehren helffen / wenn jhr irgend / wist ihrs doch wohl. Ich bitte zum andern mahl / last mich nicht stecken. Wo jhr mich zum dritten mahl bitten lasset / so schwere ich / wo ein Narr unteren Hauffen ist / ich wil jhn mit Gewalt unter meine Compagnie stecken. Nu ich muß gute Freunde haben / so schweigen alle still. Ho / ho / ich weiß ein ander Mittel! da hab ich den Samen von einem Kraute / das heist auff unsre Frau Mutter-Sprache Narren-Kraut. Wie wärs / wenn ich einen Versuch thäte / ob mir auf dem Felde da junge Narren wolten aufgehn? denn weil niemand die Narren
Ich streue meinen Samen aus /
Viel Glücks zu dieser Müh!
Jhr jungen Narren komt heraus /
In meine Compagnie.
Nun es ist gewagt: zur Saatzeit hab ich schön Wetter: wo mir die Erndte brave zuschlägt / so werd ich ein stattlicher Kerl seyn / und werde mir zum Winter Qvartier eine Scheune bauen lassen / so groß als Neapolis.
Ach wie lange wird mir doch das Warten! ich dencke / ehe meine Compagnie zu stande kömt / so werden die andern jhre Beute weg haben. Ich weiß wol / was ich thue; ich wil den Kloster Keller besuchen / und wil den Acker mit den besten Weine begiessen / so hab ich einen doppelten Vorthel. Vor eines gedeyet mir die Frucht besser; und vor das andere kriegen mir die Schelmen besser Courage.
Es ist nicht anders als ich sage. Der Vice-Roy hat
Die Foderung ist ziemlich hart. Daß sie aber noch weiter zufahren und den Adel um die volle Autorität bringen wollen / dieses wird nicht eher geschehen / als biß uns ingesamt die Hälse gebrochen seyn. Was? hat der Adel von so langer Zeit her vier Vota gehabt / da hingegen das Volck nur mit einen sich behelffen müssen? und anitzo sollen wir die Fischer-Knechte und das andere Lumpen- Gesinde so weit kommen lassen / daß sie mit den Votis dem Adel gleiche werden? so wolt ich lieber die gantze Stadt in Gifft und Brande verderben sehen.
Ich weiß aber nicht / wie dem Ubel wird zu begegnen seyn. Die Zurüstung ist überaus erschrecklich. Alle Kaufleute / welche mit Gewehr und Munition handeln / die müssen jhren Vorrath heraus geben. Einer der auff Befehl des Masaniello mit seinem Pulver nicht heraus wolte / dem ist das Hauß in die Lufft gesprenget worden / darbey über 60. Personen jämmerlich zerschmettert sind: und es fehlete wenig / so hätten sie den Königlichen Pulver-Thurm preiß gemacht / wenn das Pulver nicht in aller Eil wäre in das Wasser geworffen und verderbet worden. Ach! so weit haben wir es gebracht / daß wir uns selber entwaffnen müssen / wofern wir gegen dem Feinde wollen sicher seyn!
So werden wir doch eines wagen müssen / ob meines Herren Bruders Autorität bey dem Volcke was ausrichten möchte.
Ihr Excellentz der Herr Vice-Roy wird an dieser Resolution ein sonderbahres Gefallen haben / und ich werde nicht säumig seyn / solche angenehme Zeitung zu überbringen.
Mich düncket / meine Anschläge werden die besten seyn. Es sind etliche Banditen auf des Volckes Seiten getreten / dieselben möchten sich durch unsre Geschencke zu etwas bewegen lassen.
So lange die offene Gewalt zu rasen pfleget / so lange sind die listigen Anschläge sehr zweifelhafftig.
Wir haben einen freyen Zutrit zu dem Wasser / welches durch Canale in die Stadt geleitet wird: vielleicht wird solches vergifftet / so fallen unsre Feinde wie die Fliegen dahin.
Der Bandite Peronne hat mir vor dieser Zeit etliche getreue Dienste gethan. Alldieweil er nun bey dem Masaniello sehr viel zu sprechen hat / so wird er sich leicht bereden lassen / das Volck mit Gifft / und den Fischer-Knecht mit einer Kugel aus dem Wege zu räumen.
So lange wir Leutselig seyn / so lange bemühen wir uns vergebens: Doch unsre Grausamkeit muß durch solche Bemühung entschuldiget werden.
So wil ich demnach erweisen / daß ich mit meinen bisherigen Reden ohne alle Schuld und Ursache bin verspottet worden / und die Bluthunde sollen mit jhren Schmertzen erfahren / was sie durch jhre Grausamkeit verdienet haben: Ich habe dem gesamten Volcke nicht wiederstehen können / als sie mich zu jhrem General bestätigten: gleichwohl aber so wil ich dieses geringe Fischer- Kleid zum Zeugen anruffen / daß ich nicht einen Heller von dem gemeinen Gute zu meinem Nutzen anzuwenden gedencke. So bald die Sache wird in einen ruhigen Stand gediehen seyn / und so bald unser Volck die alte Freyheit wiederum besitzen wird / so bald wil ich auch meinen Regiments-Stab mit einem Fischer Angel vertauschen / und die vorige Vergnügung meines Lebens desto frölicher geniessen.
Wir dürffen uns auf Seiten des Adels keiner gewissen Freundschafft versichern / biß wir unterschiedene Palläste zustöret / und ein allgemeines Schrecken unter die reissende Wölffe gebracht haben.
Und das Schrecken wird desto hefftiger seyn / wenn alles durch Feuer verderbet wird / damit auch kein Gedächtnis von dem Gottlosen Reichthum zurücke bleibet.
Es ist wahr! wenn sich die Bürger in den Raub theilen wolten / so möchten sie unter sich selbst uneins werden.
Es ist wahr! doch wenn der Adel wüste / wo die
Das Geld ist den armen Bürgern abgezwungen worden / so möchte man es nun der Bürgerschafft zum besten behalten.
Euer Rath taugt nichts! was in den verfluchten Häusern anzutreffen ist / das sol die Straffe solches Fluches in dem verzehrenden Feuer ausstehen. Auff / und rühret die Drommel / und folget mir in voller Ordnung auff den Marckt / da sollen euch die Häuser zur Verstörung angewiesen werden.
Mit grossen Herren ist nicht viel auszurichten: weil wir im Gewehre beisammen stehen / so geben sie gute Worte / darnach wissen sie schon wie sie uns beikommen sollen.
Wenn wir die Privilegia in die Hände kriegen / so werden sie es wohl bleiben lassen / daß sie uns beikommen.
Gar recht / so lange wir beisammen stehn; aber laß nur acht Tage in das Land kommen / und siehe darnach zu / ob so viel hundert tausend Mann werden im Gewehr bleiben.
Der Zorn wird sich gar bald mäßigen; Wir und unsere Kinder wollen essen: durch müßig gehn verdienen wir nichts; sollen wir aber nach unserer Gelegenheit arbeiten / so können wir nicht beisammen bleiben.
Ein jedweder Handwercks-Mann mag seine Büchse bey der Werckstadt liegen haben / daß er bey dem Sturm-Schlage mit heraus wischen kan.
Es muß aber allezeit eine Menge beisammen seyn / welche den Thürmer commandirt / wenn er stürmen soll.
Aber giebt es keine Versäumnis? ob wir bißher mehr Contribution gegeben / oder ob wir ins künfftige wenig Geld verdienen?
Mir nicht. Ich wil mich bey meinem Müssiggange gar wohl befinden / und mancher Edelmann soll mich um eine Wohlthat ansprechen.
Ach Bruder / gedencke mir nicht an den Adel: er schweigst itzo stille / und läst euch außrasen; aber ich fürchte / sie werden eine Karte mit einander mischen / dabey mancher seine Ehre / sein Gut und sein Blut verlieren möchte. Ach! warum leben wir nicht friedlich? hat uns GOtt eine schwere Last aufgeleget / so ist es besser unrecht leiden / als unrecht thun. Und wenn wir uns lange wiedersetzen / so werden wir doch wieder GOttes Willen nimmermehr zu freyen Leuten gerathen.
Ha du Verräther / du Schelm / wilstu auf den itzigen Obersten lästern? das sol dir dein Leben kosten / und wenn du Stahleisen feste wärest.
Ich stehe bey der Bürgerschafft / und was ich aus Schertz gegen einen guten Freund rede / das wird mir zu keiner Verantwortung gereichen.
Ey du liebes Hertzgen hastu auch geschertzt? komm / komm / ich wil dir in der freyen Lufft einen Tantz-Boden bauen lassen / da soll dich niemand an deinem Schertze verhindern.
Die Zeiten haben sich in hundert Jahren geändert: es ist alles / dem Werthe nach gestiegen. Ein Bauer / ein Handwercksmann / ein Kauffman verdient itzt mehr Geld
Wenn die Herren von nichts anders reden wollen / so möchten sie wohl jhre Gesandschafft gesparet haben. Wir weichen nicht eher / als biß die Privilegia da sind / und biß dem Volcke zwey Castelle / zur Sicherheit eingeräumt werden.
Es ist uns Leid / daß sich eine leichte Sache so schwer machet; sie geben Achtung auff uns / wir wollen unser Blut zu Pfande setzen / wofern nicht alles dem Volcke zu angenehmer Vergnügung soll beygeleget werden. Sie schonen nur jhrer Königlichen Majestät in Spanien.
Wie die Königliche Majestät in Spanien soll respectiret werden / solches wissen wir gar wohl. Und der Vice-Roy darff uns keine Lehr-Meister deswegen aus dem Castell herunter schicken.
Wir begehren niemand zu tadeln: aber das möchten wir wünschen / daß ein jedweder möchte glückselig seyn.
Ach nein. Wir haben so klare Vollmacht / alle Gnade von jhrer Excellentz anzukündigen. was man ohne Weitläufftigkeit verrichten kan / dasselbe soll man auf so gefährliche Manier nicht fortsetzen. Sie bedencken was Neapolis vor Heiligen in der Kirchen hat / welche gewißlich bey solchen Tumult wenig Affection gegen die Stadt gewinnen werden.
Ich bin auch ein Geistlicher / aber deswegen wil ich mich vor den Heiligen nicht fürchten. Es hätte mancher den Heiligen Gennatio eine grössere Wachs-Kertze auffgestecket / wenn jhn der schwere Zoll nicht von allen Mitteln gebracht hätte.
Ich dachte / sie wolten mit dem Volck tractiren. Drum möchten sie die Heiligen immer mit frieden lassen; Und ich rathe jhnen was gutes / wo unser Begehren nicht in allen Stücken vollzogen wird / so packet euch nur
Diesen Abschied könnt jhr dem Vice- Roy wieder zubringen. Lasset jhr euch in der Stadt ertappen / wenn unsern Obristen von eurer Verrichtung Part gegeben wird / so geben wir vor euer Leben keinen Pfennig.
Darum mag es dabey bleiben / die gantze Bürgerschafft muß ruiniret werden. Wenn die Hunde todt sind / so können sie nicht beissen.
Es wird sich gar wohl thun lassen. Jhr Genaden nehmen das Werck auf sich die Brunnen zuvergiften / damit das Volck ohn unserm Schwerdt-Schlage vermindert werde. Ich an meinem Orte wil fünff hundert Banditen verschreiben / unter dem Vorwand / als wolt ich unsere Macht damit verstärcken; dieselben wil ich allezeit beysammen halten / biß Masaniello durch ein kaltes Eysen / oder durch ein bißgen Bley gefället ist: damit wollen wir die Stadt auff mehr als funffzig Orten in den Brand stecken / und den gesamten Adel die Freyheit überlassen / wie viel sie von dem Volcke niederschlagen / und welche sie ferner zu lebendigen Sclaven behalten wollen.
Wir haben unser Büchsen-Pulver in das Wasser geschüttet / gleich als hätten wir zuvor gesehen / wie so schlechter Wiederstand bey diesen Fischer-Tumult würde von nöthen seyn.
Mons. Peronne, nur die That beschleuniget. Gefährliche Consilia sind am mächtigsten / wenn sie bald jhren Zweck erreichen.
Ich habe die Banditen in meiner Hand: es soll kein Tag vorbey gehen / so wollen wir den Anfang zu einem Wercke machen / davor die gantze Welt erzittern sol.
Geht es wohl von statten / so wird es bey den 18000. Cronen nicht verbleiben / welche wir schrifftlich versprochen haben; sondern die Zulage soll sich nach dem Verdienste richten.
Doch das Beste hätte ich bald vergessen. Ich werde indessen die Häuser auf dem gantzem Marckte mit Pulver Miniren / auch so gar die Kirchen der Heiligen Maria del Carmine in einen heimlichen Keller mit so viel Pulver versorgen / damit des Masaniello Todt den gantzen Adel durch einen erschröcklichen Knall könne angedeutet werden: damit werden die Häupter von der Faction in die Luft zerstreuet seyn / und ehe sich das andere Volck im Schrecken besinnen wird / so hat der Adel seine freye Hand. Mit einem Worte / ich wil einen Donnerschlag erwecken / welcher in einem Augenblicke mehr als 150000. Menschen betreffen sol.
Es ist besser / wir leben in einer verwüsteten Stadt / als daß wir dem Volcke schimpfliche Conditiones eingehen: Allein wer sol so eine Qvantität Pulver an die Hand schaffen?
Wer auf das Banditen-Handwerck ausstudieret hat / der gedencket an keinen Vorschlag / dabey jhm noch die Mittel verborgen sind. Ich bin des Masaniello Oberster Leutenant / und habe dergestalt das Pulver zu commandiren / daß ich ungefehr 15000. Pfund leicht in den Kellern austheilen kan.
Ich sehe / wir haben mit einem Menschen zuthun / der unsers Erinnerns und Einrathens nicht von nöthen hat.
Ich wolte das Gespräche weiter fortsetzen: doch bey gefährlichen Anschlägen soll niemand auff einen bösen Verdacht verleitet werden; also recommendire ich mich zu jhrer Gnaden Affection.
Die Banditen werden sich an des Volckes Auffnehmen nimmermehr erfreuen. Weil der gute Kerl von dem Masaniello auß dem Gefängnis erlöset worden / so stehet er jhm freylich bey / so lange jhm keine Gelegenheit gewiesen wird / auf die hinter Füsse zutreten. Doch wir werden jhr Excellentz die fröliche Zeitung bringen.
Er hat uns Vollmacht gegeben nach unserm Gefallen zuschliessen: da nun kein ander Mittel verfangen wil / so wird jhm der einzige Vorschlag nicht zu wieder seyn.
Wenn es geschehen ist / so wollen wir die Ehre haben / unsere Thaten zurühmen: itzo mag unsere treue Vorsorge denselben unbekannt seyn / derer Bestes am meisten gesuchet wird.
Ja als ich meinen Mann / nunmehr meinen Herren Obersten nahm / so hätt ich mir solche Ehre nicht träumen lassen.
Ha / ha / dabey bleibt: wer wil uns die Ehre wieder nehmen? ich bleibe nun die Zeit meines Lebens eine Fürstin.
Ach gesegnet sey mein Leib / der solche statliche
Es muste so seyn: damit werden wir zu grossen Leuten. Ach / wie wil ich nun den Bluthunden befehlen / die mich sonst vor einen Hund ansahen. In wenig Tagen soll ein Silbernes Stücke mein geringstes Kleid seyn / und welche Perlen nicht so groß als Haselnüsse seyn / die wil ich mit Füssen treten.
Aus dem Wege / wer sich nicht wil ein Zeichen an den Backen brennen lassen. Es geht itzt über des Zöllners Hauß; dem fehlt nichts mehr / als der rothe Hahn auf dem Dache / der soll jhm nun sehr zierlich darauff gesetzt werden.
Ey / kömt mirs heute so gut / daß ich die liebe Obrigkeit in einem Weiber Kleide sehen kan? last euch doch fein recht beleuchten.
Je du gnädige Mistfincke! wenn ich dir nun die Augen ausbrennte / und klebte die Lücken mit Leime zu / wem hätte ich doch unter den vornehmen Leuten was zu Leide gethan?
Alte Mutter / euer Leiden wird in der Welt am längsten gewehret haben: und was jhr vor funffzig Jahren gelitten habt / das ist nun vorbey / und komt nicht wieder: wolt jhrs nicht glauben / so nehmt den Rispel zu Pfande.
Wer mich angreifft / dem kan ichs nach mei nem Gefallen verzeihen. Aber was meiner Frau Schwieger-Mutter geschieht / dabey laß ich mein Leben. Gib dein Licht her.
Ich dachte die Wachs-Kertze. Junge geh doch
Jhr Kinder / geht mit euren Fackeln nein / daß jhr nicht schaden nehmt: denn es ist eine gefährliche Schlacht vor der Thür.
Du Bernheuter / gläubstu nicht / daß mein Mann nach den Obersten der vornehmste in der gantzen Welt ist?
Ja / ja / ich habe die Zeit meines Lebens zwey mahl gebadet / so viel als ich von meiner Sel. Frau Mutter verstanden habe. Wil mir jemand die Ehre wiederum umsonst anthun / so bin ich als ein armer Diener zu frieden.
Aber jhr seid nicht seine Durchlauchtige Frau? ich hab jhm geschworen als einen Obersten getreu zu seyn: aber das mir seine Frau commandiren soll / das glaub ich nicht. wer lange Hosen hat / der ist nicht meine Obrigkeit.
Frau Schwägerin / Frau Mutter / Frau Schwester / ach sie kommen so bald es möglich ist. es giebt in den Häusern so schöne Beute von Geld und andern Sachen / und doch wil der Herr Schwager alles verbrennen
Das war ein Ebenbild von einem artigen Frauen-Zimmer. Vor etlichen Tagen wahren jhre Männer nur Fischer-Knechte / und sie danckten GOtt / wenn sie des Tages etliche Pfennige zum besten hatten. Nun reden sie von lauter Fürstlichen und Königlichen Sachen: da wollen sie mit gestückten und verbremten Kleidern prangen. Ach wie wohl weiß der liebe GOtt sein Regiment zuführen! daß er in der Welt so viel arme Leute leben läst: denn er sieht wohl / wie so gar wenig Leute sich in das Reichthum schicken können / und wie stoltz eine arme Frau werden kan / wenn sie nur zwey Tage was vornehmes gerochen hat. Doch siehe da / meine Fackel ist gar finster worden / ich werde meine Compagnie wieder ausstaffieren / daß ich in den heilsamen Hauß-Stürmen nicht der letzte bin.
Hierdurch erweisen jhr Excellentz eine Bestendigkeit / welche von der Nach-Welt soll verwundert werden / in dem sie dem rasenden Volcke nicht alles zu Willen thun.
Ich wolte diese Tugend selber loben / wenn die Zeit also beschaffen wäre / wie man wünschen möchte. Doch
Der Adel soll nichts verliehren: er soll sich nur so lange bücken / biß der Sturm-Wind vorüber geht: Als denn wird er sein Haupt so gut aufrichten können / als jemals.
Das Gleichnis hat mir sonderlich wohl gefallen; jemehr sich ein Gras vor dem Winde gebücket / desto besser kan sich der Stengel bey dem gelinden Wetter wiederum aufrichten.
Nachdem die gantze Stadt seine Autorität verachtet / so ist er kein Vice-Roy. zum wenigsten muß er so weit nachgeben / daß er nicht wie ein harter Eichbaum im Stürmen zubrochen wird.
Wenn er auch den Pöbel zu der vollen Raserey kommen läst / so wird er die Königliche Gnade schwerlich verdienen.
Jhr Eminentz werden jhren hocherleuchteten Judicio nach dergleichen Vorschlag nimmermehr auf die Bahne bringen / wenn es dem Staate zum Verderben hinaus schlagen solte.
Jhr Excellentz / so dann auch der gantze Adel / mögen versichert seyn / daß ich von jhrer Parthey nimmermehr abstehen werde. Doch wofern sie bey diesen verwirten Zeiten einige Hoffnung auff meine Cooperation setzen
Jhr Eminentz geben dero Väterliche Sorgfalt an den Tag / und wir müsten uns hoch versündigen / wenn unser Ungehorsam sich wiederspenstig erzeigen solte. Jhr Excellentz der Vice-Roy soll alsobald in diesen Sachen informiret werden.
Und in wehrender Zeit wird die Wohlfahrt des gantzen Staats Eur Eminentz zu Väterlichen Händen überliefert.
Was vor Mühwaltung muß eine Person über sich nehmen / welche sich zwischen ungeduldigen Partheyen in das Mittel schlagen soll! Das Volck wil alles haben: der Hoff wil in keinem Stücke weichen / und beyde wollen sich auf meine Autorität beruffen. Und wofern ich bey den Grossen nichts erhalten kan / so werden mir die Gemeinen ins künfftige wenig zutrauen. Doch was bringen diese Freunde guts? Aus jhren Angesichte kan ich sehen / daß ich etwas neues zu sorgen bekomme.
Jhr Eminentz / wir kommen zurücke / weil numehr lauter traurige Spectacul durch gantz Neapolis auffgestellet werden.
Und ich habe mich mit Willen entzogen / alldieweil die Hoffnung zu allem Vergleiche nunmehr in den Brunn gefallen ist. Ach du armes Neapolis, mit wie viel kostbaren Millionen wird sich dieser Schade wiederum erkauffen lassen?
Ich höre / daß ich erschrecken soll: Gleichwohl aber weiß ich nicht / was mich vor Ursache darzu beweget.
Ach! die schönsten Palläste stehen in vollen Flammen. Raub / Plündern und Verwüsten ist bey dem verfluchten Gesinde gleichsam ein freyes Handwerck worden.
Ach / was vor Raritäten werden auf einmahl zu schanden gehen? und was unsere Vorfahren dieser Stadt zum Nachruhm mit grossem Geld erkauffet haben / das soll durch diese Unmenschen auf einmahl verwüstet werden!
Hab ich doch längsten davon prophezeyet. Zu Hofe wollen sie den Bogen höher spannen / als die gegenwärtige Zeit vertragen kan; so hat endlich das Ungewitter seinen freyen Lauff.
Ich bin ein Geistlicher / und habe mich deswegen aus der Welt begeben / daß ich mein Reichthum ausser der Welt suchen soll / sonst würde mich der Verlust so vieler Wunderwercke von Hertzen betrüben.
Doch wer so weit in die Welt gelassen ist / daß er vor die Weltlichen Einwohner Sorge tragen soll / der muß sich gleichwohl betrüben / wenn die Göttlichen Gaben und die kostbaren Güter so gar übel angewendet werden.
Es stehet nicht in unserer Gewalt. Was der Pöbel heute verderben wil / das wird durch Menschliche Gewalt nicht erhalten werden.
Die gantze Stadt wird in einen Stein- Hauffen verwandelt. Der schöne Pallast des Herren Fetitia ist in Grund verstöret; was von Mobilien und andern Reichthum darinnen ist / das wird auf einen Hauffen gelegt / daß es verbrennen soll. Und jemehr die Flamme herum lodert / desto mehr ruffen die rasenden Buben: Das ist unser Schweiß und Blut: Also sollen die Seelen dieser Bluthunde in dem Höllischen Feuer brennen.
Ist mir recht / so ist es eben der Mann / der sich mit dem Mehl-Zolle treflich bereichert hat. Ach du lieber GOtt / nun heist es: wie gewonnen / so zerronnen; Wer den Kalck zu seinem Pallaste mit fremden Thränen einweicht / der darff solchen der Nachwelt gar selten versprechen.
Ingleichen hat Herr Dasila eben an einen solchen Tantz gemust / da nur fünff und zwantzig Kasten / so mit den köstlichsten Reichthum erfüllet gewesen / in der Asche liegen.
Er ist mir nicht unbekannt. Es war ein Becke / der das Brodt auf dem Buckel zu kauffe trug / biß er sich hinter die Zölner partirte / und ein gutes Fundament zu einem Fürstlichen State legte. Also wird das Volck die Rache an solchen Orten am meisten auslassen.
Ach / der wunderschöne Pallast / welchen der Spanische Rathsherr Antonius de Angelo hat aufführen lassen / der fällt nunmehr unter den muthwillen des Pöbels in einen schändlichen Stein- Hauffen.
Wohl / es ist derjenige / welcher bey Zeiten des vorigen Vice-Roy manche Einfälle hatte / neue Aufflagen einzuführen.
Der ehrliche Mann muß nunmehr vor seine Sicherheit büssen. Gestern hatten jhm etliche verwegene Buben die Thür eingeschlagen / und da mangelt es jhm an Zeit nicht / wenn er seine beste Sachen hätte salviren wollen. Allein er gedachte / weil er ein Gelehrter wäre / so würde sich das Volck an ihm nicht vergreiffen.
Eine grosse Einfalt von dem Gelehrten Herren. Wo der Vice-Roy mit seinem Respecte liegt / da wird eine Studier-Stube wenig verschonet werden. Doch ist die Beute groß gewesen?
Es muß alles auf den Holtz-Hauffen; so gar seine zwo schöne Carossen / samt vier köstlichen Pferden und zwey Maul-Eseln / denen sie das Eingeweide auß dem Leibe rissen / und solches nebst den todten Aessern in die Gluth worffen / welche mit etlichen Fässern Oel zu guter Nahrung gebracht ward.
Ein Diener offenbarte tausend Cronen / welche in dem Miste verborgen waren / und also muste dieses Gold auch in den grossen Schmeltz- Tiegel.
Ach / das wird am meisten beklagt: So viel 1000. Cronen als sie gekostet hat / so unbarmhertzig hat sie auf den grossen Feuer-Hauffen folgen müssen.
Es ist ein allgemeines Unglück / welches die meisten Bibliothecken verderbet und viel gelehrte Schrifften der Nachwelt aus den Augen gerissen hat.
Aber wil sich niemand erbarmen / daß die andern Raritäten von Neapolis nicht auf einmahl zu Grunde gehen?
So wollen wir keinen Fleiß sparen. Jhr andern verfüget euch in das Castell / ob etwan der Vice-Roy die verlangten Sachen beschleunigen wolte.
Ich gedachte es wohl / daß mein Pallast nicht würde verschonet bleiben: doch die besten Vogel sind ausgeflogen / die ledigen Wände kunt ich nirgends hin packen: also haben sie den unsinnigen Buben zu einem Freuden-Spiele gedienet. Aber ist der Zöllner Valencano verschonet blieben?
Sein Hauß lieget der Erden gleich / und das Volck hat eine sonderbare Grausamkeit gegen dieses Hauß gebrauchet.
Der gute Kerl war Anfangs ein Schreiber auff dem Kauff-Hause: Darnach als jhm der Mehl-Zoll in die Hände fiel / so müssen freylich die Accidentia was ehrliches
Es ist alles dem Feuer zu Theil worden / nur in einem Stücke hat Masaniello seine Natur verändert: Denn es waren zwey Fäßgen mit Ungrischen Ducaten in ein Fenster gemauret / diese ließ er nicht verbrennen / sondern gab sie in sichere Verwahrung.
Ach freylich: er ist des Königes Secretarius: die besten und gewissesten Documenta hat er bey sich / damit hat Neapolis einen Schatz aus der Antiqvität verlohren / welcher sich mit keinem Golde wieder ersetzen läst. Die Geistlichen Schildereyen wurden in die Klöster ausgetheilet / doch die besten Kunst-Stücke / welche Weltlich waren / die musten mit den Büchern in das Feuer / und der Vorrath war so groß / daß sie an zwey Hauffen nicht genung hatten / sie musten auch den dritten anzünden.
Es wird nicht lange anstehen / so werden alle Kirchen und Klöster exeqviret werden / dahin niemand das geringste salviren kan.
Meine Sachen soll niemand ausforschen / und also komm er mit mir; weil mein Hauß brennt / so wird ein frischer Trunck wohl schmecken.
Ich frage / wolt jhr pariren? jhr habt etliche Sachen aus den gestürmten Häusern in das Kloster geschafft: drum schickt jhr Excellentz der Stadt Oberster mein gnädiger Herr seinen vornehmen Leutenandt / und wil die Sachen heraus haben.
Ey / ey / du alter Causenmacher / es ist freylich ein Irrthum: Die Kasten haben sich verirrt; aber die rechten Wege sollen jhnen schon gewiesen werden.
Du bist ein schwacher Schelm / aber deine Lügen sind gar starck. Ich frage nur / sol dein Kloster flugs den itzigen Augenblick da in der Aschen liegen?
Guter Freund / ich hab es nicht gewust / daß man im Kloster lügen lernte. Komt nur / komt / und last mich eure Fuchslöcher visitiren / darnach wil ich schon aus gutem Gewissen reden.
Ach jhr Herren / es soll alles willig heraus gegeben werden. Verschonet nur des Heiligen Ortes / daß keine Gewalt darinnen begangen wird.
Die Rotte war mir zugeschwinde auff den Halse / ich hätte sonst um ein Trinckgeld tractiret / denn es heist / wir sind Soldaten; aber niemand giebt uns was / und stehlen sollen wir nicht. Der Vice-Roy hat mir auch seine Küche und Keller nicht mit vermacht / damit wäre Signor Allegro wohl zu frieden / wenn er ein klein nefas mit dem Trinckgelde machen könte.
So komt numehr jhr getreuen Neapolitaner / und sehet / wie sich der Staat / von eurem Vaterlande verändert hat. Die Bluthunde liegen zu Boden / welche sich mit eurem Marcke gesätiget haben: Und wer nunmehr die H. Justitz um Hülffe anruffen wird / der soll durch keinen unnöthigen Process aufgehalten werden. Herr Geonino, was ist dieses vor ein Libell?
Stracks / last diese Güter gleiche mit einander theilen / oder es sol der schuldige Theil den Kopff lassen.
Und hie sollicitiret ein ehrlicher Mann um eine Post Geld / welche jhm auf dem Rath-Hause versaget worden / da er doch Brieff und Siegel darüber hat.
Hie giebt ein ehrlicher Mann ein Schreiben ein / der beschwerst sich gegen seinem Nachbar / daß er jhm die Kosten zu der Schiedewand nicht wolle tragen helffen.
Jagt den unruhigen Nachbar aus dem Hause / und last jhn so lange in dem Gefängnis zappeln / biß er gewilliget hat.
Mein Herr / da ist ein Bürger / der hat geseuffzet / als wir dem Schelmen / dem Mehl-Zöllner das Hauß verbrennten.
Mein Herr / dieser hat in seinem Hause unterschiedene Gewehr gehabt / und auf ergangenen Befehl / hat er solches verschweigen wollen.
So wil ichs ungebeten thun. Mein Herr / es ist ein Befehl ausgegangen / daß die Gassen sollen gekehret werden: Die Frau hat sich wiedersetzt / und ist ungehorsam gewesen.
Was fragen wir darnach? Kanstu sie erleiden so sind wir zufrieden / wilstu nicht / so lauff davon / wo du kanst.
Mein Herr / es ist befohlen worden / daß ein jeder das Bild des Königes in Hispanien über die Thüre setzen soll: Dieser Edelmann ist ungehorsam gewesen.
Die Unwissenheit wird mich entschuldigen / ich kan wohl sagen / daß mich kein Mensch dessentwegen erinnert hat.
Mein Herr / ich bin gerecht / und wofern jemand
Der rechte Augenblick ist schon ver schwunden. Reisst ihn hin / und weil jhn nach einem ehrlichen Tode verlanget / so mag er zur Gnade archibusiret werden.
Ach! jhr Freunde / wo seyd jhr? lernet diesem Herren gehorsam seyn / daß jhr nicht eben diese Strasse gehn müsset.
Hertzliebster Mann / da ist ein verfluchter Schelm / der hat das Brodt um etliche Untzen zu leicht gebacken.
Gewiß ich habe keine Schuld: ob meine Frau oder der Beck-Knecht etwas versehen hat / dawieder wil ich nicht streiten.
Ich habe mich gar gerne nach dem Befehl gerichtet / ich wil auch ins künfftige das Brodt gar gerne selber wiegen.
Du Bösewicht / du solst es am längsten gewogen haben. Auf / und wo der nechste Back-Ofen ist / da steckt den Betrüger in die volle Glut. Unser Handel ist wegen des Brodtes angefangen.
Wir wollen dich in den Back-Ofen weisen: kanstu was darinnen zu wege bringen / so wird dir das Handwerck nicht geleget werden.
Es ist ein Pallast verbrennt worden / und da hat das Feuer eine Speckseite etwas weit in die Gasse hingetrieben / die hat der Schelm wieder das Gebot aufgehoben und gefressen. Und hat er nicht verdienet / daß sein schelmischer Rump mit auf den Holtz-Hauffen geworffen wird?
Herr / ich wolte mir gerne etliche Pfund Courage in den Leib fressen / daß ich desto geschickter würde / die andern Häuser zu stürmen.
Die Entschuldig erhält dich beym Leben. Doch damit die Gerechtigkeit nicht beleidiget wird / solstu funffzig scharffe Streiche auf die Achseln bekommen. Jhr wisset / wem die Execution zukömt. Jhr andern aber folget mir / daß die Rechnung der Palläste / welche die öffentliche Strafe ausstehen sollen / einmahl vollzogen wird.
Und wo du ungeduldig bist / so wollen wir entschuldigt seyn / wofern die funffzigste Zahl überschritten wird.
Ey / jhr lieben Brüder / es war nur Vexiererey: was ist dem Herrn Obersten damit gedienet / wenn mir die Achseln weh thun?
Aber was ist dir mit gedient / wenn wir ungehorsam seyn / und von dem Herrn Obersten gestrafft werden?
Unser Soldaten-Standt hat nicht lang gewähret: wo wir unsern Weibern die Beute berechnen sollen / so werden wir trefliche kleine Register machen.
Was frag ich darnach? ich habe mich an meiner
Es ist wahr / ein Bauer ist ein schröcklicher Narr / wenn er in den Krieg zeucht. Denn Arbeit hat er voll auff. Und wenn es zum Fressen / Rauben und Stehlen komt / so hat er gemeiniglich noch nicht Feyerabend.
Er ist gewiß in einen Feurigen Zeichen gebohren / daß er alles so gerne verbrennen läst. Ich wolte die Ducaten anders brauchen. Manch ehrlicher Kerl hätte auf das Geld / das so unnützlich verdorben ist / sein Lebetage können ein rechtschaffener Müßiggänger bleiben.
Aber / was dünckt euch dann von dem Lermen / der in der Stadt angefangen ist? wird es auch einen guten Ausgang gewinnen?
Da laß ich sie dafür sorgen: Wenn nur mein Juncker auch was darvon kriegte. er hat es an uns armen Unterthanen redlich verdienet.
Ich mag meinem Juncker kein Unglück anwünschen: es ist der alte Bund / daß ein Bauer geschoren wird: Und der neue Bund ist dieser / wers nicht leiden wil / muß sich doppelt scheren lassen.
Sie versuchens / wie weit es angeht. Wenn die grossen Herren jhre Räncke werden fertig haben / so mögen sie zusehen / wo sie die Köpffe zusammen auflesen.
Aber hört jhr Cameraden, Stehlen und Rauben ist in der Stadt zu einer freyen Kunst worden. Wie wäre es / wenn wir auf dem Lande das Handwerck auch anfiengen?
Ich wil zusehn: schlagt jhr was todt / so wil ich
Wir müssen uns nach dem Wetter in der Stadt richten: So lange als keine Boßheit da gestrafft wird / so lange wird niemand der Bauern halben eine grosse Richter-Banck bauen lassen.
Gebt mir die Hände und sagt mir zu / daß wir für einen Mann stehen wollen / der erste Kerl der uns begegnet / der soll uns das heutige Gelach bezahlen.
Ich habe des Stadt-Lebens gar überdrüßig. Und wenn ich vor eine Speckseite solche Schmertzen in der Achsel erdulden soll / so werd ich eine Gelegenheit auf dem Lande suchen / da ich des Tages ein Gerichte Rebhüner und Forellen verdienen kan.
Ich spreche / er ist eines Edelmannes Diener / der die Edelgesteine auf das Dorff hinaus tragen soll.
Ich habe mich manirlich müssen davon stehlen / daß mir meine kleine Narren nicht nachgelauffen seyn; denn ich wuste nicht / wo ich meine Compagnie unterhalten solte.
Nun begehren wir deinen Gruß nicht: Gib her / was du hast / oder dein Kopff soll so weich werden, als wie ein neugebackener Kühfladen.
Das lassen wir wohl bleiben; ich weiß auch einen Schelmen, der hatte seine Ducaten in das Hemde genähet.
Ach! jhr seht ja / wie das Hemde hinten und forne zerrissen ist: wo wil doch ein Ducaten darin beherberget werden?
Ach jhr Herrn. Meine Mutter hat mirs zum Mahlzeichen gegeben / daß sie mich einmahl in der Welt wiederfinden kan.
Ich wil nicht sterben: Aber ich wil auch an das fröliche Land-Leben gedencken / und nunmehr wird es müssen ein reicher Herr seyn / der mich aus meiner Noth erlösen kan.
Es ist mir von Hertzen lieb / daß jhr Excellentz gewilliget haben / das Privilegium Caroli V. zu übersenden / und weil ein Eigenhändiger Brieff darbey ist / so wird sich das Volck um so viel desto geschwinder besänfftigen lassen.
Es ist ein wichtiges Werck. Das vergangene kan nicht gebessert werden / und die gegenwärtige Besserung scheinet dem Respecte jhrer Königlichen Majestät entgegen zulauffen.
Das Schreiben ist schon von etlichen von Adel fort geschickt / also werden wir bald vernehmen / was jhr Eminentz vor Autorität beitragen werden.
Der Herr Secretarius wil es nicht wissen. Es wird etwas beschlossen / welches kein ehrlicher Neapolitaner wünschen kan.
Jhr Gnaden halten mich entschuldigt / daß ich von keiner schädlichen Sache Wissenschafft gehabt. Doch sag ich dieses / jhr Excellentz werden sich nimmermehr etwas gefallen lassen / dadurch die Wohlfahrt dieses Königreichs vermindert würde.
Ich rede mit einem vornehmen Freunde / welchem ich wohl etwas vertrauen kan. Es ist an dem / daß sich der Hertzog Caraffa anerbothen hat / dem Auffruhr ein Ziel zustecken. Indem er sich aber dabey heraus gelassen / wie solches vor dem Ausgange keinem Menschen dürffe offenbahr werden: Also werden jhr Exellentz auch entschuldiget seyn / wenn etwas wieder die offenbahre Billigkeit lauffen solte.
Hertzog Caraffa scheinet mir zu hitzig. Vielleicht legt er ein Feuer an / welches jhn selbst und viel andere rechtschaffene Leute verzehren möchte.
Wir müssen dem Unglück auf Seiten des freyen Volckes den Lauff lassen: Wer wil nun die Anschläge verhindern / welche man auf Seiten des Adels ersinnen möchte?
Ich möchte dem Volcke ein Unglück von Hertzen gönnen / daß die Aufwiegler und die Mordbrenner zu rechter Zeit belohnet würden. Allein / wo der Vogel / den ich habe singen hören / dem Fischer-Knechte was zu Ohren trägt / so möchte ich mir die Flucht und den Pilgram-Stab erwehlen.
Die Zeit ist kurtz / wofern ich von weiten zusehen wil / was in der Stadt nach Ubergebung der Briefe erfolgen wird.
So wollen wir uns auf die Reise machen / alldieweil wir doch der Welt ein ungewöhnliches Schau-Spiel aufführen sollen.
Ich bin bereit. Und weil ich manchem Neapolitaner eine ziemliche Revenge schuldig bin / so werd ich als ein ehrlicher Bezahler erscheinen.
Und ich werde doch wohl zu fressen und zusauffen haben: Und wenn keine Stadt in der Welt zufinden wäre / die Neapolis hiesse.
Es ist doch ein lustiges Leben um einen Banditen. Er fürchtet sich zwar vor etlichen Leuten; doch die gantze Welt muß im Gegentheil jhm mit Furcht oder doch mit Respecte begegnen. Hätte mancher / der einen grossen Titel führet / nicht unsre Dienste von nöthen / so würde dieser Stand nicht so viel Liebhaber antreffen.
Wir sind ehrliche Kerlen. Und ich habe es mein Tage gesehen / die Pursche ist niemals ehrlicher / als wenn sie wegen eines Schelmstückes einig werden.
Und dieses hoffen wir auch von dem Herrn Bruder / nach dem er sich in unsere Gesellschafft begeben hat.
Jhr Herren / so wahr als ich ein rechtschaffener von Adel bin / ich habe mich einmahl resolviret / gutes und böses mit jhnen auszustehen.
So recht / die Probe wird es noch diesen Tag ausweisen. Der rasende Fischer-Knecht muß über den Hauffen geschossen werden. Hernach wollen wir ein Feuer anzünden / welches den Brand der alten Stadt Troja beschämen sol.
Der neue Herr Bruder sieht einem Constabler sehr ähnlich: er wird müssen zu der Mine commandirt werden.
Man sieht es wohl / daß jhn der Rauch geschwärtzet hat: Allein es wird gewiß in demselben Lande gewesen seyn / da man das Pulver nach dem kleinen Centner auswiegt.
Wir halten uns auff. Versamlet das Volck / daß wir den March nach der Stadt thun. Signor Peronne soll unser Commendante seyn. Wenn es jhm belieben wird / soll Masaniello im Blute / und die Stadt im Staube liegen. Im übrigen schonet keines Menschen von dem Pöbel: vielleicht wird euch diese Arbeit mit vielfältiger Beute belohnet werden.
Vielleicht / wenn es zum Ausreissen kömt? von wem ich etwas halten soll / der muß sich etliche mahl im Felde gewiesen haben.
Jhr Hochwürdigste Eminentz leben versichert / daß die gegenwärtige Mühwaltung von dem gesamten Volcke mit unsterblichen Dancke wird gerühmet werden.
Mein geliebtester Sohn / ich thue / was mir möglich ist / und welcher mich in meiner Hoffnung nicht betreuget /
Es ist mein einziger Wunsch / wie diese Stadt möchte zu guter Ordnung gebracht werden / daß ich nach Anleitung meines Fischer-Habits mein altes Handwerck wiederum ergreiffen könne.
Da behüten mich alle Heiligen davor / daß ich den Nahmen haben wolte / als wenn ich eines Hellers wegen zu diesem Anlauff Anlaß gegeben hatte. Das Volck hat mich zum Obersten erwehlet / damit wil ich so lange dienen / biß man keines Obersten bedürffen wird. Das heist / wenn der Göttliche Beruff wieder vorüber seyn wird / so wil ich meinen alten Beruff wieder anfangen.
Mein geliebter Sohn mag nach seinem Gefallen handeln. Indessen / was haben wir vor Hoffnung zu einem Vergleiche?
Jhr Excellentz haben gute Macht in die Kirche herunter zukommen; denn das Exemplar von dem Privilegio befindet sich gar richtig.
Weil auch jhr Excellentz in der itzigen Schrifft nichts anzügliches eingerücket hat / so werden wir uns desto eher behandeln lassen.
Vor wenig Tagen ward uns als Rebellen Perdon versprochen / da wir doch den König vor unsern Herrn halten / und nimmermehr gedencken einer Rebellion schuldig zu seyn.
Jhr liebsten Söhne / wo man vom Frieden handelt / da muß man die Resolution haben alles vergangene zu vergessen.
Es soll auch vergessen seyn. Jhr Eminentz spatzieren in die Kirche zuvor hinein / ich wil bald Ordre geben / daß sich das Volck zu Verlesung der Privilegien versamlen soll.
GOtt lob / daß wir diesen Brieff in den Händen haben! das soll die Grundfeste seyn / darauff unsere Freyheit bestehen wird.
Mein Herr Oberster / es sind fünff hundert Banditen / welche sich erboten haben / dem Volcke zum besten jhre Dienste zuthun.
Was wäre dieses von nöthen? Sie müssen jhre ordentliche Auffwartung zu Fusse verrichten / biß sie Ordre haben jhre Pferde zusatteln.
Wer wil aber bey einem Obersten Dienste verlangen / bey welchem ein guter Anschlag so verworffen wird?
Hiemit ist mein Befehl. Lasset die Banditen von einander gehn / oder ich wil sie mit umgedrehten Hälsen zu der Stadt hinaus schicken. Folgt mir nach in die Kirche.
Verfluchter Trotz-Kopff! hätte mir deine widersinnige Natur nicht so leicht die besten Anschläge verhindern können?
Mein Herr / wie soll ich dieses verstehn? das Volck kommt mit bewehrter Hand auf mich loß / und wil uns nicht mehr in einem Troupp stehen lassen.
Gebt euch zufrieden: unser Bluthund mercket seinen Untergang / drum wil er noch vor seinen Tode was befehlen. Er ist in der Kirche / geht getrost hinein und gebt Feuer auf jhn. Wenn er lieget / so wil ich den andern befehlen / daß sie die Mine springen lassen.
Ich habe die Autorität dem Volcke zu commandiren: wenn der jenige todt ist / welcher über mich gebiethen kan / so ist es mir ein schlechtes alle Gewalt zu verhüten / biß wir in Positur stehen alle Gewalt zugebrauchen.
Nun wolan / jhr Pursche / gedencket an den Ruhm / welchen jhr bey dieser schönen That erwerben sollet.
Mein geliebter Sohn / gesegnet sey der Eintrit in dieses Heilige Hauß / damit das heilsame Friedens-Werck darin vollzogen werde.
Der Himmel helffe / daß der Segen bestätiget werde! ich bin herein kommen den Lobgesang zusingen / wenn zuvor das Volck des Privilegii wegen wird unterrichtet seyn.
Philippus von Gottes Gnaden in Hispanien / beyder Sicilien und Jerusalem König Don Roderigo Ponze de Leon, Hertzog von Arcos, des Königreichs Neapolis Königlicher Stadthalter und General Capitain.
Wir versprechen dem gemeinen Volcke dieser getreuen Stadt Neapolis, in Krafft dieses ewigen immerwährenden Privilegii, daß alle und jede Zölle und Aufflagen in der Stadt Neapolis und selbigen gantzen Königreiche so nach der Zeit Keysers Caroli V. Hochsel. Andenckens biß auf diese Stund auffgeleget worden / gäntzlich cassiret und abgeschaffet seynd; Uber diß soll alles / was bey dieser gegenwärtigen Revolution, wie es immer Nahmen haben mag / von dem ersten Anfange biß auf diesen letzteren Augenblick / verübt und begangen worden / allerdings vergessen / verziehen / todt und ab seyn. Geben in dem neuen Castell den 10. Julii 1647.
El Dugne de Arcos
Donato Coppola des Königreichs Secretarius.
Ach! jhr Heiligkeit / ich bitte sie um dieses heiligen Ortes willen / sie lassen sich bey jhrem Kleide umfassen / sonst muß ich unschuldig sterben.
Ach! ich unschuldiger / soll ich darum sterben / da ich auff der Gassen biß in diese Kirche verfolget werde?
Wo die Noth vorhanden ist / da schont man keiner Kirche. Jhr Eminenz lassen ab / diesen Vogel zubeschützen / sonst wollen wir entschuldiget seyn / wenn jhre hohe Person sich über geringen Respect beklagen möchte.
Herr Pater, ist kein Platz in seiner Zelle mehr übrig? Wo mich die Feinde bekommen / so bin ich des Todes.
Ach! wil sich niemand erbarmen? ist denn keine Mönchs-Kappe da / darein ich kriechen kan? ach Herr Pater, es ist ein geistlich Werck / wenn man einen Menschen beym Leben erhalten kan.
Was wil ich thun? Dieser Mensch betrübet mich / daß ich seine Wohlfahrt befördern muß / werfft euer Kleider von euch / ich wil sehen / wo Rath zu einer Kappe geschaffet wird.
Gute Nacht du Banditen-Kleid / so lange du an meinem Leibe bist / so werd ich meines Lebens nicht sicher seyn.
Ach gnädiger Herr. Meinem Frater war eine Kappe zurissen / so bat er mich um eine andere / biß sie wieder könte angerichtet werden.
Jhr Herren es kömt Befehl vom Herrn Obersten / so dann auch von jhrer Eminentz dem Herrn Ertz-Bischoff / daß sich niemand an Geistlichen Personen vergreiffen soll.
Hier ist keine Wohnung vor Banditen. Ich sage nochmals / man lasse die Herrn Patres in jhrer Wohnung unverunruhiget.
Ey Signor Allegro itzo wird er mir erst bekandt. Wie soll ich das verstehen / daß er als ein Rebelle die Clöster stürmen wil?
Sein Diener / mein Herr: er thut wohl /
Wenn mir der Vice-Roy sein Thor vor der Nase zuschleust / so muß ich wohl gedenken / daß ich hier einen andern Herrn suchen soll.
Pfuy / das ist ein heßlicher Mißverstand! Aber wenn die Rebellen alle werden an den Galgen kommen / wie wird alsdenn die Sache ablauffen?
Ich sehe / daß ich vor meine Erinnerung keinen Danck habe: ich wil dem Herren zu wissen thun / was ich gesehn habe.
Ey was geht es unsern Herren an? Ich bin so gut Königlich / als vor diesem. Der Herr weise mir nur einen Weg / wie ich zu jhrer Parthey wieder kommen soll.
Das wust ich ohne dem wohl / daß ich den Haß des allgemeinen Volckes verdienen würde. Indessen wil ich hoffen / es wird in Neapolis noch ein Winckel übrig sein / welchen die verfluchten Hunde nicht erforschen sollen.
Ich habe meine Pferde schon fertig / damit ich auf der Post den rasenden Buben entrinnen kan. Wil der Herr Bruder mir Gesellschaft leisten / so wird er desto leichter über solche Buben triumphiren können.
Und wenn sich alle von Adel wollen todt schlagen lassen / so wird niemand übrig seyn / der den Pöbel das gewonnene Spiel zuschanden macht.
Und ich kan mich selber nicht versäumen. Doch es solte mir leid seyn / wenn mein Herr Bruder seine Resolution allzu spät bereuen möchte.
Wir haben beiderseits eine gute Intention, und obgleich die bisherigen Anschläge sind verderbet worden / so werden wir doch bey unserer guten Sache nicht verzweifeln dürffen.
Ich sehe wohl / Neapolis wird noch zu einem grossen Dorffe werden. Wenn die Edelleute daraus entweichen / so werden geringe Leute die Oberhand darin behalten.
Doch ist es mir von Hertzen lieb / daß der Pöbel selbst in gewisse Factiones vertheilet wird. War der Schelm Peronne nicht der vornehmste bey dem Masaniello, und hat derselbe nicht seines eigenen Freundes Todt gesucht?
Die Sache wäre so glücklich / daß man deswegen den Lobgesang singen solte: Aber nu viel Personen mit unserer Parthey mit interessiret leben / so wird solches auf der andern Seite die Einigkeit desto mehr befestigen.
Der Bandit Peronne lieget auf der Folter / und wer nur das geringste Merckmahl von dieser Gesellschafft an sich führet / der wird von dem unsinnigen Pöbel entweder in Stücken zerrissen / oder er wird zu gleichmäßiger Marter bey dem Leben erhalten.
Aber was hat Peronne bekandt? Wird die Caraffische Familie nicht einer schrecklichen Sache beschuldiget? Werden diese vornehme Personen nicht allbereit durch die gantze Stadt gesucht? ach! wird nicht der Adel eben dieses leiden müssen / was die vornehmen Häupter verschuldet haben? Es ist an sich selber schrecklich / daß ein Hertzog mit Gifft / mit Brande / mit Blutvergissen und endlich mit Spitzbuben und Banditen umgehen wil.
Das heist / wer auf der Gassen nichts zuschaffen hat / der bleibe zu Hause / und erwarte den Ausgang / welcher so gar lange nicht verziehen kan.
Ja wohl / das heist / ein jedweder sey vor sich / und sehe / wo er selber bleibt / denn nunmehr wird auch ein Bruder den andern nicht von dem Tode retten können.
Jhr Gnaden versichern sich / daß Unglück ist anitzo
Ich begehre nicht länger hier zuverziehen / als biß der außgeschickte Bothe wieder zurücke kömt. Ich wil hoffen sein Geistlicher Mönch- Habit wird jhm einen freyen Paß zu wege bringen.
Ach / warum hab ich meinen Herren Bruder nicht gefolget! Er reitet im freyem Felde dahin / und verspottet alle Dräu-Worte / welche bloß in Neapolis zu Donnerschlägen worden sind. Doch jhr / Leute betrachtet doch an meinem Exempel / was ein hoher Stand vor Wirckung hat / wenn er von dem Glücke verlassen wird.
Ja wohl / ich bringe nichts als lauter Unglücke. Jhr Gnaden sind verdorben / und ich fürchte immer / nach seinem Tode wird unser Closter in der Asche liegen.
Der gute Bruder ist aufgefangen worden / und ob er zwar den heimlichen Brieff unter die Fußsolen verstecket hatte / dennoch hat diese List gegen das verfluchte Gesindel nichts wircken wollen; wie er auch endlich die angedrohte Macht nicht hat ertragen können / so ist hierdurch unser Closter in einem solchen Zustande / da man sich alle Augenblicke eines jämmerlichen Uberfalls besorgen muß.
Ach jhr Gnaden schonen jhrer selbsten und machen sich bey Zeiten aus dieser Wohnung / welche viel zu schwach ist etliche 100000. Mann auffzuhalten.
Ich sehe wohl / daß ich von aller Welt verlassen bin. Verbleibet in eurer Sicherheit / ich wil den Nahmen nicht haben / daß jemand an meiner Stadt verderben soll. Gehabt euch wohl jhr Herrn: ich wil auf gut Glück voran springen.
Das haben wir Geistliche davon / daß wir nicht eher gesucht werden / als biß die euserste Noth kein ander Mittel erfinden läst.
Er ist mit Manier fortgeschafft; vielleicht fällt er dem Volcke in die Hände / daß wir auf unserer Seite keine Entschuldigung bedürffen.
So hab ich die Sache am besten getroffen; ich bin von meiner Mutter dahin gehalten worden / daß ich eine Dame von Fortun heissen soll: Und da hab ich zwar am meisten dahin getrachtet / daß mir von hohen Personen möchte aufgewartet werden / welche mehrentheils jhre Affection am allertheuersten bezahlen können. Doch nunmehr haben wir die Zeit erlebet / da ein vornehmer Mann seiner Kurtzweil und seiner Courtoisie gar wohl vergessen kan. Hätt ich nun keine Banditen und keine gemeine Leute auf der Seite / so wäre mein Handwerck auf einmahl verdorben. Doch sieh da / was bekom ich da vor einen vornehmen Gast?
Jhr Gnaden / ich sehe sie vor eine solche hohe Person an / der mein geringes Hauß nicht wohl anstehen möchte.
Mein Kind / ich habe vielmahls Verlangen gehabt / jhrer angenehmen Conversation zugeniessen / weil sie mir offtmahls als eine höffliche Person ist gerühmet worden: Doch nunmehr seh ich wohl / wie mich das Glück biß zu einer Zeit gesparet hat / da ich meiner schönen Gebieterin das Leben dancken soll.
Ach behütte mich der Himmel / daß ich mir solche hohe Sachen einbilden solte! sonderlich in dem meine Einfalt so groß ist / daß ich aus Unwissenheit als eine unbekannte jhr Gnaden den gebürenden Respect nicht erweisen könte.
Ich bin unbekannt: aber diese zwey hundert Ducaten sollen mich bekandt machen / daß ich eine einzige Wohlthat Lebenslang mit dergleichen Danckbarkeit erkennen wil.
Ich entsetze mich vor diesem Geschencke / weil ich keine Gelegenheit vor mir sehe / wie solches möchte vergolten werden.
Meine Schönste / ich bin der Hertzog von Caraffa / welchen der rasende Pöbel nunmehr zu einem blutigen opffer aufsuchet. Ist es nun möglich / daß ich unter dem Schatten meiner Gebieterin so lange kan verborgen bleiben / biß sich die trübe Wolcke verziehen möchte / so wil ich hier mein Hertz und mein Vermögen zu Pfande geben / daß sie allzeit die Helffte meines Glückes in jhrem Besitze haben soll.
Ach weh! jhr Gnaden / warum soll so ein theures Haupt so schlecht verwahret seyn? Ich bekenne meine Schwachheit / wofern ich von dem Pöbel möchte angesprungen werden.
Bey itzigen Zeiten ist ein geringes Hauß zur Sicherheit viel beqvemer als ein Fürstl. Pallast. Und also bitt ich noch einmahl / sie verdiene die Ehre / daß ein Hertzog bey jhr auf den Knien um sein Leben bitten muß?
Jhr Gnaden beschämen mich mit einer Ehre / welche
Ach meine Schöne / was vor hohen Danck werde ich deswegen schuldig seyn? Doch anitzo folg ich nur / wohin mich jhr süsser Befehl begleiten wird.
Ja / ja / dein Glücke soll mir gar schöne befohlen seyn. Es ist nun gleich Zeit / daß mich ein Hertzog sucht / der einer Person meines gleichen niemals einen Heller zugewendet hat: Und wo ich mich noch besinnen kan / so ist mir eben aus seinem Pallast der Possen einmahl wiederfahren / daß mir ein Topff mit schwartzer Farbe gleich auff den Kopff geworffen ward. Was gilts ich wil mich bezahlt machen / ehe die Sonne wird untergehen. Ich habe doch ausser diesem Gelde wenig zuerwarten. Und was im übrigen von grossen Leuten bey schlimmer Zeit versprochen wird / das können sie bey guten Wetter desto leichter vergessen. Nun ich halt immer / da bekomm ich Gäste / welche dem lieben Herren in der Kammer das Bad und den Schlaff gesegnen werden.
Ja meines Handwercks bin ich ein Rothgiesser; und wäre die Arbeit etwas langsamer an uns kommen / so möchten wir die Ehre nicht haben / so einer Galanten Person auffzuwarten.
Und nun werden wir desto muthiger seyn / wenn uns ein artiges Frauen-Zimmer mit guter Affection begegnen wird.
Das weiß ich wohl / daß die Caraffische Familie noch nicht vertilget ist / und daß wir noch manchen Halß werden zerbrechen müssen / ehe die Sache mit dem Volcke zu einem guten Ende gedeyen wird. Doch vor itzo werden die Wiedersacher schon etwas schüchtern seyn.
Wüste mein Herr so viel / als ich weiß / so würde er vielleicht seine Courage etwas wohlfeyler geben.
Ich habe mein Hertze längst mit dem jhrigen getheilet / so wird sie auch dieses Geheimnis nicht allein vor sich behalten.
Er ist mir zu lieb; Und ich weiß / wenn ich meine Gedancken sagen solte / so hätte ich eine Leiche im Hause.
Mein Kind / sie gebrauche sich doch der Complimente /
Jhr liebsten Freunde / was soll ich euch viel aufhalten? der Hertzog von Caraffa hat seine Zuflucht zu mir genommen / und steckt in meinem Bette verborgen.
O ich unglückseliger Mensch! wie vergebens hab ich mit meiner Einbildung gespielet! Wo Fürsten und Herren das Bette beschreiten / da wird ein armer Cavallier von Fortun meines gleichen wenig zu geniessen haben.
Mein Kind beliebet zu schertzen. Ich kan es mit guten Gewissen sagen / daß ich den lieben Herrn nicht gekandt habe. Damit jhr auch seht / daß mir an der Affection von meines gleichen mehr gelegen ist / so mögt jhn nach eurem Gefallen sieden oder braten.
Ich wil genung Volck zusammen bringen. Mich düncket im Bette wird ihm ziemlich warm seyn / wo er auff die Gassen komt / so wird er auff den hitzigen Paroxismum in wenig Stunden das Kalte bekommen.
Der Todschlag ist ehrlich / welcher dem Volcke zum besten geschiehet. Ein solcher Verräther ist nicht werth / daß jhn die Sonne länger bescheinen soll.
So darff er nicht gehencket werden / sonst möcht jhn die Sonne mehr bescheinen / als wenn er seinen Fürstlichen Pallast bewahrete.
Meine Liebste suchet mich auf allen Seiten zu vexieren: allein ich hoffe / die Reihe wird auch an mich kommen.
Die Person soll vortreflich belohnet werden / welche sich gegen der Stadt Neapolis so vortreflich meritirt; doch komt jhr Pursche / der Vogel muß aus dem Neste.
Ey sind wir nun Herren / und sol uns nun auch ein bißgen Gnade abgebettelt werden? Ja / ja / wir wollen dirs an deinem Leibe beweisen / daß wir auch Herren über eines Hertzogs Leben sind.
Hastu nichts verschuldet? warum kreuchstu in ein Huren-Bette? Dieses Lager gehöret gleich vor einen Hertzog / der sich ohne Spott und Schande vor den Leuten zeigen darff.
Wilstu noch nicht recht auf meine Frage antworten? Sage mir / was hastu auf der Gasse gefürchtet / als dir die Flucht in dieses Hauß beliebete? Sage fort; oder du solst die Ursache von uns hören / du Verräther.
Es ist war / du hast nichts gethan. Doch etliche tausend Schelmstücke hastu angegeben / die von andern Galgen-Schwengeln hätten sollen gethan werden.
Hört doch der Verräther darff uns noch Lügen straffen; fort und bringet jhn auf den Platz / da er sein Bubenstücke bekennen sol.
So haben nun die verfluchten Verräther jhren verdienten Lohn! und so mag der Vice- Roy die verhinderung unsers Vertrages denselben beimessen darauff er sich am meisten bißhero verlassen hat.
Was wollen wir thun? Wir haben nicht Zeit alle Schelmen zu martern. Der gantze Adel ist uns aufsätzig: wenn wir allen das Licht ausblasen / so werden wir bessere Zeit zugewarten haben.
Nunmehr hab ich gesehen / daß keinem Banditen zu trauen ist / da sie doch bey jhrer Compagnie sonsten so gute Ordnung zu halten wissen.
Und ich besorge / manche Banditen werden sich in Münchs-Kappen verstecken / weil die Mönche selber den grossen Herren ziemlich viel zugefallen thun.
Und ich besorge / mancher Schelm wird sich in ein Weibes-Kleid verkriechen / so kan er den Degen darunter verbergen / biß sich bey Gelegenheit ein Mord begehen läst.
Die Banditen müssen aufgesucht werden. Es sind doch alle Schelmen: und wenn gleich der Unschuldige mit dem Schuldigen leiden muß / so begeht mann doch keine Ungerechtigkeit.
Und ich halte davor / die Weiber müssen entweder Hosen anziehen / oder sie müssen in subtilen Röcken biß über die Knie geschürtzt gehen.
Man gebe ein Gesetz: wer etwas dargegen einzuwenden hat / der sol erfahren / daß wir Herren über Neapolis sind.
Recht so / lasset den Befehl gleich überall bekant machen / daß alle Manns und Weibes-Personen von Hohen biß zum Niedrigen / ohn allen Unterscheid die langen und verdächtigen Kleider ablegen sollen / wer noch einen Befehl erwarten wil / der sol Schwerdt und Feuer zu Lohne haben.
Jhr Hunde / habt jhr ein Hertz mich zu qvälen / so wird ja ein Schelmisches Messer vorhanden seyn / das mich erstechen kan. Nun seh ich erst / daß ich unter Schelmen und nichtswürdige Holuncken gerathen bin.
Ich wolte / daß alle meine Feinde die ser Gnade geniessen solten. Doch wo ist eine Stange / daß wir den Kopff darauff stecken können.
Das Aaß wird nicht wieder lebendig / der Kopff gehöret vor unsern Herrn Obersten / wer sich in den Rumpff theilen wil / der hat volle Gewalt.
Herr Schwager / Herr Oberster / hier ist der verfluchte Kopff / der sich über seinen Bubenstücken zu Tode geblutet hat.
Zu früh / zu früh. Er war in unserer Gewalt / nun ist er uns entlauffen. Doch last mich das boßhafftige Haupt recht betrachten.
Sieh da / solten dir zu gefallen mehr als hundert tausend Seelen zu Grunde gehen? Bistu der Banditen Patron? bistu der Gifftmischer / dessentwegen sich so viel tausend unschuldige Kinder hätten sollen zu Tode sauffen? Kom her / und heiß mich nun / du Bluthund. Wilstu nicht / so wird dir ein Qvartier an einem vornehmen Orte bestellet werden. Auff / und legt es in ein Eisern Gegitter / damit man es neben einem Fusse über den Stadt- Thore zum ewigen Gedächtnis auffhencken könne. Jhr aber / jhr meine Getreue / nehmet ein Exempel / wie leicht die Göttliche Straffe die heimliche Boßheit heimsuchen / und aus den verborgensten Winckel zum gerechten Verdamnis befördern könne. Stecket auch neben den verfluchten Kopffe noch anderthalb hundert Banditen Schädel / damit die Nachwelt die Caraffische Gesellschafft erkennen möge. Im übrigen bleibet es bey den Befehle mit den langen Kleidern. Ingleichen schaffet / daß ein jedweder Bürger des Nachts / vor seinem
Aber sollen wir dem Vice-Roy noch länger zusehen / der ohne Zweifel gute Wissenschafft von dieser Verrätherey gehabt hat?
Wir wollen von seiner Person das beste hoffen. Doch weil es sich zu keinem Vertrage wil ansehen lassen / so gebet achtung / daß keine Victualien in das Schloß geführet werden: Ingleichen hauet die Wasser-Röhre ab / daß sie vor Durst verschmachten müssen. Im übrigen bedenckt / daß auf unsere tapffere Beständigkeit die gantze Wohlfart von Neapolis gegründet ist.
Nun steh ich wieder auff der Adelichen Parthey; Denn es gefällt mir doch bey dem Vice- Roy besser / als bey dem gemeinen Volcke. Nur ein Mühlstein von sieben und zwantzig tausend Pfunden liegt mir auf den Hertzen / den ich mit meiner Klugheit nicht abweltzen kan. Denn meine Narren- Compagnie läufft mir auff allen Gassen nach und wil zu fressen haben. Nun ruff ich alle Welt zum Zeugen an / daß mir niemand einen faulen Hering / geschweige den eine Zerbelat-Wurst gebothen hat. Wo ich nun als ein Ober-Officirer mit ledigen Sacke zubinden muß / so mag meine Compagnie verhungern. Ich wil deswegen meine Fahne nicht schwärtzen lassen.
Da wär ich ein Narr / daß ich meine Person zu erkennen gebe. Doch jhr guter Kerl könt jhr auch warten / biß er wieder kömt?
Ey da hab ich die Briefe vom warten. Wenn jemand ein Geschencke bekommen soll / so möchte er auch zu Hause bleiben.
Das versteht sich. Es sind etliche gute Freunde in der Stadt / denen ist erzehlet worden / als wenn dem ehrlichen Hoff-Narren seine Kleider wären gestohlen worden; Drum schicken sie einen gantzen Kasten vol güldene Stücke / daß er sich wieder kleiden sol.
Es kam mir doch vor / als wenn jhr in seine Freundschafft gehöret; seyd jhrs aber? daß ich mit dem Geschencke nicht unrecht ankomme.
Wenn mir jemand was schencken wil / so heiß ich Allegro. Wenn ich aber was leiden soll / so ist Allegro nicht
Je nu Herr / so nehmt doch den Kasten an: es wird schon auf einem jedwedern Stücke geschrieben stehen / wer es verehret hat. Denn es seyn gar viel vornehme Herren / die haben zusammen geschossen.
Haben sie gleichwohl zusammen geschossen? Je nu / nu / setzt mir nur das Geschencke da nieder: wenn ich den Schatz besehen werde / so wil ich schon wissen / wie weit sich meine Danckbarkeit erstrecken soll.
Ich kan es aber nicht geschehen lassen. Zum wenigsten müsset jhr einen Rausch mit mir trincken / und wenn ich zwey güldene Stücke darüber versetzen solte.
Jhr Herren / jhr seyd meine Zeugen / es war dem guten Kerl mit keiner Ehre gedienet / ich hätte sonst mein euserstes gethan / aber er wolte nicht / so darff er mir keine Schuld geben / wenn eine Spinne-Webe in seiner Kehle wachsen möchte. Unterdessen werd ich nun mein Geschencke betrachten.
Ach jhr lieben Getreuen / last mich nur zu Kräfften kommen / ich wil euch gerne Proviant schaffen: geht nur wieder ins Qvartier.
Halt / halt / bin ich Ober-Officirer und habe nicht bessern Respect. Ich wil euch andre Künste weisen.
Nun begegne mir der Lumpen-Hund mit seinem Geschencke / ich wil jhm die Güldnen Stück anstreichen / daß sein Kopff über und über zu einen rothen Stück werden soll. Doch wie nun zuthun? Die Compagnie bleibt mir übern Halse: schmeiß ich sie ins Wasser / so fürcht ich mich der Sünde. Ich halte davor / es wird am besten seyn / wenn ich sie vor ein Nest Carnickelgen verkauffe.
Ja wohl hab ich dem Glücke zu dancken / daß ich unter dem grausamen Pöbel kein Unglück hab erfahren müssen.
Ich muß das jenige verrichten / was jhr Excellentz befohlen; Allein meine Bothschafft war so unglücklich /
Wohl dem / der einen verborgenen Winckel zu seiner Zuflucht nehmen kan / indem das gemeine Volck durch den Untergang edeler Personen die Freyheit verdienen wil.
Ich weiß nicht / was in wehrender Zeit vorgelauffen ist / ohne daß ich aus stetswehrenden Tumulte / und aus den Klange so vieler Glocken wenig gute Zeit habe muthmassen können.
Es ist an dem / der Tyrannische Fischer- Knecht hat sich so weit gedemüthiget / daß er dem Vice-Roy auf dem Castell eine Visite gegeben hat.
Die Zeit und die Noth brachtens so mitte. Wir müssen auch dem Glücke dancken / daß hierdurch ein guter Anfang zu den künfftigen Vergleiche erfolget ist.
Hilff Himmel / wie werden unsre wahrhafftige Historien-Schreiber von der Nachwelt einer vielfältigen Unwahrheit beschuldigst werden. Wir selbsten würden daran zweiffeln / wenn wir die Wunder-Wercke nicht vor Augen hätten.
Ich muß bekennen / daß der Auffzug sehr schön zu sehen war. Denn nachdem das hohe Ampt in Beyseyn des Herren Ertz-Bischoffs war gehalten worden / so gieng der Process in ungläublicher Menge fort / in allen Gassen waren auf des Masaniello Befehl wunderschöne Teppicht ausgehangen / er selbst war mit einem Silber-Stücke prächtig angethan.
Vor diesen pralte der Fischer-Knecht / als wolt er seine Profession nimmermehr fahren lassen; nun werden wir selbst so viel darzu contribuiren / daß er einen Fürsten bedeuten kan.
Es geschach auf hohes Gutbefinden des Hofes. Denn es war einem Vice-Roy schimpflich / wenn er mit einem übelbekleideten Buben hätte tractiren sollen.
Es ist wahr / sonsten verkleiden sich die Fürsten zu Bauren / aber in dieser Stadt hat sich allerhand Lumpen-Volck in Fürstliche Kleider gestecket. Aber wie lieff der Handel ab?
Eh er in das Castell schreiten wolte / so gab er dem Volcke Befehl / wofern der Vice-Roy sich an seiner Person vergreiffen würde / so sollten sie Neapolis in Brand stecken. Hierauff gab er weitern Befehl / daß alle stockstille schweigen und seines Befehls erwarten solten.
Sehr höflich. So bald Masaniello jhrer Excellentz ansichtig war / sprang er vom Pferde und küste deroselben die Füsse / und sagte sehr getrost / er hätte sich herein begeben / und stellte zu jhrer Excellentz Belieben / er möchte jhn köpffen / hencken / oder radebrechen lassen.
Es muste aber bey den Gedancken bleiben. Denn die höfliche Antwort erfolgete: Es wäre noch nichts begangen worden / daß er eine solche Straffe verdienet hätte. Hiermit wurden sie in ein geheimes Zimmer begleitet / da man in Gegenwart des geheimen Raths des Accords wegen Unterredung pfloge.
Die alte Freyheit ist bewilliget worden / und soll von jhr Excellentz selber in der Haupt- Kirchen beschworen werden.
Ein solcher Minister kan leicht schweren / denn so bald der Successor komt / so hat der Schwur keine Krafft mehr. Aber ach hätte man meinem Rathe gefolget / so wäre dem Masaniello ein Geschencke / oder auch wohl gar ein Marggräflicher Titel angeboten worden. Wäre doch dieses der erste Esel nicht / welcher in einer güldenen Schabracke prangete.
Was das Geld anlanget / so war er unüberwindlich / weil er doch das Geld von gantz Neapolis in seiner Hand hat. Und über diß / so hat er dem Vice-Roy anitzo fünff biß sechs Millionen Goldes auf den Nothfall versprochen. Er fänget auch allbereit an die begütterten Leute / sonderlich die reichen Klöster zuerinnern / daß sie auf den erfolgten Befehl mit dem Gelde parat erscheinen solten.
Man saget ins geheim / es wäre von jhr Excellentz was vorgeschlagen worden: Doch es hätte bey dem schlauen Fischer kein Gehöre funden.
Nun ist es freylich zu langsam: nun müssen wir nur in Gedult erwarten / was der gütige Himmel zu unserm Troste verhängen wird. Doch wir werden uns nicht auffhalten / wenn etwan der Process bald vor sich gehen sollte.
Ach wie hat doch GOtt diese Stadt mit einem Spanischen Kopffe gestrafft / daß er seine Autorität uns zu unwiederbringlichen Schaden behaupten wil.
Es sind Miedlinge / die Schafe sind nicht jhr Eigenthum. So nehmen sie auch dieses vor kein absurdum
Die Gemeine dringet auf uns loß / und die hohen Personen wollen noch zu jhrer Wohlfahrt gebeten seyn. Ich weiß wohl / was ich vor Worte vergebens habe verliehren müssen.
Und der Nachruhm begleite die jenige Person / welche das meiste zu dem getroffenen Vergleiche cooperirt.
Ich mag jhr Eminentz nicht schmeicheln; aber dieses wil ich gegen GOtt und der Welt bekennen / daß wir unsere Wohlfahrt diesem einzigen Haupte zu dancken haben.
Wir Menschen thun nichts: und ich muß mich verwundern / daß man oft den Göttlichen Beystand vor eine Menschliche Klugheit annehmen wil.
Wir sind es gewohnet / daß eine böse Zeitung der andern die Hand bieten wird / biß wir dem reissenden Thiere das Seil über die Ohren geworffen haben.
Ach es ist nicht viel besser. Er hat bey Leib und Lebens-Straffe ansagen lassen / es sollte kein Priester noch ein anderer Geistlicher auf der Gasse in einem langen Kleide erscheinen.
Jhr Eminentz vermercken in keinen Ungnaden / daß wir so kühne gewesen derselben mit unserer Ankunfft beschwerlich zu seyn.
Unser Herr Oberster / als nunmehr bestätigter General über die Neapolitanische Soldatesca entbittet euer Eminentz seinen gehorsamen Gruß: Und weil es bekandt genung ist / wie durch etliche meineidige Banditen diese Stadt gar leicht wäre in das euserste Verderben gestürtzet worden / als hat er seinem hohen Ampte zu gebührender Folge das leichtfertige Gesindel allenthalben aufsuchen und zu gebührender Strafe ziehen lassen. Indem aber etliche sich auß Furcht in geistliche Kleider verstecket haben / damit sie das Gewehre darunter verbergen / und auf den Nothfall zu einem Auffruhr könten geschickt seyn / so hat er schleunige Ordre ergehen lassen / es solle nunmehr keine Geistliche Person bey schwerer Straffe sich im langen Kleide auf der Gasse finden lassen: verhoffet auch / dieses Werck werde jhr Eminentz nicht mißfällig seyn.
Mein liebster Freund / es hätte dieser Entschuldigung
Ingleichen war des Herrn Generals freundliche Bitte / es möchte jhr Eminentz belieben bey dero Person einen guten Anfang zu machen / und das lange Kleid so lange dahinden zulassen / biß sich der Zustand etwas geneigter weisen möchte. Denn auf solche Weise wird sich die übrige Geistligkeit desto gehorsamer finden lassen. Es wird auch wenige Straffe von solchen Personen zuerdulden seyn.
Ich sehe wohl / der Herr General setzt meine Freundschafft auf eine ziemlich harte Probe; doch damit er keine wiedrige Gedancken von mir schöpffen möge / so wil ich auch in diesem Stücke seiner Anordnung nicht zuwieder seyn.
Jhr Eminentz müssen selber bekennen / daß an diesen Mittel der gemeinen Wohlfahrt sehr viel gelegen sey.
Und derohalben hat der Herr General auch die gute Zuversicht gehabt / solches Werck mit euer Eminentz zu communiciren.
Ich fürchte aber / es wird auf die letzt gar ungereimt heraus kommen. Ach sollen wir in Wambst und Hosen aufziehen / so werden wir der gantzen Bürgerschaft zu einem lächerlichen Spectackel dienen.
Ach jhr Lieben / was verwundert jhr euch? last den närrischen Buben nur so lange lauffen / biß er mit seinem unziemlichen Beginnen das Volck wieder sich erreget: Damit soll er ohne Schwerdt-Schlag zu Grunde gehen / und die Einfältigen / ja die Unschuldigen Bürger sollen nach jhrer eigenen Vergnügung erhalten werden.
Was sol ich machen? mein Herr Vater ist aus der Stadt geflohen / und ich weiß mir selber nicht zurathen.
Es geht mir nicht anders / und zu meinem Unglücke ist mir der Hofemeister durchgegangen / damit bin ich aller Hülffe und alles guten Raths beraubet.
Ach daß ich den Fischer Knecht auf unsern Gute nicht alleine haben sol / wie solten jhn unsere Drescher den Buckel waschen.
Er hatte ein Silbern Wamst an / ich dachte / solt ich
Da ist wohl ein Herr / der wil unser Hoff-Meister werden / aber wir können jhm schlechte Bestallung machen.
So wollen wirs bey uns versuchen: ich weiß noch eine verborgene Kammer / da wir Speise genung holen können.
Es tauert mich noch nicht / daß wir den Hofmeister haben sollen: Aber versteht jhr euch auch auf die Ceremonien?
Ein untergebener muß nicht klüger seyn als der Hoffmeister. Ich weiß wohl / Venedig hat nur einen Bürgermeister: aber dasselbe mahl reisete ein fremder König Incognito durch / und bekam in den rechten Nasen-Loche einen Schaden / daß er sich sechs Jahr lang muste curiren lassen / und da war ich in den Wirths-Hause zur Höltzernen Sparbüchsen sein geheimer Cammer-Diener und Ceremonien-Meister.
Jhr jungen Herren / ich wolte euer Hoch- Gräfl. Eltern wären zugegen / ich weiß sie würden dergleichen Künste nicht gesehen haben. Ich fechte mit der blossen Hand wieder einen blossen Degen. Ad Spectatores. Wenn ich davon lauffe. Ich tantze drey Stunden nach einander und berühre den Boden nicht einmahl mit den Füssen. Ad Spectatores. Denn ich tantze allzeit in Schuhen. Und wenn ich ein Pferd zwischen die Beine kriege / so reit ich in einem Futter sieben hundert Meilen. Ad Spectatores. Denn mein gefütterter Brustlatz der verlast mich nicht.
So wären wir auch in diesem Stücke wohl versorget: aber mein Herr Vater wil einen Gelehrten aus mir haben; wir sollen allemahl Latein reden.
Seyd jhr böse / so werfft mir nur ein Lateinisch Wort auf den Peltz / jhr solt sehen / daß mir das Latein aus dem Halse fliegen soll / wie ein Bienen-Schwarm.
Mein Herr Hoffmeister schrieb mir etliche Reden vor / die must ich in Gegenwart des herren Vaters herbeten; und da meinten sie alle Wunder / was ich vor ein gelehrter Kerle wäre. Also kan ich Latein reden / aber wenn ichs verstehen soll / so muß der dritte Mann darzu kommen / der mir aus dem Traume hilfft.
Ach Bruder / mein Latein besteht in lauter Vocabeln: doch rede nur was her. Wer weiß ob er uns verstehet / so machen wir jhn den Possen / und verstehn jhn wieder nicht.
Nun so geht es auf mein Latein loß. Qvandoqvidem Dominus Gubernator heri visitavit Dominum Colonellum.
Hat unser Herr General nicht befohlen / daß alle von Adel jhr Gewehr und jhre Degen in des Volckes Hände liefern sollen?
Ich höre den Befehl zum ersten mahl: da ist mein Degen / verschont nur dieser Kinder / die werden vielleicht im Gesetze nicht mit begriffen seyn.
Ey aus Kälbern werden auch Ochsen. / und aus solchen jungen Graffen werden alte Tyrannen. Fort / oder wir brauchen Gewalt.
Ach betrübte Zeit / da man bey dem höchsten Unrecht keinen Helffer und keinen Richter anruffen kan. Doch jhr Herren Vettern / wie steht jhr so melancholisch?
Es ist der Herren jhr Glücke / daß sie noch in dem Pallaste sind. Wäre es auf der Gasse / so hätten wir Macht / jhnen die Hälse zu brechen.
Wer die Gesetze verachtet / der kan nicht unschuldig seyn. Unser General befiehlt dem Adel / daß sie ohne einige Wiederrede jhre Waffen in des Volckes Hände liefern sollen. Wo nicht so werden noch etliche Pech-Kräntze übrig seyn / die Ungehorsamen mit allen Ernste heimzusuchen.
Ach ist es an dem / daß der Herr General etwas begehret? hier ist unser Gewehr / und es stehet jhnen frey solches zu behalten / oder an uns wiederum zuverschencken.
Ich lobe der Herren Höfligkeit; wir wollen jhnen die Degen gern überlassen / doch mit dem Bedinge / daß sie dem Pöbel damit nicht in das Gesichte kommen.
Ob uns zwar bey Leib und Lebens-Strafe verboten ist keine Finantze zu machen / so wird doch vermuthlich kein Verräther zu gegen seyn. Und damit leben sie wohl.
Er wolt uns beschützen / darnach als die Noth
So jaget den unnützen Buben zum Hause hinaus / und erwartet unser in dem nechsten Cabinet, denn es wird uns besser anstehen / vor euer Glücke wachsam zu seyn.
Wo ist auch in der Türckey so eine Dienstbarkeit erhöret worden? Soll nun der gemeine Pöbel über unser Gut / über unsern Leib / ja über unsere Adeliche Ehre gebieten können? Soll nun die gantze Stadt Neapolis den unauslöschlichen Spott in allen Historien davon tragen / daß so ein starcker und wohlgefaster Adel in wenig Tagen biß auf den eusersten Abgrund hinab gestürtzet ist?
Wer kan davor / wenn Vesuvius mit seinen Flammen ein Adeliches Schloß verderbet hat? und wer kan uns in der gantzen Welt beschuldigen / wenn die Flamme des allgemeinen Auffstandes unser Glücke ziemlich versengen soll.
Es ist ein schlechter Trost; der Vesuvius kan durch Menschliche Gewalt nicht eingeschlossen werden: Doch ein Auffstand solte billich durch unsere Klugheit seyn hintertrieben worden. Und ich sage nochmahls / unsere Sicherheit / oder wie es heissen möchte / unser Hochmuth bringet uns in das Unglück.
Das wollen wir thun / daß wir uns auf das Castell zu jhr Excellentz begeben / und inständig bitten / es möchte doch eine Versöhnung getroffen werden / wofern er uns noch lebendig wissen wolle.
Ich habe meine Wache gegen den Hafen zu verrichten müssen / und da ich zu Hause komme / so find ich eine umgekehrte Welt.
Wie steht jhr so beschämt? es ist ja sonst der Weiber Gebrauch nicht / daß sie den Männern die Antwort lange schuldig bleiben.
Ich weiß nicht / wo sich ein verfluchter Bandit in Weiber Kleider verstecket hat: nun sollen wir uns alle schürtzen / so kan zum wenigsten niemand einen Degen darunter verbergen.
Endlich ist es gut / daß die Adlichen Personen so wohl jhre Röcke entweder ablegen / oder doch in Höhe schürtzen müssen.
Ja mein liebster Schatz / wenn ich an meinem Braut-Tage so aufgezogen wäre / hätten wir nicht sollen ein schönes Paar mit einander seyn?
Ich wolte mir lassen eine Cordawanische Schaube machen / wenn ich nur keinen Zoll vor das Brodt geben dürffte.
Und ich wolte mir die Beine biß an die Knie- Kehle schwärtzen lassen / wenn ich mich mit den Meinigen an einer Mahlzeit mit einem Brodte vor drey Pfennige behelffen könte.
Heysa / dazu gehöret ein Tantz. Viel Glückes zu unserer Freyheit! Kurtze Röcke und keine Contribution, das ist unsere Losung.
Heysa / wo ist der Spielmann / der mir eines auffiedelt? mich dünkt immer die Zeiten sind besser / da uns um die Beine was leichter wird.
Unsere Freyheit wird gebohren / und an dem Geburts-Tage muß man in freyer Kleidung erscheinen. Komt herein / der erste Spielman / der uns begegnet / der sol uns Gelegenheit geben / unsere Lust in den kurtzen Röcken zu probiren.
Ich muste die Unhöfligkeit aus Noth begehen: denn weil uns Geistlichen die lange Kleider verbothen sind / so hab ich in diesem unanständigen Habit mich auf die Gassen begeben; Allein ich kan nicht sagen / was vor ein Schwarm von Muthwilligen Jungen mich begleitet hat / biß ich das Glücke hatte / meine Retirade in dieses Hauß zunehmen: und ich wil hoffen / so wohl als ich vormahls die Ehre hatte / derselben in meiner geringen Celle aufzuwarten / so wohl wird anitzo meine Ankunfft einen gnädigen Blick verdienen.
Ich bin der genossenen Wohlthaten allerseits eingedenck und möchte nur wünschen / daß uns die Ruhe etwas günstiger wäre / damit ich in diesem fremden Logiament mein danckbares Gemüthe bezeigen könte.
Der Danck bestehet auf meiner Seite. Wenn ich bedencke / in was vor einer wunderlichen Gestalt ich erscheinen muß / so möchte ich wohl aus dieser Wohnung geblieben seyn.
Mein Herr Pater, die Gestalten verändern sich itzo gar offt: ich bin selber beschämt / daß ich die Knie nicht bedecken darff.
Ach nein / so weit kam es noch nicht / daß ich jhn einer Sünden halben verklagen solte / doch daß er mich mit
Der Himmel gebe bessere Zeit / so wollen wir sehen / wer in seinem Gedächtnis wird am beständigsten seyn / doch mein liebster Herr Pater, was haben wir bey dem itzigen Streite zu hoffen?
Mein Kind: Wäre es in dem Kloster / so sagte ich / meine Schwester / meinen Gedancken nach haben wir alles gutes zu hoffen.
Wer ist aber der jenige: der uns den Schwur abfodert? Ist es nicht ein armer Fischer / der in wenig Tagen seine Vernunfft verliehren wird?
Mein Kind / sie glaube mir / die Einigkeit des gantzen Volckes bestehet in dieser Person: Aber wenn die Raserey zuschlagen wird / so wird dem Volcke das thörichte Regiment nicht länger anstehen.
Das ist unser Trost / daß er sich in seiner Klugheit übernimt: er nimt sich keine Zeit / zum Essen und zum Schlaffe: sondern Tag und Nacht ist er in solcher Action, dabey sich ein geübter Staats-Mann ruiniren könte / ich geschweige denn ein solcher Fischer-Knecht.
Mein liebster Herr Pater, der Trost hat mir einen guten Muth gemacht: gesegnet sey der Mund / welcher mich so erqvicket hat.
Die Vergeltung ist zu hoch / doch wil sie von einem armen Bruder was annehmen / so hab ich mein Reichthum in der Welt gelassen / und habe nichts mehr übrig / als dieses.
Mein Herr Pater / es möchte jemand unser
Ich nehme diesen Befehl an: doch es wird keiner Gesellschafft bedürffen / weil ich in weniger Zeit dem GOttes-Dienste in Anwesenheit des Vice-Roy beiwohnen soll.
Ach wie unglückselig sind doch die Personen / welche sich in die Unmögligkeit verliebet haben. Ach warum kam ich eben in dieses Kloster / daß ich diesen artigen Pater darinnen kennen lernte? Wäre mir sein Wesen unbekand / so würde mich seine Liebe wenig bekümmern. Ach! nun seh ich / wie ungerecht der jenige gehandelt hat / durch welchen der erste Mönch ist in das Kloster-Gefängnis verstossen worden. Ach! wie mancher Cavallier wird von dieser Zeit an / so liederlich und vergebens dahin gestorben seyn. Doch so lange die Liebe scharffsinnig ist / so lange werden auch diese Gefängnisse viel zu wenig seyn / mein Verlangen aufzuhalten.
Ich weiß nicht / was Sanct Velten wieder vor neue Händel auf die Bahne bringt: Ich komme herein in die Stadt / und wil ein bißgen zuhorchen / ob unser Stehlen und Rauben auf dem Lande noch lange passiren möchte. So lauffen mir alle nach und schreyen: du Mausekopff im langen Rocke / weg mit der Schelmischen Hülle / oder du kömmst an Galgen. Nu sprech ich immer / unsre Stücken seyn offenbahr. Ach ich
Wie bin ich den heutigen Tag so gar jämmerlich geplaget worden. Meine junge Narren wolten zu fressen haben / meine Untergebene examinirten mich in der Fecht- Kunst / und wer weiß / was ich noch für ein Ende nehme; Hui / daß dort einer steht / der mich umbringen wil. O ich fürchte mich.
Ich kenne den thörichten Hund wohl / weil ich stehe / so steht er auch. Aber wo ich lauffe / so läufft er mir nach / und beist mich ins Bein.
Schlechte Gnade! ich mercke dich schon. Gestern ward einer gehangen / der ruffte so lange biß jhm der Strick an die Kehle kam: O Gnade! Gnade! Gnade! Gnade / Gnade! O Gna – – – – ich muß jhm Antworten: nicht Gnade!
Und ich wil mich in das erste Mäuseloch verkriechen: der Kerl war ein Spion, und soll nachforschen / wo ich hinkomme. O du liebes Unglücke! wären nur noch acht Tage vorbey / darnach wil ich gerne sterben.
GOtt Lob die Sache ist so weit gediehen / daß Masaniello zum andern mahl in das Castell geritten ist / jhr Excellentz biß in diese Kirche zu begleiten / so wird verhoffentlich das Volck wieder aus dem Vortheil getrieben / und die unglückselige Parthey getröstet werden.
Jhr Eminentz haben schönsten Danck vor die getreue Sorgfalt / welche diese Zusammenkunfft befördert hat; solten wir zu wenig seyn / alles danckbarlich zu bezahlen / so werden jhre Königl. Majestät zu der Vergeltung desto geneigter seyn.
Jhr Excellentz haben meine geringschätzige Sorgfalt nicht so hoch zu rühmen: giebt GOtt beßre Zeit / so wird mehr davon zu reden seyn. Itzo belieben jhr Excellentz den erhöhten Ort ein zunehmen / damit ich den General von der Gemeine gebührend empfangen kan.
Jhr Eminentz / hier kom ich in das offentliche
Glückselig sey die Stunde / da ein solches Werck wird vollzogen werden: Und glückselig sey die Person / welche so viel Mühe und Arbeit dadurch ausgestanden hat.
Es ist ein grosses Werck / darüber die gantze Stadt frolocken muß. Jhr Eminentz hören / wie hoch sich das Geschrey erstreckt.
Es ist ein gutes Zeichen / daher wir etwas glückseliges muthmassen können: aber wollen sie nicht so gütig seyn / und jhre Stelle einnehmen?
Demnach der Hochgebohrne Don Roderigo Ponce de Leon Hertzog von Arcos, des Königreichs Neapolis Vice-Roy und General Capitain, haben in Gnaden verstanden welcher Gestalt das Volck von Neapolis.
Welcher gestalt das gehorsame Volck von Neapolis jhrer habenden Privilegien wegen eine Versicherung erlangen wolte; als haben höchstgedachte hohe Excellentz sich erfreuet / daß das Privilegium des Königes Caroli V. höchstseligsten Andenckens zu der Hand geschaffet worden.
Wie solches recht und billich ist. Und wollen demnach zur Erklärung gedachter Privilegien die folgenden Artickel zu männiglicher Wissenschaft öffentlich verlesen lassen.
Mit gutem Bedacht und Wohlgemuth: Als erstlich soll der Frucht- und Mehl-Zoll auff ewig abgeschafft seyn.
So wohl vor das Rocken-Brodt als vor die Groß-Strietzel. Zum andern / soll das gewöhnliche Donativ nach Willen des Volckes eingerichtet werden / und das Volck so viel Vota haben als die von Adel.
Und diß zu ewigen Zeiten in alle Wege. Zum dritten versprechen sie wegen des vergangenen niemand zur Verantwortung zuziehen.
Und was noch mehr zu vergleichen ist / durch einen kräfftigen Eid betheuret werden / mit angehenckter Zusage.
So werden sich jhr Excellentz belieben lassen / die vorgelesenen Puncte durch einen Eid zu bekräfftigen.
Ich schwere bey Gott und allen Heiligen / die vorgelesenen Puncte in allen Stücken getreulich zu halten / so wahr mir dieselben helffen.
So ist nunmehr die Freyheit in einen solchen Stand gebracht / daß jhr Königliche Majestät sich einer vollkommenen Herrschafft rühmen können. Wir haben ja innerhalb sechszehn Jahren in die hundert Millionen contribuiret / und jhr Majestät sind allezeit ärmer worden: Nun werden die jenigen abgewiesen seyn / welche dem Volcke zur Beschwerung jhr Interesse bey dem Königlichen Gelde gesuchet haben. Ich gestehe es gerne / ich habe mein Blut auff das Spiel gesetzt / doch protestire ich vor der gantzen Welt / daß ich alles dem Allmächtigen Gott zu Ehren / dem Könige in Hispanien / dem Vice-Roy, dem Volcke / ja dem gantzen Königreiche zum besten gethan habe: verwundert sich iemand über diesen prächtigen Habit? Er ist mir wieder meinen Willen angeleget worden: Jhre Eminentz der Ertz-Bischoff hat mich bey Straffe des Bannes dahin gezwungen /
Ach jhr Excellentz erbarmen sich / und helffen mir das Kleid vom Leibe reissen / welches mir nicht anstehet.
Er hat das Kleid aus vielen Ursachen verdienet / wer von uns hochgeschätzet wird / der darff sich selbst nicht geringe halten.
Ach jhr Leute / sehet wie wird ein ehrlicher Mann genöthiget / wieder seinen Willen stoltze Kleider zutragen: ach erbarmet euch / und betet vor mich / daß ich wieder zu meinen Fischer- Hosen komme.
Mein Herr / das war ein trauriges Spectacul, daß ein gemeiner Kerl in Gegenwart der hohen Obrigkeit Gesetze machen kunte.
Es geschahe dem Adel zum Schimpffe / er wil nicht / daß ein Silber-Stücke über uns commandiren soll / er wil lieber mit Fischer Hosen aber unsern Nacken hergehen.
Ich spüre es an jhm / daß er im Kopffe muß verwirret seyn / und ich halte / wenn das Volck seiner wird
Es lässet sich hören: aber als ich in die Schule gieng / da war ein Sprüchelgen gar gemein: Non deficit alter.
Es wird niemand diesem Menschen gewachsen seyn. Der Fischer-Knecht hat Wunder gethan / aber wo haben wir in allen Historien ein gleiches Exempel?
Ich höre / wenn er sich nach Mitternacht zu Bette geleget hat / so hat er in einer Stunde die Frau mit dem Ellbogen in die Seite gestossen / und dabey gesagt: Was / können wir schlaffen / und wir sind Herren von Neapolis?
Ich wünsche jhm das Glücke eines rasenden Hundes / der sich gemeiniglich nach dem neundten Tage zu tode lauffen muß.
Ich setze noch acht Tage / so wird das trotzige Volck vor Furcht und Angst wiederum erzittern / ja es wird dem Adel gute Worte geben / daß nur jemand aufftrit / welcher jhnen befehlen wil.
Hertze Frau Schwägerin / erzürnet euch nicht / sagt mir lieber / was vor unleidliche Sachen vorgehen.
Frau Tochter / ich verdenck euch nicht. Ich wils nur sagen / mein Sohn wil sein Ampt übergeben / und wil wieder ein Fischer werden.
Ach ist das nicht Unglück / ich bin eine grosse Frau worden / und soll nun so tieff in den Qvarck hinein fallen / als ich heraus gekrochen bin.
Ach jhr jungen Narren / wenn jhr den gantzen Tag mit solchen Narren-Possen zu brächtet / so wäre der Zweifels-Knoten noch nicht auffgelöset. Seht da komt ein ehrlicher Mann her / dem ist auch was dran gelegen / und der wird sich nimmermehr in den Qvarck herunter stossen lassen.
Was giebts zu berathschlagen jhr lieben Weibergen? denn ich sehe wohl / jhr habt die sorgfältigen Runtzeln treflich an die Stirne gehangen.
Die Sache muß wichtig seyn: denn hat sich der Adel in Neapolis zwingen lassen / so wird nunmehr das ander Unglück wie Kinderspiel geachtet werden.
Ja / ja lieber Herr Sohn / ich bin eine alte Frau / ich weiß wohl was Kinderspiel ist: aber / da sind die Weiber / die mögens erzehlen.
Es gefällt uns so wohl / daß wir so vornehme Leute worden sind: und gleichwohl ist dieses unser Hauß-Creutze / daß wir nun hören sollen / als wolte Herr Thoms wieder abdanken / und seine Fischer-Hosen wieder anziehen: und wenn das geschieht / müsten wir nicht seinetwegen auch in die alte Kittel wieder kriechen?
Meine Hände sind mir in zwey Tagen gar weich
Nein / nein wir thun es nicht / wir lassen es nicht zu / wollen die Männer Bernheuter seyn / so wollen wir das Regiement über die Weiber behalten.
Last mich doch zum Reden kommen / denn euer Schreyen und Stillschweigen gilt alles beides einen Qvarck. Ich weiß wohl / das mein Bruder den Schluß gefasset hat / sein Ampt wieder auffzugeben; aber ich habe ihm so bange gemacht / daß er sich nimmermehr bloß geben wird / so lange er lebet / so lange soll er nun wohl ein grosser Mann bleiben.
Ach mein lieber Mann (potz tausend / geredt wie eine Fischer-Frau!) Ach mein hertzlieber Herr / darff ich die Zeitung nachreden?
Ja / das hab ich zu wege gebracht. Es kan nicht anders seyn / unsere Nachkommen wer den lauter Fürsten-Kinder bedeuten.
Ach mein göldner Herr Sohn / ist das nicht Freude / wenn man solche Ehre an seinen Kindern erlebet? ach nun wil ich gerne sterben / weil ich doch nun sehe / daß ich einmahl in dem Himmel auch auf eine Fürstenbanck kommen soll.
Nu / nu / gebt euch zufrieden / Durchlaucht. Frau Mutter / wir wollen die Fürstenbanck in der Welt behaupten: wegen des Himmels wollen wir noch sicher seyn.
So wolte ich ein reicher Fischer seyn. Wenn mir das Untertauchen alle mahl so statlich bezahlet würde.
Die Heringe sind auch gülden / aber das ist unser Unglücke / das kein Goldschmied solch Gold verarbeiten wil. Gefatter / jhr wist wohl das Rätzel: es hat ein Maul und beist nicht / hat Flügel und fleucht nicht / es hat Geld und gilt nicht.
Ach nein / bey den Fischen gabs ein ander Rätzel. Es hatte keine Flügel / und floh doch / es hatte kein Maul und lachte mich gleichwohl an / es hatte Geld und galt auch.
Unser neuer Herr General, der dem löblichen Fischer-Handwercke einen ewigen Nahmen gemacht hat / der hatte gleich vor der Stadt am Meere seine Kurtzweil.
Da versucht er sich im Baden / und als er allerhand Kurtzweil angefangen hatte / so ruffte er / wo jemand unter den Fischern Lust hätte Geld zu verdienen / der solte sich heran machen.
Dazu dürffte mich der Herr General nicht ruffen. Ich weiß wohl / wenn ein Fischer Geld verdienen wil / so muß er ins Wasser: auff dem Baume fangen wir wenig Lampreten.
Gefatter / last mich doch reden / jhr seyd nicht dabey gewesen. Er grieff in den Rock / und warff eine Handvoll Ducaten nach der andern in das Wasser / da mochte nun einer zugreiffen / wie er wolte.
Ey schade / daß ich nicht habe mit fischen sollen. Denn Gefatter jhr wists / was ich vor ein Täucher bin.
Es lag da nicht allein an der Kunst: wir kunten wohl alle unter fahren: Aber wenn es zum Gelde kam / da satzt es Nüsse / daß mancher hernach in den Wasser nach der Lufft schnapte / wie eine krancke Karpe.
Ja wie ich heim kam / so hat ich zwantzig Stücke in meinen Busen / aber was ich in der Schlägerey vor See-Wasser hab in den Halß kriegt / das hab ich am besten geschmackt.
Ich dencke hin und her / es wäre vielleicht nicht zuwünschen; wenn die armen Leute wollen Herren werden / so wirds darnach an Dienern fehlen: Deswegen macht unser HErr GOtt mehr arme Leute als reiche / weil ein grosser Herr offt 20. 30. 40. Diener von nöthen hat.
Andere Leute dencken auch so. Es ist am besten / wir nehmen mit unsern Fischer-Hosen vor lieb. Kommet Gefatter, und spendirt mir einen Soff vor einen Ducaten / ich weiß / das jhr sonst gar freigebig seyd.
Wolt jhr mich nicht verachten / so wil ich euch gar gerne haben. Mit uns Fischern gehet es doch so her / wer einen Heller im Beutel hat / wenn die Sonne wieder auf geht / der muß im Handwercke Straffe geben.
Ach ich unglückselige Weibes-Person / wo soll ich meinen Auffenthalt suchen? das jenige / das meine Seele liebet / ist nicht in der Stadt / und mit genauer Noth bin ich hier an das Castell angelanget / da mir auch niemand Trost und Labsal zusprechen wil. Schönheit hab ich nicht / denn das kan ich aus meinem Gesichte beweisen: meine Kleider sind auch nicht so beschaffen / daß sich jemand darein verlieben solte. Meinen Qvalitäten möchte ich noch was zutrauen / aber wer wil Fürstliche Tugenden unter einen solchen Kittel suchen / indessen wil ich zu frieden seyn / wenn ich irgend zu einem Kammer-Mägden möchte gebraucht werden. Doch wer kömt da? es heist mit mir: auf die Seite / wenn vornehme Leute kommen.
Ja wohl mein gebietendes Fräulein / ich habe eine Probe ausgestanden / darbey mir die Bitterkeit des Todes ziemlich tieff auf der Zungen gelegen hat.
Mein Leben war in meinen Gedancken schon verlohren: doch der Zwang die angenehme Celinde nicht mehr zu sehen / machte mir unruhige Gedancken.
Ach das unschuldige Frauen-Zimmer muß allzeit die Klage über sich nehmen / als wenn sie den Männern das Unglücke verdoppelten.
Warum leget meine Gebieterin die Rede so ungnädig aus? ich wolte sagen / daß mir dieses Andencken eine Lust zum Leben erwecket hätte.
Ich nehme die Außlegung an. Inmittels wie lauffen die Sachen in der Stadt? Ist es auch wohl möglich / daß man sich ein langes Leben wünschen darff?
Sie lauffen so thöricht unter einander / daß ich nothwendig schliessen kan / es müsse in wenig Tagen besser werden.
Mein Hertzog / da gehöret ein hoher Geist darzu / wenn man sich aus schlimmen Sachen etwas gutes erwehlet.
Ich wil meinen Geist so hoch oder so niedrig nicht ausgeben: Doch da des Volckes General zum Narren wird / so werden sie des Regiements bald überdrüßig seyn. Es ist nicht zubeschreiben / wie er in die Leute hinein schmeist / und wie dem Volcke so bange dabey wird / daß sie fast an die abgezwungenen Verträge nicht gedenken wollen.
Wil meine Gebieterin mich dieser Gnade theilhafftig machen / so wil ich als ein ewiger Schuldner verschwiegen seyn.
Es ist eine Sache / die mir nicht ansteht zu wissen / und die mir noch weniger ansteht nach zusagen / gleichwohl / was thut die gute Affection nicht?
Ich werde gantz ausser mir entzücket / daß ich nach meinem Gefängnisse mit so wunderseliger Gnade erqvicket werde. Doch worinne beruht das Geheimnis?
Ich begieng einen vorwitzigen Fehler und schlich mich auf das geheime Cabinet / gleich als von wichtigen Dingen gerathschlaget ward / so hört ich / daß mein Herr Vater Befehl gab / den Fischer- Knecht mit den köstlichsten
Es ist ein Anschlag von hoher Gefahr / aber von ungläublichen Nutzen: wiewohl die Gefahr scheinet überwunden zu seyn / weil der rasende Hund nunmehr in sein Verderben dahin rennet. Inzwischen sag ich unterthänigen Danck / daß mein Hertze gewürdiget wird / ein Geheimnüß von jhrer wunderschönen Seelen zuerfahren.
Darauß mag er mein hertzliches Mitleiden wegen seiner Gefangenschafft abnehmen. Doch wir wollen diesen Personen entweichen.
Mein Herr Hauptmann / er hat sich wohl gelöset / vor wenig Tagen waren seine Zeitungen sehr grausam / nun aber muß ich jhn wegen der anmuthigen Relation rühmen.
Gnädigste Frau / es ist nicht anders / der thörichte Bube hat sich nach Polissipo gewendet / da sucht er seine Ergötzligkeit / und lässet sich den köstlichsten Wein so anmuthig zu Halse gehen / daß er die Regiments-Sorgen gar bald vergessen soll.
Ach wer ist so glückselig in seiner Beredsamkeit / daß er diesen unbändigen zu der Stadt hinaus gemeistert hat?
Es war an dem / daß der rasende Fantaste noch etliche Häuser zerstören / und zugleich viel Menschen durch seine Henckers-Buben aufopffern wolte / und es schien als wenn der Herr Ertz-Bischoff mit seiner Intercession nicht viel aus richten würde.
Ich weiß wohl / daß die Bestie sich einmahl hat verlauten lassen / als wolte sie den Herrn Ertz-Bischoff so wohl eine Spanne kürtzer machen / als einen gemeinen Edelmann. Doch mit was vor List konte der Trotz-Kopff gewonnen werden?
Gnädigste Frau / es ist zu weitläufftig / wenn ich alle vergebene Mittel anführen solte / endlich stellte sich dieser hochverständige Mann / als wäre jhm selbst mit dem Blutvergiessen gedienet / und bat ihn / er möchte nur das Recht ergehen lassen.
Ach nein / er winckte schon seinem Scharf-Richter / welcher zur Execution greiffen solte. Allein der Herr Ertz-Bischoff sagte / es wäre vor dieses mahl ein glückseliger Tag / da man sich mit Blutvergiessen nicht bemühen dürffte. Auff den morgenden Tag wolte er dem Spectacul selbst beiwohnen / er solte sich nur vor dießmahl eine kleine Recreation machen / und nach Polisippo fahren.
Er gieng sehr wohl von statten: die Gefangenen wurden in jhren Banden bewacht / und der Fischer-Knecht versuchte / ob er die Lufft auff der See noch vertragen könte.
Gnädigste Frau / ob die Lufft was gethan hat / das weiß ich nicht; allein er übernahm sich im Weine / der mochte jhm als einem gebohrnen Wasser-Manne den Kopff in schädliche Confusion bringen.
So recht / wer viel rothes Blut vergossen hat / der muß in dem rothen Weine Blut und Gifft hinein sauffen.
Ach meine allerliebste Frau Mutter / ach ist niemand der mir helffen wil? ein böse Ding! ein böse Ding! ein böse Ding!
Ach das weiß ich nicht / es begegnete mir was / halb wie ein Gespenste / halb wie ein Mensch / und auf beiden Seiten wie ein böse Ding. Ach! meine Hände! ach meine Füsse! mein Kopff! Wo ich das böse Ding noch einmahl sehe / so bin ich des Todes.
So lange die Leute wachen / so gedencke ich an kein Schlaffen: und was ich anitzo sehe / daß kunt ich auch sehen / wie mir das böse Ding in die Augen kam.
Ich gieng unten gantz allein / und suchte Gelegenheit meine Fräulein Schwester zu finden. Ach! so begegnete mir ein ungewöhnliches Ding / das ich mein Lebtage nicht schändlicher habe abgemahlet gesehen.
Ich habe dem Herrn Schloß-Hauptmann meine Noth geklaget / ob es was helffen wird / dasselbe mag sich
Das wil ich dir befehlen. Sag an / wer du bist / oder ich wil eine Tragœdie mit dir spielen / darüber dein Hertze zerbrechen soll.
Ob du ein Weibes-Bild seyn magst / darnach hab ich nicht viel zu fragen? aber ich weiß wohl / daß auch die Weiber eine Verrätherey ausführen können.
Herr Hauptmann / worzu dienet dieser Auffzug? Sollen nunmehr so hohe Personen auch in dem Castell nicht verschonet werden?
Es ist eine Verrätherey da: diese Hexe hat alle Winckel durchkrochen / damit sie aller vermuthung nach Gifft oder andere verderbliche Sachen bey unsern hohen Personen ausbreiten kan.
So muß ich um geliebter Kürtze willen / dieser unbekannten Person die Kleider vom Leibe reissen lassen.
Sie hat sich treflich vermummt / drum muß sie entweder sich zu erkennen geben / oder wir wollen sonsten Gelegenheit zur Bekandtschafft suchen.
Wäre kein boßhafftiger Schelm in der Welt / so wäre ich in eurem Pallast noch ein kurtzweiliger Rath. Nachdem aber alle Zeiten närrisch lauffen / daß ich alle Tage mein liebstes Jungfer Waschmädgen im Schlosse nicht besuchen kan / so muß ich wohl etwas poßierliches anfangen.
Es soll dir nach deinem Verdienst gelohnet werden. Hertzog Roccella begleitet unser Fräulein in unser Gemach: der Herr Hauptmann mag von unserm Sohn erfahren / wie der Bösewicht soll gestrafft werden.
Ach ich wolte / es hätte der Bube zwey Tage zuvor an den Galgen gehangen / ehe er so einen Schelmischen Possen angefangen hätte.
Das hab ich vor meine Sünde verdient: nun werd ich wohl lebendig ausgepeitscht / wenn ich nach Verdienst soll gestrafft werden.
Ich bin mein Tage so gar züchtig nicht gewesen: ich weiß nicht / wie sich das Zucht-Haus zu meiner Unzucht reimen wird.
Ich wolte / daß ich ein solch Aemptgen kriegte. Wer mir was zu Leide gethan hätte / dem wolte ich meine Expedition in den Barth werffen / daß sich ein ander an dem herrlichen Anblicke bespiegeln solte.
Ist es nicht von Eisen / so mag es von Holtze seyn;
Ich besinne mich / Hertzog Matelone hat seine Unterthanen mit Victualien herein geschickt / da ist meines Behalts ein Zimmerman drunter.
Es ist schon gut / jhr solt nicht auffgehalten werden: Aber seyd jhr nicht euers Handwercks ein Zimmermann?
Nein Herr / verzeiht mir / meines Handwercks bin ich nichts: denn ich habe bey keinem redlichen Meister ausgelernt. Aber meiner Kunst nach wolt ich so gut seyn als ein Müller und als ein Zimmermann.
Ach nein / die Besichtigung wird wohl nachbleiben. Da ist ein leichtfertiger Bube / der soll in ein Höltzern Gebauer gespert werden. Nun wolten wir gerne / daß der Pappegoy fein bald in das Qvartier käme.
Auff seiten des Papagoys wird es eine genungsame
Nun so kom her / und laß dir das Maß nehmen – – hörstu nicht / was ich dir machen soll? – – – Steh mir recht auf / daß ich mich in dem Masse nicht verirre – – – Je so schicke dich / daß dich potz Regiment.
Nein / nein Herr Lands-Mann verirret euch nicht / wir wollen noch da bleiben. Heraus jhr Pursche / euer Meister kriegt ein Stücke Arbeit.
Jhr tummen Kerlen / es ist eine Schande / daß jhr euern Printz nicht besser respectiret: da giebt es was zu arbeiten.
Schweigt doch stille / biß ich geredt habe. Da ist ein Menschen-Kind / das wird alle Donnerstage zum Vogel / drum sollen wir eine Hüner-Steige machen / daß wir einen solchen Vogel beherbergen können. Versteht jhr mich / was ich meine?
Wenn das Gebauer fertig wäre / so dürften wir ihm nur in Lande herum führen / ich weiß / die Leute geben Geld / daß sie den Vogel sehen könten.
Wir wollen ein paar Stacketen ausreissen / so wird dem garstigen Vogel zum Neste schon gerathen seyn.
Ach wer itzt ein Bandit wäre / so hieng ich doch an freyen lichten Galgen: wo ich hinter den Hüner Steige kriechen soll / so thu ich mir selber ein Leid an.
Jhr Gnaden / ich bin ein Kauffmann / was ich habe / das ist mir feil / und was mir angeboten wird / darum handele ich.
Es steht bey ihm / was er thun will. Ich weiß / daß ein solcher Pappegoy nicht einmahl in der neuen Welt gefunden wird.
Desto lieber wil ich mich zum Handel verstehen. Aber ich habe gleichwohl das Ansehen umsonst / und also möcht ich wissen / wo der Vogel verwahret wird.
Dem Pappegoy fehlen noch ein paar Flederwische / sonst wolt ich jhn vor einen Strauß bezahlen. Doch / jhr Gnaden / wie hoch soll dieses Thier bezahlt werden?
Ich halt jhn um tausend Ducaten. Allein / daß er meine Gutwilligkeit siehet / so wil ich ihm alles schenken. Da hat er meine Hand / der Vogel ist sein.
So muß ich doch selber Hand anlegen. Du Vogel in dem Gebauer schicke dich / und mache dich fein leichte / sonst wil ich dirs an deinem Truncke abbrechen.
Guter Freund / ich bin ein Gefangener / und ich muß euer Gnade leben; last mich nur heraus / so wil ich das Gebauer schirgen helffen / wie jhr wolt.
Ey wo wil ich hin? Flügel hab ich nicht / und die Schuhe seind mir auch zurissen / biß auf die Brand-Sohlen: thut mir nur die Gnade / daß ich euch helffen kan.
Du Kerle / kreuch so lange hinein / als ich drin gestecket habe / und sage darnach / ob ich mit gutem Gewissen wieder nein kriechen kan?
Und ich leide so viel als ich wil. Höre Bernheuter / kreuch mir flugs in das Gebauer / und erwarte nicht / biß ich böse werde.
Euer Excellentz haben zu disponiren / mir aber als einen gehorsamen Diener lieget es ob die Sache vorzubringen.
So viel jhr Gesichte mit sich bringet / so dürffen sie nicht als Feinde angenommen werden. Ich wolte fast sagen / daß sie wegen einer Wohlthat bey euer Excellentz möchten recommendiret seyn.
Ich sage nochmahls / es ist sehr verdächtig: Sonderlich weil sie gantz allein jhren Vortrag thun wollen.
Es ist keine Gefahr zu befürchten: sie wollen das Gewehr gar gerne von sich geben / und wollen sich auch zum Uberfluß dergestalt besuchen lassen / daß man sie nicht vor Räuber oder sonst vor boßhafftige Leute wird ansehen dürffen.
Ich schwebe zwischen Furcht und Hoffnung / daß die ärgsten Buben von den Rebellen so gar höflich und demüthig um Audienz anhalten. Der Himmel helffe / daß jhr Oberhaupt zum Narren / und das andere Volck zum Sclaven wird.
Jhr Excellentz lassen uns dieses in keinen Ungnaden entgelten / daß wir so kühne sind vor derselben Augesichte zu erscheinen.
Wir wissen wohl / daß uns die Gewalt des bißherigen Auffstandes mit dahin gerissen hat / daß wir auch eben dieses Verdachtes könten theilhafftig werden; Allein die meisten werden noch das Gewissen rein behalten haben / ob sie gleich der euserlichen That wegen möchten verdammlich seyn.
Gedencket doch an solche Sachen nicht / welche durch die allgemeine Amnestie völlig abgethan sind. Saget vielmehr / worin unser Rath euch nunmehr könte dienlich seyn.
Wir haben einen Fischer-Knecht zu unserm Oberhaupt annehmen müssen / und nun sehen wir / daß ein rasender Mensch die Freyheit hat / die gantze Stadt zu verwüsten.
Ich muß mich desto mehr schämen / weil ich sein Schwager bin: Allein so nahe die Anverwandschafft ist / so weit bin ich allezeit von seiner itzigen Thorheit entfernet / ach! euer Excellentz erbarme sich doch über diese gute Stadt / und verschaffe so viel / daß dem reissenden Thiere möchte Einhalt geschehen.
Jhr guten Leute / es hat mich niemand gefraget / wie das reissende Thier loß gelassen ward: Warum soll ich nun das meiste dabey thun / da euch das Thier zu Schaden herum läufft?
Wir begehren nicht / daß er solte mit einiger Grausamkeit tractiret werden: Allein es geschiehet sein bestes / wenn er so weit in Verwahrung genommen wird / daß er weder sich / noch andern Schaden zufügen kan.
Jhr guten Leute / wir können euch nicht helffen; denn es möchte das Ansehen haben / als wenn unsere Gewalt den jüngsten Vergleich wieder um stossen wolte: solte es aber möglich seyn / daß der rasende Mensch in ein Kloster zur Ruhe könte gebracht werden / so hätte sich alsdenn ein jedweder auf unsere Gnade zuverlassen. Ich bitte nur selbst / man thue dem Menschen keine Gewalt an / der von dem Volcke und auch von dem Hofe so viel Ehre genossen hat.
So muß die Narrheit eines einzigen Bubens den Fehler unserer Klugheit wieder gut machen / und also wird die Welt aus jhrer Verwunderung gesetzet werden / warum wir bißhero so viel Excesse mit ziemlicher Gedult vertragen haben.
Jhr Excellentz ist noch eine Gewalt übrig / die uns beschützen kan / so wolle sie dem gäntzlichen Ruin des Adels vorkommen.
Der auffgeblasene Fischer-General beschuldiget uns / als wäre jhm etwas an seiner Ehre versaget worden.
Und weil ich Königlicher Stallmeister bin / so hat er gar übel empfunden / daß ich die Königliche Pferde so bald nicht habe folgen lassen.
Also hat er bey Straffe des Brandes / des Schwerdtes und der eusersten Verfolgung den Befehl an uns ergehen lassen. (Ach! jhr Excellentz gedencken doch ob ein Hertzog dergleichen erfahren hat!) daß wir jhm auf
Ey du verfluchter Bube! heist dieses den Frieden gehalten / und soll uns deine Thorheit zur eusersten Schande gereichen? auf! wer ein Adeliches Hertz im Leibe hat / der greiffe zum Gewehr / biß die gifftige Bestie vertilget ist.
Fanget es nur klug an; wir haben mit einem rasenden zu thun / der sich selbst in dem Netze verstricken soll.
Und ich habe die Briefe davon / daß ich Tag und Nacht mit meinem Spiesse soll auff der Gasse herum lauffen / wenn ich endlich auf die Weise soll tractiret werden.
Ich habe gedacht / der Fischer- Knecht wil ein Vater des Vaterlandes werden / aber nun ist ein Fantast über die Eyer gesetzt.
Ich halte der Kerl ist von Sinnen kommen / und also wäre es am besten / wenn er im Toll- Hause sein Qvartier kriegte.
Ach weh / er komt dorther marchiret / wir müssen entweichen / oder er schüttet seine gifftige Thorheit auf unsre Köpffe.
Ha! seyd jhr dieselben Schelmen / die mich verrathen wollen / und hab ich den Danck darvon / daß ich euch nicht den ersten Tag die Hälse gebrochen habe? Höre / was stehstu da?
Ha / der Vice-Roy steckt dir im Kopffe: der Hund soll noch diesen Tag an lichten Galgen kommen / und du verfluchter Schelm solst zwey Ellen drunter gehenckt werden.
Ein Verräther magstu seyn! geh und sage dem Vice-Roy, er soll bey Vermeidung meiner Ungnade gleich diesen Augenblick kommen / und sich hencken lassen. Gehstu noch nicht? das Hertz im Leibe soll dir zerbrechen / wo du langsam bist.
Aber du Bernheuterscher Drommel- Schläger / darum verdienstu dein Brodt mit Müßiggehn? schlage mir einen March, oder ich mache dir deinen Schedel zum Kalbfelle.
Hund das ist des Vice-Roy sein Leib-stücke / schlage mir einen March, wie ich gerne höre – – du thust mirs zu Trotze / und spielest mir eines von dem Könige in Franckreich – – – je du verfluchter Vogel / siehstu mich nun gar vor den Pabst an? mache mir mein Leibstücke / oder ich wil selber drommeln.
Ich wende meine Kunst an / so weit sich mein Vermögen erstrecket; allein es ist mein Unglück / daß ich das rechte Stücke nicht erfinden kan.
Halt ich wil das rechte Stücke treffen / und darnach wil ich deinen Kopff in hundert Stücke schmeissen / gieb her dein Clavicimbel.
Wer sagt das mehr? Drommel- Schläger / geh flugs und laß diesen ehrlichen Kerlen zehn tausend Cronen zahlen.
Du Bestie / meinstu daß ich deine Drommel behalten wil? Da hastu den Lumpen- Qvarck / und zum Possen
Du solst nicht gehen: du solst eines mit mir sauffen / und solst in der See mit mir baden / und aus deiner Drommel müssen wir des Königes Gesundheit sauffen. Fort! wer mir nicht folgt / der ist des Todes.
Ey / ey / das läst sich noch zu schlechtem Friede an / unser Kloster soll dem neuen General 50000. Ducaten bezahlen / wo wir in dem Kloster nicht verbrennen wollen: nun muß ich auff Befehl meines Obern da herum schleichen / ob mir jemand begegnet / der etwas böses im Sinne hat.
Ein Schelm hat dirs verboten. Sage / sie sollen alle mit einander jhre lange Kleider wieder anlegen / oder Mönche / Pfaffen und alles Ungeziefer sollen alle mit einander in die See geschmissen werden.
Wo wilstu hinlauffen? Weistu nicht / daß ich Pabst bin / und daß ich deinen Schabehälsichten Prælaten selber befehlen kan? O du Schwein-Kopff / daß ich dir nicht den Bart außräuffen soll.
Wenn wir den Haß der Weltlichen und Geistlichen über uns laden wollen / so müssen wir wohl verlohren seyn.
So packe dich zwantzig Meilen von Neapolis weg / wo ich dich in einem Tage nicht zwantzig mahl soll hencken oder köpffen lassen; Aber was ist dort vor ein Auffstand vom Volcke? last sie herkommen / oder wo ich sie suchen soll / so stehen sie in Lebens Gefahr.
Ich höre / es ist kein Mensch mehr des Lebens sicher: er haut und sticht um sich / wie der böse Volant.
Was jhr Bestien? Wer ist euer Oberster? Ich habe nichts mit dem Ampte zuschaffen / der Vice-Roy ist euer Herr.
Ha / wo ist der König in Spanien? ich wil Brüderschafft mit ihm machen. Sieh da / bistu der Pabst? ich werde gewiß die Lehn bey dir suchen sollen. Oder wilstu mich irgend zum Cardinal machen / daß ich meine Charge zu Neapolis verlieren soll? Siehe / da hastu eines mit dem Degen / daß dir die Haare in deinem schimlichten Barte in der Lufft herum fliegen. O was wolt jhr? Last mich der Vice-Roy gefangen nehmen? Ich wil sehen / wer mich angreifft. Schlag todt / schmeiß zu!
Es ist keine Gefahr dabey: das gantze Volck ist zufrieden. Der gute Mann hat sich wohl um die Stadt verdient / wer kan wieder eine solche Kranckheit? Sie geben jhm nur Auffenthalt.
Es geschicht jhm eine grosse Wohlthat / wenn er wohl verwahret wird: denn er möchte aus Unwissenheit was begehen / das jhm hernach bey vollem Verstande sehr gereuen möchte.
Wenn er aber loß käme / und schmisse uns die Cellen über den Hauffen / oder breche uns armen Leuten die Hälse / so wird uns niemand den Schaden gut machen.
Und jhr Herren Patres, meint jhr etwan / daß wir euch lange bitten werden? wir wollen jhn ins Kloster liefern; habt jhr nicht Lust darzu / so schmeisset uns wieder rauß.
Ach was vor eine Comœdie haben wir in der Kirche gehabt! Nun ist Herr Masaniello gantz rasende worden. Er stieg in Gegenwart des Herrn Ertz-Bischoffs auf die Cantzel / und brachte allerhand Ketzerische und lästerliche Worte vor / biß er endlich herunter kam / jhm zu
Es hätte fürwar auch ohne Befehl geschehen müssen. Denn es ist noch lange nicht an dem / daß uns die Mönche braviren sollen.
Jhr Brüder / die Zeit ist kommen / daß sich der Adel von Neapolis aus der eusersten Schande wickeln soll.
Wir wollen den Nahmen verdienen / daß wir einen schändlichen Drachen erleget haben / davon gantz Neapolis hätte sollen vergifftet werden.
Wir wollen jhn verfolgen biß auff den Tod / darnach mag der Cörper andern in die Hände geliefert werden.
Sie bilden sich ein / alß wäre keine Gefahr verhanden. Ehe sie an einige Gegenwehr gedencken / so wird die Bestie über den Hauffen liegen.
Und wie leicht ist es / daß wir mit freundlichen Minen in das Gemach geschlichen kommen / biß die Gelegenheit erscheinet das Gewehr zu zucken.
Und wer sein Geschlecht nicht mit Schwerdt und Feuer verfolgt / der soll unter unsre Feinde gezehlt werden.
Auff und helffet mir das Haupt Hertzogs Caraffa von dem Thore herunter langen. Ich weiß / es wird mir an Cavallieren nicht mangeln / die mir beystehn / und wenn es dem gantzen Volcke solte ein Stachel im Auge seyn.
Ha jhr Leute / hab ich nicht einen guten Fisch-Fang gethan? Meine Courtisie bekam mir auf dem Castell gar übel / und ich muste mich als einen Bernheuterischen Pappegoy tractiren lassen. Aber seit ich aus dem Gebauer geflogen bin / so hat es ein fein Stücke Arbeit gesetzt / denn da die Leute nur hörten / daß etliche den ehrlichen Vogel Masaniello wolten todt machen / so bestalten sie schon gewisse Leute / die jhn solten in Stücken zureissen / damit sie auch eine Reliqvie zum Gedächtnis aufheben könten. Drum wie der Bettel-Tantz angieng / so war ich der erste / und hielt jhm bey dem Beine so feste / daß mir ein ziemlich Stücke in der Hand geblieben ist. Was meint jhr nun / wie viel ehrliche Leute ich damit werde betheilen können / und wie viel Ducaten ich vor ein klein bißgen werde fodern mögen? Ich halte immer / wo mir der Handel gut von statten gehet / so erschlag ich ein paar Bauer / und verkauffe jhr zerhacktes alles vor solches Fleisch. Nun ich halte / dort unten find ich wohl keinen Kauffmann / der mir die Wahre mit viel Ducaten bezahlt / drum werd ich wohl einen Marckt suchen müssen / da man dergleichen besser zubezahlen pfleget.
Es ist alle Furcht verschwunden. Der Pöbel steht in Furcht und Zittern / und bedencket erst / was ein jedweder wegen seiner Buben-Stücke verdienet hat.
Unserer Palläste könten wir vergessen / wer mir nur meinen Herren Bruder wiederum könte lebendig machen.
Es haben gleichwohl etliche ehrliche von Adel so viel gethan / und haben das Eiserne Gegitter mit seinen Haupte herunter gerissen: haben es auch in dem nechsten Kloster so lange zur Verwahrung gegeben / biß solches mit gewöhnlichen Ceremonien könte begraben werden.
Die ehrlichen Cavalliers sollen es künfftiger Zeit wohl zu geniessen haben. Doch wo befindet sich der verfluchte Cörper?
Er wird von dem unnützen Gesindel in der Stadt herum geschlept. Ich habe selbst etliche Duplonen darzu spendiret / daß sie das Schind- Aaß desto schändlicher zerlästern sollen: und nachdem die grösten Gliedmassen von ein ander gerissen sind / so werden sie also fort in kleinere Theile resolviret werden / biß das Unthier in nichts verwandelt ist.
Ich freue mich über einen so gewünschten Ausgang. Noch viel mehr aber danck ich dem Gelücke / daß der Adel noch nicht gantz vertilget ist / und daß wir ins künfftige bessere Consilia fassen können solches Unheil zuverhütten. Doch es wird Zeit seyn / den Herrn Vice-Roy zu suchen.
Jhr Eminentz haben nechst der Göttlichen Hülffe dieses Königreich Neapolis von dem eusersten Untergange erlösen helffen. Und dessenwegen sey deroselben anitzt in
Jhr Excellentz erweisen einen Uberfluß einer gnädigen Höfligkeit / daß sie etwas höher schätzen / als vielleicht der Werth zu lassen wil. Ich habe das jenige gethan / welches ich mit Verletzung meines Gewissens und meines hohen Amptes nicht hätte verwarlosen können. Ist nun hierunter etwas gutes gewircket worden / so wird man vielleicht mehr auf die Göttliche Providentz / als auf meine Schwachheit sehen müssen. Doch erfreue ich mich im Grunde meiner Seelen / das jhr hohe Excellentz nach einem so hefftigen Ungewitter die Freuden-Sonne wieder geniessen / und dieses gantze Königreich mit neuer Gratulation erfreuen können. Es gebe nur der Gnadenreiche GOtt / daß solche Gratulationes durch eine langwierige Glückseligkeit zu jhrer Majestät / und des gantzen Staats Auffnehmen befestiget werden.
Der Himmel gebe auf beyden Theilen / was wir wünschen können. Jhr aber Hertzog Matelone soll ich meinen Willkommen mit einer Condolentz oder mit einer Glückwünschung anfangen. Es ist mir hertzlich leid / was jhr verlohren habt: Doch sey der Himmel noch gelobet / der uns noch ein kostbares Stücke in unserer Gewalt übrig gelassen hat.
Jhr hohe Excellentz lassen sich einen armen Hertzog zu allen Gnaden befohlen seyn / welcher an Gut und Blut fast den eusersten Ruin hat erdulden müssen.
Die Treue / sol jederzeit unvergessen bleiben. Allein was rathen jhre Eminentz / daß numehr bey der Sach zu thun ist?
Es wird rathsam seyn / daß sich der gantze Hof durch die Stadt in einer öffentlichen Procession sehen lasset / und daß also fort die Spanischen Soldaten wiederum in jhren Posten angewiesen werden. Und vor allen Dingen müssen die Befreundten und die Helffers-Helffer der Rebellischen
Es sey also. Doch daß zuvor ein Curierer nach dem Königlichen Hofe abgefertiget wird / welcher ein neues Wunderwerck / das ist / das Ende einer Rebellion überbringen soll / davon man noch keinen Anfang erfahren hat.
Es wird ein Schrecken seyn / wie im Traume / da man sich im Erwachen erfreuet / daß die Furcht verschwunden ist.
Hochgeneigte und werthgeschätzte Anwesende.
So ist nunmehr die wunderbahre Begebenheit von dem unvergleichlichen / und ich möchte fast sagen von dem unglaublichen Masaniello zu Ende gebracht worden / und so haben die gesamten Studierende sich einer weitläufftigen Kühnheit unterfangen / nachdem sie ein subtiles und Politisches Geheimnis mit jhren blöden Augen entweder ausgrübeln oder doch in jhren einfältigen Gedancken etwas abbilden wollen. Denn ob wohl ein jedweder / dem die Bücher unverbothen sind / alle Sachen unter sein Eigenthum zehlen darff /welche der Gelehrten Welt zu fernern Nachsinnen an das freye Licht geleget werden: Dennoch wird es gar leicht fallen / die Kühnheit übel aus zulegen / weil einige Rebellion auffgeführet wird / da hohe Personen jhrer Schwachheiten / und hingegen niedrige Menschen einer möglichen Freyheit erinnert werden. Es ist schrecklich / daß ein Königlicher Minister den Befehl eines Fischer-Knechtes respectiren muß. Es ist grausam / daß so viel hohe Familien jhr Haab und Gut dem muthwilligen Pöbel zu einen ungerechten Opffer überlassen haben. Und so wohl ein jedweder Mensch die höchste Süßigkeit darin empfindet / wenn er seinem Feinde mit volliger / ia wohl auch mit überflüssiger Rache begegnen kan; so gar leicht werde manch ungehorsames Gemüthe sich erfreuen die Feindseligkeit gegen hochgebietende Personen durch eben dergleichen Exempel aus zu lassen. Allein die Historie macht es möglich / daß auch die höchsten Häupter einer gefährlichen Verfolgung unterworffen seyn; Und hingegen der Ausgang machet es noch viel möglicher / daß die Göttliche Providentz endlich mit einer solchen Macht darzwischen kömt / dabey ein Rebelle mit Blute und ein unzeitiger Adhærente mit Schrecken / auch wohl mit Schaden / offentlich bezahlen muß. Dannenhero belustiget sich die Klugheit in vielen nachdencklichen Lehren / welche aus dieser
Wiewohl ich komme nicht hieher / dasjenige weitläufftig auszuführen / welches meine Hochgeneigte Zuschauer besser bey sich erwegen können / und welches unsern Gedancken / wils GOtt / bey heranwachsenden Alter mehr Gelegenheit zum Nachsinnen überlassen möchte. Vielmehr ist dieses mein hertzlicher Wunsch / daß die Hochgeneigten Zuschauer durch meine Wenigkeit verstehen möchten / wie so gar angenehm und erfreulich diese unvermuthete und recht unverdiente Gegenwart allen und jeden gewesen sey. Sie erkennen hieraus gar wohl / daß eine vortrefliche Wohlthat mit ebenmäßigen Dancke soll abgeführet werden: Immittels da unser gantzes Reichthum annoch in blossen Worten bestehet / so wird unsere Danckbarkeit kein Ungleiches Urtheil zu befürchten haben / wenn wir einen immerwährenden Nachruhm versprechen / unsere Dienstfertigste und willigste Auffwartung zu dero gütigen und freundlichen Befehl überlassen / auch endlich den großen GOtt inständig anruffen / daß er die Affection gegen die sämtlichen Studierenden mit vielfältigen Schutze / mit unverwelckten Segen und aller selbst-belieblichen Fruchtbarkeit vergnügen wolle. Und gleich wie kein Zweifel ist / es werde die Wirckung eines gehorsamen Wunsches nicht allerdings aussen bleiben / so werden wir auch alle mahl rühmen / daß der Masaniello in seinem Lebens-Lauffe zwar einen unglückseligen Ausgang /gleichwohl aber dieses Schau-Spiel ein glückseliges Ende gewonnen
Nun / weil die Raute blüht / und weil
der Himmel wacht /
So wird manch Spiel vollführt.
Hiermit zu guter Nacht.